Freytag den i3. May 1826. Der edle Verrather. (Veschluß). ^»ls Walter Sele in dem feindlichen Zelte stand und man ihm wieder das Tuch von den Augen genommen, erblickte er Cromwell / welcher an einem Tischchen saß und rrosthaft einige Papiere durchsah. Nachdem er den Fremdling mit einem durchdringenden Blick angesehen, fragte er in seiner gewöhnlichen barschen Weise: „Nun, was gibc's, bebänderter NoyalijN" — „Ich tomme zum Handeln / nicht zum Schwatzen," erwiederte der unerschrockene Sele: „um einem Feinde dasjenige anzubiethen, was er am meisten wünscht: den Besitz unsers Schlosses. Nimmt er das Anerbiethen an, so bereite «r sich sogleich, einem Manne zi, folgen, der heute i^acht ihm dienen will, und sey es auch auf Kosten der Ehre." — „Es sey! war die Antwort; ich bin im« mer bereit! Aber höre, stolzer Cavalier, wo du mich tauschest, so bist du deö Todes!" — „Wüßte ich, was Furcht ist, ich stände jetzt nicht in Cromwell's Zelt. Höre also auf, zu drohen; denke auch nicht, daß ich die königliche Sache niederträchtiger Weise verlachen werde; höre die Bedingungen! .... Nein, falte die Siirne nicht, es soll mich nicht schrecken! Und wenn du meine Bedingungen nicht eingehest, so sollen alle deine Drohungen mich se l b st jetzt nicht zum Verra-ll)«r machen. . . . Ich verlange nichts/ als das Leben «nd die Freyheit deS Gouverneurs und der, Besatzung, »on jeder lebendigen Seele, von Beauford an, obgleich 'l jetzt mein Todfeind ist/ bis auf den gemeinsten Sol^ daten hinab, und daß die wenigen3>""-«<,'"'"'", wel« che sich darin besinden, u" ">°"°" """ eines theurer ist als das Leben, gegen die Rohheit deines rebellischen GeslndelS ücher seyn sollen. Unter diesen Bedingungen allein werde ich dein Führer'.« — „Cromwell, war die Antwort, ail" dir sein Wort, daß alle, die sich jetzt im Schlosse beftnden, Leben und Freyheit geschenkt ha< ben sollen; und was die Weiber betrifft, so wisse, daß die Soldaten des Parlaments nicht die ausschweifenden Cavaliere Carl's sind, weftwegcn diese auch nicht um die Sicherheit ihrer Beyschlaferiiü'f» besorgt seyn dür« sen. Wir fechten gegenManner, u»d nicht gegen Frauen.' Bist du jetzt zufrieden?" Sele bejahte es und sagte, er wolle sich ein Mahl auf die Ehre eines Dickkopf«, (oder Nilndtopfs, der Spottnahme, welch?» die Cavaliere den Nebellen geben) verlassen, wenn es ja so etwas gäbe." Cromwell knirschte, da er sah, das; sein Führer sein« Absicht zu bezweifeln schien ; aber die Klugheit riech ihm, seinen Zorn zu verbergen, und er sagte bloß, indem er seine Pistolen ergriff: er könne es thun. Der Köl'igsmörder stellce sich jetzt an die Spitzt eines auserlesenen HaufenS, hielt aber während deS ganzen Zuges Walter Sele dicht an seiner Sene, da» mit derselbe ihn nicht ungeahndet in eine etwaige Falle locken möchte. Aber es bedürfte dieser Vorsicht nicht: Liebe und Rachbegier hielten den Jüngling so sehr gl>, ftsselt, daß ,s ihm nie einfiel,'den Feind seines Mo>: narchen z^verrathen, er brachte ih,> im Gegentheil redlich an die Öffnung, durch welch« er entflohen w^r. Die Soldaten/ welche mildem nothwendigen Geruch versehen «zren, stiegen in die Bresche und singen an, den Schutt auf der ihnen angewiesenen Stelle hinweg zu räumen, während Cromwell und Sele von außen Wache hielten. Die Arbeit ging glücklich von statten, ohne daß silier in der Garnison etwas davon merkt«. Ein Mahl nur rief einOfftcier, welcher die Wache auf dem Wall abzulösen kam, die Personen, welche-er im Graben bem?rkce, mit dem gewöhnlichen „Werda!„ an. Sele's Geistesgegenwart aber,rett-ete sie. ^Freunde!" mir »Vine schnelle Antwort. — „Wessen?" — „Des Kömgs und Beauford's!" Der Ossicier zweifelte nicht/ d^s es Leute seyn müßten, die yon dem Befehls Haber dahin geschickt worden lyaren,, ging weite? und ließ sie ihre Arbeit ungestört vollenden. Der ganze Hau» f«n war jetzt llintry^b der Casematten, wo man Zeit fand, Achem zu schöpfen und sich -für dn, Angriff ^or. zubereiten. Eine Schwierigkeit >vcr jetzt nur noch zu überwinden, nähmlich dos Aufsprengen «iner Thüre, ».ie sich am Eilde des G^^ez befand, der sie in di« Mitte der Feste führen sollte. Da diese« «icht oh'ie Ge» raosch geschehen konnte, so stießen sie dieselbe durch vereinte Anstrengung mit einem Schlage auf, und durch ihr schnelles Hervorbrechen und eilige Bewegung besän« den sie sich im Besitz des Schlosses, ehe noch Viele im Innern ihre Gegenwart erkannt hatten. Beym Anbruch des Morgens war die königliche Standarte d,, und zwey Mahl schon hacie-er jedes Gemach und jeden Schlupfwinkel „ach der Einziggeliebten durchspahet, aber immer-vergebens. Mit,zerrissenem Her.zen wollte der verzweifelnde Jüngling seine hoffnungslose Wanderung zum dritten Mahle antreten, als er vor d«n hartherzigen Cromwell gefordert, und, da er sich zu komm n weigerte, zu ihm geschleppt wurde. Jetzt aber vergaß er seinen persönlichen Kummer, und stand vor dem Tyrannen mit einem so edeln und maje« statischen Anstande, daß Alle, die ihn sahen, sich von Ehrfurcht durchdrungen fühlten, und selbst Cromwell einen Augenblick '^>g ,unentschlossen schkn. A5er e"? blieb es nicht lange. ,jNun, stolzer Cavalier," rief er finster, «habe ich mein Versprechen gehalten? Ist N« gend eine Jungfrau oder Metze, um welcher,willen dll es.gewagt, Cromwell's Soldaten zu beschimpfen, miß' handelt worden? Auch das Leben und die Freyheit der Garnison verhieß ich, und >Alli leben und sind frey. Aber erinnere dich., kaß, als ich dir mein Wort dafür gib,, du nicht dazu gehörtes, ,und ich dir deßwegen auch mchts schuldig bin; denn es war ja nicht um meinetwillen, sondern um deine eigene Rache auszuführen, daß du d.« Aeinigen verriethst. Hatten andere Beweg» gründe dich bey dein uns geleisteten Dienst geleitet, ich würbe dir dafür gedankt haben; so aber freue ich mich des Verrachs, muß aber den Ver,rather has« sen. Empfange also auch eines Verräthers Lohn!" In demselben Augenblick fiog auch det Tyrannen Pistol aus i>«m Gi«lel, brannte, nno Walter Sele, der edle Verräther, wälzte sich blutend am Bwden. ..... Als .einige ^Soldaten den Leichnam an einer abgelegenen Stelle unwa M,Ilon. Laut schreyend warf sie sich auf die geliebte Hülle, auf welcher sie unbeweglich liegen blieb, bis man sie mit G«valt von derselben trennte, und dann mußten zwey Männer sie halten, wahrend die Übrigen mit.kalter Lieblosigkeit die Leiche verscharrten. Kaum hatten sie sich entfernt, so stür,zte sie sich auf den frischen Grabhügel nieder, und rief jauchzend,, sie habe .ihren Walter wiedergefunden. Viele Jahre lebte die Arme im Wahnsinn — ihr einziges Geschäft war die Verzierung des Grabes des Heißgeliebten. Drohte der Winterfrost den Blumen und Sträuchern., die sie darauf,pflanzte, mit Zerstörung, so bedeckte sie dieselbe« mit Stroh, welches der nächste Sturm hinweg wehte.; sie begoß sie gewiß mit ihre» Thränenfiuchen., versagten die Wolken auch ihren Zoll. Sommer,und Winter, Tag und Nacht, im Sonnenschein und Regen saß das trauernde Mädchen, fühllos gegen Zeit und Witterung, auf dem Stein, den sie selbst dem Geliebten gesetzt., und ssng ein Liedchen von ihr.em tapfern Walter Sele. "Eine neue Methode, Kinder gehorsam zu machen. (Aus dem Wanderer.») Ich besuchte dieser Tag« einen kleinen Familien« zlrlel, wo man sich ebe„ mit einem niedlichen kleinen Knablem von vier Jahren unterhielt. Es waren da> selbst noch ein Paar Frauen, die das liebe Kind nicht genug bewundern'konnten. Der Mutter des Knaben, «mer Frau, bey der Geist und Empfindung im schönsten Gleichgewichte steht, und deren ganzes Ebenbild ihr Eöhnchei, ist-, leuchtete die höchste Freude aus ihren 'schönen Augen, und ich muß gestehen, daß mich dieser Anblick um so mehr ergriff, als ich bey näherer Betrachtung des Knaben, aus seinen onmuthigen G.-sichlSzü-Zen, aus seinem großen sprechenden Auge nicht allein das schöne Kind, fondern das mit geistigen Anlagen begabte Wesen erblickte, Ich versprach mir, von diesem Knaben nicht allem die liebliche Sprache -zu vernehme»», sondern an ihm auch las seinem Alter und der Erziehung seiner gebil' deten Mutter angemessene Betragen zu bemerken. Die Sprache war aber, obwohl sehr geläußg, doch keines, , wegj seinem lieblichen Organe zusagend, und mehr sich zu den geineinen Dienstbothen «Ausdrücken hinneigend. Sein Benehmen, außerordentlich lebhaft ,granzte mehr an's Unartige, wenn es gleich nicht,in'sBo?ya-fte ausartete. Ich erstaunte über den Concrast des Kindes, in dem es.zu seiner doch so sehr gebildeten Mutter stand. 3»och 'm»hr aber .nahm meine Verwunderung zu, als ich den Ungehorsain, oder (wie es nach dem.Ausdrucke .der liebeblinden Mutter heißen soll) den verkehrten Gehorsam an dem Knaben wahrnahm. Was lhm immer zu thun geheißen ward, davon that er ge« lade das Entgegengesetzte. Wollte man ^, B. haben, daß er einen Stuhl nicht besteigen sollre, so durfte tie Mutier in dem Moiuente, als er ihn bezeigen wollte, nur rufen: «Fritz, gleich besteige diesen Stuhl i" und er unterließ es richtig. Man hörle ihn besonders gerne «inige von den Dienstbochen aufgefaßte kleine Liedchen singen; die er mit einer sehr lieblichen Miene vortrug. Eine.solche Productivn sollce in meinem Beyseyn Statt haben, und es wurde zur Probe von uns allen darauf angelegt, das Kind durch gute Worte,' Versprechung^ u. dgl, z»m Singen zu bew^g^n. -3 .1? st die Mutter nn,.'^ an ihm den gleichen Versuch, alle,,, all unser Bemühen und.Zureden war verg.b^n?. Endlich nahm diese zu dein Millel, worouf sie sich "och riel . zu Gute thar, ihre Zuflucht und sagte: „Heine da>.f , Fritz durchous nicht singen!" und auf der .Ecille si„q er an mit schelmischer Miene seine Liedchen anzustim-. men. Die Multer sprach immer gelassen fort: „Dies; und jenes darf er nicht singen!" u»d so lange ste ver-^ blechend befahl, sang der Knabe fort. Das schelmische , Kerlchen 'wurde darüber allgemein bewundert, geherzt und geküßt. Und so ging's immer fort. Wollte man das Bürschchen zum Guten haben, mußce man ihm daö'Base Heisien. Nur ich betrachtete das schöne aus» drucksv'olle Kind, a», drm die schö.'üten Anlagen, so ver< kehrt behandelt, nicht zu verkennen ivaren, mit Be» dauern. Ja ich konnte cs nicht liber mich gewinn?,,, der verblendeten Mutter darüber meine Meinung ^u verhehlen. Allein diese d!ie.b taub gegen alleVorstellungell über diesen Punct, indem sie eimmndete: drr Knabe sey ja jelN »och vi^l zu,jung, und in der Folge ,rürde sich das alles geben u. s. w. Wie oft tadelte tieselbe Mutter die llngezogeich.'l-den anderer Kinder, die sie jetzl an dcm ihrigen sogar lobpreist! Möchte si>? doch, n>ie'so viele ihres Gleichen, zu ihrer emst?nahligen Beruhigung einsehen, wie schädlich es,in,der Folge iln-rden muH, den Kindern, wen» auch in ihrer zarten Jugend, so ganz ihren Willen zu lassc». Möchten derley verblendete Mütter doch der s» höußg erprobten Erfahrung glauben, daß gerade die' zarten Iugendjahre es sind, wo der Keim zum Guten wie zum Bösen sich entspinnt, und sich stufenweise ent« wickelc; wo die Eindrücke oft so bl«l»eud werden, daß sie auch in den spätesten Jahren nicht verschwinden. Möchten sie mit dem Umblick in der jungen Welt er« kennen, dc.ß bey Jünglingen und Mädchen meist, j« oft bloß allein die versäumte oder verkehrte Erziehung in ihrer frühesten Jugend an ihrem cadelhaften Betra, gen Schuld ist. Die meisten der Mütter berufen sich tröstend auf das angedo r n e g u t e H e r z ihrer Kinder, und glauben: so ein Kind kann nie bosh>ft wer. de„; allein wenn es auch nicht boshaft wird^, ist unl> bleibt es deßhalb schon gut? Muß dem, der Mensch ' -gerade ei» Bosewicht seyn, um nicht geachtet zu wer. bell? Der Mensch ist mit einem Gebäude zu verglei chen, das, soll es gut heißen, eine,^ute Grundfeste haben muß; ist diese schlecht, so wird der spätere »och so solide Bau ohne Dauer seyn. Ebenso muß auch beym Kinde schon in den ersten Jahren,, so wie sein Verstand sich anfängt zu entwickeln, die Grundfeste z»r Tugend, zum festen Charakter gelegr werden. Sehr schwer, meist gar nicht laßt sich das Versäumte hieri» nachhohlen. Der Mensch ist eine Stufenleiter: fehlen daran die ersten Stufen, so sind die andern unerreichbar. Dieß Wenige, wahrhaft gut Gemeinte sey von mir denen gesagt, die mich verstehen wollen, und wohl ihnen, wenn sie mich nicht allein verstehen, sondern auch zu ihrer eigenen Beruhigung darnach handeln. Arming, «in Familienvater. Außerordentliche litterarische E rsch e i nu n g. tk« ^0l5i2l! lun^ülizc l>^ II>8 Hs,k»j<>.5<,)' (^hier sind im Original die unrcn stehenden Nahmen des Sultans persisch gesetzt) ll,s! Xmz ckOucle, in 5«.>v«n ^)art5; f>rint8 ^I^^5t^'>i 7,1-055 in tll« cil/ osl^uclcnu^v. 1822. Sieben Foliobaude des größten Formats, l5 Zoll lang, n Zoll breit. Ei» wahrhaft königliches Prachtwerk, welches der Sultan von Aud (Oudü) Udulmus^ffl'r Muiseddm Schahi Seinan Ghasieddm h^ider Padiscbah, d.i. der Vater des Siegreichen, der Beehrer des Glaubens, der Schah der Zeit, der Sieger des Glaubens, der Löwe, 0 e r P a, dischah, selbst verfaßt, und mehrere Eremplare desselben der ostindischen Gesellschaft zur Vertheilung in Europa anheim gestellt hat. Eines derselben hat der Herr Hofrath Ritter v. Hammer von der ostindischen Gesellschaft im Nahmen Sr Majestät des Sultans so eben empfangen. Die ersten sechs Foliobünde enthalten das Wörterbuch, der siebente die Sprachlehre; jeder Seiteist, ober der Seitenzahl, das Waven des Sultans (zwey Löwen, die jeder eine Fahne halten, zwey Fische, Thron und Krone, ein Stern und Meereswo" gen) ausgedruckt. Die zwey Löwen sprechen den eigenen Nahmen Haider (ll^cl«!') aus, welcher Löwe bedeutet; dieFahnen, Thron, Krone, Sterne beziehen sich auf die obigen Zunahmen, die Meereswogen vielleicht auf den Titel des Buchs. Seit ?l bulfe« d a, dein in Europa als großer Geschichtschreiber und Geo» graphe genug bekannten gesehrcen Fürsten von H am ah, auS der Dynastie C'jüb (gi>st. i5Z2), hac kein Emir, kein Sultan, kein Schah und Pad ischahder Wis« fenfchaft als Schriftsteller so großen und wesentlichen Dienst geleistet, alsSe. Maj. der Sultan von A u d du^ch die Zusammentragung und Herausgabe dieses vollst'nl-dig,sten und ausführlichsten aller persischen Wörterbücher, wofür ihm von allen Litteraturen die deutsche, als die der persischen nächste Sprachverwandte, den meiste» Dank' wissen muß. Hr. v. Hammer wird, wenn er die sieben Foliodande durchgelesen haben wird, über den Inhalt derselben der deutschen Lesewelr ausführlichen Bericht erstatten, und die aus den sieben Meeren aufgefischten Perlen der Sprachverwandtschaft und des Sprachgllüus zur öffentlichen Schau ausstellen. ^___ I.H. Dlchter und Dichterlinge. In unsern Tigen sind je»e eine Seltenheit, diese aber sind so zahlreich und schießen so schnell hervor, wie die Pilze, Der Dichter muß Ersiüdungscrafc, Ursprü>,g< lichteic und Reichthum an Ideen, Geschmack, viele und gründliche Kenntnisse besitzen, u»d dieß erfordert eil» langes und angestrengtes Studium ; aber ein Dichterling weiß eiingermaßen die Sprache zu handhaben, kümmert sich nicht um die Richtigkeit und den Reichihunl der Ideen / und reihet Worte zusammen, welche weder in die Geheimnisse der Naiur noch deS Menschengeistes einführen. -----------«»—--------- Das englische Handelshaus zu London, welches groß« tentheils den Verkauf der Billete der englischen Lotterien übernommen hat, nennt sich H a sa r d und Compag» n i e. Wahrlich, es hatte mit der größten Mühe teine für seinen Handelszweig passendere Firma auffinden können.« Gedruckt b,y Ignaz Aloyb <6dl«„ »»u Kl«lnm«yr.