Predigt über den Satz: daß unsere wahre und eigentliche Heimath der Himmel sey. Vorgetragen in der letzten?lndachtsstunde des Jahrs 1839 in der Domkirche zum heil. Nikolaus in Laibach, von Priester deS Piaristm-OrdenS und t. t. Liceal-Bibliothekar. Zum Vortheile der Armen -- LTivach, Gedruckt und-zu haben bei JosevH Blasnik. 'I'ext. IleNeseor XIII ji. »Wir haben hier keine bleibende Statte, sondern suchen eine kunftige.« Cingarr g. taucht das Jahr 183S in das Meer der Ewigkeit, und nur Erinnerung strahlt aus seinem Bilde; mit ihm entflicht auch uns ein Theil unserer irdischen Wanderschaft nach unserer wah¬ ren, eigentlichen Heimath, nach dem höheren Vaterlande. Wenn ein Wanderer auf dem Wege in seine Heimath die Annehmlichkeiten, die seine Reise ihm darbietet, mit weiser Vorsicht genießt, wenn er sein Auge an dem erquickenden Anblicke all'der reizenden Gegenden labt, durch welche sein Weg ihn führt, wenn er sogar hie und da etwas länger verweilt, um Manches, was des Betrachtens werth ist, schärfer ins Auge zu fassen, und den Kreis seiner Kenntnisse und Erfahrungen zu erweitern, so füh¬ len wir uns so wenig berechtigt, ihn deshalb zu tadeln, daß wir im Gegentheil ihm unsere Mißbilligung zu erkennen geben müßten, wenn er unempfindlich für die Schönheiten seines Weges seine Reise fortsetzen, und eben so arm an Einsichten und Er¬ fahrungen in sein Vaterland zurückkehren würde, wie er das¬ selbe verlassen hat. Läßt er sich aber durch die Annehmlichkeiten seines Weges in dem Grade sesseln, daß er darüber das Ziel seiner Wander¬ schaft aus dem Gesichte verliert; vergißt er über dem Sehens¬ würdigen, das sich ihm auf dem Wege darbietet, das Vaterland und die Pflichten, die ihn in demselben erwarten, zieht ihn die Fremde mehr an, als das Vaterhaus und die Theuern, die sei- 4 ner Rückkehr mit Sehnsucht dort harren, so fühlen wir uns ge¬ drungen, ihn für einen Thoren, für einen Unbesonnenen zu erklären. Man hat daS Leben schon ost mit einer Reise verglichen, und in der That liegt in dieser Vergleichung umgemein viel Wahres und Treffendes. Wir sind allerdings Pilgrime und Wanderer; nur eine kurze Zeit sollen wir hier verweilen und einem höhern Vaterlande entgegen gehen. Aber wie Wenige unter uns gleichen jenen klugen Wanderern, die ohne die An¬ nehmlichkeiten, die sich ihnen auf ihrem Wege darbieten, zu ver¬ schmähen, daS Ziel ihrer Reise unausgesetzt im Auge behalten, und diese Reise selbst nur als ein Mittel benützen, sich auf die Geschäfte, die ihrer im Vaterlands warten, gehörig vorzubereiten. Bei weitem die meisten Menschen lassen sich durch die mancher¬ lei Güter, dis auf dem Wege durchs Leben angetroffen werden, so blenden, sie sind so versunken in den Genuß der Annehmlich¬ keiten und Freuden, die diese Erde ihnen darbiethet, sie werden von dem Schimmer des Reichchums und der Ehre, und von den Blendwerken, mit welchen die Wollust ihre Sinne umgaukelt, so mächtig angezogen, daß sic darüber den Zweck ihres Hierseyns ganz aus dem Gesichte verlieren. Jenen thorichcen Wanderern, gleich, die in jeder Gegend, die etwas Anziehendes für ihr Ge- müth hat, gerne Hütten bauen möchten, und gar nicht daran denken, daß ihrer daheim wichtigere Geschäfte harren, vergessen auch sie, daß sie hieniedcn keine bleibende Stätte haben, daß diese Erde nur ihr einstweiliger Aufenthalt und der Himmel ihre wahre und eigentliche Hcimath sey. Dieser traurigen, in ihren Folgen verderblichen Vergessenheit entgegen zu arbeiten, Sie an das höhere Vaterland, dem Sie entgegen gehen, so nach¬ drücklich als möglich zu erinnern, dieß ist eigentlich der Haupt¬ zweck, welchen die Verkündiger des Wortes Gottes durch ihre Vorträge zu erreichen streben. So oft diese von dieser ehrwür¬ digen Stätte zu Ihnen sprechen, suchen sie Ihren Sinn auf daS Ewige und Unsichtbare zu richten, und es Ihnen so anschau¬ lich als möglich zu machen, daß Sie nur Pilger sind, und daß das Ziel Ihrer Wallfahrt weit' über den Gränzen der sichtbaren Welt liegt. Aber heut meine Freunde, wo Sie sich in diesem stillen Heilig- thume versammelt haben, um in der letzten Erbauungsstunde des scheidenden JahreS aus meinem schwachen Munds Worte der Beleh¬ rung , des Trostes und der Ermunterung zur standhaften Fort¬ setzung ihrer irdischen Wallfahrt und zum muthigen Kampfe mit den Feinden ihres Heils zu vernehmen, heute dürfte es mehr als jemahls an der Zeit seyn, Sie mit der Vorstellung recht vertraut zu machen, daß wir hiernieden auf einer Reise begrif¬ fen sind, und daß die künftige Welt der eigentliche Ort unserer Bestimmung sey. Schon die berühmten Glaubenshelden aus dem vorchristlichen Zeitalter waren gewohnt die Erde gleichsam als einen VerbannungSort, und sich selbst als Gäste und Fremdlinge zu betrachten. Und wahrlich meine Freunde! diese, schon dem frommen Alterrhume so geläufige Vorstellungsart fest zu halten, ist eine Sache von unendlicher Wichtigkeit; wir lernen ganz anders denken, fühlen und handeln, wenn wir gewohnt sind, unsre Blicke nach oben zu richten, und uns immer mehr davon überzeugen, daß wir einem Hähern, bessern Vaterlande entgegen gehen. Ich will daher die letzte im scheidenden Jahre zu unse¬ rer Erbauung bestimmte Stunde dazu benützen, Sie in der Ueberzeugung zu befestigen, daß unsere wahre und eigentliche Heimath der Himmel sey; und um Ihnen den Werth und die Wichtigkeit derselben recht anschaulich zu machen, Ihnen einige Wahrheiten, die uns der lebendige Glaube an Jesu Lehre ver¬ kündigt, so warm als möglich ans Herz legen. Ich sage daher: Die Ueberzeugung, daß der Himmel unser eigentliches Vaterland sey, hat einen sehr wohlthätigen Einfluß auf unsere Gesinnun¬ gen und Handlungen, denn: i) Macht sie uns nicht nur sorgfältig er bei dem G e sch ä fce u n ser er B ildu n g; son¬ dern auch minder ängstlich bei demErwerbe irdischer Güter, und mäßiger bei dem Genüße sinnlicher Freuden. Dieß im I. Theile. 2) Macht sie unS standhafter bei dem Drucke ir¬ discher Leiden, und gefaßter, beim Herannahen un¬ seres Todes. Dieß im li. Theile. Du allein Vater des Lichtes, Geber aller guten und voll- 6 kommcnen Gaben, du allein kannst es uns gewähren, daß mein Vortrag deine hier versammelten Kinder mit frommer, heiliger Sehn¬ sucht nach dir und deinem Himmel erfülle, und uns alle in dem Ent¬ schlüsse befestige, unser ganzes Streben hauptsächlich auf das, was droben ist, zu richten. Mit dem innigsten kindlichen Danke für jede Belehrung, für jede Ermunterung, für jeden Trost, den du unS im scheidenden Jahre aus deinem Worte hast zu Theil werden lassen, vereinigen wir unser demüthiges Flehen, daß du auch heute mit der Kraft dei¬ nes Geistes uns gegenwärtig seyn, und diese letzte Stunde der Andacht, die wir dir, o Vater! im scheidenden Jahre weihen, für , uns alle in eine Stunde des SegenS verwandeln wollest. Ver¬ nehmen Sie mich! Abh andlung. I. Theil. Die Ueberzeugung, daß unsere wahre, eigentliche Heimath im Himmel sey, hat einen sehr wohlthätigcn Einfluß auf unsere Denk- und Handlungsweise, denn sie macht uns i. Sorgfältiger bei dem folgenreichen Geschäfte un¬ serer Bildung. Wahr ist es meine Freunde, wären wir auch zu nichts anderm bestimmt, als eine Zeit lang auf dieser Erde zu verweilen; hätten wir auch nicht die Hoffnung, einst nach zurück- gelegter irdischer Laufbahn dorthin zu gelangen, wo wir nicht mehr, wie durch einen Spiegel in einen! dunklen Orte sehen, sondern von Angesicht zu Angesicht schauen sollen; so hätten wir doch allerdings Ursache, die uns von der gütigen Vorsehung verliehenen Geisteskräfte und Anlagen so sorgfältig, als möglich zu entwickeln, den Kreis unserer Einsichten und Kenntnisse immer mehr zu er¬ weitern, vor allen Dingen aber nach unsrer sittlichen Veredlung 7 mir allem Ernste und mit aller Anstrengung zu streben. Der Rohe und Ungebildete, der sich kaum über die vcrnunftlosen Thiere er¬ hebt, entbehrt schon hier tausend Annehmlichkeiten, die dem gei¬ stig Gebildeten im reichlichsten Maße zu Theil werden, und welche Genüsse und Vergnügungen sich auch der lasterhafte Wüstling zu verschaffen vermag, sie ersetzen ihm jenes edle Selbstbewußtscyn, jenen inneren Seelenfrieden nicht, welcher der süsseste Lohn eineS wahrhaft frommen und tugendhaften Herzens ist. Aber um wie viel mehr werden wir uns gedrungen fühlen, unfern Geist hier immer mehr mit nützlichen Kenntnissen zu be¬ reichern und unser Herz zu veredeln, wenn mir unS gewöhnt haben, unsere Blicke auf die höhere Welt zu richten, die uns einst aufnehmen soll, wenn die Zeit unserer irdischen Wallfahrt vorüber ist! Wir wissen dann, daß hier nur die Zeit unserer Vorbereitung für das Jenseits ist, wer es hier unterlassen hat, seine geistigen Kräfte zu üben und nach einer immer hohem Stufe der Bildung zu ringen, der wird dort, er mag sich noch so sehr anstrengen, um das Versäumte nachzuholen, ewig hinter denjenigen zurückbleiben, die schon hienieden auf der Bahn der geistigen Bildung bedeutende Fortschritte gemacht haben. Wie werden wir also eilen, uns bei Zeiten alle die Eigenschaften des Geistes, alle die Einsichten und Fertigkeiten zu erwerben-, die uns jenseits eine freundliche Aufnahme sichern! Die Besorgnis einst voll Beschämung den Weisern und Edlem unsers Geschlech¬ tes gegenüber stehen zu müssen, und wie jener unwürdige Gast im Evangelium, der kein hochzeitliches Kleid an hatte, hinwegge¬ wiesen zu werden aus ihrer Versammlung, wird uns ein mäch¬ tiger Antrieb und eine wirksame Ermunterung seyn, aller Träg¬ heit zu entsagen und mit rastlosem Eifer an der Vermehrung unserer Einsichten und Kenntnisse zu arbeiten. Und wie werden wir uns anstrengen, unser Herz von aller Untugend und Sünde zu reinigen, wie werden wir alle unsere Kräfte aufbieten, um jede unlautere Begierde aus dem Herzen zu verbannen, wie werden wir darnach streben, einen untadelhaften, erbaulichen Wandel zu führen vor der Welt, und ein reines gutes Gewissen zu haben vor Gott, wenn nur bedenken, daß wir uns mit jedem Tage dem Zeitpunkte nähern, wo uns das Haus des Allvaters aufnehme» soll, ein Haus, in welches nichts Unreines, nichts mit Sünden beflecktes eingehen wird, daß der, welcher es hier versäumt hat, aller Ungerechtigkeit und Sünde zu entsagen, ausgeschlossen, auf ewig ausgeschlossen bleiben muß aus dem hei¬ ligen Kreise derjenigen, die hier einen guten Kampf gekämpft, den Glauben gehalten, und ihren irdischen Lauf mit Ehren als Sie¬ ger über die Sünde vollendet haben. Auf die bessere Welt, meine Freunde, auf das himmliche Vater¬ land, dessen Bürger wir einst werden sollen, lassen Sie uns unsere Blicke richten, so ost die Welt mit ihren verführerischen Reizen uns nachläßiger in dem wichtigen Geschäfte unserer geistigen Bildung und sittlichen Veredlung machen will; so oft uns unsere unordentlichen Triebe und unlautern Begierden von der Bahn der Tugend, die allein zum himmlischen Vaterlande führt, auf die Abwege der Sünde abzulocken drohen. Wie den edlen Sohn, den ein liebender Vater in die Welt hinaus sendet, damit er sich dort einen Schatz an nützlichen Erfahrungen und schätzbaren Einsichten sammle, und sich auf seine künftige Bestimmung vorbereite, der Rückblick auf das vä¬ terliche Haus wunderbar ermuthigt; seine Anstrengungen zu ver¬ doppeln , um bereichert mit neuen Kenntnissen und Fertigkeiten an Geist und Herz gebildet in dasselbe zurückzukehren, und den gerechten Erwartungen seines ehrwürdigen, geliebten Vaters zu entsprechen: so wird auch uns ein Blick auf das höhere Vater¬ land , für welches wir uns hier vorbereiten sollen, im Kampfe gegen alle Hindernisse, die sich uns bei unserem Streben nach geistiger und sittlicher Veredlung in den Weg stellen, stärken, und geschmückt mit der Siegeskrone werden wir von dem irdi¬ schen Kampfplatze abtreten. Der Gedanke, daß wir hier Fremd¬ linge und Pilger sind, und daß unsere wahre und eigentliche Heimarh der Himmel sey, wird uns bei dem Geschäfte unserer Bildung sorgfältiger machen. II. Dieser Gedanke hat aber Huch in der Beziehung einen wohl- thätigen Einfluß auf unsere Denkungsart und Handlungsweise, 9 weil er uns weniger ängstlich im Streben nach dem Besitze irdischer Güter macht, und zu einem wei¬ sen Gebrauche derselben ermuntert. Unter den mannig¬ faltigen Gmern der Erde, nach deren Besitze die Menschen mit rast¬ loser Thätigkeit strebe», nehmen Neichthümer, Macht und Größe, Ruhm und Ansehen einen vorzüglichen Rang ein. ^ch bin weit ent¬ fernt diesen Gütern ihren eigentlichen Werth abzusprechen, und sie für etwas durchaus Nutzloses und Ueberflüssiges zu erklären, im Ge- gentheile bin ich überzeugt, es sey gut, mehr als das Nothdürfrige zu besitzen, und gegen Mangel und Nahrungssorgm gesichert zu seyn, ja ich lege auf den Besitz der Neichthümer einen hohen Werth, welche einem edlen Menschenfreunde zu Theil geworden, denn ihm werden sie nicht bloße Mittel seiner eigenen Fortbildung und sei¬ nes Lebensgenusses seyn, sondern dazu dienen, als Glied des Gan¬ zen zur Förderung des Gemeinwohls, zur Verbesserung und Ver¬ schönerung seiner Anstalten kräftig beizutragen. Die Angelegen¬ heiten der Kirchen und Schulen, der Bildungsanstalten jeder Art, Stiftungen zu frommen, gemeinnützigen Zwecken, die heiligen Pflegehäuser der leidenden Menschheit sind seinem Geiste, seinem gefühlvollen Herzen verwandt, erfreuen sich seiner thätigen Mit¬ wirkung und der grosimüthigsten Unterstützung. So ist dem edlen Menschenfreunde der Ueberflust, womit ihn des Allvaters Huld segnete, ein Mittel, Saaten für die bessere Nachwelt zu streuen, und er lebt dann unsterblich in dem Andenken dankbarer Mit¬ bürger, wenn längst seine Hülle im kühlen Grabe modert. Ganz vorzüglich dient aber des ReichthumS Segen zu stillen Handlungen, hoher Wohlthätigkeit und thätiger Menschenliebe. Für den Reichen, in dessen Busen ein theilnehmendes zartfühlen¬ des Herz schlägt, kann es keine würdigere, keine segenreichere Ver¬ wendung dieser Erdengüter geben, als durch sie die verborgenen Thronender verschämten, schuldlos leidenden Armuth zu trocknen; neuen Muth und neue Kraft in die gebeugte Seele des Unglückli¬ chen zu gießen; durch Pflege und Unterstützung den Gatten, der Gattin, den Vater, die Mutter, ihren unmündigen jammernden Kindern wieder zu geben. O des unermeßlichen Segens, de» 10 der edle Reiche schon in der Zeit durch eine weise und wür¬ dige Verwendung seines Ueberflusses zu verbreiten vermag. Was ich so eben von dem Besitze der Reichthümer sagte, gilt auch von den übrigen Gütern der Erde. Auch sie können, weise benützt, Quellen eines Segens werden, an welchem die späteste Nachwelt Antheil nimmt. Aber unstreitig mühen sich die Menschen viel zu viel ab, um zum Besitze derselben zu gelangen. Einige versagen sich alle Bequemlichkeiten des Lebens, und setzen sich den größten Gefahren und Mühseligkeiten aus, um nur ihre Reich¬ thümer und Besitzungen zu vermehren. Andere treibt der Ehrgeitz in rastloser Unruhe umher und veranlaßt sie über dem Streben nach Rang, Macht und Ansehen, des Lebens wesentlichen Zweck aus dem Gesichte zu verlieren; noch andere setzen ihre Ruhe und Bequemlichkeit und selbst Gesundheit und wohl gar das Leben ausS Spiel, um auf Plätze zu gelangen, wo sie über Andere gebieten, und ihren Einfluß um sich her geltend machen können. Ach, meine Freun¬ de! wir werden aufhören, uns so übermäßig anzustrengen, und dem Besitze irdischer Güter so ängstlich und mit so großen Aufopfe¬ rungen nachzujagen, wenn wir uns mit dem Gedanken immer vertrauter machen, daß mir nicht bestimmt sind, hier für immer unsere Hütten aufzuschlagen, sondern einem Vaterlande entgegen eilen, in welchem unsere wahre und eigentliche Heimath ist. Die Ueberzeugung, daß wir von Allem, was wir hier an irdischen Schätzen eingesammelt haben, nichts mit hinüber nehmen können in eine andere Welt, wird uns das Zwecklose und Thörichte eines ungcmefsenen Strebens nach Gütern dieser Art recht fühl¬ bar; die Vorstellung, daß der Unterschied des Ranges und der Geburt, die uns hier von einander absondert, dort nicht mehr statt finden kann, und daß Kronen und Zepter, und alle andern Kenn¬ zeichen irdischer Hoheit und Größe am Grabe abgelegt werden müssen, wird uns gleichgültiger gegen Alles, was Auszeichnung und Ehre bei Menschen heißt; der Gedanke endlich, daß eine Zeit kommt, wo Niemand mehr vor uns sich bücken, Niemand mehr auf un¬ sere Blicke lauschen, Niemand durch unwürdige Schmeicheleien unserem Stolze mehr Vorschub leisten wird, wird uns geneigter machen, alle übertriebenen Ansprüche auf Macht und Ansehen 11 aufzugeben, und mehr nach solchen Vorzügen, dis auch jenseits ihren Werth behalten, als nach der eitlen vergänglichen Macht und Größe, zu streben. An die höhere Welt, an das bessere Vaterland im Himmel lassen Sie uns meine Freunde denken, und wir werden Alles, was hier so oft die Wunsche unserer Sinnlichkeit reiht, und unsern Neid rege macht, nach seinem wahren Gehalte und Werths würdigen, und mit minder sehn¬ süchtigen Blicken betrachten lernen. Je mehr wir uns überzeu¬ gen, daß die irdischen Güter nur einen bedingten Werth, und auf unser jenseitiges Loos nur dann einen wohlthätigen Einfluß haben, wenn wir beim Streben nach ihrem Besitze, die von Ver¬ nunft und Religion bestimmten Schranken der Mäßigung nicht überschreiten und von den rechtlich Erworbenen einen weisen, der Bekenner Jesu würdigen Gebrauch machen, desto mehr werden wir uns hürhen, dem Erwerbe derselben allzuängstlich nachzustre- ben, und ihn mit Vernachläßigung wichtigerer Pflichten zum Hauptgeschäfte unsers Lebens zu machen. Beseelt von dem Gedanken, daß die kurze Svanne Zeit, die wir hienieden zu leben haben, eine Zeit der Bildung und Vorbereitung für ein höheres Leben sey, werden wir auch: in. die sinnlichen Freuden nie in dem Maße genießen, daß wir uns dadurch Vorwürfe unser- Gewissens zuziehen könnten. Daß ein mäßiger Genuß sinnlicher, von Vernunft und Reli¬ gion gebilligter Freuden an sich recht, und mit der Würde ei¬ nes Vernunftwesens vertraglich ist, unterliegt wohl keinem Zwei¬ fel ; die tausend Quellen der Freuden, welche Gottes milde Vater¬ hand für uns öffnet, und die Empfänglichkeit für den Genuß derselben, welche mit unsrer sinnlichen Natur innigst verwebt ist, sind pin sprechender Beweis seiner väterlichen Absicht, uns das Leben so angenehm als möglich zu machen, und die Religion Jesu, die sich in allen ihren Anordnungen als eine zärtlich lie¬ bende Mutter beweist, ist so weit entfernt, uns den Genuß sinnlicher Freuden unbedingt zu verbiethen, daß selbst der gött¬ liche Heiland an einem Familienfreudenfeste Theil nahm, und die Fröhlichkeit der Anwesenden durch eine wundervolle Herbei- 12 schaffung des Weines zu steigern sich herbeiließ. Aber leider pflegen cs die Menschen auch in dieser Hinsicht zu übertreiben, sie genießen nicht nur ohne Auswahl, sondern überlassen sich auch ihren Genüssen mit einem solchen Mangel an Mäßigung, als ob dies der letzte Entzweck ihres irdischen Seyns wäre. Za manche stürzen sich, Sinnlosen gleich, in den Strudel der Sin¬ nenlust, vergeuden die kostbarsten Stunden, die sie der Erfüllung ihrer Berufspflichten, oder andern nicht minder wichtigen Ge¬ schäften hätten widmen sollen, an Spieltischen oder bei Trinkge¬ lagen , oder überlassen sich, was besonders von vielen jungen Per¬ sonen des weiblichen Geschlechts gesagt sey, der Tanzlust mit einer Heftigkeit, die selbst die blühendste Gesundheit in ihrer Grundfeste zu erschüttern, den Keim der Schwindsucht in den Körper zu pflanzen, und die Unbesonnenen, die sich ihr über¬ lassen, vor der Zeit als Selbstmörder ins Grab zu stürzen vermag. Möchtet ihr doch in euch gehen, und euch eurer Bestim¬ mung bewußt werden, Leichtsinnige, die ihr bloß darum da zu seyn scheint, um euch ganz dem Genüße sinnlicher Freuden zu überlassen, möchtet ihr nicht vergessen, wohin euer Weg euch führt! Ihr werdet eS dann fühlen, daß für Wesen, dis bestimmt sind, einst Bürger des Himmels zu werden, nichts unwürdiger sey, als wie die vernunftlosen Thiers bloß ihrer Sinnlichkeit zu fröhnen, und dies Gefühl wird euch jeden Genuß verschmähen lernen, der eines nach Gottes erhabenem Ebenbilds erschaffenen zur Unsterblichkeit bestimmten Wesens nicht würdig ist. Ihr wer¬ det es fühlen, daß ihr unmöglich so viel Zeit, als erforderlich ist, darauf verwenden könnet, um euch zur Aufnahme in eine höhere Welt gehörig vorzubereiten, wenn ihr hier die kostbarsten Lebensstunden dem Genüße sinnlicher Vergnügungen widmet, und in diesem Gefühle wird für euch eine dringende Aufforderung liegen, euch so oft als möglich aus eurer Zerstreuung zu sam¬ meln. Zhr werdet eS fühlen, daß eure Empfänglichkeit für die reinen geistigen Freuden , die uns jenseits erwarten, in eben dem Maße abnehmen muß, in welchem ihr euch hier bloß niedrigen thierischen Genüßen überlasset, und dies Gefühl wird euch bestim- — IZ — msn bei der Wahl eurer Vergnügungen mit desto größerer Sorg¬ falt und kluger Vorsicht zu Werke zu gehen. Wer sich meine Freunde seiner hohen Bestimmung recht leb¬ haft bewußt, wer zu der festen Ueberzeugung gelangt ist, daß er sich hier auf dem Wege in seine Heimath befindet, der wird sich nicht leicht ein Uebcrmaß bei dem Genüße sinnlicher Freuden zu Schulden kommen lasten. Wie der kluge Wanderer, der es zwar nicht verschmäht, bei dem Anblicke reizender Gegenden etwas länger zu verweilen, oder die Blumen zu brechen, die ihm auf seinem Wege entgegen blühen, aber sich durch keine noch so be¬ zaubernde Aussicht, durch keinen noch so anziehenden Gegenstand und Genuß an der eifrigen Fortsetzung seines Weges hindern läßt; so wird auch der in Zesu Schule gebildete Christ zwar mit dankbarem Herzen genießen, was ihm des Allvaters Huld auf dem Wege durch dies Leben an Erquickung darbiechet, aber sich diesem Genüße nie so hingeben, daß er darüber seine ewige Bestimmung vergäße; die Vorstellung, daß er einem bessern Va¬ terlande entgegen gehe, wird ihn vorsichtiger und mäßiger bei dem Genüße sinnlicher Freuden machen. Eben so wohlthätig wirkt diese Vorstellung auf unsre Ge¬ sinnungen und Handlungen bei dem Drucke irdischer Lei¬ den und beim Heran nahen unsers Todes, indem sie uns Standhaftigkeit und Muth einflößt. Zwei Punkte, die ich im II. Lheile meines Vortrages Ihrem Geiste vorhalten werde. II. Theil. I. Unser Weg zum ewigen Vaterlande führt nicht immer über Blumen, nicht immer durch anmuthige Gefilde, es gibt auch auf demselben Dornen, die den Fuß des Wanderers verwunden, cs gibt auch unwegsame Pfade, auf welchen der arme Pilger nur mit vieler Anstrengung und nicht selten mit großer Gefahr weiter kommen kann. Nein, wir werden nicht kleinmüthig ver¬ zagen meine Freunde, wir werden bei den Mühseligkeiten und Beschwerden, mit welchen unsre irdische Pilgerschaft verknüpft ist, den Muth nicht sinken lassen, sobald wir an das schöne Ziel, derselben denken. Nichts kann dem frommen, gläubigen Herzen 14 bei dem Drucke irdischer Noch, den wir auf dem Wege durch dieses Leben in so reichlichem Maße erfahren, mehr Muth und Scandhaftigkeic einfloßen, als die Erinnerung an die bessere glück¬ lichere Heimath, in welche unser Weg uns führt. Du seufzest unter der Last eines siechen, kränklichen Körpers, und die meiste Zeit deines Lebens ist ein Kampf mit schmerzli¬ chen Gefühlen; gedenke, wenn dich körperliche Leiden zu über¬ mannen drohen, daß du einem Vaterlande entgegen eilest, wo kein Schmerz, kein Leid mehr seyn, wo der Herr deinen gebrech¬ lichen Leib verklären wird, und du wirst mit gefaßtem Mache ertragen lernen, was die Vorsehung dir aufzulegen für gut be¬ findet. Du seufzest unter dem Drucke der Armuth, der Mangel, die Entbehrungen lasten hart und bitter auf deinem Leben, und erfüllen daS zagende Herz mit Kummer und Sorgen; gedenke deS Vaterhauses, daß dich aufzunehmen im Begriffe ist, gedenke des herrlichen Ersatzes, der dir dorr für alle Entbehrungen, die hier dein Leben verbitterten, werden soll, und du wirst dich mit Geduld und mit einem frommen, kindlichen Sinne in das Schick¬ sal ergeben, was dir Gottes Weisheit hienieden bereiter hat. Du lebst in drückenden Verhältnissen, und die Menschen, die dich umgeben, tragen nichc nur nicht dazu bei, dir des LebenS Last zu erleichtern, sondern verbittern - deine Stunden durch Lieblo¬ sigkeit und Uebermuth; gedenke, wenn Unmuch und Gram über deine traurige Lage dein Herz beschleicht, daß deiner ein Auf¬ enthalt wartet, wo feder lästige Zwang aufhoren, und wo es dir gestattet seyn wird, dich an die Besten und Edelsten deines Geschlechtes anzuschließen, und du wirst, gestärkt durch diesen Gedanken, mit standhaftem Muthe die Fesseln tragen, in welchen du hier schmachtest. Du wandelst mit wehmüthigem Herzen unter den Gräbern der Theuern, mit welchen dich die heiligen Bande des Blutes, der Liebe und Freundschaft verbunden haben, und die der Tod von deiner Seite gerissen hat. Dein Herz blutet bei der Erin¬ nerung an den schmerzlichen Verlust, den du durch ihr Scheiden von hinnen erlitten hast, und über welchen du dich nicht zu be- 15 ruhigen vermagst. Gedenke, daß sie daS Ziel ihres irdischen Wirkens nach Gottes oft unerforschlichem aber weisen Rath er¬ reicht haben, und daheim sind im eigentlichen Vatsrhause, wo sie mit erhöhter Kraft sür höhere Zwecke wirken, indeß wir im dunklen Erdenthale, gedrängt und gebeugt von dem Mühen und Kämpfen mir dem Leben und den Bösen unter den Menschen noch dulden und harren, bis auch unsere Hülle, vielleicht bald, vielleicht schon in dem Jahre, an dessen Schwelle wir heute stehen, in den Staub sinkt; gedenke, daß du dort alle, die hier deinem Herzen theuer waren, wieder finden sollst, wo rei¬ nere und heiligere Bande sie auf ewig mit dir vereinigen sollen, und du wirst aufhören, dich darüber zu grämen, daß sie die Hei- math, der auch du entgegen eilest, einige Augenblicke früher, als du, erreicht haben. Gerne, meine Freunde, gerne erträgt der entschlossene Wan¬ derer die Unannehmlichkeiten und Beschwerden, mit welchen seine Wanderschaft verknüpft ist, wenn er nur weiß, daß er am Ende die heimathlichen Fluren dennoch erreichen, und im Kreise seiner Lieben von den Mühseligkeiten seiner Reise ausruhen soll. So werden auch wir mit unerschütterlichem Muthe jedes Ungemach, das von unserm gegenwärtigen Aufenthalte unzertrennlich ist, erdulden, sobald wir unsere Blicke auf die bessere Welt richten, wo uns nach den schweren Kämpfen und drückenden Mühen die¬ ses Lebens ein glücklicheres Loos zu Theil werden soll, und wo uns nichts mehr von den Herzen, von der Liebe unserer voran¬ gegangenen Verklarten trennen wird. Und gibt uns unser Bewußcseyn beim Rückblick auf den zurückgelegten Weg unserer irdischen Wanderschaft das rühmli¬ che Zeugnis, daß wir, eingedenk unserer erhabenen Bestimmung, als treue Jünger unsers göttlichen Vermittlers den Tugendkampf hienieden redlich gekämpft, und in dem uns von der weisen Vor¬ sehung angewiesenen Wirkungskreise zur Beförderung ihrer auf Menschenwohl und Menschenbeglückung hinzielenden Zwecke nach Kräften unser Schärflein beigetragen haben, dann werden wir beim ernstlichen Hinblick auf unsere höhere Bestimmung nicht muthlos werden und zagen, wir werden uns nicht dem Kummer 16 und der Trostlosigkeit überlassen, wenn endlich die Stunde he¬ rannahet, die unserer irdischen Wanderschaft ein Ende macht. Und dieS meine Geliebten ist der letzte aber auch unstreitig der wichtigste Vortheil, den uns die lebendige Ueberzeugung gewährt, daß unsere eigentliche Heimath der Himmel sey. Diese Ueber¬ zeugung ist es nämlich, die uns beim Hcrannahen des Todes ruhiger und gefaßter macht. II. Von dieser Erde zu scheiden, sich loszureißen von der süßen freundlichen Gewohnheit des Daseyns, sich zu trennen von allen jenen, die uns hienieden theuer waren, kann nur jenen schwer fallen, nur jene trostlos machen, die sich mit ihren Hoff¬ nungen nicht über die Gegenwart, nicht über die engen, beklem¬ menden Schranken der sichtbaren Welt und der Zeit zu erheben im Stande sind. Uns aber, die wir, in Zesu Schule gebildet, und von seiner göttlichen Lehre erleuchtet, wissen, daß wir hier nur Gäste und Fremdlinge sind, und einem höheren himmlischen Vaterlande entgegen gehen, was sollte uns ängstlich und muth- los machen, wenn der Augenblick erscheint, der unsre irdische Wallfahrt beschließt? Vielleicht die Nothwendigkeit, diese Erde früher, als wir dachten, zu verlassen? Aber wir wissen ja, daß derjenige, der früher sein Tagwerk vollendet, früher zur Ruhe kommt, und dürfen also nicht erzittern, wenn wir auch in der Blüthe unserer Jahre zu scheiden genöthigt sind? Oder der Gedanke, daß wir alles, was wir hier unser Eigenthum nann¬ ten, auf immer verlassen müssen? Aber wir wissen ja, daß kein irdisches Gut jenseits einen Werth habe, und können es daher getrost in andere Hände übergehen sehen. Oder ist es vielleicht der Umstand, der uns beim Herannahen unserer Abschiedsstunde verzagt macht, daß wir so manche unserer Lieblingspläne aufge¬ ben, und vieles, was wir zum Wohl des Vaterlandes oder zur festem Begründung der Glückseligkeit der Unfern mit Liebe und Eifer begonnen haben, unvollendet lassen sollen? Aber wir wis¬ sen ja, daß sich für uns beim Tode jenseits ein neuer, höherer Wirkungskreis öffnet, und daß uns im Hause des himmlischen Vaters wichtigere Geschäfts erwarten, wir können also ruhig aus diesem beschränkten Wirkungskreise treten, ffnd das Tagwerk 17 abbrechen, was uns hier aufgetragen wurde. Oder ist es endlich der herzerschütternde Anblick derer, die einst mit einem blutenden Herzen und Thränen in Augen unser Sterbelager umgeben wer¬ den, welcher uns bei dem Gedanken an unfern Abschied von die¬ ser Erde trostlos macht? Aber wir wissen es ja«, im Hause des Vaters finden wir uns einst alle wieder, und können also gerrost den Unsrigen die Hand zum letzten 'Abschiede biethen. Aufwärts meine Geliebten, aufwärts lassen Sie uns blicken, lassen Sie uns nicht vergessen, das; unser wahres Vaterland der Himmel sey, und wir werden mit ruhiger Fassung unserm Tode entgegen sehen, wir werden den Zustand der Verbannung, in welchem wir uns hier befinden, gern mit dem beglückenden Loose vertauschen, das uns im Hause des Vaters erwartet, nur wer¬ den den Augenblick segnen, der uns auS der Fremde in die Heimath', aus dem Streite in die Ruhe, auS dem Lande der Thränen in die Wohnungen eines ewigen Friedens versetze. Allein eben darum meine Geliebten, weil das Haus des Vaters, welches seine vollendeten Erdenkinder aufnehmen soll, ein Haus des Friedens und der Liebe ist, so können auch nur im Geiste des Christenthums Liebende in dasselbe ein treten und an seinen Segnungen Antheil nehmen. Die seligen Bewohner dieses Hau¬ ses sind veredelte, zum Bstde Gottes verklärte Wesen, geläutert von allen irdischen Trieben, schon auf der Erde vorbereitet zu jenem Zustande der Vollendung. Wie können also Menschen welche belastet mit den entehrendsten Leidenschaften, ohne Gei¬ stes- und Herzesbildung, ohne allen religiösen Sinn und hier¬ durch ohne Empfänglichkeit für des Himmels reinste Freuden, von hinnen scheiden, wie können Rachsüchtige, Lieblose, Unbarm¬ herzige, Wollüstige, Goldgierige in das heilige Haus der Liebe, Barmherzigkeit und Reinheit eingehen? Wie können Lügner, Verläumder, Meineidige, wie können diejenigen, die hienicden ihre Brüder lieblos gekränkt, durch Ungerechtigkeit den Nächsten um sein Hab und Gut schändlich betrogen, und auf den Trüm¬ mern fremden Glücks, das sie mit ruchloser Hand zerstörten, sich empor gehoben haben, wie können sich solche ausgeartete Welt- »»» — ir; — kinder der Hoffnung überlassen, daß sie einst mir Gortes ver¬ klärten Freunden vereinigt werden sollen, um gemeinschaftlich mit ihnen den Flug zur höchsten Vollendung fortzusctzen? Welche Aufforderung darum für uns alle, hier so zu leben, uns so zu bilden, so auf dem uns von der Vorsehung ange¬ wiesenen Standpunkte zu wirken, und uns so vorzubereiten, daß wir nicht befürchten dürfen, einst von dem Eintritte in je¬ nes Haus und von der Gesellschaft der verklärten Freunde Got¬ tes für immer ausgeschlossen zu werden. Schluß So lassen Sie uns meine Geliebten am Schlußabende des scheidenden Jahrs den schönen, der treuen Bekenner Jesu wür¬ digen Vorsatz erneuern, das; wir auch im neuen Jahre fest ste¬ hen wollen in dem trostvollen Glauben an unsere höhere Bestim¬ mung im himmlischen Vaterlande, an Gottes Vorsehung und seine ewige waltende Gerechtigkeit. Allein lassen Sie uns auch mit allem Ernste, mit einem nie erkaltenden Eifer darnach stre¬ ben, daß dieser Glaube zu Thaten, zur Liebe und Barmherzig¬ keit, zur Sanftmuth und Versöhnlichkeit reife. Mit dem festen Vorsätze, dies Streben zum angelegentlichsten Geschäfte unscrs Lebens zu machen, vereinige sich endlich der fromme kindliche Dank gegen den Herrn für Glück und Noth, für Freud und Leid, ja selbst für die Verklärung derer, die unserm Herzen so nahe standen, und vielleicht nach längern Leiden hätten unter¬ liegen können. Lassen Sie uns danken für Alles, was uns un scheidenden Jahre durch den Rathschluß dos allweisen und all- gütigen Weltregicrers zu Theil geworden ist. Dieses Jahr ist nun vorüber mit seinen Wonnen und We¬ hen, seinen Träumen und Täuschungen. Aber eine große Erfah¬ rung des scheidenden Jahres ist nicht vorüber, die, das; Gott unser liebender, schützender Vater bleibt auch im künftigen Jahre. Von diesem festen Vertrauen auf den Vaterschutz des Alllieben- den beseelt, durch dasselbe ermuthigt, treten wir getrost in das neue Jahr hinüber, der frohen Hoffnung lebend, wirkend, dul- 19 dend: der Herr, der bisher so Großes und Herrliches an uns gcrhan hat, werde es auch im neuen Jahre wohl mit uns ma¬ chen. Zn diesem Vertrauen erheben wir nun unsere Herzen zu ihm, dem Allgütigcn, mit kindlichem Gemüthe sprechend: Angebetet, Vater! sey dein Name, Diese Erde sei) dein Heiligthum! Und dein väterliches Wohlgefallen, Sey der Menschen großes Eigenthum. Alle Herzen scyen dir geweihet, Wie sie Geist und Glaube weihen kann, Und die Welt, von Jesu Wort erleuchtet, Bete dich im Geist und Wahrheit an! Segne Vater deine Kinder, daß des Friedens und der hiebe Band ihre Herzen fest umschlinge und in Eintracht zur Vollendung leite. Segne Oesterreichs treue Völker und ihren milden Herrscher, deinen Diener unsern geliebten Kaiser Ferdinand, daß unter seinem Schirme Glaube, Gerechtigkeit und Wohlstand, die schon so herrlich begonnen, immer kräftiger emporbliihen und einst zu Früchten reisen, die noch die entferntesten Enkel erheben und beglücken! Erfreue vorzüglich mit deiner Vaterhuld und Milde unsere gute Stadt und ihre geistlichen und weltlichen Vor¬ gesetzten, die mit Kraft und Würde ihr Bestes wirken. Stärke und erhalte in ihr die Verkündiger deines Wortes, daß die Lehre deines göttlichen Sohnes unter ihrer Leitung den reichsten Segen bringe. Gib Gedeihen und Fort gang den BildungSanstalten für unsere Jugend, durch welche besonders der kommenden Menschheit Heil bereitet, und ein immer besseres Zeitalter hcrbeigesühret wird. Segen, Wachsthum und Blüthe wollest du jeder Wissen¬ schaft und Kunst, dem Handel und G e w erb sl e i ß e, kurz aller rechtlichen Thätigkeit ihrer Bewohner geben, damit öffentliches und Familienwohl durch sie befördert werde. — 20 — Tegne endlich o gütigster Vater! uns alle in unserni Be rufe, verleihe uns Kraft, Muth und Ausdauer, damit wir m ihm nur unsrer Pflicht leben, und einst nach vollendeter irdi¬ schen Wallfahrt in die ewigen Wohnungen ausgenommen werden, wo du umgeben von deinen verklarten Kindern mit Macht und Herrlichkeit ewig herrschen wirst. Amen.