,>/nihtIt, Wohlflaild, Kiidaxli fitr Aüt." Str. IS». Areitag, I». vktob-r »«««. V. Jahrgang Die „Marburger Zeitnng" erscheint jeden Sonntag, Mitlwoch und Kreitaq. Preise — filr Marburg: ganWhrig K fl.. halbjährig S fl.. vierteljährig 1 fl. SV kr: für Zustellung ins Hau» monatlich 10 tr. — mit Postversendnng: ganzjährig 3 fl., halbjährig 4 fl., vierteljährig 2 fi. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, beizwetmallger mit 15, bei dreimaliger mit '.ZV tr. berechnet, ivvju sur jedesmalige Einschaltung 8V tr. Iuseraten-Siempelgebiihr kommen. Zur Geschichte des Tages. Während ganz Oesterreich eine zeitgemäße Aenderung deS HecrtvtstnS fordert, sehen wir mit Bedauern, daß man noch immer auf die b!ope Form alles Gewicht legt. Bneichnend ist in dieser Hinsicht nachstehender Generalbefehl, der von einem Wiener Blatte mitgetheilt wird : „Ja Folge Erlasses dcS hohcn Armee OberkommandoS werden die Kom-Mandanten sämmtlicher Truppen. Branchen und Anstalten, sowie die Ehef» der verschiedenen Behörden und Bureaux beauftragt, den Offizieren. Parteien und der Mannschllft die genaueste Cinhckltuni^ der Adjustirungs-Vorschriften nicht nur mit allem Ernste einzuschärfen, sonder» dieselben in dieser Richtuim auch entsprechend zu überwachen und keinerlei Abweichung zu dulden. WeiterA ist dnranf zu halten, daß — wie biSher dies in der Ar-»nee allgemein angeordnet war — die für stch ausgehende Mannschast. 'vie nicht minder auch die MilitärUnterparteien. an Sonn- und Feiertagen immer mit C^ako. respektive Hut. Kutstna oder Czapta adjustirt erscheinen, inso-fern für die betreffenden Waffengattungen oder Branchen eine solche Kopfbedeckung normirt ist. Im Sinne dessen muß jenen Lenten, welche auf kurze Zeit nach größeren Ortschaften, insbesondere aber in die Provinzial-Hauptstädte, beurlaubt werden und kiebei ihre Militär Montur mitnehmen, stets auch der Czako sowie das Seitengewehr mitgegeben werden. — Bei dieser Gelegenheit wird übrigens aufmerksam gemacht, daß im Sinne des Kriegsministerial Reskriptes vom 18. September l. I., C. K. 5974, eine Anschaffung neuer Parade-CzakoS nicht mehr stattzufinden hat. Was das Tragen der Kappen anbelangt, so ist bei denselben hanp». sächlich auf die vorgeschriebene Farbe des Tuches, solvie auf die Form derselben und die daran angebrachten Distinktionen zu sehen. Theilung der Haare in der Mitte des Scheitels, auffallend große Backenbärte, das Tragen von Augenzwickern, Heraushängen der llhrketten und sonstigen Anhängseln, Borstoß oder Hemdkragen an den Cravaten statt des in der- Armee vorgeschriebenen Halsstreifels, keine Hosenstrupfen. zu weite Rock ärmel sind Willkürlichkeiten. die häufig vorzukommen pflegen und deshalb mit aller Strenge hiutangehalten werden müssen." „Pesti Naplo" unterwirft das K a i se r f e l d's ch e Programm einer eingehenden Besprechung. WaS nützt eS nach den Formen zu suchen, nach welchen die vi^ilbesprochene Berfassungsfrage qelöst werden soll, wenn nicht auf der einen oder der ander» Seite ein Zugeständniß betreffs deS Wesens der Sache selbst gemacht lvird. llngarn wünscht seine Selbstän-digkeit. seine volle Selbständigkeit der andern Hälfte der Monarchie gegenüber, insoweit seiner Ansicht nach hiedurch die Monarchie selbst nicht gefährdet ist. Gewährt man ihm diese, dann ist die Losung vollendet, dann werden sich alle andern „Punkte" finden lasstn auf der freien, wie auf jeder andern Bahn. Gewäljrt inan ihtn diese nicht, dann lvird kein Programtn im Stande sein, die Ezistenzfrage deS Reiches zum Abschluß zu bringen, nnd sei dicseS Programm auch von den besten Sympathien angeregt, stimmte eS auch in sozialer, freiheitlicher, parlamentarischer Be-ziehnng mit allen Wünschen llngamS — außer dem einen Punkte überein! Ueber diellngarn. die nach Auflösung der Klapka schen Legion aus ihrem Heimwege durch Friedeck in Schlesien kamen, lvird von dort u. A. geschrieben: „Jeder Mann l).,tte einen Entlassungsschein aus dem Klapkaschen Korp« mit unleserlicher llnterschrift und ein Zertifikat, angeblich von Bismarck unterschrieben, worin unter Berufung auf den bezüglichen Friedensartikel die srrie Durchlassuug begehrt wird. Warum dann aber diese Leute alle möglichen Schleichwege aufsuchen, warum sie alle nach Einem Bereinigungspunkte. Trentschin. fragen, ist unbegreiflich, zumal einigen llnachtsamen auch enlschlüpfte, sie seieu nicht entlassen, sondern blos beurlaubt (?) und hätten sich nach dem Uebertrittc der ungarischen Grenze wieder zu vereinigen und daselbst il»re Offiziere abzuwarten. Die Mannschast war zlvar nicht Mtt Waffen, aber desto reichlicher mit Silber-aeld versehen; eS sollen auch hier bedeiltende Gelduinivechsluugeu stattgefunden haben." Die Erltennuttg deS Grafen Golncholvski zum Statt- 6chtom MiPart. Bom Verfßsser der schwarM Mare. (Fortsetzung.) Es war im Anfang Oktober, als «vir diese Straße passirten. Die Witterung war hell, die Sonne schien warm. ES hatte bis kurze Zeit vorher geregnet und der Weg war sehr schlecht. Hatten die Pferde von Baubeln bis Powilten den Wagen nur mühsam durch den schwer gewordenen, sich fest an die Räder anlegenden Sand ziehen können, so konnten sie von Powilken bis Peteraten nur mit der l^rößten Anstrengung vor« wärts kommen, unter dem fortwährenden Antreiben. Schlagen und Fluchen des Kutschers, oder vielmehr des Exekutors Matz. Der Kutscher, ein Miethtutscher. einer von jenen Litthauern, die eS als Pflicht ansehen, sür einen Deutschen sich nie zu übereilen, hätte freilich liel»er in dem ersten besten Kruge übernachtet, als seinen Pferden für uns eine mehr als gewöhnliche Anstrengung zuzumuthen. Matz hatte eS sich deshalb um io weniger nehmen lafsen, sich zu ihm auf den Bock zu setzen, um ihn und seine Pferde anzutreiben. Dennoch hatte sich der Tag schon so ziemlich geneigt, als wir bei dem Kruge zu Peteraten anlangten. Etwa fünfzig Schritte vor diesem hörten wir einen lauten Wortwechsel zwischen Matz und dem Kutscher. ^Du wirst hier nicht anhalten, Nursch." rief der Exekutor. „Aber mein Perd kann nicht tveiter. Pons Wachtmeister«s," entgegnete der Litthauer, der etivas Deutsch verstand, jedoch das F nicht gut aussprechen konnte, und dem deutschen Titel die litthauische Endung an-hing. „Dein Pferd? Deine durstige Zunge kann vor der Kneipe l icht vor-bei." höhnle ihn der ELekutor. der eine souveraine Berachlunt, gegen alle Litthauer hatte, so daß er. wie nothwendig es ihm auch sür seln Amt war. nicht einmal Litthauisch hatte lerne» wolle«. „Zch werde fragen Pon< Kreisjustizrath." Das Bort „^nstu" können die Litthaner nicht aussprechen. Möchte eS nicht auch fiir die Dentsche« beffer sein, wenn sie das Wort gar nicht, und statt deflen nur das in ihrem Bewußtsein lebende „Recht- kennten? „Was, Du lltthauischer Lümmel." fuhr ihn der Exekutor an. „Du lvillst Dich unterstehen, mich bei dem Herrn zu verklagen?" „Ich will ja nur fragen. Erken. licbeS (lie^eS Herrchen)." Fragen kann ich selbst." Der Ezekutor bog sich zurück nach dem Innern deS Wagens. „Herr Kreisjustizrath —" „Ich habe Alles gehört. Matz. Sie sind heute sehr böser Laune. ..Diese Litlhauer sind zu faul und zu durstig. Sie stecken sogar ihre Pserde an. die von Natur ein prächtiges Bieh sind. Aber Sie wer« den doch nicht zugtben, dasi der Mensch hier aniiält. Es lvird ohnehin bald dunkel." „Können dte Pferde es bis Coadjuthen aushalten?" „Bis Neustadt, wenn es sein muß." „So lassen Sie vorbeifahren." „Hast Du gehört. Bursch? Du'hältst nicht au." „Meine arme Perd —" „Schweig und fahr." Aber auf einmal schrie der Exekutor laut: „Halt. Kerl, halt!" Mit einem Satze tvar er vom Bocke an der Erde. „Herr Sekretmr." rief er. „mir nach, rasch, in den Krug." „Was haben Sie. Matz?" ..Der Trinkat! Mir nach. Herr Sekretair. Sie bleiben bei der Frau Gemahlin. Herr Kreisjustizrath." Der Wagen lvar nnmittelbar vor de»n Kruge. Matz sprang aus diesen zu. Der Sekretair und ich eilten ihm nach. In der Krugstube rief der Exekutor: „Ich habe dcn Kerl atn Fenster gesehen!" Wir eilten in die Krugstube. Sic lvar leer. Nur die Krüger in stand am Schenktisch. Auch kein Versteck war da. das Jemanden hätte verbergen können. „Wo ist der Kerl geblieben, der hier war?" stürmte der Exekutor auf die Frau ein. „^»2 UV permRNSu'VVokisz^ka, erwiederte die Frau frech. „Ich lverde Dich Wokiszka lehren. Wo ist der Mörder? Sprich, oder Du bekommst den Kantschu." Die Litthauerin schien ihn in der Tliat nicht zu verstehen. Der Sekretär lviederholte die Fratze auf Litthauisch. Die Frau wollte nichts davon wissen, daß Jemand dagelvesen sei. Sie fei den ganze» Nachmittag allein geivesen. Halter von Galizien beschäftigt noch immer die öffentlichen Blatter. Während die Halbamtlichen diese Ernennung nls einc bloße Äerw/iltunstSsache hinstellen möchten, nimmt die unabliäni^ige Presse einen höheren Standpunkt ein. Die „Gazcta Ntnodna". vor drei Jahren daS Blatt der polnischen National Regierung, sagt in einem : „DtiS Ministerium und die Förderalisten" überschriebenen Leiter: „Seitdem Gr^^f Bklcredi mit den Förderalisten in Böhmen gebrochen, begann seine Annäherung an die Polen ; aUcin ^iS zur Schlacht bei Königgrätz gab im Ministcrratl)e die Haltung des Grufcn Mensdorff den Ausschlag, der die Statthaltereirathe Summer, seine rechte Hand, und v. Wolsarch. seiner Ansicht nach einer der befähigsten Beamten deS Landes, in ihren Stellungen schilßte. So dachte man denn vor dem 3. Juli an eine g^inz andere Persönlichkeit fir den Statthaltereiposten. Erst als im Verlaufe des Krieges, der zuneh» Menden russischen Agitation in Ostgalizien gegenüber, die Niederhaltung des polnischen dementes sich als entschieden schädlich für Oesterreich heraus-stellte, mußten die Umtriebe deS Herrn v. Stackclberg. das Mipwollen tiniger sedr hochgestellter Persönlichkeiten und der Widerspruch des Grasen MenSdorff weichen, der namentlich das Petersburger Kabinet nicht reizen wollte. Die Agenten der russischen Propaganda auf politischem und reli-giösem Gebiete »varen so offen hervorgetreten; in der Rechnung auf eine längere Dauer deS Krieges hatte man die Gerüchte von dem baldigen Einmarsch der Russen in Lemberg mit solcher Absichtlichkeit verbreitet; die russischen Blätter arbeiteten so rückhaltsloS auf die Einverleibung von Galizien und einzelner Theile Ungarns los, daß nicht nur Napoleon schon vor Abschluß der Nikolsburger Bedingungen auf die verdächtigen Absichten der Petersburger Regierung in Wien hinweifen ließ, sondern auch Graf Revertera, unser Gesandter bei dem Czar. berichtete, Rußland denke an eine Theilung Oesterreichs. Diese Situation gab den Ausschlag zu Gunsten Goluchowki's." Die römische Frage ist der Pariser „La Presse" zufolge neuer-ding« Gegenstand diplomatischer Verhandlungen geworden. „Bielleicht" schreibt dieftS Blatt, „ist sie schon in Wien bei den FriedenS.Unterhand-lungen mit Menabrea nicht unberührt geblieben; gewiß scheint aber, daß die ftanzösische Regierung sie l>ei den kalholischen Höfen zur Sprache ge bracht. DaS Tuilerien Kabinet glaubt oder gibt, vor zu glauben, daß die italienische Regierung ven Bertrag vom 15. September 1864 ausführen und daß der gegenwärtige Zustand nach dem Abzüge der franMfchen Truppen in Rom fortdauern werde. Sollte dies nicht der Fall sein und sollte die Florentiner Regierung der revolutionären Bewegung in und auf Rom nicht Halt zu gebieten vermögen, bann, meint das französische Kabinet, müßte von den katholischen Mächten ein anderes Mittel, die Unabhängigkeit des Heiligen Stuhles zu schützen. inS Auge gef.ißt werden. Im Rathe Pius IX. herrscht, wie man vernimmt, eine sehr gedrückte Stim-mung. und es ist gewiß, daß die Partei des unbedingten: „Wir können nicht," bedeutend an Boden verloren. „La Preffe" sügt hinzu, daß PiuS IX. jeden Gedanken. Rom zu verlassen, aufgegeben habe. „Er hat stets bedauert, einmal den Revolutionären daS Feld geräumt zu haben ; er will nicht ein zweiteSmal feine» Posten verlassen Das ist bei ihm noch metir eine GewisstNSsache, als ein Gefühl seiner Sonveränswnrde, und schwer, lich dürfte irgend ein Einfluß diesen Entschluß erschüttern, wenn man ihm nicht zu belveisen vermag, daß das Interesse der Religion von ihm eine freiwillige Verbannung fordere. ..La Presse" glaubt, daß der Heilige Stuhl nach dem Abzüge der Franzosen von Seiten der italienischen Re-gierung nichts zn befürchten l)abe. uitd dasz ohne den Beistand dieser die revolutionäre Partei ohnmächtig sei. llnter diesen Umständen hänge AlleS davon ab. wie der Heilige Stuhl die sechs Monate der Ruhe, tvelche der Ränmunl; folgen werden, veiwerthen tveide. und da meint „La Presse." gestnht auf iljrc Berichterstatter. daß die liberale Parte» deS römischen KablnctS, an deren SpiKe Kardinal Antonelli und der so unverdient verleumdete Merode stünden, durchdringen und den Papst bestimmen würden, tvozu er außer den Stunden der Niedergeschlagenl)eit schon geneigt sei. die Unterhandlungen mit Begezzi wieder aufzunehmen. „La Presse" schließt, indem sie die Neberzeugung ausspricht, daß durch eine Berstän-digung zwischtn den Hösen von Paris. Wien und Madrid eine Ueberein-kunst getroffen werden könnte, nach welchem der Kirchekstaat zu Italien in das Bcrhältniß deS norddeutschen Bundes zu Preußen treten würde, ivobei ihm jedoch noch der Schutz und die Garantie der katholischen Mächte gewährt werben müßte. Diese Lösung, deren erster Gedanke in einer zwischen Pius IX. und Napoleon III. ausgetauschten Korrespondenz zu finden wäre, würde ernstliche Aussichten haben, beim röinischen Hofe Anklang zu finden. In Belgien geben dieUnabhängigkeitSfeste zu großen Feierlichkeiten Veranlassung, die durch die Anwesenheit sranzösischer und englischer Gäste einen besondrlen Glanz erhalten. Wie auS Brüssel unterm 12. gemeldet lvird. hat dort am Abend vorher im Stadthause der feierliche lempfang der fremden Gäste zu dem großen Schützenfeste stattgefunden, nachdem dieselben an der Station abgeholt, im Zuge durch die Stadt geführt und auf dem großen Platze eine Parade bei Fackellicht abgehalten worden war. Im großen RathSfaale hielt der Bürgermeister Anspach eine Anrede. lvorin er sich hauptsächlich an die „freiwilligen Soldaten, die für die Bertheidignng ihreS HerdeS bewaffneten Bürger" tvandte. an die eng-tischen Freiwilligen und die französischen Nationalgarden. Er bearübte „die Sölme der zwei großen Nationen, bei welchen Belgien in Tagen großer Prüfung mächtigen und wohltvollenden Schutz gefunden, und dann folgten „Grüße an Deutschland, an Holland, an die Schweiz und an alle unsere Freunde." Ein Wortsührcr der englischen Schützen antwortete, darauf ein Franzose. Zum Schluß brachte man ein Hoch auf die Berei-nigung der Völker. »velcheS mit gewaltigem Hurrah aufgenommen tvurdc. Ueber die Borgänge auf Kandia berichtet die griechische Zeitung: „Elpis" vom 6. Oktober Folgendes: Nach den Kämpfen vom 23. und 24. September, in denen eS ungefähr 400 Christen gelang, 6tI0v Feinde in der Stellung von Keramia festzuhalten und sie bedeutend zu schädigen, rückte Mustafa Pascha an der Spitze von 12,000 Mann mit schweren Geschützen gegen die Cl,tisten vor und hoffte, sie anS ihren festen Stellungen zu verdrängen. Ihre Anzahl hatte sich auf 3000 Mann verstälkt. Der Feind hatte unter dem Feuer seiner Artillerie drei An« griffe versucht, doch immer sollte er nur erfahren, daß er eS mit Män-nern zu »hua halte, die entschlossen waren, ihre Freiheit zu erringen oder für ihr Vaterland zn sterben. Der Verlust der Muselmänner war sehr groß. Mustafa Pascha gab den Befehl eines raschen Rüc^uge«. der trotz der harten Verfolgung der Christen betverkstelllgt tvurde. Hie Mannschaft der europäischen Kriegsschiffe, die im Hafen von Kanea vor Anker liege«, ,beobachtete mit ihren Fernröhren den Kampf und war nicht wenig von der musterhaften Tapferkeit der Griechen und von dem traurigen Stande jder türkischeu Armee überrascht. Nach dem schmählichen Rückzüge ihrer jFeinde besetzten die Christen deren verlassene Stellungen. Eine Heeres-labtheilung beinächtigte sich auch deS Platzes von Sterno. wo die Fahr- Der Exekutor Matz hatte unterdeß die Schlaskammer durchsucht, die. wie in allen litthauischen Krügen, sich hinter der Krugstube befand. Sie war gleichfalls leer. Er durchsuchte »veiter da» ganze Haus, lvährend der Sekretair und ich daS Haus verließen, um einen allenfalls ans dem Hause Entspringenden anzuhalten. Es entfprang aber Niemand. Der Exekutor kam nach einiger Zeit nnverrichteter Sache znrück. Wir setzten unsern Weg fort. Seine üble Laune hatte sich Vermehrt. Er schwor darauf, daß er Gesicht des entflohenen Mörders in der Krngstube am Fenster gesehen habe. Der Kutscher hatte die Zeit benutzt, sich im Kruge einen SchnapS geben zu lassen. DaS machte ihn noch verstimmter. Nach einer Weile hörten «vir im Wagen, lvie vorn neben den Pser-den eine fremde Stimme sprach: .„I^!ll)da» ^Val^ero!^ (guten Abettd) sagte Jemand. Der Kutscher antwortete sein „Vieico" (Dank) sehr kiil)l. ein Beweis, daß der Gruß il,m von keinem Lttthauer geboten war. Gleich darauf sagte die Stimme anch in gutem Deutsch: „Guten Abend, guten Abend. Herr Wachtmeister Matz " Der Exekutor dankte gar nicht. Er brummte nur einen Fluch zwi-schen den Lippen. Ich hatte die Stimme erkannt. In Ostpreußen und Litthauen lmt daS Bureauwesen eine besondere, zahlreiche Klasse rion Menschen unter dem Namen „Schreiber" hervorgebracht. Sie gehen auS den untern Ständen l'ervor; auch in Litthauen nur ans den deutschen Familien. Als Knaben von vierzehn Jahren, Nt.ch-dem sie nothwendig Schreiben und Rechnen gelernt liaben und du»n ein gesegnet sind, kommen sie in die Lehre, in die „Schreiberei." wie zu ein^m Handlverke. Die Lehre dauert drei Jahre, wie auch getröhnlich bei einem andern Handwerke. Sie tvird bestanden in dni Schreibstuben der Rechts anwälte und der untern Behörden. Am Meisten bei jenen, und unter den letzteren bei den Gerichten. Jedoch hler nur im unmittelbaren Dienste bei den Aktuarien. die gegen die Beziehung der gesetzlichen Schreibgebüh-ren die gerichtlichen Schreibereien selbständig zu besorgen haben. N^ch beendigten Lehrjahren stellt der Lehrherr einen förmlichen EntlassuNl^Sbries aus. und der Lehrling ist nun „gelernter Schreiber.'' Als solcher wandert er gleich einem Handwerksgesellen durch das Land, fechtend und seine Dienste anbietend, bei Rechtsanlvälten. in den Kanzleien der Behörden, in den „Schreibereien" der Landgüter und wo man ilirer sonst bedarf. Manche ^dieser Schreiber schlagen gut ein. Eine große Anzalil derselben ober wird zu nichtsnutzigemGesindel und zu einer wahren Landplage. Bei halber Bildung überheben sich viele. Für die Wenigsten ist die knappe Besoldung, die sie bekommen, eine ausreichende. Höchstens erhalten sie fül^ den Bogen sechs Pfennige. Davon können sie nicht leben, zumal wenn sie älter werden, oder Familie ljaben. Um mehr zu verdienen, drängen sie sich an die Parteien an, die mit dem RechtSanlvalte. dem Gerichte n. s. lv. zu verhandeln haben. So werden sie untreu. Sie suchen die Leute in den Krügen nnd Schenken auf. So werden sie lüder-lich, besonders Säufer. In solcher Weise ist der Grund jnr Demora-lisation des Standeo gelegt, nnd daS Verderben erbt sich fort. Wenn sie zuletzt von ihren Prinzipalen fortgejagt werden, gelten sie auf das Land, und »Verden nun doppelt eine Landplage alS Winkelkonsulenten. Schivindler. DiebSgenossen. In Litthauen sind diefe Schreiber zugleich die Dolmetscher bei den Behörden und RechtSantvälten. AuS den unteren Ständen hervorgehend, haben sie von frühester Kindheit an so gut Lit-thauisch tvie Deutsch gesprochen. Der Mensch, der dem Kutscher und Exekutor einen guten Abend bot. hatte » ls Schreiber und Dolmetscher bei der Kreisjustizkommission in Ragttit geaibeitet, bis ich ihn. vor ungefähr einem halben Jahre, so-woljl iregen Trunksucht, als auch wegen Kollisionen mit Angeschuldigten fortgejagt hatte. Ich hatte seitdem nichts von ihm gehört. Er gehörte zu den Schlechtesten seiner Klasse. Der Fluch des Exekutors hatte ihn nicht von dem Versuche abge-l,alten, ein weiteres Gespräch anzuknltpsen. „Sie fahren wohl nach Coadjutheu. Herr Wachtmeister?" fragte er. Er erhielt keine Antwort. ..Geht es von da weiter. Herr Wachtmeister?" Er bekam wieder keine Antwort. „Der Herr Kreisjustizrath sind in dem Wagen, und wenn ich nicht irre, lzabe ich auch die Frau Kreisjustizrärhin darin gesehen?" Der Erekutor antivortete ihm endlich: „Möchten Sie ganz genaue Auskunft haben. Herr John?" sagte er trocken. „Gewiß, lieber Herr Wachtmeister." erwiederte der Schreiber höhnisch. ..So gehen Sie nach Ragnit und sragen sie dort auf der KreiSjustiz- konimission nach." ..Danke für den giltigen Rath. Herr Wachtmeister. Aber ich kann es näher t)aben." Er wandte sich an den Kutscher. „Wann tvirst D» zurückfahren?" fragte er diesen aus Litthauisch. zeuge vor Anker liegkn. Die türkisch'tgyptische Armee rückte nach ihrer 9Ntderlage gej^cn Kisamos. wo sie sich durchzuschlugen versuchte, um dm in Selinos belagerten Ttirfen M Hilfe zu eilen, doch die strategischen Punkte waren bereits von den Clirislen l?esetzt. so daß die OSmanen, nach-dem sie bis Bukolia vorl^edrunz^en. wieder nach Kanea zurück mußten. )u dem Bezirk von Heraflea ljabrn sich die einsitbornen Oömanen und die türkische Armee daraus tikschränkt. die Ortschasten der Ebene zu plüa-der«, und sic haben Gr-isc, Frauen und blinder, deren sie habhaft wurden, ermordet; dennoch lvagrn sie sich nicht an die von den Cliristcu be-sej^tcu StellunjM. Ein cinziges ÄorpS. das bis zum Flecken Elöa streifte, wurde von einer Hlbtheilunq Christen ani^egriffm und aufj^erieben. Ungefähr 20 Mlinn retteten sich durch die Flucht. Zu ernsten Zusammen-stüpen kam es am 29. September zu Rijetymuos. Die Chriftrn von Brysina hatten einen Kamps mit 20V0 Türkcn; dies.' waren im Bcsi^e von zwei Veschüpen. Nach einem vierstündil^en Kampfe wurden die Oö» manen in die Flucht geschlagen, und wäre die Nacht nicht eingebrochen, so hätten weni,;e von ihnen Meldung von ihrer Niederlage Machen kön-nen. 3000 Türken ftießcu, nachdem sie die Ortschastcn Äbsipopnlo und Prine geplündert, mit den Christen zu Geraniolika zusammen. Nach einem erbitlertcn vierstündigen Kampfe wurde das türkische Korps in die Flucht geschlagen und bis unter die Mauern der Zitadrlle verfolgt. Die englische Diplomatie scheint die preßseindliche b^epslo-gcnheit der festländischen nachäffen zu tvoUen ; der Pariser Berichterstatter der „Daily News" schreibt nämlich: „Ich sehe mit einem Bedauern, da» schmerzlicher ist. als ich sogen kann, daß ein britischer Botschaster zum rrstenmale das von Frankreich seit dem Staatsstreich gegebene Beispiel nachgeahmt und von ausländischen Zeitungsartikeln diplomatisch Notiz ge-nommen. Ein Telegramm aus Bern meldet, daß der britische Gesandte. Harris, gegen t'ie Lausauner Zeitung wegen eineS Artikels, der Berleum-düngen Ihrer Majestät der Königin Viktoria enthält, eine Beschwerde beim Bundesrath eingereicht. Ich kann keinen Augenblick zweiselu. daß der ehrenwerthe Harris im vorliegenden Falle nach seiner eigenen und sehr übel berathenen Meinung gehandelt, uud daß Loro Derbys Regierung l)ti eliester Gelegenheit diese niederträchtige Nachahmung napoleonischer und Bismarck'scher Metlzode mißbillign wird. England sollte es. wie bisher immer, verschmähen, aus jedem ZeitungSarlikel eine internationale Angelegenheit zu machen. Ich sage Ihnen voraus, daß die ganze franzö-sische Regirrungspresse über den Schritt von Harris entzückt sein wird. Es handelt sich in dieser Sache um die ganze PreßfreihritS-Jrage. Frank-reich und Preußen wären gar froh, eine Regel internationaler Höflichkeit ausstellen und die ganze Presse Europas, auch die englische, dcr in Paris und — sagen ivir es. um gerecht zu sein — in geringerem Krade auch in Berlin herrschenden Norm unterwerfen zu können. ES ist schrecklich daß eine solche Doktrin bei einem englischen Diplomaten Anklang finden konnte." Die gesetzgebende Versammlung von Süd-Karolina hat bemerkenSiverthe Beschlüsse hinsichtlich deS bürgerrechtlichen Untcrschie-deS gefaßt, welcher in jenem Staate bisher ztvischen Weißen und Schivar-zen bestand. Den Farbigen ist daS Recht zuerkannt worden. Verträge abzuschließen und zur Geltung zu bringen, als Kläger und als Beklagte zu erscheinen, in allen Fällen Zeugniß vor Gericht abzulegen. l»ewkglicheS uud unbewegliches Eigenthum zu erben, ^u kaufen, zu vermieihen und zu veräußern. Rechnungen auszustellen und überhaupt in allen Dingen desselben rechtlichen Schutzes für persönliche Sicherheit, Freiheit und Eigen- „Höre," sagte der Ezekutor zu dem Kutscher, „wenn Du dem Menschen mit einer Silbe antwortest, so haue ich Dich mit dem Kantschu hier durch, daß Dir für heute Abend Hören und Sehen vergehen »vird." Der Schreiber wandte sich wieder an ihn. „Der Herr Wachtmeister sind ja gewaltig bös heute." Der Exekutor schwieg wieder. „Iti. j>i. der ^err Wachtmeister haben auch Ursache dazu; die ganze hochlöbliche Kreisjujtizkommission," Der Exekutor wurde ausmerksam. „Was lvüßten Sie denn?" fragte er mii anscheinender Wegwerfung. „Freilich nicht mehr, als Sie. Herr Wachtmeister. Oder sollten Sie noch nicht wissen, daß heute Nacht zwei der gefährlichsten Verbrecher der Kreisjustizkommission entsprungen sind?'' „Ich habe ii»avon gehört. Freundchen." „Aha, Sie und wohl anf der Verfolgung begriffen ? Ich sehe da den großen Exekutorsäbel an Ihrer Seite." „Mit dem kann ich auch andere HundSvotter messen, »venn mein Kantjchu nicht mehr ausreichen sollte." „Die beiden Entsprungenen werden Sie »veder mit drm einen noch dem anderen messen." „Wer weiß! Die Polizei hat lange Arme in Preußen, und die Gensd'armen reiten schnell." „Die Todten reiten noch schneller, Herr Wachtmeister!" Der Schrei-ber lachte laut über seinen Witz. „Aber über die Grenze reiten diese preußischen Todten nicht," setzte er hinzu. „Die langen Arme aber." eriviederte der Exekutor, „können die Grenze sperren. " Palj. wenn es zu spät ist." „Noch ist eS nicht zu spät. Freundchen, Freundchen. Die beiden Kerle sind noch im Lande." „Freuen Sie sich nicht darauf. Herr Wachtmeister. Es könnte wohl Ihr Unglück sein, wenn es wahr iväre." „Wie so. Freundchen?" „Nun. ich meine nur so. Herr Wachtmeister. Aber haben Sie nie etwa» von einem Ding gehört, da» man die Urfehde nennt." „Urfehde? Niin. da» kenne ich nicht." „Ich glaube eS wohl. Es existirt nicht mehr. Aber eS war früher eine vortreffliche Einrichtung für Kreisjustizkommiffionen und andere Kri- thum zu genießen, sowie denselben Strafe»» unterworfen zu sein, ivie die Weißen. Nur Eine Ausnahme wird gemacht: Mifchheirateu ztvischen Negern iind Weißen sollen nach wie vor nicht gestattet sein. Der immerhin bedeutende Fortsch'ilt. ivelcher sich schon in SüdEarolina. der Wiege des Sondrrbundes kundgibt, ist hauptsächlich dem Gouverneur Orr zu verdanken. Es mnß jedoch darauf hingelviesen »Verden, daß daS Bürger-lechtsgesctz allen Bürgern gleiche bürgerliche Rechte in sämmtlichen Tlieilen der vereinigten Staaten zusichert und die Gesetzgebung von Süd-Karolina mit ihrem Beschlüsse nur nothdiirftig den Bestimmungen'eineS für sie unbedingt rechlsverbiudlichen BundeSgesetzes nachkommt. DaS Verbot gegen Mischheiraten ist ungesetzsich; kein Staat hat das Recht, dergleichen zu verbieten, und im gegebenen Falle »vird es die Sache dcr Bundes-gerichte sein., auch in dieser Beziehung daS Recht der Vereinigten Staaten zu wahren. Die StaatSwahlen in Pennsylvanien. Ohio. Indiana ttiid I o iv a sind entschieden zu Gunsten der Radikal-Republikaner ausgefallen. — General Graut hat schon vor der Wahl sich zu Gunsten des republikanischen Kandidaten, sür den Gouverneur von Pennsylvanien ausgesprochen, und alle Ziveifel. ivelcher Partei feine Sympathien angehören. sind dadurch entfernt. Fast in allen Nordstaaten ivurden vor den Oktober Wahlen zahlreiche Versammlungen der Radikal-Republikaner abge« halten, und ivie ein Sturiniviild fegt die politische Agitation gegen Johnson und seine Politik über das Land. Die Kongreßivahlen werden noch radikaler ausfallen als die früheren. Die radikal republikanische Versammlung in Pittsburg lvar die größte und entschieden ivichtigste, welche seit dem Regierungsantritt deS Präsidenten Johnson stattgefunden. Es ivaren Abgeordnete zugegen von sämmtlichen Truppenkörpern und 10.000 Abgesandte aus allen Theilen deS Landes verlierrlichten daS Fest mit ihrer Gegenwart. D-ir nächste. 40. Kongreß wird wahrscheinlich den Präsidenten Johnson in Aliklagezustand versetzen; dies ist wenigstens die Absicht der leitenden Radikal-Republikaner. Der Ton deS Präsidenten gegen die Radikal-Republikauer hat sich bedeutend gemäßigt. Stehendes Heer oder Voltswehr? III. Marburg. 18. Oktober. Sott die Vvlkswel^r dcu Anforderungen der Zeit und deS Vaterlandes entsprechen, dann muß die Wahrheit, daß Wissen auch im Kriege eine Macht, ja daß es die Hauptmacht ist, erkannt, muß nach dieser Erkenntnis gehandelt iverden. Zur ivissei'schaftlichen Ausbildung der Wehrmäuner ist unerläßlich, daß vor Allem jene Gemeinen, ivrlche des Lesens und Schreibens nicht kundig, während der Waffenübung im ersten Jahre in diesen Gegenständen den nothwendigsten Unterricht erhalten — daß jene Wehrmänner, die in diesen Gegenständen einen nicht genügenden Schulunterricht genossen, weiter fortgebildet werden — daß jenen Wehrmännern, die sich die volle Kenntniß des Lesens und SchreilienS erworben. Unterricht in den Grundbegriffen der Kriegsgeschichte, der Orts- und Bodenkunde, der Kriegskunst ertheilt »verde. Sechs Wochen sind allerdings eine kurze Zeit, wenn man dieselben in altösterreichischer Bequemlichkeit verstreichen läßt: aber wie auf den übrigen Gebieten unseres Volkslebens, so »vird auch hier nur der regste Fleiß im Stande sein, die Aufgabe zu belvältigen. Acht Stunden Ar- minalgerichte. Die Herren Beamten konnten dabei ruhig schlafen und auch — reifen. — Doch lassen Sie sich daS Weitere vom Herrn Kreis-justizrath erzählen, der hat ja studirt. Und nl»n gute Nacht, lieber Herr Wachtmeister. Kommen Sie glücklich iiber." Cr »vollte sich seitab in das Gebüsch entfernen. Mit einem Sprung war der Cxekntor vom Bocke, und dem Schreiber in dem Nacken. „Schurke." rief er. „Du hast Nachricht von den beiden Entsprungenen. Heraus damit, wo sind sic? War der Trlnkat nicht in dem Kruge dort? Sprich die Wahrheit, Kerl, oder ich dinchbläue Dich zu Brei." Der Schreiber konnte sich nicht rühren unter den krastigen Händen des Exekutors. Aber hatte dieser gemeint, ihn einzuschüchtern, so hatte er sich vollständig geirrt. Der Mensch höhnte ihn nur noch mehr. „Kehrt sich die Welt um?" sagte er. „Die Diener der Gerechtigkeit fallen die ehrlichen Leute räuberisch aus offener Landstraße au!" „Nicht die ehrlichen Leute, Bursch. aber die Spitzbuben." „Also doch Spitzbuben gegen Spitzbuben!" „Matz." rief ich zum Wagen hinans. ..lassen Sie den Menschen los, und steigen Sie wieder auf. Cr ließ augenlilicklich von dem Schreiber ab, und begab sich ivieder auf den Bock. Wir fuhren iveiter. „Wie konnte» Sie sich so vergessen. Matz?" w.irf ich ihm vor. „Ich kenne Sie heute uicht ivieder." Cr schämte sich. „Verzeihen Sie mir. Herr Kreisjusiizrath. Ich kenne mich selbst heute nicht. Mich ärgert Alles. CS ist Mlr immer, als »Venn unS ein Unglück auf dieser Reise bevorstände. Ich meine, ili könnte und müßte eS abiveuden. Und ich iveiß doch nicht wie. DaS ärgert mich, llnd dann, der Kerl droliete offenbar. Ich schivöre darauf, er ist mit dem Triakat zusammen gewesen. Vielleicht lvar der Viktor auch schon da. Solch Volk giebt sich seine Rendezvous " „Sie nehmen da." »varf ich ilim ein. „in Allein das Unwahrscheinlichste an. Wie würde dieser Mensch droheil. mithin verrathen, wenn er mit den Verbrechern einverstanden iväre?" „Er lvar immer ekn leichtsinniger PrahlhanS. llnd ich halte mich daran. lvaS ich fühle. eS liegt mir etwa» schwer auf dem Herzen." ..Matz, meine Fran lacht Sie aus." Cr antlvortete nicht. Vir kamen wohlbehalten la Coadjuthen an und fanden eine freundliche und behagliche Aufnahme beim Gasilvirth Wahl. (Forts, folgt.) b.it d.S T-ae« beschäfligen »örp.r ui,d Gtift. -hni si« achurnbm: wn-den in crslischcndcr Ab>v-ch»lung vier Stunden de, Waffknnbun« n»i» dem Wchrlurnen, vier Stunden aber dem wissenschastlichrn Unterricht- ge. widmet so ergibt dies für lepteie» in s-chS Wochen, die Sonntage an»-„euommen^ linndert vier und vlerzig Lchist»ndcn< Fehlt c» nicht an tnch-t>qe» Llhrkräiir», so ist e» mögli.1>> in diesem Zeiträume Jünglinge von zivanjig Jahren so >oe>t vorzuliereiten, daß ihnen die Mö»>ichklit gegeben ist dnrch eigenen Fleiß sich weiicr ankbild-n zn können. Die Bedeutung der Unteroffiziere ivird im österreichischen Heere unter> schSkt - Frankreich und Preußen haben dieseibe voUkommen gewür-diat. und die Schlachtfelder zeigen, mit welchem Glucke. Fnr d^e Nnier-offizierc unserer BolkSwehr müßte eine ganz besondere Schule errichtet werden -- eine Schule, in welcher sie. soitbauend auf die obenerwähnten Grundbegriffe der Kriegsgefchichte. der OrtS- nud Bodenkunde, der «riegS. f«nst — eine «msassentere «emitniß dieser F.ich-r sich aneignen: m zwei Monaten ließe sich -in befriedigendes Ergebniß wohl erzielen. Wehrmänner, die bei der Priismig über diejc Gegenstände ihre Be-sähiituna dargethiN, würden in die öfsizirrschule aufgenomn^n. welche sich mit den höchste» Aufgaben der KriegSwiss.nschast zu befaffm hatte. Mehr al« eine Anleitung zu eigenem Denken und Forschen wird Niemand vom Schulunterrichte überhaupt verlangen — mehr als eine solche Anleitung k!»m auch die Ofsizierschnle nicht erzwcckeii. und zu dieiem BeHufe aenüat eine Dauer von drei Monaten angeitrengter Thatigkeit. Werden nur solche Wehrmänner zn Offizieren befördert, welche die Pru tun» in der Offizierschule Mit gntem Erfolge bestanden — da»» haben wir die überzeugende Gewißheit, daß nicht allein ia?ferc Männer un,er VolkSbeer führen — daß diese Männer auch die Waffen de« Geilte» zu schwingen wisieu. di« bei der jeßigen Art de» Krieges allem den Sieg Auf den böhmischen Schlachtfeldern hat Oesterreich unterlimen müs-sen weil das politische System, welche« die Freiheit der Wissenfihaii biuimt im Generalstabe den fchärfsteu Auidruck gefunden. Ein zahlrn-cher Keneralstab. der bei der Größe de« Reiche«, bei der Nothwendlgkeit. dasselbe nach allen Seiten zu schüKeu, in mehreee Abtheilungeii zersallt — weleber die aeistia begabtesten und rülirigften Männer in »ch vereinigt^ aus Grund trefslicher «arten und eigener, unmittelburer Anfckauuugm die Nertheidigung des Staate« plant-- ein folcher General,tab im.d die Seele de« öfterreichischen BolkSheere« sein. Der Kr>it wiid auf dem Felde blutiger Entfcheidung rathen und retten, wenn er aus dem Felde »er friedlichen Cntivicklung herrfcht über Alle, Stach de« Kriege. Das herzzerreißendste Bild auf der ganze« Wahlftatt de» 3. Zuli. iiiirribt ein Berichterftatter der „Boh.". bietet l^hlum, ein «rmlicheS Dorf, ans einer Anhöhe. link« auf der Straß- von Sadoiva nach «öniggrap, CHIum bildete den Schlüssel der österreichischen Po itioili hm war die Gefchühreferve staffelmäßig aufgestellt, hi-r, aus dei.. hochjten Punk e. yatte Brnedek seinen Hauptstandpunkt von 10 Uhr Früh an, — G eich bei dem ersten Häuscheu von Chlum trat mir ein ergreiscnde« Bild des KriegSjt)MMklS tntgcflen. Um daS HauSchen zicht jich aarten; dcr weitaus größte Theil der Obstbäume in dkMjelben »lt umge-bauen. Als ich diescs Bild der Vettvüftunt^ betrachte!^ trat em altcs aligeliärmteS Mütterchen mit ihrer kleinen Enkelin am Häuschen hervor. —Ach. jammerte sie. da selien sie u^' ^ bäume hat man unS hier nmaehauen. um sur die htchen. und dort vorne, aus dem Stitckchen Feld, wo mir Ervapsel j^e-pflanzt hattkn. haben sie die Erde aufgegraben und Schanzen gemacht So sind »vir um Alles gekommene Garten und Feld ,lnd vmvu,tet; wir l)aben von nichts zu leben. DaS arme Würmchen. das lcb da an, ^ habe, war noch keine Woche alt. alS eS von hier »n die Walder fluch cn mußte. Mittlerweile mar die Mutter deS KtNdeS h.nzugetr.ttn. Dieselbe war von einer rührenden Bescheidenheit. Wir haben, sastte jle, als Un er-slübung einige Seidel Mehl und zwei Laib Brot bekommen; bezahl S Gott! Weiter im Dorse stieß ick aus eine Gruppe von Bewohnern, die unweit eineS der abgebrannten HSuser versammett waren ('s Nnd m Chlum itn Ganzen 6 Häuser niedergebrannt) und stch l'bHaft ^ Der Stoff ihres Gespräches war eben ihre Noth. 3hre Schilderungkn waren erschütternd. T« waren sogenannte „kleine Leute". Häusler und MiethSleute. So ziemlich überall tras ich aus dte traurige Crschclnuug. daß die eigentlichen Bauern und diese kleinen Leute nicht lm beUen^in-vernehmen stehen; fast überall klagten die letzteren, dav dle Vaucrn .hnei, nichts gönnen. AlleS für sich behalten und wenn Geld zur ^^krthe lung kommt, nach dem Grundsätze handeln, daß dieS nur sur 0le eigentlichen Besitzer bestimmt sei. Ich hatte, sagte ein junges recht Uitell^ent a«.« sehender Mann, ein Stück Feld gepachtet; den Pacht habe 'lh bezahlt aber die Ernte ist nun vollständig vernichtet. AlS ich verengte, daß man von dem zum Ankauf von Saatgetreide bestimrntcn Gelde auch mir eltvaS zukommen lassen solle, da tvieS man mich ab. Mit dcm L^cmcrrtN. ich sei kein Grundbesitzer. Solche «lagen l,alie ich auch andcrwarte mehr, fach .gehört. Ein älteres Beib. daS mit in der Grup;^ stand : Nun ja. ich habe eine Kleinigkeit von Mrhl. Graupe». Brot und Salz an Unterstützung bekommen; aber wie lange konnte ich dean sammt mel-nen sechs Kindern damit anSkommen? In ähnlichen Klagen ergingen nch alle Uebrigen. und der Refrain war. da» die armen Leutt iN »roßel ^ soraniß vor einer wahren HungerSnoti» im bevorslchenden Winter schweben. So iverden wir halt vor Huu^er sterben! brummte m>t ynjter rejigniiier Miene ein alter grauhaariger Mann, und paffie den dickcn .Xauch aus seiner schmutzigen Pfeife. Hoffentlich wird ee »lcht 'o lchlimm komineii; aber das Elend ist jedenfalls qroß, und die angeführten Reden zeigen. ivaS für eine düstere. verzweiflungSvolle Stimmung unter be^ Leuten herrscht. Ich sprach später auch »och mit mehren der grundbentzenden Betvohner dtS Dorfes. Auch sie ivaren in keiner viel bessern Stimmung. Sie erzählen zwar. eS sei dieser Tage der Herr Statthalter da gewesen, und habe einige hundert Gulden zurückgelassen; aber gegenüber der großen Kalamität, die den Ort betroffen, reiche dieS lange nicht auS. und ihre ganze Hoffnung beruhe auf einer SchadloShaltuug für ihre ungewöhnlichen Verluste. Daß es bei dem heftigen Kampfe «in Chlum nicht au zahlreichen Nräbern hier fehlt, versteht sich von selbst. Nrnu Tage lang hatten die Betvohner vou Chlum ohne Unterlaß mit dem Begraben der Leichen zu thun gehabt; e«^ soll eine furchtbare Arbeit gewesen sein. Marbnrger Berichte. (S ch a u b ü h u e.) Am DieuStag ivnrde daS Lustspiel, „Ich werde mir den Major einladen" bei übervollem Hause gegeben. Der zahlreiche Besuch — eS »varen über 700 Personen anwesend — galt jedoch ivem« ger der Bühnenkunst. alS der letzten Borstellung deS KautschukmanneS (Professor St. Elhair). Im Lustspiel ivar „Karbonel. ein reicher Privat« mann" eine dcr gediegensten Leistungen, die wir von Herrn Starei ge-sehen. Fräulein Hybl (Elise, dessen Frau) gefiel wie immer. — Am Mittwoch traten in dem Schauspiele: „Die Eine weint, die Andere lacht" Frau Hartmann alS neueS Mitglied und Fräulein Rord als Gast zum ersten Male vor daS Publikum. Erstere (Frau Ney) wurde mit lautem Beifull aufgenommen: scharfe Auffassung »ind treue Wiedergabt, Rein« heit und Wohlklang der Stimme zeichnen diese Künstlerin auS. Fräulein Nord (Jeane Rey) ist eine angenehme Erscheinung; die Stimme tvär' citier jugendlichen Liebhaberin augemessen uud auch mit der Geberdung lvürden liiir unS zufrieden geben — allein der Bortrag verräth noch in Allem und Jedem die Anfängerin. Fräulein Nord hatte die Rolle sehr qut gelernt, fatite sie aber ivie eine Schülerin her: der tviederholte Aufschrei am Schlüsse deS Stückes wirkte sehr störend. Die angehende Künstlerin wird schwerlich im Stande stin. daS Fräulein Gaston. das nnsere Bühne vcrläßt. zu ersetzen. (Heimische Kun st.) Der akademische Bildhauer. Herr Moriz Hölzl hat in der Auslage deS Herrn Anton Ferlinz ein Krujifix zur Schau gestellt — eine Arbeit aus BuchS, deren Bollendung sechs Wo-chen in Anspruch genommen: daS Kreuz l)at eine Länge von 3 Fuß. 3 Zoll — die Figur mißt 16 Zoll — Herr Moriz Hölzl wird das Werk seiner Kunst noch vierzehn Tage ausgestellt lassen. (Militärische S.) Nach Marburg soll der Stab der Brigade Generalmajor Graf Pappenheim verlegt iverden und wird unS gemeldet. daS 7. BaNliUon 1)er Kaiferjäger, daS 4. Bataillon und das Depot-Divi-sjonS Kadre deS heimischen Regimentes Graf Härtung »Verden hier ihren Standort beziehen. In KranichSfeld. W. Feistech und Pettau werdeu Schwadronen vom Husaren Regimente Graf Palf^ einquartiert. Letzte Vost. Di» i»st»rr«tchisch»« Trupp»» »ab»« a«A»r» v»»».dia g»ie«««t. Da« preußisch» H»»r wir» weg»,, »»r «i«»«l«id»«« »»n S»le««ig»H»lst»in, Ha««»»»r, H»ff»n, Skassa« ««» ?ra«»f«rt «« drei Arm»»r«rp« »r«»tt»r«. Di» z^i»»»»«»»rtza«»l«««»« »wisch»« Vr»«»»« ««» Sachs»« s»ll«n »»m Abschluß nah» s»i«. Al« «r««»,»sr »»r «»«»u W»hri»»rsass«»« i« «oitrt»»»»»« be,ei»«»t ma«: »«f»»b««g »»r «»»«.»»»tr»t«« ««» «-»»-i»!^«. all«»mri«»r W»hrpfltcht «n»«»schr»«r»«g »»rVi»«ftpsiich« ««Art»» VON Awisch»« m»«t»«««r» ««d »»r Titr»«t ift »i« ««««l»ich »« D«r «tr»it a«s «a«dia soll »««»r »»«l»g««g »«t»»g»«g»h»«. Telearaphischer Wiener CouiÄ von» 18. Oktober ü"/^ MetaUique».....l:0.4ü l Kreditaktien........148.80 5»*/^ Rational'Aiilehett.... London.........1SV.— l8l)0cr Staatt-Anichen . . . 76.ü0 j Silber.........lS9.— Bankaktien...... . > K. 5k. Miinz-Dukaten .... L.Z7'/, WZ»«!«»«« ^ iverden im Weißnähen. Weißsticken, Stricken und in aÜen weiblichen Arbeiten unterrichtet im Hause Str. IV, Grazer-vorAadt. (39V nl» jliinxer für I^olllsi', Viesen nnck >Veinsiirt«i» d«i (S98 I?«e>»«er ^ GKI»i»v 392) Warnung. Ich ersuche Jedermann, ans meinen Namen Niemanden »veder Waaren noch bareS Geld zu borgen, da ich hiefür nicht Zahler bin. ' Zell Nitz II. Oktober 1866. M. Vrvtuiö, Kaufmann. Gin Haus sammt Garten nächst der Südbahn Werkstätte. im besten Bauzustande, ift anS freier Hand zu verkaufen. Nähere Auskunft beim Eigenthümer zn St. Zosef, Haus Nr. 6l. Kerantwsrtlicher Nedatteur: Franz ?Vie»thaler. Druck u»»d Neria^ »o« I«»schitz i» M»rb«kA.