Beilage zur Laibacher Zeitung. > ^U^4^ "^ Vierter Jahrgang. ?. Tlpril R86». S'pruch. W Aw'cnu ein Lcid dich schwer bedrängt, Tritt entgegen ihm mit Waffen! Wenn es dir den Nanm beengt, Snchc selbst dir Nanm zu schaffen! Zeige dich ;n jeder Zeit Stärker alö dein Herzensjamincr! Dien' als Ambos nicht dem Leid, Nein, sei deines Leides Hammer! Wenn die Qual nicht heut' von dir Ucbcrwnnden und gebannt ist: Wisse, daß dn dann von ihr Morgen dreifach übermannt bist! Unter der Erde. ^ Von Fr. Mark. i^Villst du — freundlicher Leser! — eine Gegend mit i ausgeprägtem, echt bergmännischen Typus besuche», so ^ folge mir iu das Thal, in welchen» der Aüdreasschacht bei i F. . . . steht. ! Die von F. . . nach W . . . führende Postslraße um« ! schlingt das ziemlich im Mittelpunkte des Thales stehende Schachtgebäude, welches mit seinem kleinen Parke von Ahorn« ! bäumen, seinen Gcrüsteu und Hol;massen auf einem kleinen ^ Plateau slch befindet, das theilwcise von der steil abstürben« ! den Halde gebildet wird. Ost kannst Du hier junge Verg^ ! leute, die Gcoguostrtasche auf dem Nucken, den Hammer i in der Hand, auf dicscu Trümmern hcrumsteigen, sie mit ^ kräftigen Hieben zerschlagen, und manch interessantes Krystall ! mit der Lupe betrachten sehen. — Unten am Fuße der Halde, an welchem in ununterbrochenem Donner die oben aus den ^ „Hunden" gestürzten Erze nicderrollcn, führt eine Eisenbahn aus eiuem Stollen weiter abwärts, wahrend rechts davon ein zweites Stollenmundloch sich öffnet. Von da führt die Straße am Sigmundschachte vorbei, weiter zu den dam- > pfenden Schmelzhütten, und den langen Reihen lärmender Nufbercitungswerkstätten mit ihren Poch«, Wasch- und Schlemmwerkcn. Zu beiden Seiten im Thale erheben sich die Hügel, welche allmälig zu der, den Grund des Thales schließenden Gebirgöklippc ansteigen. — Aber nicht gleichförmig reich bewaldete Gehänge stehst du hier, wie sie so oft in stillen, von der Industrie noch nicht berührten, in behaglicher, patriarchalischer Nuhe schlummernden Gegenden zu schauen sind, und wo nur selten des Jägers Schritt, — seiner Hunde Gebell — oder der Knall seines todsendcndcn Geschosses die feierliche Stille unterbricht. Nein! hohe, steile, felsbedeckte Abhänge sind es: wohin dein Blick sich wendet, da begegnest dn den Spuren je» ner Verwüstung, welche die nothwendige Folge der kühnen Daue war, durch die der Mensch mit unaufhaltsamem Schritte tief ins Innerste der Erdrinde zu dringen sich bestrebt. Dort hoch oben — diese Nrihc von Vingen: was sind sie anders, als Denkmäler alter Schächte, welche — nach-! dem sie Tausenden Vrot gegeben, und Millionen edlen Me« ! talles geliefert, — nachdem sie manchen verzweiflungsvollen Seufzer der da lebendig Begrabenen vernommen — auch gewiß manchen Akt kühner, die Elemente herausfordernden Thatkraft gesehen: eingestürzt, nus nun das Vild ticfer, von Gesteinswällen umringter Gruben bieten, deren Anblick uns unwillkürlich an das Schaffen und Neben der geheimnisvollen Gnomenwelt mahnt — bier jene zwei mächtigen, einen großen Theil des Vergabhanges deckenden Halden, durch spitze Schachtgebäude gckl'önt, und durch den darunter liegenden Teich begrenzt; so unregelmäßig sie nun die Massen der im Innern gebrochenen Felsen vereinigen, erinnern sie uns doch stets daran, daß jeder Zoll des, durch ilne Vil-duug entstandenen hohlen Vanes die scharfsinnigsten Messungen nnd Berechnungen erforderte. Und dieser ungeheuere Teich, dessen Nasser zum Ve-trieb der uutcrhalb im Schooße der Erde arbeitenden Maschinen bestimmt ist. dessen Damm das Thal quer durchschneidet, und die beiden Gehänge verbindet, — wie viel tauscnd-pferdckrästig hat seiuer Wässer Wucht im Verlaufe der Jahre bereits gewirkt — um die Teufen vom Wasser zu lösen — um Erze zu heben — wie vielfach wird sie noch wirken — bis seine Quelleu versiege», seine Dämme einstürzeu, und der, nun das Treibwasser spendende Graben spurlos verschwunden sein wird? Von dem Schachthausc zum Tcichdamme führt ein Fußweg, an dem die Handlunysschänke steht. In dem geräumigen Schänkzimmer, dessen Wände mit verschiedenen bergmännischen Bildern geschmückt sind, sitzen an einer der langen Tafeln mehrere eben ausgcfahrene Berg» leute. Ihre Grubenlichter und Taschen stehen auf den Fenstern und Tischen herum, während ihre Mäntel und Stöcke in einem Winkel sich befinden. Müde lind durstig sitzen sie bei einem Glase braunen Gerstensaftes, dessen erste Züge sie mit demselben Wohlbehagen schlürfen, wie ungefähr der Wanderer in der Wüste nach langem Marsche die lechzende Zunge an der frischen Quelle einer Oase labt. Der alte graubärtige ErzHäuer Wagner ist eben mit dem Grubenzimmerlinge Meier im eifrigen Gespräche, dessen Verlauf mehrere Knappen und einige jüngere Burschen mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgen — ihre Pfeifen dampfend. Ihre rauhen Gäste bedienend, lauscht die Wirthin auf die erzählten schauerlichen Geschichten. „Und wie ich euch sage" — fährt Wagner in seiner Erzählung fort — „ich war nicht der Erste und Einzige, dem an diesem unglücklichen Fcldorte so entsetzliche Dinge — Gott schenke uns Allen immer eine glückliche Ausfahrt! — passirt sind. Ihr könnt sie euch auch von Meier da erzählen lassen. Und wenn Ihr euch auch durch das Gesagte eiue kleine Vorstellung machen könnt von dem, was selbst mir altem Manne das Blut gefrieren machte, so wünsch' ich doch keinem, es selbst zu erfahren — so weit entfernt vom Erzählten ist noch die Wirklichkeit. Doch Meier, sag doch — wie war's bei dir?" Die Knappen wendeten, in die Aufforderung einstim» mend, ihre neugierigen Blicke nuumehr auf Meier, einen kräftigen untersetzten Mann, und dieser begann nach einem herzhaften Schlucke seine Erzählung: «Mein alter Schlägelgesrlle dort, hat euch, Kameraden! wohl schon das Meiste erzählt, was auch auf ganz ähnliche Weise mir ein Mal begegnete. Aber wollt Ihr's nochmal hören, so soll'ö mir nichts verschlagen. Ich wmde — wie Ihr euch noch erinnert — im Herbste vorigen Jahres durch unsern Herrn auf das Feldort i.m Iohannilaufe übersetzt, wo der reiche Anbruch noch nicht lange Zeit aufgemacht war. Ich war froh, auf einen besseren Lohn zu kommen, denn die Zeiten sind schlecht, und bei mir sitzen Viele zu Tisch. Das ging nun lange recht gut, uud ich sparte mir nach und nach fast auf eine Kuh zusammen. Aber schon damals — Ihr denkt wohl noch daran? — murmelte man hie und da von allerhand Dingen, die man — auch wenn man sie selbst gesehen — eigentlich gar nicht erwa'h> nen sollte. Der Eine wollte in der Nachtschicht in diesem Laufe einen eigenthümlichen Lärm gehört haben — ein Anderer hatte einen besonderen Lichtschein gesehen — und gar Viele wollten damals schon nicht mehr dort hinfahren. Ich — wenn ich auch so gut wie Ihr Alle, weiß, daß mit solchen Dingen in der Grube nicht zu spaßen ist, hatte bis dahin noch Nichts gesehen, betete fleißig bei der Anfahrt, und Gott hatte mir noch immer zu einer glücklichen Ausfahrt verholfen. Da auf ein Mal, wie ich wieder au meinem Feldorte arbeite, meine Freude an dem reichen Erze habe, und im Stalle schon die Kuh brüllen höre — es war gerade eine Zustaudsschicht in der Nacht — hörte ich entfernt im Laufe ein sonderbares Brummen, — doch gab ich nicht gleich etwas darauf — eS konnte ja mancherlei sein. Aber die früher gehörten Geschichten fielen mir dabei ein. Doch das wird mehr und mehr vernehmlich — und wie ich mein Licht nehmen will, um zu erspähen, was es da gebe: sehe ich plötzlich eine schwarze Gestalt um eine Ecke biegen — sie war unendlich dick und groß, und sah Allem — nur nicht einem Menschen ähnlich. Mit einem fürchterlichen Ge-brülle, das donnerartig in den weiten Laufen wiederhallte, nahte sie nch — ich sah nur noch das Leuchten von zwei feurigen Augen — und siel wie todt zu Boden. Ich weiß weiter nichts, als daß ihr mich am anderen Tage aus dem Gespensterlaufe herausholtet, und daß ich viele Wochen an einer tüchtigen Kopfwuude zu kurircn hatte. Das Ort ist, glaube ich, seitdem nicht mehr belegt worden, und das schöne Erz ist so gut wie verloren!" Während dieser Erzählung waren zwei Männer im Grubeukleide in die Stube getreten, unbemerkt von dem mäuschenstill lauschenden Zuhörelkreise. Ein hoher, dürrer, etwas finsterer Mann, mit einem tükischen Ausdrucke im Gesichte — der Huthmann der Grube, — und ein junger schmucker Bursche, mit fliegendem Haar, und lnstig lachendem Auge — der Vergschüler Schmidt. Einem ruhigen Vcob-achter hätte ein uorüberfliegender höhnischer Vlick des Erste» ren auf den Erzähler nicht entgehen können. Beide nahmen an dem bevorzugten Tische am Ofen Platz, und die Wirthin fetzte ihnen Vier und Wein vor. „Ei —mein alter Meier! — scherzte der lustige Schmidt nach beendeter Labung — Ihr werdet damals wohl auch et-was tief in den Krug geblickt habe»; — ein Geist, und noch dazu ein schwarzer, in unserer lieben Grube — wo sollte denn der herkommen? Gesteht nur, gesteht, Ihr wollt denen dort ein Vischen Blaues vormachen — he? —" „Junger Herr!" erwiederte der alte Knappe etwas empfindlich — „ich fahre wohl schon länger ein als Sie Jahre zählen, und unnöthige Furcht ist gerade nicht meine schwache Seite; — aber, wenn ich auch selbst das Gesehene nicht glauben wollte, so mögcn doch meine Kameraden sagen, wie sie mich fanden, und ob meine Kopswunde ein Scherz war! —" Ueber dem Bekräftigen der Kameraden und den Zwei« feln Schmidt's erhob sich ein Streit, den man dadurch zu beenden glaubte, daß sich einige an den Huthmann, um dessen Meinung fragend, wandten. —> »Was meine Ansicht von der Sache anbelangt",—erwiederte der finstere Mann, nachdem er die Fragcr einige Sekunden über den Tisch hin mit den Augen firirt hatte, ^ „so wißt Ihr wohl Alle, daß sich das mehrmal Gesehene leider nicht läugnen läßt. Und warum sollte am Ende auch der böse Geist gerade in der Grube über einen Men-schen keine Macht haben, wenn ihm z. V. so reiche Erze etwa schlechte Gedanken erregen? — Straft doch der liebe I Gott auch über Tag's die Bösen mit Blitz und Donner!—" „Ach pah! — Herr Hutbmann — fiel der Jüngling ein, — da müßt Ihr schon entschuldigen, dicßmal kann ich euch nicht beistimmen, — wenigstens so lange nicht, bis ich den Geist selbst gesehen habe." — „Ihr glaubt also nicht daran, glaubt nicht an die Thatsache, insofern sie als etwas von unbekannter Macht Ausgehendes, unerklärtes Entsetzliches angesehen werden muß?" — fragte der Huthmann. — „Nein — bis ich den Geist, wie gesagt, nicht sesbst ge« sehen," war Schmidt's Antwort. — „Nun, dazu könnte am Ende vielleicht noch Nath werden , meinte Ersterer. Zwar ist schon lange nichts mehr an dem »»belegten Feldorte vorgefallen und vielleicht jenes Ereig-niß als geschlossen anzusehen, aber es wäre immer möglich, daß — wovor unö Gott in Gnaden bewahre! — muthwilli-ger Unglauben auch jetzt noch seine Strafe fa'nde. Ihr braucht nur, um der Wahrheit selbst aus die Spur zu kommen, öfter in einer Nachtschicht an das Feldort zu fahren — Ihr wißt wohl, setzte er mit einem unheimlichen Lächeln hinzu, — daß sich die Geister nicht immer, und meist nur NachtS sehen lassen! — und wenn Ihr ein schlechtes Gewissen habt — sei cö nun, daß Ihr je dachtet auf eines Anderen Geld oder Weib, — so könnte es immer geschehen, daß auch Ihr, mein junger Freund! bisher ein Thomas — das Wirkliche nicht mehr läugnen würdet." — „Und warum denn nicht", — fiel Schmidt ein, — „wenn auch gar Viele mich auslache» werden, so bin ich doch durch eine solche Herausforderung geirissermaßen verpflichtet, an meinem Muth nicht zweifeln zu lassen, und das schreckliche Wagmß zu bestehen." Der Huthmann machte in seiner Weise noch einige Scherze über die Verwegenheit und den Unglauben des jun« gen Mannes, erzählte einige Geschichten von anderen Gruben, wo sich Aebnliches zugetragen, und entfernte sich bald darauf — von Schmidt begleitet. Es war den anderen Gästen nicht entgangen, daß der Erstere in seiner letzten Antwort an Schmidt die Worte: »eines Anderen Geld oder Weib" — eigenthümlich betont hatte. Sie hatten sich wohl gleich bedeutungsvolle Vlicke zugeworfen, und besprachen uun das besondere Verhältniß der beiden Männer zu einander. Es war nämlich ziemlich allgemein bekannt, daß der ältliche, dürre, aber dabei wohlhabende Huthmann schon längere Zeit die Tochter eines, im Nachbarstädtchen wohnenden reichen Bürgers besuchte; — auch hatte sich vor Kurzem das Gerücht einer baldigen Verehclichung beider verbreitet. Die Eltern sahen den, im zunehmenden Wohlstande befindlichen Mann nicht ungern als Eidam im Hause, — und auch Aennchen hatte bis vor Kurzem dagegen nichts einzuwenden. Sie war jung — kannte die Welt, und sonstige hübsche Männer wenig — und meinte, die Eltern würden auch da — wie in andern Dingen — schon getreulich sorgen. — Allein seit wenig Wochen hatte sich das Vlatt gewendet. — Dem kleinen Acnnchen war der ältliche Huthmann plötz» lich zu garstig geworden, — sie mochte ihn nicht mehr, und am allerwenigste» als ihren künftigen Mann bei sich sehen; — sie, das fromme Kind, war gegen ihre Eltern auf einmal ungehorsam geworden. Aber, weinte sie gleich halbe Tage laug, so gab es doch wieder Stunde», wo sie ganz verklärt — so selig aussah, — wie man nie früher an dem zur Jungfrau erblühten Kinde bemerkt. Es kam um dieselbe Zeit, zur selben Grube zufällig der junge Schmidt,— und war als ei» stiüker Tanzer und heiterer Geselle bei den Mädchen bald wohl gelitten. Dieses reimte sich nun die Welt in ihrer Welse zusammen, uno hatte bald eine plausible Ursache der Veränderung in Aennchens Venehme» gefunden.— Von dem und Aehnlichem plauderten die lustige» Vera.» leute bei ihren Gläsern im Schankhause zum Andreasschachte und wanderte» spat — alle neugierig auf den Ausgang der, von Schmidt zu bestehenden Schrcckensfahrt nach dem gc« spcnstigen Fcldoite — in ihre Häuschen. — (Schluß folgt.) Per norwegische /isch-Vuano. Die Landwirthschaft erhält mit diesem Jahre ein neues Düngungsüuttel, nämlich norwegische» Fisch-Guano, welcher nicht allein interessant in seiner Entstehung, sondern auch jetzt und für die Zukunft von der größten Wichtigkeit ist und weiden muß, da die Vorrathc des Peru-Guano sich endlich einmal erschöpfe» werden, die weit und breit heimisch gewordene Intelligenz u»ter den Landwirthen aber ein solches Surrogat unumgänglich nöthig macht. Was das Geschichtliche des norwegischen Fisch-Guano's betrifft, so ist darüber Folgendes mitzutheilen. Bereits im Jahre I8K.'; vereinigten sich mehrere intelligente Männer in Norwegen, zur Vegrü»du»g einer Gesellschaft u»ter dem Namen „Det norske Fisk» Guano - Selskab" mit einem Kapital von 100.000 norwegischen Species (1 Species ^i 1 ^2 Thlr.), um auf Anregung des Hofrathes und Professors Dr. A. Stöckhardt i» Tharand und anderer anerkannten Chemiker, die großen Massen bisher nicht benutzter Abfälle, die beim Fang und bei der Zubereitung des Stockfisches sich ergeben, im allseitigen Interesse »utzbar zu mache». Die durch ihre großartige» Fischereien berühmten Lofoten-Inseln, circa 309 Meilen nördlich von Christiania gelegen, boten die beste Gelegenheit hierzu dar. Die dort alljährlich gefangenen Millionen von Fischen liefern durch die sich bildenden Abfälle der Dorsche oder Stocksische, namentlich die Köpfe und Nucken, und durch die Wrockfische Hunderttau-sende vo» Ze»tnern, die bisher wieder in's Wasser geworfen wurden und so verloren gingen. Wie groß die Masse des Materials ist, wird aus der Angabe erhellen, daß die Zahl der jährlich verarbeiteten Fischköpfe, Rücken u. s. w. bis auf zwanzig Millione» steigt und daö Quantum des daraus zu gewinnenden Guano'S auf 6l).vl)0 Zentner geschätzt wird. Es ist indessen die Absicht der Gesellschaft, später direkten ! Fischfang für die Fabrik zu betreiben, um die ungeheuren Massen von andern Fischen, welche dort mit größter Leichtigkeit gefangen werden können und bisher zn keinem andern Zwecke verwendet werden konnten, nutzbar zu machen, so daß dadurch später noch viele größere Quantitäten von Düng-prä'paraten dieser Art geliefert werden können. Nachdem der Plan der Ausbeutung dieses Materials einmal gefaßt war, galt es zuerst, Menschen zu diesem Behufe für das ganze Jahr auf jene unwirthlichen Inseln anzusiedeln, nnd zwar in der dazu am geeignetsten Lage. Demnächst mußten Maschinen erfunden, gebaut nnd eingerichtet werden, welche das zähe Material, mit dem man es zu thun hat, nach dem es durch den fortwährend dort herrschenden Sturm getrocknet worden, in geeigneter Weise und mit möglichster Schnelligkeit verarbeiten; die Fischer mußten in's Interesse gezogen werden, um von ihrer alt hergebrachten Gewohnheit zu lassen und die Abfälle zu sammeln; Wasserkräfte mußten nutzbar gemacht, Fabrik- und andere 'Anlagen erbaut, ein tüch» tiger Dirigent gefunden, Zu« und Abfuhr in gehöriger Weise organisirt und noch viele andere Schwierigkeiten überwunden werden. Doch dicß Alles schreckte die Gesellschaft nicht zn-» rück, sie bewährte eine rühmliche Ausdauer, scheute keine ! Opfer an Zeit und Geld und erreichte dadurch endlich im ! vergangenen Jahre das langersehnte Ziel. Schon im September 18Ü3 lieferte man eine kleine ! Probe von drei Zentnern behufs praktischer und theoretischer Untersuchung an Emil Mcinert ab, welche nach einer langen Reise im Februar 1866 in Leipzig eintraf, von wo aus j sie auf Professor Stöckhardt's Anordnung vertheilt wurde, so daß gleichzeitig in Sachsen, Preußen, Mecklenburg, Holstein nnd Vaiern gemeinschaftliche Kulturversuche auf gleicher Basis damit angestellt werden konnten. Ueber die höchst günstigen Resultate, wie sie dieselben lieferten, berichtete nament« ! lich zu wiederholten Malen der vom Professor Stöckhardt ! herausgegebene „Chemische Ackersmann", anf den wir daher diejenigen unserer Leser verweisen, welche sich näher über , diesen Gegenstand unterrichten wollen. In Norwegen selbst > wurden die anfänglich noch kleinen Parthicn, welche für's ! Erste produzirt werden konnten, gern gekauft von solchen, ^ welche Gelegenheit gehabt hatten, die Wirkungen des Fabrikats ! kennen zu lernen, und man ist so befriedigt davon, daß der ^ Fisch-Guano bereits dem peruanischen vorgezogen wird. I Alle diese Erfahrungen ermuthigtcn die Gesellschaft nun auch mit aller Energie, in der Zwischenzeit aufgetauchte neue Schwierigkeiten zu überwinden, welche unter anderm darin bestanden, ein gleichförmiges Produkt zu billigen Preisen ! herzustellen nnd regelmäßig große Massen liefern z» können. Einige Jahre vergingen, ehe es gelang, alles dieß nach Wunsch einzurichten; doch jetzt sind auch die lctztcn Hinder« insse eines geordneten geschäftlichen Verkehrs beseitigt, und es kann zu jeder Zeit jedes beliebige Quantum eines durchaus zweckentsprechenden Materials geliefert werden. Unter z de:: gu'en Eigenschaften dieses neuen Düngstoffeö heben wir ! noch besonders hervor: das; bei desscn 'Anwendung Trocken- ! heit keinen Nachtheil bringt; daß eine nachhaltige Wirkung desselben stattfindet, wie die oben erwähnten Kulturvcrsnche nachweisen; daß Fälschungen, wie ste bei dem Handel mit peruanischem Guano leider so häufig vorkommen, nicht vorkommen können, da der bloße Augenschein eine solche sofort erkennen lassen würde, und daß er bei alle dem bedeutend billiger zn stehen kommt, als peruanischer Guano. Indem wir hier noch bemerken, daß dem, seit dem Ve» ginn der Unternehmung der Fisch-Gnano-Gesellschaft in Chri< stiania dafür thätig gewesenen Emil Me inert in Leipzig ausschließlich der Verkauf desselben für Deutschland übertragen ist, wünschen wir mit den Landwirthen, dah die neu eröffnete Quelle eine unerschöpfliche sein möge — zum Segen für Produzenten und Konsumenten. (Ntr.) Die Cocapflmye. ssine von der „Novaia" mitgebrachte Pflanze ist die Coca (I^lw'O X^l»n l^ani), deren wunderbar physiologische Eigenschaften sie in Südamerika bekanntlich zu einem wichtigen Gegenstände der Kultur und des Handels gemacht haben. Die Indianer Boliviens und Peru's nehmen ost wochenlang keine andere Nahrung zu sich, als den Saft getrockneter Cocablattcr, welche sie unablässig kauen, von wel» chen aber 2—3 Loth täglich hinreichen, um einen Indianer anstrengende Strapazen nnd ermüdende Tagreiscn ertragen zu lassen. Die Quantität Coca, welche die „Novara" mitbrachte, ist die größte, die jemals zu wissenschaftlichen Untersuchungen nach Europa kam. Der berühmte Chemiker, Prof. Wöhler in Göttingen, unter dessen Leitung seit mehreren Monaten mit den Cocablättern Untersuchungen angestellt worden sind, hat so eben über die vorläufigen Nesnltate dieser interessanten Arbeit, an welcher Wöhler's Assistent, Herr Niemann, einen wesentlichen Antheil hat, an die kais. Akademie der Wissenschaften in Wien einen Bericht crsiattet, aus welchem wir in dcr Lage sind, die folgenden Daten zu entnehmen. Herr Nicmann entdeckte in der That in dcr Coca eine eigenthümliche, krystallisirbare organische Vase, welcher der Name Cocain beigelegt werden ka»n. Die Arbeit ist indessen noch weit entfernt, als beendigt zu gelte»-, dcnü, wenn auch das Dasein und die Eigenthümlichkeit des Cocains feststehen, so sind über die zweite Hauptfrage, die Art sei. ner physiologischen Wirkungen, welche vielleicht zu wichtigen medizinischen Anwendungen führen, die beabsichtigten Beobachtungen an Thieren und Menschen noch nicht gemacht. Unter den übrigen Bestandtheilen der Pstauze scheint sich eine eigenthümliche Gerbsäure zu befinden, die aber noch nicht näher untersucht ist. Zur Darstellung des Cocaius wandte Herr Niemann nach mancherlei fruchtlosen Versuchen eiu zweckmäßiges Verfahren an, indem die fein zerschnittenen Cocablätter mehrere Tage laug mit Alkohol von 86"/ , dem etwas Schwefelsäure beigemischt war, digerirt, die cntsian« deue dunkclbraun-grünc Lösung ansgepreßt, filtrirt und darauf mit Kalkhydnit versetzt wurde. Im Verlauf des Prozesses erhielt, er eine gelbbraune Lösung, die 3as Cocain als schwefelsaures Salz enthält. Seine Auflösung in Alkohol rcagirt start alkalisch, und besitzt einen eigenen, bitterlichen Geschmack. Dabei übt es auf die Zungennerven die merkwürdige Wirkung ans, daß die Verührungöstclle nach wenigen Augenblicken fast gefühllos wird. Druck und Verlag ucn Ign. v. Klcinmayr L5 F. Vamberg in Laibach. — Vcrailtwortlichcv Ncdaclcur F. Vamberg.