Wochenblatt z u m Nuhen und Vergnügen. Freytag den 5. N 0 vemher. l 8 1 5. Johann Vacker, aus Räuberhänden errettet. Johann Backer reiste von Zeist bey Utrecht nach Neuwkd. Er hatte eine beträchtliche Snmme Geldes, nedft Uhren und Juwelen bey sich. Zwischen Cleve und Köln führte ihn der Weg durch einen M«len langen Wald, der damahls äußerst unsichec war durch Französische Marodirsr, welcbe erst Tags zuvor einen reisenden Handwecksburschen ermordet hatten, wovon jedoch Backer nichts wußte. Cr war etwa eine halbe Stunde in dem Walde gegangen, immer mit oimm un-gewöhnlichrn "Angstgefühl, r?n wachem er sich durch Nachdenken üd..- einen Vi-belausspruch zu befrey n such'^ Er erblickt jetzt einm Menschn h?tt er sich herkommen.^ D'.cser, sich nahend, fcagt: wie spät es sey? I^dsm Bäcker antwo.-tet, springen drey andere aus oem Dickiat he,vor und lordern ihm sem Geld ab< Er reicht ihnen seinen Geldbeutel. Sogleich fallen die BösewichM über ihn her^ reißen chm Rock und Weste vom Leibe, und mißhandeln ihn aufs Grausamste. Er bittet, ficht um Schonung seines Lebens , oder nur um zwey Minuten Frist, Leine Seele Gott zu empfehlen, aber umsonst ; die Räuber schleppen ihn drohend und siuchend mit Gewalt in das Dickigt hinein. Während dieser Mißhandlungen sprangen zwcy Reittr im Galopp heran; Bäcker selbst bemerkte sie nicht. Die Räuber abe:: wurden sie gewahr, und eilten mit der geraubten Geldbörse in den W ld. Die Reiter fanden dcn Unglücklichen halb ohnmächtig, nahmen seine Kleider auf ihre Pierde, und redeten ihm zu, so geschwind als er vermöchte, mit ihnen ?u laufen, um sein von der Todesangst erstarrtes Blut zu erwärmen. Er that, was er konnte, und erreichte mit Mnen B'f-e'iern das nächste Dorf, wo er zu d^m Gutsherrn geführt wurde. Ms dieser' ihn erblickte, und von jemen Begleitern sein erfahrnes Unglück hörte, nes er überlaut mit gcoßer Gemuthsbewegunss: Mein Herr, wahrkch S^e sind ein Chnst, und cin Licblingsobject der gottlichen Obhut; denn hören Sie: Heute > snch, als tch in mumm Garten spaM- te, fiihlte ich plötzlich einen unwiderstehlichen Drang diese Männer in den Walo zu schicken, um den Räubern nachzuspüren, welche gestern den Schneider ermordet hatten. Ich wollte es bis auf den Nachmittag verschieben allein eine folternde Angst übersiel mich; das Gesicht verging mir so, daß ich die Pstan;:n in meinem Garten nicht mehr unterscheiden konnte. Ich eilte, um der Angst los zu werden, in mein Haus, und kamn hatte ich die beyden Reiter abgefertigt, als der Friede in meine Seele zurück kehrte. Er nahm jetzt den zu Thränen gerüh.ten Reisenden bey sich auf, und ließ ihn deit Tag nnd die folgende Nacht aufs sorgfältigste verpflegen. Die Räuber wurden nachmahls ergriffen und erh.elcen ihrs verdiente Strafe. Trauriges Schicksal zweyer Zwillings-Vrüder. Die zu Bordeaux zum Tods verurtheil-ten Zivillingsbrüder Cäsar und Kon,ian-tin Fancher, haben, wie das Journal de Paris bemerkt, von der Natur die Eigenheit, daß sie sich äusserst ähnlich'sehen, und dabey, durch die engste Freundschaft verbunden, immer fast unzertrennlich waren Sle traten 1791 miteinander iu die Armee, rückten schnell in die Höhe, lwd zeichneten sich durch ihre Tapferkeit aus. Sie wurden in einem Treffen gefährlich verwundet, u,d, kaum getzei>t, von dem Revoluzwns-Tribunal zu Rochefort als Föderalisten zum Tode verurtheilt. Doch rettete sie, als sie schon oas Schaffot bestiegen hatten, die Menschmfreundlichkeit zweyer Abgeordneten des Konvents, w.l-che den Utttzeilsspruch einer Revision um terwarfen- Späterhin wurden sie an einem Tags G:n:cale; Schmerz, Freuds, Vermögen, hatten sie stets gemeinschaftlich, nun hat sie auch j-tzt eine Kugel im Tode vereint. Am 27. September wurden sie wirklich zu Bordeaux erschossen. Sie haben allen H^yiand der Religion verschmäht, g?!!M Acm in Arm zum Gerichtsplatze, ullv affecktict'N eine Heiterkeit und Fe-stigkelt, die sie nicht verließ. Sie liessen sich die Augen nicht verbinden, und einer von ihnen gab das Zeichen zur Hinrichtung. Man bemerkte mit Verwunderung , daß sie sich in ihrem letzten Au* genblicke nicht umarmten. Rechtlichkeit und Biedersinn der Be, wohucr Norwegens. Ein Fremder sah auf seiner Reise durch die Gebirge einen Mantelsack auf der Landfcrasse liegen, und sprach zu seinem Fuhrmann: „Hier hat Jemand seinen Mantelsack verloren " ,.Wahrscheinlich, antwortete der Fuhrmann, konnte er ihn nicht fortbringen, uno des vegen ließ er ihn hier liegen." "Einen Man-? lelsack auf öffentlicher Gttaße l^cgcn lassen, erwiederte der Reisende, ist doch ziemlich gewagt." „Keineswegs, sprach der Fuhrmann. Wer wird in Norwegen einen Mantelsack stehlen? " Schnelles Steigen des Wohlstandes/ und dcr Bevölkerung der emzelnelt Nordamerikamschcn Freystaaten. New - York hat in den letzten 20 Jahren sy zugenommen: daß ein Stück Land, welches früher 50 Dollars kostete, jetzt 1500 gilt; es lst das Tyrus der neuen W?lt Es enthält 33 Kirchen und Kapellen aller Neligions - Parteyen, und Washington kann ihm den Rang kaum sireirig machen. Ein Dampfschiff, 160 Fuß lang, geht wöchentlich zwey Mahl zwischen New - Yock und Albany. Die Wirthshäuser sind so glänzend, daß se'lbst ^ die Bewirthung in den Englischen ärmlich dagcgen ist. Es g:bt daselbst 4000 Schwarze, und 700 Sklaven. Die Quäker nchmen ab. Cha lsbtown hat 3Z00 Gcbäude, ist aber noch nicht gepflastert. Die Gassen sind dluch die schönen Alleen des Melia Azedarach (p;äe of n Petersburg, wo sie schr gut ftufge- nomwcn wurde. Mit den französischen Kriegsgefangenen kam sie nun wieder nach Frankreich znrück, wo fie ihren Bruder als Oberst in dem Dienste des Königs Ludwig antraf. Großmütiger Zug eitles Kosaken- Ein Kosak war in einem geringen Dorfe unfern Straßburg bei einer armen Familie einqnattirt. Sein einziger Gedanke ging dahin, dksclbe in ihrem Elende zu unterstützen. Es fehlte den Unglückiicl en an Lebensmitteln; der gutmüthige Kosak sorgte dafür Zwey Tage hernach' kam die Frau in die Wochen. Der Kosack belauscht: den Augenblick wo unsere Wöchnerin schlief, und trug das Kind davon. Wie groß war das Erstaunen der Mutter, bei il>rcm Erwachen das Kmd nicht mehr zn er^ickö l. Gie überließ sich dem hcft-gsten Schmerz, und w^ir im Begriff demselben zu unterliegen, als 24 Stunden hernach der Kosack hcstig ins Himmer trat. Freude blickte aus seincn klugen ; auf dem einen Arme hielt er das Kind und auf dem andern einen Sack mit ungefähr 100 Thaler. Dieser edle Mann ging mit diesem köstlicher. Unterpfand nach allen benachbarten Oertern, in welchen sicb Kosaken oder Russen befanden, und bracbte durch seine dringende Verstellungen und Bitten ob'ge Gnmns zusammen, welche cr mit Freude nebst dml K'nde der Mutter zustellte. Schicksal der Jesuiten. Cchon gegen das Cnde des 16 Jahre ! 'Hunderts sagto Franz Borgia von dem -^mten-Orden, dessen Gensral er war: 1 „Wie Lämmer haben wir uns eingeschlichen , wie Wölfe werden wir regieren., wie Hunde wird man nns vertreiben , und >wie Adler werden wir uns verjüngen. Anekdote. Als man zn Edimbmg die Kunde von der Movdschlacht bey Waterloo erihelt, und eine alte Fran an einer Strafsenecks vkle ^,'eute beschäftigt fand, die angeschla,-gcne Sieges-Nachricht zn leson, so fragte sie, was das sey? Und als sie erfuhr daß es den großen Sieg über Bonaparts bedeut, fragte sie: an welchem Tag die Sä lacht vorgefallen wäre. Da man ih? sagte; „an einem Sonntag, rief sie aus: ,,döc hat nie an die Sonntage geglaubt; den wird er aber nie vergessen!" ^ Räthsel. Ein Wesen ohne Arm und Beine, Aus Nasos altem Fabelland, Wohn' ich im dicht vorwachsnen Haine, Von einer Göttinn Zorn verbannt. Nur ferneher tönt meine Frage, Dem Nahenden verstimmn mein Mund; Me mache ich die stille Klage, Doch gern des Donners Stimme kund. Ich stimme froh zu den Gefangen, In eines Felsens Spa^t versteckt, Doch schlummr' ich e.n bei k'isen Klängen, Bis mich des Hornes Schall erweckt. Und schein ich gleich dich zu verhöhnen, So zürne mcht, und glaube mir: Icb folge einzig Deinen Tönen, Du zwingst mich Hohn zu sprechen Dir,