Beilage zur Haibacher Zeitung. ^/U R3. ^" Sechster Jahrgang. 23. März R8O3. Wem Danner. «Was, m dcs Herzens tiefstem Schacht geboren, Im Licht des Denkens sich als echt erkannt, Was sich als Ueberzeugung nur genannt, Das ist das Banner, das ich mir erkoren. Mein Gut und Blnt hab' ich ihm zugcschworen, Was dran mich fesselt, ist kein äussres Band, Mich selber halt' ick, mit ihm iu der Hand, Wenn ich'S verlier', hab' ich mich selbst verloren. 57b noch so hoch dcs Kampfes Wogen gehen, So lang mir Leben in den Adern nnnt, Wird unverzagt mcin stolzes Banner wehen: Und wehen soll's uoch über meinem Grabe, Denn gilt's, dann hab ich weder Weib uoch Kind, Gerade weil ich Weib und Kinder habe. Hlrätorianer. Von einem Krebs, o Fürsten, lafzt euch sagen, Der au dem besten Mark der Völker zehrt: Stellt Einer tüchtig seinen Mann, dann ehrt Und lohnt ihn nach Verdienst und ohne Zagen; Doch hütet euch wie vor Egyftteus Plagen, Zu überschätzen seiner Thatkraft Werth, Sei groß er oder klein, mag er das Schwert Dcs Krieg«, mag er des Friedens Toga tragen. Wird mehr, als billig ist, ihm zugestanden, Gleich hält er sich fllr einzig, unentbehrlich, Und meint, es sei der Staat für ihn vorhanden. So ist der Mcusch; uud fällt in jenen Wahn er, ' Tann ist er wie lein aud'rcr staatögcfährlich; Der Nam' ist alt, nnd lautet: Prätoriancr. Poktar Frigalius. Novelle von Ludwig Vowitsch. (Schluß.) ^^ls des Winters Van» gebrochen war und der Lerche ! schmetternd Lied neuerdings als Frühlings.Herold durch die Lüfte klang, fügte Minna sich dem Wunsche des Vaters, den Vorstellungen der Muttcr und reichte ihre Hand dem reichen Kaufherrn Mar Goldmaier. Wohl dachte sie zuweilen an Frigalius, aber diese Erinnerung war leine erschütternde, feine vernichtende: es lvar nur die Criunerung an einen fernen, bis zur Unkenntlichkeit verblaßten schönen Traum. Der Tag der Trauung rückte an. Minna ordnete ihren > Vi-autschmuck. Plötzlich vermißte sie den Myrthenkranz. Er n-ar zur Erde gefallen. Im Begriffe, denselben aufzuheben, fuhr sie entsetzt zurück. — Rathschreiber Frigaliu?, im schwarzen Wams und Rad« ^ mantel, mit Goldkütle und blendend weißer Halskrause beugte z sich vor ihr zum Estrich nieder, nahm den Krau;, lichtete die einzelnen Blüten und Blatter und bot ihn mit ehrerbi«' tiger Verneigung der Zitternden dar. „Ist Dir unwohl, Minna?" frug Mutter Anna ein« tretend, „Du schaust so bleich —" „Nichtö — —" stotterte die Jungfrau und blickte scheu im Gemache umher. „Du zerknittest ja den Kranz, liebeS Kind, Deine Hand zittert krampfhaft —" „Isi schon vorüber." „Nun, verharr' nicht l.ingcr in der Einsamkeit, begib Dich in die Erkerstuben, wo die Frauen und Madchen un« geduldig auf Dich warten." Vald fuhren die Wagen vor, mit Blumen und Bändern phantasiisch ausgeschmückt. Iur Seite schritten die Stadtpfeifer mit ihren lange» Hörner» und übertönten mit gellendem Geschmetter den Sang der Kirchenknabeu. Wobl mehr als die Halste von LindenstettenS Bewohnern gab dem Fcstzug das Geleite. Braut und Bräutigam stiegen die Stufen zum Altar empor. Der Priester sprach die üblichen Segensworte und Gebete. Äls cS jedoch zum Wechseln der Ringe kam, und Minna die an sie gestellte Frage, ob es ihr ernstlicher Wille sei, dem Manne der Wahl als Gattin durch's Lebe» zu folgen, da scholl es wie ein banger, tiefer Seufzer aus den» Hintergründe. Unwillkürlich wandte die Braut sich um. Ein Schrei entfuhr ihrer Brust.---------Ohnmächtig lag sie in des Kaufmanns Armen. — An einer Säule gelehnt stand eine hohe, hagere Man-nesgestalt mit schwarzem Wamms und Nadmantel, einen Degen an der Seite, ein gülden Kettlein um die Brust ge« schlungen. Das Antlitz war bleich, wie die blendend weiße Halskrause. Im hohlen, unheimlichen Auge spiegelten sich z Schmerz und Vorwurf ab. Endlich kehrte Minna's Besinnung zurück. Die Feier« lichkeit wurde beschlossen. Die jungen Gatten fuhren nach ^ Hause. -— Goldmaier freudestrahlend, Minna düster, träum- ^ verloren. Im Schollenhauer'schen Prunkgemache harrte bereits eine köstlich besetzte Tafel der Gäste. Herzlich froh wolUe jedoch die allgemeine Stimmung nicht werden. Eines siüsterte dem Andern seine Bedenken ins Ohr, junge Dirnen streichen sich die Locken aus der feuchten Stirne; alte Männer schüttelten nachdenklich ihre grauen Häupter. „Ja, ja," bedeutete die Mutter Anna, „wenn ich ! nicht den Doktor Frigalius selbst im Sarge liegen und den ! Sarg in die Grube hinabsinken geschaut hätte, es könnte ein Zlreifel, — wie er an der Säule so dastand, der bleiche, un-keimliche Fremde, war er der selige Nathschreiber mit Leib j ulid Leben." ! „Hirngespinnste!" murmelte der alte Schollenhauer, ^ „war halt ein fremder Gelahrter, der mit dem heimgefah« , renen Prokop einige Achnlichkeit, ist doch unser Weichbild ! häusig von Reisenden besucht." z „Ich hab' gar nichts dergleichen bemerkt," fiel Gold» maier ein; „aber Minna," fuhr er gegen seine Gattin gewendet fort, „Du bist so entsetzlich schweigsam, ist Dir auch ! der Geist erschienen?" „Nein," ächzte Minna, wie aus einer Betäubung auffahrend, — ich — ich — es ist unendlich heiß im Gemach. —" „Nuu, so schließt die Fenster auf," heischte Schollen« Hauer, „sind das empfindsame, krankhafte Naturen, überall Gespensterspuk; möchte doch auch so glücklich sein, den lusti« gen, dünnen Rathsaktuarius Frigalius von Angesicht zu schauen; er wird hoffentlich, seit er in die Erde gebissen, nicht zugenommen haben, da — tret' ihm gleich meinen eige« neu Altuaterstuhl ab, wenn er als Gast zu erscheine» ge« sonnen sein sollte!" Sprach's, erhob sich vom Stuhl und wendete sich gegen die Stadtpfeiser, mit dem Bedeuten, lustige Tanzweisen aufzuspielen. In demselben Momente öffneten sich jedoch diebraunen Eichcnflügel der Eingangspforte und ehrerbietig gegen die Gesellschaft sich verneigend, schritt der schwarze Doktor mit der weißen Halskrause und mit dem kreideblaffen Angeilchte geräuschlos durch den Saal und nahn: von SchollcnhauerS leerem Stuhle Besitz. Kein Pulsschlag ließ im ganzen Saale sich vernehmen. Den Musizi's starb der Ton iu den Hörnern und selbst der alte, ungläubige Schollenhauer erreichte mit Mühe eine l»ahe Fensterbrüstung, in der er sich vor'm Falle wahrte. „Teufelsfratze, oder waö Dn sonst bist, heb' Dich, von hinnen," fuhr er mit der Kraftanstrengung dcs Entsetzens auf — „entweiche!" Und gelassen erhob sich die lange, schwarze Gestalt vom Stuhle, schlug den Nadmantel, der auseinander gefallen war, wieder zusammen und verneigte sich gegen die Ge-sellschaft. An Minna vorüberschreitend, klopfte er dieselbe mit seiner silberähnlich flimmernden Hand leise auf die Schulter und winkte zur Folge. Minna preßte sich krampfhaft in die Lehne» zurück. Die Flügelthüren fuhren wieder, ohne berührt worden zu sein, auseinander. Die Erscheinung war verschwunden. „Räthselhaft!" stotterte Schollenhauer. „Grausig! entsetzlich!" siüsterte Goldmaier, „läuft es mir doch eisig kalt durch's Gebein und von der Stirne tropft es wie Herbstregen — Minna — Du sprichst kein Wort — Dein Blick so stier — Minna?!" Die Braut blieb regungslos. Ihr Herz hatte auöge-schlagcn. Anstatt deö Hochzeitbettes, umfing ein Sarg deS reichen Leinwebers, Veit Schollcnhaucr'S, einzige Erbin. Wenig Spannen vom Grabhügel des wohlcdlen, hoch-gelahrten Doktors und Nathschreibers Frigalius wölbte sich die Ruhestätte der schönen, unglücklichen Braut. Von einer gespenstigen Erscheinung, im schwarzen Wams und Radniantel ist aber von da an nie mehr die Rede gewesen. Die Frauen m dcr Sagc und Geschichte Krain's. Eine kulturgeschichtliche Studie von P. v. Vadics. (Fortsetzung.) Maria Theresia, Kaiserin - Königin. (XVIII. Jahrh.) „Unter allen Selbstherrscherinoen, welche Kronen ge< I tragen, ist Maria Theresia ein Vorbild häuslicher und fürst-! licher Tugenden, welches von Wenigen erreicht, von keiner überboten wurde." In diesen Worten ist die unvergeßliche Kaiserin in Kürze ! treffend charakteriürt. j ES führte in der That zu weit, alle die herrlichen ^Seiten ihres Wesens aufzuzählen, durch die ihr Andenken ! bisher geheiligt blieb und es auch fernerhin noch bleiben wird. ^ Die Tradition und frühere Auszeichnungen haben schon ! lange ein zugleich erhebendes und entzückendes Bild von der ! durch geistige und körperliche Vorzüge gleich ausgezeichneten Fürstin entworfen, das mit Farben ausgedrückt mächtig anzieht und dauernd fesselt. Doch lmscre, in allem gewaltig vorschrcitende Zeit begnügt sich nicht mit diesen ursprünglichen Gemälden der Feder und dcö Pinsels, sie selbst will nene schaffen, holt z slch das Matcriale zu ersterem aus noch unbenutzte» Archiven herbei, und schon haben die Werkmeister Wolf, K a r a'» jan, Arnetb und Feil*) dazu Details vom höchsten Interesse geliefert. Besonders ist Adam Wolf's Vnch: „Das Hof. leben der Kaiserin Maria Theresia« fi'ir einen ! größeren Leserkreis bestimmt, welches ich Dir, liebe Leserin, ! aufs Wärmste anempfehle. ! Fragen wir nun: was hat Krain — abgesehen von der alle Provinzen unseres Oesterreich gleich betreffenden großgedachten und fruchtbringenden Verfügungen der Kai« scrin — ihrer weisen Sorgfalt besonders zu danken, so folgt als Antu'oi t: Vor allem dieGrü »-düng d e r G escl l scha f t des Ackerbaues unoder ! nützlichen Künste, die durch ihre Aufmunterung und unter ihrein Schutze 1767 entstand, vorzüglich durch allge» ^ meine Versanimlungen der Mitglieder in der Zeit der Lai» ^ bacher Iahrinärkle, durch Korrespondenten mit andern Gc« < sellschaften, auswärtigen und einheimischen Oekonomen, durch l Preisfragen, durch LandeSbcreisungen zur Durchforschung ^ des Landes in naturhistorischer Beziehung, durch Heraus- ! gäbe periodischer Druckschriften, als: „der Sammlung nützlicher ^ Unterrichte", wovon drei Jahrgange erschieucn sind; des > wöchentlichen Kundschaftöblattes und mehrerer Abhaudlungen ^ über verschiedene Zn'cige der Landwirtbschaft in dcr Landes» sprachc und durch die Gründung einer öffentlichen Schule j für Landwiithschaft thätig war. Maria Theresia versah diese von ihr ins Leben gcru» > fene Anstalt mit Sämereien, gut konstruirten Bienenstöcken, ! mit spanischen Zuchtiridocrn und Mutterschafen. ! Durch diese Gesellschaft erfolgte der erste Anbau des ! nun auch bei uns so wohlthätigen Nahrung^gewächses der ! Erdäpfel, die zuvor im Lande unbekannt gewesen. ! Ein anderes Institut, das wenige Jahre früher (1768) ebenfalls dnrch Maria Theresia's Anregung und „gnädigsten Vcfehl" znm Besten des Landes entstand, war das in seinen ! ersten Anfängen 17li7 begonnene Waisenhaus dcr ^ Stadt Laibach. ! Das Archiv unseres Nationalmllscnms beivahrt ein ge» ! drucktes fliegendes Blatt, ddo. Laibach 13. Februar 1768 ^ unter dem Titel: „Kurze Nachricht wegen E r r i ch- ! tung eines Waiselhauseö in Laibach, i m H e r» ! z o g t h u ui e Craiu", enthaltend eine Aufforderung, dazu beizusteueru. Eä zeichnet nch diese Aufforderung sowohl ! durch die Zweckmäßigkeit des darin gebotenen Organisations« ! Planes der gedachten Anstalt, hauptsachlich aber durch die ")Die trefflichen Arbeiten dieser gründlichen Forscher sind in den Schriften der kais. Akademie der Wissenschaften ruthalten. im echtesten Sinne menschenfreundliche Auffassung derselben im hohe» Grade aus. Veide Institute, so schön begonnen, gingen mit de» Jahren ein. Erstere erstand im Beginne unseres Jahrhunderts wie» der, um auf den alten soliden Grundfesten den dnrch die fortgeschrittene Zeit bedingten Neubau aufführend, fortzuwirken zum Heile der Gegenwart und der Zukunft. Im Jahre 1814 ward „diese Landwirthsihast. Gesell« schaft für Kram" eröffnet und war ihr Willen besonders ! in dcn 20er und 39er Jahren ein glänzendes, als sie unter ! der Aegide des für Inncrösterreichs Andenken ewig unsterb» lichen „Prinzen Johann" und unter der Leitung des unserem Lande ebenso unvergeßlichen Grafen Franz Hohen» warth gestanden hat. — Das Waisenhaus erstand nicht wieder, an seine Stelle trat, es zum Theile ersetzend, un» sere K l e i n ki n d er « V ew a h r a n st a I t, deren Zustand nch vorzüglich unter der eifrigen und umsichtsvollen Leitung des Comite-Mitgliedes, Herrn Igna; V e r n b a ch e r, als ^ ein dauernder gestaltete, für welche Theilnahme im Zusam« menhange mit /einem Wirken für das Armcnwcsen unserer Hauptstadt, Herr Vernbacher (wie die Herren: Magistrats-rath Schuschnig und A. Samassa) im Jahre ,1844 von Sr. Majestät dem Kaiser Ferdinand durch die mittlere goldene Zivil'Ehrenmedaille am Vandc alisgezeichnet wurde. Die neueste Zeit sah anch daS so äußerst wohlthätige Institut der Crüches in unserer Stadt verpflanzen, wo nun edle Frauen mit aufopfernder Sorgfalt das Wohl der armen kleinen Säuglinge überwachen. Was in Maria Theresia's Negierungsweise mit Necht so schr hervorgehoben und betont wird, ist der persönliche Einfluß cn,f alle Zweige der Staatsverwaltung, sowie auf die Verhältnisse des NeicheS nach Anßcn, den sie immer be» thätigte. War sie auch von dcn tüchtigsten Rathgebern für jede Seite ihres „Regimentes" umgeben, so prüfte sie doch alles selbst, und bekannt sind ihre wahrhaft klassischen Nand» bemcrknngeu, mit denen sie die Referate ihrct Minister aus-stattete. Bekannt sind ferner ihre Korrespondenzen' an die Gesandten, Minister, Landeschcfs, Gelehrte, Künstler u. a., in dene» sich immer Entschiedenheit des Charakters, Hoheit des Geistes und der Güte des Herzens vereint ausdrückt. Solcher Handbricse der von den Zeitgenossen angebeteten „Frau" finden sich auch bei uns in Kr a in, so an Grafen Maria Josef von Auerspcrg, wegen deS Abtei, von Sittich, an dcn Probst von Neustadt!, um seine Hilf,: am Laibacher Landtage, wegen erhöhter Beisteuer zum siebenjährigen Kriege, u. a. mehrere. Was ihren persönlichen Einfluß auf Staatsgeschäfte betrifft, so weisen die Registraturen unserer Landeöbehörde» denselben auch für unser Land genügend nach. Eines Falles mag in dieser Richtung hier Erwähnung werden, wie nämlich Maria Theresia in einem zweifelhaften Iustizfalle, der slch in unserer Hauptstadt crgcbcn halte, Nccht sprach. G5 lrar im Jahre 174l, daß der 6jährige Knabe deö Thurm--wächters sein Schwesterchen erluordete; die Richter waren unschlüssig, da tür solch einen Mörder kein Gesetz bestand, sie wandten sich an die Kaiserin und diese befahl, dein Kinde einen rothen Apfel und ein Silberstück zur Wahl vorzulegen; siele diese auf letzteres, so sei der Knabe hinzurichten. Es geschah ,vie die Kaiserin es angeordnet halte. Der Knabe griff aber in der That nach der Münze, da er, wie er sagte, sich um dieselbe mehr als einen Apfel kaufen könne, nnd dein Gesetze ward nach dem Befehle der Monarchin Folge geleistet. Was Maria Theresia für den Volköuntcrricht in Krain gethan, ist schon anderwärts crörter,t worden; für die Höberen Schulen geschah ebenfalls Manches; so schloß sich bei uns an die Gesellschaft des Ackerbaues die Errichtung einer Schule für Mechanik, unter der Leitung deö ausgezeichneten Jesuiten Gabriel Grub'er. Doch war, wie überhaupt in Oester« reich zn damaliger Zeit, so nach des gelehrten Hacquet ausdrücklichem Zeugnisse vorzüglich in Krain das Gedeihen höhe« rcr Lehrzweige an Individuen gebunden, mit deren Abgehen odcr Tode sie ebenfalls vom Lcktionöplane unseres Lyzeums verschwanden. Zudem war ja die Kaiserin, wie sehr ihr auch der Aufschwung von Kunst und Wissenschaft am Herzen lag und, ihr deßhalb die Gesandten jedes halbe Jahr umständlich über das Fortschreiten der Wissenschaften in andern Landern, über Gelehrte, vorzügliche Entdeckungen, Zeitschriften und neue literarische Erscheinungen genaueste Berichte erstatten mußten, doch durch die politischen Ereignisse zu sehr in Anspruch genommen, um bei dem vielen, unter ihrem Sohue erst recht ! zu Tage gekommenen Widerstände einer „Partei" , die höheren Wissenschaften von jcdem Einflüsse frei zu machen und ihrer Blüthe im Staate Oesterreich zuzuführen. Trotz alledem drangen doch hervorragende Leistungen gelehrter Oesterreicher in das Arbeitszimmer der Kaiserin und fanden, wenn ihre Aufmerksamkeit durch hochwichtige Etaatsgeschafte voreingenommen war, un dem kaiserlichen Geinale einen geneigten Freund. Besonders waren es die Mathematik nnd die Naturwissenschaften, die den Kaiser vor alle» Wissenschaften ansprachen und so kam es, daß des Florianzhizh im Jahre 1744 erschienene Mappe des Herzog» thums Krain „Höchstdessen" Interesse derart erregte, daß derselbe seinen Hofmathematikus Nagel 1748 nach Krain absandte, um dieseS Land in naturhistorischer Richtung zu erforschen, welcher Gelehrte sich sofort au Floriauzhizh um Mittheilungen und Direktiven wandte, und noch im selben ! Jahre als Frucht seiner Forschungen einen umfassenden ! Bericht über seine Reise in Krain, 97 Blätter mit 22 Tafeln Tuschzeichnuugen dem Kaiser überreichte, welche Hand-schrist gegenwartig in der kais. Hofbibliothek in Wien be« wühlt wild. ! Aus all dem in dieser Abtheilung Angeführten geht hervor, wie auch unser Land der nach allen Richtungen segeuverbreitenden Regentenweisheit Marie Thereila's theilhaftig geworden. So erscheinen, die Aufdrücke der Trauer bei dem Hinscheiden der allgcliebtcn Kaiserin auch bei lins in vollem Umfange gerechtfertigt, und sind die ans jenen Tagen erhaltenen Trauergedichte auch nicht formvollendet, so . lesen wir sie doch mit hoher Befriedigung ob der "in ihnen ausgesprochenen Innigkeit und Wahrheit der Gefühle unserer Vorfahren! (Fortsetzung folgt.) Literatu r. Pflug und Schwert. Sonette von V. Carneri. Wien. Tcndler 65 Komp. 1802. Bevor Rückert's „geharnischte Sonette" erschienen, hielt man diese Form der Poesie nur geeignet, um zarte Liebes-gedanken, friedliche, harmonische Gefühle zum Abdruck zu bringen. Petrarka's Sonette galten als Muster, ihm ahmte man nach, und selten war es, daß man uou Freundschaft und Liebe ab, und auf andere Gegenstande gericth. Die Kraft und Schärfe aber, welche Rücken in feinen „gchar» nischten Sonetten" kund gab, der Patriotismus und der Geist der Freiheit, der aus jeder Zeile hervorbrach, die Wucht, mit welcher die Worte deö ZorneS, Begeisterung weckend, muthsta'rkend, auf die Menschheit nicdersieleu, be< wiesen, daß die beengende Form des Sonetts kein Hinderniß für den Poeten bildet, wenn er seinem Zorne, seiner Leidenschaft, seinem Freiheitsgefühle den Zügel schießen lassen und seine Leser mit sich fortreiße» will. Seitdem sind öfter Poeten aufgetreten, welche ihre patriotische Gesinuiiüg, ihre poli« tische Meinung , ihre Weltanschauung i» Sonetten autsprachen, nud auch die vorliegende Sammlung gehört diesem Genre an. Die Form ist rein und korrekt, der Geist, der sie belebt, ein edler, aufstrebender, der Ausdruck ein kräftiger, ungesuchter, die behandelten Stoffe sind zeitgemäße. In diese wenigen Worte kleiden wir unser Urtheil, und stellen zum Beleg« dafür zwei Gonette an die Spitze unseres heutigen Blattes. Das 6. Heft vom i l l u st r i r t c n Familienbuch des österr. Lloyd, einer Zeitschrift, worin der gebildete Leser immer sicher ist, eine anregende, Herz und Geist befriedigende Lektüre zu finden, bringt wieder an Unterhat« tendcm sowohl, als Belehrendem viel Interessantes. Wie angenehm liest sich z. V. die „Episode aus dem Leben mei» neä Vetters" von Th. Mügge! Wie viel Beherzigcnswer-thes sagt Eltern und Erziehern H. Hermann in seinen „Pädagogischen Strafpredigten"! Wie anziehend die Aufsätze: „Uel-er die Anfänge der Musik" von Forllage, „Wallen« steins Ende" von Haas, „die Haidschnucken" von der Mei» sterhand Kohl's! U»d dann die wunderhübschen Stahlstiche: „Türkischer Kirchhof", „dic Morgcnländerin", „die Villa des Mäcen in Tivoli!" Ourl« Kinne!,« nen»t sich eine kleine anonyme Camm« lung von Epigrammen, welche in Leipzig erschienen ist, und welche in den Händen der Neichsräthe manchen Stoff zur Heiterkeit bieten dürfte. Für den, welcher den Sitzungen nicht beiwohnte u»d auch den Berichten nicht genau folgte, gehen viele der feinen, geistreichen und witzigen Anspiclun« gen verloren. Es mögen wohl oft Momente vorgekommen sein, wie in nachstehendem Epigramme eine dargestellt ist: „Darf ich bitten um'ö Wort! Ich wollt' nur, eigriitlich — sagen — Was der Herr Redner vor mir allcs schon besser a/sagt: Doch, es ist mir nicht llar, ich muß um Aufklärung bitten; Und ganz offen gesagt — kenn ich mich nicht nichr cmS! Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr «5 F. Bamberg in Laibach. — Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr.