Sonntag den 26. Mrz 1871. X. Jahrgang. Die „Marburger Zeitung" erscheint jeden Sonntag, Mittwoch und Freitag. Preise — für Marburg: ganzjährig S fl., halbjährig 3 fl., vierteljährig 1 fl. ö0 kr: siir Zustellung in» Hau» monattich 10 kr. — mit Postversendung: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl., vierteljährig Z fl. Insertiontgebühr 6 kr. pr. Seile. Zum «irtjjschasttichen Arieden. (Schluß.) Die antideutsche Ligua, die sich in Frankreich bildet, und die zum Zweck hat. den Berkehr mit Deutschland womöglich ganz aufzuheben, wird ein jämmerliches Fiasko machen. Denn daS Benehmen dieser Ezaltirten streift zu sehr an» Ko-mische, um auf ernste Leute irgend einen Eindruck zu machen. So wollen die französischen Boursier» nicht mehr mit deutscheu Börsenagenten handeln. Wir haben schon dieser Angelegenheit lKrwähnung gethan und wollen hier wiederholt feststellen, daß die Franzosen in nächster Zukunft den Geldmarkt der ganzen Welt in Dienst nehmen werden, und es solchen Leuten schlecht steht, mit denen zu schmollen, die man braucht. Außerdem ist die Börse so kosmopolitisch, wie da» Völkchen, daS sich vorzugsweise auf il)rem Parket herumtreibt, und das bekanntlich seit der Zerstörung von Jerusalem einen Heimatjcheiu für die ganze Welt bksißt ; drittens ist Paris die Stadt der t»l»zuo, d. h. des Schwindels, de» äußeren Scheins, de» Laks. Der ächte Pariser Börsenmann schreit um so lauter 'gegen die Deutschen, je mehr Geschäfte er mit denselben macht. Jedermann weiß eS. und würde eS unerklärlich finden, »venn eS nicht so wäre. DaS ist der Geist der b!,zguo, der Lüge; dazu kommt der Mangel an Unterricht. Sonst ganz vernünftige Leute stellen ge^jen-wartig Betrachtungen über die Frage an. wie kann man den deutschen Markt am meisten schä-diaen. und haben denn unter anderem auch herausgebracht, daß Paris, die Metropole der Splel-waaren. diese letzteren vorzüglich auS Deutschland beziklit. und sich darauf hin sowohl insormirt, daß sie avlcn Leuten, die es wissen und nicht wissen wolle«, nachlvclsen : drei deutsche Provinzen gehen zu Grund, wenn Paris keine Spiellvüaren lnehr von ihnen bezieht. Hier komlnt wieder dle-selbe Frage, wie bei den Boursiers. Die sran-zösischtn Kolnmissionäre haben bei der Versorgung des Mrltmaltt'S die Nürnberger, die Sonneberger nöthi,^ — diese letzteren können aber gerade so gut direkt arbtiltt», und dann wird die Oede in sranzösischen Komptoirs. aber nicht in deutschen Spielwaarensabnken herrschen.— Die anliveuljche Ligua liat in ihrem Zornes- und Racherausch des Augenlillcks Alles auf Sie Berfolgungsliste gesetzt, wa» nur darauf zusetzen war. Die deutsche Kunst soll in Paris siir anrüchig erklärt lverden. die drutschen Touristen sollen mit Ohrfeigen statt mit ErzeUt^nissen der französlschenKüche regalirt werden, keine deutschen KommiS sollen mehr Beschäsligung i'l sranzöstijchen Handelshäusern finden, und waS die Auegeburteu der Kurzsichtigkelt uuv de» Unvermögen» mehr sind. Für die Bezeichnung dieses Benelitnens ljabeu die Weinhändler der Stavt VordcauL die schönste Illustration gegeben. ludem sie gelegentlich ihre» Beitritles zur antideutschen Ligua erklültcn. sie lvlirden niemals mehr einen deutschen KommiS anstellen, dagegen müßte ilznen jedoch erlaubt sein, ihren Bordeauxwein an die deutschen Biubaren zu verkaufen. Die Gegensei tigkei» ist das Grab alleS wttthschasllichen Hasse». Wir süliren diese Beispiele nur an, nm zu zeigen, wle ol)nmächtig alle gegenwärtigen Bestr'bungsn sind, da5 Hersiliei- u»d Hinübelflirsien deS dkut« schen und französischcn HtindelS in die Wüste leiltn zu lvollen. Wenn sich g^nze Völker gc^^tn- seitig ewigen Haß schwören, so ist gerade so viel darauf zu geben, wie wenn sie sich ewige Liebe schwören.. Dasjenige Mittel, welches schließlich den wirthschaftlichep. Frieden zwischen Deutschland und Frankreich yerbe^ühren muß, ist die Nothwendig. keit: beide Völker brauchen sich gegenseitig; und dieser Rothwendigkeil können sie auf die Dauer nicht widerstehen, ohne sich selbst auf das Empfindlichste zu schaden. Deutschland kann daher dem gegenwärtigen Gebahren des franzöfischen Voltes oder vielmehr derjenigen Leute, welche dasselbe zu repräseutiren glauben, mit jener Ruhe entgegensehen, die seinem Charakter der philoso« phlschen Objektivität so sehr entspricht. Der sicherste Fond für diese Ruhe des Urtheils und für das Selbstbewußtsein, daS für richtig Erkannte auch ausführen zu können, liegt darin, daß das deutsche Reich »v!k w»ä« ist, wie sich die Amerikaner ausdrücken, d. h. durch sich selbst gemacht. Wie der »olL waäo Mann. d. i. derjenige, der alle seine Erfolge sich selbst verdankt, mit Ruhe in die Zukunft sehen kann, so kann es eine 8sIL mTäv Nation, die ihre Stellung in der Gliederung der Völker sich selbst allein und mit eigener Kraft erobert hat. Das österreichische Reich ist zusammen „geheiratet(„Du glückliches Oesterreich heirate" j^und laß Andere Krieg führenl heißt ein altes taleinlscheS Sprichlvort) und es kann nicht fehlen, daß die Geschichte, welche auf die Dauer keine fremdartigen Elemente ln der Familie duldet, ihre letzten Konsequenzen zieht; und zwar um so rascher. al» das geistige Mündigwerden der Völker voranschreitet. Italien ist schon längst von der Völkermoral gezwungen, sein berühmtes ä» »s (durch sich selbst machen) ins Meer zu werfen, wo es am tiefsten ist, denn jeder Gchulknabe rechnet ihm bereits vor, daß es Toskana. Parma, Modkna. die Lombarde!:c. französischer Hilfe und Venetien sowie Rom uns verdankt, lvomit die Gegenrechnung von 1366 noch mit einem bedeutenden Ueberschuß zu unsern Gunsten saldirt sein dürfte. Wenn irgend ein Volk das L»»r» 6a »s ans sich anwenden kann. so ist eS daS deutsche, und das gibt uns die Rulie und die Sicheiheit, mit welcher wir unserer politischen wie wirthschafllichen Zukunft entgegensehen könl»en, und damit ..Glück at»f im neuen deutichen Reich." Im Geschichte des Tages. Das Abgeordnetenhaus ist jetzt nicht viel klügei thle Abtheilungen oder Rotten, sind bri Uebun- gkn und Bränden die unmitteloaren Befehlshaber— nach den Weisungen des Hauptmanns. Aus dem B»andzlatze ist drr Hauptmann betreffs taktischer Anordnungen ganz unalihängig, bezüglich des nothwendlgen Eingreifens in das vom Fcuer erfaßte ober bedrohte Privateigenthum ist er jedoch an die Zustimmung deS Bürger» meistcrs od-r drö FeuertommissärS gebunden.. Die Feuerwehr soll, insoferne eS sich als zweckmäßig herausstellt, eine gleichmäßige Ausrüstung erhalten. lieber die Befähigung zum Strigerdieust entscheidet ein Ausschuß, welcher aus drm Hauptmann. dem Leilm^um der Steiger und drer von dieser Rotte aus ihrer Mitte gewählten Mitgliedern besteht. Um die nöthi^e Ausbildung in den verschiedenen Verrichtungen zu erlangen, tverden regelmäßige Uebungen vorgenommen, an welchen die Mitglieder der Feuerwehr sich bethriligen müssen. Das ersolgreiche Wirken der Feuerwehr hängt besonders von b,m guten Einvernehmen zwischer» den Borgesetzten und den Mitgliedern ab uud es wild deshalb den Mannschaften zur Pflicht ge-machl: unbedingter Gehorsam ^jegen die Dienst beseljle — Achtung im Dienste gegen jeden Oberen — Verträglichkeit mit den Genossen. Pflicht der Borgesetzten ist: Achtung und Wohlwollen gegen die Mitglieder — das Verbleiben in der überlragenen Stelle bis zur .Remvahl. Die Mitglieder der Feuerivehr sind berechtigt, auch außer Dienst ein Abzeichm ihrer Eigenschaft zu tragen. Alljährlich findet einc H»iuptversammlung st Ut, ivetche über F.stjetzung und Abänderung des Grundgesetzes. Prüfung und Gtnehmigm'.g der Rechnung und sonstige WehrlMgelegenheiten ent-scheidet, die Wahlen vornimmt, über Fortbestand ooer Auslösung beschließt. Den Wehrausschuß bilden ncun Mitglieder und zwar: der Hauptmann, sein Stellvertreter, dr.i Leitmünucr, der Kassier, der Schriftführer und z vei Berath'ingSmänner. Hievon müffen drei Mitglieder dem Turnralhe ang.hören. Der Wehr-ausschuß entscheldlt: ii» allen Fragen, worüber nicht die Hauptversammlung beschließt — alle Streiligkeitcu unier den Mitgliedern, wenn dieselben aus Berhültnissen deS Vereins entspringen — bei Vergehen wioer die Dienstordnung, in welchen Füllen er Veriveise ertheilen kann. Besondere Widersetzlichkeit im Dienste oder unehrenhastes Benehmen soll Mit Ausschließung bestrast werden, gegen welche die Berufung an die Hauptversamm-lung grstatiet ist. Der Austritt ist dem Hauptmann schriftlich anzuzkigtn und an eine vierwöchige Kündigung gebunden — Krankheit und rascher Wechsel des Wohnortes ausgenommen. Da die Handhabung der Feuerpolizei zu den Rechten und Pflichte»» der Gemeinde gehört, so geschieht die Dienstleistung dcr freiwilligen Feuer, wehr in Ausübung einer ihr von der Gemeinde eingeräumten Bcsugniß; die Feuerivehr ist daher verpflichtet, dem Gemeindeamt über die Art ihrer Orgauisirung. über den Zustand der Löschgerüihe sowie über alle wichtigen Vorkommnisse zu berichten. )in Frille der Auflösung geht das Vermö-gen sammt den entsprechenden Verbindlichkeiten »I» die Verwaltung der Gemeinde Marburg über. Ivel ije dasselbe nur zu Zwecken der Feuerwehr und im Falle der Gründung einer neuen freiwilligen Feuerwehr als UnlerstützungSfond sür dieselbe verivendet. Die belresfende Abtheilung des WehrkomiteS hat in der letzten Sitzung beschlossen. einstweilen nur eine Spritze anzuschaffen und ist dieselbe hier bei der Gelbgießerei „Johann Denzel und Söhne" bestellt worden. Die Heiren !)cnzrl iverden die Spritze aus Piobe liefern und dürslc das Wert «n acht Wochen vollendet sein. Diese Spritze wird nach dem Mctz'schen Systeme gearbeitet — mit wenigstens gleicher Tragfahigteit — und kommt bcinohe um dir ätftc billiger, ivenn man die Kosten der rächt von Heidetberg bis Marburg, den hohen Zoll und das Agio zusammenrechnet, welches ge-genivärlig ziveiundzwanzig vom Hundert beträgt. Dem Sonderausschuß gebühlt das Lob. durch selne BtstktliiN^ drn heimischen Geivrrbefleiß an- erkannt und aufgemuntert zuhaben. Wie überall, so muß auch hier der Grundsatz zur Geltung kommen: NM jene Waaren aus der Fremde zu beziehen, die im Laude gar nicht, oder nicht in gleicher Güte, nicht um einen annehmbaren Preis zu haben find. — Die Errichtung der freiwilligen Feuerwehr in Marburg wird und muß zur Folge haben, daß auch in W. Feiftritz. St. Lorenzen, Mahrenberg, St. Leonhardt-Dreifaltig-keit . . . solche Wehren sich bilden. Um des guten und nothwendigen Zweckes willen muß die Marburger Feuerwehr die Gründung solcher Vereine nach Kräften anregen und wird dieselbe gelingen, wenn die Mitwirkung von hier aus zugesagt wird. Gibts einmal in jeder Stadt, in jedem Markt« flecken, in jedem Pfarrort freiwillige Feuerwehren, dtmn muß ein allgemeiner ftelermürkischer Feuer-wehrtag ausgeschrietien werden, um eine S^erbin-dung der einzelnen Vereine zu gemeinsamer Hilfe in Brandgesahr zu beschließen. Zur Gründung solcher Vereine wird aber die Möglichkeit, gute und wohlfeile Spritzen in der Nähe erwerben zu können, ^cht wenig beitragen: die geographische Lage Marburgs und die Verkehrstvege. die sich hier kreuze«, erleichtern die Möglichkeit der Bestellung lvie der Lieferung. (Siegesfeier.) Freitag Abends hatten flch Uder dreihundert Personen im Saale „zur Stadt Wien" eingefunden, um der Siegesfeier beizuwohnen — alle besonders eingeladen. Die Halle war reich und finnig geschmückt: in einem Blumenwalo prangte das Standbild der „Germania", vom österreichischen Adler, von den Wappen der Steierinark und der Stadt Marburg überrngt. Zu den vier Ecken des Saales ivaren große Fahnen angebracht: schwarz-rotb-gold. schwarz-weiß-roth, schwarz.gelb und weiß-grün. Vom Orchester hingen Fahnen mit der Farbe dtr Baiern. Würtemberger, Badeuer. Hessen und Sachsen. Die Wände waren mit Sinnsprüchen geziert. Herr von Sasteiger eröffnete die Bersamm-wng mit einer kurzen vearüßung und verlas ein Teiegrumm. welches W. Ae,str«tz gesandt. Herr Professor Reichel brachte einen Trinkspruch auf Deutschtand und die Einigkeit desselben aus uud wies au der Hand der Geschichte nach, wie viele Versuche schon gemacht worden, um diese Einigkeit zu erstrebeii, wie dies aber jedesmal entwe-der durch äußere Feinde oder durch die Fürsten selbst vereitelt worden. Die trlegraphischen Grüße des Vereins „Harmonie" uud des Festausschusses in Radkersburg. soivie des Abgeordneten Herrn Friedrich Brand-stetter ivurden mit Beifall aufgenommen. Der Männergesangverein und der Sängerchor der Tur-nerwaren gut vertreten und erregte das erste Lied, der Schmölzer',che Festchor: „Deutsche Völker" einen sörmlichtN Sturm des Zvbels. Anknüpfend an den Sihlußreim dieses Chores sprach Herr Projeffor Rieck: Das deutsche Volt habe die Einigkeit fich geschaffen, trotzdem in früheren Jahren Fürsten und Diplomaten so sehr widerstrebt. Dieses Volk habe mit den Waffen des Krieges und mit 0en Werken des Friedens sein Recht sich errungen und werde dasselbe auch behaupten. Unter B^leitung des Orchesters wurde hier« aus von den vängern und einem großen Theile der übrigen Festgenoffen „die Wacht am Rhein" angest'mmt und wiederholt Herr Rosen trug ei» Gedicht vor: „Wacht aus. Germanen!", tvelches Herr Baron Rast (Hi larius) eigens sür diesen Tag versaßt hatte. Herr Dr. Duchaisch pries in seinem Trink-spruche die Macht des deutschen Liedes, welches Begeisterung hervorgerufen und dadurch gicößten-theits zu dem gtorreichen Erfotg beigetragen. Der Redner gedachte auch des Trostes, den »vir in den Klänge» des dentschen Liedes finden nnd schloß mit dem Gelöbnisse, daß Marburg durch die Pflege desselben eln Grenzhort deutscher Kultur bleiben werde. Nachdem unter Orchester - Begleitung das deutsche Lied wiederholt gesungen worden, erinnerte Herr Professor Schaller an die Gefalleneu und trug Zoll. Gabr. Seidl'S Gedicht: „Der tobte Soldat" mit kräftigem Schwünge vor. Körners „Schwertlied" folgte. Herr Professor Neibenschuh ließ die deutschen grauen hoch leben und rilhmle die Opferwillig-keit und Vaterlandsliebe derselben. Die Herren Dr. Stöger, Dr. Stepischnegg, Kokoschinet^g und Wottowa sangen wiederholt das Licd..vom treuen deutschen Herzen". Nach einem Tri ntspruche auf Elsaß-Lothringen und einem Schlußworte des Herrn v. Gasteiger war die eigentliche Aeier zu Ende. Die Sauer-brunncr KaprUe spielte unter persönlicher Leitung des Herrn Albert Hohl patriotische Weisen und wurde schließlich die begeisterte Stimmung der Theilnehmer noch gehoben durch ein Telegramm der Klagensurttr, welche sich gleichfalls zu einem Siegesfepe versammelt. Auf den Höhen um Marburg waren greu-deufeuer zu sehen, die weithin durch das Land Kunde brachten von diesem Ereigniß. Setzt- V-st Der Minister des Innern hat die Be» fchwerden der »olitische« vereine in Hder-Oesterreich dahin erledigt, daß versammlnn ge» dieser vereine i« ganzen Reichslande, s»«it a«ch «»ßerhalb ihres Sitzes stattfinden Der VlevOlntivnsansschnß in Paris er» «Srt, g-g-n das denttcke Heer in keiner Weise vo^ehen jn wollen. Die Stegiernng in Versailles rnft alle Mobilgarden zu de« Waffen. In Lyon nnd Marse ille ist der Aufstand stegreich. Slieiotti «aribaldi hat in Lyon den Oberbefehl ilbernommen. Erste« Nerzeichuiß »er sttiwillige» iSnträgr M Feuerwehr. Herr D«. M. Reisrr Alois Edler von Kriehuber Brüder Staudinger K. F. HnlbSrth I. u. R. Pftimer . Th. VöK G. Ogriseg K. Kolletnig Dr. gr. Radey I. Lacher Dr. Kotzmuth Dr. Mutlv I. Kotoschineg Thomitsch E. Tappeiaer Kranz Rödling Mohor F. Menhofer 40 20 50 10 40 50 15 15 10 10 10 10 5 b 5 10 15 5 Herr M. Wohlschlager 10 fl. „ Jos. Wundsam Frau Anna vurghart s „ Herr 3. Silli 5 .. „ g. Oehm 10 .. „ Josef Gilg . 5 „ „ Nikol. Weiß . . l0 „ Franziskaner-Konvent s.. „ Josef Schrey Sohn ü .. Frau Helene Banealarl s.. Herr Joh. Wiesthaler 20 „ „ Fried. Gerecke 30 .. „ E. Dietrich 5 , Frau A. B. Tappeiner 10 „ „ Marie Rottmann 10 „ Herr Josef Wolf, Tischler 10 „ „ Karl Purkhart 10 , „ Wilhelm Kaufmann s. „ Ant. Verblatsch sea. 2 .. „ Lorenz Savernigg s.. „ Joh. Terftenjak s » „ Josef Jellet . . 1 .. „ Josef Ferlinz 2 „ „ Josef Blecha 2 .. Zusammen . S!7 fl. (Fortsetzung folgt ) (Fortsetzung folgt ) KW Waskenöall. Bon Z. Temme. (Fortseßung.) Er eilte zu der Thilr. die aus dem Komp« toir in den Hausflur führte. „Haaes!" riif der Kaufherr. „Setzt nichts mehr, Herr Weber. Ich muß früher da sein, als er die Klingel findet. Die Leute im Hause dilrfen ihn nicht !)ören." Er war tiereits an der Haustl)ür An dieser war draußen ein Geräusch, als wenn Jemand mit der Hand hin und herfahre. „Er sucht die Klingel." sagte Haase. „Es war gerade Zeit." Er öffnete die Thür. Er erschrack und wäre beinahe zurückgeftogen. Sin Invalide ftand vor ihm, mit Stelzfuß uud Leiertasten, aber das Geficht mit einer Maske bedeckt «nd den Stelzfuß über den Leierkasten geschnallt. „Was ist dat?" rief Haase. „Ah!" sagte der Invalide, wie sich besinnend, und nahm die MaSke ab. Haase erschrack noch Mihr. Er erkannte den Herrn Sitten; aber er sah in ein tlef blasse», fast zum Entsetzen entstelltes Gesicht. „Sind Sie es, Herr Tillen?" mußte er fragen „Ja. Führen Sie mich ins Komptoir." Der junge Engländer sprach es in seiner kurzen, befehlenden Weise; aber der Ton seiner Stimme klang doch so eigen, wie irgendlvo lm Innern gebrochen. Haase führte i!in in das Komptoir; Herr Weber erwartete ihn dort. Der Haudelsl»err stand ruhig, fest, vornehm, fast stolz da. Er hatte seine volle Besonnenheit wieder. Er gehörte m den Menschen, die, zwar fest i'i ihren Entschlüssen, hinterher mlt Bedenk-lichkeiten kämpfen müssen, dann aber wieder, lvenn t» zur That. zum Handel« kommt, kein Bedrn-ken, kctne Atückftcht, kein Zögern melir kennen, sondern nur klar und unverwandt das Zirl im Auge halten, d»,s sie erreichen woll,n. da« sie, wie nun einmal die Sachen liegen, erreichen müssen. „Guten Abend. Hrrr Sillen," empfing er den jungen Engländer. „Guten Abend, Sir." ..In Maske. Herr Sillen?" „Ja, Sir. Auch in Maskenlaune." „Um so besser werden wir fertig werden, Herr Sillen." Das zum Entsetzen entstellte Geficht des Engländers zog fich zu einem noch entsetzlicheren Hohne zusammen. Seine finsteren Augen blickten wild. „Erlauben Sie, Sir," sagte er kurz. Er nahm den Leierkasten mit dem darauf sestj^eschnallten Stelzfüße von der Schulter und stellte ihn auf einen Stuhl. Seine Maske legte er daneben. „Jktzt, Herr Weber." sagte er dann, „fahren wir fort, wo wir gestern abbrachen." „Sie finden Alles, wie Tie eS gestern verließen. Herr Sillen. Hier!" Weber führte ihn an den Tisch, an dem er gestern gearbeitet hatte. Bücher. Register. Kor-respondenzheste. Alles lag in dtr Lhat da, ganz wie gestern. Herr Sillen setzte stch wieder an den T'sch. Er schlug die Bücher, die Korrespondenjhefte wieder auf. verglich fie. zog Notizen, Briefe, andere Papiere aus seiner Tasche hervor, entfaltete, öffnete, verglich auch sie. Auf einmal sprang er auf. „Herr Weber!" Dieser war an seinen Arbeitstisch gegangen und arbeitete dort. Der Buchhalter Haase stand an seinem Pulte, erwartend, ob er von seinem Herrn oder von Herrn Sillen Befeljle erhalten »verde. „Was beliebt, Herr Sillen?" fragte der Herr Weber. „Kommen Sie einmal her l" Der Handelsherr trat zu dem jungen lünder. „Nun?" ..Herr Weber, ich wollte Ihnen zuerst sagen, daß Mich der Kopf brennt, daß die Buchstaben mir vor den Augen herumtanzen, wie die Mas ken auf dem Maskenballe; daß ich bald zu dem Balle zurück möchte — es gibt da noch allerlei Vergnügen — und daß ich daher keine Luft mehr habe, in den verdammten Büchern da weiter nach zusetien. Ich habe auch schon genug gesunden, und nus eln paar tausend Pfund mehr oder weniger kommt es am Ende meinem Bater nicht an. Und somit denn zur Sache. Herr Weber. Daß Sie ein Betrüger und Fälscher sind fahren Sie nicht auf. Herr, denn es Hilst Ihnen nichts, im Get^entheil. ich bin heule in einer vrr dämmten Stimmung?, oder lvenn Sie lieber wollen, in der Stimmung eineS Verdammten, und Sie kennen vielleicht das lateinische Sprichwort, das auf deutsch so Viel heißt: für einen Verdammten gibt es keinen größeren Trost, als recht viele Mitverdammte um fich zu sehen, und ich versichere Sie, Herr Weber, daß Sie von großem Glück sprechen können, wenn ich noch nicht in der heutigen Nacht zu dem Staatsanwalt gehe und ihm Ihre Betrügereien entdecke und Ihre Verhaftung beantrage. Die Beweise habe ich bei mir, meine Briefe, meine Notizen voi» ge« stern; ich wollte nur heute noch Einiges hinzu-sammeln und dann —. Aber zur Sache, und hören Sie mich ganz ruhig an. Also, daß Sie etn Betrüger und Fälscher find, sagte ich 3hnm schon gestern. Ich sprach dabei von sechs- bis btS siet»entausend Pfund, die ich bereits ermittelt hätte. Heute habe ich in der Eile noch ein paar tausend Pfund gefunden. Auf Mehre res kommt es mir. wie gesagt, nicht an; warum nicht, sollen Sie sogleich erfahren. Borab zu Ihren Betrügereien selbst. Diese zerfallen in zwei Alafs^e«; zuerst haben Sie in den Büchern falsch summirt. Von dl ei Seiten enthält mindestens jedesmal eine ein falsches Ezempel, bald zehn, bald zwa^ig, bald fünfzig, bald hundert Thaler in der Einnahme zu wenig, in der Ausgabe zu viel. Ueber-zeugen Sie sich selbst. Hier, rechneu Sie »ach. Er führte den Herrn Weber an die Bücher und schlug ihm eine Seite auf. „Es fehlen sünfzig Thaler. Rechnen Tie." Weber rechnete. „Habe ich Recht?" „Sle haben Recht." Er schlug eine andere Seite auf. „Hier sehten zehn Thaier." Weber rechnete wieder. Es fehlten zehn Thal er. Der Engländer schlug ein drittes Blatt ans. ^Hier fehlen hundert." „Es ist richtig," sagte Weber, nachdem er wieder gerechnet hatte. „Wollen Sie weiter vergleichen? Ich habe auf meinem Papier noch an hundert Seiten notirt." „Und was wollen Sie daraus herleiten?" fragte Weber. „Alle Wetter, Herr, nach den zusammengezogenen Summen haben Sie Ihre Abschlüffe ge-macht. Diese Abschlüffe haben Sie meinem Vater zugestellt; nach ihnen sind seine Autheile am Gewinne berechnet. Seite für Seite haben Sie ihn um fünsundachtzig Prozent des Fehlenden l^e-irogen." „Betrogen, Herr Sillen? Man kann auch durch Jrrthum Rechnungsfehler machen." „Durch Zrrthnm, wo die Fehler immer gerade in. runden Summen bestehen, immer nur zu Jlireu Gunsten gemacht sind?" Fortsetzung folgt. Marburg, 24. März. sWochenmarn «b- ricljt.) Weizen fl. 5.40, Korii st. 4.—, Gerste fl. 3.25, Hafer fl. 2 25, KukuruP fl. 3.8», Hirse fl.3.40, Heide» fl. 2.90, Erdtipfel fl. 1.90pr. Mep. Fisolen 5 kr. pr.Pf. Linsen 28, Erbsen 28, Hirsebrein 16 fr. pr. Mlifi. Rindschmalz '»6, Echweinschmiilz 44, Speck, sriscti 35, Speck geräuchert 33, Butter, frisch 53. Riiidflejscti 25, .^»all'sleisch 28, Schwelii-fleisch iung27 kr. vi. lif. Milch frische 12 kr. pr. Maß. Holz, linrt ^8" fl. dw. weich si. Z..'>0 pi'. Kl^^fter. Holzkolilttt l)ast sl. 0.45, weich sl. V.30 pr. Nte^^e». Heu fl. 1.1V, Slrol), LlZger fl. 1.70, Stren fl. 1.S0 pr. Cnt. Heute mangelte eS au Getreide, welches we^en der gegenwärtig schlechten Kommunikation nicht reichlich zuge-fiilirt werden konnte. Mit Heil und Strol), welches mehr von den der Stadt zunächst gelegenen Ortschaften zuge. fiilirt wird, war der Markt jedoch stark besetzt. Erdäpfel gal, es sehr viele am Plahei ebenso waren auch die ichri-s^en Äktualien. als: Rindschmalz, Eier uud Gemüse stark vertreten. Die Getreidepreise sind im Durchschuttte gellie-gen» die Heu- und Strohpreise gefallen, Viktaalien und Gemiise aber im Preise gleich geblieben. Sch. Prttau, 24. März. (WocheumarktSberichl.) Weizen fl. 5.—. Korn sl. 3.80, Gerste fl. 3.—, Hafer fl.2.—, Kukuruj» fl.3.30, Hirse fl. 0.—, Heiden sl. 2.50. Erdäpfel fl. 1.40. Kisoleu fl. 4.50 pr. Metz. Linsen 28. Erbsen 28, Hirskdrein 17 kr. pr. Vtap. Riudschmalz 50, Schwei »schmalz 44, Speck, frisch 34, gcräuchert 44, Butter frisch 40, Riudfleifch 26, Kalbfleisch L4, S.liweiuflcick 26 kr. pr. Pfd. Milch, frische 10 kr. pr. Map. Holz 30" liart fi. 12.—, weich fl.ö.— pr. Klafter. Holzk^lilen hart 00, weich 45 kr. pr. Me^,. Heu fl. 2.Z0, Strol», Lager sl. 1.90, Streu st. 1.20 pr. Ceutner. NarduiK. INenÄ'ix Z8. Hilr/: I'AmiliM.^dßiiä. Antwort a«f die Stachricht dks M. in Nr. 29 dieses Blattes. Mein Vertrag init diesem Herln ist nicht erloschen, sondern wurde vom Ol'gettcittutcn auf schändliche Weise xjebvochen; lvrlche )iiechte ich anzuspltchcu lial.>e, ivivd das t. k. Pizirksgericht in Trieft ciitscheik'ett. Die Gliinblger, lvclche vom Baue der Dompssäge noch Fordcrunsien hal>kn. bcnochrichtij^e ick, d^iß nur Ob^lel-anntel' die s>it L^anj^tm uusstkhkndrn Zahlungen zu leisten verpflichtet ist und lvarne Jedermann, niit diesein Herrn in GeschästSvertiilldunl^ zu trctn'. >74) Kaspar Schilssmaiin> Z. 4684. (l78 Vom k. k. Bezirksgerichte Maibnlg wird hirmit bekannt qemacht: Cs s