Deutsche Macht (Arüyer „Mier Ieiwng"). fctchdnt K*<« tmntM III Inmi ■•tpal ■>» t»#rt f«J »>»> Btt u>« H»»« »»°»!Uch -M, *«rtrf|»»rt» I 1.50, OMif»"« ft. «» Mftltimm 1 I M. A. MO, H. Ut. Bit «in^ftii« Riimr 7 fr. 3»lrt*1l ut tnVi trt öttrrt* ßhfbrc|.Iuaflrn enttpirchknb«« *«6ott. Knteirt« »«tu» 3*1««tc llt »«1« Statt «tu Mntnla lnrac lta4*iUMal. - Rccltaati*»«* Mtuftfi- — W«ii«tat»ti M»n »tcht i»rUlUHroXt. — Anonym« Ant«»»»»»«» »lcht d«rll,«l. ^ir. 68. Cilli, Sonntag, den 23. August 1885. X. Jahrgang. Die slovenische Kitgerfahrt. „Das Unzulängliche, hier war> e« Ereig-lii'* Unter Führung deS Laibacher Gemeinde» Mes Herrn Hribar erreichten dieser Tage mhrere Slovenen glücklich und wohlbehalten >a» Weichbild des goldenen slavischen Prag. SJlun kennt die Vorgeschichte dieser Spritztour, man weiß, welch? Anstrengungen es noch im letzten Momente kostete, diese Excursion zu Stande p dringen, die nun der nationalen Einbildung ritt neues Relief verleihen soll. Nachdem der Zpvell der slovenischen Presse zu großer Be-chnligung an diesem Argonautenzuge so wenig fruchtete, wie das Heranguiren des Volkes zum Zulaufe von Looien des „Narodni Dom", und nie Nationalsudsniptio« zur Bestreitung der Reisekosten nicht gut angezeigt erschien, so ließ «an schon das Project fallen. Doch zur rechten Lm noch erweckten spöttelnde Bemerkungen j ta Rationalstolz in seiner ganzen fast unge° samten Größe, an j ähnlich wie einst Karthago, als es der jüng-re Scipio belagerte, alle seine Zchäke zur Abwehr opferte so brachten auch «chrere Herren in Laibach Alles auf, um die i» unserem Jahrhunderte so epochale Reise ' nach Prag und Welehrad unternehmen zu können. ,Caeaarem vehis et oju« fortunam" mchle sich auch Herr Hribar denken, als er p08t tot discrimina rerum auf klingender Schiene n:i seinen Genossen nach Wien UN" von da »ach kurzer Siesta, in welcher den kühnen Reifenden das Anschwellen deS slavischen Gedankens in der Kaiserstadt demonstrirt wurde, — I «ich Prag fuhr. Unser- stoffarme Zeit gestattet es dem Telegraphen geschwätzig zu sein und die Ehren-Kreuzungen, welche den slavischen SchmerzenS» lindern des Südens von ihren begünstigteren bnidern im Norden zu Theil wurden, in be-dazlicher Breite zu erzählen. Und da erfahren t mir denn, daß der Bürgermeister von Prag, tin Aachtbitd aus dem Aröeiterkeöen. Pariser Stiue von Alphonse Tauet, Es ist am Sonnabend, dem Tag« der Lohnauszahlung. Am Ende dieses Tages, das ja auch das Ende der ganzen Woche bildet, fühlt man gewissermaßen schon daS Herannahen des Sonn-toge?. Das ist ein Lärmen und Laufen, ein Schreien und Stoßen in den Arbeitervierteln, tat Vorstädten und ganz besonder« vor den Thüren der Wirthshäuser! Zwischen den Trupp» uon Arbeitern, welche die hügelan führende Straße entlang gehen, gleitet schnell und geräusch-los, wie ein Schatten, eine dunkle Gestalt. Sie blickt sich nicht um, sie kümmert sich um keinen da Vorübergehenden, sie hastet nur immer vor-wäitS; w ist eine in ein kleine« fadenscheinige« Tuch gehüllte Frau, und auS ihrem von einem viel zu großen Hut umrahmten Gesicht sprechen Sorge, Entbehrung. Scham und Unruhe. Wohin geht diese Frau? Nach wem schaut sie so ängst-lich aus ? Ihr schneller Schritt, ihr soraeerfüllter Aick scheinen deutlich dem einzigen Gedanken, der sie erfüllt, Ausdruck zu geben: „Wenn ich nur noch zur rechten Zeit ankomme!" Sie wird von vielen ihr Begegnenden an« gesprochen und geneckt. Alle Arbeiter kennen sie o^ibar. und im Vorübergehen begrüßen sie Dr. Ezerny, welcher sich durch seine classische Rede anläßlich der Jnthronisationsfeier deS neuen Erzbifchof« von Prag keineswegs veraus-gabt hatte, die Abgesandten SlovenienS im Rathhause mit solgender Ansprache begrüßte: „Hochverehrte Brüder! Aus den fernen Gauen Eures Vaterlandes, von den schäumen-den Gestaden des Adriatischen Meeres seid Ihr gekommen zum Besuche unserer königlichen böh-mischen Praga. Ich mache e« mir zur Ehre, Euch, Brüder, in diesem historischen Gebäude, dem altehrwürdigen Rathhause, willkommen ,u heißen, das Zeuge war so vieler freudiger Er-«igniffe unserer Nation und zugleich auch lei-der so vieler SchicksalSschläge. von denen unser Volt in größtem Maße betroffen wurde. Und allen diesen Schicksalsschlägen haben wir mann-hast widerstanden. Ihr. Brüder, seid, wie wir, am weitesten an die Grenze fremder Völker gestellt. Wir Beiden müssen beständig auf der Wacht stehen und uns beständig einem harten Kampfe für unsere Existenz, für die Erhaltung unserer Muttersprache und für die V-rtheidi-gung einer jeden Spanne unseres Bodens un-«erziehen. Es darf deßhalb nicht wundernehmen, daß wir uns mit wechselseitiger Lieb« aneinan-der schmiegen wie echte Brüder, daß wir wech-selseitig alles Leid und Freud sühlen, daS uns trifft, und daß all' unser Kamps ausschließlich der Erhaltung unserer nationalen Selbständig-feil gilt. Ich wünsche Euch. Brüder, reichliches und baldiges Erlangen all Euer« Bestrebungen und Ziele, und heiße Euch Alle namens deS königlichen Prag herzlichst willkommen, wobei ich Euch unserer brüderlichen, echt slavischen Liebe versichere." Selbstredend erweckten diese Worte gerührte „Nazdar-" und „Zivio"-Rufe, und mit der de-kannten sichtlichen Wärm« entgegnete Herr Hribar: „Wir danken Ihnen, hochverehrter Herr Bürgermeister des königlichen, goldenen und viele im abscheulichen Spitznamen, den man ihr angehängt hat: „Ah! da ist ja der Affe!" — „Valentins Affe fucht das Männchen!" — Wirst ihn schon finden! Nein, Du findest ihn nicht Einige hetzen die Frau auch, wie man einen Hund hetzt: „Kß! Äß!" Sie achtet auf nichts, sie hört nichts, sie eilt keuchend immer weiter, denn die bergauf führende Straße ist ziemlich mühsam zu ersteigen. Endlich ist sie oben angelangt. Hier, am äußersten Ende der Vorstadt, befindet sich die Fabrik; man ist eben dabei, die Thüren zu schließen. Alles ringsum ist dunkel; nur hinter einem im Erdgeschoß befindlichen vergitterten Fenster schimmert noch ein Licht — es rührt von der Lampe des Eassierers her. Jetzt erlischt auch dieses, und zwar gerade in demselben Augenblick als die Frau die Fabrik betritt. Es ist zu spät, die LohnauSzahlung ist bereit« beendet. Was soll sie nun beginnen: wohin soll sie gehen, um ihren Mann zu finden, ihm seinen Wochenlohn zu entreißen, ihn zu verhindern, das ganze Geld an einem Abend zu vertrinken Das Geld wird im Hause 10 dringend, so überaus nöthig gebraucht. Die Kinder laufen ohne Schuhe und Strümpfe herum, der Bäcker ist nicht bezahlt. — An einen Prellstein sich leh-nend, bleibt die Frau stehen und starrt in die slavischen Prag, für die glänzende, brüderliche Aufnahme, deren wir in dieser Hauptstadt de« glorreichen Königreiches Böhmen sowohl, wie auf unserer ganzen Wahlfahrt in Mähren und Böhmen in reichlichem Maße theilhaftig gewor» den sind, und die niemals aus unseren Herzen verschwinden wird. Dieses ichöne, goldene, slavische Prag ist in der jüngsten Zeit zum Mekka aller Slaven geworden, welche auS allen slavi» schen Landen in Oesterreich, aus Ungarn. Eroa-tien, Polen, ja selbst aus den überseeischen Gegenden de« fernen Amerika Euch. Brüder, zu besuchen gekommen sind, um sich an Eurem treucn slavischen Herzen zu erfreuen, das gleich liebreich für alle slavischen Stämme schlägt, in-dem eS sich ihrer Erfolge freut und über ihr Unglück klagt. Wir Slovenen. die wir in Oester-reich am weitesten nach Süden gestellt sind, führen, wie Ihr, ohne Unterlaß den Kampf für Erhaltung unserer Nationalität. Auch wir sind aus fchwerem Schlafe auf dieselbe wunderbare Weise erwach», nach dem Beispiele, das Ihr uns gegeben, und wir hoffen, daß wir schließlich die Anerkennung unserer gerechten Bestrebungen er-langen werden. Wir sind in Euer Prag gekom-men, das die Sage au« uralten Zeiten das „goldene Prag" nennt, von welchem alle sla-vischen Stämme nur mit Ehrfurcht sprechen, um daS Denkmal zu sehen, das Enere Nation durch eigenen Opfermuth erbaut hat, und in unser Vaterland Euer musterhaftes Streben zur Verherrlichung unserer Heimat mitzubringen." Dzmit war daS Präludium zu Ende und das Fraternisiren konnte beginnen. Und jetzt erst zeigte eS sich, welch hohes Gut Tschechen und Slovenen in der Kenntniß der deutschen Sprache besitzen, denn bn aller noch so hochgradigen nationalen Begeisterung hätten sich die slavischen Brüder ohne Zuhilfenahme der deutschen Sprache nicht verstehen können. Und was bei officiellen Anlässen im Lande der Wenzelskrone demonstrativ ignorirt wird, und Nacht hinaus. Sie fühlt nicht mehr die Kraft in sich, sich zu regen. * * In den hellerleuchteten Vorstadtkneipen geht e« heute laut und unbändig lustig zu. Au« den stillgewordenen Fabriken scheint daS ganze Leben hierher verlegt zu sein. Hinter den trüben und angelaufenen Schaufenstern hervor, in de-nen sich eine Reihe von Flaschen in verschieben-farbigem Inhalt präsentirt — da sieht man den giftgrünen Absinth, den braunen Bittern, das hell schimmernde Goldwasser aus Danzig — dringt das Lachen, Singen, Gläserklirren bis auf die Straße hinaus; dazwischen hört man auch daS Klingen der Geldstücke, die auf den Schenktisch geworfen werden mit Händen, noch schwarz von der Arbeit, mit der sie das Geld sauer verdienten. Unbeweglich vir Ermü-dung und Stumpfsinn, so sitzen die Männer mit aufgestützten Ellenbogen an den Tischen, und in der ungesunden, schwülen Luft, in der sie sich befinden, vergessen diese Elenden, daß zu Hause kein Feuer auf den Herd brennt, daß Frau und Kinder vor Frost zittern. Vor den niedrigen Fenstern — den einzigen, die einen Lichtstrahl auf die öde. men-schenleere Straße werfen — läuft eine Neine dunkle Gestalt furchtsam auf und nieder. Such' 2 die Laibacher Slovenen so ängstlich zu vermei-den suchen, daS geschah im geselligen Verkehre: es wurde deutsch gesprochen. Ist die» nun nicht eine bittere Ironie für die eitlen HimmelSsttir-mer, welche, von strafbarer Verblendung erfüllt, einer Weltnation den Krieg erklaren unk» füglich wenn sie mit slavischen Brüdern zusammentreffen, wie die Arbeiter beim Bau deS Thurmes zu Babel dastehen? Sowohl die Herren Tschechen, denen in den l'tzten Tagen das böhmische Staatsrecht und die Königskrönung durch alle Glieder wie» der spukt, sowie die Herren Slovenen. die den alten südslavischen Traum zu träumen begin-nen, hätten gewiß nie den nationalen Frieden Oesterreichs gefährdet, wenn man ihren Dileuan-»iSmuS nicht zu ernsthaft kritisirt hätte; ihr Dünkel hätte nie jenen bedenklich.'» Grad erreicht, wenn nicht deutsche Zweiselsucht ihn großgezo-gen hätte. Sie wurden in cultureller Beziehung überschätzt, und noch heute, wo man die Küm-merlichkeit und Kläglichkeit deS slavischen Wesens klarer erkennt, wird ost das Unscheinbarst: und Unbedeutendste mit einem Ernste behandelt, der wohl aus die Mühle der interessantesten Völkerschaften paßt, über den sie jedoch selbst lachen müssen. Und wie eS sehr häufig vorkommt, daß Worte eines wohlbeschränkten slavischen Purtei-manneS. bei denen er gewiß wenig dachte, die vielleicht der Verlegenheit des Augenblickes ent> keimten, glofsirt und commentut werden, so werden auch Handlungen, die mitunter sehr lächerlich erscheinen, eingehend behandelt; es ist eben nicht schwer heute von sich reden zu machen, Beweis dessen, daß im Zeilaller der Eisenbahnen die Fahrt weniger Slovenen nach Praa schon als eine nationalpolitische That dargestellt wird. Nun die Slovene» haben ihren Wunsch erreicht: es wird von ihnen gesprochen; sie haben eS aber auch^erfadren, daß in der größten slavischen Stadt Oesterreichs ihre Sprache nicht verstanden wird. _ Aundschau. [Der deutsche C l u b.s Das auf der Parteiconferenz in Wien gewählte Fünsund-zwanziger Comitv dürfte in den nächsten Ta-gen zu einer Berathung zusammentreten. Wir sind überzeugt, daß es bei den Berathungen an Besänftigungsversuchen nicht fehlen wird, und daß weitere Kreise noch immer in der Hoffnung schwelgen, es werde die Linke in einen neuen Opporlunitätsclub, der sich im äußersten Falle „Deutsch-Oesterreichischer Club" taufen lassen werde, aufgehen. Diese Hoffnungen können sich jedoch nicht mehr erfüllen, die deutsch» nationalen Wählerschaften lassen sich nicht mehr beschwichtigen. Käme wirklich eine zweite Auflage der „Vereinigten Linken" zu Stande, dann hätte nur die Regierung Ursache sich zu freuen, dann konnte letztere mit voller Berechtigung nur, ja such' nur, armer Affe! Von einer Schenke zur andern lenkt die Frau ihre Schritte, versucht mit einem Zipfel ihres Umschlagetuches «ine Ecke des Schaufensters oder der Glas-thüre zu putzen, um einen Blick in das Innere deS Lokales werfen zu können, dann läuft sie wieder weiter, und immer erregter wird sie, immer fieberhafter werden alle ihre Bewegun-gen. Plötzlich schaudert sie am ganzen Leibe zusammen — in dieser Kneipe ist ihr Valen-tin, sie hat ihn ganz deutlich gesehen, er steht so. daß er ihr das ganze Gesicht zuwandte. Ein tüchtiger Kerl, das muß man sagen ! Er sieht recht schmuck in seiner Blouse aus, lhid auf feine Haare, die er nach der Mode der Stutzer unter den Arbeiter» frisirt hat, ist er offenbar sehr stolz. Man umringt ihn hier, man lauscht seinen Worten. Er spricht sehr gut, und außerdem traftirt er auch die Andern, hat also entschieden das Rech», i>as große Wort zu führen. Unlerdeffen steht der arme Äffe, vor Frost mit den Zähnen klappernd, draußen auf der Straße und drückt sein Gesicht an die Fenster-scheiden, um für feinen Augenblick ihren Trunkenbold von Gatten aus den Augen zu ver-listen. Wer das Gesicht der Frau jetzt sieht, der muß glauben, daß sie im nächsten Augenblick „ Deutsche Macht." erklären, daß di« ungeheure Mehrzahl des deutschen Voltes nicht hinter den gewählten Abge« ordneten stehe. — Die Stimmen auS dem deutschen Volke, welche die Bildung eines deut-schen Clubs fordern, mehren sich von Tag z» Tag. NeuerdingS ist wieder unter dem Titel ..Volkesstimme ist GotteSslimme" eine Brochüre von Eduard von Eltz erschienen, welch« in lei-denschastsloser und mitunter zu nachgiebiger Weis« diesen Forderungen da» Won redet. Der Verfasser sagt unter Anderem: „Ist es denn heute wirklich in Oesterreich ein Verbre-chen, seiner deutschen Gesinnung Ausdruck zu geben, für die heiligsten Rechte deS Voltes ein-zustehen? Das kann und darf es nicht fein, und wenn wir Deutschen geradezu überwältigende Proben von Einigkeit und Disciplin ge-geben, eine» Beweis, den gerade die letzten Wahlen sür den ReichSrath wieder erbrachten, so dürften wir auch von unseren Parteifreunden erhoffen, daß man nicht immer nur von uns Disciplin und Unterordnung verlange, sondern daß man auch uns Conceffionen mache, da wenigstens, wo wir die Berechtigung dazu ha-ben, selbst nachweisen; indem wir deS Volkes Stimme sprechen lassen, dürfen wir verlangen, daß das nationale Monent auch im Namen der Partei seinen Ausdruck finde. Wenn wir die glänzenden Reden der Führer der parlamentarischen Opposition im Geiste vor unS vorüberziehen lassen, so finden wir, man mag es drehen wie man will, daß Herbst, Plener, Sturm gerade so wie Scharschmidt und Car-neri im nationalen Sinn gesprochen, ihren deut-schen Standpunkt betonten. Und darum scheint eS unbegreiflich, warum man sich scheut, einen Deutschen Club zu bilde», warum man ewig Versteckens spielen will, indem man gleichzeitig betont, man wolle daS Deutschthum schützen, und sich doch nicht getraut, das Wörtchen „deutsch" im Namen der Parte» zu gebrauchen. Die Zögernden mögen bedenken, daß es die Einigkeit der Opposition nicht stören kann — wenn schon ein kleiner Theil derselben durchaus einer deutschen Partei nicht beitreten will — wenn zwei Clubs die Opposition bilden, die in allen gemeinsamen Fragen geschlossen auftreten werden, während dem Teutschen Club die be-sondere Ausgabe zufiele, das nationale Moment bei allen sich hiezu ergebenden Gelegenheiten hervorzukehren. In einer solchen Zweitheilung der Opposition liegt gar keine Gesahr, weil ja die Abgeordneten-Conferenz vom 21. Juni d. I. zur Genüge bewiesen hat, daß alle libe-ralen Abgeordneten einig seien in der Verfol» gung des gemeinsamen Zieles und daß nur der der Partei zu gebende Name Anlaß zu weiter«« Consercnzen gebe. Da dieser Beweis erbracht ist. andererseits man mit der nationalen Bewe-gung wie mit den Wünschen eines großen Volksstammes nicht spielen dars, deren Voll- zu den Zechenden ins Zimmer treten wird, wie ein lebender Vorwurf, wie eine Mahnerin zur Umkehr. Ader Valentin sieht sein Weib nicht. Er ist »ollständig in Anspruch genommen von einer jener endlosen Debatten, wie sie nur in den Kneipen geführt werden; mit jedem neuge-füllte» Glase beginnen sie aufs 'Neue, und für die Vernunft der Debattirenden sind sie fast ebenso gefährlich, wie der Fusel, der dabei in die Kehlen hinuntergegoffen wird. Valentin sieht nicht die kleine Gestalt, das bleiche einye-fallene Gesicht, das sich vergeblich bemüht, durch allerhand hinter den Scheiben gemachte Zeichen seine Aufmerksamkeit auf sich zu Unten oder mit eigenen Blicken die seinigen zu fesseln. In daS Lokal zu treten wagt sie nicht; ihn ganz öffentlich zu suchen, ihn in G.genwart seiner Kameraden an seine Pflicht zu erinnern — oh. daS wäre ja ein Schimpf, der nie aus-zulöschen ist! Ja, als sie noch bübsch war, ta ließ man eS sich all-nsalls gefallen, aber nun, dcl sie häßlich und gebrechlich ist — * » Ach, wie hübfch und frisch sie war, als sie sich kennen lernten ! Darüber sind nun schon zehn Jahre vergangen. An jedem Morgen begegnete er auf feinem Wege zur Arbeit dem Mädchen, das sich ebenfalls an feine Arbeit begab. Die 1885 berechtigung anerkannt werden muß, so «vß eS auch Aufgab« jedes Einzelnen sein, voll unb ganz dafür einzutreten, daß entweder die ganze Opposition geschlossen alS deutsche Partei in da* neue Abgeordnetenhaus eintrete oder, wenn biet nicht zu erreichen, daß im Rahmen der ^poo-sition sich der Deutsche Club auS jenen M» nern bilde, welche aus Grundlage deS deinii-nationale» Programms gewählt wurden — und daS sind in erster Linie alle deutsch - böiim-l'tjen Abgeordneten — welcher Club in vollster Uebereinstimmung mit der liberalen Partei, aber mit besonderer Wahrung de« nationalen ments vorangehen haben mird. auS veffeii Mille alle jene Fragen angeregt werden müßten, welche in den berechtigten Wünschen der deutschen $e-völterung in Oesterreich ihren Ursprung finde«, und unter diesen namentlich jene Fragen — seien dieselben volkswirthschastlicher odcr pvli-tischer Natur — welche aus ein sich im«er i»-niger gestaltendes FreundjchaflSbunvniß mit de» deutschen Reiche hinzielen." fU e b e r die K a i s e r - Z u s a m ni t n« sanft in Kremsierj wird gemeldet: .F« die Sicherheit des russischen Kaiserpaares wer-den selbstverständlich die umfassendsten Porsichtt-maßregeln getroffen. Auf eine ziemlich nmt« Entfernung wird die Gegend von einem Mili-tär>Cordon umzogen werden, für deffen Dein« die Anordnungen bereits getroffen wurde». 3» Kremsier selbst wird eine strenge Fremdenco»-trole gehandhabt, die geplanten Zuzüge do« Vereinen dürsten kaum ausgeführt werdeu^Ta ruffischen Herrschasten langen mit einer Suite »0,1 mehr als dreißig Personen an ; im Ganz» dursten oon den beiderseitigen Hofe». dea Äi-nistern und Würdenträgern — die Dienerschasl nicht gerechnet — gegen 500 Perfonen anioe-send sein. Die Ankunft der russischen Äajeftä-ten und Großsürsten erfolgt am 25. d. Nach-mittags. Da nebst dem österreichischen ftaiier» paar und dem Kronprinz?» auch Erzherzog Carl Ludwig in Kremsier anwesend sein wird, glaubt man. daß auch einer der Brüder deS Zarei in Kremsier erscheine > dürfte." Eben bafelbn wurde ein Telegramm der Statthaltern affichiri. wonach der Kaiser oon Oesterreich, die Uaisecu und der Kronprinz Montag Nachmittag >» Kremsier eintreffen und einen officiellen E»> psang gestattet haben. Deutschland. [E i ändert sich die Zeit, und neues Lebe.» blüht a >»t den R u i n t n.] Die dänischen Protest!« a Schleswig sind im Aussterben. Ihr publicisl» scheS Organ klagt wehmüthig, daß die Älm vergessen, jemals Dänen gewesen zu sein, und daß die Jungen sich von deutscher Cultur und deutschem Wesen blenden lassen. „Es ist be-merkenswerth," schreibt der „Flensdorg 'Mi' „daß eS besonders Fürst Bismarck ist. weichn von einem Theile des jüngeren Geschlecht» '» Kleine war offenbar arm. verstand es dabei aber vortrefflich, ihre Armuth zu verbergen? sie war kokett nach Art jener Leute in dem a seltsamsten Existenzen so reichen Paris, dieit« Blumen und Bänder unter den dunkeln. »«> räucherten Wölbungen der Thorwege und HM-flure einzukaufen pflegen. Die beiden lungen Leute liebten sich, als sie kaum die ersten Sl»k ausgetauscht halten; da sie aber Beide mitte!' los waren, mußten sie ziemlich lange roaaes, bis sie sich heirathen konnten. Endlich scheuste die Mutter des Burschen ihrem Sohne eine Jia= tratze aus ihrem eigene» Bett, die Mutter »et Mädchen» gab ein Paar Kiffen zur Eiorichliliq her, in der Fabrik, in welcher die sehr verlieb» Kleine beschäftigt war, veranstaltete man ei* Collecte — und so war die neue Wirthfchakt' einrichlung denn auch glücklich zusammengedr-chl. DaS Hochzeitskleid wurde von einer Frei»» bin, d«r Brautschleier von einem Friseur eni« liehen — und so ging denn das Pärchen «Alt schönen Morgen» zu Fuß durch di« Straße», um sich trauen zu laffeu. In der Kir le mus« es warten, bis eine Seelenmesse beendet «so und auch auf dem Standesamt trat eine Ler> zögerung ei»; die Eheschließungen der reiche, Brautpaare wurden zuerst vorgenommen und t« arme mußte sich so lange in Geduld lassen. I;n5: 1885 Tänemark verh?rrlicht wird. Man läßt sich von tan preußischen Staatsgedauken imponiren, »elcher ein so gutes Gedeih?» bei dem Fürsten Wmarck gesunden hat." England. sAgrarverbr?chen.s Ans Irland werden neue Agrarverbrechen gemeldet, desonder« sind in der Grasschaft Cläre nächtliche Ausschreitungen, begangen von Banden dnvaffneter Männkr. im Zunehmen. In der Nach! am Mittwoch wurden die Wohnungen HO« vier Pächtern in Cappabeg, unweit Bare-iield, erbrochen und die Insassen durchgeprügelt. weil sie angeblich Gutsherren Auskunft ertheilt hatten. Auch wurden mehrere Schüsse abgefeuert. Ein Mann in derselben Nachbar-tycift empfinq einen Drohbrief, unterzeichnet .Kapitän Mondschein". Verstümmelungen von Pfer-den und Rindern, begangen aus Rache gegen mißliebige Pächter, sind ebenfalls wieder an »et Tagesordnung. Frankreich. IWeibliche C a n d i d a-len.^ DaS socialistische Comit^, welches für die Rechte der Frauen sicht, stellt für die bevor» stehenden Wahlen eine Anzahl Kandidatinnen uns An ihrer Spitze steht Louise Michel; dann i,Igen Hubertine Auclerc, die soeben ein besondere« „Wahlprogramm an die Frauen" erlassen hat; die Journalistin Marie Deraismes, welche ii der Oise durch ihr Vermögen und ihr dor-kgti Blatt eine nicht unbedeutende Rolle spielt; die bekannte Paula Minck, dann L6onie Rou-ftde. Frau CloviS VugueS, S^verine, die Freun-dm JuleS VallvS' und Andere. Die Letztere, «Ich« jetzt den „Cri du peuple" leitet, erklärt i- einem öffentlichen Schreiben, sie nehme die Kandidatur nicht an: sie sei allzusehr Frau, un sich auf diese Weise zum Schauspiel zu ge-den, und ihr Platz sei nicht aus dem Schlacht-selbe, sondern in den Ambulancen. Die einzige Zerimnstige unter ihren Schwestern, mit deren Hamen freilich Tollheiten genug verknüpft sind. Korrespondenzen. Prttau, 20. August. (O.-C) fKaiserS Sed u r t S t a g.] Die Geburtstagsfeier Se. Äajestät des Kaisers wurde hier in solenner SWe begangen. Seit der frühesten Morgenstunde prannten dasMagistratsgebäude und diePionnir-kaserne im Flaggenichmucke: um 5 Uhr durch-zog die Musikvereinscapelle mit klingendem Spiele d» Stadt, »m die Feier des Tages zu vertun-de«. An dem um 8 Uhr abgehaltenen Gottesdienste »zhmen di« k. k. Beamten, die Garnison, die Gemeindevertretung, der Bezirksobmann :c. und nele Andächtige theil. Die festgesetzte Stunde, I Uhr. vereinigte eine sehr zahlreiche Gesellschaft . aller Stände in den festlich geschmückten Garten Ljterdergers zu den von der Gemeindevertre-turn arangirten Diner. Herr Bezirkscommissär », Arailza in Vertretung deS beurlaubten Herrn V^irkShauptmänneS brachte in längerer Rede lich war auch das überstanden u.d die jungen Lhkleute begaben sich nach ihrer Wohnung; sie Island sich in einer Hochgeltgenen Vorstadt — m, ödes, grau gestrichenes, mit Fliesen beleg-les Zimmer am Ende eines Corridors, von dem ' aiw man zu beiden Seiten noch in eine ganze Menge unsauberer Zimmer gelangte, in denen da? Lärmen und Schreien gar kein Ende nehmen wollte. Das war so recht geeignet, um von vornherein jedes Behagen an der eigenen Häns-'.ichkeit zu unterdrücken. Das Eheglück hatte denn auch thatsächlich nicht lange gedauert. Er war Möthigt, den ganzen Tag hindurch bei der Ardnt mit Gewohnheitstrinkern zusammen zu lein — und so gewöhnte auch er sich daS Trin-ken an. Als sie die Frauen der Anderen über ihr Mißgeschick jammern und klagen hörte, ver-lot auch sie bald den Muth, der sie bis dahin knüllt, und während er dann in den Kneipen lag. verbrachte sie ihre ganze Zeit bei den Nach-darinnen. wurde arbeitsscheu, klatschsüchtig und that schließlich weiter nicht«, als mit Schimpfen und Jammern das Kind in den Schlaf zu wie-gen, da» sie auf dem Arm mit sich herum-schleppte. Mit der Zeit wurde sie häßlich und siech, und so kam es, daß man ihr im Arbeiter-viertel den abscheulichen Beinamen „der Affe" gegeben hatte. „Deutsche Macht." den Trinkspruch auf Se. Majestät aus. welchem recht brausende Hochrufe folgten. Das Streich-orchester deS Musi.'vereinS, unterstützt durch die Dilettanten, unter der Leitung Haring'S besorgte die Tafelmusik und loben wir die exacte Durch-führung sämmtlicher Piecen. Die Bürgerschaft, zumeist Weinproducenten, zeigte bei dieser Ge-legenheit, welch' edle Qualitäten WeinS sie in ihren Kellern hütet. Die für Abends projectirte F«stsoir6e mußte des heftigen Regens wegen unterbleiben. Sehr sonderbar finden wir e», daß der Gottesdienst zu so früher Stunde anbe-räumt wurde; wir denken, daß eS passender wäre, denselben zu derselben Stunde abzuhalten. wie an Sonntagen das A«t.__ Kleine Hyronik. >Ern «nnung.s Der Kaiser hat den Oberlandesgerichtsrath bei dem Landesgerichte in Laibach. Franz Kocevar, zum Präsidenten dieses LandeSgerichtcS ernannt. (D i t E h o l e r aj bat nun neuerlich in Frankreich ihren Einzug gehalten. Am 20. d. starben in Marseille 65 Personen an genannter Seuche. Am gleichen Tage ist in Toulon ein Todesfall in Folge der Cholera vorgekommen. sEin verunglückter Tourist'il Aus Meran schreibt man vom 19. d.: „Auf dem Ue! ergang vom Ultenthal nach Martell in Südtirol wurde vor einigen Tagen durch Sen-ner der Tufer-Alpe ein menschliches Geripp« aufgefunden; auS dem feinen Stoffe der Klei» terreste, mit welcher das Skelet behängt war, wird geschlossen, daß man es hier mit einem verunglückten Touristen zu thun habe, umso-mehr, als das Gerippe direct unter einer mit Edelweiß stark bewachsenen Stelle, und zwar so zwischen Steinen eingeklemmt, gesunden wurde, daß dort sicher kein Mensch sich zum Schlafen hinsetzen oder hinlegen würde. Von dem mysteriösen Funde wurde bei der Behörde die An-zeige erstattet und von Meran auS ein: Unter« suchung angeordnet." sA u S g e w i e s « n«.] Wie auS Krakau gemeldet wird, werden daselbst zwei Tausend Handwerker und Gewerbetreibende als erste Partie der auS Preußisch-Schlesien ausgewiesenen Polen eintreffen. sSonderbare Schwärmer.s Der Stadlrath von Exeter scheint Humor zu besitzen, denn er hat den Müttern in jener altehrwürdi-gen Stadt gedruckte Anweisungen zugehen lassen, wie sie ihre Sprößlinge behandeln müssen, um dieselbe» am Leben und gesund zu erhalten. Während aber der Exeterer Stadtrath für die Le-benden sorg», sorgt ein Londoner Armenvater. Pratt mit Namen, für die Todten, denn er schlägt vor, di« Leichen vorstorbener Londoner Armen zum Bau einer Schutzwehr gegen die See in Hern« Bay zu benutzen. Zu diesem Zweck pro-ponirt er. die in einem billigen Sarg gelegten * • Noch immer befindet sich die kleine, dunkle Gestalt auf ihrem Posten, noch immer läuft sie vor dem Schaufenster auf und nieder. Man hört ihre Schritte auf dem Trottoir. und dann hört man sie wieder laut und heiser husten, denn der Abend ist kalt und die Luft ist feucht. Oh, wie lange soll si« hier denn noch warten ? Schon zwei, dreimal hat sie die Hand auf die Thür» klinke gelegt, aber sie hatte doch nicht den Muth, die Thür zu össnen. Endlich that si« «s den-noch — sie denkt an ihre Kinder, die daheim nichts zu essen haben, und da findet sie ihren Muth wieder. Sie tritt ein. Kaum hat sie die Schwelle überschritten, als das laute Sprechen und Schreien verstumm»; ein unauslöschliches Gelächter begrüßt sie und hält sie wie gebannt an der Thüre. „Valentin! Valentin! Da ist der Affe!" Sie kann sich nicht rühren. Sie war so schwach; von ihren zerlumpten Kleidungsstücken tropft die Nässe, und ihre Wangen sind so blaß durch die Ermattung, durch die ängstliche Er-Wartung — „ValentinDa ist der Affe!" Zitternd, keines Wortes mächtig steh» das arme Weib. Der Mann ha» sich in heller Wuth vca feinem Stuhl erhoben. Wie! Sie hat es 3 Leichen auf den an die See stoßenden ReculoerS Kirchhof in Herne Bey in weichen Concret zu begraben, der sich alsbald verhärten und so eine feste Masse bilden würde, aus die in glei-cher Weis« «in and«r«r Sarg gestellt werden könnte bis sich allmählich eine Mauer bilde, hoch und stark genug, um die See vom Lande fern zu halten. „Die Idee ist köstlich", meinr „Entr'acte", „und wenn sich Herr Pratt nur dazu verstehen wollte, der Erste zu sein, der sich nach seinem System begraben ließe, so würde er sich dadurch um sein Vaterland ein noch größeres Verdienst erworben haben!" [Der wasserscheueDelinquent.s Ein Sheriff in Virginien fragte neulich einen Mörder, welchen er zum Galgen führte, ob er vor dem Gehängtwerden eine Ansprache halten wolle. „Ich denke nicht," erwiderte jener. „es sieht nach Regen auS, und ich werde nicht gerne naß. Nur vorwärts mit der Hängerei!" [Eine Z o p sg es ch i cht e.s Zwei Polizisten in San FranziSko fanden neulich Gele-genheit. sich den Weg in eine dortige chinesische Spielhölle zu verschaffen und 12 Chinesen bei dem verbotenen „Taa Game" zu überraschen. Die Mongolen setzten ihrer Verhaftung keinen Widerstand entgegen, sondern sahen ruhig zu, wie sie in zwei Gruppen zu je 6 eingetheilt und wie je 3 von ihnen mit den Zöpfen zusammen-gebunden wurden. Ueber den »oeiieren Verlauf schreibt der dortige „Dem.": Jeder der Polizi-sten nahm nun den Knoten von je 3 Zöpfen in die rechte und linke Hand, und der Zug setzte sich in Bewegung. Der eine Polizist, Kelly, hielt s«ine Zöpfe fest und war sicher, daß ihm keiner der Mongolen entkommen konnte. Doch plötzlich erweiterten sich seine Augen und seine Haare begannen sich vor Schrecken aufzurichten, denn er sah, wie einer der Verhafteten mit einem kurzen Schnitt den Zopf vom Kopfe trennte und zu entfliehen versuchte. Doch Polizist Kelly ge-wann schnell seine Geistesgegenwart wieder, um den Chinesen am Entfliehen zu hindern. So schritt er dann mit seiner Abtheilung weiter, und sah schon von fern das Polizei-Gefängniß winken, als plötzlich wieder ein Messer erglänzt« und einen Chinesen von dem Zopf, aber auch von der Obhut deS Polizisten, befreite. Kelly hatte im wahren Sinn de Wortes alle Hände voll. Es war ihm unmöglich, den Fliehenden zu fassen, und kalter Angstschweiß trat ihm auf die Stirn bei dem Gedanken, daß sich da« Er-eign iß wiederholen und ihn schließlich mit 0 Zöpfen ohne den dam gehörigen Chinesen lassen würde. Aber diese Befürchtung ging nicht in Erfüllung, denn Polizist Kelly brachte glücklich 0 Zöpfe und 5 Chinesen hinter die Gitter deS Gefängnisses. Dieser Vorfall ist ganz neu in den Annalen der Polizeigeschichte. Die Chinesen be-trachten daS Abschneiden deS Zopfes al» die größte Schändung, die ihnen passiren kann, und gewagt, ihn hier zu suchen, ihn hier vor seinen Kameraden zu blamiren! „Warte! Warte — jetzt sollst Du sehen —!" Mit geballter Faust stürzte Valentin aus sie zu. DaS unglücklich« Weib sucht sich vor dem Wü-therich zu flüchten, unter höhnischem Brüllen und Jubeln laust sie durch das Local — jetzt ist sie wieder an der Thüre, reißt dieselbe auf und ist >m Freien. — Er springt ihr mit zwei Sätzen nach, ergreift sie. als sie eben die Straße betritt — Niemand geht vorüber, ringsumher ist AlleS dunkel — ach, armer Affe, wtewtrd'S Dir jetzt ergehen? O nein, nicht doch! Sobald er nicht in Gesellschaft seiner Kameraden sich befindet, ist der Pariser Arbeite? gar nicht so schlimm. So-bald Valentin seinem Weibe allein gegenüber steht, wird er schwach, unterwürfig; er bereut seine vorherige Härte. Jetzt gehen sie Arm in Arm weiter, und während sie die Richtung nach ihrer Wohnung verfolgen, ertönt die Stimme der Frau immer lauter; von Jammern und W ' nen untermischt, schallen ihre Wuthai'"' durch die Nacht. DaS Weib rächt sich jetzt es während des ganzen 4 sie haben enorme Summen daran verwandt, um eine Abänderung der Bestimmung zu erwirken, welche ihnen beim Eintritt in das StaatSgefäng-niß den Zopf absprich'. Die Polizei glaubt deS-halb, daß die beiden desperaten Chinesen, von welchen einer glücklich entflohen ist, gefährliche Verbrecher jmd. weiche wegen eines Cipitalver-brechens gesucht werden. sE i n b ö se « & t i e x g t f e ch t.l Trotz der furchtbaren itrankheit, welche die Bewölke» ring Spaniens decimiut, hat diese die Lust an aufregenden Vergnügungen nicht verloren. In Nittoria fand in den ersten Tagen dieses Mo« »als ein Stieraefecht statt, und dabei ereignete sich eine Scene vou ganz schauerlicher Art. Der erste Stier war erlegt, die gefallenen Thiere. Stier uud einige Pferde, wurden fortgeschasst und daS reichlich verspritzte Blut ward mit frischem Sande bedeckt, als das Zeichen für den zweiten Stier erscholl. DaS Thier erschien am Eingange, argwöhnisch die glühenden Augen rollend, und brach dann beim Erblicken deS To-rero, ähnlicher einem Tiger denn einem Stiere, mit einem surchtvaren Satze hervor und mit einem zweiten gewaltigen Sprunge über die Schranke mitten ins Volksgebrange. Die ihm zunächst standen zertrat und zerstampfte er, wäh-rend Andere in die Hohe geschleudert wurde». Ein furchtbares Jammern in der Zuschauer-menge brach loS. während das wüthende Thier viele Männer, Weiber und Kinker schwer ver-wundete. Eine Abtheilung der Stadtwache, welche, um die Ordnung beim Schauspiele auf-recht zu erhalten anwesend war, riß aus. Nun stand der Stier in der Straße und hielt einen Augenblick inne, bafki warf er sein wildes Auge zurück auf die Ar^na, die gefüllt war von ge-ängstigten Zuschauern; darauf rannte er auf die Promenade und jagte die Männer, Weiber und Kinder vor sich her. Drei Schüss:, von herbeieilenden Soldaten abgegeben, iällte» endlich daS rasende Thier, und als wieder Sicherheit herrschte, brach daS Volk in Zischen, Pfeifen und Schimpfen über die Feigheit der Stadt-wache und ToreroS aus. [Versuche an Enthaupteten.] Die „Wiener medicinischen Blätter" bringen eine interessante Mittheilung aus der letzten Sitzung der Pariser Akademie, in welcher Paul Bert sich gegen die Zuläfsigkeit der Experimente an Enthaupteten aussprach. Paul Vert sagt: „Die Versuche mit Bluttransfusionen, die an dem Kopfe von Hingerichteten vorgenommen wurden, sind durch daS interessante Experiment Brown-SequardS hervorgerufen, der den von Körper abgetrennten Kopf eines Hundes dadurch, daß er die Blutcirculationen wieder herstellte, zum Leben zurückrief. Von vorneherein glaube ich nicht, daß ein solches Experiment bei Men-schen gelingen tann, wenn ich bedenke, wie leicht Geschäftsgeheimnisse eines Yew-HvrKer Pastors. Ein amerikanischer Geistlicher, der keine feste Pfründe hat, aber sehr viel in Hochzeiten ..macht", daS heißt häufig zur Schürzung des ehelichen Knotens in Anspruch genommen wird, wurde kürzlich von einem, selbst vor den heilig-sten Dingen nicht zurückschreckenden Reporter ..inhrviewt". Als der Reporter das Hau« des Geistlichen betrat, stieß er auf der Trepp« auf «in junges Paar, welches sich soeben für die Ewigkeit halte verbinden lassen. Der Pastor, der den Act vollzogen, machte hinter dem herab-schreitenden Paare eine segnende Handbewegung und verltibte alsdann sein«m Portemonnaie einen Bankcheck von 25 Dollar ein. „Trauungen müssen Ihnen im Lauf« deS JahreS «in hübsche» Stück Geld einbringen," erlaubt« sich der Reporter zu bemerken. „Nun, es läßt sich ertragen," lautete die Antwort des geistlichen Herrn. „Hier und in ">»lqn variiren di« TrauuugSgebühren je Verhältnissen deS Bräutigams von llar, leider erhalten wir aber in nichts." '''ch?" wandte der un-ich glaubte, daß bei ihlungSsystem gelte." „5«tsche Macht." durch einen Schlag oder durch eine Zirculations-störung daS Bewußtsein verloren geht; aber ich sage, daß man nicht das Recht hat. es über-Haupt zu versuchen. Wenn daS Experiment ge-lingen würde, so hätte man damit dem un-glücklichen Geköpften die ungeheuersten morali» schen und physischen Qualen bereitet. DaS Gesetz vom Jahre 1791, auf welches unsere Strafgesetzordnung sich stützt, sagt wörtlich: „Die Todesstrafe besteht blos im Verlust« deS Lebens, ohn« baß jeuialS irgend eine Tortur an den Verunheilten in Anwendung kommen darf." DaS Gesetz ist also im Einklang mit dem Gewissen, und was daS Eine nicht gestat» >et, verbietet auch daS Andere. Ich habe es für nöthig gehalten, diesen energischen Protest vor der Akademie auszusprechen." [Salomonisches Urtheil.] Ein Richter in Wyoming verkündete jüngst einem Verbrecher das TodeSurlheil mit folgenden Wvr-ten: „Ich bin mit den in Ihrer Sache vor-getragenen B'weiSstücken durchaus nicht vollständig zufrieden, und weiß auch nicht, ob Sie den John ForbeS wirklich getödtet haben, oder ob derselbe von Gott heimgesucht wurde! aber mein Urtheil lautet dahin, daß Sie am dritten Freitag deS Monats Juni gehängt werden sollen, und sollten Sie selbst an Ihre Unschuld glauben, so wird Sie der trostreiche Gedanke erheben, daß einige der weisesten Denker der Welt den Zweifel hegten, ob dieses Leben über« haupl des Lebens werth sei." [(Sin praktischer Gemüths« m ens ch.j Zwei junge Männer plaudern über einen Freund: „Freut mich", sagt der Eine, „daß der Gaston so r?ich wie er ist, eine arme Frau geheirathet hat." — „Warum freut Dich das so besonders?" — „Weil, wenn sich alle reichen Jungen arme Mädel nehmen, desto mehr reiche für unser einen übrig bleiben. Locates und Arovinciates. Cilli, 22. August [F ü r Staatsbeamte] Aus Marburg wird uns unterm 19. August geschrieben: Von den zur heutigen Besprechung erschienenen Staatsbeamten der 9., 10. und 11. Rangclasse wurde beschloßen, auf Grund der Einladung des in Wien bereits bestehenden Vereines „der Staats-beamten zur Wahrung der Standesinteressen" in Marburg eine Zweigagentie zu errichten und wurde als Repräsentant derselben Herr Franz Schuster k. k. Adjunct gewählt, an wel-chen Beitrittserklärungen und allfällige Anfra-gen zu richten sind. Die hiesige Agentie wirb in steter Fühlung mit dem Wiener Verein blei-den, den Austausch der Meinungen, Wünsche und Beschlüsse besorgen und für die möglichste Ausbreitung derselben Sorge tragen. Der Zweck deS Vereines ist die Wahrung der Standesin- „Um mich eines rein weltlichen Ausdrucks zu bedienen." fuhr der Pastor fort, „wir wer-den recht oft um unsre Gebühren beschwindelt. Ich will Ihnen einige Beispiele auS meiner eigenen Praxis erzählen. So wurde ich «inst um Mitternacht durch heftiges Läuten der Haus-glocke aus meinem Schlafe geweckt. Mich schnell ankleidend, eilte ich hinunter, um zu öffnen. Vor mir stand ein glücklich liebendes Paar, welches den Wunsch ausdrückt«, ohne Verzug getraut zu werden. Nachdem ich die Ceremonie vollzogen, suchte der junge Ehemann iu allen Rock- und Hosentaschen herum, und als die junge Frau einen Augenblick den Kopf abwandte, händigt« er mir ein wohlgefühltes Couvert ein. Ich verbeugte mich dankend, denn ich glaubte für meine Mühe gut bezahlt worden zu sein. Ich begab mich sofort auf da« Zimmer meiner Frau, um ihr mitzutheilen, daß sie sich am nächsten Tag den neuen Hut. um welchen sie mich seit Wochen gequält, taufen könn«. AI«» dann öffnete ich da« Couvert, und wa« glauben Sie, was ich darin fand?" „Hundert Dollar oder mehr." „Nein. Zehn Blätter weiches Papier. Doch mein Amt verbittet mir, UebleS von dem Manne zu denken, vielleicht hat er sich nur in dem Couvert vergriffen, und da« richtige mit dem Gelde in der Tasche behalten. E« scheint 1885 teressen in geistiger uud materieller Richtuag, mit Ausschluß jeder politischen Tendenz und zwar hauptsächlich durch: a) die Verfassung, Ueberreichung und Vertretung aller nöthig er-scheinenden Petitionen und Bittschriften; 1») den Rechtsschutz für die Mitglieder in Rechtfälle», welche auS ihrer dienstlichen Stellung erwachse» und zwar durch Beistellung von befugien Rechtsvertretern, sowie nach Thunlichkeit auch durch Bestr.itung der hieraus erwachsenden Koste», gegen eventuellen Rückersatz der L< tzteren; c) die Sorge für die geistigen Interessen durch seiner' zeitige Anlegung von VereinSbibltotheken, durch Veranstaltung von wissenschaftliche» Vorträge», sowie Herausgabe eines Vereinsblattes; wettert unentgeltliche Verwerthung der GeisteSproducte der Mitglieder; d) die materielle UnterstuiMg der Mitglieder durch nichtrückzahlbare Geldau»-Hilfen auS VereinSmitteln (soweit dieselbe» ni-chen); e) die Unterstützung behuss Ausbildung der Kinder der Mitglieder, sowohl "urch Er-Wirkung von Freiplätzei in Erziehungsanstalt» wie auch anderer diesbezüglicher Begünstigungen, f) die Unterstützung der Witwen und Waise» sämmtlicher k. k. Staatsbeamten in Hinsicht auf Rechtsschutz, materielle Unterstützung. sowie Äus-bildung der Waisen. [V o 11 i t o in b o l a.) DaS Finanzministerium hat die Abhaltung einer VolkStomdola zu Gunsten deS Cillicr Stabtoerfchorierungs' Vereines bewilligt. Diese Tombola wird daher am L. September stattfinden. [Untersteirische B ä d e r.j In der LandeScuranstalt Sauerbrunn sind bis 15. d. 2100, in jener von NeuhauS bis 13. d. iKKJ Personen eingetroffen. Die letzterschienene CurliNe de« Kaiser Franz Josef-Bades weist 954 Curgäste dii«. [Also nur aufgeschoben.) Wie „Slov. Gospodar" meldet, hat der Penaier slovenische Gesangverein seine große Sänger-fahrt nach Cilli auf den 20. September ver-schoben, und zwar au« dem Grunde, weil alle näheren Militärmusikkapellen derzeit ju de» Truppen-Concentrirungen eingerückt siud »»d erst für den 20. September eine solche aca»i-rirt werden kann. [Strikza Trat,] Dieses erbaulich« Lied wendischer Poesie macht Schule. So wurde dasselbe nach einer in Friedau stattgefunden« Primiz, von den als Nassauer bei dieser Feier fungirenden slooenischen Studenten gefunnen »ad zwar am Hanvtplaye genannter deutschen Ztadl. Allerdings nahmen die Heldenjünglinge, al« ste den Eindruck gewahrten, welchen ihr -umme» zauber auf die Bürger FriedauS ausübte, Fersengeld, da sie Besorgniß hegten, ,S könnte zu ihrer Melodei ein unangenehmer Tact geschla-gen werden. [Ueberfahren.] Der vierjährige Zieh-söhn deS Grundbesitzers Kolscheg in Lackdvr,, übrigens, baß er seinen Irrthum niemals de-merkt hat, denn er hat bis heute noch Richt* von sich hören lassen. Seit jener Zeit hegt ich ein nicht zu überwindendes Vorurtheil gegen CouvertS und öffne sie stets unmittelbar »ach vollzogener Trauung. Eine fehr beliebte Methode, den Pastor um seine Gebühren zu bringen, iß der Schwindel mit dem HeirathScertisicat. &» anscheinend gut situirte« Paar ließ sich emii von mir trauen. Nach der Ceremonie außer« der Bräutigam, daß er ein hübsche« HeirathS« certificat. geschmackvoll eingerahmt, haben mochte. „Lassen Sie mir eia recht schöne« anfertige».' sagte er. „ich bin willen«, 25 Dollar dafür p zahlen. Wann sann ich es haben?" Ich er-widerte ihm, daß ich e« di« End« der Woche fertig haben würde. Da« Certificat und der Rahmen kosten mich 17 Dollar, dafür war e« aber auch «in wahres Prachtstück. Sie föaaxa sich s«lbst davon üb«rz«ugen." s«tzt« der Pfarrer seufzend hinzu. „Der Rahmen ziert jetzt d«» an der Waud hängende Bild meiner ön>t» mutttr. Da« kalligraphisch musterhaft geschru den« Certificat ist auch noch in meinem Sen< und ich würde «S seht billig hergeben." „Der Schwindler hat sich wohl nicht w»-der s«h«n lassen?" „Leider nein. Ich möchte gern an»th»» daß er «eine Hausnummer vergesse» hat; aber 1885 Gemeinde St. Paul stürzte am 13. d. von «nein beladenen Wagen, dessen vorgespannte Pferde plötzlich scheu geworden waren. DaS Gefährte rollte über den Körper des Kleinen und quetschte ihn zu Tode. sW u ch e r.] Am 2. September findet bei dem diesigen KreiSgerichte die Verhandlung gegen den Handelsmann Max Robitsch wegen Wu-chcr» statt. sWieder e i n g e f a n g e n.^ Der im j vor,gen Jahre dem BezirksgerichtS-Arreste in Windisch-Graz entsprungene Untersuchungshaft-!i»g Pongratz Kanonit wurde dieser Tage wieder aufgegriffen und dem Orte, den er so schnöde verließ, zugeführt. >Diebstähle v o n Z i g e u n t r n.j In der Nähe von Radkerstmrg brachen Zigeuner in drei Bauernhöfe ein, und entwendeten eine große Menge von Effecten. sTodtschlag.j Ein trauriges Beispiel zerrütteter Familieuverhältmsse wird uns auS Et. Leonhard gemeldet. Am 17. d. wurde näm Ech der Besitzers lohn Alois Kreppet in Oberwel litschen von seinerMuttr gerufen, sie vor den Miß-Handlungen des Vaters zu schützen. Es gelang auch dem Genannten Ruhe zu schaffen. Als er jedoch am 19. d. nach Hause kam und der Va-ter ihn grob behandelte, ergriff er den Stiel eine» Rechens und schlug damit so lange und so heftig aus den alten Mann, bis derselbe den Geist aufgab. _____ Berichts saat. Donnerstag, 20. August. [® e r f u ch» ter Meuchelmords Unter dem Vorsitze des LandeSgerichtSratheS Galle sand heute die Cchwurgerichtsverhandlung gegen den mrehe» lichten Besitzer Math. DoberSek in Velemja wegen Verbrechens deS versuchten Meuchelmordes statt. Am IL. April d. I. hatte nämlich der Knecht Varth. Sovinc seinen Dienstherrn Mathias Tebersek verlassen, um seine Eltern zu besuchen. Als er wiederkehrte, bemerkte er, daß sein Sä-gehauS in der Zeit seiner Abwesenheit erbrochen toonen war. Da er vermuthete, bestohlen wor-de» zu sem. so begann er nach seinen Effecten zu sehen. Bei dieser Suche sand er in dem aus-bewahrten Mehle ein braunes Pulver und Ar-senitkörner. Er erstattete daher die Anzeige bei d«m k. k. Bezirksgerichte Schönstem und sprach gleichzeitig die Vermuthung aus, daß der Thäter Math. Debersek sein dürste, welcher ihm an Lohn noch einen Betrag von 128 st. 32 kr. schulde und über diesbezügliche Mahnungen erboßt sei. Math. Debersek wurde eingezogen und gestand bald vor dem Untersuchungsrichter m Schönstem, daß er den Sovinc. weil derselbe mit seiner Ehegattin ehebrecherischen Umgang pflege, vergiften habe wollen. Bei der heutigen Hauptverhandlung zog er jedoch sein Gestand- e» ist wir nicht zu Ohren gekommen, daß ein ihm ähnlich iehender Mann sich in der Nach-darschast nach mir erkundigt hat. Ein anderer Fall, der sich erst kürzlich zugetragen, ist mir »och frisch im Gedächtniß. Nachdem ich ein Paar getraut hatte, drückte mir der Bräutigam em große» Goldstück in die Hand und empfahl fich. Ich habe die Münze noch. Hier ist sie." Und der Pastor holte ein runde» Bleistück hervor, welches mit Goldschaum so künstlich iderzogen war, daß es aus den ersten Blick nie ein Zwanzig-Dollar-Goldstück aussah. „Sehr häufig bin ich mit bleiernen Tra-dedollarS beschwindelt worden," fuhr der Pastor mit betrübter Miene, als ob ihn der Gedanke an die Schlechtigkeit der Menschen aus« tiefste schmerze, fort. «Erst vor wenigen Tagen gab «r ein gottverlassener Mensch einen vergoldeten Nickel, welchen ich im Glauben, daß es ein Fiins-Dollar-Goldstück sei, dankend entgegen-nahm." »Vielleicht sind all die« nur Irrthümer gewesen?" erlaubte sich der Reporter zu be-merken. „Zum Heil der Menschen wollen wir hoffen, daß dem so sei. Aber Check«, welche auf bankerotte Banken oder auf Banken, wo m»n den Namen de« Checkau«steller« nie gehört hat, gezogen sind, könne« doch nicht zur Kate- .Aetttiche Macht." niß zurück und behauptete, daß er vom Unter-fuchungsrichter, der seine Aussage deutsch pro-tocollirt habe, falsch verstanden worden sei. Er habe nur von zadaviti (erwürgen) aber nicht von zaudati (vergiften) gesprochen. Der Vertreter der Anklage, Staatsanwalt-Substitut Schwinger, beantragte daher auch sofort die Vertagung der Verhandlung, behufs Einver-nähme des Untersuchungsrichters und de« Pro-tokollführers. Der Gerichtshof gab jedoch diesem Antrage keine Folge. Nach Verkündigung der an die Geschwornen gerichteten Schuldfrage, beantragte der Vertheidiger, die Ätellung einer Eventualfrage auf Uebetretuug gegen die Sicherheit des Lebens. Auch diesem Antrage wurde keine Folge gegeben. Die Geschworenen bejahten einstimmig die auf versuchten Meuchel-mord lautende Schuldfrage und der Gerichts-hos verhängte über den Angeklagten eine drei-jährige schwere Kerkerstraf«. sD i e b st a h l.] Beim Fabrikbesitzer Herrn Oswald Hafenrichter in Pöltichach war seit März 1884 der aus Gradiska bei Görz ge-bürtige Heinrich Bensa als Werkführer bedien-stet. Derselbe führte ein ausschweifendes Leben, das mit feiner Monatsgage von 40 st. nicht harmonirte. Bei einigem Grübeln, sich Geld-Mittel zu verschaffen, fiel ihm daS Magazin feines Dienstherrn ein. Er verschaffte sich einen Schlüssel zu demselben und stahl daraus in mehreren Angriff n 290 Stück Sessel und andere Möbelstücke im Gesammtwerthe von 432 fl. Diese Gegenstände brachte er theils in nächster Nähe an den Mann, thei« sendete er sie per Bahn nach Görz und ließ sie dort verkaufen. Der Angeklagte war seiner That vollkommen geständig. Die Geschworenen (Obmann Baron MoSkon) bejahten einstimmig die Schuldfrage, und der Gerichtshof sprach eine Kerkerstrafe von 3 Jahren, ergänzt durch einen Fasttag in jedem Monate, aus. Freitag, 21. August. sT o d t s ch l a g.] Der BesitzerSsohn Michael TomZa begab sich am Abende^ des 12. Juli l. I. in Begleitung des Josef öelan zu seiner Geliebten fensterln. Bald darauf kamen mehrere Burschen aus KranichSseld an Lelan, welcher auf der Straße eine Art Wachtposten versah, vorüber. Es kam zu einer Rauferei, öelan wurde zu Boden ge-schlagen. Am anderen Morgen wurde einer der KranichSfelder Burschen, namens Stefan Turn-Sek, bei der Stallung de« Besitzers Novak todt aufgefunden. Er hatte mehrere Wunden am Halse und mußte an Verblutung gestorben sein. Der That wurde zunächst öelan sür verdächtig gehalten; bald jedoch legte Franz Baumann ein offenes Geständniß ab, daß er es war. der dem TurnKek, als dieser nach Hause zu gehen im Begriffe war. in der Absicht ihn ;u miß-handeln entgegentrat und ihm mit einem Messer gorie der „Irrthümer" gezählt werden. Die New-?)orker Pastoren könnten eine hübsche Sammlung solcher Checks liefern. Und die ent-arteten Wesen, welche un« um unsere Gebühren bringen, wissen so schlau zu Werke zu gehen! Sie stellen sich immer, als ob sie zu blöde oder zu verschämt seien, da« Geld in Gegenwart der Braut anzubieten. Wann immer ein verschämter junger Mann in meiner Gegenwart mit der Hand in den Hosentaschen klimpert, bin ich stets unter dem Eindrucke, daß seine Taschen Nägel oder Schlüssel enthalten, und nicht eher bin ich von der Echtheit der au« solchen Taschen kommenden Münzen überzeugt, al« bi« ich sie mit meinen Zähnen probiert habe. Ein ehrlicher gotte«fürchtiger Mann geniert sich nicht, mir die Gebühren offen und unverhohlen zu geben; er erlaubt sich vielleicht einen kleinen Scherz, indem er sagt, daß seine Braut mehr werth sei, al« er mir an Traugebühren gezahlt habe, oder er «acht eine ähnliche harmlose Bemerkung. Da« versetzt un« alle in gute Laune und ich laufe nicht Gefahr, mir beim Probieren de« Gelde« einen Zahn au«zubeißen. Und dennoch bin ich einmal von einem Manne beschwindelt worden, der sich gerade in so offner, anscheinend ehrlicher Weise wie ich es eben geschildert, gegen mich benahm. Der Mann hat vergessen, vorher einen Ring zu be- 5 mehrere Stiche beibrachte. Franz Baumann blieb auch bei der heutigen SchwurgerichtSverhand-lung seinem Geständnisse getreu, nur suchte er sich durch Nothwehr zu entschuldigen. Nach dem Plaidoyer deS StaatSanwaltes Dr. Gertscher welcher in seiner Rede insbesondere die Ver-antwortung des Angeklagten auf gerechte Nothwehr entkräftete, und dem Resume und der RechtS-belehrung von Seite des Vorsitzenden, HosratheS Heinrich er, bejahten die Geschworenen (Obmann Baron Moskon) die an sie gestellte Schuldfrage, worauf der Gerichtshof Franz Baumann zu zwei Jahren schweren Kerkers verurtheilte. sTodtschlag.j Am 10. Juni l. I. er-schien vor dem Bezirksgerichte Oberburg der Grundbesitzer Johann Stiglitz und erstattete folgende Anzeige : Er sei von der Holzförderung von Leutsch nach Frattmannsdors nach Hause gegangen; als er in die Nähe seines Salat-ackerS gekommen sei. aus welchem Diebe schon längere Zeit ihr Unwesen trieben, habe er in der Dunkelheit zwei Burschen bemerkt, welche Salat stahlen. AlS er sie angeschrieen habe, sei einer auf ihn losgesprungen, er aber habe mit der Hacke, die er bei sich führte nach demsel-ben geschlagen, worauf beide Burschen mit Hin-terlassung eines Hutes die Flucht ergriffen. Der Hut, den er als daS Eigenthum de« Franz Zaversnik agnoscirt habe, sei blutig und durchhauen gewesen, und er habe von den Nachbarn gehör», daß Zaversnik bereits todt sei. — Bei der heutigen Schwurgerichts-Verhandlung modisicirte der Angeklagte seine Aussage dahin, daß sich Franz Zaversnik selbst durch irgend einen Zufall verwundet haben mußte, denn (der Angeklagte) habe gegen den-selben keinen Streich geführt. — Die gerichtliche Obduction der Leiche des Zaversnik ergad eine Zertrümmerung oes linken Schläfenbeines. — Den Geschworenen wurden nach durchgeführter Verhandlung zwei Fragen, eine auf Todtschlag und eine auf fahrläßige Tödtung lautend, ge-stellt, welche beide verneint wurden. Der Ge-richtshof fällte fohin sogleich ein freisprechendes Erkenntniß.___ Volkswirtschaftliches. [Die Ernte in Oefterrei d}.] Ueber den Stand der Ernte Mitte August d. I. äußert sich der Bericht des österr. Ackerbau-Ministeriums : Roggen lieferte im Allgemeinen eine Mittel-ernte; die Qualität wird im Allgemeinen ge-lobt. Auch die W e i z e » Ern'e dürfte im Allgemeinen sich wenig über eine Millelernte erheben. Die Gerste hal mit wenigen Ausnahmen nur schwach mittlere Ernten geliefert, und zwar eine beinahe schlechte Ernte im Geströh mit Mittel-guter Schümirg. Die Qualität ist zwar über-wiegend gut. doch sind auch dieSfalls minder günstige Nachrichten weniger selten, theils wegen sorgen und ich lieh ihn einen, den ich für solche Gelegenheiten stets an der Hand habe. Nach der Zeremonie gab er mir den Ring zurück und fragte mich, wie hoch meine Gebühren wären. Ich antwortete, daß ich nichts berechne, wenn er jedoch Neigung verspüre, mich zu ho-noriren, so stände dieß bei ihm. Scherzhaft bemerkte er, daß das „Bady", welche» er so-eben zur Frau genommen, 25 Dollar wert sei, und da» er mir, fall« die Ehe so glücklich au«-fiele, wie er erwarte, an jedem Jahrestage der Hochzeit 25 Dollar schicken würde. Dann ließ er sich Feder und Tinte geben und schrieb einen Check au». Beim Ueberreichen desselben bat er mich, sür sein und seiner Frau Wohlergehen zu beten, bevor sie das Haus verließen, was ich auch mit Inbrunst that. Als ich den Check bei der Bank präsentirte, theilte mir der Zahl-clerk mit, daß der Aussteller niemal» ein Conto daselbst gehabt hab«, und daß sie überhaupt niemal» da« Vergnügen gehabt hätten, seine persönliche Bekanntschaft zu machen. „So hatten Sie also umsonst gebetet?" „Warten Sie «inen Augenblick. Ich fühlte damals wirtlich, al» ob ich den Himmel bitten sollte, da« Gebet als ungeschehen zu betrachten, denn in Anbetracht der 25 Dollar hatte ich sehr warm für da» Wohlergehen de« jungen Paare« gefleht. Trotz alledem hoffe ich, daß ungleichmäßiger Reife im nördlichen Böhmen, theils wegen schwacher Körnerentwicklung und Nothreife und theil« wegen Beschädigung durch ungünstiges Erntewetler. Die Hafer- Ernte, theilweife beendet, größereittheilS aber noch im Zuge, kann im Allgemeinen ebenfalls wegen un-genügender Menge im Geströh höchstens als eine Mittelernte geschätzt werden. Spätkartoffeln, sowie Rüben benöthigen bereits auSgiebigen Regen. Die Aussichten bezüglich der Wein-lese sind unverändert gute. Bezüglich des Kern-o b st e s bestehen im Allgemeinen bessere Au«, sichte» al« seit vielen Jahren, über die Z w e t s ch-k e n-E r n t e dagegen sind die u n g ü n st i g e n Nachrichten in der Mehrzahl. [§ o p f e n «M a r f t b e t i ch tj Nürnberg, 20. August. Die Stimmung des Marktes hat sich bis jetzt in keiner Weise verändert. Das Geschäft ist immer noch sehr ruhig, und erstreckt sich die Nachfrage größtentheils auf 1885er Frühhopfen. Während gestern 46 Ballen 1885er umgesetzt wurden, fanden heute bei einer Zufuhr von iK rein . > ' . . » » l'nba. grün, krlstix. brillant.....4,15 Perl Mocra »fr., echt feurig ..... 4,25 Donin|{o. hochfein niildc • • • • • 4,70 Camplnae, allerfciiwter ergiebig .... 4,B0 Ceylon, blaugriln, kräftig.....4,95 Java Krim. kräftig delicat.....5, — (ioliljava, extrafein mildo . . . » • 5,15 Portorico, aroinat. kräftig . . . . . 5,25 l'erikalfee, hoclifein grün.....5,55 Java. groMbohntg, hochfein delieat » * . 5,95 Plantage, aromatl'rk brillant .... •.BO Meu&do. »aperfein braun , . . » » 6.'SO Arab. Mocra, edel fearig.....7,80 tirnuthee, chinc«., ff »u Kilo .... 1,70 Coiigo, extrafein, per Kilo ..... L.flO Solle Iiobk, superfein , ......3,70 Pecco-Soncliong, extrafein, per Kilo . . 4.90 Kainrrmelange ThM Ia. per Kilo . . . 4.S0 Tafelreis, extrafein »er !> KUo .... 1.40 .laraalca-Kvm ta, 4 l.iter ..... 4,80 parlar. Ia \! 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