234. Dolttterstag_________den 29. N^ril 1830. Teutschlanv. Darmstadt, 17. April« Wunderbarer Weise reiht sich im hessischen Fürsienhause ein Traucrfall an dem andern. Vor acht Tagen begleitete Se. D. der Landgraf Christian Ludwig von Hessen, jüngster Bruder des verewigten Großher-zogs, dessen Leiche zur letzten Ruhestätte, und schon werden Vorbereitungen für seine Beisetzung getroffen. Er starb, nach kurzem Krankenlager, heute Morgen um 6, Uhr. (Allg. Z.) Von der Elbe, 9. April. Mit dem viel Und oft besprochenen Erecutionsmarsch k. sächsischer Truppen nach Braunschweig scheint es jetzt Ernst werden zu wollen. Seit acht Tagen ist das Re< script zur nunmehrigen Mobilmachung von 6aoc> Mann an die Kriegsvcrwaltungskammer, wie man mit Bestimmtheit versichert, mit ausdrücklicher Erwähnung des Zweckes ergangen. Seitdem sieht man die Beurlaubten von vielen Seiten den Regimentern zueilen, und im Zeughause zu Dresden Alles in voller Arbeit, die Wagen, Lavetten die zum Artilleriepark gehören, neu anzustreichen u. s. w. Das Rescript an das Finanzcollegium zum Abliefern der nöthigen Vorschußgelder wird täglicherwar« tet. Das Eorps wird aus zwei Linieninfantcriere-gimentern, einem Schützenbataillon, 900 Mann Reiterei, einer reitenden und zwei Fußbatterien bestehen. Es wird mit den Rüstungen sehr geeilt und, wenn nicht noch ein Hinderniß dazwischen tritt, erwartet man in einer Woche dasselbe ausrücken zu sehen. Wem das Commando anvertraut sei da-von hat im Pudlicum noch nichts verlauten wollen' NöthigenfallZ, heißt es, sollen 2000 Hessen dazu stossen. Diese.Nebenbestimmung macht natürlich auf den Ausgang noch gespannter. —Auch der Tod Seiner königlichen Hoheit des Großherzogs von Baden hat bei uns großen Eindruckgemacht. (Korresp. v. u. f. D.) Aus Wolfcnbüttcl schreibt man unterm 10. April: „Die Nacht vom 6. d. M. war jedem hiesigen Freunde der Wissenschaften eine furchtbare. Unsere herrliche Bibliothek rvar dem Untergange ganz nahe. Eine in der Nähe gelegene, und. mit ihr durch die Wohnung des Bibliothekar) in Verbindung stehende, sehr weitläuftige Lohgär-berei ging in Feuer auf. Der herrschende mäßige Südcst trieb jedoch die Flammen nach der entgegengesetzten Seite, wo auch noch eine Reihe von Pri-vatgcbäudcn verbrannt ist. Bei den ursprünglichen und unbegreiflichen Fortschritten des Feuers rückte es aber auch, besonders in den Böden der Häuser, gegcn den geringen Wind an, und nur große Anstrengungen schützten die Bibliothek, deren Hand-schnwn eingepackt wurden. Jetzt ist das Feucr gänzlich gelöscht; zwölf große und kleine Gebäude liegen in Asche. (W. Z.) V 0 l e n. Zu Warschau ist am 14. April die nach, stehende Kundmachung erschienen, wonach die Er. cssnung der Reichstags > Versammlung auf den 28. Mai festgesetzt ist: „Auszug aus dem Protocol! des königlich - polnischen Staatssecretariats." „Von Gottes Gnaden, Wir Nicolaus der Erste, Kaiser aller Rcussen, König von Polen :c. :c. lc., thun kund und zu wissen Jedem, dem es zu wissen nöthig ist. i24 In Erwägung der A^ike! 3i und 67 der Verfassung Unsers Königreichs Polen, so wie der Ar. tikel 90, 91 und 95 des organischen Statuts, betreffend die Reichstags - Versammlungen, haben Wir beschlossen, die beiden Kammern in Unserer Hauptstadt Warschau zu versammeln. Die Sitzungen dieser Kammern werden am 16. (28.) Mai d" I. eröffnet und am ,;6. (28.) Juni geschlossen. Die Landboten nnd Deputixten müssen sich j.e-doch sieden Tage vor der Eröffnung des Reichstages in der gedachten Hauptstadt einfinden, um die Gültigkeit ihrer Erwählung vor dem Senate nachzuweisen. Die Senatoren des Königreichs Polen werben demnach zu derselben Epoche in dieser Hauptsta.t eintreffen. Senatoren, LanobotM und Deputirte! Zwölf Jahre sind bereits verflossen, seitdem der unsterbliche Wiederherstcller Eures Vaterlandes Euch zum erstenmal um Seinen Thron versammelte, um Euch in den Genuß deö theuersten der Euch verliehenen Vorrechte zu setzen. Da mit Seinem Scepter auch Seine Gefühle für Euch auf Uns übergegangen sind, so werdet Ihf ebenfalls von Uns in dieser Absicht einberufen. Durch drei abgehaltene Reichstage habt Ihr sowohl den Zweck Eurer Bemühungen als Dasjenige kennen gelernt, was Ihr zu vermeiden habc. Die Erfahrung hat die Bonyelle ruhiger Berathungen, so wie dle nachtheiligen folgen der Uneinigkeit gc-zeiA. Diese Erfahrung werdet Ihr nicht unbenutzt lassen. Wir zweifeln demnach nicht, daß ihr bei Euren Berathungen das öffentliche Woyl mit demlenigen Eifer beachten w^croet, welcher Euch stets beseelt, und zwar mit demselben Gelsie der Ordnung und Eintracht, welcher 0le Arbeiten Eurer leycen Sitzung bezeichnet hat. Wir versichern Euch übrigens Unserer königli« chen Gewogenheit und empfchlen Euch dem Schutze Gottes. Gegeben St. Petersburg den 20. März (6. April) im Jahre i65o Christi und im fünften Jahre Unserer Regierung. Unterz: Rico laus." Frankreich. Das Journal du Commerce vom i5. d» M. meldet: „Wir erhalten aus Alexandria (über Tsulon) ein Schreiben v)w 9. März. Un- ser Correspondent spricht Wn der bei dem Pascha von Hrn. Huder m Gemeinschaft mit unserem Gene-ral-Consul, und Hrn. von Landsdorf, der mit der königlichen Corvette Diligence aus Frank» reich angekommen war, eröffneten Unterhandlung: „Ungeachtet des Geheimnisses," sag,t er, „welches „diese Verhandlung noch umhüllt, scheint es nach „Allem glaubwürdig, daß es sich darum handelt, „von dem Pascha eine active Corporation zu crwir» ^ken. Man versichert auch, daß die Regentschaft „Algier einmal erobe«, dem Mohammed „Ali werde übergeben werden, welcher dafür an „Frankreich als Entschädigung für die Kriegskosten, „eme gewisse Summe wird bezahlen müssen« — „Ein aus Corfu mit Depeschen von London ab-„gegangncs Dampfboot hat die schleunige Abreise „des englischen General-Consuls nach Kairo, wo „sich der Pascha aufhält, veranlaßt. Mag glaubt, „auch dieser Consul habe eine Sendung zu erMen^ „und sei beauftragt, sich dem zu widersetzen, daß „Aegyptsn zur Expedition gegen Algier mitwir-„ke," — Das Schreiben schließt mit folgenden Worten: „Gegenwärtiges geht mit dem Brigg Sr» „Majestät Eclipse, welche Hrn. Huder zurückführt."—Also (fügt das Journal du Com.-merce hinzu) war am9. März die Mission des Hrn° Huder beendiget/ und man erwartete in Alexan-dria die nahe bevorstehende Abfahrt der Escape. Am 6. April hat sich zu Marseille daä Gerücht ver--breitet, daß Ibrahim Tripolis angegriffen habe, und diese Nachricht war durch ein Schiff, welches Monastir (in der Regentschaft Tunis) am 26. März verlassen hatte, überbracht worden." (Oest. B.) Das Journal du Commerce schreib! aus Toulon vom 6. April, die als Flütschissc für die afrikanische Erpedition bestimmten Linien» schisse und Fregatten sollten nun doch auf den Kriegs, fuß ausgerüstet werden. Man fürchte England werde, sich nach der Eroberung von Algier einer Niederlassung auf der afrikanischen Küste widersetzen; man besorge sogar, es möchte noch vor dem Einzüge der Franzosen in AlZier die Schätze der Regentschaft unter seinen Schuß nehmen. Hr. Rousseau, der französische Generalconsul beimBey von Tripoli befinde sich gegenwärtig zu Marseille, und scheine bei den Geschäften der Expedition zu Rathe gezogen zu werden. , Die Gazette meldet: „Der Hr. Dauphin will in 5n ersten Hälfte des Mai nach Panö zu» 155 ^ückkehren; man glaubt, daß alsdann Ihre sizilia-nrschen Majestäten in dieser Hauptstadt eingetroffen seyn werden. Die Expedition wird dem Verneh-n>en nach ln den ersten Tagen des Mai's u..lter Segel gehen. Man kann sich den Enthusiasmus k«um vorstellen, der unter den Truppen harscht, die von allen Setten zu A^arseille und Toulon ap.-tcmmcn. He. königliche Hoheit der Prmz von Sa« lerno wlrd zu Paris erwartet; .er wird bei seinem Schwager, dem Herzog von Orleans, absteigen, wo Zimmer für ihn bereits werden. Er will drei Taae vor scmem erlauchten Bruder eintreffen. — Nach Briefen aus Madrid „soll die Königinn von Neapel fast Zu gleicher Zeit wie -ihn Tochter, die Königinn von Spanien, guter Hoffnung geworden ,se^." Mehreren französischen Journalen zufolge mel. dete ew Schreiben aus Buenos-ayrcs vom 14. November 1629^ daß Hr. Bompland in dem Dorfe S-t. Bor;a bei den brasilischen Missionen am Uraguay eingetroffen sei. Man erwartete ihn in Kurzem mit seinen Sammlungen zu Buenos-ayre.s. Nach dem Globe soll eine Person, die in freundschaftlichen Berbindung.en mit Bolivar steht, Briefe von ihm erhalten haben, worin er förmlich erklärt, daß jetzt seineVcrzichtlüstrmg auf die Präsidentschaft unwiderruflich sei, und zugleich seine Absicht ausdrückt, im Frühling 1LI1 nach Frankreich zu kommen. — Ein anderes Blatt erzählt, Lafayette nMe sich bemühen, St. Ander mit Bolivar Kuszusohnen. Einer umständlichen Nebersicht der gegen Algier zu verwendenden Landmacht zufolge besieht dieselbe im Ganzen aus 29,925 Mann Infanterie, 55o Mann Kavallerie, 1680 Mann Artillerie und Mincurs, 1L10 Angestellten, im Ganzen aus 3^,i65 Mann und 2609 Pferden, (Allg. Z.) Portugal. Lissabon, 3i. März^ Man hat schon längere Zeit davon gesprochen, daß der spanische Botschafter, Hr. v. Montealegre, nach Spanien zurückkehren würde, weil Don Miguel keine der Versprechungen, die er besonders in Bezug auf eine allgemeine Amnestie, die Ferdinand im Namen Englands und Frankreichs betrieb, eingegangen, gehalten habe. Man bemerkt jetzt Ansialten zudie-scr.Abreise in des Gesandten Hotel, rmd Spanien scheint die falsche Stellung, in die es sich andern Mächten gegenüber gesetzt hat, einzusehen, und diesen Verwand zu benutzen sich auf eine schickliche Art zurückzuziehen. — Der Graf Basios lebt noch, aber ohne Hoffnung der Genesung. Mehrere Per. sonen, del^cn man das Portefeuille des Seewesens und des Inner.n angeboten hat, das der Herzog von Eadava! provisorisch versieht, .haben abschlagige Antworten erthe.ilt. Der englische Eourrier vom 15. April meldet: „Die öffentliche Aufmerksamkeit richtete sich gestern in der City auf die Angelegenheiten Portugals, da das Schiff nach Plymouth zurückkehrte, das den Marquis v. Palmela nachTerceira gebracht hatte» Auf dieser fernen Insel, der, einzigen De-pcndenz Portugals, die Don Miguel nicht unterworfen isi, wurde das von Don Pedro zur Erhaltung der Rechte scin-cr Tochter, Dona Maria, ernannte Conseil am 16. März eingesetzt, an welchem Tage man mehrere Documcntc publicirte, die geeignet sind, diesem Ere-ignisse einen Sharac-tcr von Regelmäßigkeit zu geöcn. Sie bestehen 1) in der A) Großbritannien. Die Anglikanische Kirchs zählt in ihren 22 Bis-thümern 9983 Kirchen und (gellen. Dls prote-siantischen Dissenteurs besitzen in den 4» Grafschaften 6422 Gotteshäuser; die Zahl der katholischen Kapellen ist 366. — Unter den 9965 Anglikanischen Kirchen befinden sich nur 62, wo die Geistlichkeit von der Gemeinde selbst ernannt wird; bei allen übrigen werden die Pfarrer entweder von der Regierung oder von der Kirche, d. h. von den Bischöfen und Capiteln, von den Edelleuten unS Gutsbesitzern, von den beiden Universitäten und von den Korporationen erwählt. (W. Z.) N u ß I a n v. Der Hamburger Eorrespondet entbält folgendes Schreiben aus dem Brandenburgischen vom 10. April: Den Frieden mit der hoben Pforte sieht man in Rußland ganz so an, wie in früherer Zeit die Moslemin einen Frieden, den sie mit einer christlichen Macht schlössen, verstanden wissen wollten, nämlich als Waffenstillstand. Die Rüstungen dauern ununterbrochen fort, dem zurückgebliebenen Besatzungsheere werden die nöthigen Ersatzmannschaften, Munition u. s. w. nachgeschickt, und wenn in den Blättern laut verkündigt wird, daß die russs, sche Armee sich anschicke, über den Balkan zurück« zugehen, so wollen dock) Wohlunterrichtete wissen, daß selbst in Adrianopel „zur Bewachung des Spi-ials" so viel Mannschaft zurückgeblieben ist, als nöthig, diese Stadt den Russen zu sichern. (Korrcsv. v. u. f. D.) Ssmannisches Ncich. " Bucharest, 29. März. Durch eine neuer-Uch erlassene Verordnung unseres Divans wurde die einzige, bei uns in Umlauf gewesene türkische Münze, von zwölf türkischen Piastern im Werth, üusser Surs gesetzt und deren Einbringung in die Fürstenthümer bei Strafe der Confiscation verboten. Wir haben nun hauptsächlich nur teutsche Münzsorten, namentlichDucaten zu 3i ^Piaster, Thaler zu i3ij2 Master, Zwanziger zu 9a Para im Werth, und russische Silberrubel. — In Brai-la werden aus den Materialien der geschleiften Festungswerke zwei schöne Kirchen aufgeführt werden, wozu bereits aNe Ansialten getroffen »sind. In Giurgcwo, wo, so wie in Turno lc., mit Ver Schleifung der Festungswerke nun unverzüglich angefangen wird, sollen die Materialien hievon ebenfalls zum Bau einer neuen Kirche' verwendet werden. —- Seit einigen Tagen circuliren hier Gerüchte von neuen Unruhen in Macedonian und einigen andern türkischen Provinzen; man behauptet sogar, daß die russische Armee aus diesem Grunde, auf Veranlassung der türkischen Regierung selbst, noch einige Zeit jenseits des Balkans postirt bleiben werde; dieß bedarf indessen wohl noch der Bestätigung. — Nachdem die Pest ganz aus unserer Stadt verschwunden ist, kommen Handel und Gewerbe zusehends in Schwung, und wir sehen mit jedem Tage die Zukunft hellerer vor uns liegen. (Korresp. v. u. f. B.) A u st r 3 l i e n. Man schreibt aus Sydney (Neuholland) vom 21, October: Unsere Stadt, obgleich erst seit 4» Jahren gegründet, ist bereits die größte Stadt im Süden des Wendekreises des Steinbocks. In einigen Jahren wird Sydney durch die Anhäufung der Capitalien, die Thätigkeit der Kaufleute un>> den Impuls, welcher dem Fischfänge gegeben worden ist, Nebenbuhlerinn Lima's und Rio « Janeiro's werden. Ein neuer Ausfuhrartikek, der beliebte australische Taback, fängt schon an, das Land zu bereichern, welches leichter 10,000 Ballen dieses Artikels, als laoa Ballen ,< "olle produzircn würde« Eine Bittschrift der hiesigen Einwohner um Zulassung ihres Tabacks in englische Häfen soll ehestens nach dem Mutterlande abgesendet werden, und man erwartet dcwon die besten Resultate. — Verbindungen durch Dampfschiffe werden bald zwischen den australischen Eolonicn in Indien hergestellt werden. Die Schiffe sollen unter Negs die Eolonie am Schwanenflusse berühren. Man erwartet, täglich zu Hobart-Town das erste zu dieser neuen Bestimmung verwendete Dampfschiff, welches von dort dann nach Sydney kommen wird. (Korresp. v. u. f. D.) ^erschirvenes. Frankreich besitzt dermalen 72 Dampfschiffe. England hat deren bereits 5i2. Die deutsche Opcrngesellschaftaus Aachen wird, sobald ihre Vorstellungen in Paris beendigt sind, nach London abgehen. Nevacteur: ^r. Vav. Keinrich. Verleger: Dgnaz M. Edler v. RleinmaVr.