ESM-M O. ». VUvpitsek Lebensphilosophie. M". e- Aphorismen aus dem Gebiete d e r Lebensphilosophie Von » c. U Laibach, 184S. Gedruckt und in Eommiffio» hei Ignaz Alois Edel« n. Kleirnnayr. L rr - e / 'L' L 5'p/k - . ' -^er Verfasser widmet den ganzen Ertrag dieser Auflage seinen Landsmännern, Friedrich Baraga und Franz Pir;, Missionäre in Nordamerika, zur Deckung von Miss! onsb edu'rfnissen. LNMOMLVNMN aus dein Gebiete der L e l' e n s p h r l o s o p h i e. -Vieß Eigenleben ist ein Tagen, Ein Kämpfen zwischen Nacht und Licht, Was einzeln durch die Nebel beicht Läßt sich nur aphoristisch sagen. So Manches, zögst du Conseguenzen, Es würde Manchem nicht behagen ; Du mußt es aphoristisch sagen — Der Leser mag es selbst ergänzen. Ernst /reihere v. /euchierrlebc». ;w! nW;«z V-L- . .11^' ^-7-> 7> //! h) !-s/M r»2 An der Kindheit gleicht das Leben ei¬ nem süßen Schlafe; der Jüngling durchträumt es, aber dem Manne wird es ein ernstes Wachen. Wie der Schatten am Abend größer ist, als der silhouettirte Gegenstand selbst, so erscheinen uns oft Männer erst dann groß, wenn sie zu Grabe getragen werden, und uns ihr Bild in dem Schatten desselben vor¬ überschwebt. Verzaget nicht, ihr jugendlichen Gemüther, denen es mit dem Emporstreben Ernst ist, über die Widerwärtigkeiten dieses Lebens, und lernet s s es fassen, daß auf einem dornenvollen Stamme die Rose der Unsterblichkeit blühe. Die meisten Menschen haben, wie der Mond, zwei Seiten, eine des Lichtes und eine der Finsterniß. Manche drehen bald die eine, bald die andere vor, nach Umständen; Andere wie¬ der verschmelzen beide in eine Dämmerung; — eine gewisse Ctasse jedoch zeigt stets nur die eine Seite, hinter welcher sich die nie gesehene Hälfte der Mondscheibe ihres Seyns verbirgt. So Manche hört man über die ungün¬ stigen Zeitverhältnisse klagen, und es zeigt sich sehr oft, wenn man tiefer in sie dringt, daß sie selbst nicht wissen, was sie wollen; es scheint mir eine eingewurzelte Redensart von Schwäch¬ lingen zu seyn; denn für jenen, der nicht weiß, wohin er segeln will, gibt es keinen günstigen Wind. Paskal, Bernoulli und Euler haben sogar das Glück im Kartenspiele zu berechnen gesucht; wenn nur für das Lebensglück des Menschen eine allgemeine Formel auszumitteln wäre, wo man eine Lebensfrage an die Stelle der unbekannten Zahl zu setzen brauchte, und das Resultat der Combination Jedem der Weg¬ weiser wäre. Die sogenannten Modeschriftsteller sind in der.That bedauernswürdig, sie leben nur durch die Mode, gehen mit ihr unter, und spielen im Verlaufe einiger Jahrzehente die Rolle, welche dermalen die Haarzöpfe und Allonge- Perüquen spielen. Man wundert sich oft so gewaltig über rontrastirende Begebenheiten in der Menschen¬ welt; geht es doch in den subordinirten Reichen hinsichtlich ihres Verhältnisses zu uns nicht besser. Ein kleines Beispiel mag das Blüm- a. chcn Vergißmeinnicht seyn. Dieses herrliche und so allgemein beliebte, wirklich selbst durch seine Form einnehmende Blümlein, heißt, nach einer alten Chronik der damaligen Sterblichen, Mausöhrchen und Sumpfmausöhrchen, ja selbst mit der widrigen Benennung Krötenäugel ward es belegt. Man klage nicht über die Kargheit des Glückes auf dieser Erde; denn besäße ich nur jenen LH eil des Glückes, der auf dieser Welt unbenützt bleibt und verloren geht, so könnte ich Lausende von Menschen glücklich machen. Cs gibt Leute, die dem Gelds Allmacht zuschreiben und meinen, daß man mit dem¬ selben Alles bewirken könne; sie geben jedoch dadurch Grund zum Glauben, daß auch sie für Geld Alles zu thun im Stande sind. s Herbert in seinen Vojgga8 cle kerse l-t 088illentes! — Wenn man das Menschenleben überschaut und bedenkt, daß wir als Kinder vor drohenden Mienen zittern, daß wir, aufblühend zum rei¬ feren Leben, ein Spielball des Glückes und der Liebe sind, und als Greise unter der Last un¬ serer Jahre seufzen; daß uns bald tausend Wünsche und das Streben nach unserem Ziele, und wenn wir es erreicht, das Beben vor dem Verluste beunruhigen, — dann ist es der Glaube an die Unsterblichkeit, der uns am Ende der SS Lebenskämpfe tröstend den Lod als die Him¬ melsleiter andeutet, die uns in ein höheres Leben führt. Das buntfarbigste Chamäleon ist gewiß der Erwerb; denn mir ist wahrlich keine Trieb¬ feder bekannt, die sich in so mannigfaltigem Getriebe in das Leben setzen würde. Es bedarf nur einer etwas kühnen, vom Principe des Eigendünkels ausgehenden Phi¬ losophie, und es wird leicht begreiflich, wie ein Franzose durch folgende Schlußformel sich selbst glauben machte, daß er der Beste in der Welt sey. Europa, sagte er, ist der schönste Lheil der Welt, Frankreich das schönste Reich in Europa, Paris die schönste Stadt in Frank¬ reich, das akademische Gebäude das schönste Haus in Paris, das schönste Zimmer in die¬ sem Gebäude ist das meinige, ich bin das Beste in meinem Zimmer, folglich das Beste in der ganzen Welt. SL Das reinste, wahrhaft seelengroße Ver¬ gnügen liegt in dem Bewußtseyn, Andere glück¬ lich gemacht zu haben. Derjenige, dessen Herz bei diesem Gedanken nicht überwallt, ist um so mehr zu bedauern, da er, eine Beute der Selbst¬ sucht, dem wahren Erdenglücke vergebens zu- strebt» s>s>s-»<--rs Wenn der Mann von Sinope bei Hellem .Tage ein Licht anzündete, um Menschen zu finden, so war dieß die Handlung eines lächer¬ lichen Stolzes oder eines intoleranten Sophi¬ sten; denn der wahre Philosoph ist durch Selbst- erkenntniß nachsichtig, macht bescheiden Anfor¬ derungen, und wird in jedem seiner Mitbrüder die ehrwürdigen Kennzeichen der Menschheit erblicken, wenn sie auch nur in ihren Ruinen vorhanden wären» Im Mittelalter, wo der Zweikampf eine so bedeutende Rolle spielte, daß er fast als das einzige Beweismittel vor Gericht galt, ging 24 man endlich so weit, daß, als die Rechtsfrage aufgeworfen wurde, ob die Kinder eines ver¬ storbenen Bruders mit ihren Onkeln zu gleichen Lheilen erben sollten? — beschlossen wurde, die Frage durch einen Zweikampf zu entscheiden. Der Verfechter der Kinder eines verstorbenen Bruders siegte, und es wurde zum ewigen Rechte gemacht, daß sie künftig mit ihren On¬ keln erben sollten! Gedankt sey es der Aufklä¬ rung unseres Zeitalters, daß sie das Schwert des Rechtsgelehrten in eine Feder verwandelt hat, deren niedliche Spitze oftmals doch ge¬ waltiger ist, als die Schneide der besten Da¬ maszener-Klinge. Das Verdienst, sagte Pope, erzeugt den Neid, wie der Körper den Schatten; und zwar nicht mit Unrecht, denn leider beweisen nur zu viele Beispiele, wie rastlos die feind¬ selige,. aus dem Bewußtseyn eigener Schwäche entspringende Sucht, Andere zu verdunkeln, thätig ist —- bis ihr unedles Vorhaben ge- 25 lingt. Das vom Neide verfolgte Verdienst scheint mir eine Ähnlichkeit mit dem Schicksale des Marquis de Saint-Cyr zu haben, der zur Sansculotten-Zeit um seinen Namen be¬ fragt wurde. Seine Antwort war: „Marquis von Saint-Cyr." — Es gibt keinen Mar¬ quis mehr, erwiederte man ihm. —> Also: „von Saint-Cyr." Wir kennen keinen v o n mehr; — „nun denn schlechtweg, Saint- Cyr." Wir kennen keine Heiligen (Saints) seiner Art. — Also: Cyr (ßihr). — Es gibt keine Sire (ßihr) mehr. — „Nun den, so gebe man mir einen neuen Namen!" Wenn der Mensch die Alpenspitze der Ver¬ wirklichung seiner Wünsche erklimmt, und das Auge über die durchwanderten Gefilde des Seh¬ nens und Strebens nach den Hügelketten neuer, noch ungesehener Gegenden hinstreift, ob denen Sterne als Keime neuer Wünsche glänzen — so ergreift ihn der Zauber des ersten An¬ blickes, und das Gefühl des Entzückens wird 26 zum Höchsten gespannt; aber nur zu bald be¬ ginnt die kaum bemerkbare Nuancirung zur Sättigung. — Und denke ich einen Menschen selbst über die kolossale Rundgestalt erhoben, die er seine Welt nennt, wo ihm der Erd¬ ball auf beiden Seiten mit all' seinen Herr¬ lichkeiten und Geschöpfen ein weites Schau¬ spiel wäre, ein durch Täuschung platt ge¬ drücktes Gemälde — so würde im Bewußtseyn dieser Anschauung das Gefühl unendlichen Ent¬ zückens seine Lebenssiebern durchbeben — aber nur zu bald würde sein Haupt am Arme eine Stütze suchen und darüber schlummern, um von neuen Welten zu träumen. Ich erinnere mich, die Karten als un¬ gebundene Bücher definirt gelesen zu haben, in denen man die Armuth studiert; allein man dürfte sie füglicher das gelungenste Werk über die Ebbe und Fluch des Glückes nennen. s-r-s>»-stzji< N,P '?6 tt,/.nmc.:>-> 6--r 6»N rim Hj,5> " ^^//8- Lrö ttrrLv irr^n-^" M) nrtzvfft'^ ZkD siug W.üM '-'loW Ssi^vm < ' -??? r-ö 'rsä ö!r.!M^ chuir Sks ttnrvr Verbesserungen. Seite 4, Zeile 4, von oben, statt: der damaligen Stevblichen , Maus- ohrchen, lies: den da.- maligen Sterbli¬ chen Mausohrchen. » 29, » 7, » » statt: Verurtheilung, lies:Beurtheilung. » 41, » I, von nnt., statt: thorigtes, lies: t h örich t es. » 51, ,, 9, »> » statt: lorgnetiren, lies: lorgnettiren. -- iE , .l:^y)"tzSdULWnsch . ' s 8 8 88 -4!-! 11^ ^712^106