für Vaterland, Kunk, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Johann Hladnik. «H/? ^kO. Dinstag den 19. Juni. F^^kV. Van dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, Dinstag und Samstaq. Der Prei? des Blattes ist im Comptoir ganzjahria 3 « halb- jährig i fl. 30 tr. Durch die Post ganzjädlig ^ fi., halbjährig 2 si. C. M. T r i e st. 18^8. »»ings verstummten Oceane.— Ueber sanft? Mecreswoflen Schien ein Engel süßer Ruhe Friedeilsroll herabgeflogen! Wüthend aber zogen Stürme Fernhin von den stillen Wellen, Um mit blutgetränkter Fackel Vanz Eurora zu erhellen. Roma leuchtete im Kamvfe, Hoch voran im kühnen Brande, Und aus den Vulkanen Frankrnch's Flog der Vrand in Oest'reich's Lande! Hier erbebte uns're Heimat. Es erbebten die Nalione»! lWakrdaft majestätisch — furchtbar Ist des Gcist.s Spi.l mit Kronen!) Du doch. bochgeliebtes Triest! Du vermochtest nie zu w°nken. Denn der Treu? „oio'ncr Anker Ließ dich nicht von Oest'reich schwanken ! Sey begrüß't denn, edles !T r i , st ! Sey begrüßt in Ocstrcjch'z N>,men.' Streue aus i» alle Herzen Deiner Treue gold'nen Samen. Wenn die Stürme heim dann fehren Zum verlaß'ne» Oceane, Mögen reichsten Segen bringen Dir die wtiß.blai,»rolh« Fahne. M» r o e l a w. Venedig's Gegenwart. Von Vr. Vinceni Klun.') «^ie gctlaumten Hoffnungen Venedig's und mit ihnen die der ganzen Halbinsel fanden auf dem Schlachtfelde von 5'0V3l-ll ihr von jedem Unbefangenen vorausgesehenes Grab. <) Bruchstück meiner, der Beendigung nahen.Geschichte der »tnezianisch?n Revolution." Dieser mit verhältnißmaßia, geringem Verluste errungene Sieg war nichr nur für Italien, war bei dem unsichern Schwankst» der politischen Zustande fur ganz Europa von weir größerer Bedeunnig, als nur oberflächlich nach der Außenseite polilisirende Klügler anzunehmen geneigt waren. Der geheim-nißooll gewundene Knoten des unter dem Panier der Freiheit und Unabhängigkeit riesengroß anwachsenden Nenerungs-geistes wurde mir Einem, aber wohlberechnetl'» Schlage zerhauen, die Aussicht auf Fortdauer des europäischen Frie-dcnö dem redlichen Bl'ii'ger wieder eröffnet. Gewaltig war dessen Rückwirkung auf alle Staaten. Während England nicht Worte genug fand, die Wichtigkeit dieses Sieges des rnhmgekrönten Marschalls auszudrücken; während Frankreich — das Agglomerat aller politischen Meinungen — zwischen Beifall und Besorgniß schwebend, sich nach reiflicher Erwägung endlich für das Erstere zu entschließen scheint; während Italien—das unmündige Kind der Politik — mit allem Feuer glühenden Hasses: „Nache und Mord den Barbaren" schrie, wiederhalllen alle diese so verschiedene,! Stimmen in der 3agulienstadt. Venedig, das man mir vollem Nechte eine Welt im Kleinen nennen kann, vereinigte in seinem Schooße alle Meinungen Europa's. Die Handelswelr und die Besitzer (seit langein zur Partei der Gemäßigteren gehörend) hielten ganz natürlich die Sache für verloren; die erhitzten Reoolutionsmänner mit dem anhängenden Pöbel woll-, ten, sich selbst nnd Andere tauschend, diesem Siege keine besondere Wichtigkeit beilegen. Dessen ungeachtet war die allgemeine Stimmung trübe. Einzelne Gruppen mir bedenklichen Mienen sah man sehr häufig die Begebenheiten geheimniß-voll annalysiren und commentiren; die einzigen Hoffnungen waren Frankreich und Ungarn. Allein die Bevölkerung schwankte zwischen Rückkehr unter Oesterreich, zwischen dem Sichanschließen an die römische Republik und der Wiederbelebung der Kriegspartei in Piemont; — auf so erbärmlichem Boden llviumle man das Gebäude des Widerstandes aufthürmen zn können! Die Revolutionsregierung harre von dieser Gährung im geistigen Leben .ker großen Masse Alles zu befürchten; sie sah sich 194 in einer nicht minder bedenklichen Stellung, als die österreichische in den Märztagen vergangenen Jahres. Sie faßte einen raschen, kühnen Entschluß; sie wollte dem Volke eine bestimmte Richtung geben, und dieß auf die Gefahr hin, daß ein so verwegener Kunstgriff auch die entgegengesetzte Wirkung hervorbringen könne. Man in, und mit ihm die De-putirten-Versammlung, schleuderte trotzig das verhängnisvolle v» l)3nq»i6 in seinem Decrete vom 2. April unter das Volk. Doch, werfen wir einen Blick auf diese» wichtigen Zeitpunkt. Nach dem Siege von ^ovgra hatte der in Ulistrs commandirende k. k, F. M. 3. Haynau an die provisorische Negierung ein Manifest erlassen, wonn er dieser den mit ?l6M0i»t geschlossenen Waffenstillstand und die Aussichten auf Abschließung des Friedens kund gab, zugleich aber auch die Uebergabe der Stadt anrieth. Die Regierung, stets geheimnißvoll die alte Politik,>86r6ni88ima" befolgend, berief auf den 2. April die Volksvertreter zu einer geheimen Sitzung zusammen, da sie denselben »wichtige Mittheilungen" zu machen habe. Die Spannung war allgemein. Ueberall Gruppen Neugieriger oder Besorgter, die theils die Unzahl der cir-culirenden Neuigkeiten ängstlich und neugierig aufnahmen, theils in Muthmaßungen über die Mittheilungen der Negierung sich den Kopf zerbrachen. Neuigkeicskrämer überschwemmten und betäubten das Volk mit den absurdesten Ausgeburten, wahrhaften Pasquillen auf den menschlichen Verstand, so zwar, daß man oft unentschlossen bleibt, ob man mehr die empörende Frechheit der Schreier verachten, oder die Leichtgläubigkeit und Unwissenheit des Pöbels beklagen soll. Hascht doch der Mensch, dem Untersinken nahe, nach dem leichtesten Zweiglein. Wahrend die Stadt in ängstlicher Erwartung dem Ausgange der Sitzung im Dogenpallaste entgegensah, ging es in demselben sehr lebhaft zu. Nachdem der Präsident Manil, die Note des F. M. L. Haynau vorgelesen und zur Berathung vorgelegt hatte, wurde die Regierung interpellirt, was sie in diesem entscheidenden Momente für das Zweckmäßigste erachte? Eine wichtige Frage; der Refiex der unsichern Stimmung des Volkes in dessen Vertretern, die ängstliche Besorg-niß, eine bestimmte Erklärung über einen Punkt abzugeben, der das Schicksal Venedig's entscheiden sollte. Manin — der Abgott des PöbelS —, schien die Sache leichter zu nehmen. »Widerstehen!" war dessen einfache Antwort, die er entschlossen gab, die elektrisch auf die Versammlung wirkte. »Für jeden Fall (»ä l)AM coiiw)!" rief eine Stimme aus der Mitte, und Beifallsdonner lohnte den Sprecher. Alsogleich wurde folgende Formel zur Votation vorgelegt: »Die AssemblHe der Vertreter des venetianischen Staates decretirt im Namen GotteS und des Volkes! Venedig wird den Oesterreichern um jeden Preis Widerstand leisten.*)" Unter gegenseitigen Umarmungen, Lebehochs und begeisterten Ergießungen unbegränzten Jubels wurde dieß mit Stimmen- *) Im Qriginal lautet es: ,,I/l«88<:mli1<:» äei rnppro«ont!Mti deilagtatc» äl Vene2!» iu uom« cll via « äei ^u^iola unanilnainent« äecretl,: Venexi» r«5i5lei'5 ,1l'Hu«lri»<:u 26 oznl cazlo. X tal« ycopc, il pre-siäeute Hl,nin e investita cli potorl i1Iinnt»ti. — II preziäente üio-v»nlil vl'lnott» ; i Vl<:L-pre5>l1enti I^o6avi<:a p2«ini, (!ia. L,tt. Varö; allgemeinheit angenommen, man steuerte mit verbundenen Augen einem sicheren Untergange entgegen! Nachdem nun für den einzuschlagenden Weg die Stimmen abgegeben worden waren, mußte natürlich erwogen werden, wie dorthin zu gelangen, wer der Leiter seyn müsse. Darüber war man gar bald einig. War ja Man in allein, den der reooltirende Pöbel an der Spitze wissen wollte, und den die Vertreter nul«n8 volen» mit der höchsten Gewalt bekleiden mußten. Er verlangte zur Realisirung des großen Mandates unbeschränkte Vollmachten, die ihm auch ertheilt wurden. Wer konnte, wer durfte nur ein verneinendes Votum abgeben? So hatte nun Venedig einen absoluten Dictacor und eine constitmrende Versammlung, ein verantwortliches Ministerium zu ein und derselben Zeit! — (Fortsetzung folgt.) Der Maskenball. Schwank uon Dr. N. G. P. (T ch l u ß.) Vl. Die meisten Masken erschienen bereits ohne Larven. Die Besseren hatten sich ganz verloren, und Manche, die noch maskirt zu bleiben gute Gründe hatten, fanden es auch gut, bis zum Morgen zu bleiben. »Onkel will nach Hause," flüsterte A m a-li e ihrem Templer zu, mit dem sie doch heute manches froh-liche Stündchen zubrachte. „Gleich wird alles zu Diensten seyn," erwiederte Arthur, gab dem Schalksnarren einen Wink, und in einem Nu machte der Vielgeschäftige der reizenden Jüdin Arthur's den Hof; der Templer war indeß in der Garderobe angekommen, wo man eben den Eckstein nach allen Seiten betrachtete. Herr Wo llzwickel, der Commissarius, fällte, steif wie ein Coroner, sich die Stirne wischend, das vollwichtige Urtheil: »Alles leer! Alles leer!" __ »Ja wohl!" kicherte Florian. — »Du Fikramentsbub', bist du noch nicht zu Hause?" — »Ich muß auf den Herrn Bürgermeister war.-ten," versetzte wichtig der Junge und entsprang. Unter den Gaffenden und Domestiquen nahm auch seinen Platz ein der alberne Mathias, der Bediente des Herrn v. Krähenflügel, eine wohlbeleibte Gestalt, welche einst in Militärdiensten das Unglück hatte, drei Tage als Wachtposten bei einem Heumagazine vergessen zu seyn und Hunger zu leiden. »Laß vorfahren, Mathias!" sprach der Templer, als er den Gaffenden sah, welchem von seinem Herrn unter Androhung augenblicklichen Abschieds Verschwiegenheit aufgetragen war. »Gleich Euer Gnaden!" rief der Dienstfertige. »Das ist ja dein Herr," meinten die Andern. „Herr v. Krähenflü-gell — Stille," kreischte Mat^ias, »sonst jagt er euch alle aus dem Dienst! Mein Herr ist ja in der Hauptstadt; das ist der fremde Gesandte, der bei uns abstieg, und der andere Templer, daS ist sein Vater." Kopfschüttelnd sahen sich die Neugierigen an. Endlich setzte sich das Doppelpaar in Bewegung. Die Finsterniß und Verwirrung am Ausgange war entsetzlich, und erst am Heimwege, oder noch besser vor Krähen flügel'S Hause, wo beide Wägen anhielten, fand eine ErkennlMgsfcene Statt, über die sawohl Herr v. Krähen- 193 — fl üg el als auch Jungfrau Cord lila anfangs verblüfft waren, dann aber selbst lachend sich morgen die gegenseicige Aufklärung anboten. »Aber seltsam ist es doch, daß wir der List der jungen Leute es verdanken mußten," nahm Herr v. Krähe n flü gel an seinem Hochzeittage mir Fräulein Cordula v. Knopf-huber das Wort, „daß wir die Aufklärung unserer geringfügigen Mißverstandnisse, die von so ernsten Folgen waren, erst der Schlauheit meines Neffen verdanken mußten, der in der Blüchenzeit unserer Liebe uoch nicht geboren war; daß wir unser Wiederfinden einer Mummerci verdanken mußten, zu welcher meine schlaue Nichte so gern ihre Dienste bot. „Stellt Euch vor, Kinderchen! Stelle Dir vor, Bruder!" lärmte Tante Amtsrathin Abends beim Bürgermeister, „glänzend war der Zug der Doppelhochzeit: wie ein Engel nahm sich Malchen neben Arthur aus, wie ein restaurirtes Ahnenbild Cordula neben ihrem Gemahle." „Die Krä hon fl ügel und Knopfhuber sind versöhnt," brummte mir wichtiger Stimme der Stadcconsul, „das war mein Werk, denn ich bewilligte den Maskenball!" Belehrung über die Vorsichtsmaßregeln gegen die Eholera. Von der nied. österr. Samtäts-Commission wurde im ver-fiofsenen Winter folgende in Druck gelegte Belehrung über die Vorsichtsmaßregeln gegen die Cholera veröffentlicht und bei Gelegenheit der neuerlich wieder in Wien ausgebrocheneu Epidemie durch die „Wiener Zeitung" republicirt. Die Cholera ist, wenn auch bisher nicht in allgemeiner Ausbreitung, innerhalb unserer Mauern neuerlich zum Ausbruche gekommen. So beklagenswerth auch dieses Ereigniß genannt werden muß, so liegt doch eine große Beruhigung darin, daß man sich ^i geholiger Vorsicht gegen die verderblichen Folgen dieser Krankheit in den meisten Fällen zu schützen im Stande ist. Die Cholera hat nämlich das Eigenthümliche, daß sie fast immer mit einem maßigen Abführen beginnt. Dieses mäßige Abführen dauert einige, oft auch mehrere Tage. Hiebei fühlt sich der Erkrankte, das Gefühl von Mattigkeit abgerechnet, gewöhnlich wohl, hat Appetit und verrichtet seine Tagesgeschäfte. Plötzlich aber steigert sich dieses anscheinend unbedeutende Abführen, oft ohne besondere Veranlassung, oft nach Diätfehlern, Verkühlungen, Gemüchsaffecten, ganz vorzüglich aber nach dem Genusse hitziger Getränke und Mic-tel, als wie Glühwein, Wcinsuppe, schwarzer Kaffeh, Rhum, Branntwein, Zimmt, Hoffmannische Tropfen u. dgl., zu der sogenannten wahren Cholera, die dann den Erkrankten binnen wenigen Stunden in die höchste Lebensgefahr stürzt, aus der ihn oft die zweckmäßigste Hilfe des Arztes nicht zu retten vermag. Die Erfahrung hat auch gezeigt, daß die bisher in Wien wieder vorgekommenen exquisiten Cholera-Erkrankungsfälle sich meistentheils aus dem vorausgegangenen vernachläs^ sigten oder schlecht behandelten Abführen entwickelt haben. Es kommt daher vorzüglich darauf an, dieses anscheinend unbedeutende Abführen, welches jedoch während der im Anzüge begriffenen oder bereits herrschenden Cholcra-Epidemie schon als der erste Anfang der Cholera betrachtet werden muß, zu stillen, und so die weitere Entwicklung der Krankheit zu ihren höheren lebensgefährlichen Graden zu verhindern. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß die arztliche Kunst dieses Abführen in den allermeisten Fallen zu stillen, somit die Cholera in ihrem ersten Entstehen zu unterdrücken vermag. Hieraus ergeben sich folgende wichtige und zugleich trostreiche Lehren für die von der Cholera bedrohten Bewohner der Residenz: 1. Von nun au kein Abführen mehr unbeachtet zu lassen. 2. Gegen das sich einstellende Abführen durchaus keine sogenannten Hausmittel, am wenigsten hitziger Art, wie sie oben benannt wurden, zu gebrauchen. 3. Beim ersten Entstehen des Abführens alsogleich zu Bette zu gehen und sich jeder Sp eise, mit Ausnahme von leichter Nindsuppe, und jeden Getränkes, mit Ausnahme von Wasser, zu enthalten.. 4. Unverzüglich den Arzt zu holen, weil nur der allein nach Maßgabe der besonderen Umstände und der körperlichen Constitution die entsprechende Hilfe zu leisten im Stande ist. 5. Alle in den öffentlichen Blättern angerühmten und zum Verkaufe angebotenen Präservativ- oder Vorbauung smittel haben sich bisher als nutzlos, viele als schädlich dargethan, daher vor deren Gebrauch ernsthaft abgerathen wird. 6. Mäßigkeit im Essen und Trinken ist jederzeit, insbesondere aber wahrend einer Epidemie dringend zu empfehlen. Gefehlt ist es aber und oft entschieden nachtheilig, feine gewöhnliche Lebensweise plötzlich zu ändern und andere Speisen und Getränke zu genießen, als man gewohnt war. Man verbleibe vielmehr bei seiner gewohnten Lebensweise, voraus- » gesetzt, daß diese eine geregelte war, und kehre sich in dieser Hinsicht gar nicht an die bevorstehende oder bereits aus-gebrochene Epidemie. Im Allgemeinen sind alle harte, fette Speisen, schlechtes, halbverdorbenes Fleisch, verdorbene, eingesalzene Fische, Schwämme, nicht wohl zubereitetes, neugebackenes Brot, unreifes, saures, Fieber und Abweichen hervorbringendes Obst zu vermeiden. Vorzüglich schädlich ist die Ueberfüllung des Magens, besonders zur Abendzeit. 7. DieVerkühlung, besonders bei erhitztem Körper, ist sorgfältig zu vermeiden, daherder.Jahreszeit angemessene Bekleidung, insbesondere aber das Warmhalten der Füße nothwendig erscheint. Man treibe jedoch das Warmhalten nicht zu weit, weil man sich sonst sehr leicht Schweiße und eben hiedurch plötzliche Abkühlungen zuziehen kann. 8. Mäßige Bewegung in rein er, freier Luft, körperliche, den Kräften angemessene und nicht erschöpfende 196 Arbeiten elhalten die Leibeskräfte und schützen sowohl gegen die Cholera als gegen alle Krankheiten. Gesunde 'Menschen muffen daher jeden Tag, wenn sie ihre gewöhnliche Beschäftigung im Zimmer hält, einige Zeit in freier Luft Bewegung machen, und sich allmälig auch an rauhere Witterung gewöhnen. Schwächliche, krankliche Menschen haben hingegen die fteie Luft mit Vorsicht zu genießen, vorzüglich rauhe, nasse und kalte Witterung besonders zur Nachtzeit zu vermeiden. 9. Der Schlaf ist zur Erhaltung, zum Ersatz der Kräfte nothwendig, und nichts macht den Menschen empfänglicher für Krankheiten, als schloflos durchgebrachce Nächte. Man gehe daher zeitlich zu Bette, und hure sich vor nächtlichem Herumschwärmen und allen Ausschweifungen, die den Körper entnerven und in einen kränklichen Zustand versetzen. lO. Der mäßige Genuß geistiger Getränke wird nur denjenigen empfohlen, die an den Gebrauch derselben gewohnt sind. Allein nichts ist während einer Cholera-Epidemie schädlicher, als die Trunkenheit, und häufig hat inan die Beobachtung gemacht, daß Menschen, die dem Trunke ergeben sind, während der Berauschung plötzlich von der Cholera befallen und binnen wenigen Stunden hinweggeraffr worden sind. l i. Bei nüchternem Magen ist der Körper für die Aufnahme aller krankheitserzeugenden Schädlichkeiten empfang!!» cher, daher es angerathen wird, in der Morgenstunde eingewöhntes warmes Frühstück zu sich zu nehmen. 12. Höchst wichtig ist während jeder Epidemie, und ganz besonders während der Cholera.-Epidemie, die Beobach-tung der Reinlichkeit. Allen Erfahrungen gemäß, zieht keine Krankheit so lehr dem Schmutze nach und der Unrein-lichkeir, als eben die Cholera. Besonders schädlich erwiesen sich in dieser Beziehung mir Menschen überfüllte und schlecht gelüftete Wohnungen, daher gleichmäßige Vertheilung, odev, wo es thunlich ist, gänzliche Delogirung der gedrängt beisammen Wohnenden, als eine der wichtigsten Vorsichtsmaßregeln erscheint, und besonders bei der dürftigen Volksclaffe von den Behörden streng gehandhabt werden muß. Schlechtes Brunnenwasser, vernachlässigtes Räumen der Senkgruben, schlechter Abzug der Unraths-Canäle, unterlassenes Reinhalten der Aborte und Leibstühle veranlassen nicht nur den Ausbruch der Cholera, sondern begünstigen ungemein ihre Weiterverbreitung. 13. DieLüftung der Wohnungen geschieht am zweckmäßigsten dadurch, daß man die Fenster öffnet und gleichzeitig ein beträchtliches Flamme nfe uer von Wach-holderholz auf einer Glutpfanne anzündet, wodurch die verdorbene Zimmerluft am schnellsten hinausgeschafft wird. Endlich ist die Gemüthsruhe der vorzüglichste Beschützer der Menschheit gegen alle Krankheiren. Man hüte sich daher vor Zorn, Aergcr, Angst und Furcht. Jenen, die sich vor der herrschenden Krankheit besonders fürchten, ist wohl anzurathen, sich den Gelegenheitsursachen nicht geflissentlich auszusetzen; allein, mehr werden sie sich schützen, wenn sie ihre übermäßige Angst und Furcht durch die Ueberzeugung in entkräfren suchen, daß man der gefurchteren Krankheir bei genauer Befolgung der obbenanncen Maßregeln und bei gehörigem Verhalten leichrer eingeht, als wen» man sich mit unaufhörlicher Angst herumrreibc, nach allen Präservariv-Mitteln hascht, eine ungewöhnliche Lebensweise angstlich befolgt, und in eingesperrter, verdorbener Luft sich zu verbergen sucht. Zur Beruhigung kann es ferner dienen, daß die Cho-lera nach gemachten Erfahrungen immer mehr an ihrer Heftigkeit und Gefährlichkeit verliert, ,e weiter sie in gemäßigten Himmelsstrichen fortschreitet, und daß diese unseren, Clima fremde Krankheit, so verheerend sie unter andern Außenvcr-hältnissen und bei Vernachlässigung der erforderlichen Sani-tätsmaßregeln auftritt, im gesitteten Europa und bei sogleich angewandter ärztlicher Hilfe, in vielen Fällen abwendbar und heilbar ist. Wenn die Bewohner Wiens diese einfachen und leicht zu vollziehenden Maßregeln befolgen, so ist, z^nal ^i dem Umstände, als von Seite der Staatsverwaltung die umfaft sendsten Maßregeln zur Bekämpfung des Uebels getroffen werden, und es an Hilfsquellen zur Unterstützung der Armen nicht gebricht, mit Gewißheit zu erwarten, daß die Ausbreitung und die verderblichen Wirkungen der Cholera kräftigst beschrankt und viele Menschenleben werden erhalten werden. Wien 8 Juni 1849. Gustav Oraf o. C h a r i n s k y , k, k- nied. öiierr. l'andeschef. Feuilleton. Dankbarkeit eines russischen Officiers. — In der Gegend von Selowitz circulirc nach den »Mor. nowiny" folgende rührende Anecdote. Nach der Schlacht von Auster-litz vcrnahm ein Bauer aus dcm Doife Praze, welcher auf dem Schlachtfelde zwischen den Leichnamen umherging, das Aechzen eines Menschen. El fand bald einen schwer verwundeten russischen Soldaten, holte sogleich seinen Sohn, und brachte den Mann mit dessen Hilfe in sein HauS. Hier pflegte er ihn sorgfältig, bis die Wunde geheilt war, und der Soldat seinen edlen Pfleger verlassen und in seine Heimat zurückkehren konnte. — Jahre vergingen und die ganze Begebenheit entschwand dem Gedächtnisse desedlenBaners. Dieses Jahr trat plötzlich in das Haus deö Mannes ein russischer O'ficier, und sah sich um nach dcm Gesichte de? alten Eigenrhümers. Man sagte, das Haus wäre nun im Besitze des Sohnes, der Vater sey eben im Aus-geding und liege krank in einem Kämmerchen im Hofe. >>Kcnnt ihr mich, Alter?" fragte der Offw'er. — „Wie sollte ich euch ken-nen, Herr; ich bin so alt und mein Gesicht so schwach." Der Offi-cier fiel ihm bei diesen Worten um den Hals und rief weinend: „Ich bin jener verwundete Soldat, den ihr vom Schlachtfelde nach Hause gerragen, bei euch wie einen Sohn gepflegt, dem ihr das Leben gerettet habt." Von der ergreifenden Wirkung dieser Worte auf das Herz des alten Mannes und auf die Umgebung — wäre es schwer eine entsprechende Schilderung zu geben. Nach einer langen, warmen Unterredung schied der Officier unter den Thränen der ganzen Familie, und mehrere große Silbcrstücke, die er seinen Rettern als Erinnerung zurückließ, werden als heiliges Andenken in dcm Hause bewahrt werden. Verleger: Ignaz Alois Kleinmayr.