-I«2. Donnerstag Ven 22. Derember ^ 1W6. V e I g i e n. Äm 29. November kämpfte die Locomotive,, welche das Convoi von Antwerpen nach B rü sscl auf der Eistnbabn schleppte, mit großer Schwierigkeit gegen den Sturm an; der Zeitverlust betrug beinahe 4 Stunden auf der ganzen Fahrt. Zu Vilvorde an« gekommen, mußte sie ein Nothzcichen geben um eine neue Locomotive zu erhalten, und ungeachtet dieses Beistandes konnte sie kaum fortkommen. Das von Brüssel nach Antwerpen gehende Convoi brauchte dagegen, so zu sagen, das Feuer nicht zu unterhalten; der Wind allein trieb cs mit großer Schnelligkeit fort. (Öst. B.) Mieverlanve; Aus dem Haag vom 2. December. Es ist last keine einzige Stadt in Holland, die nickt ihretr Antbcil an den durch den Orkan vom 29. vo.igen Monats herbei geführten Verlusten zu beklagen hat. In Rotterdam brannte wahrend des-Sturme^ eine Glas-übrik ab,^ doch ist kein Arbeiter dabei beschädigt worden.. Das HaarlemerMcer, das an mehreren Stel' lm seine Eindeichungen durchbrach,, hat mehr als "N00 Morgen Landes überschwemmt und alle Com-r^unication der nahegelegenen Orte unterbrochen. In Utrecht ist das Theater und der 3?ergnügungsort Vaurhall durch den Sturm und Wasser völlig vernichtet worden. Aus Anlaß des großen Sturmes am 29^ November macht das Journal von Antwerpen folgende Bemerkung: Im Monat November haben sich die 7 ^rößtcn Stürme ereignet, deren die Geschichte gedenkt. Am 26. November 1282 wüthete cin großer Sturm, welcher den See Flevo mit dem Meer verband; wodurch sich der große unter dem Namen Zuidersee be- kannte Meerbusen bildete; am-13. November 142l-durchbrach ein solcher die' Deiche von Holland, wo-' durch 72 Ortschaften und mchr als 100,000 Men-üben zu Grunde gingen; am 5. November 1430 ver-ursachte cin ähnlicher Sturm einen zweiten Deichdurchbruch; am 22. November 15^6 fübrte ein großer Sturm einen dritten Deichdurchbruch berbci, wodurch 23' Ortschaften und mehr als 10,000 Menschen verschlungen wurden; am 11'. Nov'. 1765 und am 9. November 1300 richteten ähnliche Sturme ebenfalls grosse Verheerungen an. ' (W v. T.) Galignanis Messenger schreibt:^ Auch in Holland sind', wie in England, Maßregeln ergrissen wor< den, um der- Finanz-Crise ein Ziel zu fetzen. Die hauptsächlichsten Bankierh5user habetr m Folge vcm Übereinkünften mit der Ncgiemng den kleineren Kauf« lcuten- und Fabrikanten Capitalien vorgestreckt. Zu diesem Zwecke- wurden in den' vereinigten Provinzen über 30 Millionen Gulden zusammengebracht, wovon König Wilhelm aus. seiner Privat-Cafse ein Dntthcil beisteuerte. (W. Z.) Frankreich. Briefe vom 15. Nov. von Guelma melden, daß das Erpeditionscorps daselbst zusammengetroffen sey, dasi die Armee nach Ras el Man aufbrechen, und an beiden Ufern der Seubouse hinziehen winde, und zwar die erste und zweite Brigade auf dem reckten unter dem Bcfeble des Generals Ri.qny, die dritte und vierte Brigade auf dem linken Ufer. Die Unterwerfungen von Seite der Stämme trafen ein, und man bemerkte keine Spur von Feinden. Der Ki'mg, welcher neuerdings sehr viel thaf, um da? ftit 1783-so tief gesunkene Versailles wieder zu hcbe^ hat jetzt dem Magistrate der Stadt versprochen, 508 seinen Aufenthalt auf dem Landr während der schonen Jahreszeit zwischen Versailles, St. Cloud und Neuilly zu theilen. (Allg. Z.) Der Nothstand der Se'denweber zu Lyon hat den König veranlaßt, starke Bestellungen auf Kosten der Civillistc daselbst zu machen. Außerdem hat Se. MaMt 30,000 Fr. zu Ausheilung unter die dürftigsten Seidenarbeiter angewiesen, und die Köni-niginn, der Herzog von Orleans und die Prinzessinn Adelheid haben eine gleiche Summl beigefügt. Der Moniteur erklärt das Gerücht, als ob der Marschall Lobau seines hohen Alters wegen Has Commando der Pariser Nationalgarde ausgeben wolle, für unbegründet» (Öst. B.) Paris, 9. December. Heute wurde ein frecher Versuch gemacht, die Bank zu berauben. Zwei Indi. viduen, welche die Beobachtung gemacht hatten, haß man gewöhnlich gegen Mittag bedeutende Summen von einer Casse in die andere brachte, stellten sich im Bankgebäude auf, und als um 10 Uhr der Untercassier Bouron aus seinem Bureau mit einem Port^ feuille, das eine Million in Bankbillets enthielt, heraustrat, um es nach einer andern Lasse zu bringen, warfen sie sich auf ihn., und entrissen ihm das Portefeuille. Im Fallen ergriff Hr. Bouron einen dnDievL r eingelaufen; es dringt 12 Mörfcr und 12 Kanonen von schwerem Kaliber; alle diese Geschütze sind für Passages bestimmt, wohin auch 40 Kanonen, die sich an Bord des RhadamanthuZ befanden < abgegangen sind; zu gleicher Zeit sind 6 InZenieurossiziere und 1 Obristlieutenant von der Artillerie aus England in S. Sebastian angekommen. Diese Individuen, die sämmtlich der englischen Armee angehören, stehen unter dem Befehle des Lord John Hay. Der Bau der auf dem Berge von Passages errichteten Werke wird so geheimnißvoll betrieben, daß Niemanden erlaubt ist, einen Fuß in die Nedoutcn zu setzen; nur gewissen englischen Ossizieren wird dieß gestattet. —_ Der Rha-damanthus ist sogleich, nachdem er die Befehle des Lord John Hay cingchohlt hatte, nach Passages abgegangen." __ Das Journal du Commerce, das obige Nachrichten mittheilt, fügt hinzu: »Es scheint bestimmt, daß General Evans die Legion verläßt. Er gehl in 14 bis 20 Tagen unler dem Vorwande, im Parlament erscheinen zu müssen, ab; abei wohlunterrichtete Personen versichern, daß er nicht wieder nach Spanien zurückkehren wird. Brigadier MMesterwird sich nach Paris begeben, soll aber unverzüglich wieder «ach S. Sebastian zurückkehren, um beim Abgang dcs Generals Evans das Commando der Legion zu übc^ uthmen. Alle diese Thatsachen sind sicher." (Öst. V.) B ayonne, 3. Dec. Die (Zarlisten legcn einen Zroßen Werth auf die Einnahme des Klosters Santa Clara am 20. Nov. Diese Stellung, die kaum vertheidigt wurde, ist sehr unbedeutend. Bei dem auf da5 Conceptionkloster unternommenen Sturme waren sie nicht so glücklich. Der Kampf war sehr heiß; ein französischer Obrist und viele auserlesene Soldaten, die diesen Sturm ausführten, wurden getödtet. Der Flußübergang der Truppen des Espartcro ward durch die Equipagen des englischen Linienschiffs und dessen Boote begünstigt. Man glaubt, Espartero wolle von dn- Seite von Achanda angreifen, und in der Richtung von Asua und Evandio manöuvriren. __ Vor Bilbao war am 1. d. nichts Neues vorgefallen. Espar-tero und Villarcal standen sich auf der linken Seite des Weges von Bilbao einander gegenüber. (Mg. Z.) ' Der Moniteur vom 7. December enthält fol» gende zwei telegraphische Depeschen aus Bayonne vom 4. und 5. d. M., die sonderbarer Weise die Be« Izgenmg von Bilbao mit keiner Sylbe erwähnen: 1,.. ^Bayonnc, 4. Dec. Mittags. Man schrobt aus Madrid vom 30., daß Gomez, nachdem er bis in b« Nahe von Gibraltar gewesen, am 24. nach Alcala d< los Gazules zurückgekehrt ist; Ribero war hinter ihm, Narvaez zu Algar und Alaix bei Ubrique; sie hofften ihn zu umzingeln. — Die Ruhe von Madrid ist am 28. und 29. durch die Insubordination eines BataMons vom 4. Garderegimente (das an dem Aufstande von la Granja Theil genommen hatte) gegen seinen Obersten gestört worden. Das Bataillon ist von der Nationalgarde entwaffnet worden. Drei Mann sind am 20. erschossen worden. Die Ruhe ist wieder hergestellt." (Ost. B.) QroVbritannien. Die Börse inNottingham ist am 26. v. M. größtenthe^ls abgebrannt, was man dem Ausströmen von entzündetem Gas, das seit einiger Zeit zur Erleuchtung des Uhrzeigers bei Nacht angewendet wurde, zujchreibt. Der Schade wird auf 10,000 Pf. geschätzt. Der Globe berichtet, daß das Dampfschiff Iberia am 1. d. M. mit 50,000 Flinten in 400 Kisten für den Dienst der Königinn von Spanien die Themse verlassen hat. Tie von der brittischen Regierung der spanischen zugesagte Unterstützung von 100,000 Gewehren ist dadurch vollständig geleistet, daß die erste Hälfte schon vor längerer Zeit abgeliefert wurde. Das Dampfschiff wird die Hälfte seiner Landung in Eadir, und die andere Hälfte in Malaga abgeben. Lord John Russell hat aus Philadelphia ein mit großen Brillanten besetztes Schloß, eine Haarlocke Washingtons enthaltend, zum Geschenk bekommen. Ihre Majestäten haben in den letzten Tagen Ihre gewöhnliche Spazierfahrten zu Brighton nicht machen können, weil das Wetter zu rauh und stürmisch war. Der König ist auch von seinem Gichtanfalle noch nicht ganz hergestellt, und die Königinn befmdet sich in Folge einer Erkältung etwas unwohl. Aus London schreibt man, daß die Versicherer auf Lloyds durch die aufeinander folgenden Stürme des Monats November so gefährdet sind, daß sie ihre Forderungen für jedes Risico, das noch nicht zu lau-sen angefangen, verdoppelt haben, und daß ihre Prämien für jedes in See befindliche Schiff von 15 bis 25 pCt. variiren. Unter der ersten Taxe wird, wie das Risico sey, nichts abgeschlossen. Maurice D'Eonnell, zweiter Sohn John O'Con-nell's und Neffe Daniel O'Conmll's, ist im katholischen Seminar zu Oscot in Irland im 17. Jahre seines Alters mit Tode abgegangen; er hatte schon in seinem 12. Jahre mit einem Gedicht »über den Menschen" den Preis davongetragen und schöne Hoffnungen erregt. Auf der Eisenbahn zwischen Liverpool und Man- 410 chester ist in diesen Tagen ein Arbeiter der Bahn unter die Räder der Locomotive gerathen, die ihm über den Kops gingen und ihn augenblicklich tödteten. (Prg. Z.) London, 5. Dec. Fürst Polignac traf, von seinem ältesten Sohne begleitet, am 3. Dec. von Dover aus in London ein, und stieg im Clarendon-Hotel ab. Die Fürstinn Polignac mit den jungem Familien-gliedern wird binnen einigen Tagen von Ham erwartet, wo sie fast so lange, als die Gefangenschaft ihres Gemahls dauerte, gewohnt hat. Der Fürst sieht ab-gekümmert aus, und genießt einer nur schwachen Gesundheit, da er die letzte Zeit seiner Einkerkerung über viel an Podagra litt. Am Schlüsse des Schauspiels im Drurylane-Theater, am 5. Dec., stürzte sich ein anständig gekleider junger Mann, von der Zwei.-Schilling-Gallerie in das Parterre herab. DieZuschauergingen eben hinaus, so daß er zwar dicht an einigen Personen mitten im Parterre niedersiel, jedoch Niemand beschädigte als sich selbst. Er wurde mit zerbrochenen Gliedern sterbend in das nächste Spital geschasst. Et schien vollkommen nüchtern zu seyn. Der Buzzard, unter Lieutenant Campbell, hat vom 17. Dec. 1834 bis Julius 1836, an der west-afrikanischen Küste folgende Sclavcnschiffe genommen: den Formidable mit 702; die Ideria mit 313; die Bienvenida mit 433; die Semiramid mit 447; die Norma mit 236; die Legira mit 198; den Men-dillo mit 268; die Felicia mit 401; die Famosa, Be-mera mit430; die Ioven Carolina mit 460, Negern. Alle, mit Ausnahme von zweien, segelten untcr spanischer Flagge. Der Ertrag der Prisengelder ist so beträchtlich, daß auf den gemeinen Matrosen der Bri« gantine Buzzard 500 Pf. St., Antheil trifft. Neulich ward in Pembroke das im Jahre 1780 den Spaniern genommene Linienschiff Phönix (später Gibraltar), das 80 Kanonen, führte, zerleat. Es bestand ganz aus Mahagony- und Cedernholz. In London soll ein ncucs Theater, dessen Kosten auf 50,000 Pfd. Ster!. veranschlagt sind, auf Actien von je 5 Pf. erbaut werden. (Mg. Z.) Ssmanisches Neich» Constantino pel, 25. November. Der Vriga-degeneral Ismael Pascha ist in dieser Woche nach Bosnien abgesandt worden, um dem Statthalter dieser Provinz, Wedschichi Pascha,, die allerhöchste Zufrieden. heit mit seinem in den letzten..,^.,,,,: eingchaltenm Benehmen auszudrücken. Zwischen Mehemcd Ali und der P/orte scheinen bedeutungsvolle Unterhandlungen im Wcrke zu seyn, und man versichert, sie betreffen nichts Geringeres, als die Anerkennung d^'s S^ttssionsrechtcs für die Nachkommen Mehemed Ali'^ in dcr Henslaft über die gegenwärtig unter stin/r-Oerwaitung stehenden Provinzen. __ Eine ägyptische Corvette ist in letztec Woche angeblich mit wlcl/tigcn Depeschen abgegan? gen. — Die Pest setzt ihre Verheerungen ftrl; jc-den Tag stcrbcn übcr tausend Personen. (Mg. Z.) Afrika. In dem Briese eines Deutschen au5 Algier vom 26. November heißt esmner Andcrm'. Ungeheuer it hier in diesem Augenblicke die Bewegung der Bantc.l, des Handels und dcr Coloiiisatiolisproje.te. Die Stadt hat sich seit meinem frühern Ause.tthaltc bedm-tent verschönert. Eine Menge von maurischen Häusern wurde niedergerissen, die Ettaßcn curetted, und neue Gebäude in europäilchem Style aufgefühlt, was freilich dem so fremdartig pittoresken Anblick der Stadt Abbruch thut. Die Nue de la Marine befiel r bereits ganz aus europäischen Gcbäudcm Der pracht-vollsten Kaufläden, Kasschhäuscr, Hotels , .welcke den ersten in Marseille und Toulon nicht „acdstchcn, gibt es in Menge. Theater, Bälle, Spielsa'ons, ^ wie alle übrigen europäischen Vergnügung^.nlslalien sind im Gange; das Leben ist hier nur allzu lustig. Die Zahl der anwesenden Fremdeil ist so, außciordcnt-lich groß, daß man mir mit Mü.he und zu enorm hohen Preisen passende, ^Wohnungm findet. Handel und Gewerbe nehmen einen-erstaunlichen Aufschwung, und auch die Ausfuhr inländis.l'cr Producte nimmt beträchtlich zu; fast jcdcs Echi,i nimml Rückladung^! an Öhl, Wolle, Wachs und Südfrüchten., Welch, trübe Schilderungen die Gegner dcrCo-onisation au h immer von dem Zustande Algiers gebcn mögm, dir-ses herrliche Land ist gewiß i^ einer heilbringenden Wiedergeburt begriffen, und seine Zukunft reich ail Hoffnungen. Man lasse diese jüngste Generation _.. diese kleinen Mauren, die so artig französisch plaudern, und an den Bonbons der französischen Zuckerbäcker Geschmack finden, einmal groß werden, und ein anderer Menschenschlag als jene rohen Freibeuter wird auf diesem Strande,, dein schönsten und gesegnetsten vielleicht der Welt, erstehen. (B. v. T.) Redacteur: Fr. ^v. Weinrich. Verleger: Mnaz Al. Vvler v. Rleinmllvr,