Erläuterung der nach des geheimen Jnsiizräthes Pütters Grundriß der Staarsveranderungelt des teutschen Reichst Von Thomas Dolliner, der Rechte Doctor und Professor der Reichsgeschichte, des Lshenrechts, und teutschen Staatsrechts Thereflanischen Ziitterakademie. Ban d. Von Rudolf von Habsburg bis Maximilian t. Zweyte verbesserte Auflage. Wien, öky Christian Friedrich Äappler und CoMpagnik» r 8 2 r. Zweyte Abtheilung dtt mittleren Geschichte von Rudolf von Habsburg bis Mapmilian !. vom A 1272 bis 1493» (221 Jahre) i. Hauptstück. Von den ersten Königen und Kaisern dieser Zeit aus verschiedenen gräflichen Häusern vom I. i^sbis 1313 (41 Jahre). AW on hier sind als «Quellen folgende gleichzeitige Ge- schichtschreiber zu merken: Martini lVliuorirc« (zu Ende des izten Jahrhunderts) Flores iemyo- rum all initio U-cuIi us Zu den mächtigsten Herrn in Teutschland gehörten nun freylich die Grafen von Habsburg nicht, aber auch nicht zu den unbeträcht¬ lichen. Der Erzbischof von Cölu nennt in dem Schrei¬ ben , wodurch er dem Papste Gregor X. Rudolfs Wahl berichtete, Rudolfen einen Mann, der durch eige¬ ne Kräfte mächtig und mit vielen Mächtigen verwandt sey. Und Rudolf selbst sagte,, daß er ein Land besitze, dessen sich kein Fürst schämen dürfte. Am wenigsten kann den Habsburgern die fürstliche Würde streitig gemacht werden. Sie stammten von alten Herzogen her, nannten sich Landgrafen von Elsaß, führten gleich andern Fürsten des Reichs das Rittersiegel, worauf die ganze Person im Harnisch z» Pferde er¬ scheint , hatten eigene Erbhofbeamte und hielten einen fürstlichen Lehenhof. Die Zeitgenossen gaben ihnen den fürstlichen Titel. Sie weisen also keine einfachen Grafen, sondern führten nur den Nahmen Grafen von ihrem Stammschloß Habsburg. Der shmäh¬ süchtige Voltaire vergleicht den Grafen Rudolf mit den nachher in Italien entstandenen Eonclomeri. Al¬ lein dieser Einfall ist ihm sehr übel gerathen. Die Eon» Rudolf Von Hamburg. 15 ckotckeri waren Leute, die zu Hause uud zu Felde nichts zu verlieren hatten, sich ein kleines Freycorxs warben, und mit demselben in den Dienst bald die¬ ses, bald jenes Fürsten traten. Wenn sie gegen ein¬ ander zu stehen kamen, so schonten sie sich auf aste mögliche Weise, und wenn die Fürsten sie nicht mehr bezahlen konnten, so zwangen sie dieselben, Friede zm machen, so daß nur sie einen Vortheil vom Kriege zogen. Rudolf hingegen besaß ein fürstliches Er¬ be , führte seine Kriege auf eigene Rechnung und mit eigener Macht, uud hakte überhaupt mit jenen italie¬ nischen Abentheuerern nichts gemein. Rudolf erhielt die Nachricht von seiner Wahl V. in dem Lager vor Pasel, da er eben beschäftiget war, die von einer Gegcnparthcy vertriebenen adeliche« Geschlechter der Stadt in ihr Bürgerrecht wieder eiu- znsetzeu. Er betrachtete die auf ihn ausgefallene Wahl als eine Schickung Gottes, schloß sogleich »M den Baselern Frieden und reifete zu seiner KrünrmK nach Achen ab, die am 28« Octob. unter allgemei¬ nem Frohlocken erfolgte. Nach der Krönung wollte Rudolf der alten Gewohnheit gemäß die anwesend« Neichsfürsten belehnen. Allein man hatte das W dieser Feierlichkeit erforderliche Reichssccpter nickt bcP der Hand, Viele nahmen daher Anstand, sich belehn« zu lassen. Rudolf wurde dadurch gar nickt aus dw Fassung gebracht. Er ergrief ein Crucifi.r uud sagte: rin Zeichen, wodurch die Welt erlöset worden, rmW gewiß k6 Rudolf von Habsburga gewiß auch die Stelle des Scepters vertreten können. Den Fürsten gefiel diese Gegenwart des Geistes an dem neuen Könige, und alle Anwesenden empfiengen willig die Belehnung mit dem Crucifix. Noch ehe Rudolf Achen verließ , erfüllte er das Versprechen, welches der Burggraf von Nürnberg wider sein Wift sen den drey weltlichen Wahlfürsten gegeben hatten Er vermählte nämlich eine seiner Töchter , Mathilde mit Nahmen, an den rheinischen Pfalzgrafen und Herzog von Oberbayern Ludwig den Strengen, und *ine andere, Agnes genannt, an den Herzog Albrecht 1l. von Sachsen. Etwas später gieng auch die Heu- rath der dritten Tochter Hedwig mit dem Markgrafen Otto von Brandenburg vor sich. Vi. Unterdessen rührte sich der König Alfons von Ca- stilien wieder, und betrieb seine alten Ansprüche auf das teutsche Reich Key dem Papste. Gregor X. würde vielleicht Anstand genommen haben, Rudolfen als König anzuerkennen, er würde vielleicht nach den Grundsätzen, der vorigen Päpste ein Gericht ungeord¬ net haben, um zu entscheiden, wer der rechtmäßige König sey, wenn ihm nicht eine andere Angelegenheit am Herzen gelegen wäre. Er war vor seiner Wahl päpstlicher Legat in Palästina gewesen, und hatte den betrübten Zustand, in dem sich die christlichen Sachen daselbst befanden, mit eigenen Augen gesehen. Als Papst wollte er nun denselben durch einen allge¬ meinen Kreuzzug wieder aufhelfen, Er schrieb deß? wegen Rudolf von Habsburg. <7 tvezen auf das J. 1274 ein Conciltum nach Lion aus, wohin er sich selbst verfügte. Dahin schickte auch Rudolf Gesandte, die um seine Anerkennung bey dem Papste anhalten sollten. Die Ueberzeugung/ daß ohne ein sicheres und thätiges Oberhaupt der Christenheit an keinen Kreuzzug zu denken selber vor¬ läufige Antrag Rudolfs zu demselben , und die drin, geuden Vorstellungen der versammelten Kirchenväter bewogen den Papst, Rudolfen förmlich als römischen König zu bestätigen. Doch gieng er dabey mit aller italienischen Feinheit zu Werke. Rudolfs Gesandte mußten nicht nur die Capitulattonen Otto's IV. und Friedrichs II. unterzeichnen > sondern auch noch meh¬ rere andere Stücke, die zur Befestigung der von den letzter» Päpsten errungenen Vortheile gereichten, dem Papste zusagen. Gregor brachte es dann bep dem Könige Alfons von Castilien thcils durch eine persön¬ liche Unterredung zu Beaucaire, theils durch schrift¬ liche Befehle und Drohungen dahin, daß er endlich von seinen grundlosen Ansprüchen auf das Kaiserthum abstand. Auch mit Rudolf hielt Gregor im 1.1275 eine persönliche Zusammenkunft zu Lausanne, wobei) Rudolf das von seinen Gesandten zu klon gemachte Versprechen eidlich bekräftigte- das folgende Jahr den Römerzug und nach der Kaiserkrönung den Kreuz¬ zug anzutrrten versprach , und zu diesem Ende sich schon das Kreuz anheften ließ. Allein zum Besten Trutschlands kam weder der Kreuzzug, noch der Rö» V merzug r8 Rudolf Von Habsburg. merzug zu Stande ; denn Gregor X. starb auf sei¬ ner Rückreise nach Nom. Seine Nachfolger iöseten einander sehr geschwind in der Negierung ab, betrie¬ ben auch die Sache nicht s» eifrig, so daß zuletzt auch die Stabt Accon, die den Christen in Palästina noch allein übrig war, verloren giengRudolf aber hatte unterdessen in Leutschland wichtigere und nützli¬ chere Geschäfte abzuthun, II. Dahin gehören vorzüglich die Zanöel mit dem Rönrge (Dttocar von Böhmen. Dieser weigerte sich Rudolfs Wahl genehm zu halten, suchte den Papst auf seine Sette zu ziehen und Rudolfs Anerkennung zu hintertreiben ; konnte aber nichts ausrichken, und ward deswegen dem Papste selbst gram. Ueberdieß verband er sich mit dem Herzog Heinrich von Nie¬ derbayern , und beyde wollten sich zu keiner Lehenneh- mung von Rudolf bequemen. Sie wurden daher auf den 1274 nach Nürnberg ausgeschriebenen Hoftag vorgeladen; aber beyde blieben aus. Rudolf beschick» sie noch einmahl nach Würzburg, und, als sie wieder nicht erschienen, 1275 zum dritten Mahl nach Ms- bürg. Hieher schickten endlich beyde ihre Gesandten, Ottocar den Bischof Bernhard von Seckau, der Her¬ zog Heinrich den Propst Heinrich von Oettingen. Al¬ lein anstatt sich in etwas einzulassen, erhoben die beyden Gesandten gegen einander einen Streit über die Frage: ob sich die Herzoge von Bayern oder die Könige von Böhmen in dem Besitze des Rechts befän¬ den. Nudvlf Von Habsburg. »9 den , eine von den sieben Kurstimmen bey der Wahl eines römischen Königs zu führen? Wahrscheinlich suchten sie dadurch den Reichstag zu verwirren oder gar zu trennen. Mein Rudolf vereitelte diese Ab¬ sicht, indem er den Streit auf der stelle für dir Herzoge von Bayern entschied-. Nun kam der Bi¬ schof von Seckau auf einen andern Gegenstand, der noch unangenehmere Folgen nach sich zog. Er firng an, in einer lateinischen Rebe mit verschiedenen Grün¬ den die Gültigkeit der Wahl Rudolfs zu bestreiten. Unter andern ließ er sich verlauten, daß Rudolf und die ihn gewählt haben, zur Zeit der Wahl im Vanne gewesen seyen. Die versammelten Fürsten wurden über die Verwegenheit des Bischofs so aufgebracht, daß sie sich gewiß an ihm vergriffen haben würden, wenn nicht Rudolf selbst sich in das Mittel gelegt, und dem Bischöfe den guten Rath gegeben Härte, sich eilends von Augsburg zu entfernen. Nach dem Ab¬ züge der böhmischen Gesandtschaft wurde der König Ottocar mit allgemeiner Einwilligung der versammel¬ ten Reichsfürsien in die Reichsacht erklärt, weil er binnen der gesetzmäßigen Zeit die Veiehnungss zu neh¬ men unterlassen hat, und auf eine dreymahlige Vor¬ ladung nicht erschienen ist, nm sich deßwcgen zu recht¬ fertigen. Bald darauf schichte Rudolf den Burggra¬ fen von Nürnberg an den König Ottocar, mit dem Bedeuten, Ottocar sollte dem Reiche die Länder Oe¬ sterreich, Steper, Kärnthen, Krain, die windische B 2 Mark, 2<2 Rudolf von Habsburg. Mark, Pottenau und Eger, auf die er kein Recht hätte, herausgeben. Rudolf war zu einer solchen Zurückforderung allerdings berechtiget; denn die mei¬ sten dieser Länder und Districte hatte Ottocar ohne allen Rechtsruck an sich gerissen. Ueber die baben¬ bergischen Lehen war er zwar vom König Richard be¬ lehnet worden; aber ohne Einwilligung der Wahl¬ fürsten, die doch in jenen verwirrten und stürmischen Zeiten das einzige Mittel schien , den Verdacht der Erschleichung oder einer andern Unregelmäßigkeit von einer so wichtigen Handlung zu entfernen. Und gesetzt auch, daß Ottocar ein Recht auf jene Länder gehabt hätte, so hat er dasselbe durch seine offenbare Felo¬ nie verloren, da er binnen der gehörigen Zeit nicht um die Belehnung angesucht, ja sich nicht einmahl gewürdiget hat, Rudolfen als rechtmäßigen König anzuerkennen. Ueberdieß beklagten sich der Erzbischof von Salzburg und die österreichischen Landsiände viel¬ fältig über die harten Bedrückungen, die sie von Ot¬ tocar auszustehen hätten, und baten auf das instän¬ digste , Rudolf möchte sie von der unerträglichen Knechtschaft befreyen. Ottocar antwortete dem Burg¬ grafen von Nürnberg, er sey gar nicht Willens, so mübesam erworbene Länder aus den Händen zu lassen. Er verließ sich auf die bekannte Untätigkeit und Lang¬ samkeit der Reichsstände, auf die schlechte Verfassung der Netchsarmee , auf seine Festungen und siegge¬ wohnten Heere. Auch hatte er sogar noch einige . Reichs- Rudolf bon Habsburg. -i Reichsstände , unter andern den Markgrafen Ott» von Brandenburg, auf seiner Seite. Als Jahr und Tag seit der Augsburger Achtserklärung verstrichen wa¬ ren , ohne daß Ottocar irgend eine Entschuldigung vorgcbracht hätte , wurde auf einem Hoftage zu Kempten der Krieg gegen ihn beschlossen, wozu in¬ dessen Rudolf mit größter Klugheit die trefflichsten Vorkehrungen gemacht hatte. Sehr gut kam ihm dabcy zu siatteu, daß der Herzog Heinrich von Nie¬ derbayern sich mittlerweil mit ihm ausgesöhnet hatte. Rudolf hat denselben auf dem Reichstage zu Augs¬ burg nicht, wie seinen Bundsgenossen Ottocar, in die Acht erkläret, sondern ihn durch gelindere Mittel von dem Könige von Böhmen abzuziehen gesucht, wel» ches ihm auch endlich glückte. Das Versöhnungs- mtttel war eine von Rudolfs Töchtern Catharine, die an den ältesten Prinzen Heinrichs Otto verlobt wurde. Doch ist es ungegründet/ daß Rudolf bey dieser Gelegenheit dem Herzoge Heinrich zur Sicher¬ heit des Brautschatzes und einer vorgeblich vorgestreck- ren Summe Geldes Oesterreich ob der Ens verpfändet habe. Die Aussöhnung mit dem Herzoge Heinrich öff-vili nete Rudolfen den geraden Weg durch Bayern nach Oesterreich. Er säumte nicht, mit dem versammel¬ ten Kriegsheere von dieser Seite in Oesterreich einzu- dringen, da ihn Ottocar an den Gränzen von Böhmen bey Eger erwartete. Zu Ende Septembers 1276 standen 22 Rudolf von Habsburg. standen die kaiserlichen Truppen schon auf österreichi« schem Boden, und in wenigen Tagen war das ganze Land bis auf Klosterneuburg und die Haupstadt Wien in Rudolfs Gewalt. Unterdessen war auch der Graf Mainhard von Tyrol, dessen Tochter Elisabeth nicht lange vorher mit Rudolfs Sohn Albrecht vermählt worden, mit einem eben so glücklichen Erfolge in Kärn- then, Krain und Steyermark eingebrochen. In kur¬ zer Zeit bemächtigte er sich theils mit den Waffen in der Hand, theils durch frepwillsge Ucbergabe aller festen Städte und Schlößer in diesen Ländern, und führte dann nicht nur seine Armee, sondern auch eine ansehnliche Anzahl innerösterreichischer Mannschaft dem Kaiser zu, der indessen auch Klosterneuburg durch eine Kriegslist erobert hatte, und Wien eingeschloffen hielt. Zu gleicher Zeit näherte sich der König Ladislav von Ungern, mit dem Rudolf ebenfalls ein Bündniß er¬ richtet hatte, mit einer starken Armee den Gränzen Oesterreichs, um zu dem Kaiser zu stoffen. Ottocar hatte auf die Nachricht, welchen Zug Rudolf nehme, seine Armee eiligst aus Böhmen nach Oesterreich gezo¬ gen , und war demselben auf dem linken Ufer der Do¬ nau beständig zur Seite gefolgt, so daß er zuletzt Wien gegenüber stand, und die kaiserliche Armee beob¬ achtete. Er bildete sich nichts weniger ein, als daß in seiner Stellung hinter dec Donau ein Angriff auf ihn versuchet werden könnte; aber bald wurde er zu seinem Erstaunen eines andern überzeugt. Sobald Rudo s Rudylf bon Habsburg. sz Rudolf die hinlängliche Verstärkung erhalten hatte, fieng er an, eine Art von Schiffbrücke über die Do¬ nau zu schlagen, und ward damit in kurzer Zeit so weit fertig, daß er schon Anstalten machte, sein Kriegsheer zum Angriff hinüber zu führen. Nun ent¬ fiel dem König Ottocar der Muth. Er bot die Hand zu einem Vergleich. Es wurden von feder Seite zwey Schiedsrichter gewählt , weiche den 22- Nov. 1276 folgende Frieöensbedingungen zu Stande brachten: Ottocar sollte Oesterreich, Skeyermark, Karnthen, Kram, die windische Mark, Portenau und Eger an das Reich, seine in diesen Ländern gelegenen Lehcn- und Allodialgüter aber an den Kaiser für seine Person abtrcten; Rudolf hingegen sollte Ottocarn mit den auf Böhmen und Mähren haftenden Reichs-und allen übrigen Lehen, die er und seine Vorältern bisher rechtmäßig vom Reich inne gehabt haben, belehnen. Zur Befestigung des Friedens sollte eine Wechselheu¬ rath zwischen Rudolfs und Oktocars Kindern ge¬ schlossen werden. Nachdem dieser Schiedsspruch von beyden Thei- IX. len angenommen worden, kam Ottocar in das kaiser¬ liche Lager vor Wien, that daselbst den 25. Nov. im Angesichte vieler Fürsten auf die österreichischen Län¬ der feyerlich Verzicht, und empfieng von Rudolf we¬ sen Böhmen und Mähren auf die gewöhnliche Art die Belehnung. Rach der gemeinen Sage soll Ot- kocar die Belehnung auf einer Donauinsel unter ei¬ nem -4 Rudolf von Habsburg. nein Gezelte empfangen haben , dieses aber soll so eingerichtet gewesen seyn, daß auf eiiijgegebenes Zei¬ chen die Wände von allen vier Seiten zusammensie« len, und den König Ottocar, wie er eben auf den Knien vor dem Kaiser lag, den auf beyden Seiten der Donau stehenden Kriegsheeren sichtbar machten. Diese Erzählung gehört jedoch zu den historischen Mährchen. Die Belehnung geschah nicht auf einer Donauinsel, sondern in dem kaiserlichen Lager vor Wien. Kein gleichzeitiger Schriftsteller meldet etwas von diesen» Auftritt, und ein solches Verfahrest wi¬ derspricht dem redlichen Character Rudolfs. Auch war die Kntebeugung eine ordentliche Ceremonie, de¬ ren sich Orkocar nicht zu schämen hatte. Eben so we¬ nig ist eine andere Sage gegründet, daß Rudolf vor seiner Thronbesteigung am Hofe Qttocars Marschalls« vder Stallmeistersdienste verrichtet habe. Die gleich¬ zeitigen Nachrichten schweigen gänzlich davon, und die ganze damahligr Verfassung der Hofämter streitet wider dieses Vorgeben; denn die Hofämter standen tn jenen Zetten überall den vornehmsten Landesfamtlien erblich zu. Endlich ließe sich durch eine chronologi¬ sche Zusammenstellung aller Nachrichten, die von Ru¬ dolfs früherer Lebensgeschichte noch auf uns gekom¬ men sind, leicht von Jahr zu Jahr fein Handel und Wandel, und daraus die Unmöglichkeit eines böhmi¬ schen Hofdiensies darthun. Rudolf Rudolf von Habsburg. 2ß Rudolf als ein Mann von grossen Einsichten X. merkte wohl, daß der Wiener Friede auf Seite Ot<- tocars bloß ein Werk der Nothwendigkeit war, und daß er darauf nicht viel bauen dürfe. Er blieb da¬ her, nachdem die übrigen Reichsfürsten »ach Hause gegangen waren, selbst in Oesterreich gegenwärtig, behielt eine beträchtliche Anzahl seiner schwäbischen und helvetischen Vasallen und Ritter in Sold, und verordnete sogar auf den Fall seines Absterbens den Pfalzgrafen Ludwig zum Verweser der dem Reiche vindicirten österreichischen Länder , damit Ottocar während der Unordnungen eines Zwischenreichs nicht Gelegenheit fände, sich derselben zum Nachtheil des Reichs von neuem zu bemächtigen. Zu gleicher Zeit suchte er in den eroberten Ländern durch Errichtung fines Landfriedens Ruhe und Ordnung wieder herzu- stellen, und Pen Adel und die Geistlichkeit durch Er» theilung und Bestätigung verschiedener Freyheiten zu gewinnen. Der Erfolg zeigte bgld, daß sich Rudolf in seinen politischen Combinationcn nicht geirret habe. Kaum hatte.sich Ottocar von der Betäubung, in die fr durch den siegreichen Fortgang der kaiserlichen Waf¬ fen versetzt worden wqr, «in wenig erholt; kaum hatte er gemerkt, daß sich die kaiserlichen Hülfsvölker «ntfernet haben, der Eifer der Reichsstände abznneh- men anfange, und in Oesterreich selbst wegen einer, von Rudolf zur Verpflegung seiner zurückgebliebenen Truppen ausgeschriebenen, Steuer ein Mißvergnügen sich 26 Rudolf bon Habsburg. sich äußere; so schöpfte er neue Hoffnung und än¬ derte den Ton. Er brachte allerhand Beschwerden gegen den Rudolf vor, drang auf Ausnahmen von dem Wiener Frieden, und machte hundert Schwierig¬ keiten, die Bedingungen desselben zu erfüllen. Doch weil er noch nicht gefaßt war, so ließ er sich in neue Verträge mit Rudolf ein. So wurden im I. 127/ zwischen beyden Königen den 6. May und 12. Sep¬ tember zwey neue Verträge errichtet, wodurch man sich bestrebte, die wechselseitigen Beschwerden zu he¬ ben. Unterdessen brachte Ottocar seine Sachen in Ordnung, versicherte sich des Beystandes der Könige von Reußen und Polen, mehrerer schlesisch-polnischen Herzoge und des Markgrafen von Meißen, bewog den Markgrafen von Brandenburg und viele Reichs¬ fürsten zur Neutralität, zog den unruhigen Herzog Heinrich von Niederbayern wieder auf seine Seite, und schnitt dadurch dem Kaiser die Gemeinschaft mit seinen oberschwäbischen Erblanden beynahe ab, zet¬ telte in Oesterreich selbst eine Empörung an, und schrieb dann einen stolzen Brief, der einem Fehdebriefe glich, an Rudolf. An dem Ausbruch eines neuen Rriegeo war nun nicht mehr zu zweifeln. Die La¬ ge, in der sich Rudolf befand, war äußerst gefähr. .'ich ; doch ließ er den Muth nicht sinken. Er stillte zuerst den Aufruhr in Oesterreich, suchte sich der Treue der Bürgerschaft von Wien durch Bestätigung ihrer alten Freyheitcn und durch Erneuerung des Privile¬ giums, Rudolf von Habsburg. 27 giums, wodurch Friedrich II. diese Stadt zu einer Reichsstadt erhoben hatte, zu versichern, begehrte von den Reichsständen schleunige Hälfe, die aber nur sehr sparsam ankam, erließ an die Einwohner der österrei¬ chischen Länder ein Aufgebot, welches wirksamer war, schloß mit dem Könige von Ungern ein neues Bünd- niß , gieng dann mit einer noch ganz schwachen Macht bey Haimburg über die Donau , und bezog auf dein Marchfelde ein befestigtes Lager, wo er die ungert- schen, reichsständischen und innerösterreichischen Hülfs- truppen, erwartete. Als diese angekommen waren, führte er seine Armee der weit größcrn böhmischen be¬ herzt entgegen. Am 26. August 1278 kam es auf dem Felde bey Dürrenkrut zu einem sehr hitzigen Tref¬ fen. Rudolf focht mit größter Tapferkeit, so baß ihm das Pferd unter dem Leibe getödtet wurde. End¬ lich brachen die Oesterreicher und Steyerer die feind¬ lichen Reihen, Die Böhmen und ihre Bundesgenos¬ sen nahmen die Flucht, und Ottocar, dec nicht wei¬ chen wollte, blieb auf dem Platze. Rudolf verfolgte seinen Sieg und drang in Mähren ein, das sich auch größtentheils an ihn ergab. In Böhmen aber mach¬ te der Markgraf Otto von Brandenburg , der, als nächster Anverwandter des von Oktocar hinterlassenen Prinzen Wenzel IV., sich zum Vormund desselben auf- geworfen hatte, Miene, ihm Widerstand zu leisten. Doch da Rudolf ohnehin nie die Absicht hatte, dem jungen Wenzel das väterliche Reich wegznnchmen, kam 28 Rudolf von Habsburg. kam es bald zu Jglau zum Frieden, wodurch der Wiener Schiedsspruch bestätiget, die Markgrafschaft Mähren zur Ersetzung der Kriegskosten dem Kaiser auf fünf Jahre zum Genuß überlassen, der junge Kö¬ nig Wenzel mit Rudolfs Tochter Inta verlobt, und der Markgraf Otto von Brandenhurg als dessen Vor¬ mund und Administrator des Königreichs Böhmen anerkannt wurde. So wurden dir Länder, welche Ottocar an das Reich hatte abtreten müssen, diesem von neuem versichert. Rudolf hat gleich Anfangs die Vorsicht ge¬ braucht, seiner Familie einen festen Fuß in den öster- reichlichen Ländern zu verschaffen. Gleich im Wiener- Frieden bedung er sich, daß Ottocar alle Allodial-und kehengüter, die er in diesen Ländern besaß, ihm für feine Person abtreten sollte. Dann bewog er die Bi¬ schöfe von Salzburg, Bamberg, Freystngen und Passau, von denen die vorigen Herzoge von Oester¬ reich und auch Ottocar ansehnliche Lehen inne hatten, den größten Theil dieser, durch Ottocars Verzicht ledig geworbenen, Stiftslehen seinen Söhnen zu verleihen, Jetzt da die österreichischen Länder vollkommen geret¬ tet waren, und nach den Gesetzen des Reichs von neuem verliehen werden mußten, traf er die nähern Anstalten, dieselben seinem Hause zuzuwenden. Nichts war billiger als dieses. Rudolf hat diese Länder mehr durch seinen Muth, durch seine Tapferkeit und auf Kosten seiner Erbländer, aiS durch Unterstützung der Reichs- Rudolf von Habsburg. 29 ReichSvasallcn wieder an das Reich gebracht 6). Kein Fürst hatte den entferntesten Anspruch darauf. Um jedoch auch allen künftigen Streitigkeiten vorzu¬ beugen, veranstaltete er im I. 1279 ein Fürsienrecht, welches unter seinem Vorsitz entschied, „daß der Kai¬ ser oder derjenige, der von ihm die Belehnung über diese Länder erhalten würde, berechtiget seyn sollte, alle Güter, die der letzte Herzog Friedrich zur Zeit seines Todfalls in seiner Gewalt gehabt hatte, in Besitz zu nehmen,,. Hernach bestellte er auf Begeh¬ ren der Landstände seinen ältesten Sohn Albrecht zum gemeinen Reichsverweser von Oesterreich und Steyer, und gab sich unter der Hand Mühe, die schriftliche Ein- el) Wie unpatriotisch sich die Reichsstande bc» dem letzten Kriege betragen haben, zeigt die Chronik von Salzburg bet) Lacx L. L. ^ustr. 1'. l. col. Z76, all ann. 1278- „O Hvaliti kiincipes Le Nobiles Imperii corrupri Lr abominadiles facti lunc in Kucliis suis, L li licerer verum sticero, ^ustse ülii proelainarentur, guorum Nmjuitiäm cmlum spuck Osselo 3cripc. kor. Lore. 'I'. ll. P. 788, Rudolf von Habsburg. 4i Strenge und Heinrich im J. 12Z5 die väterlichen Länder so theilten, daß Heinrich Niederbayern mit dem herzoglichen Titel, Ludwig aber die Rheinpfalz und den ober» Theil von Payern mit dem Titel ei¬ nes Burggrafen von Regensburg erhielt b), war es noch natürlicher, daß Heinrich den Anspruch auf eine bayerische Wahlsiimme sortierte, um seinem Prüder in diesem Stücke nicht nachznsiehen. Wirklich erschien ' der Herzog Heinrich eben so gut, wie Ludwig, bey der Wahl Wcharbs von Kornwall-, und beyde legten ihre Stimmen ab. Doch scheint es damahls noch nicht zur Sprache gekommen zu seyn, was es mit Hein¬ richs Stimme eigentlich für eine Beschaffenheit haben sollte, sondern man nahm verwuthlich die Sache auf den Fuß, baß Ludwig und Heinrich als Brüder die ihrem Vater wegen der Rheinpfalz ungezweifelt zuge- siandene Wahlstimme gemeinschaftlich zu führen ge¬ dächten. Wenigstens macht das bekannte Schreiben des Pabstes Urban kV. an den König Richard vom I. 126z i) nicht nur gar keine Meldung von einer bayerischen Kurstimme, sondern der ganze Inhalt da¬ von streiket vielmehr offenbar gegen die Zählung der¬ selben; die pfälzische und böhmische Stimme hinge» Sen werden darin ausdrücklich genannt und anerkannt- Günstigere Umstände, eine besondere bayerische Stim¬ me d) Odronic. i^ugutk. nä nn. rrZZ. nxuN lieber 8. K. O. . 'N- I. n. ?) Ben Olenschluger Erläuterung der gvld. Bulle im Urkun¬ denbuch der». LVlI. 42 Rudolf vöu Habsburg. rne geltend zu rächen, ereigneten sich bey der Wahl Rudolfs von Habsburg. Die Gesandten des Kö¬ nigs Ottocar von Böhmen, der selbst Kaiser zu wer¬ den wünschte und hoffte, hatten keinen Auftrag, ei- mm andern seine Stimme zu geben; für ihren Herrn selbst aber konnten sie keine able'gen, weil nach den in der päbstüchen Decretalen, Sammlung enthaltenen Wahlvcrordnmwe.', wornach man sich vor der gol¬ denen Bulle auch bey den Kaiserwahlen richtete, ein Wühler nicht für sich selbst stimmen darf.G Der Her¬ zog Heinrich von Niederbayern hatte nicht unterlassen, auch diesen Waylconvent zu beschicken. Seine Gesand¬ ten maßten sich in seinem Nahmen einer Wahlstimme we¬ gen des Hcrzogkhmus Bayern an. Den übrigen Kurfürsten , die schon einig waren , den Grafen Rudolf von Habsburg'zu wählen, war sehr dar¬ an gelegen, sagen zu können, daß die Wahl einhellig ausgefallen sey, weil sie sonst von dem Pabste wegen der Bestätigung und von den teutschcn Städten we¬ gen der Anerkennung des neuen Königs Schwierig¬ keiten zu besorgen hatten K). Sie ergriffen daher ein Mit¬ tel das sich Ihnen zu diesem Endzwecke von selbst anbot, und ließen, wiewohl mit Widerspruch der böhmischen Ge. sandten, statt der nicht abgelegten böhmischen die prättn- dirte bayerische Stimme gelten. Allein an dieser wollte fetzt der Lhcinpfalzgcaf Ludwig , der mit seinem Dru- . der k) Sieb das Bündniß der Nricksgabzx am Rhein und in ' der Betteran, keinen als König anzüerkennenden dse Kurfürgm nicht cinmürdig gew'ähtk dch en, vom 5. Fed. »r/z bey Vlenfchta^er l. e. Xro. X-X. Rudolf von Habsburg. 43 he steinrich wegen des Herzoglicken Titels zerfallen war I), als Besitzer von Oberbayern aus Eifersucht ebenfalls Theil haben w), um seinem Herzogsrechte nichts zu vergeben. Die Kurfürsten, bie weder Be¬ ruf, noch Lust und Zeit gehabt haben mochten, die brüderlichen Zwistigkeiten zu schlichten, halfen sich aus dieser zufälligen Verlegenheit damit heraus, daß sie tepde Brüder von wegen des Herzogthums Bayern Etimmen ablegcn ließen und selbige zusammen uur für eine der sieben Kurstimmcn rechneten. Der neue K N!g Rudolf hatte auf dem Reichstage zu Augs¬ burg '275, wo Ottocars und Heinrichs Gesandte weacn des Besitzes der Kur stimme mit einander in Zank geriechcn, keine Ursache, den König Qttocar zu begünstigen und den Glauben auf die Einmüthig- keit feiner, eigenen Wahl selbst zu erschüttern; wohl aber hatte er die wichtigsten Beweggründe, den wit- telsbachischen Brüdern so wenig, als möglich, Anlaß znm Mißvergnügen zu geben. Er ließ es also bei¬ der Verfügung her Kurfürsten bewenden, und stellte wit Berufung auf das, was auf den zwei) jüngsten Wahlconventen geschehen war, den beydcn Brüdern Ludwig und Heinrichen einer Urkunde das öffentliche Zeugniß aus, daß sie sich wegen des Herzogthums Bmwrn in dem Besitze einer Kursttmms befinden. i>) Da D (thron.. Lslrsburx. sä sn. r»7Z. souä ker 8- U. 4- V. t- zu wiederholten Mahlen mit Ottocar in schädliche Ver¬ bindungen eingelassen und wegen feiner offenbaren Fe¬ lonie nach den Gesetzen des Reiches seine eigenen Län¬ der verwirket hat, deren Erhaltung er nur der Groß- wuth Rudolfs zu verdanken hatte? Wie wenig Ver¬ dienste sich der Pfalzgraf Ludwig durch sein Betragen in dem erneuerten Kriege mit Oktocar, wo alles auf dem Spiele stand, um Rudolf gesammelt habe, ist "den gezeigt worden. Er war sich auch derselben s» wenig selbst bewußt, daß er vielmehr die grosse An¬ strengung, die sich Rudolf kosten ließ, die entzogenen österreichischen Länder wieder an das Reich zu bringen, als Beweggrund angab, warum ec in die Verleihung ^'selben an dessen Söhne einwtlligte x). Eben so D 2 cr- d) In dem hierüber ausgestellten Willebri-fs sagte Ludwig »t-oszenijmur expreß«- uc ipse sKuclotpüuL) Lrta- Z2 Adolf Von Nassau. erkannten es auch die übrigen Kurfürsten für billig^ daß Rudolf diese känber seinen eigenen Söhnen zu kchn ertheile. Wir kann man also Rudolfen eine eigennützige PartheMchkeit für sein Haus zur Last legen? 5» 6 < z-r. p. Liz. Adolf von Nassau. 5Z cei-L, per auteceKores iriconLults ahs^us om- vium conuentu amoris inorcliuati aut aZ'ectioni« Vek lanAuini« tam (caula) lu prejucilcium iwperil chouata vel inipiAnorstu rsuocare inkilhetur. Lt 6c 6t, ut, 6um electore» kua ^uaeruut, ita 6b^ creclita potekate abutsntur, c^uoci ei« coucella poteka« pro bouo imp-rii in chus keliruclionem Lonuertstur. ' Adolf scheint sich den Regierungsplan Rudolfs Hkt zum Muster gewählt zu herben. Er publicirte im Anfänge feiner Regierung nach dem Beyspiele Ru¬ dolfs in verschiedenen Gegenden den Landfrieden, und reifete in dem Reiche herum, um denselben Handzuha¬ ben und die Unruhenstiftsc zu züchtigen. Aber bald liest er sich in weit aussehende Projecte ein, die ihn unglücklich machten. Er schloß im I. 1294. mir dem Könige Eduard I. von England ein Bünönifi, wodurch sie übereinkamen, den König Philipp den Schönau von Frankreich, wider den bcyde Beschwer¬ den zu haben glaubten, mit vereinigten Kräften an- iugreiftn, und die Länder, die sie ihm entreißen wür¬ den, mit einander zu checken, es sep dann, daß ei¬ ner o^-er der andere ein besonderes Recht auf irgend Stück davon hätte. Philipp kehrte sich jedoch 'Ücht daran, sondern suchte dafür den König Adolf uur noch mehr zn kränken. Ec brachte im I. 1295 die Grafschaft Burgund oder Franche Comte, die l"'sireuig zu dem arelatischen Reiche gehörte, durch «inen ^6 Adolf tzon Nassau. rillen ganz sonderbaren Heurathsvertrag an 'sein Hauss indem er für die Ehre, die er dem Grafen Otto von Burgund durch die Vermählung eines seiner Prinzen mit dessen Erbtochter erwiest , sich ausbedung, daß ihm Otto seine Grafschaft gegen eine bestimmte Summe Geldes und einen gewissen I rbrgehalr sogleich als ein Henrathsqnt seiner Tochter einraumeu, und nicht mehr zurückzüsordern befugt scyn sollte, wenn er auch noch selbst männliche Erben bekäme, oder die Tochter ohne Kinder mit Tod abgienge. So waren nun schon zwey wichtige Provinzen des arelatischen Reichs, die Provence und Franche Comte, in den Händen französischer Prinzen, welches für die. Zukunft von keiner guten Vorbedeutung war- Adolf dadurch anft gebracht rüstete sich jetzt mit dem Könige von Eng¬ land ernstlich zum Kriege; es kam aber doch nicht zum förmlichen Ausbruche desselben; denn der Pabst Bonifaz VIII. gebot asten drei) Königen unter der Strafe des Bannes einen Stillstand, und gab sich Mühe, ihre wechselseitigen Streitigkeiten theilö als Schiedsrichter, theils als oberster Richter zu ent* scheiden. / Adolf hatte bey dem bevorstehenden Kriege ge- ' ' gen Frankreich ansehnliche Subsidien, nach einigen Schriftstellern 102, nach andern zo Tausend Mark Silbers, von de n Könige von England gezogen. Dieses Geld verwendete er zu einem Versuch, Thü¬ ringen und Meißen für sich zu erwerben. Wahr- schein» Adolf hon Nassau. 57 Minlich wollte er auch in Vergrößerung seines Hau¬ ses den Kaiser Rudolf nachahmen, aber mit einem dchr grossen Unterschiede. Rudolf hat die dem Reich entrissenen österreichischen Länder durch seine Tapfer, keck wieder an das Reich gebracht, und, da Niemand ein Recht darauf darthun konnte, hat er mit Ein¬ willigung der Kurfürsten seine Söhne damit belehnt. Adolf aber wollte eine alte Familie zu tPrund richten, UN die Länder derselben an sich zu reißen. Die Sa¬ che verhält sich so. Albrecht der Unartige, Landgraf von Thüringen und Markgraf von Meißen, Heinrichs des Erlauchten Gehn, hakte mit Kaisers Friedrichs 1'1. Tochter Margarethe zwey Söhne, Friedrich und Diezmann, erzeuget. Er lebte 'aber mit seiner Ge» mahiinn in einer mißvergnügten Ehe, verliebte sich in eine ihrer Hofdamen, Kunigunde von Eisenberg, und zeugte mit derselben noch bei Lebzeiten Margare¬ thens einen Sohn Apiz. Diese würdige Prinzessin!! wurde von ihrem unartigen Gemahl und seiner Mai¬ treffe so sehr mißhandelt, daß; sie den Hof in Ge¬ heim verließ und nach Frankfurt entfloh, wo sie bald darauf vor Kummer den Geist aufgab. Bey dem Abschiede von ihren zwey Prinzen Friedrich und Diez- Manu ward sie vom Ucbermaaß innerer Leiden so über¬ wältiget, daß ein Kuß, den sie dem erstem geben woll, le - in ciuen Biß ausartete, der auf dessen Backen Zeitlebens eine sichtbare Narbe zurückließ, und ihm Nahmen Friedrich mit der gebissenen Wange zu- r°r. 58 Adolf Von Nassau. zog. Nach 'Margarethens Tod heurathete Albrecht öffentlich die Kunigunde, und diese nahm bey dec priesterlichen Einsegnung ihren Sohn Apiz unter den Mantel mit zum Altar, um ihn nach damahliger Art durch die nachfolgende Ehe zu legitimiren. Al¬ brecht suchte nun dem Apiz die Succeffjon in sei¬ nen Landern zuzuweNdsn, und fieng an, verschiede» ne Schlößer und Güter an denselben zu verschenken. Darüber wurde er schon unter K. Rudolfs Negie¬ rung in einen grossen Streit mit seinen Söhnen er¬ ster Ehe verwickelt. Rudolf scheint im I. 12Y) da er sich zu E flirt aufhielt, MlHe angewandt zu haben, diese Streitigkeiten beyzulegen, und vermuth- lich geschah es durch feine Vermittlung, daß in die¬ sem Jahr zwischen Albrecht und dessen Prinzen Fried¬ rich und Diezmann ein Vergleich geschloffen wurde, worin der Vater versprach, ohne Einwilligung der Söhne von feinen Ländern nichts mehr zu veräußern. Allein unter dem Könige Adolf brach der alte Groll wieder und noch weit heftiger aus. Dazu trug hauptsächlich der unbeerbte Todesfall des Friedrich Tuta bei), der ein Sohn von Albrechts Bruder Die¬ trich und Besitzer der Markgrafschaft Meißen und der Niederlausitz war. Friedrich der Gebissene und Diezmann setzten sich in den Besitz dieser von ihrem Vetter hinterlassenen Länder. Ihr Vater Albrecht, der ein näheres Recht darauf zu haben glaubte, rvLllfe sie mit Gewalt der Waffen daraus vertreiben. Da Adolf von Nassau. 59 Da ihm aber dieses nicht glückte, trug er, um nur seinen Söhnen zu schaden, sowohl Thüringen als sei¬ ne Ansprüche auf die meißnischen.Länder dem römischen König Adolf zum Kauf an. Adolf, statt den Vater mit den Söhnen anszugleichen, ergriff diese Gelegen¬ heit sein Hans zu vergrößern, und bewilligte dem Zandgrasen Albrecht einen Theil der eben erhaltenen englischen Subiidiengelder für Thüringen und Meißen. Friedrich und DiezMann protestirten natürlicher Weise . gegen diesen widerrechtlichen känderverkanf, und mit ihnen hielten auch die meisten Städte und der größte Theil des Adels, die sich wider ihren Willen keinen Fremden zum Landesherr» wollten aufdringen lassen. Adolf mußte daher Gewalt brauchen, um zum Besitz der erkauften Länder zu gelangen. Er «nternahm in den Jahren 120-4 bis 1297 vier Züge nach Thürin¬ gen und Meißen , und machte sich wirklich von vielen Städten und Schlößern Meister; aber wenn ihn seine Geschäfte in andere Gegenden Teutschlands zu gehen fföihigten, eniriffen ihm Friedrich und Diezmann se¬ de! zeit wieder einen beträchtlichen Theil der gemachten Eroberungen, besonders in Meißen. Auf solche Art konnte Adolf nicht einmahl durch Waffen seine Absicht völlig erreichen, vielmehr war dieser Krieg mit eine Ursache seines Umterczangs z d"in da Adolf als ein armer Graf wenige Vasallen hakte, so mußte er sich zu dem Kriege der Eoldmilij gebrauchen, die er aber auch nicht bezahlen konnte- Die- 6» Adolf bon Nassau. Diese suchte sich daher selbst bezahlt zu machen, und verübte in Thüringen und Meißen die grüßten Aus¬ schweifungen. Dadurch machte sich Adolf im Reiche sehr verhaßt. Auch wurde ihm von Verschiedenen übel genommen, daß er von dem Könige von England Eubsidicngelder.sich hatte zahlen lassen. Man sagte, es sey gegen die Würde eines Kaisers, einem andern Könige gleichsam als ein gemeiner Söldner um Geld zu diesen. Am meisten aber schadete ihm sein Betra» gen gegen seinen Beförderer, den Erzbischof Gerhard von Maynz. Dieser hatte sich Rechnung gemacdt, er weide im Nahmen Adolfs, der ihm ganz allein sein« Erhebung auf den Thron zu verdanken hatte, regiere» können. Allein Adolf besaß zu viel Geist und Ehrlic¬ he, um sich von einem Prälaten in der Vormundschaft halten zu lassen. Er fieng allmählig an, nach seinem Eigenen Sinne zu herrschen. Dadurch wurde Gerhards Hochmuth auf das empfindlichste gekränkt. Eben so unwillfährig bezeigte sich Adolf, dem Eigennutze des Erzbischvfes Genüge zu leisten. Er hatte demselben bei) seiner Thronbesteigung außerordentliche und höchst beschwerliche Zusagen machen müssen. Diese Verspre¬ chungen vergaß er hernach zu erfüllen. Gerhard dachte nun auf Rache, und keine konnte für ihn schmeichel¬ hafter scyn, als denjenigen wieder zu stürzen, den er erhöhet hatte. Er trat deßwegen schon im I. 129/ mit einigen andern Kurfürsten, die ebenfalls über Adolfs Regierung mißvergnügt waren, in Einverständ, ' . nsß, Adolf bon Nassau. 6r nisi, Und trug die Krone dcm Herzog Albrecht von Oesterreich, den er vormahls durch seine Ränke davon entfernt hatte, freywillig an> weil er glaubte, dieser würde vor andern lm Stande seyn, sich gegen Adolf zu behaupten. Albrecht würde vielleicht Anstand ge¬ nommen haben, sich in diese Sache einzulaffen, wenn Nicht Adolf aufrührische Vasallen von Oesterreich an seinen Hof gezogen, dem unruhigen Erzbischöfe von Salzburg Gehör gegeben, und sonst bei mancher Grie¬ ger hctt feindselige Gesinnungen gegen ihn zu erkennen gegeben Hütte. Da es bei) solchen Umständen ohnehin früher, oder später zwischen beyden zu einem Bruch« kommen mußte, so ließ sich Albrecht verleiten, den An¬ trag der Kurfürsten anzunehmen. Nachdem alles ge¬ hörig eingeleitet war, kamen im I. 1298 die Kur¬ fürsten von Sachsen und Brandenburg nebst den Ge¬ sandten des Königs von Böhmen und des Herzogs Ludwigs von Oberbayern bey dem Erzbischöfe Ger¬ hard zu Maynz zusammen, eröffneten unter des letz, kirn Vorsitz ein förmliches Gericht und luden den Kö¬ nig Adolf dreymahl vor. Da dieser sich sticht stellte, sprachen sie in contumaciam gegen ihn das Urtheil, Erklärten ihn unter allerhand Vorwänden der königli¬ chen Würde verlustig, und wählten den Herzog Al- brecht von Oesterreich zum König. Die Kurfürsten von der Pfalz, Eöln und Trier nebst anderen Ständen 'varen mit diesem Verfahren keineswegs verstanden, vich bliebe« Adolfen getreu. Adolf hatte unter den teut- 62 Adolf Von Nassau. Müschen Königen der erste das Schicksal, bloß von einer Faction der Fürsten ohne Veranlassung und Mit¬ wirkung des Papstes abgehetzt zu werden» Ungez :i- felt war diese Handlung ganz gesetzwidrig und unge¬ recht. -Es ist wider den Begriff der Massstük, daß der König dem Urtheilsspruche seiner Unterthanen un¬ terworfen ftp. Diesen kommt es auch in einem Wahl- reiche nicht zu, ein Gericht über ihren König zu halten und ihn abzusetzen. Nur dann/, wenn der Kö ig die Regierung unter gewissen Bedingungen erhalten hätte, und sich ausdrücklich oder durch unzwepdeurige Ha id- kungen erklärte, dieselben nicht halten zu n ollen, mit¬ hin sich selbst des', aus dem Vertrage erworbenen. Rechtes begäbe, würde mit Einwilligung det Nation eine neue Köiiigswahl hakt finden können. Aber auch dieser Fall unterliegt keiner gerichtfichen Untersuchung und Entscheidung, weil ein Paciscent über den andern keine Gerichtsbarkeit hat. Adolf war auch der Mann nicht, der sich gleich dem Urtheile der Kurfürsten ge¬ fügt und auf solche Art eine, dem königlichen Ansehen nachtheilige Observanz, begründet hätM Er suchte sich durch die Waffen zu behaupten; hatte aber das Unglück, im I. 1298 den 2. Jnly unweit von Worms ein Treffen und das Leben selbst gegen den Herzog Al¬ brecht zu verlieren. Vs, Dem Könige Adolf hat das Haus Hessen die fürstliche Würde und den landgräfiichen Titel zu dan¬ ken. Wir haben gehört, daß nach dem Tode des letz- Adolf von Nassau. 6z letzten Landgrafen von Thüringen, des Gcgenkänigs Heinrich Naspe, über dessen hinterlassene Länder zwi¬ schen dem Hause Brabant und Meißen ein Suecessi- vnsstreit entstanden sei), welcher nach einem langwieri¬ gen Krige endlich dahin bcygelcgt wurde, daß Heinrich das Kind, ein Sohn der Herzogin» Sophie von Bra¬ bant, die Modialgüter, die unter dem Nahmen Hes¬ sen begriffen wurden, das Haus Meißen aber Thü¬ ringen erhielt. Heinrich das Kind hat bisher wegen seiner Abstammung von den ehemahligeu Landgrafen von Thüringen »och immer, wiewohl mit Widerspruch der Markgrafen von Meißen, sich Dsvelzravium IburinZise, oder nur Danck^ravium überhaupt und dabei) llerlfise Dominum geschrieben. Im I. 12^2- aber trug er dem Köni-ge Adolf einige von seinen ÄI- lodialsiücken zu Lehn auf. Adolf schlug ein benachbar¬ tes Rcichsschlöß dazu, und gab ihm.diese Stücke unter dem Nahmen eines Fürstcnthums zu Leh». Von je¬ dem Kurfürsten ward hierüber ein Willebrief erkheilk- So wurden die bisherigen Herrn von Hessen zu Für¬ sten des Reichs erhoben und berechtiget, den landgräs- stchen Titel vom Lande Hessen selbst zu führen. Adolf verfuhr bei dieser Erhebung der Landschaft Hessen zu einer Landgrafschaft ungefähr auf die nämliche Art, Friedrich II- bei) Errichtung des Herzogthums Braunschweig-Lüneburg aus den wölfischen Allodiak- ländern. Unser Verfasser führt den Hauptinhalt des Rürstcnbriefes, womit Adolf Heinrich den l. von Hes¬ sen 64 Adolf von Nassau. sen begnadigte, kn folgenden Worten an: clernntes preli^nis L illuliris Ilenrici I,oncl- ^rnuii ÜLlsiso meritis — eiäem kicnrico principi nollro Lr imporii Lurilsimo, «c Irereclibus iplius in Perpetuum, csllrum Lomcnebur^ s6 rios Ipec« tuns L impsrium, L opic! um b.sclr vexc, cpiocl iclcm L,snclZruuiu5 cum pertinentiiq L iuribus suis scl 0e titulo proprietstis pertioens, vt «jics- bnt, in noliris manibus liiere relipnouit, — con- terimus per presentes, vt ab ipso I^LmlAruuio Lr iiereelibus I'uis iuZiter tenenntur L polsiclenn- tur n nobis oec non succeltoribuz uoNris in rezno Romunorum L n socro imperio in seuclum nomine principutus; <^uo6c;ue iclem l,uu6Zrsuius sui jierscies specinliter <8r rntioue prscicitaruln polsessionum L bonorum pro principibus Iinkenn- tur, et rnclennt nitoribus, ^ciu6esvtc^ue luÜrugiis, bonoribus nc pr^uileFiis principatus." §> 6l. Albrecht l. bom I. r2c,8. 9. Aug. bis IZ08 I. May. (lO Jahre.) I. Niue Wahl Albrechts I. II. Pnoolcapitulattonen, lnson- derbell mit Äurmaynz. IH. Fruchtloser Versuch, das are- latlsche Königreich wieder herjustekeii, IV- Erledigung der Grafschaften Holland, Seeland, und Friesland, Albrechts Zug dahin. V. Vereitelte Verschwörung der rheinischen Kur¬ fürsten wider Albrecht wegen der Rcinjötle. Sage von der Gerichtsbarkeit des Pfalzgrafen am Rhein über den Kaiser. VI. Albrechts Händel mir P. Bonifaz VIII. VII. Aus¬ söhnung mit demselben, vorzüglich aus Anlaß der Streitig- bl. Albrecht l. 65 . ketten bes Pabstes nilt dem K. Philipp dem schönen voli Frankreich. VIII. Krieg init Böhmen- Dieses Königreich kommt an das Haus Habsburg, aber bald wieder davon ab. IX. Albrechts mißlungene Absichten auf Thüringen und Mei¬ ssen. X. Vorgebliche Entstehung des Schweizcrstaates. XI. Zweifel dagegen. Xlle Albrechts Ermordung. XIII. Sein Charaktere Der Herzog Albrecht von Oesterreich fühlte das Unrecht- welches er dadurch begangen, daß er sich ge¬ gen den rechtmäßigen König Adolf zum Könige hatte wählen lassen. Er legte daher die Krone nieder, und ließ es auf eine neue Wahl ankommcn, die ejumü« thig auf ihn ausfiel, obgleich er den Kurfürsten er¬ kläret hatte, „daß er sich, wenn die Wahl einen an¬ dern treffen sollte,-darüber freuen und derselben ohne Weigerung beytreten würde; denn er habe die Waffe» nicht geführt, um den König vom Throne zu stoßen und sich selbst darauf zu setzen." Die versammelten Kurfürsten selbst gaben deutlich zu erkennen- daß sie die Absetzung Adolfs als widerrechtlich anfahenz denn ln ^>en Verkündigungsschrciben, welche sie über die fieue Wahl Albrechts sowohl in das Reich, als an den Pabst erließen, thaten sie nicht nur keine Meldung von der vorigen Wahl Albrechts, sondern sagten noch dazu ausdrücklich, daß das Reich durch den Tod Adolfs ^lediger worden sey. Durch diese neue Wahl wurde ^brecht auf dem Throne befestiget Auch Albrecht mußte sich zu Privatcapltulatic- "eu niit den einzelnen Kurfürsten bequemen. Die Vortheile mußte er dem Erzbischöfe von May >z E Ui 66 r Albrecht l. zusagen. Unter andern ließ dieser sich und seinen Nach¬ folgern das Erzkanzleramt durch Teukschland mit ver¬ schiedenen demselben anklebenden Rechten und Freihei¬ ten bestätigen. Nahmentlich wurde dazu gerechnet, daß der Erzbischof von Mapnz einen Kanzler am kai¬ serlichen Hofstatt seiner sollte bestellen können. Die¬ ses Recht üben die Erzbischöfe von Mapnz noch heut zu Tage aus. Der Reichsvicekanzler am kaiserlichen Hof wird immer von dem Erzbischof von Mapnz ge¬ setzt. Gleich im Anfang seiner Regierung versuchte Al¬ brecht ein Project auszuführen, das schon sein Vater Rudolf gehegt hatte. Er wollte nämlich das vormah- lige Römgreich Arelat wieder Herstellen, und dassel¬ be einem seiner Sohne als ein deutsches Reichslchcn verleihen. Dir Ausführung dieses Projectes wäre allem Anschein nach für Teutschlaud von den besten Folgen gewesen; denn die Könige, von Frankreich ha¬ ben einmahl den Anschlag gefaßt, die Provinzen des arclatischen Reichs nach und nach an sich zu ziehen. Teutschlaud war nicht im Stande, diese an der äu¬ ßersten Gränze gelegenen Provinzen hinlänglich zu ver- theidigen. Nur dann, wenn dieselben wieder in ein Ganzes zusammen vereiniget, einem eigenen Herrn un¬ tergeordnet und dabep doch in Verbindung mit dem teutschen Reich erhalten worden wären, Härte es ge¬ lingen können, die französischen Eingriffe in der Zn, kunft abzuhalten. Die Zeitumstände schienen dem K. Al- Albrecht i. b? Albrecht zu seinem Vorhaben sehr günstig ju seyn. Dek ^önig Philipp der Schöne von Frankreich, der mit dem Papste Bonifaz VUl. in großen Streitigkeiten lebte, zeigte sich selbst bereit, die alten Zwistigkeiten wegen der ihm zur Last gelegten Schmälerung der Aeichsgränzen in Güte abzuthum Er bot dem Köni¬ ge Albrecht eine Vermählung seiner Schwester Blanca Wit Albrechts ältestem Prinzen Rudolf und ein ge¬ naues Bündniß am Albrecht gteng beydes ein, in der Hoffnung, Philipp werde sich um so leichter be¬ wegen lassen, die Provinzen des arelatischen Reichs, welche er bereits an sich gerissen hatte, wieder abzu- treten. Um alles in Richtigkeit zu bringen, wurde persönliche Zusammenkunft beyder Könige zu ^Mltrevaur 1299 verabredet. Albrecht lud dazu *wch die Kurfürsten und andere Reichsstände ein. Um Besorgniß einer Veräußerung zu entfernen, trug ^breche auf diesem Convente zugleich darauf an, daß Kurfürsten seinen Sohn Rudolf, dem das arelati- Königreich zugedacht war, zum römischen Köni» wählen sollten. Allein die Kurfürsten wollten in Projecte Albrechts nicht hineingehen. Sie woll« weder in die Errichtung des arelatischen Königreichs, in die Wahl Rudolfs zum römischen Könige ein- ^llgen. So blieb das Project liegen und die arela- 'ichen Provchzen wurden nach der Zeit von Frank- ürößtentheils verschlungen. E » 3n- 68 Albrecht i. IV. Indessen hat sich an einer andern Granze von Teutschland ein Fall ereignet, der Albrechts Aufmerk¬ samkeit auf sich ziehen mußte. Der letzte Graf von Holland, Seeland und Friesland Johann, ein Enkel des römischen Königs Wilhelm, starb im I. 1299 ohne männliche Nachkommenschaft. Es waren zwar weibliche Scitenvecwandte vorhanden, und in den lothringischen Niederlanden war das weibliche Erb- fok><.,cht hergebracht. Auch hattest die weiblichen Seitenverwanüten vom K. Rudolf eine Anwartschaft er¬ hallen. Allein die Grafschaften Holland, Seeland und Friesland gehörten nicht zu den lothringischen Niederlanden, sondern waren als Theile deS ehemahli- gen Herzogthums Friesland ursprüngliche Bestandrhcilc des teutschen Reichs, und daher den teutschen Lchngc- setzen unterworfen; nach diesen aber konnten die Weiber nicht succediren. Die rudolfische Anwart¬ schaft hingegen hat schon längst eben durch die Geburt des letzten Besitzers Johann ihre Kraft verloren, weil sie auf den bestimmten Fall war ertheilt worden, wenn Johanns Vater Florenz V. keine Leibeserben hinter¬ lassen würde. Albrecht konnte also allerdings die ge¬ dachten Provinzen als eröffnete Neichslehen änschen. Aber der Graf von Hennegau, Johann von Avesncs welcher der nächste weibliche Verwandte des letzten Be¬ sitzers war, kam ihm zuvor und setzte sich in den Be¬ sitz der erledigten Provinzen. Albrecht machte im I. rzoo einen Zug gegen ihn; fand aber grossen Wider- , , stand, Albrecht I. 6, flanh, und da er zugleich von den rheinischen Kurfür¬ sten, die mit einer Verschwörung gegen ihn umgien- Ken, im Nucken bedrohet wurde, mußte er sich beque¬ men, den Johann von Aveshes mit den ergriffenen Grafschaften zn belehnen, um auf solche Art dieselben wenigstens bey dem teutschcn Reich zu erhalten. Mit de» rheinischen Kurfürsten war Albrecht wt-V- gen der Nhcinzölle in Uneinigkeiten gerathen. Di? Erzbischöfe von Mapnz, Cöln und Trier pnd der Pfalz¬ graf am Rhein, die unter dem Nahmen der rheini¬ schen Kurfürsten begriffen werden, weil ihre Länder meist am Rheine gelegen sind, haben seit geraumer Zett die Zölle am Rhein theils unrechtmäßiger Weise vervielfältiget, theils dieselben, insofern sie rechtmä¬ ßig waren, willkührlich erhöhet. Dadurch gcrieth das Gewerb und der Handel der Städte sehr in Ver¬ fall. Cs liefen von Seite der Städte bep dem Kai¬ ser häufige Klagen über Zollbedrückungen ein- Da nun nicht nur in den alten, sondern auch in dem, von Albrecht auf seinem ersten Reichstage zu Nürn- berg M 3- >2<)8 erneuerten Landfrieden, ausdrück¬ lich verordnet war, daß alle usurpirten Zölle aufge- hohen, und alle willkührlichen Erhöhungen abgesiellt werden sollten; so suchte Albrecht diese Hindernisse des Handels im Ernste aus dem Wege zu räumen § und begehrte im I. izoovon den rheinischen Kurfürsten, baß sie die unrechtmäßigen und gemeinschädlichen Zölle fahren lassen sollten. Allein diese waren für sie zu ein« 7» Albrecht i. einträglich , als daß sie sich derselben gutwillig hätten begeben mögen. Sie wurden durch Albrechts Ansin¬ nen äußerst gegen ihn aufgebracht. Besonders fand sich der Erzbischof Gerhard von Maynz beleidiget. Dieser stolze Prälat, der sich schon ein andersmahl hatte verlauten lassen, daß er noch mehrere Kaiser in seiner Tasche habe, war nun sogleich auf nichts Ge¬ ringeres bedacht, als das Schauspiel zu wiederholen, bas ihm mit Adolf so gut gelungen war. Er zog bald seine ebenfalls mißvergnügten College» von Cvln und Trier in die Verschwörung, und alle drei) zu¬ sammen luden den Pfalzgrafen Rudolf zu sich in die Gegenden des Rheins, um ein förmliches Gericht über den König Albrecht zu halten. Sie sagten, daß der Pfalzgraf in Streitigkeiten, die man mit dem Kai¬ ser habe, dem Reichsherkommen gemäß der ordentliche Richter fty r). Albrecht zeigte in dieser Verlegen¬ heit, r) Diesen Vorgang berichtet uns Heinrich von Rehdorf in seiner Chronik nci an. izoo Key krebor 8. ss- 6. 'P. l- p. 6oi. mit den Worten: „vnx. kaulolplius L comes kaliujnus ab eleccoribus imperij, IVIaxunrincnlr, Lv" lonienti , Prsnirenli, arckicpii'copis, vocacus fnic scl kkenum contra -lstbercum rexem, vnste iicleni prinsi- l per contra ^lbertum conspiraranc, eligentes L.n«iol- pbnm pro incjics et asterentee, ast comicsm kalarinnin pertinere, gnost stt ollsjcinm dalatinr: stignirsti!; eX guastsm consuctustine, cis cansiz cognolcere, guL ip» regi mvuerencur." Die Meinung von dem Richtcramce des Pfalzgrafen über den Kaiser scheint so entstanden r" senn. Nach der Lehrwerfaffung war «in Lchnhcrr, der mehrere Vasallen hatte, Richter in den Streitigkeiten d-r Vasallen unter sich, und eines Vasallen mir ihm selbst, nur konnte er im letzten, Kalle nicht selbst den, Lchng«- richte, welches immer aus Vasallen zusammengesetzt wurde, beywohnen, sondern .statt seiner präsidirte demselben Albrecht i. 7» hkit, daß er Rudolfs von Habsburg Sohn sey. Ec ließ den Plan der Kurfürsten nicht zur Reift kommen, son- Stellvertreter. Nun war der Kaiser auch Lehnberr. Hatte ein Reichsvasall wider ihn oder er wider, einen Rcichsva- fallen eine Klage, so lieft er dieselbe in einem so ge¬ nannten Fürstcnrechtc untersuchen. Der Pfalzgraf vertrat dabey die Stelle des Kaisers, und verkündigte in dessen Nahmen das geschöpfte Urrheil. Dieses war eine alte Ge¬ wohnheit, die in der ursprünglichen Bestimmung der vor- «nahligen Landpfaizgrafen ihren Grund hakte. Allein jetzt wollten die rheinischen Erzbischöfe aus Erbitterung gegen den König Albrecht diesem Rechte des Pfalzgrafen eine widersinnige Anwendung geben. Sie legten dasselbe da¬ hin auS, daß der Pfalzgraf befugt sey, den Kaiser al« ein eigentlicher Richter vorzuladen, über ihn in Ekaaks- und Regierungssachen zu sprechen und sogar das Abse- tzungsurcheil wider ihn zu fällen. Darauf wurde boy je¬ ner alten lehnrechtlichen Einrichtung gewiß niemahlS ge¬ dacht. Auch ist eine solche Gerichtsbarkeit eines Unrerkhant über seinen Regenten den Grundsätzen eines vernünftigen Sraatsreckis geradezu entgegen; denn in Sachen, welche die Verfassung und Regierung betreffen, sind der Regent und die Ratio» als Pacisccncen zu betrachten, von denen kein Theil, viel weniger ein einzelnes Mitglied der letz- icrn, sich über die Gegenstände des Vertrags eine gericht¬ liche Entscheidung, der sich der andere Thcil fügen müßte, aiminffen kann. Entstehen über dergleichen Gegenstände zwischen Heyden Tbeiien Streitigkeiten, so sind dieselben ent¬ weder schon in den Fundamenkalgcsetzcn des Staats ent¬ schieden, oder sie müssen durch einen gütlichen Vergleich bengelegc werden. Indessen scheint doch die widerrechtliche Anmassung der rheinischen Kurfürsten, von der wir gere¬ det haben, manchen finstern Kopf jenes Zeitalters verlei¬ tet zu haben, dem Pfalzgrafen am Rhein sogar cineCri- iniiialgerichrsbarkcir über den Kaiser zuzuschrciben. In den Sammlungen der alten temschen Rechte wird aus¬ drücklich von derselben gesprochen. In der goldenen Bulle geschieh« zwar auch Meldung von dem Richkeramce des Pfalzgrafen über den Kaiser, aber ohne dasselbe aufStaars- »der gar Criminalsachen zu beziehen, und mit dem Ben¬ sah«: ileuc ex ccmsnscmijns innoäuctum ckieicur. Die¬ ser schwankende Ausdruck der goldenen Bulle und die un¬ richtige Idee, die man sich nach Anleitung des Schwabcn- spiegels von dem Richteramte des Pfalzgrafen machte, veranlaßten den Freyherrn von Senkenberg, dasselbe in ei- »er eigenen Schrift : b'alsuln Lusticii kulmsiu üi OLiurom ^2 Albrecht l- sondern gieng ungesäumt auf sie los, griff sie mit feinen Bundesgenossen, den Grafen von Mark, Gel¬ dern und Jülich und verschiedenen Reichsstädten, auf mehrern Orten zugleich an, und »Llhigte izoi und l Z02 einen nach dem andern zu sehr harten Verglei¬ chen. Sie mußten unter andern versprechen, künf¬ tig die Schiffahrt auf dem Rhein, die sie bisher so sehr gehindert haben, nicht mehr durch ihre Zollerpres- sungen zu froren. Es ist daher falsch, was unser Verfasser sagt, daß Albrecht seinen Zweck gegen dis rheinischen Kurfürsten nicht erreichen konnte, und daß sich diese wider seinen Willen in dem Besitz ihrer Rhein, zolle zu erhalten wußten. Die unrechtmäßig angeleg- , ten oder erhöheten Zölle mußten sie gewiß zur Er¬ leichterung der Rheinfahrt aufgeben. Auf die recht¬ mäßigen hat Albrecht keine Absicht gehabt. Nur der Haupturheber der Verschwörung, der Erzbischof von Maynz, büßte zur wohl verdienten Strafe auch den ihm in der Privatcapitulakion zugesicherten Zoll zu Hghnstein ein. Nach dem Hode Albrechts mag es ihnen frey- krnncof. i/zr. Hko für ein Mährchen zu erklären. Inso¬ fern man aber dasselbe in dem oben erklärten Sinne nimmt, ist cs allerdings historisch gegründet, und hat auch nichts anstößiges an sich. Noch heut zu Tage findet man in je¬ dem wohl geordneten Staate eine ähnliche Einrichtung. Ls sind überall gewisse Gcrichtsstellcn bestimmt, welche die rechtlichen Forderungen, die der Regent an einen Bürger oder ein Bürger an den Regenten machen zu können glaubt, im Nahmen des Regenten zu untersuchen und zu entschei¬ den haben. Der Landesherr wird in solchen Civilxrocessen Pxn dem Fiscal vor seinem eigenen Gerichte vertreten Albrecht I, 7z frrylich geglückt haben, ihren Verlust wieder gut zu machen, VI- Den rheinischen Kurfürsten hatte bey diesen Zoll- streitigkeiten ohne Zweifel das Betragen des Papstes Bonifaz VIII. gegen Albrecht Muth eingeflößt. Al» brecht war von der Gerechtigkeit feiner an sie gemach» tcn Forderung so überzeugt, daß er sich schmeichelte, der Papst selbst, dem er durch einen eigenen Gesand¬ ten den Unfug, welchen die rheinischen Erzbischöfe mit den Zöllen trieben, vorstellen ließ, werde nicht erman¬ geln, ihn gegen dieselben zu unterstützen, Allein hie¬ rin täuschte er sich sehr. Er hatte zwcy zu schwere künden auf sich, als daß ihm auch in der gerechte¬ sten Cache die Gunst eines Papstes von dem Schlage, als Bonifaz VIII. war, hätte zu Theil werden kön¬ nen. Die eine war, daß er, nachdem ihm die, gleich nach seiner Wahl angesuchte, päpstliche Anerkennung verweigert worden, sich nicht nur nicht weiter darum bekümmerte, sondern sogar die Verwegenheit hatte, stch zu äußern : „tzuiU erxo li ?apa milu coronaiu LIectivno principum ör Rex lum L Imperator," s). Dis zweyte, daß er sich mit Bo- vifazens größtem Feinde, dem Könige Philipp dem schönen von Frankreich, in Verbindungen eingelassen bat. Bonifaz that daher auf Albrechts Vorstellungen Lilien Schritt gegen die rheinischen Erzbischöfe, son¬ dern wartete vielmehr ab, was die Händel, die Al¬ brecht Io.'preiilicmiur in Lbron. RirlsuZ. acl an. r»SS P- 74- ' - 74 Albrecht i- brecht mit denselben angefangen hatte, für eine Wen¬ dung nehmen würden, um dann bey guter Gelegen¬ heit selbst mit Nachdruck gegen ihn auftreten zu kön¬ nen. Sobald er Nachricht von den Bewegungen der rheinischen Kurfürsten erhielt, glaubte er, jetzt sey es Zeit, Albrechte» über das zur Rede zu stellen, was ihm schon längst am Herzen lag. Er erließ ein Schreiben an die drey geistlichen Kurfürsten, worin er ganz im Tone eines Gregors VII. und Jnnocenzs III. sagte: Albrecht sey nicht nur des Lasters der be¬ leidigten Majestät, da er sich wider seinen Herrn und König Adolf aufgelehnt und ihn in einer offenen Feld¬ schlacht erschlagen habe, sondern auch eines Verbre¬ chens gegen den päpstlichen Stuhl schuldig, da er die Verwaltung des'Reichs ohne päpstli che Bestätigung und Ernennung zum gefährlichen Beispiel, und Acr- gerniß der Meisten übernommen habe; er solle sich da¬ her binnen sechs Monaten durch feine Abgeordnete zu Rom stellen, um sich über den ihm angeschuldigten Königsmord zu verantworten, sein Recht auf die Krone, wenn er eines zu haben glaubte, zu beweisen, und das päpstliche Urtheil zu erwarten; widrigenfalls würde der Papst alle feine Unterthanen von dem Eide der Treue iossprechen, und wider ihn und seine An¬ hänger mit geistlichen und weltlichen Strafen ver¬ fahren. VII. Nachdem aber Albrecht durch seine muthvolle Un¬ ternehmung sich gegen die Kurfürsten in Teutschlan» so Albrecht i. 75 /o schnell sicher gestellt hatte, hielt auch der Papst nicht für räthlich, seinen, gegen ihn gefaßten, Ent¬ wurf zu verfolgen; ja es kam bald so weit, daß Bonifaz von selbst dem Könige Albrecht die Aus¬ söhnung und Freundschaft anzubicten für gut fand. Diese unerwartete Veränderung in den Gesinnungen des Papstes hatte ihren Grund in dessen Irrungen mit dem Könige Philipp dem Schönen von Frank¬ reich, die jetzt auf den höchsten bz-rad gestiegen wa¬ ren. Unser Verfasser redet von denselben erst in dem folgenden Absatz. Wir wollen das Nöthige davon hier, wo es auch in chronologischer Rücksicht eigent¬ lich hin gehört, erzählen, um den Einfluß, den diese fremden Händel auf die Aussöhnung des Papstes mit dem Könige Albrecht gehabt haben, leichter bemerklich zu machen. In den Kriegen zwischen Frankreich und England hat der König Philipp auch die Geistlichkeit seines Reichs besteuert. Dagegen erließ der Papst Bonifaz VIII. ein Decretal, daß sich kein Geistlicher unter Strafe der Epcommunication unterstehen soll, einem weltlichen Herrn unter was immer für einem Titel die geringste Steuer zu zahlen. Philipp blieb dem Papste nichts schuldig. Er machte ein Gesetz, daß kein Geld aus Frankreich nach Italien geschleppt werden sott, und versperrte zugleich die Wege. Da, su kamen noch andere Streitigkeiten wegen des tturir das ist wegen Beziehung der Einkünfte aus den erledigten Stiftern, wegen Errichtung eines neu¬ en 76 Albrecht i, rn Bischums zu Pamieres, die der Papst ohne könig¬ liche Einwilligung unternommen hatte, und wegen G;- fangennehmung eben des Bischofs von Primers, dec vom Papste zu seinem Legaten bestellt worden war, und sich gegen den König die größten Insolenzen erlaubt hatte. Der Papst glaubte dem Könige einen Haupt¬ streich ju spielen. Er berief ein Concilium nach Rom, und beschied dazu alle französischen Prälaten undDoc- joren. Philipp rief dagegen die Stände seines Reichs zusammen, welche einmüthig erklärten, daß der Kö¬ nig von Frankreich seine Gewalt unmittelbar von Gott allein habe, und Niemanden in weltlichen Sa¬ chen unterworfen sey, Nach Rom ließ er keinen Prä¬ laten gehen. Bonifaz hielt dessen ungeachtet im I. IZ02 sein Concilium, und machte darauf das berufe¬ ne Decrekal Vnum sauctrrm bekannt, worin der Satz, daß die weltliche Macht der geistlichen, die höchste geistliche Macht aber, die dem Papste zu¬ komme, Niemanden als Gott unterworfen sep, nicht undeutlich als ein Glaubensartikel ausgestellt ward *). Philipp ließ aber diese und andere dergleichen unlaute¬ re Der Hauptinhalt der gedachten Verordnung, die fich in dem lehren Tb-ile des xqnonischcn Gesetzbuches, den so ge¬ nannten Lxcravagsntibus communikuL s^id I. Dir. 8- Ne major. Le obeciisnt. cap. i. befindet, lautet so: „Vnam sanctsm eccleüam caclrolicam Lr ips-un spolio- licam vr^eme fiele creNere cozimur Lc teuere; — ex- kr.i guaui nee firlu8 eK, nee remiN'io peccatorum; — jn gus vaus ciominus, vnn ticie8, vnum dapcisma. Vna nempe suit tliluuü tempore srca IVoe, vnsm ec- clsilam prLÜxxurans, gus: in vno cubito consummar» vnum gubernsrorsm lisduit Lc rediorsm, exrrs guaM omnia iudfilientia super rsrram legimus suifie Nelera- — kgicur ecclelis vniur L vnicre vnum corpus, vaM Albrecht l. 77 re Bullen durch das Feuer reinigen. Bonifaz darü¬ ber ergrimmt, belegte ganz Frankreich mit einem Jn- terdict, that Philippen sammt seiner Nachkommen» schüft bis in den vierten Grad in den Bann, zählte seine Unterthanen von allem Eid und Gehorsam gegen ihn los, und er« arte ihn seines Reichs verlustig. Al¬ lein auch dieser fürchterliche Bannstrahl prellte an dem König Philipp ab. In Frankreich war die königliche Macht mehr consolidirt, als in dem so sehr getheilten Tentschland. Wenn dn Papst einen teuefcheu Kaiser excommmncirke, so konnte er darauf rechnen, daß er eine mächtige Parth-y zur Vollstreckung seiner Sen¬ tenz bereit finden würde; alber in Frankreich brachte Bonifazcns Bannfluch außer einigen unbedeutenden Pfaffen keinen Menschen gegen de» König in Bewe¬ gung» Wie sollte sich Nun der beleidigte Stolz des Pap- cRputi — OliritlnL viclelicet 8r Ldrilli vicnrins ke- rrus, Perrichs l'ncctllvrss. — In iisc einigue po- kLllsce Nnos eile zlallio; spiricusiem vinelicer L remporalein, ennn^elicis äiclis inüruiwnr. — Oportec nucem ^'.üüiulN eNs Inb Zlarii» ür cempornlem sucrvri- rscem fpiiiiunü lukjici poreil»>i. lelan, cnin ciicnc-Vpo- IloluL : üe'o/r c/r »rr/ a Leo ; « Leo orrüürakor /tt/r/ non srnem or6in3tse elfenr nisi xlnriins eiler. Md glsciio, tsmcznnm inferior re- lucerscur per nlinm in lupiem:,. — Lrxo ti cieuisc eoi-renz porell:n>, iuciicnbiknr n ffririkusli; M6 6 cieni-nc tpiriwslir min»r, 2 luo inpennri, 6 vero Inpreune, 2 tcho Leo, non sd Komins poreric incije^rj. ._ Kld «ucein iiL-.c ancrorirns — ore Ninino ketro cinrs st- higne Misciiie üiecessorü-us in ii-so, — Ynicuiinnij 'kinu- Huie poreliiici 3 veo 6c orclinsrüe rellllic j Lei vrMn,rjonj reükii; - korro sUbeüe Rowanü ponii- i-ci omni immsn« cresrur« Neclsrsmu», Nicimus, Nek« nimnr Üc pronnuciÄinur omn^no eiir cie neceüitäle Uni».« 78 Albrechti. Papstes Rache verschaffen? Es war kein anderes Mit-? tel übrig, als de,m Könige Philipp einen gewachsenen auswärtigen Feind zu erwecken. Rothwendig mußte hier der teutfche König Albrecht zuerst in Betrachtung kommen, nicht nur wegen seiner bekannten Thätigkett und grossen Macht, sondern vorzüglich darum, weil bei) der Wahl eines andern zu befürchten gewesen wä¬ re, daß Albrecht, der selbst so viel Ursache hatte, ge¬ gen Bonifaz aufgebracht zu sepn, unb Philipps Bun¬ desgenosse war, diesem Beystand leisten werde. Da der Papst Albrechts Dienste brauchte, so verstehet es sich von selbst, daß keine Rede mehr davon sepn konn¬ te, daß Albrecht vor demselben zur Verantwortung und Vernehmung des Urtheils, ob er ein Recht zur Königswürde habe oder nicht, erscheinen sollte. Viel¬ mehr gab ihm der Pabst von freyen Stücken zu ver¬ stehen, er möchte Gesandte wegen seiner Bestätigung nach Rom schicken. Albrecht that es, und ward vom Papste bestätiget. Bonifaz war übcrdieß noch so gü¬ tig, baß er vollkommen auf die Art, wie es bei) Be¬ stätigung der Bischöfe gewöhnlich war, alle, sogar körperlichen Mängel, die Albrechts Wahl entgegen gestanden seyn mögen, aus päpstlicher Machtsvoll¬ kommenheit ersetzte. Vermuthlich hat er ihm dadurch auch das Ang supplirt, welches Albrecht bey Gele¬ genheit einer, von dem österreichischen Adel gegen ihn angezettelten, Verschwörung durch einen erhaltenen Gisttrank verloren hatte; denn dieses war nach den De- Albkecht l. 79 Drerekalcn auch ein canonisches Hinderniß der Wahl, und Bonifaz hat selbst Anfangs aus diesem Grunde Albrechten die Bestätigung abgeschlagen. Die Güte des Papstes blieb nicht einmahl Key diesen Gefälligkei¬ ten stehen. Er erklärte noch dazu den Kaiser öffent¬ lich für den Monarchen aller Könige und weltlichen Fürsten, dem auch die Könige von Frankreich, ihr Stolz möge sich dagegen sträuben, wie er wolle, von Rechtswegen untergeordnet sind und seyn müs¬ sen. Um endlich das Maaß seiner Güte ganz voll Pi machen, schenkte er ihm gar das Königreich Frauk- tcich. Albrecht mußte dagegen einen ihm vorgelearcn Aufsatz unterschreiben, und darin unter andern sich ver¬ enden, daß er keine Freundschaft oder irgend eine an¬ dere Verbindung mit den Feinden des Papstes, wa- ren es auch Könige ober Kaiser, eingehen, noch auch Au Bündniß, das er etwa schon mit ihnen geschloffen haben möchte, halten, sondern vielmehr alle und jede Gegner des heiligen Stuhls auf päpstlichen Befehl ^lt Krieg überziehen und mit aller Macht verfolge» "oolle. So glaubte Bonifaz ein tüchtiges Werkzeug feine Richtung bekommen zu haben, wodurch eo Na- »Vicnriu; Jesu ksbriüi, sagte er, successor ketrk porelkarem Imperii n Qr-eci-, crnnkulit in Lermrmos, ur ixft 6erm»ni — poü'um eligere Legem Lonumo- , cM eU nromouencinr in Imperntoreni iVIo- ^rcbnm omnimu Legum grincipum terreuorum- iniurggr kic superdis LnIIiemm, guie clicir^ guoN recognoicit lupsriarem. Meminmur: gui« Ue kure Mnc Ür eile 6edenc tud Lege Lomnno Lr Impe- rstrx-e.a Bey Dtcnschla^r Sknaksgcschichte Hes röm. ^«!s«rkdums in der ersten Hälfte de» XI V. Jahrhundert» 8o Albrecht l. Rache an dem Könige von Frankreich ausüben könn¬ te. Allein Philipp kam dem Papste zuvor. Er ließ denselben durch ausgeschickte Emissarien zu Auagni in seinem Pallast überfallen und gefangen nehmen. Drei) Lage lang Mußte Bonifaz die schrecklichste Todesangst ausstehem Am vierten Lag verschaffte ihm zwar ein Aufstand des Volkes wieder die Freiheit; er wurde aber darüber rasend und starb im I. iZ0g. Von ihm rührt der dritte Theil des canonischen Rechts, der sogenannte Ickiwr lextus Decretulium, her. Dem Könige Albrecht mag die Wendung, welche die Sachen zwischen Bonifaz und Philipp genommen ha¬ ben, eben nicht sehr unangenehm gewesen sepn. Er wurde dadurch der Mühe überhoben, den Papst an dem Könige von Frankreich zu rächen, wozu er keine besondere Lust gehabt zu haben scheint. Wäre er so ländersüchkig gewesen, als man ihn schildert, so wür¬ de er wenigstens versucht haben, sich eines Ehciles des großen Geschenks, das ihm Bonifaz gemacht hat¬ te, zu bemächtigen. Allein er dachte gar nicht da an,- Und beschäftigte sich lieber mit andern Angelegenheiten^ VUft Der König Wenzel IV. von Böhmen, Ottocars Sohn , war indessen zu einer noch furchtbarem Macht, als sein Vater, gelangt. Er hatte daS Königreich Polen erworben, und seinen Sohn Wenzel V. auf veii ungerischcn Thron befördert. Auch hatte er Stü¬ ckt von Meißen aü sich gebracht, und verlangte dami von dem Könige Albrecht, er möchte ihm ganz Meiße» ein- Albrecht l. rmräumen. Da es ihm Albrecht abschlug , suchte sich Wenzel zu rächen. Er nahm an der Verschwärung der. rheinischen Kurfürsten gegen Albrecht in Geheim An- theil. Albrecht begünstigte dagegen auf Begehren des . Papstes den neapolitanischen Prinzen Karl Robert in seinen Ansprüchen auf die ungerische Kröne. Nun faßte Wenzel den Entschluß, den König Albrecht mit Krieg zu überziehen. Allein Albrecht wartete den An¬ griff nicht ab, sondern brach selbst im I. lzoos mit zwei) Kriegsheeren in Bühnen und Möhren ein. Un¬ ser Verfasser giebt als Ursache dieses Krieges an, daß Albrecht die Zehenten von den böhmischen Bergwerken forderte, und Wenzel sich zu Entrichtung derselben nicht verstehen wollte. Dieses ist aber ein historisches Mär¬ chen, welches daher entstanden zu sepn scheint, dass Albrecht bep seinem Elnbruche in Böhmen zuerst Kat¬ tenberg, wo die reichsten Bergwerke waren, belagerte. Während des Krieges starb Wenzel IV. im I. izoZ. Wit seinem Sohn Wenzel V. kam es unter der Be¬ dingung, daß er seinen Ansprüchen auf Ungern und Weißen entsagte, zum Frieden. Wenzel V. überlebte feinen Vater nicht lange. Er wurde . zo6 ermordet, und beschloß den bisherigen Mannsstamm der Könige. Uvn Böhmen. Dieser Todesfall öffnete dem Könige Wibrecht die günstigsten Aussichten, das Königreich Muhmen an sein Haus zu bringen; denn weil die weib¬ liche Erbfolge in Böhmen weder durch ein ausdrückli- ches Gesetz, noch durch das Herkommen erwiesen wer- L den Albrecht i. 8r den konnte, so war Niemand vorhanden, der einen ge¬ gründeten Anspruch auf Böhmen hätte machen könnm. Die böhmischen Stände waren also nach dem Privile¬ gium Friedrichs H. berechtiget, sich einen neuen Herrn selbst zu wählen, und der größte Theil derselben rief den König Albrecht herbex. Ein geringerer Theil der Stände hielt sich zwar an den Herzog Heinrich von Kärnthen, der des letzten Königs Wenzel V. älteste Schwester Anne zur Gemahlin» hatte. Allein da ihm diese kein Recht auf den höhn ischen Thron ge¬ ben konnte; so war Albrecht allerdings befug- / den Antrag des größern Thctls der böhmischen Stänr^ an- zunchme». Er kam mit einer Armee nach Prag und erklärte mit Beysiimmung und nach dem Wunsch der meisten Stände seinen Sohn Rudolf zum König von Böhmen. Um demselben einen festem Fuß in Böh¬ men zu verschaffen, mußte Rudolf, der eben voriges Jahr durch den Tod seiner Gcmahlinn, der französi¬ schen Prinzeffinn Blanca, Wittwer geworden war, die Wittwe Wenzels kV. Nichsa oder Elisabeth znr Ehe nehme». Die österreichischen Länder, die bisher Ru¬ dolf besessen hatte, übertrug nun Albrecht an seinen zweyten Prinzen Friedrich den Schönen. Zugleich wurde auf Verlangen der böhmischen und mährischön Stände zwischen der österreichischen und böhmischen Linie des Hauses Habsburg eine Erbvereinigung ge¬ schlossen, kraft welcher nach dem Auesterbm der einen Linie die and-re in den österreichischen oder böymischös Eta^- Albrecht i. 8z Staaten Nachfolgen sollte. Auf solche Art glaubte Albrecht die Erwerbung des Königreichs Böhmen sei¬ nem Hause für immer gesichert zu haben; und gewiß, wenn der König Rudolf länger gelebt hätte, würde Böhmen nicht wieder von dem habsburgischen Haust weggekommen feyn. Allein derselbe starb schon das folgende Jahr l zo/. Dieser Todesfall zerrüttete den ganzen Plan Albrechts. Er wollte zwar jetzt vermöge des eingegangenen Erbvertrags den Böhmen seinen zweyten Sohn Friedrich, zum König geben; aber die Böhmen achteten nicht auf diesen, von ihnen selbst ver- ' anlaßten und durch urkundliche Zusicherungen bestätig¬ ten, Vertrag, setzten einen neuen Wahltag an, schlugen auf demselben die Häupter der österreichischen Parchey tobt, und wählten den Herzog Heinrich von Kärn- then zu ihrem König. Albrecht konnte den Böhmen eine so offenbare Verletzung der kaum errichteten Ver¬ träge nicht angehen lassen, und suchte sttne Ansprü¬ che mit Gewalt durchzusetzen. Wahrscheinlich würde . Zwischen den Besitzungen des A.elS lagen auch unmittelbare Reichsstädte, Flecken und Bezirke. Unter dem hohen Adel hatte das Haus Habcburg die ausgedehntesten Besitzungen. Zu den mittelbaren Bezirken gehörten auch die dreh so ge¬ kannten Waldstädte, oder die heutigen Cantone Schwitz, ^'i und Unterwalden. Diesen dreh Gemeinden soll ^brecht durch seine Neuerungen Anlaß gegeben ha- , den ersten Grund zu dem schweizerischen Freh- st^are zu legen. Die Sache wird von den schweize¬ rischen Schriftstellern, denen alle übrigen folgen, so ^»ählt, Albrecht habe den Anschlag gefaßt, die ge- ach- 86 Albrecht i. dockten drey unmittelbaren Bezirke unter österreichi' scke Hobeit zu bringen. Zu diesem Ende habe er ihnen die Bestätigung ihrer alten Freyheiten zu wie¬ derholten Mahlen abgeschlagen, Und sie an die öster¬ reichischen Vögte zu Lucern und Rothenburg angewie¬ sen, anstatt ihnen zur Handhabung des Blutbanus, 'wie es die vorigen Kaiser tbaken, einen besonder» Reichsvogt zu schicken. Als sie sich dagegen beschwer¬ ten , und einen Reichsvogt verlangten, habe er ihnen zwar aus dem benachbarten Adel zwey Reichsvögte, einen gewissen Beßler und Beringer von Landenberg, bestellt; aber denselben geheime Befehle erkheilt, die Einwohner jener freyen Bezirke so lang zu drücken, bis sie selbst wünschen würden, unter österreichischen Schutz ausgenommen zu werden. Durch die Bedrü¬ ckungen dieser Landvögte, erzählt man weiter, seye» zuerst drei) mißvergnügte Männer aus den besagten Bezirken, Werner von Stauffacheu aus Schwitz, Walther Fürst aus Uri, und Arnold von Melckthal aus Unterwalden bewogen worden, im A. i Zo/ zur Rettung ihrer alten Freyheit einen Bund zu schließen, den jeder von ihnen durch heimliche Anwerbung sei» ner Blutsfreunde und Vertrauten zu vergrößern su¬ chen sollte. Die Gewaltthätigkeiten der Landvögte seyen seitdem ihren Gang fortgegangen. Unter an¬ dern habe folgende Begebenheit die Schweitzer äußerst gereizt und die Verbundenen zur Ausführung ihres Entschlusses, Las Vaterland von dem Joche der Land- E- - vög- Albrecht i. 87 dögtr zu befreyen, angefeuert. Der kandvoqt GeF- ler habe auf einem öffentlichen Platz eine Stange auf¬ richten und daraufeinen Hut fetzen lassen, mit dem Befehle, diefcm Hut die nämlichen Ehrenbezeugungen ju erweisen, als ihm oder dem Könige selbst. Man bermuthet, seine Absicht sey gewesen, dadurch die Mißvergnügten auszuforschen, indem er glaubte, sie würden sich zu diesem knechtischen Betragen nicht ver¬ stehen wollen. Wirklich habe sich ein gewisser Wil¬ helm Tell aus Uri gefunden, der sich weigerte, dem aufgesteckten Hut den befohlnen Respect zu bezeugen. Geßler habe zur Strafe ihn gezwungen, seinem kleinen Sohn mit der Armbrust einen Apfel vom Kopfe zu schießen, welches der Vater auch glücklich verrichtete, aber dabey seine Denkungsart so freymüthig äußerte, daß ihn der Landvogt gefangen nehmen ließ. Als er ihn aber aus dem Lande schaffen wollte, habe Tell eine Gelegenheit ersehen, zu entspringen und den Land¬ vogt Geßler selbst zu erlegen. Darüber sei) nun der Aufruhr ausgebrochen. Die Verbundenen sollen am Neujahrstage izoZ zu den Waffen gegriffen, sich der Schlößer ihrer Landvögte bemächtiget, dieselben Niedergerissen, und den Deringer von Landenberg sammt seinen Leuten aus dem Lande gejagt haben. Den Sonntag darauf sey auf einer allgemeinen Versamm- Nssg der drey Bezirke Schwitz, Uri. und Unterwal¬ den Bund auf «zehn Jahre zur Vertheidigunz ^er Freyheit^beschworen worden, Albrecht habe auf tür 88 Albrecht i. die erhaltene Nachricht von diesen Vorfällen, welche die Hoffnung sein Project bald ausgeführt zu sehen, vereitelten, sich sogleich nach dec Schweitz auf seine dortigen Besitzungen begeben, um wider die verbun- denen Waldstädte nachdrückliche Vorkehrungen zu tref¬ fen; diese seyen aber durch seinen unerwarteten Tod plötzlich unterbrochen worden. XI» Allein diese Erzählung ist nicht über alle Zwei¬ fel erhoben. Zu geschweige!!, daß selbst schweizerische Gelehrte ») die Geschichte. Wilhelm Teils schon mehr- mahl für eine Fabel erklärt haben, so wird ja , ) die Gründung der engern Vereinigung der drei) Waldstädte mit so merkwürdigen Umständen erzählt, daß sie nokhwendigcr Weise Aufsehen hätte erregen müssen, und von den gleichzeitigen, einheimischen oder benachbarten, Geschichtschreibern nicht gänzlich mir Stillschweigen hätte übergangen werden können. Man findet aber bei) keinem gleichzeitigen Schriftsteller eine Meldung davon. Erst die schweizerischen Schriftstel¬ ler des lHten und i6cen Jahrhunderts machen Er¬ wähnung von dieser Begebenheit. Dieses hat schon der gelehrte P. Hankhaler v) bemerkt, und deßwcgen diese ganze Geschichte einigermassen bezweifelt, dem hernach entschlossener der Herr von Numclrer gefolgt ' ' ist u) S Tschlidy Obran, blrlvek. l. Tl>. S. 2^8 not. a) 'imd dcschün^crn Herrn ron Ha'ler Schrift: Luillanme rii.l ioico Bern r/6W v) Oanipi!. 1'. H. z>. Zg. I»chcü 1754. Albrecht i. 89 ?st rv). 2) Nach Albrechts Tode hat der Kaiser -Heinrich VH. den Schweizern ihre Reichsfreyheiten bestätiget. Aber auch ui diesen Urkunden x) geschieht nicht die geringste Meldung weder von einer Nachlas¬ sung der Strafe wegen Ermordung und Vertreibung der kaiserlichen Landvögte, noch von irgend einer Ir- nmg mit dem Reiche, welches doch, wenn diese Vor¬ fälle sich wirklich ereignet hätten, wahrscheinlich dar¬ in würde berührt worden seyn. z) Wird von den gleichzeitigen Geschichtschreibern gr) nur die Betreibung der Kriegsrüstungen gcgtti Meißen und Böhmen, nicht aber gegen die Waldstävtc, als Endzweck der Reise angegeben, die Albrecht im I. izo8 nach demAar- L«n auf seine dortigen Besitzungen thgt. Auch Al¬ brecht selbst, als er sich daselbst befand, sprach kur¬ je Zeit vor seinem Lode nicht von einem gegen die ^Lalüstädte, sondern von einem gegen die Böhmen dorzunchmenden Feldzüge r). 4) Dec fast gleichzej- 'rge Albrecht von Straßburg, der seine Annalen bis I, i Z/8 fortgefährt hatte, und von dem, was in ber Schweitz vorgegangen, leicht unterrichtet scpn ^nnte, gedenkt keiner öltern Streitigkeit der drey Reichs- Verdienste österreichischer Regenten mu das leulsche Reich m ^8. Lien 1790. ) Tschud» !. c. x. 24^ —> 247. iVksreini kaioni sst «n rzo8 spust Lccsrst Horp. iijstor. nieclli nevi V. l. col. 1445. ^non/uius h-eol,. »st s. A. gpust 8. ,>. '7. >. c«!. 891. lddrari. '-niustro - tdeodurg.! aci e. s. «pust ker 4. I. coi. v ^lberr, Lr^elltin. »null vcült. 8. L. 6. 1'. H. 1'- H4. yo Albrecht I. Reichsgemeinden Uri, Schwitz und Unterwalden mit Oesterreich , als derjenigen , wozu die zwispaitige Wahl Friedrichs des Schönen von Oesterreich und Ludwigs von Bayern Anlast gab. Die drey Walbstädte hien- gen nämlich Ludwig Kem Bayern an. Der Herzog Leopold l. von Oesterreich wollte sie zwingen, seinen Bruder, Friedrich den Schönen, für den rechtmäßi¬ gen König zu erkennen, wie es der ganze umliegende Adel bereits gethan hatte z er wurde aber von ihnen, als er mit einem Heere in ihre Thäler cindringen woll¬ te, im I. iZkZ bey Morgarten geschlagen. Seitdem standen diese Thäler unbezwungen da, und in zwey Jahren waren sic schon so dreist, Niemanden mehr gehorchen zu wollen, a) Von diesem Siege rechnet Alb echt von Straßburg die Epoche der Unabhängig¬ keit gedachter drey Rcichsgemeinken. Wären die an¬ geblichen Auftritte unter dem Könige Albrecht wirk¬ lich vorgefallen, fo wurde ohne Zweiftl etwas davon zu den Ohren dieses benachbarten Schriftstellers ge¬ tom» ») Oklestit zucem Impolstas 8olosturnm, 8: ost reco- gnnLcenstum Irntrem luum pro Iks^e coe^ir. ^icen- stücpus cum mg^nn exerciiu nstversus Luicium, volenr tr-l'.ri villus ill^s, ^tns sum ste juro imperij, idbjlig»" de. — Oetcenstic populus 8uici» cum impscu per cli- vum monrin cpism Ium, ör lLÜz nbigus 6ns inücricor- st>X, inkertecus melioribus »odilibux, gui prLcell'erÄnc, Oucsm cum exerciru tuo lamenuiurmn t'uz»venuU. — 8icgus valles illoe polt sstduc llmrr invicr« vWsr/. nan ^?ü von rZ5Z ahziehet, so koiiimc die Jahrzabl izr/ btwnsr Albrecht i. 91 fcmmen seyn; er hätte dann gewiß dieselben, nicht ober den Sieg über den Herzog Leopold als die er- fe Grundlage zu der Unabhängigkeit der Schweizer angegeben, oder uns doch wenigstens einige Nach» richten von diesen ältern Streitigkeiten mikgetheilt. Z) Selbst der gleichzeitige und einheimische schweize¬ rische Schriftsteller Johann von. Wintertur, welcher die geringfügigsten L'necdokcn seines Vaterlandes an- führk, und von dem Könige Albrecht alle Mährchen des Pöbels niederschreibt, weiß vvn dem merkwürdi¬ gen Aufstande und der Verbindung der Einwohner von Schwitz, Uri und Unterwalden gegen den König Albrecht gar nichts, und erwähnt, wie Albrecht von Straßburg, dieser Leute erst bei) der Fehde, die der Herzog Leopold zu Gunsten seines Bruders, Fried¬ ricks des Schönen, mit ihnen anfieng b). Johann von Wintertur würde gewiß nicht unterlassen haben, vor¬ her oder bei) dieser Gelegenheit, wo er eine so natür¬ liche Veranlassung hakte, von den ältern Mißhellig- keiten zwischen Oesterreich und den Schweizern, wenn " sie- ' -^nno Damini rzrg gmefiam gsns rukicsliz, v-»lli- bus ciiclis 8ui>, IiädirÄns, monkibus lers excelfis udi- gue vallam , confira ile mancium warum prietiNijü Lr m-.iniuonik»r.LrmMmir, nb obeciieuriA L ttjperi- aii8, L conlustw serujciis Duci Dsapolcla, rsnguam vicuria kr.irris lui, Nebiris le lubtrnxjr, afi resr- KL0sInui fe pr-Enorkmir/' Dami wird weitläufig Leo¬ polds mißlungene Unternehmung erzählt, und so gecndiget: „Nello psrucra 8uioenleL — illü Nie pro Driumpfio -> Deo Ii^di^a tellum t'eriamgus 8olemnem tiussuüs «nnis in Perpetuum, recolemlum kAtiierunc." r7L8 — !7sc>. 92 ' Albrecht I. dieselben wirklich seit Albrechts Zeiten vbgewaltet hat¬ ten, eine Meldung zu machen. Allein die Ansangs¬ worte seiner Erzählung: ^u»o Domini iziz -zuse- 6am Zeus rull!cs!i8 rc. Zeigen offenbar, daß diese Gebirgbewohner ihm erst jetzt einen Stoff an dir Hand gaben, von ihnen zu reden, und baß sie eine neue Erscheinung in der Geschichte waren. Das jähr¬ liche Fest, welches die Schweitzer nach Johanns von Winkertur Zeugniß zum Andenken ihres, über den Herzog Leopold erfochtenen Sieges angeordnct ha¬ ben, mag wshl, wie Herr von Mumelter bemerkt, vieles zur Entstellung der ersten Begebenheiten ihrer Revolution beygetragen haben. Es gieng sehr na¬ türlich zu, daß nach einer Reihe von Jahren, da der Haß der Schweitzer gegen Oesterreich mit ih¬ rem Glücke zunahm, bep einer solchen Feierlich¬ keit manche ungegründete Sagen und erdichtete Zu¬ sätze in Umlauf kamen, welche durch die Ueberlieft- rung foftgepflanzet, und mit neuen Verzierungen ans- geschmückc von den Schriftstellern des i Atcn und l6ten Jahrhunderts in die Geschichte ausgenommen und end¬ lich alB unstreitige historische Facta ausgestellt wurden. Diese Gründe dürften hinreichend seyu, es .für wahr¬ scheinlicher zu halten, daß der Anfang der schweizeri¬ schen Verbindungen nicht in die Regierung Albrechts l- sondern in die Zeit des spätem Kronstreites zwischen Friedrich dem Schönen von Oesterreich und Ludwig dem Tanern falle. Vep Albrecht i. 93 Bey seinem Aufenthalte im Aargau, dem jedoch X!I. nach dem, was bisher gesagt worden, das angebliche Vorhaben, einen Zug gegen die schweizerischen Wald- städte zu unternehmen, nicht zum Grunde lag, hatte , ^brecht daS Unglück, sein Leben ganz «nvermuthet durch einen Meuchelmord zu verlieren. /Cs lebti an seinem Hofe seines jüngstm Bruders Rudolfs hinter¬ lassener Sohn Johann. Dieser P inz war vorher am böhmischen Hofe erzogen worden, wo ihm wahrschein¬ lich nicht die besten Gesinnungen gegen seinen Oheim und Vormund eingefiößt worden sind. Mehrmahl forderte er von demselben die Einantwortung des ihm Wehenden Landesanrheils. Albrecht, der den Leicht-? sinn des jungen, zur Verschwendung geneigten,, Prinzen kannte, suchte die Befriedigung dieses unzeittgen Wun¬ sches zu verschieben. Als Johann das letztemahl sein besuch wiederholte, bekam er zur Antwort: er möchte W noch den bevorstehenden böhmischen Feldzug mit- Wachen; alsdann werde die Uebergabe unverzüglich ec- svlgen c). Mit diesem Bescheide hätte er sich aller¬ dings zufrieden stellen können. Allein böse Rathgeber und Schmeichler, die von der eigenen Verwaltung Prinzen Nutzen zu schöpfen hofften, hatten ihm in Hopf gesetzt, Albrecht wolle ihm seinen Erbkheil zur rit»' , sagt bey dieser Gelegenheit Albrecht zu Io- Uaiin, lneie oittnin laa, lv/ejxiü Nouo', neo tud »oltra ^>»inichrr!rjl>ne wsce^eiüin ciinmnirionem aligualein, '°-! anZmenrum, 8icnr exporieris Uicsiitor, ein» iii>l 94 Albrecht I. zur Bereicherung der eigenen Söhne ganz vorenthal- ten. Der von seinen Leidenschaften hingerissene P inz wollte daher nicht länger warten, sondern faßte mit einigen ihm ergebenen Edelleuten den verruchten Ent¬ schluß , seinen Oheim bey nächster Gelegenheit zu er¬ morden. Diese kam nur zu früh. Am ersten May IZ2Z wollte Albrecht von Baden im Aargau nach Rheinfelden zu seiner Gemahlin» reiten. Johann und seine Mitverschwornen gaben ihm das Geleit. Bey liebersetzung des Flusses Rüß blieb das übrige Gefolge etwas zurück, In diesem Augenblick fielen sie den, mit ihnen ohne Argwohn fortreitenden, König an, und brachten ihn durch mehrere Hiebe und Stiche ums Leben cl). Die Mörder entflohen. Ein einziger, Rudolf von Wart, gerieth in die Hände der Gerech¬ tigkeit und büßte sein Verbrechen an dem Orte, wo der Mord begangen worden war, auf dem Rade. Der Prinz Johan» verlief sich in ein Kloster zu Pifa, wo er im I. IZIZ starb. XIII. Albrecht war zwar als ein Liebhaber des Kriegswe¬ sens ein Mann von rauher Außenseite, aber von fe¬ ster Denkungsart und uiitenehmendcm Geiste. Dir Kriegsleute beweinten an ihm ihren Vater. Gegen Freunde et) Dar Mas-nrnn ktdronicon. Itslxicum npu?- riis usus Legem /Abercum karrmini tuum, uil w»" futpicnluem, pro ciolor, imsrtteic." Albrecht i. 95 Freunde betrug er sich sanft, gegen Feinde strenge. Die.Rechtschaffenen liebte er, die Boshaften hielt-x lm Zaume. Seine Leidenschaften wußte er zu b?, zähmen, e) Während seiner zehnjährigen Reg e« rung handhabte er die öffentliche Ruhe und Sicher^ heit nach dem Bcyspiele seines Vaters durch Landfrie¬ den. Die Majestät des Thrones, die unter feinem Dorfahren sehr gesunken war, brachte er wieder in Ansehen, besonders dadurch, daß er die Kurfürsten, die sich gar zu viel herauszunchmen ansiengen, de- müthigte. Aber eben dieses hat ihm einen noch bis auf den heutigen Tag fortdauernden Haß zugezogen. Man findet seine Regierung überall sehr übel geschil¬ dert. Die neuen Schriftsteller machen ihm eine ungerechte kändersucht zum größten Verbrechen. Allein woraus kann nian diese beweisen? Was Albrecht gegen Böh¬ men unternahm, kann Niemand als ungerecht erklä¬ ren. Was er in Ansehung Hollands und Thürin¬ gens that, geschah um die Retchsrechte zu behaup¬ ten, nicht um seine Familie zu bereichern. AIS er Tigen Holland zog, erklärte er selbst in einem her- aus- 2) i,slic Rex A miliridus fpxcialicer plorrrdunir, Nicea- eibll«: Zdrms bei lica perisrmw, 'üipeniiia miIn.10 nun» Isnxuerunr, ging subclucrus eü, gui dellicss res sm»- >ir, xninperes iniüi^s l'ubleusuic, ümicis lenis,, aciver- rsriis grsvir, prokos Nilixens, iinvrodns ceercen^ , nomsculrirum rliorum reiinen?, nuNnm guncuugne c»I- renm tusin aN cnri-iln venienrenr >rkuceiy üiiis relinguens, iniproperis pacienrei suffe- , jnjuriii? seineineinissss nungnnm rcvolvens, ku- dvreni ;ieccon« cnn?e§eni." «<« e. e. ,0/. zyz. yK Albrecht i. ' ausgegebencn Manifeste, daß er dieses Land im Nah¬ men des Reichs in Besitz nehmen wolle. Daß er Meißen seinem Hanse habe zuwenden wollen, läßt sich nicht darthun. Nur eine Chronik von Klosterneu¬ burg 5) sagt, daß er das Meißnerlaud seinem Neffen Johann zugedacht habe. Der Ungrund dieser Sage erhellet aber schon daraus, daß Johann unmöglich gegen seinen Oheim hätte aufgebracht seyn können, wenn ihm dieser statt seiner unbeträchtlichen Erbgü¬ ter die ganze Markgrafschaft Meißen einzuräumen ge¬ sinnt gewesen wäre. Die Absicht Albrechts auf die drey Waldstädte ist allem Ansehen nach eine Erdich¬ tung späterer Jahrhunderte. Das Betragen gegen seinen Neffen, welches auf die Vorenthaltung dessen kandesantheils abgezweckt haben soll, ist eine Ver- läumdung, welche durch die oben angeführten unverdäch¬ tigen Zeugnisse des OontinuntoriL chlartirri I'ols- ni, und des Nazrii cbronici Lol^ioi widerlegt wird. Man wird also, wenn man unparthepisch ser/u will, bekennen müssen, daß zwar Albrecht für sein Haus sorgte; aber dabey nie die Redlichkeit und Gerechtig¬ keit außer Augen ließ. Wer kann ihm dieses übe! nehmen , da er Vater von sechs Söhnen, Rudolf, Friedrich, Leopold, Albrecht, Heinrich und Otto und von fünf Töchtern war? Ungeachtet sich unter seiner Regierung viele Begebenheiten zusammen drängten, die ihn von allen Seiten beschäftigten, so hätte er doch, s) (lliron. Liaulkro-bleokurF. »N zn. 1^04 col. 477' Heinrich M. 97 doch, Wim er länger am Leben geblieben iväkr, durch seine Staatsklughett und Tapferkeit bey den mei¬ sten wahrscheinlich seine Absicht erreicht, und damt würden die Geschichtschreiber gewiß ein anderes M kheil von ihm fällen, als sie gewöhnlich thum hi 62; Heinrich vit. vom I. 27. Nov. bi§ iziz. 24. Ang- (5 Jahre.) I. Verlegung des päpstlichen Sitzes von Rom nach Avignon. Möglichkeit und Folgen davon. II. Wahl Heinrichs VlI. durch Bemühung seines vormahligen Arzd tes Peter Aichspalter. HI. Erwerbung des Äbnigreichs Böhmen für seinen Sohn Johann. lV. Erste Spur de« Reichsstandschaft der Reichsstädte, nicht aber der Abthei- lung des Reichstags in drey Collegien. V. Damahlige« Zustand von Italien. Heinrichs Rbmerzug und Unter- uehnmngen in Italien. VI; Änegöaustaltcn wider dert König Robert von Neapel. Heinrichs Tod VII. Be¬ tragen der Welfen und des Papstes nach Vernehmung ojeieS Todfalle. Die übertriebenen Äninassungen, die dtr Papst Bonifaz VIII- gegen den König Philipp den Schö¬ nen von Frankreich durchzufttzen gesucht hat, hatte» luletzt den unerwarteten Erfolg, daß ein Franzose auf den päpstlichen Stuhl, unv der päpstliche Stuhl selbst "ach Avignon in Frankreich kam, wo er über 7s Jahre lang blieb; denn als Bvnifazs unmittelbarer Nachfolger Benedict XI. nach einer kaum aa^tmonat- lichen Negierung starb, entstand in dem Cardinals- G «oliegr» 98 Heinrich VI s. collegio rine Trennung. Dre Cardinäle Franciscu- de Guatanis und Nicolaus del Prato waren die Häup¬ ter zweper Partheyen, deren jene einen Italiener und diese einen Transalpiner zum Papste haben wollte. Letztere stand unter französischem Einfluß, und wußte «s dahin zu bringen, daß die erstere sich den Antrag gefallen ließ, drey Transalpiner vorzuschlagsn, aus denen der Cardinal del Prato mit seinem Anhang ei¬ nen zu wählen das Recht haben sollte. Unter den Vorgeschlagenen war auch der bisher gegen den König Philipp gar nicht gutgesinnte Erzbischof von Bour- deaux Bertrand de Got, ein Gasconier von Geburt. Philipp erhielt von dieser Lage der Sachen in aller Eile die nöthige Kundschaft, und bot dem Erzbischöfe Bertrand ganz unvermuthet die Beförderung zur päpst¬ lichen Wörde an, wenn er sich zu gewissen Puncten gegen ihn verbinden wollte. Der ehrgeizige Gasconier versprach alles zu thun, was der König verlangte, und wurde im I. izoZ nach einer Sedisvacanj'von eilf Monaten unter dem Nahmen Clemens V. zum Papste erwählt. Der neue Papst mußte nun vermög der eingegangenen Capitulation unter andern im I- izo6 eine Bulle herausgeben, worin er die franzö¬ sische Nation von aller Verbindlichkeit der nachrheili- gen, in der Bulle Vriam 8rinclam aufgestellten, Grundsätze frepsprach g). Auch scheint ein geheimer Ca, „ 8c rexrm (?rAvroruiw: per Neüniuonern 8c k rstionem bona: memoria: Uomlimn papL Vlil, p'-b- äecellorn noliri, gure iaeipir: M"' Heinrich vil. U Capitulationspnnct, chen Philipp erst nach brr Zeit ju entdecken sich Vorbehalten hatte/ darin bestanden zu seyn, daß der neue Papst seinen Sitz in Fankreich Nehmen sollte. Wirklich wollte Clemens V. nach in¬ ner Wahl zum Erstaunen der Cardinäle nicht nach Rom kommen, sondern berief das Cardinalscollegium nach Frankreich jur Verrichtung der Conseeration, und schlug dann seine Residenz zu Avignon auf. Man darf sich über einen solchen Entschluß eben nicht wun¬ dern. Die Päpste waren zwar Bischöfe von Rom, und sollten als solche in ihrem Kirchensprengel restdi- ren. Allein sie sahen sich auch vermög des Primats als allgemeine Bischöfe der Christenheit an, und glaub- len überall zu Hause zu seyn. Von dieser Seite konn¬ te also die Sache keine Bedenklichkeit haben. Nur wegen des Unterhalts hätte ein Anstand seyn können; denn es war vorauszusehen, daß das Einkommen aus den italienischen Besitzungen des Papstes bey dessen Abwesenheit weit kärglicher ausfallen werde, als wenn « dort gegenwärtig wäre. Aber zum Glück waren bie Päpste zu diesen Zeiten Nicht mehr in der Noch- Wendigkeit, bloß von den Einkünften des Kirchenstaa¬ tes zu leben. Ihre Kammer hatte aus den übrigen Estrichen Ländern bereits so beträaikltLe Zuflüsse; baß dieselben allenfalls allein zureichen konnten, das tben nicht geringe Bedürftiiß des päpstlichen Hofes zu G 2 de- lum Vnlumus vel imenckmus prlrjuciivium gener-nst gunci per ülgm >ex, !vxnmn « ejiiucolsr fileti. d<»i sinolius eecletlL iin^ 5-idjeLti :ui- ie'z etikekam." clemeo« V. iu Lxlisv»,« ««wm. Ubr Z- cir cie xrivileg, er.p. s; Heinrich Vil. !O0 decken, «nd es ließ sich hoffen, daß man durch Br» nützung mancher bisher vielleicht vernachläßigcen Fie- nanzquelle im Stünde seyn werde, es noch weiter zu bringen. So verschwand auch dieser Anstand. Es waren also keine Hindernisse vorhanden, die Clemens V. hätten abhalten können, das Verlangen seines Beförderers zu erfüllen und sich in Frankreich nieder- zulasscn. Vielmehr hakte er außer der natürlichen Liebe zu seinem Vaterlande und der Begierde, sich sei¬ nen Landsleuten im vollen Glanze seiner Würde zu zeigen, noch einen andern Beweggrund zu einem sol¬ chen Schritte. Der Aufenthalt der Päpste in Ita¬ lien war mit verschiedenen Unannehmlichkeiten verbun¬ den. Die Römer lebten mit ihnen in beständigen Collifionen wegen der zeitlichen Dinge, und waren Ley jeder Gelegenheit zu einem Aufstande geneigt. Auch die übrigen zum Kirchenstaate gehörigen Städte betrugen sich nicht immer so gehorsam, als es die Päpste gerne gesehen hätten. Ueberhaupt war man in Italien des Papstes zu sehr gewohnt und eben da¬ durch nicht selten in die Versuchung geführt, die ihm schuldige Achtung außer Augen zu setzen. Allen die¬ sen Unannehmlichkeiten konnte Clemens durch eine Ver¬ änderung seines Sitzes ausweichen. Aus ähnlichen Ursachen behielten auch einige seiner Mchfolger ihre Residenz zu Avignon. Diese Verlegung des päpstli¬ chen Stuhls nach Frankreich hatte für das europäi- scheMaakssystem wichtige Folgen. DiHPäpste ka¬ men Heinrich VH. ror men durch ihren Aufenthalt zu Avignon in eine gros¬ se Abhängigkeit von den französischen Königen, die bisweilen einer Art von Staatsgefangenschaft glich- Zwar könnte man glauben, daß die Könige von Frank' reich sich ungemein gefällig gegen die Päpste bezeig» ten, da sie geschehen ließen, daß die Letzten die Geist» lichkeit in Frankreich nach Belieben behandelten und kaxirten; aber im Grunde war diese Nachsicht nichts anders als Politik. Die Päpste mußten meistens dm Nutzen, den sie auf solch« Art zogen, mit den Königen thcilen, und dieses war schon ein wahrer Gewinn für bie Könige; denn sie selbst durften es nicht so leicht wagen, die Geistlichkeit ihres Reichs zu besteuern, weil Wan die geistlichen Güter damahls durchgehends für ^emt von allen Etaakslasten hielt. Die Könige wachten aber überdieß noch auf weit größere Gegen¬ gefälligkeiten Anspruch. Sie glaubten berechtigt zu seyn, von den Päpsten alles zu fordern, was nur ei¬ nigermassen von diesen abzuhangen schien. So be¬ kamen die Könige von Frankreich allen Einfluß, den die Päpste auf die Angelegenheiten von Europa hat- in ihre Richtung, und suchten denselben zu th- Vortheil auf das möglichste zu benützen. Dieses zeigte sich gleich bry der neuen Kaiser-II- wähl nach Albrechts I. Tode. Der König Philipp Frankreich suchte mittelst des päpstlichen Einflußes seinem Bruder Karl von Valois die teutsche Krone zu ^'schaffen. Doch Clemens v. war zu klug, um die- ror Heinrich VII. ses Vorhaben, bey dessen Ausführung sein Ansehen vielleicht mehr Gefahr gelaufen wäre, als selbst die Freyheit des teutschen Reiches, nach dem Wunsche des Königs von Frankreich zu befördern. Äußer¬ lich mußte er sich zwar stellen, als wenn er dem Kö¬ nige willfahren wollt«. Er erließ deswegen an die Kurfürsten Empfehlungsschreiben für den Karl von Va, lois. Aber Phi'ipp merkte bald, daß es dem Papste nicht Ernst be» der Sache sei). Er wollte daher den¬ selben mit Gewalt zu seinen Absichten stimmen. Al¬ lein dieses hatte nur die Folge, daß der Papst in Ge¬ heim die Kurfürsten mahnte, mit der Köuigswahl zu eilen. Die Kurfürsten befolgten seinen Rath, und der Erzbischof von Maynz, Peter Aichspalter, leitete die Wahl auf den Grafen Heinrich von Luxemburg, bey dem er einst Arzt gewesen war. In der Folge hatte sich Peter zu verschiedenen geistlichen Stellen em¬ por geschwungen, und zuletzt war er Bischof von Basel geworden. Als solcher unternahm er im I. !Zc>6 seinem vormahligen Herrn zu Gefallen eine Reise an das päpstliche Hoflager, um für dessen Bru¬ der Bglduin das durch den Tod Gerhards von Eppen- slein erledigte Erzstift Maynz zu sollicitiren; er hatte . aber das Glück, das, was er für einen andern suchte, selbst davon zu tragen, und zwar zur Belohnung ei¬ ner glücklichen Cur, die er an dem eben damahls kranken Papste Clemens V. verrichtet hatte. Bald darauf verschaffte er jedoch dem Bruder des Grafeg Heilt- Heinrich Vll. roz Heinrich das durch Diethers von Nassau Tod ledig gewordene Crzbisthum Trier, und, als es jetzt auf rine neue Königswahl ankam, verwendete er sich mit feinem College» Balduin so nachdrücklich für den Gra- fen Heinrich selbst, daß sich endlich die Stimmen aller Kurfürsten zumVortheil desselben vereinigten, worauf am 27. Nov. iZoF die feyerltche Wahl zu Frank¬ furt und am 6. Jän. 1 gay die Krönung zu Achen erfolgte. Clemens V. bestätigte den neuen König so¬ gleich, und sagte ihm auch die Kaiserkrönung zu. Heinrich VII. wie er nun genannt wurde, war ein Herr von sehr guten Eigenschaften und als einer der größten Turnierhelden seiner Zeit bekannt. Dem König Heinrich VlI. gelang es, ohne vie-IIl. le Mühe das Königreich Böhmen an sein Haus zu bringen. Seit dem Tode des Herzogs Rudolf von Oesterreich war zwar der Herzog Heinrich von Kärn- then König in Böhmen; aber es machten auch noch Rudolfs Brüder, die Herzoge von Oesterreich, vermög des eingegangenen Erbvertrags Ansprüche auf bas Königreich Böhmen, und hakten eine Parthcy der böhmischen Stände ans ihrer Seite, die, jedoch dein weit stärken, Anhänge des Herzogs von Kärnchen nicht das Gleichgewicht halten^ konnte. Allein Hein¬ rich von Kärnthen verstand sich nicht darauf, die Gunst ber böhmischen Nation zu erhalten. Er besetzte die wichtigsten Aemter mit seinen Kärnthnern, ließ viele Grosse des Reichs in die Gefängnisse werfen, und sienz -rsl Heinrich VH. sleng an fehl' grausam zu werden. Dieses machte, daß eine dritte Parthey entstand, welche sich an den römischen König Heinrich VII. wandte, und demsel¬ ben für seinen Prinzen Johann des verstorbenen Kö¬ rrigs Wenzels V. jüngste Schwester Elisabeth nebst dem Königreich antrug. Dieser Antrag war dem Kö¬ nige Heinrich VIl. sehr willkommen. Es kam also pur darauf an, den Herzog Heinrich von Körnchen aus einem scheinbaren Rechtsgrunde seines Rechts auf die böhmische Krone verlustig zu erklären, und die Herzoge von Oesterreich von ihren Ansprüchen auf die¬ selbe abzuschrecken. Deydes erreichte man mit Hülfe her Jurtsterey auf folgende Art. Dem Herzoge Hein¬ rich wurde das Königreich Böhmen abgesprochen, weil er dasselbe, da es doch dem teulschen Reiche als ein Erledigtes Lehen heimgefalken war, eigenmächtig in Besitz genommen und seit drey Jahren, da er es be¬ sessen, nicht die Belehnung nachgesucht hat; den Her¬ zogen von Oesterreich aber wurde die Belehnung über ihre eigenen Erbländer, nm die sie baten, unter dem Vorwande abgeschlagen, daß die Böhmen ein Recht darauf hätten, indem vormahls der römische König Richard den König Ottocar von Böhmen mit den öster¬ reichischen Ländern belehnt, und Kaiser Rudolf ihm dieselben ungerechter Weise wieder abgenommcn hat. Um sich keinen Händeln wegen ihrer eigenen Erblän¬ der auszusetzen, ließen sich die österreichischen Herzoge sn einen Vergleich mit dem Könige Heinrich Vll ein/ wp- Heinrich VII. 105 wozu sich dieser sehr willig bezeigte , weil er ohnehin bei) der ganzen Sache keine andere Absicht hatte, als die gedachten Herzoge von ihren Anforderungen auf Böhmen zun'äzuhalken. Indessen wurde die böhmi¬ sche Prinzessin» Elisabeth nach Deutschland gebracht- mit dem luxemburgischen Prinzen Johann vermählt, und dieser von seinem Vater feyerltch zu«zr Könige von Böhmen ernannt. Hierauf trat der neue König Io, Hann in Begleitung des Erzbischofs Peter von Mayn; und anderer teutschen Grossen mit einem Heere den Zug nach Böhmen an, vertrieb binnen einem Jahre den Herzog Heinrich von Kärnthen aus dem ganzen Königreich und wurde am Z. Febr. izn zu Prag von dem Erzbischöfe von Maynz mit grossem Gepränge chs König gekrönt. Die Tractatcn und Handlungen, wodurch dem^- luxemburgischen Hause der Weg zum Königreich Böss-- nun gebahnt ward, giengen auf einem Reichstage zu Speyer im I. 1309 vor sich. Von dieser Reichs¬ virsammlung schreibt Albrecht von Straßburg k)r "^anlit ibi bdex lex chebciomaöibus cum princi- k'buz electoribus L nIÜ8 ?rincipibu8 L ciuitntum vnnriis." Diese Stelle enthält die erste Spur, daß ^geordnete der Städte auf dem Reichstage erschie- "eu, und also die Reichsstädte auch Reichsstände ge- 'vorden sind. In Frankreich findet man beyläustg um nämliche Zeit, daß Deputirtt dtt Städte zu den Reichs- ) Oldere, -irgend. r-i sn. k. c. p. rrS. ,o6 Heinrich Vil. Neichsversammlungen zugezogen wurden. Philipp der Schöne machte damit dui Anfang in der Absicht, um durch einen Mittelstand die übergrosse Macht seiner Reichsbahnen zu schwächen und das königliche Anse¬ hen zu erheben. In-Teutschland gab vorzüglich der Reichchum der Städte, den sie sich durch Gewerbe und -Handel erworben haben, dazu Anlaß; denn wenn man über Unternehmungen berathschlagen wollte, wo¬ zu Gelb erfordert wurde, war cs sehr natürlich, daß man auch diejenigen an den Berarhschlagungen Theil nehmen lassen mußte, die das meiste Geld hergeben konnten. Unser Verfasser glaubt in dec angeführten Stelle auch schon eine Spur der heutigen drei) Reichs- collcgien, d«!s kurfürstlichen, fürstlichen und städtischen, anzutreffen. Allein aus dem, daß die Kurfürsten und Fürsten daselbst besonders genannt werden, läßt sich noch nicht erweisen, daß diese beyde auf dein Reichstage von einander abgesondert delibrrirten , und so, wie heut zu Tage, jwey besondere Collegien ans- machten. Die Trennung der Kurfürsten und Fürsten in jwey Collegien auf dem Reichstage ist erst unter K. Friedrich IV. geschehen. Außer dem Reichstage aber bey den Königswahlen haben die Kurfürsten unge¬ zweifelt schon um diese Zeit ein Collegium für sich ge' bildet. Mik mehr Wahrscheinlichkeit läßt sich behaup¬ ten , daß die Abgeordneten der Städte gleich seit den» Anfänge ihrer Erscheinung auf den Rcichsversammlun- gen von den Fürsten getrennt gewesen, daß folglich die Heinrich vil. iv/ die Stelle Albrechts von Straßburg eine Spur öon jwey Reichscollegien, der Fürsten nämlich und der Städte, enthalte. Die Fürsten kamen damahls noch iu Person auf den Reichstag; die Reichsuädte aber als Gemeinden, die nicht in corpore erscheinen konn¬ ten, schickten ihre Cyndlcos oder Rathsverwandten, die nicht vom Adel, allenfalls nur Doktoren waren. Unter diese wollten sich die Fürsten nicht mischen. Die städtischen Abgeordneten mußten also sich zu einem ei¬ genen Collegium constttuircn. Ihr gemeinschaftliches Interesse erheischte dieses noch mehr; denn wenn auf einem Reichstage Geschäfte zur Berathschlagung kamen, ju deren Ausführung Geldbeiträge nöthtg waren, so machten zuerst die Fürsten den ganzen Kostenüberschlag, bestimmten die Summe, welche fie auf sich nehmen sollten, und zeigten dann den Abgeordneten der Städte an, wie viel diese zu der bevorstehenden Unterneh¬ mung beyzutragen hätten. Gemeiniglich suchten die Fürsten, die nie recht bey Gelbe waren, den größten ^iurheil auf die Städte zu wälzen. Die städtischen Deputieren mußten daher gemeinschaftlich berathschla- Sen, ob und in wie weit sie die ihren Committeuten i"genmthete Last übernehmen könnten und sollten. Sie wußten zusammenhalten, um nicht zu sehr beschwert werden. So mußte sich der Reichstag von selbst jwey abgesonderte Collegirn theilen. Auf dem Reichstage zu Speyer wurde zugleich V. Römerzug beschlossen, der im Herbste des folgen¬ den ro8 Heinrich VII. den Jahres izio ««getreten werden sollte. Wenn man die Verbindung Italiens mit Teutschland erhal¬ le» wollte, so war es nöthig, daß sich nun wie» der etnmahl ein teutfcher König den Italienern zeigte, da sie schon seit Konrads IV. Zeiten keinen lbey sich gesehen hatten. Die Umstände, in denen sich jetzt Italien befand, schienen auch wirklich zur Her¬ stellung des kaiserlichen Ansehens in diesem Reiche viel günstiger zu seyn, als sie ehemah ls waren. Die ita¬ lienischen Städte, die unter den hohenstaufifchen Kai¬ sern so muthig für ihre Freyheit fochten, haben, seit¬ dem die Furcht vor den Kaisern verschwunden war, aufsehörk, sich in den Waffen zu üben. Sie sind ge¬ mächlicher und weichlicher geworden. Die Fehden, die sic mit einander hatten, wurden von ihnen setzt meistens durch Söldner geführt. Das Frepheitsge- fühl, von dem sie einst ganz beseelt waren, hat sich beynahe verloren. Alle waren auf dem Puncte in Fürstenthümer verwandelt zu werden. Man kann sa¬ gen, daß es in den meisten italienischen Städten seht so aussah, wie zu Rom in den Zeiten des Splla und Cäsar. Die Bürger waren schon vorbereitet, sich unter eine Oberherrschaft zu schmiegen, nur war es noch darum zu thun, wer dieselbe erhalten sollte. Fast in einer seden Stadt gab es eine oder mehrere Fami¬ lien, die nach der Oberherrschaft strebten. So trach¬ teten nach derselben zu Verona die Scaligeri, zu Pa¬ dua die Carara, zu Ferrara die Este, zu Lucca die Cg- Heinrich VII» ivz Castrucci, zu Faenza die Manfredi, zu Bologna die Dentivogli, j» Parma dk Cörregi re. In Rom kämpften die Ursiner und Colonnefer mit einander» welche aus ihnen am meisten zu sagen haben sollten, «nd in Mayland stritten sich Guido della Torre und Matthäus Visconti, von dessen Vorfahren schon im rilften Jahrhundert Eliprandus Vicecomes zu Map- land gewesen war, um die Oberherrschaft. In dm Städten , wo zwep Familien gegen einander standen, war immer die eine welfisch, die andere gibellinisch ge¬ sinnt , und in eben diese Factionen theilte sich auch die übrige Bürgerschaft. So waren die Ursiner zu Rom, und die Tvrrianer zu MaylandWelfen, die Colonnesev hingegen und die Visconti»« Gibellinen. In den Städte» ober, wo »meine Familie hervorragte, bekannten sich iwar auch die Bürger größtcntheils nur zu einer, jedoch in einigen zur welfischen, in andern zur gibellinischm Parchey. Diese Partheyen dauerten in Italien aus Privatinteresse noch immer fort. Vorzüglich war es den Häuptern in den Städten daran gelegen, sie zu ^halten, um auf solche Art immer einen mächtigen Anhang z>, haben und mittelst desselben ihre Herrschsüch¬ ten Absichten desto leichter zu erreichen. Die Wel- ken wurden von Neapel, die Gibellinen von Sicilien ""s unterstützt. Bey dieser Stimmung der italieni- kchen Städtebewohner, sich endlich der Herrschaft ein- iter Personen zu unterwerfen, war es sehr wahne Knilch, dgß hem Köyige Heinrich gelingen würde, mit- trö Heinrich VH. Mit einem weit geringer» Aufwand von Kräften, alS die beyden Friedriche verschwendet haben, die alten Kaiserrechte in Italien wieder geltend zu Machen. Der erste Erfolg der Sachen schien auch dieses zu be¬ stätigen. Alle Städte, die Heinrich VII. auf seinen, Wege vor sich fand, öffneten ihm gutwillig die Thore/ und nahmen kaiserliche Statthalter an. Guido della Torre wollte sich zwar Anfangs widersetzen. Allein da Heinrich bey seinem Eintritte in Italien immer grö¬ ßer» Anhang bekam und unerschrocken gegen Matzland anrückte, so entfiel ihm der Muth, und erhielt es für räthlicher, dem Könige entgegen zu eilen und sich zu submittiren. Heinrich wurde dann am Dreykö- nigstage izn zu Mailand mit der eisernen Krone als König von Italien ruhig gekrönet. Sein Plan gieng nun dahin, den Partheygeist zwischen den Wel¬ fen und Gibellinen ganz zu unterdrücken. Nicht ein¬ mal)! die Nahmen dieser Factionen sollten künftig mehr gehört werden. Die Häupter der beyden Parthepen mußten einander in seiner Gegenwart die Hände ge¬ ben und angeloben, die wechselseitigen Beleidigungen in Vergessenheit zu stellen. In den Städten befahl ec die Vertriebellen Welfen oder Gibellinen wieder aufzu- nehmen. Die Statthalterschaften vcrthcilte er ohne Rücksicht der Parrheyen sowohl unter die Welfen als Gibellinen, da die vorigen Kaiser nur die letzter» be¬ günstigten. In gewissen Umständen kann cs ftetzli^ für einen Regenten / der sich zwischen zwep Parthetz^ tn Heinrich VII. irr in der Mkke befindet, vortheilhafter seyN, sich an die «ine zu halten, und mit Hülfe derselben die andere zu unterdrücken» Allein die Erfahrung der vergangenen Jahrhunderte hak gelehret, daß die Kaiser mit dieser Maxime in Italien nicht zum Ziele gelangen konnten. Man sollte also glauben, Heinrich hab- wirklich den besten Weg eingeschlagen, beyde Parkheyen nach und nach an sich zu ziehen, da er sich die Beobachtung ei¬ ner völligen Unparkheylichkeit gegen bepde zum Gesetz Machte; und doch mußte er eben das Schicksal erfah¬ ren, welches seine Vorgänger bey ihrem ganz entge¬ gen gesetzten Betragen betroffen hatte. Er fand sich genöthiget , zur Verpflegung seiner Truppen eine Steuer von den Mailändern zu fordern. Darüber entstand ein Aufruhr, wobei) sich die Welfen und an ihrer Spitze Guido della Torre besonders geschäftig be- ieigten. Die Teutschcn blieben zwar Meister wider die Aufrührer. Allein die alte Eifersucht der Welfen Segen die teutfcheu Kaiser ward dadurch nun wieder rege gemacht. Der Geist der Empörung theilte sich ben übrigen italienischen Städten mit. Die kaiserli¬ chen Statthalter und die Gibelliucn mußten aus den Städten entfliehen, oder wurden mit Gewalt davon Sefagk. Heinrich versuchte alle gütlichen Mittel, die Semüther wieder zu beruhigen; aber nichts wollte helfen. Er mußte sich also entschließen, Gewalt zu Zauchen, und belagerte die Stadt Brescia, wo so- sein Statthalter von ihm abgefallen war. Die . Bür- n« Heinrich VlI. Bürger vertheidigken sich sehr tapfer. Erst nach bierM- naten konnte die Stadt überwältiget werden. Indessen aber wurde rin grosser Theil des Kriegöheeres theils durch Waffen, theils durch Krankheiten aufgerieben. Auch die Lebensmittel und das Geld fiengen an, selten zu werden. Wollte also Heinrich die Kaiserkrone empfan¬ gen, so mußte er die Angelegenheiten in der Lombardes fahren lassen und trachten, bald nach Rom zu kommen. Als ir im J. IZI2 durch einen Unweg- den er, weil ihm die Messen den geraden Weg verlegt hatten, z» nehmen gezwungen war, daselbst anlangtr, öffneten ihm zwar die Colonnefer als Gibcllinen die Thoren Allein da die meisten festen Gebäude von den Welfen besetzt waren, so mußte er sich den weitern Weg in die Stadt gleichsam Schritt vor Schritt mit dem Degen in der Hand bahnen. Das schlimmst« war, baß die welsische Faction der Ursmer auch die Peterskicche, w» nach dem Herkommen die.Krönung hätte gehalten werden sollen, inne hatte, und nicht daraus vertrie¬ ben werden konnte; denn nun weigerten stch die päpst' lichen Legaten, die Clemens V. von Avignon mit dec Vollmacht, Heinrichen die kaiserliche Krone aufzusehen/ abgesandt harte , diese Feierlichkeit vorzunehmen- Heinrich, der sich von einem länger» Aufenthalte in Rom nichts Gutes versprach, drang darauf, daß dt< Krönung dießmahl in der Latrrankirche geschehen sollte« Das römische Volk, welches äußerst begierig w«r, diese so lang unterbliebene Ceremonie wieder zu seh«"/ tcar Heinrich vis. rrZ trat der Meinung des Königs bey, und brachte es durch seine Drohungen bey den Cardinallegaten end¬ lich dahin f daß diese sich bequemten, ihren Auftrag in der Laterankirche zu vollziehen, jedoch mit einer Protestation daß sie cs nicht freyivillig, sondern ge¬ zwungen thäten. Die Krönung gteng am 29. Iuny lZi2 vor sich. Nach der ^aiserkrönung eilten die meisten Teül- schen nach Hause. Dey diesen schlechten-Aussichten hätte man erwarten sollen, daß auch der Kaiser su¬ chen würde, so gut und so bald als möglich, wie¬ der nach Deutschland zu komitren. Mein Heinrich hatte die seltene Eigenschaft-, daß ihm der Muth in dem Verhältnisse wuchs, als sich die Schwierigkei¬ ten hiHf'ten. Er wollte Italien nicht eher verlassen^ als bis er das kaiserliche Ansehen wieder hergestellt und an dem König Robert von Neapel, der die Haupt¬ stütze der Welsen war, Rache genommen hatte. Weil " zu schwach war, um Rom ganz zu bezwingen, blcng er zurück nach Thuscien. Hier sammelte er die Gibellinen, erwartete Verstärkuirg aus Tcutschland stnd machte mit dem Könige Friedrich don Sicilien t>n 'Dündniß, um das folgende Jahr lzrz den Kö¬ nig Robert von zwey Seiten onjugrcifcn. An etz- E"n erließ er eine förmliche Ladung, und erklärt, Ih", da er sich nicht stellte, in die Rcichsacht, und ali« seiner Ehren, Würden, Rechte und Länder vir- listig. Dieses Verfahren Heinrichs VII. gegen ei- H sie» rr4 Heinrich vil. ne» König hatte, besonders nach den Begriffen ter damaligen Feiten, nichts Völkerrechtswidriges an sich. Robert war wegen der Grafschaft Provence, die er besaß, ein wirklicher Reichsvasall, der sich durch die Verbindung mit den Weifen einer Felonie schuldig gemacht hatte. Selbst das Königreich Neapel konn¬ te Heinrich, wie vormahls Lothar II., als ein Reichs- lehn betrachten. Zudem hielt man den Kaiser da- mahls noch für einen Herrn der Welt, gegen den auch ein König ein Majestatsverbrechen begehen könnte. Der Pabst bezeugte zwar sein Mißfallen wider Hein¬ richs Verfahren gegen den König Robert, und ver¬ bot ihm bey Strafe des Bannes, denselben mit Krieg zu überziehen, weil er bas Königreich Neapel für ein Lehn der römischen Kirche ansah, und fürchtete, daß, wenn Heinrich Meister von Italien werden soll- -°te, es einst seinen Nachfolgern zu Rom eben so erge¬ hen dürfte, wie ihm fetzt zu Avignon. Allein Hein¬ rich kehrte sich nicht an diese Drohungen. Nachdem alle Anstalten zum Feldzüge gemacht waren, brach er wirklich mit seiner Armee von Pisa, wo er sich bis¬ her aufgchalten hatte, auf, um zu Lande den An¬ griff auf das Königreich Neapel zu wagen, den zu ' gleicher Zeit der König Friedrich von der See aus unternehmen sollte. Der König Robert gerieth da¬ durch in keine geringe Verlegenheit. Schon gieng die Rebe, er wolle sich zu Schiffe nach Frankreich flüchten. Aber ans einmahl befrepte ihn der plötzli¬ che Heinrich Vll. i'Z che Todfall des Kaisers von aller Furcht. Der Ver¬ fasser der Lebensbeschreibung- des Erzbischofs Balduin von Trier, eines Bruders Heinrichs Vll., erzählt die Geschichte dieses Todfalls auf folgende Art: der Kaiser habe zu Vuonconvento unweit Siena, wohin rr schon vorgerückt war, von einem Dominicaner, Bernhard von Montepulclano, das heilige Abendmahl empfangen, und gleich darauf einen heftigen Schmerz im ganzen Körper verspürt, woraus die Aerzte auf beygebrachtes Gift schlossen, und ihm ein Brechmit¬ tel als die einzige Rettung verordneten, welches aber der Kaiser nicht habe nehmen wollen, mit der Erklä¬ rung , er wolle lieber sterben, als der Welt ein Aer- Terniß geben; und so ftp er am zehcntcn Tage ver¬ erben. Albertinus Mussati hingegen und andere "alienische Geschichtschreiber leiten den Tod des Kai- strs von g^nz natürlichen Ursachen ab. Da die Lei- chr nicht geöffnet worden, so läßt sich darüber zu- umhl jetzt nichts Gewisses sagen. Soviel ist indes- richtig, daß bald nach dem Tode das Gerüclch sich ^gemein verbreitet habe, der Kaiser sey durch eine ^giftete Hostie in die andere Welt befördert worden, ^ 6z. r) Ludwig von Bayern vom I. 1314. 20. Octoh. his 1347. ", Occyb. (zz Jahre). Und jwgr: 4) Ludwig von Bayern und Friedrich der Schöne von Oesterreich vom J, 1A14. iy. Octob. bis lZZS. iz. Jan. (.16 Jahre). b) Ludwig von Bayern allein vom I. izzo. bis 1346- n. Jul. (',6 Jahre). e) Ludwig van Bayern und Karl IV. vom 1.1346. > h. Jul. bis IL47. n.Ottob. (r Jahr). Karl IV. und Günkher von Schwarzburq vom J. 1Z49. 6. Jan. bis 134- rs. Jun. Jahr)^ ' l. Zwispaltig« Wahl Friedricha d«s Schoren von «sttrreich uyd Ludwigs von Bayern. Krönung. II. ^lri» N«cht b'rydrr Könige, lll. Krirg zwischen b'- stimme endlich, die den Markgrafen Waldemar und Hrin- und Friedrich der Schöne. 12z Heinrich von Landsberg gemeinschaftlich zustand, konnte gar nicht in die Rechnung kommen , w^rl sie von dec luxemburgischen Parthcy arglistiger Weise und zum Thcil erst Nack der Wahl für Ludwig erschlichen wor¬ den ist. Der Markgraf Waldemar war für Fried¬ rich den Schönen gut gesinnt;^ aber durch einen Betrug seines, bey dem Wahlgeschäste gebrauchten nnd her¬ nach dcßwcgen mit dem Hangerstode bestraften, Ge¬ sandten fiel seine Stimme für Ludwig den Bayer aus i), wiewohl der Betrug nicht durch Ueberickreitung oder Verfälschung der Vollmacht bey der Wahi selbst, wie die angeführten Schriftsteller erzählen, sondern mittelst einer, vorher wahrscheinlich bey den Prälimi¬ nar- Wahlconftrenzen zu Rcnfe angesponnenfti und noch nicht genug beraumen, Jnkrigue gespielt worden seyn mag K). Der Markgraf Heinrich von Lands- berg hatte sich sogar schriftlich verbunden, seine Stim¬ me Niemanden als Friedrichen zu geben !>, er soll auch sein Wor* gehalten haben m); ist aber drey Tage nachher Ludwigs Wahl genehm zu halten ver¬ leitet worden n). Selbst aus der bayrischen Darstel¬ lung i) I b e r k. r x e 11 r. gyu ci Ilrstis. 8. k. O. IN. II. Y. iiy. g o /i n. X :> u c ! e r u s OiirouvArspd. 1'. II. 6e- nerru. XK,IIII. kc>!. Lgü verso ex ft u 5- xiniauus Ne c:!S!mribv5 p. zü8> Kran eins S.ixo- ni» IX. cap. 8. 6ersräciekoo Lnnsl, ^4u- , lkr. l,jy. II. 77. k) Olenschlagex Eraaisgeschichtc des rkm. Kaiftrth. S. yr 1-, Llenscklager I. c. im Urkundenbuch nro. XVill. , Linv. Villsiii IIi8l0r. univ. Qid. IX. cap. 66 Apuä ch^MNori 8. It. I^I. w. XIII p. ^75. Dtenschtager I. c. ii» ftrkundenbuch nrc>. XXVII. Z«4 Ludwig der Bayer jung der Wahlgeschichte c>) ist ttiche undeutlich zu er« sehen, daß sich hie luxemburgische Parthey gegen di. brandenburgischen Markgrafen hey dem Wahlgeschäfte einer Hinterlist bedienet habe. Durch Nechtsgründs kramte also der Kronstreit nicht entschieden werden, wenn man auch denselben, wie es Key dergleichen Handeln nur selten der Fall ist, hätte Gehör geben wollen. Das Glück der Waffen mußte den den Aus-r schlag geben, N!. Der Krieg, der nun in Teutschland ausbrach, dauerte beynahe acht Jahre. Friedrichs Sache ver¬ focht sein feuriger und unternehmender Bruder Leo¬ pold auf das beste. Während dieses Krieges ereig¬ nete sich der schon einmahl angeführte, Vorfall, wel¬ cher wahrscheinlich die erste Veranlassung zur Errich¬ tung des Schweitzerbunbes gegeben hat. Der Adel jn Schwaben, Elsaß und in der Schweitz erkannte Friedrich den Schönen als König ; die Städte aber in diesen Ländern waren auf Ludwigs von Bayern Seite. Zur Parthey des letzter« gehörten auch die drey Waldstädte Schwiz, Uri, und Unterwalden. Der Herzog Leopold wollte diese mit Gewalt zwingen, fei¬ nem Bruder Friedrich als, König zu huldigen. Er wagte im J° I Z lA einen Angriff auf sie. Allein die Schweitzer, welche von dem ganzen Plan des AngrM durch einen Verräther genau unterrichtet wurden § über- S. dstccll. ßurAUllilil! Umor, L^var. lud Uullovch«, LV, Itt^erLt, p. 7—!o. Und Friedrich her Schöne, 12K Überfielen unversehens die anMarschierenden Truppen des Herzogs in dem engen Passe bep Morgarten, und nvrhiglen dieselben durch dke von bin Bergen herunter ge» worfenen Steine nach einem beträchtlichen Verlust zum Rückzug. Leopold konnte sich an den Schweizern nicht rächen, weil er in andern Gegendeä von Tcutschiand für seinen Brüder genug zu thun hatte. Ludwig hin; gegen belobte die Schweizer, bestätigte ihre Privile¬ gien , und sicherte ihnen' seinen Schutz zu. Dadurch aufgeMuntsrt schloffen die drep Waldstädte zu Ende drF I. iziZ einen ewigen Bund wider Oesterreich. Der Herzog Leopold arbeitete in den folgenden Jahren mir so gutem Erfolge für die Sach? seines Bruders, daß endlich derselbe hauptsächlich durch seine Bemühun¬ gen eist merkliches UebergeMicht zu bekommen anfieng. Schon gieng LstdMig von Bayern mit ^dem Gedanken ÜM, fttneM Rechte auf die Krone zu entsagen. Seine Beförderer und Freunde redeten ihm aber dieses Vor¬ haben wieder aus, und setzten ihn durch rin? khäti» 8?re Unterstützung wieder in den Stand - sich in daS offene Feld zu wagen z bä er vorher bereits dähin M ^'acht «Mr- -seine Festungen hüten §n müssen. Doch ^ürde er schwerlich die Oberhänd über seinen Gegner gewönnest haben- wenn sich nicht dieser iM I. izrL unvorsichtiger Weise, ohne seinen Brüdtr Leopold mit im Anzug begriffenen Hülfstruppen abzuwarten, das Treffen bep Mühldorf eingelassen hätte. Di« ^ischichkschretbkr sagen, Friedrich habe dieses gethan, um ir6 > Ludwig der Bayer um einmahl dem Kriege, der schon so viele ins Un¬ glück gestürzt, ein Ende zu wachen. Das Treffen war sehr hartnäckig. Die längste Zett neigte sich der Sieg auf die Seite der Oesierreicher. Mer unvermu- thet bekamen sie einen.sehr harten Stand. Der baye¬ rische Feltherr > Siegfried Schweppermann, machte eine solche Schwenkung, daß die Oesterreicher, welche ihre Stellung auch darnach ändern mußten, die Sonne und den Staub im Gesichte hatten. Dadurch wurde ihnen der Kampf ungemein erschwert. Doch setzten sie den sei den, ohne einen Schritt zu weichen, muthig fort. Allein plötzlich sahen sie sich von einem Corps bayerischer Reuterey, das sic, weil es österreichische Feldzeichen führte, für einen Theil der unter dem Her¬ zoge Leopold anrückenden Verstärkung hielten, im Uü- clen angefallen. Darüber kamen sie in Unordnung, und mußten endlich den Sieg ihren Feinden überlassen. Das größte Unglück war, daß Friedrich selbst nebst seinem Bruder Heinrich gefangen wurde. IV. Der erfochtene Sieg konnte zwar Ludwigen in Ansehung der Krone noch nicht hinlänglich sicher stel¬ len , indem der tapfere Herzog Leopold noch eine frische Armee auf den Beinen hatte, aber er.verschaffte ihm boch durch die Gefangenschaft seines Nebenbuhlers den wichtigen Vorthetl, daß er einstweilen allein als Kö¬ nig handeln konnte.. Ludwig suchte diesen Umstand sogleich zur Vergrößerung seines Hauses zu benutzen. Zn dem brandenburgisch - ascanifchen Hanse war im und Friedrich der Schöne. 127 I. IZIY der Markgraf Waldemar I. gestorben, ohne männliche Nachkommen zu hinterlassen. Ihm folgte i" der Markgrafschaft Brandenburg seines Vaters Bruberssohn, Heinrich der Jüngere von kandsberg. Aber auch dieser gieng schon im J. IZ22 ohne Er¬ ben mit Tode ab. Nun meldeten sich der Kurfürst Rudolf von Sachsen und die Fürsten von Anhalt als von dem , ersten Erwerber, Albrecht dem Bären, «h- stammcnde Agnaten mit ihren Ansprüchen auf die Markgrasschaft Brandenburg. Allein Ludwig sah die¬ selbe als ein erledigtes Neichslehn an; denn nach den alten teutschcn Rechten konnten nur die lehnfähigen Descendenten des letzten Besitzers succediren, nicht ober die Eertenverwandten nach einer vorgenommenen kändertheilurg, es sei) dann, daß sie eine Eammt- °der wechselweise Evenkualbelehnung über ihre Antheilc stch haben geben lassen. Dieses aber konnten die säch- stichen und anhaltischen Agnaten nicht erweisen. Lud¬ wig betrachtete daher die in dem ascanischcn Hause ge¬ sehene Theilung für eine so genannte Lodttheilnng, b>e das Succeffionsrecht der gctheilten Linien aufgr.- ^ben hat, und verlieh die Markgrafschaft Branden- im J. IZ2J seinem ältesten Sohne Ludwig, der ssch bald hernach mit des dänischen Königs Christophs Achter Margarethe vermählte; aber gleichwohl Mühe h^te, sich j» den ihm Angewandten Ländern ju be- haupten. Die ^28 Ludwig der Bayer V, Die Freude, welche Ludwig über die Gefangen- nehmung seines Gegners und über die Erwerbung dec Markgrafschaft Brandenburg empfand, wurde ihm aber bald auf alle erdenkliche Art durch die Päpste verhit- tert. Clemens V. war iZtg. gestorben. An seine Stelle wurde nach einer zweyjäyrigen Sedisvacanj Johann XXII. > wieder ein Franzose, zum Papne ge« wählt. Dieser behielt ebenfalls seinen Sitz zu Äbig' non, und bezeugte noch weit wehr Ergebenheit gegen den französischen Hof, als sein Vorgänger. Clemens V. hatte bei) seiner Anhänglichkeit an den König von Frankreich wenigstens das Interesse des päpstlichen Stuhles nicht außer Äugen gelassen. Aber Johann XXII. schien bereit zki sehn sogar dieses den Absich¬ ten des französischen Hofes blindlings äufzuopferm Anfangs sah er ganz ruhig zu, wie sich Friedrich und Ludwig mit einander um die Königskrone herumschlu-' gen. Er pflegte öfters zu sagen: ^,die Uneinigkeiten der Könige und Fürsten machten den Papst erst zun> Papst; besonders seh die Zwietracht dir teutschen Für¬ sten das Heil des Papstes und der römischen Kirche^ - Die Erklärung dieser Worte gaben seine Handlung^' Als Ludwig und Fredrich durch abgeschickle Gesandt« ihn um die Bestätigung ersuchten, wies er beyde ab/ und eignete sich in einer bekannt gemachten Bulle bi« Oberste Verwaltung des, wie er es nannte, erledigt^ Reiches zu; besonders richtete er sein Augenmerk auf die Behartptvng des Reichsvicariats kr Italien , dst- UN- Friedrich -er Schöne. t29 dadurch sich oder dem Zweige des französischen Hau», ses, der in Neapel regierte, den Weg zur Oberherr, schäft in diesem Reiche zu bahnen. Allein di« Gibel- linen setzten sich den Absichten des Papstes entgegen. Johann suchte sie durch geistliche Waffen niederzuschla- Sen. AlS aber diese an den Italienern ihre Wirkung nicht thaten, so nahm er die weltlichen Waffen zu Hülfe. Er schickte einen Legalen mit einem Kriegs, Heere nach Italien, der die S*adt Mayland, welche jetzt der Hauptsitz der Gibellinen geworden war, zu belagern anfieng. Galeaz Visconti, ein Sohn und Nachfolger des Matthäus Visconti, den die Mailän¬ der zum Hauptmann ihrer Stadt ernannt hatten, suchte in diesen Umständen bey dem Könige Ludwig um schleunige Hülfe an, der ihm auch dieselbe zu, schickte und dadurch den päpstlichen Legaten nöthigte, von der Belagerung Maylands abzustehen. Da Lud¬ wig auf solche Art dem Papste in fein Interesse gegrif* sen hatte, so trat dieser mit Ingrimm wider ihn auf. ^m den Schwierigkeiten auszuwrichen, welchen die ^"sinuakion und Publikation der päpstlichen Büsten bch dergleichen Gelegenheiten bisher unterworfen wa» erfand Johann eine ganz neue Methode, sein Erfahren gegen den König Ludwig kund zu machen. ließ seinen so genannten Proceß wider denselben an Kirchenthüre zu Avignon auschlagen, und prä- ^ndirte, daß nun Ludwig und die ganze Welt daran gebunden sep. In diesem Proceß rechnete Johann I dem rzs Ludwig der Bayer vem Könige Ludwig zum größten Verbrechen an, düß er ohne vom Papste eMminirt und approbirt zu seyn, den Tite! eines römischen Königs anzuriehmen und Re¬ gierungsrechte auszuüben sich unterstanden habe. Er befahl ihm bey Strafe des Bannes, die Regie¬ rung des Reichs binnen »drey Monaten niederzu' legen und dieselbe nicht eher wieder zu überneh¬ men, als - bis er vom Papste bestätiget seyn würde. Diese päpstliche Anmassung war wieder ein weiterer Schritt zur Ausführung des Planes, den die Päpste unabläßig befolgten, die Katserwahlen mit den Bischofswahlen auf gleichen Fuß zu setzen. Jnnocenz Hl. hat sich zuerst herausgenommen, die Person des Kaisers zu examiniren und zu approbi- ren. Bonifaz VIII. ließ sich schon merken, daß dec Kaiser ohne vorläufige Untersuchung und Approba¬ tion des Papstes kein Recht habe, das Reich zu ver¬ walten. Johann XXll. wollte jetzt diesen Grundsatz in vollem Ernste geltend machen. Wäre den Päpsten nicht Einhalt geschehen, so würden sie es bald ge- ' wage haben, einen gewählten Kaiser zu verwerfen, und dafür einen andern zu ernennen, wie sie es bei¬ den Bischofswahlen thaten. Als Ludwig das, was zu Avignon vorgegan¬ gen war, durch den Ruf vernahm, protesttrte er öffentlich dagegen, und appellirte an ein allgemeines Conciltum, Auch schichte er eine Gesandschast nach Avi- und Friedrich der Schöne. izr Avignon, um sich gegen das sonderbare Verfahren des Papstes zu beschweren und einen längern Termin zu verlangen, damit er sich gegen die ihm gemachten Beschuldigungen gehörig rechtfertigen könnte. Allein die Gesandten erhielten eine sehr trotzige Antwort, die der Papst als «inen zwepten Proceß ebenfalls an die Kirchenthüre zu Avignon anhefken ließ. Darin er¬ klärte er, daß es bep dem ersten Proteste vollkommen sein Bewenden habe; nur wolle er dem Herzoge von Bayern noch jwep Monate Frist geben, um dem ersten Proceffe in allen Stücken ein Genüge zu leisten. Da Ludwig die päpstlichen Forderungen nicht erfüllte, so ^urde er 1224 in einem dritten Proteste wegen si- "rS Ungehorsams in den Bann gcthan, und in einem dienen alles Rechte- auf die Krone verlustig erklärt. Auch ward allen Unterthanen des Reichs bey Strafe der Excommunication verboten, ihm ferner als einem Könige zu gehorchen. Ludwig fand aber Gelehrte, die seine Sache mit Mund und Feder verthridigten, und hx,, Eindruck der päpstlichen Bannflüche, die Jo- ^nn in ganz Teutschland zu verkündigen befohlen hat- ungemein schwächten. Solche Männer waren Wilhelm Occam, ein Engländer, Marsilius von Pa- , einst Rector der Schute zu Wien, Johann von und andere. Sie gaben sich unter andern auch 'ühe, so gut, als es die damahlige Geistescultur er- ^dte, zu beweisen, daß die weltliche Macht von der ^'Mchen unabhängig sey. Keine Beweise ans dem I 2 all- rz2 kuLwig der Bayer allgemeinen Staatsrechte, woraus eigentlich diese Fr« ge entschieden werden muß, darf man freylich bey ihnen nicht suchen. IhreGründe waren ans der heiligenSchrift, aus den Kirchenvätern, aus den canonischen Rechksbü- chern und den darüber gemachten Glossen hergeholt.In« dessen verbreiteten sie doch einigeskicht über dtesrMaterie. Das seltsamste ist, daß die eifrigsten Verrhetdiger deS Kaisers Franciscanermönche waren. Die Ursache davon lag in den Streitigkeiten, in welche die Franciscaner wegen ihrer Armuth mit dem Papste gerathen waren- Sie behaupteten, daß sie die vollkommenste Armuth, tn der Christus und seine Apostel gelebt haben, beob¬ achteten. Es entstand die Frage, ob sie nicht wenig¬ stens an den Sachen, die sie verzehrten, ein Eigen- thum hätten. Die Franciscaner hielten auch dieses für eine der vollkommensten Armuth entgegen stehende Sache, und cedirten dasselbe an den Papst. Dec Papst wollte es aber nicht haben, sondern den Fran- ciscanern aufdringen, und berief sich darauf, daß auch Christus und die Apostel wahres Eigenthum besessen haben. Darüber verschrien ihn die Franciscaner als «inen Erzkctzer, predigten öffentlich auf den Kanzeln wider ihn, und entzogen ihm das Zutrauen und die Verehrung des Volkes, ohne welche seine ExcomnM- nicationen keine Wirkung haben konnten. Der Papst hätte also bei) solchen Umständen immerhin gegen den König Ludwig processiren können. Ludwig würde da¬ von und Friedrich der Schöne. rzz von nicht Niel zu besorgen gehabt haben, wenn er nicht zu gleicher Zeit einen wett gefährlichem Pcoccß mit einem andern Gegner zu führen gehabt hätte. Dieser war der Herzog Leopold von Oesterreich. VII. Er hatte indessen alles in Bewegung gesetzt, um feinen Bruder Friedrich aus der Gefangenschaft zu befreyen. Da nichts helfen wollte, verband er sich mit dem Pap¬ ste zur Ausführung des von dem letztem schon längst gehegten Vorhabens, die Kaiserwürde an den König Karl IV. von Frankreich zu bringen. Ludwig, durch die eifrige Betreibung dieses Projekts in Schrecken gesetzt, glaubte nur durch eine schleunige Aussöhnung wit seinem Nebenbuhler Friedrich sich vom Verderben retten zu können. Er begab sich daher in Person nach § dem Schlosse Trausnitz, wo Friedrich aufbewahret wurde, und ließ denselben IZ2Z IZ. März unter ge¬ wissen Bedingungen frey. Die Hauptbedingung war, daß Friedrich allen Ansprüchen auf das Reich entsagen sollte. Friedrich hielt Wort. Kaum war er auf si'eyem Fusse, so ließ er seine Verzicht auf die Krone Iw Reiche bekannt machen, ermahnte seine Brüder *wt> alle vormahligen Anhänger sich dem König Lud- ^ig zu unterwerfen, und suchte diesen selbst mit dem Papst? auszusöhnen. Allein der Herzog Leopold und stine Brüder wollten von Friedrichs Verzicht und den Trigen eingegangcnen Verglelchspuncten nichts wis- sw. Der Papst zernichtete den TrauSnitzer Vertrag, sobald er eine Nachricht davon erholten hatte, und ver¬ bot IZ4 Ludwig der Bayer bot Friedriche» bey Strafe der Excommunication die Bedingungen desselben zu erfüllen. Da Friedrich von aller V.rbindlichkcit gegen Ludwig von dem Papste losgesprochen worden, so hatte er nach den Begriffen Zeines Zeitalters erlaubt gehandelt, wenn er sich nicht weiter an sein Versprechen gekehrt hätte. Allein auch in den finstersten Jahrhunderten gab es erhabene See» len, die sich durch die Vorurtheile ihrer Zeiten nicht hinreißen ließe», sondern nach höher» Gefühlen han¬ delten. Unter diese gehörte Friedrich. Er hatte dem Könige Ludwig das Wort gegeben, wieder in die Gefangenschaft jurückjukchren, wenn er nicht im Stan» de seyn sollte, die Puncte des Vergleichs in Erfüllung zu bringen. Dieser Fall trat wegen der Widersetz¬ lichkeit seiner Brüder und des Papstes ein, und Fried¬ rich stellte sich nun zu München wieder als Gefange¬ ner ein. Ludwig ward durch diesen Zug von Red¬ lichkeit so sehr gerührt, daß er seitdem Friedrichen als seinen innigsten Freund behandelte. Ein Geschicht¬ schreiber berichtet, die Vertraulichkeit dieser beyden Nebenbuhler sey jetzt so weit gegangen, daß sie a» ei- per Zaftl mit einander speiseten und in einem Bette schliefe», Ludwig setzte ein so grosses Vertrauen auf Friedrichs Redlichkeit, daß er demselben sogar die Ver¬ waltung seiner bayerischen Erblande anvertrauete, nn> den Herzog Leopold desto leichter von Einfallen in die¬ selben während des Zuges abzuhalten, den er selbst nach Bran- und Friedrich der Schöne. rzz Brandenburg , wo sein Sohn Ludwig auf Verhetzung des Papstes von allen Seiten durch Feinde bedrängt wurde, zu machen im Begriffe stand. Niemand war über das freundschaftliche Verhältniß zwischen Ludwig Und Friedrich mehr erstaunt als der Papst. Er konn¬ te sich von einem so außerordentlichen Benehmen gar keinen Begriff machen. Auch bewirkte dieses entzü¬ ckende Beyspiel edler Gesinnungen in Johanns Betra¬ gen nicht die geringste Veränderung. Er fuhr fort, den König Ludwig auf alle mögliche Weise zu ver¬ folgen, um ihn endlich um Krone und Scepter zu bringen. Da auch der Herzog Leopold nicht zu be¬ legen war, die Waffen niederzulegen, so ficng Lud¬ wig an einznsehen, daß er bey aller Bereitwilligkeit Friedrichs, ihm den Thron zu überlassen, doch un¬ terliegen müßte, wenn er dessen Bruder Leopold nicht befriedigte. Er schloß daher den r 5. Sept. lZ2§ urit Friedrich zu München einen neuen Vergleich, wo¬ durch beyde Fürsten einander als rechtmäßige Könige ^erkannten und übereinkamen, die Regierung des Reichs in Zukunft gemeinschaftlich zu führen. Der Herzog Leopold war zwar damit zufrieden; aber weil dadurch die Regierungsform Teukschlands geändert Gourde, so hielt sich sonst alles über den Inhalt des ^richteten Vertrags auf. Die Kurfürsten glaubten in ihrem Wahlrechte gekränkt. Der Papst schrie ^Ue solche Regierungsgemeinschaft nicht nur für eine Verletzung der kurfürstlichen Rechte, sondern auch für ei- Ludwig der Bayer Line höchst widersinnig« Sache, und, da Ludwig im Kanne war, für einen Gräuel in den Augen Gottes »ns. Eigentlich aber lärmte er nur darum so stark dagegen, weil ec befürchtete, sein Plan, dem Könige von Frankreich die teutsche KLoue zu verschaffen, möch¬ te dadurch zerrüttet werden. Um die Kurfürsten de¬ sto leichter zur Einwilligung zu bewegen,machten Ludwig -und Friedrich lZ2Z im December einen dritten Vergleich, wodurch sie gleichsam die Regierung mit einander theil- ten. Ludwig sollte nach Italien geben und dieses Reich beherrschen; Friedrich aber in Teutsthland blei¬ ben und daselbst die Regierung führen. Aber dieses war dem Papste noch weniger anständig. Auf sein und des Königs von Frankreich Anstiften wollten die Kurfürsten auf keine Weise darein willigen- Cs kam soweit, daß einige Reichstände setzt weder Ludwig, noch Friedrich mehr für einen König erkannten, fön- dern das Reich für erledigt ansahen. Der Pfalzgraf Adolf führte sich sogar als Reichsverweser auf, wie aus einer Urkunde vom »4. Octob. izrs erhellet, worin er in dieser Eigenschaft dem Grafen Rudolf von Hohenberg die Belehnung über «in heimgefalle- aes Reichslehn utheilte. VW. Da wenig Aussicht vorhanden war, daß die ge¬ meinschaftliche oder gekheilte Regierung Ludwigs und Friedrichs bey der Widersetzlichkeit der Kurfürsten zu Stande kommen wü-de, und auch für Ludwigen alle Hof- und Friedrich der Schöne. IZ7 Hoffnung verloren zu ftyu schien, jemahls die Bestä¬ tigung des Papstes zu erhalten; so machten nun die ^Österreicher einen Versuch, den Papst zu bewegen,- daß ex Friedrich den Schönen als König anerkennen möchte. Die Erzbischöfe von Maynz und Cöln waren damit einverstanden. Allein der Papst Hieng fest an seinem Projecte, den König von Frankreich auf den Kajserthron zu erheben. Er schlug zwar das Verlan¬ gen der österreichischen Prinzen nicht schlechtweg ab; berclausulirte aber doch seine Antwort so sehr, daß die Oesterreicher leicht merken konnten, wie wenig sie in diesem Stücke von ihm zu erwarte» haben. Sie ka¬ men daher auf das alte Project der Regjerungsge- Meinschaft Ludwigs und Friedrichs zurück, und viel¬ leicht würde dasselbe auch wider den Willen des Pap¬ kes zuletzt doch burchgesetzt worden seyn, wenn nicht der Herzog Leopold , der bisher die Sache seines Bru¬ ders am eifrigsten betrieben hatte, im I. iz 6 nn- vermuthet mit Tod abgegangen wäre. Friedrich selbst, ^r mehr für ein stilles Leben geschaffen war und kei- - den grossen Ehrgeiz fühlte, fand sich zu ferner» Un¬ ternehmungen wegen der Kröne nicht aufgelegt; führte jedoch ohne Ludwigs Widerrede den Titel eines römi¬ schen Königs fort. Ludwig hielt sich jetzt vor feinem ehemahligen Geg» Friedrich so sicher, daß er auf die Einladung der Pellinen Anstalten machte, einen Zug nach Italien rz8 . Ludwig der Bayer zu unternehmen. Obwohl sich die teulschen Fürsten zu keiner Unterstützung verstehen wollten, so trat er doch zu Anfang bes I. 1327 mit einer geringen Be¬ gleitung der beschlossenen Zug än. Gleich bei) seinem Ein¬ tritte in Italien sagten ihm die entgegenkommenden Gi- bellinen ansehnliche Geldsummen zu. Diese Nachricht lock¬ te ganze Schaarenteutscher Kriegsleute an, ihm zu fol¬ gen. Zu Mayland wurde er mit der eisernen Krone zum Könige von Italien gekrönt, und gieng dann nach Pisa. Hier erklärte er den König Robert von Neapel in die Acht, und schloß mit dem Könige Fried¬ rich von Stritten einen Bund wider denselben., Er nahm also den Plan seines Vorgängers Heinrichs VII. an, und wollte durch einen von zwey Seiten veran¬ stalteten Angriff den König Robert gänzlich stürzen. Zn Ende des Jahres brach Ludwig nach Rom anf- Da er als ein Excommunicirter und wider den Willen des Papstes nach Rom kam, so verstehet es sich, daß weder der Papst selbst, noch ein von ihm bevollmäck- tigter Legat da war, um die Krönung vorzunehmen. Dieses verursachte aber keinen Anstand. Die Römer, welche wider den Papst, weil derselbe auf wiederholte Einladungen nicht nach Rom zurückkehren wollte, äu¬ ßerst aufgebracht waren, ernannten sogleich vier Edle brr Stadt, worunter Sciarra Colonna der vornehm¬ ste war, um Ludwige» die Kaiserkrone anfzusetzen- Diese vollzogen ihren Auftrag am 17. Jänner 1328' Die und Friedrich der Schöne, rzy Die Salbung verrichtete ein benachbarter Bischof, den der Papst abgesetzt hatte. Nach der Krönung Dellten die Syndici des römischen Volks eine förmliche Klage wider den Papst Johann XXII. vor dem Kaiser an, der ihn, da Niemand zu dessen Ver¬ teidigung erschien, als einen Ketzer und Majestäts- schäuder des Papstthums entsetzte. Das römische Volk und die römische Geistlichkeit schritten dann zu einer neuen Papstwahl, und wählten einen Minoriten Unter dem Nahmen Niclas V. zum Papste, den der Kaiser bestätigte und mit Ansteckung eines Ringes und Umhängung eines Mantels belehnte, Ilm die Kölner sich noch mehr zu verbinden, ließ Ludwig ei- de Satzung bekannt machen, daß künftig kein Papst ohne Vorwissen der Römer sich über zwey Tagreisen Rom entfernen, und, wenn es einer thHle, den Römern ftey stehen sollte, einen andern Papst zu WÜH- ^n. Die gute Harmonie zwischen dem Kaiser und den Römern war jedoch nicht vom Bestand, Ludwig hatte mit der Ab-und Einsetzung der Päpste die beste Gelegenheit versäumt, den König Robert von Nea¬ pel anzugreifen. Dieser gewann daher Zeit, dem Kaiser vorzukommen. Er besetzte Ostia und Anagni, *"id schnitt dadurch der. Stadt Nom die Zufuhr ab. trüber wurden die Römer gleich mißvergnügt. Zu Sicher Zeit nahm der Geldmangel bey Ludwigen sehr Hand. Da er auf die Unterhaltung des neuen ^pstes grosse Kosten verwenden mußte, so konnte er sei- 14« rudwig d§r Bayer seine tmischtn Truppen nicht mchr besolden. Diese suchten fick dunch Plündern zu entschädigen; mach¬ ten aber dadurch sich und den Kaiser den Römern noch mehr verhaßt. Als endlich Ludwig, um sich aus der Noth zu helfen, noch den Römern eine Kronsteuer auflegte, ward die Gährung allgemein, und der Kai¬ ser mußte sich entschließen, Rom in der Eile zu ver¬ lassen. So freudig ihn die Römer bey seinem Ein¬ züge empfangen hatten, so schimpflich begegneten sie ihm jetzt bey dem Abzüge. Der Pöbel warf seinen Soldaten mit Steinen nach und schrie: „es sterbe,, Vie Ketzer und die im Banne sind; die heilige Kir¬ che aber soll letzen." Mr Privilegien, die Ludrvlg und Niclas V. den Römern verliehen hatten, wurden ins Feuer, und die Körper der gestorbenen Teutschen, die man aus ihren Grübelt herausscharrte, in die Tiber geworfen. Von Rom hatte sich Ludwig näch Pisa gezogen. Weil ihm aber dort wegen einer aus- geschriebe Steuer und wegen der Ausschweifung«« seiner nicht bezahlten Kriegsleute das nämliche Schick¬ sal, als zu Rom, bevorstand, so begab ec sich zu- letzt nach Pavia, wo er den größten Theil des Jah¬ res lZ2y zubrachte. Während dieses Aufenthalts zu Pavia kam zwi¬ schen dem Kaiser Ludwig und den Nachkommen seines verstorbenen Bruders Rudolf ein wichtiger Vertrag zu Stande, der als ein Fämiliengesetz des mittels^ chi- und Friedrich der Schöne- »4» chischen Hauses angesehen wird, unv in muern Zei». ten bey Gelegenheit des letzten bayerischen Erbfolge krieges und der prsjecktrten Vertauschung Bayerns -egen die Niederlande sehr berühmt geworden ist. Wir Müssen daher denselben genauer kennen lernen, Lut» Mig der Strenge und Heinrich, Söhne Otto's des Erlauchten, der die Rhcinpfalz und Bayern zusam¬ men besaß, batten, wie bereits anderSwo gesagt wor, den, die väterlichen Länder so grtheilt, daß Ludwig der Strenge die Pfalz am Rhein und Oberbayern, Hein¬ rich aber Niederbayern bekam. Ludwig der Streng« hatte zwey Söhn«, Rudolf und Ludwig, hinterlassen, Movon jenem die Rheinpfalz, diesem Oberbayern zu Theil wurde. Als bey der Kaiserwahl nach Heinrich- ^ll. Tode Rudolf, von dem die pfälzisch-wittelss bachische Linie den Nahmen der rudolfischen erhalten hat, seinem Bruder Ludwig «ntgegen gewesen war. Und die Parthey Friedrichs deS Schönen von Oester, reich ergriffen hakte, nahm ihm Ludwig alle seine Länder Meg-Rudolfstarb i z 19 im Auslande mit Hinterlassung Archer Söhne, Rudolfs, Adolfs und Ruprechts. Auch ^tsen enthielt Ludwig die väterlichen Länder vor. nämliche mußte sich Adolfs Sohn Ruprecht der jüngere, der schon 1327 feinen Vater verlor, ge- fall«, lassen. Alle Bemühungen dieser Prinzen, zuttr ^tsitze dn pfälzischen Länder zu gelangen, waren bis- fruchtlos gewesen. Ludwig zögerte immer mit der Httausgab«. Endlich aber, als er, in Italien ins 142 Ludwig der Bayer Gedränge kam, Und befürchten mußte, daß sich dkl jungen Pfalzgrafen, von denen ihn zwey begleiteten, an die päpstliche Parthcy anschließen würden, sah tt sich genüthiget, mit ihnen einen Theilnngsvertrag ein¬ zugehen. Derselbe wurde 1)29 zu Pavia geschlos¬ sen. Der Inhalt davon ist folgende" i) Rudolf, Ruprecht der Atltere und Ruprecht der Jüngere soll¬ ten die pfälzischen Länder am Rhein und einen Theil der bayerischen Lande im Nordgau, die nachher so genannte Oberpfalz, bekommen; Ludwig aber sollte Oberbayern behalten. 2) Zwischen den beyden von den Gebrüdern Rudolf und Ludwig gestifteten Li¬ nie» des Hauses Wittelsbach sollte eine wechselseitige Erbfolge statt haben, z) Kein Theil sollte etwas von seinen Ländern und Gütern verpfänden oder wie immer veräußern, und wenn er es doch thun müßte, nur an die Agnaten der andern Linie, keineswegs aber an einen Fremden. 4) In Führung der pfäl¬ zischen Kurstimme sollten beyde Linien mit einander abwechseln, und die Rudolfische sollte den Anfang machen. Auf solche Art wurden die pfälzischen und oberbayerischen Länder gleichsam zu einem GesamMt- eigenthum der Nachkommenschaft Ludwigs des Stren¬ gen erhoben. Wahrscheinlich geschah dieses aus Vor¬ sicht, damit nicht einst irgend ein Kaiser die nämli¬ chen Grundsätze in Ansehung Bayerns oder der Pfah geltend zu machen Gelegenheit fände, die nicht lang^ vorher Ludwig selbst bep der Mark Brandenburg t» An- und Friedrich der Schöne. 14z Anwendung gebracht hat, wo die Agnaten aus dem Hause Sachsen und Anhalt von der Erbfolge ausge¬ schlossen wurden, weil sie gethetlet haben. Auf Nie¬ derbayern erstreckte sich der Vertrag von Pavia nicht; denn hier regierte noch eine besondere Linie, die von Ludwigs des Strengen Bruder Heinrich gegründet wor¬ den ist. Mit dieser ward kein Vertrag errichtet. Aber auch diejenigen, für welche gedachter Vertrag eine Richt¬ schnur hätte seyn sollen, beobachteten denselben in der Folge nicht immer. So gieng es mit den meisten Verträgen im Mittelalter. Die Fürsten handelten "ach ihrem augenblicklichen Interesse, und bekümmer¬ en sich wenig , was etwa auf einem alten Pergament beschrieben stand. Meistens wußten die Nachkommen "icht einmahl etwas von den Verträgen, die unter Hren Vorfahren geschlossen worden. Die darüber ^richteten Urkunden wurden in die Brieftruhen gelegt "nd geriethen in Vergessenheit; denn es gab damahls an Höfen der Fürsten noch keine Staatsarchivare, de» besondere Bestimmung es gewesen wäre, dieHaus- bckchichte ihres Herrn zu studieren, und demselben in ^kommenden Fällen darüber ju referiren. Ludwig hatte sich zu Pavia so lange verweilt in IX. Hoffnung, der König Johann von Böhmen wür- 'hm eine Verstärkung zuschicken, um die Kriegs- °perattonen in Italien fortsetzen zu können. La aber "r Hülfe aus Teutschland ankam, mußte er den §6zug Vaterland antteten. Der Pabst Ni¬ colaus 144 Ludwig -er Bayer rolauS V., der nun alles Schutzes beraubt war, versteckte sich; wurde aber nach der Zeit entdeckt, nach Avignon geliefert/ und von Johann XXll. zu einet ewigen Gefängntßstrafe verdammt. Als Ludwig zu Anfang des Jahres rzzo zu Trient anlangte, ver« nahm er, daß sein Gegner Friedrich von Oesterreich so eben gestorben sey. Friedrichs edler und liebens« würdiger Charakter leuchtet aus allen seinen Handlun¬ gen hervor. Cr wurde in der von ihm gestiftete« bhartause Maurbach begraben. Da er vermöge sei¬ ner Wahl eben so viel Recht, als Ludwig der Bap' er, auf die teutsche Krone hatte, von diesem selbst als Mitkönig anerkannt worden war, und ohne des¬ sen Widerrede den Titel eines römischen Königs bis an sein Ende fortgeführet hatte, so kann nia« ihm einen Platz unter den teutschen Königen nicht streitig machen. Er ist in der Reihe derselben als Friedrich HI. anzusehen, weil zwey Friedriche, dek eine im zwölften, der andere im dreyzehnten Jahrhu«^ dert schon vorausgcgangen waren. XI. Nach dem Tode Friedrichs blieb Ludwig alle'« König und Kaiser. Doch war für ihn noch kei"t Aussicht zur Ruhe vorhanden. Der Pabst wandte alles an, um ihm das Leben zu verbittern. Gle'sl nach vernommenem Todfalle Friedrichs ließ Joha«" XXII. eine Aggravation wider Ludwigen ergehe«- worin alle vorigen Bannflüche auf bas kräftigste neuert wurden. Er unterhielt Friedrichs noch üb^ Brü« Ludwig der Bayer. ras Näher , die Herzoge Albrecht II., und Otto von Oe-' sttrreich, in ihren feindseligen Gesinnungen gegen den Kaiser, bewog mehrere Bischöfe in Oberteutschland Gm Abfalle von ihm, und suchte rin Gleiches auch bch. den weltlichen Fürsten zu bewirken. Zu gleicher Zeit belegte er ganz Teutschlanb mit einem Jnkerdict, so lang es mit dem von der Kirche verworfenen Kai¬ ser halten würde. Dieses geistliche Zwangsmittel Machte zwar nicht mehr eine» so tiefen Eindruck auf die ganze Masse: des Volkes, wie ehemahls, theilswei! die ursprüngliche Strenge desselben schon in vielen Stü¬ cken nachgelassen hatte - theils weil es zu ost und gar in ossenbar aus bloß eigennützigen oder rachsüchtigen Absichten gebraucht wurde; doch verursachte es noch immer große Verwirrungen in eurem Lande, über das 2s verhängt wurde. Teutschlanb erfuhr dieses jetzt in vollem Maaße. Die meisten Geistlichen beobachteten ims päpstliche Interdikt und wollte» keinen Gotces- Nnst halten- Die es nicht befolgten, wurden von dm andern als Ketzer verschrien. An einigen Ortest i^ang man die widerspenstigen Geistlichen zu shreri Errichtungen, wobep häufige Unordnungen vorfielen- andern getrauete man sich nicht, ihnen einigen Zwang ^-Uthun. Das Volk, dem cs um die ewige Seligkeit bange war, wußte nicht, woran es sich halten sollte- gerieth in Gewissensangst und marternde Zweifel. Hessen brachte alles, was der Papst unternahm, für ^dwigcn keine sonderlich nachtheilige Wirkung her^ K vor^ -46 Ludwig der Büyek. vor, solang der König von Böhmen, der im Reich? alles vermochte, auf feiner Seite bliebe XIII. Aber der König Johann fieng än, nach und nach davon abzulenkcn und mit Vergrößerungsplanen tim- zugehcN. Sein aller Feind Heinrich, Herzog von Kä nrhen ruck Graf von Lyrol- hatte eine einzige Tochter M-argarcthe, wegen ihres häßlichen Mundes d»; Maultasche genannt- die der Kaiser Ludwig den Oesterreichern, welche sich auf diese Länder Rechnung wachten., zu Trotz für erbfähig erkläret hatte. Diele P iuzessinn schien dem Könige Johann für seinen zwey" ten Sohn Johann Heinrich eben recht zu taugen. UM den Vater zu gewinnen, zahlte ihm Johann für-Hesse" Ansprüche ans Böhmen, auf deren Tilgung er solch gewiß nie gedacht haben würde - eine gewisse Summe Geldes ans; bedang sich aber dagegen die Prinzessm" Margarethe für seinen Prinzen zur Gemahlin«. Dec König Johann gieng dann iZZQ selbst nach Kärn- then und Tmol, um die Eventualhuldigung für sil¬ ne» Sohn einzunehmctu Hier bot sich ihm eine rieM Gelegenheit zur Erweiterung seiner Herrschaft cm. Ita¬ lien war nach deut Rückzüge Ludwigs itt die größte Verwirrung gerathen.- Allen Städten suchten si^ kleine Despoten unter dem Nahmen Päpstlicher odck kaiserlicher Statthalter, oder auch unter gar keines Titel aufzudringen. Die bisher noch frey gewesen^ Brescianer befanden sich eben im größten Gedrängt t «ls sie hörten, daß der König Johann von Böhn^' sich Ludwig der Bayer. 14^ sich zu Trient anfhalte. Sie schickten eine Gesand- schaft an ihn und ersuchten ihn um Unterstützung Johann bezeugte sich sehr bereitwillig dazu. Er brach¬ te in der Ei!e tiri ansehnliches Korps Truppen zu¬ sammen und erschien damit plötzlich in Italien: In kurzer Zeit war fast das halbe Land in seiner Gewalt. Die Ursache dieses erstaunlichen Glücks lüg aber nicht indem Nachdruck seiner Waffen, die er vielmehr nicht rinmahl zu brauchen irothig hatte- sondern in seiner außerordentlichen Geschtcruchkeit, sich zu verstellen und die Italiener zu täuschen. Den.Gibelliüen - sagte er, er komme im Nahmen des Kaisers als Lessen Reichs- Verweser - und sie glaubten es, weil es allgemein be¬ kannt war- daß er immer der beste Areünd des Kal¬ lers gewesen seig Bep den Welfen hingegen gab er Lor, der Papst habe ihn zu diesem Zuge veranlaßt, Und fand ebenfalls Glauben- weil der päpstliche Le» gcit zu Bologna sich ihm nicht mir nicht widersetzte, sondern sogar geheime Unterredungen mit ihm hielt: Dlrrch dieses Betragen überrascht schenkten ihm bepde Parrhepen ihr Zutrauen, und standen nicht an, sich khm als ihrem Beschützer freywillig zu unterwerfen. Aber ^bald gierigen ven Italienern die Augen av^ erschräckcn vor der Gefahr- in die sie sich durch lhre Leichtgläubigkeit gestürzt haben, und sowohl Wei- ken als Gibcllinen verbanden sich, die gefährlichtU ^sichten des Königs von Böhmen zu vereiteln. Als Johann zugleich erfuhr, daß ihn zu Hause ein Urige- K 2 wik- - !48 Ludwig der Bayet. wchtrr bedrohe, verließ er wider alles Vermnthen > jedoch mit Zurücklassung seines erstgebornen Prinzen Karls, Italien, und eilte zum Kaiser nach Leutsch' land» Die UNkerNehmungen des Königs von Böhmen, in Italien hatten bey dem Kaiser Ludwig große Auf' Mecksamkeic erregt» Er vermuthete nicht ohne Grund, der König Johann suche sich zuerst Italiens zu be¬ mächtigen , dann würde er ihm auch die tcutsche Kro¬ ne zu rauben trachkem .Um diesem Plane entgegen zu arbeiten, machte Ludwig im I. lZ?l mit den Herzogen von Oesterreich Albrecht und Otto wider alle geistlichen und weltlichen Feinde ein Bündniß, dem bald auch mehrere andere Fürsten beytraken. Sö wurde das. bisherige politische System von T-utsä? land ganz geändert. Die Oesterreicher waren nun ayf der Seite des Kaisers, und der König Johann von Böl)-^ wen war gegen ihn, da es sich vorher ganz umgekelstk verhielt. Der Kaiser Ludwig war gegen den Kondi Johann so aufgebracht, daß er ihn auf einem k" Nürnberg zusammen berufenen Reichstage als eine" Reichsfeind anklagte, und in die Reichsacht erklär^ wollte. Doch der Erzbischof Balduin von Trier hin¬ tertrieb noch diesen Schritt, und, als Johann ftll'^ bald darauf aus Italien zurück kam, wußte er set^' dortigen Operationen einen so guten Anstrich zu iS den, daß er sich wieder das volle Zutrauen des Kä¬ sers erwarb; besonders schmeichelte er sich bey dcml^ Ludwig -er Bayer. ßen dadurch ein, daß er sich erbot, selbst nach Avi- Snon zu reisen, nm den Kaiser einmahl von der päpst¬ lichen Excommunication loszumachen. Wirklich rei- seke Johann in den Jahren izzr undiZZL zweymahl "ach Frankreich, unter dem Vorwande, die Aussöh¬ nung des Kaisers mit dem Papste zu betreiben, iy bcr That aber, um an den Höfen zu Paris und 'Avi¬ gnon für sich wegen seiner italienischen Angelegenheit ken zu unterhandeln. Bey seinem zweytcn Aufenthal¬ te kn Frankreich gelang es ihm, dasnbst einige Tau¬ send Reuter zusaipmen zu bringen, mit denen er über Savoyen in die Lombardie rückte, nm feinen Sohn Karl, der indessen von den Italienern ziemlich in die ^nge getrieben worden war, zu unterstützen, und die abgefallcncn Städte wieder zu erobern. Allein die Italiener wollten sich in keine Feldschlacht einlassen, sondern verkrochen sich in ihre Städte; diese aber durch Belagerungen zu bezwingen, fehlte es dem Könige Johann sowohl an hinlänglicher Ma'Schaft, als auch aar Geide, so, daß er zuletzt sich genölhiget sah, jei- "e italienischen Vergrößerungsprojecte aufzugeben und sanimt feinem Sohne unverrichteter Dinge nach Hause ^«»ziehen, worauf sich die Häupter der italienischen ^artheyen vollends in die Herrschaft über die dorki- Ziu Städte theilten, und den Grund zu der nachhe- ^tzen Verfassung von Italien legten. Der Kaiser sah diesen Auftritten in Italien ganz b^ichgültig zu. Sein ganzes Geschäft war jetzt, sich rZtz Ludwig der Bayer. sich des päpstlichen Bannes, der ihn immerfort pei¬ nigte, zu entledigen. Er hatte dem Papste schon oft kers die erniedrigendsten Dokschläge gethan, nm dis Absolution zu erhalten. Er wollte sich zu allem, was der Papst pur immer verlangen konnte, verstehen; nur mit dem Ansinnen § auf das Ksiiserthum Verzicht zu thnn, sollte ihn der Papst verschonen. Aber der starrsinnige Johann XXII. wollte von einsr LoSspre« chung nichts wissen, so lang Ludwig nickt die Krone zu seinen Fussen legen würde. Endlich glückte es dem Könige von Böhmen in Einvcrständnisi mit dein Kö^ nige von Frankreich den, schwachen Ludwig auch zu die¬ sem Schritte, gegen den er sich bisher so sehr gesträubt hakte, zu verleiten. Man machte ihm den Vorschlag die Neichsregierung an den Herzog Heinrich von Nie« derbqyenr, den Schwiegersohn des Königs Johann von Böhmen, zu rcsigniren; so würde die Kaiserwürde bey dem Hause Bayern bleiben; die lästige ExcoM- munication aber unfehlbar aufgehoben werden. Lud« wtg nahm den Antrag an, und fertigte im I. kZ?ä wirklich die Verzichtsurkunde an den Herzog Heinrich von Niederbayern aus, nur mit der hinzugefügten Bc« dtngung, Heinrich sollte die Sachs so lange geheim halten, bis Ludwig von dem Banne entbunden würde. Die Könige von Böhmen und Frankreich b?' richteten den Vorfall sogleich dem Papste, der dar¬ über so entzückt war, basier in einem, dem KastE selbst zugeschickten, Schreiben dessen Vorhaben pries/ Ludwig der Bayer. M pries, und ihn auf das angelegentlichste ersuchte, da- hey standhaft zu verharren. Allein die Unbesonnen¬ heit deS Herzogs Heinrich machte dir ganze Dache rückgängig. Derselbe konnte sich vor Freuden kaum fassen, als er die Resignationsnrkunde in den Händen hatte. Das erste, was er that, war, daß er nach Achen und in andere Städte eilte, um sich als r.uif- tigem König und Kaiser huldigen zu lassen, wobey er öffentlich die erhaltene Verzichtsurknnde vorzeigte. Die Sache erregte ein ungemeines Aufsehen im Reube. Der Kaiser untersagte sogleich den Städten d" sei- stung her Huldigung, und versicherte feyerlich, daß cs ihm nie in den Sim; gekommen sey, abzudauken. Oh¬ nehin konnte die Abtretung der Königswürde ohne ' »ehmiguug der Kurfürsten von keiner Kraft seyn. Vielleicht war das Benehmen des Kaisers bey dem gaa» »en Hande! nur ein politischer Kunstgriff, wodurch er k» erfahren suchte, wie die Rftchsstchm? gegen ihn gesinnt seyen. Doch läßt sich auch mit den! Charäk.- ker Ludwigs ganz mphl vereinbaren, daß er 'die wirt¬ liche Absicht gehabt habe, sich der Regierung ur be¬ gebe», um nur einmal)! her Excemmunieation los zu Heyden , und daß er pur darum dem Gerüchte vpn ft - "er Verzichtleistung widersprochen habe, mckl er di: Widersetzlichkeit der Kurfürsten und der übrige» Stände sah. Die Könige von Böhmen und Frankreich wur- M durch die Vereitelung ihres Projccts nur noch Mr gegen den Kaiser zum Unwillen gercitzt. Lm yrei!- rZL Ludwig der Bayer. meisten war der Papst über Ludwigs Zurücktreten von seinem seligen Vorhaben aufgebracht. Hätte Ludwig seinen Entschluß nicht geändert, so wäre der Papst wenigstens in dem Besitze seiner schönen Prätensionen, welche das päpstliche Ansehen mit der Zeit noch auf eine höhere Stufe hatten führen können, geblieben. Diese Hoffnung ward fetzt durch Ludwigs Wankelmü- thigkeit umgestoffen. Aber auch der Kaiser wurde nun gegen die beyden Könige äußerst mißtrauisch. Es leuchtete ihm endlich «in, baß dieselben mit dem Papste wider ihn Zusammenhalten. Er fand auch bald eine Gelegenheit, dem Könige von Böhnzen seine Mißgunst fühlbar zu machen. KVl. Heinrich Herzog von Kärnthen und Graf von Lyro! starb im I. IZAZ. Der König Johann von Böhmen hielt dafür, daß der Besitz dieser Länder sei¬ nem Hause ganz gesichert sey, weil fein Sohn Jo¬ hann Heinrich nicht nur des Herzogs Heinrich einzige, succeffionsfähig gemacht?, Tochter Margarethe zur Ge¬ mahlin» hatte, sondern demselben auch schon auf den Fall des Absterbens seines Schwiegervaters die Hul¬ digung geleistet worden war. Allein der Kaiser Lud¬ wig wollte jetzt dem Könige von Böhmen dessen Ver¬ bindung mit Frankreich und dem Papste entgelten las¬ sen, und belehnte die Herzoge Albrecht und Okto vo» Oesterreich mit Kärnthcn und Tyrol als eröffneten Reichslehen. Auf Kärnthen hakten die österreichisch^ Prinzen einen alten Anspruch; denn unter den Läiff . drr^ Ludwig der Bayer. rKZ berg, welche der Kaiser Rudolf dem König Ottocar von Böhmen abgenommen und hernach seinen Söhnen zu Lehn verliehen hatte, war auch Körnchen begrif¬ fen, welches jedoch die letztem zu Gunsten des Grafen Maiichard von Tyrol wieder aufgegeben hatten. Da letzt der mainhardische Mannsstamm mit Heinrich aus¬ gegangen war, so mußte ras Recht der Herzoge von Oesterreich auf Körnchen wieder auflcben, welches auch schon im J. IZA2 vorläufig durch eU 'Schieds¬ spruch war erkannt worden. Die Grafschaft Tyrol legte der Kaiser Ludwig den österreichischen Prinzen ju, um dieselben desto enger m sein Interesse gegen den König Johann von Böhmen zu ziehen; denn er konnte voraussehen, daß nun Johann als ein offen¬ barer Feind wider ihn anftreten und die kärnthnerisch - iyrolische Erbschaft mit den Waffen iu der Hand zu behaupten suchen weche. Sobald Johann von dem Zerfahren des Kaisers Nachricht erhielt, gieng sein erstes Bestreben dahin, die alten Streitigkeiten, welche " mit den Polen hatte, guf eine gute Art bey^ulcgen. Er schloß mit denselben einen Traetat, wodurch er krnien bisherigen Ansprüchen auf Polen entsagte; die Pole» hingegen auf die schlesischen Fürstenthümer, die -^hann an sich gebracht hatte, Verzicht thaten. Dann Machte er mit den Königen von Polen und Ungern und dem Herzoge Heinrich von Niederbayern ein Emnduiß wider den Kaiser und die Oesterreicher. Die ^lge davon war ein verheerender Krieg, der aher zum LichWg Lex Bayer. zum Glück nickt lange dauerte. Der Kaiser, ipelchff Kärnkhen und Tyrol gerne seiner eigenen Familie zu¬ gewandt hätte, wenn er nickt dadurch den vereinigten Haß der zwey mächtigsten Häuser in Deutschland, des österreichischen und luxemburgischen, auf sich zu laden geschenkt hätte, wollte Key dieser Gelegenheit doch ei* nigen Vortheil für sich ziehen. Er begehrte von den Oesterreichern für die Kriegskosten einige Schlößer ins Jnnthas und an der Donau. Darüber veruneinigte er sich mit den österreichischen Prinzen. Der König Johann von Böhnzcn benutzte sogleich diese Mißhellig* kett seiner Feinde, und schloß mit den Herzogen von Oesterreich im I. izz6 zu Ens «inen Frieden, «o* durch er sich seiner Ansprüche auf Kärnkhen begab, die Aestcrr§icher aber von ihrer Prätension auf Tyrol ab* traten. So kam das Herzogthum Körnchen an daH Haus Oesterreich, das seitdem im Besih? davon ge* blieben ist. Die Grafschaft Lyrol behielt des vori* gen Besitzers Tochter Margarethe mit ihrem Gewalt Johann Heinrich, der jedoch bald einem bayerisch^ Prinzen mrichen mußte. xvn. Indessen war der unbiegsame Papst Joha»» XXII. im J. IZ44 gestorben. Sein Nachfolge war Benedict Xll., zwar wieder ein Franzose, "bet doch ein Mann von gemäßigten Gesinnungen , der 'v?- nigstens nicht Willens war, das Beste der Kirche Privakvortheilen seines Königs zu unkerordnen. zeigte sich zu einer Aussöhnung mit dem Kaiser E Ludwig der Bayer. irZZ stneigt, wozu ungezweifelk die übertriebenen Forderun- gen des Königs Philipp VI. von Frankreich, die den päpstlichen Stuhl in eine wahre Sklaverey zu stürzen ' broheten, vieles deytrugen. Es scheint, Benedict habe sich dagegen nöthigen Falls eine stütze an dem Kaiser zu verschaffen gedacht. Die Bedingungen, die Ker Papst dem Kaiser vorschrieb, waren zwar sehr hark, und zum Theil sogar schimpflich. Doch dieses ivnrde das Aussöhnungsgeschäfk nicht aufgehalten ha¬ ben; denn Ludwig liest sich alles ohne Ausnahme ge¬ fallen, was der Papst verlangte. Aber nun traten bie Könige vpu Frankreich, Neapel und Böhmen mit Vorstellungen auf, und machten so viele Ranke, daß Ludwigs Absolution unterblieb. In der Folge wür¬ ben die Unterhandlungen öfters wieder angefangen, aber immer mit dem nämlichen Erfolg- Zuletzt mußte Benedict von seinem Vorhaben ganz abstehen;- denn ber König pon Frankreich ließ ihm melden, er werde ih'i sonst noch ärger behandeln, als ehedem Philipp ber Schone den Papst Bonifaz VIII. . Die Teutschen schienen endlich der unaufhörlichen XVIU« Kränkungen ihres Königs, ihrer Ehre, ihrer Gerecht¬ er und ftlbst ihres Gewissens müde zu werden. überall äußerten sich die deutlichsten Merkmahle des ^willens über das Betragen des Königs von Frank- ^>ch und des Papstes. Man sah ein, daß der Kö- k'S die, ganz von ihm abhängige, anmaßliche Ge¬ walt des Papstes dazu mißbrauche, um die kaiserliche > rz6 -udwig der Bayer. Hoheit entweder völlig zu Grunde zu richten, ober das Kaiserthum an sein Haus zu bringen, und daß der Papst, da er d m gewählten r ömischen Könige vor der päpstlichen Bestätigung die Rrichsverwaltung strei¬ tig mache, sich des Nichts zu bemäcbtiaen suche, eine von den Kurfürsten vorgenommene Königswahl umzustoffen, und dem Reiche nach Gefallen mit ei¬ nem andern Oberhaupte zu providiren. Bey diesen Umständen schrieb der Kaiser im I. iZZ8 eine» allgemeinen Reichstag nach Frankfurt aus , uM den bisherigen Uebcln von Neichewegen durch stand¬ hafte Maaßregeln abzuhelfen und den gefährlichen An- Massungen des französischen und päpstlichen Hofes ei¬ nen Damm entgegen zu setzen. Ludwig erzählte hier den versammelten Ständen, was er alles gerhan habe, um sich mit der Kirche auszusöhnen. Zum Beweist seiner Rechtgl-ubigkeit betete er öffentlich vor der gan¬ zen Versammlung das Vater unser, Ave Maria und den Glauben. Vorzüglich aber beklagte er sich über den König von Frankreich, daß derselbe nicht n"^ seine Aussöhnung mit der Kirche bisher beständig hin¬ tertrieben habe, sondern auch offenbar die Absicht heg?/ die Würde und Rechte des Reiches zu zernichten. Stände erklärten einmüthiq, daß der Kaiser alles füllet habe, was nur immer erforderlich fcyu konnte, um mit der Kirche ausgesöhnt zu werden, dgß folg¬ lich , da ihm dessen ungeachtet die Absolution verlad worden, die wider ihn ergangenen Proteste von lenste Kraft LuLwig der Bayer. . Eraft ftyn können, ui:d das päpstliche Jnletdick als uufgehoben zu betrachten ftp. Weil bep den Machi« nativnen des Königs von Frankreich und den Behaup¬ tungen der Pöpste die Kurfürsten mit ihren Gerecht« sanmi vrsonvers inkeressirt zu sepn schienen, so wurde von der Reichüversammlung beschlossen, daß sich die¬ selben insbesondere stoer diese, sie betreffende, Sache berathschiagrn uno einen der Würde des Reichs ange» Messenrn Schirm fassen sollten. Die Kurfürsten begaben sich daher nach Reuse, XkX. und errichteten hier ^ur Abwendung der ihnen und dem Reiche drohenden Gefahren am 1Z. July 1ZZ8 »nur sich jenes merkwürdige Lündniß, welches unter ^m Nahnwu der ersten Rurverein bekannt iss. Sie Vervuuoen sich darin durch einen feperUchcn Eid mit emaube- - daß sie ihre Kur - und die Retchsrechke mit ^üer Macht uno Kraft wider alle und jede ohne Aus¬ nahme handhaben und beschützen, sich hierin durch keine Gefahren, Gebote und Processe irre machen lass km, und , wenn darüber unter ihnen ein Zweifel enk- skehen svllke, das ohne Arglist beobachten wollten, ^as sie einmüthig oder durch Mehrheit der Stimmen wurden beschlossen haben x). Diese Kurverein ist seit¬ dem b) Unter Verfasser führe den Hauptinhalt dieser ersteu Kür¬ zerem an, der so lautet: „Wir von G. G. Heinrich Erze bilchof ze Maynz, Walrarn Erzbischof ze Colin, Bald- win Erzbischof ze Trier, Rudolph, Rupp Gebrüder, Stephan, Rupp, der jünger, -psallenzgrafen bn Rnn und Herzogen in Bvnrn, Rudolf Herzog ze Sachsen, und Ludwig Markgraf ze Brandenburg, Tbu» kunt— das wir Mik einander bedacht, — das'heiUH Römisch Rich an ft!- iLtz Ludwig der Bayer. dem von Zeit zu Zeit erneuert und verschiedentlich" er- wettert worden- besonders int I. 15Z). Heut zu Lage geschiehst die Erneuerung gewöhnlich bey dec Kaiser wähl, ünd dabei) wird die erweiterte Verči» bom I- ;unt Grunde gelegt. Wenn ein neuer Kurfürst zur Regierung lcuünt, so beschwört er die Verein in die Hände eines andern Kurfürsten, dec schön in derselben ist. Der König von Böhmen HK an der ersten Knrvercin keinen Anthcil genommen/ weil er die Parthei) des Königs von Frankreich wld des Papstes hielt- gegen welche die Verein gerichtet war. Zufälliger Weise ist es geschehen, daß auch den folgenden Kuroercincu der König von Böhmen kei¬ nen ne» eren, rechten vnd guten, vnk> auch wir an unfein ereül rechten Gewohnheiten und frcnhciren — angriffen, bechrcutv vnd schwcrr feind und werdenr, vnd siu — ainmitthlich^ vbcrkoninien, vnv Kan vns des vereint, das wir «>az egcr nank Rich vnd vnser fürstlich er — an der Kur des Aich"^ a« stnen vnd vnstrn rechten — Handhaben, beschurn vn beschirmen wellen, nach aller vnser Macht und craft d; ° beineric! zweiung oder zwivcl an diesen Sachen vnder r> Kurfürsten vfstundcn; ivas wir Vanne gsnieinelichcn der niercr lail vnder vns darüber sprechen vnd machsts ' Vas sol macht haben, vnd suln auch des kalten an list. — Vnd haben cs auch geschworen zU den heiligt» vn6 und vnser Nachkommen, stet vnd fest zc kaltem Vnb cN füllen vns dörwider nit behelffen mit dlstl (stivunfaliou, uklolurion , relnxniton , ahnlittv» , ro^rum restiruuon , bebeinerleie denestcic, , >— vnd lov' Göc vnd der Werkt erlös, trewlvs vnd malneidig st" heissen, wo oder wie wir darwider treten oder tonst Ludwig öer Bayer. r59 -lest Lheil hatte. Dieses gab Anlaß, daß Böhme« »ach und. nach - besonders seitdem die hussitischen Hän- angefangen haben, die Kaiserwahl abgerechnet, kast ganz ans dem Besitze der kurfürstlichen Vorrechte kam, und die' später« RcichsMtze Meistens nur von ssüs Kurfürsten D-Udung machen, bis endlich im Z. 1708 der König von Böhmen, bey Gelegenheit der Einführung des neuen Kurfürsten von Braunschweig r Hannover in das kurfürstliche, Collegiumwieder in die volle Ausübung feister kmsürstlicden Vörrcchtli und dann auch bald in die Kurverein «inkrat. Außer die¬ ser allgemeinen Kurverein bestehet unter den vier rhei- »ismen Kurfürsten noch eine besondere so genannte ^rimsche Rurvorrin, die aber erst später zu bem Ende geschlossen wurde, um in Sachen, wobey sie lkn eigenes gemeinsames Interesse haben, vorzüglich Behauptung ihrer Rheinzölle, einander gemein¬ schaftlich bepzustchen. Als die Kurfürsten von Reuse auf dell Reichs- ^8 nach Frankfurt zuaücttamcn, wurde am 8-Aug. ^3Z8 von dem Kaiser nach Rath und mit Einwilligung Stände gegen die Anmassungen des Papstes die wich¬ se Constitution von der Unabhängigkeit des Reichs Papste gemacht. Sie enthält die muthvolle Erklä-- ^"3, „daß die karserlicheWürbe und Gewalt unmittel- k'br vsn Gott allein komme, und daß derjenige, der von «der den mehrer« Kurfürsten zum König oder Kai- Stwählt worden, nach alten löblichen Reichsrech¬ ten i6ö Ludwig der Bayer. ttu und Gewohnheiten sogleich vermöge der Wahl al¬ lein für den wahren König und römischen Kaiser Pt halten und so zu nennen sey, und alle Untergebene des Reichs ihm gehorchen müssen; daß er auch volle Wacht habe, die Reichsrechte zu verwalten und alle» übrige zu thun, was einem wahren Kaiser zusteheki ohne der Approbacion, Bestätigung, oder Einwilli¬ gung des Papstes oder irgend eines andern zu be¬ dürfen." Derjenige, der auf irgend eine Art dagegen handeln würde, ward für einen Majestätsverbrechct Und aller seiner Reichslehn, aller von den Karses erhaltenen Rechte unö Freiheiten, verlustig erkläi'k- Gowohl diese Reichssatzung als die Kurverein wM'dk dem Papste durch ein besonderes Schreiben kund fst- macht. XXI. Nach geendigtem Reichstage Vbn Frankfurt be¬ gab sich der Kaiser nach Coblenz und hielt daselbst ei¬ ne Zusammenkunft mit dem König Eduard von land, mit dem er schon das vorige Jähr lZZ/ tb' Bünvniß gegen Frankreich eingegangen hatte. König von England trat hier öffentlich Mit einer fKi"' liehen Klage wider den König Philipp VI. von Fca"^ reich vor dem Kaiser auf. Er beschwerte sich, ihm Philipp nicht nur verschiedene Provinzen wider¬ rechtlich entrissen habe, sondern auch die franjösis^ Krone selbst, auf die er von seiner Mittler daS nä^' , , sie Recht geerbt habe, vorenrhalte, und begehrte dem Kaiser als höchsten Handhaber der GerechtiS Recht Ludwig der Bayer. t6r Nicht und Hülfe. Der Kaiser entschied bann als Oberster Richter, erkannte nach dem einstimmigen Aus¬ spruch der anwesenden Fürsten die Forderung des Kö¬ nigs Eduard für gerecht, und bedeutete dem Könige. Philipp durch ein Schreiben, er sollte derselben eilt Genüge leisten. Wieder ein Beispiel des en Supremats über die übrigen europäischen Könige! Ym das gefällte Urtheil auch zu vollstrecken, wurde von dem Kaiser und dem Könige von England daS geschlossene Bündniß befestiget und der Plan zum künf¬ tigen Feldzuge wider Frankreich verabredet. Dem Könige- Philipp war es nicht wohl zu Mukhe, als er hörte, was ihm bevorstehe. Allein er wußte die schwache Seite Ludwigs und Haff sich ohne viele Mü¬ he aus der Verlegenheit. Er ließ dem Kaiser durch den Papst eine Hoffnung zur Aussöhnung mit der Kir¬ che lynchen und versprach selbst sich dieser Cache we- Sen bey dem heiligen Vater zu verwenden- Sogleich > speang Ludwig von dein Bündnisse mit England wieder ab, und errichtete sogar einen FreuudschafLsbund mit Frankreich. Nun glaubte er ganz sicher nächstens Banne losgefprocheu zu werden, und schickte iine Gesandschaft nach Avignon, wohin auch Gesandte dem Könige Philipp ankamen, welche dessen Freundschaftstractat mit dHn excommunicirten Lud- entschuldigen und wenigstens zum Schein für den- selben bey dem Papste fürsprechen Mußten. Was ge¬ schah? XII. bezeigte sich sehr ungehalten dar- k über. ,52 Ludwig der Bayer. » über, daß einer von den allerchristltchsten Königs des französischen Hauses, die sonst immer die Ketzer ans Eifer für den wahren Glauben verfolgt hätten, nun in eine Freundschaft mit einem Excommunicirte» sich eingelassen habe, und in Betreff der verlangten Absolution Ludwigs äußerte er sich, daß er ihm die¬ selbe zwar sehr gerne ««gedeihen lassen wollte; aber es nicht anders thun könnte, als wenn sich Ludwig der Form Rechtens unterzöge und wahre Zeichen des Gehorsams und der Reue von sich gäbe. So sah sich der gute Kaiser wieder eben so weit von dem Zie¬ le seiner Wünsche entfernt, als er je gewesen war» In Teutschlaub war man der Meinung, die abschlä¬ gige Antwort des Papstes habe nicht in seinem frepe» Willen, sondern in einem geheimen Winke des Königs von Frankreich ihren Grund gehabt y). Indessen hatte der König Eduard von England den Krieg wider Frankreich allein angefangen; war aber ebenfalls durch listige Unterhandlungen und durch die Vermittelung des Papstes bald zu einem Sttllstande- gebracht worben. Ludwigs Verdruß über die abermahl mißlungene Aussöhnung mit dem Papste warb jedoch durch eine neue Erwerbung, die er um diese Zeit zu machen das Glück hatte, sehr gemildert. Zu Ende des I. IZ4^ erlosch die von Ludwigs des Strengen Bruder Hein¬ rich g) Albrecht von Straßburg p. 128. sagt: ».krsncur, M sr» Nebawr, gaoct noiuiü'ec, timulavic l'e veile; Leneolcro vero, guoa voluiCcr, ümul»vit le »olle." Ludwig der Bayer. pich gegründete niederbayerische Linie des Hauses Wit- telsbach durch den Tod des unmündigen Herzogs Jo¬ hann. Der Kaiser nahm mit Einwilligung der Land¬ stände Niederbayern Hl Besitz und schloß sowohl die österreichischen Prinzen Friedrich II. und Leopold II. Söhne des Herzogs Otto von Oesterreichs als auch seine eigenen Vetter- die Pfalzgrasen am Rhein, von denen die erstern wegen ihrer Mutter, des letzten Her- jvgs Johann Vaterschwester- die letztem aber Üls Agna¬ ten und zwar von der ältern Linie, ebenfalls Ansprü¬ che auf die hinterlassenen Länder machten, gänzlich auS^ Hegen jene scheint er sich auf seine Birttsverwand- schaft, gegen diese hingegen auf das kaiserliche Heint- fallsrecht berufen zu haben- Bald ersah Ludwig noch) eine andere Gelegen-XXII!- Helt, sein Haus zu vergrößern. Die mit dem böhmi¬ schen Prinzen Johann, Heinrich vermählte tyrolisch- lärnrhnerische Prinzefflnn Margarethe Maultasch- war M ihrem Gemahl nicht zufrieden, und fieng an vor- iugeben, daß er untüchtig sey, die ehelichen Pflichten in leisten. Sie wandte sich deswegen an einen* geist¬ lichen Herrn- den Bischof von Freyflngen. Dieser ^sicherte sie, daß, wenn ihre Erzählung gegründet sch- dir Ehe getrennt werden können Der Kaiser er- suhr dieses, und hielt es für eine schickliche Gelegen« s^ik, seinem Hause den Besitz der wohl gelegenen Graf¬ schaft Tyrol zu verschaffen. Er machte also der Hchrgtstethe de» Antrag, seinen ältesten Sohn, dest L 2 Kur- 164 Ludwig der Bayer. Kurfürsten Ludwig von Brandenburg, der eben WitH- wer war, zum zweyten Gemahl zu nehmen. Mar¬ garethe hatte gar keinen Ausiand dagegen. Aber wer sollte die Ehescheidung vsrnehcken? wer die zu der beschlossenen Heurath erforderliche Dispensation (denn Braut und Bräutigam waren mit einander im dritten Grade verwandt) erkheilen? Von dem Papste, dec sich diese Rechte anmaßte, war nichts zu erwarten« Man gieng also den schon in der Sache orientirten Bischof von Freysingen an. Derselbe fand sich ganz bereitwillig dazu ; hatte aber das Unglück, als ec eben in dieser Absicht nach Tyrol reifete, sich durch einen Pferdesturz den Hals zu brechen. Obgleich man nicht leicht hoffen konnte, einen andern eben so gefäl¬ ligen Bischof aufzufinden, so wußten doch Marsilius von Padua und der Minorit Wilhelm Occam, welche bisher den Kaiser in seinen Angelegenheiten mit bew Papste verkhcidiget hatten, auch jetzt Nach zu schaf¬ fen. Sie bewiesen dem Kaiser, daß er selbst das Recht habe, i» der vorliegenden Sache zu entschei¬ den und zu dispensiren, weil die Ehestreitigkeiten vor- mahls als bürgerliche Sachen von den Kaisern be¬ handelt und die Ehehindernisse zuerst durch die Kai¬ ser eingeführt worden seyen. Dem Kaiser gefielen die¬ se Grundsätze und er entschloß sich, darnach zu ha>^ beln. Johann Heinrich, der aus Tyrol bereits ent¬ wichen war, ward als Beklagter vorgeladen. ec sich nicht stellte, wurde die von der gegenwärtige" Mac- Ludwig der Bayer. r6§ Margarethe gegen ihn angebrachte Beschuldigung als erwiesen angenommen und die Ehe für ungültig er¬ klärt. Hierauf ward auch das zwischen dem Mark¬ grafen Ludwig und der geschiedenen Margarethe be¬ stehende Ehehinderiüß durch kaiserliche Dispensation gehoben, und sodann die verabredete Vermählung im I. iZ42^ryerlich, vollzogen. Die Grundsätze, nach denen der Kaiser in dieserXXIV. Cache verfuhr, waren zwar ungezwcifelt wahr, aber für das Zeitalter, in dem er lebte, zu neu, auffallend und kühn. Die Hierarchie hat die Ehesachen schon längst unter dem Vorwande des Sacraments an sich gezogen. Die plötzliche Einmengung des Kaisers in dieselben war sehr unklug. Er gab dadurch dem Vol¬ ke, welches darauf nicht vorbereitet war, ein grosses Aergerniß, und machte sich verdächtig, daß er wirklich d°n ketzerischen Meinungen eingesteckt sey, besonders da der Eigennutz zu deutlich durchschicn, als daß ihm die Leute ganz lautere Absichten hätten jMurrtheu kön¬ nen. Bey diesen Unistauden konnte es dem luz'-embur- bischen Haus, das sich durch die Entziehung der Grafschaft Tyrol auf das empfindlichste beleidiget fand, nicht schwer fallen, dem Kaiser überall Feinde öu machen, um ihn endlich ganz zu stürzen.. Der Kaiser begieng selbst noch die Unvorsichtigkeit, daß er Bitten Sehn Ludwig liebst Tyrol auch mit Kärnthen ^lehnte und demselben erlaubte, den Titel eines Her- ivgs von Karntheu anzunehmen. Dadurch wurde auch r66 Ludwig der Bayer- auch der Herzog Albrecht II. von Oesterreich wider ihn aufgebracht. Der König Johann von Böhmen be» nützte gleich dielen Unwillen des Herzogs und bewog ihn zu einem Bündnisse gegen den Kaiser. Ludwig hatte nun die bcydew mächtigsten Häuser von Teutsch- land, durch deren Feindschaft unter einander er stch bisher hauptsächlich erhalten hatte, das O^emburgi» sche und das österreichische, wider sich. XXv. Dazu kam noch der neue Papst Clemens Vl., ein viel heftigerer Mann, als sein I Z42 verstorbener Vorgänger Benedict XII. Ludwig glaubte es recht gut zu machen, daß er eine Gesandtschaft nach Avi- gnon schickte, um ihm zu seiner Erhebung Glück zu wünschen und um die Lossprechung vom Banne anzu- suchen Allein die Gesandten bekamen nach eiuent dreymonatlichen Warten zur Antwort: Ludwig sollte sich auf die Gnade des Papstes gar keine Rechnung machen, bevor er nicht seine Vergehen und Ketzereyen reumüthig erkennen und deßwegen demüthige Abbitte thnn, die Reichsverwaltung zu den Füssen des apo¬ stolischen Stuhls niederlezen und die Grafschaft Tyr toi dem rechtmäßigen Besitzer zurückstellen würde. Da sich Ludwig mit der Vollstreckung dieser päpstlichen Be¬ fehle nicht übereilte, erfolgte im J. IZ4Z eine heftig« Bannbulle, worin Clemens alle Processe Johanns XXII. wieder aufwärmte, und Ludwigen drey Mona¬ te zum peremptorische^ Termin ansetzte, binnen welch«" ex die Regierung des Reichs nebst dem Titel eines Kai- Ludwig der Bayer. 167 Kaisers, Königs, Herzogs und jeder andern Würde ablegcn sollte, widrigenfalls der Papst mit noch Här¬ tern sowohl geistlichen als weltlichen Strafen als feine Vorgänger, gegen ihn verfahren würde. Unter der Hand Ueß dcrPapst denKurfürsten durch einSchreiben^edeuten, daß sie sich zur Wahl eines andern römischen Königs be¬ reit halten sollte», wozu er ihnen Feit und Ort näch¬ stens bestimmen würde. Sollten sie sich hierin saum¬ selig bezeugen, so sey er Willens, dem Reiche aus apostolischer Machtvollkommenheit ein neues Ober¬ haupt zu geben. Jetzt fieng der Kaiser an, den Muth zu vrrlie- XXVI. "n. Er ersuchte de» König von Frankreich um Für¬ sprache bey dem Papste, und ließ sich so weit herab, daß er bat, man möchte ihm von Seite des päpstli¬ chen Hofes ein beliebiges Formular zu einer Voll¬ macht seiner nach Avignon bestimmten Gesandten zu- senden; er wollte alles was man ihm vorlegen wür¬ de, gerne unterschreiben. Die päpstliche Curie schick¬ te ihm einen mit den tiefsten Dcmüthigungen angefüll' ten Aufsatz zu. Ludwig unterzeichnete ihn, undLe- lluemte sich kraft desselben zu dem, was er bisher im¬ mer verweigert hakte, nämlich die Kaiser-oder Kö- dlgswürde ganz unbedingt abzulegen, und sich in al- „nd jedem schlechterdings der Difcretion des Pap- stes zu überlassen. Man erwartete zu Avignon selbst '^cht, daß sich der Kaiser so sehr erniedrigen und so chinpfliche Puncte, als man ihm vorgeschricbcn ' < ' !' an» ?68 Ludwig der Bayer. annehmen wurde. Da es doch" geschehen, spannte xnan die Saiten noch höher, und forderte unter einer Menge anderer Artikel auch, Ludwig sollte alles, was er jemahls im Reiche gelhan, für widerrechtlich und ungüiti^erklären, also auch den Frankfurter Reichs* schluß vom I. I Z^8- Dieses gekrauete sich der Kai¬ ser für sich nicht zu thun. Er wandte sich an die Stände. Diese verwarfen auf einem Reichstage zu Frankfurt und auf einem Kurfücsientage zu Rense l A44 die Forderungen des Papstes als offenbar auf das Verderben des Reichs abzweckende Anmassungen, und erklärten dem Kaiser, daß er sich nach so viele» unnützen Versuchen weiter um die päpstliche Absolutio» nicht mehr zu bekümmern habe. Doch kam der Kai¬ ser auf dem gedachten Kurfürsteutage schon seh'' ins Gedränge. Der König von Böhmen machte ihm die bittersten Vorwürfe wegen der tyrolifchen Händel, und wußte die übrigen Kurfürsten so sehr gegen ihn einzn- nehmen, daß auch sie in kränkende Beschuldigungen wi¬ der Ludwigen ausbrachen, den Verfall des Reiches seiner nachläßigen Verwaltung der Regierungsgeschafte zuschrieben und verlangten, daß er sich des Königs D- Hann von Böhmen Sohn, den Markgrafen Karl vo» Mähren, als römischen König an die Seite setzen las¬ sen sollte. Dem Kaiser schien ein solcher Reichst Hülfe gar zu gefährlich, und er äußerte sich, Laß, wen" er doch einen haben müßte, ihm mit seinem eigens Sohn, dem Markgrafen Ludwig von Brandenburg- , viel Ludwig der Bayer. 169 kiel besser gedient wäre. Allein die Kurfürsten woll¬ ten von diesem eben so wenig wissen, als Ludwig von dem Markgrafen Karl. Darüber trennte sich dieVer- snnnnlung voll gegenseitiger Erbitterung, und der K'ai- w mußte bcym Weggehen noch ein derbes Abschieds- Kompliment von den Kurfürsten anhören. „Das Reich, sagten sie, ist unter dir, Bayer, so sehr herun¬ tergekommen, daß man sich künftig wohl hüten muß, daß es nicht wieder an einen Bayer gelange". Die Sachen waren nun in eine solche Lage gekommen, daß eine Re¬ volution nokhwendig erfolgen mußte. Nur wurde der Ausbruch derselben noch auf einige Zeit durch ver¬ miedene Umstände aufgehalten. Der König von Böhmen, dessen Sohn auf den Thron erhoben werden sollte, hatte wegen seiner Vergrößerungssucht und im- vwr mehr anwachsenden Macht zu viele Feinde und war überhaupt zu politisch, als daß er voreilig ein Project durchzusetzen gesucht hätte, zu dessen Ausfüh¬ rung jhm noch nicht alles reif zu feyn dünkte. Auch ^r Papst konnte noch zu Gunsten des Markgrafen ^arl nicht so nachdrücklich handeln, als er wollte, weil immer auf den König von Frankreich Rücksicht neh- Wcn mußte, der selbst nach dem Kaiserthum sirebte. Die ausgestaudenen und noch bevorstehenden U"- XXVII. Annehmlichkeiten wurden dem Kaiser Ludwig wieder den Anfall einer sehr ansehnlichen Erbschaft ver- s''ßt. Ludwig hatte zu seiner zweyten Gemahlin» die Greste Schwester Margarethe des Grafen Wilhelm !V. von Ludwig der Bayer. ^"and, Seeland, Friesland und Hennegau» gieng im I. iz^.A ohne Nachkommen mit Lo- ve ad. Das nächste Recht auf die hinterlassenen Län¬ der hatte die Kaiserin» Margarethe. Doch macht» auch der König Eduard von England, der mit Wil¬ helms zweyter Schwester vermählt war, Ansprüche darauf, und trachtete wenigstens die ihm wohl gelege¬ ne Grafschaft Seeland zu erhaschen. Allein Ludwig setzte sich über Eduards Ansprüche hinweg und belehnte seine Gemahlin» mit allen vier Provinzen, die ohnehin selbst unter einer Oberherrschaft beysammen bleiben und dieselbe lieber in den Händen eines Sohnes der Prin- zeffinn Margarethe als des Königs von England se¬ hen wollten. XXVUl. Zuletzt öffnete sich für unfern Ludwig sogar eint Aussicht, seinem verfallenen Ansehen in Italien wie¬ der aufzuhelfen. Der König Robert von Neapel wa« ohne Hinterlassung eines Sohnes gestorben. Seine Enkelinn Johanne folgte ihm in der Regierung, a" der sie jedoch auch ihren Gemahl Andreas, einen Bru¬ der des Königs Ludwig von Ungern, hätte Theil neh¬ men lassen sollen. Allein Andreas ward, und zwar» wie man dafür hielt, auf ihr Anstiften ermordet. De« König von Ungern wollte nicht nur den Mord seines Bruders rächen, sondern allenfalls auch, ka er der näch¬ ste männliche Verwandte Roberts war, seine Ansprüche auf Neapel geltend machen. Um Hülfe z» erhalt«" wandte er sich an den Kaiser Ludwig und die gibelli- ni- Ludwig der Bayer. 27» Mir Parthey in Italien. Beyde sagten ihm dieselbe lehr willig zu, weil sie hofften, bey dieser Gelegenheit ihren eigenen Feinden Abbruch thun zu können. Der Kaiser besonders versprach sich bey diesem zweyken Zuge über die Alpen mehr Glück, als er bey dem er» sten gehabt hatte, weil ihm der Besitz von Tyrol jetzt einen ungehinderten Eingang nach Italien sicherte. Er begab sich tm I. 1446 nach Tyrol, um dort mit benl Könige von Ungern und den Gtbellinen die nähern Maßregeln zu verabrede«. Allein eben dieses Vorhaben des Kaisers bestimm- den Papst Clemens das Aeußersie aufzubiettn, umXXlX. Kaiser endlich ganz zu Grunde zu richten. Zum 'glück trat jetzt eben eiiz zur Ausführung dieses päpst- stchcn Plans günstiger Umstand ein. Der König von ankreich war gerade von dem Könige von England Khr in die Enge getrieben, und konnte sein Augenmerk auf die teutschen Angelegenheiten richten. Der P"pst hätte also jetzt freyere Hände und beschloß, den Markgrafen Karl von Möhren als Gegenkönig aufzu¬ stellen. Der Anfang da^u wurde mit einer fürchterlt» ^'en Bannbulle gemacht, welche die schrecklichsten Ver» ^"uschungen des Kaisers Ludwig enthielt r). Dann be- ej„e klein« Probe darauf "ciivinnm lupplicicer vyplornmas ziotsminm , sagt Clemens VI., ur l^ncivr ^r-esnrj confukec inlsninm, l1e>irimnr Le eliiioc su- p^dism, L eum eiexcerne tu« vircure proliernnr, ip- ia msnibur laimicarum kuorum L eum perte- »72 LllÄwlg der Bayer- berief der Papst den König Johann von Böhmen und dessen Sohn Karl zu sich nach Avignkn, um mit ihnen die hergebrachte Capitulation in Richtigkeit zu brin¬ gen. Endlich »ließ er ein Ermahnungsschreiben an die Kurfürsten , daß sie ungesäumt zu einer neuen Kö- nigswahl schreiten sollten, und schlug ihnen den Mark¬ grafen Karl von Mähren als Throncandidateu vor. Mittlerwcil hatte er auch das einzige noch entgegen stehende Hinderniß glücklich aus dem Wege geräumt- Der Erzbischof vonMapnz, Heinrich von Virneburg, dem doch das Recht, den Wahltag anzusetzen und das ganze Wahlgefchüft zu leiten, zukam, gab keinen An» schein zur Hoffnung, daß er gegen seinen rechtmäßigen Kaiser conspiriren und die Absichten des Papstes br- 'fördern würde. Clemens entsetzte ihn seiner Stelle, und ernannte anstatt seiner den Grafen G-rlach vo» Nassau, einen Jüngling von 20 Jahren, zum Erzbi- - schot guenmnn concdiiinr, A tinclse corrnsmeni sme U.'' los. Vcni.rr ei Irigneur, gnem ignornc, L c-icdU ipsum. Lic mnlsrüdtus inssrccijcnü, üc nir>Iecn; kercnrnu cnm Oominne .imenrin 8: cmci»^' «c »iLnrjz iurars. (7 riiißurn wircf/ Oinnniorenris Oei ir'i iL Iieciroruni kecri Sc gnorrnn leceletinm pr^Iuornlir Sc pr-csnmic iuo N"? contunriere, in Koc Sc tvcuro lscolo ex-rrcietenr in inui. Ordi; isnürnni pugner conrrn erlni. /VperirU" rsrrn, Sc ipdnn nktori'enr vivnm. I» Zenerzriane n> cicleninr v.nncii ejnr, Sc ciisiicrenc Ne rerin menn»r> eins. lsuncin elcmi-nr» sinc ei ronrrnrj«. esi>s liru Uelerru, «c omnjz 8zi,Lkorum giuetccnr'U' wenr.i iüum cont'rinSnnt, Le in in.c viur tnper Äj'enrun vin-iiriani olcenci-rar, Lliigne ipluiü estc'-^' cur rie Iisdikrttonidnr sui.-i, S: viLenridui ej»SFr>cU>, m"nU'iie IioHinni Los pei-iiencium conclnLnnrar- Be>> Olcnsrblagcr Sraaltgeschickte iin Urkundend- Ludwig der Bayer. 17z schof von Maynz. Dieser schrieb sogleich den Wahl¬ tag aus, und zwar nach Reuse, weil die Stadt Frank¬ furt dem Kaiser Ludwig getreu verblieb. An dem be¬ kannten Wahlorte erschienen der etngedrungene Erzbi¬ schof Verlach von Maynz, die zwcy andern geistlichen Kurfürsten, der König Johann von Böhmen und der Herzog Rudolf von Sachsen-Wittemberg, und wähl¬ ten, nachdem vorher durch einige, ebenfalls nach Rense Geschiedene, Fürsten und Herrn von der luxemburgische» Portion das Reich für erlediget erkläret worden war , an, II. Juli) IZ46 den Markgrafen Karl von Mäh- teu zum römischen König, Weil au dem Wahlorte ^r Hochaltar, auf dem man sonst den mu gewählten König dem Volke vorzustellen pflegte, nicht vorhanden "°ur, so erhob man in dieser Absicht Karlu IV. aufden genannten KönigSstuhl bey Rense. Als hierbep dus gewöhnliche Vivarliex erscholl, fiel von unge¬ fähr das am Rhein aufgesteckte Reichspannier ins Nasser und versank. Dieses hielt man für eine üble ^Urbedeutung, die aber durch den Erfolg nicht bestäti¬ gt wurde. Als Ludwig vernommen hatte, was vorgegan- XXX. war, kam er eiligst aus Tyrol in die Rhetnge- und hatte das Vergnügen zu sehen, daß ihm ^°ch die meisten weltlichen Reichsstände besonders die "chSstädte ergeben seyen. Er berief einen Reichstag ^ch Speyer zusammen, wo ihm von neuem die Treue ge- fchworeu wurde. DerGegenköntgKarl wagte nichts gegen ihn 174 Ludwig der Bayer» ihn zu unternehmen, sondern gieng, als ihn dteStadtÄcheti Nicht zur Krönung einlassen wollte, mit seinem Vater nac^ Frankreich, um da dem Kriege gegen England be»z>>* wohnen. Hier ließ sich der schon blind gewordene König Johann durch zwey Ritter in das berühmt Treffen bey Crcssy (26. Aug. 1346) fuhren, uist noch einmahl die so ost genossene Freude zu haben, sich herumschlagen zu können. Dießmahl aber mußte tr seine Passion mit dem Leben büffen. Ec blieb auf dem Schlachtfelds Karl kehrte dann über Bonn/ wo er von dem Erzbischöfe von Cöln gekrönt wurde, nach Böhmen zurück. Auch jetzt machte er keine ernst¬ lichen Versuche, dem Kaiser Ludwig mit Gewalt die Krone zu entreißen, er kam aber bald auf eine leichtere Art dazu; denn Ludwig starb im J. IZ47 H- unvermuthet auf einer BäreNjagdr Man kann dem Kaiser Ludwig Lebhaftigkeit, E>^ sichten, Tapferkeit und andere guten Eigenschaften nickt absprechen. Aber so viel ist gewiß, Laß er sehr wa»* kelmüthig war. Sein Muth glich einer Raketke, sich auf einmahl im schönsten Feuer hoch erhebt, aber bald wieder erlischt. Unter den Kaisern war er d^ letzte, den der päpstliche Bannstrahl getroffen h"t' Er hat sich aber auch dabey am kleinmüthigsten und kriechendsten betragen. Ein anderer Hauptfehler k"d- wigs bestand darin, daß er starke Grundsätze zu rafck ergriff, die er hernach zu behaupten nicht Standhaft tigkeit genug hatte. Meistens geschah dieses noch be') Ge- Ludwig der Bayer- i7S Gelegenheiten, wo er sich dadurch Nutzen schaffen konnte. Daher fiel es seinen Feinden leicht, die Leu- ju überreden, daß der Kaiser bloß aus Eigennutz Han» ^«lte. Für das Reich war seine Regierung höchst nach- cheiltg, ein Gewebe von innerlichen Verwirrungen und Truhen. Doch kann man dieses nicht bloß auf die Rechnung Ludwigs schreiben. Der immer weiter ge¬ hende Hang der Reichsstände, nach ihrem eigenen Ins Dresse, das nie einen gemeinschaftlichen VereinigungS- punct kennt, zu handeln; der große Haß, womit die ^ey mächtigstcn teutschen Häuser, das österreichische- luxemburgische und bayerische einander verfolgten; die schwäche des kaiserlichen Ansehensdas schon lange d'e gehörige Schnellkraft verloren hatte; die Wuth, 'Uit welcher zwey der verwegensten Päpste, die noch ^ju von dem Könige von Frankreich unterstützt wur« den, auf den Kaiser losstürmten, und die ungeläuter- Begriffe des Volks, bey welchen es auch dem enks ^offensten Monarchen unmöglich gewesen wäre, ge- ^n die Päpste auszulangeii, sind gewiß auch mit als Wichtige Ursachen des betrübten Zustandes anzusehen, ^cn das tcutsche Reich unter Ludwig von Bayern Grieth. Wie man damahls in Rücksicht des Kai- und des Papstes in Teutschland dachte, kann unS ^igende Anecdote einen Begriff geben. Während des ^ichstags zu Frankfurt im I. rzzst ließ der Kai- kin Manifest gegen den Papst an die Thüren der Bartholomäuskirche anschlagen. Aber noch am näm- 176 Ludwig der Bayer« nämlichen Tage wurden an eben dieselbe KirchthürS die päpstlichen Proteste gegen den Kaiser angeheftet/ und die meisten Geistlichen hielten sich nach den letz» tern und beobachteten das für ungültig erklärte päpst¬ liche Interdikt. Das einzige Leonhardsstift respectir- te die Befehle des Kaisers und des Reichstags- Un» geachtet aber Ludwig weder ausgezeichnete Regenten- elgenschaften, noch besondere Verdienste um das Reich hatte, so erscheint er doch bey den neuern teutsche" Geschichtschreibern in einem sehr guten Lichte, da hin¬ gegen Albrecht I., der ihn an beyden weit übertraf/ wegen einer vorgeblichen Ländersucht, in der ihm Lud¬ wig wenigstens gewiß nichts nachgab, sehr schwarz schildert wird. — XXXIl. Bey dem Absterben des Kaisers Ludwig wäre-' in dem wittelsbachischeu Hause nur noch zwei) Linic" vorhanden, die bayerische oder ludwigische, die vo" dem Kaiser Ludwig selbst, und die pfälzische oder cn- dolfische, die von seinem Bruder Rudolf gestiftet wor¬ den war; denn die besondere niederbayerische Linie, seit I2ZZ bestanden hat, ist unter Ludwig auSgest^' ben,undNiederbayern mitOberbayern vereiniget worde"' Die bayerische Linie theilte sich aber bald in mehrere Acst^' Der Kaiser Ludwig hinterließ sechs Söhne,aus seiner er¬ sten Ehe mit Heinrichs ill. Herzogs von Glog"^ Tochter Beatrix zwey, Ludwig den Aeltern und Ste¬ phan; aus der zweyten Ehe aber mit Wilhelms^' des letzten Grafen von Holland, Seeland, Fries!"^ '< und Ludwig der Bayer. 177 i>iid Hennegau Schwester Margarethe vier, Ludwig Ken Römer, Wilhelm, Albrecht und Otto- Diese sämmtlichen Brüder theilten im I. l Z49 die baye¬ sschen Lande so, daß die beyden Ludwige und Ot- to Oberbayern; die übrigen hingegen, Stephan, Wil¬ helm und Albrecht, Niederbayern bekamen. Ludwig ber Aeltert besaß außerdem die Markgrafschaft Bran¬ denburg und mit feiner zweyten Gemahlinn die Graf¬ schaft Tprol. Er nahm schon >349 Ludwig den Rä¬ cher und Otto in den Mitbesitz der Mark Branden» ^'rg auf, und iw I. rzZl überließ er ihnen die¬ selbe gänzliche Sie mußten ihm aber dafür ganz Oberbayern, welches ihm wegen der Nachbarschaft d°n Tyrol viel besser gelegen war, einräumen. Nie- ^rbayem ward tZZZ zwischen Stephan, Wilhelm ch>d Albrecht so gcthetlt, daß dem ersten Landshut, beyden letzten; aber, die überdieß zur Erbfolge th- Mutter Margarethe in Holland, Seeland, Fries- s^>d und Hennegau bestimmt waren, Straubing zu- s^l. Wilhelm, Ludwig der Römer und Okto hinter- sleßen gar keine, Ludwig der Acltere aber und Albrecht eine schwache Nachkommenschaft, so daß bald ganz Bayern an den Herzog Stephan von Landshut und ^ssen Linie kam; die übrigen Länder aber verloren Angelu Eine genealogische Tabelle ist zum richtigen Ogrist her vielen Theilungen undSuccessronsfälle in deut ^ttelsbachjschm Häuft, dir theils schon bisher vorge- ^'UlNen sind, theils noch vorkommen werden, beynahe un< M ent- »78 Karl iv. entbehrlich. Hier wird eine geliefert, worin aöÄ nur auf die bayerische Linie vorzüglich Rücksicht ss?- nommen worden, XXXIII. Karl IV. wurde zwar nach Ludwigs Tode von vielen, die vorher nichts vvn ihm wissen wollten, als König anerkannt. Aber er hatte das bayerische Haus wider sich, das sich alle Mühe gab, ihn zu verdrän¬ gen. Da Ludwig der Aeltere, das Haupt des baye¬ rischen Hauses, als Markgraf von Brandenburg selbst Kurfürst war, und mit ihm auch seine Vettern, die Pfalzgrafen am Rhein, der abgesetzte Erzbischof von* Maynz, Heinrich von Virneburg, der noch immer ei¬ nen grossen Anhang in Teutfchland hatte, und der Herzog Erich von Sachsen- Lauenburg hielten; s" wurde von diesen vier Kurfürsten zu Anfang des Ä- IZ48 eine neue Königswahl veranstaltet, und der König Eduard von England, der sich durch den Sieg bey Cressy in ganz Europa einen ungemein grosse" Ruhm erworben hatte, rum Gegenkönig gewählt. Al¬ lein die englischen Baronen widerriethen ihrem König? mit sehr überzeugenden Gründen, die teutsche Kro"? anzunehmen, und Karl IV. brachte ihn durch Anbi?' tung eines vorrheilhaften Bündnisses gänzlich von die¬ sem Gedanken ab, so daß sich Eduard bey den K"-' fürsten um ihren guten Willen bedankte. Nun tru¬ gen die bayerisch gesinnten Wahlfürsten dem Markgra¬ fen Friedrich von Meißen die Krone an. Aber auss) dieser fand wegen ber^Lage seiner Länder, die zu E böh- Lä PLZ. r/z. Adolf zu Landshut Herzog in Overbaneo,, zu Straubing, hernach auch hernach Markgraf Holland, See- 4 1577 fSilhelm ll?o4 Johann 4 -S4« Stephan zu Ingolfcadt 4!4lZ Elisabeth t 1L24 Christoph 4 1448 ohne Erden- Alexander fidi4 Friederich zu Landshut 4 1-9» .Albrecht I. ebendaselbst 4 r404 Otto Heinrich zu Sulrdach s1624 , ohne Erben- Adolf 4 14Z7 Octo zu Mosbach 4 1461 1559 die Kur bekommen und ro85 ausge- storben. Wilhelm Hl. 4 14Z5 Ludwig der Bärtige 4 14!7 Anne 4 1-5- Ruprecht I ll. römischer König 4 rstlv Albrecht 4 kb.h Ludwig 4iL45 Ferdinand Maria 4i?Z» Joseph Ferdinand 41699 Heinrich der Reiche 4 1452 Ferdinand Erzbischof zu Töln 4 iSZa Ferdinand Maria 4 1679 Heinrich der Jüngere oder der Nairerberger 4 »ZZZ Ono der Erlauchte 4 r?n? Wilhelm IV. oder der Standhafte tiZZo Johann 4 146z Clemens August Erzbischofzu Cölii 41761 Jaevbäa 4 1436 Ernst t -P8 Georg der Reiche I r-l-oZ Heinrich Herzog in Niederbayern 4 1290 Johann in der Oberpfalz Klemens Franz d« Paul» 4 i?7» Ludwig der Höckerichre t 14 Z Ludwig der Reiche l 147- Ludwig zu Zwcybrücken 4 158» Maximilian Philipp 4 1705 in ganz Ober¬ bayern I -Z75 Friederich zu Vohenstrauß 4 -597 ohne Erben. Ruprecht II. oder Jüngere 4 IZS8 - . -Lu d w iV -- e >. '' ' .. Herzog in Bayern und seit irrZ oder vielmehr irr? auch Pfalzgraf am Rhein 4 "o» Albrecht III- odcr der Fromme 1" 14H0 Albrecht Bischof zu Straß- bürg 4 1506 Ernst Bischof zu Passau und Erzbischof zu Salzburg s 15L0 Johann zu Zweybrücken, besten Linie ixzr erloschen. Karl zu Birkenfeld auf dessen Nachkommen r/zr auch Zweybrücken und 179, sowohl Kur- pfalz als Bayern ge¬ kommen. Jchann zu München si.97 Wolfgang Wilhelnt . zu Neuburg, dessen Ästachkoilnnen i6Z5 die Kur bekommen und 174, auSgestorbcn Wilbelii, v. s:6r6 Rudels . - , Pfalzgraf uw. Rhein Stifter der wittelsbachisch r pfälzischen ober rudolstschen Ltnie 4 i HS Philipp Ludwig zu Neuburg ti6i4 Ludwig der Strenge Pfalzgraf am Rhein und Herzog in Oberbayern 4 1-S4 Philipp Bischof zu Regensburg 4 1598 Maria Antonia vermählt mir dem Kur,, fürsten Friederich Christian von Sachsen 4 »779 Otio in Oberbayer» , hernach Markgraf von Brandenburg 4 1,79 -. Heinrich ' Otto» der Aelrece s r^g§ 4 IZZ9 Stephan Ludwig der Röche, Wilhelm I Ruprecht zu Veldenz , dessen Nachkommen 1694 ausgestorben. s^—7-- Ludwig III- u 4 14-6 Slannnvatcr der alten, Kuriinie, di-rZ59 ausgestorbcn. Maximilian Joseph der letzte von der Wittes- bachisch-bayerischen odti ludwigischen Linie 4 1777. Z». Dec. Otto Ludwig Stephan fizir f 1297 fiZio Johann Aloys Johann Theodor Maximilian Emanuel 4 2705 Bischof zu Regensburg, s 170- Freysingen und Lüttich 4 I76Z Maximilian Emanuel Jofeph CleE/ 41726 Erzbischof m Coln ! ^17? z Stephan Pfalzgraf zu L>iinr mern und Zwey- brüaen 4 1459 Mainharb Herzog in Oberbayern und Graf in Tyrol 4 izSz Ludwig dir Bancr Herzog in Oberbanern , bcrnach,»ch in Niederbayern, und Kalfcr Etister der wiilelsbachi,ch-baye>jschen oder ludwigischen Linir t -i47 Sigmund Albrecht IV-oder der Weise Christoph Wolfgang 4 1501 führt dl« Primogenitur ein 4 149z 4 1514 s 1508 Karl Albrecht Philipp^?^ Kaiser unter hem Nah- Bischof ist Paderborn men Karls VII. und löi"nstcr 4 1745 4 '7^ Otto , der Größere oder Aeltere von WitkclSbgch Pfalzgraf und nach der Achlserkiärung Heinrichs des Löwen ktzo Herzog in Bayüba 4 iiLz Johann Franz Ferdinant Wilhelm Maximilian Heinrich Albrecht Sigmund 41640 4>bzo Erzbischofzu Cöln Bischof zu Frey singen 4 i6dS und Regetlspurg 4 1685 , Albrecht V. vermahlt nm Kaisers Fer¬ dinand k. Tochrcr Anne 4 1579 _ _ Ferdinand, ... Ernst dessen Nachkommen aus Bischof zu Frcyslngcn einer ungleichen Ehe Gra- und Erzbischof scn von Warlenbcrg hics- zu Celn scn. Ter letzte davon ist 4 »bis 1756 gestorben. von Brandenburg land, Friesland 4 iZ6ä und Henncgau Wilhelnl ll. Albrecht II. Johann 41417 41599 4 i4»5 August zu Sulzbach, dessen blrurenkel der 4798 ver¬ storbene Karl Theodor war, auf den 1742 die pfälzisch- Kur und 1777 Bayern gefallen» Marimistn^ Kurfürst 41651 '> » Otts I!. . Ruprecht zü Mosbach B.schofzu . ' Friederich Ludwig, vH.i,'99. Regens- zu Siiwncrn, , zü.Aw«y- Ms Erben, bürg dessen Nachkomen byüwcv 4 iqüZ 1559 die Kur 4 1489 Rudolf Ruprecht l. oker Aeltere Ludwig der Aeltere 4 i-5Z 4-^9o Markgraf von Bran- ! - denburg, hernach Her¬ zog in Oberbayern und Graf in Tyrvl 4 iZär Karl iv« 179 Ohmischen Anfällen ausgesetzt waren, Anstand, sich En die Sacke emzulaffen, und eine Summe Geldes, ihm Karl anbieten ließ, bestimmte ihn vollends, sich die gefährliche Ehre, die man ihm zugedacht harte, ves bitten. Karl wußte indessen eine sehr sonderbare Gele- scheit vortrefflich zu buchen, um seinem Haupt- ^3ner, dem Markgrafen Ludwig von Blandeuvurg, di dessen eigenem Lande eine ernsthafte Beschäftigung lll geben. Es erschien ein Mann in Pilgrimskleidern H der Mark Brandenburg, und gab vor, er sey der Markgraf Waldemar aus dem ascanischen Hause, den ^n seit iz?9 für todt hielt; um eine schwere Sündo ^znbüssen, habe er, da man glaubre, er sep gestor- eine Wallfahrt nach Palästina unternommen, nun komme er zurück, um die Regierung seiner Ehnder wieder zu übe nehmen. Da Waldemars Re- ^irung bey den Brandenburgern im guten Andenken ^'ld, so fand sich das Volk hie und da nickt unge- ^Tt, dem Vorleben Glauben bepzumessen. Doch Ganzen konnte man sich in die Lacke nicht recht "den. Aber bald traten verschiedene benachbarte "^sten auf, die das bayerische Haus von dem Besitz Dkark^rafschaft Brandenburg wegzubringeu, ober vH im Trüben zu fischen wünschten, und erkannten angeblichen Waldemar für den wahre: ehemahiigeir " lürsten. Kaum war dieses geschehen, so hatte fa wunderbar wieder zum Vorschein gekommene M L Wal- «so Karl iv. und Günther b. Schwarzburg. Waldemar fast das ganze Land, Edelleute, Bürger und Bauern, auf seiner Seite. Nur ein Paar Städte ließen sich von der Schwärmerey nicht hinreißen und blieben dem bayerischen Ludwig getreu. Bey diesen Umständen konnte auch Karl IV. nicht umhin, dein wieder erschienenen Waldemar gegen den Markgrafen Ludwig politische Gerechtigkeit widerfahren zu lasten. Er verband zuerst die mecklenburgischen Fürsten, Ab brecht und Johann, die er 1348 zu Herzogen von Mecklenburg erhob, in Geheim zu Waldemars Unter¬ stützung, erklärte sich dann öffentlich für denselben, versprach ihm Veystand und belehnte ihn endlich fönN- lich mit der Mark und Kur Brandenburg. XLX V. Der hierüber äußerst aufgebrachte Markgraf Lud¬ wig suchte jetzt mit neuem Eifer einen Mann auf, der Karln wenigstens eine Zeitlang die Krone streitig machen, und einen annehmlichen Vergleich abnöthig«" könnte. Dazu fand er kein geschickteres Eubject, als den Grafen Günther von Schwarzburg. Günlhck war ein biederer und tapferer Altteutfcher, voll Muth und Entschlossenheit zu grossen Unternehmungen. Dey einem unglücklichen Ausgang der Sache hatte ec eben nicht viel zu verlieren, bcy einem glücklichen Aus- , schlag aber sehr viel zu gewinnen. Allein er ahndet« wahrscheinlich die Absicht, zu der man ihn brauch«" wollte, und lehnte den ihm gemachten Antrag Endlich aber ließ er sich doch bereden, denselben anzu- nehmen. Auf Einladung des abgesetzten Erzbischof Hein- Karl IV. und Günther v. Schwarzburg. i8r Heinrich von Maynz kamen also zu Anfang des Jahr ^es die schon oben benannten Wahlherrn zu Frankfurt zusammen, ernannten am zo. Jan. den Grafen Günther von Schwarzburg zum römischen KL- uig, und stellten ihn dem Volke auf die gewöhnliche Aet in der Bartholomäuskirche vor. Man hätte nun twen blutigen Krieg erwarten sollen. Allein Karl, welcher der größte Politiker ftiner Zeit war, wußte Bathers Anhang ohne alles Blutvergießen zu zsr» ^'euen. Da er vor einiger Zeit Wittwer geworden 'u«r, so bat er sich von dem Pfalzgrafen Rudolf des- stn Tochter Anne zur Gemahlinn aus. Der Versü¬ ßung, Schwiegervater eines Königs von Böhmenni,'- Kaisers zu werden, konnte Rudolf nicht widerstehen» verließ Günthers Parthey. SetnBeyspiel befolgten die übrigen Pfalzgrafen und die jünger» bayerischen Her- °3e. Durch andere politische Mittel machte Karl in ^rzer Zeit Günthern auch die übrigen Anhänger ab- ^"stig, sodaß dieser, da zugleich seine Gesundheit bucch einen empfangenen Gifttrank ganz zerrüttet wor» sich am ,2. Juny IZ49 entschließen mußte, Königswürde zu entsagen. Zwey Tage darauf starb er. Der Vorschlag zur Resignation wurde dem red- HT Günther von seinem Hauptbeförderer selbst., "'U Markgrafen Ludwig von Brandenburg, gemacht, diesem hat sich Karl auf folgende Art ausgesöhnt. ^chdem er iym vorläufig versprochen hakte, seinem Be, 582 Karl IV. und Günther b. Schwarzburss- Begehren in allem Genüge zu leisten, so cttirre er Izzo den verkappten Waldemar auf einen Reichstag nach Nürnberg. Als derselbe ansbücb, ließ Karl durch ein niedergesetztes Gericht den Ausspruch thu», daß er der wabre Waldemar nicht sey, sprach ihM die Mark Brandenburg ab, und belehnte Ludwig den Aeltern damit, Zugleich entsagte Karl seinen An¬ sprüchen auf Tyrol. Ludwig hingegen lieferte ihm die Reichsinsignien aus. Der Erzbischof von Magde¬ burg , die Fürsten vor Anhalt und der Herzog R"^ dolf von Sachsen unterstützten zwar, um ihre eigen-' nütziaen Absichten zu erreichen, den entsetzten Walde¬ mar noch einige Jahre in Behauptung seiner mack¬ gräflichen Wü de; als aber sein Anhang im Land« immer mehr abnahm, verglichen sie sich nach und nach mit dem Markgrafen L dwig dem Römer und Otto, welche indessen von ilpem Bruder Ludwig dem Aelterit die Markgrafsc! akt Brandenburg übernommen hatte", worauf Waldemar im I. IZ;Z von dem Theakec völlig abtreten mußte. Er erließ seinen Unterthane" den ihm geschwornen Eid der Treue und zog sich Privatleben zurück. Nach glaubwürdigen Nartnik len war er von seiner Profession ein Müller , NK? mens Jacob Rhebock, und war von dem Kurfürst^' Rudolf von Sachsen-Wittemberg zu der Rolle gerichtet worden, die er beynahe neun Jahre seht schickt gespielt hatte. Seit Karl iv. i8Z Gelt Gunthers von Schwarzburg Abdankung XXXVH. «Nd Tode war Karl IV. allein König. Weil man au seiner ersten zu Bonn vollzogenen Krönung noch Anstände finden konnte, so ließ er sich jetzt noch ein¬ mal)! zu Achen krönen. Da er zum Großvater den Kaiser Heinrich VII. , zum Daker den König Johann bvn Böhmen, zwey wegen ihrer Thätigkcit sehr be» rühmte Regenten, hatte, durch seine am französischen Hofe empfangene Erziehung gut ausgebildet, in meh¬ rer« Sprachen wohl erfahren und besonders ein sehr geschickter Unterhändler war, und noch dazu von den Päpsten und Königen von Frankreich keine Hindernisse in der Reichsregierung besorgen durfte, so erregte er Stosse Erwartungen in Teutschland. Wie weit er die¬ selben erfüllet habe, wird seine Geschichte zeigen« -^arl IV. allein Vvm I. 1349. is Jmiy bis 1378- 29. Nov. (29 Jahre.) I. Karls IV. Verdienste um Böhmen. Is. Entschul- aung desselben wegen seiner eigennützigen Reichsregierung. Seine Verwendung in den Streitigkeiten Albrechts von Oestirreich mit den Schweizern tV Karls Ro- V^Ug, ohne Einmischung in die Angelegenheiten Ltnli» «otx ""d w die Project« der Romer V. Errichtung der knen Bulle, Hauptgegenstanve derselben. VI Brstä- ^«ung bisherigen sieben Kurfürsten. V!I. Besiim, »ur einer Kurlii.ie in jedem' weltlichen Kurbnuse. IK ^Ekla.ung der Kurstimmen für dingliche Rechte. V Ilnthe>lhact?ie der weltlichen Kurlande. Erbfolge in "leiben. Vormundschaft über minderjährig« Kurfürsten. 784 Karl lV. ZL. Gerechtsamen der Kurfürsten unter sich in Beziehung auf Rangordnung und Dienstverrichtungen. XI. Vorrecht« der Kurjürsten vor andern. XII. J-ibrliche Zusammen» kunft der Kurfürstea mit dem Karser. XIII. ReichSviea» riat der Kurfürsten von Pfalz und Sachsen. XIV- Rich» teraiyt des Pfalzgrafen in Sachen des Kaisers. XV. Art uns Weise der Äailerwahl und Krönung. XVI. Absicht¬ liches Stillschweigen von her Wahl eines römischen Kö¬ nigs bey Lebzeiten des Kaisers. XVIs. wie auch von dem Einstuß« d«s Papstes in das Wahlgcschäft. XVIII. Un¬ wirksame Verordnungen der goldenen Bulle in Betreff der öffentlichen Sicherheit. XIX. Benennung der golde¬ nen Bulle von dem Siegel. XX. Bestandteile und Ori- Ninalausfertigungen derselben. XXI. Coneipient der gol¬ denen Bulle. XXII. Originalspräche davon. XXIIl- M-ßhelligkeiten zwischen Karl IV und P. Innocenz VI. XXIV. Karls kleinlich« Vergrkßerungskünste. XXV- Sein Betragen gegen die Grafen von Würtemberg bG dem Streite zwischen diesen uud den schwäbischen Reichs» städteü. XXVI Rudolf IV. von Oesterreich, ein Lieb¬ haber der Künste, Wissenschaften und Titel. XXVll- Vergrößerung Oesterreichs durch Lyrsl und Erbverbrü» deru-g mit Böhmen. XXVIII. O-fierreichischer Krieg mir Bayern wegen Tyrol. Tod und Lob Rudolfs IV- XX lX» Karl bringt die Niederlausitz und die Mark Wmndrnburg an iem Haus. XXX Fruchtlose Unzufrie- denhe t des Herzogs Stephan des Äeltern, Fortpflanzers der bayerischen Linie XXXI. Karls Krönung zu Arles. Zweyter Zug »ach Italien ohne Erfolg» XXXII. Läne- burgzscher Erbfolgstre^t. XXXIII. Römische Königs' wähl Wenzels. XXXIV. Karls unpolitisches Verfah¬ ren gegen die schwäbischen Reichsstädte. XXXV. Ernen¬ nung des Dauphins zum Generalvicar des arelatisches Reiches. Dauphine kommt an Frankreich und Avign°" an den Papst XXXVI. Karls Tod und Verordnung über die Nasi f lae w seinen Ländern. XXXVII. S«'" G'irakter. XXXVIII. Uebrige Merkwürdigkeiten Regierung. XXXIX. Einfluß der Universitäten «ul Leut chlandö Zustand. XI,, Zunehmender Gebrauch, römr chea Rechts. Gefahr einer allgemeinen Erschütte¬ rung der alten teutschrn RrchtSgcundsätze, besonders Ast- Karl lv» Anflhung der Erbfolge Xs.s. Vorsicht dagegen in Erb» »ertragen. XI>lI. Alte Art de« Stand«s«Lsbungen. Ab¬ weichungen davon. Entwickelung des heutigen Begriffes aus dem römischen Rechte, Xschsl. Anfang der eigent¬ lichen Standeserhöhungen mit gefürsteten Aebren, und Grafen, dann mit Herzogen. Xl^iV. Wirkungen dieser standeserhöhungen zum Nachtherl des Grafenstandes, be- landers in Ansehung der Reichtagsstimmen« XI^V. Ver¬ minderung des Abstandes zwischen Grafen und Fürsten dkrch Landertheilungen in den fürstlichen Hausern; ohne "och auf eine Primogenitur zu denken. Xl.Vf. StaNdeS- ttböhungen unter dem niedern und landjaßigen Adel. Un- l"scheit>ung des Rcichsherrnstandes von dem, Landherrn- llande. XI.Vll. Vergrößerung des Hauses Burgund. Erfindung des Schießpulvers und Feuergew-Krs. ^ss.lX> Folgen des Aufenthalts der Papste zu Amg- »on. I«. Aufsehen über WiclefS Lehren. L.I. Anfang des Gossen AirchenschiSma. U7. Um Karl IV. gehörig zu bcurtheilen, ist es Nö'thig, daß wir uns auf den rechten Gesichtspunct Esteri. Wir müssen Karln zuerst als König von Döh- "len, und dann als Kaiser betrachten. Als König von Böhmen erbte Karl von seinem Vater ein wohl ge¬ kündetes Reich, und trug zur Aufnahme desselben astn Biandeuburg ausgestorben war, wandten sich die Stände von der Oberlausitz selbst wieder an die vorige Herrschaft, und Karl säumte dicht, diese Landsch.Vt für einen integrirenden Lheil bes Königreichs Böhmen zu erklären. Schlesien war dnter mehrere Fürsten oder Herzoge vertheilt, die theils aus dem polnisch-plastischen, theils aus dem Ohmisch -- oltocarischcn Geschlechte abstammten. Dey ben grossen Kriegen zwischen Böhmen und Polen ha¬ ben sich die meisten schlesischen Fürsten in den böhmi- fcl,en Schutz begeben. Unter Kw-ls Vater, dem Kö¬ nige Johann von Böhmen, entsagte der König von Polen se-nen Lehen - und Hoheitsrechten auf die schle- Aschen Fürstenthümer, und diese wurden nun der böh- ^lchcn kehnsberrschaft unterworfen, einige auch durch oder Erbverträge unmittelbar an die Krone Böhmen gezogen. Unter Karl lV. war der ein- Herzog Bolko II. von Schweidnitz und Jäuer Noch i88 Karl Iv. poch unabhängig. Karl heurathete nach dem Todt seiner zwcyten Gemahlinn, der pfälzischen Anne, eine Nichte dieses Fürsten, die ebenfalls Anne hieß, und ließ sich von demselben die Nachfolge in seinen bey- den Fürstenthümern auf den Fall seines unbeerbten Absterbens zusichern. Nachdem dieses geschehen, ward gaizz Schlesien dem Königreich Böhmen einverlcibt. Die weitern Erwerbungen Karls werden wir am ge¬ hörigen Orte anführen. Alle diese Vergrößerungen waren eine Frucht bloß seiner Politik; denn vöm Kriege war er kein Liebhaber. N Als Kaiser wird Karl von mehreren Schrift¬ stellern in ein sehr nachtheiltges Licht gestellt. Es ist auch wahr, daß er für das teutsche Reich weit weni¬ ger gethan hat, als für Böhmen. Aber wenn wir die Umstände betrachten, in denen er sich befand, so werben wir ihm dieses nicht so hoch anrechnen und billiger gegen ihn seyn. Vormahls war der Be¬ sitz eigener Erblande für einen Kaiser nicht nothwen- big. Auch kannte man keine eigentliche Residenz der Kaiser Siereiseten im Reiche beständig herum; denn sie hatten überall einträgliche Hoheitsrechte und in ga»i Teutschlaud zerstreute Kammergüter, von deren Ein¬ künften sie leben konnten. Allein alles dieses m»ßke sich jetzt ändern. Die Quellen der kaiserlichen Ein¬ künfte waren nach und nach versieget. Die nutz¬ bringenden Regalien und die Kammergüker waren grosi ftntheilS veräußert, verpfändet, usurpirt und «be¬ haupt Karl iv. r8O Haupt so zusammengesckmoljen, daß ein Kaiser von dem Erträgnisse derselben nicht mehr sich nnd seinen Hofstatt erhalten konnte. Es war nun ein wesentli¬ ches Erforderniß, baß der Kaiser eigene Erblande be¬ saß, um seine hohe Würde behaupten zu können. Da die Kaiser in die Nothwendigkeit versetzt waren, ih- ren Unterhalt größtentheils ans ihren Erbländern zu iiehen, so nahmen sie auch ihren Sitz in denselben. Die Wandelbarkeit des kaiserliches Hofes hörte auf, und es bildete sich eine ordentliche Residenz in den Crblanden des jedesmaligen Kaisers. Schon Lud-, wig der Bayer hat sich meistens zu München aufge¬ halten. Karl IV. folgte diesem Bepspiele und schlug Kine Residenz zu Prag auf, wozu vielleicht auch meh¬ rere Landplagen von Mißwachs, Pest und Erdbeben, womit um diese Zeit Tcutschland heimgesucht wurde, "was be,-getragen haben. Diese Veränderung in An¬ sehung des kaiserlichen Einkommens und Hoflagers hatte die natürliche Folge, daß nun jeder Kaiser sei- "c Sorgfalt vorzüglich der Cultur seiner Erbländer widmete. Hier, wo er zugleich Landesherr war, konnte er nicht nur leicht nützliche Einrichtungen zu Stande bringen, sondern auch hoffen, daß dieselben seiner Nachkommenschaft zu statten kommen werden. -am Reiche hielt es wegen des zu sehr getheilten In¬ gresse der Stände sehr schwer, eine gute Anstalt durch- ^setzen, und auf den glücklichsten Fall blieb es immer Ekgewtß , ob die Nachkommen des Kaisers einen Dor- rheil rzs Karl iv. theil davon haben würden, weil sich dieselben keine sichere Rechnung auf die Kaiserkrone machen konnten- Lins diesem Grunde wwde auch auf die Erhaltung des kleinen Ueberrestes der kaiserlichen Kammergüter, einträglichen Regalien und übrigen Einkünfte weiter kein Bedacht genommen. Jeder Kaiser fand es zu* träglicher, den möglichsten Nutzen^davon sich und seiner Familie zuzuwenden, als damit für einen unbekannten, vielleicht ihn gar nichts angehenden, Nachfolger zu wirthschaften. Er hatte daher keinen Anstand, ganze Kammergüter und wichtige Hoheitsrechte zu verschen¬ ken, um dadurch sich oder seinem Hause einen an¬ dern bleibenden Vortheil zu verschaffen; oder sie zu verpfänden und zu verkaufen, um auf solche Art statt der, auf ungewisse Zeit zu behebenden, Nutzungen auf einmahl den ganzen Werth in seine Hände zu bekommen. Kurz, es war sehr natürlich, daß die Kaiser nun das Kaiserthum nur zu ihrem und der Ih¬ rigen Portheil, wie cs bisweilen in geistlichen Län¬ dern mit der Regierung der Fall sc»u mag, zu benu¬ tzen suchten, und in der Colllsion immer den Nutzen der kaiserlichen Erbstaaren dem allgemeinen Nutzen des Reichs vorzogcn. Man kann dieses den Kaisern um so weniger übel nehmen, da auch die Ku. fürsten ihr Wahlrecht, und überhaupt alle Reichsstande ihre Neichsstandschaft bloß zu ih em P ivat-und Landes- vortheil anzuwenden trachrcrem .Freylich waren die Kaiser Oberhäupter des Reichs und hakten als die Karl iv. -9- *ie Pflicht für das Wohl des Ganzen zu sorgen. Aber auch die Kurfürsten und Stände hatten Antheil an Retchsregierung, und doch behielten sie bloß dm Nutzen ihrer Crbümdcr, nicht daö allgemeine Beste, des ganzen R-ichs im Gesichte. Hätten die Kaiser ein anderes System angenommen, so mürben sie ih- de Erbländer zu Grunde gerichtet haben, ohne dabey dem Reiche viel zu nützen. Diese Lage müssen wir iu Betrachtung ziehen, wenn mir die kaiserliche Re¬ gierung Karls IV. nicht schief beurtheilen wollen. Wer kann es ihm unter solchen Umständen verdenken, daß ec sich die Aufnahme der Stadt Prag und die Beförderung der Wohlfart Böhmens mehr angelegen kyn ließ , als das Wohl des teutschen Reichs? Sv- diel ist indessen wahr, daß kein Kaiser sich seine Wür¬ de io gut zu Nutzen gemacht habe, als Karl. Al- ^in dieses beweiset nur, daß er andere Kaiser an ^iaatsklugheit übertroffen habe. Au» Willen fehlte den übrigen auch nicht; aber ihnen mußten sich die Gelegenheiten von selbst darbieten, um sie zu be- "^en. Karl wußte dieselben herbey zu rufen. Dir Arglosigkeit und Verschwendung einiger damahligen Ersten begünstigten seine Anschläge. Diese Fürsten Zuchten immer Geld. Karl war damit wohl ver- khen, steckte es ihnen vor, und brachte dadurch th- Länder an sich. In den Jahren izzz und r zfl4 gab, sich Karl ^l)e, d^ Streitigkeiten beyzulegen, die zwischen dem Karl tv. cheM Herzog Albrecht lD von Oesterreich und den Schwei¬ tzern entstanden waren. Der GrafJohann von Habs¬ burg harte einige aus der Reichsstadt Zürch vertriebe- ne Rathsverwandte in seinen Schutz genommen. Die Zürcher griffen ihn deßwegen an, erschlugen ihn in ei¬ nem Gefechte, zerstörten seine Burg Äappersweil u»6 bekamen seinen Sohn Johann gefangen. Der Herzog Albrecht von Oesterreich mußte sich seiner Vetter an- nehmen, und überzog die Zürcher mit Krieg. Die Zürcher dadurch in Furcht gesetzt, begaben sich in de» Schweizerbund, bemächtigten sich mit dessen Hülfe der österreichischen Orte Zug und Glarus, und zoge>l dieselben mit in den Bund, in welchen schon vorher die österreichische Stadt Lucern getreten war. Dst Cache schien sehr bedenklich zu werden. Sollten die Schweizer ungehindert fortfahren, andern gehörig* Städte und Flecken in ihren Bund aufzunehmen, f" war der benachbarte Adel in Gefahr, alle seine Untel- thanen zu verlieren; denn der glückliche Zustand ei¬ ner beynahe gänzlichen Unabhängigkeit, in dem fl^ die Schweizer seit dem Vorfall bey Morgarten befan- den, war zu anlockend, um nicht allen Nachbarn ei¬ ne Sehnsucht nach einem gleichen Schicksal einzuflö¬ ßen. Man mußte also Ernst brauchen, damit daö Uebel nicht weiter um sich greife. Der Herzog An¬ recht gieng den römischen König Karl an, sein An¬ sehen in dieser Sache zu verwenden. Karl ließ Lazu bereitwillig finden und kam zweymahl nach Schweitz? Karl roz ^chweitz; konnte aber durch ferne Vorstellungen b?y Ken Schweitzern, die um diese Zeit noch durch den Vcyttitk der Reichsstadt Bern verstärkt wurden, nichts «usrichren, und zum Kriege hatte er wenig Lust. Er idg sich von dec angefangenen Belagerung der SradL durch Haid zurück» Der Herzog Mrecht uöchigte iwar hcrnach durch kriegerische Operationen die Zür- cher, sich dem Ausspruche zu unterwerfen, den Karl 1 Ui Iahe 1Z5Z auf einem Reichstage zu Regensburg that. Allein da die Schweitzer denselben anders beu¬ gten, der Herzog Albrecht setzt kränklich ward, und Earl ganz andere Entwürfe im Kopfe hatte, so ka- die wesentlichsten Punčke davon nicht in die Er- ü'llunq. Luzern , Zug und Glarus ww'eu also füt Oesterreich verloren. Aus dem ganzen Hergang der ^ache erhellet, daß dec Herzog Albrecht nicht als dec ^greifende Theil betrachtet werden kann. Er suchte ^ks anders, als seine und seiner Vetter Erbgüter Legen die Eingriffe dec Schweitzer zu vcrlheidigen. Während dieser schwcitzerischen Händel hatte Karl IV» im Herbste des Jahres lZZch seinen Römerzug ^Ukernommen. Er war schon öfters von den Jralie- aufgefordert worben, zu ihnen zu kommen, «M ^^iscautische Familie, welche die Herrschaft beyna? über die ganze Lombnrdie an sich gerissen hatte, u engere Gränzen zu setzen. Allein nicht die wte- k^bolte Einladung der Italiener, sondern die Begier¬ de durch Empfangung der Kaiserkrone sich ein grö- N ßtres i94 Kari iv. ßeres Ansehen zu verschaffen, war der eigentliche weggruud seines Fuges nach Italien. Er nahm deß- wegen nur eine geringe Begleitung mit sich, ließ siÄ den 6. Jan. ZZZ zu Mayiand von dem dortige» Erzbischöfe die italienische, und den Z. April zu Roi» von einem Legaten des Papstes Jnnocenz VI. die kai- sei liehe Krone anfsetzen; mischte sich aber übrigens nicht in die italienischen Angelegenheiten. In der Lombardie begnügte er sich von beyden Parthepe» Geld zu nehmen, ohne eine gegen die andere zu un¬ terstützen. In Rom hielt er sich nur einen Tag auf' Die Römer waren darüber sehr betroffen. Sie wa¬ ren durch de» langen Aufenthalt der Päpste zu Avi¬ gnon fast ganz verarmt, und doch durch die Leckste der alten Classiker immer mehr in den stolzen Gedan¬ ken eingewicget, daß sie Herren der Welt sind. A"s Verzweiflung wollten sie nichts weniger thun, als den alten Glanz des römischen Reichs, dessen S>? ihrer Ueberzeugung nach Rom war, wieder Herstellen- Ein Schwärmer Cola di Renzo hatte wirklich säss" angefangcn, unter dem Nahmen eines Tribunus Au¬ gustus eine Art von Oberherrschaft auszuüben, und die Italiener schienen nach und nach sich in seine be¬ fehle fügen zu/ wollen. Da aber die Römer doch zu schwach waren, um für sich etwas ausjurichte»- so war ihnen die Ankunft Karls sehr erwünscht, b hegten die größte Erwartung von dem Enkel H^'' richs VU. und zweifelten gar nicht daran Karl iv. iyZ Enthusiasmus ihre schwärmerischen Projecte er- öktifen würde. Als aber Karl gleichsam nur die Erone zu Rom abholte und dann mit Zurücklassung cknes Statthalters zu Siena »ach Hause eilte, so ^gleiteten sie ihn mit den g'ößten Vorwürfen, wor- sich besonders der berühmte Dichter Petrarcha aus- i"chnete. Allein Karl kehrte sich an diese Vorwürfe "icht. Er hatte dem Papste zugesagt, daß er sich nicht ^ber einen Tag zu Rom aufhalten wollt«, und in silnem Plane lag es überhaupt nicht, in Italien Un- ^"ehmungen zu machen. Er wußte, wie kurze Dau- bie Harmonie zwischen den Romern und den Teut- z„ habe,, pflege, wie wen'g den Italienern zu ^Uen seh, ,,nd wie geringe Neigung die Reichs-und ^mischen Vasallen, durch die doch alles Härte ge¬ ltet werden müssen, befugen würden, sich zu den ^laßten italienischen Zügen gebrauchen zu lassen. gute Petrarcha überdachte in seinem Eifer diese ^inklichkeiten nicht. Von den letzteren Umstanoe ^tr er wahrscheinlich nicht cknmahl einen Begriff. - Nach seiner Rückkunft aus Italien uadm sich V vor, die teutsche Reichsverfaffung, die meistens Herkommen berührte, auf einen festem Fuß zu Ec schrieb deswegen einen grossen Reichstag . Nürnberg aus, und hier wurde im I- >Z.^6 ^ste teutsche Re chsarnndgesetz. zu Stande ge- Nur einige Punčke fetzlren no ch. Um dieses Richtigkeit zu bru g?!, hielt Karl noch im uäm» gz 2 lichen ,y6 Karl iv. licken Jahr einen grossen Hoftag zu Metz, wo das Abgängige hinzugefügt wurde. Die Absicht des Kai» sers bei) Errichtung dieses Reichsgrundgesctzes, wel- ches hernach die goldene Bulle genannt ward , gieng auf zwei) Hauptgcgenstände hin. Erstens wollte Karl die bisherigen Unordnungen bey den Kaiserwah¬ len aus dem Grunde heben, und den Einfluß del Päbste, die sich diese Unordnungen meistens zu Nu¬ tzen machten, entfernen, wobey er sehr natürlich auch auf einige Vorschriften für den Zustand des Reichs von dem Tode des Kaisers bis zu einer neuen Thron- bcsetzung oder für das Zwischenreich kam. Zweytens bemühet- er sick), die öffentliche Sicherheit mehr j" begründen; denn das Faustrecht gieng in T-utschlaud noch immer seinen alten Gang fort. Wir wolle" nun die Hanptbestimmungen der goldenen Bulle durch¬ gehen und sehen, durch was für Mittel Karl diest beyd'cn Endzwecke zu erreichen gesucht habe, und wie weit es ihm damit gelungen sei). Vl. Was die Zahl -er Rurstimmen betrift, nah>^ Karl für bekannt an, daß sieben Kurfürsten und zww drey geistliche und vier weltliche seyn müßten. gey der drey geistlichen Kurfürsten war kein Anstalt' Unstreitig gebührte diese Ehre den Erzbischöfen Maynz, Trier und Cöln, denen sie Karl durch Anordnungen bestätigte. Als die vier weltlichen K"''' fürsten galten bisher der König von Böhmen, Pfalzgraf am Rhein, der Herzog von Sachsen, der Karl iv. !y7 ber Markgraf von Brandenburg. Auch bei) dieser Observanz ließ es Kar! bewenden; nur mußte er die¬ selbe seinem Endzwecke gemäß in manchen Stücken durch neue Verfügungen theils modifieiren, the ils nä¬ her und fester bestimmen. Seitdem die tcutschen Fürsten sich als Landes- VII. Herrn zu betragen und ihre Länder als Eigenthum zu betrachten angefangen haben, sind in den fürstlichen Häusern die Ländertheilungen gewöhnlich geworden. Auch in den Kurhäusern wurden sie vorgenommen- Oadurch entstanden in den kurfürstlichen Häusern ver¬ schiedene Linien, die alle auf das Wahlrecht Anspruch Achten. Da sie eben wegen der Theilung in be¬ endigen Uneinigkeiten mit einander lebten, so hielten bey einer Königswahl öfters nicht zusammen , son- ^en eine Linie Hieng sich an diesen, die andere an l°Nen Candidaten. Dieses gab Anlaß zu streitigen ^änigswahlen. Um denselben für die Zukunft vor» ^beugen, mußte Karl vor allen die Kurstimme in Kurhause nur auf eine Linie zu bringen suchen. Böhmen war diese Vorarbeit nicht nöthig,weil noch kein Beyspiel hatte, daß neben dem Köni- ein anderer Prinz des königlichen Hauses sich je- ^'§l)ls einen Anthcil an der böhmischen Kurstimme gemaßt hätte. Was für Streitigkeiten bas wit- ^lsbachjsche Haus, welches seit 1227 bie Rhein- ^s^lz und das Hcizogthum Bayern inne hatte, we- Hch der Wahlgerechtfamen rheils mit dem Könige von Böh- >98 Karl iv. Nähmen, theils unter sich in älterm Zeiten gehabt und wie selbige Rudolf von Habsbnrg im I. ' 2ya durch seinen Ausspruch endlich abgethan habe, ist bt- retkS anderswo erzählt worden. Um diese Zeit fehl¬ te es nicht an neuen Zwistigkeiten. Pas Haus war jetzt in zwep Hau». Mnicn, die pfälzische und die bape- risile, geihlilt. Beyde nahmen die pfälzische Kur til Anspruch, weil bcyoe den Rhelnpfalzgrafen LndwiK den Strengen zum gemeinschaftlichen Stammvater hatten. In dem bekannten Vertrag von Pavia wa¬ ren sie üb.'reing kommen, in Ausübung des Kurrechts mit einander ab,»wechseln. Allein Karl lV. gieng von dieser Fannli.nAnordnung ab. Er machte!" der goldenen Bulle von den Herzogen von Bayer" keine Meldung, sondern setzte bloß den Rheinpfalz' grafen als Ku fürsten an. In dem sächsischen Haust waren ebenfalls jwey kinien, die wittcmbergifche »uv lauenbnrgische, die sich zur Knrsiimme berechtiget hftl" ten. Die wittembcrgische schien ein gegründeteres Recht darauf zu haben, und ohnehin war ihr Karl gewogener, als der lauenburgischen, welche die genwahlen des Königs Eduards von England Günthers von Schwarzburg begünstiget hatte, Karl bestätigte daher schon im Jahr lZz.5 der wittemhcr- gischen Linie das Kurrecht, welches dann in der S^' denen Bulle als bekannt angenommen ward. brandenburgische Knrsiimme, war jetzt bey dem H"'^ Bayern, und sollfe vermöge eines Vertrags vom rzSl > Karl iv. 199 ven den drey Brüdern, Ludwig dem Acltern, Ludwig dem Römer und Otto, gemeinschaftlich ge» lödrt werden. Allein Karl IV. sprach sie Ludwig Römer als damahltgen regierenden Herrn in Bran- ^ribnrg zu, und belehnte ihn zu Nürnberg damit. hat Karl seine Absicht erreicht, in jedem kurfürst, ^che.i Hause nur eine Linie in den Besitz des Kur- ^chts zu setzen. Um die benannten Kurlinien in ihren Gerechtsa- VIH» inen zu befestigen und die Quelle mancher Prättnsto- "en zu verstopfen, erklärte Karl die Kurstimmen für ^"Fluche Rechte, die auf gewissen Ländern, welche ^vvn den Nahmen Kurfürstenthümer erhalten haben, h"ssen, sollten, nämlich die drey geistlichen auf den ^stifttm Maynz, Trier und Cöln; von den weit- di« böhmische auf dem Königreich Böhmen , pfälzische auf der Rhcinpfalz, die sächsische auf Kurkreise Sachsen - Wittemberg, und die bran- ^^Urgische auf der Mark Brandenburg. Niemand ^iiue sich also jetzt mehr eine Kurstimme anmassen, dicht tm Besitze eines Kurlandcs war. Durch "ssicllung dieses Grundsatzes ward nicht nur solchen Eiligkeiten, als einst zwischen dem vertriebenen und wirklichen Könige von Böhmen wegen Führung Kurstimme entstanden waren, sondern auch den '"sprächen solcher Prinzen, die zwar von einer Kur- '"ie, aber nicht zugleich auch Besitzer des Kurlandes fürs die Zukunft glücklich vorgebauet. Doch L0I Karl iv. rx, x. Doch damit würde noch nicht allen künftigen Ir¬ rungen in Ansehung der Kurstiiymen abgeholfen wor¬ den sepn. Der Besitzer eines Kurlandes konnte meh¬ rere Söhne hinterlassen. Wenn es diesen frei) stand, das Kurland zu theilen, oder gemeinschaftlich zn regieren, so waren zwischen ihnen wieder Streitig- keiten wegen Ausübung des Kurrechts zu besorgen. Um auch diese zu hindern, verordnete die goldene Bulle sehr zweckmäßig, daß die weltlichen Kurlän- ter unthcilbar sepn, und nach dem Rechte der Erst¬ geburt, jedoch mit Ausschließung jener Sprossen, die nicht vom weltlichen Stande und ehelicher Geburt wären, vererbt werden sollten. Wäre der Erstge? Korne bey dem Anfall der Succession wegen seiner Jugend noch nicht fähig, die Regierung zu überneh¬ men , so sollte der ältere Bruder des verstorbenen Kur¬ fürsten oder der nächste Agnat über ihn die Vormund¬ schaft führen, und bis zu seiner Großjährigkeit, die nach zurückgelegtem iFten Jahre einzutreten hät¬ te , die kurfürstlichen Rechte verwalten. Wahr¬ scheinlich hak Karl IV. eine gesetzliche Vormundschaft für die minderjährigen Kurfürsten in der Absicht be¬ stimmt, damit darüber nie ein Streit entstehen sollte, der selbst die Führung der Kurstimme zweifelhaft machen könnte. Außerdem wurden in der goldenen Bulle die rechtsamen der Kurfürsten sowohl unter sich, alö ihre Vorrechte vor andern befestiget und genau be¬ stimmt. Kar! iv. LOr vier j " , Erzkanzleramt in Aktivität. ^ay'iz hä^ deßwegen beständig einen Reichsvicckanz- am kaiserlichen Hofe. Bey feycrlichen Hofen soll- die geistlichen Kurfürsten, bevor sich der Kaiser Tafel setzt, nach Vorschrift der goldenen Bulle Tischgebet verrichten. Die Erzämter sind untex den 6immt. Die Gerechtsamen der Kurfürsten unter sich beziehen sich theils auf ihre Rangordnung, theils §"f ihre Dicnstverrichtnngen. In die Erklärung der Rangordnung, welche die Kurfürsten im Gehen, Si¬ tzen und Votircn unter einander beobachten sollten, dünnen wir uns hier nicht einlassen. Von ihren Dienst- Verrichtungen wollen wir etwas anführen. Die drey geistlichen Kurfürsten werden als Erzkanzler, und die vier weltlichen, als Erzbcamte des Kaisers anerkannt- Der Erzbischofvon Maynz ist Erzkauzler durch Teutlch- l°nd, der Erzbischof von Cöln durch Italien, der Erzbischof von Trier durch das lothringische und are, Zische Reich. Diese Vertheilung der Erzkanzleräm- ist so zu verstehen. Wenn sich der Kaiser in T",tschland befindet, so hat der Kurfürst von Maynz; v'eiin der Kaiser in Italien ist, der Kurfürst von Eöln; wenn der Kaiser sich in Lothringen oder in arelatilchen Reiche aufhült, der Kurfürst von -Erier den Vortrag und die Ausfertigung der Ge¬ schäfte zu besorgen, sie mögen was immer für ein Reich betreffen. Well heut zu Lage der Kaiser im- in Teutschland bleibt, so ist nur das maynzi- Der Erzbischof von 202 Karl lV. den weltlichen Kurfürsten auf folgende Art vertheilt. Dee König von Böhme» ist Erzmnndfchcnk, der Pfalz¬ graf am Rhein ist Erztruchseß, der Herzog von Sache sen Erzma-schall, der Markgraf von Brandenburg Erzkämmerer. Ihre Verrichtungen bey Hoftägen wer¬ den in der goldenen Bulle so beschrieben. Der Kur¬ fürst von Sachsen soll zu Pferde ein silbernes Maaß voll Haber von einem zu diesem Ende aufgefchütte- ten Haufen schöpfen. Der Kurfürst von Branden¬ burg soll dem Kaiser das Waschbecken und Hand¬ tuch zum Händewaschen reichen. Der Kurfürst von der Pfalz soll vier Schüsseln mit Speisen auf die kai¬ serliche Tafel setzen. Der König von Böhmen soll dem Kaiser mit dem ersten Trunk in einem silbernen Becher aufwarten; aber nicht mit der königlichen Arone auf dem Haupte, wenn er sich nicht von frei¬ en Stücken dazu bequemet. Diese feierlichen Dienst- veriichrungen sind heut zu Tage nur noch bep den Kaiserkrönungen üblich. Den Erzbeamtcn wurden in der goldenen Bulle Substituten gegeben, welche in ih¬ rer Abwesenheit die Dienste verrichten sollten. Die¬ se nennt man die Erbbeamten. Gewisse altadeliche Familien tragen die Erbämtcr von den Kurfürsten zu Lehn. So sind die Grafen von Pappenhelm Erb- Marschälle, und werden mit diesem Erbamte von dem Kurfürsten von Sachsen als Erzmarschalle belehnt. Die Grafen von Pappenheim haben ihr Erbamt stik Len Zeiten der goldenen Bulle. Die übrigen heuti¬ gen Karl iv. 2vz Stu Crbbcamten haben ihre Erbämter erst späted ^halten, nachdem die alten Familien, die sie bör- ^rahls hatten, ausgestorben sind. Die E.bbeamten Eliten die Stellen der Kurfürsten auch bey den Thro: » dtlehnunge» vertreten. Allein sie sind heut zu Tag leiten dabey gegenwärtig, und werden durch die kai¬ serlichen Obersthofämker ersetzt. Doch erscheinen sie "vch zur Bedienung des Kaiser- bey der Krönung. Die weltlichen Kurfürsten lassen sich aber nicht etn- Mahl bey der Krönung mehr sehen. Die Vorrechte der Kurfürsten vor andern wer- ^1 den meistens insonderheit und nahmentltch der Krone Böhmen bekräftiget, aber dann in gleichem Maaße ""eh allen übrigen Kurfürsten zugeeignet. Sie sind Ichr ansehnlich. So wird den Kurfürsten auf vffent- lichen Reichsconvenken der Rang vor allen andern Ständen eingeräumt. Sie werden für so genau mit der Person des Kaisers verbunden erklärt s), daß eine Verschwörung gegen sie eben so, wie das Ver¬ zechen der beleidigten Majestät gegen den Kaiser selbst straft werden soll. Dieses ist eine Anwendung des ^Mischen Rechts, nach welchem auch die Verletzung Senatoren für ein Majestätsverbrechen angesehen dsrirdr. Sie bekommen das ju8 (le ncm evocanUo, vermöge dessen ihre Unterthemen vor kein fremdes, "'cht einmahl kaiserliches, Gericht in erster Instanz soll- z) NAM L >Ptl jigrz cornonL naüri fnvr, sagt Kar* L. L4- rot Karl IV. sollten gezogen werden können, und das jus Ueno» Zppell'snäo, daß von ihren Rechtsfprüchen kein weiterer Rechtszug an den Kaiser oder dessen Gerich¬ te statt haben solltet Es werden ihnen verschiedene einträgliche Regalien theils bestätiget, theils erst ge¬ geben, als das Recht goldene und silberne Münzen zu schlagen, die bereits bestehenden Zölle zu besitzen, Juden zu halten, Gold-Silber-Zinn-Bley - Eisen» und Salzbergwerke zu haben. Endlich wird ihnen ein unbeschränktes Erwerbungsrecht ertheilt. Sie können von wem immer Städte, Burgen und Schlö¬ ßer kaufen, oder auf eine andere rechtmäßige Art an sich bringen, ohne daß der Kaiser etwas dagegen haben soll. Es hätte die Frage entstehen können, warum all; diese fs vorzüglichen Rechte den Kurfürsten bey- gelegt werden. Karl wußte sich aber dagegen zu ver¬ wahren. Er nannte die Kurfürsten gleich im Ein¬ gänge der goldenen Bulle die kaiserlichen Weinreben und nächsten Glieder des Reichs, die Grundsäulen des Kaiscrthums, deren Erschütterung den Einsturz des ganzen Gebäudes nach sich ziehen würde; die sieben Leuchter, durch welche das heilige Reich in Einigkeit der sieben Gaben des heiligen Geistes er¬ leuchtet werden muß. Durch diese Anspielungen ans Schrifttcxte hoffte er den Grüblern einen heilige" Dunst vor die Augen zu machen, der sie von der¬ gleichen Untersuchungen abhalten sollte. Auch suchte er dadurch alle Nachforschungen zu entfernen, daß ek sich Karl iv. -rož srch überall auf eine alte, löbliche, gutgeheißene und verjährte Gewohnheit berief. Dieses Mittel mag wohl das sicherste gewesen seyn, weil es noch keine historischen Kennknilsen so bewanderte Männsr gab, sie aus der Geschichte eine solche Gewohnheit här« ten bestreiten können. Als ein gemeinschaftliches Vorrecht der Kurfür- vor andern kann auch noch dieses angesehen wer¬ den, daß sie jährlich eine Zusammenkunft mit -em Rinser halten sollten, um das Beste des Reichs zu besorgen. Wenn man sich die grosse Auszeichnung der Kurfürsten durch Vorrechte mit dieser Anordnung Verbindung denkt, so wird man sehr geneigt, zu Klauben, daß Karl die Absicht gehabt habe, mit der Zeit allen Einfluß der Neichsstände in die Negierung bloß auf das kurfürstliche Collegium zu übertragen. Er würde dadurch ungezweifelt viel gewonnen haben, "lchi nur weil er selbst Kurfürst war, und so seine "gencn Vorrechte erhöhet hätte, sondern auch weil es 'hm leichter gewesen wäre, einige Wenige zu seinen Absichten zu stimmen , als den vollen Reichstag. Don irchs Fürsten durfte er weniger Widerstand bey seinen ^"größerungprojerten erwarten, als von allen, und konnte allenfalls hoffen, sie zur Ueberlassung der ^aiserwürde an sein Haus zu bereden. Kurz, Karl vielleicht den nämlichen Plan gehabt, den die Päbste durch immer größere Auszeichnung der Car- blnäle glücklich durchgesetzt haben, nämlich das kur- fürsi« Karl iv. KM. Loä fürstliche Collegium zu seinem Staatsrath zu Mär chen > und mit demselben allein Teutschland zu re¬ gieren. Den 2 Kurfürsten von Pfalz und Sachsen warb in der goldenen Bulle der besondere Vorzug zu Theil, daß sie für den Fall eines Zwischenreichs.zu Kelchs- Verwesern mit. gewissen Rechten ernennt wurden» Der Pfalzgraf am Rhein sollte Neichsverweser schn- in den Gegenden des Rheins und Schwabens, und in den Ländern, wo fränkisches Recht gilt; der Her¬ zog von Sachsen aber in den Ländern, wo sächsisches Recht beobachtet wird. Der Pfalzgraf am Rhein scheint auf folgende Art zu seinem Neichsverweser* amte gekommen zu seyn. Die Reichsverweser sollten die Ruhe und Verfassung des Reichs während des Interregnums handhaben, folglich auch diejenigen Rechte ausüben, die keinen Aufschub leiden. Unter diese gehört vorzüglich die Gerichtsbarkeit, weil oh¬ ne Ausübung derselben Fausirecht und Anarchie ent¬ reißen müßten. Nun war das Amt des Pfalzgrafen ursprünglich ein richterliches Amt. Der Pfalzgraf am Rhein hat, nachdem das Herzogshum Franken eingcgangen war, die herzoglichen Rechte erhalten, und ist, wie es vorher der Herzog von Franken war, der erste weltliche Reichsfürst geworden. Er pfleg* te bei) dem kaiserlichen Gerichte im Nahmen des Kaisers zu präsidiren. Es war also sehr natürlich, daß man auch bep erledigtem Throne die Recht su* ... , ' chen- Karl IV. 2Q? cheriden Partheyen an ihn anwies, und ihm zur Ven- Srößerung seines Ansehens noch einige andere Rechte, ebenfalls bis zur Wahl eines neuen Kaisns nicht täglich ruhen konnten, beylegte. Der Grund des sächsischen Vicariaes liegt wahrscheinlich darin. Die Achsen harten von jeher ihre besonderen Rechte ^ie sind unter dec Bedingung dem teurschen Staats» Eörper bepgetreten, daß man sie nach ihren eigenen besetzen regieren sollte. Cs schien also billig, für lie einen besonderen Reichsverweser zu bestellen, der ihnen nach ihren Gesetzen Recht sprechen sollte. Auf diese Ehre aber konnte Niemand mehr Anspruch ha¬ be» , als der Herzog von Sachsen. Weil die Grän- ie» der beyden Vicariatssprengel in der goldenen Vul- nicht bestimmt angegeben werden, so stad in der F°lge, als die Unterscheidung der Länder nach sächsi- lchcin und fränkischem Recht ungewisser wurde, Strei¬ tigkeiten entstanden, zu welchem Vica nate dieser oder !e»er Ott gehöre. Diese Streitigkeiten sind aber im 1750 durch einen Vergleich gehoben worden. Dem Pfalzgrafen am Rhein wird überdieß noch ti»e Gerichtsbarkeit in Sachen, die den Kaiser selbst Treffen, zugestauden. Unter Albrecht I. wollten, wir gehört haben, die Kurfürsten dieses Rich- des pfalzyvafen dazu benutzen, um wider b?» Kaiser selbst ein Absetzungsurtheil zu fällen. S^ ^"ten aber ihre Anmaststnz nicht durchsetzen. Oh- bohin hatte es mit der Gerichtsbarkeit des Pfalzgra¬ fen Lctz Karl IV. fen über den Kaiser nie diese Meinung. Diesels war ihrer Bestimmung nach eben das, was heut z» Tage in allen Ländern die Gerichtsbarkeit jener Ge- ' richtsstellen ist, vor welchen sich die Landesherren um ter Vertretung ihres Ftscals in Proceffe einzuiasse» pflegen, wenn sie von ihren Unterthanen in Kani- Merfachcn rechtlich angegangen werden. Solche Ge¬ richte empfangen ihr Recht, in Sachen des Landes Herrn zu sprechen von ihm selbst, und üben es in sei-' nem Nahmen aus. Daß Karl IV. den nämliche» Begriff mit dem Richtcramte des Pfalzgrafen ver¬ band, zeigt sich daraus, daß er in der goldenen Buk' le verordnete, der Pfalzgraf sollte dasselbe nur in Ge' genwart des Kaisers am kaiserlichen Hofe ausübe»' Uebrigens redet Karl nur historisch von diesem Vor« rechte des Pfalzgrafen. XV. Endlich wurde in der goldenen Bulle die Art und Weise der Raiscrwahl uud Rronnny umständ¬ lich vorgeschrieben. Die Wahl soll zu Frankfurt und zwar nach der Mehrheit der Stimmen gesch^ hen. Ein Kurfürst soll sich selbst die Stimme ge¬ ben können. Die Krönung soll zu Aachen vor si^ gehen. Das Recht, den Kaiser zu krönen, wurde dem Kurfürsten von Cöln zugesprochen, weil der Kro- nungsort Aachen in feiner Diöces lag. Seitdem die Krönung zu Frankfurt, das in der Mainzer Diö- zcs gelegen ist, vollzogen wird, entstand zwischen de» Kurfürsten von Mainz und Cöln ein Streit über Krö- Karl l^- 22) Krönungsreckt, welker im I. i6Z8 durch einen Ver¬ reich dahin bcygclegt ward, dan derjenige aus ihnen ^e Krönung verrichten sollte, in dessen Diöecs sie ge¬ ilten wurde; sonst aber sollten sie mit einander ab- ^echseln. Sein erstes seyerliches Hoflager lollce der "eue König zu Nürnberg halten. Von der Wahl eines römischen Aöniys bey XVI, Lebzeiten des Kaisers geschiehet in der goldenen Bulle keine Meldung. Es ist nicht wahrscheinlich, daß ^arl nicht darauf gedacht haben sollte. Gewiß krach, l^e er das Kalserthum bey seiner Familie zu erhal- nud dazu war die Wahl eines römischen Kö¬ nigs bey Lebzeiten des regierenden Kaisers das be e Mittel, wie dann Karl selbst tu der Folge die Wa l ^ides Sohnes Wenzel zum römischen König zu Stan- gebracht hat. Das Stillschweigen über diesen Punct scheint vielmehr ein politischer Kunstgriff ge- ^estn zu ftyn. Hätte Karl diese Saite berührt, würdest die auf ihr Wahlrecht eifersüchtigen Kur- f^sten wahrscheinlich darauf bestanden sepn, daß ei» und Ab- aber "° solche Wahl für unzuläßig erkläret werde, ^n würde es ihm schwer gefallen seyn, die mit seinem Sohne zu erreichen. Da er dieser Sache nichts in die goldene Bulle ein» ^ßen ließ, sg konnte man ihm wenigstens nickt ent» Menschen, baß die Wahl eines römischen Königs Lebzeiten des Kaisers gegen das Gesetz sey; er O aber » 210 Karl IV. aber konnte sich immer auf das Herkommen vergär!- gener Jahrhunderte berufen. XVII, Eben so machte Karl auch von dem Einfluß -es Papstes auf das Wahlgeschäft gar keine Erwähnung. Offenbar wich er geflissentlich diesit schwierigen Frage aus, und suchte die päpstliche» Anmassungen dadurch stillschweigend auf die Seite zu räumen, daß er von den Rechten des Papstes nichts meldete, und übrigens solche Verordnungen der goldenen Bulle einverleibte, welche deutlich vor¬ aussetzen, daß ein gewählter König gleich nach der Wahl ohne vorhergehende päpstliche Bestätigung die Verwaltung des Reichs übernehmen könne. XVIII. Die bisher aus! einander gesetzten Vorschriften der goldenen Bulle über die Kaiserwahl und was da¬ mit in Verbindung stand, haben ihrem Endzwecke f§ gut entsprochen, daß sie größtentheils noch heut j» Tage im Gebrauche sind. Desto unwirksamer wäre» die Verordnungen dieses Reichgesetzes, welche die Aufrcchthaltung -er öffentlichen Sicherheit zur» Zwecke hatten. Karl IV. hat zum Vesten des Land¬ friedens viel weniger geleistet, als man von einer» so staatsklugen Regenten hätte erwarten sollen. Et l hat, so zu sagen, nur einzelne Zweige des Fa»ß' rechts abgeschnitten, aber die Wurzel und den Stamr» stehen gelassen. So verbot er i) die verstellten Auf¬ kündigungen der Lehn, die nur geschahen, um de». Lehnherrn befehden zu können. Nach dem Leh»' rechte Karl lV. sir ^a'lle war es dem Vasallen nicht erlaubt, seinen Lehn- ^N'n zu befehden. That er dieses, so sollte er Rechts wegen das Lehn verlieren. Die Vasal- erdachten aber ein Mittel, sich dieser Strafe zu Stehen. fWollre ein Vasall mit seinem Lehnherrtt Fchhe anfangcn, so ließ er ihm durch einen ^°ten das Lehn aufkündigen, zog dann wirklich mit "^u seinen Habseligkeiten aus dem lehnbaren Schlos- aus ; schickte aber sogleich einen zweyten Boten Fehdebriefen an den Lehnherrn, und ehe sich der Ahnherr ln Verfassung setzen konnte, machte der^ ^asall den Anfang der Feindseligkeit damit, daß er kaum verlassene Schloß wieder einnahm. Die- °" Mißbrauch wollte nun Karl IV. abgestellt wis 2) Eiferte er sehr stark gegen alle Arten von Erlaubten Verbindungen. Hauptsächtlich zielte Karl ^as di? Gesellschaften, welche mehrere Ritter mit ein- z„ schoßen pflegten, um auf einen guten Fang ^'^ugehen, der ihnen stattliche Ranzionsgclber ein, ''"gen sog^c. Zum Zeichen ihres^Bundes nahmen ^che Rittergenosseuschaften gewisse Sinnbilder an,' ! denen sie auch ihre Benennung erhielten, z. V. Hörner, die Sterner, die mit den rothen Er- > die Schlägeler oder Martinsvögel rc. Diese ^schäfte» waren nicht nur der öffentlichen Ruhe ' "achtheilig, sondern auch dem Handel ungemein "dcrsich, weil die Mitglieder derselben die reisenden ''"stence ansielen und ausplünderten. Z) Unter'/ O 2 sagte LiL Karl IV. sagte Karl die Aufnahme der so genannten Pfal- bürger. Diese hatten ihren Nahmen wahrscheinlich daher, weil sie den Vorstädten (IHuIx bourZeois), die nur hinter den Pfälen der Städte wohnten, gleich¬ gehalten wurden. Was sie eigentlich waren, ist uns schon bekannt. Als nämlich die Städte mächtig^ wurden, fiengen sie an, Leute, die auf dem Lande angesessen und dem Adel mit Diensten zugethan wa¬ ren, als Bürger aufzunehmen. Diese neuen Bürget -lieben auf dem Lande sitzen; wollten aber ihren Her¬ ren nichts mehr entrichten und keine Dienste thun vielmehr nahmen sie sich alle erdenklichen Freiheiten heraus. Wenn sie ihr Herr zu ihrer Schuldigkeit zwingen wollte, so riefen sie die Stadt, in der 5t das Pfalbürgerrecht erhalten haben, zu Hülfe, S» kam der hohe und niedere Adel in die Gefahr, alle seine Unterthanen zu verlieren. 4) Endlich erklärte Karl alle und jede ungerechte und nicht drey Tage zuvor angekündigte, oder sonst zur Unzeit, z. B. bei¬ der Nacht, und am unrechten Orte,j Z- B. ^anßer dem Wohnort desiFeindes, vorgenommene Befehdung fammt dem damit verknüpften Raub und Brand, und alle unter Zoll-und Gelctrsvorwand uneechtinä- ßig erpreßten Abgaben für strafbare Handlungen. D'* Strafen, welche den Uebertretern dieser und der vor- -ergehenden Verbote angebrohet werden, sind die Ehr¬ losigkeit, die Acht, und eine Geldbuße von zehen bls hundert Mark Goldes, Karl that durch diese Der ord- Karl IV. »'Z ^dnungen nichts anders, als waS schon vor ihm Friedrich I., Rudolf von Habsburg und andere Kai, ser durch ihre zeitlichen Landfrieden gcthan haben. Die Befehdungen blieben erlaubt, wenn nur dabey b" gesetzmäßigen Beschränkungen in Acht genommen wurden. Da man aber die Beobachtung derselben "icht mit Nachdruck betrieb, so behielt das Faustrecht den folgenden Zeiten nicht nur seinen alten Gang, sondern es schien damit noch arger zu werden. Alle Arten von Selbsthilfe, als Pfändungen, Arreste, Repressalien rc. wurden immer mehr gäng und gäbe, Raubnester häuften sich, Befehdungen und schäd- Kche Verbindungen nahmen von Tag zu Tag mehr ''der Hand. Insonderheit blieben die Städte bestän¬ den Angriffen benachbarten Ritter, oder Grafen und Ersten ausgesetzt, wogegen sie nur in Verbindungen '"ter sich ihre Rettung suchen mußten. Unter sol* Heu Umständen war es kein Wunder, wen» webet das Gerichtswesen, noch Handel und Wandel recht Aufnahme kamen, sondern vielmehr der innere Zu- ss"od von Teutschland immer elender wurde, bis end> MaMilian I. durch Errichtung eines beständi- Landfriedens und durch Verbesserung des Gerichts- ^ckens den ferner« Gräueln des Fanstr«cl/ts Einhalt that. Dieses ist der wesentliche Inhalt des ersten reut¬ en Reichsgrundgefetzes. Den Nahmen hat es von angehäagten goldenen Bulle erhalten, bas ist, von Siegel, welches aufzwey, in der Gestalt einer Me- XIX. K'4 Karl IV. Medaille vereinigte, goldene Platten geprägt, und mil Schnüren, die durch den zwischen beyden Platten ge¬ lassenen und mit Wachs ausgefüllten Raum gezagt sind, an die Urkunde befestiget ist. Reichsgesetzt pfleg¬ ten sonst nicht mit Bullen versehen zu werden. war also etwas besonderes, daß man dieses Reichs^ setz sogar mit einer goldenen Bulle besiegelte. Ma" that es wahrscheinlich darum, weil dieses Reichsgcsch gleichsam als eine Urkunde und Privilegium für die Kur-' fürsten anzusehen war; denn Urkunden von vorzüglich^ Wichtigkeit war man schon von alten Zeiten her gewohnt nicht bloß wächserne,oder inCapseln verwahrte,aufWachs abgedruckte Siegel, sondern auch so genannte goldig Bullen anzuhängen, um sie dadurch vor andern kaiser¬ lichen Ausfertigungen auszuzeichnen. Auf dem Sie' yel der goldenen Bulle zeigt sich von einer Seite Kai* ser Karl IV. im kaiserlichen Ornat auf dem Thron st* tzend mit seinen Wappen und Titeln; von der ander" Seite das Bild der Stadt Rom mit der Unterschrift' surea Koma, und mit der Umschrift: komu caput munäi reZit vrbis Irena rotuncli. Das Siegel dch goldenen Bulle ist also ein Masestätssiegel, weil d"* rauf die ganze Person des Kaisers erscheint. XX. Die goldene Bulle ist eigentlich ans fünf Vtt* ordnungen zusammengesetzt, die man hernach in Capitrl abtheilte, von denen 2A auf dem ReickM§ zu Nürnberg, und 7 auf dem Hoftagc zu Metz, vor* züglich mit Rath der Kurfürsten, zum Theil auch Karl lV. ZrZ Zuziehung des ganzen Reichs, gemacht worden sind. ^>e auf Reichsversammlungen abgefaßten Schlüsse pflegte man zu diesen Zeiten noch nicht feyerlich in Gestalt eines Reichsabschieds auszufertigen, sondern "ur in der kaiserlichen Kanzlei) war ein schriftliches koncept davon vorhanden, von dem man gegen Be- i^hlung eine Abschrift bekommen konnte. Nur die ^eputirten der Städte haben bisweilen etwas von dem, was auf Reichstägen verhandelt worden, aufgezeich- let. Die Fürsten dachten nicht daran. Daher kommt °s, daß wir von ältern Reichsschlüssen so wenig wis- und daß das Meiste, was noch davon bekannt ist, «Ws den Archiven der Reichsstädte hervorgezogen wur- Von der goldenen Bulle scheint jedoch gleich da- wahls jeher Kurfürst eine Originalausfertigung mit angehängten goldener Siegel erhalten zu haben, ^wohl nicht mehr alle dieselbe besitzen. Sv wurde jedem andern Neichsstande, der darum aniuchte, ""'s der kaiserlichen Kanzle» ein Exemplar dieses wich- ''gen Reichsgesetzes zugeftrtiget. Der Stadt Frank- ward ebenfalls, nur einige Jahre später, ein au- E^Mschrs Exemplar der goldenen Bulle zugestellet. Wer der eigentliche Loncipient der goldenen xxl. ^ulle gewesen sey, ist nicht ganz ausgemacht. Eini- halten den damahligen italienischen Rechtsgelehrten ^Nholns dafür. Allein dieser hatte gewiß zu w-mg ^>rtniß von teutschen Staatssachen, um zu erner ^chen Arbeit gebraucht werden zu können. Andere glau-- siL Karl VI. glauben, in dem größten Theile Karls IV. eigenes Concepr zu finden; in Rücklicht des übrigen schrei¬ ben sie ibn, wenigstens einige, bey der Durchsetzung angebracht.', Crrrectionen zu. Die wahrscheinlichste Meinung aber ist, daß Rudolf von Friedberg, der da- mahls Secretär des Kaisers und Propst je Wetzlae war, nachher ab'r Reiche anzler und Bischof zu Ver¬ den geworden ist, bei) Abfassung der goldenen Brche die Feder gefützret hibe, weil darin der gewöhnliche Kanzleystyl Karls lV. herrscht, und der gedacht teutsche Recktsgclehrte an den Orten, wo die goldene Bulle zu Stande gekommen ist, mit dem Kaiser gegen¬ wärtig war. Einen Anthei! daran mag auch der da¬ malige königlich-böhmische Kanzler Johann von Neu¬ mark, Bischof zu keuthomischcl, gehabt haben. Ein Geistlicher war der Verfasser ^wiß; denn einem LaytN wären die Schrifttexte nicht so geläufig gewesen. Rudolf von Friedberg erklärte sich auch der Herr von Olenschlager, der die beste Erläuterung der goldenen Dulle geschrieben hat. XU. Als nach dem Tode des Kaisers Ferdinand zwischen Pfalz und Bayern ein heftiger Streit «bet das Reichsvicariat ansbrach, wurde zwischen den zischen und bayerischen Schriftstellern auch die rege gemacht, ob die goldene Bulle ursprünglich in lateinischen oder in der deutschen Sprache aufgeck^ worden sey. Der lateinische Text war den PM^ss der ttutsch« den Bayern günstig. Drßwegen fene Karl iv. 2i7 l«Nt dir lateinische, diese aber die teutsche Spracht sür die Orixinalsprache der goldenen Bulle auSgt- geben. Unstreitig war der ursprüngliche Aufsatz in lateinischer Sprache verfaßt. Die noch vorhandenen 2'eichzeltigen Exemplare der Kurfürsten und des öster¬ reichischen geheimen Hausarchivs sind alle lateinisch, und kommen mit einander überein., da hingegen die ^urschen Exemplare sehr von einander abweichen und da¬ durch klar anzeigcn, daß sie von verschiedenen Personen herrührcnde Uebersetznngen sind. Doch kamen einige ^rsUben schon sehr frühzeitig zmn Vorschein. Das Ateste teuksche Exemplar besitzt die Stadt Frankfurt, und soll es ans der kaiserlichen Kanzler) selbst gell-* I" haben. Allein man darf auch dieses nur ein we- tttg lesen, so muß man mit Händen greifen, daß es ^"e blosse Ueberseyung sey, und daß der Ucbersetzer "lcht einmahl reckt lateinisch verstanden habe. Die goldene Bulle war in den Augen des Pap- XXlH. 6es Jnnocenz VI. ein sehr unangenehmer Gegenstand, 'veil Karl darin nicht nur die päpstlichen Anmassun¬ gen nicht zu constitutionsmäßigen Rechten erhoben ^tte, sondern es vielmehr darauf angelegt zu ha- ben schien, dieselben auf eine gute Act ganz auszu- schließen. Als er noch dazu, statt dem Papste die Ansammlung des verlangten Zehends von allen geist- hchen Gütern in Teutfchland zu gestatten, von dem- Iklben begehrte, er möchte die, das Andenken seines ^oßvalers Heinrichs VlI. beschimpfenden, Verord- «un- 2l8 Karl IV. nungen Clemens v. und Johanns XXII. aus den kanonischen Rechtsbüchern herausreißen lassen, und sogar mit einer Reformation der teutschen Geistlichkeit, deren ungezogener und üppiger Lebenswandel zum all- gemeinen Aergerniß geworden war, im vollen Ernste umgieng; so soll der darüber aufgebrachte Papst mit dem Erzbischöfe Gerlach von Maynz und einigen an¬ dern Kurfürsten den Plan gemacht haben, Karln ab¬ zusetzen und den König Ludwig von Ungern auf den kaiserlichen Thron zu heben. Wenigstens wurde dem Kaiser von dem Herzoge Rudolf von Oesterreich, der kurz vorher dessen Tochter Katharine geheurathet hatte, hinterbracht, daß ein solcher Anschlag wider ihn im Werke sey. Karl stellte den Erzbischof von Maynz deßwegen zur Rede. Dieser läugnete zwar alles rund weg; doch wurde der Kaiser durch die von seinem Schwiegersohn erhaltene Nachricht so sehr in Furcht gesetzt, daß er nicht nur sogleich von Detrei- hlM seines geistlichen Reformationsprojects nachließ sondern auch zur Beruhigung des Papstes und dec teutschen Clecisey eine Satzung herausgab, worin er den Personen und Gütern der Geistlichen den nastv drücklichsten Schutz gegen alle Unternehmungender Welt¬ lichen zusicherte. XXIV. Durch die Errichtung der goldenen Bulle hat sich Karl IV. rin bleibendes Verdienst für Tentsch" land erworben. Ungezweifelt hätte er in der Folgt noch vieles für dasselbe thun können- Allein die Ver« grö- Karl IV. L!y Äußerung seines Erbkönigreichs lag ihm zu sehr am Kerzen. Fast die ganze übrige Zeit seiner Regie« rung beschäftigte er sich mit dahin abzweckenden Ent¬ würfen. Hier kaufte er einem Nachbarn sein Land, ^rt dem andern eine Stadt, wieder gnderswo ei- dritten ein Schloß oder Dorf ab. War auf diesem Wege nichts zu erhalten, so suchte er den Besitzer zu bereden, daß er eine Erbverbrüderung mit ihm schloß, oder ihm sein Hut zu Lehn auftrug, 'um s'ch auf solche Art wenigstens in der Zukunft et- "e Aussicht zu dem, was nicht feil war, zu eröffnen. Än die Bischöfe drang er öfters, sic möchten ihm "was von ihren Kirchengütern zu Lehn geben. Wenn I" sich dazu verstanden, so pflegte er in den darüber ^gestellten Lehnrevers hincinznfttzen : ,,Der Bischof ^be, um seine Kirche mit einem so grossen Beschützer zieren und den Znsiand derselben zu verbessern, ihm Mrs Schloß als ein Ehrenlehn übergeben, und lMn Zeichen der Lehnverbindlichkeit ihn mit feinem wirret investtrt", gleichsam als wenn sich die Kir- noch zur Gnade und Ehre rechnen müßten, wenn "was von ihren Gütern annühme. Was die Neichsfachen betrifft, so bezeigte sich XXV, E'wl IV. seitdem noch am thättgsten bey den Hän- , dje zwischen den schwäbischen Reichsstädten und Grafen Eberhard und Ulrich von Wirtemberg ^standen waren. Die Kaiser pflegtest in verschie¬ den Gegenden des Reichs so genannte Landvögte zu ft- s2s Karl iv. fetzen, denen sie die Handhabung des Landfriedens und Ausübung mehrerer kaiserlichen Rechte über die in ihrem Bezirke gelegenen Reichsstädte und Klöster aiMugen. Eine solche Landvogtey über einen Thest von Schwaben haben auch die Grafen von Wirteim berg von den Kaisern erhalten. Dieses hatte aber kei- Ne guten Folgen. Die Grafen von Wirtemberg, welche systematisch auf die Erweiterung ihres Landes losarbeiteten und jede Gelegenheit dazu mit grüßtet Begierde ergriffen, siengen an, das ihnen anvertrau- te Amt zu den ungerechtesten Bedrückungen zu mi߬ brauchen, und die Reichsstädte in Schwaben als ihr* Landstädte zu behandeln. Die bedrängten Reichsstäd¬ te wandten sich mir ihren Klagen an den Kaiser. Als gütliche Mitte! bey dem Grafen, die sich auf die Un¬ terstützung des mit ihnen verbundenen Herzogs Ru¬ dolf von Oesterreich verließen, nichts fruchteten, gcist der Kaiser tz6o zu den Waffen, und nöthigte mU denselben in der Hand die unruhigen Grafen, zum Ziele zu legen und ihrem Bündnisse mit dem Her¬ zoge Rudolf von Oesterreich zu entsagen. Wettet that jedoch Karl den Grafen nichs, sondern schniet- chelte ihnen vielmehr auf alle mögliche Art, bis ec sie dazu brachte, daß sie ihm einige Städte und Schlö¬ ßer zu Lehn auftrugm. XXVI. Der eben genannte Herzog Rudolf IV. fu'h^ unfern Blick wieder auf Oesterreich. Er war eiu Sohn Albrechts H. oder des Weisen, und einer bec vor» Karl IV. 2sr dorzüglichsten Fürsten Teutschlands, rin besonderer Liebhaber und Beförderer der Künste und Wissen« Lasten. Er verherrlichte Teutschland mit Münstern, bie mit den italienischen nm den Rang streiten, und Machte Kunstwerke zu Stand, di« seinen Zeitgenos¬ sen übernatürlich schienen. Der Dom zu allen Hei¬ den in Wien, gewöhnlich St. Stephan genannt, "nd dir unter hem Nahmen der Teufelsbrücke bekann¬ te Brücke über den Zürchersee sind seine Werke. ( r gründete IZ6Z die Universität zu Wien, welche die ^ste auf eigentlich teutschcm Boden war, und her- aach bcy den Kirchenversammlungen zu Pisa, Kost- "itz und Basel eine grosse Rolle spielte. Sein Hof ungemein prächtig. Für Titel und Wappen itigte er eine grosse Vorliebe, und suchte deswegen §us dem Prtvilegio Friedrichs I. den Titel: Pfa- lttij - Erzherzog (?rckatinu8 ^robiclux) hervor; leg- lt aber den Pfalenztitel, als der Kaiser und der Pfalz- ^af am Rhein darin Ansprüche auf die Pfalz zu sehen Raubten, wieder ab, und schrieb sich bloß Erzherzog, ^t'ne Nachfolger ließen auch den Zusatz Erz weg, bis btr Kaiser Friedrich IV. den Titel Erzherzog bey sci- "tNr Sohne Maximilian wieder in den Gang brachte. Aadolf führte auf den Siegeln auch den Titel Herzog, kad in den Urkunden Fürst von Schwaben; ließ aber diesen fahren , weil der Kaiser und andere Stäu- badurch beunruhiget wurden. Doch ist der Titel: H^'st von Schwaben, unter Maximilian wieder auf- ge-. 222 Kart iv. gekommen, und dauert noch heutiges Tages fork- Endlich hat Rudolf auch den Titel Herzog von Krallt zuerst angenommen, welches Land stückweise an Oester¬ reich gekommen ist. XXVII. Unter diesem Herzogs Rudolf bekam das Haus Oesterreich einen Neuen Zuwachs an Ländern durch die Grafschaft Tyrol. Die bekannte Margarethe Maul- rasch harte von ihrem zweiten Gemahl, dem Herzog Ludwig dem Aelkern von Payern, einen einzige» Sohn Mainhard, welcher seinem tz6l gestorbenen Vater in Oberbayern folgte, und der künftige Erbe seiner Mutter in Tyrol war. Margarethe hatte schob im' I. iZ5y Key Gelegenheit, als sie ihren Sohii an eine österreichische Prinzessinn vermählte, die Her¬ zöge von Oesterreich zn Erben in Tyrol eingesetzt, falls sie oder ihr Sohn ohne Nachkommen sterbe» sollte. Der letztere Fall ereignete sich 136z. Der Prinz Mainhard gleng zu Anfang dieses Jahres, ohne Nachkommenschaft zu hinterlassen, mit Tode ab. Der Herzog Rudolf von Oesterreich eilte auf die da¬ von erhaltene Nachricht sogleich nach Tyrol, und be¬ redete die Gräfin» Margarethe, daß sie noch bey ih¬ ren Lebzeiten mit Genehmhaltung der tyrolischen La»d- siände die Herzoge in den Besitz der Grafschaft TY' rol setzte. Da die Herzoge von Oesterreich ohnehin schon vormahls von dem Kaiser Ludwig über Tyr^ die Belehnung erhalten, und sich ihres Rechts daraus nur zu Gunsten der Margarethe und ihres ersten Ge¬ mahls Karl iv. -2z Johann Heinrich begeben hatten, auch we- Zrn ihrer Großmutter Elisabeth, Margarethens Va- ^rschwesier, die nächsten Anverwandten waren; sv ^kke Karl IV. keinen Anstand, im I. 1364 dir geschehene Abtretung zu bestätigen, und die österrei- ^ttchen Prinzen mit Tyrol zu belehnen. Doch ließ §arl auch bey dieser Gefälligkeit seine eigennützigen ^peculationrn nicht außer Augen. Dir bamahligen *>rey Brüder und Herzoge von Oesterreich, Rudolf , Albrecht und Leopold III., waren noch sämmt- >ich ohne Erben. Eine Erbverbrüderung mit ihnen k°»nte bald Vorthetl bringen. Karl machte daher Errichtung derselben wahrscheinlich zu einer Be¬ rgung der Belehnung über Tyrol; denn zwey Tage dieser Belehnung ward die Erbverbrüderung ge- ^^vssen. Sie war wechselseitig, so daß nach Ab- ^'ben des böhmisch - luxemburgischen Hauses alle ^sten Länder und Güter dem österreichischen Hause, umgekehrt, wenn das österreichische Haus aus- g''"ge, dessen Land und Leute dem böhmisch - luxem- ^^ischen Hause erblich zufallcn sollten. Die Herzoge von Bayern als blosse angeheura- XXVIIll. ^Ete Schwäger der Margarethe Maultasch hatten das geringste Recht auf Tyrol. Doch mach- 1? sie Ansprüche darauf, und fiengen einen verdrrb- Krieg an, der erst rz6y durch den Frieden Schärding geendigt wurde, in welchem die Her- von gegen eine Geldsumme auf Tyrol Ver¬ zicht 224 Karl l V. zickt thaten. Während dieses Krieges starb izsZ der Herzog Rudolf IV. von Oesterreich zu May- land, wohin er gegangen war, um die Hcurath sei^ nes Bruders Leopold mit einer viscontischen Prin- zessinn zu berichtigen. Thomas Ebendorfrr von Has- selbach t), rin berühmter Professor auf der Univer¬ sität zu Wien in der ersten Hälfte des folgenden Jahrhunderts, sagt von ihm in seiner österreichische" Chronik: „Hic suit k'riuceps sortis uä urilu3,i>v' xerterritus periculs, prüfens iocluliris et i" «Ailibus siumanis clsrus inZeoio." Allein sei>" hervorstechenden Eigenschaften machten die Eifersucht der übrigen Fürsten rege, seine Finanzeinrichtunge" entzogen ihm die Zuneigung der Clertsey, und sei" unternehmender Geist verbreitete ein allgemeines Mik' tränen. Daher setzt der gedachte Ebendorfer v) hi"' zu: ssertur li^nielem, nili kuillet lublatus cls M?' 6io, /^ullriam us^uo coelum extulillet pei-ktus calui expolnillet. " ^XIX. Der Tod des Grafen Mainhard von Tyrol dem Kaiser Karl IV. Gelegenheit noch zu einer a"" dern Länderspecnlation. Mainhard hatte non sei'"'" Vater die oberbayerilchen Lande geerbt. Als er st"^ setzte sich der Herzog Stephan der Aeltere von La»^' Hut mit Ausschließung seiner Brüder, der Markg>" fen von Brandenburg, in den Besitz der erledig"" Län- ' k) Apng ?ecr: 3. k. 1?. II. col. 8s;. v) I. c. col. 807. Karl IV. asz Länder. Dieses brachte eine Kaltsinnlgkeit zwischen der wittelsbachisch-bayerischen und brandenburgischen Linie hervor. Karl IV. wußte davon sogleich für stch Vortheil zu ziehen. Er beredete die Markgra¬ sen von Brandenburg, Ludwig den Römer und Otto, iu einer Erbverbrüderung mit dem böhmisch-luxem- burgtschm Hause. So bekam Karl eine Aussicht auf bte Markgrafschaft Brandenburg, und nun war eS ihm selbst daran gelegen, die Stücke wieder herbey in bringen , die von Brandenburg aogekommen waren. Vorzüglich richtete er sein Angenwerk auf die zur Lvknmunication zwischen Böhmen und Brandenburg inende Niederlausitz- Dieses Land mar seit Kon- III, Zeiten bey Meißen; hernach wurde es von Diedrich dem Gebissenen an Brandenburg überlassen; don Ludwig dem Römer aber wieder an Meißen ver¬ bändet. Karl lösete es ^64 mit Einwilligung der H^tkgrafen Ludwig de- Römdrs und Otto ein, und es dem Herzoge Bolko von Schweidnitz und Iüuer ein böhmisches Lehn auf Lebenszeit Obschotz "«H Bolko's Tode den Markgrafen Otto, der Rück^ s^und Ludwigen die Wieberciulösung Vorbehalten war, »ätzte ihnen dieses doch nichts. Die Niederlausitz nicht wieder an sie. Ludwig der Römer starb schon das folgende Jahr ohne Erden. Otto war ein nßerst liederlicher Mann und ein Verschwender im Ochsten Grade. Karl zog ihn an seinen Hof und schoß Hm. immer Geld vor. Lus keine Hoffnung P mehr -26 5rarl IV. mehr vorhanden war, daß Otto jemahls die grosses Summen würde bezahlen können, mußte er 1368 «inwilligen, daß die Niederlausitz nach dem Absterben des Herzogs Bolko auf Karls Sohn Wenzel eigen¬ tümlich fallen sollte, welches bald darauf geschah. Die Niederlausitz ward sodann im I. 1372 auf ewig der Krone Böhmen einverleibt. Unterdessen war Karl auch darauf bedacht gewesen, den Fall der Erbfolge in Brandenburg selbst, wozu er durch die geschlosse¬ ne Erbverbrüderung den ersten Grund gelegt hatte, yäher herbep zu führen. Ec unterhielt den Mark¬ grafen Otto beständig mit der Hoffnung, daß er W seine jüngere .Tochter Elisabeth zur Ehe geben wür¬ de; zögerte aber immer mit der Vollziehung de» Ver¬ mählung, unter dem Vorwande, daß die Prinzessin» wegen Otto'- unordentlicher Lebensart noch keine NM KUNg zu ihm blicken lasse; in der That aber, um es dahin zu bringen, daß* Otto unbeerbt mit Tod ab» Athen sollte. Endlich verheurakhete er die Elisabeth an den Herzog Albrecht von Oesterreich, und bot derst Markgrafen Otto dir ältere Tochter Katharine, dir schon mit dem Herzoge Rudolf von Oesterreich in ei¬ ner unfruchtbaren Ehe gelebt hatte, zur Gemahli»» »n,mit dem Vergeben, baß diese einsichtsvolle u»b kugendhafte Prinzessinn besser dazu tauge, den ungtt Ptteten und ^verschwenderischen Otto in Ordnung i" «halsen. Ob diese Ehe wirklich zu Stande gekoni men ftp, wird noch gezweifelt; wenigstens war X Mit Karl iv, 227 idil keinen Kindern gesegnet. Otto merkte endlich ^ie eigennützigen Absichten des Kaisers, und trachtete Erbfolge in den brandenburgischen Landen seinem Bruder Stephan und dessen Söhnen zuzuwenden. Er denselben in einigen Orten schon huldigen. Aber ergrimmte Karl, brach mit einem grossen Heere Brandenburg ein, und nöcbigte iZ73 den feigen kdd verlassenen Otto bey lebendigem Leibe die gan- Äarkgrafschdst Brandenburg an des Kaisers drcy ^ühne, Wenzel, Sigmund und Johann, gegen ein Bisses Geldqliantum übzukrckene Das folgende -^hr würde Brandenburg der Krone Böhmen form¬ al intorporirtt Otto privatisirte dann bey einer s^Nen Müllersfrau auf dem Schlosse Wolfstein un» ^^t Landshut. Okto's Bruder / der Herzog Stephan her Ael-' XXXe vo„ Bayern, war zwar mit der, seinem Hause iiachthelligen - Abtretung der Märkgrafschaft Bran- ^"burg an Böhmen nichts weniger als zufrieden; er ^Mochte sie aber bey Karls Uebertnacht nicht zu hu - ^^teibeü, und gieng bald darciuf ini I. 1375 mit ab^ Et hat eigentlich die bayerische Linie des Dauses Wittelsbach fortgepflanzetindent er z 'öhne, Stephan den Jüügern, Friedrich und Jo- hinterließ, dke Anfangs gemeinschaftlich re- ^ttten; tm J. IZ92 aber sich in Ingolstadt, .^shut ^nd München theilten. Die Nachkommen« ^t seines ältesten Bruders, Lut wigs dcS Aeltern, P r war L-8 Karl 1^. war bereits erloschen. Drey Brüder, Ludwig der Römer, Wilhelm und Otto, starben ohne NachkoM" men. Nur der fünfte Bruder, Albrecht, gründet« eine bayerisch-niederländische oder siraubingisch - hol¬ ländische Linie, die aber auch nicht lange dauerte, da ihm bloß sein Sohn Wilhelm kl., und diesem sem? Tochter Jacobäa in den bayerischen Niederlanden, sein Bruder Johann aber, vorher Bischof zu Lüttich, in Straubing folgte. XXXI, Unterdessen hatte Karl 1^. im I. 1363 eine" zweiten ZuF nach Italien unternommen, obscho" der erste gar nicht rühmlich für ihn ausgefasten war'- Das Haus Visconti war seit einiger Zeit so mächtig geworden, daß man allgemein befürchtete, es würde alle kleinern Staaten des obern Italiens und selbst den Kirchenstaat unterjochen. Der Papst Urban hatte schon öfters den Kaiser sehr dringend ersucht, er möchte nach Italien gehen, um den gewaltthätige" Unternehmungen dieses Hauses Schranken zu setze"' Im I. !z6Z begab sich Karl selbst nach Avig»o" zu dem Pabste, um mit demselben die nöthigen Ma߬ regeln zu verabreden. Auf der Rückreise von Avi¬ gnon ließ er sich zu Arles als König von Burg""» krönen, welches vor ihm schon durch Zoo Jahre u"b nach ihm gar nicht mehr von einem teutschen König? geschehen ist. Der Papst Urban kam dann im Ä' »367 zuerst nach Italien. Das Jabr darauf braÄ auch der Kaiser Mit einem mächtigen Kriegsheere da¬ hin Karl iv. 229 hin auf. Dessen ungeachtet richtete er gegen die Visconti nichts aus, sondern schloß mir ihnen einen Vergleich. Dir Visconti blieben bey ihrer Macht, der Kaiser kehrte im I. 1369 nach Teutschland Zurück mit dem einzigen Vortheile beträchtlicher Geld¬ summen , die er von den italienischen Städten heraus i» bringen wußte. Auch der Papst blieb nur noch ein Jahr in Italien, und gieng dann wieder nach Avi- LUon zurück, wo den Cardinälen, die meistens Fran- jvsen waren, der Aufenthalt besser gefiel, als zu Rom. Bald nach der Rückkunft des Kaisers aus Jta- XXXU. lien ereignete sich in Tentschland ein merkwürdiger ^uccessionsfall. Dem ersten Herzoge von Braun¬ schweig-Lüneburg Otto dem Knaben, Heinrichs des ^wen Enkel, waren seine zwcy Söhne, Albrecht und Johann gefolgt, welche im I. 1267 die väterlichen Länder miteinander so gethellt hatten, daß Albrecht braunschweigischen, Johann den lüneburgischrn Bathen bekam. In dem braunschweigischen Antheil ""standen wieder Untertheilungen, die uns nichts an- ^hen. In Lüneburg war unter Karl I V. der Her- Wilhelm der letzte von dem Mannsstamm dieser L>nie. Er hatte nur zwey Töchter, Elisabeth und ^echtild. Die erste war mit Otto, einem Sohn des ^"fürsten Rudolf I. von Sachsen vermählt, und hmte von demselben einen Sohn Albrecht. Die zwey, war in der Familie selbst verheurathet an Ludwig, ^uen Sohn des Herzogs Magnus des Aeltern vo« ' Braun- SZ-- Karl IV. Braunschweig. Der Herzog Wilhelm suchte fein Lank seinem Vetter und Schwiegersohn Ludwig zuzuwe"-' den, und ernannte, denselben mit Einwilligung der kandstände zu seinem Nachfolger in Lüneburg. den Fall, wenn Ludwig ohne männliche Erben ste^ ben sollte, behielt sich Wilhelm vor, einen von beste" Brüdern zum Nachfolger zu bestimmen. Der Herzog Wilhelm wollte dadurch seine Lande bey der Fan^ tte erhalten. Allein Karl IV. kehrte sich nicht da^ g», sondern ertheilte dem ganzen Haufe Sachsih Wittemberg eine eventuele Belehnung über die l>^ neburgischen Länder; denn er nahm an, daß scheu der braunschweigischen und lüneburgifchen Li"^ «ine Todttheilung vorgenommen worden, also wechselseitige Erbrecht verloren gegangen sey, folglich nach Erlöschung einer Linie das Land dtE Kaiser und Reich hcimzufallen habe. Der Herj^ Wilhelm achtete auf diese Verfügung des Kassel nicht, und ließ seinem Vetter Ludwig im Lüneb"^ gischen die Huldigung leisten. Karl IV. lud deßwegen vor, und erklärte ihn, weil er nicht schien, sogar in die Acht, die aber unvollstreckt ölie und den Herzog Wilhelm nicht abhielt, statt indessen verstorbenen Schwiegersohnes Ludwig t>est^ ältesten Bruder Magnus Torquatus oder mit Kette, der Nstttlerweil seinem Vater Magnus Aeltern in der Regierung von Braunschweig war, zum Nachfolger in den lüneburgischctt Landes j- Karl lV. : ju ernennen. Tliblich im I. 1369 starb der Herzog Wilhelm selbst. Karl IV. belehnte nun die Herzog Se von Sachsen förmlich mit Lüneburg als mit ei- "enr eröffneten Reichslehn. Magnus Torquatus « sich dem Ausspruch des Kaisers widersetzte, wur- de in die Acht erklärt. Da er sich zugleich mit den lu'ncburgischrn'z Landständen veruneinigte , l und noch dazu mit dem Bischöfe Gerhard von Hildesheims dem Herzoge Mrecht von Mecklenburg und andern irr Fehden lag; so gelang es den Herzogen von Sachse« SrSßtentheils zum Besitz der lüneburgischen Lande zu kommen. Als Magnus Torquatus IZ/A mit Hin. Erlassung dreyer Söhne, Friedrichs, Bernhards und Heinrichs, verschied, ward «in Vergleich gemacht, worin man festsetzte, daß zwischen den Herzogen von Zachst,, «iw Braunschweig eine Abwechslung in der Regierung der lüneburgischen Lande, jedoch im ge» ^einschafrlichen Nahmen, statt finden sollte. Dieser vergleich schien noch mehr Festigkeit dadurch zu gewtn- >en, daß der iz85 an die Stelle des Kurfürst«» ^brecht von Sachsen getretene Kurfürst Wenzel sei» zwei) Töchter, Anne und Margarethe, den Her- i°gen Friedrich und Bernhard von Braunschweig zur Ehr gab. Es entstanden aber bald wieder neue Un- Öligkeiten und ein abermahliger Krieg. In diesem ^aren die Herzoge Friedrich und Heinrich von Braun« schweig so glücklich, die Sachsen iz88 bey Win- an der Aller zu schlagen, worauf »Z89 ein neu- sz- Karl iv. er Vergleich erfolgte, indem die Herzoge von Sach* sen ihr.n Ansprüchen ans das Lüneburgische entsag* trn, und dieses Land ganz an die Herzoge von Bra, nschweig überließen. Doch wurde zwischen bey- den Häusern eine wechselseitige Erbverbrüderung ge- snlossen. XXXIII. N'arl IV. hat bisher durch die glückliche Aus¬ führung seiner Vergrößerung^ ojecte die Macht sei¬ nes Hauses so sehr erhoben, daß zur völligen M- festigang derselben nichts anders mehr zu fehlen schieb als die Erhaltung der Kaiserwürde bey seiner Fa¬ milie. Er konnte aber leicht Voraussehen, daß, wen" erst nach seinem Tode die Wahl eines Nachfolgers im Kaiserthum vorgenommen werden sollte, bepnaht gar keine Hoffnung für die Prinzen von seinem Haa¬ se vorhanden sey. Er mußte also darauf denke»/ noch bey seinen Lebzeiten die teutsche Thronfolge ei¬ nem seiner Söhne durch eine römische Königsweih -uzusichern. Allein auch dieses würde schwerlich ei¬ nem andern Kaiser an seiner Stelle gelungen ftp"' Die Wahlfürsten hatten schon seit den Zeiten der henstaufen die Maxime angenommen und bisher treu¬ lich befolgt, nicht mehrere Prinzen aus einem Ha"^ unmittelbar nach einander zum Throne zu befördern, am wenigsten wollten fie sich dazu verstehen, bey Leb' zetten eines Kaisers dessen Sohn zum Nachfolger wählen. Selbst der um das teutsche Reich so verdiente Rudolf von Habsburg^konnte nicht diejMh sei- Karl IV: 2Z3 its Sohnes Albrecht zur römischen König durchse¬ tzen. Karl dem IV. war diese Schwierigkeit nicht ^bekannt. Er hatte deßwegen die Vorsicht gebraucht, bey Abfassung der goldenen Bulle die Frage wegen d» Wahl eines römischen Königs nicht in Anregung iu bringen, um keine widrige Entscheidung zu veran- lnssen und nörhigen Falls die Zuflucht zum Herkom¬ men sich offen zu erhalten. Dieser Kunstgriff kam ihn, jetzt gut statten , da er den Kurfürsten den AiV ^ag machte, seinen ältesten Sohn Wenzel zum rö¬ mischen König zu wählen. Man konnte ihm kein ^eichsgrunbgcsctz entgegen setzen, und das Herkom¬ men war seiner Absicht günstig. Um die Kurfürsten iu gewinnen, ließ er sich mit ihnen in Nnterhandlun- 8m ein, und versprach ihnen große Geldsummen. Da das versprochene Geld entweder nicht bcy Han- hatte oder nicht ausgeben wollte, so fand er Mit Reichsgütern ab, wodurch das Wenige, Mas noch davon übrig war, vollends erschöpft wur- Die Kurfürsten ließen sich die zugesagten Vor¬ teile gefallen, und fanden nicht viel Anstand, sei- "em Gesuche zu willfahren. So war Karl IV. lUbst der erste, der die Kurfürsten lehrte, den Eid iu brechen, den er Ihnen in der goldenen Bulle Vor¬ trieben hat, daß sie ganz unentgeltlich bloß jur ^tre Gottes und zum Besten des Reichs ihre Stim- M-n ablegen wollten. Eben s° ungescheuet setzte Karl in einem ünbern Stücke über dir goldene BE «34 Karl iv. Bulle hinweg, um die Wahl seines Sohnes zum rö¬ mischen König desto sicherer zu Stande zu bringe»- Er hatte in der goldenen Bulle den Einfluß dec Päpste in das Wahlgeschaft ganz abgeschnitten. N»» aber wandte er sich selbst an den Papst Gregor Xl» und ersuchte ihn um seine Einwilligung. Greg»'- stutzte über diesen Schritt des Kaisers, und besä»" sich lange, was er thun sollte. Endlich aber erthell- le er eine günstige Antwort in folgenden Ausdrü¬ cken : „es seyen zwar dergleichen Wahlen bei) Lebzei¬ ten eines Kaisers von Rechts wegen nicht erlaubt - Loch wolle ec für dießmahl seine Einwilligung da¬ zu geben, ohne jedoch den Kurfürsten dadurch die Zukunft ein Recht einzuränmen, oder den Rech¬ ten der römischen Kirche etwas zu vergeben.'- N»^ diesen Vorbereitungen begab sich der Kaiser mit seinem Sohn Wenzel zu den Kurfürsten in d»^ Reich, um alles in vollkommene Richtigkeit zu bri»^ gen, und, nachdem dieses geschehen, wurde We»/ 1376 zu Frankfurt mit den gewöhnlichen Fcyerlich- leiten zum römischen König gewählt, und bara»' von dem Erzbischöfe von Cöln zu Achen gekrönt- xxxiv. J,, seinen letzten Jahren ließ sich Karl k ' ein sehr unpolitisches Verfahren gegen die sch^ bischen Reichsstch-te zu Schulden kommen. Er öc- schwerte sie mit übermäßigen Abgaben/und soll gar Willens gewesen seyn, einige derselben zu pfänden. Zu diesen PlackereyenI gebrauchte er st der Karl iv, - 2Z5 der Grafen von Wirtemberg, die ohnehin die Reichs¬ städte in Schwaben unaufhörlich anfeindrten, so daß Karl vormahls selbst sie deßwegen bekriegen mußte. Die schwäbischen Städte, um sich gegen diese Be¬ drückungen gemeinschaftlich zu schützen, schlossen 137/ "ach dem Beyspiele der Schweitzer einry grossen Bund stiit einander. Dadurch ward Karl schüchtern ge¬ macht. Er gab nach, übertrug die kandvogtey- in Dber-und Niederschwaben an den Herzog Friedrich v°n Bayern-Landshut, der wegen seiner Lage den schwäbischen Reichsstädten minder gefährlich war, und ließ durch seinen Sohn Wenzel den Städten chre Freiheiten bestätigen, mit dem Zusätze, daß, chenn sie daran gekränkt werden sollten, sie sich ge- Sen Jedermann wehren könnten. Doch wurde da¬ durch vag alte Mißtrauen nicht gehoben, und man sunn mit Recht behaupten, daß Karl durch dieses betragen gegen die Reichsstädte seinem Sohn Wen.- sel eine üble Regierung vorbereitet habe. Unterdessen hatte Karl IV. noch eine Reise nach Huris zu seinem SckMstersohn, dem Könige Karl V. dvu Frankreich, gemacht. Er wollte sich noch ein- dj, angenehmen Tage, die er in seiner Jugend ^t zugebracht hat, in Erinnerung bringen. Bey Dieser Gelegenheit ernannte er den Dauphin Kar^ s- zum Generalvicar des arelatischen Reichs. Es sich „icht beweisen, daß der dadurch die 2°heit über das arclatische Reich veräußert habe; aber XXXV. rz6 Karl IV. Mr so viel ist richtig, daß er durch die anSgedehu- te Gewalt, die er dem Dauphin ertheilte, den Kä- nigen von Frank-eich Gelegenheit gegeben hat, ih" Macht indem Königreich Arelatso ju Zweiter», daß endlich der größte Theil davon für Tentschland vec- loren gieng. Ohnehin war schon zu Anfang der Re¬ gierung Karl IV. wieder eine andere wichtige Pro- vinz dieses Reichs, die Grafschaft Dauphine, a» Frankreich gekommen- Der letzte Besitzer davon n^ Humbert II. Aus Betrübntß über den unglücklich^ Verlust seines einzigen Sohnes übergab er im 3' IZ49 durch eine Schenkung sein Land dem König? Philipp IV. von Frankreich, mit der Bedingung' daß immer der erstgeborne Sohn des Königs vo» Frank eich den Titel Dauphin führen sollte. IV., der damahls mit der Krone Frankreich in dec engsten Verbindung stand, gab seine Einwilligung dazu, und belehnte das königlich französische Ha>^ mit der P.ovinz Dauphine. Uebrigens ist um dicke Zeiten in dem arelaktschen Reiche noch die Verände¬ rung vorgefallen, daß die dazu gehörige Grafschaft Avignon von der Königinn Johanne von Neapel welche sie besaß, an den päpstlichen Stuhl verkauft wurde, welchen Kauf ebenfalls Karl IV. tM 1348 bestätigte. XXX VI. Nach seiner Zurückkunft aus Frankreich regier te Karl nicht lange mehr. Er starb im I. zu Prag im är. Jahr seines Alkers. Uebec vtt Nach- Karl IV. sz/ Nachfolge in seinen Erbländern hat er schon vorher folgende Verordnung gemacht. Sein älterer Sohn, römische König Wenzel, sollte Böhmen und Schle¬ en; sein anderer Sohn Sigmund das Kurfürsten^ thum Brandenburg, und der dritte Sohn Johann die Ober - und Niederlausitz rMd Schweidnitz bekom- nie«. Der letzte starb aber IZ95 unbeerbt, und dir Hm jugetheiltcn Länder fielen dem König Wenzel zu. Eilri hatte noch zwei) Brüder, Johann Heinrich, den Gemahl der Margarethe Maultasch, und Wenzel. Jenem hat er izzo das Markgrafthum Mähren ab- ^treten, welches dessen hinterlassene Söhne, Jobst 'Md Procop, im J. IZ7Z, da ihr Vater mit Tod adgieng, unter sich theilren. Diesem ist aus der vä» glichen Vcrlassenfchaft die Grafschaft Luxemburg zu ^eil geworden, welche Karl IV. IZZ4 zu einem H^'jogthnm erhob. Karl wird von den Böhmen mit Recht ihr Va-XXXVII genennr; denn er hat das Königreich Böhmen Hm Blutvergießen seiner Unterthanen nicht nur an, Jülich vergrössert, sondern auch sehr gut eingerichtet. teutsche Reich hat ihm die goldene Bulle zu ^danken, Uebrigens that er für dasselbe bei) weitem "'Ht das, was man von seinen Talenten fordern konn-. ,' vielmehr trieb er mit den Neichsgntern eine so Haushaltung, daß man in die Versuchung ge- ju glauben, er habe mit Fleiß einem künftt- Kaiser alle Quellen der Einkünfte zu verstopfen 2Z8 Karl IV. gesucht, um die Kurfürsten in die Nothwendigkeit j» versetzen, bey der Wahl nicht von seinem Hause ab- jügehen, welches vor allen ändern die größten eige¬ nen HülfsMirteln besaß, das Ansehen der kaiserliche Wurde zu behaupten. Maximilian I. hatte dahek nicht ganz unrecht, da er ihn den Stiefväter des he" ligen römischen Reichs zu nennen pflegte. Nom Köft per war Karl nicht ansehnlich; aber er hatte für die damahligen Zeiten einen grossen Grad von GeisteS- cultur. Er redete fünf Sprachen / die lateinische, böh¬ mische, deutsche, italienische und französische sehr fet¬ tig ,, und war fönst in verschiedenen Wissenschaften gNt bewandert, also für sein Zeitalter eigentlich ein Gelehrter. xXXvlll .Die Regierung Karls IV. ist übrigens noch dac- ntn merkwürdig, weil während derselben nicht n^ verschiedene Keime nachheriger Staatsveränderungen sich zu entwickeln anfiengen, sondern zuletzt auch tn der Kirche bedenkliche Bewegungen, die in der ge immer stärket wurden , entstanden. Diese Umstä'^ Le'trugen dazu bey, daß Nach Verlauf eines und ei¬ nes halben Jahrhunderts Deutschland sowohl im Mischen als Kirchlichen eine merklich veränderte ge¬ stalt bekam- Wir wollen darüber einige Betrachts gen anstcllen. XXXIX. Was für Folgen die allmählige Erschöpfung Reichsfiscus, der von Karl IV. den letzten SE erhielt, gehabt habe, ist bereits oben bemerkt wordE- Die Auf Karl lV. Errichtung der Universitäten, womit Karl den Anfang gemacht hatte, blieb ebenfalls nicht ohne Ein¬ guß auf den Staat» Zu Ende des I4ten Jahrhun- ^"s zählte Teutschland schon fünf hohe Schulen, Prag i g48, zu Wien 1365, zu.Heidelberg 1386, Cöln 1Z89 und zu Erfurt 1A92. Im folgen- Jahrhunderte wuchsen sie bereits auf sechszehn Die meisten wurden entweder unmittelbar oder ^ttelbar nach dem Muster der Universität zu Parts, "Ur wenige nach dem Muster der hohen Schule zu Bologna angelegt. Durch diese, damahls so genann- 8tris er das Herzogthum Bayen» erhielt. In der Fol¬ ge erlaubte man sich in ganz besondern Fällen einige Abweichung von dieser alten Art der Standeserhö- bmigen. Als der Markgraf von Oesterreich das Her- logrhnm Bayern ohne sein Verschulden wieder heraus- geben sollte, verwandelte Friedrich l., um ihm nicht Vie Würde und Vorzüge eines alten Herzogs zu ent¬ gehen, die Markgrafschaft Oesterreich selbst in ein Herzogtum. Als die welfische oder braunschweigi- sche Familie auch nach dem Verluste der Herzogthü- vier Bayern und Sachsen noch forlfuhr, den Herzog¬ fichen Titel zu führe», befriedigte sie Friedrich II. veidurch, daß er denselben auf die welfischen Erbgü- Braunschweig-Lüneburg übertrug. Eben so ver- ^ielt eg sich mjt de,!, Hause Hessen. Die Dynasten v°n Hessen eigneten sich den landgräflichen Titel zis, 'veil sie v»» den vormahligen Landgrafen von Thü- tivgen abstammten. Der römische König Adolf grün- diesen Titel auf das Land Hessen selbst. Mit Crnennnng der wendischen Fürsten von Pommerst Q 2 und 244 . Karl vl. «nd Mecklenburg zu Herzogen durch Friedrich I. uns Karl l V^. hatte es die ganz besondere Beschaffenheit, daß die Kaiser ihnen dadurch gleichsam das Jndi- genat teutscher Neichsfürsten gaben, und sie von den Herzogen von Sachsen, unter welchen sie vormahls einigermassen siandcn, ganz unabhängig machten. In allen diesen einzelnen Fällen lag doch immer noch ein anderer Begriff zum Grunde, als den man jetzt mit den Standeserhohungen zu verbinden ansieng. Man fand nämlich in dem römischen Rechte, daß der Kaiser die Quelle aller Ehren und Würden sei), und suchte nun von ihm die fürstliche oder herzog¬ liche Würde als eine höhere Stufe des Herrcnstan- des, das ist, des hohen Adels. Dem Kaiser stieß natürlich kein Zweifel auf, daß er dieselbe aus kaiftrl!» chec Gewalt auch ertheilen könne. Die Herzoge und Grafen waren ursprünglich von gleichem Stande. Veyde gehörten zum hohe" Adel, Aber die Herzoge, Mark-Pfalz-und Land¬ grafen harren doch auf dem Reichstage einen Vor¬ zug vor blossen Grafen, so Wit auch den Erzbischö¬ fen und Bischöfen ein Vorzug vor Aebten und an¬ dern Prälaten zustand. Dieser den genannten Per¬ sonen zukommende Vorzug brachte den allgemeine^ Nahmen vorderste, Fürsten auf. Zu den Reichö- fürsten gehörten also unter den Weltlichen die Hrt- zoge, Mark-Pfalz-und Landgrafen, unter den Geist¬ lichen die Erzbischöfe und Bischöfe. Indessen gab es in Karl!V. 24Z Tentschland doch einig: Abteyen, die wegen ihres weitläufigen Gebietes und wegen anderer Vorzüge beynahe von ihrem Ursprünge her als fürstliche Ab- lchen angesehen wurden. Eine dergleichen Abtey war 8ulda. Dieses scheint nach und nach mehrere Aebte, ohnehin von den Grundsätze» des römischen Rechts ^'üher Kenntniß bekamen, als andere Stände, ver¬ anlaßt zu haben, sich an den Kaiser zu wenden, um v°N ihm durch eine Begnadigung die fürstliche Würde sil erlangen, und wir haben Beyspiele, daß sie die, lclbe wirklich erhalten haben u).< Auf solche Art ^kstmwcn vorerst gefürstete Aebte. Nun gieng man weiter. Di- Grafen waren in Beziehung auf die H"joge, Mark - Pfalz - und Landgrafenwas die ^°bte in Beziehung auf die Erzbischöfe und Bischöfe war?n. Konnten also Aebte vom Kaiser gefürstet werden, warum nicht auch Grafen? So kamen ye- ^wstete Grafen von Flandern, Heiincberg, Naf- re. zum Vorschein. Die gefürsteten Prälaten Grafen unterschied man hernach wieder durch ei- ' gemeinschaftlichen Nahmen von den übrigen Für¬ sten. Sy findet man den vrrrzn« Venval. stiplom. Zentir S-Mslmrz. Vai. Hi der». VXXXVH. pi.z-. 44- schon vom I. 1274 ein „Viplvms knclastiln l. , Din¬ gom /^Vdacem monalraril kturemiiariun !n prmojpuin k. r. conforciam astlcil'cik.k' Dergleichen Ausdru¬ ck«, wenn sie in Lehnbrst-fen Vorkommen, ">ufi man ie- doch nicht immer für neue Skandeserchöhungen »alten; ^e»n man findet sie auch in Lehnbrielen, die ichon wirk- Uchen Fürsten b-u Erneuerung der Belehnung) n o gewifi dvn keiner Standcserhöl-ung die tklcve war , aiegineuer .wurden. s4ß Karl iv. sten. Man nannte sie Zürflenmafiicze. Bald marhr se man noch einen Schritt weiter. Konnte der Kai¬ ser einen Grafen zum Fürsten umschaffen, warum nicht auch gleich Mn Herzoge? Das ist dann auch ge¬ schehen. Ludwig der Bayer hat die Grafen von Gel¬ dern , und Karl lV. die Grafen l von Luxemburg / Bar, Jülich und Berg zu Herzogen eben dieser Län¬ der erklärt. Die folgenden Kaiser fuhren auf diesig Wege fort, und so bekam Teutschland eine McE Herzogthümer, wodurch zwar der Abgang einiger al¬ ten Herzogtümer reichlich ersetzt, aber auch der ur¬ sprüngliche Begriff eines Herzogthums ganz geä»' j dert wurde. Vormahls bedeutete das Wort Herzog' lhum eine ganze Nation, als Bayern, Frankel" Schwaben, Sachsen, Lothringen. Jetzt wurde die-' scr Nahm" bisherigen blossen Grafschaften und dt- i pen Stammsitzen zu Theil, , DIV.> Wie es noch viele und ansehnliche Grafen ga^ fo konnten sie theiks durch ihre Anzahl, theils,diir^ i re Macht ein gewisses Gleichgewicht den Fürsts halten. Allein da nach und na h dis ansehnlich!^ Grafen durch Standcscrhöhungen aus dem Grafts stände herausgehoben und dem Fürstensiande bcyg" seilet wurden, da überdieß viele gräfliche H«ul^ nach einander ansflarbcn, und die Lander derselbe durch Lehnconsolidationen, durch Vermählungen u'lt gräflichen Erbtöchtern, durch Abstammung von lichen Stanimniüttern, durch kaiserliche Anwartsch^ ten Kar! iv. «47 Kn und durch Erbverträge häufig in fürstliche Händr kamen; so mußte norhwendig das Ansehen der Grafen lkgen jenes der Fürsten sehr merklich sinken. Es kam weit, daß einzelne Grafe» sich nicht mehr getrauten, oder es auch zu kostbar fanden, auf den Reichstägen iu erscheinen. Auf solche Art hätten die Grafen bey- nahe ihre Retchsstandschaft verloren. Um sich wieder tine Bedeutenheit zu verschaffen, verfielen sie, vielleicht durch das Beyspiel der Kurfürsten verleitet, auf den Gedanken, Vereine unter einander zu machen. Von einer ganzen solchen Grafenverein wurde dann ein Mit¬ glied als Abgeordneter auf den Reichstag geschickt. Al- lein dieses Mittel konnte der Sache der Grafen nicht wieder aufhclfen, vielmehr diente es dazu, das gräf¬ liche Ansehen noch tiefer herunter zu bringen; denn n^n wollte in der Folge nicht mehr jedem einzelnen Grafen für sich, sondern nur allen in einer Verein be- Offenen Grafen zusammen eine Stimme auf dein Reichstage zugestehen, da indessen jeder einzelne Fürst das vormahls allen Reichsstäuben gemeinschaftliche Aecht beybehielt, eine Stimme für seine Person lchzulegen. So entstand ein Unterschied zwischen ^n fürstlichen und gräflichen Stimmen auf dem Reichstage. , Die Fürsten führten wie zuvor vi- ^kstimmen, d. h. die Meinung jedes einzelnen Fürsten kam für sich in Anschlag; die Grafen hingegen mußten sich mit so viel Luriatstimmen be¬ lügen, glö gräfliche Vereine bestanden, d. h. die M«- Karl iv. nung jeder Grafenverein galt nur für eine Stimme, und jeder einzelne Graf hatte nur Antheil an der StiM- ine derjenigen Verein, zu der er gehörte. Ter Abstand zwischen den Fürsten und Grafel würde seit den in Gang gebrachten kaiserlichen Sran- deserhöhungen noch weit größer gewesen seyn, wen» nicht die ftirMchen Häuser durch die, jetzt überall üb- licheU/Landeöthittluugen noch einigermassen geschwächt worden wären. So lang die Hcrzogthümcr, Mark- Pfalz- und Laadgrafschaften nur als kaiserliche Statt¬ halterschaften angesehen wurden, erhielt von mehrer» Söhnen eines Herzogs, Mark - Pfalz - oder Landgra¬ fen nur einer die väterliche Würde und den väterliche» Titel. So bald man aber die Hcrzogthünfer rc. als .erbliche Güter zu betrachten anßeng, theilten sich die Söhne in das' v.on ihrem Vater hinterlassene Land, rind alle nahmen den herzoglichen, mark- Pfalz - oder landgräflichen Titel an, den he ans ihre Linien fort- pflanzteiw Freylich entstanden durch solche Theilungc» mehrere fürstliche Stimmen auf dem Reichstage, in¬ dem jeder Theilhaber eine Stimme für sich geben konn¬ te. Allein dieses nützte den Fürsten wenig. Das Gewicht eines Fürsten, der oft nur einen kleinen An- theli an Land und Leuten hatte, war nur gering. A»' hem war es für einen jeden dieser kleinen Herren z» kostbar, den Reichstag zu besuchen. Auf die Ein¬ führung einer Alleinsucceffion, obgleich die goldene Kitile schyn ein Bepsplel davon in Ansehung der Kur¬ sus- Karl rv. 249 Mstenthümer gegeben hatte, ward jetzt noch so wenig bedacht, daß selbst in den kurfürstlichen Häusern die Erbfolge nach der Primogenitur nur in den eigentli¬ chen Kurländern beobachtet wurde, nicht aber in den übrigen Fürsienthümern ober Grafschaften, die ein ^fürstliches Haus noch nebenher belaß. Co z. L» ^'kb in dem pfälzischen Hause nur die Nheinpfalz un- ^'kheilt; die übrigen Länder aber unterlagen denThei- ch"gen, wodurch die pfälzischen Nebenlinien von Sim- "'"'n, Neuburg, Sulzbach, Veldenz, Zwepbrüclen, Birkenfeld rc. gegründet wurden. Die Mittel, wo- d' kch uran sich lange Zeit einigermassen gegen zu gros- Zerstückelungen in den fürstlichen Häusern zu Helsen - '^>te, waren abwechselnde Negierungen, die man ^Utschirrungen nannte, und der geistliche Stand, wo- nu,;, einige von mehrern Brüdern bestimmte. Das ^e Bepspicl einer Primogenitur für alle Länder trifft ">eselben nachher wieder nicht selten durch neue ^Nadigungen in den Hähern Adel hinaufgeschwungeu ha- LZo Karl iv. haben. So ward der Weg geöffnet, die Anzahl bei höher» und nieder» Adels nicht nur zu ergänzen, ft"- bern auch nach Belieben zu vermehr«'». Man findet nun in allen größer» Ländern Deutschlands eine Men¬ ge Freyherrn und Grafen, in einigen sogar Fürste»' die alle ursprünglich entweder nur von ritterlicher ode< auch nur von gemeiner Abkunft sind. In den Län¬ dern, wo die Zahl dieser landsäßigen Freyherren Grafen stark angewachsen ist, haben sie sich von t>e<" übrigen Ritterstande getrennt, und »rachen für sich nen Herrenstand aus. Man muß jedoch diesen La»^ herrenstand von dem ReichsherrenstanLe wohl unttt- scheiden. Der letztere bestehet aus unmittelbaren Her¬ zogen, Fürsten, Grafen oder Freyherren, die regiert de Herren ihrer Gebiete find; der erstere nur aus terthänigen, von den Kaisern mit gleichlautende» Ti¬ teln versehenen, Landcdclleuteu, denen keine eigene gierung zukommt, es scy dann insoferne, als bisweib" einer oder der andere zugleich zu», Besitz eines »n»"t' telbaren Gutes gelangt. I.XVII. Indessen als sich die teutschen Häuser meistes nur durch neue Titel höher zu schwingen suchten, g>^ ein französisches Haus einer sehr reälen Vergrößert mit starken Schritten entgegen. Wir müssen dav»" Uach Anleitung unsers Herrn Verfassers etwas den, theils weil dieses Haus durch seine Erwerb"" gen der niederländischen und einiger arclatischen Prodi" ze« mit dem teuts.he» Reiche in nähere Verbind""^ sa-nr? Karl iv. -Ar und wegen seiner Macht grossen Einfluß IN die Zutschen Angelegenheiten hatte, theils weil die sämmt- liche Erbschaft dieses Hauses nachher an Oesterreich Das gedachte Haus hieß das burgundische von lnner ersten Besitzung, dem Herzogthume Burgund °dcr Bourgogne. Dieses Herzogthum gehörte von sther zu Frankreich, und war von alten Zeiten her ein ^rbkheil eines besondern Zweiges des capctingischen Stammes. Die capelingischen Herzoge von Burgund warben lz6i mit Philipp dem letzten dieses Stam-- '"-s ans, und das Herzogthum Burgund fiel an den ^enig Johann von Frankreich vom valesilchen Slam- Der König Johann überließ bei) seinem Abster- , 1364 das Herzogthum Burgund wieder abge- lvndert von der Krone seinem jünger» Sohne, ^'ilipp dem Kühnen, welcher als der eigentliche ^kaiumvater des neuen Hauses Burgund, von wir zu reden haben, auzusehen ist. Philipp Kühne vermählte sich 1369 mit der einzigen Toch- des Grafen Ludwig lll. von Flandern Margare- und brachte dadurch nach dem Tode seines Schwie- ^^varers 1384 zuerst Flandern, die kranolre Lnmte, ^ttois, Mccheln, Antwerpen, Nevers und Rethel an Haus, In der Folge kam auch Brabant und Auburg dazu. Denn der Herzog Johann lll. von Gabarit und Limburg, der lZ55 gestorben, hatte nur ^vey Tisch,e,. hinterlassen. Die ältere Johanne war den Herzog Wenzel von Luxemburg, einen Bruder des 2Z2 Karl iv. des Kaisers Karl IV.; die jüngere Margarethe aber an den Grafen Ludwig III. von Flandern vermähl Diese beyden Schwestern und deren Gemahle gericthe" über die Erbfolge in Brabant und Limburg mit eina"' der in Streit. Derselbe ward nachher dahin verM chen, daß Johanne Erbinn ihres Vaters im Bradat und Limburg blieb; dec Graf Ludwig von Flander" aber auf Zeitlebens den Titel eines Herzogs von Bra¬ bant nebst dem Besitz von Mccheln und Antwerpe" behielt, die jedoch von Brabant zu Lehn gehen so^ ten. Karl IV., der keine Gelegenheit versäumte, sein Haus zu vergrößern, begab sich zu Anfang des I. von Metz, wo er an der goldenen B"^ gearbeitet hatte, nach den Niederlanden, und bewog di- Herzoginn Johanne, daß sie auf den Fall ihres unbeerbten Absterbens ihm und seinen Nachkommen di? Nachfolge in ihren väterlichen Ländern versprach. 2^' lein als ihr Gemahl Wenzel, ohne Kinder mit ihr zeugt zu haben, IZ84 starb, besann sie sich eines a"' dern, rmd setzte 1404 den Prinzen Anton von gund, einen Sohn Philipps des Kühnen und ihre" Schwssterkochtcr, der schon oben gedachten flandri¬ schen Margarethe, zum Erben ein. Zwei) Iah^ nachher gelangte Anton zum wirklichen Besitz von de" schönen Herzogkhümern Brabant und Limburg- war zwar in dem fürstlichen Hause Hessen noch el" brabantischer Mannsstamm vorhanden; aber auf dem selben wurde keine Rücksicht genommen, weil die»^ sche" Kar! lv. 2Zz der brabankischm und hessischen Linie vormahls geschehene Theilung eine Todtthciiung war. Endlich fällt in die Zeiten Karls IV. die Erfinörmy XI^ VI!!. nicht des Schirßpulveve, doch des Feuergeschu- iles, eine Etsindung, welche nachher die größten Der- ^Uderungen der Kriegskunst bewirkte, der Ritter- Schaft ihren entscheidenden Einfluß im Kriege und hie- ""l auch vieles von ihrem Ansehen im Staate benahm, trotzigen Städte geschmeidiger machte, und nicht ^nig zur Ausrottung des leidigen Fauflrechts bep- Doch da diese Wirkungen erst in der Folge, der Gebrauch des Pulvers und Geschützes nach nach mehr vervollkommnet und allgemeiner Ze¬ ucht worden war, sich äußerten, so wollen wir uns Mit der weitern Auseinandersetzung derselben nicht ^Zebeu, sondern nur die Geschichte dieser Entdeckung anführen. Einige glauben, daß das Schießpul- schon einige Jahrhunderte vor Karl IV. von den -Mesecu erfunden worden, und von diesen an die In, dann an die Perser und Araber, ferner an die ^"ren j» Spanien, und endlich im i4ten Jahrhun- ^ach Teutschland gekommen seh. Aber wer wird '^er sich nehmen, über alles dieses ganz übcrzeu- Beweise bepzubringen? Doch mag auch die Ve- ^"pknng z,, gewagt seyn, daß vor der. Mitte des Jahrhunderts das Schießpulver oder wenig- die Wirkung der Hauplbestandtheile desselben Europa gar nicht bekannt gewesen ftp. Roger Ba- 2Z4 Karl IV. Bacon, ein englischer Schriftsteller, der im I. 12^4 gestorben ist, redet davon als von einer, zu seiner Zrii an mehrern Otten der Welt nicht unbekannten Sache Soviel kann indessen zugegeben werden, daß vor dem J. IZ54 keine bestimmten und zuver- lästigen Nachrichten von dem Oaseyn und dem Ge¬ brauche des Feuergeschutzes in Europa findet. deuten einige hieher die Nachricht, daß die Engländ» schon in der Schlacht bei) Cressy 1346 mit Bomb>'^ den eiserne, feurige und stark krachende Kugeln worfen haben; aber ohne hinlänglichen Grund; de^ dieses läßt sich leicht dahin verstehen, baß die Eng¬ länder sich der alten Wurfmaschinen, womit >il<^ schon lange schwere Steine oder auch feuerspeye»^ Kugel in die belagerten Städte zu schnellen pflegt bedient haben, um eiserne, mit brennbarem Stoff gefällte oder umwickelte, Kugeln unter die Franzose» schleudern. Nach nicht verwerflichen Zeugnissen Berthold Schwarz, den man für einen Francise»^' zu Cöln oder Freyburg in Breißgau ausgibt, Erfinder des Feuergeschutzes gewesen. Nach der meinen Sage soll er einmahl ein schweflichtes in einen Mörser gethan, und mit einem Stein bebck^ haben, um daraus eine Arzney zu machen. Von gefähr, erzählt man, sey ein Funke in den ge- M) Loxer. Lscon. Opu, majus p. . 240 er rqr- l7Zr. to!. Iriii!>äelii Ns leerecis inirMNbns NÄlUILL c»p! VI« Karl iv. 25s fallen, wodurch sich die Masse entzündete und dm ^teiii hoch in di- Luft schnellte. Durch diese Ent« beckung sty Schwarz veranlaßt worden, sich eine eiser- Whre verfertigen zu lassen, sie mit Pulver zu la- Und damit zu schießen x). Nach der ältesten ^chricht hingegen, die sich ungefähr aus der Mitte *5ten Jahrhunderts herschreibt, soll ihn ein mit andern Umstanden erzählter Versuch, das Queck« ^ber fest machen, auf die Erfindung der Feuer- ^lunche geleitet haben /). Gewöhnlich wird er auch den ersten Erfinder des Schießpulvers gehalten. Deutschland mag er es auch gewesen seyn; doch er eine Kenntniß davon auch schon anders wohev "Minen haben. Seine Erfindung wird am wahr- chchilichsten in das J. gesetzt. Was diese, ftey- irst von später» Schriftstellern herrührende, Angabe ^ßätigen scheint, ist, daß man seit dem angeführten ^'"e wirklich verschiedene historische Spuren von dem Zauche und Geschützes inTeutschlandan- tzy liest mau, daß die Einwohner von Löwen 1356 °'f Bombardas oder Donnerbüchsen gekauft, und felg?,ide Jahr i» einem Treffen gebraucht haben; *361 zu Lübeck durch unvorsichtige Zubereitung Schießpulvers Feuer entstanden ftp; baß 1365 der Vsrcxilins cis recnin inveocaridus l,, H- rsp, pa§. n6. Lsülege 1546. !eiziles>Iur in vislnxo cis vodiiirsre er ruÜi»i- 1 1^1. nL. ec leg. 2Z6 Kurl lv. der Markgraf Friedrich von Meißen durch eine DoiU nerbüchse, womit ihn der Herzog Albrecht von Braun¬ schweig beschoß, von der Belagerung des Schloßes Eimbeck abzustehen genöthiget worden sep; daß der Herzog Magnus von Braunschweig iz/o in seiner Artillerie Büchsen und Donnerbüchsen geführet habe re« Insonderheit gehört hier folgende Erzählung in Mar¬ tini Ornlii ^nuul 8ueu- aei au. IZ/Z: „soaull^ ^rouieusts triu tormsutu «neu ^uZullw ^uUit l" strio Vlricliiuuo, Quorum muximum torczueret Alobum kerreum 127 librurum, ulterum 70, wl' uimum L« librurum, ach l'putium miUo ^ustkuuM' Iciem artikex orwruuUi exploUsutlirzuo urtem illa^ domburUu» czuoUum psculiuri sulario truciielit tr>. dus tuntummoclo senutoribus, sounui k°eu6i0' lounui Ilsunzzo et souuni l^liasbucliio. Ium l^' vubutur tuuc res in leereto." Xl^lX. Zu den grossen Rervoguntzett ltt -er Rirchr gab der langwierige Aufenthalt der Päpste zu Avt- guon, der sowohl in kirchlicher als politischer Hinsteht die nachtheiligsien Folgen hatte, die entferntere 2^» anlassung. Das Beyspiel des höchsten Oberhaupts ter Kirche, das unbekümmert um die ihm zunäc^ angewiesene Heerde in einem fremden schade lebte, die^ te bald andern Bifchössen und selbst niederer» Geists chen zus Nachahmung. Auch sie siengen an, die von den alten Kirchensatzungen so streng eingebulid^ Pflicht zur Residenz ohne alle Ursache zu vernach^^ ' , > gen. Karl iV. -sf E. Entweder wählten sie sich einen andern Ort, sie die meisten Gemächlichkeiten fanden, zu ihrem Aufenthalt, oder sie rciscten in fremden Ländern herum. blieben ihre Kirchen thcils ohne alle geistliche Ober- "Wcht, rheils wurden sie Miethlingen preisgegebene solchen Umständen mußten sich nothwendig überall gröbsten Mißbräuche einschleichen. Je länger die pupste zu Avignon verweilten, desto unrichtiger gicn- ^u ihre Revenuen aus dem Kirchenstaate ein. Ver¬ miedene Usurpatoren theilten sich nach und nach in ^selbem Die Päpste mußten also auf neue Quellen Einkünfte bedacht seyn, um ihren Hof nicht darben lassen. Nach den G unbsätzen von päpstlicher Ge- die bamahls im Gange waren, hielt es nicht Mrver, dergleichen Quellen äusfindig zu machen. feit der Waldenser Zeiten hatten die Päpste, ^it es ketzerisci en Wölfen nicht gelingen sollte, sich ^tMubigen Heerden zu Hirten aufzudringcn, bis- ellen die Vorsoige gebraucht, die erledigten Erzbis- 'urrer und Bisti)üm:r mit zuverläßigen Männern jü ^hen. bestimmten sie bald unter diesem, bald jenem Vorwand nach und nach eine ganze Reihe Erledigungsfällen, in denen die Wiederbesetznng sest ^g gewordenen Kuchen ihnen Vorbehalten seyn . reservirte sich Gemens V. die Wiederver- ^"ng der Stelle eines Abts, Bischofs oder Erzbi- päpstlichen Hosiager oder auf der Hin- -'«rreise in einer, nickt über zwei) Tagreisen be» R tret- , LZ 8 Karl IV. tragend«», Entfernung von demselben mit Tode abg^ hen würde- Johann XXII. erließ die Verordnung, daß Niemand ferner zwei), mit nicht leicht zu vereini¬ genden Kirchenömtern verbundene, Pfründen zugleich besitzen, und derjenige, der sie besäße, sogleich eint davon resigntren sollte, für dcrrn Wiederbesetzung danil der Papst zu sorgen hätte. Benedict XII. eignete sich die Verleihung einer Prälatur zu, wenn die von dem Caprlcl vorgenommcne Wahl so übel gerathen/ daß der Papst in die Nothwendigkeit versetzt ward/ dieselbe zu caffiren, dem Gewählten dir Bestätigung versagen, oder den schon bestätigten Prälaten in det Folge gar abzusetzen. Und so gab e6 noch eine Wen- ge anderer Fälle, in denen die Päpste es für räthlich hielten, ihre unmittelbare Provision geltend zu ma¬ chen. Endlich rückten sie mit dem allegemeinen Grund¬ satz heraus, daß es für das Wohl der Kirche am krägltchsten sey, wenn das höchste Oberhaupt dersi^ den alle Pfründen der Christenheit besetzt, wie in ei' nem jede« monarchischen Staate der Regent alle AcM^ zu verleihen pflegt. Auf solche Art hatten ^nun Päpste zu Avignon Mittel in den Händen, nicht ihre Höfling« auf Kosten der ganzen christlichen zu versorgen, sondern auch sich selbst Beyträgt ihren eigenen Bedürfnissen zu verschaffen; denn aus den Händen des Papstes eine Pfründe bekm^ mußt« denselben als seinen Wohlthäter ansehen. es aber nicht billig, daß erregen den Wohlthäte»^ ebeil Karl iv. 259 von seinen vormahügen Glücksumständen etwas herunter gekommen war, sich erkenntlich bezeugte? Hatte man doch bey den Lehn ein Beyspiel, daß der DasM seinem Lehnherrn die Einkünfte des ersten Jahres überließ. Auf eine ähnliche Erkenntlichkeit Slanbee jetzt auch der Papst, wenn er an Jemand el- ke Pfründe vergab, Anspruch Machen zu können- Al¬ lo Annaten von allen beträchtlichem Pfründen der Christenheit, die waren schon, eine gute Bephülfe zur Bestreitung des nöthigen Aufwandes am Hofe zu Mignon. Für die Pallien war cs zwar bereits'von langer Zeit her gewöhnlich Geld zu fordern; aber die» ks fand man jetzt ganz unverhaltnißmaßig zu dem Berthe, den man den Pallien am päpstlichen Hofe Alegre - denn durch dieselben goß der Papst dir Fülle li'ner Macht über die damit bekleidete» Erzbischöfe Bischöfe aus, und erhob sie zur Würde seiner wah- Stellvertreter in ihren Diöcefen. Eine so voll- ^Mmene Mittheilung der geistlichen Gewalt, eine so ^osse Beförderung verdiente höher angeschlagen zu h^den. Durch die Erhöhung der Palliengelder ward eine schon vorher entdeckte Goldader wenigstens kiebiger füc die päpstliche Kammer gemacht- Man 'echne uoch dazu die Gelder, welche durch Verwelfäl- ^lung drr dem Papste reservitten Abfolutious-und ' ^pensationsfälle, durch reichlichere Ausspendung des ^^stes, durch willkührliche Avoeationen der Streit« ^chin und dabep vermehrte Sporteln und Taren, R s lmb -6o Karl. iv. und durch hundert andere Zuflüße aus allen christli¬ chen Staaken einkamen; so wird man sich nicht wulp dern, wie die Päpste auch zu Avignon in den Stand gesetzt wurden, nicht nur ihren Hof anständig zu un¬ terhalten , sondern auch allenfalls noch einen Schatz zu¬ rück zu legen. So liest man von Johann XXll./ daß sich in seiner Verlassenschaft nicht weniger als Millionen am haaren Gelde nebst 7 Millionen an kostbaren Geräthschaften vorgefunden haben. 1^. Die Gläubigen trugen Anfangs mit keinem son¬ derlichen Widerwillen auf solche Weise zur Unterhal¬ tung ihres allgemeinen Hirten das Ihrige bey. Al¬ lein in jenen geldlosen Zeiten mußte es bald fühlbar werden, wenn jährlich ansehnliche Geldsummen ans den Staaken giengen, und nie wieder zurückkehrkem Bey einer allgemein gefühlten Bedrückung ist cs sckss natürlich, daß sich Leute finden, die über den Grund derselben nachdenken, und ihre Meinung nachdrücklich äußern. Co standen auch jetzt Männer auf, welche zu untersuchen anfiengen, ob es dann wirklich so, es damahls war, seyn müßte; ob es dann nothwc»- dig wäre, für die oben angezeigten Sachen so Geld nach Avignon zu schicken. Besonders grölst^ Aufsehen machte ein Universitätsgelehrtcr in England/ Johann Wiclcf, der tiefe Untersuchungen über die Be¬ schaffenheit des Religionswesens anstellte. Er wolste die ganze Religion bloß auf den Inhalt der Bibel z"- rückgeführt wissen. Diese empfahl er den Leuten lesen. Karl. iv. -6l lesen, um Zusehen, ob das, was in der Kirche prac- Ucirt werde, wirklich darin siehe. Auch strcuete er lu seinen Schriften bedenkliche Sätze über den Mönchs- stand und die göttliche Generalstatthalterschaft des Papstes aus. Seine Lehren, insonderheit diejenigen, wodurch die delmahls gangbaren kirchlichen Mißbräuche gerügt wurden, erhielten theils Beyfall, theils mach¬ en sie auch Leute, die sonst in das Speculative sei¬ ner Meinungen nicht Hineingiengen, aufmerksam. Bey ^leser Stimmung gieng nichts weiter ab, als eine ^sschen erregende Begebenheit, um alle Köpfe, die "ur des Denkens fähig waren, in Bewegung zu fetzen. Eine solche ward gegen das Ende der Regierung ^nrls IV. ebenfalls durch den Aufenthalt der Päpste Avignon wirklich hecbey geführt. Papst Gregor XI. war auf bas dringende An- II. Balten der Italiener und nach dem Wunsche aller Red- 'Hen jm I. i z/7 wieder nach Rom gegangen. Die ^'arer harten noch vor seiner Ankunft jn Rom sich einer völligen Unterwürfigkeit gegen ihn auch in Etlichen Dingen erboten. Sie Hielten aber nicht sondern machten vielmehr dem guten Gregor ° diel Verdruß, daß er sich bald entschloß, wieder "'h Avignon zurück zu kehren, welches ohnehin der ^ßie der Cardinale, die gebvrue Franzosen sinnlichst wünschte. Doch der Tod hinderte , " 'o h an Abführung dieses Vorhabens. Bey der Papstwahl tvaten sich unter den Cardinälen zwey -62 Karl IV. jwey Partheyen hervor, die italienische, die eine" Italiener, und die französische, die einen Franzosen Mn Papste haben wollte. Das römische Volk rottete sich vor dem Conclave zusammen, und drohet« einen fürchterlichen Aufruhr, der den Cardinälen das Lebe» kosten sollte, wenn sie Nicht einen Italiener zum Papst' wählen würden, Aus Angst bequemten sich die dinäle zur Wahl eines Neapolitaners, Urbans VI. neue Papst machte sich aber gleich Anfangs durch Re¬ formen hey den Cardinälen, die eine sehr lockere Le¬ bensart zu führen gewohnt waren, verhaßt. französischen Udinäle begaben sich unter dem wände einer Luftveränderung nach Agnani, und erlit¬ ten hier Urbans Wahl für uncanonifch, weil sie "" keinem sichern Orte geschehen wäre. Hernach sie noch einige italienische Cardinäle an sich und g'^ gen nach Fondi im Neapolitanischen, wo sie iA/^ Clemens VII. zum Papste wählten, der seinen wieder zu Avignon aufschlug. Es gab also jetzt Päpste, einen zu Rom, den andern zu Avignon. der hatte seine Anhänger. Der Kaiser Karl IV., 9^ Deutschland, England, Portugal!, Ungern, und der größte Theil von Italien erklärten sich si^ Han VI., oder nach der Kunstsprache zu reden, leisteten ihm die Obedienz. Mit Clemens VII- hielten der König von Frankreich , die Königin» Job^, von Neapel, das Haus Savoyen, und zuletzt gesellte auch Spanien zu seiner Obedienz. So entstand w Airchr Karl. IV. -6Z Kirche eine Spaltung, die unter dem Nahmen deS grossen Schisma bekannt ist, und bis jur Zeit des Kostnttzer Conciliums dauerte, weil immer, wenn ein Papst zn Rom oder Avignon starb, das dortige Car- dinalscollegium sogleich einen andern an seine Stelle setzte. Da nun zwey Päpste, deren keiner sich etwas abge¬ hen lassen wollte, von dem leben mußten, wovon bis¬ her einer den Unterhalt gezogen harre; so mußten die Bedrückungen der christlichen Nationen von Tag zu Tag ärger und unerträglicher werden. Da zugleich die beyden Päpste, statt die Hand zu einem gütlichen vergleich zu bieten, vielmehr auf alle mögliche Weise einander verlästerten, verfluchten und verfolgten; ss verringerten sie selbst ihr Ansehen be>) dem Volke, und Ehrten die Leute, in ihren Urtheilen über sie nach und "ach dreister zu werden. Es kam so weit, daß Et- vige den Nach gaben, man sollte sich nm keinen Papst viehr bekümmern; sede Nation könnte für sich nach dem Muster der griechischen Kirche eine eigene Kirchenver- fvssung errichten. Doch der weitere Erfolg von die- sen Bewegungen in der Kirche fällt erst in die folgen- Regierungen. m. Haupt- §64 Wenzel. m. Hauptstilck. Mon den übngenKömg'n und Kaiser« des b' hmisch - luxemburgischen Stamms Vom A 1378 bis I4Z7. (59 Jahre.) §. 6z. Wenzel bom I. iz78. 29. Nov. bis 1402. (22 Jahre.) I. Allgemeiner Abr'ß von Menzels Regierung. lb .Seine Bemühungen den Landfrieden zu handhaben und de" ConfLderationen Einbast zu tbun. 114. Streitigkeiten "»b Krieg des Herzogs Leopold, lll. von Oesterreich mit de>> Gckweitzern. Dessen Niederlage und Tod ben Sembacb' 7V. Handlungen Wenzels auf verschiedenen Conventen seiner und des Reichs Sicherheit. V. Krieg der tei-ts-kll" pursten Und Städte, Allgemeiner Lanvfnede zu Eg^' Vl Münzordnung zu Nürnberg. Sonderbare Art Jndenschulden zu tilgen. V4s. Wenzels Betragen in Bob^ men. Erste Gefangenschaft und Befrryung. Vlll. Munds unnützes Reichsvicariat. Wenzels Reichstag Frankfurt lX. Seine Schritte in Betreff des Kirchensch'^ ma. X- Anstalten zu Wenzels Absetzung, denen er vergeb' sich «ntgegenarbeitrt. Xs. Zusammenkunft zu Franklur - Ermordung Friedrichs von Briunlcklveig. W«nMahl mißtrauisch geworbenen Städte sahen eben ^'sse Eintheilirng für einen Kunstgriff an, sie von ein- ^'^r z» trennen und ihre Macht zu schwächen. Sie verweigerten daher ihren Veyt itt zu dem vorgeschla- 8enen allgemeinen Bunde. Wenzel gab deßwegen sein ^°leck nicht auf, und es glückte ihm das folgende Ichr IZ84 auf cinsr Versammlung zu Heidelberg, ^wenigstens scheinbar? Vereinigung zwischen den ^ädten und dem Adel zu stiften. Um derselben ^uer verschaffen, suchte Wenzel die Hauplbe- werden des Adels gegen die Städte, wodurch bis- die größten Zwistigkeiten veranlaßt worden, so möglich zu heben. In den meisten Provinzen waren die Bauern damahls noch leibei- und daher immer bereit, ihren Herren davon zu um in irgend einer Reichsstadt freye Leute zu ^en. Den Reichsstädten, die auf ihre Verstär- ^3 bedacht feyn mußten, waren dergleichen Gäste willkommen. Eben so fanden auch Schuldner und '^ger, die nicht zahlen konnten oder wollten, in den Mieten ihre Zuflucht. Sogar Amtleute des Adels, Mit Rechnungen nicht aufkommen konnten, ^^ten nicht selten ihren Herren durch die Flucht in Ochste Reichsstadt einen Strich durch die Rechnung. III. »70 Wenzel» Ts ward daher ta der Heidelberger Einigung ausg^ macht, daß die Städte keine eigenen Leute des Adclö/ keine solche, die mit Bürgschaft behaftet wären o^r in befondern Pflichten stünden, auch keine Amtleute die noch nichr ihre Rechnungen abgelegt halten - Würger und Einwohner aufnehmen sollten. Ue!>e>' dieß mußten die Reichsstädte noch besonders verst^s chen, keine Städte, Märkte oder Dörfer derfemh Fürsten und Herren, die in der Vereinigung beh^ fen waren, so lang dieselbe dauern würde, in isth Bund auszunehmen. Man stehet daraus, daß Reichsstädte die Schweitzer nachahmtcn, und eben wie diese, sich für berechtigt hielten, ganze schäften des benachbarten Adels in ihre Verbind^ auszunehmen / worauf sie in der Heidelberger gung ni^t einmah! ganz unbedingt Verzicht tha>^' Da durch diese Einigung die besonderen bindungen nicht aufgehoben wurden, so gab cs wieder neuen Lärm. Das Mißtrauen der schwä^ scheu Reichsstädte gegen ihren Landvogt, den Heeh Leopold von Oesterreich, stieg von Tag zu Tag. auch die Schweitzer vor demselben auf guter sepn zu müssen glaubten, so fiel es den schwäbisch Städten leicht, IZ85 einige Schweitzer Cantone ihren Bund zu ziehen. Der ganze umliegende - gerietst dadurch in die größte Gefahr zwischen Feuer und um aste seine Besitzungen zu koN"w^ Das Haus Oesterreich erfuhr es auch bald, wie die Menzel. 2^ Schweitzer zu gehen entschlossen wären. Die Her* l°ge von Oesterreich hatten zwey Orte WshihauseN Rotenberg, dem Peter von Lhorberg und Her¬ mann von Grünenberz verpfändet. Bey den Ver- bländungen war es damahls Rechtens, daß der Pfands ^haber das verpfändete Aut besitzen, die Einkünfte selben statt der Interessen beziehen, und auch die Gerichtsbarkeit in den versetzten Ortschaften ausnden Guille. Die Bewohner der verpfändeten zwsy Orte Raubten von den Pfanbinhabern bedrückt zu seyn; suchten aber nicht Schutz bey ihrem natürlichen Uberherrn, dem Herzoge Leopold von Oesterreich. ^dern bey den Lncernern, weiche diese Gelegenheit gierig ergriffen, die gedachten zwey Orte in ihren aufzunehmen. Offenbar war nun der Herzog ^°polb der beleidigte Theil; aber die Schweitzer "^»tei, vielmehr Beschwerden gegen ihn wegen ei- Zolles zu Rotenberg zu haben, und dieses war schon Vorwandes g-nuz für sie, aus dem belcidir ^uch der angreifende Theil zu werden. Noch Lnde des Jahe-es lz85 Übersielen die Lucerner ! ihren Verbundenen aus den Waldstädten die Stadt Anberg, schleiften das herzogliche Schloß daselbst jeiM-ten die Mauern dec Stadt. Nicht zufrie- damit nahmen sie, statt dem Herzoge von Oester- lch Tenugthuung für die ungerechte Verletzung des ^bens zu geben, noch die österreichischen Städtchen und Richensee in ihre Bürgerschaft auf. Da sogar 272 Wenzel. sogar der mächtige Herzog von Oesterreich bey die' sem Betragen der Schweitzer in Sorgen stehen m"b' te, wie viel ihm bis auf den andern Morgen Untcrthanen übrig bleiben würden; so mußte es bei" benachbarten geringer« Adel noch wett mehr bange »n> das Seinige sepm Es war also sehr natürlich, daß dck ganze umliegende Adel mit dem Herzoge Leopold ge¬ meine Sache machte, um den Schweitzcrbund entive» der zu trennen oder zu schwächen. Der Krieg wlU^ mir äußerster Erbitterung von bepden Seiten gcfühck- Die Schweitzer waren in den Augen des Adels nick^ als Bauern, die sich verschworen haben, ihre geb«^ neu Herren zu vertilgen; die Edcllcute hingegen n«^ der Vorstellung der Schweitzer nichts als Unterdrücket ihrer Nebenmenschen und unerträgliche Despoten. Thcil wollte daher Gefangene Machen, sondern nnt todtschlagen. De» Sempach, welches der Herzog pold belagerte, und die Schweitzer entsetzen wolltet kam es lZ86 zu einem entscheidenden Treffen. Gegend war für den Adel zu einem Tnffen gar ni^ geschickt, weil derselbe dort nicht zu Pferde feck^ konnte, worin doch seine größte Stärke bestand. Nitcer hielten es aber für eine Schande, vor eine^ solchen Gesindel, wi,c sie die Schweitzer nannten, zurück zu ziehen. Sie stiegen also von ihren den ab und setzten sich zu Fuß den Schweitzern cnk gegen. Allein auch in dieser Verfassung hatten ' . alleH gegen sich. Ihre schwere Rüstung hinderte an Wenzel. 273 ön den nöthigen Bewegungen eines Fußvolks, und Lie grosse Sommerhitze entkräftete ihre von Harnischen bedrückten Körper. Doch konnten die Schweitzer lan- St nicht durchbrechen. Endlich aber fanden sie Mit¬ tel, in die geschlossenen Reihen der Edesteure einzu- Gingen, worauf eine gänzliche Niederlage der letztem ^folgte. Der Herzog Leopold selbst lag schwer ver¬ bündet unter dem Haufen der Erschlagenen auf dem Rastplätze. Ein blutdürstiger Schweitzer, der noch ^beu an ihm bemerkte, fiel über ihn her, und ob¬ wohl ihm det Herzog zurtef: „Ich bin der Fürst von Oesterreich", so wollte doch jener vön keiner Scho- kststg etwas wissen, sondern ward nur um so beö Origer, dem bepanzerten Herzog mit dem Messer den Leib zu kommen und ihn vollends zu entsee-- ^n, welches er endlich auch durch eine am Ende des Harnisches entdeckte Oeffnung vollbrachte- Des ge¬ gebenen Herzogs Sohn Leopold kV. setzte zwar den Krieg einige Zeit fort. Als er aber einige Orkschaf- gegen di- Berner verlor, und die Schweitzer Klbst des Krieges müde wurden, ward 1389 auf ssiben Jahre Friede geschlossen. In demselben mußte Oesterreich den Schweitzern die gemachten Eroberun- und sonstigen Erwerbungen überlassen; doch der ^elt es noch seine helvetischen Hauptbefitzunge» im A^gau und Thurgau. Der Friede wurde in der ^°lge auf 2-s, und endlich auf Za Jahre verlän- ' 8ttt. V Wen- 274 Wenzel» IV. Wenzel saß, ganz unbekümmert nm diese sclMi- herrschen Angelegenheiten, ruhig in Böhmen. Eiist^ gs tentsche Fürsten äußerten ihr Mißvergnügen dar¬ über. Dieses bewog ihn, IZ87 wieder nach Teutläl- iand zu kommen. Erhielt einen Reichstag ;n Würl' bürg > wo er einen vormahls von seinem Vater st Westphalen errichteten Landfrieden aufhob, weil gröl¬ st Klagen Key ihm eingelausen waren, daß derlei nicht, so, wie er sollte gehalten, sondern zum Dec- derben mancher Lande und Leute gemißbrauack wer¬ de. Wenzel merkte wohl, daß die Fürsten mit gar nicht zufrieden stycn, und den Entschluß fasst" könnten, ihn abzusetzen. Er suchte sich daher eine" guten Nüekenhalt an den Städten zu verschafft Dcßwcgen stellte er den im schwäbischen Bunde, be¬ griffenen Reichsstädten zu Nürnberg, wohin er Würzburg gegangen war, einen Versicherung^'^ aus, baß er ihre Frcyheitcn und Gerechtigkeiten gen alle Eingriffe beschirmen und sie wider alle Fei»- de beschützen wolle. Dagegen versprachen ihm Städte unverbrüchliche Treue und nachdrücklichen B")' stand, wenn die Fürsten darauf antragen soliti ihn des Reichs zu entsetzen »nd einen Gegenkä"^ aufzustellen. Weil die Heidelberger Einigung, nur auf 4 Jahre geschlossen war, sich ihrem nahcte, so schickte Wenzel noch vor Ablauf des ck' I Z87 seme Räche nach Mergentheim, die sich selbst mit einigen Fürsten, Grafen, Herren undb^ , cen Wsn;el. L 7Z >m Nahmen aller übrigen, die der Heidelberger beygeereten -varen, über die Verlängerung ^Mui b:s zum Geyrgeutag lzyo verglichen. Die Städte machten jesoch Vic Beybehaltung ihrer beson- Verbindungen jetzt zur ausdrücklichen Bedingung. / Kaubke Wenzel die Ruhe des Reichs wieder auf ^ige Zeit gesichert zu haben. Allein ehe man sich's versah, brach der gehe!- V. Troll zwischen dem Adel und den Städten in ei- offenbaren Krieg aus. Der Herzog Friedrich Bayern ließ den Erzbischof Pilgrim von Salz- ^'^8, mit dem er wegen der Propst y Berchkoldsga- 8 in Streitigkeiten lebte, in einem Kloster über- und gelangen nehmen. Hie schwäbischen Reichs- nahmen sich des Erzbischofes, der init ihnen in ^^u>düng siano, sogleich an und riesen auch die '-geh Städte zu Hülse. Dagegen rüsteten sich aber die Ast, sten , Grafen und EdellcUte, um den ^vg von Bayern zu unterstützen^ Der Krieg kam ^8 in mehrern teutschen Probinzen auf eimnahl !i^ ^^-Ukh. Die Städte machten sich wahrfchrtn- Rechnung darauf, daß es ihnen eben so, wie Schweitzern bei) Sempach glücken würde. Aber h^^'^lsen den Unterschied in Betrachtung zu zie- h. / Zwischen ihnen und den Schweitzern statt qh -^re Schweitzer waren von ihren Feinden h^°"^rt und durch hohe Berge und Seen gedeckt, alle ihre Unternehmungen ungemein begün, S s stis- 276 Wenzel. siigke. Einer so vortheilhaften Lag« hatten sich dit teutschen Städte nicl/t zu erfreuen. Eie waren Reiche herum zerstreuet, lagen mitten zwischen de» Besitzungen des Adels, und konnten leicht abgeschm" trn werden. Zudem fochten die Schweitzer selbst l'" ganzen Enthusiasmus für ihre Freyheit; von Sei" der teutschen Städte aber wurde der Krieg d»^ Söldner und durch die geringste Klasse von Bürget die sich dadurch ihren Unterhalt erwarb, und der wenig an dem Heil der Stadt gelegen war führt. Kein Wunder also, daß es den teutsti^ Städten bey ihrem Kampfe Mit dem Adel andc^ gteng , als den Eidgenossen. Sie mußten überall weichen, und zuletzt den Frieden durch Geldsummen erkaufen. Wenzel, welcher durch bisherige Erfahrung hinlänglich überzeugt werd"' war, daß bey der Fortdauer der befondern Verb^' düngen " des Adels und der Städte kein dauerhaft Friede zu hoffen sey, hob nun auf einer V-rsannnl»^ zu Eger 1389 diese Bündnisse zwar mit gutem len des Adels, aber wider den Willen dec Stä^ auf, und verordnete einen allgemeinen Landfrieden sechs Jahre, dem sich allmählig auch die Städte terwerfen mußten. VI. Auf einem Fürstcntage zu Nürnberg lZyo te Wenzel noch für das Münzwesen in Teutschl^ welches sich in der größten Verwirrung befand- Kaiser waren mit den Münzprivtlegien zu frepgeb^ und die Netchsstünde bep Ausübung dieses Reg^ i Wenzel- 277 sigennützjg. Jeder, dec das Münzrecht hattke, sticht dabei) zu gewinnen. RothwenLig mußten auf sol- Art schlechte Münzen häufig in Umlauf kommen. Eine andere Ursache an dem Verfall des Münzws- war die Unkunde in der Prägekunst. Man ge¬ buchte sich dazu der nächsten besten Leute, die ein ^"all schmelzen und demselben die Form einer Münq gehen konnten. Auf Korn und Schrott wurde gc: Ewiglich nur kn so weit gesehen, daß keines von dchden zu gut ausfiel. Wenzel erließ jetzt eine Ver- "rbnung, daß kn ganz Teutschland nach einerlei) Münz- geprägt, und jeder Uebertreter dieses Gesetzes als ^ünzverfälscher bestraft werden sollte. Allein so et- ^kis war leichter zu verordnen, als zu vollziehen- ^eit richtiger mag eine andere Verordnung Wenzels, auf her nämlichen Versammlung zu Nürnberg ge- ^cht wurde, zur Vollziehung gebracht worden sepn. Meisten teutschen N-ichSstände und Edelleute hat- grosse Judenschulden, die sie theils nicht leicht be- konnten, theils nicht bezahlen wollten. Sie ^«dten sich an den König Wenzel, mit dem Ersu- sie von diesen Schulden los zu sprechen; denn galt damahls der Grundsatz, daß die Juden als "'^"rche Kammerknechte mit ihrem ganzen Vermö- dem römischen König oder Kaiftr eigen wären; °^3lich gehrten auch die ausstehenden Geldforderun- der Juden dem Kaiser, und er konnte dieselben Schuldnern nachlassen. Das that nun auch 278 Wenzel» Wenzel zu Gunsten der putschen Fürsten, Grafts Städte und Ritter. Er cassirte als oberster Eigen- thümer des Judenvermözcns alle den Juden ausge¬ stellten Schuldverschreibungen« und die Juden unk¬ ten dieselbe» sammt den etwa erhaltenen Pfänder" zurückstellen. Doch sollte nur derjenige Schu^n^ dieser Befteyung theilhaftig werden, der dem ser Fünfzehn von Hundert entrichten würde. Mit diesen Handlungen erstarb, so zu sag^ Wenzels Sorgfalt für Teutsuland. Vielleicht r»^- te auch alles das, was er bisher für dasselbe gctha^ bloß von den Rächen her, die ihm sein Vater s terlasscn hatte, und die nun nach und nach abgeßas' den waren. Soviel ist indessen auch wahr, daß lM"* zcl, wenn ed auch den Wiste» gehabt hätte, seit die¬ ser Z it nicht viel Aufmerksamkeit dem tcutschcu che widmen konnte; denn seine Böhmen machten il)^ zu Hause mehr als genug zu schaffen. Karl " hatte eine Menge deutscher nach Böhmen, beson^ nach Prag gezogen, einige als Räche zur Besorg"^ der teutschen Reichsgeschäfte, noch mehrere aber a Gelehrte, Künstler, Handwerker und Kaufleute. ward' der Zusammenfluß teutscher Studenten auf Universität zu Prag bald seht groß. Diese sscest^ ltnge genossen von Karl» nicht nur Schutz, fo"d^ auch Unterstützung» Freylich schüttelte darüber iv"" cher eifrige Böhme den Kopf. Aber ein, Regent Unternehmungsgeist und ausgezeichneten Talenten da Wenzel. 279 ^anchbs rstun, was Einzelner nickt gefällt, ohne daß cr deswegen einen Ausbruch von Unruhen zu befürchten Hot. Karl wußte sogar die Mischling bcy- bcr Stationen zu seinen Absichten gut zu benutzen. Allein Wenzel war weder in diesen Künsten seines Bakers erfah' en, Nock hatte er sonst die Eigenschaft lui, welche Resvect'. gegen Karin einflößten. Es au- 8tttr sich daher unrer seiner Regierung bald eine gros- fe Antipathie zwischen den Teutschen und Böhmen. Als . Wenzel die erstem « die sich ruhiger betragen zu haben scheinen- bcy Dienstvergebungen begünstigte,' es von Seite der letztem zu bedenklichen Be¬ legungen, die Wenzel nur durch Härte zu ersticken dichte. Ueberhaupt war Wenzel der Mann nicht bcr nach Grundsätzen handelte, Er war dem Trunk ^geben und, wilden' Leidenschaften unreklvorfen. Er beruneinigte fick mtt'dem böhmischen Adel, von dem die Herausgabe cher verpfändeten und usurpirte» Zollgüter gewaltsam forderte. Er machte sich bey l>er .v-eistlichkeft-durch feine freyerc Lehens-und Den- ^"Ssart verhaßt, Besonders verfeindete er sich mit dem Erzbischof von Prag durch die Gefgngcnneh- Uchng Un>. Bestrafung einiger Geistlichen^ und durch bas Vvrhcben auS einer Ahtey zu einigem Nachtheil Erzbischofs>cin Bisthum zu errichten. Als er barnber, um z, erfahren, was der Erzbischof gegen 'hn vorhabe, dflbn Gencralvicar und Vertrauten, 2°hann von Pou,ch, in Verhaft setzen, auf die Fol- LHo Wenzel. Folter bringen und zuletzt in der Moldau ersäuft» ließ; so brachte er auch das Volk, welches den er¬ tränkten Johann wegen seines tugendhaften Lebens¬ wandels hochschätzte, und nun als erneu Heiligt und Märtyrer zu verehren anfieng, ungemein gege» sich auf. Diese und andere Grausamkeiten, die Wen¬ zel sowohl gegen Weltliche als Geistliche, wenn st* sich nicht gleich nach seinem Kopfe fügen wollte»/ ausübte, veranlaßten endlich die Böhmen zu eU'ss Verschwörung, an deren Spitze sich Wenzels Vetter« der Markgraf Jobst von Mähren, stellte. Auch sei" Bruder Sigmund blieb nicht ohne Theilnrhmung d§k- att. Wenzel ward von den Vrrfchworncn i» einem Kloster überfallen und auf das Prager Schloß gefangen gesetzt. Als aber sein jüngster Bruder Jo¬ hann mit einem in Eile gesammelten Heere ihm j" Hülfe gegen Prag anrückke, führte der prageriD Burggraf Rosenberg, dem der gefangene König i» Verwahrung gegeben worden war , denselben auf das« den Herrn vonjStachenberg zugehörige, SchlotzWilt- berg in Oesterreich ab. Die Nachricht von WenZ^ Gefangenschaft brachte Key den teutschen Kurfurstr» die größte Sensation hervor. Eie versammelten st^ und schickten eine Gesrndtfchaft an die Bchme», dem Bedeuten, den König frey zu lasse-, widrigen¬ falls man sie mit Kriege überziehen würde. Kurfürst Ruprecht Hl. von der Pßsj wurde unter- des- Wenzel. 28 z dEen als Reichsverweser ausgestellt. Die Drohum Jen her Kurfürsten, die ernsthaften Vorkehrungen und 'M Gelbe unterstützten Unterhandlungen des Mark¬ grafen Johann, und das bezeugte Mißfallen des Herzogs Albrecht lll. von Oesterreich, daß man in kinen Landen den deutschen König so behandle, ver¬ schafften dem Könige nach einer Gefangenschaft von ^5 Wochen wieder die Frcpheit. Es dauerte abei? N°ch lange, bis die Aussöhnung Wenzels mit seinem Bruder Sigmund, seinen Vetter Jobst, und den Ohmischen Landstanden zu Stande kam. Dieselbe °rfylgte erst im I. 1396, da Wenzel den ersten zu Kiiiem Erben in dem Königreich Böhmen auf den ^il seines unbeerbten Todes und zu seinem allge¬ meinen Vicarius in Kem ganzen Umfange des rö¬ misch - teulschen Reiches ernannte, den zweyten be- sich mit der Abtretung des Herzogthums Lu- ^niburg und der Landvogtey in Elsaß zu begnügen, dritten endlich eine völlige Amnestie und die Au- ^rkstelltlng der ihnen wegen der Verschwörung abgc- "°Ntinencn Güter bewilligte und sich noch dazu ver¬ schiedene Einschränkungen seiner böhmischen Regierung gesallcn ließ. Die Ernennung Sigmunds zum Generalreichs- /Vlil. Darius geschah auf Verlangen der Kurfürsten selbst, Reiches Wenzel um so lieber erfüllte, weil er dadurch Neichsregierung sich noch bequemer zu machen, und, LZ« Wenzel. rind , durch Sigmunds Macht s) verstärkt, feinem verfallenen Ansehen in Deutschland wieder aufzuhelsi» hoffte. Allein diese Absichten wurden nicht erreicht * denn Sigmund bekam noch das nämliche Jahr lZyö mit den Türken in Ungern zu thun, von denen bei) Nicopolis in Bulgarien eine harte Niederlage erlitt. Darauf geriekh er mit den ungerischeu Gros' fen selbst in so heftige Zwistigkeiten, daß er darüber sogar seine Freyheit auf einige Fett verlor. BH solchen Umständen konnte er sich nicht wohl der teut-' scheu Reichsangelcgenheitsn annehmen. Als dah" der egerische Landfrieden zu End« gieng und si^ überall von neuem Conföderattonen, Unruhen Befehdungen hervor thaten, musste sich Wenzel est^ schliessen, wieder selbst einmahl nach Teutschlandg" kommen. Ec hielt zu Anfang des Jahrs-i neu Reichstag zu Frankfurt, wo ein abermalM^ Landftiede auf lo Jahre errichtet wurde. Die K"" fürsten trugen hier Wenzelu ihre Beschwerden üb" seine bisherige Regierung ganz trocken vor, und üb"- gaben ihm zur nachdrücklichen, Erinnerung dielest^ schriftlich. Wenzel ward dadurch nicht gebessert. thak Sc .!>) Denn Sigmund war zugleich König non Ungern- vermählte sich ezsiz niii der Äöniginii' Marie non Ung° und sollte sogleich in die Mitregierung ausgenommen den, N'cichcs jedoch nnterbüch- Ais aber das teig , Jghr Marie von den inißvergm'igten Ungern gesungen setzt wurde, ergriff Sigmund diese Gelegenheit, st« die ungerische Krone nussetzen zu lassen, woraus ec I Gemahlin» aus den Händen der Empörer bcsreyete. Wenzel. 283 «hat vielmehr jetzt Schritte , die ihn . den Teutschen uvch gehäßiger machten- Diese betrafen das Kirchenschisma, welches noch immer fortdauerte; denn nachdem die beyden Päpste Urban VI. zu Rom i z8y, und Clemens der VII. z» Avignon IZ94 gestorben waren, wurde son den je¬ dem zugelhanen Caininäle» anstatt des erstem Bonifaz IX., an die Stelle pes le^tern aber Benedict XIII. jmn Papste gewählt. Wenzel, der sich nach dem letz¬ ten Wunsche seines sterbenden Vaters auf seinem ersten Reichstage ftyerlich für Urban VI erkläret hatte, er- iannke nachher auch dessen Nachfolger Bonifaz IX. für den rechtmäßigen Papst, und machte ihm sogar Hoff¬ nung zu einem Romerznge, Allein da er die alten Verbindungen, welche sein Großvater und Vater mit den Königen von Frankreich geschloffen hatten, zum Gossen Mißvergnügen der Päpste zu Rom fortsetzte, Wurde er jetzt von den Franzosen auf andere Gesin¬ nungen gebracht. Er begab sich nach geendigtem Frank¬ furter Reichstag izy8 zu dem Könige Karl VI. von Frankreich nach Rheims, um sich mit demselben über Beilegung der Kirchenspaltung zu unterreden. Hier ^ur n- der Meinung des französischen Hofes und eini- lltr anderen weltlichen Mächte bey, daß zur Hebung Schioma bepde Päpste ihre Würde niederlegen Eliten, oder wenn sie es nicht thnn wollten, beyden d'e Obedienz aufgekündiget und dann durch das verei¬ nte beiderseitige Cardinalscollegium eine neue Papst¬ wahl P 284 Wenzel. wähl vorgenommen werden sollte« Wenzels Beystim- mung zu diesen Maßregeln mißfiel dem größern Theile ber Kurfürsten, weil sie Donifaz IX. für das recht¬ mäßige Oberhaupt der Kirche hielten. Er kehrte sich aber nicht daran, gieng nach Böhmen zurück, und ließ sich die Reichssachrn noch weniger angelegen sehü, a!S zuvor. Durch dieses Betragen beschleunigte Wenzel sel" neu Sturz. Die von Tag zu Tag unzufriedener'! Kurfürsten beschlossen, ihn förmlich abzusehen. Die Haupttriebfeder dabep war der Erzbischof von Map")« Johann von Nassau. Er hatte von Bonifaz lX« durch eine theuer erkaufte Provision daS ErzbtsthmU Maynz erhalten, und befürchtete dasselbe zu verliere'!, wenn Bonifaz IX. fallen sollte, besonders weil We"" zel seinen, vom maynzischen Domcapitel zum Erzbi' fchof gewählten Gegner, Gottfried von Leiningei, begünstiget hatte. Um sich zu erhalten und an W"' zeln zu rächen, stellte sich der Erzbischof Johan" a« die Spitze derjenigen Kurfürsten, die sich zu Wenzel Entthronung vereinigten. Von dem Papste VonU'al IX., der zwischen seinem eigenen und Wenzels Unke'"" gange zu wählen hatte, war leickt vorauszusi'^"' daß er das Unternehmen der Kurfürsten nicht niM'^' gen würde. Um aber noch sicherer zu gehen, ren die Kurfürsten eine Gesandtschaft nach Rom, baten ihn um seine Unterstützung in ihrem Vorhade"' Der behutsame Bonifaz crtheilte zwar keine bestiu""^ Anc- AZerrzLl- 2ss Antwort; sie war jedoch so gefaßt, daß die Kurfür¬ sten sie für eine stillschweigende Einwilligung nehmen konnten. Nun kamen die Kurfürsten von Maynz, Eöln, Pfalz und Sachsen 1399 zu Marburg zusam¬ men, und errichteten eine Verein miteinander, daß sie 'n allen, das heilige römische Reich und den päpstli- Heg Stuhl betreffenden, Angelegenheiten fest zusam¬ men hasten, gemeinschaftlich handeln, und einander Mik aller Macht beysiehen wollten. Einige Monate Nachher hielten sie eine andere Zusammenkunft zu Maynz, Mo auch der Erzbischof von Trier der gedachten Kur¬ verein beytrat, und mit mehreren anwesenden Fürsten Bündniß geschlossen wurde, welches schon aus, ^ücklich auf eine neue Königswahl gerichtet war. Als Wenzel von dem, was vorgegangen war, Nachricht "halten hatte, schickte er zu wiederholten Mahle» ^sandte an die Kurfürsten, mit dem Auftrage, sich Mit denselben über einen Eongreßtag zu verabreden, Mo man sich über die Gebrechen des Reichs und die Mittel selbigen abzuhelfen berathschlagen könnte, ^mzel wollte dadurch die Kurfürsten von ihrem Vor- ^ben zurückhalten. Weil aber diese kein Vertrauen Mehr auf ihn setzten und von ihrem einmahl gefaßten ^"schlusse nicht abstehen wollten; so schlugen sie seine ^trüge aus, und fuhren fort, Versammlungen, mit Fürsten und zuletzt auch mit Städten zu halten- Auf einer solchen Zusammenkunft zu Frankfurt Xl. ^M Nay kam es bereits zu Unterhandlungen wegen .286 Lr'enz . wegen des neuen römische» Königs. Der Kurfürst Rudolf von Suchst:, scheint sich für seinen Schwager, den zu Frankfurt gegenwärtigen Herzog Friderich von Braunschweig, iuteressnt zu naben. Allein der Kur- fürst von Matzuz arbeitete für einen andern Candida- ten, dem er schon vor einigen Jahren versp ochen hat¬ te, zu allen Ehren rind Würde», die derselbe immer suchen würde, mit Nach und That behülflich zu schm Dadurch wurde der Kurfürst von Sachsen zum Unwil¬ len gereitzt, und reisete mit dem Herzoge Friedrich von Frankfurt weg. Sic wurden aber unterwegs unweit Fritzlar auf mapnzischen Boden von dem Gra¬ fen Heinrich von Walbeck und andern, die sämmtltch in MM-nzischen Diensten staube-, wie man allgemein vermuthetc, auf Veranstaltung des Kurfürsten von M.chiiz selbst angefallcn. Der Kurfürst von Sachsi . gab sich gefangen; der Herzog Friedrich aber wehrte sich und ward erschlagen. Die zu Frankfurt zurück¬ gebliebenen Kurfürsten ließen sich durch die TreniuMö des Kurfürsten von Sachsen in ihrem Vorhaben nickst irre machen, sondern fertigte: den Tag darauf ciac förmliche Ladung an den König Wenzel aus, daß sich den Tag nach St. Lorenzen zu Overlahnstci»/ Rense gegenüber, stellen und über die Beschwerden, die man gegen ihn hatte, verantworten sollte ; widri¬ genfalls sie sich von dem ihm geleisteten Eide lossagen und zu einer neuen KönigSwahl schreiten würden. WeNstl erschien am angrsetzten Tage weder in Person, durch Wenzel; 287 ^N'ch Bevollmächtigte. Die vier rheinischen Kurfür¬ sten setzten sich also zu Gericht, und der Erzbischof Johann von Mapnz machte am LO. August 1420 dem Poste ihren Ausspruch bekannt, daß Wenzel der komisch - königlichen Würde entsetzt ftp. Im Absetzungsurtheil wurden verschiedene Ursa- Xll» ^en, weiche die Kurfürsten zur Entsetzung Wenzel? bewogen haben, angeführt; sie ficken aber sämnulich sthr schlecht aus- So ward ihm hoch angerechuet, baß er :zc-A den Johann Galcaz Visconti aus einem vorherigen Diener und Amtmann des Reichs in der ^Mbardre zuck Herzoge von Mailand gemacht habe. Allein Wenzel hatte das Beyspiel Ludwigs von Bayern vor sich, hex den berühmten Castrucei aus eigener ^acht zum Herzoge von Lucca eruannt hat, ohne daß Jemand darüber aufgchalten hätte. Und ohnehin batte Johann Galcaz Visconti, obgleich er nur den ^Uel §u,rs kaiserlichen Generalstatthnlters führte, ^U>n vorher die volle Herrschaft über das maplandi. Gebier , die ihm das reutsche Reich sticht entreißen °"Me. Wenzel hat ihm durch die Ernennung zum keine neuen Länder und Rechte-sonbern einen blvs- Titel gegeben, und dadurch nichts veräußert, weil Rahme Herzog schon für sich eine Verbindung Mit Reiche anzcigt, und der neue Herzog sich zur ^'-nehmung und Huldigung verpflichtete. Auch ^"be Wenzel beschuldiget, der heiligen Kirche nicht Frieden geholfen, und die Ruhe und Sicherheit im s88 ZLenzet. im teutfchen Reich« sticht gehandhabt zu Habe». Westtz man aber seine Geschichte liest, s» steht man, baß «r i» beyden Stücken das Seintge gethan habe. Wen» seine Bemühungen nicht die gewünschte Äirkung her- Vorbrachten, so lag die Schuld nicht an ihm, sonder» vielmehr an den Fürsten. Wenzel hat sich an Päpste zu Mm, Urban VI. und Bonifaz IX., lange gehalten und ihren Anhang zu vermehren gesusst/ als Hoffnung vorhanden wür, daß auf solche Artdit Einigkeit in der Kirche hergcstellet werden könnte« AlS aber diese Hoffnung sich immer mehr e'ntferiite? hat er in Einverständmß Mit dtm Könige von Fr«»^' reich und andern Mächten zu Rheims denjenigen We§ eingeschlagen, von dem die Erfahrung der folgende» Zeit lehrte, daß er der einzige mögliche war, Kirchenspaltung zu heben. Allein die teutschen Fe¬ sten, anstatt ihn hierin zu Unterstützen, hinderten vielmehr daran. Eben so ungegründet war der wurf, daß er für Ruhe und Sicherheit in Teutschl»»^ nicht gesorgt habe. Welcher König hat nach Von Habsburg mehrer; Landfrieden ertichttt als zel? Hattest nur die Fürsten dieselben beobachten len, hätten sic die Ruhestörer, wie es die Gesetze ve ordneten, mit vereinigten Kräften zu Paaren S^e hen, und nicht selbst alle Augenblick Fehden angel» gen; so wären nicht viel Klagen über Mangel Sicherheit zu hören gewesen. Wie wenig es Fürsten um die Erhaltung des Friedens zu khun j Wenzel. ' 239 Mgt sich klar daraus, daß Wenzel auf ihr Verlange» d«a zu Frankfurt IZY8 auf zehen Jahre geschlossene» Landfrieden in der Folge auf fünf Jahre einschräiikeir "wßre. Endlich wurden ihm noch Vorwü fe wegen seiner in Böhmen verübten Grausamkeiten gemacht, ^iese können freylich nicht ganz entschuldiget werden. Allein wie das, was er als Regent seines Erbkönig- ^lches gegen seine Erbuntcrthauen sich hat zu Schul¬ en kommen lassen, als ein Grund gebraucht werde» Flinte, ihm das teutfche Reich abznsprechen, ist völ- unbegreiflich. Die übrigen Beschuldigungen de¬ ssen unerwieseue, unerhebliche und sogar läche liche ^lnge. Die Absetzung war also schon aus diesem ^esichtspuncte betrachtet widerrechtlich. Im Grunde das ganze Verfahren nichts anders, als ein Com- ^°t der'rheinischen Kurfürsten, deren einer ans eige- Interesse, aus Rachsucht und vermuthltch auch Antrieb des Pabstes Bonifaz IX. Wenzeln stürzen, andere aber statt dessen sich auf den Thron setzen Golste, wozu man auch die zwei) übrigen zu gewinne» ^ußre. Der Kurfürst von Sachsen, der Anfangs auch »vtwirkte, hat sich noch vor dem entscheidenden Schrit- Zurück gezogen. Der Kurfürst von Brandenburg gar keinen Antheil daran gehabt, noch weniger ^Zel selbst als Kurfürst von Böhmen. Von de» "rsteu war außer dem Burggrafen von Nürnberg und Prinzen des Kurfürsten von der Pfalz Niemand der Absetzung zugegenz von Grafen und Ritten» T nur 29a Wenzel. nur einige wenige. Die Städte waren damit ebenfalls nicht einverstanden. Die vier verfchwornen Kurfürsten bekümmerten sich als» nicht einmahl um die Gesinnung gen der Nation bey einer das ganze Reich so nahe angehenden Sache XIII. Noch vor Wenzels Entsetzung legten die dreh geistlichen Kurfürsten ihrem Cvllegen, dem Pfalzgra¬ fen Ruprecht, den sie zum neuen König ansersehen hat¬ ten, eine Wahlcapitulation vor, die wegen ihrer be- sondcrn Beschaffenheit merkwürdig ist. Die älter" Capitulationen waren blosse Privatverträge des neue" Königs mit einzelnen Kurfürsten, und nur auf dasPri- varinteresse derselben gerichtet. Hier aber erscheint e>- ne von den drei) geistlichen Kurfürsten gemeinschaftlich entworfene Capitulakion, die zugleich nicht bloß ihr* Privatvortheile, sondern auch das allgemeine Beste Reichs zum Zwecke hat. Die Hauptpunkte dieses Capitulation sind folgende: l) der neue König sol^ sich die Angelegenheiten der Kirche bestens empfahl seyn lassen und dabei/ mit Rath der Kurfürsten Werke gehen. 2) Er sollte die Handlungen Vorfahren in Ansehung Mailands zernichten, diesig Land nebst andern italienischen Neichsländern wie^ an das Reich bringen, unmittelbar zu demselben a» das Herzogthum Brabant nach dem Tode der ginn Johanne ziehen, und alle diese Länder bei) Reiche erhalten, die dazu nvthigen Kosten aber den gedachten Ländern selbst rrhebell. z) Sollte e die Wenzel. 291 die von Wenzel verliehenen neuen Rhetnzälle abschafs j fen, und keine neuen oder einmahl schon widerrufenen Zölle ohne Wissen und Willen dec Kurfürsten erthei- len. Endlich bedungen sich die geistlichen Kurfür¬ sten die Bestätigung ihrer Rechte und Freiheiten und den königlichen Schutz für ihre Länder und Untercha- "en, jedoch nur in allgemeinen Ausdrücken, aus. Ei¬ lige Publiciste» glauben, daß hier der Ursprung unse¬ rer heutigen Wahlcapitulationen zu suchen sy. Al¬ lein die heutigen Wahlcapitulationen werden von allen Kurfürsten zusammen gemacht, und bestimmen umständ¬ lich die Art und Weise, wie ein künftiger Kaiser regle» soll. Die Capitulation Ruprechts hingegen rühr¬ te nur von den drei) geistlichen Kurfürsten her, und schielt bloß einzelne Punkte, die größtentbeils die Verbesserung der vermeintlichen Gebrechen an Wenzels Regierung zum Zwecke hatten. Man kann also von dieser Capitulation nicht den Anfang der heutigen Her¬ ren, besonders weil damit bey den folgenden Kö- "igen nicht forrgefahcen worden ist. Man wird buher besser daran seyn, wenn man sagt, daß Rup- tkchts Capitulation ein Mittelding zwischen den alten und den neuern Wahlcapitulatio- "kN sey. Nachdem die Wahlcapitulation in Richtigkeit XlV. Tracht und Wenzel entsetzt worden war, wurde ylklch den folgenden Tag (2 t. Aug.) von den drey llkistlichrn Kurfürsten zur neuen Wahl geschritten, und L 2 der 292 Wenzel. der Kurfürst Ruprecht von der Pfalz, der die Füh- rung seiner Stimme dem Kurfürsten von Maynz über, lassen hatte, an Wenzels Stelle zum Könige ernannt. Jetzt gab es also ein doppeltes Schisma. Es wa- ren zwcy Päpste und zwey römische Könige vorhan- den; denn Wenzel unterwarf sich dem Aussprüche der rheinischen Kurfürsten nicht, sondern führte den rö¬ misch -- königlichen Titel fort. Er erließ Abmahnungs- schreiden an die Reichsstädte, daß sie an dem Betra¬ gen der pflichtvergessenen und meineidigen Stände keinen Antheil nehmen sollten, und machte ihnen Hoff¬ nung., daß er bald mit einer grossen Macht nach Teutschland kommen würde, um seinen Feinden, wie sich's gebührt, zu begegnen. Es blieb aber bey die¬ sen Drohungen. Dadurch bekam Ruprecht Zeit, nen Anhang zu verstärken. Die Reichsstädte gerietheN darüber in eine sehr bedenkliche Lage. Sollten sie si^ für Ruprecht erklären, so fürchteten sie den R»h^ der alten teutschen Treue und Redlichkeit zu verlieren) sollten sie aber Wenzeln treu bleiben, so mußte» bey dessen Unthätigkeit besorgen, von dem neuen Könilss Ruprecht und den, ihm schon zahlreich anhangende»/ Fürsten hart gezüchkiget zu werden. In dieser 2>e^ legcnheit fragten sie die Juristen um Rath, deren Gut* achten dahin ausfiel: die Stabte sollten zwar Rupr^' len für den rechtmäßigen König erkennen, aber il)»* nicht eher Huldigung und Beystand leisten, als biö einer, bey jwispaltigen Wahlen angeblichen, Observ"^ Wenzel und Ruprecht. 29z zu Folge sechs Wochen und drei) Tage vor Frankfurt das Lager gehalten und seinen Gegner erwartet, zu Achen die Kron empfangen, und den Städten ihre al¬ ken Privilegien bestätiget hätte; von Wenzel sollten sie zwar die ihnen etwa zukommenden Briefe anneh- >uen, aber darauf keine Antwort ertheilen, sondern ihn für todt anschcn. Die Stadt Frankfurt befolgte die¬ len Rath, meldete ihren Entschluß dem Könige Wen¬ zel, und ließ Ruprechten erst nach Verlauf der gedach¬ ten Frist, als sich Wenzel nicht rührte, und nach vor¬ her erhaltener Bestätigung ihrer Privilegien in ihre Dlauern ein, um die Hnldignng einzunehmen. Die Achner machten die nämlichen Ansinnungen an Rup¬ recht, als er in ihre Stadt zur Krönung einztehen Zollte. Aber Ruprecht fand nicht für gut, so vi^l Zeit zu verschwenden, und ließ sich zu Cöln krönen, die übrigen Städte von Seite Wenzels keine An¬ halten gegen feinen Gegner bemerkten, so bequemten hch nach und nach mehrere derselben, Ruprechten zu huldigen; doch mußte er ihnen immer vorher ihre Pri¬ vilegien bestätigen. h. 66. . Wenzel und Ruprecht vom 1.1409. 2!. Aug. bis 1410 18- May. (iv Jahre.). Ruprechts fruchtloser Romerzug u«d H.rreg - «nt. dem Herzoge vou Mayland. II. Wenzel kommt in die L^em- soll einen Rolnerzug vornehmen' uud geräth in erne iweyte Gefangen,chaft.) UI- Ruprecht- Bestattung. -94 Mnzel und Ruprecht. IV Vorhaben eines zweien Zuges nach Italien. Marbacher Büudniß. Versuche Ruprechts es zu tren¬ nen. VI Fortgang der Kirchenspaltung. Benedicts Xlil Erpressungen, und vergebliche Unterhandlung beyde< Päpste wegen der Abdankung. Vli- Concilium zu 'stc- sa Nuprechrs Abneigung gegen dasselbe Drey Päpstc VIII Einguß des langwierigen Schisma au" d>e Denkungsart der Leute. Bewegungen auf ver Universa tat zu Prag von Huß durch wieüfisch« Lehren veranlaßt' IX. Ruprechts Tod. Seine Regierung ist Wenzels Rechtfertigung. I. Ruprecht wollte gleich zu Anfang seiner Reg>*- ruug lei. Teukschen zrigen, daß sie nun einen MssN" zum König hätten, dessen Tätigkeit die Wenzeln we¬ gen seiner Nachlässigkeit gemachten Vorwürfe rechtferti¬ gen sollte. Vor allem wollte er den wichtigsten Punkt seiner Wahlcapitulation in Erfüllung bringen, und das wieder gut machen, was man Wenzeln in Anset hung Italiens und des Visconti zur Last legte. Ec machte deswegen Anstalten zum Römerzuge, den ec so bald als möglich anzutreten beschlossen, hakte, b" diesem Ende ließ er sich mit allen Fürsten, die >lM bey seinem Unternehmen beförderlich oder doch hinder¬ lich seyn konnten, in Unterhandlungen ein. Die'^ vorhandenen Instructionen, welche er in dieser Absicht seinen Gesandten mitgab, zeigen von einer grosse Einsicht in das verschiedene Staatsinteresse der e»cl> päischen Fürsten. Um auch vor Wenzeln, der noch immer mit einem Einfall in Teutschland drohete, si^ zu seyn, suchte er denselben ebenfalls durch den 2? § h?r Negotiationen zur Niederlegung her Würde ein^ Wenzel und Ruprecht. 295 römischen Königs zu bewege». Wenzel wollte sich iwar auf keine Weise dazu verstehen; aber da er zur dämlichen Zeit wieder mit seinen bepden Vettern, den Markgrafen Jobst und Procop von Mähren, und den böhmischen Landständen zerfallen war, so glaubte Rup- ^cht nicht viel von ihm besorgen zu dürfen. Ex begnügte sich daher, seinen, zum allgemeinen Reicks- Verweser ernannten, ältesten Sohn Ludwig demselben entgegen zu stellen, und trat für sich im September ^401 den Zug über die Alpen an. Von Jnspruck Feiaul, in die Lombardie einzudringen. Allein a"^ hier konnte er nichts ausrichten. Er kam mir nach Padua. Hier gerieth er in einen so dringen^" Geldmangel , daß ec sich genöthigst sah, seine Kostba"' leiten zu versetzen und 1402 nach Teutschland rück zu kehren. Er konnte also nicht eininm"^ nach Rom kommen, um die Kaiserkrone zu emps""' gen. Sogar.die Bestätigung konnte er von dem sichtigen Papste Bonifaz IX. nicht herausbringen. II. Unterdessen hatte der pfälzische Kurprinz Ludm^ nicht mir das, was Karl IV. ebemahls mit so fc>"^ Politik in der ober» Pfalz an Böhmen gebracht fast ohne allen Widerstand von Seite Wenzels erobe^ sondern war auch mit Hülfsvolkcrn versäch'de^ Neichsstände in Böhmen eingerüclt, hakte sich dort dem Markgrafen Wilhelm von Meißen, mit — tn-s Weitern Jobst und Procop, und den mißvergnügte"^ mischen Landherren vereiniget, und dieStadt Prag wo sich Wenzel aufhielt, berennt. Wenzel sa>^ diesen Umständen keine andere Rettung, als daß ne allgemeine Amnestie kund machen ließ, und die Aterung des Königreichs Böhmen vier anges^" Wenzel und Ruprecht. 297 böhmischen Herren auf ein Jahr lang übertrug» Da¬ durch trennte er seine aufrührischen Unterthancn und Vasallen von ihren deutschen Vunbsgenossen, die nun die Einschließung von Prag aufheben und sich in Eile aus Böhmen ziehen mußten. Der König Sigmund d°n Ungern hatte sich in dieser Noch seines Bruders Wenzel nicht annehmen können; denn er war damahls selbst von feinen Ungern der Freiheit beraubt worden. Hls er aber dieselbe fetzt wieder erhalten hatte, kam er wir einem Corps ungerischer Reuterey nach Böhmen, Um dem verfallenen Ansehen Wenzels wieder aufznhel- fen. Weil eben Nachrichten von dem schlechten Fort- bange Ruprechts in Italien einliefen, so beschloß Sig¬ mund, Wenzeln mit einer ansehnlichen Kriegsmacht dahin zu bringen, um ihn vom Papste zum Kaiser Zöllen zu lassen, und so desto leichter auf dem teut- schen Throne zu erhalten. Wenzel bestätigte dagegen Könige Sigmund nicht nur die vormahlü über¬ legene Reichsgeneralstatthalterschaft, sondern ernann- ihn auch zu seinem Statthalter und Verweser in Böhmen. Es wurden nun mit verschiedenen Fürsten Unterhandlungen angefangen, um Wenzeln freym Durchzug »ach Italien und Unterstützung zu verschaf- Allein der nach Teutschland zurück gekomm ne sprecht vereitelte durch Gegennegotiationen alle Au- ^lken zu Wenzels Römcrznge. Bald entstanden auch '°^er zwischen den bepden luxemburgischen Bruoeui heftige Zwistigkeiten, daß Sigmund Wurzeln t ge- ry8 Wenzel und Ruprecht, gefangen nabm, und zuletzt dem Herzoge Albrecht von Oesterreich zur Verwahrung übergab, der ih>« Anfangs eine Wohnung in der Burg zu Wien, da»" aber in einem eigenen Hause der Stadt, welches nack« her das kleine P ag genannt wurde, anwies. W-"' zel mußte biy rtz Monate in der Gefangenschaft dringen , dis es ihm endlich im November l4^ glückte, zu entwischen und wieder nach Böhmens kommen, woraus sich Sigmund, der unterdessen»^ Regierung des Königsreiches unter dem Nahmen nes Statthalters gefähret hatte, wegen bedenkliss^ Unruhen, die in Ungern ausgebrochen waren, eUU^ Zeit vorher hatte entfernen muffen. Diese Uneinigkeiten der luxemburgischen P^' zen bestimmten den Papst Bonifaz IX., sich cn»^ für Ruprecht zu erklären. Denn obgleich Borsts Ruprechts Wahl in Geheim befördert hatte; so er doch bisher mit dessen Bestätigung zurück gehallt aus Furcht, es möchte doch zuletzt das mächtige^ xemburgische Haus die Oberhand behaupten, un» darüber um die Obedtenz der Königreiche Böh^^ Ungern und Polen kommen. Da er aber nun daß die luxemburgischen Prinzen nicht zu fürchten ren, weil sie in beständigen Streitigkeiten mit ei« der und mit ihren Unterthemen lagen; so ertheiit- , im I. lffOZ Ruprcchkcn die längst gewünschte tigunz, um nicht e-wa diesen durch eine länger- gerung zur Luf-ündigung der Obedienz zu vera"' Werzel und Ruprecht. 2y? ten. In der Besiätigungsbulle sagt Bonifaz, daß ; i"oar die Absetzung eines Königs nicht den Kurfär- sten, sondern ihm, dem Papste, zukomme; doch wolle in Erwägung, tast Wenzel durch kein Zureden zu bewegen gewesen sey, nach Italien zu kommen, um bie Kaiserkrone zu empfangen und die römische Kir- zu schätzen, und daß aus seiner Nachläßtgkeit noch größere Uebel entstehen könnten, es bey dem Gesche- ^'ncn bewenden lassen; er setze daher vermöge seiner apostolischen Gewalt Wenzeln gänzlich ab, genehmige bie auf Ruprecht-« ausgefallene Wahl, ersetze alle bch derselben etwa untergelaufenen Mängel aus päpst- Ostler Machrsvollkommenheit, ernenne ihn hiermit zum wischen Könige und befehlt allen Rctchüvasallen, ihm solchem khäkigen Gehorsam zu leisten. Eine so!- Sprache gekrankte sich damahls ein Papst zu füh- der eigentlich nur zur Hälfte Papst war. Bonifaz suchte sich dem Könige Ruprecht noch t e!„e andere Art gefällig zu machen. Bald nach ^"Prechts Abzüge auö Italien war der Herzog Io- h^n Ealeaz Visconti gestorben. Seine Staaten wur- unter seine zwey noch unerwachfenen Söhne ver- '^'lt. Zwischen den Vormündern und Rächen die- Prinzen brachen grosse Mißhelligkeiten aus. Die den Visconti vormahls unterjochten Städte reg- stch von allen Seiten, um ihre alte Freyhelk lieber zn erhalten. Dieser Zeitpunkt schien Ruprech- eine vorkheilhafte Gelegenheit anzubieken, den bey sei- As« Weuzel und Ruprecht» seinem ersten Alpcnzuge verfehlten Zweck zu erreichet Er bezeugte daher Lust, einen neuen Zug nach Italic» zu unternehmen. Zur Unterstützung desselben gab ih>" Bonifaz IX. die Erlaubniß, den zehnten Thetl vo» den Einkünften der gesummten teutschen Geistlichkeit zu beziehen- Von dem Könige Wenzel hatte recht ohnehin nichts zu besorgen; denn derselbe um diese Zeit noch gefangen, und wenn er auch terdessen loskommen sollte, so war leicht voraus,»^ hen, daß er in Böhmen genug zu thun finden de. Um aber auch dessen Bruder Sigmund, zu schäftigen, zettelte der Papst eine Empörung i» gern an, indem er den König Ladislav von Nct sich nach Rom nehmen b). Kurz, die zwey Päpste w«' ren nicht an einem Orte zusammen zu bringen. bewog sie hernach in der Entfernung schriftliche UM' Handlungen mit einander zu pflege«. Aber auch dstst hatten keinen Erfolg , indem weder der eine, noch andere die schliche Absicht hatte,, seinen Würde za sagen, sondern bcyde sich nur wechselweise zu überlist^ -,27ÜN In diesen traurigen Umständen sagte sich König von Frankreich mit der ganzen Nation von M Gehorsam sowohl Gregors XU, als Benedicts XH^' loS, und beredete einige gutgesinnte Cardipäle ^ b/pden Obedienzen, sich zu vereinigen unh ein Co»^ hum auszuschreiben, um darauf die zwey blsheriS^ Päpste abznsetzen und einen dritten ungezweifelte» i" zählen., Das Concilium wurde wirklich 1409 Pisa eröffnet. Allein der König Ruprecht wollt« Men nicht beytreten. Er äußerte sich, daß Lurch das Concilium statt zweyer Päpste eine DrU"'' tjgkeit bekomme» dürfte, und war der Mein""^ daß man Gregor XII. als den rechtmäßigen Papst erkennen müßte, weil er der Nachfolger des rechkiu ßig erwählten Urbans VI. sey, von dem sich die F^ zost» e . S-- Leonard von Arczzo, der ach damahle in .„e- ^fosge'dcfanb,'schreibt darüber: " „notter ininga»^ srnuni :»4 .iiru* »«-ee-^ere, ilio nunquam /> , niari' nuceilere recultibsl." Bey L«/. Wenzel und Ruprecht. 307 losen zuerst unrechtmäßiger Weise getrennt hätten. Gregor wußte auch den König Ruprecht durch rin sehr schmeichelhaftes Compliment noch mehr in seinen Ge¬ zwungen zu bestärken und für sich einzünehmen. Er Heß ihm sagen, den Cardinälen stehe es gar nicht zu- ein Conciltum zusammen zu berufen, sondern allein dem Papste, Und, wenn kein Papst da wäre, oder dieser es nicht thuu könnte, dem römischen Kaiser vder ^öuig, als obersten Schutzherrn der Kirche. S» ^andhaft Ruprecht das Concilium verwarf, eben so iuvorkommend gab Wenzel diesem seiiien Vepfall. Das Concilium rächte sich an Ruprecht dadurch, daß es dii Gesandten Wenzels tn der Eigenschaft römisch - könig¬ licher Gesandten anerkannte. Da zu gleicher Zeit der ^chischof Johann von Mapnz mit vielen ander» '^Achsständen sich für das Concilium erkläret hatte, K entstand in Teutschland eine grosse Trennung zwi- scheu Ruprecht und den Reichsständen. Bep dieser ^iegenheit hätte es dem Könige Wenzel nicht schwer ^Hen können, sich wieder auf den teutschen Thron zu Zwingen und die Oberhand über Ruprecht zu erhal- Allein er war zu indolent und sorglos, als daß etwas zu diesem Ende unternommen, hätte. Jn- geschah was Ruprecht prophezeiet hatte, ^gvr xit. und Benedict XIII. wurde» von dem ConL ^i»nt ja Pisa abgesetzt, und Alexander V. wär» scheuen Papst gewählt, dem bald darauf Johanni folgte. Allein dir andern zwep Päpste woll- p 2 test ZS8 Wenzel und Ruprecht, ten ihre Würden nicht niederlegen. Sie mußten zw^ ihre vorigen Wohnplätze, Rom ttnd Avignon, verlad senzaber sic fanden anderwärts Aufenthalt undScl-"^ Gregor zu Gaeta von der Krone Neapel, Be edict zu Perpignan von der Krone Spanien. Sv hatte Kirche nun schon drep Päpste. Diese langwierige Kirchenspaltung gab nicht nur Anlaß zu einer Revolution in den Meinungen über höchste Gewalt in der Kirche, sondern machte auch Idee von der Nothwendigkeit einer allgemeinen K>^ chenreformation rege. Die von dem größcrn Th^ der christlichen Welt für gültig anerkannte Abschuß Gregors XII. und Benedicts Xlll. auf der Syn^e zu Pisa war ein deutlicher Beweis, wie sehr nra" bereits geneigt sei), die höchste Kirchengewalt ni^ mehr dem Papste, sondern den allgemeinen Concil'^ znzuschreiben, worüber man seit mehreren Iahrhu'^ derten ganz anders gedacht hatte. Aach die Resort tionssache kam zu Pisa schon ernstlich zur Sprache denn man sah ein, daß keine dauerhafte Wiederverc«' nigung, kein bleibendes Wohl der Kirche gegrünt werden könnte, solang die unzähligen Mißbräuche und Unordnungen, die in derselben herrschten, gehoben würden.' Doch da hierzu noch nähert bereitungen nöthig waren, so wurde zu Pis» die formatton der Kirche auf ein künftiges Conciliurn schoben. Ganz neu waren indessen diese Ideen ni^' Es gab immer bald hier, bald hort einzelne Män«^ welche K Wenzel und Ruprecht- 329 welche Ihre Unzufriedenheit mit den groben kirchlichen Mißbräuchen und mit den übertriebenen Lehren der Körner über die Hochhett des Papstes an den Tag ^gten. Man kann sagen, daß schon zu der Zeit, als Macht der Päpste die höchste Stusse erreicht zu ^ben schien, auch der Keim zur Verringerung derscl-- gelegt wurde, und daß die Stimmen über die ^vthwendigkett einer Reformation mir in dem Ver¬ hältnisse lauter zu werden anfiengen, in welchem die Mißbräuche gröber wurden, wodurch sich die Päpste verschanzen suchten. So war schon zu Anfang des Listen Jahrhunderts in Frankreich ein AbÜlard mit ^Mcrkungen über die damahlige Kirchcncinrichtung ^getreten, die der Geistlichkeit nichts weniger als ^Seuehm waren. Nach ihm kam Arnold von Bre- M«, der in Italien noch mehr Aufsehen machte» ^it dem Jahre iz6o streuete Johann Wiclef in England wider den bisherigen gemeinen Glauben, besonders gegen die Hoheit des päpstlichen Stuhls, bedenkliche Lehrsätze aus. Don England ans verbrei» ^n sich die wiclesischen Grundsätze nach Böhmen. Hu'°nymus von Prag, ein böhmischer Edelmann, der ^Zeitlang zu Oxford studiert hatte, brachte Wiclefs Driften mit sich nach Hause. Von ihm lernte sie ^°hann Huß , Magister der Theologie zu Prag und ^diger an der Kirche Bethlehem, kennen, und Sa»; von dem Geiste derselben eingenommen. Er nach seiner daraus geschöpften Ueberzeugung zu lehren zro Wenzel und Ruprecht. lehren und zu predigen an. Seine Lehren sandel grossen Eingang bey den Böhmen; denn Huß, wie Pelze! i» seiner Geschichte der Böhmen schreibt, „mat scharfsinnig, fein und beredt. Die Eingezogenheit u»d Strengheit seiner Sitten, sein harter, von allen Dec- gnügungen und Weltlüsten entfernter und allgemein untadelhafter Lebenswandel, sein bleiches Angesicht/ sein langer und magerer Körper, sein gefälliges/ dienstwilliges und auch gegen den geringsten Menschs herablassendes Betragen waren noch stärker und ei»' nehmender, als die vollkommenste Beredsamkeit, man glaubte nicht, daß ein so heiliger Mann (denn dafür hielt man ihn) sich oder andere betrügen könntet Huß griff besonders das ärgerliche Leben der Ge'M chen und den päpstlichen Ablaßhandel an; zog sich ab^ dadurch die Verfolgung dcS Crzbifchofes Shinko vo» Prag zu, dessen Parthcy auch die teutschen Magister die mit den böhmischen in beständige Händel verwickel waren, ergriffen. Die Universität zu Prag wgr häM* lich in vier Nationen, die böhmische, polnische, bm/f rische und sächsische, -ingetheilt, deren jede bei) Wahl des Rectors, bei) Besetzung anderer «>>d bep Berathschlagungen über allgemein- Uiiir-rß' tätssachen eine Stimme hatte. Natürlich kamen a»f solche Art dis Böhmen gegen die drey übrigen Natio¬ nen, die man tnsg mein unter dem Nahmen der Leutf schen begriff, überall zu kurz. Huß brachte cs seine Vorstellungen bei) dem Könige Wenzel, t" . " / seinen lind Mupr echt. 3 r 1 ^men freymüth'gen kehren Gefässen bezeugte, dAhin, ^a8 1429 der böhmischen Nation drey Grimmen ein- Üttäumt, die übrigen drey Nationen aber mit einer stimme sich zu begnügen angewiesen wurden. Die ätschen Lehrer und Studenten waren über diese Ver¬ änderung äußerst mißvergnügt, und giengen zu Tau¬ enden von Prag weg nach Leipzig, wo der Mark- T af Friedrich der Streitbare von Meißen eben im Be¬ kiffe stand, eine neue Universität anzulegen, die nun dort eröffnet werden konnte. Huß aber bekam setz t "neu noch größer» Anhang unter den Böhmen und d c-r ! ^rfsttti Einstuß auf die Universität. Er ward leibst idiv. Rector gewählt, war dabey Professor, Prediger^ ""d Beichtvater der Königinn Sophie, Wenzels zwcy- Eer Gemahlin», und hatte solchergestalt alle Gelegen ^>t, ftine Grundsätze in Böhmen auszubreiten. Rupreclsts Ansehen im Reiche nahm unterdessen IX. ^nrcr mehr ab, woran hauptsächlich seine Gesinnun» in Ansehung des pisgnischen Conciliums Schuld ^ren. Unter diesen Umständen gieng er im I. 14^^ "'wermuchet mit Tode ab. Wenzel lebte noch, und v«tte wenigstens das Vergnügen, zu sehen, daß eS ""ter Ruprechts Regierung in Teutschland nicht besser begangen war, ats unter der seinigen. Damit konn^ tr sich stgxx pjx ihn, vormahls wegen seiner Unfähig" und Nachläßigkeit gemachten Vorwürfe trösten. ^"p-echt hatte gewiß gute Einsichten, den besten Wtl- und eine ungemein grosse Tätigkeit,; ul er aües die- i! z 1 2 Wenzel , Sigmund u. Johst bon Mähren, dieses war in der damahligen Lage nicht hinreichend UM das teutsche Reich in Ordnung zu bringen. war noch dazu erforderlich, daß der König eine an¬ sehnliche Hausmacht habe, um seine Plane durchzuse¬ tzen; denn auf die Unterstützung und Mitwirkung der Reichsstände durfte er keine Rechnung machen. §. 6/. Sigmund bom I.1410. 2a. Sept, bis 1437' 9. Dec. (27 Jahre.) und zwar Z) nebst Wenzeln und Jobsten von Mahren vom I. 1410. 19 May. bis 1411. 8- Jan. (4 Monate.) b) nebst Wenzeln bom I. 141 l. g. Jan. bi» 1419. 16. Äug. (8 Jahre, 7 Monate). c) allein vom J. 1419.16. Aug. bis 9. Dec. (18 Jahre, z Monate). I. Drey Römische Könige. Jobsts von Mähren Tod. hältniß zwischen Sigmund und Wenzel, II. Sigmunb Abtretung der dalmatischen Seestädte an Venedig "" fruchtloser Feldzug gegen Mayland. Hl. Betreibung eines neuen Lonciliums und Ansetzung desselben na ' Kostnih. IV. Grosser Zusammenfluß von Leuten zu Kot" nitz. V. Einrichtung des Kostnitzer ConeiliumS. Hanns XXlII verstellte Cession und Flucht. Deere der vierten und fünften Session. VI. Des Herzogs Frtt ' richs IV. von Oesterreich harte Bestrafung und Der «n Ländern. VII. Entfernung der drey Passte thu durch Absetzung, theils durch .Cession. Vlil- S " über die Kirchenreformation. Wahl Martins V. " ° eordate mit einzelne» Nationen. Ende des Aon- Nach Ruprechts Tode glaubten der Markgraf I. von Mähren, dem der König Sigmund von die Marl Lrandrnbu'.-g verpfändet hatte, und der Wenzel, Sigmund und Jobst. AiZ Coneiliums. IX. Huffens Erscheinung und Verbrenn vung zu Kostnitz. X. Neue Huffitische Lehre von der Kommunion unter beyden Gestalten. Verfahren des Kostnitzer Coneilium« und Martins V. gegen die Hussi¬ ten. Auflauf zu Prag. Wenzels Tod. XI. Sigmunden verweigerte Thronfolge in Böhmen. Huffetenkrieg, Ver¬ gebliche Belagerung von Prag. Uneinigkeiten und Par- theyen zwischen den Huffiten. Ihre Grausamkeiten und Verheerungen. Sechs fruchtlose Feldzüge gegen sie. Xll. Coneilium zu Basel. Streit desselben mit Eugen IV. wegen der Verlegung. Sigmunds RLmerzug und lang verzögerte Kaiserkrönung. Päpstliche Anerkennung dcS ConeiliumS.XIPlnterhandlungen desConciliums mit den Hussiten. Prager Compactaten. Niederlage der Taboriten vnd Waisen. Sigmund gelangt zum Besitz von Böhmen. XlllMeformationödecrete des Baseler Conciliums.Päpst- leche Verlegung desselben nach Ferrara bey Gelegenheit der griechischen Unionsangelegenheit. Widerstand der Väter. Tigmunds Tod. XV. Seine Verdienste, unerreichte gute Absichten und Negierungsgebrechen. XVI. Verwahrung der Neichsinsignien zu Nürnberg. X VII. Anfang einiger Auf- tlärung in Religion , Wissenschaften und Sprachen. Noch fortdauerendcs Haupthinderniß derselben. XVIII. Ver¬ orderung der Kriegsart. Reichsmatrikeln. Gemeiner Henning. XlX. Damahllger Zustand der teutschen Handlung. Ursachen de« nachherigen Verfalls der Hanse. Xx. StandeSerhöhungen von Savoyen und Cleve. Verleihung der Mark Brandenburg an die Burggrafen von Nürnberg. XXI- Da« Kurfüostenthum Sachsen ^Mmt an daü Haus Meißen. XXII. Niederbayerischer duccessionsfall. XXIll. Neue Vergrößerung des Hau- »s Burgund durch Luxemburg , Namur, Holland, See- , Frierend „Ny Hemegau. Veränderung v Geldern und Jülich. XXV. Lothringischer Sucees- ffonestreit. A14 Wenzel, AiZmrmö ünd'Iö5''st« ker Herzog Rudolf von Sachsen, daß eine neue Kö- nigswahl unnöthig ftp, weil noch der römische König - Wenzel am Leben wäre. Allein der König Signuu^ bewarb sich durch den Burggrafen Friedrich von Nürn¬ berg selbst um die deutsche Krone, und, um dieselbe leichter zu erhalten, prätendirte er, daß ihm als erb¬ lichem Kurfürsten vmt Brandenburg die Führung dcc brandenburgischen Stimme zukomr.ie, obschon nach de" damahliaen Rechten der Pfandinh^er- alle auf den« verpfändeten Gute haftenden Mochte auszuüben hatte- Die rheinische Kurfürsten stimmten zwar dartn^berein, daß eine neue Königswahl statt haben müsse; den» hätten sie Wenzeln wieder als rechtmäßigen römisch^ König anerkannt, so würden sie die vormahls ihnen unternommene Absetzung desselben für ungülllß erklärt haben. Aber in Ansehung der Person, die zun> neuen König gewählt werden sollte, waren sie einander uneinig. Zu dieser Zweyung der rheinische" Kurfürsten gab das Kirchenschtsma Anlaß. Die fürsten von Maynz und Cöln, die es mit Ioha>^ XXIIl. hielten, machten eine, die Kurfürsten Trier und der Pfalz aber, die Gregor dem Xlk- hiengen, machten die andere Parthey. Jene richtet" ihr Augenmerk auf den Markgrafen Jobst von ren, diese hingegen auf den König Sigmund von l!" gern. Nachdem der angesetzte Wahltermin verstricht war, schritten der Kurfürst Werner von Trier u» Ludwig von der Pfalz, denen sich der Burggraf^ Nur«-' Wenzel, Sigmund Sud Zsbst. zr§ Nürnberg kraft einer von dem König: Sigmund er- siEenen Vollmacht zugesellte, ohne sich durch die von der Gegenparthey in Weg gelegten Hindernisse aufhal» ftn zu lassen, am 20. September 1410 zur Wahl, ernannten den König Sigmund von Ungern zum ^Mische,, König. Die Kurfürsten von Maynz und. ^!n getraueten sich nicht allein eine Wahl vorzuneh- ^rn; denn der Kurfürst von Sachfen, der Markgraf I°bst von Mähren, als Pfandinhaber dec Mark Bran-- dcnburg, und der König Wenzel hatten, ungeachtet eingeladen worden waren, den Wahlconvent nicht ^schickt. Als aber indessen Wenzel selbst in dir Wahl seines Vetters, des Markgrafen Jobsts, einwilligte, ^enn sich derselbe mit dem Titel eines römischen Königs mit der Verwaltung des Reichs begnügen, ihm *btr zur Kaiserwürde verhelfen wollte, so schickten ^ich hjx letztem drey Kurfürsten ihre Gesandten nach ^ankfurt, die sich mit den Kurfürsten Johann von H^hnz und Friedrich von Cöln vereinigten, und am October einstimmig den Markgrafen Jobst von Mäh' ZUnr römischen Könige wählten. Tentschland hatte eigentlich drey römische- Könige, wie die Kirche Päpste. Doch gab der Erzbischof von Mai-nz ^chhervvr, Wenzel habe sich der römisch-königlichen ^urde begeben und versprochen, denjenigen als römi» König zu erkennen, den die Kurfürsten wählen ^cden.. Zwischen Jobst und Sigmund wäre es ge- ^6 bald zu einem Krieg« gekommen, wenn nicht Jobst schon Zi6 Wenzel/ Sigmund und Jobft. schon zu Anfang des folgenden Jahres 14? i gestorben rrä-e. Der Kurfürst von Mapnz setzte zwar eine neu« Wahl an, leitete sie aber selbst auf Sigmund. Auch Wenzel, stiararre derselben durch seine Gesandten bey, nachdem sich vorher Sigmund gegen ihn verbindlich gemacht hatte, so lang Wenzel leben würde, die Kai- serwürde nicht zu siechen, sondern vielmehr nach ftilie-u ga-.zcn Vermögen sich zu verwenden, daß Wenzel oha» Verzug von dem Papste zum Kaiser gekrönt und vo» den Kurfürsten als solcher anerkannt we-de. Den er¬ sten Pnnct har Sigmuub erfüllt. In Rücksicht des zweiten aber scheint er sich weder bep dem Papste noch bey den Kurfürsten sonderliche Mühe gegeben haben. Wenzel selbst aber war zu gleichgültig, irgend einen Schritt deßwegen zu thnn, oder sich »>» die Reichsregierung zu bekümmern. Man kann als» feit dieser Zeit Sigmunden als den eigentlichen römisch König ansehen, obschon Wenzel bis an sein Lebensende den nämlichen Titel fortführtc. Sigmund war durch den Glanz seiner neu»» Würde so geblendet, daß er darüber das Interesse »>' yes Königs von Ungern ganz aus dem Gesichte verlor- Die Vcnetianer hatten schon längst den Plan entwoc- fen, die Herrschaft des adriatischen Meeres an sich bringen, und suchten zu diesem Ende sich der valiva^ scheu Seestädte zu bemächtigen. Ein König von la¬ gern hätte diese für das Königreich so vortheilhast gelegenen Städte nie aus den Augen setzen sollen. lei» Mgmunh und Wenzel. ziss lein Sigmund , der deßwegen eben einen Krieg mit den Venetianern zu führen Hatte, Machte mit chiiest bald eilten Stillstand, ließ sie gegen eine gewisse Sunu "re Geldes im Besitze der occupirten Seeplätze und zog noch ehe er näch Teutschländ gekommen wär, ""ch Italien, uni den Zusagen ein Genüge zu leisten, b>e er vor seiner ersten Wahl den Kurfürsten von Trier Und Pfalz, und vor seiner züchten Wahl dem Kurfür- sich von Maynz gekhan hatte. Gegen diesen hatte k sich verbinden müssen, Mayland wieder an Teutsch- zu bringen; gegen sene aber, die Einigkeit in der ^rche herzvstellcn. Der Zug gegen den Herzog von Mayland mißlang, wie es natürlich war; denn ans ^Ukschland kam keine Unterstützung, und die Ungerlt satten keine Lust, für Deutschland Eroberungen zu Zachen. Glücklicher war Sigmund in den Anstalten Hebung der Kirchentrennung, Bisher haben sich die Franzosen die Meiste Mühe lU. ^Seben, dem so nachtheiligen Schisma ein Ende zu Sachen. Sie hatten auch die größte Ursache dazu; denn wurden von Benedict XIII. am meisten gedrückt. sie aber nicht zum Ziele gelangen konnten, so fiengen »un an, was sie vorher nie zulassen wollten, zu be- , ^pten, daß es dem römischen Könige und zukünfti- Kaiser, als obersten Schutzherrn der Kirche, vor- ^ich obliege, sich derselben in der gegenwärtigen La- ^"iunehmen. Der berühmte Gerson, Kanzler derUnt- ^sität zu Paris, gab einen ganzen Traktat heraus, wor¬ in Ars Bigmulid und Wenzel. rin er alle Deyspielf aus der Geschichte zusammen suchte/ um darzuthun, daß der Kaiser tu solchen Umständen ntch^ nur berechtiget, sondern sogar verbunden sey, ein Conci- Uum zusammen zu berufen. Der schlechte Ausgang des Conciliums zu Pisa schreckte die, mit den neuen Idee" von Kirchengewalt und Kchchenrefürmation schon ga"i vertraut gewordenen, Köpfe nicht im geringsten ab, no^ rinmahl diesen Weg zur Herstellung der Einigkeit <" der Kirche einzurathen. Sigmund nahm sich naä dem Munsche aller Gutgesinnten dieser Sache mit de"> thättgsten und redlichsten Eifer an. Zum Glück Johann XXIII., der unter den drei) damahligenPäp* sten den größten Anhang hatte, eben sehr in derKle^ me. Oec König Ladislav von Neapel hatte ihn vo" Kiom vertrieben, und sich des ganzen Kirchenstaates bemächtiget. Johann suchte sich durch ein Conciliu^ zu helfen, und wandte sich zugleich an den König tnun.d um Unterstützung. Sigmund, der zur Wiedel Vereinigung und Deformation der Kirche ebenfalls Eoncilium wünschte, ließ den Papst ersuchen, er te sich mit ihm über die Zeit und dem Ort des Eouck' liums vergleichen. Johann zeigte sich bereitwillig zu; nur sollte das Eoncilium an einem Orte gehallt werden, wo er hinlänglichen Einfluß darauf hat^' denn er fürchtete sonst wegen seines bekannten Lebe"^ Wandels von dem Eoncilium zur Verantwortung zogen, vielleicht gar abgesetzt zu werden. Et Sigmund und Wenzel. zry iu dem bep. ih,m qnwescnden Leonardus Aretinus; "An dem OrtrdesEomiiiums.ist, alles gelegen. Wo der Kaiser mehr brrmM, als ich-, hort, will ich nicht lchn.. Ich werde daher meinem Gesandten zum Schein di« uneingeschränktesten Vollmachten geben, um sie öffentlich vorzeigm zw könnest; aber dabey die gehes- He Instruction ertheilen, nur in gewisse Orte einzu^ billigen." Co politisch auch der Papst war, ss Hpßte poch Sigmund die an ihn, abgeschickten Legaten in bereden, daß sie sich die ihnen vorgeschlageue Stadt Loßnitz gefallen ließen. Johann war darüber sehr betroffen, und girng selbst nach Lodi zum Sigmund, ihn zu be.vegen, das Conciliuw in einer Stadt der ^Hhardie halten zu lassen. Allein Sigmund ließ sich burch leine Kunstgriffe des Papstes von seinem eiii- "M gefaßten Vorhaben abwendig machen, und Jo- ^"n mußte, wenn er einen Beystand wider den König b°n Neapel erhalten wollte, noch zu Lodi das Conci- lchm auf den ersten November 1414 "Uch Kvstnttz ^schreiben. Nach diesen Vorkehrungen gierig Sigmund nach I V. ^utschiand, errichtete zu Nürnberg «inen Landfrieden Franken, ließ sich zu Achen zum römischen König E^uen, und begab sich dann nach Ksstnitz, wo tndef- ku das Conetltum am Z. November eröffnet worden, Johann XXIli. hatte sich, wie er Sigmunden /') ihrer Zusammenkunft in Italien versprochen hatte, ^tsvnlich ei »gefunden. Von, den andern jwep Pap- sten / Z:-> Sigmund und Wenzel. sten, Gregor XII. und Venedick XIII., erschient auf Sigmunds Einladung wenigstens nach einigt Zeit Gesandte. Von andern Pesonen wären zu Kost' nitz gegenwärtig 22 Cardinäle, 2ü Erzbischöfe, 9^ Bischöfe, 24y .Asbte und Prälaten, igsoo ändert Geistliche,!/) Fürsten- LZ Grafen- und mehr als 8000^ fremde Leute. Man darf sich nicht wundern- we»" Unter einer so grossen Menge des Volks sich in Kost' Nitz auch eine ziemliche Airzahl von Geschöpfen eilige schlichen hät, die Mik den Gegenständen des Corics liums eben nichts zu thun hatten c). V. Wie auf den alten orientalischen Concilie» Kaiser das größte Ansehen behaupteten , so khaten«"^ den Concilien im Occident, besonders auf denen Lateran, die Päpste in den Mittlern Zeiten alles, sie wollten. Das Conciliüm von Kostnitz suchte glet^ Anfangs den päpstlichen Einfluß/ so viel möglich, beschränken. Es würde die Einrichtung getroffen, dass die Stimmen nicht nach Köpfen, sondern nach Naki^ neu gegeben werden sollten. Das Conciliüm ward!" vier Nationen eingetheilt, die italienische, teuts<^ französische und englische. Jede Nation hielt beft"' dere Zusammenkünfte oder Congregaiionen, überlegt die Sachen und machte Schlüsse, welche dann de" Übrigen Nationen mitgetheilt, und, wenn sie fanden, vor die allgemeinen Versammlungen oder sionen e) I>enk»ac ftlilkokrs clu Ooncile äe Onllance Z8s. Ulrich Rcichenchal Kostnijer Loncilinin S- Sigmund und Wenzel. 321 stvnen gebracht, daselbst bestätiget und publicirl wur¬ den. Diese Einrichtung war dem Papste Johann A-Xlll. äußerst unangenehm; denn er hatte eine grosi¬ st Menge italienischer, ihm gewogener, Bischöfe mit stch gebracht, in der Hoffnung, dadurch eine Stim- dlenm'.hrheit für sich zu erhalten, welches ihm nun Unmöglich war. Sie hatte aber die gute Wirkung, daß gleich in den ersten Berathschlagungen der Schluß befaßt wurde, alle drep Päpste sollten ihre Würde 'ßeberlegen. Das ConcUium legte dann Johann dem ^Xlll. eine Refignatlonsfvrmel vor, welche der Papst in der zweiten Session (2. März 1415) Deutlich vorlas und feperiich beschwor. Eint- Tage nachher stellte er auf Verlangen des Con- ^ums noch eine besondere Ceffionsbulle aus. Sig- "'luid und das ConcUium waren darüber ungemein ^stiuet. Jener küßte vor Entzückung dem Papste st Füße und dankte ihm in seinem und der ganzen ^Ustenheit Nahmen, daß er durch diesen Schritt den ^ssang zur Herstellung der Einigkeit in der Kirche ge» "stcht habe. Allein dem Papste war es damit nicht Ernst. Er hatte geglaubt, daß man nur die übrigen Päpste zur Abdankung zwingen, nicht aber auch ihm, als dem Nachfolger des zu Pisa gewählten Landers V., die Nicderlegung der päpstlichen Wür- ? verlangen werde. Auf alle Fälle hatte er jedoch Hvn vorläufig für seine Sicherheit gesorgt. Er hat- ° stch von dem Herzoge Friedrich kV. v"ii Oester- x reich Z22 Sigmund Md Wenzel reich-Tyrol, einem Sohne Leopolds III., bei) sei^ Durchreise, nicht ohne Wissen Sigmunds, Schutz ver¬ sprechen, und üderdieß noch vom letzten! selbst zusaP'' lassen, daß , wenn ihm entweder die Lust zu Koss"^ nicht gut anschlagen; oder wenn er leine hinlänglich Sicherheit dort haben, oder wenn ihm endlich aus b'' gend einer andern Ursache der Aufenthalt zu KossE nicht gefallen sollte, er sich in eine Reichsstadt in eine Stadt des Herzogs Friedrich von Oestertt^ verfügen könnte, doch so, daß er sich vor Endigt des Conciliums nicht aus der Nachbarschaft entseuch Als die Sachs zu Kostnitz eine so üble Wendung ihn nahm, trachtete ec heimlich aus der Stadt zu kommen, ungeachtet er, da man deßwegeu Verd^ gegen ihn schöpfte, den König Sigmund verM^ er werde es nicht thun. Er verstand sich mit Herzoge Friedrich von Oesterreich. Friedrich gab der Stadt ein prächtiges Turnier. Bch dem Zusammenflüße der Menschen außer der Stadt wischte der Papst unter der Maske eines Reitknecht und flüchtete sich nach Schafhausen, welches demH^ zöge Friedrich gehörte. Das Concilium fuhr ungeachtet fort, und auf betrieb des berühmten son wurden in der vierten und fünften Session l gende Schlüße gemacht: l) daß die Versammlung^ Kostnitz ein allgemeines Concilium sei), weicht ganze Kirche vorstelle, seine Gewalt unmittelbar Christo habe, und dem alle, wessen Standes sie kster Sigmund und Menzel. z-z 'derstyn mögen, selbst den Papst nicht ausgenomm.n, Sachen, die den Glauben, die Ausrottung des Schisma und die Reformation der Kirche in Haupt Gliedern betreffe», zu gehorchen verbunden seyen; 2) daß alle diejenigen, den Papst niilbegriffen, die Kch weigern wurden, den Decrcten dieses und jedes Zidern rechtmäßig versammelten allgemeinen Concilinms 'lvlge zu leisten, zur Strafe gezogen werden solchen, ^iese nachdrückliche» Entschließungen beunruhigten den ^Pst so sehr, daß er von Schafhaüsen nach Laufeu- ^>rg, und von dannen nach Freyburg in Breisgau Hier protestirte er feyerlich gegen alles, was er Kvstnitz unterschrieben und beschworen harte, unter Vorwande, daß es nur aus Furcht geschehen sey. cn>n wollte er seine Flucht noch weiter fortseyen, um bö!ljg( Sicherheit zu kommen; er wurde aber von Herzoge Friedrich selbst durch die bündigste» Vor- ^mgcn zu Freyburg zurück gehalten. Friedrich von Oesterreich mußte die Unterst»- VI. des Papstes Johann auf eine unerhörte Art Melken. Sigmund scheint schön früher wegen ei- scandalösen Auftritts, der sich bey seinen, Zuge der Loinbardie aus einem Balle zu Inspruck zu- ^'^Aen hatte, einen persönlichen Haß auf Friedrich , de» er nun in vollem Masse wi- ausbrcchen ließ. Er lud den Herzog vor. ^eser MM sich auf die österreichische» Privilegien ^'schien nicht. Darüber ward er von Sigmund L L ^it Z24 Gigmund und Wenzel. mit dem Reichs - und von dem Concilium mit de^ Kirchenbaime belegt. Da Sigmund keine Macht bch Händen hatte, um die Acht zu vollstrecken, so forder¬ te er die benachbarten Städte und Edcln, ja so die Schweizer auf, den Herzog Friedrich, wo ste i>tt' mer könnten, anzufallen und ihm seine Besitzungen zu entreißen. Zuerst griffen die schwäbischen fen und Ritter zu. Ihnen folgten die Städte. Z''' letzt brachen auch die, durch Ablässe des ConciliuM^ durch Sigmunds Versprechungen und durch die stb"' ne Gelegenheit sich zu vergrößern angelockten, SäM' tzer den Zojährigeu Stillstand mit Oesterreich, machten in einer sehr kurzen Zeit gegen den in ncr Röstung stehenden Friedrich grosse Fortschritte' Das ganze Aargau, selbst Habsburg, das StanuN' schloß der Herzoge von Oesterreich, nebst vielen an- dern Schlößern und Städten, siel in ihre Ha"^' Friedrich hätte sich vielleicht durch Entschlossenheit der Noth helfen können ; denn die Tyroler und wohner des Schwarzwaldes boten ihm asten Eck stand und Johann XXIll. reichliche Gelduntck^^ tzung an. Allein Friedrich verlor den Muth ließ jich von dem Herzoge von Bayern-Land^)^ zur Unterwerfung gegen den König Sigmund leiten. Er fiel demselben zu Kostnitz vor den t'ck sammelten Vätern und Fürsten zu Füßen, und uck' de rintcr der Bedingung zu Gnaden aufgenoMN'ck^ baß !?r «lle, ihm noch übrig gebliebenen, österrei^ scheu Sigmund und Wenzel. 325 scheu Lande in die Hände des Königs übergeben und den Papst Johann nicht mehr schützen sollte. Man hätte glauben sollen, auf diese harten Bedingungen Wörde eine ernstliche Aussöhnung erfolgen. Allein Sigmund fand bald einen neuen Vorwand, Fried- kichen ganz zu Grunde zu richten. Friedrichs Bru¬ der, der Herzog Ernst von Sreyermark, hatte sich d^eits in den Besitz von Tyrol gesetzt. Friedrich ^»Nte also diese Provinz nicht an den König Eig- öuind abtreten. Nicht nur der Herzog Ernst, son- d^'n auch die tirolischen Landstände widersetzten sich ^»er solchen > Abtretung. Sigmund hielt dieses fstc Ewe Verabredung und fieng nun mit den österreichi- schen Besitzungen, wie mit seinem Eigeisthum , ganz ^istuhrlich zu wirthschaften an. Er verpfändete die Een Allodien des Hauses Oesterreich, auf welche das ^>ch sMst im Falle der Felonie kein Recht haben ^Niite, für eine geringe Summe Gelbes au die schwel- ^ischcn Eidgenossen. Er verkaufte den östcrreichi- lchen Städten am Rhein die Reichsstandschaft und mit den österreichischen Herrschaften und Gütern Schwaben und Elsaß so zu sagen eine öffentliche ^'sttigexung. Bep der endlichen Aussöhnung ^te Sigmund dem gemißhandelren Herzog gebrich eine Urkunde aus, daß er das verlorne zu- bekommen sollte. Aber er mußte das, was ver¬ bändet worden war, selbst wieder einlö>en, und ^Nte überhaupt nur das zurück erhalten, was urr Rei- Z26 Srgtmmd M Wenzel. Reichr gelegen war. Alles, was die Schweitzer sich gezogen hakten, kam nie wieder an Oesterreich' VH» Durch Friedrichs Unterwerfung ward auch Schichsal Johanns XXIll. entschieden. Er wur^ von Freyburg herbey gcholesi und in der zwölfte" Session (29. May 141g) abg-setzt. In dem theile werden notorische Simonie, schlechte Ver^' t'mg der Kirchengsiiter und Rechte, ärgerlicher benswandel und Nnverbesserlichkeit als Ursachen Absetzung angeaebeu. Es wurden ihm zwar wehrte grobe Ausschweisungen zur kast gelegt durch das Zeugnik angesehener Männer bestätigt aber das Concilium wellte in den öffentlichen 2>c^ Handlungen i'vn dergleichen Äbschelilichkeiten keine Wohnung thun. Bald darauf' (4. Iuly) begab Gregor X!l. freu willig der päpstlichen Würde, ward tasiür von d7 förmlich ^bsetzke. Nun waren einmahl alle drei) Päpste entfernt. Vll'. Qie teursche Nation, mit weicher auch die englische ^>stge Zeit hielt, begehrte jetzt, daß vor der Wahl (nies nenen Papstes die Reformation der Kirche vor- Anonimen werben sollte. Sie sagte, nur so laug E"n Papst da wäre, ftp eine solche Reformation schlich; würde einmal)! ein Papst gewählt ftyn, sö 'verde dieser das ganze Vorhaben zu hindern suchen , Reicht gar zu Nichte machen. Allein di- Cardinä- widersetzten sich auf alle mögliche Weift diesem Vor- ^!>agc, und wußten nicht nur die italienische, sondern ""H die französische und die neu hinzu gekommene ^«Nische Nation auf ihre Seite zu ziehen. Sie be¬ achteten, ohne einen Papst könne gar keine Resor¬ ption statt haben. Die Reformation müsse mit dem n^ngen, was am meisten ungestaltet ist; nun lasse - ssch aber nichts abentheuerlicheres denken, als einKör- p ohne Kopf. Es ftp also vor allem nöthig, die ^"'che mit einem. Hanpte zu versehen; unker desselben ^ttnng werde man dann schon ordnungsmäßig an der ^tbesftrnng der Kirche arbeiten. Es wurde daher an; r.'ten November 1417. Martin V. zum neuen pbste gewählt. Und nun geschah, was die tcuksche ^tion vorgesagt hatte. Der neue Papst liest sich zwar sollen, daß aus den fünf Nationen eine Deputa¬ tion , z? 8 Sigmund und Wenzel. rion, der er einige Cardinäle beygesellte, niedergefetzt wurde, um über dir Reformation zu berathschlage»- Allein die Cardinäle konnten mit den Deputieren der Marionen, und diese mit jenen, und auch unter stäl nie einig werden. Zuletzt übergab jede Nation ins-' besondere dem Papste ihre Wünsche. Oer Papst et" theilte darüber eine allgemeine Erklärung, woriM abermahl jede Nation ihre besonder!« Bemerkung^ machte. So wurden die Nationen von einander trennt. Der Papst ergriff diese Gelegenheit, uM mit jeder Nation «ns besondere zu tracriren und ei"^ zelne Concordaten einzugcheu. Auch mit her teU^ scheu Nation wurde ein solches Concordat geschieh sen, welches fünf Jahre gelten sollte; denn man glaub" te, daß einem Decrite des Kostncher Concilimns" welches b'reczuens aufängt, zu Folge nach fünf Ja^ ren ein neues Concilium werde gehalten werden, nass dessen Schlüsse in sieben Jahren wieder ein anderes, und dann von zehn zu zehn Jahren immer einrs, wo man mit der Kirchenverbesserung schon weiter kow- men würbe. Dieses Concordat mit den Tcutscl^" enthielt nur einige in allgemeinen Ausdrücken ablst" faßte Vertröstungen über Abstellung der gröbsten bräuche. Im Hauptwerke aber blieb es bep den ten Beschwerden. Die beschwerlichen Annaten wurb^ nicht abgeschasst, sondern nur auf gewisse Taxen-s^ sitzt, wie st« in den Büchern der apostolischen Ka^ mer unter dem Nahmen Lorvitjer communis stimmt Sigmund und Wenzel. 329 stimmt wären. Vom Mißbrauche des Ablaßes hieß *s: ,,(!suebit ?upa in suturum uimium iuckul- kEnti»rum elfuflonsm, ne vilslcaut." Neber die iu weit ausgedehnte päpstliche Gerichtsbarkeit ward ^ordnet: „Mulles caulse in Komana curia com> ^'Uantur, nili guss 6s jure L natura causa- txactari Uebebunt. slues vero so non per- 1"WNt, vec prestsxtu crucesiZnationis laicorum ^ira tewpus palsaZii ^eneraii8 recipiantur cis co^noiceacko in curia, vei extra comnrit- ^Nl seiner Geistlichkeit noch immer dem Papste GreM XU. anhieng, noch größere Verfolgungen, als vor» her ausstchen. Huß rächte sich dadurch, daß E noch freyer, als er zuvor gethan Hatte , gegen die Päpste, Cardinäle, Bischöfe und Mönche zu predigt anfieng. Diese Predigten machten zu einer Zeit, alles von einer Reformation der Kirche in Haupt und Gliedern sprach, und die Ausschweifungen t>ss Geistlichkeit allgemein in die Augen sielen, den g^' ten Eindruck. Doch brachte es der neue Erzbischof Konrad 141z endlich dahin, daß Huß die Stadt Prag verlassen mußte. Er gieng nach seinem Ge¬ burtsorte Huffinecz, wo er unter dem Schutze dortigen Gutsherrn, Niclas von Hussinecz, ne Lehren durch Predigten auf dem Lande her»^ verbreitete. Um diese Zeit wurden eben Anstoss ten zur Eröffnung des Conciliums zu Kostnitz iss- wacht. Huß, der schon öfters nach Rom war vor» geladen worden, um sich wegen der ihm angeW' digteu Ketzereyen zu verantworten , aber Bedenken iss tra- Wgmmch und Wenzel. zzr stqgett hatte, sich daselbst zu stellen, beschloß unge- rufen und ungezwungen nach Kosinih zu gehen, um bvr dem Cvnc'lium, an das er vormahlö selbst von dem Papste appelliret hatte, wegen seiner Lehren sich Zu rechtfertigen. Er bekam einen Geleiksbrief von dem Könige Siannuid, und der König Wenzel gah lbm ein Empfthiungsschrelhr« an die Kfrcheriversamm- ^>ng und brey vornehme böhmische Herren zu Beglcu sttn mit. Al-Lin Huß war kiel k lange zu Kostnih, als er auf Kelrsib ei-,iger, daselbst erschienenen böhmischen Theologen, von den Vürern ins Gefängniß geworfen Hürde. Sigmund protcsiirre gegen diettn Schritt des ^vncitiums, weil er Husten Sicherheit zugesagt hat- Aber die V rer des Conriliums antworteten, das Sichergeleit Eönlie der karhollschen Iieligion zu ker- dttn Nachchcil gereichen; es sey weder nach dem na- Etlichen, noch nach den, positiven, göttlichen und Menschlichen, Rechte erlaubt, einem hartnäckigen Au- lechier der orthodoxen Religion Treue und Glauben in halten. Hussens Begleiter drangen nun auf ein ^deutliches Verhör, wo er sich gehörig vertheibi- könnte. Allein das erste Verhör, das ihm nach sechsmonatlichen Gefangenschaft bewilliget wur, ^- war so tumultuarisch, daß/Hnß nicht zum Worte ^Urnen konnte. Bey den folgenden Verhören, de» Sigmund selbst bepwohnte, gicng cs in so wett ^''Mliche- zu, daß man ihm wenigstens einige S- ^"rtungeu yi>d BrPktfr seiner Sätze bcpzubniigen laub- ZA2 Sigmund und Wenzel. laubtt. Huß gestand von den wenigsten ihm vor* gelesenen Sätzen ein, daß er sie so vorgetragen oder in dem Sinne genommen habe, als ihm Schuld g<- geben wurde. Die übrigen räumte er zwar ein; verlangte aber von der Unrichtigkeit derselben überfuhrt zu werden; dann wollte er sie gerne widerrufen. Al» lein die Versammlung, welche auch Key diesem Ver¬ fahren unter der unmittelbaren Leitung des heiligt Geistes zu stehen glaubte, hielt es einerseits unter ihrer Würde, sich in vieles Disputiren einzulgsse"' andererseits aber war es ihr ganz einleuchtend, daß es wider das Recht und den gemeinen Nutzen der Kirche scy, einen so gefährlichen Ketzer länger Leben z» Iahen. Huß sollte also nur kurz widerru¬ fen oder sterben. Huß konnte sich nicht entschlo¬ ßen , seinen Schülern und Zuhörern das Acrgerniß zu geben, daß er wider Gewissen und Ueberzeugu"g sich zum Widerruf seiner Lehrsätze bequemet ha^' Ucberhaupt war er auch ei» Mann, der stoisch ge¬ nug dachte,, um den Tob für seine Ucberzeugung zu scheuest. Er wurde also von dem Concilium Ketzer h^-dammt und der weltlichen Macht «bergt- ben, um ihn der ordentlichen Strafe dec Ketzer l" unterwerfen. Diese war der Scheiterhaufen. heiterm Gesichte bestieg Huß den Holzstoß und das nicänische Glaubensbekenntniß, his ihn und Flamme erstickten. Hieronymus von Prag, seinen Freund zu vcrtheidigcn nach Kostnitz MoM- Sigmund und Wenzel. 333 Alen wat, hatte bald darauf ein gleiches Schicksal, Und ertrug es mit eben solcher Standhaftigkeit. Unterdessen waren die Köpfe der Böhmen durch X. die vermeintliche Entdeckung einer andern bisher unter¬ drückten Religionswahrheit und durch das unklugeBe- Uehmen des Conciiiums bey dieser Sache schon bis zum Fanatismus erhitzt worden. Ein Prediger zu Prag, Äacob von Meß, hatte nämlich um eben diese Zeit, uis Huß nach Kostuitz abgegangen war, angefangen l» lehren, daß man die Communio» unter bepden Ge¬ stalte», des Brods und Weins, empfangen müsse. schritt von der Lehre sogleich zum Werke und theilte dni Kelch auch unter die Lai-en aus. Das gemeine ^olk, dem Huß die Lesung der Bibel anempfohlen hatte, glaubte in verschiedenen Stellen derselben die ^athwendigkeit des Abendmahlsgennsses unter beyden ^stalten klar ausgcdrückt zu finden, und dürstete nun ^t größter Begierde nach dem Kelche. Nach und traten auch mehrere vom Adel zu dieser Parthep. ^a Huß in einem Schreiben aus seinem Gefängnisse neue Art der Communion billigte, so kam seine Mießens Lehre in Verbindung. Der Erzbischof Prag widersetzte sich dieser Neuerung bey dem bendmahle durch Bannflüche und Jnkerdicte, und sichtete die Sache an das Conciiinm zu Kostnitz. b'chey f«,^e sogleich ein Decret ab, nach welchem die °iUmu»iivn den Layen nur unter der Gestalt des Bro- gereicht, und feder, der anders lehren wurde, als , 3Z4 Sigmund und Wenzel- als KctM- bestraft werden sollte. AIS sich die Böh¬ men daran nicht kehrten, wurden 400 der vornehmsten Anhänger Hustens und Dießens nach Kostmtz cirirt, um sich wegen ihrer Ketzerei) zu verantworten. Da¬ durch wurden die Böhmen äußerst gereitzt, und, als bald nachher noch die Nachrjchr von Hustens und fei' ueS Freundes Hieronl)NluS Verbrennung einlief, ge- riech alles in Wuth. An die Spitze derjenigen, vre sich zu Hustens und Mießens NeligivjiSsystem bekann¬ ten , stellte sich Anfangs der schon bekannte Niriaö von Hustinecz, Grundherr des Otts, wo Johan» Huß geboren warl Er hatte so gar die Kühnheit' 1417 mit einem Haufen Volks zum Könige Wen^i zu gehen und von ihm die Ctirräumuug einiger'grö^ Kirchen zu begehren, wo man das Abendmahl fteh unter bcyden Gestalten reichen und empfangen vsttte- Wenzel zauderte und begav sich zur Sicherheit auf ein festes Schloß. Aoer auch die Hustiten, dere» Anführer Hussinecz von Wenzel auf den Fall fernerer Bcwcgunacn mit dem Strange bedrohet wurde, glaub¬ ten zu Prag nicht sicher genug zu scyn-und »ersammel- ten sich in dem Bcchiner Kreise auf einem Berge, sie hernach die Stadt Tabor anlcgten. Die Verfü¬ gung, der sie von Seite mancher Herrschaften und der höhern Geistlichkeit ansgestzt waren, und der feder neuen Sccte eigene Religionsenthusiasmus zog§^ ihnen das engste Freundschaftsband zusammen. nannten sich Brüder und wurden nachher in die lwh ' Ml-' Z35 MgKlmd und Wenzel. Mschen und mährischen Brüder abgerheilt. Biswei- waren ihrer bep 42 Tausend auf dein Berge La¬ bor versammelt/ um dem Gottesdienst nach ihrer Art bchzuwohnen. Das Concilium von Kostnttz fuhr in¬ dessen fort, heftige Maßregeln gegen die Hussiten zu ^Reifen. Es publicirte 24 Inquisitionsartikel gegen ^e, die der neue Papst Martin V. mit einer scharfen ^u!le begleitete. Zugleich wurde ein Legat nach Böh¬ men geschickt, nm die Kctzcrey auszurottcn. Allein das Nebel wurde dadurch nur ndch größer gemacht. Hussiten war ohnehin schon alles gehäßig, was do» Kostnttz kam. Der Legat verdarb vollends durch Betragen alles. Er ließ schon auf seiner Reise ^ch Prag einen hussitischen Prediger und Bürger ver^ binnen - jenen, weil er das Abendmahl unter bepderi Gailen ausgespcndet, diesen, weil er es so cmpfan- hatte. Durch eine solche Behandlung wurde der der Hussiten gegen ihre Gegner noch vermehrt. Anzahl der Hussiten und damit auch ihre Orcistig- Eest „«hm gon Tag zu Lag zu, besonders als sie einen ^"en sehr unternehmenden Anführer, den in der Folge b b^hmt gewordenen Johann Zisks von Trocznow- ^Men. Sic rotteten sich selbst zu Prag haufenweise ^sanimcn, und hielten fast tägliche Proceffionen mit E^'Unitragung beschkclchs. Als eines Tages eine sol- Procession bey dem Nachhause vorbepgieng, und ^us mit Steinen auf sie geworfen wurde, deren selbst heg hussitischen Priester traf, drangen die darü- Zz6 Sigmund. darüber erbitterten Hussiten unter Mas Anfuhr rung auf der Stelle in das Rathhaus, und stürzten dreizehn von den Rathsverwandten zum Fenster hi»-' aus, die der rasende Pöbel mit Spießen auffieng ermordete. Der König Wenzel wurde durch die NaO richt von diesem Vorfall so sehr iu Zorn und Angst P* setzt, daß ihn nach lsj Tagen der Schlag rührtt, und seinem Leben den »6. August 1419 ein plötzlich^ Ende machte. ^1« Wenzels natürlicher Nachfolger in Böhmen sein Bruder Sigmund. Allein man war in Böhn>^ wegen desjenigen, was sich zu Kostnitz mit Huß eignet hatte, wider ihn sehr aufgebracht und wol^ ihm die Thronfolge nicht zugestehcn. Sigmund ha^ eben damahls an den äußersten Ernnzen von Ung^ mit den Türken zu thun und konnte nicht frühe gei-uS nach Böhmen kommen, um sich mir den Gutgcsi"«^" zu verbinden, mit deren Hülfe die Hussiten, so la"§ es noch möglich war, zu entwaffnen und das KvntLsse^ in Besitz zu nehmen. Unterdessen gewannen die siten Zeit, ihre Kräfte zu expcrimenkiren. Sie den immer muchiger, und, als sie ihre Stärke fnl)>^ lernten, aus bisherigen Verfolgten selbst Verfolgs Der gegenseitige Haß zwischen den Hrissiten -'«nd K« lholiken stieg bald aufs höchste. Besonders muß^" die Geistlichen beyder Pariheyen denselben sehr empfinden. Fiel ein Priester der einen Parthep i" Hände der andern, ss wurde er ohne Barmherzig unr- Sigmund. 337 "mgekracht. Endlich, da die Verwirrung immer grö- ßer nr.L fürchterlicher wurde, kam Sigmund nach Mähren/ und hielt um Weihnachten >4,9 eii^n Landtag zu Brünn, wo ihm auch die dahin beschiede- Prager als ihrem Erbkönige huldigten. Als er kbkr, wo er hinkam, sogleich mit strengen Executive km gegen die Hussiten zu verfahren anfieng, und dem ihm befindlichen päpstlichen Nuntius eine Kreuz- bullr wider dieselben bekannt zu machen gestattete, Kunde es den Pragern nicht ohne Grund bange um 'Or Schicksal, wenn Sigmund Meister ihrer Stadt ^rrden jollte. Sie machten daher einen Bund mit Zunder, sich lieber auf das äußerste zu wehren , als der Willkühr des intoleranten Sigmunds zu über- ^isen. J» diesem Ende trafen sie die nöthigen An» ^st'en zur Verkheidignng der Stadt, und suchten mit gar zu glücklichem Erfolge durch Prediger rind ^gestreute Schriften ganz Böhmen in Erbitterung "kd Aufruhr wider Sigmund zu setzen. Von nun an ^"den die hussitischen Händel als «ine Reichs-und ^'chenangelegenheit betrachtet, zu deren Beendigung »ur der Bchstand des ganzen Reichs aufgeboken, "^rrn auch die Zuflucht zum Kreuzpredkgeu genom- wurde. Durch diese Mitte! brachte Sigmund im *42r> eine sxhr ansehnliche Armee zusammen und vor Prag; er mußte aber erfahren, wie sey, gegen Leute etwas auszurichten, wel- ^eligivnscnrhusiasmus, durch Nationalhaß und N Vater- zz8 Sigmund- Vaterlandsliebe angefeusrk, auf das engste mit einan¬ der verbindet. Ein allgemeiner Angriff, de» er aui dft Stadt wagte, wurde von den Pragern und ihnen zu Hülfe gekommenen Taborite», das ist, den¬ jenigen Huffiten, die sich auf dem Berge Tabor gebff bet hatten, auf allen Seiten zurückgeschlagen, wobt') sich besonders der Anführer der Taboriten Zrssa, den, von ihm nachher so genannten, Ziskaberg belffl hielt und vertheibigte, hcrvorthak. Signumd »uff^ nach einigen fruchtlosen Unterhandlungen mit den P^' gern die Belagerung ihrer Stadt aufheden. 3^^ Sigmunds Abzüge entstanden zwischen den Prag^ Und Taboriten selbst wegen Verschiedenheit ihrer wohl.religiösen als politischen Gesinnungen innere^ einigkciten. Die Prager dachte» für die Taborite" Aeiigionssachen viel zu gemäßigt; denn die verfielen auf ganz abeutheuerliche Satze. Unter " der» behaupteten sie, man muffe alle Feinde des setzes Christi vertilgen und glle Todsünden mU Blute ausrotten, um Christo ein neues Reich z" reiten. Auch wollten dir Prager eine neue Kö^lff. wähl veranstalten, und richtete» ihre Augen auf > tauischen Prinzen Sigmuub Coribut, ei»-" . des Königs Vladislav Jagello von Polen. borite» hingegen wollten davon nichts wisse" e sagten, ein frcyes Doll bedürft keines Königs- ft Uneiirigkeiten verwickelten die Hussiten i» eine" gerüche» Krieg mit einander, in dem aber Sigmund. Z39 seinen Taboriten die Präger überwältigte und dadurch «in fast unbegcänztcs Ansehen in Böhmen erhielt. Doch dieser, durch seine Grausamkeiten und Heldenthaten gleich furchtbare , Krieger starb noch im nämlichen Jahre 1424. Nach seinem Tobe sonderren sich die Taboriten in zwei) Haufen ab. Der eine behielt den alten Nähmen, und wählte sich Ziska^chtsherigcn llnterfeldherrn - Procvp Len Grossen- zum Anführer. Der andere glaubte au Zista einen Vater verloren zu haben, dessen Stelle Niemand auf der Welt zu erse¬ tzen würdig fty, und legte sich deßchegen den Nahmen der Waisen oder Okphaniten bey- Er stand unter Mehreren Heerführern, worunter Pcocop der Kleine der berühmteste war. Die übrigen Hussiten theilten sich ebenfalls in zwey besondere Parrheyen. Die eine wachten die Prager aus, die andere die Horebiten, ^ie ihre Bildung, wie die Labsriten, auf einem Ber¬ ge, den sie Horeb nannten, erhalten hatten. Alle bieft vier Parkheyen waren von einander unabhängig bnd schwärmten in verschiedenen Gegenden des König- ^>chs herum- wo sie ihre Wuth an den katholischen Priestern, Mönc! en, Nonnen, Kirchen und Klöstern, und den Gütern derjenigen Herren, die katholisch oder s"'ch nur königlich gesinnt waren, ausließen. Zugleich Achten sie heftige Ausfälle in die augränzenden teut- ühen Provinzen, als Oesterreich, Bayern , Franken ec., nach ihrem Ausdrucke, in die Länder der Phili- Jdumäer und Moabiten, plünderten und vers P 2 Heer- Z4» Gigmuntz. heerten alles, was sie konnten. Nur bann , wenU sie in dem gelobten Land selbst (so hieß Böhmen in ihrer biblischen Sprache) einen auswärtigen mächtig^ Feind zu bekämpfen hatten, vereinigten sich wieder alle Partheyen, um den Angriff gemeinschaftlich abz»' treiben. Da in einem solchen Falle ihre Macht bis auf Z2 Tausend Mann zu Fuß und 22 Taufet Mann zu Pferd lauter ausgelernter Krieger anwuchs, ss konnte ihnen nichts widerstehen. Nach der mißl"^ genen Belagerung von Prag wurden von dem Könige Sigmund und dem teutschen Reiche noch sechs Ab¬ züge gegen sie unternommen, die sämmklich frucht!^ abiiefen. So wurden die wider sic angeruckten zahh reichen Heere 1421 bey Saatz, 1422 bcp Teuts^ brod, i42Z bey Brix, 1426 bey Außig, »427^ Mieß, i4Zl bey Tauß geschlagen. Zuletzt kaM so weit, daß die Teutschen bey der blossen Annähe¬ rung der Huffiten mit Hinterlassung ihres Kriegs räthes die Flucht ergriffen und sich zu Tausenden den ihnen nacheilrnden Hussiten niederhaucn ließet Bep dem letztern, 14z! auf einem Reichstage Nürnberg beschlossenen, Zuge verlor der Cardinal I", lian Cäsarinus, der demselben als päpstliche! Leywohnte und noch die größte Gegenwart des bezeugte, seine Krcuzbulle, seinen Cardinalshut, Meßgewand, das Kreuz, die Glocke und geräth. Da man endlich zur Genüge einsah, mit Gewalt wider die hussitischen Enthusiasten «ich aus- Geists Sigmund. Z4l ^iszurichten scy , so beschloß man den Weg der Güte tinzuschlagen, und dieses Mittel sollte auf dem nach Basel ausgeschriebenen Concilium versucht werden. Nach dein Decrete krequens der Kostnitzer Kir- chenversamm'.ung sollten von Zeit j» Zeit Concilien ge¬ ilten werden, um nach und. nach die gewünschte Kir-- chenreformation ins Werk zu setzen. Der Papst Mar- Un V. hatte auch wirklich 142z eine Synode nach Pavia zusammen berufen, und bald darauf nach Sie- ka verlegt. Da er aber nur sein Gespötts damit trieb, gieng sie, ohne dem Zwecke einer Kirchenverbesse- Eng nur um einen Schritt näher gekommen zu seyn, ^eder auseinander. Doch wurde noch vorher fest- g^etzt, daß nach sieben Jahren ein neues Concilium Basel den Anfang nehmen sollte. Martin V. er» l^deßwegen kurz vor seinem Tode 1431 die. gewöhn- l'chen Convocationsbullen. Sein Nachfolger Eugen bestätigte zwar in dem ersten Eifer seines apostoli» Amts dieses Ausschreiben; es wurde ihm aber beygebrachs, wie gefährlich für den päpstlichen ein Concilium außer Italien, wo man cs nicht Gefallen leiten könnte, zu einer Zeit,, wo alles der Reformation der Kirche in Haupt und Glie- redete, werden könnte. Er änderte daher seine Innungen und suchte das Concilium, noch ehe et- auf demselben geschehen war, durch wiederholte . 'Een unter allerhand nichtigen Vorwänden aufzuhe- ^nh nach Bologna zu verlegen. Allein das Con- eilium XU. Z42 Gigmund. cilium wollte sich durch die päpstlichen Aufhebungsöu^ len nicht trennen lassen, sondern erneuerte in der zwei)- ten Session die Decrete der Kosinitzcr KirchenversanE luna von der Gewalt der Generalcvncilien über de» Papst und zog daraus den Schluß, daß es als rechtmäßig zusammen berufenes allgemeines Concili'^ ebne seine eigene Einwilligung von Niemanden, niöss tinmahl vom Papste, aufgehoben, oder anderswob'^ verlegt werden könne. Nachdem es sich ans solche gegen Eugen IV. sicher gestellt zu haben glaubte, deutete eS demselben, daß er binnen einer gewiss^ Zeit die Aufhebung des Eonciliums widerrufen persönlich zu Tafel erscheinen sollte; widrigenft^ man gegen ihn nach den Rechten verfahren w"^'' Nun begann ein heiliger Kampf zwischen d§m Conc^" um und dem Papste. Niemalid war darüber best"^ ter als der römische König Sigmund, dec seine Hoffnung wegen Beruhigung von Böhmen und heilsamen Kirchenreformation auf das EoncilimN "" Basel gesetzt hatte; aber nun sehen mußte, daß die, von ihm mit so vieler Mühe hergesiellte, feit in der Kirche Gefahr laufe, von neuem gesto^ werden. Er befand sich eben damahls in Ila^ wohin er gleich nach der letzten Niederlage, °" st Reichs-und Kreuztriegohecr von den Husstcn tr hatte, ausgcbroclien war, um die italienische kaiserliche Krone zu empfangen, und sich größeres Ansehen zu verschaffen. Zu Mahland >" Sigmund. 343 zwar ohne alle Hindernisse am 2Z. Nov. issAl ium Könige von Italien gekrönt; als er aber weiter "ach Rom ziehen wollte, machte ihm der Papst wegen kcr Kaiserkrönung eine Schwierigkeit über die andere. Eugen IV. wollte auf solche Art Sigmunden nörhigeu, sich für ihn gegen das Baseler Conciiium zu erklären. Allein Sigmund dachte zu redlich und war von der ^othwendigkcit des Conciliums zu sehr überzeugt,, als daß er sich auch in der mißlichsten Lage hätte ent¬ schließen können, den Absichten des römischen Hofes stegen dasselbe bcyzutreten. Vielmehr machte er dem Papste die dringendsten Vorstellungen, sich mit dem Eoncilinm zum Vesten der Christenheit zu vereinigen. Da zu gleicher Zeit das EoiieUium immer zahlreicher ^'«rde, in seinen Arbeiten mnthig fortfuhr, und dem Papste hey längerer Widcrspansiigkeit mit der Su- spcnsion und sogar mit der Absetzuiüg drohete, mußte ssch endlich Eugen näher zum Ziele legen. Er bezeug- sich nicht nur nachgiebiger in Ansehung des Cvncj- si'Nns, sondern lud auch den König Sigmund, nach- ^>n er ihn über ein Jechr lang zu Siena in grosser Dürftigkeit hatte warten lassen, durch ein höfliches schreiben nach , Rom zur Kaiscrkiöuung ein, die am Psingstfeste I4ZA mit den gewöhnlichen Feierlichkeiten vollzogen wurde. Der Kaiser übernahm, dann selbst ^e Vermittlung zwischen dem Papste und dem Cvn- sülnm, begab sich in Person nach Basel und brachte 's endlich dahin, daß der Papst zu Ende des Jahres l433 Z44 Gigmund. 1433 bisherigen Verhandlungen des Eonciliums nach einer ihm zugeschickten Formel bestätigte »izd in die Fortsetzung desselben einwilligte. Doch wurde» die päpstlichen Legaten nicht eher zum Vorsitz gelas¬ sen, als bis sie die Kostnitzer Decrete von der Ge¬ walt der Cone'lien über den Papst beschworen, weil man sic im Verdacht hatte, daß sie sich sonst viel Macht herausnehme» und dqs Concilium wieder anfzuheben suchen dürften, Kill. Das Concilium hatte gleich Anfangs ein stöt verbindliches Schreiben an die Hussiten ergeben last sen, wodurch sie eingeladcn wurden, Abgeordnete nach Basel zu schicken, und durch selbige alle Beschwer¬ den gegen die Kirche ganz frei) vorzubrtugen. N^ langem Weigern und vielem Zureden kam endlich Anfang des Jahres Ichzz eine zahlreiche Deputation der Böhmen zu Basel an. Mit derselben wurde zwar vieles disputirt und unterhandelt, aber nichts ausgerichtct, so daß die Deputation ungeduldig ward und wieder nach Hause gieng. Allei-n man backte i" Basel toleranter als zu Kostnitz. Das Concili»^ suchte den Faden der Unterhandlungen mit den Hrss- siten wieder anzuknüpfen, und schickte seinerseits el»^ ansehnliche Gesandtschaft nach Böhmen. Nach l»"' gen Negotiationen verglich man sich zu Prag aM Nov. I4ZZ über gewisse Compactateu, die aus vier lll>t>' kein bestanden, in deren einem den Böhmen die 6^ munion unter beyden Gestalten bewilliget wurde« böh- Sigmund. 845 böhmische Adel und überhaupt die gemäßigteren Hus- ßten, die hauptsächlich nur den Gebrauch des Kelches Abendmahls forderten, und der langwierigen Ver¬ wüstung ihres Vaterlandes schon müde waren, nahmen die Compactateq an. Man nannte sie, die Calixtiner °der Utraquisten. Die Hauptschwärmer, nämlich die Tnborjtcn und Waisen, wollten aber von de» Com- Dekaten nichts wissen. So entstand unter den Hus¬ ten selbst eine grosse Spaltung, die bald in Thätlich- ieiten ausbrach. Am zo. Map 1434 kam es zwe¬ ien Heyden Partheyen bey Böhmischbrod zu einer/ ^tscheidenden Schlacht. Die Taboriten und Waisen wurden von den EaliMern , mit denen sich auch die ^mholiken vereiniget hatten, gänzlich geschlagen. Die Hmchtanführcr der erster», Procop der Grosse und ^wine, lagen auf dem Wallplatz. Die übrigen wur- getödtet, gefangen oder zerstreuet. Dieser Sieg finite dem Kaiser Sigmund den Weg zum Besitz von Böhmen. Sobald er davon Nachricht erhielt, trat ^Mit den böhmischen Landständen in Unterhandlungen, endlich !4z6 zu Jglau ein glückliches Ende erreich- Sigmund wurde von den Böhmen als König w'ttlannt, gegen dem, daß er ihnen eine allgemeine Mesije und einige größere Neligionsfrcpheiten zuge- >Mud. Die Compactaten mit den Böhmen hatte das XIV. Coucilium noch vor der gänzlichen Beplegung wk Etreitigtelten mit dem Papste Eugen i^. zu Stan- Z4^ S:gMUNd, Stande gebracht, und sich dadurch einen grossen Nnhf men erworben. Nis bald darauf noch die päpstlt^ Anerkennung des Conciliums erfolgte, glaubte basses in seinem Ansehen hinlänglich befestiget zu seyn, an ein, wo nicht wichtigeres, doch gewiß schweres Werk, an die längst erwartete Kirckenverbesseruiig, Hand ernstlich cmzulegen. Nach einigen minder heblichen Decreten schritt man zur Reformation römischen Hofes. Das Concilium fand für billig daß die Annaten und die Pallicngelder sammt andet" geringern Einkünften, die der Papst von den StiD^ und Pfründen bezog, wie auch die päpstlichen Rel^' Nationen der Prälaturen und Benesicien aufhören f^' ten; denn man sagte, alle diese Dinge seyen bloß Unterhaltung des päpstlichen Hofes eingeführt den; zu diesem Ende aber habe dec Papst denKiräst^ staat empfangen, und besinde sich seht in völlig Besitze davon. Es wäre also Verschwendung / noch mehr einzuräumeu, und Unbilligkeit, ihn' Kirchen ohne Noch zinsbar zu machen. Diese che siel den Ohren des Papstes und seiner Cnrtast^ unerträglich. Als aber das Concilium sich ausnahm, Verordnungen wegen der künftigen wählen, wegen der Pflichten des Papstes, wege" Aufführung, Eigenschaften und Anzahl der zu erlassen, vergieng den Römern vostends duld. Sie beschlossen von neuem, die Versal zu Bafel entweder ganz auseinander, oder sie ns SigtMNlh. 347 dEns nach Italien zn bringen, es möge geschehen, wie ss immer wolle. Die Gelegenheit zur Ausführung ineses Projects gab sich von seihst. Die Griechen, Welche von ihrem Kaiserthum nichts mehr übrig hat- ^n, als Constantinopel, suchten in dieser Nokh, so lche sie auch sonst die Lateiner haßten, sich mit der oc- sidentaiifchen Kirche zu vereinigen , nm Hülfe gegen Türken zu erhalten, Sie hatten deßwegen durch Eide Gesandtschaft mit dem Concilium zu Basel Unter¬ handlungen angcfangen, und man war bereits einig Seworden, daß das Conftlinyr den Kaiser und den Patriarchen von Constantinopel nebst den griechischen Bischöfen durch einige bewaffnete Galeeren entweder nach Basel oder nachAvignon, oder in eine Stadt des Herzogs ^°n Savoyen abholen lassen sollte, wo man an der Wie- ^Vereinigung beyder Kirchen arbeiten wurde. Sobald ^Ugen lv. dieses erfuhr, schickte er in Geheim Leute Constantinopel, welche dem griechischen Hofe ei- "EU Übeln Begriff von dem Baseler Concilium bcybrin- und ihm recht angelegentlich Vörstetten mußten, ^6 die Lage der vorgeschlagcnen Orte zu einer Zu- kwinreuknnft der Griechen mit den Lateinern gar nicht ^schickt sey. Zugleich erbot er sich, auf eigene Ko- ßen dj^ „ach einer bequem gelegenen Stadt, Battens überschiffen zu lassen, wo er durch seine Ge- Lenwart das Unionszeschäft bald zu einem gedeihlichen E^de z„ bringen hoffe. Den Griechen mußte cs zwar lä- S48 Sigmund. lächerlich Vorkommen, daß die, unter sich selbst uneini¬ ge, lateinische Kirche an eine Wiedervereinigung niik der griechischen dachte. Aber die Noch überwog beh ihnen alles, und die päpstliche Politik siegte. Di? Griechen erschlossen sich nach Italien zu kommen, und der Papst säumte nicht, die zu ihrer Ueberfahrt nochi- gen Anstalten zu treffen. Die Bastlet Väter über¬ zeugt, daß der Papst durch diesen Schritt nichts an¬ ders, als die Trennung oder Verlegung des Concili""w nach Italien bezwecke, und aufgebracht durch die häu¬ fig einlaufenden Klagen, daß Eugen die Decrete des Conciliums wegen der Annatcn und Reservation^ gar nicht befolge, faßten I4Z7 den Entschluß, bck alten Proccß wider ihn zu erneuern. Sie gaben da¬ her dem Papste einen Termin von 6o Tagen, bnu>^ welchen er zu Basel erscheinen und über die gegen thu cingegangenen Beschwerden sich rechtfertigen soll"' Eugen, der unterdessen einige Baseler Väter durch Versprechungen auf seine Seite gezogen hatte, kelss" te sich an die Vorladung nicht, sondern publicirre vst^ mehr eine Bulle, wodurch er das Concilium pone¬ sel nach Ferrara verlegte. Nun gieng zwar der hcrige Präsident des Conciliums, dec Cardinal mit vier Prälaten von Basel weg; aber die übrich" blieben standhaft brysammen, zernichteten die päp!^ ehe Verlegung des Conciliums, erklärten den für widerfpänstig und befahlen, daß der Proceß der ihn fortgesetzt werden sollte. Alles l^keß si^ wie- Sigmund. 342 Wieder zu einen neuem Schisinn an. Diese Umstän¬ de machten auf den alten und für die Einigkeit dec Kirche sehr besorgten Kaiser Sigmund einen so unan¬ genehmen Eindruck, daß er erkrankte und den Dec. ^4Z7 starb, ohne den weitern Erfolg zu erleben. Sigmunds redlichen und standhaften Bemühun-XV. gen hat die Kirche unstreitig arößtentheils die Ausrot- Unig des hartnäckigen Schisma zu danken. Mit der ^milchen Aufrichtigkeit und mit gleichem Eifer betrieb auch die Reformation der Kirche, und feine Schuld '"ar es gewiß nicht, wenn es damit nicht recht fort '^Ilte. Um das tcutsche Reich hätte sich Sigmund g^ae durch Errichtung eines beständigen Landfriedens ^dient gemacht. Es wurde davon auf verschiedenen ^'chstägen gehandelt. Allein die Sache kam nicht zu Staude. Theils war Teutschland zu einer solchen Bänderung noch nicht hinlänglich vorbereitet, theils ^Sen die Neichsstände das Ihrige zu diesem End- ^cke nicht bcy. Sie fiengen an, nicht mehr in Per- auf den Reichstägen zu erscheinen, sondern stur ih- Abgeordneten, und diese nicht immer fleißig ge- ""3, dahin zu schicken. Die Abgesandten konnten sich nichts beschließen, sondern sich nur zu gewis- vorläufigen Verabredungen herbeylassen, die auf neuen Reichstage in Richtigkeit gebracht werden ^ten. diesem aber wurde oft theils wegen Ab- ^aheit der Fürsten, theils wegen Mangel hmläng- Vollmachten von Seite der Gesandten wieder nichts ZLv Mstrmmd. nichts entschieden. Doch muß man eingesteheU, Sigmund selbst einigermassen die Ursache von dicss' Unthätigkeit der Rehchstäge war. Er kam oft spät, da die Fürsten schon wieder nach Hause gegan^' waren, oder er kam nicht selbst, sondern schickte^ seine Machtboten, welches dann auch die Fu^ nachahmten. Bisweileü schrieb er den Reichstag eine zu entfernte Gegend, wohl gar in eine a«ß^ Teutschland gelegene Stadt ausj wohin die F"^ entweder nicht geheit konnten oder nicht gehen ten. Mit Sigmund erlosch der MannsstaniM luxemburgischen Hauses, das sich in kurzer Aeit hoch emporgeschwungen hatte. Wie schmerzlich te es Karlu IV". gefallen seyn, wenn er hätte können, daß seine Erwerbungen- die er für die keit gemacht zu haben glaubte, nicht einmahl an zweyte Generation kamen? Äon Sigmunds Negierung sind noch einiges merkungen nachzutragen, die in den Faden der Ge^^^ te nicht wohl aufgenommen werden konnten. hatte jeder Kaiser die Reichskieinodien als des Reichs selbst in Verwahrung. Unter dem ge Wenzel wurden sie auf dem böhmischen Sch Karlstein aufbewahrt. Kaiser Sigmund aber ließ selben 1424 aus Veranlassung der hussitischen von Karlstein zuerst nach Ungern, und dann nach^ > berg bringen, wo sie sich seitdem in beständiger Währung befinden. Sie werden heut zu Tage «och 'GigMUtt^ Z sr lisch bey Kaiserkronungen gebraucht, und sedesmahl bon einer Deputation der Stabt Nürnberg an den H'röuungsort gebracht. Einige Stücke hat jedoch auch bas Marienstift zu Achen in Verwahrung. Soviel Müde man sich auch gegeben hatte- XVII. die in Böhmen einmal)! in Umlauf gebrachten neuen ^tligionsbegriffe mit den Waffen auszurotten , fo ^enig warb doch ^iese Absicht erreicht, vielmehr wur¬ de vieles von den hussitischen Lehrsätzen durch Leute, die von den böhmischen Feldzügen zurück kamen, auch andern Ländern) besonders in Teutschland, ausge- breitet. An allen Orten entstand mehr Nachdenken ''der Religionssachen, welches noch dadurch nicht we- ^3 befördert wurde, baß seit Petrarchs und Chry- Floras Zeiten hin und wieder mehr Licht in Wis- ^uschaften und Sprachen aufgicug. Dieses Licht aus Italien. Franz Petrastcha führte daselbst bessern Geschmack in der Dichtkunst, in dec ^Guschen Sprach- und in der Geschichte ein, Es schienen hernach guch in andern Gegenden einige irische,, Werke, die sich viel besser lesen lassen, als t alten Chroniken. Emanuel ChrysoloraS lehrte in v"sthicdenen Städten Italiens die griechische Spra- deren Kenntniß im Occidenke bcynahe erloschen , und nun wieder allgemeiner wurde. Nur die ,^°chwendigkeit, Bücher durch blosse Abschriften zu v" "recken, setzte noch dem Fortgänge ächter Gelehr¬ theit grosse Hindernisse in den Weg. Es hielt sehr schwer, Z52 Si'gmund. schwer, sich auch nur eine mittelmäßige BächersaMin' lung anzuschaffcnz denn die abgeschiedenen Vüch^ waren sehr theuer. Man hat Nachrichten vom A", fange des iZten Jahrhunderts, daß ein ExeMP^ vom Livius uw i2o, Plutarch um 8c> Goldgulde" verkauft wurde. Seneca's Briefe kosteten i6 Goi^ guiden. Von einem französischen Prinzen, der ei" grosser Liebhaber der Wissenschaften war, wird als etwas besonders angemerket, daß er eine aus 84 chern bestehende Sammlung beysammen hakte. auch dieser Schwierigkeit wurde bald nachher durch eine neue Erfindung abgeholfen. XVIH. Die Hussitenkriege trugen auch vieles zur änderung der bisherigen Kriegsveiffassung bei). Stärke eines tcutschrn Kriegsheercs bestand bisher der Neuterey, und diese größtentheils aus dem Leh"' adel. Allein die Schweitzer und nach ihnen auch Hussiten fochten meistens zu Fuß. Letztere wußte" noch dazu sich durch Wagenburgen vortrefflich gen einen Angriff sicher zu stellen. Dieses setzte a"^ die Teutschen in die Nothwendigkeit, sich mit Volk besser zu versehen, besonders d" in dem tenkriege schon häufig Gebrauch von Pulver und und eben deßwegen von der Ritterschaft, die dew^ einen grossen Abscheu hatte, immer größere Sch'*"? rigkeit wegen Leistung des geforderten Kriegsdienste, gemacht wurde. Da von den adelichen Vasallen n" weniger zu erwarten war, daß sie sich zum Dte"^ jN Sigmund; M j" Fuß verstehen würden^ so mußte man, um ein Fußvolk zusammen zu bringen, gemeine Leute anwer- ^n. Diese aber konnten sich nicht selbst unterhal- und noch welliger sich mit den gehörigen Wafi- besonders mit Schießgewehr, mit Pulver und ^iey, versehen. Es war daher nöthig, bey jedem Odjuge, »er durch ein Neichskriegshecr unternom¬ men werben sollte, einen besonder»! Anschlag zu ent¬ werfen , wie viel dazu ein jeder Retchsstand nicht nur Mannschaft, sondern auch äii Waffenstücken und Munition be>)tragen sollte. Zn diesen Verzeichnissen, ^°von sich das erste vom I. 1427 findet, liegt der teilst der nachher so genannten Neichsmatrikeln. Um Krtcgsheer zu besolden und zu verpflegen, war title Art von Vermögen - und Köpfsteuer unter dem ^hnien des gemeinen Pfennings verordnet, dermö- welcher jeder Unmittelbare und Mittelbare nach ^tchältniß seines Vermögens, jeder Iudenkopf aber Unterschied des Vermögens etwas Gewisses mußte. Die verätidcrte Kriegsart eröffnete bald ganz ütlXr Zweige der Handlung; denn die neuen KriegS- ^terialien wurden nun HandluNgsartikeU Für den Elchen Handel hatte um diese Zeit die Hanse den ) ästest Gipfel ihrer Größe erreicht. In de» meisten ^"dern wurden bloß durch hanseatische Schiffe die ^^ren aus - und cingeführt. Die Zahl der Ligent- Hansestädte belief sich jetzt auf 64, die in 4 2 Quar* 354 Sigmund. Quartiere abgetheilt waren, worin sich Lübeck, Cöl"s Braunschweig und Danzig als die Hauptstädte aus» zeichneten. Doch bekam die Hanse schon in dieser Epoche einen Stoß durch einen Krieg, den sie mit dem Könige von Dänemark führte; denn st^ dieser Zeit erschienen mehrere holländische und seelä"' dische Schiffe in der Ostsee, wo bisher fast -Nie¬ mand anderer, als die Hanfe gehandelt hatte. Aber noch weit größere Revolutionen standen dem Hom^ und der Schiffahrt von den Seenutcrnehmungen Portugiesen bevor, die nun anfiengcn, die Küste voll Africa außer der Meerenge von Gibraltar zu besah' reu, und 1419 die canarisch- Insel Madera e"t- dcclten- welches hernach zu noch weit wichtiger^ Entdeckungen führte, und dem Handel ein« ganz dere Wendung zu geben begann, wobei) sich "vtb- wendig dir Hau,e in der Folge ihrem Vetsall "ü' her» mußte. XX. Die Standcserhöhungsn atis kaiserlicher walt giengei« unter Sigmund ihren Gang fort. erhob Sigmund im I. 1416 die Grafen von b- vvhtn, und im I. 14» 7 die Grafen von Cleve -ll Herzogen. Außerdem ereigneten sich unter dieser Ne¬ gierung noch andere wichtige Veränderungen i" teutschen Reichsländcrn. So kam die Mark und Kl'r Brandenburg von dem luxemburgischen Hause an Burggrafen voll Nürnberg ans dem Hause Zolles' Der Burggraf Friedrich Vs, vo» Nürnberg, ei" Sigmund. 355 Friedrichs V"., seit 1398 Besitzer des Burggrafthums v'iterhalb des Gebürgcs, half dein Kaiser Sigmund öftere in Geldnöthen aus der Verlegenheit. Sig¬ mund war ihm bereite im I. 14^ s° viel schuldig, ^ß er ihm die Mark Brandenburg, doch mit Bor- bchalt der Kurwürde und d-ö Erzkammeramtes, ver¬ pfänden mußte. Nachher kamen noch neue Schulden ^wzn. Als Sigmund im I. 1415 zu dem P. Bc-t "edict Xlll. „ach Spanien gehen wollte, schoß ihm Burggraf Geld zur Bestreitung der Reisekosten d°>'. Die ganze Schuld wuchs dadurch auf 400,000 Zuraten an. Sigmund tilgte sie damit, daß er noch feiner Abreise nach Perpignan dem Burggrafen Diedrich Mit Bewilliguiig der Kurfürsten die Mark ^tandenburg sammt der Kur und dem Erzkämmerer- ^te erblich überließ, und sich und seinen Erben nux Wiedcreiniösungsrecht und den Rückfall, wenn Mannsstamm des Burggrafen auösierben würde^ ^°tbihjelt. Dieser Verkauf der Markgrafschaft Bran- ^"burg si^ß ungezweifelt nicht nur gegen die Fun^ ""'italgesetze der Krone Lohmen, sondern auch ge- die zwischen Böhmen und Oesterreich errichteten ^Verträge an. Karl lV. hatte die Mark Bran- ^"burg dxj. Krone Böhmen auf ewig incorporirt seinen Söhnen auf bas schärfeste verboten, kei- Veräußerung vorzunchmen; ja die brandenburgi- Städte mußten sich schriftlich reversiren, dcm- ^"^en nicht zu gehorchen, an den sie etwa veräu- Z 2 ßnd mußte daher ebenfalls stillschweigen. dem Sigmund von seiner Reise nach Spanien gekommen war, errheilte er «4-7 dem Burgg^ Friedrich von Nürnberg zu K« sinitz die feycrliche lehnung über die Mark und Kur Brandenburg. ser Friedrich lebte hernach noch bis zum I- und ist der Stammvater aller nachherigen Mar^^ fcn von Brandenburg, die sich noch heut zu Tag Besitz beö Kurfürstenthums befinden. Euccelfi"" fälle Sigmund. ZZ7 fälle brachten noch mehrere dergleichen Veränderungen in den teutschen Neichsländeru hervor. Cs ist bekannt, daß sich das sächsisch»ascani- XXl. fche Hans in die wittembergische und kauenburgische ^'nie gecheilt, und daß Kar! IV. in der goldenen Bulle der erster» Linie die Kurwürde zugesprocyen ^kte. Im I. 1422 starb mit dem Kurfürsten Al- ^l'echr I!I. der Mannsstamm der wittembcrgischen Linie ^us. Nun machte der Herzog Crich v. von Sachsen» Ottenburg als Skammsvctter auf die wittembergi» ^>en Lande und die Kur Anspruch. Es meldete sich ^er »in selbige auch der Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg für semen ältesten Sohu Johann, dec einer Tochter des vorletzten Kurfürsten von Sach-- vermählt war. Allein der Kaiser sah Cachsen- ^itteniberg als ein erledigtes Neichslehn an, weil die ascanische Familie in zwey Linien abgetheilk , dix durch keine Sammtbelchnung die Verbin- ^"^8 unker sich erhalten haben, so daß dir gesche- ^"e Thciiung für eine Todttheilung betrachtet werden "^te, wodurch nach den damahligcn Rechten daS Brecht verloren gieng. Der nämlichen Meinung auch die Kurfürsten. Sigmund vergab da- 142.^ das Knrfürstcnchum Sachsen an Fried» de» Streitbaren Markgrafen von Meißen, der seit dem Anfänge des Hussitenkriegcs um ihn das tcuksche Reich grosse Verdienste erworben und ertheUte ihm L42Z zu Dfcn die fcycrst- Uche Zä8 GiMund. liche Belehnung. So kam Sachsen an das Hans drk Markgrafen von Meißen, welches dasselbe noch bclss zu Tage besitzt. Der Herzog Erich setzte zwar Ansprüche bis an seinen Tod fort, ohne jedoch ctn^ auszurichten. Friedrich der Streitbare erlebte n^ den unbeerbten Abgang seines Bruders Wilhelm I' und erhielt dadurch Thürigen. Nach seinem Tode 2d folgten ihm feine Sohne Friedrich II. in Kucsa^ und Meißen, und Wilhelm Ili. in Thüringen. XXII. Noch merkwürdiger für uns ist der niederbalst risch - stranbingische Successwnsfall. Bayern ward Mahls in Ober - und Niederbayern gttheilt. In bayern herrschten drty Linien, eine zu Ingolstadt' andere zu München, die dritte zn Landshut. I" Münchner Linie waren zwey regierende Herren, und Wilhelm. In Niederbayern gab es nur euu^ gierende Linie, die so genannte straubingische / . von dem Herzoge Albrecht, einem Sohne des EE Ludwig aus der zweyten Ehe, gestiftet wurde. brecht hatte von seiner Mutter auch die niedcrlä'^ scheu Provinzen Holland, Seeland, Friesland Hennegau geerbt. Sowohl in Niederbayern den vier niederländischen Provinzen war ihm Wilhelm II. gefolgt. Dieser hinterließ nur eich'- ter Jacobäa, auf die zwar die niederländischen Vinzcn sielen; aber in Niederbayern succckirte st"' Bruder Johann, der vorher Bischof zu Lulftch Im I. 1425 gieng auch der Herzog Johann Grgmund. 2Z9 ab, und mit ihm erlosch die nitdcrbaycrifch.-strau- bingische Linie. Zuerst meldete» sich die Herzoge von Oberbayern als StammSvrtter mit ihren Ansprüchen ^ niederländische Provinz nach der andern an sich zu hcn. Als im I. 1429 der Herzog Anton von B»" gund des römischen Königs Wenzel Nichte Elisabeth/ eine Tochter dessen jüngsten Bruders Johann, be»^ thete, crtheilte Wenzel derselben und' ihrem GeM»^ das Recht, das dem Markgrafen Jobst von Mähre" auf Lebenslang verschriebene Herzogthum kuxenib"^ vom letzter» einznlöscn und pfandweise zu besitzen. Jybstens Tode im I. 1411 überließ Wenzel Luxe^ bürg dem Herzoge Anton und dessen Gemahlin» völligem Rechte. Im I. -428 brachte der zog Philipp der Gütige die Grafschaft Na'"^ käuflich an sich. Eben derselbe nöthigte im I- der bayerischen Prinzessin» Jakobäa die Grafschaft Hofland, Seeland, Friesland und Hennegau ab' Sigmund. 361 Lie Herzoge von Burgund sich nicht «inmahl würdig¬ en, «her die an sich gerissenen Länder,, wovon die Listen entweder ganz oder doch zum Theil Reichs- lehn waren, die Belehnung nachzusuchcn, so ward schon auf dem Reichstage zu Frankfurt 1435 gehen:' Lüt „von des Herzogs von Burgund wegen, der viel Landes inne hat, die dem Reiche zugehören, wie dem ia khun sey " Es erfolgte auch eine clarißnlic) 8i- ^chwunüi nä ?hi!ippum rlucem kurguuclioe; sie Llieb aber ohne Wirkung. Das Herzogthum Geldern kam in dieser Zeit an Las Haus Egniond, und das Herzogthum Jülich an Las Haus Berg. Als nämlich der Herzog Rai¬ nald iv. von Geldern und Jülich im I. 1422 ohne ^'Len uiit Tode abgicng, so folgte ihm in Geldern Lüner Schwester Enkel Arnold von Egniond, und in Jülich seines Vatersbruders Enkel Adolf Herzog von und Gras von Ravensberg, der 14z? seines ^rudeig WUHelms Sohn Gerhard zum Nachfolger Latte. Sn kamen Jülich, Berg und Ravensberg zu- ianinien. Diese Provinzen übergicngen in der Folge durch eine Erbtochter an die Herzoge von Cle- ' welche auch die Grafschaft Mark und die Herr- ^aft Ravenstein befassen. Das Herzogthum Lothringen, welches schon l^t Kaisers Heinrichs Ni. Zeiten bcy den Nachkommen des ^afen Gerhard von Elsaß war, wäre j-tzt bcynahe ^ch eine Tochter an bas französisch- Haus Anjou ' ge- XXiV. XXV, Z62 Sigmund. gekommen. Nur durch eine Vermählung des lothriitt gischen Stammfolgers mit einer Tochter aus dem Hau-' se Anjou konnte es noch hey dem alten StanMe erhal¬ ten werden. Denn als der Herzog Karl der Kuh^ von Lothringen I zc> starb, entstand zwischen von Anjou, der Karls Tochter Zsabeste Pir Gearah' linn hatte, und das Herzogthum Bar nebst der grafschaft Ponta Mouffon und der Herrschaft besaß, und zwischen Karls Bruders Friedrichs Anton, der von seiner Mutter Margarethe her von Vaudcmont und Herr von Joinville war, c'" heftiger Succeffionsstreift Renat von Anjou erhi^ schon nach einem günstigen Ausspruche des baselis^" Conciliums vom Kaiser Sigmund bix Belehnung; riech aber nach einem unglücklichen Treffen in die fangenschaft seines Gegners. Di« Sache ward end^ dadurch vermittelt, daß Antons Sohn Friedrich sich 1444 mit Renats Tochter Jolanthe vermähl"- aus welcher Ehe nachher Renat Id. geboren wurdet der die Länder seiner väterlichen und mütterlichen^^ fahren mit einander vereinigte. Aus dem säcW^ wiktembergischcn, baycrisä, - stranbingischen nstgischen Succefftonsfaste sieht man, daß recht der Scitenverwandtcn in Rcichslehn nichts weniger als unbestritten war. und wv- das dach'''-^ Albrecht, n. A6,z IV. HaupLstllck. Ven den zwey crftcn Regierungen der fortwährenden Reihe der vfterreichifchen Kaiser vom I. 1438 bis 149z. (Zs Jahre.) Ur on hier an werden die österreichischen Geschicht¬ schreiber auch in der Ucichsgeschichte brauchbar, als insonderheit die cosvi in sslieron7mi Oetr und aniU^uclr 8crixtc>i. rerum 4ustriacarum; inglei: chcn Oerdarcli rle Uoc> ^nnales 4ustiieL Oenip. rzys. Hal. 1709. kov; Graf Joh. Jac. Fuggers Und Sigmunds von Birken Spiegel der Ehren des Ahauses Oesterreich. Nürnberg k 668-Fol.; ^ene-r- ^hvii Istilior'm Oriestnrici III-, wovon die vollstätt- b'Me, nach des Verfassers eigenen in der kaiserlichen Bibliothek aufbcwahrten Handschrift abgedrnckte, Ausgabe sich in ^Mrmi brnnc. Kollar ^naloct, om- b>!> Nvi vinZovon. 1. II. besindet; Joh. Ioach. Güsters Reichstagstheattum Friedrichs V> oder IH. ""«a 171 z. Fol. und andere mehr. §. 68. Albrecht ll. vom I. -438. -8- März, bis 1439. 27. Oct. (2 Jahre.) "' Kurz, llekcrsicht der vorigen Periode. Neues Kaisrr- II. Wahl Albrccbtö II. Seine Macht. Wie er ' ' dazu z64 Albrecht il. dazu kam. III. Annahme der Wähl', Verhandlung^ wegen Errichtung eines beständigen Landfriedens am zwey Reichstagen zu Nürnberg. l V. Slsspenston Eug'^ IV Neutralität des teutschsn Reichs. Versuche «litt* Vereinigung des Papstes und des Baseler ConciliunV« Acceptatisn der Baseler Deeret«. V. Union der Gr>^ chen und Lateiner zu Florenz. Absetzung Eug"^' VI. Albrechts Tod noch vor der Är-nung. L. Wir haben eine traurige Periode durchgewanderte worin unser in sich mächtiges Vaterland von anß"' schwach und ohne Ehre war, weil die Kräfte, in demselben lagen, nicht zu einem gemeinschaftlich"' Zwecke zusammen wirkten. Die Fü.sten. hatten niä»^ als ihren Privatvortheil vor Augen. Der Adel raubte und plünderte, wie i» der Epoche des Zwischenteil' Die Städte suchten durch ihre Hansen, und Bündnisse bepde zu unterdrücken. Karl IV. war zwar ein tücb? tiger Regent; aber er wandte seine Talente bloß l Verherrlichung seines E-bkönjgreichs an, und ops"'^ derselben mehr als einmahl das Beste Teutschlan^ auf. Seine Söhne hatten nicht einmahl Geisteskrl genug, das Ihrige zu erhalten, viel weniger die würfe ihres Vaters zu verfolgen. Unter ihnen Teutschland in die verderblichen Hussitenkriege ve.rm? ckelt, und sie lebten selbst mit einander in beständig"' Uneinigkeiten. Die alten Neichsrcchte auf Arelat Italien gtengen unter diesen Händel» fast gänZ^ verloren, und das Kaiserthum sank zu einem lceV* Schatkenbilde herab. In dieser tramtgen tage 'v'"'' d» Albrecht u. Z'6Z tzie testtsche Krone einem Prinzen ans deni österrei-» Aschen Hanse angetragen. Dieses Haus ist durch ei- Ntn Zusammenfluß günstiger Umstände bald so mächtig geworden, daß unter der Regierung desselben Teutschs ^nd wieder sein Haupt emporheben konnte. Der ^sterllche Cvepter blieb dann volle Zoo Jahre bcy österreichischen Hause, ohne baß die Freiheit des Zutschen Reichs dabei) im geringsten gelitten hätte, dieses ist dir überzeugendste Widerlegung jener Ver- läünidungen, die täglich unter tausend neuen Gestal- kn wiederholt werden, daß das österreichische Haus ^r teutschen Reichsfreyhett gefährlich gewesen, oder noch sc,). Doch wir wollen zur Geschichte selbst Nach Sigmunds Tode richtete det Kurfürst Frie- II. ^'ch von Brandenburg, eben derjenige, der vor ei- ^3"'Jahren noch Burggraf von Nürnberg war, und a-d nach Erlangung der Mark Brandenburg auch schon dem Kurfürstenthum Sachsen gestrebt hatte, seini ^'chtcn aufbie teutsche Königskrone.Allein die zu Frank- "" zur ueucn Wahl versammelten Kurfürsten nahmen Rücksicht auf ihn, sondern erklärten sich, wie es der k ""sch des verstorbenen Kaisers Sigmund war, für ^Herzog Albrecht V. von Oesterreich, und wählten rZ. März 1438 einmüthig zum römischen ^3- Eie erfüllten dadurch den Wunsch der ganzen Aschen Narrst sich von Albrechts astgemetn be- trefflichen Regentencigenschastcn und von der ihm s Z66 Albrecht u. ihm zugefallcnen grossen Macht das Beste in den dch inahligen Umständen versprach; denn Albrecht hatkt nicht nur von seinem Vater Albrecht IV. das Herzog- thum Oesterreich geerbt , sondern war auch von seines Schwiegervater, dem Kaiser Sigmund, dessen einzig Tochter Elisabeth er zur Ehe hatte, zum Nachfolge in den Königreichen Ungern und Böhmen ernannt worden. Die Ungern machten auch keinen Anstand Sigmunds Ernennung durch die feierliche Wahl Krönung Albrechts (19. Dec. »437 und l. r4Z8) noch zu befestigen. Allein in Böhmen Albrecht wegen seiner Anerkennung Schwierigkeit^' Die katholischen Herren nahmen ihn zwar auch auf einem Landtage zu Prag in Erwägung der aste" Erbverträge und der Rechte seiner Gemahlinn oh'^ Widerspruch zum Könige an, und krönten ihn am 2^ Junp 1438- Aber die Calirtiiier, denen Albr^st nicht alles, was sie begehrte», zugestshen wollte? trennten sich von den Katholiken, und beriefen de" polnischen Prinzen Casimir als König zu sich, der a" von seinem Bruder, dem Könige Vladislav 1H- Pole», unterstützt wurde- Doch Albrecht, verte bald die Polen aus Böhmen und Schlesien, sie eingedrungen waren, schloß dann sowohl mit Könige von Polen als mit den Utraquisten ti" Stillstand, und gelangte endlich zu Anfang des P res 1439 auch zum Besitz des Königreichs BöhM«"' Albrecht U. 367 Um die teutsche Krone hatte sich Albrecht nicht IH", beworben, vielmehr hatte er den Ungern bcp seiner "üöiiuiig eidlich zugcsaat, dieselbe ohne ihre Bewilli¬ gung nicht einntahl anzrinehmen. Wirklich war der ^MahUge Zustand des teukschen Staatskvrpers so ab¬ schreckend, daß ein einsichtsvoller Mann Bedenken tra- mußte, sich mit der Regierung desselben zn bela- s!in. Albrecht machte daher Anstände wegen Annah¬ me der auf ihn ausgefallenen Wahl. Doch auf Zu- seines Vetters, des Herzogs Friedrich von ^'tyermar'k, gab er dem allgemeinen Wunsche nach, unterzog sich her Bürde, nachdem vorher das Con- ^Mm von Basel die Ungern bewogen hatte, ihm sein ^lichey Versprechen zu erlassen. Gleich nach angenont- ^er Wahi suchte Albrecht das auf ihn gesetzte Ver^ s^ueii zu rechtfertigen, und schrieb auf den Margare. ^Mag ttnen Reichstag nach Nürnberg aus» ' 'vnute zwar nicht selbst dahin kommen, weil er in Böhmen genug zu thun hatte; doch schickte seine Commiffarien, und ließ durch dieselben den '"MMelttn Neichsständcn einen Entwurf zur Errich- eines beständigen Landfriedens übergeben. Äste k'-sthülfe sollte abgeschafft, das Gerichtswesen ver- diid"' Tcntschland in sechs Kreise eingetheilt, tz sedem Kreise zur Vollziehung der gerichtlichen zur Handhabung der öffentlichen Nahe ^täb werden. Allein die Fürsten unü konutcu sich über dieses Pro/ect nicht vergleichen» Je- 'V. Z68 Albrecht li. Jedcu Theil händigte daher den königlichen Commissi rien einen besonder» Entwurf des Landfriedens ein- mit der Bitte, denselben dem römischen Könige vor- julcgen. Am St. Gallentag des nämlichen Jah"^ wollte man dann wieder zu Nürnberg zusammen koN'- Men, um das ganze Geschäft in Richtigkeit zu brin¬ gen. Auf deM neuen Reichstage stellten die Eoninnl- sarien des Königs ein neues, aus dem fürstlichen n»b städtischen zusammengesetztes, Project den ÄeichsstäN' den zu; aber auch dieses sand reine Erledigung, Este Fürsten glaubten, die Städte sehen darin zu sehr günstiget. Die Städte hingegen hielten dafür/ ziele auf ihre Unterdrückung, wenn sie keine bemass^' te Macht halten und einige Freyheiten aufopsern s^ kcn. Eine Vereinigung beyder Parrheyen war nicl-^ zu erwarten, besonders da Albrecht wegen noch s^' dauernder IlnruhKr in Böhmen auch diesem Reichs ge nicht in Person beywohnen konnte. Sowohl auf dem Wahlconveute zu Fränksu'^ als auf den beyden Rcichstägen zu Nürnberg äuch über die Kirchenangelegenheiren gehandelt. Zrenuung zwischen dem Baseler Concilium und Papste Eugen IV. war unterdessen noch größer dtn. Eugen IV. hatte zu Anfang des Jahres seknc Synode zu Ferrara wirklich eröffnet, und d^ auf die Baseler Väter in den Bann gethan,^ Stadt Basel aber den Befehl erthetlt, sie bep b der Excommunication davon zu jagen. Bald na / hattr KW"' Albrecht n. 36«) halt« er auch das Vergnügen, daß sich die Griechen , i" Ferrara einfanden. Allein alle diese Schritte des Papstes konnten den Muth der Prälaten zu Basel nicht Zankend machen. Sie setzten ihre Versammlung fort, »nd, da der Papst einen neuen ihm gegebenen Termin fruchtlos verstreichen ließ, so erklärten sie ihn nsch- 'acchls für hartnäckig, und suspendirten ihn am 24, 3äner 1438 sogar von der päpstlichen Würde. Als Nachher die Kurfürsten wegen der neuen KSnizswahl sich zu Frankfurt versammelten, schickten sowohl die Baseler als der Papst Gesandte dahin, um sie auf Hte Seite zu ziehen. Die Kurfürsten, welche die trau- "gen Folgen der langwierigen vorhergegangenen Kir- ^nspaltung in frischem Andenken hatten, gäbe» sich Mühe, ein vollkommenes Schisma zu verhindern, "d suchten bcyde Theile wieder mir einander auszu- föhuen; sie konnten aber ihre Absichten nicht erreichen. ^tr diescH^lmständen kamen bald vom Papste, bald Concilium widersprechende und mit Censuren ge» chärfte Decrete nach Tentschland, Well dieses Vcr- ^^ungen verursachte und den Kurfürsten sogar we- der bevorstehenden Kontgswahl Besorgnisse ein- ^e, s» ^bten sic den Tag vor Albrechts Wahl 7- März I4;8) vor Notar und Zeugen eine Peo- ativ,i ein, des Inhalts, daß sie von nun an we- für den Papst, noch für das Baseler Coucllli M ^tnd eine Vorliebe bezeugen, sondern sich in Anse« beyder Theile ganz unseitig betragen, über di» A a b-p-- Z7o Albrecht n. bepderftitigen Verordnungen mit gleicher Unpartheili^ keit sich Hinwegsetzen, und ihre Diöcesen und bloß durch die ordentliche Gerichtsbarkeit der DisÄ^ regieren lassen wollten, bis sie einen neuen König wählt haben würden; mit demselben würden sie unter dem Schutze der angenommenen Neutralität schicklichsten Mittel und Wege zur Herstellung der nigkeit in der Kirche versuchen; sollten aber ihre Mühlingen binnen sechs Monaten nicht den erwünM" Erfolg haben, so wollten sie weiter mit dem Rei^ «berhaupte, den Kirchenprälaten und andern recl>t^ verständigen Männern berathschlagen, welcher von teyden Partheyen von Reichswegen beyzntrete» , Zu noch mehrerer Sicherheit appellirten die Kursus zu gleicher Zeit von allen Verfügungen des Pap^ und des Conciliums, die seit dem 15. Februar d>^ Jahres ergangen waren, oder in Zukunft erg^ möchten, an eine künftige allgemeine KbHenversa'" lung, und zwey Tage nach der Wahl (20. verbanden sie sich noch durch «ine besonders err>) Verein, einander zur Hebung der zwischen dem P^ . und dem Concilium zu Basel entstandenen mit Rath und That treulich an die Hand zu und in keinem Fall, auch wenn ihr Bestrebe» ;os seyn sollte, sich in dieser Sache von Hk scheiden. Der neu gewählte römische König trat den von den Kurfürsten genommenen hey, die aber weder dem Papste, noch dem Albrecht, n. Z7r von Basel gefallen wollten. Die Abgeordneten des Conciliums wandten auf dem ersten vorgedachten Reichstage zu Nürnberg alle ihre Beredsamkeit an, die teutschen Fürsten zu bewegen, daß sie dix Zentralität verlassen, und sich ohne wettere Unterhand¬ lungen für das Concilium erklären möchten; aber die Fürsten wollten sich von dem einmahl gefaßten Ent¬ schluß nicht abbringen lassen. Auf dem zweyten Nürn- berger Reichstag, worauf Gesandte sowohl von demCon- ^lium als dem Papste erschienen, traten die versammelt-« Stände mit beyden Theilen in Unterhandlung, und suchten k durch den Vorschlag, daß das Concilium mit bey- dtrseitiger Einwilligung an einen andern Ort verlegt werden möchte, zu vereinigen. Allein auch hier rich¬ ten sie nichts ans, und das ganze Geschäft ward auf eine dritte Zusammenkunft ausgesetzt. Diese wur- im I. 14^9 z» Maynz gehalten, und war sehr iuhlreich. Dir Meinung der Reichsstände gieng dahin, das Concilium M Herstellung des guten Verneh- ^ens mit dem Papste demselben drey bestimmte teutsche Städte, woraus der Papst eine zu wählen Härte, neuen Versammlungsorte eines allgemeinen Con- ciliunis Vorschlägen, und sich, auch wenn der Papst keine einwilligen wollte, tn eine derselben von ftey- Stücken übertragen, aber vor Verlauf von 6 Mo» "Uten und i5 Tagen, die dem Papste zur Bedenkzeit Bussen wurden, nichts unternehmen sollte. Dori¬ sch dieser wohlgemeinte Vorschlag wurde von beyden Aa» Par« 372 Albrecht, il- Partheyen verworfen. Indessen glückt« es doch dt" Abgeordneten des Bastler Conciliums eine, demselben wenigstens einigermassen günstige und für die tcntsöst Kirchengeschichte höchst merkwürdige, Entschließung auf diesem Maynzer Convente zu bewirken. Sie leg' ten den versammelten Re'ichssiänden die von dem Co»' cilinm in den bisherigen Zl Sessionen erlassenen De¬ krete vor. Die Reichsstände und die Abgesandten römischen Königs Albrecht, welche wohl sahen, daß Hem Papste keine Reformation zu hoffen stl), lU'b Haß durch diese Decrete verschiedenen BestlM'^ den der tentschcn Kirche gegen den römischen Abhüife verschafft werde, wollten diese Gelegenheit das Beste ihrer Nation zu befördern, nicht vcrnach^ ßigen, und beschlossen, von den ihnen vorgeiegten De¬ kreten die nützlichsten, ungefähr 26 an der Zahl, Hinweglassung derjenigen, die den Proceß des liums gegen den Papst betrafen, unter gewissen, teutschen Ktrchenverfaffung angemessenen, Modisicaii^ neu und Einschränkungen feierlich anzunehmen, schon das Jahr vorher der König Karl VH- Frankreich in einer pragmatischen Sanktion ein Gleicht gethan hatte. Sie ließen daher am 26. März 1439 besonderes Accextationsiiistrnment darüber ansfertrlC^ und von drei) kaiserlichen Notarien unterzeichn" rlntcrsi'gt'n. Daß aber das Concilinm die den aui^ uomiuencn Decreten beygcfügten Modificationen nachher durch eine besondere Bulle genehmiget ha ist ein historischer Irrthum 6). . ü) S. Gärtner Oorpu5 jnr. ec«1. Ollrol. IV .er V. Lrljrburs- »7^7« Albrecht u. 273 , Unterdessen hatte Engen IV. zu Anfang des Jay- ttS I4Z9 seine Synode von Ferrara nach Florenz ver- hgt, wo an der Wiedervereinigung der, abendländijchcn > und morgenländischen Kirche sehr eifrig gearbeitet, und endlich am 7. July von beyben Theilen ein Iluionsdecret unterzeichnet wurde. Allein diese Unio« ber Griechen mit den Lateinern war nur ein Werk der ^vkh, bloß scheinbar und von keiner Dauer. Auch ^n> sie zu spät, um die Baseler von fernem Schritten Legen den Papst abzuschrccken; denn diese wurden durch die zu Maynz erfolgte Annahme ihrer Decrete s°nlnthig gemacht, daß sie den Papst noch einmahl vor- luden, »Md, da er nicht erschien, am 2Z. Juny als Einen Schismatiker und Ketzer förmlich abfttzken, und un seine Stelle den A. Nov. 1439 den vocmahligen Herzog Amadäns von Savoyen zum Papste wählten, sich den Nahmen Felix V. beylegte. Daß die ^äter zu Basel so standhaft gegen Engen IV. ans- irrten, hat man nicht den Bischöfen zuzuschreiben, ändern den Theologen und Docroren, denen man, die Bischöfe aus Gemächlichkeit sich nicht zahl- ^ich genug auf dem Concilium eingxfunhen hatten, und Stimme eingeränmt hat. Diesen gab selbst Präsident des Conciliums Ludwig Mcmand, Cm- ^inal von Arles, das öffentliche Zeugniß, daß man ^"en die Verhinderung der Auflösung des Baseler ^uucilinms, die Aufrechth-ülnna des Ansehens allze- mü- Zf4 Friedrich lV. meiner Kirchenversammlungen überhaupt und dir KM chenreformation zu verdanken habe. VI' Die Wahl Felix des V. hatte brr König brecht nicht mehr erlebt» Er war einige Tage vor¬ her auf der Rückreise von einem Feldzüge gegen be" türkischen Sultan Murad II., Muchameds I. So^ und Nachfolger, der den Despoten Georg von Sei'/ Vien, Albrechts Bundsgenossen, aus seinem Lande vett trieben und sich desselben bemeistert hatte, an einer/ unter feinem Kricgsheere ausgebrochenen, Seuche in^ nein ungerischen Dorf« gestorben. Nie ist nach gleichzeitigen Eberhard Windecks Zeugniß «in Kö^ so allgemein und so sehr bedauert worden, als brecht il, Von ihm als Kaiser hoffte man, daß durch seine Klugheit, Gerechtigkeitsltebe und Thä^" keit den Ausschweifungen des Faustrechts Einhalt th»^ und endlich einmahl eine dauerhafte Ruhe und Sich^ heit in Teutschland Herstesten werde. Von ihm König von Ungern erwartete man, daß er durch Tapferkeit und Macht eine starke Vormauer gegen d>e immer mehr vordringenden Türken sepn werde. Alleb' -ste diese schönen Hoffnungen verschwanden durch nen zu frühzeitigen Tod. Er hat nicht einmahlZeit gt" habt, sich die tentsche Krone zu Achen aufsetzen und hat daher nur als gewählter König über land geherrscht, wovon wir nur an Heinrich - «in anderes, jedoch nicht ganz zuverläßiges, habest, zu mm" Teuls^ , r il0k dem Kaistr, 'Einmischung in die kölnischen Händel/ Krieg mi-t den Lothringern und Schweitzern und Tod- Französische Absichten auf seine b-nterlassenen Länder- Vermählung des Erzherzogs Maximilian mit Marie von Burgund. XXII. Maximilians erster Krieg wir Frankreich. Mariens Lod. Friede zu Arras. XXV'- Tod Les Königs Georg von Böhmen Unglücklich Krieg des Kaisers mit dem König Mathias von U"' gern. XXlV. Reichstag zu Frankfurt. Römische Äönigsw hl Maximilians. Entwurf eines Kammers richts. Zehnjadrig-v Landfricde. Schwäbischer Nu»"' X XV. Anschlag zu «wer Reicksbüls« wider Ung«"'- Maximilians Krönung. Versammlungen zu Cöln und Nürnberg wegen der Reickshülse. Stillstand mit U«' gern. XXVI. Maximilians zweyter Krieg »r,it Frank¬ reich. Sein« Gefangenschaft rn Flandern. Reichsi"^ wider die Flanderer. Friede zu Frankfurt mit Frank¬ reich. Aussöhnung mit den Alanderern zu Tours. Tod des Königs Mathias. Friede mit dessen Nack^^ gtr zu Presburg. XXVII. Heurath Maximilians >nck Ann« von Bretagne. Zernichtung derselben durch Kar VIII Dritter Krieg m,t Frankreich. Friede zu S«"' l'.s. XXVI II. Friedrichs IV. Tod. Vereinigung nV ler österreichischen Länder. Rechtfertigung Friedrich gegen verschiedene Vorwürfe. XXiX. Veränderte Ge¬ stalt der Reichstag«. XXX. Vorbereitungen einer o,deutliche,n Justitzverfaffung. XXXI. Erh^ iung der Grafschaft Holstein zum Herzogthum. thiilnng des sächsischen Hause« in die ernestilche "k albertifcke Linie. Einführung der Primogenitur Brandenburg, Trennung Preuß-ns vom teutschen Rs - lä xSZ. Z/?. G ilv 1'^ d^r Ä -t-iz karie Magdalene >i-r74Z ve fi m *ä Z77- st- i;3ü P 1:58 Isabelle st-irr6 AlbrechrIV. st-1424 Marie Anne Gemahlin» K aisers Fer¬ dinands 11t. 1' 1646 Leopold IH. oder Fromms Stifter der altern frcuermarkischcn Äarbarine sti57» Joseph I. 1- i/n. Karl VI. 1' 174« Friederich III. st-rzü2 Siginuvd st' r.p)S Marie st- >558 Marie Gemahlin» Margarethe natürliche Lochrcr -i- PZ86 Marie Anne Gcmahlinn Kö¬ nigs Johanns Ve von Portugal! st r754 Albrecht IIl. ober mit dem Zopse Stifter der altern österreichischen Linie st 1395 Rudolf 17. oder der Stisrcö ch 1365 Eleonore stiuo» Johann PrzrZ BrixeN st- r boo Marie Elisabeth Statthalterin» - in den Niederlanden st 1741 Rudolf III. König von Böhmen st 1307 Le.pvld IV. 1' 14" . Margarethe Theres Gemahlin» Kaisers Leopolds I. 1' 167z Leopold I. Kaiser st 1705 Jutta Gemahlin» Königs Wenzel IV. von Böhmen st 1-97 Marie Theresie Gemahlin» Ludwigs XIV. Königs von Frankreich st i6Sz. . Rudolf I. Graf voll Habsburg und römischer König st "91 Marie Ainalie vermahlt mit Karl Albrecht Kurfür¬ sten von Bayern, nachherigen Kaiser Marie Magdalene sti74Z Anne Gemahlin» des -p crzogs Al¬ brecht V. von Bayern st -592 Marie Anne vermahlt mir dein Herzoge Karl von Lothringen, Kai¬ sers Fran; I. Bruder st1744 Philipp II. ,König von Spanien vermählt mit Kaisers Maximilians II. Tochter Anne st 1598 Anne Gemahlin» des Herzogs ^Wilhelm III. von Sachsen st 140, Philipp I V. vermählt zuin iweylenmahl mit Kaisers Ferninands III. Tvchrcr Marie Anne st r6S5 Ferdinand IV. römischer König st- 1654 Albrecht V. römischer, ungerischcr und böhmischer König st I4Z9 Anne Marie Gemahlinn Ludwigs XiII. Königs von Frankreich st r56S Albrecht I- Herzog von Oesterreich und kölnischer König, vermählt mit Mainhärds Grafen von Tnrol Tochter Elisabeth st izo8 üLilhelm st 14--6 Karl Bischofzu Bres¬ lau und Brixen, Hoch-u. Tcutsch- meister st 1624 Karl V. . Herr der Niederlande', König in ^-pan c römischer Kaiser..Stifter der osterrei chijch-spanischen Linie Karl Joseph Bischofzu Passau undOllmüh, Hoch- und Teurschmeister st 1664 Leopold Wilhelin BischofzuPassau, Stra߬ burg, Halberstadt re. Hoch- und Teurschmeister st 1662 Karl II. der letzte König in Spanien aus dem österreichischen Hause, vermählt zuerst mit Louise Herzoginn vorr Orleans, dann mit der Prinzessin Anne von Pfalzneuburg st 17-0. Marie Joseph- vermählt mit Friede¬ rich August Kur¬ fürsten von Sachse» und König in Polen -l 1757 Marie Anne Gemahlinn Phi¬ lipps IV. Königs von Spanien st 1L9L Sigmund Franz erst Bischof zu Brixen, Gurk rc dann regieren¬ der Fürst in Border¬ österreich und Tyrol st i66Z, Marie Theresie Erbin» aller österreichi¬ schen Staaten, vermählt mit Franz Stephan Her¬ zoge von Lothringer,, »achherigm Kaiser st 1782 Ferdinand III. Kaiser 's-1657 Ferdinand II. Max. Ernst Kaiser Comrhur des sti6Z7 icurschcn Ordens st ibi6 Ferdinand Karl Regent in Vorder- österrcich und Tyrol st 1662 Ernst der Eiserne Friederich IV mit der leeren Tasche in Slcycrmark in Tyrol und Vorberöstedreich st - ^.4. rü 1429 Fcrdinand I. römischer Kaiser, König von Ungern und Böhmen, vermählt mir Vladislav» Königs von Ungern und Böhmen Tochter Airnc, Stifter der ccuesch - österreichische» Linie st 1564 Johann von Oesterreich des Kaisers natürlicher Lohn Maximilian IU st 1578 st tboj -—i--d Katharine Gemahlinn . Karl Emanuels Herzog« von Savoyen st 1597 Karl Stifter der jünger» steuermärkischen Linie st 1592 Philipp !Il. Isabelle Clare st 1621 Gemahlinn des Erzherzogs Albrecht Maximilians II. fünften Sohnes strSgz Harrmann Rudolf Ift st irsi Herzog vbn Oesterreich V 129s I Maximilian II. König von Ungern und Böhmen, römischer Kaiser, Stifter der lungern öster¬ reichischen Linie st- i57ü Ferdinand regierender Erzherzog in Vorderösterreich und Tyrol, vermählt mir Phi: lippinc Weiferin st-1595 Leopold Bischof zu Stra߬ burg und Passau, dann Regent in Worderöstcrreich und Tyrol st- r6zr Herr der Niederlande, vermählt zuerst mit dem König von Cast-u.n spanischen Infante» Johanns vermabu nur der spamlchen dünn mir Philibert Herzog Imami»» Johanne von Savoyen Pt. ü st-iZZ2 Töchter r. Anne Gemahlinn Phi¬ lipps II. Königs von Spanien u.rzüo 2. Elisabeth Gemahlin». Karls IX. Königs von Frankreich P 1592 z. Margarethe st- i6zz 4. Eleonore st- iZSs Unbeerbte Söhne 1. Rudolf II. Kaiier » 1 " . , 2. Ernst Statthalter in den Niederlan¬ den P 159 i , , z. Mathias Kaiser s /6-9 4. Maxiiinlian Hd") , Albrech^H-rr^der Niederlande P rLri Wenzel Großprivr de« Jobann.tttor- den« in Lastlll-N r I57t> Andreas , Käst von Oesterreich, von Oesterreich, Cardinal, Bischof Markgraf zu Burgau zu Äostnitz.und und Landgraf zu Nellen bürg, vermählt mif Snbille Prinzessin von Jülich und Cleve st-1618 Marie Antonie > vermählt mit Maxiini- iian Emanuel Kur¬ fürsten von Bayern st-169» Friederich V. Albrecht VI. .Kaiser st-146z st 149z ---Leopold II. Friederich II. Margarethe st- 1^44 Gemahlinn Mainhards Grasen von Tyrol uiid Herzogs von Obcvbäyrrn Piz6ü Friedrich. IV. Z77 ch«. XXXII Ende der mittler« Geschichte. Warum mit Friedrich tV. ? ob nicht besser nnt Maximilian l ? Dir neue Wahl nach Albrechts H. Tobe fand s, nicht viele Schwierigkeiten. Die Kurfürsten verei¬ nigten sich bald, bey dem Hause Oesterreich zn blei¬ ben und wählten am 2. Febr. 1440 Albrechts Vet¬ ter, den Herzog Friedrich von der sieyermäitischen Li¬ nie e) zum römischen König. Er ist in der Reihe ber Herzoge von Oesterreich aus dem habsburgischen btamme Friedrich V., in der Reihe dec teutscheu Kö¬ nige und Kaiser aber eigentlich Friedrich i V., obschon nian ihn gemeiniglich Friedrich III. nennt; denn ais Friedrich III. must Friedrich der Schöne, der mit Ludr Wig dem Bayern gewählt worden ist, angesehen wer¬ ben, wie schon oben bemerkt worden ist. Auch Frie¬ drich besann sich, wie Albrecht II., lange, ob er die ihm angetragene teutsche Krone annehmen sollte; denn tt war ein friedliebender Herr, in Teutschland aber herrsch- e) Seit der Thcilung vom I. rz?9 gab cS kn dem habs- burgisch-österreichifchen Hause zwey Linken, die österreichi¬ sche, die vom Herzog Albrecht III , und die steuer.«Kit¬ sche, die von dessen Bruder Leopold 111. gestiftet wurde. Won Albrecht 111. war ein Sohn Albrecht lV-, und von diesem 'wieder ein Sohn Albrecht V., in der Reihe der teuischen Könige Albrecht 1!., gezeugck worden. Letzte¬ rem' ward erst nach seinem Tode ein Sohn, LadislauS Kosthumus, geboren: Leopold II!. hatte vier Söhne hin¬ terlassen, Friedrich IV., Leopold IV., Ernst und LLll- belm. Leopold I V. und Wilhelm starben frühzeitig ohne Erben. Von Friedrich l V. war ein Sohn Sigmund vor¬ handen, der Tyro! bekam. Ernst batte zwen Söhne, Friedrich V., der nun römischer König geworden, und Albrecht VI. Zur leichtern llebersicht aller unter den Habs: bürgern in Oesterreich rorgefallcnen Thrilungen und Guc- cessionsMe folgt hier eine genealogische Tabelle des gan¬ zen österreichisch - habsburgischen Stammes. 378 Albrecht. IV. herrschten damahls die größten Verwirrungen und Unr ruhen, in die er durch Uebernchmung der Krone noch-? wendig hineingezogen werden mußte. Zu dem war er nicht mächtig. Ec besaß nichts als Steuermark, Kärnthen und Kram, und auch von den Einkünfte» dieser Länder mußte er einen grossen Theil an seine» Bruder Albrecht abgeben. Mit diesen geringen Ein* fünften konnte er das Ansehen der kaiserlichen Würde nicht unterstützen und keine bewaffnete Macht erhal* ten, um damit die Friedensstörer im Reiche zu Paa* ren zu treiben. Von seinen innerösterreichischen Lehn¬ leuten war nicht zu erwarten, daß sie sich zu dergleichen Reichsexecutionen werden brauchen lasse», und von den Reichsfürsten und übrigen Reichsvasallen durfte er sich auch wenig Hoffnung zu einer Unterstützung machen. Diese sahen nur auf sich selbst. Dem Kaiser wollten sie weder etwas zahlen, noch die schuldigen Dienste leisten. Indessen bequemte sich doch Friedrich nach einer Ueberlegung von mehr als zwey Monaten dir Reichsregierung zu überneh¬ men. Gleich auf seinem ersten Reichstage zu Map»j 1441 kam es in Vorschlag, für ganz Teutfchland ei» Äammergericht, 4 Hofgerichte, 16 Landgerichte und 64 Freygerichte anzuordnen, und den Gebrauch des römischen Rechts ganz abzuschaffen. Es blieb aber beym blossen Entwürfe. Woher hätten auch wohl die nöthigen Unterhaltungskosten für so viele Gericht genommen werden sollen? Frie- Friedrich 379 Friedrich war bty diesem Reichstage nicht selbst II. gegenwärtig. Seine Hausangelegenheiten hinderten ihn daran. Sein Vetter Albrecht II. war ohne männ¬ liche Nachkommenschaft gestorben; hatte aber feine Ge- Mahlinn Elisabeth schwanger hinterlassen. Die Nach¬ folge in Oesterreich, Ungern undBöhmen war also schwan¬ kend. Mit den österreichischen Landständen verglich sich Friedrich auf einem Landtage zu Wien dahin, daß er, wenn Elisabeth einen Prinzen gebähren würde, als der älteste vom Hause die Vormundschaft über denselben führen, sonst aber die Succession Oesterreich zwischen ihm, s'inem Bruder Albrecht und seinem Vetter Sig¬ mund nach dem alten Herkommen des Hauses rcgu- lirt werden sollte. Die Ungern aber luden, ohne die Niederkunft ihrer verwittibten Königin» abzuwarten, den König Vladislav von Polen zu sich ein, um Eli- sabethens zweyter Gemahl und zugleich König von Ungern zu werden. Allein die Königin» Elisabeth, die unterdessen einen Prinzen, Ladislaus Posthumus, jur Welt brachte, ließ diesen durch einige ihr gewo- siene Magnaten zum König krönen, und begab sich Mit ihm nach Oesterreich in den Schutz des römischen Königs Friedrich, dem sie auch die mit sich genomme¬ ne ungerische Krone verpfändete. Nach einem dar¬ über entstandenen bürgerlichen Kriege in Ungern ver¬ mittelte der Papst Eugen IV. im I. 1441 einen Ver¬ gleich, vermöge dessen Vladislav von Polen zwar wäh¬ lend des jungen Ladkslstvs Minderjährigkeit dse Regie¬ rung Z8v Friedrichs. rung des Königreichs führen, aber nicht anders den ungerifchen Thron selbst besteigen sollte, als wenn La¬ dislav unbeerbt mit Tod abgienge. Auch in Böh¬ men, wo man doch einem gefaßten Landtagsschlusse ju Folge die Entbindung der Königinn Wittwe abge¬ wartet hatte, setzte nach derselben die Parthey der Ca- lixtiner eine neue Königswahl durch, die auf den Her¬ zog Albrecht von Bayern-München fiel. Allein dre¬ ser wies auf Vorstellung des römischen Königs Frie¬ drich die Böhmen mit ihrem Antrag ab. Ein Glei^ ches khat hernach Friedrich selbst, als sie ihm die Königswürde anboten, mit der Erklärung, er werde feinem unmündigen Vetter nie die ihm gebührende Krone rauben, die er ihm vielmehr nach allen Kräf¬ ten zu erhalten sich für verpflichtet achte. Nicht einmahl die Regentschaft bis zu Ladjslavs Großjäh¬ rigkeit wollte Friedrich übernehmen^ sondern er rieth den böhmischen Landstänben, dieselbe selbst zu besor¬ gen. Die Böhmen waren damit zufrieden, und wähl' ten zwey Statthalter, einen Katholiken, Mainhard von Neuhaus, und einen Calixtiner, Heinrich Ptarsko, hernach an des letztem Stelle nach dessen Tode de» Georg von Podiebrad. HI, Nachdem Friedrich seine Hausangelegenheiten einigermassen in Ordnung gebracht hatte, reifete " Nach Achen j» seiner teutschen Krönung, die er am 17. Juny 1442 empfieng. Dann wohnte er einem Reichstage zu Frankfurt bey, wo über den Landfrie¬ den und andere dahin eiufchlagrnde Dinge bcrath- Friedrich iv. 38« schlaget, aber nichts nachdrückliches beschlossen wurde, indem den Reichsständen die Aufhebung des Faust- ! ttchls und ein beständiger kandftiede noch immer mich« recht behagen wollten- Während dieses Aufenthaltes im Reiche glaubte Friedrich eine gute Gelegenheit bekommen zu haben, die jur Zeit des Kostnitzer Con» Eums an die Schweitzer gekommenen habsburgi¬ schen Länder und Güter wieder an sein Haus zu bringen. Die Zürcher waren mit den übrigen Eid¬ genossen über die Verlassenschaft des letzten Graft» don Toggenburg zerfallen und sogar in Krieg gera¬ den, worin es ihnen übel gieng. In der Noch 'vandtcn sie sich an den römischen König Friedrich, und dieser schloß mit ihnen an seinem Krönungstag« i» Achen ein Bündniß. Um seiner Verbindung ein Genüge zu thun, begehrte Friedrich son dem teuk» schen Reiche Beystand; erhielt aber zur Antwort, baß dieser Krieg -keine Reichs - sondern nur eine Haus- sache von Oesterreich sey. Friedrich wollte doch seine ^undsgenossen nicht ganz hülflos lassen und ersuchte bei König Karl VII. von Frankreich mit ZoyQ ^ann den Schweitzern zu Gunsten der Zürcher eine Diversion zu machen. Karl, der nach einem eben England getroffenen Stillstände selbst Nicht wußte, ^as er mit den vielen Kriegsleuten, di« nun keinen ^old bekamen und auf die unbändigste Art im Rei- herumschwärmten, anfangen sollte, war sehr froh, , bii'ftlbrn bcy dieser Gelegenheit auf eine gute Art los Z82 Friedrich iv. los wtrdtn ju können, und^ schickte nicht weniger als 40,000 so genannte Armanagnacken, die von ihrem vormahltgen Anführer, dem Grafen von Armagnac, diesen Nahmen führten, in die Schwertz. Diese Völker brachten zwar den Schweitzer» durch ihre Men-' ge eine harte Niederlage bei); aber die wenigen Schwei¬ tzer hatten sich doch so tapfer gewehrt, daß die Ar- magnacken keine Lust mehr fühlten, sich mit ihnen rinzulassen. Sie breiteten sich daher in die benach¬ barten teutschen Provinzen aus, wo sie die größten Ausschweifungen und Gewaltthätigkeiten verübten- Da diese üblen Gäste durch keine gütlichen Mittel vom teutschen Boden entfernt werden konnten, so wurde 1444 ein Reichskrieg wider Frankreich be¬ schlossen, um den König Karl zu nöthigen, sie zurück jn rufen. Doch dem Ausbruch dieses Krieges kam >44Z noch ein Vergleich zuvor, vermöge dessen zwar die französischen Horden die Netchslande verlassene aber die teutschen Reichsstände auf alle Entschädi¬ gung Verzicht thun mußten. Der Krieg zwischen den Zürchern und den übrigen Schweitzern wurde noch einige Jahre fortgesetzt; aber endlich auch Friede ge¬ macht , in dem die Zürcher ihrem Bündnisse M>t Oesterreich entsagen mußten, weil die Eidgenossen den Satz aufstesiten, daß mit dem Schweitzerbunde eine Verbindung mit Oesterreich unvereinbarlich sey. Frie¬ drich hatte also weder dem teutschen Reiche gege" Frank- Friedrich Lv, ö8s Trankreich, noch seinen Bundesgenossen gegen dir Schweitzer eine Genugkhuung verschaffen können. Bald nachher kam Friedrich in ein noch größeres IV. Bedränge. Indessen war Albrechts II. Wittwe, die Königin» Elisabeth, zu Ende des Jahrs 1442 ge¬ stochen. Sogleich hatte der König Vladislav von Polen, bisheriger Regent von Ungern, obschon der junge Ladislav noch lebte, wider den eingegangeneil Vergleich de» Titel eines Königs von Ungern ange¬ nommen. Er blieb aber schon im I. 1444 in der unglücklichen Schlacht bep Varna gegen die Türken, uachdein er «inen kurz vorher mit denselben geschlos¬ senen zehenjährigen Stillstand ans Zureden des Pap¬ stes Eugen IV. ohne alle Ursache gebrochen hakte. Nu» wurde zwar Ladislaus Posthumus von den Un¬ ser» «snmäthig als König erkannt, und ihm der ta¬ pfere Johann Corvin von Hunnyad als Statthalter an die Seite gesetzt; aber die Ungern wollten ihren jungen König sammt der ReichSkrone bey sich haben, knd begehrten von dem römischen König Friedrich die Auslieferung. Als sich Friedrich auS guten Ab¬ sichten nicht dazu verstehen wollte, fiel Johann Cor- din 144z in Oesterreich ein/ richtete überall die schrecklichsten Verwüstungen an, und belagerte den König Friedrich selbst in Wienerisch - Neustadt. Mit Nahe konnte der Grafvon Cilley >446 einen Stillstand dennitteln, big zu dessen Auslauf der junge Ladis- noch bei) seinem Vetter Friedrich bleiben durfte. In 384 Friedrich iv. V. In Beziehung auf die Kirchenangelegenheiten trat Friedrich Anfangs ganz in die Fußstapfen sei¬ nes Vorgängers Albrecht II. Er bestätigte die Ac» ceptation der Baseler Decrete; beobachtete aber übri¬ gens die strengste Neutralität in Ansehung der Strei¬ tigkeiten zwischen Eugen IV. und dem ConcilinM von Basel, und suchte theils durch Gesandtschaften, theils auf Reichstägen bepde Theile wieder mit ein¬ ander zu vereinigen. Als Ausföhnungsmittel wurde immer die Versammlung eines ungezweifelten allge- meinen konciliums an einem dritten Orte, wohin sich die Väter sowohl von Basel als Florenz verfügen sollten, in Vorschlag gebracht. Darauf wurde auf dem Maynzer Convente vom I. 1441, und auf dem Reichstag« zu Frankfurt vom I. 1442 ange- tragen; aber immer ohne Erfolg. Eben so wenig wurde auf zwei), fast ganz unbekannten Reichsver- sammlungen, die 144z zu Nürnberg gehalten wur¬ den , ausgerichket. Dessen ungeachtet blieb Friedrich bep seinem Neukralitätssystcm, und würde schwerlich noch so bald, wenigstens nicht auf eine solche Art, als es hernach geschehen ist, davon abgewichen sty"- wenn nicht sein Kanzler Caspar Schlick und sei" Secretär Aeneas Splvius seht für gut befunden hät, ten, ihre Gesinnungen zu ändern. Diese zwcy Bu¬ senfreunde waren bisher mehr dem ConcilinM von Basel, als dem Papste Eugen IV. geneigt gewest"' Als aber das Concllium unvorsich/ig genug war, ih¬ rem, Friedrich lv. E kem, für des Kanzlers Bruder Heinrich eingelegten, Gesuche um das !^4Z erledigte Bisthum FrepsiN- gen kein Gehör zu geben, sondern vielmehr einen andern Kandidaten in Protection zu nehmen, wand¬ ten sie sich, um ihre Absicht zu erreichen, an Eugen und ließen sich merken, daß, wenn er ihre Bitte bewilligen würde, sie sich ihrerseits zur Erkenntlichkeit auch für seine Sache bey dem römischen Könige Fried¬ rich intereffiren wollten. Natürlich machte man sich ju Rom dieses Anerbieten zu Nutzen. Heinrich Schlick erhielt die päpstliche Provision zum Bisthum Frey- singcn in bester Form, und sein Bruder Caspar und Aeneas Sylvins arbeiteten nun eifrig daran, den Kö¬ nig Friedrich von der Neutralität abzubringen und «uf die Seite Eugens zu ziehen, welches ih¬ nen um so leichter fallen mußre, ba Friedrich sein ganzes Vertrauen auf sie setzte, und seit seiner, auf der Rückreise von der Achnerkröuung mit Felix V. zu Pasel gehaltenen, Unterredung wegen einer Ver¬ mählung mit dessen Tochter vielleicht persönliche Be¬ weggründe hatte, je länger je kalrer gegen denselben/ »nd folglich auch gegen das Concilium von Basel iu werden s). Eugen iV. erfuhr bald die vortheil- B b hafte k) Nach einigen Nachrichten hat bey dieser Gelegenheit Fe- lix V. dem Könige Friedrich seine Tochter mit einen- rei¬ chen Erankschnhe angeboren, um ihn zu bewegen, sich für ibn zu erkläre-t; Friedrich aber soli den Antrag mit ttnwisien verworfen haben. Nach andern Zeugnissen Hin¬ sehen Has Friedrich den Felix V. dessen Tochter und ctü 586 Friedrich iv. hafte Wirkung seiner in der freysingischen Sache bk-' Leagtcn W-llfährigkeit; denn als auf einem neue» Reichstage zu Nürnberg im I. 14-14 sich die teilt- scheu Nsichsstände in ihen Meinungen über die Art, das entstandene Ki.chenfchisma zu beben, nicht ver¬ einigen konnten, und der größere Theil noch imnitk auf der Ansetzung eines neuen unbezwcifclten Conci- liums durch beyde Päpste bestand z so erbot sich dec daselbst gegenwärtige König Friedrich, noch einmahl Gesandte nach Basel und Rrm zu schicken, um die Partheyen zur Einwilligung in ein neues General- concilium auf teukschem Boden zu bereden. Nach Tafel wurden der Abt vyn St. Blast im Schwarz» walde und der wienerische Professor der Theologie r Thomas Ebcndorfer von Hasselbach, abgcftrkiget/ 'die aber bald unverrichteter Sachen zurüclkamea- Nach Rom hingegen schickte Friedrich seinen Secrc- tär Aeneas Sylvius, wahrscheinlich mit dem bedinge ten Auftrag, wenn Engen IV., wie cs leicht vor- ausznsehen war, in das verlangte Concilium cbe»" falls nicht cinwilligen wollte, mit ihm eine andere Werabrcdimg zu treffen und eine nähere Verbindung rinzugeh-n. Wirklich finden sich verschiedene Sp»"" von einem zu Ende Iäners 1445, da sich Aeneas Shlvius zu Rom befand, zwischen Friedrich En- ansebnUchet Henra'bsain beaebrt, mit dem Erbieten, dann für den rectrmötnaen Pnpst zu erkenne» ; Fells a " so!! imgeo-tuet des Znr d>ns der 'Bu>e!er Bäkrr wcge» ^roffeu lLelbiuniNic Anfianbe genmchk babe». Kiedrich 38A Evgen zu Stand gekommenen Einverständnisse. Das ieyderseirige Betragen von dieser Zeit an bestätiget dasselbe. Eugen stellte seitdem mehrere sehr vor¬ teilhafte Gnadenbriefe zu Friedrichs Gunsten ans; ^eser aber arbeitete unter der Hand daran, einzelne Neichsstände auf die Seite des Papstes zu ziehen, »Md setzte dann in der Hoffnung, eine allgemeine Erklärung für denselben zu bewirken, auf Johannis *44Z einen Reichstag nach Frankfurt g) an. Allein " konnte darauf seine Absicht nicht erreichen. Di- Stände waren in ihren Gesinnungen Noch zu sehr ge¬ teilt. Nun glaubte Eugen von seiner Seite einen Philen Schritt thun zu müssen, um die reukschen Ersten und Prälaten geschmeidiger zu machen. Er Fhte die Erzbischöfe Jacob von Trier aus dem Halste. und Dietrich von Cöln, einen gcbornen Grü« von Mörs, als die eifrigsten Anhänger deS Base? B b 2 ler ^Dieser Reichstag ist bisher ganz unbekannt geblieben. Seine Existenz beruhet aber, so wie manche a-d.rc in dec "erliegenden Cvncordatengeschichre geschehene Abweichung "°n der gewöhnlichen Erzählung, und mancher sonst nicke bemerkte Umstand, auf garen Gründen. Der Verfasser g,r geniväriiger Erläuterung hak zu der Zeit, als diese Ma" kerie für Deutschland so wichtig schien, lange und sehr müh- funie Unlcrsuchung-n darüber angestellt, und eine grosse Sammlung noch ungedruckter Aktenstücke zusammcngebrachk, ">n eine diplomatische Geschickte der teutscken Evncordalen iu liefern. Bevor er aber an die Verarbeitung der ge¬ sammelten Materialien noch Hand anlegcn konnte, hat dieser Gegenstand durch andere Ereignisse seine Wichtigkeit "crlvren, worüber er sein Vorhaben aufgegeben. Doch Wird er vielleicht ben einer schicklichen Gelegenheit einzelne Berichtigungen und Entdeckungen in besvndern Avhavdlnn- 8en wettlaustger aus einander setzen und mit den gehörst- ti^n Beweisen unterstützen. Hier würde dir Beweisfüh¬ rung zu wcirlauflg ftyn. Z88 Friedrich iv. ler ConcUIums ab, und vergab eines von diesen Hochsiiftern an den Bischof Johann von Cambray, das andere an den Prinzen Adolf von Cleve, zwep Anverwandte des ihm sehr ergebene» Herzogs Philipp von Burgund, der zugleich mächtig genug war, di» päpstliche Sentenz zu vollstrecken. Allein dieser ge¬ wagte Schritt des Papstes hätte beynahe den ga>" zen Plan, die teutsche Nation wieder unter Eugens IV. Gehorsam zu bringen, zerrüttet. Die beyde" Sbgesetzken Kurfürsten wandten sich an ihre College" um Beistand, den sie auch erhielten. Es wurde «in Kurfürstenkag zu Frankfurt gehalten, worauf die Kurfürsten nicht nur ihre alte Verein erneuerten, sondern am 2!. März 1446 noch eine neue schloß s-n, in der sie sich verbanden, von Eugen IV. j" begehren, i) daß er die Gewalt der allgemeine" Conc-lien nach dem Inhalt der Kostniycr und Basi" irr Decreke anerkennen, 2) ein neues Conciltum t" eine aus fünf bestimmten teutschen Städten auf de" ersten May 1447 ausschreiben, z) die zu May"' unter dem Könige Albrecht geschehene Acccpta'io" der Baseler Decrete durch Bullen genehmigen, u»d 4) wegen aller Neuerungen, die während der M"' tralität geschehen find oder noch geschehen würde", Vorsehung thun sollte, worunter nicht nur die Ausi Hebung der vom Papste vorgenommcnen Absitz""^ der Erzbischöfe von Trier und Cöln, sondern -dir Bestätigung aller, zu dieser Zeit in geistlichen S"" che" Friedrich. IV. 389 chtn ohne Authorität des PapsteeS vorgegangenen, Veränderungen und Handlungen verstanden wurde. Würde sich Eugen zu alle» diesen Punkten verstehen, io wollten sie ihm dieObedienj leisten; sonst aber das Con- rilium zu Basel für rin rechtryäßiges Concilium erkennen und demselben gehorsam seyn, jedoch auch letzteres nicht ohne alle Bedingungen. Diese sind in drey Bullen« koncepte» enthalten, die von den Kurfürsten den Ba¬ seler Vatern zur vorläufigen Besiegelung zugeschicket wurden. Vermöge einer solchen vorgeschriebencn Bul¬ le sollte das Conctlium vorher gewisse, den gleich An¬ fangs beygefügten fast ähnliche, Modifikationen seiner l4Z9 zu Maynz angenommenen Dekrete genehmhal¬ ten st). l!m alles zu berichtigen, wurde ans den er. sten September des nämlichen Jahres eine neue Zu¬ sammenkunft zu Frankfurt verabredet. Nun wurden Gesandte an den römischen König V! Friedrich geschickt, die ihn zum Beitritt zu dieser Verein, deren Inhalt sie nur ihm und sechs, auf Verschwiegenheit besonders vereideten, königlichen Ra¬ then eröffneten, einladen und dann nach Nom gehe» sollten , um von Eugen IV. eine entscheidende Antwort tu verlangen. Friedrich, der schon für den Papst ge¬ stimmt war, billigte zwar die von den Kurfürsten ver, ^redeten Maßregeln nicht; doch wollt« er sich nicht öffentlich von denselben trennen. Er entdeckte daher, da b) V. Görtner I- c. S9» -Friedrich. Hv. ha man ihm keinen Eid der Verschwiegenheit abgenoM men hakte, den fürchterlichen Kurbund seinem Secrt- kär Aencas Sylvins, und schichte ihn den schon nach Rom voraus gegangenen kurfürstlichen Gesandten nach, um allenfalls den Papst vor einer zu grossen Unbieg- samkelt, die ihm leicht sehr nacht heilig werden könnte, zu warnen. Eugen empsieng die kurfürstliche Gesandt¬ schaft Anfangs tn einem ziemlich hohen Tone; aber nun zeigte ihm Aencas in einer geheimen Audienz dir Nothwcndigkeit, denselben herab zu stimmen, und ricth ihm im Nahmen des römischen Königs, wenigsts in der Hauptsache dem Verlangen der Kurfürsten nacl^ zugeben. Der Papst erklärte sich gegen den Aencas, den er zur Belohnung für den erwiesenen Dienst auch zu seinem Secretär machte, daß er den Ra^ des Königs Friedrich befolgen wolle. Die Gesandt^ der Kurfürsten mußten jedoch mit der blossen Weisissg von Nom abziehen, daß der Papst seinerseits Gesandtt auf den bevorstehenden Kurfürstentag nach Franks»^ schicken und durch selbige nach Würde des apostolisch Stuhls antworten würde. VH. Auf diesem Convente zu Frankfurt erstatteten von Rom zurück gekommenen kurfürstlichen Gesandt^ einen für Eugen IV. und dessen Hof so ungümlis lautenden Bericht von ihrer Sendung an ihre He>'^ und andere versammelte Ncichsstände, daß die niest^ auf die Seite des Baseler Conci livms überzuhanö^ dtv anfiengen, und die gegenwärtigen Abgeordneten^, letzter» Friedrich. IV. AAl letztem bereits den Cieg in den Hunden zu Haber glaubten. Aenras Cylvius und die übrigen zu Frank* surt erschienenen Abgesandten des römischen Königs ^schöpften in diesen Umstanden alle P acriken um das ^ündniß der Kurfürsten zu trennen und wenigstens ei» den oder den andern von ihnen für sich zu gewinnen. Vorzüglich setzten sie dem Kurfürsten von Maynz zu^ Aber sie konnten die längste Zeit nichts auscichtcr» Endlich nahmen sie zu dem polirischen Unwe.ssalmi'tel ium Gelbe, ihre Zuflucht, und dieses wi kre in An¬ sehung des Kurfürsten von Maynz, nicht zwar als wenn ihm selbst etwas wäre versprochen Worten, son» dem nur unter vier seiner Räche wurden ror-2 rhci- »ische Gulden vcrtheilt i), wodurch diese sich so ent¬ nehmen ließen, daß sie ohne alles Bedenken ihren Herrn, der ganz Von ihnen abhieng, auf die päpstli¬ che Seite zogen. Doch war noch eine Schwierigkeit- tu überwinden. Der Kurfürst von Maynz wollte ei- Neu Weg wissen, wie er ohne Nachtheil seiner Ehr» von der bcschworneu Verein , die er mit seinen College« «^gegangen hatte, sich losmachen könnte. Die kä¬ rglichen,Gesandten kreuzigten sich umsonst/ eine solch». Ausflucht zu erfinden. Aeneas half ihnen aus der Der- E) „4-l pscummn küngsm recurrsre oporree, c»i !>une,,. tt-er O^minü ruri^< um eie, dse nu- re-i r.mnimn zpei-j^, bule I'orviuuu ItTe guo^ g'ie IV2oeimsjüum ex ni^u^vir, oou guoN lihi guiä- pi-oMikiim /Veric , se-k'iurer guskuur esirs eoa- .tlli,rj.>8 cino wiili» Narenorum Misaeastum eroxaca tun« i'dc." ^s/Zac- 2. //. />. zyr Friedrich. IV. Verlegenheit. Er ließ sich die angeführte Kurfürsten- verein geben, drückte, wie er selbst sagt, das Gift heraus, und machte einen neuen Aufsatz, worin er zwar in der Hauptsache die vier Pnncee der Verein bcpvehielt, aber alles, was dem Papste anstößig oder unangenehm seyn könnte, wegließ, und noch dazu in« Vorbeigehen etwas von einer dem Papste zu leistenden Wiedererstattung meldete. Diesen neuen Aufsatz thciltt Aeneas zuerst den anwesenden päpstlichen Gesandten m!t, die ihm Hoffnung gaben, der Papst werde sich denselben gefallen lassen. Dann legte man ihn dein Erzbischöfe von Maynz vor, der sich nun erklärte, cr fty redlicher Weise in die Verein getreten, weil man ihm gesagt hatte, die Kurfürsten begehrten von dcnl Papste nichts, als was billig sey; sie würden aber die Gränzen der Billigkeit überschreiten, wenn sie sich mit dem Aufsatze des Aeneas nicht begnügen wollten, worin er mit ihnen keineswegs zusammenhalten könnte. Hierauf wurde der Aufsatz öffentlich in der VersanE lung vorgelesen und von dem größern Theile der Reichs stände angenommen. Ohne sich an den Widerspruch der übrigen zu kehren, errichteten nun die Gesandten des römischen Königs Friedrich mit den ihnen fallcnen Fürsten noch zu Frankfurt am L. Ort. *44-6 eine andere Verein, worin festgesetzt ward, daß si* nächstens eine Gesandtschaft nach Rom schicken wollten, we' ,e über die, in dem aufgcnommentn Aufsatz* si*^ Heu- Friedrich. IV. zyz henden, Punčke vom Papste Bullen verlangen, und ihm und Franz II. ^Vrt. XI/. Z. <. angenommen, und an sich nicht unpassend ist, weil diese Concordaten auö Weretnen teutscher Firsten erwachsen , und unter ih ec beständigen Mitwirkung zum Schlüsse gekommen sind, lieber die Rückkehr der tcntschen Nation unter Eugens Gehorsam war ganz Rom voll Freude, die man durch Beleuchtung der Stadt, durch Läurung der Glocken, durch Lrompecenschall und durch Proceffionen an des Tag legte. IX. Der Inhalt der vorgedachten vier Bullen ist fol* gender. In der ersten versprach Engen IV. die Re- stitution der abgesetzten Erzbischöfe von Trier und Cola in ihre Wurde und' vorigen Stand, sobald sie ih>^ Gehorsam werden geleistet haben. In der zwei)"" sagte er zu, daß er ein neues allgemeines Concitiunl - in eine der vorgeschlagenen fünf Stadt, wenn er da¬ zu von den übrigen christlichen Königen und Fürsts die Einwilligung erhalten würde, sonst aber an eine» «n< Friedrich. IV. L95 Ändern schicklichen Ort binnen ro Monaten berufen wolle, und erklärte dabey ganz unbedingt, daß er das Kostnitzer Concilium, dessen Decrete und insbe¬ sondere das Decret ^re^uens, wie auch überhaupt alle übrigen rechtmäßigen Conctlten, deren Gewalt, Ansehen und Vorzüge, wie es von seinen Vorfahren geschehen, anerkenne und verehre. In der dritten ge¬ startete Eugen IV. der teutschen Nation den Gebrauch der 14ZY zu Maynz angenommenen Baseler Dekrete wit den bey der Acceptatlon bepgefügten Modifikatio¬ nen , bis mit seinem Legaten, den er nach Teutschland schicken würde, um über die Beobachtung und Mo¬ difikation dieser Dekrete, wie auch über die dem Pap¬ ste versprochene Entschädigung oder Provision zu un¬ terhandeln und ein Endconcordat zu errichten, darüber das Concordat werde geschlossen, oder bis durch das Concilium, welches er dem Begehren der Teutschen gemäß zusammen zu berufen in Sinne habe, etwas anders werde verordnet werden. In der vierten hieß er alle in den teutschen Kirchen während der Neutralität vorgegangenen Veränderungen und Handlungen gut, und sicherte denselben eine immerwährende Gültigkeit ju. Die dritte Bulle ist die wichtigste. Ohne Zwei¬ fel war es auch sie, die dem Papste so viele Bedenk¬ lichkeiten machte, daß er noch am nämlichen Tage in Geheim eine andere ausfertigen ließ, worin er unter dem Vorwande, daß er als ein Kranker nicht alles ge¬ hörig habe überlegen können, erklärte, laß er durch seine -96 Friedrich IV. seine Verwilligungen den Rechten und Privilegien d«B apostolischen Stuhls nihts habe vergeben wollm, rmd alles, was etwa denselben nachrhetlig wäre, als nickt geschehen angesehen weiden sollte. Allein dieses Ea9 vakorium kann der Bestätigung der Baseler Deckte zn keinem Abbruch gereichen; denn der apostolische Stuhl hat dadurch an seinen wahren Rechten nichts vcrlo» ren, sondern immer noch gewonnen. Ohnehin kann einem Paciscenten durch einen solchen Winkelzug andern Theils fein durch Vertrag erworbenes Recht nicht genommen werden. Endlich hat ja Eugens lV- Nachfolger Nicolaus V. nachher nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich durch Briefe und Bullen allcs, rvas sein Vorgänger der tratschen Nation bewilliget hatte, bestätiget und für unverbrüchlich erkläret. X. Um den Unterhandlungen des päpstlichen Lega* ten, der laut der dritten Bulle wegen Modifikation bet Baseler Dccrete und jur Berichtigung der dem Papste zugcsagten Provision nach Teutschland kommen sollte, «inen desto glücklicher» Fort-und Ausgang z»;"^ chern, ließ sich Engen IV. noch vor Uebergabe vier Dullen von der teutschen Gesandtschaft im Nah* men des römischen Königs Friedrich versprechen, letzterer dem Papste nicht bloß durch Vermittlung, sondern auch durch thätige Unterstützung zur Erlangt der bedungenen Provision verhülflich sehn wollte. Auch sollte er die zu Rom geschehene Obedicnzleistnrig, halb es khunlich schn würde, fcyerlich erneuern, und al« Friedrich IV^. 39? Mn krutschcn Reichsständen befehlen, derselben bey» lutreken; denn nach einer allgemeinen Anerkennung des Papstes war allerdings zu erwarten, daß die Teut- schen aus Erfurcht gegen denselben, der nun seinerseits «ms einem zuversichtlicheren Tone würde sprechen kön» km, bcy den Negotiationen sich nachgebender bezeugen werden. Als bald nach der Obedienzleistung Eugen mit Tod abgieng, ward die Erneuerung der Obe-> bienz itt Ansehung seines Nachfolgers Nicolaus V. noch l ochwendiger. Der römische König Friedrich schrieb da¬ her aus den St. Margarethentag (iz Julp) 1447, ei- den Convent nach Aschaffenburg aus, und schickte den don Rom zurück gekommenen Aeneas Sylvius alS königlichen Commissarius dahin. Aeneas negortrte so glücklich, daß nicht nur Nicolaus V. einmüthig für den rechtmäßigen Papst erkannt, sondern auch die Be¬ richtigung der päpstlichen Provision mit dem Legaten dem König Friedrich gleichsam ganz anheim gestellte Wurde ic). Wenigstens zeigt der Erfolg, daß mau die lc) Es hieß In dem Aschaffenburger Reichsschlusse: der römi¬ schen König sollte nächstens einen Reichstag nach Nürnberg ansctzen. „concludecur ibi swoviilo lnncullimo llounm> noltro ec Sodi /XgoNolieD taciemia, ü medio tsiupora cum leznco non sneric concoiulurinn." Diese Stelle ge¬ gattete offenbar, auch außer einem Reichstage mir dem Le¬ gaten einen Vergleich über die päpstliche Provision zu schlie¬ ßen, und konnte nun so genommen werde», daß .dadurch dem römischen Könige überlassen worden sev, dieies Ge¬ schäft an seinem Hof« mit dem päpstlichen Legaten abzu- tbun, wohin auch böchst wahrscheinlich die Meinung der ju Aschaffenburg versammelter, Relchsständ« in ihren münd¬ lichen Abstimmungen, deren Resultat man nur mcht deut¬ lich genug in dem kurzen schriftlich darüber verfaßten Aus- ffotz auSgedrückk bot, gegangen ist. ZB Wiedrich IV. die Sache an den römisch-königlichen und päpstliches Hofe so genommen habe; denn sobald man ju Roni Nachricht davon erhalten hakte , daß alles so vorcheil- haft für den Papst eingeleitet sey, mußte der Cardi- naldiacon rik. 8. HoZeii, Johann Carvajal, der Zwak schon längst zum Legaten nach Teutschland ernannt, abet bisher noch immer, um den rechten Zeitpunkt abzuwarten, zuRom verblieben war, fich zu seiner Gesandschaftsreise anschicken, die gerade zu an das königliche Hofiager nach Wien gieng i). Der römische König Friedrich trug dem, nun schon zum Bisthum von Triest beförderten, Ae- neas Sylvius auf, mit dem Legaten die Sache ili Richtigkeit zu bringen. Nachdem dieses, wie leicht denken ist, (Aeneas mag darüber in der Folge ge¬ sagt haben, was er will), ohne viele Schwierigkeit geschehen war, wurden am I/. Februar des folgen¬ den Jahres 1448 von dem gedachten Legaten tM Nahmen des päpstlichen Stuhls, und von dem römi¬ schen König Friedrich im Nahmen der teutschen Nation die Endconöordaten unterzeichnet m). Der Ort, wo diese zwepten Concordaten zu Stande ge¬ koni- >) Er reifete nm rz. Sept. 1447. von Rom ab, und km» um di« Mitte Occobers zu Wien au. Viä. Dominick Oeorxil Vira dtieaisi V. bomir. msx. sei usteo ve- kerum mnnnmsntninm conleri^rz p. rz er ^4. Koni« I74L. 410 «l OoiUpucruz IDIcori« ftaiver». Vienuear. k. I. p. rS:- Obgleich man beweisen kann, daß bey diesen TrackM«" kcine Reichsfürsten und keine Abgesandte von ihnen, außer höchstens etwa zwei» oder dren Bischöfe, gegenwärtig kresen sind, so licsr man doch gleich im Eingang« der Eo»r» Hric-rich rv Z-H kommen sind, ward in der Vertragsurkunde nichk angegeben und gerietl) bald in Vergessenheit, Nach H2 Jahren glaubte selbst das höchste damah» i'ge polikische Collegium in Leutschland, Las s» ge» kannte Neichsrcgimeitt/ es sey zu Basel geschehen. In neuern Zeiten hat man Aschaffenburg für den Ge¬ burtsort Lieser Concordaten angenommen, und rh» vest deßwegen den Nahmen der Aschaffenburger Cona ^vrdaten beygelegt. Cs ist aber nun vollkommen er« Ziesen, daß sie zu Wien gemacht worden sind n). Der Papst Nicolaus V. hak sie hernach durch einr Hülle unter dem 19. Mär; des nämlichen Jahres br» siätiget. Da aber diese Bulle nur eine einseitig aus- gestellte Urkunde ist, so kann sie, wenn sie von dem Verkragsinstrument abweicht, nicht gegen die teutsche Nation allegirt werden. Da der listige Italiener Aeneas Sylvins, denXl» ^ie römische Curie ganz in ihr Interesse gezogen, und durch Urbaren, baß dieselben vom Könige Friedrich p'nrimo^ rum incri Üommii lnipoiii löleocvrum, »iiorumgns «jnüciom nnrianis rrmr cceloffstlicorum guam seoninciovr i'riuonmm consonüd»5 ncoecion^ib's geschloffen worbe» sind, welches offenbar nur von der Einwilligung, die dies» Fürsten zu Aschaffenburg dem römischen Könige zur Schlief» sung der Cvncordnten erchciiec b-rben, verstanden werben kann, und daker die oben anacsichrte Erkläning der Slellr. des Aschaffenburger Lleichsschiuffeö bcstüligec. Siebe meinen' nutsübrlichen Beweis, dni! der wabr« Geburtsort der nur 7. Fcbr. 144^ mtc dem römischem Srubie geschloffenen (s ncordaicv nicht Aschaffenbura, ionr dern Wien sen, worin zugleich andere dieses Toncrrdnk b« treffende Umstände tbeilS brsichkistec, tbeils nädcr beleucht 'ec werde». HerauLgegeben von Johann Fels. Ml«» 4os Kiedrich iv. durch die bereits erwiesenen Gunstbezeigungen nltt noch nach größer» lüstern gewacht hatte, bey Errich- tung der Wiener Concordaten der Vertreter der teutt fchen Nation war, so kann man sich leicht vorstellen e haß dieselben für letztere nicht sehr vorkheilhaft aus- gefallen sind. Der Papst erhielt darin nicht blo^ eine Provision, sondern eine Wiedererstattung im ei* gentlichen Sinn. Es wurden i) die von dem Con^ cilium zu Basel beynahr ganz aufgehobenen päpstli* chen Reservationen wieder über dieGränzen derBaftltt Decrete ansehnlich erweitert, 2) In Ansehung btt kleinern Pfründen, die keiner Reservation unterlagen, ward eine zwischen dem Papste und den ordentlich^ Collatoren nach Monaten abwechselnde Vergebung ein* geführt, so daß der Papst die in den Monaten Jäntt/ März, May, July, September und November erle¬ digten Pfründen sollte verleihen können; die Pfründe" aber, die in den übrigen Monaten ledig werden wür¬ den, der Verleihung der ordentlichen Vergeber unter¬ worfen seyn sollten, z) Wurde dem Papste das Basel entzogene Recht, die Bischöfe und unmittelbare^ Liebte zu bestätigen, zurückgestellt. 4) Wurden ih^ die in den Baseler Dccreten abgeschafften Annate», > doch mit einer festgesetzten Mäßigung, wieder bewillt- get. Durch diese Anordnungen hat die teutsche tion den größten Thcil derjenigen Vortheile, die durch den ihr in den römischen oder Fnrstenconcorda- len zugestaiiLenrn Gebrauch der Baseler Decretc tt- laust Friedrich iv. '401' langt heit, wieder verloren, jedoch nicht alle; denn es wurde den Wiener Concordaten am Ende Z) die Claufel angchängt: In andern StnEen aber, die durch den Papst Eugen IV. seligen Andenkens der teutschen Nation bis zur Zeit -es künftigen allgemeinen Lonciliums bewilliget und vom Pap¬ ste Nicolaus V. bestätiget worden sind/ insofern dieselben dem gegenwärtigen Loncordate nicht vitgegenlaufen , ist diesimahl nichts «-geän¬ dert worden. Unter diesen andern Stucken koniust bloß die i§Z9 zu Maynz acceptirten Baseler Decrete verstanden werden; denn nur diese hat Eugen IV. in feiner dritten Bulle so lange vei wil¬ liget, bis auf dem nächstkünstigen Concilium etwas anderes verordnet werden würde. Allen übrigen in den eugenischen Bullen enthaltenen Verwringungen ward kein Synodaltermin zum Ziel gesetzt. Sie sind th-ilS an ganz andere Bedingungen gebunden, thells lauten ste unbedingt und auf immer, und einige lassen ihrer Natur nach nicht einmahl die Bedingung einer ast- berweikigen Verordnung des künftigen Conciliums zu. sich davon zu überzeugen, darf man nur den In, halt der gedachten Dullen noch einmahl lesen. Dey ^der Gegeneinanderhaltung der angenommenen Base- lv Decrete mit den Wiener Concordaten ist es auch Einleuchtend, daß mehrere der erstern entweder ganz °ber zum Theil dem Inhalte der letztem nicht entge¬ hn sind, sondern mit demselben ganz wohl bestehest E c kön- 402 Friedrich IV. können- Alle so beschaffenen Baseler Dccrete sind also vermöge der Endclausel der Wiener Concordate» unabgeändert geblieben und bey ihrer Gültigkeit er« halten worden. Zudem verbürgen uns die gleichjei« tigen Nachrichten und der ganze Gang der Unterhemd« lungen, daß die teutschc Nation bis zur Schließ»»- der Wiener Concordaten beständig auf der Bepbe« Haltung des Gebrauchs der acceplirten Baseler Deere« te verharret sey; der Papst aber bloß einen Lrsaö für die durch Bewilligung desselben ihm entgehende» Rechte gesucht habe. Nun dieser Ersatz wurde ih>n in den Wiener Concordaten reichlich ausgcmessen. A>« so muß auch der teutschen Nation vermöge eben die« ser Concordaten der fernere Gebrauch der Baseler crete, insoweit er nicht ausdrücklich aufgehoben w»^ Le, geblieben scyn; sonst müßte man sagen, daß Papst durch die Wiener Concordaten den Lenkst" eben dasjenige wieder entzogen habe, für dessen tvilligung sie ihm darin die Entschädigung geleisi^ haben. Endlich zeigt die Geschichte unwidersprechli^ daß^die Teutschen in den ersten Zeiten nach geschlosst" nen Wiener Concordaten sich öfters ans die darin mäst abgeänderten Baseler Dccrete berufen , und die Beob« achtung derselben als eine vertragsmäßige Pst'^ von dem Papste gefordert haben, wogegen zwar römische Curie Ausflüchte suchte, aber doch nicht i'' behaupten sich getrauete, daß die Baseler Dccrete »»> Schließung der Wiener Concordaten alle fernere bind' Friedrich iv. 40 K' Endlichkeit für sie verloren haben. Es ist also ausge¬ macht, daß die von der teutschen Nation zll ^aynj angeuommeiien und vom Papste Eugen IV, *447 'dr jugestandcnen Baseler Decrete, insofern sie mit Inhalte dec Wiener Concordaten in keinem Wt- dersprnch stehen, durch die letzter» keineswegs außer Rechtskraft gesetzt, sondern vielmehr bestätiget wor- ^n sind. Noch weniger können die übrigen Verwils jungen Eugens IV. vom I. 1447, da sie aufkei- "r bestimmte Zeit eingeschränkt waren, durch die Wie¬ ner Concordaken, mit deren Inhalte sie nicht einmahl "was gemeinschaftliches hatten, um ihre Gültigkeit bekommen seyn. Ihr Gegenstand war zwar meistens dar vorübergehend; doch enthalten sie auch einige ^wge, die noch jetzt anwendbar sind, z. B. die päpst- ^che Anerkennung der Kostnitzer Dekrete und der Ge¬ walt allgemeiner Concilien. Mit einem Worte also, ^e ganzen römischen oder Fürstenconcordaten sind un¬ beachtet der nachgefolgten Wiener Coneordaten bis auf die in letzter» abgeändertcn Stücke in ihrer Kraft ge¬ rieben. Wir haben daher von Friedrichs IV. Re- bierung her zwey bis auf den heutigen Tag gültige , ^ncordaten, nämlich die Fürsten-und die Wiener ^°ncordaten. Beyde zusammen genommen, machen so genannten vollst«- diyen Concorbatm der teut- sst>en Nation mit -ery römischen Stuhle aus. ^ie bestehen aus folgenden Instrumenten: i) aus Mapnzer Acceptationsurkunde vom 26 Märj C c 2 1439,. . ^4 Friedrich I4Z9/ wözu- die acceptirten Baseler Decrete als ci^ ne Beylage gehören; 2) aus der von Aencas Spl» Dius pnrificirten Knrfürstenvcrein vom I. 1446; Z) aus den vier eugenischen Vestätigungebnllen vom Ä' 2447, wovon der zweiten die darin anerkannten Kostnitzer Decrete jur Veplage bienen; 4) aus den* Wiener Instrumente vom l/. Februar 1448. D>< zwey Haupttheile der vollständigen Concordaten ver¬ halten sich gegen einander ungefähr, wie die Regcl zur Ausnahme, Die römischen Concordaten machen die Grundlage der teutschen Kirchcnfrepheit aus. Die Wiener Concordaten enthalten die zu Gunsten des Papstes beliebte Einschränkung derselben. XII. So klar und gewiß aber immer alles dieses ist, so muß man doch mit Bedauren «lngestehen, daß die teuksch: Nation bis auf die neuesten Zeiten >vt- iiig Nutzen, von ihren in den Fürstenconcordaten gründeten Frepheiten gezogen hat. Der römische da er nun einmahl nicht umhin konnte, den List- schen die ihm verhaßten Baseler Decrete zu bewttll- gen, hat ein anderes Mittel erfunden, die temM Nation nach und nach um alle davon erwartete» Früchte zu bringen. Er hat gleich Anfangs mit d«t feinsten Politik den Plan angelegt, über die gemach¬ te Verwilligung mit der Zeit eine gänzliche Verges¬ senheit in Teutschland zu verbreiten. Unter Beg"»- siigung mancher Umstände, die man zu Rom trefft zu benutzen wußte, wurde dieser Plan in kurzer wirk- Friedrich iv. 405 wirklich ausgeführk. Es ist hier der Ort nicht, alle l» diesem Zwecke angewandten Maßregeln aus ein¬ ander zu setzen. Nur so viel will man bemerken, daß auch die außerordentliche Sorglosigkeit der Teut- schen den Römern sehr gut zu statten gekommen sey. dadurch ist es geschehen, daß schon zu Ende des lZten Jahrhunderts die Acceptationsurkunde der Baseler De¬ bete, die Kurfürstenvereine vom Jahr 1446, und dir wichtigsten von den vier Bullen Eugens IV* "icht nur aus den Augen, sondern auch aus dem Andenken der Teutschen verschwunden waren, die Be- i'ehung der Endclausel des Wiener Concordats auf ine Baseler Decrete vergessen ward, und nichts als der trockne Buchstabe der Wiener Concordaten für das einzige Gränzregulativ zwischen der teutschen Na- iivii und dem römischen Hofe angesehen wurde. Erst M Anfang dieses Jahrhunderts wurden alle vier ^"geuischen Bullen und die erste Frankfurter Vereiil I. 1446 wieder an das Tageslicht hervorge^ iogen, und man sieng bald an, daraus einzufehen, daß nebst dem Wiener noch ein anderes Cencordat - ^it dem römischen Stuhle unter Friedrich IV. ge¬ flossen worden sei), woraus die teutsche Nation noch ''"en Anspruch auf die unter Albrecht II. accepttrten Zastler Deerete machen könnte. Allein diese Enrde- mußte ohne alle practische Anwendung blei- ^1, ss lang die Acceptationsurkunde der Baftlee De-? 406 Friedrich iv. Decrele nicht znnr Vorschein kam o). Diese Krst im I. 176z dec damahlige Professor zu May'st und nacl'berige Reichsreferendar Freyherr von Ho>E aus bei: Maynzer Archiven in einem Merkchen ter dem Titel: Lonoorrlatu. ULtionis Zermunie^ irUexra herausgegcben, dem er bald varlÄ ^6ch' rsmenia folgen ließ, worin er den practischen brauch der acceptirfcn Baseler Decrete zeigte und System aufstellte, daß die Fürstenconcordaten als u»' ser Fundamentalvertrag mit dem rLmischen Stuhle die Wiener Concordatcn aber nur als eine Ausnah¬ me davon zu betrachten sind. Dieses System wnc- de sogleich in ganz Teutschlgnd mit Befall an§^ nommen, dann in der berühmten Emser Punctarie^ welche die teutschen vier Erzbischöfe von Mayßi' Lüer, Colu und Salzburg 1786 zur Abstellung der g«* gen den römischen Hof von jeher gefnh ten Besckm^- den entwarfen, zum Grunde gelegt, und endlich' aller päpstlichen Gegsnbemnhungcn ungeachtet, in de" neuesten Wahlcapitularionen Lcopalds und Franz ^rt. XIV. §. 2. anerkannt, wo es heißt: der Kin¬ ser wolle bey dem Papste und Stuhle zu Rom H'l" bestes Vermögen anwenden, daß von demselben dtt mit v) In den N<->Nnr lVIZoris der kalt, k'nigl tdet zu Wten befinden sich nnrer den Acren des Conciliums wenigstens vier ins fünf glcichruligc ten der Mannzcr Accevatirnsurkuntc. Eben w wird cs t > andern teirr,wen.BtblwNiekcn da an war also ae-stk M 4^2 Friedrich IV. nm der Reichsregierung mehr Lebe« zu verschossen. Sie hielten deßwegen schon Zusammenkünfte 14A6 zu Nürnberg, und 1457 zu Frankfurt. Ihre Ab¬ sicht scheint vorzüglich auf den jungen König Ladis- lav, Albrechts II. Sohn, gerichtet gewesen zu ftz-u. Dieser Prinz'war bereits 14,^2 von seinem Vetter, dem Kaiser Friedrich, den die Oesterreichev auf D r- hehung und unter Anführung Ulrich Eizingers zu die¬ sem Ende nach seiner Rückkunft vom Römcrz.ms in Wienerisch-Neustadt belagert hatten, aus Vor¬ mundschaft entlassen worden, und hatte seitn dir Regierung der väterlichen Länder selbst angetrcten, doch so, daß ihm in Ungern Johann Corvin von Hunnyad, in Böhmen Georg von Podiebrad, und in Oesterreich der Graf von Cilley als Statthalter zugcordnet wurden, die ihn wegen seines noch zar¬ ten Alters in den Regierungsgeschäften leiten sollten. Er war also nicht nur Herzog von Oesterreich, son¬ dern auch König von Ungern und Böhmen, und schien mächtig genug zu seyn, um dem tsutschen Rei¬ che als Vormauer gegen die Türken zu dienen. Ucber- dicß hatte man in Teutschland eine grosse Zuneigung zu ihm. Die Liebe, die man für seinen Vater Al- brechr gehegt hatte, war auch auf den Sohn über¬ gegangen , besonders da er frühzeitig den Geist >uid lti Lebhaftigkeit seines Vaters hatte blicken lassen» Allein das Vorhaben der Kurfürsten, ihn zum römi¬ schen König zu wählen, konnte doch nicht zur Aus-, füh- ' Friedrich Iv. 4^Z fnhrung kommen ; denn der hoffnungsvolle Prinz siarb schon im I. 1457 den LZ. Nov., eben als er sich mit der französischen Priuzessinn Magdalene vermäh¬ len wollte. Ladislavs Tod verursachte grosse Veränderung XVI. gen. Mit ihm war die von Albrecht III. gegrün¬ dete Linie des österreichisch-habsburgischen Hauses erloschen. Das erledigte Herzogthum Oesterreich woll¬ te der Kaiser Friedrich, als der älteste Fürst von der sieuermärkischen Linie, allein in Besitz nehmen, aus dem Grunde, daß es untheilbar wäre. Aber sein Bruder Albrecht VI. und sein Vetter Sigmund von Tyrol machten ihm dasselbe beynahe ganz streitig. Endlich vermittelten die österreichischen Landstande 1458 zu Wien einen Vergleich, vermöge dessen Fried¬ rich Nlederösterreich , Albrecht Obcröstcrrcich, und Sig-- mund zur Entschädigung ein Stück von Körnchen bekommen z die Stadt Wien aber und die herzogli¬ che Burg daselbst allen drepen gemeinschaftlich blei¬ ben sollte. Auch das Königreich Ungern, das nun ebenfalls ohne König war, suchte der Kaiser Fried¬ rich an sich zu bringen. Er wurde auch wiikiich von einigen ungerischen Magnaten zum König gewählt. Und nahm den Titel eines Königs von Ungern an. Aber der größte Theil der Ungern hatte des indessen verstorbenen Johann Corvins Sohn, Mathias Cor- vlu, zum Throne berufen, den dieser auch zu be¬ haupten wußte. Der Kaiser Friedrich selbst mußte ihn 4! 4 Friedrich IV'. ihn endlich 146z als König von Ungern erkennen, und bedung sich nur die Beibehaltung des königli¬ chen Titels Und die Nachfolge in Unger» für sich und seine Erben aus, wenn Mathias oder dessen rechtmäßige Nachkommenschaft unbeerbt mit Tove ab» gehen sollte. Zu dem erledigten Königreiche Böh¬ men meldeten sich als Competenten i) der Kaiser Friedrich wegen der unter Karl IV. zwischen Oester¬ reich und Böhmen errichteten Erbverbrüderung, 2) der Herzog Wilhelm III. von Sachsen, Z) der Kö¬ nig Casimir von Polen; jener, weil er die älteste, dieser, weil er die jüngste Schwester des verstorbe¬ nen Königs Ladislav zur GeMahlinn hatte, endlich 4) der König Karl VIl. von Frankreich, weil seins Tochter Magdalene an den König Ladislav verlobt gewesen war. Allein durch eine freye Wahl der böhmischen Stände wurde 14Z8 allen diesen Prä¬ tendenten der bisherige Statthalter, Georg Von Po¬ diebrad, vorgezogen, mit dessen Tochter Catharine sich bald darauf der neue König Mathias von Un¬ gern vermählte. Der Kaiser mußte auch hier nach- gebsn, und 1459 dem Könige Georg die Beleh¬ nung «rtheilen, um an ihm einen Bundesgenossen wider seine Feinde, besonders gegen seinen unruhi¬ gen Bruder Albrecht zu erhalten. Auf solche Art kamen die bepden Königreiche Ungern und BöhmM von dem österreichischen Hause wieder »). Mitt- Friedrich iv. 4» S Mittlcrweil hatte der Papst Calipt IH. zwar fleißig Geld ju einem Kreuzzuge gegen die Türken gesammelt; aber denselben nicht sonderlich betrieben. Desto eifriger nahm sich der Cache sein Nachfolger, der gewählte Pius H., an. Dieser Papst ist der uns aus dem Vorhergehenden bereits wohl be¬ kannte Aencas Sylvius. Er hak stch bloß durch seine politischen und litterärische» Talente immer Hä¬ her, endlich zur Cardinalswürde, und jetzt gar auf den päpstlichen Stuhl geschwungen. Die putschen Concordaten sind ein Meisterstück seiner Politik. Un¬ ter seinen litkerärischen Arbeiten zeichnen sich seine hi¬ storischen Werke dnrch ihre gute Schreibart vorzüg¬ lich aus. Als Papst wollte er ein Wohlthätcr der ganzen Christenheit durch Veranstaltung eines allge¬ meinen Türkenzuges werden. Ju diesem Ende schrieb tv auf das Jahr 1459 einen Convent nach Man¬ tua aus, wozu alle christlichen Könige, Fürsten und Republiken ringelnden wurden. Pins erschien selbst iur bestimmten Zeit auf dem angesagten Convente; aber von den ungeladenen Fürsten fand sich, au- ßer einigen italienischen, keiner in Person ein und »Ur die wenigsten schickten Abgeordnete. Der Papst bat alle seine Beredsamkeit auf, um das christlich« Europa gegen die Türken in Bewegung zu fetzen; aber er konnte entweder gar keine ober nur eitele Zcr- sogen erhalten. Um die Teutschcn, die sich mit Sorten noch am bereitwilligsten bezeigt hatten, zur Er- 4i 6 Friedrich iv. Erfüllung ihres Versprechens zu ermuntern, sch'cklt er den Cardinal Bessarion nach Dtttschland, der I. 1462 zwey deßwegen gela'tenen Rcichstägen e einem zu Nürnberg, dem andern zu Wien, beywohn- te; aber durch alle angewandte Mühe seinen Zwc^ doch nicht erreichen konnte. Auf dem ersten Reichstag? war der Kaiser nicht erschienen, und auf dem zwey- len sah man nur wenige Fürsten. Die Reichstäg? wurden überhaupt jetzt meistens nur durch Sendb^ ken beschickt. Diese aber getrauten sich nichts vos Wichtigkeit zu beschließen , und wenn sie auch et-> was beschlossen, so wollten die Fürsten nicht dara<> gebunden scyn. Auch suchte man immer die größt? Last der Beiträge zu Unternehmungen auf die Stäbt? zu wälzen, die aber kein- Lust hatten, sich dan^ beschweren zu lassen. Endlich war der Kaiser in st^ neu Erbländern zu sehr beschäftiget, und Teütstl^ lanb durch eine Menge innerlicher Kriege und unck- härter Befehdungen zu sehr zerrüttet, als daß ma" an auswärtige Züge hätte denken können. XVIII Der Kaiser war von allen Seiten mit Fck"' den umringt. Die Ungern droheten ihm beständig mit einem Einfälle in Oesterreich, weil er iha?" noch immer nicht die heilige Krone auslieftrn woll¬ te; denn er hatte um diese Zeit ihren neuen Mathias noch nicht als solchen anerkannt. Der nig Georg von Böhmen, mit dem doch Friedrich ein Vertheidigungsbündniß geschlossen hatte, strebt selbst Friedrich tv. 417 selbst nach der Kaiserkrone und hakte bereits einige Kurfürsten und Fürsten auf seine Seite gezogen, mit denen er deßwegen 1461 zu Eger und Nürnberg Ver¬ sammlungen hielt. Dec mächtige Adel in Oesterreich war äußerst schwierig und wurde von den Ungern Und Böhmen noch mehr aufgehetzt. Er hatte sich während Ladislavs Minderjährigkeit und Regierung beynahe in eine gänzliche Unabhängigkeit von dem Landesherrn gesetzt, und viele herzogliche Schlößer Und Kammergüter an sich gerissen. Friedrich forder¬ te, als er Oesterreich bekommen hatte, die usurpirten Güter zurück, und wollte die landesherrlichen Rech¬ te wieder Herstellen. Dadurch aber machte er sich den ganzen Adel zum Feinde. Der Herzog Albrecht, der es mit seinem Bruder, dem Kaiser, nie gut meinte, glaubte bey dieser Gelegenheit demselben Niederöster¬ reich abdrtngen zu können. Er nahm daher di« uiederösterreichischen Landstände, die sich an ihn ge¬ wandt hakten, in Schutz, schloß mit dem Könige Georg von Böhmen ein Bündniß, und fiel nebst dem* selben 146» in Niederösterreich ein. Doch vermit- teite der König Georg selbst, der indessen auch an¬ derswo einen Bundesgenossen zu unterstützen hatte, bald «men Stillstand zwischen bepden Brüdern. Aber dieser Stillstand gab nun Anlaß, daß sogar die Bür- zu Wien wider den Kaiser aufgebracht wurden. Einige Haufen der von Friedrich und Albrecht nach ^offenen, Stillstände entlassenen Soldaten schwärm- D d reu 4^8 Friedrich iv. ten um Wien herum, und suchten sich für den rück¬ ständigen Sold durch Rauben und Plündern bezahlt zu machen. Da der Kaiser allein sie nicht befriedi¬ gen konnte, und die Bürgerschaft von Wien nichts dazu betragen wollte, so wurde das Ucbel immer ärger. Darüber gerieth 1462 der Pöbel unter An¬ führung eines gewissen Ulrich Holzer in Aufruhr, warf die ansehnlichsten Magistratspersonen in Kerker, bemächtigte sich des Stadrregiments, und hatte die Kühnheit, den Kaiser selbst auf das Rarhhaus j" citiren. Als Friedrich nicht erschien, kündigten ihm die Wiener den Gehorsam auf, und schlossen ihn in seiner Burg ein. Der Herzog Albrecht kam sogleich wieder herbey, und nun wurde die Blokade der Burg in eine förmliche Belagerung verwandelt. Friedrich hielt mber die Belagerung muthig und standhaft aus. Er erklärte sich: „diesen Ort wolle er vertheidigen, Lis er sein Gottesacker werde; Gott aber lebe noch, der werde der gerechten Sache beytreten, und die ho- he Obrigkeit wider den Frevel solcher Unterthanen als Racher beschirmen." Der Kaiser war schon sehr i» die Enge getrieben, als dec König Georg von Böb' men mit einigen Truppen zum Entsatz anlangte, u>^ durch seine Vermittlung einen Vergleich zwischen de» streitenden Parthepen zu Stande brachte, vermög dessen der Kaiser die Regierung von Niederösterreich auf acht Jahre seinem Bruder Albrecht überlasse» ? dieser aber ihm dafür jährlich 4022 «ngerische D»^ caleir Friedrich IV. 41K raten zahlen sollte. Doch sah man das folgende. Jahr 146z schon wieder alle Augenblicke dem Austz bruche neuer Feindseligkeiten zwischen beiden Brüs dern entgegen. Nur der in eben diesem Jahre plötz¬ lich erfolgte Tod des unruhigen Herzogs Albrecht beug¬ te noch dem abermahligen Bruderkriege vor. Dieser Albrecht hatte im I. 1456 die Universität zu Freyburg Mistet. Da er keine Leibeserben hinterließ, untz. auch der Herzog Sigmund von Tyrvl unbeerbt war» so berührte nunmehr daS ganze Haus Oesterreich auß der Person des Kaisers Friedrich und seines indessen (1459) erzeugten Sohnes Maximilian, der zu Fol¬ ge einer von seinem Vater dem ganzen österreichischen Hause 145z ausgestellten Urkunde gleich Erzherzog genannt ward, und diesen Titel für beständig in Gang brachte, dessen erster Grund jedoch schon in dem be- tühmtcn Privtlegio Friedrichs l. liegt. Don andern innerlichen Kriegen, die Teutsch- XllL, land unter Friedrichs IV. Regierung nicht nur schwäch¬ en, sondern auch zu auswärtigen Unternehmungen Sanz unfähig machten, führt unser Verfasser eine ganze ^ihe und doch bey weitem nicht alle an. Dahin Chören i) die handel -es Rurfürsten Friedrich von Sachsen mit feinem Bruder Wilhelm seit 1447 auf Verhetzung der beyderseitigen Mi* "ister wegen einer vorgenommenen känderthctlung ent» Landen waren. Sir wurden zwar 1451 "rn Kai* ju einem Frieden vermittelt; zogen aver^ doch in K d § der 420 Friedrich. lV. der Folge noch den so genannten Prinzenraub nach sich. Es hatte nämlich während des Krieges der Kurfürst Friedrich seinem Oberhofmarschalle Kunj von Kaufungen ein in seinen Landen gelegenes, aber dem Minister seines Bruders gehöriges Gut eilige- räumt. Vermöge des Friedens mußte Kunz dieses Gut wieder herausgeben. Darüber ward er wider den Kurfürsten heftig aufgebracht, überfiel 14Z5 bei) einer Abwesenheit des Kurfürsten das kurfürstliche Schloß zu Altenburg in der Nacht, und entführte dessen bcpde Prinzen Ernst und Albrecht, die je¬ doch noch zu rechter Zeit aus seinen Händen befrcyet wurden. 2) Die Rriege verfchieöener pfälzischen Nachbarn gegen den Pfalzgrafen Friedrich den Siegreichen. Dieser Friedrich war ein Bruder des Kurfürsten Ludwig IV. von der Pfalz, und sollte nach dessen Tode 1449 nur die Vormundschaft übet dessen unmündigen Sohn Philipp führen; er übe» nah>n aber 1451 mit Einwilligung der Landstände die Regierung in eigenem Nahmen, legte sich den kur¬ fürstlichen Titel bey; versprach aber seinen Mündel zu arrogiren und nicht zu heurathen, um demselben dereinst die Nachfolge in der Kur mehr z.u versichern' Der Kaiser mißbilligte dieses Betragen des Pfn^ Krafen gegen seinen Neffen , und wollte ihn nicht al^ Kurfürsten erkennen. Dadurch wurden der Erjbischdl Diether von Mapnz, der Pfalzgraf Ludwig zu tzenz, der Graf Ulrich von Mrtcmberg und die Gra* Friedrich IV. 42l fen von Lühelstein, die meistens schon ältere Strei¬ tigkeiten mir Kurpsalz hatten, so muthig gemacht, daß sie den Pfalzgrafen Friedrich von allen Seiten anficlcn. Diese Fehden dauerten sehr lange, wur¬ den immer verwickelter, und schlugen zuletzt größten- theils zum Vortheile des siegreichen Pfalzgrafen Fried¬ rich aus. z) Der Rrieg -es Markgrafen Al¬ brecht Achilles von Brandenburg und seiner fürst¬ lichen, gräflichen UN- ritterlichen Bundesgenos¬ sen gegen -ie ebenfalls verbundenen Reichsstädte in Franken und Schwaben , der seinen Grund dar¬ in hatte, daß die Fürsten an die Reichsstädte einen Anspruch wegen aufgewandter Kosten im Hussiten¬ kriege machten, und Albrecht Achilles noch überdieß die Stadt Nürnberg einer Kränkung seiner burg- gräflichen Rechte beschuldigte. Der Krieg fieng 11449 an, und endigte sich 14Z0, obschon Albrecht im Felde sehr glücklich war, zu keinem sonderlichen Vor¬ theile desselben. 4) Der durch den bayerischen lteberfall der Stadt Donauwerth veranlasste, aber nachher noch aus andern Ursachen fort, gesetzte Rriey zwischen dem Markgrafen Al¬ brecht Achilles und dem Herzoge Ludwig von Bayern-Landshut. Die Stadt Donauwerth war "ach dem Tode des hohenstaufischen Conradin mit dessen Erbschaft an Bayern gefallen; hakte aber her- dach durch Begünstigung der Kaiser Karls IV. und Sigmunds dir Neichsunmittelbarkeit erlangt. Der Her- 422 Friedrich IV. Herzog Ludwig von Bayern-Landshut bemächtigte sich derselben 1458 wieder. Er wurde aber das folgende Jahr für einen Neichsfeind erklärt, und zur Wiedereroberung der Stadt eine Reichshülfe bewil¬ liget. Das Commando der Cxecutionstruppen ward Dem Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg anvertrauet, der bey dieser Gelegenheit auch seine eigenen Streitigkeiten mit dem Herzoge Ludwig aus¬ zumachen hoffte. Der Krieg erreichte nach viele" fruchtlosen Versuchen erst 146^ durch Vermittlung des Königs Georg von Böhmen seine Ende. Do- vauwerth erhielt wieder die Freyhett, und der Mark¬ graf Albrecht einige Befriedigung seiner Forderung«" von dem Herzoge Ludwig. 5) Die wetzen Abse¬ tzung-es Rurfursten Diether von Maynz, eines tzebornen Grafen von Isenburg, entstandene" Lriegshandel. Papst Pius II. setzte Diethern 146! ab, weil sich derselbe zur Zahlung übermäßiger An¬ raten gegen die Concordaten nicht verstehen wollte, Md an ein allgemeines Concilium, welches der Papst vermöge der, von den Teutschen acceptirtcn von Eugen IV. brstätigten, Baseler Decrete zusam¬ men zu berufen schuldig wäre, appellirt hatte. Das Erzbtsthum Maynz vergab der Papst an Diethes vormahligcn Mitwerber, den Grafen Adolf von Nas¬ sau. Der Kaiser, gegen den Dicther mit gefährd chen Anschlägen umgieng, billigte nicht »ur beste" Absetzung, sondern erkannte auch sogleich den Gra- f-4 Friedrich. IV. 42z fen Adolf als Kurfürsten von Maynz. Dem Bei¬ spiele deS Kaisers folgten dir benachbarten Fürsten, Grafen und Herren. Drether, um sich gegen seinen Geg¬ ner zu behaupten, sprach den Pfalzgrafen Friedrich den Siegreichen, mit dem er sich erst das Jahr vor¬ her ansgesöhnt hatte, um Hülfe an, und verpfän¬ dete ihm die so genannte Bergstrasse. Nun kam es jum Kriege. In demselben erfocht zwar der Pfalz- g af Friedrich 1462 einen wichtigen Sieg bei) Se¬ ckenheim ; aber der Graf Adolf bemusterte sich im näm¬ lichen Jahre durch Verrärherey der Stadt Maynz, die mit Dicthern hielt, und darüber ihre bisherige Reichsunmittelbarkeit verlor. Das folgende Jahr 246z wurde Friede gemacht, vermöge dessen Die- thcr gegen eine Entschädigung dem Grafen Adolf im Crzbisthume Maynz weichen mußte, zu dem er je¬ doch nach Adolfs Tode 1475 durch eine neue Wahl Wieder gelangte. 6) Dec pommerische Successi- vnskriey nach Abgang -er stettinischen Linie mit Otto HI. im I. 1464, da Kurbrandenburg ver¬ möge einer Anwartschaft vom I. izzg Anspruch auf die stettinischen Lande machte, welche aber die "vch übrigen Herzoge von Pommern zu Wolgast und Bart bey der Familie erhalten wollten. Der Streit ^ach 146z j,, Ki-jeg aus, und ward erst 14/2 junr Bortheile dec pommerischen Stammsoetter vermittelt, ^°gegen dem Hause Brandenburg die künftige Suc« ^sswn in ganz Pommern nach Aussterben des ponl- UW 424 Friedrich lV. Menschen Mannsstamms ausbedungen wurde- 7) Die Rriegsunrernehmungen ye-en -en Röni- Georg von Böhmen,, der 1466 vom Papst Paul H. in den Bann gethan ward, weil er von dessen Vorgänger Pius II- die Bestätigung der, vormahls von dem Conctltum zu Basel mit den Böhmen er¬ richteten, Compactaten und den Gebrauch des Kelchs im Abendmahle begehrt, und einen päpstlichen Lega¬ ten, der die Compactaten zu cassiren und den Kelch zu verbieten nach Böhmen gekommen war, und sich «mjügliche Reden gegen den König erlaubt hatte, gefänglich angehalten hatte. Die Vollziehung der päpstlichen Dannsentenz ließen sich der Kaiser Fried¬ rich , und auf dessen Zureden besonders der König Mathias von Ungern, welche dabey zugleich nach der böhmischen Krone trachteten, angelegen seh»; doch behauptete sich Georg noch so ziemlich gegen beyde, und um ihnen auch nach seinem Tode di< Hoffnung zum Königreiche Böhmen zu vereiteln? ließ er noch bey seinen Lebzeiten 1469 des Königs Casimirs von Polen ältestem Prinzen Vladislav, einem Enkel des römischen Königs Albrecht II- vo» dessen Tochter Elisabeth, durch eine förmliche Wahl der Stände die Nachfolge in Böhmen zusichern. 8) Der Streit -es Rurfürsten Ruprecht von mit seinem Domcapitel und -en Lan-stan-e", die es sehr übel nahmen, als Ruprecht dte von seinem Vorgänger und dem Domcapitel während dek letz- Friedrich iv. 425 letzten Sedisvacanz verschleuderten Einkünfte und Gü¬ ter feines Erzsijsts wieder einzuzichcn anfieng. Diese Zwistigkeiten gierigen so weit, baß 1472 Ruprecht des Erzstifts entsetzet, und der Landgraf Hermann von Hessen zum Administrator erwählet wurde. Nun mußten auch hier die Waffen entscheiden, wovon noch weiter unten etwas vorkommen wird. Außer solchen landverderbltchen Kriegen stellt «ns XX die tentsche Geschichte dieser Zeit noch andere Arten von Befehdungen dar, die uns jetzt kaum glaublich Vorkommen. Vorher befehdeten nur Herren, die Land und Leute befassen, einander, oder sie hatten es bald mit Städten, bald mit ihrem eigenen Land - und kehnadel zu thun. In diesen Zeiten aber hielten sich auch Handwerke und Zünfte zu Fehden mit dem Adel, Mit Städten und andern Gemeinheiten berechtiget. So findet man Fehdebriefe der Becker und Buben des Markgrafen von Baden an die Reichsstädte Es¬ ingen, Reutlingen und andere vom I. l4Lv; in» gleichen der Becker des Pfalzgrafen Ludwig an Augs» b"rg, ulm, Rothweil rc. vom I. 1462; der Schuh» knechte zu Leipzig an die Doctoren, Licentiaten, Magister, Baccalauren und alle und jegliche Etu- denten, geistlich oder weltlich, jung oder alt, klein oder groß, der dortigen Universität von >471; et- "es «ppensteinischen Kochs mit seinen Küchenknaben, Viehmägden, Schüffelwäschecn rc. an den Grafen Otto von Solms von 1477 rc. Den traurigen Zu¬ stand 426 Friedrich iv. stand des teukschen Reichs, der aus so vielen innerste chen Kriegen unv Befehdungen erwachsen ist, beschreibt sehr lebhaft ein damahls lebender Schriftsteller, Petek von Audio, in seinem Werbe lle Imperio l^omario« Es ist kein Wunder, düst bet) einer solchen Zerrüttung die Klagen wider das Faustrecht und die Wünsche nach einem dauerhaften Landfrieden immer lauter wur¬ den. Wirklich wechseln in der Reichsgefchichte mit den vorgedachten Befehdungen beständig Neichstäge ab, auf denen berathschlaget wurde, wie dem Faust¬ rechte wirksam Einhalt gethan und ein allgemeine Landfriede hcrgestellt werden konnte. Mitunter wur¬ de auch noch immer von Veranstaltung eines Kreujz"- ges gegen die Türken gehandelt. Die Gefahr vor den lctztern war jetzt dringender als jemahls; deMi seit 1469 machten die Türken schon Einfälle in Croa- tien, Krain, Kärnthen, und zuletzt drangen sic gar i" das Salzbnrgisebe vor. Dessen ungeachtet konnte un¬ ter Friedrichs Regierung weder der Kreuzzug, noch sonst viel Gedeihliches für die Ausrottung des Faust- rechts zu Stande kommen. XXI. Für diese eckelhafte Geschichte wird man endlich durch eine Begebenheit schadlos gehalten, die für Oe¬ sterreich, Teutschland und ganz Europa gleich merkwür¬ dig ist. Wir haben gesehen, wie die Herzoge vo» Burgund zu ihrem ursprünglichen Herzogthum »ach und nach in kurzer Zeit IZ84 auch die Grafschaft Burgund, Artois, Flandern, die Herrschaft Mecht und Friedrich IV. 427 und die Markgrafschaft Antwerpen, »406 die Herzog¬ tümer Brabant und Limburg I4H das Herzogtum Luxemburg, 1428 die Grafschaften Namur, und *4ZZ die Grafschaften Holland, Seeland, Friesland und Hennegau erworben haben. Alle diese Länder besaß seit 1467 Philipps des Gütigen Sohn, der Herzog Karl der Kühne, und vermehrte sie noch mit dem Herzogthume Geldern und der Grafschaft Zütphen, die er 1471 von Arnold von Egmond erkaufte. Er war der letzte vom burgundischen Mannsstamm, und hatte nur eine einzige Tochter Marie, welche die prä¬ sumtive Erbtnn feiner weitläufigen Staaten war. Als Karl 1473 um die kaiserliche Belehnung über Geldern Und Zütphen ansucht«, ward zwischen ihm und dem Kaiser eine persönliche Zusammenkunft verabredet, wel- rhe noch im nämlichen Jahre zu Trier gehalten wur¬ de- Hier sollte eine Heurath zwischen Karls Tochter Narie und des Kaisers Sohn, dem Erzherzoge Maxi¬ milian, gestiftet werden, worauf der Kaiser schon lan- Se vorher gedacht, und weßwegen er mit Karin bereits ^"ige Unterhandlungen gepflogen hatte. Als aber Karl noch vor der Vermählung von dem Kaiser nicht Nur zum Könige von Burgund, sondern auch zum be^ ^udigen Reichsvicarius in den teukschen Ländern jen- stits des Rheins ernannt zu werden verlangte, wußte "Mu dem Kaiser, der sonst dazu nicht ungenrigt war, viele Besorgnisse wegen Karls chrgeitziger und un¬ sicher Absichten beyzubrtngen, daß er plötzlich von rTier 4r8 Friedrich Trier weggieng, und die Unterhandlungin abörach« Diese wurden zwar hernach wieder angeknüpft; aber noch vor gänzlicher Beendigung derselben fand Ka^ der Kühne seinen Tod in einem Treffen gegen die Loth¬ ringer und Schweitzer. Er hatte sich nämlich, nach' dem die trierischen Untei Handlungen abgebrochen wa¬ ren, in die oben erzählten cälnischen Händel zum Dor- thcile des abgesetzten Erzbischofs Ruprecht gemengt, und war 1474 mit 6o Tausend Mann vor Neuß, worein sich der Administrator des Erzstifts, Herrinan" von Hessen, geworfen hatte, gekommen, um es zu be¬ lagern. Da man teutscher Seils nichts anderes glaub¬ te, als daß Karl hey dieser Gelegenheit sich zum Mei¬ ster des ganzen Rheinstroms zu machen suche, so ka>" das ganze Reich gegen ihn in Bewegung. Er mußte die Belagerung von Neuß aufheben und versprechet dem abgesetzken Ruprecht keinen Beysiand mehr zu leiste"' Hierauf wandte er seine Macht gegen die Lothringer und Schweitzer, die während der Belagerung von Neuß in seine Länder eingefallen waren. Er eroberte l47§ in kurzer Zeit das ganze Herzogthum Lothringen, «»d drang 1476 auch in die Schwcitz ein; er wurde abe" von den Schweitzern im nämlichen Jahre zweyrnahl bey Grandson und Murten geschlagen. Zndelst" hatten sich auch die Lothringer wieder erholt, b vereinigten sich mit den Schweitzern, und bcyde fetten am 5. Jänner 1477 dem Herzoge Karl er" drittes Treffen bep Nancy, worin er abermahl völ- Friedrich IV. 429 vätzigc Niedersage erlitt, und so gar selbst sein Leben verlor. Es entstanden nun grosse Bewegungen we¬ gen seiner hinterlassenen Länder. Der König Lud¬ wig XI. von Frankreich hatte Anfangs den Plan, das burgundische Haus, das seinen politischen Absich- Wn immer im Wege stand, ganz zu Grunde zu Uchte». Cr nahm sogleich von dem Herzogchum und der Grafschaft Burgund Besitz, und suchte auch in Artois, Flandern Hennegau, und in andern ihm Wohl gelegenen burgundischen Ländern, ohne einen Rechtsgrund anzugeben, so viel und wie er immer konnte, an sich zu reißen. Artois und Flandern wa¬ ren zwar französische Lehn; aber es galt darin auch die weibliche Erbfolge, folglich war Karls des Küh¬ nen Tochter Marie die rechtmäßige Erbinn davon. Von dem Herzogchum Burgund kann ein solches kehnverhaltniß nicht einmahl erwiesen werden. Es hatte darin schon vor alten Zeiten eine eigene cape- Ungische Familie regiert. Nach dem Aussterben der¬ selben war das Herzogchum zwar an den König Jo¬ hann von Frankreich gefallen, aber nicht als ein der Krone eröffnetes Lehn, sondern weil Johann der Ochste Verwandte der erloschenen Familie war. Der König Johann hat es hernach seinem zweyten Sohne Philipp gegeben, mit der Erklärung, daß es auch auf Hessen Erden übergehen sollte, ohne von einem Lehn- iwrhältniß und von einem Unterschied zwischen männ¬ lichen und weiblichen Erben eine Meldung zu machen. Di» 43» Friedrich iv. Die übrigen burgundischen Provinzen waren ohnehin meistens teutsche Reichslehn, oder gehörten sonst zur» reutschen Reiche, und der König von Frankreich konn¬ te darauf nicht cinmahl im Faste der Erledigung ein Recht haben. Als Ludwig XI. aller Vorstellungen der niederländischen Stände ungeachtet mit seinen Ge- waltthäcigkeiren fortsuhr, sah man am burgundisch^ Hofe ein, wie nothwendig es sch, die Herzoginn Ma¬ rie, so bald möglich, an einen mächtigen Prinzen zu vermählen, um ihr und ihren Landen einen Be¬ schützer zu verschaffen. An Frepern gebrach cs einer so reichen Braut nicht. Selbst der König Ludwig v§N Frankreich, da es mit seinen Eroberungen doch niäst ganz nach seinem Wunsche gieng, hatte sich unter der Hand um sie für seinen 7jährigen Sohn, den Dau¬ phin Karl, beworben. Als die Sache zur ernstlich^ Berathschlagung kam, stimmten wirklich viele Rät!^ der Herzogin« für den Dauphin, Allein die Oberst- hofmeisterinn der Prinzeffinn schlug diese Meinung Toden, indem sie sagte: „unsere Herzoginn ist schon in dem Alter, daß sie Mutter werden ka""/ man muß ihr also kein Kind, sondern einen Mann zu'" Gemahl gebend Unter dem Manu war ohne Zwei¬ fel der Erzherzog Maximilian verstanden; denn a^ eine bald darauf angelaugte kaiserliche Gesandtschaft für denselben den Antrag that, und einige Minist^ der Prinzeffinn noch Anstände zu machen juchten, klärte sich Marie selbst, in deren Seele die vorcheilh^ ten Friedrich iv. 43^ ten Beschreibungen ihres seligen Vaters von Maximi¬ lians Vorzügen den tiefsten Eindruck hinterlassen ha¬ ben, ohne alle Zurückhaltung: „biesen habe sie sich im ihrem Gemüthe auserkoren, ihn wolle sie auch haben, und keinen andern auf dieser Erde." Nach einer so bestimmten Erklärung der Braut zögerte man mit der Vermählung nicht lange. Der Pfalzgraf Ludwig von Veldenz, als Maximilians Bevollmächtigter, ließ sich in dessen Nahmen die Herzogin» Marie antrauen, und hielt mit ihr, wie es die damahlige fürstliche Sitte Wit sich brachte, ein öffentliches Beylager. Auf die erhaltene Nachricht hiervon begab sich Maximilian selbst Mit einem prächtigen Gefolge nach den Niederlanden, und ward den Tag nach seinem feyerlichen Einzugs in Gent (19. Aug. 1477) in eigener Person durch den Vischvf von Tournay in Gegenwart des päpstlichen Legaten Julian, Bischofs von Ostia, der Prinzessin!» Marie angetrauet. Durch diese Heurath ward zwar dem österreichischen Hause die Aussicht zum Besitz dec Folien Niederlande, aber auch eine unübersehlichr ^eihe von Kriegen eröffnet, die seitdem zwischen Frank- rckch und Oesterreich geführet wurden, so daß der be¬ amte Vers: ,,8ella ^Lrant aiü, tu, kelix ^üliriÄ, Hubs" nur als ein frommer Wunsch angesehen wer» muß. Maximilian selbß mußte die erheuratheten Lande XXII,- ^it dem Schwerte gegen den König Ludwig XI- von Htankretch retten, und er that es auf eine Art, die man der/ 4Zr Friedrich bey der Ungleichheit der bcyden streitenden Theile bt» wundern muß. Ludwig war zu seiner Zeit der mäch- trgste, reichste, uneingeschränkteste und in den Staats» ränken erfahrnste König von Europa, der noch dazu alle Mittel zu seinem Zwecke zu gelangen, für erlaubt hielt. Maximilian hingegen war ein Jüngling von 19 Jahren ohne Erfahrung und Unterstützung, viel schwächer als sein Gegner, und überdteß im Innern auf allen Seiten von heimlichen Feinden umgeben, die ihm durch Ludwigs Aufhetzungen zugezogen wurden» Doch hemmte er nicht nur Ludwigs Fortschritte sehk glücklich, sondern zwang ihn auch mehrere an sich g«» rissen« Stücke heraus zu geben, gewann 1479 das berühmte Treffen bey Guinegate gegen ihn, und mach¬ te ihn schon zu einem Frieden geneigt, den er ihm aber nicht eher zu bewilligen entschlossen war, als bis Lud¬ wig alle occupirten burgundischen Plätze würbe räumt haben. Allein ein trauriger Vorfall veränder¬ te die Gestalt der Sachen. Maximilian verlor 14^ durch einen unglücklichen Sturz vom Pferde seine Oe- mahlinn Marte, mit der er bisher in einer vergnüg¬ ten Ehe gelebt und einen Sohn Philipp nebst Tochter Margarethe erzeugt hatte. Von dieser Zeit "" betrachteten ihn die Niederländer als einen Fremde", der keinen Anspruch auf die Regierung hätte; de"" diese fiel nach dem Ehevertrage an den jungen Erche» zog Philipp. Die Stände rissen nicht nur die Landes- Verwaltung, sondern auch die Vormundschaft über de» jun- Friedrich iv. 43 Z jungen Prinzen an sich. Ludwig XI. nährte dieses Mißtrauen der Niederländer gegen Maximilian auf al¬ le mögliche Art, und negocirte unter der Hand ohne Maximilians Dazwischenkunft mit den niederländischen Ständen einen vortheilhaftenFrieden, der auch noch imI. *482 zu Arras geschlossen wurde. In demselben ward die ErzherzoginMargarethe demKönigLudwig für den Dau- Phin Karl, dem sie die Grafschaften Burgund und Ar¬ tois, nebst einigen andern Gebieten und Herrschaften, jum Heurathsgnt Mitbringen sollte, als Braut zuge¬ sagt, und den niederländischen Ständen die Vormund¬ schaft über den Erzherzog Philipp bestätiget. Damit Karls und Margarethens Heurath auf keine Weise Mehr rückgängig gemacht werden konnte, sollte die jun¬ ge Prrnzessinn dem Könige Ludwig sogleich ausgelie» sert und in Frankreich erzogen werden. So schmerz¬ lich alles dieses dem Erzherzog Maximilian fallen Uiußte, so war er doch durch die Umstände genölhiget, rs dabey bewenden zu lassen. Im I. 1485 glückte ihm jedoch, von den Flandercrn, welche überhaupt die widerspänstigsien waren, die Auslieferung seines Sohnes Philipp und die Abtretung der Vormundschaft Und Landesadministration zu erzwingen. Maximilians Vater, der Kaiser Friedrich, konn- te an diesen niederländischen Händeln fast gar keinen An- theil nehmen. Theils ängstigten ihn die Türken durch ihre Einfälle in die innerösterreichtschen Provinzen, theils hatte er mit dem Könige Mathias von Ungern mehr als E e LV 434 Friedrich IV. genug zu khrm. Es was nämlich im I. 1471 der König Georg von Böhmen gestorben. Der Kön g Mathias von Ungern, der bisher Krieg mit ihm ge- führet hatte, um ihn vom Throne zu stürzen, konn¬ te diese Gelegenheit nicht benutzen, um sich des König¬ reiches Böhmen zu bemächtigen, weil ihn eben die Türken und die mißvergnügten ungerischen Stände in seinem eigenen Königreiche zu sehr beschäftigten. Die Böhm n aber hatten keine Lust, sich ihm freiwillig zu unterwerfen, sondern sie wählten den schon bey Georgs Lebzeiten zu dessen Nachfolger ernannten polnischen Prinzen Vladislav von neuem zu ihrem Könige. Der Kaiser und das Reich zauderten zwar large, diese Wahl anzuerkennen; aber endlich thaten sie es 1474 auf einem Reichstage zu Nürnberg, und im I. 147/ erhielt Vladislav zu Wien auch die fcperliche Beleh¬ nung vom Kaiser. Der König Mathias war darüber äußerst aufgebracht. Er schickte deP Kaiser sogleich «inen Fehdebrief zu, worin er sagte, der Kaiser hab« ihn selbst zum Kriege gegen den König von Böhm-» «ufgefordert, und ihm dafür die Belehnung über Böh¬ men versprochen, nun aber dieselbe einem ander" ertheilt, welches von einem solchen hohen Fürste» zu hören ganz erbärmlich ftp. In wie weit das Dor¬ geben des Königs Mathias wegen der ihm zugesag"» Belehnung gegründet ftp, läßt sich mit Fuverläßigk-^ nicht bestimmen; aber so viel ist richtig, daß Friedrich sowohl den Georg von Podiebrad als den Mathias Cor- Friedrich IV. 4Zg Corvin sehr ungern sah; daß es ihn schmerzte, zwey Edel¬ leute aufThronen, worauf er die bestenAirspi üche zu haben glaubte, zu sehen, und ihnen an Macht nächstes"» zu muffen, und daß er, da er keinem von beyden gewach¬ sen war, die Politik brauchte, einen durch den andern zu schwächen. Friedrich fetzte den Vorwürfen des Kö¬ nigs von Ungern entgegen, daß er den Türken Pwtz lasse, durch Bosnien und Kroatien in die österreichi¬ schen Lander einzufallen, und daß er die österreichi, scheu Landstände heimlich wider ihn auftctze. Ma¬ thias säumte nicht mit einem Heere in Oesterreich cin- zudringen. Friedrich , der in keiner Ver fassung siand, mußte ihm einen Frieden antragen, der noch im I. 1477 i» Stande kam, und worin sich Mathias ver¬ band, die in Oesterreich gemachten Erobe unge» heraus zu geben, Friedrich aber ihm binnen Iah e^fist r- c> . Tausend Goldgulden zu zahlen. Von keiner Se-te gieng es mit Erfüllung dieser Friedenöbedinguugcn ganz richtig zu, und, als noch neue Beschwerden hin- tukam.-, erneuerte Matthias 148c» den Krieg, und war so glücklich, nach und nach fast ganz Niedcröster- reich unter seine Bothmäßigkeit zu bringen. Selbst die Hauptstadt Wien und die von Friedrich vorzüglich geliebte und ihm sehr ergebene Festung Wienertsch- ^eustadt fielen 1485 und 1487 in seine Händel Nur die Stadt Krems scheint sich erhalten zu haben. XXIV. In dieser Noch hatte der Kaiser seine Znflucht iu den keutfchen Rcichsständen genommen. Er k m *485 selbst in das Reich, wobey er zugleich die Lb« E e 2 sicht 4z6 Friedrich iv. sicht hatte, seinen Sohn Maximilian zum römischen König wählen zu lassen. Er hielt 1486 eine Reichs- Versammlung zu Frankfurt, wozu er besonders die Kur¬ fürsten eingcladen hatte. Hier wurde zuerst die Wahl deS Erzherzogs Maximilian zum römischen König ohne Schwierigkeit zu Stande gebracht; denn Maximilian hat sich durch sein Betragen in den Niederlanden in «inen sehr guten Credit bey den Teutschen gesetzt. Man versprach sich von seiner Thätigkeit, daß er endlich Ruhe und Ordnung in Teutschland Herstellen werde- Dann begehrte der Kaiser von den Retchsständen Häl¬ fe wider die Türken, die durch beständige Streifereye« seine Erbländcr beunruhigten, und wider den König Mathias von Ungern. Allein anstatt ihm diese zu ge¬ währen, forderten die Ncichsstände, der Kaistr sollte vorher einen dauerhaften Landfrieden anordnen, und «in ordentliches, mit rinrr Anzahl trefflicher Beysttzec versehenes, Gericht aufstellen, welches an einem gcwist seu Orte in Teutschland beständig gehalten würde. Der Kaiser bezeugte sich bereitwillig dazu; aber d.- Stän¬ de giengen gleich zu weit. Sie wollten dem Kaistr alle Hohheit aus den Händen reißen. Sie verlang¬ ten, das Kammergertcht (so nannte man das prostc- tirte Gerichtscollegium) sollte ganz unabhängig voM Kaiser sepn, und ohne dessen Zuthun die Acht erkläre» können. Auf die Bestellung der Bepsttzer sollte der Kaiser gar keinen Einfluß haben. Zum Unterhalt des Kammergerichts wollten die Stände nichts bch^ tca- Friedrich IV.' 4Z7 kragen; dasselbe sollte von den eingehenden Sporteln leben. Der Kaiser konnte sich eine solche Schmälerung seiner Rechte nicht gefallen lassen, und sah zugleich ein, daß das Kammergericht bei) den blossen ungewissen Sporteln nicht bestehen könnte, welches in der Folge Quaker Maximilians Regierung auch durch die Erfah¬ rung bestätiget wurde. Das unreife Kammergerlchts- Project konnte daher nicht erlediget werden; aber in Ansehung des Landfriedens hatte die Sache keinen An¬ stand. Es wurde auf diesem Reichstage zu Frank¬ furt ein allgemeiner Landfrieden auf io Jahre errich¬ tet. Doch würde derselbe allem Ansehen nach für die öffentzlich^Sicherheit nicht mehr Wirkung gehabt ha¬ ben, "al^ie vorhergegangene» Landfrieden, wenn nicht bald d^Duf der schwäbische Bund zu Stande gekom¬ men wM, der ihm in der Folge zur Stütze diente. Die Entstehung dieses Bundes beförderte der Kaiser selbst, da er die schwäbischen Reichsstände durch ein Rescrtpt vom I. 1487 auffordert«, sich zur Handha¬ bung des ivjährigen Landfriedens näher mit einander verbinden. Er glaubte für Schwaben mehr, alt für andere Reichsprovinzen sorgen zu müssen, weil, wie er sich ausdrückte, dieses Land dem Kaiser und Reich ohne alles Mittel vor andern zugehörig und un¬ terworfen wäre, und keinen eigenen Fürsten hätt«, der eine allgemeine Aufsicht darüber führte. Der Bund wurde 148g Anfangs nur von den Prälaten, Grafen, Herren, Rittern und Knechten, welch? Mitglieder der,, , von '438 Friedrich Vs. von vorigen Zelten in Schwaben noch vorhandenen, Et. Georgengesellschaft waren, mir 22 schwäbischen Städten errichtet; aber bald durch den Beitritt der Kurfürsten von Maynz und Trier, einer ansehn¬ lichen Anzahl von Fürsten, endlich des ganzen Löwen¬ bundes and immer mehrerer Reichsstände dergestalt, verstärkt, daß er beständig über l0Q^> Mann zu Pfer¬ de und 8 bis 9 Tausend Mann zu Fuß auf den Dei¬ nen halten konnte. Er stand unter der Aufsicht eines besondern Bundesrarhcs und ein eigenes Dundesgcricht mußte die zwischen den Mitgliedern entstandenen Strei¬ tigkeiten rechtlich entscheiden. Durch diese Verfassung wa d es dem schwäbischen Bunde möglich, öffent¬ liche Ruhe, und Sicherheit mit mehr Nachdruck, als es bisher geschehen ist, zu schützen. SeiM Dauer ward nur auf 8 Jahre festgesetzt; er wurde m>er her¬ nach von Zeit zu Zeit verlängert. XXV. Nachdem der Landfrieden auf dem Reichstage zu Frankfurt pubiictrt worden war, entwarfen zwar die Reichsstände einen Anschlag zu einer dem Kaiiek zu leistenden Reichshülfe; aber da noch verschiedene Schwierigkeiten zu heben waren, so wurde der löb¬ lichen Gewohnheit gemäß beschlossen, die Sache a"f der nächsten Reichsvecsammlnng erst noch einmahl in Ueberlegung zu nehmen und völlig zu berichtigen. Nach geendigtem Reichstage gieng die Krönung Maximi¬ lians zum römischen König mit grosser Pracht Achen vor sich, worauf sich derselbe nach den Nie¬ der- Friedrich iv 4Z- derlandrn, der Kaiser aber nach Cöln begab, und hier einen neuen Reichsconvent hielt, auf dem von Seite der Reichsstände wieder die Kammergerichts¬ fache, von Seite des Kaisers hingegen die Reichs- Hälft in Bewegung gebracht, aber über beyde Ge¬ genstände eben so wenig, als zu Frankfurt, «in Schluß gefaßt wurde. Doch bewirkte der Kaiser das folgende Jahr 1487 auf einem Reichstage zu Nürn¬ berg npch mit genauer Noch so viel, daß eine kleine Hälft unter Commando des Herzogs Albrecht von Sachsen nach Oesterreich geschickt wurde. Allein die¬ se Hälfe war zu schwach, den König Mathias an der Bezwingung von Wienerisch - Neustadt, das sich bis jetzt tapfer vertheidiget hatte, zu hindern, viel we¬ niger war sie im Stande, ihm die gemachten Ero¬ berungen wieder zu entreißen. Der Herzog Albrecht schloß daher mit dem Könige Mathias 1487 ben 24- Nov. einen Stillstand unter folgenden Bedingun¬ gen: Mathias sollte den eroberten Theil von Oester¬ deich behalten, bis er wegen seiner Schuldforderun- Zen und der gehabten Kriegskosten befriediget würde; würde er aber vorher sterben, so sollte dieser Thei^ von Oesterreich an den Kaiser oder dessen Erben un¬ entgeltlich zuräckfallen. Uebrigens sollten die ältern zwischen Ungern und Oesterreich eingegangenen Ver¬ züge Key Kräften bleiben. Friedrich, der nirgend- htr eine Hülfe zu erwarten hatte, mußte in diese har- XXVI 44s Friedrich iv. harten Bedingungen einwilligen, und gleng seines Hauptlandes beraubt nach Anspruch. Unterdessen hatte der neue König von Frank¬ reich Karl VIII. durch einen 1486 unternommenen Einfall in HeNnegau den Frieden von Arras gebro¬ chen. Auf feine Verhetzung haben auch die Fiande¬ rer ihre unruhigen Köpfe wieder emporgehoben. Die Bürger von Brügge hatten sogar die Verwegenheit/ den römischen KAug Maximilian 1488 den i. Febr, gefänglich anzuhalten. Auf die Nachricht hiervon brach der Kaiser Friedrich eiligst in das Reich auf, um seinen Sohn zu beftepen. Das teutsche Reich, welches sich durch die Gefangennehmung feines Kö¬ nigs beschimpft fühlte, trug willig das Seinige zu diesem Zwecke beh. In kurzer Zett kam ein beträcht¬ liches Kriegsherr zusammen, welches der Kaiser selbst nach den Niederlanden führte. Die Brügger haben zwar unterdessen ihren Gefangenen gegen eine eidliche Verzicht auf die vormundschaftliche Regierung wieder freygelassen, und Maximilian suchte selbst seinen Vater von Feindseligkeiten gegen die Flanderer abzuhalten. Aber Friedrich wollte den Vergleich, den man seinen» Sohne abgedrungrn hatte, nicht gelten lassen, und die Freveler bestrafen. Er setzte zu Mecheln ein Fürstenrecht nieder, welches Maximilians Versprechen für kraftlos, und die Bürger von Brügge, Gent und Npern für Masestätsverbrecher erklärte. Da ft- hoch der Krieg gegen die- von Frankreich unterstütz- Friedrich. IV. 44» trn, Flandern nicht recht fortgehen wollte, so mu߬ te Maximilian 1489 zu Frankfurt einen Reichstag halten, um eine noch größere Hülfe zu bekommen, Mit der man nicht nur den aufrührerischen Flande¬ rn» und ihren Freunden, den Franzosen, Trotz bie¬ ten, sondern auch de» König Mathias von Ungern, wenn er allenfalls den geschlossenen Stillstand in ei¬ nen förmlichen Frieden zu verwandeln nicht Willens seyn sollte, auf andere Gesinnungen bringen könnte« Maximilian brachte es auch wirklich durch seine Tä¬ tigkeit dahin, daß sich die Reichsstände zur Leistung einer ansehnlichen Hülfe entschlossen. Allein die Um¬ stande änderten sich auf einmahl so, daß alle Reichs- hülfe unnöthig wurde. Mit dem König Karl von Frankreich wurde noch zu Frankfurt Friede gemacht, Wodurch alles auf den Fuß des Friedens von Arras gesetzt ward. Karl vermittelte bald darauf (1489 r« Oct,) zu Tours auch die Aussöhnung mit den Flanderern, vermöge welcher dem römischen König Maximilian di« Vormundschaft über seinen Sohn Philipp und die Regierung in Flandern ungestört ge¬ lassen werden sollte. Dann gieng Maximilian nach Oesterreich, um auch mit dem König Mathias dir ^ache in Richtigkeit zu bringen, und es fehlte nur "och an der Unterzeichnung des Friedens, als Ma¬ rias unbeerbt starb. Nun reinigte Maxi¬ mian mit Hülfe der von den Ungern bisher sehr Hchrüchten Einwohner ganz Oesterreich in einer kurzen Zeit 442 Friedrich, iv. Zeit von ungerischen TruppW, und versuchte sogar sich des ungerischen Thrones zu bemächtigen, worauf er vermöge des 145z errichteten und im letzten Still¬ stand ausdrücklich bestätigten Vertrages die besten An» spräche hatte. Allein die Ungern wollten von ihm nichts hören, sondern trugen ihre Krone dem Könige Vladislav von Böhmen an, dem sie auch Maximilir an, nachdem er auf eine versprochene Reichshülfe ver- gebiich gewartet hatte, 14)1 in einem Frieden zu Presburg unter der Bedingung überließ, daß nach Madislavs und dessen männlicher Nachkommenschaft Absterben das Königreich Untern von selbst an das Haus Oesterreich fallen sollte, welches bald darauf von den ungerischen Ständen feierlich genehmiget wurde. XXVII. Die Ruhe schien nun von allen Seiten gest- . chert zu seyn. Sie wurde aber, ehe man sich's ver¬ sah , von Seite Frankreichs wieder unterbrochen. Ma- ximilan war seit 1482 Wittwer und suchte sich von neuem vortheilhaft zu verheurathen. Er richte¬ te sein Augenmerk auf die Herzoginn Anne von Bre¬ tagne, des Herzogs Franz nachgelassene Erbtochter, und ließ 1492 durch Bevollmächtigte dieselbe sich nicht nur antrauen , sondern auch mit ihr , wie vor- mahls mit der burgundischen Marie, nach fürstlichem Brauch das öffentliche Beylager halten. Der fran¬ zösische Hof gerieth darüber in die größte Verlegen¬ heit. Sollte diese Heurath bep Kräften bleiben, mußte Friedrich iv. 44Z mußte er befürchten, daß ihm ein so wohl gelegenes und ansehnliches Land, als Bretagne war, auf im¬ mer entgehen und in dem Besitze desselben sich das Hans Oesterreich festsetzen würde, welches durch dies« Vergrößerung seiner Macht und noch mehr durch dir Lage der neuen Erwerbung für Frankreich sehr ge¬ fährlich werden könnte- Die Heurath aber rückgän- Zig zu machen, war beynahe eine Unmöglichkeit, we¬ nigstens konnte es nicht, ohne das größte Aufsehen in Europa zu erregen, geschehen ; denn zwischen Maximi¬ lian und Anne war schon ein sogenanntes matrimo- ruum rutum vorhanden, welches nach der kehre der Theologen eben so, wie eine bereits vollzogene Ehe, Unauflöslich ist, nur daß sich der Papst bepm erstem bisweilen herausnahm, auf Ansuchen eines oder des Nutzern Ehegatten aus wichtigen Ursachen zu dispen- s"-en. Cs ließ sich nun frcylich hoffen, daß dec Papst dem Könige von Frankreich zu Gefallen der Herzo gin Anne eitle solche Dispensation nicht abschla- 8k ' werde; aber wie sollte man es anstellen, um die Pch^essmu zu bewege», daß sie ihre Einwilligung auch Mir dazu geh;, sich in ihrem Nahmen zu Rom dar- Uu zu bewerben? Das schicklichste Mittel schien zu fchn, wenn sich der König von Frankreich selbst ihr neuen Gemahl'e antrüge. Die Herzogin» konn- le durch die Vermählung mit ihm für den römischen Eonig Maximilian sich für vollkommen entschädigt, zugleich gegen alle, ihr nach einem solchen Echrit- 444 Friedrich. IV. te etwa von Seite des letztem bevorstehende, Feind¬ seligkeiten hinlänglich gesichert halten; der König von Frankreich aber konnte dadurch nicht bloß den Anfall des Herzogthums Bretagne an das Haus Oesterreich vereiteln, sondern auch dieses schöne Herzogthum so¬ gleich und unmittelbar mit der Krone vereinigen. Al¬ lein der Ausführung dieses Projects standen andere Hindernisse und Bedenklichkeiten im Wege. Der Kö¬ nig Karl von Frankreich war durch feierliche Trac- taten mit Maximilians Tochter Margarethe verlobt. Die Prinzessinn befand sich schon seit ihrer ersten Ist- gcnd am französischen Hofe, um dort als künftige Königinn von Frankreich erzogen zu werden. Sollte Karl die Vollziehung dieser bedungenen Heurath durch seine Vermählung mit der Herzogin» Anne von Bre¬ tagne aufgeben, so verlor er nicht nur die grosse Hoff¬ nung, die ganze burgundische Erbschaft, welche nach dem, leicht möglichen, unbeerbten Abgänge des Erz¬ herzogs Philipp an Margarethen fallen mußte, ist seine Hände zu bekommen, sondern auch alles Recht aus die der Erzherzogin» Margarethe zum Heurathö- gut verschriebenen und bereits an Frankreich abgetre¬ tenen Provinzen und Gebiete. Die Wahl zwischen Annen und Margarethen war also für Karln gewiff sehr schwer. Doch da die Erwerbung der sämmtli- ch-n Niederlande noch ungewiß, der Verlust von Bre¬ tagne hingegen ,wenn Maximilians Ehe nicht getreu^ würde, gewiß, und der Besitz von Bretagne den Graf- schaf- Friedrich. IV. 445 schäften Artois und Burgund und den übrigen Herr¬ schaften, die Margarethens Heurathsgut ausmachten, weit vorzuziehen war; so beschloß man am französi¬ schen Hofe die Vermählung des Königs Karl mit der Herzoginn Anne durchzusetzen,es möge auffallend seyn, wie, und kosten, was es immer wolle. Mair schick¬ te zuerst Leute nach Bretagne, um die Vornehmsten des Landes und die Räche der Herzoginn durch Ge¬ schenke zu gewinnen; dann rückte Karl selbst mit ei¬ ner Armee in daS Herzogthum ein, und zwang die Hauptstadt Rennes zur Uebergabe. Die von Furcht geängstigte und durch Vorstellungen der erkauften Stän¬ de und Räche betäubte Anne mußte endlich nachgeben, ihrem Eemahle Maximilian entsagen und in die Ehe mit Karin einwilligen, worauf sogleich das Beylager erfolgte, so daß die indessen nachgesuchte päpstliche Di¬ spensation erst nach demselben ankam. Maximilian ward durch die doppelte Beschimpfung, die ihm an- gethan worden, da man ihm einerseits seine Gemah- linn'entrissen, andererseits aber seine Tochter gleichsam verstossen hat, wider die Franzosen äußerst aufgebracht, und wurde von den Engländern, denen ungemein viel daran lag, daß die französische Seemacht nicht durch den Zuwachs von Bretagne vermehret werde, Noch mehr zur Rache angereitzt. Er verband sich daher mit dem Könige Heinrich VH- von England vnd beyde; Bundesgenossen fiengen den Krieg gegen Frankreich «n. Allein der englische Hof sah mehr auf 446 Friedrich iv. auf sein Privatinterresse, als auf das Beste der M- tion, ließ sich von dem Könige von Frankreich beste¬ chen und machte mit ihm sehr bald einen Separatfrie¬ den. Maximilian allein war nicht im Stande, den Franzosen die Spitze zu bieren, besonders da die teut- scheu Reichsstände die versprochene Hülfe auch dieß- mahl nicht leisteten. Er mußte also zu Senlis 1492 ebenfalls Frieden schließen. Die Bedingungen waren, daß die bisher noch in Frankreich zurück gehaltene Erzherzogin» Margarethe ihrem Vater ausgeliefert und zugleich das ihr mitgegebene Henrathsgut zurück» gestehet werden sollte. XXVHI. Kaiser Friedrich hat sich mit diesen letztere" Auftritte» fast nichts mehr zu schaße» gemacht. Er hatte sich immer nach Ruhe gesehnt, und wollte dieselbe i" feinem hohen Alter nun einmahl genießen, konnte es auch um so eher thun, da er sich auf seines Sohnes Maximilians Thätigkeit in jedem Falle verlassen durf¬ te, und jetzt wirklich alles -umher die Fortdauer des Friedens zu verkündigen schien. Allein der Trd gönn¬ te ihm diese Glückseligkeit nicht lange. Er starb »49^ im Z4ten Jahre seiner Reichsregierung. Nach st^ ncm Tode vereinigte Maximilian alle österreichisch*" Länder zusammen; denn das bisher von den übrige" noch getrennte Tprol hatte er schon 1490 von seine«" Vetter Sigmund abgetreten bekommen. Eine lang* Negierung, wenn sie sich nicht durch außerordentlich* und glänzende Thaten auszeichnet, wird für die Zeit- genos- Friedrich IV. 447 genossen ermüdend und lästig. Schon dieses veran¬ laßte manchen gleichzeitigen Schriftsteller Friedrichs IV. Regierung nicht immer am besten zu schildern. Dazu kam noch, daß Tentschland, durch verschiedene jusammentrcffende Umstände aus seinem Schlummer geweckt, unter ihm die Barbarey, in der cs steckte, ju fühlen anfieng, und sich aus derselben heraus zu heben wünschte. Diejenigen, welche sich nach dieser Veränderung sehnten, aber derselben nicht theilhaltig werden konnten, schoben alle Schuld auf das Ober¬ haupt, ohne zu bedenken, daß selbiges nicht Macht genug hakte, die einer solchen Revolution entgegen sichenden Hindernisse aus dem Wege zu räumen. Da¬ zu wäre eine vollkommene Eintracht der Reichsstände unter sich und eine genaue Anschließung derselben an den Kaiser Nvthig gewesen. Mein davon war man in Teutschland weit entfernt. Die Neichsstände wa¬ ren mit einander in beständige Uneinigkeiten verwi¬ ckelt. Dem Kaiser grhorchten sie, wie Aeneas Syi- dius sagt, nur so viel sie wollten, und sie wollten 's fast gar nicht. Kurz in dem teutschcn Staats- korper war kein allgemeiner Zusammenhang und kein bereinigtes Streben nach einem gemeinsamen Ziele. Bey solchen Umständen kann der thätigste Regent nichts thun, und wir werden sehen, wie wenig Ma¬ ximilian, der ganz Thätigkeit und viel mächtiger, nls Friedrich war, zu Stande bringen konnte. Uebri- «ens ist nicht zu läugnen,daß dem Kaiser Friedrich eine 448 Friedrich IV. eine gewisse Langsamkeit in Entschließungen, elneauS überflüßiger Vorsicht bisweilen zu weit getriebene Zö- gerung in den Geschäften und eine mit dem Geiste sei¬ nes Zeitalters nicht Übereinstimmende Liebe zur Ruhe eigen gewesen seh. Indessen hat er doch Plane, die er einmahl gefaßt hatte, nicht wieder aufgegcben, sondern sie stäts verfolgt und zuletzt mehrentheils zwar nicht durch Gewalt, aber durch seine Beharr¬ lichkeit durchgesetzt. Vielleicht war auch dieses in feinen Umständen bas Beste, was er thun konnte. Tcutschland hat ihm die Erwerbung der Niederlande zu verdanken, wodurch es seitdem immer als durch «ine Vormauer gegen französische Erweiterungspro^ fecte geschützt worden ist. Am meisten wild F ie- drtch von den Geschichtschreibern wegen seines vorgeb¬ lichen Geitzrs hergenommen. Man wirft ihm vor, er habe sich Schätze gesammelt und eher Land u»b Leute fahren gelassen, als daß er die Schatzgelder an¬ gegriffen hätte. Allein woher hätte er sich diese Schä¬ tze sammeln sollen? Aus den Reichseinküuften doch nicht, die nicht einmahl zur Bestreitung der Reise", welche er als Kaiser in das Reich zu machen hakte, hinreichten; also aus seinen Ecbländern? Dieses wat eben so wenig möglich, wie man sich schon aus dem z"^ Genüge überzeugen kann, was in gegenwärtiger Erläu¬ terung von den Schicksalen angeführt worden, Friedrich in Ansehung seiner Crbländer gehabt h"^' Wer aber noch daran zweifeln sollte, der mag nur "4 nl Friedrich IV. 449 ne österreichisch« Spttialgrfchichte dieses Zeitraums von der Hand eines Gleichzeitigen durchlesen, und er wird gewiß allen Zweifel ablegen. Was die kcutsche Neichsverfassüng im Ganzen XXIX. betrifft, haben wir unter Friedrichs IV. Regierung nur zwey Stücke, die mit den Reichstagen vorgcgan- gcne Veränderung und die zu einer ordentlichen Ju- siitzverfassung gemachten Vorbereitungen, zu bemei'- ken. Solang der Kaiser und die Neichssiande noch in Person auf den Reichskägen erschienen, wurde auf das keremoniel nicht viel gesehen, und die wichtig¬ ste Sache konnte durch eine vertrauliche Unterredung zwischen beyden in einem Tage geendiget werden. Als aber die Neichsräge jetzt bepnahe bloß von beydersei- tigen Abgeordneten oder so genannten Sendboten be¬ sucht zu werden anfiengen, änderte sich dieses auf «ine für die Geschäfte selbst sehr nacbrheiliae Art. Die Abgesandten mußten sich hüten, ihren Principa« len etwas zu vergeben. Dieses veranlaßte beständige Rangstreitigkeiteu, welche die Thätigkeit der Reicks- täge schon ungemein hinderten. Dazu kam noch, daß sich die Abgeordneten nicht getraueken, etwas von Wichtigkeit zu beschließen, ohne es vorher ihren Her¬ ren zu berichten, woraus nothwcndig Langsamkeit in den Geschäften entspringen mußte Das Schlimmste aber war, daß sich unter den Abgesandten immer mehrere Rechtsgelchrte einfanden, welche juridische Wcane auf den Reichstag brachten und die Verhand¬ lungen proceßartig, mithin äußerst langsam machten. Sa näherten sich die Reichskäge, was die Behand¬ lungsart der Geschäfte betrifft, der heutigen Verfas¬ sung. Aber ihrer äußern Gestalt nach wu den sie unter Friedrich IV. der heutigen Reick svcrsamm- lung ähnlich; denn es bildete sich jetzt die Abkheilung der versammelte« Retchsstände, eher vielmehr ihre«; 45o Friedrich iv. Abgesandten in drei) Collegien aus. Zwei) Colleges gab es schon lange auf dem Reichstage, nämlich ein fürstliches und ein städtisches; denn die Abgeordneten der Städte berathschlagten schon seit ihrer Erschein nung auf den Reichötägen immer getrennt von den Kurfürsten, Fürsten und Grafen, die jedoch bisher noch immer tu einem Collegium bepsammen geblieben sind. Allein unter Friedrich IV. sonde, ten sich auch die Kurfürsten von den übrigen Fürsten und den Gra¬ fen ab, und so entstand ein drittes Collegium, das kurfürstliche. Der ganze Reichstag bestand also seit¬ dem aus drey Collegien, deyr kurfürstlichen, fürstlichen und städtischen, wie er noch heut zu Tage ist. XXX. Was die Rechtsgelehrten im Polnischen ver¬ darben, da sie den Reichsrägen ihre Thätigkeit be¬ nahmen, das machten sie im Gerichtlichen wieder gut, da sie auf Reichstägen eine bessere Einrichtung des Iustitzwcsens betrieben und nicht nachließen, bis sie endlich zu Stande kam. An Gerichten fehlte es zwar in Teutschland jetzt eben so wenig, als vor- mahls, aber wohl an enkr guten Verfassung dersel¬ ben. Jeder Reichsstand hatte in seinem Lande f^' seine Unterthemen Gerichte. Mit diesen übten die in einzelnen Provinzen angeordneten kaiserlichen Landge¬ richte eine concurrenre Gerichtsbarkeit aus, und kon»- ten auch geringere Sachen der in ihrem Bezirke ange¬ sessenen Unmittelbaren vor sich ziehen. Allein alle die¬ se Gerichte waren nur Dtstrirtualgerichke und äußerst elend bestellt. Nur der Richter war bestimmt. Die Beysitzer mußten, wie noch hcur zu Tage bei) uu- fern Militärgerichten, erst in jedem einzelnen zusammen gesucht werden. Zudem hatten sie ket>s genaue Vorschrift ihres Verfahrens- Das kam auf die Willkühr an. In wichtigen Sachen Fürsten konnte zwar noch immer unter dem, Von'« Friedrich iv. 4S< des Kaisers ein Fürstenrecht gehalten werden; es ge¬ schah aber seit der allmähligen Fixirung der kaiserli¬ chen Residenz in dm Erbländern nur sehr selten. Das ordentliche und höchste kaiserliche Gericht für Sacken der Reichssiände, für Mal-und Appcllationssachen war das kaiserliche Hof- und Kammergericht. Die¬ ses ist aus dem alten schon vom Kaiser Friedrich II- «'richteten Hofgericht erwachsen- Als nämlich das Hofgericht durch häufige Cxcmtionsprivilegicn fast seine ganze Wirksamkeit verloren hatte, suchten die Kaiser, um ihr oberstes Richteramt von gänzlichem Werfall zu retten, den Kammercommissionen, die sonst nur in einzelnen Fiscalfällen bisweilen niedergesetzt wurden, einen größern Wirkungskreis zu verschaffen. Die Juristen halfen ihnen hierbey vortrefflich, indem <>e die Klagen fleißig als Fiscalklagen einleiteten. Dir Vervielfältigung der Fiscalsachen gab Anlaß, daß die dafür angeordneten Kammercommissionen länger sitzen blieben, und schon unter dem K. Sigmund in eini- Len Urkunden unter dem Nahmen eines Kammerge- richts vorkommen. Kaiser Friedrich iV» gieng noch weiter. Er ließ das alte herunter gekommene Hof¬ gericht gar cingehen und schuf die bereits sehr gewöhn¬ lich gewordenen einzelnen Kammercommissionen in eine beständige Commission, in ein Gericht unter dem oben achiejUgttn Nahmen, um. Allein auch dieses Kam- wcrgericht hakte keine beständigen Beisitzer, wurde bicht ordentlich gehalten, und zog mit dem Kaiser wrist-ns in dessen entfernten Erbländern herum, wöl¬ b'" cs den Reichsständen und andern Partheyen zu ^isen sehr beschwerlich fiel. Diese und andere Ge- b eche < des Kammergerichts und der übrigen Gerichte si^'st andern Umständen waren die Ursache, daß das «austrechk immer fortwüthcre. Als aber unter Fried- tich IV. die Rechtsgelehrten sich bez-nahe ganz dr§ Ff- sück» '452 Friedrich IV. fu stlichen Nakhsstttben bemächtigten, so prcdigteir sie nicht »ne den Fürsten beständig von Abschaffung des Faustrechts und Verbesserung des Gerichtswesens vor, wndern drangen auch auf Reichstägcn, wohin sie häufig a!s Sendboten geschickt wurden, im Nah¬ men der Fürsten sebr eifrig darauf, daß der Kaiser ein oberstes, fortdauerndes und mit ordentlichen Bei)» sichern versthen-s, Reichsgericht an einem stabilen Orte im R >ch errichten sollte. In den letzter» Reqierungs- jähren F i vrichs vergteng fast kein Reichstag, wo Liese Materi; nicht in Anregung kam. Es wurden zn diesem Ende verschiedene Entwürfe gemacht, die nur noch die letzte Hand und die Erledigung erwarteten- Wenn also gleich unter Friedrich IV. die gewünscht» ordentliche Jnstijverfassnng noch nicht zu Stande ge¬ bracht wurde, so schreibt sich doch die nächste Äniagt dazu von seiner Regierung her, XXXI. Von Veränderungen, die während Friedrichs IV« Negierung in einzelnen Neichslünderu und grossen Häm fern sich ereignet haben, sind außer den in der Regst* rungsgeschichte bereits angezeigtcn folgende die merk» würdigsten. I. Die Erhebung -er Grafschaft stein zu eine n HerzoFthum. Dietrich der Glückst* che, Graf von Oldenburg, der 1440 gestorben hatte mit feiner ersten Gemahlin» Adelheid die Graf* schatt Delmenhorst erheurathet, und durch feine zwei)* te Gemahlian Hedwig, Adolfs VIII. Herzogi vo» Schleswig und Grafen von Holstein Schwester, ciV Aussicht auf Holstein und Schleswig bekommen- b hinte'ließ drcy Söhne, Moriz, Gerhard und Christs Moriz und Gerhard erhielten ganz Oldenburg Delmenhorst; Christian aber ward 1443 tn.n von Dänemark erwählt und succedirte auch ist.-) nein Mutterbruder Adolf VIII., als dem le »reu . schanenburgischen Hanse, in Schleswig und Friedrich iv. 453. Er war der erste König von Dänemark aus dem olben- burgischeu Hause und bewirkte als Besitzer von Hol¬ stein ^74 die Erhebung dieser Grafschaft zu einem Herzogthum beym Kaiser Friedrich. Seine Söhne, der König Johann von Dänemark und der Herzog Friedrich, «heilten 1492 die Herzogkhümcr Schleswig und Holstein, so daß jedem ein Stück von beyden zu- fiel. Il Die Abtheilckig des sächsischen Dauses m die evnestische und albertische Linie. Der Kur¬ frust Friedrich II. von Sachsen, ein Sohn Friedrichs I., hatte zwey Söhne, Ernst und Albrecht. Als er 1464 starb, folgte ihm zwar in der Kur der ältere Sohn Ernst allein; Meißen aber behielten beyde Brüder Ernst und Albrecht gemeinschaftlich. Das Nämliche beobachteten sie auch einige Zeit in Ansehung der, ihnen nach dem Tode ihres Oheims Wilhelms III. 1483 zugefckllencn, Landgrafschaft Thüringen. Im I. 1485 aber ver¬ glichen sie sich stder eine Theilung, wodurch Ernst zu dem Kurfürstenthum noch Thüringen bekam, Al¬ brecht hingegen zu seinem Autheil Meißen erhielt. Seit dem sind diese Länder nicht wieder zusammen gekom¬ men. III. Die Einführung der Primogenitur in Brandenburg. Der Kurfürst Albrecht Achilles von Brandenburg machte im I. 1473 die Verord- "rmg, daß ihm von seinen drey Söhnen Johann, Fried¬ rich und Sigmund nur der erstgeborne Johann in den, Kurfinsteuthuin und allen übrigen brandenburgi¬ schen Ländern bis auf Anspach und Bayreuth, wovon jenes dem Friedrich, dieses dem Sigmund zur Fort¬ pflanzung einiger brandenburgischen Nebenlinien zugelegt rvurde, folgen und dieses immerfort so gehalten wer¬ ben sollte. Darnach hat man sich auch nach Albrechts Absterbeu im I. 1486 und seitdem immck gerichtet, bis vor wenigen Jahren auch Anspach und Bayreuth zur 4S4 Friedrich IV. zur Primogenitur gezogen wurden. Dieses ist das er¬ ste Beyspiel einer Primogenitur für alle Länder eines fürstlichen Hauses; cs fand aber in andern Häusern nach keine Nachahmung. Noch im i6tcn Jahrhun¬ derte legten manche Väter den Fluch auf die Einfüh¬ rung der Primogenitur. Sie stüzten sich auf den bi¬ blischen Spruch: Sind wir dann Kinder, sind wir «sich Erben. I V. Die Trauung Preußens vom keutschen Reiche. Preußen war unter K. Friedrich tl. von dem keutschen Orden erobert und bisher unter der Oberherrschaft des teutscheu Reichs besessen wor-, den. Im i Aten Jahrhundert entstanden zwischen dem keutschen Orden und den Städten in Preußen grosse Streitigkeiten, so daß letztere 1440 zur Auftechthal- kung ihrer Freiheiten einen Bund mit einander schlos¬ sen. K. Friedrich IV. erklärte 145z als Schiedsrich¬ ter diesen Bund für widerrechtlich, und der tentsche Or§ den wollte nun strenge Maßregeln wider die widcr- spänstigen Städte anwenden. Darüber kündigten dsi preußischen Städte dem keutschen Orden den Gehorsam auf und begaben sich in polnischen Schutz. Es kam nun zwischen Polen und dem keutschen Orden zu «inest Kriegs, der erst 1467 durch den Frieden zu Thorn P- endiget wurde. In diesem Frieden mußte der te"V sche Orden Westpreußen an Polen abtreten; Ostpreu¬ ßen aber von der Krone Polen zu Lehn nehmen. XXXII. Mit Friedrich IV. schließt unser Verfasser, wie die meisten Geschichtschreiber, die mittlere Gesch'^"« In der That wirkten um diese Zeit mehrere Ursache zusammen, um nach und nach die alte Barbarei) tu Europa aufznhcben , und überall mehrere Kcmnmiße in Umlauf zu bringen. Die vielen Universitäten, die fetzt besonders in Teutschland errichtet wurden, vek^ breiteten mehr,Nachdenken über Gegenstände, über d * inan bisher bloß observauzmäßig gedacht hat. Mehr , . per« Friedrich IV. 465 rere griechische Gelehrte , die sich bey der Eroberung von Constanünopel nach Italien geflüchtet hatten, und bey den Mediceern in Florenz Schuh fanden, mach¬ ten die Italiener, die schon vorher die lateinische Lit- teratur fleißiger zu betreiben angefangen haben, auch mit der griechischen, als der Hauptquelle der Aufklä¬ rung , bekaunk. Von Italien aus mußte das Licht allmählig auch in unser Tentschland und in andere Gegenden von Europa dringen. Die Ausbreitung der von Universitäten und aus Italien herkommendeu Gelehrsamkeit wurde durch die fetzt gemachte herrliche Erfindung der Buchdrucker«), die man den Teuescheir !U verdanken har, ungemein befördert p). Dadurch wurde der bisherigen Seltenheit, Kostbarkeit und Feh¬ lerhaftigkeit der Bücher auf einmahl abgehoifen. Wenn vor- erste Idee darzu gaben die zu Anfang des rftrn -oabrkumdcns erfundenen Holzschnitte, di- man mit einer Karbe odpr Dime auf Papier addruckte, und mit der Zeit, um sie kenntlich zu machen, mit einer ebenfalls rin- «eschniltencn .Venschrist versah. Dadurch ward inan auf den Gedanken geleitet, größere Rederheil« und zuletzt grm- je Bücher in hölzerne Tafeln zu schuelden und auf Papier abzudrucken. Auf solche Art hat zrierst Lorenz Küster, zu Harlem Bücher gedruckt. Endlich gerieth Johann Gut¬ tenberg, sonst auch'Johann Gänsefleisch genannt, auf dru Ginfall, einzelne bewegliche Buchstaben aus Holz oder Dies in schnitzen, die man injalle möglichen Wörter zusammen sitzen, und nach dem Abdrucke einer Seite oder eines Bo¬ gens wieder aus einander legen und durch eine neu? Zu¬ sammensetzung zum Abdrucke anderer Seilen oder Bo¬ gen brauchen könnte. Er machte damlt seit 1449 Versu¬ che zu Maynz an seinem Geburtsorte, nachdem er sich vor¬ her mit einem reichen Bürger, Johann Faust, und einem geschickten jungen Manne, Peter Gchoifer, zu diesem En¬ de verbunden batte. Dieser Gchoifer erfand einige Zelt darnach die gegossenen Buchstaben, mit denen sic 1456 ei- ve lateinische Bibel in dren Foliobünden druckten Ben der Ueberrunipelung der Stadl Mannz im I- <4^0 dur?!> Adolf non Nassau zerstrcuelcn sich die Äunstverwandlerr err sndere Stäbre in lind außer T-ukschland, wo seildcm such Wltlhdruckrreyen zum Vorschein kamen. 4Z6 Friedrich vorher irgendwo auch ein Heller Kopf aufstand, so konnte er seine Gedanken nicht leicht andern mit h iien- Nach erfundener Buchdruckerey konnten GeistesproLuc-- tc mit einer unglaublichen Geschwindigkeit verbreitet werden. Es entstand von selbst eine Gesellschaft den¬ kender Köpfe, die mit der Zeit der alten Varbare!) den Stoß geben mußte- Dazu kam noch nm 14/1 die Enk- deckung eines neuen sehr ergiebigen Silberbergwerkes bey der Stadt Schneeberg im Erzgebirge. Die dar¬ aus gewonnene Ausbeute, wovon nur die Zehenten in den ersten zv Jahren Z249Z? Centner Silber, oder ^,199 Tonnen Goldes ertrugen, vergrößerte nichk wenig den Umlauf des Geldes und belebte die Hand¬ lung. Die Wirkungen von allem dem wurden jedoch erst später recht sichtbar. Es fehlte noch an mehreren Einrichtungen und Anstalten, um den Uebergang ans den Mittlern in die neuern Zeiten recht bemerk¬ lich zu machen. Diese kamen zwar m-tter Maximilian I. zu Stande; erhielten aber doch erst unter dessen Nachfolger die gehörige Consistenz. Unter Maximi¬ lians Negierung trägt noch vieles das Gepräge Mittlern Zeitalters an sich. Er selbst war noch Ritter nach dem Geschmack vergangener Jahrhnn^^ te. Man würde also besser thun, wenn man die mit- lere Geschichte erst mit Maximilian schlöße und die neue¬ re mit Karl V. anfienac. Verbesserungen im zweyttn Bande. K',» 'NMZd