Laibachkr TaMatt. Rcdaction und Expedition: Bahnhofgasse Nr. 15 , Pränilm erationS Preise: OQv i txl Für Laibach: Ganzj. fl. 8 40; vH» !"!♦ flaftenimg ine Sau« ertlj. 25 tr. Mit der Post: Ganzjähr. fl. 12. Insertions preise: Sin» Mittwoch, 16.Juli 1879. —Morgen: Alexius. 12.Jahrg. Uebersiüssige Sorgen. Die Zeit der Wahlaufregung ist vorüber, und mit Ausnahme der mißglückten Huldigung der Krainburger Citalnica für den Herrn Kabinets-rath Ritter von Schneid liegt weiter kein Anhaltspunkt zur Annahme vor, daß man im nationalen Lager den letzten Wahlsieg als Beginn einer neuen Aera betrachtet. Aber auch Vonseite der Verfassungspartei sind allmählich jene Befürchtungen verstummt, welche, an den Ausgang der harnischen Wahlcampagne knüpfend, eine offenkundige Reaction auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens und eine damit zusammenhängende Sprengung des liberalen Landtags und der Gemeindevertretung von Laibach als unausweichlich bezeich-neten. Daß den Wahlen eine verschämte Reaction auf dem Fuße folgen wird, haben wir zwar niemals in Abrede gestellt. Aber diese wird sich in erster Linie darauf beschränken, den übrigens schon unter Auersperg-Lasser znm Durchbruch gelangten Scheinconstitutionalismus noch weiter auszubilden. Zu diesem Behufe hat man durch eine geeignete Wahlmanipnlation jene verfassungstreue Opposition des Abgeordnetenhauses in die Minderheit zu bringen gewußt, welche sich gegen die Fortsetzung der Occupationspolitik und für die Herabsetzung des Armeebudgets aussprach. Aber die feudal-klerikale Reaction und der mit ihr verbündete nationale Föderalismus, welcher diese parlamentarische Situation begründen half, sind gewiß im größten Jrrthum befangen, wenn sie glauben, daß die Regierung Taaffe's nichts Nothwendigeres zu thun hat, als sich sofort ganz auf ihre Seite zu stellen und allen jenen, derzeit liberalen Vertretungskörpern das Genick zu brechen, in welchen man bei Neuwahlen auf einen Sieg der Verfassungsgegner und ihrer reaktionären Bundesgenossen hoffen kann. Vielmehr weist die ängstliche Vorsicht, mit welcher die offiziöse Presse jeden Verdacht der Reaction zu zerstreuen sucht, sowie auch die Bemerkung, daß es sich in nächster Zeit nicht um eine Neubildung des Ministeriums, sondern nur um eine Reconstruction des derzeit bestehenden Kabinets handelt, daraus hin, daß man sich in maßgebenden Kreisen mit der vorhandenen parlamentarischen Situation zufrieden gibt und vorläufig nicht daran denkt, durch eine Schwenkung zur national-klerikalen Partei einen Verfaffungsconflict von mindestens zweifelhaftem Resultate hervorzurufen. Nach dem Werthe zu nrtheilen, welchen man auf die an anderer Stelle besprochene Wahl Stremayrs legte, ist an-zunehmen, daß letzterer Mitglied des zukünftigen Kabinets bleiben soll und daß man seitens der Regierung eben diesem Kabinette wenigstens äußerlich den parlamentarischen Charakter erhalten will. Allerdings ist Stremayr nicht mehr jener Mann des constitutionellen Fortschritts, als welcher er gegen das Ministerium Hohenwart in die Schranken trat. Aber doch ist er wieder politischer Charakter genug, als daß er seine Hand zum Sturze der Verfassung bieten könnte. Nur in diesem Falle hätte es aber einen Sinn, verfassungstreue Landtage aufzulösen und liberale Stadtvertretungen zu sprengen. Doch selbst angenommen, daß diese Eventualität eintritt, wäre es doch gar zu pessimistisch, wenn man von der Ausschreibung neuer Wahlen für den krainischen Landtag und den Gemeinde-rath der Landeshauptstadt einen Sieg der national-klerikalen Partei prosezeien wollte. Haben ja doch gerade die letzten Wahlen zur Evidenz erwiesen, daß der Sieg der Verfassungsgegner nur dadurch ermöglicht wurde, daß man fast durchgängig Kandidaten aufstellte, welche, dem nationalen Treiben bisher fernstehend, durch dasselbe auch noch nicht kompromittiert erscheinen. Darum diese ängstliche Suche nach Kandidaten, darum das lange Schwanken bei Ausstellung der zeigen bis 6 Zeilen ! nationalen Kandidatenliste. Und dieselben Schwierigkeiten, unter welchen die National-Klerikalen nicht den Sieg ihrer Partei, sondern nur den Sieg ihrer Kandidaten bei den Reichsrathswahlen herausmanövrierten, werden sich in erhöhtem Grade bei allenfallsigen Neuwahlen für den Landtag wiederholen. Möglich, daß es ihnen gelingt, den verfassungstreuen den einen oder den anderen Sitz in der Landstube streitig zu machen: eine ganz und gar ihren Zwecken dienende Majorität werden sie um so weniger durchsetzen, als die Verfassungspartei die Erfahrungen der letzten Wahlcampagne gewiß zu beherzigen und zu ihren Gunsten auszunützen bestrebt sein wird. Was endlich den Gemeinderath von Laibach anbelangt, so ist hier eine nationale Majorität schlechterdings unmöglich. War man bei der Reichsrathswahl nicht im stände, ans der Mitte der Verfassungsgegner eine Persönlichkeit heraus-zusinden, die man ohne Besorgnis einer voraussichtliche» Niederlage als Kandidaten anempfehlen konnte, so wird das um so weniger bei den Gemeinderathswahlen möglich sein. Denn gerade auf dem Gebiete der Commnnalverwaltnng hat die nationale Partei die größten Sünden auf ihrem Gewissen, ganz abgesehen davon, daß die in unserem gestrigen Blatte charakterisierte Haltung der jetzigen nationalen Minorität in oer Gemeindevertretung eben auch nicht geeignet erscheint, ein besonderes Vertrauen zu erwecken. Die hartnäckige Leidenschaftlichkeit und gedankenlose Finanzwirth-schaft, welche das kurze Regiment der Nationalen in unserer Gemeinde kennzeichnet, bürgt dafür, daß die Bäume des slovenischen Chauvinismus nicht bis zum Himmel emporwachsen, während es anderseits den Wortführern desselben im derzeitigen Gemeinderathe trotz aller nergelndeit Interpellationen nicht gelungen ist, der deutsch-liberalen Majorität irgend welche Animosität oder Unbilligkeit gegen ihre slovenischen Mitbürger nachzuweisen. Ieuiü'eton. Die Geheimnisse der Residenz. Nachtstücke aus dem Leben. Roman von F. Klinck. (Fortsetzung.) Mathilde schloß die Thür und athmete erleichtert auf. Dann sah sie noch einmal sorgfältig umher und löschte das Licht in ihrer Hand. Geräuschlos verließ sie den Salon und zog sich in ihr Schlafgemach zurück, denn schon hörte sie schwere Schritte auf der Treppe. Hastig begann sie sich zu entkleiden, ihre Hände zitterten, aber sie wollte es um so wahrscheinlicher machen, daß man sie im Schlafe gestört hatte. Kaum hatte sie Zeit, ihr Morgenkleid über* Sutoersen, als die Kammerfrau an ihre Thüre topfte. „Oeffnen Sie, gnädige Frau, ich bitte Sie ums Himmelswillen!" „Was heißt das, Netty, was willst du mitten in der Nacht? Ist Feuer ausgebrochen?" entgegnete Mathilde mit fester Stimme. „Nein, o nein, gnädige Frau, nicht das ist es. Man will Hausdurchsuchung halten, hier sollen Verbrecher verborgen fein." „Du bist eine Närrin," sagte Frau von Lichtenfels, indem sie über die Schwelle ihres Schlafgemaches trat. „Was sprichst du für thö-richte Dinge?" „O, es ist ganz gewiß nicht thöricht, gnädige Frau, das ganze Haus ist bereits von Militär überfüllt und umstellt." „In der That, gnädige Frau," bestätigte der hinzutretende Diener, „man sucht nach politischen Flüchtlingen." „Aber ich begreife nicht — hier nach politischen Verbrechern zu suchen? Da muß unbedingt eilte Verwechslung vorliegen," sagte Mathilde so ruhig wie möglich. „Ist mein Gemahl schon geweckt?" „Ja, gnädige Frau, der Offizier verlangte zuerst das Schlafgemach des gnädigen Herrn zu durchsuchen," antwortete der Diener. „Ich begreife das Ganze nickst", sagte Mathilde so gleichgiltig wie möglich, indem sie wieder in ihr Schlafgemach zurücktrat, als berühre sie die Angelegenheit gar nicht weiter. Und doch war ihr die Brust wie zugeschnürt, sie wußte, welche Gefahr ihrem Gatten drohte, wenn es entdeckt wurde, wo er diese Nacht gewesen war. Schritt für Schritt hörte sie die Eingedrungenen jedes Zimmer durchsuchen, sie hörte endlich, wie sie in den Empfangssalon eindrangen. O, wie lange sie dort weilten! Endlich, endlich — es wurde still in dem großen Gemache. Mathilde seufzte erleichtert auf. Sie hörte wie die Soldaten die Treppe hinabstiegen und bann das Haus verließen, die Hausthür fiel knarrend ins Schloß. Aber die Gefahr war darum nicht beseitigt, die Kammerfrau meldete, daß man Posten ausgestellt habe, und so durfte Mathilde es nicht wagen, ihrem Gast irgend welche Erfrischung an» zubieten — er mußte aushalten. Eine lange, qualvolle Nacht verrann, langsam dämmerte endlich das Frühroth herauf, aber kein Schlas hatte sich auf ihre Augen herabgesetzt. O, wenn doch ihr Gemahl erst käme! Es wurde spät, ehe er erschien, die übermenschliche Anstrengung der vorhergehenden Nacht hatte ihn in einen Zustand der Erschöpfung ver- Endlich darf man nicht vergessen, daß der unmittelbare Zusammenhang, in Welchem die Ge-meindeverw«ltung mit dem SteMrsäAel der Bürgerschaft steht, bte Anwendung derartiger Phrasen verbietet, mit welchen man die Wähler für die Landes- und Reichsvertretpng düpieren konnte. Da gibt e8 kein slovenisches Staatsrecht zu Oer» theidigen, da gibt es keine hypernationalen Phantastereien zu realisieren, keine politischen Schrullen zu pflegen. Da heißt es einfach den Gemeinde-baushalt in Ordnung halten und für die Pflege der öffentlichen Sicherheit und des communalen Wohles Sorge zu tragen. Und eben darum stehen auf diesem Gebiete die Aussichten einer Partei schlecht, welche/ weit davon entfernt, besondere Proben wirtschaftlicher Befähigung im Gemeindehaushalte abgelegt zu haben, durch ihre Hetzorgane nur dazu beitragen, wenn Straßenkrawalle gegen politische Gegner geradezu als nationale Pflicht angesehen und durchgeführt werden. Wir achten und ehren die slovenische Nation in ihrer berechtigten Eigenthümlichkeit: so lange sie aber unter dem Kommando von Führern steht, welche, von blinder Wuth gegen den deutschen Mitbürger erfüllt, mit den Klerikalen Hand in Hand gehen, wird sie wol darauf verzichten müssen, im Ge« meinderathe der Stadt Laibach jene Stellung einzunehmen, welche sie einnehmen könnte, wenn anstatt des verbissenen Parteihaders uur das aufrichtige Streben für das öffentliche Wohl die erste Richtschnur für die Haltung ihrer Führer wäre. Politische Tagesgeschichte. Die Slovenen Kärntens haben sich, wie der „Pr." aus Klagenfurt geschrieben wird, vom Einflüsse der zunächst aus Krain importierten Wortführer zu cmancipieren gewußt, und ist einzig und allein diesem Umstande der vollendete Sieg der Liberalen bei den letzten Wahlen zu danken. Heber die Gründe, welche diesen im Interesse des wahren Fortschrittes vorteilhaften Gesinnungswechsel hervorriefen, drückt sich der Gewährsmann des erwähnten Wiener Blattes in folgenden, für die nationalen Hetzer sehr beherzigens-werthen Sätzen ans: „Man muß die Verhältnisse, wie sie bei uns obwalten, eben durch und durch kennen, um zum Schlüsse zu gelangen, daß in Kärnten für den Föderalismus kein fruchtbarer Boden vorhanden sei. Unsere südlich von der Drau wohnenden, von Krain durch die hohe Karawanken-kette abgeschlossenen Slovenen schätzen sich glücklich, mit den Dentschen in Frieden zu leben und es endlich einmal erreicht zu haben, daß in allen ihren Schulen die deutsche Sprache obligat geworden. setzt, aus welchem er sich kaum wieder heraus-reißen konnte. „Sage nichts, Mathilde, man weiß nicht, wie viele Spione uns schon in unserer Dienerschaft nmgeben, wir müssen eine unendliche Vorsicht beobachten." So gern Mathilde auch nach Braun gefragt hätte, so schwieg sie doch, bis endlich Herr von Lichtenfels selber seiner erwähnte. „Ich sehe keine Möglichkeit, ihn fortzuschaffen," flüsterte er, „und doch kann er nicht mehr in seiner jetzigen Stellung aushalten. Weißt du keinen Ausweg, Mathilde?" Seine Gemahlin schüttelte den Kopf. „Und doch muß er gerettet werden, fowol um der guten Sache, als uin seiner selbst willen. Braun ist ein edler Mann, wenn man ihn auch als einen der ersten Rebellen verfolgt. Ich weiß, es ist ein Preis aus seinen Kopf gesetzt, und es gibt Spitzbuben genug, die ihn verdienen möchten. Hier im Hause muß er bleiben, sonst ist er verloren." „Er soll nicht verloren sein," sagte Mathilde fest, »jetzt müssen kleinliche Bedenken schwinden. Aus dem Empsangssalon kann er leicht in mein Unsere Landsleute slavischer Zunge aber haben auch noch nicht vergessen, welcher Schwindel mit den Actien der so jämmerlich eingegangenen Bank „Slo-venija" in Laibach getrieben wurde, und wie die Anpreisungen derselben sich durchaus als ein großes Lügengewebe erwiesen haben. Ebenso ist es unseren Slovenen nur noch zu lebhaft in Erinnerung, wie die Großgemeinde Eberndorf durch die unverantwortliche Wirtschaft eines nationalen Bürgermeisters, der darob in den Tod eilte, und eines von Dr. Costa anS Laibach geschickten nationalen Sekretärs geschädigt und wegen der tristen finanziellen Verhältnisse wieder zerstückelt werden mußte. Gleichfalls hielten sich unsere slovenischen Landsleute das Schicksal, das den nationalen Helden Kärntens, Herrn Ferdo Bigele, vor kurzem ereilte, und dessen Ge-bahrungeu mit den Geldern der Post, welche ihn vor die Geschwornen gebracht, vor Augen Solche Vorkommnisse prägen sich unserer Bevölkerung unauslöschlich ein." Aus Deutschland. Während der „Reichsanzeiger" vom 14. d. M. gleichzeitig mit der Ertheilung der nachgesuchten Dienstentlassung an die Minister Falk und Friedenthal, unter Belastung des Titels und Ranges von Staatsministern, die Ernennung des Oberpräsidenten von Schlesien, Puttkamer, zum Cultnsmini-ster uud des Rittergutsbesitzers Lucius zum Minister für Landwirthschast, Domänen nnd Forste meldet, wird der „Neuen freien Presse" unter gleichem Datum telegrafiert, daß der abgetretene Minister Friedenthal in den Adelsstand erhoben wurde und daß auch dessen College» Falk der Adel für seinen in der Armee als Offizier dienenden Sohn verliehen wurde. Doch, ob man auch diesen Männern die bittere Pille möglichst zu versüßen trachtet, so trägt doch die allgemeine Situation nach wie vor das Gepräge der größtmöglichsten Spannung an sich. Vor allem sind es die National-Liberalen, welche sich zur Fortsetzung des begonnenen Kampfes rüsten. Das Bedauernsvotum, welches die Partei dem liberalen, aber etwas particularistisch angehauchten bairischen Abgeordneten Völk widmete, hat diesen und noch weitere fünfzehn Mitglieder zum Austritt bewogen, während der servile preußische Hofhistoriograph Prof. Treitschke schon früher ans dem Verbände der Partei getreten war. Dagegen ist Bennigsen nach seiner letzten fulminanten Rede gegen die Gewährung der föderativen Garantien von den National-Liberalen wieder in Gnaden ausgenommen worden. „Man wird bemerken — sagt mit Bezug auf das Erwähnt edie „National-Zeitnng", — daß keiner der ausgeschiedenen Abgeordneten zu Boudoir gelangen, ich stelle ihm das Gemach u seiner Verfügung, oder hältst du ihn da nicht ür sicher aufgehoben? Fürchtest du eine neue Hausdurchsuchung?" „Du bist ein hochherziges Weib, Mathilde", sagte Herr von Lichtenfels, seiner Gattin die Hand reichend. „Nein, ich fürchte keine neue Hausdurchsuchung, man wird es nicht wagen, denn das Volk ist mir ergeben, es ahnt, daß ich in der That für sein Wohl sorge, und man ist jetzt deshalb gezwungen, die Lieblinge desselben zu schonen." Weiter wurde nicht davon gesprochen. Nach dem Frühstück ging Herr von Lichtenfels in den Empfangssalon. Sorgfältig schloß er alle Thüren ab, und erst dann holte er seinen zum Tode erschöpften Freund aus dem Versteck hervor. Siebentes Kapitel. Der Spion. Herr von Lichtenfels hatte recht gehabt, eine Hausdurchsuchung fand nicht mehr statt, man wagte es nicht, den Volksfreund offen zu belästigen. Aber er fühlte sich nicht gesichert dadurch, er kannte seine Feinde zu gut, als daß er den Mitgliedern gehörte, welche im September 1866 die national-liberale Partei parlamentarisch begrün» beten. Die Stifter und Führer, die Abgeordneten v. Bennigsen, v. Forckenbeck und Laßker, bleiben an deren Spitze. Immer noch ist die national-liberale Partei die stärkste aller liberalen Fraktionen, und ihre Aufgabe wird es sein, heute mehr wie je chien Sammelpunkt abzugeben, um welchen sich alle Elemente scharen können, die gerade jenen Tendenzen, die im Augenblick siegreich sind, energischen Widerstand entgegenstellen, ihnen den Gewinn wieder abringen wollen. Eine Partei der sistematischen Opposition zn sein, muß die national-liberale Partei unseres Erachtens unbedingt ablehnen; das junge Staats-wesen des deutschen Reiches ist für solche Experimente nicht gemacht, ebensowenig liegt in der Geschichte und Tendenz der liberalen Partei irgend eine persönliche Animosität gegen den leitenden Staatsmann. Während in diesen Worten die na-tional-liberale Partei gegen die Verdächtigung der Regierungsblätter in Schutz genommen wird, wird aber auch gleichzeitig der Wunsch ausgesprochen, daß die jetzt ausgetretenen Mitglieder auch in Zukunft mit der national-liberalen Fraction in wichtigen Fragen harmonieren werden. Bestätigt sich oiese Hoffnung, dann ist für die derzeitige Regierungspartei die Thatsache um so bedenklicher, daß schon jetzt einzelne Anzeichen eines Abfalles der Wählerschaft von der Centrumspartei zutage treten. So wurde jüngst im klerikalen Wahlkreise Neustadt an der Waldnab in Baiern ein Pfarrer zum Abgeordneten gewählt, welcher sich entschieden gegen die Coinpromißpolitik des Centrums ausgesprochen hatte. Der französische Senat und die neuen Unterrichtsgesetze. Nachdem die französische Kammer den Gesetzentwurf des Unterrichtsmiuisters Ferry angenommen hat, ist die letzte Hoffnung der Klerikalen ans den Senat gerichtet. Mit wahrhaft kläglicher Jainnier-geberde liegen denn auch die klerikale» Organe dem Senat in den Ohren, nicht auch jene beklagens-werthen Wvge zn wandeln, welche die mit den ehrenrührigsten Titeln belegte liberale Majorität der Kammer eingeschlagen hat. „Diese Heuchler, diese feigen Betrüger, diese Apostaten und Renegaten der Freiheit", wie die Minister und die Liberale» heute von den nltramontanen Organen genannt werden, „führen den Plan im Schilde, nach Annahme des Gesetzes im Senate einen neuen und großartigeren Feldzug gegen die Kirche oder vielmehr gegen Frankreich zu führen; wenn sie jetzt die anerkannten Orden noch weiter lehren lassen, so ist dies nur ein Zeichen nicht ihr stilles Wirken fürchten mußte. Sorgfältig vermied er jede Handlung, die irgend welchen Verdacht erregen mochte, und so konnte er ruhig den Zeitpunkt erwarten, wo er feinem Freunde einen sichern Zufluchtsort anweisen durfte. Endlich hatte er alles gehörig vorbereitet, die Papiere waren sämmtlich in Ordnung und Herr Braun verließ als Handlungsreisender eines großen Hauses die Stadt. Beruhigter ging Herr von Lichtenfels an seine täglichen Geschäfte, eine schwere Last war ihm von der Seele genommen, man hatte keine Judicien Vorbringen können, die es gestatteten, ihn selbst zur Rechenschaft zu ziehen. Kaum acht Tage nach jenem nächtlichen Ereignisse wurde der Frau von Lichtenfels Graf Horn gemeldet. Ein Blitz aus heiterem Himmel hätte die junge Frau nicht tödtlicher erschrecken können, als die Nennung dieses Namens, sie konnte sich kaum aufrecht halten. O, wie hatte sie vermessen genug sein können, zu glauben, daß sie straflos ein ruhiges Glück genießen sollte! Mathilde faßte sich aber bald, das Leben an der Seite eines edlen, rechtschaffenen Mannes hatte sie geläutert, und sie war mit sich einig ge- einstweiliger Ohnmacht, weil sie die Lehrkräfte nicht zu ersetzen vermögen; aber sobald sie dazu im stände tu sein glauben, beginnt der Angriff aufS neue; und die mäßigen Girondisten werden dann den Jakobinern zum OM fallen." „Wir haben einen Retter nothwendig", seufzt die „Union", „der die Autorität auf Grundlage deS Rechtes wiederherstellen Wird." Dabei scheint jedoch dieses bekanntlich zum Lilienbanner des legitimen Königthums schwörende Organ ganz darauf zu vergessen, daß die Beschimpfungen, welche es dem neuen Unterrichtsgesetze widmet, in schroffem Widerspruche mit seinem politischen Dogma stehen. Nachdem die „Union" bisher immer behauptet hatte, daß die Zeit des christlichen Königthums erst baitu anbrechen werde, wenn die xothe Republik die Republik der Zweckmäßigkeits-Politik verschlungen habe, sollte sie sich über das Zustandekommen eines in ihren Augen unpolitischen, unnationalen und freimaurerischen Gesetzes weit eher freuen, als sich darüber ärgern. Aber consequent find die Klerikalen Frankreichs ebenso wenig als jene Krams, und dann darf es uns auch nicht wunder nehmen, wenn die französischen Ultramontanen in demselben Athemzuge. mit welchem sie das neue Gesetz als ein ohnmächtiges Machwerk politischer Quacksalberei bezeichnen, um Rettung vor eben diesem ohnmächtigen Machwerk winseln. Doch dürste all dieser Jammer fruchtlos sein, da der Senat aller Voraussicht nach die Beschlüsse der Deputiertenkammer, wenn auch nur mit kleiner Mehrheit, sanktionieren wird. Sollte aber derselbe Schwierigkeiten erheben, so ist mit Sicherheit anzunehmen, daß sich sofort ein Sturm der Entrüstung gegen den Senat entfesseln und daß die äußerste Linke sofort auf Abschaffung desselben als eines Hindernisses für jede Reform dringen wird. Denn die Anhänger des Einkannner-sisteiiis sind sehr zahlreich in Frankreich; man führt hier mit Vorliebe den Ausspruch Stuart Mills an, daß beim Zwcikammersistem nur ein Viertel der Gesammtstiininen niithig ist, um eine nützliche Maßregel unmöglich zu machen, während beim Einkammersistem die Hälfte erforderlich ist. * * * Minister Streinayr wurde von der geistlichen, die Würdenträger griechisch-orientalischer Konfession umfassenden Lnrie des Bukowinaer Großgrundbesitzes in den Reichsrath gewählt, nachdem der bei der ersten Wahl mit dem Mandate dieser Curie betraute Landespräsident Ritter v. Allesani auf das Mandat verzichtet hatte. Höchst wahrscheinlich war diese Verzichtleistung nur im Einvernehmen mit der. worden, nichts zu thun, was sich nicht mit ihrem Gewissen vertrug. Sie empfing den Grafen kalt und höflich, lein Zug ihres Gesichtes verrieth Furcht oder Angst, ihr fester Entschluß gab ihr Muth und Trost, ihm gegenüber zu treten. Erschien etwas Derartiges in ihren Zügen zu lesen, und ein finsterer Schatten flog über sein Antlitz — er hatte sie anders zu finden gehofft, zitternd vor seiner gefürchteten Nähe. „Gnädige Frau, ich komme in diesem Augenblick, Sie an das mir gegebene Versprechen zu erinnern, ich muß jetzt die Freundschaft in Anspruch nehmen, die Sie mir angelobt haben. „Zwischen uns kann niemals Freundschaft bestehen, Graf Horn," versetzte Mathilde ruhig, ohne den leisesten Anflug von Bitterkeit. „Gebrauchen Sie ein so edles Wort niemals in diesem Sinne. Ich bitte Sie, Ihr Anliegen ohne weitere Einleitung zur Sprache zu bringen, ich sage Ihnen aber im voraus, daß ich nichts für Sie thun werde, was gegen meinen Gatten gerichtet ist." „Gnädige Frau!" rief Graf Hom fast drohend aus. Gleich darauf aber fuhr er in milderem Tone fort: „Sie kennen mich noch nicht ganz, gnädige Frau, denn Sie irren sich sehr, wenn Regierung erfolgt, welche doch nicht alle durch-gefallenen Minister zu HerrenhauSmitgliedern machen kann, wenn sie anders wenigstens noch den Schein eines parlamentarischen Kabinetö zu retten bemüht ist. » * * Wie man aus Prag schreibt, wurden in dortige» deutschen Universitätskreisen Scbutte gegen die vielfache» unwahren Anführungen extrem ezechischer Artikel des Professors Anton Gindely in der „Augsburger Allgemeinen" beschlossen, und wurde ein hervorragender Gelehrter der dortigen Hochschule mit der Abfassung einer Gegenschrift betraut, welche nachzuweisen hat, was seitens der Reichsregierung zugunsten der czechischen Lehrkräfte bereits geschehen ist. Außerdem soll in der betreffenden Schrift betont werden, daß Gindely selbst sich der ausgiebigsten Förderung seitens der Staatsverwaltung erfreut und daß es ihm als Dekan der philosophischen Facnltät nicht gezieme, in der gegenwärtig gespannten Situation Verbitterung in die Universitätskreise zu tragen. * * * Nach den neuesten brieflichen Nachrichten über den Stand der rumänischen Judenfrage hat das Ministerium Bratiauu beschlossen, seine Demission einzureicheu. Anlaß dazn gab der Umstand, daß nicht nur die Kommission der Kammer, sondern auch die weitaus überwiegende Mehrheit der Kainmer-seetionen sich dafür ausgesprochen hat, daß die Inden als Ausländer zu betrachten seien, welchen das Jndigenat nur von Fall zu Fall und nur individuell auf Grund eines zustiminenden Votums von zwei Drittheilen aller Kammermitglieder verliehen werden könne. Wie der „N fr. Pr." gemeldet wird, würde für den Fall, als das Ministerium Bratiauu zum Rücktritte genöthigt wäre, der nachfolgenden Regierung kein anderes Mittel übrig bleiben, als die Verfassung zu suspendieren und einen Staatsstreich zu machen. Allerdings wird der Fürst Carol dazu nicht leicht seine Einwilligung geben; doch wird die reactionäre Partei schon den Vorwand finden, um eine zeitweilige Diktatur als einziges Nettungsmittel für das Land und die Dynastie erscheinen zu lassen. Es sollen übrigens Anzeichen vorhanden sein, daß inan vvnseite einer Rumänien feindlich gesinnten Regierung (offenbar kann das nur Rußland fein) alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um die Opposition der Kammer und den Widerwillen der Bevölkerung gegen den Artikel 44 des Berliner Vertrages zu erhöhen und dadurch die Regierung und das Land in eine unabsehbare Reihe der bedenklichsten Conslicte zu verwickeln. Namentlich werden die Gerüchte, daß man in Bukarest unter dem Sie glauben, ich würde irgend etwas von Ihnen fordern, was sich nicht mit Ihrer Eigenschaft als Gattin des Herrn v. Lichtenfels vereinigen läßt. Es liegt ohnehin keineswegs in der Absicht der königlichen Regierung, Ihren Gemahl zu verfolgen, man wünscht vielmehr dringend, die Kräfte eines so ausgezeichneten Geistes zum Wohle des Staates für sich zn gewinnen, und Sie können sich nur verdienstlich machen, wenn Sie Ihren Gemahl von dem Pfade abzubringen suchen, den er zn seinem eigenen Verderben betreten hat. Es schmerzt den König, unfern hohen Herrn, tief, daß diejenigen, die er für treu gehalten hat, sich jetzt in der Stunde der Gefahr von ihm abwenden, und zu diesen gehört auch Ihr Gemahl, den man längst zur Rechenschaft gezogen hätte, wenn ihn der König nicht schonen wollte. Die Verschwörung gegen die Rechte des angestammten Herrscherhauses, die erst neulich entdeckt wurde, hat ihren Gemahl zum Anführer —" Graf Hom sflh bei diesen Worten Frau von Lichtenfels mit durchbohrenden Blicken an, aber kein Zug ihres Gesichtes veränderte sich. (Fortsetzung folgt.) Pöbel eine allgemeine Judenhetze beabsichtigt, zum Theil auf die Hetzereien fremher Emissäre znrück-geführt. Aber auch die Reactionäre aus Prinzip solle» dieser Agitation nicht ferne stehen, indem sie in einem Straßenkrawall daS beste Mittel exblickey, um ihren Vertrauensmann, den ehemaligen Minister Catargiu, wieder an die Spitze der Regierung zg bringen. — Die Ersparnisse der Königin von England. Man erzählt sich, daß Königin Viö-toria seit dem Tode ihres Gemahls, des Prinzen Albert, vier Millionen Psd. Sterling erspart hat, welche enorme Summe in Consols, französischst Rente und englischen Bahnaetien angelegt ist. — Strenge Strafe. Im Jahre 1427 kamen von der Nahe zwei Partien Weine nach Köln; derselbe war dem Geschmacke wie der Farbe nach gefälscht; was geschah? Der Wein ward VÖft der Stadtbehörde ausgeschüttet, die Fässer wurden verbrannt, die Händler gebrandmarkt und mit Ruthen ans der Stadt gepeitscht. Nur der Fürsprache ihres Landesherrn hatten sie es zu danken, daß sie nicht getödtet wurden. — Strike der Biertrinker. In Haß« fnrt (Unterfranken) striken die Biertrinker. Nachdem einige dortige Brauereibesitzer den Preis von 22 Pf. auf 24 Pf. hinaufgeschraubt haben, sind viele Interessenten der Stadt Haßfnrt zusammengetreten und haben sich auf Manneswort verpflichtet, nur solche Biere zu trinken, die nicht mehr als 22 Pf. per Liter kosten. — Bauernaufstand. Die gerichtlichen Verhandlungen über eine Art Bauernaufstand ick Tschigiriner Kreise des Gouvernements Kiew haben sehr interessante Aufschlüsse über das Verfahren der Agitatoren, sowie über die Persönlichkeit derselben gebracht. Ein Hauptagitatar ist, wie die „Pas. Ztg." meldet, ein gewisser Leib Deitsch, welcher sich „Comuiiffarius der revolutionären Regierung" nennt und israelitischer Confession ist. Dieser Agitator trieb sich mit einigen anderen im Tschigiriner Kreise mehrere Jahre umher und berief das unwissende Volk im Namen Gottes und des Kaisers zum blutigen Aufstande. Er redete dem verblenden Volke ein, der Kaiser habe bei der Befreiung der Banexn aus der Leibeigenschaft und bei ihrer Ausstattung mit Land ganz andere, als die von den Beamten veröffentlichten Verfügungen erlassen. Die Bauern seien ganz gegen den Willen des Kaisers durch dessen und durch ihre eigenen Feinde betrogen worve», und nun fordere der Monarch sie auf, zu seiner und zu ihrer Verteidigung die Waffen zu ergreifen. Diese Fabel wurde anfangs mit der größten Vorsicht einigen der Bauern mitgetheilt, welche bei der Ablösung ein kleineres Stück Land beanspruchten und erhielten. Letztere wurden nun tatsächlich Emissäre unter den Bauern, da ja ans der ganze» Welt ein Bauer dem ander» leichter Glauben schenkt, als einem Gebildeten. Um die leichtgläubige Menge noch sicherer in der Hand zu haben, ließ Leib Deitsch jeden Einzelnen einen furchtbaren Eid schwören, daß er unbedingt gehorchen und die Agitatoren bei Todesstrafe nicht verrathen werde. Dies erklärt die ungeheuren Erfolge der Agitatoren, denen es gelungen ist, die Bauern von acht Gemeinden und 19 Dörfern zum blutigen Aufstande zu bewegen. Lokal-undProvin)iat-I.ngelegenheiten. — (Demonstrativer Beginn der S ch n l f e r i e n.) Gestern wurden die hiesigen Mittelschulen mit dem feierlichen Hochamte und der Zeugnisvertheilung geschlossen. Man sollte von der studierenden Jugend, namentlich in den höheren Klassen erwarten, daß sie bei jeder Gelegenheit die in der Schule genossene Bildung manifestieren und der Welt den Beweis liefern werde, daß der Geist des klassischen Alterthums, daß das ernste Studium der exacten Wissenschaften auf sie veredelnd ein- gewirkt habe. Wir sind auch dessen gewiß, daß die überwiegende Mehrzahl der krainischen Studierenden vo» dem edlen Streben beseelt sei, sich als würdige Musensöhne zu zeigen. Allein, wie uns die heutige Nacht belehrte, gibt es auch eine erkleckliche Zahl von Schuljungen, welche ihren Stolz darein zu setzen scheinen, statt der Kenntnis der Klassiker das volle Verständnis der Hetzartikel des „Narod" zum Ausdrucke zu bringen. Etliche Gymnasiasten störten heute in den Mitternachtsstnndeu bis zum Tagesanbrüche mit wüstem Geschrei und Lärmen insbesondere die Ruhe des Bahnhofsviertels. Selbstverständlich glaubten sie, eine Heldenthat begangen zu haben, wenn sie nach den Instructionen des „Narod" ein Ständchen einer allgemein geachteten, dort wohnenden Persönlichkeit darzubringen versuchten , es konnte jedoch wegen einigen totalen Räuschen in dem Chore zur präcisen Execntion nicht gelangen. Man versuchte es mehrere male mit dem in der slovenischen Citalnica sehr beliebten Gassenhauer aus die genannte Persönlichkeit, und, wie uns versichert wird, ist derselbe in jüngster Zeit mit ein paar neuen Strophen vermehrt worden, so daß ein künftiger Literarhistoriker bei der bekannten Armuth der poetischen Erzeugnisse der slovenischen Muse von diesem neuesten Opus Notiz zu nehmen haben wird. Ehren-„Narod" kann sich zu solchen Verkündigern seiner wüsten Nationalitätenhetze Glück wünschen, den Vaterlandssrennd jedoch muß es mit ernstem Bedenken erfüllen, wenn es in einer Zeit, wo so große Opfer seitens des Staates, der Gemeinden und Korporationen für eine gediegene Schulbildung gebracht werden, noch möglich ist, daß sich unter der Schuljugend der höheren Klassen jemand findet, der der fanatischen slovenischen Jonr-nalistik noch eilten Geschmack abgewinnen kann. Die Sache wird erst erklärlich, wenn man weiß, daß es sogar Lehrer gibt, denen es lieber ist, wenn die Jugend nach der Kost des „Narod" greift, als wenn sie Gefahr liefe, sich durch Vertiefung in die Meisterwerke eines Göthe und Schiller „deutsche Bildung" anzueignen. („©lotiensfi Narod" über die Philharmoniker.) Die geistige Leere im Redaetious-bureau des „Slov. Narod", in dessen Spalten wir vergeblich nach einem positiven politischen Gedanken suchen, macht es begreiflich, daß dieses edle Organ für Hetzerei und Verleumdung auch an solchen geselligen Vergnügungen seine unsaubere Feder versucht, welche ein anständiges gegnerisches Blatt entweder gar nicht, oder doch nicht in einer Weise besprechen würde, welche unter der Maske des Kritikers nur den böswilligen Pamphletisten birgt. Als einen solchen müssen wir aber jenen Korrespondenten bezeichnen, welcher den „Narod" mit einem Berichte über den Ausflug des Männerchores der philharmonischen Gesellschaft nach Veldes beglückte. Denn offenbar war es diesem Herrn nicht um eine Kritik, sondern blos um eine Persifflage zu thun, wenn er im „PrimojduSi"-Ton Von Philharmonikern spricht. Natürlich läßt sich der betreffende Gewährsmann die Gelegenheit nicht entgehen, die Landbevölkerung durch einen Hinweis darauf, daß nur slovenische und keine deutschen Lieder gesungen werden, gegen die philharmonische Gesellschaft aufzuhetzen. Noch bezeichnender für die „noble" Gesinnung des natio nateit Anwalts ist der hämische Hinweis darauf, daß bei dem Ausfluge der Philharmoniker die verfassungstreuen Koryphäen gänzlich fehlten. Wie gering entwickelt müssen die geistigen Fähigkeiten des betreffenden Berichterstatters sein, wenn er durch einen so plump angelegten Verhetznngsversuch Zwio spalt im deutschen Lager Hervorbringen zn könne» vermeint. — (Die Stadtkasserechnung der Landeshauptstadt Laibach) vom Jahre 1878 und die Rechnungsabschlüsse der unter städti scher Verwaltung stehenden Fonde für das Jahr 1878 liegen vom 16. bis 31. d. M. in der Expe- ditskanzlei des hiesigen Magistrates zur öffentlichen Einsicht auf. — (Jahresbericht.) Dem vorliegenden Jahresberichte der Staats-Oberrealschule in Lai» bach für das Schuljahr 1879 entnehmen wir, daß diese Anstalt zn Beginn des abgelaufenen Schuljahres 302 öffentliche Schüler zählte, von welchen jedoch nur 266 bis zum Schlüsse des II. Semesters an der Anstatt verblieben. Im ganzen zählte die Oberrealschule am Ende des Schuljahres 267 öffentliche Schüler und 3 Privatisier:, von welchen 268 der römisch-katholischen und 2 der griechischorientalischen Kirche angehörten. Nach der Natio* rralität finden wir darunter 111 Deutsche, 135 Slovenen, 4 Kroaten, 3 Czechen und 17 Italiener. Laibach ist mit 99, das übrige Krain mit 85, Ungarn mit 17, Italien mit 5, Egypten durch 1 Zögling vertreten. Die noch verbleibenden 63 Schüler vertheilen sich der Geburt nach auf die außer-kraiuischen Kronländer Oesterreichs. Von der Ge-ammtheit der Zöglinge nnd Privatisten erhielten 16 die Vorzugsklasse, 181 Zeugnisse der ersten, 42 der zweiten und 3 der dritten Klasse. Zur Wiederholungsprüfung werden 26 Schüler zugelassen. Ungeprüft blieben 2 Privatisten. Zur Maturitätsprüfung hatten sich 22 öffentliche Schüler und Externist gemeldet. Der Gesammtbetrag des Schulgeldes, von welchem 218 zur Gänze und 6 zur Hälfte befreit waren, beziffert sich in beiden Semestern auf 3234 fl., welchem Betrage 19 Stipendien in der Höhe von 2218 fl. 40 kr. gegenüberstehen. Der Bibliothekskatalog weist mit Ende des letzten Schuljahres 2152 Bände und 607 Hefte nach. Die vier Abtheilungen der mit der Ober-realschnle verbundenen gewerblichen Fortbildungsschule waren im ganzen von 138 Frequentanten besucht. — (Bilderausstellung.) Der Marinemaler Lodovico Nobile Rubelli de Sturmfest aus Görz, dessen jüngstes, in kolossalen Dimensionen gehaltenes Bild von der Wiener Presse in günstigster Weise besprochen wurde, wird auch hier in Laibach einige feiner Bilder in der Buch- und Kunsthandlung von Ignaz v. Kleinmayr & Fedor Bamberg zur Ausstellung bringen, worauf wir unsere Leser schon jetzt mit dem Bemerken aufmerksam machen, daß wir uns eine ausführliche Besprechung der betreffenden Kunstleistungcn für eine der späteren Nummern des „Tagblatt" Vorbehalten. — (Kirchliche Kunst.) Herr S. Ogrin hat über Bestellung des Herrn O. Pongratz zwei Kirchen» gemälde für eine Kirche im steiermärkischen Sann-thale vollendet, welche nach dem uns vorliegenden Berichte selbst höher gespannten Anforderungen der künstlerischen Kritik zu genügen vermögen. Namentlich wird an diesen die Hl. Maria(-Hils) und den hl. Joses darstellenden Gemälden die Frische des Colorits lobend hervorgehobeu. — (Sonnenfinsternis.) Samstag den 19. d. tritt eine hier von 8 Uhr 11 Minuten bis 9 Uhr 31 Min. zu beobachtende Sonnenfinsternis ein, die jedoch infolge ihrer geringfügigen A«& dehnnng mit freiem Auge nur sehr schwer bemerkbar fein wird. — (Jagdverpachtung.) Am 26. d. vormittags 10 Uhr wird in der städtischen Amtskanzlei zu Bischoflack das Jagdrecht der Gemeinden Bischoflack, Eisnern, Selzach, Dolenjavas, Eesenca, Zarz, Hotavlje und Gvrenjavas auf die Dauer von fünf aufeinanderfolgenden Jahren im Lieitationswege zur Verpachtung gebracht. Witterung. Laibach, 16. Juli. Herrlicher Morgen, klare Luft, nachmittags Regenwolken längs der Alpen, schwacher SW. Wärme: morgens 7 Uhr + 12 0", nachmittags 2 Uhr + 22 2" C. (1878 + 216"; 1877 + 25 5" C.) Barometer 73196 Milli-meter. Das gestrige Tagesmittel der Wärme ■+• 15'9°, um 31° unter dem Normale; der gestrige Niederschlag 3 60 Millimeter Regen. Verstorbene. . Den 14. Juli. Franziska Detter, Handelsmanns-kmd, 15 Mon., Luftröhrenentzündung. — Carolina Trant« mann, Handelsmamiswitwe, 76 I., Altersschwäche Den 15 Juli. Felix McKe, Taglöhner, 76 I., Kuhthal Nr. 11, Altersschwäche. — Clara Okorn, Lieu-tenantswitwe, 41 I. Triesterstraße Nr. 26, Auszehrung. — Josef Oblak, Dienstmannssohn, 4 I. 6 Mon., Bodnik-gasse Nr. 6. Fraisen. — Franz Merluzzi, Hausbesitzers-sohn, 15 Mon., Schncidergasse Nr. 6, Diphtheritis. Im Zivil spitale: Den 12. Juli. Anna Smolei, Arbeiterin, 40 I., linksseitige Brustfellentzündung. - Franziska Egid, In-wohnerin, 57 I., Herzbeutel-Wassersucht.________________ Angekommene Fremde am 14. Juli. Hotel Stadt Wien. v. Littrow, Kapitän, Fiume. — Glück, Düsberg, Klug, Kflte , und Langras, Wien — Trief, f. k. Beamter, sammt Gemahlin, Loitsch. — Schmigoi, Kfm., Beglia. — Kurzthaler, Fabrikant, Domzale. — Corazza, Privatier, Villach. Hotel Elefant. Obersteiner, Werksbesitzer, Graz. — Schädiger, Oberingenieur der Kronprinz Rudolfbahn, Wien. — Wolf, Privatier, Brünn. — Weber, Privatier, Triest. — Fanny Namors, Doktorsgattin, Jesseniz. — Pla-min et, k. k. Oberbergverwalte^ Jdria. — Krijaj, St. Peler. — Stefan, Agram. — Bitrihova, Polet. Hotel Europa. Fischer. Reis, Prag. — Kardasch, Oberst» lient., Graz. — Devct sammt Familie, Fiume. Kaiser von Oesterreich. Benesch, Escamotenr, Wien. Gedenktafel über die am 1 8. Juli 18 7 9 stattfindenden Li-citationen. 2. Feilb., Bochte'sche Real., Tuschenthal, BG. Tscher-nembl. — 2. Feilb., Jelen'sche Real., Maierle, BG. Tscher-nembl. — 1. Feilb., Plut'sche Real., Loke, BG. Tscher-nembl. — 3. Feilb., Sabcc'sche Real., Seuee, BG. Adelsberg. — 3. Feilb., Pozar'sche Real., Gorenje, BG. Adelsberg. — 1. Feilb., Pius'sche Real., Gradische, BG. Littai. Irr grrhntrn Dsmrnwrli jur grMigsn Die dieswöchentliche Nummer des fällt aus. Aeinmayr & Lambergs Luchhandlung. ________Wiener Börse vom 15. Juli. Allgemeine Staate- Ik j Pavierrente............ Silberrente ........... Goldrente.............. StaatSlose, 1854. . . 1860. . . 1860 zu 100 fl. * 1864. . . ®runilentfa|>tmfls~ Obligationen. Galizien............... Siebenbürgen ... Temeser Banat . . Ungarn .............. 67 — 63-40 78 70 11650 126-25, 129-25 158 75 Andere öffentkicke AnfeBtn. Donau-Regul.-Lose . llng. Prämienanlehen ü)iener Anlehen . . . Aetitn v. Lanken. Kreditanstalt f.H.u.G Vtationalbant. . . . 89 70 8375 84 25 87- 108 40 10325 112— War»' 6710 68*50 78-80 117-126 5' 129-75 159 25 90 — 84 25 84 50 87-50 108-80 103-50 112-25 270 50 825 — 270-75 827 - Adien v. Transport Naternekmungen. Alföld-Bahn.......... Donau - Dampfschiff > Elisabeth-Wenbahn FerdinandS-Nordb. Kranz-Ioseph-Bahn . Galiz. Karl-Ludwigb. Hemberg - Lzernowitz Llovd-Hesellschaft . 138-50 139 -682 — 583 -183-751184 -2195 i 2297 146*— 145*60 236 — 236 50 135-50 136 — 585-—1587 - Nordweftbahn .... RudolfS-Bahn ... Staatsbahn............ Südbahn............... Ung. Nordoftbahn . . PfondBriefe. Lodenkreditanstalt in Gold............. in öfterr. Währ. . . Nationalbank.......... Ungar. Bodenkredit- . Prioritütr-Oökig. Elisabethbahn, i.Em. iZerd.-Nordb. i. Silber §ranz-Ioseph-Bahn. Galiz.K-Ludwigb,l.E. Oest. Nordwest-Bahn Siebenbürger Bahn . Staatsbahn, 1. (5m. . Südbahn h 3 Perz. n ^5 „ . . Prioatlose. Kreditlose ........... NudolfSlose . . • • Geld 128 50 134 — 279 50 86-50 128 115 25 100-— 101-60 99-75 Devisen. London ............ ^ekdsorten. Dukaten............ 20 Francs . . . . 100 b. Reichsmark Silber............ Ware 129 — 134*50 280 — 86-75 128 50 115-50 100-25 10180 100— 96 104 50 93 80 102 75 95.50 72 75 167-50 119*50 100 80 168 25 17*75 115-85 5 48 9-20*/i 56*75 IOC — 96-25 105— 94-— 103.— 95*75 73 — 168 — 120— 101'— 168-50 18 — 115 95 549 9 21 56*80 100 — Telegrafischer Kursbericht am 16. Juli. Papier-Rente 66 75. — Silber-Rente 68 30. — Gold-Reute 78-40. - 1860er StaatS-Auleheu 126 20. - Bank-aetien 827. — Kreditactien 269 60. — London 11b 7b. — Silber —. — K. k. Münzdukaten 6 48. — 20-Francs» Stücke 9 20. — 100 Reichsmark 66 70. Druck von Jg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg. Verleger: Ottomar Bamberg. Für die Redaction verantwortlich: Dr. Hans KrauS.