Freytag den .24 August 1827. Meteorologische Beobachtungen. Uebersichts-Tabelle t.er klimatischen Eigenheiten des Monats Iuly, Nach einer dreyjährigen Beobachtung nord-westlich des Lardacher Horizonts. ^, . ^ ^ ^ 1L25! 1826 ! 1L27 W » t t e r u n g. ------!-------'-----^ »on Drey U!'l» Neunzig Theilen Heitere Witterung . . ^i 1^2 5i 1)2 5? Trüb, neblicht und wolkicht 5i ij2 411^2 36 Rege» ..... l3ij2 1» ^2 6^2 Blitz und Donner . . »5 L ij2, 5 ^z Ost. und Südostwinde . 2l 91^2 9 Süd- und Südwestruinde 16 1^2 »4 1^2 6 N. W., N. u. 31. O. Winde 6 3 1)2 6^2 Feuchtigkeit derLuft . . 26 10 2Z Trockenheit der Luft . ., -— 5 10 Temperatur nach keguinur G r a d"e Summe der niedrigsten Warme 36g Hu 3Z, do. der höchsten 00. 5?5 626 653 Die größte Wärme am 2H. 2Z — — . ,, « do. am 2. — 24 —- »» », do. am3o. u.3i. -» — 24 Die geringst. Wärm, am 2. 6 — — „ „ bo. am 3,. — io »— „ » d». am 6.» g. — — 10 Zur Kenntniß Brafilienss (Beschluß). Neben dem Charakter eines unerschöpflichen Neich« thums und einer bewunderungswürdigen Fülle/ Größe und Üppigkeit mannigfaltiger Baumformen, zeichnen sich diese Urwälder noch dadurch aus, daß sie stets im Kleide der Jugend im grünen Blätterschmucke erschei» nen. Zwar stehen zwischen den immer grünen Väk« men, auch andere welche ihr Laub verlieren , die Knospen treten jedoch so plötzlich hervor, daß man in die» ftm üppigen Garten nie einen nackten Stamm erblickt. Unbeschreiblich ist deshalb die Pracht der Wälder, wenn im Frühling riesenhafte Bäume ihre Kronen in das Rosenroth der jungen Blatter füllen , andere ihr« dun» kelblauen, goldgelben oder violetten Blüthen entfalten. Ganz anders verhält sich dieses mit denjemgeil Wäldern welche die Brasilianer mi» den Nahmen (!^ ting25 oder der lichten Wälder bezeichnen. Sie be. stehen aus Bäumen von bedeutend niedrigern Wüchse und erneuern, wenn sie entblättert sind, dem euro. päischen Reisenden das Bild seiner vaterländischen Laub» walder im Beginne des Winters. Sie gehören den nördlichen Provinzen an, wo sis den sandigen oder kalkigen Boden in ungeheuern Strecken einnehmen. Dürre quellenarme Gegenden, deren Flüße während des Sommers versiegen/ hügeliges Land ober Ebene lind das Vatnland dieser sonderbaren Wälder. Nur mit Furcht und Grauen durchzieht sie der Reisende in ttpckllien Monaten. So weit ll blickt, umstarren lbü regungslos von feinem Lüftchen gefächelt, die ent< blätterten Stamme; kei^ grünes Blat, keine saflige Frucht, kein frischer Grashalm auf dem glühenden, nack-«en Boden; nur manche sonderbar gebildete Stämme^ welche sich hier wie ungeheure Candelaber erheben/ dort in geschlossenen Reihen zusammengedrängt, mit ihren giftigen Stacheln drohen, lbeleben einigermaßen das Ganze. Wie ausgestorbcn steht der Walo, nur die Onze schleicht, weithin zwischen den e»nb!ätterten Bäu< men sichtbar, vor Blutdurst brülle.id einher, und schreckt den Wanderer, Der menschliche Bewohner durchirrt verzweistung«voll die dürre Wüst«, um aus den hüten-förmigen Blattern der oben erh' re i8i3in den ersten Mouath:n mit einem zahlreiche» Trupp zwischen dem Il.ic, pLi-na^ua^li und dem It.ic> cls F. IVZmcigcc) durchreiben. Kein Quell, teinThau< tropfen erquickte fünf Tage lang die ermatteten Reisen» den; von Angst und Todesfurcht gejagt/ eilren wir Tag und Nacht durch die ausgebrannte Einöde und von bangen Ahnungen erfüllt, schien es u»s, als drohe,— ein seltsames, durch Luftspiegelung erzeugtes Bild,— tie Waldung über uns hereinzustürzen ! Lößt aber hier ein plötzlicher Regen die Banden des Pflanzenreichs, spannt sich daS gewitterhafte Violett ches Firmaments in ein sanftes Blau herab, so entsteht, wie im Zau» berschlag«, eine neue Welt. Auf den vielverzweigten Stämmen sprießen Blatter von mildem Grün hervor, unzählige der seltsamsten Blumenformen entfalten sich, die Gerippe der drohenden Dornhecken und Schlingpflanzen umkleiden sich mit frischem Laube, die luftige Hricui-i-Palme, aus deren fasrigem Stamme der hun. Zernde Einwohner ein ärmliches Brod gewinnt, läßt ihre duftenden Blüthenbüschel hervortreten ; — die gan« ze Gegend athmet balsamischen Wohlgeruch/ und ein wonnigliches Fruhlmgsgefühl verjüngt die zülückkehren« de Thierwelt. Ware Brasilien lediglich mit jenen düstern Urwäl, d«rn, mit j»nen <üattng25, bekleidet, heren Beschreibung wil «ben gelesen, so würbe das Land dem Bewohner doch nur wie eine üppige Witbnih erscheinen, in der er nirgends sich heimisch fühlen kann, die ihn, den Bezähmer der Erbe, ohne Unterlaß befehdet und aus seinem neuerworbenen Besitzchume wieder zu verdrängen strebt. Alle Neitz« dieser majestätischen Vegetation vermöchten nicht den Menschen an eine heimische Stät« te zu fesseln, hatte es der gütigen Mutter Natur nicht gefallen, auch eine andere, mildere, bescheidenere Vegetation , die der Fluren, ((^mpos.) hervorzuru» fen, welche den übrigen Theil von Brasiliens Obersiä« ch« bekleidet, so weit diese Wachsthum zulaßt. Steigt man von dem mittleren Theile Brasiliens gegen Westen herab, so tritt man elttlveder unmittelbar aus dem Ur« walde oder aus einem Striche von (^aUnßaz , der gleich« s>m die Glänze beyder andeutet, in die (^»mpos. Ei» ne weite Aussicht eröffnet sich bald über eine ausgedehn» t? Ebene, die im Hintergründe ein Gebngszug von großartigen Umrissen beschränkt, bald über hügeliges L^nd, von vielen seichten Thalern durchfurcht, balt» über ein« hohe Gebirgsplatte, von deren Gränze auS sich die Gewässer nach den verschiedelistiN Weltgegen« den herabsenken. Den Boden, größtenihcilS einen steinigen , röthlich«n Lehmgrund, ober weißen S>anb, b«< deckt ein Teppich graugrüner, haariger Grasbüschel, mit den mannigfachsten Blumen durchwirkt; weit und breit kein hoher Baum nur kleine Gebüsche, die sich in den Niederungen,, wie künstlich« Gälten gruppiren ode« malerisch an einzelne Felsenmasse» anlehnen. Ein sanf« ter kühler Wind fächelt die Wohlgerüche auf, welche Flora durch diese liebliche Gegend ausgestreut hat; der Himmel wölbt sich tiefblau, mit'emjelnen kllinenWol. ken durchweht, über, die milde Landschaft. Ein unbe, schreibliches Gefühl von Rüh« und Wohlbehagen kömmt dem Wanderer entgegen; er fühlt sich hier, in de« freien Athmosphäre erfrischt, zu neuer Thätigkeit g« spannt. Wie ein schwerer Traum liegen die Erinnerungen der Urwälder hinter ihm, und anmuthige Bilder btmach' tigen sich seiner Seele. Da im Allgemeinen nur die bewaldeten Gegen ' den dem Landbau günstig sind, so darf man annehmen, daß der mit Fluren bekleidete Strich des Landes vorzugsweise von jenem Theile der Bevölkerung bewohnt werde, welcher von Viehzucht oder vom Goldwaschen lM. Die Fluren werden alljährlich, während der hei. ßen Monathe, von den Bewohnern angezündet, um durch die fruchtbare Asche den Graswuchs zu befördern. Mit unglaublicher Wuth verbreiten sich die Flammen, vom Continentalwinde angefacht, über die dür° ren Ebenen und rothen in unermeßlicher Ausdehnung den Horizont. Als wir von den Ufern des Üio äc: s. Francisco nach der Hochebene von I^ranän, an die Gränze von t^c>^ zogen, sahen wir uni biswei» len miüen in einem unbegräüzte» F^iermeere; schwarz« Staubsaulen wurden vom Winde vor uns hergeführt, und erinnerten uns an die Wolken, welche einst die Israeliten auf ihrem Zuge durch Arabmis Wüste lei, teten. In der Provinz von Min25 , welche durch ihren weit verbreiteten Reichthum an Gold, den Namen der allgemeinen Minen Mnas Zei-ab's, erhielt, dawone« ben dem edelsten Metalle auch der edelste Slein gefm,» den wird, im Diamontbistrikte, erheben sich die Wal. dünge» der (üainpds am höchsten. Aißdicke nackte, durch die jährlichen Brände der Fluren an der Oberfläche verkohlte Stamme, welche nur an den gabligen Ästen einen Büsche! langer steifer Lilienblatter und große schonfarbi'ge Blumen tragen, sino von der fravpan« testen Wirkung in diesen hochliegenden Gegenden , und der Einwohner glaubt in ihren häufigen Vorkommen Anzeigen von Diamant zu sehe». Eben diese Wälder nehmen auch die Niederungen »in und enthalten die Quellen der meisten Flüße dieses Landes. Nur mit G», fahr dringt man in die morastige Tiefe, denn riefen, hafte Schlangen und blutdürstige Onzen lauern hier den Thieren auf, die ihren Durst zu löschen, in die Nähe kommen. Von der Wasserscheide inMinas (^era^an, ön> dertsichdie ganze Ansichi deS Landes gegen Sü>en ; die Berge werden niedriger, die Hügel wölben sich sanfter oder das Land breitet sich wellenförmig oder voUkom, men eben in Flächen aus, auf welchen ringsum der Horizont aufliegt. Der größteTheil desLanoes istmit «inem graugrünen Grasteppich überzogen, welchen zahl. reiche halb. verwildert, Rindvieh. und Maulthier - Heer, den, der Reichthum dieser Gegenden, bewtiden. Süd» llcher noch fehlt selbst hie und da Holj zur Feuerung. Und s» wi«d«rhol«n sich in den Provinzen dieses auö' gedehnten Reiches all« die Naturschönhtlten, vomUch« tenUrwalde bis zu den lieblichen (Üampus. Kein Hirtenvolk beweidet wie in Europa mit gezähmten Thieren die reizenden Fluren, kein Pflug hat die uralte Erde berührt: scheu und heimachlos irrt der Urbewohner i« den Wäldern umher, und unternahm eS li^ch nicht die Krafl der Vegetation zu bemeistern. — Treue eines Hundes. In Königsberg in Preußen besitzen die Fleisch«? in den verschiedenen Stadtvierteln eigene Sch!achthöu< ser, wo das Vieh hingeführt und gelobtet wird. Vor etwa zehn Jahren wurde in jeder Nacht sehr viel vo» dem aufbewahrten Fleische daselbst gestohlen, ohne daß man vermuthen konnte, wer der Dieb sey. An dem einen Ufer des hreicen Flusses, der Königsberg durch, strömt, liegt der altstudtische Schlachlhof, auS dessen Innerem eine wohl mann andern Morgen verfügen sich die Meister, die»ine lan« ge Zeit hindurch bestohlen waren, zu Schörke, erzah-len ihm die Geschichte, und nun wird diesem klar, wi« die sielen Knochen und Stücke Fleisch auf seinen Hoj gekommen sind. Sein Kettenhund Türk, den man des Nachts seiner Bande entledigt, hatte die Dibe. reyen ausgeführt. Schörke mußte eine bedeutende Sum« me den Bestohlenen als Schadloshaltung bezahlen. Erbittert von dem Verlust, spricht er das Todes, urtheil über den Hund aus, und bittet einen Bekann» ten, Namens A., der sich eben bey ihm befmdes, den Dieb zu erschießen. Dieser zeigt sich auch bereitwillig; die Flinte über die Schulter hangend, den Türk an einer Leine mit sich führend . geht er vor's Thor, um die Execution auszuführen. Dort begegnen ihm einige Polen. Einer von ihnen fragt, wo er mitdem Hun« de hin wolle, und bischet ihm, da erhört, baß er erschossen werden soll, dreyThaler. Man wirddesHan. dels einig, der Pble nimmt den Hund, A. das Geld, und kehrt mit der Nachricht zurück, daß der Nbelthäter feinen Lohn empfangen habt. — In Schorke regt sich nun das Mitleid; der Hund war von vorzüglicher Ra< 9«, und seinem Herrn immer sehr ergeben gewesen. Er zürnte mit sich selbst, daß erden treuen Hücher seines Hauses verdammt hatte; doch geschehene Dinge lassen sich nicht mehr andern, und er muß sich zufrieden geben. Ein Jahr nach diesem Vorfall macht Schocke ei, ne Reise nach Polen um bort fettes Schlachtvieh «in-zuHandeln. Zwey Meilen jenseits der Gränze, nicht fern von dem Städtchen Wistyten, überfällt ihn die Nacht. Es war Ende Februars, daS Wetter schlecht, und er bis axfdie Haut durchnäßt, kehrtin einem ab« gelegenen Kruge ein. Er tritt in die Wirthsstube / die vHN der Unreinlichkeit beS Besitzers zeugte, und Met nur den Wirlh liebst jeiner Frau als Bewohner des HauseS. Nachdem er mit vieler Mühe «in spärliches Abendessen erhalten hat, bittet er, ihm seine Schlafstätte anzuweisen, und wird von dem Polen, der mit einem brennenden Kienspahn vorleuchtet, «ine Leiter hinauf nach «iner Bodenkammer geführt, in der sich »in Bette befindet. Mit einem : „Geruhsame Nacht!" verläßt der Wirth den Gast. Schorle befindet sich nun aNein, brennt sich sein Pfeifchen an, und wandert in der Kammer auf und ab. Indem er nun so seine Beg«< ' benheiten deS Tage« überdenkt, fällt es ihm auf, daß unten in der Wirthsstube der Wirth mit seiner Frau in heimlichem Geflüster oft mit gierigen Blicken auf seine, um den L.ib geschnallte Geldkatze geblickt hatten. — Dies, dazu das schielende, mit einem krausen ro« then Barte besetzte Gesicht des stämmigen Krugbesitzers die Abgelegenheit des Hauses — er ahnt Unheil, und fängt an, das Zimmer zu durchsuchen. Die Thür hat keinen Riegel, das Schloß keinen Schlüssel. Er besieht das Bett, untersucht unter demselben, und findet__ Blutflecke. Seine Ahnung, daß er in einerMörder. Behausung ssy, wird zur Gewißheit; er will eS versu» chen, sich durch die Flucht zum Fenster hinaus zu retten allein dieß war so klein, daß es für den korpulenten Mann eine Unmöglichkeit ist, dadurch zu entkommen. Hhm blieb nichts übrig, als sich auf seine nervigen, herkulischen Fäuste und sein Messer zu verlassen. Er wickelt ein Kopfkissen zusammen, bekleidet es mit sei. ner Schlafmütze (welche die Fleischer in dortiger Ge» gend gewöhnlich mit sich zu führen pflegen), legt dies Bündel n.'6 Bett, das etwas in Unordnung gebrachte Deckbett darüber spreitend— und nu», das Messer in der Faust, geht er an'ö Fenster, betet inbrünstig zu Gott ihn aus dieser Noth zu erlösen, und, müsse er hier unter Mörderhänben verbluten, seine Frau und Kin« der in Schutz zu nehmen: Durch diese Andacht gestärkt, erwartete er die kommenden Dinge. (Der Beschluß folgt.) M i s e e l l e n. Einem Bauer wurden in der Stadt bey einem Gewitter seine Pferde erschlagen. Beym Nachhauss gehen sagte er zu sich selbst: «Beym nächsten Donner.' wettel führ' ich mein Weib nach d«r Stadt.« -------- «»«>» Die Auflösung des Räthsels in Nr. 53 ist: Wörterbuch. Redacteur: Fr. Xao. Heinrich. Gedruckt h,y Ignaz Aly yH Edlen von KIeinmayr.