se». s». Ar-ttag, 4. Mai RS««. V. Jahrga«g. Die ^Marburger Zeitung" erscheint jeden Sonntag, Mittwoch und Areita^. Preise — für Marburg: ganzjährig e fl.. halbjährig 8 fl., vierteljährig 1 fl. SV kr; für Austellung in» Hau» monatlich 10 tr. — mit Vostversendung: ganzjährig 8 fl., halbiShrig 4 fl., vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Tarmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, bei zweimalig» mit 16, bei dreimaliger mit 20 tr. berechnet, wozu für jede»malige Einschaltung 80 kr. Inseraten-Stempelgebühr kommen. ! ! V » Zur HeschWe des Tages. Das Berhältniß Oesterreichs zu Preußen tritt jetzt, wo es schon fast voUtommen gewiß zu sein scheint, daß Italien den Krieg anfangen und Preußen erst nachfolgen werde einigermaßen in den Hinter« grund. Jndeß aber dauern die preußischen Rüstungen im verstärkten Maße fort und Bismarck ist auch auf diplomatischem Felde nicht unthä« tig. Wie verlautet, will er eine Zusammenkunft des Kaisers Napoleon mit dem Könige Wilhelm I. von Preußen in Coblenz am Rheine veranstalten. Der Zusammentritt des deutscheu Parlamentes in Frankfurt soll im Monat Juli erfolgen. Der preußische Kronprinz lvird diesen Monat nach Stock« holm gehen. Es ist möglich, daß der Besuch gar keine politische Bedeutung hat, aber eS ist ebenso gut möglich, daß er dazu bestimmt ist, diplomatische Berhaudlungen wieder anzuknüpfen, welche vor vier Jahren von dem Kronprinzen von Schweden bei seinem Besuche in London und Paris begonnen worden find. Damals handelte eS sich für Schweden um die Herstellung eineS NordreicheS, welches Schweden. Norwegen und Dänemark, mit Ausnahme SchleStvig-HolsteinS, umfassen sollte. Darüber wurde eifrig mit den Kabinetten von Petersburg. London. Paris und Berlin unterhandelt, und Graf Bismarck, ivelcher in jenen Zeiten Gesand-ter in Petersburg und Paris »var, stand den Verhandlungen nicht fern. WaS damals nicht zu einem glücklichen Ziele geführt lvorden. kann man vielleicht heute noch einmal aufnehmen wollen, und so wäre es denn immerhin möglich, daß die preußische Regierung durch Versprechungen in dieser Richtung hin sich in dem schwedischen Hofe einen Bundesgenossen w gewinnen sucht. Mag man den Werth einer solchen Allianz für Preu» ßen vielleicht auch nur gering anschlagen, auf jeden Fall würde sie hinreichen. um Schleswig Holstein zu decken, und Preußen so von der Ber-pfiichtung befreien, dort ein großes Heer aufzustellen, indem Schweden uutel alten Umständen die Dänen in Schach halten würde, so daß fie an keinen Angriff auf Schleswig denken könnten. Der preußische Borschlag, betreffend die Reform des Bundes läßt sich in folgende Punkte zusammenfassen: 1. ES wird ein Parla» ment einberufen auf der Grundlage des allgemeinen Stimmrechtes, jedoch mit einigen, auf die Wählbarkeit der Abgeordneten bezüglichen BeschräN' kungen. 2. Es wird eine BollziehungSgewalt fcftgeftellt, in der Oesterreich, Preußen und Baiern allein einen überwiegenden Einfluß erhalten. 3. Deutschland wird in drei militärische Gruppen getheilt, die von Oester-reich, Preußen und Baiern gebildet werden. 4. Preußen und Baiern erhalten das Oberkommando der militärischen Kräfte der Staaten der letzten beiden Gruppen. Preußen führt den Oberbefehl über die sofort zu errichtende BundeSflotte. 5. Der Bund hört auf. die Besitzungen Oesterreichs zu garantiren. und wird über diesen Gegenstand späteres Uebereinkommen treffen. 6. Dem Parlamente wird die Entscheidung über den Beitrag für die Armee und die Kriegsflotte, und über die für den gamen Bund anwendbaren Gesetze zugetheilt. 7. Endlich wird die diplomatische Leitung ausschließlich Preußen übernehmen. daS wieder den verschiedenen Staaten das Recht überläßt, ihre Konsuln zu ernennen. Die „granee" bemerkt zu diesem Vorschlage, „er zielt aus nichts weniger hin, als den österreichischen Einfluß in Deutschland gänzlich zu vernichten." Diese Worte eines ganz unparteiischen Beobachters bilden die treffendste Kritik des Bismarck'schen Planes. Das preußische Kriegsministerium hat 46 Bataillone Landwehr (40.000 Mann) zum 15. d. ^u Uebungen einberufen, und zur Erklärung der Maßregel wurde hinzugefügt. eS sei dies nur die Ausfüh« rung einer königlichen Kabinets Ordre, die bereits am 1ö. Februar erlassen und am 24. Februar veröffentlicht wurde. Der „Rürnb. Korr.^ bemerkt hiezu: „Diese Daten mögen richtig sein, wir müsse» aber doch darauf hinweisen, daS vor den 24. und 15 Februar die preußische Depesche vom 26. Januar fällt, in welcher bereits die gegenwärtige Situation im voraus skizzirt lvar, indem in derselben Oesterreich fizr den Fall der Richtwill' fahrkelt in Bezug auf Schleswig Holstein mit dem Abbruch der Allianz und mit der Hinwendung seines getreuen Verbündeten zum Ausland bedroht wurde. Ebenso fällt schon vor den 24. und 15. Februar die österreichische Antwort vom 7. Februar, in welcher die in der preußischen Depesche vom 26. Januar gestellten Begehren abgewiesen wurden. Weit entfernt, die Ausammenziehung von 40.000 Mann Landwehr außer Wechselbeziehung mit den gegenwärtigen preußisch österreichischen Berwick-lungeu zu setzen, zeigt daher das Datum vom 15. Februar vielmehr, daß diese ganz abnorme Maßregel in engster Verbindung damit steht. Die Im lothen A r u g. Bon z. Temme. (Fortsej^ung.) Der Baron erhob Gestalt und Blick. „Lassen Sie die Frau Sellner hierher führen." „Die grau allein?" fragte der Polizeirath. „Nun ja." „Sie wollen — „Sie verhören." Der kleine dicke Polizeirath schien, nicht in einander, aber umsinken zu wollen, als wen» der Schlag ihn rühre. Er hatte Anlagen dazu. „Belknöcherte Bureaukrateuseele!" knurrte er in sich hinein. „Und der Mensch ist noch so jung. Aber der Mensch ist auS einem vornehmen Hause. Das will und muß Karriere machen! Nur Karriere l" Er ging an ein Fenster und riß eS auf. „Schmidt!" rief er hinaus. Er. bekam nicht sofort Antwort. „Schmidt!" rief er lauter. „Verdammt lange Fiaur. wo hat Sie denn der Teufel?" „Ich bin ja schon da. Herr Polizeirath." „So scheeren Sie sich in deS drei Teufels Namen hierher." „Na. der ist gut in Rage!" sagte der lange Schmidt für sich, aber deutlich genug, daß mau eS hören konnte. Der Polizeirath schlug daß Fenster zu. Er war in Rage, und er mußte seiner Ironie weiter Luft machen. DaS Zuschlagen des Fensters war in dem freundlichen Familien-stübchen nebenan gehört. Der Herr Steinauer öffnete die GlaSthür und kam in das Fremdenzimmer, um zu sehen. waS eS hier gebe. „Zum Leusel. Herr, tvas wolle» Sie hier?" fuhr ihn der Polizei-rath an. Der bescheidene Herr Steinauer wollte durch die Thür zurückfahren. Er stieß auf seine Frau, die ihm neugierig gefolgt war und ebenfalls wisse» mußte, waS eS gab. Er iväre beinahe über sie gefallen, sie mit ihtn. Aber die dicke gra» hatte mehr Muth als der magere Mann. Sie raffte sich auf. sie tral nicht zurück, sondern ging entschlossen auf den Polizeirath zu. Sie hatte gehört. waS dieser zu ihrem Ma»»e gesagt hatte. ' „Haben Sie allein ein Recht, hier zu sein." fuhr fie ihn an, zorniger, als er ihren Mann angefahren hatte. „Wer find Sie denn?" „Donnerwetter," zog sich der Polizeirath zurück, „da finde ich nicht meine Frau, aber meinen Mann." Der Baron trat vor. „Madame," sagte er mit seiner vornehmen Ruhe, „wir haben hier ein Geschäft, bei dem wir allein zu sein wünschen." Der dicken Krau imponirte er nicht. „Und wenn ich nun keine Lust habe, Sie hier allein zu lassen?" rief sie. die Hände in die Seite stemmend. Dieses Fremdenzimmer ist für alle Gäste im Hause." „Hm." sagte der Baron etwaS verlegen, dann müßte ich freilich —" Hatte er von Gewalt oder von einem Rückzüge sprechen wollen? Er brauchte seinen Satz nicht zu vollenden. Der lange Schmidt war in das Zimmer getreten, uud er war nicht zugeknöpft; man sah unter seinem offenen hellgrauen Oberrock die grüne Uniform des GenSdarmen. So sah ihn auch die dicke Frau Steinauer. Die Arme fielen ihr lang am Leibe herunter; der Mund stand ihr vor plötzlicher Verwunderung offen. Ihr Manu lvar schon erschrocken neben ihr. „Komm, komm. Frau!" Er zog fie zurück. Sie ließ sich ziehen. „WaS ist das hier. Andreas?" „Es ist hier nicht richtig. Frau. Der Gevatter seit anderthalb Stunden fort; seit einer halbe» Stunde auch die Frau! Und nun der Gentdarm da und — horch. — Merkst Du nichts?" „Der Herr Baron befehlen?" fragte der lange Gensdarm Schmidt. Der Baro» tah sich eiwas »»eutschlossen nach dem Polizeirath um. „Hm. Herr Baro». wir hätte» hier gleich Zeugen." sagte der Poli-zeirath. „DaS Fräulein Eharlotte wird auch noch da drinnen sein." Der Baron wurde roth. „Gehen wir in mein Zimmer »ach oben," s^te er. Der Baron, der Polizeirath »nd der la»ge GenSdarm verließe» daS Fremdenzimmer. I« Flur mußte» sie a» ti»er »»r «»gelegten Thür vorüber. Jenseits der Thür sprach eine Stimme.z^die dem kleinen Polizei-rath a»fz»falle» schie». „Schmidt," sagte er leise z» dem la»ge» Gensdarm, „wenn Sie die „Landwehr-Uebungen" sind ein Glied in der Kette jener Pressionsmittel. welche die Regierung des einst von den preußischen Feudalen so betitelten „NaubkönigS" Viktor Gmanuel und die Rtt^ierung des Königs Wilhelul mit der Krone von Gottes Tisch Hand in Hand in wahrhaft ekelerregen« der Weise gegen Oesterreich inS Werk setzen " Bismarcks Freunde mehren sich. Die „Köln. Ztg.". die nun mit Sack und Pack in sein Lager übergelaufen, schreibt: „Oesterreich verfolgt noch ganz andere Pläne, als diejenigen, zu seinem eigenen Ber-derben seine italienische Provinz mit Waffengewalt noch ein puar Jahre länger zu behaupten. Oesterreich will vor allen Dingen die Pläne Preu-Kens auf BundeSreform hintertreiben, wenigstens wenn diese Pläne da« rauf gerichtet find, eine mehr einheitliche Leitung der deutschen Angele-genheiten durch Preußen ins Werk zu setzen. Gegen einen solchen Versuch hat Oesterreich schon einmal. 1850, die Truppen Oesterreichs und der kleinen Staaten gemeinschaftlich inS Feld fühlten wollen. Zu einem sol« chen Feldzuge glaubt eS sich jetzt auf alle Fälle rüsten zu müssen; um nun seinen deutschen Bundesgenossen Mutli zu machen, muß eS selbst ein bedeutendes Heer unter Waffen rufen, dann werden die übrigen deutschen Staaten schon nachfolgen mit den Rüstungen. Preußen rechnet bri einem Kriege mit gutem Grunde auf die Unterstützung Italiens. Da wäre eS nebenbei ja ganj gut. wenn man durch einen rafchen Ueberfall diesen Bundesgenossen schlagen und für einige Zeit unschädlich machen könnte." DleltalienischeRegierung bietet alle Kräfte auf, um gegen Oesterreich gerüstet zu sein. Bis zum 9. d. M. haben, wie der „N. Fr. Presse" gemeldet wird, alle Urlauber bei ihren Depots einzntreffen. Die italieni-sche Armee, welche laut dem Ausweise am 31. Jänner d. I. 204.329 Mann unter den Waffen zählte, erhält nunmehr eine Verstärkung von beiläufig 190.000 Mann, wodurch sie am 9. Mai auf die Höhe von 400.000 Mann unter den Waffen gebracht wird. Am 25. Mai find weitere 55.000 Mann der in der Bornahme begriffenen lau» senden Rekrutirung deS Jahrganges 1845 unter den Fahnen vereinigt; eS bleiben somit nur noch die zweiten Kategorien der Jahrgänge 1842 und 1843 (zusammen 65.000 Mann) als einberusbare Reserve auf Urlaub. Mit einem Worte, die italienische Armee befindet sich am 9.. respektive 25. Mai (mit Ausschluß der erwähnten zwei Kategorien) aus dem denkbar höchsten Stande; eine weitere Standeserhöhung wäre ihr nur möglich durch Bornahme der nächstjährigen Konscribirung und Ein-bernfuag der zweiten Kategorien 1842 und 1843. Mit der Verstärkung der Landarmee geht die der Flottenmannschaft Hand in Hand. ES läßt sich vorläufig noch nicht beurthcilen. welche Maßregeln betreffs der Frei-willigen ergriffen werden sollen; die bezügliche Entscheidung ist von dem AnSgange der Neubildung deS Ministeriums abhängig. Viktor Ema-nuel wird daS Armee-OberKommando übernehmen, und Lamarmora wird ihm in der Eigenschaft als GeneralstabSchef zur Seite stehen. DaS Mi-nisterium der auswärtigen Angelegenheiten ist dem Grafen Arese. jeneS des Inneren Ricasoli, daS der Justiz CriSpi, die Marine dem General l^ugia angetragen worden. Arese, der auf der Ernennung Rattazzi'S zum Minister deS Innern besteht, dürste damit nicht durchdringen, denn dieser Kandidat stößt auf die größten Antipathien; Graf Arese würde das sranzöfische Element repräsentiren. Rieasoli, von dem die weitgehend-ften Konzessionen an Garibaldi und die AktionSpartei zu erwarten wären, «nd der eH vor Kurzem geäußert, er würde „eher Flügel bekommen, als wieder inS Ministerium treten", scheint sich eines Anderen besonnen zu haben, wie überhaupt die KriegSgewißheit mächtig zur Verschmelzung der Parteien beitragen und die ersehnte Einheit bis zu einem gewissen Grade herbeiführen zu sollen scheint. Ein eigenmächtiges Borgehen der AktionSpartei wird unter keinen Umständen geduldet werden; eS find Be-fehle zur strengsten Ueberwachung derselben erflossen. Man erwartet einen Arau Sellner zu dem Baron führen sollen, so können Sie fie nicht eher finden, als bis ich wieder da bin. Haben Sie mich verstanden?" „Sehr wohl. Herr Polizeirath." „So bekümmern Sie fich nicht weiter um mich." Er ließ den Baron und den GenSdarm allein die Treppe hinaus steigen. 8. Wenn man durch die HauSthür in den rotlicn Krug trat, so befand man sich, wie wir schon früher bemerkt haben, in einem geränmigen Flnr, an dessen beiden Seiten rechts da< Fremdenzimmer und links die Fuhr-mannSstnbe belegen wäre». Hinten am Ende deS FlurS war die Treppe, die in die oberen Theile des HauseS führte RechtS neben der Treppe war eine Thür, durch die man nnmittelbar in die Küche deS HauseS ge-langte. An der Küche lagen die Wohngemächer der Familie Sellner, auch das freundliche Familirnftübchen, in dem die Verlobung deS SohncS des HauseS mit der gelben Mamsell Steinauer gefeiert wurde, und nach der Abficht des Herrn Sellner und deS Herrn Steinauer. auch die Verlobung der Tochter des HauseS mit dem jungen Gottfried Steinauer noch heute Abend gefeiert weroen sollte. Hausflur, Treppe und Küche waren erleuchtet. In der Küche brannte auf dem Herde ein lustiges Feuer. Ueber dem Feuer standen Kochtöpfe ; in dem Bratofen deS HerdeS dampften Bratpfannen. Eine Köchin achtete auf Alles, eine Küchenmagd war ihr zur Seite, um ihre Befehle zu voll-ziehen. Es war halb neun Uhr Abends. Die Köchin war ärgerlich, verdrießlich. „W»nn soll denn heute Abend endlich im rothen Krug gegessen werden? Kein Mensch denkt daran, und di? Kartoffel verkochen, das Ge-müse verbrennt und der Braten wird hart und trocken wie Leder. Der Herr ist wie verschwunden, die grau läßt fich nicht sehen; der Ludwig ist nicht da. und »oenn er auch da wäre — er ist for!gejagt auS dem Hause, er darf nichts mehr anrühren — Ah. da ist er ja doch noch!., Der Kellner tindwig mit dem hübschen, frischen, fremdartigen Gesichte »>d de» schwarzen krausen övcke» trat in die Küche. Seine Locken Angriff vo»! Seilen Oesterreichs oder stellt sich wenigstens so, als ob man von einem solchen bedroht sei. Italien l»at das Schwert gezogen, waS so vici heißt, als daß es die Ichcid'e weggeworfen hat! Wer an dieser Ansicht festhält, dem wird die weitere Entwicklung der Ereignisse keine Ueberaschungen bereite». Frankreich »vird wohl nicht sofort in die Aktion eintreten, aber schon jetzt verlautet, daß es sich ebenfalls am Kriege bethciligen würde, wenn Oesterreich zuerst den Mincio überschreitet. Oesterreich würde also in Italien abermals wie 1859 ans Frankreich stoßen. Wir haben immer aesagt, daß Frankreich nicht zn trauen sei, aber daS österreichische Kabinet bante fest auf Napoleons Freundschaft. Wäre dieS nicht der Fall gewesen. Manches wäre wohl anders eingeleitet worden. Die unabhängige Presse beurtheilte die Lage richtmer nnd schärfer als unsere namhaftesten Diplomaten auf reich dotirten Posten im Auslände. Es geht nns jetzt wieder wie im Jahre 1859, wo anch nnser damaliger Gesandte in Pa-ris, Freiherr von Hübner. noch wenige Tage vor Eröffnung der Feindse-ligkeiten nach Wien schrieb: „Napoleon führe nichts Arges im Schilde!" Die AMNten, der kriegerischeste Botksstamm in der europäischen Türkei, dem allergrösten Theile nach mnselmännischer Religion, sind in Masse gegen die türkische Regierung aufgestanden. In mehreren Orten haben fie sich organisirt und stehen auf dem Fnße. den OSmanlis einen förmlichen Kriea zu erklären. Die Pforte verkennt den Ernst der Lage keineswegs; in der Djakovaer Nahjia find bereits mehrere Kolonen türki-scher Truppen, zu denen in aller Elle ein Regiment auS Nisch zugezogen wurde, versammelt, um. nachdem die Macht auf eine achtnnggebietende Höhe gebracht sein wird, auf die Arnauten loszugehen. Fragt man nach der Ursache dieser Revolution, so bekommt man znr Antwort; „Wir können die erdrückende Last der türkischen Wirthschaft nicht mehr ertragen!" Mit diesem Feldgeschrei stehen stets die Völker der Türkei auf, um zu den Waffen zu greifen. Warum aber legt die Konstantinopler Regierung nicht die Art an die Wurzel aller Uebel — an die Wirth-schaft der PafchaSli Wir glauben gerne, sie möchte eS. aber sie vermag eS nicht zu thun. Die sprichwörtliche Trägheit, welche den Türken an-hastet, hindert sie. eine durchgreifende Reform einzuführen, und so wird denn das große Reich langsam zerbröckeln. Marburger Berichte. (Schadenfeuer.) In der Nacht vom 28. anf den 29. vorigen Monats wurden in der Gemeinde Zirknitz zwei WirthschaftSgebäude ein-geäschert, bei welcher Gelegenheit anch vier Zugochsen, vier kleinere Ochsen und vier Pferde verbrannten. Der Dienftknecht Anton Senander. anS der Nachbargemeinde Kanische gebürtig, wurde ein Opfer der Flammen: sein Körper wurde ganz verkohlt gefnnden. Der Schaden beträgt 4000 fi., die Versicherung 1200 fi. (Eiche und Linde.) Die Studenten des hiesigen Gymnasiums wollten am I. Mai gemeinschaftlich einen Ausflug nach Ehrenhausen unternehmen. Die Fahne ihres SängerchoreS (Weiß-Grün) sollte vor-getrasjen werden und eS hatte der Fähnrich — ein Marburger — die-selbe mit Eichenlanb geziert. Ein Slovene bemerkte dies und schrie stinen Kameraden zu: „Seht ihr nicht das Symbol der Deutschen! Die Linde ist daS der Slovenen! Wer vo» den Slovenen es mit der Eiche hält, ist ein Schuft!" Der gemeinsame Ausflug unterblieb: die Äovenen zogen nach Kuschernik, die Deutschen begaben sich nach St. Urbani und nach der Felberinsel. Am letzteren Orte hatten anch einige slovenische Studenten fich ein^fnnden: einer derselben schrieb mit Kreide einen Schimpf wldcr die Deutschen auf den Tisch, waS die Beleidigten grimmig erbitterte, und man hat es ihrer Selbstbeherrschung zn verdanken, daß der Slo- waren wohl noch kraus und sein Geficht noch hübsch, aber frisch ivar eS nicht mehr. „Herr Gott. Herr Ludwig, Sie sehen ja auS. wie daS Leiden Christi," rief ihm die alte Köchin entgegen. „Ich wollte Ihnen Adien sagen. Jungfer Ehristne." antwortete er ihr. „Was? Sie wollen doch nicht in der Nacht fort?" „Dann habe ich eS auf einmal hinter mir." „Ja. ja. aber essen müsse» Sie vorher etwaS. ES ist AlleS fertig, längst, und Sie sollen vom Besten haben. waS auf dem Feuer ist." ,.Die Henkersmahlzeit!" lächelte traurig der junge Mensch. „Aber ich rühre im rothen Krnge nichts mehr an. Adien. Jungfer Christine, leben Sie wohl und haben Sie Dank für Alles." „Mein Gott, mein Gott, Herr Lndwig!" Sie hatte schon die Schürze vor den Augen, nm fich die Thränen zn trocknen. Er reichte ihr seine Hand. Sie nahm fie. „Gott sei mit Ihnen, Herr Ludwig. Ich habe Sie immer lieb gehabt. DaS ist ein wahrer llnglückStag." Er gab anch der Küchenmagd die Hand. „Lebe auch Sie wohl, Justine!" „O, der arme, arme Herr Ludwig!" schrie sie auf. Sie hatten ihn Alle im Hause lieb. E? mußte fich losreißen. Die Thränen standen ihm selbst in den Augen. Er stürzte anS der Küche. Er wollte durch den Flur aus dem Hause stürzen. Er mußte an der Treppe Vorbei. Da hätte er fast Jemanden überrannt. Die Mamsell Caroline stand vor ihm. Sie war die Treppe heruntergekommen. Sie hatte die letzte Stufe erreicht. Er sah, er erkannte fie. Er wollte an lhr vorüber. Anch fie erkannte ihn. „Sie. Ludwig?" rief sie. Ein paar Stunden vorher, in de« freundlichen Stübchen. als sie den Tisch deckte, hatte fie Dn zn ihm gesagt. Seitdem hatte fich freilich Manches zngetragen. auch mit ihr. Auch mit ihm — er war auS dem Hause gejagt. „Ja. Mamsell!" „Und Sie siad so eilig!" „Ja." sagte er noch einmal. „Lndwig — l" Vene ungehindert sich entfernen konnte * Jener Slovene. welchen die beut-sche Eiche in so arge Wuth vsrskKte. erhält die Mittagskost in eiuem Bürgerhause. also in eimm deutschen, in welchem außer ihm noch filnf-zehn arme Studenten, meistens Slovenen. täglich die gleiche Wolthat ge-nießen. Der Sohn dieses HauseS. einer der wackersten Studenten, ein Bursch von echten Schrott und Korn, weiß den Namen seines Gegners, veräth denselben jedoch nicht, ungeachtet seine Schwester ihn zu kennen wünscht. Er sagte ihr nur scherzend : „Umwinde die Schüssel mit Eichenlaub und bestreue sie mit Lindenblättern!" Der slovenische Student, der auf der Insel jene Rohheit begangen, ist Lehrer in einem Biirgerhause. also gleichfalls bei einem Deutschen, und hat als solcher ein sorgenfreies Leben. — Die Jugend ist immer eine schöne Zeit, die Jugend des Stu-denten aber ist die schönste. Wenn in Tagen, wo das Herz für alles Große und Edle am feurigsten schlägt, wenn dem Jüngling von achtzehn Iahren der Haß so tief in die Seele sich eingesressen. wa« wird die Folge sein, wenn einmal daS ManneSalter kommt mit seinem starren Sinne? Also Bändigung des Gemeinen, gegenseitige Brüderlichteit. oder wenigstens aegenseitige Achtung und die Jünglinge, welche die Blüte deS Volkes, seine Zierde, st ine Hoffnung sein sollen, werden Führer desselben sein. Eiche und Ände können, ja müssen nebeneinander gedeihen. (Ertrunken.) Am 1. Mai gegen Mittag zvar Herr Alder in Gaugelsbach auf der östlichen Seite der Mühle mit Holzfangen beschäf tigt: er verlor daS Gleichgewicht, fiel inS Wasser und konnte nicht mehr gerettet werden, ungeachtet ihm die Leinwandbleicher vom andern Ufer zu Hilfe eilten. Sein treuer Hund stürzte ihm nach; eS gelang ihm aber «ich», seinen Herren zu erreichen, dessen Leichnam bei der Eisenbahnbrücke aus Land gezogen wurde. (Das Maifest) welches der Männergesangverein auf der gelber« insel veranstaltete, war vom herrlichsten Wetter begünstigt. Nachmittag um 3 Uhr spielte die Sauerbrunner Kapell.? unter der Leitung des Herrn Hohl zum AuSmarsch : hinter den Musikern zogen die Sänger, mit EicheN' laub die grünen Hüte geschmückt: Herr Buchhalter Prosstnagg. in steiri-schem Gewände, trug die Bereinsfahne (Weiß Grün) von welscher zu bei-den Seiten die schwarz-roth goldenen Bänder lnstig flatterten. Die Ueber-fahrt wurde mit Kähnen bewerkstelligt, nachdem daS Seil beim Spannen abgeriffen. Die Besorgniß: ivaS hätte geschehen können, wenn die« wäh-rend i>er Fahrt stch ereignet, ist unbegründet. DaS große, starke Schiff, das zur fliegenden Brücke dienen sollte, die gelvandten Fährleute, welche die ganze Nacht hin und wieder fuhren, ohne daß wir auch nur den geringsten Unfall zu beklagen hatten, berechtigen zu der Annahme, daß man nöthigenfalls durch die Landung an der Gamscr Seite, an der Insel, oder vielleicht bei der Brnnndorser Leinwandbleiche jeder Gefahr ent-kommen wäre. Der Wasserstand, noch mehr aber die Nachricht vom Tode des Gangelsbacher Müllers, der einige Stunden srüher nicht weit von der Fähre ertrunken — hielten die Meisten ab. sich den Kähnen anzuvertrauen. Einige machten sich auf den Rückweg, die Anderen be-graben sich nach Proßegg. Ueber 300 Personen ließen sich nach der Insel hinüberschiffen und hatten eS nicht zu bereuen. Anfangs wollte sich aus den angeführten Gründen die Stimmung nicht recht beleben. Als jedoch die Lieder von WaldeSlust. von Frühling und Liebe ertönten, als zumal die stets wunderbar ergreifenden „Kärntnerlieder", von den Herren: Simonitfch. Grünanger, Ueberschwinger. Proßinagg und Ruhri vorgetra-aen wurden, die Musikkapelle zur Abwechslung ihre besten Stücke auf-führte, bengalisches Feuer den Wald in zauberischem Lichte erscheinen ließ — ^ Me wir aut ficherster Quelle nachträgtich vernehmen, soll ein deutscher Stu-dent sich über die Slovenen kurz vorher mißliebig geäußert haben. jedoch nicht in Worte«, die zu einer solchen Handlungsweise berechtigen. (Die Red.) war die Fröhlichkeit eine allgemeine und die tanzlustigen Paare schwangen sich auf grünem Rasen. Der Fahnenträger und sein Gefolge, sangen um halb 3 Uhr früh den Abschied vom Walde, von der Insel: die Nach-Hut brach eine Stunde später auf. (Kirchliches.) Am DienStag wurde in der hiesigen Domkirche der neue Stadtpfarrer. Herr Georg Mathiaschitsch. Dechant von Jahring und früher Professor der Rcligionslehre am Marburger Gymnasium, feierlich in sein Amt eingesetzt. (Die Sitzung der land wi rthschaftlichen Filiale vom i2. Mai) war eine sehr lebhafte. Die Fragen, deren Beantwortung das Centrale wünscht, wurden eingehend erörtert und fast alle Beschlüsse einstimmig gefaßt. Die Filiale erklärte, daß sie. um die Land-wirthe von der Grazer Ausstellung in Kenntniß zu setzen. Programme und AnmeldungSbogen verbreitet habe, daß sie bei der. Nähe der LanlSes-Hauptstadt eS jedoch für überflüssig erachte, die Aussteller durch Sammlung der Anmeldungen. Vermittlung des Transportes der Gegenstände oder in anderer Weise zu unterstützen — die Filiale betheilige sich alS solche bei der Ausstellung durch Widmung von zehn Dukaten, deren Verwen-dung sie dem Belieben des Grazer AusstellungSkomitv'S überlasse. Die Frage» betreffend die Aufhebung deS WnchergefetzeS, wurde im Sinne des volkstvirthschasrlichen Fortschrittes, der Kapitalsfrciheit, entschieden, obwohl die Mitglieder sich nicht verhehlten, daß bei dem Anleihensystem unserer Regierung ein solcher Beschluß praktischen Erfolg nicht haben werde. Eine allgemeine Feuerversicherung auf l)em flachen Lande wurde für Gebäude, nicht aber auch für Fahrnisse und Borräthe, als zweckmäßig erkannt, die Landwirthe sollten jedoch das Recht haben, die VersicherungS-gesellschaft frei zu wählen, und die Gemeinden lvären mit der Ueberwa-chung zu betrauen. Die Agenten mancher Gesellschaft seien nicht verläß-lich. die Unwissenheit der Besitzer werde benützt, um hohe Prämien zu erzielen, die Ausnahmen seien unrichtig, bei Auszahlung der Versicherung werden alle möglichen Anstände erhoben. Um diesen Nachtheilen abzuhelfen, soll die Landtvirthschastsgesellschaft: 1. Erhebnngen pflegen über die Bortheile, welche die verschiedenen Gesellschaften den Beitretenden statutengemäß einräumen ; 2. hiermit die Erfahrungen in Einklang bringen, welche im ganzen Lande gelegentlich der Auszahlungen gemacht wurden, und hierauf jene Gesellschaften zum Beitritt empfehlen, tvelche die meisten Garantien bieten; 3. eine Instruktion verfassen, welche eine Belehrung enthält bezüglich der Vorsichtsmaßregeln beim Beitritt und bei Schadenerhebungen. und selbe durch das Wochenblatt verbreiten; ferner 4. beim hohen Landes-Ausschuße einschreiten, damit diese Instruktion auf Landeskosten gedruckt und den Gemeindevor-stkhungen mitgetheilt tverden; 5. mit allen zu Gebote ftebenden Mitteln dahin tvirken. daß kein Beitritt zu einer Gesellschaft ohne Beirath von Mitgliedern der Gemeindevertretung geschehe, damit selbe auf Grund der Instruktion bei Schätznlig deS Objektes und Verfassung der AufnahmS-dokumente wachen, über den Vorgang ein Protokoll zum eigenen Gebrauche verfassen und bei Feuerschäden als Schiedsrichter intervenir^n; 6. den bereits Versicherten anrathen, mit Hilfe der Instruktion und der Gefell-fchafts'Agenten eine Revision der VersicherungS Dokumente vorzunehmen und allfällige Bedenken zu beheben; — im VertveigerunqSsalle aber einer anderen Gesellschaft beizutreten. Ergebnisse der Braunheuerzeugung könne die Filiale nicht mittheilen. da in ihrem Bereich dieselbe noch nie versucht tvorden.Bei Erörterung der Mittel zur größeren Verbreitung der Weberkarden, erbot sich der Schristführkr der Filiale, Herr Friedrich Brandstätter, auf einem Viertel-wch einen Versuch mit der Kultur dieser Pflanzen machen zu wollen. — Die Zucht der schweren norischen Pferde ward nicht befürwortet: die „Was ist's. Mamsell? ^ „Sie wollen fort l" „Ich?" Er wußte wohl nicht, was er sagte, da er daS Wort aus-vrach. Was Alles auf ihn eingestürmt war. schlug jetzt über ihm zu-lammen. „Ja, Sie wollen fort. Ludwig, aus dem Hause, aus diesem Hause." „Ja. Mamsell," sagte er noch einmal. Aber diesmal ganz anders. ES war keiue Ueberraschung, keine Verwirrung mehr, die sich in den zwei Worten aussprach. Ein plötzlicher, tiefer Schmerz drängte sie hervor. „Und ohne Abschied von mir zu nehmen, Ludwig?" Es war ein Vorwurf, aber immer ein freundlicher. Er hatte dafür einen herben. Allerlei Gefühle waren ja in den letzten Stunden auf ihn eingestürmt und trieben ihn jetzt aus dem Hause, in dem er groß gelvor-den, das Leben und Alles. waS er hoffte nnd tvaS er war, kennen gelernt, die Liebe gefunden nud nun auf einmal wieder verloren hatte. „Was wäre Ihnen daran gelegen. Mamsell?" sagte er. „Ludwig?" Sie war blaß geworden. Sie griff nach seiner Hand. Er sah es und zog die Hand zuruck. „Leben Sie wohl. Mamsell." Er wollte fort. „Ludwig! Ludwig!" rief sie noch einmal. Auch aus ihr schien ein plö^licher Schmerz die Worte hervorzudrängen. Sie wollte ihm nach. Aus einmal stand sie wie erstarrt. „O mein Gott!" rief sie fast entsetzt. Auf sie tvar mehr eingestürmt. als auf ihn. Das Bewußtsein einer eigenen Schuld mochte hinzu-kommen. Er war stehen geblieben. „Mamsell -'!" „Du nanntest mich früher. Earoline!" „Sie waren noch keiue Mamsell!" „Du sagtest Du zu mir. Ludwig." „Meiu Gott!" rief auch der junge Mann. „Ludwig. Ludwig, und Du könntest ohne Abschied von mir gehen? Uud um meinetwillen gar mußt Du auS dem Hause! Und Du wagtest heute »och für mich Dein Leben?" „Mamsell Caroline — Caroline --!" rief der jnnge Mann. Er sprach nicht auS. waS er sagen wollte. Konnte er es? Was konnte er sagen? Hatte er die Liebe wieder gefunden, Vie er verloren hatte? Oder, war es irgend ei» anderes Gefühl, das den Sch»erze»Sruf des Mädchens! herausgepreßt hatte, ein augenblickliches Mitleiden mit dem in die Welt hinausgestoßenen Bettler, der keinen Vater, keine Mutter, keinen Freund und keinen Verwandten, der nicht einmal einen Namen hatte?" Und tvas fs»r ein Gefühl war es denn, daS jo schmerzlich anS ihr herauSrief? Sie tvar am Tage oft so glücklich erröthet, wenn der Baron Stromberg ihr Artigkelten bewiesen, ihr Schmeicheleien gesagt hatte; und den jungen Mann, der jetzt vor ihr stand, den Bettler ohne Namen, den Diener in ihreS VaterS Hause, ihn hatte sie zurückgesetzt, zurückgestoßen. Und doch hatten sie früher Du. und Ludwig und Caroline zu einander gesagt, und sie hatten sich wohl mehr gesagt. waS sie für einander fühlten, und — „Ludwig.„ rief sie. „hast Du mich denn nicht mehr lieb?" „Mamsell. Mamsell!" „Hast Du mich gar nicht mehr lieb, Ludwig?" Sie hielt ihm ivieder ihre Hand hin. Und er nahm sie jetzt. „Caroline!" „Du liebst mich, Ludwig?" „Nur Dich, nur Dich! Immer nur Dich!" „Und ich gehöre Dir. Ich habe ja auch immer nur Dich geliebt. Dich allein. Und nun Hm. „Mamsell, für das. waS nun kommen soll, lassen Sie mich sorgen." Der kleine dicke Polizeirath sagte es. indem er aus einem Winkel hinter der Treppe hervortrat. Er hatte wieder einmal den Horcher gemacht. Zu seinem Metier gehörte es nun einmal. Die Liebenden waren auseinander gefahren. „Bor mir brauche» Sie nicht zu erschrecken." sagte der Polizeirath „Und Sie, Fräulein, oder Mamsell Caroline. lv>e der Bursch da Sie so lange nannte, um Sie zu ärgern — nun. Sie hatten ihn unterivegS auch genug geärgert. Ste müssen eS zugestehen —" Die Liebenden drückten sich zärtlich die Hände. „Und. Mamsell Caroline," fuhr der Poliznrath fort, „vor einem Anderen brauchen Sie sich auch nlcht zu fürchten. Und nun geht Beide, und sprecht Euch ganz aus. und wenn Ihr fertig seid — macht aber nicht zu lange — dann. Herr Ludwig, kommen Sie zu mir, ich habe nothwen-dig mit Ihnen zu sprechen.- (Fortsetzung folgt.) Pferde unserer Landwirthe müsse» allen Anforderungen entsprechen und eS sei darum das Augenmerk auf gute Mittelpferde zu richten. — Die Filiale beschloß, im Interesse der LMdwilthschaftsliesiKer der Stadt und der nächsten Umgebung sich mit einer Beschwerde gegen „willkührliche Handhabung und Auslegung der Mauthverordnung" an das Finanzministerium zu wenden. — Der hicsistc Weinhändlcr Herr Pfriemer, der eine Geschäftsreise n«ch München, Augsburg. Stuttgart und nach dem Rheine unternommen, gab einen sclir interessanten Bericht über den Er-folg seiner Bemühungen, dem untersteirischen Wein eine Absatzquelle zu eröffnen. Wir bringen diesen Bericht ausführlich in einer der nächsten Nummern. (Sitzung des Gemeindeausschusses vom 3. Ma,.) Der Bürgermeister. Herr Andreas Tappeiner, eröffnet die Sitzung um S'/t Uhr. Hen Marto und Genossen stellen den dringlichen Antrag; eS soll ein Ausschuß von 3 Mitgliedern ernannt werden, um den Stand der städtischen Mufittapelle zu prüfen und darüber zu berichten — und wird beschlossen, auf die Verhandlung noch im Verlaufe der Sitzung einzugehen. — Herr Dr. Waltner erstattet Bericht über die Leistung eineS Beitrages zur Einführung deS Zeichnenunterrichtes am hiesigen Gymnasium. Die Kosten würden sich nach einem Ueberschlage im ersten Jahre auf 2676 fl.. später auf 1806 fl. belaufen. Herr Waltner beantragt im Namen deS Sonderausschusses, der Regierung in diesem Falle nicht entsprechen uud jeden Beitrag abzulehnen. Zur Begründung wird hervorgehoben; Man sei für die Idee der Realgymnasien eingenommen, welche alS Mittelschulen die Besucher vorbereiten sollen, um in eme technische Lehranstalt, oder in eine Gelehrten Schule eintreten zu können. Das Zeichnen, tuelcheS die Rexierung am Gymnasium einführen wolle, genüge nicht in dem Maße, um die Realschule entbehrlich zu machen. Die Gemeinde verspreche sich von diesem Unterricht einen geringen Erfolg, da daS Ministerium nur einen Versuch anstellen wolle: diese geringe Hoffnung sinke noch tiefer, wenn man erwäge, daß daS Zeichnen nur in der 1. und 2. Klasse gelernt werden müsse, dann aber freier Gegenstand sei, und daß sogar in den zwei erste« Klassen ein schlechtes Zeugniß auf drn Fortgana keinen Einfluß haben soll. Die Gemeinde fühle sich zu einer solchen Lkistung um so weniger berufen, als das Gymnasium eine StaotSanstalt sei, die Gemeindezwecke ohnedem sehr bedeutende Ausgaben erfordern, und eine Bürgerschule, welche die Knaben unmittelbar fürs praktische Leben heran-bilden soll, der Gemeinde nothwendiger sei. als dieser ZeichnungSunterricht am Gymnasium. Die Versammlung stimmte nach dem Antrage. — Un-terstntzungSgesuche lagen neun vor: sechs wurden erhört, drei abgewiesen. (Schluß folgt.) Bemischte Nachrichten. (Aus Amerika.) ES bezeichnet die durch den amerikanischen Krieg und seine Beilegung hervorgerufene Revolution in den dortigen Geld- und PreiSverhältniffen, wenn man erfährt, daß der Werth von Liegenschaften in New-Nork sich geradnu verdoppelt hat. Ueberhaupt aber soll seit dem Kriege für daS ganze Gebiet der Bereinigten Staaten die Kaufkraft deS Geldes auf 60«/„ herabgesunken sein, so daß beispielsweise ein Einkommen von 600 Doll. vor dem Kriege einem jetzigen von 1000 Doll. gleichbedeutend ist. (Bom Berliner Hofe^ Ueber die Gewandtheit, mit welcher Bismarck den altersschwachen Preußenkönig „herumzukriegen" verstehen soll, wird neuestenS folgendes Geschichtchen erzählt: 2n den Kreisen der verwitwete« Kijnigin, welche bekanntlich den Krieg in Deutschland verabscheut, kam letzterer Tage einmal in Anwesenheit König Wilhelms die Rede auf jene Prophezeiung von Lenin, deren Weissagungen annehmen lassen, daß der jetzige König Wilhelm der letzte König von Preußen sein soll. lagS darauf sprach der König in düsterster Stimmung hievon zu Bismarck. „DaS glaube ich selbst", erwiederte der pfiffige Graf, „denn Ew. Majestät mein allergnädigster Herr werden als Erwählter deS deutschen Volkes der erste Kaiser von Deutschland sein." Schweigend und mit einer greudenthräne im Auge reichte der König seinem Tröster die Hand. (Muß ein Gensdarm auch im trunkenem Zustande respettirt werden?) AuS Anlaß eines Falles, daß in einem Kronlande dieSseitS der Leitha ein GenSdarm. welcher in trunkenem Zu- stände einen (nach der Ansicht der ailwesenden Leute) schuldlosen, allge-mein geachteten Mann verhaften wollte, von mehreren derselben an dieser Amtshandlung gewaltsam gehindert und überdies beschimpft wurde, sind in letzter Instanz alle bei diesen Handlungen betheiligten Personen theilS des Verbrechens der öffentlichen Gewaltthätigkeit (K. 81 St.-G.'B.). theilS der Uebertretung der Wachbcleidigung (312 St.-G.'V.) schuldig erNärt und w angemessenen Strafen verurtheilt worden. Gleichzeitig wurde ausgesprochen, daß ein GenSdarm stetS ausnahmslos als ein Repräsentant des Gesetzes zu betrachten sei. (Ersparung im Staatshaushalt). Wie wir vernehmen, wurde den Diurnisten beim Wiener Landesgerichte durch ein eigenes Rund« schreiben bedeutet, es werde ihnen von nun an au» ErsparungSrücksichten von demDiurnum (87'/, kr. öst. W.) der halbe Kreuzer in Abzug gebracht, und haben sie sich diesfalls zu erklären, ob sie die Verfügung an-nehmen oder ihre Stellen verlassen wollen. Bei einigen Höhergestellten wurde ein ganzer Kreuzer abgezogen. Die übrigen sollen nun erklärt haben, sie wollten auS Patriotismus fämmtlich einen ganzen Kreuzer opfern, da dem Vaterlande mit derlei halben Maßregeln wenig geholfen sei. — („G raf Stefan SzechenyiS) staatsmännische Laufbahn, seine letzten Lebensjahre in der Döblinger Irrenanstalt und sein Tod" ist der Titel eines Werkes von Aurel KeeSkemethy, daS vor Kurzem in Pest erschienen. Der Verfasser ist wie Wenige berufen, über die letzten Tage des großen ManneS wichtige Aufklärungen zu geben und hat alS gewiegter Schriftsteller auch daS Zeug der richtigen und lebendigen Darstellung. KeeSkemethy blieb seit seinem ersten Besuche in Dödling. den er dort dem Grafen Szechenyi auf dessen ausdrücklichen Wunsch in der Privat-irrenansialt des Dr. Görgen abstattete, im dauerndem Verkehr mit dem geistvollen Ungar, der sich, menschenscheu und weltmüde, in diese traurige Abgeschiedenheit zurückgezogen, der er in der Nacht vom 7. auf den 8. April 1860 ein freiwilliges Ende gesetzt hatte. KeeSkemethy führt, um die düstern Schatten der Lebensbeschreibung etwas zu mildern, einige heitere Geschichten auS. „Kein herzloser Erbe", schreibt er, „kann mit größerer Ungeduld auf den Tod des reichen Erblassers warten, als Szechenyi auf den Sturz deS Bach'schen Systems. Täglich spähte er die kleinen und großen BegehunaS-und Unterlassungssünden desselben auS und registrirte sie eben so pünkt-lich, wie es der Astronom oder der Wetterprophet mit den Zeichen und Erscheinungen am Himmel thut. Insbesondere erinnere ich mich, wie er mich eines TageS, als ich bei ihm eintrat, mit der „Wiener Zeitung" in der Hand empfing. Sie enthielt den Ausweis deS Staatshaushaltes vom Jahre 1858. Nachdem er die Hauptposten rekapitulirt und trotz deS Schwindens deS Silberagios den verztveifelten Stand unserer Finanzen mit einigen Zügen markirt hatre. brach er in ein Hohngelächter aus und sagte: Da sehen Sie. wie blödsinnig dieser Bruck und Bach zu Werke gehen! Wer zwingt sie, daß sie jährlich diesen StaatSauSweiS veröffent-lichen? Kein Mensch. Sie regieren absolutistlsch und spielen doch mit dem Budgetausweis die Konstitutionellen. Offen decken Sie ihre Scbnlden auf. Wenn sie damit schwiegen, thäten sie viel klüger. Der Herr Baron Bruck sollte hieher inS Rarrenhaus kommen, hier wäre er an seinem Platze. Wie viel gescheidter war doch Metternich l der theilte nichts dergleichen mit. Brauchte er Geld — so ließ er die Banknotenpresse arbeiten. UebrigenS werden auch diese Herren bald dahin gekommen sein. Wenn sie Geld brauchen und nirgends welches bekommen werden — so werden auch sie den Preßbenarl in Bewegung setzen." (Eine neue BolkSbank.) Soeben ist von dem wechselseitigen HandwerkerUnterstiltzungSvereine in Trient die Gründung einer Volks-dank angeregt worden. Nach dem Entwürfe soll die Bank ein Kapital von ö0.000 fl. besitzen, welches in V00 Aktien zu je 100 fl. aufgebracht wird. BloS die eine Hälfte deS a^ezeichneten Aktienkapitals wird sogleich oder in Theilbeträgen eingezahlt. Jeder Aktionär, welcher ein Zehnte! d.S gezeichneten Aktienkapitals eingezahlt hat, erhält auf sein Ehrmwort und seine einfache Unterschrift ein Darleihen bis zum doppelten Betrag der von ihm geleisteten Einzahlungen; bürge» für ihn Aktionäre, so kann er auch noch jene Beträge alS Darleihen erhalten, welche seine Bürgen sür sich selbst zu fordern berechtigt wären. Die Bank arbeitet theilS mit dem eingezahlten Aktienkapitale, theilS mit Einlagen dritter Personen. 5°/, Metalliquet National-Anlehen. ISöver Staatt-Anlehen Bankaftien . . . . Telegraphischer Wiener Cours vom 3. Mai. . . Ü2.ZS Kreditaktien........IIS.— . . Sb.7S London.........118.7b . . 66.70 Silber.........118 50 . . 610.— K. «. Miinz-Dutaten . . - . b.72 Brotgewicht im Monate Mai. Vei Herrn Bäckermeister Schmelzer Karl. Draugasie . . . Vreßnig Michael. Magdalenavorfiadt Wellner Johann, «ärntnergaffe . . Frohm Heinrich. Xärntnergaffe . . Veitzl ^diuand. Draugaffe . . . Rovak yra«^ Herrengaffe .... Scherbaum Karl, Vurgplatz . . . Posch Therefia, Mellingerstrahe . . Kurnig Heinrich. Burgplatz . . . ^rlinj Josef, Grazervorstadt . . . Payer Joses, Herrengasse . . . . Scherbaum Franz. Hauptplaß . . Nöhrl Georg. Maadalenavo^adt . Uebelei» Leopold. Burggafie . . . Bogl Iohan«, Allerheiligengasse . . W«l»l K«l. Magdalena»orstadt . . Kis^ll Kranz. Kasernplaß . . . Semmel - Halbweikes Brot Gemeine» Brot zu 2 kr. zu 5 kr. zu 10 kr. zu Skr. zu 1v lr L. Q. P. L. V. L. P. L. G. L. 6 2 24 1 4 2 8 6 2 1 20 2 6 2 2» 1 13 1 2 2 6 2 1 2 S 2 I 1 12 1 1 26 S 2 1 S 6 2 1 2 6 2 18 I 20 6 1 1 2 12 6 1 24 81 1 30 6 1 2 6 23 1 24 S 1 20 6 20 24 1 16 S 20 1 1 1 31 6 18 1 10 1 2 6 18 1 1 18 Telegraphischer Wiener Cours vom 3. Mai. . . Ü2.ZS Kreditaktien IIS.— . . Sb.7S London 118.7b . . 66.70 Silber 118 50 . . 610.— K. «. Miinz-Dutaten . . - . b.72 Fleischpreis im Monate Mai. D.» Pfund «indll-isch ko?«« de, Hmn »urkatt «arl. s,a,«»o>?»dl sl, 12 k. V»rktrt Karl, Grazervorft. 22, IK fr. Baumann Josef, Postgaffe. 12 ^' Srazervorst.. 14 kr. Schreiber F., Bittri«ghofgaffe. 14 tr. Kammerer P., ViktnngMg., 14^. »anner F.. Kärntnerg.. 14 kr. Mulletz A.. Domgaffe. 1ü kr. Aritz N., Mag-d«lenavor».. 16 kr. Plavetz I.. Allerheiltgeng., 1« kr. Earnltz ^ «ollgruber F.. Dramgaffe. 16 kr. Haring I.. Draug., 17 kr. Lorber I.. Postgaffe, 17 k. _ Vedstorbent in Marburg. «m 28. April: Maria Pliberschek. Magd. «9 I.. Lungenlähm»^. — Am 29.: Heinrich Jamernig, 1 I., Kraisen. — Am »0.: Dem Herrn Iohan« Meindl, Kinaaz-DirektionS-Veamten, sein Kind Ottokar, 2. I., Araisen. — Am 2. Mai: Arau Anua Maria Reinhold, Private, 86 I., Altersschwäche. Eine eingerichtete Wohnung mit 2 Zimmern, «üche und Borzimmer ist in d«r Hnrkngass« Rr. Ivo zu vcrgtben.___(167 bestätiget, daß da« sich in Zt«s«ttz böswillig verbreitkt« «e-rücht üb» thrrefia Vr««a«» Mlich ««wahr ist. (iss H. »allaja. Die /Ä»' L/o»»taA cis» 7. L/a» v« towite. Eismbahn - Fahrordtmng für Marburg. «ach «ie«: »ckch »rieft: «bfahrt: 6 Uhr 19 Mio. Krüh. Abfahrt: 8 Uhr IS Min. KrSH. 6 Uhr 4S Min. Abend». 9 Uhe 2 Mi«. Abe»»s. Nach «illach: Abfahrt: 9 Uhe Krüh. Eilz»g verkehrt v«n Nie» «ach Trieft «nd »o« lriest n«ch Nie» Dienstag. Donnerstag und Samstag. Nach Nie«: »«4 Trieft: Abfahrt: 2 Uhr S6 Mi». Mittag«. Abführt: 1 Uhr S2 Mi« Mittag» >„««t»«e»ficher UeA«tße«r: Ke««» Nie»th«ler. T. ts. St o. Dr»< «»d »«t»ß «o« Gh»»e» 3««fchitz w M«eb»rg.