f ü r Vaterlands Künste Wissenschaft und geselliges Leben. M^ 35« V^Oitaz ÄSN 2^t. .Mal-«. KV48 . Gruß au Anastasius Grün. Hm 16. M.W 1848. ") »Wieder glänzt, wie einst vor Jahren, Niller, trauter Mondenschein, Ueber Platz' und Gassen sendet er sein helles Silderrein; Doch die kalten Häuserreihen steh'n nicht dunkel, wie vor Zeit, Tausend bunle Lichter stammen d'rauf in hoher Festlichkeit. Nie crareift's Dein Herz mehr wieder, wenn Dein fester Männcrgang Nur gleich wie auf Grabgewölben findet hellen Wiederklang, Denn es drängt und wogt die Älenge, Waffenklang und Iubelruf Grüßen jetzt den Frclheitsmorgen, den der feste Wille schuf. Nicht der Mond am Firmamente, dessen Strahl nur kalt und bleich. Ist Ver leuchtende Gedanke mehr im schönen Oesterreich; Glühend, strahlend steigt die sonne aus der Freiung Gräbern auf, Volle, reife Freihcitsaarben tüßl sie bald im Segenslauf. Sänger, dessen freie Leier »och in finst'rer Trauernacht Uns die hellen Lerchenlieder einer bessern Zeit gebracht, Die so manches Samenkornlein ln des Volkes Brust gesenkt, Das jetzt blüthenrcich und kräftig schon als Vaum zum Lichte drängt: Freier Sänger! uns're Grüße, unsern Dank, o nimm ihn hin; Möast du lang' noch Keilern Sinnes »urch die grünen Fluren zirh'n. Mögst du lang' noch her,l!ch drücken jedes freien Bürgers Hand Uno beim Saft der süßen Nebe segnen unser Vaterland. Singe wieder neue Lieder, grimmig lauscht kein ,,N^d'rer>' mehr, Und warum? Du magst es rufen dieses Wort voll Männerehr', Und die Antwort, sie wird tönen: „Weil's der Jugend Arm gewann, Wcil's der Bürger Glut geheiligt, weil die Finsterniß zerrann!" Gr. Carl Vetter. Die Mauner der provisorischen Negierung in Frankreich. Biographische Skizze von E. M. Oetlinger. (Aus der «Wiener Zeitschrift/' '^Frankreich h^ ^^^. „g„g Crisis überstanden. In der kurzen Spanne Zeit von 24 Stunden ist eine Umwälzung vor sich gegangen, so groß und gewaltig, wie noch keine, seitdem es Volker und Herrscher und eine Geschichte gibt, um die Handlungen beider zu richten. Der Iulithron, aus der Asche des Thrones der Lilien hervorgegangen, ist nach fast achtzehnjährigem Bestehen gestürzt und an die Stelle des Königthums die Republik proclamirt. *) Indem wir dieses wahlhaft schöne Gedicht an den Freiheitssänaer Krain's unsern Lesern aus der Zeitschrift „Gegenwart" mittheilen, bemerken wir. daß wir ihm nächstens auch unser eigenes Sträußchen darzubringen gedenken. Die Redaction. Wir wollen den Lesern dieses Blattes eine biographische Skizze jener Männer liefern, die inmitten dieser gefahrdrohenden Crisis die Nuder der Staatsgewalt übernommen haben. Au der Spitze derselben steht als Präsident der De-putirte Jacques Charles Dupont (de l'Eure), geboren 176? zu Rouen in der Normandie, einer der ersten Rechtsgelehrten, der nach der ersten Restauration und während der hnndert Tage Vice-Präsident der Deputirtenkammer, aber nach der zweiten Rückkehr des achtzehnten Ludwig als unerschrockener Vertheidiger der französischen Freiheit von der Regierung erst ocsavouirt und später angefeindet worden war. Treu seinen Grundsätzen, hatte er sich als Abgeordneter des Eure-Departements mit unermüdlicher Energie den verfassungswidrigen Schritten der bourbon'schcn Minister widersetzt und unablässig für die gesetzmäßige Freiheit seiner Nation gekämpft. Im Jahre 1850 gehörte er zu jenen 22 l Deputirten, welche nach Auflösung der Kammer jene denkwürdige Adresse an Carl X. votirt und durch sie den ersten Anstoß zu der Iulirevolution gegeben harten. Nach der Thronbesteigung Ludwig Philipp's zum Iustizminister und Großsiegelbewahrer ernannt, behielt er beide Stellen nur kurze Zeit, und nahn: dann wieder seinen Platz in der Kammer ein, die ihn seit drei Decennien zu den kräftigsten und gewandtesten Mitgliedern der Oppositionspartei zählt. Der Minister der Marine, D o m i n i c> u e F r a n ^ o i s Arago, geboren am 28. Februar 1786 zu Estagel, einem unbedeutenden Marktflecken zu Perpignan, im Schooße der Pyrenäen, ist einer der größten, hervorragendsten und ausgezeichnetsten Gelehrten von ganz Europa, Frankreichs Alexander v. Humboldt, eben so gefeiert als Mathematiker, wie als Physiker, einer der glänzendsten Sterne der Naturwissenschaften und seit 1809 als Nachfolger des berühmten Astronomen La lande, Mitglied des Narional-institutes. Seitdem beeiferten sich alle Akademien, ihn in die Reihen ihrer Mitglieder aufzunehmen, stolz darauf, seinen Namen in das goldene Buch ihrer Notabeln einzeichnen zu dürfen. Die königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu London votirte ihm eine Ehrenmedaille, die Universität zu Edinburgh übersendete ihm ein Diplom als Doctor der Rechte und der König von Preußen verlieh ihm den Orden des Verdienstes. Eben so groß steht er als Staatsmann und 98 Redner da: mit glühender Kraft, mit heldenkiihnem Muth und mit der ganzen Macht seiner scharfen Logik vertheidigte er seit der Inlirevolution die Sache des Volks und dessen mehrfach gefährdete Freiheiten. Im Jahre l«32 gehörte er zu jenen Deputirten, die sich dem Plane der Befestigung von Paris widersetzten, ein Plan, dessen Ausführung erst später der schlauen, gleißnerischen und perfiden Beredsamkeit des Herrn Thiers gelang. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Al-phons de Lamartine, geboren 1792 zu St. Point bei Mäcon in Burgund, dem Heimatlande Boussuet's und D i -d erot's, ist einer der ersten Koryphäen des französischen Parnasses , der Tasso Frankreichs, der hochbegeisterte Sänger der »M«llilati<)N8 pn«tiljU68," die in dem kurzen Zeitraume von neun Jahren (1820 — 1829) achtzehn Auflagen erlebt hatten, der Schöpfer der »Nnrmcnllö« r«lioi6ll868," der Dichter der Religion, der Liebe und der bekannten „!>l»i-86ilIiN86!8ti'6, o'k8t un lniui8l<>l'6." (Er ist mehr als ein bloßer Minister; er ist ein ganzes Ministerium). (Schluß folgt.) Die Maler. Künstler-Novelle. (Schluß.) ^ahre verstrichen bis zur Vollendung seines Bildes. Der Cardinal de la Rovero, welcher ihn besuchte, war von dem Entwurf schon hingerissen; er setzte Barocci eine Pension aus, damit er mit sorgenfreiem Herzen arbeiten konnte. Johann Udino, ein Schüler Naphaels, hörte von dem Gemälde, eilte nach Nrbino, erschaute das Meisterwerk und sprach laut seine Bewunderung aus, vorzüglich zu dem Herzog von Urbino. Dieser Fürst, ein Verehrer der Kunst und ein Kenner, begab sich zu dem Maler, fand seine Erwartung übertroffen und kaufte das Bild für die Kirche des heiligen Franziscus um einen sehr hohen Preis. Außer- dem setzte er dem Künstler ebenfalls einen Iahrgehalt aus und bot ihm eine Wohnung in seinem Pallaste an. Barocci aber lehnte diese Gnade ab, denn er wollte seine Schwester, die ihm ihr ganzes Leben widmete, nicht verlassen; der Herzog dagegen bat die Jungfrau, ihren Bruder zu geleiten, und so bezogen die Geschwister das herzogliche Schloß. Die großmüthigen Spenden des Cardinals und seines Sou-verains setzten unsern Künstler in den Srand, Kunstgenossen, denen das Glück abhold war, mit hilfreicher Hand beizustehen. Seine Börse war ihnen offen, eben so wie sein Credit, der mit jedem Tage sowohl bei dem Prinzen, als bei anderen hohen Herren sich steigerte. Sein trefflicher Charakter, seine große Sittenreinheit, seine echte Frömmigkeit und Demuth, im Verein mit seinem unvergleichlichen Talent, erwarben ihm eine wahre Verehrung und die Zuneigung derer, die ihn näher kannten. Sein Leben wäre sonnenhell gewesen, hätte Körperunwohlseyn nicht den schweren Schatten hereingcworfen. Die hohen Pforten der dem heiligen Franziscus geweihten Kathedrale standen weit geöffnet. Der Vorhof des Gotteshauses war mit Pilgern und Reisenden angefüllt, welche sich nach Rom begeben wollten, um dort das heilige Osterfest zu feiern. Es war Palmsonntag, und anmuthige Knaben boten den Andächtigen geweihte Zweige dar, welche ihnen den Einzug des Weltheilandes in Jerusalem versinnlichen sollten. Es war ein sonnenheller, heiterer Tag; kein Wölkchen zeigte sich am tiefblauen Himmel. Fromme Hymnen stiegen zum Gewölbe des Tempels empor, die Augen der Gemeinde waren ausschließlich aufden Hochalter gerichtet, über dem das Gemälde Barocci's in seiner ganzen Herrlichkeit zu schauen war. Hatte man eine Zeitlang dieß Wunderwerk der Kunst angestaunt, so schweiften die Blicke nach dem Schöpfer desselben, der bleich und erschöpft an der Estrade saß, auf der der Landesherr Platz genommen hatte. Als der Gottesdienst beendet und der Segen gesprochen worden war, schritt der Herzog aus der Kirche, von den höchsten Geistlichen geleitet; auch Friedrich schloß sich dem Zuge an, befand sich indeß bescheiden unter deu Letzten seines Gefolges. In der Vorhalle hatten sich die anwesenden Künstler aufgestellt; einer von ihnen überreichte dem trefflichen Meister einen Lorberkranz, und »Hoch lebe der herrliche Barocci, der unvergleichliche Maler!" riefen sie einstimmig. Der Herzog dadurch aufmerksam gemacht, wandte sich, nahm den Kranz aus den zitternden Händen des Künstlers und schmückte damit das bleiche Haupt desselben. „Kommt mit mir, Barocci!" sprach er huldreich, liesi denselben in feine Sänfte steigen, und setzte sich ihm zur Seite. Unter einem Beifallssturm der versammelten Menge erreichten sieden Pallast. — Ein Pilger, der im Staube vor dem Tempel des Herrn kniete, ward durch diesen letzten Auftritt seinen frommen Betrachtungen entrissen. Haar und Bart waren grau, seine Augen trübe, seine Wangen eingefallen. Ein Blick auf den Herzog, auf den Maler.machte sein Blut erstarren. Er blieb wie an den Fleck gefesselt stehen und starrte mit weit geöffnetem Munde dem Tragsessel nach. Als dieser 99 seinen Augen entschwunden war, kreuzte er die Arme über die Brust und schritt in die Kirche. Gegen Abend verlangte im herzoglichen Pallast ein Fremder mit dem gefeierten Maler zu reden; man zeigte ihm nach den Zimmern desselben. Filippa allein war gegenwärtig, Barocci befand sich bei seinem Souverain. Das jnnge Madchen empfing den Pilger mit Zuvorkommenheit und Ehrerbietung, sah in ihm einen müden Wanders-mann und bot ihm Erfrischungen an. Er lehnte diese ihre Freundlichkeit mit Bestimmtheit ab, und bat blos; um die Erlaubniß, Barocci erwarten zu dürfen, welche ihm Filippa wohlwollend gewährte und ihm einen Sessel anbot, auf dem er unterdessen ausruhen könne. Der Unbekannte zog denselben bis in den letzten Winkel des Gemachs, setzte sich in sichtbarer Aengstlichkeit und blieb stumm bis Friedrich erschien, vorgeleuchtet von zwei reichgekleideten Dienern, welche brennende Wachskerzen trugen, sich aber sogleich wieder entfernten, als der Maler eingetreten war. '— Von den Begebenheiten des Tages angegriffen, sank Barocci matt und erschöpft auf einen nahestehenden Sessel; Filippa, der die Anwesenheit des Fremden unheimlich zu werden begann, trat mit leisem Schritt zu ihm^und sprach: »Ein Pilgrim harrt deiner, lieber Bruder, schon seit geraumer Zeit." — »Ein Pilgrim? Ha, ich erblickte eine hohe Gestalt vor der Kirche," entgegnete der Künstler, raffte sich auf und schaute nach dem Unbekannten, welcher sich ihm langsam näherte. Die Schwester glaubte, dasi das Gespräch vielleicht keine Zeugen dulde; sie entfernte sich also aus dem Gemach und ließ die beiden Männer allein.— »Barocci! Barocci!" sprach der Fremde in der heftigsten Gemüthsbewegung. »Barocci, erhebt euer Auge, kennt Ihr mich nicht?" Friedrich blickte ihm forschend in's Antlitz, fuhr dann, wie von einem Stoß getroffen, einige Schritte zurück und schlug mit der Hand vor seine Stirne. »Ihr seyd — Fiorescho!" stieß er mit bebenden Lippen hervor. — »Ich bin's — verbannt mich nicht gleich aus eurer Gegenwart. Flucht mir nicht, euer Haß ist gerecht"! — »Ich bete jeden Tag zum Vater im Himmel," versetzte der Kün"stler, »daß er mich stark machen möge, Denjenigen zu vergeben, die Mich haßten und kränkten, wie ich Vergebung für meine Sünden hoffe. Mein Flehen war erhört — ich hege keinen Groll gegen euch." — »Des Himmels bester Segen über euch für dieses Wort," bemerkte zerknirscht der Pilger, »dreizehn Jahre der schwersten Neue und Buße sind über meinem Haupte dahin geschwunden, ich konnte nicht eure Verzeihung erstehen, denn ich glaubte mein unerhörtes Verbrechen hätte euch getödtet. Ich habe mich in den Wäldern versteckt gehalten, mir Almosen erbettelt; keine Entbehrung, keine Strafe schien nur hart genug, meine schwere Schuld zu sühnen. Die nagendsten Gewissensbisse vergifteten mein Leben." — »Unglückseliger!" rief Ba rocci. — »DieAngst, die Furien trieben mich wieder zurück nach Italien. — In Bologna erfuhr ich, daß er, dessen Verderben ich beschlossen, daß er lebe nnd auf dem höchsten Gipfel des Ruhmes stehe. Ich eilte Hieher, sah euch gefeiert und hochgeehrt, und bettle jetzt um eure Vergebung." — »Vergebe mir Gott, wie ich euch aus meinem innersten Herzen vergebe!" — »Dank! Dank! Fortan will ich in der Einsamkeit eines Klosters meine übrigen Tage in Neue und Buße verbringen!" — »Dreizehn Jahre der Qual habt Ihr verlebt, Fiorescho; also schon schwer gebüßt, lebt ferner unter uns und werdet der Welt noch nützlich." — »Nimmermehr! Nehmt meinen Dank und lebt wohl! In dieser Welt sehen wir einander nicht wieder!" Nach diesen Worten entfernte sich der Pilger mit raschen Schritten. Ein Jahr nach dem Wiedererscheinen Fiorescho's erwählte der Papst Pins der Vierte den Meister Barocci, um die Gemälde zu liefern, welche den Pallast Belvedere ausschmücken sollten. Der Künstler begab sich demzufolge nach Rom, stellte dem heiligen Vater seinen Freund Zucheri vor, und schnf, mit diesem im Verein, die Meisterwerke, welche ihm übertragen worden waren. Sein altes Körperübel trat jetzt häufiger ein, als sonst; er freuete sich, als er wieder in Urbino unter der pflegenden Hand seiner Schwester war. Er führte noch einige köstliche Werke aus, welche ihn auf den höchsten Gipfel des Ruhmes hoben. Viele auswärtige Souveraine machten ihm große Anerbietungen, um ihn in ihre Staaten zu ziehen; Barocci aber fühlte sich zu glücklich in der Freundschaft seines Landesherren und lehnte es auf das Bestimmteste ab, sein Vaterland zu verlassen. Die ruhige Heiterkeit seines Gemüthes, seine geduldige Ergebung, die Freude, welche er empfand, Anderen zu helfen und wohlzuthun, begleiteten ihn bis zu seinem Grabe. Er schien in dieser Welr als ein Muster aufgestellt, wie man Körpcrleiden ertragen und seinen Nebenmenschen Gutes thun müsse. Auch malte er bis wenige Tage vor seinem Tode. Er wurde vierundachtzig Jahre alt. Seiner irdischen Hülle ward in der Kirche des heiligen Franziscus die Ruhestätte angewiesen, sein Grabstein trug die Jahreszahl I6l2. Seine schönsten Bilder sind in Rom, Genua, Neapel, Sinigaglia; in Frankreich auf dem Museum ist seine weltberühmte »Abnahme vom Kreuz." Glaubensverschiedenheit. Du glaubst, was ich nickt glaub', und glaubst nicht, was ich glaube; Erlaub' mein Glauben mir, wie ich dir dein's erlaube. Wer noch nicbls glaubt, ist leicht zum Glauben zu belehren, Wie die G.fäße leicht zu füllen sind, die leeren. Doch dem, der etwas glaubt, fällt and'res Glauben schwer; Gibt er es einmal auf, so Llaudt er gar nichts mehr. F. Vückert. Brosamen aus der Vergangenheit. Professor Marcus Anton ins Muretus, der im Jahre 1585 starb, wußte durch seinen beißenden und allgemein gefüchteten Witz die Zuschauer stets auf die gebührende Weise in Ehrfurcht zu halten. Einst hatte einer derselben eine Schelle mit in's Auduorium gebracht, mit welcher er anfing zu klingeln. »Wahrhaftig," sagte Muretus mit großer Gelassenheit, »ich würde mich wundern, wenn unter einer so großen Menge von Schafen nicht auch ein Leithammel wäve." 100 Feuilleton. Gin Wort über das Briefgeheimnis). — Lallt der »Gegenwart" soll es, nach einer dunklen Sage, Länder geben, in welchen sich auf der Post eigene geheime Bureaux befinden, um sowohl ankommende, als abgehende Briefe zu eröffnen, zu durchlesen und nach Befund entweder zurückzubehalten oder zu anderwartigem Gebrauche und geeignet scheinender Mittheilung zu benutzen. Es versteht sich von selbst, daß es in einem constitutionellem Lande solche schwarze Bureaux nicht geben soll, da es aber in England, in dem für höchst freisinnig gehaltenen Mutterlande der Eonstitutionen, vorgekommen ist, daß ein ganzes Ministerin!» sich der gewiß nicht ehrenvollen Verletzung des Briefgeheimnisses Angesichts des Parlaments überwiesen sah, ohne daß die freisinnige englische Nation einen Act der Gesetzgebung gegen diesen Mißbrauch der Staatsgewalt feststellte, so möchten wir Angesichts der zu hoffenden Constitution die Frage stellen, ob die Vertreter Oesterreichs bei dem abzuhaltenden Reichstage von unsern Ländern eine solche Makel ferne halten werden, was wir schon aus dem Grunde empfehlen möchten, weil, wie es sich gezeigt hat, die Revolutionen, wo sie ausbrechen wollten und sollten, trotz allen Brieferö ffn unge n und geheimen Spionagen ausgebrochen sind. Aufopfernng. — Als Ludwig Philipp nach der Revue über die Truppen des Caroussel-Platzes in die Tuillerien zurückkehrte, bemerkte General Carbon el die auf das Schloß heransluthende Volksmenge. »Der König ist verloren, wenn man die Aufmerksamkeit dieser Menschenmasse nicht für einen Augenblick ablenkt!" rief er aus, entriß einem Nationalgardisten das Gewehr und feuerte, einige Schritte vorwärts gehend, auf das Volk. Er wurde sofort getödtet, aber sein Zweck war erreicht. Er hatte Ludwig Philipp einige Minuten Zeit verschafft, welche ihm gestatteten, sich vor dem Eindringen in die königlichen Zimmer zu flüchten. ^apierkorb des Amüsanten. In einer Compagnie zeichnete sich ein Mann durch eine ungewöhnliche Lange, und der Chef der Compagnie durch eine ungewöhnliche Kürze aus. Daß nnn der Erstere immer tief herabblicken mußte, wenn er dein Hanptmann in's Gesicht sehen wollte, ist leicht erklärbar. Dieß ärgerte denselben jedoch auf das empfindlichste, und um seinem Verdruß Luft zu machen, fuhr er einmal beim Rapport den Langbeinigen barsch an: »Kerl! weiß er nicht, wohin die Augen gehören? Ein Krieger darf nicht zur Erde, der muß geradaus blicken." Der Angesprochene folgte der Ordre und entgegnete: »Sehr wohl, Herr Haupcmann! doch habe ich nun das Unglück, Ihnen für ewig Lebewohl sagen zu müssen: denn wir sehen uns in diesem Leben niemals wieder." » Correspondeuz vom Lande. Stadt Raomannsdorf am 22. März 1358. Durch die Laibacher Provinzial - Zeitung vom 18. und 21. März 18'48 wurde den Bewohnern der Stadt Radmannsdorf das durch Seine Majestät, unsern allgeliebtcn Kaiser und Herrn Fe r d i n a n d I., den treuen Völkern Oesterreich's ertheilte allerhöchste Patent in Betreff der Preß-freihcit und Constitution bekannt und auf das Freudigste be» grüßt. Aus Freude über diese wichtige Proclamation wurde die Stadt Abends beleuchtet, und lauter, enthusiastischer Jubel gab sich in vielstimmi« g,m begeisterten Lebehoch auf unsern constitutionellen Kaiser kund, und die Feierlichkeit schloß, indem von den dankerfüllten Bewohnern der Stadt die Volkshymne am Platz? vor dem Gebäude des k. k. Bezirks-Commiffariates unter vielfachen Vivat's abgesungen wurde. — f — Theater in Laibach. Die erste Novität dieser Theaterwoche war Kaisers Charakterbild: „Männerschönheit <, vorgefühlt Montag am 20. März. Wenn ich mich aufrichtig über dieses neue Stück aussprechen soll. so muß ich gestehen, das, ich durchaus nicht begreife, wie dasselbe in Wien einen solchen Beifall erregt haben konnte, als die Journale davon schreiben. Die Idee, daß wahre Mannerschönheit nur in der Vildung, Energie, Thatkraft und höhern Intelligenz des Mannes bestehe und daß nur solche Eigenschaften den Mann einem gebildeten, denkenden Weibe empfehlen können, nichi aber eine glatte Gesicbtslarue, — diese Idee ist so undankbar nicbt. aber offenbar hat der Verfasser zu wenig Fleiß auf treue , markige Zeichnung seiner Charaktere verwendet. Es lst durchaus nichts Spannendes, nichts Interesse Erregendes im aanzen Stücke und der komische Theil darin, den sonst Herr Kaiser durch gelungene Witzfunken, durch wirksame Sing - Couplett's in seine Possen trefflich zu verweben wußte, ist hier gal,z lendenlahm, ja dieCoupletts erreichen kaum die Mittelmäßigkeit. Woher mag all' das übergroße Lob stammen > das man diesem Producte so überreich gespendet ? — Am besten sind Herr von Tchwnbelbach und sein Sohn, Junker Heinrich, hingestellt; da ist doch der Charakter eines bornirlen Adeligen , der sich durch seinen Adelstolz lächerlich macht, und die Erbärmlichkeit eines hohlköpsigen vornehmen Mode.Lions mit gelungenen Strichen gezeichnet. Der Held des Stückes, der Maler Otto Frei, leidet aber unstreitig zu viel an innerer Zerrissenheit; er ist zu viel Ritter von der traurigen Gestalt, als daß er erquicklich seyn könnte. Uederslüssige Personen gibt es mehrere, ich will jedoch'^Mbt näher in ihr Corps eingreifen. Das Stück ist indeß mit bühnlicher Conscquenz durchgeführt und würde meines Dafürhaltens durch eine zweckmäßige Kürzung viel gewinnen. Es wurde ziemlich präcise aufgeführt. Herr Schnitzer und Herr Fri tsche, erstere? Herrn von Sckwabelbach, letzterer den Junker Heinrich darstellend, waren b?ibe excellent. Friederike Melchior trat zum ersten Male als Madame Schnitzer auf. Sie spielte die Parthie der Frau von Erlenbach mit lobcnswerlher Consequenz, Herr B u cb w a l d war redlich bemüht, aus seiner Iammerrolle ees Malers Frei so viel zu machen, als er konnte. Alle Uebrigen thaten ihr Möglichlies. Die neue Decoralion am Schlüsse des zweiten Actes, gemalt von Herrn Paul Künl, nahm sich gut aus und veranlaßt? den Hervorruf des Herrn Funk und des Malers, welchen ersterer a» d,r Hand vorführte. Leider war das Theater sehr spärlich besucht- — Dinstag am 21. Mär; producirten sich bei aufgehobenem Abonnement die hier angelangten 22Maroccaner, kräftige Söhne Afrika's, die so eben erst nach Europa kamen. in allerhand gymnastischen Leistungen- Sie hielten einen Einzug mit ihrer National« Musik, die wirklich sehr einfach ist und nur in 2 Hirtenpfcifen und einer Art Trommel besteht, und führten vorerst einen Nalionaltanz aus, der aber etwas zu lange dauerte. Sodann producirten sie sich in verschiedenen Sprüngen und Glie» deruerrenkungcn, lebendigen Pyramiden oc., was zwar Alles gut. aber ohne Grazie ausgeführt wurde und uns eigentlich nichts Neues , oder noch nicht Gesehenes zeigte. Die Kraft zweier dieser Athleten, die zu 6 Perso-, nen auf sich zu craaen vermögen, ist wirklich staunenswerte,. Vorher wurde B a u e r n f e l d's Lustspiel „Großjährig'' gegeben, welches bei allen auf die Gegenwart so trefflich passenden Stellen enthusiastisch beklatscht wurde. HerrBuchwald, als der junge, uonVlase (Schnitzer) bevormundete Gutsbesitzer, war recht brav. Uebrigens habe ich dieses Stück schon bei der ersten Aufführung besprochen. — Mittwoch am 23. März-. „Vroße gymnastische Vorstellung der Maroccaner". vorher: ,,Die schöne Müllerin", Lustspiel in 2 Acten von L- Schneider. Ich konnte, Geschäfte halber, wcbcr Vieler Vorstellung, noch Tags darauf der Armen - Venefice: „Alte und neue Zeit'. Schauspiel in 5 Acten, neu nach Iffland bear» beitet von W. Vogel, beiwohnen. Leopold Kordes ch. Gine Anfrage. Das finstere Reich der fesselnden Censur ist zusammengestürzt. Voilä tout! so tonnte es denn jetzt doch geschehen, daß wir die früher sogenannten verbotenen Stücke: z. V- ..Der Nechnungsrath und seine Töch ter", „Das Urbild der Tartüffe", „Uriel Uto-sta", „Zopf und Schwert" ,c. auf unserer Bühne zu sehen bekommen. Man hätte lieber die zotcnreichen Possenstücke. bei deren Anhörung oft das Schamgefühl errölhen mußte, verbieten sollen, als die tüchtigen dramatischen Producte obiger Gattung, die Tendenz, Gesinnung und Moral haben. — d — Verleger: Ignaz Alois Edler v. Kleinmayr. — Redacteur: Leopold Kordesch.