Erscheint jeden Samstag und kostet: Wir der Poft ganzjährig . . ff. 3 — halbjährig . . ., 25N Für Laibach ganzjährig . . fi. 4,— halbjährig . . „ 2.— Für die Zustellung in'« Hau« find ganzjährig 50 lt., halbjährig 30 fr. zu entrichten. Einzelne Nummer 40 fr. Zeitschrift für vaterliindische Interessen. Insertionsgebiihren: Für d,e 3s»altige geile ober deren Raum bei lmalig« Einschaltung 8 ll., 2 Mal S tr., 3 Mal 10 tr. Stempel jede» Mal 3U lt. Nedaltion und Administration: Klofterftauengllffe Nr. 3? (gegenüber dem Easino). Zuschriften und Geldsendungen find zu richten «u den Elgenthümer de« Blatte«. Manuskript« werben nicht.zurüclg»s»ndet. Eigenthümer, Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: I'SiSi - (5i-Ä88s11i . ili . Jahrgangs Der erste österreichische agrarische Kongreß. Am 9. d. M. Vormittag« 11 Uhr wurde der agrarische Kongreß durch Se. Excellenz den Ackcrbauminister Grafen Potocli , der auch persönlich die Debatten leitete, eröffnet. Der Minister stellte den Seltionschef im Ackerbauministerium Baron Weiß der Versammlung vor, welcher berufen ist, im Verhinderungsfall das Präsidium zu führen. Durch Delegirle waren außer Galizien sämmtliche Länder Cisleithaniens vertreten. Ueber Punkt 1 : Genügt die bisherige Einrichtung und Stellung der LandwirthschafS-Gesellschaften und Vereine in Oesterreich sowohl gegenüber den Interessenten der Bodenkultur im Lande, als gegenüber dem Ministerium, zu der erreichbaren wirksamen Einflußnahme auf die Hebung undstetige Förderung der Bodenkultur? Wenn dieses nicht der Fall, welche Refor­men oder neue Institutionen würden zur Erreichung jenes Zweckes dienen? Erscheint insbesondere die Vertretung der landwiithschaftlichen Interessen durch Landeskultur-Räthc, einen Central-Bobenlultur-Rath oder durch Ackerbau-Kammern an­gezeigt, und in welcher Form wären derartige Institutionen zu organisiren? nimmt Wirthschaftsralh Komers als Refe­rent der patriotisch-ökonomischen Gesellschaft Böhmens das Wort. Redner erklärte, es handle sich hier um die Auffindung einer glücklichen Organisation zur Förderung der Ackerbau-Interessen, und hierbei müsse naturgemäß von jenen Organen ausgegangen werden, die sich bereits in allen Landern —nur Dalmatien mache eine bedauerliche Ausnahme hievon — vor­finden, den Landwnthschafts-Gesellschaften nämlich. Die Frage nach den Verdiensten der landw. Gesellschaften, welche Punkt 1 involvirt, beantwortet er für Böhmen mit dem Hinweis darauf, daß die patr.-ölon. Gesellsch. aus Fortschritts» Männern bestehend, durch die Reorganisation, diesie in jüngster Zeit vorgenommen, vollkommen geeignet sei, den Anforderun­gen der Landwirthe zu genügen, auch glaube er, daß die patr.-Vlon. Gesellschaft den Anforderungen des Ministeriums werde entsprechen können; im Gegensatze könne er jedoch mit Sicher­heit behaupten, daß die früheren Ministerien den Anforderun­gen der Landwirthschllfts-Gesellschaften nicht entsprochen haben. (Heiterkeit.) Redner warnt vor einer centralistischen Organi­sation, wie sie in Frankreich bestehe. Eines müsse er noch be­tonen: nur leine bureaulratischen Einrichtungen. Redner em­pfiehlt nun als unterste Stufe der Organisation die landw. Filialvereine, als Mittelglied die Vezirksvereine und die Cen­tralvereine als Organ für die Länder zu betrachten. Für die Behandlung gewisser legislatorischer Arbeiten im Auftrage der Regierung soll ein Landeskultur-Rath als berathendes Organ dem Landesausschusse beigegeben werden. Der Central-Voden­lultur-Rath soll nicht im Wege der Legislative, sondern als ein Organ der Exekutive, als ein technischer Beirath des Mi ­nisters direkt vom Kaiser ernannt werden. Baron Washington und Dr. Hlubel (Steiermark) sprechen im Sinne des Vorredners. Auch sie perhorresciren die Ackerbau-Kammern aus selben Gründen. Baron Wid ­mann und Proslowetz (Mähren) führen Klage über die dortigen Landwirthschafts-Gesellschaften. Dr. Costa (Kram) ist gegen einen Landeslultur-Rath für Kram, weil die dortige Gesellschaft in allen wichtigen Fra­gen von der Regierung und dem Landesausschusse zu Rathe gezogen wurde und auch aus eigener Initiative Anträge vor den Landtag brachte. Einen Central-Vodenlultur-Rath könne er sich als ständige Korporation nicht denken ^, woHl aber als periodisch erforderlichen Falls einzuberufenden agrarischen Kon­greß. — Die Delegirten von Oberösterreich, Tirol, Vorarl­berg befürworten die Institution eines periodisch einzuberufen­den Landeskultur-RlltheS und schließen sich im Uebrigen den Feuilleton. Zur Geschichte der Strafanstalt am Castell in Laibach. Von Dr. H. G. Die „Laibacher Zeitung" brachte jüngst einen aus guter Feder geflossenen Bericht über „die neue Strafanstalt am Ca­stelle in Laibach", dem wir einige, eine frühe« Zeitepoche be­treffende Notizen beifügen wollen. I n dem noch vorhandenen, mit der Censursllauset ver­sehenen Manuskripte der „Reifeerinnerungen aus Kram" wurde an einer von der Censur gestrichenen Stelle das Bedauern darüber ausgesprochen, „daß der schöne Schloßberg mit seiner entzückenden Aussicht wegen des darauf befindlichen Strafhauses nicht zu einem Belustigungsorte (wie jener in Graz) benützt werden lann." Schon in den Zwanzigerjahren nämlich kamen abgeur­theilte Carbonari dahin, und sagt Silvio Pellico in sei­nem ergreifenden Buche: ,^ s uüs prißioni", daß, als er mit anderen Schicksalsgenossen unter starker Bedeckung nach Laibach eSlortirt wurde, dem aus mehreren Wägen bestehen» ben Zuge viele vorwitzige Laibacher in Equipagen weit vor die Stadt entgegen gefahren waren: Der gute Mann wußte nicht, daß an demselben Nachmittage der neu ernannte Bischof Wolf von Trieft nach Laibach lam, und daß diesem die Notabilita­ten der Stadt in zahlreichen Gallawägen entgegen fuhren. Pellic o gedenlt dankbar der humanen, leutseligen Behand­lung des damaligen Magistrats-SelietärS von Laibach wäh­rend de« wenn schon kurzen Aufenthaltes im Gefängnisse de« hiesigen Rathhaufes. Dieser Menschenfreund war lein anderer, al« der vor nicht gar langer Zeit verstorbene, geachtete Ma» gistratsrath Köstl, welcher während der französischen Regie­rung unter dem General-Polizeidireltor Toussaint seine Lehr« und Dienstzeit begann. Später kamen auch abgeürtheilte Mitglieder der „Wo - Laibach am 14. November 1868. Anschauungen des Dr. Costa an; ebenso Baron Petrino (Bukowina). Bischof Kne2evi6 (Dalmatien) befürwortet die Einführung eines Oekonomie-Rathes. Die Delegirten von Schlesien und Niederösterreich (Wich und Abt Helferstor­fer) konstatiren, daß die respektive« Landwnthschafts-Gesell­schaften wegen ungenügender Dotation nicht den Anforderungen entsprechen können. Hierauf wurden über Antrag Dr. Costa'ö^die Wahlen von sechs Sektionen vorgenommen und die Sitzung um 3 Uhr Nachmittags geschlossen. Die zweite Sitzung eröffnete Sektionschef von Weiß und ertheilte dem Wirthschaftsrathe, K o nl e r s das Wort, der Namens der ersten Sektion referirte. Die Sektion legt fol­gende Vorschläge vor: 1. Die Einführung von Ackerbau-Kam­mern ist überflüssig und der Landwirtschaft schädlich. 2. Die Einfühlung der Landeskultur-Kollegien im Wege der Landes­gesetzgebung wird nur dort befürwortet, wo die maßgebenden Faktoren des Landes (Landwirthschafts-Gesellschaft, Regierung, Landesausschuß) ein solches neben der bestehenden Gesellschaft für nothwendig erachten, oder dasselbe den gänzlichen Abgang einer solchen Gesellschaft ersetzen soll. 3. Ein Centralbodentul­tur-Rath als ständiger Beirath des Ministeriums ist nicht wünschenswerth, dagegen erscheint es angemessen und entspre» chend, daß nach Maßgabe der vorhandenen Fragestoffe Dele­girte der Landwnthschafts-Gesellschaften zur gemeinschaftlichen Berathung vom Ackerbauminister einberufen weiden. 4. Die Landwirthschafts-Gesellschaften entsprechen ihrer Aufgabe, die Interessen der Landwirthschaft dem Lande und der Regierung gegenüber zu fördern, thunlichst und werden es in erhöhtem Maße, wenn ihnen reichlichere materielle Mittel zu Gebote gestellt werden, und ihre Reform, wo sie nicht in jüngster Zeit vorgenommen wurde und sich als nöthig herausstellt, auch durchgeführt wird. Sollen jedoch die Landwirthschafts-Gesell­schaften ihre Aufgabe vollkommen erfüllen, so müssen ihre Stim­men an maßgebenden Orte gehört werden, und deshalb stellt der Kongreß an das Ackerbauministerium die Bitte, dasselbe wolle den Berichten und Anträgen der Landwirthschafts-Gesell­schaften Beachtung schenken und dahin wirken, daß auch die verschiedenen Landesbehörden dieselben thunlichst berücksichtigen und unterstützen. 5. Die Reform der Landwnthschafts-Gesell­schaften kann entsprechend, wo sie als nothwendig erkannt wird^ nur von ihnen selbst aus ihrer Mitte hervorgehen, da die vollste Freiheit der einzige hiezu geeignete Weg ist, und ein etwaiger Mangel des richtigen Verständnisses durch äußeren Zwang nie ersetzt werden lann. Für diese Reform spricht es der Kongreß als seinen Wunsch aus, daß thunlichst jeder Ver­ein neben einem starten Centrale Bezirks- oder Kreisfilialen als dessen integrirende Bestandtheile schaffen, daß aber diese Vereine nichl selbständige Mitglieder besitzen, sondern jedes Mitglied dem Gesammtvereine angehören soll. 6. Landwirth­schaftliche Kommissalien «scheinen überflüssig und unnothwen­dig, dagegen aber wünschenswerth, daß dahin gewirkt werde, daß die bestehenden Administrativbehörden das richtige Ver» ständniß für die landwirthschaftlichen Interessen sich aneignen. Die Specialdebatte über diese Vorschläge ergab leine we­sentlich neuen Momente. Mit den ersten drei Vorschlägen der Sektion erklären sich alle Deputirten einverstanden. Bei Punkt 4 macht Sektionschef v. Weiß die Mittheilung, daß die Re­gierung in das Budget für 1869 eine reichlichere Dotation für die Interessen der Bodenkultur eingestellt. (Bravo!) Die Regierung wird bei Ertheilung von Subsidien an die Land­wnthschafts-Gesellschaften das Princip verfolgen, den kleineren Ländern, die nicht in der Lage sind, die Landwirthschaft aus eigenen Mitteln ausgiebig zu unterstützen, größere Subventio­ vine Italic" als Sträflinge in das Castell von Laibach und theilen wir ein interessantes Schreiben über einen derselben hier mit. Der unlängst als l. l. Ober-Stabsarzt I. Klasse verstorbene Dr. Josef Bärtl schrieb nämlich dem Verfasser dieser Zeilen unterm 2. Mai v. I . nachfolgendes: „Um Ihrem Wunsche zu entsprechen, füge ich hier nach-­folgende Daten der kleinen Episode meiner Gefangenschaft bei. Als ich in dem Jahre 1838 nach Laibach zu dem Regiment Hohenlohe lam, befand sich in dem dortigen Castell ein der „Oiovius ItÄ,li2," angehöliger Dr. der Medicin mit Namen Dansi. Pater Metello nahm sich menschenfreundlich des armen Gefangenen an, und um feine traurige Zeit auszufüllen, beredete er ihn zum Studium der deutschen Sprache. Als ihm solches gelungen, suchte er ihn für die Homöopathie (die da­mals in Krain viele Verehrer zählte) zu interessiren und bat mich meine homöopathischen Werke dem obgedachten Gefange­nen zum nähern Studium der Homöopathie zu borgen. Ich that dies sehr gern. Als spater bei der Reise des Kaisers Fer­dinand nach Italien (die Jahreszahl weiß ich nicht,) die po­litischen Gefangenen amnestirt wurden, erhielt auch der Schütz­ling Pater Metello's seine Freiheit, und letzterer brachte mir den­selben, um sich persönlich bei mir zu bedanken. -Ich nahm ihn tollegialisch auf, und da er im Interesse der Homöopathie eine wissenschaftliche Reise nach Leipzig und Dresden zu machen gedachte, so ging ich ihm an die Hand, und gab ihm auch ein Empfehlungsschreiben an den damals in Mailand, hochgeschätz­ten Stabsarzt Dr. Härtung. Ich ahnte nicht, daß mir die kleine Gefälligkeit gute Früchte tragen könnte. Als ich nämlich im Jahre 1848 von Brescia nach Mailand geführt wurde, und daselbst in der Rocchetta in einem schweren Kerker anich befand, wendete ich mich an den in Mailand pratticirenden Dr. Dansi und bat ihn, mir meine Freilassung zu erwirken. Derselbe verwendete sich kräftigst bei der provisorischen Regie­rung, und in wenigen Tagen war ich frei und von ihm in seinem Haus auf das freundlichste aufgenommen. Mit den besten Wünschen für mein Wohl entließ mich der dankbare Kollege, jedoch mit der Versicherung: „Hustrisoi uou vo­ ^Z 48. nen zu gewahren, als den größeren Kronländern. MitPunlt4 erklären sich alle Delegirten mit Ausnahme- des Baron W ib mann (Mähren), der gegen den eisten Absatz stimmt, einver standen. Gegen Punkt 5 erklären sich blos die Vertreter von Göiz, Parenzo und Triest. Bezüglich des letzten Seltionsan trage« theilt Seltionschef v. Weiß mit, daßsich der Minister die Berathung dieses Punktes vorbehalten wünsche, daß daher dieselbe morgen in Anwesenheit desselben stattfinden werde. Aus Greuter's Rede (gehalten <« Wiener Nbgeordnetenhause o« s. N«»ember gelegentlich der Debatte über die Gutheißung de« Nu«n»hm«zuftande« in Prag und Umgebung). Ich habe mir das Wort erbeten au« dem Grunde, um der RechtSregel »uäitktur «t »lt«r», p»r» gerecht zu werden, und die« ist um so nothwendiger, weil wir bei einer Angele genheit stehen, welche die wichtigsten Interessen eine« großen Vollsstammes berührt. Der Kernpunkt der Frage ist, ob die Verhangung de« Ausnahmszustandes in Böhmen gerechtfertigt ist oder nicht. Hier ist nun eine doppelte Ansicht möglich. Entweder wurden die Ausnahnismllßrcgeln ergriffen wegen der bedauerlichen Excesse, oder sie wurden gegen die Opposition in Böhmen er­ griffen, die man vielfach unterdrücken möchte, wahrend es doch hohe Zeit wäre, endlich auf einen Ausgleich mit derselben bedacht zu sei«. Wenn ich nun frage: Auf welchen Standpunkt hat sich die Regierung gestellt? fo antworte ich Ihnen mit Thatsachen, welche als das Hauptmotiv der Ausnahmsverfügung die staat« rechtliche Opposition zeigen. Gesagt wurde, die Lolalpolizei lonnte Leben und Eigen thum nicht schützen. Wenn es sich um solchen Schuh handelt, ist mir leine Maßregel zu streng. Allein, meine Herren, dieser Ansicht ist auch der zunächst betheiligte Stabtrath von Prag. Beweis dafür der Erlaß des StadtratheS (dessen Einleitung Redner verliest). Allerdings behauptet der amtliche Bericht, es seien leine Vorkehrungen gegen neue Excesse getroffen worden, trotz der Stimmung des Volkes. Da möchte ich eine Frage an die Re gieiung richten: Wem in Prag lommt nach den bestehenden Anordnungen, vorzüglich nach dem Erlasse vom 8. Feber 1668, die Beobachtung der Volköstimmung zu, und wer handhabt die sogenannte geheime Polizei? Ist es die Prager Lokal» Polizei, oder nicht vielmehr die mit schwerem Vollsgelde be zahlte geheime Polizei, die so Viele« sieht und hört, wa« oft gar nicht existirt? Wenn dieses wahr ist, wenn dies der Staatspolizei zu kommt, warum hat diese dann nicht die Anzeige gemacht, daß Excesse bevorstünden? Wenn die Lolalpolizei rechtzeitig benach richtigt worden wäre, so hätte sie gewiß ebensosehr am 10. Oktober ihre Pflicht gethan, wie sie dieselbe am 25. September gethan hatte. Doch Pardon, eine Anzeige hat der Bürgermeister von der Statthalter« doch erhalten, und zwar am 2. Oktober, welche dahin lautete, daß die Polizei aus der Notiz eines Opposition«» blattes in Erfahrung gebracht habe, daß am nächsten Sonntage eine Volksversammlung stattfinden wird ; das Blatt meldete nur, daß eine stattfinden solle. (Heiterkeit.) Und warum hat die Staatspolizei leme Anzeige gemacht? Die Antwort darauf ist: weil sie nichts wußte. (Große Hei terleit,) Und jetzt wird auf einmal die Lolalpolizei für dieses Nichtwissen der Staatspolizei verantwortlich gemacht, deshalb weiden jetzt die Rechte der Staatsbürger aufgehoben. Ich werde beweisen, daß das Versammlungsrecht in ßli»llw piill". — Ich reiste über die Schweiz, und da Ra» detzly mittlerweile Mailand wieder genommen hatte, so war ich nach 4 Wochen wieder daselbst, und übernahm die Leitung der vielen Militärspitäler." Bei dem Leichenbegängnisse de« jnbilirten Herrn IparKasst-Amtz-DiltKlor« So bist auch Du denn hingegangen Zu Deiner Brüder ew'gen Ruh? Es mußte Dich dahin verlangen, Denn lange, lange walltest Du ; Und mancherlei ist Dir begegnet Auf Deiner ird'schen Wanderschaft: Du wardst mit Freuden oft gesegnet, Und trugst das Leid mit Mauneslraft; Warst an die Heimat eng gebunden Und hattest Herz für sie und Sinn, Und noch in Deinen letzten Stunden, Da wanktest Du zur Urne hin — Um Deine Bürgerpflicht zu üben, Getreu zu thun, was Recht und Pflicht; In'S Herz war Dir der Spruch geschrieben: Ein treuer Bürger wanlet nicht. So möge denn am Leichensteine In gold'nen Lettern steh'« von Dir: Mit edlen Brüdern im Vereine — Ein wack'rer Bürger ruhet hier!" —l,—». Böhmen schon im August nur auf dem Papiere bestand, -und daß alle Jene, welche schon früher dem moralischen und gei­ stigen Hungertobe überliefert wurden, durch das Martialgesetz vollständig unterdrückt wurden. Alles das wegen des Nicht« Wissens der Polizei. (Unruhe.) Ich erinnere Sie, baß in Wien derselbe Exceß stattge» funden (Prater-Erceß), warum wurde hier in Wien nicht d» Ausnahmszustand eingeführt? Was geschah denn in Prag? Fenster wurden eingewor­ fen mit einem Schaden von 6? st., was sicherlich nicht für eine Stadt von 162 Einwohnern (Rufe: 152.000!) 152 — Einwohnern (allgemeine Heiterkeit) von Bedeutung ist. Dafür herrscht in Prag eine Administration und Justiz, daß sich der „alte Murawtzw" im Grabe umdrehen muß, weil er seinen Meister gefunden. (Allgemeine Heiterkeit,) Wyzu jene HNaßnahmen? ^H ^M es nicht als Seklatur bezeichnen, daß man der Prager „Correspondenz" nicht er­ laubte, Filialen für den Verschleiß zu errichten. Wozu die Besorgniß vor politischen Vereinen, da es doch bekannt ist, daß man in Böhmen keinen einzigen politischen Verein auf­ kommen ließ? Nach diesen Thatsachen habe ich doch Recht, anzunehmen, daß der Ausnahmszustand blos gegen die Opposition in Böh­ men gerichtet" war, und dazu werde ich noch mehr durch den Motivenbericht veranlaßt. Erklärt derselbe doch, es seien damit ülle verfassungstreuen Staatsbürger einverstanden, und der Leiter der Statthalter« erklärt in seiner Proklamation, er rechne auf die Mitwirkung der verfassungstreuen Präger Bür­ ger gegen Verletzungen des Eigenthums. Wenn es sich um die Sicherung von Personen und Ei­ genthum handelte, ^varum wandte man sich nur an die ver­ fassungstreuen Mitbürger? Ist denn Raub und Mord im Programme der czechischen Opposition? Dies zeigt, daß es sich nicht um Sicherheit der Person und des Eigenthums handelte, fondern darum, bie Opposition unter die Gewalt der Bajonnete ztt stellen. (Widerspruch links und im Centrum, einzelnes Bravo rechts) Man habe gesagt, in Böhmen wühle die verfassungs­feindliche Opposition. Da frage er, seit wann es konstitutionelle Methode sei, die Principien der Verfassung als unabänderlich hinzustellen, wozu habe man dann in das Gesetz über die Reichsvertretung den Art. 15 aufgenommen, welcher die Mo­dalitäten einer solchen Abänderung angibt? Bezeichnet man die Opposition als Verschworne, dann fei der Art. 15 mit­verschworen. Ja, ist es denn nöthig, den Schutz der verfassungstreuen Bürger gegen Raub und Mord aufzurufen, als wenn nicht alle Präger Bürger, die fo oft wegen ihres loyale», Benehmens von Sr. Majestät belobt worden, darin einig wären, Raub und Mord abzuwehren, dessen sie die deutsch-liberale Partei beschuldigt, deren Programm es war, die Nationalen in Oesterreich unter den Schatten der Bajonnete zu stellen? (Lebhafter Widerspruch.) Der Ausschuß meint allerdings" Gründe zu kennen, welche den Ausnahmszustand für gerechtfertigt erklären. Ich bin be­gierig, diefe Gründe zu erfahren, welche die Prager Rechtser­tigungsschriften veMeidigen. Wir befinden uns in der eigenthümlichen Lage, daß die Erklärungen einer „Bürger-Repräsentanz" bei dem „Bürger-Ministerium" weniger gelten, als die Berichte der geheimelt Polizei, deren Leiter in Venedig und Mailand, das wir ver­loren, amtirten. Redner weist auf Fälle in Preußen und Preußisch-Polen hin. Die Staatspolizei, hat dort im Jahre 1829 insgeheim eine aufrührerische Proklamation drucken lassen, sie einem ihr Verdächtigen gesendet und auf Grund des Besitzes derselben dem „armen Herrn" einen Proceß wegen Hochverraths machen lassen. Ich sage nichts, setzt er fort, über das, was in Prag vorging, aber meine Gedanken sind censurfrei. Redner geht nun darauf über, ob wegen der Agitation gegen die Verfassung der Ausnahmszustand eingeführt werden durfte. Redner beantwortet diese Frage verneinend. Es ist un­verantwortlich, sagt er, wegen einer Agitation gegen die Ver­fassung iure wichtigsten Rechte zu untergraben. Es liegt 1)»rin eine große Inkonsequenz. Auf religiösem Gebiete erklärt man, man könne kirchliche Dogmen abändern, und Mancher glaubt, es sei ein empfehlendes Zeugniß, wenn er ein kirchliches Anathema auf der Stirne offen zur Schau trägt. Wenn aber Jemand eine gesetzliche Agitation gegen die Dogmen der neuen Aera unternimmt, so ist das Hochverrath! Ich möchte mir die Frage erlauben, wie man denn den Böhmen bie Agitation zum Verbrechen anrechnen könne? Gar Viele gibt es, welche in der Agitation grau geworben sind und, ich kenne Manche, welche das Brod der Verbannung mit dem Minister-Portefeuille vertauschten. Ruhe können Sie erzwingen, aber nicht Ruhe allein ist unS nothwendig, sondern Beruhigung. (Sehr gut! rechts.) Hat man denn in Oesterreich aus der Geschichte nichts gelernt? Schmerling glaubte auch, daß er in Ungarn mit Regimentern die Sympathien für die Februar-Verfassung herauszaubern könnte, und wo sind die Ungarn jetzt und wo sind wir? Von einer Zwangslage taumeln wir in die andere, und Sie sind außerdem noch in der traurigen Lage einer beständigen Ka­binetsfrage. Laut sind jetzt die Klagen, und alle Jene, welche damals glaubten, sie könnten tausendjährige Rechte eines Vol­les einfach lonsisciren, können jetzt tagtäglich den in Europa sprichwörtlich geworbenen Refrain singen: „Wir sind in einer Zwangslage, und es besteht in Oesterreich jetzt nur noch Eine Politik: Friß Vogel, oder stirb!" (Große Heiterkeit.) Redner zieht nun eine Parallele zwischen der Verfassungs-Methode der Ungarn und unserer Verfassung. Diefe waren llug; sie haben ihre tausendjährige Verfassung den gegenwär­tigen Verhältnissen angepaßt, mit einem Worte, den Schuh nach dem Fuße gemacht, während wir den Fuß nach dem Schuh zuHacken wollten, was weh thut. Aus der Geschichte hätte bie liberale Partei nichts lernen wollen. Hätte sie sich nur den Satz gegenwärtig gehalten: Roolesiu, r>re»8», eooleni» viotrix; hätte sie nicht die Ge­schichte des Sturzes Napoleons übersehen, würde sie bedenken, baß die Nationen unter dem Drucke des Steines, den sie den Stein der politischen Weisheit nennen, an Widerstandskraft gewinnen, so würden sie begreifen, daß die Nationalen ein Faktor sind, mit dem man rechnen muß, wenn man noch selbst zu den Faktoren zählt, mit dem der Andere rechnet. (Heiterkeit.) Ich sage, es ist an der Zeit, daß man die Geschichte zu Weil man das Wort Autonomie aussprach; einer Bezirlsver. tretung wurde die Auflösung angedroht, weil sie erklärte, zum Heiligen Vater zu stehen, denn so weit ist es in Oesterreich schon gekommen, daß man zum Papst in einem offen feindli­ chen Verhältnisse stehen muß, um loyal zu sein. I n einem anderen Orte war eine Volksversammlung. Von der Kirche wehte eine päpstliche Fahne. Der Bezirksvor» stehet erklärte, diese die österreichischen Farben überragende Fahne müsse herab. Und sie mußte auch herunter. Da fand sich, daß sie um ? Ellen länger war, als die österreichische. Es mußte eine Scheere herbeigeholt werben, und bie päpstliche Fahne wurde im Angesichte der versammelten Männer, welche ergrimmt zusahen, beschnitten. (Allgemeine Heiterkeit.) Anfangs August erließ die Statthalter« in Böhmen ein Cirlular, das offen sagte, das Versammlungsrecht sei nur für die, welche die Verfassungstützen. Und ein anderer Erlaß spricht davon, die Erlaubniß zu Versammlungen sei nach den Person» lichen Verhältnissen der Unternehmer und den sonstigen Um­ ständen zu beurtheilen. Ich überlasse es Ihnen, diese Stütze selbst zu beurtheilen. Es liegt ein Schreiben des Ministers des Innern vom­ 25. Juni an die Behörden vor, woraus man Vieles lernen kann. Darin heißt es, die Organe der Regierung sollen ge­wissenhafte Vollstrecker der Gesetze sein. Kann aber da« oben angeführte Verfahren wirklich das Rechtsbewußtfein im Volte stärken? Redner bespricht den Brief der Berliner von der Hasen­ haide, welche sagen, das liberale Ministerium werde für Oester­ reich das Werk fortsetzen, daß die Preußen bei Königgrätz be­ gonnen. Er könne sich keine größere Beschimpfung des Mini­ steriums denken, als in diesen Worten liegt. Es wird gesagt, die Preßfreiheit foll mißbraucht worden fein, un5 die Regierung habe lange mit Geduld zugewartet. Untersuchen wir, wie es bannt bestellt ist. Der Redner zählt hier alle seit der Ankunft des Kaisers in Prag erfolgten Kon­ fisllltionen und Preßprocesse der Prager Blätter auf und fragt: Und was ist in Prag ein Verbrechen? Ein Prager Blatt druckte einen Artssel ber „Wiener SonntagSzeitung", ber hier straflos ausging, ab und erhielt deshalb einen Preßproceß wegen Verbrechens der Ruhestörung. Und was ist in Wien nicht Alles erlaubt! Man hebt hier immer die spanische Revolution in den Himmel, und die Blätter nennen die Königin von Spanien nur mehr Frau Isa­ bella. (Große Heiterkeit,) Man muß nur froh sein, daß die Blätter nicht schon von einem Herrn Franz Josef sprechen. (Diese Worte rufen einen Sturm hervor. Von allen Seiten verlangt man in den heftigsten Ausdrücken den Ord­ nungsruf.) Präsident : Ich glaube, daß wohl viel erlaubt sein kann, aber das, was Sie soeben sagten, kann unmöglich ge­ stattet sein. Ich bitte Sie, den Ausdruck zurückzunehmen. Abg. Greuter: Gut, Ich nehme ihn zurück; aber ... (neuerliche Unterbrechung. Rufe: Zur Ordnung!) Präsident : Es ist mir unmöglich, den gebrauchten Ausdruck in der Weife hingehen zu lassen,'' ich muß den Herrn Abgeordneten zur Ordnung rufen. Abg. Greuter : Ich nehme diesen Ordnungsruf an. (Will sein« Rede fortsetzen und von den Konfiskationen in Prag sprechen.) Inzwischen ist die Aufregung im Hause nur noch gestie­gen. Wie auf ein Zeichen erheben sich unter großem Lärm die Mitglieder des Centrums und der Linken und strömen aus dem Saale. Abg. Greute r (der unter dieser geräuschvollen Bewe­gung noch immer seine Rede fortzusetzen sucht) richtet nun an den Präsidenten die Frage: Ich bitte, Herr Präsident, habe ich das Recht, zu reden? (Rufe: Nein! Sie sind ungezogen! Schweigen Sie! Ruhig!) Präsident : Ich habe den Herrn Redner zur Ordnung gerufen; ich glaubte auch, bei dem einmaligen Ordnungsrufe dem Herrn Redner noch nicht gleich da« Wort entziehen zu sollen, aber — (Rufe: Ja!) Abg. Greuter (unterbrechend): Ich nehme diesen Ord­nungsruf an; derselbe freut mich... Präsident (in Folge der im Hause stets zunehmenden Unruhe auf den Galerien schwer verständlich): Sie haben das Nergste gesagt, was je in einer parlamentarischen Versammlung gesagt wurde. Sie scheinen trotz der Ihnen gewordenen Rüge das Wort behalten zu wollen. Wohl weiß ich, daß die Ma­jorität im parlamentarischen Leben den Satz achten muß: ma­^'oritö udliß«. Allein auf Seiten der Minorität darf man sich über die Achtung dieser Pflicht ganz hinaussetzen. Sie ha­ben das ganz außer Acht gelassen. Ich entziehe Ihnen da« Wort. (Rufe: Sehr gut!) Abg. Greuter: Gut! Rede des Abg. Svetec gehalten im Abgeordnetenhaus» am 3. d. M. (Schluß.) Ich will mich auf den vorliegenden Gefetzentwurf be­schränken. Nun, Sie werden fragen: „Wenn wir diesen Gesetz­entwurf nicht annehmen, was ist dann zu thun?" Nach meiner Meinung hätten wir zwei Dinge früher zu thun, bevor wir ein solches Gesetz beschließen. Das Erste wäre, daß das Straf­gesetz einer entsprechenden Reform unterzogen werde, daß die Strafprozeßordnung nach dem Entwürfe, der uns vorliegt, zu Stande komme, und daß wir Schwurgerichte bekommen. Das ist unbedingt nothwendig, wenn wir unsere verfassungsmäßigen Rechte gesichert haben wollen. Das Zweite aber ist, daß wir versuchen müssen, die Völker nicht zu erdrücken, sondern zu ge­winnen, einen Ausgleich mit ihnen zu Stande zu bringen. (Bravo! rechts.)^ Ich will mich dießfalls etwas des Weiteren auslassen, und werde vor Allem zwei unrichtige Vorstellungen, die ich bei den deutschen Abgeordneten gefunden habe, zu be­richtigen suchen. Die erste Vorstellung ist die, daß bie ganze national« Bewegung ilr Oesterreich, namentlich unter den Sla­ven, keine natürliche, fondern eine künstliche fei; man bedient sich häusig des Ausdruckes „Nationalitätsschwinbel." Diese ir­rige Borstellung, meine Herren, ist dem Ausgleichswerle sehr hinderlich, weil dadurch die slavische Bewegung in einem miß­günstigen Lichte erscheint". Die zweite Behauptung ist, daß bie nationale Gleichbe­rechtigung bereits vollständig durchgeführt ist. Diese Behaup­tung ist im Ausschusse von einem sehr «erehrten Mitgliede des Rathe zieht. Und in der That, es gibt lein charakteristischeres hohen Haufes ausgesprochen worden. Nun, auch diese Vor­Zeichen unserer Zeit, als daß es eine Existenzfrage der Regie­stellung ist nicht richtig und wenn man sie festhält, so wird rung ist, jene freiheitlichen Gesetze, die sie mit geschaffen, zu man leicht zu irrigen Schlußfolgerungen gelangen. Daher er­suspendiren und konsisciren; denn sonst ist es nicht möglich, lauben Sie mir, meine Herren, daß ich diefe zwei Punkte einer zu regieren. Welches Freiheitsbild bietet aber auch Böhmen! kurzen Beleuchtung unterziehe. Alle Voltsoeifammlungen wurden untersagt, weil mansich ver­ Sie werden mir vielleicht einwenden, daß daS nicht zur fassungsfeindlich aussprechen könnte; Besedas wurden aufgelöst. Sache gehöre, ich hoffe aber, daß, wenn ich sie durchgeführt haben werde, Sie die Ueberzeugung gewinnen werden, daß st« recht sehr zur Sache gehören. Nun, was die nationale Bewegung betrifft, so glauben manche, diefe batire erst vom Jahre 1848 her; das ist ganz und gar nicht der Fall — die nationale Bewegung ber öster­ reichischen Völler reicht noch inS vorige Jahrhundert zurück. Es ist bekannt, daß der Kaiser Josef mit seinen Reformen, namentlich in der Richtung, die deutsche Sprache möglichst im ganzen Reiche einzuführen, den ersten Anstoß dazu gegeben hat. Die Bewegung hat sich zuerst in Ungarn gezeigt, dann aber auch über andere Länder des Reiches verbreitet. So z. V. ist es ja bekannt, daß zwischen Kroatien und Ungarn dieß­falls schon in den Dreißigerjahren Streitigkeiten stattgefunden haben. I m Jahre 1845 hat ja bekanntlich in Agram ein Blutbad stattgefunden, welches aus diesem Anlasse entstanden ist. Was insbesondere Böhmen betrifft, ist es j» bekannt^ daß Männer, wie ein Dobrovst/, ßafaril, Kollär, Palack^ ihre Wirksamkeit schon vor sehr langer Zeit begonnen haben, Män­ner, welche wesentlich beigetragen haben zur Wiederbelebung des nationalen Gefühles. Sie haben, namentlich Dobrovsk/, schon im vorigen Jahrhundert ihre Thätigkeit begonnen und, meine Herren, was uns Slovenen betrifft, so glauben viele, daß wir erst seit ge­ stern oder ehegestern uns unserer Nationalität bewußt geworden sind. Es ist auch das nicht richtig, schon zur Zeit der franzö­ fischen Revolution hat sich bei uns eine nationale Bewegung kundgegeben, die Gedichte eines Vodnil könnten jeden davon überzeugen, der schon damals den slovenischen Vollsstamm zur Thätigkeit und zum Selbstbewußtsein aufgemuntert hat, indem er selbst schon den Anfang gemacht hat, die Nationalliteratur ztt heben, Material für ein Wörterbuch gesammelt hat und sogar die erste slovenische Zeitschrift schon im Jahre 1802 erscheinen ließ. I n der Folge, meine Herren, ist diese Bewegung nie ein­ geschlafen, fondern wiederholt und stärker schon vor dem Jahre 1848 wieder zum Vorschein gekommen, denn das Zeitung«» blatt „Novice", welches noch gegenwärtig besteht, hat schon im Jahre 1843 zu erscheinen angefangen. Es ist wahr, im Jahre 1848 haben sich diese Bewegun­ gen viel mehr manifestirt, das ist aber eine ganz natürliche Erscheinung, weil damals die Völker eben wieder frei auf­ atmen konnten, weil der eiserne Druck, der früher auf ihnen lastete, aufgehört hat und sie wieder ihre Wünsche und Be­ strebungen zum Ausdruck bringen konnten. Dieselben Erschei­ nungen haben sich dann auch im Jahre 1859 und wieber im Jahre 1866 wiederholt. Sie können aber daraus auch entnehmen, daß eS in Oesterreich in der That sehr traurig bestellt sein mußte, wenn die Völker erst auf Katastrophen, auf ein Unglück des Staate« warten mußten, um ihre berechtigten Anschauungen, Wünsche und Rechte zum Ausdrucke zu bringen, und hüten wir uns, daß wir gegenwärtig nicht auch die Böhmen in eine ähnliche Lage treiben. Sie sehen also, meine Herren, daß die nationale Bewegung unter den Slaven nicht neu, sondern daß sie alt ist, daß sie selbst in das vorige Jahrhundert hineinreicht. Aber wir stehen ja nicht allein mit unserer nationalen Bewegung. Das Gleiche gibt sich ja auch bei den Magyaren und Deut­ schen tund. Ich will von den Magyaren nicht sprechen, indem wir Alle wissen, daß ihre Bewegung und Politik eine erclusiv nationale ist. Aber auch bei Ihnen, meine Herren vom deut­ schen Volksstamme, ist ja die Bewegung ebenfalls eine natio­ nale. Ist denn das, was Kaiser Josef angestrebt hat, Nicht eine nationale Bewegung gewesen? Was Metternich, was Bach, Schmerling fortgesetzt haben, hat das nicht nationale Inter­ essen verfolgt? Und in neuester Zeit, haben nicht Sie felbst bei Berathung der Verfassungsgesetze hauptsächlich den nati«. nalen Maßstab angelegt, und haben Sie nicht selbst erklärt, daß Sie den Ansprüchen der Autonomie in der Art und Weise, wie man sie geltend gemacht hat, nur deshalb nicht Rechnung tragen können, weil Sie sonst die Rechte der deutschen Na­ tionalität preisgeben würden. Ja, unlängst hörte ich im Ausschusse selbst ein sehr ge­ ehrtes Mitglied sich des Ausdruckes bedienen: Man habe bei der Revision der Verfassung hinsichtlich der Autonomie gethan, was menschen- und was deutsch möglich ist. (Heiterkeit.) Nun, auf die Kundgebungen, die sich z. B. beim Schützen­feste in Wien manifestirt haben, will ich nicht restectiren, ob­wohl bekannt ist, daß sie weit über die internationalen und staatsrechtlichen Grenzen hinausgegriffen haben. Daraus, meine Herren, ist zu ersehen, daß auch Sie eine nationale Politik treiben, baß Sie leinen Grund haben, dieß» falls den Slaven Vorwürfe zu machen. Wir Alle sind in die­sem Punkte gleich, und es handelt sich nur darum, daß wir den illoclug vivsuäi herausfinden, daß wir den richtigen Weg finden, wo wir unsere Rechte gegenseitig geltend machen tonnen, ohne daß einer dem Andern im Wege steht. (Bravo! rechts.) Was die Gleichberechtigung betrifft, so ist auch diese fak­tisch nicht durchgeführt. Es ist möglich, daß in Böhmen z. B. der czechischen Sprache hinlänglich Rechnung getragen ist, das will ich gar nicht bestreiten; aber anders gestaltet essich schon in Mähren. Dort ist der ß. 19 der Staatsgrundgesctze über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger noch durchaus nicht durchgeführt. Noch mißlicher sieht es aber damit in den südslavischcn Ländern aus: in Steiermark, Kärnten, Kram, Küstenland, Istrien, Dalmatien. Da, meine Herren, ist noch nicht einmal der Anfang zur Durchführung des gedachten Paragraphes ge­macht worden, und das, meine Herren, kann uns durchaus nicht gleichgiltig fein. Wir sehen, daß die Regierung Energie entwickelt, daß sie energisch sein kann. Wir haben z. V, ge­sehen, wie energisch die Regierung für die Durchführung der konfessionellen Gesetze eingetreten; unlängst haben wir gehört, was sie Alles gethan hat, um die Register für die Nothcivil. ehe in Ordnung zu bringen. Allein, wenn Sie, meine Herren, das wirkliche Bedürfniß in der einen und der anderen Beziehung berücksichtigen, fo werden Sie finden, daß in Betreff der Durchführung der na« tionalen Gleichberechtigung die Energie vielmehr am Platze wäre, daß sie aber da noch fehl viel zu wünschen übrig läßt. Nehmen Sie die Nothcivilehe. Wie viel derartige Falle von Nothcivilehen sind in der ganzen Monarchie vorgekom­men? Mir ist nur die des Adlerwirthes in Bregenz bekannt. DaS ist Ein Fall. Auf die Gleichberechtigung warten aber Millionen und Millionen (Bravo! Sehr gut!) und sie berufen sich mit dem­selben Rechte auf die Staatsgrundgesetze wie diejenigen, welche ihre konfessionellen Rechte in Anspruch nehmen. Was nun den Eindruck betrifft, den ein solches Vorgehen der Regierung nothwendig hervorbringen muß, so ist derselbe keineswegs ein günstiger zu nennen, nicht blos bei denjenigen, die es unmittelbar angeht, nicht blos bei Heu Slovenen ist die Wirkung eine sehr nachtheilige, wenn sie sehen, daß die Ge« fetze nicht durchgeführt werden, sondern das Gleiche muß auch bei den anderen Slaven, bei den Polen und Czechen der Fall sein, denn wenn das Gesetz nicht in jedem Falle und nicht nach einem gleichen Modus und ohne besondere Rücksichten, sondern unbedingt durchgeführt wird, so hat die Durchführung dieses Rechtes auch dort, wo sie stattfindet, keinen rechten Werth. Denn man vertraut nicht, man glaubt, es wird gegeben, weil es vielleicht gegeben werden muß, oder weil man damit vielleicht eine gewisse Speculation verbindet; aber man hat leine Garantie, daß das Recht bleiben wirb auch dann, wenn diese Rücksichten nicht mehr maßgebend sind. (Abgeordneter Greuter: Sehr gut! Heiterkeit.) Thatsache, meine Herren, ist es, daß in den slovenischen Gebieten nach wie vorher noch immer die deutsche, beziehungs­weise italienische Sprache Unterrichtssprache ist, selbst an den Volksschulen. Nach wie vorher werden noch gegenwärtig bei den Criminalgerichten mit rein slovenischen Parteien deutsche Protokolle aufgenommen, es werden bei den Gerichten Vorla­dungen, Entscheidungen, Urtheile an slovenische Parteien noch immer in deutscher Sprache und mit Ausnahme einer Ver­ordnung, die noch der frühere Iustizminister Hye für Kram erlassen hat, ist in der Beziehung vorläufig in den slovenischen Ländern noch gar lein Schritt gemacht worden, um den §.19 zur Durchführung, zu bringen. Das wollte ich bemerken, was die nationale Gleichberech­tigung betrifft. Allein die Gleichberechtigung hat nicht blos eine nationale« sie hat auch eine politische Seite und diese fallt na­mentlich in Böhmen in die Wagschale. Denn die nationale Gleichberechtigung, wenn sie wirklich Beruhigung gewähren soll, braucht ja auch eine Garantie. Es ist da nothwendig, baß der betreffende Voltsstamm di^ Entscheidung über seiue Rechte möglichst in seiner Hand habe. Das ist eben der Zweck der Autonomie. Wenn ich Sie nun frage, wie steht.es dießfalls in Böhmen aus? so müssen Sie mir zugeben, daß es sehr traurig aussieht. I n Böhmen, meine Herren, bildet die slavische Nation nach officiösen statistischen Daten drei Fünftel der Bevölkerung, die deutsche nur zwei Fünftel; in Mähren bildet die slavische Bevölkerung drei Viertel, die deutsche nur ein Viertel, und doch, meine Herren, was sehen Sie in Wirklichkeit? Trotzdem hat in Böhmen und Mähren die deutsche Bevölkerung im Landtage und dem entsprechend auch im Reichsrathe das lieber­gewicht. (Unruhe.) Nun , das ist doch lein richtiges Verhält­nis;, da kann man doch nicht sagen, es besteht dießfalls eine Gleichberechtigung, denn so lange zwei mehr zählt als drei und eins mehr zählt und gilt als drei, ist gewiß keine Gleichbe­rechtigung vorhanden. Wenn Sie nun von den böhmischen und mährischen Sla­ven verlangen, daß sie einen solchen Zustand anerkennen und acceptiren, so verlangen Sie etwas Unmögliches von ihnen. Denken Sie sich nur die umgekehrte Lage; denken Sie sich, daß die Deutschen die Majorität der Bevölkerung bilden, und doch im Landtage die Majorität nicht hätten; denken Sie sich z. B . die Verhältnisse in Steiermark und Kärnten. I n Steier­mark bilden die Deutschen sechs Zehntel, die Slovenen vier Zehntel, in Kärnten die Deutschen zwei Drittel, die Slovenen ein Drittel der Bevölkerung; wenn es nun durch irgend eine Manipulation gelingen würde, daß in Steiermark und Kärnten nicht die Deutschen, sondern die Slovenen die Majorität im Landtage hätten, was würden Sie, meine Herren, dazu sagen? und ich frage: Würden sich die Deutschen Kärntens und Stei­ermark« ein solches Verhältnis; gefallen lassen? Gewiß nicht! Die Frage ist nun: Was ist jetzt zu machen? Was die Durchführung der nationalen Gleichberechtigung betrifft, fo ist ja der Weg schon durch den erwähnten F. 19 vorgezeichnet. Was aber die Gleichberechtigung in politischer Beziehung betrifft, fo ließe sich auch dießfalls, glaube ich, ein Ausweg finden. — Ich will mir zwar nicht anmaßen, dieß­ falls der Rathgeber der hohen Regierung sein zu wollen, aber wenn ich die Gründe und Ursachen berücksichtige, so kommt mit vor, findet sich die Lösung von selber. Ich will nicht untersu­ chen, wer die gegenwärtige Lage in Böhmen und Mähren zu­ erst verschuldet hat. Eines ist aber gewiß, die dortigen Wahl­ ordnungen taugen nichts, und Sie wissen, meine Herren, daß die Czechen bei ihrem ersten Eintreten in den Landtag aus­ drücklich gegen die Wahlordnung protestirt haben, und daß sie damals sozusagen als Bedingung hingestellt haben, nur dann im Landtage zu bleiben, wenn die Wahlordnung reformirt werde. I n dieser Beziehung ist nun, wie uns Allen bekannt ist, nicht« geschehen, und das, glaube ich, ist ein großer Fehler. Es ist jetzt freilich auf einmal schwer zu helfen, aber ich glaube trotzdem, nachdem ja die Aussöhnung, der Ausgleich in unser Aller Interesse liegt, sollte die Regierung etwas thun, sie sollte den Böhmen entgegenkommen, und das, glaube ich, ließe sich ja sehr leicht erzielen, wenn man Vertrauensmänner aus Böh­men berufen, mit ihnen berathen und Abänderungen der Wahl­ordnung in einer für beide Theile gerechten Weise anbahnen würde. (Unruhe.) Ich glaube aber auch, Man muß in dieser Beziehung nichr Alles von der Regierung allein verlangen, sondern auch von den deutschen Herren Abgeordneten aus Böhmen und Mähren. Denn es ist — das ist nicht zu verkennen — für die Regie­rnng eine sehr schwere Sache, namentlich wenn sie sich, wie es gegenwärtig der Fall ist, auf die Majorität stützt und von der Majorität allein abhängig ist, selbständig vorzugehen, aber der Patriotismus, meine Herren, die höhere Rücksicht für das Reich wird auch die Herren Abgeordneten geneigt machen, in dieser Beziehung etwas zu thun und nöthigenfalls auch Opfer zu bringen. Es lassen sich ja nach meiner Meinung Aenderungen vor­ nehmen, durch welche auch für den Fall, daß die Czechen und die Mährer die natürliche Majorität erlangen würden, doch die deutsche Nationalität vollständig sichergestellt werden kann. (Heiterkeit.) Meine Herren! Das habe ich nur andeuten wollen. (Heiterkeit.) Ich habe damit nur darauf hinweisen wollen, daß es Wege gibt, die uns zu einer besseren Zukunft führen kön­ nen, ohne daß wir solche Ausnahmsgesetze beschließen. Aber ich habe gegenüber dem vorliegenden Gesetze auch noch andere- Bedenken. (Heiterkeit.) Ich besorge, Meine Herren, daS Ueberwuchern des Polizeigeistes. Ich habe neulich in der That gestaunt, als ich in dem Ausschüsse von der Regierung Daten gehört hatte, die vielleicht unter dem Absolutismus am Platze waren, aber heutzutage sehr schwer zu verwerthen sind. So hörte ich z. B., daß der Ausnahmszustand nothwen­dig ist, denn man habe in Prag Plakate gefunden, die revo­lutionäre Aufrufe enthielten. Kennt man auch die Thater, von denen diese ausgingen? Wenn das nicht der Fall ist: Wie l«mn man auf solche Plakate Gewicht legen? Denn es ist j» leicht möglich^ daß ein ganz Anderer das Plakat aufgeschlagen hat, als derjenige ... . (Unruhe.) Nach einer Bemerkung des Präsidenten fährt Abg. Sve ­tec fort: Es wurde sich berufen auf anonyme Schreiben. Auch da­von gilt das Nämliche. Wenn man den Schreiber nicht weiß, so weiß man eben gar nicht«. Ma n hat gesagt, daß bei irgend einem Straßenauflaufe sich auf einmal ein Mann in der Mitte des Haufens gezeigt habe, und der habe gesagt: „Heute sind wir nicht recht gekommen, wir haben die Gelegenheit schon ver-. säumt, der Neust ist schon fort.« Daraus wird geschlossen, daß ein Attentat gegen Seine Eicellenz den Herrn Reichskanzler beabsichtigt worden sei. Allein ich glaube, wenn man diesen Mann nicht kennt und ihn nicht verhaftet hat, und dieser Mann nicht ein Ge­ständnis; darüber abgelegt hat, was beabsichtigt wurde, so kann man nicht wissen, ob und was beabsichtigt wurde. Es wurde ferner gesagt, daß die Sotoliste» bei irgend einer Versammlung sich den Handschlag gegeben hätten, im ganzen Lande geheime Gesellschaften zu errichten. Ich frage, ist das lonstatirt, oder ist es blos Denun­ciation? Wenn es nicht lonstatirt ist, so hat es jedenfalls gar leine Bedeutung. Es heißt irgendwo sogar, ein Mordanschlag kam vor. Ja , meine Herren, wenn wir Ausnahmsgesetze bl°S darauf basiren wollten, daß irgendwo ein Mordanschlag beabsichtigt wird, dann müssen wir ihn in Kurzem über die ganze Mon­archie verhängen, denn in Wien wäre man froh, wenn nur Ein Mordanschlag vorkäme, und wenn es beim bloßen An­schlag bliebe. Sehr bedenklich, meine Herren, ist ferner die Auflösung der Gemeindepolizei; auch diese, glaube ich, war durch die Vorfälle, die sich dort ereignet haben, durchaus nicht angezeigt; denn was in Prag selbst geschehen ist, ist der einzige Excefz am 4. Oktober und der reducirt sich darauf, daß man, wie schon gesagt, im deutschen Casino, im deutschen Theater die Fenster eingeschlagen hat. Der Schade war berechnet auf circa 67 Gulden und überdieß dauerte der Exceß nicht länger als Vz Stunde und es betheiligten sich dabei vielleicht 100—200 Gassenbuben. Nun , da glaube ich, daß wegen eines solchen Vorfalles, der auch beim besten Willen der Commune vielleicht nicht hätte verhindert werden können, weil er unvermuthet ge­kommen und gleich, ich möchte sagen, mit Blitzesschnelle ver­laufen ist, die Auflösung der Communalwache, das Entziehen der Autonomie der Stadtgemeinde und die Creirung einer ei­genen Polizeivirettion doch etwas übereilt war. Wir haben ja dieser Tage in den Zeitungen gelesen, daß auch in Dresden ein Exceß vorgefallen ist. ein viel größerer Exceß — man sagt, daß der Schade bei 1000 Gulden be­ tragen habe — und es ist doch kein Ausnahmsgesetz verhängt, es ist auch nicht gegen den Magistrat eingeschritten worden. Dann ist endlich ein Stimmungsbericht im Ausschusse vorgelesen worden. Es wurde nämlich ein Bericht verlangt, wie die Ausnahmsgesetze in Böhmen gewirkt haben. Da lau­ tete der Bericht sehr günstig: „Die Gutgesinnten wurden be­ ruhigt, die Uebelgesinnten wurden lonsternirt und ernüchtert." Ja, meine Herren, das ist die stereotype Sprache aller solchen Polizeiberichte; wenn es sich darum handelt, einen Ausnahms­ zustand zu verhängen, werden die Polizeiorgane immer solche Berichte über die Wirkung desselben abgeben. Wenn es sich aber dann darum handelt, den Ausnahms­ zustand wieder zu beseitigen, da weiß man auch, was diese Organe für einen Bericht abgeben werden; da wird es heißen: Die staatsgefllhrlichen Umtriebe dauern fort, die Umsturzmän­ ner fangen wieder an, kühner ihr Haupt zu erheben. Wenn die Regierung auf solche Berichte etwas hält, so braucht sie sich nicht erst von den gegenwärtigen Organen er­ statten zu lassen, es liegen in der Registratur aus der Periode von 1848—1859 eine Menge solcher Berichte vor. Nun, meine Herren, das sind Erscheinungen, die uns be­ hutsam machen sollen, das sind Erscheinungen, die uns dring­ lich zurufen: <üaveaut ooiisulos! Ich glaube nun nachgewiesen zu haben, meine Herren, daß die Gefahren, welche der heutige Gesetzentwurf involvirt, sowohl für die freiheitlichen Institutionen, als auch für die Verfassung wirklich groß sind; ich glaube Ihnen nachgewiesen zu haben, daß ein solches Ausnahmsgesetz auch nicht nothwen­dig ist, haß selbst im Falle, als ein, Krieg ausbrechen sollte, man auch ohne Ausnahmsgesetze sich behelfen tonnte, und wie wir es im Jahre 1866 erlebt haben, sich auch beholfen hat. Und sollten wirklich in Folge eine« Krieges Zustände herbei­geführt werden, welche eine Suspension der Grundrechte noth­wendig machen, so hat ja die Regierung noch immer den §. 14 des Staatsgrundgesetzes über die Reichsvertretung, von dem sie Gebrauch machen tan». Nun ist die Frage: Was ist zu thun? Ich habe Ihnen, meine Herren, bereits angedeutet, vorerst brauchen wir drin­gendst eine Reform des gegenwärtigen Strafgesetzes. Wi r brauchen das Zustandekommen einer neuen Strafprocehordnung mit Schwurgerichten. Das ist unbedingt nothwendig, dann erst tonnen wir an die Verfassung von Ausnahmsgesetzen gehen. Wi r werden auch dann erst in der Lage sein, klare, Uebersicht über das zu ge­winnen, was wir beschließen. Ich möchte mir daher erlauben, zu beantragen, daß die Berathung und Beschlußfassung über den gegenwärtigen Gesetzentwurf fo lange vertagt werde, bis das neue Strafgesetz und die neue Strafprocehordnung mit Schwurgerichten im verfassungsmäßigen Wege zu Stande ge­kommen fein wird. Ich empfehle Ihnen, meine Herren, diesen meinen Antrag zur gründlichen Erwägung. Denn es liegt daS im Interesse des Staate«, der Verfassung und Unser Aller. Correspondenzen. CM , 12. November. O . Gestern wurde im Saale des hiesigen Casino Vereines aus Anlaß der Schillerfeier ein. Konzert abgehalten. Am Programme stand fast ausschließlich „hochtlassisches"; man begegnete meist nur Namen wie Mo ­zart, Beethoven, Meyerbeer. Man hatte mit der Wahl der Piecen erwas sehr hoch gegriffen und die Auffüh­rung einzelner Nummern muß daher auch für weit verfrüht bezeichnet werden. Ungeachtet dessen darf die Erecutirung der beiden Ouvertüren von „Don Juan" und „Figaro" als aus­gezeichnet gelungen hervorgehoben und da« verdiente Lob dem meisterhaften Vortrage eines fchönen Liedes von Leopold Lenz, daS eine klangvolle Baßstimme gefungen, gespendet werden. Interessant war es, im Orchester 4 Damen zu sehen, welche die Violine spielten und sehr viel Routine in der Führung des Bozens zeigten. Von hervorragendem Interesse war auch die mit Begeisterung vorgetragene Festrede, welche Enthüllun­gen brachte, die manchem Verehrer diese« großen, ja unsterb­lichen deutschen Dichters bisher unbekannt gewesen sein dürften. Es wurde die Theilnahme der einzelnen deutschen Staaten, welche dieselben für die Errichtung von Schillerdenkmälern und Statuen bisher beurkundeten, hervorgehoben, und dabei er wähnt, vaß Oesterreich in dieser Richtung bisher am wenig sten thätig war. Dagegen stehen die — Russen weit voran. Die Stadt Petersburg habe bedeutende Spenden gemacht, und ein Verein in Moskau habe eine schöne große Glocke, „Eon cordia" genannt, der Vaterstadt des großen, bisher unerreich ten deutschen Dichters gespendet, welche alljährlich am Ge­ burt«» und Sterbetage desselben durch eine Stunde geläutet werde. Noch mancher anderen interessanten Daten erwähnte der Festredner und es wäre zu wünschen, daß er die sorg­ fältige Sammlung derselben durch den Druck in die Oeffent lichteit brachte. Trieft , am 10. November. 2 . Gegen den Trennung« beschluß der Gemeindevertreter des Territoriums suchte man eine Opposition im Territorium selbst in Scene zu setzen, die aber so ziemlich mißlang. Nur in 3 Ortschaften fanden sich einige feile Individuen, welche einen Protest unterzeichneten, andere wurden durch List verführt und bedauern fchon heute, was sie gethan. Ueberhaupt scheint das Auftreten der Slo­ vcnen unserem Magistrate ganz und gar nicht zu behagen, denn die Bürgermeister der Umgebung erhielten einen IIlc»2, welcher sie warnte, sich zu versammeln wie» dieß bisher ge schah. Dieser IIKk2 war natürlich in italienischer Sprache verfaßt, weßhalb ihn die Betreffenden einfach retournirten mit dem Bedeuten, man möge ihnen slovenisch schreiben. Uebrigens waren die bisherigen Versammlungen ganz gesetz lich und durchaus unantastbar. — Die Wahlen für den Stadt rath und Landtag sind bereits ausgeschrieben. Wi r wollen hoffen, daß das Territorium sich entschiedene, nationalgesinnte Männer wählen werde, was um so nothwendiger ist, als eben jetzt die Verhältnisse sehr verwicklt sind und sich vielleicht noch verwickelter gestalten werden. Der Jahrestag der Schlacht von Mentana sollte auch hier zu Demonstrationen benutzt werden, doch wurde die Ruhe nur durch zwei bei der Nacht los­ gelassene Petarden gestört. Ih r Görzer Correspondent hat Ihnen von dem großen Grolle der Italianissimi gegen die Taborbesucher berichtet; auch hier manifestirte sich die Wuth der Verehrer des unvollendeten Italien durch mehrfache Affichen mit den Worten „Norts u,i t»dori»ti! " Freilich kümmert sich Nieman d darum, daß solche aufhetzende Aufschriften vorlom men, da es ja von unfern lieben Italienern ausgeht, für die in solchen Dingen andere Normen zu gelten scheinen als für uns Slovenen. Von der Kulpa, 9. November. ^. T . Das in Laibach ' in deutscher Sprache erscheinende Hetzblatt, „Tagblatt" zube nannt, wird nicht müde, die slovenische Sprache als dem Volle nicht mundgerecht, als unverständlich zu schildern, wenn irgend ein Erlaß eines l. l. Amtes in derselben ausgegeben wird. Das hat zum Theil seine Richtigkeit, allein eben dieß ist ja die Ursache, darin liegt gerade die Aufforderung, daß die slovenische Sprache mehr ausgebildet, besser gelehrt werden soll. Wird die slovenische Sprache einmal ihr Heimatrecht in Schule und Amt erlange», so ist 100 gegen 1 zu wetten, daß Pro teste gegen slovenischen Unterricht in der Schule und gegen slo venische Amtirung nicht mehr vorkommen, vielmehr die Leute werden einsehen lernen, daß ihnen ihre Heimat«-, ihre Mu t tersprache kein Fremdling im eigenen Lande, daß solche durch­ aus verständlich, wohlklingend und nach allen Richtungen hin bildungsfähig sei. Leider Gott! ist bis jetzt unsere Muttersprache weder im Amte noch in der Schule lultivirt worden; konnte man sie, die bis jetzt so Erniedrigte, Vernachlässigte, ja Verpünnte, in der kurzen Zeit, als sie erst zu einiger Geltung gelangt», aus bilden? Seit wann datirt die Berechtigung der slovenischen Sprache im Amt und Schule? Denkt zurück, Ih r Slavopha» gen, die ihr — vielleicht ohne es zu wollen (?? ) — die Rechte des slovenischen Volkes in sprachlicher Hinsicht mit Füßen tretet, fagt, ob es denn früher erlaubt war die slove nische Sprache in der Schule vorzutragen, ob es gestattet war sie auch im Amte zu gebrauchen? Mit Nichten! — Konnte man also diese überall verpönnte Sprache, die höchstens noch in ein Paar Liedern von patriotischen Dichtern zum Ausdrucke kam, auf die Stufe anderer Sprachen erheben, wozu sie aller­ dings alle Befähigung und Berechtigung in sich hat? Konnte man sie in fo kurzer Zeit ausbilden, um selbe sofort im Amte und in der Schule in größtmöglicher Vollkommenheit zu ge brauchen? Wer kann hierauf mit J a antworten? Haben die Deutschen ihre Sprache in einem oder zwei Decennien so ausgebildet, wie sie e« jetzt ist? Wie klang sie noch vor 100 Jahren, „waßmassen und alldieweilen" sie damals noch in „Schlappschuhen" einherging und von frem den, meist lateinischen und französischen Ausdrücken strotzte? Wie viel Zeit brauchte die deutsche Sprache, um die gegen wältige Stufe ihrer Ausbildung zu erklimmen? Und ihr Sla» vophagen wollet die flovenifche Sprache im Nu ganz fertig haben?! Ih r wahnbethörten Mißachter des heiligsten Rechtes der Menschheit, der Nationalität! Verkriecht euch in den tiefsten Abgrund der Erde, damit euer Basiliskenblick Niemanden ver gifte, und euere Buschtlepperei die Wanderer am Wege des nationalen Rechtes nicht beunruhige und herausfordere, euere Angriffe mit den Waffen der Nothwehr und der Selbst««» theidigung zu bekämpfen. — Ma n sagt weiter, die verschiedenen Slavenstamme ver stehen sich unter einander nicht und müssen der deutschen Sprache sich bedienen, um sich gegenseitig verständlich zu machen. Zugegeben, — aber sagt mir doch ihr geehrten Deutsch» thümler — verstehen denn die verschiedenen Stamme der Deutschen oder Germanen einander in ihren Dialekten? Nim» mermehr. Der Obersteirer, der Oesterreicher, der Pommer, der Schwabe, der Hannoveraner, der Baier, der Schleswig Holstei uer, der Sachse, der Vlaeme verstehen einander nie und nim­ mer in ihren Dialelten, wohl aber in ihrer noch jetzt in steter Fortbildung begriffenen deutschen Schriftsprache. Gönnet also uns Slaven auch ein Bischen Zeit, sich in unserer Hei matsprache, die in Krain die slovenische ist, ausbilden zu tön nen, gönnet dieser Sprache den Platz im Amte und in der Schule, der ihr von Gottes- und Rechtswegen gebührt — und Ih r weidet staunen ob den ausgezeichneten Erfolgen und gewaltigen Fortschritten, welche unsere Sprache in ganz kurzer Zeit aufweisen wird; Ihr werdet überrascht sein von ihrnr Leistungen und den wohlthätigen Wandlungen, welche die Pflege der Muttersprache in unserem öffentlichen und geselligen Leben überhaupt, bei unserem Bürger und Bauer hervorbrin gen wird. Wenn das durch die Germanisation verwirrte Voll (wor» unter ich Jene verstehe, die sich auf die Kenntniß von ein Paar deutschen Floskeln etwa« zu Gute thun) endlich inne wird, daß ihm die deutsche Sprache für feinen Verlehr im Amte nicht nöthig ist und daß ihm die Erlasse der Aemter in feiner Sprache doch wohl unter allen Umständen verständlicher sind als jene in deutscher Sprache: dann wird e« seine Hei» matsprache wohl achten und schätzen lernen, mit größerer Liebe an der Scholle Erde hängen, an der er das Licht der Welt erblickte, und mit großer Begeisterung für sein Vaterland ein­ stehen. Wir haben nichts dagegen, wenn die Gebildeten die deutsche Sprache als Conversationssprache gebrauchen; dedienen sich doch die gebildeten Deutschen häufig der französischen oder englischen Sprache in der Conversation. Mögen diese Ge­ bildeten unter sich reden wie sie wollen, dieß wird ihnen lein vernünftiger Mensch verargen, allein dem Volte mögensie das Recht lassen und die Mittel gewähren, sich in seiner eigenen Sprache auszubilden, und durch diese Ausbildung, durch das Lesen nützlicher Bücher und Schriften eigener Zunge, zum Fleiße, zur Thätigleit, zu höherem Stieben angespornt zu werden, sohin zum Wohlstande, zur allseitigen Vervollkomm­ nung zu gelangen. I n welcher Sprache bilden sich denn die Deutschen, d. h. die auf deutscher Erde Gebornen aus? Doch nur in der deut­ schen! Mit welcher Entrüstung würden dieselben jede Zumu» thung zurückweisen, daß sie in einer anderen als in der eigenen Sprache ihre Ausbildung erlangen sollen. Was den Deutschen billig, ist uns Slovenen, uns Sla° ven recht. Jeder kennt den Spruch des Evangeliums: Gebet Gott, was Gottes, und dem Kaiser, was des Kaisers ist — ; wir fügen demselben hinzu: Gebet dem Volke, was des Volkes ist — gebet ihm seine Sprache, aber überall, uneingeschränkt, unverkürzt — in der Kirche wie im Amte und in der Schule. Dann wird Ruhe und Frieden bei uns einziehen und die lang­ersehnte Eintracht im Lande walten. Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 14. November. — (Heute Abends) findet, wie wir bereits mitgetheilt haben, der erste Sokolabend im „Hotel Elefant" statt. Zu dieser geselligen Zusammenkunft sind außer den Mitgliedern des „80K0I " auch die Sänger der <3italnica und die Mitglieder des dramatifchen Vereines eingeladen. Die programmmäßige Unterhaltung beginnt um 8 Uhr. — (Die erste Beseda der öitalnica.) Trotz des äußerst ungünstigen Wetters — der Regen stoß in Strö­men — hatte sich vorigen Sonntag Abends ein über Erwar­ten zahlreiches Publikum im Saale der Üitalnica eingefunden. Das Programm der Beseda war zwar nicht sehr groß, aber gewählt und mannigfaltig. Die Entröenummer bildet? Kam. MaLek's herrlicher, seelenvoller Männerchor ^„Ltrunam"; außer dieser Piece sang der Männerchor der öitalnica noch K. Slavik's „^uuakuv« »airj«" (Des Helden Traum), eine gewaltige, ergreifende Tonschöpfung voll Kraft und Le­ben ; beide Aufgaben lösten die Sänger in vorzüglicher Weise, was namentlich bei der zweiten Komposition hervorgehoben zu werden verdient, da in derselben viele, nicht unbedeutende Schwierigkeiten zu überwinden sind. — Herr Kapellmeister Wah l bewies in dem Konzerte für Flöte (Variationen über Motive aus „Laratau") eine ungewöhnliche Fertigkeit auf seinem Instrumente und erntete verdienten Beifall. — Das hübsche Terzett für 2 Tenore und Bariton (ein Kanon) mit Klavierhegleitung klappte nicht vollständig; die Schwankungen, die hin und wieder bemerkbar waren, sind wohl nur auf Rechnung des Umstände« zu setzen, daß noch im letzten Augen­blicke eine theilweise neue Besetzung der Stimmen nothwendig wurde; den Klavierpart hatte Frl. Melanie Hohn inne, die denselben mit qnerkennenswerther Bereitwilligkeit ebenfalls erst in eilfter Stunde übernommen hatte und mit gewohnter Meisterschaft durchführte. — Den Schluß der Beseda bildete das schon öfter mit Beifall gegebene Lustspiel „vomaöi pi-s­zur", in welchem Frl. ?. zum ersten Male die Breter be­trat. Ihr Debüt war von so durchgreifendem Erfolge, daß wir der liebenswürdigen jungen Dame zu ihrem schönen Ta­ lente unserseits nur gratuliren können. I n den Herren ^. und 1 . kennen wir bereits tüchtige junge Kräfte des drama­tischen Vereines, die ihre Rollen auch dießmal zur vollsten Geltung zu bringen verstanden und gleich Frl. l . mit leb­haftem Beifall belohnt wurden. — (Aus dem Civilspitale.) Bei dem Abschlüsse des neuen Kontraktes mit den Ordensschwestern ist für den Landessäckel ein Ersparnis; von etwa 5000—6000 st. erzielt worden. Das Hauptverdienst für diese erhebliche Entlastung des Landesbudgets gebührt dem Herrn Primarius Prof. Dr. A. Valenta. Weil wir eben vom Civilspitale sprechen, wollen wir hier noch einen Uebelstand zur Sprache bringen, über den uns schon mehrfache Klagen zu Ohren gekommen sind. Um vier Uhr Frü h ruft, wie uns gesagt wurde, eine Glocke, deren schriller Ton in alle Räume des weiten Hauses dringt, die Ordens­schwestern zur Mette. Wir glauben, daß dieser Brauch in ei­nem Krantenhause nicht wohl am Platze ist und sich mit dessen Bestimmung nicht recht verträgt. ^- (Debüt.) Vergangenen Mittwoch trat eine Laiba» cherin, Frl. Albina Bals, als „Deborah" im hiesigen land­schaftlichen Theater zum ersten Male auf. Wie uns von meh­reren Seiten übereinstimmend versichert wird, fiel dieser erste Bühnenversuch sehr befriedigend aus und fand die Lei­stung der neuen Kunstjüngerin, der überdieß eine imposante Erscheinung zu Gebote steht, beim Publikum die günstigste Aufnahme. — (Reue öitalnica.) Wie der „Novios" aus Franz in Steiermark gemeldet wird, sind die Statuten der dortigen Oitalnica bereits der Negierung vorgelegt worden. Beigetreten sind schon über 60 Mitglieder und steht ein recht ersprießliches Wirken für die nationale Sache zu erwarten. — In St. Iva n im Priester Territorium erfolgt die Eröffnung der neugegründeten Oitalnica am 15. d. M . um 3 Uhr Nach­mittags; zur Aufführung kommt unter andern, auch Vilhar's Schwank „8l6p iü lep.« — Bei der Eröffnung der sital­mca in Ob Li na hatten sich bei 1000 Personen aus dem Territorium eingefunden und verlief die Festlichkeit in der ge­hobensten Stimmung. — (Zu Ehrenmitgliedern) der öitalnicain Rojana sind die beiden Abgeordneten des steirischen Landtages, die Herren Dr. Vvgnjat und Mich. Herman erwählt worden. — (Eine Wölfin) im Gewichte von 58 Pfd. wurde vorigen Monat bei Präwald von einem Jäger des Herrn Dolenc erlegt; ihr männlicher Begleiter ergriff die Flucht. Der Hunger hatte die Bestien bis in die Nahe der Wohnun­gen getrieben, denn der Magen der ausgeweideten Wölfin war ganz leer. — (Ironie eines Druckfehlers.) Die „Wiener Vollszeitung" vom 12. d. M . bringt einen Leitartikel mit der Ueberschrift: „Die Wehgesetz-Debattc«, wofür es natürlich heißen sollte W e h r gesetz-Debatte. — (Todesfall.) Der hier in gutem Andenken stehende pensionirte t. t. Oberfinanzrath, Anton Eduard Crusiz ist, wie wir aus einem von seinem Sohne Ottomar Crusiz, t, k. Major im Generalstabe, ausgegebenen Partezettel erfuh­ren, am 8. d. M. in Villach gestorben. — (Ein großes Eisenbahnunglück in Böh­men.) Auf der böhmischen Westbahn fand bei Hotovic ein Zusammenstoß eines Personenzuges, auf welchem sich auch Militär befand, mit einem Lastzuge statt, wobei 29 Personen getödtet und 61 schwer verwundet wurden. Die bei dem Zu­sammenstoße der Bahnzüge getödteten und verwundeten Perso­nen gehören sämmtlich dem Militär an, da blos die letzten Waggons, in denen sich Militär-Urlauber vom Regimente Großfürst Michael Nr. 26 befanden, mit dem Lastzuge zu­sammenstießen. Vom Civile wurde Niemand beschädigt. Der Personenzug war zwischen Zbirov und Hotovic in Schnee­wehenstecken geblieben und wurde in Folge dessen vom nach­fahrenden Lastzuge überrannt. Wir entnehmen der von der Prager „Correspondenz" gebrachten Schilderung des Zusammen­stoßes folgendes) Es war gegen 6 Uhr Früh, als der Zug in Folge eines gewaltigen Sturmwindes und anhaltenden starken Schneefalles nur langsam und mühsam durch die schuh­hohen Schneemassen gegen Horovic sich bewegte; von dieser Zeit an wurden die Schneemassen immer undurchdringlicher und mußte der Zug die Weiterfahrt gänzlich einstellen. Um diese Zeil war die ganze Strecke in einen undurchdringlichen Nebel und in ein Schneegestöber gehüllt und nur so konnte es kommen, daß der Lokomotivführer des von Pilsen aus mit aller Gewalt heranbraufenden Lastzuges, bestehend aus 18 meist mit Kohle beladenen Waggons, aus der Ferne nichts unter­scheiden konnte. Nur noch eine halbe Minute und unter weit­hin tönendem Krachen fuhr der Lastzug auf das im Wege stehende Hinderniß an. Ein entsetzliches Geschrei durchzitterte die Lüfte. — Die Lokomotive des Lastzuges bäumte sich seit­wärts, doch die Lastwagen hoben sich mit ungeheuerer Gewalt auf die Wagen des Personenzuges und unter donnerndem Ge­ töse brachen vier der letzteren, wie Brei zerquetscht, zusam­men, während zwölf Lastwagen zertrümmert wurden. Durch den ungeheueren Zusammenstoß wurden die meisten Personen aus den Waggons geschleudert, um theils verwundet, theils todt in die umliegenden Schncemassen zu sinken, während die im letzten Waggon befindlichen Soldaten beinahe gänzlich ge> tödtet wurden. Es entstand ein unbeschreibliches Konglomerat von zertrümmerten Holzstücken, Rädern, Bremsen, Kohlen, Fässern und anderen Gegenständen des Last« und Personen­zuges. Mitten in dem Berg von Trümmern lagen verstümmelte Leichen, oder ächzende schwer verwundete Personen. Der Schnee in der Nähe des Unglücksortes färbte sich von dem aus dem Trümmerhaufen niederrieselnden Blute. Allgemeines Entsetzen — das Röcheln der Sterbenden, das Stöhnen der Verwun­deten, die Hilferufe der Rettung Suchenden, das Brechen der Holz- und Eisenbestandtheile der Waggons, das Heulen des Windes und Dampfen der zertrümmerten Lokomotive — das Alles machte die Situation noch grausenerregender. Bis zur Stunde, als wir diese Zeilen schreiben, wurden 29 Todte und 61 Verwundete aus den Trümmern buchstäblich herausgeholt und zwar so arg verstümmelt, daß die Leichen stückweise her« vorgezerrt werden mußten, und dürfte sich die Zahl der letzte­ren vielleicht noch vermehren. Ein Wunder ist es zu nennen, daß mit Ausnahme des Bremsers das auf der Lokomotive des Lastzuges selbst befindlich gewesene Dienstpersonale unversehrt blieb. Der Bremser wurde unter die Schwungräder geschleu­dert und vollständig zerquetscht. — (Vom Ausnahmszustand.) Wie es am 8. d. M., dem gefürchteten Jahrestage der Schlacht am Weißen­berge, in Prag zu ging, dürfte aus folgendem hervorgehen. Um 11 Uhr Vormittags hatte der Piager Gesangverein „Hlahol" in der Minorrtenllostertirche bei St. Jakob, anläß­lich seines Gründungsfestes ein folennes Hochamt abhalten lassen, bei welchem er mit der Absingung einer neuen Messe v. Vendl mitwirkte, und zahlreiche Andächtige aller Berufs­klassen strömten herbei und füllten die großen Kirchenräume, doch auch der Besuch dieser Kirche war nur nach Passirung von Gensdarmerie- und Sicherheitswacheposten ermöglicht, die in nicht unbedeutender Anzahl sich bei den Kircheneingängen ein­fanden. Unter den im Kirchenschiffe Anwesenden wimmelte eS von Cwilwachleuten, deren eigentliche Thätigleit erst am Schlüsse der Messe begann. Als sich nämlich die Menge zur Kirchenthüre hinausdrängte, wurden theils von Gensdarmen, theils von l. k. Polizeiagenten einige junge Leute, die an ihren Hüten schwarze Bänder trugen, aufgegriffen, und unter einer starken Eskorte nach der l. k. Polizeidirektion befördert. Von nun an begann das Arretiren in größerem Maßstabe. Ein schwarzes Band am Hute genügte zur Verhaftung und die hievon Betroffenen wurden von Gensdarmen, unter zahl­reicher Assistenz von Neugierigen, auf den St. Stephansplatz estortirt. D» half lein Versichern, kein Betheuern: „Mir ist ja vor Kurzem die Mutter gestorben — mir der Vater — mir die Schwester" usw. Man scheint es zunächst auf die öamaren abgesehen zu haben, einem Stubirenden z. B. passirte es, daß er beim Ausgangsportale der Kirche von einem dort postirten Gensdarmen angehalten und im barschen Tone nach der öamara gefragt wurde. Ehe er sich dessen derfah, wurde ihm der Oberrock aufgeknöpft, — eine sichtbar gewordene Samara, ein schwarzes Band am Hute nnd die Verhaftung war entschieden. Vor der St. Iatobskirche sollen nicht weniger als 3 Verhaftungen vorgekommen sein. Auch Nach­mittags zur Zeit der Abhaltung des Segens waren die summt­lichen Portale der Teyner Hauptpfarrtirche von Gensdarmen bewacht. Die Bewachung der Kircheneingänge, fowie die im Inneren der Kirchen gepflogenen polizeilichen Nachforschungen sollen jenen Personen gegolten haben, welche in Trauertleider erschienen sind, und wurden dem Vernehmen nach selbst zwei Da­men arretirt, weil sie Trauerkleider trugen. I n der Stadt und in der ganzen Umgebung waren die umfassendsten Vor» sichtsmaßregeln getroffen. Ueberall wimmelte M. bestimmt gewesene Nummer der von Herrn V. K. Lembera in Wien redigirten Zeitschrift „21ll«'< wurde am 7. Abends während des Druckes konsiscirt. Vom „2von " wurden zwei Ausgaben der ersten Nummer konfiscirt. — (PreßProzesse.) Die Schlußverhandlung in dem ersten Preßprozesse des „Äuv. n«,rnä" findet am 9. l. M. in Cilli statt. Eine neue Untersuchung ist gegen das genannte Blatt wegen zweier in Nr. 84 erschienener Artikel im Zuge. — (Ueber die jüngste Versammlung des na» tronalen Politischen Vereines) sind wir in Folge ei­nes unliebsamen Zwischenfalles heute nicht in der Lage zu berichten. Verstorbene. Den 5. November. Dem Malhia« Üernak. Dienstmann, se« Kind Mali», alt lN Wochen, in der Karlftädtervorftadt Nr. IH »n der Scrophulose. ' ' Den S. November. De« Anton Wirk, Magazinsalbeiter, fem Kind Johann, alt l l Wochen, in der St. Petersvorftadt Nr. 78 »n Fraisen. ' Den 9. November. Frau Maria PotoLnik, gewesene Realita» tenbefitzerswitwe, alt 79 Jahre, in der Kapuzinervorftadt, Nr. 49 »m Nervenschlage. — Dem Herrn Vinzenz Pettauer, Maler, sei« Kind Mari«, alt 1t Monate, in der Karlftädtervorftadt Nr. 8, an der brandigen Halsbräune. Den tt. November. Mari» Novat, Magd, alt 42 Iah«, im Civilspital, an der Lungentuberkulose. — Herr Carl Hrudeczly, jubi­lirter Kanzleidirektor der lrainischen Spaikaffe, starb im 89. Lebens­jähr«, in der Stadt Nr. 305, an Altersschwache. z Ausverkauf l 55-1. des ^ Spitalgasse Haus-Nr. 266. ^ I n Folge Beschlusses des Kreditoren­ ausschusses der W'r»!» « V i «11«'«°°°« ; Gläubiger werden die in die diesfüllige Bergleichsmasse gehörigen l Schnitt-Maaren in den gewöhnlichen Geschäftsftunden im l Verkaufsgewölbe gegen gleich bare Be­^ zahlung ausverkauft werden. : Laibach, am 3U. Oktober 1868. Damenmoden-Niederlage Ä. 3. Fischer, 222 Kundschaftsplatz 222 unterhält die reichste Auswahl aller Arten ß ^ fertiger »^ , vanwn - Hloäo - H6S0N8tKnä6 und empfiehlt: 56—1. «lnelien von fl. 3.50 bis fl. 15 ,10.— 30 8«,un»tNüte 2.20 10 2.— 8 lL-Uut« „ „ 2.-„ „ 6 Aufträge vom Lande werden prompt effettuiit. ^ V I 8 Der Zahnarzt Herr I . G. Popp m Wien, Stadt, Bog­nergaffe 2, bereitet seit zwanzig Jahren eine Essenz, welche un­ter dem Namen „Alllltherin-Munüwassel" in den Handel ge­kommen und so weit verbreitet und vortheilhaft bekannt gewor? den ist, baß ihr Ruf mit Recht ein europäischer genannt zu werden verdient. Die Essenz wirk» heilend und lin­dernd auf alle Zahn- und Mundkrantheiten, stärkt die Weichtheile de« Mundes, besonder« da« Zahn­fleisch, vertilgt Schwämme, Geschwüre und üblen Geruch de« Munde«, den Weinstein derZähne,und wird selbst gegen Carie« und Skorbut mit glän­zendem Erfolg angewendet, wie sie auch jeden Zahnschmerz besänftigt und überhaupt allen Thei­len de« Mundes ihre ursprüngliche Frische, Kraft und Gesundheit wieder gibt und bei fortgesetzter Anwendung dauernd erhält. E« ist natürlich, daß diese seine überall erzielten Wirkungen dem „Anatherin-Mundwaffer" die mannigfachsten und entschiedensten Anerkennungen verschafft haben, sowohl von Seiten hoher Personen al« auch von Auto­ritäten der Wissenschaft; und möge von letzteren da« Urtheil eines bedeutenden Fachmannes hier Platz finden: Ich bestätigt Ihnen mit Vergnügen, daß ich Ihr „Ana­therin-Mundwaffer"chemisch analysirt habe »nb dasselbe nicht nur von allen schädlichen Stoffen gänzlich frei, sondern selbe« sehr empfehlenswerth, wie Herr Professor Oppolzer, be­funden habe. Wien. Tr. Ioh. Flor. Heller, Vorstand der k. k. pathulogisch'chemifchen «ehr, anstatt, k. k. Lande«gericht«-Chemiker,c. Neben diesem „Anatherin-Mundwaffer" bereitet dessen Er­finder auch ein« „Allllthelin-Zllhnpastll", die zum Putzen der Zähne vermittelst einer Bürste benutzt wirb und besonder« zur Reinigung und Konservirung de« Zähne und Mundtheil« geeignet erscheint, d» sie in ihren Bestandtheilen dem obigen trefflichen Mundwasser ähnlich ist. Auch diese „Anatherin-Zahnpasta" erfreutsich viel­fältiger Anerkennungen, und urtheilt namentlich der k. t. Lan­desgerichts-Chtmiker und Professor Dr. V. KlehiMy darüber folgendermaßen: Die „Anatherin-Zahnpasta" de« prakt. Zahnarztes I . G. Popp in Wien enthält keinerlei gesundheitsschädliche Bestand­theile. Ihre arom»tischen Nestandtheile, von äther. Oelen ge­wählt, wirken erfrischend und belebend »uf die weichen Mund­partien, durch deren Duft sie die Pasta angenehmer machen, und alle parasitischen Thier- und Pflanzenorganismen im Zahn- und Zungenbelege tobten und weitere EntWickelung verhüten; die miner»lisHen Nestandtheile wirken reinigend auf die Zähne, ohne daß die Gemengtheile den Zahnschmelz an­greifen ; die organischen Gemengtheil« der Pasta reinigen die Schleimhaut« und den Zahnschmelzchemisch ohne einen schäd­lichen Einfluß darauf auszuüben, sie wirken tonifirend auf Schleimhäute und Zellgewebe der Mundhöhle. Wien. Dr. 35. Kletzinsly, m. x. DM - Da« „Aullthtlin-Munowasstl" sowohl als auch die „Anlltheriu-Zahnpllstll" 18—4. Zu haben in Laibach bei Anton Klisptl, Josef Kalin­8«, Ioh. Klllschowitz, Petriii« H Piller, El>. Mahl und Krllschowitz' Witwe; — Krainburg bei F. KlisP«; — Vleiburg bei Herbst, Apotheker;— War««din bei Halt«, Apotheker;-Rudolfswerth bei D. Rizzoli, Apotheker; — Gurtfeld bei Flieor. Vümches, Apotheker: — Stein bei Jahn, Apotheker; — Nischoflack bei KallFabillni, »pothe, ker; — Görz bei Franz Lazzar und Pontont, Apotheker. Gedruckt bei Josef Vlasnik in Laibach.