Physikalisch > Politische Reise aus den Dinarischen durch die Mischen, Carnischen, Rhätischen in die Norischen Erster Theil. Mit Kupfern., -., '»»-SÄ--,»>.—>> —— " Leipzig, verlegtö Adam Friedrich Böhme, 1785- I.S premier livre äu monlle eK 1' Univerz. I-v ssAe lit, IsnL le xic^uer 60 le bi en com- ^>rLnäre. ZFwFAk ^rtt' /a r-/« Vorrede. achdem ich beynahe mit derKenntniß und Untersuchung des Herzogthums Kram? und der zum Theil daranstoßenden Lau? der? was die Physik der Erde betrifft? fertig ge¬ worden ,') so dachte ich auch meine Untersuchun¬ gen gegen den höchsten ersteiglichen Punkt von Europa auszudehncn? nämlich bis zu, oder auf den Gotthartsberg in Helvetien. Wenigstens * 2 war I) Man sehe die OrMoZraxbis lüarmoUca, oder phy¬ sikalische Erdbeschreibung des Herzogthrnns Krain , Z Theile, 4. Leipzig 1778 — 84. m. K. 4ttr Theil 178t lV . war dieß meine Absicht bey dieser Reise; allein ich brachte solche nicht ganz in Erfüllung, indeyi die üble Witterung der späteren Jahreszeit mich zum Theil daran hinderte. Da nun meine Be¬ obachtungen , welche ich durch sechzehn Jahre in der Alpkette bey uns angestellt hatte, ganz anders ausfielen, als was einige Naturchrscher davon ausgezeichnet hatten, so dachte ich, es sey nicht allein genug, die hiesigen Gebirge zu kennen, welche so viel Monotonie haben, son¬ dern man müßte mit eben der Mühe auch wei¬ ter entfernte Gegenden untersuchen, um zu erfah¬ ren, ob nicht eine jede Gegend für sich etwas be¬ sonders zur Bildung der Berge habe, welches dann auch in der Thal durch gemachte Untersu¬ chung meine gehegte Mukhmaßung bestätigte. -) Daraus ersähe ich, wie ungereimt es sey, wenn man von der Bildung der Berge ein allgemeines Erschaffungssysiem annehmen, oder ein neues bauen wollte. Ich fühlte allzuwohl, als ich meine Lithologischen Wanderungen vornahm, daß deren eine Menge auf einander folgen mü߬ ten, 2) Hacquets mineralogische Lustreife von dem Berg Ter- glou zu dem Berg Glöckner, 8. Wien 178z. m. Kupf. und vielfältigen Druckfehlern verunstaltet. ten, und zwar so nahe bey der Erde, als sichs thun läßt, um das Auge so viel möglich zu gewöhnen, keinen merkwürdigen Umstand zu übergehen. Allein bey allen diesen mühsamen Reisen, welche ich nur meistens zu Fuße machte, und mit nichts als einem kleinen Gebirgpferd be¬ gleitet, um meine höchstnothwendigen physikali¬ schen Instrumenten, und wenigen Kleidungsstü¬ cke, so wie auch, wo sichs thun ließ, mich zu tragen, stehe ich doch nicht Bürge, manches übersehen zu haben; jedoch hoffe ich, weniger, als jene, die nur die Lander auf den Heerstraßen durchlaufen sind, und dennoch mit vieler Zuver¬ sicht und Machtsprüchen davon geschrieben haben. Der Gegenstand dieser meiner Reise war hauptsächlich, die Physik der Erde, oder einen Versuch einer OrvÄoZrapkm alpirm zu entwer¬ fen , dann nebstbey, wo es mir die wenige Zeit erlaubte, einige Bemerkungen aus dem ökono¬ misch- und politischen Fach mit aufzuzeichnen. Alles, was ich hier im physikalischen Fach vor- ckage, habe ich jederzeit an Ort und Stelle aus¬ gezeichnet ; folglich liefere ich hier nur ein ge¬ treues Tagebuch, ohne alle Beredsamkeit und eitle Verzierung, so wie ich auch ben meinen * z vorge- vorgehenden Nachrichten gethan habe, indem, wenn von der Namr die Rede ist, man nicht einfach, oder natürlich genug seyn kann, beson¬ ders wenn man einen so großen Gegenstand, wie gegenwärtiger ist, vor Augen hat. Es ist nicht möglich, bey der Nachricht einer solchen ge¬ machten Untersuchung, daß nicht Wiederholung vorkommen sollte, nachdem man öfters in ver¬ schiedenen Gegenden eben diese Gebirge oder Be¬ standteile findet, welche solche bilden. Da aber unumgänglich nothwendig ist, von dem ganzen Zusammenhang zu reden, so ist leicht einzusehen, daß kein Erdfieck, worüber man gekommen, un¬ berührt z) Vlan wird bey der Auszeichnung der Illirischen und Slavischen Wörter nicht jederzeit bey eben dem Worte gleiche Schreibart finden. Die Ursache davon ist, daß rnan in den Gegenden, wo ich meine Untersuchungen gemacht, einen Ort, oder etwas anderes, bald auf diese oder andere Art geschrieben findet, indem nirgends un¬ ter diesen Völkern eine feste Regul in der Rechtschrei¬ bung gesetzt ist. Der Illirier braucht für des Slav sein itfich ein cd, so wie bey dem Wort 5lo ein gelin¬ des oder geradestehendes r statt eines 5, und so wird bey ersterem das Glagolitische mit 5?; wo hinge¬ gen es der Slav mit 2I1 oder sk schreibt. Ueberhaupt ist die heutige illirische Orthographie viel italiaiiisirk, so wie anderwärts das Slavische durch die Deutschen zermanisirt worden. Vll berührt bleiben darf, um so viel mehr, als mau ohne Zweifel in kurzem durch Zusammensetzung der von Naturforschern gemachten Reisen in die¬ ses mächÜge Kettengebirge von Europa bald ein Helles Licht über diesen Gegenstand wird erhalten können. Zu diesem Endzweck hatte ich ge¬ wünscht, daß cs mir gelungen wäre, die Alpen-- karte zu erhalten, wovon der, der Welt zu früh gestorbene Björnstahl in seinem ersten Brief der zweyten Sammlung Erwähnung thut. In der Nachschrift von diesem Briefe sagt er folgendes davon: „Nannte ich in meinem letz¬ ten Briefe eine geographische Karte über die Al- ,,pcn, mit allen da herumwohnenden alten Völ¬ kern , zur Erläuterung der alten Schriftsteller? „Hier haben sie den Titel: ladula AeoAravlü- „L2 Pentium Alpinarum, Giviracum Eorü „keM er anci^uarum viarum ^lpium. äe Lanonieo Larinrani. Noch „ist sie nicht ausgegeöen, mir aber gab der Abt „Denina ein Exemplar davon. — In Norden 4 „har 4) J-J. Bjerrisiähls Briefe ans seinen ausländischen R ei¬ fen , an den König!. Bibliothekar Gjorwell, zter Band, 8- !777-82. Vlil „hat sie Vmdilici und Brigantium Lacus, in „Süden Trasimenus Lacus und das Mittelmeer, „im Westen Cesenna Mons, Lugdunum und „Nemausus, im Osten Aquileja und das Adria- „tische Meer." Man sieht also aus diesem, daß ich diese Karte um ein gutes Drittheil hatte ver¬ bessern können, wenn ich jenen Theil der Alp¬ kette zugesetzt hatte, welcher sich von Aquileja bis nach Bosnien erstrecket, und so würde ich auch diese Karte um einen guten Theil mit dem Lithologischen Fache bereichert haben, was ihr ohne Zweifel noch abgeht; da des Verfassers Absicht nur auf die Völkerschaft, und besten Wohnorte und Wege sich erstreckte. Gewiß von Herzen gern hatte ich solche auf meine Unko¬ sten stechen lassen, um sie dieser meiner gegenwär¬ tigen Reise beyzufügen; allein ich habe solche durch keine Wege erhalten können, so viel Mühe als ich mir auch gab. Es scheint, daß sie bis diese Stunde noch nicht bekannt gemacht worden, und vielleicht wird sie es auch nie: indessen habe ich doch nicht ermangelt, so viel mir möglich, auf dieser meiner gemachten Reise die mithabenden Karten eines jeden Landes insbesondere zu verbes¬ sern. Allein es scheint mir doch noch uicht wichtig genug zu seyn, eine dem Werk angemessene Karte beyzu- beyzufügen , bis nicht ich, oder ein anderer diese Reise zum Theil wiederholet hat. Diese gegenwärtige Reise habe ich stets in der Mitte, oder wie man sich sonst auszudrücken pflegt, auf oder in der Schneide der Alpkette nach der Länge vollzogen. Denn die Untersu¬ chungen bloß an dem Gehänge der Gebirge zu machen, ist nicht hinlänglich, ein wahres Licht von dem ursprünglichen oder doch wenigstens des Hauptgebirges zu erhalten; denn wie verschieden die Denkungsart und der Beobachtungsgeist sich erzeugt von einem Gegenstand zu dem andern, weis nur jener am besten, der beydes hinlänglich geprüftt hat; das ist, der nur eine Zeit die Ge¬ birge von unten untersucht hat, ohne sich vorzu¬ stellen , daß man auf den Anhöhen durch Beob¬ achtung des allcnseitigcn Abfallens ganz in eine andere Meynung versetzt werden müsse, und den¬ noch ist dieses mehr als gewiß; nur von oben herunter ist der wahre Weg, Gebirge zu verfol¬ gen, und gründlich kennen zu lernen, eine Wahr¬ heit , die andere, so mit mir waren, bestätiget gefunden. Da ich nun durch viele hinter einan¬ der angestellte Reisen die Alpkette an verschiede¬ nen Orten ganz übersetzt hatte, das ist, von der * 5 Fläche -X .. !üü Fläche des Mittel- oder Adriatischen Meers in die Flachen des deutschen Reichs und Jllirien, so habe ich sattsam erfahren, daß in solchen nieder» Gegenden die Berge nur meistens von dem blos¬ sen Schlamm der Alpen oder hdhern Berge ent¬ standen sind, folglich also ungemein gemischt seyn, wodurch denn die unzähligen Flöhe, mit gemisch¬ tem Stein, als Gneis u. si w. herrühren , die dann manchem Ultramontano die gesunden Be¬ griffe so verwirren, daß aus diesem oft unnützer weise zu erforschensuchenden Chaos die wunderbar¬ sten Mißgeburten von Systemen entstanden sind- So wie die vielen gemischten Steinarten sich in den großen zum Thei! hüglichen Ebenen bilden, so geschieht doch eben solches auch in den Vertie¬ fungen mancher Gegenden der Alpkette, wo eben¬ falls alles von höheren Gipfeln herabgeschwemm¬ te liegen bleibt, und also gemischte Steine und Flötze bilden. Eine deutliche Erläuterung dar¬ über kann man bey Lehmann von Fldtzgebirgen auf der 6ten Tafel nachsehen, wie solches ge¬ schieht. 6) Die 6) Versuch einer Geschichte von Mtzgebirge», von D- I. G. Lehmann, Berlin 1756. 8- mit Klips, XI Die mitgehabten HülfsmitLel von Karten und kleinen Auszügen von Büchern, auf dieser meiner Reise, waren folgende: Die Gebirgkarte der Dinarischen und Iuli- schen Alpen, aus dem isten, zten und 4ten Band der GLrnioUcn, die Glrarru äelle Loucee 6i 6oriLia er 6e k'risuli venečo, von G. Capillaris, welche die Karnischen Alpen enthält: ferner der kleine Tyroler Atlas, von den Bauern Hueber und Anich, welches das erste Blatt des ganzen großen Atlas ist: Von den Rhätischen oder Bündner Alpen, die mineralo¬ gische Karte von Hrn. Gruner, und die Gcwts äe I2 8uisse par Lrussec, von den Norischen Alpen abermals die Tyroler- und die lVIappJ 83- liZdnr^enüs von Homanu , und novillima E3- rimdiue Gudula des Jesuiten Andrian: dann Auszüge aus Kayslers Reisen, Büschings Geo¬ graphie, und der 2te Theil von Gruners Reisen in die merkwürdigsten Gegenden Helvetiens, wie , auch des Freyh. v. Sperges tyrolische Bergwerks- gelchichte. Alle diese Sachen waren mir sehr be- hülflich, obgleich sie mich nicht jederzeit genug be¬ friedigen konnten. Allein, welcher Verfasser ist mss unserm Erdklotz, der seinen Schriften so eine Vollkom- XU Vollkommenheit gäbe, daß nicht die Nachkom¬ menschaft darinn eine Lücke fände; vielleicht wird sie bey mir größer seyn, als bcy allen meinen Vorgängern, Indessen ist es schwer, von einem Lande, wie Helvetien ist, etwas zu sagen, wo schon so viele große ehrwürdige und verdienstvolle Männer davon Beschreibungen gegeben, wie man aus dem isten Bande der historischen und littera- rischen Reise durch das abendländische Helvetien, Leipzig 1782. ersehen kann. Indessen hoffe ich doch, einen nützlichen Beytrag von dem beschwer¬ lichsten und unbekanntesten Theil der ganzen Schweizerbundsgenossenschaft geliefert zu haben, damit, wenn jemand mit der Zeit eine ausführliche physikalische Alpenkarte, besonders was das mi¬ neralogische Fach anbelangt, an Tag geben woll¬ te, hier einen kleinen praktischen Beytrag hätte: eine Arbeit, die gewiß alle Aufmerksamkeit nach sich ziehen würde, da man dadurch die Geschichte der größten, und durch so viele Jahrhunderte be¬ rühmt gewordenen Gebirgkette der alten Welt bekannt machen würde. Hat man von so vielen weniger merkwürdigen Flächen und sandigen Ge¬ genden, ja oft zum Ekel weitläuftige Beschrei¬ bungen, wo alles so einfach ist; warum soll eine solche für die Geschichte der Erde nicht willkomm- ner Llll ner seyn? Mir wenigstens scheint sie ungleich mehr Aufmerksamkeit zu verdienen. Indessen ist es gewiß eine Unmöglichkeit, daß jener, der so etwas dergleichen zum erstenmal be¬ arbeitet, etwas allenthalben vollkommenes liefern kann; eine solche Arbeit muß also nur immer als eine Skizze betrachtet werden, die Verdienste geikstg hat, penn sie auf einer wahren Grundlage ruht. Man verachtet mit jedem rechtschaffenen und ächten Be» obachter alle Kritiken, die darüber, wenn sie mehr beleidigend als belehrend durch blinden Anhang für Geld oder Unerfahrenheit gemacht werden. So etwas muß den arbeitenden Mann nicht stöh- ren, sondern auf den Gedanken führen r.Ltk mo- äu8 in redus, tum cerci äeniczue 6ne8; und zum Beweis, daß dieses oft gegründet sey, will ich hier eine Lhatsache zum Beyspiel anführen: Ein entlegener Verfasser vom Verleger und Druck¬ en giebt sein Manuskript her, daß es aufgelegt werden sollte. Da nun wegen der Censur die Schrift im Orte des Buchhändlers nicht hat kön¬ nen aufgelegt werden, so wurde es nach * gesandt. Die Korrektur bekam der P. und wurde ihm für einen jeden Bogen nach Verlangen ein Gul¬ den bezahlt; nebstdem daß er noch vom Verfasser Nam- XI.V Naturalien als Geschenke erhielt, so gieng doch die Unverschämtheit so weit, daß er an den Ver¬ leger folgendes schrieb: „Vielleicht erhalte ich für „die Gefälligkeit, die ich Ihnen und dem Verfas¬ ser mit Durchsicht seines (zwanzig Bogen langen) „Werkes erzeige, wovor: sich nun schon zwey Bo- „gen abgedruckt befinden, von ihnen noch eine an¬ dere Gefälligkeit," (denn der Mann hatte schon um eine Summe Geldwerth erhalten,) „wofür ich ,'Hnen wieder anderwärts und selbst dadurch uw „tzen kann, „Nämlich, wenn Sie mir I. I-lorr. und „Hör. gratis liefern wollten, so wollte ich „Sie in der L. äe r. in 8. n er m A. recht bald, „und mit Lob recenfiren.^ Also kann man in Norddeutschland recensirt haben, wie man will? Freylich um nicht wenig, denn das Verlangen an Büchern macht gleich über sechzig Dukaten aus. Ist nun weder Verleger noch Verfasser gesinnt, ein Lob so thcuer zu erkaufen, dann — lMr Huoä ss)1en6i6a bilis. Ver- Physikalisch-Politische Aus- dm Dinarischen durch die Iulischen, Karnischen, Rhetischm, in die Nori¬ schen Alpen. Erstes Kapitel. Bonden Dinarischen Alpen, woher sieden Namen erhal¬ ten, deren Ausdehnung gegen Osten nnd Westen, Be, standtheile, Höhe, Einwohner u. s. w. ine mächtige Gebirgkette, -welche dem Heuti. 5 gen Adriatischen Meere zum Theile Granzen wird dieDmarische Alpen, Oinarü, genannt. ey den Alten hatte diese Kette nicht jederzeit den ^gueks «eisen. ITHeil, A Namm 2 - Namen Alpen, sondern von dem großen Zhenglje oder der alten Gebirgkette, welche Kette sich nach Norden bey der Stadt Triadißa oder So¬ phia (Büsching Geographie')) vorbei) der Donau oder dem Isterfluß zu wendet, und an solchem aufhört, wo dann auf der Nordseite des Flusses die Kette wieder emporsteigt, Siebenbürgen umzingelt, und das eigent¬ liche Karpatische Gebirge ausmacht, und so wie sich ein Theilvon dem Gebürge des lssemue gegen "Norden lenkt, so auch ein Zweig gegen Osten und Westen, welcher letz-' tere Zweig bis zu den Iulischen Alpen verschiedene Na¬ men hatte, alö klila, 8carciu8, kcirius, Lebius ek ^Ib-uL Ivlous. Eben, so war das vorliegende Meer mit verschiedenen Benennungen zu verschiedenen Zeiten auch anders benamet; als klare 8uturnium, Ionium, su- perurn, I^iburiiicuin, k6riatiLmri, Illiricum, Oallnu- ricum u. d. gl. Man sehe darüber die labula Illirici ^Imver5a1i8 nach, welche sich im rsten Band der Ltoria civile cä kicclelialiica öella Oalmatia befindet; O wie dann auch bey Marsigli die im isten Band befindliche klappa I) Oeoxrapkie universelle P. Vlr. Lnchintz. 8trasl>ur§ 177-. rvo. »4 Vol. L) Ltoria civile eck eccielisitica ckells Oglmstia, Lrostia e Losns «le L. Lommsn in Venerin 177;. 2 tom. Der Zte Band, der unumgänglich die Folge des Werks ist, ist auS Politischen 7lbsichren unterdrückt worden. Der eigentliche Verfasser dieses Werks ist ein Mönch aus dem Franrisoancr Orden, ein gebvhrner Jllirier von Visovaz in Dalmatien mir Namen Vignaiich. Ich habe von ihm viele Verbesse¬ rungen zu seinem Werk im Manusript gesehen, Schade ist, wen» sie nicht erscheinen. e :e IS )e er in se¬ de --- 3 'Ugppa kotsmoZrapIucL 3). Indessen heut zu Tage, wo diese ganze Kette vom Gebirge mit blos Illiriern, Slaven und Türken bewohnt wird, welche alle Illirisch sprechen, wird sie Dinarizze Planine , Dinarische Al¬ pen genannt, doch in verschiedenen Gegenden bekommt auch solche besondere Benennungen, als Vlaöhitchä und Shneßnize u. s. w. gegen Norden Peeöhevichc und Vellebiche Planine gegen Westen. Da aber das hohe Gebürge des ^Ariur, der Alten 4) oder Dinari so zu sagen den erhabensten Punkt in dieser Gegend ausmacht, so hat auch der Name dieses Ber¬ ges den Vorzug erhalten. Ich habe eine Abbildung davon auf dem Titel - Kupfer gegeben; obgleich ich ihn wegen der damals dort herrschenden Pest nicht bestie- Rn habe, so habe ich doch von andern hohen Bergen, welche ihn umgeben, erkennen können, daß er bloß Kalkstein sey, so wie ich aus den von ihm kommenden Wildbächen keine andere Steinart wahrnahm. Fortis (in seiner Reise durch Dalmatien §)) hat auch diese Stcinart auf der Venetianifchen Seite dieses Berges eben so gefunden. Woher der Berg jetzt den Namen Dinari erhal¬ ten, weis ich keinen andern Grund, als daß er von der Südwestseite eine runde Bildung hat, und von den II- A 2 liriern S) Oelcription -lu vnnube xar le Lomte cle lVIsrlißli. z Vol, in t'al. ä Is ttgxe 1744- 4) Ltrsko xeoZrgpiris I.ib. XVII. eäit. Osksuboni 1720. 5) VisAZio in Oslmgris . ?orUs in Veneri» »774- in Hk», r lom. c. Lx. liriern einem Geldstücke verglichen worden , indem Di¬ nari so viel als ein rundes Geld bedeutet; indessen kann es auch eben so möglich seyn, daß der Name bloß eine Verstümmlung von dem Worte Aärius siy, da bey vie¬ len alten Illirischen Schriftstellern der erste Selbstlauter beym Worte auöblieb. Das Recht, was ich mir hier anmaße, dieses Gebirge Alpkette zu nennen, beruht nicht allein auf den neuern Zeiten oder heutigen Einwoh¬ nern, sondern auf der Autorität des Pomponius Mela; denn er sagt ausdrücklich: das ganze Gebirg, welches durch Thrazien geht, wird Alpen genennt §). Die Lange der Dinarischen Alpen von Sophia an bis zu dem Berg Vratnik und Klek vor Segnia oder Zenk und Ogulin beträgt 8 Grade Erdbreite. In die¬ ser Strecke, wo sie von Osten nach Westen läuft, hat sie nicht jederzeit eine gerade Richtung, noch viel weni¬ ger, daß sie am Ufer des Meeres sich befände; denn zu Anfang hat sie das ganze Thrazien oder Romelia und Dalmatien, gegen Mittag vor. sich, gegen Mitternacht aber Bulgarien, Servien und Bosnien; nur wenn diese Kette in das alte Liburnien oder gegen die Gränzen des heutigen kaiserlichen Dalmatien kommt, macht sie die Seemauer aus; indessen vor einigen tausend Iah. ren, oder vielleicht zu der Preadamitischen Zeitrechnung mag eö sich mit dieser Gegend anders verhalten haben, und das Meer über ganz Dalmatien gestanden seyn, folg¬ lich um einige hundert Lachter höher, wie es die versteiner¬ ten Seekörper'im ganzen erwähnten Lande, und in dem ' Vor- t) l)e 8itu orbi», Lat. 1696. in 12. ---------- z Vorgebirge der Kette beweisen, und wovon ich weitere Bcyspiele anführen werde. Meine Untersuchung habe ich in dieser Kette west¬ wärts vor dem Berg Dinari ober dem Gebirge Koinska Zlava (Roßkopf) und Gromilo (Donnerberg) auf dem Plavanöka Cardo angcfangen. Diese Strecke befindet stch ober dem Ursprung der Una rind Radilevaczstuß; wo also ersterer gegen Norden in den Savafluß, und der Meyte gegen Mittag Key der Dalmatinischen Festung Knyn sich mit der Kerka, welche aus dem Dinariberg entspringt, vereiniget, die Scheidung des alten Ubur- uien mit Dalmatien macht, und ohnweit Scradin oder Scardona ins Adriatische Meer sich ergießt. Man würde sich sehr irren, wenn man Liburnien von Istrien ange- sangen, nur bis zu jenem Fluß Kerka, welcher in dem alten Japidien oder heutigen Jnnerkrain, das sich ober dem 8inu8 üauaticvr befindet, gehen ließ, sondern das iand hat sich an der See bis Sebenico und zum Ur« sprung des crwehnten Fluß Kerka oder Berg rrstreckt. Das ganze Gebirge allhier bis zur Höhe deS Dinari besteht aus lauter kahlen Bergkoppen , welche, wenn man sie von einer ansehnlichen Höhe übersehen kann, wie bloße Mcereswellen vorkommen. Alle diese Bergkoppen machen viele kleine geschlossene Thäler aus, von welchen nur jene offen sind; welche die etwas be¬ trächtlichen Flüsse durchschnitten haben. Wenn man gegen das Meer zu dem Gebirg Tartari hinsieht, so glaubt man eine schöne Ebne unter sich zu haben; allein A 3 nichts 6 nichts weniger als dies; denn es ist alles mit einer Men¬ ge oft ganz kahler Hügel angefüllt, welche staffelweise von einigen Meilen zu Meilen bis ins Meer abfallen, und eben so verhält sich beyläufig das Abfallen von der Gebirgkette gegen Norden bis in die große Illirische Fläche, wohingegen die Vorgebirge mehr glasigter Natur sind. Hier, was man mit Seneca äelertaloca etaffwr- rima heissen kann, fand ich die Berge, welche meistens kahl waren, aus einem bloßen grauen Kalkstein beste¬ hend , der manchmal in großen Schichten brach. Der Bestand war ziemlich fest, und gleichförmig, durch die Verwitterung giebt er eine etwas röthliche Thonerde, worin sich oft allerley Kiesel im Kleinen erzeugen. Ich habe hier nirgends Versteinerungen darinnen gefunden, aber wohl Spuren von etwas Eisen - Bohnen - Erz. Wo der Stein Spalten hatte, fand ich solche mit weissem Spath angefüllt; an dem Stahl gab er kein Feuer, aber durch die Reibung gab er einen etwas Saustein ähnlichen Ge¬ ruch von sich. Folglich mit etwas Steinöl gesäktiget. Die Anhöhe, die ich hier erstiegen hatte, mag wohl nicht über 602 sachter Sechöhe betragen haben; ober der vor mir liegende Berg Dinari mag wohl um einige roo Lachter.mehr Höhe ausmachen. Die Aus¬ sicht, die ich hier hatte, war sehr herrlich gegen Süden, öa ich einen großen Thcil von Dalmatien bis in das Meer übersehen konnte, wo ich unter mir die kleine Festung Knyn, welche sehr fest, aber desto ungesunder auf einem Felsen gelagert ist, solchergestalt, daß zu de¬ ren Einnahme nur eine Bloquade vom Monat Iuly bis Ende —-- 7 Ende August notwendig wäre, um alles aussterbend zu machen; ohne Zweifel rührt solches von dem vielen Was¬ ser, mit welchem sie umgeben ist, her. Man sehe das Titel-Kupfer, wo sie genau mit dem Gebirge Di¬ nari und anderen vorgestellt ist. Von diesem Gebirge aus, welches in dem König¬ reich Bosnien liegt, und unter Ottomannischer Both. Mäßigkeit stehet, nahm ich meinen Weg gegen Südwesten zu, nachdem ich von Nordwest aus Cribafa oder Corba- via über den Berg Popstak oder Lebws der Alten ge¬ kommen war, von welcher Dahinreise in dem 4ten Band meiner Oryctographie Nachricht zu finden seyn wird. Nachdem ich eine Strecke Weges zurückgeleget hatte, kam ich zu einer drcyfachen Granzscheidung, wo ich zwey Czardaken oder Feldhütten mit starker Wache fand; da eben die Pest in Bosnien zu herrschen anfieng, so war man sehr bedacht, daß niemand herübertrete, der mit Verdächtigen Türken einen Umgang gehabt hatte. Eine solche Czardake wird in morastigen Gegenden auf Pfei¬ ler gesetzt, im Trocknen aber meistens die Hälfte in die Erde gegraben, mit wenig Sträuchern und Baumrinde bedeckt, ohngefahr so, wie noch jetzt die Wilden in Amerika ihre Wohnungen bauen. Diese zwey Posten waren von kaiserlicher und Dal¬ matischer Seite, indem hier Bosnien, Dalmatien und das Ende der syka oder Liha; oder ein despotisches, republikanisches und monarchisches Reich zusammenstößt. Rechts gegen Norden.zu fand ich em Rastel, welches A 4 ein 8 - ein Caravannu oder Handelshof ist, wo die Türken mit den Christen in etwas bedenklichen oder ungesunden Zeiten handeln; ersteren ist dann der Zug ins Land nicht erlaubt. Die fikaner und Dalmatiner bringen von den Seeküsten Salz, Wein u. s. w. wofür sie von den Türken Getraide, Vieh, rokhe Tücher u. d. gl. er¬ halten, folglich meistens mit Umtauschung ihren Handel treiben und sich ernähren. Die Bildung eines solchen Rastel ist eine kleine hölzerne Hütte für die Commandirende, welche die Wache halten; an solchen ist cin viereckigter Plah oder Hof mit Pallisaden umgeben. Der eine tauschende Theil begiebt sich in solchen hinein, wohingegen der andere davor ste¬ het, der seine Maaren durch große Röhren oder Oef- nungen hineingibt, und herausnimmt; doch Wolle, Vieh u. d. wird nur in ganz gesunden Zeiten erlaubt, von den Türken zu kaufen. Die Kette, welche hier aus meistens kahlen Ber¬ gen besteht, hat wenig Erde noch Wasser, indem eine Menge großer Spalten, die in Aushöhlungen oder Grotten halten, solches verschlingen, und nur erst tiefer aus den Felsen herausquillt, wie der Fluß Zermagna oder leäsmum der Alten, u. d. Beweise davon geben. Das ganze Gebirg oder die Dinarische Alpkette theilt sich hier in zwey Arme, wovon einer an dem Meer gegen Südwestcn, und der andere gerade gegen Westen lauft, beyde Zweige dieser Gebirge vereinigen sich wie¬ der , nachdem sie eine Erdbreite durchgelaufen sind, wobey ihr größter Abstand nur höchstens io geo- graphi- - 9 graphische Meilen ist, zwischen welchen zween Armen sich schöne Ebenen befinden, die die Provinzen oder bes¬ ser Grafschaften Lyka und Corbavia oder Cribasa wie auch den Ottoghaner District ausmachen. Diese klei¬ nen Länder sind durch, aus der Alpkette laufende Vor» und Mittelgebirge abaethcilt. Ein Arm dieser Kette sührk überhaupt den Namen Vellebich und der andere Plesewich. Man sehe die Vignette des Titels, wo nicht allein dieses Gcbirg, sondern beynahe die ganze Alpkette von Europa vorgestellt ist. Viele halten den Berg Vellebich unrechtmäßig für den Lediur des alten Liburnien. Nun wandte ich mich zu dem linken Arm der Kette oder Vellcbiche planine gegen Westen zu, um so viel möglich in gerader Linie meine Untersuchungen bis zu dem höchsten Punkt von Europa, das ist bis zum Gott- hartsberg in Helvetien zu machen; mit Beyseitlassung des andern Zweiges, welchen ich schon untersucht hatte. Ich nahm also meinen Weg bergab bis zu dem Thal oder der kleinen Landstrecke von Zermagna, welches die Alten, so wie auch den kleinen Fluß, welcher es durchschneidet, lecisnium nannten. Vis zu Anfang dieses-Thals, wo die beyden Arme der Alpkette sich von einander theilen, hakte ich stets nichts als eben den er¬ wähnten Kalkstein, nur daß er hier gegen die Tiefe im¬ mer schwärzer wurde, und manchmal auf den etwas ebe¬ nen Flächen ganze Strecken von großen Platten aus den übrigen Felsen heraüsstachen, als wenn man durch di« Kunst mit solchen Waldungen oder Felder hätte ein- A 5 schränken ro -- schranken wollen. Hier auf der Anhöhe, so wie über¬ haupt in der ganzen Lyka und Corbavia herrscht das ganze Jahr eine ziemlich rauhe Witterung; wohingegen so bald man in Zermanien kommt, man eben einen so gelinden Himmelsstrich wie in ganz Dalmarien findet, und dermalen seit ein paar Jahren schon mit Weinreben besetzt ist, die ganz guten Wein geben, wohingegen in ersterwähnten ländern kein Wachsthum davon statt ha¬ ben kann. Obgleich dieses Thal eine lange Zeit ohne allen Weinwuchs war, so ist doch ganz gewiß, daß vor Zeiten solcher häufig gewesen seyn muß, indem die alten Illyrier es Vino-6ol oder Weinthal nannten. Beyrn Hinabsteigen in dieses Thal, welche Ge¬ gend Klanaz genannt wird, fand ich solches wie vom Wasser eingeschnitten, und wo die Felsen senkrecht stan¬ den, zeigten sich nichts als ebensölige Kalkschichten, be. sonders da wo der Fluß Zermagna seinen Ursprung hat, und sein Wasser ein paar Meilen entfernt von ei¬ nem See, welcher in Bosnien liegt, durch einen un¬ terirdischen natürlichen Gang erhält, eben so wie der Fluß Saviza, wovon ich im ersten Theil meiner Ory- ctographie erwehnet habe. Von diesem See wie von einigen weiß der unbenannte Verfasser der topographi¬ schen Beschreibung nichts, welcher vorgiebt, eine aus¬ führliche Nachricht von ganz Bosnien in dem zweyten Stück des ersten Bandes des Ungarischen Magazins ge¬ geben zu haben 7); allein nicht nur den See ist er über¬ gangen, 7) Ungarisches Magazin oder Beyträge zur Ungarischen Ge¬ schichte, Geographie u, a. m- von S. Mindisch, Pres- bürg - — - n gangen, sondern auch feste Platze als Bakus u. s. w. Ueberhaupt steht man, daß er sich in den wilderen Theil vom Lande nicht gewagt hat. Als ich in das Thal von Zermagna kam, war man eben so wie im ganzen Lande mit dem Straßenbau be¬ schäftiget, wo man tief unter dem Steingeschoder einen sehr tief ausgefahrenen Weg fand mit römischen Mün¬ zen von Trajan, Dcciuö und besonders von Diokleti¬ an, der zu Ende sein Hostager zu 8a1ona nova oder Spalatro in Dalmatjcn hatte, welches nur einige 20 Meilen weit von hier entfernt war, wo erwähnter Kai¬ ser sich kaum wegen der Schwärmerei) des zunehmenden Chrisienthums in Sicherheit hat erhalten können. Nebst diesem fand man etwas Gewehrringe, und sehr große Sporen, welche aber der Figur nach nur an Bastschuhe (Opanke) getragen worden. Man soll auch einen aus Stein ausgehauenen Kopf gefunden haben, so gebogene Hörner hatte, folglich ein Kopf eines Gottes Ammon war. Wer hätte jemals vermuthen sollen, daß hier wäre gefahren worden? so verwildert und unkenntlich wird alles mit der Zeit, wo Pest und Kriege Länder ent¬ völkern. Indessen alle diese alten Ueberbleibsel waren für mich nicht so merkwürdig, als man auch hier mit dem Wegmachen einen ganzen ziemlich mächtigen Gang Von Pechkohlen lätlrantrax xiccus XValierii 8) fand, aus welchen man Steinöl brennen kann. Das Grund¬ wesen ist Kalkstein, welcher mit diesem Bitumen ange¬ füllt k) 8v6ems mlnersloßlcmn —- s 6. ^iVsIIerlo- 1l. c. kiß. Vienuse 1778- 8. 12 -- füllt ist. Das Streichen dieses Ganges ist von Mit¬ tag in Mitternacht mit einem Verflachen in Abend, das Hangend und Liegend ist, ebenfalls nichts als ein gelber Kalkstein. Bis diese Stunde hat man noch keinen Ge¬ brauch davon gemacht, als diesen Stein klein zu zersto¬ ßen, und mit gemeinem Pech einen Kitt daraus zu ma- chen, um Stücken Pinsensteine, oder Vulkanischen Tos, welcher aus den Levantischen.Inseln, als Milo u. s. w. geholt wird, zusammenzukitten, um Mühlsteine davon zu erhalten. Ich habe Proben davon gesehen, welche den Steinstücken eine solche Feste geben, daß man eher den Stein im Ganzen zerschlagen konnte, als da wo er geküttet war. Indessen wenn man mehr Kenntniß von Steinar¬ ten hätte, so würde man solcher aus der Levante entbeh¬ ren können, indem es schon Steine im Lande giebt, die solche vollkommen ersehen. Ich habe einem dort stehen¬ den Officier des Cordons das Ausdistilliren angerathen, indem sie zu Wagenschmier u. d. gl. angewendet werden könnten, zwar nicht im Lande, denn es sind erst ein paar Jahre, daß man sich der Wagen bedient, welche ohne alles Eisen sind, und die Axen niemals geschmiert werden. Ich begab mich von diesen Stein - oder Pechkoh¬ len gegen den Ursprung des Flusses Zermagna mit Verfolgung bis ins Dalmatinische. Hin und wieder fand ich etwas Marmor, wie auch Thonschiefer, die kleine Vorhügel vor dem Kalkgebirge ausmachten, worauf die neuangepflanzten Weinreben gut fortkamen. Hier im Thal steht ein Hauptmann mit einer Kompagnie, der ein «kn kleines Wohnhaus hat. In dem Zimmer, wo ich mich aufhielt, las ich in einem Stein ausgehauen, daß Se. Majestät der Kaiser Joseph vor sechs Jahren hier übernachtet hatte, um die Granzen sowohl hier als aller seiner Länder zu besichtigen. Gewiö, es hat noch wenig Landesfürsten gegeben, die in so unwegsamen Gegenden herumgereiset sind, als dieser Fürst thuk, der sich mit Wasser und Brod zur Nahrung und Stroh zum Liegen begnügen läßt. Wenn das einem Kaiser genug ist, warum dann nicht auch einem Hofrath, wo es der Dienst des Landeöfürsten erfordert? Bey weiterer Verfolgung dieses Flusses kam ich zu dem Schloß Svonigrad oder Glockenschloß, welches am Fluß auf einer kleinen Anhöhe liegt. Dieses Schloß machte einsmalen eine Gränzfestung gegen die Dalma¬ tiner und Morlackcn (welche letztere Nation man hier aber unrechterweise Primurzi nennt) aus, und wurde von Seiten des Herzogthums Kram unterhalten; da aber heut zu Tage von dieser Seite nichts mehr zu besor¬ gen ist, so hat man es seit einigen Jahren eingehen las¬ sen , und ist ohne alle Besatzung. Ohnweit davon hak vor ein paar Jahren ein Einwohnerin seinem Acker einige schöne und große römische Aschentöpfe auögegraben; sie wa¬ ren aus einemweissenGypsstein gemacht,eyförmig,zSchuh hoch und iT breit. Nebst dem, daß etwas Asche darinn war, hat man auch einige Münzen vom Kaiser Domitian darin gefunden. Es scheint ganz wahrscheinlich, daß zu den Zeiten, als Kaiser Kajus Kaligula, Antoninus, Klau- dius Vespasianus, Trajan u. a. die Dacier bekriegten, sie hierdurch dieses Thal ihren Zug hielten, um leichter über >4 -- die Alpkette zu kommen, wo also bey Todesfällen ihrer angesehensten Officiere sie solche Urnen verfertigen lies¬ sen, um die Asche der verbrannten Körper aufzu¬ heben. Da nun hier die gefundenen Urnen oder Aschen- töpfe aus einem Stein waren, den ich im kand vermu- thcte, so habe ich nach gemachter Untersuchung eine halbe Stunde außer dem Thal Gipssteine gefunden in genüg¬ samer Menge, woraus dergleichen Töpfe haben gemacht werden können. Meine Gesinnung war hier den Fluß Zermagna bis zu dem Canal Obrovaz, welcher ohnweit Novi- gradi oder Neuschloß, wo im Jahre iz86 Elisabeth Kö¬ nigin von Ungarn, eingefperrt lebte, bis sie starb oder umgebracht wurde, sich in dem Morlackischen Meerbu¬ sen verliert, zu verfolgen; allein Ueberschwemmungen hielten mich solchergestalt davon ab, daß ich hohe Gebirge des Vellebich (lies Wellebitsch) bestieg. Hier in dem ganzen Thal findet man eine sehr starke Schaaf, zücht, welche die besten Aromatischen Krauter zum Fut¬ ter haben, als Thymian, Saturey, Salvey u. d. gl. von welcher Nahrung das Fleisch einen eben so guten Geschmack hat, als jenes der Ardenne. Da ich nun meistens durch das Thal wieder zu- rückkehrte, so^ fand ich die Steinart an dem Gehänge Les Kalkgebirges aus Saustein, I.axiLiuiIIur, bestehend. Der Vellebich nimmt hier im Thal seinen wah- ren Ursprung / nachdem der andere Theil der Kette, wie gesagt, gerade gegen Westen ober Glanaz fortlauft, wo tvo das Gebirg zu Anfang Velki- und Mali-Popstak genannt wird, und ohne Zweifel der Ledius der Alten war, und heut zu Tage auf den fehlerhaften Kar¬ ten Popina - Berg genannt wird , wo durch letzteres Wort nichts als ein Thal, welches vor dem Veliki- Popstak, in welchem einige Hauser sich befinden, liegt, so im Lande benamet wird. Auf dieses Gebirge folgt in dem rechten Zweig der Kette das Gebirge von Ple. sevizza gosje - traja und Kulpa, dann der kleine und große Kapella-Berg oder /tlbius der Alten, die dann insgesamt Cribasa, Litza und den Ottoghaner Di- strict von dem übrigen Kroatien abtheilen. Doch wieder aufden Zweig der Kette, welche das Gebirg Vellebich ausmacht, zu kommen. Dieses Gebirg, welches aber in verschiedenen Gegenden auch wieder verschiedene Benennungen hak, als Prak (wo man ohnlängst wie¬ der eine römische Straße entdecket hat) Velki- Mali Goöjak, Zernopaz u. s. w. von solchen will ich bloß allein unausgesetzt Nachricht geben. Zu Anfang dieses Gebir¬ ges, nemlich des Vellebich, welches auch Vellebit genannt wird, fand ich an seinem Fuß, der zum Theil die gebirgige Fläche von der Lyka ausmacht, nichts als stinkende Kalksteine, xarcmus, von der Farbe schwarzgrau, welcher aller Orken in seinen Spalten und Ritzen mit einem ziegelrothen Thon angefällt ist; weiter fand ich auch eben diesen Stein so wie in .den schönen Flachen dieses Landes bis gegen den Berg Vratnik oder die Stadt Segna oder Zenk mit zweyschaalichten Seemu¬ scheln angefüllt. Diese Steinart macht hier alle Hügel und Felsen aus, wozwischen sehr viele Grotten und Aus¬ höhlungen sich befinden, die in das hohe Gebirg hinein- haltem i6 .— halten. Wenn man sich nun in das hohe Gebirg be- giebt, so hört nach und nach diese Steinart auf, und stellt sich dafür ein etwas weisserer Kalkstein ein, der ohne alle Versteinerungen ist. In der Mittlern Höhe dieses Gebirges sind ebenfalls unzählig viele Aushölun¬ gen, deren Ende unerforschlich sind. Vor ein paar Jahren hatte hier ein Alpenweib einen Hund, den sie gerne los gewesen wäre, in eine solche senkrechte Grube, wo es nur einem Menschen durch Hülfe der Leiter und Stricke herauszukommen möglich ist, hineingeworfen; nach einer Woche soll der Hund in Dalmatien, nemlich hinter Zadar oder Zara wieder hervor und mit einem Weintrager über die Kette des Vellebich nach Hause gekommen seyn. Aus diesem war also klar zü entneh¬ men, daß manche Höhlen durch den ganzen Durch¬ schnitt des Gebirges halten. Einige von diesen Höhlen habe ich besucht, aber meistens nichts als grauschmutzi¬ gen Tropfstein gefunden, indem der Kalkstein, wovon sie ihre Entstehung haben, nur eben diese Farbe hat. Da ich in der Oryctographie von Kram genugsam von solchen Höhlen erwähnt habe, so will ich hier nichts wie¬ derholen, da es hier das nämliche ist. Nachdem ich einige Meilen Wegs aus Zermagna zurückgelegt hatte, kam ich in die Gegend von Gras- haz, wo ich in der Tiefe eine Menge geringhaltigen Ei¬ senstein miuera kärri vulgaris rubra im Thon antraf. Alles um die Gegend dieses zerfallenen Schlosses, wel¬ ches der Familie Gnesewich (der ich in Anbetref der Landeskenncniß und Sicherheit bey meinen dortigen Un¬ tersuchungen Dank schuldig bin) gehört hat, und nur in der !7 der Tiefe dafür ein Rastel mit OffizierStvohnungen er¬ richtet ist, ist Stinkstein mit vielen Versteinerungen an. gefüllt, welche letztere aber mit der Mutter oder Sein« art, worinn sie stecken, so innigst verbunden sind, daß sie ein Ganzes ausmachen, und unmöglich ist eins von dem andern abzufondern. Die Gegend hier, hat einen ziemlich starken Bach, der Mühlen treibt, aus dem Felsen des Gebirges Res¬ nick kommt, und nach einer Zeit sich in den Vellebich vder Zernopaz verliert; In eben diesem Gebirg hak vor ein paar Jähren ein Likar, (welches auf Illirisch so viel als Arzt bedeutet, indem man nur von einer Person zur Heilung der menschlichen Gebrechen den Be- grif hat, er mag dem Körper äusserlich oder innerlich zu Hülfe kommen;) welcher Pflanzen suchte, eins gegen eine halbe Faust große schwarze Masse gefunden, welchö bloß Bisam, und mit kleinen Insecten, als kleinen Kä¬ fern angefüllt war. Ich habe von dieser Masse noch ei¬ ne gute Portion erhalten, wo ich gewiß abnehmen konn¬ te, daß auch bis hieher die Ziegen kämen, welche solchen erzeugen. Gegen Corbavia ist eine ziemliche Ebene mit einem thonigten Grunde, allwo es sehr viele kleine D.uarzkristallen (Goloti) der Einwohner, welche sie auch Donnerkeile (Strelze) nennen, giebt. Viele dieser klei, nen Kristallen waren sehr rein, so wie jene aus dem Kar. pakisthen Gebirge und vor dem Berg Slivenza in Kram. Ich übersetzte hier das Mitkelgebirg Resnik, welches Corbavia von der Lyka scheidet, und meistens aus Marmor und Breccia besteht, welche letztere Stekn- Reisen! Theil, B §rt. art, wo sie nicht sehr kompakt und zellichk angekroffen wird, ganz gut zu Mühlsteinen sich brauchen läßt, und der Gesundheit, da sie aus Kalksteine bestehen, vielmehr zuträglicher wären, als jene, welche man aus der Levant holt und sich so leicht abnutzen. Auf der Anhöhe, wo man die schöne Ebene, ersteren Landes, sieht, fand ich die Eberwurz oder Larkina b'lrsik«, welch«. ich im ersten Heft der krainerischen Alpenpflanzen beschrieben habe §). Ich hatte schon vorhero auf den Anhöhen bey Popina und auf dem Berg Gromilo die Blätter, aber niemals die Blüthe davon angetroffen. Das Landvolk weis hier noch nicht den Gebrauch, solche zu verspeisen, hingegen wird diese sowohl als die unbestielte Eberwurz des Lin. näus für Hygrometers aller Orten in den Häusern ge¬ braucht, wo also der gemeine Mann zu sagen weis, ob ein trocknes sich in ein feuchtes Wetter und so umgekehrt verwandeln wird. Aus dieser Gegend wandte ich mich wieder gegen Süden dem Gebirge Vellebich zu; ich hatte immer eben die Steinart. Aller Orten war hier der Kalkstein mit gelben Adern, welche aus einem eisenschüssigen Thon bestanden, und sich eher als der Stein auflöste. Dar Sonderbarste, was ich dabey bemerket habe, ist, daß in solchen Adern mir zweymal kleine Quarzkristallen .vor¬ gekommen sind. Sie stacken in diesem Thon oder Erde, welche eine Ader im Kalkstein von einem nicht gar hal¬ ben Zoll dick ausmachte. Wie mag doch dieß gesche¬ hen plsntse slpinse Ourniolise cvllexit ct äeleriplit. — Viennse 1782. c. 6z. in Hto. ' '.19 htn seyn, daß die Kalkfelsen bcynahe durchaus allhier mit dieser wenigen Thonerde in Gestalt von Abern durch¬ setzt sind? Und wie sind dann endlich die Quarzkri¬ stallen darinn entstanden? Eine Sache: so viel ich ihr auch nachspührte, so war ich doch nicht im Stande es zu ergründen; denn bey der ersten Entstehung des Steines überhaupt muß doch schon diese Thonerde sich mitgebil- det haben, um die Spalten anzufüllen, oder man nehme an, nachdem dieser Stein eine lange Zeit unter Wasser gestanden, die leeren Spalten mit dieser Erde sich erst angesüllt hatten, aus welcher zum Theil glasigten Erde die Erzeugung der Kristallen hat Statt haben können. Daß hier in der Tiefe die Steine eine lange Zeit unter Was¬ ser waren, bemerkt man an den vielen Versteinerungen, welche sich dazwischen befinden; denn sehr vieler Kalk¬ stein allhier ist auch ohne solche, doch allem sieht man es an, daß er durchs Wasser eine Art von Poli¬ tur bekommen hat, da die Felsen so da liegen, wie das Eis, welches von der Sonne zusammenschmelzt, und oft allerlei) glatte Zacken macht. Viele davon sind wie von dem Fall eines Wassers ausgehöhlt, und beym Ansehen einem das lateinische Sprichwort Outta cavat lapiäern beyfallen muß, und so sind viele dieser Felsen mehr als sachter tief unter dem Erdreich eben so gestaltet. Ich will indessen keineswegs damit behaupten, daß die allge¬ meine See oder das große Weltmeer über -diese ganze Gegend gestanden sey, sondern es ist leicht möglich, daß Mischen dieser Alpkette ein eigener See, so wie das Kaspische Meer eingcschlossen ist, war, und durch einen Ausbruch nach Zermagna sich ausgeleert, und das ganze !and ins Trockne gesetzt worden. Ueberhaupt verwittert B 2 dieser sc» -" tiefer Kalkstein sehr wenig, aus Ursach, weil er mit ei¬ ner Saure, nemlich mit jener, die vitriolartig ist, ge- sättiget ist. Ich setzte meinen Weg aus der Gegend von Grashah gegen Westen in dem Gebirge fort, in der Tiefe war immer erwehnter Stein, welcher aller Orten mit Höhlungen, worin» sich die Wässer verlieren, an¬ gefüllt ; doch seit 6n und mehr Jahren haben sich an ei¬ nigen Gegenden diese Sauglöcher verstopft, indem die gegenwärtigen Einwohner wenig Sorge für deren Of¬ fenhaltung tragen, so daß bey wenig nassen Jahren gan¬ ze Gegenden damit überschwemmt werden. Da ich nun meinen Weg gegen Westen fortsetzte, bevor ich Raduch erreichte, fand ich hin und wieder im dortigen gemeinen Kalkstein etwas Marmor, der aber doch wegen seiner gelb und weis schmutzigen Farben wenig werrh ist. Nach zwey Stunden zurückgelcgten Wege erreich¬ te ich das Mittelgebirg, worauf die gröste Höhe des Vellebich folgt, und von einigen, Ussoko planine oder hohe Alpen genennt wird. Das ganze besteht aus dicht grauen Kalksteine, welcher in lauter sehr mächtigen Schichten einbricht, die ihr Fallen vom Abend im Mor¬ gen haben. Man sehe die Abbildung davon auf der Vignette zum ersten Kapitel, welche einen kleinen Ent¬ wurf von der ganzen Höhe vorstellt. Hier im Vorge¬ birge gegen Norden oder wo die große Ebene der Lyka sich befindet, hat man an verschiedenen Orten Kies ent¬ deckt, wovon ich einigen kupferhaltig fand. Die Steinart, worinn er brach, war eine kreccia Lilicea »der Trümmerfels von Farbe graurvth, ohne der geringsten Spur 21 Spur eines Kalksteines; mit dem Hammer gerieben oder öeym Zerschlagen gab er den Geruch eines Sausteines von stch» In eben dem Vorgebirge fand ich auch eini, Ze Spuren von Bleyglanz; allein es ist bey allem diesem Wenig Hofnung auf erträgliche Ausbeute zu haben; da die Steinart, welche solches einschließt, mit einem ältern Gebirge untersetzt ist. Das Nutzbareste, was ich hier fand, war, daß viele des hier einbrechenden harten Trümmersteins so gut zu Mühlsteinen angewandt werden konnten, um solche nicht mit kostbarer Fracht äusser Land ho¬ len zu dürfen, wie jetzt geschieht, wenn man nicht auf die Gesundheit zurück sehen wollte, um den Kalkartigen den Vorzug zu lassen, wie oben erwehnt. Nun wandte ich mich in die Ebene gegen Ostnord, wo ich mehr alszu deutlich sähe, daß einmal das ganze Ge- birg überschwemmt war, hin und wieder lagen kleine Hü¬ gel in solcher, welche aus blossem Kalkstein und wie aus der Erde gewachsen waren; wahrscheinlich sind sie bey der Ueberschwemmung kleine Inseln gewesen; aufeinige von solchen haben die Türken Schlösser gebaut, wie Bclai n- d. g. die aber dermalen schon meistens eingegangen sind. Vor Gospich, welches ein zerstreutes Dorf ist, das meistens aus Militairquartieren besteht, indem ein- Generalstab sich hier für ganz Lyka, Corbavia und Zermagna befindet, mußte ich über den kleinen Fluß, der eben diesen Namen führet, sehen, welcher sich bey Kanicza tief im Kalkstein eingeschnitten befindet, und nach einer Zeit sich mit einem andern vereiniget, welcher den Namen vom Lande erhalten, und Lyka heißt. Erst erwehnter Ort ist erst seit 40 Jahren entstanden, denn vorhero war nichts als ein elendes türkisches Schloß zu- B z. Segen, 22 -- gegen, welches noch dermalen besteht. Ohnweit davon hatten die Griechen eine kleine Kirche mit einem Frauen¬ bild, welches man nach der Landessprache Gospa nennt; da nun solches überseht wurde, so entstand der Name Gospich: Hier vor dem Ort stießt der Fluß, welcher ein nicht gar gutes Wasser hat, doch im übrigen ist der Ort ziemlich gesunde Bey meiner Ankunft brachte man einige Mörder und Räuber ein, wie auch zwey Köpfe, wovon einer von einem Harambascha oder Anführer ei¬ ner Räuberbande war. Diesen Auftritt in einem Lande zu sehen, wo man weder Stadt nocssDorf, Gospich ausgenommen, auf seiner Reise zu finden hat, ist nicht sonderlich angenehm; allein da dieses nichts weniger als selten ist, so wird man bald daran gewöhnt. Von Gospich aus, seßte ich meinen Weg gegen Ost - Norden fort, über den Fluß Lyka oder Lizka, wel¬ cher Fluß, nüchdem er eine grosse Strecke in der Fläche zurückgelegk hat, sich wieder in die Felsen des Vellebich Verkriecht, so wie alle Bäche in diesem Landstrich. Nach ein paar Stunden erreichte ich Shroko Kula oder Kü¬ kenthurm, dieß ist ein rundes Gebäude, welches ebenfalls die Türken zur Vertheidigung errichtet hatten, aber der¬ malen eingegangen ist, und um die Ueberbleibsel einige Bauernhütten mit einem Offizierquarkier und eine elende Kirche errichtet worden. Bis anhero hatte ich ziemlich Ebene mit Kalkfelsen und sandigem Boden, der derma¬ len sehr ausgetrocknek, und wenig angebaut wird, und zur Fruchtbarkeit auch kein anderes Mittel übrig bleibt, als Feuchtigkeit in solchem zu erhalten, und zu hindern, daß die wenige Erde nicht in die Tiefe finke, wozu kein ande- - 2Z anders Mittel vorhanden als Waldungen anzulegen, wo bey dessen Heranwachsen man ssreifweis Schläge oder Aushauungen zu machen Habs, bey welchen Vorkehrun, gen die Sträucher auf Ort und Stelle zu verbrennen wä¬ ren, um durch die Asche einen Dung zu erhalten, wor¬ auf allerlei) Getreidarten ganz gut gedeihen würden. Mein Weg gieng nun wieder gegen Süden in ei¬ nem Vorgebirge bis Berusich, wo ebenfalls die Tür¬ ken ein festes Schloß hatten; in dieser Gegend hat man auch vor Kurzem eine römische Heerstraße entdecket, wel¬ che in die Kette des Vellebich bis Brack hält. Bey Entdeckung dieses Weges hat man ungeheuer dicke Bau- me darauf wachsen gefunden, so daß an einigen Orten kaum die Wurzeln das Pflaster erreichten; so viel Erde hatte sich seit der Zeit ohne Zweifel durch Verfaulung des Holzes und iauberde erzeugt. Die ganze Gegend hat grauen und viel gefärbten Kalkstein bald mit und vhne Versteinerungen; derTrümmerstein davon ist eben¬ falls nicht selten. DaS Gebirg ist meistens geschlossen, und hat eine Menge Vertiefungen (Jame) oder Kessels. Da ich meinen Weg gegen Westen fortsehte, so kam ich En das hohe Gebirg Doberdo, wo dermalen eine Straße nach dem kleinen Seehafen Serissa oder Carlopago in Dalmatien, Büsching a. a. O. geführt werden solle; da ich aber zur See noch nicht kommen wollte, und ich auch in der Steinart nichts verändert fand, als den ursprüng¬ lichen Kalkstein, so wände ich mich wieder gegen Nor¬ den in jenes Mittelgebirge, welches die syka von dem Otkozhanischen District abscheidet. In diesem Mittel- gebirge, welches eine ziemliche Höhe hat, fand ich nichts B 4 i" in der Steinart verändert, nnd sein Streichen grenz von Osten in Westen mit Anhängung an den Alpenzweig des Bleseviza und Vellebich. Bis anhero hatte ich von Pflanzen nichts Sonderliches gefrinden, als eine unge¬ mein hohe OiAtgiiz länrmei oder Fingerhut. Diese Pflan¬ ze habe ich über sechs Schuhe an Höhe gefunden. Die Blätter des Kelches waren lanzettförmig, die Blüthe war eingeschnitten und braunroth bemakelt, der Sten¬ gel rund und die Blatter glanzend, 6 bis 8 Zoll lang, hie ganze Pflanze hatte weder üblen Geruch noch Ge¬ schmack. Da sie mit keinen der schon beschriebenen Pflanzen dieses Geschlechts bey dem Ritter Lmne'°) übereinkömmt, so glaube ich sie für eine neue Art halten zu können. Aus diesem Vorgebirge, nachdem ich mich gegen Westen forkwandte, kam ich aus der Grafschaft Lyka in den District von Ottozhatz, wo ich eben wieder eine schöne Flache antraf, welche hin und wieder mit frischem Wasser befeuchtet war, worunter das hauptsächlichste die Gahka, welche noch ziemlich fischreich ist. Nach¬ dem ich mich gegen Norden nach Bunich gewandt hat¬ te, verlies ich diese Gegend um meinen Weg gegen We- sten fortzuseHen. Als ich an den Fuß des Mittelgebir¬ ges bey SinaH gelangte, fand ich sehr große Quellen aus dem Felsen entspringen, welche gleich einige Müh¬ len trieben. Die Steinart hier war ebendieselbe, nur mehr eisenschüssig und mit Thon gemischt. Eine große von tv) dmnser Systems nsturse. Läitio ir. Vlcnnse 176-. in s. r. Io«. ' 2Z hon letzt erwähntet Fläche ist mit diesen Ouellwässern be¬ netzt und sumpfig gemacht. Da ich nun eine Zeit mich an dem Fuß des Vellebich oder an dem Gebirge Sredn- Mali - und Velki Kosiak, oder der mittlere, kleine und große Gsisberg hielt, so erreichte ich auch den Ort Ok- tozhatz, welcher ebenfalls so zerstreut wie Gospich in einer ganz sumpfigken Gegend liegt, und der Sih eines Regiments- Staabs ist, wovon vjeleHäuser auf Pfeilern stehen. Da die Wasser in dieser Fläche einen sehr ge¬ ringen Abfall haben, so steht meistens der hier vorfindi¬ ge Fluß hin und wieder in Putzen, welches dann den dortigen Einwohnern beständige Fieber verursachet. Auch dieser Fluß hat keinen freyen Ausfluß, sondern wird so wie viele andere Bache wieder in die Erde ausgenommen. Von dieser Gegend wandte ich mich wieder auf die Anhöhe oder Schneide des Vellebich um nach Dal. matien und zur See zu gelangen. Nachdem ich eini¬ ge Stunden Weges in dem Kalkgebirge zurückgelegt hat¬ te, kam-ich zu einer herrlichen Strasse, welche von dem Seehafen Seigna oder Zenk kam, und beyde Arme der Alpkette nemlich den Vellebich und die große Kapela, welche eine Folge des Blefeviza ist, übersetzt, und bis nach Karloutz oder Karlstadt halt. Dieser herrliche Weg ist erst unter der Negierung Joseph des Zweyten unternommen, und glücklich vollendet worden. Wohl angebrachte Pyramiden, welche streckweis gesetzt sind, geben die Meilenzeiger ab, nebst diesen sind auch aller Orten auf kurze marmorne Säulen Sonnenuhren zur Bequemlichkeit der Reisenden angebracht. B 5 Da 26 Da nun hier in dieser Gegend beyde Armketten wieder zusammenkommen, und das Gebirg sich in etwas erniedert, so kann man denn mit allem Rechte das En¬ de der Dinarischen Alpkette annehmen, und Aen Berg Vratnick; man sehe die dritte Vignette zum zweyten Kapitel, als die Gränzscheidung beyder Kette betrachten, wo mit dem Berg Veliun oder Vilune die Iulische Alpkette mit Ansieigung anfängt, und also mit dem Vratnick die Dinarische aufhört. Von der Anhöhe dieses Berges fängt das Dalmatinische Gebiet sDallmatinska) an, und so wie das Gebirge fortstreichk von Westen nach Osten, so ist auch die Scheidung von diesem Lande mit Lyka, Corbavia, Zermagna und Ottozha. nischen, also sind letztere Lander nicht zu ersterem zu rech¬ nen, wie Hr. Büsching in seiner Erdbeschreibung unrichtig angiebt, sondern sie gehören zu Kroatien unter das Ge- neralat von Karlstadt. Als ich nun den Berg hinunter setzte, um zu der See zu gelangen, so fand ich vom An¬ fang einen etwas unrein grau gelblichten Kalkstein, wel¬ cher beynahe den ganzen Berg ausmachte. In seiner Mitte fand ich einen sehr mächtigen Hügel wie eingekeilt, welcher ein dunkelgrüner Felsschiefer war, der manchmal sich in einen Porphirit verwandelte, wie ich denn auch solchen Stein auf der Vignette mit seinen Zeichen ange¬ zeigt habe. Als ich aber tiefer kam, hörte solcher wie¬ der auf, und stellte sich wieder oben erwehnter Kalkstein ein, also ein gewisses Zeichen, daß dieser Stein nur auf dem letzteren aufgesetzt sey, wie ich schon an anderen Ge¬ genden des Vellebich bemerkt habe. Als ich nun hier zur See kam, so fand ich wieder sehr viele Versteine¬ rungen in dem Kalksteine, meistens Heliciten und Cham- mu- »7 Muscheln. Die Wildbache, welche sich hier zur See lenken, führen manchmal Harnsteine und etwas Eisen- Dohnen- Erzt mit. Die Stadt Seigna oder Zenk ist ein freyer Ha¬ den, welcher aber wenig zu bedeuten hoc, denn der gan¬ ze Handel besteht im Salz von Barletta aus dem Nea¬ politanischen, und Getreide. Vlit ersterem wird der Mehreste Verschleis nach Bosnien gemacht. Der gan¬ ze sehr irregulaire Ort besteht aus z6o unbeträchtlichen Häusern, und ist mit einer bloßen Ringmauer umgeben. Seit zween Jahren weis man auch hier, was ein Wa¬ gen ist, so wie meistens in dem ganzen Strich Lande, wovon ich erwähnet habe, indem man keine Wege zu fahren hatte. Da das Gebirg gleich dicht an den Ort anstößt, so ist auch wenig Platz um weiter zu bauen, ausgenommen aus dem daranstoßenden Hügel , wo noch ein altes Schloß steht. Zwey Stunden vor dem Orte gegen Westen liegt die vcnetianische Insel Veglia, wel¬ che Key Nordwinden für die Schiffarth gefährlich wird, indem, wenn dieSchiffe dahin getragen werden, sie mei¬ stens an den Kalkfelsen, aus welchen die Inseln, wie alle hier im Meer liegende, bestehen, scheitern müssen. Die geringste Höhe des vor der Stadt gegen Osten und Norden liegenden Gebirges beträgt über zoc> Läch¬ ler; je weiter nun der Gebirgzug gegen Osten anhält, desto höher wird solches , so daß der höchste Gupf des Vellebich 8 bis 900 Lachter Seehöhe hat, und so der Berg Dinari noch um ein paar ioo mehr ha¬ ben muß. Nun 23 --— Nun auch ein Wort von einem Theil der Einwoh¬ ner dieser Alpkette: Die Viahi oder Wallachen machen den größten Theil von türkisch Dalmatien oder Iüirien, welches heut zu Tage zu Bosnien gerechnet wird, aus; und da sie bloße Unterthanen der Türken sind, so haben sie auch den schlechtesten oder gebirgigten Theil des Lan¬ des innen; meistens sind sie der griechischen, wenig der türkischen, noch weniger der katholischen Religion zuge- than. Diese Leute sind durchaus von einem schönen Wuchs, hager, beherzt, räuberisch und blutgierig, (so wie ihre Hausthiere, wobey sich der Hund vor allen auszeichnet. Wehe einem unbekannten Reisenden¬ wenn er sich nicht mit Schießgewehr vertheidigen kann), der schlechtesten Lebensart, wie auch der größten Fati- guen gewohnt, folglich haben sie alle Eigenschaften, um taugliche Kriegsmänner daraus zu bilden. Ihre Kost ist meistens aus dem Pflanzenreich, ohne sich viel einer Fette dazu zu bedienen. Ihr Ackerbau ist, wie man es sich von einem noch so zu sagen ganz wilden Volk vor- stellcn kann, ziemlich nachlässig; Mein da sie in den Ebenen guten Grund haben, so wächst alles reichlich. Viele von diesem Volk führen eine noch Nomadische Le- bensark, wobey sie wohl auch oft zu einer andern Po¬ tenz hinwandern; doch wenn letzteres geschieht, so liegt meistens ein Verbrechen zum Grund, als ein und meh¬ rere Mordthaten, wo ihnen das Geld gebricht sich bey ihrem Kadi, (Richter), Aga oder Bascha loszukaufen. Ihre Tracht ist meistens orientalisch, lange Beinkleider Dosteghniza, welche etwas mit den Schalvar der Kirgisen übereinkommt, Socken -und Opanke oder Bastschuhe an den Füssen, ein Hemd mit weiten Er- meln, -- 29 Meln, ein Wams, um den Leib eine Gurte, worin» vorwärts ein Hanschar oder Hanjar ein und einen Hal» ben auch zweySchuh lang in einer mitMeffing beschlagenen Scheide steckendes Mester, anstatt dessen auch wohl ein Dustovan, eine Art von Hirschfänger und rückwärts eine Pistole steckt, über die Schulter ein Caftan oder Rock, ohne, doch auch oft mit Ermeln und zu Zeiten noch einen rothen Mantel, auf dem Kopf ein rotheö run¬ des Kapel, wie zu Rom die Kardinäle zu tragen pfle¬ gen. Die Haare in einem oder zwey Zöpfe geflochten, und Vorne über die Brust hangend. Das Weib hat auf dem Haupt ein lejneneö Tuch in Form eines Bundes, oder auch nur wie ein Schleyer darüber gehängt; das Madgen aber wie die Männer eine rothe Kappe, die Haare in zwey große Zöpfe ge. flochten, mit gelben Knöpfen, Korallen, Glasperlen und dergleichen Zeug eingerändet über die Brust han¬ gend. Ein langes Hemd bis zu den Fersen, vorne wie die Männer offen, und mit gefärbter Wolle gestickt, um den Leib eine wollene Binde, mit einem aus gefärbter Wolle mit Franzen besetzten schmalen Fürtuch, Key übler Witterung einen langen Ueberrock, an den Füßen So¬ cken, welche zu Strümpfen dienen, und Bastschuhe so wie die Männer. Diese Kleidung geht durch die ganze Gcbirgkette gegen Osten fort, so daß weder die Herze¬ gowiner, Czernagoraner, (Montenegriner oder Schwarz¬ wälder) noch Albaneser einen Unterschied machen. Man sehe eine etwas ähnliche Abbildung davon auf der Gebirgkarte des dritten Bandes der Or^ctvKrs- xbis Osrnioiics, wo eine Uökvka vorgestellk ist. Äm Sommer Zv - Sommer gehen alle Weibsbilder im bloßen Hemd, und haben nichts als einen Gurk um den Leib. Das Frauenzimmer ist eben so beherzt als die Manner, das keuscheste vielleicht auf dem ganzen Erd¬ boden ; denn nie hört man, daß ein Madgen einen Fehl¬ tritt thut, sondern wenn solches geschieht, so ist eö nicht ihr Wille, sondern durch Gewalt, wenn sie von Meh¬ rern Burschen geraubt wird; wobey doch jederzeit der Thater sich nach der Hand mit der Unschuld verchlichk. Man kann von ihnen sagen, daß sie Jungfern der Sonne sind, wie die Orientaler solche keusche Manner ein 8o1ei1 nennen. Man sehe EncyclopedieArt. Celibat. Das Rauben der Madgen soll unter den Jllirern erst im Jahre 4Z7 angefangen haben, als Galla placida, Mutter des ValentinuS Tertiuö und Schwester des Kaisers HonoriuS, den Kauf der Weiber einführte. Das Rauben der Madgen ist auch in einigen russischen Provinzen üblich, wie z. B. unter den Wotjaken, Lscheremrsen, wie man aus Georgi Beschreibung erste¬ het Alle nur immer vorfindige schwere Arbeit, liegt hier zu Lande den Weibern ob ; so wie alle wilde Völker kein Mitleid mit ihren Gattinnen haben, so auch hier der Mann nicht. Es scheint, daß niemals einem Weibe mehr Ehrerbietung gehört, und des Beystandes bedürftig sey, als wenn sie in der Hofnung ist, undge- bohrcn hat, und dennoch ist ihr hier zu Lande dieß nicht allein ganz versagt, sondern die Niederkunft ist eine Schande, ll) Rußlands Beschreibung aller Nationen von Georgs. Leipzig 1781. 2 Th, 4. .. Z, Schande, wofür der Mann entflieht, und das Weib bersteckkerweise außer dem Hause oder in einem daran stoßenden Stall ihre Frucht zur Welt bringt. Vielleicht ist auch dieses Vorurtheil in Arabien, wie man aus der h« Geschichte abnimmt; allein bey allem dem weis man wenig von üblen Geburten, indem die Weiber weder verkünstelt, noch in der Schwelgerey leben, wie in den christlichen Städten, und auch zum Theil schon in den Dörfern. Indessen wenn es sich doch ereignet, daß eine Geburt widernatürlich vorkommt, so macht der erste beste Mann, der sich vorfindet, die Wendung, oder zersetzt auch wohl die Frucht mit seinem langen Messer in der Mutter, um es stückweise herauözunehmen; welche Beyspiele zwar nicht oft, aber doch Vorkommen; und oft gerach einem solchen Unwissenden dieses besser, als manchem graduirten Geburtshelfer, indem er nicht aus Furcht die Sache mehr verdirbt als gut macht. Außer der Pest weis man von wenig Krankheiten unter diesem Volk, doch auch diese Seuche ist nicht so gemein, indem man auch hier von Seiten der Türken dagegen Anstalten trift. So bald es den Befehlsha¬ bern bekannt ist, werden also gleich die Hauser, worinn diese Seuche ausgebrochen, gebrandmarkt, aller Ein¬ gang dahin verkochen, und so wie man Häuser sperrt, macht man es auch mit ganzen Gassen und Ortschaften, wo der Zugang ost ein ganzes Jahr unterbleibt. Es ist also nicht wahr, wenn man glaubt, der Mahummeda« Uer ließe sich ganz seinem Schicksal über, ohne die ge¬ ringste Vorkehrung zu treffen, keineswegeö, sondern der einzige Fehler, den er begehet, geschieht aus. seiner ange- Z2 .. . angebohrnen Habsucht, wie auch Unreinigkeit, daß er nach einem Jahr von denen Kleidungsstücken der an der Pest Verstorbenen wieder einen Gebrauch macht, wo also oft durch dieses die so schreckliche Seuche wieder aufs neue fortgepstanzt wird. Indessen fallt doch .die meiste Schuld auf ihre schlechte Arzneyanstalten, und auf das Ungefähr, daß manches glückliche Temperament, wel¬ ches nicht fähig ist die Krankheit anzunehmen, solche Kleidungsstücke trüget, ohne sie zu erben, wodurch sie also getäuscht werden, in der Meynung, wenn es einem nicht geschadet, warum einem andern. — Den Türken, welche hier im lande alle Städte innen haben, sind alle christliche Einwohner des landes zins¬ bar; sehr wenige giebt es unter ihnen , die auf dem lande wohnen lind Ackerbau treiben; sie nähren sich vom Schweiß der Zinsbaren, und sind eben so frey gebohren, wie der Jude unter den Christen, was das Soldatwer¬ den bctrift. Im übrigen sind hier in Bosnien sehr gute und friedsame lente, desto weniger aber die Griechen, welche mehr zum Raub und Mord geneigt sind. In¬ dessen ist es ihnen doch zu gut zu halten, da sie einen öffentlichen kleinen Krieg führen, wozu sie doch oft nur hurch das Nothrecht gezwungen werden. Daß hier zu Lande die Türken gern einträchtig le. ben, kann man aus dem abnehmen, daß, wenn sie mit Christen von der kaiserlichen Seite recht viele Jahre be¬ kannt sind, sie auch wohl in Freundschaft mit ihnen treten, wie z. B. die freyherrliche Familie Gnesewich in der lyka mit den Ansehnlichsten.von Türkisch Kroatien und Dal¬ matien. Diese Freundschaft oder besser Gevatterschaft, wenn wenn sie einmal getroffen ist, dauert bey den Türken auf ewig, indem sie auf die Kinder erblich ist; wenn solche vorgekehrt wird, geschieht es folgender maßen: Beyde Theile, welche also in Gevatterschaft oder Bündniß tre¬ ten wollen, müssen Zeichen haben; dann schneidet der Türk dem Christen ein Kreuz in die Haare des Kopfes, und so der Christ dem Muselmann einen halben Mond, worauf dann die Hande gereicht, und von beyden Sei¬ ten Geschenke ertheilet werden. So wie das Freund- schaftsbündniß bey den Türken ist, so auch unter den Illirern bey Mannern und Weibern. Wenn zween Männer eins sind, so geloben sie sich öffentlich mit Hände¬ reichen, als bey Kirchweihe u. d. gl. wodurch sie Po- bratkina oder Geschworne oder Halbbrüder sich heissen, und also Bruder - oder Schwesterschaft kratinstoo al 8e- kiriuLtoo geschlossen wird; wobey denn stets folgender Vers abgesungen wird: Ova AljuubjenL pobrattins LeZnega nsgbie Lrnsrtua ran»: oder Zwey geliebte Halbbrüder, kann nur eine tödtlicht Wunde trennen. Eben auf eine solche Art wird auch das Gelobniß zwi> fchen dem weiblichen Geschlecht geschlossen, welches Heiliger als alle Schwüre einer mehr policirteN" Nation Zkhalten wird. Die Tracht und Lebensart der Türken ist allzu be¬ kannt, als daß ich hier davon Erwähnung machen soll; Uur habe ich hier zu sagen, daß der gemeine Türk in -Hacguers Reisen. iThoil. C Bosnien 34 -.— Bosnien keinen Bund, sondern eine hohe schwarze Kappe, im übrigen Den Bart, und die Kleidung bey- Nahe so wie der Wallach, nur alles weiter, und den Kopf etwas mehr geschoren als ersterer tragt. Der Kuh oder das Bündniß aller Türken, macht, daß sie sich inö- gesammt, wenn man ihnen in ihre Rechte Eingrif thut, beystehen; und so ist es dann nach allen Gesehen un¬ möglich, daß sie ein Land, worinn Glieder des Kuls Güter besitzen, gutwillig an eine andre Potenz abtre¬ ten können. Indessen ist die Errichtung und Ausbrei¬ tung ihres großen Reiches mit einer großen Wunde be¬ schwert, welche verdeckt fortnaget, und sie aller guten Safte beraubet; diese Wunde ist der politische Fehler, den die ersten Eroberer begangen haben, sich nicht mit ihren neuen bezwungenen Unterthanen zu mischen, wo sie denn stets isolirt bleiben, und den größten Haß wi¬ der sich ziehen, so daß sie keinen Krieg in ihren entlege¬ nen Provinzen anfangen können, wo sie nicht von ihren Unterthanen Empörungen zu gewarten haben, und um so viel mehr, da sie unendlich viele Griechen unter sich haben, die so zu sagen alle eines Sinnes sind, sich des türkischen Joches zu entledigen; wenigstens merkt man solches durchaus in ganz Bosnien. Da man bey ge¬ genwärtiger Zeit für dieses Land eine Revolution verma¬ chet, so sind die mehresten Einwohner dieses Landes ein¬ stimmig, daß, wenn das Kreuz ihres Nachbarn nicht schwerer als 40 Pfund (civa cieset Oka) ist, sie gleich bereit sind solches anzunehmen, und so wie man diese Bereitwilligkeit unter den Griechen bemerkt, so auch > unter den Türken, welche Güter besitzen. Man weis ! schon lange, daßlurco 6no msn^g porco, et bevo i vino, 35 vino, folglich nicht so sehr an alle Alfanzereyen seiner Religionsgesetze gebunden ist. Indessen haben sie so wie im ganzen Reich ihre Leidenschaft auf drey Stücke gesetzt, nemlich auf Pferde, Gewehr und Weiber, doch von letzteren muß man nicht viel mit ihnen sprechen, wenn man sie nicht beleidigen will. Griechen und Türken sind hier im Lande bey Be¬ gegnung gleich freundschaftlich, wo jederzeit Pomos Bogam oder Gott helfe, ausgestoßen wird, nur daß der Türk sich nicht so mit dem Leib neigt wie der Illirer, welcher gegen den, dem er Ehrerbietung schul¬ dig ist, sich bis zur Erde bückt. Die vornehmen Tür¬ ken pflegen nur das Wort Sdravo, welches mit dem Russischen Sdarava übereinkommt und gesund heißt. Der Mann vom niedern Stande spricht jederzeit ganz leise vor jenem, dem er Ehrerbietung zu zeigen hat. Die Türken leben, wie gesagt, im Müßiggang, r der Illirer aber meistens auf dem flachen Lande und im l Gebirg von der Viehzucht, Holzfällen und Schifpech. ' Machen: ersterer Artikel geht ins kaiserliche Kroatien u. s. w. » das Holz durch die Flüsse, welche alle in den Save- - ström halten, nach Servien, und die Cadrama zur ' See nach Dalmatien, so wie auch das Getraide, wel- ches in dem flachen Lande erbauet wird. Die Wohnun- gen sind so wie bey den Lykanern, wovon ich werter un- h wn reden werde. Von Bosnien habe ich noch anzu- se Merken, daß das Land sehr reich an Borstvieh ist, in- § dem hier die Schweine ohne alle Sorge das ganze Jahr hindurch in den Eichen-Waldungen verbleiben, und " ihre Nahrung im Ueberfluß finden. Die äusserliche r» C 2 Gestalt Gestalt dieser Thiere hak hier was besonders gegen andre Länder. Die Farbe haben sie so wie alle Wildschwei¬ ne schwarzbraun, die Borsten sind aber auf dem ganzen Körper gekraust wie^ein Budelhund. Die Füße kurz, die Ohren breit und lang herunterhangend, die Backen ungestalt dick, so daß oft der Kopf so breit als lang ist. Folglich machen diese Thiere hier eine sehr merkliche Ab¬ art aus, so wie auch die Schafe von Polajska-Polie oder Polajer- Feld, welche ungemein lang sind, so daß die Einwohner diesen Thieren eine Ribbe mehr zueignen als den übrigen Schafen des Landes. Aus dem türki¬ schen Gebiet in das kaiserliche ist keine Aenderung unter den Illirern oder Wallachen zu merken. Die Kleidung und Handlung, Herzhaftigkeit, alles ist eben dasselbe, und so ist es auch im ganzen Dalmatinischen; nur dieser Unterschied ist, daß in dem Lykanischen u. s. w. alles mi- litairisch ist, welches im türkischen Antheil nicht ist, in¬ dem der Hochmuth der Mahomedaner hier so groß ist, daß sie es für eine Schande rechnen, sich der Christen zur Vertheidigung zu gebrauchen. In dem kleinen Strich von Zermagnien haben die Männer nichts ver¬ schiedenes an ihrer Kleidung gegen die Bosniaken, nur daß alles hier vom ersten bis zum letzten ungemein gut mit Gewehr versehen ist, indem die Granzen so beschaf¬ fen sind, daß der Dalmatiner, Morlack oder Primurz, so wie der Bosniak und Zermagner in 24 Stunden, z. B. der türkische Unterthan ins Dalmatinische cinfällt, raubt und mordet, mit der Beute nach Zermagnien geht, sie allda verkauft, und mit dem Geld nach Hause kommt, ohne oft bemerket zu werden; wird er aber kündbar, so wird ihm nachgescht, oder von seinem Herrn Genug- thchmg .. 37 ihuung begehrt, welche eine Parthey gegen die andere richtig vollzieht. Da die Verrätherey jederzeit eine Be¬ lohnung nach sich zieht, wenn eine üble Handlung nicht Entdeckt werden kann, so sucht der Türk so gut wie der Christ sich damit Geld zu machen; doch kömmt meistens der Verrätherdes Nachts zu den Befehlshabern, nm nicht Erkannt zu werden, wo es sonst um sein Leben gethan wäre, indem die Freunde des Verbrechers sich an ihm rächen würden. Ich habe zu Dolline im Ottoczhani- schen bey einem Hauptmann eine Anklage von einem Hornvieh Diebstahl von einem Menschen machen gese¬ hen. Bevor die Thäter mit ihrer Beute noch im Orte angekommen waren, da es türkische Wallachen gewesen, so waren sie auf die erste Fragstellung und Ueberweisung vor meiner und des OfficierS so schüchtern, daß sie gleich ihr Gewehr ablsgten und sich die Ketten anlegen liessen. Ich bewunderte die Treuheit und Geschwindigkeit der Verrätherey des Anklägers, und daß man ihm so wenig Beyfall geben wollte; allein man sagte dem Kerl vor Mir ins Gesicht, daß er schon so vielmal wegen der¬ gleichen Fällen gestraft worden sey, und eben nichts besser sey als der Thäter. Allein die Entwendung des Vie¬ hes ist so allgemein unter dieser Nation, daß selten un¬ ter w zwey sind, welche nicht dabey einen Fehltritt ge¬ macht hätten. Da nun in ganz Kroatien alles militairisch nnö wich zugleich Bauer seyn muß, wozu nun Corbavia, 3ermagna und Lyka gehört, so kann man sich leicht Vörstetten, daß der Feldbau nicht bester als in Bosnien bestellt sey. Die Einführung dieses übel verdauten Sy- C z stems 38 .. stems war eine bloße Nachahmung der römischen Ver¬ fassung, in mittler» Zeiten, wo auch da der Krieger ein Ackermann war; allein wie himmelweit verhalt sich nicht eines gegen das andere, wenn man das Physische des Landes betrachtet; wie fruchtbar ist nicht die Gegend von Rom gegen die Höhe und rauhe Lage der Lyka, wozu noch ein schlechtes steinigtes Erdreich sich vorfindet. Der Römer hatte Zeit, übte sich selten in den Waffen, hatte keine schwere Gränz- noch Frohndienste wie der Lykaner, folglich konnte er sein Feld gut bestellen, dazu war noch fein Klima und der Boden so gut, daß zwey Hände ro Personen Nahrung geben konnten, wohingegen der Lykaner bey aller Mühe kaum mit zwey für 4 hervor¬ bringt, und zum Nachkhcil noch gar oft von Leuten in der Oekonomie angeführt wird, die nichts weniger als geschaffen sind, Lander empor zu bringen, wo durch solche Anstalten der Landmann muthlos wird, legt seine Hande in den Schooß, statt daß er sie dem Fleiß opfern sollte, so drückend auch oft sein Stand ist, und verlaßt sich auf die Gütigkeit seines Monarchen, der ihn schon öfters aus der Hunaersnoth errettet hat. Eine gute Abschilderung der hiesigen Verfassung findet man bey den Statisten Herrn Schlößer '^) und Fabri Was die Weiber hier belangt, sind sie so wie in Bosnien, gut gestaltet, sehr beherzt, groß , das Ge¬ sicht aber durch ihre rauhe und halb wilde Lebensart nichts weniger als schön. Die Tracht ist wie oben er¬ wähnt, ir) Schlöher Staatsanzeige -kes Heft. 8. Göttingen 1782. I?) Fabri, geographisches Magazin 7tes Heft. Dessau'784- - Z9 wähnt, nur daß sie alles gern mit bunter Wolle gestickt haben, ja nicht allein Hembd, Fürtuch, sondern auch die wollenen Socken Czarapi, welche -sie im Winter doppelt in die Bastschuhe anlegen; eben so Has leinene Tuch, was sie auf dem Haupt tragen und Povezasha nennen, welches bey einigen so wie bey den Sibiriern Pastav heißt, ist nicht allein mit bunter Wolle gestickt, sondern an dem Saum mit solchen Franzen und Bändern rings herum behängt, so auch bey den Mädchen die Armbänder u. s. w. so daß diese Weiber ost den Zhama- nen oder Sibirischen Zauberern ähnlich sehen. Hat ein Weib eine rothe Kappe wie der Mann auf dem Haupt, und einen Ueberrock, Hagline oder Ruhho, so wird der oft, der nicht geübt ist, das Weib für den Mann ansehen. Alle diese Jllirische Nationen sind nichts weniger als reinlich, indem nicht allein ihr wildes Wesen, das sie haben, viel Ursach daran ist, sondern auch die.große Armuth und elenden Wohnungen, die sie besihen, beyträgt. Ein Haus oder besser Hütte Kuechja oder Dom besteht aus 4 Wänden, welche von Holz oder zusammengelegtcn Steinen mit Malter oder Thon beworfen, mit einem Strohdach oder Brettern ver¬ sehen, in der Mitte ist der Erdboden etwas tiefer, wo sich der Feuerherd befindet, wo gekocht wird, und die Kinder mit den Erwachsenen in der Asche herumliegcn. An einem Ende dieser Hütte befindet sich das Hausvieh, wenn kein Stall zugegen ist, und an dem andern Ende befindet sich manchmal eine Abtheilung Stan, oder Kam¬ mer, wo Gestelle von Brettern mit Stroh und rau¬ hen Häuten belegt sind, und das Bett, Posteglja, aus- macht; dann ein oder zwei) hölzerne Truchen Skrigna C 4 oder 40 -' oder 8braima ägrvem^a, worin» sie all ihr Vermöge» aufbewahren. Indessen sind nicht alle Häuser im san¬ de so beschaffen, einige sind noch besser, andere schlechter, wie oft nichts als ein längliches in die Erde gegrabenes Loch das Zimmer und von beyden Seiten gegen einander Baume gespreitzt sind, weiche den Dachstuhl ausma- chen, der dann mit Rinde und gehauenen Brettern be¬ deckt ist. Da nun dieses Land, als Lyka u. s. w. keine ordentliche Dörfer hat, so liegen die Hauser sehr zer¬ streut, welches freylich mehr zur Gesundheit beyträgk, als wenn sie wie in Städten zusammengepfropft sind, wie es Rousseau *4) richtig bemerkt; allein auf einer an¬ dern Seite sind die Einwohner allem Ungemach einiger Mädgen- und Viehräuber ausgesetzt, welchefreylichnur um Nothdurften Gewalt brauchen; doch ist der Raub eines Mädgens keine so bedürftige Sache. Dieser letzte Raub wird heut zu Tage so gut gestraft wie ein anderer; nur pflegen manche Distriktsvorsteher jenem Burschen mehr nachzugeben, wenn er ein Katholik und seine He¬ lene eine Griechin ist. Bey einem solchen Raub müs¬ sen nicht viele Leute beym Hause seyn, sonst bekommt cs dem Liebhaber sehr übel, dann Männliches so wie Weibliches ist gleich beherzt zur Gegenwehr, ja wohl auch die Thäter zu erlegen. Ohnlängst als ich im Lan¬ de war, hatte eine wohl gebildete Dirne manchen Kampf auszustehen, um sich zu entreissen nicht Mutter zu wer¬ den (dann eine jede sieht die üble Folge der Behandlung des 14) Collection eomplcte cles oeuvres äe kouckcsu, 68y. in kni. c. kix. iHacgucr» Reisen, l Theil, D niolicg. Nach aller Wahrscheinlichkeit fangen die Iu- lischen Alpen da an, wo die Dinarischen aufhören, das ist, bey der Seestadt Sein oder Zenk, indem hier zwey Stunden mehr gegen Westen das Gebi'rg wie einen Absatz macht und geschmälert wird, wo dann der hohe Berg Veliun bey erwehnker Stadt und der Berg Kleck und Kapela bey Ogulin in Kroatien den An¬ fang des Iulischen und der Berg Vratnick Key Sein oder Seigna das Ende der Dinarischen Alpen auömacht. Die Iulischen Alpen, welche von hier, nämlich bey der Einbiegung, wo der Berg Kleck u. s. w. sich befindet, und mit dem Veliun sich gegen Norden erhebt, ihren Anfang nehmen, oder wo Dalmatien mit dem Berg Vratnick aufhörek, und der Sinus Flanaticus solches begränzk, gehen mit vielen Ein - und Ausbiegun¬ gen , wie auch mit noch mehreren Einsenkungen bis zu den Fori Iulium oder deö Sozhafluß, bevor sich solcher ohnweik dem kleinen Ort Dollmein mit den Hyderzabach vereiniget; eine Strecke von zween geographischen Gra¬ den oder Zo Meilen, allwo dies« Alpkette ihr Ende, und die Kärnifche viel mächtiger anfängt, wie man auf der erwähnten Gebirgkarte ersehen kann. Die ganze Iulische Alpkette, welche ich zu ver¬ schiedenen malen bereiset bin, bestehet überhaupt aus dem ursprünglichen, oder wie Herr Georgi bey Brünich?) sich ausdrückt, Kalkfels oder alten Kalkgebürge; der Stein ist weißgrau und fest, daß er einer Politur fähig ist, z) M.T. VrünichS Mineralogie, St. Petersburg 1781, in 8' --"E Zl ist, also ganz eben der Stein, wovon ich schon im ersten Kapitel Erwähnung gemacht habe, nur daß er hier et¬ was mehr Weiße hat, und in seinem Gehänge nicht so diel Versteinerungen von Schaalthieren sich befinden. Von Sein bis Reka ist alles ins Meer hinein, oder das Ufer des Meeres Sinus Polanicus (kolanska mu- rie§) bloßer Kalk; Allein das Gehänge des Gebirges Legen die große Fläche von Illirien oder Kroatien endi¬ get sich nicht jederzeit mit dem bloßen Kalkfelsen am Tag, sondern ist oft mit kleinen als Kalk, Breccia (Trümmersteine), Schiefer und Thonhügeln bedeckt oder angelehnt, ein paarmal habe ich auch in dem nie- dern Gebirge Trümmersteine gefunden, welche aus Schiefer, Quarz, Glimmer und Thon bestunden; Gar oft kam mir auch solcher gemischter Stein selbst in den Schluchten der hohen Gebirge vor. Bey Anlegung der neuen Kommerziell- oder Iosephinifchen Straße von Sein aus nach Karlowiz über den Berg Vraknick (Man sthe die Vignette zum 2ten Kapitel.) hak man vor zwey Jahren an fünf Orten Spuren römischer Ucberbleibsel als alte Wege, Wasserleitungen, Grabsteine von weis- sein Marmor entdeckt, wo ich bey Kraiglska-Stol auch einige in erhabner Arbeit unbekleidete Figuren mit An¬ bern u. d. g. fand, die verdient hätten wegen ihrer gu- wn Arbeit in eine Sammlung, und nicht als Pflaster, steine in die Heerstraßen zu kommen; ein gewisses Merk- Wal, daß die Römer da über die Alpen gefeht smd, wo ste am schmälesten waren; denn die ganze Kette ist hier *wr einige Meilen mächtig oder breit. Allein nach der Hand sind diese Wege durch die Alpen ganz in Verges¬ senheit gekommen, so daß bevor, als man hier aufs D 2 neue 52 - neue eine Straße anlegke, alle die dortigen Einwohner niemals von einem Fuhrwesen Gebrauch machten, son- Hern alles durch Säumen oder Packpferde beförderten. Von dem Berg Vratnick über den Veliun mit Recktslaffung des Klecks und Kapetta oder Albiuö der Alten wandte ich mich Westwärts gegen Leteniza oder Eisholen zu, indem mir letzterwähntes Gebirge, wie man aus der Oryctographie ersehen kann, schon bekannt war. Bis zu letzterwähntem Orte, brachte ich, obgleich es nur 7 Stunde Entfernung ausmachte, einen ganzen Tag zu, indem ein solcher heftiger Nordwind bliest, der mich mehr als einmal zwang hinter die Felsen zu verbergen, um nicht mein Leben zu verlieren, zum Glück für mich daß es nicht regnete« Da ich immer die Set vor mir in der Tiefe, so wie auch die darinn liegende Inseln hatte, so war dieß ein nicht gar gleichgültiger Anblick, indem ich ein paar Schiffe Herumwerfen sähe, die wohl ohne Zweifel auf einem so gefährlichen Meere, welches voller Scolie oder Felsen ist, gescheitert Haben mögen. Auf meinem ganzen Weg fand ich nichts als bloßen Kalkfelö, welcher sehr eisenschüssig und spath- artig war. Leteniza ist ein altes Schloß auf einer An¬ höhe mit Mauern umgeben, welches so wie viele andere in diesem Lande der unglücklichen Familie Srini und Frankepangi gehöret hak. Hin und wieder in diesem Gebirge giebk es Höhlen, wovon ich einige durchgangen bin, da ich aber nichts besonbers darinn bemerkte, waS ich nicht schon m erwähnter Oryctographie gesagt habe, so finde es mehr als überflüßig mehrere Erwehnung da¬ von zu machen. Ein paar Stunden vor mir gegeU WesteU 53 Westen lag die kleine Seestadt Novi, welche aber auf der Lokterischen Karte von Krain wie die mehresten Oer. ter falsch gesetzt ist, indem sie Leteniza gegen Osten Bey Fortsetzung meines Weges bis zu den kleinen eingeschloßenen und öden Ort Brebir, war immer eben der nämliche Kalkstein. Versteinerungen fand ich nur tiefer gegen die See zu, welche meistens aus Helicithen bestanden. Eine Stunde vor letzt erwähntem Orte fand ich bey einem zerfallenen Schloß eine merkwürdige Pflanze; Sie war von dem Geschlecht der BlaerMen, aber jedoch von keiner der zwey Arten, wovon LinnäuS Meldung macht. Die ganze Pflanze war etwas der Heidenkrautartigen ähnlich, aber ihre goldgelbe Blüthe macht eine zwey Zoll lange Rispe, der Kelch ist haarig in vier Theile getheilt, so wie die Blüthe, nur daß die Theile der leßtern ungleich sind. Die vier Staubfäden sind lang und tragen zu Ende breite Staubbeutels, wel¬ che wie in zwey Theile umgeschlagen sind, und wie di« Blüthe ganz gelb. Der Staubweg ist noch länger, und bleibt auf der vierfach zusammengepreßten Kapsel sitzen, welche schwarzen kleinen Saamen enthalten. Die kleinen zungenförmigen grünen Blätter sitzen ohne Stiel wechselweis an einem runden braunen Stamme fest, wo jederzeit in dem Winkel entweder eine Blüthe oder doch «ine Spur von solcher anzutreffen ist. So wie die Blätter wechselweis stehen, so auch die Zweige an dem Hauptstamm. Die ganze Pflanze hat weder widerwärtigen Geruch noch Geschmack; vielleicht werde ich zu feiner Zeit eine genaue Abbildung davon geben. Von Brebir aus wandte ich mich durch den Strich von Vino.dol nach Ottok und Swet Josexe zu, wo ' Dz ich 54 .— kch bann stets in dem Kalkstein, der oft trümmerartig war, meinen Weg bis in die hügliche Fläche von Jau- rova plaha nahm. AllerOrten war zwischen den Felsen rin ziegelfärbiger Thon. Da ich diese kahle Gegend meistens in einem sehr trocknen Sommer bereiste, so fand ich nur folgende zwey merkwürdige Pflanzen; als daS Kapellische Nagelkraut (lUecebrum cgpeila), welches ich in meinem angeführten Heft von Alpenpflanzen bekannt gemacht, und dann die gestrahlte Flockenblume, Len- taursa raäiato I^ümaei, welche man nur am Donfluß wachsen gefunden. Von hier aus wandte ich mich et¬ was mehr Südwärts in die Fläche von Grobenek, wel¬ che steinigte Ebene vor Zeiten bloß das Bette eines gros¬ sen Sees gewesen senn mag, indem das ganze Feld mit runden Steinen überdecke, und ganz eing schlossen ist. Gegen Süden hat es Vorgebürge, wo am Fuß der See¬ hafen Fiume, oder Reka, liegt. Gegen Norden Ost und West macht die Hauptkette die Umzingelung dieses Feldes. So viel als sich noch dermalen abnehmen läßt, so mag der See seinen Ausbruch gegen Osten in den Fluß Reka, und in den Sinus flanaticus gefunden haben. Nachdem ich nun hier die Gegend dnrchqeqangen, er¬ stieg ich hier gegen Nordosten den Shnishnik, oder Schneeberg, welcher aber gemeiniglich Platek genannt wird. Da seine Höhe nicht viel unter sachter See¬ höhe hat, so hakte ich bey der halben Besteigung sehr herrliches Aussehen über das Vorgebirge in die See. Da nun alles unter mir bis 900» Lachter Höhe kahler, weißer Kalkfels war, und ich die Waldung des BergeS Erreichte, so kam mir dieses kolossalische Amphitheater so vor, als wenn es erst van der See wäre verlassen worden. ——— 55 Worden, und der Gipfel dieses Berges als eine Insel darinn gelegen sey. Nun mußte ich abermals einige Hundert Lachter den Berg im Walde ersteigen, wo ich bann zum Gipfel kam, der abermals kahl war. Da ich glücklicher Weife ein paar Stunden hell hatte, so konnte ich mit Hülfe eines Sehrohrs den ganzen Strich der Kette übersehen, den ich zurück gelegt hatte. Alles, was gegen die See, oder Mittag lag, war kahl, ge. Zen Norden aber von dem Dinariberg angefangen, war Noch alles so ziemlich mit Waldung besetzt. Die Ein- Wohnep dieser kahlen Felsen leben in großem Holzmangel, wo von Jahr zu Jahr immer mehr ausgehauen wird. Und sich nichts mehr anpflanzt, wegen den so heftig Herr, sehenden Winden. Das einzige, wovon sie noch Un. terhalt haben, ist der Weinbau, an dem Gehang der Vorgebirge gegen Mittag, Der erzeugte Weist davon ist meistens gut, und zu der Römer Zeiten hey ihren Schönen im Ruf, als der Gesundheit sehr zuträglich, gestanden. Damals war er bloß unter dem Namen Vinum jspi'chum hey ihnen bekannt. Ich glaube wohl, daß die Römischen Damen bloß unfern sogenannten heu¬ tigen Prefeker getrunken haben mögen, indem er eine angenehme Süßigkeit besitzt, wo hingegen die übrige« stark, und meistens herb sind, Da ich nun hier nichts als den gemeinen ursprüng¬ lichen Kalkstein, und auch keine besonderen Pflanzen fand, wandte ick mich gegen Nordwest den Berg hin. unter. In der Mitte des Berges fand ich ein Block- Haus mit einem Commando, wider die Räuber gestellt. Da ich nun einige Stunden tiefer kam, erreichte ich ein kleines Dorf, welches Perfid, oder so viel, als bey D 4 der Z6 ---------- der Mauer heiße; als ich mich nun umsahe, warum eS diesen Namen führte, so fand ich noch die Ueberbleib- sel einer dicken Mauer, welche zwar schon meistens un¬ ter der Erde liegt, aber doch die ganze hier im hohen Gebirge vorfindige Enge zuschließt. Nach alten Ur¬ kunden weis man, daß sie hier von den Römern gegen die Illirier ausgeführt worden, um sich den Einfällen zu widerfeßen. Bis hkeher war immer der ursprüngliche Kalkstein, allein da ich nun tiefer kam, fand ich hin und wieder weichen Sandschiefer, Thon, und etwas Eisenerzt. Doch diese Hügel dauerten eine kurze Zeit, bis Gerova, wo wieder der erwähnte Kalkstein hervor kam. Nun wandte ich mich Südwest quer übers Gebürgt, und setzte meine Reise weiter über die Boick oder Pivka planina fort. Der hohe Berg Platek blieb mir Rechts, welchen ich gegen Mittag mehr,als gegen Mitternacht prallichter fand. Hingegen war das Gebirge der Boik sanft abfallend, und mit vielen Hügeln von Schiefer, Harnsteinen, Kalk- trümmersteinen, dann spathiqten Kalkstein durchsetzt, welche aber selten über 2 bis zoo Lachter Seehöhe erreich¬ ten. Hier findet man auch aller Orten in der Tiefe viele Versteinerungen in einem weißgrauen, manchmal auch eben so gefärbten Stinkstein, wo hingegen das Hauptgebirge immer ursprünglicher Kalkstein war. Mehr als zwanzig Pflanzen fand ich hier, welche in der Krai- tierischen Flora nicht enthalten sind, die aber so be¬ kannt, daß sie keiner Erwähnung bedürfen; aber was Insekten anbelanget, habe ich nichts gefunden, was nicht in der LntomoloZia carnioliLa enthalten sey, 4) Als 4) I. Zcopoli kntomolozm Larmolics, in ß. c. in- comp. Vinäobonse 176z, 57 Als ich von diesem Gebirge weiter vorrücktx, bis auf den Berg Jauernigg, so hakte ich immer den ur¬ sprünglichen Kalkstein vor mir; vieler war so fest, daß er am Stahl Feuer gab. Ich fand hier, so wie vom Anfang des Gebirges, welches ich erwähnet habe, oft etwas Bohnenerz (Msematitex, Einers fiorri com^acka); Manches von diesem Bohnenerz ist etwas strahlichk, und wird auch zu Zeiten von dem Magnete angezogen. Es ist jederzeit sehr fest, und auf der Oberfläche ganz glatt, Mit einem braunrothen Glanz versehen. Da überhaupt der Kalkstein hier spachartig ist, so findet man auch den Spath nicht selten allein, in säulenförmiger, so wie in kubischer und fadenartiger Gestalt. Stinkender Kalk¬ stein (Lalcarem 8mUuH war hier, so wie allenthalben, in der Kette zu finden, jedoch nur tief, und nicht auf sehr beträchtlichen Höhen; einmal fand ich einen spathigten, Wie Hr. Georgi u. a. O. von Archangel erwähnt. Auf dem Berg Jauernigg habe ich ein Lauskraut angetroffen, welches sich unter allen hier gefundenen Pflanzen aus¬ zeichnet. Die Pflanze hat von z bis 4 Schuh Höhe, geradewachsend, mit einer gelben Blüthe, und kömmt dem blätterigen Lausekraut (keäiculari« lpica koüola) des Linne/, H Jacquin 6) und Haller 7) etwas ähnlich. Die Blätter haben halbgefiederte dünne Rippen, sehr Dz scharf Z) l.innsei 8>-stema natursc, l'om. H. Läitio ILMS, Vien, nse, 1768. L) I. dl. lacguin kllors austriaca, toi. maj. c. ki§. cvlor. lab. Vinciobonae 1770. 7) tlalleri tilstor. 8tirp. belvet. tol. c. k. Z l'om. dlr. zl?« l'. p. kiA. 2. Lervae 176z. 58 scharf gezahnt. Diese Pflanze, welche häufig ollhier mit dem gelben Enzian wächst, hat ein eben so prächti¬ ges Ansehen, und übertrifft gar oft erstere an Höhe. Der große und unsterbliche Haller würde wohl auch diese Pflanze mit dem Enzian in seinem Gedichte der Alpen 8) besungen haben, wenn er sie angetroffen hätte, Denn er flogt vom erstem. „ Dort ragt das hohe Haupt am edlen Enzian „Weit übern niedern Ehor der Pöbelkräuter hin. „ Ein ganzes B>umenvolk dient unter seiner Fahn, „ Sein blauer Bruder selbst bückt sich, und ehret ihn.« Das hiesige Gebürge ist allenthalben hohl, und ge¬ gen Morgen mit einer Menge Grotten oder unterirdi. schen Höhlen versehen, woraus das Wasser kommt, um den Zirknißersee zu bilden. Die Vipern sind hier in den Steinklüfcen sehr häufig, manchmal sind sie etwas wenig roch am Schweif; je mehr man gegen Mittag kömmt, desto röcher werden sie. so daß ich nach vielen Ver¬ suchen, die ich damit angestellt habe, keinen Unterschied zwischen Loluber koru» et Hsspis I_mnsoi finde, ausge¬ nommen, daß diese europäische Viper nach dem kälteren oder wärmeren Klima die Farbe ändert, so wie es auch bey vielen vierfüßigen Thieren zu geschehen pflegt. Was die Schuppen des Leibes betrifft, so sind solche bestän- big, aber jene, des Schweifes, sind veränderlich in Betreff der Zahl; ich habe Beysp'ele in meiner Samm¬ lung, wo bald mehr und weniger als vierzig zugegen sind. Von 8) A. v. Haller Versuche schweizerischer Gedichte, Göttin¬ gen 1768- 59 Von hier aus setzte ich über die so sehr befahrne Kommerzienstraße, welche von dem täglich zunehmen, den Hafen Triest, oder Trieste, hier über den niedern Theil der Alpkette geht. Die alten Schriftsteller unse¬ res Landes, so wie ich aus noch nicht genugsam inhaben- der Erfahrung solchen beygepflichtet, haben hier die Gran- zen der Julischen mit den Komischen Alpen bestimmt; allein, wie ich weiter zeigen werde, so ist dieses unwahr¬ scheinlich, und wider die natürliche Lage des Gebirges. Von dem hiesigen Abfall des Gebirges Jauernick wandte ich mich in der Kette fort, bis in das Gebirge von Hydria, wo ich immer eben den Kalkstein hatte. An dem Gehänge, wo das Gebirge nicht sehr prallicht war, fand ich oft Schiefer und Sandstein, manchmal auch Korallenartige Versteinerung ; auch fand ich ein paarmal Selenitähnliche Spathkristallen einzeln in der Thonerde liegend. Diese nadelförmigen Kristallen wa¬ ren fingerlang mit sechs ungleichen Flachen, selten mit einer merklichen Pyramide versehen. Mittelmäßiger Marmor ist hier aller Orten zu Haus, meistens ist es ein Trümmerstein, der eine graue und ziegelrothe Farbe hat. Die schöne Zxiraea Vlmifolia Scopoli Ulmenblätteriger Geisbart, welche manchmal Manns¬ höhe hatte, ist auch hier nicht selten. Als ich fie vor zwölf Jahren in meinem kleinen botanischen Garten, in Hydria, überpflanzt hatte, so erhielte ich Blatter da¬ von, die eine kleine Hand breit waren; so sehr gedeiht solche, ;>) 8copo1i klors Lsrniolics. Lclitio tecunös, L. PSA- Z49- dlr. 6os. rr. ViennLe 1772. 6o -.. solche, wenn sie in einem guten, schaktichten Boden steht. Nun begab ich mich auch in das enge Thal nach Hydria, meine alten Freunde Heimzusuchen; über die¬ sen von mir so lang bewohnten mehr melancholischen als freudigen Ort habe ich nichts zu sagen, was nicht schon im 2ten Theil der Oryckographie gesagt wäre worden, als daß man doch die so lange Zeit mit vielem Schaden vernachlaßigte Zinnoberbereitung wieder angefangen hat, nur nicht mit den rechten Vortheilen! — Im i6ten Jahrhundert hat man hier bey diesem Werke 6 bis 700 Zentner Zinnober bereitet, wo das Pfund zu 8 und mehr Gulden verkauft worden; nebst diesem auch noch jährlich 100s und mehr Zentner Queck¬ silber erzeugst, wo das Pfund 6 Gulden galt. Man kann sich also leicht vorstellen, was für eine Summe der Hof und die Gewerke davon in einem Jahre hindurch gezogen haben; denn obgleich viele Sachen nicht so ver¬ bessert waren, so hat man auch kaum den vierten Theil Beamte gehabt. Von hier aus sehte ich meinen Weg weiter gegen Westen sort, bis in das Gebirg von Tribuscha. Ich hatte immer den ursprünglichen Kalkstein, wo hin und ' wieder in dem wenig befindlichen Thon Hornsteins, und gestreifte Jaspis sich fanden. Das Gebürge hatte all- hier noch ziemlich viele Waldungen, allein alle Alpen- wiesen sind häufig mit dem zottigken Rosenbaum, Kbo- cioäemron biriutum knimsei, bewachsen, welches Ge¬ wächs für Ziegen und Schaafs ein wahres Gift ist, wenn sie es genießen. Gemeiniglich, wenn sie solches fressen, brechen sie es wieder von sich, und dann hak es keine fiblen Folgen; wenn aber daö Letztere nicht geschieht, so Kekom« ^7! 6l bekommen sie eben die Zufalle, wie das Rindvieh bcym Genuß deö wilden Safran, Lrocus Vernus l.mngei, und sterben. Man sthe, was ich davon in der neuen Samm- lung nützlicher Unterrichte gesagt habe. Aller Or¬ ten fand ich das Gebirge sehr klüftig, besonders die Berge Golaka, wo man selbst mit Gefahr darüber wan¬ dert, indem solche Spalten in die Felsen dem Auge nicht sichtig, da sie gar oft ganz mit liegenden Staudenwerk und Gras überdeckt sind. Als ich nun auf eine ziemliche Anhöhe kam, so sähe ich, daß die vorigen Tage, näm¬ lich vom rzten bis i8ten Erntmond, schon wieder neuer Schnee auf die höchsten Gebirge gefallen war; dieses machte mich ein wenig besorgt, da ich noch gegen drey Monate, nämlich bis zum Windmond, in eben dec Kette zu reisen hatte, und mir der frühzeitige Winter hinderlich seyn würde, mein Vorhaben auszuführen. Da ich eine Zeit etwas tief in der Gebirgkelte meine Reife fortgesetzt hakte, so hatte ich auch das Meer aus dem Gesicht verloren; allein hier sähe ich solches wieder als ein blauer Horizont. Das Gebirge wurde mir im¬ mer kahler, bis in ein enges aber doch mit etwas Getrei¬ defeldern bewachsenes Thal, wo das Dorf Zhupuvan lag. Da ich den Tag hindurch wieder schönes Wetter hakte, so brannte die Sonne ungemein heiß zwischen den weißen Bergen, welche von dem erwähnten Ort aus wie geradestehende Wände sich barstellten. Ich hatte viel sWMHßAOr G , ro) Neue Sammlung nützlicher Unterrichte. Herausgege- ben von der Kaiser!. König!. Gesellschaft veö Ackerbaues und nützlicher Künste im Herzogrbum Krain, rstcr Thcil oder Hte Sammlung, Lapbach 1779. 4. mir Figuren,- 6r viel Mühe, hier in dieser unwegsamen Gegend mein f» sehr geübtes Gebirgpferd fortzubringen. Als ich nun durch diese Kalkklüfte wieder die Anhöhe gewann, um zu den Sozha- oder Lifonzafluß zu kommen, so fand ich Vie Felsenwande nicht mehr stehend, sondern liegend, mit einem von 7 bis 19 Grad dem Fluß zufallend. Da ich diesen Tag eine große Strecke Weges gemacht hacke, so wollte ich mich meines Pferdes bedienen; allein kaum hatte ich eine Viertelstunde auf solchen ausgerastet, alöeö mit mir auf den platten Felsenwanden hinstürzte; und dem armen mithabenden Wegweiser, der unglücklicher Weise neben mir gieng, durch ein Hufeisen meines Pferdes ein paar Muskeln am Fuße zerrissen wurden; ich aber kam, bis auf eine Quetschung, gut davon. Nun verband ich meinen Wegweiser so gut ich konnte, und ließ ihn statt meiner aufsihen, bis in den Ort Canal. Da ich hier über Nacht blieb, so erfuhr ich, daß seine empfangene Wunde von keiner so großen Bedeutung war; ich befriedigte alfo solchen mit Geld, und er kehrte wie. der zufrieden nach Hause. Was ich besonders an diesen großen Steinglatten beobachtete, war, daß sie meistens Trapezartig gebildet waren, wo aus den Zwi- schenräumen dieses Kalksteins die wohlriechendsten Pflan¬ zen hervsrwuchsen; als viöksmnuL albur (weißer Diptam), Latureja monkana (Bergsaturey), kormarmu» (Ros¬ marin , wilder Salvey) u. s. w. Besonders fand ich auch hier die Vizitali5 purpurea, oder purpurrothes Fin- gerkraut, welches dem -Geiövieh sehr nachlheilig ,eyn soll, wenn es solches frißt. Nebst diesen Pflanzen fand ich noch einige andere, welche ebenfalls nicht in der Krainrrischen Flora ausgezeichnet sinh. Die Lentaurea karßch- 6z ^srscbtiana, oder Karschtner Flockenblume des Seopoli ist auch hier. Diese Pflanze verdiente wohl eine ge¬ nauere und bessere Zeichnung, zut deutlicheren Erkennt- niß, als bisher geschehen ist. Als ich nun hier den Sozhafluß erreicht hatte, so verfolgte ich solchen etwas noch abwärts gegen Süden, wo ich schon in den warmen und angenehmen Himmels¬ strich von Italien kam. Die Cicade ließe sich, so wie auch der Einwohner, von allen Seiten in dem Weinge- bürge mit seinem von Natur angebohrnen lieblichen Ge¬ sang hören, wo drey Stunde vorher in einem rauhen Klima alles melancholisch, und die Einwohner ganz pg. rhetisch waren. Die Weinreben, mit zeitigen Trau, ben, machten die schönste Guirlande, oder Hängewerk, von einem Baum auf den andern, wo sie ohne Kunst ihre Stütze fanden. Allein so angenehm und liebreich mir diese Gegend war, so mußte ich sie bald wieder ver¬ lassen , indem ich, wider mein Vorhaben, aus der Alpkette kam. Da ich nun immer tiefer kam, so hörte der ursprüngliche Kalkstein auf, und stellte sich sandiger, rokher Schiefer dafür ein, auch versteinerte Schaalthiere kamen manchmal vor. Ich setzte nach einer Zeit über den Fluß, und ließ die Stadt Goriza links. Man sehe den isten Theil der Äryctographie, wie auch Büsching a. a. O. Nun wandte ich mich gegen Westen, zu der kleinen Stadt Kermin, oder Cormonö. Auf meinem angenehmen zu- rückgelegken Wege hatte ich meistens Trap (8axum 'UpMum Wallerii et Lrunicli), und groben Wetz- stein (Ssxurn Tor). Diese Skeinart, welche von Farbe grau 64 " grau war, deckte meistens hier die Fläche, auf welcher die herrlichsten Früchte von allerlei) Gattungen gedeihe- ten; diese Steinart hielte noch eine Zeit gegen das Ge¬ birge an. Als ich mich aber Nordwärts wandte, kam ich wieder in den ursprünglichen Kalkstein. Zu Anfang fand ich etwas Versteinerungen, Schiefer, zeitigen Kalkstein, welcher ganze Banke ausmachte; dieser Stein, der für den schwarzen Marmor genützt wird, hat niemals die geringste Versteinerung in sich. DaS gelinde Klima wurde, je höher ich kam, in ein rauhe¬ res verwandelt. Von Pflanzen fand ich den weidenblat- terichken Geisbart, Lpiraea Lalicikolia, und den auf¬ geblasenen Jbisch, liibilLUL Irionum et Zida gbutiloi- deL Unnaei, häufig, wo hingegen wegen der trockenen Jahreszeit die übrigen Pflanzen auf den weißen und kah¬ len Kalkfelsen hier meistens von der Sonne verbrannt waren. Nachdem ich eine Zeit einen Wildbach, mit Na¬ men Iudri verfolgt hatte, kam ich auf den Berg Ma- tajur, oder MakaluS, wie ihn einige nennen, welches letztere Wort in der Furlanischen Sprache so viel als Narr heißt, und ohne Zweifel man denjenigen dafür an- fleht, der ihn besteigt. Man sehe die fünfte Vignette beym dritten Kapitel, wo dieser Berg vorgestellt ist. Hier hatte ich eine ziemlich schöne Aussicht, um die Alp¬ kette nach Osten und Westen zu beobachten, wo ich das ganze enge Thal übersähe, worinn die Markte Kabort und Boutz, oder Blez, liegen; nur jenen Theil, wel¬ cher gegen Nordosten strich, konnte ick nicht übersehen, Indem das Gebürge, welches den Berg Terglon um¬ ringte, I 65 ringte , viel zu hoch war, um übersehen zu werben. Hier um diese Gegend sieht e6 aus, als wenn alle Berge der Welt sich zusammen gehaust hatten, und man konn¬ te von dem obbenannken Berg Matajur sehr deutlich ab- Nehmen, wie hier die Alpkette einen Winkel machte, und sich gerade gegen Süden wandte. Da ich schon Mehrmalen diese Gebirge durchgegangen war, und davon auch in der erwähnten Oryctographie Rechenschaft gege¬ ben, so wußte ich, daß ein Theil deö Gebirges beynahe gerade gegen Westen hielt. Ein Zusammenscharren der Kette konnte man hier deutlich abnehmen, als wenn zu jener Zeit, als sich dieses Gebirge bildete, alles weich gewesen wäre, und durch das Zusammenschlammen ein Theil der Kette wäre hinausgevruckt worben, welcher je¬ nes Stück der Kette gebildet habe, das mit einer Strecke von i6 Meilen gegen Nordosten bey Slaveni-Gradetz, wie man auf der Karte des dritten Bandes der angeführ¬ ten Oryctographie ersehen kann, sich endiget. Wenn man die oben angeführte Marsiglische Karte betrachtet, scheint es, daß die Dinarifche Alpkelte bey Sophia eben eine solche Ursache zu ihrer Bildung zum Grunde hatte, da alldorten die drey Zweige, nämlich bon Norden, Osten und Westen zusammen kommen. Und eine eben solche Zusammenhäufung ( ^ccumulario ) Machen, als wenn das Meer solche von drey Seiten zu. fammengeschwemmt hakte; vielleicht ist aber just das Gegencheil bey der Bildung dieser Gebirge Schuld, dämlich daß diese Berge vom Abschwemmen des Was. fers ans einer Ebene entstanden sind, wie man täglich auf großen Flächen, wie in Ungarn, durch das Ein« Hacquers Reisen, l. Theil. E schnei- 66 schneiden der großen Flüsse und Bache Hügel, und zu¬ letzt Berge entstehen sieht, nachdem die Wasser durch das Einschneiden immer mehr Fall erhalten haben. War» nm nun die ganzeMaffe durch das Wasser nicht mag seyn arrfgelöset worden, mag die Ursache seyn, daß der Kern durch den Druck des Ganzen immer am stärksten erhär¬ tet wird. Doch alles dieses sind nur Muthmaßungen von Wahrscheinlichkeit, und sonst nichts, welche eben nicht mehr Glauben verdienen, als daß der Berg Tycho im Mond ein Vulcan gewesen sey. Hier also bey dieser Zusammenhaufung, wo die Kette sich auf drey Theile kheilt, und der Berg Terglou mit seinem Anhang das Ende der Iulischen Alpen ge¬ gen Westen macht, kann man die wahre Gränzschcidung dieser mit der Komischen Alpkette halten. Den ganzen Strich dieses Gebrrges, welches ich von den Granzcn des Königreichs Bosnien bis anhero zu verschiedenen- malen gegen Norden und Süden gegangen bin, besteht hauptsächlich aus dem bloß alten Kalkstein; denn alles übrige, was angelehnt ist, ist zeitlich, als Schie¬ fer, Kalkstein, schwarzer und anders gefärbter, der als Marmor gebraucht wird; dann mit Versteinerun¬ gen, schuppichter u. s. w. folglich nur von Sophia bis anhero angenommen, durchlauft diese Alpkette, welche, wie ich von andern Reisenden vernommen, stets Kalk sey, 12 Grad Erdbreite, und wie man weiter sehen wird, noch eine große Strecke gegen Westen weiter, und soll, wie bey uns, meistens ein ganz und nicht aus Schichten bestehendes Gebirge seyn, ausgenommen je¬ ner Theil, welcher zur See lenkt, der auch bey uns aus Schichten besteht. Die -'.- 67 Die Höhe dieser Kette ist sehr verschieden. Der höchste unter allen ist der Berg Terglou^ welcher 1549 Pariser Lachter Seehöhe hak; wo hingegen der einige Meilen davon entfernte Berg Velki -Golak nicht viel über tausend Lachter haben mag, der gegen Osten sogs- bannte Shnishnik hat nicht viel weniger als derTerglou, Und der Berg Glek zu Anfang der Iulischen Alpen mag gleiche Höhe mit dem Golak haben. Ich habe zwar diese Berge nicht alle gemessen; allein nachdem ich auf dem höchsten Punkt des Terglou war, alle bey verschie¬ dener Höhenmessung übersehen konnte, so glaube ich, nicht sehr babey geirret zu haben. Die hier angezeigten Höhen stehen noch unter den hohen Schweizerbergen, und noch mehr unter jenen der neuen Welt; allein wenn man die verschiedene angegebene Höhe der altern und neueren Messung betrachtet, die die Naturfor¬ scher damit angestellet haben, so muß einem eben der gründliche Verdacht Vorkommen, den Bourrit in seinem Werke, Seite 148. u. s. w. dawider geäußert hat. ") Dieses Kapitel seines Buchs, wo er die Vergleichung der Alpen mit den Peruvianischen Bergen macht, ist aller Nachlese werth. Ich muß aufrichtig gestehen, daß Mir dieser Thei! im ganzen Buch am besten gefallen hak, und seine vielfältigen Erzählungen von Eisbergen, die Man schon bey Gruner findet, nicht so belehret haben. Eine ausgemachte Wahrheit, dis der Verfasser von der mindern Höhe des Pitchincha anführt, ist, wo er E 2 sich li) Beschreibung der Penicischen und Rbätischen Alpen von M. T. Bourrit, mir Kupfern, in 8, 1782. Zürich- 68 - sich auf die Erzählung beruft, die de la Condamine macht, daß nämlich einer in drey Stunden von Quito auf den Gipfel des angeführten Berges gekommen sey. Aus dieser Zeit nun macht Bourrit eine Vergleichung, daß der Berg nicht einmal so hoch sey, als der geringe Berg Mole, ohmveit Genf. Aus diesem also auch ei» nen Vergleich zu machen, mit der Besteigung unsers Berges Terglou, muß also dieser ebenfalls höher seyn als der Chimboraco, da, wie man aus der angeführten Oructographie ersehen kann, man von dem Fuß deS Berges nicht leicht in einem langen Sommertag die höchste Spitze erreichen kann, doch, wenn er Granit wäre, würde es vielleicht möglich seyn; allein die hie» slgen Kalkqebürge sind ungemein prallicht, und verwit¬ tert, daß man selten einen festen Tritt hat, und nicht ohne Steigeisen, und langbefchlagenen Stöcken, welche mit Haken versehen sind, sich fortzuhelfen, im Stande ist, und noch zu dem, muß man manchmal zwischen zwey senkrechten Felswänden, wie ein Kaminfeger, auf- und abrutschen. Da würde wohl auch Hr. Bourrit mit seinem Hund nicht fortkommen. In der ganzen Iulifchen Alpkette befinden sich keine andre Foßilien, als Eisen und Quecksilber^ ErstereS zerstreut, und zum Theil wie letzteres in einem Stock. Gänge, Flötzwcrke u. s. w. werden hier in einem so al» ten Gebirge vergebens gesucht. Doch aber in dessen Vorgebirge gegen Osten hak man solche, wie man auS dem dritten Baude der Orycwgraphie erseben kann, ent¬ decket, welche Bley, Gallmey, Kupfer und Eisen in sich ----- 69 sich schließen. So ist auch Ortelius zu verstehen öeyrn Lrticulc): ?orum lulü, 65. wenn er sagt: Montes, gui gfl lisnc roAicmom pertinent, omnibu! l'ere inetsllorum Zenerikus koecuiräi luut, nem^e ser- w, ^lumbo, üanno (dieß lcßte Metall ist, so viel Man weis, nie bey uns entdeckt worden,) sere, aiAenkcr viuv, grZento sc auro. Marmor etism liabeiit caufli- öum, mArum, varium. Nun was die Höhlen dieses Gebirges betrist, so glaube ich schwerlich, daß eine Gegend in der alten Welt sey, welche so durchlöchert ist, als die Iulischen Al« psn. Von dem Sozhastuß an bis an die Granzen von Bosnien, wo diese unterirdischen Höhlen weniger wer¬ den, kann man, so viel als dermalen bekannt ist, über tausend solcher Grotten zahlen. Aus der Erfahrung ist es bey uns mehr als hinlänglich erwiesen, daß das ganze Gebirge hohl seyn muß, indem wir so viele kleine Bache Und Flüsse haben, die zum Thcil mehr unter, als auf der Erde fließen; ja die oft zu vier- und sechsmal sich sehen lassen, eine Strecke fortlaufen, und sich wieder in den Schooß der Erde verkriechen. So ist der Bach Temnize, oder Temenza. Wie oft haben nicht Hirten solche Quellen oder Flüsse bey uns entdeckt? Man kann Mit allem Rechte die Beschaffenheit dieses Gebirges mit jenem von Damasco vergleichen. Die Mißionairö^) sa- E z ' gen 1») Orteli! 1"liestrum Orbis terrsrum, 1570. in kol. rz) l.cttres ccliksntcs ek eurienles, e'crit« -tes^liltionr ecesn- xere-, nouvelle eäitivn. klcmoirc; I^cvant, 'Ivin- H- kiiri« 465 - 476. 7v - ' gen in ihren aufsrbaulichen Briefen , „ daß ein Hirt „auf dem Berg Cheik den Ursprung des Aboulonaire „ gefunden habe, der stets unter der Erde durch die Da« „ maskische Fläche nach Persien läuft. " Der T'mavus, > nachdem er sich einmal hat sehen lassen, kommt er nicht mehr zum Vorschein, als wenn er sich ins Adriatische Meer ergießt. Man sehe den dritten Theil der Orycto- graphie. Diese vielfältigen Aushöhlungen dieses Gebirges ha¬ ben natürlicher Weise durch Auswaschung des Wassers Einsenkungen verursachen müssen, wie man denn auchsol- cherviele Tausende am Tage gewahr wird,die alle eine trich« terförmige Figur haben. All diese Einsenkungen haben dann ohne Zweifel durch die Lange der Zeit, wenn sie sich na¬ he beysammen gefunden, beträchtliche niedrige Strecken in der Kette verursachen müssen, wie es denn auch deutlich an einigen Gegenden zu sehen ist, wo solche den Uebergang mit Heerstraßen erleichtert haben; als bey Postoma, oder Adelöberg, zu dem Ursprung des Nauporto oder Lub« lanzafluß, u. s. w. Mehr als ein Beyspiel hat man, daß auch ganze Theile von Bergen eingestürzt sind, nach¬ dem sie vorher durch Wildbäche oder Flüsse unterwaschen worben. Auszeichnungen davon findet man in dem aten und zten Bande der Oryckographie, und sind also hier nicht zu wiederholen. Da ich manche Nacht schlaflos unter freyem Him« mel auf den Felsen in dieser Gebirgkette zugebracht habe, so habe ich auch vielfältige Betrachtungen darüber ge¬ macht, warum dieser Theil der Kette lo ausgehöhlt sey, und bey aller Verwitterung dieses Kalksteins dem ohn« geach« 7t geachtet von der durch das Wasser in die Höhlen singe, führten Erde solche niemals voll werden, wenn nicht em Einsturz der Höhle geschieht. Ich habe aber niemals eine andere hinlängliche Ursache, welche etwas Glaub¬ würdiges an sich hatte, gefunden ; als erstens, daß die¬ ses Gebirge in seiner ersten Bildung mehr durch stehende als kbensöhlige Schichten gebildet worden sey, und also auch solche Zwischenräume stets mit dem Tag- oder Flu߬ wasser ausgewaschen, und in der Tiefe eine Höhle gr- gebildet habe; zweytens, da dieses Gebirge stets bis in die See hinein streicht, und weder Thon noch Schiefer mit anhaltender Strecke in der Tiefe hat, welcher den Abfluß des Wassers durch die unterirdischen Gange in die See hindern könnte, so ist also leicht zu erachten^ daß jener Theil vom Gebirge, welcher gegen Mittag- öder der See zu liegt, und der tiefste ist, auch jener sey, welcher am wenigsten mit Quellen versehen, und der trockenste des Landes sey, wie denn auch, leider, bey anhaltender Dürre alle Gewächse vertrocknen,, und in der Gegend öfters Brodmangel untere den vor sich schon armen Einwohnern einreiße, wie man erst wieder dieses r?82ste Jahr erfahren hak. Schwerlich wird man in Europa ein Land finden, bas fo felsicht und kahl, das so wenig Wasser habe, und den heftigen Winden so ausgesetzt sey, als der mittägige Theil dieser Alpketts. Vor sechszehn Jahren, als ich noch immer dem scharfsinnigen System des Grafen von Büffon, und an¬ derer großen Männer, anhieng, daß nämiich aller Kalk¬ stein von Schaalthieren entstanden sey, wußte ich nicht, wie und auf was Art ich die Sache nehmen sollte, da E 4 Mir mir die tägliche Erfahrung das Gegentheil bewies. Lange war ich im Streik mit mir selbst, ob ich selchen gelehr¬ ten Männern widersprechen könnte, oder ob vielleicht nach aller von mir gemachten Erfahrung es doch möglich sey, daß die Kalkgebirge ihren Ursprung von Schaal- thieren hätten, obgleich ich keine gewahr wurde. Er¬ stens hielte ich es für möglich, daß alle Gebirge unserer Kette unter Wasser gestanden seyn, und also wohl hat¬ ten mit unzähligen Versteinerungen bedeckt seyn können, da aber hier die Kalkfelsen so sehr der Verwitterung aus¬ gesetzt sind, so könnte es doch wohl auch möglich seyn, daß alle diese Versteinerungen herunter geschwemmt wa¬ ren worden, wie ich denn auch solche in Menge am Fuß der Gebirge fand. Nun aber war damit doch noch nicht hinlänglich das beliebte System befestigt, obgleich die allgemeine Überschwemmung zum Theil gerettet war, indem hier wieder Kalkstein »orkam, der ein älteres Herkommen zeigte. Indessen, da das mir so wahr, scheinlich von Grafen von Büffon und Ritter Linne' ge¬ machte System anhieng, erdachte ich ferner wieder eine andere Ausflucht aufzustellen, wie solches zu retten sey; daß zweytens, ob es nicht möglich sey, wenn ein Haupt- Aebirge ganz aus Versteinerung bestünde, solches mit der Zeit oder durch den Druck so auslösche, daß man von Versteinerungen nichts mehr gewahr werden könnte. Diese meine Gedanken habe ich schon vor zehen Jahren durch den Druck, in dem Uten Stück des Naturfo» schers, '4) bekannt gemacht. Man sehe Seite 114 -121. Allein 14) Der Naturforscher. Eilfres Stück. X. Abhandlung, von einem neuen entdeckten Echeniken. Halle 1777. 8- m. K. - 7Z Allein so sehr ich ein Anbeter dieser großen Geister war, so verdrängten doch mehr auf einander gemachte Ersah, kungen dieses System ganz bey mir, und so glaube ich, wird ein jeder thun, der auf Wahrheit zurück sieht, und sich nicht durch das erworbene Ansehen solcher großer Manner blenden läßt. Denn das erhabenste Genie auf Erden ist, der menschlichen Schwachheit unterworfen, ju irren, denn die Natur ist nicht jederzeit geneigt, sich nach dem angenommenen Maaßsiabe einiger Gelehrten so zu verhalten, wie man sich wünscht; nicht ein Land, sondern mehrere sind noch nicht hinlänglich genug , unr zu beweisen, daß in der ganzen Welt es die nämliche physikalische Beschaffenheit der Erde habe. Freylich sind dergleichen Beobachtungen, welche wider das All¬ gemeine streben, nicht jederzeit willkommen, wie ich eS erfahren; allein ich muß hier öffentlich Bekenntniß able- gen, und sagen, ich liebe die Wahrheit; denn ich habe jederzeit das alte Sprichwort vor Augen gehabt: Lmi- cu« klato, aber die Wahrheit vor allem. Ich bin durchaus bereit, zu glauben, was wahr ist, sagt ein Philosoph. Manche Dinge in der Welt sind nur mir, als Philosoph und Untersucher der Wahr¬ heit, unwahrscheinlich vorgckommen, und ich habe da- bey manchmal meine Zweifel angebracht, oder wohl auch solche ganz widerlegt. Ich bin aber der willfährigste, alle Zweifel abzulegen, wenn ich das Gegentheil als wahr befinden werde, oder ein anderer mich eines bes¬ sern überweisen kann; denn, wie oben erwähnet, ich bin ein Mensch, und als solcher kann ich hundertmal fehlen; aber das Recht, was ein jeder hat, habe ich E 5 mir 74 -- mir auch angemaßt, selbst zu urtheilen und zu prüfen, und nicht blindlings mich von jedem Lehrer, der nicht mehr Sinne hat, als ich, führen zu lassen. Denn blinde Hochachtung ist Leichtgläubigkeit, folglich die erste Quelle des Jrthums. — Wie man denn gar oft, selbst bey erfahrnen Mannern, diesen Fehltritt gewahr wird: und z.B. in dem Grundriß einer Mineralogie, welche erst im Jahre 1781. herausgekommsn, ersehen kann. Der Verfasser, der ein großer Freund der Methode zu seyn scheinet, wo die Gebirge in fünf Klassen getheilt wer¬ ben, würde gewiß beym Artikel des Kalkgebirges nicht gesagt haben: „ Sie verhalten sich so, wie die Gang¬ gebirge, die auf und neben den uranfanglichen Gebir¬ gen ruhen, diese wiederum theils auf, rheils neben den Ganggebirgen gelagert sind. " --— Wenn er ein einziges mal unsere Alpkette durchgegangen wäre, so würde ec hier just das Gegentheil erfahren haben, und so würde auch Herr Gerhard '§) niemals auf den Gedanken ge¬ kommen seyn, auf anderer Erzählungen zu behaupten, daß man in allen Gebirgen Anzeigen von noch vorhan¬ denen, oder doch da gewesenen unterirdischem Feuer an¬ treffe ; denn in der obangeführten Strecke der Alpkette habe weder ich, noch ein anderer, jemals die geringsten Spuren davon gefunden; und das gilt auch von der Schweiz, welche Gebirge wohl noch lange nicht mit dem niederen Uralischen, Maischen, und Vorgebirge der Pyrenäen zu vergleichen sind. Nun genug davon, und rin Wort von den Einwohnern unserer Gebirgkette. Der 15) C. A. Gerhard Versuch einer Geschichte des Mineral« reichs, Berlin 1781. 2 Bmrde, in 8. mit Kupfern. 75 Der ganze Strich dieser bisher erwähnten Kette hat Zw'yerley Einwohner. Erstere, die erwähnten Jllirier, die einen Theil der Jütischen Alpen bis zu dem ShniS- hnik oder Schneeberg einnehmen; letztere sind die Sta¬ den, und ganz Brüder zu ersteren. Diese bewohnen den ganzen übrigen Theil, und dehnen sich noch ein we¬ nig in die Karelischen Gebirge gegen Norden aus, wie Man aus der Slavischen Nationalkarte des dritten Theils der Oryckographie ersehen kann. Was die Jllirier in den Jütischen Alpen anlangk, habe ich nur noch von einer Abart zu erwähnen, näm¬ lich solche, die unter dem Namen Mure-Vlahi, Mor- laken oder Geewallachcn genannt werden. Sie bewoh. nen die Seeufer vom halben Venetianisch - Dalmatien und Liburnien. Die Tracht der Männer ist wie bey dm übrigen Jlliriern. Die Weiber tragen hier oft die ro- the Kappe, wie die Männer, aber darüber ein drey- eckig gelegtes Tuch, mit vielen wollenen Bändern und Franzen besetzt; die Madgen aber auf dem Haupte einen handbreiten Reis oder Krone, mit Geld besetzt, oder mit allerlei) Farben gestickt, doch auch noch gemeiniglich ein Tuch darüber. Manche solche Krone ist von steifen !eder gemacht, und wiegt wohl auf ein bis zwey Pfund, nachdem das Mädchen reich ist, und viel Geld'ange¬ hängt hat; und so sind auch ihre Armbänder beschaffen. Die übrige Tracht ist so wie bey den Dalmatinerinnen; obgleich sie nun alle Bastschuhe tragen, so kann man doch gleich wissen, wenn man ein Frauenzimmer vor sich hat, und die Füße betrachtet, ob es ein Madgen, Frau, oder Wittwe ist; erstere hat weiße, die zweyte ' rothe, ?6 - "--- rokhs, und die letztere blaue Socken, oder besser, Bein» kleide*, welche bis über die Knie reichen. Ihre Lebens, arc, Wohnung und Gebrauche sind ganz wie der übri¬ gen Illirier, nur mehr blutdürstig und unermüdet, und alle von einer ungemein guten Gesundheit. Winter und Sommer hat das eine, wie das andere Geschlecht die Brust und den Hals bloß, so daß bey starkem Frost auch wohl dem männlichen Geschlechte Eiszapfen nicht allein am Bart, sondern auch an den Vrusthaaren Han» gen, ohne daß es dem innerlichen edlen Theil der Brust einen Schaden zusügte. Wie beschämt würden nicht diejenigen Aerzte seyn, die von einer Entblößung der Brust so viele Krankheiten herleiten, und hier das Ge. gentheil sehen müssen. Der Philosoph Locke ist vernünf. tiger, wenn er sagt, man sollte den ganzen Körper zum Angesicht machen, weil eö nur von uns abhangt, jede» Theil so an alle Veränderungen des Luftkreises zu gewöh. nen, als es das Angesicht ist, welches man von Jugend auf demselben, ohne üble Folgen, auösetzet. Dieses, nebst ihrer guten Luft, Wasser und Arbeit, bringt sie zu einem sehr hohen Alter, wenn sie nicht vor der Zeit getödtet werden, wie man denn auch vom erstem die merkwürdigsten Beyfpiele hat. Schwerlich ist eine Na. tion auf dem Erdboden, die ein so beträchtliches Alter« thum unter lebenden Menschen aufweifen kann, als diesem Ivan Rovin von Szatlowa, ohnweit Caranshebesh, im Temeswarer Bannat, welcher 172 Jahre alt wurde; dann Petrus Zart von Keveresh, aus eben dem Lande. Beyde waren Wallachen, im Gebirge wohnend, lebten so wie unsere Illirier und Wallachen, da sie Brüder dazu waren. Letzterer starb den 4ten Jenner 1724, in seinem " - 77 seinem iLzsten Jahre. Ich habe von ihm eine kleine sebensgefchichte im Bannat einmal erhalten; allein sie gieng mir verloren, bevor ich davon einen Gebrauch wachen konnte. Eine Abbildung von solchem habe ich in Wien gesehen, sie verdiente wohl, in Kupfer gesto¬ chen zu werden, und ich weis gewiß, ein solcher Stich würde der Welt willkommen seyn. Ohne Zweifel hat auch Mathusalem ein so hohes Alter erreicht. Mehr als zwamigmal habe ich Wegweiser in den Alpen gehabt, die beynahe ioo Jahre erlebt hatten, und dennoch waren sie nicht schlechter zu Fuße, als ich. Ein Mehr als zu klares Zeichen von der unschuldigen und simplen Lebensart dieser Leute. Wo ist eine Stadt, wo die Menschen so lang lebten? Ohne Zweifel keine, dieweil alles verkunstelt und belastert ist. Man kann also nicht dem Laufe der Natur zur Last legen, daß zwischen der Menge des Bösen und Guten kein Verhaltniß herrsche, wie viele sich zu beklagen pflegen, nämlich, der Mensch sey nur mit einer Gesundheit begabt, und dagegen so dielen, oft unheilbaren Krankheiten unterworfen. —- Allein die Schuld von gehäuften Krankheiten, welchen der Stadtmann unterworfen ist, liegt bloß in seiner Le¬ bensart, wie Rousseau richtig in OnZino 6s I'irwZaiil- s>armi 1eL bornmez angemerkt hat. Der zu Jahren gekommene Aspenmann stirbt meistens, ohne Beschwer¬ den, eines natürlichen Todes, wo der Städter jederzeit sein Leben mit einer beschwerlichen, oft scheußlichen Krank- heit seinen Geist aufgiebt. Ich will hier ein paar Thatsachen von den guten Umständen der Gesundheit dieser Menschen anführen. Vor 78 ------ Vor einem Jahre, als ich mich in der Lyka zu Gaspich befand, hatte man unter den eingebrachten Räubern ei¬ nige davon, bey der Gesangennehmung, verwundet. Ein junger Mensch, von 18 Jahren, hatte einen Schuß durch den rechten Arm bekommen, welcher ihm den Kno¬ chen zerschmetterte, und die Kugelen die Brust und junge eindrang, daß man bey der Wunde ein Licht konn¬ te auslöschen lasten; durch den linken Arm gieng auch eine Kugel, und eine dritte drang durch das Brustblatt ebenfalls in die Lunge, wo auch ein schwaches Licht konn¬ te ausgelöscht werden. Fünfzehn Tage nach der Ver¬ wundung fand ich den Menschen im Kerker liegen, mit bloßem Haberbrod und saurer Milch genährt, an einem starken Eiterungsfieber, wo die Knochenende des Arms ganz bloß in der Wunde lagen. Wer sollte nun nicht glauben, daß ein solcher Mensch nicht sterben müßte? Allein er genoß in sieben Wochen vollkommen, mit ei¬ ner geringen medicinischen Beyhülfe, so daß er beyde Kugeln in seiner geheilten Brust ohne Befchwerniß trägt. Ein zweyker hakte einen Schuß rückwärts in die Schul¬ ter, und beym Brustblott heraus, wo die Lunge ganz durchborek war. Dieser blieb fünf Tage, ohne bewußt zu seyn, im Walde liegen, wurde endlich gefangen zum Staab gebracht, und eben so behandelt wie ersterer, und genoß in zwey und vierzig Togen vollkommen, bey eben dieser Diät. Wo sind civilisirke Menschen in den Städten, wel¬ che ein solches Blut in ihren Adern laufen haben, wel¬ ches bester ist, als der Balsam von Meebo? Die Fälle, die ich hier angeführt, sind nichts weniger als selten un¬ ter ' - - - 79 ker diesem Vdlk; ich werde an einem andern schicklichen Deke weitere Nachricht von solchen geben. Alle Einwohner dieser Kette haben sehr wenig Feld, bau, und noch das wenige, waö sie haben, besteht in Haber und wenig Korn, und dennoch geräth dieses, we« gen der Kälte, selten. Die Viehzucht ist auch sehr un¬ bedeutend, da man auf einem so trockenen Gebirge nie¬ mals beträchtlichen und guten Wiesenwachs haben kann. Das Geiövieh ist dieser Leute ihr beträchtlichster Reich- thum, wobei) natürlicher Weise die Waldungen von Jahr zu Jahr abnehmen müssen, wenn ohne Ausnahme geweidet wird. Hier will ich ein paar Krankheiten er¬ wähnen, welchen die Viehhirten bald abzuhelfen wissen. Die erste ist: wenn im Frühjahre das Hornvieh auf die felsigten Alpen getrieben wird, so bekommt es ost das Hinken, so, daß wenn die Krankheit überhand nimmt, das Vieh gar nicht mehr fort kann. Gegen diests Uebel wendet der Hirte folgendes an: Er nimmt sein spihigeS Messer zwischen die Finger, das; es so viel hervor steht, als was zu einer Aderössnung norhwendig ist, und macht damit einen Einschnitt, oder besser, Stich in den Bug des ersten Gelenkes oder denen Klauen; trifft nun sol¬ cher eine Ader, daß Blut genug herausfließt, so ist das Vieh den andern oder dritten Tag wieder ganz geheilt. Diese Operation wird von dem Landmann Lsviren-xrc- biti genannt. Die zweyte Heilmethode ist: Wenn sich ein Stück Borstvieh am Käßwasser überfressen hak, welches auf den Alpen gemein ist, so stellen sich folgende Zufälle ein. Das Thier ist ungemein angeschwollen, bald darauf werden 8o werden die Nasenlöcher sehr erweitert, und walzt sich mit einem beschwerlichen Schnaufen, nach allen Sei» ten, die Ohren werden kalt, Nasen und Zungen blau. Wird nun nicht bald Hülfe verschaft, so ist es um das Thier geschehen. Bey einem solchen Vorfall wird von dem ersten, besten Hirten ein Einschnitt zwischen der dritten und vierten Rippe von unten hinauf, bis in die Bauchhöhle gemacht, wo dann bey einer solchen Oeff- nunq ein unleidlicher Gestank heraus fährt. Nach die¬ ser Operation wird dem Thier etwas Schwefel einqege« ben, und die Wunde mit einem Gemisch von Schmeer, Asche und Pechöl bedeckt, wovon das Thier in ein paar Tagen vollkommen geheilt wird. Dieser Zufall wird hier zu Lande kreobjeänor, welches so viel heißt, als überfressen, genannt. Aus denen vo-findigen Eichenwaldungen, welche sich gegen die Flache nach Norden zu lenken, ziehen sie doch noch einen ziemlichen guten N-Hen, wenn die Eicbeln nicht gerakhen, wo sie dafür die Jshiza, oder sogenann¬ te Knoppern erhalten. Dieses Gewächse, oder besser, Krankheit der Eicheln habe ich nur hier zu Lande an der gemeinen Eiche ((^uercuz robur) bemerkt, wo der Stich einer Knopperwespe oder L/m'pL solche nur an der Frucht und nicht an dem Kelch bewirkt. Viele taufend habe ich betrachtet, und jederzeit dieß so und nicht anders be¬ funden ; denn jederzeit findet man in der Mitte der stumpfstachlichten Knopper die Eichel meistens verzehrt, wo denn der Auewnclp> über den Kelch gehr. Meißens werden diese Art Galläpfel außer Land und über Meer verführt; wenn sie gerakhen, werden sie um zehen bis , zwölf -- 8r Zwölf Kaifergroschen die Metze verkauft; manche Iah. re aber, wo die Eicheln von diesen Thieren wenig ver. letzt werden, kommen sie auch auf zwey Gulden und darüber zu stehen. Das Getreide wird hier so, wie weiter hin nach Orient, bloß mit den Pferden auögedroschen oder aus. getreten, indem es viel vorkheilhafter ist, da die Pferde weniger kosten, als Tagelöhner, und das Stroh weich gemacht, so daß es nachgehendö zum Futtex tauglicher wird, und man keine Skrohbräche benöthiget ist. Herr Krüniß hat ausführlich gehandelt, wie nüH>ich es sey, das Getreide auf eine solche Art aus dem Stroh zu brin, gen. Man sehe dessen Encyclopädie ^). Eben so wie das Getreide auf orientalisch aus den Aehren gebracht wird, eben so wird es auch aufbewahrt; nämlich, es werden große, oft etwas kegelförmige Gruben in die Thonerde gegraben, welche ausgetrocknet oder ausge¬ brannt werden; dann wird die innere Fläche mit seinem Lehm oder Kalk überzogen, das getrocknete Getreide ein. gebracht, und so zugemacht, daß keine Luft noch Was¬ ser durchdringen kann. Diese Getreidegruben, oder Ärus der Lateiner, werden auf Jllirssch kkuiEa, und auf Hungarisch ko2sverem genannt. Der Baron Servrereö giebt beym Rozier, ^7) Artikel. lVlst- tomoreL, eine ziemlich ausführliche Beschreibung davon. Bey r6) Oeksnomische Encyclopädie, von I. G. Krünitz, mit Kupfern, yrer Theil, 1776. 8- i?) ^ournst cle psr Koricr. December l?8Z- -Hücgueks Reisen. I. Tbeil. F 82 Bey den Feld- und andern Arbeiten habe ich hun¬ dertmal mit Erbarmen angesehen, wie sehr der Mann das Weib hier mit der Arbeit erschweret, und so sind dann letztere Geschöpfe viel arbeitsamer, so wie in der ganzen Welt, (doch den großen Haufen der Müßiggän¬ gerinnen in den Städten ausgenommen), als da erstere sich nur mit Jagen, Fischen, und wenigem Handel be¬ schäftigen; denn was den Feldbau betrifft, verrichten solches meistens die Weiber. Ist es wohl möglich, daß «in Mensch mehr thun kann, als ein hiesiges Alpenweib versieht. Beym Aufstehen von ihrem Schlafbret oder Strohlager, denn ordentliche Betten muß man hier nicht suchen, muß sie erstlich alle nothwendige Hausarbeit ma¬ chen, mit, oder ohne den Mann, aufs Feld gehen, mit einem Kind in dem Tröge auf dem Kopf, oder statt diesem einer, oft gegen einen Zentner schweren Last, wo denn das Kind auf dem Nucken getragen wird, und manchmal eines noch unter dem Zwergseli, den Spinn¬ rocken an der Seite, um nicht währendem Gehen mit den Händen arbeiklos zu seyn. So sind die armen Wei¬ ber, als der schwächste Theil, unter den wenig civilisir- ten Völkern in allen Welttheilen unterdrückt. Wie be¬ gegnet nicht der Indianer in Amerika diesem Geschlecht, ja so hart, daß viele Mütter vor Verzweiflung ihre Frucht, wenn sie von eben dem Geschlechte ist, um- bringen. Man sehe bey Robertson und andern, was sie davon sagen. Ersterer sagt, daß das weibliche Ge¬ schlecht den feinem policirten Sitten eine glückliche Ver¬ änderung iL) I. W. Robertsons Geschichte von Amerika. Aus dew Englische«. Leipzig 1777. 2rer Band, 8. mit Kupf, 8Z Änderung in seinem Zustande zu danken hak, ist eine un« streitige Wahrheit. Der Wilde brüstet sich mit seiner großen Starke und Herzhaftigkeit, den Hauptvorzügen unter rohen Völkern, und begegnet dem weiblichen als dein schwachem Geschlechte mit Verachtung. Bey den Bosniaken und Likanern wird dieses in den ersten Jah¬ ren denen Knaben eingeflößt. Die ersten Worte, die der Vater seinem Sohn lernt, sind Beschimpfungen auf die Mutter: freylich zu Anfang im Scherz, aber die Verachtung bleibt ihm doch auf ewig im Herzen einge. graben. Wie oft habe ich nicht Kinder von einigen Jahren gesehen, die aus ihre Mütter auf das heftigste schalten, wenn sie ihnen nicht gleich mit Darreichung der Brust, oder was anders, willfahrten. Die Bildung des hiesigen Alpenvolks beyderley Ge« schlechts ist gut und auch schön, nicht in Betracht der Farbe und glatten Haut, welches nur eben daö Wohl, leben schön macht, sondern in Betreff der Gestalt. Man weis unter diesem Volk gar keinen ungestaltet, Men¬ schen, weder von kropsigten; wo hingegen in den Städ¬ ten bald nicht ein Haus ist, wo man nicht krüppelicht« Menschen darinnen antrifft. In ihrem Glauben sind sie hartnäckig und unwissend: dabey nicht schwärmerisch, Usch daß sie auch viel dafür verwendeten. Man .sieht gar oft in einem Bezirk einer kleinen Mauer zwo Kirchen stehen, wo eine den Alt» und die andere den Neugläu« bigen gehört. Da beyde Glaubenslehren viel ähnliches Miteinander haben, so entsteht auch selten unter ihnen ein Streit, als wo von leßtern die Unfehlbarkeit des Pabstes und ein drittes Ding mit Gewalt behauptet wird. § s Die 84 Die Wohnungen dieses Volks stnd ganz jenen, der in den Dinarischen Alpen ähnlich. Ihre Gebrauchs bey Kindtausen, Verewigungen und Sterbefällen sind wie bey den Dalmatinern, welche von Fortis hinläng' lich beschrieben worden. Eine besondere Eigenschaft iß von allen Illirischen Völkern gegen die übrigen Euro» paer, daß sie ungemein das Feuer lieben, so daß sie auch im größten Sommer nicht leicht ohne selbiges sind; und so wird man auch selten einen Menschen allein antres- fen, der nicht singet. Die Singart ist, so wie im ganzen Orient, für einen Deutschen und Franzosen bloßes Heu¬ len und Ziehen, nur meistens aus Heldenliedern beste¬ hend. Der Dalmatiner singt von ftinem König Ra¬ doslav, der Bosniak, Kroat u. s. w. aber von seinem Marco Kraglievich, oder König Marcus, welches der Sohn des Vukajstno war, aus Hcrzogowina gebürtig, und unter diesem Volk mit Billigkeit als ein sehr ta¬ pferer Held angesehen ist, indem er denen Grieche» den trefflichsten Bepstanb geleistet, gegen die Gewalt des orientalischen Kaisers, Paleolog. Da er mehr Freybeuter als großer General war, so sind auch noch meistens die Lieder, welche von ihm gesungen werden, bachantisch, und alles mußte zum Unterhalt seiner Trup¬ pen herhalten, wie zum Beyspiel folgende Verse zeigen: Ksä 06 8vüä ratti Rajveelnnafe mors urrexe. Das ist: Im Krieg kann man niemanden verschonen. Der übrige Theil der Kette bis zu dem Karnischen Gebirge ist bloß von Slaven bewohnt, welche, was die — 85 Mundart , Lebensmittel und Bewerbsamkeit anbe« ^ngt, viel Gleichheit mit ersteren haben; doch arbeiten stc auch aus dem Holz eine Menge kleiner, Waaren, als schachteln, Siebe, Fässer u. d. gl. Dann giebt eö sorncr unter ihnen einige Weber und Gärber. Viele leben vom Fang des Billig (8oiuru8 ßbr brimaoi), wo» von das Fleisch vorzüglich im Spatjahr sehr fett und schmackhaft ist, so daß ich es oftmals als eine Delikatesse auf den Tisch setzen ließ. Die Wcibgen sind die besten Und zartesten, und auch fetter; wenn man ihnen den Bauch öffnet, so ist alles weiß vom Fette. Die hör- Uigte Gebährmuttcr, welche an dem Gekrös anhäugk, hak sehr große Verlängerungen von bloßer Fetkhaut. Die sechölappichte kleine Leber ist köstlich, wenn sie gebraten; und so macht der weißbraune Balg ein gelindes und leichtes Pelzfutter aus. Die Kleidung der Einwohner dieser Kette ist eben« falls einfach, wenig kostbar, und mehr nach europäischer An; ich habe davon eine Abbildung auf der obcrwahn- ten Nationalkarte, in dem gten Bande der Oryctogra« phie, unter der Benennung Oberkrämer, gegeben. Auch w diesem Theil des Gebirges ist wenig Feldbau; viele Einwohner davon sind zu drei) und mehr Monaten lang ohne Brod, sondern leben bloß von Hülsenfrüchten und sauren Rüben u. d. gl., welche letztere ganz eingemacht werden, und sich besser, als geschnitten, erhalten. Die wenige Viehzucht muß auch hier den meisten Unterhalt geben. Die erzeugte Butter davon, welche auf den Alpen gemacht wird, ist vortreflich, wegen den vielen wohlriechenden Kräutern, welche das Vieh genießt. Um A z eine 86 eine solche ausgekochte Butter, welche man hier Masla oder Schmalz heißt,' zu erhalten, haben mich die Hir¬ ten versichert, daß man ni-mals die Töpfe oder Kübel, worinn sich solche befindet, auf die Erde sehen darf; ohne Zweifel, um von solcher keine Feuchtigkeit an sich zu ziehen, oder an der Ausdünstung nicht gehindert zu seyn. Der Isländische Moos (sieben lHanchcmn bim naei), und die Blatter der krainerischcn Distel (LirstuM Larmolicum 8copoii) wird hier denen Schweinen gefüt¬ tert, welche recht gut davon gedeihen. Da auch letz¬ tere Pflanze einen mcdicinifchen Nutzen hak, so hoffe ich, zu feiner Zeit, durch mehrere gemachte Erfahrungen Rechenschaft davon geben zu können. Das Volk hier ist weniger rauh, dafür aber auch weniger beherzt, und mehr verschlagen, der Schwelge« rey und andern Lastern auch wenig oder gar nicht erge¬ ben, so wie überhaupt das Gebirgvolk viel mehr Un¬ schuld, als die Volker des platten Landes haben. Sie sind Neugläubige (dlova Viera), oder Katholiken, mehr schwärmerisch durch die Ungelehrsamkeit und Aberglau¬ ben ihrer Geistlichkeit, als in sich selbst. Die Schwär« nicrey ist eine Krankheit des Geistes, oder deS HerzenS, sagt der Philosoph, welche ansteckend ist, wie die Po¬ cken. Bücher theilen sie seltener mit, als Versamm¬ lungen und R den. Man erhitzet sich selten im Lesen, weil man die Sinne dabey beruhiget haben kann. Aber wenn ein hitziger Mensch, der eine starke Einbildungs¬ kraft besitzt, zu schwachen Köpfen spricht, so sind seine Augen in Feuer, und werden dieses Feuer mittheilen, seins -------- b7 seine Töne, seine Gebärden erschüttern «sie Nerven der Zuhörer. — Hier unter diesem Volke sieht noch ein starkes Ueberbleibsel des Heidenthums und Vielgötterey heraus. Es ist bald kein Hügel, wo nicht eine Kirche steht, welche einem Heiligen gewidmet ist, der zu gewis¬ sen Zeiten, über alles, von dem gemeinen Haufen an¬ gebetet wird. Die zu solchen Kirchen gerichteten Wall¬ fahrten geschehen ost nichts weniger als der Andacht Hal. ben, sondern mehr zur Lustbarkeit. Dis Jugend ver¬ gnügt, Gelegenheit zu haben, sich durch einander zu be« lustigen, die Alken mit dem Rebensaft, die Geistlich¬ keit mit hinein herrlichen Schmaußopfer, und Kirchen. rechnungSgeld in der Tasche, mit der ganzen Gesellschaft taumelnd von dem Gebirge herunter, nach Häuft zu kommen, ist hier der wahre Trieb der Andacht, welches ich aus mehr als einer Erfahrung richtig gefunden. —- Indessen machen diese vielen Kirchengebäude, die manch¬ mal nur den chinesischen Pagoden ähnlich sind, eine große Last von besondere! Abgaben aus, die der arme iandmann hier erträgt. Allein, heut zu Tag ist alles zu hoffen, da unter einer weisen Regierung der Himmel immer heiterer, die Anzahl der Kirchen und Pfaffen we« Niger werden wird, und also Arbeitsamkeit und Enthalt¬ samkeit vor Unmäßigkeit und Müßiggang den Vorzug erhalten wird. Was die Volksmenge in dieser ganzen Alpkette be« ' trifft, ist der darinn befindliche wenig fruchtbare Boden überhäuft; denn die mehresten müssen des Winters hin. durch im stachen Lande, oder an den Seeküsten ihr Brod suchen. Die Wohnungen der letztem Einwohner sind F 4 besser^ 88 — besser, und ganr von Holz errichtet, wo in den Seiten- wänden kleine Löcher start Fenster angebracht sind, wel¬ che erst emgeschnirren werden, wenn das ganze HauS schon steht. Wenn ein Landmann hier ein Haus hauet, so ist das erste das Dach, was errichtet wird, und auf vier oder sechs Pfeilern steht; dann wird der Grund ge« graben, gemauert, oder von Holz aufgeführt. Da hier in den Kammern oder Stuben nur mit Holzspähnen geleuchtet wird, so sind, nebst den Schuh breiten Fenstern ganz in der Höhe der hölzernen Wände einige Löcher angebracht, wo der Rauch hinaus kann, also eine Gattung von Zug- oder Reinigungslöchern, welche zu allen Zeiten gute Dienste thun. Drittes Drittes Kapitel. Von den Karnischen Alpen, deren Ausdehnung gegen We¬ sten. Bestandrheile. Bergwerke zu Auronzo, zu Agvr- do. Einwohner dieser Alpketts u. s. w. Karnische Gebirgkette mag bloß allein den Na- men von ihren alten Einwohnern, Carniellos oder Carnutes her haben. Denn was die Geschichte dieses Landes mit ihren Bewohnern betrifft, so ist solche so Unzulänglich bey allen alten Schriftstellern behandelt, daß Wan aus dem Ganzen nicht klug werden kann: eben so verschieden werden die Gränzen angegeben, daß es ei- Uem fast unmöglich bleibt, welchem Verfasser man mehr Glauben beymessen soll. Viele haben Flüsse als Gränz- linien angenommen; z. B. gegen Osten den Timavo oder den Nauporto, gegen Westen den Tagliamento u. s. w. andere wiederum Ortschaften oder kleine Länder, als Sei- gna oder Zenk, gegen Osten, und das Land der alten § 5 Japi« 90 -- Iapidl'er gegen Westen aber einen Ort Carnia, der dermalen nicht mehr zugegen ist, und das Forum Julium. Man sehe, was Strabo im fünften, und Livius im ein und vierzigsten Buch sagen. Allein, alles dieses ist weder der Natur und dem Lauf der Gebirge/ noch der Lage der Völkerschaften, welche solches bewoh« nen, gemäß. Es ist also viel richtiger, jene Gränz« linie anzunehmen, von welcher ich oben erwähnt, das ist, bey dem Fluß Sozha, wo er sich mit der Hyderza vereiniget, oder bey dessen Ursprung, welcher aus dem hohen Berg Terglou gegen Westen entspringt. Dieser Berg (wenn man den Matajur, zte Vignette zu diesem Kapitel, nicht als den Anfang der Komischen Alpen annehmen wollte,) könnte als Granzstein zwischen der Iulischen und Kornischen Alpkette dienen; denn so wie er gegen Westen Flüsse ins Adriatische, so giebt er auch gegen Osten solche in das schwarze Meer, zudem auch hier die ganze Kette eine andere Wendung annimmt. Das Streichen der Komischen Alpkette ist von Osten in Westen, das Abfallen davon gegen Süden in die schoderichte Fläche, welche ins Adriatifche Meer halt, gegen Norden aber in das Geil- oder Pusterthal von Kamthen und Tyrol. Man sehe dieGebirgkarte des isten und zten Theils dcrOryctographie. Der Ursprung dieser Kette also bey den erwähnten Bergen oder Sozha« fluß angenommen, geht ebenfalls, so wie die Iulischen Alpen, durch zwey Grade Erdbrcite fort, und endiget sich, nach den Berichten der alten und neuem Schrift« steller, oberhalb dem Ursprung des Fluß Piave, oder in dem Landstriche von Cadove oder Belluno den Venetia« Nische» 9» M'schen Staaten zugehörig, an den Granzen von Tyrol gelegen, allwo die Rhatischen Alpen anfangen. Dieser ganze Strich, den dieses Gebirge durchläuft, geschieht Mit weniger Aus - und Einbiegungen, als die Iulischen thun, dafür ist aber solches mächtiger, oder breiter. Die Vorgebirge, welche gegen Süden an der Kette an¬ liegen, bestehen aus dem Schober, der ursprünglichen, oder der Hauptgebirge, hingegen jene gegen Norden aus andern Bestandtheilen, wie ich zu andern Zeiten durch in diese Gegend gemachte Reisen Kenntniß erhalten habe. Ich nahm also meinen Weg von dem oben ange¬ führten Berg Matajur in dieser Kette gegen den Ort Ternova zu; bis dahin hatte ich nichts als den ursprüng¬ lichen Kalkstein. Hier, unweit dem leßkangeführken Orte ist vor Zeiten auf etwas Eisen gebauet worden; al» lein in einem solchen Gebirge hat man wenig Hoffnung gehabt, und auch bald den Bau aufgegeben. Ich habe Proben deö dortigen Einbrechens von Eisenstein gesehen, welches ein sehr reiches Vohnenerz war; allein das we¬ nige, was vorkam, war in den unbeträchtlichen Spal, ten des Kalksteins sehr zerstreuet. Auö dieser Gegend wandte ich mich gegen Süden, um zu dem Wildbach Torrente (blsäisone) zu kommen, welchen ich vor dem Ort Stupiza erreichte, wo ich dann ein anderes Gebiethe, andere Völker, ja auch eine andere Alpkette ankraf. In diesem zurückgelegten Wege hatte ich nichts als Kalkstein, etwas wenigen Schiefer und Thon, worinnen rothbrauner Jaspis in Mügeln stack. Einiger davon gab am Stahl heftig Feuer, und braußte eben so gut mit Säuren; er war ganz jener Stein, den ich 92 ... ich im rsten und ^ttn Bande der Oryctographie, unter dem Namen Jaspisarkiger Mittelstem bestimmet habe. Dieser Stein nimmt eine schöne Politur an, und da er gemeiniglich sehr zart, und gemischte Farben hat, so taugt er sehr gut zu zusammengesetzter oder mosaischer Arbeit. Ich verfolgte den oben erwähnten Bast) bis' zu der alten Stadt Cividale, oder Civita di Friuli, wel¬ che das Forum Julium der Alten war. Büsch, a. a. O. Auf diesem Weg? habe ich, je tiefer man kömmt, desto mehr verschiedene Abarten vom zeitigen Kalkstein gefun¬ den, der aus verschiedenen Farben, so auch aus Trüm¬ mern zusammen gesetzt, mit und ohne Versteinerungen, bestand. Bevor ich zu erwähnter Stadt kam, hatte ich zwey Stunden etwas Sandstein, welcher Trapartig brach; in dem Bach fand ich nebst dem gemeinen Kalk- stein auch etwas gelblichen und braunen Kiesel; ohne Zweifel hatten sie ihre Entstehung in dem erwähnten Sandstein. Die Stadt Cividale ist zum Theil auf bloßem Kalk¬ stein gebauet, so wie auch der schöne »end hohe Bogen, welcher die Brücke über die Nadisone ausmacht, ebenfalls auf bloßem Kalkstein ruhet, derjenige Theil aber, wel¬ cher gegen die Flache zu liegt, hat zum Grund bloß zu« sammengebackenen Schober, oder weiche Breccia. Da dieser Schober eben jener ist, den der Bach noch derma¬ len führt, so erhellet klar, daß der Ringsal vor Zeiten höher gewesen ftyn muß. Man sieht der ganzen Stadt an, daß sie vormals viel mehr bedeutend war, als ißt, und noch von Tage zu Tage mit ihrem noch wenig inha- benden Handel abnimmt. Ueberhauvt bemerkt man dies« - 9Z diese Veränderung an allen Städten der vsnekianischen Republik, welche gegen dem Adriatischen Meere zu lie¬ gen, seitdem der freye Hafen von Triest besteht, und solcher täglich mehr zunimmt. Von Cividal aus wandte ich mich gegen Westen über Uiniis nach Gemona. Büsch a. a. O. Auf meinem gan¬ zen Weg hatte ich immer den weißgrauen Kalkstein, verschiedene gemeine Marmorarten, und viel solchen aus Trümmer durch einen eisenfchüßigen Thon zusammen ge- sehken. Hierin diesem Gebirge fand ich die Verwitterung dieses Steins viel größer als in der Julischen Alpkette; dafür fand ich auch seltner eine Höhle oder Grotte, noch viel weniger, daß sich ein Bach oder Fluß so in die Erde versenke, wie es in der vorhergehenden Alpkette so gemein war. Es ist also das ganze Gebirge seiner Struktur nach etwas verschieden, nur die Bestandtheile des Steins sind eben dieselbe. Einmal fand ich einen rechten festen, aus Quarz, Thon und Schiefer bestehenden Trümmerstein, welcher in dicken lagen brach. Man benutzte solchen für Mühlsteine. Die Steinart habe ich in der Oryctogra» phie Quarzschiefer genannt, indem ich solchen meistens in blatterichter oder schieferichter Gestalt angetroffcn habe, wo nebst diesen Theilen sich auch oft Trümmer von Horn und Kieselarken eingemischt finden. Da diese, so wie viele andere kieselichte Steinarten als Nester in dem hohen Kalk- gebirge gefunden werden, so scheint dieEntstehung davon keinem Zweifel unterworfen zu seyn, daß sie nicht von der Auflösung der Kalkerde, nachdem solche ihre fixe Luft verloren, herrühren solle. Es scheint, daß es dem Kalk, 94 stein in Betreff seiner Veränderung so ergehe, wie dem Torf; brennt man letzteren, so erhalt man eine Alkalische, oder besser, auflösende Erde; verfault aber solcher durch die Länge der Zeit, so wird er zur Thonerde. Man sehe den er¬ sten Versuch nach, von Zweifel und Fragen in der Minera¬ logie '). Einigemal fand ich auch große Adern von Horn¬ stein, welche große Schichten von Kalkfelsen durchsetzten. Thonerde fand ich wenig hier in den Alpen, sondern es war meistens eine schwarze Dammerde, worinn die Pflanzen gut gedeihen, obgleich ich wegen Spate der Jahreszeit wenig mehr Merkwürdiges zu Gesichte bekam. Niemals habe ich so häufig den Alpenschmetterling (kapilio Apollo sännaei) gefunden, als hier, und so ' wie ich ihn in Menge fand, so wurde ich auch über ze¬ hen Abarten gewahr, welche aus den mehr oder weniger gefärbten Augen, die er auf dem Flügel trägt, enkstan- den, wie man bey Scopoli schon sechs solche Abände¬ rungen ausgezeichnet findet. Man sehe seine Beschrei¬ bung von Insekten, S. 169. Bevor ich noch Gemona erreichte, fand ich ein paar¬ mal etwas grauen Schiefer, der eben mit einem solchen gefärbten Thon belegt war; ohne Zweifel hak die Ver¬ witterung solchen erzeuget. Der letzterwähnte Ort liegt an einem kahlen weißen Kalkgebirge, welches sehr ver- wittert, so daß die Einwohner von Gemona sich kaum der i) Beobachtungen, Zweifel und Fragen, die Mineralogie betreffend, ister Versuch; Hannover 1778. 8- von Be-- roldingen. L) M. Martini allgemeine Geschickte der Natur, zter Th- S. iSZ. Berlin 1777. 8. ec coll. 95 der Verschüttung von Steinen, welche die Regengüsse herbey führen, erwehren können; und so ist der ganzen Stadt mit einem gänzlichen Untergang gedrohet, wenn jener Berg, welcher der Stadt zwischen Mitternacht Und Morgen liegt, einstürzen sollte. Allein die gesunde Und angenehme Lage, welche der Ort hat, die große vor sich liegende fruchtbare Flache, welche ins Adriatische Meer hält, mag wohl der Hauptbeweggrund seyn, daß die Einwohner allda verbleiben. Wie oft ist nicht Ca- kanea bcym Aetna zu Grunde gegangen, und dem ohn- geachtet, obgleich das nämliche Schicksal der Stadt wie¬ der bevor steht, so erhält doch die fruchtbare Gegend die Einwohner, auf welche sowie auf alle Menschen das Zukünftige weniger Eindruck, als das Gegenwärtige macht. Die vollkommene Vertilgung der Waldung ist hier bey Gemona die einzige Ursache, daß die Berge so verwittern und einstürzen, indem sie keine Decke mehr haben. Nachdem ich hier in dieser Gegend alles einförmig fand, wandte ich mich weiter gegen Westen fort. Bey dem kleinen Städtlein Venzone, Büsch, a. a. O. vor- bey, und setzte über den Fellafluß, der aus dem Gebirge Seisera, in Kärnthen, entspringt, und den Ort Mapka- bel oder Ponteba in zwey Theile theilt. Da mir nun die ganze Strecke deö Flusses bekannt war, wie man aus der Oryctographie, zter Band, sehen kann, so verfolg¬ te ich auch solchen nicht; sondern wandte mich an dm Fluß Tagliamento bis über seinen Ursprung hinauf. Da wo ich die Fella übersetzte, verlor sich solche in dem leßt- benannten Fluß. Nach einer Stunde fetzte ich über Monte- 9 6 -- Montemariana. Dieser Berg bestund von dem Grund aus bis zu seiner Spitze aus bloßen senkrech¬ ten Kalkschichttn, welcher gegen Westen ungeheure Steinrisse oder Lavinen machte, so daß schon einige da¬ von wieder mit schönem Nadelholz bewachsen waren. Ich fand hier zum erstenmal die grasblätterichte Skabiose (Zcabiosg Zraminisolia). des Ritt. Linne'; sie war noch vollkommen in der Blüthe, welche rothblau war, die untern Blatter waren gewunden (runcinam), und alle mit einem Filz bekleidet. In eben der Gegend fand ich auch einen staudenartigen Geisbart (Lpir-wa), der ein Mit¬ telding zwischen der 8pirgea Lbamaeäri- und Zslicikolia ausmachte. Vor eilf Jahren sähe ich schon diese Pflan¬ ze, in dem botanischen Garten zu Padua, wo sie mir der Prof. Marsilli zeigte. Er hatte sie eben dieses Jahr aus den Karnischen Alpen gebracht. Da er mir diese, nebst noch einigen andern neuen ausländischen Pflanzen zeigte, so wäre sehr zu wünschen, daß er sich die Mühe gäbe, solche bekannt zu machen. Dieser letzterwähnte Geisbart war zwey bis drey Schuh hoch, die Blätter klein, und schärfer gekerbt, als jene mit Chamander- blättern, der Stengel war gelbweiß, die Blüthe, wel¬ che schon wenig mehr zu sehen war, war weiß. Hier in dieser Gegend hört das Friaulische auf, und fängt das eigentliche Karmen an. Da ich nun hier mitten in der Alpkette war, so fand ich auch eben immer nichts als den einförmigen weiß- grauen Kalkstein, bis in die kleine Stadt Tolmezo- Büsch, a. a. O. Dieser Ort ist noch ziemlich lebhaft, und hat eine gute Tuch, und Leinenfabrik, welche aber doch - 97 doch von Tage zu Tage mehr abnimmt, indem nicht mehr so viel nach den kaiserlichen Staaten geschwärzt werden kann, wie vor Zeiten, und da Vorurtheil aller Orken herrscht, so sind auch die dortigen Einwohner mehr ge- deigk) etwas schlechteres außer Landes zu holen, was ver- Hvkhen ist, als das einheimische zu brauchen. Auch eine sehr gute Papiermühle findet sich vor diesem Orte. Von dieser Gegend aus wandte ich mich, nachdem ich über den Pleibkorrenke gesetzt hatte, den Fluß Tagliamento aufwärts mit Untersuchung seines Bettes, ob es nicht andere Steinarten, als Kalk mitführte. Allein ich konnte nichts anders gewahr werden, als ein wenig Thon- ' schiefer, und noch weniger Hornsteins. Gegen Norden auf dein Gebirge fand ich Hallers Bergpekersilie. 8eli- num soiiis trchlicato piuuatix, pinnuli« latiul'culis, tri- 6äl8 et iunplicibus, P3Z. g;6. blo. 802. lab. 20. lläill. Die Pflanze hatte schon auögeblüht, folg¬ lich war sie so wie alle Schirmtragende, desto kennbarer, da man die mehrefte Bestimmung aus dem Saamen neh. Wen muß. Bis zum Ort Villa hatte ich immer den gemeinen Kalkstein, weiß und auch grau. Hier setzte ich über den Berg Lauch, oder Lauk, welcher hier wie zwischen dem hohen Kalkgebirge eingekeilt war. Er bestand aus er- wm schwärzlichken Thonschiefsr, welcher sehr sandig war. Er kam des Wallerius seinem Zobillus elurux colore ni- KrelLeme, psZ. g;7- 8vkl. mineral, am nächsten. Al¬ ler Orken zwischen dem hohen Kalkgebirge in den Thä- lern findet man hier nichts als kleine Berge, welche aus allerlei) Scbieferarten bestehen, und dann ost auch aus -Hacquem Reisen. I. Theil. G einem 98 einem grauen Trap. Hier mußte ich über die Wild- bäche Degano und Soraponte, welche diese Schieferge- birge durchschmrten, setzen; ein paarmal fand ich gutes Wasenerzt und Wetzsteine darinn. Da eö schon lange nicht geregnet hatte, so waren die meisten kleinen Flüße trocken. Allein, wenn auch ein Regen nur ein wenig anhalt, so hat man alle Mühe in der Welt anzuwenden, um in solchen Gegenden fortzukommen, Nun verließ ich eine Zeitlang den Tagliameuto, in¬ dem ich aus seinem Bette sah, daß ich immer gleichför¬ miges Gebirge zu finden hatte. Ich folgte dem Dega« uowildbach aufwärts, wo ich immer in einem beträcht¬ lichen Schiefergebirge vorrückte. Aller Orten hörte ich hier kleines Gewehr loöschießen; als ich mich darum er¬ kundigte, so erfuhr ich, daß das dortige Bauernvolk sich in den Ortschaften versammeln mußte, und vor ei¬ nem Potesta oder Kreisamtmann, der meistens ein Ad- vokat ist, die militärische Musterung auszuhalten habe. Diese ganze Verfassung hat mich nicht wenig belustiget, und die elende Kriegsverfassung der europäischen Repu¬ bliken zeigt wohl mehr als zu deutlich, wie wenig ihre Nachbarn sich von ihnen zu besorgen haben, oder besser, wie viel letztere heut oder morgen davon Nutzen ziehen können. Alle jene Gebirge, welche ich weiter vorfand, waren meistens von Quarz- und Thonschiefer, welche denn auch die einzigen waren, welche die Erde auf sichierhiel- ten, um Baufelder zu haben; darum war auch diese Gegend der Kette mehr bewohnt, als die Herumliegen¬ den höhern Gebirge, welche solche umzingelten, und auö bloßertt - -- 99 bloßem Kalk bestanden. Ich habe in dem Schieferge. biege allerley Thonsteine, als von rother und blauer Far. be, Hornblende, Schörl und einige Gneisarten gefun¬ den, ohne doch jemals irgendwo eine Spuhr vom Feld- spakh zu entdecken, auch keine Granitberge sind in die¬ ser Gegend nicht zu finden. Guter Ofenstein (8axum somacum ^Vallerii) war aller Orken vorhanden, welchen auch manchmal die Ein¬ wohner zu ihren Backöfen benutzen. Die Kalkgebirge, Welche sich weiter nach Westen ausdehnen, wurden im. Mer weißer, und jemehr sie diese Farbe erhielten, desto mehr verwitterten solche, wo hingegen die grauen desto weniger dieser Veränderung unterworfen waren. So wenig als doch auch die Farbe der Steine ein sicheres Kennzeichen ans den fremden Inhalt geben kann, so fand ich doch hier jederzeit, daß die grauen oder schwar¬ zen Kalksteine einen merklichem Geruch eines in sich ha- benden Phlogiston, als die weißen von sich gaben. Aus diesem kann man wohl den Schluß machen, daß eine geringe Sättigung von einer Saure mit etwas brennba. rem Wesen der so sehr überhandnehmenden Verwitterung steure. Tufstein ist aller Orken hier im Kalkgebirge an. zurreffen, der sich, so lange er feucht ist, in ordentliche Vierecke zunchken laßt, und zu Gemölbern sehr dienlich ist, nachdem er einmal auögetrocknet worden. Auch fand ich ein paarmal ^chwerspakh, dessen Gründende heut zu Tage als eine eigene erwiesen seyn soll, aber es ist zu befürchten, daß es einmal damit wie mit der Kno. chenerde gehen wird, nachdem man die zugemiscbte Theile wird absondern können, so wird man eine alte bekannte Erdarr wieder erkennen. G 2 Nach- roo Nachdem ich mich von hier aus gegen Süden ek was wandte, kam ich zu dem Gebirge Naval, welches beständig kalkartig war; doch an dessen Grund war et¬ was Schiefer, und etwas Serpentin. Bevor map zu dem Dorf Forno di Carnia kömmt, hören alle Schiefer¬ gebirge auf, und man hat nichts als die bloßen hohen Kalkgebirge wieder vor sich, welche sich zusammenschar- ren, wovon die mächtigsten der Berg Alkrozo, Tullia e colo mešali, an welchem Fuß der Wildbach Degano seinen Ursprung nimmt. Ein kleines Schiefergebirge, welches sich hi. r noch so, wie vorhergehende, eingekeilt fand, soll Zinnober eingeschlossen haben; allein sobald ich auf Ort und Stelle kam, und man mir die Erde wies, welche den Zinnober enthalte, so sähe ich mehr als zu klar, daß es nichts als ein ganz rother eisenschüs¬ siger Thon oder Colarerde war, welches mir denn auch durch kleine chemische Versuche, die ich damit angestellt, die Richtigkeit meiner Angabe bestätigte. Aus dieser Gegend umgieng ich den Ursprung dcs Tagliamento, wel¬ cher bey Forno di Sauris entspringt, wo dann das Ge¬ birge immer mehr ansteigt. Hier kommt man zu einem Haupkursprung des Fisadenda. und Piavefluß. Da hier das Gebirge sehr hoch ist, so sieht man die Wasser nach allen Weltgegenden fließen. Da ich mich eine Zeit- lang gegen Norden nnd Westen gewandt hatte, so lenk¬ te ich mich wieder etwas an dem hohen Gebirge herun¬ ter gegen "Sapade. Nach einigen Stunden verließ ich Karmen, und kam in die kleine Provinz von Cadore. Büsch, a. a. O. Der erste Ort, den ich darinn er¬ reichte, war Campolungo; eine Gegend, die wirklich den Namen verdienet, indem zwischen allenthalben stei- len ror len Gebirgen ein schönes und langes Feld das Thal da» zwischen ausmacht. Alleö ist hier in dieser Gegend kalk- artig über St. Stephana, wo ich mich gegen Norden wandte, und nach Candide kam. Man sehe darüber die Karte des zten Bandes der Oryctograpbie, wie auch jene von Tyrol. Von dem letzterwähnten Orte gehet kin Fluß in die Busteria oderPusterthal von Tyrol. Ein¬ mal war ich willens, hier meine Untersuchungen zu ma¬ chen bis Jnnichen; allein ich würde mein Absehen ver¬ fehlet haben, nicht immer in der Kalkkette zu bleiben, wie ich mir vorgenommen, indem mir wohl bekannt war, daß über demPusterchal sich die Granitkette befand, wo¬ von ich in meiner Lustreise Erwähnung gethan. Nun wandte ich mich wieder etwas gegen Süden nach ab¬ wärts, um zu den berühmten Gallmeygruben von Au- ronzo, Büsch, a. a. O. zu gelangen. Auf meinem zu- rückgelegken Wege fand ich hin und wieder etwas Thon¬ schiefer, der an die hohen Kalkgebirge angelegt war, und in dem Bach Lenzian aufhörke. Als ich das hohe Kalk¬ gebirge von Auronzo von weitem sah, so glaubte ich, baß solches mit Schnee bedeckt wäre; allein, da ich näher kam, so sähe ich mit Verwunderung, daß das Gebirge mit einem bloßem Kalkstanb, welcher von der starken Verwitterung des Kalksteins entstanden, bedeckt war; eine Sache, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Aus diesem Zustande der dortigen sehr prallichten und schorfichken Gegenden kann man sich leicht vorstellen, wel¬ che ungeheuere Lavinen oder Steinrisse entstehen müssen. Das ganze Gebirge besteht beynahe aus lauter ebensöhli¬ gen Schichten, welche von Osten nach Westen streichen, und sind eben diese Schichten abermals nut senkrechten G z . Spal» »03 ------- Spaltungen durchsetzt, so daß die mehresten Theile bald eine Säule oder ordentliche Vierecke vorsiellen. . Zu mehrerer Deutlichkeit habe ich hier einen Abriß dieses sebsamen Gebirges entworfen. Man sehe die erste Tafel. Wenn dieses Gebirge in einer Strecke forkzieht, so macht die Verwitterung tiefe Einschnitte, wo denn die ost senk« rechten Felsen, wie lauter Thurmspitzen da stehen, und zwisch-n solchen sich große Lavinen bilden, wie hier urtt den Ort Auronzo der Fall ist. In einem solchen Stein¬ kiste gegen Mitternacht, welche Pian St. Marco genannt wird, befinden sich die Zink - oder Gallmeygruben einge¬ trieben. Die Zinkerzte, welche in Mugel und Putzen fallen, und den Sandristen nach einbrechen, sind mei¬ stens von den Alken, welche vor Zeiten auf Bley ge¬ baut haben, als ein unnützes und schädliches Metall zurückqelasten worden. Der Bergbau ist hier sehr elend und räuberisch, wie es denn leicht zu vermukhen, da das ganze Bergwerk an Ausländer verpachtet ist. Da nun die Gruben in diesem schotterichten Gebirge oder Lavinen sehr hoch eingetrieben sind, so hat man auch keine Was¬ ser, und man ist auch selten der Zimmerung benöthigek, welches ein Glück für das Werk ist, indem man in der dortigen Gegend wenig Holz hat, und wenn auch solches wäre, so würde das Zubringen sehr beschwerlich werden. Die Erze, die allhier in der Grube einbrechen, sind folgende: Ein weißgrauer Gallmey, welcher ziemlich dicht, und wenig blättericht ist. Dieser mag wohl des WalleriuS erste Art seyn; nämlich s-spix calaminan« luteo-cinerouL, x. 217, Denn oft ist die weiße Farbe in eine gelbe ver¬ ändert. Die zwoke Erzggttung ist: Ei» ——I0Z Ein weißblaues Zinkerz von metallischem Ansehen, ^ie Textur davon war wie Tropfsteinartig oder zellichx, sehr fest und schwer; meistens bricht es in kleinen Mü¬ geln, und ist mit einer Gallmeyrinde überzogen, zer¬ setzt man solche Stücke, so erscheinet aller Orten ein et- was schuppichteö oder strahlichtes Ansehen wie im Wiß- Muth, als wenn es ein gediegenes Metall wäre; vor dem Löthrohre schmelzt es leicht, und färbt die Flamme ein wenig gelb und grün, wie der Zink, löset sich in Borax mit, einem Schäumen auf, ohne daß ich eine Merkliche Farbe hatte bemerken können. Nach der Kal- cination wird es roth, leicht und sehr zerbrechlich. Wal» lerius nennt es Almers Aiici vitrea cirustcs. Die dorti¬ gen Bergleute nennen dieses Erzt das reiche, und erste- res das arme Gallmeyerzt. Bey beyden dieser Erzar¬ ten bricht manchmal etwas Eisenkies ein; eine dritte Art ist ein pomeranzengclber Gallmey, oder besser, Zink» ocker. Dieser sitzt meistens auf einem wie verwitterten Zinkerz auf. Eisenhältig ist er sehr, soviel als mir Nasse Proben davon gegeben haben. Die Bergart ist durchaus bey altern hiesigen Erze Kalk, mit etwas Gyps. Der ganze Bau wird hier mit etlichen und dreyßig Mann betrieben, wobey zween Hutleute als Vorsteher, welche den ganzen Bau, wie auch die Rechnung führen, ««gestellt sind. Hier wird nach dem Gehalt oder Menge der erbeuten Erze, oder auch msnatweise bezahlt. Bey ersterer Verfassung kann man sich leicht verstellen, daß der gemeine Mann nur aufs Gegenwärtige und nicht auf das Zukünftige denkt, und nur meistens in dem alten Verhaue, wo dis Alten das Bley erbauet haben, fein , ' G 4 Erz IS4 .------ Erz aufsuchk, indem er bey solchen Umstanden kein Pul¬ ver braucht, sondern bloß Krampen, und so hat der Hauer acktGulden den Monat, und der Hutmann zwölf, rvobey die Arbeit gewiß mir nickt großem Eifer betrieben wird. Die Arbeiter sind Tyroler und Kärntner, die, ihre Lebensmittel meistens aus ihrem eigenen Vaterlande holen müssen, so unfruchtbar ist dieses.Kalkgebirge all- hier. Die reichen Erze werden hier ganz gelinde aM Tag? geröstet, und die ärmeren in kleinen dazu gerichte¬ ten Oefen. D e Vorrichtung der Erze besteht, solche in kleine Stücke zu zersetzen, sie vom Bley und Unrei¬ nigkeit zu säubern, zu waschen, und durch das Sieb zu sitzen, dann sie gehörig trocknen zu losten. Keinen eigenen Dörrofen hat man nickt zu dieser Vorkehrung, wie man es den manchen Gallmeyösin zu haben pflegt, und in Betreff der dabey befindlichen Bergart scheint auch das Trock en durch einen Ofen überflüßig zu seyn, da sie nur kalkartig und mcht thonartig sind. Der Kalcknirolen ist ganz einförmig, mit einem ziemlich stachen Gewölbe versehen; die Zeit der Röstung eines Einsatzes von zomnd mehr Zentner dauert zwölf oder mehr Stunden. Zur Kalcinirung wird nichts als Holz gebraucht. Man hat hier keine Mühlen, noch etwas anders, um die gerösteten Erze klein zu machen, sondern sie werden gleich so in Fässer eingepackt, wovon ein Faß Zoo Pfund halt. Der Verschleuß ist außer Lande, nämlich zu der Meßingfabrik von Achenrein in Ty- ol, und auch nach Schweden, wenn Tyrol genug- ! sam damit versehen ist. Der Preis im Ort ist zwei) Gulden vom Zentner, welches für ein so ergiebiges Erj gewiß IO§ gewiß nicht viel ist. Die ganze Ausbeute von einem Äahr belauft sich kaum auf drey bis vierhundert Tonnen °der Fässer. Da ich mich um alles, was in diesem Werke vor* kam, bekümmerte, fo war man neugierig zu wissen, warum dieses geschehe, ob ich nicht vielleicht im Sinn hätte, das Werk in die Pachtung zu nehmen, indem bis Arbeiter mit ihrem Herrn wenig zufrieden wären, bis hätten schon vor zwey Jahren diese Hofnung ge¬ habt, als ebenfalls ein Bergwerkökündiger aus einem weiten Lande hergekommen sey, und das Werk besichti¬ get, aber nachhero von ihm nichts mehr erfahren. So viel als ich aus der Beschreibung der dortigen Leute, fo sie mir von ihm gaben, abnahm, fo muß es der gelehr¬ te Schwede Herr Stöckenström gewesen seyn, den ich bcy seinem kurzen Aufenthalt in Lublana oder Laybach habe kennen lernen. Es war für die dortigen Leute et¬ was sehr sonderbares, ihr Werk von Leuten besucht zu sehen, welche kemen unmittelbaren Nutzen dabey zu su¬ chen hatten. Von diesem Werke aus wandte ich mich in das Thal, worinnen sich der kleine Bach Lenzian befand; nachdem ich solchen zwei) Stunden lang verfolget hatte, so kam ich zu einem ziemlich anmuthigen Gebirge, wo sich ebenfalls Gallmeygruben befanden, welche che dini¬ ere ä'c>r7.ent!VL genannt werden. Sie gehören eben¬ falls nach Auronzo. Das Gebirg herum ist bloßes al¬ tes Kalkgebirge, woran »in ziemlich sanftes Vorgebirge, welches seine Entstehung von den Lavinen her hat, an- liegt. In eben diesen zeitlichen Bergen befinden sich G 5 Erze, w6 .- Erze, die durch «inen bloßen Skollenbau erbeutet wer- den. Der L-mzianbach bewässert den Fuß deö Erzbec- ges, wo von solchem bis zur Grube kaum roo Lachter Höhe sind. Diese Gruben sind viele Jahre vorhero be¬ arbeitet wo-den, als jene des Orces Auronzo und nach allem Anscheine werden sie auch länger Ausbeute als letztere geben. Alle Stollen, die ich hier befahren ha¬ be , waren sehr im Holz, indem das Gebirg sehr ge- brüchig, und aus bloßem Schober besteht, welches doch bey jenen von Auronzo nicht so zu befürchten ist, ob¬ gleich sie eben aus den nämlichen Steinarten bestehen» Bey aller Vorsicht ist es doch im Frühjahre für die Ar¬ beiter sehr gefährlich, wenn der Schnee am Tag oder auf der Decke der Gruben aufthaut, wo dann in den Stollen aller Orten das Wasser eindringt, und Zusam¬ mendrückungen und Einstürze verursacht. Alles ist talkartig mit wenig Thonerde gemischt; manchmal fin¬ det man auch etwas Gyps bey der Bergart, wie in den vorerwähnten Gruben. Die Erze brechen hier eben¬ falls in Mugel und Putzen, wovon die meiste Ausbeut aus der zurückgelassenen Versetzung der Alten gemacht wird. Diese Erze schleppen sich so wie der Berg selbst, worinn sie stecken, auf dem Rücken der ursprünglichen Kalkgebirge von Morgen in Abend. Der mächtige Berg Ruziana schneidet solche gegen Westen ganz ab, indem er vorspringt. Man sehe die beygefügte zweytS Tafel, wo das ganze Gebirg, worinn der Bau sich be¬ findet , vorgestellt ist. Die Arbeit auf die Erze ist ebenfalls unregelmäßig, da, wie gesagt, solche nur in denjenigen Gegenden geschieht, wo vor Zeiten das Bley- erzt erbeutet worden. - Man hat vor Zeiten aus Uner¬ fahren- .ro? lahrenheit in die ganze des darunter liegenden alten Kalkgebirges eingebrochen, aber ohne allem Erfolg je, Wals das geringste zu erhalten. Die einbrechenden Erze sind so, wie ich oben von dem Werke zu Auronzo Erwähnung gemacht habe; nur daß auch noch ein etwas zellichter und leichter Gallmey Wikeinbrichk. Das wenige Bley, was noch die Alten Drück'gelassen haben, in diesen beyden Gruben, ist ein kleinschuppichter Bleyglanz mit Kalkspat. Die Arbeit der Bergleute, welche 60 ausmachen, ist hier ganz Nach Schichten den Monat zu acht Gulden. Die ge« wonncnen Erze werden eben so behandelt, wie oben er« wähnet, um sie zum Verschicken tauglich zu machen. Die Erzeugniß ist in einem Jahr gegen das andere 600 Fässer oder zooo Zentner. Der Verschleiß von diesem Halbmetalle ist in eben diese Gegenden, wie vom vorigen Werke. Nachdem ich alles, was mir zum Unterricht von diesem Werke diente, gesehen hatte, wandte ich mich immer höher ins Gebirge gegen Westen, wo ich eben« falls nichts als den ursprünglichen Kalkstein anlraf. Nach einigen Stunden zurückgelegtem Wege kam ich Zwischen ein sehr hohes Gebirge, wovon jenes gegen Süden gelegen Valbona genannt wird; in diesem Ge¬ birge auf einer beträchtlichen Anhöhe sind kleine Ferner gelagert, welche viel Wasser von sich gaben. Dieses Gebirg ist ebenfalls sehr verwittert, so daß viele F lsen« spihen wie Glockenrhürme vorstellen. In einigen Ge« genden sind Felsen aus schief fallenden Schichten gebil¬ det, IOZ '. - det, wohingegen anderwärts dergleichen nicht zu be¬ merken ist; hin und wieder findet man einen ganz weis¬ sen Marmor, der dem von Carrara ganz ähnlich, wenn er.Dr Poljkur nicht zu weich und gebrüchig wäre. Die¬ sem Gebirge gegenüber gelegen ist ein höheres, welches Wol-Ssmarzo heißt; dieses ist viel prallichter als er¬ steres, und durch die Verwitterung recht seltsam gestal- > tet. Es besteht aus eben dieser Sksinart, und hat hin und wieder nebst dem weißen Marmor auch etwas roth gefickten. Da ich meinen Weg weiter fortsehte, st mußte ich das hohe Gebirg Falzare übersetzen. Alles war Kalk, so auch der Berg Laiera imovo, und al¬ les Gebirg was nur immer in der ganzen Gegend vor¬ kam; hier traf ich einen sehr unbeträchtlichen See an mit Namen I-SZ0 äi ^luruvina. Da ich mich nun ein we¬ nig rechts wandte, so kam ich das erstemal in das Ge- biekh vom wälschen Tyrol, oder ins Tcidcnkinische in dB Distretts von Ampezzo oder Hayden. Büsching a. a. O- Bevor ich noch den kleinen Ort Cortina, welches gemei¬ niglich aber unrecht Ampezzo genannt, und ein Dors von einigen Häusern ist, erreichte, kam ich zu einem etwas nieder» Berg, den man Casario nannte, ohne Zweifel, dieweil er eine Folge des obenerwehnten La¬ fora nuovo war. Dieser Berg hatte gegen Nordwesten einen Einsturz erlitten, der ihm eine ioo Lachter bey- nahe senkrechte Wand machte. Mitten in dieser Wand oder Absturz, welche aus dem ursprünglichen oder wei߬ lichten Kalkstein bestand, war eine Einkeilung oder Schichtenlage, welche das regulärste Flötzgebirge vor¬ stellte. Diese Schichten hatten gegen zo Lachter an Höhe, und jene, welche von Osten nach Westen stri¬ chen. - IVA chen, waren bis mehrere Schuhe an Dicke; sie besinn« den aus Thon und Schiefer, welcher wie eine Lage um die andere abwechselke, so auch die Farben, bald war kb roth, blau oder grau, so daß der Anblick so regel» diäßig war, als man es immer bey manchen Flöhen beobachtet hat. Auf einer andern Seite eben diefeS Berges fand ich einen zweyten Absturz, der mehr schief stel; aber auch hier war solcher von seinem Hangend Und Liegend ganz entblößt, so als wenn der Berg wäre durchgeschnitten worden, und daß die Schieferlagen den "Kern (bluc:leu8) ausgemacht hätten. Bey diesem zwey¬ ten Absturz sieht man sehr deutlich, das diese Schichten Und Thonlagen keinen andern Ursprung haben als von dem verwitterten Kalkstein, welcher solche gebildet; denn nirgends kann man Gebirge vom Schiefer in der Nähe finden, um zu vermuthen, er sey von ferne bey- Sebracht worden. Zu mehrerer Deutlichkeit habe ich Uur einen Abriß genommen, welcher auf der dritten Tafel vorgestellt ist. Die Entblößung oder Einsturz der zuerst erwähnten Schieferlage a.) mag noch nicht lang geschehen seyn, indem die davon entstandene Stein- tisse ganz frisch waren; allem Ansehen nach mag hier Ein Vorberg mit dem Casario eine Vertiefung oder trich¬ terförmige Aushöhlung gemacht haben, wo dann vor Zeiten alles, was von dem Gebirg verwitterte, sich wie Ein Schlam hineinfehte, und solche Schichten von ge¬ färbten Thon und Schiefer bildeten; vielleicht ist es auch so bey der zweyten Lage b.) ergangen, welche aber nach allem Ansehen schon länger entblößt ist, indem ich hier keinen Einsturz habe gewahr werden können, ohne Zwei¬ fel war schon alles verwachsen; indessen ist es auch mög¬ lich. no > - lich, daß hier der Berg große Aushöhlungen gehabt/ welche sich nach und nach mit der Thonerde, welches ich auf eine etwas ähnliche Art in den unterirrdisäM Höhlen mehrmalen bemerkt habe, angefüllt haben. Bey der letzten Schieferlage scheint diese letzte Muthmaßung ganz ungezweifelt zu seyn; auch muß hier die Schichtcnerzeugung zu verschiedenen Zeiten be¬ wirkt worden seyn, indem sich kleine Flötze im hohen Gebirge und wie aller Orten diese zeitliche Steinart er¬ zeugen können , ohne daß man jemals verleitet werden kann zu glauben, daß auf solchen das ältere Gebirg ruhe. Niemals habe ich die Gränzcn dieses Sleinö deutlicher gesehen, als hier; allein man kann hieran¬ nehmen , als wenn der Berg in seiner Mitte wäre ge¬ spalten worden. x Wie erwünschlich wäre es nicht zum wahren Unter¬ richt der Gebirglehre, wenn man mehrere solche Bey- spiele auch in andern Ländern aufsuchte, wo zwey oder mehrerley Gebirge Zusammenstößen, daß man durch dergleichen Einstürze zu etwas wahren Begriffen kom¬ men könnte, und man ohne Zweifel ersehen würde, daß wir aus Mangel der noch nicht genügsamen äußern Kenntniß des Erdbodens eben so wenig im Stande sind, von dem Inneren einen richtigen Schluß zu machen, als der rohe Indianer von dem Getriebe einer Uhr ma¬ chen kann, wenn er noch nie von solcher etwas gehört noch gesehen hak. Man weiß, wie viel man über dergleichen ange« kroffene Schichten unter der Oberfläche der Erde schon gesagt ö^sagt hak, und was für Schlußfolgen würde man nicht auch ebcn hey gegenwärtigen gemacht haben;' zumal wenn solche an der Grundsohle eines andern Gebirges wäre angetroffen worden; indem bey unfern Schichten, lugen einige noch weich, und andere ganz zu Schiefer verhärtet; wo hingegen wieder andere wie eine feine Breccia oder auch sandig waren, und warum einige durchaus bald roth, blau oder grau gefärbt find , ist doch gewiß schwer einzu sehen, da das ganze Gebirg nur eine einzige Sleinart zeigte. Indessen mag es doch für einen richtigen Beweiß gelten, daß dergleichen sich auch im Großen erzeugen könne — ii psrvix licet, componere — und ganze niedere Gegenden oder Länder eiunehmen kann, wie bey jenen Flächen, welche vor der Alpkctte gegen Süden und Norden liegen, mit dem von der Höhe durch die Wässer herunter geführten Erdtheilcn geschieht, wo dann durch diese zeitliche Anhäufung verschiedene Ge- dirgarten, nachdem diese Theile mehr oder weniger ein. förmig sind, entstehen müssen. Ich habe schon vielmal im Gebirge solche Flöhe oder Schichtenlagen entdecket, wie oben erwähnet worden, nur daß sie mehrere Einför- inigkeit hatten. In dem ersten Band der Oryckogra- phie habe ich solche von Kalk angeführek, welche eben, falls auf dem ursprünglichen Gebirge auffaßen. Ein¬ stürze oder von Wildbächen gemachte Durchschnitte kön¬ nen ein solches am deutlichsten zeigen, und derentwegen kann man dadurch den großen Vortheil zur Erkenntniß der Gebirge erlangen, wenn man solche nicht allein am Fuß, sondern von dessen Gipfel nach abwärts untersucht, indem Il2 —!!!!!!!!!-!— indem an den Spitzen jener Berge, welche an höhere angelehnk, oder daß dessen Oberfläche oder Gipfel mit zeitlicher Gesteinark überdeckt sind , man durch gerin¬ ge Einschnitte der Wässer schon ersehen kann, welche von Zwey verschiedenen Bergen zur Unterlage dient, oder ob beyde in eine uns oft ewig oder unbekannte Tie¬ fe halten, und nur von der Ursprünglichkeit des einen auf den andern durch Analogie schließen laßt. Sollte man durch ein solches Beyspiel nicht verlei¬ tet werden, daß dergleichen noch etwas kalkichtes Thon« erzeugniß nicht auch noch andere Steinarten hervorbrin- gen könnten, da doch in solchem die Glas - Thon - oder eigentliche Alaun- und Kalkerde enthalten sey, und da eö nun bekannt ist, daß aus solchem Quarz Glimmer ja auch Felvspath entstehen könne, so könnte man wohl auch die Möglichkeit einsehen , wenn nun dergleichen entstanden, daß auö solchen wiederum andere Gemische entstehen könnten, obgleich solches noch bis jetzt sowohl wider die analytischen als auch zum Tneil wider dis synthetischen Versuche streitet; indessen hat man doch schon mehr als in einer Welkgegend beobachtet, daß auf hohen Kalk¬ bergen solche Steinarten gefunden worden, welche un¬ möglich von anderem Gebürge haben dahin gebracht wer¬ den können; dergleichen Beyspiele habe ich schon in an¬ deren Schriften erwiesen; allein nicht genug, daß ich solches gethan habe, sondern ich will auch diesen Fall durch den berühmten Ritter Bergmann wider einen sei¬ ner Landesleute, der ein neumodisches, aber im Grund ganz falsches System angenommen und ausgebreitet hat, hier anführen. Er sagt in seiner physikalischen Be- schrei- «z Schreibung der Erdkugel 3), Seite 228. 229. des rsten Tyeils: „ Auf Rättwiks Kalkberg, welcher 2 und z tau. --send Ellen überö Meer liegt, findet man verschiedene --andere Steinarken aufliegen, als Graufelosteine, wie „ auf dem rochen Berge, einige Faden von dergleichen, „ einen von röchlichem groben Feldspach mit Quarz und „braunen Glimmer vermengt, gleichfalls oben auf dem » Osmundsberge ungeheure große Haufen von Hellen Feldfpath, Quarz und Glimmer gleich vermengt, ob» „ gleich keine höhere Berge in der Nähe sind, als dis „ nsrwegifchen Gebirge." Nun hier sind also Beweise von anderen Ländern angeführet worden, daß Granit, welcher Key vielen Mineralogen als das einzige wahre ursprüngliche Gebirge betrachtet wird, auf dem jederzeit seynsollenden zeitlichen Kalkgebirge «»getroffen worden. Nun, wie ist solcher dahin gekommen? ich glaube so, wie mir einmal ein unschuldiger Aipenmann sagte: „ Mein -- Freund, was wollte Euch den Kopf zerbrechen, wo- » her der Stein sey; hier ist er so, wie die übrigen, ge« „wachsen; wie nun das geschieht, weis ich und keiner." Sollte hier die natürliche Einfalt nicht richtiger geurthei» lek haben, als mancher Systematiker mit seinen Künste« leyen alles nach seiner oft verworrenen Einbildung erklä¬ ren will? Ich wenigstens glaube eö. Von dieser Gegend wandte ich mich in das Thal durch den Ort Cortina, wo ich über den Wildbach Boi« Ha 3) Physikalische Beschreibung der Erdkugel auf Veranlassung der cosmograpkischen Gesellschaft verfasset, von Torbern Bergmann; zwore Auflage. Greiföw. 1780. 4. et k'ß. r-6. Hacguek» Leisen. I- Theil, H ii4 > - Ha zu dem Gebirge Ambrizole, über welches ich setzte, um zu den verlassenen Gruben, die in dem Berg Piom¬ bino eingekrieben sind, zu kommen; allein ich fand nichts, als die zerfallenen Stollen, und so viel ich vernommen, so hat man auch sehr wenig von dem dort einbrechenden Bleyerz Ausbeute gemacht. Da alles hier altes Kalk¬ gebirge ist, so scheint auch nicht, daß man jemals hier große Hoffnung haben kann. Nun wandte ich mich ge¬ gen Nordwesten über den Berg Falzare. Dieser bestund aus eben dem verwitterten Kalksteine, wie jenes von Au- ronzo, nur daß ich die Schichten nicht so an ihm be¬ merkte. Als ich ganz auf der Anhöhe war, so fand ich die Spitze davon mit einem kleinen Ferner umgeben- Wie ich aus der Karte des Bauern Anich ersehe, so hat er diese Spitze mit dem Namen Tofana belegt, obgleich er keinen Ferner deutlich angezeigt hat. Von hier wandte ich mich weiter wieder Westwärts bergab zu den Castel Andras, und von da aus gegen den Berg Saffa Vernale, bis dahin immer eben die Steinart, ohne et¬ was Versteinerung gewahr zu werden. An dem Ge¬ hänge des Gebirges der Mittagseite fand ich einige läu- sekrautarten (l'eäicularix I^iungei) noch in der Blükhe; kS war blalleri l>eäiculari5 caule limpjici koliis ^innatis, b>r. Z24. Die Blükhe hat ein angenehmes Roth; über¬ haupt war aber die Pflanze zwerghaft. Als ich zuletzt erwähnte Anhöhe erreichte, drangen von allen Seiten zwischen den Bergen die Ferners oder Gletschers (mar- inolatg Veöeettg) genannt, hervor. Aller Orten aus der Mitte dieses Eises stehen die Kalkbergspitzen hervor, welche nicht viel von der Farbe unterschieden sind; dieses Hervorthürmen macht ein sehr sonderbares Ansehen. Z" Anfang, -- HZ Anfang, als ich noch entfernt war, kam mir alles so wie eine chinesische Mauer vor, weiche ein ganzes Land Umzingeln wollte; der Grund weiß, und das darauf ste¬ hende Gemäuer etwas gelber, mit Absaßen oder Ein¬ schnitten versehen. Ich bin versichert, viele, die diese legend sehen werden, werden es eben so, wie ich, eher für ein Produkt der Kunst als der Natur ansehen, wenn dicht alles so außerordentlich groß wäre. Da ich dieses Gebirg nicht übersetzen konnte, so wandte ich mist) ge¬ gen Süden nach Caprile zu. Hier kam ich über la Roc. ca zu dem kleinen Fluß Cordevole; da ich immer Kalk, stein hatte, und hier ziemlich tief kam, so erblickte ich auf der anderer Seite des genannten Wassers einen Schieferberg, welcher Colle di S. Lucia genannt wird. Der Grund dieses Berges, welcher gegen Osten mit dem Torrcnke fiorentino, und gegen Westen mit dem Corde. Uole von dem übrigen Gebirge abgeschnitten ist, und stch beyde Wasser vor Caprile vereinigen, zeigt an der Defe fthr deutlich, wie das Grundwasser dieses Berges bloß Kalk, und das Aufgesetzte bloß ein grauer Schiefer sty. Die Gränzen von einer zur andern Gebirgsart stad si> deutlich, daß man es schon von ferne leicht ab- Nehmen kann. Da nun aller Orken dieses wenige Schie- strgebirge mit bloßen Kalkbergen umgeben ist, so -nag wohl möglich feyn, daß diese Gegend einmal geschlos¬ st« war; welcher Umstand mag Gelegenheit gegeben ha. ben, daß sich hier der Schiefer durch die Anschlämmung dvn Men Seiten auf den Kalkstein aufgesetzt habe, so Wie ich «och Mer Orten in der Kalkkette die Tiefen der Seen und Grotten oder Höhlen mit Thon bedeckt fand, KUS welchen denn durch Verhärtung Schiefer entstehen H 2 kann. n6 — ' ".- kann. Gegen Norden hat man vor Zeiten in diesem Berg einen geringen Bergbau getrieben. Die einbre- chenden Erze sotten ein kupferschüßiger Bleyglanz gewe¬ sen seyn, und so, wie ich vernommen, stacken die Erze zwischen dem Kalk und Schiefer ; allein dermalen ist keine Spur eines Bergbaues mehr vorhanden. Der Fluß Cordevsle wurde nun mein Wegweiser; indem ich mir vornahm, ihn stets zu verfolgen, bis in Valle di Cadore. Kaum aber hatte ich solchen ein paar-- hundert Schritte verfolgt, als er sich in einen langen See ergoß, welcher erst neun Jahre bestund. Ich umgieng solchen gegen Osten über Sternade und Savi^ ner bis zu dem monke Piz. Zu Anfang war dieser See schmahl, allein bey Saviner wurde er über hundert ve- . netianische Lachter breit, und über dreyßig tief. Dieser letzterwähnte Ort lag vor Zeiten auf einer Anhöhe, wo vor ihm in dem etwas weiten Thal noch vier andere kleb ? ne Oerter lagen, welche Saracordevole und Somari- va zum Theil, Peron aber ganz mit dem See über¬ schwemmet worden; der vierte Ort aber, nämlich Ma¬ rin, ist unter dem Einsturz des Monke Piz sammt Villa della Riete begraben worden, welcher letztere Ort auf dem zum Theil eingestürzten Berg stund. Als ich cM den Fuß des Berges, oder auf das ungeheure Steinge¬ rassel oder Lavine kam, so war mein erstes, die Steim art zu untersuchen; denn bis anhero hatte ich immec Kalkstein gehabt. Die Hauptsteinart, aus welcher dec Absturz bestand, war ein weißgrauer Stein, der, ob er gleich eine beträchtliche Schwere hatte, doch vollec kleiner Löcher war, wie Bimsensteinartig; gerieben gab ec ! l!7 zu erkennen, daß er ein Stinksteiti war; mit dem Scheidewasser braußte er nur sehr unmerklich, wenn er ktivas angerihet wurde, und mit Salmiak gerieben, Machte er das Alkali flüchtig, mir einem scharfen Stahl gab er Feuer. Im Bruch ist dieser Stein sehr rauh *wd fest. Sein ganzer Charakter zeigt an, daß er kin Kalkstein sey, der aber durch was immer, etwas Veränderung gelitten hak. Nebst dieser Steinart fand ich noch eine etwas ähnliche, welche aber vielmehr zel- licht war, wovon die Zwischenräume mit einer Mergel, erde angefüllt. Diese Steinark war ein unreiner Kalk¬ stein, der mit Säuren heftig braußte. Nebst dieser Steinart fand ich dann auch zum erstenmal auf meinem ganzen zurückgelegken Wege Lava; sie war grünlich, mit schwarzen Schörlkrystallcn angefüllt. Als ich mich nun mehr auf der Anhöhe umsah, so wurde ich gleich gewahr, daß der Berg auf seinem Gipfel einen Vulkan gehabt habe, und man noch deutlich sehen konnte, wie tief als solcher hielt. Als nun der Berg eingestürzt war, so sähe man, daß seine ganze Unterlage bloß dichter Kalk- selö war , der aus mächtigen Schichten bestand, wel¬ che ein Fallen von 45 und mehr Grade von Westen nach Öften hatten. Die Fläche der Abstürze ist so eben, daß kin Mensch Mühe hat, darauf den Berg zu besteigen. . Nun alfo ein Wort von der Geschichte dieses Vor¬ falls, so wie ich solche aus schriftlichen und mündlichen Urkunden erhalten. Auf dem zum Theil eingesiürz- kem Berg Piz war ein Dorf, mit Namen Riete. Zu Anfang des Eismond 1772. bekam der Berg hin und wieder Spalten; es wurde Hen Einwohnern des Dor¬ fes bekannt; allein sie argwöhnten niemals ihren Un- H z kerganz 1'8 tergang auf eine so betrübte Art; das Wenige, was stt hatten, an Vermögen, aus Vieh und Hausern bestehend, machte sie an ihre Heimath so verbindlich, daß sie aller" Gefahr vergaßen. Als aber den roten Eiömond ein laues Wetter einstel, so stürzte sich aus einmal den fol¬ genden Tag als den uten um 7^ nach italianischer Uhr, welches nach deutscher ungefähr halb 12 Uhv in der Nacht ansmacht, der Berg ein, wodurch augenblicklich die oben benannte Villa Riete, und noch zwo andere Kleine Dörfer, welche tiefer lagen, als Marin und Fm sina mit allen Einwohnern, Vieh, Hausern und übri¬ gen Habseligkeiten auf ewig begraben wurden, ohne daß man bis jetzt nur das geringste Ueberbleibsel hatte ent¬ decken können. Es kamen dabey nur 48 Personen UM, indem viele nicht zu Hause waren. Mit diesem schre- ckensvollen Vorfall sahen die noch verschont gebliebene» in dieser Gegend befindlichen Einwohner, daß auch sie mit der Zeit ihre Häuser und Grundstücke verlassen mü߬ ten, indem durch den Einsturz in das Thal der Fluß Co-devole gan; gesperrt wurde, und also mit der Zeit , ein großer See entstehen müsse. Drey ganze Monate brauchte der Fluß, > um den See zu bilden. Der Ort Agordo bekam nicht eher diesen Fluß wieder, bis nicht ein zrvoter Einsturz geschehen war. Die Villa Pero« wurde am ersten überschwemmt, indem sie dicht am be¬ nannten kleinen Fluß lag; allein Saracordevole, So¬ ma« iva und Costa lagen vollkommen aus der Gefahr des langsamen Untergangs mit Anschwellung des Wassers, im dem der durch den Einsturz natürlich gemachte Damm nie- drigera s diese kleine Dörfer lagen. Allein den isien Won¬ nemond in eben dem Jahr geschah ein zrveyier Einsturz, der '. i-9 der viel mehr Verheerung anrichtete, als der erste; vier¬ zig Mann, welche mit Fällung des Holzes auf eben dem Berg beschäftiget waren, merkten einige Stunden zuvor, daß der Berg sich einstürzen wollte; sie hatten noch Zeit, sich zu retten; allein da solches abermals in der Nacht sich ereignete, so war es ihnen unmöglich, den Einwoh¬ nern des Thals davon Nachricht zu geben. Dieser zweyte Einsturz, der nun in den schon gebil¬ deten See geschah, trieb das Wasser mit einer solchen Heftigkeit von allen Seiten in die Höhe, daß nicht al- lein alle obenerwähnte Ortschaften ganz mit Wasser über¬ deckt wurden, sondern auch noch die Pfarre Alleghe, welche dock) einige zo Lachter höher lag, als das Botte des FlußeSc Allein bey dieser jahlingen Ueberschwem- mung blieb doch das Wasser in seiner erreichten Höhe nicht, sondern es fiel gleich eben so augenblicklich um ei¬ nige Lachter niedriger, so daß Alleghe ganz frey wurde, Und die übrigen obenerwähnten Ortschaften aber bis diese Stunde noch meistens unter dem Wasser liegen geblieben. Bey diesem zwoten Einsturz sind viel mehr Menschen umgekommen, und überhaupt war auch der Verlust noch größer als das erstemal. Ein besonderer Fall, der sich babey ereignete, verdienet wohl angemcrkt zu werden. Das Pfarrhaus, welches neben der Kirche von Alleghe steht, hat ein Zimmer, welches gegen Norden gelagert ist, solches diente zum Schlafen der dortigen Priester. Da es nun eben in der Nacht warm war, und solcher sein Bette bey dem offenen Fenster stehen hatte, so wur¬ de er durch die Gewalt des Wassers durch solches hinaus auf die nahe gelegene Anhöhe geworfen, ohne daß er H 4 fein I2V - ' . .- sein Leben dabey einbüßte; man fand ihn den andern Tag gani entk.eidet, aber ohne alle Verletzung und gesund wieder. Diese besondere Begebenheit zeiget wohl mehr als zu deutlich an, wie das menschliche Leben, wenn eS lange währet, eö nur dem bloßen Ungefähr zu danke» hat. Tausend Gefahren entgeht mancher, wo der aN- dere das erstemal darinn umkommet. Mehr als einmal habe ich solches an mir selbst erfahren. Ob nun gleich schon zwey Einstürze von dem Ge¬ birge geschehen sind, so steht doch noch ein dritter be- vor, solcher wird durch jenen Theil geschehen, der ge- gen Mittag noch übrig geblieben; denn man stehet sehr deutlich, wie die stachen Wände das Gebirge darunter rveghält; eö kommt also nur auf eine starke Aufweichung durch einen anhaltenden Regen im Frühjahre an, so ist eö gewiß, daß dieser Ueberrest noch herunter stürzen wird. Zu mehrerer Erläuterung kann man die viert« Tafel ansehen, wo die Einstürze mit dem See nach rich¬ tig aufgenommenem Geometrischen Maaß in Grundriß vorgcstellet sind. Alle Ortschaften sind darauf ausge¬ zeichnet, die verschütteten, überschwemmten, als auch bi« noch gegenwärtig bestehende. Die verschütteten, wo man nichts als den Namen hat anzeigen können, sind mit einem Kreuz, so wie auch noch jener Theil, der dem dritten Einstürze droht, mit einem Stern bezeich¬ net worden. Was nun die eigentliche Ursach von dem Einsturz« dieses Berges belanget, scheint bloß ein ausgelöschcer Vulkan 121 Vulkan zu seyn, indem die Lava oder Schlacke des er¬ loschenen Feuerberges den obern Theil deö Berges aus. Wacht. Da man nun an diesem Berge, wie an vielen anderen keine eigentlich« Krater oder Feuerschlunde fin¬ det, so ist es möglich, daß sie niemals mit Ausbrüchen am Tag geherrscht haben. Man sehe Esq. Strange Meinung darüber 4). Da nun das Ausbrennen von brennbaren Körpern unter der Erde jederzeit Höhlen las¬ sen muß, oder doch wenigstens alle Theile durch den in- Nerlichcn Brand mürbe gemacht werden, so ist also nicht zu zweifeln, daß mit der Zeit, wenn die ansehnlichen Decken der Berge abgenommen haben, das Negenivas- ser durchdringe, die verbrannten Theile austöse, sie weg¬ führe, und also die Oberdecke endlich einstürzen muß. So wie man hier das Beyspiel an dem oben an. geführten Berge Piz ersehen kann, so scheint es gewiß zu seyn, daß hier der unterirrdische Vulkan nicht lief gesessen sey, indem die Grundsohle, worauf die Schla¬ ckengeruht, bloß aus einem weißgrauen unreinen Kalk oder Stinkstein besteht, und nun man auf solcher we- der Höhle noch Lava mehr gewahr wird. Sollte nicht auch hier zu vermuthen seyn, daß der Kalkstein, wel¬ cher zur Unterlage deö Vulkan diente, eine etwas ver¬ änderte Natur angenommen habe, daß durch Beyhül- fe der Hitze solcher mit dein Phlogiston und dessen bey- habenden Saure zum Theil gesattiget worden sey? Die Thatsachen scheinen wenigstens dieß zu bestätigen, ohne H 5 daß 4) I)e'rnonti colonsri e kennnieni vulcanici 6eIIl» Lksto Veneto. t^emoris cU 8. k. ii 8ig». Lavslierc 6. Llrimzze in IMano, »778- 4- c. Lx. ,22 '1- ... daß einem der Gedanken beyfallen könne, baß aller Stinkstein auf eben die Art entstanden sey; es ist ei¬ nem jeden Naturforscher genugsam bekannt, daß die Natur nicht jederzeit auf einerley Art wirket, und man- che gebildete Körper sowohl durch eines als auch durch ein anderes Element hervorbringen kann; Genügsame Beweise an der verschiedenen Krystallwerdung, welche durchs Feuer eben so wie durchs Wasser hervorgebracht werden. Au« dieser Gegend wandte ich mich an dem kleinen Fluß des Sees nach Westwärts; eine Strecke von ein paar Stunden, die ich in lauter Kalkbergen mit wenig Schiefer zurückgelegt hatte, brachte mich in ein anders Thal, welches gegen Süden hielt, und den Namen Canal führte. Hier kam ein Wildbach mit dem Corde- vole zusammen, wo hier die Wasser zusammen kommen, fand ich eine ungeheure Lava, Risse oder Lavinnen, welche vor einigen Jahren durch Wolkenbrüche, nach¬ dem ein solcher Berg, worauf die Lava saß, zum Theil einstürzte, herbeygebracht wurden, und nicht allein die Felder, die sich dort befanden, verschüttete, sondern auch selbsten die dortigen Einwohner bemüßigte, aus ihren Hausern sich zu flüchten; .das Jahr 1748. war be¬ sonders dasjenige, wo die ganze Gegend am mehresten durch Wassergüsse mit dem Untergang bedroht wurde. Die vielfältige Lava , die ich hier fand , war jener, welche ich vom Monte Piz erwähnet habe, viel ähnlich, mei¬ stens war sie mir schwarzen Schörlki'ystallen angefüllt; diese Krystallen hatten von g bis 7 Ecken, die weißen, welche sparsamer darinn staken, waren nicht so lang, aber -- I2Z aber gar oft nut 12 Flächen versehen. Als ich mich nun wieder Westwärts wandte, kam ich in ein anderes viel engeres Thal, welches von den Einwohnern Val di Garez oder Gares, benennet wird. Die hohen Ber- 8e, welche diese Schluchten umzingelten, waren Kalk, die Vvrberge davon bestunden aus einem rorhen Schie¬ fer mit eben solchen gefärbten Porphyr gemischt. Ohne Zweifel wurde diese Schlucht durch den darinn fliessen, den Bach Lira gebildet; Als ich nun zu Ende dieses Thals kam, so war alles wie ein Zirkel geschlossen, und stellte ein schönes von der Natur gebildetes Amphithea. ter vor, das mit lauter hohen Kalkberge umringt, wovon einige mit Lava ausgesetzt waren, oder auch wohl einige kleinere, welche aus bloßer Lava zu seyn schienen. Dieses non piux ultra wird in der Tiefe, wo der Bach stießt, Pian di Giare oder Schodcrfeld genannt, indem hier von der täglichen Verwitterung der Berge sich stets Felsen einsiürzen, und den ganzen Kessel oder Schlund bedecken. Gegen Westen kommt zwischen dem Gebirg Comele ein schöner Wasserfall hervor, welcher dann er¬ wähnten Lirabach bildet. Nach Nordwesten ist der Berg Stia; da er etwas treppenähnliches hat, so mag er wohl den Namen von deutschen Bergleuten her ha¬ ben, indem, wie ich weiter erwähnen werde, solche in dieser Gegend gearbeitet. An diesem letzten Berg kommt la korcells ste kočo bou, welche etwas niedere Berge sind, und meistens aus Lava bestehen. Gegen Südwesten ist eben ein solches Gebirge, welches wie Zwo Kegel bildet. Diese Lava sitzt abermal auf dem Kalkgebirge ans. Man hat vor Zeiten hier einen Berg¬ bau auf reiche Kupferkiese getrieben, allein die Gcwer- ken 124 ken des Werks von Agordo sollen so viele Schwierigkeit in Wege gebracht haben, daß die Jnnhaber davon nicht im Stande waren solche zu öberwältb-en. Indes¬ sen es mag nun was immer vor eine Ursach scyn, wel¬ che den Bau ins Austi -gen gebracht, so ist es zur Er¬ läuterung der Naturgeschichte tausendmal schade, daß solcher nicht sorkgcschet worden. Hier würde man mit den Einbrüchen die Gränzen deö ehemaligen erzeugte» Vulkan gewiß erforscht haben, denn ohne Zweifel iß der entdeckte Kupferkies nichts anderes als ein Ueber- bleibsel derjenigen Macerie, welche die Nahrung zuM Brande gab. Vielleicht ist ein bloßer Einsturz des Ausgebrannten schuld, daß diese Ader vom Kupferkies abgeschnitten worden, und sich nicht hat weiter ent¬ zünden können. Man sehe die Abbildung dieser Ge¬ gend des Val di Gares auf der 2ten Vignette zur Vor¬ rede, wobey dem Kupferzeichen der erwähnte Bau an¬ gemerkt ist. Die Laven, die ich hier fand, waren fol¬ gende: Erstens, Rothe nicht sehr dichte, welche voll¬ kommen einem vermoderten, oder alten Ziegel ähnlich sieht, ich habe diese mit der Rothe des Vesuvs vergli¬ chen, allein sie kommt ihr in keinem Stücke gleich; sie ist mit schwarzen und runden, wie auch mit öeckigten Schörlkrystallen durchwebet. Vom Anfang, als ich sie in der Tiefe der Lavaberge entdeckte, hielt ich sie vor Ziegelstücke von einem alten Gebäude, indem sie oft wie in kubischen Stücken brach. Zweytenü: Graue Lava mit vielen schwarzen Schörlkrystallen, welche meistens aus 4 und 7 Flächen bestehen. Diese Lava ist ziemlich dicht, und sehr gemein. Drittens: Schwarze 12Z Schwarze Lava mit eben solchen Schörlkrystallen Ungefüllt, welche eben so dicht als vorgehende ist; indes, stn keine von diesen z Arten ist dicht genug um eine Po¬ litur anzunehmen. Viertens: Eine schwarze Stemark, welche einer Lava zum ^heil ähnlich steht, und ganz mit parallepipedischen weis» stn Fleken auf ihrer Oberfläche versehen ist, oder es stnd auch nur mehr die leeren Zwischenräume oder Ver¬ tiefungen übrig, wo solche gesteckt, oder noch stecken, aber wie feiner Kalk verwittert sind. Macht man an solcher Steinart einen frischen Bruch, so sieht man nicht undeutlich, daß es Feldspath gewesen sey. Da in eben diesem Gebirge, Fünftens: Ein brauner Porphyr mit rothem Feldspath ein« bricht, so ist es gar nicht zu zweifeln, daß nicht diese vorletzte Skeinark durch den Brand zum Theil in eine unvollkommene Schlacke verwandelt worden sey, wie dann die vorfündige Ueberbleibsel solches zeigen. Sechsstens: Rother Schiefer, welcher die Mutter des Porphyr zu seyn scheinet, oder daß er auch aus der Verwitterung des leßtern mag entstanden seyn. Diese letzte Steinart ist nur an dem weißgrauen Kalkgebirge angelehnt. Siebentens: Eine dunkelgrüne Lava mit kleinen schwarzen vier¬ seitigen Schörlkrystallen und mit Quarz gemischt. Die Lavaart ist nicht sehr häufig alldorten; die Quarzadern welche sich darinn befinden, scheinen erst, nach dem Brand oder der Schmelzung entstanden zu seyn , daß nämlich: 126 - nämlich: sich die Kieselerde in die Rißen eingeseßt, und dann mit der Zeit den Quarz gebildet habe. In großen Stücken dieser Laven findet man auch kleine Kieöpuncte. Nachdem ich dieses wunderbare Amphitheater durchgangen war, so mußte ich bey eben dem Wege wieder zurück in das Thal von Canal, wo ich dann den Weg gegen Südosten an dem Cordevolefluß forksetzte. Ich hakte lauter Kalkgebirge bis zu der Bergstadt Agordo, wo ich meinen Freuud Herrn Franz Dembscher anrraf, welcher hier als Direckor über das ganze Berg- und Schmelzwesen ist. Es ist wohl Schade, daß der Staat, wo er zuvor in Diensten stand, durch einen unwissenden und despotischen Vorsteher, einen so ge- schiklen Geometer und Bergmann verlohr; indessen bald darauf ist es seinem Verfolger so ergangen, wie es mei¬ stens solchen Leuten geht, sich in die Grube zu stürzen, die man andern hat graben wollen. Die Unwissenheit war die Urquelle der Verfolgung, so wie sie jederzeit die besten Absichten der Großen hindert, und oft ganze Länder ins Verderben bringt, wenn so was vorange- stellt ist. Agordo ist ein ziemlich bevölkerter Ort, und mag wohl auö ein paar hundert Häusern und darüber beste¬ hen, hat einen schönen Plah, woraus ein Pallast steht, welcher der alten Familie del Coute Crokro zugehöret, die vor Zeiten nicht allein hier, sondern auch in Krain und Körnchen den Bergbau trieben. Ais ich hier war, fand ich noch den Srammherrn allda, mit welchem ich durch Herrn Dembfchcr bekannt wurde; Er ist ein Herr, der recht viel Gefälliges gegen Fremde hat. Der ganze hiesige 127 > diesige Ort ist mit sehr vielen hohen Kolkbergen umge- > den, die kahl sind; doch findet man auch an ein paar > Orten Schiefer angelehnt. Der Ort ist schon ost in Gefahr gestanden durch große Wasser und Steinrisse des Wildbach Rova zu Grund gerichtet zu werden; dem un¬ geachtet ist die Lage doch nicht unangenehm, und bkson- ders hat man eine sehr wunderbare Aussicht gegen Nor¬ den. Es thürmen sich eine Kette von Bergen gegen den Himmel hinauf, als wenn es unmöglich wäre sie zn übersteigen, indessen findet man doch so viele Auswege, daß man mit Saumrossen noch so fortkommen kann, freylich nicht allezeit ohne Gefahr; allein die Gebii grosse sind die Felsen zu klettern schon so gewöhnt, daß man doch nicht gar oft Unglück erfährt. Das erste hohe Gebirge, welches am nächsten an Agordo steht, und dessen Einsturz einmal das ganze Städtlein auf ewig begraben kann , besteht bloß aus Kalk, so wie die ganze Kette, es hat den Namen Monte sita 6i kelra. Hinter diesem Gebirge befinden sich Berge von Schiefer, welche mit Lava gemischt sind. Die Wildbäche, welche den Schober aus dieser ^Gegend nach Agordo führen, belästigen am mehresten diesen Ort. Man ist schon gezwungen worden, einen sehr großen gemauerten Damm aufzuführen, um den Ein¬ wohnern Sicherheit zu verschaffen. Die Lava aus dieser Gegend stellt eine bloße Luma- chella vor, welche eine recht schöne Politur annimmk. Die darinnen steckenden versteinerten Körper sind, so viel als ich habe abnehmen können, alle zwoschaaiichre Seemuscheln, vollkommen kalkspacharrig, und macben über rrZ über die Hälfte der Masse aus. Wenn die Feksenstücke am Tage liegen, so sieht man sehr deutlich die Verstei¬ nerungen darinn stecken, wohingegen solche im frischen Bruch sich nicht gewahr nehmen lassen, so fest und ein¬ förmig sieht alles aus; allein bcy der gegebenen Politur haben die Schaaken mehr Glanz als die Lava, welche ihnen zur Mutter dient. Ich habe von den Versteine¬ rungen in Lava in einer besondern Abhandlung Erwäh¬ nung gemacht. Man sehe solche nach 5). Wie diese , Schaalkhiere in die Lava gekommen sind, ist eine Sache, welche ich mich nicht traue zu erklären; indessen hat mit vielem Scharfsinn der Abt Fortis §) davon in seiner Memoria 0ritto§r,6cs, welche Schrift nachzusehen ist, gehandelt. Wenn man sich aus dieser Gegend mehr gegen Mit« tag oder der Flache zuwendet, so findet man eine unge¬ heure Menge von solchen Versteinerungen, und das von allerley Schaalthieren, besonders in der Gegend von Aqordino und gegen Belluno zu, oft habe ich zwischen . den Versteinerungen grünen Sandstein mit schwarzen Glimmer gefunden, mir scheint er ganz zeitlich zu seyn, vielleicht hat er seinen Ursprung von zerriebener Lav« her? Man sehe in Betreff dieses Phänomen Herrn Col- > kini nach, wo er Betrachtungen über die vulkanischen Berge Z) Hacquet Nachricht von Versteinerungen von Schaal- lkieren, die sich in ausgebrannten feucrspeyenden Ber¬ gen befinden. Weimar i/8u. mit Kupfern, in 8- 6) Dells Vsllc Vulcsnico-msrins cii Idones nel T'crritoria Veronese, Vlcmaris Orikog^sKea cle! 8ißn. Lbste kokt tii in Veneri«, 1778- in 4. c. ki§- " ----- 129 Berge, beym dritten Kapitel macht; welche Muthmaf- sung von ihm die wahrscheinlichste seyn mag, die man "och bis jetzt an Tag gegeben hak. An dem Gebirge Pelza, wovon ich oben erwähnet, stößt ein anderes Pongoi an. Dieses ist mit einem be¬ trächtlichen Theil seiner Höhe mit Lava aufgesetzt, und Zwar solchergestalt, daß man von vielen Stunden weit die Granzlinie von beyden Steinarten ersehen kann; in. dem die Lava ganz schwarz, und der Kalkstein weiß ist. Da der Berg, wie eine senkrechte Wand macht, und ohne Zweifel einmal einen großen Einsturz erlitten, so wird man eine gerade ebensöhlige Linie gewahr, als wenn derKaikberg, bevor sich die Lava darauf gesetzt, ganz eben gewesen wäre. Es ist nicht zu begreifen, daß die erste Entstehung dieses Berges so beschaffen hat seyn kön¬ nen, indem alle daranstoßenbe Kalkberge so hoch reichen, als die daraufgeseßte Lava. Da ich einige Tage dieses Gebirge vor Augen hatte, so habe ich nicht wenig Be¬ trachtung darüber gemacht, wobey ich unmöglich anders habe schließen können, als daß der Gipfel dieses Ber¬ ges durch einen unterirdischen Brand in Schlacken ver. wandelt worden sey, und daß es mit den meisten hier in der Gegend befindlichen Lavabergcn so zugegangen ft-y, als wie beym Verkohlen des Holzes, daß, ohne daß jemals ein förmlicher Ausbruch geschehen sey, sich sol- che unter ihrer Decke dennoch verschlackten; die abgän¬ gigen Feuerschlunde (Lrsteres) machen dieses wahrschein¬ lich. Nun könnte man wohl das Geqentheil behaupten, Nachdem man die Lavaberge bloß sande, und also die Verschlackung unter einer Decke nicht wahrscheinlich sey, -Hacquetü Reifen. I. Theil, I und IZV und daß die Feuerfchlunde mit der Zeit durch die Ver¬ witterung haben können verschüttet und angefüllt wer¬ den u. s. w. Indessen so wahrscheinlich diese Einwürfe scheinen, so ist es doch eben so muthmaßlich, daß durch die Lange der Zeit eben die ganze Decke solcher Berge mit den Wassern und Verwitterung hat können entführt werden. Freylich gehören nicht ein, sondern mehr Tausende, ja vielleicht Millionen Jahre dazu. Was die Lava dieses Gebirges anbelangt, habe ich in solcher nichts als schwar¬ zen Schörl gefunden, von Versteinerung keine Spur so wenig als in dem Kalkstein, der ihr zur Unterlage die¬ net. Der an dieses Vulkangebirge anstoßende Berg Iroz macht einen sonderbaren Kontrast mit vorherge¬ henden, indem hier ein Theil mit Schnee und Eis be¬ decktist, wo dann gleich neben der schwarzen die blen¬ dende weiße Farbe abwechselt. Auch dieser Berg be¬ steht aus bloßem Kalk, an welchem weiter gegen We¬ sten das Gebirge Ambroson kommt, wo ich weder Lava noch Schneedecke darauf, sondern das Gebirge ganz na¬ ckend fand. Die so seltsamen Abwechslungen von Bergen in einer so kurzen Strecke, hat mir der Mühe werth ge¬ schienen, abzuzeichnen; ich habe also, so wie man daS ganze Gebirge von Agordo oder von Mittag aus sehen kann, auf der Vten Tafel im Prospekt vorgesteklt. Bis zu der Vulkanhähe iss dieses Gebirge bewachsen, und weiter nicht. Ich führe dieses nicht an, als wenn auf den Schlacken nicht Baume wachsen sollten, denn man weis genugsam das Gegentheil von dem Vesuv und Aetna, wie sehr da alles auf den alten Lavaströmen gedei- -ZI 8sdei'hek, sondern blos die Höhe damit anzudeuken, welche ich, aus der Erfahrung von Höhenmeffun- gen 7vo und mehr ^achter über die See vermuthe. Nun p>as hier oben von dem Aufsitzen der Lava auf dem ur¬ sprünglichen Kalkstein gesagt worden, gilt nicht allein sür die hier benannten Berge, sondern diese Decke von Lava erstreckt sich noch über zo wälsche Meilen ins Cado- kinische hinein, und vielleicht noch weiter; aller Orken har sie Dembscher mit zwoschaalichren Muscheln, als Östraciken u. d. gl. angefüllk gefunden, im Brunesischen ist solche mit Sandstein gemischt, wovon gemeine Wetz¬ steine gemacht werden. Zwey Stunden von Agordo zwischen Nordosten ist ein Stück von einem abhängigen Berg, mit Namen Goima, der vor einigen Jahren in der Nacht eingegan. gen, da eben auf diesem Theil des Berges einige Häu¬ ser stunden, so sind solche mit herunter geführt worden. Da nun solches in tiefer Nacht geschah, so waren dis Einwohner davon im besten Schlaf. Als sie in der Früh erwachten, ohne das geringste gespürt zu haben, was Mit ihnen vorgegangen, und aus ihren hölzernen Hüt- ten hervorkrochen, waren sie, wie man sichs leicht vor- stellen kann, wie bezaubert, sich anstatt auf dem Berge in dem Thal zu finden. Die liebe Einfalt einiger die¬ ser Alpenleure wollte diese natürliche Uebersehung durch, aus für übernatürlich angesehen haben, und wäre eS Nicht in unserem, sondern im vorigen Jahrhundert ge¬ schehen , wo Mönchsaberglaube und Verschlagen- heil Rechnung dabey Härte finden können, so würde eben so gewiß eine Englische Ueberrragung dabey haben wir- »Z2 . .----- ken müssen, als wie man es einem sehr einträglichen Haus, worüber nun eine prächtige Kirche steht, die mich nichts , weniger als auferbauet, angedichtet hat. Das Herabrutschen dieses Erdreichs, worauf die ebcnerwähnten Häuser stunden, ist sehr langsam g-sche« hen; da das Erdreich weich war, und die Unterlage glatt und sanft fallend, so hat auf eine solche Art keine große Erschütterung entstehen können, um so viel mehr, da immer das vorliegende Erdreich nach und nach weg« gedruckt werden mußte. Es mag mit dem Herabrut¬ schen dieses Erdreichs wie mit denen Schneelavinen bey wenigem Winter ergangen seyn, wo solche über den un¬ ter sich liegenden Schnee nur sehr langsam fortrutschen. Von dergleichen Vorfällen war ich mehr als einmal Zeuge, wie sanft und langsam diese Fortrutschung ge« schicht, ohne daß man Gefahr läuft, wenn man sich auch darauf besindet, verschüttet zu werden. Wenn man sich von Agordo Südwärts wendet, so kommt man nach einer halben Stunde zurückgelegten Wege zu einem angelegten Hügel, welcher aus einem bloßen zersetzten Traaß besteht, und einer Pozzolanerde ganz ähnlich sicht. Ich habe nicht erfahren, ob die dortigen Einwohner einen Gebrauch davon machen, we¬ nigstens scheint es nicht, daß sie solches thun. Nicht weit von dieser Erde findet man recht schöne schwarze Lava, welche mit ansehnlichen großen schwarzen Schörlkrystal- len angefüllt ist. Diese Lava wird zu Thor, und Fen¬ sterstöcke angewandt, indem sie sich mit dem Eisen gut zurichten läßt. Es scheint, daß es vor Zeiten ebenfalls auch Vulkanen in der Tiefe gegeben, oder daß solch« Lava - - - - m ^ava von dem Hähern Gebirge durch Feuerströme dahin geführt worden. Von dieser Gegend aus nach Westen zu kommt Wan in das Val Imperina, welches mehr eine Schlucht «iS ein Thal ist. In diesem fließt ein sehr starker Bach, glei¬ ches Namens , der durch natürliche Ablösung von dem Kalk- und Schiefergebirge die Gränzlinie auömacht, so wie viele Bache ihr Bette in dergleichen Ablösungen bah¬ nen. Unter der Sohle dieses Bachs streicht ein sehr Mächtiger Kupferkieögang, vermöge seiner Mächtigkeit ist solcher wohl öfters ein Stock als ein Gang, oder wenn man, obgleich wider den Sprachgebrauch, einen passenden Namen geben wollte, so wäre es ein Gang¬ stock, aus Ursach das Streichen davon eine richtige Linie von Morgen in Abend halt, und die Mächtigkeit manch¬ mal auf 60 Lachter hinaus geht. Das Verflachen da« von ist von Mittag in Mitternacht mit 20 bis zo und Mehr Grade fallen. Auf diesem Gang ist der ganze Bergbau von Agordo getrieben, welcher schon einige hundert Jahre besteht. Das Gebirge von diesem Erz. thal gegen Norden, oder Nordwesten, ist Thon-und O.uarzschiefericht, und dabey ziemlich sanftfallend, hin. Segen jenes, das nach Süden oder Südostcn gelagert ist, ist kalkartig, mehr prallicht, nackt, und so viel ich aus Untersuchung erfahren, ohne alle Versteinerung, folglich zu dem ursprünglichen Kalkgebirge gehörig. Die¬ se beyden Berge, die das Thal ausmachen, haben keine besondere Benennung, als der Kalkberg wird Montažna bianca genannt, und der gegenüber steht, Nera. Die Erze oder der Gang, welcher zwischen diesem Gebirge fortläuft, fängt unter dem Gebirge Caleda an, J z und iz4 ...' und endiget sich an dem Careda, welches Granitartig ist: durchstreicht also von dem Fluß MiS bis in den Cordevole das ganze Val Impcrina, weiches eine Sr« ecke von eo italiänischen, oder M deutsche Meilen ausma'cht. Das Ausbeißen davon ist gegen Morgen. Wie kies die Erze halten, ist bis diese Stunde noch nicht bekannt, obgleich man wohl schon gegen hundert und vielleicht mehr Lachter unter die Oberfläche der Erde ge¬ kommen, oder abgeteust hat. Man hak an verschie¬ denen Gegenden die Erze vom Tag aus mit Schachten, Gesenken und Stollenbau aufgefahren. Der Bergbau allhier ist ss unregelmäßig und ver¬ worren, daß es Jahrhunderte braucht, um ihn in Ordnung zu bringen, wie der itzige Oberufsiher Dembscher nunan- gesangen hat, einen solchen Krüppelbau in Ordnung ZU bringen. Ich habe die Gruben befahren, wo ich alte VerhaNe gefunden, worinnen man leicht Kirchen Hin¬ ein stellen konnte. Da nun hier meistens Gewerke ge¬ arbeitet haben, so ist alles so viel möglich auf den Raub gegang -n, ohne jemals auf die Zukunft zu denken; al¬ lein dermalen, obgleich noch Gewerke mit dem Staat arbeiten , so hak doch der Vorsteher eine solche Ordmmg eingeführt, daß solche nicht das geringste ohne seine Be¬ willigung khun können; freylich kommt eg den Gewer¬ ken sauer vor, in ihren Ausweisen dermalen alles mit Holzkasten zu unterstützen, welches sie vor Zeiten nicht thun dürfen, sondern mit einem guten Geschenke loS- kamen. Da nun die Alten so große Verhaue in den Erj- stock machten, so ist wohl leicht einzusehen, daß cs nicht '35 ohne Unglück hat ablaufen können. Mehr als einmal sind solche große Auöweiken oder Zechen, die bey zo Lach, ter Höhe hakten, auf einmal eingegangen, und meistens geschahen diese Einstürze vom Tage auö. Da nun der BachJmperina sein Bette meistens auf dem Hangenden des Ganges hatte, so ist auch solcher mit hinein, und also die Gruben ertrankt worden, bis man von fernerer Teufe gegen Westen durch Erbstollen unterbauete, die Wasser abzuleiken; doch ndchdem eine Zeit ein solcher Einsturz sich ereignet hakte, und von Tag zu Tag von dem Schiefergebirge sich Thon einschlämmte, so haben sich wohl auch solche Vertiefungen am Tag vollkommen wie¬ der angefüllt, daß der kleine Fluß oft sein seichtes Bette wieder wie vokher erhielt, oder man hat ihn wohl auch durch künstliche Ableitungen gesucht, davon zu entfer¬ nen; aber jene Vorkehrung zu kreffen, wie mein Freund, Herrn ReineggS, der nun in Testis in Georgien als rußischer Resident ist, vornehmen wollte, den ganzen Bach in ein Rinnwerk zu leiten, hat bis die Stunde noch nicht statt gehabt. Die meisten Grubengebaud« stehen im Holz, auch selbst oft die größten Zechen, wo¬ von sich noch dermalen einige vorstnden, die von io bis 15 Lachter Höhe haben, als jene von Garem, wo das Wasser des erwähnten Baches stets durch die Fürst drin, get. Da nun vor Zeiten in solchen Ausweiten keine Art von Pfeiler stehen geblieben, so ist man heut zu Tag bemüßiget, mit großen Holzkasten Unterstützung zu geben. Da der obenerwähnte Bach aller Orten sein Wasser durchläßt, so ist auch die Grube in allen diesen großen Zechen ungemein feucht; aber dem ohngeachtek schadet diese Feuchtigkeit dem Holz nicht, da das W«s- I 4 sie rz6 - ... ser zum Theil mik der Vitriolsaure gesättlget wird, und allo dadurch vor der Faulung sicher ist, und sehr treflich für Bettstellen angewandt werden kann, indem ein sol« «des durch die erwähnte Säure gesättigtes Holz das beste Gegenmittel für die Wanzen, Limex lecstulariuz läa- nsei, ist. Da nun dieses saure Wasser aller Orten her« untertropft, so ist es nicht wenig beschwerlich für die Ar« beiter, indem es in den Kleidungsstücken, wo es hin« fallt, Löcher frißt, auch in den Augen ist es unangenehm, wie ich eö an mir bemerkt habe; zuweilen herrschen auch erstickende Schwaben (aero meplsttico) in den Gruben, bey welchen der Arbeiter in der größten Gefahr steht. Die vielen Wasser der Gruben werden bloß mit Ableitstollen aus den Gruben befördert, so auch zuM Theil die Erze doch auch mit dem Haspel. Die Erze und Bergarten, die ich hier bey der Grube einbrechend gefunden, waren folgende. Erstens: bopl's calcareus ae^uabilis Arileus Waller. Dieser graue dichte Kalkstein kann wegen seiner vielen Schri« cken oder Spalten, welche manchmal mit Spath ange« füllt sind, keine gute Politur annehmen; er ist auch zu weich, daß er mit dem Stahl Feuer gebe. Versteine¬ rung enthält er keine. In der Grube macht er das Lie« gende aus, wo er dann oft einen unvollkommenen Gyps darstkllt. Am Tage nahe bey den Gruben gegen Mit« tag habe ich ihn wie mit einem schwarzen Korallenmoos überdeckt gefunden; als ich nun solches genauer unter« suchte, so fand ich, daß es eine GnpSart war. Ohne Zweifel hat die Ausdünstung der Vitriolsaure solches verursacht, welche nach und nach den Kalkstein aufge- lößt, .rZ7 lößt, gesattiget, und einen schwarzgrau getreuften Se¬ tnik gebildet; ich habe niemals im geringsten eine be-i stimmte Figur Varan gefunden; es sey denn an einigen kleinen Spitzen, wo ich mit dem gewaffneten Auge ein Dreyeck gewahr werden konnte. Ich glaube, daß man füglich diesen Körper für des Cronstedt sein Ivlarmor mo> tsliicum cirustcum, cristatum ansehen kann. Die Abarten des oben angeführten Kalksteins sind wenig merkwürdig, auch die davon entstehenden Spath, arten haben nichts besonderes. Ich habe wenigsten« keine andere als würflichte gefunden, der sich nicht allein im Liegenden des Ganges, sondern auch zu Zeiten mit den Erzen eingemischt findet. Gyps ist nicht selten, aber Unrein anzukreffen. Die zwoke und gemeinste Steinart der Gruben, wekr che auch das Hangende des Ganges ausmacht, ist ein Quarz- und Thonschiefer, oder wenn man auch will, ein Gneis. Der Bestand ist Thon, Quarz, manch, mal ist auch Speckstein und Glimmer dabey; man kann ihn füglich zu des Linne^ sein 8axum mewlliserum rech, nen. Man sehe den ersten Band des deutschen Natur- fystcmö des Mineralreichs nach?). Dieses Gestein, welches nur in Schichten bricht, besteht doch auch oft aus bloßem rochen Schiefer, und des Walleriuö sein Lekniius cilliur coioro rubente, der aber doch am Tage leicht verwittert; und so findet man auch in diesem Han- J z genden 7) Linne^ Natursystem des Mineralreiches, nach der i2ten Aiisgab-, von I. F. Gmelin, 4 Lheile, Nürnberg 1777- 8. mit kupf. rz8 genden grauen und schwarzen ; warum solche leicht am Tag verwittern, mag wohl bloß die Auflösung der in sich ha- benden Saure mit Phlogiston verbunden, Schuld seyn, da aus vielen ein Haarvitriol entsteht, so wie auch auS denen Kiesen, wenn ste verwittern. Ich haben die¬ sen Haarvitriol nicht untersucht, ob er Kobolt in sich habe oder nicht; allein, was den Hydrr'aner betrifft, habe ich mehr als einmal Versuche aufs neue wieder da¬ mit angestellt, aber obgleich ich mich nach den Vorschrif¬ ten des Ritters Bergmann zur Fällung des phlogistisir- ten langensalzes bedienet, so habe ich doch keinen Ko¬ bolt erhalten. 8) Es mag also dieses nur von den Hun- garischen, und vielleicht auch von dem hiesigen gelten, in¬ dem die Gruben mit dem Kobolk versehen sind; aber in jener von Hydria wird bis diese Stunde dieses Halbme¬ tall noch nicht können entdeckt werden. Gemeiner Ei¬ senvitriol ist hier in den Gruben bey Agordo nicht selten, welcher durch die Natur hier unter- wie auf der Erde durch die Kunst erzeuget wird. Die allhier einbrechenden Erze sind sehr einförmig. Erstens: Klemspeißiger Kupferkies, welcher eine etwas mehr dunkelgelbe, Farbe als der Eisenkies hat. Dieses Erz ist ungemein fest und reich. WalleriuS bestimmt es also: Luprum ststpsture et ferro minerglistrtum, rninera ex stavo vlristescene. letztere Bestimmung trifft auch 8) d/t. I'order. LerZmann vlstertatio metallurZics et r»i- nersrum Oocimaüs dumjcia in opulc. cdcmic. Vol. ll- 8- wie dann auch in Engcströms Taschenlaboratorium, zwote Auflage, von Weigel vermehrt. Gkeiföw. 178^ ' -- iZ9 auch hier meistens bey den gemeinen Erzen ein, daß sol¬ che ans gelber in die grüne Farbe spielen. Zweytens: Grobspeißiger Kupferkies mit verschie¬ den?» Farben, mit einem weißgrauen Quarz einbrechend; dieser ist weniger reich als vorhergehender, indem er viel Mit Eisenki 6 gemischt ist. Drittens: Sehr kompakter blaßgelber Kupserkies aus der Sternzeche. Dieses Erz ist das reichste von al- len, wie auch das festeste; meistens ist solches ohne alle Bergart. Dieses Erz mag wohl das Lalckop^rnes der Alten seyn. Viertens: Kupferfahlerz, oder Luprum arlomco, luipbure, ferro er arZento inincralifatum Waller, Dieses Erz bricht in großen Adern in dem vorhergehen¬ den Kies; manchmal sehr anhaltend, aber eö scheint doch nicht, daß so viel einbreche, daß es eine besondere Be- Handlung verdiene, um das darinn befindliche Silber jum Guten zu bringen, so wie e6 im Kicö einbricht, sy noch reicher mit Eifenspath. Fünftens : Eisenkies , klein - und grobspeißiger, welcher fist) aller Orten unter den Kupferkiesen findet. Er wird in den Gruben nicht gebauet, sondern wenn solcher unter den Kupferkiesen vorkommt, so wird er ge¬ schieden, und die Aushauungen damit versetzt. Oft bricht auch bey diesem Kies folgendes Erz: Blenglanz, kleinspeißiqer, ebenfalls in Kies scbnürel- weise einbrechend; dieser kommt aber selten vor, so daß er niemals von den Erzen abgesondert wird. Sieben- r4« -«. Siebentens: Graues Kobolkerz (Lobsltum t'-rro et ^rsenico rristallikormi minerslisgtum, Lronstseä), welches sich zufälligerweise bey dem gelben Kupferkies «infindet. Die Bergart, die ich dabey fand, war Quarz; es bricht in den Critischen Verhauen. Achtens: Großwürflichter gelber Eisenspath (ker- rum spatolum cubicum), oft mit Kupferfahlerz einbre¬ chend; dieses Erz bricht in den Zechen Crotti, doch nicht anders als sehr zufällig. Dieß sind die Erzarten, die mir in den Gruben vorkamen, und ich habe auch durch den dortigen Vor¬ steher die Versicherung erhalten, daß man niemals von andern einbrechenden Erzen Erfahrung gehabt hätte. Die Kupfer, mit dem Eisenkies machen das Hauptwe¬ sen des Ganges aus; alles übrige ist nur zufällig, wo sie vorkommen, brechen sie jederzeit sehr mächtig, aber nur durch die Länge der Zeit kann sich das Auge gewöh¬ nen, die Eisen, von dem kupferhaltigen Kies in der Gru¬ be zu unterscheiden; am Tag ist es leichter, da ersterer blasser als letztere sind, und ihre Textur auch mehr kry- stallinisch ist, allein solche werden nicht an Tag beför¬ dert, sondern wie gesagt, in der Grube geschieden, und in den Auöhauungen zurück gelassen. Da sich nun hier ein so mächtiger Kiesgang befindet, so hätte solcher leicht einen Feuerberg zuwege bringen können, da er alle Bestandtheile enthält, welche dazu erforderlich sind, und auch an Feuchtigkeit vor der Entdeckung kei¬ nen Mangel mag gehabt haben. Allein zwo Ursachen, glaube ich, sind daran schuld, daß dieser Kiesstock oder Gang sich nicht entzündet hat. Erstens mag er zu viel Wasser Wasser gehabt haben, da der Bach Imperina jederzeit auf solchem wegfloß, und ihm zu viele Feuchtigkeit gab. Zweytenö scheint es auch, daß er nicht genug verschlos¬ sen, indem erstens seine Oberdecke zu dünn, und der Tang zwischen dem Kalk und Schiefer steckt, so sind eine Zu große Ablösung oder Klüfte zugegen, welche nicht allein dem Masset freyes Eindringen gestatten, sondern auch die schweflicht« Ausdünstungen genügsamen Aus¬ weg finden, um nicht den übrigen Theil zu erhihen und in Brand zu stecken. So scheint es, wenn man alles an Ort und Stelle betrachtet, daß diese angeführten Ursachen die Hindernisse sind, welche nicht eine Entzün¬ dung gestatteten; ich sage dieses, ohne einen Macht¬ spruch zu thun, denn es kann leicht möglich seyn, daß eine ganz andere Ursache im Wege liegt, als daß die Erze nicht genugsam geschickt seyn, sich so aufzulösen, um in Entzündung zu gerathen, u. s. w. Ich über¬ lasse eö also einem andern, darüber zu urtheilen, der länger als ich Gelegenheit hat, die Lagerstätte dieser Mächtigen Kiesgänge zu untersuchen, um ein besseres !icht darüber auszubreiten, als ich im Stande bin. Daß aber die brennende Materie der dortigen erloschenen Vul¬ kane eben so wie alle andere der Welt von mächtigen Kies- stöcken herrühren, ist ohne allen Zweifel; denn wo ist eine Lava, die nicht Eisen enthalte, obgleich ich nichts weniger geneigt bin, zu glauben, daß man in den Schlacken nach den Farben auch jederzeit ein anderes Metall zu vermu- khen habe, so scheint es mir doch, ob zwar selten, mög¬ lich zu seyn, daß sich bey manchen doch etwas Kupfer vorfinde. Um mehrerer Deutlichkeit halber wegen mei¬ nen obangeführttzk Mukhmaßungen, wie auch die Lager¬ stätte 142 ! . — statte anbelangend, habe ich das Thal Jmperina ganz auf der sechsten Tafel vorgestellt; denn so wie das Thal seine Richtung nimmt, also auch der oben erwähnte Erz- ganz zum Theil; und da man hier in die Teufe gegan¬ gen wegen den Erzen halber, so hat man bey eben die¬ ser Gelegenheit auch ein gutes Licht in Betracht der Ge¬ birge angesteckk, welches alter sey, Schiefer oder Kalk? Die ganze Ausbeute geschieht hier bey der Grube durch Schichten mit 170 Mann, wovon einer den Mo¬ nat auf fünf Kaifergulden bekommt, Licht und Werkzeug frey, so wie auch daö Getreide in einem gewissen nie¬ deren Preis, der keine Aenderung leidet. Die Arbeits» stunden des Tages sind achte; es giebk unter diesen Ar¬ beitsleuten wenig geschickte, indem vor Zeiten das Gan¬ ze unter der Vergkunde sehr unwissender Vorsteher ge¬ standen, so daß der ißige alles mögliche zu thun hatte, die Unordnung des Grubenbaues abzustellen, wie cmch dei Zügellosigkeit der Bergleute Schranken zu sehen. Der ganze Bau allhier besteht seit 2,5 Jahren; in diesem Zeitraum ist die Grube 100 Jahre ins Aufliegen gerathen, wo denn die Conte Crotko sie wieder empor brachten, allein durch Prozeß verlohren sie solche, wie man in einem solchen republikanischen Staat durch die¬ sen Weg alles verlieren kann. Der Senat hat seine meiste Politik dahin gerichtet, die Edelleute des festen Landes stets im Prozeß zu erhalten, um daß solche nie¬ mals zu ansehnlichen Rcichthümern gelangen mögen, ohne Zweifel, sich dadurch aus der Gefahr der Empö¬ rung gegen ihre Unterdrückung fest zu sehen; folglich die wahre -45 wahre Ottomannische Politik. Eine Streitigkeit wegen einer Viehweide von einigen Groschen werkh, läuft sel. ten ab, daß die Unkosten der Gericht-Händel sich nicht auf einige hundert, ja auch bis tausend Gulden belie¬ fen, so weis der weise Senat seinen Unterthanen Ge¬ rechtigkeit zu verschaffen. In keinem Staat habe ich jemals einen solchen Haß erfahren, als hier der Adel des festen Landes gegen jenen der Hauptstadt hat; allein, >ver auch das Verfahren der letzteren gegen erstere weis, wird sich darüber gewiß nicht wundern, sondern sagen, Wie ist es möglich, daß eine solche Unterdrückung nicht schon längstens eine Empörung hervorgcbracht hat. Doch ju unserm Gegenstände zurück, und ein Wort von der Aufbereitung und Schmelzung der Erze. Sobald die Erze an Tag gebracht sind, werden die größten Stücken mit Handfäustel zersetzt, und von frem¬ den Theilen geschieden. Da die Erze meistens rein sind, so ist diese Arbeit von weniger Bedeutung; jedoch wird dos Gute von dem Schlechten oder Geringhaltigen ge¬ schieden, und jedes Erz besonders geröstet. Man hat in verflossenen Zeiten Hüttenlcuke, besonders aber Schmel¬ zer aus Sachsen kommen lassen, um die Erze zu wa¬ schen ; allein die Unnothwendigkeit dieses Verfahrens, und der Schaden, der daraus entstanden ist,^hat ge- Uiacht, daß man bald davon abgestanden, und die Re. publik diese Fremde mit vielen Unkosten zurück gesendet Hot. Die Unkenntiüß oder wenige Einsicht der Vorste¬ her und Projektenmacher hat gemacht, daß die Repu, blik viele Zeilen mehr Schaden als Nutzen von diesem so reichen Bergbau gezogen hat, besonders unter der unnützen 144 ' > unnützen und großen Verschwendung hak sich der Präses« sor oder sogenannte Conte C— am ersten hervor gerhan. Ein Mann, der der Republik so viele Tausende gekostet/ ohne wenig Nutzen zu schaffen, und aller Orten auf sei« nen Reisen gegen seine Freunde auf das unwürdigste sich ausgezeichnet hat. Ist einmal die Vorrichtung des Kleinmachen der Erze bewerkstelliget, so werden sie geröstet. Die Rost« Heerde werden unter einem Dach angelegt, und zwar zwey bis drey Schuhe tief in der Erde, und eben so hoch stehen sie auch außer derselben. Sie werden in ein Viereck angelegt, wovon eine Seitenfläche gegen zwey sachter hat, und dann Pyramidenförmig zugehen. Die Anlegung eines solchen Heerdes, wenn einmal die Grube vorgerichtet, ist folgende: Man nimmt von Tannenholz die grünen Zweige, und belegt die ganze Sohle damit. Aus dem Mittelpunkt macht man eine Gasse von Holzkohlen, welche an einer Ecke des Rost- Heerdes heraus steht; diefe dient, den Rosthaufen anzu- zünden. Auf diese Vorrichtung wird zuerst auögelaug« tes oder Erzlösch, dann die Erze gebracht, so daß im¬ mer eine Schicht Straucher mit Erze abwechleln. Ist man nun einmal gegen die gehörige Höhe gelangt, so wird der ganze Haufen auf die Art, wie beym Holzver¬ kohlen mit der erwähnten Erzlösche überdeckt, welche aus den Kübeln gesammelt wird, worinn die feinge« rösteten Er§e ausqewasserk worden, um davon den Vi¬ triol zu ziehen; jedoch muß diese Erilöiche vorher ge¬ trocknet werden, besonders jene, welche oben und untM gebraucht -45 gebraucht wird; für die Scitentheile de6 Rösthaufens braucht man sie nasser; man pflegt nicht aller Orken den Rösthaufen gleich dick damit zu bestreuen, sondern er wird gegen die Seitenflächen mit dieser Lösche oder auch kleinen Kretz dicker aufgesetzt. Alle angelegte Röstun¬ gen bestehen nicht aus gleichem Erze, sondern die rei¬ cheren werden besonders geröstet, und man heißt solche Erzrost, indem sie gleich nach der Röstung aufgeschmol- jen werden. Die minderhaltigen Erze machen die so¬ genannte Gangröste aus, welche nicht gleich nach dec Röstung geschmolzen, sondern zur Auslaugung in große Kübel gestürzt werden. Das erhaltene Wasser nach der Auslaugung, wenn es genugsam gesättiget ist, wird in bleyernen Kesseln mit einem Flammfeuer ausgedünstek, bis zum KrystallisationSpunkt, wo dann dieses Wasser nach Abkühlung in hölzerne Fässer gebracht wird, und darinn Gestrauße von Holz eingehängt werden, woran sich also der Eisenvitriol anschießt, und gleich beym Her- auönehmen als Kaufmannswaare ins Magazin gebracht wird. Die Türken geben jenem Vitriol, der sich an die Seitenwände der Fässer, gegen jenen, der sich an die Slraußer anhängt, den Vorzug. Die Erdröste sind nicht auf ihrer Oberfläche so zu- gespitzt, wie die Gangröste, sondern mehr flach; wenn nun solche einmal in Brand gerathen, so haben die Rö¬ ster Obacht zu geben, wo der Rösthaufen in der Höhe Schriebe bekommt, und Schwefelblüthe ansetzk; so bald sich dieses ereignet, muß er auf den Haufen steigen, und Mit einem hölzernen Schlägel runde Löcher schlagen, wel- che die Tiefe und Ä^eike eines Schuhes haben. Da Haeguek« Reisen. I.THeil, K NUN 1^6 . nun wahrend der Röstung sich der Schwefel von den Er« zen immer mehr absondert, so sammelt sich solcher in diese gemachte Vertiefungen, wo er dann mit eisernen Löffeln ausgcschöpft wird. Diese sehr unangenehme und beschwerliche Arbeit ist mit nicht wenigem Nachtheil für die Arbeiter verknüpft, besonders bey Herrschung der Südwinde. So gut als meine Lunge ist, so habe ich doch nur eine kurze Zeit dabey aushalten können, so em¬ pfindlich war mir die flüchtig gewordene Vitriolsaure; jedoch die Gewohnheit macht oft die schweresten Sachen überwinden. Nachdem man mit der Röstung fertig geworden, so werden die gerösteten Erze mit dem Hammer noch mehr zersetzt, wo denn das beste ausgeschieden, und so« wohl von einer, als wie von der andern Gattung der Röste gleich zum Schmelzen gebracht. Wunderbar ist es, daß anstatt sich die Erze bey dem Rösten calcim'ren sollten, meistens das Gegentheil geschieht, indem die gerösteten Erzstücke sich in der Mitte so concenkriren, daß sie einem Schwarzkupfer ähnlich sehen, und der Zentner vor dem Rösten mit einem Pfund nach solchen meistens auf fünf steigt. Wunderbar ist die Zufammenhaufung (AcLumutLtio) des Kupfers; ist es nicht wahrscheinlich, daß dieß bloß durch eine anziehende Kraft geschieht, oder entsteht hier eher ein,Produkt als ein Edukt? Kamen die Kupfercheile nur zum Vorschein, nachdem der Schwefel durch das Rösten abgesondert worden, so müß« ten ü« sich zerstreuet, und nicht zufammengehauft vor- sinden. Alles, was sich calcinirt befindet, wird, wie aesagk, zum Auslaugcn durch zweymal vier und zwan« z'S ------ i47 A'g Stunden in die Wasserkübel gestürzt, wo es öfters ^Mgerührt werden muß; nach dieser Zeit wird das aus- gelaugte Gangerz wieder geröstet, und eben wieder so ^nge zum Auslaugen in das erste geschwängerte Wasser gelaufen, um es so viel möglich mit mineralischen Thei- len zu sättigen. Ist nun einmal das Wasser gehörig gesättiget, so wird es zum Verdünsten ausgesetzt. Zn diesem Ende sind die Sudkessel an den Schmelzöfen an¬ gebracht, um dadurch ein besonderes Feuer zu ersparen. In,das in die Enge gezogene Wasser wird altes Eisen geworfen, um da Kupfer nieder zu schlagen, wenn man gesinnet ist, bloß Eisenvitriol zu erhalten: wollte man aber keinen Eisen-, sondern blauen oder Kupfervitriol erzeugen, so wird die Niederschlagung des Kupfers mit dem Eisen unterlassen. Indessen habe ich bey meinem Aufenthalt keine andere Erzeugung gesehen, als vom Eisenvitriol, der um 9 Liri oder Z4 Kaisergroschen der Zentner verkauft wird. Die Erzeugniß ist nicht sehr beträchtlich, indem man wenige Vortheile dabey findet, so wie bey Erzeugung des Schwefels, wo der Zentner ig venetianische Liri und 8 Soldi, oder g einen hal¬ ben Gulden verkauft wird. Im Jahr 1780 und 8z. stnd an reinem Schwefel erzeugt worden, 180 bis 220 Zentner, wo hingegen die Erzeugniß auf 9002 und. Hehr Zentner Eisenvitriol gestiegen ist. Die gerösteten Erze werden mit sehr nieder» Oefen °Uf dem Sumpf geschmolzen; . zum Zusatz wird bloß Schiefer gebraucht, das erhaltene Lech oder Kupferstein Wird mit sieben Feuern geröstet, wo dann zuletzt Gar- oder Hosettenkupfer daraus gemacht wird. Weiclauftiger K 2 von' 148 -—-—— von dieser gewöhnlichen Schmelzungsart etwas zu sa> gen, scheint mir überflüßig, indem bey Schlotter, Cra¬ mer im dritten Theil, in den Schwedischen Abhandlun¬ gen und bey Justi §) man hinlänglich Nachricht davon findet. Das Garkupfer, welches hier erzeugt wird, ist von zweyerley Art. Erstens Cementkupfer, wovon dek Zentner zu 50 Gulden zo Kreuzer Kaisergeld verkauft wird. Zweykenö Gangkupfer, welches aber um zwe>) und einen halben Gulden höher als ersteres im Preist steht. Dieses letztere ist von einer besonder» Güte, und sehr geschmeidig. Die Erzeugniß ist dermalen nicht be> trächtlich; allein der itzige Vorsteher hofft, in kurzes solche noch um einmal in der Erzeugniß zu vermehren/ wie denn auch von Tag zu Tag solche steigt. In den oben erwähnten Jahren, das ist, ein Jahr in d^ andere, sind 7 bis 8oo Zentner, wovon zwey Drit' tel Gang, oder Erzkupfer, ist, erzeugt worden. M Zeiten war diese Erzeugniß viel starker; doch habe hier nur von der Landesfürstlichen geredet; denn deren Gewerken ihre ist dermalen nur noch jährlich 15O Zeh¬ ner Schwefel, 6ooO Vitriol und 70 bis 80 KupstN' Diese geringen Erzeugnisse haben zur Ursache die Streik Händel der Nobili Crotta, und andere geheime BenttB' gründe; denn vor Zeiten waren letztere viel stärker, der Landeösürsten ihre, indem sie meistens auf 25 ZOO00 Gulden Ausbeute betrug. Indessen kommt sehr darauf an, was den Gewinnst dabey betrifft, nachd^ das Getreide mehr oder weniger hoch im Prejß steh^' de"" y) J. L- G. vo» Justi geklönte Abhandlung, wie die pfererze zu verarbeiten, Leipzig »776. 8. V erz eichni ß der Kapitel des ersten Theils. -s- --—-7--7-77,-.? !7M ^^^V---I>—:--l. o Erstes Kapitel. Von den Dinarischen Alpen, woher sie die Be¬ nennung haben. Wie weit sie sich gegen Westen und Osten erstrecken. Aus was für Steinäx¬ ten sie bestehen. Wie hoch sie sind. Was sie für Höhlen haben. Was für Einwohner, als Türken, Illyrier, Morlacken, Lykaner, Kroaten, u. d. gl. Von deren Sitten, an- gebohrnen Herzhaftigkeit, Gebrauchen, Lan¬ desverfassung. Anekdote über die Ver¬ schlagenheit der Wölfe, und Bildung der Schweine. S. r Zweytes Kapitel. Von den Julischen Alpen. Die Vermuthung leitet dahin, daß sie den Namen von dem Durchzug des Julius Cäsar erhalten haben. Die Lange dieser Alpen. Das Streichen ge- gen Osten und Westen. Dessen Breite gegen Süden und Norden, deren Bestandtheile, in- habende Metalle, hohe Berge, Höhlen, Ein¬ wohner , als Illyrier und Slaven, deren * * Sitten, XV» ll ... SS Sitten, Bewerbfamkeit, Religion, und da« durch entstehende Schwärmerey; politische Verfassung, von deren Lebensart, Alterthum und guten Gesundheitöumstanden. > S. ^5 Drittes Kapitel. Von den Komischen Alpen. Von was für ei¬ nem Volk sie den Namen haben, dessen Mäch¬ tigkeit und Ausdehnung, Besiandtheile, von dem neu entstandenen See Alleghe, von dem Gallmeybergwerk Auronzo und Orgentiva. Von dem Kupferbergwerk Agordo. Von den Höhen der Berge. Von den Sitten der Friauler, Karmoler und Belluneser. Von Heren Bewerbfamkeit. 89 Erkla- 149 denn bey Mißjahren geht ein gutes Drittel Gewinnst verloren, wie z, B. diese Theurung des i?8zsten Jah¬ res war. Nun wer sollte nicht vermuthen, nachdem die Re¬ publik eine solche Kupfekgrube besitzt, und ein eben so reiches Gallmeywcrk, das kaum anderthalb Tage weit von einander entfernt liegt, daß man nicht schon langst Vorkehrungen getroffen hakte, aus diesen zwoen rohen Maaren Meßing zu machen, da sie solchen aus andern ^ändern verarbeitet kaufen müssen? Allein der Vene^ kicrner hat das Sprichwort, welches ich vielmal sehr rich¬ tig und wahr befunden, nämlich: kMe cominsuäs, e cheoi iniüe non obeciiscs, und so pflegen viele Bediente des Staats aus Scherz zu sagen: Der heilige Marcus habe so große Augenbrauncn, daß sie ihm das gute Ge- ßcht benehmen. Nachdem ich hier nun alles besehen hakte, so wand¬ te ich mich gegen Norden zurück, um mein Absehen »ichk zu verfehlen, aus derGebirgkette zu kommen; mein Äeg gieng nun stets bergauf über Canal zu dem Berg Sk. Pe leg rin. Auf meinem zurückgelegten Weg bis St. Sebastian hatte ich immer Kalk; dann fieng Quarz- schiefer, brauner Porphyr und Granit an, sich immer wehr in die Höhe zu thürmen. In diese letzte Stein- art, welche auch manchmal mit schwarzem Schörl ge. Wischt ist, haben die beständige, so wie auch die Wild- dache ihre Betten schon ziemlich tief eingcschnikten, so daß von Jahr zu Jahr solche immer beträchtlicher werden. K z Wie Wi- die Gebirge hier auf einander folgen, ist schwer zu entscheiden, da meistens die einen so wie die andern gleiche Höhe haben. Da ich nun den ursprünglichen Kalkstein in der Tiefe fand, so scheint es, daß die fol¬ genden Berge wie aufgesetzt sind; doch bin ich eher ge¬ neigt , zu glauben, daß sie nur an solche ansioßen; in¬ dessen hat die Erfahrung schon mehr als einmal gegeben, daß sowohl eines als das andere möglich sty. Soulavie*°) führt Beyspiele an, daß in den Ge¬ birgen von Provence der Gracht auf dem Kalk aufge¬ setzt sey. Der obenerwähnte Granit ist an Farbe, wie an Bestände verschieden; er ist bald weiß, roth oder grau. Der rothe kömmt dem Äthiopischen am näch¬ sten, indem er selten Glimmer in sich hat, sondern mei¬ stens Quarz, Feldspakh, und schwarzen Schörl; der graue und weiße Granit ist nicht so fest, indem er ost mit Thon oder Speckstein gemischt ist. Hier in dieser Gegend, glaube ich nach aller Wahr¬ scheinlichkeit, mit dem hohen Berg Ct. Pelegrin (man sehe dis Vignette zum folgenden, oder vierten Kapitel, wo solcber vorgestellt ist) die Granzliuie der Karnischen und Rhätischen Alpen annehmen zu dürfen; da erstens der Erdstrich gegen Süden zum Theil eine große Ans- lenkung macbk, worinn sich die Bergkette der Apenninen befindet, und den größten Theik von Italien ausmachk. Zwey- ic>) I-NNoire k^Isturelle ^weyten6 sind hier die Granzen von dem Bellunesischen Und Trientinischcn. Drittens kommen hier auch etwas andere Völker, so wie Gebirgarken vor. Viertens wacht das Gebirge hier wie eine Scheidewand von bey» den Landern und besondern Staaken aus. Die Wasser, die hier emspringen, wenden sich nach allen Gegenden, wenigstens bin ich einigen von Osten das Gebirge hin¬ auf, welche sich in den Fluß Piave ergießen, und mit anderen nach Westen abwärts gefolget, die sich in den Fluß Adige oder Etsch verlieren, und so endigen sich die Kornischen Alpen abermals so wie die Iulischen mit zwei) Erdgrade. Das Sonderbarste, was ich in die. sein ganzen zurückgelegken Erdstriche fand, ist erstens die so feine Verwitterung der ursprünglichen kalkichten Alpen, meistens hangt das Aufgelöste wie ein Schnee oder weißes Mehl auf den Felsen. Zweykens, daß, obgleich eben dieses Gebirge meistens aus Schichten be- steht, dennoch wenig unterirrdische Höhlen hat, wenig¬ stens habe ich keine merkliche gefunden, noch erfragen können. Drittens, daß ich erst zu Ende in dem Bellu¬ nesischen, wo diese Kette ein Ende nimmt, Lava und ausgebrannte Vulkanen fand, welche wie in einer Linie, dem romanischen und neapolitanischen hinstrichen, das ist, von Südost nach Nordwest, wie man denn durch diesen Erdstrich aller Orten Spuren davon findet, be¬ sonders in dem Vicentinischen und Veronesischen, wo alles mit angefüllt ist. Da nun letzterwähnter Erd¬ strich durchaus niedriger liegt, so ist es möglich, daß diese Lage geneigt sei), mehr Feuchtigkeit durch die Erde zu lassen, um die darinn befindlichen mineralischen Thei- K 4 le '52 le zu entzünden, und warum diese verloschenen Vulkane sich nicht weiter in die Kette erstreckten, mag vielleicht aus der Ursache seyn, daß die Bergschichten zu hoch auf¬ sitzen, oder daß auch dieses Gebirge zu wenig Kiesla- ger besitzt, um solche hervor zu bringen; doch alles dieß mag vielleicht nie erforscht werden. Indessen, jeder urtheile darüber, wie er wolle; genug ist es, daß Thatsachen hin¬ länglich beweisen, daß die hohen Berge nicht jederzeit ihre Entstehung vom Feuer herzuschreiben haben, und diejenige, welche dadurch in den venetianischen Staaten hervorgebracht worden, nicht die höchsten Gebirge aus¬ machen, und alle gegen die Flache nach Südosten hin halten. Die Mächtigkeit von dieser ganzen Karnischen Alp- fette ist nicht aller Orten gleich, so auch die Höhe nicht. Zu Anfang hat sie selten über einige Meilen im Durch¬ schnitte , wo hingegen zu Ende sie immer mächtiger wird; viele Berge giebt es darinn, die dem zu Anfang erwähnten Berg Terglou wenig nachgeben, als der Berg Valbona, Samarzo u. d. gl. Die Einwohner dieser Kette sind folgende: Ersten« Furlani oder Friauler, welche zwischen dem iisynzo-. und Tagliamentostuß liegen; sie sind, einige wenige Slaven, welche gegen Norden liegen, ausge¬ nommen , meistens Jtaliäner, und haben eine eigene Sprache imter sich, welche den Namen des Landes führt; es ist ein wahres Jargon oder corrupttsJtaliänisches mit vielen französischen, ja auch zu zuweilen mit slavischen Wörtern xvrr Erklärung der Kupfer und Vignetten des ersten Theils. Das Titelkupfer. Der Adrius oder heutige Dinariberg wird von der Westseite im Prospekt vorgestellt, so auch die Gebirge Gnat, Uniste, Orlaicza und Plavansko Berdo. Das Velkirastell oder Handelshaus der türkischen Caravancn heißt gemeinig¬ lich Raskaviza Polanka. Bey den drcy Punkten stos¬ sen die Granzen des kaiserlichen, türkischen und venetia- nischen Gebietes zusammen, welches mit einem Adler, halben Mond und Löwen bezeichnet ist. Vignetten. iste Vignette, welche sich unter dem Titelblatt befindet, stellt die ganze Alpkette vor, von Mchcr im Werk Erwäh¬ nung gethan worden. Die f bedeuten die Enden und Anfänge der besondern Alpen. 2te Vignette, welche vor der Vorrede steht, stellt das Thal von Gare; in dem Bellunesischen vor. Zte Vignette, welche vor dem ersten Kapitel steht, ist der höchste Punkt des Berges Vellebich (lest Vellebitschz von der Nordostseite. 4tc Vignette, die vor dem zweyten Kapitel vorfindig, stellt das Ende der Dinarifchcn, und den Anfang der Juli- schen Alpen vor. Zte Vignette. Ist den Berg Mattujar, oder der Anfang der Karnischen Alpen, gegen Westen. ** 2 6tc X-VU7 ßte Vignette, zu Ende des Tbcils, stellt das Gebirge bey Rochetta, nut dessen festen Paß im Trientinischen gele¬ gen, von der Südseite vor, Kupfertafeln. lste Tafel, worauf das hohe Kalkgebirge, aus Schichten be¬ stehend, mit der Eallmeygrube von Auronzo in» Cado- rimschen von der Südseite vorgestcllt ist. ste Tafel. Das ganze Kalkgebürge mit den Gallmey- und Bleygruben von Orgentiva im Cadorinischcn, von der Nordscite. zte Tafel. Das Gebirge um Haden oder Ampezo in Tyrol, von der Nordseite. Bey a. und K. sind Einstürze vom Kalkgebirge, wo thonigte Flötzschichten entdecket worden. 4te Tafel. Ein im Belluncsischen durch Einsturz eines Ber¬ ges entstandener See, wobey einige Dörfer zu Grun¬ de gegangen, von der Nordostfeite vorgestellt. §te Tafel. Das hohe Kalkgebirge bey Agordo im Bellune- fischen, von der Südseite vorgestellt. 6tc Tafel. Das Thal Imperina im Dcllunesischen, worum sich ein reicher Kupfergaug befindet, der vom Kalk¬ rind Schicfcrgcbirge eingeschlosscn ist. Physi- I Wörtern gemischt. Man giebt vor, daß in dem isten Jahrhundert viele Franzosen hier als Kriegsgefangene gelegen haben, wo der Umgang mit dem Frauenzimmer die Verderbung der Sprache nach sich gezogen hat. Al- lein diese ganze Angabe ist weder gründlich noch erweis¬ lich , aber die Gcschichtbücher von Karl dem Großen geben gewissere Nachrichten, wie die französische Spra¬ che ins Land gekommen fty. Im Jahr 770 em¬ pörte sich Ruodgauduö, damaliger Herzog von Friaul, der seine Besitzungen dem erwähnten Fürsten zu danken hatte, mit Stabilinio, Herzog der Marca Trevisana, wider solchen. Allein Karl kam mit einer Armee aus Franken durch Italien, und trieb die Rebellen zu Paa. ren, setzte dem Lande französische Grafen und Baronen vor, und ließ auch noch einen Theil seines Gesolgs dar. inn, welche also die Landessprache mit der ihrigen misch- ten, woraus denn die Furlaney ihre eigene Sprache er¬ hielt. Dieses ganze Volk ist von geringem Ansehen, kleidet sich nach ikalianischer Art, aber sehr schlecht, meistens weislicht, sowohl das eine wie das andere Ge¬ schlecht. Wie die Wolle von den Schafen kommt, so machen sw daraus ein Tuch, welches bald schwarz, grau oder weiß ausfallt. Feldbau haben die Alpeneinwoh- ner wenig, und da sie an den Granzen eines fremden Staats leben, so geben sie sich häufig mit Schleichhan- del ab, welcher sie sehr verwegen und unzüchtig macht; besonders zeichnen sich die Saressaner vor allen übrigen aus. Allein, obgleich das Herz von den mehresten Friaulern sowohl dieß. als jenseits des Ufers der Sozha oder Lisonzvsiuß wenig ttütze ist, so haben sie doch desto aufge. »54 ---- aufgewecktere Köpfe zum Lernen; nur, wenn sie in die Gemächlichkeit kommen, welches oft das Studiren jun¬ ger Leute mit sich bringt, werden sie so nachläßig da- bey, daß, sobald sie nicht mehr unter dem Zwang stehen, auA nichts mehr gründliches erlernen wollen. Die Lebensart dieses Volks ist einfach; die Haupk- speife ist Polenta, oder gekochtes Mehl von türkischem > Korn (MayS), Milch und Wein; doch haben sie auch meistens ein schwarzes Brod von Haber und Korn. Zweytenö, Carnieli oder Karnier. Diese haben ihre Lage von dem Fluß Tagliamento an bis zu der Pie- va im Cadorinischen. Die Kleidung dieser Leute ist eben so, wie der Friauler ihre, aber sie sind in allen Stücken viel bessere Leute. Da sie ebenfalls wenig Feldbau ha¬ ben, so geben sie sich mit keinem Handel, als mit schlech- ten Kupferstichen u. d. gl. ab. Da sie einige Fabriken im Lande haben, so sind auch einige mit dazu dienlichen Arbeiten beschäftiget, als Spinnen u. s. w. Man kann sagen, sie sind in ihrem Charakter das, was die Sa¬ voyarden sind: arbeitsam, ehrlich und getreu, und wo man nur immer einen in kaiserlichen Staaten anseßig findet, so ist er wohlhabend. Ihre Religion ist, wie in der ganzen Kette, die katholische, jedoch ohne Schwär¬ merei). Ueberhaupt ist auch das weibliche Geschlecht ziemlich eingezogen, wobey aber ohne Zweifel ihre elende Lebensart und wenig vorkheilhafte Gesichtsbildung das seim'ge beykragen mag, und das Tragen hölzerner Schuhe verstellt -- 155 Erstellt ihnen eben so sehr die Füße, wie die grobe Hand¬ arbeit die Hände. Drittens, die Cadoriner nnd Belluneser. Sie ha« viel ähnliches mit letzteren, wenigstens durchaus gute *wd sriedsame Leute. Kleidung und Lebensart ist wenig *der nichts verschieden; nur im letzteren Bezirke ist das Volk nicht so aufgelegt, sondern mehr der Einfalt und dem Hochmuth ergeben. Die Viehzucht ist durchaus >n der Kette ziemlich beträchtlich, doch meistens nur Zeines Hornvieh, als Schaafe und Ziegen. Ihre er« ieugtey Käfe davon sind von großer Güte. Da das Niannsvolk sich mit dessen Bereitung mehr abgiebt, als die Weiber, so habe ich sie gar oft in verschiedenen Ge¬ genden von Ungarn angetrvffen, wo sie zu diesem End¬ iweck auf adeliche Güter berufen worden, um guten Käs in bereiten. Allein unmöglich ist es, daß er dem Al- penkäse gleich käme, da in den Flächen das Vieh ein ganz anderes Futter, und niemals solche aromatische Läuter genießt, wie im Gebirge; doch weis man, >aß eine vortheilhafte Bereitung vieles zur Verbesserung ^kytrage. Die Belluneser sind überhaupt eingezogen, und. das leibliche Geschlecht in der Liebe ziemlich gleichgültig, tzteyer, welche Mädgen zur Gefälligkeit bringen wol- 'W, müssen hier Mittel brauchen, die selten in der ^elt üblich sind. Schmeicheleien, Geschenke u. d. gl. Wien hier nichts fruchten, obgleich manche schon lange 'icht mehr in der Unschuld lebt; aber eine grobe Be- Hand- iz6 ----- Handlung, die meistens in einige Schlage ausartet, il das Mittel, seine Phyllis zu überwinden, und von ih geliebt zu werden; wenigstens gilt dieß von einem Th-> des Landvolkes, denn von Städten ist nicht die Rede. W sonderbar ist doch nicht die Denkungsart so vieler Mer schen! Die Weiber sollen sehr oft diese Sprödigkeit zr gen ihre Männer beweisen, und müssen auf eben dies harte Art zurecht gewiesen werden. Ende des ersten Theils. Physikalisch- Politische aus den Dinarischen durch die Iulifchen, Carnischen, RhaLischen in die Norischen Alpen, im Jahre 1781 und 178z unternommen von H a c q u e t. Zweyter Theil. Leipzig, verlegtö Adam Friedrich Böhme, 1785, O Reichthum der Natur! verkriecht euch, welsche Zwerge, Eurvpens Diamant blüht hier und wachst zum Berge. Hallers Gedicht: die AlM Verzeichniß der Kapitel des zweyten Theils Viertes Kapitel. Von den Rhatischen Alpen, deren Namen von einem Hetrurischen Fürsten herrührt. AuSdeh. nung gegen alle vier Welttheile. Deren verschie¬ dene Bestandtheile. Grosse Höhen. Von einigen Höhlen und mächtigen Eisbergen. Einwohner. Die GeniüthSart der Tridentiner, Breöcianer, Valteliner und Bündner. Deren Viehjucht, Bewerbsamkeit, Lebensart, Religion, und von der dadurch entstehenden Schwarmerey und Armuth. Von der Hierarchischen, Aristokrati¬ schen und Demokratischen Verfassung dieser iänder. S. i Fünftes Kapitel. Von den Norischen Alpen, woher sie so heissen. Deren Grösse und Länge. Bestandtheile von denen vielen sich darinn befindlichen Bergwer. ken, welche alle Metalle liefern, Zinn und Pla- / --- 2 tina tina ausgenommen. Hohe Berge von Gra¬ nite, Kalk und Eis. Von den Einwohnern, deren Sitten, Lebensart, Gebräuchen sowohl in dem monarchischen als hierarchischen Staat. Von der Bewerbsamkeit der Tyroler und Salz¬ burger. S.ily Erklä- — 7-.— > V - AH. Erklärung der Kupfer und Vignetten zum zweyteu Theil. .. Vignetten. ^iie Vignette, welche sich unter dem Titelblatt befindet, stellt die ganze Alpkette vor, von welcher im Werk Erwäh¬ nung gemacht worden. Die s bedeuten die Enden und Anfänge der besondern Alpen. 2te Vignette. Ist der Anfang der Rhatischen und das Ende der Karnischen Alpen von Süden nach Norden. Lte Vignette stellt das Gebirg von Traspi, hinter welchem der hohe Berg Ortcles liegt, vor, und ist der Anfang der Norischen Alpen von Osten nach Westen. 4te Vignette. Der Berg Rozatsch bey Set. Moritz-in Ober- Engadin in Nhatien von der Nordseite. Tafeln. 7te Tafel, welche die Granitgcbirge Bernina mit ihrem Eisberge von der Ostseite vorstellt. Der Abfall ge¬ gen Westen gestattet die Aussicht, ins Valtelinische in Rhatien. 8te Tafel. Das Gypsgebirge des Schamferthals in Rha¬ tien, worinn her Rheinfluß sich ganz verbirgt, von der Südseite. 9te Tafel. Das Kalk- und Granitgebirge des Albel voir der Ostseite, wo sich in dem Granitberg eine Höhle befindet, in Rhätien. *vte Tafel. Das Kalkgebirg mit dem Vorgebirg, worinn sich die Bley- und Gallmeygruben befinden, bey Na« ferset in Tyrol, von der Mittagseite vorgestellt. * z ute Ta- ute Tafel. Das Granitgcbirg von Weißburgwinkel int Salzburgischen, worum sich in einen» senkrechten Berg Koboltgange bloß befinden, i. 2. «nd z sind die Ein¬ brüche auf dem Haiiptgang. i2te Tafel: worauf ein Windkasten mit einer besonder» Ver¬ steinerung, Kristall und Steinart vorgestellt ist. l^it. Der Grundriß. N. i. Die Lagerbaume oder der Satz. - 2. Die Wände von denen 2 Windkasten. z. Die Mitte oder Scheidewand. - - 4. Die Wuidlotte gegen die Schmelzöfen. 5. Die Schämel oder Hebel. , 6. Die Axcn oder Zapfen, welche « 7. in eisernen gegossenen Anwellen gehen. 8- Eiserne Stifte durch die Oefnung in denen Hebeln, wo die Stelzen oder Gabeln eingesetzt werden. - y. Eiserne Streichbleche, auf welche die Walzen drücken. - io. Der Wellbaum samt denen Walzen. I^it. 8. Das Profil. - n. Die Lagerbaume oder der Satz. - i2. Die Säulen, welche die Kasten einhalten. - iz. Die Zwinge samt denen Keilen. - 14. Die Wände von denen Windkästen. - 15. Die Windlotte gegen den Schmelzofen. - 16. Die Schämel oder Hebel. ° 17. Die Axe. - i8- Die Gabel oder der Drücker. - 19. Der Boden. - 2O. Das Ventil. - 2i. Die Springleisten. - 22. Die Haken, welche die Springleisten Nieder¬ halten- - 2z. Le- - 2z. Ledcme Riemen, mit welchen das Ventil an d«n Bo¬ de» befestiget ist. - 24. Das Loch, durch welches der Stelzenstift gesteckt wird. ^t. e. Der Boden im Grund. - 25. Der Boden. - 26. Das Ventil. - 27. Der obere Rabmen. - 28. Die Springlcisten. - 29. Eiserne Haken, welche die Springlcisten nieder¬ halten. - go. Eiserne Springfedcrn, welche die Leisten an dis Kastenwande andrucken. !Ut. v. Der Boden samt der Gabel im Profil - gl. Die Gabel. - Z2. Der untere Hvlzrahmen. - zz. Der Boden. - Z4- Der obere Holzrahmen. - z-;. Die Springleisten. - z6. Die Haken. - Z7- Das Ventil. - z8. Lederne Riemen. x. Der Boden oder Drücker von aussen. - Z9- Der Nagel samt der Schleuder, so die Gabel mit dem Hebel verbindet. - 4s. Der untere Holzrahmen, oder Einfassung. - 41. Der Boden. - 42. Der obere Holzrahmen. - 4Z. Die Springlcisten. l.it. ck I.it. k. Em Haken von der Seite. Xit. 6. Dessen Kopf im Grund. Xit. ». Springftder von der Seite. Xit. I. Die nemliche im Grund. Diese letzte 4 Stä' cke sind sehr vergrößert vorgestellt. L.it. X. Ein Maaßstab von 22 Smzburgischetl Schuhen zu diesem Windkasten. ' Xit. X. Eine Versteinerung eines Insekts. Xü. Xl. Ein besonders gebildeter Murkstein. Xit. Ist. Eine unbekannte Kristallisation voll Kalkspath. Erklärung der Zeichen, welche sich auf den Tafeln und Vignetten befinden. Kalkstein, ch, Gyps. 6 Granit. X Fels- oder Ouarzschiefer. 8 Thonschiefer. Lava. X? Eis. Stein- oder Pechkohlen. D Silber, 'h Bley. § Kupfer. F Eisen- o Gallmcy. F Nickel. X Kobold, ch Schwefel. Bericht an den Buchbinder. Die 6 ersten Kupfer werden zu Ende des ersten, und die übrigen zu Ende des zweyten Thetls so gebunden, daß sie beym Lesen herausgeschlagen werden können. Physikalisch »Politische Reise aus den Rhatischen in die Norischen Alpen. Zwey ter Theil. Viertes Kapitel. Von den Rhatischen Alpen, woher diese den Namen er¬ halten, deren Ausdehnung von Osten nach Westen, und deren Mächtigkeit von Süden nach Norden, Bestand- theile, Höhen, Höhlen, Eisberge, Einwohner u. s. w. ^)ieseAlp- oderCentralkette, welche die machtig- ste von Europa, wo nicht von der ganzen alten ist, und von so vielen Fremden besucht und bewun- dkkt wird, hat ihren Namen von dem alten Rhatia her, Hkcgners Reisen II. Theil. A wel- s - .- welches in das obere und untere gekheilet wird. Dies? Benennung auf die Autorität des Plinius rührt von einem hetruscischen Fürsten her, welcher Rhatus hieß/ und das Land mit seinen Völkern bezog. Viele wol¬ len aber den Namen von dem Rhenus oder Rhei»' ström herleiten, welches aber weniger wahrscheinlich ist/ sondern eher zu vermuthen, daß dieser Fluß so wie auch die Gebirgkette von diesem alten Lande den Name» erhalten hat. Josias Simler *) hat hievon sehr weit- lauftig in seinem Werk von den Alpen gehandelt; ich verweise also den Leser dahin, wer weitlauftiger davon unterrichtet seyn will. Da man jederzeit mit vieler Un¬ gewißheit die Herleitung der alten Benennung der Lander erforschen kann, so wäre es auch überflüßig sich hier da¬ mit abzugeben; Genug ist es, daß man weiß, daß man unter dem Worte der Rhätischen die Alpen des Wündnerlandes verstanden haben will, wie man sie auch heut zu Tage in vielen Schriftstellern unter diesem Namen angeführt findet. Diese Central - oder Alpkette hat ihren Anfang gegen Osten an'den Komischen Alpen, wo der Piave¬ stuß mit verschiedenen Zweigen entspringt. Die Ber¬ ge, welche beyden Ketten Gränzen sehen, sind der Berg St. Pelegrin, gegen Süden Vallaza; VezzarM mit ferner, Sasimaor gegen Norden, Marnw- lata mit ferner der Puctsen und Peitler Kofi- Aus diesem ist zu ersehen, daß ein Theil von Ty- rol r) s.Lirüler l'bek-iurus tüiioriLLl-Icl veü-se. I^Auri l^.tal- -—- z zu Rhätien gehört, und in d«m 6ten Jahrhundert durch dje Herzoge von Bayern abgekrennt und zu dem alten Noricum gerechnet worden. Das Ende dieser Kette gegen Westen granzt an die Adulische Alpen, ^Ipes wo der Haupkursprung des Rhein sich befindet. Diese letzte Kette ist ein Theil dkö anhangenden Gebirges des grossen Gotthartöberg. Die Hauptberge, die die Rhätischen Alpen hier haben, sind ein Theil des Vogelbergö oder ^äuls, dann der Licula, das Moschell- und Mittagöhorn, welches das ganze Rheinwaldthal viele Monate im Jahre der Sonne beraubet; die Granzen von der Mächtigkeit der erwähnten Alpkette gegen Mittag sind die hohen Al¬ pen oder 8ummae wo der Ursprung des Rhon- und anderer Flüsse sich befindet, dann der Lago di Conio, die Berge welche eigentlich die Gränzlinien zwi- schen beyden Ketten machen, und so kann man ebenfalls die Gränzlinie dieser Kette gegen Norden annehmen, nämlich vom Anfang des Bodensee bis zu den Nori- sichen Alpen, wo dann der Ursprung der Ada aus dem Val Furba und PedenoS und die Berge Inga, Tleck, Sarasso, Polinaro u. s. w. als Granzsteine nnzunehmen wären. Diese hier angegebenen Gränzen der Rhatischen Alpen scheinen in der Natur so wie auch in der politischen Verfassung der angranzenden Länder ihren guten Grund zu haben. Der Ursprung des Pia- deflusses mit dem Venetianischen Staat gegen Osten, der Comosee mit dem Mayländischen und die hohen Alpen des Walliserlandes gegen Mittag. Das Gebirg A 2 des 4 .. des Gotthartsbergs mit dem Canton Uri und der Rhei" gegen Mitternacht, der Bodensee bis zum Ursprung dec Ada, wozwischen die Granzlinie von dem österreichische" Staat mit dem Vündnerland ist. Man kann freyliö) nicht die Rhätischen Alpen als eine ordentliche Gebirg' kette ansehen, da sie mehr eine Zusammenhäufung vo" allen übrigen zusammenlaufenden Gebirgsketten, folg' lich das Centrum ist, wodurch dann natürlicherweise auch solche aus unzählichcn Gattungen von Bergen be- stehen muß. Die Rhatischen Alpen, welche beym Ursprünge des PiaveflusseS an dem südlichen Gehänge des Berges St.Pelegrin, wo das Wasser in die Cardevole und solches in die eigentliche Piave sich ergießt, dann aus dem Fis"' denta-Thal, wo auch das Wasser den Namen erhält, nehmen ihren Anfang mit Kalk und etwas Granite- Der Kalkstein ist der ursprüngliche oder alte, und so scheint es auch beym Granite zu seyn; diese letztere Stein« art, welche den Pelegrinberg ausmacht, ist von Farbe röthlich und grau aus seinen gehörigen Bestandtheilen bestehend, doch auch oft mit Peckstein gebunden. Hier auf diesem sowohl als den andern links und rechts anhan- genden Bergen, wo die. wahren Gränzfcheidungen der beyden Alpkettln angenommen werden können, befindet sich ein Zufluchtshaus für die Reisende, welche mit oder ohne einzelne Pferde dieses Gebirg übersteigen. Die Stiftung eines solchen einschichtigen Hauses von der dortigen Gemeinde ist gewiß eine der größten Wohltha» ten, die man seinem Nebenmenschen kann angedeihen lassen. Der Vorsteher eines solchen Hauses ist schul¬ dig -.. 5 big einen jeden Ankommenden zu bewirthen, und in Schneezeiten, wo oft ein Reisender nicht weiter kann, muß solcher ohne alles Entgeld z Tage, ja auch z Monate, wenn die Witterung nicht zuläßt seinen Weg weiter fort- Zusehen, gehalten werden. Der von der Gemeinde be. soldete Wirth, muß vor allen Unfug, der einem Rei. senden widerfahren kann, gut stehen. Er muß ein oder jween Knechte, und eben so viel Paar Ochsen halten, UM bey großem Schnee den Reisenden entgegen zu ge. hen, und vor ihnen den Weg zu bahnen, und so muß or mit seinen Knechten denen Irrgegangenen zurufen, oder mit seiner Glocke läuten, daß sie wissen, wohin sie sich ju wenden haben. Gar ost erfährt ein solches ZufiuchtS- Haus das Schicksal ganz verschicken zu werden, wo die Einwohner genöthiget sind, Tag und Nacht Licht zu brennen; so wie die Einwohner vieler andern Gebirg- gegenden, wie z.B. in den Savoyischen Alpen, wo ei. Uige der Einwohner z und 4 Monate unter dem Schnee M ihren Hausern begraben liegen, nachdem die Männer im Spakjahre ihre Weiber und Kinder in den Wohnun. 8en zurücklassen, um in der Flache ihr Brod sich zu bedienen, bis das Frühjahr heranrucket und der Schnee vergeht, dann kommen sie wie die Schwalben zurück, Offnen die geschlossenen Hauser, wo sie gar oft jemanden von ihrer Familie todt finden, den sie dann ordentlich zur Erde bestatten. Die Häuser dieser Alpenleute sind "leistens zu zwey und drey zusammengehangt, damit sie Unter dem Schnee eine Zusammenkunft haben können. Von Pflanzen habe ich die ganze Zeit nichts Merkwür- biges angetroffen, als die aretische Alpenpflanze, ^re- n» »jxiirL Ickmrsei, welche hin und wieder an dem an. A z stoff 6 stossenden Gebirge des Pelegrin blaßroth blühte. Dst Alpensilene war auch noch in der Blüthe und be« schmückte manche Felsen mit ihrer schönen Farbe. Von dem gegen Nordosten gelegenen Hom Nalfreda des San Pelegrinbcrg übersähe ich zum Theil zum letztenmal die Karnischen Alpen, und wandte mich über Monte Rigobetta und Paneveggio bergab ge¬ gen Forno, so wie auch der Vis ober Avistofluß sein Bette zum Theil darinn hat, zu ; obgleich ich aus einem Granitberg meinen Weg fortsetzte, so hatte ich doch noch auf allen Seiten ein hohes Kalkgebirg, selbst der erwähnte Ort ist damit umgeben. Der Berg Forno aber, besteht aus einem ganz schwarzen Gestein, welches Trap und Basalt ist; da ich diesen Berg nicht bestiegen, so hat man mich versichert, daß der Gupf aus eben der Steinart bestünde, das übrige niedere Ge- birge bis Predazzo ist nichts als Granit, der oft in sehr starken Schichten bricht, so wie viele andere Stcinar« tcn zu thun pflegen. Der hier angeführte Ort liegt zwischen den kleinen Flüssen Travignolo und Avista. Ich fand hier acht Hammerschmiede, welche das Roheisen von dem Bergwerk Premier bearbeiten. Die daraus verfer¬ tigten Waaren sind Nägel, Pflugeisen, Ketten u. f. w. Der Preis des Roheisen im Werke kommt fünf Gul¬ den zu stehen; ich habe lange nicht die Geschicklichkeit bey den hiesigen Arbeitern gefunden, welche die Stey« ermarker besitze». Von dem letzten Orte aus gegen Mittag in Monte del mall oder nach einigen Malgotla hat man das Jahr, als ich da war, einen Kupferbau ange- ' ' ." 7 anzefangen; allein die Aussichten waren damals noch sehr klein ; da man, als ich selbigesmal diese Gegend bereiste, nicht arbeitete, so hab ich auch nicht Gele. Zcnheit gehabt, diesen neuen Bau zu sehen; ich setzte also meinen Weg gegen Westen über den Wildbach Travignolo und den Fluß Avisio an dem Fuß des Ber« Zes Carnon fort, welcher gegen den Fluß zu so wie die an« stossenden aus schwarzem Trap bestand; der aus lau¬ ter oft sehr regulären Schichten zusammengesetzt war, rechts aber hatte ich Gneis und Granit; eins wie das andere Gestein brach in Schichten. Bey Valbese, aber Tresevo hörte der Trap auf, und nun hakte ich Segen Cavalese, Vüsching a. a. O. nichts als einen rochen Granit, der dem Ethiopischen oder Granito roso der Italianer gleich kam. Alle diese Gebirge, welche durch das Val dr Fieme streichen, sind ziemlich sanft fal¬ lend, und können nur für Mittel- und Vorgebirge ge¬ halten werden. Dieser Granit giebt durch feine Ver- Witterung einen rochen lockeren Thon, welcher sehr frucht¬ bare Aecker bildet. Die Behandlung des Erdreichs ist hier nicht schwer, und erfordert auch kein tiefes Pflü¬ gen; ich fand die Pflüge hier ohne Gestell und Ra¬ der, von einem oder höchstens zwei) Pferden gezogen. Diese Art zu pflügen war mir auffallend, da ich einen Einzigen Menschen sähe mit vieler Leichtigkeit die Erde Nmwerfen ; meine Bewunderung war desto größer, als ich ohne Rader einemmir eingebildeten leimichten schweren Boden so leicht behandeln sähe, allein als ich den Pflug 'n die Hande nahm, so empfand ich gleich, wie locker das Erdreich war, und als ich nun solches genauer betrach¬ tete, so sähe ich, daß die Dammerde zwar thonig, aber A 4 doch -och durch Beymischung eines groben Quarzsandes nicht fest zusammenhieng. Da nun der Quarz der festeste Bestandtheil des Granits ist, so ist auch solcher, der sich am schweresten oder auch wohl gar nicht vollkommen auflöst. Aus diesem engen Thal di Lugano wandte ich mich mit Linkslassung des Flusses Avisio gegen Nordwe- sien in dem Gebirge auswärts. Hier fand ich bis St. Lugano nichts als Felsschiefer und Gneis von grauer Farbe. Der Berg Truden oder Trodena bestand aus solchen mit groben Porphyr. Links hatte ich das Gebirg Rodeln und Griner - Joch, welches aus eben diesen Gebirgarten bestand. Da mich einige Leute versicherten, daß man Höhlen Ed Kristallen gefunden, so bestieg ick solchen, allein unverrichteter Sache, denn die kleinen Löcher, die vorkamen, waren von keiner Be¬ deutung , noch viel weniger, daß ich darinn Kristallen gefunden hatte; da ich aller Orten Feldspath fand, so dachte ich hier vielleicht Kristallen davon zu finden, aber vergebens, indessen hatte ich doch den Nüßen da¬ von, nachdem ich eine Zeit in die Höhe gestiegen war, mich umsehen zu können, und also sähe ich, daß die Ge¬ birge, welche sich hinter den Granit- und Porphyrber- gen, welche leßtere in den Thälern fortstreichen, die Kette der Kalkgebirge waren, welche ich auf beyden Seiten von Predazzo aus verlassen hatte. Es hat einige Bergbaulustige in dieser Gegend ge¬ geben , welche durch den verführerischen Kies verleitet worden, aus Gold zu bauen; allein nachdem sie schon einige Zeit sich damit abgaben, und mit den Erzen Ver¬ suche Als ich nach einigen zurückgelegten Meilen meinen Neg mehr gegen Norden fortsehte, um die Kalkkette links und rechts zu beobachten, so veränderten sich die ledern Granitberge, je tiefer man kommt, in einen brau- Nen, und schönen rochen Porphyr, der aus Horn oder Jaspis und Feldspath besteht, und bis Montan an¬ hielt. Aus seiner Verwitterung entsteht ebenfalls ein Zrau und rother Thon, der sich in der Tiefe, so wie auch in einigen Orten auf der Oberfläche in Schiefer bildet. Ais ich nun nach Montan kam, so sähe ich in das schö-. "e Val de Adige oder Etschthal. Von hier aus muß- te ich auf einem schmalen Weg, welcher über lauter große schickten von diesem Porphyr gieng, zu dem Etsch- vder Adigefluß; wo ich für das erstemal, nachdem ich schon über 5 geographische Erdbreiten stets in der Mitte der Alpkette zurückgelegt hatte, auf eine fahrbare Straf- so kam. Als ich hier über das Gebirg herunter gieng, so war man eben in Begriff mit Sprengung der Por- phyrfelsen, um einen fahrbaren Seitenweg von dem Thal aus nach Montan zu machen. Bey dieser Gelegen, hoit fand ich viele gute frische Anbrüche, welche mir den schönsten etwas blaßrothen Porphyr zeigten, und ich konnte ebenfalls dadurch ersehe»,, wie dieses Porphyr» A 5 Mo --— 9 suche machen ließen, sahen sie sich getauscht zu seyn, nnd stunden von dem ganzen Bau noch bey Zeiten ab; indessen obgleich diese Versuche miölungen, so scheint es wir doch sehr wahrscheinlich, diese sanften und oft ab¬ wechselnde Gebirge möge», nicht ohne Metalle seyn, da s'e so viel den böhmischen und andern Erzgebirgen ahn» l'ch kommen. ra - -.- gebirge in Schichten einbrach, so daß von dem Fallen von 40 Grade solche sich zu Zeiten ganz senkrecht dar- stellten, und also in der Tiefe gegen Westen und Nor¬ den dem Adizefluß zu diesen Porphyrschichten ihr grad stehendes Streichen dahin richteten. Viele von diesen Schichten haben parallele Spalten, welches also dein Stein ein länglich kubisches oder säulenförmiges Anse¬ hen giebk, Da ich diesem Porphyrberg zuletzt, bevor ich zur erwähnten Heerstrasse kam, stets da folgte, wo sich solche mit dem Kalkgebirge gegen Südwest vereinigen, so findet man zuletzt einen Wildbach, mit Namen Gallwi- ser, der sich sein Bette zwischen diesen zwey Vergärten gebahnt, und dem Etschfluß zulenkt. Ob nun gleich dieser Bach die Gränzen dieser Steinart anzeigt, so ist doch noch etwas von dem Porphyr auf der Anhöhe von Peza auf dem Kalk aufgesetzt, der aber schon meistens auf der Oberfläche durch die Verwitterung wie ein ro- ther Schiefer sich da-siellk,: eine Sache, die auch ein feder Reisender von der Poststrasse beobachten kann. Allein ob gleich hier diese Steinart auf der andern auf- sitzt, so ist es doch nicht wahrscheinlich, daß solche hier ihre Entstehung zu danken habe, sondern ich sehe sol¬ che als ein blosses aufgesetztes Geschiebe an, welches vor Zeiten, als die Porphyrberge noch höher waren, sehr leicht auf den hier nieder» Kalkfelsen hat geschehen kön¬ nen. Freylich Liebhaber von Systemen würden gleich eine solche Kleinigkeit für einen überzeugenden Beweis angenommen haben, besonders wenn sichs umgekehrt mit dem Aufsitzen der Steinart eingefunden hätte. Da ich hier noch eine Zeit dem Porphyr, den Etschfluß aufwärts folgte, so fand ich immer die nemliche Beschaffenheit; das '. n Anhalten von solchem war mir von den Anhöhen gegen Osten bekannt; und da ich meine Untersuchung nach besten zu machen hatte, so wandte ich mich dem iauf Flusses nach abwärts gegen Neumark zurück. Da ich nun auf meinem ganz zurückgelegten Wege keinem einzigen Mineralogen, was die Physik der Erde betrift, etwas beschrieben gefunden, als was Herr Ferber r) geliefert, so dachte ich solches der Untersu¬ chung um so mehr werth zu seyn. als meine in einem heiteren Dunstkreis auf den Anhöhen gemachte Ersah- Trigen gar nicht mit jenen, die vor Zeiten auf der Post- stl'asse in dem vom Fluß verursachten Nebel, überein- Wnmten. Herr Ferber oder der schwarzgallichte Recensenk mei- ^r Qryktographie in der allgemeinen deutschen Biblio- ch°k, zu welcher Schrift folgendes moto aus dem koileau abgeht: — dlul n'aura ä'cssrit Igors nous et uos amir. ^ird mirs zu gute halten, daß ich hier der Wahrheit zu !tebe abermal seinen unachten BeobachtungSgcist rüge, ch wie ich solches, mit eben dem Absehen in den zween er- ^en Bänden der 0r/ct0Ars^Iüa Larniolica, befon« ^ers im letztem, Seite 18. die Gelegenheit gefunden habe, zu thun; es sind auch meine durch so viele Iah« re hindurch gemachten Gegenbeweise noch von nieman. den !.ettres tur Is kvlincrzloAie et tur äivers autres Okjetr 6e dl-lilloire naturelle Ue l'ItLÜe ^>sr!»1onk. Server. Ltrar- dourx. 1775. den widerlegt worden, ja ich muß eö auch meinem Herr» Recensenken nur geradehin sagen, denn ich besorge, er verstund mich hier so wenig, wie er mich in dem recensir« ten Werke verstanden hat, daß meine Angaben und Br« stimmungen von einem jeden, der sich die Mühe der Untersuchung gab, sind bestätiget worden, wie man bey Herrn Herrmann Z) Seite 24. zur Gnüge ersehen kann, über welche unachte Beobachtung der mineralogischen Briefe der Recensenk wie eine stürmische Wolke darüber weggerutschet ist. Da ich nun bey meinen Reisen so selten die Gelegen« heit finde, die in den erwähnten Briefen enthaltene Irr« thümcr zurechte zu weisen, und da ich immer meine Ge« genstande zweckmäßig nämlich die Untersuchungen der Gebirge nur auf solche und nicht im Postwagen auf Heerstrassen zu machen pflege, wie es dem Verfasser be« nannter Briefe und seines Gleichen zu thun beliebet, wo sie oft aus dem blossen herbeygeführten Steinschutte zu Verbesserung der Wege Schlußsätze auf das oft von wei¬ ten unsichtige Gebirge zu machen geruhen, so wird mir der Herr Recenfent die Freyheit nicht übel nehmen, be¬ sonders weil er ein so Wahrheit liebender Mann ist/ baß ich hier in etwas erwähne, wie richtig oder unrich« tig der Verfasser der Briefe auch in diesem Lande beob¬ achtet habe. In seinem letzten Brief wird gesagt: „ Ohnweit Neumark gegen Branzol zu fand ich rechts Gebirge von Porphyr" nemlich jene, die ich oben von Mon- z) B. F. Herrmanns Reisen durch Oesterreich, u, s. rv. z Bande. Wien, 1782. Montan erwähnt habe — „ eine Abart von diesem Per» »phyr hat nebst Feldspath auch einen glasigten Schort »niiteingemischt, welcher jenem des Bergs Vesuv »gleich kommt.— Ueberhaupt diese Uebereinstimmung ,, der Porphyre mit verschiedenen Laven des Vesuvs ist »so groß, daß ich gar nicht anstehe zu sagen, daß die »Porphyrberge um Neumark wahre Laven sind, u.s.w." Was für ein Schlußsatz! aus welchen jystemati» schcn Grundsätzen mag wohl dieß entlehnt seyn? aus duseln, daß die Porphyre dieser Gegend von weitem oder auch in der Nahe, wenn sie auf ihrer Oberstäche verwittert sind, den Laven des Vesuvs etwas ähnlich sehen,so müssen sie auch durchs Feuer entstanden seyn? hätte doch der Verfasser sich nur einige Meilen von der Strasse ins Gebürge gewandt, und die mindeste Versu¬ che damit angestellt, so würde er mehr als zu deutlich gefunden haben, wie unrichtig man in einer Posichaise von Gebirgen und Steinen schließt: z. B. hatte er nur Ein paar Versuche mit dem Magnet gemacht, einigen wenigen Stücken die Politur geben lassen, so würde er er« fahren haben, wessen Geschlechts die vor ihm seyende Gebirge waren, und noch mehr würde er klüger ge« worden seyn, durch chemische Wege, die er zu seiner Zeit hätte anstellen können; allein der chemische Cronstät ist langweilig, besonders wenn einen die Leute schon als ^Egtor erkennen sollen, so weiß man ja gleich alles LkMtu zu bestimmen. Weiter unken in eben dem Brief wird gesagt: »Ein Umstand, den ich bald übergangen, und die Sach« »Noch mehr bestätiget, ist, daß diese Porphyrberge aus „vier- -4 -7^— „visreckigten Säulen u. s. w. bestehen." Allein wit gesagt, hätte der Verfasser nur bis zurHälfte diese nicht hohe Berge bestiegen, so würde er, wie ich, erfahren haben, daß der dortige Porphyr besonders der Rothe, der aus blossen Jaspis und Feldspath besteht, in lauter Schich¬ ten bricht, welche oft senkrecht gegen die Strasse hi"- streichen, also in einer solchen Lage nur die Schneide der Schichten zu sehen sind, und einem VorbeyfahrendeN sehe ordentlich und säulenförmig vorkommen mögen- Würde bey einer, solchen Erfahrung die Apodictifche Ge¬ wißheit des Beweises nicht weggefallen seyn, wenn der Verfasser der Briefe zweckmäßig diese Gebirge unter¬ sucht hakte? ganz gewiß; aber was sieht man nicht alles, wenn der Beobachtungsgeist benebelt ist, und man sich sklavisch einem Systeme unterworfen Hak- Warum soll nur dieses Gebirg, welches feine Skeinart etwas regulair brechend hat, durch Feuer entstanden seyn? warum sagt man denn das nicht auch vom Trap, Sandstein, cos guaärum, und einigen Kalksteinen, wie man Beyfpiele findet, und ich zu Anfänge von Auronzo angeführct habe. Solche in oft ordentlichen Figuren brechende Steine als Gneis, Granits u. s. rv. habe ich in meiner oben erwähnten mineralogischen Lust- reife von Karnthen angeführt, wo letztere Steinart in 6, 8 oder auch mehr regulairen Ecken bricht, und der Abt Fortis hat von säulenförmigen Granit, welcher bey Aquapendenteim Römischen bricht, ebenfalls in einer Abhandlung, welche mir aber noch nicht zu Gesicht ge¬ kommen, Erwähnung gemacht; Allein bey allen dem ohngeachtet, hak mir nie der Gedanke beykommen kön¬ nen, die Ursache dieser Bildung oder machten Kristalli¬ sation -le Hl N/ -s -e st ? r > t ) '5 sation dem Feuer zuzuschreiben , wo ich doch mit eben Waffen, die man wider den ursprünglichen Kalk- stein braucht, das Alterthum des Granits hatte vermin, dern können, allein wahre Beobachtungen müssen mit keinen unnatürlichen Systemen verlarvet werden, sonst bleibt die Wahrheit ewig im Dunkeln. Meine hier gegebenen Gegenbeweise wiffer die er¬ mähnten Briefe habe ich nur wegen der Wahrheit der Sache gethan, um daß ein jeder reisender Mineralog, der sich hier unter Montan die geringe Mühe geben Mag, zu untersuchen, sehe, wer von uns Herr Ferber oder ich recht beobachtet habe. Jedoch es müssen Leu- M ohne Vorurtheil und Wahrheit liebende Leute seyn; denn sind es solche, die noch einige Feuertheile vom Ve- stw in sich haben, so zweiste ich nicht, daß sie eben so Mit Feuer und Schwerdt, wie der erwähnte Reccnsent, der Hobbes robuster Mensch ist, darein schlagen wer¬ den, und gegen meine hier gegebene Beweise, um das unächte Urtheil aufrecht zu halten, sich mit dem gewöhn- Elchen Stempel auf grosse Manner zu berufen, wie Vie- le wegen dem Schieferfysteme zu thuu pflegen, um dem Ding mehr Gewicht zu geben, wozu der unedeldenkende ^ecensi-nt zum Theil gehört, der die Gewogenheit ge- habt, sich mit zween Anfangsbuchstaben in dem zi.Ban- d? bey der Recension des 2ten Bandes der Oryctogra- phie, (denn die ersteren habe ich nicht zu Gesicht bekom¬ men, indem bey uns das ganze Werk als unnüh und schädlich verboten ist,) zu unterzeichnen. Nicht wahr, Herr Rccensent, der erste Buchstaben bey der Unterzeich- uung ist der Anfangsbuchstaben meines Namens, und . , der r6 * . d»r zweyte der ihrige, wo nicht ein B. voran geht? was „ für ein kleiner Muthwillen, wenn sie auch kein F. hin- gesetzt hätten, so waren sie doch nie unbekannt gebtie- , ben, indem die ganze Beurtheilung F. mäßig ist. —' » Allein ich muß ihnen sagen, hätten alle diese Schrak' t steller, worauf man sich so oft beruft, die Gebirge ge¬ nauer untersucht, die Steine besser gekannt, und io oder 20 Jahre später geschrieben, ich bin versichert, ; sie würden niemals von so kleinem und flüchtig übersehe¬ nem Bezirke so aufs Ganze geurtheilet haben. Noch heut zu Tage sind wenige, welche einen ge- , nauen Unterschied des Kalksteins zu machen wissen, und , einen jeden zeitlichen Kalkstein für den ursprünglichen verkennen, oder auch wohl vom letzteren aus Mangel der , Gelegenheit niemals einen achten Begriff erhalten. „ Aber geben wir uns doch nicht mit jenen ab, web „ che so freywillig der Wahrheit die Augen zudrücken, „ sagt der berühmte Bergmann in der Eingangsrede zuM „ isten Theil seiner chemischen Schriften, denn beym heb „ lesten Tage würden solche kein sicht erkennen wollen, „ man predigt nur Taubgewordenen." Diesen gegebe¬ nen weisen Rath will ich also auch für allemal gegen die erwähnte Bibliothek und ihren Recensenten hei¬ lig halten, „ denn wie viele haben nicht schon mehr als »zur Gnüge erwiesen,daß die Teutschen Journalisten daS „ unbändigste Volk von der Welt sind — " (wenigstens gilt dies, welche auf flachen und sandigen Boden woh¬ nen,) , wo immer hundert Hande beschäftiget sind, andre „ Nationen zu plündern und zu schimpfen, um in ihre „ Sprache zu übersetzen und ihre ekelhaften Journale „anzu- »anzufüllen. Es ist also einem ehrlichen Mann nicht übel »Zu nehmen, daß solcher nicht zu Keilen mit dem Stock »drein schlagen sollte, wenn die Jungens so zügellos »wir Koto um sich werfen," einen Rath den der Va- ter Horaz gegeben, wenn er sagt: Hui non äes-nöit slic» cuipante. ^och gnug davon und zur Hauptsache zurück. Der Gallwiserbach, der über die Heerstrasse dem Adigefluß zulauft, zeigt die Granzen des Porphyr mit Kalk an; und nun folgte ich der Strasse nach Heumark, wo ich einen etwas weißgrauen körnigen Kalkstein, der bald mehr oder weniger eisenschüßig, und Farbe weißgelb ist, fand. Diese Gebirgart ist deynahe immer beständig, bis in die Fläche, welche sich ^M Mittelmecr lenkt. Als ich hier zu Anfang des Herbftmonatö 1781. war, so fand ich den ganzen Etsch, siuß weiß und nicht klar fliessend, welches das Schmelzen ^Ferners verursachte, indem schon eine lange Zeit eine ^osse Hiße herrschte. Ohnweit San Michele findet zwischen dem Kalkgebirge etwas Thon, worinn sich eine Porcelainerde erzeugt. Da hier die Gebirge sich immer gleich bleiben bis Trento, Büsching a. a. O., ld habe ich Auch den Fluß nicht weiter verfolgt. Leßte. ^'Ort ist gewiß wegen der Hiße im Sommer nichts we. Niger als angenehm, wegen der umliegenden weissen Kalk- die die Sonnenstrahlen zurückwerfen, wenig- si°Ns kam sie mir für diesen Himmelsstrich ungemein 8roß tzo,.. hje umliegende Gebirge mögen wohl bis Lacheer Seehöhe haben, und man findet in solchen ^«cquets Reisen II. Theil. B viele »8 -——- viele Versteinerungen, ob aber auch die höchsten Gups^ damit versehen sind, wie man vom Sonnenjoch glaubt, steht durch mehrere Versuche zu erweisen; indessen ist an der Möglichkeit kein Zweifel, da ich Versteinert- gen schon eben so hoch angetroffen habe. Die Stadt Trento oder Trient ist der Sih ui'b Hauptort eben dieses Bisthumö, sie ist nicht sehr reg»' lair gebaut, aber doch mit vielen neuen ansehnlichen Ge¬ bäuden versehen. Diese Stadt ist durch einen Pfaffen¬ zank in dem röten Jahrhunderte schon sehr berüchtigt worden: Er fieng im Jahre 1545 an, und wurde end¬ lich auf Unkosten der Ehemänner, nachdem der wohi- meynende Hungarische Prälat Draschkowitz mit seines Laltein unam nicht hat behaupten können, nach l8jah- rigem Streit 156z. geendiget. Von diesem Ort aus war ich Anfangs gesinnt mei¬ nen Weg bis zum Lago di Garda zu nehmen; allein ich mußte solchen rechts lassen, nachdem ich über bett Etschfluß gesetzt hatte, indem ich zu weit aus der Kel¬ te gekommen wäre. Ich folgte erwähntem Fluß wieder aufwärts an den Fuß des Monte Gazza bis Mezo Lot bardo, wo gegen über der Berg Corno liegt, und in sei¬ ner senkrechten Kalkwand eine Grotte hat, in welche eine kleine Einsiedelei) gebauet worden, die einem Andächtig im Müßiggang Brod verschaste. Da ich nun hier t den Nosfluß kam, welcher sich ohnweit in den Adige ergießt, so folgte ich solchem aufwärts, wo die Bergl sehr nahe zusammen kamen, und kaum so viel Platz lies¬ sen, daß der Fluß, und ein schmaler Weg durchkaM« Bey diesem engen Paß ist ein Thurm oder kleines Ka¬ ste Ci C de de se H' di di d kr N 8 s k i 1 --- Rochtkta genannt; (man sehe die 6te Vignette zu ^nde des ersten Theils,) welches die Enge verschließt. bald man durch diesen Paß ist, so kommt man aus dem Val de Adige in das Val di Non; je höher als ich dem Noöfluß aufwärts gegen Norden kam, desto tie« fer war er, so daß ich ihn über 50 Lachter tief unter mir ^kte. Aller Orten in dem Thal fand ich die Ge¬ orge talkartig, und dem ungeachtet waren die Ufer des Flusses, wie auch dessen Bette mit grossen Granit« Zocken belegt; es war also nicht zu zweifeln bey wei¬ tem Verfolge, daß ich auch zu solchem Gebirge kom¬ men müßte. Als ich mich über Corno zu dem, fo zu sa- senkrechten Gehörig des Kalkgebirges Flavon begab, fand jch noch immer in der Tiefe Granit- und Porphyr« dümmer in der Erde zerstreut; da ich sie so wie auch andere Steinarten abgerundet fand, so hatte ich keinen Reifel mehr, daß nicht einmal hier erwähnter Fluß stin Bette gehabt haben mag. Die Kalkbcrge allhier stad ebenfalls weißgelb, so wie die mehreste im Triden« Zischen, aber nicht gar zu sehr der Verwitterung aus« 8°stht, und bald mehr oder weniger in Schichten ein« Zeckend. Die Verwitterung ist rother Thon, oder bes- stt Mergel, welcher einen Schiefer bildet; aller Orten stader man denn auch die Bruchstücke des Kalksteins mit dwfen rothen Mergelerden gebunden, woraus denn ein gefleckter Marmor entsteht, der die Politur noch so ziem« llch annimmt. Das ganze Thal di Non ist mit Hü- 8aln und vielen Ortschaften beseht, doch hat eS auch hin and wieder etwas Sümpse. Ober Cles bey Catar verließ ich solches, und wand« kgjch in Val di Sol oder Sulzthal, welches von Osten B 2 nach 22 -- - nach Westen aufsteigt, woher sich der Nosfluß her»"' Dr ter stürzt. Von letztem Orte aus bis Caldeö fand ich wä aller Orken den Fluß sehr reissend und fallend, welch" Ar eine Menge weißgrauen Granit in sehr grossen Stücks 8es mitführte. Dieser Granit ließ sich nicht allein in regm "ek lairen Platten zertheilen, sondern wird auch so wie oft de, in Säulen brechend gefunden, wo er zur blmzäunuug btt der Garten, so wie auch für Gebäude zu Thür- und Fe"' so sterstöcken diente. Zu Anfang hielt ich ihn für eine" 'M Gneis, allein als ich ihn genau untersuchte, so konn" >vi ich nickt das geringste von einem thonigen oder andere^ D Bindungsmittel gewahr werden, sondern er bestund a»s be blossem Quarz, Feldspath und Glimmer. Ober be des vor Mali übersetzte ich den Wildbach Rabi, welch" f" ebenfalls mit Granit und Schiefer angefüllt war, ch gleich das Val di Rabi noch meistens aus Kalkstein btt hc stand; im Gegentheil hatte ich auf der andern Sei" T des Nosfluß den Berg Grün, der bis gegen Malgs di Cleö Granit und Schiefer war. Hier fand ich a" dem Gehänge des Gebirgs Hornblende, Lorncux ss>at0' suLVVallarii, Murkstein, und verschiedene Gneise, oder vieb mehr Gestellstein, indem meistens die letzte Steinart aus g, blossem Quarz und Glimmer bestand. Als ich nu» n dem Fluß nach immer höher kam, so hörte auch d" ü Kalkstein in dem Val di Sol, wo ich mich befand, auf, und nun hatte ich auf beyden Seiten des Flusses nichts 2 als Granit, welcher in sehr regulairen Schichten brach, f' von der Dicke eines halben bis zu ein und mehr Sch", y Heu. Ich habe im Anbruche Platten gesehen, welch* mehr als 2 Lachter lang waren. Dieser Granit ist mei' " stens der weißgraue, wovon ich im dritten Theil d" § Oryett' 21 ich her «S >1' ei' t« B is je -k e' ^e s n Oryctogr-aphie von solchen aus der windischen Mark Er- möhnung gemacht. Da ich schon öfters auf eine solche aug deni Kalkgebirge mit Ansteigen zuletzt Granite Pfunden, so könnte man nach manchem Systeme an« Mhmen, daß letztere Steinart wie aufgesetzt sey, und der Kalk darunter wegstreiche; Allein da hier dieKalk- derge auf beyden Seiten hinter dem Granite wegstreichen, ist vielmehr zu vermukhen, daß hier Kalk mit Gra« nur anstossen, und daß ohne Zweifel das eine so ^ie das andere Gebirge hier gleiches Alterthum habe. Granitgebirge rechts der Nos nach Norden zu, ^sonders des Monte Sarassa ist sehr gah fallend, und dem ohngeachtet ist alles mit Erde bedeckt und bewach- sm, so auch mit Ville oder kleinen Dörfern besetzt, wel. letztere wie angehangt sind. Gewiß diese Gegend hm ein sehr wunderbares Ansehen. Waren an diesem Gehänge nicht Dörfer zugegen, schwerlich würde jemand tauben, daß cs möglich sey, eines in einer so steilen Gegend anzulegen. Bey Pelizzano fand ich 8 kleine ^chmidtfeuer, welche aus der nicht weit davon entlege¬ nen Schmelzhütte das Roheisen erhalten, woraus Na« gel, Pstugscharren und andere Eisenarbeiten gemacht Werden; als ich mich nun wieder gegen Norden wand M dag xngtz bi Pei, so kam ich zu einem Hochofen, Mo ein Gewerk seine Erze schmelzt, welche er gegen Stunde weit herholt. Der Ofen ist nach Brecciani- sther Art zugericht, und wird ohne Blaßbalge, nur Mn einer Wasserdrommel getrieben. Alle 6 Stunden nal auf Flößen gestochen, welche ziemlich die Güte anbelangend ausfallen. Die welche sich in einem Granitgebürge befin» B z den, "wo nur ein Mittelmäßig Erzgruben, LL .. den, werden so, wie es die Umstande erlauben, gebaut Die eroberten Erze sind ein Glimmererz, kerrum mic»' ceum, das von zo bis 50 im Centner giebt. Von hier aus wandte ich mich gegen Westen nach Pejo zu, wo sich ein Sauerbrunnen besindet, der aus einem Felsschiefer und Granitgebirge entspringt. T>N «S spat in der Jahreszeit war, so waren auch keine BrU»' nengaste mehr zugegen; selbst der Innhaber, der zive>) kleine Hauser da hat, war schon in seinen Wohnort Mezzo abgereist. Als ich von diesem Wasser trank/ welches nicht sehr klar ist, so fand ich, daß es Vollkoni- men den Gefchmack des Spawassers hatte, auch sei^ Bestandtheile, wie man aus des Herrn von Cranz Beschreibung sehen kann, sind eben dieselbe. Nun seh' te ich meinen Weg in dieser sehr traurigen Gegend übet die Eisberge della Valtelina fort, mit Linkslassung des Berges il Corno di z Signori; wohingegen vor mit rechts erblickte ich schon von weitem den Berg Orteles/ wie er fein Haupt aus den Eisbergen gen Himm^ streckte. Dieser soll nach Angeben des Geographen HN' ber der höchste Berg im ganzen Tyrol seyn; indessen soviel als ich habe abnehmen können, mag er schwerlich dem Berg Glöckner an Höhe gleich kommen; letzteren habe ich in meiner Lustreise abgebildrt, wo man das meh' ttre davon nachsehell kann. Als ich einige Zeit meinen Weg gegen das Wormser Joch gerichtet hatte, wurde mein Wegweiser verzagt, und wollte nicht weiter, indenr es «s Ei wo kn V in m w w sc N r 1 4) H.J. v. Cranz Gesundbrunnen der österreichischen Mo¬ narchie. Wien. 1777. in 4W. -- 2Z den vorigen Tag geschnien hatte, und man weder die Eisklüften noch sonst einen Weg sehen konnte. Ich war also gezwungen umzukehren, und dieß nicht mit we- Wgem Mißvergnügen; erstens einen so beschwerlichen Weg ohne Nutzen gemacht zu haben, und zweykens da Wan mich versicherte, es sey der Weg durch das Val Ca- woniea wegen den Mördern ungemein unsicher; Allein was war zu thun, da ich nun auf meiner Reise schon so weit gekommen war, so wollte ich doch nicht umkehren, sondern lieber alles wagen, um mein Ziel zu erreichen, wenn es möglich wäre. Nun gieng ich den Samer Schlag nach Vermiglio oder Vermey zu, wo ich bey Einem verschlagenen Wirthe über Nacht blieb. Als ich "nn den andern Tag diesen Menschen für alles, was Wan begehre, mir einen Wegweiser zu verschaffen bat, s° Machte er allerley Ausreden; allein als er nun sähe, daß ich ohne einen solchen Menschen nicht den Berg Tonal über¬ sehen wollte, so sagte er nach einiger Zeit zu mir: ichdürf- w nun nur dem Berg zugehen, in einer Stunde würde ich ein Haus finden, wo ein Mann auf mich wartete, ^r mir den Weg zeigen würde. Allein der böse Mensch duschte mich, so wie er auch den rechtschaffenen Mylord Hervey, Bischof von Londonderry bey seinen kränklichen Umständen, als er bemüßiget war, bey ihm zu bleiben, Unanständig begegnete. In der Hoffnung den Weg. weiser zu finden setzte ich meinen Weg fort; allein «ach. dem ich mich eine Zeit irrgegangen hatte, kam ich doch wff die Anhöhe des Tonal, wo ebenfalls ein solches HauS auf den Granzen vom Trientinschen und Brescianischen wie zu St. Pellegrin gestiftet ist. Bis dahin hatte ich Rechts gegen Süden die großen Ferner Palu Pressevela, B 4 Pre- 24 — Presenda und Presenara, lauter Namen von Bergen, H worauf sie sitzen; weiter von dieser Gegend links nach Norden die Kluften- und Zufall - Ferners, welche ins dl Wsrmische halten, worüber man in Sommerszeiten n kommen kann. Die Gebirge bestunden aus blossem u Granite. Die Anhöhe des Tonal giebt so, wie alle a hohe Berge das Wasser nach allen Weltgegenden. Als v ich nun hier einen Wegweiser erhielte, so nahm ich mei- n uen Weg Bergab gegen Westen zu in das Val Camo- r nica. Bevor ich nach Ponte di Legno kam, rechts auf * derAnhöhe des Granitberges Camsome, fand ich einen > schönen Andruck) eines weissen Marmor Mir Glimmet/ § kcksrmor micaceum, aufsitzen. Ich schätze die Mächtig¬ keit dieses zeitlichen Kalksteins auf 52 Lachter an Höht- Nebst diesem Marmor habe ich auch noch Spuren von etwas gefärbten angekroffen. Ich hakte bis gegen Veza nichts als Granit, bevor ich aber zu letzterem Orts kam, hakte ich links oder gegen Süden das Val de Pa« gera, wo das Gebirg Lavio wie ein Amphitheater vor- siellte, welches sich wie in zween Ordnungen abtheilte. Die höchste davon war mit Gletschern bedeckt, welche einen mächtigen Wasserfall hatte, der sich über die zwey- te in den Torrenko Loglio stürzte. Dieses ganze Ge- birge besteht aus Felsschiefer und Granit, und das mei¬ stens in Schichten. Da ich meinen Weg im Val Camonica gegen das Valtelinische fortzusetzen mir vornahm, so fand ich hier die Gebirge meistens aus Felöschiefer mit Granit ge¬ mischt. Dieser Schiefer besteht aus Quarz, Thon, Speckstein, Glimmer, manchmal mit Schörl oder auch Horn- 25 l Hornblende gemischt. An vielen Orten fand ich auch l Murkstein, und noch mehr Gyps und Marmor Salino der Italiäner in Schichten, auf das Schiefer-und Gra- ' uitgebirge aufgefeßt. Letztere Marmorart war weiß Und schmarzbraun ohne Versteinerung, aber dem ohnge- ' von zeitlichem Bestände; in den Schichten war ' O.uarz mit eingemischt, folglich erst durchs Wasser ' d)ie Sediment von andern Gegenden hergeführt, Uud allhier niedergesetzt. Die Schichten davon sind von einem halben Zoll bis ein und mehr Schuhe dick, ^iese Steinart füllt auch wohl manche Klüfte in dem Fel sschiefer aus, wie ich Beyspiele anderswo von Karn» Ehen angeführt habe. Aller Orten findet man in diesem ^chiefergebirge Spuren von Eisenerze, wie auch vom Kupfer, wo dann auf ersteres Metall, so wie im ganzen Brescianischen viel darauf gebaut wird. Durch das ganze Val Camonica bin ich auf verschiedene kleine Ei¬ senwerke gekommen, besonders vor dem Ort Edolo; Büschjng a. a.O. allein wie man überhaupt in Italien Mit dem Bergbau gegen Deutschland sehr zurücksteht, so auch in diesem Fach. Alle Schmelzöfen werden mit, Wasserdrommeln getrieben, welche lange nicht die Ge- Malt dem Feuer geben, als gut eingerichtete Blasbälge, und um so viel mehr, da der ringestossene Wind mit vie- ^r Feuchte begleitet wird. Von Veza bis Edolo wird der Himmelsstrich, je wehr man abwärts kämt, immer gelinder, sodaß um die Gegend des letztem Orts schon viel Wein gebauet wird; allein von diesem Orte aus wandt ich mich wieder gegen Norden in eben dem Schiefergebirge fort, ohne mich B 5 viel r6 viel aufzuhalten, indem es aller Orten sehr unsicher war- Mein Führer, den ich bis Veza mitnahm, sagte zu mir, Herr, hier zu Lande muß man so forkgehen wie ein Hund, der sich nicht gegen kleine Anfalle vieler anderer wehre" mag; dann will man sich sitzen, so lauft man Gefahr ge- tobtet zu werden. Da es Feyertag war, so hatten wir auch manchmal etwas weniges von Berauschten zu erdul- den; indessen kam ich doch noch gut durch bis Curtene oder Corken, wo ich in der Nacht in einem elenden Hansi auf dem Stroh mit meinem mithabenden Führer zubrachtt- Nach Mitternacht wurden wir mit Ungestüm aufgesir- dert, die Thür von der einen hölzernen Kammer, wo wir lagen, aufzumachen. Allein wie leicht zu erachten, da wir ohne Licht und wenig Gegenwehr versehen waren, so thaten wir solches nicht; allein beym dritten Aufsik- dern rannte man die Thür ein. Mein mithabender Wegweiser sprang beherzt gegen drey Kerls, die ein-- drangen, und hielte ihnen eine sehr derbe Rede in Brescianischer Sprache, welches ein italianisches Jar¬ gon ist: Was sie nur dachten, mich zn berauben, ober gar ums Leben zu bringen, indem ich nichts als meinen täglichen Gehalt von der Republik hatte, um die Schaße der Erde hier im Gebirge aufzusuchen, wodurch die Ein¬ wohner ihr Glück machen könnten u. s.w. und wenn sie mir das Leben nahmen, so könnten sie versichert siyn, daß die Republik sie aller Orten auffuchen liesse, daß sie ihr unmöglich entgehen, auch in der Schweiß keine Sicherheit haben würden, da ich aus diesem Lande siy, wo auch sie Gcnugthuung sich verschaffen würde. Diesi und dergleichen Reden mehr, ob das Vorgeben gleich- wol erdichtet war, wandte die Kerls vollkommen ab, ohne - 27 ohne mir das geringste zu entwenden, noch auch mir wein Pferd zu nehmen, welches ich doch schon ge. Hiß entführt zu seyn glaubte. , Bey allem diesem Vorfall, als ich mich den andern Tag bey der Innha. berinn des Hauses beschwerte, erhielte ich zur Antwort: »Für so was stünde man nicht gut, und ohne Zweifel »würden es Ausreisser von andern Landern gewesen »seyn, u. s. w." und damit mußte ich vorlieb nehmen. Nun setzte ich abermal meinen Weg gegen Westen über den Berg Comicca; auf meinem ganzen Weg hat¬ te ich immer Felsfchiefer, Gestellstein und Granite, scl. kcn Hornblende und Gneis. Als ich auf der Anhöhe War, hatte ich eine Zeit Ebene, wo ich fette Viehweiden Wit grossen Heerden Schaafe, und sehr grosse und böse Hunde zu deren Bewachung antraf. Hier kam ich zu einem einschichtigen Haus, wo die Granzen mit Räder Und Pfählen angedeutet waren. Ich war nun froh diesen Punkt erreicht zu haben, da ich vorhero durch das ganze Dal Camonica beynahe alle 20 Schritte ein kleines auf ein Holz aufgestecktes eisernes Kreutz antraf, manchmal waren auch derer mehrere beyfammen, welche eben so viele Mordthaten andeuteten. Allein mein Führer, der aus dem Thal zu Hause war, sagte mir, glauben su, daß es besser im Valtelinischen sey? welches mir eoen so Wenig angenehm war zu hören, als alle MordZeschichte, ^ie mir der ehrliche Mensch die ganzen drey Tage, als *ch ihn bey mir hatte, erzählte. Von letzterwehntcm Haus aus kam ich mit Anstei« 8m auf den Berg Nabriga, wo ich also seit meiner Lanzen Reife keinen sso schönen Anblick gehabt wie hier. Links 28 ..' Links und rechts, wo ich mich befand, hatte ich Glet¬ scher, die auf der linken Seite befindende bedeckten ei¬ nen Theil des hohen Berges Corona, rechts aber die Hörner des Berges, worüber ich meinen Weg nahm« Vor mir sähe ich das schöne Velklin Thal, worin» sich die Adda schlangelte, und tausend schöne Wiesen und Felder tränkte, zu beyde Seiten dieses Flusses zu Anfang der sanften Anhöhen waren nichts als Weingebirge, die die besten Weine gaben, dazwischen war alles mit Ville oder kleinen Dörfern beseht. Rechts gegen Westen zu Ende des Thals konnte ich den Lago di Como und die Herumliegenden Ortschaften sehen, so wie gegen Norden den Monte St. Bernardo und del Oro mit seinen un¬ tergeordneten mit ewigen Eis und Schnee bedeckt, wo also ein beständiger Winker herrscht, da hingegen ich in dcM Thal den schönsten Sommer, und so gelindes Klima, wie in Italien fand. Ich begab mich über das erwähnte steile Gebirg Na- briga und Tei gegen der Adda zu über Arigna durch das Val de Ambria nach Sondrio, wo ich also über die Adda sehke. Auf diesem ganzen zurückgelegken Wege hatte ich immer Felsschiefergebirg mit Granit gemischt, hin und wieder fand ich etwas Kalkklüfte, welches der Glim¬ merkalk oder Marmor war, so auch grünen Lavetstein nach ^Valierius Lteatite; opacur, partiaulis micaceis mix- Ms, koliäus ollaris viricielcei». Die Einwohner pflegen ihn nur den Namen Topfstein zu geben, indem er zu Verfertigung der Töpfe gebraucht wird; der Mon¬ te del oro und die übrigen Berge gegen Eleven sind mit dieser nutzbaren Steinart versehen, welche bald mehr oder - 29 oder weniger grün ist, und dessen Bearbeitung vielen Menschen Brod vcrfchaft. Von Pflanzen fand ich den ganzen zurückgelegken Weg von den Granzen der Kornischen Alpkette an Nichts besonders, als ein paar schirmtragende Pflanzen, die zu dem Geschlecht dcsDrehkrautS Hä^lionkiimaei gehörten, welche mit keinem bekannten Übereinkommen; allein da ich die Blüthe nicht mehr fand, sondern nur den Samen, so könnt ich auch solche nicht ordentlich be-> stimmen; Die Alpen Viole Viola alpina des H. Pro- stssor Iacquin §) welcher sie in seiner unvergleichlichen Und prächtigen klora auf der 242. Tafel abgebildek, und im zten Band Seite 42. beschrieben, fand ich noch in der Blüthe. Sondrio OiÄionaire 6eoZra^bi^ue 6) 2tKr Theil, Seite iz6. und Büfching Theil 14. Seite 442. ist ein ganz hübscher und der Hauptort von Terzero di Mezzo, und liegt in einer sehr angenehmen Gegend; von allen Seiten ist er mit Weingebirge und Garten umgeben. Das Erd» reich war hier sehr fruchtbar, und bestand aus einer schwärz¬ lichen thonigten Erde; die Gebirgarten waren einer der Erwähnten Schiefer, der aus Quarz, Thon, Steatit, Kiesel, und oft auch mit Glimmer gemischt bestanden. Gestell. 5) klora snllrisca live klsntsrum leleÄsrum in Luttrise ^rckiäucstu fronte crclcentium. Icones sä viv. color. opers et luintibus 14. z. zscyuin l'oni. V. tol. nisj. Viennse 177z. 6) viAionsire gcoArspili^ue diltorigue et poliriczue äe la 8uile nouvclle Läitio» r'kome »vec la Lsrte äu x»/', s 6cnevc. 1776. 8vo. ZO - Gestellstem mar aller Orten; so fand ich auch oft Murk' stein; Von hieraus wollte ich meinen Weg über Chiavenna oder Eleven, Oicüionairs AeoZrapbigus und Büsching a. a. O. (um die Grabstatt von Plurs zu st' hen), nach dem Ursprug des Rheins zu nehmen; allein La ich die Kalkkette verloren hatte, so wollte ich solche wieder aufsuchen ; ich untersuchte zu diesem Ende die kleinen Flüsse und Bache in der Gegend, um zu wissen/ was sie für Steinarten führten; aber ich fand nichts von Kalk, ausgenommen in der Adda, wo ich verschiede' ne zeitliche, aber nur wenig Spuren von ursprüngli' chen Kalkstein fand; so wenig als es auch war, st zweifelte ich doch nicht, daß nach solchen Spuren,ich die verlassene Kette gegen Osten wiederfinden würde, und da dieser zugleich der unbereiste aber auch zugleich der wildeste Theil von den Rhätischen Alpen war, so nahm ich um so weniger Anstand diese Gegend zu besuchen» Ich wandte mich also gerade gegen Osten ganz meinem ersten Vorhaben zuwider; ich folgte dem Addafluß auf¬ wärts mit Zurücklassung des Lago di Como über Cuiro nach Tirano, wo ich dann über einen Wildbach fthte, welcher aus dem Val di Pufchiavo kömmt, und sich in die Adda ergiest. Die Geblrgarten, die ich von Sondrio bis anhero fand, waren nichts als grauer Felsfchiefer, Granit u. s. w. die von entfernten Gegenden hergeführt worden; überhaupt kann man hier nicht viel bestimm¬ tes sagen, da alles mit Weinbergen in der Tiefe bedeckt ist. Da ich in diesem Landstriche bequem fortkommen konnte, so bediente ich mich auch meines Pferdes, aber kaum erblickte ich Tirano und la Chiefa della Madona als mir eineMenge Leute mit weissen Hemdern über dem Rock - "Z! Rock habend entgegen kamen; ich sähe wohl gleich ein, baß es Leute waren, die wahlfarten giengen, und nut ihrer Kleidung eine Brüderschaft verstellten, und eine Proceßion machten. Da ich keinen Geistlichen, noch Mst j« dieser Leute Augen verehrungöwürdige Sachen sähe, so wollte ich meinen Weg in Ruhe sortseßen; al¬ lein das Volk begegnete mir gleich auf eine unanständige Art, daß ich von meinem Pferde absteigen mußte, uüd so lange stehen bleiben, bis alle diese Schwärmer vorbey waren, welche nicht mit Beten, sondern mit blossen Unterredungen ihren Weg fortsetzten, wo zuletzt ein paar Pfaffen mit einer Truppe zum Theil berauschter Men¬ schen den Schluß machten. Dieses machte mich an Rom denken, wo es mich verdroß, so oft mir der Pabst begegnete, aus dem Wagen zu steigen, und wenn man nicht behend genug ist, von der Schweihergarde sehr unan« ständig begegnet wird; aber hier vor Leuten die nurmei- "cs gleichen waren, und ohne aller Andacht, und den¬ noch mehr Ehrerbiethung von mir forderten, als ein Lan« besfürst. Allein eS war bey ihnen mehr Muthwillen, wie ich nach der Hand erfuhr, indem sie mich für einen Ketzer hielten. Ich gieng also bey dieser prächtigen Knche della Madonna vorbey, und über die Adda nach Tirano. Oiäilttn. ct NulciünZ. Der Hauptort von Ter¬ ato di sopra oder obern Theil von Valtelina, bis dahin war die Steinart immer der röthliche und graue Fels- schiefer. Dieser letzt erwähnte Ort ist nicht so ange. rwhm als Sondrio, und hier fand ich schon mitten in der Stadt (obgleich die Einwohner den Ort nicht vor vag wollen gelten lassen,) abgerissene Häuser, welche we. gen Verbrechen der Eigenthümer nicht mehr ausgebauet, sott« z2 ------ sondern auf den Platz'eine Säule gesetzt wird mitdtl Aufschrift der Missethat wider die Republik. Indessen macht dieses Verfahren ein eben so unangenehmes An¬ sehen für solche Orte, als wie Gerichtsplätze an den Strassen, und Menschen an Ketten angehängt in Städ¬ ten auf denen Gassen zu arbeiten verurtheilt zu sehen, w» man mehr mit mitleidigem als vergnügtem Herzen seine Wege zurücklegen muß. Dann im Ganzen genommen hat ja doch nicht der Verurtheilte die größte Schuld, sondern Mangel der Erziehung von Aeltern und Gebre¬ chen der Policeyanstalten mancher Staaten, wie ich wei¬ ter Gelegenheit haben werde zu erwähnen. Als ich nun von letztem Orte aus der Adda immer rechts blieb, fand ich, daß die Gebirge noch immer aus erwähnten Felsschiefer mit Speckstein, Hornblende, Feld- spath, und grünen Glimmer gemischt waren. Bläuli¬ chen Quarz habe ich mehrmal, so wie auch den zweiten Quarz angetroffen, wovon ich in meiner mineralogische» justreise erwähnet und abgebildet habe, er bestand hier bloß aus körnigen Quarz weiß und undurchsichtig mit Glimmer gemischt. Dieses Schiefergebirge hatte manchmal sehr ordentliche Schichten, und vielmal fand ich den grauen Granit in Klüften einbrechen, so wie auch in Schichten wechselsweis mit erwehntem Schiefer ab« ändern. Einige inal war erwähnter blaueQuarz wie in einen Calcedon verändert, so daß er gewiß sehr dienlich wäre, moderne Köpfe für Ringe aufzusetzen. So dauerte das Gebirg bis Boladore, wo ich aus dem Paradisß des Bündnerlandes nämlich aus dem Valtelin in die Graf¬ schaft Bormio oder Worms kam. Je höher ich den Fluß auf- a n k b e ü II z> c d 2 i s r i ? s I i i l § —- ZZ aufwärts kam, desto mehr veränderte sich das gelinde Kli- Ma in ein rauhes, so wie man denn auch das Bormische das ^lte Land zu nennen pflegt. Nun veränderte sich das Ge. birge immer mehr aus dem Schiefer in Granit, welcher e^eZejt mit sehr grossen Glimmer gemischt war; je höher ich kam, desto kleiner und feiner waren die Bestandthei- davon, sodaß nun der Granit stets mit kleinem schwär« jen Schörl gemischt war, und er kam ganz mit dem Orgijo Zrileo der Italianer gleich. Große Quarzfel- fin, welche sich von den Spitzen der Berge (hier zuLan- nennt man die Hörner oder Spitzen der Berge alle Pij,) heruntergestürzt hatten, waren mit wenigen schwär« ien Schörlkriflallen, und grossen gleichlausenden Feld« spakhkristallen gemischt. Die merkwürdigste Gebirge ^Nker allen bestunden aus ganzen Anhöhen von schwarz- ^aljchtep Hornblende, welche mit kleinen kubischen öeldspathkristallen gemischt war, durch grossen Mas- fin dieses Steins liefen finger dick wenige Adern eben- failö aus Feldfpath bestehend. Zu Anfang als ich die- fin Stein sähe, so hielt ich ihn für einen schwarzen Mar« Mor mit Spathadern, so ähnlich sähe er ihm, allein ein Äscher Anbruch gab mir gleich das Gegenkheil zu erken- Nen. Indessen ob ich gleich hier nichts als sehr selten zeitlichen Kalkstein fand, so wurde doch das Bette ^r Adda mit mehr ursprünglichen angehäuft, ich konnte aifo vermuthen, bald wieder die verlorne Kalkkelte zu finden. Bis Bormio hatte ich doch noch keine ande« Gebirge als letzt erwähntes, welches mit strahlichter *Md schuppichter Hornblende, Granit mit Steatit ge¬ mischt war. Nach solchen folgte O.uarz mit Granaten, Ndd zuletzt gegen Worms wieder graue Granite, wo ich -Hacguers Reisen II. Theil. C dann 34 - dann die verlorne Kalkkette, welche von Osten nach 23k« sten strich, wieder fand, und vom Val di Furbo, Ped«' nos und Freel von dem Granit abgesondert wurde. Das Wormser Joch oder Monte Juga war in letzt erwähntet Kerte gegen Osten gelagert. Die Adda, welche vot Bormio von Norden herkommt, an dem Fuß des Kalk" gebirges durch das Dorf Premalio lauft, ist noch ei" sehr unbeträchtlicherBach, welcher sich aber bald vergrös" sert durch den Wildbach Fredolö, der aus dem Val di Furbo kömmt, wo dieser Fluß sich nachgehends gegen V« sten durch das Valtelinifche in dem Lago di Como endt" get. Sein Ursprung entsteht von den Gletschern des Monte Brailio gegen Norden an den Granzen von Ty" rol. Die genaueste und richtigste Nachricht von dieses so wie von allen Flüssen des Bündner- und Schweißet Landes findet man in dem prächtigen Werk von Mr. la" borde 7), lablesux 6s la 8lliÜ6 im isten Band, Sei" te zz; nicht allein von Flüssen kann man sagen, daß in die" sem Werke Richtigkeit herrscht, sondern auch von allem, was nur von der Natur und politischen Geschichte gesagt worden, folglich ist dieses Werk einem jeden unentbeht" lich, der die Schweitz mit ihren Bundesgenossen ke"' nen will. Die Gebirge um Borimo sind gegen Norden mit Eiö bedeckt; auf dem Berg Valazeta, mit welchem det Granit aus Valtelin sich endiget, hat sich seit 7 Jahre" ei" 7) 1"sLIesux toxoßrspdi-zucs, pittorekyues, xdyliquer, Iiiüo' riguer, morsux, polirignes, li-terairc- -Ze Iri Luissc^ow-l- ä kgri-, 1780. mir sehr vielen Kupfern und Kaxen, i" «roß Fvl. «in Eisberg zu bilden angefangen. Ein Mann aus Bormio hat diesen anfangenden Gletscher für unbetracht. llch gehalten; da er in der Gegend Alpenwiesen hat. Ee, so wollte er solchen mit einigen Leuten zu zerstreuen suchen, allein er fand die Sache so unüberwindlich durch den Zuwachs, den solcher durch z Jahre erhalten, daß auch tausend Mann durch einen ganzen Sommer solchen chcht würden haben vernichten können; und als ich die¬ sen Gletscher im siebenten Jahre seines Alters sähe, so war er schon sehr beträchtlich, und wird täglich grösser, so daß also die Grafschaft Bormio von Jahr zu Jahr dvrner kalter werden muß. Man sehe was der gelehr- ke fleißige Mmeralog Saussure 8) von Entstehung der Eisberge sagt in dem 7»en Kapitel von den Gletschern. Bormio oder Worms, Vision. OeoZmpb. und Bü- sching a. a. O. ist der Hauptort der ganzen Grafschaft; «« befindet sich dermalen in einem sehr schlechten Zustand, ^d ist nur ein blosses Dorf. Dee Winter herrscht hier d Monate, die übrigen drey Monate des Jahrs ist Früh. I'ng, folglich ein kleines Lapland. Das Kalkgebirge, welches gegen Norden und Osten liegt, ist sehr der Ver¬ bitterung unterworfen, seine Farbe ist weißgelb und et- was eisenhaltig. Von letzterwähntem Ort z Stunden ^gen Osten befinden sich im Val di Furbo bey der Eck. ^uthannakirch in einem schiesricht khonigten Boden ver¬ schiedene Quellen eines Sauerbrunns, welcher aber we- C 2 nig 8) VoysZes cians les /Vlpes — psr Klr. cle 8aullure A dleu- ck-ttd 1779. 4to. so auch Teutsch H.B-Sauffure Reisen durch die Alpen, mit Kupfern 2 Theil, in gvo. 1781- z6 -u-- nig genutzt wird. Auf Ort und Stelle ist er hinlang' lich sauer, allein beym Uebertragen verliert er bald sei^ saure Kraft. Er ist in allen Stücken so wie jener Sau* erbrunn, besten ich zu Anfang des zkenTheilö derOryctv' graphie von Seeland in Krain erwähnet habe. dem angeführten Werke von jaborde wird nichts davon gemeldet, als es befinde sich eine Sauerquelle auf de" Alpen Jenins, wo doch wohl dieser nicht gemeint ftyn kann. Da ich nun hier in dieser Gegend nichts als die hohen Berge Gabia, Fornio u. s. w. mit E>s vor mir hatte, so habe ich mich wieder von dem Kalkgt' birge gegen Westen gewandt, um in das Val de Vikeß zu kommen, wo an dem Gehänge des Gebirges sich ein warmes Bad befindet. Der Kalkberg, woher dieQuei' len dieses Wassers ihren Ursprung nehmen, heißt M' breil. Das Gebäude des Bades, so wie alle übrige Anstalten sind elend; da hier eine Demokratische Re¬ gierung herrscht, das ist, wo mehr befehlen als gehst' chen, so will ein jeder umsonst seine Freyheit haben, n)S' durch nicht der geringste Zufluß kommt, um dasGeba»' de zu erhalten. Das Wasser hat zo Reaumurische Grad Wärme ohne Geschmack noch Geruch; so viel als ich Versuche damit habe anstellen können, so ist es ohn< Schwefel noch anderen mineralischen Theilen,auSgenoM' men ein wenig innhabendeö Mittelfalz. Man kann also hier den ganzen Nutzen, den man davon erhält, bloß der gleichen Wärme deö Wassers zufchreiben. Die Steinart, woraus die Quellen entspringen, iß «in dunkelgrauer Saustein, ohne alle Versieine' rungen. Gon - - Z7 Von dem Bad aus, welches eine kleine Stunde don Bormio entlegen, begab ich mich zumBrillensteig; ein paar Stunden davon zu Peternell befindet sich ein Ei- finwerk mit einem Hochofen; allein alles ist so unbe. Nächtlich dermalen, daß das Ganze keine Erwähnung schient; wäre derJnnhaber bey Kräften, und der Sache kündig, so ist nicht zu zweifeln, daß das Ganze viel vor¬ teilhafter ausfallen würde; allein die ganze Einrichtung 'st auf Brefcianische Art, aber ohne Verbesserung, wie ste vor 100 Jahren war. Ueber oben-erwähnten Bril- iensteig könnte man sich einen Weg aus dem Bormischen "ach Tyrol bahnen, solchergestalt daß man aus den kai¬ serlichen Staaten, ohne das Venetianische Gebiethe zu betreten, in das Herzogthum Mayland kommen könnte. Der fernere Weg wäre über Frell durch das Val mora "ach St. Maria, dann über schweizerisch Täufers nach Glurens, von welchem Ort bis Bormio nicht mehr als '2 Stunden Wegs sind, und nur auf einem Orte, näm- lich bey dem Vrillensteig wäre etwas Beschwerniß den bermaligen Steinweg mit breiter Wendung über das Gebirge, welches nicht sehr hoch ist, herab zu machen. Aus dem Kalkgebirge, welches hinter Bormio ge- gen Norden wegstreicht, wandte ich mich wieder gegen Westen über das Gebirge Plador, welches wie alles übri- 8e das mir links oder gegen Süden lag, aus Felöschie- ser bestand, wovon die Bestandtheile Quarz, Thon, Speckstein und Glimmer waren, die Farbe dieses Schie- sers war ein schmutziges Grün; hin und wieder findet '"an in diesem Gebirge auch Topfstein, Asbest, und Kies. Den hohen Berg Colomban Doste und den Al- ' C z biola Z8 . 7--^— biola übersetzte ich an ihrem Gehänge unter den aufsitzenden Eisbergen, und auf ungeheuren Steinlavinen, die hier Rnfennen genannt werden, diese letztem werden durchaus von dem erwähnten Schiefer gebildet. Der Lavetstein, den ich hier fand, war dunkel und hellgrün aus Speck¬ stein und Bergflachs bestehend; Die Schlucht oder das enge Thal Verbo ist ganz damit angefüllt. Zch Habe hin und wieder in den Rufennen oder Steingerastei Spuren von einem Granit gefunden, welcher von Farbe graugrün war. Diese von Bormio aus immer kahie Gebirge bestunden aus eben dem Stein bis zu den Eis¬ bergen von Balasha, welche eine der entferntsten Quel¬ len des Innstroms bildet. Hier sind die Gebirge eben aus Schiefer, aber doch schon hin und wieder mit etwas Granit gemischt, auch selbst die Berge Sobrido und Roca bis in die Wüsteney von Luvinio, wovon einige Anhöhen mit einer sehr festen Steinart aus Quarz, schup- pigtcn Basalt, Hornblende und etwas Speckstein gebil¬ det sind. Hier macht sich ein ziemlich sanftes Thal, worinn sich nichts als Alpenwiefen und hölzerne Hütten für die Einwohner befinden, welche von blosser Vieh¬ zucht leben. Ungemein kalt ist es hier, und so lang die Welt steht, ist kein Getraid gewachsen; meistens hat man nur Schnee anstatt Regen; da es schon in die späte Iahrszeitgieng, so habe ich auch nichts von Pflan¬ zen gefunden, noch viel weniger Waldungen. Die ar¬ men Leute, die sich dahier aufhalten, müssen sich mei¬ stens mit dem gedorrten Hornviehmiste zur Feuerung behelfen, denn das wenige Holz welches sich noch hin und wieder entfernt vorfindet, wird nur mehr als eine Mit¬ hülfe zur Feuerung benutzt. Aus - Z9 Aus dieser Wüstency wandt ich mich gegen Südwe. sten über den Berg Furea, wo ich in der Tiefe etwas l ^ei„geg von einem Wald fand, allein von einem Nach, wachs ist nichts zu gedenken, da das Geisvieh aller Or> Wn die jungen Baumewegfrißt, und die übrigen abschält, ^d für ein solches Uebel in einem Demokratischen Reich Eeine Einschränkung gestattet wird. Gegen Westen und dem Gehänge des Berges Furca fand ich auf dem Feldschiefer einen ganz weiß und mür. ben Gyps aufsißen, es war des WalleriuS sein 6vpln,n particuÜ5 arenaceiz minoribus ohne Glimmer. Da ich Wich mit samt meinem Führer irrgegangen hatte, so hak. w ich viel Mühe mein Pferd fortzubringen, doch nach Einiger Zeit erreichten wir wieder den Gehsteig, der nach Giotte führte, wo vorher ein einschichtiges Hauö kommt, and wir einen armen kranken Menschen darin fanden, der kin Viehhirt war, und zugleich die Obsicht darüber hat. w. Er hatte Wein zu verkaufen, aber das Brod war ihm ausgegangen, welches mein Führer wie auch mein Pferd sehr bedurften. Da der arme Mensch noch vor *4 Tagen nicht Hofnung hatte, jemanden von seinen Bitten zu sehen, so reichte ich ihm einige geringe Mittel, die ich bey mir hatte, und seiner Krankheit gemäß glaub- te- Ich setzte also meinen Weg fort auf eben dem zu. letzt erwähnten Felsschiefergebirge, bis wir Motteerreich, ten, wo wir alle drey ich, mein Führer und mein Pferd Abends sehr abgemattet hinkamen, so daß wir vor Hun. Zer und Mattigkeit nicht mehr stehen konnten; da es den Tag hindurch sehr heiß war, so war alles sehr abgemat. tet, was zu diesen paar einschichtigen Wirthshäusern C 4 von tl r i »vi tis rg a> d 40 .— — von Pusclaf oder Poschiavo vicstionsirs 6eoZrapb. lobi. lopoZrapbigue a. a. O. anhero kam; obgleich hier nur zwey Häuser in dieser wüsten Gegend stehen, ft hat doch eine ganze Gemeinde eben den Namen Motta davon, wie man bey saborde ersehen kann. Hier iltt Wirkhshause hörte ich zum erstenmal das Romansche oder Roumansch sprechen; eß ist ein corrupteS Itali¬ enisch, welches, so viel ich habe abnehmen können, viele Verwandschaft mit dem Catalonischen har. Von diesem Aufenthalt wandte ich mich in das Val del Fien oderHeukhal, welches Gruner 2) auf seinerGe- birgkette ohne Zweifel unter Val di Feit versteht, indem man mich versicherte, ich würde hier seltne und rare' Pflanzen finden, weil Kräutersammler aus andern Gc- gcnden herkämen, um solche zu sammle», allein ich war nicht so glücklich, indem erstens das Jahr ungemein tro¬ cken war, und die Viehtriften schon vor mir alles davon kahl gemacht hatte». Das ganze Thal besteht aus sehr hohen Gypsbergen, welcher Stein aber doch noch ein wenig mit Sauren brauset, vieles ist auch ganz ursprüng¬ licher Kalkstein; nach aller Wahrscheinlichkeit ist dieß wieder ein Theil der kalkigten Alpkette, welche ich von Bormio links ließ. Das ganze Gebirg, besonders jenes, welches Typs war, verwitterte sehr wenig. Das Strei¬ chen der Berge so wie auch des Thals war von Osten nach Süden; , Die in diesem Thal noch wenige vorfindige Pflan- 9) Beschreibung der Cisgebürgc des Schweizerlandes von Gruner, z B. in zvo - mit Kupfern, oder Reisen in die merkwürdigsten Gegenden Helvetiens 2 Th- 8- mir Kupfern. London, 1778, et ch fs e e 41 ^stanzen waren die schöne Alpen-Viole, einige Enzian, drunter ich noch kaum eine Spur von dem rochen Len¬ ins pur^urea I^inn. antraf; dann die Leutiäna esals ^Moso, csl^cibus lutei; I^glleri 1.dl. 646. Die blüthe davon war weiß, wie der grosse Haller richtig «Nnierkt; aber aller Wahrscheinlichkeit nach verliert ^e Blüthe nur ihre schöne blaue Farbe wegen der Kalte. Eine seltene Pflanze, die mir lieb zu sehen war, war das Oirlium kolüx ovsto ianceolgtie, äsM-nin lubtu« tomen- tolir, csi^Libuz villolis blailen dl. 179. Isb. VI. welche Uuch dem Linne ein wahres Scharkenkraut Lerrswls ist; Wh weis in derThat nicht, wie diese Pflanze von Haller iU den Distelarten hat können genommen werden, da lhr ganzer I^sbitus eine Scharte anzeigt. Ich fand auch noch ein Ueberbleibsel des Oräum mvlli; des Hal» Ke, welcher auf der zten Tafel abgebildet, undbey N. 162. ^schrieben ist. Nach allem Ansehen ist diese Pflanze Utchts anders als das Oirfium Orniolicum Lco^oli; Kid war mir, keine Blüthe mehr davon zu finden. Un, kr den Orcbiciibuz fand ich jene, welche Haller N. 1265. Und auf der 24sten Tafel Orcius kucikiora nennt; für U^ich war sie die merkwürdigste; Gewiß ist es,daßHal« kr bey diesem Geschlechte uns ein grosses Licht verbreitet ^t, so wie Iacquin bey den schirmtragenden Pflanzen, ^kßwurzel, und andere gemeine Pflanzen, welche nicht verdienen angeführt zu werden, fand ich auch, allein selten mehr vollkommen. Ich wandte mich von dem erwähnten Thal wieder Segen Westen; nach Norden zu habe ich sehr schöne re- Lulaire Kalkschichten gesunde», welche das Gebirg aus- C 5 mach« 42 — machten. Diese Kalkberge streichen dem Engadin Da ich mich nunmehr Südwärts hielt, um zu de» Gletschern von Bernina, oder wie dis Jtaliäner sage"/ Bernile zu kommen, so kam ich auch wieder in das Fels' schiefer- und Granikgebirge. Bevor ich noch das Ber¬ nina Gebirge erreichte, fieng ein anders Gestein an, aus welchem auch selbst erwähnte Berge zum Theil bestehen, es war der so genannte Geisberger Stein, welchen Gruner und Andre *°) erwähnet hat, und von den Landleuten in verschiedenen Gegenden so genannt wird. Gruner, der der erste war, der seiner erwähnt, beschreibt ihn sehr unvollkommen, so wie auch Andre, der ihn zum Thell abschrieb, welches Laborde Gelegenheit von letzterem j" sagen gab : il ne paroit pas etre Zranä rninersloAist^ et avoir beaucoup vu, indem Laborde diesen Stein als einen wahren Granit erkennt. Indessen ist die Sachs ddch nicht nach allen Mineralogen bestimmt genug, in¬ dem dieser Stein in verschiedenen Gegenden sehr verschis' den bricht. Ich will ihn also genau so anzeigen, wie ich ihn auf meiner ganzen Reise gefunden, und zuletzt eine kurze Zergliederung hersetzen. Wallerius rechnet zu seinem (rranites stmplex nut O.uarz und Feldspat, wohingegen Cronstät auch noch Glimmer dazu nimt. Indessen da es doch allgemein angenommen worden, daß die z letzterwähnten Bestand- theile erfordert werden, und zufälligerweise Granaten, Hornblende, Schörl oder Basalt und Speckstein M>t ein- ro) Briefe ans Hanover nach der Schweitz geschrieben, in dem Jahr 1761 , zweyter Abdruck, Zurch, 1776. 4w- c. üßur. 4Z 'N i/ z. c- s ; !k N >r n 'l s e e t c ) i / k i ^gemischt seyn kann , so ist es also mehr als gewiß, der Geisbergerstein ein wahrer Granit sey, indem ^'Meistens aus Quarz, Feldspach, Speckstein und Zimmer besteht. Der die Bernina Berge zum Theil d^det, hat solche Bestandtheile; doch ist er ost ohne ! Glimmer, die Farbe ist grünlichgrau und schmutzig blau. ich von Süden, woher das Thal von Pusclaf streicht, kam, so fand ich noch meistens Schiefer aus Speckstein Quarz bestehend, wo zu Zeiten Glimmer wie auch Hornblende dabey war; dieser Felsschiefer, welcher jeder. wie gewunden bricht, macht die mehresten Berge dis Eleven aus, seine Farbe ist dunkelgrün ins Grüne ! ^schlagend; "^r Orten in diesem Schiefer findet man Hehr oder weniger Lavetstein, doch habe ich ihn nie an¬ ders als Mugel- und Kluftenweis einbrechen gefunden; Han kann diefen Schiefer als die Mutter letzterwähnter ^keinark anfihen. Hier wird das Bernina Gebirg mit dem Lago bianco begränzt. Da dieser gegen eine Stunde lange See stets sein Wasser von den östlichen Gletschers dieses Gebirges bekomt, so ist er auch stets milchfarbig, wunderbar ist es, daß die Wasser der Gletschers, sie mögen *hf was immer für einer Gebirgart ruhen, jederzeit milch, färbig sind. Vom Anfang war meine Vermuthung, es ^Me von solchen Erdtheilen her, welche mitgeführet wär. den zum Beyspiel in den Julifchen und Karnifchen Al» Pen, wo nichts als weisser Kalkstein ist; allein in den ^hätjschen, wo meistens alles anders gefärbt ist, war das Nasser doch eben so. Solte dieses von einer besonder» Säu. Herkommen, welche in dem Schnee und Eis steckt, wie denn wirklich einige vorgeben, daß sie aus solchem Eis der Gletschers einen herzstärkenden Geist oder Liquor, welcher für 44 -.- für viele Krankheiten seyn soll, bereiten ? oder sind in bit' U sem Wasser die einzelen Theile mehr zusammenhängend/ v daß sie die Lichtstrahlen nicht so durchlassen und gemißt 8 brechen? vielleicht ist sowol eins wie das andere an dst' ser weissen Farbe Schuld, oder aber auch keines von be>' * den, so uns noch lange Zeit verborgen bleiben kann, man ein wahres Licht darüber erhält: doch wenn man cr^ jene Krankheiten schließt, welche viele Alpenleute, so nßt ? auch nach Erfahrung der Seefahrer, wo Seeleute, welche l von den schwimmende Eisbergen das Wasser tranken/ c die Anschwellung der Halsdrüsen bekamen, so muß doch * eine Dichtigkeit in solchem Wasser herrschen, welches t Verhärtungen hervorbringt, oder ist es eine überhäuf > fixe Luft? Wenn aber das Wasser der Gletscher in die > Erde hineinsinkt, und wieder hervorkömmt, so erhöh ' es seine natürliche Helle Farbe, wie ein jedes reines Wcss ser. Einen deutlichen Beweis kann man davon sehen an einem andern kleinen See il Lago chiaro, welcher gleich neben dem weissen der Bernina liegt, und sein Wasser von bloßen Quellen hat, wie rein und klar er ist, obgleich der eine See wie der andere sein Wasser von eben decn Orte erhalt. Ich habe zu diesem Ende das Gebirge der Berninen mit seinen Gletschern und Seen von det Ostseite auf der 7ten Tafel vorgestellt, wo man gegen Südwesten in das Thal von Poschiavo und den Monte Corona, welcher im Valtelinischen liegt, und oben er' wähnt habe, sehen kann. Hier an dem Rand dieser Seen im Winter, auch über solche geht der gewöhnliche Sommerfchlag, wo man auö dem Valtelinischen den Wein durch Hülfe derPfecde und - . t 45 Und Maulthiere in das Engadin überträgt; allein wie die armen Leute, welche sich mit diesem abgeben, un¬ glücklich werden, habe ich auch von meinem Wegweiser ^fahren. Er erzählte mir mit wässerigen Augen, wie er bey einer hier gemachten Reise vor ein paar Jahren u>N alles gekommen sey. Er war mit 12 anderen Mann 'n Gesellschaft, ein jeder hatte 6, 8 und mehr Pftrde rigenthümlich mit einer Ladung von Wein; allein ein Schnee, der sie in dieser Gegend übersiel, bedeckte sol- che und ihre Pferde solchergestalt, daß sie alles verloh- len, und nur 5 von ihnen sich mit dem Leben retten könn¬ en. Da man nach einigen Togen, als das Wetter Nachließ, die Ladung der Pferde mit dem Geschirr her- ^suchte, so fand man noch einige Pferde beym Leben, ollem sobald sie in die freye Luft kamen, fielen sie gleich kodk zur Erde, ohne Zweifel, wenn man ihnen eine Be¬ handlung, sowie man es dem Menschen in ebendem Fall giebk, gegeben hätte, würde man noch einige dieser Thie¬ le gerettet haben. Nun umgieng ich dieses Gebirg zum Theis, wo ich auf die Nordseite kam, und den prächtigen Gletscher zu sehen bekam, welchen Gruner so wie die mehresten des Schweizerlandes richtig abgebildet hat; Man sehe Seite *88. seiner Reisen, wie auch die dabey gefügte io Tafel. Allein dieß Jahr, als ich ihn sähe, war er nicht mehr s° sichtbar, indem das Felögebirge gegen Osten, welches bky Gruner mit 0. bezeichnet, zum Theil eingesiürzt war, Und solchen also mit einer Steinlavina bedeckte. Laborde giebt in seinem Werke Seite 2z. eine weit¬ läufige Nachricht, wie die Steine auf die Eisberge kom¬ men. 46 men. Es ist wohl möglich, daß durch Lange der einige Eisberge höher werden können, als die ansiosse»' den Gebirge, da letztere durch die Verwitterung immer abnehmen. Doch kann man den Verfassern der Isblesux clo la Suille, wobei) der gelehrte General ron von Zurlauben als der erste Mitarbeiter war, nicht so platterdings Beyfall geben, da sie, wie man an ver¬ schiedenen Stellen ihres Werkes ersehen kann, dem um achten Gebirgsystem anhängen, wenn sie sagen: Eisberge, die wir gesehen, sind mit sehr hohen Kalkber¬ gen umgeben, und dem ohngeachtet haben wir Granit¬ stücke von 490 Kubik Schuhe groß auf solchen angetros- fen, die ohne Zweifel von den entfernten Granitbergeu hergekommen find, u. s. w. als wenn es nicht möglich gewesen wäre, daß auch solche Granite von den Kalk¬ gebirgen hätten herunkerstürzen können'; allein nach ih¬ rem angenommenen System ist es nicht möglich, daß es Kalkberge gebe, worauf Granite gelagert wären- Es ist wohl Schade, daß sie die Anhöhen der Kalkberge nicht untersucht haben. Indessen sehe man, was noch jn eben dem Werke in dem Oilcours lur l'lusloirc natu¬ relle Seite 84. vom Mettenberg gesagt wird, und so zei¬ gen auch die Verfasser an anderen Stellen ihrcs Wer¬ kes, wie unrichtig sie in Betref der Ursprünglichkeit der Gebirge geschlossen haben, als Seite zz. Z4. zr. z^.u.s.w- Sechs Seiten weiter sagen sie: I.e Vsllon, (nämlich Eroßkhal,) a Zauclie eil clomine j)gr les roclre^ cal' eaires rlonk les sommers lon couverts cle begueou^) äa neiZes, et iont cl'une liauteur ^rocli^ieule. Dsns rekte «rancle gusmite äs roclies calegires clont on voit corn- inotlemem los llsncs, on n'a^erc;oil nulle xart äes LileX .---- 47 ou lies pierre; ä sustl, 6 commune; 6an; le; ro- ^ez cglcsire; 6e no; contree; balle;, non; n'avonr pg; ^0» plu; parle 6s petrillcation, parcs gue nou; n'x ^n ^vnz apergu. Ein richtiges Gesiändniß, daß die Verfasser noch keine wahre- Kennmiß von dem Ursprung- ^chen und zeitlichen Kalkstein gehabt haben, sondern in festen Wahn waren, aller Kalkstein habe einerlei) ^sprung. Indessen ist c6 doch sehr zu loben, daß sie in 'hren Erzählungen der Natur treu geblieben sind. Der von Grund aus bestehende Eisberg der Ber- Zilien hat doch nichts besonderes in seiner Figur, da durch Lage der Berge, welche um ihn Herumliegen, er unmög. 'ich anders gebildet werden konnte, indem sie einen halben Zirkel bilden, und von solchen zu allen Seiten der Schnee sich herabstürzt, wo dann natürlicher weise eine solche py- iamidenförmige Gestalt entstehen muß. Dieser Glek. scher gjebt einen starken Bach Flah genannt, welcher sich ins Engadin lenkt, und ohnweit Samada in den Zufluß ausleert. Das Wasser davon hat eben so wie Wasser des Gletschers eine Milchfarbe. Von die¬ sem Gletscher ostwärts findet man einen starken Wasser- s^l, er mag wohl zo leichter senkrechter Höhe haben. Bey Schmelzung des Schnees ist er nicht unangenehm sehen; allein wer viel in hohen Gebirgen gereiset ist, dem kommen sie sowie alle Eisberge gleichgültig vor: ^och Gruner, der ihrer soviel zu sehen bekam, war seiner voller Entzücken, wenigstens so wie nian eö in feiner Reise durch Helvetien abnehmen kann. Aus dieser kalten und traurigen Gegend der Berni- wo ich von Bormio aus bis anher keinen einzigen Acker 48 . Acker fand, wandte ich mich gegen Westen in das gadin dem Orte SileS zu; auf diesem ganzen Weg fa^ ich nichts als Felsschiefer und Granit alles mit Speck¬ stein gebunden; ob nun gleich diese Gegend sehr rauh ist, so findet man doch, so bald man inö erwähnte Em gadin kommt, hübsche Dörfer, wo die Hauser aus di' cken Mauern bestehen, und die Fenster davon schmal und langlichte Schießscharten vorstellen. Der unum¬ gängliche Nutzen dieser Bauart, beruhet lediglich dar¬ in, sich vor dem Eindringen der kalten Winde so viel möglich zck bewahren, und dennoch Taglicht genügt haben. Da nun jederzeit das Mauerwerk von aus' wendig schuf gegen daß Fenster fallt, und alles mit Kack überdüngt ist, fo werden auch die Lichtstrahlen von allen Seiten gefangen, und aufs Fenster hingeworfen: eins Bauart, die in vielen Gebirggegenden von grossem Hen feyn könnte, wenn man sie einsührte. Als ich nun hier den Silfer^See erreichte, welcher mit einer Insel versehen, wo auf solcher sich ein Edei' mann aufgehalten haben soll, undmeinFührermir aller« ley Fabeln davon er zahlte, verfolgte ich solchen gegen zwep Stunden aufwärts, wo ich dann zum erstenmal zu deM Innstuß oder Oen, wie ihn die dortigen Einwohnrr nennen, kam; da ich hier solchen über eine kleine Brücks übersetzte, und noch etwas gegen Westen mich wandte, kam ich zu einem andern kln'nen See, der seinen Ursprung von der Pila, oder cii kila hat, welches Wasser von dem hohen Septmer, oder besser von dem Horn LuNgis kommt. Dieses Gebirg besteht auch meistens aus deM Schiefer und Granit, wie der Bernina; doch hak letz' tere - 49 tere Steinart vielmehr weissen Feldsoath in sich; hinter diesem Gebirge streichen ziemlich mächtige Gypsberge dis Splügen zu. Man kann als wahr annehmen, daß das obenbenannte Wasser, der eigentliche Ursprung des -ckster- oder Donauflusses, und so auch der höchste Zweig, und äusser der Volga, wie Laborde anmerkt, der größte Fluß von ganz Europa sey; also wohl auch verdienet hatte, den Namen Inn bis ins schwarze ^eer zu behalten. Es mag immer wahrscheinlich seyn, daß, bevor die Teutschen und ihr Land recht bekannt war, der Namen Inn und Ister von Bünden aus bis ins schwarze Meer üblich war, so wie letztere Benennung un¬ ter Belgrad öden Ben-Grad noch üblich ist. Da ich "un willens war, über den Julius, oder Iulierberg, "leine Untersuchung zu machen, so kehrte ich gegen Osten dem nicht ganz unangenehmen Thal, worum sich die ^een des Inns befanden, zurücke. Aller Orten fand tch nichts als Felsschieftr und Granit, wovon jederzeit der größte Bestand Quarz und Speckstein war, mei¬ stens in Schichten brechend, wo dann ost starke Klüf. w von weissem Glimmermarmor burchstrichen. Ge- steilstem fand ich ebenfalls häufig, und so auch oft reinen ^"arz mit etwas grünen Cteatit gemischt. Ich ver- ließ also dieses Thal mit Besteigung des Iulierbergs, wo ich «och ein paar Stunden eine sehr schöne Aussicht stder einige-Seen des JnnstromS hatte. Die Bergart War Granit oder Geisbergcrstein, doch fand ich sel¬ ten Feldspath noch Glimmer dabey. Auf der Anhö¬ he des benannten Berges geht zwischen zween hohen Hör- Vern ein Sommerschlag; auf beyden Seiten des Wegs ste¬ hen zwey schlechte 4 Schuh hohe Granitsäulen von eben Hacqners Reisen II. Therl, D der 50 - der Art, als das Gebirge bestehet, die Aufsätze die« ser Säulen, welche herunter liegen, bestehen aus dew weissen Glimmermarmor, welcher ebenfalls in verschie¬ denen Gegenden des Gebirgs zu Hause ist. Daß die- se Säulen vom Julius Cäsar herrühren sollen, setzt dee ganze vernünftige Theil in Zweifel, und man sieht für nichts anders an, als für Gränzsteine, welche das Bergeller von den Engadiner Thal scheiden, und wirk¬ lich sehen sie auch nichts weniger als der römische" Pracht und Arbeit gleich; ausgenommen jene der Rö¬ mer müßten durch Länge der Zeit zu Grunde gegangen seyn, und um das Gedächtniß zu erhalten, hätte ma" diese hergesetzt; ich will indessen keineswegs die alte" Schriftsteller in Zweifel ziehen, als wie den Rufus jTe>'- tus der den Namen von da herleitet, daß Julius Cäfte einen Weg hier angefangen habe, welcher aber erst un¬ ter August vollendet worden, in während des Illn'i- fchon Kriegs. Der unermüdete Scheuchzer") hat sol¬ che auf seiner zten Tafel recht getreu abgebildet. Da ich nun hier meinen Weg weiter fortsetzte, f" hatte ich gegen Nordosten das Gebirge Lellamont, gegen Westen aber den Malenger. — Aller Orten zwischen diesen Kolossen giebt es häufige Gletschers. Da die¬ ses Gebirge, so wie die mehresten der vorhergehenden kahl sind, so findet man auch wenige Geschöpfe und Pflan¬ zen. Den Lämmergeier Vultur barbstuL habe ich doch zu Gesicht bekommen, diesen Vogel ausgenommen, weis ich II) J. I. Scheuchzers Nalmhistone des Schweizerlandes Ater Theil, in 4w. Zürch. 1752, - 5i mich nicht zu erinnern, ein anderes Geschöpf gesehen haben. Nach weiterer Fortsetzung meines Wegs hör- 'ch zum erstenmal ein Pfeiffen aus den Löchern der ' eilen Felsen; da mir dieses Geschrei- unbekannt war, Erfuhr ich, daß es Murmelthiere, und keine Vögel, ich zu Anfang glaubte, waren. Nachdem ich nun Julierberg hinabgieng, so fand ich, daß der Gra. aufhörte, und sich ebenfalls wieder ein solcher Felö- ^'eser, wie jener, der den Berg Albiola bildet, einstellke. Nachdem ich Peu oder Beulo zurückgelegt hatte, wurde ^eser Schiefer immer mehr aus O.uarz bestehend, und /ach in großen Platten, oder auch in viereckigten Säu- Ea, welche einer Kristallisation des Basalt ähnlich sa- Diese Steinart ist sehr dienlich zum Bauen, so zum Hauser decken. Auch hier in dieser Gegend wissen die wenigen Einwohner aus Mangel des Holzes ^trockneten Mist brennen. Da ich meinen Weg über und über die umliegenden Berge ohne den gering, /a Fußsteig nahm, so hatte ich immer den Felsschie- vor mir. Da ich nun einige Spitzen oder Pizen, ^ie sie dje Einwohner nennen, zu ihrem äußersten Ende sichte, so fand ich, daß die Verwitterung dem Stein Figur eines gefaulten Holzes gab, nemlich als wenn jn Fasern zersetzt wäre. Da ich die Gypöberge 9>Nker hem Septmer zurückgelaßen hatte, so zweifelte ich solche wieder zu finden, nachdem ich mich mehr ^fiwärks wandte. Bey meinem Herabsteigen von Äoftergebirge in die Wüsteney oder Thal Avers §ad man einige Zeit nichts als alles öde, und die Stein- noch eben so; doch brach dazwischen viel Gestellstein in so säulenförmiger Gestalt, wie ich in meiner Lustreife D 2 erwähn 52 erwähnet habe. In diesem Thal findet man zu Anft"s ein anderes, welches links gegen Mittag hielt; es fü^ den Namen Bergala; das Gebirg dieses Thals besi^ tigte meine Vermuthung, und bestand aus blossen si^ schönen gypsartigen Kalkbergen. Als ich nun aus d>-' sem Thal zurückgieng, und in dem Thal Avers mei^ Weg gegen Westen fortzusetzen mir vornahm, so ich, daß auch hier ein Theil der Berge GyPSartig, zu Anfang mit grünem Schiefer bedeckt, welche meiste^ mit sehr schönen Alpenwiesen versehen sind; aller fand ich hier häufig giftige Pflanzen, als Sturmh^ weisse Nießwurzeln u.d.g. die doch auch zum Theil v-" dem Hornvieh abgefressen waren; unter diesen Pflanzt war auch häufig Achillenkraut mit gefiederten Blätt^ anzutreffen; es war Hallers ^cdillseg kolüx xinns^' Minnis iim^licibur, Zladris ^unäkstiz 112. Iacg^^ hat solche in feinem Anhang zu der österreichischen Seite 45. beschrieben, und Tabelle zz sehr genau abg-' bildet. Er giebt dieser Pflanze nach Beobachtung Gesner den Beynamen ^loscbattg. Ich habe hier vck den Einwohnern dieses Landes gelernet, daß diese ze ein trefiiches Mittel wider die Kolikschmerzen scy, wie auch im Durchfall sich mit Nutzen brauchen li^' Bevor ich noch eine Hütte in diesem Thal erblickte, de ich auf eine mir ganz unerwartete Art bewillkomm^' Ein hübsches Alpen-Mädchen, welches mir entgegen und gerade zu mir gieng, reichte mir ihre freundschaftli^ Hand mit denWorten: seyd willkommen, mich freuet, dck ihr gekommen seyd, und wenn es euch gefällt, so bleibt bey uns. Mit dieser aufrichtigen und unschuldigen war ich etwas überrascht. Mein Wegweiser, der dick sah-, s«l de, eir de W zu de 8° le fr ei lr n z u r l '-' 5Z f"he, sagte mir in einer andern Sprache, „ Herr, hier ist ^Gebrauch so; denn es kommt kaum alle zehen Jahr Fremder herein, und das Volk, welches hier sehr in d" Unschuld lebt, sieht einen jeden Kommenden als ih. besten Freund an, ohne jemals das geringste Uebel argwohnen.« Da ich nun nichts hatte, das ich unschuldigen Madgen hatte zum Angedenken gbben können, so wollte ich ihr Geld verehren; al- dieß wurde mir widerrathen, indem ich dadurch eine Beleidigung begehen würde; ich konnte also nichts als freundschaftliche Worte erwiedern, und so giengen wir vergnügt auseinander. Als ich weiter kam, erreichte ich kleines Dorf, welches das einzige im ganzen Thal war, und Kresta genannt wird, ohne Zweifel eine Be¬ nennung des ersten Einwohners, der sich da niederließ. Es ist noch nicht ZOO Jahre, als für Menschen das gan- Thal unbekannt war, und so habe ich es noch auf kei¬ ner Karte gefunden, ja auch auf der neusten, welche Eross '2) jn. Engelland herausgab, nicht. Ueberhaupt kann man von allen Karten Helvetiens sagen, daß der Theil vom Bündnerland jederzeit der unrichtigste sey, wie auch lehtere Karte meistens eine Kopie des Grasse Girier ist, wenigstens was letzters sand betrift, indem diese so rauhe Gegend nicht leicht anders als zu Fuß besucht werden kann, folglich für die reifende Liebhaber ju beschwerlich ist. D z Das lr) ^louvelle Lsrte öe I» 8nitle -lsns Izučile lont exsKo- ment ciitlinxues les iz Lsulous. l.eurs sllics et icurs 8u- jeüs ärcllec lur les memoii-cs les plus eorreLles —. s I-c>n- ärcs ckcr l-'rulen LksriuA Lrotk. »778- in einem Blatt in Groß» Rezal. 54 ' k Das Thal, wovon hier die Rede ist, ist ebenfalls w>e das Laviner kahl von Holz, so daß dasjenige, was zuM Häuser bauen gebraucht wird, von weitem hergeholet werden muß, man bedient sich also ebenfalls des getrock' * neten Kuhmistes zur Feuerung; da ich nun hier über Nacht bleiben muste, so hatte ich für mich eine angench' z me Unterhaltung mit diesen Leuten, aber ohnmöglich wölb te es diesen ehrlichen und offenherzigen Leuten in den Kopf gehen, daß ich aus keiner andern Absicht hiehet gekommen sey, als denen Bergen und Steinen zu gefallen» Aus diesem sehr hochgelegenen Thal, wandte ich mich bergab, um in das Schamserthal zu kommen, mit ungemein vieler Beschwerde konnte mein Wegweiser sei" Pferd fortbringen; das arme Thier, so sehr es auch die Klippen gewohnt war, blieb es doch sehr oft mit de" Füssen zwischen den Felsen solchergestalt stecken, daß es beym Herausziehen sich seine Hufeisen loöriß, und ich sähe mehr als zu deutlich, daß auch ein solches Thier mehr zur Beschwerde als wesentlichem Nutzen auf solche" Reisen dienen konnte; ich war froh das meinige zurück' gelassen zu haben. Ich hatte nun auf meinem Wege nichts als sehr hohe Gyps - und Alabasterberge bis z" dem Hammerwerk Sesam oder Schmölz. Da diese Berge so wenig wittern, so fand ich selten frische An- brüche, aber aller Orten fand ich auch nichts als eine schneeweisse, feste und im Bruch sehr feinkörnige Stein' art, welche in dünnen Stücken halb durchsichtig ist» Keiner S einart kommt sie naher als dem Marmore di Carrara der Jtaliäner. Grosse abgebrochene Stü« cke, welche ich heruntergesiürzt fand- brachen meistens kubisch- - Z5 kubisch. Diese schöne Berge habe ich wohl mehr als einmahl bei) wohlhabenden Städten gewünschet, um Ge¬ legenheit zu haben die prächtigsten Skatüen daraus zu verfertigen. Was diesen Stein belangt, würde man sich nicht Zleich einbilden, daß er Gypsartig sey, indem er jeder» leit mit Säuren mehr oder weniger brauset; allein die ^gliche Erfahrung in der Oekonomie zeigt allzuklar, daß diese Gebirgart schon zum Theil mit der Vitriolsäure ge- sättiget sey; doch so, daß der Stein eine eben so feste Textur Wie der ursprüngliche Kalkstein behält. Ich glaube der schicklichste Namen, den man dieser Steinart geben kön¬ ne, wäre Kalkgyps, so wie man Kalkmergel zu sagen pflegt, wenn bey letzterer Erdart die Kalkerde die Ober. Hand hat. Eine Bestimmung die Hr. Andrä mit vieler Richtigkeit gegeben hat. Bevor ich noch Sesam erreichte, blieb mir dieses schöne Gebirge gegen Osten zurück, und ich kam wieder in Schiefer- und Granitbergen, es war eben der Fels¬ schiefer und Granit, wovon ich zuletzt erwähnet habe. Ein paarmal fand ich schöne Klüfte von Lavetstein am Tage ausbeissen; im Anbruch ist er jederzeit sehr weich, über wenn er eine Zeit am Tag ist, so wird er fester. Sesam oder Schmölz, wie die Teutschen zu sagen pfle. Zen, jst nichts als ein einschichtiges Eisenwerk, wo ich Einen Hohofcn, ein paar Zerren und andere kleine Feuer antraf. Da wir hier sehr abgemattet, und unser Pferd D 4 ohne iz) Andrä Abhandlung über eine beträchtliche Anzahl Erd¬ arten u.s. w. Hannover 1769. in 8vo. 56 -EE ohne Eisen hinkam, so brauchken wir einige Hülfe, allein hier war ums Geld nichts zu haben. Ich wand' le mich gleich zu dem Innhaber, der eben im Werke an¬ kam, mir Erklärung, daß ich ein Hüttenmann sey, auf dieses wurden wir alle drey wohl ausgenommen, und man führte mich gleich zu dem Hohofen, welcher Ver' besserung brauchte, man machte mir verschiedene Fra¬ gen, um zu wissen, ob mein Vorgeben wahr sey; als ich nun den Innhaber befriedigte, so wollte man auch haben, ich sollte sehen, wo es an dem Ofen gefehlt D da er so schlecht gicng. Allein der Fehler war bald ent' deckt, indem die Sturze mit dem Sumpf kein Verhalt' niß hatte, wo man dann sich vornahm, solches gleich ab' zuandern, allein der Hauptumstand war, einen guten fe»' «rftsten Stein zu nehmen. Man hatte den Versuch mit vielen gemacht, allein keiner war tauglich, indem es lauter grober Granit war, und die Leute von Steinen nicht die geringste Kenntniß hatten. Indessen legte man mir doch einige andere Steinarten vor, womit stt Proben gemacht hatten, und nun sollte ich ihnen sage", welchen ich am tauglichsten zu seyn glaubte, da alles Gra¬ nit war, aber einer aus mehr als zwey Drittel grünen Speckstein bestand, und das übrige klein weiß kubischer Feldspath, etwas Glimmer und körnigter Quarz war, den man nur von Feldspath ausnehmen konnte, wen" man den Stein naß machte, so griff ich auf letztem, daß man diesen zum Ofenfutter anwenden solle. Dieses befriedigte denInnhaber sehr; obgleich ein junger Mensch einen schlechten Granit für den ganzen Ofen schon hatte zurichten lassen, so achtete er doch diese Unkosten nicht, indem er aus seinen kleinen Feuerproben, die er mit den Stet' 'e, d- n« id » i-- 'S h 'e '' c i '.— 57 Steinen gemacht hatte, für besser erkannt, und meine Bestätigung darüber erhielt, alsogleich gab er den Ge. stauch des ersteren für diesen auf. Indessen diese klei- Befriedigung des Innhabers machte eine gute Wir- k"ng für uns, daß man uns aufs möglichste bewirthete °hne alles Entgeld. Da ich an einem Sonntag hieher so fand ich kein einziges Feuer, aber alle Vorkeh. ^t>g schien mir so übel getroffen zu feyn, daß wenig ^er kein Nutzen herauskommen kann. Die Erzeugniß vermöge der Menge der Erze könn¬ te auf ein paar tausend Zentner Gareisen des Aahres ge. bracht werden, wohingegen die Innhaber P. solches "ur auf einige hundert trieben. Alles ist auf Breö- Manische Art, ja auch selbst die Arbeiter sind von daher, Uber welche man sich sehr beklagte. Der Hohofen wird °hne Balge, sondern mit einer Wasserdrommel getrie¬ ben, und so sind auch alle Feuer ohne gehörige Ein. Kränkung. Die Gruben sind nur eine Stunde vom Werke ent- '/gen in den Norbergen des Albin. Die Erze brechen Eu Klüften in dem grünen Felsschiefer ein; sie gehören unter die schwarzen Eisenglimmer-Erze, kerrum mica- hex Mineralogen ; Man hat mich versichert, sie gelten dem Durchschnitte nach 42 im Hundert. Vor bem erwähnten Eisenwerke fließt der Bach Avers, wo *Uan auf der nördlichen Seite an einem sehr steilen Gra- uitberge vor Zeiten auf einen Silbergang gebauet; al« iein nicht aus Abgang der haltigen Erze, sondern aus ^ukenntniß hat man das Ganze verlassen, oder in an. fliegen gegeben. Nun wandte ich mich gegen Norden D,5 fort, 58 --.'... fort, nach dem erwähnten Bach, bis da, wo er sich den Rhein ergießt- und der Anfang des Schamser Thal ist, wo man dann die Saumsirasse nach Splügen et' reicht, und meinem Zwecke gemäß wieder gegen Weste" wandte, bis zu letzt erwähntem Orte. Ich hatte nn" immer den Rhein auf meiner Seite als Gefärte, der viel' faltige Abstürze machte, welche fo wie alle Wasser, die sich von Gebirgen stürzen, dem Ohr unangenehm sind, und man jederzeit froh ist, die Anhöhen zu erreichen, nicht mehr damit belästiget zu ftyn. Hier gieng mei" Weg an dem Fuß des Monte Stella; bis Suffes hatte ich nichts als eben den Geisbergcr Granit und Felsschiefer; als ich aber naher zu dem Ort Splügen, Büsching a.a.O. kam, so stellten sich andere Gebirge dafür ein. Alle jene, welche gegen West-Norden gew' gert waren, bestehen aus ursprünglichem Kalkstein, odet besser Kalkgyps, indem die Steinart jederzeit mit etwas Saure gesattiget war, und man keinen bindenden Ka^ daraus brennen kann; doch giebt es weiter entfernt uw ter solchen auch Marmor. Die höchsten Berge uw Splügen bestehen aus solchen Steinarren von Farbe graw blau mit grossen weissen Spathadern durchsetzt, auch ganze weisse Berge giebt es, welche vollkommen der" Marmore Salino gleich kommen. Ich habe an verschiß denen Orten die Steinarten untersucht, aber, keine Vet' steinerungen gefunden; und so viel als ich erfahren, g^ hört dieses Gebirg ebenfalls zu den Ursprünglichen, st daß man wie vom Kalkstein sagen kann, alter und zeit' licher Gyps oder Alabaster; denn in den mineralogische" Büchern findet man den Gypö nur als zufällig brechend beschrieben, der bald in Schichten oder anders vorkommt/ aber , ------- 59 aöer niemals ganze hohe Gebirge ausmacht, nur Gruner hat in seinem Werke davon Erwähnung gemacht, und andere nach ihm, die solches a^/efchrieben haben. Nie vortheilhaft wäre doch nicht die,e Steinartssür den Bildhauer, da er bey diesem Stein noch vieles bey seiner Arbeit durch Sauren würde verbessern können, was er mit einem, der vollkommen von der Schwe. felsaure gefattiget ist, nicht thun kann. Diese Gyps. °^er Alabasterberge geben sich sehr leicht von weitem zu kennen; sie brechen nicht so schorfig, wie die Granite, ^ch verwittern sie so wie die Kalkberge: überhaupt ma. Hen sie ein schönes Gebirg aus. So was ich hier von dem Unterschied in Anbetracht des Alters von dem GypS gesagt habe, mag auch zu seiner Zeit von dem Granit gesagt werden können, wenn man mehr Beobachtungen ^ird gesammelt haben; beylaufig,waö diese letzte Stein, akt betrift, habe ich in Karnthen und Steyermark der. glichen beobachtet; Soulavie in Frankreich und andere Naturforscher in Schweden u. s. w. Von Splügen aus wandte ich mich gegen Westen 'n dem Saportthal dem Rhein nach aufwärts, wo ich Splüger Berge links gegen Mittag zurückließ; nun hakte ich wieder Felsschiefer und Granit, wie auch Ge. Ullstein und etwas zeitlichen Kalkstein aufersterer Stein- aufliegend. Das Dorf zum Hintern Rhein war dec letzte Ort, den ich vorbeygieng, indem ich mich gegen den Hintern Rhein oder Nheinwalder Gletscher ins Pa. k'adicg wandte, und zu dem Brunnen Weyer, wo man fallen Zeitenden eigentlichen Ursprung des Hinter Rhein annehmen kann, obgleich solcher nur das Wasser von den 6o -" den Herumliegenden Gletschers des Adula oder Vogel' berg Avicula, Cadelin u. s. w. erhalt. Gruner hak alles dieß sehr genau beschrieben, und das Paradies oder das Rhätische nuva 8emla auf der yten Tafel richtig ab' gebildet. Man kann also dessen Schriften nachsehen, wer vom Eisgebirge mehr Nachricht verlangt; über¬ haupt aber ist bey dem Verfasser anzumerken, daß er st' derzeit die Sache um ein merkliches vergrößert; den» so wie er die Höhe der Gletscherberge im Paradies M>t looo Klaftern angiebt, kann ist) ihm unmöglich beystiw' men, indem ich sie, ohne sie gemessen zu haben, gewiß uw ein merkliches niedriger zu seyn glaube. Da ich in dem festen Willen beharren wollte, nach' dem ich dieses Eiöland und höchsttraurige Gegend be- sucht haben würde, mich über Sck. Maria und Airol auf den Set. Gotthardsberg zu begeben, so wurde mir durch einen einsallenden Schnee in der Nacht mein gan« zes Vorhaben vereitelt; es war also in dem Rheinwald' thal bucuLgue non ultra für mich, und wandte mich al¬ so an dem kleinen Rheinbache zurücke nach Splügen, wo ich mein gedungenes Pferd gelassen, und einen neues Wegweiser ausgenommen hatte. Ich kann nichts von dem Gebirge des Paradies sagen, indem beynahe alles mit frischem Schnee bedeckt war; doch nach den Steinarten zu sch'iessen, welche ich in den verschiedenen niederen Gegenden und Bachen fand, besteht das Ge¬ birge meistens aus Granit und Felöschiefer. Der Grs' mt hat hier, besonders jener, welcher den Avicula bildet, viel Quarz und Feldspath, aber desto weniger Speck' stein und schwarzen Glimmer in sich. Bey Verlass"^ die' 6, dieser so traurigen Gegend, ist mir des weisen Seneca seine Abschilderung von Teutschland eingefallen, wenn er sagt I'erpetua iliox biems, trikie caelum. Eremit. Ge- wiß gilt dies in vollem Grad für diesen Erdsteck. Eine Stünde von Splügen, wo cs nichts als Kalkgypsbcrge 8>ebt, haben die des Savi gegen Tombon über eine ! besondere Figur; sie stellen wie lauter senkrechte Schich¬ ten vor, wovon die Spitze wie nebeneinander gestellte Ke- 8el bilden. Der Bestand ist ganz wie weisser klein schuppjchter Marmor; niemals habe ich die Alabaster» oder Gypsberge in einer solchen Gestalt gefunden, son¬ dern meistens in grade fortstreichcnden Bergrücken, und "leistens ohne Schichten. Da nun hier diese Steine Zum Kalkbrennen nicht taugen, so bedienen sich viele der Einwohner statt des Kalkmörtel eines graulichken Thon jun, Mauern, womit noch so ziemlich feste Gebäude auf. 8eführet werden; dieser Thon scheint von der Vermit¬ tlung des Granits zu entstehen. Da ich mich nun dem Rhein nach abwärts dem Scham, slkhal zu gegen Thussls wandte, so sähe ich, nachdem ich bäum zwey Stunden von dem Dorf Splügen entfernt war, iles hohe Gypsgebirge wieder, welches hinter Sesam weg- Glicht, und mir Albin genannt wurde, ohne Zweifel ist I das der Beverin, wie Gruner anmerkt. Dieses Gebirge sehr hoch, und hat gegen Mittag an seiner Anhöhe einige Skeiulavinen, wohingegen der übrige Theil ohne solche ist. Auf der äussersten Anhöhe zwischen zwey Hörnern sieht "ian als zwey aufgeführte Säulen, welche auf den Alpen Lewöhnlich von Skei en zusammengetragen werden, um den Hirten das Zeichen zu geben, wohin sie sich zu wen¬ den 62 —- den haben. Bis zur Hälfte dieses Gebirges reicht das Granit, und Schieftrgebirge von Sesam; eine Sacht/ die man recht deutlich von der Strasse von Splügen nach Thusfts abnehmen kann. Wer nun nicht die Cc- fahrung aus dem Thal von Avers hat, würde sich leicht einbilden können, daß dieses ein ausgeseßtes Kalkgebir- ge sey, allein ich habe das Gegenkheil erfahren- Von Splügen bis Schams mußte ich meinen Weg in der Bergenge von Rüflen fortsetzen, wo der Rhein ein unleidliches Geräusch mit seinen vielen Abstürzen macht. Hier reiset man jederzeit mit vielen Saumpftr- den begleitet, welche Waaren aus Italien üben Splü- gen nach Kuhr und weiter bringen. Der Felsschiefer war hier fo wie denKalkgyps die gewöhnliche Steinart, mit erstem werden hier in der Gegend die Hauser ge¬ deckt ; dieser Schiefer ist eine Abart des 8cl,ikiu§ Or- »eus oder Hornschiefer; unter diesem sand ich zufällig eine andere Steinart, welche einen etwas rochen grobkör¬ nigen Granit oder bester Gneis vorstellt, indem er mit einem fehr festen Thon wie Jaspis gemischt war, und eS scheint, daß diese Steinart wie ein Mittelding von Gra¬ nite und Porphyr mache, wie Herr Charpentier '4) sol¬ ches auf der igc-sten Seite seines Werkes von dem Schloß zu Fraucnstein richtig beschrieben. Das Gebirg, wie zuletzt erwähnet, hielt stets bis Cilliö an. Aus der Eng« von Rüflen kommt man in das Schamserthal, wo ich die untern Theile der Gebirge aus eben dem Schiefer, welcher viel Quarz «ingemischt hakt, fand, wohinge¬ gen 14) Mineralogische Geogmphie der Chursachsischen Lande von I. P. M. Chapentier mit Kupfer, Leipzig 1178- 4w- -" 6Z die hohen Herumliegenden Berge bald ausGyps oder Granite bestanden, doch sind letztere meistens mit dem Feidschjefer gemischt. Hier in dem Schamserkhal giebc ^'Gegenden gegen Mitternacht, wo man ziemlich schö» ^O.uarzkristallen in erwähntem Schiefer findet, die grü« Speckstein oder Glimmer eingeschlossen haben. Al- ^in da ich keine besondere figurirte noch von ansehnlicher Stösse gefunden, so ist auch keine fernere Erwähnung davon nörhig. Hier kam ich zu dem Weg des Schröckens, oder bach der Landart Friamala, welches Via mala heissen soll, dieser Weg war für mich weder des Schröckens, noch ^bequem, indem ich selten einen so guten zurückgelcgt hatte; indessen ist er immer für jene, die solche Wege ^cht gewohnt sind, nicht gleichgültig. Man stelle s'ch an dem Rand eines jähen Absturzes von 2 und ^0 Schuh Höhe einen schmalen in Schieferfelsen eilige- hauenen Weg vor, so ist nicht zu zweifeln, daß nicht man¬ chem der Schwindel ankommen mag, und obgleich der Neg ein wenig eingefaßt ist, so wird man doch solches bch hohem Schnee nicht gewahr. In dieser Schlucht oder Bergenge, welche manchmal nur einige Lach¬ ter Breite hat, stießt der Rhein, bald sichtbar, bald ^sichtbar; gar oft glaubte ich von diesem Fluß sehr weit entfernt zu seyn, wo ich ihn unter meinen Füssen hakte; so verborgen und still stoß er unter den Felsen kag,wo er vorher so tumultuarisch über solche sich stürzte. Hier kamen die beyden Gebirge immer näher zu. sairimen, obgleich der Fluß immer tiefer in die Gypöber- La einschnitte; bey dieser Annäherung der Berge hat man 64 ----------- man eine Brücke geführt, welche aus einem einzigen ge¬ wölbten Bogen besteht, und in der That viel Kühnst zur Ausführung erfordert hat. Diese Brücke ist 8 lach' ter lang, und ein paar breit; aber die Höhe mag wohi alle bis ißo bekannte Brücken in Europa übertreffe"' Nach Gestandniß des Laborde oder Gruner hat die f"' genannte Teufelsbrücke auf dem Gotthardsberg nicht mehr als i2 Lachter oder gegen 72 Fuß Höhe biszumW"^ ser, wohingegen die hier angeführte Brücke 250 Scb"h senkrechter Höhe nach Abmessung der dortigen Einwoh' ner bis zum Wasserfchlunde, welcher hier in der Ti^ nur z Schuhbreit ist, haben soll. Eine Höhe, wenn f^ auch um ein Fünftel in der Angabe übertrieben wäre, es mir doch nach dem Augenmaaß nicht geschienen hab so ist sie doch noch immer so beträchtlich, daß es eine" wundern muß, daß davon nie keine Meldung gemacht worden. Nicht weit von dieser Brücke ist vor ein pa"t Jahren ein Pferd mit einer reichen Ladung gestürzt; d" in einem von den Ballen, womit das Pferd bepackt/ Geld enthalten war, so both der Eigenthümer einem jeden die Hälfte zur Vergeltung, welcher solchen wied" herauf holte. Eine lange Zeit wollte Niemand um alle Schatze dec Welt solches wagen; allein nach der Ha"^ lhat sich ein sehr kühner Pursche hervor, welchen man mit Stricken hinunter ließ. Alles hielte ihn für verlohn"/ als man dieses kühne Unternehmen sah; allein es glück' te dem Menschen nicht allein gesund wieder in die Höhe kommen, sondern auch mit seiner Beute, wobey er so glück' lich war, daß er den rechten Ballen, wocinn das Geld enthalten war, in dem Wasser ertapte, und mitbrach"' Nicht weit von dieser letzterwähnten Brücke kommt ein< zwey' — 6z i^eyle, welche den Reisenden wieder auf die andere ^eite führt, aber eben aus einem gemauerten Bogen erstere bestehend; alle solche Brücken, ob sie gleich ^Mauert sind, haben doch jederzeit das hölzerne Ge- We, wie es zur Gewölbung gebraucht worden, unter sch, ohne Zweifel wird solches wegen mehrerer Dauer gelassen. Zur Erläuterung habe ich auf der 8ten Ta- fel diese Gegend mit denen zum Theil dort befindlichen ^alkgypöbergen abgebildet. Ich habe hier an dem Ge- ^ege, welches g-gen Norden liegt, keine ordentliche ^asserwagige Schichten, aber wohl senkrechte bemerkt, dieses ganze Gebirg hat ein rechtes theatralisches Anse, hen, und ist dabey wenig der Verwitterung unterworfen. ist gar kein Zweifel zu haben, daß nicht diese Ber¬ ge in einer Kette mit jenen des Thal Avers fortsirei- ^n, und da sie das Bette des Flusses ausmachen, so es wahrscheinlich, daß sie unter dem Schiefer weg halten. Aus dieser Bergenge kömmt man nach Thnssis, ko das Thal ein wenig breiter wird. Die Gypsbcrge sieben mir immer rechts, wohingegen linkerseits ich nichts Schieftrgebirg hatte; bevor man zu letzterwähntem kommt, muß man über einen zu Zeiten beträchtli- H?" Wildbach die Nola, oder wie manche ihn zu nen- "En Pflegen, Nula, indem er bey trockener Iahrszeit ^uig oder gar kein Wasser hak. Dieser Wildbach ent- springt auf dem Spihbenerinberg, und sein Wasser ist Kristens ganz schwarz gefärbt, indem sein Bette in blos. s^ schwarzen Thon und Hornschieferchefindlich ist. Die- Wasser ist ungemein reissend, und drohet früh oder spät dem Ort Thussis, Büsching a. a. O. den Unter- Hacguets Reisen H. Theil. E gang, 66 E------ gang, indem es die Anhöhe von Jahr zu Jahr mO untergräbt, worauf er steht. Da ich nun im letzten 9k' te über Nacht bleiben mußte, so hörte ich auch stets da§ Lauren der Glocken bcy den Saumpferden; es ist bewundern, was die Uebung bey Thieren und schen nicht thun kann. Diese Lastthiere haben ihre dentliche Stationen, und bevor, ehe sie solche nicht ertt>' chen, bekommen sie weder zu essen noch zu trinken; und es mag die Nacht noch so finster seyn, so finden sie doch den richtigen Weg; sehr selten geschieht es, und d^ zwar nur zu Schneezeiten, daß sie solchen verfehlen, lein trift es, daß sie wo auf einen Absturz kommet wo sie nicht umkehren können, so sind sie auch verloren es mögen ihrer so viel seyn, als es immer wollen; d6'' gleichen betrübte Beyspiele hat mir mein Wegweiser Ueberfluß erzählt. Von Thussis aus bekommt das Thal bis Chur nen andernNamen, nämlichDommleschger,dieses istimi' ter als das vorgehende und angenehmer, indem man mehr aus dem wilden Eislande herabkommt; ich ha^ immer blaulichten Felsschiefer, welcher aus Thon, Quatj und wenig Glimmer bestand, dieß währte bis in die che gegen den Vorderrhein, wo ich von weiten die Gl^' scher des Bergs Calanda ohnweit Damutz erblicke. muß man über eine hölzerne Brücke, die aus einem gen besteht, und ein blosses Hängwerk ist; diese Brü^ führt zu einem kleinen ganz artigen Schloß Reiche«^ genannt, in welchem der kaiserliche Geschäftsträger Bünden wohnt, kaum ist man vor dem Schloß vorbei nach Chur zu, so muß man abermai über eine solche Brücke Bn'cke, welche aber einen noch grösseren Bogen hat, erstere, der über den ganzen Rheinstroin gekühret ist, Nachdem sich vorhero der Vorder, mir dem Hinter-Rhein Reiniget hat. Die Lange der Brücke oder des ganzen Bogen ist 240 Schuh, und wurde zu eben der Zeit, als ^0 Schaafhauser Brücke, wovon Herr Andrä in sei« "en Briefen hinlängliche Nachricht und Abbildung giebt, 8obauet. Der Meister der diesen kecken Bogen über den Uuß zog, war Johann Grubenmann, ein Bruder des« Innigen, der die Schaafhauser errichtete. Ein solches Gangwerk verdient wohl alle Achtung eines jeden Rei¬ chen, und vor der Schaafhauser den Vorzug, da leß. aus 2 Bogen besteht, wovon der größte nur 19? Schuh ^k. Es ist also gewiß sehr zu bewundern, wie Cox '§) ^it Recht in seinem 2ten Brief sagt, daß ein solches Meisterstück aus dem Kopf eines solchen Mannes, der "hne alle Mathematik und Mechanik, ja ohne den ge- ^gsten Lehrmeister hat können hervorgebdacht werden. Die Lage von Reichenau ist ziemlich angenehm, da wie auf einer Erdzunge zwischen dem Vorder- und gemeinschaftlichen Rhein. Die Verfasser der l'a- EaurclopvArapbi^ues haben solches.aufder 146. Tafel ^gebildet, aber es scheint, daß das dermalige Gebäude ^Residenten sich verändert hak, seitdem die Abbildung ^bon genommen worden, denn die Zeichnung sieht ihm "icht sehr ähnlich. Der Boden um diese Gegend ist Mistens aus zusammengetragenem Schober mit einer E 2 san« *5) Lüsx tur I'ekst prelent äe lü Luille, ou Lettre» xsr (?. Lor. Lonärc, 1781. 68 ------- sündigten Thonerde überdeckt; von hieraus hatte ich iB' mer mehr Fläche bis in die Gebirge, welche nun meistes ganz Kalk sind und mehr in Schichten brechen. Hier in dit' ser etwas stachen Gegend ist der Rhein so wie dieAdda Valtelinischen ohne alle Einschränkung, wo also solchen reissendere Flüssen es nicht ohne grossen Schadt für die daran stossende Felder ablauft. Chur oder Ovire, Oiälion. Oeogroxb. et Lukcbi^ a. a. O. ist die Haupt- und einzige Stadt im Bür land, so wie auch vom grauen Bund insbesondere, wie in zwey Theile getheilt, und liegt auf einer zum sanften fruchtbaren Anhöhe, welche nach aller Wa^" scheinlichkeit aus blossen Steinlavinen durch den klein^ Plefurfluß gebildet worden, wie dann noch heut zu ge der Ort durch den starken Fall dieses Wassers vi^ Ungemach zu erdulden hat. Hier in diesem Orte ist Hauptsitz für die Landtage des Landes, wie auch ein^ katholischen Bischofs, der der einzige ist, der dasMünj' recht im Lande hak, aber seine ganze Münzbank ist nichts beschäftiget, als kleine halbe blecherne Kreuhi ouszumünzen, welche man Plützers 'oder Plützg^ nennt, und für einen Reisenden nichts weniger als ke' quem sind. Die Stadt ist ziemlich bevölkert, im übrigen traN' rig so wie das ganze Land; eine gute Abbildung stnd^ man auf der 4Zsten Tafel der angeführten Isbl. lox"' xrapkigues. Von hier aus war ich willens den Rhcl" noch bis Züzers zu verfolgen, wo ich mit Herrn Doct^ Amstein dem Verfasser einer periodischen Schrift, Land betreffend gewünschet hätte bekannt zu werden» alle«" sie ist Thest 69 lens ! die' 11'1" be? allein mit Mißvergnügen hörte ich in Chur, daß ich ihn nicht zu Hauß antreffen würde, wo ich dann von mei¬ nem Vorhaben abgestanden, und mich also gleich von Chur aus gegen Osten gewandt mit Ersteigung des Ge. ^tges nach Malis zu; wo ich den kleinen Fluß Plesur 'Nimer links hatte. Als ich nun eine ziemliche Anhöhe te, so konnte ich einen Theil des Gebirges welches den Rheinstrom in den Bodensee be« So viel mir möglich war abzunehmen, so jst ^ag die ganze Kette der Berge, welche dahinzieht, bloß >eil styn. Da ich nun Malis erreicht hatte, so fand 'H das Gebirg aus grauen Schiefer bestehend, wohin« gegen aller Orten so wie bey Chur nichts als Kalk war; ich nun gegen Coroalda kam, so stellte sich ein Kalk« tiefer ein, welcher mit sehr vielen Tufstein gemischt h^r, der bis Lenz anhielt, wo dann die Berge wieder es altem Kalkgebirge und etwas Schiefer bestanden. "Hey Parpan oder Perpan sande ich die Hügel oder die ^ergkoppen auö einem in Schiefer brechenden Sandstein gehend, die Bestandteile waren Ouarz, Thon mit ro- Eheiy Sand angefüllt, etwas Glimmer und viel Eisin- ,, °eher, welches das Hauptbindungsmiktel vom Ganzen hne viel ähnliches mit dem Lsxum primiZe- , des känno, wenn es nicht ebenderselbe ist. Die« Steinart überdeckte den ursprünglichen Kalkstein, t , eu schönen Beweis von der zeitlichen Entstehung die- Steins ist gleich vor dem Dors Perpan links gegen Morden; wenn man auf dem Fußsteige nach Alvcnu ^hk, so findet man einen senkrechten Absturz eines Berges, der vom Grund aus Kalk ist, und eine Decke einigen Lachtern dieses rothen Steins hak; So sind seicht hc ^fitzen, beglej^te. durch« E z 70 ..- durchaus die Gebirge beschaffen bis zu dem Bade Ab venu oder Alveneu. Hier fand ich schon beynahe k«' neu Menschen mehr, der Gebrauch von dem Bade machte, indem es schon zu spät in der Jahrszeit war. Dieses Bao gehört unter die Klasse der kalten Bäder/ rind muß also zum Gebrauch gewärmt werden. In¬ dessen isr hier die Einrichtung viel besser, als in dei" Warmbad bey Worms; ein langer Saal, welcher eine Menge reine geschlossene Badwannen einschließt, ist al¬ ler Orlen mir doppelten Wasserleitern versehen, welche in eine jede Wanne halten, wo denn auf solche Art eia jeder Badende nach Willkühr seine Wanne mit kaltes oder warmen Badwasser anlassen kann. Die Quelst des Badwassers, welche ziemlich stark ist, entspringt aus einem blaulichken Kalkfelsen gegen Norden; daö Was¬ ser davon hat den sehr widrigen Geruch und Geschma^ der Schwefelleber; in den hölzernen Röhren, wodurch es ins Badzimmer und zum Feuerheerde geleitet wirb/ seht sich in solchen sehr viel reiner Schwefel ab; aus dieses ist also ein Theil des Bestands zu erkennen, ohne daß ma" benörhigek ist, die strengste Versuche damit zu machen! da ich auf einer so beschwerlichen Reise, nicht alles das michaben konnte, was zu einer solchen weitläuftigen U"' tersuchung gehört, so habe ich mich bloß mit diesem ge¬ ringen Beweise begnüget, und aus der dorten gemach¬ ten täglichen Erfahrung vernommen, daß die größte" Heilkräfte dieses Wassers in Hautkrankheiten bestehen. Da ich nun von Chur aus immer Bergauf gestie¬ gen war, so war meine größte Neugierde, wie weit hi^ die Kalkgebirge halten würden; ich setzte also meine" Weg 7- ll' li¬ ve k. i> i- 11 ! s i i' e S Ncg gegen Osten fort bis zu der Anhöhe des mächtigen Aibel oder Albulaberg. Von Pergun, wo ich schon diesen Berg bestieg, wurde der Kalkstein grauschwarz mit weist sia Spathadern angefüllt; hin und wieder findet man "och ein wenig grauen Thonschiefer aussihen. Der Al- Melfluß, der mir hier zu Gesicht kam, und bey Thußis in den Hinterrhein ergießt, hat wie einen natürli¬ chen Damm, der zwischen drei) kleinen Hügeln durchge. Wochen jst; als ich nun hier das Bett untersuchte, so siwd ich sehr häufig einen rochen Felsster'n mit wenigem Meisberger Granite, es war also zu vermuthen, in der ferneren Höhe solche Gebirgart anzutreffen. Das Ge- birg wurde hier sehr steil, und hatte grosse senkrechte Ab« siürze; Dem ohngeachtet hat man doch in einer so un¬ wegsamen Gegend einen Weg für Pferde in die leben- ^gen Felsen eingehauen, so wie Via mala im Scham- ^"hal gemacht ist. Es soll ebenfalls auch hier im Win- ^r selten ohne Unglück ablaufen. Bis über letzterwähnten aus hatte ich immer den dichten Kalkstein noch, und "ach diesem stellte sich statt solchem gegen Mittag ein rochec bestem ein, welcher aus Quarz, Thon, Glimmer und Manchmal auch Feldspath bestand. Folglich eine Art H"eis; nach dieser Steinart folgte mehr aufwärts der grüne oder Geisberger Granit: links gegen Nor- den hatte ich stets Kalk, und die Albel hat sich meistens 'h>'en Weg an den Gränzen dieser zwey Gebügarten ge¬ mahnet. Ich folgte also genau dieser Gränzfcheidung, ^r Gebirge bis zu ihrer äußersten Anhöhe. Die letz- ten Häuser, die ich fand, war Weifenstein, wo die Kammer von Chur als aus dem Engadin, die das Ge- Mstg übersetzen, hier Erfrischungen holen. Da nun die« E 4 fts 72 ses letzte Wirthöhaüs nicht ganz aufder Anhöhe liegt, so»' dern gegen Norden noch abwärts, so müßen diejenige die von dec Südseite kommen, jederzeit über den ganze» Berg setzen, bevor sie einen Unterstand haben können, Ws' bey sie oft im Winter durch Schneelavinen aus Mangel der Hülfe umö Leben kommen; da der Eigenthümer dis' ses letztem Hauses nicht erlaubt, auf der Südseite eine» eben solchen Unterstand zu errichten. In einer Monat' chie würde man diese unlöbliche Handlung gewiö nicht gedulden. Nachdem ich dieses Wirthshaus verlassen hatks/ kam ich zu einem unbeträchtlichen See, in welches der Bach Albel, oder welchen man auch den kiel' nen Rhein zu nennen pflegt, sich hinein ergießt, und nach einer kurzen Zeit wieder herauskömmt. Nun et' reichte ich in Kurzem die Anhöhe des erwähnten Berges, wo ich immer aus der Gränzscheidung beyder Vergärte» nämlich des Kalks und grünen Granit meinen Weg hat' te. Auf dieser Anhöhe des Albula hatte ich wie beyna' he alle Berge, die ich in Rhätien übergangen hatte, links und rechts ein Horn oder Bergspitze; beyde waren vo» gleicher Höhe, aber nicht von einerley Gesteinart; jenes/ welches ich rechts gegen Mittag hatte, war Granit, w» hingegen das linke gegen Norden aus blossem alten Kalk' stein ohne alle Versteinerung bestand. Man sehe dis 9te Tafel, wo dieser Berg seinem Streichen nach imPr^ spect vorgestellec ist. Beyde Berge hatten auch etwas Höhlung, aber sie waren mit einer Steinlavine zuiN Theil verschüttet; doch hinderte solches nicht, daß nicht der Ursprung des Albel seinen Ausweg fand. Da n»» diese beyde Homer mit ihrer Grundfläche bey meinen* Stand- Standpunkte auf dem Sammerweg zusammen kamen, Und keines über 82 Lachter senkrechter Höhe gehabt hak, st konnte ich auch solche genau untersuchen. Beyde diese Bergkoppen machten gleich starke Steinlavinen, welche also in der Mitte, wo der Steigweg gieng, zu- stwmen kamen. Bey diesen habe ich eine Merk¬ würdigkeit beobachtet, welche wohl verdient hier ange- werkt zu werden. Ich habe in meiner mineralogischen Ostrejše angemerkt, daß nicht alle Pflanzen in gleicher Himmelsgegend auf eben der Grunderde wachsen, wie B. die Valeriana celrica oder Speik, den ich nie» Wals auf dem Kalkgebirge, sondern jederzeit auf Granit °der Feisfchicfer gesunden; und hier hatte ich nun den bärsten Beweis davon. Alles, was Granit war, fand ich mit vegetabilischem Staube l.iunaei oder auch Dicken Salieri überzogen. Er bestand aus lauter klei» Uen gelben Punkten, und kam dem LMm calcielarius Oeder '6) am nächsten. Unter diesem vegetabili¬ schen Staub war auch eine Abart eines laxatilis Und I^acIea. Ob! nun gleich die Trümmer der Kalkfelsen Wit jenen auf und durcheinander lagen, so habe ich doch Niemals letztere Steinart damit bedeckt gefunden: also 'st es mehr als ein klarer Beweis, daß nicht eine jede Pflanze auf dem kalkigten wie auf dem kiefelichten Bo- den fortkommk. Da das Horn des Kalksteins hier leichter zu erste!« Len war, als jenes des Granits, so habe ich auch solches bestiegen; wo ich dann nicht allein den ganzen Scalleta« berg gegen Nordosten übersehen konnte, sondern auch , E 5 das *6) klor» v»n!es vom G- C. Keder, Kopenhagen, 1770. 74 - das ganze Oberengadin und die Gegend von Chur gt' h gen dem Bodensee zu; aus dieser beträchtlichen Aussicht d habe ich durch Hülfe meines englischen Sehrohrs deut« r lich abnehmen können, wie das Granit- und Kalkgebit' s ge in beylausig gleichen Linien von Osten nach Weste" strich, wo dann letztere Gebirgart von Chur aus und ; noch weiter gegen Bormio zu den karnischen Alpe" ' hinhielt. > i Nachdem ich mich von der Lage dieser Gebirge übet' i Haupt unterrichtet hatte, so begab ich mich wieder über solches herunter, um die Steinart der anderen Bergkop- pe kennen zu lernen; als ich mich eben mit Machung frischer Brüche an den Felsen beschäftigte, kamen zwty Reifende mit Pferden, welche gleichfalls im Begrif wa* ren, über dieses Gebirge zu fetzen, um nach Zürich j" gehen; sie hielten einige Augenblicke an, mit Unters düng unter sich. Da ich hier in diefer Einöde mit niest nem Führer allein war, so konnte ich nicht wissen, was sie für Absichten hatten. Endlich gieng einer auf mich los mit der Anrede: Ihr müsset ein Steinkenner sey"/ und fragte mich, aus wessen Lande ich sey; als ich ih"t nun solches nannte, so versicherte er mich, daß er mich kenne, und um dieses Geständniß zu bekräftigen, natw' te er mich beym Namen, umarmte mich, und machte mir zugleich den Vorwurf, daß ist) ihn, da er doch mir vor einigen Jahren in meiner Behausung zu Lublan" einen Besuch abgcstaktet habe, und schon so lang mit ihm Briefe wechsle, nicht mehr kenne. Darauf be¬ sann ich mich einen Augenblick, und errietst, daß es Herr Abake Fortis sey, den ich zwar nie hier erwartet hat- -- 75 hätte. Man kann sich leicht vorsiellen, wie überraschend ^eser Augenblick für uns beyde war, da wir unö so von ""gefehr begegneten; aher noch größer war das Ver¬ zügen, daß wir eben an diesem Orte zusammentrafen, der unsere verschiedene Meynungen, in Vetref des Kalk- 8'dirgeö, worüber wir lange Zeit in Briefen stritten, Tschechen konnte; Nie wollte er von dem Büffonschen, "och jjnneischen Systeme abgehen, daher schrieb er mir "st, und verwarf gerade hin alle Beobachtung, alle Un. ^'fuchungen, die ich hierüber angestellt habe; ich kann. '° 'hm hundertmal schreiben, wir haben ganze Ketten Kalkbergen ohne die geringste Versteinerung, (die Vor- und Mittelgebirge ausgenommen,) so erweckte doch solches bey ihm keinen Glauben, sondern er gab mir oft verstehen, daß ich nicht genug Acht gäbe und solche Überfähe u. s. w. Ich ergrif also die Gelegenheit, ""d sagte zu ihm: Hier Freund, sehet da den Berg, sicher einförmiger Granit ist, und hier den andern, wol- Her bloß Kalk ist, welcher ist nun älter, oder welcher soll °uf dem andern auffchen? Zeiget mir Versteinerungen '"diesem alten Kalkgebirge? wo er dann mir aufrich. 'ig, was jedem Gelehrten Ehre macht, bekennet hat, sehe es gar wohl ein, daß dieses Kalkgebirge eben so rwsprünglich sey, als der Granit, aber er zweifle doch "'cht, daß in der Tiefe gegen Chur Versteinerungen an- jUkresten wären, da er sie so hoch in den Apeninen gefun- hätte, oder es müßten diese Vorgebirge des Albula "och höher seyn, als die der Apeninen selbst. Allein 'ch erwiederte, wann dieß auch nicht wäre, so ist es d°cb leicht möglich, daß partikulair Seen zu einer Zeit wv können gestanden haben, welche Schaalthiere hervor¬ gebracht 76 hervorgebracht haben, wo eine nicht weit davon ent' j< legens Gegend im Trocken stand, oder vielleicht auch niemals eine Ueberschwemmung erlitten habe, denn eine n allgemeineUeberschwemmung kann wohl von einem wahren Physiker nicht behauptet werden. Nun so angenehm als mir diese Begegnung mit meinem Freund hier war, eben so sehr hätte ich auch gewünscht, einen so beruht' ten und wahrhaften Lithologen wie Saussure ist, hier an¬ zutreffen. Da er eben so wie ich jederzeit seine Reist" dem Vorhaben gemäß unternimmt, vielleicht würde er mich oder ich Ihn eines besseren überwiesen haben, denn was er von der AiZuillo 6o keüaval in dein 570. §. sagt, und auf der 8> Tafel erklärt, scheint mir , so sehr einstimmig zu seyn mit dem Berg Albula, daß es eben ganz der Fall sey; nur das Modesystem ausgt' nommen, das ihm die Sache anders begreiflich gemacht- Er sagt, das Gebirg der ersten Art, welches aus O.ua>'j und Glimmer besteht, folglich Gestellstein und das höhe« re ist, an welchem sich von zweyker Art nämlich das kal' kichte anlegt, zwischen diesen Zwischenräume sind dieBerge mit weichen Schiefer angefüllt u. s. w. was letzteres betriff ist eine Sache, die man in den Kalk - so wie im Granit- gebicge wahrnimmt. Was aber das Anliegen des Kalks auf dem Granit betrift, ziehe ich in Zweifel, im dem ich das dortige Gebirge nicht gesehen habe. Aber wie würde das bey dem Albel vom Herrn Saussure hm den erklärt werden können, da sowohl auf einer Seite wie auf der andern Granitjsich befindet, welche mit der Kalkkette gleiches forkstreichen haben. Wollte man das Eranithorn mit dem Iuliergebirge u. f. w. als urfprüng' lich ansehen, worauf dann der Albula als zweytes oder zeit- It- ch e» 1! >7 I' I- 1 e i -- 77 Ältliches aufliege, was würde man dann von dem Seal» letagebirge sagen, welches ebenfalls wieder Granit ist. Und mit seinen Schichten abermals auf den Kalk folgt? Hatte ich diese Gebirge von der Seite des Verflachen ^gestellt, wie Herr Sausfure gethan, und nicht dem Streichen nach, so würde auf einmal in dem Augenblick der Gegenbeweis aufgefallen seyn, und ich würde eben von dem Granit so unacht haben schließen können, wie man so oft von dem ursprünglichen Kalkstein gethan hak. Wir gierigen also nach dieser oben angeführten kleinen Unterredung sehr vergnügt auseinander als immer wah. ^Freunde der Naturgeschichte, welche mit sehnlichem Verlangen sich weiter zu belehren suchen, und ihrem fer. deren Untersuchen mit Begierde entgegen sehen. Ich wandte mich also gegen Osten, wohingegen 'Nein Freund seine Untersuchungen gegen Westen mach» te. Als ich nun hier auf diesem Berge meine Unters». Hang so weit auödehnte, als möglich war, so habe ich doch überhaupt nichts als den einförmigen weißgrauen Kalkstein mit etwas Spath gefunden, und so hatte auch der Granit hier keine andere Bestandkheile als Quarz, schwarzen Glimmer, wenig weißlichten Feldspath und grünen Speckstein, ausgenommen einige Stücke, wobey zufälligerweise etwas schwarzer Schörl mit eingemischt war; beyde Gcbirgarten brachen zusamrNenhangend ohne merkliche Schichten. Auf der südlichen Seite uns der Anhöhe dieses Berges ist es im Winter für die Herübergehende wegen denen Schneelavinen ungemein gefährlich, wo aus Mangel, daß kein Unterstand errich¬ tet werden darf, wie oben erwähnet, viele Menschen und 78 ' und Pferde ums Leben kommen; man heißt dieses nachtheilige Gegend den Teufelspaß. Da nun hier der Berg in das Thal von Oberen^" bin bis zum Jnnstrom hält, so folgte ich auch dem gebirge bis zu dieser Tiefe, um gewiß überzeugt zu sty", daß solches nicht aufgesetzt sey. Ich kam also bis Z" dem Ort Bruk, wo ich sähe, daß das Kalk, sowohl, auch das Granitgebirge auf der andern Seite des Fl"s seö eben so fortsireiche, wie ich es hier gefunden, schon oben auf der Spitze des Berges beobachtet hatte, man konnte alfo hier den Schluß machen, daß derI""- sirom das ganze Thal gemacht habe, und alfo die Ge« birge so voneinander getrennt. Ich wandte mich alfe in dem Thal aufwärts, um nach Sct. Moriz zu koM- men, wo ich mein Pferd zurückgelassen hatte. Bis Z" diesem Orte, welcher auf einer Anhöhe vor dem letzte" See des Innsiuß sehr angenehm gelagert ist, fand >cb nichts als grünen Granit und sehr festen harten Speck- stein mit wenig Quarz gemischt von Farbe blaßgrü"« Hier in diesem Ort war meine größte Neugierde, de" so berühmten Sauerbrunn zu besuchen, und auch davo" zu geniessen. Da es schon spat in der Iahrszeik war/ so wurde auch der Brunn von niemanden mehr besucht Er liegt,'eine kleine Viertelstunde von dem erwähnten Ort in einem angenehmen Thal, zwischen den zween letzte" Seen des Jnnfluß an dem Fuß des Berges Nozakscb/ nahe an dem kleinen Fluß, der von einem See in de" andern sich ergießt. Ueber diesem Brunn, welcher mit einem gemauerten Vierecke eingeschränkt ist, steht ei" kleines hübsches Gebäude, wo diejenigen, welche das Was- V he "l fr if lö 8 l, l i l ' - 79 Wasser brauchen, Zimmer finden, um ihre Gelegen¬ heit zu pflegen; dock sind hier nicht ordentliche Woh. ^ngen, sondern ein jeder muß in dem Dorf San Mo. t'jZv übernachten. Der Brunnen steht einem jedem stey, und ist niemals verschlossen. Das Wasser davon ist sehr klar und sauer, und angenehm zu trinken, doch ststt es in dem Behältniß einen eisenrostfarbigen Schlamm zurücke. Die wenige Versuche, die ich damit habe machen können, besonders die Abdunstung hat mir ^zeigk, daß es ein Glauberischeö Salz einschliesse, wel- ches aber doch nicht ganz rein darinn steckt. Die O.uel. sta dieses Wassers kommen aus dem daranstossenden ho. hen Berge, welcher aus Schichten von Granit und Schie¬ nt besteht; hier ist die Steinart mehr braun als grün, dieser Berg hat ebenfalls auf seiner Anhöhe beständige Ketscher, welche kleine Bäche von sich geben, die sich t" dem See ausleeren. Man sehe den Prospekt davon, st wie ich ihn im Herbstmonath 1781. von St. Moriz Anonimen, auf der letzten Vignette. Da in der Nacht b>el Schnee gefallen war, so konnte ich auch hier in der T'efe wenig Untersuchung mehr machen; auf meinem ganzen zurückgelegten Weg habe ich keine Pflanze mehr gefunden, die Erwähnung verdiente, bis auf ejn paar ^chorfmooß ^icckenen länngci', welche unter die Korallar- lhen gehörten, die weder mit jenen des Dileni noch Lin. "e vollkommen übercinsiimmten. Eine Art war Gabel, ^tig, (vicbotoms) wo jederzeit zwischen zween Zweigen Winkel ein kleines Knöpfgen, welches mehr als die Übrige Pflanze mit Staub bedeckt war. Die zweyte ^tt war ebenfall Korallartig mit kleinen grauen Blät¬ tern versehen, welche ordentlich sageartig eingeschnitten waren. 82 ' ' - -- waren. Die Sprossen der Pflanze trugen kleine Knöp' fe, welche einen Wulst hatten, und in der Mitte eingk' bogen und jederzeit mit einer etwas ziegelrothen Fa>^ gezieret waren, wo im übrigen diese so wie die vorher^' hende durchaus eine weißgraue Farbe hakte. Vey^ Pflanzen fand ich in dem Gebirge bey Alveneu ci^ Stunde ostwärts dem Berg Albula zu. Von St. Moriz aus zwang mich die Witter»^ meinen Weg gerade in das Thal von Engadin nach rol zu nehmen, welcher stets links oder rechts des 3"^ siromö geht, und ich also ein für allemal auf diefer rückreife aller Wegweifer entübriget feyn konnte. D>§ kleinen Bäche, welche aus dem Gebirge vom letztens te sich zum Jnnfluß lenken, führen häufig einen fchwa^ zen Kalkstein mit, der der Politur fähig wäre; eö alfo ganz wahrscheinlich, daß diefer zeitliche Kalkstei" auf dem Felöschiefer oder Granit wo aufsitze, und so nfie ich vernommen, so holen die dortigen Einwohner dck Stein zum Kalkbrennen. Mein Weg gieng nun gerade auf Ponte alto. 3^ hakte bis dahin links deö Flusses meistens Granit, n>0' hingegen rechts deö Flusses gegen Süden alles Ka^ war. Der Theil von Oberengadin hat schon zum Theii eine gute fahrbare Strasse, welche das vorige Jahr garst neu angelegt worden. Die Dörfer, die ich durchgienA sind meistens hübsch und mit ansehnlichen Häusern zieret. An dem Fuß deö Scalletabergeö fand ich ei¬ nen sehr schönen Geisberger Granit, seine Bestandtheiie waren folgende: Die Hälfte war ein seladongrünck Speckstein mit weissen und etwas rokhgefärbten Quarz' lös" ige- Egk' yde ine III- )ie )r- ,r- iß in >ie e» -h !k il I, s, e e k* ^kNem, etwas weißgrüner Glimmer, und nur sehr sel» ^Spuren von Feldspath. Die Jtalianer nennen die. Granit ?ietra veräa ckuro cki Lorsica. Ein sehr fester Speckstein mit Quarzadern und etwas eingesprengten Nierenstein, klspbretites I.ltbol. war auch nicht selten anzutressen. Als ich mich zu Hohenbruck, I'onts oder wie man im Lande sagt, Punt auka befand, Mein erstes nach dem Herrn von Albertini mich zu ^kundigen, um mit Herrn Bradow, welcher sich bey die. Herrn aufhält, bekannt zu werden. Da ich von letz- ^Mmit fo vielem Vergnügen damals seinen ersten Auf. über das Bündnerland in Herrn Beckmanns '7) Technologischen Schriften laö, und sehnlich wünschte, ihm mich zu besprechen wegen den Viehkrankheiten, ^alldortherrschen, so hat es mir doch nicht geglückt, in- vor kurzen Herr von Albertini von seinen Gütern ppch Eleven abgereifet war.' Ich fehle also ungesäumt Zeinen Weg weiter fort, wo ich aus dem Ober- ins Un. Engadin kam; zu Anfang hatte ich hier auf beyden Zeiten des Flusses Kalkberge, welche gegen Norden bis ^nosgal und Wibrai anhielten, dann folgte Gestell. Murkstein, und der Geiöberger Granit wurde im- seltener, Hornblende war auch nicht selten anzukref. 'ep- so wie Trapp und wenig brauner Porphyr. Lrec- cslcarea ec silicea kommen verschieden gefärbt iw ep dortigen Bächen vor. Einer dieser Trümmersteine khe ganz dem Cicerchina derJtaliäner gleich, aber das, was *7) Beyträge zur Oekonvmie, Technologie, Poličev und Käme, alwiffenschaft von Beckmann, y Th. in 8- Göttin» gen, 1779-83. Reisen II Theil, F 82 - was Lava in dem italianischen ist, ist hier bloß ein schnür« zer Schiefer, so wie bei- jenem, der in den Julischen usd Carnischen Vorgebirge der Alpen gefunden wird. Zernez oder besser Zhernetz, Büschi'ng a. a. O. man vor Alters geschrieben, ist ein kleiner Ort, welche an dem Innfluß liegt, wozu die Spoll kömmt; da die¬ ser so wie viele andere Orter im Bündnerlande Sla^' sche Benennungen haben, so habe ich doch bey keines den Namen Zhernetz, welches auf deutsch SchwarzlM oder Schwarzach heißt, so anpaffend gefunden, wie hi^ da der ganze Ort güt vielem schwarzen Schiefergebirge rus' geben ist , und ohne Zweifel dieser Ort feine Entsteht durch Slaven mag erhalten haben, wie ich diese mukhnng in der Vorrede zum dritten Theil meiner Oryck^ graphie, wo ich von dem Nutzen der slavischen Spraä^ rede, weiter erwähnt habe. ' Der Schiefer um letzten Ort hat viel Quarz, Hör»' stein, und so wie jener, der das Bette der Nolla hinl^ Thussis auömacht, auch Kies bey sich. Man hat miöl versichert, man habe auch schon Spuren von Steinkoh' len gehabt, eine Sache, welche wohl mit der Zeit st^ zu statten kommen mag. Rechts und links waren d>e hohen Berge von diesem Ort bloß altes Kalkgebirge. Bey meinem weiter fortsetzenden Wege hielten auöl stets diese Berge an; zwey Stunden, bevor ich Fetts" oder Vektan erreichte, brach das Kalkgebirge rechts i" grossen Schichten, so strichen auch die Gebirge von Osts" nach Westen mit einem starken Verflachen von Nordes nach Süden. Ich habe diese Gebirge, welche man d^ Tra^ ^ansperberge zu nennen pflegt, und gegen Vettan über ^egen, auf der 7ten Vignette zum lezten Kapitel im Pro¬ jekt vorgestellt. Da dieses streichende Gebirge mit jenen der Kornischen Alpkette ähnliches hat, so vermuthe, daß eben nicht ein Zweig davon scy. Um die Gegend Von letzterwähntem Orte habe ich meistens die Vorberge "US Schiefer und Speckstein gefunden, allein er war leistens schon Serpenkinartig, aus grossen Schichten be¬ uchend, wozu Zeiten senkrechte Schichten von Natur «UZ eine Politur hatten. Durchaus war die Steinart bald dunkel oder auch hellgrün, manchmal fand ich sie doch wenig mit Glimmer gemischt, wo sie also einen ^chneidestein machte; ein paarmal traf ich den Speck¬ stein fadenartig in den Klüften wie kleine Säulen ste- ste«, an. Ophit, welcher aus Kalk und Serpentin be¬ stand, kömmt in den Bächen in nicht beträchtlichen Stücken vor. Von letztem Orte bis Terasp oder Trasp hakte ich immer Kalk- und Felsschiefergebirge. Vor diesem Orte auf einer kleinen Anhöhe fand ich Ein paar Quellen eines rechten starken Bitterwassers in °'Nem Tufartlgen Schiefer. Als ich es kostete, so hat- w os recht viel ähnliches mit dem Saidschützer Bitter¬ wasser aus Böhmen, ich trank davon gegen ein Psund, aber mein Magen fand sich etwas beschwert davon, doch werkte ich bald seine Wirkung, und ich fand diese Dosis Eben so stark, als ein paar Loth ächtes englisches Salz. Es ist Zu bewundern, daß die Einwohner keinen, oder doch sthr wenigen Gebrauch dapon machen. Als ich von hier aus meinen Weg dem Fluß nach weiter fortsitzte, !o wurde das Thal immer enger, so als wenn vor Mar- F s tins- 84 " - tinsbruck eine ganze Kette von Gebirge einem den Aus« weg verriegeln wollte. Bis zu letztem Orte hatte ich der Tiefe immer Felsschicser, und auch zu Zeilen de" grünen oder Geisberger Granit, welcher aus weissem grün' gefärbten Quarz, schwarzem Glimmer und weissem Feld' spach bestand. Da ich nun hier eine andere Lage vo>N Gebirge, und andere Steinart fand, und in dieser gend die Granzen der Rhäkischen mit den Norischen Alpe" statt haben können, so will ich also hier, bevor ich vo" den Norischen Alpen was erwähne, die eigentlichen standtheile des letzterwähnten Granits, so wie mir die Zergliederung solche gegeben, hier anführen. Stücke dieses Steines von verschiedenen angefühe' ten Gegenden, welche ein paar Kubikzoll an Grösse h"^ ten, fiengen mit 452 reaumürischen Feuergrade, a"f der Oberfläche zu schmelzen an; wurde das Feuer über 6sv Grade, wo das Kupfer schmelzt, verstärkt, so schmclj' ten sie beinahe ganz zu einem dunkel braungrauen schwaM' migtenGlaß; doch jemehr dieser Granit Speckstein bep sich hatte, desto länger widerstand er dem Feuer, rv>e z. B. jener, welcher dermalen bcy dem Eisenwerkzu Sesin" für den Ofen gebraucht wird, und wovon ich oben er« wähnet habe. Mit zoo und noch weniger Grade w»r« den einige dieser Granitarten etwas gebrüchig, sodaß man ihn nach Ablöschung in reinem Wasser in einem ei' fernen dann in einem gläsernen oder agathenen Morset zu feinem Pulver reiben konnte. Da mir nach der Hand die über den Granit gk' machten Versuche in Betrcf seiner Schmelzbarkeit von dein -- 85 deni Herrn Desmaret 's) und Saussure einfielen, daß so verschieden bey solchen ausgefallen, so habe ich zu ^csem Ende auch Versuche mit verschiedenen Gattungen dieser Steinart vorgenommen, und zwar in meinem Glasofen, wo ich vermittelst des Luftzuges aus der frey- Atmosphäre, und mit Verdünnung solcher in einem Zilien Laboratorio, wo der Ofen steht, in einer halben °der dreyviertel Stunde geschmeidiges Eisen ohne allen Zusatz im freyem Feuer schmelzte. Ich nahm 5 Passauer Tutten, welche ich z Zoll hoch dvin Rost, wo sich der stärkste Feuerherd befindet, setzte; solche khat ich Granit aus verschiedener Gegend, wie von verschiedener Abart; und zwar in die iste einen au« der Windisch Mark, welcher aus kleinkörnigen Thei- len von Quarz, Glimmer und Feldspath bestund, wcl» ches der 6raniro 6riAlc> der Italiäner ist; in die 2te ei- "an solchen aus gröberen Theilen bestehend aus dem Salz» ^'gischen; in die Zte einen aus Tyrol, er bestand aus Q-Uarz, Feldspath, Glimmer und Schörl; in die viert« Geisberger Granit, welcher aus rothen und weissen ^-uarzkörnern, schwarzen Glimmer, weissen Feldspath ^ud grünen Steatit bestand, in die zte eben solchen Stein, wo aber der Quarz einfärbig weiß war. Beyde letztere ^kejnarten aus Bünden. Von einer jeden Steinart Wurde ein Loth zu groben Pulvergestossen, und in die Tutte gachan; anstatt eines Deckels legte ich von jeder Skeinart E'u Stück eines Kubikzoll groß auf die Oefnung dec F Z Tut- 18) I-IiNoli-c ' feln, daß nicht noch um einige Grade das Feuer vG mehret worden. Nun ließ ich den Ofen ganz ausküh' len, und beym Herausnehmen fand ich alle Tutten cis wenig geschmolzen. Der Granit in der rsten Tutte, welcher zu Pulv^ gestoßen, war zu einem wcißgrauen Glas einförmig, hingegen das ganze Stück, welches die Oeffnung der Tui^ bedeckte, nur auf seiner Oberfläche zu einem halbdurchsichli' gen Glas geschmolzen, so wie die dünnen Lavastücke der Lil" parischen Inseln sind. Der Granit N. 2. verhielt s^ beynahe eben so, nur das daraus entstandene Glas h^' te in dem Bruch etwas mehr schwarzes als vorgehendes/ und man konnte noch Quarzkheile gewahr werden. Nc.§' war in der Tutte zu einem schwärzlichten Glas gut schmolzen, so wie auch das Stück, welches zur Bed^ ckung diente, war beynahe ganz gefloßen, da aber diesig Stein nicht mitten in dem Feuerherde (iocus) des Ofl^ gestanden, so hat auch die Schmelzung nicht so von st^' ken gehen können, obgleich dieser Granit mehr leichtfli^' sende Theile als bis andern bey sich hatte. Nr. 4. fa>^ ich in der Tutte, so wie auch das aufgesetzte Stücke Zs einem dunkeln etwas grünen schwammigten Glas voll- kon'' kor Hal ten sie Ner D Pi alk Se ivc ar dc le d< b< ir a tz r t < 87 Omnien geschmolzen und eingesunken, und eben so ver¬ alt sich auch Nr. 5.; alle diese Schlacken oder Glasar. Ogaben mit dem Stahl heftig Feuer, aber man mag schmelzen wie man will, so sehen sie doch niemals ei- ^M Basalt ähnlich, und vielleicht kann man mit mehrerer Wahrscheinlichkeit behaupten, die Basalten sind eher ein Produkt des Wassers, was die Kristallisation anbelangt, des Feuers, wenn auch die Bestandtheile bei- eilst, von der aufgelösten Lava herrühren sollten. Allein ^as die angegebene Muthmassung des Herrn Desmaret »ad djx Gegenbeweise des Herrn Saussure belangt, hat, was erstem betrist, keinen Nüßen noch Nachtheil auf das ökonomische Wesen; die gemachten Versuche des ^hkern aber in Betref der von solchen angegebenen mehr Feuer widerstehenden Kraft des Granits, konnte ^leiten, beym Schmelzwcsen einen Gebrauch davon zu Zachen. Da überhaupt der Verfasser eine so grosse Genauigkeit in Betracht der Untersuchungen der Stein» arten an Tag legt, so ist zu bewundern, daß er bei- der ^genommenen Verglasung des Granits nicht eben so ^'fahren ist, nämlich den gehörigen Feuergrad anzu» ^ben, und da er unter einer Muffel seine Versuche mach, so,scheint mir nicht, daß sein Feuer auf den hohen ^ad gelangte, den ich hier erwähnet habe. Da nun feine Versuche beweisen, daß der im Granit enthaltene ^-uarz unverglast bliebe, so hat ein Freund von mir den Zerstich mit Granit bei- einem Hohofen machen wollen, Mdein er mir sagte, er habe Granit bey der Hand, der Mis 10 Theil Quarz und einem Theil Glimmer undFeld- fpath bestehet; da nun so wenig leicht fließende Theile babey sind, so glaubte, der Stein werde bey Schmelzö- F 4 ftn 83 ... fen gute Dienste leisten. Allein ich konnte solches aus der Erfahrung widerlegen, da wir bey den mehreD unseren Schmelzwerken Granit haben, und dennoch vielen Unkosten den Qfenstein, 8sxum lornsceum, aus Thon und etwas Quarz bestehend, oder Serpentin Steatit von der Ferne herbeyfchaffen müssen, und noöl jederzeit erwiesen worden, daß zu diesem Ende der nit ganz untauglich sey. Die Bestandtheile anbelangend des grünen Granit oder GeisbergerstcinS, haben mir durch folgende suche vier besondere Grunderden, nemlich eine kalklchkt, Bitter- etwas wenige Thon- und Kieselerde an den Tag gegeben. Zu diesem Ende habe ich kleine Stücke dieses Granits aus verschiedenen Gegenden zusammengemist^/ und eine gemeine Probe davon genommen, zu einem st^ nen Pulver gerieben, nachdem ich solche durchs Glüe" und Ablöschen ^'m Wasser mürbe gemacht hatte. Do" diesem Pulver nghm ich 6 Quentchen, theilte solche in drck gleiche Theile, und that sie in kleine gläserne auf den einen Theil goß ich 4 Quentchen reines mit noch einmal so viel Wasser verdünnt; auf die zwck' te Portion wurde etwas rauchender Salpetergeist 4 zen, und eben so viel auf die dritte Portion reine ebck' falls concentrirte Salzsäure gegossen. Alle drey Rete^ ken wurden mir Vorlagen in das Sandbad, und so dem Feuer auögeseht, bis der Grund der drey Retortck glüeke,und alles Flüssige herüber distilliret war. Aus d^ ersten gieng nichts als die reine Vitriolsäure herüber,'^ Hals derRetorte war nichts angehängt. Die Masse imD^ den derRetorte war weißlichglanzend,und hatte am^ Retorten/ Vitriol aus .sten mit aus und ioä) !r«' ilts lec- ses l)b ei¬ en on ey N/ öl > n- i< e- g n !l 1 t - 89 ^>cht nichts verkehren, als ich es aber mit distiklirtem Nasser auölaugke, so verlor es io Gran, das Dritte Was. st^ mit der bey der Distillation gebrauchten Vitriolsäure ^'sihte ich zusammen, ließ solches bis auf den dritten Theil ver dünsten, wo ich es dann mit Weinsteinsalz gehö» ^8 sättigte, und einen grauen Niederschlag von 6 Gran ^'h>elt, der sich in der Salzsäure auflöste. Dieses steß ich be» gelinder Hitze verdunsten, und zuletzt glü. sodann aufs neue auölaugen, und nachdem es tro. ^en worden, mit der Vitriolsäure auflösin, wo ich dann 8iit gehöriger Verdünnung und Behandlung einen Se» ^njt erhielte. Die 2 Quentchen Erde, welche in eben ^em Feuer mit der Salpetersäure, nachdem sie eine Zeit sicher in Digestion gestanden, so behandelt, verloren Gewicht iz Gran, als ich solches in reinem Wasser "uslaugke, und Dritte, so hatte es abermal 20 Gran Floren, ich mischte solches mit der gebrauchten Säure, ließ alles verdünsten, bis zum Glüen, wo ich dann ^Tran eines wcißlichten Residuum erhielte; ich löste Elches in der Salzsäure auf, ließ cs dann trocken abdün. sten bis zum Glüen, wo ich dann solche wieder mit ko. Hendeln distillirten Wasser auslaugte, und mit Weinstein, st^j sättigte, wodurch ich dann eine in allen Säuren auf- Gliche Erde 5 Gran am Gewicht erhielt. Die zte Retorte, welche eben die Menge des Steins sich hatte, war mit 4 Unzen concentrirter Salzsäure übergoßen, und bis zum Glüen herüber destillirt. In dem Hals der Retorte war etwas Gelbes angeflogen, Elches aber so unbeträchtlich war, daß es nicht konnte äefammlet werden. Das Residuum im Grund der Re» F 5 tor. - -.--- körte war etwas dunkelgrauer als das vorhergehende,"^ waren z Gran am Gewicht verloren gegangen; als ich solches auslaugke, so verlor es noch n Gran. ausgelaugte mit der übergegangenen Saure ließ ich ab^ verdunsten bis zum Glüen, welches in der Farbe sich nicht viel änderte. Ich übergoß solches wieder mit dt' stillirkem Wasser, und sättigte es mit reinem Alkali, ich gegen 6 Gran einer in allen Säuren ebenfalls aus' löslichen Erde erhielt, welche mit der Vitriolsaure ein?" Selenit machte. Den auf dem Filtrum geblieben^ Rückstand übergoß ich mit z Quentchen reiner Vitriob saure, und destillirte ihn ebenfalls im Sandbad, bis ab Les ganz trocken war, herüber; als nun solches wiedck mit gehöriger Menge Wasser verdünnt und filtrirtwurdk so hatte das Ganze den 4ten Theil oder 28 Gran am 6^ wicht verloren. Nun wurde das Ganze bis auf ein Drittel abcst' dünstet, und zur Kristallisation hingesetzt, wo sich da"" ein nadelförmiges Salz erzeugte, welches am Gerris 42 Gran hatte. Dieses Salz gab gleich auf der Z""' ge zu erkennen, daß es Bittersalz sey. Ich. löste st^ ches wieder mit heissem destillirken Wasser auf, und schick es mit dem Alkali nieder, wo dann eine ganz reine tererde zum Vorschein kam. Da diese Versuche zu deck' malen wiederholt wurden, so habe ich auch bcy eben lehi' erwähnter Kristallisation ein wenig Kristallen von Al""" bemerkt, welche nicht gar den 2zsten Theil von deni ck' haltenen Bittersalz ausmachten. Da mir nun lieb j" wissen war, woher diese Verschiedenheit käme, so ich, nachdem ich mit der Salzsäure die alkalische Hera""' inb ich las ^er ich de» ve cf' eii l- ec e» !< ! httausgezogen, wieder den Rückstand mit etwas mehr Vüriolsäure verseht, und ein langer anhaltendes Feuer gegeben, wodurch ich dann etwas mehr gemischtes Salz Welt, welches Bittersalz und Alaun war, doch nie Hehr als höchstens i Gran gegen 20 des Bittersalz, wel¬ kes durch das gewafnete Auge wie auch durchs Feuer leicht zu erkennen war. Bey diesem letzten Versuch scheint die Erfahrung zu beweisen, daß die Bitter- eher die Alaunerde sich austöse, und also Key erstem Ber¬ sche aus Mangel des nicht genug gebenden Feußrs die letzte Erde zurückgeblieben ist. Da ich nun verschiedene ^chieferarten ebenfalls von diesem Gebirge untersuchte, s° habe ich nach Monnets Erfahrung, durch das blosse ^lüen des Specksteins, aus welchem der Schiefer des Albiola besteht, mit dem Auölaugen Bittersalz erhalten. H Der Rückstand, welcher für blosse Kieselerde zu Achten war, wurde bis zum Glüen getrocknet; dann vergoß ich noch einmal solchen mit dreyfachen Gewicht dtt Vikriolsaure, und zog alles bis zum Glüen der Re» htte herüber; die gebrauchte Kieselerde hakte am Ge» hjcht weder ab- noch zugenommen, noch konnte ich auch thttl) ei» Niederschlagmittel etwas mehr aus der Vi» ^wlsäure erhalten. ' Ich setzte diese Erde mit dreymal so viel reinem Ackalj in einem Schmelztiegcl durch zwey Stunden einem ^indfeuer aus; wo ich nach dieser Zett das Ganze wohl ^flössen fand; als ich solches mit Wasser übergossen hatte, erhielt ich einen reinen Kiefelsaft, der nichts Fremd» artiges bey sich haue. Ein cinzigesmal habe ich bey die- - . > , , l 92 - - -- diesen Versuchen ein wenig braune Erde erhalten/ che am Gewicht kaum i Gran hakte. Ich feucht^ solche nachAchartö Methode mit etwas Oel an, und seke sie vor dem Blaßrohr, wo sie dann vom Mag"^ «»gezogen wurde, und auf Eisen anzeigte. WatU^ mir bey einem dieserVersuche etwas Eisen zum Vorschci" gekommen, mag wohl nur als zufällig angesehen werde", indem manchmal in diesem Granit etwas Kies bemerk wird; Es ist also im Farbewesen dieses Steins ei" sehr unbeträchtlicher Metalltheil zu vermukhen, den M"" nur bey größeren Versuchen erhalten kann. Ich übergeh viele andere Nebenversuche, die ich mit diesem Stein g^' macht habe, indem sie mir nichts besonders gezeigt h"' ben, sondern bloß allein das Angegebene bestätigten. doch Perg Du dlui sein Kal übe Ec gen ter sch, dir kisc Nun ein Wort von der Grösse dieser Berge. HöhedieserganzenerwähntenCentralkette,welchedieHä>s' ke von ganz Helvetien ist, und der höchste Theil um das P"' radies liegt, ist gewiß nicht wenig beträchtlich, da nw" von diesem Punkt an, so wie die dort entspringenden Fl"h se, nach allen Weltgegenden Bergab kommt; Einer vo" den hohen Bergen ohnweit Splügen ist die Spiße des Beverin, er soll nach ScheuchzerS Abmessung gege" 14000 Schuh Seehöhe haben, allein da ich solchen be¬ stiegen, ohne ihn durch den Barometer abzumessen, weis ich nur so viel aus der Erfahrung durch andere H"' henmessungen, daß hier die Höhenangabe von Scheuch^ so wie von andern Bergen gewiß übertrieben ist, indem h>^ bey Hellem Dunstkreis mir die schwarze dunkelblaue Fa^ be am Firmament nicht so vorgekommen ist, die mir aufan¬ dern Gebirgen, welche diese angegebene Höhe nicht hatte", doch sur H« ich di, dv ei, sc U' si l> - 9Z d°ch starker vorkam; auch spürte ich das Abmatten deöKör- ^'ö nicht so sehr, welches doch jederzeit in einem feinen Dunstkreis zu geschehen pflegt. Man kann mit vieler ^hrscheinlichkeit ein gutes Drittel Höhe weniger ver¬ buchen, da nach Gruners Berechnung der Rhein von hinein Ursprung bis ins Meer nickt mehr alö495oSchuh ^il habe, und der erwähnte Beverin nur Z780 Fuß ^er Thujsiö erhoben ist. Der Berg Stella, Albel, Valetta, Juga, Septimer, Bernina, u. d. g. haben ^wjß mindere Höhe als erst erwähnte, allein der Mon. tk del Oro, Albiola und Corona mögen nach aller Wahr? Peinlichkeit eine grössere Höhe besitzen. Man kann ^ik vieler Zuversicht den neuern Messungen der Helve- Aschen Gebirge mehr Glauben beymessen, als denen von Alten vorgenommenen, wie man von Herrn ».Saus¬ te u. s. w. weis, und durch die Vergleichungen, die Herr Bourrit damit gemacht hat. Niemals habe ich auf beträchtlichen Höhen Petrisikaten gefunden, und bie wenigen, die imValtelinischen und im Engadin, mir bekamen, waren wenig bedeutend, und meistens nicht d'Unial möglich zu bestimmen, wie man daö Petriflkat i. auf der 12. Tafel abgebildet findet, welches ich in bein Gebirge von Trasp fand, und für ein versteinertes ^usekt LnroruolttbuL halte. Der ganze Körper hat ein ^ii in der Länge, ist z bis 4 Linien breit, gehet keil, wrmig zu, und ist mergelartig versteint, von der Farbe ^"ßgelb, gewölbt, so daß ich zu Anfang solches für einen Ebenstem oder^culeuL ecckiuuL anfahe, allein genauere Betrachtungen von mehreren Stücken zeigten eine grof, d Verwandschaft mit den Trilobitcn, (Luromoinllus doch von allen Beschreibungen und Abbil- > dun- 94 - düngen, welcher die Naturkündiger erwähnet habe»/ kommt unserm Körper keine ähnlicher, als jener, nie!' chcn der Herr Graf von Kinsky '9) in denen Böhmi¬ schen Abhandlungen im isienBand, Seite 247. Tafel/ 8. Nr. 9. erwähnt hat; doch ist unser Körper, der nur aa^ einem einzigen Theil oder Lappen besteht, mitten aufdeM Rücken mit einer Linie breiten gelbgrauen Rinne, od^ Furche gestreift, von da aus gehen auf einer jeden Sei^ gegen 20 gebogene Streife abwärts, die wie mit eineM Knopf anfangen. Da ich niemals den ganzen KorP^ habe erhalten können, so ist es möglich, daß das Th>?? noch länger war, als ich es hier vorgestellk habe. D>? Dicke der Schale, welche etwas Spathartig ist, betrag nicht mehr als den vierten Theil einer Linie; vielleicht ist dieser Körper dem Onilcux Lmomus mehr verwand als den Trilobite», welchen letzteren ich vor ein anders Geschlecht ansehe. Höhlen habe ich wenig in diesem Gebirge gesundem die mehrestcn in den Rhätischen Alpen befinden sich der Gegend von Eleven und in den Splügerbergen; Gypsberge haben die wenigsten, alle Berge des Landes auch die Kalk- und Granitberge haben sehr unbeträcht¬ liche. In denjenigen des Berges Albel, welche sich in deM kalkichtcn Theil befinden, sind noch die größten, welch? mir vorgekommen sind, doch habe ich nicht das gering^? Merkwürdige, ja nicht einmalTropffieine darinn gesundem Die zwey, die ich besehen habe, sind doch nur Loch?? und iy) Abhandlung einer Privatgesellschaft in Böhmen — vo" I. v. Dorn, 5 Bande mit Kupfer. Prag, 1775-82. >cn, sel' lsii' fel, zus eksi det >its ,et ier )ie igt cht dk eS si/ isi ie - si lS e i, k s --------- 95 Und keine Grotten, so wie auch die sich im Granite be- linden. Auf dem Julierberge befinden sich einige fol¬ ger Höhlen oder Löcher, welche aber nur den Marmot- ^n zur Behausung dienen. Warum hier im Lande die Kalkgebirge so wenig Höhlen haben, ist nicht einzusehen, ba ich doch viele Berge aus eben dem Kalkstein beste- Md gefunden, so wie jene derJulischen Alpen, worinnen ^l'er so viele vorfindig sind. Vielleicht ist die lange Bedeckung des Jahres hindurch von Eis und Schnee schuld daran, daß sie nicht so auswittern können? Da die Rhätischen Gebirge die Central- oder Höch- ^Alpketke in Europa ausmachen, so ist also auch leicht Zusehen, daß in einem so kalten Himmelsstrich es ^thr schneien als regnen muß, folglich auch aller Or- Eisberge entstehen können, nachdem der Schnee den Kammer hindurch auf der Oberfläche zu schmelzen an- ^gt, und das Wasser die Zwischenräume des unter- anfüllt oder trankt, und in der Nacht zum Theil Eise gefriert. Doch sind nicht alle Gebirge gleich Achickt zur Entstehung solcher; denn wenn sie gähe Ab- stürze machen oder sehr prallicht sind, so kann der ge« ^llene Schnee sich nicht lange darauf erhalten, folglich es auch Eisberge in solche» Gegenden gibt, so be¬ enden sie sich in der Tiefe an dem Fuß der Berge, wie ^M Beyspiel jene dcr Berninen gegen Westen, der Gyps, ^rg iu dem Thal Avers u. s. w. im Gegenkheil die sanft- Eilende Gebirge, mie^einige im Paradies, die um Bor- ^io herum liegen und andere mehr, haben die Gletscher b>s auf ihren höchsten Gipfel. Dieß hatHerrn Sauffure ''ach dem Sprachgebrauch der Einwohner im Walliser ^Nde bewogen, die Eisberge in zween Klassen zu lhci- len, len, nämlich erstere heißt er Glacieres oder Eisgrube«, zweite Glaciers oder Gletschers. Ich habe nirgends i« Erfahrung bringen können, daß man bemerkt hätte/ das einige Eisberge, welche so wie alle aus dem falle«' den Schnee entstehen, eine jährliche Abnahme bekäme«/ wohl aber weis man an vielen Gegenden der Rhäcische« Alpen das Gegentheil zu beweisen, wie ich von Bormio, Gruner und Bourrit von Wallis und Grindelwald et' wähnet haben, und so will man auch die Zunahme die' ser Berge im Paradies mit viel Gewißheit bestätigen, ob' gleich das Angeben von einigen keinen Glauben verdient/ wenn man behaupten will, dieses Eisland habe diese« prächtigen Namen nicht durch Ironie, sondern der Wahr¬ heit gemäß erhalten, indem vor Zeiten diese Gegend s« fruchtbar und gelind gewesen scy, als das Valtelinischei allein wie sollte eine so angenehme Gegend sich in ein s§ rauhes Klima haben verwandeln können? Es hätte n«r diese Gegend eben diese Tiefe haben müßen, wie das Thal von Valtelin, und wenn nun dieses auch vor Zel' ten gewesen wäre, so hätten sich alle herumliegendeBe» ge hinein stürzen müssen, um es so hoch anzufüllen, wir es dermalen ist; allein dieß ist gewiß nicht geschehe«/ da es hier Berge giebc, die eine eben so beträchtliche Höhe als der Monte Corona, del Oro u. d. g. welch? ins Valtelinische halten, haben, und dem ohngeachtet das Thal ziemlich schmal ist, so daß in vielen Gegenden nicht einmal eine Ebensohle von einigen Lachtern beme» ket wird, wie kann das wahrscheinlich gemacht werde«/ da selbst die höchsten Bergkoppen von ihrer äußerste« Spiße an bis zu ihrer Grnndsohle mit einem Fallen vo« 45-6o Grade schon nach rooo oder 1202 Lachter Höh? zusaM' —- 97 Wammen kommen. Es ist dem ohngeachket nicht in Reifel zu ziehen, daß es nicht manchmal geschehen kann, daß einige Gletschers in etwas abnehmen, wenn *>N oder mehrere warme Jahre aufeinander folgen, wo ^so ein Theil des Eises zusammenschmelzen kann, allein ^eß wird doch niemals so beträchtlich, daß große Eisfelder ^nz aufhören sollten, indem nach der Hand durch dar» ^f folgende naße Jahre sichs wieder erseht. Ueber- hanpt aber hat man bey den Eisbergen bemerkt, daß, Wie sie des Winters durch Fallen des Schnees zuneh« sie eben so im Sommer durch warme Regen, und ^sonders durch die Südwinde, wie auch durch Abhal» der äusseren Kälte, und nicht durch unterirrdische ^arme,wieder so viel abnehmen,folglich durch die wechseln» Jahreszeiten stets ein Gleichgewicht erhalten. Wer hHr von der Entstehung der Gletschers unterrichtet feyn kann die Werke von Gruner, Saussure und die er¬ ahnte mineralogische Lustreise Nachsehen. Die Einwohner der Rhätischen Alpen sind eben so ^schieden als diese Centralkette unter verschiedenen Her- oder unter verschiedenen Regierungen steht. Aus Berg San Pelegrin hört das Aristokratische auf, dafür fängt die Monarchische Regierungsform an, so auch hje Gränzen verschiedener Länder ihren Anfang Amen. Da nun hier die Unterthanen verschiedenen ^egierungsformen unterworfen sind, so sind auch ihre Charakters anders gebildet. Die Trientiner oder sogenannte wälsche Tyroler, wel- 7>e vor Zeiten ganz unter einer Hierarchie gestanden sind, Haben niemals zu jener Sicherheit gelangen können, ^acauers Reifen II. Theil, G wel- 98 welche sie dermalen geniessen. Die Hauptsprache ist iralianische in diesem Lande, das Volk hat also auch de» ganzen südlichen Charakter, nämlich aufgeweckte Köpss Verschlagenheit, und wenig Mann vom Wort; doch ist keine Regel ohne Ausnahme; eö giebt auch nördlich Gegenden, wie Voltaire bemerkt, wo es auch in diesig Stücke wahre Italianer giebt, im übrigen sind siedel arbeitsame Leute, welche sich auf alle Gattungen v»» Kultur gut verstehen. In ihren warmen Thälern, z.B. das Etschland ist, wird viele Seide gebauct, che die besondere Eigenschaft hat, daß sie sehr ins Ge¬ wicht geht, und zu den goldnen - und silbernen Borde» wegen Vortheil oder Betrug halber sehr ausgesucht wi^ und so auch in Preis höher als die übrige steht. der Seide findet man in diesem Lande sehr gute Wei»^ und alle Gattungen von Früchten, überhaupt wird türkischer Waizen (Mays) gebauet, von Kunstproduk' ten, welche dem Lande besondere Vorkheile verschaff habe ich nichts in Erfahrung bringen können. D>^ Bevölkerung nimmt von Tag zu Tag sehr ansehnlich Z»' so daß in dem gebirgigen Theil schon wirklich ein Ueb^ fiuß an Menschen ist, welches dann solche zwingt jed^ Jahr im Winter ihre Heimath zu verlassen, um in dst weniger bevölkerten Fläche von Italien Brod zu sticht Viele von diesen Auswanderern sind Schuster, Bindel Weber, Seiler u. d. g., welche letztere im Hanfland/ nämlich im Ferraresischen Brod finden, die, nachdem etwas erworben haben, im Frühjahr wieder nach Ha^ kommen, um ihr oft sehr steinigteö Erdreich zu baue»' Diese grosse Bevölkerung, welche die Waldungen »o» Tag zu Tag schmälert, macht, daß schon einige Geest»' bei ka ist Nr No k er A be di isi ke st d< st ui bl U! k! a b d u r i z --- 99 den am Holz Mangel leiden. Da nun viele Gegenden ^ahl gemacht worden sind, wo es Kalkgebirge giebt, so ist auch bald darauf durch den Regen auf ewig die Erde Weggewaschen worden, so daß man niemals mehr Hof» Nung auf einen Nachwuchs von Holz zu machen hat; ^ch vielweniger, daß man auch künftighin sich einen Feldbau allda zu versprechen habe, den man doch in den ^sten Jahren nach Fällung des Holzes, in so lang die ubergebliebenen Wurzeln der Baume die Erde noch batt¬ en, und nicht verfault waren, sehr fruchtbar genoß. Das ganze Volk hat die einfache Kleidung wie auch die Lebensart, welche überhaupt in Italien üblich ist, das ist Meistens vom Pflanzenreich zu leben, und eine leich- Kleidung zu tragen; ich kann nicht sagen, daß ich ste dermalen sehr schwärmerisch in Religionsfachen gefun¬ den hätte, ja selbst unter den Klostergeistlichen habe ich ^Nge Leute gefunden, welche mit dem heutigen System» Und Denkungsart ganz einstimmig waren, welches man d°ch von einem solchen Lande, das noch zum Theil et- was Hierarchisches hat, nicht vermachen sollte; allein ist mehr als bekannt, daß eine geänderte Regierung auch meistens andere Sitten und Denkungsart einführk, ^sonders in einem so verschiedenen Himmelsstrich, wie duZTridentinische durch die hohen Gebirge und angeneh« Nie Thäler erhält, wo weder die Nordische noch Südli-- Ho Witterung eine Ueberhand hat; doch ist nicht zu Geiseln, daß vor Zeiten nicht alles ungemein Mit einet Melancholischen Schwärmerey hingerissen war; dieß be¬ fugen die noch vielfältig übriggebliebenen Wallfahrks-- ^ler und in den hohlen Kalkfelfen errichteten Eiüsiede- G a leyett, »OO .-.- - leyen , wo sich die Schwärmer in Andacht und Müssig' gang aufhielten, und mit ihrer angenommenen Schein Heiligkeit das ganze gemeine Volk in Kontribution sehten. Da ich nun meinen Weg in gerader Linie von dein Berg Pelegrin durch das Tridentinische über den Berg Tonal, folglich von Osten nach Westen nahm, so kant ich, wie oben erwähnet, aus einem Aristokratischen in einen Monarchischen, und dann wieder in ersteren zu» rück, welcher aber wie beynahe der ganze VenetianisA Staat nicht mehr diesen Namen, sondern jenen derOi>' garchie verdient, besonders ist dieser Verfall im Höchsts Grad in der ganzen Provinz von Brescia und Berg»' mo. Hier im Val Camonica, wo ich meine Reise durch' nehmen muste, erfuhr ich ganz das Gegenthcil gegen jene Provinzen, die ich Ostwärts eben der Republik go- hörig, erfahren hatte, da war alles friedfertig und gute Einwohner, wo hingegen hier das Volk vollkommen zü¬ gellos, dem Trunk, Müssiggang und Ränken ergebe»/ nebst diesen fernen Eigenschaften sind sie auch Mörder im höchsten Grade. Kaum hakte ich Ponte di Legno er¬ reicht, wo ich nichts als die obenerwähnten Merkzeichen von eisernen Kreuzen und liederliches Gesindel zu Gefahr' ten hatte. Ich glaube, es wird selten einem ehrlichen Mann einfallen können, in eine solche Wolfsgrube eine Lustreise zu machen. Wer sollte sich wohl träumen las¬ sen, daß ein Staat, der mehr durch Tugend als Stärke sich aufrecht erhalten sollte, eine solche feine Justiz ver¬ walte, wo nach einem jeden Mord man sich um ein klei¬ nes Geld mit der Obrigkeit abfinden kann, wie einstens die --— IQl d'e lasterhafte Klerisey der Katholiken, wo ein Dechant für eine Mordthat nm 142, ein Bischoff- um ioo Li- ^ees u. s. w. den Ablaß erhielt, -°) und nicht benöthi- 8tt war eine Stunde weit zu flüchten, um Sicherheit haben, so wemg als auch der Einwohner des erwähn- Thals es nicht für nothwendig findet. Allein wem nicht die Geschichte vom Jahre 1762. wegen derLuß» üella pmeüstela eil krescia bekannt, wo es wenig gefehlet daß nicht in einem Tag die ganze Republik sich zu Hrund gerichtet hatte, da als diese Ungerechtigkeit we. einer lächerlichen Sache in dem grossen Senat vor- k"Ni, nämlich in Anbetref einer Unschuldigen, wo ein ^vocat ä'oro Verbrecher dabey war, um wenn die Sachs ^cht mit Worten geschlichtet werden sollte, so doch mit Blutvergiessen, indem kein Mitglied in den Nach kam, nicht ein verborgenes Mordgewehr bey sich hatte, sich zu rächen. Indessen war der Ausgang, daß Inquisitoren del Skato einen Theil ihrer Gewalt ver« l°^n, und bis diese Stunde herrschet noch immer eine Währung in dem Staat, welche vor ein paar Jahren wie- der ausbrach, aber doch noch bey Zeiten mit Verschwin- ""ng einiger Staatöglieder gedämpft wurde. Wo ist ^Ut zu Tage ein monarchischer Staat, daß man em ganzes Reich für eine solche Sache aufopfern wollte, aber einer Republik sind dergleichen Dinge nicht unerhört. Indessen so klein bedeutend diese Sache angefangen hat, Uoch lächerlicher war es zu hören; ein weiser Senat G z hält Isxe tlsneellsrise Lpokylicse et Isxe tscrse poeni- tentisrise spoüolicse ^cr kvlsrc. Lillrer. Kowse nr O-iuij"» Lore. Limo 1514. ,02 " halt Z Sessionen, um einen wichtigen Handel zu schliß ten, nämlich wie die Mitglieder ihre Peruque zu traget hatten, und dennoch wäre der Ausgang des einen wiedeS andern beynahe blutig und verderbend abgelaufen. kann man wohl von einer solchen Aristokratie halten, die um liederliche Geschöpfe ihre ersten Mitglieder, die ma» als Gesandte bey Höfen brauchte, öffentlich auf der Schaubühne lächerlich vorstellen ließ, Das Beyspiel hat man an dem zuletzt für den Neapolitanischen bestimmten E. G. erfahren, der nach einer solchen Th^ den Staat auf ewig verlassen; und wäre er kein ehcl^ cher Mann geblieben, so hätte er es der Republik eM pstndend gemacht. Man hat wohl sehr recht, wenn dis europäischen Republiken denen Sternschnupfen aM politischen Himmel vergleicht, welche täglich der Gefahr ausgesetzt sind, von einem anstossenden Planeten weg^ ihrem schlechten Bau verzehret zu werden. Mit vieler Wahrheit sagt derBürger vonGenf: stakopublihue eü s veille 6s sg ruine, st - tot ^us peut penler est beau 6e ns psr obeir sux stoix, und dieß ist der Fall/ der diese Republik im höchsten Grad bekrift, wie dan" auch darüber das allgemeine Sprichwort im Gebraus ist, wie oben erwähnet, daß nemlich einer bestehlet und zehen nicht gehorchen, Es ist also von keiner Republik zu vermuthen, daß sie in dem alten Welttheil ihre fernere Vorschritte ma¬ chen können, nämlich durch ihren Zuwachs in eine Mo¬ narchie sich zu verwandeln/ sondern wie gesagt, durch die verlassene Tugenden, die sie erhalten sollen, in 'l/ Verderben gehen, blnnöthig sind die Beyspiele anz»- > I0Z führen, indem wir so viele heut zu Tage vor Augen ha. ben. Die Republik Venedig hat ihre erste Seemacht und Reichthum den schwärmerischen Thorheiten der Kreuzzüge zu verdanken, da sie mit den Genuesern und Pi¬ sanem die Transportschiffe dazu herliehen, wie man aus dem Lffäi cis ssMoire ciuOommerce äe Venile ersehen kann; so also wie dieser Staat durch verkehrte Begriffe und Handlung seiner Nachbarn empor gekom¬ men, eben so werden ihn auch wieder andere durch seine verlassene Tugenden verzehren, ohne daß es nothwendig sey eine chiZue von Chambray zu stiften, die schon im Jahr i;o8. der Republik ein Ende hätte machen sollen. Ein berühmter Senator sagte, eines Tags in dem ho. hen Rath: „ Für was sollen wir unsere Seemacht vcr. »Mehren; denn so ansehnlich können wir sie nicht ma. »chen, um der Marine einer Monarchie zu widerstehen; »es ist also verworfenes Geld, um so mehr, da die Re- »publik einem schwachbrennenden sicht zu vergleichen ist, »welches beym ersten Hauch ein Benachbarter auslö- »schen kann." Da ich nun oben von der Blutgierigkeit des liederli¬ chen Volks, welches aber ja nicht mit dem Jllirier zu ver. gleichen, da es ohne alle Herzhaftigkeit ist, das Thal Camonica erwähnet habe, und dabey angeführt, was mir selbst begegnet ist, so habe ich noch zuzusehen, daß die Feyertage, besonders wenn auf dem Lande Märkte sind, niemals ohne Tobten und Diebstähle ablaufen. Den 8ten Herbstmonat des erwähnten Jahres kam ich mit genauer Noch bey einem kleinen Dorf eine Stunde von Ponte di Legno, dem Valtelin zu vorbey, alles war G 4 berauscht, !O4 — - berauscht, die eine Hälfte raufte mit der andern, worun' ter auch geschossen wurde, selbst mein mithabender weiser, der ein Tyrolcr war, hat vor 8 Tagen bey einer andern Kirchweihe von weiten einen Schuß bekommen, der ihn aber doch nur durch die Kleidung gieng, wie M solches noch sehen konnte. Als ich den andern Tag ans dieser Gegend kam, erfuhr ich, daß eben den Tag, wir vor Edolo vorbey reisten, zwey Viehhändler, welch? Geld bey stch hatten, in dem Thal wären ermordet wer' den. Aus diesem erhellet zur Gnüge, wie sehr das Volk in der Wildheit und Zügellosigkeit lebt. Da nur von ein paar Tagen, als ich durchgereist war, Z" sagen weis, also muß wohl einem jeden Fremden bedenk' lich vorkommen, ein solches Land zu besuchen, wenn st' gar der Venetianer für sein eigenes zugehöriges Land sich Verlegenheit findet, solches mit gerechter Schärfe zu bt' handeln; es ist wohl mehr als zu bekannt, mit w? Souveränität in der Schwindsucht liegt. Das ganz? Volk ist nicht sehr arbeitsam, viele treiben einen elenden Bergbau, der nur auf Eifen gerichtet ist, ihre Schm?b zungöart ist nicht viel besser; Getraid- und Weinba" haben sie in den wärmeren Gegenden, aber ihre mehrest? Industrie, welche den Hauptnahrungszweig, der wirklich etwas Vorzug vor andern Ländern hat, auömacht, >st die Viehzucht, wovon sie die besten Käse bereiten; st? verrichten alles, obgleich sie keine Wiedertäufer sind/ sehr reinlich ohne Frauenzimmer benöthiget zu haben. Es nn st- G P Ni l- d t, k k l ! Es ist ein Vergnügen ihre Heerden zu sehen, und Wit wie vieler Geschicklichkeit sie mit dem Hornvieh um. zugehen wissen. Hier ist gewiß das Land, wo der schön, ste Vater- oder Hl'rtenhund Llnen cis LcrZer des Herrn Gr. v. Büffon zu Hause ist. Viele schöne, grosse, ^isse und langhaarige Hirtenhunde habe ich in Ungarn, Sohlen, u.s.w. aber doch niemals so schöne von Haaren Und blendender Weisse als hier auf den hohen Alpen ge. sehen; auch selbst ihr Haar ist viel gelinder als ander¬ wärts, ohne Zweifel macht dieß die besondere Nahrung, die sie von dem Käswasser erhalten, wozu auch dieKäl. te zur Weisse und Lindigkeit beytragen kann. Die Kleidung des hiesigen Landvolkes hat nichts besonderes in Anbctref der Figur, aber wegen der Farbe Huben sie durchaus Röcke von Ochsenblutfarbe. Viel¬ leicht ist diese Farbe durch das Blutvergiessen bei) ihnen iUr Mode geworden, da man die Befleckung nicht so laicht gewahr werden kann. Die Weiber sind eben so tuchgierig als die Männer, aber beydes Geschlecht von wuem sehr mittelmäßigen Ansehen. Die Schwelgerey ist bch ihnen nicht sehr in der Mode, auch scheinen sie für lhte Religion wenig fchwärmerifch zu seyn, da die Geist, llchkeit in keinem grossen Ansehen sieht. Es ist nichts ungewöhnliches einen Pfaffen um Geld dasjenige thun zu sehen, was nur einem Weltlichen von niederem Stande zusteht. Die Kost ist hier zu Lande wenig Fleisch, sondern meistens Käs, Polenta, Brod G z und 2l) ItiNoire nsknreUe general et'^srticuücre clc kttr. c!s Lutkon. 4t«, c. 6g. 176;. ro6 -.. und Wein ; im übrigen herrschet unter dem Volk eine dauerhafte Gesundheit, und bey solcher Kost erreicht viele, die ftiedsam leben, ein hohes Alker. Als ich nun dieses Thal verließ, und die vor mb' habende Höhe anstieg, um über den Berg Nabriga, >» vielen Karten Ariga, ins Val>Telma oder Valtelin Z» kommen, fand ich aufder Anhöhe ein einschichtiges Ha»^ wo die Granzen beyder Länder bezeichnet waren. D» ich nun hier aufgesteckte Rader und andere Straf' zcichen sähe, so glaubte ich nun, nachdem ich das La»^ der Vundgenossenschaft erreicht hatte, in vollkommen^ Sicherheit zu seyn; allein die wenig tröstende Wegjt>- ger, als die oben erwähnten eisernen Kreuze dauerte» noch eben in der Menge fort. Die Reisenden,, die mb auch hier begegneten, waren noch immer mit langen Ft»' ergewehren versehen, nur ich hatte kein merkliches. sähe also wohl ein, obgleich ich mich nun unter einet Demokratischen Regierung befand, wo die mehreste D" gend von aller Regierungsverfassung herrschen sollte, eben nicht besser war, eben solche Meuchelmörder mb vorgehende, Leute von schlechterer Treu und Glaube»/ äusserst arm, und phanatisch in der Religion, Geists' keic in Menge, welche von gleichem Gelichter, wie da§ gemeine Volk ist, dabey mehr als erstere dem Trum und Schwelgerey ergeben, indem der Müßiggang ihre verlobte Keuschheit meistens solches mit sich bringt! Kein Haus in dem ganzen Thal, worauf nur ein ga»' zeö Dach ist, wird nicht ohne einen schwarzen Rock ge¬ funden ; diese als die wahren Blutsauger, haben Land so arm gemacht, daß sie beynqhe alles Geld a" .. !07 s'ch, Midmihre mit Gnadenbildern versehene Kirchen gö. ^gen haben, wie z.B. LaChiesa della Madona di Ti- ^o u. s. w. Diese letztere Klosse von Leuten treiben viel Unfug, indem sie ihren Herren äusser Landes haben, welches der Bischoff von Como ist, wo sie Unterstützun¬ gen wenigstens doch vor Zeiten gefunden, welches aber *wter der Regierung eines Joseph des zweyten schwerlich wehr angeht; denn bey meinem Aufenthalt hat nach Aussage einiger Einwohner der Podesta sie um ein an« ähnliches gestraft, welchem sie sich lieber unterwerfen, Ws bey ihrem Bischoffe angeklagt zu werden. Unend¬ lich vieles habe ich von der Rachgier der Weltlichen ge« und um was für eine Kleinigkeit sie solche ausüben. Will ich nur einen einzigen Fall erwähnen, der ohnweit Tirano geschehen seyn soll. Zwey Männer giengen mit trügen zu einem Brunnen um Wasser zu holen, einer ver¬ wechselt seinen Krug mit dem andern wider Willen. Erste¬ he fordert mit Ungestüm seinen Krug, verändere, dec seinen rechten Krug zu besitzen glaubte, antwortete sei« Win Gegner, eö sey nicht wahr, worauf er gleich einen Stich von solchem in dieBrust erhielt, und todt hinsank. T)er Sohn des Ermordeten rächete sich an den Mörder fei. wes Vaters, und erschoß ihn noch nainlichenTag. Es verlo« ken also zwey Familien ihre Vorsteher wegen eines Kren- zerswerkhen Kruges, und so wie ich dieß hier zur Probe an, führe, so hat eö auch Herr Wredow in seiner sehr ächten Beschreibung von der Landwirtschaft in Valtelin gechan, welches in Herrn Beckmanns 4ten Theil seiner Beyträ- 8« Seiten eingerückt ist, wo er die Geschichte erzählt, daß wegen einem elenden Blattgcn Papier sich zwey Menschen ernwrdeten, und ein jeder Mörder oder Dieb sich lOF - -- sich selbst oder durch andere befteyen kann. Also hat Valtlin ganz die Verfassung, und das Volk eben den schlechten italiänischen Gemüthscharakter, wie die Brcscianer. Die ganze Justizverwaltung in diesem lande zie^ nur auf Geldstrafen hinaus, welche meistens äusserst UN- gerecht sind, zum Benspiel will ich nur einen Fall anfüh' ren: Ein ehrlicher, etwas wohlhabender Landmann erhält von einem Menschen ein falsches Goldstück, wo ich mich nicht irre, einm Louisd'or, da er in der aufrichtigsten Meynung das Geld für acht annahm, sso gab er es auch wieder aus, als man es nun erkannte, so wurde es W wieder zurückgestellt, und er gab ein achtes dafür; allein ein dritter verrieth die Sache, und er wurde vor den Richtet gerufen, warum er einen solchen Betrug begehen wölb te, er entschuldigte sich, und wollte alles mit einem Eid belegen; allein er wurde nicht angehört, sondern «M einige hundert Gulden gestraft. So etwas wäre mit auch beynahe in Tirano begegnet, wo ich vor dem Wirth mein Schießgewehr aus der Tasche zog, und auf den Tisch legte. Da er und ich im Zimmer allein waren/ so rieth er mir gleich solches so viel möglich zu verstecken/ indem, wenn ich beym Richter verrathen würde, ohne hundert Thaler nicht loskommen könnte, indem mirs nichts helfen würde, beym Vorgeben, dieLandesgefeHe zn wissen oder nicht. Man hat mich mehr als einmal versichert daß oft die elendesten Leute zu solchen Diensten gelange»/ dem ohngeachtet nach einigen Jahren durch die vielen über¬ mäßigen und oft ungerechten Strafen, sich ReichthuM erwerben, um künftig im Müßiggang leben zu können. Die der H< tve Ki th, lu 8- di di s° z> n d k s r r l - ,09 Die Landeöprodukte der Valteliner sind sehr verschie. ^n, indem alles sehr gut gedeihet, doch der Weinbau ist iHv Hauptgeschäft, und sie erzeugen oft sehr köstliche Weine, wovon sie den mehresten Abfaß im Bündnerland finden. Kunstprodukte erzeugen sie keine, welche dem Lande Vor¬ teil bringen könnten; überhaupt wäre für dieses Land iu wünschen, daß sie zu ihrem alten Herrn zurückgien- 8en, wo sie bald ein beglückteres Leben führen würden. Als ich mich nun aus diesem beglückten Klima, wo. so schlechte Einwohner den Genuß haben, in ein rau- heres und unfruchtbares wandte, hörten nach und nach die Mordzeichen auf; so wie die Einwohner bester wurden, K daß ich schon in Bormio mich eben so vergnügt wie ix Haus fand, und von keiner Mistethat etwas mehr ix besorgen hatte, und so hat man sich in ganz Bünden Xoch weniger zu befürchten. » Der Karakter des Bündners ist jener der Deutschen, dos ist aufrichtig, indem die Sitten nicht durch diechber- duften Städte, wie sie in andern Ländern vorfindig sind, sie verderben. Das einzige Chur ist, was den Namen ei- "er sehr mittelmäßigen Stadt verdient, und die einzige dos Landes, in welcher man nichts weniger als Pracht hübet, welcher anderwärts das schöne Geschlecht so sehr zur Schwelgerei) verführt. Ueberhaupt ist das Volk sehr Wttet, und nicht mit liederlicher und unnüßer Pfaffe. Da überhaupt das ganze Land sehr un- rauh ist, und in vielen Gegenden nicht ein. ^al Hafer, noch geschweige ein anderes Getraid wächst, so ist der Landmann gezwungen sich auf die Viehzucht, Welche hier sehr vollkommen behandelt wird, zu verlegen, oder 'ch überhäuft. Nachtbar und HO - -- oder er geht äusser Land um Handel, oder ein arides Gewerbe zu .reiben. Viele dieser Auswanderer Zuckerbäcker u. d. g. welche vor Zeiten in Venedig vie- les zu thun fanden, aber dermalen eingeschränkt sind, web che Behandlung von dem Senat sehr vorsichtig wM dann kein Volk in der Welt ist vielleicht seinem Vate?' land so getreu als dieses; wo sie immer in einem sselw den Lande sind, leben sie so sparsam als möglich, ultt nur Geld nach Haus zu schleppen, folglich sollten sie keinem fremden Staat geduldet werden, ausgeuomnw» sie wollten für beständig in solchem verbleiben. Ind^ sen giebt es auch viele unter solchen, wenn sie auf ei^ solche Art ein Stück Geld erworben, und nach Haus g?' bracht haben, es auch durch ein müßiges Leben in Wirths Hausern wieder verzehren oder verbauen, indem siede? harten Arbeit entwöhnt sind, und so giebt es dann aU^ wieder andere, die aus Frankreich und andern Lander petits Maitres belastert nach Hause kommen, und na^ einer Zeit, wenn sie ihren Vorrath verzehret haben, wie' der davon laufen, und auch wohl ihre Liebe Helste, welche dort im Lande das Regiment führen, im Stich lasset u. s. w. Doch der größte Haufen denkt sehr wirthschafi' lich, denn obgleich Bünden oder Rhatien ein sehr eleU' des Land ist, so giebt es doch viele wohlhabende Leuch wovon man schöne Beyspiele im Engadin findet. Da ich viel auf den Alpen gereiset bin, so habe i^ auch Gelegenheit genug gehabt, ahre vortrefiiche Vieh' heerden und Weiden zu sehen, und mit wie vielem Fle^' se sie ihre Alpen bedüngen, sie reinlich und gut pflegen» Die Stalle fürs Hornvieh sind meistens nur mit Hölze?' ne" m "nid ,ie- -el- M A- gl- ili le» es' nt >e- et ch ls ch e- >e g c- >- > l »en Pritschen versehen, um damit das Vieh darauf lie. Elkann, denn der gänzliche Mangel aller Unterstreu den Bündner zu dieser Einführung bemüßiget. Wie ost habe ich nicht drey. und vierfache Bezahlung angebo¬ ren, um ein Stroh oder anderes Lager für mein Pferd haben; aber in den Alpen habe ich niemals dazu ge¬ igen können. Die vortrefliche Fütterung, die hier das Hornvieh bekommt, macht, daß eö ungemein gedeihet, und es ist nichts ungewöhnliches, daß eine Kuh 40 und mehr Pfund Nilch des Tages giebt, wovon sehr gutes Schmalz und Käs gemacht wird. Die Art solches zu bereiten, wie auch die dazu benöthigten Geschirre findet man ersteres bey Herrn Beckmann in dem zten Band seiner Beytrage Seite 159 Nvn der Wartung des Rindviehes durch die Wiedertau-. stt, und letzteres bey Scheuchzer genau beschrieben Nnd abgebildet, es wäre also unnökhig hier eine Wieder, hvlung zu machen, indem von der Zeit an wenig oder 8ar nichts abgeändert worden. Nachdem ich nun das Gute und Böse von dem al« Rhälien gesagt habe, so will ich auch noch von der ^egierungöform des eigentlichen Büschen etwas Erwah. ^ng machen. Das Bündnerhmd, welches aus dem grauen, Zehen- lstrichkg.und Gotteöhausbund besteht, wird demokratisch Agieret, das ist, wo beynahe alle befehlen, und eben st viel auch nicht gehorchen. Keine Regierungsform muß 22)Itlncrs per k^clvctise/rlpinse i-cgionci s g. Lckcuclt- rero, l.u§. Lst. r7rz. 4(0, c. 6x, 112 muß so sehr mit der Tugend behandelt werden, als dies?/ darum kann auch sagen, es gebe auf dem ganzen Erdboden keine wahre Demokratie, sondern wo sie sich zu keine» hohem Stuffen erschwingen kann, fallt sie jederzeit meine Anarchie oder Zerrüttung, welches man auch in Bünde» zum Theil beweisen kann, und Genf die Erfahrung sehe» gegeben. Doch da ersteres Land vermöge seiner wenig vok- theilhaften Lage keinem Nachbar Lust dazu erweckt, u»d überhaupt klein ist, so ist dieses Verderben hier wenigs merkbar. Mehr als einmahl habe ich Klagen über diese Rt- gierungsform im Lande gehört, so gelind und tugendhaft als man sie auch zu vermukhen habe; ich rede hier doch nur von solchen Bürgern, welche die Monarchische u»d andere Regierungssormen ebenfalls geprüft Haben- Dann es ist allzubekannt, daß es wenig Menschen in der Welt giebt, welche mit ihrem Zustande zufrieden sind- Doch merkt man bald, wie viel ein Land gegen das an¬ dere Gebrechen habe. Rhatien hat verschiedene Einwoh¬ ner und Religionsgenossen, worunter Reformirte, Jesui¬ ten oder Herrnhuter, oder doch von solchen die Missionarii sich befinden sotten, Leute, welche durch ihre Schleichers ebenfalls mit der Zeit eine allgemeine Ausrottung in der Welt werden erdulden müssen. Meistens leben alle diese verschiedene Religionsgenossen'im Lande in Ei»* tracht, dann ich übergehe kleine Streitigkeiten, welche zuweilen obwalten, wie vor einigen Jahren bey St. Mo¬ riz geschehen ist. Allein so sehr die Einwohner über Re- ligionömeynungen hinausgehen, so verhalt sich das lan¬ ge nicht so, in Anbetreff dsö allgemeinen und eigene» Beste», 2 le 8' k! a r> d e! d b sc § d f d r L k r r e ? r l est, M icn i»e B )r- nd er t- ch ld i. ?. I- !» i ) Ich dachte vom Anfang, da sich der übrige Theil der ^gadiner nicht dazu bequemen wollte, man habe, wenn s'e aufdie gemachte Strasse kamen, einen Zoll zu crnchtm, ^ein dieß litte die allgemeine Freyheik nicht. Als ich nun vielen über diesen ?trtikel zu reden kam, warum sie ^ch auch in ihrer Gegend nicht solches aus^ührten, da sie sa viele Vortheile davon hätten, so wurde mir zur Ank» h"tt gegeben: Wir sind an das Säumen gewohnt, die ^ahrchen haben nur ein Pferd, womit sie ihr Brod gut ^dienen, sind einmal gute fahrbare Strassen gemacht, so 8>tbc e§ für »nö weniger zu verdienen, und dergleichen Hönniges Zeug mehr. So sind bey ein m einfältigen ^°lk die Freyheiten zum Nachtheil. Bünden hat ein ^hziges warmes Bad, das den Gebrechlichen so viel Nutzen schäft, allein bald wird es ganz unbrauchbar wer- an, indem die Freyheik nicht erlaubet, daß der Baden« a was zahle, um es zu unterhalten. Und so ist das Hücquers Reifen ll. Theil. H ganze - HZ Besten; z.B. das ganze Land ist beynahe ganz ohne al- le lahrbare Strassen; nun da man in allen Ländern den gossen Vortheil »on solchen guten Anstalten einsieht, so hat ES nicht ermangeln können, daß nicht auch solches von den avsser Land reisenden Bündnern emgesehen werden sollte; diesemEnde hat der wohldenkende Theil in Oberenga- ^n eine schöne Strasse angelegt, wo dann, anstatt man mit klNeiu Pferde z Zentner säumt, nun leicht zehen können ^wik gezogen werden, demohngeachtet hak sich der übrige Theil nie wollen dazu bequemen, ein so heilsames Werk an die Gränzen von Tyrol, wo in letztem Lande die Insten Wege sind, zu vollenden. H4 - ganze Land obne öffentliche Anstalten in der größten^' wissenheit und Finsterniß. Die Viehzucht ist der Haupt' reichthum dieses freyen Staats, mit welchem man ausstk Land Brod, Salz und Wein kauft, und dem ohngeacbtet wird ans Mangel von achten Vieharzkcn ein guter Th^ d»r6) Krankheiten, die man nicht kennt, folglich nicht zu helfen weis, jährlich hingeraft. Herr Wredow, der mit so vieler Einsicht von dec Landwirlhschaft des BürdnerlandeS, wie oben erwähl gehandelt hat, macht zulcht eine Anmerkung wegen d^ Hornviehseuche, die gegründet ist, er sagt, "seit einigt Jahren äussert sich hier besonders unter den Kühen Zufall, welcher bis itzt noch für alle Viehverständige ei" Räthsel geblieben ist. Zuweilen fangt nämlich bey eiu^ Kuh plöhlich die Milch an dick zu werden, ist mit E>^ untermischt, und bleibt endlich ganz aus. Diesen Zeisig habe ich bey den Kühen mehrmal in andern Alpenlä"' dem beobachtet, und hak feinen Grund in dem FuttM wovon ohne Zweifel alle Viehverstandige von Bünde" keine Kenntniß haben. Auf vielen Alpen habe ich rn>t nicht geringer Bewunderung beobachtet, wie die gif"' gen Pflanzen von dem Vieh verzehret wurden, wie z.^' der blaue und gelbe Sturmhut, aconitum l^apellur k.vcoctonum, die weisse Nl'eßwurz Veratrum albvU' Iänn. 8M. nsr. u. d. g. Diese, wenn sie von dc>" Hornvieh verzehret werden, geben hinlänglich Ursachdet' gleichen Zufälle hervorzubringen. Da der Landma"" in Bünden ungemein viel Sorge kragt, um seine Olk' se" in gutem Stande zu erhalten, so wäre es zu wünschen, baß man ihm in Betreff dieser schädlichen Pflanzen einen Unterricht ertheilte, ich weis gewiß sein Fleiß würde solche in vielen Gegenden Held vertilgen. Allein dieff bleibt für Bünden ein fromme Wm-sch, so lange es bey d>Ner solchen Regierunasform bleibt, so wie es auch zu seiner )xjt einen allgemeinen Mangel an Holz und an« "ern Nothwendigkeiten haben wird, welches in einem führten Staat nicht so leicht erfolgen kann. Ein s^d, welches demokratisch behandelt wird, hak, wenn nicht in allen Stücken mit Weisheit geschieht, oft das Schicksal dessen, welches Mit Wilden bewohnt ist; denn in s^o vielen Fallen will man' nichts von Mein und Dein böten, folglich als im ersten Stande der Natur völlige ^yheit haben, so wie mit einer Gemeinweide, wo man ^)t allein berechtiget ist, die ober der Erdflache bestnd- Pflanze, sondern auch die Wurzel davon verzehren k 'assen. Und bey allem diesen Schein der Freyheit ist Lichts weniger als wahr, daß hier vollkommen freye Aschen sich befanden, nämlich vollkommene Sicher« bch des. Personen, des Eigenthums und der Handlung; E^h^jt zu denken, reden und schreiben, wenn es der ^all erfordert, zum Organ der Nation zu dienen, kei« andern H rrn haben, als das Vaterland, keinen ^ern Richter, als das Gesetz; an den Berathschla« ^"gen über das öffentli e Beste unmittelbar Antheil ^en, ,'m Fall, wo es um leben und Tod gehet, von ^Mand beurkheilet zu werden, als von seines gleichen; ,a in Gewissenssachen zu denken, und von einer Reli« Zu seyu, wie man will-Allein man suche F» 2 einen ri6 .' einen Winkel in der ganzen Schweiß mit seinen DM» desgenossen auf, von welchem man das sich zu versp^ chen habe. Z. B. wo hat man aller Orken vollkommen Sicherheit seiner Person, und Eigenkhums? Erstes Habe ich in Valtelin das Gegentheil bewiesen, zweyte^ weis man mehr als zu wohl, wie viele Klagen man die Richter aller Orten führt, daß um ein kleines brechen, welches in einem wohleingeri'chteten Staat ost keine Strafe erduldet, wie z. B. hier aus fanatisch^ Eifer ein armes Mädchen, welches durch ihr sangMlN sches Temperament verleitet worden, Mutter zu werden auf das unbarmherzigste um Geld und Ehre gestrab wird, oder gar aus Tugend ein Laster begeht, nämlich dem ersten Augenblick der Verwirrung sich an ihrer Fr"^ vergreift, so ist ihr Leben aus ewig verlohren, oder falle Jemand ein, sein Gemüth mit der unschuldig sten Sache als Musik u. s. w. zu ergoßen, bevor nicht die Einwilligung eines elenden Menschen, bereit Richter ohne allen Gehalt vorstellt, hat, wie wird man da in die Enge gebracht. — Hundert dergleichen ckereyen haben diese Leute an ihren Nebenmenschen a^' zuüben, nicht um die Menschen zu bessern, sondern^ bey ihrem Amt sich fett zu machen; also können lei^ Diener eines solchen Staats ohne öffentliche Abga^" erhalten werden, wenn sie viel ungerechte Geldqu^ nochBelieben öfnen können. Man kann hier mitH^ Schmidt -Z) sagen: Eine Nation kann nicht allc^ rM 2Z) M. I. Schmidts Geschichte der Deutschen, indeks rede zum ersten Band. 5Theile in gvo, Ulm. 1778-^' »ach »fti 8ew die s°N °hn üb« >vie! blir krai 8tg »er iffc lies ist big der >>ic 8ei »a Ur bei «7 ihre« Gesehen beurtheilt werden, indem diese gov das Gegenkheil von dem sind, was sie selbsten ist^ besonders sind die verbiethende Gesetze meistens Folgen Zister Paroxysmen der Staatskörper. Wenn ein oder ^andereKrankheit sich heftiger als gewöhnlich äußert, st wird ihr geschwind mit einem solchen Gesetz begegnet, daß man sich um die Mittel bekümmert, es in Aus- *Eung zu bringen; kommt das Fieber wieder, geschwind Ketzer das nämliche Gesetz, als wenn ein Kranker da- ^kch gesund würde, wenn man ihm verbiethet nicht mehr ^nk zu feyn. Wie viele Beschwerde habe ich nicht vom Landvolk ^geu seiche Ungerechtigkeiten gehört, die sich hundert Wal gewünscht hätten, einem Monarchen, und nicht ei. ^r Republik unterthänig zu seyn, sollten auch gleich die 'Deutlichen Abgaben beschwerlich seyn, so wollten sie doch lieber einem Monarchen als einem solchen Menschen op. sttu..— Wie groß oft die Blödsinnigkeit dieser Leute, bewiesen worden, z. B. die Hinrichtung her Unschul. d'gen, welches ohnlängst zu Claruö geschehen, und hun- ^t andere Fälle können beweisen, daß Helvetien lange '"Hk die Freyheit habe, welche man unter der Mo. "oher die Norischen Alpen oder Landstrich den Na« men erhalten, ist jederzeit den alten sowohl als den neuern Schriftstellern schwer gefallen zu entwickeln. Einige wollen es von einer Stadt Noreia, welche den Tauriskern oder Steyermärkern gehörte, andere aber von dem Namen eines Königösohns, welcher Norix hiesi, und iu den allerältesten Zeiten gelebt haben soll, herleiten; begleichen Nachrichten findet man bey Lazius, Aventi- dus und andern alten Schriftstellern. Indessen scheint dieses ganze Angeben wenig Wahrscheinlichkeit zu haben, sondern daß dieses gebirgige und zum Theil sehr frucht, dare Land seinen eigentlichen Namen von der Fette sei- her Weiden, und andern Reichthümern der Natur habe, H 4 die. 120 - dieweil das alte Wort Nora eine fette Weide andeutet, zum wenigsten geben die Worte eines Julius Cäsar Ge¬ legenheit dazu, solches zu vermukhm, wie man im erste" Buch vom Gallischen Krieg ersehen kann, wo es heißt- kojosgue, gui tr Salzburg, wo die große Flache von Bayern sich aus langt, gegen Morgen vom Traunsee in Oberösterreich über die jammer, in der Wüsten und Iudenburgcr Ai' pen Sonneberg bis zum Tragfluß in die Illyrische und Ungarische Flüche. Da ich zu verschiedenenmalen und in verschiedene" Gegenden diese große Alpkette, die alle vorhergehende "" Größe weit übertrift, da sie 7 Grade lange, und z dis 4 Breite hat, durchgegangen bin, so könnte ich hier eine weitläufige physikalische Geschichte davon liefern; allein da dieses meinem vorhabenden Plan zweckwidrig wäre, so will ich nur so viel davon erwähnen, als was ich alft meiner letzten Reise darinn beobachtet habe. In diese Kette kam ich aus den Rhätischen Alpe"/ wo das Trasper ein Ende und das Manaser Gebirge seinen Anfang nimmt zu Martinsbruck bey dem In"' ström, welchen Fluß ich bis Kuefstein in der Grafschaft Tyrol verfolgte. Bey letzterwähntem Ork, wo das Hohe Trafper Kalkgebirge rechts des Innstroms niederer und als Vorgebirge in Schichtenlagen sich verwandelt. I" diesen Schichten habe ich keine Versteinerung bemerkt, obgleich ich an ihrer Gegenwart gar nicht zweifeln kann, da ich höher in eben diesem Striche von Bergen solche gefunden. Links des Stroms von Nauders hatte ich noch etwas Quarzschiefer, aber kein Granit mehr. D" ich nun hier immer tiefer kam, und die Witterung etwas gelinder fand, so erblickte ich auch noch einige Pfla"' ii- ie ?! s I l- d n k § e r s -' I2Z Pflanzen in der Blüthe. Unter allen zeichnete sich die U>vne rundblätterichte Hauhechel Ononis rotunclifoli» d^s Linne aus. Sie war noch ganz in der Blüthe, chön roch gefärbt war. Der Fund dieser mich noch auf eine kleine Ernte hoffen; al-- he Witterung, welche wieder einfiel, machte den Beschluß, etwas mehr von Pflanzen auf dieser Rei¬ se Zu sammeln. Vor Martinsbruck verließ ich die hohe ^alkkette rechts, welche aus der Karnischen von Mor« 8en her- strich, um mich in das Innthal zu begeben, wo ich bis zu dem engen Paß Finstermünz nichts als Kalk¬ schiefer mit weissem Spath hakte, manchmal fand ich in leseni Schiefer Nieren von grünem Tonnstein; von hier ^us war ich gesinnt durch daöAlplsthal den grossen Ge- dakfch und Otschthaler. Ferner zu besuchen, allein ich Nutzte davon abstehen, indem ich Niemanden haben kannte, der mich wegen der spaten Jahrszeit hingeführt Mte. Die Vorgebirge in dem erwähnten Innthal be- flunden meistens aus einem blauschwärzlichren Schiefer ^it Glimmer gemischt. Da ich nun hier wieder über den Fluß sehen mußte, so fand ich auf einer geringen An öhe schöne rothe Bolarerde, wo auch wirklich darauf ^arbeitet und äusser Landes verkauft wird. Ich fand da 4 Mann, welche mit Ausgraben beschäftiget waren; diese Erde brach theils in Schiefer und Kaff, welche sehr j Pflanze ließ l?in die rau Vor, den Lacharer und Kogler Alpen werden die Vorgebirge von Schiefer niederer, wo man dann aus Innthal die grosse Kalkkette, welche rechts des ^Nnflusses hinter dem Vorgebirge wegstreichet, wieder Gesicht bekommt. Die Berge, die sie bilden, sind der ,24 - ' der Eisenkopf, Kogels undTraberg, dann der Sommer« scheidS Ferner. Hier in dem Vorgebirge dieser Kalk« berge fand ich Murk, Gestellstein und Gneis in den Schieler eingemischt, ohne Zweifel mögen auch hin und wieder ganze Berge davon rechts wie links des Flußes vorkommen, welche die abgerissenen Bruchstücke herga- ben. Ein grüner specksteinartiger Schiefer, welche mit einbricht, hac oft sehr schöne polirte Flachen, besou- ders gegen Landeck zu, wo auch der Kalkstein aus lauter Schichten besteht, wenigstens jener, welcher in der Tie¬ fe bricht, diese Schichten lenken sich nach allen Weltge« genden. Zwey Stunden von letztem Orte befinden sich die Gruben Rothenstein, welche etwas Schwarzkupfererz geben. Ein Gewerk baut bis itzo ohne Nutzen darauf, sollte er nicht bald bessere Aussichten bekommen, so wer¬ den sie wieder ins Aufliegen gerochen. Als ich nun an dem Innfluß weiter fortsetzte, s§ wurden die Vorberge beyderseics am Fluß ganz kalkar¬ tig, und die Schieferberge blieben zurück. Meistens sind die Gebirge aller Orten hier sehr steil und prallicich Nun hatte der Fluß sein Bette ganz im Kalkgebirge bis vor den Ort Imst, wo der kleine Berg Schirgl eine Wendung gegen Mittag giebt. Wahrscheinlich ist es, daß vor Zeiten der Fluß links des Berges geflossen sey" mag, da man das ordentliche Flußbette davon noch g^ wahr wird. Dieser letzterwähnte Berg, welcher, aus¬ genommen gegen Norden, wo er an einen andern Bel'Z anstößt, und etwas in einer Fläche liegt, hat ganz dis Figur eines durchs Feuer entstandenen. Das -.- Das Kalkgebirge um Vie Imstergegend ist grau, schwärzliche, und bildet schiefe oder auch senkrechte Schichten, sein Bestandtheil ist so fest, daß er meistens sm Stahl Feuer giebr, und mit den Sauren nicht jeder, jeit ein heftiges Brausen verursacht; demohngeachkek giebt dieser Stein gebrannt einen sehr guten Kalk. Ich habe in den Spalten dieses Gesteins wenig Sparh be¬ dachtet, sondern ein paai mal fand ich eine Bergfiachs- Stkige Rinde darinn stecken. Die Verwitterung an dem hiesigen Kalkgebirge ist wenig beträchtlich gegen andere legenden. Wenn man vor dem Orte Imst sich befin¬ det, so hat man gegen Mittag Schiefer und Granitge- birge, welche der Landmann Feuerberge nennt. Zu An. sang, als man mir sie so nannte, glaubte ich Vulkane zu sinken; allein es war nur in dem Verstände, daß der Stein mit dem Stahl Feuer gab. Da ich aus Mangel guter Witterung mich nur im. Wer in dem erwähnten Innthal hielt, so fand ich auch dermalen keine Aenderung im Gebirge; Als ich Nase, reit erreichte, kam ich in eine Gegend, wo hin und wie¬ der Gruben auf Bley und andere Erze angelegt waren; unter diesen hauptsächlichsten Werken warFengensteinein 8a»z jfolirtes Kalkgebirge, welches lauter kegelförmige Säulen bildet, hinter welchen ein höheres, Wanack ge. uannt, wegstreichek. Vor ersterem befindet sich ein an- Zelegker Vorhügel, welcher von zeitlicher Entstehung der Trümmer höherer Berge durch Verwitterung herrühret, und meistens noch mit Wald bedecket ist, wie man auf der X. Tafel ersehen kann. In diesem Vorberge befin¬ den sich Bley- und Gallmeygruben, welche von Mittag nach 126 nach Mitternacht eingetrieben sind. - Der Hauptstoß davon Harke damals 450 Lachter Lange, wo zu Ende sich eine offene Stürz befand, welche mit Staffeln versehe» war, und über zo Lachter Höhe hatte, eine solche Stükj stellt einen Donlegen Schacht vor, welcher in zwey Theile gekheilet ist, wovon der untere zum Erzabgebe», und der obere Theil zum Befahren ist. Da nun die Staffelbalken sehr weit von einander entfernt sind, so isi leicht einzufehen, daß man bei) einem Fehltritt darunter wegstürzen kann. Der Bau allhier geschieht mit Ze' chen und Seitenftollen ziemlich ordentlich. Die ErZk brechen hier in dem mehr fchoderichten als festen Kalk' gebirge Stock-Putzen- und Mugelweiß. Der Druck ist nicht sehr groß, folglich ist auch der Holzaufwand bey der Grube nicht sehr beträchtlich. Die allhier einbrechende Erze sind folgende: Erstens kleinkubifcher Bleyglanz, wo der Zentner go und mehr Pfund Bley giebt. ZweytenS: Ein derbes Strickererz oder ^/liner» zstumbl reticulats; dieses Erz ist insgemein sehr reich an Gehalt, und scheint eine bloße Entstehung eines klel' nen Bleyglanzeü zu seyn, meistens ist es mit etwas Gall' mey gemischt; da seine Figur nicht jederzeit beständig ist, so sieht es gar oft einem Tropfsteinerze ähnlich; zu- fälligerwei'se bricht mit solchem Drittens ein Gemisch von Bleyglanz, Zinkerzt und weissen Kalkspath, in Form der Priapolitensteine, ein; die Arbeiter nennen solches Zapfenerz; es hält 20 bis , 25 Pfund Bley im Zentner. Vier' en ch m rj !>- ie ft r >« s I - — 127 Viertens. Derber Gallmeystein cglgmins- cinercux Wsiierü. Dieses Steine»'; sie!t dem Anblick nach aus wie ein blasser etwas brüchiger Kalkstein; allein sein Gewicht giebc bald ein anderes äu erkennen, was das Auge nicht vermag. Dieses Etz jsi sthr fest mit etwas gelben und weissen Adern ^rchseHk, wovon-die erstere ein blosses zinkischeü Glas¬ uj ist; manchmal befinden sich kleine weisse Zinkspath- ^istallen in den Brüchen, oder ein blaßgrüner Zinkspath ^'denarig gestaltet eingemischt. Wenn Zollgrosse Skü- Et Kalksteine eingemischt sind, so sieht man, wie von der Oberfläche der Stein rings herum zu 4 und mehr Kdien breit dunkelgrau vererzt ist; wohingegen der Kern ^eißgrau bleibt; diese Vererzung sieht sehr einem Glas¬ uj ähnlich, Ancum mieaceum rubiLUnstulnI^ilmaei, und eine beträchtlichere Schwere als das übrige. Der Kalkstein'giebt am Stahl etwas Feuer, und brauset we- Uig oder nichts mit den Sauren. Fünftens: weiches Gallmryerz oder Gallmeyerde, d'sse ist bald grau oder weiß, bricht seltener als ersteres. Sechstens: Tuktenförmigcr Gallmey, b.spix cslsmi- ^rjz turbinska. Grosse Skücke dieses Erzes sind aus lau- halb und ganzen zollgrossen hohlen Kegeln zusammen- ^ftßk, welche meistens drey ordentliche Flachen haben; habe von einem solchen figurirten Körper schon in mei- Utr Lustreise Erwähnung gemacht. Dem Ansehen nach 'ft dieses figurirte Erz bloß durch die Auflösung des Was- strs entstanden, wo, nachdem die Theile sich gebildet ^uben, erst die Vererzung vorgegangen. Sie- ,28 — Siebentens: Drufenartiges Gallmeyerz mit eM gelben Eisenrostfarbe, worin» ein geringhaltiger Blev' glanz schnürelwcise eingemischk ist. Dieses Erz ist eb^' falls wenig dicht, doch mehr als vorgehendes, und briäst zu Zeiten blattericht; manchmal bilden die Blatter zinkartiges Glaserz. Alle diese Gallmeyarten brecht ebenfalls mugclweiß unter dem Blei-erze. Der Geha^ ist durchaus sehr ergiebig. Bey dieser und andern nieder« dazu gehörigen ben stehen 42 Mann mit einigen Aufsehern in Arbelb Die Zahlung ist nach Schichten monatweife. Diest§ Werk besteht erst seit 1700. Nachdem man die ErZ* am Tag befördert, so werden sie geschieden, gewaschen u.s.w. und zu Schlich gemacht, welcher nicht im sondern nach Brixlegg zum Schmelzen verführet wi^' Der zubereitete Schlich giebt von 52 bis 62 Pfund Bick Loth Silber. Die jährliche Erzeugniß ist zooo Zentner Bley 150 Tonnen Gallmey, die Tonne zu 4 Zentner gerecht^' Der Gallmey, nachdem er geschieden, wird unter geröstet, in Fässer gepackt, und zu dem Messingw^ nach Lienz geliefert. Eine solche Tonne Gallmey n)i^ im Lande um n, und äusser Lande um 12 Gulden vck' kauft. Das ganze Gewerk gehört 40 Gewerken, wo Eintheilung in Neuntel geschieht. Einige Stunden von diesem Werke befinden st^ noch Z andere; als isienö die Silberlente hinter dei§ Sonnenfpihberg gegen Norden gelagert; dieses ist - 129 'st eben so beträchtlich als ersteres, und die dortigen Ge. w"'ke schmelzen ihre Erze selbsten auf. Das 2le ist zu Torenz gegen Abend; bey diesem sind 12 Mann in der ärbeik. Die Erzte, die hier vorkommen, sind ein ^oßschuppichker Bleyglanz im Kalkstein sitzend. Das ist Humigau, welches erst in Aufnahme und mit 2 Diann belegt ist. Hier bricht in den Gruben ein feinkörniger kompacter Bleyglanz, welcher in seiner ^Höhlung krisiallisirten weissen Bleyspakh hak. Die Tagart davon ist bloß Kalkstein und Spath. Alle O'che Werke haben wie man sieht nichts als Bley, und aste im Kalkgebirge getrieben. Ich begab mich aus dieser Gegend wieder gegen Mittag, wo ich nach ein paar Stunden den Jster oder Ostrom wieder erreichte, welcher nun anfing für Flösse ^glich zu werden. Da ich nun dem Strom nachgieng jur Hauptstadt des Landes, so hakte ich stets links ^chköals Kalkgebirge, wohingegen rechts mir dieKalkket. verschwand, und sich Schiefer und Granit dafür ein. ^ke; allein nach einigen Stunden, bevor ich nach Zirl hörte letzteres Gebirge auf, und kamen die Kalk, ^ge wieder zum Vorschein, welche nun ebenfalls bis Anspruch anhielten. Die mehreste'n bestunden aus ^rechten Schichten, von Farbe grau. .. Da ich nun auf meiner ganzen Reise keinen ansehn, 'chen j),.,, angetroffen, so hielte ich mich ein paar Tage Innspruck, Büsching a. a. O. auf. Da mir alles ^sönliches unfiekannt war, so wandte ich mich an den ^rrn Professor de Luca, der mir aus seinem Statistk, lchen Werke bekannt war. Ich fand an ihm bey erster ^acquers Reisen ll.Theil. I Bekannt- 'ZO . Bekanntschaft einen achten aufrichtigen Freund, der niiö) auch mit einigen andern rechtschaffenen Mannern be¬ kannt machte, worunter ein junger Herr von Laichartinrd aus dem Lande gebürtig, war, welcher sehr gründliche und auSgebrcitete Kenntnisse in der Enthomvlogie be' sitzt, wie dann auch sein Werk von Tyroler Insekten ft^ cheö beweiset.') Wenn cs nicht so spat in der und die Gebirge nicht schon zum Theil mit Schnee b^ deckt gewesen waren, so würden wir eine kleine Reift das Zillerthal angestellt haben. Indessen wurde >" doch dieses Verlustes eines Theils entschädiget, da Laicharting die merkwürdigsten Steine von dorten sammlct, und mir als einen Beitrag zu meinem ralienkabinet verehrte. Unter diesen waren Schuhcffoft Stücke Aschenzjeher, oder Turmalins, von eineriinie b^ zu einem Zoll im Durchschnitte, insgesamt in grü^ oder weissen Schneidestein, welcher bald auf weissem^' nit, oder Gestellstein aufsaß. Nicht alle diese Turn^' lins wirken auf die Asche positiv und negativ, doch mehresten rhun solches. Herr Bergassessar Müller ' und der Herr Professor Zollinger 5) haben davon Nc^' richt gegeben, besonders letzterer sehr ausführlich, man aus der Zuschrift an den Herrn Grasen v. Enj^' bcch z) N. v. kaickarting Vcrzeichniß der Tyroler Insekt^' 2 Bände in 8. Jürch 1781-83. 4) I. Müller Nachricht von dem in Tyrol entdeckten T"' malinen oder Aschensiehern.an J.C.v-Born, mit 2^ fertafeln. Wie», 1778- in 4to, 5) Abhandlung von der Elektricität des in Tprol ncn Lm malinS, von Professor Zollinger in Innspl^' 1779-80. O be- ng, iche be¬ fol¬ gt be¬ it' ich gt" tit- »st bis ^eit c«' t->- )it § il' os >c- i>, c- l" c- b b^g, der ein Kenner und ein eifriger Beförderer der Naturgeschichte ist, ersehen kann, daß man die Enkde- ckung dieses Steines dem Herrn Grafen selbst zu dan- habe. Dieser Stein soll sich nur in den herabgefal- lmen Stücken des Berges Greiner gefunden haben, füglich weis man feinen eigentlichen Enkstehungsort ^chk, aus eben dieser Ursache ist er dermalen seltner ge¬ worden. Da ich aus dieser Gegend eine Menge ^chörlarten bald in Schneid- oder Topfstein besitze, die Turmalin ganz ähnlich sind, so habe ich noch feder¬ et gefunden, daßdieSchörlturmalineamTage brechen, w° ich dann vermuthe, daß sie ihre ganze elektrische Eraft aus der Atmosphäre erhalten, und sie zu Anfang Wchts als gemeine Schörl waren; da der Glimmerarti- 8« Schncidestein, worinn die Schörlturnialine sich befin. don, jederzeit auf eine festere Bergart aufsitzt, als Gra- ^t, so erstrecken sich auch die elektrischen Kristallen nicht Weiter, und so viel als die Erfahrung gegeben, haben auch welche einen und mehr Schuh tief brechen, die Wirkung des Anziehens nicht. Unter den vielen andern Schörlarten, die in diesem Thal brechen, sind die gegliederten mit 6, 7 und 9 Fla- Hon, so wie die so gebildeten Basaltsaulen merkwürdig; ersteren brechen stets in einem grünen Speckstein, oft einem Punkt weit auseinander laufend. In einem solchem Speckstein befinden sich auch manchmal bündel- lörinige schwarze mit Glimmer, welche wie der Schweif ^os Kometen auseinander laufen, nebst diesem wunder¬ ten Ansehen, das dieser Stein hat, finden sich auch noch fbscn grosse durchsichtige Eisengranaten mit einge- ^lfchk, welche zwey große und acht kleine Seitenflächen I 2 haben. IZ2 - haben. Man sehe bey Delisle §) Pl. 6. Nr. iz. mehrerer Deutlichkeit kann man die Figur des ganz^' Steins auf der i2ten Tafel bey Fig. b sehen. nicht minder seltnes Gemisch von einer Felöart, welche auch dorten bricht, ist von gleichen Theilen schwarzbla^ terichter Schörl mit Gestellsiein, Granaten, etwas und Schneidestein, ohne der vielfältigen Gattungen Murksteine, Granite, Gneis und besondern kristallistrtt" Glimmerarken nicht zu gedenken, worunter die Wcs r^oxlixlata gemein ist, und jederzeit von schwarzer be. Ein noch besonders Gemische von Glimmer ist großblätterichter von Farbe schwarzgrün, welcher einem eben so gefärbten kleinspeisigen steckt, und eine c>' gene Steinart ausmachet. Unter denen Asbestarte^ welche da vorkommen, ist auch der grüne kristallisch den man ebenfalls für einen Schörl angesehen. habe diesen ausführlich in meiner mineralogischen reise beschrieben und abgebildet. Ich weis nicht, es einem im blossen Sandland wohnenden Mineraloge hat einfallen können, diesen Stein die Kristallisation zusprcchen, dieweil es sich mit seinem System nicht reimen wollen. Wie doch allgemeine Systeme der 9^' tur Gewalt anthun, und die Wahrheit unterdrück^ müssen! Man sehe in dem 4km Band der Schrift der Berlinischen Gesellschaft, 7) Seite 299, wo der Entstehung faserichker Steine und Erzarken Rede ist. 6) KM «le crvtt-tlloßrspliie psr 6e kome Oellsle- 1771. 8. av. 6ß. 7) Schriften der Berlinischen Gesellschaft Naturforscher Freunde, 4rer Band mit Kupfern. Berlin, 178Z. schi l°s° ist. ins 'tke bey bcj stkä tze krs> dar hat kay Qh stin ie» fah hey E'gi hat in r —- . IZZ Bevor ich Inspruck verließ, wurde ich mit Herrn Mjchaeler bekannt, welcher die Professur der Ge¬ richte hatte; er ist ein Exjesuit, aber ein wahrer Phi- ,°f°ph, der aufrichtig denkt, und ohne allen Partheygeisi 'ß. Er hat zu seinen Vorlesungen die Weltgeschichte vortrestichen Statistiker Herrn Professor Schlözev '^Lateinische überseht; aus diesem laßt sich genugsam Kennen, daß seine Denkungsart nicht mit Sophisterey takelt ist. Ferner wurde ich mit einem würdigen Schüler des berühmten Herrn Professor vonJacquin be- ^»Nt. Herr Schiefereck, der ebenfalls bey der Univcr* als Lehrer der Chemie und Botanik angestellc ist. ^ill Laboratorium cbimicum ist gut, und mit vielen cbimiciz von selbigem eingerichtet worden. war zu bedauern, daß ich noch keinen Botanischen ^tten fand, wo ich hoste, so viel seltene Alpenpflanzen ^inn zu finden. Da Tyrol so viel verschiedene Klima so ist nicht zu zweifeln, daß nicht auch noch unbe«' T^Nke Pflanzen in diesem Lande sollten gefunden werden, ^»gezweifelt ist dieß aus des Herrn Professor Lcoxoli») s^er gemachten Reife in sein Vaterland, Iter tvro- zu ersehen. Indessen habe ich nach der Hand er« ^hren, daß man alles bey diesem Lehrfach noch abge- ^»de, sowohl wie auch eine klora durch erwähnten Herrn ^ofessor wird ersetzt bekommen. Da nun viele der dor. Professoren in der Vacanzzeit verreiset waren, so ^e ich auch nicht das Vergnügen mit mehrern bekannt werden. Eine ausführliche Beschreibung der dorti- J Z gen L) I. (). 8copoli Zmnur III. kiltorico - nsturslis- ^769. i!vo. rZ4 - gen' Lehranstalten hat der fleißige Herr de Luca gellest im ersten Theil seines Tagebuchs. 9) Ich habe h'^' von diesem Otte weiter nichts zu erinnern, als daß st'' ne Lage in einem nicht unangenehmen Thal an dem I^' ström sich befindet, nicht groß, aber doch ziemlich gebaut, und ringsherum mit hohen Kalkbergen umS^ ben, welche zu den ursprünglichen gehören, und auf^' trächtlichen Anhöhen keine Versteinerungen haben. Fuß dieser Berge bricht um ganz Innspruck herum ein angclehntes Gebirg ein rothcr Kalktrümmerstc^ welcher alldortcn zum Bauen angewandt wird. man die Breccia genau betrachtet, so wird man überzeug daß hier die Wasser ehemals sehr hoch müssen gestanden h"' ben, und also durck solche in die Tiefe geschnitten wol'd^ sey. S o merkwürdig als diese oft gegen roo Lachter h"' he Anlage dieses Steins ist, eben so merkwürdig ist a^ die schöne Lreccia guarrosg, welche in eben der Gege^ bricht, da ihr Geburtsort von einer entfernten Geg^ herzurühren scheint. Alle hohe Kalkberge haben auf st' ren Koppen Tropfstein durch Absätze, welche durch Verwitterung entblößt geworden, wenigstens ist diest^ wahrscheinlich. Da ich im October hier war, so habe ich auch Vergnügen gehabt, den Einzug des Hornviehes den Alpen zu sehen. Die beste Kuh war mit Krän^ und Bändern um die Hörner geflochten, die übri^ hatten auch einige Wirthschaftsinstrumenten im Mo^ so» den ken vor anr erst He die tzl An dey s'° ha! qu all 8e sch stc do Nk dc vc rc k. x) 7. tle I.ucs ^ourns! ile!.jttersture etc. rter Band, 3"^ spruck-1782. in 4to. - IZ5 wie man sie in den Alpen beym Vieh braucht, zwischen Hörnern gebunden, als allerlei) Gefässe zum Mel- Käß. und Buttermachen u. s. w. und was ich noch einem Gebrauch hier zu erwähnen habe, den ich in andern Alpengegenden nicht gesunden, ist, daß auch der ^e,Hjet und Hirtin in einer Docke vorgestellt, aus den Körnern zweyer schönen Kühe sich befanden. Alls Zierbilder, woben eine jede Kuh mit einer grossen flocke behängt ist, machen einen nicht unangenehmen stritt, zumal wenn man die frölichen Gesichter der da- befindlichen Hirten mit ansieht; denn je weniger, als s'e das Jahr hindurch mit ihrer Heerde Unglück gehabt ^ben, desto aufgeheiterter kommen sie in ihre Winter, kartiere zurück. Nachdem ich mich hier drei) Tage aufgehalten, und ^les, was für mich sehenswürdig war, in Augenschein Anonimen, gieng ich von oben angeführten Naturfor¬ scher Laicharting begleitet nach Hall, Büsching a.a.O., ^lcher Ort nur 2 Stunden von der Hauptstadt entfernt *st; bis dahin hakte ich die oben erwähnten hohenKalkberge stets links. Letzterer Ort ist klein, aber doch angenehm; das Merkwürdigste, was sich hier befindet, ist die schö¬ be reine, und mit vielem Vortheil verknüpfte Salzsie- derey, welche devmalige Einrichtung dem Vorsteher da- von, Herrn Kammerrath von Menz, einem gebohrnen Ty- tvler viel Ehre macht. Beschreibung von diesem Wer. ke hat man zwey. Die erste ist von Graß, welcher es im iweyten Zchend dec kaiferl. Akademie bekannt macht.'°) I4 Sie io) Abhandlung der Akademie der Naturforscher 4tesJahr isz,;. Bcobachtmlg 22. S- 56, Auch bey Crell chemi¬ sches Archiv r Band. i/8Z. iz6 . -----u--- Sie ist für die damalige Zeilen ganz gut gerathen. D« zwenle ist vom Jesuit Gaun "), welche aber ohne aller wahren Naturkenntniß verfaßt ist, und also auö sol' cher nicht das. geringste zur Nachricht dienen kann. Meine erste Neugier war vor allen die hiesige SiedettY zu sehen. Ich habe alle Salzpfannen von einer sehr mit' telmäßigen Grösse gefunden, welche, wie Herr Langs¬ dorf in seinem gründlichen Buch vom Salzwerke an« merkt, man für die besten hält. Die Einrichtung ist "l!" dabey so getroffen, daß der Arbeiter, welcher zum Rüh- ren bestellt ist, nach aller Gelegenheit herumgehen kann, und nicht, wie man es be>) der alten Methode sieht, >"0 der Arbeiter in die Pfanne zu steigen bemüssiget iss Das Gemach, wo sich die Pfannen befinden, ist dek gähen Kalte niemals ausgeseßt, indem solche eine zu ge¬ schwinde Haut auf dem Wasser verursacht, und dek Kristallisation hinderlich ist. Alle Salzpfannen stehe" auf Pfeilern, die auö Ziegeln bestehen, die von Schla¬ cken gegossen worden, welche Methode gewiß wenig ko¬ stend und ungemein dauerhaft ist. Das hier gebrauch¬ te Feuer ist klein und eingeschränkt, aber mit besonder" Leitungen geführt, daß ein jeder Arbeiter nach Belit' ben seine Hitze in einer jeden Gegend des Siedkessels verstärken oder vermindern kann. Da man hier auf alle mögliche Ersparung des Hol¬ zes gesehen hat, so wird nun, nachdem man Steinkohle" enl- n) Itter per Sslinss l^^rolentc», Oenipont. 1707. in kol- l2) I. M. Langsdorf ausführliche Abhandlung der Salz¬ werke r Th. in chto, mir Kupfern, Gießen 1781. ..— iz/ docket hak, auch mit solchen gehektzt. Der Rost für solche ist von Eisen, indem so bald die Steinkohlen in Voand gerochen, sie sich mit den Ziegeln zusammenhan« gen, und eine Gattung von Wolf erzeugen. Um letzteres ^bel auch bey dem Eisenroste zu verhindern, hat der Vorsteher sehr nützliche Vorschüße angebracht, mit wrl« man dieses abwenden kann. Ein jeder Feuerherd Mit seinen Leitern versehen, welche auf alle Pfannen "ach jeder Gegend die gehörige Hitze hinführen, um je» ätzest eine gleichförmige Warme zu haben; es ist ge» "Ugsam bekannt, mit wie viel Vortheile die Circuliröfen dch einem solchen Proceß angebracht werden, denn je län» ^r ich meine Feuerflamme erhalte, desto geringer ist ^r Holzaufwand. Die Zusammensetzung der Pfannen hoc mir ebenfalls merkwürdig genug geschienen, daß sie einer Erwähnung verdient. Eine Siedpfanne allhier besieht aus lauter viereckigten 4 Linien dick eisernen Plat» oder Blechen, wovon eine jede Platte an allen 4 Ecken l bis 2 Zoll umgebogen ist, an diesen Umbiegungen wer« de» mit Hülfe eines eisernen Instruments, welches eine Haßzange verstellt, die mit runden Löchern versehen ist, l'Nd man Durchschlag nennt, und ohne die geringste Wär« ^0 mit einem scharfen Bolz auf die ersten Schlage fin- llordicke runde Löcher eingeschlagen. Ein Umschlag oder Rogener Ranft einer im Durchmesser 2 Schuh haben¬ de Platte bekömmt 2 bis z solche Löcher, folglich hat lebe Platte 8 bis 12; hat man diese Vorkehrung ein» "'al getroffen, so werden alle diese Platten mit Schraub« "ageln, welche breite Köpfe haben, zusammengesetzt. ""Un jene Platten, welche an den Ranft der Pfanne kom- l"en, werden nur von z Seiten umgebogen, um damit Ä 5 dis !Z8 ÜE-— , die darauf gestellten in die Höhe befestiget werden kö>^ nen, und so haben dann auch letztere ebenfalls nur dtt>) Ranfte gebogen. Bey einer solchen Vorkehrung kann man sich leicht vorstellen, daß dieZusammenseßung ein^ solchen Pfanne bald vollendet ist. Der grosse Berthes den man dabey hat, ist, daß man augenblicklich ein Stü^ einfehen kann, wenn es wo gebricht, welches bey PfaN' nen, die aus einem Stücke zusammengeschmiedet si»^ mit vieler Beschwerde und Unkosten geschieht. Nun ist leicht zu erachten, daß bey einer solchen Zusammenseins eine gute wasser- und seuerhaltigeKitte vonnöthen ist; alle^ mit solcher ist man dort verschwiegen; dem ohngeachl^ wird es einem Chemisten niemals schwer fallen, einest che zu erfinden, wenn er ihr benöthiget ist; da man bck dem gemeinen Zusammenschmieden nichts als ein wen>s schlechtes Papier oder alte Lumpen in die Fugen ste t > s i / e i l » > --------- ,Z9 geleitet; das hier bereitete Salz ist sehr blendend ^iß; es wird zum Theil in die Schweiß und ander¬ wärts verführt, nachdem das Land genugsam damit ver¬ sehen ist. Man hat mir auch hier das Salzgebirge im Modell gezeigt; so wenig als ich Apologist von derglei¬ chen oft ins kindische schlagenden Modellen bin, wieman aus meiner gegebenen Nachricht vom Eisenerz in Etey- ^lrrark, die sich in den mineralogischen Samlungen des Herrn Arduini befindet, ersehen kann, so muß ich doch gestehen, daß mir dieß schön und nußbar geschienen hat, in Anbetref seiner Erfindung. Es ist nicht sehr groß, be- steht aus Glas, und ist so zusammengesetzt, daß man äugen- dicklich alles ersehen kann. Meine größte Bewunds. rang war zu sehen, daß das Gebirg worinn der Salz¬ stock sich befindet, mit einem sehr hohen Kalkgebirge be¬ deckt war, und so mag es denn auch möglich seyn, daß die Salzstöcke in Siebenbürgen und zum Theil sich um Eer die höheren ursprünglichen Gebirge einlenken, aber dicht, wie Herr Fichtel glaubt, daß sie ganz darunter Wegstreichen. Nachdem ich auch noch das MünzhauS Aschen hatte, so nahm ich meinen Weg nach den Salz, drüben zu; diese sind von dem Orte Hall drey klei¬ ne Stunden weit in dem hohen Gebirge gegen Norden zu befindlich. Da eben die monatliche Grubenbefahrung war, so hatte ich das Vergnügen mit dem Herr» Direk¬ tor und übrigen Beamten dahin in Gesellschaft zu kom¬ men. Obgleich es Bergauf gieng, so hatten wir doch einen guten Weg langst dem Weisienbach bis in das so. genannte Halithal, wo sich gegen Norden der hohe Salz- berg befand, welcher die Taurer Alpen gegen Abend, den Bachofenberg, das Lafatscherjoch gegen Mitternacht, go. . Ze» 140 - gen Morgen den Speckkor, und gegen Mittag das Iun- rhal hat. Alle diese Berge besteyen aus blossem Kalk¬ stein, welcher von Farbe grau ist. Man hak noch nichts von Versteinerungen ähnliches gefunden, als eine Gat' kung Pisoliten, wovon ich im zweytenBand der Krajne- rischen Oryktographie Erwähnung gethan, und auf der Vignette zur Vorrede abgebildet habe. Der eigentliche Salzberg, worinn der Salzstock steckt, ist ziemlich hoch und beynahe rund. Der Bau in solchem ist ordentlich. Der Salzstock, obgleich er in die Mitte des Kalkbergeö hält, so ist doch auch ein Theik davon in einem kleinem schieferichten Vorhügel gelagert/ solcher Gestalt, daß der schwarze Schiefer aller Orten den Stock mit begleitet. Der Stollenbau, der hier eingeführt ist, steht im Holz, und führt gerade auf die Ausweiten, oder alldort Werker genannt. Ein Werk ist eine Zech von zo bis 40 und mehr Lachter im Durch' schnitte, aber selten über ein bis zwey Lachter hoch. Die' se Werker werden meistens durchs Wasser gemacht. Der ganze Stock ist hier nicht sehr reich an reinem Steinsalz, folglich nicht wie Herr Büsching im?tenBand anmerkt, daß man das kristallisirte in grossen Stücken gewinne, und im süssen Wasser aufweichen ließ. Wenn man nun ein Werk in der Grube anlegen will, so wer¬ den lauter gerade Stollen ins Kreuh und in die Quer in dem Salzstock eingeschnikten, solcher Gestalt, daß die Zwischenräume nur einige Lachter Dicke haben. Die Aushauungen, die geschehen, sind nur ein paar Schuh breit und eine Lachter hoch, die davon gewonnene Erde oder Salzschiefer wird in ein anderes Werk gelofen, wel¬ ches -..— »4» ches einmal wieder gewassert wird. Hat man nun ein« Mal diese Vorkehrung getroffen, so wird der Eingang in solche wohl mit Thon vermacht, welches viel leichter, als wie vor Zeilen geschieht, wo man mit erstaunlicher Mühe alles mit Holz verkeilte; wenn nun alle die- !e Vorkehrungen geschehen sind, so wird so lange süffeS Wasser in das Werk eingelassen, bis alles ungefüllt ist, Und nun bleibt solches so lange darinn, bis es hinläng¬ lich vom Salz geschwängert worden, und zum Sude länglich sey, welches durch die Soolwagen oder Salz, spindcl geprüft wird, wo es dann durch hölzerne Röhren von der Grube aus bis zu den Salzpfannen nach der Stadt Halle, Büsching a. a. O. geführt wird. Herr iangsdorf hak davon sehr richtig und ausführlich gehan¬ delt, wie man dech Gehalt der Soole auöforschen soll. Und durch Tabellen erläutert. Wenn das Wasser eine Zeit in einem solchen Werk Wanden hat, so werden alle Zwischenräume der Gänge uder Stollen vollkommen aufgezehrt, wo dann alles eine einzige Ausweite ausmacht. Ich habe einige dieser Ze¬ chen befahren, welche sehr ansehnlich waren. Die Salz. M'ten sind in diesem Stock nicht sehr verschieden, mei¬ dens ist alles sehr mit Thon gemischt, doch giebt es weis, ses, blaßrothes, blaues u. s. w. Doch habe ich keine beträchtliche Anbrüche davon gesehen. Bey den Gruben war man damals eben beschäfti¬ gt, mit einem dazu gehörigen Gebäude, welches auf Angeben des Herrn Direktors sehr gut gesührek wild. Hier wurde ich eines Steines gewahr, den man zur Be- Buchung anwandte, der mir unter allen, die man zum Decken i4 r -- Decken der Häuser braucht, der dauerhafteste zu W scheint. Es ist ein in dünnen Platten brechender blaß« grauer Hornschiefer mit ganz feinen Glimmer. SeM Anbruch war vier Stunden davon entfernt. Bey diesem ganzen Grubengebäude sowohl, als bey der Siederey, Holzschlage u. s. w. sind gegen beiter beschäftigt. Der Verschleiß des Salzes be« lauft sich jährlich auf eine halbe Million Gulden- Schwerlich wird irgends>wo in Europa ein Werk mit so vieler Klugheit und Verbesserung ausgeführt sepM als dieses, und dem ohngeachtet hat die Unwissenheit und Cabale vor Zeiten dem Vorsteher davon ungemein viel bittere Stunden gemacht. So geht es, der oft nichts chut und weis, hat das unangefochtenste leben und jederzeit den großen Anhang auf dem lieben Erdekloß. Von diesem Salzwerke aus wandte ich mich meinem Vorhaben gemäß dem Jnnfluß nach zu den alten und vor Zeiten berühmten Bergwerken von Schwaß. Dü« sching a. a. O. Links des Flusses hatte ich immer eint Reihe von hohen Kalkbergen, wohingegen rechts oder gegen Mittag gemischte Gebirge aus Gestellstcin, HorN' schiefer, etwas Murkstein, die hohen Gebirge oft aus Granit bestehen. Schwaß ist ein nicht unangenehmer Ort; da hier der Jnnfluß schon ziemlich grosse Schißt führet. Mein erstes war den Falkenstein zu befahren, ein Kalkberg, der ehemals sehr reiche Kupfer, und SÜ« bererze hatte. Der Anblick dieses Erzbergs ist gewis für einen jeden Naturliebhaber angenehm. Man ste^ sich einen kegelförmigen Kalkberg vor, der auf seiner Anhöhe noch ziemlich bewachsen ist. Der unten am Fuß- - I4Z Fuße bis in die vor dem Berg liegende Ebene mik einer slenge Skolien gelöchert ist, wo vor solchen wieder so diele kleine Halden sich befinden, welche wieder kleine Berge bilden. Alles dieses mit den dazu gehörigen Hütten sieht amphitheatrisch aus. Der Anfang des hiesigen Bergbaues war im Jahr 1446. wie man aus der gründlichen Bergwerksgeschichte Freyherrn von Spergcö '§) ersehen kann. Wie sehr wär es nicht zu wünschen, daß man in den kaiserlichen Staaten von einein jeden Lande, wo cs Bergwerke giöbk, ein solches Geschichtbuch aufweisen könnte, und wie leicht Wäre nicht solches von den Bergbeamten in ihren müs¬ sigen Stunden zu verfertigen. Die Gruben an dem Berg Falkenstein sind gegen Mor¬ gen eingetrieben, gleich an der Heerstrasse befinden sich die Erbstollen. Mein Einfahren, wie gewöhnlich, war am Fürstenbau, wo ich dann durch den Erbstollen wieder her. auskam. Bevor ich dieSchicht erreicht, hakte ich gegen Lachter zu fahren. Die Einfahrtstollen fand ich viel ü'Mauer stehen. Als man den Bau im iztenJahrhun¬ dert anfieng, Aivar solcher um 50 und mehr Lachter höher ""gefangen, als man aber von oben herunter die Erze aus« deutete, und bis zum Horizont des Flusses gekommen, so sind auch diese immer seltner geworden, so daß zu der Zeit, als ich die Gruben besähe, man kaum ohne Schaden hat bauen können, und ohne Zweifel werden diese Gru¬ ben iZ) Joseph von Sperges Tprolische BergwerkögesHichke> 176z. Zvo, Seile zz6. 144 - ben bald ins Aufliegen gerochen, da sie von Tag zu Tag immer schwächere Ausbeute geben. Bey einem solche armen Bau ist leicht zu erachten, daß alle R gnlaricöt beyseike gesetzt wird, und man nur noch Vas wer ", was darinn steckt, mit so wenig Unkosten cmözufch!agen ucht, als nur möglich. Ich glaube nicht, daß hier de, einen ordentlichen Gang habe, wie überhaupt im Ka^' gcbirge solche selten sind, sondern bey allen Anbrüche fand ich die Erze in Putzen und Mügeln brechend, u"d so war auch der Bau darauf ohne aller Ordnung, welche man von Erzhauern bey einer armen Grube im strengt Ve, stände nicht begehren kann, indem ein solcher Mensch nur nach der Ausbeute seinen Lohn erhalt; obgleich mi¬ stens hier doch nur nach Schichten gearbeitet wird. D>e Gruben erhalten von oben viel Wasser, welches in den kiefern Stollen auf die Kunst- und Triebwerker geleit wird. Von allen Einrichtungen dieses Bergbaues mir das dortige Trieb- und Fördernißwerk durch richkung eines Uhrwerks bey dem Premsknecht in seiuck Hütte am besten gefallen. Es ist leicht zu eracht^ daß das Triebwerk eines solchen Uhrzeigers mit in das Göpel oder Triebwerk eingehängt ist. , Nun ein von den Erzen und dabey befindlichen Bergart. Die gemeine Steinart der Gruben ist der feinkörnig graue Kalkstein, I.axir cslcareux patticulis inpalpsbilibuk Lronllsech Dieser Stein ist so wie die darinn brechew de Erze ost mit sehr schönen, grossen und weissen Spath' klüftcn durchsetzt; manchmal bilden sich in diesen Klüs' ten einige Kristallarten, welche aber nichts besonders h^' ben, daß sie einer Erwähnung verdienten. Zl" '- r45 Zufälliger Weise bricht auch zu Zeiten Kalktrüm- ^erstein, etwas Schiefer und ein sehr fester rother Thon- st^n, g^rus. Sein Kern ist nicht sehr fein, ob» ^eich meistens aus sehr dünnen gewölbten Blattern ^steht, wozwischen bald eine grüne oder blaue Kupfer, vcher steckt. Wenn dieser Stein mit Quarzadern durch- stht ist, sind gemeiniglich solche mit Kupferfallerz ange¬ lt. Ich habe auch einmal bey einem Stücke etwas öeldspath gefunden. Der Ritter Born hat im zwey. Theil seines Inciex toWium solchen zu dem Kiesel¬ steine, pctrolilex rubescenr, gerechnet. Die da noch ein- buchende Erze waren: Erstens graues Kupfererz, Lupmm cinereum so- gmorpbum, oder silberhaltiges Kupferfallerz in ^l'ath oder grauen Kristallen. Dieses Erz hat vor Zeiten '^r häufig in der Rosen gebrochen, und es ist das einzige, auch noch dermalen in den übrigen Gruben des Fal- "nsteins bricht. Dieses Kupfererz ist noch ziemlich reich Silber, so wie an Kupfergehalt. Zweytenö grüner Kupferocher, Oclua cuxri viriäiL, sicher bald in Pulver, dicht in Blattern und den Ma- ^chit bildet, oder auch wohl in Kristallen bricbk. Die ^inqrt, wobey er sich befindet, ist meistens Kalk, doch im Thonstein, Kiesel, Spath u. s. w. Da nun letzte Steinart so viel mit eingemischt ist, so brau¬ ste auch solche manchmal mit Säuren. Drittens blauer Kupferocher, welcher eben so in ver¬ gebener Gestalt wie vorhergehender einbricht, und so m verschiedener Bcrgart, doch meistens nur im ^acquew Reisen II. Theil, K Kalk- 146 -— Kalkstein. Es soll auch ein schwarzlichter Ocher ehmal» eingebrochen seyn, welcher mir aber nicht zu Gesicht ge¬ kommen. Nun ein Work von der Zubereitung derCE Solche werden geschieden, die ärmeren gepocht, und j" Schlick, gebracht, und nach Brixlegg, wo sich die Schuld Hütten befinden, zum Schmelzen hingebracht, wo das" durch die Seigerung das Silber von dem Kupfer schieden wird. Was aber die Ocher anlanget, d^ berg und in der Sommerau; bey dem Scheiden derErZt, wo die Arbeiter solche besonders auf die Seite schafft" und erhalten, wird für den Zentner von z bis n den 40 Kreuzer gezahlt, nachdem sie mehr oder wenigs in der Schönheit ausfallen. Die Farbenreicher, wel^ solche zum fein mahlen übernehmen, zahlen von n 16 Gulden dafür. Diese lehren sind verbunden, soE Farben von den Bergen auf ihre Unkosten zu denM^ len zu fördern, wo also die Rohfarben feiner auf de>" Scheidestein durchs Peckeifel, Sieb u. s. w. geschieh und rein gemacht werden. Aus den grünen Ochern werden zwei) Gattung^ Farben geschieden, als Malachit, undOelgrünsteinivct^ und dann auf die Mühlen gebracht, zu Kaufmanns^ gemacht, und so wie man mit der grünen Farbe versaht eben so wird auch mit der blauen die Vorkehrung gekr/ff fen, doch aus lehrerer entstehen 4 Gattungen Färb?"' rstens fein Hochbergblau wird das Pfund zu z Gulde"' 2kens fein Mittelbergblau zu z Fl. zo Kr., Ztcns fein ho^l W"' - §47 blauer Bergaschen zu 2 Fl. 4tens, fein mittelblauee Bergaschen zu iFl. zo Kr. verkauft. Was aber die grüne Farbe belangt, ist das Malachitgrün zu z6 Kr. das Pfund, Oelgrün aber zu 18, und das ordinaire Berg, grün zu 7 Kreuzer. Eine ausführliche Beschreibung von der Manipu. ^kion dieser Farbenbereitung findet man von einem dort gewesenen Bergbeamten in Herrn Beckmanns ökonomi¬ schen Beytragen im 2ten Band, unter dem Artikel von der Landwirthschaft in Tyrol. Von dem Falkenstein wandte ich mich zu den Gru. den des Groß Kogl, wo ebenfalls nichts als Kalkgebir. ge ist. Hier erbaut man eben die Erze und häufige Ochern als in den vorhergehenden Gruben. Aller Or. sind solche hier mit dem Schornstein, Marmor ponäe- begleitet. Es ist jener Stein, den die Enge-- länder Caulk nennen, und in den Gruben zu Derbyshire bekommt. Seine Farbs ist meistens weiß, wenn er ^'cht von dem Thon und grünen Ochern, welche in den Gruben des Groß Kogl so häufig darinn vorkommen, gefärbt worden. Der Bestand ist fest ohne den gering. spathigen Glanz, und ist auch nicht an den Kan. durchscheinend, er springt in unbestimmt eckige mehr fder weniger scharfkantige Bruchstücke. So lang man ch" nicht in der Hand hat, so würde ihn ein jeder für ^°sftn Mormor ansehen, der ganz aus unfehlbaren Thek« "°cken zum Betrug, indem sie, wenn sie fein gemalen ist, der grünen als blaue Farbe gemischt werden kann, K 2 aber r48 aber noch am wenigsten kennbar, wenn ste unter das Bleyweiß kommt. Von diesen Gruben aus folgte ich stets dem IntU ström nach Nordosi zu; ich hatte auf beyden Seite" Kalkgebirge bisBrixlegg, wo ich die Schmelzhütten vo" allen vorerwähnten Werken fand. Da eben Feyertage «infielen, welche bey der simpeln Andächtelei) der Tyt"' ler noch häufig sind, so fand ich nichts im Gang. Alle Erze werden in Schlich hergebracht, zum Zusatz des Schmelzens braucht man hier eine graue Thonerde. D>e Leche werden hier nicht über fünfmal geröstet. Ich h"^ noch nie einen grossem Treibherd gesehen, wie hi^' Man hat mich versichert, man habe keinen Schaden d"' bey gefunden; ohne Zweifel ist das hiesige Bley fi^' leicht zu vergl-fen. Die Garofen, Seigerherde u. s. w. si"^ ganz nach der ungarischen Verfassung eingerichtet, so auch der Vorsteher des ganzen Processes aus Ungarn b"' hin berufen worden, um eben die Einrichtung zu treffe"' Eine ausführliche Nachricht von den Schmclzproceffe" von Ungarn findet man vom Herrn Ferber beschriebe"' Man sehe seine physikalische Abhandlung darüber. ") Hier setzte ich über den Fluß, um zu einem Messis werk zu kommen, mit Namen Achenrein; bis dahin hat^ ich nichts als schönesKalkgebirge links und rechts, wov"" das mehreste aus einem fleischfarbigen Marmor mit we>!" sen Spathabern bestund. Gegen Westen in der Rothe"" Kurzer Gegend hatte ich die sehr hohen Alpen des S""' ne"' 14) Physikalisch-metallurgische Abhandlungen über die birge und Bergwerke in Ungarn, von J. I. Ferber, M«' lin 1782- in 8vo. - -49 ^nwenbsoch, denBerg Nothkopf, Nafan und Kössel; olles kalkartig; das Vorgebirge giebt eine rothe sündigte Erde bey der Verwitterung. Der Bach Brandenburg, sicher hier das Gebirg durchschneidet, und seinen Ur- ^Mng aus dem spitzigen See in Bayern erhalt, führt ^ckchiedene Steinarten mit sich, als etwas Granit, Ge- ^llstein, reinen Quarz, und besonders schöne Kalkbrec- und weissen Sand. Es ist also mit vieler Wahr- ^kinlichkeit zu vermuthen, daß es hinter diesem Kalk- 8chj,ge andere von zusammengesetzter Skeinart gebe. Ich ^ürde diesen Wildbach verfolgt haben, wenn ich nicht w'der schien Entzweck aus der Gebirgkette in die Fläche hinge- '^hen wäre. Die obenerwähnte Messingfabrik, die allhier befindet, hat nichts besonders, obgleich die ^wissenheit der dortigen Beamten und Gewerken ein Hcheimniß damit machen wollen; das einzige Stück, in schein sie gegen andere abweichet, ist, daß man hier zum ^essmgmachcn nicht Kohlen, sondern durch Hülfe eines "^Mmofen Holz braucht. Das Kupfer erhält die Fa. ^ik vom Lande, den Gallmey aber zum Thcil aus dem ^'etianischen Gebiete von den Gruben Auronzo und ^gentiva, wovon ich in dem Kapitel von den Karni- Alpen Erwähnung gethan habe. Von diesen Messinghütten wandte ich mich gegen I'ttag zurück, um bey Rottenbcrg, Büsching a. a. O. ^er den Fluß zu setzen; Hier war ich stets im Kalkge. ^Se, welches mit vielem rokhen Schiefer durchsetzt ist, "s an dem Jnnfluß bis zur Festung Kuefstein, Büsching O. wo das untere Innthal ein Ende hat, nachdem bey Innspruck seinen Anfang genommen. Da ich K z mich -50 mich nun hier an den Bayrischen Granzen befand, und alsobald die Flache dieses Landes erreicht haben würde, so wandte ich mich gegen Mittag an dem Strom zur"" bis zu dem kleinen Dorf Kirchbichl, wo gegen Südosten eine Steinkohlengrube sich befindet; nach einer kleine" Stunde erreichte ich solche. Sie ist an einem senkreclb ten Kalkberg, welchen man Viehbcrg nennt, eingetr>e' ben. Die ganze Höhe des Berges über die Gr"^ mag nicht über 50 Lachter betragen; an dem Fuß dieses geringen Berges findet sich ein Geschiebe von Thon u>^ schwarzem Schiefer. Mein erstes Vermuthen auf d^ Autorität eines Bromell war also gleich, daß die Steinkohlen ohnmöglich weit in die Kalkfelfen ten würden, sondern das Ganze würde sich gegen Wb tag dem Abhang des Schiefers nach lenken, indem tere Steinart die gewöhnliche Decke ist; obgleich durch einen Bericht eines vor Zeiten in Tyrol gestand neu Bergbeamten ganz anders unterrichtet war. vermulhete ich niemals einen Gang, der von St»n^ 4 in 16 oder von Nordost gegen Südwest sich einfin^" sollte, sondern einen blossen Stock oder Nest. Da m"" nun vermuthete, der Gang würde gegen Nordost streichen, so hat man durch Irrführungldes so belieb^" Schiefersystem eine eben so irrige Rechnung dem Werksdirektorat vorgelegt. Da man den Gang ebe"' söhlig 5 Lachter mächtig annahm, der von dem loch des Stollen 1002 Lachter nach Nordost und gooogt' gen Südwest fsrtstreichen sollte, so hat man seinem >3"' halt rz) lvtsßni g Lromel! minersloZis ct litkozrrpkis Svcc»"^' ttolmise 1748- 8ro. h°l ir vor cv Ali che >ve! tty 8c! ste ^1 sch ry 8a Vi¬ be al w Y) d- sv ic bl s nS se, ick len ch¬ ic« ibe fes nd )ie iec il- ik' cl) >c« 5 ?c !!I t' ll I' >- >, !« k --—-Zr mit 194400000 Kubikschuh, den Schuh 78 Pfund !vth berechnet, wo man also hier für das Salzwerk d°n Hall auf 200 Jahre Kohlen hätte, wenn solches ein ^hr ins andere 761805 Zentner Kohlen verbrauchte» Allein zum Nachtheil der Waldung ist diese ganze rei- rhe Berechnung zu den spanischen Schlössern zu rechnen, Reiche nur in der Einbildung bestehen. Da ich nun ein Jahre nach diesem gegebenen Gutachten zu dieser ^t'nbe kam, wo man also mit dem gegen Nordosten ge. Ebenen Stollenbau weiter vorgerückt war, so konnte ich ^Nll auch gleich abnehmen, in wie weit das erwähnte An- 8chen der Wahrheit nahe sey. Ich befuhr also diesen Zollen gegen Norden in das vermeinte Hangende des langes. Zu Anfang war nichts als ein gelblicher Kalk- bun von schieserartigem Bestand, mit einem ungleichen ^vrn, worin unzählich viele kleine calcmirte Seemu- schein stacken, als Chamiten und Turbiniten; diese wa- nicht allein in jenen Schichten beym Einbruch der ^'Ube, sondern auch noch in jenen Kalkschichtcn, die ^it dem Phlogiston der Erdkohlen schon gesättiget und 8«nz schwarz geworden, und mit dem Reiben bald mehr °der weniger den Steiuölgeruch von sich gaben, und so befanden sich solche Muscheln auch in den Kohlen selbst; "ber je weiter ich in den Schlag vorrückte, desto seltner wurden solche, so daß ich zu Ende wenig mehr gewahr ^"rde. Da man nun in der schmeichelhaften Hofnung Bau schon weiter gegen Nordosten getrieben hatte, ist man doch auch bald von Verfälschen Hypothese Über¬ züge worden, daß kein Gang unter dem höheren Kalkge. i^ge hinhielt, und man aufeben den Fels anstoße, den man ^erhalb der Grube am Tag ausstrcichen sähe. Man K 4 war war also gezwungen, dem weiteren Vorrücken mit deut Bau ein Ende zu machen, und sich gegen Süden j" dem Gehänge des Gebirges zu wenden, wo man noÄ einer fernem Ausbeute vielleicht nur aufeinige Jahre siul zu trösten habe, denn eö haben noch alle Erfahrung^ bewiesen, daß in jenen Gegenden, wo eö keine Flötzg^' birge giebt, sich dergleichen Erd- oder Steinkohlen nut nieder m die sumpfigten Theile zwischen dem Gebiet und nicht unter dem Gebirge weghalten, und also mals Gange sondern bloß in Stock oder zerstreute schiebe sich mit dem Abhang der zeitlichen Vorgebirge fottschleppen,undso habe ich dann auch die hiesigen Berg' oder Erdkohlen nicht ganz oder lagerhaft, sondern stückt tig gefunden; Da man nun den Bau gegen Norden verlaßen müssen, so hak man denSchlag mit 12 Mann, u"e gefagk, gegen Mittag angelegt, welche das ganze Arbeit' personale in der Grube ausmachen, wovon das Jnd" viduum 18 Kreutzer des Tages Lohn erhält. Der stand der hiesigen Erdkohlen ist nicht sehr fest. D>e richtigste Bestimmung davon hat 6s Loüs gegeben, weu" er sagt: 8cbistu§ terreslrix niZer csrbonsrius; man se^ auf der i6g Seite seiner Geschichte der Fossilien. '6) rand in seiner Abhandlung vonSteinkohlen'?) hat wohl ausführlichsten von allen Schriftstellern davon gehandelt/ welche nur immer von denselben etwas erwähnt habe"/ und 16) Ktr. lle Lolis kgatursl Uiliorx ok kollils l'om. i. zukünftige Ausbeuten, indem hin und wieder durch gelegte Schorfe Erze entdeckt werden. Da ich nun hier in dem Salzburgischen befand, so konnte für diesmal keine weitere Auskunft von diesem haben; als ich mich wieder gegen Osten wandte, f^' sich die Kalkkette gegen Norden gelagert wieder ein, man es im Greid oder besser das Trcfauer Kaisergebü'g* nennt; dieses letztere ist sebr isolirt, ganz nackt, und Färb* Fa K< vo ste be ze tll tk b d s s s l I ! l - 155 Farbe weißgrau, und gehört ganz zu dem ursprünglichen Kalkstein. Das Gebirg stellt hier wie eine Riesenwand ^r, und hält gegen Norden hinter die Festung Kuef- stein bis zu dem Jnnstrom hin. Der Hintere Kaiser, berg ist ohnstreitig der höchste in diesem Gebirgstrich. Nachdem ich ein paar Stunden weiter fortgesetzt, er» dichte ich die kleine Stadt Kitzbichl, Büsching a. a. O. ^>cr in diesem Orte fand ich das Personale des Schwa- Bergwerkdirektorats, wobei-ich Bekannte aus. den ^arischen Bergstädten antraf; man war mit der Um Buchung der dortigen Werke beschäftiget. Alles nicht gar hohe Gebirge in dieser Gegend ^steht aus Fels und Thonschiefer, in welcher Gebirgart b>e mchrestcn Erzgruben dieser Gegend sich befinden. Gleich vor dem Ort gegen Westen befindet sich der stärk- ste Bau, nämlich im Simbell oder Sinweld genannt. ^erBau ist Stollenmaßig in ein Vorgebirge von schwar- Thonfti-iefer mit Ouarz. Der Hauptstollen, den ich b^uhr, hatte no Lachter Länge, und ist der Anfang da- im Jahr 1742 gemacht worden; aus diesem Bau ^hen viele Auslenkungen, Gesenke und so weiter. Hier stkd eigentlich zwey Gänge entdeckt worden. Die Klüf- welche dazwischen laufen, und wie einen dritten bil- be«; das Streichen davon ist gegen Abend von Morgen, oder Stunde 6.18, das Verflächen in Mittag oder Stun¬ de 12. Ein grauer Schiefer macht hier das Hangend Und Liegend aus. Die dahier einbrechende Erze find d>n gelbes und Kupferfallerz, welches letztere aber doch stitener, und nicht gar reich an Silbergehalt ist. Die ^rze brechen oft abgesetzt, manchmal scharren auch wie. der ,z6 -- der einige Klüfte zusammen, wo dann eine starkes Ausbeute erhalten wird. Da nun hier in dem Schiess die Erze oft mit gewölbten Spiegelflächen einbrechen, st heissen sie einen solchen Einbruch Harnisch, ohne sel von der Aehnlichkeit, welche dieser mit einer Bru^ wehre hat. Wenn man hier mit Unkersuchungsschlagen beut, und "einen schwarzen Schiefer erhalt, so hat man die beste Hofnung auf Erze. Der Bau ist allhier noch so ziesn lich ordentlich, und wird sowohl mit Beding als dut^ Schichten bearbeitet. Nahe bey dieser Grube fand i^ einen zeitlichen Kalkberg, welcher aus einer rothe" Breccia besteht; wendet man sich von solcher gegen S>" den an dem Ort Dratenbach aufwärts, so kommt durch schiefrigles Vorgebirge zu dem Jochberg, welche seine Grube auf der Ostseite des Baches hat, wo hinter dem Sternsee in der Sol Alpen der Sarlafluß seines Ursprung erhalt. Bey diesem Grubenbau, welcher vsil alter als der oberwähnte Gang ist, findet man die St^' len durch Schrammarbeit betrieben; hier ist eben d zurückgelaffen hat. Bey diesem Bau hat sich ganz wiß der tiefste Schacht von allen Gruben in der Monat' chie gefunden, indem er 520 ^achter Seiger Tiefe hs^' Die Erze, die hier gebrochen haben, waren Kupsi^ rind Silbererze. Durch einen noch da stehenden Arbe>' ter erhielt ich ein Stück Kupferfahlerz, welches blosse gelblichen Fcldspath zur Bergart hatte. Vor Rohrbichl bey Set. Johannis fängt man eines neuen Bau an, welcher schon etwas silberhaltige Kup' fererze giebt. Die Steinart ist ebenfalls ein Thonsch^ fer mit etwas Quarz gemischt. Nach und nach crht' den sich solche Schieferbcrge gegen Osten zu, wo sich v§t Madring wieder Kalkberge einstellen, wovon sich das h^ he Flachhorn, Platten und die Berge beym Pillers^ auszeichnen. Aller Orten bestehen hier die niederes Gebirge aus rothem, grauen und weissen Kalktrümmet' Rei- welcher zu Gebäuden als Marmor gebraucht wird, ^d eine ganz schöne Politur annimmt. Bevor ich so- ders erreichte, mußte ich durch einen engen Paß, Knie- bas und Luftenstein, welche mit etwas hohem Gebirge ^geben waren, in das Salzburgergebiet; allein ich blieb nicht lang in solchem, denn ich kam bald wieder zu andern Paß in das Churbayrische. In dem Ort ^nken traf ich in einem Unterstandhauß einen 90 jähri- 8en Mann an, der mich so, wie viele andere, die zu ihm Enwen, fragte, ob der neue Weg gemacht sey. Dec KNte Mann hatte in seinen jüngern Jahren den Vor- Ki)iag gemacht, und bewiesen, wie es möglich sey, die ^vMmerzstrassen so nach Salzburg zu leiten, daß es Mcht nöthig sey den hohen Berg Meleck zu übergehen, Mdem hier so viel Unglücke des Jahrs geschehen. Al, so nutzbar und nothwendig als diese sey, so weis M^n, wie wenig in einem Wahlreich auf dergleichen all- gkMeine Verbesserung verwendet wird, wo ein jeder nur das Gegenwärtige denkt, indem ihm die Nachkom¬ menschaft nicht bekannt ist. Hier kam ich allgemach in die grosse Flache von Bay- zu dem Tumsee, wo ich die kleinen Absatzhütten ei- Druckwerks fand, welche die Salzsoole von Reichen- ^ll nach Traunstein leiteten. Vor erstem Orte be- ich ein paar Strassenränder zu Gesichte, welche don der grossen Baude waren, die damals ganz Bayern M die größte Unruh setzten. Man hakte mich zu Kitz- Hl gewarnt, diesen Weg nicht zu nehmen; allein ich doch ohne aller Ungelegenheit dieses Gesindels noch fort, obgleich ich diesen Weg meistens nur allein zu. siegte. i6o -——' Reichenhall, Büsching Geograph. 9terBand,S6' ke 49. ist ein kleiner Ort, aber wegen seiner reicher quelle merkwürdig. Dag ganze Salzwasser, weicht hier im niedern Gebirge seinen Ursprung hat, wird durch eine gemauerte grosse Wasserleitung in ein kleines Haus/ welches zum Theil eine Kapelle vorstsllt, ge dann solcheSoole in zTheile getheilet wird, wird durch ein Druckwerk z Meilen weit nach Traunstein Büsching a. a. O. geführt. Ein Theil in die Sudha"' ser, welche sich im Orte befinden, und das übrige vor Ort zu den Gradirhäusern oder Leckwerken, wo man u^ das Holz zu ersparen durch die trockne Witterung Soole in die Enge zu bringen sucht. Eine kleine sehr seichte Beschreibung von dem Salzwerk zu Reichs hall hat Herr von Skubenrauch *?) mit einer Abbildung gegeben. Die hiesige Manipulation ist noch sehr i'M ken Schlendrian mit einem sehr grossen HolzaufivaU^ ohne aller Feuereinschrankung. Eine Salzpfanne allh^ hat bei) 8 Lachter im Durchschnitte. Da ich nun nicht das geringste gefunden, was merkwürdig ist/ will ich auch weiter nichts davon erwähnen, als d^ es zu bewundern ist, daß man ein nicht weit davon nutzbares eingerichtetes Salzwerk, von welchem ich obck erwähnet habe, sich nicht zu Nutzen gemacht. Die ganze Gegend mit diesen Salzquellen hak voe Zeiten dem Bißthum Salzburg gehört, da aber solches an Gctraidfeldern einen Mangel und am Salz ei»?" liebel 19) Unterricht vom Salzweftn von Stubenrauch, Auglp"^ »77Z. in Lvo, mit einem Kupfer. führt, M Ein The'l ftk« alz« hes !rch uS/ N)S -eil eiri aU' vok uir> dik ink' e«« ob jlkk ^ikk s- urs s- ei' ok os or» !k< kg E'—'- r6r Überfluß hatte, so hat dieses Stift mit Churbayern ei', "eu Tausch getroffen, den der erstere Theil schon oft be. ^"ek hat, da das Erhaltene von seinem Gebiet entfernt 'st, wo dann bey Mißjahren Bayern nichts in das ^'ift gehen laßt; den Nachtheil der Salzverkräge, wel- chen das Bißthum Salzburg mit letzterem Haus ge¬ macht hat, kann man hinlänglich aus dem Auszug der besten Chronik des Venediktinerklosters, 2ter Theil, ^ike 288 - 291 ersehen, wie Schuldenmacher zum Echtheit jhver Gläubiger rechnen können. , Von letztem Orte aus, wo ich zum erstenmal aus Gebirgkette in die Ebene kam, hatte ich stets das ^ebirg gegen Osten bis zum Salzafluß, den ich mir vor- ^hm zu verfolgen, so weit als es mir die Witterung "" hohen Gebirge zuließe. An diesem Fluß liegt die Hauptstadt desBißkhumS Salzburg. Büsching Geogr. 9terBand. Diese Stadt ">ar bey den Römern ein Gränzort gegen die Teukschen, führte den Namen )uvavia, oder wie andere wollen Zu- ^um, oder Helfenburg, welche Festung dann im zten ^hrhunderk, das ist im Olsten Jahr durch Attila zerstö- worden, und auf dessen Schutte das heutige Salz- b'Eg entstanden ist. Der Ort ist heut zu Tage wohl ^aut, und durch den Fluß wie in zwey Theile gekheilt, an Auszug der neuesten Cbronik des alten Benediktiner- Klosters'zu St. Peter in Salzburg, vom P-tter PlaciduS Dernhandzky 2ter Theil in tzvo, Salzburg 1782- ^acguers Reisen H- Theil. L »62 -.--- an drey»verschiebenen Hügeln gelagert, vor welchen unübersehliche Ebene, die nach Bayern hält, sich befindet' Einer dieser Berge, nämlich der Mönchberg, besteht a»S blossem Flußscboder, und mag wohl zo bis 40 Lachter he an manchen Gegenden haben. Es ist also ganz wah^ scheinlich, daß einmal der Salzachfluß sein Bette soh^ gehabt habe; da nun dmch die Lange der Zeit diefit Schober sich mit einem Kalksinter gebunden hat, so st^ er eine nicht gar feste Breccia vor, die durch dle Vermiß rung sich auflöst, wie denn leider die Stadt, welche ih^ Häuser fest daran gebauet, im Jahre 1669. den 1^^ Heumonats zwischen 2 und z Uhr in der Frühe einen stürz erlitte, wobey gegen 200 Menschen in ihren en^ stürzten Hausern umkamen. Demohngeachtet nach nem solchen Vorfall hat die Klugheit die dortigen ivohner nicht bewegen können, diese Gegend die Gst^' len genannt, zu verlassen, da man eben die Häusers Absturz des Berges wieder aufgeführt, und also fi'^ oder spat die Stadt einen solchen Zufall wieder zu warten hat. Durch den niedern Tbeil dieses Berges wurde Durchschlag gemacht, welcher im Jahr 1767 zu Sta"' de kam; er ist mit zwey schönen Thoren versehen, einen Ausweg aus der Stadt mehr geben; seine L<^ ist 422, die Höhe 24 und die Breite 22 Schritt. se beschwerliche und kostbare Arbeit scheint doch aus Nebenabsichten als zum Vortheil der Stadt z" reichen. Man hak mick versichert, während der gegen die Mitte des Durchschlags habe man ei"^ Schmelzscherben, worum blaue Farbe enthalten, du" - - —- i6z den ; also muß die Entstehung dieses Berges nicht so gar alt scyn, oder die Chemie ist eine viel ältere Wissenschaft, als man sie aus der Geschichtökunde herzuleiten weiß. Da ich nun hier gar keine menschliche Seele kannte, so war Ich doch durch ein kleines Empfehlungsschreiben an Herrn von Mehofen ungemein freundlich ausgenommen, der, obgleich sein hohes Alter ihm wenig mehr erlaubte, wir doch alles Sehenewürdige der Residenzstadt sehen Wachte, und zugleich durch sein freundschaftliches Ansu. chen bey dem Freyherrn von Mötzel, Präses des Berg, werksdepartement,' die Erlaubniß vom kandeösürsten er- würkte, alle Bergwerke und dazu gehörige Schmelzpro. cesse ungehindert besehen zu dürfen. Eine Gnade, die Wich sehr erfreute, welche man sich oft von den unbedeu- kwdsten Sachen in unserm Staate nicht rühmen kann. Äch würde noch einer zweyten Gnade theilhasti'g gewor- den seyn, nämlich meine schuldige Aufwartung dem 2an. desfürsten machen zu dürfen, wenn meine elende Klei, düng mich nicht gehindert hätte; obgleich der erlauchte w'd ungemein leutselige Fürstbischof auf das Aeusserliche keinen Werth setzt, so hat eö doch meiner Seits die Hoch. Achtung, die man für einen Landeöfürsten haben muß, er« sordert, solche Gnade zu verbeten. Bevor ich die Stadt verließ, wurde ich auch mit dem sehr würdigen Verghauptmann von Lurzer bekannt, bey Welchem ich auch eine kleine Sammlung von Mine¬ ralien sähe. Ich fand für mich nur ein paar merkwür. dige Stücke in solcher. Das erste war ein Eifentropf, steinerz, welches eine schöne Bildung hatte, und bestand L 2 aus 164 - -.- aus einem blossen hellgelben feinen Ocher, welche lautet feine zirkelförmige Lagen machten, die dann die Röhre» oder Zapfen bildeten. Es bricht zufällig in einem Eise»' werk des Landes, welches Kammelstallcn genannt wird- Das zweyte Stück war eine besonders gebildete Kristallisation von Spath und Quarz aus dem Zi^' thal. Es waren zusammengehäufte Würfel, welche artiger Natur waren, alle ganz mir sehr kleinen Quarzt stallen bedeckt, so daß ich zu Anfang wirklich einen kubist Quarz vor mir zu haben glaubte. Ich habe also vo» diesem Orte nichts mehr zu erinnern, als daß ich dem Herrn von Mehofen meinen wärmsten Dank Erkenntlichkeit abstattete, und ihm zu versichern 9^ daß ich die Gesinnung eines G. E. .. dermaligen sossorS inP... als höchstunerkenntlich auf allezeit vtt' abscheue. Von dieser Stadt wandte ich mich dem Salzafluß warrs gegen Mittag. Das Vorgebirg in dieser ganzen gend ist meistens Kalk- oder Marmor-und Trümmerar»^ mit Versteinerungen angefüllt. Ich erhielt einen Man»^' faust grossen Seeigel, welcher zu dem Geschlecht der äari« milliarir gehört, aber dennoch von allen bek»»^ ten in etwas abweichk. Seine Schaale war zu ei»^ schönen weissen Milchspath versteinert, die Höhle davon mit einem etwas eisenschüssigen schwarzen Gl>^ mer und Bohnenerz angefüllt. Dergleichen Versteh rungen sind nicht selten in dem Achthal, aber jederz^ auswendig ganz schwarz, so daß man sie oft verk^ glaubt. Unter den vielen von den Wildbachen beylst' führten Steinarten fand ich auch hier eine, ganz der jaspisartige Mittelstein ist, den ich in meiner ^Malischen Erdbeschreibung vonKrain erwähnt habe; anweit des Marmorbruchs der Stadt ist solcher nicht stl- ^n. Seine Farbe ist braunroth und g, au gestreift, im ^uch aber schalicht, doch ist er ganz ohne Geruch, wenn ^an ihn auch am stärksten anhaucht. Eine zweyte Gattung dieser Skeinart aus eben der Gegend ist ein ^nßrother, welcher im Bruch spachartig ist, und eben st heftig am Stahl Feuer giebt, als er mit den Säuren Zauset. Eine Beobachtung, die Herr von Mehosen der jüngere, wovon ich weiter unken das mehrere zu erwäh- habe, schon vor meiner Ankunft gemacht hat. Der ^armorbruch zu Umersperg hat recht viel hübschen Mar. Iwr, wovon der mehreste ins röthliche schlagt, und sehr ^ele Abänderungen in dieser Farbe hat, so daß man- H?r ins braune, weisse und gelbe übergeht. Nach weiterem Vorrücken erreichte ich das berühmte Walzwerk zu Hallein. Büsching a. a. O. Der eigent. stche Salzberg, worinn sich der Salzstock befindet, liegt Stadt gegen Mittag, und wird Dörrenberg oder Thüreuberg genannt; er ist ein blosser Vorberg, sanft an. steigend, doch hat man von der Stadt, welche dicht ange- b^Ut ist, bis zu dem EinfahrtöstolleN oder Schachtrichte gute Stunde. Die Vestandtheile dieses Berges stud ein rothgefleckter Marmor, der oft mit vielen klei¬ en Conchylien gemischt ist. Von eben diesem rochen Mar. ^or hat hier die Andacht auf dem Berg eine schöne Kir- He ohne vielen Gebrauch zuwege gebracht. Ich befuhr Nachmittag diese Grube, wo ich hier ^it einer weissen Kleidung und sehr langem Bergleder, L z dann i66 - - dann einem aus sehr dicken Leder bestehenden Handschuh versehen wurde. Den Gebrauch von l Hterem wußte ich jm Anfang nicht, aber ich wurde dessen Nutzbarkeit baid gewahr, da ich meine Befahrung mit dem mithabendt" Grubenhüktmann oder Gegenhändler auf lauter thort gige Schachte mit 45 Grade fallen, welche durchaus t festem Gestänge aufSchlittenart versehen waren, auf Hintern fahren mußte, wo dann seitwärts ein sehr ses Seil geführt ist. Nun setzten wir uns beyde t das doppelte glatte Gestänge, mit einer Hand an Seil haltend rutschten wir bald aus einer Rolle odtt Schürfe in die andere bis zur Tiefe; in einer sehr kurz^' Zeit rutschten wir wie Pfeile weg, und je geschwinder t fahren wollten, desto mehr mußten wir unserem Leib ei^ schiefe Linie geben. Meine größte Sorge bey dieser fahrungwar, daß es unter meinem Gefässe wegen ungemein geschwinden Reibung nicht brennend w»r^' Zu Anfang der Einfahrt hatte ich festes Gebirg aus rnor; denn bevor ich auf den Salzstock gelangte, eben ein solcher schwarzer Schiefer zum Vorschein, t ich von dem Salzberg bey Hall in Tyrol erwähnt ht' Endlich gelangte ich auf den Salzstock sechsten, welche hier über ivoo Lachter lang, zoo breit und 200 tief Die Lachter hat allhier 2 Schuhe mehr als andern)^ nämlich 8, den Schuh zu 12 Zoll gerechnet. Die arbeitung auf dem Stock hat nichts besonders gegen dere Werker. Die taube Bergart wird am Tag bese^ dert, und die hälkige durchs süsse Wasser ausgelaugb und zum Versieben gebraucht. Die Verzimmert und Mauerung hat nicht viel abweichendes von der meinen Art. Man zählt hier im Stock 9 Berge od^' ZI u. be Ni vt r- 3< v r, 8 r e s ! ! -,67 Werken, wozu die Sinkwerker, Wöhren, Schürfen, s> w. gehören. Bevor ich noch zu einem Werk kam, ^suchte ich einige Wasseröfen oder Seitenfahrten, wo« ^l't man dem kindringenden Tagwasser entgegen baut, ^nd in die Werker einzudringen verhindert. Endlich befuhr ich dann auch ein Werk, oder Wöhr, wie sie hier genannt werden; ich fand sie ebenfalls ungemein weit, Manche hatten über 70 und mehr Pachter im Umfang, selten über 6 Schuh Höhe. Mitten in diefen Wöh- ^n sind die Ablaßkasten, wo die Soole oder Sur auf- gssangen, und durch die hölzernen Röhren zu den Pfan- ^n in die Stadt geleitet wird. Aller Berg oder ausgelaugre Erde wird auf die Halden an Tag befördert. Eine Wöhre muß von der andern eine gehörige Entfer¬ nung haben, um daß sie nicht durch die Sur durchge- dessen werde; und um diesem vorzubeugen, ist man oft ^müßiget mit Gegenschlägen zu fahren. Die mehresten Kerker liegen hier hoch genug, daß sie das Aufziehen btt- Soole nicht benöthigst haben, um solche zum Versie¬ ben zu bringen. Eine weitläufigere Beschreibung von die¬ sen! Werke, welche auch für Hallstadt gelten kann, hak E'n Salzbeamter von Hall Le Noble in dem 4ten Band btt Privatgesellschaft in Böhmen gegeben. *') Ich habe bey solchem auch alle Zeichnungen, welche zur Ver¬ zimmerung bey den dortigen sowohl wie bey den österrek- schen Salzwerken üblich sind, gesehen, weiche ebenfalls b>e Herausgabe verdient hatten; allein gewisse Deang- ^Zungen haben solches unterdrükt. Vor erwähntem L 4 Ver- 21) Abhandlung einer Privatgesellschaft in Böhmen, von dem Ritter Born 8vo, «. 5. 177g. ,68 — Verfasser hat auch Herr Guettard eine kurze Beschs bung vvn diesem Werke gegeben; wie man aus des Pariser Abhandlungen ersehen kann. Der Salzstock allhier hat mir viel reicher geschieh als jener von Hall, und ich habe auch hier viel mehr diegeneS oder dichteres und reineres Steinsalz als is letzterwähntem Orte gefunden. Die Berg-und Salj^ die ich hier in und äusser den Werkern oder Salzas weiten fand,, waren folgende: Um den ganzen Stock befindet sich bloß rother mor, manchmal auch buntfarbiger, welcher oft eineM^ cia bildet, und ist eine Abart des Kolo 6i brancin kec Ikalianer; zufälligerweise findet sich auch Spath etwas Gyps in solchen; auf diese Steinart folgt ein schn>a^ zer Thsnschiefer, welcher den ganzen Salzstock umgie^' Auch dieser Schiefer hat oft einen unreinen GypS eing^ schlossen, meistens fand ich solchen gestreift, aus bra^ weiß und grauer Farbe, so wie mancher Banderas bestehend, und obgleich solcher oft mit vielen Salzth^' len geschwängert ist, so nimmt er doch eine noch leidli^ Politur an; er scheint mir in nichts vor dem tVladaüru^ ^grieAstum XVallerii oder On/clntes der Alten un^ schieden zu seyn. Nebst dieser GyPSart giebt es einige andere ungestaltete, welche aber keine Erwähnt verdienen, aber wohl dessen Kristallisation. LL) ^temoire- cle l'^csclomie roygle clepsris 176;, »Nd Sten Theil der mineralogischen Belustigungen, Art. Seite izr. '.— - ,69 Als erstens Gyps in Würfel oder 6ibstnn kfisro- ^urn öis^i2Ein des Cronstedk, welches der Spiegelstein Alken ist. Zweytcns: Fadigte Seleniten, an welchen man nur Wit dem gewachsten Auge die Figur abnehmen kann; sind solche kleine Kristallen häufig beysammen, so machen sie wie den gestreiften Gypö aus. Drittens: Ganz durchsichtige weisse säulenförmige GhPskristallen, welche ost gegen einen Zoll Größe haben, W>k ungleichen Flachen, wovon die Pyramide bald ab- ^stumpft, oder sich mit eben so viel Flachen, als die baute hat, endigen. Viertens findet man oft an dem Holz auch in alten Zähren daS Lnbluin cristslliiatum cunoilormo desEron- stedt; dis Kristallen sind kaum 4 Linien hoch, machen Rinde, womit sie andere Körper überziehen, wie ich solche Stücke aus Röhren erhielt, die ich ganz gewiß salz¬ ig glaubte. Die Farbe von solchen ist schmuhiggrau. Die hier einbrechende Salzarten sind mehr in Ve. Eracht der Farbe als der Gestalt verschieden; man hat blaues, graues, weisses, fleisch- und perlfärbiges, brau- manchmal ins Grüne schlagend, Amethist. und viel- s^biges. Die erstem brechen fadigt oder strahlicht, das letztere aber spathartig oder blatterichk, alle mehr oder weniger durchsichtig. Salzarten von bestimmter Figur, "ls kubisch, wovon die Würfel einzeln oder zusammen- ^häuft sind, dann zcllichtgrau, als wenn solches durch 'Dachn-opsen ausgehölt Ware. Das reine Steinsalz, Welches hier cinbricht, macht selten mächtige Keile aus, L 5 U-N i7o um daß es nicht mit der schiefrichten Bergart eilige mischt wird, dcch giebt es hier wie gesagt, vielmehr rei¬ nes Salz als zu Hall in Tyrol. Bevor als ich hier die grossen Zechen oder Wöhren verließ, führte man mich unerwartet in die größte, welche um vielen Lichtern rings¬ herum beleuchtet war, dieses machre mir ein nicht una"- genehmes Schauspiel. Nun dachte ich meine wieder zurück zu nehmen; allein ich wurde aus eine Äti aus der Grube gebracht, welches mir noch nie wiedei sahr^' Als ich zu einem gegen noo Lachter langen Stollen ka^/ fand ich einen kleinen Wurstwagen mit 4 Radern verse¬ hen, z Mann waren, die ihn zu ziehen hakten; ich mein Führer schien uns auf wichen, zwey Grubenarbei¬ ter vorne, und der dritte schob von hinten, und so reiste wir in vollem Lauf in dem unterirrdischen Reich. kann wohl sagen, daß ich die z Mann öfters bedank habe, und bat sie mehrmalen, sie möchten auöraste"' allein sie gaben kein Gehör, und wir kamen in einer schwindigkeit aus der Grube, die ich nie vermuthet h^- te. Dieser sehr lange Stollen, den ich nun durchfuhr war die ersten zoo Lachter im blossem Schiefer getrieben wo auf solchen ein rother Marmor bis vor Ort sich er¬ stellte, und über 750 Lachter lang ebensöhlig fortdauertt- Es ist gewis eines der merkwürdigsten Gebäude der g^ zen Grube, da die ganze Strecke aus Schramarbeit be¬ sieht, und letztere Strecke nicht die geringste Verzim^ rung brauchte. Da ich nun in der Nacht auö der be kam, so wüste ich nicht., wie weit ich zur Sta^ hatte, allein man gab mir gleich zu erkennen, daß nicht weit vor den. Orte selbst stünde. Ich verschob als^ die Besichtigung der Taggebaude auf den andern Tag- D-s age< rei< die uch a»' lhct Let en- M/ nv ep er> cl) !kt l! e- p r, '/ -- 17k Das erste von den Taggcbauden sind die Sulzstuben, die Soole aus den Gruben durch hölzerne Röhren Hin¬ fracht wird, und dann aus solchen zu den Sudpfannen, ^er gehörige Grad der Soole muß nach dem dortigen ^pindelmaaß, welches von Messing, auf 26 Strich oder ^ead gehen, welches anzeigt, daß ein Zentner Soole Pfund Salz giebt; es wäre zu wünschen, daß man dabey auch des Wärmemessers bediente. Bey Ein¬ lassung des süssen Wassers in ein Werk muß die gehörige Maßregel genommen werden, daß bey dem Anlaufen ä^eht das Wasser nur um ein paar Linien des Tags ^ige. Die Grubenbeamten haben hier sehr oft Zwi¬ stigkeiten mit jenen der Sicderey; denn gerüth bey letz- Eiken die Sude nicht ergiebig genug, so schieben sie die schuld auf die zu magere Sur, wohingegen sie auf ihre schlüssige Manipulation nicht acht haben, als dieSoo- l? ju kalt in die Pfanne zu lassen, ein zu starkes Feuer geben; u. s. w. Nun befahe ich auch die Salzpfan« Ef, derer allhier 5 sind, und etwa ein verlängertes vorstellen, wovon der Durchschnitt 58 bis 6o Schuh ^Lmacbt. Sie sind ganz nach alter Art zusammenge¬ setzt ; Man kann sich leicht einbilden bey einer so gros¬ se Unterflache, wie ungleich das Feuer wirken muß. Eine solche Pfanne steht ringsherum auf Mauerwerk, Ef ist jn der Mitte mit 4 Pfeilern und ein paar hun« d^t Klemer von Ziegeln unterstützt. Nach ein paar stunden Sud wird das Salz mit langen Knicken her- ^gezogen, und in die darneben stehende Kufen oder tzblzeme Formen gebracht, wo dann solche in die Dörr- tzöuser zum Austrocknen gegeben, und dann in kleine Fässer geschlagen und als Kaufmannsgut in das Ma- . gajin gazin gebracht werden. Das Sieden des Salzes da"' ert jederzeit die ganze Woche fort.' Ich kann woh> sagen, daß derjenige, der die Manipulation des Werks von Hall in Tyrol gesehen hat, die hiesige für ei^ blosse Hudlerey, welche der alte Schlendrian beybehä^ anfehen muß. Die jährliche Erzeugniß ist hier sehr beträchtlich' erstens wird das ganze Land von diesem Werk- versehe"/ und der Ucberftbuß wird in die angränzende Länder, sonders nach Bayern, vermöge geschlossenen Vertrag verführt, Vor 25 Jahren war der Ertrag des Wer^ 2ZOO0O Kaysergulden, wovon aber 4 an Unkosten a'ch gieng, dermalen ist aber das Ganze 720000 Fi. gestieg^ so daß nach Abzug aller Unkosten die Hälfte der SuM"^ der Landesfürstl'chen Kammer zu gute kommt. Folg' lich stimmt diese Angabe, welche eher zu hoch als j" gering angegeben ist, lange nicht mit jener des Reisen^" Franzosen, der den reinen Nahen dieses Werks 14 Brief Seite 177 auf 700000 Gulden angiebt. Dieses Salzwerk besteht schon seit dem ?ten hundert, wie einige meynen, hat unter der Regierung Bischofs Vitalis seinen Anfang genommen, und hat n^ auf viele hundert Jahre Salzvorrath in seinen Gr"^" eingeschlossen. Nachdem ich nun alles hier angesth^ hatte, was für mich merkwürdig war, gieng ich über Salza nach Golling, stets gegen Mittag durch den stieg 2Z) Briefe eines Reisenden Franzosen über Deutschland seinen Bruder zu Paris 2 Bande, gvo, 178Z. ich verN'" the der Verfasser heißt Raich, >u- -hl ne lt, h; N/ li¬ es ks N/ ie l" n e- s h n n e ß n - i7Z sueg bis Werfen. Recbtö hatte ich hohe Kalkgebirge, welch? Himer Hallein hervorstreichen, links aber bloßes Vorgebirge von Kalk, manchmal Schiefer und schwär- ien Stinkstein mit Versteinerungen, dazwischen aber ^ler Orten rothe Marmor, manchmal auch nur bloß ro- chen Kalk, Schiefer und Thon gemischt. Vor Wer- kamen die Kalkgebirge auf beyden Seiten zugedrun- 8en, meistens prallicht und aus Schichten bestehend. Hier kam ich zu einem Hochofen, welcher neu errichtet, vnd in einem ziemlich guten Gang war. Das Gebläße Schund aus 2 hölzernen Kasten, welche den Druck von Unten hinauf hatten. Da nun solche viel einfacher als die hölzernen Blaßbalge sind, so verdienen sie auch allen Vorzug, indem ihre Wirkung die nämliche ist. Zu diesem Ende habe ich solche auf der zwölften oder letzten Tafel genau vorgestellt. Das Erz, welches hier aufge- schmolzen wird, ist ein etwas talkartiges gemeines Ei- senerz, welches ein bis zwey Stunden weit aus dem Kalk¬ gebirge geholt wird. Da es manchmal etwas kiesichk ist, so wird es vorher unter freyem Himmel geröstet; eine Vorkehrung, die mir ganz unnothwendig scheint. Der Zusatz zum Schmelzen ist eine Thonschieferark. Kaum ist man vor dem Ort Werfen gegen Süden glommen, so weichen die hohen Kalkgebirge oder Alpen voneinander, und stellen sich dafür Vorgebirge von Schie¬ ne ein, der aus Thon und Quarz bestund, und von Far. be bald roth, grau oder grünlicht war. Hin und wie- vor fand ich Gneis, Gestellstein und wenig Granit. Vun hatte ich hier zwey Wege der Untersuchung vor ^lir, nämlich die Goldwerker der Ranris Gastein, die Bley. 174 Bley-und Eisenwerker in der Flachau, Groß undKleiu Arl, oder jene der Lungau. Da es aber gegen Ende des WeiuinonakS gieng, so wäre es mir unmöglich 9^ wesen, nachdem ich erstere Werker besucht harte, weitck vorzurücken. Ich wandte mich also gegen Osten in dos kleine Prizthal; rechts hatte ich die hohen Kalkgebi^ von Filzmooß, wo man vor Zeiten gute Ausbeuten von weissen Gallmey und Bleyglanz gemacht hat. Bev^ ich Sek. Martin erreichte, öfneren sich die schieferichk^ Vorgebirge, wo ich die Alpkette von Ferne zu sehen btt kam. Ihr Streichen hielt i» das Öberösterreichische den Salzwerkern Hallstadt und Aussee zu. Indessen blieb ich immer in dem Vorgebirge, welches aus Ftl^ schiefer, manchmal mit etwas Speckstein, Serpentin und Quarz gemischt bestand. Einiges von dem Schiefers' birge, welches vom Holz kahl ist, ist auf eine wunderbar Art auf seiner Oberfläche klein gefurcht, als wenn ma" mit dem Pflug in die Felsen geackert hatte. Es scheid daß solches bloß durch Regenwässer entstanden scy, Ursache, daß vielleicht das Gebirge aus stehenden Schi^ ten besteht. Radstadt, Büsching a. a. O. war einige Tage meiner Dahinkunft durch eine Feuersbrunst vollko^ men in die Asche gelegt, so daß nichts mehr übrig blieb, als der so genannte Kasten und das Capucinett Kloster, welches die dummen Leute ihrem kräftigen bet zuschrieben, daß solche erhalten worden. Auf dieß gab ich ihnen zu verstehen, wenn dieß nun wahr wärt/ wie sie vermulhen, so sey es ja ein richtiges ZeichtU/ daß das Gebet der Menschen nur für sich und für kein* andere gelte, und helfe, cö sey also unnothwendig di^ Leute Le lei so k° 0! s- e ir n r l i ! - / 175 ^ltte ohne Nüßen fernerhin zu halten. Ind ssen hat- die guten Mönche ihr Kloster nicht durch Gebet, ändern durch ihre gute und unerschrockene Anstalt ge- tekket, Bey diesem Brand sind auch Einwohner umge- ^Nilnen, indem dieStadt zu wenigThore halte sich hin- ""s zu flüchten. Überhaupt sollte dieß eine Warnung ^>)n, daß man eine Stadt die keine Festung ist. mit ge» ""Zsamen Thoren versehe, oder alle Mauren hinwegreisse. nun gleich kein einziges Haus mehr in der Stadt ^"r, welches ein Dach hatte, so erbarmten mich die ar. "'M Innwohner so sehr, daß ich für eine N«cht ihr Elend mit aushalten wollte, um von mir das wenige zu bedienen, was ich zu geben hatte. Man kann sich bicht einbilden, was ich mit meinem Wirth, und Gesuch ""d Vieh für eine angenehme Nacht hakte, da uns der Hegen zwang alle insgesamt auf ein wenig Miststroh "iker einem Gewölbe zu liegen. Da nun auch den an» Tag das üble Wetter mit einer Kälte eingefallen si, zwang mich doch der elende Zustand des Orts, "'ein Standquartier zu verlassen, um noch vor hohem - Schnee über den Tauern von Radstadt zu kommen. Woher das Wort Tauern komme, mit welchem alle hohe Berge, die hier gegen Körnchen und Steyermark liegen, belegt worden, weis ich wenig zuverlässiges ans der Ge. sichte, mehr aber aus den physikalischen Untersuchun. 8m dieses Landes, wo es gewiß scheint, daß dieses Wort don den Tauriskern oder Sttyermarkcrn seinen Ursprung habe. Da solches Land an diesem Gebirg angränzt, !war nicht mehr so wie heut zu Tage, denn vor Zeiten ^ar auch ein Theil von Körnchen, darunter verstanden, st mögen wohl die Römer, welche bis dahin vorgedrun. gen, 176 — > .- gen, selbst Gränzfestungen da gehabt, und diese Geb«» ge 'I^urilcae genannt haben. Da nun die Alpkette hier sehr weitläufig sich aus' dehnet, so mögen wohl die Deutschen nur das Beywokt bcybchalicn, und das Hauptwort ausgelassen haben. Bevor ich den erwähnten Berg erreichte, mußte ich noch über zwey Stunden im fchieferichten Gebirge fort' wandern, so bald ich aber zu dem Tauern von Radstadt kam, hörten die Vorgebirge auf, und da nun das Haupkgebirg sich empor Hub, so hörte auch der Fel^ schiefer auf, und stellte sich ein graubrauner Kalkstein grossen Schichten dafür ein, welche ebensöhlig geloggt waren. Viele dieser Schichten waren mit weissen Spath' adern durchsetzt; in den Klüften der Schichten habe >cß auch ein paarmal Quarz gefunden, woher dessen Entstt' hung kam, ist mir unentwickelt geblieben. Ob ich nUU gleich vielen Schnee bey Besteigung des Berges hatte, so habe ich doch noch so viel beobachten können, daß der Kalkstein bis zu seiner Höhe gieng, wo der letzte hier be< findliche schöne Wasserfall noch sein Bette von solches hatte. Als ich nun weiter aufstieg, fand ich einen weiß' gelblich ost ins grüne schlagenden Hornschiefer (weicht oft einen sehr starken Veilchengeruch von sich gab, ich gleich den L/llum loiitum nicht gewahr werden ko»"' te,) allein nun war es mir fernerhin unmöglich mehr von der Gebirgart zu endecken, da mir der Schnee häufig fiel, es war den 8ten WeinmonakS, daß ich kau"* mit dem Leben davon kam, und dasTauernhauß beynS' he ganz erstarrt erst um i Uhr Nachmittag erreichte; denn in der Tiefe hatte ich Regen, welcher mich durch' aus - -77 benetzt, und als ich höher kam, froren mir die Klei- der am Leibe. Man kann sich also leicht vorstellen, wie schwer es zu Fuß fortzukommen ist, da ich es nicht ei- Augenblick wagen durfte, mein Pferd zu brauchen, Elches ohnehin matt und schwer fortkam, um nicht auf Ochern zu erfrieren. Da es nun anfing nach einer Zeit hei« zu werden, so sah ich, daß die Hörner des Tauren, wel« hin und wieder senkrechte Abstürze hatten, aus einem bloßen ursprünglichen grauweißen Kalkstein bestanden. ich nun den Berg hinunter setzte, so fand ich nach ^er Zeit den weißen Glimmermarmor, kcksrinor mi- der Mineralogen, und gegen den Fuß des Ber- stellte sich der Felsschiefer wieder ein, so wie auf der ^itkernachlseite. Nun kam ich in das Thal von ^eng, wo das Gebirg sanfter ist, aber aus Felsschiefer, / ^eis und Granit besteht. Man hat vor Zeiten hier ^en Eisenbau getrieben, der nun dermalen ins Auflie- gerathen. Indessen obgleich dieses geschehen ist, so l^det der Mineralog doch noch Stoff, der seine Neugier Götzen kann. Es bricht in den verlassenen Stollen schöne rothe Magnesia in grauweissem Quarz, und ^ch, aber ungemein selten, strahlicht kristallisirt und un« Walt in schneeweissem und gelben Feldspath, oder besser, Elches Halbmetall solchen rosenrokh färbt. Da ich nun die "suben nicht befahren konnte, so habe ich solches zu Ra- ^lngstem mit vielen andern seltnen Stücken erhalten. Un« den noch seltnen Steinarten, die dorten brechen, ist ein säulenförmiger gewundener halbdurchsichtiger Quarz, Et i,u Kleinen ein Basaltgebirge vorstellt. Zwischen den ^"rzsäulen ist weisser Asbest mit Braunstein eingewebt, ^le Säulen sind sehr gedrängt an einander, folglich ^»cquets Reisen ll. Theil. M sehr -78 sehr i"regulair, doch kann man an einigen 4,5. bis 6 Fla¬ chen gewahr werden. Mein Weg gieng nun auf MaU- tcrndorf, wo ich einen Drathzug fand, das Felöfchiesi^ gxbirg währte stets bis Damsweg. Büfching a a. Dieser Oet ist alldorten unter den Gutgläubigen fehl' bt- rüchrigst wegen dem , daß hier die Zaubermaste in nem Kloster von bärtigen Brüdern gemacht worden, womit pem Vorgeben nach alle höllische Geister bannt we'den könnten. Vor meiner?lnkunft watt" diese Fabelprediger durch Befehl eines weifen sandel fücsien zerstreut worden, wegen ihres üblen Betragt gegen die dortigen Einwohner u. s. w. die Eigensinns halber wegen eines elenden Bildes sehr insMißvergn^ gen geriethen. Nach Jnnhalt des dortigen Stiftbri^ fes war diese kleine Heerde des heiligen Franz §ns ,2 Herren und 4 Knechten bestehend; und da sie bt'l Dem wichtigen Geschäfte der Zauberkunst gebraucht we^ Den, so wurde ihnen auch viel mehr Gemächlichkeit als andern ihrer Sektgenossen zugestanden. Doch gar zur Sache: die ganze hiesige Gegend steht aus lauter niedern Gebirge von Schiefer allerl^ Art, und Murkstein. Nicht weit vom Orte zu Molkig findet man in einem sanften Hügel von Schiefer vw Steinkohlen oder besser Pechkohlen in Flöhen aussittl' chen, wovon einige im Bruch lauter runde Kreise, wenn sie mit Psenuigsteinen angefüllt waren, machen,"^ ter solchen Kohllagen bricht ein Weßschiefer, welcher Farbe grau ist. Dieser Hügel ist mit einem sehr d>^ ten kleinen und sehr angenehmen Wald bedeckt, worin* nen die angeführten Einsiedler kleine Gebäude für ih^ - i79 Wststunden hatten, welche meistens, so wie bey müßi. und wohlgenährten CelibateurS, schlüpfrig «bliesen; 'llie Sache, die von ihren Contribuenten nicht gut ge¬ wissen wurde, da selbst die Herrn so viel von diesem Ge. wt predigten. Da ich nun hier beym Murfluß war, so folgte ich sol« gegen Morgen bis Ramingstein; bis dahin hatte 'H nichts als Mittelgebirge aus Felsschiefer und Murk. Win bestehend. Im letztem Orte machte ich einen Auf. ^thalt von einigen Tagen bey erwähntem Herrn von Me. Wstn, der als Aufseher über alle umliegende Werker auf. ^stellt ist. Da -es das erstemal war, daß ich ihn per. E"i>ch kennen lernte, so erhielte ich doch gleich seins ^ttiudschaft, welche uns schon durch die Gesellschaft na. ^forschender Freunde vereiniget halte. Er that alles ^mich, was nur immer ein wahrer Freund für den ^dern thun kann, und ich befuhr keine Werkgruben, nicht mit zugegen war. , Hier um Namingstekn hatte dieß Jahr der Bergbau ^Ende genommen, nachdem er schon 200 Jahr gedau- hatte. Die nieder« Ausbeuten waren in dem Gebir. Legen Mittag, oder im sogenannten Haderbau, wo. Wiegen solche gegen Osten in dem Altenberg und Glücks- viel reicher waren. Ich bestieg noch solchen, und das ganze Gebirge aus einem blossen Murkstein, °^ich aus Granaten, Glimmer und Quarz bestehend, . eben dieses Gestein war auch dis Mutter der dorti» Erze, welche ein silberhaltiger kleinspeistgerBleyglanz ' der hier «'m Gebirg wie Flößarkig einbrach. Den dosten Bau hat man auf eine Erzlage, welche auch wohl M 2 wie r8o wie einen «Ltock vorstellte, hoch im Gebirge aufgefahrcn; allein diese Lage dauerte nicht lang, man mußte b ld tie¬ fer gehen, wo man zu einer zweyten, dritte»! u. s.w. kam, wo ich mich nicht irre, so hat man bey der siebenden aufge- hört. Obgleich ich die Grube verlassen fand, so erhielt ich doch noch bey solcher Erze genug, um andern Frei^ den mikzutheilen; denn es werden wohl wenig ErzglM beninEuroya gefunden werden, wo das Gebirg- Steinart bloß Murkstein ist. Unter dieser Steinarb die ich dort fand, ist einer, der gewis verdient bekaM^ zu werden. Der Stein besteht aus lauter wellenförmig laufenden Streifen, welche in einige Winkel zugehe^ so wie der gemeine Festungsachat. Der Bestand ist weißkörniger Quarz mit grauen Glimmer und Gro^' ten, welche letztere nur hin und wieder zerstreut dM'^ liegen. Zu mehrerer Deutlichkeit habe ich diesen auf der 12 Tafel 6Z. 0. abgebildet. Zu diesem würdigen Murkstein gehört noch ein anderer, welcher^ schwarzen Schörlgranaten und wenig weissem Glim^ besteht. Der Glimmer ist hier ganz sp'arsam eind^ mischt. Da dieser Stein in Schichten bricht, so li^ solcher jederzeit auf der Oberfläche zerstreut. hier brechende Bleyglanz bricht in denen Schichten, wie hier der Murkstein zu brechen pflegt. Die sind von geringem Gehalt, das ist von 2 bis 25 Ps"^ im Zentner, wovon das Bley höchstens Loth Sil^ gab, oft sind auch diese Erze etwas kupferschüßig. Die Erze erforderten allhier nebst dem WaM"/ Pochen und Schlemmen auf dem Stoßherde auch n^ das Rösten in geräumigen Flammöfen, welche in Witte '8r !»; ie- NI/ elt NI' 'ii' nd ck, «t N/ iß N' i-I il> k' P k' !k S e i» - ! ^itke mit einer runden Oefnung. wodurch die Erze ge. stützt werden, versehen. In der Röstzeit mußten sie st^s gerührt und dann endlich zur Bleymasse geschmol- werden, welches auf dem Treibherbe verblickt wur^ Das letze Abkreiben geschah in meiner Gegenwart; dieses Bleyerz sehr strengflüßig war, so dauerte auch ^stser letzte Proceß über 20 Stunden. Die davon ent- stehende Glötte wurde zum Theil verkauft, oder auch Wohl wieder eingeschmolzen; allein je öfter dieses geschah, desto strengstüßiger wurde das dorten erhaltene Bley. Da nun das ganze Werk mit dieser letzten Arbeit Ende nahm, so ist leicht zu erachten, wie es dein ar- Bergmann hier zu Muthe war, hier in einem so rau- Inland, wo wenig oder gar kein Feldbau ist, wo er wie. Brod finden würde. Von hier aus gierig ich mit dem Vorsteher die übri- Werke, welche unter seiner Aufsicht stehen, zu besu- chen; wir wandten gegen Norden zu den Gränzen von ^keyermark, in die Schluchten von Weißburgwinkel zu Nollsen; bis dahin hatte ich immer Felsschiefer, Murkstein, Gneis, und zu Zeiten auch etwas Granit, "Ur der Feldfpath ist selten wahrzunehmen. In dem Zahnten See soll es vor Zeiten Fische gegeben haben, ^er ein zufällig dazugestossenes Wasser, welches ohne Reifel über arsemkalische Kiese gelaufen ist, hat solche ^tilget. Von dem See wandten wir uns Nordost zu k'Uem sehr prallichten Gebirge, von ein paar Stunden ^it sa^ ich E,, gelbe Linie, die quer über einenBcrg hielt; ich darum fragte, wurde mir zur größten Verwunde. "Ung gesagt, daß dieß ein Erzgang sey, worauf man M z baue. iZs -———— baue. Schon lange gieng bey mir der Wunsch, oh^ Zweifel wie bey tausend andern, - einmal einen Berg gespalten zu sehen, um einen Erzgang am Tag zu blicken. Nun hier war mein Wunsch erfüllt, da ich in seinem ganzen Streichen abnehmen konnte. Bevor ich zu dem erwähnten Berg kam, welchen man die Zi>^ wand nennt, und reiche Koboltgange einschließt, fa^ ich unter der Steinart Schörl, Basalt und Hornblende! alles in Felöschiefer gemengt. Mit Ansteigen geg^ den Bau zu war alles in eben dem Schiefer und Gr^ nit; ich erreichte, bevor ich noch zur Grube kam, kleines Scheid- und Pockhauö, worinn die Bergart demErze abgesondert wurde. Bey dieser Arbeit müjf^ die Arbeiter ungemein viele Vorsicht brauchen, denSta^ der Erze von den Zeugungstheilen abzuhalten, um n>^ mit unleidlichen Geschwüren geplagt zu seyn. Da in der Höhe schon viel Schnee hatten, so kam uns Sackschlepper auf seinem Sack gefahren entgegen, dcr seine Richung dem Scheidhauß zu nahm. Bey gel des Schnees muß ein solcher Arbeiter seinen Sack Erz angefüllt, über den Felsen tragen; nun aber er nicht allein den Vortheil nichts zu kragen, sondt^ auch noch darauf umsonst herunter zu rutschen. ist zu bewundern, wie viele Geschicklichkeit die Uebv^ diesen Leuten verschaft, mit oft wenigem Schnee dlM äusserst schroffige Felsen durchzufahren. Da ich nun naher zu dem Berg Zinkwand kam, sähe ich von weitem ein paarOefnungen, aus welchen^"' te herauskamen, die hinaus und herunter stiegen; ne rg er- hn or id e) en a- in >n !N >d ir n I' it 't N S > - > > ! -"- 18Z ^ks die Schuh von solchen sehen konnte, so war mir y>cht begreiflich, wie es geschehe, daß sie nicht herabstürz- In während dieser Betrachtung erreichten wir zrem- abgemattet dasKnappenhaus, nachdem wir eine Zeit» im Sctuice gewaden hakten. Ich rastete hier emen Augenblick aus, mit Betrachtung des vor mir habenden Berges, worin« sich die Grube befand. Nun lernte 'ch einsehen, nachdem ich schon so viele gefährliche Grel¬ cu in meinem Leben befahren hakte, daß dies« Fahrt Noch alle die vorgehenden übertraf. Stelle man sich eine senkrechte Wand vor, in wel, cho Man einen anderkhalben Schuh breiten Weg in dem viseti mit zo bis 40 und auch mehr Grad Ansteigen ^gehauen hatte, wie schwer und gefährlich es ist, für o>Uen Menschen darauf zu wandern. Da eö nun nicht ^giich war mit dem beständigen Anstössen an der Wand ^cht herunter zu fallen, so hat man zum Anhalten ein narkes Seil gespannt, wo also nur jener die Gruben ^fahren kann, der weder Gefahr für sein Leben nochVer» ^Mmelung feines Körpers scheuet. Da nun ein paar "ge vorherSchnee gefallen war,und solcher durch dicSon- "onhihe aus dem Stege geschmolzen war, so war es durch täglichen Frost, wie es auf einer solchen beträchtlichen ^kihöhe täglich geschieht, Glatteis geworden. Dies wurde vorgestellt, bevor ich die Grube bestieg, wie gefähr- "ch es für mich sey, nachdem ich solche noch nie befahren, ^'-d also die Gewohnheit nicht habe. Allein meine Neu- überwand alles, und ich gieng augenblicklich zum oelfenstxjge hin. Mein Ansteigen bis zum untern Stol« 'M oder AuSwelte kam mir nicht sonderlich beschwerlich M 4 vor; i84 , ---- vor ; allein da ich aus solchem zum zweyten wollte, war der Weg durchs Eis so schmal geworden, daß ich nen ganzen Leib nach auswärts über die Felsen hänge" mußce, um mit einem Satz das Ecke deL Stollens j" umsetzen. . In dem ersten Stollen war nichts für mich merkwu^ diges. indem zweyten kam ich mitten in den Gang, der st>" Streichen mit gzGradeFallen imDurchschnitte genoniNw" von Osten nachWesten, und sein Verstürben miheben st Grade nach Norden hakte. Die Mächtigkeit der in dem Gang war ein Schuh und drüber, aber der Ga"g selbst hatte oft ein Lachter. Die Salbänder sind a"s einem schwarzen Schiefer, welcher mit Glimmer und et¬ was Quarz gemischt, gebildet; meistens bricht dieses Schiefer, welcher am Gewicht leicht ist, mit gewölbte" Spiegelflächen ein. Man sehe die n. Tafel, wo d"s ganze Gebirge mit dem Graben vorgestellt ist. befuhr nun diesen Stollenbau, welcher damalen sch"" 40 Lachter dem Verstürben des Ganges yach betrieb?" war; Aus diesem Bau war ein Gesenk von 6 Lachte abgeteuft, um die Erze aus der Tiefe zu holen. D?^ ganze Bau ist beynahe ohne Holz, und überhaupt n"t die Erze auf eine solche Art zu erbeuten, als mögli^ da der ganze Bau einigen Gewerken, welche als Beam¬ te außer Lande stehen, zugehöret, welche sowenig möglich darauf verwenden. Der ganze Bau wird i2 Mann, welche die ganze Arbeit, auch die Erze zw" Scheidhauß liefern, betrieben. Der Lohn ist g?3^ 5 bis 6 Groschen des Tags. Die einbrechcnde Stein- und Erzarten, die ich h'"' in der Grube fand, waren folgende: Erstens- § i- tl > N II e 1 s c i l i - i8Z , Erstens: das Hangende und Hegende besteht aus ei. ^Ni etwas feinkörnigen graubraunen Granite; da der ^ldspath nicht sehr deutlich dabey ist, st steht er eher e^eni FelSschiefer oder Gneis ähnlich, koch hat er kei. Schichtenlagen. Zweytens: Eine Gattung Hornschiefer von Farbe schwarz, meistens mit einem braunen Glimmer Semischt. Drittens: Zufälliger weißer Quarz, aber noch selt- Spath bcy den Erzen. Viertens: Etwas weißgrünlicher Steatike. Fünftens: DerberKobolt, welcher in gewölbten und ^'kgelichten Flachen mit Kalkspath und schwarzem fei- Schiefer einbricht: Wallerius beschreibt solchen un- wineraLobalti cinerea stoliöa, und sagt, ersehe einem Achten oder Stahl ähnlich, welches auch bey gegenwar. l'gem vollkommen eintrift. Dieses Erz ist das reichste dan der ganzen Grube. Sechstens: Kristallisirter Kobolt, Lobalturn cr^- p>olieäruln, von welchem man keine rechte ^stimmte Figur abnchmen kann, und also mit Recht ^Nter die Vielkantige gerechnet werden kann. Das ^tück, was ich besitze, ist auf einer Seite etwas baum¬ ähnlich (Oemriticum) gebildet, überhaupt ist solches sHr selten, aber jederzeit so reich, wie vorgehendeö. s Siebentens: Schlackenkobolt (minera Lobaltl ^orikormiL Wallern) welcher oft von einem festen Be- ^nd ist, manchmal aber auch wenig. Diese letzte Art btichc selten. M 5 Achtens: »86 Achtens: Feinkörniger Kobost von Farbe grau w>t Spach und Silberfahlerze. Diese Art ist nicht reich im Gehalt, und überhaupt von keinem -ehr festen BesiuE Neuntens: Kupfernickel ganz derber von Farbe blasses Kupfer mit derben Kobolt gemischt. Ich ihn von 6 bis io Zoll mächtig einbrechen gesehen, E solcher mit zollbreiten Streifen mit einem grauen Ko^ abwechselte. Das Stück, welches ich besitze, hat eine" halben Schuh an Dicke, wo die Salbänder aus dem wähnten schwarzen Schiefer bestehen, und noch serrücken dick anhangen. Hin und wieder ist der KE fernickel mit Kalkspach gemischt. Zehentmö: Ziemlich reiches Kupserfahlerz, rvel' ches dermalen sehr selten bricht, obgleich man vor ten in diesem Gebirge bloß auf solches gcbauet- hatte. Die Erze von dieser Grube, nachdem sie rein schieden sind, werden von den Gewerken in das Reich und nach Sachsen verkauft; eine Wirthschaft, die E" kande wenig Vortheil bringt; Es ist gewiß ein Nach- theil für einen jeden Staat, wenn solcher sein roh^ -Produkt, ohne es zu verarbeiten, seinen Nachbarn E ein weniges Geld hingiebt, und oft von solchen für hohes wieder erkaufen muß. Die Erzeugnis vom Jahr r7^ an feinen Schlichen, weiß und rochen Knpftrnickel nE 41; Zentner. Da nun hier die Spitze des Berges Z>^ wand die Gränzlinie von dem Bißthum Salzburg u"^ Steyermark ausmacht, und der Gang durch den ganZk" Berg halt, so ist auch solcher von kaiserlicher Seite vo" Schkadming aus bearbeitet. Der Bau von der ander" Seite nemlich von Mitternacht ist Neualpen und Do?- der¬ be A tei C rit Se 8c >ii te >1 s° ic r, sc n si b sc ß k n s r " -- r87 ^tbau. Ein 'jeder Theil ist schon in dem Grubenbau ^kr seine Gränzen geschritten, allein da doll) kein? Par- tey noch durchgeschlagen hat, so läuft auch noch alles ohne Streitigkeiten ab. Indessen hat Salzburg noch einen ^berührtenErzgang gegen Westen, und so auch noch einen ^gen 5)sten von dem dermsligm bearbeiteten Haupt- ^ng, allein beydr dermalen unzukommlich; doch ist ^cht zu zweifeln, wenn es einmal die Noch erfordern soll- daß man eben fo Mittel finden werde, dahin zu kom- ^n, wie man für gegenwärtig dermalen gefunden hat. Ware es nicht zu spat in der Jahreszeit gewesen, st würde ich übers Gebirg gesetzt haben; um auch die Kerker von der Nordseite zu befahren; allein fo mußte IH Mich wieder in den Weißburgwinkel gegen Süden zu- ^ckwenden über Damöwege nach Bundschuh bey Mo- scham, wo sich Eisengruben befinden, die aber damals i^cht jni Umtriebe waren. Alles um diese Gegend be- stund aus Felsschiefer, Gestellstein und GneiSz die da Zechende Erze sind folgende: Erstens: berrum retrsckorium Lronkieät. Die- wird sehr stark vom Magnet angezogcn. Sein Be. stand ist locker aus schuppichten, körnichten, wie auch kristallinischenTheilen bestehend, vonFarbe ganz schwarz hstt etwas Sandstein gemischt. Man könnte füglich stlcheg anziehendes Modererz nennen, denn in vielen Stücken scheint es nur ein züsammengeküttetes Wesen ^on dichten Erzen zu seyn. Dieses bricht in den Hie- sonyrnusstollen. Sein Gehalt ist über 52 Pfund Eisen Zentner. Zwey- r88 Zweykens: mineraserri vuIZgli« lamellosa miteinelU braunen Ocher. Dieses gemeine Erz sieht so aus, als wen» es durch einen Absatz wäre erzeugt worden. Zwischen de» Schickten oder sagen befindet sich ein gelber Glimmer eingemisckt. Es scheint nicht sehr reichhaltig zu seym Drittens: Ocbra serri iuäurata cum ^/laAnefia. Dwssr Eisenstein ist von Farbe gelbbraun, ltHd scheid ein bloß verhärteter Eisensafran zu seyn. Viertens: minsra serri reticulata. Dieses gestrig te Eisenerz sieht oft einem recht schwammichten Nm^ stein ähnlich, von Farbe schmutzigbraun und sehr leicht' Die Gangart dieses Erzes wie des vorgehenden ist Fre¬ und Thonsckieser. Vom letzten Orte aus nach St. Michael hat ma" nichts als Thon- Fels- oder Quarzschiefer sowohl li>'^ als rechts, doch wenn man ein wenig weiter der nach steigt, so wird man auch kleine Berge von zeitlich^ Kalkstein, der in Schichten bricht, gewahr. Meiste^ ist es eine Art des Marmor 8aliuum, her sich wenig verwittert, und auch hier in diesen Gegenden, wo Grabsteine der Römer giebt, darzu verwendet wordem Dis alten Architekten haben die Steine besser gekannt/ als unsere heutige Ingenieurs, welche sich mit der Bau¬ kunst abgeben, welche oft aus dieser Unkenntniß viele Arbeiten mit unnützen Steinen errichten, wo bei) Zeitck olles wieder einstürzt. Nahe bey Set. Michel in deM Klausgraben bricht ein Gemisch von Kalkstein, O.uat) und Eisenocher, welches in seinen Schichten, sagen od^ Ablösungen die schönsten Spiegelflächen hat. Ick habeStücke erhalten, welche auf derOberfla^ dem Feldspath von Labrador aus Nordamerika ähnlich hem r di 8' lv h ei h a Z 8 >! l- r r s k ! < > i ! l dkn. In eben diesen Kalkhügeln bricht em wekßblauer Twpfsteinartiger halbdurchsichtigerSpath, der demIslan- ^schen Kalcedonkropfstein ganz ähnlich kommt. Gerieben Siebt er den Geruch des Stinksteinö, im Bruch ist er dick k'e Kalcedon; in dem oberwähnkm Graben bricht auch wirklich ein Kalcedon mit einer grünen Mergelerde und etwas Eisenkies, welcher bey der Verwitterung einen Eisenvcher giebt. Verfolgt man den Murrstuß weiter aufwärts, so hat man nichts als Felsschiefer bis in ^urrwinkel. Hier kamen wir zu einem Werk, Schel- genannt, wozu einige Goldgrubeu gehören; wie 'H weiter erwähnen werde. Hier war nichts als ein Häuser für die dort wohnende Beamte, und ein "eues Hüttenwerk. Der zu diesem Ofen genutzte Stein ^r für mich das Merkwürdigste, indem es xin Topf. war, welcher gleich ohnweit den Hütten in einem Bitten Hügel brach. Als ich nun in den Bruch so sähe ich, daß er verschiedene Abarten hatte, als ästens: Schaalichter Topsstein aus grünem Speckstein fein weißblat erichten Asbest bestehend. Diese Art 'st wenig zusammenhaltend und zum Gebrauch im Gan. untauglich, aber in kleinen Theilen in einen Ofenkitt ^Mengt, sehr nützlich. Im Anbruch ist der Stein Kauz weich und zerfallt, wenn er aber eine Weile am gelegen hat, so wird er fester. Zweytenö: Weister, welcher aus fein meisten wenig körnigen Speckstein und etwas Asbest besteht, im An. tuch sehr weich, wirb aber mit der Zeit am Tag so fest, aß man ihn nach Wohlgefallen in Figuren schneiden 'a>m, dem Feuer gut widerstehend. Drit. 190 Drittens : Grüner, dichter, welcher in große" Keilen bricht, sein Bestand ist grüner feinkörniger SteN' tit mit etwas weniges Asbest, manchmal ist aucb letztere Stemmt gar nicht merklich darinn. Das sonderbarste von diesem Topfstein ist, daß er hin und wieder oft Aß große gelbe kubische Kalkspathkristallen zerstreut instW hak. Dieser letzte Stein ist ebenfalls etwas weich Anbruch, wird aber in der Luft bald fest, daß man sehr gut auf der Scheibe zu Töpfen und anderem schirr ausdrehen kann. Von diesem Stein werden n«" auch dermalen die Schmelzöfen zum Silberproceß Schelgarn errichtet; das einzige, auf was man zu fch^ hat, ist, daß diejenigen Stücke, welche zur Fcuerarbeß verbraucht werden, nicht mit den erwähnten Spaths stallen angefüllt seyn, indem solche durch ihr Zerprasft^ im Feuer dem Stein, wenn er nicht zu dick ist, Sprü"' ge verursachen. Diese letzte Abart dieses Steins war ebenfalls ei" ganz grüner Speckstein, welcher ganz fadenartig ist. erstemal, als ich ihn im Anbruch zerstreut sähe, glau^ te ich ein gefaultes Holz, welches in seine Fasern zerftb len wäre, zu sehen. Dieser Stein ist zu allem Gebraus untauglich, ausgenommen, wenn er ganz weich ist, wß Leim wie der Erste, zu einem Ofenkitte zu gebrauchen» Unter diesen erwähnten Steinäxten bricht ein schön g^ uer gewundener Glimmer oder llAicea comnrta chmnael, welcher wie den Uebergang zum Talk macht. In eben dieser Gegend hat man auch einen feinen Seifenste«"/ welcher zum Walken nicht untauglich scheint. Auf dck Welschalpen bricht ein achteckiges kristallisirtes Eisens ——- i9i einem solchen dunkelgrünen Steatit, welches aber gebaut wird; da solches nur meistens zufälligerweise hier st> wie in Tyrol und Körnchen zu brechen pflegt. Von diesem Bruch aus wandte ich mich zu den ^uben. Da das Salzburgische zum Theil gleiches Ge¬ orgs mit Körnchen und Tyrol hat, so sind auch alle ^jgängc, Stöcke u. s. w. jederzeit beynahe ganz an der pihe der Granitberge gelagert. Da ich nun beynahe dem Ursprung des Murrfluß war, also ohne Zmer¬ ni z bis 400 Lachter hoher als die See ist, so hatte ich zu den Goldgruben von Schulter- oder Stübelbau Fronnleiten von dieser eben noch so hoch zu steigen, st daß man annehmen kann, daß die hiesigen Gruben Ikssen 6 bis 7OO und mehr Lachter ober der Seehöhe lie¬ gen, wohingegen die Gruben Gastein, Ranris u. s. w. ^cr looo Lachter Höhe haben. Die zu Schelgarn gehörigen Gruben sind alle in Gebirge von Gonthall gelagert, und werden seit ^denklichenZeiten her bearbeitet; denn man hatMerk- ^ale gefunden, daß die Gruben schon zu der Römer Zei- im Umtriebe waren. Das Gestein dieses Gebirges Meistens Gesiellstein, Gneis von allerlei) Art, Fels. Quarzschiefer und Granit. Der gewöhnliche Bau "sthier ist der Stollenbau mit Gesenk, und wie man es alten Bergleuten vermuthen kann, ziemlich ördent- stch; und wo eü nöthig ist, stehen alle Stollen im Holz. Die Erze brechen alle hier in sehr ordentliche Mor. Zugänge oder Stunde 6, also ihr Streichen von Osten ^ach Westes und haben ihr Verflachen gegen Süden mit wenig ,92 - wenig Folien, so, daß sie beynahe ganz schwebend Hier sind die Gänge oder wie man will Klüfte mA übereinander gelagert, so daß das taube Mittel zwischen zween von I bis 6 Lachter beträgt. Doch nicht alle sind über, sondern auch oft nebeneinander oder Treppenartig oder forrschleppend gelagert. Man findet manchs die Erzgänge einen Schuh und drüber mächtig. hiesigen werden durch 50 Mann betrieben, welche in de^ Sold von 15 bis 20 Kreuzer des Tages stehen. Die Steinarten, die mir in den Gruben vorgekont' men, waren meistens jene, welche das Gebirg überhäuf bilden, und oben davon Erwähnung gemacht habe. Erstens ein ganz weisser Gestellstein, welcher aus weissen' Quarz und eben so gefärbtem Glimmer bestes' Diese Steinart ist ans dünnen oft wellenförmigen Blal' tern zusammengesetzt, und giebt in der Grube die zeige auf Erze; die Gange werden auch meistens da« mit begleitet. Hier zu Lande nennt man ihn den ScW' mel, und die Bergleute erfreuen sich überhaupt, wenn s^ durch Hofnungöschläge solchen erbauen; gewöhnlich nen^ man diesen Stein Hornschiefer, und bey den Sachsin er ein Gneis, mit welcher Benennung sie die meiste gemischten Felssteine abferkigen; allein Feldspath ha-'§ ich niemals in- noch aus der Grube bey solchen gesund^' ZweykenS: Eine feinkörnige und fadigte Hornble^ de, mit Glimmer. Diese Steiuart kommt sehr selt^ vor, doch gicbt es auch^eine Abart alldorten, welche grünlich und in feinen Schichten bricht. -9Z Drittens : Ein Gemisch aus dem obigen Stein, ^uarz und ganz w-isserKalkfpoth mir Glimmer. Beym Esteri Ansehen glaubte ich einen Granit zu haben, so ähnlich kam mir hier der Kalk mit dem Feldspakh vor. Viertens: Granite aus durchsichtigem Quarz, weift Feldspath, welcher aber gelb, verwittere, aus strah- ^chtem schwarzen Schörl, und gewundenem bleyfarbigen Hßmmer bestehend. Fünftens: Quarz ungestalter, oft etwas grün ge. Achter. Diese fünf Gesteinarten sind die eigentlichen Gangarten der hier einbrechenden Erze sowohl im Schulter- als Stüblbau. Die einbrechende Metalle als Erze sind: Erstens: Gediegenes Gold in Blättgen, zu Zeiten auch in Faden, oder Drath mit Erze oder bloß im Quarz, wel- ^r manchmal grün gefärbt, oft auch in bloß weissem, das Gold, obgleich gediegen, doch unsichtbar ist, und ^r durchs Feinpochen und Schlammen zu Gesicht ge. ^acht werden kann: Ferner in Gold-Silber- und Kup. faltigem Erze, jederzeit mit Quarz, grünen und anders Obigen Glimmer, und oft auch etwas Sreakit. Zweytens: Vererztes Gold in einem feinkörnigen Eifen- oder Kupferkies, welcher in Gestellstein oder in Quarz insitzk. Qhtilangst hat man in einem neuen Schürf solchen schnürt. in einem blätterichten Gesiellstein erbeutet. Drittens: Ein Gemisch von goldhaltigem Kup. ^kieg urit silberhaltigem Bleyglanz mit Quarz. Diese . b die gemeinsten Erze, die in den Gruben vorkommen; 'H besitze eine Stusse aus der Grube Schulterbau aus Hgcgueks Reifen II. Theil. N weißem '94 weißem undurchsichtigen Quarz mit grünem Malachit färbt, worinn hin und wieder etwas Kupferfallerz und Kies zu merken ist, welcher letztere so wie der Quatj Gold hält. Mitten in der mehr als 4 Zoll im Durö? schnitte habenden Stuffe befanden sich runde Nieren von durchsichtigem Quarz, welche einem abgeschmolzenenE^ gleich sehen. Diese Nieren sind mit einem großspcis>5?" Bleyglanz umgeben, manchmal sind auch solche Ni^" nur mit Glimmer umwickelt. Viertens: Bleyglanz feinblätterichter mit Quarz. diese Art ist ungemein selten, sondern meistens mit gelben Kupfererze gemischt, meistens haben doch auä diese Erze etwas gediegenes Gold in sich. Es soll einmal Kupserfallerz eingebrochen haben, aber mir keines zu Gesicht gekommen. 8e E eir de, -iü "a 8k! svy Die gewonnenen Erze werden allhier bey der K?"' de geschieden, dann durch Schlitten oder den Sackj"§ (was Sackzug sey, kann man in meiner Lustreise nach^ lhen,) des Winters in das Thal zu den Pochhäusirn Lracht, nachdem sie die gehörige Vorbereitung dM'E Pochen und Waschen u. s. w. erhalten, aufgeschmolj?"? das gediegene Gold aber, welches bey dem Schlämm?" zurückgeblieben, verquickt, und dann au'Sgeglüet, «he letztere Operation, nemlich das Ausglüen oft linget, wegen einem dabey befindlichen noch unbekaM" ten Halbmetall. Die wenige Versuche, die ich mit nach dem Glüen zurückgebliebenen Masse angestellt, che in einem blaßgelben Pulver oder Körnern und dem Lötrohr beynahe ganz verrauchen, haben durch Säure mir eine Spur auf Braunstein und WißmM , gelb" ßkt ken !ed< s°I bei, !dxj "iir djtz eck iä) Tel - -95 gegeben. Ich habe das Ausglüen mit den eisernen Schüsseln mit angesehen, wo man alle mögliche Vorsicht zu gahlingen Abkühlen gebraucht hat, und ist doch Goldkorn oder gemachte Pyramide nicht nach Wunsch ^gelaufen. Das Sonderbarste ist, daß mit aller mög- ^chen Genauigkeit ein wie das andere mal, cs z oder 4 Wal gelingt, und das zte mal nicht. Ohne Zweifel, ^chdem mehr oder weniger fremde Theile am Gold han- geblieben. Die jährliche Erzeugniß betragt nicht viel über die Ogaben ; dock wenn auch nichts wäre, so ist es im-> ein grosser Vorrheil für den Landesherrn, Menschen einem unfruchtbaren Boden leben zu machen, die ^st gezwungen würden, wegzuwandern. Von diesem Werke aus wandte ich mich gegen We- zu. Die Gebirge bestanden aus Felöschiefer mit vie- grossen Klüften von einem weißgelblichten und fet« .^Äuarz, der durchaus etwas Goldhaltig ist, doch nicht so viel, daß er mehr als die Unkosten des Bau« krage. Wenn man dieses Gebirge von der Ferne sieht, hat es viel Aehnlichkeit mit dem Kalkgebirg in An« "fef der Farbe und seines schieferigen Wesens. Mit ^"erem Ansteigen kam ich in die enge Schluchten ^rrwmkel genannt, wo der Murrfiuß seinen Ursprung ^Mt, und nicht aus einem See bey Set. Michel, wie ^Homannifche Karte zeigt. Das hohe Gebirg Silber« 'st eine Folge vom Granitberge, des hohen Berges . stckncr, Hochhorn, Rauriser, Tauern ». f. w. Da <5 hier immer dem Wasser nachfolgte, so hatte ich stets ^schiefer und Gestellstein, wo ich dann zu einer Ar» N a senik« xi- 196 — senikgrube kam, welche Rvhrgülden genannt wir^ Dieses ganz kleine Werk wird von einem Gewerk ge¬ baut, der mit der größten Unwissenheit die Schaße der Natur verschwendet. Die Grube wird schon viele hundert Jahre gebaut aber eigentliche Auskunft davon habe ich nicht erhalt"' können. Ihre Lage ist an dem Gehänge eines Vorg^ birgeö gegen Mittag eingetrieben. Die Grubenarb"' ist mit Ritzzech, manchmal auch stollenmaßig. ich da war, fand ich niemand, und es war alles offen,"' lein nachdem wir eine Zeit im Stollen vorruckten, E"' men wir zu einem Gesenk, worüber man nur mit ein^ gelegten Breke setzen konnte. Alles fand ich elendig und auf blossen Raub gebaut; doch bcy aller Vkt^ rung konnte man zu Anfang der Grube abneha^ daß ein Gang von Norden gegen Süden strich, kon^ man aber tiefer in die Grube, so wird man einen g""' zen Erzstock gewahr; jedoch ist es möglich, daß letztes ein blosser Zusammenfchorren von mehr Klüften Gangen sey, welche dermalen noch nicht entdeckt si"^ Die Steinart allhier ist Felsschiefer, Gestells und ein grüner Fadenstein, welcher Steatitartig ''' die Erze aber sind bloß Giftkies oder Mißpickel, meistens mit einem schönen milchfarbigen kubischen K" spath begleitet sind. Die Kristallisation dieses tiefes ist bald kubisch, bald invieleckigkenKristallen,^. Haupt sehr reich am Gehalt. Zufälligerweise bra^ auch reine Eisenkiese mit ein, welche in einem Quarz, und schwarzen Schiefer sitzen. cd- ze- ,er ut, c» st' e>t lst al' -h it' "/ u- U' -s st -97 Die Erze, nachdem sie vom tauben .Wesen ge. schieden sind, werden in die gemeinen dazu gehörigen Qefen dem Feuer ausgesetzt, und der Rauch in dieKam- ^rn geleitet, die hier so wie ich sie damals sand, als ich selche durchgieng, Verbesserungen brauchen. Die Rost¬ igen in den Sublimiröfen werden von einem schwarz- ^auen in feinen Schichten brechenden Schiefer aus Thon, Glimmer, und sehr wenigen Eisentheilen beste- ind aufgeführet. Der Bruch dieses Schiefers ist nicht ^eit vom Werke entfernt, sein Bruch scharf und sehr hort. Der in den Kammern oder Gangen gesanimel- Arsenik wird nach der Hand in kegelförmigen Töpfen ^schmolzen, und zu Kaufmannsgut gemacht. Der ^ähnteHerr Bergwerksaufseher wird mit nächsten eine ausführlich« Beschreibung von diesem Werke, und zu- ll^ich wie man den ganzen Bau'und Manipulation ver- Essern kann, herausgeben. Die Erzeugniß von einem ganzen Jahr war damals 140 Zentner, wo vor Zeiten jederzeit die>Ausbcute auf zoo brachte. In der Gegend dieses Werkes hat man in grauen '' ^ondsteinschichten Flußspath entdeckt, welcher blasroth ' Und kristallisirt ist; diese Steinark. kann einmal beym Etzschmelzen statten kommen. '' Da ich mir hier völlig durch die spate Iahrszeit ' Gänzen gesetzt sah, wurde meine fernere Untersu- » chung in die übrigen Werker des Landes unterbro- ' ^en; ich will also, bevor ich solches verlasse, der Erze Und Vergärten erwähnen, die ich durch die Güte des ^wähnten Freundes erhielt, welcher solche auf Ort und N z Stelle Sott ,98 - Stelle gesammlet hat, da ich solche für dermalen nicht'" seinem Geburtsort sammeln konnte; Als von Weißbriach: Blauschwarzen Trapp (Irsperimn ^Vallerü) dati" SchwarzfchuppichterSchörl mit Quarz gemischt; "" Ganzen sieht diese Steinart vollkommen dem Schemniß^ Tiegererze aus Ungarn ähnlich, wo anstatt schwarzr""' der hier weisse Flecke auf einem schwarzen Boden befinden; ferner eben solcher grün schuppicht in eine^ weissen mürben Quarz, bey welchem auch eine etwas gr"' ne Hornblende Lorneu8 ss>ato5u8 bricht. Aus derMislitz: Saulenspath oder öasaltus ss-stolu« m'Zer. Aus dem Gangthal: Retraktorifche Elfen aus sehr feinen Kristallen hend, mit etwas Thon gebunden. Von Mühlbach: Feinkörniger Eisenkies, wovon die Klüfte mit t>' nem schönen grünen Vitriol durchsetzt sind. Murkstein mit fettem Quarz einbrechend. D>^ Steinart ist ganz schieferartig. Aus dem Bergwerk von Rauris: Ganz feinkörniger und kompakter EisengoldkieS sehr wenigen Quarzkheilen eingemischt. Dieser Kiesh§ viel mit dem ärmeren Goldkies von Facebay ähnlich^' Weißblendender Quarz mit gediegenem Gold- Eisenkies eingemsfcht vom Goldberg. — -99 Von Vurschegg: Gediegenes Gold mit Bleyglanz im Schnürt bre^ ^id, zwischen fetten Quarz und Glimmerschiefer/ >l» Zentner geben 20 Mark Waschgold. n Von Hirschbach: Kleinspeisiger Bleyglanz, welcher einen gelben '' Holdkies in sich schließt. Die Bergart ist Quarz und h Manchmal Spath. Von dem Bergwerk Großadel: Feinkörniger Goldkies, welcher einen ganz matten Hlanz hat mit Quarz und Thonschiefer. Derber Eisenkies mit Hornblende aufHahnenkamm« ^Mjgen Spath aufsißend. Aus dem Klauögraben: Kristallisirter Kupferkies, welcher sich ost ganz drufen- ^>3 bildet, in einem grauen Hornstein mit Kalk. Von Rathensberg: Gediegenes Gold auf ganz weissem Quarz sitzend. Aus dem Zillerthal: Gediegenes Gold, in blaulichtem Hornschicfer mit Auppjchtkn Quarzkristallen, wovon einige ganz einem ^isenspath ähnlich sehen. inem aus Schichten bestehenden Gestell« em etwas bläulichen Quarz mit Glim- n Thon, welcher aber ins Hornartige t wird. Zwischen denen Schichten, von einer Achtelölinie bis ein Zoll dick N 4 sind. und schwarze ' Ergeht, gebilde manchmal Ebenfalls in 'Eein, der aus eii 200 sind, liegt das gediegene Gold in ganz feinen Platten rvie angeflogen. Derbe Pechblende, welche manchmal mit etwas Wiömuth einbucht. Aus dem Leipnitzgraben: Derb kristallifirtcr Eisenkies auf rothem Quarz, nw« von das Salband schwarzschuppichter Basalt ist. Von Hirscdbach aus der Pfusch: Gediegenes Gold in sehr feinen Blattern, in ein^ schwarzen Thonschiefer mit Quarz und weissen Gyps' spath. Der Schiefer, worauf das Gold sitzt, hat ost polirte und glanzende Flachen. Vererztes Gold in nem Eifenkies, welcher sich meinem fetten Quarz befind^ Von Goldegg: Gemeiner Eisenstein kristallisiret, wovon die Krista¬ len Fischschuppen-oder Hahnenkammförmig gebildet st^' Diese Kristallisation kommt häufig auflnüila Llbs vot/ und ist ebenfalls mit Quarz gemischt. Desgleichen Warzenförmiger mit etwas Brav¬ stem beschlagen. Aus der Leogang: , Derbes Kupferfallerz mit kristallifirten auf Qua^' kristallen sitzend, oder schnürwelß zwischen einem we>p' körnigen und grauschuppichten Gypsspakh. Manch^^ ist die Bergart mit einem schönen grünen Ocher gefä^' Kupferfallerz, welches 5 Pfund Quecksilber Zentner halt, mit einem grünen Spath gemisstst' > manch' - 2Sl Manchmal bricht dieser Spath ganz federartig ange¬ färbt. Gelbes Kupfererz, wovon die Oberfläche warzen¬ förmig und Lasurblau angelaufen ist; manchmal ist 'ehtereö mit einem GypS oder Marienglas überdeckt, wo dann letzteres amethistähnlich auösieht. Schwarz und gelbes Kupfererzgemisch, welches ost ganz Pfauenschweifig gefärbt ist, im Quarz. Schwarzer Koboltletten und derber mit grüner ^lüthe imKalkfpath aus dem Stöckelbau eben daher. Eine sehr sonderbare Kristallisation eines Gypsspaths. ist eine Zusammenhäufung von säulenförmigen Kri- ballen, welche 6 Flächen ohne Pyramide haben, und an beyden Enden vollkommen glatt abgestumpft sind. Eine lede Endsäule ist meistens in 4 gleiche Theile getheilt, als kenn sie in weichem Zustande waren zerschnitten wor- den. Die Theilstücke sind nicht spitzig, sondern wie glatt ^geschliffen, und das Ganze stehet einem gemeinen Berg¬ fahrer ganz ähnlich. Veym ersten Anblick scheint es, Hs wenn ein solcher Kristall aus vieren zusammengesetzt ^re, allein da eine Säule 6 Flächen hak, so ist dieß 6ar nicht wahrscheinlich, sondern es müßten derer 6 ei- hen bilden. Diese Kristallen sind sehr rein, und sehen dem Quarz im Bruch ganz ähnlich. Das Exemplar kas ich besitze ist ganz weiß, manchmal aber höchst ftl- len sind diese Kristallen orangegelb, und überhaupt oft ^ehr oder weniger mit der Vitriolsäure gesättiget. Ei- hn etwas ähnlichen Quarzkristall habe ich im dritten ^and der erwähnten Oryctographie beschrieben. Diese N 5 oben 202 - oben erwähnte Kristallart befindet sich auf der rr. Tasti siA. ci. abgebildet; ich habe solche von dem Freyherrn von Mohel, Präsidenten des Bergwesens in dem Bißthu>" Salzburg mit andern Bergarten erhalten. Aus dem Gastein: Großschuppichter Bleyglanz von der Grube Ärz- weis. Dieses Erz ist sehr reich an Gehalt. Aus den Hinteralpen: Weister blatterichter Schwerspath, welcher häust§ unter dem dortigen Eisenerze bricht. Aus den Stangenalpen: Ein weisser derber Talkstein, welcher im Bruch schaalicht und halb durchsichtig ist. Bey Windisch Matrey: Schön amethistfärbiger Flußspath mit Pechblende Quarz und Thon. Die Blende davon ist etwas ph^ phorescirend. Diese hier angeführten Mineralien bre- chen zum Theil mehr oder weniger häufig, doch über¬ haupt sind heut zu Tage wenigere Gruben im Umtriebe als vor Zeiten, theils aus Mangel an Holz, oder daß die dermaligen grösseren Unkosten des Arbeiters solche nicht ertragen, indem durch Amerika ganz Europa nist Silber und Gold überhäuft worden, daß dermalen diest edle Metalle einen viel geringem Werth haben, als vor der Entdeckung des erst angeführten Welttheiles, indeiU der Arbeiter heut zu Tag kaum so viel Lebensmittel für 5 Kreuzer bekommt, als er sonst für einen Kreuzer er¬ hielt; Es ist also klar, daß der Lohn der Arbeiter täglich gestie- "- 2OZ gestiegen, aber nicht in eben dem Verhaltniß der Absatz der Metalle, sondern viele der edlen Metalle im Werthe ge¬ ringer geworden. Aus diesem ist also klar einzusehen, daß heut zu Tage viele Bergwerke in Europa aus eben dieser Ursach eingegangen, und noch eingehen müssen, Nnd um so mehr, da durch den grossen Fortgang der Wissenschaften in andern Landern, da selten ein etwas beträchtliches Reich ist, was nicht Bergwerke im Um¬ gebe hak, da man durch die Chemie viele Metalle, wel¬ che verlarvet sind, und vor Zeiten ganz unkenntlich, itzt i>N verschlossenen Feuer bald entdecket werden. Es müs¬ sen also natürlicher Weise jene Lander, die vor Zeiten al- 'ein im Besitze des Bergbaues waren, die Konkurrenz verlieren. Sogar Frankreich, welches immer die Berg¬ werke mit einem scheelen Auge ansahe, und sich bloß auf Ackerbau, Manufakturen und Handlung legte, hat nun auch durch sein Physiokratisches System eingesehen, daß Wan die Eingeweide der Erde benutzen solle, und hat zu diesem Ende eine ordentliche Bergschule errichtet, damit Untcrthan in diesem Fache hinlänglich unterrichtet werden möge. Sehr gefehlt ist es. im übrigen von ei- dein Staat, wenn er die Bedienten seiner Bergwerke Leuten unterordnct, die von der ganzen Bergwerkskunst Wcht mehr verstehen, als der Schuster von der Mathe¬ matik, wie der Fall in dem Salzburgischen Lande ist, wo die Werker unter der Oberaufsicht von Gerichtspfie- ^kn u. s. w. stehen, und aus dieser üblen Verfassung Lehen die dortigen Werker noch eher zu Grund; denn seit ein paar Jahren hat der Landesfürst kaum mehr als ZvvvO Gulden von allen seinen Bergwerken, Hallern aus- Lenommen, reinen Nutzen. Nun 2O4 - Nun wandte ich mich aus diesem sande nach Körnchen über den Katschberg, wo ich dann die Alp' kette von Granite und Felöschiefer verließ. Das Ge- birg bestund meistens ans Gestell-und Murkstein; we« uigem Granite, dann hin und wieder aus oben erwähn« kem grünen Fadenstein, und in Mugel brechendem weiß- schuppichken Marmor, Marmor 8alinum. Bey meinen! weiterem Forksetzen über diesen Berg nach Kremöbrucke kam wieder Felsschieser zum Vorschein, dann Gestell« 'stein, grauer und eben so gefärbter spathigter Marmor- Hin und wieder ist diese Steinart mit weißgrauen Gra« nit durchsetzt: Murkstein und Hornblende, so wie auch grauer Quarz brechen nur hier in diesem Mittel- und Vorgebirge, und so halten die Berge aus eben den Stein« arten bestehend bis zu dem schönen See von Mühlstadt an. Dieser See hat sehr klares Wasser, ist beträgst« lich tief, und hat einige Stunden im Umkreiß. Die Fische, die er enthalt, besonders die Forellen sind oft von 20 bis zo Pfund schwer, und von einem sehr kosili« chen Geschmack. Die kleine Hügel, welche alle in den See halten, bestehen aus Felöschiefer und etwas Gra« nite. Da ich nun den See meistens umgieng, so nahm ich meinen Weg von Mühlstadt, Büsching a. a. O., wel« cheS nichts als ein kleines Dorf ist, über den Berg Glanz gegen Osten; zu Anfang hatte ichGestellstein, Horn« blende mit vielem Quarz und Granaten eingemischt. Die« se letzte Steinart wechselte mit etwas Granite und Fels¬ schiefer ab. Nachdem ich mich nun gegen Mittag Berg' ab dem Tragfluß zu wandte, hatte ich grauen Kalkstein welcher mir stets bis Bleyberg und durch das Geilthal anhielt, wo ich dann den Nordöstlichen Zweig der I"' lischt" 20Z sistben Älpkette erreichte, von welcher ich zu Anfang Überhaupt Erwähnung gemacht habe. Ich habe von dieser Kette hier nichts zu erwähnen, indem ich solche ausführlich in den von mir oben angeführten Werken gegeben habe, und man also solche Nachsehen kann. Die Höhe der ganzen Norischen Alpkette ist in vie¬ len Gegenden sehr beträchtlich, als zum Beyspiel in Ty- tvl, im Salzburgischen und Kärnthen, wo es Berge giebk, welche gegen 2000 und vielleicht mehr Lachter Höhe haben, wie zum Beyspiel der Berg Glöckner, Or- teles u. s. w. Von ersterem habe ich in meiner Lustreise kine Abbildung gegeben. Mindere Höhe hak diese Ket¬ te, wenn sie gegen ihr Ende zugehet, als derjenige Theil, welcher einen grossen Theil von Oesterreich und Steyer. Mark ausmachet, und sich in der grossen Fläche vonHun- garn und Oesterreich endiget. Die höchsten Berge in diesem Theil sind die Schwamberger Alpen, Schnee- berg u. s. w. welche doch schwerlich mehr als 1200 Lach, ter Seehöhe haben mögen. Die Eisberge befinden sich also auch nur natürlicher, weise in jener Gegend, wo dieKette am höchsten ist, so hat also nurTyeol, das Salzburgische und Kärnthen derglei¬ chen, (in Krain sind keine als bey dem Berg Terglon,) welche in allen Stücken jener der Schweiz' ganz ähnlich sind, und vom Walcher und mir beschrieben worden, worauf ich also verweise, um nicht Wiederholungen her- Zusehen; und so ist eö auch in Aubetref der Bergwer- ke, welche sich indem obern Theil vonKärnthen befinden. Und der ich in einem andern Werk erwähnet habe. Die 206 Die Verschiedenheit der Norischen Alpenel'nwohnek ist lange nicht so groß, wie jene derRhatischen, und man kann sagen, daß durch die ganze Kette eben das nämliche Volk sey, wovon der Karakter gut und offenherzig ist/ so daß man hier in dieser Kette noch die ganze deutsche Redlichkeit sindet, welche in dem flachen und auch hüg« liehen Lande gegen Norden zu beynahe ganz verloren ge- gangen ist. Der teutsche Tyroler ist ganz das Gegentheil besT'. ienkiner; letzterer ist verschlagen, wohingegen ersterer offenherzig, der schweren Arbeit sehr ergebe»«. Mit grosser Empfindung habe ich hundertmal den armen Mann in dem Lande angesehen, wenn er mit Weib und Kindern in einem Karren sich eingespannt fand, und die Dienste eines LasithierS that, um sein tägliches Brod zu gewin« nen. Ueberhaupt ist,er unermüdet, alle Arten von schwe¬ ren Arbeiten zu khun. Es ist unglaublich für denjeni- gen, der es nie gesehen hat, mit was für einem Fleiß er seine wenige Erde auf dem oft steilesten Felsen bebauet, wo manchmal durch Regengüsse ihm die wenige Erde entführet wird, und er solche aus der Tiefe wieder in die Höhe tragt. Mit was für einer Lebensgefahr wird nicht oft ein wenig Gras von den Felsen her- unkergeholt, und wie ost zerfällt sich nicht auch Mensch und Vieh, um Nahrung zu suchen. Da die Bevölke¬ rung von Tag zu Tag zunimmt, und also den Armen immer mehr zwingt, in den gefahrvollesten Orten ein wenig Nahrung zu suchen, so glaube ich nicht, daß eine übermäßige Bevölkerung eines Landes zur Glückseligkeit der Einwohner, sonder»» gerade zum Gegentheil gehöret, und die Kameralisten können immer in ihrem Zimmer bey einer wohlbefetzten Tafel ihr LicblingSsysiem aufpu* tzen 2O7 hen und ausposaunen wie sie wollen, so wird ihnen doch derjenige nie Glauben beymessen, daß aller Orten der Erdboden noch zu wenig bevölkert sei), sondern dies für einen blossen Typ ansehen. Oft habe ich solche unsin. Nige Prediger an die Stelle eines solchen armen Alpen- Mann gewünscht; gewiß seine Feder würde sich in Jobs Klagen verwandelt haben, und nicht mehr ohne alle phy¬ sische Kenntnisse des lieben Erdbodens mit ungereimten Ausmessungen in Ouadrat-Klafter auf den Kopf angesto- cheu kommen seyn, wo manches land wie die hohen Ge- birglander kaum oft die Hälfte zu benutzen sind, und von Tag zu Tag weniger Werth haben, indem der Einwoh. der gezwungen ist, die Waldung immer mehr und mehr ju zernichten, um oft für einige Jahre wenige Ackerfel. der zu haben, wo nach der Hand bey Verfaulung der übriggebliebenen Wurzeln, welche die wenige Erde auf den Felsen band, vom Regen entfuhrt wird, und auf ewig kahl und unfruchtbar dafür stehen bleiben, wie man leider dermalen in so vielen Gegenden der Alpkette das Beyspiel hat. Ob nun gleich der Tyroler in einem sehr rauhen Him¬ melsstrich wohnt, so gicbt es doch unter manchen sehr ge¬ schickte Köpfe, besonders haben die zwey Bauern Anich Und Huber alle Aufmerksamkeit von der Welt auf sich gezogen; ohne alle künstliche Hülfe haben sie in ihren ersten Zeiten durch ihr natürliches licht die Mappirung ihres Landes so vollkommen vorgenommen, daß noch bis diese Stunde ihre Karte, welche sie von ihrem Vaterlan¬ de verfertiget haben, die ausführlichste von der Monar. chie ist. Ihrer 2O8 '-— Ihrer Religion sind sie, wie billig, sehr zugethan, und die Ausschweifung oder das Schwärmerische, was sie babey begehen, ist bloß auf Veranlassung ihrer un¬ belehrten hab- und oft rachgierigen Geistlichkeit zur last zu legen. Man kann sich wohl fehr wenige gute Begriffe von der Tyroler Geistlichkeit machen, wenn ich sage, daß ich in keinem Winkel von Deutschland so viel fanatische und unwissende Exjesuiten gefunden habe, wie in Bay' ern und Tyrol. Niemand hat mehr Erfahrung davon als ihre aufgeheiterte und gelehrte Milbrüder, wie viel sie unter ihren Ncckereyen und Verfolgungen ausgestaw den. Nun ist leicht der Schluß auf die übrige Kirchen' diener zu machen, wie diese beschaffen seyn müssen, da erstere ihre lehrer waren, und aus dem ganzen Haufen der lehren« den jederzeit diese Herren gewußt haben, die besten Köp' fe an sich zu locken. Eine grosse Schwärmerei- zur Bii' derverehrung herrschet hier im höchsten Grade; alle Häuser sind beynahe mit oft elenden Gemahlden oder Fratzenbildcrn übertüncht; nebstdem sind auch noch alle Wohnungen innerlich mit melancholischen Stücken, die oft Abscheu erwecken, behangen. Es ist bald kein ein¬ schichtiges Haus, vor welchem nicht ein kleines Gebäude steht, welches einem Backofen ganz ähnlich sieht, so wie in Siebenbürgen der Gebrauch ist, solche vor dem Haus auf der Gasse stehen zu haben, und für einen oder mehr Heilige zur Behausung gewidmet ist. Nebst dieser last, die der arme Unterthan mit Aufbauen vieler uunü' hen Kirchen, Kapellen oder Pagoden hat, werden ihn* auch noch fürs Himmelreich auf andern Seiten durch die schwarzen Röcke die Safte abgezapft, so daß es sich mancher armer Tropf am Brod gebrechen laßt, in der Mei' -—-' 209 > Meinung, da dieses Leben nur eine kurze Zeit dauert, s Han fürs Ewige nicht genug thun kann, wo indessen vie. le dieser Leute sich im Müßiggang wie unvernünftige i Thiere von dieser Gutherzigkeit masten. e Doch bey allem diesen Uebertriebenen sind die Tyro- ß ler sehr aufrichtige Unterthanen derMonarchie, und man e >vird nie von ihnen das erfahren, was man von fanati« - schen Bayern jährlich erdulden muß. So wie lehtere i der Anbachteley viel mehr als die Tyroler ergeben find, l so ist doch immer das Land mit schlechtem Gesindel an- ' 8efüllt, die auf Mord und Raub sich legen, wie ich « eg «us meiner Reise, nachdem ich durch einen kleinen i strich des Landes durchgangen, erfahren, und mich mit > Hoch vor solchem Gesindel habe retten können. Es ist > genugsam in öffentlichen Blättern bekannt worden, wie > seht- im Jahr 1781. Bayerland damit geplagt worden. ! Der Tyroler hat seine eigene Tracht: wenn man zu Martinsbruck aus Bünden nach Tyrol komme, so kommt kg einem vor, als wenn man aus einem elenden Markt* stech, in ein wohlhabendes Dorf käme, wo im ersteren liederlich gekleidete Bürger, und im letzteren wohlha¬ bende Bauern sich befinden; man empfindet sehr lebhaft, baß ein ganz anderer Regierungsgeist das Land belebt. Der Tyroler ist überhaupt gemächlich in seiner Klei« bung; das ist alles weit, doch ganz nach teutscher Art, Anstatt den gewöhnlichen Schuhen hat er sie bis zum halben Fuß zu schnüren. Die Weiber haben aber et« b>as ungewöhnliches, und was man sagen kann, auch verschwenderisches; ihre Röcke, welche oft von Tuch sind, brauchen 8, ro und mehr Ellen, so daß ein solches Klei« bungsstück auf die 12 und mehr Pfund am Gewichte hak, Hacguers Reisen kl. Tchejl, H und 2lO und ein Weib eben so breit darinn ist, als sie lang ist. Am Leib wird ein kurzes geschnürtes Leibel mit ei- nemBrustlatz getragen, worüber eine Gattung einesKre- seö kömmt, um den Hals eine Halsbinde so wie die Män¬ ner von schwarzem Flor. Auf dem Haupt meistens eint gestrickte Mütze von blau, grün oder meister Baumwolle, oder einen grünen, gelb oder schwarzen Huth. So wie die Kleidung gut bestellt ist, so ist es auch mit ihrer Kosi' meistens sind ihre Speisen fett, welches einer, der kei¬ ne physische oder Naturkenntniß des Landes hat, Verschwendung oder Wollüstigkeit ansehen könnte; al¬ lein weit davon entfernt, cS ist eben hier so wie in de» kalten nordischen Landern zur Nothwendigkeit geworden, daß der Tyroler so wie der Schweitzer, Salzburgs Kärnthner und zum Theil Steyermarker, so wie über¬ haupt die Einwohner in hohen und kalten Ländern noth- wendig viel Brennbares in ihren Saften haben müsse"' Täglich sieht man Beyspiele, wie richtig dieses sei- "" den Italianern, welche aus ihrem warmen Klima Holzhacker in die tyroler Waldungen zum Bäumest len kominen; wie bald sie mit ihrer geringen Kost stehen müssen, und sich an die Fette der Tyroler gcweh' nen, oder wenn es ihr nicht dazu gewöhnter Körper niäsi vertragen kann, ganz von der Arbeit abzustehen, und M wieder in ihr geliebtes Klima zu begeben. Die Salzburger haben sbeynahe ganz eben dieTraäsi wie die Tyroler, überhaupt lieben beyde Nationen beyderley Geschlecht die grünen Hüthe zu tragen. de Lander haben schönes Volk, doch hat das Salzburg" sche den Vorzug, besonders die Gegend von Pintzgau,^ andere höhere Gegenden, wo die Landmädel ausuel/ mende Schönheiten unter sich haben, und. besonders ih^ 2ir 'ang t ei« ?re- lam eine )lle, wie >st- keb sne ab den >en, ,el/ >et- cl? 'cm a" ol' >b- 'l" eh h- ,d p i' Ek t ^ke Gestalt, und mehr als lebhafte Farben und von Rankheit wenig wissend, folglich von der Last einer ^edicinalarmee befreyt, welche mit ihrer Infanterie, ^er noch mehr mit ihrer Kavallerie in den Städten fo vie- ^Menfchen tödtet, wie Ritter Tempel in feiner iz.Rede Hit guten Gründen erwieftn hat. Wie glücklich ist doch der Mensch, je mehr er im Stande der Natur lebt, und von keiner gekünstelten Erziehung noch Nahrungsmittel hsts, welche allen wohlhabenden Staatisten dieSäfte so ^ie ihre schlechte Moral das Herz verderben. In beyden diesen Landern herrschet viele Frcyheit, °hne daß man viel Mißbrauch davon machet; doch Huß ich öffentlich gestehen, daß ich einige Stücke im balzburgischen gefunden, welche mir in Tyrol nicht Vvrgekommcn sind. Von einem so erleuchteten Fürsten, h>e der iht Regierende ist, hakte ich nie vermuthet, baß er zulassen sollte, daß seine unverzeihliche und habsichtige Waldbedienten einen armen Unkerthan, der ein elendes Stück Wild schießt, mit so harten Stra¬ hn belegen, welche nicht viel unter derjenigen im Nach. Irland ein beträchtlicher Dieb erdulden muß. Wie vuangenehm ist es nicht, die Verbotstafeln im Betreff bos Wildes auf den Strassen zu ersehen; und eben so unbillig ist es, ein armes Mädel eines sanguinischen Temperaments halber, wenn sie Mutter wird, mit Gulden Geldstrafe zu belegen, und noch dabey eine osfentliche Strafe erdulden zu sehen, wo der Augenblick wo ein wohl eingerichteter Staat ihr unter die Arme Meissen soll, und just das Gegentheil thuk. Wird Vicht eine solche Arme gezwungen andere Laster zu bege- hon, um das Geld zu bekommen, und den ost unwür¬ digen Richter oder Pfleger zu befriedigen, daß sie ihrer O 2 Ein- 2l2 - .. Einsperrung frey wird. Indessen ein Fürst, wie ißt das Land besitzt, ist nicht fähig, solche Gesetze zu mache», sondern sie sind Ueberbleibseln älterer dunkeln Zeiten, und ich bin versichert, wenn ein redlicher Minister solche U»- fuge weis, und sie seinem Herrn vortragen wird, fit gewis nicht gestattet werden. Was ich hier erwähnt Habe, ist die reine Warheit, obgleich sie nicht mit den ft getreu gegebenen Nachrichten des oben erwähnten Rei¬ senden Franzosen übereinstimmt; und der Salzburger Unterkhan ist lange nicht so glücklich, als er ihn schil- dert, ob es gleich unter einer geistlichen Regierung ft leicht seyn könnte. Aus allen diesen hohen Ländern ist das Volk bemüfi siget den Winter wie auch oft den Sommer hindurch äusser Landes zu wandern, um Lebensunterhalt zu finde»/ den ihnen ihre elenden und zu viel bevölkerten Gegend^ versagen; die Tyroler handeln äusser Land mitKanarie»- Vögeln, Schnitzwerk von Holz des Zirbelbaum, l'inus xinea bännaei, mit Tischkeppich, gestrickten Kleidung^ stücken u. s. w. welche Waaren sie alle sehr wohlfeil ar¬ beiten. Aus dem Salzburgischen wandern eben vielt der Einwohner äusser Landes, welche Geld zurückbringc»/ als Weiber und Männer, die in Oesterreich sich mit Zie¬ gelmachen abgeben, und so die Manner auch mit de» Thierbeschneiden u. s. w. Man weis, wie viel aus Berchkolsgaden Kindck- waarc verkauft wird, welche sie durchaus aus Holz ver¬ fertigen. Nebst allem diesem giebt eö auch viele dck Einwohner, welche so wie die Helvetier, Savoyarden ewig von Hause wegbleiben, und bald mit dem Handel, Hand¬ werk ober Bergbau u. s. w. sich ihr Brod verdienen. Das -- LIZ Das Volk in Karnthen hat viel ähnliches, mit den beyden ersterwähnten Landern, nur ist es etwas weniger arbeitsam, und durch seinen Reichthum an vielen und ergie¬ bigen Bergwerken nicht bemüßiget äusser Land zu wandern. Die Kleidung des Volks beyderley Geschlechts ist ganz kben so einförmig. Ueberhaupt ist auch hier schönes Volk, nur das Weibliche ist schon nicht mehr so reinlich, Nachlaßig im Anzug, mit sehr grossen Hüthen versehen; doch weniger keusch, als in den vorgehcnden Landern, folglich alle mehr ausschweifend, als die Slaven, wel¬ che daran gränzen; ohne Zweifel ist ein besseres Leben, dnd weniger in der Noch sich zu befinden, schuld daran. Ein jeder weis, wie gleichgültig man dabey ist, mit ei. der elenden Kost, wie die Slavischen Völker haben. Das die Schwärmerei) und Aberglauben anbetrift, ist in Karnthen eben nicht viel weniger als in vorgehenden Ländern, welches mit hundert Beyspielen belegt werden könnte, wenn die Sache einen Werth verdiente angeführt Zu werden. In übrigen, was dieses leßte Land betrift, habe ich in dem ztcn Band der Oryctographie des meh. *ern davon erwähnet. Nun muß ich doch jener Krankheiten erwähnen, die meistens den Gebirgländern eigen sind, dieß sind die Kröpfe, und das Heimweh. Ich habe was erstere belangt aus der Erfahrung gefunden, nachdem ich bey zwanzig Jahre hindurch die grosse Alpkette von Europa an verschiedenen Gegenden durchgegangen bin, daß nur gewisse Gebirge, von welchen die Trinkwasser mit von den kleinern Theilen davon abgefüllt, Schuld an dieser Krankheit seyn. Unter loOOv Menschen, welche ihr Wasser aus dem Kalkgebirge zur Nahrung holen, wird Man kaum zweye finden, die mit diesem Uebel geplagt O z wer- werden, aber auch hier liegt eine andere Ursache zum Grunde, wenn solches geschieht; hingegen in denjeni¬ gen Gebirgen, welche aus zusammengesetzten Skeinar« ken bestehen, die nicht durch die Magensaure auflösbar sind, verursachen sie solche häufig. Das Beyspiel hat man in dem Felöfchiefergebirg u. s. w. wo sich schon am F"ß solcher viel zeitliches Gebirg befindet, welches die Was' ser damit schwängert, wie zum Beyspiel in einigen Ge¬ genden von Tyrol, Salzburgischen, Karnthen undStey- ermark, wo die Einwohner mit den Kröpfen oft so ge¬ plagt sind, daß sie vollkommen ein Mittelding zwischen Vieh und Menschen machen. Wenn man einen Sprach' losen kropfigten Menschen an das Thierreich anschlicßt, so sieht man, daß die Stelenmaterie mehr zur Vernunft in dem organischen Körper des Urang-Utang wirkt, als bey einem solchen Menschen. Meistens sind letztere, wie einige die Kröpfe im höchsten Grad haben, tölpelhaft, oder auch wohl vollkommen vernunftlos. Wie geschwind nun manche Wasser aus demSchie- fergebirge Kröpfe verursachen, habe ich an meinem Kör» per selbst erfahren. Einmal trank ich eine Woche ein solches verrufenes Wasser, um überzeugt davon zu wer¬ den, wo mir denn bald die Schilddrüse auf dessen Ge- nuß zu schwellen anfieng, und nur mit Hülfe des ge¬ brannten Seeschwamö nach ein paar Monaten vertrei¬ ben konnte. Wer davon überzeugt seyn will, der trin¬ ke die Wasser von der Sanalpen von Grafenbach- in Karnthen, u. s. w. Eine lange Zeit vermuthete ich, daß die Wasser aus allen jenen Gebirgen, welche aw Stahl Feuer geben, dieses Uebel gleich verursachten; Allein das Wasser, welches die Einwoher auf beträchtli¬ chen Anhöhen geniessen, wo nichts als fester Granit ist. — LIZ ist nicht schädlich, und sie bleiben von diesem frey, obgleich sie nichts weniger Fette essen, als jene in den Thälern; denn es ist doch ganz gewis,daß die übermäßig genossene Fette vieles zu Verstopfung der Drüsen beytragen mag. Im übrigen will ich nicht für Allgemein gesagt ha¬ ben , daß die Kröpfe bey dem Menschengeschlecht nur von den mit Thon und vieler Kieselerde angefüllten Was. fern Herkommen; sondern es sind vielfältige andere Ur¬ sachen, welche Verstopfungen in den Drüsen zuwege bringen können, als verdorbene und dicke Safte; doch ist dieß in keinem Lande allgemein, und es hat es Herr Forster und andere Naturkündige, die mit dem Welt¬ umfahrer Coock gereiste sind, erfahren, daß das Trin¬ ken des Eiswassers ebenfalls Kröpfe beym Schifsvolk verursachte. Sollte also mancher dem Schein nach das Gegentheil finden, nemlich daß es auch in der Kalkkette in manchen Gegenden kröpfige gebe, so ziehe er nur in Betrachtung, woher solche Menschen ihr Wasser holen, er wird jederzeit finden, daß solches aus Felsschiefer, Porphyr oder dergleichen Gesteine, welches sich als Mit¬ tel oder Vorgebirge zwischen den hohen Kalkbergen fin¬ det, herrührek. Es ist ferner gewis, jemehr die Thon¬ arten Vitriolsäure in sich schliessen, desto eher verursa¬ chen sie Verstopfungen. Run was das Zweyte belangt, nemlich das Heimweh oder die Sehnsucht nach Haufe, dieses glaube ich liegt bloß in dem Physischen des Körpers, und dem Klima. Erstens sind diese Menschen sehr an eine reine Luft und Wasser gewöhnt, von welchem sie keines im platten Lande finden, folglich die Einakhmung einer dicken Luft und Genuß eines schlechten Wassers ih. nen Beschwerniß und Beängstigung auf der Lunge macht. Durch 2l6 ' Durch vielfältige Oefnungen menschlicher Körper habe ich gefunden, daß unter hundert im Gebirg wohnenden nur 6 bis 9 sind, welchen die Lunge nicht angewachfen war. Vor 5 Jahren hatte ich Gelegenheit in einem Tag 14 junge Purfche von 18 bis 20 Jahren zu öfnen, welche den Tag vorher frisch und gesund waren, die aber durch Uebertreibung auf die ersten zwei) Meilen die sie machten, als Rekruten mit einer anhabenden engen Kleidung er« stickten. Ich fand bey iz mehr oder weniger die Lungen angewachsen, und durch den übereilten Marsch bis zunr Zerplatzen ausgedehnt. Die Ursach der Anwachsung d> eses Organ bey den Gebirglandern mag wohl jederzeit von ei¬ ner geringen Lungenentzündung herrühren, welches man mit Gebirgsteigen und eiskaltes Wasser trinken sich ohne weitere üble Folge zuziehk, nicht allein daß dieses Uebel so gemein bey dem Menschen in solchen Gegenden sey, son¬ dern auch bey dem Hornvieh, wie ich ebenfalls durch Oef- nungen solches zur Genüge erfahren. Was nun letztres betrift, wegen dem Klima der hohen Gebirglander, so weis man daß solches in vielem verschieden gegen das platte Land ist: wenig Nebel, folglich die Luft mehr tro¬ cken, und überhaupt der Faulung mehr widerstehend, in¬ dem sie viel weniger mephitische Luft in sich schließt. Nun hoffe ich, daß man genugsam aus dieser Al¬ penreise von 9 bis io Grad Erdbreite von Osten nach Westen ersehen kann, daß keine allgemeine Schlußsolge von der Beschaffenheit unsers Erdballes zu machen sei), um daß man sagen könnte, die Hauptgrunderde aller Steine sey Kalk- oder Glaserde, vielwenigcr dieß oder jenes Gebirg sey der Grundstein oder die Unterlage al¬ ler übrigen Bergs; eine Zeit her hat man cs wie aus¬ gemacht annehmrn wollen, Granit oder Quarzschiefer, welche - ' - 217 welche andere Hornschiefer nennen, sey das eigentlich ur¬ sprüngliche und Grundgebirge aller übrigen, und um dieß noch mehr zu bekräftigen, hat man so gar eine lan. ge Zeit alle Schichtenlagen dem Granit absprechen wol¬ len, und solche als einen Beweis derZeitliMeit nur dem Kalk, Schiefer, Gneis u. s. w. zugestaOr. Allein al- les dieses entstund durch Erfahrung, welche in einem engen Bezirk gemacht worden, und es ist solchen ergan¬ gen, wie jenen, die eine Ueberschwemmung in ihrem Lan. de erlitten, und aus solcher die Schlußfolge zogen, es sey mit der ganzen Welt nichts anders, und also durch Tradition eine allgemeine gemacht. Ich habe, wie man aus dem Vergehenden ersehen kann, eine sehr mächtige und auögebreilete Kalkette durchgangen, wo ich den Kalkstein obzwar ursprünglich, doch hin und wieder etwas verschieden gefunden, so daß er bald mehr oder weniger fremde Theile als Glas- und Thonerde bey sich hatte, und in Anbelreff der Dichtig¬ keit mehr oder weniger scharf bricht, so daß er oft am Stahl Feuer gab, ferner daß eben durchaus dieses Ge. birge bald in Schichten, welche nach allen Gegenden und Graden laufen und fallen, wovon der Stein mei¬ stens rautenförmig bey solchen sich einstellk, oder bald in ganzen Klötzen aus dem Seegrund darstellend gefunden. Sowie nun der ursprüngliche Kalkstein nicht jederzeit voll, kommen gleichförmig ist, so ist die Verschiedenheit noch grösser bey dem zeitlichen. Man findet solchen mit und ohne Versteinerungen. Ersterer ist beynahe aller Orten in den Vorgebirgen zu Haus, und in vielen Ge- genden macht er einen Saustein aus. Man findet ihn selten über bis 622 Lachter Seehöhe. Seine Dich, tigkeit ist eben so verschieden als seine Farben, und oft 'Hacquera Reisen H. Theil. P mit 2!F - - — mit fremden Theilen eingemischt. Zweyter macht mei¬ stens die Marmorarten aus, das ist die ein- und viel¬ farbigen, welche letztere oft blosse Breccien sind. Die¬ len von solchem Kalkstein habe ich ganz so schaalicht ein¬ brechend gesunden, wie Hornstein, meistens ist dies« Art schwarz von Farbe, dicht, und nimmt eine gute Politur an. Derjenige Kalkstein, der am häufigsten in dem Granite, Felsschiefergebirge u. s. w. vorkommt, ist ein weisser Stein, aus nicht gar feinem Korn mit glanzenden Theilen gemischt, der den käsrmor micsns Haaei oder Marmor 8slino der Italianer auömacht- Sein Bestand ist meistens aus oft feinen Schichten, doch ziemlich dicht, daß ihn die Alten wie die Neueren mit Vortheil für Statuen, Brustbilder u. d. g. genutzt haben. Diese letztere Steinart findet sich auf allerley Grade der Höhe. Nebst erwähnten schimmernden Kalk¬ stein giebt es noch viele andere Abweichungen, wovon einige mit Glimmer, andere mit Quarz, u. s. w. g^ mischt sind, ohne die geringste Versteinerungen in fist) zu schliessen; allein man würde sich sehr irren, wenn man solchen Kalkstein zu den ursprünglichen rechnen woll¬ te, denn alle diese Abarten sind Himmel weit von den ur¬ sprünglichen verschieden, ferner machen sie auch nie ganze Gebirge-aus, sondern sind nur auf glasartigen Gebir¬ ge aufgesetzt, oder in solche als Stöcke oder Gange ein¬ brechend , wovon die Schichten mit andern Felsarten abwechseln, und ost mit ihnen gleiches Streichen haben- So wie es sich mit den Kalkarten verhält, eben die¬ se Beschaffenheit hat es init den glasartigen Steinen besonders mit dem Granite und seinen Abarten, welche bald in Schichten oder im Ganzen einbrechen. Es scheint indessen aus der Erfahrung, dH nicht jederM diejeni¬ gen ——- 219 gen Steinarken zeitliches Ursprunges sind; welche in Schichten brechen, sonsten müßten viele der höchsten Granitberge u. s. w. darunter gehören, welche ich in Schichten angetroffen habe. So ist es auch ganz ge. wiß nicht an dem, daß jederzeit der Gneis von einem ausgelöSten Granit entstanden, da ich doch solchen so selten in Rhatien angetroffen habe. Indessen wer auf das Gneissystem verharren wollte, könnte wohl leicht allen grünen Granit oder Geisbergerstein von Helvetien zu Gneis machen, indem er mit Steatit, welcher für einen Theil Thon angesehen werden könnte, gemischt ist, und oft in ziemlich dünncnSchichten bricht, und also sagen: Der Gneis bedeckt die Granitklöhe eben so wie der Kalk es zu Zeiten zu thun pflegt, und also der Granit jeder, zeit die Unterlage aller übrigen Gebirgarten ausmachk, auch solcher nicht ehender zum Vorschein kommen kann, bis nicht die aufsißenden Gebirge herunter geschwemmet worden, oder auch wohl wegen tieferer Lage des Grund- gebirges an manchen Ort nicht möglich sey. — Wie keine allgemeine Regel ohne Ausnahme seyn kann, so gilt es auch mit der Verwitterung der Gebirge. Ich habe diese überhaupt nach solchen Regeln gefunden, das ist, nach der mindern zu der mehrern Auflösung als Gyps, Granitfels, welcher nur aus groben Theilen besteht, dann kleinkörniger Granit, Fels- oder O.narzschiefer, Por» Phyr, ursprünglicher Kalkstein, Stinkstein, zeitlicher Kalkstein, von welchen doch der Marmor micans aus« genommen ist, und diejenigen Steinarten, welche aus kleinen gemischten fremden Theilen bestehen, wie der Sand» kalkstein u.s. w. die Unterlage der erstere« ausmachen, und nicht eher zum Vofchein kommen, bis nicht solcher her¬ unter gewaschen ist. P s Mas 22O Was ich nun hier überhaupt von dem Gebirge ge¬ sagt habe, ist bloß nach gemachter Erfahrung; ich glau¬ be also nicht geirret zu haben, dieweil ich mich nicht auf jenes berufe oder beschreibe, was ich nicht gesehen Habs; jedennoch mag es mehr als zu gewiß seyn, daß mir auch manches unentdeckt und unerforschlich geblieben, welches nach mir in ein noch helleres Licht gesetzt werden kann; man hat also das Ganze nur für ein bloßes Gerippe anzu¬ sehen, an welchem das Fleisch fehlt, und mit der Zeit von andern daran gefetzt werden kann, um es zu vervollkom- menen; indessen wie groß der Nutzen von einer solchen beschwerlichen Arbeit sey, wird ein jeder einsehen können, der dieses Buch wird durchlesen haben; ich bin nicht im stände solches darzuthun, gewis istö, meine einzige Absicht war bey dieser wie bey aken meinen vorgehenden Rei¬ sen, dem Allgemeinen und dem Monarchen dem ich diene, aufs möglichste zu nutzen, sollte ich aber meinen Entzweck zum Theil verfehlt haben, so sind nur Kräfte, die mir mangelten, und nicht der Wille schuld daran.