'> uhca mnin a 15 Wahlspruch t Was wir begehren von der Zukunft Rentent Daß Brot und Arbeit uns gerüstet stehen. Daß unsere Kinder in der Schule lernen Und unsere Greise nicht mehr betteln gehen. G. Herwegh 1 Televlwn Nr. 2825« 3er Scheckkonto 38,115 . ZenLralorgan des Oesterrpichischen Eisenbahn-PersonKles. RedMon: Wien VA, ZenLagaffe Nr. 8. Rcdaktlonrschlub: Zmri Tage vor dem Erscheinen bcs Blattes. Sprechsümden sl.nd Jeden Tag mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage vvtt 10 Uhr vormittags dis V$i Uhr nachmittags. Insertionspreis: ;3ie einspaltige Millimeterzelle oder deren Aaum 14 Heller. Bei Iahresauftrag Rabatt. 2lbonnements-Bedingungen: alb] ehrlich ^r. 2 88 Ganzjährlich............................ . » 576 Für das Deutsche Reich ganzjährlich Mk. 6-—. Für das übrige Ausland ganzjährlich 9 Franken." Erscheint jeden 1., 10. und 20. im Monat. Nr. 20 Sit», den 10. F«li 1912. JO. Salta. IltiOÖE, Itffl M|! Am S. Juni 1913 haben in bet Sitznng des österreichischen Abgeordnetenhauses gegen den Antrag Lomschik auf Eiuftellung von IT Millionen Kronen für die restlichen Forderungen der Eisenbahner in das Eisenbahnbudget folgende nationalver-bändlerische und christlichsoziale Abgeordneten gestimmt: Albrecht, Ansorge, Bacchls, Barbo, Berger, Sogen* dorfer, Brandt Michcal, Brunner, Damm, Demel, Denk, Diwald, Dürich, Einspinner, Eisenhnt, Eisterer, d'Elvert, Erler, Fiedler. Fink. Fißlthaler, Frankenberger, Freitzler, Friedmann, Fuchs Viktor, Ganser, Gratz, Grim, Groß Gustav, Gruber, Günther, Guggenberg. Hartl, Hauser, Heil mayer, Held, Herzmansky, Höher. Hötiendoufcr, Hofer, Hof mann. Huber, Hueber, Jedek, Jener, Jutel, Keschmann, Ktcnzl, Kinz, Kittiuger, Kletzenbaner, Kofler, Kraft. Kreil-meir, Kndlich, Knhn, Knranda, Lang, Lecher, Lechner,Leys, Lipka, «ist. Loser, Lnksch, Lntschonnig. Maixuer Wilhelm, Marckhl, Mayer Georg, Mayer Josef, Meixner Franz, Mitlas, Nagele, Niedrist, Nogglcr, Lberleithner, Parrer, Paulik, Perweül, Pirker, Potzinger, Primavesi, Redlich, Rienößl, Roitiuger, Schachinger Georg, Schachinger Karl, Schlegel, Schöpfer, Schoiswohl, Schraffl, Schnrff, Schweiger, Seidel Anton, Souknp, Stahl. Stemwcndcr, Stöckler, Stülzel, Strziska, Teltschik, Tomaschitz, Unter-kircher, Urban, Wagner (Mahren), Wagner (Steiermart), Waldl, Waldner, Weiß, Wille, Wohlmeyer, Wollet. Die Abgeordneten K r o y und Heine, die als die parlamentarischen Vertreter des „Reichsbundes deutscher Eisenbahner gelten, liefen vor der Abstimmung davon, weil sie es nicht wagten, gegen den Antrag zu stimmen und dafür durften sie nicht stimmen, weil der SefliewngsDfeifenbedelftei, genannt „Nationalverband", von der Regierung abkommandiert worden war. Die Nationalverbändler und die Christlichsozialen haben also damit Segen den eigenen Antrag gestimmt, den sie vor einem halben Jahre einstimmig angenommen habe». Eisenbahner! Borgt dafür daß dieser infame Verrat in jenen Kollegenkreisen, die noch den Christlichsozialen nnd Deutschnationalen Gefolgschaft leisten, bekannt werde. Agitiert für die Stärkung der sozialdemokratischen Srganisation, die Cure Fnteressen ganz allein vertritt! Rieder mit unseren Feinden, Kampf den ßenchlern nnd Demagogen! Ser Cisenbahnewerrat von den bürgerlichen Parteien endgültig boBrachi Der 17 MMonen-Antrag Tomschik von den Nationalverbändlern und Mistlichfozialen nieder« gestimmt. — Das Verlegenheitsgestammel der entlarvten Verräter. Sie haben es also nach gründlicher Ueberlegung fertiggebracht, sich selber ins Gesicht zu spucken und den Antrag Tomschik abzulehnen. Alles, was bisher von den bürgerlichen Parteien an Arbeiterfeindlichkeit und an feilem speichelleckerischen Servilismus für die Regierung geleistet wurde, ist diesmal übertrumpft worden, und was je an schamloser Unaufrichtigkeit aufgebracht werden kann, ist in diesem denkwürdigen Abstimmungsergebnis kristallisiert. Am Dienstag, vor acht Tagen also, haben Christlichsoziale und Nationalverbändler den Antrag des Abgeordneten Tomschik auf das Geheiß der Regierung ab gelehnt, der weiter nichts verlangt batte, als daß jene 17 Millionen Kronen in, .cv Budget eingestellt werden, die noch fehlen, um die im Dezember des Vorjahres vom ganzen Hause einstimmig für die Eisenbahner angeforderten 38 Millionen Kronen vollzumachen. In dem gleichen Atemzug alfo, wo die bürgerlichen Parteien 100 Millionen Kronen für den Militarismus bewilligten und den Schnappsgrafen ihre Bonifikationen zufchanzten, haben sie die 17 Millionen Kronen, die zur Linderung der Not unter den Eisenbahnern bestimmt waren, abgelehnt, obwohl sie vor einem halben Jahre einstimmig beschlossen hatten, daß 38 Millionen für die Eisenbahner zu verwenden sind. Weil also die Regierung auch diesmal wieder mit demselben Jammerlied ausrückte, das wir schon im Dezember vorigen Jahres gehört haben, knickten die Herren zusammen und schändeten ihr eigenes gegebenes Wort! Natürlich konnte die Drohung, die Annahme des Antrages Tomschik bilde ein Sank-tionshindernis und gefährde so das ganze Budget, keinen vernünftigen Menschen schrecken. Die Regierung verfügt derzeit über 700 Millionen an Kassenbeständen und es hätten die 17 Millionen Kronen ohne jede Not daraus aufgebracht werden können, wenn es den Herren wirklich darum zu tun gewesen wäre, als nackensteife Männer ihr gegebenes Wort auch einzulösen. Mit dem rührfeligen Jammerlied von der Not des Staates wird also die Regierung kein Glück haben. Man wird sich von ihm um so weniger rühren lassen, als ja der Eifer der Regierung,neue Einnahmen zu gewinnen, nicht eben groß zu fein scheint. Baron H e i n o l d sagte, die Erhöhung _ der Löhne der Eisenbahner und der Staatsarbeiter fei unmöglich, solange nicht neue Steuereinnahmen gesichert werden. Ja warum sorgt die Negierung nicht für neue Einnahmen? Vor vierzehn Tagen hat Renner im Süb-komitee des Finanzausschusses erklärt, daß die Sozialdemokraten jede Bemühung, noch vor den Sommer-ferien das Gesetz über die Personalsteuern fertigzubringen, unterstützen wollen. Renner sagte: „Erhöhen Sie die Einkommensteuer der reichen Leute! Dulden Sie die Steuerhinterziehungen der Kapitalisten und der Grundherrn nicht mehr! Schaffen Sie die Steuerfreiheit der Erzherzoge und der Offiziere ab! Besteuern Sie die Gewinnanteile der Verwaltungsräte und die Dividenden der Aktien-gesiellschaften! Wenn Sie ein solches Gesetz schaffen wollen, dann wollen wir Ihnen helfen, noch vor dein Beginn der Sommerferien damit fertig zu werden!" Und was war die Antwort der Regierungsmehrheit auf dieses Anerbieten der Sozialdemokratie? Daß seither überhaupt keine Sitzung des Subkomitees ein berufen wurde! Die Kapitalisten besteuern, damit arme Salinenarbeiter, Eisenbahner, Tabakarbeiter, höhere Löhne bekommen können, ist eben nicht der Wunsch der Regierung und ihrer Mehrheit. Die Regierung rührt keine Hand, um von den Besitzenden höhere Steuern zu bekommen; und dann will sie uns vormachen, daß arme Arbeiter keine auskömmlichen Löhne bekommen können, weil nicht genug Geld da sei! Lehrreich an dieser den Verrat so offenkundig enthüllten Abstimmung sind vor allem die Einzelheiten, die sich aus dem Verhalten der bürgerlichen Mehrheitsparteien ergaben. In den Parteiberatungen wirkte der Antrag Tomschik zunächst w i e e i n e B o ni b e. Er schuf einfach eine Situatiou ratloser Verzweiflung, denn die Zwanglage, unumwunden bekennen zu müssen, ob die früher so warm bekundete Eisenbahnerfreundlichkeit echt sei, war keinem von den Herren Demagogen angenehm. Und so kam zunächst aus der christlichsozialen Vereinigung die Kunde, daß man nach langen Beratungen 6e-schlossen habe, f ü r den Antrag zu stimmen, wiewohl deren Vertreter im Ausschuß schon dagegen gestimmt hatten. Drei Tage später hatten es sich die Herren aber wieder anders überlegt und inan beschloß, gegen den Antrag Tomschik zu stimmen, was zur Folge hatte, daß sieben Mitglieder, die Abgeordneten K e m e t t e r, P a n tz, Franz Fuchs. Brand l, Grafinger, Zaunegger und Stumpf aus der Christlichsozialen Vereinigung austraten. Freilich gehören die Herren noch weiterhin dem christlichsozialen Parteiverband als Hospitanten an und sie werden ebenso wie die aus dem Nationalverband schon früher ausgetretene „Dreimännerarbeiterpartei" den Weg wieder rechtzeitig zurückfinden. Diese Zuversicht drückt auch die „R e i ch s p o st" aus, wenn sie zu dem Austritt der sieben christlichsozialen Mannen sagt: „Die plumpen Täuschungsmanöver der Sozialdemokratie sollten für ihre Gegner keine Verlegenheit sein; wenn dies heute dennoch vorübergeherrd der Fall zu sein schien und sogar in starken taktischen Differenzen hervorbrach, so mag dies in der allgemeinen Nervosität, die sich in der Regel am Schlüsse einer längeren, schwierigen Tagung anhäuft, seine Er. klärung finden. Erfreulich ist dies nicht und am allerwenigsten dürfte cs Wiederholung finden. Gegenüber einem so skrupellosen Gegner ist die stärkste taktische Waffe die Einigkeit und das Zielbewuhtsei n." Im übrigen sucht die „Reichspost" den chrift. lichsozialen Verrat durch einen echt jesuitischen Dreh zu bemänteln. Sie wirft nämlich den Sozialdemokraten vor, daß sie gegen das Budget gestimmt haben und daher auch nicht verlangen können, daß 17 Millionen Kronen für die Eisenbahner verwendet werden. Man höre nur, wie blöde der Jesuiteuschmock orakelt: „Der Staat soll also 17 Millionen zahlen, aber die Sozialdemokratie verzichtet nicht nur darauf, die Bedeckung dieser Neuausgabe zu beschaffen, sondern sie verwehrt dem Staate überhaupt irgend einen Kreuzer e i n z u n e h m e n, aus dem er irgend etwas bezahlen könnte. Würde es nach dieser sozialdemokratischen Logik gehen, so würden die Staats. Bediensteten von den 17 Millionen, welche die Sozialdemokraten in einem Atem für sie verlangen, nicht einen Deut zu seben bekommen, denn cs wäre nichts vorhanden, aus dem sie aus-bezahlt werden könnten, und noch mehr, es könnten die Staats-bediensteten betteln gehen, denn der Staat hätte nicht die geringsten Einnahmen mehr, aus denen er selbst ihre bisherige Besoldung ausbezahlen könnte. Die Roth-schilde und Guttmannbrauchten keine Steuern mehr zu bezahlen, die Kartellmagnaten und Börsenritter ÜMF Der „Eisenbahner" erscheint in einer Auflage von 50.000 Exemplaren. -WU /EetfT2x' ■r Wien, Mittwochs "\ . ^ .»Der Elfenbalirier.» ' /IO. Juli 1912 Nr. 20, «wären aller Verpflichtungen gegen den Staat ledig, die reichen Aktiengesellschaften könnten noch höhere Dividenden ihren Aktionären auS-zahlen, denn nach dem Votum der Sozialdemokraten gäbe e8 keine Steuern und Staatsabgaben mehr und alle diejenigen, die an den Staat durch ihren Fleiß und ihre Arbeit ein Anrecht haben, würden vor leeren Kassen sichen und hungern können. Nüchtern in ihren ganzen Konsequenzen durch» j Sacht, ist die Haltung der Sozialdemokratie nicht einmal mehr ^geschickte Demagogie, sondern eine frivole Frozzelei der Wähler." Ei, wie kommt es dann aber, daß die christlich-soziale Partei drei Tage vorher beschlossen Tjatte, f ii r den Zusatzantrag T o m s ch i k zu stimmen und sohin bereit war, d ’ c „Demagogi c" und ;„frivole Frozzele. mitzunrachen? Der Blödsinn, mit dem sich die „Reichspost" zu retten sucht, liegt eben aus der Hand, wenn man weiß, daß bei dem Budget zunächst über die einzelnen Posten abgestimmt wird. Daß die Sozialdemokraten gegen ein Budget immer stimmen werden, bei welchem alle ihre im Interesse des arbeitenden Volkes gestellten Anträge abgelehnt wurden, versteht sich für einen Sozialdemokraten von selbst. Gerade umgekehrt steht also die Sache: die Christlichsozialen und National-verbändler stimmen für ein Budget, das eben den Reichen, den Guttmann und Rothschild alles gibt, während sie weder für die Eisenbahner noch für andere Arbeiterschichten etwas übrig haben. Sie sind die umgekehrten Krispine, die am liebsten den Armen das Leder stehlen würden, um den Reichen Schuhe daraus zu machen. Den stärksten Beifall findet natürlich der nationalverbändlerische und christlichsoziale Eisenbahnerverrat bei dem Blatt der Börsengauner, der „Neuen Freien Press e". Und so geht das Blatt jener Leute, die kein ehrliches Gewerbe haben, in folgenden Auslassungen gegen die Eisenbahner und den Antrag Tomschik los: „Die Zuweisung von siebzehn Millionen im provisorischen Budget an die Eisenbahnarbeiter ist natürlich eine warme Empfehlung an eine W ä h l e r k l a s s e, die eine vortreffliche Organisation besitzt. Die Bedenken gegen diese agitatorische Methode der parlamentarischen Finanzpolitik sind gewiß sehr ernst. Aber die Versuchungen dieser Gattung von Wählerpolitik pflegen ganz besonders stark zu sein. Auf diese Weise hat sich der Mißbrauch eingeschlichen, daß ohne nähere Begründung und ohne Durcharbeitung bis in die letzten Einzelheiten große Summen durch Beschlüsse des Hauses diesem oder jenem Stande zugewiesen werden. Wenn es nötig ist, die Lage des Eisenbahnpersonals, für das am Beginne d es Jahres einundzwanzig Millionen verwendet wurden, noch weiter zu verbessern, und wenn das Haus sich dafür ein fetzen will, so mutz dies planmäßig, mit genauer Untersuchung der berechtigten Ansprüche der einzelnen Kategorien, kurz in Formen geschehen, welche der großen finanzpolitischen und sozialen Bedeutung solcher Maßregeln entsprechen. Aber so einfach, ohne weiteres Kopfzerbrechen, nur siebzehn Millionen in einem Paragraphen des provisorischen Finanzgesetzes verlangen, widerspricht dem Grundsätze einer ernsten Budgetführung und schafft dauernde Belastungen, ohne daß für eine Bedeckung im Budget die nötige Vorsorge getroffen wäre. Nach der neuesten Fassung des Finanzgesetzes wird die Regierung im provisorischen Budget verpflichtet, sich bei den Ausgaben an die Ziffern des von ihr borgelegten, aber vom Hause nicht beschlossenen Staatsvoranschlages zu halten. In diesem Ent- würfe des Budgets ist jedoch von den siebzehn Millionen für die Eisenbahnarbeiter gar nicht die Rede. Das wäre eine außer« budgetäre Post, die mit aus Kassenbeständen, aus Schulden ober aus eventuellen Ueberschüssen gedeckt werden könnte. Da jedoch jedem Erfordernis eine parlamentarisch beschlossene Einnahme gegenüberstehen soll, würde das Haus durch solche Methoden der außerbudgetären Erfordernisse die Kontrolle immer mehr verlieren uv.d auch die Regierung zu einer finanziellen Mißwirtschaft drängen, gegen die sich die »'•nfti ernsten Parteien schützen müssen." 'aß das schäbige Börsenblatt Forde- gegen die rungen der Eisenbahner cmftritt, ist natürlich nicht überraschend, das gehört ja 31t seiner Moral. Aber man beachte die Dreistigkeit, womit die bekanntesten ^Tatsachen umgelogen werden. Das Erfordernis „wäre eine außerbudgetäre Post (eine außerbudgetäre? — was nur der Dummkopf da meint, da doch die Post im Gesetz stünde?), die nur aus Kassenbeständen, aus Schulden oder aus eventuellen Ueberschüssen gedeckt werden könnte. Da jedoch dem Erfordernis eine parlamentarisch beschlossene Einnahme gegenüberstehen soll (welcher Blödsinn! da ja der Staatsvoranschlag nur ein Gesamterfordernis und eine Gesamtbedeckung enthält!), würde das Hans durch solche Methoden (als ob es eine offenere Methode gäbe, als eine Ausgabe ins Budget aufzunehmen!) der außerbudgetären Erfordernisse (was nur der Kretin immer mit dem Außerbudgetären hat!) die Kontrolle immer mehr verlieren (über was?) und auch die Regierung zu einer finanziellen Mißwirtschaft drängen, gegen die sich die großen Parteien schützen müssen". Das wagt der Mensch zu sagen, wo doch der Staatsvoranschlag, wie Steinwender jüngst barlegte, schon mit einem Defizit von 62 Millionen Kronen schließt! Wo bleibt da der finanzielle Sittenwächter? Und die frechste Lüge: „Wenn es nötig ist, die Lage des Eisenbahnpersonals noch mehr zu verbessern (wenn es nötig ist? — wagt der berüchtigte Plantagenbesitzer zu reden!), so muß dies planmäßig, mit genauer Untersuchung der berechtigten Ansprüche der einzelnen Kategorien, kurz in Formen geschehen, welche der großen finanzpolitischen und sozialen Bedeutung solcher Maßregeln entsprechen. Aber so einfach, ohne weiteres Kopfzerbrechen nun 17 Millionen Kronen in einem Paragraphen des provisorischen Finanzgesetzes zu verlangen, widerspricht den Grundsätzen einer ernsten Budgetberatung." Wie man wahrnimmt, stellt es die „Neue Freie Presse" so dar, als ob die Forderung nach Einstellung der 17 Millionen Kronen eine Improvisation, ein unüberlegter Einsall wäre. Nun muß mau wissen, daß im Herbst vorigen Jahres darüber im Staatsangestelltenausschuß wochenlang beraten wurde, daß die 38 Millionen Kronen, auf die sich damals, als das M;ndefte des Unerläßlichen, alle Parteien geeinigt .jabeu, aus der allersorgfältigsten Berechnung der Erfordernisse jeder einzelnen Kategorie heransgerechnet worden sind, daß darüber zwei Tage im Abgeordnetenhaus verhandelt worden ist, kurz, man muß die Geschichte der 17 Millionen Kronen, die die Regierung schuldig geworden ist, kennen, um die ganze bodenlose Infamie dieser „Einwände" zu durchschauen. Daß die schmähliche Haltung, die so das ungeteilte Lob des führenden Unternehmerblattes findet, auch im Nationalverband als eine recht dreckige Geschichte empfunden wird, muß noch besonders vermerkt werden. Geschlossen stimmten die Nationcilverbändler gegen den Antrag und nur einige Deutschradikale zogen es vor, vor der Abstimmung einfach davon-Anlaufen. Und so fehlten also die Herren Wolf, Pacher und die eigentlichen nationalen „Eisen» bahnervertreter" Kr 0 y und Heine, was um so charakteristischer ist, als Herr Heine im Dezember vorigen JahreL als Berichter st atter über den 38 Millione n-A ntrag fungiert hat. Herr Heine lief also vor dem eigenen Antrag einfach davon! Die Bilanz, die sich aus der Tätigkeit der Nationalverbändler und Christlichsozialen ziehen läßt, ist also die: Die adeligen Spiritusbrenner erhalten 14% Millionen Kronen an Steuern geschenkt, der Staat erhält seine 100 Millionen für den Militarismus und die Eisenbahner erhalten — eine papierene Resolution! Denn immer wenn die Not und die Verlegenheit der Arbeiterverräter am größten ist, bann stellt der Herr Dr. S t ö l z e l ans Salzburg mit einer Resolution zur rechten Zeit sich ein; der reinste Revolutionär! Den Antrag Tomschik lehnten die nationalverbändlerischen „Arbeiter--freunde" ab, dafür beschlossen sie im Verein mit den Christlichsozialen und anderen Regierungsmanie» lutfen eine Resolution (!), in der die Regierung aufgefordert wird, den Beschluß des Abgeordnetenhauses vom 16. Dezember vorigen Jahres betreffend die Aufbesserung der Bezüge der Eisenbahnbediensteten und -Arbeiter sowie die anderen in Bezug auf die Lohnaufbesserungen der staatlichen Arbeiter, die Ausbesserung der Bezüge der Vertragsangestellten und der Postangestellten gefaßten Beschlüsse des Hauses „3ur Durchführung zu bringen" und „für die rascheste Gesetzwerdung der Dienstpragmatik zu sorgen". Zum Verrat gesellt sich also auch noch der Hohn. Denn jedes Kind weiß und versteht es, daß diese Resolution für alle Kategorien der darin aufgezählten Angestellten und Arbeiter nicht einmal den Wert des Fetzens Papier besitzt, auf den sie der Herr Stölzel niedergeschrieben hat. Denn wenn die Regierung diese Beschlüsse des Ab-geordnetenhauses durchführen will, die in der Resolution aufgezählt sind, dann braucht sie die Resolution nicht, dann kann sie aber auch nicht gegen den Antrag Tomschik sein. Nur weil sie die Beschlüsse nicht durchführen will, hat sic d 1 c nichtssagende Resolution mit den Mehrheitsparteien ausgepacke lt. So werden den Eisenbahnern die Augen ausgewischt, so soll der Arbeiterverrat bemäntelt werden! In den 17 Millionen Kronen sind enthalten, beziehungsweise sollten durch ihre Verwendung folgende Forderungen ihrer Verwirklichung zugefuhrt Feuilleton. BerNn-Wien. Als von dem ersten Morgenlicht der Horizont silbern gefärbt war, standen sie auf dem Schlachtfeld von Aspern und reckten die Hälse. Und plötzlich drang aus den Lüften ein stählernes Sausen und Surren, ein kleiner Punkt ward sichtbar, wurde größer, wandelte sich in einem schlanken Falken, der sich in stolzen Spiralen niedriger und niedriger senkte, und dann lief federnd und bebend ein Ungetüm mit Flügeln auf dem Sand auf, und heraus sprang leuchtendes Auges der erste Sterbliche, der von der deutschen bis zur österreichischen Hauptstadt durch die Lüfte geflogen ist. Berlin-Wien — vor bei weitem noch nicht hundert Jahren humpelte man in elender Postchaife mehr fchlecht als recht tagelang von der einen Stadt zur ändern, der schnellste Schnellzug durchmißt die Strecke keuchend in 13 Stunden, aber Hirths kühner Falke schwingt sich in 5'A Stunden über Berge und Flüsse hinweg von Berlin nach Wien. Berlin-Wien durchflogen! Ein neuer Triumph menschlicher Zähigkeit, und wenn nicht ab und an eine „Titanic" mit aller Pracht und allem Glanz, mit Luxus und Musik entzweigeborsten in den salzigen Tiefen versänke, man könnte schier vom Schwindel gepackt werden in Anerkennung jenes Wortes eines griechischen Weisen, daß nichts größer ist als der Mensch. Denn der Mensch beherrscht nicht nur die Erde, er tummelt sich nicht nur auf dem Meer und unter dem Meer, er treibt nicht nur mit der Kraft des Blitzes Wagen und versendet Nachrichten, er macht sich auch das dritte Reich, die Luft, untertan, und in den blauen Höhen stieben die Adler erschreckt davon vor seinem entschlossenen: Trotz alledem! Und welch eine Entwicklung, wenn man den Blick rückwärts schweifen läßt, um ein Jahrhundert schon! Welch ein gigantischer Sprung, wenn man sich ein Jahrtausend zurückdenkt! In ungestüm brausenden Rhythmen hat Karl Vollmüller jene gewaltige Spanne besungen, von dein Tag, da der erste Einbaum von Höhlenmenschen mit ungefügem Schaufel-rüder durch die Flut getrieben wurde: Bis zu dem Frührot, wo in Wolkendräun, Vom Nebeltau besprüht und Englands herber Salziger Brise, Blöriots schlanker Sperber Von neunzehnhundertneun Englischen Nasen pflügte und die scharfe . ■ Klippe von Dover für die Welt geweiht. Und jenem Flug Blsriots schließt sich dieser Flug Hirths würdig an, und wie 1909 ist auch 1912 seines Sängers wert. Für die kurzatmige Gilde des Pessimismus, der nichts auf Erden fortfchreiten und alles wieder zum gleichen Punkt zurückzustreben scheint, mag freilich von Hirths Flug wenig mehr abfallen, als der unappetitliche und beizende Gruß der Schwalbe des Tobias, aber uns Optimisten verleiht er neuen Elan. Fortgerissen zum Optimismus wird auch der Schwachmütige in einer Zeit, da man nicht nur über den Kanal, sondern von Berlin nach Wien fliegt, und er lernt die Neunmalweifen des Stillstandes belächeln, die noch jede Neuerung mit mißtönendem Gekrächz begrüßt haben und die auch gleich Unheilsraben den ersten Fliegern gefolgt sind. Als die Eisenbahnen aufkamen, erklärte ein wohllöbliches königlich bayerisches Obermedizinalkollegium dem Dichterling Ludwig I., daß der Dampfbetrieb bei Reifenden wie Zuschauern schwere Gehirnerkrankungen erzeugen müsse und der Bahnkörper am besten, um die Zuschauer wenigstens vor Schaden zu bewahren, mit einem hohen Bretterzaun zu umgeben sei. Und heuer erscheint der D-Zug als ein ehrwürdiges Vehikel, fast wie die Turn und Taxissche Postkutsche, heuer dringt der Fortschritt selbst in die bureaukratifchen Idylle Krätkes ein und läßt die ersten Postsendungen durch die Lust befördern, heuer werden im Jahre 1911 1300 Luftfahrzeuge gebaut gegen 800 im Jahre 1910, 12.000 Passagiere durch die Wolken entführt gegen 4800 im Jahre vorher, heuer landet Hirth im Angesicht des Stephansdoms, den Staub des Berliener Flugplatzes noch auf den Schwingen feiner Rumplertaube, und das Knattern ihrer Motoren ist wie eine Ehrensalve über dem frischen ^ Grab dessen, der als erster nach dem Prinzip des Vogelflugs in den Lüften kreuzte, Wilbur Wright. Aber nicht mit einhelliger Begeisterung grüßt die Menschheit die 663-Kilometerleistung Hirths. Wie jeder Triumph der Technik, ruft auch dieser bei den herrschenden Schichten nur Gedanken wach, wie er dem Massenmord und der Menschenvernichtung nutzbar zu machen sei. In Frank-reich lodert, dank dem Schwarm seiner Kriegsaeroplane, der Revanchegedanke hell auf. aus Tripolis berichten italienische Blätter voll vaterländischen Stolzes, wie aus Flugzeugen die Araber mit Bomben beglückt' worden feiert, in Deutschland rasselt dumpf wie die Kriegstrommel eines Kannibalen-stammes der Aufruf zur nationalen Flugspende, und auch Hirths Flug wird von der chauvinistischen Presse nur mit Er Wägungen über. Handbomben und dergleichen Kultur infttuittcntc incT)t Begleitet. Das ift unendlich beschämend und niederziehend. Schon als die ersten Eisenbahnen gebaut wurden, erschienen ihre Rauchfahnen Friedrich List wie die Banner des tausendjährigen Reiches. „Die Eisenbahn," schrieb der tüchtige Schwabe und Schwärmer, „ist ein Herkules in der Wiege, der die Völker erlösen wird von der Plage des Krieges, der Teuerung und Hungersnot, des Nationalhasses und der Arbeitslosigkeit, der Unwissenheit und des Schlendrians." Aber ach! die Eisenbahnen erfüllten keine dieser Hoffnungen, und heute, wo wir uns von der Erde losgelöst haben und, glücklicher als Ikarus, im Fluge uns der Sonne nähern, sollen auch die neuen Maschinen in erster Reihe Zerstörung und Verderben in die Menschheit säen. Aber gleichwohl ist kein Grund zum Verzagen. Die Eisenbahnen konnten die Rolle des FriedenSengels, die List ihnen zuschrieb, nicht spielen, weil ihre Entstehung und Tätigkeit in das bürgerlich-kapitalistische Zeitalter fiel. Die Bildung selbständiger Nationalstaaten, wie der Kampf um den Weltmarkt, durch welche Symptome die bürgerlich-kapitalistische Epoche sich auszeichnet, mußte unter blutigen und opferreichen Kriegen vor sich gehen. Wir aber, wenn wir den Blick zu den schwirrenden Flugzeugen erheben, sehen dahinter das Morgenrot des proletarisch-sozialistischen Zeitalters aufgehen. ^ie proletarischen Massen, über deren Häuptern die Vögel der Aviatik stolz dahinstreichen, sind die si^crfte Bürgschaft itrtd die entschlossenste Garde des Weltfriedens. Wenn im 18. Jahrhundert schon die Engländer einem ihrer George an die Wände schrieben: No french war or revolution! (Kein Krieg mit Frankreich oder die Revolution!), so ist dieses Wort m imiVren Zaaen weit entschiedener, weit bedeutungsschwerer ST« Ätan «-i,in d>- Plutot l’insurrection que la guerre! (Eher den -lusstand als den Krieg!), und auch in anderen Ländern hat es der Militarismus nicht gerade leicht. Denn das Kanonenfutter denkt. Das Kanonenfutter macht nicht wehr mit. Das Kanonenfutter rebelliert. Und darum betrachtet es auch mit eigenen Augen den Berlin-Wiener Flug, der ein Sinnbild. — die Engpässe weit unter sich läßt, durch die vor noch mch 50 Jahren die preußischen Regimenter dein Schlachtfeld von Königgrätz entgegendrängten. Aus der Höhe des Aeroplans erkennt man auf der Erde die Grenzen nicht mehr, die Staat von Staat, Volk von Volk trennen, und so wird, trotz aller Hoffnungen der Mordenthusiasten. d°- Luftver ehr sein gnt sein entscheidend Teil dazu beitragen, diese ^olkerscheiden alle Ewigkeit auszutilgen. Mag darum der Schwingenschlag der Rumplertaube noch so kriegerisch und stählern klirren, wer Augen hat, zu scheu, der sieht den Oelzweig des Friedens, den sie von Land zu Land trägt. Hermann Wendel in der „Frankfurter Volksstimme", Besucht nur Lokale, i« welchen der „Eisenbahner" ansliegtI „Der Wi! httvV." 10. Juli 1912 ©eitraT* werden: d i e zweijährigen Vorrückungsfristen bis zur Endgehalt stufe von 2000 Kr. für alle Diener, die Verschubzulage von 2 4 K r. monatlich für das gesamte Verschubpersonal, d i e Nachtdienstzulage für das gesamte Wächtcrpcrsonal u u d für die Arbeiter, die Nachtdienst versehen, d i e Ausdehnung des Bestehenden Härtenausgleiches für die Unterbramten und die B e r ü cf-sichtigung der provisorischen Dienst-z e i t für 1t n t e t 6 e et nt t e und Diener Bei Berechnung der letzteren, die Auflassung der Gehaltstufe von 1300 Kr. für sämtliche Unterbeamte, die Erhöhung des Endgehalts auf 3000 Kr. für alle Unterste amten, die heute noch 2600 Kr. E n d g e h a l t Beziehen, die Ernennung der Unterbramten zu Beamten, und schließlich sollten 6 Millionen Kronen davon für die Lohnautomatik und weitere Lohnerhöhungen der Arbeiter v e r-wendet werden. Das alles wird also vorderhand nicht geschehen, weil cs die Nationalveroändlcr und Christlichsozialen nicht wollten! Sie haben die. Mittel zur Durchführung dieser längst fälligen und dringlichen Forderungen verweigert und brutal n i e d e r g e st i m m t, was sie im Dezember des Vorjahres selbst für recht und billig erklärt hatten. Bei ihnen mögen sich also die Eisenbahner bedanken. Und diesen verdienten Tank können wir den Feinden, denen die Heuchlermaske vom Antlitz gerissen wurde, abstatten, indem wir die im christlichsozialen und nationalen Lager befindlichen irregeführten Kollegen zur großen Gemeinsamkeit mit der sozialdemokratischen Organisation aufrufen. Sie allein ist es, die den Eise n-Bahner n Treue gehalten hat und die deren Interessen vertritt. Mögen die Tatsachen, die deutlicher und eindringlicher sprechen als alle Worte, dazu führen, das; die Jrregeführten den Weg nach Damaskus finden, daß sie sehen werden und ihre Feinde, d i e heuchlerischen „Freund e", kennen lernen. Der 'Tag dieser Abstimmung soll zu einem Tag der Rache werden, indem wir das letzte Bollwerk der Feinde, ihre „gelben" Organisationen zerstören und der internationalen Gewerkschaft neue Mannen zuführen, um ihre Kraft zu stärken f ü r künftige neue Siege! Die Verhandlungen im Parlament. (Sitzung vom 1. Juli 1012.) Zur Beratung steht das B u d g e tp r o v i s o r i u m und damit der Zusatzantrag Tomschi k. Vizepräsident Romanczük: Ich erteile dem zweiten Minoritätsberichterstatter, Herrn Abgeordneten T o m s ch i! das LLort. Rede des Abgeordneten Tomschik. Hohes Haus! Ich habe einen Minoritäisantrag zu vertreten, der den Majoritätsparteien und der Regierung große Schmerzen verursacht. Es ist das ein Zusatzantrag zum § 2 des Gesetzes über das Budgctprovisorium, und zwar verlange ich in demselben, daß zu dem § 2 hinzugefügt werde (liest): und zwar mit der Maßgabe, daß für die Erhöhung der Bezüge der Bediensteten und Arbeiter der k. k. Staatsbahnen mit rückwirkender Kraft vom 1. Jänner 1912 an der Betrag von 17,010.171 Kr. und für die Erhöhung der Bezüge der Arbeiter der Hof- und Staatsdruckerei, der Tabakregie, des Salzgefälles, des Hauptmünzamtes, der Telegraphen, und Telephonanstalt, der Triesier Lagerhäuser, der Staatsmontanwerke, der Forste und Domänen und der Straßen-Wärter der zur Durchführung der Beschlüsse des Abgeordnetenhauses vom 20. Dezember 1911 erforderliche Betrag zu verwenden sind." Wie Ihnen, meine Herren, erinnerlich ist, wurden im Vorjahre im Dezember zwei Resolutionsanträge angenommen, und zwar ein Resolutionsantrag, der die Aufbesserung der Bezüge der Staatseisenbahnangestellten und -arbeiter, und ein zweiter Resolutionsantrag, der die Aufbesserung der Bezüge der Staatsarbeiter betroffen hat. Ursprünglich sind im Hause bezüglich der Verbesserung ber_ Lage der Eisenbahner drei Anträge borgelegen, und zwar ein Antrag der Herren Abgeordneten Heine und Burival„ also von deutschnationaler und von tschechischnationaler Seite, der von der Regierung einen Betrag von 62 Millionen Kronen gefordert hat, ferner ein Antrag des Herrn Abgeordneten K e m e t t e r, der von der Regierung einen Betrag von 65 Millionen Kronen gefordert hat und endlich ist ein Antrag von mir Vorgelegen, der von der Regierung 69 Millionen Kronen zur Aufbesserung der Lage der Eisenbahner verlangt hat. Diese Anträge wurden dem Staatsangestelltenausschussc zugewiesen; in diesem haben Verhandlungen über die genannten Anträge stattgefunden und da hat sich nun gezeigt, daß alle Parteien darüber einig waren, daß der Betrag, welcher in dem von der Regierung vorgelegten Gesetzentwürfe, nämlich der Betrag für die Aufbesserung der erwähnten Bezüge enthalten war, in der Höhe von 14 Millionen Kronen viel zu niedrig sei, das; davon nicht die Rede sein könne und daß eine bedeutende Erhöhung dieses Betrages stattfinden müsse. Außerdem hat die Regierung noch ein Junktim daran geknüpft, das heißt, daß die Aufbesserungen nur dann in Kraft treten sollen, wenn in entsprechendem Ausmaße Steuern bewilligt werden, welche der Regierung die notwendigen Beträge zur Verfügung stellen u. s. w. Auch in dieser Richtung hat der Staatsangestelltenaus-schuß einstimmig zum Ausdruck gebracht, daß er sich ein solches Junktim nicht gefallen lassen und daß er sich nicht das Odium neuer Steuern, und zwar hauptsächlich indirekter Steuern auflasten könne, um für die notwendigsten Aufbesserungen der Angestellten der Staats-cisenbahnen aufzukommen. Nun ist ja später, als die Regierung Gautsch gegangen war und die Regierung Stürgkh kam, das Junktim hinsichtlich der Staatseisenbahnbediensteten und -ar-beiter und hinsichtlich der Staatsarbeiter gefallen und man hat davon gesprochen, daß man diese Aufbesserungen auf der einen Seite — - - ■ - - - ...... aus den Mitteln des Eisenvahnministcriums, auf der anderen Seite aus den ordentlichen Einnahmen bestreiten werde. Nun wollte aber, obwohl die Regierung im Staatsangestelltenausschuffe erklärt hat, daß sie bereit sei, diese Summe, die im Gesetze angegeben war, zu erhöhen, der Regierungsvertreter, der damalige Leiter des Eisenbahnministeriums durchaus nicht mit der Erklärung Herausrücken, in welcher Weise die Regierung bereit sei, mehr zu geben, und nachdem wir auf unserem Antrag beharrt haben, ist es schließlich über einen Vorschlag des Herrn Abgeordneten Heine zu einer gemeinsamen Sitzung mit Ausschluß der Regierungsvertreter gekommen, in der von deutsch nationaler Seite der Vorschlag gemacht wurde, eine R e-stringierung der Forderungen, respektive der drei Anträge vorzu nehmen, einem gemeinsamen Antrag zuzustimmen und so auf die Regierung einen Druck auszuübcn, damit dieser gemeinsame Antrag auch dann im Hause einstimmige Annahme finde. Nun habe ich bei den damaligen Besprechungen in dem Subkomitee des Staatsangestelltenausschusses den Herren, die diesen gemeinsamen Antrag propagiert haben, sofort erklärt: Ich bitte, meine Herren, es handelt sich nicht nur darum, daß wir zu einem gemeinsamen Antrag kommen, sondern auch darum, ob Sie alle hier die Versicherung abgeben können, daß die Parteien. die Sie hier vertreten, auch für diesen gemeinsamen Antrag stimmen werden! Das war noch zu einer Zeit, als die Herren der Meinung sein mußten, daß dieser gemeinsame Antrag zu dem Gesetz, das die Regierung eingebracht hat, als ein Antrag gelten soll. Die Herren waren damals noch der Ansicht, daß diese Sache im Gesetzeswege erledigt werden soll und da hat zum Beispiel der Vertreter der Christlichsozialen im Subkomitee gemeint: Ja, ich kann nichts versprechen! Unsere Agrarier werden nicht dafür stimmen; es werden höchstens die städtischen Vertreter dafür stimmen, für die anderen kann ich nicht garantieren! Der Herr Abgeordnete Heine für den Deutschen Nationalverband hat gesagt: Ja, wir Deutschradckalen. wir stimmen dafür, aber was die andere» machen, da kann ich natürlich keine Garantie übernehmen! Die Herren vom Tschechenklub haben natürlich erklärt: Ja, bitte, wir stimmen ja dafür, aber die Agrarier werben wahrscheinlich nicht dafür stimmen und für den Verband können wir keine Erklärung abgeben! Nun haben ja dann später, wie Ihnen erinnerlich ist, Besprechungen der Majoritätsparteien beim Ministerpräsidenten stattgefunden und da wurde nun eine Einigung dahin erzielt, daß man gesagt hat: Es würde nur eine Verschleppung der Angelegenheit der Eisenbahner bedeuten, wenn wir diese Sache im Gesetzesweg erledigen würden, es soll also in der Form von Resolutionsanträgen erledigt werden, weil ja das Eisenbahn Ministerium die Möglichkeit hat, diese Aufbesserungen für die Eisenbahner im V e r- o r d n u n g s w e g d u r ch z u f ü h r e n! Diesen Ausweg haben die Herren sofort ergriffen, und als dann die nächste Sitzung des Subkomitees stattgefundcn hat, haben sie sofort erklärt, daß alle Mitglieder ihrer Parteien einig und geschlossen für diese Resolutionsanträge stimmen werden. , Nun könnten Sie ja sagen: Warum haben wir Sozialdemokraten damals nicht darauf bestanden, daß diese Angelegenheit im Wege des Gesetzes erledigt werde?. Darauf werde ich Ihnen sofort antworten: Weil wir uns sagen muhten, wenn wir darauf bestehen, daß die Sache im Gesetzcsweg erledigt wird, wird sie wahrscheinlich hier im Hause niedergestimmt werden; wir wollten aber für die Eisenbahner etwas durchsetzen und sie nicht warten lassen, und anderseits wollten wir auch sehen und den Eisenbahnern genau vor Augen führen, wer es mit ihnen ehrlich meint und wer nicht. Wir haben uns nun folgendes gesagt: Wenn hier ein gemeinsamer Resolutionsantrag gestellt und einstimmig vom Hause angenommen wird, und wenn es vor allem anderen die verschiedenen Parteien mit ihrer Abstimmung ehrlich meinen, so wird dadurch ein Druck auf die Regierung ausgeübt, dem sie nachgeben muß. Nachdem ich aber schon gesehen habe, mit welcher Freude die einzelnen Parteien diesen Resolutionsantrag, diesen Ausweg aus dem Gesetzesweg ergriffen haben, habe ich damals noch in meiner Rede im Hause eigens darauf hingewiesen, daß ich voraussehe, daß die Herren dafür stimmen werden. (Zwischenruf des Abgeordneten Kuranda.) Ich bitte, Herr Abgeordneter Kurandaich weiß schon, Sie haben damals erklärt, daß Sie mit Hhrer Abstimmung nur die Regierung gewissermaßen nicht zwingen wollen, daß sie die ganze Summe aufwenden muß, alle anderen Herren aber der verschiedenen Parteien haben darüber geschwiegen, und diese Resolutionsantrage wurden c i n ft i m m i g angenommen. Der Herr Eisenbahnminister hat damals erklärt, daß die Regierung nicht in der Lage sei, die 38,000.000 Kr., die in dem gemeinsamen Nesolutionsantrag gefordert wurden, flüssig zu machen, sie könne nur den Betrag von 21,000.000 Kr. zugestehen. Nun wurde aber damals dieser ResolutionZantrag, wie bereits erwähnt, im Hause einstimmig angenommen, und wir haben die Negierung selbstverständlich darauf aufmerksam gemacht, daß wir uns mit diesen 21,000.000 Kr. nicht zufrieden geben. Wir haben uns allerdings nicht auf den Weg von Interpellationen und Anträgen begeben, die gar keinen Zweck haben. Der Herr Abgeordnete Kemetter hat zum Bei,piet sofort eine geharnischte Interpellation eingebracht, in welcher die Regierung aufgefordert wurde, die fehlenden 17,000.üüu st • zu bewilligen, und es ist auch der Herr Abgeordnete He ne mit einer Interpellation ausgerückt, tn welcher energisch ver langt wurde, daß diese 17,000.000 Kr. flüssig gemacht werden. Als es sich aber darum gehandelt h a t, t n einem Zeitpunkt, wo die Regierung tatsachlich, und zwarimGesehesweggezwungenwerdenkonnte, diese 17 Millionen herzu geben, hat sich niemand von den Herren gemeldet. (Abgeordneter Forstner: Dem Herrn Heine waren durch den Bauratstitel die Flügel gestutzt!) Es ist ja möglich, daß der Bauratstitel auch dazu Beigetragen hat, so vergeßlich zu werden. Wir haben selbstverständlich in Konsequenz dessen, wofür wir damals im Dezember gestimmt haben, jetzt auch zum Budgctprovisorium den Antrag gestellt, daß in das Gesetz eine Bestimmung bezüglich der Flüssigmachung dieser 17 Millionen ausgenommen werde und daß auch die anderen Beträge bereitgestellt werden sollen, die für die Staatsarbeiter notwendig sind, um ihnen die ihnen nach dem Resolutionsantrag zustehenden Aufbesserungen gewahren zu können. . Die Herren haben also gar nichts getan, als ein paar Interpellationen ei »gebracht, sonst waren sie selbstverständlich ruhig. Als wir diesen Zusatz zu 8 2 des Gesetzes beantragten, hat sich sofort die deutschnationale Presse, die „Oesterreichische Volkszeitüng* u. s. w., gemeldet und hat die Stimmen aus dem Deutschen Nationalverband der Oeffcntlichkeit vermittelt, welche dahin gingen, daß erstens unser Antrag deshalb nicht durchgesetzt werden kann, ./■_ " i weil die Bedeckung fehle, wie gesagt wurde, und daß zweitens unser Antrag eine Demagogie sei. Auf die Einwendung, die die Herren jetzt wieder in der mangelnden Bedeckung für diese Ausgabe von 17 Millionen gefunden haben, will ich antworten, daß meine Parteigenossen im Finanzausschuß schon läng st den Weg bekanntgesteben haben, auf dem diese Be-deckung gefunden werben kann. Meine Parteigenossen haben nämlich im Finanzausschuß vor allem eine Erhöhung der Personaleinkommen st euer für diejenigen, welche große Einnahmen zu verzeichnen haben, ferner die Beseitigung der B e-günstigung der Kongrua, weiters eine Erhöhung des Steuersatzes für die größten Einkommen B18 z u 7% Prozent des Einkommens und endlich die Aufhebung der Liebesgaben an die Schnapsbarone und Zuckerbarone vorgeschlagen. Und dann, meine Herren, haben wir ja noch einen Weg. Die Einnahmen unserer Staatsbahnen sind nämlich vom 1. Jänner d. I. an bis zum Mai bedeutend gestiegen. Während im Jänner 1912 gegenüber den Pluseinnahmen des vorigen Jahres eine Steigerung von 1,619.000 Kr. zu verzeichnen war, war im Februar 1012 bereits ein Plus von 4 Millionen, im Mürz von 1 Million und im April von 3 Millionen vorhanden, so daß gegenüber dem Vorjahr das Plus vom Jänner bis zum April bereits 13 Millionen Kronen ausmachte. Nun soll aber — der Bericht liegt ja noch nicht vollständig vor — im Monat Mai ein noch größeres Plus erzielt worden sein. Wenn also diese monatlichen Mehreinnahmen vom Jänner bis zum Dezember so anhalten und sich in der steigenden Linie noch weiter bewegen, werden wir Heuer in den Einnahmen der Staatsbahnen gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 40 Millionen Kronen haben, so daß die Bedeckung schon gesunden werden kann, wenn man den ehrlichen Willen hat, das d u r ch z u f ü h r e n, was im vorigen Jahre im Dezember in den Resolutionsanträgen angenommen wurde. Es ist also nicht wahr, daß die Bedeckung und die Mittel nicht vorhanden wären, um diese Mehrauslagen bestreiten zu können. Als übrigens in der vorigen Woche in der Sitzung des Staatsangestelltenausschusses die bürgerlichen Parteien an den Re-gierungsvertretcr, und zwar an den Vertreter des Finanzministeriums, den Herrn Sektionschef Galecki, herantraten, er solle endlich erklären, wann in der Bcamtenfragc etwas geschieht, und ob man für neuerliche Teuerungszulagen Geld habe, da ist Herr Sektionschef Galecki aufgestanden und bat gesagt: Wenn weitere Aufbesserungen in der Form einer Teuerungszulage gewährt oder die Dienstpragmatik mit dem Zeit- avancement durchgeführt werden soll, dann brauchen wir eine Bedeckung, das heißt, wir brauchen neue Steuern. Als er dann gefragt wurde, welche Bedeckung denn die Regierung für die neuen Militärauslagen habe, da hat er gemeint, das werde aus den ordentlichen Einnahmen bestritten werden. Dafür braucht man also keine Bedeckung. Die Negierung richtet sich also diese Sache. Für das, was ihr passt, braucht sie keine Bedeckung, für das, was ihr nicht paßt, verlangt sie aber die Bedeckung, natürlich um denjenigen, die da etwas fordern, das Odium der neuen Stcuerbelastung aufzuhalsen. Sie haben aus meinen Ausführungen bezüglich der Mehreinnahmen gesehen, daß es ganz gut möglich ist, diesen Antrag anzunehmen, ohne daß dadurch für die Regierung irgendeine Verlegenheit heraus-beschworen wird. Was nun den Borwurf der Demagogie anlangt, die wir durch die Stellung unseres Antrages begehen sollen, so muß ich fragen: Ist das Demagogie, wenn man zufolge einer Resolution, die im Dezember vorigen Jahres vom Hause einstimmig angenommen wurde, die aber der Regierung nicht gefällt, beim Budgetprovisorium beantragt, die Regierung möge der Aufforderung des Hauses Folge_ leisten und die 38 Millionen, die durch den einstimmig gefaßten Beschluß von ihr gefordert wurden, zur Verfügung stellen, heißt das Demagogie, wenn man in Konsequenz des damals einstimmig gefaßten Beschlusses, der von der Regierung aber nicht beachtet wurde, nun daran geht, diesen Antrag in das Gesetz über das Budgetprovisorium aufzunehmen, oder heißt das Demagogie, was die Herren des Deutschen Nationalverbandes im vorigen Jahre gemacht haben? Ich erinnere Sie daran, daß im Oktober des vorigen Jahres nebenan im Rathaus in der Volkshalle eine große Versammlung stattgefunden hat, in der auch me Herren des Deutschen Nationalverbandes vertreten waren. ES war auch der österreichische Cisenbahnbeamtenverein tn großer Majorität vertreten und cs wurde zu dem Antrag, der von den deutschen Naiionalverbändlern hier e,»gebracht worden war, gesprochen. Da haben die Herren vom Deutschen Nationalverband in der Versammlung erklärt, daß sie beim Ministerpräsidenten Gautsch interveniert haben und daß er und die Regierung ibnen bereits versprochen batte, die Summe von 14 Millionen, die damals für die Aufbesserung der Lage der Eisenbahner zuqestanden wurde, auf 33 Millionen zu erhöhen. Sie haben in ihren Blättern dann auch so geschrieben, als wenn sie schon die Zusage der Regierung hätten, diesen Betrag auf 33 Millionen zu erhöhen. Als dann im Subkomitee des Staats-angestelltenausschuffes der Herr Abgeordnete Zenker, nach, dem der Regierungsvertrcter noch immer nicht mit einer EW klärung herauskam, daß die Negierung die 33 Millionen geben will, direkt an den Regierungsvertreter die Anfrage stellte, was für ein Bewandtnis es denn mit den dem Deutschen National-verband bereits zugestandenen 33 Millionen hätte,_ so hat derselbe — es war der damalige Leiter des Eisenbahnministeriums, Sektionschef Baron Roll — erklärt, ihm fei / von der Zusage der 33 Millionen nichts bekannt und er müßte schließlich auch etwas davon wissen, wenn den Herren so etwas zugesagt worden wäre. Darauf meldete sich der Herr Abgeordnete H e i n e im Subkomitee zum Worte und meinte, er könne nicht sagen, daß ihnen die 33 M t I» Honen zugesprochen worden seien, aber sie hatten dem Ministerpräsidenten immer wieder Vorstellungen gemacht, daß es notwendig sei, für diesen Zweck 33 Millionen zu bewilligen und, da der Ministerpräsident nicht nein gesagt, sondern immer nur davon gesprochen habe, daß er den Betrag von 14 Millionen um ein Bedeutendes erhöhen wolle, so hatten sie angenommen, daß 33 Millionen die Höhe sei, bis zu der die Regierung gehen wolle. Mit dieser ganz vagen Annahme und mit einer gar nicht fixen Zusage sind also die Herren in die Versammlungen gegangen und haben den Leuten ausem-andergesetzt, daß sie die 33 Millionen schon haben. Nun hat dafür, -atz der „EiseriSalmer^ auch vom reisenden Publikum gelesen werde! j Beirr* i—im Wien, Mittwoch /” f sich später herausgestellt, daß sie sie nicht haben, weshalb sie im Lubkomitee des Staatsangestelltenausschusses den gemeinsamen Lntrag auf 33 Millionen Herabdrücken wollten, damit sie, wenn diese beschlossen wurden, sagen könnten, sie hätten diese 33 Millionen früher schon gehabt. Nun frage ich Sie: H sitzt das Demagogie, wenn hier ein gemeinsamer R c--solutionsantrag angenommen wird, den aber die Regierung nicht durchführt, weshalb man in Konsequenz des Beschlusses des Hauses die Regierung zwingt, diesen Antrag durchzuführen, oder ist das Demagogie, wenn man zuerst einem gemeinsamen Antrag zustimmt und dann später, nachdem die Regierung gesagt hat, daß sie nur 2 1 Millionen für diesen Zweck geben werde, in der Oeffentlichkeit, in der Presse und in den Versammlungen erklärt, der Deutsche Nationalverband werde dafür eintreten, dah die 17 Millionen Kronen I noch dazugegeben werden? Jetzt, wo es dem Deutschen I Nationalverband möglich ist, das für die Eisetibahner zu erwirken, läßt man wieder in der Oeffentlichkeit Nachrichten verbreiten, daß Vereinbarungen mit der Regierung getroffen ! werden, daß ein neuer Resolutionsantrag gestellt werden soll, in dem die Regierung aufgefordert werden soll, diese 17 Millionen sukzessive zur Auszahlung zu bringen. Ist es nicht Demagogie, wenn die Herren nicht die Konsequenzen aus ihrem Handeln ziehen, wenn sie nicht trachten, das, wofür sie im Dezember vorigen Jahres gestimmt haben, jetzt zur Durchführung zu bringen, wenn sie jetzt, wo es ihnen möglich ist, dafür zu stimmen, die Flucht ergreifen und Ausflüchte gebrauchen, um für den Antrag nicht stimmen zu müssen? Es wird auch davon gesprochen, die Regierung werde, wenn mein Antrag angenommen würde, das Budget der Sanktion nicht unterbreiten, beziehungsweise es vom Herrenhaus ablehnen lassen. Wenn die Herren nicht vor der Regierung feige zusammenknicken würden, könnten sie einfach erklären: Wenn das Budget mit dem § 14 gemacht wird, werden wir diese § 14-Verordnung, wenn w i r wieder zusammen-kommen, nicht bestätigen. Dann wird es sich die Regierung vergehen lassen, das Budget mit dem § 14 z u mache n. Die Herren haben es also in der Hand, die Regierung zu zwingen, daß sie wegen dieses Antrages keinen Anstand erhebt und das Herrenhaus diesen Antrag nicht ablehnt. Nun will ich zum Meritum meines Antrages übergehen und folgendes bemerken: Die Regierung hat im Vorjahr durch den Mund des Eisenbahnministers erklären lasten, datz sie 21 Millionen Kronen zur Aufbesterung der Lage der Eisenbahner gewähren wolle. Zuerst hat sie eine Verordnung herausgegeben, dahingehend, daß die Ouartiergelder der Eisenbahnbediensteten — cs handelt sich da vor allem um die Unterbeamten und Diener — um 100 Kr. für Wien erhöht werden sollen und in prozentuellen Abstufungen für die verschiedenen Quartiergeldstationen. Für Wien sollten also 100 Kr. gewährt werden, wo das Ouartiergeld 80 Prozent beträgt, 80 Kr., so datz es Stufen des erhöhten Ouartiegeldes von 80, 70, 60 und 50 Kr. gibt. Die Quartiergelderhöhung „Der Eisenbahner." 10. Juli 1912 Nr. 20" soll nach den Angaben der Regierung 8 Millionen ausmachen. Genau läßt sich dieser Betrag nicht nachrechnen. Der Resolutionsantrag, den wir gestellt haben, beinhaltet aber eine 25prozentige Ouartiergelderhöhung. Es ist also, was die Quartiergelderhöhung anbelangt, der Resolutionsantrag nicht eingehalten worden. Nach dem gemeinsamen Antrag hätte bei einem Gesamtbetrag von 38 Millionen die durchschnittliche Aufbesserung der Bezüge eines Bediensteten und Arbeiters 158 Kr. betragen. Da aber nur 21 Millionen bewilligt wurden, macht das nur eine jährliche durchschnittliche Aufbesserung von 87 Kr. aus. Die Herren können sich also vorstellen, wie wenig eine durchschnittliche Aufbesserung von 87 Kr. für einen Eisenbahnbediensteten bei den heutigen Teuerungsverhültnissen bedeutet. Von einer entsprechenden Aufbesserung kann doch nicht die Rede sein, ' wenn man die vom Eisenbahnministerium selbst angegebenen durchschnittlichen Verdienste und Gehalte des Eisenbahnpersonals in Rücksicht zieht. Das Eisenbahnministerium berechnet für das Jahr 1910, also für die Zeit vor der Aufbesserung, den Durchschnittsbezug für einen Unterbeamten mit 1978 Kr., für einen Diener mit 1200 Kr., für einen Arbeiter mit 1052 Kr. Sie können sich also vorstellen, was eine Aufbesserung von 87 Kr. für Leute, die einen jährlichen Durchschnittsverdienst von 1062 Kr. haben, eigentlich bedeutet, ob überhaupt davon gesprochen werden kann, datz die ' Aufbesserung für das Personal eine ausgiebige gewesen sei. Ich glaube nicht, dah man in diesem Sinne von der durch diese 21 Millionen Kronen zugestandenen Ausbesserung überhaupt sprechen kann. Nun wurde eine wichtige Sache nicht durchgeführt, die überhaupt einen ganz kleinen Betrag im Verhältnis zu den Anforderungen ausmacht, und zwar die zweijährige Vorrückungsfrist für die Diener und Erhöhung des Endgehaltes auf 2000 Kr. Diese Verbesserung der Vorrückungsfristen würde nach dem jetzigen erhöhten Quartiergeldbezug ungefähr einen Betrag von 1,050.000 Kr. jährlich ausmachen. Gleichzeitig hat man auch für die Untcrbeamten den Härteausgleich nicht zugestanden. Die älteren Bediensteten, welche mit niedrigem Anfangsgehalt in den Bahndienst eingetreten sind, die aber durch die spätere Erhöhung des Endgehaltes und nachdem man die Vorrückungsfristen in den mittleren Stufen nicht so gekürzt hat, wie es notwendig wäre, damit diese Leute ebenfalls den Endgehalt erreichen können, verlangen ebenfalls ein Benefiz, damit sie imstande sind, von der zugestandenen Er-höhung des Endgehaltes auch einen Genuß zu haben, daß e« ihnen ermöglicht wird, den Endgehalt zu erreichen. Auch die 1300 Kronen-Stufe soll ausgeschaltet werden, die bis heute noch besteht. Das sind die Dinge, die in dem Resolutionsantrag für die Unterbeamten verlangt, aber nicht durchgeführt wurden. Für die Diener ist ebenfalls nur ein ganz minimaler Härteausgleich zugestanden worden. Die Verschubzulage für die Verschieber ist nicht gewährt worden, ebenso wir auch die N a ch t d i e n st z u l a g e für die Wächter nicht gewährt wurde. Bei der Lohnregulierung für die Arbeiter hat das Eisenbahnministerium erklärt, datz hiefür ein Betrag von 6-6 Millionen Kronen in Verwendung komme. Nun müssen wir leider sehen — es ist nicht möglich das ganz genau nachrechnen zu können, aber wenn wir die Anzahl der Arbeiter, die bei der Lohnregulierung überhaupt in Betracht kommen sollten, mit 100.000 annehmen, so würden durchschnittlich auf einen Arbeiter 20 H. Lohnerhöhung per Arbeitstag entfallen. Wenn wir uns aber die Lohnregulierung näher anfehen, so finden wir, dah hauptsächlich auf den verstaatlichtenBahneneineLohnregulierung mit wenigen Ausnahmen überhaupt nich^ stattgefu nd en hat, für die übrigen Direktionsbezirre rann man einigermaßen von einer Lohnerhöhung nur bei den Staatsbahndircktionen Wien und Villach reden: bei den übrigen Direktionsbezirken ist von einer ausgiebigen Lohnerhöhung überhaupt nicht die Rede. Wo sind also die 66 Millionen Kronen aufgewcndet worden? Wir müssen daher verlangen, datz das Eisenbahnministerium dem Wunsche des Staats-angestelltenausschusseS entspricht und über die durchgeführten Lohnregulierungen Aufschluß gibt, damit wir in Wirklichkeit sehen, ob die 6-6 Millionen Kronen in der Tat für Aufbesserungen für die Arbeiter verwendet worden sind. Uns fehlt der Glaube daran, nachdem wir gesehen haben, datz in vielen Fällen 10 H. als Aufbesserung gegeben worden sind, 20 H. schon spärlicher, und die Aufbesserungen mit 40 und 50 H. überhaupt sehr dünn gesäet sind. Nun hat das Eisenbahnministerium erklärt, daß es für die neuen Arbeitsordnungen und für die Lohnautomatik den Betrag von 3-5 Millionen aufwendet. Nun sind die Arbeitsordnungen herausgekommen. Leider müssen wir aber sagen, datz die Arbeitsordnungen manche Punkte enthalten, die schlechter sind als das, was heute schon besteht. Wo soll nun das Geld aufgewendet worden sein, wenn in den Arbeitsordnungen Punkte enthalten sind, die eigentlich schlechter sind als das Usuelle, als das, was in den einzelnen Direktionsbezirken schon vorhanden ist. Und trotzdem erklärt man, daß die Einführung der Arbeitsordnungen, den Bahnerhaltungsdienst, den Stationsdienst, den Magazinsdienst und den Verkehrsdienst eigentlich große Kosten verursacht hätten. Bei der Lohnautomatik sehen wir dasselbe. Eine Reihe von Direktionsbezirken hatte bereits die zweijährige Vorrückungsfrist für Professionisten mit 20 H. und für Hilfsarbeiter mit 10 H. eingeführt. In der neuen Lohnautomatik, die jetzt eingesührt werden soll, werden dreijährige Vorrückungsfristen mit 20 H. für Professionisten und mit 10 H. für Hilfsarbeiter in Aussicht genommen. Das bedeutet also, datz — und da wird mir bereits aus dem Direktionsbezirk Villach eine Zusammenstellung zugeschickt, die das klar vor Augen führt — früher ein Hilfsarbeiter in sechs Jahren den Lohn von Kr. 2-90 erreicht hat, während nach der neuen, in Aussicht stehenden Lohnordnung ein Arbeiter zwölf Jahre braucht," um diesen Lohn zu erreichen, also die doppelte Zeit. Wo braucht also das Eisenbahnministerium 3-5 Millionen Kronen zur Einführung dieser Lohnautomatik und zur Einführung der Lohnordnungen, wenn es Er-sparungen macht? Auf der einen Seite hat man den Leuten 20 H. Lohnaufbesserung gegeben, auf der anderen Seite erhöht man die usuelle Vorrückungsfrist um ein Jahr, so datz man ihnen also das, was man auf der einen Seite gegeben hat, auf der anderen Seite wieder doppelt wcgnimmt. Dabei mutz man die Löhne in Betracht ziehen, die bei den Eisenbahnen bestehen, und zwar die Löhne der Professionisten. Der niederste Anfangslohn für Professionisten beträgt im Pilsner und Prager Direktionsbezirk Kr. 210 (Hört! Hört!), der niederste Anfangslohn für Hilfsarbeiter im Stanislauer Direktionsbezirk Kr. 1-30. Der höchste Anfangslohn für Professionisten — um den Anfangslohn handelt es sich nämlich — beträgt int Wiener Direktionsbezirk Kr. 3-80 und der ^höchste Anfangslohn für Hilfsarbeiter beträgt im Triester Direktionsbezirk Kr. 3-20. Sie haben also zwischen dem höchsten und niedrigsten Arbeitslohn eine Differenz von Kr. 2-10 zu Kr. 3-80 in ganz Oesterreich bei den k. k. Staatsbahnen. Während der niedrigste Anfangslohn in Bayern für einen Hilfsarbeiter Kr. 3-12 und der höchste Kr. 4-08 beträgt, beträgt hier der höchste Anfangslohn für Professionisten Kr. 3-80. Dieser Anfangslohn ist nun um 20 H. erhöht worden. Ich frage Sie nun, ist durch diese Erhöhung die Sache derart gelöst, datz man von einer weiteren Aufbesserung der Leute nicht mehr sprechen kann? Sie selbst werden zugeben, datz diese Aufbesserung eine viel zu geringfügige ist, als datz man da von einer ausgiebigen Aufbesserung der Arbeiter überhaupt sprechen kann. Nun hat man noch etwas anderes eingeführt. Man geht her und will die Zulagenwirtschaft entführen. Während zum Beispiel früher der Arbeiter, der auf den Posten eines Bahnwagenführers oder Partieführers gestellt wurde, einen höheren Lohn bekommen hat, geht man her und gibt dem Arbeiter, der jetzt Bahnwagenführer wird — das ist nur ein Beispiel, solche Zulagen sollen nämlich bei allen Gruppen eingeführt werden — eine Zulage, sagen wir 20 oder 30 H.; er hat also zu seinem Lohn noch eine solche Zulage. Wird er von diesem Posten wieder abgezogen, so wird ihm diese Zulage weggeiwmmen. Wehe dem Partieführer oder Bahnwagenführer. der sich muckst, der Vorgesetzte hat es in der Hand, ihn einfach von seinem Posten abzuziehen und ihm dadurch auch feinen Lohn niedriger zu teilen. Sie sehen also, datz man jetzt in die neuen Lohnordnungen Bestimmungen aufnehmen will, um die Arbeiter auf alle mögliche Art zu schikanieren. Wir können also sagen, daß das, was das Eisenbahnministerium jetzt durchführen will, durchaus nicht darnach angetan ist. die Lage der Arbeiter besonders zu verbessern. Nun ist eS aber dringend notwendig, datz das Eisenbahnministerium gerade mit Rücksicht darauf, daß man den Arbeitern auf der einen Seite etwas gibt und_ datz man es ihnen auf der anderen Seite doppelt und dreifach wieder wegnimmt, dazu verhalten werde, dem Hause Aufklärungen darüber zu geben, wie die Lohnvorrückungen und Lohnregulierungen durchgeführt werden, wie die Lohnordnungen ausschauen sollen, ob das eine Aufbesserung für die Arbeiterschaft bedeutet und ob es wirklich wahr ist. das 21 Millionen Kronen für Aufbesserungen gegeben worden sind. Ich sage nein, wenn man den Leuten auf der einen Seite anscheinend etwas gibt, um es ihnen auf der anderen Seite wieder aus dem Sack zu stehlen. Nun mutz ich noch über den zweiten Teil meines Antrages sprechen, und zwar über den Resolutionsantrag, der die Staatsarüeiter betrifft. Dieser Resolutionsantrag wurde im Hause ebenfalls einstimmig angenommen, die Regierung hat aber erklärt, das, was in diesem Antrag enthalten ist, nicht durchfuhren zu können. Sie will für die Aufbesserung der 66.000 Staats, arbeitet nur einen Betrag von 2-5 Millionen geben. Das; diese Summe viel zu gering ist, ist klar. Wir müssen daher gleichfalls verlangen, datz das, was das Haus im Dezember beschlossen hat, von der Regierung durchgeführt werde. Die Forderungen, die der Resolutionsantrag beinhaltet, sind durchaus mcht zu hoch gegriffen. Die Lage der Staatsarbeiter ist ebenfalls m'se-rabel und bedarf einer dringenden Ausbesserung. Wie diese Aufbesserungen auf Grund der Regierungserklärung durchgeführt worden find, will ich Ihnen ebenfalls an einem Beispiel zeigen. Ich habe hier eine Zuschrift der Salmen-arbeiter. Diese haben über die im Jahre 1911 in den alpen-ländischen Salinen ausschließlich Hall in Tirol erfolgten Lohnaufbesserungen ab 1. Jänner 1912 Erhebungen gepflogen folgendes Resultat ergaben. Von 1936 in den ©atmen schaftigten haben 178 Mann einen Mehrverdienst von durch, schnittlich 64 Kr. jährlich bekommen, 1759 Arbeiter sind leer ausgegangen. (Hört! Hört!) Soll das, was sichi tue Remerung geleistet, eine Aufbesserung sein, wenn nur 178 Arbeiter eine Aufbesserung bekommen haben, während 1759 vollständig leer ausgehen? In Ebensee haben bei einem Personalstand von 573 Arbeitern nur 57 eine Aufbesserung erhalten, m Ischl von 400 31, in Hallstatt von 340 35, in Aussee von 458 39, in Hallein von 166 nur -16. Insgesamt haben bei den^ Launen arbeiten! die Aufbesserungen 11.394 Kr. betragen. Sie tonnen sich also lebhaft borstellen, wie die Aufbesserungen bei den übrigen ausgesehen haben. Es Iiegj_ mir hier eine Resolution der Forstarbeiter vor, in der es heißt (liest): „Die heute in Goisern versammelten Forstarbciter stellen mit Bedauern fest, daß die einstimmig gefaßten Beschlüsse, die daS hohe Abgeordnetenhaus am 20. Dezember 1911 zur Verbesserung der Lage der Forstarüeiter gefaßt hat, vom hohen Ackerbauministerium nicht durchgeführt worden sind, ja daß die vom hohen Ackcrbauministerium gewährten Verbesserungen oft nicht einmal 20 H. im Tage, in einzelnen Fällen sogar nur 7 H. täglich betragen. Die Versammlung mutz die bittere Tatfache feststellen, datz die Lage der ärarischen Forstarbeiter in dieser Teuerung trostlos und die Durchführung der vom hohen Abgeordnetenhaus beschlossenen Verbesserung zur Beseitigung der äußersten Not unbedingt notwendig ist." Aus dem, was ich Ihnen in dieser Resolution vorgelesen habe, aus dem Bericht der Salinenarbeiter — der Abgeordnete Schiegl wird Ihnen noch auseinandersetzen, wie es mit den . Aufbesserungen in der Staatsdruckcrer aussieht — kann man konstatieren, datz die Aufbesserungen miserabel durchgeführt worden sind und datz es dringend notwendig ist. datz mehr geschieht. ^ Nun bitte ich Sie, den Zusatzantrag, den ich zum § 2 des Budegetprovisoriums gestellt habe, anzunehmen, und zwar in Konsequenz dessen, daß im vorigen Jahre die bezüglichen Resolutionsanträge im Hause einstimmig angenommen worden sind. Wir werden bei der Abstimmung über diesen Minoritätsantrag die namentliche Abstimmung verlangen und wir werden sehen, ob die Herren den traurigen Mut haben, gegen eine Sache zu stimmen, für die sie im Dezember, weil es sich da um einen Resolutionsantrag handelt, gestimmt haben. Ich bitte also, diesen Zusatzantrag anzunehmen und den Staatsarbeitern und Eisenbahnern zu ihrem Rechte zu verhelfen. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Rede des Abgeordneten Dr. Ellenbogen. ne olche Ver-auükuna mit unmöglichen, nicht dazugehörigen Anträgen, wie sie jetzt eingerissen ist. hat lediglich die gegenwärtige Regierung auf dem Gewissen. Nicht wir waren es, die den Antrag Äa n tzk eingebracht haben. Nicht wir waren es, die den S ch r a f f l eingebracht haben, lauter ~-mge, ■ ■■ » - w— Durch die Antrag die Zu- aesetzestechnisch Unmöglichkeiten darstellen. Durch die 71 -timmung zur Einbringung und Annahme dieser An g h )ie Regierung allen solchen Anträgen Tur und T g ff Wer A sagt, muß auch B sagen. Ich komme nun dazu, auf die Erklärung des Herrn Ministers des Innern vom gestrigen Xage nu einigen Worte» -u erwidern. Um deinen,gen geehrten Herren dieses Hauses, die nach Gründen und Ausreden suchen, um ihre Frontveränderung gegenüber dem Antrag Tomschik der Oeffentlichkeit plausibel zu machen, eine solche Ausrede h.,tZffen hat der Herr Minister des Innern unter nnWcm auf die schlechte Finanzlage des Staates hingewiefen. ßti-nenüber dieser Bemerkung des Herrn Ministers des Innern möchte ick, w\£ doch einige tatsächliche Feststellungen e^laubem Ich mache vor allem darauf aufmerksam, daß , tz zwei Jahren, besonders aber im letzten Jahre wir ns ,n Zeichen einer a u f st e i g e n d e n K ° n funkt ur befind en daß es insbesondere die Eisenindustrie und tn dieser vor allem die Maschinenindustrie ist. die einen großen Aufschwung zu verzeichnen hat, die Maschinenindustrie hat-.0 Pro zent mehr Arbeiter eingestellt und kann überhaupt nicht ^i Bestellungen Nachkommen. Im Baugewerbe, in der induftr e in der Flaschen-, der Glastafelindustrie. in der RI--- S Nr. 20 Wien, Mittwoch 10. Juli E /r®ET5\ effektiv. Abgesehen davon, sind im Jahre 1911 -183 Gesellschaften mit beschränkter Haftung mit 90 Millionen Grundkapital gegründet worden. Das zeigt also, daß die volkswirtschaftliche Tätigkeit im letzten Jahre außerordentlich gestiegen ist. Das wird auch klar, wenn inan die Ergebnisse des Betriebes der Staatsbahnen zur Hand nimmt. In den ersten vier Monaten des Jahres sind die Einnahmen unserer Staatsbahnen um 14 Millionen Kronen gestiegen. Die Einnahmen des Monates Mai sind noch nicht bekannt. Ich weis; nicht warum; es ist seither schon ein Monat verflossen. Es wäre interessant, zu erfahren, wie hoch diese Ziffern sind. Ich habe allen Grund anzunehmen, daß sie nicht zurückgegangen sind, denn jeder Kundige weiß, daß die Konjunktur in der Zwischenzeit auch nicht kleiner geworden ist. Es hat ein sehr erfahrenes Mitglied des Staatseifenbahnrates, Herr Petfchek, dort die Ansicht ausgesprochen, daß sich ans Grund der jetzigen Ergebnis}? der Staats bahnen die k. k. Staatsbahnen im nächsten Jahre vollständig, also mit 4 Prozent verzinsen werden. (Zwischenruf des Berichterstatters Dr. Steinwender.) Ich will nicht so weit gehen, diese Annahme für vollständig gerechtfertigt zu halten. Es ist das, verehrter Kollege Steinwender, nicht bloß auf die hohen Tarife allein zurückzuführen. Ich glaube, Herr Petfchek irrt darum, weil in den letzten Monaten ein sehr starker Kohlentransport über Oesterreich wegen des englischen Kohlenarbeiterstreiks einerseits und des italienischen Krieges anderseits geführt worden ist. Der wird zum Teil zurückgehen. Aber die Resultate der höheren Konjunktur werden sich auf unseren Staats-bahncn mindestens bis zum Ende dieses Jahres zweifellos zeigen und es ist kein Grund anzunehmen, warum diese Konjunktur in der Zwischenzeit zurückgehen soll. Aber warum denn die günstige Lage unserer Finanzen erst auf einem solchen Umweg erweisen?. (Berichterstatter Dr. Steinwender:. Günstige Lage?) Ja, verehrter Herr Berichterstatter, ich werde Ihnen eine Autorität nennen, die selbst Ihnen imponiert. (Ruse: Die gibt es nicht! — Heiter? keit.) Aber der Herr Finanzminister! (Berichterstatter Doktor Steinwender: Der imponiert mir schon gar nicht! — Lebhafte Heiterkeit.) Der imponiert Ihnen kolossal, denn wenn Sie gestern A gestimmt haben und er sagt, Sie müssen B stimmen, so stimmen Sie sofort B. Sie verleugnen doch unter Umständen — nicht Ihre eigenen, das würde ich Ihnen nicht so übel nehmen, das ist Ihre Privatsache — aber Sie verleugnen, wenn es der Finanzminister verlangt, sogar Beschlüsse des Budgetausschusses, dessen Beauftragter Sie, Herr Berichterstatter, sind. Was also diese günstige Lage anbelangt, so hat der Finanzminister — nicht ich und nicht Sie — also ein Mann, der, durch die Erfahrungen der letzten Jahre belehrt, alles vermeiden wird, um die Staatsfinanzen günstiger zu färben als sie wirklich sind, konstatiert, daß die Einnahmen aus Gefällen und Monopolen im letzten Jahre um 8 Prozent, aus den direkten Steuern bezeichnenderweise bloß um 3 7 Prozent gestiegen sind. Der Herr Finanzminister hat es wohlweislich unterlassen, die absoluten Ziffern zu nennen, ich werde mir aber erlauben, sie aus Ihren Ziffern, Herr Berichterstatter, herauszurechnen. Sie geben nämlich an, daß für Monopole 1521 Millionen eingegangen sind und für die indirekten Steuern nehme ich von den 1100 Millionen etwa 700 Millionen an (Berichterstatter Dr. Steinwender: Da sind die Eisenbahnen dabei!), das macht zusammen 2200 Millionen 8 Prozent davon ist etwa 170 Millionen. Rechne ich noch die direkten Steuern mit 4 Prozent dazu, so dürften die Mehreinnahmen von 200 Millionen nicht weit entfernt sein. (Berichterstatter Dr. Steinwender: Um Gotteswillen, was fallt Ihnen ein?) Ich bitte, wollen Sie den Finanzminister zur Rechenschaft ziehen. (Berichterstatter Dr. Steinwender: Sie ziehe ich zur Rechenschaft, weil Sie die Eisenbahnen dazu addieren! Was fallt Ihnen ein?) So oft von unseren Staatsfinanzen die Rede ist, sagt der Herr Finanzminister und der Herr Minister des Innern jedesmal: Ja, cs wäre alles ganz gut, wir nehmen auch um 8 und um 4 Prozent mehr ein, aber wenn uns das Haus wenigstens die Bedeckung in. d« Form der Finanzvorlagen, der Steuervorlagen geben wurde! Ja, meine Herren, wer ist denn schuld daran, daß die Negierung den großen oder kleinen oder mittleren Finanz-plan nicht durchsühren konnte? (Abgeordneter Jro: Die Re-gicruiigsmajorität!) Sie sprechen von einem Phantom, Herr Kollege, das nur ad hoc da ist, wenn Wehrvorlagen zu be-willigen sind. Aber eine ständige Majorität habe ich das ganze 5'udurch in diesem Hause nicht gesehen. Bei den kleinsten, nebensächlich,ten prägen, wenn sich irgendwo zwei Studenten in einer Hauptstadt geprügelt haben, sind die Meinungen — sogar innerhalb des Klubs - in der heftigsten Weise auf-ettmnbcrecpratzt, da waren Streitigkeiten, es drohten bei den nichtig,ten und lächerlichsten Gelegenheiten die Klubs aus-einanderzusallen. ^tber niemals konnte inan die Parteien des Hauses auf eine Plattform vereinigen, bis endlich der erlösende Moment der Wehrvorlagen gekommen ist, wo mit einem Fanatismus ohnegleichen selbst Leute, die vorher in der furchtbarsten Opposition mit 13- bis Mündigen Reden gegen die Regierung gestanden sind, umgeschnappt sind, und mit Begeisterung bewilligt haben. Wenn die Negierung nur den zehnten Teil jenes Eifers, jener Geschicklichkeit und jener gefährlichen Drohungen, die sie auf die Durchsetzung der Wehrvorlagen verwendet hat, auf den Fi n'a n a v r r, n verwendet hätte, um sich eine 3tegicrungg! m.ai o r t t ! Chef des Ressorts für Pfennigfuchserei neRmen^f aufrcinutmI bicfc 140 Millionen her- fifi m rr £ciL,t vcwe,en. sie INS Budget einzustellen 60 Millionen für. Wasserstraßen. 140 Millionen für Eisen- bahnen, eine nicht genannte und vorläufig unkontrollierbare Summe für die Wehrvorlagen. I a, wenn das alles vorhanden ist, warum nicht diese lumpigen Millionen für die Bediensteten? (Abgeordneter Ritter v. Moraczcwski: Sogar für die bosnischen Eisenbahnen!) Das ist eine Frage, die mich zu weit führen würde. Warum ist also das Geld für die Bediensteten auf einmal nicht da? Sagen Sie es mir selbst, meine Herren von der Majorität, sagen Sie es mir selbst, Herr Generalberichicrstattcr der Majorität! Kann man einer Regierung, die in einer — verzeihen Sie das harte Wort — wirklich so leichtsinnigen und frivolen Weise vorgeht, — ich meine frivol in Bezug auf die Systemlosigkeit, mit Geld umzugehen — die heute behauptet, gar nichts zu haben, und morgen schon 60 Millionen auf dem Wege eines Kuhhandels herausgefunden hat, einer Regierung, die ungeheure Summen immer irgendwo im Hintergründe versteckt hat, mit denen sie die Welt plötzlich überrascht, wenn sie damit eine Ueber-zeuguug abkaufen will, kann man einer solchen Regierung glauben? Derselben Regierung, die erklärt hat, daß sie etwa 150 bis 200 Millionen mehr Steuereingänge im letzten Jahre zu verzeichnen hat, kann inan ihr glauben, wenn sic sagt, daß sie ausgerechnet diese 17 Milionen nicht übrig hat? Redner bespricht dann das Commnnique im „Fremden-blatt" und sagt: In diesem Commnnique der Regierung im „Fremdenblatt" ist — ich verrate Ihnen hiemit ein Geheimnis — nichf eine einzige Ziffer richtig. (Heiterkeit.) Wollte ich Ihnen das Nachweisen, so würde ich jetzt noch eine Stunde reden müssen. Ich sehe aber, daß Sie erschrecken, und da ich ein zartfühlender Kollege bin, will ich Ihnen nur an der Hand von zwei oder drei Ziffern, die ich hier irgendwo herausgreife, beweisen, daß das Kommunique durchaus erlogen ist. Es heißt hier, daß in den letzten Jahren von 1902 bis 1912 50 Millionen ausgegeben wurden; nach den Angaben der Regierung selbst in den Beilagen zum Budget waren es bloß 41 Millionen und wenn man die 5 Millionen abrechnet, die Sie selbst im Berichte abrechnen, so sind es gar nur mehr 36 Millionen. Hier hat schon der Bericht um 14 Millionen ausgeschnitten. Dann weiter: Ein Lokomotivführeranwärter erreichte vor dem 1. Jänner 1907 in 24 Jahren — im „Fremdenblatt" heißt es: „26 Jahren" — an Gehalt 1600 Kr. und an Quartiergeld 600 Kr., zusammen 2200 Kr. Jeder Anwärter wurde aber spätestens bei 1400 Kr. llnterbeamter und hatte daher Gehalt 2200 Kr., dazu 700 Kr. Ouartiergeld, zusammen 2900 Kr. in . höchstens 24 Jahren. Denselben Bezug erreicht er heute in 23 Jahren (als Diener), in 16 Jahren als Unterbeamter — während das Regierungscorninuniqus von 15 Jahren spricht. Keine Ziffer stimmt. Die allerschönsten Unwahrheiten sind folgende: Ein Werkmann erreichte 1600 Kr. vor 1907 in 23 Jahren (ohne Ouartiergeld), jetzt in 18 Jahren. Das Regierungscommuniguü spricht von drei Jahren. (Hört! Hört!) Ein Bahnrichter erreichte den Endgehalt von 1600 Kr. vor 1907 in 23 Jahren (ohne Ouartiergeld), jetzt in 18 Jahren — nicht in 5 Jahren, wie das Regierungscommunique sagt. Ich hoffe, daß Sie an diesen Proben, die ich noch beliebig vermehren köminte, genug haben werden. lind nun komme ich — (zum Berichterstatter Dr. Steinwender:) Bleiben sie noch einen Moment, weil es Sie ja angeht, verehrter Herr Kollege, es ist mir ein solches Vergnügen, Sie mir gegenüber zu s?heu — zu der Bedeutung unseres Antrages und zu den ÄntzMhruMen, die der verehrte Kollege Stölzel darüber gemacht hat. Aus den Ausführungen des Herrn Dr Stölzel klang es — wenn er auch das unhöfliche Wort nicht gebraucht hat — so heraus, als ob unser Antrag einen demagogischen Zweck verfolgen würde. Er hat von „Ein-zwicken" und „Lizitieren" gesprochen und dergleichen. Ich bitte, erinnern wir uns doch, Herr Dr. Stölzel, an die Geschichte unseres Antrages! Bekanntlich haben wir im Dezember im Subkoiuitee des Staatsangestelltenausschusses Erhöhungen da. Bezüge der Bahnbediensteten von 69 Millionen Kronen beantragt. Die Herren Stölzel, Heine, MaStalka, Burlval — also die sogenannte nationale Koalition — haben 62 Millionen beantragt, die Herren Christlichsozialen 65. Das sind keine so großen Unterschiede, daß man von Lizitation reden kann, sondern es war ungefähr die gleiche Höhe. Aber alle diese Parteien, wir e i n g e s ch l o s s e n, haben schließlich, um eben den Vorwurf der Demagogie zu entkräften aus eine ganze Reihe von Forderungen verzichtet und uns auf den Antrag von 38 Millionen geeinigt. Ich bin nicht so unhöflich, den Herren Abgeordneten Heine und Stölzel, weil sie 88 Millionen für die Eisenbahner verlangt haben, demagogisches Treiben vorziiwersen, wie es umgekehrt geschieht. Nun hat die Regierung angeblich 21 Millionen — in Wahrheit 16, ich nehme aber 21 an — für die Bahnbediensteten hergegeben, es fehlen also 17 Millionen. Es ist nun ganz ckhsach, was wir tun: Wir fordern, was uns die Regierung zugesagt hat, was wir selbst verlangt haben nicht mehr und nicht weniger, wir stellen den «Imrag Heine, Stölzel, Mastalka, Burival u. s. w. und wir wünschen, daß die 17 Millionen, die man uns schuldig geblieben ist, die wir damals verlangt haben und die man uns in verklausulierten Formen zugesagt hat, hergegeben werden. Freilich ist der Antrag — das ist ^ nicht zu leugnen — den Herren Abgeordneten Stölzel, Heine rc. sehr unangenehm, daher das Wort „einzwicken". Der Herr Abgeordnete Stölzel fühlt sich „eingezwickt". Wie immer, wenn solche peinliche Situationen entstehen, wo man sich gezwickt fühlt, kommen dann die großen Worte. Der Herr Abgeordnete Stölzel hat heute eine fchwungvolle Rede von der Würde des Parlaments gehalten, von dem Ernste der Gesetzgebung und auch einige Redewendungen gebraucht, die ich nicht verstanden habe, von der „Psychologie des Palladiums" (Lebhafte Heiterkeit), ich weiß nicht, was das ist. (Abgeordneter Daszhnski: Vielleicht „Palladium der Psychologie"! — Erneuerte Heiterkeit.) Wenn der Herr Abgeordnete Stölzel in seinen jungen Tagen, int Dezember des vorigen Jahres, die Sunde eines demagogischen Lizitierens begangen hat, muß er dann heute darum gerade gleich eine konstitutionelle Betschwester werden? Muß er solche Mysterien, solche heilige, von dem Nebel irgendeines unverständlichen Weihrauchs umgebene Worte, die kein Mensch versteht, gebrauchen? (Heiterkeit.) Also, ich bitte, die Würde! Ja, wie steht denn die Sache mit der Würde des Hauses, da doch in dieser Beziehung an uns apclliert wird? Das ganze Haus hat — ich betone das — einstimmig — also der Herr Abgeordnete Stölzel mit — beschlossen, daß wir 38 Millionen verlangen. Ich habe viel zu viel Hochachtung vor dem Herrn Abgeordneten Stölzel, als daß ich glauben könnte, er hätte damals mit diesem Antrage eine reservatio mentalis verknüpft und sich gedacht: Ich sage 38 und denke mir b l o ß 2 1. (Heiterkeit.) Nun ist dieser unser Wunsch, der einstimmig ausgesprochen wurde, nicht erfüllt worden. Wir haben zweierlei erfahren: Erstens, daß unser Wunsch nicht erfüllt wurde und zweitens, daß er darum nicht erfüllt wurde, weil wir ihn bloß in die Form einer Resolution gekleidet haben. Daher haben wir Sozialdemokraten uns gedacht, wir werden der Schwäche der Position des Abgeordneten Stölzel zu Hilfe kommen und seinen Antrag, in eine rsolchen Form ciuhriufjeit, daß die Regierung endlich anfangen m uß', vor Herrn stölzel Respekt zu kriegen. (Lebhafter Beifall, Händeklatschen und Heiterkeit.) Und wir haben uns erlaubt, ihn als einen Bestandteil des Gesetzes zu beantragen. Sie 'werden mir zugeben, daß er der Wurde des Hauses entspricht. Sie Herr Kollega Dr. Steinwender und Sie, verehrter Herr Kollega Dr. Stölzel, der so oft so richtige Worte über die Resolutionswirtfchast in diesem Hause gefunden hat, Sie werden mir recht geben, wenn ich sage, der Würde des Hauses entspricht es mehr, wenn man klar im Gesetze ausgedrückte Beschlüsse saßt, als wenn wir uns aus eine papierene Resolution zurückziehen (Abgeordneter Dr. Adler: Ditz keine Wirkung hat!), von der wir erfahren haben, daß sie keine Wirkung hat. Nun freilich, der Herr Kollege Dr. Stölzel meint, die Bedeckung ist nicht vorhanden. Ich verweise darauf, daß diese Bedeckung aus den höheren Steuereingängen, wie ich mir schon nachzuweisen erlaubt habe, allerdings vorhanden wäre, aber der Herr Abgeordnete Stölzel, derselbe Dr. Stölzel, der für den Antrag S ch r a f f l stimmt, nach dessen Wortlaut eine Bedeckung für das von ihm Geforderte ganz gleichgültig ist, der also nach dieser Bedeckung nicht fragt, derselbe Doktor Stölzel darf nicht in einem Atem bei den 17 Millionen für die Eisenbahnbediensteten nach der Bedeckung fragen. Wenn aber der Herr Abgeordnete Dr. Stölzel von einem Zwischenrufer, dem Abgeordneten Scho i sw oh l, dabei mit der Bemerkung unterbrochen wurde: Mit dieser Resolution, die der Herr Abgeordnete Stölzel jetzt eingebracht hat — er hat nämlich gesehen, die alte Resolution nutzt nichts, und so bringt er, damit die 17 Millionen sicher hereinkommen, eine neue ein, einen Gefetzesbcschluß perhorrcsziert er — mit dieser Resolution also werden die Eisenbahner ihre 17 Millionen kriegen, aber mit demBeschluß, der ins Gesetz komm t, werden sie es nicht kriegen (Heiterkeit), so glaube ich, der Herr Abgeordnete Stölzel wird mir zugcben, daß selbst" die Wählerschaft des Abgeordneten Schoiswohl hoch genug geschult ist — um mich mit seinen Worten auszudrücken — um hier ihren eigenen Abgeordneten zu desavouieren. Wir haben keine Angst, daß die Wähler sich nicht auskennen werden, wie das der Herr Abgeordnete Dr. Stölzel gemeint hat: Man werde so lange an den vollen Ernst nicht glauben, meinte er, bis man uns auch dann nicht glauben wird, wenn wir wirklich den vollen Ernst an den Tag legen werden. Herr Doktor Stölzel, ich weite mit Ihnen, wenn Sie die Bediensteten fragen: Wallt ihr im Gesetze 17 Millionen oder wollt ihr eine Resolution (Heiterkeit), ich wette mit Ihnen, die Bediensteten werden die baren 17 Millionen für den vollen Ernst halten und die Resolution, die ihnen das bloß verspricht oder bloß von der Regierung verlangt, werden sie für einen Fetzen Papier h a l ten ohne Ernst. (Zwischenrufe.) Somit, meine Herren, ist auf Grund der gegebenen Sachlage nach keiner Richtung ein Grund v o r-handen, warum diese 17 Millionen nicht aus dem Wege dcs Gesetzes beschlossen werden können. Sie selbst, meine Herren, haben eS Verlangt. Zhr eigenes Verlangen soll in der Form unseres Antrages zum Gesetz erhoben werden. Wenn Sie gegen unseren Antrag stimmen und sich auf eine neue Resolution zurückziehen, so werden Sie damit dem Vorwürfe der Bediensteten nicht ausweichen können, daß Sie es waren, die im Dezember des vorigen Jahres mit den Wünschen der Bediensteten Demagogie, zu deutsch Schwindel getrieben habe n. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Diese Ablehnung unseres Antrages wäre ein offener Bruch des von Ihnen selbst den Bedien st eten gegebenen V e » sprechens. (So ist cs!) Dieses Eiiischwcnken, das Sie wie die Unteroffiziere vollziehen, auf Befehl der Regierung, auf Befehl des Herrenhauses, die Ihnen weiß Gott mit welchen Dingen drohen, dieses Ein-schwenken wird dem Ungeschultesten nicht unverständlich bleiben. Ich möchte Sie daher, meine Herren, da Sie schon an die Würde des Hauses appellieren, bitten, im Interesse der Würde des Hauses von dieser papierenen, kindischen, n i e-mand imponierenden Resolutioniererei endlich einmal Abstand zu nehmen und einen ernsten, kategorischen, nicht zu umgehenden Beschluß in der Form der Annahme unseres Antrages in das Gesetz aufzunehmen. (Lebhafte^ Beifall und Händeklatschen.)' Die Abstimmung. lieber den Antrag Toin schik wird sodann n a-m e n 11ich abgestimmt. Der Antrag wird mit 102 gegen 186 Stimmen abgelehnt. Dafür stimmen die Sozialdemokraten aller Nationen, die Tschechischradikalen und einige andere bürgerliche Tschechen, die Italiener, die Alldeutschen, die Deutschgelben, die ausgetretenen Christlichsaziale» Alois Brandt, Franz Fuchs, Kemetter, Neunteufel, Pantz, Stumpf, Zaunxgger, die Wilden Ofner, Pollanf, Straucher, Zenker, Breiter, Reitzes, einige Südslawen, der Pole Londzin und der Ruthene Trylowskyj. Dic Verräter an den Eisenbahnern. Dagegen stimmen die Nationalverbändler und Christlich-sozialen, soweit sie nicht davongelaufen sind, die meisten Tschechen, die Ruthcnen, die Rumänen und die Wilden Friedmann und Kuranda. Die deutschen und ch r i st l i ch s o z i a l e n Abgeordneten, die gegen dic Eisenbahner stimmten, haben wir an der Spitze unseres Blattes namentlich mitgeteilt. Ter national-klerikale Schwrudelantrag angenommen. Nach Ablehnung des Antrages Tomschik wurde die nationalverbändlcrisch - klerikale R e s o l u-t io n angenommen, die lautet: Die Regierung wird aufgef ord ert, die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses vom 16. Dezember 1911 betreffend die Maßnahmen zur materiellen Besserstellung der staatlichen Arbeitter, beziehungsweise der Arbeiter in den staatlichen Betrieben, weiters dic Beschlüsse vom 20. Dezember 1911 betreffend die Aufbesserung der Bezüge der staatlichen Vcrtragsangestelltcn, endlich die Beschlüsse vom 5. Mai 1912 betreffend die Aufbesserung der Bezüge der Postangestellten zur Durchführung zu bringen sowie sü# die rascheste Gesetzwerdung der Dienstpragmatik Sorge zu tragen. Die hierauf erforderlichen Kredite sind verfassungsmäßig anzusprechen. Zum Austritt der „sieben Schwaben" ans der Christlich-sozialen Vereinigung. Ein wertvolles Geständnis. In einem Leitartikel, der bedenkliche Nervosität verrät, beschäftigt sich die „Salzburger C h r o-n i k", das christlichsoziale Organ für Salzburg, mit der Haltung der christlichsozialen Parlamentsfraktion zum Antrag Tomschik. Bekanntlich haben einige christlichsoziale Abgeordnete — vornehmlich solche, in deren Wahl» kreisen viele Eisenbahner wohnen — ihren Austritt auH der Fraktion vollzogen, um für den Antrag,TomschiU malige Aufwand an Personalkosten um 191 Millionen mehr beträgt, als vor zehn Jahren. Die ganze P e r s ö n a I v e r m e h r u n g, bie M e h r n o r-mierung ber Posten, bie infolge ber Bauten stetig steigenbe Arbeiteranzahl, bie Vermehrung ber Strecken uub bie baburch bedingte Neuaufnahme von Personal, mit einem Wort, die ganzen Mehrkosten infolge der Verkehrs st eigerung in diesen zehn Jahren, wurden dem Personal als Verbesserung an gerechnet. Mit derartigen Manövern will die Regierung ihr „Wohlwollen" gegenüber bem Personal beweisen unb will dabei noch ernst genommen werden. Es ist traurig, was in Oesterreich alles geboten werden kann. Auch die übrigen „amtlichen Daten" im „Fremdenblatt" entsprechen nicht den Tatsachen. So wird behauptet, daß ein Lokomotivführeranwärter vor dem 1. Jänner 1907 an Gehalt und Quartiergeld im Maximum 2200 Kr. iu 26 Jahren erreichte und datz er denselben Bezug uach den heutigen Normen in 15 Jahren erreicht. Richtig ist aber, baß ber Lokomotivführeranwärter früher biesen Bezug in 2 4 •Jahren erreichte unb jetzt, falls er im Dienerstanb verbleibt, betreiben erst in 23 Jahren erreichen kann. Der Lokomotivführeranwärter würbe aber früher zum Unterbeamten ernannt unb er wird es auch jetzt; das vorstehend Beispiel ist baher eine willkürliche, ben praktischen Verhältnissen gar nicht entsprechende Behauptung, bie man natürlich nur ben Lesern bes „Frembenblatt" auftischen kann. Unrichtig ist ferner, baß ein Werkmann den Zöchstbezug (Höchstgehalt) von 1600 Kr. i n 15 Jahren erreichte unb jetzt in fünf Jahren. Richtig ist, baß ber Werkmann biese ©nbgehaltftufe früher in 23 Jahren erreichte unb jetzt t n 18 Jahren. Nach fünf Jahren bezieht ber Werkmann jetzt, unter der Voraussetzung fünfjähriger definitiver Anstellung, ba Gehalt unbQuartier-g e I b zusammen 1450 Kr. Der Bahnrichter erreichte ben Endgehalt von 1600 Kr. früher in 23 Jahren und nicht in 15 Jahren, wie die Regierung behauptet, ^etzi erreicht er 1600 Kr. in 18 Jahren und nicht in fünf Jahren. Das ist also eine Differenz von 13 Jahren, bie die Regierung den Bahnrichtern als Verbesserung andichtet. ^ „ Beim Kondukteur ist basselbe: .Der Kondukteur erreichte den Endgehalt von 1 €00 Kr. früher in 23 Jahren und nicht in 15 Jahren; jetzt erreicht er 1600 Kr. im Falle seines Verbleibens im Dienerstand in 18 Jahren und nicht in fünf Jahren. In fünf Jahren bezieht ber Kondukteur bei fünfjähriger definitiver Anstellung 1450 Kr., wobei aber das Quartiergeld für Wien im Betrag von 450 Kr. jährlich bereits mit eingerechnet ist, also nicht 1600 Kr., wie die Regierung behauptet. Stationsbien er, M a g a z i n d i e n e r, Verschieber und L a m p i st c n schlossen vor dem 1. Jänner 1907 mit 1000 Kr. Gehalt, 100 Kr. Dienst-altersznlage und 400 Kr. Quartiergelb ab. Das stno also 1500 Kr. unb nicht 1350 Kr. Der gegenwärtige Anfangsgehalt beträgt 900 Kr., bas Qnartiergelb für Wien 450 Kr., bas sind 1350 Kr., ist also nicht derselbe Bezug wie der frühere Endgehalt. Auch beim Wächter personal verhalt stch die Sache anders, als sie bie Regierung barzustellen sucht. 1350 Kr. bezieht nur der Wächter in Wien an Gehalt unb Quartiergeld zusammen. Das ist _ cm Prozent des gesamten Wächterpersonals. Alle übrigen haben weniger Quartiergeld unb alle in Natural-Wohnungen untergebrachten Wächter erhalten nur bie Differenz zwischen bem Werte ber Wohnnng unb dem systemisierten Quartiergeld ausbezahlt. Nachdem bie Organe ber Regierung mit den 450 Kr. Anfangsquartiergelb für Wien soviel Aufhebens machen, raten wir ihnen allen Ernstes, zu versuchen, für diesen Betrag in Wien eine nur für ein kinberloses Ehepaar halbwegs entfprechenbe Wohnung anszu-treiben. Wenn ihnen bas gelingt, sinb wir gerne bereit, anzunehmen, baß sie bei Ausstellung bieser Behauptung nur im guten Glauben gehanbelt haben. Die erfolgten Aufbesserungen in ben Aeben--bezügcn spielen leider auch nicht jene toqcinnche Rolle, welche ihnen die Regierung zuschreibt. Die 3 Millionen Kronen, die angeblich fnr die -Verbesserung der Fahrgebühren ausgeweudet wurden, sind dem Personal wohl nicht zugute gekommen. Tatsache ist, daß ein großer Teil des Fahrpersonals hievon keinen ober nur einen sehr geringen Betrag von 2 bis 4 Kr. monatlich bekommen hat, unb Tatsache ist weiter, beiß die Staatsbahnverwaltnng einen nennenswerten Betrag von dieser Summe durch das Rr. 20 Wien, Mittwoch bekannte „Sparsyftem" vom Fahrpersonal wieder hereingebracht hat. So erhält zum Beispiel das im Taglohn stehende Fahrpersonal nicht den festgesetzten Grundlohn, die Turnusse werden von Jahr zu Jahr zusammengeschraubt, die. Fahrzeiten und Aufenthalte auswärts werden verringert u. s. w. Auch bezüglich der anderen Bcnefizien schneidet die Negierung gewaltig auf. Wir wollen nur erinnern an die fortwährenden, jedes Jahr in höherem Ausmaß erfolgenden Einschränkungen der Freifahrten, insbesondere jener mit Schnellzugsbenützung, und der fortwährenden Drohungen mit der fast gänzlichen Entziehung der Fahrtbegünftigungen. Wie es ferner mit der von der Staatsbahnverwaltung feit Jahren entfalteten, das ganze Liniennetz umfassenden, systematischen Tätigkeit bezüglich der Wohnungsfürsorge aussieht, beweist der Umstand, das; Ende 191.0 in 29 Orten 380 Häuser mit 3652 Wohnungen fertiggestellt, beziehungsweise im Bau begriffen waren. Und das bei einem Personalstand von 212.821 Ende 1910 beschäftigten Bediensteten. Wo da die systematische, das ganze Liniennetz umfassende Tätigkeit sein soll, wissen die Götter. So fielst also die Objektivität und das berühmte Wohlwollen der Negierung für die Eisenbahner aus. Und da meint man, daß die Durchführung der letzten 21 Millionen einen Nuhepunkt bilden sollen! Mit derartigen Stimmungsmachereien stillt man den Hunger der Eisenbahner nicht. Mit diesen Tatsachen, die sich durch keinerlei offiziöse Schönfärberei verwischen lassen, wird die Regierung sich wohl noch sehr ausgiebig zu beschäftigen haben. SBatiblungen im christliche» Sozialismus. Daß die christlichfoziale Partei auch diesmal im Parlament gegen die Eisenbahner gestimmt hat, verdient im Zusammenhang mit allen ihren früheren Taten gewürdigt zu werden. In allen Arbeiterfragen lernten wir bekanntlich die Christlichsozialen als stockreaktionär und als Feinde jeglichen Fortschritts, besonders in den letzten Zeiten kennen. Diese Beobachtung, die man macht, ist allerdings nichts Neues. Im Grunde genommen offenbart sie ja nur jene Haltung abermals, die wir immer noch sahen, wenn in Arbeiterkreisen, gleichviel in welchem Beruf, das Verlangen nach mehr 'Sozialreformen laut geworden war. Daß freilich in den bürgerlichen Kreisen die Gegnerschaft gegen den sozialpolitischen Fortschritt gerade in den letzten Jahren immer schärfer hervorgetreten ist und das; sich Christlichsoziale wie Nationale immer rückhaltloser zur sozialen Reaktion bekannten, das ist jene unleugbare Tatsache, über die man nicht ohne einige lehrreiche' Betrachtungen hinwegkommt. Es gab nämlich eine Zeit in Oesterreich, wo ein guter Teil des Bürgertums gar nicht den Mut hatte, so offen gegen die Arbeiterschaft zu frondieren und sich so rückhaltlos gegen jedwede Sozialreform auszusprechen. In den Achtzigerjahren, als die liberale Bourgeoisie noch Oesterreich regierte, da wurde nämlich in den Schlössern der adeligen Feudalherren und der allezeit klugen Bischöfe der Haß gegen die reichen Emporkömmlinge, die Kaufleute, die Bankiers und Fabrikanten, zu einer wohldurchdachten Tat gemünzt: dc-r sogenannte christliche Sozialismus feierte feine Geburtsstunde und feine Aufgabe sollte es fein, den gewerblichen Mittelstand, das sogenannte Kleinbürgertum, mit den Arbeitern zu verbinden, um eine große mächtige Partei zu schaffen, die von den entthronten Feudalherren und den um die Verluste ihrer weltlichen Macht trauernden kirchlichen Würdenträgern, als Sturmbock gegen die liberale Geldmacht benützt werden sollte. Daß der Gedanke für den ersten Blick verführerisch war, liegt auf der Hand. Die liberale Partei, die den reichen Feudalherren und der Kirche politisch die Staatsgewalt entwunden butte, war ßu cincnt neuen Geldadel geworden, sie beherrschte die Industrie und die aufkommenden Banken, unter deren Expansionsbestrebungen der bürgerliche Mittelstand und das Gewerbe litt und immer schwerer um feine Selbständigkeit rang. Und eben dieses Aufkommen der neuen Kapitalsmacht schuf auch immer größere Arbeitermassen und brachte sie in steigende Abhängigkeit zu der erstarkenden Geldmacht. Das Los der Arbeiter, die durch keine eigenen Organisationen geschützt waren, verschlechterte sich zusehends. Kleinbürgerlicher Mittest stand und industrielle Arbeiterschaft empfanden also den Druck der aufsteigendeu Kapitalsmacht und hatten m dieser Richtung so etwas wie ein g e m e i n-s a m c s Interesse. In der Erkenntnis dieser Sachlage hat also Kirche und Feudaladel den Versuch unternommen, die Unterdrückten der Kapitalsmacht gemeinsam zu organisieren, denn mit ihrer Hilfe sollte im Staate die verlorene Herrschaft wieder zurückerobert werden. Das aber ging zunächst nicht ohne einen starken sozialen Einschlag und ohne die Betonung gewisser sozial-resormatorischer Prinzipien. Im- frommen „Vaterland", dem Organ des Hochadels, eröfsnete damals Freiherr v. Vogelfang den Feldzug gegen das „mobile" Kapital. In leidenschaftlichen Worten schilderte er, wie der Kapitalismus den Arbeiter aus-beute, wie er den Gewerbsmann niederkonkurriert, wie er den Bauern in -feinen Soldknecht verwandelt, „Der Eiscitduhttcr." wie er „jüdischen Wucher" an die Stelle christlicher Sitte stellt, wie er seine Opfer dem Verbrechen und der Prostitution, wie er die Staaten dem Weltkrieg zutreibt. In der Kritik des Kapitalismus näherte sich Vogelfang der Sozialdemokratie. „Die Wege der Christen und der materialistischen Sozialdemokratie laufen keineswegs vollständig auseinander", so schrieb er in einer Zeit, in der die Sozialdemokraten von den Bütteln des kapitalistischen Staates wie Hunde gehetzt wurden. „Das rein private, absolute, der Willkür dienende Eigentum, sei Diebstahl an Gott, an der Gesellschaft, am Staate" — in dieser Gestalt wiederholte er Proudhons berühmtes Wort, daß Eigentum Diebstahl sei. Mit diesen Anklagen gegen den Kapitalismus warb der Feudaladel um die vom Kapitalismus geknechteten Klassen. „Die liberale Bourgeoisie, die uns entthront hat, ist dieselbe, die euch ausbeutet. Uns hat sie im Namen der Freiheit und Gleichheit gestürzt; euch hat sie Knechtschaft und Elend auferlegt. Verbündet euch mit uns zum Kampfe gegen die Bourgeoisie! Wir wollen den Kapitalismus zerstören und im Geiste christlicher Liebe eine neue Gesellschaft bauen!" So sprachen Feudaladel und Kirche zu den Kleinbürgern, den Bauern, den Arbeitern. Welche Wandlungen aber hat seither dieser christliche Sozialismus durchgemacht! In knappen zwei Jahrzehnten hat seine Entwicklung so weit nach rechts geführt, daß in der berühmten Enzyklika des „Arbeiterpapstes" Leo XIII., Rerum Novarum, der soziale Gedanke vollständig verleugnet wird. Gegen die „Unbotmäßigkeit und Unzufriedenheit der Arbeiter" wird der Staat zur Gegenwehr aufgerufen und alles was vom einstigen sozialen Christentum übrig bleibt, erschöpft sich in der zahmen Mahnung an die Unternehmer, den Arbeitern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, der seinerseits aber zur christlichen Demut und Duldsamkeit zurückgerufen wird. Und man erinnert sich, wie die vor einem Jahr in Wien von den christlichen Sozialpolitikern veranstaltete „Soziale Woche" von demselben Geiste durchtränkt war und wie die Redner der Reihe nach erklärten, man müsse sich von „der Romantik der Achtzigerjahre abwenden", der Kapitalismus sei gar nicht so schlimm, wie Vogelfang ihn gemalt habe. Der Kapitalismus sei vielmehr eine Tatsache, mit der man sich abfinden müsse. Und der christliche Sozialismus hat sich mit dem Kapitalismus ganz gründlich, abgefunden. So gründlich, daß er auf jede Sozialreform bedingungslos verzichtet hat. Gerade in diesen Tagen, wo in den reichsdeutschen christlichen Gewerkschaften der heftigste Streit auf allen Linien tobt, ist es wieder einmal vor aller Welt klar geworden, daß man im Lager des offiziellen Parteichristentums den Forderungen der Arbeiterschaft so gründlich überdrüssig geworden ist, daß auch das römische Oberhaupt der Christenheit jenen christlichen Gewerkschaften, die sich den sozialen Anforderungen nicht ganz verschließen konnten, ganz offen den Fehdehandschuh hinwarf. Auch in reinen Wirtfchafts-fragen, so befiehlt es der Papst, — haben die Arbeiter den Rat der Bischöfe einzuholen und sich unter allen Umständen der Autorität der Kirche zu unterwerfen. Und so anerkennt die Kirche ausdrücklich nur die unter ihrer Botmäßigkeit stehenden katholischen Arbeitervereine, während die ernsteren Rivalen, die christlichen Gewerkschaften, nur gnädigst geduldet sind. In allen diesen Erscheinungen liegt der klare Verzicht auf jede ehrliche soziale Maßnahme zugunsten der Arbeiter, die eben für die Dauer nicht durchzuführen sind, ohne ' daß sie gegen die Interessen aller Unternehmer gerichtet sind. In der Welt des Profits, der keinen Arbeiterschutz verträgt, auch dort nicht, wo sein wirkliches Interesse gar nicht beeinträchtigt wirb,, mußte sich der christliche Sozialismus entscheiden: für oder g e g e n die Wohlfahrt und den sozialen Aufstieg der Arbeiter. Er hat sich gegen sie entschieden, weil er den Kampf gegen die bürgerliche Gesellschaft nie ernstlich gewollt und sohin auch einen Kampf gegen den Kapitalismus nicht führen konnte, ohne dessen heiligste Interessen zu verletzen. Und so hat der christliche Sozialismus mit der kapitalistischen Gesellschaft und dem Klassenstaat endgültig Frieden gemacht, indem er freiwillig auf seine sozialen Aufgaben verzichtete. Und so sehen wir es gerade am schärfsten und deutlichsten in Oesterreich immer wieder, wie das christlichsoziale Kleinbürgertum ausrückt und alle seine Vertretungen mobilisiert, wenn v o n e i n e m A r b e i t e r s ch u tz g e s e tz a u ch n u r geredet wird. Auch darin liegt ein Stück Ironie der Weltgeschichte, daß gerade in einem Lande, wo der christliche Sozialismus einst so radikal einsetzte, sein sozialer Bankerott um so gründlicher geworden ist! War un» die Wehrresorm bringt. Eine nationale Schmierenkomödic zur Bemäntelung des Lolksverrates. Gehorsam wie die Rekruten sind die Nationalver-Jaänbler und die Christlichsozialen dem Kommando der Regierung gefolgt und haben die Wehrreform mit allen ihren Lasten für das Volk bewilligt. Es lohnt sich daher auch, um zu wissen, was die Nationalen und Christlichsozialen für das Volk geleistet haben, uns diese Wehrreform genau anzusehen und das, was sie bringt, kennen zu lernen. Kurz zusammengefaßt bandelt es sich dabei um folgendes: , - ' 10. Juli 1911 „/'Seite tx , -I.r-- ,i- .n„n ------ I Alls den 153.000 jährlichen Rekruten von heute werben 212.500 gemacht, also die Zahl der Soldaten wird um fast 60.000 Mann jährlich vermehrt. Die 60.000 Ersatzreservisten von heute werden auf etwa 8500 herabgedrückt und diese werden zunächst Bauern und Handwerkmeisterssöhne sein. Es wird also alles, was in Oesterreich-Ungarn mit Waffen kreuchen und fleuchen kann, zu mehrjährigem Militärdienst herangezogen. Das ist wirklich Aufopferung für die Bündnisfähigkeit bis zum Aeußersten. Wenn selbst die Negierung herausrechnet, daß Deutschland jährlich 0-46 Prozent, Oesterreich „nur" 0-42 Prozent und Ungarn 0-44 Prozent seiner Bevölkerung in das Heer einreiht, so beweisen diese Ziffern allein schon, um wie viel mehr die persönliche Leistungsfähigkeit der österreichisch-ungarischen Männer angespannt wird als die der deutschen, denn weite Distrikte dieser beiden Staaten sind Hungergebiete mit einer körperlich minderwertigen Bevölkerung. Wenn Deutschland mit seinen 65 Millionen Einwohnern jährlich 280.000 Rekruten stellt und das ökonomisch und an gesunden Männern arme Oesterreich-Ungarn mit 49 Millionen Einwohnern jährlich 212.500, so bezeugt das, daß wir wirklich in der Schuldigkeit gegen den Moloch alles andere denn Zurückbleiben. Die Wehrreform gibt Oesterreich-Ungarn ein verhältnismäßig größeres stehendes Heer als Deutschland und Italien haben, trotzdem auch unsere dünkelhaftesten Diplomaten nicht sagen können, das; wir außereuropäische Interessen haben. Nicht nur die Geldopser für die Armee sind bei uns bei weitem schwerer zu ertragen, das persönliche Opfer jedes einzelnen Soldaten ist viel größer als in Deutschland, denn die zweijährige Dienstzeit wird bei uns entfernt nicht in dem Maße eingeführt, als es auch nur in Deutschland der Fall ist. Als Kosten der Reform rechnet die Negierung aus,' daß die einmalige Ausgabe für die gemeinsame Armee 76 Millionen betragen wird, lieber die fortlaufenden Kosten sind klare, verständliche Ziffern von der Regierung nicht zu erlangen. Man kann aber mit einer Erhöhung um jährlich 60 Millionen rechnen. Die laufenden Mehrkosten jeder Landwehr werden jährlich bis zu 20 Millionen, die einmaligen der Landwehrresorm in jedem Staate 12% Millionen betragen. Also in beiden armen Staaten hundert Millionen jährlich mehr für den Moloch! Und all das wird der Bevölkerung von der Regierung und den bürgerlichen Parteien als ein Vorteil geschildert! Woher nimmt man den Mut dazu? Man sagt, es werde die zweijährige Dienstzeit eingeführt. Sie besteht zwar schon in allen Staaten, die als Molochsmuster dienen, in Frankreich seit einem Jahrzehnt für-alle Waffengattungen, in Deutschland seit 1893 für die Fußtruppen, in Italien seit 1907 für das ganze Landheer. Aber in Oesterreich-Ungarn wird sie auch jetzt noch nicht einmal für die Fußtruppen ebngeführt! Der Zustand, der unter dem Namen zweijährige Dienstzeit geschaffen wird, wird nicht nur weit ärger sein als der in den übrigen großen Staaten des europäischen Festlandes, sondern selbst noch schlechter als er in Oesterreich-Ungarn schon ist. Wohl wird es auch Soldaten mit zweijähriger Dienstzeit geben — jetzt dient man in der Landwehr, auch in der Landwehrkavallerie nur zwei Jahre und nur die Unteroffiziere sind dort zu einem dritten Jahre verurteilt — aber die zweijährige Dienstpflicht wird nicht einmal für die Fußsoldaten ein Recht, sondern eine Gnade ihres Vorgesetzten werden, die sie sich werden erwerben müssen. Im neuen Wehrgesetz wird folgendes bestimmt: bei der Kavallerie und der reitenden Artillerie drei Jahre Dienstzeit, bei der Marine vier Jahre (jährlich kommen 6000 Mann zur Marine), das alles wie bisher, bei der Landwehrkavallerie statt der bisherigen zwei Jahre aber drei Jahre; und — jetzt kommt die Reform — bei den übrigen Truppen „im allgemeinen" zwei Jahre, aber für eine große Anzahl von Rekruten drei Jahre! Wie wird das nun mit der zweijährigen Dienst-zeit sein? Ganz genau läßt, es sich nicht sagen, da dte Regierung eingehendere Ziffern nur über die gemeinsame Armee vorgelegt hat, für die lo9.000 Mann ausgehoben werden (Die anderen 53.000 entfallen auf die Landwehr) Aber 19.000 von den 169.000 werden beritten gemacht, haben also drei Jahre zu dienen, 6000 Marinesoldaten gar vier Jahre. Nimmt man das Ver-hältnis zwischen Fußsoldaten und Reitern in den Land-wehren als das gleiche, so ergibt sich, daß für die Land-wehrkavallerien und Artillerien auch 6000 Soldaten jährlich ausgehoben werden. Für 31.000 Soldaten gibt es also von vornherein keine zweijährige Dienstzeit. Wie ist es nun mit den anderen 180.000, die nicht auf die Panzerschiffe und die Pferde müssen? Da sagt die Negierung: „Zweijährige Infanteristen sind keine geeigneten Unteroffiziere. In Oesterreich-Ungarn haben wir aber nicht genug (bis zu zwölf Jahre dienende) Berufsunteroffiziere. Wir haben in der gemeinsamen Armee nur 16.000, werden aber 30.000 brauchen!" Die Fehlenden müssen wir dadurch ersetzen, daß wir Soldaten, die wir zu Unteroffizieren machen, ein drittes Jahr zurückbehalten. Das wären also 14.000 in der gemeinsamen Armee und etwa 6000 in den Landwehren. Nun wissen aber auch unsere Heeresleiter, daß kein Spl-dat, der die Möglichkeit hat, nach zwei Jahren heimzukehren, wegen der besonderen Auszeichnung, Korporal zu sein, freudig ein drittes Jahr dienen werde.. Die Leute, die vermöge ihrer Intelligenz und Anstelligkeit Aussicht hätten, Unteroffiziere zu werden, würden also irgend etwas anstellen, um, zum Unteroffizier nicht mehr qualifiziert zu sein. Diese Möglichkeit muß man ihnen nun gründlich verrammeln. Deshalb sagt man: „Auch die Soldaten, die nicht Unteroffiziere werden, können ein drittes Jahr zurückbehalten werden!" Wieviel sind das nun? Darüber sagt das Gesetz nichts Deutliches. Es steht darüber nur eine verschwommene Phrase darin, die der Regierung alle mögliche Gewalt erteilt.; Eine „dem budgetmäßig festgestellten Stand an Unter-f Offizieren entsprechende Mannschaftszahl" soll das dritte Jahr zurückbehalten werden können. Es dürften das 14.000 sein, da es aber im Motivenbericht heißt, daß man in der gemeinsamen Armee bei den Truppen-körvern mit ..im allaemeinen",. ätoctiä&naer Dienstzeit F@ette'8\ * . . .^Wten, Mittwoch. "10. Juli 1912 Nr 20 —-----------------------------------------------------•—fr.--------- — —— ---------------------------------------------------------------------------------------—-----------------> '45.800 Unteroffiziere haben wird, so hat also die Militärverwaltung das Recht, für die gemeinsame Armee außer den 31.000 noch 45.800 und wenn man denselben Maßstab für die Landwehren anwendet, im ganzen über 83.000 Mann ein drittes Jahr zurückzubehalten. 93.000 Mann von 212.500 dienen drei und vier Jahre, und das nennt man zweijährige Dienstzeit! Es wird anfangs nicht so arg sein, denn zu solchen Ausschweifungen fehlt dem österreichischen Militarismus das Geld. Aber in die Zehntausende wird die Zahl derer gehen, die drei Jahre dienen müssen. Was man über die Armee verhängt, ist das Gefühl absoluter Unsicherheit. Der Soldat wird bis ans Ende der zwei Jahre nicht wissen, wann er eigentlich heimkehrt, er hat kein Recht auf die zweijährige Dienstzeit, er wird sie nur als Gnade dann empfangen können. Freilich, die Bourgeoisie hat ihre Söhne vor der dreijährigen Fron bewahrt. Ihr ist nicht nur für ihre Söhne, wenn sie nur durch sechs Mittelschulklassen gelotst sind oder eine „ähnliche Bildung" genossen haben, das Einjährigfreiwilligenrccht gesichert: diese Söhnlein kommen auch gar nicht mehr in die Lage, ein zweites Jahr dienen zu müssen, wenn sie auch ausgemachte Strohköpfe sind. Bisher mußte der, der am Schlüsse des Einjährigfreiwilligenjahres die Prüfung nicht bestand, ein zweites Jahr dienen: dieses zweite Jahr wird abgeschafft. Für Bourgeoissöhne gibt es nicht mehr alsein Jahr. Aber auch diejenigen, die nicht die sechs Klassen einer Mittelschule und die Prüfung, die sich _ daran schließt, hinter sich haben, können, wenn sie nur irgendeine Fachschule absolviert haben, die „eine abgeschlossene Bildung" vermittelt, also etwa eine Handelsschule oder landwirtschaftliche Schule, nicht zu dreijährigem Dienste herangezogen werden, in gar keiner Waffengattung! Sie sind also vom schwersten Dienst, dem bei den Pferden und in der Marine befreit, ebenso wie sie nicht die Schand- und Strafjahre des Infanteristen treffen kann. Alle diese Lasten kennt das Gesetz nur für das Proletariat! Das Stückchen Ersatzreserve, das übrig bleibt, wird denen reserviert, die die alleinigen Ernährer einer erwerbsunfähigen Familie sind, hauptsächlich aber Bauern» und Handwerkmeisterssöhnen! Und damit man ersehe, daß die zweijährige Dienstzeit nur eine Fabel ist, gilt wohl ein erhöhtes Rekrutenkontingent sofort, aber nach zwei Jahren Dienstzeit werden erst Soldaten entlassen, die im Jahre 1915 eingereiht tverden. Die ersten Entlassungen nach der zweijährigen Dienstzeit werden erst im Jahre 1917 erfolgen. So sieht die Wehrreform aus, die in Oesterreich die Patrioten preisen, und zu deren Durchsetzung in Ungarn Polizei und Militär aufgebeten wurde. Aber unstreitig ist es, daß nun die österreichische Armee auf den Glanz hergerichtct sein wird. Es wird fast den gleichen Teil seiner Bevölkerung und einen höheren wie Italien jährlich unter die Soldaten stecken, es werden kriegsuntaugliche Schwächlinge darunter söin, und während in den beiden anderen Staaten des Dreibundes fast ausschließlich zwei Jahre Dienstzeit ist, wird in Oesterreich-Ungarn ein Viertel bis ein Drittel — je nach dem Bedürfnis der Negierung — drei Jahre dienen. Aber siehe da, als schon die neuen blutigen Opfer für den Militarismus beschlossen waren, da ging plötzlich im Parlament der Lärni los!'Ta begann den deutschen Mannen das Blut zu wallen, da ballten sie ihre Fäuste und schrien mit Berserkerstimme Verrat! Warum wohl? Ach, wer kann da fragen? Jetzt handelt es sich eben nicht mehr um das Lebensschicksal Hunderttausender junger Menschen! Nicht mehr darum, wie viele junge Männer und für wie lange Dauer sic dem Despotismus der Kaserne ausgeliefert werden sollen! Nicht mehr darum, ob wir reich genug sind, den jährlichen Rekrutenstand um mehr als die Hälfte zu erhöhen! Nein, jetzt handelt es sich um — eine Sprachenfrage. Darum brausten plötzlich wild auf, die bis dahin so lammfromm gewesen waren! Darum waren plötzlich so wolfswild, die bis dahin wie stummes Zugvieh dem Moloch die Ernte in die Scheuern gezogen hatten! Das Schicksal von hunderttausend Rekruten, das läßt sie kalt: aber die Sprache, die in den Kasernen gesprochen wird, das erregt ihre Leidenschaft. Man unterscheidet beim Militär die Kommando-spräche,pon der Dienstsprache. Die Kommandosprache: das sind die berühmten siebzig Wörter, die im Exerzierreglement' festgestellt sind, schöne deutsche Worte, wie zum Beispiel: „In , die Balance!" „Generaldechargel" „Kompagnie, marsch!" „Bajonett auf!" u. s. w. Neben dieser „deutschen" Kommandosprache gibt es aber auch eine Dienstsprache: das ist die Sprache, in der sonst im dienstlichen Leben in den Kasernen gesprochen wird. Wenn der Herr Leutnant die eingedickten Reservisten „Saurekruten" schimpft oder wenn der Herr Feldwebel den. Jnfünteristen befiehlt, den Abort zu reinigen oder wenn der Herr Hauptmann den Offiziersdiener — gemeinhin Pfeifendeckel gennannt — einen verfluchten Sozi, heißt, weil er dem Pudel der Frau Hauptmann nicht mit der gebotenen Hochachtung gegenübergetreten ist — kurz, in all diesen dienstlichen Gesprächen, die Stunde für Stunde in den Kasernen gesprochen werden, muß man sich auch einer Sprache bedienen, und diese Sprache heißt eben die Dienstsprache. Nun hat der Obmann des Deutschen National« Verbandes den Antrag gestellt, es solle nicht nur, was ja selbstverständlich und nicht ernsthaft bestritten ist. die Kommandosprache, sondern auch die Dienstsprache der Landwehr die deutsche Sprache sein. Die sozialdemokratischen Abgeordneten hielten diesen Antrag des Herrn Groß, mit Verlaub gesagt, für einen Blödsinn. Es ist nämlich leider Gottes nicht gut möglich, daß der polnische lllanenleutnant in Podwoloczyska mit seinem ruthc-nischen „Pfeifendeckel" deutsch spricht: der arme ruthe-nische Bauernsohn könnte ihn ja nicht verstehen! Da es in Oesterreich nun einmal ein paar Millionen Menschen gibt, die nicht deutsch können, muß man auch in der Kascvne mit den Menschen in einer Sprache reden, die sie verstehen. Das ist natürlich und auch immer geschehen und wird immer geschehen und selbst der Deutsche Na-jionalverband kann das nicht ändern. Und da die Sozialdemokraten nicht die Gewohnheit haben, für unmöalicke und undurchführbare Anträge zu stimmen, haben sie eben gegen den Antrag Groß gestimmt! Darüber nun große Aufregung auf den Bänken des Nationalverbandes! Verrat, nationaler Verrat! Das Deutschtum ist bedroht! Auf zur Rettung des Deutschtums der Pfeifendeckel! Aber was tun! Die Abstimmung war vorüber, das Deutschtum verloren, der Antrag Groß abgelehnt! Keine Hilfe mehr? Doch noch eine! Da steht plötzlich der Abgeordnete Seitz auf und sagt: Meine Herren vom Deutschen Nationalverband! Sie sagen, cs sei ein schwerer Schaden für das deutsche Volk, wenn in dem Gesetz nicht ausgesprochen ist, daß der Leutnant mit dem Pfeifendeckel nur deutsch reden darf! Sie sagen, es sei nationaler Verrat, wenn man ein Gesetz annimmt, das die deutsche Dienstsprache nicht enthält! Nun denn — lehnen Sie doch das Gesetz ab! Jetzt kommt die dritte Lesung! Ohne Ihre Stimmen hat das Gesetz keine Mehrheit! Bitte st im men Sie mitunsgegendasGefetz, dasJhrennatio-nalen Ansichten nicht entspricht! Kein guterDeutscherstimmtfürdasLandwehr-gesetz, das das Deutschtum der Pfeifendeckel bedroht! Da muß man die deutschen Männer gesehen haben, als Seitz ihnen so zusprach! Gegen das Gesetz stimmen! Das dürfen sie doch nichtig @o_ wenig wie der Pfeifendeckcl sich weigern kann, die Stiefel zu lecken, wenn es ihm befohlen wird, so wenig kann der Deutsche Nationalverband gegen eine Regierungsvorlage stimmen! Pfeifendeckel — das sind doch die Herren vom Nationalverband selbst! Und so mußten die Natio-nalverbändler in namentlicher Abstimmung Mann für Mann für das Landwehrgesetz st i m m e n, obwohl es die deutsche Dienstsprache nicht enthält. Sie sind doch eine bedauernswerte Men-chenklasse die Pfeifendeckel — bedauernswerte P seifen -decke! in den Kasernen, deren Deutschtum heute so schrecklich schwer gefährdet worden ist und noch bedauernswerter die Pfeifendeckel auf den Parlamentsbänken, die ihre deutsche Gesinnung heute so schrecklich verleugnen mußten. Es ist also nichts mit dem-Deutschtum der Pfeifendeckel! Sie hatten es sich ja wunderschön ^ausgedacht die Herren vom Nationalverband. Ganz am Schluß der Verhandlungen über das Wehrgesetz ein nationales Skan-dälcken, das die Wähler vergessen lassen soll, welchen Schändlichkeitn die nationalen Herren zugestimmt hatten! Aber es wurde nichts mit dem schönen Plan! Kein Mensch wird ihnen glauben, daß die Aufregung über die Ablehnung des Antrages Groß echt war, da sie doch fünf Minuten später in dritter Lesung selbst Mann für Mann für das Gesetz gestimmt haben, obwohl es die deutsche Dien st spräche nicht enthält! Nein, die Komödianten haben da nicht gespielt und als Ergebnis der ganzen Komödie bleibt nur, daß man das Deutschtum der deutschen Herren einmal gründlich als eine elende verlogene Schandkomödie kennen gelernt hat! Ire Ueberbürdung der ZugrMrer der k. f. Amtsbahnen. Vor Schluß der diesjährigen Sommertagung des Reichsrates hat Abgeordneter Genosse T o m s ch i k folgende Interpellation an den Eisenbahnminister gerichtet: Interpellation der Abgeordneten T o m s ch i! und G e nu sscn an den Herrn Eisenbahnminister betreffend die Ueberbürdung der Zugsführcr der k k. Siaatsbahnen. Seit längerer Zeit erheben die Zugsführer fast sämtlicher Züge, insbesondere aber der Güterzüge, bittere Klage darüber, daß sie zur Verrichtung zahlreicher, schriftlicher Arbeiten verhalten werden, und zwar während der Fahrt, die es ihnen unmöglich machen, den Aufsichtsdienst in der borgeschriebenen und für die Sicherheit des Verkehrs unbedingt nötigen Art und Weise durchzuführen. Von den verschiedensten Dienststellen erscheinen diesbezüglich immer wieder neue Erlässe, die Neueinführungen für die Führung von Drucksorten verfügen. Die Zugsführer haben naturgemäß vor allem die Aufgabe, die Strecke und den Zug zu überwachen. Diese Tätigkeit erfordert aber Zeit und auch Ruhe und ungestörte Denkkraft. Diese Voraussetzungen fehlen aber vollständig, da mindestens 90 Prozent der Zugsführcr derart mit schriftlichen Arbeiten überlastet sind, daß sie von der Abfahrt des Zuges in der Ausgangsstation bis zur Endstation ununterbrochen schreiben müssen, sehr oft mit den schriftlichen Arbeiten überhaupt nicht fertig werden und infolgedessen zum Aufsichtsdienst keine Zeit übrig haben. Dazu kommt das nervöse Hasten als logische Folge des Bestrebens, rechtzeitig fertig zu werden und dadurch muß die Verkehrssicherheit naturgemäß schwer leiden. Nachstehend eine Schilderung über die Zustände, die diesbezüglich im k. k. Staatsbahndircktionsbczirk Villach bestehen. Der Güterzugsverkchr hat in dtzn letzten Jahren in den meisten Strecken des Dircktionsbezirkes Villach sehr stark zu« genommen. Daß die Maschinenkraft in den einzelnen Teilstrecken aus ökonomischen Gründen jederzeit voll ausgenützt werden muß. ist selbstverständlich. Die hiedurch bedingte Mehrarbeit bei der Aufnahme der Züge bis zur Maximalbclastung von zwei auf drei Lokomotiven oder bis zur zulässigen in vielen Teilstrecken wesentlich erhöhten Achscnzahl, ist nicht so Gegenstand der Beschwerden, sondern vor allem jene Mehrarbeiten, welche seit sechs Iah. rcn wie eine Schraube ohne Ende dem Zugsführer aufcrlegt wurden. Das sind Mehrarbeiten, die in gar keinem oder nur sehr geringen Zusammenhang mit der für den Zugsvcrkehr selbst wirklich nötigen schriftlichen Arbeit stehen. Diese Arbeiten sind: Wagenachskilometer (bis 1. Mai) summieren und re-kapitulieren. Summieren der Bruttotonncnkilometer im Stundenpaß. Berechnen und Uebertragen der Bruttotonncnkilometer-Anteile für die Lokomotivführer ipt Stundenpatz (verschiedene Serien bei einem Zuge). Zettelausfertigung für den Lokomotivführer mit seinem Anteil am Zuge bei iedcm Lokomotivwcchsel. Abstufung des „erforderlichen" Bremsbruttos im Stundenpaß. Abnahme des Eigengewichtes aller eigenen Wagen. Abnahme der Uebergangsstationen aller fremden Wagen. Wagenachskilometerstatistik. Bruttostatistik seit 1. Mai, abzugeben in allen Dispositionsstationen von allen Zügen, während früher nur bei durchlaufenden Zügen ein Bruttozettel verlangt wurde. Verfassung der Wagenausweise für bestimmte Anschlußzüge, zum Beispiel Kleinreifling, St. Michael, St. Veit. Diese angeführten Mehrarbeiten und noch manche an-dere lokale Einführung, welche nach den Instruktionen unbegründet sind, aber viel Zeit erfordern, werden ckllgemein verlangt, und zwar auf Grund verschiedener Erlässe. ' Vor allem anderen soll dem Zugsführer die Möglichkeit geboten sein, unter allen Umständen auf jeder Teilstrecke seine erste und dringendste Pflicht zu erfüllen und das ist die Beobachtung der Signale. Auf den vielen Bcrgstrecken im Staatsbahndirektionsbezirk Villach hat der Zugsführer weiters der Berechnung des Bremsbruttos und der entsprechenden Verteilung der Bremse im Zuge besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Neben der Führung des Stundenpasses, den der Zugsführer bei der Abfahrt oft ganz leer in die Hand bekommt, hat er noch die Begleitpapiere der Wagen zu sichten, ob sie vollzählig und ob sie mit dem Zug übereinstimmen; es sind die Abzweigstationen für den nächsten Bruttowechsel festzustellen, die Begleitpapiere für die Aus- und Zuladung vor-zubereiten und Verzeichnisse hierüber zu machen, denn es sind ja nur bei sehr wenigen Zügen Manipulationskondukteure beigegeben. Alle diese für den Verkehr selbst sehr wichtigen Arbeiten (nebst anderem Wagenvormerk, Bremserbüchl, Verschieberzettel w.) drängen sich förmlich in gewissen Teilstrecken in so kurzer Zeit zusammen, daß es auch dem versiertesten Zugs-führer beim besten Willen nicht möglich ist, die Anforderungen jederzeit zu entsprechen. Er muß notgedrungen die Beobachtung der Signale bei der Einfahrt des Zuges in die Station außer acht lassen, damit er die verlangte Arbeit im Stundenpaß, Wagenausweis und Bruttozettel re- in der nächsten Station fcrtiggestellt abgeben kann. Gelingt ihm dies nicht, so läuft er Gefahr, daß er als widerspenstig oder als unfähig gilt. Wird aber anderseits einem Zugsführer bei einem Er- , eignis auf der Strecke nachgewiesen, daß er die Signale nicht beobachtet, also nicht die volle Aufmerksamkeit auf die Sicherheit des Zuges gerichtet hat, so hat er entweder eine empfindliche Geldstrafe oder eine Disziplinarbehandlung zu gewärtigen. Leider lehrt die Erfahrung, daß vor der Disziplinarkom-mission der Hinweis auf die verlangte schriftliche Arbeit nicht als Entlastungsgrund oder als stichhältiger Milderungsgrund zur Geltung kommt, derjenige, den man gezwungen hat, schul-big zu werden, wird unnachsichtlich gestraft. Einsichtige Verkehrsorgane haben wiederholt anerkannt, daß der Zugsführer bei den vielen schriftlichen Arbeiten nicht imstande ist, seinen instruktionsgemäßen Verpflichtungen voll nachzukommen. Und doch wird er gezwungen, immer und immer wieder die wichtigsten Bestimmungen der Instruktion außer acht zu lassen. Es ist klar, daß die Verrichtung der schriftlichen Är7 beit im rollenden Zug, bei Talfahrten, im starken Gefälle und bei gebremsten Dienstwagen eine ganz andere, viel schwerere und zeitraubendere ist, besonders nachts bei schlechter Be-leuchtung, wie in einem Bureau. Das Sehvermögen des Zugs-führers wird ohnehin durch das schlechte Licht des Nachts, durch den Wind. Staub, Ruß von der Maschine in wenigen Jahren sehr geschwächt. Dazu hat er auch den Dienstwagen zu bremsen, weil meist auch dieses Gewicht in das erforderliche Bremsbrutto einbezogen wird. Die geschilderte Ueberbürdung der ZugSführer fordert auch Opfer. So sind innerhalb einer sehr kurzen Zeit fünf Zugsführer strafweise vom Dienst abgezogen worden. Ein Fall, der sich zuletzt ereignete, sei hier angeführt: Der Oberkonduktcur Grasberger überfuhr mit seinem Zug ein Raumabschlußsignal in Außerfeldcn bei Bischofshofen. Das auf ..Halt!" gestellte Signal wurde während der Vorbeifahrt des Zuges auf „Frei!" gestellt, infolgedessen ein Anhalten des Zuges unterblieb. Grasbcrger wurde deshalb vom Zugsführerdicnst abgezogen und als Manipulant eingeteilt. Ein großer Teil der eingangs aufgezählten schriftlichen Arbeiten ließe sich ganz gewiß in einem Bureau viel rascher, sicherer, mit weniger Störung als im Zug und sicher auch ohne besondere Mehrkosten durchführen. Die Gefertigten fragen daher den Herrn Eisenbahn. minister: ■ Ist der Herr Eisenbahnminister bereit, diese Beschwer-den zu prüfen, und zu verfügen, daß die ZugSführer von der Ueberbürdung mit schriftlichen Arbeiten befreit werden, damit sie im Interesse der Verkehrssicherheit ihren instruktions-mäßigen Ueberwachungödienst beim Zug anstandslos durchführen können? Wien, am 6. Juni 1912. Aus dem Eisenbahnerleben. Beschwerden des Alltags. In letzter Zeit ist uns eine Anzahl von Beschwerden gegen Beamte. Bahnärzte und sonstige Vorgesetzte zugckommen, die lebhaft an jene „gute alte Zeit erinnern, wo der durch Schikanen und Sorgen niedergedrückte Vorgesetzte seine Wut und Verzweiflung an dem unterstellten Personal austoben lassen konnte. Gottlob! Diese „gute alte Zeit" liegt bereits hinter uns und was sich so mancher Vorgesetzter vor 20 Jahren gegen seine Kollegen und Untergebenen noch ungestraft erlauben konnte, dürfte sich wohl heute nur in Ausnahmsfällen wieder ergeben. Sowohl das dienstliche, sowie bas rein menschliche Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Untergebenen hat sich im Laufe der Jahre gebessert. Was früher für unmöglich gehalten wurde, ist der Organisation der Eisenbahner gelungen. Den grüßten und unbestrittensten Anteil an dieser zwanzigjährigen Erziehungsmethode gebührt wohl in erster Linie unserem Zentralorgan „Der Eisenbahner". Um wie viel sich so manches geändert und gebessert hat, das wissen unsere älteren Kollegen und Genossen zu schätzen. Mit diesem Gestand, nie soll jedoch keineswegs behauptet werden, daß im Betrieb der österreichischen Eisenbahnen keinerlei Unannehmlichkeiten zwischen Vorgesetzten und Untergebenen oder unter dem Personal mehr Vorkommen. So sang- und klanglos wickelt sich der Nr. 20 Wien, Atitlwoch' Dienst in den entfernt gelegenen Haltestellen und Stationen nicht ab. Der Eisenbahnbetrieb mit allem was drum nnd dran hängt fordert von jedem einzelnen die größte Strenge und Aufmerksamkeit gegen sich selbst und seine Mitbediensteten. Eine Unmasse von Erlässen, Instruktionen, Vorschriften, Dienst-befehlen und dergleichen sind zu studieren und sollen strikt nach dem Wortlaut durchgeführt werden. Und gerade diese Unmasse von dienstlichen Vorschriften, die das ganze Getriebe des Eisenbahnwesens in Oesterreich genau regulieren sollten, von deren Bestimmungen nicht abgewichen werden soll, nicht abgewichen werden kann, beinhalten jenen Zündstoff, der so oft und leicht zu Differenzen und Schikanen führen mutz. Gesellen sich noch gegenseitige nationale oder politische Gegnerschaft, Antipathie, persönlicher Neid oder Stolz hinzu, dann wird das im Eisenbahndienst so notwendige dienstliche Zusammenwirken und Jneinandergreifen gestört und nicht nur der persönliche Friede des einzelnen, sondern das ganze Getriebe des kolossalen, weitverzweigten Mechanismus ist gefährdet. Der blinde Haß des einen, die beständige Furcht oder die ohnmächtige Wut des anderen kann so weit führen, daß die so notwendige Umsicht und Geistesgegenwart sowie der Pflichteifer des einzelnen, ja sogar ganzer Partien und Gruppen bewutzt oder auch unbewußt ausgeschaltet wird. Die Folge davon ist, daß dann in dieser oder jener Station der große, einheitliche Apparat nicht mehr nach den streng einzuhaltenden vorschriftsmäßigen Regeln funktioniert, weil eben das dienstliche Interesse durch persönliche Leidenschaften beeinflußt wird. Daß man schon seit dem Bestehen der ersten Eisenbahn in Oesterreich mit diesem gemeingefährlichen Umstand gerechnet hat und heute immer noch damit rechnen mutz, beweisen die diesbezüglichen Bestimmungen der bestehenden Dienstordnungen. So wenig sich die mannigfachen Dienstleistungen in außergewöhnlichen Vorkommnissen genau nach dem Wortlaut der Instruktionen durchführen lassen, ebensowenig kann das persönliche Verhalten der Vorgesetzten zu den Untergebenen und der.Bediensteten zueinander und untereinander nach Paragraphen geregelt werden. Trotz Paragraphen und.Strafen muß in gegebenen Fällen stets die Individualität jedes einzelnen berücksichtigt werden. Der österreichische Eisenbahner ist gewiß keine zimperlich verwöhnte Natur, dem in Sturm und Wetter abgehärteten und im fortwährenden Kampf stehenden Manne muß schon verdammt stark zugesetzt werden, bevor er sich behufs Abwehr an seine Organisation wendet. Daß sich der Unterdrückte oder der Geschädigte an seine Organisation wendet, ist sein. gutes Siecht, und die Organisation hat die Pflicht, dem Manne zu helfen. Mitunter schrecklich sind die Leidensgeschichten, welche die armen, gequälten Opfer zum Ausdruck . bringen. Sind doch von den 4000 Zuschriften, die alljährlich bei der Redaktion des ..Eisenbahner" cinlausen, gut ein Fünftel davon „Beschwerden über Vorgefetzt e". Insbesondere in rer letzten Zeit mehren sich die Zuschriften, wo über das brutale Eoigcßcn deutschnational sich nennender Beamten und Vor-gegen Untergebene bitter geklagt wird. Es hat fast >cn Anschein, als ob in einzelnen Stationen die dort befindlichen deutschnaikmal sich nennenden Beamten ihren Groll über tiiii schändliche Verhalten des Deutschen Nationalverbandes im Parlament an den Bediensteten auslafsen wollten. Die Mitglieder unserer Organisation sind doch nicht schuld, daß die Mameluken des deutschen Nationalverbandes gegen den 17 Millionen-Antrag des Genossen Tomschik gestimmt haben. Hier einige solcher Beschwerden: St. Seit a. d Glan. Die Bediensteten der Station St. Veit a. d. Glan beschweren sich über den deutschnationalen Beamten Kostka, der sich geäußert hat, „daß er die rote Brut vernichten wird". Ebenso gehässig gegen die Untergebenen sind Platzmeister Zankl, Magazinsmeister Dorn, ein gewisser P i r k l und Assistent F i s ch i l. Wolfsberg. Die Zugsbegleiter in Wolfsberg beschweren sich über den Stationsleiter in Ettendorf wegen grober Beschimpfung des Zugpersonals. Meidling. Zngsbegleiter, welche gezwungen sind, ärztliche Hilfe bei Dr. S u s a n i in Gloggnitz zu suchen, werden inhuman behandelt. Schwarzenau. Beschwerden gegen Kanzlisten Flicker in Schwarzenau, der von den Bediensteten Geschenke annimmt. Flicker soll sehr viel „Dreck am Stecken" haben. Angern in Nicdcröstrrreich. Beschwerden gegen den Wächter Bari sch, ehemaliger Totengräber, jetzt Denunziant. Neusattel (58. E.-B.) Beschwerden gegen Blocksignaldiener F. Maurer wegen unkollegialen Vorgehens u. s. w. Die Liste könnte bedeutend verlängert werden, doch wollen wir von einer weiteren Veröffentlichung für diesmal Abstand nehmen und erwarten, daß sich die Gekennzeichneten bessern werden. _ ReiÄrkonferen, der Arbeiter der i. k. öftere. Staatsbahnen. Das nichtdefinitive Personal der Staatsbahnen ist gezwungen, einen Abwehrkampf zu führen. Man nimmt die Durchführung der den Arbeitern der Staats-bahnen zu Ende des vorigen Jahres zugestandenen Lohnregulierung zum Anlaß, Verschlechterungen an der bestandenen Lohnautomakik einzelner Direktionsbezirke durchzuführen. Die Arbeitsordnung, die den Arbeitern der Staatsbahnen aufgezwungen werden soll, , ohne daß man die Einwendungen des Zentral-arbeiterausschusses berücksichtigt hätte, enthält eine Reihe Bestimmungen, die Verschlechterungen des Arbeitsverhältnisses für die Arbeiter herbei-führen werden. Von der Lohnregulierung ist der größte Teil der Arbeiter der verstaatlichten Bahnen ausgeschlossen und man ist berechtigt, zu zweifeln, ob der für die Lohnregulierung zugestandene Betrag von 6-6 Millionen Kronen bestimmungsgemäße Verwendung gefunden hat. Der weiter zur Verbesserung des Arbeitsverhältnisses durch die Arbeitsordnung und Einführung der Lohnordnung zugesicherte Betrag von 3-4 Millionen Kronen wird.keineswegs zum tatsächlichen Verbrauch gelangen, da die Einführung dieser Arbeitsordnung und Lohnordnung höhere Ersparnisse abwerfen wird, als sie Neuaufwendungen notwendig niacht. Die Staatsbahnverwaltung nimmt außerdem die Lohnregulierung zum Anlaß, die weitestgehenden Ersparungsmaßnahmen in der Personalwirtschaft anzuordnen. So sind die Ar- beiter der Staatsbahnen gezwungen, sich gegen eine Verschlechterung ihres Arbeitsverhältnisses zu wehren, und sie müssen darauf bestehen, daß die ihnen zugesicherten Beträge tatsächlich zu Verbesserungen des Einkommens für das nicht definitive Personal verwendet werden. Das Eisenbahnministerium hat selbst anerkannt, daß die Arbeiter bei den letzten Regulierungen schlechter abschnitten als die anderen Bedienstetenkategorien und daß für sie eilte Teuerungsaktion notwendig fei. Um dem allgemeinen Wunsch nach einer gemeinsamen Beratung zuni Zweck einer gemeinsamen Abwehr Rechnung zu tragen, berief die Zentrale der sozialdemokratischen Eisenbahnerorganisation für Samstag den 29. und Sonntag den 30. Juni I. I. eine Reichskonferenz der Arbeiter der österreichischen Staatsbahnen in die Rosensale in Wien ein. Es kamen Delegierte der Arbeiter aller Dienstzweige aus, allen Teilen des Reiches. Die Arbeiter hatten 270 Delegierte entsendet. An den Beratungen der Konferenz nahmen ferner teil: 14 Zentralarbeiteraus-fchußmitglieder, 7 Mitglieder der Leitung der Organisation, Vertreter der Sekretariate Prag, Triest, Lemberg, Brünn und Bodenbach, ein Vertreter des Bahnmeister-Vereines, die Reichsratsabgeordneten Ellenborgen und Tomschik und mehrere Gäste. Die Verhandlungen leitete am ersten Verhandlungstag der Obmann der Organisation Genosse Schwab, am zweiten Verhandlungstag die Genossen Bukofsky und Beck. Die Tagesordnung lautete: 1. Die Durchführung der Lohnerhöhung und der Lohnautomatik. 2. Die Einführung der Arbeitsordnungen. 3. Eventuelles. Vor Eingehen in die Tagesordnung ergriff ReichZrats-abgeordneter Dr. E l l e n b o g e n das Wort, um auszuführen: Sie haben den Verband der deutschen sozialdemokratischen Abgeordneten zu ihrer Konferenz geladen und ich bin in dessen, Auftrag hier erschienen. Es sei für uns von großer Wichtigkeit, die Forderungen, die sie aufstellen, und den Geist, der ihre Verhandlungen leitet, zu kennen. Wie wir den Bestrebungen aller Arbeiter unser Augenmerk widmen, widmen wir auch den Bestrebungen der Arbeiter der Staatsbetriebe, und dabei den Eisenbahnern, unser Augenmerk, und dies um so mehr, als auf die Existenz,Verhältnisse dieser Arbeiter das Parlament unmittelbaren Einfluß nehmen kann. Unseren Vorstößen ist es gelungen, die Fragen, die die Bediensteten der Staatsbetriebe interessieren, immer auf der Tagesordnung zu erhalten, und es ist uns auch das Wunder gelungen, daß nun auch die bürgerlichen Abgeordneten zu dieser Frage Stellung nehmen. Dies geschieht zwar nicht immer mit der notwendigen Ehrlichkeit, wie ja auch die Annahme des Resolutionsantrages betreffend der Forderung der Eisenbahner die nötige Ehrlichkeit vermissen läßt. Daß der Eifenbahnminister das nicht erfüllt, was in dem Resolutionsantrag gefordert wird, ist einer der Gründe, warum Sie sich heute versammeln. Die bürgerlichen Parteien wären am liebsten über diese Sache zur Tagesordnung übergegangen. Es gibt aber leider auf der Welt Sozialdemokraten, eine, unangenehme Gesellschaft, die ein gutes Gedächtnis hat. Die Regierung ist Ihnen diese 17 Millionen Kronen schuldig, und wahrscheinlich nt eh n a l 8 diese. (Beifall. Rufe: Sehr richtig!) Wir haben eine große Verwirrung in die Reiben der bürgerlichen Abgeordneten gebracht und werden diese auch weiter nicht schonen. Wenn sie wie die stummen Kunde für die Militärforderungen stimmten, ist es billig, daß sie auch für Me Eisenbahnerforderungen stimmen. Wir werden dringend d:e Einstellung dieser 17. Millionen Kronen fordern, bei der Abstimmung namentliche Abstimmung verlangen und werden so zu Nutz und Frommen der Eisenbahner die Haltung der einzelnen bürgerlichen Abgeordneten zu dieser Frage fest stellen. Verfolgen Sie mit Aufmerksamkeit die kommenden Ereignisse! Es wäre lächerlich, wenn ich Sie erst versichern müßte, daß wir Sie im Parlament nach Kräften unterstützen werden. (Lebhafter Beifall.) Das Referat zu den beiden Punkten der Tagesordnung erstattete Genosse S o in i t s ch. Dieser erklärte zum ersten Punkt der Tagesordnung, daß es sich nicht darum handle, neue Forderungen aufzustellen, sondern darum, daß verhindert werde, daß mit der gegenwärtigen Aktion Sisyphusarbeit geleistet werde, daß sich nach derselben Null von Null aufhebe. Im Laufe der Aktion wurde wiederholt erklärt, daß ein namhafter Betrag für die Zugeständnissen nach, von den be-niiisse, und, den erhaltenen Zugeständnissen nach, von den bewilligten 21 Millionen Kronen io für die Arbeiter zu verwenden, ist dies tatsächlich eingetreten. Bei der Durchführung des Zugeständnisses ist man aber nicht so vorgegangen als man erhoffte nnd als inan nach der Rede des Eisenbahn-rninisters erwarten konnte. Für die Arbeiter der verstaatlichten Bahnen ist so gut wie nichts geschehen. Aus der St. E. G. ist ein Betrag von 60.000 Kr. zur Verfügung gestanden, und gerade auf dieser Bahn sind in einzelnen Stationen derartige Lohnzustände, die nicht aufrechtzuhalten sind. Die Vorstände wissen dies und man kann sich nicht erklären, warum es die Staatsbahnverwaltung nicht b e» greift, daß derartige Zustände zu einer Katastrophe führen müssen. In Brünn verdient ein Kupferschmied in einem Privatbetrieb 6 bis 7 Kr. Lohn. Im Heizhaus kann ihm der Heizhansleiter nur 4 Kr. zahlen. Es kommt der Kommissär, der ihm Kr. 4-40 bewilligt, um die aber ein Kupferschmied auch noch nicht arbeiten kann, so daß er gezwungen ist, den Bahndienst zu verlosten.. Es wissen auch die Bahnmeister ein Lied von der Schwierigkeit der Arbeiterbeschaffung zu singen. Man zahlt früher fremden Arbeitern mehr und räumt diesen verschiedene Begünstigungen ein, ehe man für die eigenen Arbeiter die Lohne erhöht. Man treibt mit dieser Lohnpolitik die Arbeiter aus dem Lande und zwingt an ihrer Heimat hängende Arbeiter Tirols beim Bau orientalischer Bahnen Arbeit zu suchen. Die Staatsbahnverwaltung erklärt, man habe den Arbeitern der verstaatlichten Bahnen erst im Vorjahre eine Lohnerhöhung gewährt, und die Lohnerhöhung bei den alten Staatsbahnen hätte soviel Geld beansprucht, daß keine Mitteln übrig geblieben seien. Es ist richtig, daß eine Lohnerhöhung auf den verstaatlichten Bahnen eingetreten ist, aber diese war die Staatsbahnverwallung feit dem Jahre 1908 schuldig gewesen. Wenn die Arbeiter ganz genau auf ihrem Recht bestanden wären, hätte diese Lohnregulierung mit Rückwirkung auf den 1. Jänner 1909 erfolgen müssen. Bei dieser Lohnregulierung sagte man in einzelnen Direktions-bezirken gleichzeitig, daß mit Rücksicht auf diese Lohnerhöhung die Lohnvorrückung gekürzt wird. Wir werden künftig nur Lohnvorrückungen von drei zu drei Jahren um 10 H. und für Profefsionisten um 20 H. haben. Das ist eine Verschlechterung der gegenwärtig im Villacher, Triester und Innsbrucker Direktionsbezirk gültigen Lohnvorrückungen. Nach einer Zusammenstellung, die ich aufgestellt habe, erleiden in 15 Jahren die gewöhnlichen Hilfsarbeiter im Villacher Bezirk einen Lohnausfall von 1290 Kr., die qualifizierten Hilfsarbeiter einen solchen von 2040 Kr., die Hilfsarbeiter im Triester Bezirk einen Ausfall von 900 Kr. und rin Innsbrucker Bezirk einen solchen von 570 Kr. Es ist selbstverständlich, daß wir Eisenbahner auf die geforderten 17 Mit* 10. Juli 1912 6eW9’ —. -> lionen Kronen nicht verzichten können. Zu? sammengekommen sind wir aber hauptsächlich darum, um zu verhindern, daß man uns nicht das, was wir schon erreicht haben oder was man uns zugestanden hat, mit einem Feder, strich null und nichtig macht. Wir müssen fordern, daß man uns reinen Wein einschenkt und daß mit dem System, auf der einen Seite zu geben und auf der anderen Seite zu -nehmen gebrochen werde. Es wird nicht nur die Lohnvorrückung verschlechtert, sondern auch andere Einrichtungen zum Schlechteren getroffen. Man verwandelt den höberen Lohn der qualifizierten Arbeiter in Lohnzulagen, die sich künftig nach Angebot und Nachfrage richten sollen. Da es sich hiebei nur um Beschäftigungen handelt, die nur im Bahndienst erlernt werden können, wird künftig bei der Besetzung von besseren Posten nicht das Dienstalter und die bessere Eignung, sondern der Umstand maßgebend sein, eine wie hohe Zulage die einzelnen Bewerber beanspruchen. Derartige Zustände sind einer Staatsbahnverwaltung unwürdig. Man trägt sich auch mit dem Gedanken, den Mord wieder einzuführen. Er haben diesbezüglich Sitzungen der Magazinsvorstände, Werkstättenleiter und Bahnerhaltungsvorstände stattgefunden, und es ist bezeichnend, daß die ganze Behandlung der Arbeiterfragen seitens, der Staatsbahnverwaltung von keinem anderen Gesichtspunkt geleitet wird, als von dem, wie man die Arbeiter verkürzen könne. Der gegenwärtige Modus der Stabilisierung ist keine Verbesserung. Die stabilisierten Arbeiter, deren Lohn nahe an der höheren Lohnstufe gestanden ist, erhalten erst in sechs Jahren eine Gehalts-vorrückung, da ihnen bei der Vorrückung nach drei Jahren die Zulage eingestellt wird. Die Stabilisierungsverhältniffe haben sich verschlechtert. Die Lohnregulierung wird außerdem zum Anlaß genommen, die an die Arbeiter gestellten Anforderungen zu erhöhen. Hiesür ist folgender Erlaß der Nordbahndirektion bezeichnend, der vor einigen Tagen an die einzelnen Dienststellen ergangen ist: K. k. Nordbahndirektion. Mt Nr. 58.244 ex 1912. Wien, am 21. Juni 1012. Erlaß. An die k. k. BetriebSinspektorate, dann an sämtliche k. k. Bahnbetriebs- und Bahnstationsämter! Es wird zur Kenntnis gebracht, daß nachfolgende Kredite einen besonders ungünstigen Stand aufweisen, und zwar die Kredite für: Kap. XI1/2 und Xlll/2, Tag- gelder und Löhne für ständige Arbeiter und zeitweilig aufgenommene Hi lfs-ll r b e i t er. Hiezu gelten die bezüglichen Bestimmungen des Erlasses vom 22. Oktober 1909, d. Z. 145.966. Ferner wird bemerkt, daß, nachdem die materielle Besserstellung aller Arbeiterkategorien durch die Regulierung der Löhne in ausgiebiger Weife erfolgte, auch eine erhöhte dienstliche Betätigung vom Personal gefordert werden kann. Bei Berücksichtigung dieses Moments sind die k. k. Stornier in der Lage, Ersparnis-maßnahmen, insbesondere durch. Einschränkung in der Ausnahme von temporären Hilfsarbeitern durchzuführen. E S ist auf die wirtschaftliche Ausnützung des Arbeiter Personals das Hauptaugenmerk zu richten (zum Beispiel sind Entlehnungen von Arbeitskräften von der Bahnerhaltungssektion für Umladen von Heihlausern und Abladen und Verführen von Pauschal* kohle je. unbedingt zu vermeiden. Siehe Erlaß ad Nr. 28.704 ex 1912) und sind namentlich die Tonnenleistungen der einzelnen Arbeiter in den Gütermagazinen auf einen höheren Durchschnitt zu bringen. Zu diesem Zwecke sind die in den Magazinen im fixen Lohnsystem bewegten Gütertonnen im Leistungsausweis in Evidenz zu führen und die Durchschnittsleistungen per Arbeiter und Tag in Vormerk zu nehmen. Im allgemeinen kann, wie die Verhältnisse bei der k. k. Nordbahn liegen, von einem Güter» magazinsarbciter eine tägliche durchschnittliche Minimal» leistung von 7 bis 8 Tonnen gefordert werden. , In Magazinen, wo diese Leistung nicht erreicht wird, sind entweder zuviel Arbeiter beschäftigt oder ganz besondere Ursachen vorbanden, welche zu erheben und stichhältig zu erläutern sind. Selbstverständlich ist, wo derlei Ausiiabnisursachen nicht ins Treffen geführt werden können, der Arbeiter st and sofort derart zu reduzieren, daß eine durchschnittliche Minimalleistung von 7 bis 8 Tonnen per Mann und Tag resultiert. (Folgen weitere Kapitel, für die Ersparungsrnaß-nahmen angeordnet werden.) Der Zweck vorliegenden Erlasses ist, die Herren k. k. Amtsvorstande für eine wirtschaftliche Gebarung zu verpflichten und von ihnen die tätigste Mithilfe zur energischen Durchführung der Ersparnismaßnahmen zu verlangen. Die BetriebSinspektorate. beziehungsweise die Ver-kehrskontrollore wird daher beauftragt, über die k. r. Stentet zu wachen und lässige Organe, welche sIch zu diesen Anordnungen gleichgültig verhak ten, anher zur Anzeige zu bringen. Von der k. k. Nordbahndirektion. Es ist nun unsere Pflicht, Stellung dagegen zu nehmen, daß Verschlechterungen eintreten. Wir müssen überall fest-stellen, inwieweit Verbesserungen und inwieweit Schäden eingetreten sind. Wenn wir derartige Schädigungen dulden würden, würde sich dies in der Zukunft schwer rächen. Wir dürfen das. waS wir durch jahrelange schwere Organisationsarbeit errungen haben, nicht preisgeben. (Anhaltender Beifall.) An der Debatte beteiligten sich nun eine große Anzahl der Delegierten, deren Ausführungen wiederzugeben der Raum unseres Blattes nicht gestattet. Wir greifen daher nur einzelnes heraus. Genosse Kopaö besprach die Lohnregulierung im Triester Direktionsbezirk, mit welcher wesentliche Verschlechte» rungen eingetreten sind. Die qualifizierten Arbeiter ^attcji früher zweijährige Vorrückungen zu 20 H., sie haben jetzt dreijährige Vorrückungen zu 20 H. Die nichtqualifizierten arbeitet hatten dreijährige Vorrückungen zu 20 H., sie haben nun solche zu 10 H. Die Lohnerhöhung wurde nur teilweise durchgeführt. Im Triester Heizhaus erhielten von 39 Profefsionisten nur neun 20 H.. die anderen nichts. Die höchste Aufbesserung war 20 H. und das nannte die Staatsbahndirekt ion gleichzeitig einen Härtenausgleich. Nicht nur, daß man den Arbeitern nichts gegeben hat, man hat ihnen Grenzen dafür gesetzt, wann sie die nächste Vorrückung er» halten können. Es gibt so zum Beispiel Arbeiter m Dalmatien, die er st im Jahre 1934 zur Vorrückung kommen. Ein Arbeiter ist 42 Jahre alt. Als ich diesbezüglich bei der Staatsbahndirektion Triest intervenierte, tat man ganz erstaunt, daß wir diese Lohnregulierung nicht als Muster mischen. Es sind aber die Arbeiter selbst viel schuld an diesen Zuständen, weil sie sich um ihre Interessen nicht kümmern. Genosse Livora führte aus: Als im Jahre 1911 die Bewegung im Zuge war, hat jeder Arbeiter auf etwas gehofft. Diese Hoffnungen wurden enttäuscht und eine Reihe von Arbeitern hat nichts erhalten, insbesondere bei den verstaatlichen Bahnen. DaS Eisenbahnministerium hat zugestanden. mSFß* ' „FMen, Mittwoch" , „ , 10. Juli 1912 • Nr. 20 ,-. ..VA ... ------------------------------------------------------------------------ >--......- ' '■ .........../------------------ Laß eine Lohnerhöhung durchgeführt wird und wir müssen danach trachten, daß die Lohnregulierung allgemeine Anwendung findet, daß die Lohnvorrückungen, wie dies bei einzelnen Staatsbahndirektionen bereits der Fall war, allgemein zweijährige werden, daß die Zulagen in definitiven Lohn umgewandelt werden und das; betreffs der Arbeitszeit der Heizhausarbeiter eine vollkommene -Gleichheit mit der Arbeitszeit der Werkstättenarbeiter eintritt. Genosse Brodecky gab in längeren Ausführungen der Meinung Ausdruck, daß man die durch die Unifizierung eintretenden Zustände als Grundlage ansehen solle und daß man die über diese herausgegangenen besseren Bestimmungen zu erhalten trachten und sie auch für die übrigen Staatsbahndirektionsbezirke anstreben müsse. Am zweiten Verhandlungstag hielt zunächst Genosse. S o m i t s ch das Schlußwort zum ersten Punkt der Tagesordnung. Dann ergriff, von der Versammlung _ lebhaft begrüßt, Reichsratsabgeordneter Genosse T o m s ch i k das Wort; er verwies auf die Notwendigkeit der Einsendung genauerer Daten über die eintretenden Verschlechterungen. Wen» wir, erklärte er, ernste Vorstellungen beim Eisenbahn-ministerium machen wollen, dars uns nicht geantwortet werden: Ihre Informationen sind unrichtig, die Anordnungen des Eisenbahn mini st eriums sind zur Gänze durchgeführt, Beschwerden der Arbeiter liegen nicht vor. Wenn Sie also eine ernste Aktion wünschen, müssen Sie genaue Daten liefern. Dies soll feine Verschleppung der Aktion sein. Wir müssen für unsere Behauptungen genaue Beweise liefern und konkrete Fälle an führen. Wenn ich Ihnen über den Verlauf der parlamentarischen Aktion berichte, habe ich zu erwähnen, daß für den Fall, als cs den bürgerlichen Parteien nicht recht geheuer wäre, gegen meinen Antrag zu stimmen, die Gefahr besteht, daß Dieser Antrag auf 17 Millionen Kronen bom Herrenhaus ab-zelehnt wird. Es ist möglich, daß die Regierung die bürgerlichen Parteien, bei den Christlichsozialen bestand Freitag die Geneigtheit, f ü r den Antrag zu stimmen (Rufe aus der Versammlung: Das glauben wir noch nicht!), -mit der Drohung eines Ex Lex-ZustandeS, bewegt gegen den Antrag einzutreten. Sei es wie immer, wir werden unsere Pflicht tun und den bürgerlichen Parteien soll es nicht leicht werden, sich zwischen den: Klippen hindurchzuwinden. Wir haben unseren Antrag cingebracht. Die anderen Parteien haben wohl früher in dieser Sache interpelliert, jetzt, wo es ernst wird, rührt sich, aber niemand. Was aber neben der parlamentarischen Aktion notwendig ist, ist' eine Abwehraktion des Personals selbst. Die Eisenbahner streben immer neue Dinge an und übersehen, wie ihnen bestandene Rechte weggenommen werden. Die Organisation und die Solidarität des Personals läßt viel zu wünschen übrig. Organisierte Arbeiter wird der Werkstättenchef entweder achten oder fürchten oder beides. Und dies gilt überall. Io kommt es aber vor, daß Leute bei kommissionellen Erhebungen nicht standhalten und ihre Angaben abschwächen oder ablengnen. Wenn jetzt alle Arbeiter ihre Pflicht tun, steht unsere Sache n i ch t s ch l e ch t und unsere Aktion wird vom Erfolg begleitet s e i n. iLanganhaltender Beifall.) Wir unterlassen es, das Referat wiederzugeben, das Genosse Somit! ch zum zweiten Punkt der Tagesordnung hielt, der die einzelnen in der Arbeitsordnung enthaltenen Schädigungen besprach, da wir die Arbeitsordnungen im „Eisenbahner" ausführlich besprechen. Nach Genossen Somit j ch sprachen zu diesem Punkt als Generalredner für die Arbeiter der Bahnerhaltung Genosse S ch meide r, für die Arbeiter des Magazins-uud Stationsdienstes Genosse B I a t n i k und für die Arbeiter der Werkstätten Geuosse P r i e ß n e r. Schließlich wurde mit allen gegen eine Stimme nachstehende Resolution angenommen: , Resolution. • Die am 29. und 30. Juni 101-2 abgehaltene Reichs-tviv-'imz der Arbeiter der k. k. österreichischen Staatsbahnen konstatiert, daß die Bei den k. k. Staatsbahnen und den ver-sÄatstchen Bahnen durchgeführte Lohnregulierung den vom Herrn Eisenbahnminister im Parlament abgegebenen Versicherungen absolut nicht entspricht. Die' Lohnregulierung führte speziell bei den verstaatlichten Bahnen nicht zu einer allgemeinen Lohnaufbesserung, nachdem die Mehrzahl der Arbeiter vollständig leer ausge-gangen ist. Auch ein Ausgleich auf Grund der Ärbeitsjahre analog de» alten Linien der i k. Staatsbahnen ist mit dieser Regulierung nicht erreicht worden. Eine Teuerungsaktion kann in dieser Lohnregulierung nicht erblickt werden, weil durch die in Aussicht stehende Lohnordnung bedeutende Verschlechterungen des Lohnverhältnisses, insbesondere der bestehenden besseren Lohnvorrückungen geplant und zum Teil ichon durchgeführt find, und nachdem, wie schon oben erwähnt, die Mehrzahl der Arbeiter bei den verstaatlichten Bahne» leine Lohnaufbesserung erfahren hat. Die. Arbeiterschaft der k. k. Staatsbahnen muh darauf bestehen/ daß. thr die zum Zweck der Verbesserung ihrer Lage bestimmte 'Summe vollauf, dauernd und auch nach« w e i's l i ch zukommt. Die herausgegebenen Arbeitsordnungen entsprechen keinesfalls den von den Vertretern der Arbeiterschaft im ArbLiter-Zentralausschuh gefaßten Beschlüssen und stehen im Widerspruch zu den vom k. f. Eisenbahnministerium seinerzeit abgegebenen Erklärungen. Die einzelnen Bestimmungen dieser Arbeitsordnung bedeuten sogar eine wesentliche Verschlechterung der bishr ri gon bestandenen Normen und Gepflo-g c n h eite n. Die Konferenz verlangt deshalb die neuerliche Aufnahm.e von Verhandlungen mit dem Arbeiter-Zentralausfchutz auf Grundlage der im Dezember 1611 abgegebenen Gutachten zum Zweck der erforderlichen Verbesserungen der einzelnen Bestimmungen der Arbeitsordnungen. Die AuSfolgung der Arbeitsordnungen ist bis zum Abschluß der Verhandlungen und Durchführung der Aenderungen zu verschieben. ' Die Konferenz stellt sich jedenfalls entschieden d a-(1 e g c tt, daß bereits bestehende bessere Arbeitsverhältnisse durch die, Herausgabe der neuen Arbeitsordnungen verschlechtert werden. Zur Ermöglichung der Beweisführung durch den Arbeiter»Zeutralausschuß über die tatsächlichen drohenden Verschlechterungen der .Arbeitsverhältnisse als Folge der Arbeitsordnungen werden die Vertrauensmänner aufgefordert, d a s d u x ch V er g l e i ch s anst e ll u ng e n gewonnene B e w e j s m a t e r i a I ungesäumt au die Zentrale der Organisation einzusenden, welche die erforderlichen weiteren Schritte im Einvernehmen mit dem Arbeiter-Zentralausschuh und dem Aktionskomitee einzuleiten hat. Die Konferenz richtet unter einem an alle Vertrauens-mmmer der Reichsorgauisaticm die dringende Aufforderung, sofort Mit Mer Kraft den Ausbau der einheitlichen Organisation unter der Arbeiterschaft in Angriff zu nehmen, weil e in A b w ehrkamPf, beziehungsweise die Durchsetzung obiger Forderungen von der Kraft der Organ i satio n abhängig ,i ft.; M Mit einem anfenernden Schlußwort schloß sodann der Vorsitzende Genosse Beck diese wichtige Konferenz. Die Organisation der Arbeiter der k. k. Staats-bahnen ist in der nächsten Zeit vor wichtige Aufgaben gestellt. Sie hat nicht nur nach Durchsetzung der schon einmal vom Parlament angenommenen 17 Millionen Kronen zu wirken, sondern auch Schädigungen hintanzuhalten und über die Durchführung der gemachten Zugeständnisse zu Wachen. Das stellt au ihre Kraft mehr den» je hohe Anforderungen und cs ist E h r e n s a ch e jedes Arbeiters, in der zentralen, eilt-Zeitlichen Organisation an der gemein-samen Sache mitzu wirken. Es ist F e i g-h e i t, a b s e i t s z u st e h e n u n d N ir k l u g h e i t, d i e Kräfte i n Uneinigkeit zn zersplittern. Inland. Rcgicrungsdank für die Deutschnationalen. Zu der von uns unter diesem Titel bereits ausführlich gewürdigten ganz eigenartigen Beförderung des Abgeordneter Heine schreibt die „Arbeiter-Zeitung": Wie schon erzählt, ist der deutschradikale Abgeordnete Heine plötzlich zum Baurat befördert worden. Ob die Beförderung „normalmäßig" vor sich ging oder nicht, in. jedem Falle ist das Avancement Don Abgeordneten, die Beamte sind — nicht von Beamten, die Abgeordnete sind — eitte Ungehörigkeik, und da sich die Fälle (man denke nur an die Herren Kroy und Marckhl) unausgesetzt mehren, wäre es wohl nützlich, eine gesetzliche Bestimmung dagegen zu schaffen: daß, wie im Deutschen Reiche, jede Ernennung von Abgeordneten zu Beamten und jedes Avancement von Beamten während ihrer Abgeordnetenzeit zur Neuwahl führe. Nun beruft sich Herr Heine in Berichtigungen darauf, daß seine „sämtlichen Vordermänner", der Tscheche Kober, der Ruthene Bazant und der Tscheche Schramek, gleichzeitig mit ihm befördert worden sind; wir halten es aber gar nicht für unmöglich, daß das Avancement der Vordermänner nur zu dem Zwecke geschah, um Herrn Heine Platz zu machen. So was ist nämlich auch schon erlebt worden. Daß Herr Heine, der vou dem gegenwärtigen Eisenbahnminister befördert worden ist, diesen nun öffentlich anstrudelt — jüngst in Bodenbach — ist auch nicht übel; wie ja überhaupt der Abgeordnete, dem Minister unmittelbar unterstellt und unmittelbar von ihm befördert, danach gegenüber dem Minister im Parlament in eine, recht zweideutige Lage gerät. Im übrigen wollen wir doch noch berichten, was das „Alldeutsche Tagblatt" über die Karriere des Herrn Heine erzählt: „Herrn Heine ist es noch gelungen, am 8. Jänner 1902 als Maschinenadjunkt in den Dienst der k. k. Staatsbahn einzutreten,, während heute jeder neu eintretende Maschineningenieur von der Hochschule als unbezahlter Aspirant ausgenommen und im besten Falle nach drei Jahren zum Adjunkten ernannt wird. Am 1, Jänner 1905, also nach drei Jahren schon, wurde Herr Heine zum „Kommissär" ernannt, hatte als solcher Ende des Jahres 1907 noch 154 Vordermänner, und plötzlich sehen wir ihn von Dr. Schreiners uud Dr. Der-s ch a 11 a § Gnaden zum „Oberingenieur im k. k. Eisenbahnministerium" befördert. Dies war der große Sprung, von Fern Herr Heine wohlweislich nichts erwähnt. Auf Grund welcher „Verdienste" dies geschehen ist, konnte selbstverständlich niemand erfahren. Nun war (1908) Herr Heine mit 34 Vordermännern im Ministe« rialstatus eingerecht, die am Schluß des Jahres 1911 aus sieben geschmolzen waren. Vor der letzten Beförderung hatte Herr Heine noch drei Vordermänner^ für welche drei Stellen im Status frei wareu. Für Herrn Heine war nichts frei, trotzdem wurde er noch, als nächster in die Beförderung einbezogen.., Wir hätten von der Karriere des Herrn Heine, der nun ohne den Bauratstitel nicht ausrückt, vielleicht nicht gesprochen, wenn wir dem Herrn nicht noch bei einer ungewöhnlichen Schäbigkeit begegnen würden. Die betreffende Mitteilung von seiner Beförderung erschien im „Grazer Volksblatt", aus der sie dann in viele Blätter überging. Herr Heine hat nun weder das Grazer noch irgendein Blatt belangt; es wäre auch schwer, an der wahrheitsgetreuen Mitteilung etwas zu beanständen. Aber die ganz wörtliche Wiedergabe der Notiz in dem sozialdemokratischen Aussiger „Volksrecht" klagt er! Wir möchten zu seiner Ehre aitnehmen, daß. er zu dieser tendenziösen Verfolgung von dem Schmutzfink ermuntert worden ist, der dort in der dreckigen „Aussig-Karbitzer Volkszeituug" die Gerichte terrorisiert und die ganze Welt zu Klagen wider das sozialdemokratische Blatt animiert. Oder "sollte ihm der Anssiger Bezirksrichter, dessen Rechtsprechung der Abgeordnete Seliger im Abgeordnetenhause beleuchtet hat, zu der Klage Mut gemacht haben? Aber Herr Heine irrt sich sehr, wenn er hofft, die Welt glauben zn machen, daß seine erstaunliche Karriere „so reinlich und zweifelsohne" ist, wie er sie schildern will. '* Günstigere Aussichten für den L^.tsÄahnbetricv. Im Mittelpunkt des Interesses in der letzten Sitzung des Staatseisenbahnrates stand eine Rede des Aussiger Kohlengroßindustriellen P e t s ch e k, der erklärte, den Pessimismus, mit welchem die Fortentwicklung der Staatsbahnen beurteilt wird, nicht teilen zu können. Herr Petschek stellte der Zuknnst der Staatsbahnen eine hoffnungsvolle Prognose. Nach seiner Meinung sind die Staatsbahnen an einem Wendepunkt angelangt und dürsten sich in absehbarer Zeit angemessen verzinsen, worunter der Redner einen 4prozentigen Ertrag des investierten Kapitals versteht.. Er ging bei seinen Darlegungen davon aus, wie sich ein Industrieller oder Kaufmann verhalten würde, und sagte, was zu einer 4prozentigen Verzinsung fohle, solle nicht durch eine Erhöhung der Tarife, sondern der Leistungsfähigkeit der Staatsbahnen hereingebracht werden. Ebensowenig wie irgendein anderes Unternehmen wirtschaftlich verwaltet werden kann, wenn ihm die Mittel nicht zur Verfügung gestellt werden, können die Staatsbahnen ohne Ausgestaltung der Betriebsanlagen und ohne einen genügenden Fahrpar! das Geschäft ökonomisch betreiben. In dieser.Nichtuna fiilnle der Redner das folaende cliarakte-. ristische Beispiel an: Die Station Schreckenstein hat etwa die Stellung der Stadt Aussig am rechten Elbe-itfer. Wenn man den Transitverkehr, der in der Richtung nach Tetschen und Nimburg geht, nicht berücksichtigt, hat die genannte Station notorisch einen Ortsverkehr von 50.000 Wagen. Zu seiner Abwicklung sind neun Geleise vorhanden, das längste mit 70, das kürzeste mit 12 Metern, was bei der hafenartigen Konstruktion solcher Anlagen begreiflich ist. Von diesen Geleisen dient eines für Heizhauszwecke, zwei sind Magazinsgeleise und beide Kategorien sind dem Verkehr naturgemäß entzogen. Weitere zwei Geleise dienen für den Personenzugsverkehr und der Nest von vier Geleisen soll zuzüglich der freien Zeit, in der die Personengeleise zu benützen sind, für den Güterverkehr diese gewaltigen Transporte abwickeln. In Schreckenstein verkehren täglich sechs Schnellzüge und zwölf Personenzüge und bei Hinzurechnung von 100 bis 110 Güterzügen insgesamt 120 bis 130 Züge per Tag. Das macht bei 24 Tagesstunden 6 Züge per Stunde oder einen Zug per 10 Minuten. Es ist dies aber das vorschriftsmäßig zulässige Mindestintervall zwischen zwei Zügen. Im Jahre 1902, als die Nordwestbahngesellschast noch Herrin war, wurde der Auftrag gegeben, die Station zu erweitern. Infolge des schlechteren Geschäftsganges in den folgenden Jahren stellte die Bahn den Auftrag zurück. Heuer ist dort der Verkehr in der vorstehend angegebenen Höhe gestiegen und kann nur mit Hilfe von Neuanlagen bewältigt werden. Ohne dieselben muß sich die Abwicklung verschlechtern, der Betriebskoeffizient wird erhöht und die Folge ist, daß die Staatsbahnen das Ziel nicht erreichen können, dem die tägliche Sorge und Arbeitskraft des Besitzers oder Direktors eines Privatbetriebes voll und ganz gewidmet ist: der Steigerung der Produktion. Bet deu Staatsbahnen tritt infolge der Unzulänglichkeit der für den Verkehr notwendigen Mittel die umgekehrte Wirkung ein. Statt auf eine Erhöhung des Umsatzes müssen die Staatsbahnen im gegebenen Moment geradezu aus eine Verringerung des Verkehrs hii/arbeiten, weil sie ihn nicht bewältigen können. In welcher Art sich der Verkehr der Staatsbahnen und die Einnahmen entwickeln, geht daraus hervor, daß nach einer Zusammenstellung des Staats-eisenbahnrates Petschek die Staatsbahnen gegenüber dem Jahre 1909 in den letzten drei Jahren 1910, 1911 und 1912 Mehreinnahmen von 120 Millionen Kronen aufweisen dürften, wobei das Ergebnis des Jahres 1912 beiläufig geschätzt ist. Wenn diese Entwicklung anhält und die notwendigen Betriebsmittel vorhanden sind, aber auch ökonomisch ausgenützt werden, wird eine entsprechende Verzinsung 6er Staatsbahnen möglich sein. * -£5 Der Staat verzichtet auf 167.000 Kr. Jahrcscinnahmcn. I Weil der Staat nun so im Geldüberfluß schwimmt, i so hat er sich entschlossen, auf eine bisherige fixe Jahred- 1 einnahme von 167,000 Kr. zugunsten des steinreichen Erz- f bischofs von Olmütz zu verzichten. Man erinnert sich noch, daß der gewesene Olmützer Erzbischof Dr. K o h n ein Geldmensch schlimmster Sorte gewesen ist; was aber' cr nicht zustande gebracht, das ist nun seinem Nachfolger Dr. Bauer gelungen, nämlich den Staat um die obgenannte Geldsumme zu benachteiligen. Das Fürsterzbistum Otmütz hat nämlich bis vor kurzem an den Religionsfonds alljährlich 167.000 Kr. entrichtet, nun hat aber Kardinal Dr. Bauer durch eine Rechtsdrehung hec-ausgeklügelt, daß sein Bistum nicht verpflichtet sei, das Geld zu zahlen, und der (Staat war natürlich — der Pfaffen Wunsch ist in Oesterreich Befehl! — sofort bereit, dem Dr. Bauer die bisher an den Religionsfonds abgeführten Beträge, die durch zehn Jahre entrichtet worden waren, zurückzuerstatten. Nur wurde die Rückzahlung an die Bedingung geknüpft, daß das (Hb nicht für persönliche Zwecke des Kardinals, sondern aiisschlteB-lich der Sanierung der verkrachten klerikalen Sparkasse in Laibach verwendet werde. So hat also die Regierung diese Staatsgelder, denn der Religionsfonds ist ein staatlicher Fonds in der Hohe von über anderthalb Millionen Kronen, einem von klerikalen Dieben zugrunde gerichteten Pfaffeninstitut zuwenden wollen, denn gegeben hat er. es noch nicht, nachdem jetzt der frühere Erzbischof, Herr Dr. Kolm, Anspruch auf das Geld erhebt und mit einem Prozesse droht. Ob nun die Sparkasse oder der Dr. Kühn das Geld erhält, ist übrigens nebensächlich, Hauptsache aber bleibt, daß die Regiernug dem Olmützer Fürsterzbischos 167.000 Kr. jährlich schenkt, denn wenn der Geldspekulant Dr. KoHn, den Betrag früher gezahlt hat, dann war er es auch sicher schuldig. * Eilte österreichische Luftflotte soll zusainmeugebettelt > werden. Zu diesem löblichen Behuf hat sich ein Schnorrkomitee gebildet. Die erste Tat der Lustkomiteterer war der Erlaß eineö Aufrufes, tu dem die Völker Oesterreichs aufgefordert werden, sich „mit aller Tatkraft, mit aller Energie in den Dienst der eminent patriotischen Idee zn stellen", was sich die Völker Oesterreichs wohl noch überlegen werden. An die Spitze der Schnorrer hat sich in uneigennütziger Weise Fürst Fürstenberg gestellt, der — wenn schon kein Geld — io doch seinen Namen für „die gute Sache" gern hergibt. Unter den Luftflottenschwärmern finden wir auch eine ganze Anzahl christlichsozialer und nationalverbändlert» scher Abgeordneter. Die Herren, die das große „Zentralkomitee zur Schaffung einer österreichischen Luftflotte" bilden, könnten zwar, wenn sie selber in die Tasche greifen wollten, schon einige Luftschiffe bauen lassen, aber das werden sie bleiben lassen. Sie selber nehmen, wenn das Fechten Erfolg hat, wohl Orden, das Geld aber sollen die. geben, die nicht alle werden. * OSott sei bmif, die „deutsche Volksseele" focht wieder! Am Sonntag vor acht Tagen gab es in Prag wieder einmal Prügeleien zwischen farbentragenden deutschnationalen Studenten und fanatischen Tschechen. Be- * kenntlich fand in Prag eilt großes L okolse st statt. Obwohl ungeheure Volksmassen, erfüllt von der landesüblichen tschechischnationalen Begeisterung, durch die Straßen Prags zogen, fanden es die deuischttationalen Stnbenten doch für angezeigt, ihren Sonntagsbummel am Graben äu.mwiimen. Wie dieses.sicherlichimJnter- Nr. 20 Wien, Mittwoch „Der Mseudaijner." 1U. yult 1912, Seite 11 esse des deutschen Volkes und des angeblich vor dem Abschluß stehenden deutschböhmischen Ausgleichs gelegene Vorgehen wirkte, kann sich jeder gelernte Oesterreicher vorstellen. Auf die von den nationalen Phrasen auf-gestachelten Tschechen wirkten die von den deutschnatio-nalen Studenten getragenen Farben wie rotes Tuch auf die bekannten Hörnertiere und sowurden einigen deutsch nationalen Studenten die Kappen und die Bänder herabgerissen, und einige Studeyten wurden auch verprügelt. Natürlich ist das eine große nationale Sache. Die angefallcnen Studenten, die Wohl in ihrem eigenen und im Interesse des wirklichen deutschen Volkes klüger getan hätten, den einen Sonntag auf den Bummel zu verzichten, werden als „Märtyrer" verherrlicht und die Roheiten unwissender, von nationalen Phrasen benebelter Tschechen liefern wieder Stoff für die ziemlich abgeflaute nationale „Kampfstimmung" auf deutschnationaler Seite. Und was die Hauptsache ist; die d e u t s ch n a t i o n a l e n Demagogen, dievorigeWochedasdeuts che Volkim Parlament so schmählich verraten haben, können infolge der Prager Vorgänge so schön die etwaige Aufmerksamkeit ihrer Wähler von diesen Schandtaten ablenken und ihren Volksverrat in einen Wust nationaler Phrasen ver-h ü l l e n. Die Prager Zusammenstöße kommen also so zur rechten Zeit, daß man wohl annehmcn darf, die nationalistischen Betrüger des Volkes stünden ihrem Zustandekommen nicht allzu fern. Die Liebesgaben für die Schnapsbrcnner. Nachdem man in der Vorwoche im Parlament die Eisenbahner abgetan hatte, kamen die Benefizien für die Schnapsbrenncr an die Reihe. Bekanntlich gilt für eine bestimmte Menge des erzeugten Spiritus (man nennt diese Menge das Kontingent) ein um 20 Kr. per Hektoliter niedrigerer Steuersatz. Dieses Kontingent wird auf gewisse Brennereien — nicht alle sind daran beteiligt, sondern nur eine Anzahl privilegierter Alkoholproduzenten — aufgeteilt. Selbstverständlich verkaufen diese privilegierten Schnapsbrenner den kontingentierten Spiritus nicht billiger, als den über das Kontingent hinaus erzeugten, sondern sie schlagen auch zu jenem die ganze Steuer zu. So profitieren sie außer dem sonstigen Gewinn an jedem Hektoliter extra noch 20 Kr. Im ganzen werden auf diese Weise den privilegierten Schnapsbrennern — es sind dies zumeist adelige Großgrundbesitzer — jährlich 14% Millionen Kronen aus Steuergeldern spendiert. Genosse Diamond hatte nun im Budgetausschuß den Antrag gestellt, daß der Regierung das Recht gegeben werden soll, in der Zeit einer Mißernte diese Liebesgabe an die Schnapsbrenner aufzubeben. Der Budgetausschutz stimmte dem zu und der Antrag kam als § 5 in das Gesetz über das Budgetprovisorium. Da stand aber der Minister des Innern auf und erteilte den Befehl, daß dieser § 5 abgelehnt werden müsse. Ta knickten die wackeren Nationalverbändler und Christlichsozialen zusammen und stimmten ihn nieder. Der Minister des Innern leistete sich dabei einen ganz unerhörten Eingriff in die Rechte des Hauses. Nicht nur daß er erklärte, die Regierung wolle von diesem Paragraphen nichts wissen, er machte auch darauf aufmerksam, daß das Herrenhaus ihm nicht zustimmen werde. Wenn die Hcrrenbänsler gegen den § 5 auftreten, dann liegt hier der Skandal vor, daß, Mitglieder einer gesetzgebenden Körperschaft ihr Mandat zur persönlichen *■ reioh’mtg mißbrauchen. Wir meinen damit die nicht weniger als 70 Herrenhausmitglieder, die selbst zu den privilegierten Schnapsbrennern gehören. Allein die am Kontingent beteiligten Mitglieder der „Verfassungs-Partei" des Herrenhauses heimsen jährlich 1,127.000 Kr. solcher Schnapsprämien ein. Genosse Diamond nagelte das in seiner Rede fest und sagte unter anderem: „Soweit ist man bei uns politisch verkommen, daß dieser Haufe Menschen, der eine Million aus Staatsgeldern erhält, die Frechheit bat, sich gegen das Abgeordnetenhaus zu wenden und ihm vorzuschreiben, wie es abstimmen soll, weil sonst das Budgetprovisorium ab-gelehnt würde. Vorwärts, meine Herren! Zeigen Sie Ihren Patriotismus, Ihren Opfermut, zeigen Sie, daß das Herrenhaus eine verrottete Bande ist und sonst nichts! Wie kann man anders Leute nennen, die aus dem Staatssäckel Subventionen erhalten! Diese Schnapsbarone haben Oesterreich seit 1880 eine Milliarde Kronen gekostet, und dieses Pack hat den Mut, dem Abgeordnetenhaus vorzuschreiben, wie man abstimmen soll! Da wirft sich die Frage auf, ob solche Menschen berechtigt sind, am öffentlichen Leben mitzusprechen." Was taten aber die Christlichsozialcn und National-verbändler? Sie trugen dem Befehl der um ibre Tasche besorgten Herrenhäusler Rechnung und stimmten gegen den Antrag Tomschik. Sie stimmten auch dagegen, daß bei Mißernten die Verwendung der Kartoffeln zu Sckmaps verboten werden soll, damit die armen Leute sich wenigstens Erdäpfel kaufen können. Ganz glatt ist die Sache freilich weder bei den Nationalverbändlern noch bei den Christlichsozialen gegangen. So haben die Deutschradikalen aus der Reihe getanzt. Sie waren zu feig, offen gegen die Regierung zu stimmen, aber auch zu feig, den Verrat des National-Verbandes an den Eisenbahnern mitzuverantworten. So liefen sie vor der Abstimmung über den Antrag Tomschik davon. Unter den übrigen Nationalverbändlern hat diese Disziplinlosigkeit schon große Aufregung hervorgerufen. Aus der christlichsozialen Fraktion aber sind sieben Abgeordnete wetzen der Abstimmung gegen den Antrag Tomschik ausgetreten und haben sich als Hospitanten angemeldet. Man sieht ans diesen übrigens belanglosen Zwischenfällen — die Herren werden sich schon alle wieder finden — daß den schwarzen und blauen Volksbetrügern vor ihren eigenen Taten bange zu werden beginnt. Es wird dafür gesorgt werden, daß ihre Befürchtungen ein-treffen. Ausland. Zuchthausstrafe für Gewerkschaftsführer in den Bereinigten Staaten. Bürgerlichen Blättern wird aus Neuyork gemeldet: Die Gewerkschaftsführer Gompers, Morrison und Mitchell sind vom obersten Gerichtshof in Washington wegen Mißachtung des Gerichtes zu je einem Jahre Zuchthaus verurteilt worden. Die Anklage resultierte aus einer Privatklage einer Firma, die in der von den Gewerkschaften veröffentlichten Boykottliste aufgeführt worden war. Die Verurteilten haben Berufung eingelegt und wurden nach Hinterlegung einer Bürgschaft von je 80.000 Mk. auf freien Fuß gesetzt. * Sieg der spanischen Eisenbahner. Genosse Pablo I g I e s i a s schreibt uns aus Madrid: Der spanische Eisenbahnverein (Union Ferroviaria de Espana) hat, obgleich er erst vor drei Jahren gegründet wurde, einen bedeutenden Sieg errungen. Bisher hat diese Organisation nur drei oder vier kleine Streiks erklärt, in denen sie auch siegreich war. Die Eisenbahnkompagnie von Andalusien hat, wie andere Gesellschaften in Spanien und außerhalb, einc_ Angestelltenstiftung, deren angeblicher Zweck die Unterstützung der Beamten ist, die aber in Wirklichkeit ihnen von großem Nachteil war, insofern, als zwar alle Beamten einen Beitrag zu zahlen hatten, aber nur einigen von ihnen eine armselige Pension gesichert wurde. Der Feldzug der Eisenbahner gegen diese Stiftung ist seit dem Tage, an dem sie sich organisiert haben, ununterbrochen geführt worden. Ihr Wunsch und ihr Bestreben war die Vernichtung der Stiftung. Zu diesem Zweck veröffentlichten sie in ihrem Organ „Le Union Ferroviaria", einer monatlichen Zeitschrift, zahlreiche Artikel ^ und hielten Versammlungen ab. Die Vernünftigkeit ihrer Forderungen lag derart auf der Hand, daß der gegenwärtige Minister der öffentlichen Arbeiten es als nötig erachtete, eine Anordnung zu veröffentlichen, wonach diese Stiftung dem Gesetz über die Versicherungsgesellschaften angepaßt werden sollte, welches bestimmt, daß den Beamten, die ihr nicht mehr angehören wollten, ihre Beiträge zurückzuerstatten seien, und daß in den Stiftungsvorstand eine Vertretung der Arbeiter, die der Stiftung noch angehören wollten, aufzunehmen sei. Die Eisenbahngesellschaft sah in dieser Anordnung des Ministers einen, wenn auch nicht vollständigen Sieg der Arbeiter, verzögerte ihre Ausführung und teilte endlich den Arbeitern mit, daß sie der Anordnung nicht folgen wollte. Angesichts einer solchen Haltung meinten die andalusischen Eisenbahner, daß die Zeit gekommen wäre, die größte Anstrengung zu machen, um der Stiftung den Garaus zu machen. Einstimmig entschieden sie sich für den Streik, wenn die Stiftung nicht aufgelöst würde. Die Eisenbahner wollten jedoch den Streik gesetzmäßig erklären und gaben der Gesellschaft eine achttägige Frist. Weder die Gesellschaft noch die Regierung machten sich über die Entscheidung der Eisenbahner Sorge. Sie dachten nicht, daß die 7000 andalusischen Eisenbahner alle spanischen Eisenbahner zu sich hinüberziehen könnten. Infolge ihrer Sorglosigkeit versäumte sowohl die Gesellschaft als auch die Regierung, irgendwelche Maßnahmen zu treffen oder Verhandlungen mit den Arbeitern anzubahnen, um den drohenden Streik zu vermeiden. Die Gesellschaft glaubte nicht, daß die Eisenbahner geschlossen in den Streik eintreten würden, und hoffte deswegen, daß die Arbeiter eine vollständige Niederlage erleiden würden. Tie Regierung glaubte, was" die Gesellschaft ihr sagte, und freute sich im voraus auf die Niederlage der Sozialisten, die die Eisenbahner geführt und am meisten für deren Organisation gearbeitet hatten. Die Eisenbahngesellschaft und die Regierung erhielten eine ungewöhnliche Ueberraschung sowie eine ungeheure Erfahrung. t , r..v Beim Ablauf der Frist, welche die andalusiichen Eisenbahner der Eisenbahugesellschaft gesetzt hatten, traten alle Eisenbahner wie ein Mann in den Streik, iind da sie überzeugt waren, welche Wirkung solche Tat zur Folge haben müßte, zeigten sie eine bewunderungswürdige Ordnung. Die Eisenbahngesellschaft konnte nur mit Hilfe einiger unorganisierter Eisenbahner sowie höherer Beamten ihren Betrieb auf einigen Linien aufrechterhalten. Daß die Regierung sich sofort natfsi Erklärung des Streiks als besiegt betrachtete, bewiesen zwei Tatsachen. Sie knüpfte sofort Verhandlungen mit den Streikenden an. Und obgleich die Regierung sonst in allen Streiks von Bedeutung willkürlich gegen die Arbeiter gehandelt hat, wurde in diesem iZwlle keine Gewalttätigkeit von ihr begangen. Sie konnte sich eben durch die Manifestationen von Eisenbahnern m anderen Gegenden leicht überzeugen, daß das Gefühl der Solidarität unter den Eisenbahnern groß war, und daß, wenn der Streik nicht bald zu Ende käme, er zu einem allgemeinen Streik werden konnte. Die Regierung versuchte natürlich, die Niederlage der Gesellschaft etwas zu vermindern: aber die Entschlossenheit der Streikenden verschlimmerte die Lage der Regierung und der Gesellschaft immer mehr, so daß nach einigen Tagen die Negierung die Gesellschaft ver-anlaßte, sich zu unterwerfen und die Auflösung des Vereines vorzunehmen. Diese Auflösung sollte von der Regierung durch eine ministerielle Anordnung garantiert werden. Diese Anordnung wurde sofort nach Beendigung des Streiks veröffentlicht. Ihre Hauptpunkte lauten wie folgt: „In Uebereinstimmung mit der Gcneralversiche-rungskommission wird die von der Andalusischen Eisenbalmgesellschaft gegründete Lebensversicherungskasse aufgelöst. Diejenigen Beamten, die schon für sich oder deren Witwe oder Waise eine Pension erhalten, werden gemäß Artikel 23 behandelt. Den anderen Beamten werden alle von ihnen geleisteten Beiträge mit Zinsen zurückerstattet. Der Rest bleibt zur Verfügung der Gesellschaft, die ihn zugunsten ihrer Beamten verwenden soll, und zwar in einer nachträglich zu bestimmenden Weise." _ ;- Die Eisenbahner werden bei dieser Liguidatiow eine Vertretung von drei ihrer Kollegen haben. Der Sieg der spanischen Eisenbahner wird von allen organisierten Arbeitern dieses Landes als der ihre betrachtet. Seine Wirkungen müssen bedeutend sein für alle, die gegen die Ausbeutung durch Unternehmer zu kämpfen haben. Für die Eisenbahner bedeutet dieser Sieg eine Stärkung und Vermehrung ihrer Organisation, die erst vor drei Jahren gegründet wurde und dabei schon 60.000 Mitglieder zählt. Auch für die übrigen spanischen Arbeiter bedeutet dieser Sieg eine Stärkung ihrer Organisation, so daß die Unternehmer mit ihnen nicht mehr so hochmütig und tyrannisch zu verfahren versuchen wie bisher. Die Zeit der Abrechnung des spanischen Proletariats mit seinen Ausbeutern nähert sich. Eisenbahnerstreik in der Schweiz? Auf des Messers Schneide steht die Situation der Gotthardbahner, die dem Bundesrat ein Ultimatum gestellt haben, um endlich zu ihren verbrieften Rechten zu kommen. Die Gärung konnte von den Führern bisher nur mühsam unterdrückt werden und auch nur durch das feierliche Versprechen, nach dem 24. Juni loszuschlagen, wenn der Bund auch daun seine Versprechen nicht einlöse. Aus der Schweiz wird uns darüber geschrieben: . ; Mit dem Uebergang der Gotthardbahu an die S. B. B. (Schweizer Bundesbahn) im Mai 1909 wurden die Gotthardbahner (etwa 8000 bis 9000 kommen in Frage) den Regulativen der S. B. B. unterstellt, das heißt in ihren Bezügen erheblich gekürzt und im Avancement ac. schlechter gestellt. Als sie sich dagegen wehrten, garantierte ihnen der Staat die bisherigen höheren Bezüge bis 1. April 1912, allwo ein neues Besoldungsgesetz geschaffen werden solle. Aber auch unter diesem kamen die Bahner schlecht weg und man speiste sie mit neuen Versprechungen ab. In einer von über 22000 Eisen-bohnern besuchten Versammlung protestierten sie nun kürzlich gegen die Verschleppung und erklärten, daß sie „nicht des Kampfes, aber des ewigen Bittens müde" seien. Das Lokomotiv- und Hilfsarbeiterpersonal ließ zugleich mitteilen, daß cS sich den Forderungen anschließe. In der Hauptsache beschloß man auf dieser Tagung, um folgende Forderungen zu kämpfen: Beibehaltung der Nachtdienstentschädigung, höheres Maximum, Weiter-zahlnng der Nebenbezüge, Gewährung eines Sterbegeldes an die Hinterlassenen verstorbener Eisenbahner sowie die günstigere Diensteinteilung wie früher. In einer Resolution wurde einstimmig erklärt, daß der Staat einen W o r t b r u ch begangen und_ Errungenschaften illusorisch gemacht habe, die die Privatbahnen nicht anzutasten gewagt hätten. In der Hoffnung, daß die neuesten Versprechungen nunmehr endlich ent* gelöst würden, sähe man von der allseitig geforderten passiven Resistenz ab. aber nur bis zum 25. Juni. Sollten die Bahner auch da wiederum be-trogen werden, so würde die Verbandsleitung dem Druck der Gesamtheit nachgeben und den Streikprokla- mieren. . _ . , „ Die Verhandlungen mit Bundesrat Perwr und den Deputationen des Personals dauern, während diese Zeilen in Druck gehen, noch an. Aber wie sie auch immer ausgehen werden: sie bleiben für den Bund eine schmähliche Blamage, denn er mutz sich nachsagen lassen, daß er feierliche Versprechungen nicht gehalten und sogar seinen Eisenbahner genommen hat, was sie sich unter prwari kapitalistischem Regime gesichert hatten!__ Müssen sich doch die Eisenbahner mit Löhnen von Frcs 3-20 bis 3-80 (etwa Mk. 2-60 bis 3-05) zufrieden geben, obwohl der Dienst gerade auf der Gotthardbahn infolge des steigenden Fremdenverkehrs immer anstrengender und gefährlicher wird. Offen wird erklärt, daß der Bund nur ein fabelhaftes Glück habe, .wenn unter diesen Umstanden nicht n o ch mehr Unglücksfälle passierten. Verschärft ist die Situation neuerdings dadurch, daß der Bund soeben wieder 40 Millionen Francs für den Moloch Militarismus verpiiloert datz er den sieben Bundesräten Lohnzulagcn von ie 3000 bis 5000 res. ausgerichtet hat. daß aber trotzdem (oder deswegen?) die freisinnige Mehrheitspartei im Parlament alle Forderungen der Arbeiter und Epenbahner mit der faulen Ausrede beantwortet: Es ist kein Geld mehr dal Zu allem übrigen haben die Parlamente letzte Woche be-schlossen, daß Eisenbahner nur noch dann bei Wahlen kandidieren dürfen, wenn sie vorher die Erlaubnis ihrer Vorgesetzten Behörde eingeholt haben. Auch das bedeutet eine weitere Verschlechterung ihrer Lage. Sollte es zum Streik kommen, so werden auch die deutschen und italienischen Bahnen in ganz erheblichem Maße in Mitleidenschaft gezogen und viele Taufende Vergnügungsbummler gezwungen werden, auf ihre diesjährige Jtalienreise zu verzichten. Die Eisenbahner der Schweiz sind sehr aut organisiert, ,so daß es sehr leicht möglich ist, daß der Streik von der Gotthardlinie (Flüelen-Brunnen-Göschenen-Bellinzona-Lugano-Chtasso) auch auf andere Strecken überspringt. Ter 8. Kongreß des schwedischen Eisenbahnerverhimdes wurde vom 22. bis 27. April in Stockholm abge-Hallen. Es wohnten 250 Vertreter dem Kongreß bei. Nicht weniger als 133 Anträge waren gestellt worden, von denen die meisten interne Angelegenheiten der Organisation betrafen. Viele Anträge enthielten auch den Vorschlag, die Verträge zu kündigen. Nach einer längeren Diskussion wurde mit 222 gegen 12 Stimmen beschlossen, Vertrag Nr. 2 zu kündigen, um in verschiedenen Punkten eine Revision zu erlangen: Vertrag Nr. 1 soll aber m derselben Form und unter denselben Verhältnissen wie früher aufrecht erhalten bleiben. In Bezug auf die Informierung und Ausbildung der Mitglieder wurde beschlossen, zwei Personen zu ernennen, die an den Kurien besonderer allgemeiner Hochschulen teilnehmen sollen. 500 Kr. sollen jährlich zwecks Teilnahme an Korrespon-denzknrsen deponiert werden. 1000 Kr. sollen jährlich §Sette"12 K' ' Wien^Mittwoch .......- - - w.tji, > »ryyr ...................... deponiert werden für sogenannte örtliche Bildungskurse. Ein versuchsweiser Zentralkursus von höchstens 50 Personen soll in Ucbereinstimmung mit dem bereits erwähnten Entwurf eingerichtet werden. Da die anderen fragen, wie schon gesagt. fich_ nur auf interne Angelegenheiten bezogen, so sind dies die einzigen Fragen von Interesse. Die Verhandlungen wurden alle in einem sehr ruhigen Ton geführt, so daß der Kongreß in dieser Beziehung musterhaft war. __________ Aus dem GerichLssaal. Ein Angestellter müsse seine persönliche Sicherheit nicht aufs Spiel setzen. So lautet eine Entscheidung, die dieser Tage das Wiener Oberlandesgericht gefällt hat. Der Fall, um den es sich handelt, ist folgender: Am 25. Jänner 1911 war der Postamtsdiener Ferdinand Müller auf dem Bahnhof in Pragerhof dienstlich bei der Manipulation der Bahnpost Wien-Triest beschäftigt und bediente den Postambulanzwagen und die beiden anschließenden Postwagen. Es stand noch ein Postwagen voll mit Paketen beim Ambulanzwagen, als sich der Zug plötzlich, obwohl die Manipulation nicht beendet war, ohne vorherige Abfahrtssignalisierung in Bewegung setzte. Die Türen des Ambulanzwagens und der Beiwagen waren noch nicht geschloffen, so daß mehrere Pakete herausfielen und zerbrachen. Ta Gefahr war, daß eine noch größere Anzahl hcrausfalle, war er gezwungen, dem Zuge nachzulaufen, um die offengebliebenen Türen zuzumachen. Durch die anstrengende Bewegung beim Schließen der Türen zog er sich eine schmerzhafte Sehnenzerrung zu. Er klagte auf Zahlung von 3305 Kr. Mit dieser Klage wurde er vom Handelsgericht abgewiesen und diese Abweisung hat nun das Oberlandesgericht bestätigt unter Anerkennung der Ausführungen des gegnerischem Advokaten, daß die Handlung des Klägers ein Wagestück war, dessen Gelingen ihm vielleicht Lob eingetragen hätte, für dessen unglückliche Folgen er aber niemand außer sich selbst verantwortlich machen könne. Lediglich dieses unnötige Wagestück, nicht aber das Verschulden der Bahn, sei die Ursache deK Unfalles gewesen. Das Oberlandesgericht pflichtete diesen Ausführungen bei und wies die Klage ab mit der Bemerkung: Ein Angestellter müsse seine persönliche Sicherheit nicht aufs Spiel setzen. Eine solche Begründung stößt die ganze bisher geltende Ethik des Pflichtgefühles um. Sobald nämlich die Eisenbahnbediensteten aus dieser Entscheidung die Konsequenzen ziehen, wird es mit der Betriebssicherheit au f den österreichischen Bahnen Ivindig aussehen. Man sieht, juristischer Formalismus kann mit einem J Fingerdruck das Staats- und Gesellschaftsleben aus den Angeln leben. Durch Alkoholintoleranz erwiesene Neurose. Am 18. Oktober 1907 fuhr Paul Groznik als Kondukteurzugsführer mit einem Personenzug von Aßling nach Triest. Nächst der Station Obcina wurde der Zug durch einen Felssturz zur Entgleisung gebracht, wodurch der Gepäckswagen hin- und hergerissen wurde und Groznik Kontusionen erlitt. Er verrichtete mit Unterbrechungen den Dienst weiter, bis er im Juni 1908 als Portier nach Aßling verseht wurde. Die bcrufsgenossen-schastliche Unfallversicherungsanstalt zahlte Paul Groznik während seiner Dienstunterbrechungen im Jahre 1908, ferner vom Oktober 1910 bis April 1911 eine Rente im Ausmaße von 90 Prozent der Berdienstschadcns, und zwar, wie sich bei der Verhandlung über die durch Dr. Gustav H a r p n e r ein-gebrachte Klage herausstellte, auf Grund eines Gutachtens, welches ganz belanglose nervöse Erscheinungen feststellte und die Einbuße mit 5 Prozent beinah. Bei der Verhandlung am 2. Juli 1912 erklärten die Sachverständigen, Dozenten Doktor S. Erben und Dr. E. Bischofs, cs seien lediglich auf Alkoholintoleranz hindeutende Symptome vorhanden, andere nervöse Anzeichen fehlen gänzlich, jedoch sei es möglich, daß die Alkoholintoleranz erst seit dem Unfall bestehe. Der Anstalts-Vertreter meinte, Groznik brauche einfach keinen Alkohol zu genißen, dann werde eine Erwerbseinbuße nicht bestehen. Der tlägerische Vertreter Dr. Harpner führte aus, hierauf komme cs nicht an; die Alkoholintoleranz sei nichts anderes als ein Symptom. Die Erwerbseinbuße werde durch diese zwar nicht bedingt, aber die Aikoholintoleranz beweise das Vorhandensein einer Neurasthenie. Da, wie der Krankenkassen» nusweis zeige, Groznik bis zum Unfall'stets gesund war, seither aber wiederholt mit Neurasthenie im Krankenstand war, dieser Krankenstand, wie die Zahlung der Heilverfahrensrente beweise, von der beklagten Anstalt selbst als Unfalls-folge anerkannt wurde, sei die durch das Symptom der Alkoholintoleranz erwiesene Neurasthenie als Unfallsfolge zu entschädigen. Tatsächlich verurteilte das Schiedsgericht unter dem Vorsitz des Oberlandesgcrichtsrates Tr. Cap die Anstalt unter Annahme einer Mprozentigen Erwerscinbutze zur Zahlung einer 18prozentigen Rente und zur entsprechenden Rentennachzahlung. In der Begründung führte der Vorsitzende aus, es sei ganz gleichgültig, aus welchem Wege man zu der Erkenntnis gelangt sei, daß Ilnsallsfolgen bestehen. Streiflichter. Am kulturvermittelnden Schienenstrang. Längs des glänzenden Schienenstrangcs, der jedes kleine Nest mit jeglichem großen Reich verbindet und in alle Verggräben hinein die Errungenschaften der Zeit trügt, schreitet der Bahnwärter. Er hat keinen Namen. Früge man ihn, wie er heißt, er müßte sich erst besinnen. Der „Zweihundertsechsundsiebziger", so wird er von seinen Kameraden genannt, wenn er sie an der Rayonsgrenze ab und zu einmal trifft, der „Zweihundertsechsundsiebziger", so wird er vom Bahnmeister und vom Streckcnvorstand gerufen, wenn sie alle Monat einmal aus der Dräsine vorbeikommen. Der „Zweihundertscchsund-siebziger" hat das Blcchsutteral mit der roten Fahne umgeschnallt und etliches Werkzeug in der Hosentasche. Sein geübtes Auge blickt scharf nach den Schrauben und Laschen an den Geleisen, die auf zwanzig Profile seiner Obhut anbertraut sind. Sind nicht unterhaltlich diese Spaziergänge der Verantwortlichkeit auf dem groben Schotter des DammeS. Die Drähte der Telegraphenleitung singen und brummen. Der Bahnwärter sinnt. Heimwärts denkt er. Was „die ©einige" macht, möchte er wissen, dort zwei Kilometer hinter ihm. in dem kleinen Häuschen am Wald, mit dem elektrischen Signalhammer auf dem Dach. Freilich hat er eine Frau, der Bahnwächter. Das ist ‘ nur praktisch, denn ein verheirateter Bahnwächter bezieht „Frauenzulage". Aber zuzeiten ist’8 auch sehr unbequem. — Zuzeiten ist'e ängstlich. — Gerade jetzt, da — und alle Tage krnrn’s vor sich gehen. — Wenn s nur noch Zeit hat, bis die „AblöS" kommt, übermorgen. — Daß er sie so allein lasskn muh, die ©einige, jetzt, in der schweren Zeit, das drückt ihn gewaltig und jeden Tag auf dem Dienstgang quält ihn die Angst. „Wenn sie nur nicht gar so ein Dingerl wär', so ein Schwacher!" Wird doch nicht — und übermorgen kommt die „Ablös". Da kann er sie auf der Dräsine mit hineinnehmen in die Station, zu ihrer Mutter, und dort ist auch der Bahnarzt und die weise Frau. — „Wird doch nicht", tröstet sich der r »»Uer Msermahrier.- ■m-iSssafc'P’.i- ----------------------------------------- — .,Zweihundertsechsundsiebziger", aber er rennt, so schnell ihn seine Füße tragen, und springt von Schwelle zu Schwelle, Um rascher vorwärts zu kommen. Die Telegraphendrähte summen und singen ihre eintönige Weise, und dem Bahnwächter ist, als sängen sie das Lied seiner Hilflosigkeit, seiner Kulturfernheit auf der einsamen Wacht am kulturvermittelnden Schienenstrang; die Schweißtropfen treten ihm auf die Stirn und er rennt immer schneller. Alle die alten Erinnerungen aus seiner Dienstzeit werden jetzt lebendig in ihm, wie Kameraden gestorben sind auf ihrem Posten, einsam und verlassen, wie einer gar verhungert ist, da die Schneewehen sein Häuschen abgeschnitten hatten von der Welt und von der Hilfe, wie sich die Wächterin von „Zweihundertfünfundsiebzig" einmal fast verblutet hätte. Herrgott, verblutet! — Und die Angst um sein Weib, die Angst ums Kind, das er schon liebt, che es da ist, wächst riesengroß. --------i— Als die „Ablös" kam, da fuhr auf der Dräsine auch der Bahnarzt mit: Totenschau halten im Wächterhaus 276! — „Da muß sich ein Mann fassen können," meinte er, „das kann Vorkommen, in einem so einsamen Bahnwächterhäusel so ohne alle geeignete Zureichung. Wen's trifft, für den ist’s ja traurig, aber, wie gesagt, ein Eisenbahner muß sich da zu fassen wissen", sagte er und deckte wieder das weiße Tuch über das wachsbleiche, schmerzvcrzerrte Gesicht der toten Mutter und über das runzelige Köpfchen, das an ihrer Brust lag. . ; Und der „Zweihundertsechsundsiebziger" stand dabei und Verstandes nicht. — Als sein Weib im Blute lag im Wächterhaus, zum Sterben schwach, da raste draußen der Eilzug vorbei. Der war in einer Stunde in der Stadt, wo das große Spital ist, aber sein Weib hat der Eilzug nicht mitnehmen dürfen. Und in dem Eilzug, da waren gewiß auch ein paar Aerzte gesessen, die fuhren vielleicht zu irgendeiner vornehmen Dame, die sich nicht ganz wohl fühlte. Aber der Kreißenden, die da am Wege lag und litt, hatte keiner Hilfe bringen dürfen. — Und er selbst war draußen gestanden mit weißem Licht. Natürlich: „Bahn frei!" Der Eilzug war vorbeigedonnert, natürlich, wie alle Tage, und fein Weib war gestorben. — Natürlich! Und der „Zweihundertsechsundsiebziger" stierte vor sich hin auf die ehernen Geleise der Zwangläufigkeit, deren Sklave er war, und dachte, wie das alles so kam und kommen mußte, und wie der dort so natürlich sei, und wie das ja nun einmal gar nicht anders sein könne, und — er Begriffs nicht. 0. K. Fahrbegtinstigungen zum Besuch der Hauptversammlung der „SLbmark". Während sich alle Welt über die Fahrbegünstigungen der Eisenbahnbediensteten entrüstet, werden weiter aus Kosten der Staatsbahnverwaltung die unmotiviertesten Geschenke an Fahrbegünstigungen bei den unglaublichsten Anlässen ausgeteilt. Zu denen, die aus der Schüssel der Staatsbahnverwaltung fressen, gehört auch die „Südmark". Zum Besuch ihrer Hauptversammlung wurden die in nachstehendem Erlaß angeführten Fahrbegünstigungen eingeräumi: K. k. N o r d b a h n d i r e k t i o n. Akt Nr. 56.584 ex 1612. ., Wien, am 20. Juni 1912. Erlaß. An die Direktionsabteilungen V (V1, V 2, V 7), Via rVI a 3), VI b (VI bl), VII (VII1, VII 8), an die k. k. Betriebsinspektorate, an alle Bahnbetriebs- und Bahnstationsämter sowie an die selbständigen Haltestellen. Inhalt: Fahrbegünstigung für die Teilnehmer an der in Salzburg am 29. und 30. Juni stattfindenden Hauptversammlung des Wiener Vereines „Südmark". * Den Teilnehmern an der am 29. und 30 Juni 1912 in Salzburg stattfindenden Hauptversammlung des Vereines „S ü d m a r k" wurde eine Fahrpreisermäßigung gewährt, deren Bedingungen und Umfang aus der nachstehenden Ausweiskarte, welche auf hellgelbem Papier gedruckt ist, zu entnehmen sind. Vorderseite. Hauptversammlung des Vereines „Südmark" in Salzburg am 29. und 30. Juni 1912. Nr........ Ausweiskarte für . ... . . . als Teilnehmer an der in Salzburg am 29. und 30. Juni 1012 stattfindenden Hauptversammlung des Vereines „Südmark". Dieser Ausweis gibt Anspruch auf die auf der umstehenden Seite vorgezeichneten Fahrbegünstigungen auf den Linien der k. k. österreichischen Staatsbahnen, mit Ausnahme der im Staatsbetrieb stehenden Lokalbahnen auf Entfernungen von mehr als 50 Kilometer für die Fahrt nach Salzburg innerhalb der Zeit vom 24. bis einschließlich 29. Juni und für die Fahrt von Salzburg innerhalb der Zeit vom 30. Juni bis einschließlich 6. Juli 1912. Für den Ortsgruppenausschutz: (Unterschrift unleserlich.) Eigenhändige Unterschrift des Inhabers: Verein „Südmark", Männerortsgruppe Salzburg. Rückseite. Ter Inhaber dieser Legitimation ist auf der Fahrt nach bezielchngsweise von Salzburg berechtigt zur Benützung der I. Klaffe Schnellzug gegen Lösung einer Personenzugskarte I. Klasse. I. Klasse Personenzug gegen Lösung einer halben Schnellzugskarte I. Klasse. II. Klasse Schnellzug gegen Lösung einer Personenzugskarte II. Klasse. II. Klaffe Personenzug gegen Lösung einer halben Schnellzugskarte II. Klasse. III. Klasse Schnellzug gegen Lösung einer Personenzugskarte III. Klasse. III. Klasse Personenzug gegen Lösung einer halben Schnellzugskarte JH. Klasse. Diese Fahrbegünstigung kann nur beansprucht werden, wenn die Fahrkarte» vor Antritt der Fahrt an den Per-gelöst werden; bei Nachzahlungen im Zuge während der Fahrt werden die normalen tarifmäßigen Gebühren und Zuschläge eiugehobcn. Nach § 12 des Gesetzes vom 19. Juli 1912, N.-G.-Bl. Nr. 153, über Fahrkartenstcner ist dieser Ausweis stempel-pflichtig und muß vor Benützung der Begünstigung für die III. Wagenklassc mit einer Stempelmarke von 25 H., für die II. Wagenklasse mit einer Stempclmarke von 50 H., für die I. Wagenklassc mit einer Stempelmarke von 1 Kr. versehen sein. Die Benützung einer höheren Wagenklassc als der, für die die Stempelgebühr entrichtet wurde, ist unzulässig. Dieser . 10. Juli 1912. Nr. 20 > — —"-f ------------------------------------- Ausweis ist bei Lösung der Fahrkarte an der Personenkasse sowie aus Verlangen der Nevisionsorgane jederzeit vorzuzeigen und nach beendeter Rückfahrt mit der Karte abzugeben. * * * Die Ermäßigungen finden nur bei Abfertigung im Lokalverkehr der k. k. österreichischen Staatsbahnen Anwendung. Von der k. k. Nordbahndirektion: (Unterschrift unleserlich.) Von der Buschtiehradcr Eisenbahn. Die älteren Genossen werben sich noch erinnern, wie der von den Lokomotivführern des Heizhauses Komotau delegierte Kollege Cnkert auf dem int Jahre 1898 in Prag stattgefundenen Ersten Lokomotivführerkongreß über schlechtes, zur Lokomotivfeueruug bei der B. E. B. zur Verwendung kommendes Brennmaterial Klage führte, wobei er sich eines allerdings etwas kräftigen, aber nicht ungerechtfertigten Ausdruckes bediente. Da die Verwaltung der B. E. B. selbst Besitzerin von Stcinkohlcnschachten ist, erklärte dieser, warum natürlich die gute Kohle verkauft und die minderwertigste für Lokomotivfeueruug verwendet wird, welche Aeuße-rung seine Maßregeln veranlagte. Gewiß sind auch wir der Meinung, daß gewonnene Naturschätze, speziell solche, deren Gewinnung nur unter Aufopferung von Gesundheit und Leben der Arbeiterschaft, wie bei Gewinnung der Kohle es der Fall ist, möglich ist, nach Möglichkeit auögenützt werden. Aber es gibt doch auch eine Grenze der Ausnützung derselbe» und es muß bei Festlegung dieser Grenze doch auch die Vernunft und fachliche Kenntnisse, nicht allein der Dividenden- und Tantiemen-hunger maßgebend sein. Es wurden seit eingangs erwähnter Zeit oft und oft diesbezügliche Beschwerden eingebracht, aber ohne Erfolg. Im Gegenteil, das Brennmaterial wird immer minderwertiger, trotzdem die Fahrzeiten immer kürzer werden, wozu doch entschieden eine bessere Kohle erforderlich wäre. Zur besseren Information sei erwähnt, daß wir ein Mischungsverhältnis von 80 Prozent Grieß-, beziehungsweise Staubkohle, und 20 Prozent Nußkohle, von welch letzterer man mit ruhigem Gewissen sagen kann, daß dieselbe 20 Prozent und auch noch mehr Steine enthält, vorgeschrieben haben. Unter welchen Umständen der Dienst auf der Maschine bei diesem Mischungsverhältnis mitunter geleistet werden muß, dieses zu beobachten wäre für Organe der Generalinspektion sehr angezeigt. Doch selbst dieser kleine Prozentsatz an Nußkohle scheint nach Ansicht gewisser Herren das Personal derart übermütig zu machen, daß die Heizer die Kohlen nur so aus'Wollust in die Feuerbüchse werfen. Nur mit dieser Ansicht läßt sich die in letzter Zeit gehandhabte Vorgangsweise erklären. Es erschien vor kurzem ein Erlaß der Generaldirektion, in welchem über zu großen Kohlenverbrauch im allgemeinen und über zu großen Verbrauch an Nußkohle insbesondere geklagt wird, und der zu größerer Sparsamkeit auffordert. Aber da muß man denn doch fragen, ist denn das Oekonomie, wenn man, um eine Schaufel Nußkohle zu ersparen, gleich ein paar Zentner Staubkohle hineinwerfen muß, welche infolge des schlechten Feuers und ihrer Leichtigkeit gleich wieder unverbraucht zum Kamin hinausgeht, oder werfen denn die Heizer die Kohle nur so zum Vergnügen hinein? Dem vorerwähnten Erlaß entsprechend ordnete der kleine Gernegroß, Herr Heizhausleiter Sturm in Eger, gleich an, daß sein ihm unterstehendes Personal nicht mehr 20, sondern bloß 15 Prozent Nußkohle verbrauchen darf, ein Verlangen, das mit den praktischen Erfahrungen nicht in Einklang zu bringen ist. Natürlich, wenn so ein junger Heizhausleiter, wie Herr Sturm einer ist, so eine Anordnung trifft, so dürfen auch die übrigen Herren HcizhauSleiter nichi Zurückbleiben, um zu zeigen, welch praktische Leute sie sind rnw-wie einfach es zu machen ist, um die Dividenden und Tantiemen zu erhöhen und das Personal gehörig auszuwerkeln. Der Herr Heizhausleiter von Komotau, Herr Oberinspektor B e n c s ch, ein älterer Herr schon, von dem infolge seiner langjährigen Tätigkeit bei der Buschtichradcr Eisenbahn zu erwarten Ware, Mögliches von Unmöglichem unterscheiden zu können, mußte dem Beispiel des Herrn Sturm gleich folgen, und er ordnete an, daß bei bestimmten Touren überhaupt keine Nußkohle, bei anderen wieder nur 10 Prozent und bei den schwersten Touren nur 15 Prozent Nußkohle zu verbrauchen sind. Auch der Herr Heizhausleiier von Luena ist bestrebt, diesem Erlaß gerecht zu werden. Er nimmt sich den jüngsten Führer, von dem er erwarten darf, um vielleicht eher vom Heizcrdienst gänzlich wegzukommen, daß derselbe Unmenschliches leistet, ferner die beste Maschine, über die er verfügt, und frische vom Schachte eingelangte Grieß- und Staubkohle (nur ia keine Depotkohle, die ihren Brennwert schon verloren), und da überzeugt er sich, mit viewiel Nußkohle es möglich ist, den Dienst anstandslos zu leisten. Natürlich wird auch er auf Grund seiner Erfahrung Anordnungen treffen, daß der Verbrauch derselben einzuschrünken ist. Das Personal jedoch, das nicht die beste Maschine und Depotkohle hat, ,muß natürlich auch mit dem angeordneten Prozentsatz auskommen. Bei Erscheinen dieses Erlasses war man, da man gleichzeitig mit demselben sehr minderwertige Staubkohle ausfolgte,, allgemein der Meinung, er habe nur den Zweck, einem Verlangen nach mehr Nußkohle wegen der schlechten Staubkohle vorzubeuge». Man wurde jedoch durch die Vorgangswe>,e der Heizhausleiter eines Besseren belehrt. Es war schön 20 Prozent Nußkohle das Mindestmaß, mit dem man bis jetzt nur deshalb auskam, weil unsere Heizer tatsächlich Künstler ihres Berufes sind und das Maschinenpersonal unter Aufopferung seiner Gesundheit alles daran setzt, um nur keinen Anstand zu haben. Aber unter dieses Ausmaß herabgehen zu wollen, heißt die Sicherheit des Verkehres sowie die Gesundheit und das Leben des Personals aufs Spiel setzen, und es ist nur recht um billig, wenn das ohnedies geschundene Personal verlangt, es vor solchen Schikanen verschont zu lassen. . Loklilblihnerkonscrenz. Anläßlich der Generalversammlung des Pensionsinstituts des Verbandes der österreichischen Lokalbahnen fand Samstag den 22. Juni 1911 in Wien VI, Restaurant „Blaues Freihaus", eine Vorbesprechung der Delegierten zu dieser Generalversammlung statt. Nach den Ausführungen der Genossen C z e r m a k, Rai m und Schafra-nek wurde einstimmig die Ablehnung der geplanten B c i t r a g s e r h ö h u n g b e s ch l o s s e n. Ueber Vorschlag des Genossen D u 8 e k wurden nachstehende Genossen als korrespondierende Mitglieder gewählt: t .. Für Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain und Küstenland: Karl Czermak, Lokomotivführer, Wien XIX, Nußdorferplatz 8, und Franz H o s e r, Zugsführer, Wien XII, Wolfganggasse 48. Für Oberost er-reich und Salzburg: Robert Kirchschläger, Motorführer, Salzburg, Elisabethstrabe 40. Für Tirol und V o r-arlberg: Konrad Dietrich, Kondukteur, Innsbruck, Smfs-lerstraßc 10, I. Für Böh m e n, Mähren und Schlesien: Metud Teplitz. Im Monat Juni des Jahres 1912 waren 85 Eisenbahübedienstete aus den verschiedensten Direktionsbezirken und aus allen bestehenden Kategorien zum Kurgebrauch in Tep-litz untergebracht. Die Unterkunft, bestehend aus kleinen Zimmern mit zwei bis drei Betten im Kurhausc des Herrn Gudra in der Lindenstraße sowie die Verpflegung sind nach der Leistung der Krankenkasse als befriedigend zu Betrachten. Auffallend ist nur, daß die Kurbedürftigen die zu benützenden Bader in Teplitz aus eigenen Mitteln bezahlen müssen, wahrend dieselben in Pystian und Karlsbad auf Kosten der Krankenkasse verabreicht werden. Auch ist es in Pystian gebräuchlich, den Kur-bedürftigen nach dem Bade ein kleines Gabelfrühstück und zum Mittagmahl ein Getränk zu verabreichen, was die Eisenbahner in Teplitz nicht bekommen. Wir sind nun der Meinung, datz das, was in Pystian und Karlsbad möglich ist, auch in teplitz geboten werden könnte, und wenn in Berücksichtigung der allgemeinen Teuerung die Kurbeiträgc der Krankenkassen um ein Geringes erhöht werden müßten. Im allgemeinen ist es Usus, daß sich die Bahnbediensteten bei ihrer Ankunft gegenseitig vorstellen, und ein Folge dieser Höflichkeitsform ist, daß sich die Leute Binnen zwei Tagen alle kennen und ein recht kollegiales Beisammensein geführt wird. Doch kommen auch hie und da Ausnahmen vor, weil es immer noch Leute unter den Eisen-bahnem gibt, die vom Kastengeist und grenzenlosem Hochmut beseelt ihre Kollegen über die Schulter anschauen und jede Kollegialität meiden. Ein solcher Herr weilte auch heuer zum Stur-^brauch in Teplitz. Er stellte sich niemand vor und nahm allen Bediensteten gegenüber eine verächtliche Haltung ein, verkehrte mit keinem der anwesenden Bediensteten, grüßte niemand und dankte scbr gezwungen, wenn er anfangs von einzelnen gegrüßt wurde. Doch bald genug gelang es uns, auch Stamm und Stand dieses no&len Herrn zu erkundigen und so erfuhren wir dann, das; er, genau so wie wir, auf Kosten der 5U'anfeitfai,c zum Kurgebrauch hieher geschickt worden sei, daß er nur ein einfacher Bahnmeister sei. der auf der Lokalbahn Mutwwitz-Gaya in Südmähren eingestellt ist und den Namen ~udtotg Schwarzenbrunn führt. Allem Anschein nach leidet dieser Bahnmeister an hochgradigem Größenwahn Wie wir m der Folge erfuhren, legte er besonderes Gewicht daraus, wenn ihn die Dienstmädchen Herr Bahnmeister titulitcn. Dieser dumme Stolz des Herrn Schwarzenbrunn hatte *ur Folge, daß ihn keiner der anwesenden Bahnbediensteten, mehr anschaute und daß er von allen ignoriert wurde. Für die Zukunft möchten wir dem Herrn doch raten, das schone Buch „Knigges Umgang mit Menschen" eingehend zu studieren lind «ch in Zukunft zu befleißen, auch in anderen Bediensteten den Manschen zu ach^n. dann wird er auch einsehen lernen, daß es so viel gemütlicher im Kurhaus ist, als wenn er sich vor «tolz aufbläst wie ein Frosch. Kniknu. (Der Turnus des L okomo t ivper so-nal§.) Am 1. Mai wurde das Lokamotivpcr,onal des Heizhauses Krakau mit einem Turnus überrascht, der sofort in Kraft trat. Die Strecke Krnkau-Dziediz wurde, da dies zwei oder drei ältere Kollegen wünschten, ohneweiters bis O s-wieeim verkürzt, was natürlich eine Verminderung des^Krakauer Lokomotivpersonals zur Folge hatte. Da icdoch die Direktion die gewissen Kilometerprodukte eingehalten wissen wollte, kam ein Turnus heraus, der die Leistungen bcs PcifonatS auf die Spitze trci&t, namentlich die der .yeizer. Da* Acrgfte ist die«, datz provisorische Heizer infolge der Reduzierung vom Fahrdienst in das Heizhaus zurück mußten, was für diese armen Leute mit empfindlichen Verlusten verbunden ist. Lokomotiv-füfireranroärter hinwiederum mußten infolgedessen zur Schaufel greifen©J ift ja felBstbcrftänblich, daß sich jedes Frutzahr dieser Vorgang a&fpielt; aber wenn man so etwas verhüten kann, soll man■.& tun. ^uschtiehrader-Eisenbahil. (Deutsche n kann nur d urch Deutsche gehol feit w er d e n.) Die Ausbeutung der Güterzugspartien in der Station Komotau von feiten des Herrn Inspektor Fischer kennt keine Grenzen. -Den Besten Beweis hiefür ist dies, daß diejenigen Unter&eamten, welche als Güterzugsführer fahren sollen, lieber als Revtswns-kondukteure fahren und auf den Dienst bei Guterzugen trotz des erhöhten Stundengeldes verzichten. In Komotau sind 29 Güterzugspartien, denen ein monatlicher Dienstturnus von der Gencraldirektion herausgegeben wird. Dieser Dienstturnus steht nur auf dem Papier, welches gerade so _ geduldig ist als die Güterzugspartien. Inspektor Fischer zwickt so lange von den ohnehin kurz bemessenen Ruhepausen m der Domizilstation. MM noch drei bis vier Sonderzüge ein, erspart also mindest c„s zwei Partien auf Kosten der Ruhezeit der Bediensteten. 753 s,at Zug 708 in Regie bis Komotau vorgeschrieben. Ist K m E »ich, «temfc ««tat«™ fach Weipert so viel von der Regiepartie zuruck, so viel Zug 778 Ltintint Dadurcft verlieren diese Leute vier Stunden von der Rubezeit. ,val Zug 778 sein Brutto gebremst, so wartet schon die Station Krima-Neudorf wie eine Schlange auf eine Kröte, w SÄÄ» «> »«j° »rMS £ ihrer RuBe«it zu rauben. Werden von den betroffenen «Je-diensteten Einwendungen gemacht, datz sic schon wieder den Zug 151 laut Diensteinteilung zu fahren Haben, ^ man *ur Antwort, jetzt befehlen wir. Der Herr Inspektor tu Komotau gibt selber zu, dieser Ausbeutung von Menschenmaterial Anordnungen. Bei Zug 764, der um 9 Uhr 25 Minuten vormittags ankommt, ist die Bemerkung am Fuße der Einteilung: „Reserve für eventuell Zug 7, I. Teil." Das genügt aber Herrn Inspektor nicht, weil Zug 7, I. Teil, in 8b5 ^.ttgeti kaum zehnmal verkehrt und aus diesem Grunde auch von dem Personal keine Einwendungen dagegen gemacht wurden, das ohnehin bedrückte Personal anders auszubeuten. Kaum ist die Partie in Komotau angekommen, so heißt cs. ihr fahrt Zug 775, 754 oder 778, II. Teil, retour. Murrend geht die Partie sofort wieder zu diesen außergewöhnlichen Touren, die ihnen eine rer Ortsgruppe Mährisch-Ostrau-Odersurt. wie folgt richtigstellen: Nicht am nächsten Tag nach der Versammlung er-t)«lt Genosse SSIazej vom Obmann der Ortsgruppe des Reichsbundes, Herrn Lankisch, ein Schreiben, worin dieser bedauert, datz die nationalen Vereine an der Konsumentenversammlung nicht teilnehmen können, sondern es wurde dies dem Genossen BlaLej noch am selben Tag nach der Versammlung, um M12 Uhr nachts, vom Herrn Lankisch mündlich mitgeteilt. Korrespondenzen. Gmünd. (Aus der Staatsbahnwerk st ätte.) Wir sind schon wieder Bemüßigt, uns mit dem Werkmeister Hoffmann zu beschäftigen. Die politische Laufbahn dieses Maulhelden geht zu Ende und das müssen die Arbeiter, mit Ausnahme seiner Günstlinge büßen. Am 11. Juni 1912, als dieser Herr von feinem Urlaub kam, ist ihm von einem feiner Unierläufel Berichtet worden, daß am Vortag einige ArBeiter UrlauB hatten. Kaum hatte Hoffmann diesen Bericht entgegengenommen, wußte er nichts eiligeres zu tun, als Zetteln in den Räumen anzukleben, worauf verkündet wurde: „Der Urlaub fei bis zum 28. Juni 1912 eingestellt." Hoffmann gefertigt. Der Abteilungsleiter scheint hier eine Null zu sein. In den übrigen Abteilungen würden sich die Herren ein solches Vorgehen nicht Bieten lassen. Auch bei dieser Urlaubseinstellung wurden die Günstlinge wieder ausgenommen, die Bekamen Urlaub, warnt immer und so oft sie wollten; ja, Herr Hof -mann ging so weit, datz er einigen den Urlaub sogar selbst besorgte. Nun ja, wenn man die Ehre hat, feines Vorgesetzten Gutsteher zu sein, kann man sich schon etwas erlau&en. Was diese Urlaubseinstellung für die Arbeiter für Folgen hat, zeigt folgender Vorfall: Am 17. Juni 1912 suchte ein armer Teufel von einem ArBeiter Bei Hoffmann um einen Tag UrlauB an, welcher jedoch von demselben verweigert wurde, wobei er unter anderem erklärte: „Wenn Sie sich auch auf den Kopf stellen. Bekommen Sie keinen Urlaub." Der Arbeiter ging daher zum Abteilungsleiter, welcher ihn zum Vorstand sandte. Als der Arbeiter dem Herrn Vorstand sagte, er habe von der Gmünder Herrschaft Brennholz gekauft, welches er nach Haufe bringen müsse, bekam er einen Tag Urlaub ausnahmsweise bewilligt. Im Walde kam der Förster zu ihm, welcher ihm mitteilte: „Es sei ein Bote bei ihm gewesen, welcher sich erkundigen sollte, ob des Arbeiters Angaben auf Wahrheit beruhen, wobei er aber auch meinte, ihr seid ja schlechter daran als Arrestanten." Dem Arbeiter, dem dies nicht alles eins war. frug am nächsten Tag Herrn Hoffmann, wer den Boten bezahlen werde; er Bekam die kurze Antwort: „Er brauche ihm keine Auskunft geben und er werde ihm schon helfen." Hierauf führte er den Arbeiter zum Abteilungsleiter, wo er die gleiche Antwort erhielt Zur festgesetzten Stunde ging der Arbeiter zum ^ Herrn Vorstand, welcher bereits ungeordnet hatte, daß der Abteilungsleiter gleich mitkommen möge. Kaum eingetreten, empfängt der Vorstand den Arbeiter mit den Worten: „Sie haben gewiß seit, früh noch nichts gearbeitet?" Der Arbeiter aber rechtfertigte sich, was auch der Herr Abteilungsleiter Bestätigen müßte. Brachte dann feine Meinung zum Ausdruck, wie er dazu komme, in den Verdacht eines Holzdiebes gestellt zu werden, worauf chm_ der Herr Vorstand erwiderte: „Er dürfe es nicht fo auffassen, den Boten habe er geschickt und habe der Arbeiter sich nicht darum zu kümmern, wer den Boten bezahlen wird; ferner habe er als Vorstand zur jeden Zeit das Recht, den Arbeiter zu kontrollieren und diefes Recht werde er sich nicht nehmen lassen." Wenn nun auch der Herr Vorstand die Botensendung auf sich nimmt, wir wissen doch, wer der Macher ist. Es ist nicht das erstemal geschehen; greisen wir nur jenen Boten heraus, welcher tiubc Jänner zu einem mächtigen Herrn geschickt worden ist, aber nicht in dem Sinne wie oben. Nun, davon werden wir bei nächster Gelegenheit Gebrauch machen. Dem Herrn Vorstand würden wir jedoch empfehlen, sich über die Fachkenntnisfe dieses Musters eines Werkmeisters bei den Arbeitern der Lackierern und Sattlerei zu erkundigen, so wird er erfahren, datz Herr Hoffmann von der Arbeit so viel versteht, wie eine Kuh vom Seiltanzen. So zum Beispiel ließ er am 5. April 1912 in einem Wagen SitzBänke streichen, wo er Bei der Zubereitung der Farbe anwesend war; am nächsten Tage aber muß ihm sein Unsinn doch ausgefallen sein, da er die Bänke mit Terpentin wieder ab-waschen ließ. Auch Putzpastaerzeuger ist dieser saubere Herr, der es nur so manchem Arbeiter zu danken hat, daß er nicht schon längst dort ist, wohin er gehört. Er hat nämlich eine Schmiere /rfunden, die zum Reinigen der Wagen benützt wird. Nach deren Gebrauch sehen die Wagen nach einiger Zeit aus, als dürften dieselben mit Kalk angestrichen worden sein. Solche Kunststücke könnten wir noch mehrere anführen. Im Putzpastaerfinden hat dieser Herr kein Glück, dafür aber bringt er es im Schimpfen, wie „verfluchter Hund", „marinierter Affenschädel" und andere beleidigende Ausdrücke sehr weit. Der Herr Vorstand möge sich nur für den Wortwechsel, den Hoffmann mit D o l e z a l in der Woche vor Pfingsten gehabt hat, interessieren. Was sich die zwei Herren gegenseitig gesagt haben, könnten Gassenbuben nicht, besser zusammenbringen. In der Arbeitseinteilung fehlt es Herrn Hoffmann ebenfalls. So kommt es öfters vor, datz er an einem Tage dies, oder jenes zu machen anschafft, und nachdem sich der Arbeiter den ganzen Tag damit geplagt hat, kommt Hoffmann am nächsten Tage und verlangt es wieder anders, so daß Arbeiten immer zweimal gemacht werden müssen. „Reformator" will dieser Macher auch sein; wie die Reform aber aussieht, zeigt am besten das von ihm in der Tischlerei ein» geführte Materiallager. Wenn der Arbeiter zu irgendeiner Arbeit ein halbes Dutzend Schrauben oder Nägel benötigt, muß er oft stundenlang darauf warten. Durch diese Pafferei auf Material kommt es häufig vor, daß der Arbeiter seine Arbeit erst ■*uf der Strecke draußen fertig machen kann, was aber mit Gefahr für ihn verbunden und sogar verboten ist. Dem Herrn Vorstand. welcher sich doch mit Recht darauf etwas einbildct, daß er auf Protektion nichts gibt, mochten wir auf die Protektion»» Wirtschaft aufmerksam machen, welche von Hoffmann gerbt wird und schon driekt ausartet. Bei einer solchen Protek-twnswirtschast darf man sich nicht wundern, wenn fct&st der tüchtigste und fleißigste Arbeiter verdrossen und gleichgültig wird, nachdem er einsehen muß, daß Tüchtigkeit und Fleiß in der I. k. Staatsbahnwerkstätte nichts gilt und datz man es nur vorwärts Bringt, wenn man Hoffman n s Gesinnung annimmt oder heuchelt. Jeder ist doch nicht zum Gesinnungslumpen und Heuchler tauglich. Wie beliebt Werkmeister Hoffmann ist, haben wir gesehen, als in der Werkätte photographische Aufnahmen gemacht wurden. Als Hoffmann die Arbeiter der Lackierere, ersuchte, sie mögen sich auf den Bestimmten Platz begeben, rührte sich keiner. Um den Herrn vollständig zu charakterisieren, könnten wir noch vieles bringen, hoffen jedoch, datz dies vorläufig genügen wird und datz der Herr Vorstand gegen diesen Werkmeister gerade so Vorgehen wird, wie gegen die Arbeiter. Sollte jedoch dieser Willkür, der die Arbeiter von seiten dieses Menschen ausgefetzt sind, keine Schranken gezogen werden, dann stehen wir für nichts gut; die Geduld der Arbeiter geht zu Ende und es könnte sich leicht ein „Zeiner-Bi-st r i tz k y - S p a l i e r" wiederholen. Eine Katzenmusik der Böhmzeiler Bürger hat H o f f mann schon erlebt. Zum Schlüsse wollen wir gleich jetzt erklären,_ daß, falls es einem „Reichs-bündler" einfallen sollte, Hoffmann m Schutz zu nehmen, er damit den anständigen ArBcitern, welche es nicht durch Kriecherei, Speichelleckerei und Gesinnungslumperei vorwärts bringen wollen, keinen guten Dienst erweist und daß er auch bei Hoffmann, bei dessen politischer Unverlässigkeit, des Dankes nicht sicher fein wird. , " Prera». (Nord'b ahnidh lle.) Das Zugspersonal der (Stationen Prerau und Lundenbnrg ist genötigt, sich mit Herrn Mares, Assistent der Nordbahn in der Station Liderzowitz, zu befassen. Wir haben in der genannten Strecke 18 Stationen, aber keinen einzigen Beamten, der sich so widerwärtig benimmt wie Herr MareS. Es ist ja richtig, der Beamte ist dazu da, den Verkehr zu leiten, zu überwachen und eventuelle Anstände zur Anzeige zu bringen. Was sich aber Herr Mares erlaubt, übersteigt alle Grenzen der Anständigkeit. Er springt wie ein geistig Abnormaler während der Durchfahrt der Züge auf die Bremsen und kontrolliert, ob die Zugsbegleiter nicht fein köstliches Antlitz sehen möchten. Jeder Zugs-begeiter, welcher bei der Kanzlei voriiberfährt und dem Herrn Mares nicht feinen „Servusl" herunterreißt, wird angezeigt, natürlich mit der Motivierung, er hätte „die Signale nicht beachtet". Wehe demjenigen Kondukteur, der fein Bremshüttel nach der entgegengesetzten Seite gewendet hat und auf diefe Weife die köstliche Figur des Mares nicht sieht, der wird mit derselben Motivierung zur Anzeige gebracht. Der Zugsbegleüer zieht den kürzeren und wird immer Bestraft, da man dem Beamten in erster Linie doch Glauben schenkt und der Zugsbegleiter keinen Zeugen hat, da er ja allein auf der Bremse ist. Wie viele Familien hat der Herr schon geschädigt durch seine alBcrnen Anzeigen. Wir sind der Meinung, wenn dieser Herr nur ein Bißchen menschliches Gefühl besäße, so könnte er so ein Benehmen nicht an den Tag legen. Sein ganzes Treiben und Können deutet darauf hin, daß Mares einen verfehlten Beruf wählte. Er ist immer auf der Lauer, einen Fang zu machen. Sollten diese Zeilen nicht genügen, so sind wir gezwungen, mit schärferem Material aufzufahren, welches den Herrn sehr unangenehm berühren könnte. Graz, Südbahn. (Das Los der Bremser.) In einer der letzten Nummern des „Eisenbahner" haben wir geschrieben, datz die Bremser der Südbahn keiner Ausbesserung teilhaftig werden und auch keine Lohnautomatik zu gewärtigen Baben. Letzteres hat zugetrosfen und wird noch weiterhin ge-handhabt werden. Eine Lohnaufbesserung hingegen haben diesmal auch die Bremser (zumindest in Graz) erfahren. Freilich war man auch da wieder nicht allzu rigoros, man gab jedem 10 H. ohne Unterschied, ob alt oder jung, ob systemisiert oder Aushilfsbremser. Die systemisierten Bremser hatten bisher einen Taglohn von Kr. 2'30 und kommen somit nach der Aufbesserung auf Kt. 2'40 im Taglohn, während die Aushilfs-bremfer Kr. 2'20 und nach der Aufbesserung Kr. 2'30 haben. Nach eingeholten Informationen Bestehen fowohl in der Entlohnung, als auch bei den Lohnaufbesserungen für Bremser Unterschiede. Uns sind Stationen bekannt, in denen man gegen Bremser humaner, vorgeht wie in Graz, indem man dort Kr. 2'50 Bis Kr. 2'80 Taglohn gibt. Demgegenüber können wir aber auch feststellen, daß es wieder Stationen gibt, wo die Bremser mit gar keiner Aufbesserung bedacht wurden. Diefe Unterschiede finden ihren Ausdruck in dem jeweiligen guten Willen der Lokalvorstände. Man konnte bei der Lohnaufbesserung wahrnehmen, daß die Ausbesserungen genau nach den Vorschlägen der Lokalvorstände gegeben wurden. Wir sind auch über die Eingaben teilweise informiert, wie sie gemacht wurden. Eine Streichung wurde von den Direktionen nicht vorgenommen. Wenn also die einzelnen Vorstände ein bißchen humaner gehandelt hätten, fo wäre es möglich gewesen, diese krassen Unterschiede hintanzuhalten oder wenigstens dafür zu forgen, datz jeder Bedienstete feinem Dienstalter entsprechend etwas erhalten hätte. Gegen das Fahrpersonal hat man sich von jeher sehr konservativ verhalten. Man sündigte immer auf die FahrgeBühren (Stundengeld), vergaß dabei aber ganz und gar, datz dies ein Zehrgeld für die Strecke ist. Bodenbach. Es ist eine für jeden aufgeklärten Arbeiter längst erkannte Tatsache, daß überall dort, wo es an einer guten, einheitlichen Organisation, der Arbeiter mangelt, Zustände eitftreten müssen, welche das Arbeitsverhältnis zu einem unleidlichen gestalten. Dies trifft auch in der hiesigen k. k. Staatsbahnwerkstätte in ganz eklatanter Weife zu. Die Gleichgültigkeit und Verständnislosigkeit eines Großteils der Arbeiter ihrer Organisation gegenüber, hat cs mit sich gebracht, daß eine Behandlung der Arbeiter seitens ihrer Vorgesetzten Platz gegriffen hat, die als unwürdig bezeichnet werden muh. Es wäre unmöglich, daß einzelne Vorgesetzte sich der Methode des Her-umbrüllenS' und Befchimpfens der Arbeiter bedienen wurden, wenn sie nicht wüßten, daß sie sich das erlauben können. Daß diese Methode manchem Vorgesetzten zur zweiten Natur wird, wie zum Beispiel bei Herrn Werkmeister Wagner, darf ebenfalls nicht Wunder nehmen. Herr Wagner merkt es ebenso wenig, daß dieser Kasernenton nicht nur die Arbeiter, sondern auch ihn selbst erniedrigt, als er es merkt, daß er trotz seiner 35jährigen Dienstzeit seine Fachkenntnisse nicht zu erweitern vermochte, wovon so manches Schildbür^erstückchen, das er schon zum Besten gab, Zeugnis ablegt. Es ist natürlich auch möglich, daß er durch feine Brutalität versucht, feine Dienstzeit noch verlängern zu können. Ein anderer Herr, namens Pechmann, Ingenieur und Leiter der Werkstätte, ist neben seiner Antreibern seit einer Zeit wie vom Teufel Besessen. UeBerall, wo er hinkommt, wittert er SpitzBuBen. In höchst eigener Person visitiert er Werkzeug- und Kleiderschränke und sucht nach ver-Borgenen Kostbarkeiten. Wir werden den Eindruck nicht los, daß wir in Herrn P e ch m a n n einen Scheint vor uns haoen, der so von anderen denkt, wie er selbst ist. War er doch früher nicht fo und die Arbeiter erblickten in ihm einen gerechten Menschen. Seit dem aber in der Werkstätte nebst der zum Eisenbahnbetriebe notwendigen Reparaturarbeiten und Herstellung von Betriebsmittelbestandteilt auch schone eiserne Kinderschlitten, sein hergestellte Blech- und Holzschatullen sowie Toilettenspiegel erzeugt werden, die nicht für den Warenmarkt bestimmt. find, weil ihr Absatzgebiet im vorhinein sichergestellt ist. sieht Herr Pechmann die Werkftätte als eine Jnternierungs-anstalt für an Kleptomanie leidende Menschen an. Herr Pechmann versteht sich aber auch zu korrigieren, wenn es die Umstände ratsam erscheinen lassen. So sollte beispielsweise am 21. Juni eine allgemeine Visite stattfinden, welche jedoch bedauerlicherweise aus Gründen, die Herr Pechmann zu publizieren unterließ, aBgesagt wurde. Vielleicht ist er so freundlich und gibt unS dies noch bekannt. — Es ist auch sehr leicht, mit Geldstrafen von 1 Kr. zu drohen, wenn man ein Einkommen hat, bei welchem ein Verlust von 1 Kr. am Fainilientisch nicht zu spüren ist. Wenn Herr Pechmann der Meinung ist, daß die infolge Wechten Wetters bei der Arbeit im freien durchnäßten alten Fracks die Werkstätte verunzieren, fo möge er diefetn Uebelstand dadurch zu Begegnen fuchen, daß er einen Raum zum SIBtrocfnen der Kleidungsstücke anweist. Es genügt, nicht, das Uebel zu erkennen, sondern Man muß auch Mittel und Wege suchen, es zu beseitigen. 93on_ einem akademisch gebildet sein wollenden Menschen kann gewiß verlangt werden, datz er das einsieht. Uebrigens, was nützt der äußere Glanz, wenn int Verborgenen Bazillusherde wuchern, die für das gesamte Werk-stättenpersonal gefundbeitsgefährlich sind und jedenfalls mehr Beachtung verdienen würden, als die nassen Kittel. Wir meinen, damit die vor zirka anderthalb Jahren in der Werkstätte ausgestellten Spucknäpse, welche seit ihrer Aufstellung noch nicht ein einzigesmal gereinigt wurden. Dieselben verbreiten in ihrer Nahe einen Gestank, daß dis Atmen unmöglich ist. Hier Ware ein Betätigungsfeld für die Aufsichtsorgane, das Segen bringen würde. Aber folche Dinge merken und riechen die Herren trotz ihrer guten Nase nicht. Erkrankten Arbeitern, da? ihnen vom Arzt erlaubte Spazierengehen verbieten zu wollen, wiewohl sie das nichts angeht, dazu fühlen sie sich berufen, wie cs beispielsweise Herr Werkmeister Wagner zu tun pflegt^ Wenn der Arzt einen Arbeiter für Dienstag arbeitsfähig erklärt und der Arbeiter vom Arzt die Erlaubnis erhält, Sonntag und Montag ^ Wien, Mittwoch f ’ ~---------------------------" Ruhezeit von fünf bis acht Stunden nehmen. Nachts 12 Uhr geht Zug 161 Äb laut Einteilung. Nach Zug 80, 81 a, welcher um 1 Uhr 45 Minuten nachmittags ankommt, werden die Bediensteten bei einem Materialzug drei, vier bis fünf Sunden auSgebeutet, was wieder von deren Ruhezeit abgeht. Nach -Zug 164 a, welcher von Eger um 5 Uhr 54 Minuten früh an- • konrmt, wird die Partie, die zwei Nächte hintereinander gefahren ist, fchon wieder um 9 Uhr vormittag» im Schlaf von einem Avisierenden gestört. Der Familie schärst man ein. nicht 'zu stören, aber der Allgewaltige hat kein Herz für Ausgeschundene und avisiert zum Zug 8 oder 707, welche um 12 Uhr 47 Minuten und um 2 Uhr 15 Minuten nachmittags abgehen ober zur Uebernahme eines Güter- oder Materialzuges. Bo bleibt da die Sicherheit des Verkehres? Das sind Zustände, die zum Himmel schreien und aus das dringendste einer Aende-rung bedürfen, denn so kann diese Ausbeutung nicht weiter gehen. Die Generaldirektion ersuchen wir, speziell darauf zu sehen, daß Krima-Neudorf nicht so viel Zugsbegleiter von der turnuSgemäß in Regie fahrenden Partie von Zug 708 herausnimmt, als sie für das dort stehende Brutto zum Bremsen gebraucht werden. Es kommt dann Zug 754 und nimmt die Hälfte dieser Leute in Regie. Dadurch sind die Betroffenen um ihre Ruhezeit gebracht. Zug 83 kann nicht mehr vor Zug 159 gefahren werden, weil die zwölfstündige Tour des Zuges 159 um zwei Stunden verlängert wird, also eine 14stündige Tour wird, die noch dazu die ganze Nacht dauert, ltm dringende Abhilfe aller dieser ungerechtfertigten Zustände bitten die betroffenen Güter-zngspartien und lehnen bei den jetzigen Zuständen jede Verantwortung ab. Falkcnau n. d. Eger. (Ein ernstes W'ort an viele.) Unsere Notiz in der Nummer 18 vom 20. Juni: „Zum Abschied des Herrn Vorstandes", hat auch einzelne unserer Genossen in eine uns unverständliche Aufregung versetzt, während wieder andere Kollegen, die keine Mitglieder unserer Organisation sind, diese Notiz voll und ganz billigten. Gerade bei solchen Anlässen zeigt sich oft der Charakter des einzelnen ganz unverhüllt, da lernen wir die Leute kennen wie sie in Wirklichkeit sind, und das ist für uns gut. So mancher, der sidi oft recht radikal gebärdete, gewährt uns einen lieferen Einblick in fein Denken und gibt uns die Möglichkeit, ihn in seinem wabren Empfinden kennen zu lernen. Mit erschreckender Deutlichkeit offenbaren sie uns ihre vollständig falscke Auffassung des Wesens unserer Organisation, beweisen sie uns. daß sie in all den Jahren unseres Kampfes nichts gelernt haben, denn jeden Quark benützen sie, um eine eventuelle Ursache zum Austritt aus der Organisation zu konstruieren. Nicht das; etwa dadurch unsere Organisation schwächer würde, nein, der eine, der mit seinem Empfinden nie bei uns war, den der reinste Egoismus unter gewissen Umständen in die Reihen unserer Mitglieder führte, der gerade durch unseren beharrlichen Kampf heute das erreicht hat. was er sich im Dienste der Bahn zu erreichen gewünscht hat, der benützt eben, wie gesagt, jeden Ouark als Ursache seines Austrittes, liebt ein Redner in einer Versammlung irgend eine Kritik über das Verhalten unserer Mitglieder anläßlich bürgerlicher Feste, entwirft er ein Bild, wie unsere Genossen als Klasseukämpfer sein sollen, und sagt dabei manchem die derbe Wahrheit oder cs klappt in dem Unterstützungswesen nicht so, wie sich es einer denkt, des weiteren, eine unüberlegte Aeußerung eines Genossen oder irgendeine private Haderei, sei sie nun aus dienstlichen oder auch häuslichen Interessen entsprungen, kurz, alles wird auf dem Rücken der Gewerkschaft ausgedroschen und man findet endlich ein Argument, um damit den Austritt aus der Gewerkschaft zu dokumentieren. Schreibt man aber gar einmal eine Notiz über einen Vorgesetzten, der einem Recht und neun Unrecht getan hat. dann ist erst recht ein Corpus delicti gegeben. Ja, glauben denn unsere Kollegen, wir sind nur darauf bedacht, möglichst vielt Mitglieder zu bekommen, um recht viele Beiträge herein* .-.ribringen? Oder, um mit einer recht ansehnlichen Zahl von Tausenden nach außen hin prunken zu können? Nein! Diese Tendenzen Überlassen wir unseren Freunden, den Nationalen aller Richtungen. Wir haben eine viel intensivere Arbeit zu leisten. Neben dein Schutze des Rechtes des einzelnen, über die reale Tagespolitik hinaus, haben wir die Erziehungsarbeit zu Kisten, die Eisenbahner zu stolzen, klassenbewußten, zu geistig tic,en Männern zu erziehen, die imstande sind, den Sozialismus in seinen idealtnenschlichcn und wissenschaftlichen Tendenzen ausznsassen. Im andauernd rein wirtschaftlichen Kampfe mangelt uns zu dieser Geistesarbeit die notwendige Zeit, auch ist in solchen Zeiten das Interesse der Eisenbahner für die grillige Erziehungsarbeit ein sehr beschränktes, und da müssen wir eben jede Pause im wirtschaftlichen Kampfe ausnützen, hin unsere Mitglieder für den nächsten Kampf geistig zu stärken. Daß es dabei nicht ohne eine gesunde und sachliche Kritik ab-gehen kann, ist wohl so selbstverständlich, denn im Kampfe lernt man eben erst die Männer kennen. Im Kampfe um die Verbesserung der Verhältnisse da sind unsere Genossen allerdings in den Versammlungen zu haben, ist aber eine Etappe des Kampfes vorüber, bann werden die einen gleichgültig, die anderen erbost, die einen schimpfen uiib kritisieren, weil angeblich ihren Interessen nicht in dein Maß Rechnung getragen wurde wie sie sich cs einbildeten. Die anderen ivieder machen gar so gerne irgendwelchen bürgerlichen Pflanz mit; kommt dann zufällig einer in eine Versammlung, in welcher ein Redner Kritik über das Gebaren einzelner Mitglieder übt, dann sind die Beleidigungen auch schon fertig. Dabei muß aber noch betont werden: Die Berechtigte Kritik in einer Versammlung ertragen sic nicht, wenn aber die Nationalverbändler, die bürgcrlicqrn Vertreter im Abgeordnetenhaus, die Interessen der Eisenbahner mit Füßen treten, wenn die Eisenbahner noch von der Steinwendereliqne einfach verhöhnt werden, das lassen sie sich ruhig gefallen. Die Organisation für jeden Schmarren verantwortlich zu machen, gleich ihre Konsequenzen daraus ziehen, du» treffen sie gut. aber dort, wo sie in ihren heiligsten Interessen gefährdet sind, da sind sie blind und taub. Anstatt unbegründete Kritik a» der Organisation zu üben, sollten unsere liifcutafcner aus dem Verhalten der bürgerlichen Vertreter gegenüber ihren Interessen ihre Konsequenzen ziehen. Als sozialdemokratische Organisation, wenn wir wirklich erzieherisch arbeiten wollen, haben wir also auch die Pflicht, all das einer berechtigten Kritik zu unterziehen, das den Interessen der Eisenbahner zuwiderläuft. Kommt dies nun von einzelnen Vorgesetzten oder von den Bahnverwaltungen, von •:Nieren Gegnern oder auch von der höchsten Tribüne des Reiches oder des Landes, wir machen die Eisenbahner auf alles aufmerksam, aber auch, nach Herwegh, „Auf den Feind, den wir am tiefsten hassen, den Unverstand der Massen". Wir sind ja nicht ausschließlich Rechtsschutz- oder UnterftützungsvereiN, sonder» unsere Organisation, die nur ein Glied der gesamten Arbeiterbewegung darstellt, ist in erster Linie eine Kampfes -crganifatiüu, und soll gleichzeitig sozusagen eine Bildungsstätte. eine Hochschule der Arbeiterklasse sein, in der die,Arbeiterschaft sich all jenes Wissen aneignen soll, das wir in unseren heutigen und zukünftigen, vielleicht noch schwereren Kämpfen so notwendig brauchen werden. Aber auch in keiner Partei der Welt ist das ehrliche Bestreben, die Menschheit auf eine möglichst hohe geistige Stufe zu heben, so zum Grundprinzip geworden als in unserer sozialistischen Arbeiterbewegung. Und trotz alledem! Wenn wir in unseren Tausenden von Eisenbahnern, die ja vom Haus auS schon einen gewissen Grad von Intelligenz zu ihrem Beruf haben müssen, ein wenig Umschau halten, so werden wir überall nur eine geringe ZaM finden, die ernstlich bestrebt ist, mit dem Zeitgeist gleichen Schritt zu halten. $53afl nützen uns aber einige Taufende, dir „Der Eisenbahner." 10. Juli 1912 Nr. 30 die verschiedenen Staats- und Lebensfragen richtig erfassen und auch Beurteilen, wenn cs in den Köpfen der übrigen leer ift, wenn diese nicht wi)|en, wo sie eigentlich hingehören und obendrein noch zu sinnlosen Nörglern ausarten. Daß dadurch unsere Arbeit bedeutend erschwert wird und daß die Erfolge im wirtschaftlichen Kampfe hinter den Erwartungen der Eisenbahner in vielen Punkten Zurückbleiben, ist also tatsächlich nur dem Umstand zuzuschreiben, daß ein großer Teil der Eisenbahner es versäumt hat, dasjenige zu lernen, was zur Selbsterkenntnis seiner Klasse und seiner Macht führt. Also, anstatt sinnlos zu kritisieren und mit dem Austritt aus der Organisation zu drohen, sollen sic lieber fleißig unsere Versammlungen und Vortragsabende befuchen, da werden sie unsere Tendenzen kennen und begreifen lernen, werden in dem Sozialismus wirklich das Endziel des Befreiungskampfes der Arbeiter aus den Fesseln der kapitalistischen Gesellschaft erblicken und in diesem Sinne eine geistig starke Macht für unsere zukünftigen wirtschaftlichen und politischen Kämpfe werden. Das ist auch das Bestreben der Eisenbahnerorganisation im allgemeinen und wer es anders will, ist ein Schädiger seiner eigenen Interessen, als auch an den Interessen der gesamten Arbeiterschaft. Und darum und trotz alledem: Vorwärts und geistig auswärts, zum völkerbefreienden internationalen Sozialismus. I. K. Triebiti. Die hiesigen Wächter werden sehr oft mit Geldbußen belegt, ohne daß sie etwas verschuldet hätten. Die Art, wie das geschieht, ist ioert, hier geschildert zu werden. Allerorten gilt nämlich die Regel, daß beim Geleisemessen nur jene Stellen markiert werden, welche einer Richtigstellung bedürftig sind. So wurde es früher auch hier gemacht, bis eines Tages der „höhere" Auftrag herablangte, daß überhaupt alle jene Stellen zu markieren sind, welche gemessen wurden, ohne Rücksicht daraus, ob ein Mangel vorliegt oder nicht. Dieser Auftrag bezweckt offenkundig eine beständige scharfe Kontrolle der Wächter in puncto des Geleisemessens. Nur hat diese Geschichte einen argen Haken. Die Markierungen müssen nämlich mit Kreide vorgenommen werden; die MarkierungSzeichen werden aber bei regnerischem Wetter abgewischt und das kontrollierende Organ macht die Anzeige, daß „das Geleisemessen nichts vorgenommen wurde". Die Folge sind dann sofortige Geldstrafen, die um so empfindlicher sind, als der Betroffene sich seiner Unschuld vollkommen bewußt ist. Angesichts dieser schreienden Ungerechtigkeit glauben wir wohl, an den Herrn Vorstand in Böhmisch-Trübau die Frage stellen zu müssen, ob er diesen Zustand mit seinem Gewissen vereinbar findet? Marienblrd-Wilkowitz. Wir finden unS bcrnüssigt, uns mit dein vor kurzem hieher versetzten Stationsleiter G ö ß l zu befassen. Dieser Mensch, der angeblich eine „bessere Bildung" genossen haben will, benimmt sich derart, daß wir uns dies nicht ohneweiters gefallen lassen können. Wir haben nichts dagegen, wenn sich Gößl „geistig" noch so erhaben dünkt, auch nichts, wenn er von seinen Standesgenossen sowie der gesamten Unterbeaintenkategorie noch so geringschätzig denkt, verbieten uns aber ausdrücklich, daß er die Arbeiter auf das gröblichste beleidigt, indem dieses eingebildete Herrchen Leute wegen ihrer Parteizugehörigkeit behelligt sowie unsere Partei und Presse herabzuwürdigen sucht, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit herumschreit: „Mit mir kommt keiner auf, ich setze alles durch, ich habe nämlich andere Leute hinter nt i r", also sich selbst als ein Protektionskind hinslellt. was gewiß nichts weniger als schmeichelhaft ist. Oder: „Ich bin ja deswegen hergeko nt in e n, um hier Ordnung zu machen". Oder: „Ich bin ja hergeko in ni en, um diesen oder jenen den Kragen umzudrehe n", so müssen wir schon sagen, daß uns diese Blöd-leien nicht im geringsten imponieren. Wenn sich andere durch diesen Oucnfch ins Bockshorn jagen lassen, so geschieht ihnen ganz recht. Uns aber möge dieses Herrchen in Ruhe lassen, falls er nicht andere Unannehmlichkeiten erleben will. Friedeberg in Oesterreichislh-Lchlesien. ES wurde schon über so manche Station und ihre Paschas im „Eisenbahner" geschrieben, nur von der Station Friedeberg und ihrem Pascha hat man noch nichts vernommen und jeder Uneingeweihte muß glauben, daß dort die größte Ordnung und Zufriedenheit herrscht. Gegenüber den Bürgerlichen und höher gestellten Persönlichkeiten kann der Herr Stationsleiter Kralik von Friedeberg schmeicheln und katzbuckeln, so daß eS ihm hierin nicht gleich ein zweiter nachmachen kann. Aber feinen ihm unterstellten Bediensteten und hauptsächlich den Oberbau-arbeiten! gegenüber läßt er seine Protzenhaftigkeit und Macht fühlen. Kommt ein ärmlich gekleideter Mensch mit einem Frachtkolli zur Ausgabe oder hat dieser etwas zum Abholen und hat seine Papiere nicht ganz ordnungsgemäß ausgefüllt, so kann er sicher sein, daß er von ihm angeflegelt wird, anstatt, wie es seine Pflicht wäre, ihn auszuklären. Alle unter seinem Rang Stehenden, ob Privatpersonen oder Bahnbedienstcte und Arbeiter, sind bei ihm nur Menschen zweiter Güte. Braucht ein Bahnwagcnbegleiter einen Passierschein und der Herr Vorstand ist nicht in guter Laune, was sehr oft vorkommt, so kann er siche« sein, daß er seinen Magen gründlich gewaschen bekommt. Ebenso ergeht cs den Oberbauarbeitcr» im Winter, wenn sic sich «dreisten, in bet Mittagpause ihr hartgefrorenes Brot und kalten Kaffee im Wartcramn beim schlecht geheizten Ofen einzunchmen. Da schreit er gleich zum Schalter heraus: „Da Sitzen sie wieder zusammen wie die Häringe und schleppen mit ihren Haxen den Dreck herein, schaut's, daß ihr sofort hinauskomint'S". Vom Tienstmachen ist der Herr Vorstand kein gar großer Freund, aber ein um so größerer Liebhaber der Jagd, des Gasthauses und des nationalen Gesangvereines, so daß sein ihm zugeteilter Stationsineister sehr oft auch sür ihn den Dienst übernehmen muß, damit er seinem Vergnügen nachgehen kann. Vorläufig wollen wir nicht weiter erzählen, hoffen aber, daß ihn, von feiten der k. r. Staatsbahndirektion Llmütz der Standountt klar gemacht wird, wie er sich den Parteien und der Arbeiterschaft gegenüber zu benehmen hat und daß er sich nicht alles erlauben darf. _ Knittelfelb. (Schwerer Unfall in der Staats-b ah n w e r 1 st'ä t t c.) Donnerstag abends hat sich in der Kesselschmiede der Staatsbahnwcrkftätte ein schwerer Unfall ereignet. Der 31jährige Kesselschmied Josef Hilburger und der Kesselschmied Will arbeiteten im Innern des Kessels und waren mit dem Einpassen einer neuen Kesselbore beschäftigt. Beim Herausnehntcn der Feuerboxe geriet Hilburger mit der linken Hand zwischen die Kcsselwand und den Nicteiipreller. Die Hand wurde dabei cingcqucischt, in ihre Oberseite ein so großes Loch gerissen, daß die Sehnen bloßlagen und die Haut in Fetzen weghing. Der Schwerverletzte wurde in häusliche Pflege ge bracht. Will wurde am Kopse erheblich verletzt. Brünn I. Am Sonntag dm m feierte unser Vertrauensmann, Genosse Johann Mahr, sein 30jähriges Parteijubiläum. Genosse Mayr ist cm 1. April 1878 dem VolksbildungSvercin in Leipzig als Mitglied beige-treten Seit dieser Zeit wirkte Mayr unermüdlich für die Partei und zählt zu den eifrigsten Kämpfern für die Sache des Sozialismus. Wie er für die Partei wirkte, wirkte er auch für die Gewerkschaft. Er war Mitarbeiter und Vertrauensmann der Eisenbahncrorgamsation tn Mauthau,en, Mitbegründer der Ortsgruppe der Eisenbahner in St. Valentin und Gründer der Zahlstelle der Eisenbafjnerorgonucinon St. Georgen. Er arbeitet heute noch in voller geistiger itmchc mit uns und hat in dieser langen Zeit nie die Hände muffig in den Schoß gelegt, sondern ist immer und überall für feine Ueberzeugung, für die Partei und Gewerkschaft unerschrocken e ingetreten. Genosse Kurtag auS Linz cröffncte tm$ Fest, das aus diesem Anlaß stattfand und massenhaft be,ucbt war, Genosse Johann Jaknbetz hielt die Festrede, m welcher er die Vcr-dienste des Genossen Mayr um die polityche nnd Eisenbahner-Organisation hcrvorhob. Genosse Mayr dankte tu bewegten Worten für die ihm zuteil gewordene Ehrung und versprach stets ein treuer Anhänger der Partei zu bleiben. Er dankt aus diesem Wege, weil es ihm nicht möglid) ist, jedem einzelnen persönlich zu danken für die große Uljruug. die ihm zuteil wurde. __________________________ Versarnmlungsberichle. Alsergrund-Wien II. (Zugsbegleiterversamm- lung.i Am 11. Juni 1912. fand im Vercinslokal eine ZngS< bcaleitervcrsaniinlnng statt, welche sich mit der Gründung einer Sektion für baS Zugs.personal innerhalb bei; Ortsgruppe I.\ befaßte. Zuerst brachte Genosse Wabitsch einen ausführlichen Bericht über bie vom l. k. Eisenbahnministerium geplante Aon-berung ber Unterbcamtenuniform. Es wurde be,chlo„en. in geeigneter Zeit eine allgemeine Pr°testver,ammluug cinzuberufen. Genosse Schober stellte nun folgenbcn Antrag und begründete denselben in ausführlicher Weise: Da die Zugs-begleitet infolge ihrer Diemtleistung aus der Strecke und der unregelmäßigen Dienstzeit häufig nicht m der Lage sind, dw Vereinsabende zu befuchen. aus dtefem Grunde auch der »«such der Veranstaltungen der Crtegruppc unmöglich ist eben,o va^ Inkasso und die Agitation überhaupt schwieriger ist, so beschließt die heutige Versammlung mit Zustimmung der Ortsgruppen-leitung, zum Zwecke einer planmäßigen CrgamfationStatig-Icit unter den Zugsbegleitern in Wien II eine eigene Zugs*-begleitersektion zu bilden. Zu diesem Zweck wird ciit aus mindesten? sechs Mitgliedern bestehender Sektionsausschuß gewählt, welcher, wenn, sich die Notwendigkeit ergibt, entsprechend erhöht werden kann. Derselbe ist der OriSgruppenleitung unterstellt und verani » wörtlich. Dieser Ausschuß ist jedes Jahr durch eine Bersamm-Iung der Mitglieder neuzuwählen, und ist diese Wahl stets iurz vor der Generalversammlung der Gesamtortsgruppe vorzu. nehmen. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen und folgende Genossen gewählt: L. Ruthner, Sektionsobmann, K. Inner Huber, Stellvertreter; H. Smole k, Schn, :-führet; I. Herzog. Kassier; K. Anders, A. Auer. I. Ehytilck, Jg. Heger. I. Traufe I Schober, St Tatzber und F. Vatergruber. AuSschußmttgltcder. Genosse Ruthner stellte den Zusatzantrag, daß einem Genossen von Nußdorf. welcher in der IX. Crtsgruppc organisiert ist, ein Mandat einzuräumen fei. Genosse Knottek erklärte, sich mit den Genossen ins Einvernehmen zu setzen und einen geeigneten Genossen entsenden zu wollen. Nr. 20 Wien, Mittwoch-' .»Der OlsrnbaWe».''^ ____________________/10. Juli 1912' Seite 15^ Äi Den Zugsbegleitern von Wien II und Nußdorf rufen wir zu: Baut diese Sektion zu einem Machtfaktor aus. damit wir das erreichen, was uns gebührt. Weg mit der Lauheit! Auf zur tatkräftigsten Mitarbeit; jeder einzelne Genosse werde zum Agtitator! Alle Beschwerden und Anträge sind schriftlich dem Genossen Ruthner zu übergeben. Der gesamte Ausschuß ist berechtigt und verpflichtet, Mitgliedsbeiträge entgegenzunehmen. Wolfsberg. Am 29. Juni sprach hier in einer öffentlichen Versammlung Genosse Regner aus Knittelfeld über die „Neue Arbeitsordnung". Wien II, Franz Josefs-Bahn. Montag den 24. Juni l. I. um 8 Uhr abends fand im Hotel „Franz Josefs-Bahnhof", IX, Nordbergstraße 4, eine freie Vereins Versammlung der Ortsgruppe Wien IX, Alsergrund, statt, die folgende Tagesordnung behandelte: 1. Dienstkleiderfrage: Protest gegen die gegenwärtige Monturanschasfung im Direktionsbezirk Wien und die vom t. k. Eisenbahnminisierium geplante Abänderung der Unterbeamtenmontur. 9. Die vom k. k. Eisenbahnministerium geplante Einschränkung der Fahrbegünstigungen für Bedienstete der k. k. Staatsbahnen und deren Angehörige. 3. Eventuelles. Die Versammlung verfolgte die Ausführungen des Referenten Genossen Wa bitsch zum ersten Punkt der Tagesordnung mit großer Aufmerksamkeit, und wiederholt wurde sein Referat durch Zwischenrufe, die die Unzufriedenheit des Personals über die gegenwärtige Uniformqualität ausdrückten, unterbrochen. Genosse Wabitsch führte in seinem Referat all das an, was wir schon in einigen Notizen in unserem Fachblatt besprachen, nämlich, daß die Ausarbeitung der Uniformstücke durch die neue Firma K r e st a n in Triesch in Mähren eine direkt skandalöse ist, führte die einzelnen Fehler an und gab seiner Verwunderung Ausdruck, daß Ministerialrat K o l i s k o und Hofrat Schmitz, die doch sonst Verständnis und Wohlwollen für die Fragen der Bediensteten zeigen, derartige das Personal schwer schädigende Lieferungen annehmen und nicht gleich Ordnung schaffen. Es gehe nicht an, daß gerade der Staat als Unternehmer Arbeitskraftetoucher und Ausbeutung dadurch unterstütze, daß er seine Arbeiten an Firmen übergibt, die Schundlöhne zahlen, aber auch Schundarbeit liefern. So unterstützt man nicht das Gewerbe, daß man Professionsarbeiten von Firmen verrichten läßt, die keine oder nur wenig gelernte Arbeiter beschäftigen, noch bekundet es fachliche und sozialpolitische Einsicht, wenn man Uniformen en gros statt in der Großstadt, der Quelle der gelernten Arbeitskräfte, am Lande von Kleinbauern um wahre Hungerlöhne zusammenpfuschen läßt. Für den Unternehmer Staat sollte es auch nicht gleichgültig sein, daß durch Entziehung der Ausarbeitung der Uniformen einer Wiener Firma und deren Uebertragung an eine Landfirma in Wien soundso viele Schneider, Familienväter, brotlos gemacht und der Not und dem Elend preisgegeben werden. Der Staat und seine Verwaltungsorgane sollten cs mit ihrer Würde unvereinbar finden, solcherart Anlaß zu Lohndrückereien, zur Aufrechterhaltung und Verbreitung des sozialen Elends zu geben. Was die Bediensteten fordern, ist, daß ihre Uniformen, die sie als Ehrenkleider zu tragen verpflichtet sind, wirklich zumindest annähernd einem solchen gleichsehen, und daß demzufolge die Lieferungsarbeiten wieder einer Wiener Firma, die gelernte und organisierte Arbeiter beschäftigt, übertragen werden, und wo schließlich auch den Bediensteten Gelegenheit geboten ist, wie bei der ersten Lieferungsfirma, ihre Beschwerden gleich an Ort und Stelle vorzubringen und Mängel in der Uniform gleich ausbessern zu lassen. Schließlich besprach der Referent noch die geplante Uniformänderung für die Unterbeamten, die darin bestehen sollte, daß an Stelle des gegenwärtigen offenen Sakkos eine geschlossene Bluse treten soll. Er sowie alle Unterbeamtenvertreter in der Personalkommission, mit Ausnahme des nationalen H ü b l, haben sich gegen eine derartige Aenderung der Uniform, die gleich ist einer neuerlichen Entwertung derselben, ausgesprochen. Auch einer auf Grund gegenwärtiger Bewertung durchgeführten Pauschalierung konnte Referent nicht zustimmen, weil gerade jetzt der Uniformwert auf das tiefste gedrückt wurde und die Anschaffung einer Uniform zu eigener Person unmöglich macht ohne bedeutenden Zuschuß. Das Referat des Genossen Wabitsch wurde mit großem Beifall ausgenommen. Es sprachen dann noch einige Genossen über die gegenwärtige schlechte Ausarbeitung der Uniformen. Treffend führte Genosse Kneidinger an, daß durch die Vergebung der Uniformlieferung an eine Probinzfirma die Neuangestellten, also neu in den Genuß der Uniform tretende Bedienstete, für das durch einen Wiener Schneider erfolgte Maßnehmen ä 1 Kr. zu leisten haben, was eine Art Vorstrafe für das Tragen der so elend hergestellten Uniform ^blunden werde. Schließlich wurde von der Versammlung über Antrag des Genossen Jnnerhuber die schon von einer Eisenbahnerversammlung am 8. Mai l. I. im Hotel Fuchs angenommene Resolution einstimmig akzeptiert. Darin wird zum Ausdruck gebracht, daß die Uniformen denkbar schlecht ausgearbeitet werden, und auch gegen größere finanzielle Opfer von einem ordentlichen Wiener Schneider nicht mehr auf gleich gebracht werden können. Es wird Verwahrung eingelegt, daß die Lieferung einer Provinzfirma übertragen wird, und so viele Wiener organisierte Arbeiter ums Brot gebracht werden, und schließlich Hoffnung Raum gegeben, daß Herr Ministerialrat Kolisko und Hofrat Schmitz dieser Misere baldigst abhelsen werden. Der Zusatz wurde noch beigefügt, daß die Unterbeamten gegen die Ersetzung des isakkos durch eine ge-schlossene Bluse energisch protestieren. Zum zweiten Punkt der Tagesordnung referiert Genosse Knotier. Er führte aus, daß man mit 1. Jänner 1913 eine Einschränkung der Fahrbegünstigungen für die Bediensteten plane, "vnber kommt er auch auf die von einem gewissen Kammcrrat Kandl, Genossenschaftsvorsteherstellvertreter der Juweliere und Goldschmiede, herausgegebene Broschüre zu sprechen, deren Inhalt er mit verdientem beißenden Spott und Jrome einer näheren Erläuterung unterzog. Auch Referent sprach sich gegen die Auswüchse der Freikarten aus, aber er und mit rhm die ganze Versammlung müsse dagegen protestieren, daß man auch hier wieder, statt die Auswüchse zu beseitigen, die llesamten Eisenbahner schwer schädigen will, "ohne der Sache selbst zu nützen. Die Eisenbahner werden sich in diesen Punkten nicht ein Jota von ihren Rechten nehmen lassen, komme da, was wolle. Er beantragt schließlich folgende Resolution, die auch einstimmig angenommen wurde: Resolution: Die heute in Binderhofers Restauration versammelten Eisenbahner haben aus die Kandlsche Broschüre die einzig richtige Antwort zu geben, daß Personen, die nichts vom Eisenbahnwesen verstehen, kein Recht haben, über die bisher den Bediensteten gewährleisteten Rechte in der in dieser Broschüre zum Ausdruck gebrachten Form zu kritisieren, zu entstellen und der Oeffentlichkeit auf Grund von aus der Luft gegriffenen enorm hohen Ziffern vollständig unwahre Behauptungen aufzustellen und so eine Irreführung der breiten Oeffentlichkeit herbeizuführen. Dem k. k. Eisenbahnministerium sei hiemit bekanntgegeben, daß das Personal gern bereit ist, zu einer notwendigen Reform der Fahrbegünstigungen Sie Hand zu bieten, daß es aber als ausgeschlossen zu gelten hat, ohne die berufenen Vertreter des Personals zu fragen, eine Reform, wie in der Broschüre angedeutet wird, durchführen zu können. Fremng t. B. Am 29. Juni d. I. fand eine öffentliche Eisenbahnerversammlung in Herrn Sellners Gasthaus statt, in welcher Genosse Buchar vom Landessekretariat in Prag das Referat über die herausgegebene Arbeitsordnung erstattete. Die Anwesenden pflichteten seinen Ausführungen vollständig zu, und schritten vor Schluß der Versammlung zur Gründung einer Zahlstelle in Winterberg, mit deren Leitung Genosse Franz Zäruba, Magazinsmeister in Winterberg i. B., betraut wurde. Wald. Am 3. d. M. fand hier eine außergewöhnlich gut besuchte Eisenbahnerversammlung statt, in welcher Genosse Pichler über die Bestimmungen der neuen Arbeitsordnung und die Genossen Zwinger und Nagiller über den neuerlichen Verrat der Eisenbahner durch die Deutschnationalen und Ehristlichsozialen im Parlament in beifällig aufgenommener Weise referierten. Lichtenan. Am 13. Juni, um 7 Uhr abends, fand im Vereinslokal eine gut besuchte Eisenbahnerversammlung statt. Genosse Mouka aus Brünn, der in dieser Versammlung sprach, erstattete ein sehr gutes, ausführliches Referat, wofür er reichlichen Beifall erntete.___________________________ Aus den Organisationen. Rosenbach. Den Mitgliedern des Allgemeinen Rechtsschutz- und Gewerkschaftsvereines diene zur Kenntnis, daß die ausgeliehenen Bücher bis 15. Juli bestimmt in die Bibliothek zurückgestellt sein müssen. Ab 25. Juli l. I. befindet sich die Bibliothek bei Genossen Michael Lukotelle. Die Bücherausgabe erfolgt am Donnerstag und Sonntag von 12 bis 1 Uhr mittags und von % 6 Bis 7 Uhr abends. St. Beit a. d. Glan. Laut Beschluß der AuSschußsitznng vom 25. Juni wird die Bibliothek der Ortsgruppe vom 7. Juli bis 1. September wegen Revision und Neunumerierung gesperrt. Entliehene Bücher sind sofort zurückzustellen. Der Ausschuß. Ruhig. In der am 23. Juni stattgefundenen Halbjährigen Generalversammlung wurden folgende Funktionäre gewählt: Wenzel Voigt, Obmann, Eduard Kutt, Stellvertreter; Anton Charwat, Kassier, Wenzel Schwach Stellvertreter; Anton Orglmeister, Schriftführer, Rudolf Heinz, Stellvertreer; Franz Wildt, Josef Zwicker, Revisoren; Josef Hupka, Eduard Sie gl, Bibliothekare; Aus-schußmitglieder: Konrad B r e i e r, Rudolf W a l e n t a, Blasius Walter. Josef Köhler, Wenzel Schnabl, Martin Hupka, Franz Vrba. Subkassier für Kaschitz Genosse Adler, für Radonitz Walenta, für Schebes Schröder. Neusattl. Bei der am 30. Juni stattgefundenen Generalversammlung wurden folgende Genossen in den Ausschuß gewählt: Anton GareiS, Zahlstellenleiter, Rudolf Lutz, Stellvertreter; Josef Maier, Kassier. Franz Kreidl, Stellvertreter; Peter Seidl. Schuiftführer, Josef Wolf, Stellvertreter; Richard Di Ul, August Kail. Revisoren. Zuschriften sind zu richten an Anton Garers, Blocksignaldiener in Neusattl Nr. 150; in Geldangelegenheiten an Josef Maier, Bahnwächter in G r a s s e t h N r. 5 7. Tarvis. Bei der am 5. d. M. abgehaltenen Generalversammlung wurden folgende Genossen gewählt: Philipp Tiefenbacher, Obmann, Josef Kaste in, Stellvertreter; Franz Lianig, Kassier, Josef Zelloth. Stevertreter; Josef Zolli, Schriftführer, Isidor Hasch, Stellvertreter; Thomas Egger. Bibliothekar; Sitzt und Glanschnigg, Kontrolle. Zuschriften sind an den Obmann Philipp Tief e n* Bacher, Wagenschreiber, Geldsendungen an den Kassier Franz Lianig, Blocksignaldiener, Tarvis II, zu senden. t „ . Gaisbach-Wartberg. (Zahlstellengrundung.) Bei fcer konstituierenden Versammlung, die am 12. Mai stattfand, wurden folgende Funktionäre gewählt: Anton Lang, Zahl-stellenleitcr, Franz Jaksch und Johann Heid er, Stellvertreter; Josef Arnoscht, Schriftführer; Franz Krydl, Kassier; Karl T a u b e r b ö ck, Anton Moser, Josef G u s n e r und Josef B l ö t l m ü l l e r, Subkassiere; Josef Niederberger. Bibliothekar; Nikolaus Li tschau er und Anion K l i n g e r, Kontrolle. Zuschriften sind an Anton Lang, Unter-Gaisbach Nr. 31, zu richten. Hannsborf. Die Mitglieder werden ersucht, ihre Jnterimskarten und Mitgliedsbücher umgehend an den Ortsgruppenkassier Anton Kupka behufs Revision und Abstempelung abzugeben. Gleichzeitig werden jene Mitglieder, die sich mit den Monatsbeiträgen im Rückstand befinden, aufgefordert, ehestens nachzuzahlen, da sonst nach den Statuten vorgegangen wird.________________________________ _______ Verschiedenes. AuS der „Jugend". Ein Turnverein an der deutschtschechischen Sprachgrenze in Mähren hält seine Sonnwendfeier ab. Zwei Turner sollen den Holzstoß entzünden. Es entspinnt sich folgendes Gespräch: „Baldur r, zind Scheitrhauf'n o an!' „Ale kusch, Wotan, i hoab ka StrafhLlzl." Die schwersten Lokomotiven der Welt. Die schwersten und größten Erzeugnisse der modernen Lokoniotivindustrie haben jetzt in den Vereinigten Staaten ihre Feuerprobe, bestanden; es sind die riesigen fünfachsigen „mailet compounäs", Lokomotiven der amerikanischen Bahnlinie Atchinson-Topeka-Santate. Diese Lokomotiven haben ohne Tender eine Gewicht von nicht weniger als 3000 Tonnen, was in der Lokomotivbau-kunst einstweilen wohl einen Rekord bedeutet. Die äußersten Achsen sind sechs Meter voneinander entfernt._____________ Literatur« Von der „Neuen Zeit" ist soeben das 40. Heft des 30. Jahrganges erschienen. Aus dem Inhalt des Heftes heben wir Herbor: Der Deich bricht! Von Th. Nothstein (London). — Parteivorstand, Kontrollkommission und Fraktionsvertretung. Von G. Ledebour. — Der improvisierte Bruch. Von K. Kautskh. (.Schluß.) — Arbeitsnachweis und Gewerkschaftskampf. Von Julius Deutsch. — Technisch-wirtschaftliche Rundschau. Von R. Woldt. — Literarische Rundschau: Gewerkschaft und Volkswirtschaft. Von Th. Brauer. — Zeitschriftenschau. Die „Neue Zeit" erscheint wöchentlich einmal und ist durch alle Buchhandlungen, Postanstalten und Kolporteure zum Preise von Mk. 3 25 per Quartal zu beziehen; jedoch kann dieselbe bei der Post nur per Quartal abonniert werden. Das einzelne Heft kostet 25 Pfennig. Probenummcrn stehen jederzeit zur Verfügung. Eingesendet. (Für Mcst Siutti! übernimmt ine RedaMo» leine Verantwortung.) Bon unseren Arbeitcrsängcrn. Der Reichsvervand der Arbeiter-Gesangvereine Oesterreichs — Gau Wien — feiert am 11. August d. I. sein zwanzigjähriges Gründungsfest. Es ist der Leitung des Vereines gelungen, für dieses Fest, das ein Arbeiter-Sängerfest in großem Stil werden soll, die Rotunde im Prater als Raum zur Abhaltung eines so großen Festes zu bekommen. Dieses Gründungsfest, für welches sich bereits 1000 Genossen aus München und eine große Anzahl von Vereinen aus den österreichischen Provinzen gemeldet haben, stellt an unsere Sänger große finanzielle Anforderungen, die sie gewiß nur dann erfüllen- können, wenn sie der Unterstützung' sämtlicher Parteigenossen sicher sind. Und auf diese Unter-' stützung hoffen und bauen sie zuversichtlich! Sie sind von der Tatkraft und Schlagkraft unserer Gewerkschaften ebenso überzeugt wie davon, daß ihnen die Genossen ihre Mithilfe nicht versagen werden. i Unsere Arbeitersänger bitten daher, indem sie alle Genossen und Genossinnen zu dem Feste einlaben, für ihr zwanzigjähriges Gründungsfest, das bei jeder Witterung abgehalten werden wird, recht lebhaft agitieren zu wollen. Mitteilungen der Zentrale, i Verwaltungskomiteesitzung am 3. Juli 1912. —, Entgegennahme des Berichtes des Baukomitees über den gegenwärtigen Stand des Baues des Eisenbahnerheims. Bericht über die in Laibach stattgefundene Konferenz der dem Triester Sekretariat zugeteilten Ortsgruppen und Zahlstellen. Erledigung des vorliegenden Einlaufes. Unterstützungen: H. lt.: 5 Fälle (1 Fall abgewiesen), für 4 Fälle bewilligt: 300 Kr.; Verein: 26 Fälle (4 Fälle abgewiesen), für 22 Fälle bewilligt: 460 Kronen. Verwaltungskomiteesitzung am 26. Juni 1912. — Erledigung einer Angelegenheit des Genossen Scheibein, Innsbruck. Erledigung von Personalangelegenheiten. Unterstützungen: H. it.: 62 Fälle, 3 Fälle abgewiesen, für 59 Fälle 4400 Kr. bewilligt; H. F.: 2 Fälle 110 Kr. bewilligt; Verein: 151 Fälle, 28 Fälle abgewiesen, für 123 Fälle 2850 Kr. bewilligt. Der Rechtsschutz wird für 81 Fälle bewilligt. Expensen für 80 Fälle Kr. 9043-64. Erledigung des vorliegenden Einlaufes. Ausweis des Vereines „Eisenbahnerheim", Wien. An Spenden für das „Eisenbnhnerheim" sind bei uns ans folgenden Orten in der Zeit vom 21. Juni bis 19. Juli 1912 eingelaufen: Wicsa-Oberlcutensdors Str. 20—, Lend 10"—, Odertraun 10—, Eisenerz 20—, Wien XVI 40—, Franz Soinitsch 20—, Lorenz Hauck, Siebenhirtcn, 20 —, Felix Kula, Rozwadow 20"—. Sprechsaal. Unser Eisenbahnerheim. " Nach vielerlei Hemmnissen und Erschwerungen, die uns das Stadtbauamt des Wiener Magistrates machte, ist es endlich gelungen, den Baukonsens für das Eisenbnhnerheim, V. Bezirk, Margaretengürtel, zu erhalten. Montag den 1. Juli wurde der erste Spatenstich zur Erbauung unseres Heims gemacht. Die Banvcrgebung wurde im Ofsertwcge ausgeschrieben und der billigsten und leistungsfähigsten Firma, der „Ersten Allgemeinen üjsterreichischen Bau-gesellschast", mit Vorbehalt übertragen. Ende Juli nächsten Jahres mutz das Gebäude fertig sein. Wir glauben, allen Eisenbahnern eine grotzc Freude zu bereiten, wenn wir ihnen nun Mitteilen, datz sie schon im nächsten Jahre ins eigene Heim ein-; ziehen können. Bei dieser Gelegenheit können wir nicht umhin, unsere Vertrauensmänner nochmals aufmerksam zu machen, überall Gründer, Förderer und Mitglieder für den Verein „Eisenbahnerheim" anzuwerben. _ An die geehrten Ortsgruppenfunktionäre und Mitglieder unseres Vereines! j (BetrifftdieNachsendungderZeitunge n.) I. ! Wir bringen allen Ortsgruppenfunktionären lind Mitgliedern zur Kenntnis, daß wir von nun ab die Nachsendung des „Eisenbahners" re. an jene Mitglieder/ die mit ihren Beiträgen länger als sechs Wochen im Rückstände sind, nicht mehr besorgen. Von Expedition zu Erpedition müssen gegen 2000 Exemplare extra nach-gesendet werden. Diese besondere Manipulation kostet durch die Saumseligkeit der betreffenden Mitglieder, die sich ein Gewohnheitsrecht daraus gemacht haben, Tausende von Kronen. Es wird künftighin solchen Mit-, gliedern nur das letzte Exemplar, von wo ab die Zahlung wieder beginnt, nachgeschickt. Damit neue Mitglieder! von einer Abrechnung zur anderen nicht auf ihr Fach-blatt warten brauchen, empfiehlt es sich, daß die Auf* nahmsscheinc der Neuaufgenommenen sofort an uns ein-gesendet werden. Um Störungen in der Zusendung zu-vermeiden, bringen wir allen Mitgliedern zur Kenntnis,' nach jeder Uebersiedlung sofort die Adreßänderung an uns bekanntzugeben. ii. '"'-v'i'* (Betrifft V e r ei n s ab z ei ch en.) / \ Wie euch schon durch Zuschriften als auch durch den „Eisenbahner" bekannt ist, hat unsere Organisation anläßlich der zwanzigjährigen Jubelfeier unseres Vereines ein für alle Zeiten feststehendes Vereinsabzeichen für ihre Mitglieder anfertigen lassen. Die Abzeichen werden vorläufig in deutscher, tschechischer und polnischer Sprache angefertigt. Wir ersuchen nun, für dieses Abzeichen, welches für sich selbst schon propagiert, die nötige Agitation einzuleiten. Die Bezugs- und Verkaufsbcdingungen sind in dem Ihnen zugegangenen Zirkular enthalten. in. (Betrifft Regulativ zum Hinter-, ;> bliebenen-Unterstützungsfonds.) Außerdem machen wir unsere Ortsgruppenleitungen abermals aufmerksam, jenen Mitgliedern, welche dem Hinterbliebenenfonds angehören, in ihr Mitgliedsbuch ein Regulativ beizulegen. DieVerwaltun g,* _ Offene Anfragen. An die k. k. Staatsbahndirektion Wien. Laut Kasernenordnung darf in der Gmünder Zugs« begleiterkaserne nur in der Zeit vom 1. April bis letzten Sep-,, Seite 16 „Der Eisenbahner.". Nr 20. tember, von 7 Uhr früh bis 7 Uhr abends, und vom 1. Oktober bis letzten März Tag und Nacht gebadet werden. Wir fragen: Warum darf man sich nur im Winter nachts baden, warum nicht auch im Sommer? Herr Buchholz hält doch sehr viel auf Reinheit in der Kaserne; darum ersuchen wir, daß Liese Bestimmung aus der Kafernenordnung, respektive Badeordnung verschwindet. Oder soll nur darum, daß der Heizer erspart wird, das ganze Rersonäl leiden? Weiters möchten wir ersuchen, endlich einmal in den Vaderaum eine Holztrcppe zu geben, damit man nicht mit nackten Füßen auf dem kalten Steinboden gehen mutz. . , Die Zugsbegleiter von Wien II. Versammlungsanzeigen. In nachstehenden Orten finden Versammlungen statt: Soeben. Am 14. Juli um 2 Uhr nachmittags im Hotel Mohr Protestversammlung. Neubistritz. Am 14. Juli Versammlung des Personals der Lokalbahn Neühaus-Ncubistrjtz im Lokal des Herrn Schmidt. Komotau. Am 14. Juli, um A3 Uhr nachmittags, im Saale des „Lagerkeller" freie Eisenbahnerversammlung. Bruck an der Mur. Am 14. Juli, um 7 Uhr abends, im ,Holet Post" (Bahnhofplatz) freie Eisenbahnerversammlung. Send. Am 14. Juli, um 2 Uhr nachmittags, konstituierende Versammlung und Gründung der Ortsgruppe. Zusammenkunft: Rohningers Gasthaus. Reichenberg. • Vereinsversammlung am 21. Juli, um ß Uhr abends,.im Vereinshaus. Jglau. Am 2l. Juli, 2 Uhr nachmittags, Versammlung int Vereinslokal. HannSdorf. Am 14. Juli, um 9 Uhr vormittags, Vereinsversammlung bei I. Kolbe in Namsau. TöppelcS. Am 21. Juli, 9 Uhr vormittags, § 2-Versamm-lung in Schusters Gasthaus in Töppelcs. Inhalt der Nummer 19. vom 1. Juli 1912. Artikel: Die bürgerliche Demagogie in der Eisen-vahncrfrage. Die vollzogene Scheidung. Nationalverbändleri-sches. Erbarmen. Ein Jahr beginnender Sammlung. Der Kapitalismus. hält uns nicht auf. Zur Sohnregulierung bei den k. k. österreichischen Staatsbahnen. Die neuen Arbeitsordnungen bei den k. k. österreichischen Staatsbahnen. Gewerkschaftsbeiträge und Syndikalismus. Die Personalkommistion der k. k. Staatsbahnen. Usus. Eine gewerkschaftlich-genossenschaftliche Großtat. Feuilleton. Inland. Ausland. Aus dem Gerichtssaal. Streiflichter. Korrespondenzen. V e r s a in in lu n g s b e r i cht e. Aus den Organisationen. Technisches. Literatur. Bekannt-m a ch u n g d c r Administration. S p r e ch s a a l. Offene Anfragen. Vcrsammlungsanzeigen. Mitteilungen der Zentrale. Briefkasten der Redaktion. Bärn-Andersdorf. Die in Nr. 16 vom Mai d.J. enthaltene Korrespondenz ist vom Bahnwächter August Burgert weder versaht, noch cingesesidct. Die Korrespondenz enthält Tatsachen, die jederzeit nachgewiesen werden können. — Viola. Ein Uebereinkommen mit den Schiffahrtsgesellschaften bezüglich Ermäßigungen für Angehörige existiert nicht. Versuchen Sie cs immerhin mit einem Gesuch an die „Austro-Americana" in Triest. — 64. Da Ihnen bei der letzten Vorrückung nur ein halbes Jahr in den Härtenausgleich angercchnet werden konnte, muß Ihnen die nächste Vorrückung dementsprechend anstatt um ein Jahr, um anderthalb Jahre gekürzt werden. Sie rücken daher am 1. Jänner 1914 in die 140ü Kr. vor. Für den Inhalt dar In-serato übernimmt die Redaktion und Administration keine wie Immer geartete Ver-o 0 antwortung. o lifile Für den Inhalt der Inserate Obernimmt die Redaktion und Administration keine wie Immer geartete Ver-o e entwortung. o e _ _ — — fiMüS WMU. 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