W^ .W» H, H^ ^M vH^ ÄN «ÄÄ M^, -«3 'M, für Vatrrlmld, Kunst, Wljftnjchaft und gejcüigrs Heben. Gin verlorener Posten. S cnc aus einem vol^kriegc. (V ck l u ß.) Sonnabend der 18., Sonntag der 19., Montag der 20. und der Tag des 21. März verflossen unter sterem Kampfe. Die Truppen — die an den Thoren Ticinese, Ludovica, Vicenza, Nomana und Tosa des österreichischen Banners Ehre löwcinnuthig, gleich hohenstauffischen Lanzknechten, wahrten, treue Schildner, denn Gift und Meuchelmord, nicht männlich ehrlicher Tod dräuten den seit vier schweren Tagen unter unsäglicher Entbehrung ruhelos Kämpftnden— waren zu entfernt von dem Castelle, der einzigen Caserne, die zu unserer Verfügung stand, um ihre Verwundeten zur Pflege dorthin senden zu können. Die Cadetcencompagnie, nächst der Porta Lodovica boi'go San Celso, bor ihr Hausspital zu diesem Zwecke den Truppenführern an, und hier ist es am Orte, des Herrn Oberarztes Dr. Poch vom l 8. Infanterieregimente zu gedenken, der innerhalb 5 Tage», mehr denn 30 Schwer- und Leichtverwundeten die hilfebietende Hand reichte. Ja, dieß war zwar des Menschen, dieß war des Beamten heilige Pflicht, daß aber seiner Brust nicht eine Klage ob des Amres Bürde, welches ihn, der in der belagerten Scadt die alte Mutter allein mit seinem Kinde wußce, unter Mühen an der Sterbenden Betren fesselte, entquoll, das verdient um so mehr Anerkennung, da gar mancher der, Herren Sanitätsbeamten über der Rettung der Seinen Truppen und Dienst im schwersten Momente vergaß. Dinstag Abends trugen Soldaten auf ihren Gewehren einen bis zur Unkenntlichkeit durch Pulver-schwarze, Blut und Schweiß entstellten Cameraden in jenes Institut. Die in Fetzen an dem Körper herabhängende Mon-tur hatte unverkennbare Spuren der einst braunen Farbe. Es war ein Croate des Ottochaner Gränzbataillons. Unter des liebevollen Arztes Hand erholte sich der Schwerverwundete allmälig, und verlangte nach sorgfältigem Verbände der Unterleibswunde nach einem Labetrunke. Auf unser theilnahm-volles Fragen, wo er im Kampfe gestanden, erzählte er in häufiger Unterbrechung, wozu ihn Schmerz und Erschöpfung nöthigten, die brave That braver Krieger. Es war ein wahrhaft ergreifender Moment. Auf dem Bette, das in friedlichen Tagen zur Ruhestätte leichtkranker Jugend diente, lag der Mann des ernsten Krieges, umstanden von Ossicieren, Ca-derren nnd wunden Waffengenossen. Noch waren jüngst erst die blutigen Würfel gefallen, wenige Tage nur trennren uns von dem Schalle des ersten Schusses; noch lebre nicht in uns jene Gleichgiltigkeit gegen den Tod, der aus Tausenden gerade den Einen sich erkührt, lagerten auch der Jugend und Gesundheit Rosen auf dem Antlitz'e. Mich dünkt es, jene Gering-achtung des Lebens herrsche überhaupt nur auf dem blucdam-pfenden Schlachtfelde; an des sterbenden Kriegers Lager feiert gewiß allein Wehmuth der Seele Scheidefest. Und nun sprach der Mann, sprach in rauhen Worten der Tage Begebenheiten, nicht ahnend die Größe des Geleisteten, darum nicht minder groß, weil es ohne Einfluß auf das Ganze. Unser Mann gehörte zu jener Wache des Bcltenma-gazins. Als der Scurm des Aufstandes losbrach, verschmähten die Braven es erst, den Posten, der ihnen anvertraut war, zu verlassen, später wurde dieß zur Unmöglichkeit. Im Castelle, im Lager der herangezogenen Truppen war man theils zu sehr beschäftiget, um jener isolirtcn Wache gedenken zu können, theils lag eine Befreiung auch nichr im Bereiche des Erreichbaren, denn nur Bataillone hätten im härtesten Straßenkampfe fich zu jenem entlegenen Orte durchzuschlagen vermocht. So blieben die Gränzer auf die eigene Vertheidigung angewiesen. Die Insurgenten, in Kenntniß, daß in dem Magazine bedeutende Vorräthe an Betten uud Holzgeräthe aufgehäuft seyen, wandten fich dahin, um fich des Bedarfes an Material für Barricaden zu versichern. Die Besatzung des Hauses verwahrte Thore und Fenster und unterhielt ein kräftiges Feuer aus Lücken auf die Herankommenden. Kein Schuß wurde verschwendet, wie überhaupt bei allen Gelegenheiten der practischere Croate mehr das Pulver schont, als der zeitweise zu viel Lärm um nichts sich hinneigende Liniensoldat. An der Vertheidiger Spitze stand, als wohlvertraut mit den Localiräten, der alte Bettemneister, dem das' Kriegsspiel keine Neuheit war. Auf diese Weise ging's unter Sturm und Abwehr Tag und Nacht Sonnabend, Sonntag, Montag, Dinstag hindurch. Zwei Tage schon nährten sie sich von hartem Brot, mit Pulver statt des Salzes gewürzt. Wasser fehlte seit Beginn. Dinstag Morgens hatte die Abwehr eines gewaltigen mehrstündigen Drängens des Feindes alle Munition verschlungen,, der Bettenmeister, der Corporal und 334 achtMann lagen schon als Leichen im Hause. Des Abends erschie-nen neue Banden, wurhschnaubend, daß trotz der Einbuße so Vieler der Ihren das Gebäude noch fort in den kaiserlichen Händen sey. Die braven Gränzer langten nach Betten und Pfosten, und schleuderten sie auf die Köpfe der Belagerer. Au.-genblicklich wirkte das, aber nun rafften die Italiener Reisig zusammen, schafften es an des Hauses hölzernes Thor und steckten es in Brand. Hoch loderte die Flamme und ergriff gar bald die Bretterwand, welche die Unsern von den Gegnern schützend trennte. Es mußte auf Rückzug Bedacht genommen werden, wollten die acht entkräfteten Männer nicht des entmenschten Gesindels Beute werden. An Stricken ließen sie sich in den an des Hauses Rücken gelehnten Garten und entkamen nach mehrfacher Gefahr, vor der nur das Dunkel der Nacht sie barg, zu den Vorposten der Kaiserlichen auf den Wällen, Alle mehr oder minder schwer verwundet. — So weit die Erzählung vom verlorenen Posten. Leider mußten wir beim Aufgeben Mailands den wackeren Mann aus Mangel an Transportmitteln in den Händen des Feindes lassen. Freilich, wenn man bedenkt, daß der sehr gravirte Delegat, als Geißel unfreiwillig mit. uns ziehend, einen Wagen erlangen konnte, — doch halt! — nichts mehr davon. Vom Rückzug und Anderem ein künftiges Mal. Cabale und Liebe *) Buchstäblich wahre Dcgcl>cnhe!t, nachcr.lählt von Fran^ Wallncr. »Hat unsere Seele nur nn Mal Entsetzen genug in sich qetrunken, so wirb das Auge in jedem Winkel GlspenNer sehen." (Eabale und Lieb?. 3. llct, 5. Sc.) Fragte man vor ungefähr zwanzig Jahren in Elbing nach dem Namen des reichsten Bürgers dieser freundlichen und damals noch in größerer Blüthe stehenden Handelsstadt, so konnte man sicher seyn, den des Kaufmann Hold mann 5") zu erfahren. Seine Schiffe befuhren mir Landesproducten die heimische Ostsee und fremde Meere und kehrten gewinnbringend mit reicher Fracht an Colonialwaren an den vaterländischen Strand zurück. Holdmann's Unterschrift n>ar gleich hoch geachtet in Nordamerika, wie in Bremen U'ld Hamburg, und mit Stolz sah der geachtete Kaufherr die Pfeiler seines selbst erbauten Glücksgebäudes auf täglich festerem Grunde ruhen. Selb'st erbaur hatte er sich seine Eristenz; als armer Comptoirist war er eingewandert in Elbing, sein Talent, seine stets furchtbringenden Rathschläge hatten ihn seinem Herren unentbehrlich gemacht, und als er nach jahrelanger Abhängigkeit im Begriff stand, sich einen eigenen bescheidenen Herd zu gründen, überraschle jener ihn, dem nie von solchem Glück geträumt, mit dem Vorschlag, als dirigirender Associe mit einem Drittel des Gewinnantheils in das glänzende Geschäft einzutreten. Holdma n n s Thätigkeit verdoppelte sich nun, und sein Compagnon hatte nie Gelegenheit, seine Aufnahme zu be- ') Diese Skizze würde der «Leipziger Allq Tbeaterchronik» vom Verfasser, als ForliVtzuna seiner „theatralischen Memoiren" mitgetheilt. ") Die Namen sind aus Rücksicht für die wahrscheinlich noch lebenden Verwandl.'n der Hauptperson dieser Erzählung fingirt. reuen. Die glücklichsten Specularionen vervierfachten binnen wenig Jahren die ohnehin so bedeutenden Fonds dvs Hauses, die reiche Mitgift von Holdmann's Frau, die diesem Sohne des Glückes die innigste Liebe zuführte, machte ihn zum Millionär. Sein Compagnon starb kinderlos und setzte den bewährten Frenl,d zum Universalerben ,des ungeheuern Vermögens ein, das er größtentheils dessen Umsicht zu danken hatte.— Schon im ersten Jahre von Holdmann's beneidens-werther Ehe war dieser ein bildschöner Knabe entsprossen, dessen Geburt aber leider der Mutter das Leben kostete und dem bis dahin von allen Prüfungen des Lebens verschont gebliebenen Holdmann eine unheilbare Wunde beibrachte. Fest entschlossen, nicht mehr zu heirathen, wandte er alle Liebe und Sorgfalt seinem Schmerzenssohne, wie er ihn nannte, zu. Sein Geschäft bedeutend einzuschränken, gab ihm der damals schon merklich sinkende Handelsfior Elbings volle Gelegenheit, , und so widmete er seine ganze Zeit der sorgfältigsten Erziehung Ferdinands, der zu des Vaters Freude leiblich und geistig auf's Herrlichste sich entwickelte. Unbedingt war Ferdinand nicht nur der schönste, sondern auch der bescheidenste und un-terrichtetste junge Mann seiner Vaterstadt und der Gegenstand mancher geheim-verzehrenden Flamm'e unter der weiblichen Jugend seiner Heimath. Während der Vater in Gedanken aus dem : eichen Kreise seiner Geschäftsfreunde in weiter Ferne nach der reichsten Erbin spähte, um diese mit seinem Sohne zu verbinden, hatte dieser bereits die Aermste der Aermsten aufgefunden, die ihm keine andere Mitgift bringen konnte, als einen unbescholtenen, tugendhaften Namen und ein reines Herz voll treuer Liebe. Theresen, der mittellosen Tochter einer armen Bürgerswitwe, die sich und ihre kränkliche Mutter durch ihrer Hände Arbeiternähren mußte, war es absichtslos gelungen, den Sohn des Millionärs in so heißer Liebe zu sich zu entflammen, daß er weder Augen für die schmachtenden Blicke der jungen Modeschönheiten, noch Ohren für die „überseeischen" Heirathspro-jecre des Vaters hatte. Ohne Ahnung, hier die Achillesferse des sonst so liebevollen alten Mannes zu treffen, zerschnitt er dessen Lieblingspläne in vertraulicher ^Stnnde dnrch die Entdeckung seiner Lei-denschaft, mit Thränen in den Augen um den Segen zur Verbindung mit der Heißgeliebten flehend. Jetzt trat der Fall ein, der sich schon hundert Mal er- < eignet, so lange es Väter und Söhne gibt; ein Fall, del» Heine so trefflich in vier Zeilen schildert: s' ist eine alle Geschichte. Dolb bleibt sie cwia >nu. Und wem si,» just rossiret, 'Bricht sie das Herz entzwei. Das Herz des Greises empörte sich bei dem Gedanke", -die Schätze, an denen er mir Ameisenfleiß gesammelt sein Lebelang^ an eine „Bettlerin" zu vergeuden,, die in listiger Schlinge seinen einzigen Erben gefangen hatte, in de/sen glänzender Laufbahn er das Glück, die Freude seiner letzten Tag»? zu finden hoffte. Mir dem starren Stolze des Hausmanns der sich seine Reichthümer selbst erivorbcn, -und auf dieses'2?e- 333 wusitseyn trotzend, blieb er taub gegen die verzweifiungsoollen Vitcen des zum Tod erschrockenen Sohnes, der nur in dem einzigen Gedanken Trost fand, das; die allvermögende Zeit den Eigensinn des Vaters brechen werde, wenn er sich von der treuen Lie-be seines Kindes überzeugen würde. Allein diese Hoffnung blieb um so trügerischer, als sie auf Eharakrer-Un-kenntniß des alten Hold mann gebaut war. .Ein volles Jahr war verflossen, Theresens Mutter war gestorben, mit ban- ' ger Sorge die Waise allein zurücklassend, die ihr auf dem Ster-' bebette einen Eid leisten mußte, nie ohne des Vaters Segen eine Verbindung mit Ferdinand einzugehen. Trotz allem Andrang nnd ui>ermüdetem Flehen war die Weigerung des Alten noch ebenso unwandelbar geblieben, als die treue, Heisie Leidenschaft der Liebenden. „Du kannst auf meinen Tod harren," entgegnete der Erstere einst der wiederholten stürmischen Bitte seines Sohnes, »der dich nicht allzulange warten lassen wird, . aber mein Segen wird dieser Ehe nie werden. Willst du die letzten Tage eines armen Mannes verbittern und verkürzen, wenn du keine andere Ehe eingehst, so thue es; nochmals aber gebe ich dir hiermit die heilige Versicherung, die Betteldirne wird nie deine Frau, so lange ich lebe!" Wer die Qualen einer ersten hoffnungslosen Liebe kennt, wird den verzweifelcen Schmerz der Armen begreifen. Mit Abscheu wies der gute Sohn den Gedanken von sich, die Er-füllung semer heißesten Wünsche an das Sterbelager des Vaters zu knüpfen, aber eben so wenig konnte er sich mit dem Gedanken an die Entsagung derselben vertraut mache». Wie 'die Idee in ihnen erwachte, ob zuerst in der treuen Seele des liebenden Mädchens oder in der feurigen Phantasie des kräftigen Jünglings, wer weiß dieß, genug, bald waren die unglücklich Liebenden mit dein Gedanken fest vertraut, vereint daö lästige Daseyn abzuschütteln und mit dem Tode ihr gemeinsames Leiden zu endigen. Mit einer Art von romantischer Wollust wurden die Vorbereitungen zu dein schaurigen Vorhaben ins Werk gesetzt; durch List hatte sich Ferdinand bei einem befreundeten Apotheker eine kleine Dosis Arscnik zu verschaffen gewußt, unter dem Vorwande, er würdein seinem Hanse durch Ratten belästigt. Nachdem die Armen ihren Entschluß, gemeinsam das unerträgliche Joch von sich zu werfen, schriftlich zu Papier gebracht, und den alten Holdmann um Verzeihung dieses Schrittes angefleht hatten, bereitete Therese ruhig und gefaßt eine Tasse Chocolade, welche mit Gift geschwängert, zusammen genossen, ihrer Pein ein Ziel setzen sollre. Unter strömenden Thränen sagten sich die Liebenden ein heißes Lebewohl mir der Hoffnung baldiger Wiedervereinigung ohire Trennung. Da setzt Therese mir einem innigen Liebes-blick die Tasse an den Mund— es ist geschehen! — Doch wer beschreibt das Entsetzen Ferdinands! mit einem Zuge hatte das Mädchen den vollen Inhalt der Schale geleert, und die ganze Dosis Gifr zu diesem unheilvollen.Zwecke verbraucht. . (Schluß folgl.) Feuilleton. Vcmeikenslverthes Erkenntniß. __ Das Crimi-nalgerichr in Berlin hat vor einigen Tagen in einer Familien- Angelegenheit ein höchst bemerkenswerthes Erkenntniß gefällt. Ein Bürger lebte mit seiner Frau schon seit längerer Zeit in Unfrieden. In Folge dessen harte er seiner Ehefrau eines Tages durch Hilfe eines Schlossers die Schränke eröffnet, hatte die Sachen und Gelder derselben an sich genommen, solche in die beiden vorderen Zimmer der Wohnung eingeschlossen und der Frau das Hinterzimmer zur ausschließlichen Wohnung angewiesen. Die Frau hatte die vorderen Zimmer mit einein Beile eröffnet und sich so wieder in den Besitz ihrer Sachen gesetzr und die Communication in der Wohnung wieder hergestellt. In Folge dessen hatte der Ehemann gegen seine Ehefrau eine Denunciation bei dein Eriminalgerichte, wegen gewaltsamer Selbsthilfe, angebracht und das Publikum in einer in allen dortigen Zeitungen enthaltenen Annonce zur öffentlichen Verhandlung der Sache ausdrücklich eingeladen. Der Gerichtshof sprach auch wirklich in seinem Erkenntnisse den Grundsatz aus, das; der Ehemann der Herr des Hauses sey, daß sich die Ehefrau ihm fügen müsse und daß daher in der hier behaupteten Handlungsweise der Ehefrau, wenn solche erwiesen sey, eine gewaltsame, bei zwei Monaten Gefängniß verbotene Selbsthilfe liegen würde. Dennoch sprach der Gerichtshof die angeklagte Frau frei, weil er den Mann nicht für glaubwürdig hielt und weil der Frau die Eröffnung der Thür daher nichc bewiesen sey. Im Gegentheil erklärte der Gerichtshof (unrer dem Jubel der Zuhörer), daß andererseits auch der Ehemann sich eine strafbare Selbsthilfe erlaubt habe, indem er zugestanden, daß er der Frau die zu ihrem persönlichen Gebrauche gehörigen Sachen aus den Schränken genommen habe. In Folge dessen soll der Staats-Anwalt nunmehr bereits gegen den Ehemann Anklage erhoben haben. — Wenn sich auch in vorliegendem Falle die Sache zu Gunsten der Frau umgekehrt hat, so scheint doch bis zur Emancipation unserer Frauen noch ein weiter Schritt zu seyn. Seeschlange. — Nach Berichten an die Londoner Admiralität haben die Officiere und mehrere Leute der Mannschaft des unlängst aus Ostindien heimgckehrten Schiffes „Dadalus" unter 24 Grad 44 Min. südlicher Breite und 9 Grad 22 Min. nördlicher Lange die vielbesprochene große Seeschlange gesehen. Sie schwamm mir einer Schnelligkeit von l2 bis 15 englischen Meilen anf die Stunde an dem Schiffe vorbei und blieb den Beobachtern, die sie eine Zeitlang mit freiem Auge ganz deutlich erkennen konnten, etwa 20 Minuten im Gesicht. Kopf und Schultern hielt sie fortwährend etwa 4 Fuß über dem Wasser, nnd die Länge ihres Körpers berrug, so weit er sichtbar war, ungefähr 60 Fuß, ihr Durchmesser hinter dem Kopfe !5 bis 16 Zoll. Sie hatte keine Flossen, aber etwas, was einer Pferdemähne, oder einem um ihren Rücken gespülten Bündel Seegras glich. Die Familie Zichy — Die Geschichte hat es uns schon ott vorgeführt, daß über einzelne Familien, wie ein plötzlicher Glanz, so auch eiu plötzliches Unheil hereinbricht, was nicht lassen will von seiner einmal ergriffenen Beure, wie der Jäger von einem lang gehetzten Wilde. Es gibt Familien, wo sich dieß durch Jahrhunderte nach kurzen Unterbrechungen fortsetzt, verschwindet und blutig wieder auftaucht. Nichr ohne ernsteren Betracht können wir das rasch und schrecklich hereinbrechende Geschick der Familie der Grafen Zichy vorübergehen lassen, das innerhalb sechs Monaten sich mehrere Opfer ausersah: Das erste im März, als die hochnnithige Zichy, M e t r-e r n i ch's regierende Frau, in der Vorhalle der Staatskanzlei den Soldaten selbst den edelsten Iohannisberger cre-'den;te, um von ihnen geschützt die Flucht ergreifen.zu können. Durch einen Zichy geht wenige Tage darauf das pracht- und wundervolle Venedig ohne Schwertstreich verloren. Zichy sitzc 336 gefangen in Olmütz und harrt einem Richterspruche entgegen, der nur dann gnädig ausfallen kann, wenn, wie der Entwurf der Grundrechte beantragt, die Todesstrafe aufgehoben wird. Ein anderer Zichy wird in diesen: Momenre von den Croaten gefangen gehalten, während sein Verwandter aufgegriffen, als Spion angesehen uud aufgeknüpft worden ist. Papierkorb des Amüsanten. »O Rosine, hätte ich Sie als Weintraube gekannt!" sagte Jemand zu einer ältern Dame dieses Vornamens, die, ungeachtet ihres vorgerückten Alters, noch immer für eine junge Schönheit gelten wollte. Ein Pächter wollre seiner Gutshern'n den jährlichen Pacht abliefern, blieb aber beim Eintritt in die Sube wie versteinert stehen. Die alte Frau sah ganz anders aus, hatte rothe Wangen, frische Zähne und gelbliche Locken, und das war's, was ihn verblüfft machte. „Bin ich denn Elich ctwaS Neues," fragte endlich die gnädige Frau, „daß Ihr mich so anstaunt?" — »Neu nicht," entgegnete er, „aber gur reparirt." Eon cert der Liedertafel von Neumarktl, gegeben bei ihrer zum freundschaftlichen Besuche der Stadt Krainburg unternommenen Sangerfahrt am 22. Octo- ber 1848 im Saale des dortigen Casino - Vereins. Wie es bereits aus der „Laibacker Zeitung» bekannt ist, hat die Liedertafel von Neumarkll am 22. v. M. im Saale des lödl. Casino« Vereines zu Krainbura ein Concert gegeben. — Bevor wir über die Leistungen dieses jungen Vereines ein Urtheil abgeben, sey es uns vergönnt, über die Stellung dess.lben gegenüber der Jetztzeit im Kurzen Einiges zu sagen: Man hat nämlich dieser Liedertafel den Vorwurf gemacht, daß di>< selbe deutsche Tentenzen verfolge und nichts als eine Nachäfferei der in Deutschland bestehenden Liedertafeln sey; man hat kein Mittel unversucht gelassen, bezüglich derselben Gehässigkeit zu verbreiten, und selbst unsere wackere „äluv«»^«« hat hierüber cin Paar sehr derbe Witze losgepusst; wirklich haben diele — freilich aus reinster Vaterlandsliebe — abgebrannten Raketkn dermaßen gezündit, daß es nicht nur unter den eifrigsten Anhängern der ,8Iuv<,>!>I^il" förmlich zur Mode wurde, über die arme Liedertafel Witze zu drechseln, fondern wir können es leider versichern, daß hiedurch selbst Zwiespalt und Uneinigkeit untcr den sonst harmlosen Ncu-marktlern hervor gerufen wurden- — Es ist recht und es ist Pflicht eines jeden Krainers. mit Leib und Seele Slovene zu sey», zumal jetzt, wo deutsche und magyarische Tendenzen mit einer solchen Präpotenz auftreten, nichts desto »veniger aber muß es Jedem frei bleiben, über irgend eine Kunst —und zwar rein als solche— sein herzeigenes Urlheil zu haben, denn die Kunst fragt nicht nach Spracke und Sitte, um die Werke derselben —ihr Geistiges — gehören nicht bloß der Nation ihres Schöpfers, sondern sie sind als solche ein Eigenthum der Welt. Hat Schiller jetzt, da wir Slovenen endlich frei und herrlich in uns selbst aufgehen müssen und werden, aufgehört fül uns den hohen Werth unsterblicher,Pocsie zu haben? HabenDr, P r e sch ern und Koseski darum deutsche Poesien in die Muttersprache übertragen, damit sie uns darlegen sollten, daß die Originale für uns keinen Werth haben? Haben Canova's Werke darum, weil er Italiener ist. für alle nichtitalicniscken Völker jetzt eine» geringer» Werth, als sie ihn vor dem Jahre 1858 hatten? Würden nicht alle gebildeten Völker der Erde in »inen entrüsteten Schrei über Barbarismus ausbrechen, wenn es den Wienern einfiele, den Theseus darum, weil er kein deutsches Werk ist, zertrümmern zu wollen? Kann der wahrhaft gebildete Slave der italienischen, der niederländischen oder der deutschen Malerschule seine Vcwunderung entziehen ? Und endlich, haben Mozart, die beiden Haydn, L. M. u. Weber und van Beethoven aufgehört, für alle Nationen ohne Unterschied, sonach auch sür uns Slaven, unsterblich zu seyn? Wir würden in ein? unendliche, egoistische Schwäche, ja sogar der sehr critischen Frage eigener Bildung verfallen, wenn wir jetzt mit einem Schlage aller Kunst, die nicht slavischen Ursprunges ist, mit ei< nem Male den Handschuh hinwerfe» wollten- — Die Neumarkller haben ihre Liedertafel schon lange vor dem heu» rigen März in das Leben gerufen und pflegen dicsclbe — weit entfernt, sie eine deutsche Liedertafel zu heißen — als Beförderungsmittel der Vil« du»g und HerzensveredlunZ. Sie sehen bei den Liedern, die sie singen, nicht darauf, ob das Lied slavisch, deutsch oder italienisch sey. sondern sie kümmern sich einfach nur darum, ob dasselbe w^hr und wirklich schön und herzlich ! nack dem Französischen bearbeiteten Drama's : „D i e drei gefahrvollen Nacht e>>, oder: „der Sclaven-mark zu Tainte Pierre« ihre Aufmerksamkeit und Achtung gegen das Publicum zu bezeigen, weil dieses Stück schon auf vielen bedeutenden Bühnen einen brillanten Succcß erlebte. Dasselbe zählt 5 Acte und hat die Frau Maraaretha Carl, welche als dramatische Schriftstellerin bekannt ist, zur Verfasserin. Wir erwarten einen angenehmen Theater» abend und glauben in Bezug des Zuspruches der Veneficiancin ein gutes Prognosticon stellen zu bürfin. __ h __ Verleger: Ign. Al Kleinmayr. — Verantwortlicher Nedacteur: Leopold Kordesch.