Ds7'/'D/oDror7r^L/r.^sL7/,^)rLDö/ÄD^ /^^//LL/sT/ Do 7/ >v 0/7-20//^7^7/7L/7A DDo^ r/Ä ^s^/^u/r'/.T'o/siÄ/^/r- Doo/^LTro/TrT' D -D7-/Q.7- /^6-rrr^?7 ^'^1 L Erster Theil. /^tzM L - > ' ' L H » Nürnberg, im Verlag der Ra spi sch e n Buchhandlung^/- 1790. -1--^ neueste physikaltsch-poltüscheRklsm in den Jahren 1788- und 1789. durch die Dacischen und Sarmatischen oder Nördlichen Karpathen. V07, ^I^ous les VoxsZc« sutkenri^ues peiivcnr etre conii- äeres comiiie Lursnc äe rrsires cis pl^lic^us ex- peninentLie. L' eli cisns cerre iource c^»e I' ki- iioiie n-cmrells xuiie locis les jours äe nvuvelles rlckeiles. v;«5-)z^ 8 J nter der Gebirgkette von Europa/ hat der Strich/ welcher die Karpathen ausmacht/ das Schicksal gehabt/ von Naturforschern am wenigsten bereist zu werden; alles was noch da, bey geschehen ist, war von geringer Bedeu¬ tung / und hat sich meistens nur auf die Vor¬ gebirge erstreckt. Indessen kann theils die Wild- a L heit rv Vorrede. heit der Bewohner dieser Gebirge, theils das schwere Fortkommen in denselben, theils der geringe Nutzen, den man von den hin und wie¬ der gemachten Versuchen erhalten hat, Schuld gewesen seyn, daß sich Naturkundige so selten dazu entschlossen. Da die Karpathen (momss eurparici) nach ihrer ganzen Länge in zween Tbeiie ge- theilet waren, und folglich so viel besondere Reiche, nemlich: der südliche Theil der Krone Hungarn, der nördliche der Krone Polen, zu¬ gehörten, so geschähe auch ihre Untersuchung auf eine zweyfache Art; das ist, entweder süd¬ lich oder nördlich. Von der Untersuchung der südlichen Seite findet man eine ausführliche Nachricht von einem Ungenannten in dem Hungarischen Magazin *). David Frölich soll *) Ungarisches Magazin, oder Beytrage zur Erschich, te, Geographie, Narurwtssenschast— ztcr und 4 Ianisscharen-Casernen. io. Wafferthor. Die dritte Vignette, vor dem ersten Kapitel, zeigt die Gegend von Dorna Kandrin, mit dem Gebir¬ ge Us'zora, wo an dessen Fuß eine Sauer¬ quelle mit diesem Zeichen 9 angezeigt ist. Die vierte Vignette, vor dem zweyten Kapitel, stellt: ^0. i, eine halbe Flintensteinkugel vor, welche in der Mitte eine Höhle wje ein hat, worinnen sich Quarzkristallen ohne Stiel befinden. -^0.2. Ist ein Stück Mergelstein, wie er aufdrey Orten mit schwarzen Streifen in Witten¬ stein übergeht. Die And Vignetten. xxm Die fünfte Vignette, vor dem dritten Kapitel, ist: ^o. Z. ebenfalls ein Stück Mergelsiein, mit einer eingeschloßnen röhrigen Versteinerung und kleinen Amonöhorn. 4. Ein Stück von einer Flintensteinkugel, wovon die Halske in dem Uebergang steht, und die Punkten in dem Kalktheil schon wirk¬ lich kieselartig find. Die sechste Vignette, vor dem vierten Kapitel, das Solkaner Gebirge, mit einem Kaludjerkloster und Salzwerk. Die siebende Vignette, am Schluß des ersten Theils, das Gebirge von Poczerita mit dem Dorfe Va. ma, wo vor dem Orte eine Säule steht, zum. Andenken eines Sieges, welchen die Moldauer über die Türken und Tartarn erhalten haben. Jlluminirte Kupfer. 7aü. I. und I/. Ein Filipovaner und eine Filipovanerin, 2a-. M. und I?'« Ein Molduaner Bauer und eine Molduanerin. 7a-. undEin Bojar -und eine Bojarin aus der Moldua. 7a-. XXIV Erklärung öerKupftr. stellt eine neue 2lrk eines Sturm-oder Eisens- hütkchen verkleinert vor. s) Die ganze Blüthe, welche aus fünf ungleichen Blattern besteht. b) Das Blüthenrohr mit abwechslenden Farben, wie es oft bei der Pflanze vorkommt. c) Das vordere große Blüthenblat ist mit gelben Haaren besezt, so wie die ganze Blüthe. Das Hintere kleine Blüthenblättchen. e) Die Nebenkrone, oder das von Linne sogenannte Honigbehältnis. 5) Ein gelber Staubfaden, der abwärts ein geflü» geltes Häutchen hak. Z) Die drey Staubwege, welche auf den drey fob» genden Kapseln sitzen. d) Em Saamenkorn, deren oft sechs in einer Kap¬ sel sind. Alles dieses ist in der natürlichen Größe, von mittlerem Verhältnis *). *) Zu Anfang der Blükhzeit ist meistens die Blüthe dieser Pflanze Violet, wie bei) d. angszeigl ist, dann wird sie hell - und dunkelblau, so auch, wenn die violette Pflanze in ein Papier gelegt wird, wird sie auch blau. L. 2« Vissvi Phisikalisch- Politische Reise durch die Dacischen und Sarmatischen Gebirge oder Nordischen Karpathen. Im Jahr 1788 und 1789. Erstes Kapitel. Von dem in der obern Moldau oder transalpini- scheu Dacien, Lara cle 8uls, besindlichen Kar¬ pathen, deren Steinarten, Pflanzen, Minera¬ lien und Wassern; mgleichen von den Walla¬ chen oder Moldauern rc. ^^ie Karpathischen Gebirge, welche von den siavsschen Einwohnern'putari oderl'arri genennet werden, weil sich vor Zeiten räuberische Horden von Tatarn, und Ä in 2 irr später» Zeiten Haidamaken darinn aufhielten, sind ein Zweig oder eine Fortsetzung der europäischen Ge» birgketten, welche von dem großen Hemus, ohnweit So, phia, in Bulgarien entspringet, und von Süden nach Norden lauft. Dieser Zweig, welcher unweit der Fe. siung Orschowa von dem Donaustrom durchschnitten rmd, und die vielen Katarakten bildet, Heist bey den Türken Demir -capi, bey den Wallachen Mrlcopils; (ohne Zweifel kommt dieser Name von dem Gebirg Markopritsch ) und bey den Deutschen das eiserne Thor, von dem nicht weit davon befindlichen Paß auf der Nordseite. Von diesem linken oder nördlichen User zie¬ hen diese Gebirge gegen Nord- Nordwest fort, und scheiden das Temeswarerbanat im Königreich Hungarn von der fürstlichen Wallachey, wo dann bey weitem» Fortrücken dieser Gebirgstrich sich von Osten nach Westen wendet, das Fürstenkhum Siebenbirgen um¬ zingelt, die Granzscheidung dieses Landes mit der Wallachey und Moldau ausmacht, dann in dem fer- nern Fortlaufen, mit Ein - und Aussallswinkeln der Bergkette, Pohlen oder Gallizien von Hungarn abson¬ dert, und sich gegen Schlesien mit einem Vorgebirge und flachem Lande endiget: wo zwar nach einer sehr kurzen Strecke sich wieder ein niederes Gebirge er¬ hebt, und Böhmen von Schlesien und Sachsen theilt, welches unter dem Namen Riesen - und Erzgebirge be- kannk könnt ist. (Man sehe die Vignette des Titelblattes, wo diese ganze Bergkette vorgestellt ist.) Dieser große Strich von Gebirge, der über zehn Grad Erdbreite einnimmt, ist mir nur hin und wie¬ der in etwas bekannt, folglich kann ich nur von jenem, in welchen ich öfters Untersuchungen vorgenommen ha¬ be, gewisse Nachrichten ertheilen, d<^ ist, von den nördlichen Karpathen, welche zu dem transalpinischen Dacien gehören; ich habe also zu diesem Ende meine Untersuchung aus einer dreyfachen Grenze angesangen, nemlich wo die fürstliche mit der österreichischen Mol¬ dau, und das Großfürstenthum Siebenbürgen zusam¬ menstoffen. (Man sehe auch die Karten von Sieben¬ bürgen , welche J. E. Fichtel seinem Werke von die¬ sem Lande beygefügk hat.) Ich kenne keinen bewahr¬ tem Schriftsteller, als den Kaiserlichen Hauptmann Sulzer, der von dem Lande der Moldau sowohl, als der Wallachey, richtig geographisch und topographisch- historisch geschrieben hatte; was das phisikalische be¬ langt, hat er auch alles mögliche nach seinen Kräften und Kenntnissen gethan; dann die wenigen Unrichtig¬ keiten, die in diesen Nachrichten herrschen, sind von falscher Angabe anderer Schriftsteller, besonders von dem Fürst Kantemir, der vor Zeiten der einige Autor war, welcher von diesem Lande Nachricht ertheilte; A 2 aber 4 ober leider war man meistens damit getauscht, wie Sulzer klare Beweise daven giebt. Ich werde mich jederzeit nur allein auf letztem berufen; dann in dem geographischen sind seine gegebenen Karten von dem transalpinischen Dacien, welche dem ersten Bande sei¬ ner Geschichte dieser erwähnten Lander beygefügt sind, die richtigsten *). Das GeKrae, welches die erwähnte dreyfache Grenzscheidung ausmacht , heißt Pietrille Rosi , oder Pietra de Ros, oder wohl auch nur Pietros. Gegen Westen hat es ein höheres, welches Szirba genannt wird, und meistens, so wie ersteres, aus grauem Schiefer besteht, welcher zum Theil aus Thon, Quarz und etwas kalkigtem Sandsteine gebildet ist; hin und wieder kommt auch in diesem Gebirge Kalkstein vor, der ganz jenem gleich sieht, das ist, weißgrau, der die Gebirge bei) Kronstadt in Siebenbürgen bildet. Ob er einen Zug mit jenem ausmacht/ ist mir un¬ bewußt ; ob ich mich gleich vor fünf und zwanzig Jah¬ ren eine zeirlang in diesem Lande aufhielt, so habe ich doch nur einen schmalen Strich des hohen Kerzer. oder *) Geschichte des transalpinischen Daciens, das ist, der Wallachcy, Moldau und Bessarabiens, von J-J-Sulzer, z Bande, in 8- Wien, 1781. mit Karten. 5 oder Fogarascher Gebirgs kennen lernen , welches aber keinen Kalkstein hat, sondern aus Felsschiefer u. s. w, besteht. Ferner fand ich auf der oberwahnten Granz- scheidung Sentimencstein; grauer Granit kommt nur meistens in Klötzen oder Trümmern vor. Alle diese Gebirgarten sind zum Theil mit einer fruchtbaren Er» de und Waldungen bedeckt, doch ist der Berg Szirba auf seiner Anhöhe so bloß, daß er mit seinem Rücken gegen Nordwest wie Säulen und Gemäuer von alten Schlößern aussieht, welche Steinart ein grobes Gemi¬ sche ist von Quarz, wenigem Feldspath und Glimmev mit Thon und besten Wakken gebunden, so daß es ei¬ nen der gröbsten Granite ausmacht. (Man sehe das Titelkupfer, wo dieses Gebirg mit der dreyfachen Gran- ze vorgestellt ist.) Rückwärts desselben kommt dec hohe Berg Koliman, aus braunem Prophir bestehend, hervor, wovon ich im folgenden Theil erwehnen wer¬ de.) Das Gebirg aber, welches sich von hier von Süden nach Norden hinzieht, und Siebenbürgen von der österreichischen Moldau oder sogenannten Bukowi¬ na scheidet, und nach Marmatien ober zu den mar- maroscher Disirict von Ungarn hinlauft, bildet das hoch ansteigende Gebirg des Kukuraza und Inco, wo gegen Westen die vor Zeiten mehr als jetzt beträcht¬ lichen Gold - Silber - und Bleybergwerke des Orts Rod¬ na waren, welche Benennung von dem Slavischen Kucja A Z oder oder U.uclnsic herrühren mag, das Erzberg oder Erz» werk bedeutet. Diese werden dermalen meistens auf Unkosten des Hofs gebauet. Die gewonnenen Erzte sind ein acht - und zwölfeckigter Bleiglanz, der silber, haltig und mit Kies gemischt ist. Alle diese Gebirge laufen mit schmalen Rücken gegen ihre erwähnten Ge¬ genden hin, und geben deg Ursprung der Flüße, so wie in der ganzen Welt, wenn die Gebirge eine ziem¬ liche Höhe erreichen, und nicht durchschnitten sind. Ne¬ ber den Berg Kukuraza, wo noch auf der Siebenbür¬ ger Seite der Ueberrest eines ContumahhauseS stehet, gieng vor Zeiten die Communicationsstrasse aus der Moldau nach Siebenbürgen, dermalen aber nicht mehr, wie man weiter unten sehen wird. Man hat hier im Felsschiefer, einen Ausbis von Kies mit Bleiglanz entdeckt, aber so viel ich daran ersehen habe, ist er nicht bauwürdig, es sey dann, daß der Bleiglanz in der Tiefe edler würde. Eine gute bergmännische Un¬ tersuchung kan hier in diesem Lande von großer Er¬ heblichkeit werden, obgleich dem Ansehen nach nicht viel zu hoffen ist; aber ein Landesfürst würde doch im¬ mer sehr fehlen, alle diese noch wenig bekannten Ge¬ birge ununtersucht zu lassen. Dieses Gebirg besieht meistens aus grauem Fels und Hornschiefer. Erstere Steinart ist aus O.uarz, Thonschiefer und andern zusammengesetzten Steinen ver¬ einigt, 7 einigt, als allerlei) Gneisarten, manchmal mit Kalk und Granit gemischt. Überhaupt sind diese Gebirge sehr gemischt, so daß in einer Strecke von einer Meile man zehn bis zwanzigerley Gebirgarten finden kan, wenn nicht die Oberfläche mit Waldung bedeckt ist. Das niedere Gebirg von dieser Gegend nach Osten ist ganzt saust, und besteht meistens aus einem gemisch¬ ten Steine von Kalk und Thon, welche oft in ordent¬ lichen Lagen brechen, besonders bey dem Paß und dec Anhöhe von Praporo Kandri und Bojana Stamboli oder der constantinopolikanischen Wiese, wo diese Stein- art in dem Thal unweit dem Ursprung des Dornaflus- ses bricht, und so viele Vestigkeit hat, daß man der¬ malen solchen für die neue Heerstrasse benuhk, statt je¬ ner, die über den Kukuraza gieng, um hier über die Gebirgrücken zu gehen. Man kan die hier benützte Steinart unter den thonichten Kalchschieser rechnen. Hier im Thale, unter letzt erwähntem Gebirge, fand ich eine Sauerquelle, welche aber meistens mit dem Dornabach überschwemmt wird. Wenn sie frei ist, so wird sie stets von den paar Einwohnern, die sich da befinden, wegen der Klarheit des Wassers zum Trank und Kochen benutzt, ohne daß es Folgen auf die Ein- geweide hat. Ob ich zwar die benythigten Unkersu« chungsmittel bey mir hatte, so konnte ich doch nichts damit vornehmen, indem die stets regnerische Witte- A 4 rung rung die Quelle verunreinigte, und ich nicht Zeit Hut» te, mich aufzuhalten. Da ich an den Bachen Dorna, Niegriora und Niagra die Einschnitte der Gebirge untersuchte, so fand ich, daß hin und wieder Porphir einbrach, die Mi¬ schung war Jaspis oder Hornstein mit rörhlichem Feld- spath und schwarzem Schörl. Da diese Bache ab¬ wärts führten, so fand ich meistens an den Seiten alles mit undurchdringlicher Waldung bedeckt. Nebst die¬ sem Ueberfluß an Holz ist noch der Boden in feuch- ten Gegenden mit dem fettesten Torf mehr als Klaf¬ ter hoch bedeckt, worauf nichts als Istnus Lemkra oder Cemberbaum steht. Niemals hab ich so hänstg die Rapontik (Lentaursa rapontica) als hier ge- funden; der austerordentliche fette Boden, der nur wil¬ de Pstanzen tragt, macht, daß solche eine so betracht, liche Höhe erreichen, die man anderwärts nicht findet; dann die oben erwähnte Pflanze wird Mannshoch. So findet mau auch hier eine Aschenpflanze, welches die (Äneraria cor6ifolia miricrflata fsc Sedi- Sedimentstein zusammengesetzt, welcher letztere aus ungleichen Trümmern von Sand - Thon - Horn - und Feuer oder Flintenstein mit Mergel gebunden bestand. Alle diese Steinarten lagen in eben solcher Richtung, und da der Fluß in manchen Gegenden dreyßig Lach¬ ter tiefe Einschnitts macht, so konnte man auch zehn bis zwanzig solche Schichtelagen aus einander deut¬ lich abnehmen. Da man Schichtenlagen des Sedi- menksteins mehrere Schuh dicke hatte, so zeigte sich an manchen Orten sehr deutlich, wie in einer solchen Schichte die dickem und schwerem Theile unten, und die leichtern Sandtheile oben lagen, wo man also mehr als klar ersieht, wie alles dieses sich im weichen Zu¬ stand durch das Gesetz der Schwere so und nicht an- ders habe bilden können; aber man darf sich auch nicht wundern, wenn man Schichtenlagen sieht, wo die gro¬ ben oder schwerem Theile oben, und die feiner« unten sind; dieses rührt von mehrer« Absetzungen und Ver¬ härtungen her, so daß diese oft einige Zoll dicke Schich¬ ten sich zu, verschiedenen Zeiten gebildet haben, und dennoch durch Lange der Zeit wie eine einzige Schicht von ein und mehrerer Schuh Dicke aussehen. Der Minerakog, der Gelegenheit gehabt hat, in irgend einer Gegend der Erde eine solche Skeinart zu seheu, wird mir gewiß diese Benennung, die ich die¬ sem zeitlich gebildeten Steine gebe, uicht verargen, in¬ dem 2Z dem zwischen einen Sand - und Sedimentsteine eben ein so großer Unterschied ist, als Zwischen einer Breccia von Prophir und dem gemeinen Prophir selbst; dann nicht allein, daß der Sedimentstein Sandsteinstücke in sich schließt, so schließt er auch oft viele andere Steine und Versteinerungen mit ein, so daß seine Substanz oft wie eine bloße Breccia aussieht, wo aber der obere Theil wie in einen feinen Sandstein auögeht. Die Ufer ober und unter der Festung Chotzim be¬ stehen meistens aus oben erwähntem Steinfchichten, abwechselnd mit zeitigem Kalksteine, der voll von ver¬ steinerten Conchylien ist; Stinkstein, Hornstein, so wie der Flintenstein, sind hier ebenfalls nicht selten, doch leidet letzterer keine Zurichtung, indem er zu viele Bruche hat, und also keine ordentlichen Flintensteine da¬ von gemacht werden können, ob er gleich von den Ein¬ wohnern aller Orten zum Feuerschlagen gebraucht wird. Auch findet man nicht selten in diesen Gegenden ein Eisenerz von ganz kleiner kuglichter Gestalt, mine- rn kerri pjstkormi8 aber doch nicht so viel, daß es einen Nutzen schassen könnte. Das Bett des DmesterstußeS bestand hier meistens aus Sand, Thon, Kalk und grauem Kieselstein, mit vielem Thon und Hornschiefer, welchen das Wasser B 5 aus 26 aus dem Karpathischen Gebirge herbeyführte, gemengt. (Man sehe die dritte Vignete zum Text, wo ein Theil des Users des Flußes mit der Vestung vorgestellt ist, und worauf gegen über das pohlnische Dorf Brahe liegt, das damals mit einer starken Batterie versehen war, um die Vestung zu beschießen. Der ganze Boden von der Chotimer Seite ist eine bloße Dammerde, welche die hüglichte Flache bedeckt, worauf aller Orten ein ost mehr als Mannshohes Gras wachst, welches dem dort stehenden Korps sehr zu statten kam. Da ich von Morgen her kam, um die 'Destung zu erreichen, so kam ich zu dem russischen Korps, welches davor lag, und aus sechs bis sieben laufend Mann bestund, obgleich die gewöhnliche Prahle¬ rei) dieler Leute ihre Macht um noch einmal vergrößerte. Ich fand wenig Lebhaftigkeit unter diesen Truppen. Von diesem Korps kam ich zu dem Kaiserlichen, wel¬ ches l OOOo Mann stark war. Hier war auf einmal alles sehr lebhaft, das Lager mit einer Menge frem¬ der Handelsleute angefüllt, besonders mit vielen Ju¬ den aus Podolien und der Moldau, welche alle Gat¬ tungen von Lebensmitteln in Uebcrfluß zuführten. Die Zelter der Marketenter waren voller Gaste, und mei¬ stens hörte man Musik dabei). Eine gute Mahlzeit kostete selten mehr, als zehn Parra, oder fünfzehn Kreu- ' zer. Nie würde man dieß für ein kriegerisches Lager gehal- gehalten haben, wegen der allzugroßen Bequemlichkeit, welche nebst dem Wohlleben daselbst herrschte, welches freylich für Krieger nicht sehr schicklich ist, wenn nicht vor der Fronte täglich Scharmühel vorgesallen waren. Ich wunderte mich nicht wenig über den gros¬ sen Abstand zwischen dem russischen und österreichischen Lager, allein ich erfuhr die Ursach bald; denn als ich bey dem General en Chef des kaiserlichen Korps war, und mich mit selbigem wegen der im Lande errichteten Flintensteinfabrik besprach, horte ich von einem Offi¬ zier von der Seite zu einem meiner guten Freunde sa¬ gen: die Russen sollten nicht so stehlen, so würden sie, wie wir, von allen möglichen Lebensmitteln Zufuhr erhalten. Da aber eben General Soltikow ins Zelt hereintrat, so wurde die ganze Unterredung unterbro¬ chen. Ich gieng also hinter dis Fronte, wo ich eine Menge Obst verkaufen sah; da gieng auch ein russi¬ scher Offizier mit einigen dänischen Kosacken mit mir zu einen Wagen, der eben angerommen, und ganz nut ausserordentlich großen Weichsel» ( VVIssne) oder sauren Kirschen ungefüllt war. Wir kauften einen gan¬ zen Hut voll für ein Parra , welches ein und einen hal¬ ben Kreuzer ausmacht; gewiß in keinem Orte des gan¬ zen Reiches weis ich jemals diese Frucht so wohlfeil ge¬ kauft zu haben. Als die Russen alles so in Ueberstuß sahen, sagte einer zu mir:, ich möchte doch diesen Leu¬ ten 28 ten sagen, welche das Obst verkauften, sie sollten auch in ihr Lager damit kommen; allein einer unter den Verkäufern wartete nicht auf meine Dollmetfchung, son¬ dern gab gleich dem Offizier auf russisch zur Antwort: ns Icraly Icobzr rmm tak^s wb^- Irno talc^s y 61a n^rck prynsff^. Ich war mehr betroffen, als der Russe, der die Antwort erhielt, al¬ lein daraus sah ich die Bestättigung von dem, was ich vorhin gehört hatte. Nun weis ich nicht, ob dieser allgemeine Fehler, der, wie man mich versicherte, bei¬ den: Korps herrschte, als ein Nothrecht, oder als ein Natonalgebrechen anzusehen sey. Man behauptet all¬ gemein mehr das letztere für die slavische Nation, als das erstere. Gewiß ist eö, daß je mehr Wildheit dem Menschen noch anhangt, desto mehr ist er diesem Laster unterworfen; eine Sache, die sich auf dem gan¬ zen Erdboden bestätiget findet. Die aliirte Armee, welche hier die türkische Ve- stung eingeschlossen hielt, schien nichts anders im Sinne zu haben, als solche auszuhungern, weil sie zur Bela¬ gerung kein Geschütz hatte, dann hatte sie dieses ge¬ habt, so würde die Vestung, anstatt einer Blockade von einigen Monaten, sich ohne Zweifel in vierzehn Tagen ergeben haben; ob sie gleich mit acht bis neun taufend streitbaren Männern besetzt, und mit mehr als hundert 29 hundert und achtzig Kanonen von großem Kaliber bespickt war. Dann die Lage der Vesiung ist nichts weniger, als sehr vortheilhaft, um sich auf der Land¬ seite zu vertheidigen, indem sie von dem Dniesterstuß nach aufwärts an einem Hügel liegt, ohne gegen das Land eine Citadelle in der Höhe zu haben, um den Feind zu hindern, sich nicht bis an die Glacis zu la¬ gern. Freylich hatten die Türken äusser der Stadt Vorwerke, aber wie lang kann sich so was halten? wie es sich auch zuletzt gezeigt hat. Da ich mich hier im Lager einige Tage aufhielt, «m von der Reise ausznruhen, so hatte ich Gelegen¬ heit , ein paar Scharmüzel mit anzusehen. Ein Obrist¬ lieutenant, Namens Karaiczai, welcher den Vortrupp befehligte, überfiel vierhundert Mann türkische Caval- lerie, welche zwischen der Vestung und dem feindli¬ chen Lager der kombinirten Armee furafchirten; die kai- serlichen Husaren, welche den Angriff machten, erleg¬ ten über hundert Feinde, worunter sich auch Offiziers befanden, einer der letztem war der Bafcha Osman, der Bruder des Commandanten der Vestung und des ganzen Landes, welcher von den Türken seiner Recht, schaffenheit wegen sehr bedauert wurde, dreyßig andere Türken geriethen in die Gefangenschaft, und über fünf¬ zig Pferde wurden erbeutet, die zum Besten des ge¬ meinen Z0 meinen Cannes an die Meistbietenden verkauft wur¬ den. Bey dieser Gelegenheit kaufte auch ich zwey; sie waren kieiü, aber doch von festem Körper, allein so lauge ich damit in der Flache Gebrauch machte, dien- ten sie mir gut, aber fürs steile Gebirg waren sie nichts, so stink und unbändig als sie auch sonst sind. Bey dieser Affaire hat sich ein Umstand ekeignet, der wohl selten vorkommen mag; die dabey gewesenen Of¬ fiziers haben in ihrem Rapport an den General da¬ von Meldung gemacht. Der Fall war dieser: Als sich beede Partheycn herumschlugen, wollten sich die türkischen Knechte mit ihren Wagen, welche mit Gra¬ ss beladen waren, in die Vestung einschleichen; einem dieser Kerls wurde von einem Husaren zugerufett: er solle umkehren, oder er haue ihn nieder; allein der Kerl hatte sich so vestiglich .vorgenommen, dieses nicht zu rhun, daß er allen Drohungen kein Gehör gab, woraus der im vollen Flug ihm Nachseßende auf ei¬ nen Streich ihm den Kopf abhieb; allein wie sehr war der Husar bey diesem Streiche betroffen, als er den Kerl ohne Kopf dennoch davon fahren sah, die Zügel in den Händen stets fest haltend, so, daß die Pferde davon rannten, und der Kerl erst nach ein paar hundert Schritt weit auf den Wagen ausgestreckt dahinsiel, ohne dem Feinde in die Hande zu gera- then. Aus diesem Fall mag vielleicht zu ersehen seyn: daß daß die Handlungen des Körpers nicht gleich mit dem Unbewußtseyn aufhören, sondern noch so lange dauern, als die wirkende Kraft im Körper nicht verloschen ist, wie man das tägliche Beyspiel an einem ausgeschnit¬ tenen Herzen und anderer Theile eines lebenden Thiers sieht, welches so lange in seiner Bewegung bleibt, bis es durch sänge der Zeit seine Kräfte verlieret, nach¬ dem von dem Lebenssaft kein Ersah mehr, weder für die Nahrung noch Empfindung geschiehst. Da die Raja oder das Gebiet von Chotym so fruchtbar an Pflanzen ist, so habe ich unter solchen eine schöne Kleeart gefunden, welche dem IHfoImm ProLumbens des sinne am nächsten kam. Die -Blü- lhe hatte eine außerordentliche schöne Röthe, die Blät¬ ter waren nicht so dachziegelartig, wie die angeführte Art des Linne, auch hatte die frische Blükhe einen an¬ genehmen Geruch, welchen man sonst bey den Klee¬ arten nicht wahrnimmt. Auch sand man häufig ge- gen das Ufer des Dniesterstroms den Sandkragant (EraZalus arenarius), welcher hier von den Ein¬ wohnern als Getränk wider Ausschlag und Schärfe der Säfte gebraucht wird. Auch wächfet in eben der Gegend Tragant, der dem wahren etwas nahe kommt, und man braucht ihn eben zu der Absicht, wie den vorhergehenden. Von Von der Vestung gegen Süden, in einem Thale, wovon den Grund ein bloßer Kalkschoder ausmacht, aber alles mit fettem Gras bedeckt ist, findet man eine sehr schöne Platter (l^tk^ruL peckunculis mul- titioris üore rolaLEO tripsizckis, ssjpulis linearis LoÜolis ovato lanceoiatis ^labris, internocküs msmbranaceis), sie kömmt des Linne seinem L.L- tlivrus ketero^k^IIus am nächsten, nur Blüthe und Blätter weichen sehr davon ab; erstere nicht sowohl wegen der Farbe, oder weil sie einen etwas angeneh¬ men Geruch hat, sondern es ist solche kleiner, und der Kelch ist mehr als halhhautig, und durchscheinend. An seltnen Papillionen und andern Insekten fehlt es auch in dieser Gegend nicht, wie ich hier bey ei¬ nem Liebhaber, Herrn Rümmel, welcher bey dem Prin- zen Koburg in Diensten steht, sah, der einige neue Arten gefangen hatte, und bey Herrn Professor Esper in seinem Werk von Schmetterlingen bekannt gemacht hat. Vor der ehemals polnischen Vestung Okoppi, wel¬ che zwischen dem Podhorzi - und Dniestersiuß liegt, sichte ich über letztem Strom, um nach Swanitz und Kaminietz-Podolskj zu kommen. Im ersten Orte, nemlich in Swanitz, ob es gleich aus dem Boden der Republick Polen lag, fand ich doch alles am User vor 33 vorChotym mik österreichischen Truppen beseht, um die Vestung auch von dieser Seite ganz einzuschließen, da¬ mit von Seiten Polens keine Lebensmitteln mehr der¬ selben zukommen könnten. Da diese Lage der kaiserlichen Truppen als ein Eingrif in die Republick Polen anzuseheu war, so sthickte auch der Commendant der nahgelegenen Vestung Kaminieß einen Officier an den dort stehen¬ den Hauptmann, der das Commando führte, um zu erfahren, was da gemacht würde: allein, als der er¬ ste polnische Officier in dem Ort Swanitz, welcher auf der Karte der österreichischen Moldau von Sulzer zn weit gegen Nordwest steht, ankam, wurde er angehal¬ ten, und zu dein dort kommandirenden Officier ge¬ bracht. Als er in meiner Gegenwart gefragt wurde, was er wolle, so war die Antwort, da ich auf Grund und Boden der Republick bin, so glaube ich, daß man mir nicht wehren wird, an dem Ufer des Flußes zu gehen! allein er wurde abgewiesen, und mnste sich durch eine österreichische Wacht wieder wegführen las. sen. Nach einer Viertelstunde kam ein Zweiter, und endlich auch ein Dritter, allein sie wurden alle auf gleiche Weise abgesertiget. Aus diesem Vorgang sah in was für einer Ohnmacht dieses Königreich läge, da sich die Polen nicht einmal mehr auf ihrem Grund und Boden umfehen durften; aber sie verdien¬ ten diese Demüthigung, nachdem es wider die Ver- C trage trage und Bündnisse von Polen und der Pforte lauft, wo es ausgemacht worden, daß die Osmanen niemals eine Befahung in der Moldau haben sollen, wie man es bey Kantemirn *) sehen kann, und dennoch sich von einem so mächtigen Nachbar eine für die Republick nicht ganz unbeträchtliche Vesrung dicht an die Gränze ihres Reiches haben sehen lassen. Dieser große Fehler von ihrer Seite mag also ganz wohl den Feind der Türken berechtigen, sich auf den Grund und Boden der Republick zu lagern, um die Vestung einzufchließen, dann man muß doch immer jenen ebenfalls als Feind anerkennen, der dem Feind, mit welchem man zu kämpfen hat, alle Hülfe leistet. Und dieß war der Fall, ehe man die Vestung von der polnischen Seite her gleichfalls einfchloß; da hatte sie immer an Lebens. Mitteln einen Uebersiuß : sobald man aber derselben die¬ sen Kanal verstopfte, so wurde sie auch nach einer Blockade von neun Wochen gezwungen, aus Mangel an Lebensmitteln sich zu ergeben, dann an Munition und streitbarer Mannschaft hatte d»e Vestung einen Ue. berfluß, welcher erste Artikel den Belagerern, wie oben gesagt *) Doktor Kantemirs historisch - geographisch - und politische Beschreibung der Moldau , nebst dem Le¬ ben des Verfassers und einer Landkarte, 8- Frank¬ furt, 1771. gesagt, ganz fehlte, denn sie hatten weder Bomben- kessel noch grobes Geschütz, auch war der Ort viel zu vest , als daß jemals die Belagerer einen Sturm mit so wenig Leuten hatten wagen dütsen, ohne dabey die Halste von ihrem Korps aufzuopsern. Es scheint, daß man diese Vestung von der kai¬ serlichen Seite für ganz unbedeutend angesehen habe, weil man bloß mit kleinem Feldgeschütze davor gieng; dann hatte man bessere Kennkniß gehabt; so würde man diesen Fehler nicht gemacht haben, eine ganze Campagne beynahe ohne Wirkung dabey zuzubringen, welcher Auf¬ enthalt und spatere Einnahme dieser Vestung den im Bannat und Siebenbürgen stehenden Armeen sehr zum Nachtheil gereichte. Daß dis österreichischen Offciers die türkischen Vesten Platze jederzeit als unbedeutend betrachtet haben, habe ich aus genügsamer Erfahrung, als ich noch an den kroatischen und bosnischen Gran¬ zen herumreiste, wie geringschäzig man von allem, was unter dein Zeichen des halben Mondes stand, urtheil- ke. Ein gedrucktes Beyspiel findet man in dem ersten Theil, S. 44O. bey Sulzer, wo gesagt wird: „Nach „der Erzählung aber eines meiner Freunde und öster¬ reichischen Ingenieurs soll sie, die Vestung Choßim, „ohne das, was sie von der Natur durch die steilen „Ufer von der Seite des Dniesters und von dessen ho- „hon Felsen vestes an sich hat, dermalen ein schlechtes, C 2 „nach Z6 „nach türkischer Art pallisatirtes Werk seyn., Man sehe aber das Gegentheil auf der erwähnten dritten Vignette, wo die Vestung getreu vorgestellt ist; das ist: mit ihren hohen Mauern, Graben und Batterieen. Bevor ich dieses Kapitel schließe, muß ich noch im Kurzen folgendes erwähnen: Da die Karten und Schriften der Alten über diese Gegenden so verwirrt sind, so ist es sehr schwer zu sagen: ob wohl dermalen, wo jetzt die Stadt Chotim liegt, ehemals das alte Triphulum gestanden sey, wie einige behaupten wollen, nachdem nichts von Alterkhnmern in dieser Gegend zu sehen ist. Sulzer hält dafür, es seye weiter vom Dniester weg gestanden, nämlich bey dem Ort Noase- lisehtie. Indessen ist es wahrscheinlicher, daß Haupt¬ örter jederzeit eher nahe, als entfernt, von Flüßen an- geleget worden, welches dann der letzte Fall mir Cho¬ tyn» klar beweist. Drittes Z7 4ke ViZ». Zweytes Kapitel. Von den zeitlichen oder Vorgebirgen PodolienS, welche zwischen dem Spruce. oder Podhorce und dein Dniester- oder Niesierfluß liegen/ den darinnen befindlichen Flintensteinen u. s. w. wo der Podhorce sich in dem Dni'esterfluß er. gießt, liegt auf einer Höhe und schmalen Erd- Zunge, welche von zween Flüßen gebildet wird, der kleine zerstörte Ort Okopi , der vor Zeiten sehr regulair Zu einer Vestung angelegt war, wie man noch aus den Ueberbleibseln der Graben, Thore und Mauern abnehmen kann. Ohne Zweifel haben vor Zeiten die C Z Nach- J 8 Nachbarn oder Türken die Republik Polen, als noch dieses sand ihr gehörte, gehindert, sie auszuführen, damit ein solcher vester PlaH, der durch seine Lage weit bedeutender geworden wäre, als Chotym, folglich auch mehr, als Kaminjcz-Podolski, nicht zu der Os- manen Nachtheil gereichen möchte. Die Republick Po¬ len, die im Schwindel der Zivietracht und Wollust lag, dachte damals wenig an Vertheidigungsanstalteu gegen ihre Nachbarn, von welchen sie, wie Professor Schlözer in seiner Weltgeschichte sagt, der Spott sind, und also einen jeden machen ließ, was er wollte, nur sie hatte nicht jederzeit diese Freiheit auf ihren Gran¬ zen, wie es die Erfahrung zu ihrem Untergang ge¬ zeigt hat. Hhngeachtet mein Vorhaben war, nur die Kar¬ pathischen Gebirge zu bereisen, so mußte ich doch hier eine Zeitlang davon abstehen, weil man eben dieses Hahr mit Ernst anfieng, eine Fabrick von Feuerstei¬ nen im Lande anzulegen, und da Podolien die besten Probstücke dieser Steine lieferte, so war es eine Noch- Wendigkeit für mich,, die Lagerstätte dieser Steine zu sehen, um so mehr, da auch ich dem Hof den Vor. schlag dazu gethan hatte. Die Untersuchung gieng al- so dem Podhorce aufwärts, das ist, von Süden nach Norden. Da ich aus Mangel des Unterkommens hier sst unter freiem Himmel dis Nächte auöhalten mußte, begeg- 39 begegneten mir zwo Widerwärtigkeiten. Erstens daß ich um all mein baares Geld, das ich bey mir hakte, kam; zweytens daß ich am Fuß eine Sehne verletzte, die mir das Gehen beschwerlich machte, bis die Ent¬ zündung der Wunde vorüber war. Zum Glück fürs erste hatte ich noch meinen Zeichner bey mir, der mir aushalf, und für den zweiten Unfall half mir meine gute Leibesconstitution, daß meine Hiebwunde ohne Mittel heilte. Doch das sind Kleinigkeiten, wen» man nur mit dem Leben davon kommt, und sein Vor¬ haben vollenden kann; dann dergleichen Begebenheiten find alltäglich, und intereffiren den Leser weniger, als den, welchen sie betreffen. Das User des Flußes hatte meistens auf beiden Seiten eine beträchtliche Höhe, welche aus lauter Schichten von kalkichten Sediment - und Sandsteine bestund,' wozwischen gefärbte Kiesel und schwarze Flin¬ tensteine, ebenfalls in Schichten und Platten, wie die übrigen Steinarkcn, stacken; selten kommen solche in runden Kugeln vor, daß man sie zum Feuergewehr zurichten könnte. Um nun auch die von dem Fluß entfernte Gegenden kennen zu lernen, so gieng die Aufsuchung in die Fläche gegen Westen; dann die an¬ dre oder östliche Seite des Ufers gehörte der Krone Polen, folglich fanden dorten keine Untersuchungen C 4 statt 4O statt. Bis zu den Oertern Misieniza, Uscie und Kroluwka war nichts als fetter Beden, mit Getraid- feldern und Wiesen bedeckt, so daß man von den un¬ terliegenden Steinarten wenig abnehmen konnte; nur bey letzt erwähntem Orte findet man Kalksteine mit Versteinerungen, wie auch Horn - Kiesel - und gebrü- chige und unzurichtbare Feuersteine. Wendet man sich von diesem Orte abermals gegen Westen, so erreicht man wieder den erwähnten Fluß, wo auf dem steilen hohen User der kleine Markt Skala liegt. Das ganze Ufer besteht aus Quaterstein (cos czuatrum ^Val- lerif), Sedimentstem und Brecria. Auch hier fehlt es nicht an Horn - und Flintensteinen, aber letztere sind sehr zerstreut und von wenigem Werche. Auf dem feb stchten Ufer stehen noch die Ueberbleibsel eines herr¬ schaftlichen Schloßes, das bevestiget war, und zu Zeiten des Faustrechts nicht unbedeutend gewesen feyn mag. Das östliche oder polnische Ufer ist niedrig oder stach, mit einem sanften Ansteigen, und hat viel weißen Mergelboden, wo eine Menge halbdurchsichtiggelbe, brauchbare Flinkensteine liegen; allein da sie in einem andern Gebiethe sich befinden, so war auch auf deren Bearbeitung, und noch viel weniger auf einigen Nu¬ tzen, für die kaiserliche Monarchie nicht zu gedenken, bis etwa auch einmal dieser Theil dem Haus Oester¬ reich zufallt. Mit 4! Mit weiterm Vorrücken den Fluß aufwärts ge¬ gen Norden, kommt man in ein höheres Gebirg, wel¬ ches von dem kleinen, über dem Wasser gelegenen Ort Zbryez den Namen führt. In einem dieser Berge, mit Namen Pole-gorne oder hohes Feld, finden sich hin und wieder ganze Felsen von einem schmutzig weis¬ sen Stein, der sich noch so ziemlich gut zu Flintenstei¬ nen zurichten laßt. Dieser Stein ändert seine Farbe aus dem weißen ins graue und fchwärzlichke. Seine ganz dünne Decke ist ein weißlichter Mergel, der, wenn er verhärtet, einen ziemlich ssuervesten Thon macht, und in russischer Gestalt bricht, welches die beyhabende Kalkerde verursacht. In dieser noch halb harten Steinart finden sich allerlei) versteinerte und kalcinirte Schaalenthiere, als kleine Amonshörner, Heliciten, Ternbrateln u. s. w. Doch findet man nichts besonderes, das einer ausführlichen Beschreibung wür¬ dig wäre, und noch viel weniger, daß dergleichen Schaalenthiere im Horn - oder Flintenstein stäcken, noch daß erstere Steinart jemals, so wie die französischen Flintensteine, durchscheinend gewesen wäre. Wer sich indessen von dem Uebergang des Kalks in Mergel, und des letztem in feuervesten und Hornstein, überzeugen wiik, der kan hier hundert Beyspiele für eins in ei¬ nem Tage finden. Gar oft findet man Steinstücke von einem bis zween Schuh im Durchschnitte, ws C Z ein 42 ein Ende noch ganz Kalk ist, und mit Sauren heftig braußt; in der Mitte, wo der Stein schon in Mergel übergeht, und selten mehr braußt, harter ist, und zu- letzt ganz hornartig wird, und am Stahl heftig Feuer giebt. So auch umgekehrt, findet man oft große Flintensteinkugeln, die in der Mitte noch weißgraue Flecken einschließen, die aus Kalkstein bestehen. Soll¬ te hier bey einem nicht hohlen Körper wohl auch die Verwitterung, wo doch niemals keine just dazu ge¬ kommen ist, von innen angefangen haben? Der Stink- stein (I^apis lmlus) scheint gleichsam ein Gefährte von diesem Steine zu seyn, er ist dem schwarzen Hornstein ganz ähnlich, bis auf den glatten glanzenden Bruch; und eben diefe Bewandniß hat es mit dem alldorten in der Verwandlung stehenden grauem Kalksteine, den man mit dem Aug unmöglich erkennen kann, ob er noch Kalk oder schon kieselartig geworden ist; die Sati¬ re oder der Stahl muß entscheiden, was er noch sey. Gewiß, so viel als mein Auge seit dreyßig und mehr Jahren Gelegenheit hatte, täglich in der Steinkenntniß sich zu üben, so fehlte ich hier doch oft; so unkenntbar sind hier die Grenzen der Natur. Professor Gadolin *) macht, so wie viele andere Gelehrte schon gethan haben, Einwürfe gegen die Ver- wand- Crell's chemische Annalen fürs Jahr 1788- 16. Ztes Stück. 415. Helmstadt, 1788. 8- 43 Wandlung der Erdarten, und sagt: „Ich glaube, daß „die Lagen der Flintensteine in Kreide (bey uns in Gal¬ lizien in Thonmergel) es gar nicht wahrscheinlich „macht, daß die eine von der andern abstammek. Ich „habe hier, fährt er weiter fort, öfters gesehen, daß „die Flintensteine in den Kreidengruben eben solche La- „gen ausmachten, (in Gallizien leider nicht, sondern „sehr zerstreut). Daraus schließe ich, daß sie einmal „auf der Oberfläche der Kreide gelegen haben, und „daß sie darnach wieder unter neuer Kreide begraben „worden sind. Das halbdurchsichtigs Aussehen so- „wohl, als die unregelmäßige Figur dieser Steine „scheinet es zu beweisen, daß dieselben ehemals aus „einer Gallerde bestanden haben , und in diesem Zu- „stande glaube ich, daß sie, als im Wasser schwebend „auf die schon abgeseßte Kreide ausgebreitet gerollek „und zertheilt gewesen sind; weil sie dann noch ganz „weich waren, so konnte auch die pulverförmige Krei- ,/de etwa durch die Oberfläche eindringen, und daher „entstand die weiße Kruste, die die Flintensteine um- „giebt u. s. w.„ Der vorgetragene Gedanke von Ent¬ stehung der Flintensteine ist für unser Polen gar nicht paffend. Erstens, wie oben gesagt, haben wir milch- öder schmutzigweiße Flinkensteinklötze, welche oft in der Mitte, ohne Aushöhlungen mehr als auf der Oberflä¬ che kalkartig sind, wie die chemischen Versuche gezeigt haben, 44 haben, wo die Peripherie des Steins mehr Kiesel- und Alauncrde, und der Kern mehr als die Hälf¬ te Kalkerde gab; ferner sind oft große Kugeln durchaus mit Thonkörnern oder weißen Flecken besetzt, und so unigekehrt; oft fand ich, daß diese Flecken von versteinerten kleinen Amonshörnern lind andern Schaa- lenthieren herrührten. Zweitens sind die Flintensteine sehr compakt, und bestehen ganz aus unfühlbaren Theilen, haben auch eine größere Schwere, als die lo¬ ckern Muttersteine, worinn sie sich befinden. Die Versuche, die mit der Wasserwage gemacht worden, haben immer gezeigt, daß die Flintenstcine ost um dreyzehntel schwerer sind; wie hatte also eine um so viel schwerere Materie auf einer leichtern schwimmen können? denn es ist doch zu vermuthen, daß beyde Sceinarten in mehr ausgedehntem oder verdünnerten Zu¬ stand gleich waren. Drittens haben diese Steine nie- mals ihre runde und ovale Figur vom Rollen her, so wenig als ihre glatte Oberfläche, indem sie oft in dem Kreidenmergel oder halbfeuervestem Thon wie Hirsch, geweihe und vielen andern mannichsaktigen Gestalten stecken, die von der runden Form ganz abweichen, und dennoch wie die kuglichten Flintensteine die glatte Ober¬ fläche, und oft ohne Rinde haben, und wie konnte es zugehen, daß die ganz runden Flintensteinkugeln ihre Höhle jederzeit beynahe gerade in der Mitte behielten, wie ES 4Z wie es doch meistens geschieht, besonders diejenigen, die wir zuMariampol in Pokutien, Nizniow n.s.w. finden, wo sie in der Mitte bald mit Wasser, bald mit Eisenkies oder mit reinen O.uarzkristallen überzogen und ange¬ füllt sind. Allein diese runden Flintensteine sind gewiß in ihrem Geburtsort eben so entstanden, wie die was¬ serhaltigen Kalendonkugeln in der Lava im Vinzentini- schen Gebiete im venetianischen Staate, welche von der Größe einer Linse bis zur Größe einer Nuß mit ei- ner rauhen löcherichken Rinde darinnen gesunden wer¬ den. Man sehe die Geschichte der Entstehung dieser Kugeln, welche Herr le Camus in dem neuen Dijoner Abhandlungen geliefert hat Ich glaube, es sey mehr der Natur gemäß, nur eine einzige Erdart anzunehmen, welche so vieler ver¬ schiedener Veränderungen fähig ist, wie ich schon ander¬ wärts vor dreyzehn Jahren erwähnt habe. Man neh¬ me nach den neuern Versuchen an, eö seyen fünf Haupt¬ erdarten ; in wie vielen Stücken zeigt sich nicht die Saug¬ erde unter der Gestalt der Kalk - Schwere - Bitter - und Alaunerde? wo diese vier Erdarten mehr oder weni¬ ger noch die fixe Lust in sich haben, und also noch mit den Säuren brausen, und für alkalische Erden anzuse¬ hen *) Nouvznx Miemvlres cis l'AcZclemie äs vjjon,' xrs- imere Lemeckre, 178z. 46 hen sind, nur die Kieselerde ausgenommen, welche die dichteste ist, nur auf solche hat man den einfachen Weg noch nicht gefunden, die Sauren darauf wirkend zu machen, ob ich gleich in den hohen Alpen an Tag ge¬ legenen verwittertem O.uarz mehrmalen die Erfahrung gemacht habe; daß sich auch solcher mit Salpetersäure etwas merklich austößte, allein da hier noch hundert Einwürfe für einen dagegen gemacht werden können, so will ich auch nichts behaupten, sondern es der Zeit überlassen, welche vielleicht durch bloße Zufälle oder häufige Versuche der Naturforscher uns das Geheim- niß der Natur aufdecken wird. Nehme man alfo an, daß nur eine einzige Haupk- erdart in der Natur sey, man gebe ihr einen selbst beliebigen Namen, Kiesel - oder Kalkerde, so geschiehst natürlicherweise keine Verwandlung, wenn man er¬ fährt, daß die Kalkerde in Thon- und solche bald in bittre, schwere, Alaun- oder Kieselerde übergeht, son¬ dern es wäre nur eine Mutation oder Verlarvung (b.arvawm), die die ursprüngliche Erde durch Zusähe einer Mötirten Säure, (wie zu vermuthen ist, daß es auch nur eine einzige ursprüngliche Säure gebe) und durch mehr oder weniger Dichtigkeit der Erde unter verschiedenen Gestalten oder Eigenschaften darstellt. Hat nun die ursprüngliche Erde in ihrem zertheilten oder 47 oder weichem Zustande, sich mit der Lust, Phospho- rus, Flußspathsaure u. s. w. zu verbinden Gelegenheit gehabt oder nicht, so wird auch natürlicher Weise nach sol¬ chen Umstanden eine abweichende Stein- oder Erdart ent¬ stehen, und nachdem die Erde in einer solchen Umhüllung erscheint, bekömmt sie von den Naturforschern den zweck¬ mäßigen Namen. Nun da in dem fließenden Zustand diese eigentlichen oder homogenen Erdkheile gebildet sind, so werden sich auch durch die Verwandschaftskraft (aKmtutsm vim alkraÄivam) gewisse Puncte ver¬ einigen; wie man tausend solche Beyspiele in der Na- kur; als von dem Achat, Chalcedon, Flinkenstein, Kies¬ kugeln u. s, w. hat; und so was hat man in der un- kerirrdischen Werkstatt der Natur durch Anziehungs¬ kraft schon oftmals beobachtet, und es auch schon durch manches künstliche Gemische erwiesen ; z B. Mau ma¬ che ein Gemische von Galbana und Gummi mit etwas Wachs und Grünspan, sodaß es eine grünbraune Farbe bekömmt, und lasse solches ein paar Jahre liegen, so ,wird sich doch nach dieser Zeit, obgleich die Massa sehr vest ist, der ganze Grünspan von der Peripherie in die Mitte gezogen haben, welches grüne sehr lebhaft ist, und in keinem Vergleich mit dem dunklen Gemische kommt, welches bey der Bereitung entstund. Sollte man nun nicht lieber diesen Lehrsatz bey Entstehung der Horn, und Feuersteinkugeln in den Kreiden. 48 -L-L--L Kreidenmergelbergen annehmen; nemlich, daß die Saugerde durch gewiße und unbekannte Umstände ihre Lustsäure verläßt, um eine andere aufzunehmen, und sich beynahe ganz in Kiesel - und Alaunerde um- wandelk, und je mehr sich selche zum Mittelpunkt drängt, dichter oder ganz glasartig wird, wie das Beyspiel vielfältig zeigt an jenen Kugeln, die hohl sind, wo die Scidenwände der Höhlen ganz mir Quarzkristallen über¬ zogen sind, und also hier die einfacheste Erdart be¬ steht , obgleich der Quarz nach gemachtem Versuche ei¬ nes unermüdeten Wieglebö, noch einen Theil in sich hat, welcher wie Kalkerde aussiehet; und wenn dieß nicht wäre, daß nemlich die Kieselerde ganz rein sey, so würde sie vielleicht im Feuer eben so flüchtig, wie der Diamant werden, den man wegen dieser Flüchtig¬ keit unter die brennbaren Körper gefeht hat, eine Ei¬ genschaft, die diese allein nicht zu berechtigen scheint, sonst müste man auch das Wasser mir eben so vielem Recht unter diese Klasse nehmen. Doch genug hie¬ von, weiter nnten wird mehr Gelegenheit, davon zu reden, vorkommen; nun kehre ich zu dein oben er¬ wähnten Zbryczer Gebirg zurück. In diesem finden sich auch hin und wieder grobe Bolarerden und Eisenockerfarbe; von dem Ort Skala bis Sidorow, sind meistens die Ufer des Sprucz oder Podhorce« 49 Podhoreeflußes steil aus Schichten von zeitlichem Stei¬ ns, als allerlei) Sand - Sediment - und Mergelsteinen zusammengesetzt. Diese Steinschichten brechen meistens Quatersteinartig, nemlich in parallepipedischen Stücken, von der Größe eines Fußes bis zu einer Klafter und oft darüber, so, daß diese Steine zur Baukunst sehr brauchbar sind, und sich mit Mörtel wegen ihrer po¬ rösen Bestandtheile sehr gut binden. Aus diesem Gebirge wandten wir uns nach We¬ sten, in die fruchtbaren Ebnen von Podolien, bis zu dem kleinen Markt Zaleszczyk. Bis dahin war nichts als Dammerde mit etwas Kalk - und Hornstein zu se¬ hen, worüber die herrlichsten Wiesen ausgebreitet wa¬ ren ; sie waren durchaus mit einem weißen Geisklee (L;Mlu8 albu8) bewachsen, dessen Stamm über zween Schuh Höhe hakte, und die häufige Blüthe war ganz weiß. Dieser Geisklee kommt dem Gzckisur; des Linne, am nächsten. So häufig als ich diese Pflanze hier fand, so viel war auch des gelben Lein (I^inum üavum auzutreffen; mancher Stamm trieb zehn bis zwanzig Stengel. Da diese Pflanze in Podolien so häufig wächst, so lohnte es sich doch der Mühe, zum Gebrauch Versuche damit zu machen, da es eine fort, währende Pflanze ist, so erspartö man deren jährlichen Anbau, und dieß allein machte keinen geringen Vor- D theil 5o heil gegen de» brauchbaren Lein. Auch findet man in der Gegend hin und wieder gute schwarze und graue Flintensteine, welche meistens mit Versteinerungeu in einem sandigen Kalkmergel stecken. Die Figur dieser Steine ist langlicht, selten rund. Hier hatte ich ost die Gelegenheit, die erste Bildung dieser Steine zu beobachten, wie ich weiter unken erwähnen werde. Un. ter den Versteinerungen, die sich hier auözeichnen, sind gnomias terekratulae teüa §Iubra conics recur- VLta LalLaria subpsllucicla; dann die ostrea plj- cata I^innaei, letztere ist kaum einen Viertels Zoll groß. Zaleszczyk, welches ein kleiner Markt ist, und ei« ne sehr angenehme Lage an dem Dniesterfluß hat, zeichnet sich vor andern kleinen Oertern aus. Diese Gegend ist hin und wieder mit Flintensteinen Verse, hen; auch kommen hier in dem Vorgebirge Granit und Gneisarten, so wie auch eine grüne Erde (terra virickis) im grauen Sandschiefer vor. Auf den Fla¬ chen dieses blatterichten Steines liegt diese wenige grü¬ ne Erde mit kleinen sternförmigen Dendriten, welche ein angenehmes Ansehen geben, besonders wenn das Gebirg vom Regen befeuchtet worden. * Da mir dermalen sehr an einer guten Entdeckung von Flintensteinen gelegen war, so wandten wir uns gegen Zr gegen Norden, dem kleinen Fluß Sirethpodolsky nach aufwärts. Die Ufer diefes Flußes waren meistens aus rinem grauen Thon und Mergelschiefer gebildet, welcher voller Versteinerungen war, besonders viel Orthokrati- len, von der Größe einer Stecknadel bis zur Lange ei« nes Schuhes und darüber, und im Durchschnitt oft einen Zoll dick ; Terebrakulen von verschiedener Größe, so wie viele gefaltete Anomien, Schraubenschuecken u. s. w. Das merkwürdigste war, daß ich eine Menge Schrau¬ benschnecken im natürlichen Stand mit einer Thonerde überzogen fand, auch ungenabelte Renten waren sehr häußg von drey bis vier Linien an Größe anzutreffen. Auch fand ich eine schwarze, in die O.ueer weißgestreifte, und darzwischen punktirte. Martini in seinem Conchy. lienkabinet *) hat auf der lösten Tafel, 1088» lit. «> sie etwas der mistigen ähnlich abgebildet; aber eine andere Spielart davon scheint noch nicht bekannt .Zu seyn. Die Mündung ist weiß, mit einem Perlen- mukterglanz, der Rücken oder die Wölbung der Scha¬ le ist im Grunde weiß, mit rosenrothen netzförmigen Streifen überzogen, so daß die Zwischenräume, wo das r3w8 nitzer. Diese leiden das beste Zurichten, und sind von schwarzer Farbe, manchmal mit etwas Roth gemischt. Zweitens runde dichte, welche aus mehrern Farben bestehen, als weiß, blau, grau, u. s. w. ?^romIcku8 s Ispis iLlopetsrms ^lobo- sus compaüus verli coloratus aut Lonirians cru- sta mar^cea nulla. Wann diese klein sind, und die Farben Lagenweiö aufeinander liegen, zum Beyfpiel schwarz, blau, oder weiß und grau, so kann man moderne oder erhabene Arbeit darauf stechen, als Köpfe für Ringe u> dergl. wo also die eine sage der Farbe, als z. B. schwarz für den Grund, und blau oder weiß für den erhabenen Kopf dienen kann. Da der Stein eben das feine Korn des Calcedon und Achat hat, nur nicht so durchsichtig ist, so laßt er sich eben so gut behandeln, und seine Politur ist eben so glan- D 4 zend <6 - - zend; wie man dann auch in Italien eine Menge solcher gefärbter Kiesel verarbeitet, doch vor Zeiten mehr als itzo, die nichts anders als unsere Flintensteine sind. Will man zu dieser Absicht sich solche Steine, um Cameen daraus zu machen, verschaffen, so ist es darum zu thun, daß man jene Kugeln, welche beym ersten Anbruch, den man mit dem Hammer daraus macht, die Farbenlagen erkennet, und dann mit ei¬ nem Spitzhammer rings herum Zoll breite Schiefer abschlage, die so dick aussallen müssen, als eö zu die¬ ser Arbeit nöthig ist: Nach WalleriuS und andern Mineralogen wird diese Steinart oft zu den Achaten oder für einen Onyx gerechnet, allein, obgleich die Erdart in unferm Stein, eben so wie in allen Kie- seln, die nchmliche ist, das ist, beynahe bloße Kiesel¬ und nur mit sehr wenig Alaun - Kalkerde und einem brennbaren Stoff vermischt, welcher ost schwer darinn zu entdecken ist, so hat doch hier bey diesem Steine nur wenig Durchsichtigkeit statt, dann bis auf diese Eigenschaft wäre die Bestimmung des Wallerius rich¬ tig: wenn er sagt: Skates vix ssmipelluLiclus kssciis am ssratis ciiverlL colorads ornatm lp. 129. Drittens runde, welche bald von einer oder Mehrern Farben, und inwendig hohl sind; deren Höh¬ lungen anfangs jederzeit mit Wasser oder mit Quarzkri- stall ungefüllt sind. kyromaLlws s, lapis sclop. Zlobolus §Iobofu8 UNO 3Nt verücolor3w8 inw8 6XL3VL- tu8, saepiu8 repletur aut cr^l^allis c^uarr- oÜ8 (6so6on künii) Niemals kann sich eine hohle Kieselkugel bilden, wenn nicht bey ihrem weichen Zustand Master in der Mitte enthalten wäre; bekömmt eine solche Kugel bey ihrer Entstehung einen Ritz., daß das Master ausflies¬ set oder verdünstet, so findet man auch eine solche Ku¬ gel leer, ohne Kristallisation, so wie ich dergleichen Spuren in dem Mergelgebirge von Podolien, besonders bey Zbrycz und Zaleszczyk und von Pokutien gefunden habe, wo diese Kugeln noch in ihrer ersten Bildung waren, nämlich noch meistens kalkartig, grauweiß, kaum die Hälfte an Gewicht der gebildeten Feuersteine, und von noch ziemlich weichen Bestand, so daß wenn die Lagerstätte mich nicht klar überzeugt hätte, ich niemals diese dafür würde gehalten haben. Auö diesen ersieht man klar, daß hier aus Kreide oder reiner Kalkerde Thon und Kiefel entstehen, und ohne Zweifel, wenn solche Steine der Verwitterung ausgesetzt sind, das ist, ihr verlarvendes Mittel verlieren, sich in Thon und Kalk wieder umbilden. Eine solche Kugel in ihrem ersten D Z Zustande *) c. eiinü N-Uurglis Nittor. Inbr. XXXVI. lom.XXII. xrx. io. ksris, 1782. 4. AS - V» Zustande nimmt, wie oben erwähnt, einen viel gros¬ sem Raum ein, als wenn sie sich vollkommen zu Kis¬ sel gebildet hat, so daß sie mit ihrer Dichtigkeit an Schwere zunimmt. , Ist nun eine Feuer - oder Flintensteinkugel zu Anfang auf ihrer Oberfläche ganz ohne Rihs, und sie hat bloßes Wasser eingeschlossen, so erzeugen sich ganz durchsichtige Kristallen mit einer sechsflächigen Pyra- mide. Diese Kristallen sind von Natur meistens ganz rein, kieselartig, weiß, auch oft durch Eifentheile roth, bläulich, gelb und grau gefärbt, doch sind sie auch nicht jederzeit so rein, sondern ihre Grundfläche ist von eben der Natur der Mutter- oder Flintensteinhöhle, worauf sie sitzen. Es ist also ganz erweißlich, daß die reinste Kie¬ selmaterie dieser Steine jederzeit in der Mitte und durch Wasser noch aufgelöst sey, wo dann bey unge¬ störter Ruhe sich solche bilden können. Das Wasser, welches man noch oft bey Zerschlagung dieser Kugeln antrift, ist rein, und ohne allen Geschmack; je größer die darinn gebildeten Kristallen sind, desto weniger ist davon vorhanden, als wenn das Wachsthum der Kristallen das Waßer verzehre; allein dieß ist nur bloßes Muthmaffen, indem so etwas wegen Länge der Zeit, welche es erforderte, nicht beobachtet werden kann, 59 kann, und um so viel mehr ist es alkhier unmöglich, als diese Steine undurchsichtig sind. Was aber noch merkwürdig an den Höhlen dieser Kugeln ist, ist, daß sie beynahe allezeit die Figur eines griechischen Ha- Haben , und so weit dieses in den schwarzen Kugeln sich ausdehnt, stets mit einer weißem Substanz umgeben ist, als wenn das Wasser die färbende Theile verzehrt oder gehindert hatte, so weit zu dringen. Was die Figur der Höhle betrift, weiß ich keine andere Ursache anzugeben, als daß sie bloß vom Druck herkömmt, indem die hohlen Kugeln niemals ganz rund sind. Ob alle.'diese Kugeln Seeigel gewesen sind, glaube ich nicht, indem ich niemals Merkmaale dieser Thiere in unserm Steine gesunden habe. Man sehe auf der vierten Vignete i. wo eine solche Höhle vorge- stellt ist. Viertens von einem halben bis zu einen ganzen Schuh lange, und einen bis zween Zoll dicke, runde, priapolitenförmige Fkintensteine, von Farbe grau, schwarz und ganz dicht, s. lapis sielop. ob- lonFns rotunciatus cinsreo m^relcens com- PLÄU8 s. pr^apolitiformis. Diese lassen sich, we¬ gen ihrer Dichtigkeit, ganz gut zu Flintensteinen zu¬ richten. Da man äusser den Kalkarten keine solche sigurirte Steine hat, so ist zu vermuthen, daß sie ihre erste Bildung im kalkartigen Zustand erhalten haben. Fünf« 6O - Fünftens ästige Feuersteine, von Farbe schwarz oder grau, wovon die Seitenaste klein und zugespitzt zugehen, so daß sie ganz die Aehnlichkeit der Hirschhör- ner, Korallen, Finger u. s. w. haben, k^romackus f. lapis fclop. compaÄU8 m§sr rsmosus cornu csrvi 36mnlan5. Diese oft so sonderbar ge¬ bildete Steine stecken einzeln in einem ziemlich festen weißen Kreidenmergel. Ich habe sie so wenig als die vorhergehende Art jemals hohl gefunden, folglich ganz zum ökonomischen Gebrauch tauglich. Man war an¬ fangs, nicht allein hier zu Lande , sondern auch ander¬ wärts , der Meynung, daß dergleichen gebildete Steine wirklich Versteinerungen feyen, allein da niemals Merk¬ male eines vorhero gewesenen natürlichen Produkts vorgekommen, und da sie allzuhausig in dieser Gestalt aller Orten in Mergel und Kreidenschichten anzutref¬ fen sind, so fallt also diese Muthmassuug ganz weg; aber wahrscheinlicher ist es, daß ost alle diese Feuer - oder Flintensteine unmerkliche Versteinerungen einschließen; wenn ich sage unmerkliche, so versiehe ich darunter die grauen und weißen Flecke, welche in den schwarzen und andern dergleichen gefärbten Steinen stecken, und meistens von Seethieren Herkommen, dann diese Fle¬ cken oder Versteinerungen sind eben nicht selten. Ich besitze Stücke in meinen Mineraliensammlungen aus er¬ wähnten und andern Gegenden, wo in Faustgroßen Stei- 6i Steinen, welche den Uebergang des Mergelstems (l-i- tkomar§a) in Kiesel zeigen, die Versteinerungen von kleinen Amonshörnern und Röhrkorallen (lubiporn I^nnasi) in dem noch kalkichten Theile ganz sichtbar, aber in kieslichten kaum mehr mit dem besten Ver¬ größerungsglas zu sehen sind. Man sehe die vierte Vignete No.i. wo auf der Seite* ein kleines Amons¬ horn abgebildet ist. Ware auch die Versteinerung nicht so nahe beysammeu, wo ost der halbe Thcil erst vollkommen verglast und unkennbar ist, so würde man gewiß es ganz verneinen, daß diese Flecken jemals Ge¬ schöpfe gewesen seyn sollten. Indessen gilt dies doch nicht von allen Mackeln und Flecken, welche sich in dem Flintensteine finden, dann ich habe auch oft noch solche aus bloßem Mergel bestehend gesunden, wo ich keine bestimmte Figur von Versteinerung wahrnehmen konnte. An vielen Mergelklößen, oder Knauers, wie man sie auch im gemeinen Sprachgebrauch zu nennen pflegt, findet man eine doppelte Art von Ent¬ stehung der Flintensteine. Erstens von der Oberfläche zu dem Mittelpunkt sich bildend, mit und ohne Hoh¬ les; wo also der mehr kieslichte Theil im Umkreis, und der khonmerqelichte davor eingeschlossen ist. Dies ist «n unserm Flintensteine ohne allen Versuch durchs geübte Aug sehr merkbar, dann je vollkommener der Stein sich gebildet hat, desto mehr erhalt er Schwere, glatte Ober- 6r Oberfläche rind Durch sichtigkelt ; ist der Stein mit einem brennbaren oder bituminösen Wesen versehen, oder von Eisen gefärbt, so wird auch jederzeit die Färbung mehr in dem kieslichten als khomchten oder kalkichten Theile stecken, und so kommen oft solche Kugeln vor, welche von der Oberfläche Zum Mittelpunkt kaum vier Zoll betragen, wo die Nuancen oder Farbenände¬ rungen so unmerklich aus dem ganz schwarzen ins schmutzig weiße übergehen, daß man äusser deren En¬ de keine Granze des Uebergangs bestimmen kann. Anfangs war ich geneigt, zu glauben, daß die Ma¬ terie des Steins durchaus die nemliche, und die Fär¬ bung desselben nur zufällig sey; aber die chemische Zerlegung zeigte mir das Gegenrheil, daß nur jederzeit jener Theil, der zu vollkommenen Flintensteinen ge, hört, die mehresien kieslichten Theile in sich hatte, und uicht jener, der noch mehr in steiumerglichtem Zustand war; man sollte daraus schließen, daß je homogener die Theile sind, die den Stein bilden, desto ehender werde derselbe fähig gemacht, durch die gleichliegende Porog das Farbewasser durchdringen zu lassen, oder umgekehrt, daß dessen Dichtigkeit solches mehr erhält. Doch sind dieß nur bloße zufällige Muthmaffungen, die ich bey tausendmaligen Vorfinden dieses Gegen-.- siands gemacht habe, ohne jemals darauf zu behar¬ ren. Die Die zwote wahrscheinliche Entstehung ist aus dem Mittelpunkt oder mit einem Kern; oft kann man den Kern, wo die Entstehung erst in ihren Anfang ist, erkennen, oft aber auch nicht; so fand ich Bey- spiele an kleinen Amonshörnern u. s. w. wo sie mitten in einem schon ziemlich harten Mergelstein schon zu Feuersteinen verändert waren, und je weiter die Flin- kensteinmaterie von dem Mittelpunct abstand, je porö¬ ser und kalkartiger war sie, als wenn erst durch die¬ sen Stein eine noch feinere Kieselmaterie sich durch¬ dränge, um die Größe des Kerns vermehren zu hel¬ fen. Diese Entstehung mit einem runden Kern bil¬ det auch nichts als Kugeln, wo doch bey vollkomme¬ ner Bildung einer solchen schwarzen Flintensteinkugcl innen etwas einer Versteinerung ähnliches merkbar ist. Sollten vielleicht durch Länge der Zeit, Druck, oder mehr anzunehmende Dichtigkeit der Körper, die Ver¬ steinerungen bey manchen Steinarten verschwinden? Eine Muthmafsung, die ich vor einer langen Zeit schon gehegt, und in dem Naturforscher bekannt gemacht ha¬ be, welches sich auch hier immer mehr durch fernere gemachte Erfahrungen zu bestättigen scheint. In dem tiefen Thal Klemboka Dolina, wo die schwarzen priapolitenförmigen Flintensteine brechen, fand >ch unzählige Beyfpiele von der ersten Entstehung die- 64 ser Steine. Wenn man die Mergelklöße entzwei- schlägt, so findet man sie anfangs weiß, dann gegen die Mitte zu weißgrau, ost nur einen Zoll lang, und drey bis -vier Linien breit einen grauen schwarzlichten Kern, der den Anfang des Flintensteins, und mit der übrigen Massa ein ganzes ausmacht. (Man sehe Vignette 4. blr. 2.) Ich habe niemals einen andern dazu geschickten oder schon gebildeten Körper gesunden, als ein röhriges Gewebe, welches aber nicht in dem grauen oder schon glafichten, sondern beym Ausgang in den kalkichten Theil zu sehen war. Daß dies ebenfalls ein Seeprodukt sey, und unter das Geschlecht der Reteporiten (Licka- rs luwosz ?all35) gehöre, scheint gar keinem Zweifel unterworfen zu feyn, so wenig es auch sichtbar ist; dann die gebundenen Röhrchen sind alle wie in kleine Viere¬ cke zusammen gefügt, so daß ein solches Viereck nie mehr als eine halbe Linie betragt. Um so viel möglich über diese Bildung der Flin¬ tensteine eine Erläuterung zu geben, habe ich auch auf der fünften Vignette Nr. Z. eine merkbare Abbildung geliefert. Da hier keine befondern Farben, als schwarz und weiß, vorkommen, so hat man solche Uebergänge durch Zeichnung und schwarzen Abdruck ganz deutlich geben können. Freilich nicht so in der Vollkommenheit, als 6Z kls wenn man den natürlichen Körper vor sich hakte. Ein jeder Kenner weiß, wie schwer, ja oft ganz un möglich es im Mineralreiche sey, mit Abbildungen den Leser zu befriedigen. Sechstens in Schichten brechender Flintensteim k^romaclw8 s. lapis siLlopetariu8 compaÄU8, al¬ bo ctnsreiL6ri8, op3Lv8 in kratiš or6inati8, črn¬ ka tenuistima aut nulla. Diese Flintensteine sind schmuhigweiß, oder weißgrau, ganz undurchsichtig, im Bruch schalicht, und zeigen kein Merkmal von ihrer ursprünglichen Entstehung. Die Oberfläche ist mei¬ stens uneben und löchricht, die Rihen und Brüche sind oft, so wie alle vorhergehenden, mit einer sehr dünnen, kaum merklichen Rinde umgeben, vom Braunstein Dentriken angelegt, so wie bey den Achaten. Diese Steinart sieht so aus, wie ein unreifer Chaicedon oder Achat, und läßt sich zum Gebrauch des Feuergewehrs sehr schwer zurichten, so, daß man die damit a»gefan¬ gene Arbeit wieder ausgegeben hat. Die Steinart, worum er bricht, ist ein eben so gefärbter Kalk - und Mergelstein, der hin und wieder mit Versteinerungen «»gefüllt ist; welche aber bey dem aus diesem gebil¬ deten Flintenstein niemals zu sehen sind» Der Mer¬ gelstein, der solchem zur Mutter dient, giebt am Stahl heftig Feuer, und braußt auch mit den Sau- E rett, 66 ren, er macht also eine Abänderung des Mittelsieins aus, wovon ich anderwärts Erwähnung gethan habe. Da seine weisgraue Farbe svwol, als sein gleichförmi¬ ges Korn ganz dem gemeinen zeitlichen Kalkstein gleich so sieht, würde sich auch der beste Minerlog daran ver¬ kennen, und ihn für einen reinen Kalkstein halten. Siebentens hornartiger oder gelb durchsichtiger Flintenstein, welcher von weicherm Bestand ist, als der vorhergehende. k^romacbU8 s iapi's stclop. pcl- luciäus staveicer>8 fraÄura nitens, cortice bro crctaceo, ciuritate minima ülex paroma- ckv8 V3ZU8, cortice ßladro, fraxmentis ciiapka- nis 6l3berrimi8 Linne *) ülcx i^narius semipeU lucicZus üavescens. VVallerins **). Dies ist eigentlich der gemeine Flintenstein, der über dem Podhorcefluß bei) Zbrycz in der Republik Pohlen, sehr selten in Gallizien, aber desto häufiger in England, Frankreich uud andern Orten bricht, und von welchem die Lithologen in ihren Werken unter verschie¬ denen Namen Meldung thun; und ihn bald als Kie¬ sel - Horn - oder Feuerstein bestimmen. Unter den Franzosen haben einige diese Benennungen vereiniget/ unS *) 8vikemA nstuiAL eäiu rä. Holm. 1768. **) winsr-NoLise. 'Visums 177z« und nennen ihn kierrs 6s corns L fuül. IndejseU obgleich diese Benennung nicht so ganz unschicklich scheint, so verbindet sie doch zwo verschiedene Steim arten sür eine einzige, die sich sowohl beym mecharm scheu Gebrauch, als in ihrem Bestände unterscheiden. Diese Abart von Flintenstein ist beynahe jeder¬ zeit mit einer oft Zoll dicken, weißen Gypsmergelrin- de überzogen, so wie sie zu Podgorce , Unweit Krakau- am Weichselfluß in Gallizien, in nicht Hellen, sondern grau hornfarbigen Kugeln brecheU; welche sich eben zum Gebrauch tauglich befinden, und man auch all- dorten einige Arbeiter auss Flintenstein zurichten an¬ gestellt hat. Da ich im Orte viele solche Feuersteine in ihrer Lage zu sehen bekam, und solche zertrümmer¬ te, um das Innere abzunehmeit, so fand ich die weiße, sogenannte Kreidenrinde aus einem bloßen Weis¬ sen gypsigten Mergel bestehend, in dem sie mit Sam reu nicht braußte, an der Zunge klebte, durchs An¬ hauchen einen starken Geruch gab, und im Feuer zum Theil verhärtete, und sich zu Mehl brannte; nuk die äußerste Oberfläche zeigte etwas talkartiges Man hat seit langer Zeit einen gewissen Grund- saß, wie oben erwähnt, behaupten wollen, daß jeder¬ zeit diese Kiesel in Kalk übergieNgen; ohne Zweifel' deswegen, weil man diese Steine mit einer dicken Mei> E L tzelrinös 68 gelrinde überzogen fand, welches aber bey dem oben erwähnten (die von Podgorce ausgenommen) nicht zu¬ trift; allein dieß hat hier gar keine Wahrscheinlichkeit, dann hundertfältige Probestücke haben mich eines an¬ dern belehret. Die Flintensteinkugeln von Podgorce, welche in Steingetrümmern oft Lagenweis neben an¬ dern Kalk« und Thonsteinen brechen, und weiche ich zum Beyfpiel hier anführe, haben, wie erwähnt, oft eine Zoll dicke Rinde, welche aus dem horngrauen ins ganz weiße übergeht. Nun da diefe oft ganze Thon¬ rinde rings um die Kugel gleich dick aufgesetzt, und die eingeschloßene Kiefelkugel ganz dicht und von gleichem Korn ist, so ist nicht zu vermukhen, daß sie durch die Verwitterung stückweiö in sphärischer Gestalt sich ab¬ sondern sollte, und so was kann man doch hundertmal des Tags an dieser erwähnten Kugel beobachten, wo in der weißen Rinde kleine, oft nur Hirsch'orn große Kieselkugeln sich zu bilden anfangen; wollte man nun behaupten, auch die stehen in der Verwitterung, so könnte man antworten: warum haben diese kleine Körper dor Verwitterung mehr widerstanden, als tau¬ sendmal größre Kugeln in dem Innern der Er¬ de ? dann sie sind ganz in dem weißen Thonkies, und mit der großen Kieselkugel nicht zusammen¬ hängend. Zu mehrerer Deutlichkeit so det man auf der fünften Vignette Ao. 4, eine Abbildung davon, w» 69 wo ein Stück einer solchen Kugel im Durchschnitte vorgestellt ist. Nun auch ein Wort von den Bestandtheilen der Flintensteine, von welchen hier die Beschreibung gege¬ ben worden. Die Mutter, worinnen die meisten in den Prw vinzen Podolien und Pokutien im Königreich Gallizien brechen, ist eine weiße feinkörnige Thonmergelerde, oder Stein, welcher mit ar^ilia kermentants der Mi¬ neralogen viel ähnliches hat. Die Bestimmung wäre folgende: bckarFa indurata argiiiacea alba, parti- culis m(MinÄi8, textura traLkabili aut tenaci. In dieser Erd- oder Steinart liegen die erwähnten Steine (die von Podgorce ausgenommen) beynahe ganz ohne Rinde, dann die sehr wenige weiße Erde, die an den schwarzen Kugeln anhängt, ist ein bloßes Ober¬ häutchen, wie auf den Birkenrinden liegt, und kann also für keine wahre Rinde gelten. Es wäre mehr als überflüßig, den analitischen Weg hier anzuzeigen, wie die Bestandtheile dieses Thonmergels auseinander ge¬ setzt worden. Im Durchschnitte genommen, von Stü¬ cken, die ein bis drey Klafter unter der Oberfläche der Erde genommen worden, gab eine Unze drey O.uintchen zehn Gran Kalkerde, ein Quintchen 2Z Gran Alaunerde, und zwey Ouintchen sieben Gran Kie- E Z selerds felerde, Das Verhalten dieses Mergels im Feuer ist folgendes: Zu Anfang scheint er ganz gut das Feuer zu er¬ fragen, allein bey zunehmender Glühhitze springt er in Stücke, mischt man ihn mit etwas Thon, und ver¬ fertigt kleine Scherben daraus, so brennt cr sich ziem¬ lich gut aus, nur ist sein Bestand zu viel kalkartig, folglich zu weich, um Scherben daraus zu verfertigen, als zur Abglühung der Edelmetallen u. s. w, indem durch das Anhängen ihr Gewicht vergrößert wird; auch zu Abtreibscherben, worauf Versuche gemacht worden, taugt er nichts, indem das Bley sich daraus verglättet und nicht einsaugt, Wenn diese Mergeler- de frisch gegraben wird, so merkt man niemals eine Spur von Dendriten, indem die Magnesia oder Braunstein, welche solche bilden, erst von der Lust¬ säure mit der Zeit schwarz gefärbt wird. Die Versuche der weißen Flinkensteine von Zbricz zeigte folgendes: Nachdem sie zwey Stunden lang in dem Glühfeuer von 48O Gran ausgesetzt waren, fieugen sie an, die Farben zu andern, wurden brüchig, schnitten besser Glas wie vorhin, wurden aber nie ganz weiß, sondern schmutzig grau, so daß sie zur weißen Glas«, frjtte nichts taugen, Durch Durch die nassen Versuche gab ein Loch dieser Steine 2 Quentchen, 49 Gran Kieselerde, 4z Gran Alaunerde, 1 g Gran Kalkerde, und manchmal zwey bis vier Gran Eisen. Da mit diesem Steine verschie¬ dene Versuche gemacht worden, so hat sichs erwiesen, daß je weicher sie von Bestand waren, oder je weniger sie am Stahl Feuer gaben, desto mehr waren sie noch kalkartig, oder hatten noch Kalktheile in sich, so gab einmal ein Loch gg Gran Kalkerde, folglich über den achten Theil des Ganzen. Die schwarzen von Podo- lien verloren in der Glühhitze von 429 Reaumürischer Grade, wo das Silber schmelzt, ganz ihre Farbe, wurden wenig brüchig, und ganz milchweiß; an ihrer Harte verkehren sie nichts, sondern »rahmen ein merk¬ liches zu, und zum Glasschneider» waren sie viel taug¬ licher, als vorhin. Ob zwar auch die oben erwähnten weißen Flintensteine mit eben der Eigenschaft begabt sind, das Glas zu schneiden, doch in einem geringe¬ rem Grade,, so habe ich doch oft eine Art sowohl, als die andere, zum Glasschneiden angewandt, nur ist die Dauer nicht wie bey dein Diamant,, denn man niuß schon bey dem zweyten oder dritten Schnitt durch einen frischen Bruch eine neue Scharfe machen. Ich habe viele Landleuke gesehen, welche, nachdem man ihnen den Vor- theil des Schneidens gezeigt, init dein Schneiden kleiner Scheiben zu Bauernftnsicrn ganz gut zurecht gekommen E 4 sind. sind. Man kann hier einwenden, daß dieß auch andre harre Sterne thun; allein man kann solchen nicht nach Willkühr auf eine so leichte Art die scharfe Schneide geben, wie man es mit dem Flintenstein thnn kann, und so find sie also zu diesem Gebrauch nach dem Diamant die tauglichsten, besonders auf Glashütten- wo es nicht so sehr auf die Genauigkeit ankömmt , son¬ dern auf die Wohlfeile. Die Besiandtheile dieser schwarzen Flintensteine waren folgende. Eine Unze oder zwey Loch bestunden aus 6 Quintchen ZZ Grau Kieselerde, 4g Gran Alaum erde, 11 Gran Kalkerde, i Gran Eisen, der übrigeAb- gang von 28 Gran, so wie bey dem vorigen zwölf Gran, bestand in Wacher und dabey habendem Phlo- gision, von welchem die Steine ihre eigentliche Far¬ be nebst einem Theil Braunstein, lden man man, chesmal dabey findet, herhaben. Aus diesem ist klar zu ersehen, daß dieser Flintenstein nicht nach einem dicktatorischen Minerahysieme bestehen kann, wenn eS heißt, der Kiesel - oder Flintenstein bestehe aus bloßer glasartiger Erde, ist folglich viel homogener, als der reine Quarz; da eben der Verfasser nach acht gemach¬ ten Versuchen von andern Mineralogen dein Quarz die Kalk- und Alaunerde nicht hat absprechen können; allein wenn man Systeme fabrizirt, so will man auch ehr merkbare Unterscheidungszeichen angeben, die bey andern, andern, oft, der Neuheit zu Liebe, nicht zu finden sind; aber leider,' nur gar zu oft auf Unkosten der Wahr¬ heit; dann oft ist der Systemengeisi der größte Feind derselben. Da nun von dem Physischen dieser Steinart Nachricht gegeben worden, so folgt nun auch eine Nach¬ richt von dessen Nutzen oder ökonomischen Gchrauch. Erstens sind diese schwarzen Steine zum Glas¬ machen sehr tauglich, wie man oben gesehen hat, (und Theophrasius im 84sten H. erwehnken Buchs schon bemerkt hat,) daß sic im Feuer, wenn sie auch ganz schwarz sind, dennoch schneeweiß werden, so wie der Mutkerstein, worum sie brechen; so sind sie auch nicht minder tauglich mit Feldspathe vermischt zur Fritte des Porzellans. Sie als Chameen, wie in England von Wedgwood und Bentley durch Zerstossen dieser Steine und Vermischung mit einer Porzeüainerden zu faßen zu machen, ist hier noch nicht bekannt. Der Hauplnußeu aber schrankt sich in diesem Lande, von gegenwärtigemIahr 1788 an gerechnet, aufs Zurichten für das Schießgewehr u. s. w. ein. Nachdem Kaiser Joseph auf alle Wege Bedacht nahm, wo aus seinem weitläuskigen Reiche das Geld ausfloß, solche Canäle zu verstopfen, die um nützen Waaren zu Verblethen, und die unumgänglich Uothwendigen selbst zu erzeugen, so ließ er nichts äusser E 5 Achtt 74 Acht, und so gering, als man den Artikel von Flinten« steinen für ein Land ansehen mag, so belauft sich doch eine solche Waare bis auf einige tausend Dukaten das Jahr hindurch, die also äusser Land gehen , und nicht mehr zurückkommen würden. Ich kenne einen Han¬ delsmann in Wien, der des Jahrs fünf und vierzig bis fünfzig und mehr Fässer solcher Steine aus Frank- reich kommen ließ. In einem solchen Faß sind von fünf und zwanzig bis dreyßig taufend große Stücke enthal¬ ten, kleine Flintensteine gehen noch einmal so viel in ein solches Faß, welches drey Eimer halt. Man nehme an ; daß das taufend auf den Granzen des Reichs, als in den Hafen von Triest, Fiume u. f. w. nur auf zween Gulden zu stehen komme, so gehen doch durch einen einzigen Handelsmann jährlich fünf und zwanzig hun. dert Gulden baares Geld aus dem Lande. Man neh¬ me eine Armee von dreymal hundert und mehr taufend Mann an , welche jährlich frische Steine braucht, dann mehr als einmal so viele Iagdlustige, und vier bis fünf Millionen andere Menschen, welche solche znmTo- backrauchen und Hausgebrauch benöthiget sind, so kann man, gering gerechnet, annehmen, daß jährlich zehn Millionen solcher Steine verbraucht werden, folglich gehen mehr als zwanzig taufend Gulden für diese ge¬ linge Waare äusser Land. Um 75 Um also diesem Verlust abzuhelfen, sichte dec Monarch einen Preis von hundert Dukaten für denje- ?ngen, der solche tauchliche Steine in seinem Reiche ent¬ deckte. Da aber die Ankündigung durch die Civilstel- ken ost mit der unrechten Bestimmung des Steins ge¬ schah , indem man, anstatt Flinten - Feuersteine hin¬ schrieb, so war auch gar nicht zu zweifeln, daß nicht viele Menschen sich und dein Hof mit Herbeyschlep- pung aller möglichen seuergebenden Steine unnütze Un¬ kosten verursachten. Dann im Monat May hatte der Hof mit den vielfältigen Untersuchungen, ohne dem ge¬ ringsten Nutzen, schon Z Ivov Gulden Unkosten ge¬ habt, welches Geld nie unnützer Weise würde verwen¬ det worden styn, wenn die Monarchie in allen ihren Gegenden mineralogisch bereist worden wäre; aber dar- auf hat der Hof nie etwas verwendet, sondern lieber Leute ohne allen Nutzen fürs Land, nach Amerika ge¬ sandt, um uns mit fremden Sachen aus eine Stunde zu belustigen, ohne jemals den geringsten Vortheil da¬ von hoffen zu dörsen. Das Geld verschwindet, und so bleibt man in der Unwissenheit von den 'meisten Provinzen, was das Steinreich betrist, welches doch nicht ohne Nachtheil ist, wie ich hier nur ein Bey, spiel anführen will. So kam von der montanistischen Kammer ein« Verordnung vn vier Jahren an das Bergwerk Hydria z „Nach-. 76 „Nachdem es erwiesen wäre, daß die dortigest Steine znm Zinnobermahlen zu weich wären, und also durch Abnutzen solchen verderbten, so wollte man bessere von Granit von Wien aus senden.,, Wer sollte wohl glau¬ ben, daß es Leuten, die eine solche Stelle bekleiden, und vom mineralogischen Handwerk seyn müssen, unbe- wusi bleiben konnte, daß eine mineralogische Karte von Krain, worum die bewußte Steinart von Granit vor¬ handen ssy, welche ich dem dermaligen Zinnobersabri- kanten verschlug, und er es an die erwähnte Kammer anzeigte. Wo ich in diesen Karten , welche sich in der Or^Äo^rapkie Larniolge befinden, genau die Orte des Anbruchs angezeigthatte; und da dieser kleinkörnigte Granit in Schichten von einem Zoll bis zween Schuh Dicke bricht, so war er zu Mühlsteinen gewiß hun¬ dertmal geschickter, als jener, den man mit so großen Unkosten so weit hersenden wollte, indem letzterer erst aus der ganzen Massa gehaut werden müßte, und der Windische nichts als die Zurundung brauchte *). Als ich vor zwey und zwanzig Jahren bey dem Bergwerksdepardement zu dienen anfieng, sah ich mehr als *) Da der Porphir in Krain eben so in Schichten, und zwar in dem Kammergut Hydria, vorfindig ist, so wünschte ich sehr, daß man auch mit diesem ei¬ sten Versuch machte. Freilich ist dieser Porphir nicht so 77 als zu wohl ein, wie nothwendig es für dis österrei¬ chische Monarchie sen, daß man solche mineralogisch be¬ reisen müßte, um zur Erkcnntniß der Gebirgarten zu gelangen, welche den Bergbebeamte noch gänzlich fehl¬ te , und die Entdeckungen, wo es möglich wäre, mit Karten getreu bekannt machte. Ich fieng also zuerst an, eine Oryctographie von dem Lande, wo ich wohn¬ te, zu bearbeiten, und hoste, man würde dessen Nü¬ ßen einsehen, um in andern Provinzen Nachahmer zu bekommen; allein kein Partikulier wollte sich mit ei¬ ner so schweren Sache für den Staat ausopsern, und da das Ministerium die Sache nicht von der guten Seite einsah, so ist es auch dem Hof nicht eingefallen, etwas dafür zu verwenden, und so ist bis diese Stunde, da ich dieses schreibe, beynahe noch keine Nachahmung erfolgt, sondern vielmehr diese kostbare Unternehmung von Faul- lenzem und Neidern verlacht worden. Nun auch ein Wort von dem Schlagen oder Zu¬ richten der Flintensteine. Nicht alle Gattungen dieser Steine so farbenlos, wie der erwähnte Granit, der derma¬ len gebraucht wird; indessen glaube ich nie, daß er wegen seiner großen Vestigkeit so viel Erdtheile fahren ließe, daß er dein Glanz des Zinnobers nach- theilich werden könnte. 78 Steine sind dazu tauglich, es kömmt sehr viel auf ih- re innere Textur au, ob sie sich mit dem Hammer hörig spalten lassen oder nicht. Oft ist der Stein zu gewissen Zeiten oder in gewissen Umstanden ganz da¬ zu schicklich; und ein andermal nicht. Zum Beyspiel, man habe einen solchen tauglichen Flintenstein gefun¬ den, aber ein Theil dieser Steine habe eine lange Zeit an dem Tag gelegen, so laßt sich solcher am Tag gelegene Stein nicht, mehr leicht, sonder» ganz un- tauglich spalten, aus Ursach, weil er zu hart und kurz- brüchig wird, wen» aber das Gegentheil eintrift, daß er stets iw Wasser gelegen ist, so ist er, wie die Arbeiter zu sagen pflegen, zu weich, und die Spaltung geht auch nicht gut von statten. D-eß ist die Ursache, daß, wenn der Stein aus einem nassen Boden gewon- nen wird, er vorher an dem Feuer oder an der Sonne getrocknet werden muß. Doch auch nicht zu lange, sonst entsteht daraus ein verbrenntet Stein, (pierrs brulee), wie man im Bergischen sagt, und laßt sich nicht mehr m it de» gehörigen Vortheilen bearbeiten. Aus diesem ersieht Man also klar, daß dek Flintenstein mit vielen unmerklichen Ritzen oder Zwi¬ schenräumen versehen sehn muß, welche dem Wasser das Eindringen, so wie dem lapis mutakilis oder Weltauge, erlauben. Da es aus der Erfahrung be¬ kannt ist, daß glasartige Steine sich leichter feucht als 79 als trocken schneiden lassen, so ist auch bey unfern keine Ausnahme zu machen *). Die verschiedenen Flintensteinsorten, welche der¬ malen in Podolien und Pokuticn gemacht werden, schranken sich noch bloß zum Militairgebrauch ein. Die erste Sorte ist für die Doppelhacken, und diese sind die größten, welche im Ort drey bis vier Gul¬ den das tausend zu stehen kommen. Zweitens zu star¬ ken Schlößern, von zwei) und einen halben bis drey, zn ordinairen Feuergewehr von ein und einen halben bis zwei), dann für Carabiner, Pistolen und Stuhen ein bis ein und einem halben Gulden das tausende Von den zwey ersten hunderttausenden hat man den Arbeitern, welche sie auf ihre Rechnung versere tigten, gegen vierzig bis fünfzig tausend ausgeschossen, welchen Ausschuß dennoch das Äerarium um einen ge¬ ringen Preis übernommen, und dem Civilstande zum häuslichen Gebrauch verkaufte. Ein jeder Landein¬ wohner , der mit Feuersteinschlagen sein Brod verdie¬ nen /tv. Ich habe in' dem fünften Band des helvetischen Magazins die ausführliche Beschreibung samt der Abbildung der Werkzeuge zum FeuersteinschlagcN gegeben, wo man also nachsehen kann. 80 nm wollte, wurde unentgeldlich abgerichtet/ jeder ein¬ zelne Arbeiter kam dem Hof auf fünf und zwanzig Gulden zu stehen; allein obgleich diefe Unkosten bey der Menge sich etwas hoch beliefen, so ist doch dieß reichlich wieder eingebracht worden. Da ich hier den Preist der erzeugten Feuerstei¬ ne mir überhaupt angesetzk habe, so wird er doch manchem sehr hoch gegen die französischen Vorkommen, da der Preist der letztem an Ort und Stelle sehr nieder ist, wie man im erwähnten fünften Band des helvetischen Magazins ersehen kann, wo der höch¬ ste Preis zween Gulden sechszehn Kreuzer, und der mindeste nur auf vier und zwanzig Kreuzer zu 'ste¬ hen kommt. Ob nun gleich der Preis der französischen viel geringer ist, als von den polnischen angezeigt wor¬ den, so ist doch gewiß, daß der Preist noch mehr fallen, und für den Hof keinen Unterschieb machen wird, indem die Güte der podolischen u. s. w. die französischen weit übcrtrift. Erstens sind sie harter, als die ausländischen, zweytenS geben sie viel mehr Feuer, und drittens halten sie mehr aus, dann ein solcher schwarzer Flintenstein halt hundert und zwanzig Schuß ganz gut, wovon von den ersten sechzigen niemals einer fehl- sthlschlagt, welches Niemand mit den französischen oder englischen ausrichten kann, dann ihr weicher Bestand macht, daß sie bald ihre Scharfe verlieren. Dafür könnte inan aber einwenden, daß so harre Steine, wie die polnischen, die Batterie angreifen; allein dieß hat bey einem guten Gewehr nicht stakt» Zn dein kleinen OrtNizniow hat man das Ge« bande eines Mosters zum Magazin der hier im Lande erzeugten Feuersteine verwendet; ich fand einen Haupt¬ mann der Artillerie mit brey Gemeinen hier, welche dem Landmann den llmerricht errheilten, wie man die Flintensteine machen soll. Der Vorrach der bumch» baren Steine war für die Armee. Seit ein paar Monaten hatte man über sechzig tausend gute, und Mehr als dreyßig tausend Ausschuß bearbeitet. Die fortirten Sceine waren sehr gut zugerichtet, so als wenn sie geschliffen waren. Da ich dein commandirenden Offizier Einwen¬ dung »rächte, daß er im Anfang zu streng mit dem Ausschießen fey, und die Leute den Much dadurch würden sinken lassen , jemals mehr zu arbeiten, so war feine Verkheidigung folgende: „Lasse ich zu Anfang „das Hudeln mit Lieferung schlechter Arbeit angehen, „so werde ich diese Leute, die das faule rohe Leben ge. „wohnt sind, in ihrer Nachlässigkeit bestärken, und F 82 „so werden sie sich nie an eine Genauigkeit gewöhnen, „welches aber der Pole im Stande ist, wenn er nur „im Anfang gehörig dazu angehalten wird. „ Allein der Erfolg hat das Gegentheil erwiesen; fo hoch als man auch den Preiß für die genaue Zurichtung ge» macht'hatte, so hatten doch diese Leute ihre Arbeit aufgegeben, wenn nicht auch ihr Ausschuß, obgleich um ein sehr geringes Geld, wäre abgelößt worden. Drit, IZ ' z ' ' Zre Vigs. Drittes Kapitel. Von der kaiserlichen Moldau oder Bukowina, de¬ ren Gebirgen, Bergwerken, Goldwäschereyen, Salzsiedereyen, von den Lipswannern u. s. w. b^achdem ich die Gegend von Podolien mit ihren Flintensteinanbrüchen gesehen hakte, nahm ich meinen Weg von Norden nach Osten, zwischen dem Dniester und Pruthfluß, zu dem kleinen Ort Horoden- ka. Bis dahin hatte ich nichts als Hügel von Thon, mit Kalk, Sediment, Horn - und Thonsteinen, welche stets bis Sniakyn anhielken, wo ich dann nicht weit davon in die kaiserliche oder obere Moldau, oder in das F L obere 84 obere Land gelangte. In dem erwähnten Orte fand ich das Hauptspikal der Armee des Prinzen von Co, bürg, welches eigens neu von Holz dazu erbaut wor¬ den; es war gut und wohl eingerichtet; die Kranken besser und ordentlicher behandelt, als in dem sieben¬ jährigen schlesischen Krieg, wo doch so viele Medici- ner dabey mit nicht geringen Kosten angestellt waren; allein ich, als Augenzeuge, weiß, wie wenig diese Leu¬ te khaken, sie zogen ihren großen Gehalt, liefen einmal des Tags durch die Krankensäle, und überließen die Nothleidenden den meistens sehr unwissenden Feldsche¬ rern zur Behandlung. Freylich sind diese Leute auch dermalen noch nicht, was sie seyn sollten; allein um einen solchen Lohn und Behandlung ist in Ewigkeit nichts bessers zu erwarten. Von Sniatyn (Büschings Geographie) überSis- kowce bis vor Zernowia ist stets der nemliche Voden und Steinarten. Vor lehkerm Orte wird alles ebene mit Morasten angefüllt, weil der Pntthsiuß in dieser Ebene so ost schon sein Bett verändert hat. Hier muß man über erwähnten Fluß sehen, wenn man nach Czernowiee polnisch, Czarnowce russisch, CzernauH auf moldauisch, undTfchernowiß auf deutsch (Sulzer a. a. O.) gelangen will. Dieser Haupkort der ganzen Bu¬ kowina liegt dicht an den Pruthstuß auf dem hohen User 85 Ufer gegen Süden. Diese kleine Stadt/ welche nur aus sechs bis siebenhundert Hausern bestehet, ist ganz offen, und hat, seitdem sie unter Kaiser Josephs Scepter stehet, viele neue ordentliche steinerne Gebäude bekom- men, da sie vorhin nur hölzerne hatte. Die Steine zu den hiesigen Gebäuden müssen ferne aus dem mo¬ dern Gebirge Cetzin geholt werden. Sie bestehen aus einem weichen, weißen, mit Versteinerungen angefüll¬ ten, kalkichtcn Sediment. In diesem Orte ist ein Kreisamt fürs ganze Land, welches vor Zeiten ein einziger Isbraunik ersetzte, wie auch eine kleine Gar¬ nison , und der Posto eines Generals und des griechi¬ schen Erzbischofs von Radauz. Als ich da war, stand ein Bataillon eines Garnisonregiments von alten für Fclddienste unbrauchbaren Leuten zur Besatzung da, welche Mannschaft ein Monat vorher bey einem kleinen Ort Rohiatyn Wunder gethan hatte, ohngeachtet sie nicht mehr, als vierhundert Mann stark war, so that sie doch mit zwo einzigen Kanonen einem Schwarm Tatarn von mehr als viertausend so tapfern Wider¬ stand, daß letztere mehr als fünfhundert Mann bey ihrer Atacke auf dem Platz vcrlohren und zurückge- schlagen wurden. Gewiß ein seltenes Veyspiel von ent. krästeten Leuten, die kaum mehr im Stande waren, ihr Gewehr zu tragen, und dennoch mehr erlegten, als sie selbst an der Zahl waren. F Z In 86 In Czanowice, wo ich mich einen Tag aufhielt, hat man stets Gelegenheit, allerley Wasservögel zu seben, die auf den Markt gebracht wurden, ich fah ei¬ ne Abart eines Wasserhuns, bulica, es kam dem ru߬ farbigen des Linne^ nahe. Die kahle Stirn war bis über die Hälfte des Schnabels karmesinroth, der übrige Theil ganz gelb. Die Füsse ganz gelbgrün, an den Ge¬ lenken schwarze Ringe oder Streifen, oberhalb den Knien einen dren Linien breiten, rofenfarbenen Streif. Der ganze Körper war fchwarzbraun, bis auf den untern Theil des Bauchs, der halb weis war; fo wie unter den Flügeln; auf dem Rücken spielten die Fe¬ dern etwas kupferfarbig. Die erste Schwungfeder war an dem ausscrn Rande init einem weißen Streiffen geziert. Der ganze Vogel wog ein und ein halbes Pfund, und war von der Höhe der gemeinen Ente. An den Zehen war keine Spur einer Schwimmhaut; welches doch in der Hourtuynifchen Ausgabe 2 Band S. 426. angemerkt ist. Die schwarze Ente, 3NZ8 ni^ra, und der Bata- lionvogel l'rinZu puMZx Istrw. ist eben nicht selten in dieser Gegend. Von letzt erwehntem Orte gegen Süden, bis an den Sereth, Sirath oder den gesalzenen Fluß der Mol¬ dau ist der ganze Boden mit stachen Thonhügeln be¬ setzt. 87 seht, welche einen etwas leimigen Boden haben, der mit vielem Wald bewachsen ist. Die wenige Stein« art, die hier vorkömmt, ist thon - und schieferartig. Den Screth, der bey Komarka überseht wurde, mach¬ te damals nur ein geringer Bach aus, der aber, wie aus seinem breiten Bette zu ersehen war, sonst sehr beträchtlich seyn muß, so wie auch der Suczawafluß, den ich unweit Fratauh durchfuhr. Dis anhero war der Boden immer derselbe, meistens so wie die ganze Bukowina, aus kleinen Hügeln bestehend, folglich eben, und der Südöstliche Theil , wo die Karpathen laufen, ist mit hohen Gebirgen befeht. Auf der östlichen Seite des Suczawaflußes fand ich eine kaiserliche Smtterey, Mikow genannt, wobey ein Officier mit einigen Gemeinen kommandirt war. Auf zwei) bis dreyhundert Pferde war Stallung all- hier, und die großen Höfe hatten um die Stalle her¬ um kleine Obdächer für die jungen noch unbändigen Pferde, zur Schuhwehre gegen allzurauhe Witterung; indem solche stets im Winter im Hofe, und im Som- wer auf den Alpen in den Carpathen frey Herumlau¬ fen können. Da ich im Sommer hier war, so fand ich, äusser einigen kranken Pferden, alles leer. Von dieser Gegend, wo alles mit den herr¬ lichsten Wiesen bedeckt war, wandte ich mich den F 4 Sueza- SucZawafluß aufwärts gegen Westen, nach Ober, und Umerdztkew, wo ebenfalls wieder kaiserliche Stut, tereyen find; aber auch hier waren, ausgenommen ei¬ niger kranken und plessncm Pferde, die Ställe eben- falls leer. Da man hier an das Vorgebirge der Karpathen kömmt, so findet man auch schon hin und wieder Salzquellen, als Slatina Dzckowolni, di Dzoffla- prüurz-k, Alakoroma, Dela Lubonka, Slatina de la Runk und de la Bachna. Allein da alle diese Quel- len zu wenig Anhalt haben, so wird auch nicht auf sie geachtet, und fie bleiben den Uuierthanen srey, da- mit zu machen, was sie wollen, wo dann das Wasser dieser Quellen in alle umliegende Dörfer, fürs Vieh und zu anderm häuslichen Gebrauch, verführt wird. Das beste Wasser von allen diesen war das von den zwo letzten Quellen, welche schon ganz am Fuße der Gebirge liegen. An dem Eingang des Kcbirgs, wo die Sueza: wa herauskömmt, fand ich die Gegend Stranzo und Jassin, ganz mit Dirken bewachsen. In deni Walde brannte man von der Rinde diestr Bäume Thecr; die. ses zu bewerkstelligen, wird folgendermassen zu Werk gegangen r Die Einwohner, die sich damit abgeben, schalen die ältesten Baume, welche aber doch voll Saft sind, bis bis auf den Stamm , oder sie hacken solche um, nach¬ dem es ihnen siichker ankämmt; haben sie sich nun für einen ganzen Brand solche Rinden verfchasi; so wird ein Platz auögowählt, von .ungefähr dreyßig bis vierzig Quadrarklaftern, der dann mit den belaubten Gipfeln der.abgehackten Baume ganz dicht umzäunt wird, und zwar so dicht, daß der Wind nicht auf den Theerbrand wirken kann, Wenn der Platz eben gemacht worhen, so wird ein rundes Loch gegraben, welches vier Klafter im Durchschnitte, und ein und eine halbe in der Tiefe bekommt; solchergestalt, daß es wie ein umgestürzter Kegel-wird, folglich in seiner halben Tiefe nicht mehr gls zwo Klafter Breite hat. Eben so habe ich auch die Theerofen um die Gegend von Aourdeaux in Frankreich gefunden. Wenn dieses einmal vorgerichket ist, so wird die Erde, welche die Wände dieser Theergruben ausmachet, mit einem hölzernen Schlegel vest geschlagen, damit wahrenden Brandes nichts eingehe. Vor dieser Grube wird, einen halben Schuh vom Rande entfernt, ein drei) bis vier Schuh breiter Esnschmtt in die Erde gemacht, der «ben so tief ist, als die gemachte Grube, hieß wird die Theergasse genannt. Hat man die Tiefe erreicht, so wird noch im Grund eine zween Schuh tiefe runde Grube vorgerichket, die. dann vest geschlagen, und, wenn der Boden nicht selbst von Thon ist,. damit aus» § 5 Zklegt 90 EÄ- .-»- , gelegt wird. Diese Höhle giebt dem künftigen Theer« fang oder' Recipienten für den Theer ab^ Von dem obern Rand dieses TheerftmgS wird ein Loch durch die Erde gebshrt, das bis zu der Ebensale der Theergrube rei6)t. In dieses Loch wird ein Rohr von Holz hinein¬ gesteckt, und auswendig mit einem Zapfen vermacht, wodurch nach Belieben der gesammelte Theer aus der Grube hineingelassen, und bon da aus laufgeschöpst wird. Um mm dbsto leichter in dis Tiefe zu kommens wird diese schmale Grubch worinn die Theergasse sich befin¬ det, lang ausgegraben und stiegenförmig gebildet, um den Theer heraufholen zu können. Nach Vollendung diefer Arbeit wird im Grund des Ofens oder in die Kegelfpitze die Auslegung oder Ausmaurung gemacht, nemlich, es werden die Wände oder der ganze Boden gegen drey Schuh hoch mit platten Steinen ausgelegt, nachdem vorher der Boden vest mit Leimen ausgefchla- gen worden. Vor die Oefnung wird ein großer breiter Stein, oder einige lange schmale, nach der Lange vor- gestellt, welche die Stelle eines Gittcrwerkö vertretten, daß nichts' hineinfalle, und die innere Oefnung des Rohrs, welches zween bis drey Zoll im Durchschnitte hat, nicht verlegt werde. Nun haben einige den Ge¬ brauch , im Grunde auch einen Rost zu machen, aber andere nicht. Zu diesem Ende werden zween große lange Steine vor das Theerloch gelegt. Dann legt man 9l man über diese zween Steine andere in dieO.ueere, und bildet also den nökhigen Rost. Auf diesen werdendann hie Birkenrinden so lange aufgetragen, bis der ganze Ofen angefüllt ist, und so wird das Ganze mit keimen, worunter etwas Rasen gemischt wird, bedeckt; solcher¬ gestalt, daß an einigen Gegenden Oefnungen bleiben, um dem Feuer kuft zu geben. Arif dieses kommt es bey dem Brennen sehr viel an, daß man das Feuer wohl leite, damit nicht zu viel Theer verbrenne; auf Kohlen kann ohnehin kein Bedacht genommen werden, wie man sonst zu thun pflegt, wenn man Theer aus Tannenholz u. s. w. brennt. Das Brennen geschieht im Junius und Julius mit dec ganzen frischen Rinde; nur die Methode, die Rinde an den stehenden Bäumen abzuschälen, ist den Nachwuchs sehr nachtheilig, indem er, wenn die jun¬ gen Bqume oder der neue Anflug schon eine gewisse Höhe erreicht hat, durch das Umfallen der alten Bäu¬ me zu Grunde gerichtet wird, wo dann zuleht nichts, als ein bloßer Krüppelwald daraus entsteht. In einem Ofen von der oben angegebenen ver- haltnißmäßigen Größe gehen zehn kleine Wagen Rin¬ den hinein, welche zwanzig -Eimer Theer, zu zehn Oka den Eimer, geben; eine Oka in der Moldau hat aber gegen drikthalb Pfund am Wienergewicht, wovon eine 92 eine solche Oka von dein reinen Theer zu dreyzehn, bis vierzehn Para, oder zwanzig bis ein und zwanzig Kreu¬ zer , von dem unreinen aber zu sieben Para verkauft wird. Das Auöbrennen von zehn Fuhren Rinde dauert acht und vierzig Stunden. Nachdem das Feuer von oben gegeben wird, und zwo bis drey Stunden ge- darterr hat, wird zum erstenmal dis Theerrvhre geäst net und abgelassen; dann alle Stunden. Wenn der Theerfang voll ist, so wird solcher ausgeschöpft, und in kleine Fäßer gefüllt. Hier im Lande wird er bloß zur Wägenschmier gebraucht, wo oft beym Verkauf Betrug mit unterlauft, nemlich daß die Verkäufer schwarze Mohrerde darunter mischen. Sonderbar ist eö indessen, daß man hier zu Lande das Brennen des Theers lieber mit der Birkenrinde, als mit dem Forren- oder übrigen Nadelhölzern unternimmt; wenigstens auf dem flachen Lande und im Vorgebirge; so habe ich auch keine Verschiedenheit an diesen Birken gefunden, ge¬ gen die weißen oder gemeinen, IZstula alba des Linne. 'Aus dieser Gegend, den Suczawafluß aufwärts, bis Straeza, das ist, von Osten nach Westen, fand man nichts, als Flötzsthichten worauf die herrlichste Waldung steht. In dem Fluße findet man die Stein« arten, welche das höhere Gebirg mit sich führet, als Probirstein, Thon von verschiedenen Farben, Kalkstein, als 93 als schuppichter und derber, Hornsteine, Kiesel, zufam- Mengesehte Steine, als Quarz- Schiefer- Thon - und Kalksteine; dann auch einen sehr guten Flinksnstein, inwendig fchwarzbraun, halb durchsichtig, auswendig blau, ins weiße spielend. Da dieser Stein nur im Vorgebirge steckt, so verdient es der Mühe, daß man davon Untersuchung mache. Weiter auswärts, gegen Jassin und Seletin, bestehen die Berge, als der Sczieza, aus vielem Thon und gemischten Schiefern, in diesen steckte meistens grauer Schörl, wo ost die Nadeln aus einem Punkte weglansen. Keine ordentli¬ che Crystallisation kann man an ihnen nicht gewahr werden, sondern sie sehen so aus, als wenn sie erst in der Bildung stünden. Bey weiterm Vorrücken nach Westsüden kommen gegen Wilin die Bergs! Dielu, Aluberzin, Fraszin, welche zum Theil entblößt sind, und aus Graufcls be¬ stehen, oder besser zu sagen aus O.uatersteinen, Los um Linus ; gegen Südost, als Dielu Aluketvez sind sie ganz bedeckt, >o daß man mit Gewißheit nicht sagen kann, aus was für einer Steinart sie bestehen. Qhne Zweifel ist es eben die Steinart, welche die vor. Ergehenden bildet, dann man sieht nicht, daß die ^eiwnbäche etwas anders in die Tiefe herbeysührten. In dieser Einöde fand ich eins kleine abgebrannte Stute- 94 °' Stukerey, welche nur im Früh - und Spatjahre mit jenen Pferden beseht ist, welche von den Alpen kom¬ men , und ins flache Land zu überwintern gehen. Bey diesem Gebäude befanden sich ein paar gedien¬ te Cavalleristen, welche ein wenig erspartes Geld bey sich hatten. Da einer von diesen einige Tage vor dem Brand in einem Wirthshause ein paar Du¬ katen einwechselte, und zum Unglück für diese Leute, es einige der Gebirgeinwohner sahen, so war dieß genug, ihr Leben in Gefahr zu sehen. Nach einer Woche hörte man, das ganze Gebäude sey eingea- schert, und die Leute wären darinn verbrannt. Es war also ganz die Muthmassung, es seye dieses durch eine Nachläßigkeit dieser Leute geschehen; allein als man unter der Asche die Gebeine hervorsuchte, sand man sie nicht in ihrem Schlafgemach, sondern in dem Vor¬ hause. Dieß machte Argwohn. Da diese Leute keine Trinker waren, so dachte man auf eine Mordthat, welches sich gleich durch Abgang des Geldes bestat- tigte, indem einer mehr als dreyßig Dukaten hatte, und man nur einige Silbermünzen noch fand, so wie auch das übrige Metall, als Knöpfe und dergl- bis aufs letzte Stück. Die Mörder haben also, uM die Sachen am besten zu verbergen, um ein paar hundert Gulden zu stehlen, ein paar Menschen umZ"" bringen und ein Gebäude von einigen tausend Gulden oben oben drauf zu verbrennen für gut befunden, um ihre wallachischen, oder besser, moldauischen Gesinnung ge¬ mäß, die Sache mit mehrerer Schlauheit zu verber¬ gen. Dergleichen Handlungen sind bey diesen Men¬ schen nichts weniger, als selten. Vor Zipat, nach Süden zu, wurden die Gebirge immer steiler, und bestunden meistens aus einem grauen, etwas thom'gkem Sandstein mit Kiesel ge¬ mischt. Von der Mittlern Höhe des Bergs Pietros (man muß diesen nicht mit jenem des drepfachen Cousins verwechseln, von welchem zu Anfang des er¬ sten Kapitels erwähnt worden), entspringt gegen Nor- den in Valle de Brodina der Szuczawa, und vom Fuß eben dieses Bergs gegen Osten der Moldawiza- bach, der bey Wama, wovon unten weiter erwähnt Werden soll, in den Moldawastuß sich ergießt. Ver¬ folgt man diesen Bach gegen Südosten, so bleibt der Berg Szek, welcher aus Graufels und Kalksteinen besteht, rechts, und man ist stets im Vorgebirge von Flöhen und Sandsteinen; rücket man gegen Norden vor, so erreicht man den Ursprung deö Putnabachs, wo man in dem Gebirge ganz in Waldungen ver¬ steckt zwey aufgehobene Kalugerien, oder ein männli¬ ches und weibliches griechisches Kloster erblickt. Die Berge, die alle hier mit der herrlichsten Waldung bedeckt bedeckt sind/ bestehen meistens aus grauen« D.uater- stein. Vor dem alten Kloster Bütna, im Thal, sin» det man recht Vesten, blauen, grobkörnigen Kalkstein, ohne Versteinerungen, mit weißen Spathadern durch, kreuzt, der in senkrechten Schichten bricht, welche das Streichen von Abend gegen Morgen haben; die Fla¬ chen der Schichten sind wie polict. Dieser Kalkstein streicht unter den O.uatersteinen heraus, er giebt ge» brennt einen schlechten Kalk, wegen der zu viel inha. bendsn fremden Theile, die kieselartig sind. Dieser Stein wechselte bald wieder mit Sandstein ab, welcher letztere bis in die Flache anhalt, lind den größten Theil des Bodens der Bukowina ausmacht. Das Kloster Blitna, welches wie ein Tobar gebaut ist, um sich ge¬ gen gähe Anfälle zu vertheidigen, liegt ganz in einem Winkel vom Gebirge verborgen. Das Hauptmauer¬ werk, welches das Kloster umgiebk, hat ein einziges Thor, welches stets verschloßen ist, und ein Fremder wird schwer eingelassen. Da ich aber einen guten Freund bey mir hatte, der ein kaiserlicher Beamtet war, mit welchem die dortigen Kaludjsrs zu khun hatten, so war für mich gar keine Schwierigkeit, al¬ les das zu sehen zu bekommen, was ich wollte. Der Mönche waren hier Zwanzig an der Zahl. Ein jeder hatte eine kleine Zelle an der Ringmauer eingebaut, worinnen diese Menschen sehr säu.sch,' mäßig uud müßig rhr 97 ihr Leben zubringen» Mitten in dem Bezirk steht die gemauerte Kirche, aus einigen Kupeln bestehend, und mit vielen eisernen Kreuzen auf dem Dache zur Zierde versehen. Die ganze Maner der Kirche war auswärts mit unendlich vielen Figuren von Heiligen bemahlt, wie auch mit Himmel und Hölle, und mit allerlei gefärbten Engeln und Teufeln geziert. Bey dieser elen¬ den Mahlerey herrscht durchaus , so wie in allen grie¬ chischen Klöstern, etwas eigenes, als daß die Gesichter jederzeit lange sind, und da alles mit Bart versehen ist, so ist dies das einzige, durch die viele monotoni- schs Wiederholung, was am besten an diesen Ge-- mählden geräkh. Dann Körper und Füße sind im¬ mer heufchreckenmaßig. Da mich die Mönche bey Besichtigung ihrer Kirche begleiteten, so fragte ich sie über einige Stücke; aber ihre Unwissenheit ist m allen Stücken gleich groß, so auch hier. Als ich vor dem Gemälde des schlaffenden Jakobs stand, fragte ich den Igumen oder Vorsteher der Gemeinde: War¬ um steigen hier die Engel , dis doch fliegen könnten, auf der Leiter in Himmel hinauf; die Antwort war: dieß wüßte er nicht. Nun sagte ich: ohne Zweifel haben sie sich damals im Mausen befunden, und alfo die Federn verlohren, folglich waren sie äusser Stand .gesetzt, zu fliegen, und nun erhielt ich die zwote Ant¬ wort wider alle Erwartung: daß es möglich sty. So G wie wie die Kirche auswendig mit einer Ungeheuern Men¬ ge von abenteuerlichen Gemälden beschmiert war, so war sie es auch inwendig. In dieser Kirche ruhen die Gebeine des großen Stephan Voda , Fürstens der Moldau, dann die seiner Gemahlin Maria, und seines Sohnes Peter und Bogdan Voda , der ihm ge¬ folgt ist. Die steinernen Sarge, in welchen sie la¬ gen , waren mit moldauischen Inschriften versehen, und mit goldgestickten rolhsammeten Decken bedeckt. Ich ließ mir von dem gelehrtesten der Mönche die In¬ schriften lesen, um zu wissen, wie lange schon dieser Fürst allhier begraben liege. Nachdem die Mönche alle zusammen eine Zeit an Len Fingern gezahlt hat¬ ten, brachten sie 294 Jahr heraus. Besonders viele Hochachtung bezeigten sie dem Grabe der Fürstin, weil sie die Stifterinn dieses und vieler andrer Klöster in der Moldau war. Ich hoste hier eine Bibliothek zu finden, indem dieß eines der fürnehmsten und ältesten Klöster der Moldau war, allein nichts als einige Gebetbücher machten die ganze Sammlung aus. Es scheint, daß diese Mönche bey den Griechen das, was die Kapuzi¬ ner bey den Katholicken find; nemlich das GestH zu haben, in der größten Unwissenheit zu verbleiben. In¬ dessen lebten diese Einsiedler doch nicht so unter dec Türkischen oder fürstlich Moldauischen Regierung in Mäßig- 99 Mäßigkeit, wie sie ihk unter der Regierung Josephs leben. Sie hatten große Einkünfte, welche sie zu ei¬ nem sehr lockern Leben verleiteten; sie waren gegen ih¬ re Unkerthanen nichts weniger als sanft, sondern be¬ handelten sie oft unmenschlich. Für ein geringes Ver¬ brechen, oder um Geld zu erpressen, war gewöhnlich das Mittel mit zwey bis dreyhundert Potoken so et» was ,ins Werk zu richten, und wenn die Fußsoh¬ len durch eine solche Behandlung aufgeschwvllen wa- ren, wurden sie ausgeschnitten, und mit Salz ge¬ rieben; konnten sie diese Strafe nicht vornehmen, sa sperrten sie solche in ein enges Zimmer ein, welches zum Ersticken mit Rauch angefüllt wurde. War es im Winter, so band man die Unglücklichen vollkom¬ men entblößt an einen Baum, und man goß so lang Wasser auf sie, bis es am Leib anfror, u. s. w. Wahrhaftig! dieß sind Behandlungen, die nur von Barbaren ausgeübt werden können; aber freylich ist auch die Nation darnach. Ich sah eines Tags bey dem Richter zu Fratauz, dessen Freundschaft ich ge- noß, und der mir in meinen Unternehmungen sehr be- hülsiich war, einen Knaben hinführen, der seinem Nachbar aus Bosheit mit der Hacke ein Pferd zu Schanden gehauen hatte. Dieser Purfch war verur- theilt, fünfzig Ruthenstreiche 36 poüeriora Zu be¬ kommen ; der Junge hörte mit Gelassenheit das Ur- El 2 kheit ISO -^4-^-7- theil a»; als man ihn auf die Bank legen wollte, wehr¬ te er sich mit Wuth. Die die Strafe an ihm zu voll¬ ziehen hatten, geriethen in Eifer, daß ein solcher Pursch sich widersetzte; er wurde also in Bock gespannt, und bekam seine Schlage so derbe, daß mit dem zwey und zwanzigsten Hieb das Blut schon von ihm wegspritzte. Bey allem den: bat der Junge um keine Gnade, sondern schimpfte aus vollen! Halse wider die Richter. Mit dem vierzigsten Streich schwieg er still, und nun glaubte ich, es sey ihm übel geworden, oder er gebe unter der Ausübung der Strafe seinen Geist auf; ich bat für ihn, man möchte doch aufuören, indem ich als Arzt wohl die Möglichkeit einfahe, daß er in epi¬ leptische Zufälle verfallen und sterben könnte. Man hörte alfo aus, und band ihn gleich loß, wo ich Wein und Wasser bringen ließ, um ihn zu erfrischen. Aber wie war ich betroffen, als der Knabe voll Wuth aus¬ sprang, seine Beinkleider aufzog, Sport und Hohn über die E.reeutoreS ausgoß, und wie ein Pfeil da¬ von flog, daß ihn keiner mehr einholen konnte, und nun wurde ich von allen Anwesenden für meine Gut¬ herzigkeit noch oben drauf derb auögelacht, da man mir vorgesagt hatte, ich sollte nicht denken, daß ei¬ ne solche Strafe für einen Wallachen von Bedeu¬ tung seye. Freilich hatte ich mir dieses vorsiel- len können, da ich so ost ein bis zwey hundert Prügel dieser 10! dieser Nation im Bannat und Siebenbürgen geben sähe, und dannoch niemals einer davon zum Krippet wurde. So sah ich auch die Gränzvölker von Dal¬ matien, Bosnien und Servien behandeln. Es ist un¬ glaublich, was diese rohe Menschen alles ausstehen können; ein sehr auffallendes Beyspiel davon hat Rich¬ ter , der Chirurg in Göttingen, in seiner Bibliothek von mir eingeruckt. Man sehe den siebenden Band davon. Die Erfahrung bestattigte mehr als zur Genüge, daß diese Nation von harter Natur; Erziehung und schlechtem Herzen, vielmehr zu vertragen vermag, als eine andre, welche civilißrter ist. Doch sind die Wal¬ lachen der Moldau noch besser, als jene von Sieben¬ bürgen und Bannat. Die Mönchs des oben erwähnten Klosters, die hier mit einer zum Theil nur halbsclavischen Nation nicht so handeln konnten, wie mit einer monodischen, welche nicht ins sand gehörte, nemlich mit den soge¬ nannten Zigeunern (ÄnMrzTch, machte, daß sie nur solche Leute zu ihrer knechtischen Bedienung hatten, die daun auch schon dermalen naturalisirt waren, und ums Kloster herum als Bauern sich niedergelassen haben, seitdem Joseph alle Tyrannei) der Grundherren dieser neuen sänder eingestellt hat. G Z Von IOL Von diesem Kloster gegen Osten kommt man zu einem kahlen Sandfelsen, wo durch Menschenhände eine Grotte eingehauen war. Die Leute, die mich vom Kloster her begleiteten, wüsten recht viel großes, davon zu erzählen, daß ehemals hier ein Anachoret, mit Namen Thomas, gewohnt habe, und durch seine vielen gewirkten Wunder im Ruse der Heiligkeit ge¬ storben sey. Unter den vorzüglichsten Eigenschaften, deren er fähig gewefen, war die, künftige Dings vor- auszusagen; so habe er, weil er eben in der Zeit, als Stephan Voda, lebte, diesem Fürsten angerathen, an weichem Tage er die Türken, die im fünfzehnten Jahr- Hunderte im Lande eingefallen, angreifen sollte, um sie vollkommen zu schlagen, welches dann auch geschehen fey, und so oft zwar, als es dieser Blödsinnige gesagt haben soll. Ich dachte damals, als man mir dieß mit vieler Hochachtung erzählte, an den Dreyfuß von Delphis, an St. Obereit, welchem lehtcrn Schwärmer zu Liebe vier Deutsche dicke Bande geschrieben haben, und an den Eremiten Johann, bey welchem der leichtgläubige Kaiser Theodosius Rath einholte, ob er Krieg führen sollte, oder nicht; der ihm dieses zwar auch, wie unser obiger Thomas, angerathen, aber sehr unglücklich für den guten Herrscher ausgefallen ist. Man sicht, daß es beynahe in allen Gegenden dec Welt Schwärmer und IOZ und leichtgläubige Regenten giebt und gegeben hak, wovon letztere ersten Gehör gegeben, sie mögen nun unter der Gestalt von Weisen, Pfaffen, Maurern oder von einer andern Sektenparthey aufgetretten seyn. In¬ dessen für die vorigen Zeiten war es kein Wunder, daß man die Großen zum Besten haben konnte, aber wenn es noch itzt geschieht, so muß man gestehen, daß wir in unserm Jahrhunderte noch in vielen Stücken mehr mit Blendwerk, als Gründlichkeiten vorgerückt sind, und daß sich die Menschen immer in den meisten Stücken gleich bleiben werden. In diesem ganzen Strich, welcher zurückgelegt wurde , fand ich nichts merkwürdiges von Pflanzen oder Steiuartcn, und da man sich hier nun in der Ebene des Landes, ob zwar immer noch zwischen den Vorgebirgen, befindet, so ist doch das flache Land aus bloßem Schober, von den vielen herbeyfließenden Bachen der Karpathischen Gebirge, so wie die kleinen Berge aus bloßen Sandfiötzen gebildet. Weiter vor¬ wärts gegen Osten erreicht man nach ein paar Meilen den Ort Radautz, wo der Surzawaflnß anderthalb Stunden weit links bleibt, und seinen Lauf gegen Morgen nimmt. Dieser elende Ort, und kein Städt¬ chen, wie Sulzer meint, der nur aus einigen Hau¬ sern und der Erzbischöflichen Hauptlirche des Landes G 4 besteht 104 besteht, liegt in einer etwas morastigen Ebene. Die kleine unbedeutende Kirche ist mit einer Ringmauer umgeben, in welchem Bezirk auch die Wohnung des Bischofs sich befindet, die, so wie überhaupt alle un¬ ter dem halben Mond stehende Gebäude der griechi- chen Geistlichkeit, elend ist. Der Bischof, der nun nicht mehr hier, sondern in Zernowee wohnt, hält ei¬ nen Beamten mit ein paar Popen, die das Ganze hier versehen. Bey meiner Ankunft fand ich nichts, als einige geflüchtete Bojarn, die sich wegen der Ein¬ fälle der Tamm aus der fürstlichen Moldau hieher ge¬ zogen haben. In dieser Kirche fand ich gar nichts merkwürdiges, sondern es hat ganz das Ansehen, als wenn sie verlassen, und dafür eine solche Hauptkirche in dem Hauptort des Landes errichtet werden sollte, da, wie gesagt, der Diener davon bereits seinen Sih dahin verlegt hak. Von Radauh ans, ist von allen Seiten nichts als die schönste Ebene vom ganzen Land, mit der be¬ sten Erde bedeckt. Aus allen den eingezogenen Klö¬ stern, die sich in dieser Gegend befinden, und welche die beträchtlichsten sind, als Pudna, Suczawiza u. s w. hat man alles zu einem einzigen Krongut gemacht, welches viele O.uadratmeilen in sich fast, unter dem Namen der Herrschaft Fratautz, wo auch ein deut- sches lož sch es Dorf von sechzehn Hausern und so viel dazu gehörigen Scheunen damals angelegt war. Zu dieser Herrschaft sind ein paar Beamten bestellt, die das Ganze zu ver¬ pflegen haben. Allein wie ist es möglich, daß zween Menschen so was übersehen sollten, ob der Feldbau gehörig betrieben werde oder nicht; zumal da der erste davon noch Commissair über eine Kolonie von acht zerstreuten Dörfern war, welche mit Deutschen aus dem Reiche beseht sind , und da die Beamten auf kaiserlichen Kammeralgütern mit unnüher Schreiberey so überhäuft sind, daß es unmöglich bleibt, andern Geschäften nachzugeheu; und so tragt diese schöne und große Herrschaft, welche sich von dem Fluß Sireth bis an die Granzen Marmatienö erstreckt, und mir durchaus bekannt ist, nicht 6000 Gulden ein, wo doch ein iedcr Halbverstandige, wenn er sie auch nur gering nützte, sie wenigstens auf zwanzigtausend Gul- den bringen müste; allein da die Sachen von einer so großen Monarchie nur von einem Punkt aus, ohne lokalkenntniße der Minister, behandelt werden, so begnügt Man sich, wenn man nur viel geschriebenes bekommt, um Zu beweisen, wie groß der Fleiß der Beamten sey, wel¬ che in den Provinzen zertheilt sind, und somit ist Mo¬ narch und Unterthan meistens Hinkergangen, und der beste Boden wird oft nur halb benutzt; allein es ist rmn einmal das Schreibseculum, und um alles genau G Z ohne io6 ohne Betrug zu erhalten, werden die Sachen mit Controleuren und andern unnützen Beamten so sehr vervielfältiget, daß ost die halben Einkünfte verzehrt sind, ehe ein Heller in die Kronkassa kömmt, und den- noch will man mit aller Gewißheit behaupten, daß mehr, als jemals, der Landessürst hüttergangen werde. Bey weiterm Vorrücken gegen Süden, bis zu dem Ort Marzina, ist noch alles eben; aber wegen der vielen Moraste der Weg sehr unangenehm; am erwähnten Orte fangen schon die Vorgebirge an, wo man in dem Zwifchemhale zu dem Caludierkloster Suezawiza gelangt, dessen Name von dem vorbei) fiießenden Bache herrührt. Dieses hat mit jenem von Pudna gleiche Lage, und sind die zwey einzigen im ganzen Lande, welche übrig geblieben sind. Die ganze Einrichtung und Gestalt ist eben so, wie ich von Pud¬ na erwähnt habe. Die Gemahlde gleich, und oft nichts wenigers als erbaulich. Wenn der Mahler die Schwelgerei) hat ausdrücken wollen, so sind ost die Stellungen ganz ü la Lancken. Der Igumen oder Vorsteher dieser unwistenden Gemeinde gab sich viele Mühe, mir die eingebildeten Heldenthaten, welche die¬ se vermeinten Heilige, deren zu tausenden auf der Kir¬ chenmauer ausgezeichnet waren, zu erklären; allein da ich über die oft erklärten Possen nicht gleich ernsthafte Miene» .. , - / Mienen machte, so schöpfte er von mir eine schlechte Idee, und wie ich merkte, so sagte er zu seinen Brü¬ dern: So sind die ungläubigen Deutschen! Der fau¬ lenzenden Kaludjiers waren hier ebenfalls gegen zwan- jig. Schriften oder eine Bibliokthek fand ich eben so wenig hier, als in dem vorhergehenden Kloster. Wenn man von diesem Kloster aus weiter in das Gebirg Pliesa vorrücket, welches, so wie die übri- gen in dieser Gegend, aus grauem Sandsels besteht, findet man solchen von allen Seiten von Wildbächen durchschnitten. Auf der Mittlern Höhe dieses Gebirgs hat man unlängst zwey Eiusenkungen aus Salzquellen gemacht, wovon die eine Lladna cii ls pliels, und die andere blatin» cli ls klolli genannt wird. Beyde Schachte, woraus das Wasser gezogen wird, sind nicht kies: und haben ihr Salz mit einer blaulichten Mer¬ gelerde gemischt. Ehe ich dahin kam, sagte man mir in Galizien, man habe da Steinsalz entdeckt; allein es waren nur zerstreute Salztheile, welche erst durch süsses Wasser aufgelöst werden mußten, um es tauglich zu ma¬ chen. Nahe bey diesen zwey Schachten hatte mass ei¬ ne Hütte erbauet, um das Wasser abzudünsten; in selbiger fand ich einen viereckigten Kessel von Eisen- blech, der etwas über eine Lachter im Durchschnitte, und über vierzehn Zoll Tiefe hatte. Er stand ein und einen einen halben Schuh von der Erde auf einer Mauer er¬ höht. In diesem Kessel wird also die Sole durch Leitung von den zwey Schachten, welche hoher, als die Südhütte liegen, gerade in den Kessel gelassen, oh¬ ne vorhsro erwärmt zu seyn. Nach der Abdunstung wird das Salz in einen Backtrog geworfen , welcher dreyßig Grad Fall hat, damit das dabey noch befind¬ liche Wasser abrinnen kann. Dann wird ein von Holz gemachter , kegelförmiger Model, der einem großen Becher gleich sieht, genommen, mit Salz ungefüllt, und etwas fest eingeschlagen , dann umgestürzt , und zu dem Feuer zum Trocknen hingestellt. Auf eine solche Art wird in einigen Stunden mit mehrmaligen Zulaf- fen von der Sure der ganze Absud fertig. Ein so kleiner Salzkuchen hat ein Pfund und dreyzehn Loch an Gewicht,, und hundert Stücke werden vor zween Gul¬ den verkauft. Ein einziger Mann, der die ganze Ar¬ beit verrichtet, hat täglich zwanzig Kreuzer, und der Waffsrschöpfer und Zuleiter zwölf Kreuzer. Das Holz wird gegen ein sehr geringes Geld von den Herumlie¬ genden Unterthanen zugeführt. Eine Bedruckung, die das Salzamt sich angemasset hat, aber nun wieder ge¬ hoben worden, wodurch dann freylich das Salz etwas höher zu stehen kommt , aber desto gedeihender für je¬ ne , die für eine Ladung Holz nur drey bis sechs Kreu¬ tzer erhielten, dermalen aber dreyßig und mehr bekom¬ men- icy wen. Diese so einfache Methode, das Salz zu sieden, Mag wohl die erste verbesserte Methode scyn, der sich die Menschen von, Anbeginne der Welt bedienet haben. Dann es ist zu vermukhen, daß sie zuerst das Salz¬ wasser auf heiße Steine geschüttet haben, um eö ab¬ dünsten zu lassen. Ehe dieser Theil der Moldau an das Kaiserhaus fiel, wußte man nichts vom Salzsieden in diesem fände; dermalen aber hat man schon fünf so kleine Siedereyen angelegt, und der Abgang ist sehr be¬ trächtlich. Nimmt man seinen Weg gegen Osten, so kommt Man noch zu drey eben nicht viel bedeutenden Salz¬ brunnen, wo ebenfalls nur ein so kleiner Kessel zum Salzsieden bey jeden, der drey Brunnen anzutreffen ist, als zu Slatyory oder Slariora, zu Treötiny und Por- keczie. Alle diese Brunnen stecken, so wie erstere, Mitten in den Waldungen, wo die Arbeiter das Wild so wohlfeil haben, daß sie das ganze Jahr von nichts andern leben. Ein vollkommenes Reh kostet nicht Mehr als Zwanzig Para, ein Hirsch sechzig u. s. w. Sin gewisses Zeichen, daß die alles verzehrenden Men¬ schen in diesem Lande noch nicht über Hand genommen haben, und eine Zeit die da befindlichen Einwohner *wch glücklich leben werden, wie ich Gelegenheit zu be- Bolsen haben werde, Die Iio Die Suren oder Solen, welche auf diesem letz¬ ten Otte verfetten werden, haben von neun bis fünf¬ zehn Grad Gehalt; folglich erfordern sie viel Holz zuM Versieben; da es aber an diesem ein Uebersiuß ist, und auf keine andere Art zu gut gebracht werden kann, so ist doch noch immer Nutzen genug dabey, solche ge- ringe Sole zu versieden. Monaster Solka ist vor ein paar Jahren ein eben so reiches und besetztes Kaludjerkloster gewesen, als Pudna war; allein dermalen fand ich es in ein Ma¬ gazin für die kaiserlichen Truppen, welche in der türki¬ schen Moldau standen, verwandelt. Die Bauart lind innerliche Einrichtung war eben dieselbe, so daß wen" inan eines von diesen griechischen Klöstern sieht, ma» alle gesehen hat; ja so gar bis auf die Lage, ist es bey allen beynahe eins. Dieses ist immer, wenn es nut möglich ist, versteckt, und an Anhöhen, welche mit vie¬ len Waldungen umgeben sind. Die sechste Vignette zu dem vierten Kapitel stellt ein solches Kloster vor, wie auch das dabey gelagerte Hauptsalzwerk der Buko¬ wina, Slatina mara, worunter die vier oben erwahntck Siedereyen gehören. Hier fand ich einen ordentlichen Bergbeamten aus Hungarn angestellt, welcher die Aufsicht über die er¬ wähnten Cocturen oder Siedereyen hatte. Da uu" hi- hier die Haupkcockur und die zween besten Brunnen wa¬ ren, so war auch hier schon eine bessere Siederey mit großen Kesseln aufgerichtet, so wie über dem Haupt- schacht oder der Solquelle, welche sechs und dreyßig Klafter Tiefe hatte, ein ordentliches Trieb - oder Ga- Pelwerk für Pferde errichtet, alles nach ungarischer Art, wie man solches auf der Vignette angezeigt findet. Das Wasser wird hier mit ledernen Säcken, wovon einer hundert und zwanzig Pfund Wasser halt, herausgeschö- pfet. Von diesen fünf kleinen Werkern erhalt man in vierzehn Tagen ZZ7 Centner Salz, welches zu lauter solchen kleinen Kuchen oder sogenannten Harmana ge¬ bildet wird, die dann zum Theil, im Lande und in die Ukraine verführt werden. Hier werden die Arbeiter nach der Anzahl der Siede bezahlt, wo sie dann für einen zwölf Kreuzer erhalten; mehr als zwey werden des Tags in einem Kessel nicht gemacht, deren hier Mehrere sind. Der hier stehende Beamte hat nicht allein die Leitung dieser Werke unter sich, sondern er hat auch die Goldeinlösung von den Zigeunern, welche aus dem goldenen Bistrizafluß das Gold waschen, wo- Don unten Erwähnung geschehen soll. Ein paar Tage Dor meiner Ankunft allhier hatte eine Bande Räuber «inen Einfall hier gemacht, ein einzeln stehendes Haus «Mögeplündert, und die darinn befindlichen Weiber miß. handelt. 11 2, handelt. Zum Glücke, daß der Herr des Hauses nicht zugegen war, indem ihr Vorhaben war, ihm das Leben zu nehmen. Da meine Untersuchungen durch das Gebirg von Gura Humori zu machen waren, so riech mau mir nicht sehr, solche zu unternehmen; allein da ich nicht gesonnen war, von meinem Vorhaben abzusie- hen, und wir unserer vier mit Gewehr versehen waren, so setzte ich doch meinen Weg bis Monaster Humor» fort. Dies war auch vor Zeiten in Kaludjerkloster, wo aber dermalen eine kleine Beckerey für die kaiserli¬ chen Truppen errichtet war, welche den Paß hier von» Gebirge zu Kapo Kodruluj und den Ort Humori beseht hielten. D« wir in der Nacht ankamen, hatte man wenig Lust, uns das Thor von der Ringmauer des Klosters Zu öfnen. Bis hieher bestehen die Gebirge abwechselnd aus Sandfels, Schiefer und Flöhgebirge, welche letztere alle mögliche Directionen annehmen. Die Flößschichten bestunden meistens aus gefärb¬ tem Thon mit Sand, worinn allerlei) Ktrselkugeln steck¬ ten, so wie auch grober Jaspis. Da inan kurz vorher einige Spitzen dieser Vorgebirge, um Fahrwege zu machen, durchgeschnittcn hatte, so konnte man öfters mehr solche auseinander gehauste Flötzlagcn vollkom¬ men abnehinen. Es kamen auch hin lind wieder weisft HZ weißgrane Mergellagen vor, wovon der verhärtete Mer. gel mit schwarz und grauen Alimensteinen augefüllk war, und ersterer kubisch brach. Von den Anhöhen dieses Berges harren wir bey Sonnenuntergang eine herrii. che Aussicht über das flache Land der Bukowina u. st w. Die Wiidbache, welche die Steine von den, hohen Ge. bürg herbeyführten, bestunden auö einem gemischten Gestein von Quarz, Thon und etwas Glimmer, aller, iey groben Sandsteinen, Schiefer und einem blauen, grobkörnigen Kalksteine ohne Versteinerungen, welcher zum Kalkbrennen nicht sehr taugte. An Pflanzen fand ich nichts sonderbares, als einen blauen Sturmhut, welcher von allen bekannten, wie ich weiter umen sa¬ gen werde, abweicht, daun auch eine Abart einer Genrö- wurzel, OorolstLrnn btn dl^stantLL lunarno. Von Humovi gegen Norden werden die Gebirge immer sanfter, und bestehen meistens auö Flöhen mit vielem Sandstein gemischt; in der Ebene ist ein guter Moorgrund, und man wird von Stemmten Nichts mehr gewahr. Vor dein Vorgebirge liegt ein kleiner Ort, Arbory genannt, in einer sehr angenehmen Gegend; auch hier wurde ein Dorf für deutfche Colo. Nisten angeleget, welches furchtsame Volk hiev zufried, Ner scheint, als in den andern Dörfern, weit sie n. he an den Waldungen wohnte", und sich also leichter bei) H Heran- H4 v, Heranrückung des Feindes dahin flüchten können. Wir fanden auch in den Waldern um Solka u. s. w. viele von den flüchtig gewordenen Einwohnern aus der un¬ tern Moldau und Bessarabien, welche dem Druck der Osmannen und Tatarn entgangen waren; diese armen Leute, welche ihr Vieh bey sich hatten, und meistens davon lebten, irrten schon seit vier Monaten von einer Waldung in die andre, um nicht von den Türken er¬ blickt zu werden. Wenn man nun weiter fort in der Ebene über Durla, dem Suczawafluß zu geht, gelangt man zu einer andern deutschen Kolonie, Satomare genannt. Mit allen diesen neuen Plantagen sind, wie natürlich, die alten Einwohner nicht sehr zufrieden, weil sie nicht Mehr, wie ehehin, ihre Felder können brach liegen lassen, und diese Ankömmlinge auch sich gar zu oft des¬ sen anmassen, was ihnen nicht gebührt, so hörte ich eines Tags Klagen dieser Leute wider diese Kolonisten, deren Anzahl doch gar nicht groß ist, vor dem kaiserli¬ chen Commissair verbringen, daß sie nicht nur ihre klei¬ nen Gärten geplündert, sondern sich auch erfrecht hät¬ ten , ihre alten Rechte auf diese und jene Art anzutasten und zu schmälern. Die Beleidigten wurden befriedi¬ get, und den Ruhestörern wurde unter vier Augen ge¬ sagt, daß ihr Leben in steter Gefahr sey, denn würden die die Wallachen oder Moldauer einmal gegen sie aufge¬ bracht worden seyn, so können sie versichert seyn, daß auci' das Kind im Mutterleibe nicht verschonet bleibe, und man sie dann nicht zu retten wüßte, da diese Leute sogleich aller Untersuchung und Strafe entgehen, und plötzlich auswandern könnten. Der Boden in dieser Gegend, so wie über den hier vorbeysiießenden Suczawafluß, besteht aus der besten Erde, worunter ein Bachschoder oder Gries liegt. Die Wiesen sind in allen diesen Gegenden sehr herrlich. Auf der Mittagsfeite dieses Flußes fand man ebenfalls eine neue Kolonie, aber nicht von Deutschen, sondern von Szekiern oder Ungarn, welche vor Zeiten aus Siebenbürgen in die Moldau, Bessarabien, Neu- servien und Wallachey gewandert waren, nun aber wieder auö diesen Landern in die kaiserliche Moldau zum Theil zurückgekehrt sind. Die Dörfer, welche man für diese nomadischen Völker angelegt hatte, wa¬ ren , so wie bey den Deutschen, in gerader Linie im¬ mer ein Haus von dem andern abgesondert, rückwärts die Ställe, und die Scheunen oder der Stall macht, wie bey den Deutschen, mit dem Hause einen Körper aus; jedes Haus hatte seinen Garten zwischen seinen Nachbarn oder rückwärts. Diese Einrichtung macht dann, daß ein Dorf von vierzig bis hundert Häusern eine sehr lange Strecke einnimmk. Diese Ungarn ha¬ ch 2 ben H6 ben den Gebrauch, ihre Dörfer, wenn sie auch noch so lange sind, nut Zäunen einzufchließen, und an ei- nem jeden Ende ein Thor zu haben, welches sie des Nachts schließen, Ihre Häußer sind für eine Familie geräumig und zulänglich, indem sie, fo wie bcy allen neu angelegten Colonien, aus einem kleinen Vorhaufe, einer großen Stuben, Kammer und Boden oder Hausspeicher bestehen. Stoffen die Stalle daran, so sind sie auf vier Kühe und ein Paar Pferde einge¬ richtet. Die Scheunen sind ebenfalls groß, und in drey Theile abgetheilt. Genug, die Wohnungen die¬ ser Emigranten sind wahre Pallasie gegen jene der Emgebohrnen. Außerdem, daß diese Leute alle diese häuslichen Gemächlichkeiten genießen, werden sie auch mit dem gehörigen Werkzeuge zum Ackerbau, wie auch mit den zu deu Häusern gelegenen Feldern versehen; bekommen allerlei) Vorschuß, fo daß man sagen kann, alles, was einen Landmann in Wohlstand sehen kann, wenn er es auf feiner Seite nur am halben Fleiß nicht mangeln laßt, besitzen diese Leute. Ein jeder Einwohner ist stets vom Militairstande, so wie auch die ersten fünf bis zehn Jahre von allen Abgaben, frey. Nun wer sollte sichs vorstellen, daß Menschen, welche in solcher Freiheit und in so gutem Zustand le¬ ben, dennoch täglich die niederträchtigsten Thaten be¬ gehen. Nachdem sie allen Vortheil genoßen, und den Vor n? Vorschuß im Müßiggänge verzehrt haben, so hat man dennoch täglich zu gewarten, ein Dorf, welches zwanzig bis fünfzig und mehr taufend Gulden dem Hofe gekostet hat, morgen von Einwohnern leer, oder wohl gar in Rauch aufgehen zu sehen. i Bey solchen nomadischen und barbarischen Völ¬ kern find solche Verwüstungen, wovon sie doch keinen Vortheil haben, etwas sehr gewöhnliches. Das son¬ derbarste ist, daß sie durch die Auswanderung aus dem kaiserlichen Gebiethe niemals ihr Schicksal ver¬ bessern, sondern verschlimmern; denn Bcyspiele sind genug davon da, daß doch dieses liederliche Volk wieder zurückkömmt, und sich nach einigen Jahren wieder von neuem ansicdelt. Es scheint, als wenn ihnen das Wandern zur Natur geworden wäre. Frei¬ lich ist man seit einem Jahre hiebey vorsichtiger zu Werke gegangen, und alle die da einwandern, beson¬ ders wenn es solche sind, die schon ein oder mehrma- len flüchtig geworden sind, so xwerden sie unter keiner andern Bedingnjß ausgenommen, als sie bringen ihr gehöriges Vieh mit, das ein Landmann nöthig hat; Müssen sich auch selbst ein Haus erbauen; und be¬ kommen also nichts, als Grund und Boden. Kurz es wird ganz so auf den Fuß gehalten, wie es die Für- sten der Moldau und Wallachey, oder die Chans aus H Z Bessa- ur Bessarabien oder der Budfchackifchen Tatarey zu thun pflegen u. s. w. Welcher Landeöfürst kann wohl mit gleichgültigen Augen solche Unfuge ansehen, ohne sich zu bemühen, durch Srrafgesehe dem Auöwandern Einhalt zu lhun? Ich glaube das Recht, welches ein Herr hat, einen in Dienst aufgenommenen Diener zu strafen, wenn er ihn- bestiehlt, eben dies Recht habe der Herr des Landes über solche Leute, die nicht anderst als kleine Diebe zu betrachten sind, da sie nicht allein ihren Landeöfvrsten um das, was sie in Müßiggang verschweigt haben, bringen, sondern auch oft noch Mörder derer werden, die gut gesinnnt sind, und mit dem Schwarm nicht, abziehen wollen, und sich auch nicht scheuen, bevor sie die Granzen fremder Staaten erreichen, alle die Dörfer, wohin sie auf ihrem Marsche kommen, mit Feuer zu vertilgen. Der Monarch also, um diesen so verabscheuungswürdigen Unfug zu verhindern, ließ eine gehörige Verordnung dawider ergehen, die in al¬ lem Betracht sehr mild gegen diese Verbrecher ist; aber diese weise Anordnung wurde von Leuten geta¬ delt, die sich mit dem Namen Kameralisten, Politiker und dergleichen brüsten; Leute, die oft ohne alle Er¬ fahrung stets mit Schuldenmachen in großen Städten ihren schalen Witz auf den Katheder auöposaunen; diese haben für gut befunden, öffentlich dawider zu schrei- schreiben, ohne jemals die wahre Ursache gewußt zu haben, warum der Monarch gezwungen worden, sol¬ che Verordnungen ergehen zr? laßen. Einer, un¬ ter dem pompösen Titel: Vertheidiger des Volks*), hat sich, nach dem schmahsüchtigen und meistens un¬ wahrhaften Swpler, Graf Mirabeau, am ungereimte¬ sten herausgelaßen, so wahrscheinlich auch manchmal seine Grundsätze scheinen. Ich wünschte indessen dem Verfasser keine andere Strafe für seine unreifen Ein¬ falle, als daß er in eben dem Fall verfallen, und durch seine Untergebenen, wenn er ja eine hat, (wor¬ an zu zweifeln ist,) um sein Vermögen kommen mö¬ ge, und wenn er dann Hülfe vom Staat zu fordern nöthig hatte, und sie würde ihm wersagt — dann würde er anders schreiben. Die Hungarn, welche mehr die Ebnen als das Gebirge lieben, haben sich auch hier in der Bukowi¬ na, auf der schönen Ebne zwischen dem Suczawa nnd Moldavafluß, gelagert. Der Dörfer sind dermalen folgende: Fogoiöehken, IstenfchöZösch und Andraöfalva, welche gleich zu Anfang, als dieses band an den kai« H 4 serlichen ») Ein Vertheidiger des Volks an Kaiser Joseph den Zweytcn, in Betreff seiner Zluswanderungsverord- mmg, in 8. 1785. I2V serlnberr Hsf kam, sich aus der untern Moldau hier niederließeu. Dann zwischen dein Suczawa und St« rerhfluß befanden sich noch zwey hungarische Dörfer, als Hadick und Joseph Falwa von 171 Familien, wel¬ che diese zwey Dörfer mit dem eben erwähnten Andras Falwa ausmachten, wovon zu meiner Zeit schon wieder ein und fünfzig Familien aus bloßer Liederlichkeit ent¬ wichen waren. Diese letztere, welche lauter Szekler aus Siebenbürgen waren, die, als ich im Jahr 1764 dieses Land bewohnte, wegen der Militairgränzeinrich- tunq, durch übles Benehmen des damaligen eomman- direnden General Boueow, wo ich zu meinem Leidwesen Augenzeuge war, der die Sachsen vor allen übrigen be¬ günstigte, entwichen sind, kamen erst im Jahr 1784 bis 86 herüber, nachdem der kaiserliche .Hof mit der Pforte darüber einig geworden, daß diese Leute ohne alle Hindcrniß wieder unter ihre alte Bothmaßigkeit tret-en dürften. Als ich diese Gegenden bereifte, wa¬ ren diese Dörfer in ziemlich guten Stand, aber doch lagen beinahe vor allen Hausern Leute aus der Erde müßig, die ihre Zeit meist mit Tobackrauchen vertrie¬ ben ; man konnte an ihnen die alte Lebensart der Sey- lh n nicht verkennen, sie waren wenig für die Zukunft bekümmert, wenn sie nur gegenwärtig zu Genüge ha¬ ben. Auf Anpflanzung von fruchttragenden Baumen ist bey ihnen nie zu gedenken. Höchstens setzen sie ei¬ nen Z 2,; nen Felberbaum vor ihre Wohnung hin, um in war¬ men Tagen ihre Zeit mit Faullenze!, darunter zuzrr- bringen. Der Wiesenivachs zwischen den erwähnten drey Flüßen ist sehr herrlich, nachdem in, Frühjahre viele Gegenden überschwemmt wurden, und Wasser von al¬ len Seiten ans den, Gebirge sich zudrangke. Ich fand das beste Gras, von vier bis fünf Schuh und darüber an Höhe. Nahe an dem Dorf Fogoistiten wachst eine Glockenblume von Mannshöhe, sie gehört nach Linne zu den folu8 levioribus, und am nächsten der lsiilikolia und istlromboiciea. Die Wurzel dieser herrlichen Pflanze ist holzicht, fortwährend braun. Der fünf Schuh hohe Stengel, der sich nur im Gebüsche und Zaun aufrecht erhalt, ist durchaus gestreift; die etwas breiten, scharfjagenartigen und lanzcnförmigen Blatter stehen wcchselweis Zollweit auseinander, auf kurzen Stielen, und sind sthr dünne und weich. Der gerade Blumensiengsl hak viele Seikenzweige, woran die blaß- blauen, rohrförmigen Blumen ebenfalls wechselsweise daran herunter hängen; der femgezahme Kelch hat nur ein Drittel der Glockenlange. Der schöne blaugsfarhte Gtaubweg (piststum) ist doppelt so lange als die Blu¬ menglocke, so, daß inan ihn von weiten heraushangm sieht. Im übrigen ist die ganze Pflanze glatt und ohne Geruch. Aus H 5 I2T 2lus dieser Gegend nach Norden, über den Flnß Suczawa, wird das Erdreich höher, und besteht aus einem meistens leimigten Boden, der aster Orken mit Bachen durchschnitten ist. Von Steinarten merkt man nichts, als ein wenig kalkartigen Sedimenkftein, der zu Gebäuden sehr trocken ist. Vor Sireth, an der Moldau, wovon weiter unten erwähnt werden soll, liegt St. Onophri. Hier, bey der Kirchedieses lang, bärtigen Heiligen, der bey den Griechen jederzeit in nawralikus mit seinem Bart, dec von dem Kinn an bis zu den Zähen hingeht, abgebildet wird, ist ein Schweselwasser, welches von den Einwohnern als sehr bewährt, sich bey Ausschlägen am Körper zu reinigen, gebraucht wird. Die Versuche, die damit gemacht wurden, zeigten folgendes: Dec Geschmack ist mine¬ ralisch, so wie der Geruch nach Schwesetteber. Die Wärme war gegen neun Grad über den Gefrierpunkt, nach Reaumür, das Wasser aber ganz klar, und nur prst nach vier und zwanzig Stunden machte sich ein wenig ein ocherartiger Satz. Der Bodensatz an der Quelle ist etwas gelb. Die Schwere war um einen hal¬ ben Grad mehr, als dististirtes Wasser. Die eingegos¬ senen Mineralfauren machen weder Brausen noch einen Satz. Das fixe Alkalm machte es ein wenig weiß, das phlogistifche aber gab mit dem Wasser den starken Schwcsellebergeruch. Silber - und Quecksilberauflösun- gen —j 1 gen machten wenig nur ersteres etwas gelb, welches den Schwefel anzeigte. Silber verlohr beynahe nichts an seinem Glanh. Die blauen Farben und die Gall- äpfeltinrmr änderten nichts, und zeigen, daß kein Eisen zugegen sey u. s. w. Eine Maaß Wasser gab kaum ei¬ nen halben Gran Schwefel, zween Gran Kalkerde und drey Gran Selenik. Die dabey befindliche fixe oder mephitische Luft verlohr sich mit dem Kochen ganz. Dieses Wasser ist also, wie die Erfahrung schon er¬ wiesen hat, in Ausschlagen von guter Wirkung. Als ich mich in diesem Orte befand, war man eben in dieser Gegend mit Anlegung eines Dorfes für deutsche Kolonisten beschäftiget. Diese Leute erhielten die beste Lage zur Erbauung ihrer Hauser, so daß sie bis in das Städtchen Sireth sehen konnten, welches im Thale liegt, und eine halbe Stunde davon entfernt ist. Sireth oder Seret (Sulzer am angeführten Orte) liegt nahe an eben dem benannten Fluß; der Ort ist klein und unbedeutend, und besteht aus ein paar hun¬ dert Hausern und einigen Kirchen. Zu Zeiten derKo- maner, und. als noch katholische Bischöffe hier wohn¬ ten, war er ziemlich bevölkert, wie man aus den Ue- berbleibseln der Kirche und andern Gebäuden schließen kann. Es haben noch dermalen Bojaren ihren Edelsiß allda. Da ich in deren Hauser Bekanntschaft erhielt, ß> 124 so habe ich bey einem dieser Edelleute einen sehr merk¬ würdigen Fall gesehen, welchen Einfluß die Milch ei¬ ner Säugamme auf junge Kinder habe. Die Eltern von sechs, zum Theil schon groß erwachsenen Kindern, waren nicht allein gut gebaut, sondern auch vom Angesicht schön weiß und rolh gefärbt; aber die Kinder waren alle schwarz, wie die Zigeuner, obgleich bey einigen die Fetthauk so stark, als bey ihren Aeltern war. Da ich die Mutter fragte, wie es doch käme, daß sie so schwarze Kinder gebäre, so war die Antwort: meine Kinder kommen alle weiß auf die Welt; allein da ich sie nicht säuge, sondern diese Zigeunerin, die sie hier sehen, welche ihr jüngstes Kind noch an der Brust hatte, und noch nicht die ganze Schwarze ^halten hatte, macht sie von ihrer Milch so schwarz, aber mit der Zeit von beyläufig zwanzig Jahren ver¬ lieren sie etwas von ihrer Schwärze; doch niemals ganz, und in der That, man konnte ordentlich die Nuan¬ cen der abgsänderten Farbe von Jahr zu Jahr an den großen Kindern abnehmen. Wenn jemals ein Ge- genbeweiS wider den Herodot richtig ist, so ist es die¬ ser, wo er in seiner Thalia sich wegen der Ursach der schwarzen Farbe der Indier also ausdrückt: Lolor Inclorum ümili8 ac proximuz LLtkiopico, §eni- turs, quam in mulieres emittunt, non alba, lzusmaömcräum cetsrorum tromnium, soc! stra, ut I2Z Ut color corporis , quake vivi ^Stlriopici quo- qus emittuut. Man weiß, was Buffon, Litter, le Cat, Albin und andere darüber gesagt haben, aber etwas vollkommen befriedigendes haben sie nicht, ge¬ wiß ist es, daß bey Menschen, die eine lange Zeit unter einem warmen Himmelsstrich wohnen, das Netz¬ werk der lVIalpikn, oder die zwoke Oberhaut, schwarz wird, (obgleich noch keine Gefässe daran erwiesen wor¬ den) ohne daß ein anderer Theil des Menschen von dieser Farbe Ankheil habe, und dennoch manche es beweisen wollen, daß die Säfte bey den schwarzen wie bey den weißen Menschen waren, so zeigt doch das oben gegebene Beyspiel das Gegentheil; allein wer will am Dluc so was geringsarbigeö abnehmen können, so wenig, als die Laster, die niit der Ammen MilH dem zarten Kind eingestößt werden. Es wäre überstüßig, Beyspiele vom letzter» anzuführen, da dieß so allge¬ mein bekannt ist, und keine fernem Beweise bedarf. Die Lebensart dieser Leute, so wie der Moldauer, ist durch Sulzer und andere bekannt worden; aber was ich dabey merkwürdiges, und ganz wider mein als Arzt gefaßtes diätetisches System auffallend fand, ist dieses: daß alle Weiber, die ganz armen aus¬ genommen, ein sehr träges Leben führen, beynahe den ganzen Tag aus ihrem Divan liegen, sich mit Ka- fee. 126 - fte, Pedel, die armen mik feinem Mergelkaueu, und Plaudereyen die Zeit vertreiben, besonders in der Schwangerschaft, wo sie sich wenig oder keine Bewe¬ gung machen, und dennoch sind sie nicht allein stark und gesund, sondern sie gebühren mit vieler Leichtigkeit gute, wohlgestaltete und gesunde Kinder, und es ist etwas ausserordentlich seltnes, von Übeln Geburten und dergleichen zu hören; noch weniger, daß diese Leute, so wie alle Orientaler, übel gebildet seyen. Ein Be¬ weist, daß man nie der Nacur Gewalt anthun dürft, um gure Wirkungen hervorzubringen. Hier in Sirekh hatte ich unverhost die Gnade, das erstemal den Kronprinzen des kaiserlichen Hauses, den Erzherzog Franz, zu sehen und zu sprechen, er war «ben auf seiner ersten Granzbereisung des Reichs begriffen, und wollte die Blokade von Chotym sehen. Dieser Herr war ohne alle Bedeckung, sein Gefolge be¬ stand in ein paar Wagen, und dennoch fragte er mich: Lomment 68 (jU6 Vous V0U8 lir68 6'Jüan cisns ces LontrL8? Meine Antwort war: 8s je fut un prince z ' anrai ü ri^usr, mm8 6an5 1' ckat", ou ze rne trouvs, presczns risn. In diesem District der Stadt, oder in dem kai¬ serlichen Kammergut St. Onophri, sand ich, nebst dec Szekler Ansiedlung, noch zwey andere. Die erste war eine 127 eine russische, in dem Dorf Laudon salva und Korte- stie, welche aus neun und neunzig Familien bestand, Sie hatte keine besonder» Freiheiten und Vorrechte, sie hatte nur freien Grund und Boden, und war vom Militairstande frey. Im Jahr 1787 sind wieder acht Familien nach der Moldau zurückgekehrt, weil ßin Mißjahr war, indessen war doch dies die beste und wohlfeilste Kolonie, die der Monarch in diesem Land erhielt. Die zweyte Ansiedlung, welches eine ganz besondere Nation ist, ist von dem schwarzen Mee¬ re hergekommen, sie heißen Lippowani oder Philippo- wani. Die eigentliche Elhymologie dieser Benennung kömmt von dem siavischen Wort Lippawa oder Linden¬ holz her, indem ihr HauSgerache blos von diesem weißen Holz verfertigt ist. Den ersten Nahmen ha¬ ben sie wohl bloß von ihren Nachbarn, den Tataru, erhalten; dann sie nennen sich nur Philippowaner. Die¬ se Leute machen eine besondere Menschensekte, sowohl in Anbekref ihrer Lebensart als Religion, aus. Man kann von ihnen sagen: sie sind die Pietisten der Grie¬ chen , das ist: Schwärmer und Gleisner, die das as- fectiren wollen, was sie innerlich nicht sind. Sie wählen sich einen Pfaffen aus der Gemeinde, sie be- ten die Bilder an, welche sie in ihrer Kirche und zu Hause hangen haben. Sie sind aus Holz gewählt, und jederzeit wie ein Buch zum Bedecken gerichtet, und selbst selbst ihre großen Kirchenbücher sind damit bedeckt. Sie verbrennen ihre Todten; sie haben das tägliche warme Vaden, Mann und Weib zusammen, u. s. w. Das ganze Jahr hindurch essen sie nur achtmal Fleisch, rau¬ chen und schnupfen keinen To back. Ueberhaupk leben sie in ihren Dörfern sehr cingezogen; aber äusser die¬ sen verhalt es sich ganz anders. Da sie sehr geheim mit ihren Religionsgebrauchen sind, und den Eintritt in ihre Kirche einem jeden andern erschweren, so weiß man auch nicht alles, was bey ihrem Gottesdienste vorgeht. Das Taufen soll nur dann geschehen, wenn das Kind sein vollkommenes Gedachmiß hat, welches freilich nicht sehr zu tadeln ist, indem das Taufen, wenn es im Winter vorfallt, mit kaltem Wasser bey neugebornen Kindern, wo das Gehirn mit einer noch sehr dünnen Decke versehen ist, oft, wie mir die Er¬ fahrung gezeigt, sehr nachtheilig und wohl auch rödilich wird. Das Fluchen, Schlagen, Gewehr ergreifen oder BlutverspriHen u. s. w. ist bey ihnen , so wie bey den Herrnhutern, ein großes Lasier, und ganz verkochen, so wie auch der Gebrauch geistiger Getränke. Indessen, obgleich diese Heuchler für fromme, ein¬ gezogene Leute gelten wollen, so sind sie doch nichts weniger als dies; denn sie sind dabey sehr ausgelassen, und tritt ihnen einer zu nahe, so werden sie sich mit her 129 mit der nemlichen Wuth vergreifen, als im siebenjäh¬ rigen Krieg die Herrenhuter gegen einen Offizier zu Wathen Willens waren, zu dem ein reiches holländi¬ sches Mädchen aus ihrer Gemeinde sich geflüchtet hak¬ te. Wenn es ihr Interesse fordert, so sind diese Schwär- wer grausam; aber den Staat zu vertheidigen, ver- biethen ihnen ihre Gesetze. Da die Lippowaner gern geheim leben, so sind ihnen zur Wohnung waldigte Gegenden am liebsten. So ist auch ihre dermalige sage in der Bukowina zu Varnica siiai Konkina alba. Im Jahr 1784 wa¬ ren zwey hundert Familien gesinnt, ins Land zu zie¬ hen, allein man hat solches von Seiten des Chans und Hospodars verhindert; es kamen aber doch vier und zwanzig Familien herüber, und mit diesen auch noch andere Familienvorsteher. Da man aber von der andern Seite die Weiber nicht ausfolgen ließ, so kehrten sie wieder zurücke, welches die Männer von Unfern großen verfeinerten Städten schwerlich würden gekhan haben. Diese Leute erhielten unter kaiserlichem Schutz aus ewig ihre vollkommene Religionsfreiheit, sie gaben es nicht einmal Zu, daß man ihre Hauser Numerirte, und man gab nach. So sind sie auch für allezeit vom Soldatenstand frey, und leben zwanzig Jahre ohne Abgaben. Indessen haben sie auch aus I keiile keine Art eine Unterstützung vom Hofe erholten. Da sie selbst so viel Vermögen mitbrachten, daß sie es nicht bedurften. Ihr hauptsächliches Industrialge- schäfte ist Leinweben, Strickmachen u. dergl. So wie ihre ganze Lebensart etwas besonderes hat, so auch ihre Kleidung, die einfach und wohlanständig ist. Der Mann, der den Kopf halb geschoren hat, kragt eine hohe schwarze Mütze vom Schaasfelle, an dem Kinn den Bart, um den Hals nichts; das Hembd ist lang, und wird über die Hosen, nach mol¬ dauischer Art, getragen; auch der Leib ist mit einem weiß wollenen Nock bekleidet, der überschlagen wird, und mit kleinen Knöpfen geschlossen; um den Leib ha. ben sie eine blaue, rorhe, oder schwarz lederne Binde, lange Beinkleider/ die Füsse sind mit Bast, oder Strickschuhen (biackalei) bedeckt. Die Weiber haben ihre Haare ganz versteckt, die Mädchen nicht. Vorn auf der Stirne haben sie eine breite, gestickte Binde, die in die Höhe steht, wie ein Turban, rückwärts ist sie schmäler, und mit Goldmün¬ zen beseht, darüber geht nun ein weißer Schleyer, der unter dem Kinn weggeht, und rückwärts herunter- hängt, welches ein sehr gutes Ansehen macht, da die Binde nur vorwärts bloß gelassen wird, und rück- warcs ist ihr Reichthum versteckt. Vcrmukhlich aus der izr der Ursach, um nicht die Raubbegierde des Nachbars Zu reizen; der sie unter den Tatarn so sehr ausgesetzt waren. Der Hals ist frey, auf dem Leibe haben sie ein Hembd, welches auf den Hauptnathen und um den Hals mit bunter Wolle gestickt ist; darüber von feinem wollenen Zeug einen langen Rock, der vorn von oben bis unten mit kleinen Knöpfen zugemacht ist, an dem untern Leib lange Beinkleider von Leinen, an den Füsten Strümpfe, und eine Art rothe Sandalen oder wohl im Winter Stiefeln. Da überhaupt dies Volk sehr wohl gestaltet und von guter Gesichksbildung ist, so laßt diese Amazonenartige Tracht den Weibern sehr gut und modest. (Man sehe die Abbildung davon auf der ersten und zweiten Tafel.) Die Priester unter diesen Leuten haben keine be sondere Kleidung, sie tragen über die Schultern einen aschgrauen Mantel, und führen in der Hand einen langen Stab. Von Sirekh , zwischen diesem benannten Fluß und der Szujawa gegen Ostsüden, ist der Boden stets et¬ was hüglicht, man findet aber sehr gute Erde, worunter nichts als kalkigter Sedimentstein sich befindet, der mit Versteinerungen von Seemuscheln angefüllt ist; vor Rumanesiy wird er etwas leimicht, und obgleich hier die Erde ganz schwarz, wie eine gute Moorerde aus- I 2 sieht, -V -V - sieht, s» können doch gute Ziegel davon gemacht wer« den. Wenn man weiter forckömmt, bis Patrautz und Luitak, ändert sich der Boden in eine ebne, manchmal etwas schod'erichte Flache, welche vor Zeiten der Szu« zawafluß verursacht. Zu Luitak fand ich die ersten Ko¬ lonisten des Landes, welche aus dem Banat emigrirt wa¬ ren , diese waren nichts als Bettler, zwey und zwanzig Familien stark, welche auf die von den Moldauern verlassene Grundstücke und Hauser gesetzt wurden. Da in diesem Ort für sie nicht Platz genug war, so hat man die übrigen nach Suczawa (wo auch eine deutsche Kolonie angelegt ist), Molodia, Dragomirna und No- sez verlegt. Diese Leute haben wohl auch die gehörige Unterstützung erhalten, aber bey weitem nicht, was die Deutschen erhielten, indem sie nach und nach alles abzahlen mußten. Von Luitak, gegen dem Szuczawafluß zu, ist abermals eine deutsche Kolonie, welche mit Erbauung, oder besser, mit vollkommener Znrechtrichtung ihrer neu - und wohlgebauten Hauser, sehr nachlaßig waren. Dann cs war ihnen wenig daran gelegen, nachdem sie vom Hofe ihre tägliche Verpflegung hatten. Da aber der Befehl eingelaufen war, daß mit Ende Septembers die Verpflegung mit Geld ein Ende habe, und sie alles mögliche erhalten hatten, was zur Wirtschaft nothwendig war, war, so wie auch die weitschichtigen und schönen Felder, die mlt den herrlichsten Früchten beseht waren, und sie, ohne angebaut zu haben, nur einerudten durften: so ließen sich es diese Faullenzcr mehr angelegen seyn, fürs künftige zu sorgen. Gewiß ist es, die zu große Güte gegen Menschen ohne Gefühl und guter Erziehung, gereicht meistens dem Gutthater, so wie dem, der sie empfangt, zum Nachtheil. Hier in diesem Lande hatte ich recht viel Gelegenheit, dieß zu beobachten, da ich zu mehrmalen die Colonien mit dem darüber gesehten Commissair bereiste, und von solchem mit allem Eifer dem Volke Aufmunterung geben hörte. Von diesem neu angelegten Dorf sah man auf der andern Seite des erwähnten Flußes, auf dem ho¬ hen Ufer, die alte und zerstörte Stadt Szuczawa oder Suezawa (Sulzer am angeführten Orte) liegen. Hier hat man seit kurzem eine wohlgebaute hölzerne Brücke über diesem oft sehr reißenden Strom errichtet. Der« malen liegt Szuczawa, welche vor Zeiten eine ansehn¬ liche Handels - wie auch Haupt- und Residenzstadt der Moldauerfürsten und Metropoliten war, von dem Fluß gegen zwanzig bis drcyßig Klafter erhoben. Ge¬ wiß ist es , als man diesen Ort anlegte, war der Fluß nicht so tief davon entfernt, sondern nur erst durch das Pon Tag zu Tag tiefere Einreißen des Wassers so J Z erhöht -34 erhöht worden, daß es dieser Stadt dermalen ganz an solchem fehlt. Dies; ist ein Schick'«! der meisten Städte, welche nahe an oder in gebürgigten Gegenden, an reißenden Flüßen auf einem weichen Grund angebaut sind. Diese Stadt, welche nach der Zugrundrichtung durch die Tatarn zu Ende des fünfzehnten oder Anfang des sechszehnten Jahrhunderts die Residenz der Fürsten verlohr, die nach Iaß oderJassi verlegt wurde, wird und kann sich nicht mehr erholen. Sie lag ganze vier» zig bis sechszig Jahre öde, nachdem Krieg, Pest und Hunger die Bewohner gänzlich darinn zu Grund gerich¬ tet hatte. Dermalen haben sich doch Armenier und dergleichen einem jeden Lande eben so schädliches Ge¬ sindel, z. E. schlechte Juden, allda niedergelassen und bewohnen einige hundert, meistens hölzerne Häuser, zwi¬ schen diesen sieht man hin und wieder das hohe Ge¬ mäuer alter zerfallener Kirchen und Thürme hervorra- gen, so wie auch auf einem Hügel die Gemäuer der alten Residenz. Als ich im Zulii 1788 da war, wa¬ ren auch noch die meisten Einwohner wegen Einfalle der Tatarn entstehen/ so daß man bey Niemanden ein ächte« Unterkommen fand. Diese Stadt war vor Zei¬ ten wie man noch aus den ober- und unterirrdischen Gemäuern sieht, von einem sehr weiten Umfang, und soll siebcnzig bis achtzig große Kirchen gehabt haben, wo es dermalen nur noch vier sehr unansehnliche besitzt. Dec 135 Der Handel, der hier vor Zeiten durch Hungarn und Siebenbürger mit Kirschnerwaare nach Rußland ge¬ trieben wurde, soll sehr beträchtlich gewesen seyn, allem dermalen ist keine Spur mehr davon übrig. Nun ein Wort von den Einwohnern dieses Landes überhaupt. Das Volk der ganzen Moldau ist also beschaffen. Je mehr die Menschen im Stande der Natur, das ist, ohne Zwang leben, desto bessere Bildung haben sie. Männer und Weiber sind schön, besonders jene, welche ein gemächliches Leben führen können. An dem männlichen Geschlechte habe ich zwey Stücke gefunden, welche sie von den westlichen Europäern unterscheiden. Diese sind, daß der Hals bey ihnen viel dicker, und die Füße dünner sind, so wie es auch bey den Türken gefunden wird. Die Urfach aber dieser Allgemeinheit mag wohl von dem herrühren, daß sie nie etwas um den Hals tragen, und öfters die Füße im kalten Was. ser baden, besonders die Türken, die dieß noch mehr im Gebrauch haben, als die Moldauer; es ist ein Vergnügen, die schöne Bildung der Ianitscharen zu sehen, da sie wohl anliegende Sticfeleten tragen, so nehmen sich die Füße sehr gut aus. Die Weiber sind stark und von sehr guter Bildung; ihre häusliche Ein¬ richtung macht, daß sie wenig oder nichts zu thun ha¬ ben, besonders die die Städte bewohnen. Ein oder G 4 zwey ^--2—H- zwey kleine Zimmer ist für! eine ganze Familie genug. Die ganze Einrichtung ist ein Divan, worauf man siht und schlaft. Mit der Kocherey ist wenig zu thun, in¬ dem die Sache auf eine Speis ausgehet. Die Wasche becrist blos ein simples Hembd, ohne alle Garnirung u. s. w. also wenig Bcdürfniße, folglich auch wenig Arbeit, und so dabey gesünder und stärker, als die Weichlinge großer Europäischer Städte mit wohl be¬ setzten Tafeln, wo durch die vielen Speisen eben so vie¬ lerlei) Krankheiten hervorgcbracht werden. So wie die Lebensart, so ist auch die Kleidung einfach. Der gemeine Mann in der Moldau, der, wie Herr Sulzer mit vielem Grunde erwiesen hat, kein ei¬ gentlicher Wallach, sondern mehr ein Slave seyn soll, trägt sein Haupt nur vorn geschoren, mit einer hohen schwarzen Pelzmütze bedeckt: und im Gesicht nichts als einen Schnurbart, am Leib ein langes Hembd, über seine lange, weiß wollene Beinkleider eine Binde mit einem Mester versehen, um den Leib einen weiß wol¬ lenen Rock mit und ohne Ermel, an den Füßen Bast!» schuhe. Das Weib hat ihre Haare in Zöpfe gestoch¬ ten, mit einem langen weißen Tuch oder Schleyer bedeckt, so, daß das Kinn mit eingehüllt ist, um den Hals nichts, am Leibe ein langes Hembd, welches an dem obern Theil aus den Nathen mit bunter Wolle gestickt. O k gestickt , um den Leib ein von schwarzer Wolle mit ro¬ chen Streifen gewebter Schurzrock. Ich weiß dieser Kleidung keinen schicklichem Namen zu geben, als die¬ sen; dann das Ganze ist ein drey bis vier Schuh drei- ter Schurz, der um die Lenden gebunden wird, so daß er auf der Seite etwas übereinander kömmt. In dieser Kleidung können die Weiber nur sehr kurze Schritte machen, darum pflegen sie gewöhnlich einen Zipfel auszuheben, und in den um den Leib habenden Gürtel zu stecken. Am untern Leib tragen sie von Lei¬ nen halbe oder ganze Hosen, und an den Füssen Bast¬ schuhe oder Sandalen. Die Edelleute, als Bojaren Divan, Bojaren und Massilen, haben, so wie der Landmann, ihre eigene Nationaltracht. Ein Bojar Divan, die meistens von griechischen Kaiserstammen herrühren, und deren viele aus jConstantinopel gebürtig, sind Edelleute, die im Dienste der hohen Pforte stehen, tragt, wie der ver. heyrathete Türk, den Bart, der gemeine Bojar aber nur einen Schnarch - oder Schnurbart, den Kopf zum Theil geschoren, mit einer hohen Pelzmütze, welche den Boden von Seiden oder Sammt, und nicht mehr rund, sondern viereckigt ist. In der Pracht oder im Hofdr'mste und dergl. sieht man den Boden der Mütze Nicht. Um den Hals haben sie oft, wie die Orientaler, I 5 *>" .- ein langes seidenes oder anderes Tuch umhangend, meistens gar nichts. Ueber das Hembd einen langen Jankur oder zwey solche Kleidungsstücke, welche über einander geschlagen, und mit einer Binde um den Leib, darüber ein eben so langer Iakschina oder Pelzrock sich befindet; meistens ist alles von Seiden oder Baum¬ wolle. Sie tragen lange weite Beinkleider, wie die Türken, von gelben oder rothcn Zeug; dann eine Art kurzer Zischmen oder Schuhe, welche an die Hosen angenäht sind, die man Mestier nennt, und darüber Pantoffel oder Papuczie, welche man gewöhnlich vor der Zimmerkhür stehen laßt. Es ist nichts ungewöhn¬ liches bey diesen Leuten, zwey und drey Pelzröcke über einander zu kragen, indem in ihren Zimmern wenig oder nichts geheizt wird, welches der Gesundheit tau¬ sendmal zuträglicher ist, als die so sehr geheizten Stu¬ ben, wovon die Menschen so viele Lungenkrankheiten bekommen, und daran sterben. Tissot sagt mit vie¬ ler Wahrheit: die Katharre raffen mehr Menschen von der Welt, als die Pest. Eine Bojars Frau trägt gewöhnlich von feinem seidenen Zeug oder Musselin eins Kappe Sarik, wie ein Zuckerhut geformt, welche mit Perlen oder an¬ dern Juwelen, und mit allerley Bändern und Blu¬ men umwickelt ist. Die Haare werden in einer oder vielen IZ9 vielen Dressen darüber gewunden, oder auch nur in einem langen Zopf geflochten. An der Spitze dieses Kopfputzes ist eine Quaste, und auf einer Seite oder vorn mit ein paar Straußfedern geziert. Der Anstrich ist nicht ungewöhnlich, Hals und Brüste bloß, so daß die Brüste bis zu der Magengrube mit nichts, als mit einein durchsichtigen Schleper bedeckt sind, welches für einen, der es nicht gewohnt ist, sehr auf¬ fallend ist. Die langen Leibröcke, die jederzeit von ei- 'nem bunten Seidenstes sind, liegen auf dem Hembd, und sind bis zur Magengegend ausgeschnitten. Diese Kleidungsstücke heißen das erste oder untere Anderin, und das zweyte Nokje, welches nicht so ganz ist, wie das erste, und wird vorn mit einer Schließung zuge- macht. Um den Leib geht eine Handbreite Binde, mit Gold, Silber oder auch mit guten Steinen besetzt. Da diese Binde unter dem Bauch weggeht, so hangt solcher darüber, welches aber nur für einen Orientaler reizbar ist. Ueber diese Kleidung kömmt ein halbes oder ganzes Pelzkleid, Blane, das mit feinem Pelz¬ werk inwendig ganz gefüttert ist; auswendig aber ist der ganze Rücken und der Rand eine Handbreit da¬ mit besetzt. Diese letzte Kleidung ist meistens roth, und hat manchmal auf der linken Seite eine goldene Dresse. An dem Unterleib haben sie Beinkleider von Musselin, und an den Füssen Zarab, eine Art Strüm¬ pfe, l4o pfe, darüber Tcrliki oder saffianene Schuhe, uud solche Papuzio, welche inan eben vor der Thür laßt, uud nicht ins Zimmer mit hinein nimmt. Man sehe die beygefügten Abbildungen von dlo.III. bis VI. davon. Die Gebirgart, worauf Szuczawa steht, ist ein blosser talkartiger Sedimeutstein mit Versteinerungen angefüllt. Vor der Stadt, welche weder Ringmauern noch Graben hat, ist eine Verschanzung gegen Abend, in welcher Kirchengebäuds stehen, mit Namen Rinks. Die Mönche, welche vor Zeiten sich dabey befanden, konnten sich gegen jede Einfalle der Tatarn und Hai¬ damacken ziemlich gut vertheidigen. Seitwärts fand ich damals ein kleines Korps von taufend bis fünfzehn hundert Mann gelagert, um die Stadt und die Ge¬ gend gegen die Tatarn zu decken, welche Miene mach¬ ten, einzubrechen. Gegen Südwesten liegt auf einer angenehmen An¬ höhe das gcwefene Kloster St. Ilie, wo herrliche Waf- serguelleu sind, von welchen das Wasser mit vielem Vortheile in die Stadt Szuczawa geführt werden könn¬ te. Von diefer Gegend aus ist alles hüglicht, und das Erdreich sehr weich. Iliczestie oder Illifchestie ist ebenfalls ein gewe¬ senes Kaludierkloster, wovon der Igumen oder Vor¬ steher 141 sicher Aechimandrit von der ganzen obern Moldau war. Als die Kaiserlichen dieses Land übernahmen, war ein gewisser Mileti Vorsteher davon. Da dieser Mensch viele Fähigkeit besaß, so wurde er zum Generalvicarius gemacht; weil er aber ein ziemlich unwirthfchaftliches und lockeres Leben führte, (dann er hatte in dem Klo¬ ster seinen versteckten Harem) so wollte er nicht die Aufhebung seines Klosters erwarten, wo er an Rech, nung ablegen und an die Mäßigkeit sich hätte gewöhnen müssen, so fand er für gut, mit einer beträchtlichen Summe Geldes zu verschwinden, und lebt nun in ei¬ nem andern Kloster der fürstlichen Moldau nicht am gemächlichsten. Auch hier, bey diesem Kloster, hat man ein Dorf für Deutsche angelegt. Das war das achte und letzte, welches ich in diesen, neuen Lande sah, alle gut angelegt, und ob zwar die Häuser, wie die Stalle und Scheunen, von Holz sind, so sind sie doch sehr gut gebauet; nur ist zu bedauern, daß man nie den Nutzen von diesen Einwanderern zu hoffen hat, den man sich von ihnen versprach; wie es die Zeit leh¬ ren wird. Von Pflanzen und merkwürdigen Thieren habe ich in dieser ganzen Gegend nichts gefunden. Die Schweine sind hier, so wie in Podolien, Pokutien und l4r der übrigen Moldau, noch meistens im Stande der Nacur, das ist, man kann von der Helfte und mehr der einheimischen oder zahmen keinen Unterschied von den Wilden machen. Die Jungen oder Ferkeln, die davon fallen, kommen mit eben den Liniamenten be¬ zeichnet auf die Welt, wie die Frischlinge der Wilden, das ist, schwarz mit geraden gelben Streifen auf den Seiten, oder sie sind ganz bleygrau, und mit blaffen gelben Streifen belegt. Dieser Hauptstreifen sind auf jeder Seite zwey, welche mit ein paar O.nerstreifen dem Hintern Schenkel zu laufen. Wenn sie erwachsen, so verlieren zum Theil diese Streifen ihre lebhafte Farbe, aber niemals so, daß sie nicht mehr sichtbar seyn sollten, welches aber doch bey den wilden Schwei¬ nen geschieht. Ich sähe einigemal einige, wovon der vordere Theil oder gerade die Hälfte des ganzen Kör¬ pers, weis, und der Hintere Theil gefärbt und sehr regulair gestreift war. Das Steifstehen der Borsten, die schwarze Schmußfarbe, alles ist eben so, ja sogar die wilde Natur, haben sie oft wie jene, die stets in Waldungen leben. Ich habe bemerkt, daß ihnen auch die Borsten bis in den Speck hinein gehen, welches doch sonst das untrüglichste Kennzeichen an den in Stücken zerlegten Fleisch ist, ob es von wilden oder zahmen sey. Es ist bekannt, daß man gewöhn¬ lich keine eigene Art von dem wilden und Hausschwein gemacht, 143 gemacht hat, allein der Charakter ist doch zwischen beyden zu beständig, als daß man dieses nicht thun sollte. Vielfaltigmal hab ich beobachtet, daß bey Paa¬ rung eines solchen gebänderten Schweines mit einer ganz weißen, die Jungen alle nach dem Vater, wenn er gestreift war, gefallen sind, selten ist mehr als eins oder zwey von zehn abgewichen; doch hatten auch alle die regulair gezeichneten an einem Fuß oder unten am Bauch einen schwarzen oder weißen Fleck, der aber wenig merkbar ist; war aber der Bar nicht gestreift, sondern die Sau, so sielen der Mutter ähnliche we¬ niger. Von Illicjesty gegen Ostsüden, bis Zacharistia, besteht der Boden meistens aus fetter Leimerde, und und hat nichts als Sediment- oder Sandstein zum Grund. Bey weiterm Vorrücken gegen Süden, wo man die Granzörter Korlacin und Kapo Kodrului (Wald- köpf) erreicht, fand ich damals, als ich dieses Land bereiste, die Vorposten des kaiserlichen Korps in Ver¬ haue und Verschanzungen, welche hier eine geheime Communicationsstrasse vertheidigten, die aus Sieben¬ bürgen, stets im Gebirge, nach Gallizien führt, wo die Türken, welche wieder gegen Baja vorgerückt wa. ren, einbrechen wollten. Bey Kapo Kodrului, wo die Gebirge gegen Süden anfangen, und wo man wie in ein geschlossenes Thal kommt, kommt aus den Kar. »44 Karpathen der reißende Moldmuafiuß, aber er ist hier noch nicht groß, und man kann aller Orten in Som- merszeit durchwaden. In dem damals halbtrocknem Bette dieses Flußes konnte ich zum Theil die Stein« arten erkennen, woraus das höhere Gebirg besteht. Der Fluß hatte viel Hornschieser, reinen Kalkstein, Quarz, Glimmerschiefer, Gestelstein aus blacierichten und gewundenem Quarz, mit Glimmer ganz weiß, welches in der Politur ein sehr schönes Ansehen er¬ halt, Quarzschieser, roch und weißgefleckten Marmor von groben Korn, Thonwacken von verschiedener Far¬ be, und von den Ufern losgeristene zeitliche Kalkstei¬ ne , welcher hier noch eine Zeit die Vorgebirge bil. dek. Von dem letzt erwähnten Ort folgte ich den Fluß aufwärts gegen Osinorden in einem engen Thal, das mit einer herrlichen Waldung besetzt war. Es ist durch solche ein gerader Weg bis zu dem Dorf Hu- mory, welcher von dem Fluß etwas entfernt liegt, gebahnt. Dieser Ort war durch sein ganzes Thal gut verschanzt und verhaut, und es kampirten ein paar Kompagnien von einem Garnisonregiment, die mit ein paar Kanonen diesen Paß vertheidigten. Das flöß- artige Gebirg um diese Gegend besteht meistens aus einem Mergel - und Sandschiefer, und wird, je mehr man den Moldawafluß aufwärts gegen Wcstnordeu ver¬ folgt, desto pralichtcr und nackt. Vor dem alten Ort Wama, Wama, wo erwähnter Fluß, die Moldawizä, welche von Norden herkömmt, aufnimmt, ist ein schönes eb¬ nes Thal, welches von Gebirgen, wo man zeitlichen Kalk - rind Sandschieser antrift, umzingelt wird. Ma¬ ma hat eine angenehme Lage, und die Flache vor die¬ sem Ort, gegen Norden, welche Schlas genannt wird, ist durch hohes Geblrg geschlossen. In diesem Ge- birgkegel fand ich die Säule, wovon Herr Sulzer Er¬ wähnung thut, aber sie nicht gesehen haben mag, weil er sagtt daß allda im Jahr 1718 die Tatarn u. s. w. geschlagen worden wären, welches Über, wie die In¬ schrift anzeigt, schon zwey Jahre eher, als Herr Sul¬ zer migiebt, geschähe. Die aus weichem Sandstein zween Klafter hohe viereckige errichtete Säule, steht ein paar Flintenschuß vor dein Orte, gegen Südostem Auf den vier langen Seiten der Säule hat man auf griechisch und wallachisch, oder besser, auf moldauisch, die Geschichte einer allda vorgefallenen Schlacht ein¬ gehauen, da aber der Stein weich ist, so ist wenig Mehr davon vollkommen geblieben, doch so viel, als Noch iezt zu lesen ist, will ich hersehen. Auf der Mit. tagsseite dieser Säule, gegen den Dorf Wama zu, steht folgendes: „Michael Racovih, Woiwod und „Fürst der ganzen Moldau. Im Jahr l 716 im dritten „Jahr meiner Negierung, bekriegte die ottomannifche „Pforte die Deutschen (hier fehlen einige Buchstaben) K „und 146 f,und die Deutschen, welche von einigen der vorneh- „mern moldauischen Bojaren herbeygeruffen wurden, „erlitten großen Verlust (hier fehlen abermals mehrere Buchstaben, so, daß sich der wahre Sinn nicht her¬ ausbringen läßt.) Aus der östlichen Seite dieser Säu¬ le liest man folgendes: „Vereint mit einigen Deut¬ schen, suchten Moldauer, Wallachen, Ungarn und „andere aus Servien unsre Hauptstadt Jas zu ero¬ bern ; um uns gefangen zu nehmen, und sich diese „Stadt zu unterwerfen, so wie sie es vorher mit dem „Woiwoden Nicolaus Maurocordako, Fürsten der Wal- „lachey, und der Stadt Bucarest gemacht haben. „Den ersten brachten sie nach Hermanstadt in Sie- „benbürgen. Unterdessen haben wir sie durch die Hilf „Gottes glücklich überwunden, und ihre Leichen über- „einander aufgehäufet. Zuin Angedenken dessen haben „wir an diesem Orte dieses wunderbare Kreuz nebst „einem Brunnen errichten lassen.,, — (Das übrige ist unleserlich.) Die Aufschrift der dritten Seite ge¬ gen Norden ist folgende: „Diese steinerne Säule wur- „de errichtet, als wir über die Gebürge Meslekenis „und Suhardat bey Kosna in Ungarn eindrangen, „und vorzüglich bey dem Dorf Rogna. Von dannen „wendeten wir uns mit dem Hano, einem Anführer „einer großen Anzahl Tatarn, bis gegen Biötrißen, „machten allenthalben viele Beute, und steckten alle „Orte 147 ^,Orte in Brand, nur die einzige Stadt blieb ver¬ schont. Von dannen kehrten die Tatarn durch dis ,,Marinarosch zurück, wo sie abermals große Beute „eintrieben, welches den Hungarn unvergeßlich bleiben „wird, und so kehrten auch wir, ohne von jemanden „verfolgt zu werden, glücklich zurück. „ — Das übri¬ ge ist beynahe unleserlich, doch kann man noch so viel herausbringen, „daß die Tatarn doch noch auf „ihrem Rückzüge eine große Niederlage erlitten.,, — Auf der letzten Seite endlich, gegen Kampaluilung oder Kimpalung, befindet sich folgendes: „Uncer Anführung des Iordak Kantakuzenuö, Vorsteher der Magazo- „nen, hat sich dieses unglückliche Schicksal, weil er „aus der Moldau in Ungarn eingedrungen, durch dis „Bosheit einiger siebenbürgischer Generale, und zwar „besonders des Stephan Srev (der übrige Theil des Namens ist unleserlich) ,,Generals von Hermanstadt, „und des Barons Fidekig (ohne Zweifel Festedisch) „General von Brasi und des Sanromoi, (hier feh¬ len einige Buchstaben ) Generals von Bistritz, ereig. „net, weswegen sie einst vor Gott und seinem schreck, „liehen Gericht werden Rechenschaft zu geben haben, „weil sie wegen ihrer Raubgierde und dem Vertan- ,,gen, sich uns zu unterwerfen,,-das übrige fehlt gänzlich. So K 2 !48 So getreu als auch alles hier von dem noch vor¬ findigen ausgezeichnet ist, so kommt doch in mancher Stelle Widerspruch vor, besonders wie die letzte Zeile zeigt, wo es unfehlbar heißen soll, dem Verlangen, uns zu unterjochen, und nicht unterwerfen. Von Wama gegen Osten, woher der Moldawafluß kommt, sieht man zwischen hohen Gebirgen ein lan¬ ges ebenes Thal, welches, wenn man am Fluß auf¬ wärts gehet, zu dem Marktflecken Kimpolung, wel¬ ches Langenfeld heißt, und von dem verdorbenen ita- lianischen Campolongo herkömmt, führet. Dieser Ort wird mit dem Beysatze das moldauische genannt, weil in eben dem Thal, eine Stunde weitet, das russi¬ sche Kimpolung oder Dolgopole liegt. Vom ersten Ort kommen einige Wildbache aus dem gegen Süden am steigenden, hohen, ursprünglich weißgrauen Kalkgebir, ge, Sczemalau oder Tschimolau. Auf diesem hohen Gebirge findet man kleinere, welche aus einein rothen Granit bestehen, der dem Orientalischen gleich kommt, sowohl in Härte und Farbe, als daß er auch eine gute Politur annimmk. Seine Bestandtheile sind rother Feldspath , weißer Ouarz, schwarz und etwas grauer Glimmer, welcher letztere den mindesten Bestandtheil auömacht. Sand und andere Schieferarten sind nicht selten in diesen Gegenden, so wie auch zeitliche Kalk¬ steine I4y steine mit Zoophiten oder versteinerten Koraslengewäch-- sen angefüllt Das oben erwähnte ursprüngliche Kalk» gebirg mag gegen acht bis neunhundert Klafter Hö¬ he und darüber haben. Seine Verwitterung ist nicht sehr beträchtlich, nachdem ich wenig Steinriffen oder La- veinen darinnen gefunden habe. Da es ein sehr trockenes Jahr war, und der Sommer zu Ende gieng, so war auch wenig merk¬ würdiges mehr von Pflanzen zu finden. In der Tie« fs, so wie in vielen andern Gegenden, wuchs eine Art eines Flachskrautes IrMrrkmum linario I^inne. Die Blätter davon sind geschärfter, nicht lanzenförmig, sondern beynahe gleich brcitschmal, die ganze Pflanze viel mehr steif, fester, geradwachsend und höher, so daß man von weiten aus dem Stand eine Verschie¬ denheit bemerkt. Wenn man noch weiter am Fluß hinaufgeht, so ist die Gebirgart stets aus einem grauen Sandstein ge¬ bildet, welche mit Kalk untermischt ist. In seiner Entfernung von ein paar Stunden erreicht man ein dreyeckigtes Thal oder Kessel, worin das Dorf Peso» rit (Peschorit) liegt. Hier sehen die Vorgebürge, so wie die ganze Gegend, recht grotesk aus; die verwit¬ terten Sandfelfen stehen aller Orten aus der Erde her» por, wie die Thürme von alten gothifchen Gebäuden. K Z Zwischen iZo Zwischen diesen Sandfelsen findet man oft Gnps und Korallenfelsen wie eingekeilt, dann auch Sedimentstein. Bleibt man nun nicht in dem Thal des Moldauflußes, sondern in jenem, welches gegen Ostsüden liegt, und von einein Wildbach durchschnitten ist; so gelangt man zu dem im ersten Kapitel erwähnten Fluß Biskriza de oro oder zu dem goldenen Bistrizafluß. Beym Eingang dieses Hohlwegs sieht man einen Gebirg- rücken von Osten hervorstchen, wo man auf einem sehr weichen Kies einen Stollen angelegt hatte, hatte rnan solchen, nur zehn bis zwanzig Lachter forkgetrie- den, so wäre man auf der andern Seite herauöge- kommen. Die Steine sind hier von röthlichtem Schie. fer mit vielem Quarz gemischt. Etwas höher hinauf jn dieser Schlüchte, hat man auch einen neuen Bau auf Eisenstein angelegt. Hier fand ich Arbeiter aus dem Salzburgischen, welche gewiß auch unter allen die beste«, waren. Der Eisenstein, den man allda ent¬ deckt hatte, ist braunsteinartig mit Kalkspath und Quarz gemischt. Der Quarz war ganz weich, so als wenn er erst in der Bildung stünde. Der Bau, der mit einem einzigen Stollen betrieben wurde, war erst mit einigen Lachtern eingeschlagen, kein ordentlicher Gang war nicht zu bemerken, sondern das wenige, das damals einbrach, war in Putzen oder Mügeln. Die Vergärt ist zertrümmerter Sandstein und Schie¬ fer. - !Zr fer. Die höher» Gebirge sind hier bis zu dem Bistri« za de oro Kalk und Schiefer. An diesem Wildbach hat man seit einigen Jahren eine Schmelzhütte errich¬ tet, wo die Eisenerze, welche von ein bis mehrer» Stunden weit in dem Gebürge Wallia Eher», bey Dor. na Watra u. s. w. brechen, allda verschmolzen werde». Der Crzarten sind folgende: i) Eisenocher Ockr» kerri von hell gelber Farbe, leicht und im Bruch scha- licht. Dieser Ocher wird unter dem Waffer- gefunden, ist sehr weich, und zerfallt leicht in Pulver. Zwey- tens gelber, verhärteter mit Quarz und Glimmer ge. mischt, da er mehr Erdtheile, als der vorige, bey sich führt, so hat er auch weniger Haltung. Drittens ganz brauner Ocher, locker, wie zusammengeronnen, ist eben nichts als ein Wasenlaufer. Diese erwähnten Arten brechen bey Dorna, in der Ebne, nicht weit von der Bistriza, und anderwärts. Die Schwere die. ser Ochern ist von zwölf bis zwanzig und mehr Pfund im Zentner, folglich für sich nicht des Schmelzens werth, aber als Zusaß zu den reichern Erzen sehr dien¬ lich. Viertens Eisenstein, gemeiner (miners kerri vulgaris), ungestalter, derb mit Braunstein (kla^ne- sis). Dieses Erz sieht manchmal wie halb zerschmol. zen aus, wo in den Höhlen ein gelber Ocker steht, es bricht gangweis, und hat an Gehalt von dreyßig bis fünfzig Pfund im Ccntner zu hundert Pfund. -K 4 Fünf- Fünftens sehr ockerartiger Eisenstein, bricht in einer Han¬ genden Kluft, nicht weit von dem Jakobiner Werk, er ist mit einem Glimmerschiefer gemischt, und mit Braunstein überzogen, welcher manchmal schöne Den- triten macht, wenn man feste Körper darunter legt. Dies ffrz ist geringer am Gehalte, als das vorige. Sechstens gelbes, sehr dicht mit Braunstein undO.uarz gemischtes Eisenerz, hat fünf und dreyßig bis vierzig Pfund. Die Salbänder machen einen Glimmerschiefer aus. Siebentens ganz schwarz in Eifenerzblattcrn, mit derben Braunstein, welcher manchmal kristallisirt scheint, ist eben so reich, wie voriges. Die Bergart, die da- bcy bricht, ist O.uarz, der Gangstein ist erwehnter Schiefer. Diese vier letzten Eisensteinarten brechen in Valige oder Vallia Ehern, nicht tief im Gebürg. rich¬ tens derbes, sieht aus wie getropft, durch Braunstein ganz schwarz gefärbt, und führt solchen Ocher mit sich, bricht in eben dem Gestein, wie die obern, hat aber nur zwanzig Pfund an Gehalt; bricht in Valige Put- soz oder Podschorfw bey Iakobeni. Neuntens Eisen- sumpferz, (minsra ferri palustris ) festes nnd oft in Blättern, oder auch wohl in hohlen Kugeln gebildet, sein Gehalt ist von fünfzehn bis fünf rind zwanzig und oft auch mehr Pfund im Zentner. Die Hervorbringung der Erze hat hier nichts be¬ sonders, indem es nur bloßer Stollenbau ist; die Ar- beiter heiter haben alles auf Geding, Die zu der Hütten Nach Iakobeni gebrachte Erze werden klein gemacht und gemischt, so daß der Gehalt der Erze von dreyßig bis vierzig Pfund ist. Die leichtstüßigcn Ochern die¬ nen als Zusah, um so mehr, wenn sie kalkartig sind, wie man aus der Natur der oben beschriebenen Erze ersieht. Anders werden die Erze hier nicht zuberei¬ tet, das ist, sie werden weder geröstet noch gewässert, welches erstere der so vielfältig dabey befindliche Braunstein wohl erforderte, da der trockne Weg der beste ist, um den Braunstein bey dem Eifen zu ver¬ mindern. Man sehe,'wie man mit den Braunstem hälcigen Erzen in Steyermark und Karnthen verfährt bey Iars *). Die Schmelzung geschieht hier mit dem hohen Ofen, der mit einem breiten Kranz versehen ist, wor. auf sich die Erze ein wenig abrösten, bevor sie in oen Schacht des Ofens sinken. Man sucht also das zu bewirken; was man anderwärts mit dem gelinden Schmelzen der Floßösen auszurichten sucht, dann wenn auch letztere zu stark im Gange sind, so wird' die Stellung der Form vermindert, das ist, es wird mehr Erz und weniger Kohlen gegeben, worauf man mehr Weichstoß oder weiches Roheifen erhalt/ K 5 Die *) Iars metallurgische Reisen, Berlin, i?8Z, 8- Dis Schmelzung bey diesem Werk geschieht auf Flossen, wo es aber zu wünschen wäre, daß man aus Platten den Versuch machte, welches gewiß mehr Vor¬ teil verschaffen würde. Nachdem beym rösten oder schmelzen dieser Platten der Braunstein mehr zerstört würde. Man sehe die Beschreibung bey Hermann davoil *). Als ich das Werk besah, welches erst angebaut wurde, machte ich dem Vorsteher den Vorschlag da¬ zu, welcher auch geneigt dazu war. Nur konnte er so leicht für sich keine Aenderungen treffen, nachdem sein Vorgänger, der keine Kenntnis von solchen Wer- ken hatte, den Plan dazu entworfen hatte. Die Flos¬ sen werden dermalen zweymal frisch geschmolzen, und dann grobes und sprödes Stangeneisen daraus gemacht, welches nicht den besten Abgang hat. Die damaligen Erzeugnisse machten nicht mehr als vier bis fünfhundert Zentner des Jahrs. Da es nun besser wäre, aus sol¬ chem Erze Stahl als Eisen zu machen, so kann es sich wohl einmal fügen, daß man die ganze Manipulation ändern wird, oder, wenn man ja beym Eisenmachen bleiben will, welches freylich fürs Land dienlicher ist, da *) Hermanns Beitrage zur Physik, Oekonomie, Mi¬ neralogie , Chemie u. s. w. Berlin und Stettin, !78Z. i55 da dies das einzige Werk ist, so ist doch mehr d:> Na¬ tur des Erzes zu erforschen, und auf die Vorberei¬ tung zum Schmelzen mehr Fleis zu richten, dann so lange man den überflüßigcn Braunstein nicht zerstören wird, so lang wird man nie ein schmeidiges oder wei¬ ches Eisen erhalten. Rinmann *) hat dieses sehr gründlich zu Anfang des zweytcn Bandes erwiesen, wo es zu wünschen wäre, daß man ihn zu Rache zöge. Das Eisenwerk zu Iakobeni hat eine sehr vor- theilhafte Lage, da es mitten in großen Waldungen und bey einem kleinen Fluße liegt, an dem erwehnten goldenen Bistrizoo, der das ganze Jahr nicht an Was¬ ser mangeln laßt, und so sind auch die Gruben, wel¬ che bis itzt Erz genug haben, und nicht weit davon entfernt sind. Die Lebensmittel haben auch keinen ho¬ hen Preis, welches auch in einem Lande nothwendig ist, wo Bergwerke aufkommen sollen. Nur fehlt es an rechtschaffenen Arbeitern, da man meistens nichts als den Ausschuß von andern Landern erhält. An die¬ sem Fluße, nemlich der goldenen Bistriza, welche das Wasser zu diesem Eisenwerke giebt, wird einige Mei¬ len ab- und noch weiter aufwärts, gegen das hohe Gebirg **) 5veen kinmAnn Versuch einer Geschichte des Ei¬ sens mit Anwendung für Gewerbe und Handwer- werker, in gr. 8. 2 Th. mit Kupf. Berlin, 178z. lZ6 Gebirg zu, Gold gewaschen. Als ich damals das Land bereiste, waren alle Zigeuner verschwunden, die sich damit abgaben. Doch fand ich höher den Fluß hinaus noch eine Familie, die sich damit beschäftigte. Die Methode hier das Gold zu erhalten, ober aus dem Schlamm zu waschen, ist eben diejenige, die ich in Ungarn und Siebenbürgen gesehen habe, und die von Delius *) und andern schon beschrieben worden ist. Em langes Brett mit Querschnitten, welches so gestellt wird, daß es zwey und zwanzig Grad Fallen erhält, eine Schaufel und ein Waschkrog, sind die Werkzeuge, die sie dazu brauchen. Auf dem Brett wird der Schlamm, den sie aus dem Fluß nehmen, aufgeworfen, und Wasser darüber gelassen, das grobe Gestein oder Schober wird mit der Hand weggewo» fen, die schweren Metaltheile des feinen Schlamms bleiben in den Querschnitten des Brettes liegen, wo« hingegen das andere durch das Wasser weggeschwemmt wird. Ersteres wird dann aus den Querschnitten des Waschbrettes genommen, in den Wasch - oder Si- chertrog geworfen, und in dem Fluße ferner rein ge¬ waschen, Da *) C. F. Delius Anleitung zu dec Bergbaukunst, Wien- 1773- 4- r57 Da hicr das Gold beynahe ganz rein und ge¬ diegen ist, und drey und zwanzig Karac an Gewicht hat, so wird es von den Zigeunern selten verquickt, sondern sie haben eine gewiße Maaß oder Gewicht, un¬ ter dem Namen Piseth. Es ist dieses ein Gewicht von neunzig Gold Granen, oder ein und einen halben Dukaten, dann zg 4^ Piseth machen eine Wienerische Gold Mark. Zu Zalathna in Siebenbürgen und Ba¬ nat wird für ein Piseth zween Gulden zwey und vier¬ zig Kreuzer, hier aber wird von dem Aerarium zu Solka und auch zu Jakobeni, wo die Einlösung geschieht, zwey Gulden zwey und fünfzig Kreuzer Kaifergeld dafür gegeben, welches freylich noch zu wenig ist, daß es nicht sollte äusser Land gehen. Herr Baron Die¬ trich hat in feinem Werke über die Lage der Minera¬ lien in den Pyrenäen sehr ausführlich von der Gold- waschung, und wie man damit noch besser verfahren könnte, gehandelt. Man sehe, was er im ersten Ka¬ pitel davon sagt *). Das Gold, welches aus dem Bistriza de oro Fluß, oder besser von dessen zurück gelassenen Schlamm, «n dem Ufer und Buchten oder Auöweiken gewaschen wird, *) Ossenpnon äes Liier äs Mimer-ä äes karger, et äes 8-Umes äes p^rek^er —> L xsrüsk, ö ksris, 1786. 4. c. r§8 wird, ist jederzeit mit vielem Eisenocher oder Eisen- ram gemischt, so daß man von weitem die Ränder des Ufers einige Schuh breit davon gefärbt sieht; je mehr desselben ist, desto mehr haben die Goldwa- scher Hofnung, Gold zu erhalten. Der Lauf dieses Flusses wird sehr im Gebürge eingeschränkt, und ist eigentlich nur ein bloßer Wildbach, welches auch sein Slavischer Nähme zeugt. Dann Bistra oder Vistra heißt scharf oder schneidend, indem solche scharf lau¬ fende Bäche in das Erdreich aller Orten tief einschnei- den. Man kann eigentlich das Eifenwerk Iakobeni, welches mit einem Damm den ganzen Fluß beschrän¬ ket, für den Mittelpunkt von der ganzen Goldwa¬ schung dieses Flußes halten, indem sowohl auf. als ab¬ wärts Gold gewaschen wird. Es wäre hier zu wün¬ schen, daß man die Methode ergriefe, die der Ver¬ fasser des leht erwähnten Werkes von den Bauern des Cevennergebürgs anführt, nämlich, daß man vor den Ueberschwemmungen auf die Wehren Kohy oder rauhe Haute auflege, damit beym Ueberfchuß des Was- fers die Goldtheile darauf hängen bleiben könnten. Da nun dieser Fluß so sehr eingeschränkt ist, sd wird nur in seinen geringen Ausweichungen, als bey Dorna, Watra, Tarniha, Halda u. s. w. abwärts, und ober Iakobeni, als Czekanesti und weiter im Gebirg, bis rZY bis an die Grenze von Marmatien, Gold gewaschen. Je weiter aufwärts des Flusses Gold gewaschen wird, desto größer sind die Goldtheile, und der Vorsteher desZako-- binerwerkes, welcher auch die Einlösung hat, versicherte mir, daß gar esc an den großen Goidkörnern noch O.uarz anhange, dieß beweist klar, daß dieses Gold aus dem höhern Gebirge von Klüften und Gängen abgerissen worden, und dann durch das Wasser her- beygeführt wird; daß aber alles Gold, welches hier an diesem Fluß gewaschen wird, jederzeit gerade von Erzgängen kommen soll, ist nicht erweislich, sondern gewiß ist es, wie Herr Baron Dietrich schon erwie. sen hat, daß auch solches von den an den Flüssen ge¬ legenen Seifenwerken herkäme. Ganze Gebirge da¬ von habe ich nicht beobachtet, nachdem die großen Wasser solche auf- oder abreißen, und in den Fluß hineinführen , und das Gold u. s. w. durch seine größere Schwere liegen bleibt. Hier wäre die Frage auszuwersen, sollte wohl das Gold, das in diesem Fluß, oder besser in seinen Bugten gewaschen wird, zweyerley Ursprung haben? Die Erfahrung zeigt das Gegentheil, indem, wie er- wähnt worden, die Körner der Goldblättchen immer größer werden, je näher man an dem Ganggebirge Gold wascht. Es scheint also, die Seisenwerke, wel¬ che !6o che nur nahe an die Bache, nnd niemals auf Anhö- Heu angelegt sind, seyen bloß von dem zermalmtem Steine der hohem Gebirge, welche das Wasser vor undenklichen Zeiten niedergelassen, und in welchem dann das abgerissene Gold der Gange sich mit cingemifcht befindet, gebildet worden. Die hiesigen SeifemverkS oder Seifenlagen sind also von Natur das, was durch die Kunst alte reiche Halden sind, das ist/Behaltet von Metallen, die durch Verwitterung u. si w. sich nach vielen Jahren, oft auch, weil man eine bessere Methode gefunden hat, als das Aufkütten, Waschen und wieder zurechtbringen, reichlich belohnen. Daß auch hier das Waschgold mit vielem Eifenocher und dergleichen vermischt ist, so wie es auch m vielen an¬ dern Landern angetroffen wird, ist allgemein bekannt, und rührt wohl daher, weil das hiesige Gold nur in Eisen- und Kupferkies steckt, wie ich weiter aus Bey- spielen zeigen werde. Die Kiese, welche also aus den Klüften und Gangen der Gebirge losgerifien werden, gehen in dis Verwitterung, die Eifentheile sondern sich von dem verlarvken edlen Metalle ab, doch so, daß oft der schmie¬ rige Ocher noch eine Umhüllung dem Gold abgiebt, wie es sich bcy dem Auswaschen zeigt, indem die Goldwascher am liebsten jenen Flußschlamm waschen, dst --'-L.H, l6l der am meisten davon gefärbt ist. Die kleinen Win¬ keln oder Bugten des Flußes ersetzen von Natur das, was anderwärts durch Gruben zum Goldwäschen be¬ wirkt werden muß, wo sich der Niedersatz macht, und nach Abfall des Wassers gewaschen wird. Daß das hier am Fluß gewaschene Gold in Kie¬ sen stecke, wie ich oben sagte, muß ich nun beweisen. Man hat ost geglaubt: man müsse den Goldspuren nachgehen, um die Gänge zu entdecken, und daraus mit Vortheil bauen zu können. Allein leider! hat die Er¬ fahrung, so wie auch in andern Landern, das Gegen- theil sehr oft erwiesen, daß, ob man gleich mit Vor¬ theil aus den Bächen, welche von solchem Gebirge das Metall herbeyführten, Gold gewaschen habe, dennoch die Unkosten zu groß waren, um die Erze auszuar¬ beiten. Ein solches Beyspiel habe ich von dem Salz¬ burger Gebirg in der Lungau bewiesen*), wo von gan¬ zen Bergen der weiße Quarz gediegenes Gold hält, aber so zertheilt, daß nach allem Versuche, die man damit gemacht, noch die Unkosten zu groß wären, sol- che aufzuarbeiten, aber durch Lange der Zeit wird der Quarz dieser Gebirge mürbe, zerfallt, und wird durch die *) Physikalisch Politische Reise durch die Alpen, 4 Th. 1789- 162 die Nebenbäche in den Murrfluß geführt; durch das Fortrollen wird er zermahlen, und je weiter der Fluß in seinen Lauf kommt, desto mehr wird das anhaltende Gold entblößt, und bleibt jmit dem Schlamm in ebe¬ nen Bligten liegen. Dieß ist dann die Urfach, daß man weit vom" Ur¬ sprung, wo das Gold herkommt, erst Goldfpuren fin¬ det, die des Waschens werth ist. So wird in dem Salzburgifchen, so wie auch in Obersteyermark, wo der Fluß durchsirömt, kein Gold gewaschen, sondern erst in der Ebne von Untersteyermark und Hungarn. Man würde sich also sehr irren, wenn man glauben wollte, daß das Gold nicht weiter hergebracht werde, als in so weit man die Spuren davon findet. Ich weis aus hinlänglicher Erfahrung von den erwähnten Ländern, daß tiefer keine Steinarten Gold führen, als jene, welche in der Gegend Schelgarn in der Lungau brechen, und wie sollte höher das Gold sichtbar warben, da die Felfenwände, die sich in den Fluß stürzen, noch nicht zermalmet find, und wenn auch ein Theil genug¬ sam in dem hohen Land zertrümmert wird, so bleibt doch der gemachte Sand, wegen des großen Falls, den der Fluß hat, nicht liegen, sondern erst da, wo er in seinem Lauf stiller wird. Hier glaube ich also, hin¬ länglich dargethan zu haben, daß die Natur für sich das l«Z das bewirkt, was der Mensch ohne großen Aufwand nicht zuwege bringen kennte, nehmlich daß sie nach und nach die Felsen brechen, und sie durchs Puchen zermalme, und daß die Gewässer der Gebirge es end* lich zusammen schlemmen. Die Gange, wovon der erwähnte Bistrizafluß sein Gold nimmt, sind zum Theil bekannt. Man hat in der Gegend schon hin und wieder Spuren von gold¬ haltigen Kiesen gefunden, und nur ein paar Stunden von Iakobeni hat man auch unglücklicher Weife dar¬ auf gebauet, und sein Geld dabey verkehren, indem die Erzte viel zu geringhaltig waren, und denen nur allzuwenig Vortheil schäften, die der wirkenden Natur hatten vorgreifen wollen. Der Bau, den man dar¬ auf geführt, war in dem Thal Fundo Moldawi, wo man einige Stollen gegen Nordost getrieben hatte; Die Kiesgange, die man ansichtig geworden, waren weder an Halt noch auch an Mächtigkeit werth, viel Mühe und Aufwand zu machen; allein wen reizt nicht das Gold, so bald man nur eine Spur davon sieht. Wären die Anführer davon Bergverständige ge¬ wesen, so würden sie schwerlich mehr als einen Schlag betrieben haben, da das geringe Geschiebe, das an dem rückwärts stehenden Granitgebürg angelehnt war, aus Glimmerschiefer nut Quarz vermischt bestand, und bloß in diesem befinden sich die kupferhaltigen Kiese, L 2 welche 164 welche mit Eisen vermischt etwas Gold halten, aber alles ist so zerstreut in dem festen Gestein, daß es nicht einmal die Unkosten des Baues, noch viel we¬ niger des übrigen vergütet. Als man eine Strecke weit in das Gebürg hinein gebaut hatte, kam man in ei¬ nen sehr festen grauen Granit, womit alfo auch die Erze, und zugleich der unnütze Bau aufhörte, weil die Gewerke nicht mehr opfern wollten. Bey mei¬ nem Dafeyn waren die Stollen schon meistens einge- stürzt; doch fand ich noch Erz mit der Bergart ge¬ nug in dem errichteten Scheidhause, um cs hinläng¬ lich zu erkennen. Was am Tag lag, war alles mit Kupfer und Eisenocher beschlagen; man gab mir auch eine Stufe allda, die aus eben dem Moldawaer Ge¬ bürg Tonograd seyn sollte. Es war ein Gemisch von Kupferkies mit Bleyglanz, welches etwas Gold - und Silberhaltig war. Ich fand an diesem Erzstücke in den Höhlen hin und wieder kleine kubische Bleykristal« len. Die Bergart war ein Schiefer mit moderichten Quarz. Viertes r6§ Viertes Kapitel. Fortsetzung des übrigen T-Heils der Bukowina an dm Gränzen Marmatiens gelegen; von dem ho¬ hen Gebirge Lusczina, der allda befindlichen Pferdezucht; von der Provinz Pokutia, de¬ ren Salzfiötze, Salzstedereyen, Karaemi oder Juden u. s. w. Ol^cnn man von der Gegend des im letzten Kapitel erwähnten Moldawaflußes seine Untersuchung weiter hinauf fortfetzt, hat man rechts Gebirge, wel¬ che grauen Granit führen, links aber einen Felsschie- L z ftr, L -L-L--S- IV-S — ser, der aus Thon, Quarz und Glimmer bestehet. Die¬ se Gebirgark ist jener gleich, welche beynahe ganz Ober« steyermark bildet. Zn der Tiefe an dem Fluß ist nichts als Flöh, worauf ein rother Thon - und Quarz- schiefer folgt. Da man hier an die Granzen der Marmarofch kommt, wo auf der Höhe des Gebirgö der Ursprung der Moldawa gegen Osten, und der Vifirfinß gegen Westen zu finden ist? und nach Szigek lauft, fo wandt ich mich gegen das Gebirg. Piatra Ciboluj. Beiz ei- ner Anhöhe von einigen hundert Klaftern hört das Schiefergebirg ganz auf, und es folgt ein ursprüngli¬ ches Kalkgebirg, das ganz eben dasselbe ist, woraus ein Theil der Alpkette besteht. Dieses Gebirg heißt Suliza, und nach aller Vermuthung hangt solches mit dem Gebirge Szimalou und mit dem Kalkgebirge von Marmatien zusammen. Hat man dieses Kalkgebirg überseht, und geht man weiter gegen Norden, so folgt ein anderes, aus einem Kieseltrümmerstein, Lrecia li- lices. Obgleich dieses Gebirg immer höher wird, so ist es doch nicht so kahl, wie das erwähnte Kalkge¬ birg, sondern mit schönen Alpenwiesen bedeckt. Von da aus fängt das hohe Gebirg der Luczina (Luschina) au , welches aus eben der Breccia besteht. Die her¬ vorragenden Felsen zeigen nichts, als einen weißen zer¬ trümmerten Quarz, der mit dem l-icken laxrüils oder I67 oder Steinflächte bedeckt ist. Obgleich dieß eine Hö, he von achthundert und mehr Lachtern seyn mag, so ist doch auf diesen ausgebreiteten, sanft abhängenden Ebenen alles mit einer fruchtbaren Erde bedeckt, wel¬ che die herrlichsten Wiesen hervorbringt. Ich weiß mich nicht zu besinnen, jemals schönere Alpenweiden in der Alpkette gesehen zu haben, als hier, und was noch herrlicher war, daß diese fetten Wiesen von eini¬ gen tausenden der schönsten Pferde beweibet wurden. Griechen und Armenier hatten hier ganze Gestükte, welche wild Herumliesen. Das größte und schönste, in welchem auch die besten Pferde gefunden werden, war doch das Kaiserliche, welches Herr Obristlieutenant von Cavalar mit Tatarischen Pferden angelegt hatte. Man hat die Pferde dazu aus dem Astrakanifchen und Kaukasischen Gebürge geholt. Die Hengste ha¬ ben oft mehr als zwey tausend Gulden gekostet. Das Jahr, als ich da war, hatte man das Unglück, zwey der schönsten Beschäler zu verliehren. Die Pferde werden hier alle wild erzogen, aber dennoch können sie nicht länger, als drey Monate des Jahrs auf diesen Alpen bleiben, wo sie dann tiefer ins Vorgebirg, und zuletzt ganz in die Ebenen getrieben werden, wo sie dann überwintern. Mit heranrückenden Frühjahr wei- den sie wieder in den Vorgebirgen, und wie der Schnee nach und nach die Höhen verläßt, so werden sie auch L 4 wieder 168 ' wieder höher getrieben. Ganz ans der Höhe stehen einige Gebäude für die kranken und beschädigten Pfer¬ de, wie auch für die Leute, welche die Aufsicht über das kaiserliche Gcstütte haben. Dies sind lauter lang in Dienst gewesene und erfahrne Kavalleristen, davon die meisten im siebenjährigen Kriege dienten; ich fand noch einige, welche mit mir unter einem Regimente gedient hatten. Der Offizier, der hier das Komman¬ do führte, nahm uns sehr freundschaftlich auf, und ließ uns in dieser Einöde den Hunger stillen. Dieser erfahrne Mann war ein paarmal mit zwey bis drey hundert Mann in die Takarey kommandirt, um mit dem erwähnten Oberstlieutenant Pferde einzukaufen, welches aber nicht mehr geschieht. Der Handel, der mit den Tatarn getrieben wurde, geschah mit Zuzie¬ hung der Armenier, durch Tausch, die für ein sehr hohes Geld ihre schlechte Seiden und andere Maare für Pferde hergaben. Nachdem man aber mehrma- len mit den Tatarn gehandelt hatte, bothen sie ihre Pferde in einem so hohen Preiß, ohne Zweifel auf Anstiften der betrügerischen Armenier, daß man keinen Vortheil mehr dabei) fand, und also den ganzen Schleich¬ handel aufgab, und da man einmal eine gute Zucht dieser Pferde erhalten hatte, so hatte man solcher auch nicht mehr so nothwendig, ob sie'gleich ^um Theil doch nach und nach ausarten. Man war damals in diesem Gebirge i6y Gebirge Lucziua darauf bedacht, daß wenn die Tatarn und Türken, welche sich bey Aaß vereiniget hatten, in das Gebürg einbrechen sollten, sie sich nicht auch dieser Pserde zu bemcistcrn suchen möchten. Eö wur¬ de also ein verborgener Weg ausgekundschaftet, um darauf in die Marmarosch nach Ungarn zu kommen; allein ohne Verlust manches schönen Stückes würde eß nicht abgelaufen seyn, indem auf chen Granzen nichts als kahle Felsen hervorstehen, die übersetzt werden müßten. Unter den noch übrig gebliebenen Alpenpflanzen fand ich beynahe alle Arten von Sturmhüten, H.co- rükum Hn. und darunter, wo nicht eine neue Art, doch gewiß eine noch nicht bekannte Abart eines ^co- rütum des Linne, deren Abbildung lab. VII. zu fin¬ den ist. Die Wurzel ist während, klein, Fingerdick, schwarzbraun mit Fasern versehen, welche senkrecht in die Erde sich lenken. Der Stengel ist gerade aufstei¬ gend, mit wenig erhabenen Ribben versehen, an sol¬ chen sind weiße Haare, so wie an der ganzen Pflan¬ ze. Die Wurzelblatter sind oft mehr als Handbreit, auf langen Stielen, welche gerundet sind, sitzend, und von dem Stengel wird die Hälfte umfaßt, welcher eine röthlich grüne Farbe hat, so wie die Seitenstengel. Die Blatter sind von drey bis in acht tiefe Einschnitte oder grosse Lappen getheilt, welche sich wieder in kleinere theilen, die sich L Z dann dann mit dreyfachen tiefen, scharfen, lanzenförmigen Einschnitten endigen. Die Stengelblatter aber werden, je höher sie steigen, desto kleiner, und haben weniger Lappen, bis zu einem einfachen Afterblatt, welches am Wickel der Blumenstiele sitzt. Die schöne blaue, ost auch wthblaue Blume (^) sitzt aufziemlich kurzen Stie¬ len, au dem Haupt < wie an den Seitenstengeln, rifpen? förmig; an der Mündung der Blüthe oder Rachen ist alles sehr mit gelben Haaren bedeckt. Der Helm (k) der Blume ist von acht bis zehn Linien lang, und un- gefäh« zween bis drey im Durchschnitte (L). Dis Qefnüng geht unten mit einer Spitze aus. Die zwcy obern Seirenlappen sind beynahe ganz rund, die un¬ tern aber eyförmig und nicht ausgehölt, die zwanzig bis dreyßig, vie Linien lange, gelbe Staubfaden rageck aus der Blüthe hervor. Die drey Staubwege (ist) sind blaßweiß, so wie auch zu Anfang beym Abfallen der Blüthen die Hreyfache Kapsel ist, und mit dem Alter, so wie der inhabende Saamen, schwarz wird. Die in dem Blumenrohr eingeschlossenen spornsörmigen Ver. langerungen der Blüthen ldletbarig (L) lunn. sind so lang als der Helm, und mit der einem Spitze im Cir- kel gedreht, so wie die andere am Grunde gerade auö- geht. Die ganze zeitige, dreyfache Kapsel ist aufge¬ blasen , und von einander stehend (6) in .jedem Kapsel- fach sind sechs schwarze abgestumpfte, kugelförmige Saa- 17! Caamen (bi) enkhalteu. Aus allen diesen ist zu erse¬ hen, daß diese Pstanze ganz mit dem ^conito AonumUirme, und faccjuin blor. ^uU.Pab.Zgo. 42. viel ähnliches hat. Doch die Abweichungen davon sind folgende: die Blatter sind mehr Mheilt, der Stamm hoch, der Helm oder das Blumenrohr schmaler und langer, so auch die Staubfaden, die un¬ tern Blumenblätter eysvrmig, die Nebenkrone oder so¬ genannten Honigbehaltnisse in der Bildung verschieden. Die Saamenkapseln mehr aufgeblasen auseinander ste¬ hend, und niemals ist die Blülhe anders, als blau oder rothblau gefärbt. Die Zeit der Blüthe ist unbe¬ stimmt, nachdem die Pflanze tief oder hoch auf dem Gebirge steht; fo hat cs dann auch die Befchaffenheit mit dem Reiswerden im Sommer. In der Moldau, sowie in Pohlen, wird dieser, wo er vorkommt, sowie der gemeine blaue Sturmhut, von dem gemeinen Frauenzimmer als eine Zierde auf dem Kopf getragen, und aus dieser Ursache fand man letztere Pflanze in allen Garten, so wie auch die schwarze Nieswurz klLl- lekorus rü^er I.inn. mit veränderten Farben. Auf den weitfchichtigen Alpenweiden des Gebirgs der Luezina, welche noch alle zu der Herrschaft Fra- dautz oder Radauß gehören, scheint allenthalben der Grundstein eine Quarzbrecia zu seyn; nur in einigen Gegenden steht etwas Kalkstein hervor. Wendet Wendet man sich von diesem Gebürg nach Norden zu dem Berg Czerna Guroa, wo die Czermos-niegra entspringt, so kömmt man abermals an eine dreyfache Granze, nämlich von der obern Moldau oder Bukowi¬ na, Marmarosch oder Hungarn, und Gallizien oder Pokmien. Hieraus erhellt also, daß Gallizien nicht mit Siebenbürgen zusammenhangt, wie es auf der neuen österreichischen Post- und andern Karten ange- zeigt ist. Erstere hat Herr Baron Metzburg herausge¬ geben , den Fehler, den er hier mit den Granzen machte, hatte man von ihm nie vermuthen sollen, da er doch diese Gegenden unter der Direktion des be¬ rühmten und würdigen Liesgamg ausgenommen; aber nun ist dieser große Schnitzer von letzkerm verbessert worden, wie man in der neuen, mit vielem FleiS ausgearbeiteten Karte von ganz Gallizien, welche auf zwey und vierzig Blatter in ein paar Jahren verfer- tiget seyn wird, erfehen kann; aber, wie es heißt, wird sie nicht für das Publikum, sondern bloß für den Hof und seine ersten Beamten, die in dem Lande angestellt sind, verfertiget. Freilich wird sie auf diese Art un¬ nütze, und die Unkosten, die der schöne Stich und das Ausnehmen verursacht, schaffen den» Staate kei¬ nen Vortheil. Von diesem Gebürg über Aluneö, findet man immerfort Graufels, welches meist kahl ist; dann nach Szipot 173 Szipot, einem kleinen Dorf, das von bloßen Rosten, so wie beynahe die ganze Kette davon, bewohnt ist, liegt an dem hohen Gebirg Lossow, welches meistens aus oben erwähnten Steinen bestehet. Diese Stein¬ art nimmt eine weite Strecke über Iswor ein, wor- auf viele rothe Erdlagen vorkommen, welche zum Grund einen rochen Schiefer und Sandstein haben. Das Gebürg gegen Westen, Pohoneczte, besteht meistens wieder aus Quarz und Sandstein; das linke, oder ge¬ gen Osten, aus Quarzfchiefer. Gegen Norden findet man nichts als eine Art O.uaterstein, der grau ist, und sich von Seledin herauf und durch das Gebirg Getshive und Mareniza erstreckt. Dieses Gebirg, ob es gleich eine ansehnliche Höhe hat, ist doch mit Waldungen beseht. Da hin und wieder, besonders gegen die Gränzen von Siebenbürgen, sich Menschen in den ost ganz undurchdringlichen Waldern niedergelassen ha. beu, so scheint es doch unmöglich, solche in kahle Plä¬ tze zu verwandeln, ob man gleich schon mit Umschla¬ gen und Abringeln oder Abgürteln der Baume ange¬ fangen hat. Letztere Methode richtet eher die Nadel- als Laubholzbaume zu Grund. Das schlimmste für die neuen Kolonien ist dies, daß, sobald sie sich dis Bäume durch das Feuer aus den Weg geräumt ha¬ ben , alles mit einem herrlichen rochen Teppich von dem Lpilobmm montsnum 1-wn. bedeckt wird/ wo !74 wo unter dem Schatten dieser Pflanze die rokhe Hol- lunderstaude, 8ambnLU8 racemosus, wächst, welche in kurzer Zeit sehr hoch wird, und sich zwischen den zurückgelassenem Stöcken sehr ausbreikek. Die Leute, die sich da niedergelassen, konnten nickt klagen genug, wie schwer dieses Staudenwerk auszurotten seye. In¬ dessen , wenn einmal der Mensthen mehr kommen wer¬ den , so mag es doch wegen der üblen Wirthschaft mit der Bokowina, wie mit der Insel Madera ergehen, wo einst nichts als Holz war, woher sie auch den Na¬ men bekam, und die «.ißt beynahe ganz ohne Holz ist, so daß die Insulaner die größte Noch daran lei- den. Nie habe ich so viele Windsalle von Baumen gesehen, als in dieser Gebirgkette, ja viele Baume fal- len schon vor dem völligen Wachsthum um, und blos deswegen, weil die jungen Baume keine rechte Wur¬ zel fassen können, da sie ost auf den umgefallenen Stammen, welche nur halb verfault in der Erde lie¬ gen, ihre Grundsohle haben. Kommt man weiter gegen Norden in das enge Thal, welches der Wildbach Dodeluska durchschnei, det, so findet man ein verlassenes Kaludierklo- ster. Damals fand ich nur zween alte Mönche, wel¬ che sich mit Heumachen beschäftigten, um für ihr weniger weniges Vieh, wovon sie lebten, sich auf den Winter Nahrung zu verschaffen. Man sah ihnen wohl Kum¬ mer und Noch an, aber ein einsiedlerisches Leben zie¬ hen sie doch allen andern vor; so viel vermag die Ge¬ wohnheit auf alle Geschöpfe der Erden, und wie un¬ gerecht sind doch die meisten Menschen gegen einan¬ der, wenn nicht einer in des andern sein Thun und Lasten sich fügen kann, keine Rücksicht auf Tempe¬ rament, Alter mstw, nimmt. Wehe den Menschen, die diesem Zwang unterliegen müssen. Von Plosko oder Plost, waches der Name die¬ ses Klosters ist, über das Gebirg Podwirek, ist nichts als grober Graufels, der in kubischen Stücken fallt. Der schmale Rücken dieses langen Gebirgs, welches bis Putilow sich erstreckt, ist ganz mit einer fetten Weide bedeckt. Niemals habe ich die purpurrokhe Szorconer so häufig gesehen, als hier; aber in Anse- hung der Farbe verdiente sie nicht ganz diesen Namen, weil sie meistens ganz weiß blühte. In der Tiefe dieser Gegend scheidet der Fluß Czeremos die Bukowina von Pokutien. Die Skein- art in dieser Gegend ist, so wie oben erwähnt wurde, eben dieselbe. Meistens findet man nichts als einen grauen groben Kieselsels, der mit etwas Kalk, Wa¬ chen und mit Thon gebunden ist. Da, wo der Fluß tiefe 176 t lieft Einschnitte gemacht hat, sieht man, daß diese Steinart Schichtenweis auf einander gelagert ist, ost steckt in dem Zwischenräume Gyps und Hornstein; manchmal wechseln die Schichtenlagen dieses Gesteins in der Farbe ab, das ist, roth mit grau, und so um¬ gekehrt. Hier, in dem Ort Putilou, so wie in vielen an¬ dern Klöstern des Gebürgs, sah ich Spuren von der Verheerung, welche die Rusten in dem letzten Kriege gegen die Pforte mtter dem weiblichen Geschlechte durch die Venusseuche angerichket hatten. Als der Kaiser dieses' Land erlangte, mußte er zum Besten dieser Elenden ordentliche Spitäler ans den Dorsschasten an¬ legen lasten, um sie zu heilen. Indesten aber, da diese Krankheit nicht bey einem jeden aus dem Grund geheilt werden kann, so traf auch hier, manchen das Loos, und wie ich aus dem ersten des Orts ersah, der den Capitain oder Richter machte, so mag die Aus¬ schweifung des Orts sich erhalten haben, dann ob er gleich, wie die andern, ein Bauer war, so hatte er doch seinen kleinen Harem beym Hause. Dieser Mensch, der, wie seine übrigen Landsleute, nicht die redlichste Gesichtsbildung zeigte, war doch aufrichtig genug, uns in einer Unterredung zu sagen: „Vor Zeiten waren „wir in diesem Gebirg Mörder und Räuber, aber itzt „haben wir uns ans Arbeiten gewöhnt, und haben „uns 177 „uns gebessert.,, (Allein als er dies sagte, dachte ich, es wäre zu wünschen, daß es wahr wäre, was du sagst, dann beinahe die Hälfte der Einwohner ist noch ihrem alten Lebenswandel getreu geblieben.),, Das „Gebürg war unser Zustuchtöort, wenn man uns aus -,den Ebenen verfolgte, allein da der Menschen immer „mehr geworden, so sind unsere Voreltern und El- „tern auch hier nicht der Verfolgung allezeit entgan¬ gen; es blieb uns also nichts übrig, als unsere Le- „bensart nach und nach zu verändern.,, — Dieser Mensch, wie dergleichen Leute sind, war großmüthig genug, für unsere genossene Milch und Käse, wie auch für das Fritter unsrer Pferde nichts zu nehmen, so sehr wir ihm auch zur Annahme der Bezahlung nöthigen wollten. Gahr ist es, daß es dermalen Leute unter ihnen giebt, die sich mit dem Pferdhandel abgeben, die von zrvanzig bis dreyßig taufend Gulden im Vermögen haben; aber dieser Reichthum ist für sie nichts, sie leben und bleiben die alten Rus¬ sen oder Moldauer. Ihr einziges Gute ist, daß sie sich einen Rausch trinken, wenn es ihnen gefällt, und auch Brandwein genug haben, den Kitzel ihres Ra¬ chens zu stillen» Hier faßte ich den Entschluß, für dieses Jahr bas hohe Gebirg zu verlassen, und meine Reise bkos M mit - mit Untersuchung eines Theilö des Vorgebürgs zu be¬ schließen. Es gieug also der Weg gegen Osten über Straeza zurücke, auf das Gebürge Eziczu, wo die Gebürge auch meistens mit Waldungen bedeckt sind, lind nur da, wo die Bache Einschnitte gemacht hatten, sah man, daß unter der Decke Flöh, Schiefer und Sand¬ stein lag. Weiter gegen Nordost, über das Gebirg Diela Rogosa, wo ich auf einem Felsen ein paar mol¬ dauische Inschriften fand, dis aber die Namen einzel¬ ner Menschen enthielten, kommt man gegen Budenl- ze, wo alles fiößartig ist, und so bis gegen Klinicce förtwährt, wo ich nichts merkwürdiges entdeckelt konnte. Da man hier beynahe schon ganz in der Ebene ist, und lauter kleine Vorgebirge hat, so kommt auch aller Or¬ ten nichts als Schober und Sedimentstein vor, Hier kommt man wieder auf die von Humori er¬ wähnte Communicationsstrasse, oder den sogenannten verdeckten Weg, der nach Gallizien führt. Auch in dem Vorgebirg, welches mit den dichtesten und schön¬ sten Waldungen beseht ist, ist diese Strasse gut durch- gesühret, und unterhalten, ob sie gleich wenig gebraucht wird. Alles, was Hier in diesem sanften Vorgebirg von Steinarten beobachtet werden kann, ist Sand, ThoN und zeitlicher Kalkstein, alles in Mhschichten gelagert. An den; Gehang dieses Gebirges, gegen Wasskowicz, wachst -- 179 wächst häufig die große Goldruthe 8Lli6a§L altiinma welche sechs bis zehn Schuh hoch ist. Diese herrliche Pstanze ragt mit ihrem Haupt unter allen übrigen hervor. Tiefer steht eine Abweichung des ri¬ spenähnlichen Ehrenpreis Veronica pamcalats, die Blüthe war bald blauweiß, oder ins Purpurfarbige fal¬ lend. So findet man auch fehr häufig Lsnecis tenui- kolms, ^Lczuini üor. uuü. Dom. z. lab. 278. in einem fetten und feuchten Boden. An dem Pruthfiuß habe ich diese Pstanze Mannshoch angetroffen. Die Ebenen, welche stets links bleiben, haben den schönsten Wiesenwachs, die Erde ist ein bloßer Thonmergel. Da die Kette der Vorgebirge der Karpathen gleich laufen, das ist von Ostfüden nach Westnorden, und man folgt solchen bis an den Fluß Czeremos, der bei¬ den, Städtchen Kutow vorbei) fließt, so findet man sis noch immer aus Flöhen, die ihren größten Bestand« theil aus Thon und Sandstein erhalten. Der sehr streii¬ ge Fluß, wo man ost init Gefahr durchsetzen muff, macht die Grenzlinie von der obern Moldau oder Bu¬ kowina und Pokutien aus. Das Flußbette allhier be¬ steht aus Sandstein, Quarzschiefer, Kalkstein und ver¬ schiedene Broceini,arten, Makken und Harnsteine. Kutow oder Kulli liegt an dem hohen schoderichten Ufer dieses Flusses. Da der Ort gerade dicht am Fuß des Gebirges M 2 liegt, 182 liegt, lind die große Ebene von Polen nach Nord¬ osten fist) erstreckt, so hat man v»n da aus gegen diese Weltgegendcn die herrlichsten Aussichten. Dicht am Ge- birg, gegen Ostnorden, eine Viertelstunde entfernt, liegen ein paar Salzquellen, wovon sechs bis neuntau¬ send Zentner Salz jährlich gesotten werden. Die Sie¬ derei) geschieht in sechs kleinen Kesseln, welche auf Mauern stehen, wozu nebst dem Heitzloch noch zwo Oefnungen sind, um sowohl dem Feuer Zug zu geben, als auch die Hormani oder kleinen Salzkuchen dab eyzu trocknen, indessen kann man sagen, daß die ganze Salz¬ siederei) hier so, wie weiter hinein, eine wahre Sude, ley ist; und daß weder die Beamten noch ihre Vor- gefehten Kenner von der Sache sind, obgleich die Un¬ kosten ausserordentlich, und größtcntheils unnütze sind. Es ist nicht zu begreifen, daß, da die Monarchie ein Bergwerksdepartement hat, dieses Bergprodukt nicht ebenfalls derselben untergeordnet ist, durch welches alles mit viel mehrern Vortheil auf einen bessern Fuß ge¬ setzt werden könnte. Das Gehang von Gebirgen ist nichts als Flötz von blauen Mergel und mit Sand oder dessen Stein angesüllt. Hornstein findt man eben¬ falls aller Orken» Bleibt man an diesem Vorgebirg - und laßt maN linker Hand die hüglichte Flache von Pole« liegen, worinneN !8l worinnen nichts als Muschelkalk steckt, und man seht seinen Weg Ostostwest fort, so kommt man von einem Salzwerk zu andern, so lang Gallizien dauert. Von Kuttow noch Kossow ist eben diese Bcrgart; der Ort liegt in einem Thal, und wird von dem Wild» bach Lunga bewässert. Die Vorhügel bestehen aus vie- lem Sand- und Sedimentstein, wie dann auch der blaue Mergel, welcher im graben Strich sortläufc, und die vielen Salzquellen einschließk. Hin und wieder giebt es auch guten Feuerstein und' Steinkohlen. In diesem Orte sind mehrere Salzbrunnen und zwölf Kes¬ sel zum Salzsieden errichtet. Als ich da war, waren nur vier im Gang, weil kein vorrathiges Holz da war, obs gleich an Waldungen nicht fehlt. Das Salz be¬ tragt jährlich zehn bis zwölf tausend Zentner. Eine Meile gegen Norden liegt Pistin, wo zwo Cocturen oder Salzsiedereyen mit acht kleinen Kesseln sind. Das Wasser wird aus zween Brunnen geschöpft. Hier werden acht tausend Zentner gesotten. Von letztem Ort gegen Osten liegt der Ort Utorop, wo sieben Brunnen sind und acht Cocturen mit mehrer« Kes¬ seln zertheilt. Es können hier sechzig tausend Zentner Salz und mehr des Jahrs gemacht werden, aber aus Mangel des Absatzes wird weniger gesotten. Die Hü¬ gel, die hier alle aus blauen Mergel bestehen, sind M Z alle I8L — alle mit Salz angefüllt; Bache und Quellen, alles ist Salz; aller Orten auf der Oberfläche wittert solches weiß aus. Bey weiterm Fortrücken nach Osten, kommt man zu dem Städtchen Jablanom, wo «dermal zwo Sie- dereyeu und eben so viel Salzbrunnen sind, es können zehn tausend Zentner Salz des Jahrs gemacht wer¬ den. Hier fehlt es auch nicht am Horn - und Fliutcn- steiu, so wie zu Koszow. Gegen Norden, ein paar Stunden weiter, liegt Peczniczyce, bis dahin bestehen viele Vorgebirge aus einen: harten Mergelstein, ^itkomao^L trspe^oi^Ls, der in verschobenen Vierecken fällt. In diesen letzten». Otte sind eben so viel Siedereyen, wie^im letzt erwehn- ten, und es werden auch gegen tausend Zentner Salz erzeugt. « Von diesem letzter» Ort aus wandte ich mich gegen Ostnord in die Ebene, um bey Kalomea den Pruth- stuß zu übersetzen. Die herbey geführten Steine aus dem hohen Gebirg waren allerlei) gefärbte Makker:, Kalk, Sand und Mergelsteine, viel schwarzer Horn¬ stein , Kiesel und Schiefer; aber weder vom Granit noch Porphyr fand man eine Spur, Kolomea ist eins der besten polnischen Städt¬ chen, obgleich auch hier alles in Händen des lieder¬ lichsten I8Z lichstcn Volks ist , nemlich der Inden. Diese ganze schone Gegend besteht ans einem guten Mergelgrund. Folgt man dem Pruthfluß aufwärts gegen Osten, so gelangt man nachLanczin, welcher Ort auf dem hohen schoderichten Ufer des Pruth liegt, als ich da war, war man eben mit einem Triebschacht im Bau, und mit Errichtung eines dazu gehörigen Gapelwcrks be¬ schäftiget. Hier waren die ersten ordentlichen Anstal¬ ten , die ich fand, welche von der allgemeinen Sudeley in etwas abwichen. In acht Kesseln wird hier das Salzwasser abgedünst, vier hatten den Rand der Pfan¬ nen vsn Holz/ worinnen das Wasser gewärmet wur- de, bevor es in die Südkessel kam. Der Salzbrun¬ nen, den man hier hat, geht eine Lachter tief unter den Fluß,, ein Zeichen, daß in der Tiefe nichts als Thon fey, der das Eindringen des Wassers hindert, indem der Schacht davon dicht an dem hohen Ufer des Flußes steht. Verfolgt man diesen erwehnten Fluß gegen Sü¬ den, das ist, aufwärts, so kommt man zu dem Städtchen Delatin, welches zwar nur im Vorgebirg liegt, aber doch das hohe Gebirg vor sich hat, und man hat nur sechs Stunden, um die Gränzen der Marmarofch zu erreichen. Das Hauptgebirg besteht meistens aus Felsfchiefer, und hat nichts über acht bis M 4 neun 184 neun hundert Lachter Höhe. Der Fluß, der hier den Orc bewässert, fließt zwischen einem Thonschieser und einer iKema. karleczuina, welche nicht allein Kiesel, Thon und Schiefer hat, sondern auch mit Kalkstein gemischt ist, wie auch der Fluß alten Kalkstein mit sich führt. Viele Hügel bestehen in dieser Gegend aus Sand und Mergelsteinen, worinnen große Adern von Hornstein stecken. Der Hornstein sieht ganz einen Pechstein ähnlich, so glanzend ist seine Oberfläche. Der Stein, worinnen er steckt, ist ganz hart, wenn er frisch gebrochen wird, gicbt am Stahl Feuer, und braust mit Säuren; liegt er aber eine Zeit am Tag, so verwittert er ganz. Delatin hat gegen Osten eine Menge Salzbrunnen, wobey große und kleine Siede? reyen errichtet sind. Der Pfannen sind vierzehn, in dem Ort selbst aber ist nur ein Hauptbrunnen, der Sohla genug giebk. Man hat hin und wieder schon angefangen, das Salz in Fäßer zu schlagen, aber die kleinen Salzkuchen, Harmana, haben bcy den Podo- liern und Volhinern den Vorzug. Zwölf bis zwam zigtausend Zentner Salz wird allhicr gemacht. Die Fäßer, worein das Salz geschlagen wird, bestehen aus Tannenholz, lind sind davon vor Zeiten sehr viele Ab¬ teilungen in Ansehung des Gewichts gewesen. Der¬ malen schränkt sich aber alles auf drey Gattungen ein. Die ersten oder Salzfässer halten hundert und und vierzig Pfund; die zweyte, Uosckutlei, hundert und fünfzehn, und die dritte, Aapielvauki, vier und neunzig Pfund. Der Preis von diesen drey Sorten ist von einen Gulden ein und zwanzig Kreuher bis zween Gulden das Faß» Von Delatin nach Norden, bis zu dem Fluß BiStriza, ist meistens alles eben, und besteht aus zeit¬ lichen Kalkstein. Ohnweit diefeS Flusses liegt das Städtchen Nadworna, wo das Hauprbergamt für ganz Pokutien sich befindet. Der Vorsteher davon ist kai¬ serlicher Bergrath, von welchem sich ebenfalls so was sagen ließe, als was man einmal mit übler Laune in Wien von einem königlich preußischen sagte, und viel¬ leicht mit noch mehrer» Grund. In dem erwähnten Städtchen sind eigentlich keine Salzsiedereym, aber desto mehr in der Gegend herum. Da sie alle von einem Schlag sind, so habe ich auch weiter nichts da¬ von zu erwähnen. Von diesem Orte aus, wo die Gebirgkette am niedrigsten ist, gehet ein ziemlich gu¬ ter Weg nach Ungarn, so daß man in sechs Stun¬ den zu dem Ursprung des Bistrizaflusses, welcher nach Norden durch Polen, und der Theisstus nach Sü¬ den durch Hungarn fließt, kommen kann. Sollte es einmal einen guten Fortgang mit Erzeugung der Feuer¬ steine in Gallizien haben, so wäre hier der einzige. M 5 !86 Weg, sie hier über diese niedere Kette vom Gebirge zu bringen, und auf den Theiöfiuß in die Donau durch ganz Hungarn u. s. w. fort zu bringen. Von diesem jetzt erwähnten Ort noch ein paar Stunden vorwärts, liegt der Ort Salotwina, wo ebenfalls eine Coctur ist, die mit der von Krasan, wovon ich weiter unten er- wehnen werde, gleich kommt« Der BiStrizafluß, welcher nach Norden fließt, geht in der Ebene zu dem regulairen festen Hauptstadt, chen von Pokutia Stanislawou, Busch Geographie: vor- bey. Da dieser Ort ganz in der Ebene liegt, und ein so frisches Gebirgwasser hat/ so ist er eben so gesund, als er auch eine angenehme Lage und schöne Aussicht hat. Die Vestungswerke, welche noch nicht alt und nach Vaubanischer Art angelegt sind, fangen schon an aller Orten einzustürzen, nachdem nichts mehr auf inländische, sondern nur bloö auf Grenzvesiungen ge¬ wendet wird. Der Boden, der hier aller Orten eben ist, und aus guter fruchtbarer Erde besteht, hat zum Grund nichts als Flußfchoder und zeitlichen Kalkstein, so wie auch hin und wieder der Gips nicht selten ist, und so bleibt das flache Land stets gleich, bis zu ei¬ nem andern Städtchen Krazna. Von letzt erwehnter Coctur gegen Nordosten hat es zwo große Salzpfan¬ nen, und werden allda sechs bis acht taufend Zentner- Salz r8y Salz erzeugt. Hier wird auch das Salz in Fässer verpackt. Als ich da war, wurde nicht gesotten, in¬ dem noch ein großer Vorrath zugegegen war. Der Boden ist in dieser ganzen Gegend lehmig und mora¬ stig, meistens mit Waldungen beseht, die selten von Raubgesindel srey sind. An einer alten Zipfellosen Bir¬ ke sah ich einen Löcherschwamm, Loletus lmrn. wel¬ cher in der Mitte weiß, die Löcher aber irregulair und die Einfassung oder der Wulst gegliedert, wovon die Glieder ovalläuglicht und einen. Zoll lang wa¬ ren. Die obere Rinde war braun, und saß mit der halben Kegelflache an dem Baum fest, aus wel¬ chem erhellet, daß solcher unter die Schmarotzer ohn,e Stiel karalitici acaules des Linne gehöre. Von dieser Gegend nach Ostnorden ist der Bo¬ den hüglicht; stets mit Lehm bedeckt, wo im Grund loser Kalkstein und Makken liegen. In den Birken¬ wäldern dieser Gegend findet man eine große Art Feld- hüner, 'Istrao lünn. welche das Mittelding Zwischen den Schild - und Auerhahn machen. Ich sähe sie fuchsgrau und braun gefleckt, hatten aber ganz und gar keine Aehnlichkeit mit dem Weibchen des Auer¬ hahns, was von einigen Ornithologen für eine eigene Art beschrieben worden. Ich hatte diesmal nicht Ge¬ legenheit, einen zum Schuß zu bringen, folglich kann G S» — jch auch nichts weiter davon sagen, bis ich etwa Ge¬ legenheit bekomme, solchen naher betrachten zu kön¬ nen. Indessen wäre zu wünschen, daß man bei) der Beschreibung eines männlichen Vogels nicht auch den Karakter und die Farben des Weibchens vergessen hatte. Wäre dieses im Linneischen Natursystem ange¬ merkt worden; so würden wir nicht so viele falsche Be¬ schreibungen erhalten haben. Es scheint auch ganz ge¬ wiß, daß das im zweyken Kapitel erwähnte Wasser¬ huhn ein Weibchen gewesen sey. An dem Gehänge dieses Hügels fand? ich das erste neu angelegte Dors in Gallizien, Namens Lan- hestreu, welches aus bloßen teutschen Kolonisten aus dem Reich bestand. Die fünfzig bis sechzig ganz neu und wohl gebauten Häuser waren in zwo Reihen ge- stellt, ein paar davon standen schon leer, indem die Bescher davon so liederlich waren , daß man sie davon jagen mußte. Keine Kirche hatte die Gemeinde hier noch nicht, der Schulmeister war die Hauptperson des Orts, der dann auch der Gemeinde den Gottesdienst hielt. Jch kam mit diesem Manne in dem zwo Stun¬ den von diesem Dors entlegenen Städtchen Kalusz in einem Wirkhshause zusammen. Da ich ihm aus sei¬ ner teutschen Kleidung erkennen konnte, so fragte ich ihn, ob er aus eben dem teutschen Dorf sey, welches er 18- er mit ja beantwortete, und als ich erfuhr, daß ich die Ehre hatte, mit der wichtigsten Person des OttS zu sprechen, dann die misrathene Figur gab mir dies mit einem gewissen Stolz zu verstehen, so gieng gleich meine Unterredung mit ihm über den Zustand der Ko¬ lonie an. Er beschrieb sie mir nicht zum Besten, und sagte: „So viel der Monarch auch für sie khat, so „waren doch die Glieder davon meistens liederliche „Lumpen. Dann, fuhr er ganz weißlich fort, ein gu- „ter Landmann verlaßt selten sein Vaterland, (er mach, „te aber in Ansehung seiner gleich eine Ausnahme) „ich gieng nur auf vieles Zureden dieser Leute als „Schulmeister, und zum Theil auch als Religions- ,,diener mit, indem sie noch keinen Geistlichen halten können.,, Ich sah ihin wohl an, daß er sich die Mie¬ ne eines Apostels geben wollte, und also ihm nur das Seelenheil so vieler Sünder am Herzen lag, wel¬ ches die einzige Triebfeder war, die ihn in dieses Indien (nach seinen Ausdruck) brachte. Nun ergieng die Frage, wo er aus dem heiligen römischen lsmper freyen Reich, wie er sich auödrück- te, her sey? die Antwort war: ich bin ein Pälzer (Pfalzer), so wie viele der klebrigen des Dorfs auch aus dem Ringau und andern Weingegenden zu Haus sind. Diese Nachricht war mir genug, ihm Glau- bm ben beyzumessen, daß das ganze Gesindel nicht viel nutz sey, indem Weinbauern selten für Kornländer et¬ was werkh, und meistens durstige Brüder sind. Nach» dem dieser wohlwürdige Schulmeister sich etwas tro¬ cken geplaudert hatte, ließ er sich von dem lieben Wutka (ein schlechter Kornbrandwein) einschenken, um feine Kehle zu erfrischen, und da er nun einmal an¬ gefangen hatte, so gicng die Sache in einem fort, bis sein Weib herein trat, und ihm ausfilzte, er mögte doch nicht alles verschlingen, was sie an Grundbim gelöset hätte. Anfangs glaubte ich wirklich, dieser gute Lehr¬ meister mache von der übrigen Gemeinde, wozu er ge¬ hörte, eine Ausnahme; aber nach ein paar Stunden erfuhr ich, daß alles von gleichem Gelichter war. Da nun unser Mann durch den polnischen Nektar immer mehr begeistert wende, so bestürmte er jeden Frem¬ den , der ins Haus trat und ihn verstehen konnte, mit seiner Beredsamkeit. Als nun auch ein katholischer Geist¬ licher, der ein Deutscher und in Polen Mönch gewesen, nun aber als Kaplan auf dem Lande angestellt wurde, zugegen war; so kam er auch mit diesem ins Gespräch. Nach vielen Schwadroniren sagte endlich der Held zu dem Geistlichen: „Herr, ist) kann nicht begreifen, wie „man jemals habe die heilige Schrift bey den Katholü „ken 19 l „ken dem Volk verbieten können? — „ Ganz mik Grund, erwiederte sicher, weil so ungereimte und um verständliche Sachen, z. Ex. in dem Blich Ezechiel, und hohen Liede stehen. Dies kann dem gemeinen Mann, der gerade zu denkt, von dem Ganzen den schlechtesten Begrif geben. Mein guter Held, der Schulmeister, war über diese Antwort aus aller Fassung gebracht. Ich, der zuhörts, war eben nicht wenig gerührt, so was gründliches von einem Landgeistlichen in Polen zu hören, und ich muß gestehen, daß wenn ich dis Macht gehabt hatte, so hatte mir dieser Mann, an¬ statt auf dem Lande zu dienen, eine theologische Kanzel auf einer Universität haben müssen. Der Schulmei¬ ster , der sich aus feiner Betäubung etwas erholt hatte, sagte leise zu mir: Herr, das ist ein Gotteslästerer, die¬ ser Pfaff, daß er so von der Bibel spricht, dann wer Gottes Wort nicht in Ehren halt, liebt auch ihn nicht. Allein ich suchte den Mann zu trösten, und zu beweißen, daß der Mann recht habe, dann es sey frcissich em Wunderbuch, wie er sich ausdrückte, doch wäre das größte Wunder an dem Ganzen, daß so was Unbe¬ greifliches, welches nur Leute von seinem Schlag zu Narren machen könnte, so viele tausend Jahre sich in Ansehen erhalten habe, und so nahm ich von meinem Volkölehrer Abschied. Da Da ich auf andern Reisen in dein Königreich Gallizien schon Mehrere deutsche Kolonien gesehen hakte, so fand ich die meisten von gleichem Schlag, so wie in der Bukowina, jederzeit übelgestaltes, krüplichtes Voik, so wie es meistens an dem angranzenden untern Rhein¬ strom zu seyn pflegt, mehr dem liederlichen, als dem arbeitsamen Leben ergeben ; Leute, die nur glaubten, sie giengen in das Reich von Oldcrako, wo sie nichts zu lhun hatten, als sich sortzupflanzen. Allein so vorteilhaft als auch dieses wäre, so thun sie doch nichts, als das wohlgebildete Menschengeschlecht in Gallizien mit ihrer Fortpflanzung verderben. Diese, dem Land und dem Monarchen zum Nachtheil -übel verstandene Einwande¬ rung fremder Menschen, hat schon gegen zwo Millionen dem Hof gekostet; nie wird der Nutzen daraus drhal» ten werden, daß er die Renten davon zahle, wenn man auch das Kapital für ganz verlohren giebt. Ich will hier nur ein Beyspiel von dem Betrug dieses mit so großen Kosten in dem freyen Reich aufgerafteN Ge¬ sindels anführen. Einige Familien von diesen, welche aus der Pfalz waren, brachten RhabarbarapflanZen mit. Sie suchten sich das Stadchen Zotkew, ohnweit Lemberg, zut Anpflanzung aus, sie erhielten allen mög¬ lichen Vorschuß und Unterhalt. Nachdem sie den Hof achtzehn tausend Gulden mit müßiger Verschwendung gekostet hatten, ohne die geringste Frucht; da man ihnen ihnen nichts mehr zufließen ließ, ergriffen sie überna- türliche Mittel, um sich Reichthum zu ihrem fernem schwelgerischen Leben zu verschaffen. Von diesem Vor» gang findet sich eine ausführliche Nachricht in der Ber- liner Monatschrift fürs i78^ste Jahr. Da nun das auch fehlschiug, so stahlen sie die schon herangewachsse- Nen Pflanzen, um sich nach der Repubnck Polen zu flüchten. Solche Falle könnrs ich Mehrere hier anfüh¬ ren; wo Man Handwerkern, Künstlern und Fabrikanten Vorschuß gab, ohne Nüßen davon Zu haben, und endlich verschwendeten diese Leute das Geld, und wur¬ den als liederliche Bettler dem Polen zur Last und zum Gelachter. Hier würde wohl der Spanier aus Lierrena murrerw sagen: c'eff tout connms csteL Nous. Ein klarer Beweist, daß der Dänische Ver¬ fasser von deM Aufsaß in Schlößers Staatsanzeigen Heft Z7» fürs Jahr 1786. in Berres der Ansiedlung ewig Recht habe, wenn er sagt: verschaft einem jeden Neuen Ankömmling Grundstücke, Freyheit u. s. w. so werden die Menschen schon selbst kommen. Man seht auch, was erwähnter Graf von Mirabeau *) über diesen Artikel im ersten Theil Ssice go. U. s. w äußert. Doch Friedrich dem Großen gieng es mit seinen Kollonisten oft H) Oe 1» monarclüe prustlenne ions kreäeric le 8 lom. 8. ä Oonänes, i?88. N 194 oft nicht besser, wie Professor Fischer in der Geschich¬ te dieses Fürsten Erwehuung macht, man sehe den zweyten Theii S. 280. Indessen wünschte ich für die kaiserliche Monarchie keine Bevölkerung mehr für die Moldau, wenn sie erhalten wird, dann das Land kann aus vielen Urfachen, wenn man die wenigen Einwoh¬ ner in ihrer alten Freyheit laßt, nur durch den großen Viehstand nutzen, dann ein Leder Zwang an diese no¬ madische Menschen würde sie auswandern machen, und alles klebrige, was Menschen hier durch die Erde er¬ zeugen können, hat keinen Wehrt bey seinen Nach¬ barn, aber Vieh laßt sich ohne Unkosten weit aus den: Lande bringen. Bevor ich doch hier von den deutschen Kolonisten abbreche, muß ich zur Steuer der Wahrheit sagen, daß unter den verschiedenen Reli- gionsgemeinden die Menonisteu und einige auf den Schein katholisirte Deisten fleißige Agricolen sind. Es scheint, daß die große Anhänglichkeit an ihrer Sekte oder Meinungen, weiche man noch nicht lange in andern Gegenden verfolgt hat, sie zu mehr Ungezogenen und und bessern Bürger des Staats gemacht hat, um uur keine Klage wieder sich Zu erregen, und dadurch neuen Verfolgungen zu entgehen, indem ihre Gemeinde nicht unter dieienige gehört, welche vom Staat mit alle» Freiheiten und Rechten gedultet ist. Das iy5 So darf ich auch nicht übergehen, daß man von Hof auö ßch allzusehr zum Nachcheil dieser Kolo« nien übereilt habe; man rafte in der Eil, waö man haben konnte, zusammen, schickte die Leute überhäuft ins Land, ohne Vorkehrungen Zerroffen Zu haben, wie und wo sie uncergebracht werden könnten. Als sie in Gallizien ankamen, wüste man keinen andern Rath, als sie in aufgehobene Klöster zu stecken, wo viele durch das Zusammenhäufen umkamen, und die Lieber- gebliebenen entwöhnten sich von der Arbeit. Dazu fiel unglückiicherweis eine Hungersnoth ein, welche sie drückte, und dem Hof den Aufwand immer für diese Leute größer machte; und sie mehr in Schulden setz¬ ten, die nun dermalen bezahlt werden sollen, aber schwer geschehen wird. Das Städtchen Kalusz hat auch eine Salzsie¬ derei) mit ein paar großen Pfannen und einem Brun¬ nen. Das Salz wird hier in Fässer geschlagen, und die Erzeugniß ist ebenfalls von acht bis zehn Laufend Zentner jährlich; das ist die letzte Coctur oder Salz¬ siederei) von Pokutien, deren überhaupt dermalen noch neunzehn große, und noch viel mehr dazu gehörige kleinere bestehen. Vorzeiten waren ihrer viel mehr, weil man aber in der Manipulation sich zu verbessern sucht, obgleich man weder von einem Langsdorf noch N r andern 196 andern berühmten Salzwerkskundigen etwas we.ß, so gehen doch täglich Nebenwcrker ein, besonders wo es an Holz gebricht. Die jährliche Erzeugniß von allen diesen Werken ist hunderttausend und mehr Zentner, eö könnte aber noch einmal so viel erzeugt werden. Von da aus nach Norden, bis an den Dniester- fluß, sind nichts als kleine Hügel, welche aus Lehm- und Sedimentstein gebildet sind. Hier am Fluß liegt noch der Ueberrest der Hauptstadt von dem Kö¬ nigreich Gallizien, nemlich Haliteö, welches Wort ohne allen Zweifel aus dem griechischen herstammt, nemlich von «x? oder Salz; dann, so viel als man nur ausfindig hat machen können, so war hier die er. sie Entdeckung einer Salzquelle von diesem ganzen Land, und dieses scheint sehr viel für sich zu haben, als hier die Salzquelle am weitesten von dem Gebirg entlegen war, und der übrige Theil rückwärts, wegen den großen Waldungen, die das Land gegen die Kar¬ pathen zu bedeckte, erst mit der Bevölkerung vertilgt und bewohnt wurde, wo dann durch Lange der Zeit immer mehrere und bessere Quellen entdeckt, und durch den allgemeinen mehren, Gebrauch dieses heilsamen Na- rurproduktö bearbeitet worden, so daß aus Mangel des Holzes und der schlechten Halt des Wassers zu Ha« licz nichts mehr gesotten wird. Man kann hier sa¬ gen. gen, diese Beweise sind zu wenig, obgleich sie aus der Natur der Sache Wahrscheinlichkeit geben, daß Gallizien von daher seinen Namen führen soll, indem der erste Buchstabe des Worts schon widerspricht; al¬ lein wenn man mit vielen slavischen Völkern bekannt worden, so erfahrt man mehr als zur Genüge, daß viele das H in G, und so umgekehrt verwandeln, z. B. mag nur das so gemeine Wort 6ora oder blora, wel¬ ches Berg, Anhöhe, Obern oder Hügel bedeutet, die¬ nen; und so sind noch viele andere Wörter bey diesen Völkern urit diesen Anfangsbuchstaben geändert wor¬ den ; fo wird auch fo oft das B für ein V oder um¬ gekehrt gebraucht. Schriftliche Dokumente sind voe Cassimir, den großen König von Polen, wo das Land auf seinem höchsten Gipfel stand, keine da, nach¬ dem dieser König alles, was in der damaligen und noch jetzigen Hauptstadt Mwow, auf deutsch Löwen- berg, nun aber durch Verstümmelung Lemberg heißt, alle Prozeßacten und Schriften in einem Tag ver¬ brennen ließ, und nichts als Deutsche zur Justizpfle¬ ge anstellte (indeme er wüste, wie nachtheilig es sey, den Polen dazu zu gebrauchen). Seine Absicht war bey diesem Vorgang, aste Verwirrungen in Prozeß, fachen auf einmal zu endigen. Freylich ist das keine feine Justizhandlung, aber wenn es fo fort gehet, wie kö jtzo bey derjheutigechJustißpflege geschieht, wo man N A aus j 9^ atis den Formalitäten nicht mehr herauskommen kann, so bald man einen Prozes anfangt, die Schriften zü Riesweis des Tages sich vermehren, so wird gewiß bald ein solches Vomitiv nothwendig werden müßen, so gewaltsam dies Mittel auch immer scheinen mag, Gerechtigkeit kann der Monarch so wenig, als dis Götter, allen Menschen verschaffen; bei) allen großen Revolutionen, sie haben mögen von oben oder unten Herkommen, haben die Gerechten wie die Ungerechten gleich gelitten, und dennoch sind solche Revolutionen - für die Zukunft oft heilsam und gut. Hier, in dem Ärt Halitsch, findet man eine bc- sondere Gemeinde von Juden, welche Caraemi genannt weiden. Ihr ganzes Gesetzbuch besieht in den fünf Büchern Mosis, welches fteylich ohnehin mehr als genug wäre, wenn sie die Gesetze davon hielten. Sie sind von den übrigen Juden sehr verachtet; aber für den Staat bester, indem sie sich den Ackerbau angelegen seyn laß sen, wohingegen der ächte Jude hier in Polen das elendeste, furchtsamste, ärmste, säuischste und auch in vielen Stücken (Bekrügereyen ausgenommen, zu wel¬ chen er vor allen fähig ist) das blödsinnigste Volk vom ganzen Lande ist. Niemals ist eine Nation si) sehr dem Staat zur Last gefallen, wie diese, und den¬ noch ist es die bedauernswürdigste Menschenrace von der *99 dtt" Welk. Anhängig an ihre Misbräuche der Glau¬ benslehre, dulden sie lieber alles, als daß sie davon nbstünden. Man hat allerlei) Vorkehrungen getroffen, um sie umzubilden, aber vergebens. Man hat ihnen Lasten aufgelegt, die sie oft nicht ertragen konnten oder wollten, so daß man sie wegen ihrer betrügeri¬ schen und faulen Lebensart außer Land schäfte, aber nicht wie der Verfasser der Statistischen Briefe über Gallizien sagt, man habe sie so ungerecht mißhandelt?; allein was schreibt man nicht im Tag hinein, von hö¬ ren sagen, ohne gesehen und geprüft, zu haben. Wer kann dafür, daß man nicht allen Unfug, welchen die Beamten auf dem Lande manchmal begehen, nicht Vorbeugen kann, so was geschieht einmal, und dann werden die Schranken schon dagegen gestellt; aber we- der die Gesetze noch der Wille des Monarchen befahl eine solche Behandlung. Indessen wem mag es wohl angenehm seyn, ein paarmal hundert und mehr taufend Menschen in feinem Reich Zu haben, die unter sich eine einzige Gemeinde ausmachen, die alle übrigen Men¬ schen ausschließt; die eine Schrift und Sprache führen, wovon die andern nichts verstehen; Leute, die so zahl¬ reich sind, sich täglich vermehren, und nicht die ge¬ ringsten Lasten eines Staates mit kragen helfen wollen, nemlich den 'Ackerbau zu führen (dann denen man Nrundsiücke aufgedrungsn hat, lassen solche nur von N 4 Chri- Christen verehren) und das Vaterland zu vertheidi» digen. Gewiß em jeder Vater, der seme Kinder liebt, wünscht lieber sie beschnitten, als gerauft zu se¬ hen , wenn er gleichgültig denkt, ans was für eine Art man zur Reiitschafsinheit gelangt, um nicht durch das Soldatenleben seiner Freyheit meistens auf ewig be- raubt zu fern. Sollten die amerikanischen Staaten Nicht mir Recht gehandelt haben, daß sie die heuch¬ lerische mährische Brüdergemeine mit Gewalt gezwun¬ gen haben, das Gewehr gegen ihre Unterdrücker zu «ergreifen? gewiß, dann der mit niir das Gute ge¬ nießt, muß auch das Ueble mit ertragen Helsen, Kein Mensch wird das Verfahren des Obrist Williamfyn billigen, der fünf und neunzig dieser armen feuce we¬ gen dieser Weigerung auf eine schändliche Art cödten ließ. Man sehe bey Herrn Schöpfe i sten Meil, Sei¬ te 227, wo er diese verabscheuungswürdige Thac er, zehlt*); aber Recht ist es, sie dazu zu zwingen oder sie nicht als Mitbrüder im Staat zu dulden, wie man auch dermalen mir ilmen angefangen hak, sie als Fuhrknechte bey der Armee zu nutzen. Man hak zwar Viele-andere Mittel zu ergreifen gesucht, sie zu ver¬ mindern , als mit Kanscheesiejsch/ Heyralhtaxen u. dergk, allein Rclftn durch die vereinigten amerikanischen Staaten, 2 Ty- 8. Erlangen, 1788, 201 Min dies alles hatte keinen Nutzen für den Hof, son¬ dern es diente zu nichts, als unnöthigeö Perfonale zu ernähren, welches darüber die Aufsicht hak, und dm ganzen Gewinn beynahe verzehrt. Je mehr man sol- ehe Geldpressungen an ihm ausübet, desto mehr wird der Jude Gelegenheit fuchen, den Christen zu betrü¬ gen. Ohne Zwangsmittel wird man diefe schädliche Menschen weder bessern noch los werden, und diefe wüsten dennoch weder gewaltthatig noch nachtheilig, weder für sie noch für dem Staat seyn. Die Juden haben eine eigene Kleidertracht, die abgeschaft werden müßte, sowohl bey dem männlichen als weiblichen Geschlecht; sie sollten sich der hebräischen Sprache gar nicht mehr bedienen dürfen, da es doch nur wenige verstehen. Der Mann sollte so wenig einen Bart tragen, als das Weib die Haare versteckt haben; sie sollten von einem Hause entfernt keine Schnüre oder Seiler ziehen, ihr Sabbat soll mit dem christlichen Sonntag gleich fallen, an dein Sabbath sollen sie in ihren Hausern nicht mehr Licht als sonst brennen. Sie sollen, wie die Christen, ihre Häuser und Gassen rein halten, ihr Koruptes deutsch bey Strafe vor keinem Christen re¬ den; das Schächern, diese alberne Religionsposse, sollte platt aufhoren. Ueberhaupc, alles, was äußer¬ lich in die Sinne fällt, von all ihren Gebräuchen, Was das Hauptsächlichste her Religion nicht .ausmacht, N Z soll SSL soll eingestellt seyn, damit man zwischen Iud und Christen keinen Unterschied merke. Vor allen sollte es ihnen auf keine Weise erlaubt seyn, christliche Dienst¬ boten zu halten, aus vielfältigen wichtigen Ursachen, die alle hier anzuführen zu weitläuftig waren. — Genug, Mir Abstellung solcher Kleinigkeiten wird mit der Zeit auch das Uebrige vergeßen werden. Sollte aber dieser 'Auswurf des Menschengeschlechts nicht nach'- Zebon wollen, so müßte keinem die Ehe, als den al- test Gebohrnen erlaubt seyn, um sie, so wie die Mönchs'', absterben zu lasten; sollten aber Kinder äus¬ ser der Ehe erzeugt werden, so sollte bei) Strafe nie- mals das Kind unter ihnen bleiben, sondern in das christliche Findelhaus geliefert werden, wo es-also ge¬ tauft, und einen fremden Namen erhalten solle, damit es heut oder morgen beym Heramvachsen nicht erkannt werde. Uni aber alle Mauterey zu verhindern, müs¬ sen gar keine jüdischen Hebammen erlaubt seyn u. s. w. Alle diese hier erwähnten Zwangsmittel sind nicht schwerer und unüberwindlicher, als die der -Soldat täglich zu erdulken hat. Man hat viel für und wi¬ der den Juden geschrieben , ich habe das Meiste gele¬ sen, aber alles das past auf den Gallizifchen nicht, wer diesen kennt, unter ihm wohnt, der wird gewiß eine andere Sprache führen, als bishero für ihn ge¬ führt worden, es ist unbeschreiblich, was er für einen Scha- 2OZ Gchaden verursacht, er ist in Polen immer das Mit¬ telding zwischen Herrschaft und Unkerthan (alles geht durch seine Hande; zwar dermalen nicht mehr so, wie sonst) wo er iu seiner Faulheit beide betrügt. Er hat alle Monopolen, Schenkhauser auf dem Lande u. s. w. ob zwar in Gallizien es für sie dermalen ver- bochen ist, welches Geboch nur meistens den Schein nach gehalten wird; denn ans Meinen Reisen finde ich ihn noch oft wie vorher im Besitze davon. Doch ich habe mich schon zu lange bey diesem Gegenstand ausgehalten, um nicht einmal davon abzubrechen, ob zwar noch hundertmal mehr Klagen gegen diese Men» sehen geführet werden könnten, wie nachkheilig sie dem Staate sind, was die Finanziers auch immer für sie schreyen mögen, wegen ihres vielen erpreßten Geldes, wovon sie meistens blind geworben, denn je mehr sie Zahlen, desto größer ist der Schaden für den Staat, weil sie das Geld auf die unrechtmäßigste Art gewin¬ nen. Genug, wenn es erwiesen ist, daß sie solches Weder äusser dem Staate, noch aus der Erde, noch aus reeller Industrie, folglich nur mit Unterdrückung ihres Nebenmenschen gewinnen. Da so viel von dem Nachkheil, den die Juden stiften, hier gesagt worden, so ist noch eine andere Menschenrace in diesem Lande zu bemerken, welche noch 2O4 noch mehr schädlich ist, davon aber in dem zwey- ten Theil Erwähnung geschehen soll. Bevor ich dieses Kapitel schließe, muß ich noch ein paar Worte von den Salzflötzen erwehnen. Der Salzstock oder Flöh, der unter Okna in der Walia- chey anfangt, stets an dem Behäng der Karpathen sich bis nach Oberschlesien fortzieht, und selten über einige Meilen einnimmt, obgleich sich manchmal die Vorgebirge etwas mehr gegen Norden ausdehnen, ist, wie es scheint, kein einzigesmal unterbrochen. Alle diese, oder nur einiges Flötz., ist mit einen bläulichten Mergel umgeben, so, wie auch von Horn - Sand- und Mergelsteinen, alle mit weißen Ouarzadern durch¬ zogen, welche Skeinarten insgesammt in Schichten gelagert sind, wovon der Sand - und Mergelstein we¬ gen der innhabenden Kalkerde stets in grade oder ver¬ schobene Würfel zerfällt. Nun entsteht eine Frage, warum diese Salz« flöße nicht breiter sich ausdehnen, weder höher in das Gebirge, noch in die Flache nach Norden halten? Wahrfcheinlich^rweise mag folgendes zur Ursach die¬ nen. Man nehme an, daß ganz Sarmatien und das Land weiter gegen Norden vor Zeiten eine See war, wozu der übergebliebene Meergrund dieser hüg- lichten 20Z lichten Flache cnrS den darin befindlichen Schaalthie- ren die Beweise giebt. Gegen Mittag war also die¬ ses Meer von den Karpathen begränzt; nachdem man auch in der großen Anhöhe keine Seeprodukte findet. Das Seewasser hat sich nun nach und nach, so wie die Natur meistens zu wirken pflegt, mehr gegen Mitternacht zurückgezogen, und daß dicö geschehen konnte, davon findet man noch dermalen klare Be- weise in Schweden und Holland, wenn den gegebe¬ nen Nachrichten zu trauen ist. Freilich ist dasZweif- len oft eine nachtheilige Sache, denn ost wird aus der allergrößten Glaubwürdigkeit eine Wahrscheinlich¬ keit, dann eine Sage, und zuletzt ein Mahrlein; aber die Nachrichten, die man osc erhält, haben schon so viel gelauscht, daß man ost wider Willen in Zweifel gerath. — Nachdem nun sich die See so zurückzog, so blieb das Salz, wobey die Sonne durch Abdün- -siung des Wassers an den Ufern gewiß nicht wenig beytrug, liegen, die beständig herabrollende Erde der höhern Gebirge bedeckte es, daß eö von dem zeitli¬ chen Regenwasser nicht weggewaschen wurde, und so wurde es dann für die heutigen Tage ausbewahrt, wel¬ ches aber in der Ebene nicht geschehen konnte, nach- ldem es keine so leimichte Decke erhielt, die den er- digten und sündigten Boden gegen die Auslaugung schützte. Daß die Salzflötze in den erstem Iahunder- ten 2v6 ten oder Tausenden nicht durch süße Wasser wie der, malen mögen aufgelöst worden seyn, daß der Boden von Polen damals höher war, nun aber von den Ge¬ wässern der Gebirge immer tiefer eingeschnitten wird, folglich die Salzlogen höher kommen, das süße Was¬ ser zudrmgt und Salzquellen macht, ist nun ganz na¬ türlich. Da ich die mehresten Salzquellen in den Bugten vom Gebirge's fand, so ist cs wohl auch mög¬ lich , daß das Meerwasser aus natürlichen Ursachen mehr Salz hier als anderwärts abfehke, oder haben sich so viele kleine Partikulairseen gebildet, wo das Wasser sich ganz abdunstete, und das Salz mit der dazu geführten Lehmerde mischte, und darinn aufhe- wahrt blieb. -7 t? «/!/ orrs «F rrorrs sMso/rs ^/rrs cirrrrs ris vrr/rrs /i/^?r.'MS5 r /7s /o/rt iorrs rPrti/ss st ristsrr/ts. TVorrs rrs »ra^- r7ro>rs rrrr ^iar/ri'srKt ris i' ?^rÄ7i?»cs. TVoti^ drrL e/7 ris co/rrro/t/'-s /s5 «rorrr'SWsrr^ ris c/rv/s^, s- 80. Vorrede- ^^as Glück der Waffen beyder Kaiserhöfe im verflossenen 1789 Jahr gegen die Othomanen, gab mir Anlaß, meinen schon lang Mit dem sehnlichsten Wunsch festgesetzten End¬ zweck zu erreichen, nemlich das karpathische Gebürge so weit zu verfolgen, als es gegen Osten ein Ende nimmt, oder besser zu sagen, wo es seine Krümmung macht, und sich nach Süden wendet. Es ereignet sich solches, wie a L man IV Vorrede. man auf der Vignette des Tituls ersehen kan, vorFokschan, wo dieWallachey mit der Mol¬ dau und Siebenbürgen zusammen stößt. Diese zwey ersten Länder, welche zuKriegs- zeiten Lurch ihre Beschützer, die Türken, jederzeit verheeret, und das darinnen befindliche Land¬ volk, ganz aus Noth recht in Mörder und Räu¬ ber verwandelt worden, war auch diesesmal für uns äusserst gefährlich, da wir nur drey Personen stark waren, die sich Vertheidigen konnten. In¬ dessen hat uns das Glück wohl gewollt unser Ziel zu erreichen, ohne daß uns irgendwo ein Unglück zugestossen ist, wie man aus dem Jnnhalt dieser Beschreibung ersehen wird. Man kann uns hier den Vorwurf machen, warum wir nicht den Frieden abgewartet hätten, als wo so etwas mit mehrerer Musse und mit weniger Gefahr verbunden gewesen wäre. Was ersteres betrift, ist solches in so weit wahr; allein da meine Tage und Kräfte zu Ende ge¬ hen, und ich die Dauer des Krieges nicht vor¬ aus wissen konnte; so war ich froh, mir jeden Augenblick zu Nutzen zu machen, um diese Ge- bürg- Vorrede. - v bürgkette in dem gegen Mitternacht gelegenen Ebnen von Pohlen oder Gallizien und der Mol¬ dau, ganz nach der Lange zu sehen. Zweytens, was die Sicherheit dieser Länder belangt, ist es öfters gleichviel, es sey in Frieden oder Kriegs¬ zeiten. Im letztem Lande kommt es nur bloß darauf an, was für ein Hospodar das Regi¬ ment führt, ob er ein Mann von Gerechtig¬ keit und Ordnung ist oder nicht, welche Ei¬ genschaften aber bey den Griechen so selten sind, daß unter dem Despotismus der Pforte, kein Augenblick ein Fürst seines Kopfes sicher ist, daher er denn natürlicher Weise alles gehen laßt, wie es geht, wenn er sich nur in der Eile Geld machen kann. Man hat leider das Beyspiel davon als zu frisch im Andenken, indem von der Moldau und Wallachey seit dem Jahr 1714 bis auf die Fürsten Upsilandi und Mauroje- ni vierzehn Fürsten ohne ihre Kinder, Freun¬ de, Bojars oder Edle, selbst Bischöffe und an¬ dere Geistliche zu rechnen, bald durch die Schnur, bald durch Dolch oder Gift umge- kommen sind. a z Wenn VI Vorrede. Wann werden doch einmal diese so tief ge¬ beugten Völker von einer so grausamen Tyra- ney befreyet werden? Wann werden sie auf ih¬ rem so glücklichen und über alles fruchtbaren Boden, einmal Friede und Sicherheit genies¬ sen? Es scheint in so lange nicht, als die Jn- triken des Neides und der Herrschsucht, bey einem so gelobten politischen Chriftenthum, die Oberhand haben werden. O bedauerns¬ würdiges Volk! So denkt man in Europa zum Besten der Menschheit, so gaukelt man ihr vor, wie Heck man ein jedes Individuum schätzt, wenn man Preise aussetzt um die Ertrunkenen oder andere zu retten, die nicht zu erretten sind, aber wegen einer halben Million Menschen, die durch eine Kaprize im Kriege zu Grund gehen, dazu sagt man nichts, als, es hat uns so gefallen, und doch giebt es noch niederträch¬ tige Schmeichler, die letzteres öffentlich loben und preisen, da indessen der Türk mit Hohn einen Keavour ins Gesicht sagt: Für unser Geld kann man euch mit eures gleichen todt schlagen lassen, wie es leider die neuesten Bey- spiele Vorrede. VH spiele beweisen, daß mehrere christliche Höfe, um -en Türken den Besitz ihres unmenschlichen Despotismus zu sichern, und das Joch ihrer bedrängten Unterthanen noch schwerer, ihre Ketten noch empfindlicher zu machen, durch den Schimmer der Piaster geblendet, sich als ver¬ brüderte Alliirten gewafnet hatten. Hier gilt im vollem Maße, was schon oft genug gesagt worden -(^018 tslia ksnäo l'emperet a lactirimis? Die physikalische Untersuchung der Karpa¬ then ist hier in diesem Theile, nicht -em Vor¬ geben des Erstem, entsprechend, sie ist näm¬ lich nicht nach Westen, sondern nach Osten zu, geschehen. Es soll aber doch der übrige westliche Theil dieses Gebürgs nicht ununter¬ sucht bleiben, denn wie es scheint, Sieben¬ bürgen ausgenommen, so mag dieß der merkwür¬ digste Fheil des ganzen Gebürgszug seyn, und so ist auch jener, wo am wenigsten Gefahr und Be¬ schwernisse Vorkommen, mit mehrerer Musse zu durch- vm Vorrede. durchwandern, indem hier die Menschen civili- sirter, und vom besserm Schlage sind. Die Mißdeutung der polnischen Wörter, durch falsche Setzung im Druck des ersten Thcils, hat den Kenner, Wieden Verfasser, nicht wenig befremdet, da letzterer sie so deutlich als möglich hat schreiben lassen. Von keinem pol¬ nischen Autor sind die teutschm und französischen Nahmen so sehr verstümmelt worden, als von dem Naturhistonker Rzaczynskj. Der beynahe einzige Guetard, schrieb sie so viel möglich nach seiner Sprache mit einem liegenden a, um das französische on auszusprechen, recht; weil er im Lande war, und die Sprache erlernt hatte. Denn es ist in der That einem Aus¬ länder zu verzeihen, wenn er bey dem schlechten alten polnischen Druck, den beynahe unmerkli¬ chen Strich im , übersieht, indem dieß für ihn ganz was ungewöhnliches ist, deßgleichen, daß auch auf ein k ein L folgen kann, und so hat dann der Sezer dieses ersten Theils, aus dem iz.. ein ?. und ein I. gemacht, indem ihm sol¬ ches der Natur mehr gemäß geschienen; -auf diese Vorrede IX diese Art, war dann eine Reihe von Druckfehlern entstanden, welche oft den Sinn verdrehten. Die hauptsächlichsten sollen hier angeführt werden. Vorrede des ersten Lheils. Seite VIII Zeile i. Pizaczynski lies Rzaczynskj. — — — 4 von unten ebendasselbe. — IX vorlezte Goctio lies korris. — XVI Zeile 8 I-Lps — böse. Text. a r Seite X Vorrede. Seite io2 Zeile 20 haben, lies, worden. — 15 l — y Wasser — Wasen. — 158 — 19 Kotzy — Kotzen. — 161 letzte, nach: di^ norischen Alpen 2Theile. — 171 — iZ im Sommer lies des Sommers. — 179 — 24 Kulli — Kuttj. — 184 — 8 Lrevis blsrlequens lies kreccis bsrlicbin». — 184 — 2Z diklinkmki lies dlsIivEki. — 186 — 6 Krasan — Krasna. .— lyz — 14 Lierrena murena lies Lierrs moren». — 196 — 10 Halites lies Halicz. — 197 — 17 Jlwow — Lwow. — 200 — i verehren — bestellen. Als die Abhandlung, wie die Flintensteine geschlagen werden sollen, worauf man sich in diesem Theile bezogen, nach Zürch gesandt wur¬ de, um solche ins Helvetische Magazin einzu- rückeu, wurden die Abbildungen der hiezu er¬ forderlichen Instrumente in natürlicher Größe gezeichnet, wie es daun auch der Text sagt; allein der Verleger, ohne Zweifel um weniger Unkosten zu haben, hat sie nach seinem Wohl¬ gefallen m der halben Größe stechen lassen, ohne den Text zu cvrrtgrrm, welches also zu einen Jrrthum verleiten kann. So ist auch der der Schieferhammer nicht spitzig genug gezeich¬ net. Da dieses Jahr eine Karte des Königreichs Gallizien in zwölf Regalblattern erschienen ist, so habe ich doch vorsetzlich davon keinen Ge¬ brauch gemacht, und zwar aus folgenden Ur¬ sachen: Man kann sich nicht vorstellen, wie man so dreust seyn kann, so was Falsches, auf geradewohl Zusammgeftopeltes, herauszugeben, da man täglich der unter der Direction eines Abbe Lieskanig in der Arbeit stehenden ächten Karte dieses Reichs entgegen sieht. Der Verfasser *), der im Lande als Kreis- ingcnteur steht, hat nicht einmal seinen eige¬ nen District ohne Fehler gelassen, woraus man dann auf das Uebrige leicht schliessen kann. So sind auch alle 16 Spezialkarten, ohne Grade und Maaßstab, und man hat also erst, durch unzulänglichen Vergleich der Oerter, die Ferne zu errathen. Unter *) cle8 Nn^sumes äe Osllicie er äe l.o6c>merie x»r cle Uotensu en l2 temUee. Vienne 1790. xil Vorrede« Unter dm heilsamen Wassern, die uns der¬ malen vorgekommen sind, befinden sich für das Land ein paar merkwüroige, als ein Schwefelwas¬ ser und ein Sauerbrunnen, die, wie bis dato die Erfahrung gegeben, den Vorzug vor allen übri¬ gen von Gallizien und der Moldau verdienen, daher sind wir auch bey diesen etwas mehr als gewöhnlich weitläufig geworden, um so mehr, da die Sauerquelle stets im Ruft stand, daß sie dem Vieh tödtlich wäre, welches aber, wie das Resultat der analytischen Versuche tzeig, ganz ungegründet ist. rteVign. Verzeichniß - der Kapitel des zweyten Lheils. Fünftes Kapitel. Seite. <^)on dem untern Theil Galliziens, oder dem obern Theil Podoliens, der Chotymer Raja, und der obern Moldau Aars 8uls (Bogda¬ ni bey den Türken) oder Lumama der al¬ ten, dessen fruchtbaren Boden, Salzwer- ken u. s. w. - - - - Z Sechstes Kapitel. Von dem untern Theil der Moldau 2ara 6s 8ol§ (Schoß), von der Hauptstadt Iaß deren Zennt u. s. w. - - - - Zl Sieben- XIV Verzeichmß der Kapitel. Siebentes Kapitel. Von dem obern Theil des mittelländischen Da- eiens, oder dem heutigen Siebenbürgen, dessen Gebürgen, Einwohnern, Salzberg¬ werk von Parajd u. s. w. - - 104 Achtes Kapitel. Von dem gebürgigten Theil der obern Moldau, Bukowina und Pokutien, dessen Gesund¬ brunnen, Salzsiedereyen u. s. w. 196 Erklä-- Erklärung der Vignetten und Kupfer des zweyten Theils. Die Vignetten. Die erste Vignette auf dem Titelblak, stellt einen Theil der Gebürgskette der Karpathen vor, welche von Norden aus der Moldau, nach Süden, in das Königreich Servien hineinstreift. Die zweyte Vignette, vor der Vorrede, stellt das Ge. bürg des Salzbergwerks Okna in der Moldau vor. O bedeut die Schachte oder Gruben. G — daß Salz am Tag. V — Salzseen. — Felsschiefer. Die dritte Vignette, zu Ende der Vorrede, ist eine Mol. dauische Inschrift, welche bedeutet, Constantin, Jahr 7167. Die XVI Erklärung der Vignetten. Die vierte Vignette, vor den fünften Kapitel, stellt das Gebürg des siebenbürger Paß Oitosch vor. Die fünfte Vignette, vor dem sechsten Kapitel, stellt das Gebürg der dreyfachen Grenze von Siebenbür¬ gen, der Moldau und Wallachey, dar. Die sechste Vignette, zu Anfang des siebenten Kapitels, stellt das Salzgebürg und Bergwerk Parajd in Siebenbürgen vor. Die siebente Vignette stehet zu Anfang des achten Kapi¬ tels. Bey 3 ist die Vorstellung einer Salzzinken, wie sie am Tag, zu Okna und Parajd hervorstehk. Bey k und L ist die Vorstellung einer kristalli- sirten Hornblende. Die achte Vignette, zu Ende des achten Kapitels, stellt bey 2 vor, wie das Steinsalz zu Parajd u. s.w, in Stücken ausgehauen wird, b und c ein dazu benöchigter Hammer. Jllumimrte Kupfer. 7s-. I. Ein Nohaifcher Tatar. 7s-. I/. Eine Nohaifche Tatarin. 7s-. III. Ein Moldauischer Zigeuner. 7«-. 1^. Eine Pontifche Zigeunerin. 7s-. Eine schwarze Eule. 7s-. ?7. Eine Maschine zum Radermachen. Hacquel'S Hacquets neueste physikalisch - politische Reisen durch die nördlichen Karpathen. Zweiter LH eil. A VissN. 4. Fünftes Kapitel. Bon dem rrnttrn Theil Galiziens oder obern Theil Podoliens, der Chotpmer Raja, und der Ober- Moldau Zara de Suß, türkisch Bogdani, bey den alten Cumania, dessen fruchtbaren Boden, Salzwerken, u. s. w. /kr Endsaden meiner Reiss durch das Transal« pinische oder Dacische und Sarmakische Gebürg ^on dem Jahr 1788 war, wie man aus dem vier« *en Kapitel des ersten Bandes ersehen kann, bey dem ulken Ort Haliez (lese Halitsch) und dessen Gegenden. Wendet man sich von da aus gegen Norden, so fin. der man beinahe ganz eben dasselbe Erdreich, wie auf A L der der Mittagseite des Dniestcr - Flußes. Gegen Kokal- niki entstehen etwas ansehnliche Hügel. Anfangs il alles lehmartig, mit mcrgelartigen Kalkstein, der aller« ley unbedeutende calcinirte Seemuscheln eiufchließt, ge« mischt. Bey dem Dorf Mcducha geben die Bergs schönen weissen durchsichtigen Alabaster, der manchmal mit rosenrothen Adern durchsetzt ist, und dessen Farbe zum Theil von Eisen und Braunstein herrühret. Von diesen noch meistens im Verborgenen liegenden An- brüchen, gegen Abend, steht vieler schwarzgrauer Mar« mor an, der die gehörige Feste hat, und eine gute Po¬ situr anzunehmen fähig ist. Allein was nützen heut zu Tag alle diese für Pracht bestimmten Steinarten, d« die europäische StaatSverfassung sich auf einen über¬ mässigen Kriegsfuß durch Ludwig und Friedrich den Grossen hat setzen müssen, und die Pracht der Kirchen, so wie des Adels nothwendigerweise durch vermehrte Abgaben eingeschränkt, und so zu sagen beynahe alles aus den Mittelstand herunter gebracht worden ist. Hiebey sind die schönen Künste abermals, so wie bei den Grie« chen und Römern gänzlich in Verfall gerathen, das einzige England noch ausgenommen, solang als es Meister vom Handel bleibt. Freilich ist dieser dem Naturgesetze und der allgemeinen Wohlfahrt, da wo keine zu große und dem Staat so nachtheilige Kriegsmacht erhalten werden muß, am gemäfsesten. Aber wie lange können wohl Staaten und Menschen, das Gleichge¬ wicht 5 wicht erhalten, wenn sie es anderst jemals gehabt ha- den! Und so sind, und werden stets Unruhen auf dem Erdboden sich ereignen, die Armeen mögen groß oder klein seyn. Ersteres ist doch ohnehin nur eine eitle Herrschsucht der Großen, um deni friedfertigen Nachbar stets im Beiorgniße zu erhalten, und mit diesen Ma- schinen Parade oder Verheerungen zu machen. Zu großen Armeen gehört eine große Population. Ist diese nun auf einem schmalen Erdfleck, ohne äußere Handlung, oder nur mit Naturproducten versehen, die kein auswärtiger Staat bedarf; o! da mag ich kein Einwohner seyn, dann wie müssen dann die Menschen nicht alle Kräfte anwenden, damit der meiste Theil nur kümmerlich fein Leben erhält. Das Bcyspiel haben wir an den Preußischen Staaten, Frankreich, und dem gebürgigten Theil von ganz Europa. Man sucht von dem Erdboden eines ungünstigen Klima oft gedop¬ pelte Crndte zu erhalten, um nicht zu erhungern; der ausgesaugke Boden aber, ergiebt sich dagegen um so schlechter und desto weniger. Treffen nun in einem solchen Lande noch vollends Mißjahre ein, so ist dis Verzweiflung von allen Seiten, und der Tod unver» weidlich. Leider habe ich mehr als einmal das Bey« spiel vor Augen gehabt, wie grausam diß Schicksal für den Menschen ist. Sollte ich noch einmal das Un- glück haben, die Menschen mit der Pest oder Hunger geplagt zu sehen, so wünschte ich mir doch lieber das A Z erstere 6 erstere als das letztere Uebel. Der Wallach ist in sei¬ ner Wahl fast besser daran. Wenn man ihn fragt: Was fürchtest dn mehr, den Krieg oder die Pest? Bey der Pest, sagt er, stirbt die Halste, oder drey Viertel der Menschen weg, ihr Haab und Gut aber bleibt übrig, der Erdboden ruht aus, er kann von feiner Abzehrung wieder zu Kräften kommen, und so haben die übrigen doch so bald keine Noch. Der Krieg hingegen, so wie er noch stets von den Ottomanen bey ihnen ge¬ führt worden, verheert und verzehrt alles, und es müssen als nokhwendigs Folgen, beyde zwey Uebel, nachkommen. Doch wahrend diesem Krieg hat bis diese Stunde nur das erstere Uebel, und nicht das letz¬ tere eingetroffen, wenn nicht noch andere Nachwehen folgen, Wird das oben erwähnte kleine Gebürg, gegen Ab- bend des weitern verfolgt; so zeigt sich in vielen Ge¬ genden grauer und weisser Gipsspat (Lopsum sprr- tolum der Mineralogen) wie auch um die Gegend des Städtchen Knyhenice, In dieser wellenförmigen und morastigen Ebne, gegen Morgen bey dem Dorf No- wowiela, befinden sich ein Paar (unter den vielen die in Polen oder Galizien vorkommen) Schwefelquellen, die sich wegen ihres täglichen Nnzen den sie verschaf¬ fen, sehr auszeichaen. Eine dieser Quellen, welche an der Südost ° Seite des Dorfs liegt, befindet sich in einem Moorgrund, und ist 7 lst mit etwas Holz eingefaßt. Sie giebt viel Wasser und macht einen weisgelblichen Bodensatz, der von ei¬ ner Schwefelleber gebildet wird, welches der wider¬ wärtige faulen Eyern ähnliche Geruch von weiten verräth. Der Wärmegrad gegen'die Atmosphäre, im Mo- nak Julius, war nur um 9T Reaumürifche Grade kälter. Die Schwere dieses Wassers Key erwehnker Tem¬ peratur, wo der Thermometer auf n Grad über dem Gefrierpunkt stand, war an dem Ursprung, gegen das destillirte Wasser wie 1—109, welche Schwere sich aber sehr mit der Witterung verändert; so daß es wohl auch den zehnten Theil von hundert ausmachk. Das Wasser ist an der Quelle ganz milchichk,' durch die beständige Bewegung des Aufquellens, wenn es aber eine Zeitlang gestanden, so wird es ganz klar. Der Geschmak ist so wie bey allen Schwefelwast fern sehr widrig, nach faulen Eyern schmekend und wegen seiner Stärke ganz untrinkbar. Die auf Ort Nnd Stelle, mit gegenwürkenden Mitteln «»gestellte Versuche, waren folgende: a) Eine silberne Platte in das Wasser gelegt, bekam in der ersten halben viertel Stunde, schwarz, gelbe Flecken, nach einer Zeit wurde sie beynahe ganz schwarz. Beweis, von der Gegenwart des Schwefels. A4 d) O-l. 8 d) Oelseife, m unser Wasser geworfen, gerann § wie es nach dem gemeinen Sprachgebrauch gesagt wird» Sie verhielt sich so wie mit allem säten Wassern wor- innen sich Selenit besindet. o) Eisenvitriol/ macht bas Wasser anfangs schwarz, giebt aber nach 24 Stunden einen, braunen Niederschlag, und auf der Oberfläche eine vielfarbige Haut mit ei? uem gelben Ocher untersezk. Ein Beweis des Schwe¬ fels und der entrvikelten Kalkerde. 6) Flüchtiges Alkali in unser Wasser gegossen, Wachte solches etwas trübe und gab einen geringen. Bo? tzensatz, welcher kalkartig war. 6) Pikriolsäure, verursachte mit hem Wasser eini¬ ge Luftblasen, aber nach 24 Stunden einen geringen Bodensatz, welcher eine erdigte Schwefelleber mit he¬ patischer Lust bewies. L) Rauchende Salpetersäure, machte mit dem Mass ser bald kleine weise Fäden und nach go Stunden, einen ins Gelbe fallenden Bodensatz, der dann einen Be¬ weis abgab, daß etwas Schwefel und Kalkerde zu gegen war» Sechs Unzen Wasser gaben beinahe einen halben Gran Schwefel mit etwas mehr als einem Grau zum Theil anhangender Kalkerde. A) Wasserichtö Lackmußaustüsung veränderte sich heynaho nicht, also ist wenig freye Lustsäure zugegen. k) Kalte Oueksilberausiösung in unser Wasser geschüttet, machte es gleich weismslkicht, nach 24 Stun¬ den H dm aber gab es einen Niederschlag und das darüberste-, hende Wasser wurde ganz klar, woraus also die in dem Schwefel stekende Säure zu erkennen war. j) Reine Silberauflösung, machte mit unfern Was« ser sogleich einen flockichten schwarzen Niederschlag und das Wasser wurde auch nach zo Stunden nicht ganz klar. Hierdurch werden die vorigen Beweise von der Gegenwart des Schwefels und Kalks bestätiget. le) Phlogistifcheö Alkali, gab mit dem Wasser nach 24 Stunden einen schönen aber nicht sehr beträchtlichen Niederschlag, welcher die Gegenwart des Eisens er¬ wies. l) Die mit Weingeist bereitete Gaklapfeltinkruo machte das Wasser braunschwarz und bedekte solches mit der gewöhnlichen Regenbogenhaut, Dies bestat- tigte den vorigen Beweis des Eisens, m) Mik der Zukersäure machte unser Wasser an, fangs keine Aenderung, aber nach 24 Stunden, sähe man einen geringen Niederschlag pon Kalkerde. n) Frisch bereitetes Kalkwasser, machte zu Anfang beym Hineinschütten wenig Aenderung, aber nach 24 Stunden einen Bodensaß, der eine schmuzige Weisse hatte, und eine zum Theil mit Schwefel gemischt^ Kalkerde war. Nachdem mit den hauptsächlichsten auf Ort unh Stelle, und nach einer Zeit in meinem Hhyratorium dis Versuche wiederholt worden z so sind A § mit ic> ^«7» mit dem gehörigen bergmännischen Apparat*) im Mn« rienbad, der siedenden Hihe ausgefezt, die weitern Ver« suche mit 4 Pfund Wasser gemacht worden, um zu erfahren wie viel gemeine und andere Lust daraus zu erhalten sey. Eöhat sich dann nach der Operation gezeigt, daß in 4 Pfund Wasser, nicht mehr als 4K Ku¬ bik Zoll Luft zugegen war, welche mit Kalkwasser gesattiget nur 2 Zoll aufnahm, folglich war die übri¬ ge, gesättigte phlogistifirte und gemeine Luft, wie die fernem damit angestellten Versuche erwiesen haben. Nun wurde weiter zu den Untersuchungen gescheit- ken, welche die Menge und Natur der fixen Bestand- theile erwiesen haben. 1) Vier Maaß oder 16 gemeine Pfund unsers Wassers, wurden in einem bedeklen dazu fchiklichen por. zelainenen Gefäße abgedünstet. Anfangs entstand ein starker Schwefelgeruch. Als diese Quantität Wassers, bis auf den vierten Theil abgedünstet war, trübte sich solches, worauf es dann darchgefeigt worden, nach, dem man vorhero das Durchfeigpapier gewogen hatte. Es hlieben 17Z Gran erdigke Theile zurük, die mit ver. dünnter Salpetersäure übergoßen, sich mit starken Brausten bis auf -1? Gran vollkommen auflösten. Nach¬ dem *) Opulcoles cbimiquss üe Nr. 1. LenFmarm, trsämts, psr Nr. äe , »vec äes nore;, /i Lyon 1780, svec. 8. dem diese Auflösung eins Zeitlang gestanden, wurde sie abgegossen und auf dem Rückstand noch stärkere Saure zugeschüttet, hierauf dem Feuer ausgesezt: al¬ lein es löste sich nicht Has Geringste mehr auf, indem es ganz reine Kieselerde war, die mit Alkali vor dem Löthrohr zu einem durchsichtigen Glass schmolz. 2) Die in erwehnter Säure ausgelöste Saugerde, wurde mit Alkali niedergeschlagen, und mit hisiillirten Wasser ganz auSgesüßt, wodurch dann I2§ Gran er. halten wurden, folglich war gegen i Gran Verlust. z) Nun wurde diese Erde in Vitriolsaure aufge¬ löst, dann gehörig verdünnt und einige Tage stehen ge« lassen, wo sich mir dann meistens eiu bloßer Gips zeigte der sich in einer großen Quantität Wassers auf¬ löste, und beym Abdünsten spindelförmigen Selenit darstellte. Da ich durch wiederholte Versuche mit der in diesem Wasser enthaltenen Erde, auf Alaun'sund Bittererde nachforschte, so konnte ich doch von solchen nur wenige Spuren finden, indem ich zu wenig Was. ler zu diesen Versuchen genommen hakte. 4) wurde mit unserm übergebliebenen Was¬ ser im Ganzen, so lange mit her Abdunstung fortge. fahren, bis mir nicht mehr als Zwey und eine Halbs Unze übrig blieb, wo sich dann ein Niederschlag von 69T Gran zeigte, der aus allen gemachten Nebenver¬ suchen, mit nichts als Selenit etwas Bitter-und Alaunerde gemischt war. 5) Diese !2 5) Diese Erde wurde mit der Vikriolsaure über¬ sotten dann gehörig verdünnt, wieder abgedünstet und zur Kristallisation ausgesezt, wo sich dann 5 Gran Alaunkristallen und 2 Gran Bittersalz erwiesen haben. Das übergebliebene Wasser wurde nun mit uzen¬ den luftleeren flüchtigen Laugensalz geprüft, wo sich dann einige Flocken zeigten. Es wurde so lange damit fortgefahren, bis sich nichts mehr pracipitirte, die über¬ stehende Feuchtigkeit wurde hierauf abgegoßen und der Niederschlag ausgesauret, getrocknet, und vor dem Löth- rohr geschmolzen, welches dann gegen § Gran Eifen gab. 6) Da das übergebliebene Wasser noch, ob zwar ganz gefchmaklos, doch gefärbt war; so wurde der Ver¬ such mit dem rauchenden Salpetergeist angestellt, allein ich erhielt nicht die geringste Anzeige von Schwefel, und es ist also ganz wahrscheinlich, daß der Schwefel bloö in der hepatischen Luft enthalten ist, der aber durch das Kochen verkehren geht. Die flüchtigen Bestandkheile unsers Wassers sind also in einer Maaß desselben; 2) Fixe oder Luftsaure, 622 oxi§sns 2Z Cubikzoll d) Gemeine und Phlogistisirte, A32 kvZroZäu« 2 — — Fix- Fixe Bestandlheile in einer Maaß Wassers; 12 Schwefel . . . . Z Gran Kieselerde .... 1^5 — Luftsaure Kalkerde . . . — Selenit . . . . . — Lu ft saure Magnesia ... — Vikriolische Magnesia . . — Alaunerde . ... -- Die zwote Schwefelquelle welche nur ein paar hundert Schritte von der ersten entfernt ist, hat gegen oben crwehnks nichts bevor, als daß sie um die Hälfte weniger Vestandkheile als die erste hat, indem sie kein anderes als ein durch einen aufgeworfenen Damm durch siltrirtes Wasser hat, ganz klar ist und also für die, welche das Wasser innerlich nehmen, desto trinkbarer wird. Diese Schwefelquellen werden häufig von den Landleuten, als auch von fremden Polen aus der Re¬ publik besucht, und bey Ausschlägen mehr, als in an¬ dern Krankheiten bewährt befunden. Gegen Nordwest von der Gegend Nawafela fan¬ den wir zwischen dem Gips und Sedimentstein auch sehr gute aus dem Grauen ins Schwarze fallende Flin- tensteine. Der dasige Landmann macht schon seit un. deutlichen Zeiten Gebrauch davon. Die Lage dieser nutzbaren Steine, ist so wie der Gips sehr zerstreut. Doch bricht leztere Steinart mehr in horizontalen Sch ich- Schichten als erstere. Gar oft findet man oben und unter diesen Schichkenlagen, Versteinerungen, bis diese Stunde aber habe ich im vollkommenen Gips noch keine gesunden. Entweder ist die Neuere Entste¬ hung oder die inhabende Vitriolsäure Schuld daran; wiewohl ehender letzteres als ersteres wahrscheinlicher seyn möchte, indem man doch in der Schweiz, wie aus dem 2ken Theil meiner Alpenreise erhellet, er¬ sehen kann, daß* es allda gipsartige Gebürge giebt, die ganz den Anspruch auf eine ursprüngliche Entste- hnng in Anbetreff ihrer Höhe und Mächtigkeit machen können, und doch keine Spur von Seeprodukten aus- weisen.^ Nach einigen Meilen weiter gegen Nordnordwest, wird das Erdreich immer flacher, einförmiger, und der lehmartige Boden hat vielen Mekgelschiefer in sich, so wis auch grauen mit Schaalkhieren gefüllten Kalk¬ stein und Gips. Verfolgt man den kleinen Fluß Ko- ropa, welcher hin und wieder Moräste verursacht; so bekommt man eine Menge Wasserpflanzen zu sehen, wovon sich einige ganz auszeichnen, als der Federball N^riopk^IIum spicstum und das Leratopft^llum ösmerlum, dann auch das Xantkium kpinolum und ftrumsrium oder die stachlichte und gemeine Spizklctte u. s. w. Links gegen Osten liegt der Ork Zlocjow. Dieses Städtchen ist ebenfals wie Brzezani ein ofner Ort, auch auch mit einem kleinen etwas befestigten Schloße ver. sehen. Die Juden haben hier, so wie aller Orten in den Städten dieses Landes, wie oben erwähnt worden, die Oberhand, indem die großen reinlichen Platze nur allein mit Juden-Hausern besezt sind, und die Christen in den elenden Gassen im Verborgenen wohnen. Es ist auch hier der Sitz eines Kriegsamts, wie in letzt¬ erwähnten Ort, und nicht in Brody, wo er vor Zej. ten war. Von hier aus, gegen die pohlnische Grenze, ist der Boden beynahe immer derselbe, doch kommen manchmal etwas Flinkensteine vor, aber von wenigem Werth. Brodyj ist eine freye Handelsiadt, und die einzige von ganz Gallizien. Die Lage ist dicht^ an den Grenzen von Volhynien, so wie auch dieser Ort vor Zeiten dahin gehört hat, in einer morastigen Gegend. Diese Stadt ist das wahre Jerusalem von ganz Poh¬ len und Gallizien. So unansehnlich sie von Holz ge¬ baut ist, so enthalt sie doch gegen 14 biß 16020 Im denseelen, die stets Mehr oder weniger von einem be¬ trügerischen Handel leben. Die meisten sind arm, es gibt aber auch einige, die gegen eine halbe Million Gulden, und mehr im Vermögen haben. Da hier rine Einbruchstation ist, und alle fremde Waaren nach Gallizien zu bringen verbotten sind, so ist der Ort so sehr eingeschränkt als möglich. Dieses Städtchen hat auch ein befestigtes Schloß, welches so wie das Ganze, dermalen dem Grafen Podocki (Podzki) gehört. Wenn ich sage, dermalen, so ist diese Erinnerung hier noch« wendig, indem der Adel in Gallizien, beynahe wie aller Orten in Europa, durch seine zunehmende Menge, durch unhäusliches Leben und durch die Auflagen wie ich oben erwehnt habe, bey den anschwellenden Armeen immer größer, als kleiner geworden, sehr in Ver¬ fall gcrakhen, so daß bald heut oder morgen dis Land¬ güter, andern Herrn gehören. Dieser beständige Wech¬ sel ist die Ursache, warum ich ein für allemal von den Bescher« der Städte Galliziens schweigen werde, ob man gleich sie genau, und nach den öfenklichen Kre« dikiven, wie sie sammt und sonders stehen, wißen kann. Der Boden von Volhynien ist eben der nehmliche wie der von Gallizien, wovon ich Erwehnung gemacht habe, er ist allenthalben eine fruchtbare Lehmerde, mit Gewässern durchschnitten. Die vorfiudige Stein¬ art, ist keine andere als zeitlicher Kalkstein, HorN und Flintenstein, welche aber bis diese Stunde in dem republikanischen Staat wenig genutzt werden» Wendet man sich gegen Osten zu, so muß man den kleinen Fluß Jtwa, ohnweit dem Dorf Pernyatin übersehen» Bis Taraß, ist stäts der nehmliche Boden, dann aber sängt er an, sich zu ändern, und besteht meistens auS einer schwarzen DaMmerde, worunter nichts als Se¬ dimentstein liegt» Die so wohlriechende Nachtviols Welpen« matron»!i8 L,. war hier aussei ordentlich > häufig» r? häufig. Es ist immer em gutes Zeichen, wenn diese Pflanze verkommt, indem sie eine fette Gewachöerhe braucht» Dä wir nun nicht gesinnet waren, unsere Unter-- suchungen weiter gegen Norden in das Republikanische fortzufthen; so verliessen wir das Volhym'erpalakinat, Mit Richtung gegen Süden, Um aN den Fluß Sireth Zu gelangen- Vor dem Städtchen Zborow, wo alles sehr hüglich wurde, bestünde der Boden aus einem Wersten Kalkmergel, mit vielen weisgelben Rogen oder Krötenstein, wie in ganz Gallizien, ungefüllt. Dieft Merkwürdige Steinart hak nach KinvaN, an spezifischen Gewicht 456 und besteht aus 90 Theil Kalk Und io hundert Theilen eisenfchüßiger Thonerde, wovon das Ei» seN vom Ganzen Nur eins ausmacht*). Dieser letzte Art soll vor Zeiten seht beträchtlich gewesen seyn, al¬ lein er wurde allzuoft durch den Besuch der Tatarn, Türken, Haidamaken und Kosaken, ft sehr verheeret, daß et ganz in dem Verfall eines schlechten Dorfes darnieder liegt. Verlaßt Man den Fluß Sireth gegen Morgen, welcher aller Orten in dem weichen Boden tief eingeschnikten hat, ft kommt man zu dem kleinen Kreis-- Anfangsgründe der Mineralogie von R. Kirwän, aus dem Englischen mit Anmerkungen von L. Crcll- Berlin 1785. 8. ^aea. vln's polit. Reisen/ ilTd- Krcisstädkchen Tarnopol, welches ebenfalö ein wohl ge- bautes Schloß hat. Bey diesem Ort ist auch ein großer Teich, wie fast bey allen Städten in Gallizien und Kronpohlen, wo kein Fluß vorhanden ist. In diesem Teich hat man, nebst vielen Fischen von dcm Karpfengeschlechk, (L^prinus) auch sehr ansehnliche Welse (8ilnru§ b..), die ein sehr schmakhaftes Fleisch haben- Man trift hier auch das am schönsten gebil¬ dete Iudcuvolk vom ganzen Lande an. Es wurden die Iriden unter König Casimir dem Grossen, welcher der letzte des Geschlechts der Plasten war, das iZ^o zu Ende giengund worauf ihm daun Ludwig König von Ungarn folgte, (Unter erst erwehnten Könige stund das pohlnische Reich auf seinem höchsten Flor, er eroberte Rothreussen, das heutige Gallizien, und ver¬ besserte die Justiz durch Einsetzung vieler teutschen RcchkSgelehrten) mit großen Privilegien ins Land ge¬ bracht. Ohne Zweifel kamen sie meistens aus den am nächsten gelegenen Ländern, als Mahren, Böhmen und Ungarn. Sie' inusten sich aber zu einer vorgeschriebe- neu Kleidung bequemen, nemlich nach alt polnischer, aber bester orientalischer Art. Die Kleidung der Man¬ ner ist beynahe durch die Bank schwarz, die Weiber aber bedienen sich einer Farbe nach ihrem Belieben. Durch die eigene Tracht ihres Kopfes, da nie keine Haare gesehen werden, wenn es zwar einige kleine Völkerschaften gicbt, die keine Juden sind, welche den¬ noch Noch solche beobachten, lassen sie sich von allen übri¬ gen sogleich üNkerscheiden» Die Mädchen, ob zwar mit blossen Kopf, doch die Haare in zween Zöpfe mitten auf dem Scheitel geflochten, sind wiederum ganz von Een Christen unterschieden, und also eben so leicht zu erkennen» Da Kaiser Joseph, der allgemeine Refor¬ mator, auch vieles mit diesem Auswurf der Menschen- taffe vornahm, um sie zu bessern; so befahl er, daß die Juden in dem Königreich Gallizien in drey Jahren ihre eigne Tracht ablegen sollten; allein sein zu frühzei¬ tiger Tod, hat diefen Befehl wieder vereitelt, und sie haben die Erlaubniße ohne sie förmlich zu verlangen, dennoch erhalten, bey ihrer alten Tracht wie bevor zu bleiben. Da nun dufes Mik so vielen alten Vorutthei- len eingenommene Volk, besonders jene die schon bey Jahren sind, nicht von dem mindesten, ohne Zwang, abstehen will, so traut sich auch der bester denkende unter dem jungem Haufen, Nicht den Anfang zu ma¬ chen , ob gleich viele einsehen imik welchem Nachkheil ihnen ihre eigene Kleidung gegen die allgemeine Eu¬ ropäische zu stehen kommt. Da ich vielmals Gelegenheit hatte, einige die- ^r Nation zu befragen „Wie es denn käme; daß sie ohne Ansuchen, bey ihrer alten Kleidung wieder blei- ben dürften,, so war jederzeit die Antwort; „unsere „Kleidung ist kostbar, die vielen schwarzsammtenen B 2 Gor 20 „Borden die wir dazu brauchen, haben vielleicht die Fa- „brike, die sie uns liefert, bewogen, in unserem Na« „men, ohne unser Wissen und Willen, es bey Hofe dahin „bewirken, daß wir bey dem Alten bleiben sollen.,, Sollte dieser Fabrikknif seine Richtigkeit haben, wie man mich gewis versicherte (dann was weis der Jude nicht was Jntriquen betrift); so ist er freylich für das eigene Wohl der Fabrik ganz entsprechend, aber für den Staat, oder beßer, für christliche Mitbürger dieses Volks desto weniger. Wie viel des Judens lan¬ ge Kleidung, zum Betrug und Beförderung der Die- bercyen der Dienstbothen, die in Gallizien mehr als ander¬ wärts gemein sind, und zu noch andern mehr behülflich ist, ist leider denen allzubekannt, die unter ihnen woh¬ nen müßen. Ich will nichts von dem so sehr die Ali- gen beleidigenden Ansehen des liederlichen und armen Volks erwehnen, welches sie mit ihren auf dem Leib Hangenden Lumpen in allen Städten geben, es ist dem Ausländer wo sie irgend hinkommen schon bekannt ge¬ nug. Doch so abscheüungswürdig als der liederlich« und unsaubere Jude in seiner Kleidung ist; so ist er doch nichts weniger als unansehnlich in seinem Wohl¬ stand Vund reinen Kleidung, wie ich bey einer andern Gelegenheit davon hinlängliche Nachricht geben werde- Sein Körperbau und die Gesichtsbildung ist sehr ansehn¬ lich und gut geordnet, jederzeit lang und wohl ein.gse theilt, wenn nicht eine Foffe mit feiner zusammengedruk- ten - irr ten widerwärtigen Affengesicht mit ins Spiel gekommen ist. So ist auch der ganze Körperbau bey dem In- den von gehöriger Größe, wenn ihn nicht die äusserste Noch von Jugend auf, am Wachschum gehindert har. Die Weiber sind immer ansehnlicher und schöner, als die Männer, da letztere alles mögliche nach orientali¬ scher Art für sie thun. Je mehr indessen der Wohl¬ stand und die Reinlichkeit bey einem Volke herrscht« um desto schöner ist es auch, wenn nur das Klima nicht übermässig rauh ist. Da die Weiber niemals grobe Arbeiten zu verrichten haben, noch weniger der Sonne und rauhen Witterung ausgesetzt sind; so sind auch die frischen Farben ihres Gesichts, und die Fein¬ heit der Haut niemals befleckt, noch weniger durch die all¬ gemeine Pest von Europa, nemkich die Venusseuche, so sehr wie öfters die Christen in den Städten verstüm¬ melt. Es giebt also unter ihnen Schönheiten vom ersten Rang, die in Anbetracht dessen, ein besse¬ res Schicksal verdienten, als die Gemahlin eines schmu¬ tzigen Israeliten zu seyn! Allein die Anhänglichkeit ihrer Religion und die Gewohnheit macht, daß sie an einer andern Tracht, oder einem geschornen Bart, Mehr Widerwillen als Angenehmes finden. Die ganze Tarnopoler Gegend bis an die Gren¬ zen von Podolien, ist nichts als eine wellenförmige Flache, so wie der meiste Theil von Pohlen, und ei» fetter lehmiger Boden macht immer die Oberfläche aus. B Z Segm sr Gegen Süden über das Stadtgen Mielnica*) und Trembomla, wo cs so wie bey Mikulince, unbedacht« liche Schwefelwaffer gibt, wechselt der fette Boden mit einer leichten weissen Thonart ab , und so wahret der von fetter Dammerde mit Lehm und Thon abwechseln¬ de Boden, bis Slonne an den Dniester, bey den al¬ len Oarmürus, und bey den Türken l'urla genannt« Aller Orten in diesem Disirict des podolischen Antheils, findet man sehr häufig reinen Gips in mächtigen Schich¬ tenlagen am Tag ausbeissen, so daß man aus solchen kolossalische Statuen verfertigen könnte, wie man dann auch schon Proben im Kleinen gemacht hat, welche ihrem Endzweck ganz entsprochen haben. An dieser Ge¬ gend brachen an den Flüssen Sireth und Dniester, grosse Schieferlagen, welche schöne Tafeln von der Größe einer Kubikklafter und darüber hatten, die zu Gärten« Tischen ch) Einige Tage vor unsrer Ankunft, hat man mitten in diesem Städtchen ein ganzes Iudcnhaus von sie> ben Personen anSgcmordet, ohne daß man auch daS geringste davon im Orte gehört hatte. Die ganze Familie war arm, und das Wenige, was sie noch im Hause hatten« war nicht entwendet worden. Folg¬ lich ist dieser Meuchelmord aus blosser Rache gesche¬ hen ; eine nicht ungewöhnliche Leidenschaft dieses Volks! Vielleicht haben diese armen Leute ihre post senhaft« RMionsgebothe M -en Speisen, üM MMN s Tischen, Pflasterrmgen der Küchen, Vorhausern u. s. w. sehr nutzbar angewandt werden könnten. Das Gemisch dieser Steinart, ist rokhö Thonerde, Kieselsand und etwas Kalk. Diese Steinplatten sind oft mit zwey und drey Schuh langen Dendriten überzogen, und ich habe noch nie so grosse und schöne pflanzenähnliche Abbildun¬ gen auf Steinen gesehen, als hier. Bey Czortzow und andern Orten von Podolien, wird viel Tobak gebaut, aber die Regie ist gegen den armen Unterthan so ungerecht, daß sie nicht erlaubt, ihm ohne harte Strafe ein Blatt davon geniessen zu lassen, sondern er muß es erst der Niederlage wie, der abkaufen. Hat der Landmann seine Tobakblat¬ ter eingcarndtet und getroknet, so muß er sie in die Magazine liefern, wo dann solche in g Sortimenten ausgesucht werden, ncmlich in gutes, mittleres und schlech- kes. Man kanir sich nun vorstellen, wie es bey solcher Cortirung, wo nur der Käufer und nicht der Verkäu¬ fer zu reden und den Machtspruch zu machen hak, zu¬ geht. Gegen diese Ungerechtigkeiten sind viele Klagen, von Seiten des arnien UnterthanS eingegangen. Man hat also von Hof aus, eine Control gesetzt/ um diesem Ungerechten Verfahren Schranken zu setzen; allein der Nutzen für den Landmann davon war beynahe nichts, indem man in einem jeden Kreis einen königlichen Com» Miffair bewilligte, der bey der Sortirung zugegen seyn sollte, welches aber selten geschähe/ oder wenn er auch B 4 dazk- dazugekommen, derselbe doch meistens ganz und gar nichts davon verstanden harte. Dermalen sind es 6 Go- fchworns aris der Gemeinde, wo es dem Schein nach,, ein bisgen besser geht, In den sündigten Gegenden findet sich hier ziem¬ lich häufig das Weggras oder Färbegras 8cIerLMkuL perenms l. an besten Wurzeln sich die Deutsche oder Polnische Cochenille (Loocus polomcus) findet. Der Ruhen davon ist heut zu Tage gar nichts, indem sich solche Farben, aus.Zndien besser durch den Schar« lachwurm (Coccus caüi), und wie i gegen 20 ersehen, folglich zur Färbung wohlfeiler, und dauerhafter find. Alle mögliche Versuche von den zu verschiedenen Zei¬ ten gesammelten Körnern, haben mir nie einen solchen Erfolg gezeigt, um wahren Nutzen daraus zu schöpfen. Flintensieine,. sind in dieser Gegend hin und wie¬ der so gemein und gut, als diejenigen welche ich im ersten Theil, von dem angenehmen Städtchen Zaleße- zyki erwähnt habe. Wie der Boden hier auf der Nord¬ seite des Diesters, mit Gips, Kalk, Sediment, Sand und Fljntensteinen angefüllt ist, eben so ist er auch aus der andern Seite dieses Flußes, uehmlich zwischen dem Prurh« Doch sind gegen Süden die Flintensieine seltner, der Gips dagegen desto häufiger. Da wir nun willens waren, den Dmester gegen Ben¬ der zu verfolgen, so hielten wir uns diesesmal in der Festung Chochm, welche aufs neue von den da.ri.uen lie- . gendea 2Z genden kaiserlichen Truppen befestiget würde, ein paar Tage auf. Habe ich zwar schon im ersten Theile da¬ von Erwähnung gemacht, so wurde doch wegen Kürze der Zeit einiges übergangen. Das erste älteste und untre Schloßt welches? dem vorbeysiiefenden Dniesterfluß am nächsten liegt, soll nach ächten Urkunden zu den Zeiten Karl des vierten, nehnitich im vierzehnten Jahrhundert, von dem teut- schon Ritterorden erbaut worden feyn. Das zweyke aber, so wie man es ihm auch an sicht, mag kaum schwerlich hundert und fünfzig Jahre stehen; und dies scheint auch dermalen, durch eitle Inschrift, die man mit Moldauischen Karakteren auf einem Fenster - oder Thor- stein fand, erwiesen zu feyn. Sie bestünde aus zwey einzigen Zeilen mit einer Einfassung. Die erste Heist, Constantin mit einem verzogenen und unregelmässigen O. i(. oder lvüCo 6Ia§vI, dessen Bedeutung aber Nicht zu errathen ist. Unter dieser steht ferner Anno 7167 nach der griechischen Zeitrechnung , welche nach der rö¬ mischen oder der heutigen i6Zy ausmacht. Mansehs die Vignette zu Ende der Vorrede. Hieraus ist also zu ersehen, daß dieses kehch Schloß, von dem Vaivodc Constantin, einem Sohu, des Mohila, welcher keztere zweymal von den Türken verjagt, aber von den Pohlen wieder in fein Fürsten-» khum eingesezt worden, bis er ums Jahr 1716, «ach einigen früher, das Landfeinem Sohn ich-getretten, pelchsy BZ rs w es aber nicht bis an sein Ende behalten, sondern von dem gemeinen Soldaten Stephan Tomsa mit Beyfall der Pforte entsezt worden und ins Elend kommen war. Diese beyden Schlößer hatten bis um das Jahr 1715 keine besondre Vestungswerker, sondern dienten nur blos gegen unversehene Anfälle, um sich darinnen zu flüchten. Der erste griechische Fürst der Moldau aber, Nicola NaurocorZato, welcher schon Fürst der Wallachey war, bekam auch dieses Land zu re¬ gieren, und beherschte es mit vieler Grausamkeit. Er war für diese Lander ein wahrer Nero, er vertilgte mit der Schnur und dem Schwerd; den meisten ächten Adel dieser Provinzen, zog seine Güter ein, welche dann meistens der über alles geizigen Pforte heimfielen, die sich auch damit bereichert hatte. Er war so wie alle Bösewichter, die immer mehr in der Furcht leben, als die Gerechten, sehr bedacht, gegen seine christliche Nachbaren sich zu vertheidigen, und zu die¬ sem Ende lies er das Schloß, oder besser, beyde Schlößer, mit ordentlichen Vestungswerkern umkränzen; denn das Andenken eines Sobieski war den Türken und ihren Bundsgenossen furchtbar, die dermalen ihr« vielgeliebteste doch abzehrende Freunde geworden sind. Sie hatten auch ihr stetes Augenmerk gegen Kron - Pohlen, indem ihnen Oesterreich nach dem Carlowißer Frieden, hey welchem der Vater des oben- erwähnten Fürsten, Bevoll- 27 Bevollmächtigter der Pforte war, von keinem Bede», ken schien. Bey der neuen Verbesserung dieser beyden Schloß s«r, hat man die um die Stadt herumlaufends Mit« schichtige Palanka, oder Laufgraben, mit Pallisaden ver¬ sehen, samt den darinnen abgetheilten Czardaken (Wacht« khürmen von Holz die auf Pfeilern stehen), welche zu¬ gleich die Thore des O.rtö ausmachten, eingehen lassen; ein Zeichen, daß man die Stadt nicht mehr verthei- digen will, sondern bloß die Schlößer, welche aber ge¬ gen grosses Geschütze sich nicht lange, wegen ihrer un. schiklichen Lage, indem die Höhe der Stadt sie ganz überherrscht, hatten halten können. Das Kontributionalwesen, wird in dem otkomani« schen Reiche jederzeit verpachtet. Diese Pachter, wel¬ che den Namen Haraschibaschi führen, haben dann ihre untergebenen Einnehmers,, die Haraschei genennek werden. Der Haras, oder bester Kharadjh, Kopfgeld der Muselmänner, wird vermög handgroßer Quittungen (Kharadjh-Kjadi oder Gekdpapier) die aus rosenrothen, schwefelgelben oder weissen Papier bestehen, und fünf¬ mal gestempelt sind, verabfolgt. Auf der einen Seite, rechter Hand am Ecke, ist der Stempel des Sultans «ufgedrückt, welcher eine vielekichte ovale Figur hak. Neben diesem zur linken, ist ein eben so großer ganz vierekichter Stempel des Großveziers. Unter dem de- Großherrn steht man einen andern kleinen ovÄmnden,wed cher von dem Testadar ist. Neben diesem zur linken, ist ebenfalls ein kleiner aber ganz vierekigter, von dem Baschmoasebe. Auf der andern Seite aber in der Mitte, stehet dann ebenfalls ein kleiner runder, den der Haraschibaschi darauf drukt, wenn er diese Harasch oder Quittungen vom Hof empfangen hat. Die Zahlung ist nach dem Vermögen, oder bester gesagt, nach der Willkühr der Einnehmer. Die erste und gemeinste Bezahlung, ist no Para, welches zwey Kaisergulden und 45 Kreuzer ausmacht; die zweyke ist 220, die dritte ist 440 Paraö. Dafür wird nun eine solche Quittung abgegeben, nachdem von dem Einneh¬ mer die Summa zwischen den vier erwähnten Stem¬ peln ausgezeichnet worden, über welchen zwey großen In- sigeln in ein paar Zügen der Befehl des Großherrn steht. Für weniger als no Para, wird kein solches Papier verabfolgt, sondern der Hararchei giebt nichts als ein Stük weisses Papier, worauf er seinen Stem¬ pel drükt. Dieses letzte ContributionSgeld, welches von den ärmsten Leuten einkömmt, wird meistens un¬ terschlagen. Ein jeder hebt sein empfangenes Papier auf; denn da oft sich der Fall ereignet, daß, wenn dem Haraschibaschi zu wenig einkömmt, so läßt er eine allgemeine Visitation anstelle», wo dann der gemeine Hausen, mit seinen kolorirten Papieren auf dem Rock ar^eheftet, erscheint, und jemehr nun einfolcherContribuent hat, desto grösser ist seiu Lob, das er empfängt, und zu Erhalt zuweilen auch wohl gar ein Pramium. Diejenigen aber, die nichts aufweisen können, werden gestraft, oder aus dem Lande gejagt re. w. Den Boden durch die ganze Raja von Chokim, langst des Dniesters über das Dorf Kabyschin bis vor Mohilow Podolski, welche Handelstadt über dem Dnie- ster liegt und der Republik Pohlen gehört, fanden wir ausserordentlich fett, ohne Wald und Dörfer, aber mit den besten Viehweiden bedekt. Es war nicht das ge¬ ringste weder von einer Stelnart, noch von einer guten Wasserquelle zu sehen, und wie war es auch möglich, da dieser ebene und schmale Landstrich mit dem Dnie- ster und Pruthfluß begranzt ist, die du''ch ihr tiefes Einschneiden das Land so hochmachen, daß alles was die Fläche vom Regen auffaßt, an diesen tiefen Llfern, wieder abgefctzt wird. Dieser Wiesenboden trug Meistens Gras über mannshoch. Mancher Plaz war mit bloßen Kuhweizen (iVIelampvrum pratsnle) von allerlei- Farben bedekt, der so hoch wie die übri¬ gen Pflanzen wuchs. Die Türken, die hier keinen Äckerbau treiben, haben diesen Strich ganz ungebaut gelassen, und bloß zur Viehweide benuzt. Auf diesem Wege fanden wir einen spizigen auf- gerichteten Stein welcher ein Betört, Mussala oder Nainazkiahh her Türken, war, wo sie aus Man¬ gel einer Kirche ihr fünfmaliges Gebet, Namaz, des Tags verrichten können. Der Stein weist gegen d.S die Kiabe von' Mecha, wohin matt sich wahrend des Gebets zu wenden hat. In der Zeit des Gebets, darf kein Vvrbeygehender, zwischen diesem Stein und dem tzwor stehenden Betenten durchgehen, sondern hinter dem Stein, um das Gebet nicht ungültig zu machen» Mohilvw, (Büsching am a. O.) ist eine ganz off/ ne Stadt, welche im hiesigen Lande wegen des Handel/ sehr beträchtlich ist» Auf die Markte kommen, wenn keine Contagion herrscht, Türken, Tatarn, Armenier, Griechen, Juden, Pohlen, Franzosen, Teutsche und andere Nationen. Der Handel, der hier getrieben wird, ist von allem, was man sich nur vorstellen kann, meistens aber durch Tausch. Der Türke erscheint mit feinem leichten Zeuge von Baumwolle, Zibeben, Koste, Johanniöbrod, Pstistnköpstn u. d. welches er für schlech¬ te leichte preußische Tücher, wovon die Elle 20 bis 2Z Para werth ist, vertauscht. Diese elende Waare, welche die Christen oder Juden den Türken um g Gul¬ den im Preis ansehen, wird in finstern Kellern ver¬ kauft, um sie besser hitttergehen zu können. Indessen weis auch der Muselmann seine Sache hoch genug zn schätzen, um das Gleichgewicht zu halten. Manchmal verkaufen beyde Partheyen ihre Waaren durch Tausch; zum Beyspiel ein Franzose oder Jtaliäner, kommt mit einem Sack voll verbrauchter Blumen von Baumwolle oder Seiden gemacht, und vertauscht sie gegen Psti» stnköpst, oder dergleichen Waaren. In dem Preiß findet findet er alles herrlich, kommt er aber mit seiner ge¬ tauschten Kiste oder Sack voll Waaren nach Haus, in der Hoftmng/ seine nichts bedeutenden Sachen, gut an¬ gebracht zu haben; so findet Sr fich oft gar sehr betro¬ gen, indem manchmal zwch Drittel der Thönwaaren zer¬ sprungen und nur Ausschüßen war. So sucht hier im- wer einer den andern im größten Tumult zu hinterge« hen. Gute Waaren hingegen, werden ordentlich bey Tage gekauft. Der Tatar, tauscht für sein Vieh, Lein¬ wand und schlechtes Tuch zu seinen Beinkleidern ein. Die Armenier, Juden, Griechen, verkaufen so viel'sie können um Geld, und handeln ungerne im Tausch. Die türkischen Kopf- und Halstücher, haben bey den Kaufleuten die nach Polen handeln, ihren guten Werth, «'dem sie in diesem Lande sehr in der Mode sind. Das türkische Silbergeld ist hier auserst in Verfall gekom- wen, seitdem die Pforte dem Silber allzuvielen Zu- sah gegeben hat. Es war dies eine sehr übel ausge- Annens Politik. Sie sähe, daß das Reich täglich an Maaren Silber abnahm, und dachte solches durch Um- prägen und Zusah zu vermehren, um der Ausfuhr Schranken zu sehen; allein dadurch wurde das Uebel "nr noch grösser gemacht. Ihre Handlung mit baaren Geld, verlohr den Kredit, und nun muß der Türk Anstatt io Piaster, iz und mehrere für eine Sache zah- , weil d 'k Verkäufer auf die Schmelzkosten feines empfangenden Gelds' rechnen muß. Zr Ihre Dukaten , die noch ziemlich gut sind', wer¬ den nur zu Z Gulden angenommen, und darum kömmt auch der Türk - der immer immer mehr kauft als ver¬ kauft, nur mit Holländischen Dukaten aus. Da diese Nation so wenig Kunstprodukte für andere Völker lie¬ fert, so ist ihr Handel immer passiv, und es erschöpft sich auch ihr Reich von Jahr zu Jahr mehr und mehr an Geld, wie es sichs zu ihren Leidwesen in diesem Krieg klar genug erwiesen hat. Wir wandten uns nun in gerader Linie von Nord- vst des Dniesters nach Südwest- dem Pruthfluße zu. Auch in diesem Querstrich fanden wir alles öde. Erst dichte an dem Ufer des Pruths, erreichten wir den meist verlassenen Qrt Podilipkanj oder Podilipschan, nach Chotin der beträchlichste Ort von der Raja, mit ei¬ nem türkischen Bethaus. Djeamy, man spricht es Dfcha- my aus, und nicht Mosche, welches ein verdorbenes Wort von dem alten türkischen Messdjid*) ist, das der Türk heut zu Tag nicht versteht; Mosche aber ist ein Moldavisches Wort, welches einen Grund und Bo¬ den, eines Eigenkhums eines Landmanns, oder Bojars bedeutet). In dem oben erwähnten Orte wird, so wie zu Mohilow, wegen seiner guten Grenzlage ein starker Viehmark gehalten, doch nur meistens zwischen de^r Türken *) Isblenu xenersl äe kkmpire kUtolwm p»r v'OKan tom- k 28Z. iol. ->v. §8- ksris 1787. ZZ - Türken und Moldauern. Da hier -er Grenzort det Raja ist, so werden auch alle Durchmärsche und Rast¬ tage vor deni l/äizug in die Festung, hier gehalten.. Die Einwohner allhier bestunden in Friedeuszeik mei¬ stens aus Türken, einigen Wallachen und Zigeunern, welche letztere st6) natürlicherweise alles müssen gefallen rmd auch ihre Weiber und Töchter zuweilen schänden laste». Dieses zur Gewohnheit gewordene läster, sahen Wir eben sb muthwillig von dem, wegen eines angeleg¬ ten Fouragemagazins, allda stehenden Trupp Hullaner «usüben, nur daß hier kein Zwang von Seiten der Mannschaft, sondern frcyer Wille des andern Ge¬ schlechts war. Ein solcher Zwang von Seiten der Tür¬ ken, wurde in der fürstlichen Moldau sehr bestraft/ wie man bey Herrn Sulzer lesen kann. Sie sind itti Gegentheil sehr nachgiebig, wenn Christen sich an Ihnen vergreifen, ja auch selbst in der Raja muß es in den meisten Ehristendorfern sehr ordentlich zugegan- 8en seyn, wenn der als Oberherr darüber gesetzte Türk An betagter Mann war. Z. B. mag folgender Zug dienen. Nachdem die Türken ^chon ein halbes Jahr wis der Raja vertrieben waren , so kam ein aber Türk größten Elend in sein Dors zurük. Die Bauern, die ihren alten Herr allzuwohl erkannten, nähme- ihn s-hr gut auf, und als die ganze Gemeinde zusammen so wurde einmüthiq beschlossen, nachdem er, da s'E noch unter der Bothmasftgkeit der Pforte stunden Ä«cq. phys. polit, Ukistch H LH. E stz 34 so gut mit ihnen verfahren wäre, so wollten sie ihm auch lebenslänglichen Unterhalt verschaffen. Da sie .aber ohne Erlaubniß des Kommancanten der Raja oder des fandes, nichts thun konnten, so giengen ei¬ nige Abgeordnete zu dem General nach Chotim, um solche auszuwirken. Als der General ihnen die Frage auf ihr Begehren stellte: Da ihr euren alten Herrn aus Erkenntlichkeit ernähren wollet, was soll er euch dafür thun? Die Antwort war von den Befragten, ganz unerwartet: Er soll die zwöte Charge in unfern Dorfe haben, nchmlich die, unser Vieh ZU hüten, Eine Dienstveränderung, die bey den Türken Nicht ungewöhnlich ist. Wie sehr wäre es doch zu wün¬ schen, daß diß auch bey den Christen statt haben möchte. Wie heilsam würde es für manchem Unmen¬ schen feyn, welcher Gürter besizt, wenn er die Be¬ leidigungen empfinden muß, welche er feinem Neben¬ menschen ungerechter Weise zugefügt hat. Kantemir, ist von dem Hirtenstab zu dem fürstlichen Topus (ein mit Eisen beschlagener Commandostab), empor gestie¬ gen, und er hatte durch sein meineidiges Betragen ge¬ gen seine Gutthäter die Türken, verdient, wieder herunter gefezt Zu werden, aber so beschloß er feine Tage in Wohlleben und Müssiggang bei dem russischen Hof, wo er hingeflogen war. Der Boden um die ganze Gegend von Podilip« kanj ist ein bloßer lehmigter fetter Grund, auch bis - Z Z zu mitt beträchtlichen Tiefe, wie wir solches -aus den hohen Ufern des Pruths oder Gerasus auch Pyretus der Alcen, den mir hier übersetzten, sehen konnren. Bey unserer Anwesenheit, war der Fluß im hohen Gebürg der Karpathens wegen Schmelzung des Schnees, sehr angeschwollen» Man wollte uns hier nicht übersetzen, ohne alles lauf unsere Gefahr zunehmen. Da uns der Antrag sehr komisch vorkam, so ergisng die Antwort von uns an die Schiffer, dis uns aus den elenden Piekten überschiffen walten; wenn sie nichr Mränken, so würden auch wir nicht umkommen, sie sollten uns also übersehen, es gehe wie es wolle. Gur! sagten die Kerls, wir können schwimmen, wenn, ihr und eure Pferde mit dem Wagen, es auch könnet/ so kommen wir alle davon» Dieß war freyl-.ch eine ganz gründliche Erklärung, welche für uns aber nicht sehr trostreich war. Indessen wurden wir doch eins. Und wir wagteg die Ueberfahrk, das Anlanden aber wäre uns doch bald sehr übel bekommen, da wir uns Holzstösse im Wasser, ausfeheN mußten. Der Fluß, der hier die Steine von dem weik- ^nkfernten GebürgS mikbringt, enthalt Sand, Tsion, Und Kieselsteine, darunter auch sehr viele gute, schwarze Und blaue Flinkensteins waren, deren feine weisblaue Rinde sich ganz glatt, und wie eine Fette oder Spekstein an¬ fühlen ließ. Da der Fluß täglich den oberhalb sie. senden Mergelboden, worin sie entstehen, wegreißt; so. C 2 waren 3 O , waren hier mit Vorcheil Steinschlage darauf zu- ftzen. Hier kömmt man aus demChotymer, in den Has« lever District. Alles ist auch hier weicher und fettet Boden, ohne alle Kultur, und bloße Viehweide. Hak man eine halbe Tagreise auf der Osiseite des Pruth« pußkS zurückgelegt, ohne so wie auf der andern Seite, weder frisches Wasser noch Wald gefunden zu haben; so trift man einige Hauser auf einer kleinen Anhöhe an, wo erst seit Z0 Jahren sich einige Moldauer und ein Paar Juden niedergelassen hakten. Dieses elende Dorf führt den Namen Bihal' milanka. Da unsere rnitgosührten Lebensmitteln zu Ende giengen, so müssen wir uns nach Bokuczanj (Sulzer a. a. O-), wovon im iten Theil im Vorbeygehen nur kurze Erwähnung ge¬ schehen, hinbegeben, um wo möglich andere zu erhal¬ ten. Wenn man gegen den kleinen Fluß Sila kömmt, wird alles sehr morastig, und da die ganze Gegend, beynahe gar kein Holz hat, und so zu sagen , au§ bloßer Steppe besteht, so wäre es sehr heilsam hier Torf zu'Jehen, wovon wir hin und wieder gute Spu¬ ren fanden. Allein an dergleichen ist bey so unwissen¬ den und rohen Völkern, nicht zu gedenken. Da in diesem Lands über die kleinen Flüsse weder Brücken noch Ueberfahrten angelegt sind, so ist auch das Land¬ fuhrwerk darnach eingerichtet. Alles besteht in einem sehr hohen Karren, woran die Räder 6 Schuhe, und oft darübe r darüber an Höhe haben. Der hohe Wagen hat eine Seitenleitern/ wie sie in andern Landern gebräuchlich sind, sondern das Ganze hat die Figur einer nicht ge- dekten viersihigen Chaise, daran keine Thüren sind. Anstart derselben, geht auf einer jeden Seite, ein breiter Sproßen in die Höhe, damit sie, wenn sie aufgeladen worden, einen Wiederstand leisten, worauf man die 4 Schuh breiten von der Rinde der Linden gemachten Tafeln verschiebt. Bey der ausserordentlichen Höhe dieses Fuhrwerks sieht man die Nothwendigkeit wohl ein, daß diese Wagen auf solche Art musten gebaut werden, indem man sie von der Seite nicht würde laden können. Wenn man zum erstenmal ein dergleichen Fuhrwerk, an welches niemals weniger als z paar Ochsen angespannt sind, sieht; so kommt das Ganze sehr ungeschickt vor, aber man lernt bald dessen Ru¬ hen einsehen. Einmahl sind im Lande keine gemachten Strassen, und es ist selten ein Materiale dazu vorfiw- dig sie haltbar zu machen, da der Boden so weich ist, daß die Räder ost mehr als zwey Schuh tief einschnei¬ den. Zweitens, indem wie oben gesagt, über die mei¬ sten Flüße keine Ueberfahrten sind; so ist es eine un¬ umgängliche Nothwendigkeit, ein so hohes und schwe¬ res Fuhrwerk zu haben, um über die ost sehr reissenden Flüsse zusehen. Da man in diesem Lande keine lange Reise zu Pferde machen kann, weil man nicht alle Tage weder eine Herberge, nach Nahumasmitlel für E g P fec-- -D >L-L^L—— Pferds und Menschen, das Gras ausgenommen, fln- den kann; so waren auch mir genöthigsi , - mit einem Fuh-'werk Zu reisen, um den gehörigen Proviant mit« führen zu können. Allein da der Wagen, dessen wir uns bedienten, nichts als eine leichte pohlnische Putka war, so haben wir auch mehr als einmal dessen Un¬ brauchbarkeit für dieses sand erfahren, und manche Umwege, die uns nichts belehrten, machen müssen, um nur fortzukommen. L Botoezany oder Potuscban, von welchem Sulzer nur den Namen enyehnt, (wie es scheint, kannte er die Wallachei besser als die Moldau), haben die Tür« ken wegen der Nothwendigkeit ihres schleunigen Rük- Zugs, nicht verheeren können. Dieses ganz offene Städtchen, ist sehr bevölkert. Es ist, von dem Ober¬ land der Moldau oder Zara de Suß, der erste Ort, und treibt starken Handel. Als wir dahin kamen, war eben ein Hauptjahrmark. Zu unsrer größten Nerwun-, derung fanden wir ihn bey diesen allgemeinen Kriegs¬ unruhen beträchtlicher, als bey irgend einem der öster¬ reichischen Monarchie. Es wurden alle erdenkliche, sowohl englische, als französische Waaren, beygebracht« Die türkischen Zeuge für das schöne Geschlecht, zeich¬ neten sich am meisten aus. Man bot uns Halstücher oder Kopftücher, mit welchen die Weiber hier, so wie im ganzem Orient das Haupt zu bedeken pflegen, von 6 bis zo Dukaten am Werthe an, Man kan dar¬ aus« aus auf ihre Feinheit und Schönheit schliefen. Die schön¬ ste Haube einer Französin, wenn sie ohne Spizsn ist, wird sich niemals auf einen solchen Preis belaufen. Hier konnte man sehen, was um die Frenheit im Han« del und Wandel ist, indem bey einer so bedrängten Zeit, und in einem so kleinen Ort, doch soviel? Handelsleute, und überdiß mit einem so beträchtlichen Warenlager sich einfanden, als in einer größern Stadt Europens, kaum zu erwarten war. Dieser Ort, der eine sehr angenehme sage hat, ist Mit verschiedenen Einwohnern, als Griechen, Arnauten, Armeniern, Moldauern und Juden bewohnt. Leute, die alle mir allein mit der Handelschaft, den Moldauer ausgenommen, sich zu ernähren suchen, Botorzani mag wohl über tausend Hauser haben, und ist auch mit ein paar steinernen Kirchen versehen. Hier versah ich wich und meine Reisegesellschaft, die dermalen aus jween meiner Schülern, einem Theologen, der ein Wallach und einem Mediziner der ein Russe war, beständig mit hinlänglichen Lebensmitteln, so wir auch Unsere Pferde, die ans blosse Gras nicht gewohnt waren, " Hinter erwehnter Stadt gegen Süden, hatten wir etwas Morast und stätö den fetten Voden, zur lin¬ ken aber einen beträchtlichen See oder Lacke, den man §uf den Karten nicht findet, Gegen Südwest zeigten hch kleine Anhöhen mit weitschichuger Waldung, dis C 4 beinahe 4v beinahe- mik undurchdringlichem Sumpft angesüllk ist., Zn diesem finde: man hin und wieder Schwefelwasser,, dis durch ihre Verbindung mit der Kalkerde , von ferne einen Schweftllebergeruch geben, aber warm fanden wir kein einiges. Wir suchten die Sila wieder zu er¬ reichen., um an den Prmh zu kommen, allein, wft verirrten uns in der Waldung, und hakten bey der einfallenden Nacht alle Kräfte anzuwenden, um eine kahle Anhöhe zu finden , wo wir bis Anbruch des Ta¬ ges blieben, eine Vorsicht, die wir auf unsrer ganzen, Reife beobachtet hakten, um nicht vyn Menschen oder Thieren überrascht zu werden. Wenn wir auch ein Dorf zu Zeiten erreichten, so wäre es. doch sehr unvor¬ sichtig gewesen, darinn zu übernachten , dq unsere klei¬ ne .Gesellschaft zur Gegenwehr allzuschwach, gewesen- wäre. Man weis, wie viel den Einwohnern dieses Lan¬ des zu trauen ist, zumahl hey den Verheerungen, wel¬ chen die Moldau jezt ausgesezt war, und- dies um so mehr , da Fürst Pon'audi lange m'cht wie Mau- rojeni die gehörige Ordnung und Sicherheit^ durch Schärft, in seinem. Gebierh erhalten kam Die frischen Wasser, die uns meistens bisher ge¬ fehlt harten, ft wie auch der gröle Theil der frucht* baren llkräue daran Mangel leidet,, fanden wir bey »Harleu wieder.. hinter den mer^wür igsten Pflanzen^ die uns bis ftzt yorkamen, war em Dorand, eXntir- 7buivm ^L^chl.choiiumb..) welcher meistens tzineMannS« 41 Höhe erreichte; dann PKIorms purpures' D. welche an den Arte« sehr gemein ist/'wo der Boden nicht allzu fruchtbar war. Von Harleu wandten wir uns gegen Osten, wo wir den Sirechfluß, von welchen» im ersten Baud Erwähnung gemacht worden, unweit Biadeschty übersehen. Da wir hier zwischen- zween Flüsse kamen, nemlich zwischen den Sirech und der Moldawa, so war auch der Boden meistens mit dem Schober oder den Steinen, welche diese zween Flusse seit undenklichen Zeiten herbeygesühret hatten, bedekt. Diese Flüsse mögen wohl vor Zeiten tiefer, als derma¬ len Key Roman sich ereignet, zusammen gekommen styn. Der Schober, der mit einer sehr fruchtbaren Erde bedeckt ist, bestand aus allerlei) Schieferarten Kalksteinen, Porphir und Granit, welche ohnwetk da¬ von , die Vorgebirge bilden. Nach der UeberseHung der Moldawa, kamen wir in das Gebierh von Niamts, welches bey den Moldauern Zara Unguriaska oder das Ungerland genannt wird wegen der dort häufig wohnenden Zeklern und andern Ungarn aus Siebenbürgen. Da wir uns hiev Hon dem Borgebirg der Karpathen näherten, so man¬ gelte es uns nicht an guten frischen Quellen, welchs aller Otten aus dem Boden hervorkamen. Piakra, welches an dem Bistrizastuß«liegr, ist so wie allo klei¬ de Städte, ein elender offener Ort, der aber vor Zei- ien beträchtlicher gewesen fern muß, begleichen auch C S Baja, 42 Basa, wke man dermalen aus den Ueberbleibseln alter zerstöhreer Kirchen ersehen kann. Die da befindlichen Gebirge, so wie auf der Ostseite des Flußes, bestehen Meistens aus Then, Kalk und Sandschiefer, welche leztre oft gute Wehsteine abgeben. Nicht selten kom¬ men auch verschiedene gefärbte Kieselsteine vor, wie auch sehr guter und fetter Thon. Man hat an ein paar Orten Salzquellen entdeckt, allein es ist noch kei¬ nem Menschen eingefallen, Siedereyen anzulegen, da das Salzwerk Okna so nahe dabey liegt, und das Salz in einem sehr wohlfeilen Preis zu haben ist. Bey Bachunaschany, soll man auch etwas Steinöl entde¬ cket Haben; allein ob ich gleich an Ort und Stelle war, so sanden wir doch keines. In diesem District ist das höchste Gebürg der Moldau, Tschaßlow, von welchem man nach Cankemirs Aussage, in das schwarze Meer sehen kan, indem man zu Akirman welches 60 Stunden davon entfernt ist, diesen Berg sehr deutlich Unter allen erkennen soll. Eine Sage welche auch gar nicht in Zweifel zu ziehen ist, weil von diesem Gebirge aus, alles stach bis in die See geht, folglich kein hö, heres Gebirg entgegen steht, K m man doch auf dem Adriatischen Meere, go bis 40 Meilen vom Lande ent- fernt, die julWen und karnthischen Alpen sthen. Frey- sich sind diese Gebirge höher als die Karpathen, allein man sieht sie auch von grösserer Entfernung. Wir konnten wegen Unsicherheit, wie auch aus Mangel dec ' ' Zeit, 42 Zeit, dieses Gebirg nicht besteigen, um Kantemirs An« gaben zu bekräftigen, wir nahmen uns daher vor. Nachdem wir gesinnet waren, durch Siebenbirgen unse¬ re Rückreise zu machen, es von da aus zu unter¬ suchen, m so weit als es sich würde thun lasten, wie Man es weiter unten sehen wird« Mit weiterem Vorrücken gegen das Aeblrg, er¬ dichten wir an dem Fluß Totrusch, das berühmte Salz¬ bergwerk Okna, ein slavisches Wort, welches Fenster bedeutet. Ohne Zweifel waren die ersten Entdecker da¬ von Slaven, oder Moldauer, und da die Salzpfützen Formen wie Fenster machen, so mögen sie ohne das Beywort, blos beym Fenster geblieben seyn. Indessen Verstehen die Wallachen jederzeit unter diesem Worte eine Grube, Als wir dahin kamen, fanden wir diesen Niarkflecken heynahe ganz in Aschen liegen. Auch nicht die Kirchen, eine ausgenommen, welche mit Mauery umgeben war, blieben verschont, dq die Türken vor der Ankunft der Armee des Prinzen von Eobrirg, diesen Ort, so wie sie weiter zurück mußten, verheer¬ ten. Sogar das Salzwerk, alle Gapel und andere Heb- Werke wurden verbrannt, oder sonst vernichtet, deß« gleichen die Gruben meistens verstürzt, oder ersauft. Und die Einwohner, welche diesem Greuel nicht zeitlich entkommen konnten, wurden mit dem nuhbaren Vieh, forkgeschleppt. Die ---- Dre Lage dieses Städtchen mit dem Salzberg, ist dicht an dem Fluß Totrusch, der Nordivest, von den Granzen Siebenbirgens herkömmt, und unter Ad« fchut nach einem Lauf von !8 Stunden sich in den Sirechfluß ergießt. Dieser, sso wie alle Wildbäche auS hohem Gebirg, hat einen so starken Fall, daß man ihn zu Okna nickt zu allen Zeiten, und wenn es auch seyn könnte, doch nicht ohne Gefahr durchzuseHen vermö¬ gend ist. Sein Wasser hat gute Fische, und sein Bo¬ den besteht meistens aus Schiefer, Thon, Hornstein, Kiesel und etwas Kalksteinen, welche das Wasser von den oben anstehenden Gebirg herbeyführk. Der Ort so wie das Salzberg, wird vom Fluß gegen Osten und Morgen ganz mit Bergen eingeschlossen, doch nach Süden zu, ösnete sich das Land- Ohngeachtet er eben liegt, so erhebt sich doch gegen Nordost der Salzberg. Es ist ein wunderbarer Anblick, aus diesem Städtchen, den ungcsshr 60 bis xo Lachter hohen Salcherg zu se¬ hen, da seine Salzzinken, wie bey Eisbergen, aus der Erde hervorragen- Wer sollte glauben, daß ein Berg von Salz nickt schon langst zusammen geschmolzen wä¬ re, und diß um so viel mehr, da doch die Menschen, so lange sie dieses Land bewohnten, gewiö stäts davon Ausbeute gemacht hakten. ' Es sind viele hundert Schachte und Gruben, in dem kaum Zvoo Lachcer im Durchschnitte habenden Berge eingeschlagen , und wieder ausgelassen worden, und dennoch ist noch auf eine ganz unbe- 4S Unbestimmte Zeit, Satz rm Ueberflnß vorhanden. Äus dem verbrannten Städtchen, steht man von allen beiten, vom Berg herunter so wie aus den Gruben, ordentliche Salzstrassen, es sind nemsich die Wasser, welche von oben herunter kommen, mit-Salz angefüllt. Da nun durch die Sonne und die Luit, so wie durch ben langen Lauf das Wasser absazweise verdunstet, und Nebst Salz, Gips die Sedimente liegen bleiben , so entste¬ hn lauter weisse Srreife oder Strassen. Wenn auch aller Orten viel Salz am Tage liegt, und die Wasser und Sümpfe des Bergs alle zu einer qmm Sole könn¬ ten gesotten werden, so hat man doch niemalen Ursach gestabt, darauf zu denken, da diß Mineral im Ueber- stusi und in vollkommener besten Gestalt schon vor¬ handen ist. Der Berg, um welchen der Salzstock sich be- findet, besteht aus grauen zeitlichen Sandstein, dar- unter Hom- und Kieselsteine gemischt sind. Kalkstest ue oder Versteinerungen, kommen hier gar nicht vor, über hin und wieder findet man eine Art Breccia har- lechina die geschliffen, wie ein kleinkörniger Pudding aussieht. Ihr Bestand ist grünlicher Thonstein oder Wakke, mit einem glimmerichten Thon und Sand ge¬ bunden, doch ist das letztere wenig, so wie auch des ht meistens beigemischten gelben Kieses. Auf der Mittlern Höhe dieses kleinen Vorbergs, stutzet man schon eine Menge verstürzter Gruben, die dann dann in ihren trichterförmigen Einsenkungen mit Was¬ ser angefüllt sind, und ringsherum Salzpflanzen wach¬ sen. Der beträchtlichste dieser Sümpfe, der ziemlich tief Und einem kleinen See ähnlich ist, befindet sich über der halbe» Höhe in der Mitte desselben an ei¬ nem Noch etwas höher anliegenden Berg. In einem solchem Wasser ist cs leicht schwimmen Zu lernen, in- ! dem man schwer, oder gar nicht untergehen kann» Man hatte uns versichern wollen,; es friere nicht zu, Nnd als wir da waren, fanden wir es auch sehr warm» Die Salzpflanzen, die man um solchen fand, find vor¬ züglich die Lalsola taliva^ und lalla. Gegen West- Nord t Z Pachter höher, standen damals H einziae Gru¬ ben wieder im Umtrieb, und gaben doch hinlänglich Salz fürs ganze sand, und für die Ukraine, so daß wir auf unserm Weg aller Orten grosie beladene Wa¬ gen mit dickem Minerale angefüllt fanden. Das Ge- neralcommando hat diese Gruben an einige Griechen um yZOOv Gulden verpachtet, da sie doch unter der fürstlichen Regierung, öfters govoov Piasters eintrugen. Die Salzregie in Gallizien, lies es daher nicht in der Pachtung, sondern zog es Unter ihre Direktion, damit Nicht durch die allzugrofie Ausbeute die übrigen Wer¬ ker in Pokntien möchten ins StekeN gerochen. Indes¬ sen fängt doch ein Nebenwerk UMS andere an, in die¬ sem Lande einzugehen, ans Mangel des Holzes, und andern, wie ich zu Ende dieser Beschreibung erwehnen werde. werde. Dos Steinsalz, das hier erbeut wird, ist weiß, und zu sehr g streift, ass eine kubische Twur dar-. Zustellen. Es zieht das Wasser sehr wenig an, indem es rein, und mir andern fremden sauren nicht ge¬ mischt ist. Die Gewinnung geschieht durch Schachte rind Stellen, und bey den erstem sind Haspeln oder Gapeln angebracht, um es an Tag zu befördern. Bey unferm Daseyn, waren die elenden Gesenke kaum einige Lachter tief in den Salzstock eingetrieben. Da die Bauart bey den Moldauern Und in der Wallachey, auf einem Fuß geführt worden, so hat man in diesem zwey Fürstenkhümem den Gebrauch bey erstickenden Schwaden, einen eisernen Rost an einer Kette Mit Brenmakerialien niederzulassen, wodurch dann dis Luft wieder gereiniget wird, Wenn hier eine neue Grube oder Gesenke, Schacht, u. dergl angelegt wird wie wir es auch gesehen haben;"so wird erstens die Decke des Stocks, welche anfangs aus einem sandigen Lehm, dann aus einigen Sand oder Griesschichten welche mit Thon oder wohl auch Sand und Glinuncrfckiefer angefüllt sind, bestehet, durchgebrochen; worauf sich dann bald ein sä warzlichtek Thon, der einen Bcrgöl-- geruch von sich giebt, einstellt. Dieser Thott ist i bis z und zuweilen mehr Scbuhe dick, und sitzt Unmittel¬ bar auf dem Salzstock auf. Sobald er an Tag be¬ fördert worden, so beschlagt er sich mit Salz. Hat Man sich nun die gehörige Weite vcrfchaft; so wird der 4T Schachk mit starken Holzbollen ausgezkmmert und dann in den Salzstock cingettieben und auggebeutet, in so lange kein Einsturz die Grube bedroht. Die großen Ausweiken werden mit Holz unterstützt, kommet« aber Wasser, so wird die Grube, ohne zu suchen sie am Tag abzuwenden, verlassen, indem nur einige Klafter weiter von dem Stock, eine neue Schicht oder Stollen wieder angelegt wird. Das Salz wird in ungeaKeite- ten Ochsenhauken auögeführt und des weitern damit verfahren. So war die Behandlungsart in den Hän¬ den der Moldauer und Wallachen. Da aber jetzt diese Werker unter deutscher Bokhmassigkeit sind, so mögen wvh! bessere Vorkehrungen getroffen werden» Man wird auch ohne Zweifel nicht mehr durch Miße» lhäter, die Gruben bearbeiten lassen, welches unter der vorigen Regierung zum Theil gesti ah. Es ist kei¬ neswegs zu tadeln, bey so ungesunden Arbeiten dergleichen Menschen zu gebrauchen, und auch für einen gesitteten Staat weit schicklicher, als daß alle Gassen einer Re¬ sidenz oder andere Ör e, mit dergleichen Auswurf 'des Menschengeschlechts angefüllt zu sehen, die ei¬ nem jeden Vorübergehenden nothwendig Abscheu oder Mitleid erwecken müßen, und wo man noch äusser den lästigen und beständigen Geklirre der Ketten, den Ver¬ druß hat, stäts von ihnen angebe'ttelt zu werden» Das Salz welches bey diesen Gruben in großen viereckigten Stücken mit Hacken und Keulen erbeutet worden. 49 worden, wird von 2 bis g Piaster dem Zentner nach verkauft, so wie es in kleinen oder in großen Stücken, mehr oder weniger rein ist. Bey uNserm Dafchn stund cs auch einem jedem ftey, von den an Tag ausstehen¬ den Salzzinken, zum Gebrauch für das Hornvieh so viel zu nehmen, als ihm beliebte. Ich habe zu meh¬ rerer Deutlichkeit, diesen Salzberg zu Anfang der Vorrede auf der 2 Vignette vorgestellt. Da wir uns hier in Okna einen ganzen Tag und eine Nacht aufhielten, so hakten wir, wiewohl mit Widerwillen/ das Gesindel der Anlauten oder mol¬ dauischen Freylvilligen kennen gekernt. Dieser Ort war gleich einem Bienenschwarm damit angefüllt, indem die Feinde sich nicht weit davon befanden. Wir mei¬ sten dieser Kerls wegen, von welchen ein Reisender nicht weniger als vom Feinde selbst zu besorgen hak, staks, vnd in der Nacht noch mehr als bey Tage, auf der Hut seyn. Sie sind meistens beritten, und det Auswurf des moldauischen Volks. Ihre Kleidung ist ganz türkisch, der Kopf ist geschoren und mit einer Art pohlnischer Mütze bedeckt > der Ueberrock aber etwas unförmlich, und durchgehends Braun lind Gelb auf» geschlagen, überdiß haben ihre Pferde kein gewöhnliches Sattelwerk. Ein solcher Kerl hat zu seiner Rüstung, eine Flinte oder gezogenes Rohr, auf dem Rücken «ine Kartusch oder halbe Patrontasche, m seinem Leib¬ gurte! zwey bis drey Pistolen, ein großes Messer Haca.pbys. po!n. Reisen, iiTh, D oder oder Handschar/ einen halbmondförmigen Sabel, eine Schies - und eine kleine Spitzhacke, (Czakan) mit einem langen Stiel; und zu allen diesen Waffen doch nur zwey Hände. Es ist ihm die Hälfte von allen diesem Gewehren zur Last, und mehr hinderlich als nüzlich. An sich ist dieses Gesindel auch gegen den Feind, von eben so unbedeutenden Werth, aber eine desto größere Plage, wegen der vielen Räubereyen, die selten oh. ne Mordthaten ablaufen. Da diese jeute durch al. lerhand Ränke sich auszeichnen; so fiel es ihnen auch öfters bey, sich in Scharmützeln des Turbans zu be¬ dienen, das ist, ein weisses oder grünes Tuch um ihre Kappe zu binden. Doch diese Verkleidung lief in dem Handgemenge Meistens sehr üdel ab. Bey der letzten Einnahme von Iassi that dieß der Befehlsha¬ ber dieser^Arnauteti, der Major Geniflorj, ein sehr beherzter und starker Mann. Allein da er in das Ge¬ dränge der Türken, Tatarn, und kaiserlichen Husaren kam, so wurde er von letztem verkannt, und Nieder, gehauen. Ohngeachtet er gleich voin Pferde zu Bo- den geworfen worden, so hatte er doch noch so viele Gegenwart des Geistes, das eingesteckte kaiserliche Por¬ tepee aus der Tasche hervorzuziehen und in die Höhe zu halten, wodurch er erkannt wurde, Und seinem gänz¬ lichen Untergang entkam. So sehr er im Gesicht durch Säbelhiebe verstellt war, und auch seine Pension in Ru¬ he hätte geniessen können, so gieng er doch wieder zu Felde. Von Von Okna nahmen wir unfern Weg gegen Nord, ost nach Taraony, wo wir auf der Straffe fchon die Spuren der durchziehenden Armee fanden, nemlich einen aufgehangenen Moldauer aus oben erwehntem Ork, der sich mehrmalen von den Türken als einen Spion hatte brauchen lassem Für diß ganze so gefähr. liche Handwerk, welches er in diesem und schon in dem vorigen Feldzug ausgeübt hatte, bekam er seinem Gestandniße Nach, nicht mehr als 12 Piaster, die er von ihnen empfangen hatte, und es verdroß ihn desto Mehr, für ein so geringes Geld sich den Galgen er. worben zu haben. Der gute Kerl muß von dem civi- lifirken Tib nichts gewußt haben, da nur jederzeit dieses Schicksal die Kleinen und Niemals die Großen trift, sonst würde er sich freudiger in sein Verhäng¬ nis gefunden- haben. Man kan daraus die schlechte Politik der Osmannen erkennen, da sie selbst durch den ihnen eigenen Geiß die besten Sachen vereiteln. Bey den weitern Untersuchungen dieser kleinen Vorgebirge, die aus bloßem Kalksedimentstein und Schiefer bestlinden, fanden wir hin und wieder Spa- Ven von Salzquellen, so wie auch etwas Bergöl; al¬ lein von allen diesen, wird wenig Nüßen geschöpft. Unter den vielen Karten, die man von der Moldau hat, ist keine zur Zeit so Zuverlaßlich, als die verbesserte des General Bauer, die dem ersten Theil von Sul- jers Geschichte der Moldau beygefügt ist. Demohn. D 2 ' geachtet geachtet haben wir sie hier, nemlich von der Gebirg- gegend, wie auch von der Cotyner Raja sehr fehlet« haft gefunden, weil alle Ortschaften, als Faraony, Okna u. s. w. um eine ganze Meile tiefer, nemlich mehr ge¬ gen den 45 Grad der Breite, stehen» Da die Armee des Prinzen von Coburg ein paar Jahr in diesen Gegen« den gestanden war, und auch dieser Feldherr alle Feh« ler eingesehen und zu verbessern befohlen hatte; so ist einmal eine vollkommnere und genauere Karte davon § zu hoffen, wenn man nicht wiederum, wie oft zu ge« schehen pflegt, ein unnützes Geheimniß daraus ma« chen sollte. Der fruchtbar« Boden, bringt hier schon aller Orten vielen Spargel oKc. I,.) hervor. Bakou (Sulzer a. a. O.) ein elendes verwüstetes Dorf mit einer kleinenksieinernen Kirche, liegt schon ganz auf der großen Ebene, nahe an den Bistriza - Fluß. Der Boden führt meistens einen sündigten, oder kalkichten Sandstein mit Versteinerungen, und hat einen schie« ferichten Grund, der mit einer Thonerde bedeckt ist. Er scheint ziemlich unfruchtbar zu seyn, und wir sahen ihn meilenweit mit der Königskerze, (Verbascum l'twpluL I..) bedeckt. Damals, als wir diese Gegend bereisten, und alles in der Blüte stund, war der gan¬ ze we tamsehene Boden mit dieser einzigen gelben Farbe bedeckt. Nicht weit von diesem Ort, setzten wir über den Bistrizafluß, und stellten zwischen dem« selben selben und dem Sireth gegen Norden unsere weitem Untersuchungen an. Anfangs hatten wir sehr fetten Boden, und alles war mit den herrlichsten' Wiesen be¬ deckt. Da der erst erwähnte Fluß sehr reissend ist, und weit aus seinem Bette tritt, so hat die ganz fla- che Gegend keinen Mangel an Wasserung. Weiter über diesen Fluß aufwärts, erhöhte sich der Boden ein wenig auf unsrer linken Seite, und wir sahen eine Menge der herrlichsten Quellen, welche die Moldauer sämtlich mit einem hohlen Stamm einer Linde oder Eiche eingefaßt hakten. Hier begegnete uns auf dem Wege ein kleiner Transport von Strassenraubern, wel¬ che nach Landesart an beyden Füßen in einem Klotz ein¬ gekeilt geschlossen waren. Sie bestunden meistens aus Arnauken uud Zigeunern. Es war dieß für uns eine gute Warnung, stäts auf unsrer Hut zu seyn. Auf dem halben Weg von Bakou nach Roman, sahen wir schon dieß Städtchen, von dem ein paar weiß angestrichene steinerne Kirchen hervor blickten. Der ganze Strich dieses Landes zeigte uns nichts anders von Steinarten, als ein wenig Mergelftein. Dicht vor Roman (Sulzer a. Q.), kommt die Moldava mit dem Serethfluß zusammen. Letzterer hat in dem wei¬ chen Boden schon so tief eingefchnitten, daß das Ufer dieses Städtchens oder Marktflekens, gegen 8 bis is ^achter hoch liegt. Gewis ist der Ort anfangs an dem Wr gebaut worden, indem er auf eben dem sumpfig- DZ ten ten Schober steht, den der Fluß noch ißt mit sich führt« Vor dem Ort, bevor wir über ersteren Fluß fehlen, begegneten uns zwecn bewafneke Moldauer zu Pferde, und hinter ihnen ein kleiner Wagen mit einem blauen Tuch bedeckt, das mit einem weissen Kreuz beseht war. Das Ganze schien einem grossen Ke« fig ähnlich zu seyn, Als wir aber näher kamen, sa¬ hen wir einen sehr alten Greis darinnen, der ein Ar« chidiacon war. Man kan aus dieser apostolischen Ar« muth ersehen-, in welchem Stande die Geistlichkeit in diesen Landern sich befindet. Wie sehr wäre es nicht für die katholischen Monarchien zu wünschen , daß die ost so übermürhig aufbrausende Erz - und andere Bi¬ schöfe in Yen ersten Stand der Kirche zurük gesetzt würden, was für ein Beyspiel könnte hieß für ihre Gemeinde seyn, und so würde Hab« und Zanksucht wie auch Aufruhr, unter den Völkern weniger entstehen, wovon die Annalen der älter« und neuern Zeiten die verachtungswürdigsten Beysiuele aufweisen. Diese Pe¬ riode wird einstens kommen, und es wird schwerlich mehr einen Hildebrand und seinesgleichen das Loß treffen, Roman, ein Städtchen, welches aus einigen hundert hölzernen Häusern besteht, ist höchst ungesund wegen der grossen Unreinigkeit und Pfüzen, die mitten im Orts stehen. Griechen und Armenier sind die vor« züg ichsten Einwohner, Bey unserm Daseyn, fanden wir H H H wir da, das Hauptmagazin der kaiserlichen Armee. Hier lernte ich eine geschwinde Kurart für erhitzte Pfer¬ de. Bey dem heissem Tag, in welchem wir stark ge¬ fahren waren, fiel uns unfer bestes Pferd, und wir hielten es für verkehren, indem wir nicht Zeit hatten das Weitere abzuwarten. Der Schmid, her so wie aller Orten in der Moldau, und so auch hier ein Zie- geuner war, gab uns den Trost, dem Pferd in einer Viertelstund zu helfen , welches er auch wirklich be¬ werkstelligt hatte. Er schelte dem Thier von den vbern Äugendeckeln auf einer jeden Seite eine Hafelnuß große Drüße aus. Weder eine Aderläße noch sonst ein anderes Mittel wurde dabey angewendet, als wodurch diese Verfahrungsart könnte in Zweifel gezogen werden. Indessen wird doch einem jeden Arzt diese Kur nicht zulänglich vorkommen, und es ist auch nicht einzuse¬ hen, wie so etwas ein Kühlungsmittel', welches doch in diesem Falle nothwendig ist, abgeben kann. Von diesem Orte aus, gegen Nordost, hatten wir bis an die Grenzen der untern Moldau, stets den nehmlichen Boden. Bey der Ueberfahrt des Serethflußns unweit l'irFul kvomoL, verliessen wir das Gebieth der ober» Moldau, um in die untere zu kommen. Die ganze obere Moldau, und zwar jener Strich, der über dem Fluß Sereth liegt, »st der angenehm¬ ste , beste, gesundeste, auch am meisten bevöl- kerte Theil des ganzen Landes, und zwar aus sol' D 4 genden 86 gen den Ursachen. Einmahl, da der erstere etwas ge- hirgigte Theil gegen die Karpathen ansteigt, so fehlt es ihm weder an gesunden Wassern, noch an guter Luft; zweitens ist kein Mangel an Waldungen, als in wel¬ chen die Unlerchanen hey Kriegsvorfallen mehrere Si¬ cherheit finden, um der Rache der Türken und Ta¬ tar», mit Hab und Gut , so viel möglich entgehen M können. Drittens, da die Viehzucht das eigentliche Gut ausmacht, so ist solches bey den Moldauern stets in besserer Verwahrung als bey den Bewohnern des flachen Landes. Wir fanden auch in allen diesen ge- birgigten Gegenden , die Ortschaften noch meistens un-- verheert, die Häuser besser und anmuthiger, auch diö Felder mit dem türkischen Walzen , Kukuruza, (Le» Nays l..mn.) bepflanzt, so, ryie auch hie Weinberge- ZE bestellt. Sech- n Vi»«. Sechstes Kapitel. Von dem untern Theil der Moldau, Zara do Soß (Schoß), von der Hauptstadt Jaß, dm» Zenntu.sw. rigul Fromos (das schöne Trigul S. Sulzer), war auf unserer Reise der erste Ort von der un§ kern Moldau. Er liegt zwischen Thonhügeln in einem Thals und ist weder schön, noch von einer angenehmen Lage. Er besteht, so wie beynahe alle Dörfer und Städte dieser Lander, welche unter der türkischen Both- Massigkeit stehen, aus roo zusammen gehausten Hölzer. D Z neu nen elenden Baracken. Etliche Griechen machen hier mit einem elenden Handel das vorzüglichste aus. Da wir nun schon einmal unsern Weg den Prukh jzu, ver¬ fehlt hatten; so wandten wir uns wieder nach Osten. Hier kamen wir ins Karligaturer Gebieth, welches aber nicht das beste von der Moldau ist, wegen des vielen morastigen Bodens, der sich über Iaß erstreckt. Da wir stats dem Bach Bachlui, über Tararchkane folgten; so hatten wir den großen Morast von Iaß stets rechts, der sich mit dem kleinen Gebirge auf der andern Seite, welches bei der Hauptstadt vorbeyzieht, begrenzt. Auf diesem, in den heissen Sommermonaten meistens aus- getrockneten Morast, sieht man sehr viele Neiger- arten.; als Ardea alba, cinerea, nigra, eastanea, oder ralloides des Scopoli, Letztere Art ist nicht ganz übereinstimmend mit Her im Linneifchen Natursssiem *) beschriebenen angegeben, und ich werde daher anderwärts davon genauere Nachricht ertheilen. Einige Stunden, bevor wir die Hauptstadt und deren Zenut oder Ge¬ bieth erreichten, sahen wir sie schon in einer sehr an- Zenehmen sage vor uns. Die vielen Gebäude, welche mit *) Istnne risturse, cur» s. ?. 6melin I-ipiiag 1788. Die jezige große Brauchbarkeit dieses so schätzbaren Werks, macht eine Menge anderer Bücher unnütz, die man wegen der Dunkelheit die im System herrsch« te, nachsuchcn mußte. mit rochen Ziegeln gedeckt waren, versprachen in her Feme weit mehr, als wirklich daran ist. Indessen isi es auch gewis, daß dieser Arc von keiner Seite, man mag Herkommen wo man will, sich besser auszeichnek als bey dieser von Trigul Fromos. Nun also, noch «irrige Worte von dieser Stadt. Iaß (Iasch) oder Jass (Sulzer a.o, O.), wo in der Gegend vor Zeiten die Stadt Augusta gestan den haben soll, war schon seit Stephan dem Großen, die Hauptstadt der Moldau, wie ich bereits bey der Beschreibung von Sutizawa im iten Theik erwehnt habe. Sie liegt an dem oben angeführten kleinen Fluße oder Bach, Bachlui, der den ganzen Morast oben und unten durchschneidet. Seit 25 Jahren, als ich diesen Ort nicht mehr gesehen, hatte ich weiter feine Veränderung wahrgenommen, als einige Neue ge¬ mauerte Boiachhäuser, hie man allda Pallaste nennt Ein solches Gebäude, besteht meistens aus einem Vier oder Achteck, wo zur Ebensole, die Wohnungen ds Gesinndes und die Kirche isi. Der darauf gebaue Stock, hat jederzeit einen großen Vorsprung, bey dm von dem Hofe aus, eine doppelte Stiege hingeht , md also mit hem großen Vorschuß des Ziegeldachs eine Altan bildet, auf welcher im Sommer, Manner md Weiber auf Divan oder Sophas, den Tag in Aüs. siggang zubringen. Alles hat nicht den geringster Ge¬ schmack. Mn konnte füglicher diese Stadt eil grof« ses 6c> fes Dorf, als etwas anders nennen, indem die übri¬ gen hölzernen Baraken, so wie die Bojarshauser in großen Höfen liegen, und noch größere Gärten um sich haben, wo selten etwas anders, als Gras, Kirschen- Aepfel - und Zwekschgenbaume stehen. Die Einrich¬ tung der Zimmer ist auf türkische Art, und bestehet aus einem Divanbette, einem Kasten, und einigen Stühlen, die aber bey den Türken nicht üblich sind, mr übrigen aber ohne alle Meublirung und Reinlich¬ keit. Man kann daraus sehen, wie wenig die Wei¬ ber in diesen Ländern zu thun haben, da sie so gerin¬ ger Hausbedürsniffe benöthiget sind. Reis und Fleisch ist bald gekocht, und die ganze Wasche besteht in ei¬ nem simpeln Hembde und Beinkleidern. Die sehr zahl- reichen Kirchen, sind alle so, wie ich im vorigen Theil erwehnt habe, finster und meistens unrein. Es sind darinnen viele Porträte der Fürsten, in einer Pracht »orgestellt, derer sie sich seit Nicolo Maurocordato nicht nehr anmaffen dürfen, z. B. ihre Mühe mit Schmuck - besetzen, Pelze von schwarzem Fuchs, (Onis s.5- «on l>.) zu tragen u. st w. Von diesem Zustand dr Hauptstadt, kann man auf das Elend der Dörfer schießen, und in welchen kümmerlichen Umständen sie s>c> befinden müssen. Die Einwohner der erstem, sind Westens von Ration, Griechen, Armenier und Juden, manhiyal wohl auch einige Hungarn, Slaven und Man 6l Man sehe, was Sulzer von dieser Stadt mit oller möglichen Wahrheit sagt. Er wundert sich, wie man so viele Lügen von diesem ganz ofenen Ort, der niemals eingeschränkt war, vor Zeiten hatte schreiben können. Allein, was wird er erst heut zu Tage dazu sagen, wenn er Kupferstiche und Nachrichten davon sehen und lesen würde, daß diese Residenz als eine regulaire Vesiung vorgestellt wird. An sich wäre es auch gerade eine Unmöglichkeit, aus diesem Orte, der an einer kahlen abhangenden Fläche gegen Norden liegt, und gegen über wiederum Anhöhen hat, die die ganze Gegend bestreichen können, eine Vesiung zu machen. Bey Sulzer ist ein sehr getreuer Grundriß davon zu sehen, wo man alles bis auf die lange Gaffe, welche mit Holz belegt ist, genau angezeigt findet. Das Oberhaupt der gesummten Geistlichkeit dieses Landes, ist der Patriarch von Constantinopel, und der unter ihm stehende von Jerusalem, welcher immer nach Ver¬ lauf einiger Jahre die vielen Basilianerklöster, die hier im Lande sind, besichtiget, davon er auch seine Ein¬ künfte zieht. Das Einkommen vieler dieser Klöster gehört dem Heiligen Grab zu Jerusalem, dem Berg Sinai u. s. w. Die Unwissenheit, ist vom ersten bis zum letzten des griechischen Seelenkorps, allgemein groß, und die ersten, welche durch ihr Ansehen alle Härte der Sclaverey gegen das Volk ansüben, suchen es so sehr zu schröpfen als möglich» Die vielen hei» ligen ligen Kniffe, die sie dazu brauchen, sind ohne Zahl und oft sehr beleidigend. Jassi, haben die Türken bis auf die Plünderun¬ gen, unbeschädiget gelassen, nachdem ihnen auch hier der benöthigte geschwinde Abzug, keine Zeit dazu ge- lassen hatte. Als wir im Jun. 1789 da waren, stun¬ de das Hauptquartier der russischen Armee unter dein General Romanzow allhier. Er hakte eben damals das Kommando darüber verkehren, und sich Z Stunden vor der Stadt, auf dem sandgut eines Bojaren auf- gehalten, wo er so vergnügt als möglich , mit allen Fremden die ihn besuchten, sich unterhielt Man komu ke an ihm nicht den geringsten Kummer, über den Verlust seiner so ansehnlichen Chargen bemerken, in Gegentheil sah er dieses vielmehr, als das gewöhnli¬ che Schicksal aller grossen Ehrenstellcn an. Vor der Hauptstadt waten einige hundert Mann, ohne die ziemlich starke Garnison des Orts, gelagert. Die Hauptarmee aber, worüber aber nun der Swiek- ticyszy Kniaz oder Fürst Potemkin, zu befehlen hatte, stand t 4 Meilen mehr gegen den schwarzen Meer zu, zwischen dem Burlad und Pruthfluß, über Falschy. Die Stadt ist dermalen so wie das ganze Land ziem« lich entvölkert, nachdem eine Menge Edle, es versteht sich nur Griechen, dieses, wegen seiner Ranke Und sta- ter Untreue verachtungswürdigste Volk, die Moldauer, als rechtmässige Landesbesiher ganz unterdrückt, und 6z sich durch ihr Erschleichen oder Erkaufen bey der Pfor¬ te , alle Chargen und Güter angemaßt, und ihren Platz eingenommen hat, da jene aus dein Lande mit Hab und Gut wandern musten. Wenn man sich einen Be- grif von der edeln Denkungsart der Griechen, oder der Fürsten dieser Lander machen wolle; so dürften nur einige edle Brüder dieses hohen Ordens an ihre« Ge¬ sellen Alexander Maucuzi, Bruder des gewesenen Für¬ sten der Moldau, zurück denken, um zu ermessen wie viele durch ganz Deutschland, Ungarn, Siebenbürgen, Und zulezt auch in Gallizien, von diesem Schwärmer sind geprellt worden, und so wie dieser war, so sind ihm Mehr oder weniger alle gleich. Da seit zwey Jahren, dieses Land das Kriegs-- theater geworden, wo Türken und Tatarn stets Einfälle gemacht, die sich nicht mit dem Verheeren des Landes alleine begnügten, sondern auch noch alle, die sie von den Unglücklichen habhaft werden konnten, mit in die elendeste Sclaverey gezogen hatten, und man der¬ malen ganze, ja wohl mehrere Tagreisen macht, in wel- chen man nichts als den blossen Boden, und die Brand¬ stätte noch gewahr wird, wo vorhin Dörfer und Städte gestanden sind; so ist nicht nur dasselbe von ihren ehema¬ ligen Beherrschern allein so sehr verwüstet worden, sondern der liederliche oder arm gewordene Theil, hat sich nun des Nothrechts durch Plündern und Morden bedient, Und es- musten sich die meisten dieser Einwohner, in den Waldun. 64 Waldungen aufhaltsn, um Mehrere Sicherheit als auf dem flachen Lande, als unter den Hemden zu haben. Bey unserm Daseyn in Iaffi, war auch ein gros¬ ser Markt oder Messe, der jene von Botuschan, wo¬ von im vorigen Kapitel Meldung geschehen. weit über¬ traf. Mein es ist kein Vergleich gegen vorige Zeiten, nachdem sich die Edcln in der Moldau Und Wallache»), besonders die Damen, alle Ausschweifungen des Luxus erlauben, eben so wie bey uns, wenn zwar kein Christ in Constantrnopel noch anderwärts im türkischen Reich, sich desselben erkühnen darf» Es kommen alle mögli¬ che Waaren um sie zu befriedigen dahin. Die Grie¬ chen , welche immer die ersten sind; bringen von Stam» bol, aus Indien, Aleppo und Scio; Stoffe, Musseli¬ ne, Göldqewebe, worunter die herrlichsten Kopf- und Gürteltücher gehören, die Manchmal 200 und mehr Piaster kosten, ohne jener zu gedenken, welche mit Edelsteinen und Perlen beseht sind, die dann in die Tausende laufen, ferner aus den kaiserlichen Städten, von Deutschland, Frankreich und England, allerhand Waaren, feine Tücher, Seidenstoffe, Sammt, Lein¬ wand, Stickerey, Metallwaaren, Tressen und derglei¬ chen; aus Italien, Gewürze, dann Edelsteine, Per¬ len , so wie aus den vorhergehenden Landern alle mög¬ liche GalaNteriewaaren u. si w. Die Russen schaffen im Frühling ihre kostbaren Pelzwaaren herbey» Für alle diese Sachen aber, wird wenig Geld gegeben, sondern 6Z sondern meistens durch Tausch für die rohen Produkte des Landes, indem das baar einkommende Geld, so wie auch noch von den Produkten selbst, meistens nach Constantinopel geht. Die Einkünfte dieses Fürstenthums, waren im !78Zten Jahr, 2,840,000 Piaster; allein dermalen ist Has Land nicht im Stande das Drittel zu geben, nach¬ dem die übergebliebenen Einwohner mit Fuhrwerken Und beständigen Fouragelieftrungen von beyden kaiser» Glichen Armeen so mitgenommen worden , daß ihnen selten Zeit und Kräfte Mehr übrig geblieben, den Grund Und Boden zu bestellen, und da die Bevölkerung seit ein paar Jahren in diesem Lande ganz unbeträchtlich geworden, indem es wahrscheinlich kaum eine halbe Million Menschen enthält: so kann man sich leicht borstellen, da gewiß Mehr als die Hälfte davon ge» laufen und zu Grunde gegangen, wie wenig der Iles berrest zu leisten im Stande ist» Äusser dem ein» zigen Salzwerk bey Okna , Wovon oben Meldung ge» schehen ist, weis man dermalen von keiner sichern Ab¬ gabe im Lande» Welche geringe Bevölkerung für ein so grosses, und in allen Stücken fruchtbares Landl Die Güte desselben, ist mit einem fetten Und Wohl be¬ pflanzten Garten! zu vergleichen, der aber voller Scheer» wäuse und Heuschrecken ist, welche eine jede aufkeis Utende Pflanze- wo nicht ganz, doch zum Ehest ver¬ zehren. Es ist überall Mangel an Freyheit und Aj- Hacq. Phys, polit. Reisen, ri Ty» E cherhei k 66 cherheit, und noch überdiß werden die verschiedenen Auf¬ lagen, auf Vieh, Bienen, Wein u. s. w., jährlich ver¬ pachtet und den Meistbietenden überlassen. Da aber die ganze Last auf das Landvolk, fremde Einwanderer oder auch Moldauer, obwohl zum Theil ausgenommen, und nicht auf den habsichtigen Griechen, der sein Beherr¬ scher und Blutsauger ist , fällt, äusser wenn die Pfor¬ te eine ausserordentliche Auflage macht, wo weder Edel¬ mann noch Pfaffe frey ist; so steht dem Pachter alle Freyheit offen, zu drücken, zu hintergehen und auszu- saugrn, so viel nur möglich ist, wie zwar aller Or¬ ten, wo man das Pachtungöffstem eingeführt hat, bey welchem diese Herren meistens in der größtenVerschwen- dung und Müssiggang, den Blutschweis der armen Unterthanen verzehren. Allein wir sind einmal in der besten Welt; je weniger das Geschöpfe, aus was für einer Klasse es immer ist, verdienet, oder arbeitet, desto reichlicher und desto mehr bekömmt es von allem Zufluß. Dieß geht oft vom ersten Ordensband, bis zuM Schoßhund, so wie im Gegcnkheil vom armen Land¬ mann oder altgewordenen Diener, bis zum Jagd¬ hund eines armen Jagers herunter. Da ich hier erwähnt habe, daß die übermässige Schneiderei) des Pachtvölkchens, Schuld an der gerin¬ gen Population des Landes ist, so muß ich auch die¬ ses beweisen. Wir wollen also nur die einzige Kopf" steuer zum Beyspiel nehmen. Diese wird in der Mol" das 67 bau alle Monate elngetri'eben. Wenn ein Dorf auf ioo Hauser geschaht wird; fo wird von solchen, 40c» Piaster eingetrieben, indem auf einen Mannskopf, des Tags oft io Para kommt. Der Jspraumk oder Vor¬ steher des Distrikts, macht mit feinen Leuten die Ein¬ treibung. Manchmal hat das Dorf weniger als ivo Hauser, und da ergeht dann das Jammern und Weh¬ klagen an ihren Vorsteher des Orts, den sie Porcala- bus nennen. Dieser muß hierauf an die Zöllner oder weiters, Vorstellungen machen. Werden sie nun, wie es meistens geschieht, nicht angehört, so geht das Dorf auseinander, ein Theil wandert aus dem Lande, ein anderer gesellt sich zu andern Dörfern, die grösser sind und in einem weitentfernkern Kreise liegen. Wie ist eö nun möglich, daß jemals ein solches Land zu einer ansehnlichen Bevölkerung kommen kann? Ob Zwar die größere Bevölkerung für einen einzeln Men¬ schen keinen bessern Zustand verfchaft, wenn auch die überhäufte Plage der Abgaben gleich vieles betragt, so vermehrt es doch das Einkommen des Landesfürsten, um bey der Pforte in allen Fallen mit einem Vorrath von einigen hundert Beuteln, sich mehrere Sicherheit für seinen Plah oder für sein Leben zu verschaffen. Geld regiert die Welt, und am wirksamsten von dem Ursprung der Weichsel an, bis ins schwarze und mit- irländische Meer, da man Reiche, Städte, Schlach¬ ten, und was man nur will, damit gewinnen kann. E 2 Die 68 Die Bepspiele sind bekannt genug, man darf sie nicht anführen. Der jezige Sultan Selim macht es mit seinem Münzfuß noch schlechter, denn ein neuer türkischer Thaler Ieny Ghurusch genannt, Hägiera 120z oder von 1790 nach christlicher Zeitrechnung, mit der Auf¬ schrift geprägt: Sultan Selim, Sultan Musiapha Sohn, Herr zweyer Reiche und zweyer Meere — wiegt I joth Z Quint nebst ^-Z THrl., und halt in der feinen Mark 7 Loth 8 Gran. Gegen die Kais. Königs. Münze, ist ein solcherThaler werth, ist 15 kr. 2rs^ten coursirt aber nur zu 2 fl zo kr. folglich ist bey einem Stück ist 14.tr. i^ten und bey loofl, 49 p Z7kr. wahrer Verlust. Da dieses neue Geld sehr weißgesotten ist, so werden dermalen viele taufend Menschen damit hinter¬ gangen. Allein der Betrug wird nicht lange dauern, und dann ist der Schade für die Pforte unersetzlich, indem der Verkäufer das Stück noch unter dem oben angezeigten Werth annehmen muß, da er es nicht mehr als Geld, sondern als eine Waare anzusehen hat, wo- bey noch die Münzunkosten in Anschlag kommen. ES scheint, die Pforte habe den guten NatUvon einem ihrer getreuen Wirten bekommen; aber es wird ihr nie ss gelingen, wie es einem FriedericWem II gelungen hat, und so wird der Kredit im Handel, für allezeit verlohn ren seyn, da sic überbiß mit Griechen es zu thun hat. Von 6- Von den Kleidertrachten, ist im ersten Band er» wähnt worden. Die Wittwen gehen ganz schwarz, mit einen Rosenkranz in der Hand,' ganz demuthsvoll da« her, um eben dadurch zu beweisen, daß sie keinen Mann mehr brauchen. Kommen sie aber in die Stadt, so soll eö sich ganz anders verhalten, und sonach giebt es in allen Orten und Ständen, Heuchler und Char« letanen genug. Um Iaß hat der Boden keine andere Steinark als zeitlichen Kalkstein, Schiefer, Sandstein, und hin und wieder sehr guten Thon, der dann auch zum Zie« gelbrennen benutzt wird. Der Wein, der hier und in der obern Moldau erzeugt wird, ist von geringer Güte und Dauer, doch der Gesundheit nicht nachthei¬ lig , wie Fremde oft fälschlich behaupten wollten. In dielen Klöstern und Gärten haben wir dagegen eine herrliche Gattung von Aepfeln gefunden, welche die Grösse eines Kindeskopf erreichen, und sich über Jahr lcng erhalten lassen. Man heißt sie hier Dominaska, Herrnapfel. Noch nirgends sind uns so fchmakhafte dorgekommen, äusser denen, die mit ihnen in nächster Verwandschaft stehen. Die franzasischen Tambours 6'kiver Malus, kruüu maximo compreilo, kine ^Ki6ae inäe llsvae, punÄis et taeniolis fanAul- üeis 6issmtkO) brumali, des vuksmel^ *) Allein E Z unsere ') l'rLlke äes srkres trauer«, svec tiLures. km!r I7E 4- P-x. Z07. 70 unsere, haben oft 4 bis 5 Zoll im Durchschnitt, eine gute Säure und angenehmen Geruch, dabey ist das Fleisch durchsichtig und köstlich. Es scheint also, daß hier das eigenchümliche Clima für diese Obstart ist. Kirschen und Weichsel sind ebenfalls von ansehnlicher Güte, und kommen in dem wilden Zustande sehr gut fort. So gedeihen auch alle übrigen Feldsrüchte und selbst 'der Reiß in diesem lande. Aus dem grossen Morast vor Iaß, giebt es bey dessen Ueberschwem« inung im-Frühjohr und Herbst, nebst den oben ange- j führten Reigcrarten, auch sehr viele Enten- und Schne¬ pfen-Gattungen, besonders sehr fette Moosschnepsen (Zcolopax iimota, et Olottio I..) welche letztere in allen Weltcheilen vorkömmt. Wasserschildkrotten, ds- Kucio LI sind hier, so wie im ganzen Lande gar nicht selten , seitdem es bey der besondern Bildung des Landes, so viele Damme giebt. Ich habe oben der Stadt Iaß, nach ihrem gegenwärtigen Zustande erwähnt, jezt da sie ganz in der Gewalt der Russen steht, wird sie ganz militairisch behandelt, und hat eben so wenig Zufriedenheit unter diesem, als umer dem vorigen Scepter. Das Schick¬ sal des Krieges, die vorigen Neckereyen und Diebe- reyen, welche der gemeine Hausen dermalen zu dulken hat, kann freylich nichts als Mißvergnügen erwecken. Es sind zwar Ausschweifungen, bey den Russen keine trlerirte Sache, sie werden vielmehr sehr bestraft, wenn H ^7» / t. wenn man sie entdeckt; was macht sich aber ein ge¬ meiner Russe aus hundert Prügeln, und wie viele Ge¬ schicklichkeit erlangt er nicht durch die lange Uebung In der Dieberey, um seiner Gegenparthei zu entgehen! Hier siel mir der verstorbene ehrliche Rabner ein, wenn er sagt, was die Rachsucht eines Friderichs an sei¬ nem Wohnungsort überließ, trugen seine seynsollende Beschützer davon. Alterthümer hat diese Stadt nicht, noch wen,', ger Bibliotheken, die sonst in den Basilianer oderKa- ludger Klöstern, bei) den Katholischen oft in den herr¬ lichsten Sammlungen vorhanden sind oder wenigstens waren. Diese Leut?, ich meine die ganze Moldauische Geistlichkeit, hat kein wahres Studium, wie ich schon gesagt habe, all ihr Wissen geht auf geistliche Charta- tannenen, oder eitle Ceremonien, um einen Eindruck auf die Gemüther zu machen. Bey aufgeklärten Völ- kern ist dieses gewiß überfiüßig, und wie ein gewisser Tip unter der katholischen Geistlichkeit herrscht, der dem blödsinnigen Theil weis machen will, wenn dec Herr Erzbischof, und noch dazu Fürst ohne Lande nicht 50 oder 100000 Gulden zu verschwenden hak, die Religion von ihrem Ansehen verliere. Der ver¬ ewigte Joseph der Zweite, hat diesen römischen Kniff allzuwohl eingesehen, und einen Damm dagegen gebaut; allein ein zu frühzeitiger Krieg, der ihn wegen feines schwächlichen Körpers ins Grab stürzte, hat vor dor E 4 Zeit 72 Zeit fein Vorhaben durchzufehen vereitelt, welches der¬ malen die französische Nation nach feinem Beyfpiel, auf Pne harte Art auszuführen suchte Kein Mensch kann Wessen, ohne die Wahrheit zu vsrlezen, behaupten,, -er unermüdete Reformator habe alles fo ausgeführt / ohne den vielen Mönchen und Cdeln Unrecht z uz »füg en. Sein Wille war es,, ser schätzte den geringsten Bürger,, wenn er es verdiente, wie sich selbst. Allein, wer hat noch jemals in der Welt, eine zum allgemeinen Besten abzweckende Reformation unternommen, wo picht nur allzuoft; der Unschuldige mit dem Schuldigen hatte leiden müssen ? Die göttliche sowohl,, als die Profangeschichte , geben uns bekannte Beyspiele genug Davon, ohne daß ich nöthig habe, sie anzu führen. Montesquieu hat es mit feinen Beyfpiel bewiesen, wels¬ che nachtheilige Sache es damit ist, Run wurde unsere weitere Reise gegen das schwär» ze Meer gerichtet. Wir wandten uns von Iaß gegen Mittag, an den Sila ft uß zu, und liefen das kleine Gebkrg rechts, das hinter der Hauptstadt wegstreicht, und sich zwischen dem Burkad, dessen Entstehung es verschaft, und dem oben rvwehnken Silasiuß sich ab¬ wärts zieht. Nach einer Tagreife erreichten wir den Prnth wieder , und bis dahin war immer guter Bo¬ den, auch selbst die Hügeln und kleine Berge fan¬ den wir mit guter Erde bedekt. Die Sreinart war Wrgslschiefer und zeitlicher Kalkstein mit dielen Verstei¬ nerungen nerungen. In diesen Gegenden, so wie beynahe im ganzen Lande, fanden wir aufgeworfene Batterien, Ver-? schanzungen u. s. w. die in dem vorigen Kriege dem russischen Heere gedient hatten. Nebst,/dem, hatten auch die Moldauer den Gebrauch, auf allen Anhöhen ihre Grenzen, mit Aufwerfungen von großen Erdhaufen zu bezeichnen, die von weitem zerfallenen Redouten gleich sahen. Rechts, in dem kleinen Gebirg, welches noch Waldungen hat, ist die Bienenzucht, st wie im ganzen Lande nicht unbeträchtlich, wenn man bedenkt, baß sie in Friedenszeiten, dem Fürsten über 72000 Piaster einkragt , da sie hingegen in der Wallache,- kaum zwei Drittel ausmacht. Der Boden, der mit herrlichen blumenreichen Wiesen, und vielen Lindenwal» dern bedekt ist, scheint ganz für dieses st nuzbare In¬ sekt gemacht zu feyn, und wo Nahrung und Ueberfluß vorhanden ist, fehlt es auch nicht an der Vermehrung. Es ist in der Moldau nicht ungewöhnlich, einen Bie¬ nenschwarm, io bis iZ andere hervorbringen zu sehen, ob man gleich auch von noch einmal st viel behaupten will; es sind wenigstens 8 bis ro am gewöhnlichsten. Hier braucht es keine gelehrten Soeietäten, noch Zwang¬ mittel um sie hervorzubringen; es geht alles von sich selbst. Sollte die Zeit der Künstlerep in die Moldau kommen, st wird es auch nicht mehr soviel Honig ge¬ ben, und die natürliche Ursache ergiebt sich aus folgen, den. Die Zahl der Menschen vermehrt sich, und um C ö diesen diesen Nahrung zu geben, haben die Bienen ihnen Plaz zu machen, man wird die Lindenwälder aushauen, die schönen und fruchtbaren Wiesen in Aecker verwan¬ deln u. s. w. Wie sollen sich nun dieseIo nützbaren Thiere, in eben der Menge erhalten können, wenn ihnen von allen Seiten das Einkommen geschmälert wird? Ich muß immer mit Hohn zurück denken, als ich noch Sekretair bey der ökonomischen Gesellschaft in Herzogthum Krain war, und der sehr übel zu ver¬ dauende Befehl von Wien kam; man sollte dahin trachten, die Bienen stärker zn vermehren als bisher geschehen war, da doch dieses kleine Ländchen die Bie¬ nenzucht auf den höchsten Grad in der ganzen Mo¬ narchie gebracht hatte. Als dieses in der Session vorge- tragen wurde; so war mein Vorschlag: „man möchte uns von Wien aus unterrichten, wie man die Nah¬ rungsmittel für diese Thiere vermehren könnte, die wie der Unterthan in dem mittägigen unfruchtbaren Theil, aus Mangel derselben, so oft für Hunger ster¬ ben.,, Der Krainer spart weder Mühe noch Industrie seine Bienen zu ernähren, er hat sich sogar ein eige¬ nes Fuhrwerk ersonnen, um solche viele Meilen weit zu führen/ wenn sie so vieles eingeerndet haben, daß es ihnen nicht an Nahrung im Winter gebricht. Der Bauer dieses Landes war doch der erste, der dem Wie¬ ner die Bienenkultur gelehrt, wie man das Beyspiel von einem gewißen Bauern Iansha hat, der als or- denkli- ^-4—- 75 deutlicher Lehrer unter der Regierung Marien There. siens, in ihre Residenzstadt berufen wurde. Allein so ungereimte Bes^le müssen jederzeit entstehen, wenn sie von Manner, die yon so weit entfernten Provinzen gar keine Kenntniß haben, gegeben werden. Die Behandlungsart in der Moldau, ist die ein- facheste, so wie in Pohlen und Rußland. Entweder werden die Bienen im Walde gelassen, oder man halt sie in Stöcken in den Dörfern. Ein dergleichen Stock besteht aus einem Baumkloz drey Schuh lang, der ausgefault oder ausgehöhlet worden, wo an dessen En« de ein Seitenloch zum Ein und Ausgang der Bienen gelassen wird, oben und unken aber, oder an den bey-- den Enden wird er vermacht. Das grüne Wachs oder eigentlich Harz, welches die Bienen von den Linden und andern Baumen sammeln, ist wegen seines angenehmen Geruchs sehr merkwürdig. Diese Thiere wenden solches an, um den Eingang ihrer Behausung damit zu verkleistern, und daher trift man so wenig an. Ich kann wohl behaupten: daß der Honig dieser Provinzen , besonders gegen das schwarze Meer, dem von Narbonne aus Frankreich, an Güte und Geschmack nichts nachgiebt. Ich habe solchen, als großer Lieb¬ haber, von beyden Landern in meiner Jugend genug, sam genoßen, um davon urtheilen zu können. An Pflanzen fanden wir hier sehr haustg die türkische Me¬ lisse 76 lisse (vracocepkalum molZavieum^I..). Die Blü- the dieser Art war weis und blaßroth. Der FalschyerDistrict, ist gleich Züchtbar. Hier begegneten uns verschiedene Emigranten, welche der Grausamkeit der Türken, die am schwarzen Meere noch herum wütheten, entgangen waren. Es waren Tatarn, Zigeuner, Bulgarier, einige Ksrämi und Fi« lipovanj, deren ich im ersten Thekl dieser Reisen er¬ wähnt habe. Die zwey lezten, waren sehr schön ge¬ wachsene Menschen, und hatten viel Vieh bey sich. Unter allen, die in dergleichen elenden Orken herum- wanderten, waren die Filipovaner die einzigen, die ihr Schicksal am gedultigsten ertrugen. In dem ersten Theil meiner Reisen habe ich von den Karämi oder Karaiten gemeldet, daß sie unter dem ganzen Israe¬ litischen Volk die besten und nützlichsten Menschen sind- Ihre Religion ist eine der einfachsten, da sie in nichts anderm besteht, als daß sie sichsganz alleine nach den Bü¬ chern Moysis richten, die sie Kara nennen, und davon sie selbsten den Namen erhalten haben. Sie kennen keine Talmudisten oder Kirchenlehrer, keinen Aberglauben, als wie z. B. das Gebet beym Mondschein, zu verrichten, «och Skapulire oder die zehn Gebote in Form einiger Fetzen am Leibe zu tragen, um als wahre Juden zu erscheinen, und weit weniger die übrigen Possen welche sonst die Juden bey den Gebeten beobachten. Kurz ihre Religion hat wegen der Einfachheit viel Phi¬ losophie, losophie, und verdient vor vielen ander«/ den Vorzug. Sollte es wohl würklich Völker auf den beyden Hälf¬ ten unserer,Erdkugel geben!, die keine Religion kennen, dergleichen die Apiponier nach Dobrizohofer in Ameri¬ ka^ die Caffern und Hotkentoten in Afrika, nach den. Bericht des Herrn I.e Vaillant*) seyn sollen, und welche dennoch aus guten und von aller Tyrannei) be- fteyken Menschen bestehen? Es sagt dieser Verfasser von ihnen folgendes; — ze n'/ ai vu aucune trags 6eKeli§ion- rien czui spprocke msme cis 1'i6ss 6'un etre ven^eur et remunerateur. I'ai vecu slker lvnF temps avee eux, ekeg eux, au fein 6s leurs 6esert8 paissbles; z'aj kalt, avec c68 bra- V68 UUM3IU8, 668 Vo^AZ68 6aN8 6e8 l^e§ion§ kort eloi^nees; nulle part zs n'ai reneonträ Nien cjui ressewble s 6e la Religion; risu 6e ce czu'il 6it 6e leur lä§!8lation, 6e leurs enter- rement8; rien 6e'ce c;u'il prati^uant a la nsilkan^ ^e 6e leur8 enkan8 mäle8; tien en6n et kue tout 6s ce czu'il ke plsit 6etailler, 6s ls ri- 6icule et 6e§outsnte cärLmonie 6e leur-s ris^L8. Die Gegenden die wir nun bereisten, und je nä» her wir gegen die feindlichen kainen, fanden wir desto mehr *) Vo^ZL äe lVlr. le Vüillsnt klANL l'i'nteneür rle I' ^kri-. qus p»r IL Osp Ue boNne k.speesnce üsns ixz gnnees 1780^88. 2Vol. L e»is 1790» 78 mehr verheert und abgebrennk. Da aber die kaiserli¬ chen Armeen immer weiter hervorrückten; so kamen auch viele Moldauer und nogaische Tatarn wieder in ihre verlassene Dörfer zurück. Der Boden'von Fal¬ sch!) ist meistens ganz eben und gut, er ist zwar lehm¬ artig, doch mit den besten Futterkräutern besetzt. Der gemeine Wiesen- und andere Kleearten (IHsolwm pratenle), wachsen zu einer erstaunlichen Höhe. Kommt man weiter gegen Süden in das kohurluische Gebieth, so findet man mehrere kleine Gebirge, die ans Sedi- ment und andern schlechten Kalksteinarten bestehen, deßgleichen hin und wieder, weißen und blauen Gips, so wie auch einige Wakken. und Schieferarken. Falschi, wo vor Zeiten die Stadt Taiphalia nach Herodots Zeugnisse soll gestanden haben, ist ein elen¬ des zernichtetes Dorf, wo man nirgends die geringste Spur von einer vorhin gewesenen Stadt finden kann. Die Lage wäre freylich für eine Stadt herrlich genug, da der Pruth gegen Osten vorbeyströhmt. Bey un¬ serem weitern Vorrücken, trafen wir auf das Heer der Russen, welches eben nicht sehr beträchtlich war. Der berühmte General Suwarow hatte das Kommando darüber. Da unser Vorsatz war, an das schwarze Meer zu kommen, um dessen Höhe zu erforschen, in¬ dem nach aller Wahrscheinlichkeit solches gewis um ein oder mehr Klafter höher ist, als das Mittelländische, und dieses ebenfalls um so viel höher als der Ocean ; so so wurde doch unser ganzes Vorhaben versWp;unach- dem die Russen Galaty wieder verlassen Mstchvor Terkuksch oder Tekutsch mit ihren VorpostM-zurück. gezogen hatten. Da ich erwähnt habe, das schwarze Meer stunde höher als das mittelländische, so beruht der Erweis auf dem Einfluß der vielen grossen Flüsse in dasselbe, als wodurch die Oberfläche im Verhältnisse zu klein wird, um durch die Ausdünstung eben so viel Wasser wieder zu verlieren, wie es dann auch schon bey dem Bosphor, wo stets der Ausfluß gegen das mittelländische Meer hinhält, genugsam erhellet. Auf den hier in dieser Gegend befindlichen Anhöhen, konnte man den Ausfluß der Donau ins schwarze Meer, sehen. Gern wären wir bis Mine unweit Giursheny gegan¬ gen, um zu einen: Mursak (Seitenkind eines Chans) zu kommen, der ein Mann von vielen Geisteskräften gewesen seyn sollte, und Fremde sehr in Werth gehal¬ ten hatte; allein da sein Wohnort schon in Bessara-, bien war, und wir nicht sicher seyn konnten, den Tür» ken in die Hände zu fallen; so mußten wir davon ab. stehen. Wir verliessen also die Grenzen von Bessara» bien, und wandten uns gegen Osten, dem Burlakflss; zu, wo wir wiederum aus leßtbenannten Lande Emi¬ granten antrafen , die ziemlich viel Vieh mit sich hal¬ ten, um sich hinter beyde kaiserliche Armeen, welche vom Kohnrlin an dem Oruth, über den Burlat und dem Sirekhfluß, zwischen Adschut und Foßschany im Alliqur- 80 AlliguxtWt -standen,' zu begeben. Dieser ganze Strich LandUs jst,. ob gleich viele Sümpfe darinnen sind, doch gleich gut und fruchtbar, wiewohl Menschen und Vieh, im Sommer von den Schnacken (Lulex b..) so erschrecklich geplagt werden, als es immer in den sumpfigten ungarischen Gegenden geschehen kann. Ich habe diese Beschwernisse in beyden Landern genugsam empfunden, und verlange sie nicht mehr. Unweit dem zernichteten Dorf Draguneschy, so wie sie beynahe alle,in dieser Gegend sind, setzten wir über den Burlad, darauf wir dann gegen Adschut, an dec Ostscite des Sireth in ein sanftes Gebirge ka¬ men. In allen diesen Gegenden wächst häufig Haft¬ dorn , Weidendorn oder Seedvrn (blippopkae rlwm- noiöes), der manchmal im sündigten Boden 2 Klafter hoch sich erhebt, und oft so dicht beysaMmen sieht, daß man nur mit großer Mühe durchkommen kann. Eben dieses Gewächs war dem Militair, als eine un- bekannte Pflanze so beschwerlich, daß bey dem nächt¬ lichen Marsch vor der Batallie von Fokzchani die Trup¬ pen ausserordentlich dadurch gelitten hatten, und bis zum Unwillen darüber aufgebracht wurden, indem di- meisten mit blutigen Küssen ins Treffen musten. Sie nannten dieses Gesträuch den stachlichten Rosmarin oder Weiden', wegen der Aehnlichkeit der Blatter die eS damit hatte. Die Moldauer Hessen sie Skin, und die mit ihr so häufig wachsende Zwergeiche Czeretis. Das erstere erstere Wert bedsutek nur einen Dorn, denn da die Sprache dieser Ration ausserordentlich arm ist; so hat sie für Pflanzen noch keynahe keine Wörter. Dieser Strauch, der aller Orlen in den gelinden Himmele* strichen von Europa vorkömmt, hak noch keinen andern wahren Nüßen, als zu Hecken. Die gelbe oder röche Beeten, welche ein färbendes Mikkel sind, gebrauchen einige Einwohner der Moldau und die Tatarn zu einem sauren Trank in hihigen Krankheiten. Die Zigai-Scha¬ fe , deren ich im ersten Theil erwehnt habe, fressen das janb, so wie die Ziegen mit Begierde, das Fleisch aber von diesen Thieren, soll eines etwas unangeneh¬ men Geschmack davon bekommen, wenn sie es sehr häufig geniesten. Die Wälder hatten hick Diele Pap* pelü/ Ulmen und finden. Aus der Rinde und dem Splint dieser Baume, werden Schachteln und allerley kleine Sachen- als Stöpseln ü. d. m. gemacht. In trocknen Gegenden-, sind die Eichen und Buchen am häufigsten, die den Schweinen eine hinlängliche Nahrung verschaffen. Hier sanden wir einigemale die Nester der narbonischen Meise, (karus narboneniich die sehr künstlich von der Pappelwolle verfertiget wa¬ ren. Da in einem sich noch die Jungen befanden; so konnten wir, ohne zu irren , sie vollkommen erkennen. Die Nester sehen von weiten wie Krokodileyet aus, die an fadendünnen Baumasten hangen.. H«cq,phys. polit, Reisen/uTd- § Bevor L Bevor wir über den Sirekhfluß setzten, stießen wir abermals auf eine Parthie Emigranten, dis sch dann mit uns höher ins Land Zogen. Sie hatten viele Schafe, Schweine und Rindvieh mit sich. Dieß war auch meistens alles, was wir von Hornthieren in der untern Moldau von der Hauptstadt an, zu sehen be« kamen, da sonst in Friedenözeit, dieses wahre Vieh- jand in allen Verstände, so angefüllt damit war, Laß man nur, nach dem Contributionsstuß Zu urkheilen, mehr als 4 Millionen Ziegen darinnen rechnen konnte, Und welche Menge von Pferden, Ochsen, Schweinen, Flügelwerk u. f. w. sind nicht noch nebst diesen darin¬ nen gezogen worden, wo man dermalen, als wie nach einer Pest alles leer fand. Man denke sich nur?den ein¬ zigen Artikel, an Rindvieh ; von welchen jährlich 40220 Stücke, nur um das Fett zu erhalten, ausgekocht wer¬ den. Das Fleisch davon wird weggeworfen, der Talg in Haute einqepackt, und nach Consiantinopel geschickt. Von den Schaafarten, wie ich weiter erwähnen wer¬ de, har das Land nur eine einzige Art oder SpecieS, Ovi8 Lories. Davon giebt es aber hier drey Abarten. Die ersten sind die Zigen, (Ovis tüfpamcak..) wel¬ ches eigentlich das gemeine Schaaf mit kurzer und sehr feiner Wolle ist. Doch dieses Thier ist nicht so dauer¬ haft, wie das folgende. Der Centner von dergleichen Wolle, kommt auf Zs, ja dermalen von der reinen / bis auf 6Z Gulden, da hingegen die grobe nicht halb ft so viel an Werth hat. Das Fleisch ist wegen des vielen Wermuths, der im Lande wachst, und von die¬ sen Thieren verzehrt wird,', sehr köstlich. Die zweyte Abart, ist (Ovis loriZicsriäa ll..) das ungarische Schaf nach dem Grafen von Buffon, welches in der Moldan, Zurkan oder Varsan, genannt wird. Diese Schaafe haben eine sehr rauhe und starke Wolle, und wieder¬ stehen allen Witterungen. Die dritte Abart ist (O vis b..), es ist das Tatarische, der Breitschwanz, oder Fettschwanz, dessen ich schon im ersten Theii er¬ wähnet habe. Der beträchtlichste Nutzen der Schaafe dieses Lan¬ des, ist nicht allein die Wolle die man von ihnen er¬ hält, sondern auch der so vielfältig gute und mittelmäs¬ sige Käs, der aus ihrer Milch zubercitek wird, wo^ von ich des weitern ein mehreres zu berichten habe, hieknächst auch die Häute, sowohl der Jungen als der Alten, welche zu Pelzwerke dienen. Diejenigen, die man zu den katarischen und pohlischen Mützen braucht, und von ansehnlichem Werthe sind, werden den trächtigen Schaafen, in der Zeit wenn sie schütten oder werfen, aus dem Leibe geschnitten, und sind die kostbarsten, An einer dergleichen ungebohrnen Frucht bemerkt man öfters allerley Nüanzen von Farben, die ins blaßrokhe oder t'osenfärbige schlagen. Die reichen Pohlen, wie über- Haupt oft ihre Kaprizen auf nichts bedeutende Sachen Lehen, Zahlen ro und mehr Dukaten für ein so klei. F 2 nes 84 neS Fell. Doch werden die meisten nach Astrakan, in die Buccarey, in die Türkey und nach Persien ver¬ kauft. Die gewöhnlichsten sind schwarz und aschgrau. So viel ist gewiß, daß die Tatarische und Mol¬ dauische vor der Zeitigung heraus genommenen jam¬ mer , die schönsten Pelzwsrke zum Futter und Aufschla¬ gen der Kleider geben. Dergleichen Felle sind nicht allein wegen ihrer leichten, feinen und kurz gekrausten Haare sehr angenehm, sondern auch we-en des Glan¬ zes, darunter sich die Tatarischen oder Krimischen sehr ausnehmen, äusserst beliebt. Dieses Pelzwerk führt überhaupt den Namen, Baranki, nach dem pohlnischen, Schaasfelle. Warum bleiben doch die haarigte Theile der Thiere in stärkeren Glanz und Schönheit, wenn sie in dem Leben als nach ihrer Erlegung, abgeuommen werden, wie hier der Fall ist. So wird z. B. der dem Elephanten bey seinem Leben abgenommene haa- rigre Theil des Schweifes, bey den Großen von In¬ dien, wo er zur Abwehrung der Insekten gebraucht wird, im grösten Werth gehalten. Die Moldauer und Wallachen *), ziehen nicht allein ihren Vortheil aus dem Fleisch und den Hauten dieser Diese Benennung gilt nur kn Anbetref des Landes/ wo sie wohnen aber nicht dec Nation nach, indem sie in beydcn Landen eben dieselbe ist- die darunter gemischten Fremden, ausgenommen. dieser so nutzbaren Thiers, sondern auch von der Milch, davon man meistens in diesen Landern leben muß. Der IxLiLtikawal 6s muntis oder Schaaskase des Ge- birgs, ist der beste und nahrhafteste, der sich in seinen geformten Laiben am längsten aushalten last. Dieser Kaß kann einen Menschen lange Zeit hin, ohne Brod ernähren, wie wir es selbsten manchmal ausgehalten haben. Der sogenannte Brimse, als der gemeinste wird, von etwas weniger selten gesäuerten Milch ge¬ macht / er ist weiß lgid nicht zusammenhängend, und wenn er nickt sehr alt ist, so ziemlich wohlschmekend. Der oben erwehnte Schaaf; und Goiskaß wird wegen der Güte, aus jweyerley Art gemacht. Ist einmahl die Milch zum Theil abgerammen worden, so wird er magerer Käß genannt, und dann, wo solches nicht ge¬ schehen, ist er unter dem Namen, guter Käß, bekannt. Die Früh und Abend Milch, wird in einem ku¬ pfernen Kessel über das Feuer gesezt. Erreicht sie ein- mal den posten oder Kosten Grad des Reaumürischen Wärmemessers, so wird sie stets umgerührt, wo dann von dem jungen Lamm, in den Alpen, Baiz, genannt, einer Haßelnuß groß im Wasser ausgelöst und hinein ge- schüttet wird, woraus man dann die Milch wieder so lang umrührt, bis sie gerinnt, dann wird sie vom Feuer gesezt und mit einem Bret zugedeckt, um sie langsam abkühlen 5» lassen. §3 Das 86 Das Junge vom Lamm, ist hier zu Lande der Ma- gen von jungen Lämmern, als welche, wenn sie geschlach¬ tet werden, den Magen noch voll Milch haben. Die¬ ser wird etwas gesalzen, dann getrocknet, und so ist die ganze Gerinmachende Materie fertig. Wenn sich durch das Umrühren der Topfen gehö¬ rig gemacht, und auf den Boden gesunken ist; so wird er dann aus den Molken hcrausgeuommen und auf Rohr gelegt, damit er abtrocknen kann. Nach die¬ sem, wird er gesalzen und so lange mit den Händen ge¬ knetet , bis kein Wasser mehr von ihm heraus kommt, dann wird er wieder in fette Molken oder Kaßwasser etwas gekocht, und nachgehends in runde hölzerne Formen geschlagen, worinnen Zeigen angebracht sind, und stark beschwert, damit er eine beträchtliche Feste be- kommt. Ein solcher Kaß wiegt von 4 bis lr und mehrere Pfunde. Dies ist dann der Kaschkawal dec Moldauer und Fikari der Pokutier. Dieser in der That gute Käß ist natürlicherweise, je fetter er ist, desto besser an seiner Güte. Die Schaafe die den Menschen so sehr nützlich sind, sind zum Unglück allzuvielen Krankheiten unterworfen, besonders aber in der Moldau, wo sie auf feuchten Gegenden so häu¬ fig mit dem Leberwurm (kaicstola kepaUca U.) ge¬ plagt find. Nebst allen bekannten Krankheiten dieser Thiere, werden sie auch oft hier im Lande, noch mit einer rödrllchm Gelbsucht befallen, welche sie nach Aussage der der Einwohner, von dem Genuß der Dotterblume (Oal- tftn palustris I..), worauf sie sehr begierig sind, be¬ kommen sollen. Der Genuß dieser Pflanze mag zwar vielleicht etwas nachkheilig seyn, aber es ist ehender zu vermuthen, daß durch diese Pflanze der oben erwehnte Leberwurm oder eine andere unbekannte Art häufig mit genossen wird, der dann durch das Einschlurfen, in dem gemeinschaftlichen und dem Lebergallengang manchmal stecken bleibt, wodurch dann die Galle nicht mehr in Hie Gedärme abgeführt werden kann, sondern in das Geblüts zurücktritt und dann natürlicher Weise, die Gelbsucht verursachen muß. Bey den oben angeführten Flüchtlingen, befanden sich auch einige sehr merkwürdige Ferkels oder junge Schweine, die an ihrem Körper nach den Farben, den halb wilden und halb zahmen Zustand zeigten. Es war nehmlich der vordere Theil weisgelb, und ganz einfar- big, der Hintere Leib hingegen, hatte die ordentliche Liverey eines Frischlings, nemlich schwarz und braun gestreift. So war auch manchmal, die Hälfte des Kör¬ pers auf einer Seite gestreift, auf der gegenüberstehen¬ den aber ganz einfarbig. Man sehe was davon schon anderwärts gesagt worden, besonders auch in dem physi, kalischen Magazin *), wo Herr Pr. Blumenbach eben- F 4 falls *) Borgt physikalisches Magazin 6 Band, erstes ^tück Gotha 1789 und von mir in einem der folgenden Stu» cke über eben diesen Gegenstand. §8 falls erwähnt, daß es in Europa nur eine einzige Schweirisgüttung (Zpeciss) giebt. Erstgedachte Truppe, hakte auch einige Hammel mit breiten Schwei¬ fen. Zur Bewunderung war an ihnen zu sehen, wie fett sie noch waren, obgleich diese Thiere schon eine Zeit lang mikgeloffen sind, und dennoch ganz gensis, eins Fette von 20 Pfunden au ihrem Schweif hatten. Ei¬ nige einzelne Parkheyen dieser Leute, bestunden aus Ta¬ taru, die ohne Zweifel, so wie alle bey der Einnahme der Criwm / für den Russen sich geflüchtet und in dis Moldau gezogen hatten. Die übrigen bestunden aus- Juden. Die letztem redeten unter sich nichts, als ihe ren durch ganz Europa gewöhnlichen Ja egen. DaS erstemal, als ich in diesen Landern war, hielt ich sie so wie viele anders für Bulgarier, indem ihre Klei¬ dung und ihr oft nomadisches Leben, sie nut jenem ganz dem äusserlichen Scheine nach, ähnlich macht. Es ist zu bewundern, daß seit dem 14 Jahrhundert, als König Ludwig sie aus Hungarn jagte, und sie sich durch ganz Moldau, Wallachey und Bessarabien aus- breiteten, nicht das geringste von ihrem Dialect verkeh¬ ren hatten. Nur die einzige Kleidung hat bey ihnen cine Aenhenmq gelitten, aber was für ein himmelwei¬ ter Unterschied ist »licht von einem moldauischen, gegen einen pohlnischen Juden. Ersterer ist reichlich, macht in seiner Kleidung und Bart beynahe keinen Unterschied gegen einen Bojar Divan, ist seinem Nebenmenftheu nicht —s;- nicht überlastig u. s. w. dagegen der pohknische gewis das niederträchtigste und säuischste Geschöpf ist, das mit aller Falschheit und National Ränken angefüllt, nur seinen Nebenmenschcn, es se.y auch um noch so we¬ nig als es wolle, zu betrügen sucht. Ich habe mit solchen mehrmalen den Versuch gemacht, ste mit einer geringen Arbeit, gegen eine gute Belohnung zu be¬ schäftigen ; allein es gierig keineswegs an. Es war ihm lieber zu darben, wenn er nur vor« einem Chri¬ sten die Wochen durch, 20 Kreuzer mit betrügerischen Ränken, als mit viel weniger Mühe, 2 oder Z Gul¬ den auf redliche Weife gewinnen konnte. Ihm ist es nicht zu viel, eine ganze Woche hindurch und noch län¬ ger, in ein Halis zu laufen. Wenn er auch nichts gewinnt; fo lebt er dennoch stets in Hofnung, er wer¬ de doch einmal den Gauner, ein gewöhnliches Schimpf¬ wort gegen einen Christen, erwischen. Hat er seinen Endzweck erreicht, so ist er in seinem Vergnügen. So scheußlich ist diese Rässe von Menschen, in ihrem moralischen Karakter herunter gekommen! Sollten dis von Joseph dem Zweyten, so preiswürdig ei'ngeführten Schulanstalten, unter ihnen nicht fortgesetzt werden; so wird ewig nichts aus diesem Volke. Von die¬ sen Anstalten habe ich schon sehr guten Fortgang ge¬ funden, nur sind sie so wie dis dabey stehenden Lehrer, meistens, dem ganzen dummen Volke und ihren schur¬ kischen Rabinern verhaßt. Der Strich des Gebirgs, F 5 welcher y o welcher sich zwischen dem Burlad und dem Sirethfluß gegen Galmy hinunter Zieht, besteht meistens aus ei¬ nem sandigten Mergelstein, mit Ueberresten von Meeres- produkten angesüllt. In diesem kleinen Gebirge, hatten sich schon seit vielen Jahren einige Serbische und Ta¬ tarische Familien niedergelassen, allein dermalen fanden wir von lezkern, nur eine einzige auf unferm Wege. So arm diefe Leute auch waren, so frengebig waren sie doch init allem was sie hatten. Allein wir bezahl¬ ten sie nur mit fo viel Paras als ihre Waare werth war, um sie nicht auf uns lüstern zu machen, indem wir aus Sulzers und andern Berichten wußten, daß das Todschlagen bey ihnen kein Verbrechen ist, und so wie man abnehmen konnte, waren sie eben nur zu¬ fällig hier, um nach ein paar Tagen wieder weiter zu ziehen. Sie hatten vieles Vieh bey sich, aber da eS sehr mager auösah, fo war nicht zu zweifeln, daß eS von den langen Marschen oder durch das Herumirren in den Waldern, abgezehrt worden, denn hier fehlte eö nicht an guter Weide. Als wir sie nach ihrer Tracht und Miene, zum Theil für Tatarn hielten; gieng die Frage - s W llachisch und Slavisti) an sie; wer sie seycn ge a werteten uns; Nohaj Tatar, folglich wa¬ ren B ffarabische Tatarn, wovon Sulzer im zwey- ten Thel! feiner Geschichte ausführliche Erwehnung macht. D-e Tracht dieser Leute war für uns neu. Die Manner, von denen einige mit' etwas Waffen Verse- versehen waren, hatten den Kopf bis auf einen Haar¬ busch geschoren, der dann mit einer gefleckten Kappe von Pelz bedekt war. Auf dem Leib hatten sie ein Hemd mit Halbärmeln von Kalbfell, die Haare aus¬ wendig ganz so wie ein pohlnischer Zupan, der aber in die Hosen gieug, geformt. Aus dieses folgte nun von braunen Tuch auch oft von Pferdehaut gemachter Ueberrok oder polnischen Kontuß, der meistens bis an die Knie reichte. Die davon aufgeschlizten weiten Aer- Meln, lagen aus dem Rücken. Um den Leib hatten sie einen ledernen Paß oder Binde mit gelben Nageln be¬ schlagen, daran Hieng ein eben so beschlagenes Pulver¬ horn und lederne Tasche, worinnen sie ihr Feuerzeug, das Geld und andere Bedürfnisse aufbewahrt hat¬ ten. Ihre lange, von unten sehr weite Beinkleider, waren von schwarzem Tuch, und ihre Schuhe von Bast. Die Weiber hatten nach türkischer Art, ein gros¬ ses weises Tnch von Baumwolle, um den Kopf geschla¬ gen, welches in der Höhe zugespißt und über die Stir¬ ne mit Franzen besezt oder auSgezakt war. Um dem Hals trugen sie manchmal Gehänge von etwas Geld, gelbe Knöpfe, Muscheln, I..)und andern dergleichen Schmuck. Ueber dem baumwollnen Hemd und den Beinkleidern, hatten sie einen langen ieibrok, der meistens gestreift mit ganzen Ärmeln be- war, und einen blauen oder braunen Cirkas oder Ueber- 92 Ueberrock mit Halbärmeln, darüber der am untern E'.de, auf drei) Seiten ausgeschnitten und mit bunter Wolle gestikt war. Um den Leib trugen sie eine viel¬ farbige wollene oder lederne Binde, und an den Füssen Sandalen oder Schliefschuhe. Man sehe die ersie und zweyte Tafel, wo Mann urd Weib natürlich abgebildet find. Moldauer, die wir noch manchmal in dieser Ge¬ gend zu Gesicht bekommen, haben uns einstimmig ver¬ sichert, die Tatarn wären viel besser und friedfertigere Leute als die Seebier oder Raizen. Kurz gesagt, Slaven sind Slaven, und verdienten, wenn es mög¬ lich wäre, eine vollkommene Umbildung. Die TataM sind doch, wenn sie nicht die Noch drukt, überhaupt gute Leute und haben den unerträglichen mahometanischen Stolz nicht, und sind dabey weit arbeitsamer als diese. Zwischen Adschut und Bojana, sichten wir über den Sirethstuß. Der Boden war sehr sumpstgt und sandig. Die ganze Gegend bestünde aus einer Ebene bis zu dem Butnahfluß, welcher durch Fokschany, (Sulzer a. a. O.) stießt. Vor uns gegen Westen, lag das niedere Gebirg von Odobesti, welches einen sehr trefiichen Wein giebt, der dem Champagner gleich kommen soll, wie viele versicherten. Ob ich zwar kein Weintrinker bin, so konnte ich doch nicht damit ein¬ stimmen, wenn anderst jener ein achter war, den ich in Iaß versucht hatte, und der von eben dem Ge¬ wächse 9Z wachse gewesen ssyn soll. Hinter diesem Weingebirge, stoigr der westliche Winkel der transalpinischen Alpen in die Höhe, der dem Namen Magura de- la Odo- besti hat. (Man sehe die Vignette zum 6. Kapi'el). Dieser macht die dreyfache Grenze von der Wallachey gegen Süden, von der Westen Moldau gegen Osten, und von Siebenbürgen gegen Westen und Norden, aus. (Man sehe die Vorstellung davon auf der 2tsn Vignette Zu der Vorrede) Dieses Gebirg ist der Standpunkt, wo die Europäische Alpkette, welche von dem Hsmus von Westen nach Osten zur Donau hinlauft, die Wal« lachey vom Bannat und Siebenbürgen scheidet, hier 'am Gebirg Magura auf einmal einen scharfen Winkel macht, und sich von Süden nach Osten wendet, wo es dann gegen lehte Gegend eine beständige wellenför¬ mige Flache vor sich hat, welche die Moldau, Poh¬ len oder Gallizien ausmacht, bis zu dem Gebirg in der Iablunka, wo Schlesien mit Pohlen, Hungarn rind Mähren zusammen kommen. Hier hört das Gebirg, wie im ersten Theil erwähnt worden, in einer kurzen Strecke mit einer Einsenkung auf, dann fängt das böhmi¬ sche Riesenqebirg an, worauf sich solches dann endlich in ein Mittelgebirg endiget, welches von Osten nach Westen läuft und Sachsen von Böhmen theilt, wie schon mehrmalen erinnert worden. Da bey unserm Daseyn die Türken noch immer die Grenzen von Siebenbürgen bestürmten, in. der Hof« nung, Y4 nung, die ihnen der Fürst der Wallache»), nemlich der dermalige Seraskier Maurojeni gab, Kronstadt zn plündern, blieb es uns unmöglich, dieses Gebirg z»i besuchen, da sie selbiges noch, so wie die ganze Wal- lachey, in Besch hatten. An dem Ausfluß des Tata ru§ (Tatarusch) in den Sirethfluß, fanden wir das kaiserliche Heer des Prinzen von Coburg, welches im¬ mer mit großen Schritten dem Großvezier entgegen gieng, sein erstes Korps bey Fokschan über den Hausen warf, und ihn selbst mit weitern Vorrücken an dem Rimnikfluß aus das Haupt schlug, da doch seine Macht gegen yoovo Mann auSmachte, die des Prinzen hingegen, mit dem zu ihm gestossenen vortref- lichen General Suwarow, nicht über 24002 Mann stark war, auch bey beyden Treffen kaum mehr als I Zoo Mann verlohren giengen, da hingegen der Groß- Vezier Gazzi Haffan sechsmal mehr und nebstdem noch sein ganzes Lager und schwere Artillerie, wo vor man¬ chem Stücke zehn Paar Büffelochsen gespant waren, einbüste. Da kann man sehen, was eine wohldifcipli- nirter Trupp gegen einen undisciplinirten ausrichten kann , wenn auch zehnmal mehr persönliche Bravour bey letztrer als bey der erstem wäre, und zumal, wenn mail einmal weis, daß man seinen Feind nicht erwarten, sondern selbst angreifen müße, als wodurch dm Tür¬ ken jederzeit der halbe Muth benommen wird. Eine aufgcheiterte Nation in Europa, hat es wohl eingesehen, wenn oz wenn sie sagte r ne faites pas faire Is Sverre SNX turcs, car on verrs lem s foiblesse, und in der That hat es mehr als zu wahr eingetroffen. Hier ist abermals gegen die oben envehnte Karte, anzumerken, daß an dem Sirethfluß gegen Osten her¬ unter, nehmlich weit über Adschut angefangen, bis Zum Ausfluß des Burlads, kein Gebirg angezeigt wor¬ den , ferner liegt Fokschany von Sireth an , mehr ge¬ gen Mittag und das Städtchen Adschut (Sulzer a. a.O.) welches ganz und gar nicht mehr existier, ist dicht an den Sireth, und nicht am Takrusch gelegen. So liegt auch Odobesti von der Vereinigung beyder Flüsse an, mehr gegen Südost, deßgleichen auch der Paß Bojza vom lehren Orte mehr gegen Norden. Als wir bey dem österreichischen Heer eintrafen,sa- hen wir ganz Fokschany von den Türken in Brand ge¬ setzt, st wie überhaupt ihre Gewohnheit ist, bey einem Rückzug alles zu verheeren. Sollte sich einmal eine russische Flotte vor dem Bosphor zeigen, oder gar ei¬ nige Schiffs sich dahin durchschleichen können; st wer¬ den die Türken die ersten seyn, die Eonstantinopel in Brand stecken, um sich nach Asien zu flüchten. Nach¬ dem wir bey unfern gmen Freunden uns einige Tage im Lager aufgehalten hatten, um uns mit allem Noth- wendigen wieder zu versehen; st nahmen wir uns vor, auf der linken Seite des Tatarusch zu bleiben, um über das hohe Gebirg, in Siebenbürgen einzudringen. Wir richte- y6 -7^ richteten also unfern Weg gegen Westen, dem Bojza od^r Buschan. Passe zu. Mein die Türken, ob sie gleich kurz vorher, mit beträchtlichem Verlust von diesem und dem Tömös, oder Tömöscher Passe, um nach Kron¬ stadt zu kommen, zurückgekrieben worden, gaben doch ihr Vorhaben noch nicht auf, in Siebenbürgen ein¬ zudringen. Wir wandten uns also mehr auswärts, wo uns Petroskaui und der Fluß Tatrusch rechts blieb, biß zu dem Ork Grozest, wo wir den Weg durch das Gebirg, zu dem Paß Ojtoö erreichten. Bey diesem Orte, fanden wir abermals ganze Vorberge mit Salz angefüllt. Diese Gruben suchten zwar die Russen vor einigen Jahren, so wie es die Türken zu Okna ge¬ macht, zu Grund zu richten; sie konnten aber eben so wenig ihren Endzweck erreichen, als man einstmalen von österreichischer Seite ihn auszuführen gesint war. Von diesen Calzstöken an, kamen wir stacs an dem von Ge¬ birg herabkommenden Wildbach Ojtos, aufwärts ins Innere der Gebirgskette. Bis zu den lehren Hausern oder dem Dörfchen Hersan, blieben wir noch immer unangefochten, allein hier und fernerhin wurde uns an¬ gedeutet, daß wir den Maurojenj, der mit seinen Leu¬ ten im Gebirge herumstreifte, gewis in die Hände oder sonst in Sklaverey fallen würden. Wir hielten daher eine kurze Zeit stille, um unfern Pferden durch frisches Futter neue Kräften zu geben, doch während unseres Aufenthalts siel ein starkes Gewitter ein. Mein Vor- chlag —H 97 schlag war, daß Key diesem zwar höchst beschwerlichen Fall dennoch durchzukommen wäre, indem die Feinde sich in entferntere Anhöhen Zurück ziehen würden, und mir ohnehin nur 2 bis z Meilen, noch zu dem Siebenbürger Paste «hatten. Meine Gesellschaft faßte Muth, da sie wüste daß ich keine Einwendung in dergleichen Fallen jemals annahm, und wir sichten unfern Weg nnit vie¬ len Beschwerden, wegen der Stärke des Wildbaches, der durch den stäken Regen anwuchs, fort. Allein, kaum waren wir eine kleine Meile weit gekommen, als rückwärts die Brücken, durch das immer mehr an- schwellende Wasser weggerissen wurden, und vorwärts uns Flüchtlinge entgegen kamen, die eben von einer klei¬ nen Karavane, die durch den Paß wollte, und auf dem Wege vor einigen Stunden überfallen worden, mit vielem Wehklagen auf uns zueilten. Nach ihrer Aussage, waren einige von ihnen erlegt worden, die sie vermißten, und da sie ohnehin alles in Stich ge¬ lassen , so hätten sie gesehen, daß die Feinde mit ihrer Beute entwichen waren. Allein, da sie uns nicht sa¬ gen konnten, ob sie wirklich Türken oder Arnauten ge. wesen; so wollten wir vonunserm Vorsatz nicht abwei- chen, so sehr wir auch ins Gedränge gerakhen warm, Key diesen großen Stürmen uns durchzureissen, indem wir den Feind sowohl hinter als vor uns hatten, und uns auch das Wasser, die Brücke gegen Grozest wegge- Nommen hatte. Wir gjenqen mit unfern Waffen, so Hacq, phys, pslit. Reisen, llTh, G Viele viele wir deren hatten, vor unfern Pferden im grossen Regen einher, und durch einen Weg, den das Wasser von allen Seiten zernichtet hatte. Mit vieler Mühseligkeit gelang es uns zum größten Gluck ohne angefochten zu werden, in der Dämmerung den Paß zu erreichen. Allein hier war es beynahe das non plus ultra für uns, indem der enge Paß verrammelt war, und man die Türken stärs erwartet hatte. Die Vorposten hiel. uns an, und foderten uns gleich auf, Zu sagen wek wir stnd, und ob wir Beglaubigungsscheine hätten. Als wir solche aufzeigten, wies man uns dennoch gleich wieder ab. Allein ich bath nur um das einzige, man möchte mich vor den Commandanten des Passes brin, gen, welches endlich mit vieler Mühe geschah. Nach, dem ich nun diesem Offizier, der mit zoo Mann den Paß befezt hielt, Unfern gewissen Untergang verstellte, wenn wir zurück müßten, so wurden wir erhört und der Paß wurde aufgemacht. Dieser war vor Zeiten von einem Berg Zum andern, mit sehr starken Mauern und Thürmen geschlossen, welche aber nun meistens im Schritte liegen, und statt derselben ist er nun mit Pallisaden vermacht» An dem Eingang des nur einige Klafter breiten Paßes, den der Wildbach von Tag zu Tag in der sandigten Steinart immer tiefer grabt, war eine Bakterie mit Kanonen angebracht, die das Ganze be^ streichen konnte, uud so waren auch Noch auf beyden Seiten des Baches, auf den Anhöhen noch andere am gebracht, -- .... gebracht, wobey die ganze Mannschaft unter Zelten stund. Es ist auf der Vignette zum Z Kapitel die Abbildung davon zu sehen. Nun waren wir in Siebenbürgen, und ganz äus¬ ser der Klemme der Türken. Wir musien aber noch eine halbe Stunde weiter den Weg machen, um nach Ojtosr, (lese Ojtvsch) welches bloß aus dem Contumaz. Haus und ein paar Häusern für das Mlitair und dem Zöllner besieht / zu kommen. Hier sind wir von dem Contumaz-Direktor- Herrn Quarini, einem sehr ge. schickten und beherzten Manne, der sich bey der, drey Monat vorher von den Türken gemachten Bestürmung des Paßes, sehr klug und tapfer verhalten hatte, auf das freundlichste ausgenommen worden. Wenn uns jemals Dach und Fach zu statten kam, so war es hier, und wir hatten uns auch da von unserer mühse¬ ligen Reise, zum Theile erhöhst. Hiebey vergaß man sticht, auf den Artikel von der Pest zu kommen. Da Herr Quarini schon eine lange Zeit, hier und bey an¬ dern Passen gestanden war, wo diese tödliche Krank¬ heit sich mehrmalen geäußert hatte, so hakte er darin- den auch viele Erfahrungen gesammelt. Er hatte zum Beyspiel bemerkt, daß die zur rechter Zeit genommenen Brechmittel, sehr gute Dienste leisteten, aber sie dürft ken nicht aus dem Mineral, sondern aus dem Pflan¬ zenreich bestehen, um nicht stachtheilig Zu werden. Die besten warm von der lpecscuanfta, oder von der weift W L sm sen Nieswurzel, Veratrum albumi, welche Pffan- ze hier im Gebirge nicht selten, und von den Mol¬ dauern vielfältig gebraucht wird, doch müssen die Aus¬ leerungen nicht zu heftig seyn. Der erste Anfall die¬ ses Uebels, der nur mit wenigem Kopfweh und Ueb« lichkeiten, so daß viele Menschen die Bösartigkeit da¬ von verkennen, sich Abends einstellt, ist gefährlicher als des Morgens, ohne Zweifel wegen der genossenen Speisen, die sogleich durch die gesiöhrte Verdauung jn die Faulung übergehen. Den zweyten Tag über erfolgt nun meistens eine vollkommene Remission , -aber an dem dritten Tag, wenn der ParopismuS wie¬ der einfallt, und mit grosser Heftigkeit kömmt, erfolgt meistens der Tod. Das Ausbrechen der Beule (ku- dones ed ^tUkrsces), bringt nicht jederzeit die Ge¬ nesung mit, sondern man kann auch ohne solche dem Tode entgehen. Je schwinder sie sich zeigen, desto mehr ist Hoffnung, je langer es aber damit ansteht, destoweniqer nutzen sie; indem die Naturkräfte fehlen, das Miasma auf die Oberfläche zu bringen. Ein gu¬ ter Wein, ist dienlicher als die Saure. So hat mich hiebey die Erfahrung mehr als einmal den Beweis gegen einige angesehene Wiener^Aerzce gegeben; daß nicht al¬ lein das Berühren, sondern auch der nahe Dunstkreis dieses Miasma sich auf andre Menschen forkpflanzt. Ob wir gleich von Grozest bis anher, wenig hatten und uns nahmen, um Naturalien vufzusuche^i s- loi so sahen wir doch bis auf den halben Weg gegen den Paß zu, das Steinsalz ausbeissen, welches in einem sandigten Quarerstein und dergleichen Schiefer enthal¬ ten war. Nun halten wir das seit Jahrhunderten unter türkischer Regierung zum Theil so unglücklich geworden ne Land, verlassen. Keine Provinz unter dieser Both. Mässigkeit empfindet den Druck so sehr als diese, nicht deßwegen weil sic Christen find, dazu ist die Pforte viel zu stolerant, sondern wegen der beständigen Mishellig. keilen, die die Edlen des Landes unter sich haben. Der Mißbrauch des Rechts, das die Pforte ihnen ver¬ lieh, hat der Nation die Freyheit, und vielen Fürsten das Leben gekostet. Seit dem Jahr 1711, als der Meineidige Fürst Canremir nach Rußland floh, und Z Jahre vorher, Constantin Brancowan, Fürst der Wallachey, zu Constantinopel enthauptet wurde, ver- lohren die wallachischen und moldauischen Einwohner das Recht, sich einen Fürsten zu wählen, und die Griechen die durch ihre Ränke, bey der Pforte sich ein- zuschleichen wußten, bekamen wieder alle Rechte, die- ses Land in Besih. Nicola Maurocordaco, der der erste griechische Fürst war, benahm beyden Fürstenthü. Mern alle Rechte mit der grasten Tyranney. Nach seinem Tode, bemächtigte sich die niedrigste Griechen - Rasse, aus der Constantinopolitanischcn Vorstadt Fa¬ tale , durch Steigerung, dieser beyden Fürstenthümer, G Z ivo- LOL webest die Habsucht der Große», und die Betrügereyen des. Divans Schuld waren, daß keiner lang sich auf seinem Platze erhielt, indem die Schnur uud der Dolch der Minister dieses Raths, so wie vor Zeiten die Zssttrss 6s Ockers in Frankreich, denä«cq. pkjch polit. Rkrsrn, liTt> H chkN H4 chen Lage sich befindet, nicht auf alle Mittel denken, sein unmöglich zu ertragendes Joch abzuschütteln? Wird er nicht.Weege suchen, seine Bande zu zerreissen, um an seinem Tyrannen sich zu rachen, ihm zu ent¬ kommen , oder auf irgend eine Art, feinem Leiden ein End zu machen? Diese beyden Stücke, nemlich die erlittenen Ungerechtigkeiten zu rachen, oder ihnen zu entweichen, haben sich bey dem Wallachen, den' man durch die an ihm ausgeübte verachtungswürdige Be¬ handlung, zur Verzweiflung und Rachsucht reizet, noch jederzeit eingestellet, wie wir im frischen Andenken das Beyspiel einer Horiade haben. Wird nicht ein solcher Haß in dem Herzen eines Wallachen zur Natur ge¬ macht, kan er sich überwinden je eine andere als feind¬ liche Denkungsart gegen die Nebenmenschen, unter welchen er sieht, zu hegen? Haben wir nicht hundert Beyspiele vor uns, daß gutherzige und wohlgesittete Europäer, die in der Barbarey in gleiche Lage gerathen waren, eben so bösherzig gegen ihren Beherscher als der Neger gegen seinen weissen Tyrannen geworden sind? Daß der Wallach in allen Stücken Mensch ist, hatte ich mehr als einmal erfahren, als ich unter ihm wohnte. Wie gut würde sein Herz werden, wenn man ihn als eine» Bruder behandelte! Seine Treue wäre jenek des Ho^ tentoten Kaulas gleich, wovon Vaistsmt so viel ruhmwürdiges erwehnt. Ich machte vor 26 Jahren die Reife mit einem solchen Menschen ganz alleine durch das hohe hohe Gebirg, von der Wallachey nach Siebenbürgen, ohne eine öffentliche Strasse mit diesem Führer zu be» tretten. Hätte er mir nicht tausendmal, in den Wüste« neyen die bloß dis Lagerstätte für Raubthrere waren, das Leben nehmen können? Er that es aber nicht, er bezeugte sich vielmehr als Held gegen meine Schwäche, Wer hat also den Wallachen in Siebenbürgen, oder in den österreichischen Staaten so übel gesinnt gemacht? Niemand als der Adel oder der Herr, unter dessen Druk er steht, der aus Absichten nie auf seine Auf» klärung gedacht, sondern ihn stats als ein Zugvieh be¬ handelt hat! Er hat den Edelmenn für ein Wesen zu erkennen, dem alles gehorchen muß, das aber selbst gegen niemand in der Welt sonst einige Pflichten und Verbindlichkeiten zu erfüllen hat*). Ich werde H » nie *) Unter den vielen begangenen Grausamkeiten des Um garischen Adels an dem gemeinen Mann, will ich nur eine anfühcen, welche nach der horsadischen Affaire, in dem halmagischen Distrikt vorgrgangen ist. Ein Edelmann A. H—sty gab seinem Dorfrich» ter Befehl, die Bauern zur Knechtschaft hcrbey zu treiben, allein da sie ihm nicht folgen wollten, sag' te er cs seinem erwähnten Herrn, der ihn aber mit dem Tod drohte, wenn er sie nicht hcrbey schäfte. Der arme Richter der zum zweytenmal unverrichtet Sache wieder kam, sagte: Here! habcn sie die Güte selbst zu befehlen, sie werden gewiß mehr als ich au-- nie die Morte vergessen, die mir ein alter Greis die« ser Nation, im Jahr 176z zu Nagyschenk, vor seinem Tode sagte: „Norm bucuros, nu Iss „rüci muieri nici copü in robie: ich sterbe glück« ,,lich (oder mit Freunden) da ich kein Weib und keine „Kinder in der Sclaverei zurük laße.,, So rohe als die Nation auch ist, so habe ich doch bei vielen dersel« ben, die zwey Jahre durch, als ich unter ihncm war, Züge gesehen, die auch bei dem gesittesten Menschen würden hervorgeleuchtet haben. Wie viel hat nicht schon der Haß und Druk gegen diese einmal so herr¬ lich und so groß gewesene Nation, der Monarchie ge¬ schadet! Ich will hier nur eine einzige Thatsache zuM Beispiel anführen, die für alles übrige sprechen mag. Aus dem Contributionssuß der Wallachei vom Jahr 1782, üusrichteii. Mein der Unmensch lies ihn kaum aus- reden, als er ihm mit einer Pistole, eine Kugel in die Brust jagte. Da der arrbc Ä?ensch hinsank,' und sich am Tische wieder aufbelfen wollte, gab ihn der Henker einen zweiten Schuß in den Hals und erlegte ihn damit. Die Wiltwe schrie mit ihren Ibi¬ dem mn Rache, aber daS ganze Vergehen wurde von dem Komitat auf eine Gcldstraffe von 24 Gul¬ den gesezt, und diese weigerte sich der Tyran geben! Wann wird man doch auch einmal in die¬ sem Lande sagen können; Ues tem8 lls kardsne ü>nt pslleL, vu l» dlodlelle s« Aoristim üe lon iLnormck« 1782, kann man inHueareschtj ersehen, daß von den österreichischen Wallachen sich igooo Familien befan¬ den, welche weniger als alle übrigen Einwohner des landes dennoch 140,000 Piaster, oder n 2,000 Kai¬ sergulden Sreuer zahlten. Daß dieß seine Richtigkeit habe, hat der Wiener Hof selbst von seinen in erwehn- ten Hucareschtj stehenden Kommissaren, in den darauf folgendem Jahr, als man die vielen Deserteurs bei der Pforte reklamirte, den Bericht erhalten, daß man schon über n,ooo Familien aus Siebenbürgen indem Gebiete der Wallachei entdekt habe. Nun, wie viele sind nicht nach Servien in die Moldau, u. s. w. ausgewan¬ dert ; und hat nicht auch her Druk von Siebenbürgen, eine Strecke Landes von den Granzen Galliziens an. Nach dem Lauf der Karpathen durch die ganze Moldau big in die Wallachei, mit Czekler bevölkert, so daß, Wie oben erwehnet worden, solche darinnen eine eigene Landschaft ausmachen; und wie viel tausend Familien haben nicht aus eben der Ursache, Hungarn, ihr Va¬ terland verlaßen , und sich nach Siberien bege¬ ben? Freylich haben sich in den zwei letzten Jahrzehn¬ ten auch solche darunter befunden, die, nachdem sie die Begünstigungen des Staats verschwendet hatten, den¬ noch davon gelausten sind, da sie sich an das nomadische leben gewöhnt hatten, und nachgehends die verdoppel¬ ten Auflagen und grobe Behandlung nicht ertragen Knuten. Gewiß ist es, daß die Schuld von dem Ver- H 8 tust II8 lust so vieler tausend Unterkhanen der österreichischen Monarchie, an der untergeordneten Regierung, und hauptsächlich an dem Adel liegt. Wollte nun sich die¬ ser auf die Befehle der Obern beruffen, so weiß die ganze Monarchie, wer die Triebfedern ausmacht. Es haben ja immer Aristokraten geherrscht, nur manchmal ließ sie der Regent nicht gelten, aber dergleichen Falle sind selten. Warum sind nicht Ungarn, Böhmen, und Wallachen auch ebensowohl nach Pohlen, wie nach Sibirien und Preussen, gewandert? Keiner andern Ursache wegen, als daß sie die Tiranei des pohlnischen Adels, so wie jene ihres wahren Vaterlandes kannten, und verabscheuten. Der Oesterreicher sage ja nicht, die Religion sey jederzeit an allen dem Sch ild gewe¬ sen. Gewiß nicht! denn nach der gegebenen allgemei¬ nen Freiheit zu Denken, geschah es dennoch. Auch der Pohle kann mir nicht einwenden, bei ihm habe die Sprache Hinderniße gemacht, denn der Stokböhm, so wie der Hanak, versteht so wenig deutsch, als der Hungar rußifch oder w illachisch. Allein das sind die gewöhnlichen Folgen für einen Staat, wenn er eine" Stand, der dem Müßiggang unterliegt, zu mächtig werden last, und unter statcn Ausheilungen neuer Adels' briefe, oft ohne alle Verdienste vermehrt, wo dann noch zum grösten Unglük für das Ganze, durch den zum höchsten Grad gestiegenen Luxus (oder Bankerot/ beide Wörter sind synonymisch), die Bedürfnisse bei solche" solchen immer zunahmen, und also auch, wo nicht je¬ derzeit die Abgaben von dem Unterthan von Jahr zu Jahr erhöhet, oder doch die Frohndienste vermehrt wurden, ohne daß jemals der Hof davon etwas weiß oder wissen mag*). Indeßen scheint doch dis Zeit gekommen zu seyn, wo der hohe Stand der Menschen in Europa seinem gänzlichen Umstürze nahe ist, da er in vielen Staaten den höchsten Gipfel erreichet hat, nnd es ist auch diese Folge so wie in allen Stuken, den Gesehen der Natur gemäs, man mag sich auch dawider streuben, wie man will. Es war z. B. der v Adel in der Republik Pohlen, so lange mächtig und reich, als er es nicht für nokhwendig hielt eine ansehn, liche Armee auf den Beinen zu halten; da er überaus diesem begangenen Fehler, die üblen Folgen und die Zerstücklung seines Reiches und Eigenthums erfahren, war er vermüßiget, es einem Nachbar gleich zu ma¬ chen und so viel möglich, sich auf eben den Fuß zu H 4 scheu. *) WaS hier, so wie anderwärts, von dem ?del oder sonst von einem Stande oder irgend ein r .Nat oa gesagt worden, versteht sich im allgemeinen. Dann wer kann die Verdienste und Menschen irde mancher Großen verkennen? WaS für ein Ma m von Kopf und Herz ist nicht ein G. Bamff, von Siebenbürgen! Möchte doch diese hier cneezeigle Wahrheit sein Andenken eben so sehr ausdrcitcn, als seine Bescheidenheit dadurch gekränkt wird! rro setzen, um nicht noch einmal eine solche Katastrophe, wie im 1772 Jahre zu erdulden, nämlich seinen Mi« litär - Stand zu erhöhen, wodurch er aber, als in ganz natürlichen Folge, in seinen Finanzen sehr er« niedrigst wurde. In dem ersten Theil habe ich, von dem gerech¬ ten Reklamiren des Hofes gegen die Ausreißer, wel- Oe von dem Staat Vorschuß, und alle Hülfe bekom« men hatten, Erwähnung gemacht, und hier wird man sagen, wird eine andere Sprache geführt; allein in Siebenbürgen verhält eö sichs ganz anders / als in Gal¬ lizien und in der österreichischen Moldau. Die im alten Mutterland, haben nie vom Hof Unterstützung erhal¬ ten , da man sie hingegen in den neu eroberten Landern als Kolonisten behandelt, ihnen alle Freyheit läßt und Anfangs ohne Abgaben mit allen unterstüzet, kurz, Man hat hier eben so wenig die Mittelstraße gehalten, als in Siebenbürgen, Ein zu starker Druk macht Empörungen; durch zu viele Güte und Nachsicht aber, werden die Menschen liederlich, und beydes befördert ih¬ ren Hang znr Unarbeitsamkeit u.f, w, Ein jeder kau diß schon bey seinem eigenem Haußgesinde erfah¬ ren, Gänzliche Freyheit ist^ eins Chimäre, wo eine grosse Population herrscht. Mässigkeit die Mittelstrasse alles Guten, ist die wahre Freyheit, Wir verließen hier das erwshnte Haromszek, um bei Szent Marton in die eigentliche Esik zu kommen, ob rrr ob zwar ersteres nur ein kleiner Theil vom letztem ist. Bis an die Granzen des erstem Ländchens, fanden wir nichs, als den Boden so wie die Vorgebirge, von Thon und deßen Steinarken; wenn man aber über dis Granzgehürge setzt; so ändert sich der Boden und die Steinarten, und es stellt sich dafür, eine aus Sand bestehende Felfenart, in Schichten ein. Mit weiterem Vorrücken gegen Norden, wird der Boden wieder eben und umschloßen, wie im vorgehenden Ländgen, und er ist stäls mit schönen Fruchtfeldern besetzt bis Cfikßere- da, welches eine sehr angenehme Lage hat. Zur rech, ken Hand gegen die hohe Kette der Karpathen, ist der Boden etwas wellenförmig und thonigt. Hier ist em etwas befestigtes Schloß, wo übermal ein Staabs- offizier seinen Posten hat. An den Granzgebürg Kier. keS gegen Südwest, fanden wir ganz in der Ebene einen sehr herrlichen Sauerbrunnen in einem sumpfig, ken Boden, Sein Grund ist Gesielstein, der aus O.uarz und Glimmer besteht. Nachdem wir einige kleine Versuche mit dem Wasser gemacht hatten, trän, ken wir davon in voller Maaße, weil wir eine Zeit lang großen Durst gelitten hatten. Da es mir damals nicht zum Besten war, so fielen mir Ovids Verse sehr lebhaft ein, in welchen er sagt: potus miki neüar erit, vitamine katebor accepills, indem ich nach deßen Genuß mir nicht allein den Durst ge¬ löscht hatte, sondern mich auch sehr gut daraus befand, Wir Wir nahmen uns auch so vieles von diesem Master mit, als wir für hinlängliche kleine Versuche norhwen- big hatten. Der Wärme-Grad dieses Sauerbrunnens hatte gegen andere nicht weit davon fliesende Quellen, welche süßes Wasser führten, nichts bevor. Gegen die Atmosphäre aber, hatte er um 8 Grade nach Re« aumür's Warmemeßer, grössere Kälte. Der Geschmak war sehr angenehm, säuerlich von der enthaltenden freien Luftsäure (oder scicle carbonique des I^voiner). Jede Bewegung verursachte Luftblasen, er mußirte mit Weine vermengt, so wie es der Champagner zu thun pflegt, indem diese Pflanzensäurs jene des Was¬ sers austreibt. Geruch hat es ganz und gar keinen. Das Sediment an der Quelle war etwas gelbocherar¬ tig , im übrigen ein sehr klares und Helles Wasser. Die spezifische Schwere gegen das distilirte Was¬ ser war beinahe gleich, nämlich nur um ^^Grad .schwerer. Die Menge der Luftsaure wurde mit frisch¬ gemachten Kalchwasser untersucht, da wir auf dem Weege keine andere Versuche mit einem dazu gehörigen Apparat machen konnten. Man nahm nemlich ein Pfund Kalchwasser, welches mit 2 Unzen des Sauerbrunnens gemischsk wurde, und es fielen nach einer Zeit 8r Gran rohe Kalcherde zu Boden, welches nach Bergmann, die Mittelzahl nach o,z6 eines Grans auümacht, so¬ nach enthält ein Pfund unseres Wassers, ungefähr an Luftsäurc 15—i6Kubickzoll. Keine Vitriolsaure treibt die I2Z die sufkfäure , noch vielmehr und heftiger als die Wein¬ säure, ohne es zu trüben, aus, doch nach 12 Stunden, entstünde eine Spur eines flokichten Sediments. Die anderen Säuren machten weniger. Die Lakmußtinktur mit dem Wasser gemischt, wird roth, blickt auch noch nach 12 Stunden, wo sie dann wieder anfangt ins Blaue zu kommen. Das blaue Papier machte keine merkliche Aenderung, aber die Blüte des Frühlings. Enzians (6entians vernalis) welche wir noch auf dem Gebirg fanden, wurde da¬ von roth. Eine eingekauchte Silberplatte zeigte nichts, wenigstens in der kutzen Zeit als wir da waren. Die Auflösung des Eisenvitriols im disiilirten Was- ser, machte das Wasser ein wenig trübe, und nach ei¬ ner Zeit gab sie einen etwas ocherartigen Bodensatz. Die Gilbwurzel (kaclixLurcumae) zeigte in ^Stun¬ den keine Aenderung, und auch nicht die Zuckersäure. Die Saife wurde nur langsam aufgelöst. Das fixe Alkali machte beinahe keine Veränderung, das phlogisticirte aber, gab einigen Schwefelgeruch von sich, und nach einigen Stunden ein Häutgen auf der Oberfläche. Die Galläpfeltknktur machte auf der Oberfläche unseres Wassers, sehr bald eine vielfarbige Haut, wo dann das Wasser nach 12 Stunden nicht mehr so ganz Helle war, die Blutlauge aber gab in etwas wenigen dunkle Streifen. Das 124 Das in Salpetersäure aufgelöste Silber, gab un« ferm Wasser eine bläulichke Opalfarbe; trübte es aber nach 42 Stunden, , Die Auflösung des O.uecksilbers in der Salpeter¬ säure, Mächte eine spielende Haut, und einen zitroufär- bigen Bodensatz, Der Salmiakgeist hat aus unserm Wasser eine Spur von Kalcherde niedergeschlagen. Drei Wiener Pfund dieses Masters, wurden der Abdunstung ausgesetzt, und als mir ein Drittel über¬ blieb, wurde solches durch Druckpapier gelassen; war- auf wir 9 Gran Erde erhielten, welche aus Kalk- 2 Kiesel und 2^ Alaunerde bestünde, da im übrigen das Eisen kaum F Gran ausmacht^ Das übriggebliebene Wasser wurde ferner der Aus¬ dünstung, bis es ein Häutchen bekam, ausgesetzt, wo dann durch das Kühlwerden Zr Gran gemischtes Salz erhalten wurde, welches mit Vitriotsäure gesättigtes mineralisches Alkali 2 Gran und mit Salzsäure i Gr, perbundenes Mittelsalz gab. Folglich sind die Bestandthei- le des Ganzen an flüchtigen Theilen in 4 Psund un¬ seres Wassers, 60 bis 64 Kubikzoll Luftsäure; an fixen Nestandtheilen aber als; Glaubersalz , » 2 Gran Kuchensalz . . , — Kalcherde. — Kiesel rrz Kieselerde . . . 2 Gran Alaunerde . . . iS — Eisen . . . . — Der Hauptbestandkheil dieses Wassers ist die fixe Luft, denn die übrigen Bastandtheile sind viel zu gering, als daß sie auf den menschlichen Körper eine merkliche Würkung äußern könnten. Nach einem Jahr»erhielte ich abermal ein paar Flaschen Don diesem Wasser, wel¬ ches ich noch einmal untersuchte. Ob es gleichwohl vermacht war, so war doch die Luftsaure beinahe ganz verschwunden, welches bei vielen Sauerbrunnen nicht ungewöhnlich ist, indem, je weniger Sauererde sie besitzen, desto weniger Anhänglichkeit oder Verbindung hat diese Säure mit dem Wasser. Bei dem weite, den Versuchen mit Unseren Wasser, erhielte ich weniger Kalch, aber mehr Kieselerde, Und kaum eine Spur von Kuchensalz. Diese Verschiedenheit der fixen Be- standcheile sind Wohl keiner andern Ursache zuzuschteibett, als den veränderten Schichkenlaagen der Erde, worübek das Wasser seinen Lauf nimmt. Die MeNge der Sauerbrunnen, welche in Sie» benbürgen vorkommen, übertresseN in Detres des Um¬ fangs, alle Länder von Europa. Man sehe, was Herr Wagner von Kronstadt, hievon erwehnt hat*), und dennoch k) I.. ^VsßnerDisserr»io meäico - cbemic» Ze gquiz meälc^ tir MsLni princiMus Irsasylvsmse. Vienns« 177z, 8. rr6 dennoch hat er noch lange nicht von allen Erwehnung gemacht, wie man diß bey dem erstgedachten Sauer¬ brunn m ermessen kann, der in seiner Bescbreibug nicht vcrfindig ist, denn was er von dem zu Hargitta sagt, gehört nicht hieher, weil dieser von dem unsrigen eine Meile mehr gegen Süden liegt. Der Boden vor dem ho¬ hen Gebürge, ist hier noch ganz gut, da wir uns aber immer nahe an den Granzen der Moldau hielten, wurde er auch schlechter. Wo es nur möglich war, hier über das Gebürg zu kommen, fanden wir alles im Verhau und mit kleinen Redouten und Batterien ver- sehen, von den Granztruppen aber beinahe nicht mehr besetzt, nachdem der Feind, der Wallachei zugcjagt war. Gewiß ist es, daß Siebenbürgen, welches durch seine vortheilhafte Lage, mit hohen Gebürgen ganz ringe- schlossen ist, wenn es mit gehöriger Mannschaft kan ver- sehen werden, allen Einfallen der Feinde Troz bietet, wie es sich auch mit einem so kleinem Korps zwei ganze Jahre, wo es der so mächtige Feind von al¬ len Seiten bestürmte, erwiesen hat. Die Gebürgar« ten in diesen Gegenden waren immer dieselben, wie wir sie in ojtoschen Gebürge fanden, welche aber gegen Szent Marton in Nordost, sich jn einem rochen Mühl¬ stein (8sxum molare) umanderten. Er bestünde aus Quarz, etwas Thon und Glimmer, doch manchmal fehlte letzterer auch ganz. Hier musten wir verschiede- nemale über den Altfluß (L^lms) der hier nur erst ei¬ nen 127 nen starken Bach macht, nachdem wir ihn gegen seinen Ursprung verfolgten / setzen. Allein, ob wir gleich über das Gebürge Sipos aufwärts unseren Weg fortsetzteu, so erreichten wir doch dessen Ursprung nicht, indem sol¬ cher auf dem zürn Theil kahlen und hohen Kalkgebürg Taika entspringt, welches so wie auch dessen Ursprung auf der sonst sehr richtigen Karre von diesem Lande, welche Fichtel in seiner Beschreibung von Siebenbür- gen, dem ersten Theil beigesügt hat, nicht richtig an- gemerket worden, oder es möchte das Gebürg Tieza dar- unter verstanden seyn, welches aber zu weit gegen Nor- den liegt, und wo der erwehnke Fluß, wegen der ver. kehrten Richtung des Gebürges nicht entspringen kann. Was den Ursprung des Flußes betrift, so kommt solcher mehr von Osten und wendet sich gegen Süden. Dieses hohe Gebürg nämlich Taikuer, woraus auch der Fluß Marosch (lVlarulms) entspringt, macht die Granze von dem Niamezer Gebiet aus, wovon in dem vorigen Kapitel Erwehnung gemacht worden. Die- ses Gebürg besteht aus dem ursprünglichen dichten grauen Kalkstein, und ist in einigen Gegenden kahl und sehr steil, wie Kalkgebürge gewöhnlich sind. Ob wir uns zwar stäts gegen Norden hielten, so wanden wir uns doch etwas mehr gegen Osten, um nach Don- falu zu kommen, wo wir von einer neuen Enrdekung auf Queksilber in dem Gebürg von Hargita, hörten. Wir boten hier die Einwohner des Dorfs auf, uns dieses 128 dieses zu zeigen, allein ihre Entschuldigung war, daß sie nur so viel davon wüsten, daß es 2 Stunden vom Orte in einem diken Walde liege. Da wir aber eine Nach¬ richt und auch eine Anweisung davon, in Czik Szeredo von dem Staabsofficier erhalten harten, an wem, und wer es uns gewiß zeigen würde; so suchten wir end¬ lich itt einem ander» nahe gelegenen Darf solchen aus« sindig zu machen. Allein, ob wir gleich diesem Men¬ schen alle Vergütung versprachen, uns auf Ort und Stelle zu bringen; so wurden wir doch auf gut Hutt« garisch mit dem Bedeuten, er wiße nichts, und matt solle ihn damit ungeschoren lassen, so kurz abgefertkget, daß alle unsere Beredsamkeit ftuchtioß ausfiel; mir Mü¬ ssen also von da unverrichteter Sache, übziehen. An Salz fehlet es eben nicht in dem HaroMfek so wie in den übrigen Stühlen lind Gespanschaften, wie aus dem Werk erhellet, welches Herr von Ach¬ tel über diesen Gegenstand geschrieben hüt. Unsere Reise gieng also wieder gegen Norden itt den Distrikt Czik Gyergio, welcher gegen Ujfalu und den Paß EoNkum eine nicht große, aber schöne zirkel- förmige Linie ausmacht, und einen guten Fruchtbodett hat. Obgleich hier das Ländchen sehr hoch, Und mit Mittel- und Vorgebürgen gegen Südwest, und mit deM Hauptgebürge der Karpatischen Kelte von Norden und Osten ganz begranzt ist; so sind doch wenige Landschaf¬ ten, die so viele schöne und abwechselnde Aussichten haben haben, als dieser Landesstrich. Man kan auch hier beinahe ganz zu dem Ursprung des Maroschflußes in dem Gebürgs Fekcteresz kommen, welches sich an das hohe Gebürg von Taiku vdet Terko hinzieht. Anfangs hesteht solches aus Wacken, Thon, und Horn-Schie¬ fer, dann weiterhin aus Kalk, indem das Kalkgebürg dsn dem hohen oder Hauptgebürg abstammk, und hier ivie Zweige davon hin und wieder auöbeist. Die Far¬ be des Steines ist grau, die Masse sehr fest, und oh. Ke alle^Merkmale von Versteinerungen. Wendet man sich aus diesem Grenjgebürg gegen Westen, so findet Kian die nächsten Gebürgt sehr abwechselnd, ste beste¬ hen bald aus Hornschiefer bald sind sie kalkanig. So ist das Gebürg Segozo, über welches man sehen muß, kni nach Ajfalu ZU kommen. In der Tiefe- dieses letzterwähnten Gebürges, bestanden die niedern Berge Sus einer aus Porphir, nemlich aus einem Jaspis, oder eisenhältigen braunroth gefärbten, Thonerde, Quarz, einigen Feidspath, der am Rande etwas kalzinirt ist, schwarzen Schörl und Bafalt, auch zuweilen etwasGlim- Mer. Diefe Stewart ist sehr fest, feinkörnig, und bricht ganz irregulaic, sie würde daher Hu groben Schleifsteinen Nicht undienlich seyn. Einige haben auch diesen Stein den Metallstein genannt, aber mit nicht mehreren Recht, als man vielen anderen gleichen Na« Men beilegen könnte. Hacq.phys. polit. Reisen, nTH- I Hier IZ0 Hier fanden wir übermal große Verschanzungen- Die Berge bildeten kesielförmiae Thaler, wo Stein' arten gebrochen werden, welche Vermuchungen geben, daß einstens vor der Emsinkung feuerspeiende Berge möchten entstanden seyn, und also ihrem Hauptzug von dem Büdöschberg (Lu6ö8ke^) wovon weiter oben erwehnet worden, her haben. Die hauptsächlichsten Steinarten waren folgende: Erstens, eine etwas dunkelgraue, feste, aber nicht sehr kompakte Steinart, welche beim Mfühlen nicht kalt, aber sehr rauh ist. Dem ersten Ansehen nach, steht sie einem ungleichen etwas groben Sand¬ stein gleich. Die Bestandkheile derselben sind, weißgrauer Quarz in kleinen Körnern, ganz weißer Feldspach in pa- rallelipipedischer Figur, welcher manchmal in seinem Um¬ fange wie verwittert laßt. Dieser mit dem Quarz, eb zwar nur von einer halben bis zu einer vierten Li¬ nie im Durchschnittmacht den Houptbestandtheil des Steines aus. Schwarzblatterichter Glimmer mit ei¬ nem Pechglanz, seltener kommt er aber silberweiß vor, schwarz säulenförmiger Schörl mit vier und fünf Fla¬ chen vorigem bis zwei Linien im Durchschnitte. Das Bindungsmitkel des Ganzen, ist Quarz mit etwas Thon und Kalkerde. Seine spezifiscke Schwere gegen den reinen Quarz ist wie 6c> gegen 72. An dem Stahl gibt dieser Stein wenig Feuer, so wie et auch nur in gleichen Grade mit Säuren braust. Durch das das Anhauchen gibt er einen starken Thongsrnch. Mit dem Magnet, kommt keine sichtbare Würkung dec Anziehung hervor. In der Glühhitze ist er ziemlich standhaft, ohne zu zerspringen. Mit Alkali geschmol¬ zen, erhalt man ein weißlichteö Emailglas, welches sich aber vor dem Löhtrohr schwer bezwingen laßt. Zweitens: Dunkelgraue ins leberfarbene schlagen¬ de Stei'.iart mit weißen und schwarzen Flecken, dem Ansühlen nach etwas kalter als die vorhergehenden, aber nicht so rauh, indem der Bruch mit keinem so scharfen Kanten versehen ist, folglich milder in der Zu¬ setzung. Er giebt angehaucht, ebenfalls einen starken Thongcruch, wie auch am Stahl etwas mehr Feuer als der vorhergehende, braust mit Sauren ganz und gar Nicht weder vo.r noch nach der Ausglühung auf, klebt ein wenig an der Zunge, die Würkung aber auf den Magnet ist stark. Die Kompazitat ist eben¬ falls größer, und seine eigenthümliche Schwere ver¬ halt sich gegen den reinem Quarz wie 6o gegen 68. Die Bestandtheile sind weißkubischer Feldspat, klein körniger Quarz, schwarzer, weißer, und manchmal et¬ was blaßgrüner Schörl, ohne bestimmte Figur, dm schwarzen ausgenommen, welcher mit vier Flachen Manchmal vorkommt, sondern bloß in Körnern. Der übrige Bestandtheil und das Bindungsmittel, ist eine ins Röthliche fallende Thonsrde oder trasartig. In dem Feuer ist er sehr beständig. Mit Alkali geschmol- I 2 zen IZ2 zen giebt er ein etwas schwarz dunkelgrünes Glas. Dey dem ersten Ansehen erkennt man, daß er ein Por- phic ist, der aber durch irgend eine Gewalt eine Ver¬ änderung gelitten hat. Drittens: ein weisgelber mit schwarz und weißen Flecken gemischter Stein, der mehr schwammicht als kompackt ist- Gegen reinen Quarz verhalt er sich wie 60 gegen 9Z, folglich ist er um ein Fünftel leichter als ersterer, und manchmal auch noch leichter, wenn er wie mit Binsenstein gemischt ist. Er giebt am Stahl kein Feuer, braust auch nicht mit Saure. Angehaucht ist der Thongeruch nicht sehr merklich. Er zerreibt sich leicht, und ist nicht sehr rauh im Anfühlen. Er nüht den Stahl mit Zurücklassung einer Schwärze und Metallglanz ab, und hangt sich ein wenig an die Zun¬ ge an, so wie er auch vor der Röstung eine schwache Würkung auf den Magnet hat. Das Wasser sangt er ziemlich mit Begierde ein. Der ganze Bestand ist ein blätterichker weißer Feldspath, etwas schwarzer Schort und ein zerstörter körniger Quarz mit sehr we¬ nigen eisenschüßigem Thon. Mit Alkali geschmolzen, giebt er ein dunkel schmuhiggrüneS Glaß. Sein äusser, liches Ansehen, ist wie ein grober Sandstein, allein, wenn man ihn naher betrachtet, so sieht man wohl, daß er ein zerstörter Granit ist. Viertens: eine weißgraue Steinart. Diese ist Häufig mit schwarzen Flecken beseht, und etwas weni¬ ger !ZZ Zer dicht, als die vorhergehende, auch etwas schwerer. Sie giebt am Stahl kein Feuer, braust nicht mit Säu¬ ren, saugt aber alle Feuchtigkeiten mit Begierde ein. Das Anfühlen ist nicht kalt, aber rauh wie ein Bin¬ senstein, und hangt sich an der Zunge an, so wie auch die zwei vorhergehenden, doch in einem etwas stärkeren Grad. Angehaucht giebt sie beinahe keinen Geruch von sich, äußert auch wenig Merkmale auf dem Magnet. Ahr Bestand, ist zerstörter mürber Quarz, und kubischer Feldspath, von ganz weißasch¬ grauer Farbe, doch hat manchmal der Feldspath eine ganz weiße Milchfarbe, dann schwarzkristallisirter Schörl, der fünf irreguläre Flächen von der Dicke ei- nes Viertels, bis zu vier Linien im Durchschnitte hak^ In der Glühhitze nimmt er keine Veränderung an, und mit Alkali schmelzt er zu einem schmutzigen graugrünen Glas. Fünftens: eine ziegelfarbige rokhe Steinart, die in Bruch scharf und körnig ist, am Stahl wenig Feuer giebt, überdiß mit Säuren ganz und gar nicht braust, noch auch andere Feuchtigkeiten wenig anzichk. Das Anfühlen ist ziemlich kalt. Bey dem Anhauchen giebt sie einen Thongeruch, und ihre eigenthümliche Schwere ist gegen den Quarz um fünf sechzigste Theile geringer. Der Hauptbestand ist ein rother Traß, oder ein verhärteter eisenfchüßiger Thon, mit viel weißen Und schwarzen vier fünf und sechsfaulichk krisiallirten I Z Schöch Schörl, so daß solcher gegen das klebrige die halbe Maßs ausmacht. Am Feuer schmelzet er mit einer geringen Glaßrinde, mit Alkali aber, vollkommen zu einer dun¬ kelbraunen Schlacke. Er würkt mittelmäßig auf den Magnet» Diese fünf Steinarten , aus welchen die Berge bestunden, fanden wir in dem Bezierk von -einer Meile. Man sah es den ersteren Arten an, daß sie, ob sie zwar kein Produkt des Feuers waren, doch durch dieses Element sehr gelitten hatten, und verän¬ dert waren. Man kann die erste, dritte und vierte Steinart für nichts anders, als für wahren Granit erkennen, der aber durch einem unterirdischen Vulkan (Vulcsnus occultu8 teu. subteramsriR) sehr in seiner Tortur, aber nicht an den Bestandtheilen gelitten hatte. Ware der Vulkan zum Ausbruch gekommen,; so würden, alle Bestandtheile dieser Steinarten , ganz aufgelöst, und alsdann eine bloße kompackte g la sich es, oder schwammige Lava entstanden seyn, wodurch also, wie natürlich, die Bestandtheile nicht mehr zu erken¬ nen gewesen wären. Es hat also mit dem unterirdischen Feuer wegen dieser Steinarten gleiche Bewandnis, witz mit dem verkohlenden Holz. An so lange bei leßlew keine Flamme ausbricht, in so lange behält solches sei¬ ne Figur, und zum Theil auch noch feine Bestandthei¬ le, bricht es aber aus, so wird er unkennbar, zerstört, und ganz in Asche zerlegt, so wie die Steine durch sine würklich gusbrechenden Vulkan (Vulcarws spsz- spertus), in eine Schlacke oder Fluß zersetzt wer« den. Ich habe vor 6 Jahren eine kurze Nachricht von dem Goldbergwerk Nagy-Ag in Roziers Journale *) enheilt, bey welchem die Steinarten der dortigen Ge¬ bürgt beinahe eben dieselbe sind, die hier erwehnek worden. Diese Steinart nannte ich 6ramts vulca- mque, als welche Benennung für diese Steinart, der Natur nach, am schicklichsten geschienen, um sogleich einem Jeden, der sie noch nie gesehen hat, kennbar zu machen, ohne Ursache zu haben einen neuen Na¬ men zu erfinden. Der Herr Gubernial Rath von Muster **) giebe eine sehr gründliche und ausführliche physikalische Nach, richt von dem Vöröschpataker Goldbergwerk in Sieben¬ bürgen, wo er Seite 41 ein paar Berg oder Stein¬ arten beschreibet, welche die dortigen Haupkgebürge bilden, und mit den unsrigen viel Aehnliches haben, die er aber für eine wahre Lava halt. Doch da wit I 4 seine *) Obiervktisnr 6cpbzfigus - psr Mr. I'^bbci korier woir äs krvrier 178; » ksrir 4. **) Texgbaukunde, 1 Band Leipzig 178^ Eben dieser vortrefliche Mineralog mag auch wohl ^.er achtx Verfasser des Tyrolischen Silber» und Kupfer- Schmelzprozeßes seyn, der in eben dem Bande ge» liefert worden. iz6 seins Steinart mit der unstigen noch nicht habe» ver¬ gleichen können, so ist auch kein richtiges Urtheil davon zu fallen, indessen könne» unsere, nemlich die vier er¬ steren Arten für nichts anders, als für zusammen ge¬ setzte Steine, das ist, die jwote Art für einen Porphir, und die drei übrigen für Granite angesehen werden, indem mir von allen möglichen Lavenarten aus Italien, niemals eins vorgekommen, die dem so richtigen Ka¬ rakter des Granits so deutlich gezeigt hätte, als die unsrige. Die lezte, oder fünfte Nummer gehört ganz zu dem Lavageschlecht, und zwar zu den kompakten Arten. Sonderbar ist es indessen, daß bei den Schmel¬ zungen der ^Steine .durch unterirrdisches Feuer, ditz Schörl, die doch so leichcflüßig sind, bei der Erkal¬ tung so wie die Salze nach der vollkommenen Auflö¬ sung, ihre Figur wieder wie vorhin annehmen. Dies thut aber weder der Quarz, der Feldspatglimmer, noch der Granat, Wie man aus diese» Thatsachen ersieht, so hat Siebenbürgen' vor Zeiten in verschiedenen Gegenden, durch unterirrdische Feuer, so wie alle gebürgigte Lander der Welt, welche dem Meer, so wie einstmalen dieses Land, ausgesetzt waren, seine Revpluziynen erlitten« So allgemein indessen als dieses wahr ist; so kann man doch dergleichen nicht von der Nord und NordystseikS des ganzen Striches der Karpathen behaupten, jndeM noch kein Reisender, dem physikalische Untersuchung^ angele- !Z7 angelegen waren , die mindeste Spuhv davon entdeckt hat, obgleich die Gebürge auch hier wie auf der Mit- tagseike, ebenfalls in dem Meer oder an demselben eine lange Zeit mögen gelegen haben. Bei unferm weitern Forttücken gegen Nordwest, bestunden die Gebürge stets aus der ersten und dritten der oben angeführten'Steinart, nämlich aus einem zerstörten oder vulkanischen Granit. Es müßen also viele Jahr¬ tausende verstoßen feyn, um die darüber gelegene Decke abzuspülen, oder es sind durch mehrere Revoluzionen, die¬ se Gebürgarten aus der Tiefe in die Höhe gebracht wor¬ den, Wir haben niemalen diese Steinart in einem Strich am Tag, sondern oft mit Schiefer, Gestellsiei- nen, sandigter und fruchtbarer Erde bedeckt gefunden, indessen hatten uns auch hier die vielen Waldungen yn weitern Untersuchungen gehindert« Sollte aus der Analogie anderer Gegenden dieses Landes,, auch hier diese Steinart, auf Erze Vermuthung geben; so wäre zu wünschen, wenn man eine Untersuchung dahin ver- anstalten sollte, doch zuerst in den tiefen Schichten von der Ostsüdseite anzufangen, als wo ohne Zweifel die einreifenden Bache den ersten Fingerzeig geben wür¬ den, Indessen wird kein vernünftiger Mineralog be¬ haupten, daß eine solche Steinart das gewisseste Kenn¬ zeichen, und als ein wörtlicher Metallstein zu betrach¬ ten ist. Er ist es keineswegs, da man weiß, haß reiche Gange, Mügeln, Stöcke, Flöße m s. m» beinahe I 5 in — !Z8 in allen Skeinarten gefunden werden. Da es aber ge¬ wiß ist, daß unterirrdifche Brände, nur durch Beyhülfe der Mineralien entstehen können; so ist es ja wohl auch möglich, daß bey großen Kießgängen, welche doch das erste Erzeuzungsmittel der edeln und anderer Metalle zu seyn scheinen, sich auch hier solche mit eingefunden haben, und nach dem Brande, entweder übrig geblieben, oder durch eine dergleichen Katastro¬ phe hervorgebracht worden. Letzteres ist doch an dem gediegenen Silber, welches zu Königsberg in Norwegen und anderwärts erbeutet wird, beynahe ganz erwiesen. Ich fand vor acht Jahren, als ich noch die Alpenkette bereiste, im Eadorinischen Gebiet in Italien, einen Erzgang unter einem ganzen Lavaberg wegstreichen, wo zur Sole ursprünglicher Kalchstein lag. Man sehe den zweiten Theil der physikalisch-politischen Reifen durch die Alpen, wo vom Vsl karSL die Rede ist. Bevor wir noch Dieses oben erwehnte Gebürge Sekoso verließen, machten wir einige Untersuchungen links, wo wir ein paax Steinarten fanden, die uns von Anfang etwas in Zweifel setzten, was sie seyn möch¬ ten. Die erste war ein grauer Felsen, der hin und wieder unter der Erde zum Vorschein kam. Bey dem ersten Anblick hielten wir ihn für einen Los dgsickticum, oder Basalt-Felsen, aber weitere Untersuchungen ließen uns sehr in Zweifel. - , Die Die Rinde dieses Steins, ist etwas eistnschüßlg Md dunkelaschgrau , oft aber auch ins Röthlichte fal¬ lend , in Bruch ganz uneben, etwas wellenförmig , und von Farbe schwarzgrau, oder mäusefaxbig. Dis Feuchte giebt ihm einen starken Erdgeruch, der Strich geht ins Weise über, er braust mit keinen Sauren, gibt an Stahl kein Feuer, und hängt sich an die Zunge gar nicht an. Das Anfühlen ist ziemlich kalt,. und feine Schwere ist beinahe dem Quarz gleich. Der Magner hatte einige Wartung auf ihn. Das Kor» schien'^dem unbewafneken Auge ganz gleichförmig zu styn- In feiner Mischung waren hin und wieder sehr glänzende kleinsautigte schwarze Stangenschörl eingemischk; so wie auch noch sparsamer ein gelber wie Granaten gestaltet Vor dem Löthrohr schmolz er für sich nicht, und es ist also nach dem gegebenen Kennzeichen, dieser Stein unter die Laven zu rechnen, und zwar zu der dritten Abänderung, nämlich wenn man, wie es die Natur der Sache erfordert, fünf und nicht drei Abänderungen^ wis Herr Bergmann will, annimmt. Diese sind: er¬ stens der Bimfcnstein oder der zellichte-, welcher auf dem Wasser schwimmt. Zweitens dererdigke, der zwan- zigmal schwerer ist, dessen Bestand loker, mit vielen Meistens feinen Schörlkristallen angesüllet ist, und so wie der Tofstein in Italien nur zur Gewölbung der Häuser, und nicht zur Maurung dient. Beyde Ab- Änderungen, gebe»! am Stahl kein Feuer, Drittens deV 140 der steinigte, welcher fest, aber einen noch sehr unglei¬ chen wellenförmigen Bruch hat. Dieser giebt nicht jederzeit am Stahl Feuer, wie es das Beyfpiel an dem unfrigen erwiesen hat. Er ist zur Maurung eben so wenig tauglich, als die vorhergehende Art eine Politur annimmt, die jedoch vielmals einen festsißenden Schörl einschliest. Viertens die kompackte Art, welche einen gleichförmigen Bruch und Korn hat, worinnen die Schörlkristallen fest sitzen, aber niemals von der Größe, wie sie in den zwei vorhergehenden stecken. Sie neh¬ men mehr als die letzten eine sehr schöne Politur an, und am Stahl geben sie ein stärkeres Feuer, so wie sie zu Pflastersteinen der Straßen sehr tauglich sind. Nun fünftens, die Glasigte, bey der nichts, anders in den Zwischenräumen als Bimsenstein vorkommt, wie es die bei denen von denfippwischen Inseln gewöhnlich ha¬ ben, ist durchsichtig wie ein jedes andere dunkelschwar¬ ze Glaß, und giebt am Stahl heftig Feuer. Die Politur ist hem Bruch gleich. Unter ein paar hundert Abänderungen, welche ich in meinem Kabinet aufbe¬ wahre , welche in verschiedenen Gegenden von Italien u.s.w. gesammlet worden; habe ich niemals die Ein- theilung anders bestimmen können, als auf die hier angegebenen fünf Arten. Es ist bekannt, daß der ver¬ schiedene Grad der Hitze, die Steine sehr bald zu Glaß- schlacken oder Bimsensteine umändern kann, wie wir das Beispiel täglich bei dem Hochofen erfahren, aber es —141 es mag doch auch sehr an der Gebürgart liegen, in welche ein unterirdisches Feuer würkt, um auch einige verschiedene Lavensorten hervorzubringen. Zwischen der oben erwehnten Lava, fanden wir faustgroße mit zehn und zwölf Flachen gebildete Stei- Ne, welche mit einer weißlicht gelben Rinde sehr fein überzogen waren. Ihre Schwere betrug, imVerhält- niß gegen den reinen Quarz, um Theil mehr. Im Bruch sind sie scharf, und fallen in etwas wenig gewölbte Scheiben aus. Die Textur ist körnigt aber sehr kompackt, von Farbe grauschwarz, ohne sonder¬ lichen Glanz, und giebt am Stahl sehr schwer Feuer, überdiß unter Abnützung und Zurücklassung eines etwas weißen Steins. Dieser Stein braust mit keinen Säuren, er schmelzt für sich vor dem Löthrohr sehr schwer, dennoch niemals vollkommen, sondern nur au den Kanten. Das Anfühlen ist mager auch nicht sehr kalt, und befeuchtet giebt er einen Erdgeruch. Die Hauptmasse hat sehr viele kleine Schörlkristallen in sich eingemischt; als schwarze und getbweise, von einer bis zwo Linien im Durchschnitte, mit vier oder fünf Seitenflächen. Spuren, von Zeolit, kommen selten vor. Ucberhaupt sind diese Körper ziemlich irre¬ gulär, und bestehen wie gesagt, aus rr oder lo un¬ gleichen Seiten, wovon die grösten 2 Zoll, und die kleinsten io Linien im Durchschnitte haben. Mik dem Gonneomeker des Herrn Kome äs l-isls gemessen, geben 142 geben die Winkel i2o, also die gatize Totali^t von 6 Flachen, 720, und von io Flachen, iZvo Grade u.s. w., welches nun freilich die Irregularität des Körpers zu iv Flächen, genugsam anzeigt. Ersteres hak man nur an dem Glimmer, Smaragd, Kalchspach, Quarzkristall, und vitriolistrken Weinstein beobachtet, bei den Grenaten aber niemalen, Wiewohl doch unser Körper einenr Eisengranat ganz ähnlich sieht. Tuest Steinart hat eine nicht allzusiarke Würkung auf den Magnet, und nimmt auch den Strich der Metalle nicht gut an, es kommen auch andere Kennzeichen, dft sonst zugleich den Basalt bestimmen, nicht damit übereim Nun entsteht die Frage, zu was für einer Ordnung von Steinen des Mineralreiches, gehört unser Körper? Dem Äußerlichen nach, so wie es auch sein Bruch *) zu erkennen giebt, gehört er zu den Granaten, obgleich seine Kristallisation nicht ganz eittstimmt, welches bei deU großen irregulären Granaten in den norischen Alpen- sich oft ereignet. Er ist seinem inneren Bestand und dem dabei eingemischten Schörl nach, einer wahren kom« Pakten kava ganz gleich, doch sind solche figurirte La¬ ven, eigentlich noch nicht bekannt, oder irgend erwehnet worden. Sollten vielleicht diese Körper, die in ihren ersten Entstehungen, Granaten waren, durch das un¬ terste cnstslaxrspbie - äu kexris minersl Lts ecliKion. ksste »788. »43 terirdische Feuer gleiche Veränderung erlitten haben, wie im Veronesifchen, dis bei 8t. Oiokanni illaoEnL 6s Monte clei Oisvolo, wo viele Basaltsäulen sind in Glaß verwandelt worden, andere aber nicht, und jene bei der Verglasung, doch in ihrer Figur wenig oder nichts verlohren hatten» Man sehe meine Nachricht von Schaalthieren *) pag. io. Wenn man aber auch die¬ ses annehmen wollte, so entsteht eine andere Schwie¬ rigkeit bey der Frage, wie sind die Schörl von ver¬ schiedenen Farben, in diesen Körper hineingekommcn, da man sie bei den Granaten, niemalen eingemischt findet? Sollten sie wohl erst durch die Umwandlung, so wie bei den Laven entstanden seyn? Genug, es sind diese Produkte in allem Betracht, keine wahren sigu- rirten Laven, und auch keine Granaten. Naturfor¬ schern, die mehr Gelegenheit und Zeit haben werden, sind die fernem Untersuchungen zu genauerer Bestim¬ mung Vorbehalten. Die Kette der Karpathen, die wir stets von der Westseite verfolgten, zeigte uns, bei weiteren Fort, rücken, daß die Zweige des Kalchgebürgs von dem Taiku, in der Tiefe gegen Szent Miklos (Miklosch) Unter den übrigen gemischten Gcbürge, als auch in den rothen *) Nachricht von Versteinerungen von Schaalthieren, die sich in ausgebrannten feuerspeienden Bergen fin« den. Weimar 1780 8. mit Kupfern. rochen Schiefen , wieder hervorstreichten, und sich un¬ ter der Dammerde in der Flache von Alfalu, eben so wie auf der andern Seite des Gebürgs, unter , den gemischten Felßartcn Verkehren hatten. Vor deni vor- lehten Ort, sahen wir schon von weiten, an einem Vorsprung des in die Fläche streichenden niederen Gr- bürgs, bei einer gemachten Straße, einige Auswüchse einer sehr glanzenden weißen Steinaxt. Sie brach in beinahe senkrechten dünnen Schichten, Und bevor wir noch den Stein in die Hand Nahmen, hielten wir ihn für einen weißen Kiesel, .tlnser IrthuM aber zeigte sich bald, indem solcher nichts anders war, als eilt sehr weißer spatigter Marmor, oder der wahre lVlar- mor ststmvcher Italiener. Sein sehr blendend weiser/ ziemlich dichter und ganz gleichförmiger Bestand, sähe ganz einem weißen oder reinen Steinsalz, welches aus feinen kubischen Kristallen Zusammengesetzt ist, gleich. Der Bruch war rauh, und zwischen den Schichtenlageti, war von dem ausgelösten Stein, ein koralmoßartiger Tropfstein, der eine schmuzige Farbe hakte, und von der Vitriolsaure zum Theil gesättiget war, angeschoßen. Wir wandten uns Nun rechts oder gegen Westnvrd nach dem Dors Alfalu, wo wir zwei starke Sauerbrun¬ nen , wie es deren eine Menge im Lande gicbt, mitte» im Dorfe fanden, und alle Einwohner machten stets Gebrauch davon. Sie waren von gleicher Güte und Stä^ 145 Stärke, einer wie der andere, und nach den hier und anderwärts gemachten Versuchen mit dem Wasser von dem Berg Kierkes, fanden wir, daß diese von gleicher Güte und Bestand waren, folglich würde hier die Versuche davon zu erwähnen , eine sehr unnöthige Wiederholung seyn. Es scheint, daß man vor Zeiten Nur einen einzigen dergleichen Brunnen im Dorfe gehabt habe, allein dermalen sind ihrer zwei und gleich vor dem Ort noch mehrere 'solcher Quellen, die an Starke dem Er¬ steren nichts nachgeben. Alle Wasser geben hier ein kothes Sediment, und diß rührt mehr von dein tho» tagten Boden, als von einem Eisen, her; ob zwar «rwehnter Herr Wagner Und MattyuS, so wie nach ih. den der Kopist, Herr Kranz, in seinem Werk von dem Gesundbrunnen der österreichischen Monarchie sagt; M et feäjmentum rubrum srZuuut, mai> tiastx. Der Boden in dieser Gegend ist fett, und hat gute Wiesen, so wie auch Kornfelder in der kleinen Ebene, Gegen Westen kamen wir, nach einer kurzen Zeit, in eine acht Stunden lange Waldung, welche das Gebürg Göerdo oder Iakeros bedekt, wo wie wiederum gemischte Gebürgarten aNtraffen. Vor dem Eingang des Waldes zeigte sich em sehr schönes Gebüsche mit der Weidenblatterichten Spirepflänze (8pj. drez tLlicikoIia I..) die damalen in der Blüte stand, Lanz angefüllt. Da der Boden sehr feucht und fett Haeq. phys.pslm Reisen, I! Tlh» ist. I4ü ist, so erreicht sie eine Höhe von 7 Schuh. Der KiS-Kukulö-Bach blieb uns links nach Süden, wo wir eben wieder die Gebürge antraffen, die von gleichen Steinarten gebildet waren, wie der Berg Se- goso, nämlich aus vulkanischen Granit, davon ich oben schon erwehnet habe. In einer ganzen Tagreise, die wir durch den Wald zu machen hatten, fanden wir keine andere Steinart, als diese und Zwar mit sehr abändernden Farben. Mitten in diesem Walde, befin¬ det sich eine Miese von weitem Bezirk , wo die Reisen¬ den , denen es zu beschwerlich fällt in einem Tag ihn durchzusetzen, über Nacht bleiben, und sowohl Weide als etwas Wasser für ihre Pferde finden. Dahin war auch unsere Absicht gerichtet; da wir aber sehr böses Wetter den ganzen Tag über gehabt hatten, und es erst gegen Abend anfieng bester zu werden; so wollten wir doch noch an dem nämlichen Tag zu dem berühmten Salzbergwerk Parayd kommen, welches uns aber, wegen der einfallenden Nacht, so übel bekam, daß wir beinahe Pferde, Fuhrwerk, und alles was wir hatten, verlohren. Nach vieler Mühfeeligkeit erreichten wir endlich um Mitternacht, diesen Ort; wir waren aber alle so entkräftet, daß wir zween Tage hier bleiben musten, um uns im Stand zu sehen, die Reise wess ter zu machen. Indessen hatten wir Gelegenheit das Salzbergwerk und seine Gegenden zu besuchen. 147 Pargyd, km Udwarhellyer Stuhl, oder Comitat (Fichtel a. a. O. S. 17. 2ten Theil), ist ein kleines Landstädtchen, welches in einem Bergkeßel liegt/ und vhngefehr aus i Zo Hausern besteht. Nebst em paar Bachen, fließt nicht weit davon, die Kuskukutlo, wel¬ che sich nach einiger Strecke in den Fluß Marosch ver¬ liehet. Hier besteht seit vielen Jahren ein eigenes Satzamk, aus 4 Bergoffizieren. Die Arbeiter woh¬ nen bei den Gruben, und sind nicht über 20^ an der Zahl. Der Boden und die Gebürge dieser Gegend, bestehen ans Granit, Gestellstein, Kiesel, Sandstein, besonders in den Bachen, er enthalt überdiß viele Wak- ken, Schiefer und Thonstein. Da es hier lauter Mit- kelgebürge giebt, die an sich von keiner beträchtlichen Höhe sind; so ist der Boden überall mit noch genügsamer Erde bedekt, um schöne Waldungen zu erzeugen. Im übrigen giebt es hier bemühe keine Ebene, und es ist. Mehr Winter, als Sommer. Ganz Siebenbürgen hat Nur zwei Satzberge. Diese sind ganz entblöst, und ragen über den Hori¬ zont weit hervor, nämlich Szovaka, und unser Salz¬ werk. Herr Fichtel sagt: zu Parayd umfassen einige Salzberge ein Thal (Bergkessel) dessen Grund eben¬ falls aus bloßen Salze bestehet. Die B erge haben hier und dort steile Rupturen, an welchem die schnee¬ weißen Salzwande in einer Höhe von go tmd mehr Klaftern, einen seltfamen Anblick geben. Die Beschreib K 2 bung k 48 bung, dieses Verfaßers, hat in so weit seine Richtig« keit; daß aber alle diese Salzstöcke unter dem tiesesten Horizont ein einziges ausmachen sollten, davon haben wir keine Beweise gefunden. Wenn zwar dieser Ver¬ faßet die Salzstöcke von ganzen Siebenbürgen für ei- nen einzigen gemeinschaftlichen, zur Grundlage der Ge¬ bürgt annimmt; so hatte er um so weniger Anstand, dieses auch von dem hiesigen, als einem so kleinen Bezierk, zu be- haupten. Jndeßen ist es gewiß, daß schwerlich ein Land in der Welt, so sehr mit Salz angefüllet ist, als Siebenbür- gen, und die weiteren Erfahrungen werden es im kurzen beweisen, in wie weit das Angeben des erwehnten Verfaßers seinen Grund hat, oder nicht. Wir sind nach unseren Erfahrungen nicht befugt, mit einem Macht- fpruch die Sache zu entscheiden, obgleich das, was wir gesehen, oft das Gegentheil zu erwiesen geschienen hat. Steine und Salz gehören indessen in eine ein¬ zige Klasse, da sich beyde im Wasser auflössen lassen. Daß es nm ganz Parayd Salz genug geben mag, erhellet schon aus der bloßen Benennung, wel¬ che die umliegenden Oerter führen, als Sovathu, So- varot, Sofalva u. s. w. Gegen Südwcsten erhebt sich ein kleiner runder Berg, welcher mit Getraidfeldern, Wiesen und jungen Holz bedecket ist, und dieser hat nicht über zo bis 40 Klafter an senkrechter Höhe über das daneben liegende Bergstädtchen. Dieser Berg fuhrt keinen andern Namen als Sö«Hegy oder Salz¬ berg 149 berg (man sehe die Vignette zum 7ten Kapitel). Wir fanden am Grund nichts als Geschiebe von grauen Gra» nit oder Wakken. Als wir einige Klafter Höhe erreich» ten, so stellten sich in eben dem Gestein kleine Ver» tiefungen ein, die im Grunde Wasser hatten, wo, so wie zu Okna *) allerlei Salzpflanzen standen, die also zu erkennen gaben, daß dieß versunkene Schachte oder andere AuSweiten waren, wo vor Zeiten auf Salz gearbeitet worden. Bei höheren Ansteigen war alles mit guter Leimerde bedeckt, und dem Ansehen nach sind viele der verkommenden losen Steine, hier nur zufällig von anderen höhern Gebürgen hinübergetragen worden wie der Erfolg diese Muthmaßung durch genügsame Beweise noch mehr bestattiget hat. Wenn man den Rucken dieses Bergs links gegen Nordost, von Parayd übergefetzet hat; so kömmt man bei dem Herabsteigen zu einer Vertiefung, welche vor Zeiten eine Salzgrube war, die aber eingestürzt oder versunken ist. Sie war dermalen ganz trocken, und mit guter Erde bedeckt, und so mag also schon eine lange Zeit, seit der Auflaßung verstrichen seyn. Tie» fer hin, gelangt man zu der dermalen einzigen Grube des ganzen Bergs, wo über den Schacht ein Gabel¬ werk nach hungarischer Art, gesetzt war. Herr von Fichtcl sagt in feinem 2ten Theil, Seite 122 u.s.w. K z daß *) Den dort ««gezeigten, sind noch beyzufügen; kre- nrnÄ rudr», IHpolwm und klamsZo LoroaopUr- iZo daß zu Parayd das Salz nur durch kleine z Klafter tiefe Gruben gewonnen würde; dies war so zu seiner Zeit, aber dermalen nicht mehr, und wir haben von seinem vorgegebenen Bau gar keine Spur mehr gc- ftmden, Doch wie man aus seiner Beschreibung ersieht, so war schon damals der Antrag, den ganzen Bau auf eine vortheilhaftere Art, wie er dorm-sten ist, zg setzen. Vor den Gruben fanden wir Gira oder Hasten mit kleinen Versiekungen, quf diesen und in ferneren Gegenden Salzzinken, wie vom E>s, am Tag ausbei- sen, Wir schlugen viele von den Hauptmasten herun¬ ter, und fanden sie von Farbe weiß, weißgrau, röth« lich, und auch ins Gelbe fallend. Ohne Zweifel rüh¬ ren alle diese Farbenspielungen von der dort vorkom» Menden Thonerde, die sich darunter einmischt, her, Die Erscheinungen dieser Salzzinken oder sauzahnar¬ tigen Kristallen, sind oft am Grund (baÜ8) wie Tropf¬ stein, oder kugelförmig (piloWkormi«) gebildet, Man sehe die Vignette zum ftten Kapitel wo bey T-M ei¬ ne solche Salzzinke vorgestellt ist. Wie man aus die¬ ser Abbildung sieht; so ruhen solche auf keinem festen Punkt; allein dieß ist nicht jederzeit, denn die meisten wie zn Oknq in der Moldau, machen mit der festen oder ganzen Maste einen Körper aus, In der Sub« stanz dieser Salzzinken findet man eben so wenig eine reguläre Krisiallisatzion als in jener des Eises; manche Brüche fallen auch ins Kubische^ aber nicht jederzeit« Die iz i Die Decke desSalzstockes allhier, war eben die- selbe so wie der ganze Hügel oder Berg, der ganz mit Salz ausgefüllet ist. Die ersten Schichten be- stunden aus einer guten fruchtbaren Gartenerde (Hu¬ mus ve^etabilis), darauf folgte Thon oder Lehm, ein- oder auch mehrfarbig; dann Sandlagen mit Kneiß aus granitartigen Graustein angefüllt, hierauf eine mit mehr oder wenigen Bergöl und Salzsäure gesättig¬ te , braun schwarze Thonerde, welche unmittelbar auf dem Salzstock aufsizt. Die Dicke dieser Decke, war hier nur von ein paar Klafter, an manchen Orten auch viel weniger. Man sehe in Herrn von Fichtel's Werk, S. iZ. Tafel IV, wo er von den Erdschichten, wel- che die Salzmassen in Siebenbürgen bedecken, eine genaue Nachricht und Abbildung giebt. Wie mag es doch kommen, daß aller Orten, wo SalzflöHe, Stö¬ cke u. s. w. vorkommen, sie jederzeit mit dergleichen schwarzen, etwas bituminösen Thonerde bedeckt sind, und ist solches ein Produkt, oder Edukt? Hievon soll des weitern etwas mehreres erwehnet werden. Hat man bey der Bearbeitung eines dergleichen Salzwerks, die Erdschichten durch den Erdbohrer nach ihre Mächtigkeit untersucht, und sie nicht allzubeträchk- lich befunden; so werden sie zum Theil weggeraumet, und wenn man endlich eine gewiße Tiefe erreicht hat, wird hier wie in der Moldau, mit 5er Zimmerung in dem Salzstock senkrecht eingetaucht, nämlich mit einem K 4 Trieb- Trieb - und einem Fahrt. Schacht. Ist man mit die¬ ser Zimmerung ein paar Klafter tief eingebrochen, so wird der.Salzstock erweitertund derselbe im Ganzen mit tieferer Eingreiffung von zwei Klafter, geführt lind dann vollendet. Die Tachwaffer werden von der Ober¬ fläche des SaszstockS mit Erbstollen abgeleitet. Die Ausbeute des Salzstocks zu Parayd, wird eben so wie im ganzen Siebeub rgen, konisch vorge« uommen; das ist, wo die Spitze des Kegels, gegen die Oberfläche der Erde ju stehen kommt, und man mit fernerer Tiefe immer mehr ausweiket. Bei um se.m Daseyn im Jahr 1789/ hatte die Grube erst 2i Klafter Tiefe, und die Sohle eben so viele Weits und darüber. Da nun der Triebschacht in der Mitte der First oder der Gewölbung steht; so hat man auch für die ganze Gruben hinlängliches Licht, nur die Salz- Hauer auf der Sole, welche sich in der Lichte stehen, bedürften bei ihrer Arbeit eines schwachen Lichts. Der Fahrtfchacht besteht allhier nicht bloß aus Fahrten oder Leitern, sondern er ist mit hölzernen Stiegen abwech¬ selnd, welches für dem Arbeiter eine große Erleichte¬ rung, und mit viel weniger Gefahr verknüpft ist. Es ist zu bewundern, daß man nicht schon lange auf die¬ sen Gedanken verfallen ist, indem man sich leicht ein¬ bilden kan, was eine senkrechte Leiter von 60 bis 70 Klafter Höhe, Mcten in einem weiten Raum für so viele Menschen ein Schrecken feyn muß, die sie zu erste«'- ersteigen haben. Es giebt daher auch viele, die täg¬ lich in diese Gruben fahren, und niemalen die Augen öffnen, um nicht die Gegenwart des Geistes zu ver- sichren. Bei allem dem aber, geschehen doch staks Un¬ glücksfalle, die nicht geschehen würden, wenigstens Loch nicht so häufig waren, wenn man aller Orten, so wie in dem hiesigen Werke die Stiegen an den Sei- kenwanben der Gruben einführke. So gefährlich in¬ dessen eine solche Grubenbefahrung auch ist; so wird man doch durch den herrlichen Anblick, den, wenn man einmal auf die Grubenfole gelangt ist, erhält, sattfam entschädiget. Man stelle sich ein ordentliches rundes Gewölbe einer Kirche, wie die Rotonda zu Rom oder anderwärts ist, vor, wo das Ganze ein ein. ziger Kristall von Salz ausmacht, und wobey das Tages¬ licht in der Mitte am Dach des Gewölbs, alles mit dem herrlichsten Schimmer beleuchtet. Gewiß so was muß einen jeden mit Bewunderung einnehmen, "auch alle Gefahren, die immerhin vorkommen mögen, ver¬ gessend machen, und diß besonders bey unserer Grube, welche noch keine allzugroße Tiefe erlangt hat, dabey der Salzstock auch nicht mit den geringsten fremden Erd- (heilen gemischet ist. Eine solche Grube wird niema- len über 70 bis 8o Klaftertiefe betrieben, nicht we- gen Mangel des Salzes, dessen Tiefe man in Sieben¬ bürgen noch nicht erforscht hat, sondern wegen der Beschwerniße des langsamen Ausfördern, indem alles, K Z und und nicht wie in andern Gruben vieles auf die Sekte gestürzt werden kann, an Tag gebracht werden muß. Man hat vor Zeiten, diesem, mit zwey Triebschachten abhelffen wollen; allein die Beschwerlichkeit und Ver¬ wirrung , die mit dem Zeichengeben vorkommen, ha¬ ben die Unnützbarkeit genugsam erwiesen, um jszt mehr einen Gebrauch davon zu machen. Die Gewinnung oder der Salzhau allhier, ge¬ schieht, wie zu Vermutheu, auf eine fehr leichte Art, da alles eine einzige Maße ausmacht, und mit kei¬ nen fremden Theilen gemischt ist, und sodann auch nir¬ gends einer Unterstützung bedarf. Zu der ganzen Ar¬ beit werden ein bis zwei Hammer, und einige Keile, letzte von Elfen oder Holz, erfordert. Zuerst werden mit einem Czakan oder Spitzhammer, gerade und tiefe Linien nach der ganzen Breite der Grubensole eingehauen. Diese Einschnitte werden so weit von einander gemacht, als die Salzsteine oder Block in ihrer Dicke oder Breite haben sollen. Sind einmal diese Linien gezogen; so wird mit einem zweiten Hammer, den man Pickhammer nennet/ und 6 bis 7 Pfund am Gewichte hat, von beiden Seiten des zu machenden Salzblockes, der hier in der Grube, von einem halben, bis zu zwey Schuh lang, und gegen einen breit gemacht ist, so lange eingehauen, bis man nicht mehr dazu gelangen kann, und also mit Keilen der Salzstein ganz loßgemachk wird, wo dann auf der Sole von einem Bruch Bruch zum andern eine Erhabenheit oder Ribbe bleibt, die bei zukünftiger tieferer oder fernerer Aushauung auf die Mitte des Salzblokeö zu liegen kommt. Sind einmal mehrere Blöcke abgelöst, fo werden sie gehörig zugerichtet, und haben an Gewicht gegen einen Zentner. Mehrerer Deutlichkeit wegen, sehe man die Vignette zu Ende des achten oder lezten Kapitels, wo die Ham¬ mer samt der Art, wie die Salzsteine bei der Arbeit ausfallen, vorgestellet sind. Man bedient sich nur iz bis 20 Arbeiter, wel¬ che hier um lohn gedungen werden, indem man sie nach dem Zentner bezahlt. Damit keiner dem andern seine Salzsteine sich zurechnen möchte, so arbeiten sie parthie- weife, und machen sich auf ihre Steine ein gehöriges Zeichen. Von den Salz-Sortimenten, giebt es hier bei der Grube nur zwei, nämlich das in Blöcken, wovon der Zentner um einen ungarischen Gulden oder zikr, verkauft wird, und das in kleinen Stücken, welche bei dem Aushauen der Salzsteine abfallen, und um et¬ was wohlfeiler abgegeben werden, Das abfallende Salzmehl wird gar nicht verschloßen, sondern nur an Tag gebracht, und damit in den Magazinen der Bo¬ den beschlagen, der dann fest und trocken bleibt, Der Verschleiß des Salzes, hier zu sande, betragt jähr¬ lich nur 70,000 Zentner Wiener Gewicht. Man könn¬ te aus dieser Grube, da sie noch nicht tief ist, wohl zwei» 1^6 zweimal so viel erzeugen, wenn mehr Absah wäre, allein so muß man es bei dieser geringen Summe be¬ wenden lassen. Man hat hier kein Beispiel von einem Wasser, als anfangs Key der Anlage der Gruben, welches durch einige Salzklüfte eingedrungen war: allein da der Bau auf einer Anhöhe angefangen wurde, fo hatte man auch keine große Mühe solches abzuwenden, und eS war dermalen die Grube so trocken, als möglich. Ue- berhaupt sind Salzgruben den Wassern weniger aus- gesetzt als andtzre, da sie jederzeit mit einem elastischen Thon bedeckt sind. Es wird auch hier selten, Salz mit innhaltendem Wasser, Erde u. s. w. angetroffen, welches sich aber häufiger in Okna findet, wo man so. gar einmal in der festen Salzmaße, Bergöl gefun¬ den haben will. Doch an förmlich gebildeten kubischen Kristallen fehlt es hier nicht, da sie in jeden Klüften zu finden sind. Gips und Kalch - Produkte kommen hier nicht vor, noch viel weniger versteinerte Schalen- thiere, welche auch Herr von Fichtel in den übrigen Salzgruben von Siebenbürgen, nicht gefunden hatte. Selten hat ein Schriftsteller von fo reichen Salz¬ massen geschrieben, ohne auch seine Meinung über die Entstehung dieses Minerals, dabey anzuzeigen. Ich habe in dem Ersten Theil, so wie auch in Herrn Crell's Chemischen Annalen *) meine Meinung von *) Chemische Annalen Z Stück 1789. S. 209. Von dem, was ich m Gallizien sähe, so wie es der Natur der Sache gemäß war, erwehnet und soviel möglich zu erläutern gesucht, wie das Salz hier in diese Vorgebürge gekommen ist, und wie es sich dar¬ innen erhalten hat; aber wie es für sich möchte entstan- den seyn, davon habe ich so wenig gewagt etwas Entschei¬ dendes darüber zu sagen, als wie von der entstehung des Goldes, ob uns gleich die Bestandtheile, von wel¬ chen das Salz gebildet oder zusammen gesezt wird, hin¬ länglich bekannt. Indeßen will ich, ohne alle die Meinungen zu resummiren, welche die Gelehrten in Berres dieses Gegenstandes geäußert haben, alleine aus physischen Erfahrungen, wegen der Entstehung dieses Products einige Worte beyfügen. Aristoteles sagt *) das Salz wird durch, oder in dem Meerwasser erzeugt. Dieser Welkweise hätte, die weitern Betrachtungen bey Seite gesezt, der Lags der Sache nach, sehr richtig geschlossen; wenn er nicht vorgegeben hätte, daß aus der Tiese des Erdballs, durch dem Meeresgrund die. aufsteigenden Dünste mit der Fäulung der Thiere hervorgebrachk würden; ob zwar nicht zu läugnen ist, daß dieses bei vielen Ehemi¬ sten Beifall gefunden haben mag, da hier von der Erzeugung des nothwendigen Alkali die Rede war. Allge- 4) ^rilkorelis 8rsxirit«e Lö, I. Lsksubom. ^urrlise ^Uo- dro^um, 1605. I Allgemein ist es bekannt, daß das Meerwasser auf un¬ serer Erdkugel mehr oder weniger gesalzen ist, nach¬ dem es sich in verschiedenen Himmelsgegenden und Jahreszeiten befindet, folglich hat es auch eine gt'ös- sere Schwere als das gemeine Wasser. Muschen- broeck, beweist durch seine gegebene Tabelle, daß es sich wie rožo— looo verhakt; allein dieß kann nUk als allgemein angenommen werden: denn wenn man von einer Polhöhe sich gegen die Mittagslinie nähert, so findet man mit weiterem Vorrücken, einen merkliche« Unterschied in der salzigtem Masse dieses Elements, st daß das Meerwasscr unter der Linie das meiste enthalt, oder besser zu sagen am stärksten damit gesättiget ist. Auf gleiche Art ist es auch von vielen Gelehrten bestatti« get worden, daß die Gesalzenhelt mehr in der Tieft, als auf der Oberstäche ist; eine Folge der natürliche»! Schwere dieses Naturproducks während seiner Bildung/ indem dasjenige, welches nicht wieder in seinem eigener! Mutter-Element ausgelöst wird, zu Boden fällt, und also auf. künftige Zeiten, große Massen bildet. Lar voisier*) Fourcroy**) und andere haben gezeigt, daß das Meerwasser nicht allein die Salzsäure mit deut mineralischen Alkali in sich habe, sonder« auch eins Por- iMalre - Inm. VI. Hacq. phys. polrr. Reisen, uTH^ § 162 französischen Chemisten die ausdehnende Hiße, (ck^lsur latente ou matiere 6e la cffaleur) ^). Daß also dieser erste, lind nicht zusammengesetzte Grundstof mit Verbindung einer alkalischen Erde ein besonderes feuer¬ beständiges alkalisches Salz hervorbrächte, wie zum Beispiel die Vitriolsäuren mit verschiedenen Alkali auch verschiedene Miktelsalze bildeten, und dennoch niem len für besondere Gattungen, sondern nur für Arten gel¬ ten können. So machet die Verbindung des Feuer¬ wesens mit der Kalcherde, das feuerbeständige Pflan¬ zenalkali, deßgleichen diß erwehnte Prinzipium mit der Bittererde, das feuerbeständige mineralische Alkali. Je mehr sich nun von diesem Brennstoffe in einem Salz befindet, desto azender ist seine Kraft. Das Beispiel giebt der lebendige Kalch, die konzentrieren Sauren u.s.w. Sollte man nun nicht auf die Vermuthung gerathen, daß eben der erste Grundstof der Saure nichts anderes ist, als eben das erwehnte Prinzipium des Feuers, da die würkende Kraft davon eben diesel¬ be ist. Lavoisier, Morveau, Bertholek und andere mehr, haben die deutlichsten Versuche an Tag gelegt, wie man die Metalle und andere Körper, ohne ein hervorbringendes Feuer u. s. w. kalciniren könne. Doch zu unseren unterirdischen Salzmassen zurück zu kommen, hat *) Merboäe <1e dlomericlature clvimgue propoül psr Mr. äs Morve^a s ?srls 1777- 8- i6z hak man noch kein Beispiel, daß ganz von Steinsalz ausgeleerke Gruben sich vorn neuen wieder erseht hätten, weicher Ersah aber in Meer täglich geschieht, denn Man kann nicht das Anfällen der Stellen der Salz« gruben, wo noch von allen Seiten Salz im Ueberfluße vorrathig ist, einen von Natur neuen Ersah, nennen; indem hier nur die nämliche Maße in eine größere Ausdehnung gerathen ist. Mik den Meeren aber ver¬ hält es sich ganz anderst, da in deren großen Werk- stadt, durch die immer fortwährende Bewegung sich stets neues Salz bildet, und zum Theil in seine ein¬ zelnen Theile sich wieder auflöst, wenigstens geschieht letzteres bey allem demjenigen Salz, welches die Flüße von dem großen Salzvorrathe, die auf dem trockenen Theil der Erdkugel sich befinden, bey sich führen. , Man weiß aus zuverläßiger Erfahrung, daß das Was¬ ser der Salzquellen nach einer gewißen Strecke wieder ganz süß geworden, ohne daß man eine Spur ei¬ nes AbsaheS gefunden hatte, so wie auch bis diefe Stunde noch in allen Flüßen, welche ihr Wasser in die See führen, keine Spur von Salzigkeit gefunden wird, obgleich täglich soviel tausend Zentner aus der Erde und aus dem Meer durch verschiedene Wege hinein gebracht werden. Wo sollten also diese Salz, theile hinkommen, wenn sie sich nicht vollkommen zer- legten, oder eine andere Gestalt annähmen. Allein cs ist das Geseh der Natur, alle Körper, die von ihr i A gebildet 164 gebildet werden , wieder ganz zu zernichten, oder auf- zulösen, und sie in ihre ursprüngliche Theile zurück zu bringen, andere dagegen wieder vom Neuen zu bilden. Daß aber die ursprünglichen Theile nicht jederzeit bloß eine Salzsäure in Meer bilden, ergiebt die fernere Er¬ fahrung von der Vitriolsaure, welche uns mit eben dem mineralischen Alkali, so häufig das Glaubersalz, oder mit der Bittererde, das Epsomer Salz darstellet. Bei diesem letzten Salz, nach oben angeführten Er¬ fahrungen, wäre also hier nur eine alkalische Erde oh¬ ne das Feuerprinzipium, folglich nur ein halbes, und kein ganzes feuerbeständiges Alkali vorhanden. Nach diesen Sätzen fällt meines Erachtens, doch noch eine andere Frage auf. Wo kömmt das häufige minerali: sche Alkali her? entsteht es aus den verfaulten See- pflanzen, oder aus den Seethieren? oder wird es für sich in dem Meer erzeugt, und durch die Nahrung in den Körper gebracht, und wo es einen Theil dessel¬ ben ausmacht? Letzteres scheint das wahrscheinlichste zu seyn, daß nehmlich dieses Alkali eben so in dem Meer, wie die Salze erzeugt wird, und die Ver¬ faulung der Thiere dem flüchtigen Alkali nebst der Fette, dem Wasser den bitteren bituminösen Geschmack geben, wo aber nach dem Auslrocknen eines Meerbodens, sich solches als ein Oel bei den Salzlagen abgesondert vor¬ findet. Nun wird mancher fragen, wie kann man in allen Stücken einleuchtende Beweise oder nur eine Wahr- Wahrscheinlichkeit geben, daß, wenn man auch zugiebt, daß das Salz in dem Meer erzeugt würde, es mit allem so zugegangcn ist. Wo kommen so unermeßli¬ che Wasser von diesem Mineral, als wie maN in der Kette der Karpathen findet, her? Sollten auch alle diese ungeheuren Salzwasser von dem Meer herstammen, da man soviel Beispiele von den grösten Salzstöcken hat, bey welchen man keine Spur von Seeprodukten entdeckt, ja auch nicht das Geringste von Kalkstein sich vorgefunden hak? Diese und viele andere Einwür¬ fe , kan man mit Recht gegen die allgemeine Entste¬ hung des Salzes im Meer machen, indem es allzu bekannt ist, daß die Natur nicht immer auf gleiche Art bei ihrem Erschaffen zu Werke geht; allein ich hoffe, diese Einwürfe, die mir von einigen gelehrten Freunden gemacht worden, durch folgende Gegengrün¬ de zu heben. Das ausgebreitete Salz von den Kar- Paten in gerader Linie genommen, betragt von Wieliczka bis Foksan oder Tergovist über roo Meilen, und in der Strecke von der Nordfeite dieser Gebürgkette findet man beinahe nichts, als einen bloßen ausge« trockneten Geeboden, der mit unzähligen Schaalthieren tMgefüllek ist, indem auch bey Wieliczka über Bochina und an allen Orten bei den Salzstöcken, Lagen und Pflößeu von Seeprodukten sich stets vorfinden, die also ein überzeugendes Beispiel geben, daß dieses Salz ein Ueberrest eines ehemalen dagestandenen Meeres ist. L Z Wenn 166 Wenn dieses zwar, ein allzuklarer Beweist meines im ersten Band angenommenen Satzes, bestattiget; so ver¬ halt es sich doch ganz anderst mit jenen Salzgruben von Okna , dis in eben der Tiefe des Horizonts über das Meer wie jene von Wieliezka liegen, und bei sol¬ chen ungeheuren Salzmassen dennoch kein Ueberbleib- sel von Meeresprodukten vorkommen, so daß man ganz gewiß zu vermuthen hat, das Meer habe hier niemals» dieses Mineral abgesondert, sondern es müste durch den trockenen Weeg entstanden seyn. Diß aber kann niemalen behauptet werden, wenn man nicht gesinnt ist, falsche Schlüße wider die Gesetze der Natur zu machen, denn hier können zwei Ursachen statt haben, weßwegen bei manchen großen Salzstöcken, keine Zeug- niße eines jemals dagestandenen Meeres sich weiter vorfinden. Erstens: in den Orten wo keine Meeresproduk¬ ten vorkommen, befindet sich auch kein zeitliches Kalch - sondern Granit - oder ein anderes glaßarrigeö Gebürge, wo also Schaalthiere zu ihrem Gehauste keine Nahrung fanden, und wo dergleichen war, können sie auch nicht entstanden seyn. Hakte der Herr Graf von Buffon, und die ihm nachgebetet haben, nur die Karpathen durchwandert; so würde er nie auf einen so sonderba¬ ren Gedanken gerathen seyn, seine Umwandlungshypo¬ these zu schmieden, so einleuchtend, und angenehm sie auch allen Stubengelehrten vorkommt. Da es aus den 167 den Salzlagen der Karpathen erwiesen ist, daß sie berläuffig eine gleiche horizontale Höhe haben*) und also die Gebürge, die sie einschließen, mit dem Salz von gleichem Alter seyn müßen; warum haben denn hier die Konchylien nicht nach Buffons Grundsätzen, auch diese oft kleinen Berge, welche mit anderen von .Schaalenthieren angefüllren Kalchlagen umrungen sind, ebenfalls in Kalch verwandelt? Dieses hätte doch geschehen müssen, wenigstens nach deren Oberfläche, oder sollten erst nach der'Hand die glaßartigen Ge¬ bürge aus dem Kalch entstanden seyn? Das letzte- re wird schwerlich jemand zugeben können, noch daß L 4 so Herr Gucttard hat in der lstibm're äs l'^csäsmie äs ksris 1762. p. 29;. eine Nachricht von dec Salze gcgend in Gallizien oder Polen gegeben, zu wel¬ cher er auch eine Karte von dem Streichen der Flötze bcigefügt hatte, da ec aber nicht alle gesehen, und sich nur auf Berichte anderer verlassen muste, so ist auch sein Angeben nichts weniger als richtig, indem er von mehr als von der Helft« dec Salzquellen keine Errechnung macht, z. B. von allen jenen von Pokutzicn wenig oder nichts, als wen« dieses Land eben gar nicht zu Polen gehörte Ich mache hier diese Erwehnung nur dcßwegen, damit man nicht in den Wahn geratben mochte, ich hatte die Beobach¬ tungen dieses Mineralogen übergegangen. Im Gee genthell, werde ich ost Gelegenheit haben, stille Be¬ merkungen über dieses Land zu bestatligcn. so was ohne vollkommene Auflösung statt finden kön¬ ne § und wäre auch eine vollkommene Auflösung da¬ mit vorgeqangen; so müste sie auch bey dem hohen, oft spihigen Salzstöcken, geschehen seyn. Wer hat aber noch jemals Schaalthiere in Granit oder glaßar« tigen Steinen gefunden (Klipstens Vorgeben war unge- gründet ">? Eö sind niemals glasartige Gebürge im Meer entstanden. Gewiß wird es wohl niemanden einfallen, dieses zu verneinen, denn der von so was überzeugt seyn will, darf nur oben erwehntes Gebürg bereisen, da wird er Beweise zur Genüge finden. Nun ist also keine Hinderniß im Weege, daß nicht Salz im Grunde des Meeres, sich sollte niederlassen können, es mag nun Kalch oder Granit zur Unterlage da seyn oder nicht. Wenn mit der Zeit aufmerksamere See¬ fahrer zugleich Mineralogen seyn werden; so werden sie uns belehren können, ob Granit. oder glasartige Gebür¬ ge welche aus dem Meer hervorragen, auch mit Schaal- thieren angefüllt sind, oder ob sie nur auch beim Le¬ ben da angetroffen werden, wenigstens wird eines oder das andere für die Geognosie gleich interessant seyn. Da nun das Granitgebürge von vielen für eines der ersten, ja für das einzige unfprüngliche gehalten wird; so mußte es doch ganz gewiß Seefeuer in der Welt geben, die daraus bestehen, oder sie müsten sechsten eben so von zeitlicher Bildung seyn, wie die übrigen gemisch¬ ten Steinarten. Zwei- 169 Zweitens; nimmt man an, daß die Salzstöcke von der Wallachei, Moldau, Siebenbürgen, Mar- mazicn, Gallizien und Pohlen, nicht alle von gleicher Epoche entstanden sind, als zum Beispiel nach der sinnreichen Hypothese eines Grasens von Buffon, das ist, daß diejenigen Salzstöcke, welche mit keinen Schaal- thieren und Kalchbergen bekleidet sind, vor der Ent¬ stehung sich schon gebildet hatten, nemlich zu Anfang der dritten Epoche, das ist, nachdem die Erdkugel er¬ kaltet, und die Waffer von der Atmosphäre herunter gefallen, das allgemeine Meer gebildet, dann erst nach einer Zeit Schaalthiere entstanden sind; so steht auch hier nichts im Weege, dieses Salz aus dem Meer herzuleiten. Es scheinet vielmehr, daß eben dieses Salz, welches sich in den Granitbergen von eben der Zeit herschreibk, als das übrige welches mit Kalchbergen in den Karpathen umhüllt ist, und so mögen auch die großen Salzstüße u. s. w. von der Alpkette als der von Oesterreich dem Salzburgischen und von Tyrol, die auch mit Kalch bedeckt sind, eben das Alterthum wie die Karpathischen haben. Da nun diese ungeheure Menge von Salz, die sich beinahe in dem nämlichen Grade der Erdkugel befindet, und man aus hinläng¬ licher Erfahrung weiß, daß das Meerwasser unter der Linie am stärksten gesalzen ist; so ist zu vermuthen, daß einmal diese Lander unter der Mittagslinie gestan¬ dest waren. Beweise davon sind die Ueberreste oder L Z Kno- i7o Knochen dieser Thiere, die nur in einem so warmen Himmelsstrich sich aufhalten, und ohne Kunsttriebe le« ben können, wie der Elephant, das Rhinoceros u. s. w. die man so häufig auf beiden Seiten der Karpathen noch in dem Ueberrest ihrer Knochen findet. Wie lang nun dieses schon seyn mag, kann man aus der Ab¬ weichung der Ekliptick, welche nur 45 Sekunden in einem Jahrhundert betragt, abnehmen. Bis sie nein« lich von da, zu den Karpathen, als von dem 12 bis zu dem 48 Grad gekommen ist, mögen 2200 Se¬ kula vorüber gegangen seyn, seitdem ein Theil, wo nicht alles Salz, in diesem Gebürge ist abgeseht wor¬ den. Sollten in einem so langen Zeitraum nicht viel¬ leicht die Petrifikaten in dem Gebürge, völlig vergan¬ gen seyn? und also unsere großen Salzstöcke in einer, und die Flöhe in einer andern oder später« Epoche entstanden seyn? Indessen mag es seyn wie eö wolle, so ist doch mehr als gewiß, daß die vielen Erdharze und Oele die bei den Salzlagen gefunden werden, nichts anderes sind, als die Fette der Seethiere, wel¬ che die Sauren umgestaltet haben, und so hat auch der Bernstein (Zuccinum) kein anderes Herkommen, als von der Auflösung dieser Thiere. Wären die Salz- siöcke, welche nicht im Kalchgebürgen stecken, von ei¬ nem unterirrdischen Herkommen, so würde sich das Bergöl niemals dabei befinden, wovor, sich aber zu Okna und anderwärts unwiderlegbare Beweise erge¬ ben ben haben , indem man schon mehrmalcn dicht auf der Salzmasse, zwischen dem gewöhnlichen blauen Thon, der, wie oben gesagt worden, zur Decke dient, und dem erwehmen Minerale, dergleichen Bitumen gefun¬ den hat. So viel von der Entstehung und Bildung des Salzes. Ich übergehe die Erwähnung aller Unwahr¬ scheinlichkeiten von einer unterirrdischen Entstehung oder Herleitung aus dem Meer in die Gebürge, durch un- kerirrdische Kanäle, welche Leute vorgeben, die nie so was würden gesagt haben, wenn sie mit der Natur bekannt gewesen waren Der Salzbau zu Parayd soll zwar schon ein paar hundert Jahre bestehen; allein man hat gar keine sicheren Nachrichten davon, indem in einem Lande, wo vor Zei- ten Pest und Krieg alles verheerten, auf die Bewahrung der Urkunden kein Bedacht konnte genommen werden; und da in Siebenbürgen aller Orten Salz genug ist, so mag der Bau nur da bestanden seyn, wo er der damaligen Bevölkerung am nächsten war, denn wie schon erinnert worden, so sind in der Gegend von Pa¬ rayd noch eine Menge Berge, welche mit Salz an- gefüllet sind. Von dem Thal dieses Salzbergwerkes gegen Nord¬ west , dem Maroschfluß zu, hatten wir eine ganze Tag¬ reise über, zu beiden Seiten nichts als niedere Gebürge, dabcy wir gegen Westnord noch stets Auswitterungen von von Salz, an den Bergen sahen, und dies dauerte bis über den Berg Georgeny und dem Ort Remets oder Remode zu, wo die Granitgsbürge aufhörten, und sich bloße Thonhügels bis zum erwehnten Fluß eim stellten. Hier wurde das Land eben, und man hat eine mit dem Auge unerreichbare Strecke vor sich, wo- rinnen die Marosch ihren Lauf zu dem Tsmeswarer Ban¬ nst nimmt, und ganz Siebenbürgen in zwey Theile theilet. Der Fluß war hier mit einer Menge Flößen bedeckt, welche mit Holz, öfters auch mit Salz bela¬ den, bis ins Bannat gelangen. So sehr der obere Theil des Landes mit Waldungen versehen ist, so fthr gebricht es daran in dem untern, besonders in dem Koloßer-Komitat, nchmlich bey der Gegend von Klau¬ senburg, wo man schon aus Noch den getrockneten Koch der Thiere, verbrennt. Mit Verlassung des Maroscher. Stuhls, hörte auch die Zekler - Nation auf, und sobald man in den Komitat von Torda eintrit, so ist man unter achten Ungarn. Indessen ist es unmöglich ihren Unterscheid zu erkennen, ausgenommen daß die Zekler einen solchen widerwärtig dehnenden Dialeckt haben, als irgend eine Nation in Europa haben kann. Wer nach dieser Mundart, die sonst so rasche hungarische" Sprache be« urtheilen wollte, würde sie gewiß für die schleppendste und elendeste in der Welt halten. Vorzüglich sprechen sie Yen Diphtongö, der so oft in der Sprache vorkommt, am — -73 am meisten sehr dehnend aus, welches das ungewebn- ke Ohr äuserst beleidigt. Bei der Uebersehung des Marosch (Maros) Flußes, tritt man wieder in das Gebieth einer andern Nation, welche nach den Un¬ garn und Zeklern die dritte ist, und dieß sind die al¬ ten Dacier, oder heut zu Tag sogenanme Sachsen, welche zum Theil unter Geysir als eine neue Kolonie ins Land gebracht wurden. Viele Schriftsteller lasten nicht alle Deutsche, die hier im Lande sind, von die- ser Epoche Herkommen, sie sagen vielmehr, es wären schon Deutsche vor 1142 da gewesen, und diejenigen, welche unter Geysir von neuem herumgebracht worden, hatten sich nur erst zusammengesellet, um eine einzige Gemeinde auszumachen, wie man dann auch sehr klare Beweise davon, in dem 2ten Band des hungari- schen Magazins S. 201 finden kann, welche nachge¬ lesen zu werden verdienen. Indessen sey es, wie ihm wolle, so hat doch die wallachische Nation, sowohl nach ihrer Menge, als auch wegen des rechtmäßigen Besizes des Landes ihre eigenen Verdienste. Das erste Städtchen der sächsischen Nation, bei Uebersehung des erwehnten Flußes, war Zas. Regen. Aus der sonst so richtigen Karte dieses Landes, wel¬ che Herr Fichtel durch Kreuze in seinem Werk be¬ kannt machte, sind doch hier die Anzeigen etwas un. richtig angegeben. Da aber dieser Ort zum Theil Mit Ungarn besezt ist, und diese daselbst auch eine Kir- 174 Kirche haben; so mag solcher vielleicht vor Zeiten so wie jezt dem hungarischen Stuhl zugehört haben. Als aber unter Josephs Regierung, der alle Nationen des Landes in Kommunitäten vereinigt, um einmal den gegeneinander hegenden Hoß aufzuheben, wißen wollte; so konnten dermalen die Gränzzeichen der Di- strickte wenig gelten. Der Ungar, der bei dieser Ein¬ richtung die Oberhand bekam, machte die Bedrückung gegen die übrigen Nationen so allgemein fühlbar, daß man von allen Seiten nichts als Wehcklagen hörte, und wir, als Fremde, die kaum in dem offenen Ort eingekrekten waren, wurden davon nur allzusehr über¬ zeugt. Als wir nehmlich mitten auf dem Markt des Orts stunden, und um ein Unterkommen bei einem Sachsen ansuchten; so wurden wir wider alles Recht, aus bloßer Hoheit oder war es Vorwitz, angehalten, und das zwar von dem dortstehenden Vicegespan Gra¬ fen von B— selbst. Da wir ihn nicht kannten, so fragten wir mit bedeckten Haupte, weil wir ihn weder für eine Wacht, noch für eine sonst höhere Person an¬ sahen, wodurch aber sein Stolz' sogleich aufö äußerste gebracht worden; was man für ein Recht habe, mit¬ ten im Orte auf eine so unanständige Art uns anzu« halten, indem wir doch ohnmöqlich soweit in das Land hätten kommen können, ohne uns bey io bis 2.0 Po¬ st.', o?'-.chff-r,iget zu haben? Als hieben einer meiner "^'szipeln, die militärische M -te aus der 175 der Tasche zog; nahm sie ihm der unbescheidene Vicege¬ span, den wir immer noch nicht kannten, aus der Hand zu sich, mit beygefügten Schimpfreden gegen den ersten Postokommandanten, als der sie uns auf unseren Gcneralpaß ausgefertiget hatte. Als ich nun diesen von ihm auf der Stelle zurücksordertö, und er denselben mir verweigerte; so verwieß ich ihm sein unartiges Betragen, worauf er mit Donner und BliH drohte. Allein seine Worte waren von uns nur als eines Wahnsinnigen ausgenommen, und wir giengen in Unser Nachtlager. Nach einiger Zeit, als wir erfuh¬ ren, er habe in diesem Stücke nicht das Geringste zu befehlen, und daß dergleichen widerrechtliche Handlun- gen bei ihm sehr gewöhnlich waren; so schickte ich ihm auch noch meinen Prasidialschein, welchen ich von dem Gallizischen Gubernium bei mir hatte, mit dem Bedeuten; da er schon eines von unseren Papieren hatte, so wollten wir ihm auch das andere mittheilen. Und wir würden nach dem Weeg der Rechte, so lange auf seine Unkosten hier zehren, als es ihm gefiel uns aufzuhalten. Auf diese Erklärung haben wir, mit ei¬ nem stolzen Einladen zum Abendessen, unsere Papiere alsogleich zurück erhalten, und so wurden wir mit Danksagung gegen sein höfliches Anerbieten, von dem überlastigen Stolz eines so unbesonnenen Ungars befreiet, der nur alles zu seinen Füßen wollte gebeugt sehen, was das Ansehen eines gemeinen Mannes oder eines Aus- 176 Auölanders hatte. O Septisches Volk, wann wirst du doch einmal deine stolze Rohheit ablegen ? vielleicht nie, oder es werden noch Jahrhunderte vergehen, ehe du im allgemeinen civilisirt wirst! Das erwehnte Städtchen Zas-Regen ist ziem¬ lich bevölkert, und der Boden in der ganzen Gegend sehr fruchtbar; nur sind die Ebenen, der Ueberschwem- mung des Moroschflußes sehr ausgesetzt, wovon aber das Städtchen selbst, als welches an einer Anhöhe liegt, ganz befreiet ist. Hier sieht man noch den ganzen Zug der Karpatischen Gebürge gegen Nordost, von dem der erwehute Fluß und auch andere ihren Ursprung nehmen. Das Kalchgebürge, welches her- vorragt, nimmt sich wegen seiner Blöße und Weiße, von den übrigen, die aus Granit und Sandstein be- stehen, sehr aus. Mit weiteren Fortsetzen gegen Nor¬ den bis zu der Hauptstatt dieses sächsischen Districkts, nämlich Bistricz, waren die kleinen Gebürge aus blos¬ sem Lehm mit Wacken und Kiesel angefüllet. Der Mays gedeihte hier aller Orten sehr gut. Alle Dör¬ fer, die hier insgesammt mit Sachsen besetzt sind, waren sehr bevölkert. Die Häuser stunden in gerader Linie, und waren für ein jo armes Volk ziemlich rein¬ lich. Bistricz, oder Nicesen (Büschmg a. a. O.), ist der Hauptort des eben so benannten Distrikts, der aus 40 bis Zo Ortschaften bestehet. Diese Stadt ist, seitdem -^4^- 177 seitdem Sufzawa die große Revolution der Verheerung durch Krieg und Pest / und dem Verlust der Residenz Glitten hatte, wie im ersten Theil erwehuet worden, ganz in Verfall gerathen, und zwar aus folgender Ur¬ sache. Oer sämtliche Handel mit Pelz oder Kirsch- nerwaarcn, welche meistens aus ganz' Siebenbürgen und Ungarn gezogen werden, wurde zu Kleidungs¬ stücken , in Bistriz betrieben, und diese nach der da- tnaligen Hauptstadt der Moldau gebracht, von der sich dann das weitere nach Pohlen äuögebreitet hatte. Da nun aber heut zu Tage, alles aus diesem Lande gerade nach Mvchilow gehet; so Haben auch diese zwey Städ¬ te gar keinen Handel mehr. Man sieht es Bistrih an, daß es vor hundert und Mehr Jahren im Flor muste gewesen seyn, indem alle große und hohe Ge¬ bäude, welche die Stadt noch Hat, mit hohen schma¬ len Fenstern nach gothischer Art versehen sind. Ob sie gleich von einem steatitartigen Sandstein fest ge- bauet worden, so drohen sie doch dermalen gröstenkheils den Einstürze, Und die meisten ober» Stockwerke die- wen zum Aufenthalt des Mäufegeschlechts, so daß die¬ ser NM nicht sonderlich mehr bevölkerter Ort mit den Ein- wohnern ein ganz melancholisches Ansehen hak. Die auf dem Hauptplah der Stadt befindliche große und fest gemauerte Kirche, steht bei dem zahlreichsten Got- kesdienst, meistens halb leer. Ob sie zwar kein gothi- sches Gebäude ist, so ist sie doch zum Theil in die- Hacq. phrsip»ltt'?iejsen/ U TH, M sein sem Kostum aufgeführet. Sie ist nach Gewohnheit der Sachsen, in ganz Siebenbürgen, mit einer hohen Mauer umgeben, worinnen Wohnungen und Behält- niße mit eingeschloßen sind, folglich ein wahrer Tabor oder befestigte Kirche. Da aber die Stadt auch mit starken Mauren und Thürmen, welche zwar, so wie alles übrige des Orts in Verfall liegen, versehen ist; so kan man doch nicht einsehen, warum man auch noch die Kirche mitten kn der Stadt ebenfalls einge¬ schlossen hak. Ohne Zweifel sind die Maliern um die Stadt in später» Zeiten errichtet worden, um sie für dem beständigen Ueberfall der Tatarn zu schützen. Die Einwohner dieses so wie aller übrigen säch¬ sischen Distrikte sind wahre alte Deutsche, die auch ihre alte platte Sprache noch reden. Sie haben aber weiter keine Eigenschaften dieser Hauptnazion an sich, als daß sie arbeitsam und häuslich sind, im übrige» sind sie wahre dazische Jtaliäner, hinterlistig in allen Stücken, zweideutig nicht allein im Reden, sondern sogar auch in den auferlichen Bezeugungen; denn wenn der Sachse eine Sache bekheuren will, so macht er ver¬ neinende Winke, will er sie aber verneinen, so nimmt er eine bejahende Stellung an, und so ist es ihm ganz zur Natur geworden, daß er sich nie in seinem Leben verirret. Hiernächst ist er so feigherzig, als immer ein Jude seyn kann, dabey wenig aufgeheitert, son¬ dern immer melancholisch. Bey seinem heuchlerischen Belra- 179 Betragen und süßer Beredsamkeit, die er stets gegen einen Fremden im Munde führt, ist ihm dennoch we- Nig zu glauben, im übrigen, ob er gleich für seine Nation sich auf alle mögliche Partheylichkeit auferk; so sind doch Diebereien und Mord, ganz und gar seine Sache nicht, so sehr diese Laster bei seinen Nachbarn getrieben werden. Ob zwar die deutsche Redlich¬ keit überhaupt in ganz Europa sehr abgenommen hat; so scheint es doch, daß hier die Noch und der Druck von den mächtigeren Nationen des Landes ihm dazu gezwungen habe, der Gewalt mit List und Ver¬ schlagenheit zu begegnen, so wie alle Thiere in der Welt ebenfalls gegen die stärkeren, sich ihrer Vor- cheile oder Kunsttriebe, ebenfalls bedienen. Es ist be¬ kannt , daß die halb unzivilisirten Völker von Europa, bei den ihnen noch nicht vorgekommenen Gegenständen vielen Vorwitz blicken lassen, der Siebenbürger Sachs« aber überkrift alles. Kein Fremder kann eine Frage an ihn machen, wenn er auch steht, daß er zu eilen hat, ohne erst von ihm selbst in seiner großen Gelassen¬ heit und schleppenden Sprache gefragt zu werden r Woher sit ir? Hat man nun, wie es sich tausendmal ereignet, keine Zeit sich mit einem solchen Menschen einzulaffen, und giebt zur Antwort, was ihm das zu wissen nutze; so laßt er auch keine Sylbe mehr von sich hören» M 2 Da 18o °- Da nun dieses deutsche Völk, die meisten seiner guten Eigenschaften verlohren hat, dach jene der Arbeit« samkeit nicht; so ist zu vermuthen, daß der nicht all, zu ergiebige Boden des Landes, und die etwas meh' reren häuslichen Bedürfnüße Schuld daran sind, daß sie von diesen Gewohnheiten abgekommen sind. Aller Orten, wo sie sich aufhalren, haben sie Weinbau. Die« ser aber hat sie im Trinken nie ausschweifend gemacht/ so wie überhaupt ihre Lebensart sehr frugal ist. Nebst dem Brod etwas gesäuerter Kapus, Maley mit Milch und Buchstisch (an der Luft mit Salz getrockneter Spek) ist des gemeinen Mannes nebst Hilsenftüchten seine ge« wohnliche Nahrung. Im Fleiß übertreffen aber bey diesem Volk die Weiber ihre Männer. Frühe, nach« dem sie ihre häusliche Arbeit verrichtet haben, gehen sie mit dem Mann zur Feldarbeit, ein Stück Brod und ein wenig Spek oder Käß nebst dem Wasser ist ihre Nahrung den ganzen Tag hindurch. Nun trift eS sichs selten, daß noch ein junges Weib, auch ein- oder zwei kleine Kinder hak; diese muß sie in einet von Leinwand gemachten Hangmatte mittragen, welche dann im Felde mit vier Stöcken ausgestellet wird- Kommt sie mit dem Mann des Abends von der At' beit, so liegt ihr wieder die ganze Hausbesvrgung ans dem Hals, indessen der Mann ausruhen kann. D'it' ses für sie so schwere Schiksal macht es nun, daß st? bei der Erzeugung der Kinder, sehr philosophisch des' ken i8r ken und enthaltsam sind. Wie sollten sie auch eine so schwere Arbeitslast willig ertragen können, und doch jährlich Kinder erzeugen? Es ist ihr in 2 oder z Jah¬ ren eines genug, da doch immer nur ein einziges eins mütterliche Wärterin bedarf. Man findet auch wenig Familien unter dem gemeinen Haufen dieser Leute, in welcher sich sechs Kinder befinden. So lange ich un* ter diesem altdeutschen Volk wohnte, sähe ich es jeder¬ zeit überaus strenge gegen das schöne Geschlecht ver¬ fahren. Wenn ein vollblütiges Mädchen, vor der Zeit Mutter wurde, so war gegen eine Leibesstrafe keine Rettung! Ich erfuhr es aufs neue bei dieser Reise, daß sie bei ihrem alten Grundsatz noch immer geblie¬ ben waren, nur daß dermalen die weltliche und nicht mehr die geistliche Iustitz in dergleichen Fällen zu straffen hatte. Da ich eben zu Bistrih über dem Platz girng, sähe ich wie man ein armes Mensch von der grichischen Gemeinde, nämlich eine Wailachin, die auf der Thöröfchfolker, oder Zuchtbank fest gebunden lag, öffentlich vor dem RathhauS mit Zo Kankfchuh^ streichen auf die poffsriora, welche kaum eine Be- dekung hatten, ganz unbarmherzig wegen steischlichen Vergehends abstrafte. Als ich nun wegen einer so öffentlichen Beschimpfung und harten Behandlung die UrfachsKerfragte; so war die Antwort: sie ist eine H. die mit den Gränztruppen in die Stadt gekommen ist. Ich muß sagen, das Heulen und Blutigfchiagen die- M Z ser Person, hak meine ganze Natur empört, um ft viel mehr, da der volle Haß der Nation gegen alle die nicht Sachsen sind, um so ausgelassener ist. Man denke nun, wie oft solche Personen, wenn sie sich in einem andern Stande befinden, bei einer solchen Be» Handlung ihr Leben verliehren müssen? Ist nicht durch ein« ft öffentliche Beschimpfung, ihnen für allezeit der Weeg der Beßerung abgeschnitten? Ich will keines» Wegs der Schwelgerey das Wort fuhren, sie hat in Europa unter den zivilisirten Völkern, besonders in den Städten allzusehr über Hand genommen; es giebt aber hundert andere Straffen, die dem Uebel Schranken fetzen können, ohne der Vergöherin und dem Staate nachtheilig zu seyn. Da die Siebenbürger, ft wie alle übrige Sachsen feine Leute sind; ft ist gar nicht zu vermuthen, daß sie die keuschesten der Erde seyn sollten, ich bin vielmehr von dem Gegentheil überzeugt. Sie setzen nur das geistliche Sprichwort nicht äusser Augen: 6 non ossso, kaltem caute, welches nun freilich besser ist, als öffentlich ein Verbrechen zu be¬ gehen, Was unbewust ist, hat mir einstmal ein Ge¬ wissensforscher gesagt, ist kein Verbrechen, Wer fer¬ ner noch wissen will, wie es in diesem halbwilden Lan¬ dern, besonders in Pohlen, noch heut zu Tage zugeht, der muß des würdigen Prälaten KossakowsE Buch, über die Administrazion der geistlichen Iustitz, lesen *) Xinäs klebsn u ^rtr-mic 1788, 8« 18Z wo man die Grausamkeit von Straffen gegen fleisch¬ liches Vergehen mit aller Wahrheit abgeschildert findet. Die alte Tracht bei diesen Siebenbürgischen Sach» sm, hat sich noch meistens erhalten. Die Manner sind einiger Massen auf hungarische Art gekleidet, doch haben sie keine Zischmen, sondern weite Stiefel, welche .über die Knie reichen. Den Bart haben sie nun meistens, ganz abgeschoren. Die Weiber füh¬ ren ihre ganz eigene Tracht, nehmlich lange schwarze oder weiße Leibröcke mit. oder ohne Gürtel, und auf dem Haupt eine auf italienische Art gemachte Netzhau» be von schwarz und gelber Farbe, worüber ein weißer Schleier gezogen ist. Die Mädchen tragen auf dem bloßen Kopf, eine Art Tour von schwarzen Sammt, welche wie eine runde, spannen hohe Schachtel ohne Boden, gebildet ist. Dergleichen Kopfpuz wird auch in der Laußnitz, wie man die Abbildung bei Herrn Anton *) sieht, und in vielen Provinzen von Pohlen getragen. Im letzteren Lande hat derselbe den Na¬ men, Czulka. An dem Füßen trugen einstens die sächsischen Weiber häufiger als heut zu Tage, gekräu- sie Stiesel, wie die papierenen Laternen. Wenw die Frauenzimmer des Sonntags in die Kirche gehen, so haben sie alle einen von Tuch in sehr kleine Falten ge- M 4 ' legten *) Erste Linie eines Versuches über die alten Slaven — mit Kupfern. Leipzig 1782. 8. 184 legten Mantel um sich, welcher ihnen nebst dem wei¬ sen Schleyer, der auf der Seite herunter hangt, ein klösterliches Ansehen giebt. Als/ ich sie das erstemal im Jahr 176Z, in die Kirche gehen sähe, glaubte ich, es sey eine Hochzeit, denn alle, die ärmsten ausge¬ nommen, hatten einen Blumenstrauß in der Hand, und ein Buch unter dem Arm. Da ich nicht, zweifeln ksn, daß nicht diese Tracht in irgend einem Werke abgebildet ist, so will ich auch ein mehreres als etwas überflüßiges, nicht erwehnen. Die Geistlichen dieser Nation, haben beinahe ganz die nehmliche Klei¬ dung wie die Juden in Gallizien, wovon ich ein an- dersmal etwas ausführlicher als zu Anfang des ZteN. Kapitels geschehen ist, handeln werde. In dem obenerwehnten Bistrih war bei unserer Anwesenheit ein großes Proviantmagazin angelegt. Sobald wir vor das Thor kamen, erblickten wir ei¬ nen Thejl des Elends, welches der gegenwärtige Krieg verursacht hatte. Doch dieses betraf bloß den armen Bauern, der aus den entferntesten Kreisen des König¬ reichs Gallizien, bisher alles Getraid, besonders den Habern, hatte liefern müßen, und nicht den Sieben¬ bürger, überdiß hatte mancher 6o und mehr Meilen nach Haus. Man denke sich eine solche Strecke Wegs für einen Landmann, so weit von seiner Heimat ent¬ fernt ; und wie sehr diß alles ihm nachtheilig seyn mu« sie. Er kan keine Lebensmittel auf eine so lange Reise mitneh» I8Z mitnehmen, und die etlichen Rubeln, die er für die Lieferung bekommt, reichen auf keine Weife zu, um so mehr da das gemeine Volk, diß in Siebenbürgen ihm unbekannte Geld, entweder mit Schaden, oder wohl gar nicht annimmt, wenn Graß oder Heu für sein Vieh muß erkauft werden. Indessen war diß das we- nigste, welches den Landmann, der dergleichen Lieferung machen müsse, gedruckt hatte. Er kam in Länder, Wo er mehr unter Barbaren als unter gesitteten Men¬ schen sich befand, (der Pohle zwar, so rohe- er auch Noch ist, ist doch mehr gut als boß), lind deren Sprache er nicht verstünde. In der Moldau hinter Roman und Baku, wo wir ein paar tausend solcher Bauernwagen sieden, sahen wir einen guten Theil ohne Vieh und Wagen nach Haus zurückkehren, indem ihr Vorspann, bey ohnediß sehr schwachem Fuhrwerk auf dem langen Marsch, in der grösten Hiße welche diese Thiere nicht gewohnt waren, zu Grunde giengen, oder es hatten die Herumschwarmenden Moldauer sie gestohlen. Dis List, derer sie sich bedienten, bestünde darinnen, daß sie des Nachts wenn ein Trupp dieser Fuhrleute ihr Vieh in den verlassenen Landern auf die Weide trieb, sie das Heulen; dä Wölfe nachahmten, worauf dann Pferde und Ochsen, verscheucht herumliesfen, und von diesen Räubern gefangen und weggeschleppt wurden.. Lief ein solcher armer Mann, der im Lande ganz fremd war, seinem fliehenden Vieh alleine nach; so gerieth es M 5 m ! 86 in die gröste Lebensgefahr, Das alles aber, war noch lange nicht mit so vielem Elend für dem gallizischen Bauern verknüpft, als wenn er erst nach Siebenbür¬ gen seinen Transport zu machen hatte, indem die Mol¬ dau ein Land ist, welches mit Pohlen viele Aehnlich- keit hat, das nehmlich einen weichen Boden aber kei¬ ne so hohe Berge besizt. In Gallizien, welches wie gesagt, einen ganz weichen Boden hat, findet der Landmann nicht nöthig sein Fuhrwerk und Vieh, mit Eisen zu beschlagen. Kommt er aber mit solchen in steinigte Gebürge; so ist sein Wagen, so wie die Hufe seines Zugviehs bald zu Grunde gerichtet. So sahen wir auf allen Stras¬ sen lahmes oder abgestandenes Zugvieh liegen; b8ld schlcpte einer einen einzigen oder mehrere Ochsen zurück, nachdem er sein ganzes Fuhrwerk Preiß gegeben hatte; bald lag ein Knecht auf dem Boden, der mit seinem Vieh nicht weiter konnte und selbst von dem grösten Hunger geplagt, nur dahin wartete, bis es gefallen war, um die Haut mit zu nehmen, und nach Haufe zu bringen. Wenn wir einen dieser Unglücklichen sag¬ ten; warum verkaufts du nicht lieber dein Vieh? so war die Antwort; „ich bin nur Kfiecht, und nicht berechtiget solches zu thun, indem mir kein Mensch den achten Theil des Werths dafür giebt, wie soll ich dieses sodann bei meinem Herrn verantworten.,, Die Eigcnthümer, die dabei waren, verkauften oft ein 187 ein Pferd um Z bis 4 Gulden, und einen Ochsen um so viele Rubeln. Allein, wer auch dieses ausge, hungerte Vieh in diesem Gebürge um einen so wohl¬ feilen Preis kauft, hatte dabei immer Verlust, in¬ dem die meisten dieser Thiere nicht mehr zu Kräften kamen und in kurzen fielen. Die meisten dieser Fuhr¬ leute, wurden bey so großen Elend krank und starben, andern gebrach es zulezr am Gelbe, um Graß für ihr Vieh zu kauffen. keßen sie es weiden, so wur¬ den sie selbst von den hungarischen Bauern miß- handelt, oder gepfändet, man zog ihnen das Vieh ein, oder man nahm dem Besizer den Rock vom Lei- be weg, und das für einen Schaden, der im Graß oft keine 2 Kreuzer betrug. Einen dergleichen un¬ barmherzigen Tyrannen, sahen mir an einem liederli¬ chen Postmeister zu Wama in der Bukowina, als der gegen diese armen Leute, die alles Mitleiden von der Welt verdienet hatten, ganz unbarmherzig gehandelt hatde. Der Schurk pfändete sie nicht allein auf feinem Bo¬ den , sondern wo er sie in seiner Gegend habhaft wer¬ den konnte; kurz, der Unmensch machte ein ordentli¬ ches Gewerbe daraus. Man kann sich aus folgender Begebenheit vorstellen, wie groß die Noch war. Es ereignete sich einmal, daß sich gegen mehr als 2000 Fuhren an dem Dniester anhäuften, die über ein - elende Plette sollten gebracht werden. Der Fluß war angeschwollen, den Leuten giengen die Lebensmittel aus§ si- 188 sie hatten kein Geld, und befanden sich überdiß in ei¬ nem fremden Lande, wo nichts zu haben war, dieß alles setzte sie in die äußerste Verzweiflung. Viele nahmen sich vor zu entwischen und durch dem Fluß zu schwimmen, um nach Haus zu kommen, aber manche darunter ertranken, und dennoch schreckte eS andere nicht ab, ihnen nachzufolgen. Dieses, wie man sieht, war also kein geringer Schaden für dem Staat, auf welchem aber ein noch weit größerer folgte. Es war nehmlich unter vielen hundert tausend Meßen Ha¬ bern und Korn, die zur Armee geliefert wurden, ein guter Theil ohne allen Genuß verlohren gegangen. Die naße Witterung, die immer mehr in dem karpa¬ tischen Gebürg, als in einem flachen Lande aus physi¬ kalischen Ursachen sich ereignet, blieb auch diesmal nicht aus, und die meisten Wagen, aus welchen das Ge- traide in Sacken lag, waren schlecht oder gar nicht be. deckt, folglich durch das Feuchtwerden, dem Keimen der Körner, und sonach ihrem gänzlichen Verderben aus¬ gesetzt. Ferner war bei den angewiesenenStationen, wo abgeladen werden sollte, kein Obdach, die gefüllten Sacke lagen unter freien Himmel, und es verfaulte alles zusammen. Wie man also sieht, gieng eö auch hier, so wie bei allen menschlichen Dingen; es war nicht ein Uebel oder Unglück alleine, es folgten deren mehrere aufeinander, ohne daß oft eines mit dem an¬ dern in der geringsten Verbündniß stunde. Da ich dgs !8y das Büch von dem menschlichen Elend kannte, so dachte ich bei dieser traurigen E eene mehr als einmal an den Verfaßen, wie er hier ohne alle Uebercrei- bung und des Unnatürlichen, welches manchmal in seinen Erzehlungen zum Vorschein kommt, einen gan¬ zen Band als Beiträge hatte Zusehen können, so we¬ nig als auch hier von diesem Elende ist erwähnet worden. Indeßen war alles dieses Ungemach, welches dec Unterthan hier erdulten muste, von keiner allzulangen Dauer, indem diese Verfahrungsart, nicht mehr die Nothwendigkeit erheischte der immer weiter entfernten Armee mit Hülfsmitteln beizustehen. Es war Man¬ gel an guter Anordnung, daß dem Staat ein solcher Schaden zugefügt worden, indem man hierauf freilich, so wie es meistens geht, erst nach den Schaden, klug geworden. Der gemeine Mann ließ seine Pferde und Räder beschlagen, die aufgestellten Landeskommissärs Machten die Stationen kürzer , und ließen Gebäude er¬ richten, um die Lieferungen unter Obdach zu bringen, Und das Militär verlangte nicht mehr so übertriebene For- derungen ms. w., so daß endlich alle Last bei den fort¬ dauernden Krieg zu ertragen war. Diese Untersuchungen, welche uns zu weit von dem Hauptgebürge entfernt hakten; bewogen uns, sol¬ ches wieder zu erreichen, und dazu hatten wir zwey Weege. Der erste gieng durch den ganzen Bisiriher Districkt nach Marmatien oder bey Verfolgung des Tord- -Latsch. IY0 Tordner Gebiekes, bis in die Bukowina, und wir wählten uns diesen; doch kamen wir nicht weiter, als zu der ersten Station, wo wir umkehren musien, Nach¬ dem unser Paß nicht dahin gerichtet war, und man uns nicht über die Granzen lasten wollte. Wir gien« gen also von Westen nach Osten von Nagy Demetes nach Also und Felsö-Borgo, bis dahin nichts als Vor- gebürge ist, welches aus zeitlichen Kalchstein, grauen Thon und Hornschiefer besteht. Das höhere anstoßen¬ de Gebürg, welches sich gegen Norden zog, war klein- körnigter grauer Granit, der in Schichten brach, und daher kein reguläres Streichen hielt. Sein Be¬ stand war körnigter weißer - und grauer Quarz, weißer Feldspath, schwarzer und manchmal auch etwas weißer Schörl, des feinen eingemischten Glimmers war we¬ nig , kleine Granaten kamen öfters vor, die auch durch ihre Verwitterung gleich sichtbar wurden. Diese letzte¬ ren Körper habe ich noch nie in einem solchen Granit gefunden. In frischen Bruch zeigen diese Granaten eine etwas durscheinende glasartige Materie zu seyn. Dieser Stein ist sehr dichte, und da er in Platten bricht, so wäre er zu großen und maßiven Gebäuden ganz auserlesen. Hier hatten wir also die Kette der Karpathen wieder erreicht, und das Gebürg wurde ziemlich steil. Der Henyberg der uns rechts blieb; war sehr prallend. Das Gebürg, zu dessen Uebersetzung wir den ganzen Tag Tag brauchten, hieß allgemein Prisztop. Bey dessen Besteigung fanden wir nichts als schwarzgrauen Horn- schiefer, auf dessen Flachen sich die Metalle leicht ab¬ reiben laßen, und also einen guten Probierstein abgiebt. Dieser Hornschiefer war stets mit einem Thonschiefer untermischt, so daß man ohnmoglich verkennen konnte, daß eine dieser Skeinarten nicht von der andern her¬ stammen sollte. Aus der Dichtigkeit, und dem wem- ger regulären blätterichten Bruch, nahm sich der Horn, schiefer von dem Thonschiefer ziemlich kenntbar aus. Die Wildbäche führten hier vielen Granit, Por- phier und Schörlsteine mit sich. Da wir nun solche gegen Nordwest verfolgten, so kamen wir zu den An¬ brüchen von der letzteren Gebürgöart. Das erste war der Schörlstein (8sxum lckoerlolum). Obgleich hier der kristallisirteSchörl, den meisten Bestand ausmach¬ te; so war doch der Stein sehr kompackt und fest. Das Bindungsmittel ist ein grauer etwas ins Grü- ne schlagender nicht sehr feinkörniger Körper von einer großen Härte, den man ohnmöglich für etwas anderes halten konnte, als für einen ehehin gewesenen Schnei, bestem. Nebst diesen zwey Bestandtheilen ist auch noch hie und da etwas weißer Quarz mit eingemstchk. Die zweyte Steinart, die in eben dem Gebürge et, was seltener vorkam, war eine bloße kristallisirte und ungestalltete Schörlmaße. Die Farbe ihrer Kri¬ stallen war schwarzgran, und die Fignr bestünde aus langen langen vier und sechsflächigen Säulen, deren Pyrami¬ den nichts bestimmtes hakten. Mit weitern Verrücken in diesem Gebürg, kam auch viele grau-- und schwargrüne sogenannte Horm blende vor, welche nicht selten kristallisirt war. Die Kristallen bildeten eine achteckige Säule mit etwas un¬ gleichen Flächen / von der Länge eines Viertelzolles und eben s» viel im Durchschnitte Die beiden Ende einet solchen Säule giengen in zwey Flachen aus. Der Glanz dieser Kristallen war sehr matt, und die Farbe schwarjgrau, bei dem Zerreiben aber fielen sie ins Grüne. Der Bruch ist bläkterichk in kurzen Absätzen, und unbestimmt eckigk. In einer faustgroßen Maße stecken oft ganz hellgrüne, irreguläre, und durchsichtige Kristallen von gleicher Skeinart. Als man anfänglich in.Zweifel stunde, ob es etwa ein anderer Körper seyn möchte, fand sich nach dem Versuchen im Feuer und des wei¬ tern, daß er eben nichts anderes ist. Herr Werner hat auf der 106S. des Mineralteichs *) eine sehr ge¬ naue Beschreibung davon gegeben, und damit stimmt auch unser Körper vollkommen überein, Wenn man erst' nachgehends diese Steinart, bald unter die Hornsteins bald unter die Scbörlarten geordnet hat, so scheinet stS doch als ein Mittelding an beiden Ancheil zu nehmen. Zu Kronstcdts Versuche einer Mineralogie. Leipz'S 1780. iTH- r93 Zu mehrerer Deutlichkeit ist auf der Vignette zum achten Kapitel bey b, die Pyramide und bey c, das Prisma einer selchen Hornblendenmaste mit der Kristallin satten vorgestellet worden. Die hier «rwehnte kristallisirte Steinart macht siicht das ganze Gebürg aus, sondern eine andere klein, körnige Hornblendenart / welche dem ersten Ansehen nach einem Porphir gleich kommt. In ihrer Emmi, schung hat sie schwarzkristallisirten Schörl, und seht wenigen Kies, doch letzterer ist nur als zufällig anzu« sehen. Auf dieses Gebürg folgt ein noch höheres , wel¬ ches die Mitte der Kette hält, oder den Kern aus« macht, cs bestund meistens aus einem groben Porphir, wovon das Hauptwesen ein Hornschiefer war, dek init weiß- und gelben Feldspath, so wie auch meistens mit etwas schwarzen Schörl gcmischet ist. Unter die» sem Porvhier kommt eine besondere Art eines Schörl. felsens vor. Die Steinart ist eine gramöthiiche ins Grü. ne fallende sehr feste Hornblende, worinnen also vieler schwarzer Schörl enthalten ist. Die Kristallisation bil¬ det ein Viereck im Durchschnitt von einer Linie bis zu einem Viertelszoll. Die großen Kristallen sind so wir alle in ihrem Umkreise ganz schwarz, in der Mitte aber ebenfalls mit weißgrüner Hornblende angefülltt, so daß, wenn man die Kristallen in der Quere gebro» chen hat, sich diese Steinart wie die Flecken auf ei. Ker Leopardenhaut vorstellt. Man sieht hier allzu deut' H«cq° Phys. V»lrt. Achen,: Th N sich rz4 tich, wie Schörl und Hornblende in ihrem gsMeinschaft- lichen Uebergang stehen. Wenn man diese Steinart bei irgend einem feuerspeienden Berge sinden würde; so könnte ste für eine Lava gehalten werden: so grofe Ähnlichkeit hat sie mit einigen des Vesuvs. Diese letzte Steinart macht auch einen Theil des Ge- bürges Preluza aus, welches sich gegen Marmo¬ re sch ziehet. Mit weiteren Vorrücken gegen Nordost endigten sich die Gebürglagcn in eine Art von Trapp und Porphir, welche letztere Steinart ganz schwarz- grau und mit wenigen Feldspath und fthwarzen Schörl gemischet ist. Die Hauptmaste war hornarrig, und von ungleichen Korn, auch das ganze Thal Dilonza, so wie die herumstehenden Gebürge waren Meistens dar¬ aus gebildet, doch kam viele Hornblende und eine Trapart in öfters sehr dünnen Schichtenlagen dazwi¬ schen vor. Rechts von diesen Thölern gegen Osten, erhebt sich das hohe Gebürg des Koliman. Man sehe das Titelkupser zum ersten Theil, wo die höchsten Gipfel solches anzeigen, und die dreifache Grenze mit ausma« chen. Dieses, fo wie das meiste Gebürg allhier, hat seine Entstehung vom Thon. Der Porphir, der hier den grösieu Theil ausmacht, ist braun, grau, und öf¬ ters ins Schwarze fallend. Er bestehet aus einem verhärteten Thon, Hornblende, Schörl, und weißku- bifchen Feldspath, dabey kommt hin und wieder auch eine iy5 kine O.uarzmasse vor, wie glich Breccien, wovon der Hornschiefer das hauptsächlichste ausmacht. Die Höhe dieses Gebürges mag acht bis neunhundert Klafter be¬ tragen, und es ist mit Wald, so wie mit fetter Er¬ de, in welcher eine Menge bekannter Alpenpflanzen, be¬ sonders Steinbreche wachsen, stark bedeckt. Auf der äußersten Anhöhe gegen Osten, findet man hin und wieder Sputen von arsenikalischen Kiesen, vielleicht strei¬ chen diese bis in die Tiefe von Doma Sara (Schars) wo man schon lange her auf gelben Schwefelarfenick (eVuripi^mentum) gebauet hat. Da nun auch in die¬ ser Gegend, die Wasser über die Kiese dieser salzigten Halbmetalle lausten, so ist dann auch kein Zweifel, daß tiicht einige mehr oder weniger davon geschwängert werden, und man hat auch dieses Wasser jederzeit für das Vieh nachtheiliger, als für die Menschen besun- den, wiewohl ein jeder, der es weiß, auf seiner Huk ist, von diesem verdächtigen Wasser zu trinken. N- Achtes iy6 ttr Vis». Achtes Kapitel. Von dem Gcbmgigten Theil der obern Moldau, Bukowina und Pokutien, dessen Gesund¬ brunnen Salzsiedereyen u. s.w. Iain dem Gehang des erwehnten Berges Koliman, wovon zu Ende des siebenten Kapitels erwehnt worden, sind wir an die äußerste Grenzen von Sie« benbürgen und der Bukowina, oder der Obern Mol« bau gelangt, wo wir dann auch die lehten Posten der Erenzmiliß dieses Landes fanden. Die Postirung ist seit seit der Abtretung der Bukowina gewiß ganz über, stüßig, da dermalen beide Lander einem Herrn gehören, und die Grenzwachten dem gemeinen Mann, der sich im Winter und Sommer stets auf den Anhöhen mit einer elenden, aus einigen Brettern zusammen gefüg¬ ten Baracke begnügen muß, äußerst beschwerlich. Soll¬ te die eroberte Moldau dem Hause Oesterreich bleiben, so würden doch die Grenzen des Reichs wenig oder gar nicht vergrößert werden, wenn auch noch Boßnien hinzu käme. Auf einem gewißen Bezirk sein Reich zu vergrößern, ist jederzeit dem Staat vortheilhaft, sonst aber nicht. Es mag Frankreich zum Beispiel dienen, welches mit Meeren und Gebürgen umgränzt ist, und eine solche Ringmauer könnte auch Oesterreich um seine Monarchie haben, wenn man auf den Lauf der Alpkttke Rücksicht nehmen wollte, indem gegen Westen ein Theil das Mailändische, ganz Tyrol, Karnthen, Kram, Kroazien, Dalmazien, dann Boßnien und Servien einschließt, und bis zum HemuS nach Alba¬ nien hinläuft, dann nach Norden bei Orszowa durch die Donau dringt, das Bannat, Siebenbürgen, Un¬ garn und Böhmen begränzt, dann mit kleineren Ge¬ bürgen, der Donau vor der bairischen Gränze sich zu¬ wendet, und nach Obersteyermark an die norische oder allgemeine Alpkette sich wieder anschließt, wo also der ganze Kreiß ein Ende nimmt. Ein solches Reich, welches dergleichen natürliche Grenzen hat, kann N Z auf 198 auf alle über der Kette der Gebürge liegenden Lander, gewiß so wie auf weitere Ausbreitung Verzicht thun. Es wird von seinen Machbar« wenig Anfechtungen ha¬ ben, und wenn sich auch einer erkühnen sollte; sokönrn te man ihm mit allem Nachdruck widerstehen. Ein solches Reich, sage ich, müste bey einer auch mittel- masigen Regierung unerschütterlich seyn , da es an der hohen Gebürgkette seine Meerhafen hat, die nach allen Welttheilen Komcrz treiben, und bey ihrer leicht zu veranstaltenden Befestigung, aller Macht Troz bieten könnten. Freilich kann man sagen, bei einer solchen Konzentrinmg fallen die über den Gebürgen liegenden Länder, als Gallizien u. s.w. weg, allein dich erseht hinlänglich Boßnien, Servien, das Salzburgische, das.Bergamaszische und Brcszianische zum Theil, wel¬ ches in der Kette liegt, und mit dem Mailändischen in einer Verbindung steht. Doch nun zu unfern, Ge-- . bürge zurück. Der Berg Koliman, oder bester zu sagen, die vielen Berge unter diesem Namen, machen mit dem Priszlop, Dilousa u. s w., eins Kette mit dem Ge-> bürg von Rodna aus, wovon im ersten Theil er« wehnet worden. Diese Kette, welche von Norden nach Süden streicht, hat ^chon hin und wieder Anzeigen auf Mineralien gegeben. Wie lange bestehen nicht schon die Bergwerke in Rodna , und wie viele Aus¬ beute haben sie nicht vor Zeiten verschast? die nun 199 in Verfall liegen, dermalen aber unter einer bessern Direkzion wieder in Aufnahme zu kommen scheinen. Dahin gehören freilich die Gruben, die in dem mittä¬ gigen Theile, oder besser, an den östlichen Karpathen liegen, und nicht die gegen Mitternacht. Die sanften Gehänge dieses Gebürgs gegen die Moldau, das ist, nach Ostwest, geben auch hin und wieder Spuren auf Mineralien. Man hat freylich Vermahlen noch keine anderen Ausbiße als von Kies und Eisen an Tag ge¬ funden; allein dies ist doch schon Anzeige genug, daß man auf bessere Erze hoffen dürfte, doch wie es sichs nach aller Wahrscheinlichkeit vermuthen last, sind in diesem Gebürge die Erze bey Boja, wovon ich iin ersten Theil Nachricht gegeben,, bereits aufgearbeitet worden.' Die niederen Gebürge, so wie die höheren, deren ich erwähnet habe, bestehen ebenfalls meistens auS thonigten Steinarten, nur daß sie mehr mit Quarz gcmischet sind, und eS kommt darunter auch manchmal Gneis und zeitlicher Granit vor. Wenn ich sage, zcitli- cher Granit, so meine ich daß die Bestandkheile von groben Korn, ohne gleiche Mischung sind, und das Bindungömittel thonartig und nicht fest genug ist, um eine gute Politur anzunehmen. In einem derglei¬ chen Granite ist nichts ausserordentliches, als nehmlich Kieö, oder andere mineralisirte Körper zu finden, so wie auch in dem Serpentin; in dem ursprünglichen Granit aber, nämlich in jenem , der aus kristallini- N 4 sihen 2OO schm Theilen besteht, wo es meistens unmöglich bleibt, ein anderes Bindungsmittel zu erkennen als den Quarz, der dann meistens von weißgrauer Farbe ist, und die Theile viel Gleichförmiges haben, in solchen Granit, sage ich,, wird man noch wenig oder wohl niemalen etwas von Erzen angetroffen haben, so wenig als in dem alten Kalchstein. Hch habe zwar anderswo *) Beispiele angesühret, daß in dem hohen ursprüngli¬ chen Granitgebürge in Körnchen und in dem Salzbu» gischen, edle Gänge darinnen streichen; allein die Er¬ ze, die hier als Gänge die Klüfte dieser Berge an¬ füllen, sind mit Quarz, Spach oder thonartigen Ge, stein umhüllt, also von spaterer Entstehung, si> wie auch die Eisenerze, welche sich in den Klüften uny Höhlen der ursprünglichen Kalchberge in Kram finden, deren ich in der physikalischen Beschreibung dieser Lan¬ der erwehnet habe. Man kann also die Behauptung, die Mathesiuö in der dritten Predigt seiner Sarepta giebt, als eine der ersten Wahrheiten beim Bergbau, auch sür dieses Land gelten lassen, indem er sagt: „an hohen und prallenden Gebürgen legt sich Niemand ger¬ ne ein, wenn aber die Gebürge ihr Thonlag und Ge- häng in eine feine Sanfte, (wie es sich an den Vor- gebürg Q Reisen --- durch die norischeu Alpen.. Dürnberg 1.790« 2TH 8. mit Kupf. Reisen physikalisch-politische, durch die Alpey, Leipzig 178z. 20 L gebürg unseres Koliman befindet) und viel Sonne ha» ben, da versucht mancher sein Heil.,, Dieß hat sich bis diese Stunde von der Nordseite der Karpathen allzu überzeugend erwiesen, indem so sehr auch die Vorge- bürge auf der gegenüber stehenden Seite in Hungarn und Siebenbürgen, an Metallen reich sind, desto we¬ niger waren sie hier. Wie oft hat man mir, und oh¬ ne Zweifel auch jenen, die vor mir dieses Gebürg be¬ sucht haben, den Vorwurf gemacht; daß man nicht recht suche; als wenn alle Gange und Erzklüfte wie Krautstangelaus der Erde am Tag stünden, und es also nur an Kenntnüßen gefehlt habe, daß man solche über¬ gangen hatte. Welcher vernünftige Mensch, aber wird sich über solche Ungereimtheiten aufhalten. Alles durstet nach Gsld, davon doch der Bergbau auf edle Metalle, lange noch nicht die erste Quelle ist, die dem Staat zur Glückseeligkeit hilft. Es kommt vielmehr auf den Fleiß an, um einen jeden Erdfleck zu henuzen, so wie auf Ordnung und Gerechtigkeit, um dem arbeiten- den Theil keine Hinderniße in Weg, zu legen. Pieß sind die wahren Quellen die ein Reich auf die höchste Stusse bringen können ! W^ haben ja das klare Bei¬ spiel an Spanien. Ist dieses Reich mächtiger Als Preußen, welches doch keine peruvianische Goldgruben hat? gewiß nicht.' Aber Mäßigkeit, weniger Adel, und keine verschwenderischen Pfassen, diese hrei Haupt, siüse machen, daß das letztere Reich auf einem Fuß N 5 ' siehch 202 stehet, dergleichen wenige in Europa sind, so unhold auch sein Boden und Klima in den meisten Gegen« den ist. Bevor wir die Grenzen von Siebenbürgen ver« lassen, müssen wir noch von einigen nicht der gemeinsten Pflanzen Erwehnung machen. Sie sind erstens, die rhra« zische Rhabarber (Uksum Usponticum) welche auf guten fetten Boden zu einer ziemlichen Höhe gedeiht, die« ss findet sich hier im sanften Gebürg gegen Mittag. Der gemeine Mann nuzt sie mit Brandwein aufgcgossen, jm Fieber, so auch die Engelwurz hlve^ üris I.-) welche in den Waldungen an den Sümpfen am häufigsten vorkommt. Auf den Anhöhen sind ver« schiedene Enzianarten, worunter einige mit einer gelben Blüthe vorkommen, welche dem ungestielten (aczuljs) am nwisten gleichen. Herr D. Mayer hat, wenn mich mein Gedachtniß nicht täuscht, in dem zweyten Theil der böhmischen Abhandlungen, etwas ähnliches bekannt gemacht. Die zotrigte, findet man von der Höhe ei¬ nes Schuhes bis auf einen halben Zoll herunter. Das Skopolische Bilsenkraut Zcopolia 1^.) findet sich hier sowohl in der Tiefe, als auch in der angrenzenden Bukowina. Der Wallach braucht die Blatter und Wurzel zum Umschlag für das Glieder¬ reißen, ja auch zu Zeiten in geringer Dosis innerlich. Dieß haben weder der Erfinder dieser neuen Gattung noch sonst andere Aerzke gewust. Ohne Zweifel ist der Wal« 20Z Wallach, so wie es bey allen Heilmitteln gewöhnlich ergangen, von ungefähr darauf gekommen, es dahin anzuwenden, und so ist es durch Tradizion stets vom Vater auf dem Sohn in Andenken geblieben. In¬ dessen ist nicht zu zweifeln, daß nicht zu Zeiten öftere das Tollkraut, fo wie es ihm ohngefähr verkommt, dafür gebraucht wird, wiewohl es mir nirgends in diesen Gegenden zu Gesicht gekommen war, In der Tiefe diefes Gebürgs, gelangten wir an den Dornabach, wo wir uns dann wieder in der Bu¬ kowina befanden. Zwischen Dorn Sara und Piatra hatten wir Gelegenheit, den großen gemeinen Geyer (Vussur movsckm) mit seinem weEen Streif um den Hals zu sehen, wie auch eine Nachteule, welche ich in Krain für eine Seltenheit unter meiner Vögel¬ sammlung aufgestellet hatte, und der ^luco des Linne am nächsten kommt; allein sie weicht dahin ab, daß sie beinahe ganz kohlschwarz ist» Da ich mir immer vorgenommen hatte, die Vögel des Herzogthums Krams zu beschreiben, indem meine Sammlung der einheimi¬ schen Vögel, die meines verstorbenen Freundes Scopoli als nach seinem gegebenen Verzeichniß weit übertrift, indem ich mehrere Jahre das Land bewohnte; so will ich nun bei dieser Gelegenheit eine genaue Beschreibung und Abbildung einer einzigen Art mittheilen. Wenn dieser Vogel aufrecht steht, und sein voll¬ kommenes Wachsthnm erreicht hat, betragt er in der Höhe Höhe ein und einen halben Schuh. Die abgezogene Hirnschaale hatte zwey Zoll im Durchschnitte. Die Augen stunden nicht sehr tief, und der gröste Diame« ter der Hornhanl betrug sechs Linien. Die Zusah« haut s6nLtL s. sclerotica welche die weiße sibuFmenL hedckt; war ganz knorpl.icht, und eine Fortsetzung der cornes. Doch bevor sie dazu gelangte, gisng sie aus der schwarzen in die weiße Farbe über, und erhielte dann bey ihrer nächsten Verbindung einen blauen Rand. Die durchsichtige Hornhaut war von einer schönen bril« lianten Rothe, und wenn man ein Aug in reines Wasser warf, so gab es einen ziemlich starken phos¬ phorischen Schein. Der Stern oder die Regenbogen¬ haut ist gehörig proportionirt, und braunryth ins Schwar¬ ze spielend. Zerschneidet man ein Aug in einige Stücke, und wirft sie ins Wasser, so wird solches davon sehr braunroth gefärbt. Die Fetthaut ist jederzeit bei die¬ sen Thieren sehr dünne, bei unserm Vogel aber etwas stärker und gelbbraun, und ohne Zweifcl theilt sie den Federn die dunkle Farbe mit, ob dieß zwar bei an¬ dern Vögeln nicht zu vermuthen ist, denn sonst mü« sten solche so viel Farben haben, als die Federn da« mit gezieret sind: allein das hat die Fetthaut so we« nig als die Erde, in der vielfarbige Blumen hervor keimen, sondern es besteht bloß in dem organischen Bau, die Farben hervor zu bringen, Der 2OZ Der ganze Körper ist schwarzbraun, nur die Schwing, und Schwanzfedern (Ksmiges et reL^rj». ces) haben einige schmuhige Querflecken, nämlich er¬ stere z bis 4 und lehtere 2 bis Z, die aber nicht so deutlich sind. Die ersten Schwungfedern sind etwas sageförmig. Der Schnabel unseres Vogels ist ganz wachsgelb, die Klauen aber haben eine aus dem Gelben ins Schwarz- braune sich ziehende Farbe, die übrigen bey andern Vögeln blosen Theile, sind hier wie bey dem ganzen Geschlecht dieser Arten, mit Federn bedeckt. Man sehe die Zte Tafel, wo eine verkleinerte, aber genau« Abbildung davon zu sehen ist» Sollte diese Eule nur eins Abart der Baumeule seyn? oder einen Kakerlak unter den Vögeln spielen? Was zwar ihre Gestalt, und Schwungfedern betrisk; so ist ersteres zu verwuchs»; allein die Vögel nehmen doch niemalen in hohen Gebürgen, wo ich diese Eule zweimal gesehen hatte, eine andere Entfärbung, als ins Graue oder Weiße, niemalen aber eine stärkere, als ins Schwarze, an, wie diese Eule hat. Nähere Beobachtungen über diesen Gegenstand werden uns mit der Zeit eines besseren belehren; indessen scheint dieser Vogel nicht so gar selten in der Bukowina zu seyn, da er den Einwohnern allgemein unter dem Nameu Czarna Puszozyk oder schwarze Eule bekannt ist. Eine Benennung, die auch Rzaczynski den Eulen beilegt, obgleich 2o<§ obgleich alle übrigen slavischen Völker stets so wie auch meistens der Pohle heut zu Tage Sowa oder Sowka sagt. Da mein würdiger und gelehrter Freund der Domdechant des Bistums Gurk im Herzogthum Karnthen Herr von Hochenwarch, meine vorhin gehab¬ te Vögelsammlung an sich gebracht, und er ein gebohr- ner Krainer ist; so ist zu hosten, daß er einmal ein kritisches Verzeichniß mit den kraimschen Namen heraus geben möchte, indem viele Benennungen in slavischer Mundart alldort vorkommen, die uns hier in Pohlen noch fehlen, wie man aus der Nomenklatur der ostpreu-- stschtNVögel in dem Naturforscher sehen kann*). Wir rückten weiter gegen Süden vor, und kamen Zu vielen schönen Gebürgswiesen (kopane) auf welchen Hroße HeerdeN von Pferden und Hornvieh weideten, wel¬ che den Armeniern gehörten, die in der ganzen Moldau, so wie hier in der Bukowina und Gallizien damit, ei¬ nen Handel treiben. Ich habe im ersten Theile der Schädlichkeit der Juden erwehnek, und am Ende ge¬ sagt, daß es die Armenier nicht weniger sondern in man¬ chen Stücke noch mehr sind, und diß erhellet zwar auö folgenden Urfachen. Erstens hat der Armenier als Christ Mehr Kühnheit und Freiheit, zweitens ist er meistens reich, kann langer mit Borgen zuhaltett, wodurch oft das ganze Vermögen des Borgenden sein eigenes wird, er *) Der Naturforscher 12 bis 19 Stück. Halle 178z. 8- er hak mehr Bedürfnisse als der Jude, und will also größeren Gewinst haben. Drittens hat er eine natür¬ liche Unerschrockenheit in dem Gebürge so wie auf dem flachen Lande herum zu wandern, wo er den armen oder liederlichen Russen und Pohlen, Lämmer, Kälber oder die Felle von den Jungen, welche die Mütter dieser Thierenoch nicht geworfen haben, um ein Schand¬ geld an sich bringt. Das Heu und das Gekraid ist oft schon ganz sein, ehe es noch zur halben Reisse gekommen ist. Er Macht Pachtungen von allen Süt¬ tern, wo er kann, so daß sich ohnmöglich ein größeres Monopolnim irgendwo finden könnte, als es diese Asia¬ ten besizen. Ihre Prozente sind selten unter 2Z aber auch oft zu hundert. Dio Freiheit im Handel, und ihr listiges Betragen, das öfters wider alle Wahrheit lauft, macht, daß der verschmiztcste Jude sich nicht Vor seinem Schwindel sichern kann, und er läßt sich auch niemahlen gerne in einen Handel mit ihnen ein, denn letzterer gesteht selbsten, daß ein Armenier sechs Ju¬ den im Schachern übcrtrift. Zum Glück für das Land, sind ihrer heut zu Tage weniger als sonst, da sie durch Mischungen der Ehen mit andern Nationen, nach und nach verschwinden. Im übrigen sind sie ein weit häus¬ licheres Volk als die Pohlen, dabey eingezogener und überhaupt genommen nicht ausschweifend, überdiß der christlichen Religion sehr ergeben, so wie auch ihre Geistlichkeit von einem guten Lebenswandel, und die besten besten in Gallizien sind. Ich werde in dem folgen¬ den Theil mehrere Gelegenheit haben, der letzter« zu erwehnen. Man kann hier gegen meine gegebene Nach¬ richt von den Armeniern, in Bekref ihres Wuchers, die von Siebenbürgen der Moldau und andern Orten, zum Gegenbeweise aufstellen, als welche nicht so nachthei- sig sind, indem sie der Raize weit übertrift. Ich gestehe diß aus der Erfahrung, die ich in diesen Lan¬ dern gemacht habe, sehr gerne ein, denn diese letzte Menschenrasse ist der Superlativ von ollen, die man aber in Gallizien noch beinahe nicht kennet. Freilich gegen solche sind erstere noch Samaritaner. Man sehe, indessen was Herr Nikosz *) von solchen, und der Iu- den ihrem Handel in die Türkei u.s.w. sagt, nämlich wie schädlich sie für ganz Pohlen sind. Es ist bereits über zweihundert Jahre, daß diese handelnde Nation nach Europa gewandert ist, nachdem Schach Abbas König von Persien, Armenien unterjocht hatte **). Da er einen großen Theil derselben in sein Reich Odlervrcxe pvlirycrne kanlkw» lurscliiego s w Wsrs- rrvre 17^7. *4) Die Geschichte ihrer Auswanderung nach Dacten, hat Herr Abt Pray in seiner Dissertation ausführe lich berührt. Er sagt: als Leo ili König von Ar¬ menien , im Anfang des i5ten JabuNdertS starb und sein Reich seinen zwey Söhnen hinterlies, so kamen solche in Zwietracht, und Armenien fiel nach dem Tod dcS Hagasch, den Mohametaner in die Hande» 2O^ Reich schleppen ließ, um es zu bevölkern; so entflo¬ hen viele in die Wallache!, nach Siebenbürgen, (wo sie zwo eigene Nationslstadte errichteten, als Arme¬ nien und Eiisabechstadt, oder Lamos OZvar- und kches salva, die noch dermalen in guten Stand sind) in die Moldau und nach Pohlen. Gewiß ist noch keine Nation nach Europa gewandert, die sich in ih- ler Nakionalphysionomie so sehr erhalten hat, als diese. Sie haben nämlich eine olivenfärbige Haut, schwarzes Haar, schöne große Augen, eine wohlgebildete Adler- »rase, und ordentliche Gesichtszüge, weiche sie unter allen übrigen Menschenrassen kennbar machen. Diese Bildungen sind so karakteristisch, baß es viele und lange Mischungen mit andern Nationen erfordert, bis sie unkennbar werden. Die Kinder eines fremden Weibs oder eines Manns, geben eine kaum merkliche Veränderung zu erkennen. Die Farbe des Gesichtes leidet die erste Abweichung, die schwarzen Haare aber, so wie bei allen aus dem Orient kommenden Völkern (als Juden und Zigeunern) sind so wie die lang gebogene Nase und besonders der gewölbte Scheitel (Oanium) am beständigsten. Die Armenier überhaupt genommen. Machen «in schönes Volk ans. Die Weiber haben Schönheiten unter sich, doch nicht in Gallizien, wo sie sich durch verderbende Schminke ihr ganzes Antliz verstellen. Da diese Menschenrasse so viele Karakteri¬ stik hat, und keine in der alten Welt ihr gleich kommt, Hacq.phys.polN, Krisen, u Th> rio so möchte sie vielleicht die erste in Asien. gewesen seyn? Sollten nicht alle übrigen davon absiammen; so sehr der Schineser und Kalmuk davon abwcicht? Wir haben doch das Beispiel an der Hundöraffe, wie groß der Abstand von dem Vater- oder Schäfferhund, gegen den Mops ist, und dennoch stammt er von die¬ sem ab. Graf Buffon sehte sein Paradies nach Sibi¬ rien, ich wollte es lieber in Armenien haben, es ist mir wegen der Gebürge wahrscheinlicher. Im übrigen ist dieses Volk wie gesagt, sittsam, ziemlich eingezo¬ gen, und im Handel geschäftig. Handwerke und Kün¬ ste aber sind so wenig seine Sache, als Ackerbau, so wie alle Asiaten nicht die Arbeitsamkeit der Europäer haben. In diesem Stück sind zwar auch alle Thiere dem Menschen gleich, denn wo kein Muß, oder keine Nothwendjgkeit es erheischt, wird es auch niemanden einfallen , eine schwere Arbeit zu verrichten. Wer zriin Zeitvertreib etwas unternimmt, wird dock) gewiß nicht seinen Körper überladen, und die Neugierde möchte hiebey noch das Einzige seyn, daß ein freier Mensch sich einigen Beschwerlichkeiten unterziehet, bey welcher er oft auch die Gefahr feines Lebens nicht achtet, wie wir denn täglich unter allen Völkern davon geirugsame Beispiele haben. Wir gelangten von den obenerwehnten Alpenweb den abermals zu dem Eifenbergwerk Jacoben!, dessen ick) im Zken Kapitel des ersten Theils, erwehnet habe. Wir 2! l Wir fanden das Werk noch im gleichem Stands, nur hakte man eine andere Methode mit dem Auöschmie- den des Roheisens vyrgenommen, nämlich stakt der gemeinen Methode, das Anlauffen oder Anrsnnen, wo» bei ein größerer Eisenverlust entsteht, aber das Metall um so besser wird. Indessen wird sich bei allen na¬ türlichen Vorrheilen, dieses Eisenwerk schwerlich auf- helsen, wenn nicht die Gewerke sich einem andern zu. gesellen, das im Stande ist, eine Summe von 6o,ooo Gulden vorzuschüßen, um statt der Arbeiten von zwölf Gruben zo anstellen zu können, welche einen Erztvor. rath von einigen Jahren verschaffen möchten, um so. dann die Erze zu rösten, und in den Wasssrkasten zn stürzen, damit sie sich auswässern, um sie hieraus des allzu üborflüßigen Braunsteins und andern zu entledi¬ gen. In so lange dieß nicht geschehen kann, nämlich durch AuSwikkern oder Wässern die Erze zu reinigen, in so lange kann kein gutes Eisen gemacht werden, und es muß das Werk ohne merklichen Nutzen bleiben; wiewohl der dermaliqs Vorsteher sich alle Mühe gibt, die Sache zu verbessern, welche seins Vorfahrer ver. dorben haben, wobei einigen der Sack allzuleer gemacht worden *). Sollte dieses Werk noch eingehen, so hat O 2 es *) Ohne Zweifel würde man bessern Stahl als Eisen mit diesen Erzen erzeugen, nachdem von dem be, rühmtesten schwedischen deutschen und französischen Hütten» 212 es mit dem ganzen Bergbau in der an Metallen so reich beschriebenen Bukowina, ein Ende. Ter angefangene Silberbau ist längst eingegangcn, so wie auch die im vorigen Jahr errichteten Salzgruben, ein. zugehen drohen. Die Goldwäsche, so unbeträchtlich sie auch in dieser Provinz ist, wird sich doch noch am längsten erhalten, da sie nur Leute beschäftiget, die nichts zu verliehren haben. Der Vorsteher des erwehnken Eisen, wertes, hat gesucht Eckerts Methode mit dem beweg, lichen oder Stoßherd das Gold zu waschen, auf die¬ sem Fluß anwendbar zu machen. Die ganze Maschine, womit gewaschen wird, hat ungefähr 4 Schuh im Viereck, und gleiche Höhe, so daß man sie nach Will, kühr aller Orten / wo man waschen will, in den Fluß «insehen kann. Um die beständige Bewegung des Stoßherd-, worauf der goldhaltige Schlam geworfen oder gewaschen wird, hervor zu bringen, ist ein kleines Schaufelrad auf der Seite angebracht, wo also ohne Menschenhände das Ganze durchs Wasser in die Be¬ wegung gesetzet wird, und der Arbeiter nichts anderes zu Hüttenlenten erwiesen worden, wie viel der Trab stein (Iznesi-) zum Stahlmachen beytragt. Man sehe Irsils lur les mies ae ier et les Ü>ixe8 da comrö de koix, psr Nr. de I- ?eüouse L roulout- 1786. 8. »rc. de l» msn^susLs». —vrv 2!A zu thim hat, als den Schlam aufzuschütten , und'fer- Ner in einen Waschtrog aufzusangen. Da nun eine solche ganze Maschine nur auf Z bis 4 Gulden zu ste¬ hen kommt; so ist zu vermuthen, daß ein jeder, der Lust Zii waschen hat, sich solche gewiß anfchaffen wird, indem er in einem Tag mehr aufarbeiten kann, als was er sonst in vieren nicht zu leisten vermochte. Da ich nun hier wiederum in die Nähe von Dorna Sara ^Scharajkam, deren ich im ersten Theil erwehnt haben, und nun alle Sicherheit hatte das dor¬ tige Sauerwasier zu untersuchen; so wollte ich also diese gute Gelegenheit nicht vorbey lasten, um so mehr da seine vvrtrefliche Saure alle übertrift, welche uns in Siebenbürgen zu Gesicht gekommen waren, und seine unerschöpfliche Menge so wie die vorzüglichste Güte, schon von den dortigen Einwohnern uns war versichert worden. Diese Sauerquelle hat eine etwas tiefe Lage in dein Vorgebürg der Karpathen. Der Boden so wie die Steinarken sechsten, bestehen aus einem kieselichten und thonigten Bestand, wobey manchmal auch Kalk mit eingemischt ist. Die Menge des Wassers bey dieser Quelle ist beynahe jederzeit gleich; ein Zeichen, daß sie aus der Tiefe kommt, und die Tagwaster we> uig oder gar keinen Einfluß auf solche haben. Von diesem Wasser ist bis diese Stunde, sos wie von allen Schätzen der Natur, die nicht sogleich den O Z Wucher 2l4 Wucher reizen , in dem türkischen Reiche wenig, oder gar kein Nuhen geschöpft worden, und difi um so viel wenmer, da die allqemeine Sage im Lande war, daß dieses Wasser dem Vieh schädlich, ja so gar tödtlich wäre, ob man gleich bey Menschen, die es geniessen, keine üble Folgen davon verspührt hätte, da ich doch aus eigener Erfahrung das Gegenrheil erweisen kan, in¬ dem ich es vielfältig ohne dem mindester! Nachtheil ge¬ nossen habe. Die Quelle, welche einige Einfassung hat, führet ein sehr klares Wasser, ohne Geruch und ohne merkli¬ chen Bodensaz. Der Geschmack giebt an Ort und Stelle dem Selter Sauerbrunn wenig nach, und übertrist auch jenen von Witsch in Unter. Steyermark, von dem ich in dem dritten Band der physikalischen Erdbeschreibung von Krain, Nachricht ertheilt habe. Die darinnen befindliche freye Luftsäure dehnt sich mit Ge¬ schwindigkeit in dem ersten Weege aus, so daß sie mit Gewalt durch die Nase fährt, und diese saure Eigen¬ schaft behält das Wasser noch eine lange Zeit, wenn es auch weit weggeführt wird. Die Schwere dieses Sauerwassers bey einem Grad Warme von 7? Grad nach Reaumürischen Wärme¬ messer verhielt sich gegen das Distillirte Wasser, wie looor zu lOvo. Die 215 Die mit den vornehmsten gegenwirkenden Mitteln gemachten Versuche an der Quelle sowohl, als in der Entfernung, waren im Mittel genommen folgende: i) Wasserichte Lackmußtinktur zu einer dreyßigmal grössere» Menge dieses Wassers gegossen, gab ihm auf der Stelle eine hochrothe, und davon entfernt, eine blaßrothe Farbe, welche nach und nach, je nach¬ dem die flüchtige Luftsaure immer mehr 'verschwand, ins Violette übergieng und nach einer langen Zeit bey« Nahe farbenlos wurde. 2) Getrocknete Zuckersaure, zwey bis drey Gran in ein Pslind Wasser geworfen, zeigte anfangs wenig, nach Stunden aber einen Niederschlag, folglich ein klarer Beweis, daß in unserm Säuerling Kalcherde zugegen ist. Z) Wasserichte Gilbwurzeltinktur, machte unser Wasser anfangs etwas trübe, nach z6 Stunden aber wurde es beynahe ganz klar mit einem zurückgelaffenen Bodensatz; folglich ist diß ein Zeichen, daß wenig von einem alkalischen Wesen dabey zugegen ist. 4) Geistige Galläpfeltinktur in das Wasser ge- gossen, machte anfangs wenig Veränderung, als nur eine gelbbraune Farbe, die sie ihm mittheilte, nach ei¬ nigen Stunden aber veränderte sich die Farbe, sie wur¬ de brauner, ins Schwarze fallend, mit einer spielen- den oder vielfarbigen Haut auf der Oberfläche. Nach 4O Stunden war letztere Farbe noch um etwas merk. O 4 licher 216 licher, und diß giebt niso den Beweis von einer ge' ringen Gegenwart des Eisens« 5) Phlogistisirkes Laugensalz in unser Wasser ge¬ gossen, zeigte in den ersten Stunden nichts; nach g6 Stunden aber, eine sehr geringe Opalbläue; weiches abermals wie der vorige Versuch, die Gegenwart des Eisens bestättiget. 6) Flüchtiges mit Luftsaure gesättigtes Laugensalz mit dem Säuerling gemischt, machte anfangs eins Milchsarbe, und nach 24 Stunden setzte sich ein weis¬ ses Pulver zum Boden, dann wurde das Wasser nach 48 Stunden beynahe wieder ganz klar. Ein Zeichen von einem erdigten Wesen, und der Abgang aller Färbung, giebt zu erkennen daß kein Kup-fergehalt zugegen ist. 7) Frisch bereitetes Kalchwasser in unser Wasser gegossen, machte es sogleich trübe oder milchicht, brach¬ te man es aber in Bewegung, so wurde es wieder klar. Damir wurde so lange fortgesahren, bis cs sich nicht mehr trübte, und dann ein weisser Bodensatz sich er¬ zeugt hatte. Zwey Unzen dieses Sauerbrunnens gaben mit hinlänglicher Sättigung des frischgemachken Kalch" Wassers, Gran Kalcherde, die bald zu Boden siel, und diß bestättigt Bergmans Versuch, nach welchem die fixe Luft den o,z6 Theil eines Graus auömacht, und so war der Inhalt Z,Z4Z Gran in zwey Unzen dieses Sauerbrunnens. Indessen ist dieses Verhälmiß nicht jederzeit gleich, indem ich sie zu einer andern, bsson» besonders trocknen Iahrszeit, noch weit mehr damit gesätkiget gefunden habe, so daß die Proportion der Luftsrure um § Theil mehr betrug, als die gegen, wärtigen Versuche zeigten. 8) Bleyzucker in unser Wasser geworfen, machte es milchicht, nach 24 Stunden aber, war das Wasser wieder klar, und es entstünde ein weisser Bodensatz. Die weiteren Versuche mit dem Niederschlag, zeigten den Abgang alles Schwefels, uni so mehr aber die Gegenwart eines fteyen Laugensalzeö und eines wenigen salzsauren Mirtelsalzes. 9) Venerianische oder Oe liesse in Weingeist aus. gelöst, machte das Wasser bald milchicht, und nach 24 Stunden, lagen weisse Flocken, auf dem Boden des Glases sowohl, als auf der Oberflachei ein Be. weis eines freyen sauren Stofs und einer Kalcherde, als welche nach dem gemeinen Urtheil, Anlaß gegeben, diesen Säuerling unter die harten Wasser zu rechnen. ic>) Weiß aufgelößker Arsenik, machte mit unserm Wasser nicht die geringste Aenderung. n) Einige Gran Eisenvitriol in unser Wasser geworfen, machte sogleich eine gelbgrünlichte Auflösung, nach 48 Stunden aber einen gelben ocherartigen Satz ans dem Boden, so wie auch an der Oberfläche des Wassers eine Regenbogenhaut. Zwischen beyden war das Wasser ziemlich klar. Nachdem mehr von dem Säuerling zugegoffen worden, so wurde alles durch S 5 die LIS -^-7^- dre Lustsaure niedergeschlagen , folglich ist diß abermals ein Beweis ihrer Gegenwart. ir) Rauchende Salpetersäure, verursachte mit unsrem Wasser nur ein Aufbrausen, und es blieb klar; also ist hier weder Schweselleber noch Schwefelluft zu¬ gegen. Der anscheinende Bodensatz, betrug beinahe nichts. ig) Rein coneentrirke Vitriolsaure, machte mit dem Wasser anfangs ein starkes Brausen, und nach 48 Stunden wurde es ganz klar ohne allen Bodensatz; und gab sonach den sichern Beweis, einer inhaben- den Luftsaure. Als man diese Mischung dem Abdün¬ sten ausgesetzt hatte; so erhielt man eine beonahe un« merkliche Spur eines Niederschlags, der dem Glaube- rischen Salz am nächsten kam. Hierdurch erwies sich die Verbindung der Schwefelsäure mit einem etwas freyen mineralischen Alkali. lg) Quecksilber in Salpetersäure ohne Warme ausgeloßt, in unser Wasser gegossen; machte anfangs etwas wenige weisse Wolken, fetzte sich aber nach 24 Stunden mit einem sehr geringen Bodensatz, und das darüberstehsnde W.isser wurde ganz klar. Nachdem ich diese Versuche nochmals wiederholt hakte, so be¬ fand ich sie ganz unverändert. Sie ergaben also bloS die Anzeige auf ein Mittelsalz (wunuw 6e soruäe) ueml'ch Salzsaure aus mineralischen wenigem Alkali bestehend. iz) D-e 2IY rZ) Dir Auflösung des Silbers in Salpetersäu¬ re, in den Säuerling gegossen, wurde gleich milchicht, nach und nach setzte sich ein weisser Saß zu Boden, worauf also das überstehende Wasser ganz klar wurde. So bald aber dieses Gemisch der Sonne ausgeseßt worden, wurde es blau, und zuletzt ins dunkle Asch¬ graue gefärbt. Dasjenige, welches ich nicht der Son¬ ne ausgefetzt hatte, wurde doch mit der Zeit, oder nach z Tagen, beynahe eben so gefärbt. Alfo wirkt überhaupt das Taglicht auf dasselbe, und nur das Son¬ nenlicht beschleunigt die Farbe und verursacht sie beynahe plözlich. Mit weiteren Zugiessen des Säuerlings kann man den Niederschlag beschleunigen. Da derselbe hier zwar sehr gering war, so lies es sichö doch sicher ver- muthen, daß hier nichts anders als ein vitriolisches mit einiger Spur einer Salzsäure gebundenes Mittel- salz vorhanden ist, wie es dann auch die Nebenver- suche erwiesen hatten, indem mit Übergiessung einer concentrirten Essigsäure, die Kalchtheile sind wegge- bracht worden. Nachdem ich nun diese vorläufigen Versuche ge¬ macht hatte, so schritt ich zur nähern Bestimmung der flüchtigen Bestandtheile unsers Säuerlings. Zu diesem Ende nahm ich eine kleine Retorte, welche samt dem in ein 8 gebogenen Hals, gerade ivH Loth Wasser hielt. Ich füllte sie mit 8 loth unsers Wassers, und gab darunter ein langsames Feuer, wo ich sljo unter 220 einen Glas soviel Luft heraus gehen ließ, als ungefähr über dem Wasser gemeine oder atmosphärische Luft ent¬ halten war. Ich brachte hierauf sogleich den Hals der Retorte unter die mit Quecksilber angefüllte rylindrische Röhre, und hielte so lang mit dem Sieden des Was¬ sers an, bis keine Luftblasen mehr aufstiegen. Die daraus in dem walzenförmigen Gefäße aus unserm Wasser erhaltene Luft, betrug 17^ Kubickzoll, welche mit Kalchwasser gesättiget, nur ZZ- phlogistisirte übrig ließ; folglich war über 14 der Lebenslust oxi§6N6 zugegen. Bestimmung der fixen Bestandtheile: 2) Erster Versuch; Sechs Pfund unftrs Sauer- brnnnens wurden in einem porzellainenm Abdünstungs- Gefasse ins Sandbade gefetzt, und als ungefähr der dritte Theil mit Ausstossung vieler Luftblasen abgedün- stet war; so machte sie auf der Oberfläche eine feine Haut, welche aber nach und nach zu Boden sank. Die Abdunstung wurde bis auf etwas mehr als iS Unzen fortgesetzt, worauf sich idann in der Kühle ein weißgelber Bodensatz anlcgte, ohne daß sich das ge¬ ringste von einem Salz angesctzt hätte. b) Nun wurde das überstehende Wasser abgegof- sen, und ferner der Ausdünstung bis zur Hälfte auS- gesezt, dann hierauf dieser Uebsrrest des Wassers, nach¬ dem es dem Anschein nach eine Haut gemacht hatte, 22 l in dis Kühls gesetzt, wo sich dann nebst einem alkali¬ schen erdigren Niederschlag von 16 Gran, auch ij- Gran eines etwas gemischten Mittelsalzes niederqesezt hatte. Der erwehnte Niederschlag war von einem gelbflockich- ten Ansehen, so wie ein alkalisches Salz, wenn man ihn aber auseinander breitete, so sah man mit dem be- wafneken Arge eine Menge kleiner durchsichtiger Körper, die wie irregnlaire Kristallen anssahen und einige we¬ nige anders glanzende Theile dazwischen, welche auf etwas Selenit und Glauberisches Salz Anspielung machten. c) Nun wurde der ganze Rückstand, nachdem das angeschoßcne Salz weggerwmmen worden, mit Salzgeist übergossen, und eine halbe Stunde dem Ko¬ chen ausgesetzt. Der unauflösbare Rückstand wurde rein ausgewaschen, und er zeigte sich in allem Stücken als ein reiner Kieselsand. Er betrug 2 Gran am Ge¬ wicht. Nachdem nun dis abgeseihte Müßigkeit mit Wasser verdünnt und Nachwahlen durchgeseihet worden; so blieben aus dem Druckpapier Gran weisse faden- förmige Kristallen, so wie ein feinangeschossenes Glau- bersalz, und sobald ich solches in die Hitze brachte, kalzinirte es sich, es war also Fein Zweifel mehr an seiner Gegenwart. Das davon erhaltene Wasser wur. de in die Ruhe gesetzt, worauf sich 2- Gran einer weißgelben Erde niederließ. 6) Dis- 222 6) Diese Erde wurde mit gehöriger Menge Vi¬ triolsäure gekocht, gehörig verdünnt, und eine Zeitlang der Kristallisation ausgesetzt, worauf ich dann Gran Selenit, und wiederum i Gran fadenförmiges Glauber- alz aus derselben erhalten hatte. e) Alles übergebliebene Wasser wurde nun zusam¬ mengegossen, die überflüssige Saure abgedünstet, und mit Luftleerem Alkali so lange behandelt, biß sich auch nicht im geringsten mehr, ein flocki'gter Niederschlag zeigte. Nach einiger Zeit goß ich die Flüßigkcit da¬ von ab, der Rückstand wurde getrocknet, und auf Ei¬ sen reducirt, worauf sich dann der Gehalt gegen Gran Eifen, ergab. f) Dieses eisenfreye Wasser brachte durch die Vi¬ triolsaure , noch 8 Gran Glaubersalz und Z Gran Se« lenic hervor. Das nun zuletzt abfiltrirte Wasser, wurde we¬ der durch feuerfestes noch durch flüchtiges Laugensalz trübe gemacht, folglich waren alfo keine erdigte Thcile mehr darinn enthalten. k) Der Gehalt dieses Wassers besteht also bey sechs Pfunden desselben, aus folgenden fixen Bestand« theilen: Kristallisirtes Glaubersalz. Z- Gran Freyes mineralisches Alkali. 6 — ungefähr Ge- Gemischtes Kuchensalz. Luftsaure Kalcherde. Kieselerde. Eisen. 2 2 4? Aus diesem Bestandtheilen ist also klar zu ersehen, daß dieses Wasser zu einem der heilsamsten gehöre, und also nicht, wie es zum Theil der üble Ruf verbrek- ket hatte, dem Vieh schädlich seyn könne. Da nun in dieser Gegend weder an Holz, noch an guter Thon¬ erde ein Mangel ist; so wäre sehr zu wünschen, daß dieses heilsame Wasser, welches dicht an den Grönzen der Bukowina liegt, in den Händen des österreichischen Staates bleiben möchte, da auch die dazu gehörigen Gefässe zur Versendung des Wassers, mit wenigen Unkosten könnten verfertiget werden. Dos Fuhrwesen des LandmannS in Gallizien ist eins der einfachsten und am mindesten kostbaren in der ganzen Welk. An einem ganzen Wagen befindet sich öfters kein Loth Eisen. Es giebt zwar dergleichen Wägen ohne Eisen, auch in andern Landern; allein es ist doch immer für dem gemeinen Mann eine sehr beschwerliche Sache, sich die Rader selbst zu verfertigen, welche aber in Gallizien, nemlich in denKarpathen, die wenigsten Umstände machen, sie werden nicht nur auf eine wohlfeile sondern auch auf eine sehr leichte Art, verfertigt. Man 224 Ma» nimmt frisch geschlagene eines Arms dicke, junge Baume, von Rothbuchen oder Weißbuchen, Ei¬ chen , Birken oder andern Baumen, welche 14 bis 16 Schuh lang seyn müssen. Diese werden gehörig abgea« siet, doch ohne die Rinde von dem Stamm abzuschalen als welche nur hin und wieder aufgescharft oder aufge« hackt wird, um bey der Räucherung oder dem Brand über dem Feuer, desto besser die Feuchte durch zu lassen. Diese so zugerichtecen Baume werden zu 20 und auch mehreren Stücken in einen Brat- oder Darofen, 1'ak. VI. r- der drey Klafter lang und eine breit ist, emgebracht. Ein solcher Ofen oder Hütte, ist 7Z- Schuh hoch, und mit iK Schuh bey e in der Er¬ de eingesenkt. Es ist alles nur von hölzernen Bal¬ ken zusammen geschlagen, und die Fugen mit Lehm und Mooß vermacht. Unter dem kleinem bretternen Dach, ist dieser Ofen ebenfalls mit Lehm wohl beschla¬ gen. Auf seiner. Mittelhöhe, sind drey Querbalken an¬ gebracht , worauf die oben erwehnten Bäume, welche zu Radern bestimmt sind, ruhen. Von fornen auf der schmalen Seite, ist eine Oefnung a, mit einem Laden d, welcher dann nach und nach, nachdem der Rauch stark genug ist, beynahe ganz zugemacht wird. Auf der vordem langen Seite des Ofens, ist eine zweyte Oefnung 6, der Erde gleich, wo man faules Tannenholz, welches das beste ist, hineinbringt und anzüu- 22Z anzündet, um einen so heftigen Rauch zu erwecken, daß die hinein gelegten Bäume durch die Nässe bieg, sam werden. Der Arbeiter der im Grund des Ofens das faule Holz anzündet, bleibt so lang darinnen stekend, jedoch mit dem Kopf bey dem Loch heraus gestreckt, bis daß das Feuer im gehörigen Gang ist, darauf dann der Feuergeber ganz heraus geht und die Oefnung wohl vermacht, so daß der wasserichte Rauch meistens bey der vordem Oefnung 3), heraus geht, aber auch diese Oefnung wird mit ihrem Hangladen beynahe ganz zu- gemacht und nur soweit offen gelassen, damit das Feuer nicht ganz erstikt. Nach einer halben Stunde wird dieser lezte Laden ganz aufgemacht, das Holz zum Radzirkelmachen wieder herausgenommen, worauf ihm dann an dem Radr.-.acher die gehörige Bewegung ge¬ geben wird. Zu diesem Ende hat man eine ganz eige- ne Maschine, womit dieses ins Werk gesezt wird. Die Rossen der Karpathen, oder die Pokutier, neu. um solches Socha und es besteht aus folgendes zwey Stücken: Erstens, ist bey II, ein drey Klafter langer zusammengesezker nicht sehr dicker Baum (Klop?) s), der an dem einem Ende b), gabelförmig ist, und manch¬ mal mit einem hölzernen Nagel gesperrt wird. Er pass H«cq. phys. polit. Reisen, llTH. P ftt 226 set in dem Zapfen (lAovpa) des stehenden Kloßes, und lauft märender Biegung herum. Vier bis fünf Schuh von diesem Ende, der Mitte zu, ist ein haken¬ förmiger O.uerbaum c angebracht, welcher in der Ope¬ ration den Radbaum um das Kloß III. führt. Um diesem eine genügsame Stärcke zu geben, ist noch an solchem eine lange Sprech. oder Hülfstange 6 an¬ gebracht, die an dem langen Bügbaum s oder liegen¬ den Hobel gebunden ist. Am äußern Ende dieses Baums, ist ein Rad (Kolo) e angebracht, um den Dreh, oder Bügbaum in gleicher Höhe zu erhalten. Nahe an diesem Rad werden ein paar Ochsen f, eilt- gespant, um erwehnten Drehbaum herum zu führen. Zweitens, bey III. ist ein Klafter hoher Boumkloh (Stop) der so weit er in die Erde gegra¬ ben oder gesenkt ist, eine vierekigte Figura hat, wo hingegen der Theil b welcher heraus sieht, vollkommen zirkelförmig ist, und zwar so groß als man die Rader haben will. Aus dieser Ursache hat auch ein hiesiger Landmann mehrere solcher eingesenkten Klöße von verschie¬ dener Größe, nachdem er große oder kleine Räder ma¬ chen will. Um einem solchen Zirkelkloz werden dann die Radzirkel gewunden. Auf der einen Seite dieses heraus'stehenden Klozeö befinden sich zwey, ein bis zwey Zoll tiefe Einschnitte e, e, so daß wenn der Radzirkel rings um den Klsz ge¬ bogen worden, man hier mit Weiden- oder Birken» ruthen die über einander kommende Endtheile des Radbaums binden kann. Auf der Seite des KlozcS ist «in starker hölzerner Hacken (Lob) c angebracht, wo das dicke Ende des zum Rad bestimmten Baums k. II. eingelegt wird. Am Ende des Klotzes steht ein im Durchschschnikt 8 Zoll diker Zapfen (oder Glorva) 6 an welchem der Bügbanm herum lauft. Schreitet man nun zur Arbeit des Rüdmachms, so wird zuerst der zu biegende Radbaum, wie gesagt Mit dem diken Ende in den Haken c des Klozes ein» gelegt, das übrige aber auf dem herumgehenden Haken des Drehbaums. Damit aber warender Arbeit oder Biegung des Radzirkels keine Splitter abfahren, so wird zugleich auf die Aussenseite so lang als der Baunr ist, eine dünne hölzerne Schiene (ki§. II. Buchstabe x.) mitzangebrachk. Hierauf werden die Ochsen eingespannk> und der Radbaum wird um den Kloz gewunden, wo währender Krümmung ein Mann mit einer starken Stan¬ ge oder Hebel bewafnek, den Radbaum an das Kloz stets fest andrukt. Sind nun beyde Ende des künfti¬ gen Radzirkels übereinander gekommen; so werden ste wie oben erwehnt worden, zusammen gebunden und vom Kloz Herausgehoben, dann die Arbeit mit denen folgenden vorgenommen. P 2 Es 228 Es werden 8 bis 12 solcher Radzirkel in einer Stunde gemacht. Diese Radscheiben werden ven diesem Gebürg aller Orten inö flache Land verkauft. Die übrige Zurichtung um ein Rad zu machen, besieht darinnen, daß die bcyden Ende soweit abgeschnitten werden, daß sic nur einen halben Zoll von einander abstehen; dann wird der Zirkel oder die Radschiene auswendig etwas eben zugehauen, und inwendig für die Sprißen die Löcher ge¬ bohrt, welche dann mit der hölzernen Nabe ei'ngesezt werden. Ist man nun soweit mit dem Rad fertig geworden, so müssen die zwey Sproßen, welche sich am Ende des Zirkels befinden, mit Bierkenstricken ge- bunden und mit einem Knebel gespannt werden, da¬ mit der Radzirkel nicht auseinander weicht. Eine solche Radschiene oder Radzirkel/ welcher nicht 20 Para oder go Kreuzer zu stehen kommt, dauert, auf einem nicht allzusieinigten Grund, ein Jahr und darüber. Da wir diese Gegend nach Nord Nordwest verlas- sen hatten; so sind wir abermal auf eine Horde eines nomadischen Volks gestossen, welches ebenfalls von dec Gegend des schwarzen Meers nach der obern Moldau einwanderke. Es waren dieser Leute jung und alt, ge¬ gen — ra¬ gen 4O Köpfe, und blos Ziegeuner, aber doch nicht alle von einer Rasse. Man pflegt in Dacien die Ziegeuner oft in zwey Klassen einzutheilen. Erstens in die eigentliche Zigeu« ner des Lands, welche wiederum nach der Leibeigenschaft, in Domineök und Bojereök oder fürstliche und Herschaft« liche gekheilt sind. Zweytens in Egyptier. Diese Ein« theilung, welche im Land nur nach dem sittlichen ge¬ macht wird, hat auch seinen guten Grund in dem physischen, und zwar nach folgenden Stücken. , Der dacifthe oder moldauische Zigeuner u. s.w. welcher auf der III Taf. abgebildet worden, ist von ziemlicher Größe, einem starken Gerippe, dabey hager nervigt, oder mit festen Muskeln versehen. Sein Ge¬ sicht ist etwas lang gezogen, die Jochbeine sind nicht sehr erhaben, die Stirne aber gerade und wohl gewölbt. Die Nase ist gehörig gezogen, der Scheide! aber (cra- rnum) auf den Seiten etwas zusammen gedrukt. Die Haare sind jederzeit straf und kohlschwarz wie alle öst¬ liche und mittägige Asiatiker zu haben pflegen. Die schwarzbraunen Augen haben die gehörige Größe, und einen scharfen, ja oft wilden Blik. — Was den mora¬ lischen Karakter betrist, so ist solcher ohne allen Zwang, um so viel als möglich frey zu leben. Religion, hat der P Z dacifthe dazische Zigeuner wenig, oder nur schlechte abergläubi¬ sche Begrife davon, er denkt wohl auch gar nicht da- ran. Er ist nicht sehr blutdürstig, wegen seiner et¬ was angebohrnen Furchtsamkeit, im übrigen diebisch, yhne große Gewaltthatigkeiten anzuwenden, sondern bloS mit Verschlagenheit, sehr säuisch, liebt so wie alle wilde Völker, hie geistigen Getränke und den Rauchtobak, welchen auch die Weiber nicht verschmähen. Nur aus Noch ist er etwas arbeitsam, und seine Arbeiten bestehen in Kupfer, Eisen, auch in edeln Metallen, die er meistens unter seinem Zelt verrichtet, wobey Weib und Kinder denBlasbalg in Bewegung bringen. Die ärm¬ sten dieser Rasse, machen hölzerne Löffel, wie auch ge¬ stochten« Haudkörbe von Rinden , deßgleichen Schache teln und anders Geräthe, welche sie in die Hauser zum Verkauf kragen, um dann auch zugleich Gelegenheit zu haben, betteln oder stehlen zu können. Ihre Bedürfnisse sind so wenig, daß sie weder Bette noch Kleider zu wechseln haben, höchstens ein paar Hem- der, welche sie bey all ihrem unflätigen Leben doch weis erhalten. Alles was hier in Anbekref des moralischen gesagt worden, gilt hauptsächlich die nomadischen mehr als di? seshaften Zigeuner, welche lezkere als Leibeigene von den Edelleuten zu Knechten, Köchen, Musikanten, so wie 2ZI die Mädchens, zu Hausmädchen und Säugammen ge- braucht werden, welche aber mit ihrer Schwärze oft die weise Farbe der neugebohrnen Bojarenkinder verderben, wovon ich schon im ersten Lheil ein Beispiel angeführt habe. Die Kleidung dieser Zigeuner ist einfach, die Kln- der gehen oft bis in das zehnte Jahr und auch wohl darüber ganz nakt, und nur die gröste Kälte zwingt sie Kleidungsstücke von Pelz ober andern anzulegen, meistens aber leben sie des Winters in den Wäldern, Mehr unter als über der Erde, wenn sie keine eigene Hütten haben Der Mann hat auf dem Kopf eine her¬ abhängende Mühe von Schafpelz, die Brust ist stets frey, und da diese Menschen, in keine Stuben eingefpert sind, so sind sie auch wenig oder nichts den Brustkrank- Heiken unterworfen. Auf dem Leib haben sie ein Hemd, darüber einen Rock (Irckins) der mit einem ledernen Gürtel geschlossen wird, lange Beinkleider, und mei¬ stens an Füßen nichts oder Stiefel. Die Weiber sind beynahe eben so wie der Mann ge¬ kleidet, nur haben sie auf dem Kopf statt der Mütze ein leinenes Tuch, doch hangen sie auch alle mögliche Fezen die sie bekommen können, um sich. Roth und gelbgestreifte Röcke, so wie rokhe Zischmen oder Slie» fel sind ihnen am liebsten. P 4 " Der 2Z2 Der pontischs Zigeuner, welcher auch der Egnpki- sche genannt wird, ist selten unter erstere gemischt, wie diesmal der Fall war, sondern er macht eigene Hor¬ den aus, die mit ihren Zelten auf zwey raderigken klen nen Wagen herum wandern. Der erste Anblick derselben war mir von weiten sehr komisch alle ihre Zelter in solcher Bewegung zu sehen. Diese Menschenrasse be¬ findet sich in allen oben erwehnten Ländern, aber am Pontus oder dem schwarzen Meer am häufigsten. Ein Weib ist auf der IV Tafel abgebildet, so wie auch ein 12 jähriger Knabe von eben dieser Raste auf der III Tast wie er einem dacischen Zigeuner das von den Moldauern erbettelte gesäuerte Kraut blatweiste von dem Stock zum Essen herunter stiehlt. Der physische Bau dieser Zigeuner ist gegen den oben erwehnten, in folgenden Stücken verschieden. Sie haben meistens einen etwas gestreckten Wuchs, und sind nicht so nervigt, sondern mehr schwächlich, die Gesichtsbil« düng ist runder, die Jochbeine sind mehr erhaben, die untern Kinbacken aber kürzer, die Nass ist wie bei den Mohren, etwas plat zusammengedruckt, und die Lefzen find dicker. Die etwas kleine und schwarzbraune Augen,. liegen in der engen Augenhöhle etwas tief, die schwarzen Haare find etwas dünner als bey dem erstem, der Scheitel ist runder, das Stirnbein etwas kurz, so daß, wenn man 2Zg man «'ne Vergleichung mit den Scheiteln dieser bey. den Zigeunervarietäten anstellt, man sie gleich von ein« ander unterscheiden kann. In den moralischen Charakteren, kommen sie mit den erstem sehr überein, nur sind sie nicht so dreust, sondern mehr feigherzig, der Arbeit gar nicht ergeben, und das Wahrsagen ist die Haupkwisscnschast der Wei« ber, womit sie sich bey blödsinnigen Menschen anhängig machen. Ihre Nahrung bestehet in allem was sie hab¬ haft werden können, und sogar geniessen sie das Fleisch der abgestandenen Thiere ohne Wiederwillcn. Auf ei¬ nem beständigen Wohnsiz denkt dies Volk nie, darum sind sie meistens an den Grenzen von Bulgarien, der Moldau, Pesarabien u. s. w. in herumziehenden Hör- den anzutreffen. Zur Kleidung bedienen sie sich alles desjenigen, welches ihnen zu Händen kommt. Die Männer richten sich meistens nach dem Landeögebrauch, die Weiber aber gehen nur in leinenen fchmuzigen Fetzen wegen ihrer großen Armukh. Man sehe die erwehnte IV Tas. Von Religion merkt man eben so wenig bey ihnen, indem ihr freyes ungezwungenes Leben das sie führen, dazu hinderlich ssyn würde. Die Sprache bey dem dacischen. Zigeuner ist ein Mischmasch von dem Wallachischen, Ungarischen und P 5 Mol- 2Z4 Moldauischen, doch haben sie viel Koptisches darunter, lezkrre aber weniger, sondern mehr Tatarisches, so wie auch etwas Türkisches und Arabisches. Wenn dies Volk jo vielmal der Gegenstand mancher Historiker geworden war, um zu erforschen woher sie sind; so ist es doch bey allen dem noch sehr unerwiesen geblieben. Man weis nur so viel; daß, als die Sarazenen Egypten eroberten, oder als Tamerlan klein Asien einnahm, viele der Völ¬ ker dieser Welttheile, nach Pannonien und Dacien gezogen waren. Allein wie sehr haben sich nicht die Einwohner dieser Lander seit jener Epoche, aus Hang zur Freyheit, oder besser zu sagen, zur Liederlichkeit, unter diese Nomaden gemischt? sogar zu unserer Zeit ein Mädchen aus Siebenbürgen von einer gräflichen Familie. So ist keine Sache in der Welt die nicht ihren Anhang hat j Zuletzt muß noch hier beygefügt werden, daß es schwerlich in Europa so unflätige Menschen giebt, als die politischen Zigeuner sind. Man weis nunmehr von den wilden Hottentoken, daß das Weib in der periodischen Zeit sich verbirgt, allein ein Weib von dieser Zigeunerrasse, hat auch zu dieser Zeit weder Enthaltsamkeit noch Schamhaftigkeit. Welchem Rei¬ senden in diese Länder ist es unbekannt, in der war¬ men, Iahrszeit, erwachsene Knaben, und Mädchens oft LZZ ost in naturslibu5 ohne die geringste Scheu in den Waldern hcrumlaufen gesehen zu haben? Da es mit der besten Iahszrit zu Ende gieng, so hatten wir auch nicht Lust die Kette der Karpathen weiter zu verfolgen; wir wanden uns also nach We¬ sten in das Vorgebürge von Pokutien, wo sich die Salinen befinden, von welchen in dem ersten Theil im Vorbeygehen einiges ist erwähnt worben. Da nun bey diesem, seit der Zeit Verbesserungen sind vorgenommen worden, so wollten wir solche dermalen mit mehrerer Musse in Augenschein nehmen. Das erste Siedwerk von dem ganzen Land Ostwärts angefangen, war jenes von Kossow, nachdem seit ei¬ nem halben Jahr das von Kutti wegen Mangel des Holzes, und das erzeugte Salz zu viele Feuchtigkeit wegen der dabey befindlichen andern fremden Salztheiken, «n sich gezogen hatte, eingegangen war. Da nun dermalen alles Holz von der benachbarten Waldung der aufgehobenen Siedwerke, anher gebracht wird, so beläuft sich auch die jährliche Erzeugniß auf iZ--- 20000 Sotek oder sogenannte Schatz- oder Mutter« fäffersalz, ein Jdealmaaß, welches 100 kleine Salz« Euchen oder Hormanen in sich begreift, die zusammen Wiener Pfund wiegen, Diesmal fehlte es eben ft 2Z6 so sehr als bey allen folgenden Salzwerken an Äbsaz, nachdem die Einwohner der Ukraine und anderer be¬ nachbarten Lander, wegen des Kriegs kein Salz aus der Moldau hohlen können. Das Salz wird derma¬ len auf l2 Czerunen oder kleinen Pfannen, welche 8 bis 9 Schuh lang und 6 breit sind, gesotten. Vor Zeiten wurden solche von den Polen aus einigen zoll¬ breiten eisernen Schienen verfertiget. Diese kleine Pfannen, stehen auf sehr schlechten Mauerwerk, die bey einer jeden Pfannenverbesserung, oder bey Aus- Hauung des Pfannenstein, meistens zusammen fallen. Die Heizung unter solchen, wird unter der halben Höhe in der Erde verrichtet und ist von allen Seiten offen. Die Hebung des Salzes aus der Pfanne, gefchicht hier zwcymal in 24 Stunden, und es giebt eine Psan- ne y bis i2 Sotek, auch wenn das Feuer gut geht noch mehr. Mit einer Lithra oder Lachter Holz, wel. che 6 Schuh breit 7 Schuh 8^ Zoll hoch ist, und die Scheiter eine Lange von 6 Schuh 6^ Zoll haben, wer. den 18 bis 19 Sotek Salz erzeugt, es versteht sich, daß das weiche nie das geben kann, was das harte gibt. Die Soole ist hier nicht in so großem Ueberfluß, daß man einmal einen neuen Brunnen eröfncn oder mit dem alten die Reinigung vornehmen könnte. Da über¬ haupt noch wenige Siedwerker eingeschlossen sind, so sind 2Z7 sind auch die wenigen meistens weit davon entfernten Beamten, nicht im Stande der Dieberey der Arbeiter zu steuern, und am allermeisten ist das Nebenwerk von Pistrn, diesem Unterschleif ausgefezt, indem der ein, zige Beamte eine Viertelstunde davon wohnt. Der gemeine Landmann dem hier von den Domenengütern Soole zu schöpfen gegeben wird, kann nicht mehr als i z Kreuzer die Woche gewinnen, also eine neue Auf. läge für den armen Unterthan. Eine halbe Stunde werter, liegt das Salzwerk Utorp oder Utrop. Hier wird fo wie im ersten Werk auf i2 solchen Pfannen gearbeitet, die aber den Bo. den davon mit eisernen Stangen aufgehangt haben, folglich können sie der Unterstüzpfeiler entübriget feyn. Diese Vorkehrung, so gut als sie sonst ist, ist doch sehr übel angebracht, indem der Boden der Pfannen so sehr in die Höhe gespannt ist, das bey angelassensm Kessel kaum einige Zoll Soole darüber steht. Dieje¬ nigen Beamten die sich anmassen die Sache am besten zu verstehen, wollen bey diesem üblen Verfahren Vor- theil dabey finden, indem sie behaupteten, daß das Sieden der Soole dadurch beschleiniget würde. Allein sie bedachten nicht, daß dadurch auf den Seiten es desto shäter anfange, und sich natürlicherweise, die Pfanne in der Mitte verbrennen, und am Rande sich vieler rz8 vieler Pfannensiein anlegen müsse. Die Erzeugmße sol¬ len hier ebenfals sich auf goooo Sotek belaufen. Jablanow ist ein gleiches Hauptsiedwerk mit deri Nebenwerken Czwirska, Kluczow und Banka, die jähr¬ lich 18 bis 20000 Sotek Salz auf eben diese Metho¬ de erzeugen. Hier findet man auch noch kleine elende Baraken, wo nach alter Polnischer Art Salz gesotten wird. Unmöglich kann ein Mensch, ohne es von Ju¬ gend auf gewohnt zu seyn, eine Viertelstunde darinnen aushalten, so groß ist die Hitze. Eine Klafter Holz giebt hier nicht mehr als 17 bis 18 Sotek Salz. Das Siedwerk von Mioladin, oder wegen dem nahe gelegenen Juden - Städtchen Peczniezyce genannt, ist mit vier, 12 Schuh langen und 8 Schuh breiten Pfannen versehen, wobey auch ein paar kleine Warm» pfannen angebracht sind, welches sehr zu loben ward, wenn die Soole die gehörige Warme erhielte. Es finden sich auch hier ein paar Zigeunerhütten, in wel^ chen man noch nach alter Art Salz siedet. DieHor> manen oder kleinen Salzkuchen werden hier so wie in allen Werken, vor dem Heizloch oder davon entfernt, mit besonderm Feuer frey getrocknet. Da diese Salz¬ kuchen auf einander gestellt werden, und das Feuet mitten im Kreis ist, so hat man in der Höhe einen eisernen 2Z9 eisernen Deckel so wie bey einem Triebheerde ange¬ bracht, um die Hihe mehr beysammen zu erhallen, in¬ dessen finden andre Werker keinen Vorcheil dabey, wo¬ ran aber doch sehr zu zweifeln ist. Die Soole wird hier mit Gabelwerk durch leder» ne Säcke wie aller Orken gehoben, welche Maschine aber wegen der Reibung, eine Verbesserung bedarf. Dies Werk hat nur dann Soole genug, wenn es regnet, man sollte also die Salzfchichten aufsuchen, und süßes Wasser dahin leiten. Bey genügsamer Soole konnte es gegen zwanzigtausend Zentner Salz erzeugen. Es war ein Fehler, daß im ersten Theil nur 1000 Zentner angegeben wurden. Ueberhaupk ist dieses Siedwerk noch am besten eingerichtet. Das an dem Pruthsiuß nicht weit von hier ge¬ legene Salzwerg, Landschin, erzeugt gegen 30000 So« tek Salz ebenfals in Hormanen geformt, die zur Ueber- führung bloß in Stroh auf Leiterwagen sehr fest, we¬ gen ereugnender Reibung müsse» gepackt werden. In den hier vorkommenden 16, normalmassigen Sied und Wärmpfannen, wird das Ganze erzeugt. Die zwei- großen Soolbehalter lassen das Wasser ab, lind diese erfordern calfatert und die Fugen mit eisenen Schuppen beschlagen zu werden. Dieses Werk ist eben so wenig ringe- 24c> eingeschränkt als die vorhergehenden. Die Gebäude an dem reissenden Pruth erfordern auf die Seite ge- schast zu werden. Ein jedes großes Werk sollte doch wohl seine eigene Schmide und Blechhämmer haben, wie viele Arbeiten kommen doch nicht in einem Jahr vor, und wie kostspielend ist nicht die weite Entfer¬ nung dieser Arbeiter. Die Soole führt hier viel Gips mit sich, folg¬ lich giebt sie ein festes und trocknes Salz, dagegen aber entsteht auch vieler Pfanneustein und erfordert desto mehrere Schmidearbeit. Einer der Hauptfehler bey diesem Werk ist, daß man die Mutterlauge meistens verlohren gehen last. Die wenige die man wieder einsiedet, giebt ein schönes Salz welches um zo Kreuzer abgegeben wird; ein Preis, der um zehn bis fünfzehn Kreuzer nach dem Zentner erhöhet wer- den könnte. Da man wegen der Verschleppung des Salzes, einige Nebenwerker hatte eingehen lassen; so betraf auch dieses das Hauptwerk Delatin, wo man über die reiche aufqucllende Soole, süßes Wasser geleitet hatte, um den Unterthanen zu verhindern von diesen so nuz- baren Naturgaben, Gebrauch zu machen. In- dessen habe ich den dortigen Beamten bewiesen, daß der- 241 dergleichen nicht dienlich ist, indem das süße Wasser leichter als die Soole wäre, folglich dürfte man nur tiefer schöpfen um ganz in die Soole zu kommen, und ein Wasser von i8 Graden zn erhalten. Das in erwehnten Delatie neu angelegte Sied' Haus hat den Fehler, so wie alle neue, daß es nein« lich ft'ir etwas große Pfannen zu nieder ist. Die Er, bauer dieser Gebäude, scheinen in den Lehrjahren bei) ihrer Bergschule, von der Pyrometrie wenig gewust zu haben, da sie so kostbare Gebäude samt und sonders so übel angelegt hatten, indem sie für den Arbeiter höchst beschwerlich sind, einen großem Holzaufwand verursachten, und eine solche Hütte täglich der Ge- fahr der Einäscherung ausgesezt ist, wie man leider schon an eben diesem Ort Beyfpiele hat. Sie erfordern überdiß eine bis zwey Klafter lange Dacherhohung und eine grösere Erweiterung der Dampföfnungen. In ei¬ nem solchen niedern Gebäude stehen dermalen 6 Sied» und z Marinpfannen. Der Brunnen zur Soole, hak hier nur 8 Klafter Tiefe, und dennoch ist ein Gabel¬ werk für eine noch ir mal grössere vorgerichtek worden. Eine Klafter Holz giebt hier ebenfalls r8 bis 19 So» r«k Salz. Hacq.phys. polit, Rciftw ll Th» Q Man 242 Man hat nun auch seit kurzem auf den hier be- findlichen Bächen, Holzschwemme und Rechen errich¬ tet, so wie auch eine Klause oder Wassersperre, wo¬ ran aber Schlagthore anstatt Fallthore, zu wünschen wären, da man weis welche Unbequemlichkeit die leztern haben. Drey Stunden von diesem Hauptstedwerk, liegt em anders, Gwost genannt, wo ein Beamter sieht, der den .Oefen mit mehrerer Einschränkung des Feuers, einige Verbesserung gegeben hat. Hier führt die Soole sehr vielen 'Gips oder Selenit mit sich, welcher einen Pfannenstein macht, der sehr beschwerlich wird. Die Zu¬ fuhr des Holzes, ist nun wegen der üblen Wirtschaft die man zu Zeiten der Polen geführt hat, sehr weit entfernt. Das dazu gehörige Nebenwerk Molotkowa, hat wenig Sools, und hätte verdient es eingehen zu lassen; da man im Gegentheil einige taufend Gulden auf Errichtung eines neuen Triebwerks verwendet hat, ohne Sicherheit zu haben, jemals genügsame Soole zu erhalten. Gwost, und nebst diesem Werk ein an¬ deres kleines, gaben zusammen gegen Zoooo Sotek, aber wegen dem mitführenden Gips, ein sehr ttokneS Salz. Dal 243 Das darauf folgende Werk, Rosolna, ist ver. müssiger das süße Wasser in die Stollen zu füh. ren, um hinlängliche Scole zu erhalten. Die Klafter Hotz giebt hier nur dreyzehn Sotek Salz in Hormanen geformt, in Fässer aber geschlagen, sech. zehn. Auch hier find die großen Czerunen zu .hoch gespannt. Die Erzeugniß war hier in einem Quartal izz r Hekmanken L 154 Pfund das Stück, mz Sotek Hormanen n 140 Pfund, 20 Zentner Schliankensalz und Z9 Zentner Psannenstein, welcher leztere g zo Kreuzer im Zentner zu Kauf steht, ein Zeichen, daß hier viel Salz zu Psannenstein versotten wird. Das darauf folgende Salzwerk Krasna nach We» sten ju, hatte vor ein paar Jahren wenig Absah; al« lein dermalen kann es nicht genug erzeugen. Hier hat die Hütte zwey Pfannen zu 22 Schuh lang und »8 breit, und etwas über eine tief. Das Salz wird hier in 24 Stunden nur einmal gehoben, und es giebt die Klafter Holz 2Z Sotek *). Das Salz wird in Q 2 Fässer Dek auffallende Unterschied in Anbeters der Erzen« gung des Salzes mit wenigeren Hplj gegen die üb, rigen 244 Fasser gepakt. Hier sind Dörrstuben, aber ganz un- schiklich von dem SiedhauS entfernt, welches viele und beschwerliche Arbeit mit deni Überträgen der Fässer verursacht. In 24 Stunden werden nicht mehr als z8 Sotek Satz erzeugt. Das dazu eine Stunde da. von gelegene Nebenwerk, ist auf eben dem Fuß ein¬ gerichtet, nut sind die Trokenstuben am Siedhaus an- gebaut. Das Hauptwerk Kalus ist noch in eben dem Stand wie wir es vor einigen Jahren fanden, und giebt jährlich 24000 Sotek Salz, aber das zwey Mei¬ len davon gelegene Salz oder Siedwerk Dolina, wel¬ ches ich zum erstenmal besuchte, sieht so aus, als wenn es im Land der Caffern gelegen wäre, so daß man sich kaum eine größere Unwissenheit und Vernach. lasigung bey irgend einem Siedwerk, als hier ver¬ stellen kan. Da gehen jährlich Tausende verlohren, die man blos durch Einrichtung wie die vorigen Werker sind, erspahren könnte. Warum die Ober- direktion dieses Werk so sehr vernachlästget hat, ist nicht einzusehen, sie weis es, und die dabey angcstell- ten Beamten jammern darüber, daß man sie gegen alle rigen Werker, liegt darinnen; daß hier das Salz nicht mit eben dem Holz getrocknet wird, wie es die Methode, daS Salz in Hormanen zu formen, erfordert. alle übrige mit ihrer Pfuscherey, so hkntangesezt hat. Ohne Zweifel ist es noch nicht systematisirt, denn so etwas muß seyn, um die Sache in dieser Unordnung ju erhalten. Da zu Ende des ersten TheilS dieser Reisen, von der üblen Behandlung dieser Salzwerke (Kockturen) Erwehnung gemacht worden; so hat dies nicht jedem, der nicht dis Verbindung kennt, einleuchten wollen, und diß wegen Mangel eines bessern Wissens oder hinrei« chenden Erfahrung; allein es war, und ist einmahl mit aller Wahrheit so und nicht anderst. Es wäre zu wün¬ schen gewesen, daß diese Warnung gleiche Wirkung für diese Werker gehabt hatte, als jene Erinnerung er¬ weckte, die ich vor iZ Jahren wegen des Eisenberg¬ werks von Eisenarz in Stcyermark, in dem XI Band des 6iornalL ä'ltalia hatte einrücken lassen. Als man Gallizien wieder in Vestz bekam; so war man nun auch bedacht, diese kranken Salzwerker wieder zu heilen, und der Hof oder die montanistische Kammer sandte dann einen verständigen Arzt, nem- lich den vortreflichen Halurg, von Menz , aus Tyrol, des¬ sen vorgenommene Kur gewis mit der Zeit den besten Erfolg gehabt haben würde, wenn nicht Ungedult oder Cabale dazu geschlagen wäre, indem man einen andern 246 herbey rüste die Kur- zu vollenden, der aber wie es bey Heilungen von Krankheiten geht, um sich ein Anse« hen zu geben, alles das verwarf, was sein Vorführer mit so vieler Klugheit anrichren wollte, und so blieb es beynahe beym Alren, Es sey also erlaubt hier einige der wichtigsten und eiuleuchtesteu Fehler im kurzem vor« zutragen. Erstens, kn Anbetref der Holzerfparniß, ist es bey allen diesen Salzsiedereyen gleich viel, ob bey ei¬ ner jeden Heraushebung des Salzes, die Pfannen er« kalten oder nicht, noch ob das Feuer bey einer Anlegung her Oefen, diese sechsten die gehörige Richtung haben. Ferner war es gleichgültig, ob die Pfannen bey abwech¬ selnder Hitze und Kalte Schaden leiden oder nicht? Hb die Gebäude die gehörige Höhe und Größe nach Len Verhältnissen der aufzunehmendeu Pfannen haben? Ob die Soole kalt oder warm in die Siedpfanne kommt, und ob die eingelassene Soole über oder unter dem Siedpunkt steht? Hb viele oder ZU wenige Soole auf eine Klafter Holz zu sieden kommt? Ob eine zu oft eingelassene Soole die Wirkung der Hitze nicht ver¬ hindert und i» den überhausten Sooltheilen sich ver« schwendet? Ob dadurch nicht mehr Salz zu Pfannen- stein werde, ob eö gleich viel ist, ob die Pfannen ganz oder nicht voll angelassen werden? wo doch im lezten Fall S47 Fall der zwölfte Theil Holz in die Ersparniße kommt u. s. w. *). Zweytens, ist es sehr übel für die Direktion und dem Beamten, daß sie keine andre Probe mit der Soole vorzunehmen wissen, als mit der unzulänglichen Spindes. Erhöhen denn die Salzcheile dies Instrument alleine? Man vernachlässiget die fremdem Salzrheils aus der Mutterlauge zu benuzen. Ferner ist zu beste« rer Aufnahm der Salzwerker, unumgänglich nochwen« dig die Domaingüter, von welchen das Holz ge« nommen werden muß, damit zu vereinigen; wie viele Uneinigkeiten würden dadurch nicht beiseite geschaft wer« den, und wie viel würde der Staat nicht dabei gewin¬ nen? Die Hutweiden und Wiesen bey den Salzwerken sind nicht an die Blutigel, nemlich an die Juden zu verpachten, da der Käufer aus der Republik Polen für einem Tag und eine Nacht, zu Z und mehr Kreuzer für ein Stück Zugvieh zahlen muß, und nun stelle man Q 4 sich *) Zu was alle diese Anmerkungen? „sagte mir eines TagcS rin Salzbeamter zu mir,, wir haben ja einen kaiserlichen Bergrath dabey, der muß wissen was recht ist. 248 sich vor, wenn em so armer Mann mit 4 oder mehr Pferden zu 6 bis 8 Wochen warten muß, um Salz zu erhalten, wie kostspielend das ist? Die oft so elend besoldeten Beamten, denen man allen Zustuß abgeschnit- ten hat, sind auf eineni besseren Fuß zu setzen, um ge« nungsame Schuldigkeit von ihnen verlangen zu können. Ob es zwar in den österreichischen Staaten, der ge¬ wöhnliche Klagstil ist, daß beynahe ein feder gegen oft übermässiges Einkommen, das er nicht verdient, sich dennoch beschweret, zu wenig zu haben; so ist es doch hier der Fall gewiß nicht, daß die Belohnung, ich meine nur den Hüttenbeamten, seinein obliegenden schwe¬ ren Dienst nicht entsprechen sollte. Hiemit habe ich das wenige, dessen oben gedacht worden, zur Probe genugsam erläutert, als in welchem Stand die Salzwerker zum Theil in Gallizien sich befinden, und wie viel zu ihrer Gedeihung abgehk, denn nicht jene ist die beste Fabrik, welche am meisten Salz erzeugt, nein keineswegs! sondern jene, die mit den we. nigsten Unkosten und Materialen solches bewirkt, und so wi ich mit den goldenen Worten eines Langsdorf schliefen, mit welchen er sagt; ,,Die Halurgie ist mit so vielen Erfahrungen aus der Physik, Mathematik und andern Wissenschaften Verbum 249 verbunden, daß es die Natur mißbrauchen und den Staat, dessen Wohlstand man befördern soll, hinter« gehen Heist, wenn man kaum mit den gewöhnlichen Alltagskenntnissen ausgerüstet, sich zum Aufseher über so wichtige Fabriken, als Salzwerke sind, aufzuwer« fen dreust genug ist.,, kluris ess oculstus iessis UNU8, gusm Lurrti xi-Lvrvs» Z u s ä z e. Nachstehende Anlockungen des Henn Verfassers- hacken wegen einiger später nachgesendeten Bögen des Manuskripts, - bey schon erfolgte. Abdruck des Tex¬ tes, nicht an ihrem Ort können eingerückt werden; daher sie, nm nichts in der Vollständigkeit ermangeln zu lassen, hier beygefügt werden. Der Lorreccor. Zu S. 72. Z. r6, I.e Reürcreur äu lourn»! äe pbvflgue prr I'^bb^ Dorier, mois äe luiUet !79O. P»L7!i. <> er0 »ppsremenr sr»que ä'un »cc^ srrsdilsire en isiksnt Ir cricrque lur le vie äe lolepli II Lmpereur; gusnir ,,InIepk H » peur-ekie voulu le dien, msir „il ns Is pss 5u k-lire, rous ts5 cvncicoyens ewreny „meconrenrs srriers äe la capitale äe krsnce: mais les zllke« plsinte« qu'il p orte xonrrs l'^caäemie äe scien- ces s l'e^arä äe l'lnjustice kure au celebrs Mr. äe llo- mL äe L-'kle, le 5air svouer malxrs lui le conrrsirs ä»n8 la nore paxe Z22 mms ä'^vril äe la meine snn^e, Hus l'^Üemble nsrionsle s Lux xenres äe pierre. 8i l'on conbäere I-i rocke keuillet^e äe gusrr el äe wies comme une rocke primitive, il füvär» austr constäörer ce iksrbre comme uns pierre crlcsire pri¬ mitive, puis qu'il elb bien cerrsin qu'elle r ärä for¬ mte svsut les couckss äe rocke gusrreaie gui repo- tenr üir eUe. Ein Gluck für Herrn von Sarissure, daß ec erst dieses Jahr im Monat Julius solches gesagt hat, denn wäre solches früher geschehen; so hatte ihn vielleicht eben diese Beleidigung, die mir vor cinü gen Jahren, wegen eben der vor 15 Jahren bekannt gemachten Wahrheit angethan worden, ebenfalls treffen können. Indessen was Herr von Sauffure in der eingehängten Note zum Text, als neu für die Geognosie angiebt, ist in Tcutschland schon von mir und andern, vor einigenJahren ausführlich bekannt gemacht worden. z/. ///. 'LM I