et/f/y/ '/■ /J 4/. Sexagmía annoK íveram lajunaívs et vjivjn Effigies similis c«m fv\( iffa mihi. S I E G M U N D FREIHERR y YON HERBERSTEIN. MIT BESONDERER RUECKSICHT auf SEINE REISEN IN RUSSLAND geschildert ' von Friedrich Adelung, Mt^..-----. .ii Staatsrath , Ritter des Ordens der n. Anna zweiter und dbs rothen adlers deitter klasse, Correspondent der kais. Akademie der Wissenschaften, Ehrenmitglied der kais. Universitaeten zu Moskau, Charkow, Wilna und Kasan u. s, w. mit hvey kupfern und einer karte. ST PETERSBURG. gedruckt bey N. Gretsch. i 8 I 8. • » » oder Gelehrter unsere Bewunderung erregt. Diese Theilnahme wächst, wenn die Materialien zu der Biographie eines solchen Mannes aus seinen eigenen Bekenntnissen gesammelt werden können, wenn er uns selbst Nachrichten von seinem öffentlichen und Privat-Leben hin-terliess, an deren Aechtheit und Aufrichtigkeit wir nicht zweifeln dürfen; sie erreicht den höchsten Grad von Interesse, wenn der Mann, dessen Leben uns dargeboten wird, nicht bloss allgemein merkwürdig, sondern besonders auch noch für unser Vaterland wichtig war, und seine Handlungen und Schriften vorzüglich in dieser Rücksicht unsere Aufmerksamkeit fesseln. Ein solcher Mann war Siegmund Freiherr von Herberstein. Wenn er als ausgezeichneter Sclirifsteller und Staatsmann, seines \ merkwürdigen Zeitalters und seiner seltenen persönlichen Verdienste wegen schon allgemeine Hochachtung verdient, wie viel wichtiger muss sein Andenken nicht für Russland seyn, das er zweimal in einem höchst interessanten Zeitpunkte durchreiste, und über welches er zuerst genaue Berichte gab; von welchem er Nachrichten bekannt machte, die zum Theil noch jetzt in Russland selbst als Quelle gelten, die bey ihrer Erscheinung Europa in Erstaunen setzten, und die jetzt, nach beinahe dreihundert Jahren, noch ein so lebendiges Bild von der Verfassung und derfSitten jener Zeit geben , so manche noch jetzt kenntliche Besonderheit mit solcher Treue schildern, dass selbst die seltene Fürstin, die zum Glänze Russlands so gross und reich beitrug, zum Zeichen ihrer Achtung und Vorliebe für Herberstein's Werk und ihrer gerechten Anerkennung seiner Vorzüge, einen neuen unveränderten Abdruck davon veranstalten liess. Ungern und Polen haben sich Herber- i. Von dem auf Catherinens II. Veranstaltung im Jahre 1795 in St. Petersburg gemachten Ab- steinen als Geschichtschreiber zugeeignet; mit viel grösserem Rechte mag Russland ihn untek* seinen Annalisten und Geographen nennen, ihn, der nicht nur selbst mit allen Vorkenntnissen gerüstet und von den günstigsten Umständen unterstützt so richtig in Russland sah und beobachtete, sondern auch alles zusammentrug und benutzte, was seine Verbindungen mit unterrichteten Männern ihm über dieses dem ganzen Europa damals fast noch völli« unbekannte Land O an schätzbaren Beiträgen lieferten. Noch hat Herberstein nirgend, selbst in seinem Yaterlande nicht, einen Biographen gefunden. a- Was wir von sci- drucke der deutschen Uebersetzung von.H's Werke über Russland wird weiter unten ausführlich gehandelt werden. 2. Vor kurzem erschien Geschichte der Burg und Familie Herberstein.• Von J. A. Kumar, W ien 1817. I)rey Bändchen, wo unser Siegmund auch seine Stelle erhält, B. III, S. 7 — 44-über ihn Gesagte schränkt sich aber fast bloss auf den wörtlichen Abdruck des weiter unten an- nein Leben -wissen, ist theils in seinem grössern Werke über Russland hie und da zerstreut enthalten, theils und vorzuglich aus einigen Aufsätzen zu schöpfen, in welchen er seihst die Hauptmomente seines merkwürdigen Lebens flüchtig und mit allgemeinen Zügen aufgezeichnet hat. Aber selbst diese letztern sind sehr selten zu finden und noch nicht zu einem Ganzen verschmolzen; noch fehlt es an einer allgemeinen Uebersicht seiner |ein-flussreiclien Handlungen, an einer ausfuhrlichen und vollständigen Nachx'icht von seinen für die Völker- und Länder-Kunde so Avie für die Menschenkennt-niss immer höchst wichtigen Schriften. Möge einstweilen das einfache Denkmal zuführenden kurzen Herbersteinschen Aufsatzes: „Mein Siegmunds Freyherrn zu Herberstain etc. „thuens vnud wesens" ein. Doch enthält das Werkc^en eine schätzbare Sammlung von Familien-Urkunden. Ein unsern H. betreffender Auszug aus der Kumarschen Schrift erschien in den Wiener Abendunterhaltungen für den Winter 1816 — 1817. Drittes Heft. S. 161 — 1G7. . j genügen, welches der Verfasser dieser Blätter dem Andenken dieses wahrhaft denkwürdigen Mannes zu errichten versucht! Ein erlauchter Beförderer alles Guten, der längst durch seltene Liberalität der Geschichte seines Vaterlandes und den Wissenschaften überhaupt die unvergesslichsten Dienste geleistet, Seine Erlaucht, der Herr Reichskanzler Graf von Romänzojfhat auch diese Schrift veranlasst, mit reichen Materialien aus seiner vortrefflichen Bibliothek unterstützt, und durch edlen Aufwand ihre Erscheinung in einem anständigen Gewände möglich gemacht. Möge sie mit Nachsicht und Theilnahme aufgenommen werden, und einst Besseres veranlassen! Die Quellen, aus welchen dieser Versuch einer Biographie Herberstein's geschöpft ist, müssen ihrer Reichhaltigkeit und Wichtigkeit nach, in zwey Klassen getheilt werden. Die erste begreift alle Aufsätze von H's eigener Hand, in welchen er Nachrichten von seinem Leben giebt; in die zweite setzen wir die Schriften seiner Zeitgenossen und spätere Werke, welche hieher gehöriges enthalten. Von Herberstein's eigenen Werken sind hier folgende benutzt: I. Mein Sigmunden Freiherrn zu Herberstain, Nejperg und Guttenhag, Rait-tung, und ¿äntzaigen meines Lebens und TVesens wie hernach volgt. 3- Dieser Aufsatz befindet sich in Mart. Georg Ko-vachich Sammlung kleiner noch ungedruckter Stücke, in welchen gleichzeitige Schriftsteller einzelne Abschnitte der ungarischen Geschichte aufgezeichnet haben. Erster Band. Ofen mit Universitäts-Schriften i8o5. in 8. S. in — 287. 4. 3. Diese und die folgenden Herbersteinschen Schriften werden hier nur als Quellen angeführt. Eine ausführlichere Anzeige derselben wird weiter unten erfolgen, wenn von H's schriftstellerischen Arbeiten überhaupt die Rede seyn wird. 4. Mehr als der erste Band ist von dieser verdienstlichen Sammlung leider bis jetzt nicht erschienen. II. Sigmund Freyherr zu Herberstain Nejperg, und Guttenhag, oberster Erb-camrervnd oberster Druchsass in Kärnttn. Den gegemvurtign vnd nachkomendn Freyherrn zu Herberstain. Seines thuns dienstn vnnd Raisens mit trewer verma-nung sich zu tilgenden vnd. gueten rveesn schicken. Gedruckt zu TVienn in Oesterreich durch Raphaeln Hoffhalter. Fünf Bogen in Folio, ohne Druckjahr und Seitenzahl. III. Gratae Posteritati Sigismundus Liber Baro in Herberstain Neyperg et Guettenhag , Primarius Ducatus Carin-thiae Haereditariusque et Camerarius et JDapifer etc. Immunitate meritorum ergo donatus, actiones suas a puero ad annum vsque aetatis suae septuagesimum quar-tum , breui commentariolo notatas reliquit. Viennae Austriae Excudebat Raphael Hofhalter. Anno M. D. Lx. Zehn Bogen in Folio, ohne Seitenzahl. I V. Sigmundt Freyherr zu Herberstain, Neyperg, vnd Guttenhag, Oberster Erb- camrer vnd Oberster Erbdruclcsas in Kärnthn, des Rom: Kayser Ferdinanden Halt, Camrer, vnd president der Nieder-Qsterreichischen Camer. Den viertn Khay-ser erlebt, den Dreyen In Kriegen, richte jn Ratn, Potschaftn hie vertzaicb.net, vnd vilen andern auch geferlichen Raysn, vier vnd viert zig Jar gedient. M.D.Lviij. in Maio. Anderthalb Bogen in Folio, ohne Druckort, wahrscheinlich zu Wien. Y. Sigismundus Liber Baro in Her-berstain Neyperg et Guetenhag, Ducatus Carinthiae Supremus Haereditarius et Camerarius et dapifer: Serenissimi D. Domini Ferdinandi Rom. Hungariae et Bohemiae Regis, ¿4rchiducis ylustriae: ylerarii Consilii praesidens. Excellentis-simo Domino Henrico Lorito Glareano Patricio Claronensi Poetae Laureato simi-co Suo S. D. Ein fünf Folioblätter starker Aufsatz zur Rechtfertigung des der Yerrätherey beschuldigten Generals, Freiherrn von Roggendorf, und zu seiner eigenen Verteidigung gegen den Vor- wurf Polens, als habe er dem Grossfür-sten von Russland clen Königstitel gegeben. So bestimmt indessen diese aus-schliessende Absicht des Werkchens angegeben zu seyn scheint, so enthält es doch noch manche andre Beiträge und Aufschlüsse über H's öffentliches Leben, die hier nicht unbenutzt geblieben sind. VI. Einen Hauptbeitrag zu seiner Biographie und Charakteristik liefert uns Herberstein endlich in seinem unsterblichen Werke: Rerum Moscoviticarum Commentarii, von welchem weiterhin ausführlich wird gehandelt werden. Diess sind die mir bis jetzt bekannt gewordenen und zugänglich gewesenen Schriften Herberstein's, aus denen sich Nachrichten von seinem Leben schöpfen lassen. Ein Schatz noch ungedruckter und unbenutzter Handschriften von ihm befindet sich in der Augustiner Klosterbibliothek zu Lockenhaus in Ungern, D 7 in der Eisenburger Gespanscbaft. 4- Ko-vachicli sagt davon: ,,ich hatte selbst j,hier zu Ofen in meiner Schreibstube ,,zwey starke Foliobände in Händen, ,,worin alle seine Gesandtschafts-Akten „in Original, und mit eigener Hand von „Herberstein geschrieben, enthalten „sind." Aus diesen würde sich natürlicherweise manches bedeutend ergänzen lassen. 5- S. die gegenwärtige Schrift S. 435. Es bleibt nun noch übrig, diejenigen Werke von Herberstein's Zeitgenossen und spätem Gelehrten anzuführen, wel- 4- S. Hrn. v. Kovachich's .oben angeführte Sammlung kleiner noch ungedruckler Stücke. B. I. Vorr. S. XLV. ' 5. In Kumar's 'Gesch. der Burg und Familie Ilerberstein , B. I. S. 58, wird eine alte noch unbenutzte auf Pergament geschriebene Chronik dieses Hauses aus dem i5. und 16. Jahrhunderte angeführt, welche den Titel hat: Nobilitas illustris-simae familiae Herbersleiniar.ae. Sie befindet sich in den Archiven der Familie,, und scheint, sonderbar genug, unserm Siegmund unbekannt geblieben zu seyn. che genauere Nachrichteil und Beiträge zu seinem Leben erhalten. VII. yJd magnificum Dominum, Sigis-mundum de Herberstain, Equitem aura-tum, Consiliarium et Orcitorem Invictis-simi Maximiliani Caesaris Semper ¿4u-gusti ad Serenissimum Sigismundum Po-loniae regem etc. et Magnum Moschorum Ducem. Joannis Dantisci Soteria. Cra-coviae III. Februarii ylnno M. D. xviii. Diess ist eine Sammlung von Gedichten und prosaischen Aufsätzen, die Johannes Dantiscus de Curiis, oder eigentlich Johann Flachsbinder aus Danzig gebürtig, Secretair Sigismund's von Polen, und als solcher H's Begleiter auf seiner ersten Reise nach Moskau, der als Bischof von Wärmeland starb, zur Feier der glücklichen Rückkehr Herberstein's 6-veranstaltete, und die der gefeierte Held 6. Der Dichter erklärt den Namen Soteria selbst, -wenn er singt: haec quae pro reditu Soteria Tibi Dono voui. mit spätem Lobgedichten anderer Verfasser bey seiner S. X. angeführten Schrift unter dem Titel: Gratae Posterität! etc. wieder abdrucken liess. Sie ist ein und zwanzig Blätter stark, und enthält ausser drey Gedichten von Joannes Dantiscus, mehrere von sJgricola, Bras-sicanus, dem Spanier Petrus Roisius Maureus, Caspar Brucius, Johannes Ro-sinus, Georg. Logus, Vernerus, V^al. Eckhius, Andreas Bonerus, Wolfg. Guglinger, Petrus Paganus u. a. Aus allen diesen Gedichten können einzelne Znge zur Charakteristik Herberstein's und genauem Xenntniss seiner Persönlichkeit entlehnt werden, die bey dieser Schrift benutzt worden sind. VIII. Vitae ac rerum gestarum gene-rosi ac vcre magnifici Domini Sigismundi Liberi Baronis in Herb erstain, Neyperg et Guttenhag etc. Brevis Enarratio Pe-tri Pagani Poetae Laureati. Sieben Blätter in Folio, durch H's Veranstaltung wieder mitabgedruckt in der eben er- wähnten Sammlung von Elogien, unter dem Titel Joannis Dantisci Soteria. Diess ist ein sehr kurzer Umriss des öffentlichen Lebens des damals schon 74 jährigen Staatsmannes, den Petrus Paganus (f 1576) dem Neffen desselben, Felicianus Freiherr von Herberstein, bey seiner Zurückkunft aus Italien mit einem fast mehr als schmeichelhaften Carmen Dicolon Distrophon zueignete. Yon un-serm H. heisst es in dieser Zuschrift unter andern : t Quem patrem patriae. Meeaenatemque salutans Praesens honorat saeculuin, Cuius facta sacri toties cecinere Poetae Testes perennis gloriae. IX. Trattamento di Pace trä il Sere-nissimo Sigismondo Re di Polonia , et Gran Basilio Prencipe di Moscouia, Jiauuto dalli Illustri Signori, Francesco da Collo, Cauallier, Gentil'huomo di Co-negliano, et Antonio de Conti, Cauallier , Gentil'huomo Padouano, Oratori della Maesta di Massirnilian primo , Im- peratore, l'anno i5i8. 7- Scritta per lo medesimo Sig. Cauallier Francesco. Con la relazione di quel viaggio, et di quei paesi Settentrionali, de'Monti Riphei, et Hiperborei , della vera origine del Fiume Tanai, et delle Palude Meotide. Tradot-ta di Lattino in Volgar, nouamente date in luce, ¿iIi' Illustrissiino et Reueren diss. Monsignor Leonardo Mocenigo Vescouo di Ceneda. Stampato in Padoa, per Lo* renzo Pasquati, iGo5. Con Licenza della S. Inquisitione. Sechzig Blätter in Quarto. Das lateinische Original scheint nie gedruckt worden zu seyn; der Ueber-setzer, Latino da Collo, ein Verwandter des Verfassers, sagt nehmlich in der Zuschrift: „non m'e paruto bene, che s,piii lungamente sepolte stiano queste ,,carte, per l'antichitä assai malamente ,,scritte." Dieses äusserst seltene Werkchen erwähnt des gleichzeitigen Herber* 7. Also nur ein Jahr nach H's erster Reise nach Russland. B stein's sehr oft, liefert zu seinen Reisen nach Russland manchen nicht unwichtigen Beitrag., und ist überhaupt zur Geschichte des Zar's Wassilij Iwanowitsch und zur Kenntniss des damaligen Russlands sehr brauchbar. X. In dem Werke: De admirandis Hun-gariae aquis Hypomnemation, Georgia Wernhero autore, angedruckt bey Martini Broniovii de Biezdzjedea, bis in Tar-tariam nomine Stephani primi Foloniae Regis Legati, Tartariae descriptio etc. Coloniae Agrip. i5g5. fol. p. 55 -— befindet sich ein hieher gehöriges Gedicht eines Zeitgenossen unter dem Ti« tel: Illustri virtute et sapientia viro, D. Sigismundo Libero Baroni i < Herberstain, Neiperg, et Guttenhag, Regio Consiliario , et summo in Austriae provinciis quaestori, Sigismundiis Torda Gelous Pannonius; in -welchem mehrere Stellen vorkommen, welche H's Beobachtungsgeist rühmen und sich auf seine Reisen in Russland beziehen. Folgende spätere Schriftsteller, die ausfuhrlicher von H. handeln, scheinen zwar nur aus gedruckten Quellen geschöpft zu haben, verdienen hier aber doch Erwähnung. XI. Sieg. Herberstains Leben etc. in Ziegler s histor. Labyrinth der Zeit, S. 5og. XII. Melch. Adami in vitis Erudito- rum Germanornm et externorum. Tom. II. ICtorum et Politicorum, p. 125 ff. enthält nur Nachrichten die aus Herber- stein's lateinisch geschriebenen biosra-o o pbischen Notizen geschöpft sind, zum Theil unrichtig. XIII. Menckenii Bibliotheca virorum militia t scriptis illustrium. Lipsiae 1754. p. 252 sqq. XIV. In der Hamburgischen Bibliotheca Histórica, Cent. IV. art. 87. S. 267; wo H's Leben auch nur aus den lateinischen Notizen zu seiner Biographie entlehnt, und durch manche Unrichtigkeiten verunstaltet ist. XY. Geo. Chr. Gebaueri Progr. de vita, fatis et scriptis Sigismundi L. B. ab Herberstein et de ejus Commentariis Kerum Moscouiticarum, variisque hujus operis editionibus. Gottingae 1738. 4 Seiten. Auch in Ejusd. Exercitatt. Acad. Yol. II. p. 76g. Ein Auszug daraus in dem Juristischen Büchersaal B. II. S. 078 — 377. XYI. Berum Russicarum Scriptores aliquot eosque nobiles atque illustres si-stit et recenset Joan. ALndr. Godofr. Sche-telig. Hamburgi 1768* 4- P« IX — XIY. Wenn diese Schriften in den nachfolgenden Blättern angeführt werden, so sind die verschiedenen Beiträge zur Selbstbiographie Herberstein's durch den Buchstaben H. mit Beifügung der Nummer von I. bis VI, die andern aber durch die Namen ihrer Verfasser bezeichnet worden. Vorzüglich aber muss ich hier noch dankbar die Benutzung der mir auf hö» here Erlaubniss aus dem Kaiserl. Reichs- Archive zu Moskau mitgetheilten handschriftlichen Akten über Herberstein's ersten Aufenthalt in Russland erwähnen, aus welchen ich eine Menge theils ganz unbekannter, theils weniger genau gekannter Umstände entlehnt habe. INHALT. Einleitung. HERBERSTEIN'S JUGEND UND BILDUNG. 14Ö6. — i5o6. S. 3. HERBFRSTEIN ALS KRIEGER. l5o6. — l5i4. S. 16. HERBERSTEIN ALS STAATSMANN. S. 27. [. Anfang der diplomatischen Laufbahn. i5i5. S. 27. ¡. Gesandtschaft nach Dänemark. i5l6. S. 28. 5. Reise nach Polen und Russland. i5i6. —• i5I8. S. 38. a. Reise nach Krakau S. 48. b. Reise nach Moskau. S. 56. c. Aufenthalt in Nowogrod. S. 69. d. Aufenthalt in Moskau. S. (18. e. Audienz. S. 71. f. Friedensverhandlungen. S. 82. g. Rückreise. S. 97. ¡.. Reise nach Ungern und Salzburg i5]8. S. 106. '). Gesandtschaft nach Spanien. i5tg— JÖ20. S. u5. a. Reise über Venedig und Rom nach Neapel. S. 118. h. Seereise nach Barcellona. S. 123. c. Rückreise durch Frankreich und Sa-voyen. S. i3i. 6. Sendungen nach Worms , Schwaben , den Niederlanden. Nürnberg, Wirlemberg, Böh_ men und Ungern. i52i.— i5a6. S. 186. 7. Zweite Reise nach Polen und Russland, i52Ö. — 1527. S. 147. a. Reise nach Krakau. S. i5o. b. Reise nach Moskau S. 167. c. Aufenthalt in Moskau. S. 167. d. Audienz. S. 168. e. Grossfürstliche Mahlzeit. S. 176. f. Gebräuche bey dem Friedensschlüsse S. 182. g. Jagden. S. 191. h. Rückreise. 208. 8. Reisen nach Ungern , Polen und Böhmen. 1527. — i54o. S. 2iö. 9. Gesandtschaft an den Türkischen Kaiser, Suleyman II i54i- S. aö^. a. Reise in das türkische Lager bey Ofen. S. 257. b. Vorstellung bey Suleyman. S. 262. c. Aufenthalt im türkischen Lager. S. 268. 10. Reisen nach Polen und Siebenbürgen. 1542. — i566. S.275. IV. HERBERSTEIN ALS MENSCH. S. 396. V. HERBERSTEIN ALS SCHRIFTSTELLER. S. 5og. Aufzählung und nähere Anzeige der Herberstein,sehen Schriften. S. 3io. 1. Mein Sigmunden Freyherrn zu Herberslein Raittung und Antzaigen meines Lebens. S. 3io. 2, Kerum Moseoviticarum Commentarii. S, 3i3. A. Ausgaben. S. 317. a. Wien, ii>4g. fol. S. 317. b. Basel, i55i. fol. S. 321. v. Basel , 1556. fol. S. 324. d. Antwerpen, 1557. S. 33l. e. Antwerpen , 1557. fol. S. 332. f. Frankfurt a. M. i56o. fol. S. 333. g. Basel, i567. fol. S. 333. h. Basel, 1571. fol. 333. i. Basel, i573, fol. S. 335. k. Basel, i574 fol. S. 336. 1. Frankfurt a. M. 1600. fol. S. 336. B. Uebersetzungen. S. 338. a. Ins Italiänische. S. 338. Yenezia. i55o. 4. S. 339. b. Ins Deutsche. S. 34i. Wien, 1557. fol. S. ?4i. ß. Basel , i5G3. fol. S. 353. 7. Basel, i567. fol. S. 36i. i. Prag, i567. fol. S. 362. s. Frankfurt a. M., i576. fol. S. 363. £ Frankfurt a. M., 1579. fol. S. 363. Frankfurt a. M., i589. fol. S. 363. •9-. St. Petersburg, 1795. fol. S. 364-e. Ins Böhmische. S. 367. Ein Auszug. Prag, 1786. S. 367. C. Ilerberstein's Quellen. S. 371. D. Auseinandersetzung der Ansichten Ilerberstein's, in Rücksicht auf Russlands a. Geschichte. S. 373. b. Alterlhümer. S. 375. c. Die Kenntniss des Landes und seiner Erzeugnisse. S. 376. d. die Religion. S. 387. e. die Verfassung und Regierungsforin. S. 389. f. das Kriegswesen. S. 3g2. g. den Handel. S 3g5 h. das häusliche Leben. S. 4oo. i. Vergnügungen. S. 4.01. 3. Acta publica von Kaysers Maximilian I. Gesandtschaft nach Moskau. S. 4°5. 4. Relation von Maximilian I. Hojrath, Tod und Leichdisputen. S. ^06. XXV II 6. Mein Sigismunds, Freyherrns zu Herberstein etc. Dienst vnd Reysen mit dem kiir-tzesten vergriffen. S. 4°7- 6. Siegmunds von Herberstein Relation von dem Churßirstentag i5"4- un also gerade erst dreizehn Jahr alt, als er eben seine Mutter verloren hatte, bezog H. schon die hohe Schule zu Wien, und wurde von dem Rector Oswald Ludwig von JVeickerstorff unter die Zahl der Studierenden aufgenommen, Dass er hier unter Christoph Kalber, Paul Rockner, und besonders seinem väterlichen Freunde, Georg Ratzenpei ger, seine Zeit gut angewendet habe, davon zeugen die Ur- 1499 theile seiner Zeitgenossen, seine fortwährende Liebe für seine Lehrer, und mehr als alles diess die schönen Beweise der wohlbenutzten Lehrjahre in seinem nachherigen glänzenden Geschäftsleben. Im Jahre i5o2 wurde er, sechzehn Jahr alt, ,5o2 nach rühmlich überstandener Prüfung von dem Rector Kaltenmarkter zum Bac-calaureus artium, oder, wie er es selbst nennt, zum halb Maister creirt, eine Würde, die ihm viel Sticheleien und die Spottnamen Doctor, Student, Schreiber u. s. w. von seinen leichtsinnigen Jugendfreunden zuzog. "Hab mich, sagt ,,der treffliche Herberstein, der latein ,,vnd kunst deshalben nit entslagen, son-,,der die geliebt, der angehangen, ist ,,mir zu gueten kumen, der ewig Got ,,belon meinen Vater vnd meine Maister ,,die mich dazu gefudert, vnd mir das „treulichen gemaint vnd mitgetailt halben, da in der Schuel bliben." Und an einem andern Orte: "Im i5o2 Jar j)Baccalaureus artium worden, des sich jjviel schämen, Ich mich aber erfreytt, »O wie getrewe Maister vnnd vnterwei-»ser ich da gehabt, Gott geb denen al- iö02 »Ich die ewi»e freiid zu Ion, Amen.» Diesen ersten, für sein ganzes Leben un-vergesslichen, feierlichen Akt hat er auch in einer kleinen, dem Werke H. 1Y. beigefugten Sammlung von Holzschnitten, von welchen noch weiter unten die Rede seyn wird, auf der ersten Tafel mit folgender Ueberschrift abbilden lassen: »Die «Erste wierde von lernung wegen em-»phangen, die durch vnuerstendige mir «zu spot mit dem namen Doctor fürge-«worffen, des Namen ich nit wierdig «aber wol begierig zu haben gewest.« Bald darauf scheint Herberstein Wien verlassen zu haben und in das elterliche Haus zurückgekehrt zu seyn. Hier zeigte sich zeitig die Gelegenheit, die gesammelten Kenntnisse geltend zu ¡machen, und durch Führung gerichtlicher Geschäfte neue einzusammeln. Sein Vater schickte ihn nehmlich an Kaiser Maximilians Hof, um dort gewisse Familien-Angelegenheiten zu betreiben; mit ähnlichen Aufträgen musste er nach Neustadt und Gratz gehen, »wie das, sagt »er, nach meines Alters und Wesens »die gelegenheit gab.« So vergehen vier Jahre, ehe wir H'n öffentlich auftreten i5oa sehen; diese Zeit war zwischen Reisen, dem Geschäfts-Aufenthaltein der Hauptstadt, eigenen Arbeiten und dem Lesen der Alten und einiger neuern Geschichtschreiber getlieilt. Die Fortsetzung dieser letztern Beschäftigung halte er seinem redlichen Ratzenperger bey der Tren ■ nung versprechen müssen. und er blieb seiner Zusage treu. ,,Fidelissimus prae-,,ceptor," sagt er H, VI., Magister Geor-^,gius Razenperger me hortatus est, ne ,,literas omnino postponerem, et vt sal-,,tem vnicam horam in die lectioni de-„putarem, id mihi profuturum polliceba-,,tur, feci, aliquando legi Historias, prae-,,sertim, quas cum modernorum scripto-,,rum percurrerem, reperio in certis mul-,,tum a veritate aberrasse, forte ex ni-,,mio allectu, aut adulando, aut etiam j,vana relatione bonis viris detraxisse, ,,aliis plus justo tribuisse." \ »ö H. HERBERSTEIN ALS KRIEGER. i 5 o 6. — i 5 i 4- i5o6 So erreichte Herberstein sein zwanzigstes Jahr, und mit ihm die Gelegenheit, den kriegerischen Ruhm seines Geschlechtes zu erhallen, und sich eigenen zu bereiten. Ungern, das sich unter dem grossen Mathias Corvinus zum höchsten Gipfel seines Ruhmes emporgeschwungen, und sich selbst seinen frühem Schirmherren, den Türken und dem Hause Oesterreich furchtbar gemacht hatte, sank unter dessen schwachem Nachfolger bald wieder von dieser Höhe herab. Wladislaus hatte die Hand seiner Tochter an Johann von Zapolya, Grafen von Zips, gegeben und dadurch bey dem Kaiser Maximilian gegründete 9. pem fjansen gräffen in Zipps, sagt H. (H.Ii.) Besorgniss wegen der Rechte erregt, i5og welche das Erzhaus an den ungrischen Thron hatte. Um diese zu sichern, fiel letzterer in Ungern ein. Der älteste Bruder unsers Herberstein's, Georg, forderte ihn auf, diesen Krieg mitzumachen, und rüstete ihn im Marz i5o6 mit fünf Pferden dazu aus. Allein in dem nehml lohen Jahre wurde schon Friede gemacht, und der kurze Feldzug konnte unserm jungen Krieger nur wenige Veranlassung geben, sich auszuzeichnen» Glucklicher für seinen kriegerischen Ruhm waren die folgenden Jahre. i5o8 entrissen die Yenetianer dem Römischen K aiser alle seine Besitzungen in Friaul, Krain und Istrien, in welchem letztem Herberstein's Vater die im Jahre i4°9 an seine Familie gekommene Herrschaft Mahrenfels besass. Um über die Rückgabe derselben zu unterhandeln, wurde er während eines kurzen Waffenstillstandes i5c>9 nach Venedig geschickt, ohne 1609 jedoch in seinen Bemühungen glücklich zu seyn. ,,Ich khunt nichs geschaffen, sagte er über diese misslixngenen Unterhandlungen, ,,mir wart der beschaid die „Herrschafft hette so viel als vor je zu 2 i5o9 ,,thun, ich mocht auff ein ander mal khu-, ,men." Während seines Aufenthaltes in Venedig hatte H. das merkwürdige Schauspiel des grossen Brandes, welcher das weltberühmte Arsenal einäscherte, i Die Französischen mit Oesterreich verbundenen Truppen schlugen die Ve-netianer am 18 Mai dieses Jahres so entscheidend , dass diese nicht allein alle im vorjährigen Feldzuge gemachten Eroberungen wieder herausgeben mussten, sondern auch noch hie und da etwas von ihrem eigenen Gebiete an Maximilianen abzutreten genöthiget wurden. In diesem Jahre schickten die JNiederöster-reichischen Stände dem Kaiser eine ansehnliche Rüstung nach Friaul zu Hülfe, unter der Anführung des Herzogs' Erich von Braunschweig. Bei diesem Corps befand sich auch unser Herberstein, und wohnte verschiedenen Unternehmungen, sowohl glücklichen, wie die gegen Weiden, Rosacis und Tulmein, als auch fruchtlosen, wie z. B. dem abgeschlage- i «Der Zeit am 14 Marti ist der Arsenal dasell»-sten verprunnen.« H. I. neti Stürme von Cividäd , bey. Yor Tül- 1 min ward er unnützerweise einer grossen G<3fahr ausgesetzt; ,,ich bin, erzählt ,,er selbst, auff den hohen Perg, so ent-,,gegen liegt auf die Scart verordent, wie ,,oift geschieht als vnkhundiger, wan ain „Paur vber mich khomen wäre, hette . «mich reittenden mit steinen zu seinem „willen der höhe halben bringen rnugen, ,,ist der vnachtbaren Hauptleut schult, ,,Gott hat mich behuet." Bald nachher schickte Herberstein's ältester Bruder ihn nach Mitterburg, um diesen Ort wieder zu besetzen, ,,dan der andern wolt kai-),net daselbsthül," und gab ihm! 12 Reiter und 32 Soldaten zu dieser Unternehmung. Auf diesem Zuge kam er vor Alben , aus welcher Stadt die Feinde mit den treulosen Einwohnern bey seiner Annäherung flohen. ,,Sie entron-,,nen, erzählt der menschlichfühlende uKrieger, in ain Kirchen bey ainem par-,,fuesser Closter , die Grabaten fragten ,,mich , ob Sie die Kirchen offnen sollten, weil vil gefangen mechten gehaben, ,,das wiederriete ich, dan man soll Gott „sein Haus nit antasten , got hat mirs J lßog ,,hernach widergolten, dem sei lob Eer ,,vnd dankh." In dem nehmlichen Jahre wohnte H. der Belagerung und Einnahme von Ras-purg bey, und zeichnete sich hier so aus, dass er am 4 Oktober in den Dienstxles Kaisers (in coliortem praetor anam) genommen wurde. Er warf sich nun wieder in Mährenfels, von wo er bald darauf einen glänzenden Ausfall that, Und den venetianischenMarchese de' Gra-> visis, der einen Transport von sieben tausend Ochsen deckte, tödtete^ viele von reinen Leuten gefangen nahm, und das erbeutete Vieh ins kaiserliche Lager schickte. Einige Wochen nachher, als ein grosser Theil seiner Besatzving, wegen der Begleitung der Gefangenen noch abwesend war, und die übrigen fast alle krank lagen, wurde Herberstein von den Venetianern in seiner Feste Mähren-fels belagert, hielt sich aber mit den Bürgern des Städtchens so brav, dass der Feind unverrichteter Sache wieder abziehen musste. Er sagt selbst bey der Erzählung dieser Begebenheit: ,,Bald kam „eine Zeitung in Rrain, die Venediger „hätten mich belagert, und ich hätt die „geschlagen. Waren Baide war, aber jSoq „schlagen gieng vor.. Also lompt oft „ainem ein unverdiente Ehr, auch „Schmach." Im Marz des folgenden Jahres bela- >5io gerten die Venezianer wieder Mitter» bürg, das ohne alle Mittel zur Verteidigung war und selbst mit einem Auf-* stände seiner eignen Bürger bedrohet wurde. Der Commendant liess unsern H'n, der sich in Mährenfels befand, dringend auffordern, ihm von dem Heiv zöge von Braunschweig Hülfe zu schaffen; da aber H, nicht mehr bis zu diesem durchkommen konnte, eilte er selbst nach Mitterburg, wo er die Lage der Sachen äusserst misslich fand. Die Mauern waren durch die Anstrengung des Feindes schon sehr beschädigt, die Einwohner und die Besatzung, besonders die Croaten, ,,die sich sonst nit belegern i3lassen,'e wollten dem Befehlshaber nicht mehr gehorchen und zogen davon; in dieser Noth bat der Commendant Herbersteinen, den Oberbefehl zu übernehmen, ,,wollt mir allen Bevelh übergeben, sagt er , des ich aber nit anneh-^men, sondern neben Ime gehandelt,ee 1510 Es gelang Herbersteinen wirklich, die Ordnung wieder herzustellen und den Feind zum Abzüge zu nöthigen. Diese tapfere Yertheidigung bey so wenigen Mitteln erwarb ihm grossen Ruhm , und viele Auszeichnung von dem Herzoge, der noch eben der Festung zu Hülfe kommen wollte, und unterwegs |die Nachricht von ihrer Befreiung erhielt. ,,Zu ,}dem kam ich , erzählt H., nach der Be-,,legerung, Ehrte und setzte mich zum ,,abentmal an sein seitten, legt mir für, ,,und spricht du hast das wol verdient, ,,gab mir dazumal vrkhundt meiner tre-,,iven dienst'" Aber nicht bloss durch persönlichen Muth, auch durch Ordnung und Klugheit zeichnete sich H. schon in diesem Feldzuge aus; daher wurde ihm von den Steiermärkischen Ständen das Kriegs-Zahlmeister-Amt übertragen. 1511 Im Jahre i5ii wurde der Krieg mit abwechselndem Glücke fortgesetzt; wir sehen indessen H'n. nur bey der Eroberung von Tulmein als Theilnehmer erscheinen, und sich dann wieder in Mährenfels, sein Familienschloss, wer- fcn, das aufs neue vom Feinde bedroht i5n wurde. In diesem Jahre verlor H. seinen Vater, zu dessen Beerdigung er nach Wippach eilte, von wo er den Leichnam in der Folge nach Grätz brachte. H. sagt uns in seinen Schriften überhaupt wenig von seinen Eltern, aber überall findet man Beweise der grössten Liebe und Dankbarkeit gegen seinen Vater. Die zwey folgenden Jahre scheint Herberstein mit Wahrnehmung seiner Familien - Angelegenheiten verlebt zu haben, wenigstens findet sich aus denselben nichts Merkwürdiges von ihm verzeichnet. Desto ausgezeichneter wurde für ihn das Jahr i5i4; wir sehen ihn hier i5i/t zum erstenmale mit äussern Ehrenbezeigungen bekleidet und zu einer Stelle erhoben, die das Vertrauen beweiset, das seine Thaten und sein ganzes öffentliches Leben ihm schon in einem Alter von acht und zwanzig Jahren erworben hatten , und das er hier wie in spätem wichtigen Geschäften so vollkommen zu rechtfertigen wusste. Er erhielt nelimlich die merkwürdige Auszeichnung, die Streitfahne zu führen, die er auch zum ehren- i5i4 vollen Andenken'bis zu seinem Tode behielt und seinen Nachkommen mit andern glorreichen Erinnerungen hinterliess. Die Festung Maran in Frianl wurde von den Venezianern hart bedrängt, und die Einwohner litten den schrecklichsten Mangel. Maximilian, ,,der sie nit verlassen ,,wolt ynnd ob ain Land darumb zu ver-,,setzen warbefahl H'n, mit seinem Bruder Georg in Steiermark Truppen zusammenzubringen, die Stadt um jeden Preis zu entsetzen und ihr Lebensmittel zuzuführen. H. schlug den Feind am 12 Juli, nahm den Anführer Giovanni V^it-torio gefangen und brachte der geretteten Stadt Trost und Nahrung. Diese Unternehmung muss H. noch/in seinem Alter für sehr wichtig gehalten haben, da er sie selbst durch zwey Holzschnitte hat verewigen lassen, Auf dem einen Blatte siehet man den jungen Krieger an der Spitze des Bedecküngscorps, ganz geharnischt zu Pferde, die grosse St. Georgenfahne haltend. Die Ueberschrift sagt: Kajser Maximilian beualh mir Herrn Georgen meinen eltisten Brueder aujfzu-legen, etliche geriiste Steyerische Pherdt auch Fuesskhnecht zu bestellen, Maran so von Venedigern belegert zu speisn, vnd i das ich auch mit ziehe, Ich fiiert zu solcher Spejsung den Streytjan. Das zweite Blatt, welches H'n mit dem siegenden Heere auf dem Schlachtfelde vorstellt, führt die Aufschrift: Nach der Spejsung waren die Steyrerischen Ritter mir vnder-geben, mit denen vnder Graf Niclas von Salm, Oberstem Ve/dhaublman die Venediger geschlagen, jr Oberster Zuan P~ic-turio gefangen. Der Kaiser liess H'n unmittelbar nach Beendigung des Feldzuges an sein Hoflager nach lnspruck rufen, schlug ihn am 26 Oktober bcy einem grossen Siegesfeste zur Belohnung seiner ausgezeichneten Dienste zum Ritter, 34 nahm ihn mit einer jährlichen Besoldung voii 5oo fl. unter seine Diener auf, und setzte ihn bald darauf in den Reichshofrath. Auch diese merkwürdigen Begebenheiten seines Lebens hat H. in einem Holzschnitte darstellen lassen, auf Avel-chem man ihn von sieben Hofleuten umgeben vor dem Kaiser knieen sieht, der 2. In H. III. sagt er : er sey donis militaribus tt aurea lorque cohonestatns. *5!4 ihm in einem offenen Bogengänge unter einem Thronhimmel stehend mit einem sehr grossen Schwerte den Ritterschlag ertheilt. Die Ueberschrift sagt: Pald eruordert mich der Khayser begabt mich neben andern Mithaubtleuten mit Ritterlicher wierde, begert mein zu Diener an Hoff, setzt mich in Rat. Und so verliess Herberstein das K.ricgsiheater, auf dem er zwar nur eine kurze aber nicht unrühmliche Rolle gespielt hat. Desto glänzender sollte die Laufbahn seyn, die er nun als Staatsinann und politischer Unterhändler zu durchlaufen anfing. HI. HERBER STEIN ALS STAATSMANN. « I. ANFANG DER DIPLOMATISCHEN LAUFBAHN. i 5 i 5, Schon das ganze Jahr i5i5 giengmiti5i5 wichtigen Sendungen hin , eine kurze Zeit abgerechnet, die H. als Hofcavalier bey dem Herzoge Christoph von Braunschweig, Erzbiscliofe von Bremen, in Wien zubrachte. Er wurde in diesem Jahre an den Erzbischof von Salzburg, ferner nach Ulm, Eichstädt und Baiern geschickt, wo er die Streitigkeiten der feindlichen Brüder, Wilhelm und Ludwig, schlichten musste. Am Ende des Jahres begab er sich nach Inspruck, wo sich der Kaiser damals aufhielt, der ihm seine Zufriedenheit bezeigte, und ihn, bey der Aussicht seiner Dienste bald wieder bedürfen zu können, gleich bey sich be- hielt. Die Gelegenheit zu einer neuen und wichtigen Reise zeigte sich auch schon im Anfange des folgenden Jahres. 2. GESANDTSCHAFT NACH DAENEMAM z 5 16, i Mit dem Jahre i5i6 beginnt eigentlich die grosse diplomatische und geschäftsreiche Laufbahn Herberstein's, In diesem unternahm er nehmlich die erste Reise nach Russland; vorher aber wurde er noch zu einer Sendung gebraucht, deren Gegenstand ebenfalls äusserst schwierig war, und dessen Behandlung nicht gewöhnliche Klugheit und Festigkeit erforderte. Christian II., König von Dänemark, dieser schreckliche Fürst, dem die Geschichte den Beinamen des Grausamen gegeben hat, der wahrend einer kurzen Regierung viel Geistesstärke in den kühnsten Unternehmungen zeigte, der, bey wirklich grossen Eigenschaften, vielleicht sich und seinem Reiche eine glänzende Stelle in der Ge- schichte erworben hätte, wenn er we- i5i6 niger Schwäche für Weiber und unwürdige Günstlinge gehabt hätte, und der seine wütliende, in der Geschichte der europäischen Staaten fast beispiellose Grausamkeit durch ein langes * schreckliches Gefängniss abbiissen muss-te, Christian II. hatte seit zwey Jahren Isabellen, Philipp's und Johannens von Spanien zweite Tochter, eine mit allen Vorzügen ihres Geschlechts geschmückte Prinzessin, zur Gemahlin. 3. Dass das Loos dieser kaum fünfzehnjährigen Fürstin nicht das glücklichste seyn konnte, wird man schon aus dem Charakter und den öffentlichen Handlungen des wollüstigen TVütberichs haben schliessen dürfen. Sie schüttete ihre Klagen über die erniedrigendste Zurücksetzung gegen die berüchtigte Djvcke 4 und deren Mut- 3. S. Urkunden von der Vermählung Christian II. mit Elisabeth von Oesterreich und Burgund im Jahre i51/(. in Joh. Heinr. Schlegel's Sammlung zur dänischen Geschichte u. s. w. B. II. St. IV. S. ^3 — i3i. Auch Ebendess. Geschichte des Oldenburgischen Stammes, S. 90. 4- Dyveke , auch Columbula genannt, ein armes Mädchen aus Holland , war Christianen schon 1507 i5i6ter Siegbrlt) die den König auf eine ganz unbegreifliche Weise umstrickt hielten, so wie über persönliche Misshancl-lungen aller Art, in den Schooss des Bruders , Karl von Burgund, und des mächtigen Grossvaters, Kaisers Maximilians, aus. Diese beschlossen daher, Gesandte an Christian zu schicken, um ihm sein ungebührliches Benehmen vorzurücken, und ihn zu einer besseren Behandlung seiner Gemahlin aufzufordern; und dieses höchst missliche und auf jeden Fall undankbare Geschäft wurde von dem Kaiser unserm Herberstein aufgetragen. Er wurde zu diesem Zwecke im Januar i5i6 aus dem damaligen kaiserlichen Hoflager zu Kaufbeuern ab gefertiget, 5 von dem ränkevollen Kanzler TVaikendorp zugfe-fiihret worden, und wusste sich mit ihrer Mutter in der Gunst des Königs so festzusetzen, dass sie, besonders aber die schlaue Siegbrit, ihn unumschränkt beherrschten; so dass sogar eine Zeitlang der Reichsrath seine Sitzungen in dem der letztem vom Könige geschenkten Hause halten muss-te. DjVeke starb iöi7 j wahrscheinlich vergiftet. 5. Am 21 Januar d. J. schenkte Maximilian unserm Herberstein das grosse Freihaus zu Triest, das sein Väter nur auf Lebenslang besessen hatte. und erhielt ausser dem erwähnten i5i6 Hauptgeschäfte noch verschiedene andere wichtige Aufträge. Sein Weg führte ihn nach Hochstädt, zu dem Grafen Haug von Montfort, über Nürnberg, Leipzig, Halle, wo er sich seiner Aufträge an den Churfursten von Mainz, der hier als Erzbiscliof von Magdeburg seinen Hof hielt, entledigte, nach Torgau zu dem Churfürsten von Sachsen, Friedrich, dessen Schwester Christier-nens Mutter war, nach Wittenberg, wo gerade die Reformationsunruhen schon sehr lebhaft waren, Brandenburg, Tangermünde, wo er den Markgrafen Joachim, Churfürsten von Brandenburg, 6 traf; nach Mecklenburg, wohin er ebenfalls Aufträge an die Herzöge Heinrich und Albrecht hatte, und über Lübeck und Heiligenhafen nach Njköping, wo Der Markgraf sprach gegen H'n viel zum Lobe des Hauses Oesterreich, und sagte unter andern mit dem Kennerenthusiasmus eines leidenschaftlichen Jägers: ,,Es ist khainer im Reich, „der dielPosst vnd Falkhnarey vndterhalten mochete wie der Khaiser thuet, ausserhalb deren von „Oesterreich." Moscovia, Wien. Ausg. S. Qiv¿ i5iG sich die unglückliche Königin .Isabelle damals aufhielt. Hier fand H. auch zwey Abgeordnete Carl's von| Spanien, Herrn von Bulon und Johann Pening aus Am. sterdam, die ihn erwarteten^ Bald darauf kam der König auch dahin, und liess gleich nach seiner Ankunft H'n. eine Audienz ansagen, und zwar nicht, wie man wohl erwarten sollte, im königlichen Schlosse, sondern vermuthlich, weil dem Könige der Gegenstand seiner Sendung nicht unbekannt seyn konnte, um alle Zeugen einer unangenehmen Unterredung zu entfernen, in einem Barfüsser-Kloster, nahe an Herberstein's Herberge. Der König bekam hier auch wirklich Dinge zu hören, die ihm wahrscheinlich noch niemand gesagt hatte. ,,Ich habe ,,dem Khünig gesagt, erzählt H., (H. I. ,,S. 123.) das er vngeschickt, vnredlich ,,vnd vnerlich handelte, dem Khayser ,,vnnd seiner freiindtschafft unleidlich." Christian hörte ihn ruhig an, und liess ihn völlig ausreden ohne ihn zu unterbrechen. ,,Der Khunig , sagt H., hört mich ,,steender, als Ich die scharfen wort muest „aussprechen las Ich ab einer Zettl, da-,,mit Ich nit zu viel noch zu. wenig redte. „Dazumal und als der Credentzbrief ge- r5t6 „lesen ward seliloss der Khunig die ,,Hendt, sah oft über sich, des Prinzen „in Hispanien und Herzogen zu Burgun-„di Podtschaflten stunden mir an der „Seiten, und sprachen was ich geworden, das wäre Ires Herrn Begern auch „gleichermassen." Der König muss durch die edle Dreistigkeit und die kühne Rede H's erschüttert, wenigstens in Verlegenheit gesetzt worden seyn; denn er gab seine Antwort nicht gleich, sondern sagte, er würde sie zu einer andern Zeit ertheilen. Bald darauf hatte H. mit den spanischen und niederländischen Gesandten eine Audienz bey der Königin, wobey diese ihn auf eine ungewöhnliche Art auszeichnete, denn während jene ihre Anrede knieend hielten , so musste H. die seinige nach dem Verlangen der Königin sitzend vortragen. Endlich liess der König H'n wieder zu sich rufen und ertheilte ihm eine mündliche Antwort auf den Antrag des Kaisers, die aber zu ausweichend und unbestimmt (.zweifflich) war, als dass er sich damit hätte begnügen können. Er hatte daher den Muth, .glcichi-vol mit i5iG ,,sorgen, als zu bedenken ist1') dem Könige zu sagen: „der Anntwurt versai-„chen (versehen) sich der Kayser noch „der Printz in Hispanien kains wegs, y y Ire Majestät werden uns des auch vit ,,glauben, das sein Majestät genad sein ,,gewissen, unnd die gepott Gottes, sein ,,Eer, die Christlich Ordnung, die Jreund-,, schafft rillger achtet, dain ain getnain ,,waib.iC Herberstein verlangte daher wenigstens diese Antwort schriftlich und mit des Königs Siegel versehen, diess schlug aber Christian kurz ab, und „bli-„be unfarlichem bey dem, wolt sich ku-„niglichen halten wie auch sein Vater „und Vorverdern." Alles was H. endlich nach langem Unterhandeln erhalten konnte, war ein schlechts schrijjtiein vnder des Cantzler handzaichen. 7 In- In den Soteriis heissl es von H's Aufenthalt in Dänemark: qualem te gesseris illic Intrépido postquam congressus es ore, neganti Pacta semel, late magni seit Caesaris aula. Und eben daselbst, p. 21, lässt ihn Joli. Ludov. Brassicanus von sich selbst sagen : Imperitantem adii Christernum, non satis aequo Dissidio, saneti turbantem foedera lecti, Liberius monui infami desistere capto. dessen konnte der König, obgleich int seinem innersten Stolze angegriffen, doch der geraden Kühnheit des redlichen Gesandten seine Achtung nicht versagen; er schickte H'n ein schönes Pferd mit Sattel und Zeug zum Geschenke, das um so grössern Werth haben musste, da es wahrscheinlich ein Reitpferd des Königs war, wie man aus den symbolischen Verzierungen des Geschirrs schliessen darf, ,,Mir ward, sagt Hi ,,(Hi II, S. 6.) ain Phärdt verert mit ,,SatlundZäm, an dem Gerait ward ver-j,zaichnt ein Weibspild draund (dre-,,liend) an einer Presz , darzwisclien lag j,ein hertz. ö 8. H. sagt noch bey dieser Stelle: „da erkahnt „Ich Severin Nordwed des Khunigs Haubtmann; „der all sein thuen in Teuffels namen thette, und „hernach vil Wunders gestifft, zuletzt in die Mosz-,,qua mit seiner Geselschaft sich gethon, unnd „durch Kayser Carl daselbstn wider erbeten erledigte und vor Florenntz erschossen ist." Späterhin erzählt H. noch von ihm, er sey durch seine Dreistigkeit aus Dänemark verwiesen worden, und habe sich nach Gotland begeben, von wo aus er sehr glücklich Seeräuberey getrieben habe, i6 Am zehnten April trat H. mit den beiden andern Gesandten die Rückreise nach Deutschland an. In Ottensee fanden sie drei junge Damen, die mit der Königin nach Dänemark gekommen waren, und jetzt auf Befehl des Königs das Land verlassen mussten, weil sie zu frei gesprochen hatten. 9 Der Burgundische Gesandte, ,,Monsor de J3oiilon,ci nahm sich der Unglücklichen Fräulein än, und führte sie in ihr Vaterland zurück, Der Weg gieng diessmal durch Holstein und Schleswig nach Hamburg. Beim Abschiede vom Dänischen Gebiete kann sich H. in seinem P^eisetagebuchc nicht enthalten, auf Christian, den bey Abfassung desselben das wohlverdiente Schicksal längst betroffen hatte, noch einmal zurückzukommen, weil er die },Denmarkhtisthence wegen erzeigter bis er sich, von allen Seiten verfolgt, mit einer Menge Abentheurer, nach Moskau flüchtete 4 wo ihn H. sah. Nach Gadebusch Livländ. Jarbücher Th. II. S. 335 hiess er eigentlich Norby. 9. „Die verschickte der Khunig vmb das Sy ,,je vil reden von seiner unschicklickait." Gastfreundschaft sehr liebte: „der guet iöiG . .Khunig, sagt er, het Maine acht seiner ,,guetten freundt, trewer Yermanung, „sein selbst vnnd Gottes gepott, darum ,,ist es lme auch also ergangen/' i Von Hamburg gieng H. zu Pferde nach Nürnberg und Augsburg, eine Reise, die damals sehr unsicher gewesen sevn muss, denn er führt es als etwas sehr Merkwürdiges an, dass er auf diesem ganzen Wege nicht angefallen (angeritten) und beraubt worden ist. Zu Tanheim in Tyrol traf er den Kaiser, den er, unmittelbar nach abgestattetem Berichte von dem Erfolge seiner Sendung, schon am folgenden Tage nach Constanz begleiten musste, von wo er zu einer neuen diplomatischen Reise abgefertiget wurde, Maximilian schickte i. Elisabeth verliess Dänemark i523 , und starb drey Jahre nachher in Flandern, in den Armen ihres Gemahls, der sein Leben bekanntlich i55gim Gefängnisse zu Sonderburg endigte. Eine Schilderung dieser unglücklichen Fürstin findet man in Franztn's Rede über schwedische Königinnen, Abo 1797, und daraus im Nordishe Tilskucr (Zuschauer) von Jens Kragh Höst. Kopenh. 1814. S. 2Öo. i5i6 ihn nehmlich, nebst Wolfen von Klingenberg und Wilhelmen von Reichenbach erst an die fünf Eidgenossenschaften Zürich, Uri, Schwitz, Unterwaiden und Mittelwaiden, 2 Und dann in Angelegenheiten des Bischofs von Constanz noch zweimal nach Zürch, von wo er im August nach Fuessen in Tyrol zum Kaiser zurückkehrte. 3 3, REISE NACH POLEN UND RUSSLAND, 1 5 1 6 — 1 5 1 8, Gegen das Ende dieses Jahres wurde Herberstein zu der wichtigen Sendung 2. Auf dieser Reise war H. auf einem See in Lebensgefahr, wie aus den Soteriis, p. 3. erhellet. Pontanus sagt hier von H. quantum passus diseriminis , acres Missos ad Helvetios, cum jluctibus obrutus esses Pene lacu. H. selbst erwähnt in den angeführten Aufsätzen über sein Leben nichts von dieser Gefahr. 3. H. fand die Schweitzer damals nicht sehr kaiserlich gesinnt; er nennt sie geiiiem nobilitati nach Moskau ernannt, die eine der be- i deutendsteü seines ganzen diplomatischen Lehens war, und die gluckliche Veranlassung zii der höchst merkwürdigen Reise gab, die uns seine klassische Beschreibung derselben so wichtig gemacht und seinem Namen die gerechten Ansprüche auf Achtung und Dankbarkeit in Russland erworben hat. Der kaiserliche Pass zu dieser Reise wurde zu Pregenz am 6 Nov. i5i6 ausgefertiget, und die Instruction zu Hagenau am 12 Dezemb. 4 Diese neue Gesandtschaft sollte einen doppelten Zweck erreichen: sie sollte die kurz vorher zwischen dem Kaiser und dem Könige von Polen in Wien geschlossene Freundschaft durch eine Heurath befestigen, und zugleich bey dem Zar Wassilij Iwanowitsch einen infestam, und erzählt von ihnen: ,,der Prauch „was, das der Burgermaister, Gerichts Diener, „vnnd gemaine Weiber mit den Gesandten assen, „darzu andere Personen wer zu dem Tisch mocht, „der oft nit ein guet wort von unserm Kaiser die „gantz niallzeit geredt hat." 4. S. Beilage No. II. »5i6 Versuch machen, ihn gegen Polen geneigter und weniger feindselig zu stimmen. Wir werden diese wichtige Reise also auch aus einem doppelten Gesichtspunkte ansehen müssen, 5 Es ist schon oben erwähnt worden, dass die Unruhen in Ungern den Kaiser Maximilian bewogen hatten, seine Ansprüche auf die Krone des heil. Stephans mit den Waffen in der Hand geltend zu machen. Sigismund I., König von Polen, hatte Barbara, die Tochter des Grafen Stephans von Zips, eines der mächtigsten ungrischen Magnaten, ge-heuralhet, deren Bruder, Johann, von seiner klugen und herrschsüchtigen Mut- 5. Dass Maximilian vor der Zusammenkunft in Wien nicht sehr freundschaftlich gegen Siegismund gesinnt seyn konnte , ist bekannt. S. Decius de Sigismundi temporibus, in Pistorii Collect. Script, rer. Polon. T. II. p. 317. 322. Andere nehmen aber auch an, dass durch diese Gesandtschaft vielleicht, nach Befindender Umstände, ein Bündniss gegen Siegismunden zu Stande gebracht werden sollte. S. Mart. Schmelzel Or. de Titulo Impe-rat. Russ. p. 4o. ter 6 unterstützt, durch seine Vermäh-i5i6 lung mit der einzigen Tochter des Königs Wladislaus, der damaligen mutmasslichen Erbin desselben, sich den ungrischen Thron zu sichern glaubte. Sigismund stand in Wien in dem sehr verzeihlichen Verdachte, als wenn er seinen Schwager zum Nachtheile Oesterreichs unterstützte; eine vorzüglich wichtige Veranlassung zur Unzufriedenheit gab er besonders noch durch lautgewordene Ansprüche auf einige österreichische Provinzen, auf welche seine Mutter, Elisabeth von Oesterreich, nicht Verzicht gethan hatte, und deren Wappen er sogar dem polnischen Siegel einverleiben liess. Maximilian suchte daher durch wiederholte Gesandtschaften nach Moskau den Zar zum Kriege gegen Polen aufzumuntern, um seinen gefahrlichen Gegner zu beschäftigen und wo möglich zu schwächen. Unterdessen schien ein grosser Theil der ungrischen Nation, der ewigen Unruhen müde, sich dem mächtigen Erzhause nähern zu wollen, und der Kaiser glaubte seine Au- fl. Einer gebornen Herzogin von Teschen. i5i6 Sprüche nicht besser sichern zu können, als wenn er die ungrische Kronerbin mit einem Prinzen seines Hauses vermählte. Es wurde daher bereits im Anfange des Jahres i5i5 eine Zusammenkunft in Posen, und bald darauf eine zweite in Wien veranstaltet, zu welcher sich Wla-dislaus von Ungern, von seinem Sohne Ludwig und seiner schönen Tochter Anna begleitet, und dessen Bruder, Siegis-xnund von Polen, mit grosser Pracht und einem glänzenden Gefolge begaben. Hier wurde, dem alten Wahlspruche getreu, die Ruhe und Aussicht zu künftiger neuer Grösse durch Familienverbinduneen «e- Tj u sichert, und nach kurzen Unterhandlungen eine dreifache Heurath beschlossen. Anna von Ungern sollte nehmlich einem von den Erzherzögen, Karin oder Ferdinanden, zu Theil werden, und wenn etwa keiner von beiden mit dieser Abmachung zufrieden seyn möchte, so wolle sie der Kaiser, seit i5ii zum zweiten-male Wittwer, selbst zur Gemahlin nehmen. 7 Der junge Ludwig sollte Marien, 7. Anna ward dem Khaiser souer (soferne) seiner obermelter Engkl kainer die nähme vtr-mächlt. H. I. Philipps von Spanien Tochter, und Sie- i5i6 gismund von Polen Maximilians Enkelin, Bona, Prinzessin von Mailand, Tochter Johanns Galeazzo Sfortia, heurathen. 8 Bey dieser Gelegenheit wurde auch schon abgemacht, dass der Kaiser zu Gunsten ö Siegismund's eine Gesandtschaft nachiMos-kau schicken sollte. Ueberhaupt scheinen beide Fürsten bey dieser Zusammenkunft gegenseitig wahre Zuneigung zw einander gefasst zu haben, ,,desmas-,,sen, sagt H., dass ich auss des Khaisers ,,mund die wert gehört liah, mit dem ,,KhÜnig wohin der wolte zu Himel oder ,,zur hell farenDiese Freundschaft war für Siegismunden politisch äusserst wichtig; sie allein konnte einer sechszehnjährigen Fehde ein glückliches Ende geben, und dem ihm immer gefährlicher werdenden Wassilij Iwanowitsch und seinen Eroberungen einen Damm entgegen setzen, die ganz Litthauen bedrohten, und 8. Da SiegismuncTs erste Gemahlin, Barbara, damals noch lebte, so muss er bey Abschliessung dieser Uebereinkunft die Absieht gehabt haben, sich von ihr zu trennen. i5i6erst vor kurzem der polnischen Krone das Fürstentimm Smolensk entrissen hatten. 9 Maximilian versprach also, die Vermittelung an dem zarischen Hofe zu übernehmen, und es war nicht seine Schidd, wenn die dazu bestimmte Gesandtschaft die Preise nach Moskau erst anderthalb Jahre nachher antreten konnte. Der Kaiser ernannte nehmlich anfangs zu diesem Geschäfte den Bischof von Laybach, Christoph Rauber, und diesem ward Herberstein, die Sache zu sollicitiren, beigegeben. Da aber der Bischof imter allerlei Yorwande mit den Anstalten zu dieser Reise zu viel Zeit verlor, und der polnische zugleich nach g. Kurz vorher halte auch Wassilij Iwano-witsch mit dem Markgrafen Albrecht zu Brandenburg, und damals nocli Hochmeister, nachheri-gem Herzoge in Preussen einen Vertrag ,,contra ,,isturn nostrum inimicumSigismundum/' Albrechls Mutterbruder, geschlossen. Dieses Aktenstück wurde zuerst in'der lateinischen Ursprache bekannt gemacht in der kleinen Schrift: Bestand des russischen Kaiser-Titels, Biga 17^2. 4- S. i3 IT. Der deswegen nach Moskau geschickte Gesandte War Dietrich, von Schömberg. Moskau abgeordnete Unterhändler die bal-dige Abreiseeifrig betrieb, so änderte der Kä ser seinen Plan, und übertrug vorläufig die vorbereitenden Anstalten zu dieser Gesandtschaft Herb er steinen und einem gewissen Peter Mraxi, Pfleger zu Gunss. Allein auch dieser letztere veranlasste durch eine anderweitige Reise einen unangenehmen Verzug, und konnte erst später mit Herbersteinen zusammentreffen. Der Kaiser, der diess Geschäft noch in Augsburg hatte beendigen wollen, verliess diese Stadt im Oktober und befahl H'n ihm zu folgen. Die Reise gieng durch Tyrol, die Schweitz, den Breisgau nach Hagenau im Elsass, von wo Herberstein endlich am 14 Decem-ber allein zu seiner Gesandtschaft nach Polen und Moskau abgefertigt wurde. Eine Reise nach Russland musste damals allerdings eine grosse Menge theils wirklicher, theils eingebildeter Schwierigkeiten darbieten. Wirkliche, die ihren Grund in der weiten Entfernung hatten, in dem schlechten Zustande der Wege, in der Gefahr bey dem Uebergange über die Flüsse, die in die- >5i6ser Jahrszeit für H. lioch durch den Eisgang vergrössert wurde, in dem rauhen Klima, das die Kälte aller andern europäischen Länder an Strenge übertraf, in der Unsicherheit der Landstrassen, wozuj jetzt noch ein seit vielen Jahren mit Erbitterung und Grausamkeit geführter Krieg kam, in der Geringschätzung* mit welcher damals Ausländer in der Regel in Russland behandelt wurden* und in der Schwierigkeit, sich verständlich zu machen. Eingebildete Hinder-> nisse setzten dieser Reise die mangelhafte Kenntniss und die abentheuerlichen Vorstellungen entgegen, die man von den Ländern, durch welche man reisen musste* und vorzüglich von dem mitternächtlichen Moscovien. hatte, dessen schauerlicher Name den ununterrichteten Südeuropäer noch immer an Scythen und Barbaren, an Grausamkeit, Eis und Nacht erinnerte. Jede Reise nach Moskau musste also wirklich wohl für eine Art von Wagstück gelten, und wer sich nur immer mit guter Art davon losmschen konnte, glaubte einer grossen Gefahr entgangen zu seyn. Wie viele Eigenschaften musste nun nicht vollends ein Mann in sich vereinigen, der ^iG in diesem so wenig gekannten, und von allen übrigen Raichen Europens in Sitten und Gebräuchen noch so durchaus verschiedenem Lande mit Würde auftreten , und seiner Person Achtung und seiner Sendung günstigen Erfolg gewinnen sollte? Und alle diese Eigenschaften fanden sich in einer seltenen, glücklichen Verbindung in unserm Herberstein beisammen. Eine edle, einnehmende Gestalt, ein Gesicht voll Ruhe und Würde, Kenntnisse aller Art, wie sie 6ich damals bei Staatsmännern wohl nicht häufig vereinigt finden mochten; ein Betragen, das durch das Leben an Höfen den Umgang mit Menschen aller Stände, durch Reisen und Erfahrung gereift war; und nun zu allen diesen immer seltenen Vorzügen noch der Besitz der slawonischen Sprache! Schwerlich hätte Maximilian wohl eine glücklichere Wahl treffen können, um in einem Reiche, wie das damalige Russland, und mit einem Fürsten, wie Wassilij Iwanowitsch war, dem sein Zeitalter schon den Beinamen des Muthigen gegeben hatte, Unterhandlungen anknüpfen i5i6 zu lassen, die von so zarter Natur waren, als die friedliche Annäherung an Polen für einen Monarchen seyn musste, dem seine und seiner Bundesgenossen siegreiche Waffen alle weitern Negocia-tionen überflüssig zu machen schienen. 1 Der Erfolg rechtfertigte auch den Vorzug, den man H'n bey dieser Sendung gegeben hatte, vollkommen; und wenn gleich eingewurzelter Hass und andere Umstände die gehoffte Wirkung für Polen noch verzögerten, so diente sein Aufenthalt in Moskau doch sehr wesentlich dazu, das Bündniss zwischen Maximilian und Wassilij IV ^ zu befestigen. Herberstein gieng zuerst über Rastadt und Ulm (jiin habliajf'te Reichstatt) wie- 1. Joannes Dantiscus sagt daher von H'n, in den Soteriis p. 3: — Caesar mediis in millibüs unum Te solum offendit, cui tanta negotia soli Crederet, expertus servatám in rebus agendis ' Cum probitate fidem studia indefessa, profundi Ingeniique tui vires, rationis et alta Sensa tuae, simul et complura idiomata, dotes Praeterea innúmeras animi. der nach Augsburg zurück, wo er aus- i5i6 ser dem schon genannten Peter Mraxi * noch Herrn Hans von Thurm und zum Creutz, seinen Neffen, der ihnia/«? ein ausgeberzugeordnet war, xmA Georgen Raumschüssel fand, den H. an einem andern Orte seinen Vetter nennt. Dieser war eben erst aus Russland zurückgekehrt, und sollte H'n nun wieder als Weg weiser dahin begleiten. Hier hatten sich aber auch noch drey andere ausgezeich nete Reisegefährten eingefunden, die von hieraus in H's Gesellschaft die damals gewiss nicht gefahrlose Reise nach Polen antreten wollten. Diese waren Gregor Drnitrij¿witsch Sakrefsky, der von Wassilij Iwanowitsch an den Hof Maximilians gesandt gewesen war und nun nach Moskau zurückkehrte, ein Gesellschafter, der H'n in mehr als einer Rücksicht äusserst willkommen seyn musste. Zweitens der Secretair Siegis-munds, Johann Flachsbinder, von seiner Vaterstadt Dan/ig gewöhnlich nur Johannes Dantiscus 2. genannt, der zugleich 2. Nachheriger Bischof von Wärmeland, und Verfasser der meisten der oben angeführten Ruhmgedichte auf Herbersteinen, Soteria genannt. i5i6mit H'n in den besondern Angelegenheiten seines Herrn nach Moskau geben sollte, und zu dieser Reise schon i5i5 bey der Zusammenkunft in Wien ernannt worden war. Drittens Chrjso-stomus Colummis (Colonna?), ,von Isabellen, Herzogin von Mailand, Wittwe des Johann Sforzia, nach Polen gesandt, um die Yerheurathung ihrer Tochter Bona mit Sigismunden, die schon in Wien verabredet war, und der nun durch den vor kurzem erfolgten Tod der ersten Gemahlin des letztern, Barbara, Stephans von Ungern Tochter, gar kein Hinderniss mehr entgegen stand, völlig abzuschliessen. Mit dieser zahlreichen Gesellschaft setzte nun H. in den letzten Tagen des Dezembers seine Preise durch Baiern fort, aber schon im 1517 Januar des folgenden Jahres (iöiyYwar er durch eine grosse Verlegenheit genö-thigt, sich in Znaym, in Mähren, einige Wuchen aufzuhalten. Hier starb nehm-lich sein Reisegefährte, Peter Mraxi, und H. war gezwungen, diesen Vorfall nach Wien zu melden und Verhaltungsbefehle zu verlangen. In Abwesenheit des Kaisers wendete er sich an den Reiclishofrath, erhielt aber die Antwort, 1517 da man seine Instruction nicht kenne, so könne man ihm auch in dem vorliegenden Falle nicht rathen.3- H. setzte also seinen Weg allein fort, worüber ihm der Kaiser in der Folge seinen Bei' fall bezeigte. Späterhin wurde Hr. Veit Strein, oder Streiner, an Mraxi's Stelle von Maximilian ernannt;*' den aber eine Krankheit verhinderte abzureisen; dann Friedrich Strassauer, der indessen auch einen schicklichen Vorwand fand zurückzubleiben; so dass man beinahe glauben muss, der Gedanke einer Reise nach Moskau habe damals so viel abschrecken- 3. ,,Ich was ver (ferne) von dem Kayser , und j,schickt derhalben gen Wien zu dem Regement, ,,umb ratt ob Ich allain die raisz verrichten soll, „mir ward geantwurlt, Sy westen mein Bevelh ,,nit, darum wisten Sy mir auch nit zu ratten." H. L 4- In dem darüber an Herbersteinen erlassenen Kais. Briefe wird Strein's Abreise schon als bereits erfolgt angeführt, aber zugleich hinzugesetzt: prius in patriam licentiam a suis petendi gratia proficiscetur. Wahrscheinlich widerriethen ihm Eltern und Verwandte die schreckliche Reise in das ferne Russland. i5i7 des gehabt, dass maü es für ein wahres Glück ansah, wenn man sich der kaiserlichen Ernennung zu derselben auf eine anständige Art entziehen konnte. Am fünften Februar kam H. nach Krakau, wo er auf Befehl des Königs, der sich gerade in Wilna befand, von einem Lieblinge desselben, Hans Bonar, einem Deutschen, aufs Ausgezeichnetste empfangen wurde. Er ruhte hier einige Tage aus, und vertauschte auf Bo-nar's Rath sein bisheriges Räderfuhrwerk gegen einen Schlitten, in welchem er die Fahrt nach Wilna (hintz (bis) der TVylden') in 21 Tagen zurücklegte. Durch Bonar's Yermittelung wurde ein Fuhrmann mit zwey Pferden gemiethet, der noch alle Unkosten unterwegens übernahm (mit der noturjft am weg), und für alles zusammen nur acht Gulden Polnisch5- erhielt, obgleich H. gleich hinter Wilna den Mailändischen Abgeordneten, dessen Wagen gebrochen war, noch 5. An einer andern Stelle sagt H. acht Gulden Rheinisch, was also damals wohl gleichbedeutend muss gewesen seyn. mit in seinen Schlitten nahm. Vor ,5t Grodno empfiengen Herhersteinen schon des Königs Leute, die Befehl hatten, für seine Bequemlichkeit und seinen Unterhalt zu sorgen. Der nach Moskau zurückkehrnede russische Gesandte muss-te sich aber hier von ihm trennen, weil man ihm, sonderbar genug, in derselben Zeit, wo man die gewünschte Annäherung erwartete und selbst einen Unter-liändler nach Russland schickte, den Einzug in Wilna verweigerle. Eine Meile vor dieser Stadt erwarteten Herhersteinen königliche Hauptleute und Räthe mit einem mit kostbaren Decken verzierten Schlitten, in welchem er seinen feierlichen Einzug hielt. Er fand zu seinem Empfange ein königlich eingerichtetes Haus, in welchem er von dem Reichskanzler , Peter Tomizki, bewillkommet wurde. Die Aufnahme bey dem Könige war der Wichtigkeit des Zweckes seiner Reise angemessen. 6. H. entledigte sich C. H. erschien vor dem Könige in einer von dem Kaiser zu dieser Gesandlschaft erhaltenen Kleidung, in welcher er sich in den Nachrichten ißi7 unverzüglich seines Auftrages, die Unterhandlungen wegen der in die Länge gezogenen Vermählung des Königs mit der Prinzessin Bona von Mailand lebhaft zu betreiben, und er erhielt von Sieais-munden die erneuerte feste Zusicherung seiner Bereitwilligkeit zu dieser Ehe, die auch nicht lange darauf wirklich vollzogen wurde. Die Herzogin Isabellc, Mutter der Braut, hatte H'n durch ihren von seinem Leben, H. II. S. 7., bat abbilden lassen. Der vortrefliehe im J. i55g verfertigte und illu-minirte Holzschnitt führt die Ueberschrift: In sollicher Klaidung bin Ich zu Khunig Sigmunden in Polln, Und dem Grossfursten in die Mosqua ab gefertiget worden i5i 7. In der Wiederholung desselben in H. III. lautet die Aufschrift: A Maximiliano Caesare ad Sigismundum Poloniae Regem et Basilium Magnum Mosco viae Principem sie ve-stitus destinatus sum. In einer dritteu Wiederholung desselben Blattes nennt er sich: K. Maximilians Orator Freyherr zu Herberstain, was er doch erst später wurde. Die Kleidung bestehet aus einem enganliegenden Leibrocke von rothem Sammet mit goldenen Blumen, und einem weiten Ueberkleide von violettem Stoffe mit grossen goldenen Verzierungen, an welchem der linke Aer-mel fehlt. D er breite Kragen des letztem ist von gelbem Zeuge mit grünen Schattirungen. Gesandten noch, besonders auffordern iß* lassen, alles anzuwenden , um den Kö-jiie; zu dieser Heurath zu bestimmen, und ihm noch nach Linz eine Verschrei-bung auf tausend Gulden geschickt , die ihm nach glücklich beendigtem Geschäfte ausgezahlt werden sollten. H. versuchte diese Zusicherung jetzt schon geltend zu machen; er konnte aber noch vor der Hand nicht mehr erhalten, als ein schriftliches Zeugniss des Mailändischen Gesandten über sein Verdienst um die Beförderung dieser Heurath. Herberstein iand hier noch drey vornehme russische Offiziere, die am 8. Sept. i5i4 bey Orscha waren gefangen worden, und unter ihnen den damaligen Befehlshaber der Bussischen Truppen, Iwan Tscheladin. Sie wurden trotz ihres hohen Alters sehr hart gehalten, und lagen gegen allen Kriegsgebrauch in Ketten. H. erhielt von dem Könige die Erlaubnisse sie zu sehen, und erleichterte ihnen ihre traurige Lage dadurch, dass er ihnen Geld vorschoss, Trost einsprach und Briefe an ihre Verwandten in Russland mitnahm. i517 Siegismund hielt Herbersteinen nicht lange auf,7- um den gewünschten Frieden mit Wassilij Iwanowitsch so viel wie möglich zu beschleunigen, und so konnte er bereits nach einem Aufenthalte von acht Tagen Wilna wieder verlassen, und am 14 März seine weitere Reise nach Moskau antreten. Die Kriegsunruhen, vielleicht auch Besorgnisse für die Sicherheit seiner russischen Reisegesellschaft, mit welcher H. bald wieder zusammentraf, hinderten ihn den gewöhnlichen und kürzern Weg über Sniolensk zu nehmen; er war daher gcnöthigt, einen grossen Umweg zu machen, und sich allerley Beschwerlichkeiten zu unterwerfen, welche der 7. In H. I. S. sag1 H., als er seiner Abreise von Wilna erwähnt: Der kliunig gab mir x ducatt. Der Dukaten soll wohl hier eine Goldmünze im Allgemeinen bedeuten. Geschenke dieser Art waren damals nicht ungewöhnlich. Ein späterer Zar schenkte z. B. einem bedeutenden Manne einen Rosenobel ; ja dem Grossf'iirste» Iwan Wassiljrwitsch werden von einzelnen Nowo-grodern 10, 20, 3o Rosenobel verehrt. Weg über viele Gewässer im Frühjahre 1517 unvermeidlich machte. Er gieng von Wilna zunächst über Braslaw nach Dris-sa; auf diesem kurzen Wege fielen mehrere Veränderungen in seiner Begleitung vor. Gleich hinter Wilna musste er schon den mailändisclien Botschafter zurücklassen , weil das rauhe und abwechselnde Klima dem Sudlander mant herley Uebequemlichkeiten zugezogen hatte. Bey Drissa befand sich unser Reisender in augenscheinlicher Gefahr, als man ihn auf einem schmalen Streifen Eis über die von beiden Seiten schon völlig offene Düna führte, und es konnte eben nicht viel zu seiner Beruhigung beitragen, als man ihm sagte , dass nicht lange vorher sechshundert Mann Bussen mit dem Eise eingebrochen und ertrunken wären. Hier war es, wo der russische Gesandte wieder zu ihm stiess, dagegen verliess ihn hier sein bisheriger Fuhrer, Raumscliiis-sel, vermuthlich weil H. nun in Gesellschaft des einheimischen Reisegefährten und mit der polnischen Begleitung bis zur russischen Gränze seiner Dienste nicht mehr bedurfte. Bey Opotschka mussten die Reisenden einen grossen und 17 beschwerlichen Seitenweg nehmen, weil der Ort eben damals von Siegismund be- o lagert wurde, ob dieser gleich zu der nehmlichen Zeit Friedensboten nach Moskau sandte. Man fand an dem zarischen Hofe in diesem Benehmen einen so unerklärlichen Widerspruch, dass H. gleich bey seiner Ankunft daselbst lebhaft darüber zur Rede gestellt wurde, und selbst unmittelbar darauf einen Boten an den König schicken musste, um über diess sonderbare Verfahren Erklärung zu verlangen. In der Gegend von Polozk wurde der Weg durch die Kriegsunruhen immer unsicherer, und der herannahende Frühling machte ihn grundlos. 8- Hier konnte H. während einer 8. Als Beitrag zurKenntniss der damals gebrauchten Mittel, Truppen durch unwegsame Gegenden zu führen, mag folgende Stelle aus der deutschen Ausgabe der Moscovia hier stehen : „Weil aber „souil See und gemöser (Moräste) auch wälder „sein, mocht yemand zweiflen wie doch ain Hoer „der orten ziehen möchte., so haben sy die ord-„nung, das etlich tausent Paurn muesten ainen „weg gerad durch ain wald ausshagekhen. die ge-„möser vnd pächer prugnen (brücken) vnd peu-„schn (erhöhen)." geraumen Zeit durchaus keine bestimm- i5i ten Nachrichten über die Granzen einziehen, weil jeder neue polnische oder russische Geleitsmann das Land abwechselnd seinem Herrn zuschrieb , und auch wirklich an den meisten Orten beiden Herren gehuldiget war. Am Palmsonntage, den 4 April, kam H. endlich in Nowogrod an , avo kurz vorher eine grosse Feuersbrunst gewüthet hatte. Der dortige Statthalter, Fürst Alexej Wolodimeritsch, suchte ihm seinen Aufenthalt so angenehm als möglich zu machen, und ihn zu veranlassen, einige Zeit dort auszuruhen; eigentlich aber, um Zeit zu gewinnen, nach damaliger Gewohnheit über die Ankunft eines fremden Gesandten Bericht nach Moskau zu erstatten und die Erlaubniss zur Fortsetzung seiner Preise und weitere Befehle abzuwarten. H. eilte zwar dem Ziele seiner Reise mit Ungeduld entgegen, musste aber doch sieben Tage in der damals noch sehr bedeutenden und merkwürdigen Stadt zubringen. Die dortigen deutschen Kaufleute mochten H's Reise wohl für eine ausserordentliche Unter- 1517 nehmung und ihn selbst für einen sehr ausgezeichneten Mann ansehen, 9- denn sie baten ihn, ihnen seinen Reiseschiii; ten i- zu schenken, und bewahrten mC sen in ihrer Kirche zum Andenken an ihren kühnen Landsmann auf. 2. Den unfreiwilligen Aufenthalt in Nowogrod benutzte H. über diese alte Tochter der Hanse mancherley Erkundigungen einzuziehen , und verschiedene Nachrichten von ihr aufzuzeichnen. Ich setze die ganze Nowogrod betreffende Stelle aus den von II'n selbst hinter- 9. Das Ungewöhnliche kann fiir die Nowogro-der wohl nur darin gelegen haben, dass II. aus Wien kam. Fremde Gesandte, besonders Schwedische, waren sie bekanntlich schon aus frühern Zeiten gewohnt, in ihren Mauern zu sehen. 1. H. sagt in seiner deutschen Moscovia „den ,,ieh von Augsburg ausgeführt," oben aber, S. 52, haben wir gesehn , dass er ihn in Krakau auf Bo-nar's Rath angeschallt hatte. s. Ich habe nicht erfahren können, ob dieser sonderbaren Reliquie anderswo erwähnt, noch was aus ihr geworden ist,. lasSenen biographischen Naclirichten her, 3- weil sie an und für sich merkwürdig ist, und hie und da Gegenstünde berührt, welche für die ältere russische Geschichte nicht unwichtig sind. 4- ,,Da ,,liess man mich sehen, sagt er, ain „kupferne Kirchthur, 5 die aus Kriechen-,,land6- sollt gebracht sein worden vor vil 3. H. I. S. i{7. 4. Ein vortrefliches, und, so viel ich weiss, das einzige Werk über die Alterthümer dieser so merkwürdigen Stadt ist die Schrift des Metropoliten Amwrossij: llcniopn^ecKie Pa3roBopw o ^peBiiocina xt> Rejnharo lloßaropo^a. (Historische Gespräche über die Alterthümer von Gross-Nowogrod). Moskau 1808. 4- Leider aber giebt sie über die hier vorkommenden Gegenstände keinen Aufschluss. 5. Diess sind die meines Wissens noch nirgends genau beschriebenen bronzenen Kirchthiiren der Cathedralkirche zur heil. Sophie. In der deutschen Ausgabe der Moscovia (S. Ljv.) setzt H. hinzu: ,,vnd glockhen , die sol in dem kirchthuro ,,hengen." 1 6. S. über diese Thüren die Beilage No. III. i5iy „Hundert Jaren 7- als man aus derselben „gegeilt gezogen], und ain Statt die Sy „Corsunß- nennen, belegert , Siben Jar „ausblieben, und Ire Weiber sich der „nit getrost, und Ire knecht genommen; „als aber die aus kriechenland wider „körnen, setzten sich die knecht wider „Ire Herrn und schluegen Sy ain mal; „Darnach gab ainer ain rat sy Sölten nit „Schwerter, sondern nur Prügel nemen, 7. Die Zeit, wann diese Thiiren nach Nowo-grod gekommen sind , ist eben so unbekannt, als alle andre Umstände , welche ihre Geschichte be treffen, 8. Corsun oder Chorsun ist der alte, in den russischen Chroniken gebräuchliche Name der alten Stadt Cherson, die hier zu Griechenland gerechnet wird , in so ferne sie unter der Bothmäs-sigkeit der griechischen Kaiser stand. Der Zug, von welchem hier die Rede ist, scheint die siegreiche Unternehmung Swjatoslafs und seines Sohnes Wladimir's gegen die Chosaren und Petsche-nägen zu seyn, der die Unterjochung eines Theils der Krimm und der Stadt Cherson zur Folge hatte. Wladimir I. liess sich bekanntlich in Cherson taufen, vermählte sich mit der Schwester des griechischen Kaisers Basilius, und gab seinem Schwager die von ihm eroberten Länder zurück. „und gegen Iren Knechten zühen, so „wurden sy an die allt Dienstparkait gc-„denken, vncl knechts forcht wirt sy „angeen, das dan also ergangen, g- Die „Knecht auf ain Ort geflohen, sich da „bevestnet und ain Zeit geweret, das „auf heutigen Tag die Knechtsstadt oder 9. Hier verwechselt II. offenbar das, was er von den Kriegen der Russen gegen die Griechen gehört hatte, mit dem, was Herodot (Melpomene Kap. I.) von den Scythen erzählt, die, als sie nach einer acht und zwanzigjährigen Abwesenheit von einem Zuge gegen die Medier zurückkamen, ihre Sklaven im Resitze ihrer Rechte und ihrer Weiber fanden , die sich nun durch einen Graben vom Taurischen Gebirge bis an das Mäotische Meer zu schützen suchten , und auf die hier beschriebene Art in ihren vorigen Stand zurückgewiesen wurden. Wenigstens führt die ältere russische Geschichte keine ähnliche Anekdoten an. Petrejus, S. 60, erzählt, wahrscheinlich nach Herberstein, die Geschichte übrigens genau eben so, nur dass er sagt: „die Weiber entflohen mit „den Sklaven in das Gebiet des Fürsten von Moskau, der ihnen erlaubte, eine Festung zu bauen." Auch in der von H'n veranstalteten deutschen Ausgabe der Moscovia, S. Ljv. befindet sich diese Erzählung beinahe gleichlautend. , „Slosz genent wii'dt, Chlopigorodi i. ,,ligt bei vir/ig meil dishalb der Mosqua, ,,an demselben ortt ist der grosle markt „und Handlung des gantzen Moskouitti-,,sehen Gepiets , von manicherlay Natio-,,nen, Schweden, Nortweden, Leyfflenn-,,der, Tartern, wilde Lapen, und aus den ,,Landen, da des Prodts noch geldts ,,kain gebrauch ist, darumb auch bey dem ,,gemain man das geld in kainer Acht-,,parkait, sonnder alles auf den Stich und ,,Tausch , gemachte Pauernklaider , ,,Hembder, Scliuech, Messer, Nadl, Fanden, Leffel, Huet, Spigln, Gurtein, ,,und dergleichen gattung findt man ,,Zöbl, Mader, Härml und Yeeh in ge-,,ringen kau 11." Von Nowogrod, wo er auf den Rath des Gouverneurs seine Leute und Pferde zuruck liess, setzte H. die Pieise bis Wüschneiwolotschok auf Postpferden fort« und giebt bey dieser Gelegenheit eine Nachricht über die damalige Ein- i. Ueber diese allen Geographen Russlands völlig unbekannte Stadl, so wie über ihren Jahrmarkt s. die Beilage No. IV. riohtung des Postweseiis in Rüssland, t die hier um so mehr eine Stelle verdient, da das Werk, aus welchem sie entlehnt wird, in unsern Gegenden so äusserst selten ist. ,,Tch must", sagt er H. I. S. 148, ,,meine Pherd und das ,,maist gesindt da zu Grosneugarten verblassen, und an den Post Pfarden reiften, den ersten Tag bin ich auf das i,sexte Phardt kumen, dan an den Post-4,hofen, die man Jama nennt, bringt i.nian nalient dreymal so viel Pfardt als „man der bedarf, nimbt Iglicher welchs *,er wil, findt gleich so pald ain poses als j,ain guetes, wan aiiies Pferd nimer mag, i,nimbt (nach ächt orientalischer Sitte) ,,ainem Jeglichen der Im begegnet sein „Pfärdt, sofer (so ferne) derselb nit ,,auch in des Fürsten Dienst auf der „Post reidt, oder der mit dem mueden ,,Pfärdt reit zu den nagsten Heusern, „nimbt ain Pfardt wo er ains findt, reit i,darauf auf den nagsten Posthofl", ist „allenthalben verordnet wie es damit „gehalten wirdet. Jeglicher niusz sein „selb Satl und Zäm haben, mit dem be-„sattclt vnd zämbt er alle Pfardt, und ,,so pald man am PosthoiFkumbt, nimbt i-51-7 ,,Jeglicher sein, Sattl und Zäm, last das „Pferdt geen; so sein Personen verordnet, die treibens auf ain Schnee oder ,,anderm Platz, wischpelt (flüstert, re-,,det) denen zue, «• so lagen und wal-,,zen sich etliclimal, darnach treibt er „die in a:n larn stall, darinn müssen sy un-,,gessen bleiben, hintzt (bis) sj erkuelln, „als warn sie nie geritten worden, dan ,,so gibt man den ain Heu abzupaissen „und treibt die gen Wasser und dar-„nac^h gibt man den Ir gewonndliche „Notturfft; under sovil Pferden ist kam „galligs gesehen worden." In Volotzag (Wischnei-Wolotscliok) brachte H. den Ostertag, (12 April) zu, und wohnte dem feierlichen Gottesdienste bey. Dicht bey diesem Orte schiffte er sich am fol- 2. Noch jetzt spricht wohl bey keiner Nation der gemeine Mann so viel und so vertraulich mit seinen Pferden, als der Russe. Bey jeder beschwerlichen oder gefahrvolleu Stelle zeigt er seinen Freunden , so nennt er sie , dass die Sache wirklich nicht so schlimm ist, wie sie aussieht, beschwört sie, ihn nur diessmal nicht in der Verlegenheit zu lassen , betheuert ihnen, dass es ganz gewiss das letztemal seyn sollte , wo er eine solche Anstrengung von ihnen forderte u. s. w. genden Tage auf der Twerza ein, und i machte den Weg zu Wasser bis Twer. 3. Von hier wollten sie in einem grössern Fahrzeuge die Reise zu Wasser fortsetzen, fanden aber den Fluss so voll Treibeis, dass sie nur mit Mühe das Ufer wieder erreichen konnten. Nach einer kurzen Fussreise fanden sie bey einem Bauer kleine elende Pferde, die sie weiter brachten. Bey dem Kloster S. Ilia traf H. den ihm von dem Zar entgegengeschickten Prislaf, Michaila Schaffrolf, der ihm und seinem Neffen im Namen seines Monarchen jedem zwey Pferde zum Geschenke brachte, und von hier aus die völlige Verpflegung der ganzen Reisegesellschaft übernahm. Es fiel H'n hier besonders auf, dass dieser Beamte mit den Mönchen des Klosters so wenig Umstände machte; ,,er schuf," sagt er H. I. S. i5i, ,,mit den Mun-,,chen als mit andern gemain Leudten, ,,wan sy das nit gleich zu stundt thet- 3. Herb, nennt Twer nach dem Gebrauche der alten Chroniken Otfer, so wie man auch Ob-skow statt Pskow findet. * 7 ,,ten, zaugt Inen droent mit der gaisl ,,den straich, so war es pald getan." Dicht vor Moskau kündigte ihm ein Dolmetscher, Namens Gregorj Istumen, 4-die Ankunft eines Grossen des Hofes, des Timofei KonstantinoivitschChaldenejf an, der ihm entgegengeschickt sey, und verlangte, H. sollte vor ihm vom Pferde steigen, um die Begrüssung im Namen des Zaren stehend zu vernehmen. Dieser schützte anfangs Müdigkeit vor, und verstand sich endlich nur unter der Bedingung dazu, wenn jener zu gleicher Zeit dasselbe thun wollte, und als diess nach langem Unterhandeln zugegeben wurde, brauchte H. doch den Kunstgriff, sich langsam lierabzidassen, um nicht zuerst die Erde zu berühren. Am 18 April kam Herberstein endlich ohne weitere Zufalle und Hindernisse, begleitet von den ihm entgegen gesandten Dienern des Zars, und mit ei- L. Er war im J. zarischer Gesandter in Dänemark gewesen, wo er die lateinische Sprache erlernet hatte. nem Gefolge von i5 Edelleuten und di'eissig grossfürstlichen Stallleuten glücklich in Moskau an. Hier wurde er nach dem Hause eines Fürsten Peter Repo-lofsky geführt , das der Zar zu seiner Wohnung angewiesen hatte, und das nun in der Geschwindigkeit mit den nö-thigen Gerätschaften versehen wurde ; zugleich meldete sich bey ihm ein Beamter , der Podjätschi (Untersecretair) Ostan, der für seinen täglichen Unterhalt soj-gen sollte. Nach dem Herbersteinen iibergebenen Verzeichnisse wurde ihm jeden Tag verabfolgt: ein grosses Stück Rindfleisch, ein Stück Speck, ein lebendiges Schaf, ein lebendiger und ein todterHaase, sechslebendige Hühner, Ge-, müsej Gerste und einmal in der Woche Salz, Pfeffer und Safran in hinreichender Menge. Ausserdem Fische, besonders grosse getrocknete Störe; täglich eine Flasche (ain Kandelein) Branfwein, dreierley Arten Meth und zweierley Bier. Die Fische wurden nach der Jahreszeit gefroren geliefert; als aber H, einmal lebendige Fische für sein Geld kaufen liess, so hielt man diess für beleidigend und schickte ihm von nun an i5j7 immer frische. ,,Sy stellten mir aucb, vmb den gesund „vnsers brueders Maximilian etc. mit „gwonlichen titl, darnach gab er aus „seiner hand yeglichem vmbsteenden „ain trinckhgeschierr vrid zu yeglichen „die wort, wie zu mir gesprochen, als „wir die trinckgeschierr genuinen, seind „wir hinder sich getretten, ynser liaubt „gegen dem Fürsten genaigt, vnd aus-„getrunckhen." „So dann das mal ein ennde het, j,liesz man mich aufsteen, zaigt der „Fürst mit der Hanndt, das ich mein „Weeg nemen soll, und ward mit denen „so mich prachten, wider haim beglaidt, j,und dan bracht man vil tranckh „und Silber Assach, *• da setzten Sy sich „zu mir und wolten mich gar äntriri-„khen, 3- wiewol ich zuvil hette trunkhen, 2. Der Ausdruck Assach ist mir durchaus unverständlich ; hier könnte er vielleicht Geschirr bedeuten sollen. 3. tn den russischen Akten tfirtf namentlich der Bojarensohn Dobrogo Dadiana angeführt, der den Befehl erhallen hatte, H'n nach Tische tränken. '7 „doch noch hey der Vernunfft, als Ich „Inen sagt Ich mocht für war nlt mer, „wäre gantz wol , so verliessen Sy ,,mich." Wenige Tage nach der "Vorstellung H's bey dem Zar fingen die Unterhandlungen wegen des Friedens mit Polen an, zu welchen der Grossfürst die Bojaren Jurij den Jüngern^ Schigon und Putjätin den Jüngern ernannt hatte. Ehe sich diese aber auf irgend etwas einlassen wollten, verlangten sie im Namen ihres Herrn, der König von Polen solle sich wegen der so eben unternommenen Belagerung von Öpotschka rechtfertigen und seineGesandtennachMosk.auschicken, wenn es ihm mit dem Wunsche nach Frieden Ernst sey. Herberstein glaubte diese Forderung zu mildern , indem er vorschlug, beide Theile möchten ihre Unterhändler nach Riga oder an irgend einen Ort an der litthauischen Gränze schicken; der Grossfurst bestand aber darauf, die Polnischen Gesandten in Moskau zu sehen. H. fertigte daher am 27 April seinen Schwestersohn, Johann von Thum4- nach Wilna ab, mit einem Schreiben an den König von Polen, worin er diesen in Maximilian's Namen bat, dem Wunsche des Grossfürsten nachzugeben und Gesandte an seinen Hof zu schicken. Unterdessen arbeitete H< eiferig daran, alle Hindernisse, die das grosse Misstrauen gegen Siegismund dem Friedensgeschäfte entgegen stelleii muss-ten, aus dem Wege zu räumen, und es gelang ihm, sich bey den fernem Unterredungen mit dem Zar das Wohlwollen und Zutrauen desselben in einem seltenen Grade zu erwerben; Im Juni erhielt er durch den Bojaren Timofej Chlu-denef die Nachricht, dass Abgeordnete von Maximilian an ihn in Russland angekommen wären, die in den russischen Nachrichten Franz, FVoloda und Jakob genannt> übrigens aber weder von H. noch sonst wo erwähnt werden. zeigte bald darauf dem Grossfürsten an, dass er ein Schreiben 5- des Kaisers er- 4. Der in den russischen Verhandlungen immer Anfanturno , Janfanturno und Janwanturno heisst. 5. Das in den russ. Archivnachrichten angeführte Schreiben Maximilian's ist im lateinischen 7 halten habe, Worin ihm dieser melde, dass er ihm an die Stelle des verstorbenen Peter Mraxi einen andern Gehülferi, Namens Veit Streiner''- schicke, und wurde bey dieser Gelegenheit wieder an die! Tafel des Zaren gezogen. Am 14 Juli kam Johann von Thum aus Wilna feuriick, lind brachte die unerwartete Nachricht, Siegismund wolle sich durchaus nicht dazu verstehen, Gesandte nach Moskau zu schicken. Der Zar war über diese Antwort äusserst aufgebracht* und H. hatte alle seine Beredsamkeit nötliig. um nicht jetzt schon alle weitere Unterhandlungen abgebrochen zu sehen.7 Endlich gelang es ihm , die Einwilligung Originale Adwrbiae (?) den n März 1517 dätirt, woraus im Russischen Rudwerbii gemacht ist. 6. Aus diesem Namen machen die russischen Akten Witscha - Sterna. Es ist übrigens schon oben S. 5i erwähnt worden, dass Streiners Reise nach Moskau nicht Statt halte. 7. Auch die bey dieser Gelegenheit gehaltene Rede H's ist in den russ. Akten wörtlich aufbehalten , und dient zu einem neuen Beweise seiner siegenden Redekunst. des Zars zu erlangen, dass er seinen 1517 Pfeifen noch einmal nach Wilna schicken dürfe; dieser wurde daher am 24 Juli mit einem neuen Schreiben abgefertigt, welches die Folge hatte, dass Siegis-mund sich willig zeigte, Gesandte zu schicken, wenn mau ihm vorher einen Sicherheitsbrief für sie übersendete. Dieser wurde von dem Grossiürsten ausgefertigt, und so hatte Herberstein endlich die Freude, die Polen Johann Schtschit und Bohusch BogowitinoJJ &\$> Gesandte Siegis-munds in Moskau ankommen zu sehen, Am 24 Okt. hatte H, mit ihnen die erste feierliche Audienz und speiste auch mit ihnen bey Hofe. Kaum waren nun aber die Unterhandlungen mit ihnen eingeleitet, als der Grossfurst erfuhr, dass Siegismund schon wieder ein neues Heer nach Russlfind geschickt habe, ein Umstand, der ihn misstrauisch gegen die Gesandtschaft machte, und ihm selbst gegen H's Aufrichtigkeit Verdacht ein-ilösste, den dieser jedoch bald wieder zu verscheuchen wusste. Und als nun die polnischen Abgeordneten noch gar erklärten, ihr König, der doch bald sein Heer unvemchteter Sache wieder aus i5i7 Russland hatte zurückrufen müssen , bestehe auf die Zurückgabe von Smolensk, da schwand alle Hoffnung zu einer gütlichen Ausgleichung, so unermüdet H. auch immer noch daran arbeitete. Der Zar liess seinen Absichten und seinem Eifer auch vollkommene Gerechtigkeit widerfahren; und die russischen Arcliivn nachrichten führen unter andern die Auszeichnung an, dass, so oft Herberstein mit den Polen zusammen nach Hofe berufen wurde, der Grossfürst ihm immer die Hand gereicht habe, welche Ehre jenen nie von ihm erwiesen sey. Am i5 Nov. endlich übergab H. die letzte Note, worauf er schon am folgenden Tage eine entscheidende Antwort erhielt, welche alle Hoffnung zu einer freundschaftlichen Annäherung mit Sie-gismunden ganz zerstörte, und die polnischen Gesandten bestimmte, Moskau am 18 Nov. schon wieder zu verlassen. Herb erstem wurde unterdessen fortwährend mit Wohlwollen und Achtung behandelt, und musste verschiedenen Festlichkeiten und Vergnügungen des Hofes beiwohnen, unter andern nament- lieh einer grossen Hasenhetze, von der 1^17 er (H. I, S. 1 f>7 — i5g) eine ausführliche Beschreibung giebt. Auch eine Jagd mit Falken oder Habichten (Gerfalken 8 ) sähe er, bey welcher er besonders die schönen argamackischen Pferde9* bewundern musste. Ausser den Friedensunterhandlungen für Polen hatte H. von seinem Kaiser auch noch verschiedene andere Aufträge erhalten , von denen einer die Befreiung, des Knjasen Michailo Livowitsh Glinsky betraf. Dieser tapfere und in allen ritterlichen Vollkommenheiten höchst ausgezeichnete polnische Fürst war in Deutschland erzogen, hatte sich unter Herzog Albrecht von Sachsen in Friessland zum Krieger gebildet, und genoss nach seiner Zurückkunft ins Vaterland 8. Wahrscheinlich aus liierofalcones gemacht. 9. Argamacken heiasen in Russland besondere tatarische Renner. 1. H. nennt ihn immer Linsky. Er war der Nachkomme von Mamai im sechsten Gliede. i51^ der Liebe seiner Nation und des Vertrauens des Königs Alexanders in einem ganz vorzüglichen Grade. Er hatte mit dem Woiwoden von Trozka Johann Sabrszezinskii in Dienstsachen einen Streit gehabt, von welchem, ungeachtet der durch die Freunde des letztem veranlassten Versöhnung, doch im Herzen desselben ein heimlicher Groll zurückgeblieben war. Dieser wurde bey dem bald darauf erfolgten Tode des Königs laut, und Sabrszezinskii wagte es nun, den Knjas; Michael öffentlich als einen Verräther anzuklagen. Der neue König, Siegismund, bemuhte sich, die Untersuchung dieser Sache, auf welche der Fui 'St Glinsky drang , unter allerley Vorwand zu verschieben; und da der Beleidigte hier durchaus kein Recht linden konnte, so wandte er sich nach Ungern und bat den König Wladislaus, Siegmunds Bruder, um seine Verwendung. Dieser sandte auch eine eigene Botschaft deswegen nach Krakau, allein dieser Schritt blieb ebenfalls ohne Erfolg. Nun drohte Giinsky mit Maasregeln, „die „vielleicht beide einst bereuen würden." und als auch diese Drohung ohne Wir- kung blieb, so wandle er sich an den i Grossfürsten Wassilij lwanowitseh, eiv Harte ihm, warum er nicht langer seines Königs Unterthan seyn könnte, und erbot sich , gegen sicheres Geleit, sich mit allen seinen Schlössern und Leuten der russischen Herrschaft zu unterwerfen. Der Grossfürst bewilligte einem so tapfern Krieger den verlangten Schulz mit Freuden, und sagte ihm denselben in einem offenen Briefe feierlich zu. Kaum war Glinsky nun im besitze desselben, so eilte er Sabrszezin&kii aufzusuchen. Er fand ihn kl Grodno, überfiel ihn in seiner Wohnung, und liess ihm durch einen Tataren den Kopf abschlagen. Dann machte er einen Ver-such, das feste Scliloss Minsk zu nehmen; da dieser aber misslang und er erfuhr, dass des Königs Truppen schon gegen ihn im Anzüge wären, so e.lte er i5o8 nach Moskau, wo er von dem Grossfursten mit offenen Armen empfangen wurde. Er fand iiier bald Gelegenheit zur Rache an Siegismunden, als Wassilij lwanowitseh den Zug gegen Smolensk unternahm, zu dessen Eroberung (5i Jul. i5i4) Glinsky sehr wo- i5i7 sentlieh beitrug. Es war ihm unterdessen nicht unmöglich vorgekommen, das neueroberte Fürstenthum zum erblichen Besitze zu erhalten ; vielleicht hatte man ihm auch sogar anfangs selbst Hoffnung dazu gemacht. Er wagte daher geradezu darum zu bitten und suchte seine Ansprüche darauf geltend zu'; machen; und da er auf wiederholte Vorstellungen immer nur ausweichende Antworten erhielt, so fing er an, sich unter der Hand wieder um Siegismund's Verzeihung zu bewerben, die ihm auch, so gross war der Werth , den man auf seinen Besitz setzte, gern und schnell bewilliget wurde. Zu Glinsky's Unglück hatte einer von seinen Feinden am polnischen Hofe Nachricht von diesen Unterhandlungen erhalten, und den Grossfürsten aufs Schnellste davon unterrichtet. Auf diese Anzeige wurde dem polnischen Boten, Namens Trepka, der dem Fürsten Glinsky die Zusage des verlangten Schutzes überbringen sollte,» Kundschafter entgegen geschickt, die ihn auch auffingen, aber trotz aller Martern nichts aus ihm herausbringen konnten, als dass er zu dem Knjas Michael gehen und unter ihm dienen wollte. Glinsky trat unterdes- ,5, sen voll Ungeduld seine Reise wirklich an, ward aber von den grossfürstlichen Truppen eingeholt und nach Smolensk vor den Zar gebracht, der ihn in Retten nach Moskau zurückführen und in den Kerker werfen Hess. Diess war etwa ein Jahr vor Herberstein's Ankunft geschehen. Da Glinsky, der im griechischen Glauben geboren war, sich in Deutschland zur katholischen Kirche gewandt hatte, so benutzten seine Freunde diesen Umstand, die Fürsprache des deutschen Kaisers für ihn zu erhalten, und wirklich hatte Maximilian Herbersteinen auch Auftrag gegeben, im Namen des Kaisers um seine Befreiung zu bitten. Selbst kurz vor seiner Abreise aus Moskau bekam er deswegen noch einen besondern, in den russ. Archiven aufbehaltenen, Briganssii (Bregenz) am 4 Nov. i5i7 datirten Brief des Kaisers an den Zar. Da aber Glinsky gerade um diese Zeit wieder in den Schoos der 2. Die ihm deswegen ertheilte besondere Instruction findet man unter den Beilagen, No. VI. 17 griechischen Kirche zurückgekehrt war, so erhielt H. zur Antwort: es könne keinem Fürsten eines andern Glaubens zustehen, die Freiheit und Auslieferung dieses Gefangenen zu verlangen. Auch wurdu H'n nicht einmal vergönnt , den Fürs? 11 Glinsky zu sehen und zu sprechen. Herberstein machte in Moskau unter andern die Bekanntschaft eines merkwürdigen Griechen, der mit des Zaren Mutter, Sophia, Tochter des Thomas Palaeologus, nach Bussland gekommen, und in der ganzen Stadt und am Hofe unter dem Namen des kleinen Georgs bekannt war. Dieser Fremdling, der sich nach H's Zeugnisse eben so sehr durch seine Kenntnisse, als durch seine Erfahrung auszeichnete, wusste die Gunst des Grossfürsten bald in einem so hohen Grade zu gewinnen, dass er in kurzer Zeit zum Minister, Schatzmeister und Kanzler erhoben wurde. Unvorsichtige Aeusserungen über Beligionsmei-nungen und namentlich über die Macht des Patriarchen von Constantinopel, brachten ihn in Ungnade, die den Yer- lust aller seiner Aemter zur Folge hatte, i Der Zar konnte seiner Dienste indessen nicht lange entbehren, er verzieh ihm daher und nahm ihn wieder an den Hof, ohne ihm jedoch seine vorigen wichtigen Stellen wieder zu geben. Dieser Grieche muss* wie auch schon sein Beiname zeigt, sehr klein und schwächlich gewesen seyn. H. erzählt, der Zar habe ihn einmal rufen lassen, und als er seine Ankunft erfahren , den vornehmen Hofleuten befohlen, den kleinen Georg in dem Schlitten, 3- in welchem er nach Hofe gefahren war, die Treppe herauf und bis in sein Zimmer zu tragen; Georg aber habe sich durchaus geweigert, diess zuzulassen, und nur erlaubt, dass man ihn die Treppe hinauf führe. Als das der Zar hörte, wurde er sehr zornig und befahl, der ganze Zug solle wieder auf die Strasse zurückkehren und von da den Günstling in seinem Schlitten herauf und bis in das innerste Gemach tragen. Nun blieb nichts mehr übrig als 3. An andern Stellen nennt, er ein Fuhrwerk, »ine Sänfle, (vehiculum , lectica.) i5i7 zu gehorchen; nach Beendung der Geschäfte musste er eben so wieder hinuntergetragen werden; Seit dieser Zeit sey er immer auf diese Art nach Hofe und wieder zurück gebracht worden. Da Herberstein endlich sah, dass* bey der hartnäckigen Fortsetzung der Feindseligkeiten von Seiten Siegismund's für den Hauptzweck seiner Reise nichts mehr zu hoffen wäre, so bat er um seine Abfertigung, die er auch am 21 Nov. in einer feierlichen Audienz erhielt. Und nun verliess er Moskau schon am folgenden Tage nach einem Aufenthalte von beinahe acht Monaten< Ueber diese erste Reise nach Russland tlieilt er in seinen Schriften weniger besondere Bemerkungen und Ansichten mit; als er auf der zweiten zu machen Gelegenheit hatte. Seine Nachrichten erstrecken sich diess-mal hauptsächlich über die Namen der Länder und Yölker des russischen Reichs* und vorzüglich über die Meere und Flüsse, die es umgränzen und durchströmen. Wir verweisen daher unsere Leser auf den Bericht seiner zweiten Reise, und auf die weiter unten zu gebende Ueber- sieht von den Früchten dieser Reisen, i5i7 und begleiten ihn jetzt auf seinem Wege durch Polen zurück. Bey seiner Abreise erhielt er von dem Zaren köstliche Zobel- und Hermelinfelle , russische Jagdbunde und mehrere seltene Landesprodukte zum Geschenke ; dieser liess ihm auch einen bequemen Pieiseschlitten mit Pelzdecken einrichten, und aus seinem eigenen Stalle ein ungewöhnlich grosses Pferd vorspannen , ihn mit Lebensmitteln reichlich versehen, und durch eine Anzahl grossfürstlicher Diener und Soldaten, zusammen gegen zweihundert Pferde stark, bis an die Gränze begleiten. Aus einem, den eigenen Nachrichten von seinem Leben (H. II. S. 7) beigefügten vortrefflich gearbeiteten Holzschnitte siehet man, dass Herberstein bey seinem Abschiede aus Moskau von dem Zaren auch ein Ehrenkleid erhalten habe. Auf dieser il-luminirten Abbildung, welche die Aufschrift führt: Kliayser Maximilians Pot-schafft von Moskouiter also geclaidt. Sigmundt von H erb erst ain- Ritter. Rath* 7 1517 siebet man H'n in einem langen und -w eiten russischen Kaftan von Gold-stofF mit grossen silbernen Blumen, bis über die Knie mit kostbaren Knöpfen zusammengehalten, durchaus mit Zobel gefuttert und mit einem breiten Kragen von demselben Pelzwerke versehen. 5" Mit Herbersteinen ging zugleich wieder ein russischer Gesandter, Wladimir Sse-mevowitsch Plemämiikojjund ein Dolmetscher, Ustoma der Kleine, nach Wien , „um dem kaiserl. Hofe die Ursachen zu „erklären, warum der Friede mit Pohlen nicht habe zu Stande kommen kön-,(nen;" diese Abgeordneten kehrten im April des folgenden Jahres mit den neuen kaiserlichen Gesandten, Francesco da 4- Diese Voi-stelliing ist in H. III. B. jv. ■wiederholt unter der Ueberschrift : Ejusmodi veste et variis nobilibus pellibus remuneratus et ea in-dutus vt consuetum est Principi Gracias egi di-nussus sunt. 5. Diese Kleidung ist in den Soteriis, S. M iij. in zwey Gedichten, von Paulus Fabricius und Dionysius Puclerus besungen worden. Collo und Antonio de' Conti, 6- nach i Moskau zurück. Als Pristaf zur Verpflegung durch das russische Gebiet wurde ihm Boris Golowastof mitgegeben. Herberstein konnte diessmal den kürzern Weg über Smolensk nehmen, wozu er sogar von dem Zaren veranlasst wurde, obgleich ein Theil seiner Dienerschaft und seine Pferde in Nowo-grod geblieben waren. Am 9 Dez. kam er ohne Zufall und Aüfenthalt in Wilna an, wo er aber den König nicht fand; an seiner Stelle bewii'thete ihn Johann, Bischof von Wilna, Siegismund's natürlicher Sohn. H. ruhte hier einige Tage aus, um seine Leute aus Nowogrod zu erwarten, die er dui'ch Liefland hatte hierher kommen lassen. Er fand liier schon einen von Siegismund's Hofleuten, Niclas - Nipschitz, den ihm der König 6. Diese beiden kaiserlichen Gesandten wurden dem Grossfürsten den 27 Juli i5i8 vorgestellt und brachten den durch Herberstein's Unterhandlungen eingeleiteten Waffenstillstand zwischen Wassilij Iwanowitsch und Siegismunden von Weihnachten 1Ö18 — i5i9 zu Stande. J t 7 von Krakau aus entgegengeschickt hatte. Vier Meilen von Wilna hielt er bey dein Schlosse Trocka an, um die dort in dem Thiergarten des Woiwoden Gregor Radzivil befindlichen Auerochsen, schon damals eine naturhistorische Merkwürdigkeit, zu sehen. 7- Anfangs fand er bey dem Besitzer nicht die günstigste Aufnahme; dieser liess sich sogar schon bey ihrer blossen Annäherung bey H's Begleiter darüber beschweren , dass er ohne seinen Willen und Befehl fremde Gäste auf sein Gut brächte. JSjpschitz entschuldigte sich damit, dass er kein Recht habe, seinen Begleiter zu hindern überall hinzugehen, wohin es ihm gut- 7. Bekanntlich hat H. von diesem merkwürdigen Thiere in seinem Werke eine Abbildung geliefert. Er brachte selbst einige Häute desselben, die ihm der König von Polen geschenkt hatte, mit nach Wien, wo er sie als eine Seltenheit in seinem Hause aufstellte. Der Dichter Caspar Be-tius sagt davon in den Soteriis p. K. 2: Lumine nec proprio contentus teste, duorum Exuuias patrios collocat ante lares. Unde fidem veri spectator quisque capesset, Namque et tergoribus cornua juncta patent Cum pedibus. dünkte. Endlich wurde ihnen nach lan-J^jy gen Unterhandlungen der Einzug gestattet, und kaum schickten sie sich nun zum Nachtlager an, als der Woiwode schon einen Boten sandte, Herberstei-nen auf den folgenden Tag zum Frühmal einzuladen. Dieser aber wollte dem unhöflichen Wirthe durchaus keinen Besuch machen, und schlug es zweimal ab ; endlich drang sein polnischer Reisegefährte so lange in ihn, bis er die Einladung annahm. Bey dieser Mahlzeit fand H. einen sehr sonderbaren Gast , Sehe-achrnet, 8- ehemaligen Chan der Sawols-kischen, d. i. jenseits der Wolga woh- 8. Scheachmet hatte Alexandern von Polen aufgefordert , sich mit ihm gegen den Krimschen Chan zu verbinden , wurde aber von seinem eigenen Weibe verrathen. Dieses ging nehmlich zu jenem geschwornen Feinde seines Stammes über, heurathete ihn, und entzog dem getäuschten Scheachmet einen grossen Theil seines Heeres. Er floh nun zu den Türken, und, da hier sein Leben auch nicht sicher schien, nach Kiew, wo er von den Polen gefangen und nach Trocka gebracht wurde. Er erhielt bald darauf seine Freiheit wieder, und blieb kurz nachher in einem Treffen gegen die Tataren von Perekop, * ,5i7 nenden, Tataren, der hier gefangen gehalten wurde, aber in seinem Unglücke seiner Wurde nicht vergass, tind von dem Kaiser Maximilian z. B. nie anders* als von seinem Bruder sprach. Nach Tische setzte H. seine Reise weiter fort* musste sich aber vorher noch, nach damaliger Littliauischer Sitte, von seinem versöhnten Wirthe ein Geschenk aufdringen lassen. In Bielsk wurde IT. von dein Kanzler von Litthauen, Nicolaus Radzivil, aufs Köstlichste bewirthet, der ihm auch beim Abschiede ein schönes Pferd schenkte, ,,und zwanzig Ducaten," setzt H. hinzu, „mit bitt mir ain Ring davon „machen lassen, wan ich vor dem Kliai-„ser Stuende, vnd den Ring ansähe, sein „darbey zugedenckhen." Die Reise gieng nun ohne Aufenthalt i5i8 nach Krakau, wo H. am 2,5 Januar i5iÖ ankam, Und von dem Könige sehr wohl aufgenommen wurde. „Der Khunig," sagt er selbst, „dem meine Handlungen „angenäm waren, hat mich gar erlichen „begabt." Am 6 Februar setzte er sei- nen Weg nach Wien fort. Die Reise i war wegen des hohen Schnees sehr beschwerlich; der Zug bestand aus einem schweren Schlitten mit vier Pferden, einem andern mit Moskowitischen Kindern, über deren Bestimmung weiter gar nichts erwähnt wird, mehrern Schlitten zur zarisclien Gesandtschaft gehörig, und einem mit russischen Jagdhunden. Kurz vor Ollmütz hatte H. ein Abentheuer zu bestehen, das leicht sehr üble Folgen für ihn hätte haben können. Ein Mährischer Edelmann, Nicolaus Tschap-litz, der wahrscheinlich betrunken war, stellte sich mit zweien seiner Leute un-sern Reisenden mit gespannten Büchsen in den Weg. H. wich ihm mit seinem Zuge aus, um Streit zu vermeiden; als aber Tschaplitz nun H's Leute von hinten anfiel, setzten sich diese zur Wehr, und einer traf mit seiner Armbrust den » Friedensstörer so unsanft, dass er vom Pferde stürzte; einer seiner Knechte er--hielt einen Stich. H., der von diesem 9. H. I. S. 164. heisst es: ain wol&ezechter Niclas tzaple von altendorff. i5i8 Vorfall üble Folgen fürchtete, eilte nach Ollmutz; da hier aber der Verwundete schon vor ihm angekommen war, und ihn bey der Obrigkeit eines Ueberfalls beschuldigt hatte, so musste sich H. vielen Untersuchungen und weitläuftigen Verhandlungen unterwerfen, und würde wahrscheinlich nicht so bald von diesem verdriesslichenHandel losgekommen seyn, wenn man nicht Rücksicht auf den mit ihm reisenden Moskowitischen Gesandten genommen, und ihn nach einigen Tagen Aufenthalt endlich weiter hätte reisen lassen. Da er sich wegen dieses Vorfalls auch für die Fortsetzung seiner Reise nun nicht sicher hielt, so nahm er von Ollmütz Geleit (,,ain wagen mit „Schützen von der Stat entlehend"), das ihm nur mit grosser Mühe bewilligt wurde, und bekleidete sich und seine Gefährten mit Harnischen. Die übrige Reise bis Wien, wo H. am 20 Februar ankam, wurde ohne weitern Zufall zurückgelegt. Da der Kaiser aber nicht hier, sondern in Inspruck war, so begab er sich nach einer kurzen Erholung mit dem zarischen Abgeordneten auf den Weg dahin. Ganz Deutschland war da- mals höchst unsicher, und H. rechnet 1518 es sich zu einem besondern Glucke an, dass er diesen Theil seiner Reise ungestört hat zurücklegen können. * Unser Pieisender kam am 22 Marz bey dem Kaiser an, und dieser war nicht nur mit der Art, wie H. sich seiner Auftrage entledigt liatle , sondern auch mit dem Berichte, den er ihm von der Beschaffenheit Russlands, und den Sitten und Gebräuchen seiner Bewohner abstattete, sehr zufrieden und hörte ihm bisweilen des Abends vber die gewöhnlich Zeit zu, hintz (bis) der schlaff' mit gewalt kham. Der Cardinal von Salzburg, Matthäus Lang"., der H'n bey seiner Abreise besonders aufgefordert hatte, auf alles Merkwürdige bey dieser seltenen Gelegenheit aufmerksam zu sevn, bat sich vom Kaiser die Erlaub-niss aus, H's mündlichen Berichten jederzeit beiwohnen zu dürfen. Eines Abends gab er ihm. nach einer solchen Erzählung, die den Kaiser besonders unterhalten hatte, die Versicherung: „ihr „habt einen gnädigen Kaiser; ich wil „euch Wege vnd Mittel anzeigen, damit 1518 „ihr in solcher Gnade bleiben und meh-,,rere erlangen moget." Zum Zeichen der kaiserlichen Zufriedenheit mit diesem Geschäfte erhielt H. auch bald darauf die Pflege Clamm. 1 Wie viel Achtung sich II. durch diese Sendung bey dem kaiserlichen Hofe überhaupt erworben habe, davon zeugt unter andern auch das in den Beilagen unter No. IX mitgetheilte Schreiben Carl's Y. an den Erzherzog Ferdinand, wo er bey Gelegenheit der Ernennung H's zur zweiten Gesandtschaft nach Mos^ kau von ihm sagt: „Apud quondam Cae~ ,,sarem Maximilianum eodem legationis j,munere functus, et toti huic, quod re-,,paramus Rutheno foederi et negotio au- 1. Schon i5i6 hatte Maximilian durch einen Befehl vom 25 Sept. verfügt , dass die erste Herrschaft, die in den Herzogthiimern Steiermark, Kärnthen oder Krain dem Landesfürsten heimfallen würde, und wenigstens 200 Gulden Rheinisch eintrüge, ohne weitere Anfrage Herbersteinen zur Belohnung seiner vielen Verdienste sollte verliehen Werden: allein Maximilians Tod erfolgte früher, als diess Versprechen konnte erfüllt werden. spex fuit ipsaque fundamentä jecit, ita 'f" vt nemo in eo sibi nedum non praeferri, sed ne conferri quidem possit. Nac h einem Aufenthalte von vier Wochen fertigte Maximilian H'n mit der russischen Gesandtschaft wieder nach Wien ab, wo letztere die Zurückkuuft des Kaisers abwarten sollte. Der Botschafter benutzte seinen Aufenthalt in Deutschland, um geschickte Kanonen-giesser und Waffenarbeiter in den Dienst seines Herrn zu nehmen; er fand deren fünf, welche kühn genug waren, die grosse Reise zu unternehmen, und schickte sie über Lübeck und Liefland nach Moskau, wo sie eine sehr gute Aufnahme, und bey dem bald nachher erfolgten neuen Einfall der Tataren Gelegenheit fanden, sehr wichtige Dienste zu leisten. 2. Unter diesen hat einer, Namens Jordan, aus Hall im Innthal, durch seine eigne Erfahrung H'n den Stoff zu der lächerlichen, unzähligemal ■wiederholten, Bemerkung gegeben, die russischen Weiber beurtheilten die Liebe ihrer Männer nach der Zahl und Stärke der Schläge, die sie von ihnen empfingen. Jordan schlug übrigens bald darauf seiner Frau, wahrscheinlich nicht aus Liebe, Arme und Beine entzwei. 8 Von Inspruk bis Wien liatte H. auch die beiden neuen nach Moskau bestimmten kaiserlichen Gesandten, Francesco da Collo uud Antonio de' Conti, zu Begleitern, denen die Gelegenheit, sich von ihm belehren zu lassen und seine Erfahrungen zu benutzen, natürlicherweise sehr willkommen war. 4. REISE NACH UNGERN UND SALZBURG. 1 5 1 8. Bey seiner Abreise von Inspruk hatte der Kaiser H'n schon wieder einen neuen Auftrag gegeben , der ihn nach Ungern führen sollte. Da hier nehmlich aufs neue die Hede davon war, während der Minderjährigkeit des jungen Königs den Grafen Johann von Zips zum Statthalter des Königreichs zu ernennen, so eilte Maximilian, dieser fiir seine Ansprüche gefährlichen Neuerung zuvorzukommen und bestimmte, als Vormund des jungen Königs, eine ausserordentliche 8 Gesandtschaft nach Ungern, die aus Veit Strein von Schwarzenau, 3- Ulrich Ben eher oder Wernegker, und unserm Herberstein bestand. Die Gesandten trafen sich in Wien zusammen, und eilten dann ohne Aufenthalt nach Ofen, wo gerade damals ein Rakusch, oder Reichstag, gehalten wurde. 4- Zu dieser aus- 3. Wahrscheinlich derselbe, der früher zum Gesandten nach Moskau bestimmt war, S. Seite 5i. Die dieser Gesandtschaft ertheilte Instruction findet man in Senckenbergs Samml. ungedr. u. rarer Stücke j S. 20 ff, 4. H. erwähnt hier der Kutschen unter dem Namen Cotschien oder Kotzschi TVägnen (H. I- S. 167) und setzt hinzu: „die man also nent nach „ainen Dorff bey zehen meilln dishalb Ofen, (Kot-,,see, Kotsch, jetzt Kitser) die mit drayen Pfar-,,den neben ainander lauffendt gefurt werden, und „derselben zeiL kain Eisen oder gar wenig »daran „was, fuern vier Personen sambt dem Fuerman „und ist ain gar bequeme fuer, das ainer sein „Pett, Klaider, Speisz, und tranckh, des man der ,,ennden notturiTlig mit fuern mag, kain schwere „fuer thain sy nit." In der deutschen Ausgabe der Moscovia S. Y. iv. sagt er ebenfalls: „das „Dorf Gorzi genannt, dauon diese Uart vnd fuer- i5i8 serordentlichen Versammlung halte der König von Polpn, als Mitvormund, Herrn Andreas Tanznizki, (,,der nachmals," sagt H.j, ,,durch mein befurderung mit „allen seines Namens gegraflt wardt,") und den Probst Carnorou>sky geschickt. Auch von Seiten des Pabstes befand sich daselbst ein Abgeordneter, Bruder Niclas., aus dem adeligen Geschlechte der Schönberg in Meissen, ein Dominikaner Mönch, der das unumschränkte Vertrauen Leos X. schon, als dieser noch Cardinal war, besessen hatte. Dieser schlaue Priester zeigte sich anfangs bey den Verhandlungen so ganz kaiserlich, dass H. selbst sagt: ich achtete Gott hette den gesandt. Allein bald darauf gab er seine wahren Ab sichten zu erkennen; er hatte es „leut den nameu vberkhomen." Diese Stellen jeugen vielleicht mit für den ungrischen Ursprung der Kutsch^h, den man gewöhnlich in das Jahr i457 setzt. Die verschiedenen Meinungen über die erste Erscheinung dieses Fuhrwerks findet man übrigens zusammengestellt in Beckmanns Beytr. zur Gesch. der Erfind. B. 1. S. 417 — /+20. und in Busch's Handbuch der Erfindungen, B. III. S. 272 — 282. nehmlifch vermittelst seiner listigen Vor- i5i8 Stellungen, und besonders von den un-grisehen Bischöfen unterstützt, unter der Hand dahin gebracht, dass der Pabst ,,ain Haubtmann in Hungern setzen ,,wolt, dei' Ime, und sonst niembt geflöht vnd verpunden sein sold ," was doch ganz gegen die Instruction der übrigen und das Interesse ihrer Höfe gewesen wäre. Er wagte es sogar, H'n ins Gesicht zu behaupten, er habe seine bestimmte Einwilligung zu diesem Schritte gegeben; da dieser ihn aber geradezu der Unwahrheit zu zeihen die Festig keit hatte , so erreichte der listige Unterhändler seine Absicht nicht, und die vorgehabte Wahl eines päbstlichen Statthalters wurde, vorzüglich durch H's Geschicklichkeit , hintertrieben. H. war überhaupt in Ofen ausserordentlich thätig, und hatte hier viele Gelegenheit, sich als einen sehr gewandten Geschäftsmann zu zeigen. ,,Da zu Ofen/' sa»t er H. II. S. 8., haben wir vil In- U ,,structionen gehabt in gemain an Kliü-,,nig vnnd die LandschatFt, dann aine aufF „mich vnd Wernegger, aber (wieder) 1518 , .ainc auff mich allein mit dem Khünig ,,zu handeln, dann aber aine auff mich „allain mit dem Cardinal von Ferrarais „Bischoffen zu Erla, dann ain beuelch „der Landtschafft in Oesterreich ver-,,Schreibung der heyrat halben (eines „Erzherzoges mit der ungrischen Thron-Serbin) gegeben zu vordem, des Bur-jjgundisclien Ordens halben neben er-,(haltn Salinas vnnd ander vil sachen gehandelt, vil mit hin und wider schrei-jjben,, sind schwär Handlungen gewest.iC l Ein wichtiger Gegenstand der Sendung H's nach Ofen war auch der von dem Pabste vorgeschlagene Kreutzzug gegen Suleyman , der durch die Unterwerfung von Aegypten seine Macht aufs neue furchtbar vermehrt hatte. Leo X. hatte nehmlich den oben erwähnten Mönch Nicolaos (nachherigen Cardinal und Erzbischof von Capua) nach Inspruk geschickt^ um Maximilianen aufzufordern, durch seinen Einfluss die Fürsten der Christenheit, namentlich den Grossfürsten von Bussland und die Könige von Ungern und Böhmen zu bestimmen, fünf Jahre lang alle andre Kriege einzustel- len, und alle ihre Kräfte gemeinschaft- I5Is lieh gegen die Türken zu richten. 5- Von Ofen begab sich H. nach wohlverrichteten Aufträgen nach. Augsburg, wo Maximilian damals seinen letzten Pieichstag hielt, der durch die gehoffte Wahl seines Enkels, Carl's yon Spanien, zum römischen Könige; durch den Ur-thelsspruch gegen den Herzog Ulrich von Würtcmberg, der drey Jahre vor- 5. Maximilian war so aufgebracht über den Bruder Nicolaus , dass er sogar den Zar Wassilij Iwanowitsch ^ zu welchem sich dieser auch als päbstlicher Gesandte begeben wollte , vor ihm als einen sehr gefährlichen Menschen warnte. In der Antwort des Zars, die ich nur aus einem seltenen, oben angeführten, italienischen Schriftchen kenne, heisst es: „IntornoU Monaco del quäle „hauete trattato con detti Consiglieri nostri , che „sia per venir in queste parti doppo l'hauer ma-,,chinato contro la Ma.estä sua cose grauissimi et „importanti con molte fraude et inganno, et ehe „perciö alla parole di esso non habiamo a pre-„star alcuna credenza, se questo tal Monaco ve-,,nirä faremo saper al fratel nostro carissimo „Maximiliano ogni sua operatione et ogni machi-„natione, ouero inganno, ch'egli apparechiasse." i5i8 her Johann Von Hutten6- auf der Jagd ermordet latte, 7- und nun in einer Sitzung, welcher Herberstein als Richter beiwohnte, in die Reichsacht erklart wurde; und endlich durch das Erscheinen Martin Luthers vor demselben ausgezeichnet war, H. wurde hier in Augsburg' krank; er sagt von seiner Krankheit sehr unbefangen: „ich lag im Holz Gwaiacano „vast der Ersten ainer under Ir vier oder „funfen, die Ertznei ward erst in Prauch „khumen." 8- 6. H. nennt ihn (H. I. S. 167) Ludwig von Huetten. 7. ,,Der Herzog Ulrich, wegen seiner Tyran-„nenstreiche hinlänglich bekannt, ermordete seilen Hofjunker, Hans von Hutten (im J. i5i5) „indem er ihn mit dem Gürtel an einer Eiche „im Walde, wohin er ihn gelockt, aufknüpfte, „weil er ihn in Verdacht hatte, dass er mit sei-„ner Gemahlin Sabina einen sträflichen Umgang „unterhielte." Sjnttlcr's Geschichte Wirlembergs S. 109. 8. Das Guaiaca-Holz War damals erst vor kurzem aus Amerika nach Europa gebracht, und Im Oktober dieses Jahres ernannten i5i8 die Landstände von Steiermark Herbersteinen zu ihrem Rathe am kaiserlichen Hofe, und der Kaiser bestätigte diese Wahl. H. glaubte anfangs, er würde dadurch verhindert werden, im Dienste des Kaisers zu bleiben, und lehnte die Ernennung ab; Maximilian erklärte ihm aber in einem besondern Befehle, dass beide Stellen sehr wohl mit einander vereinbar wären, und da die Landschaft ihre Bitte bey H'n erneuerte, so unterzog er sich der angetragenen Stelle, die ihm bald darauf die ehrenvolle Veranlassung zu einer neuen grossen R.eise geben sollte. Kurz vor dem Schlüsse des Jahres musste H. noch eine Reise nach Salzburg machen, um gemeinschaftlich mit den Rathen des Cardinais von Gurck den Frieden zwischen dem Erzbischofe und als ein vorzügliches antisyphilitisches Mittel angewandt worden , daher es auch Pockenholz genannt wurde. II. selbst sagt , er sey einer der ersten gewesen, bey denen man diese Arzney versucht habe. 18 seinem Capitel, und der Landschaft wieder herzustellen. Maximilian ging in den letzten Tagen des Jahres von Augsburg nach Wels, wohin er die von den verschiedenen Landstanden erwählten Räthe, aus denen er einen besondern Hofrath bilden wollte, bescliieden hatte. Aber schon auf der Reise ward er von einer längst aeahneten Krankheit befallen, von wel-eher er nicht wieder erstand. Herberstein war voraus nach Linz geschickt, wurde aber von hier nach Wels berufen, um bey der Abfassung der Instruction des Bischofs Christoph von Laybach, und seiner Abfertigung als Gesandter an den König von Polen gegenwärtig zu seyn. Unterdessen nahm das Uebel des Kaisers schnell zu; am 6 Januar i5i9 wurde er bettlägerig, und bereits am i2ten dieses Monats verschied der als Mensch und als Herrscher durch seltene Eigenschaften ausgezeichnete Fürst, dessen Fehler und Schwächen bald vergessen wurden, dessen Verlust das ganze Reich lebhaft und lange fühlte, und durch dessen Tod Herberstein einen gü- tigen Wohlthäter und einsichtsvollen iSig Würdiger seiner Verdienste verlor. ,,Am ,,sechtzehnden January", sagt er (H. II. S. 8.) ,,hab ich Gott waiss mit beschwertem leib, aber vil mit beschwer-,,licherm vnd betümmerlicberm hertzen ,,viul gmuet, den frummen Rhayser auff „meinen achseln geholfl'en in die Rhir-,,chen zu tragen;" 5. GESANDTSCHAFT NACH SPANIEN, i 5 i 1I20. Durch sein Testament hatte Maximi- 1519 lian verordnet, alle Regierungsgeschäfte sollten bis zur Ankunft seines Thronfol- !). Bey Maximilians vorläufiger Beisetzung in Wels entstanden unter den Hofräthen wegen der Ordnung, in welcher die Reichskleinodien sollten vorgetragen werden , ziemlich ärgerliche Rangstreitigkeiten , zu deren Ausgleichung man zu einem in ähnlichen Fällen etwas ungewöhnlichen Mittel seine Zuflucht nahm man legte nehralich /' * gers unverändert fortgehen, und deswegen eine besondere einstweilige Regierung ernannt; mehrere Provinzen aber, und unter ihnen namentlich die Nieder-österreichischen Lande, benutzten diesen Zwischenraum, um allerley in ihrer bisherigen Verfassung und Verwaltung zu ändern. In Wien bildete sich ein Aus-schuss von Neuerungssüchtigen, aus Gliedern des Adels, der Universität und Bürgerschaft, die die neue Regierung verjagten und sich in den Besitz der öffentlichen Kassen und des Zeughauses setzten. „Jegliches Landt," sagt H., „macht sein sonderliche Ordnung, dar-„umb dan vil arges eruolgt." Endlich verglichen sich die Stände zu einer von ^Steiermark, und gewiss nicht ohne H's Mitwirkung, vorgeschlagenen Zusammenkunft zu Pruck an der Muhr, „damit ain „verainigung vnnd verstandt gemacht „würde , allain wie die Lannd mit rü-„stigung vnnd gegen mannigklichen in alle Insignien mit auf die Bahre. „Als man sieh,'• sagt H. I. S. 170. „nit kundt vergleichen di^ „kleinater zu tragen, so legt man die Cron, ,',Apfel und Zepter auf die paar." .abwesen der Herrn in weer sieb ent-,,halten möchten," zu welcher H. sich auch begeben musste (i4 Febr.); und liier wurde dann einmüthig beschlossen, dass die Provinzen Oesterreich, Steiermark^ Kärntben, Krain und das Land ob der Ens *• Gesandtschaften an den König Carl2* nach Spanien, um diesem ihre vermeinten Beschwerden vorzulegen und ihn zur baldigen Uebernehmung der Regierung einzuladen, und einen besondern Abgeordneten im Namen aller an den Erzherzog Ferdinand schicken sollten. Die Wahl von Steiermark fiir die Gesandtschaft nach Spanien fiel auf un-sern Herberstein und Herrn Hans Hof- - i. "Die Tirolischen," sagtH. „hetten auch Ire „Gesandten da zu Pruckh und bewilligten Ire Pot-„ten auch mitzuschickhen , es geschah aber nit." 2. Als nächsten Erben seines Grossvaters für die österreichischen Erblande, und wahrscheinlichen künftigen deutschen Kaiser. Unterdessen wurde doch bekanntlich die Kaiserkrone erst Friedrich dem Weisen von Sachsen angetragen, und als dieser sie ausschlug, wurde Carl endlich , ungeachtet der Französischen Cabalen zu Gunsten Franz I., am 28 Juni gewählt. i5ig mahn] der für sie ausgefertigte Credentz-brief ist zu Grätz am 16 Februar unterzeichnet. Die Abgeordneten versammelten sich zu Villach, und traten von hier aus ihre Reise nach Spanien über Italien an. 3■ Sie gingen zunächst über Pontafel nach Treviso, ,,da kam uns," sagt H., ,,et-,,was unerklärbar, ain kayserlicher ,,Bcuelh uns anhaimbs zu enthalten (nach „Hause zurückzukehren) weil wir aber ,,an der Rais gewest, sein wir furtgezo-„gen.6i Von Mestre gingen sie nach Venedig über. Der Magistrat schickte ihnen eine Deputation entgegen, und da diese sie in den Lagunen verfehlte, so begab sie sich zu ihnen in ihren Gasthof, entschuldigte das Versehen, Und nö-thigte sie, ,,erliclie und lustige Häuser'e 3. H. führt keine Ursache an , warum sie diesen Weg durch Italien und Neapel nahmen, und sich der weiten Seereise aussetzten. Wahrscheinlich geschah es, um den italiänischen Höfen zugleich die Thronveränderung offiziel anzuzeigen. H. nahm auf diese Reise seinen Bruderssohn Georg niit. zu ihrer Wohnung anzunehmen, wo sie mit Lebensmitteln reichlich versorgt wurden. Bey der Audienz , die ihnen der Doge, Loredano, mit vieler Auszeichnung gab, hielt H., der überhaupt die Seele der Gesellschaft gewesen zu seyn scheint, die Anrede, zeigte den Zweck ihrer Reise an, und bat um weitere sichere Beförderung; worauf ,,vast ,,guette antwurt gegeben auch aller guet-,,ter willen erzaigt" und ihnen „erliche ,.gesellschaft zugeordnet" wurde, die sie in der Stadt herumführen, und ihnen den Schatz, das Arsenal und anr dere Merkwürdigkeiten zeigen mussten. Nach einem Aufenthalte von sechs Ta^ gen gingen sie über Padua nach Rovi-go, wo sie viel Verdruss wegen eines in Venedig gekauften Stückes Damast hatten , das die tzaplii oder sthergem (Zollbeamte?) nicht durchlassen wollten. In Ferrara schickte ihnen Herzog Alfonso einen Edelmann zur Begleitung und drei-fsig Flaschen feinen italiänischen Weines. Nun gingen sie ohne Aufenthalt über „den Pfad oder Pedurn" (Po) nach Bologna, Florenz und Rom, wo sie durch die spanische Gesandtschaft dem i5ig Pabste Leo X. vorgestellt -wurden. Der Eile ihrer Geschäfte wegen konnten sie sich auch in Pvom nicht lange aufhalten, und verliessen es schon am 3 August wieder. Ein Jude sagte ihnen bey ihrer Abreise mit ziemlicher Sicherheit vorher, sie würden den zehnten Mann auf ihrer Reise verlieren, was auch bald darauf wirklich eintraf, denn kurz vor Neapel starb bereits Lazarus Aspan, Deputirter des Landes ob der Ens, bey dem der prophetische Jude wohl schon in P^om einen hippokratischen Zug bemerkt haben mochte. In dem Städtchen Suessa besuchte H. den berühmten Gelehrten Augustinus Niphus, 5- mit dem 4. Diese Feierlichkeit gab durch die Ungeschicklichkeit eines der Abgeordneten Veranlassung zu einem sonderbaren Vorfall, den H. (H. I. S. 173) sehr drollig erzählt. Als nehmlich der Doc-tor Siebenbürger, aus Wien, dem Pabste den Fuss küssen wollte, bog sich dieser hinab um ihn auf die Stirne zu küssen, bekam aber einen heftigen Stoss ins Gesicht, als sich der überraschte Depu-tirte schnell in die Höhe richtete, um dem heiligen Vater die Stirne darzubieten. 5. Das Leben und die Schriften dieses gelehrten .Sonderlings findet man bey Jocher, Dort trifft er mehrere Unterredungen hatte. Der i spanische Yicekön g von Neapel, Rai-mondo di Cordova, schickte unsern Gesandten eine Deputation von mehrern der ausgezeichnetsten Männer entgegen, worunter sich der Márchese Pistari befand, der, nach H's Versicherung, in der Folge am meisten zur Niederlage und Gefangennehmung Franz I. bey Pa-via beitrug. Man gab den Gesandten wegen der mitgebrachten Nachricht von der Wahl des spanischen Königs zum römischen Kaiser grosse Feste, und unter andern ein Turnier, ,,ain Wellisch ,.gestäch über die Plankheu oder Palca, 6- man auch unter andern folgenden Beitrag zu den vielen unbegreiflichen Ungezogenheiten, die sich damals Gelehrte gögen Fürsten erlauben durften. „Er war so hochmüthig , dass er Carolo V. kei-„nen Stuhl präsentirte, ob er wohl selber sass, „sondern sagte: wenn Carolus V. Kaiser über die „Soldaten wäre, so wäre er Kaiser über die Ge-,,lehrten." Er wurde in der Folge von Carln V. zum Staatsrathe ernannt, erhielt von Leo X. als ausserordentliche Auszeichnung den Namen yind das Wapen der Medicis, und starb in sei- ner Vaterstadt Suessa oder Sessa. 6. Wahrscheinlich Patco, Gerüst, Bühne. 9 „das was mit klai(lern und Rüstungen ,,köstlich getziert " Hier hielt sich damals auch die Herzogin Isabella von Mailand, Mutter der neuen Königin Bona von Polen, auf, die so wie der Yi-cekönig H'n und seine Reisegesellschaft zu ihrer bevorstehenden Seereise mit aller! ey Bedürfnissen und Lebensmitteln reichlich beschenkte. 7- Der Aufenthalt in dem reitzenden Neapel scheint der Gesundheit der Reisenden sehr nachtheilig gewesen zu seyn; denn ausser Laza-rus Aspan, der, wie schon erwähnt, drey Stunden vor ihrer Ankunft in der Stadt starb, mussten sie noch Hans Uiir gnade und Trojan von siuerspurg dort 7. „Unns vej-erten, sagt II., der Vicere mit „Sechs Vasz Wein, vier kelbern , zwelf Castraun „(Schöpsen), und viJ Huenern, die obgemeldt Fur-„stin mit acht Vass Weins, vier kelbern, zehen Ca-„straun, Hundert Huenern, Hamen und schultern „virtzig, gros gesattln Confect zwantzig, und „zwantzig weisz Wintlichter oder Duplier, ahveg „vier stucklen an ainem liecfrt von Wax, und mit „atnem grossen Parmisanen kaesz, der Herr Fa-„bricius Colona verert uns auch mit kaesen, Schultern , Hennen, Biscotten, und ainem Väsl mit ,,Senff. das unns alles zu schiff wol bekam.'.' V 123 kraut zurück lassen. Viele ihrer Diener t starben, mehrere andere waren zu schwach, die Reise fortzusetzen. Unter den letztern war Bonaventura, ein Meissner, dessen Verlust H. besonders bedauert, der pesten Dienner ainer , sagt ,,er von ihm, den ich mein, tag gehabt." Die Gesellschaft schiffte sich am ersten September zu,Neapel ein, auf einem Fahrzeuge, der heilige Nikolaus genannt, das sie bis Barcellona für 5oo ungrische Gulden gemiethet hatten. Der Patron des Schiffes hatte sich indessen ausbedungen, so viel Waaren mitzunehmen, als er wollte, und vierzehn Tage zum Verkauf derselben in einem Sardinischen Hafen zubringen zu können. Die Reise war, einen kleinen Schrecken, den ihnen Seeräuber machten, abgerechnet, bis an die Küste von Sardinien sehr glücklich; hier überfiel sie aber -ein starker Sturm, der ihnen zwey Segelstangen brach, so dass sie nur mit Muhe am 12 September bey Cagliari vor Anker gehen konnten. Der dortige Vicekönig, Angelo de Villa nuova, schickte ihnen seinen Sohn, den Erzbischof, und viele andere Vornehme ißig entgegen, und behandelte sie während ihres zweiwöchentlichen dortigen Aufenthalts überhaupt mit vieler Auszeichnung. Am 26 Sept. verliessen sie Sardinien wieder, wurden aber durch widrige Winde bis zum 2 Oktober in der Nähe der Insel aufgehalten. Am eilften wagten sie sich endlich in die See hinaus, wo sie bald darauf ein so starker Sturm überfiel, dass der Schiffer sich entschliessen niusste, in Minorca einzulaufen. Ehe er aber noch dahin kommen konnte, warf der Orkan das Schiff" in der Nacht an einen Felsen. ,,Da ,,war," sagt H., ,,kain Hoffnung ainiger-5,lay Menschlicher Hilf!" und Erledigung, ,,sonnder wo Gott nicht wunderlichen „hülfe, muesten wir verterben, derhal-,,ben alle Schiffleudt, und die mer dan „annderj verliessen alle gehorsam und „arbeit, schickt sich am jeglicher ab-„zutziehen, ain Holtz zu seiner enthal-„tung und aus zuschwimmen zuberaiten, j,,da wardt ain Petten und verliaissen, „jammern und glagen und wertte etli-„che stundt." Endlich rettete sie ein spanischer Hauptmann, Namens Santa Croce, durch seine Entschlossenheit; er befahl das hinterste Segel aufzuziehen, schrie dem Steuer manne zu, wie er das Schiff lenken sollte und brachte diess glücklich von dem Felsen herunter, das nun in den Hafen von Alcudia auf Majore» einlief. Da man sie aber wegen einer in Valencia herrschenden Seuche nicht in die Stadt lassen wollte, so segelten sie den folgenden Tag schon wieder nach Barcellona ab. Aber auch diessmal sollten sie noch nicht den Ort ihrer Bestimmung erreichen; schon im Angesichte desselben wurden sie von einem neuen Sturme wieder zurück getrieben, und mussten sich noch glücklich schätzen, in Ivica einlaufen zu können. Hier waren sie genötliigt, acht Tage zu bleiben, die sie benutzten, frische Lebensmittel einzunehmen, an denen sie schon anfingen, Mangel zu leiden. Da die Bewohner dieser Insel durch eine päbstliche Vergünstigung das Recht hatten, alle ohne Erben und Testament auf derselben oder an der Küste Verstorbene zu beerben, um den Ertrag zum Kriege gegen die Ungläubigen anzuwenden, so wollten sie gleich diese Befugniss auf die Verlassenschaft eines 9 Spaniers ausdehnen, der an der Rüste von Sardinien auf H's Schiffe gestorben War. Als diess verweigert wurde, so gerieth die ganze Insel in Aufruhr, der Hafenrichter wollte das Boot, womit die Fremden ans Land gekommen waren, zurückhalten, und als Nicolaus von Thum ihm die Rette, womit er es anschliessen wollte, aus der Hand riss, stürzten sich mehr als hundert bewaffnete Einwohner auf diesen. Da er aber besonnen blieb, und nicht einmal seinen Degen zog, so gelang es ihm, sich Gehör zu verschaffen, und die ganze Sache ohne weitere Unannehmlichkeiten beizulegen. Als das Wetter endlich anfing sich aufzuheitern, ■versuchten sie ihre^eise weiter fortzusetzen, wurden aber bald wieder durch neuen Sturm genöthiget, noch einmal auf Majorca zu landen, wo diessmal der ganze Magistrat „all in rothen lanngen j.Bockhen mit Rappen unterzogen mit „Härmlen wie zu Wienn die Doctores „der Ertzney gemeiniglich tragen" in feierlichem Aufzuge ihnen einen Besuch machte. „Da ligt," sagt H. I. S. 182, ,.ain Rhunig Jacob, noch also ganntzer, „ist welch wie ain Stockfisch, aber rei- J nig»" *• Am ersten November fuhren sie abermals von Majox*ca aus, und diess-mal waren sie so glücklich, zwey Tage darauf in Barcellona einzulaufen, nachdem sie auf dieser Seereise alles ausgestanden hatten, „was schier ain Mensch „geuerlichkeit übersteen soll." Deltn ausser den anhaltenden Stürmen, dem Schifibruche und vielem andern Ungemache war auch sogar zweimal Feuer auf ihrem Schiffe ausgekommen; „unser „Schiff*" sagt H., „ist zwier prinundt „worden, dann die teutschen koch kun-,,nen nit mit klainem Feur kochen." In Barcellona herrschte damals, wie in Valencia und ai^ern Städten Spaniens, eine ansteckende Krankheit, die viele Menschen hinraffte, oder wie H. es sehr lakonisch ausdrückt, zu Barsa-lona starbs etwas. Der Kaiser, der sich wegen der Widersetzlichkeit mehrerer Provinzen und der Ausbrüche der allgemeinen Unzufriedenheit einige Zeit in 8. Jakob I. von Arragönien , d«r Eroberer der haiearischen Inseln, -j- 1275. dieser Stadt aufgehalten hatte, war kurz vorher von hier nach Molino del Re, einem hochgelegenen Städtchen in einer kleinen Entfernung von Barcellona gegangen, wohin ihm die deutschen Abgeordneten ihre,Ankunft meldeten, und i#»i Verhaltungsbefehle baten. Carl schickte unverzüglich ,,GrafT Wolifen „von Monntfort, den Probst von Cassl „und den Meteney zu ihnen, und bestimmte den sechsten November zu ihrer Audienz. Im Vertrauen liess er ihnen dabey wissen, es wäre in Spanien der Gebrauch, dem Könige bey der Vorstellung die Hand zu küssen; sie möchten sich dieser Sitte daher auch unterwerfen, er ^erde aber die Hand zurückziehen und sie nicht küssen lassen. Die Gesandten wurden sehr gnädig empfangen, beinahe aber hätte die Rede des Doctör Siebenbürger, des nehmli-chen, der den Pabst so unsanft begriisst hatte, alles verdorben. Dieser Mann der gewöhnlich andrer Meinung war, 9. Der khunig war auf! anderthalbe meil da- ,,uon Sterbens halben.11 H. II. S. 9. als Herberstein, »• und diessmal durchaus 1519 das Wort führen wollte, ob es gleich überall H. gethan hatte, sprach ungebührlich lange und wahrscheinlich! sehr unpassend „und dermassen, das sy ein „gerauen emphangen.if Aus der Antwort des Königs war nicht undeutlich zu merken, dass er an dem, was nach Maximilians Tode in einigen Provinzen der Erbstaaten und namentlich zu Wien* vorgefallen war, ,,klain gefallen gehabt." Wahrend H's Anwesenheit in Molino del Re brachte Herzog Friedrich, Pfalzgraf am Rhein, an der Spitze einer grossen Gesandtschaft im Namen der Churfür-sten dem Monarchen den Beschluss, wodurch er zum römischen Kaiser erwählt worden. ¡Vach einem kurzen Aufenthalte in Spanien, während welchem der neue Kaiser unsern IL besonders lieb gewonnen zu haben scheint, wurden die Frem- 1. „Wir waren." sägt H., „in vil Sachen nit ,,gleichhelig davon vil zu schreiben war, ich hab „auch nit ein wort gewist das er reden wird." "2. Petrus Paganus sagt: „negotio lideliter ex-pedito Regi adhuc adolescenti charus esse cepit," 9 9 den jeder mit einem Stücke schwarzen Sammet zu einem "Kleide beschenkt, und wieder als kaiserliche Gesandte und Oratores, jeder zu der Landschaft, die ihn gesendet, zurückgeschickt. Am 17 Dez. hatten sie ihre Abschiedsaudienz, wobey der Kaiser sie deutsch anredete. Da man abermals eine Rede ä la Siebenbürger befürchtete, so baten diessmal alle Abgeordnete H'n, er möchte doch wieder das Wort führen. ,,Dazumal," sagt er H. II. S. 9, „pattn mich meine jsmittgesandtn dem Kliayser antwurt zu ,,geben, des ich mich lang verwiderte, „des auch der Khayser sähe, also patn ,,sy mich und sonderlich Herr Hans von „Silberberg, aus Kärnthen, vmb Gottes „willen, das ichs angenommen, vnd al-„so Teutsch vnd Lateinisch verricht hab, „Gott sey gelobt, der Khünig was an „dem vnd allen deren von Steyr hand-„lungen durch vns verricht wol zufri-„den." Hevberstein nahm seinen Ruckweg über Frankreich, nachdem er sich zuvor von dorther eine sichere Reise hatte versprechen lassen, denn er musste mit Recht Schwierigkeiten befurchten, weil kurz vorher ein französischer Ab- «esandter, der gleich nach Maximilians 1519 Tode nach Ungern an den König Ludewig geschickt wurde, in Linz an der Fortsetzung seiner Reise verhindert worden war. Am 19 Dezember traten sie von Mar-torel aus die Rückreise an, und gingen nach Girona. Hier wurden sie von der Obrigkeit angehalten, weil ihnen der Patron "des Schiffes, mit dem sie die Reise nach Barcellona gemacht hatten, nachgereiset war, um sie zum Ersätze des Schadens anhalten zu lassen, den er dadurch erlitten hätte, dass er bey dem heftigen Sturme an der Küste von Ma-jorca auf ihren Rath mehrere Ballen in's Meer werfen müssen. Herberstein bewies dem Richter das Abgeschmackte einer solchen Forderung, und erschreckte ihn durch die Drohung, für die der Gesandtschaft angethane Beleidigung strenge Genugthuung fordern zu wollen, so sehr, dass dieser den Schiffer mit seiner Klage abwies, und H'n, wegen des verursachten Aufenthalts demüthig um 'Verzeihung bat. Am Weibnachtsabend besuchten die Beisenden in Elna die Christmetten, wo dem vorwitzigen Doc- * • 1 iöi9 tor Siebenbürger von den' Gassenbuben die Spornen abgerissen wurden,| mit denen er es g&gen den Gebrauch gewagt hatte, die Kirche zu betreten. Am ersten Weihnachtstage kamen sie nach Per-pignan, wo sie wieder den Schiffspatron mit seiner Klage vor sich fanden. Der Magistrat sandte eine Deputation der Angesehensten aus seiner Mitte an die Abgeordneten „bittundt nit für übel ,,zu haben, dan Ir Freyhaiten wären „also, das Sj dem Khunig sein guet auf „hielten ivo jemand um Schulden klagte> „wir sollen uns nit beschwärn für Sy „zu khumen." H. und Doctor Siebenbürger erschienen also des Abends in einer feierlichen Sitzung vor Gericht, wo man ihnen den Ehrenplatz anwies. H. erklärte den Herren, dass sie als Gesandte nirgends belangt und aufgehalten werden könnten, und wenn der Schiffer glaube, rechtliche Ansprüche an sie zu haben, so möge er diese bey ihrem ordentlichen Richter geltend machen, Diess fand der Rath gerecht und billig, und entliess die Beklagten sehr ehrenvoll. 1520 In Narbonne feierten sie den Neujahrstag i5;2o und kamen von hier über Montpeüer und Besancon an den Mont ,520 Genevre, von welchem sie auf die bekannte Art von den gewandten Bauern auf kleinen Schlitten ins Savoyische her-abgeführt wurden. ,,Da die Paurn," sagt H. I. S. i85, „mit klainen Schlitten „gericht sein die Leudt oder Herrn über „die gros Hoch (Höhe) und stickel ab-„zufuern, ainer zeucht den strick oder „schütten, der annder steet zwischen „kueffen, die Ime gar under die Vex-„sen geen, der dritt helt den schütten „binden an und farn gerad ab als ab ai-„nem stickein dach." Nun betraten sie Piemont, dessen Einwohner, wie H. sagt, sich nicht gerne Italiäner heissen liessen, 3- und gingen ohne weitere merkwürdige Vorfalle über Turin, Mailand, Peschiera, Verona, Vicenza nach Villach, wo sie am vierten Februar glücklich ankamen, und den Dank ihrer Be ■ vollmächtiger einernteten. 3. „Wellen nit Wallen (Welsche) genennt „werden," sagt H. 4- H. nennt es Pern, auch Beern, und fügt hinzu : „die Etz (Etsch , Adige) rindt dadurch. 0 Nach Verlauf einiger Monate, die H. zur Ruhe und Einrichtung seiner hauslichen Angelegenheiten benutzte, wurde er im Juli dieses Jahres mit Johann Mraxi von der durch Carln V. während seiner Abwesenheit ernannten Regentschaft nach Ungern geschickt, „wichtige „Sachen zu handien." Ludewig hatte selbst um die Absendung einiger Rathe gebeten, um wegen der böhmischen Angelegenheiten mit ihnen zu beratschlagen; sie erhielten zugleich den Auftrag, dem Könige anzuzeigen, dass Carl V. am ersten Juni in den Niederlanden angekommen sey. Die Unterhandlungen erforderten H's Gegenwart in Presburg bis in die Mitte des Septembers. ) Es war natürlich, dass so viel Auszeichnung während der vorigen Regierung Herbersteinen Neider und Feinde erregt haben musste, die sich jetzt während des kurzen Zwischenreiches zu regen anfingen. So machte man z. B. gegen seine Ernennung zum kaiserlichen Commissair bey dem von Carln ausgeschriebenen Landtage in Klosterneuburg (dan PFienn was in vngnaden H. II. S. io) Schwierigkeiten und brauchte dazu ?5ao ,,die Sachen in Hispanien," ob die Unzufriedenheit Carl's oder die Privatsache mit dem Schiffer, ist ungewiss, zum nichtigen Vorwande. .Doch H's Verdienst und gute Sache siegte. Er würde, nach seinem eigenen Geständnisse, Genugthuung von seinen Yerläumdern gefordert haben, „wäre hernach das er-ö „schrockliche gericht nit vber sy er-,,gangen." 5- Im Oktober wurde ff. abermals als Glied einer Commission nach Ungern an den König geschickt ,,die frawen Ger- 5. Wer diese Verläumder gewesen, und was für ein Gericht über sie ergangen, wird nirgends weiter angegeben. Wahrscheinlich waren es die zwey von Adel und sechs von der Bürgerschaft, die Ferdinand im Dezember i522 wegen des nach Maximilians Tode veranlassten Aufruhrs in Wien enthaupten Hess. Besonders scheint H. bey dem Landtage zu Klosterneuburg von den Wiener Deputaten verunglimpft und empfindlich beleidigt worden zu seyn. Seine Beschwerde darüber in einem Sehreiben an den Wiener Stadtmagistrat findet man als ein cha.racteristisches Aktenstück unter den Beilagen No. VII. i520 s>dräuten von Weysprach belangendt, J5die Herr Jursackh Tarnickho in üstcr-j »reich gehebt (entfuhrt) und fannckli-,,chen in Hungern gefuert hette ein Vorgang, von dem die weitern Umstände nicht bekannt sind. 6. SENDUNGEN NACH WORMS, SCHWABEN, DEN NIEDERLANDEN, NUERNBERG, BOEHMEN UND UNGERN. i52I - I 5 2 6, Bald nach seiner Krönung zu Achen (i5 Okt. 1.52o) schrieb Carl Y. den berühmten Reichstag zu Worms- zum 6 Januar des kommenden Jahres aus. Der Hauptgegenstand dieser merkwürdigen Versammlung war die Herstellung dejr Ruhe in Deutschland, wozu eine Entscheidung über die mit Riesenarmen um sich greifende Pieformation wesentlich mitwirken sollte. Zugleich aber wollte i der Kaiser auch eine Menge von Privatsachen abmachen, und so wurde Herberstein auch zum 24 Februar dahin be-scliieden, um einen Vertrag wegen eines Güteraustausches in Ausführung zu bringen, den schon Maximilian bestätigt hatte. Nach der deshalb getroffenen Uebereinkunft sollte unter andern auch das der Herbersteinseben Familie gehörige Schloss und Städtchen Mährenfels gegen die Herrschaft Neyperg in Steiermark abgetreten werden und zur völligen Ausgleichung des Tausches wollte man kaiserlicher Seits noch einige andere Güter hinzufügen. Die Unterhandlungen darüber zogen sich indessen in die Länge, und die ganze Sache blieb vor der Hand unentschieden. 6- Wahrend dieses Aufenthaltes in Worms wurde H. in den Reichsrath als Beisitzer verordnet, und zugleich von dem Kaiser zum Landrathe des Fürstenthums Steiermark ernannt. H. sah hier auch Luthern vor den G. Der wirkliche Austausch kam erst vier Jal£ spliter zu Stande. Reichstage erscheinen. ,,Marthin Lu-,,ther," sagt er, H. II. S. io, „ist da-„ zumal gehn Wormbs khomen vnd für „den Khayser Chur und Fürsten gebracht, ,,ain wunderbarlichs gelauff vnd gedreng „was da von allermenigclichen den men-,,sehen zu s,ehen." Kurz vor seiner Abreise von Worms sah H. noch den Erzherzog Ferdinand, dem die sämmtlichen österreichischen Besitzungen zu Theil geworden waren, aus den Niederlanden anlangen und wurde von ihm sehr gütig aufgenommen. Am 7 Mai trat H. seine Rückreise an, und hielt sich in Linz bis zur Ankunft Ferdinands auf, der hier am 26 desselben Monats seine Vermahlung mit Marien, Tochter Wladislaus von Ungern und Böhmen , vollzog. Von da begab er sich nach Grätz, wo er die Huldigung seiner Provinz gegen den neuen Beherrscher vollziehen half. Da die Landschaft on Steiermark die Notwendigkeit fühlte ihr Benehmen nach Maximilians Loci bey dem neuen Landesherrn zu i echt-fetigen, so trug sie die Darstellung ihre Handlungsgründe Herbersteinen auf, konnte ihm aber zu einer so schwierigen ,52ä Arbeit nür die kurze Zeit von 24 Stunden zugestehen. Dieser beschränkten Frist ungeachtet brachte H. einen langen Aufsatz7- in lau inischer Sprache zu Stande, der dem Erzherzoge vorgelegt wurde, und den gewünschten Zweck vollkommen erreichte. Bey seiner Rückreise nach den Niederlanden liess Ferdinand durch seinen Oberkammerherrn, 8- Antonius von Croy, Herrn von Simpy, und den obersten Rath, Gabriel Salamanca, nachherigen Grafen zu Ortenburg, Herbersteinen auffordern, ihn dahin zu begleiten. H. war damals gerade im Begriffe, sich mit Helena von Saurau, verwittweten Gras-rvein zu Weyer, zu verheurathen; er beschleunigte daher seine Verlobung, 9* 7, „Also," sagt H., das Ir etliche selbs ver-mainten, es war zu lange gewest, so gebrauch ,,ich mich der unnothurfftigen wort nit." 8. „Wie man nach Niederlendischer Art übrigsten Simolier nennt," sagt H. <). Ueber das Geschlecht, aus welchem H's Gattin stammte, findet sich in seinen Schriften nichts, 1 die am 7 Oktober statt hatte, und trat bereits am 18 desselben Monats die Reise nach Brüssel an. Er kam gerade am Andreastage zu dem Feste des golden in Yliesses an, das Carl Y. in der Hauptstadt der Niederlande mit grosser Pracht beging. Der Kaiser ertheilte ihm hier zur Belohnung seiner bisherigen Dienste, die ungewöhnliche Auszeichnung, das erzherzoglich österreichische und königlich castilische Wapen dem seinigen einverleiben und die Bildnisse des römischen Kaisers, des Königs von Spanien und des Zars von Fuissland als Helmverzierungen gebrauchen zu dürfen, „eine pesserung meines „Namens wappen ," sagt H, 1. S. 191, „zu gedechtnuss der beschehen dienst „und anreitzung meinen nachkumen, „sich in Dienste zu ergeben, daher der „Adl und erhohung der geschlecht kom-„me, und nit anhaims (zu Hause) den „Wollust obzuliegen bleiben." überhaupt erwähnt er seiner Verehelichung nur ein einzigesmal. 1. S. den darüber erhaltenen Gnadenbrief von Gent am 4-Jan- 1Ö22 unter den Beilagen No. VIII. Merkwürdig ist in diesem Aktenstücke die Stellung und Schreibart, sowie die Zahl der kaiserlichen Titel. Hier in Brüssel gelang es H'n auch, i522 seiner Landschaft die Bewilligung und Bestätigung mehrerer Freiheiten zu verschaffen. Aus den Niederlanden musste sich LL am 28 März nach Nürnberg begeben, um dort bey dem von dem Kaiser angesagten Reichstage die Stelle des Erzherzogs Ferdinands zu vertreten. Hier, wo vorzüglich über den Krieg gegen die Türken und über die Reformationsangelegenheiten verhandelt werden sollte, war er einmal in voller Reichsversammlung genöthigt, die Rechte seines Herrn gegen den Gesandten des Erzbischofs von Salzburg zu vertheidigen , der mit ff n im Vorsitze abzuwechseln verlangte. 2. Dahin gehört unter andern die Ausfertigung eines kaiserlichen Gnadenbriefes, dessen Kosten H. folgender™assen anführt: „für den Stempel „(Abdruck des kaiserl. Siegels) zalt 1 gtilden 4 ,,stuber, item Gold zu den Sigl (wahrscheinlich „zu der Kapsel über das Siegel) 02 Ducaten 25 stu-,,ber, item Maximiliano Transylvano Secretario „damit Er der Sachen sollicitift hat wider 120 „gülden." 522 H's Antwort brachte ihn indessen zum Schweigen, „dagegen sagte ich," erzahlt er, „athlet je nit für pillich wan ain „Herr seinen Dienner zu sich an sein ,,seitten zuge, das sich der Diener soll „über den Herrn understeen zu sitzen." Von Nürnberg begab sich der Erzherzog, der von Carln V. für die Zeit seiner Abwesenheit aus Deutschland zum Vorsitzer des Reichsgerichts ernannt worden war, nach Stuttgart, um von dem, ihm nach Herzog Ulrichs Aechtung vom Kaiser verliehenen Herzogtliume Wurtemberg Besitz zu nehmen. H. musste ihm dahin folgen und wurde von ihm nach Aurach geschickt, um die dort lebende Gemahlin des entsetzten Herzogs aufzufordern, sich einen andern Aufenthalt zu wählen, „des sy aber nit thet.'f Bald darauf sandte ihn der Erzherzog nach Prag an den König Ludewig. H. machte diese Reise auf Kotzien tVeignen3- (in einer Kutsche), und hatte das 3. S. oben S. 107. An einem andern Orte (H. III. C. 3.) sagt er Panonio cisio. Unglück timzuwerfen und sich die Ach- « sei auszufallen. Sobald er im Stande war, die Rückreise wieder anzutreten, ritt er nach Linz, von wo er unverzüglich wieder nach Prag abgefertigt wurde , um über eine Zusammenkunft des Königs mit dem Erzherzoge zu unterhandeln. Am 9 Sept. musste sich H. schleunig nach Nördlingen begeben, um dem dort gehaltenen schwäbischen Bundes läge im Namen seines Herrn beizuwohnen. Einlach te den Weg von Linz dahin zu Pferde in fünf Tagen,, und eilte nach achttägigem Aufenthalte daselbst wieder zurück nach Grueb, einem Gute im Lande unter der Ens, von wo er gleich wieder über Grätz nach Neustadt ging. Hieher war nehmlich die niederösterreichische Regierung verlegt, weil man mit Wien noch immer nicht zufrieden war, und H. musste am 22 Sept. in diesem Kollegium Sitz und Stimme nehmen. Hier hatte auch der Erzherzog Ferdinand ein Gericht niedergesetzt, um die Ruhestörer zu richten, welche nach Maximilians Tode , gegen sein Testament tö22 Veränderungen in der Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten gemacht, die Regentschaft verjagt und sich die strafwürdigsten Unordnungen erlaubt hatten. Das Gericht war „mit auslendischen un-4,partheischen Personen" besetzt; es ver-urtheilte zwey aus dem Adel und sechs Bürgerliche zum Schwerte, und mehrere andere zu verschiedenen andern Strafen, 5a3 Da die Ungern in der Abwesenheit ihres Königs eine Versammlung in Ofen auf den 6 Januar i5a5 ausgeschrieben hatten, so bekam H. Befehl, sich ebenfalls dahin zu begeben, und für das österreichische Interesse zu wachen. Da es hier aber zu keinem Beschlüsse,kam, so konnte er bald wieder zurückkehren. Bald darauf kam indessen auch der König nach Ungern zurück , und H. musste nun aufs neue die Zusammenkunft der beiden Monarchen unterhandeln, die endlich auch im September zu Oedenburg statt hatte. Es gelang H'n wirklich, das alte Band der Freundschaft zwischen den beiden Schwägern fester zu schürzen; er sagt aber auch selbst: j,ich hab viel Reit+ i.teü viid arbait derhalben volbracht." 15^3 Bey dieser Gelegenheit wagte es H. auch, der Königin den wohlgemeinten Rath zu geben, für die Zukunft zu sorgen und bey Zeiten Geld für trübe Tage zurückzulegen. Das Unglück traf sie aber zu früh, um grossen Gewinnst aus diesem Rathe ziehen zu können. Im September dieses Jahres erwiederte Ludewig in Neustadt den BesuchFerdinands. Erst in diesem Jahre konnte H. die bereits i52i verabredete Ehe mit Helé-ven í>on Saurau, verwittwetcn Grassivein zu Weyer, vollziehen. Er erwähnt seiner Vermählung in den lateinisch geschriebenen Nachrichten von seinem Leben nur mit den Worten: hoc anno uxorem duxi. Es ist auch schon oben bemerkt worden, dass er die Familie seiner Gattin nirgends nennt, und ihrer auch sonst durchaus nicht gedenkt. Seine Ehe blieb kinderlos Von dem Jahre i5a4 hat H. nichts Merkwürdiges aufgezeichnet, als eme 4. H's Gattin überlebte ihn neun Jahre, «nd starb erst am 17 Aug, 1575. i524 wiederholte Reise nach Öfen, wohin er als Gesandter des Erzherzogs zu dem Reichstage ging, und einen gefahrvollen Ritt nach Halle in Sachsen, zu dem Kurfürsten von Mainz, Markgrafen von Brandenbürg, der H's Gegenwart selbst verlangt halte. Ueber den Gegenstand dieser letzten Reise erwähnt er indessen nichts. Im Januar des Jahres i5a5 kam endlich der schon unter Maximilianen verhandelte Tausch des Herbersteinischen Schlosses Mährenfels gegen die Herrschaft Neyperg und die Dörfer Samerka und Partin zu Stande. Am 3 März wurde Hj nach Ungern geschickt „von Wengen Frantzosischer Practikhn durch Fri-,jdrithn Gonsaga, vnd Graff Christoffen „von Frangepan"; am 5 April wieder wegen derselben Angelegenheit, im Juli nochmals in Geschäften und auf Begehren von Fugger, und endlich wieder im Dezember, zusammen mit dem Grafen JNugarolis, um wegen einer nochmals zu Gunsten des Königs von Polen nach Moskau zu veranstaltenden Gesandtschaft Verabredung zu treffen. 7. ZWEITE REISE NACH POLEN UND RUSSLAND, i 5 2 6. 1627. Der nächste Zweck dieser neuen Ge-i526 sandtschaft war, die Aufmerksamkeit des Zaren Wassili) Iwanowitsch zu erwie-dern, der auf die Nachricht von Carls V. Wahl zum römischen Kaiser Gesandte nach Spanien geschickt, und seinen Wunsch um die Fortsetzung des guten Verhältnisses zwischen beiden Staaten, und um die Erneuerung des ehemals mit Maximilianen gegen die Polen geschlossenen Bündnisses 5- an den Tag gelegt hatte. Carl und Ferdinand hatten aber auch noch dieselbe Rücksicht, welchö schon bey der ersten Sendung Herberstein's vorgewaltet hatte, nehmlich zwischen dem Zaren und dem Könige von Polen endlich einen dauerhaften Frieden zu Stande zu bringen. So giebt auch H. 5. S. H's Moscovia, Wien 1757 fol. S. xiij. * i5a6 (III. 6) Jen Zweck dieser Gesandtschaft an: ,,ad prorhouendas atijue faciendas „indutias inter Polonum Regem et ipsum „Moscum." Siegismund schien es bisher noch immer auf das Glück der Waffen ankommen lassen zu wollen und zu riel Stolz zu haben, um zuerst Eröffnungen wegen des Friedens zu machen; deshalb sandte Carl V. von seiner Seite den Grafen Leonhard von JVugarolis, und der Erzherzog Ferdinand von der seinigen Herbersteinen vorläüfig nach Ungern , um durch Ludewigen den König von Polen, seinen Oheim, endlich zu dem gewünschten Schritte zu bestimmen. Da diese Absicht vollkommen nach Wunsch erreicht wurde, so sollte die Reise schon in den ersten Tagen des Jahres i52Ö angetreten werden. Gleich nach seiner Zurückkunft nach Wien stattete II. dem Erzherzoge Ferdinand, der damals in Augsburg war, Bericht über den Erfolg dieser Sendung nach Ungern ab , und erhielt von demselben ein Belobungsschreiben mit der Bezeigung des Wunsches, dass er auf der neuen Reise fleissig über alles Merkwürdige berichten möchte. Die neue Gesandtschaft war von dem Erzherzoge Ferdinand im Namen des Kaisers und in seinem eigenen veranstaltet, und er hatte auch die Männer ernannt, welchen sie anvertraut werden sollte» Nichts war dabey natürlicher, dass seine Wahl auf Herbersteinen fallen musste, der nicht nur diese ungewöhnliche Reise schon einmal gemacht, sondern sich damals auch des ihm aufgetragenen Geschäftes mit so grosser Auszeichnung entlediget hatte. Carl Y. war bereits im verflossenen Jahre durch die gleich nach seiner Abreise aus Spanien dort ausgebrochenen Unruhen ge-nöthiget worden, nach Toledo zurückzukehren; von hier aus ist auch das Schreiben an seinen Bruder datirt, durch welches er die getroffene Wahl und die ertheilten Instructionen unbedingt billigt, und besonders unserm Herberstein das vorzüglichste und ehrenvollste Lob wegen seiner frühern Sendung beilegt. 6-Der Erzherzog tlieilte H'n in einem sehr 6. S. dieses Schreiben unter der Beilage No. IX. 526 gnädigen Schreiben, das ihn schon auf der Reise traf, eine Abschrift dieses Briefes mit, und gab nun den Gesandten, das heisst vorzüglich H'n, unumschränkte Vollmacht, in allen Fällen, wo die erhaltene Vorschrift etwa nicht ausreichen sollte, nach eigenem Ermessen zu handeln, ohne erst neue Verhaltungsbefehle über zweifelhafte Punkte einzuholen, wobey er es sich nur vorbehielt , wenn sich die Gelegenheit dazu darböte, über den Gang der Linterhandlungen von Zeit zu Zeit unterrichtet zu werden. Noch am Tage vor seiner Abreise wurde H. aus der Regierung in die niederösterreichische Kammer versetzt. Die Gesandtschaft trat die Reise von Wien aus am 12 Januar x5a6 an. Es befanden sich, ausser den Hauptpersonen, noch bev derselben Günther und Christoph von Herberstein , zwey ausgezeichnete, vielversprechende Söhne von H's zweitem Bruder, Georg; ferner Christoph Ramschüssel und noch fünf andere Personen, die H. zwar namhaft macht, deren Bestimmung er aber nicht iteG angiebt. Der Weg ging wieder durch Mahren und Schlesien nach Polen. Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie einen Befehl des Erzherzogs Ferdinand, von Augsburg den i Februar, 7- nachgeschickt erhielten, worin beiden Gesandten ausdrücklich aufgetragen wurde, vorzügliche Aufmerksamkeit auf die Religion, Ceremonien und geistlichen Bücher der russischen Kirche zu richten, und sich dabey besondei^s eines dem Schreiben beigefugten Werkchens als Leitfaden zu bedienen , das der kaiserl. Bath, Dr. Johann Fabri, vor kurzem herausgegeben, und zu welchem er die Materialien aus dem Munde der obenerwähnten, reich beschenkt aus Spanien zurückkehrenden Russischen Gesandten, während ihres Aufenthalts an Ferdinand's Hofe in Tübingen gesammelt hatte. 8- Diese russischen Gesandten waren Knjäs Iwan 7. S. Beilage No. X. 8. Fabri's Werk erschien unter dem Titel: Joh. Fabri Ltncurchensis, Episcopi Fiennensis, i5?6 Posetzen Jaroslaivsky, und Semen Bo-rissowitsch Trofimojf, der ihn als Secre-tair begleitete; mit ihnen war Basilius Wlas, als Dolmetscher, der früher als zarischer Abgeordneter in Dänemark gewesen war, und dort die lateinische Sprache erlernt hatte. Es war für H's Reise sehr günstig, sich an diese über w ien in ihr Vaterland zurückkehrenden Gesandten anschliessen , und in ihrer Epistola de Moscouitarum juxta mare glaciale re-ligione, seu de dogmatibus. Moscoruni. Tübingae 1525. 4. Basil. 1526. Spirae i582. u.s.w. Auch in Rerum Moscoviticarum auetoribus vanis, Fran-cof. 1600 fol. j>. i3o sqq. 9. In den russ. Chroniken Iwan Iwanowitscli Sassekin genannt. Dieser Knjäs Iwan Feodoro-witsch Jaroslawsky war mit der grossfürstlichen Familie verwandt; zu H's Zeiten lebten drey dieses Namens in den angesehensten Aemtern am Hofe. Der hier erwähnte wird Posetzen, das heisst Possadnik, Distriktsbefehlshaber, Gouverneur, genannt. Sie hatten den Namen von dem ehemals ihrer Familie gehörigen Fürstenthum Jaroslaw. H. sagt von dem Knjäs Iwan, er sey so arm gewesen, dass er zu der Gesandtschaftsreise die nöthi-gen Paradekleider von andern habe borgen müssen. Commentar. p. 79. Gesellschaft die Reise nach Moskau ma- i526 chen zu können. Der König von Polen glaubte Ursache zu baben, gegen die Absichten Oesterreichs misstrauisch zu seyn, und schrieb daher gleich Anfangs dieser neuen Gesandtschaft nach Russland einen ganz andern Zweck zu, als sie wirklich hatte. In diesem Wahne wurde er noch durch den Umstand bestärkt, dass sie in Gesellschaft der in ihr Vaterland zurückkehrenden russischen Abgeordneten reis'te, woraus Siegismund durchaus nachtheilige Folgen für sein Reich befürchten zu müssen glaubte. Er war daher f»uch, wie Herberstein nachher von ihm selbst erfuhr, völlig überzeugt, der Kaiser habe der Einladung des Zaren Gehör gegeben und einen neuen Vertrag gegen ihn geschlossen. Der König stellte sich daher Anfangs als wenn er von dieser Gesandtschaft durchaus keine Kenntniss nähme , und gegen allen Gebrauch des damaligen Völkerrechts wurde sie auch nicht, weder auf der Gränze Polens, noch bey der weitern Reise in diesem Reiche, im Namen des Königs empfangen und beköstiget. Der König hielt gerade damals einen Landtag in Petrikau, weshalb sich die Gesandten dahin begaben, und schon aus einiger Entfernung von diesem Orte Boten an den Hof schickten, um ihre bevorstehende Ankunft anzuzeigen. Sie erhielten aber zur Antwort, der Landlag sey bereits geschlossen, und der König im Begriffe sich nach Krakau zu begeben, wo er sie empfangen würde. Sie langten am zweiten Februar in der Hauptstadt an , und waren sehr verwundert, niemanden zu ihrer Bewillkommnung entgegengeschickt und überhaupt gar keine Anstalten zu ihrem Empfange getroffen zu sehen. Sie mussten sogar aus allen Umstanden schliessen, dass vielleicht der Fortsetzung ihrer Reise durch Polen Hindernisse in den Weg gelegt werden könnten. Sechs Tage nach ihrer Ankunft erhielten sie mdessen doch Gehör bey dem Könige; sie zeigten ihm bey demselben an, dass sie nach Moskau geschickt würden , um zwischen dem Zaren und ihm Frieden zu stiften, wozu sie ihn bäten, die Hände zu reichen, und durch Nachgiebigkeit ein so verdienstliches Werk zu beför-i5 dern. Diesen Vortrag nahm aber Siegis-mund sehr ungnädig auf, er fragte die Gesandten äusserst entrüstet, wer ihre Herren gebeten hätte, sich des Friedens wegen für ihn zu bemühen; er wisse selbst seine Feinde zum Frieden zu bringen, und bedürfe dazu keiner Unterhändler. ,,Was haben", fuhr er fort, „eure Herren mit dem Moskowiter zu „thun? Ist er etwa ihr Nachbar oder „geborner Freund, dass sie sich seinet-,,wegen so viel Muhe geben?" Herberstein erklärte ihm nun mit Würde und Ruhe den Zweck ihrer Reise, bewies ihm, dass ihr Zusammenreisen mit dem russischen Gesandten nur zufällig sey; dass ihre Monarchen es nicht hatten ablehnen können, eine Botschaft anzuhören, die aus einer so grossen Entfernung, nur um Freundschaft zu begehren, zu ihnen geschickt worden; dass sie geglaubt hätten, den Vorschriften der Religion gemäss zu handeln, wenn sie zwischen Christen Frieden stifteten; wenn indessen der König nicht geneigt seyn sollte, diese Untei-handlungen durch die deutschen Gesandten führen zu lassen, ,526 so erböten sie sich, gleich wieder zu rückzukehren; oder ihrem Herrn von des Königs Aeusserungen Bericht zu erstatten , und dessen Antwort hier abzuwarten. Ja sie machten sich sogar anheischig, dem Könige ihre Instructionen zu zeigen, obgleich diess durchaus nicht gebräuchlich sey, Diese offene und edele Sprache that ihre Wirkung; Sie-gismund wurde freundlicher, kehrte von seinem Misstrauen zurück, und liess sich endlich sogar bereitwillig auf die Unterhandlungen wegen eines für ihn in Moskau zu bewerkstelligenden Friedens ein, erleichterte ihnen sodann alle Mittel zur Fortsetzung ihrer Reise, und sandte jedem fünfzig Gulden, um die Rechnung im Gasthofe zu bezahlen, da er sie eigentlich, der hergebrachten Sitte gemäss, vom Anfange ihres Aufenthaltes an auf seine Kosten hätte verpflegen lassen müssen. H. glaubte bey dieser Gelegenheit die Verschreibung geltend machen zu können, die er vor acht Jahren von der Herzogin von Mailand für den Fall seiner glücklichen Mitwirkung zu der Yer- mählung ihrer Tochter Bona mit dem iß26 Könige von Polen erhalten hatte. Er übergab daher jetzt das Papier dem Könige mit der Bitte, ihm seinen Beistand für diese Forderung zu bewilligen. Der König zeigte sich auch sogleich geneigt, die Berichtigung dieser Schuld selbst zu übernehmen, „liesz mir sagen," erzählt II., , ,wan ich herwider kam, wolt mir „ein genedige Antwort geben, als auch „geschach, schickt mir die Tausend gul-„den in guettem hungai'ischen goldt als „ein ehrlicher Khunig.'f Am 14 Februar verliess H. mit seiner rieisegesellschaft Krakau wieder, und erst von hier aus konnten sie die Reise auf Schlitten fortsetzen, was ihnen wenigstens für ihr Gepäcke sehr zu statten kam. Sie fuhren über Lublin, unter einem schrecklichen und lebensgefährlichen Schneegestöber, das sie sogar nö-thigte, die ganze Nacht im freien Felde unter ihrem aufwärts gestellten Schlitten zuzubringen, nach Brest, und kamen über Slonim und Minsk nach Borissow, wo H, in der, neuerlich durch namenloses Elend des über sie zurückziehen- lÖaG den Feindes berühmt gewordenen, Bere-sina den Borysthenes finden will, nach ,,gelegenhait des Ptolomy beschreibung j,und gleichait der worter." Yon hier aus gingen sie nicht den nähern Weg über Wilna, sondern ,,der grossen Wi>d-,,nuss halben," über Mohilew und Du-browna nach Smolensk. In einiger Entfernung yon dieser Stadt erhielten sie, i. H. sagt, I. S. 202, „darzwischen rind ain „Pachel genant Cropriwna, als die Schlacht im ,,i5i4 Jar daselbst und nahent bey der Orssa „zwischen des Khunigs zu Polln und des Moscouit-„ter beschehen, da ist der Pach mit leichen er-„fult, das der lang nit rinnen hat mugen wie man ,,sagt." — Wahrscheinlich wurden damals von polnischer Seite die übertriebensten Gerüchte von dem Verluste der Russen in ihren Schlachten mit den Polen ausgestreut. Der i5i8 durch Polen nach Moskau reisende kaiserliche Gesandte, Francesco da Collo, sagt: „pochi anni prima presso il „fiume Robor segui un grandissimo e sanguinoso „fatto d'armi, nel qual essendo morti pochissimi „Polachi , furono dissipati e morti piu di oltanta ,,riille Caualli di Moscovia." S. das oben angeführte Werk über die Reise desselben nach Moskau. Eine ausführliche Beschreibung dieser zwischen Or-scha und Dubrowna vorgefallenen Schlacht giebt H. übrigens in s. Commentar. ed. Basil. 1671, p. i3. als sie die russische Gränze betraten, i die Anzeige, es sey ihnen ein angesehener Mann entgegengeschickt, sie zu empfangen und zu begleiten. Dieser Abgeordnete empfing sie sehr kalt und vornehm, bewirthete sie zwar bey sich, liess sie aber das erste Nachtquartier unter freiem Himmel auf dem Schnee halten. Den Tag darauf, am Palmsonntage, lud er bloss die mitreisende mos-kowitische Gesandtschaft, nicht aber die römisch - kaiserliche zur Mahlzeit ein. Nach Tische ging der Zug weiter, und ,,wie wir merckhten," sagt H., ,,das uns ,,der noch lenger im Schnee; vnter dem ,,Himmel halten wollte," so befahl H. seinen voraus reitenden Leuten, künftig nicht mehr an den angewiesenen Nachtlagerstätten anzuhalten, sondern weiter zu gehen, bis sie eine bequeme Herberge finden würden. ,,Da hueb sich,4' erzählt H. (Moscovia i557 S. Rij.) ein ge-,,leif, wie wir uns erhebt betten, kha-,,men pald etliche hernach geritten, patn ,,vnd droeten auch zum thail , wir sol-,,len bleiben, der ain spricht, Sigmund „was thuestu in ain frembden herrn „Landt, also nach deinem willen zu rai- i5s6 „sen. Dem gäbe ich ailtwort, Ich wäre ,,nit gewont vnder dem himel zu hauss, „vnd yndter den Dächern zu wonen, dei-,,nes herrn pottn haben in meines herrn „Land nach jrem rgefallen bey tag oder „nacht raisen mügen, vnd seindt in Stet, „Märckht, und guete Herbergen gefuert, „souil sol mir hie auch geziemen, ich . „waiss auch das ewrs Herrn beuelch „dermassen nit ist, vnd waiss khain not „noch vrsach, warumb jr vns so lang an „dem weg dermassen aufhalt." H. kehrte sich auch nun weiter an keine Vorstellungen, sondern fuhr gerade durch bis Smolensk, Hier mussten die Reisenden vor der Hand bleiben, weil ihretwegen noch keine bestimmten Befehle von Moskau gekommen waren, und man es für nöthig fand, deswegen noch einmal anzufragen, worüber bey dem schlechten Zustande der Wege zwölf Tage vergingen. Sie wurden während dieser Zeit von dem Statthalter mit Auszeichnung behandelt und reichlich verpflegt. Endlich kamen von Moskau zwey Abgeordnete an; allein die Abreise wurde unter allerley Vorwande noch um drey Tage verzögert. Am 4 April ging die Ge- Seilschaft von Smolensk ab; am folgen- i526 den Tage kamen sie an das Flusschen Wopetz, das sehr angeschwollen war. Während H. hier mit der Aufsicht über die Anstalten zum Herüberschaffen der Fuhrwerke beschäftigt war, gerieth der Graf Nugarolis durch sein Pferd in Lebensgefahr. H, erzählt den Vorfall iri seiner Moscovia (S. Riij.) also: ,,So ich ,,verr (vorwärts) im wasser gegangen, ,,vnd zu ainer Pruckhen khumen bin, die „geschwumen hat* vncl ich darauf gestanden Ordnung g«ben, damit vnsere ,,Sattl vnd gattungen darüber bracht „worden, die Pherdt schwembt man „vber, des Grafen Pherdt was muettig ,,neben der Moscouitter Pherdtn^ die 3,hieltn daneben, als gehörten sy nit zu ,,der Sachen. In solchem vmtretten fiel ,,das Pherd mit den hindern fuessen in ,,die tieffe des Pachs, weil man nit seihen möchte wo das gestat des Pachs „was, das Pherdt was tapfer ruckht sich „heraus, der Graf fiel hinden ab ausS „dem Satl, vnd behieng zu seinem glückh ,,in Stegraiffen; mit dem kham er auss „der tieffe, vnd dan heruor, in der seichte wardt er ledig, liegt im wasser am i6a i526 „ruckhn, der Hispanisch mantl kam ih-„me vber das angesiclit, khundt sich nit „behelffen. Die zwen Moscouiter hiel-„ten gerad bej Ime, het sich khainer „verrüert, der jme geholffen hette, Sy ,,sassen in jren Japentze, also nennen vsie jre Mäntel oder Gepenickh (?), 3)dann es het ainen khlainen regen. Mei-a,ne zwen Vettern die khamen dem zuliilffj „also das der Gunther auch nahent (bei-„nahe) in die tieff verfallen wär, Ich „schalt die zwen Moscouiter, vmb das „sie dem nichte geholffen hetten, wardt „mir geantwort, ainem gebüert zu arbei-„ten dem andern gebüert es nit." 3- An dem Bache Ussche fand H. wieder Ursache, sich über die wenige kJ Tlieilnahme des Pristafs zu beschweren, 2. Jepantsclia (EnaHia) ein grosser Mantel. Diess russische Wort kommt wahrscheinlich aus dem Tatarischen Jabunze. Vielleicht ist es auch verwandt mit Gab an, ein .Regenrock, das in dem Deutschen des i5ten Jahrhunderts vorkommt; si Curiosiläten V. B. IV. St. S. 309. das aber weder Haltaus noch Wächter kennen. 3. Diese Antwort scheint ein altes, jetzt nicht mehr bekanntes russisches Sprichwort zu seyn. da er eine ganze Nacht, in einem Wal- i5a6 de , ohne alle Nahrung, und unter freiem Himmel im Regen zubringen musste. Am andern Tage gegen Abend, als die Lebensmittel wegen der ausgetretenen Gewässer zurückgeblieben waren, ritt H. in einen Bauerhof, um Brod und andere Bedurfnisse zu kaufen; als diess der Pri-staf nicht erlauben zu dürfen glaubte, gerieth H., der in der Weigerung wahrscheinlich bösen Willen sah, in einen heftigen Zorn und liess ihm durch den Dolmetscher sagen, er solle ihm entwe- ' der die bewilligten Lebensmittel zu rech-ter Zeit liefern, oder zugeben, dass er sich deren für sein Geld verschaffen könne; er wisse recht gut, was ihretwegen befohlen sey, und dass sie die den Gesandten zugedachten Sachen zu ihrem eigenen Vortheile verkauften; wenn sich diess nicht ändere, so würde er Gewalt brauchen und sich dann in Moskau schon zu rechtfertigen wissen. Wahrscheinlich hüteten sich die Dolmetscher Wohl, diess alles wörtlich zu übersetzen, indess bestimmte der entschlossene Ton H's den Führer doch wohl nachzugeben, und die Reisenden noch denselben Abend v 1526 in ein Kloster zu ¡fuhren, das bey der allgemeinen Ueberschwemmung ganz im Wasser stand, und wohin H'n und den Grafen Nugarolis ein Mönch in einem kleinen Nachen brachte; Hier fanden sie gute Verpflegung und Hülfe zur Herbei-schaifung ihrer Fuhrwerke. Bis Dorogo-bush waren die Wege häufig gebrückt und in gutem Stande j in welchen sie vor einigen Jahren bey dem Marsche der* rüssischeri Truppeil nach Smolensk waren gesetzt worden. Die weitere Reise wurde wegen der grossen Ueber-schwemmungen sehr gefährlich; namentlich waren die meisten Brücken so beschädigt, class die Pferde nur mit grosser Mühe herüber kamen. Endlich näherten sie sich am 26 April über Moshaisk der Hauptstadt. Eine halbe Meile vor derselben wurden sie im Namen des Zars mit grosser Auszeichnung empfangen. Einer der mit ihnen gereis'ten russischen Gesandten kam nehmlich eilig mit der Nachricht, dass ihnen mehrere vornehme Herren entgegen ritten, bey deren Ankunft sie vom Pferde steigen nniss-teu, um die Befehle des Zars stehend zu vernehmen. Bald darauf sahen sie auch i5a6 schon den Zug mit grosser Pracht aus der Hauptstadt herankommen. Alle, sowohl Russen als Deutsche, stiegen zu gleicher Zeit vom Pferde und der Vornehmste unter den erstem redete die Gesellschaft also an: „Der grosse Herr „Wfissilij, ein König und Herr aller ,,Reussen (hier folgte der ganze gross^ „fürstliche Titel) hat die Ankunft der „Botschafter seines Bruders Carls , er-„wählten römischen Kaisers undj obersten Königs, und seines Bruders Fer^ „dinands vernommen, und uns seine „Räthe gesandt, und uns befohlen, von ,,euch zu erfragen, wie gesund sein Bru-„der Carl etc. und Ferdinand (immer „mit Wiederholung des vollen Titels) ,,sey." „Wir haben darauf, erzählt H. „(Moscovia S. R. iij-)> nach ihrem Gebrauche geantwortet, durch Gottes „Gnade hat Jeglicher von uns seinen „Herrn gesund verlassen," Dann sprach ein anderer: ,,Graf Leonhard, der grosse j,Herr Wassilij etc. hat mir befohlen, „dir entgegen zu kommen, dich in deine „Herberge zu führen und dort mit altern Nothdurfligen zu versehen. Ein »526 „dritter sagte dasselbige zu mir, und aL »,les mit entblösstem Haupte. Darauf „sprach wiederum der Erste: der grosse „Herr Wassilij etc. hat befohlen, von „dir, Graf Leonhard, zu vernehmen, „wie gesund du gereist bistj; ein1 anderer sagte dasselbe ebenfalls zu mir. „Worauf wir nach hergebrachter Sitte „geantwortet: Gott gebe, dass der Gross-„fiirst gesund sey! Durch die Gnade „Gottes und die Güte des Grossfürsten „sind wir gesund gereis't. Hierauf sagte „wieder ein anderer: Der grosse Fferr „Wassilij etc. hat dir, Graf Leonhard, ei-„nen Zelter mit dem Sattel und noch „ein Pferd aus seinem Stalle geschickt; „und ein anderer sprach dasselbe zu mir, „worüber wir unsern gebührlichen Dank „abstattelen. Nun erst x-eichten sie uns „die Hände xmd fragten uns jeder für „sich, wie gesund wir gereis't wären, „und sagten uns auch, es gebühre sich, „dass wir ihren Herrn ehrten und uns „auf die geschenkten Pferde setzten, welsches wir auch gethan," Nun ging der 4. Wenn hier und in der Folge H. redend eingeführt wird, so geschieht diess naph der deut- Zug unter grossem Zulaufe des Voltes 1^ in die beiden für ihre Wohnungen bestimmten geräumigen Häuser, die sie bey ihrem Eintritte noch ganz leer und von den notwendigsten Meubeln entblöst fanden, die aber unverzüglich von einigen damit Beauftragten 5- reichlich versehen wurden. Die nehmlichen Personen hatten auch den Befehl, für die Verpflegung der Botschafter und ihres Gefolges zu sorgen, und erkundigten sich pünktlich alle Tage, ob es an nichts mangele, und ob sie nicht etwas zu haben wünschten. ,,Aller sachen/' sagt H., ,,hat man genueg geben, an denen ,,ich meines thails gantz wol ersettigt ,,bin gewest." Nach der ersten Einrichtung und einer kurzen Ruhe von zwey Tagen bat sehen Moscovia, die für diesen Zweck noch nirgends benutzt ist, und doch nicht selten von den lateinischen Commentariis, !die überall, und auch von Meiners in d. Vergl. des alt. u. neuern Russ~ lands angeführt werden, abweicht. 5. H. nennt sie Schreiber. 1026 Ht schon zur Audienz gelassen zu wer-, den, und diese wurde auf den ersten Mai festgesetzt. Bereits am Tage vorher wurden die Gesandten durch besondere Botschaften mehreremale an die bevorstehende Feierlichkeit erinnert; am Tage der Vorstellung selbst zeigte der Pristaf Herbersteinen schon sehr frühe an, es würden vornehme Diener des Zaren kommen , er möchte sich daher zu seinem Mitgesandten begeben und sie dort erwarten. Bald darauf erschien der Fürst Wassüij Jaroslawskij, 6 „des Grossfürsten Freund,'* und noch ein Vornehmer des Hofes. Die kaiserlichen Gesandten gingen ihnen'bis auf die Hälfte der Treppe entgegen und luden sie ein, bey ihnen ein wenig auszuruhen; die. Abgeordneten entschuldigten sich aber mit den Befehlen des Zars, der sie schon erwarte. Sie setzten sich also gleich zu Pferde und ritten, von einer sehr zahlreichen 6. Dieser Fürst Wassilij Feodorowitsch Jaros-lawsky war der älteste der oben S. iÖ2 erwähnten drey Brüder, und bekleidete an dem Hofe des Grossfürsten eine der ersten Ehrenstellen. Hofdienerschaft geführt, durch das zu- , strömende Yolk an ein bestimmtes Thor des Kremls. „Wie wir in das Schloss „kamen," sagt H,, „da standen die Bur-,,ger der Stadt, aber längs der Kirche 5,und der Wohnung des Fürsten waren „die Soldaten aufgestellt. Als wir an die „Kirche des heil. Michael kamen, ging „die Treppe neben an in des Fürsten „Wohnung. Bis an diese Treppe darf „niemand reiten, weil sie sagen, diess „gebühre allein dem Fürsten. Auf der „Mitte der Treppe fanden wir andere „vom Fürsten Gesandte, die uns mit „Handbieten und Küssen empfingen. Als „wir die Treppe hinauf kamen, da stan-„den die Bojarski Dieti,7- das sind die „gemeinen Edelleute; weiterhin trafen „wir Bäthe, die uns mit Handbieten und ,,Kuss bewillkommten. Nocli weiter „nach den verschlossenen Zimmern zu, „empfingen uns wieder andere, und je- 7. Bojarskija Däti, Bojaren Kinder , Nachkommen der Bojaren, denen die väterliche Würde nicht zu Theil ward, der damalige niedere Adel und Hauptbestand des Kriegsheers. S, Storch's Materialien Bd. I. S. 447- 526 „desmal schlössen sich die letzten an den „Zug an, und so traten wir von allen „begleitet in die Gemächer. Im ersten „waren die mit goldenen Stoffen, Sam-,,met und andern Seidenzeugen Beklei-„deten, die ihre reichen Kleider alle „aus der fürstlichen Schatzkammer er-,,halten, aus denen werden von Tag zu „Tag zu höhern Aemtern genommen. „In einem andern, zunächst an des „Grossfürsten Gemache, standen wieder „wohlgekleidete junge Fürsten und Edel-„leute, die im täglichen Dienste gebraucht werden." Keiner von allen sah die Durchgehenden an, gab nicht das geringste Zeichen von Neugierde, machte nicht die kleinste Bewegung, obgleich mehrere darunter waren, deren sich H. von seiner ersten Reise her erinnerte, und die er als alte Bekannte begrüsste. Herberstein trug bey dieser Gelegenheit eine dicht an den Körper anliegende Kleidung, und über derselben ein weites Oberkleid ohne Aermel, beide von schwarzem Sammet, den er bey seiner Gesandtschaft in Spanien von Carln V. zum Geschenk erhalten hatte. Das lßa6 Obergewand war mit Zobel gefüttert, und mit einem breiten Kragen von die^ sem Pelzwerke versehen, das ihm der Zar bey seiner ersten Abreise aus Russ» land verehrt hatte. Bey H's von ihm selbst verfassten biographischen Nachrichten (H. II. S. i5) befindet sich ein \ sehr gut gearbeiteter Holzschnitt, auf welchem er sich in dieser Kleidung hat abbilden lassen. Das Blatt führt die Ueberschrift: Von Kur/ig Carln dazumal Erweitern Rö: Kunig und kunjf'tigem Kay-ser, den Samat aus Hispanien. Vnd hie-uor von Basilio Grossfursten aus der Mosqua die Zobl bracht , Sigmund Freyherr zu Herberstain vnd vill potschajf'tn darin verriebt. Bey den von ihm lateinisch abgefassten Nachrichten (H. III. fol. C. 3.) fuhrt die nehmliche Abbildung folgende Aufschrift: A Carolo electo Ro: Rege Juturo Imperatore ex Hispaniis velutum, a Basilio Magno du-ce ex Moscovia pelles reportavi} hac vej-ste obivi multas legationes. 8- 8, Martinus Mylius sagt in den Soteriis (S. 17.) von dieser Kleidung: 1,,Als wir in das Zimmer traten," fährt H. fort, „worin der Fürst sass, „und uns das erstemal verneigten, stan-„den alle alten Fürsten und Edle, die „rund herum sassen, auf, nur der Gross-,, für st und seine Brüder blieben sitzen, „Darauf näherte sich einer der vornehmsten Räthe, den man einem Marschall „vergleichen könnte,' dem Grossfürsten „und sprach: Grosser Herr, König und „Herr aller Reussen, Graf Leonhard „schlägt vor dir seine Stirn, ' deiner „grossen Gnade wegen; dann eben so, „Siegismund etc. Das erste sollte die „Ehrerbietung, das zweite die Danksa-„gung für die erwiesene Gnade, die „Verpflegung, die geschenkten Pferde u. Hoc habitu gestit Ba.ro, solaturque labores, IIoc habitu praestans saepe peregit opus. Vestis houoranda est anirai certissinms index, Mentera curta leuem nunciat, ampla grauem. Est grauis, et fidei grauiter commissa tuetur, Legati titulum cum grauitate gerit, 9. Oder, wie H. sagt: naigt dir sein Hirn. Die Stirne schlagen, HeAOMt 6nmb , war bekanntlich ehemals der Ausdruck der Unterwürfigkeit und Ehrerbietung. 3)s. w. bedeuten. Des Grossfursten Sitz i526 ,,ist eine Hand hoch über die übrigen „erhaben, eben so sein Fufsschemel. Er ,,sass die meiste Zeit mit blossem Kopfe; „über ihm an der Wand befand sich „das Bildniss eines Engels oder Heiligen. „Rechts neben ihm lag seine Mütze, links „sein Stab, Possochgenannt; dabey „stand ein Waschbecken mitzwey Giess-„kannen, über welchen ein Handtuch „lag, iim sich, wie man mir sagte, so „bald er die Hand durch Berührung ei- 1. Nach der von II. gegebenen Abbildung war der damalige Thron wirklich nichts anders, als ein etwas erhöhter, wenig verzierter Sessel, durchaus verschieden von dem im Museum der russischen Alterthiimer zu Moskau aufbewahrten sogenannten griechischen Sessel Iwan's Wassilijewitsch, den Lehnstühlen von Boris Godunoff, Michail Feo-dorowitsch und Alexej Michailowitsch, und den prächtig gearbeiteten Thronen der spätem Za» re, von denen man die Abbildungen findet in HcmopHieCKoe OimcaHie $peBHflro PocciäCKaro My3eH (Historische Beschreibung des alten Russischen Museums) Moskau 1807. Erster Theil, Gross Folio. 2. IIocoxi,, ein hoher Stab, von zwey in einander verschlungenen Schlangen gekrönt. löüG „nes Gesandten von einem andern Glau-" iiben verunreinigt liätte, nach Entfernung der Fremden waschen zu kön-„nen. Es ist auch Sitte, dass Gesandte, jjdie aus Litthauen, Schweden, Lief-,,land U. s. w. kommen, dem Grossfür-„sten Geschenke bringen. Diese werden „bey ihrer ersten Vorstellung öffentlich „überreicht, und nicht allein die Botschafter, sondern auch ihre Begleiter „und Freunde, die mit ihnen kommen, „bringen dergleichen Verehrungen dar. „Nach gehaltener Anrede spricht dann „einer der vornehmsten Ratlie zu dem „Fürsten: Grosser Herr, der N. N. „schlägt vor dir seine Stirn und giebt j,dir Pominki, 3- (so nennen sie die Geschenke) die ey namentlich anführt, wo-„bey ein Secretair sowohl den Namen „des Darbringers , als die dargebrachte Gabe aufzeichnet. Als wir unsere Ausrede gehalten hatten , riefen die, wel- 3. JTomhhokIj , noMHHKH, Andenken , besonders gebräuchlich von den Geschenken, welche sich die' Monarchen ehemals unter einander zu machen pflegten. „che hinter uns bey unserm Gefolge l!>26 „standen: Pominki! um uns dadurch auf-,,zufordern, Geschenke zu überreichen; ^worauf unsere Leute erwiederten, die-,,ser Gebrauch wäre bey uns nicht mehr „üblich. Ehemals war es allerdings auch „bey uns Sitte, da man aber gewöhnlich „eben so viel zurückgeben musste, und j?die Geschenke deswegen nach und nach „immer grösser gemacht wurden, so ,jliess man die Sitte eingehen.4' Ich übergehe die schon oben bey dem ersten Aufenthalte in Moskau erwähnten 4« Ehemals scheinen die Gesandten auch wohl dergleichen Speculationen für eigene Rechnung gemacht zu haben. Kämpfer sagt in den Amoeni-tatibus exoticii p. 23g : ,,Scopus est, pro munuscu-,,lis oblalis dona reportari grauiora, et dum sum-,,ptibus aluntur regiis, merces libere inuectas cum „lucro divendere." Und weil die aus fremden Ländern zurückkehrenden Gesandten oft Gegenstände der Kunst und Industrie mitbrachten, die sie von den Fürsten zum Geschenke erhalten halten, so war es nicht ungewöhnlich, dass der Grossfürst ihnen diese abnahm, und sie durch Geld odej auf andere Art dafür entschädigte. Beispiele dieser Gewohnheit von Wassilij Iwanowitsch führt H, in einen Commentar* Basil. 1571. p. i5. an. 1026 Gebräuche bey der grossfürstlichen Tafel, und führe noch aus H's deutscher Bearbeitung seiner Beise einige dort nicht aufgezeichnete Umstände an. Der GroSsfurst sass auch diessmal mit seineil Brüdern und vornehmsten Bäthen an einer besondern Tafel; beym Eintreten der Gesandten, die den Zaren schon bey Tische fanden, standen die letztern alle auf. Der glossfürstlichen Tafel gegenüber war ein besonderer Tisch für die Fremden bereitet, den der Zar ihnen selbst anwies. Die beiden Gesandten wurden nebeneinander gesetzt, dann waren zwey Plätze leer, hierauf kamen erst die Personen aus ihrem Gefolge; ihnen gegenüber sassen die Hofleute, die sie hergeführt hatten. Der Grossfürst sass zwischen seinen beiden Brüdern, deren Stühle indessen ziemlich entfernt von ihm waren. Längs den beiden Seiten des Saales standen zwey lange Tafeln, an denen junge tatarische Fürsten, die sich hatten taufen lassen , mehrere vornehme Bäthe, auch einige Büchsenmeister und andere Personen geringeren Standes sassen, welche der Zar besonders liebte. In der Mitte standen grosse Prunktische, reich mit goldenen Gefä-fsen besetzt. Als man Platz genommen hatte, traten reichgekltidete Truchsessen mit abgemessenem Schritte nac h einander herein, und stellten sich um die Tafel des Fürsten und der Gesandten und um die S henktische. Der Grossfurst schickte auch cliessmal den Fremden wieder von seinem Brode, „welches ein „Zeichen von Gnade ist; schickt er aber „Salz, so bedeutet es Liebe, und soll „eine grössere Auszeichnung seyn." Das Brod war weiss und vortrefflich, in Form eines Rosskummet (für H, ein Symbol der Dienstbarkeit). Wahrend die Truchsessen nach den Speisen gingen, wurde Branntwein dargeboten, der gewöhnlich vor dem Essen genossen wird. Das Hauptessen waren auch diessmal Schwane, die m;t den bereits oben beschriebenen Förmlichkeiten geprüft, zerlegt und umgetragen , und mit einer Brühe von Essig, Pfeffer und Salz gegessen wurden; dazu reichte man saure Milch und eingesalzne Gurken und Pflaumen herum. Der andern Speisen erwähnt H. nicht ausdrücklich, wohl aber der Getränke, die besonders in Malvasier, 12 i5a6 griechischen Weinen und Meth bestanden. Der Zar forderte zuerst zu trinken, kostete den Wein, rief den Grafen Nugarolis an seine Tafel, und reichte ihm den Becher mit den Wqrten: ,,Leonhardt, du bist von einem grossen „Herrn zu einem grossen Herrn in grossen ,,Sachen geschickt, und hast einen weisen Weg zurückgelegt; weil du nun „meine Gnade empfunden und meine kla-„ren Augen gesehen hast, so wird dir „wohl; trinke daher, und trinke aus, „und iss, dass du satt werdest und dich „erholest, und wieder zu deinem Herrn ,,reisen mögest." Dieselben Worte richtete er auch an Herbersteinen, den er iiberdiess noch vertraulich fragte, ob er je seinen Bart abgeschoren hätte, und als H. diess, ohne Hülfe eines Dolmetschers bejahete, sagte der Grossfurst, er habe es auch schon einmal gethan, 5- 5. Bekanntlich hielt man ehemals in Russland den Bart allgemein in grossen Ehren, wie noch jetzt der gemeine Mann hier thut. Unterdessen sehen wir in der von H. angeführten Anekdote ein merkwürdiges Beispiel von der Freiheit, die man sich Wohl hie und da nahm, einer geliebten iiehmlich bey seiner zweiten Yermäh- j lung 6- Alles Tischgeschirr, so wie alle Gerätschaften auf den Prunktischen, waren bey dieser Mahlzeit von Gold; in der Folge aber immer nur von Silber. Bev jedem Schenktische standen vier Beamte, deren jeder ein Trinkgeschirr in der Hand hielt, woraus der Grossfürst abwechselnd trank. Während der Tafel jungen Gattin *u Liebe von der unbequemen Sitte der Väter abzugehen. Dass diess gerade in der ersten Hälfte des 16 Jahrhunderts nicht selten geschehen seyn muss , erhellet aus einem Hirtenbriefe des Erzbischofs Makar, durch welchen er das Volk zum Kriege gegen die Polen auffordert, und bey Aufzählung der Vergehungen, wodurch sie das Strafgericht des Krieges über ihr Land gezogen haben könnten, auch die verdammliche Neuerung anführt, welcher zu Liebe viele sich sogar den Bart abscheren Hessen , um ihren Geliebten mehr zu gefallen. 6. Wassilij Iwanowitsch war mit Salome, einer Tochter des Bojaren Iwan Saburoff vermählt, und veranlasste sie, nach einer kinderlosen Ehe von ein und zwanzig Jahren, in ein Kloster zu gehen. H. führt in seiner deutschen Moscovia, S. D. mehrere merkwürdige Umstände an, unter denen diese Prinzessin in Susdal den Schleier wi- 526 sprach der Zar oft und sehr gütig (menschlichen genug, sagt H.) mit den Gesandten, und nöthigte sie fleissig zum Essen. Die Truchsessen und andern Hofbedienten hatten bey dieser Feierlichkeit eine Kleidung an, die Terlik genannt •wird, einem Wappenrocke (Heroldskleide?) gleich und reich mit Edelsteinen und Perlen besetzt. Die Mahlzeiten, erzählt H. weiter, währen lange, zuweilen bis ein Uhr in der Nacht. Alle Geschäfte werden vor dem Essen abgemacht, oft setzt man sich daher erst Abends spät zu Tische; oft bringt man dafür aber auch den gröss-ten Theil des Tages anx der Tafel zu. Nach der Mahlzeit entliess der Zar die Gesandten; und die Hofleute, welche sie abgeholt, begleiteten sie wieder in ihre Wohnung. Hier wurde nun wieder wacker getrunken; die Herren vom der ihren Willen annehmen musste. Der Zar nahm hierauf Helena, des polnischen Fürsten Was-silij Lwowitsch Glinskij Tochter, zur Gemahlin, die ihm einen Thronfolger, Iwan Wassiljewitscb, gebar. Hofe sagten, sie hätten Befehl bey den '526 Gesandten zu bleiben und sie fröhlich zu machen. Es wurde zu diesem Be-hufe vom Schlosse ein Wagen mit Silbergeschirr und zwey kleinere Fuhrwerke mit Getränken geschickt, „begleitet „von Secretarien und andern ehrlichen „Leuten" in der löblichen Absicht „die „Boten anzufüllen." Da es für eine Ehre gehalten wurde, seinen Gästen tüchtig zuzutrinken, so liessen sie es an keiner Art von Uebervedung fehlen, und wenn nichts mehr helfen wollte, so stand einer auf und brachte die Gesundheit des Grossfursten aus, die ohne Weigerung rein ausgetrunken werden musste. Nach wiederholtem Nöthigen wurde auf des deutschen Kaisers Wohl getrunken, dann auf der Anwesenden, Fremden und Einheimischen, wo es wieder gar keinen Vorwand gab, der Aufforderung auszuweichen. „Solches Trinken," sagt H., (Moscovia S. Siij.) geschieht mit besonderer Zierlichkeit ; derjenige , wel-„cher den Trunk ausbringt, steht mitten „im Zimmer, sagt was er dem Fürsten „oder andern Herren wünschet, Gluck, „Sieg, Gesundheit, und dass in seinen i526 „Feinden so viel Blut bleiben möge, als ,,er in seinem Trinkgescbirr fassen werde, „Diess spricht er mit blossem Haupte, „und so bald er ausgetrunken hat, stürzt „er das Gefäss auf seinen ^Kopf. So „wohl das erstemal als jetzt, wenn ich „nicht so viel trinken wollte, konnte >,ich mich nicht anders losmachen, als „dass ich mich] betrunken stellte, oder „sagte, ich könnte gar nicht mehr trin-„ken, oder mich vor Schlaf nicht aufbrecht halten,if Der Gegenstand, zu dessen Ausgleichung H. nach Russland gesandt worden war, musste natürlich, bey der Erbitterung, die seit so langer Zeit unter den beiden kriegführenden Höfen herrschte, und bey der mehr als wahrscheinlichen Aussicht für den Zar, sich bey der Fortsetzung des Krieges auf Kosten seines Feindes beträchtlich zu vergrössern, nicht unbedeutende Schwierigkeiten finden. Die Bemühungen eines so gewandten Unterhändlers konnten indessen nicht lange ohne günstigen Erfolg bleiben, und schon auf seinen ersten Bericht an den Erzherzog Ferdinand hatte H. die Genugthuung, iß3 von diesem ein Schreiben mit Beweisen ^ der grössten Zufriedenheit zu erhalten 7-Der Grossfurst verlangte indessen, der König von Polen solle, zum Zeichen seines Wunsches nach Frieden, selbst Gesandten nach Moskau schicken, mit welchem Auftrage die kaiserlichen Botschafter auch Abgeordnete an Siegismunden sandte, der sich damals zu Danzig aufhielt. Herberstein begleitete diese Sendung noch mit einem besondern Schreiben an den König, der keinen Anstand ' nahm, zwey angesehene Männer seines Hofes als Unterhändler zu schicken. Unterdessen war auch von Seiten des Pab-stes ein Bevollmächtigter gesandt, um die Friedensunterhandlungen zu unterstützen; diess war Johannes Franciscus, Episcopus Scarensis. 8- 7. S. die Beilage No. XI. 8. Merkwürdig und sehr zu bedauern ist es, dass sich über H's zweiten Aufenthalt in Russland gar keine Nachrichten in dem Kaiserl. Reichs -Archive zu Moskau befinden, wie mir aus der sichersten Quelle, der ich die Akten über seinen ersten dortigen Aufenthalt schuldig bin, versichert worden ist. 526 Bey der Nachricht von der Annäherung der polnischen Abgeordneten begab sich der Grossfurst am 20 September nach Moshaisk; wie es hiess, der Jagd wegön, aber eigentlich, wie H. uns belehrt, um die Polen mit ihrem grossen Gefolge, an welches sich noch nach damaliger Sitte, der Zollfreiheit Wegen, eine Menge Handelsleute angeschlossen halten, nicht nach Moskau kommen zu lassen. Die kaiserlichen Gesandten, so wie der pabstliche Abgeordnete , wurden daher auch nach Moshaisk zur Jagd eingeladen, wohin sie sich am 12 Oktober begaben. Die polnische Gesandtschaft bestand aus zwey angesehenen Mannern des Reichs, Peter Gis-ka, Palatinus von Polozk, und Michael Bohusch Bohutinowitsch, Kronschatzmeister; sie erhielt sogleich nach ihrer Ankunft Gehör, und überreichte die herkömmlichen Geschenke, und nun begannen unverzüglich die Unterhandlungen gemeinschaftlich mit den deutschen Botschaftern. Da man aber nicht schnell zum Zwecke kommen konnte und die Polen sich nicht nachgiebig genug bezeigten, indem sie besonders hartnäckig i8S - auf den neuen Titel eines Herzogs von Masovien für ihren Herrn bestanden; so schickte der Grossfurst ihnen plötzlich alle ihre Geschenke wieder zurück, und fugte von seiner Seite noch einige hinzu, um ihnen dadurch zu verstehen zu geben, die Unterhandlungen waren abgebrochen, und sie könnten daher nur wieder nach Hause ziehen. Seine Absicht , sie dadurch zu schrecken und nachgiebig zu machen, wurde vollkommen erreicht. In ihrer Verlegenheit wandten sie sich an Herbersteinen, der ihnen rieth, ganz ruhig zu seyn und keinen Schritt ohne sein Vorwissen zu thun, da er es nothwendig vorher erfahren masste, wenn der Grossfürst ernstlich alle Unterhandlungen abbrechen wollte. Es wurden auch wirklich bald neue Zusammenkünfte veranstaltet und ein Waffenstillstand vorgesehlagen, über dessen Abschliessung die kaiserlichen und polnischen Gesandten, mit Zuziehung des pabstlichen, sich mit den grossfurstli-clien Rathen vereinigen sollten. Die letztern sprachen hier zu den Polen: „Unser „grosser Herr hat in Rücksicht und auf „kräftige Fürsprache erhabener Fürsten ß „mit Siegismunden, eurem Könige, einen „ewigen Frieden sehliessen wollen, da „ihr diess aber unmöglich macht, so „willigt der Grossfürst auf die Fürbitte „so grosser Herren in einen Waffenstill-„stand 9- ein, zu dessen Abschliessung und „Befestigung ihr hieher berufen seyd." Dabey hielten sie den Brief des Zaren an den König von Polen schon ganz fertig in ihren Händen, und hatten zugleich einen gleichlautenden bereit, den der König seiner Seits an den Zaren schicken sollte; diesem letztern Schreiben war noch eine Klausel angehängt, wodurch die polnischen Gesandten mit Beifügung ihrer Petschafte bezeugten, dass sie ihren König vermögen wollten, 9. Anstand nennt es H. Eigentlich war es ein fünfjähriger Friede. 1. „Mit anhangendem Insiegel," setzt H. hinzu , und beschreibt nun das Reichswapen folgen-dermassen: „das nit gros und rot was, die Figur „aines nackheten Menschen sitzund auf ainem „Pherdt on Sali, hielt ain Spiesz , damit sticht „der den Trackhen vndter des Pherdts füssen, auf „der ander Rekten was ain Adler, mit zwayen ..¡rekhronten Heubtern." zur Bekräftigung der getroffenen Ueber- 1S2O einkunft das Kreutz zu küssen. Hierauf •wurden sie alle vor den Grossfürsten geführt, der sie folgendermassen anredete: „Hans Franz, Graf Leonhard, 3,und Siegmund, ihr habt im Namen des „Pabstes Clemens des Siebenten, und „unsers Bruders Carls, erwählten römischen Kaisers und obersten Königs, so ,,wie seines Bruders Ferdinands von uns „begehrt, dass wir mit dem Könige Sie, „gismund von Polen einen ewigen Frie-„den eingingen; da dieser uns aber bei-„derseits nicht möglich war, so habt ihr „gebeten, wir möchten doch einen einst-„weiligen Frieden (Anstand) schliessen. „Darin haben wir, um der Liebe willen, „die wir zu euren Fürsten tragen, gewil-„ligt, und weil wir dem Könige unser „Recht thun (d. h. den Vertrag mit ei-„nem Eide bekräftigen) wollen, so ha-„ben wir solches in eurer Gegenwart „thun wollen, damit ihr euern Herren „anzeigen könnet, dass ihr bey der Ab-„schliessung und Bestätigung des Frie- 2. S. deutsche Ausgabe der Moscovia, S. Tj, lÖ2C ,,dens gegenwärtig gewesen seyd, und ,,dass wir diess um ihretwillen gethan ,,haben." Darauf rief der Grossfurst seinen Hofmarschall, Michael Gregorje-witsch, und befahl ihm, das vergoldete Kreutz, das über ihm an einer seidenen Schnur hing, herabzunehmen. Dieser bedeckte seine Hände mit dem Tuche, das immer über einer Giesskanne neben dem Sitze des Zaren lag,- nahm das Kreutz ehrerbietig herab, und hielt es mit der rechten fiand in die Höhe. Einer der ersten Secretaire hielt die erwähnten Briefe mit beiden Händen über einander, so dass die Verbindungsschrift der Gesandten unten zu liegen kam, aber doch gelesen werden konnte. Auf diese Briefe legte nun der Hwfmarschall das Kreutz. Hierauf erhob sich der Zar und wandte sich mit einer langen Rede an die polnischen Gesandten, worin er ihnen noch einmal sagte, er würde auf die Bitte und den Wunsch der Gesandten so grosser Herren, die sie hier gegenwärtig sähen, sich nicht geweigert haben, einen Frieden mit dem Könige Siegismund zu schliessen, wenn ihm anders annehmliche Mittel dazu geboten worden wären. Da nun aber ein ewiger 1826 Friede nicht zu Stande kommen könne, so habe er auf Fürbitte der Gesandten einen einstweiligen bewilligt, laut gegenwärtigem Briefe, auf welchen er da-bey mit dem Finger deutete. Diesen wolle er, ,,so lange Gott will," halten, und daher nun seinem Bruder, dem Könige Siegismund, seine Gerechtigkeit thun, (d. i« den Vertrag feierlich bestätigen); unter der Bedingung, dass der König den andern gleichlautenden Brief in Gegenwart der grossfürstlichen Abgeordneten von seiner Seite auch bekräftige. Unterdessen sollten die Gesandten vorläufig die Bestätigung vollziehen und die Gewähr leisten , dass ihr König diess ebenfalls thun, und den Friedensbrief . / . in der verlangten Art feierlich bekräftigt zurückschicken werde. Der Zar blickte nun nach dem Kreutze empor, bezeichnete sich dreimal mit dem heiligen Zeichen desselben, verneigte sich gegen dasselbe und berührte dabey mit der rechten Hand beinahe die Erde, sprach ein kurzes Gebet, reinigte den Mund mit einem Tuche, und küsste das Kreutz, das er hierauf auch mit dem 526 Kopfe und den beiden Augen berührte; dann trat er einige Schritte zurück, machte wieder das Zeichen des heiligen Kreutzes und verneigte sich noch einmal gegen dasselbe. Hierauf forderte er die Polen auf, das nehmliche zu thun, welches nach Verlesung der russisch abge-fassten und den Fremden durch den Dolmetscher wörtlich übersetzten Verbindungsschrift von ihrer Seite gleichfalls geschah. Der Grossfürst setzte sich hierauf auf seinen Thron und sprach zu den fremden Gesandten: „ihr habt nun ge-,,sehen, dass wir auf besonderes .Ersuchen des Clemens, Carls und Ferdinands (wobey alle Titel ausführlich aufgeführt wurden) unserm Bruder Sie-„gismund unser Piecht getlian haben; „sagt das also euren Herren, du Johan-,,nes Franciscus dem Pabste, du Graf „Leonhard dem Carl, nnd du Siegismuud „dem Ferdinand, dass wir das um ihret-„willen gethan haben, und damit nicht „mehr durch unsre Kriege Christenblut „vergossen würde.ec Die Gesandten statteten hierauf den schuldigen Dank für die Freundschaft ab, die der Zar für ihre Herren bewiesen hätte, und versi- cherten, sie würden seinem Befehle aufs 1^26 genaueste nachkommen. Der Grossfürst ernannte darauf sogleich zwey seiner Räthe zu Gesandten nach Polen und an den deutschen Kaiser, und machte sie als solche den polnischen und deutschen Abgeordneten bekannt. Die ganze Feierlichkeit schloss endlich damit, dass der Zar mit eigener Hand jedem Anwesenden ohne Ausnahme einen Becher Wein zu trinken reichte, und den Polen nochmals empfahl, ihrem Könige genauen Bericht abzustatten und seinen Gruss zu bringen, wobey er selbst das Haupt ein wenig neigte. Dann reichte er einem jeden die Hand, und entliessxlie "Versammlung. Dieser fünfjährige Friede 3- wurde am achten November abgeschlossen. Auch während des cliessmaligen Aufenthalts in Moskau hatte Herberstein Gelegenheit, mehrern Festen und Vergnügungen des Hofes beizuwohnen, von de- 3. Eigentlich nur ein Waffenstillstand. Nach den russischen Chroniken wurde er auf sechs Jahre geschlossen. i526 neu er umständliche Beschreibungen giebt* Zu diesen gehört vorzuglich wieder eine Hasenhetze, welche dicht vor der Stadt gehalten wurde, wo man in engen Ein-< zäunungen eine grosse Menge Hasen zu dieser Lustbarkeit aufbewahrte. Der ganze Bezirk war mit Netzen umspannt, und die Jager, nach drey verschiedenen Abtheilungen verschieden gekleidet, jeder zwey Hunde an der Leine führend, zogen mit grossem Geschrey durch das Gehege, um das Wild aufzuscheuchen. Der Zar jagte mit vorzuglich schönen Hunden , „die sie Kurtzen nennen/* (quos Kurtzos vocant, Comment. p. i32.) Als die Fremden in seine INahe kamen, mussten sie absteigen und zu ihm gehen. 4- Vielleicht KyprysaH coöaKa, eih Stumpfschwanz , der gewöhnliche Hühnerhund. Wahrscheinlicher aber waren es doch wohl die schönen langhaarigen Sibirischen Windhunde, und dann könnte man den Namen Kurzen aus dem Cutsalis canis des Mittelalters erklären. S Du Gange Glossar. V. Canis, wo er folgende Stelle anführt: Lex Alemann. tit. 82. ,,Si quis canem seusium (oder segutium, Spürhund) primum cursalem, qui pri-mus currit, involaverit etc. Germ. Windhund." Er bot ihnen die Hand und sagte ihnen 1526 durch seine Dolmetscher: ,,Wir sind zu „unserer Lust herausgezogen, und haben „euch zu uns berufen, damit ihr auch „diese Lust geniesset, und Freude ha-„bet; steigt nun wieder zu Pferde und „folget mir!" Der Zar trug bey dieser Gelegenheit eine weisse Mütze 5- mit einem Umschlage , 6- der ringsherum mit Edelsteinen besetzt und vorn mit goldenen Federn verziert war, die sich bey jeder Bewegung des Kopfes hin und her neigten. Sein Kleid war ein Therlik, „wie am Wappenrock," mit Gold ausgenaht; an seinem Gürtel hingen zwey Messer und ein Dolch , und auf dem Rücken unter dem Gürtel eine Waffe, Kestenc7- genannt, die aus einem zwey* 5. S. oben S. 73 Note 7. G. H. sagt mit Stulpen, vermu.tlilich von Zobel oder rothem Tuche. 7. Wahrscheinlich KiicmeHi., die Benennung einer alten , der hier beschriebenen ähnlichen Waffe, von welcher H. unter den Kleidungen und Waffen der Rassen auch eine Abbildung gegeben hat. In der deutschen Ausgabe der Moscovia gicbl i&sG Spannen langen hölzertien Stiele bestand, an dem ein eben so langer Riemen befestiget war, an dessen Ende sich ein grosses rundes oder eckiges Stück mit Gold verziertes Metall befand, Zur Rechten des Zars ritt der vertriebene Chan von Kasan, Schick sllei, oder Scheale, wie H. ihn nennt, 8- mit Bogen und Pfeilen und einem Säbel bewaffnet; zur Linken ritten zwey junge Fürsten, deren einer eine Waffe von Elfenbein, „wie ain Mord-„hacken, als an den Hungerschen Gul-„den der Form ist," (wahrscheinlich eine Art von Streitaxt.) , der andere „ain II. S. II iv. folgende Beschreibung dieses Instruments: „ain holtz nahent zwaier span lang, daran i,ist ain starker ryem angeschlagen , an dem ain „ort ai kupffer oder eysen khnodn, ja auch von ai-,.nem Hierssn (Hirsch) horn eingenäet, der ryem „ist auch nahent anderthalber span lang, mit dem ,,sy vermainen hart zu schlahen." 8. Schick Alei wurde nach einer Regierung von vier Jahren seiner Weichlichkeit und Unmännlich-keit wegen von seinen Unterthanen entsetzt, und 11 iichtete sich, bey Annäherung des von ihnen zum Herrscher berufenen Saip Girci im J. iÖ2i nach Russland, durch dessen Einfluss er auch gegen den Hungerischen Kholm," eine Keule, die 1526 russisch Schestopero 9- sechsfederig, genannt wird. Das Gefolge bestand beinahe aus dreihundert Reitern. Der Zar rief die Fremden mehreremale zu sich, und lud sie ein, seinem Beispiele zu folgen, auch selbst Hunde zur Hetze zu führen. ,,Diese Aufmunterung , setzt H. hinzu, „geschah deswegen, weil bey ih-,,nen die Hunde , als unreine Thiere, „von ehrlichen Leuten nicht angegriffen „werden." Ungefähr hundert Jager, halb schwarz, halb gelb gekleidet, standen Willen seiner Nation auf den Thron gesetzt war. II. giebf., Moscovia S. O., folgendes Hild von ihm : "Er helle ain fiirhengigen pauch, ain schit-,,ters (dünnes) Parti vnd weihisch angesicht , zwen ,,gross schwartz löckh von haar vber die Orn ab-,,hengig, vnd zum krieg gantz für vnteuglich an-,,gesehe n." 9. Woher diese Keule oder Kolbe Schestopero genannt wurde, ist mir unbekannt; vielleicht von den sechs grossen, als Federn ausgezackten Thei-len, aus Welchen der eigentliche Knopf zusammengesetzt war? Auch Reuteirfels II. p. 122 spricht von einem Sestopor, den ein junger Fürst auf der Schulter trug. 1&26 in geringer Entfernung von einander mit Hunden, um zu verhindern, dass die Hasen nirgend entkommen möchten. Wo der Kasans ehe Chan und die Gesandten hetzten, durfte niemand anders jagen. Wenn sich auf das Geschrey der Jäger nicht gleich ein Hase zeigen wollte, so wurdeü mitgebrachte Sackhasen losgelassen, und jeder Hund, der vorzügliche Behendigkeit, zeigte, erhielt, so wie der Herr desselben, ein besonderes Lob, Der Ertrag dieser Jagd bestand in etwa dreihundert Hasen. Die Gesandten wohnten auch noch einer Hetze von eingefangenen Bären und einer Falkenjagd bey. Zur erstem muss-ten Bauern die Bären mit hölzernen Gabeln angreifen und necken, bis die Jäger ihnen den Best gaben, wobey nicht selten einer verwundet, und dann von dem Grossfürsten mit Kleidern und Korn beschenkt und auf seine Kosten geheilet wurde. Bey der Falkenjagd wurden Schwäne, Kraniche und andere grosse Vögel von den Falken gestossen. Nach der Jagd begab sich der Grossfürst mit dem ganzen Gefolge nach einem holz er- nsn Thurme, eine halbe Meile von der j Stadt jenseits des Flusses, wo grosse Zelte für den Hof, den Chan Scliich Alei, für die Gesandten und die Hofleute aufgeschlagen waren. Die Brücke, über welche man dahin ritt, war aus flach auf dem Wasser liegenden an einander gebundenen Brettern gemacht, xmd damals in so schlechtem Zustande, dass einzelne Theile oft ganz unter Wasser standen. Nach der Ankunft wurde eine kurze Frist zum Ausruhen und Umkleiden gegeben; dann wurden die Gesandten zu dem Grossfürsten gerufen, den sie in einem elfenbeinernen Stuhle *• sitzend und von seinen Rathen umgeben fanden. Sie mussten vor dem Zare Platz nehmen, der sie mit Erfrischungen be-wirthete, die aus Confcctionen von Co- I. In der histor. Beschreibung der Altertliiimer des Russ. Museums, Moskau 1807, gr. Fol. ist S. xio ein elfenbeinerner Stuhl abgebildet, der reich mit Schnitzwerk versehen ist, von dem griechischen Prinzen Demetrius dem Grossfiirsten Iwan III, Wassi'.jewitsch verehrt und daher der griechische Sessel genannt wurde. Der nehmlici^e scheint hier gemeint zu seyn. Griaijder, Anis und geschälten Mandeln, aus welschen Nüssen, Mandeln und Zuckergebäckee, und allerley Getränken bestanden. Der Grossfürst wurde da-bey immer knieend bedient, und vertheilte selbst die Süssigkeiten und Erfri-schungen unter die Gäste. Es ist schon oben, S, 87, des polnischen Fürsten, Michael Glinskj, Erwähnung Geschehen, für dessen Befrei- O c ung Herberstein, bey seinem ersten Aufenthalte in Moskau, eich im Namen des Kaisers Maximilians verwenden musste. Dieser unglückliche Krieger war auch jetzt noch immer in Gefangenschaft, durfte aber bald einer glücklichen Wendung seines Schicksals entgegensehen, da der Zar, nach seiner Trennung von seiner ersten Gemahlin, sich seit kurzem mit der Tochter des Fürsten TVassilij Glinskj, Michaels Bruders, vermählt hatte. H, wagte es jetzt gar nicht mehr, Schritte wegen seiner Befreiung zu tliun, aus Furcht, durch neuen Verdacht ihm vielmehr zu schaden. Glinsky erhielt auch wirklich noch während H's Aufenthaltes in Moskau seine Freiheit. Nach des Zars Tode liess ihn indessen seine Nichte, der er durch seine wiederholten Vorstellungen lüstig wurde, unter dem wenig wahrscheinlichen Vorwande, als sey er im Verdachte, ihre Prinzen und das ganze Land den Polen überliefern zu wollen, wieder ins Gefängniss werfen, wo er auch sein Leben beschloss. H. machte diessmal in Moskau auch die Bekanntschaft des damaligen Schwedischen Gesandten, Erich Fläming, aus der Mark Brandenburg; um sich aber gegenseitig besuchen und bewirthen zu dürfen, mussten sie sich dazu die zarische Erlaubniss erbitten, und selbst dann wohnten noch die russischen Dolmetscher ihren Zusammenkünften bey. Die letztern wollten [auch durchaus nicht glauben, dass die Fremden , die bald sehr offen und munter mit einander umgingen, sich nicht schon lange sollten genau gekannt haben, , Unter den Dienern des Zaren sah If. einen Deutschen, Namens Lucas Ham-merstettcr, den seine Schicksale berüchtigt gemacht hatten. Als nehmlicli im 526 Jalire 1S02 die Liefländer unter dem bra^ ven Plettenberg, von Alexandern von Polen unter grossen Versprechungen gegen die Russen aufgehetzt und dann allein gelassen, in einer Schlacht gegen dieselben weichen mussten, wurde der Rigaische Fähnrich, Conrad Schwarz, von feindlichen Pfeilen durchbohrt. Im Fallen rief er: „ist wo ein ehrlicher „Mann , der komme und nehme das „Fähnlein!" Da zeigte sich ilammerstet-ter, der sich rühmte, ein Bastard des Herzogs von Braunschweig zu seyn, und wollte ihm die Fahne abnehmen; und als Schwarz, der ihm nicht traute , sich weigerte, sie ihm zu geben, hieb er ihm die Hand ab, mit welcher jener die Fahne hielt. Der heldenmüthige Jüngling ergriff sie nun mit der Linken, und als er sie auch so nicht retten zu können glaubte, zerriss er sie mit seinen Zahnen, um sie nicht in unwurdige Hände fall en zu lassen. Es gelang jedoch Ham-merstettern, ihm einen Theil davon zu entreissen, womit er als Ueberläufer zu den Bussen eilte, die die Niederlage der Liefländer vollendeten. Der Verräther trat nun in zarische Dienste, entwich aber bald Wiederaus denselben, und be- '626 gab sieb nach Danemark, wo Christian II. ihn als Zeugmeister in die seinigen nahm. Da hier aber seine Geschichte bekannt wurde, musste ihn der König wieder entlassen. Er ging nun nach Schweden, erhielt eine Anstellung, veranlasste aber auch hier eine Untersuchung, deren Ausgang er nicht abwartete, sondern sich wieder nach Russland begab, wo er auch wegen seiner nützlichen Gewandtheit wieder eine gute Aufnahme fand, Kurz vor seiner Abreise aus Moskau hatte H, noch einen sehr unangenehmen Vorfall mit einem jungen Menschen aus Krakau, Namens Erasmus Ilethmanri, den er auf Bitten der Eltern desselben mit nach Russland genommen hatte. Da dieser Bursche sich seit seiner Ankunft in Moskau sehr schlecht aufgeführt, sich besonders dem Trünke ergeben, und dadurch H'n sogar am Ende genöthigt hatte , ihn in Eisen legen "zu lassen, so verlangte er auf einmal trotzig die Erlaub-niss, ihn verlassen zu dürfen, nahm sein bey Ii'n stehendes Geld, etwa 80 ungri- »5a6 sehe Goldgülden, kaufte dafür einige Pferde, verführte einen von II's Leuten und drey Moskowiter zur Flucht, und begab sich mit ihnen auf den Weg nach Asow zu den Türken. Der Vorgang machte Aufsehen, und erregte sogar einigen Verdacht gegen H'n, ob dieser gleich zuerst bat, ihm sogleich nachsetzen zu lassen. Diess geschah auch; man erreichte die Flüchtlinge in einer kleinen Entfernung von Asow und brachte sie zurück. Der junge Mensch glaubte anfangs sich dadurch zu retten, dass er den griechischen Glauben annähme, aber H, drang zu seiner eigenen Rechtfertigung auf dessen Auslieferung; er wurde auch ohne Schwierigkeit] zurückgegeben , und zwar auf seine Bitte dem Grafen Nugarolis, weil er mit Recht fürchtete, von H'n strenger behandelt zu werden. Dass H, übrigens diesen zweiten Aufenthalt in Moskau ganz vorzüglich und mit grossem Glücke zu Erkundigungen über die Geschichte, Geographie, Statistik und Verfassung Russlands, und über die Religion , Gesetze und Sitten R&. seiner Bewohner angewendet habe, da- i52f> von zeugt sein unsterbliches Werk. Viele sehr wichtige Nachrichten zog er von drey russischen Dolmetschern ein , deren genauere Bekanntschaft er in Moskau und auf der Reise gemacht hatte. Diese waren Gregor Istumin, der früher eine Reise über Lappland nach Schweden gemacht hatte, und Littliauen, Liefland und Finnland sehr gut kannte; Wassilij IVlass, der dem Laufe der Wolga und Dwina gefolgt und in Norwegen, Dänemark und Liefland gewesen war; und Demeter (Dmitrij), der auch dem Paul Jovius die meisten Nachrichten geliefert hatte und besonders die nördlichen Gegenden von Russland sehr genau kannte. Nicht weniger bedeutende Nachrichten erhielt er von dem Knjäs Ssemen Feodorowitscb Kurbskoi aus dem Geschlechte der Fürsten von Jnroslaw, welcher ein Heer nach Sibirien geführt, und viele bis dahin unbekannte Gegenden gesehen hatte, von dem sogenannten kleinen Georg, einem ge-bornen Griechen, Schatzmeister des Za • ren, und andern bedeutenden Personen. Eine zweite, bis dahin von Ausländem »526 noch fast gar nicht benutzte Quelle fand H. in den ungedruckten russischen Jahrbüchern, und einigen Berichten russischer Reisenden, die er , mit der sla-wonischen Sprache nicht unbekannt, und von vielen der Geschichte ihres Landes kundigen Russen unterstützt, fleissi™ studierte. Unermüdetes Forschen und aufmerksames Benutzen jeder Gelegenheit sich zu belehren, setzte endlich H'n in den Stand, ein Werk über Russ-land zu liefern, das seit seiner Erscheinung für klassisch gehalten wurde, und das uns weiter unten noch Veranlassung zu einer ausführlichen Beurtheilung geben wird, wenn wir von H's Schriften überhaupt sprechen werden. Endlich war die zur Abreise bestimmte Zeit herangerückt. An dem zur Beurlaubung angesetzten Tage wurden den Gesandten früh Morgens kostbare Kleider im Namen des Grossfürsten in ihre Wohnung gebracht, die sie anlegen mussten , um in denselben bey Hofe zu erscheinen. Auch in dieser Kleidung, von welcher wir hier eine getreue Nachbildung beifügen, hat sich H. abbilden iU^fíl^éCI) OU. J).. 10 uRuu) i) zaj i)e/ar ju-î) e/aujiui yerdLileui í tai tttf j. lassen. Sie bestand aus einem weiten ,,wider den brauch ihrer Kleider" am Halse fest anliegenden, und von oben bis über die Mitte des Körpers mit kostbaren Knöpfen versehenen Gewände von Goldstoff, das mit grossen blauen Blumen verziert, durchaus mit Zobel gefuttert und mit einem breiten Kragen von demselben Pelzwerke versehen ist, mit weiten Ermein; einer eyrunden weissen, mit rothem Tuche und Zobel verbrämten Mutze, und rothen, goldgestickten und auf den krummen Spitzen und den Absätzen mit Edelsteinen und Perlen verzierten Stiefeln. Die Aufschrift des vortrefflich gearbeiteten Holzschnittes sagt: Sigmund Freyherr zu Herberstain in Moscouitischem verehrtem klaidt, M. D. xxvj. Dieselbe Abbildung führt in den lateinischen biographischen Nachrichten, H. III., die Ueberschrift: Altera legatione a Ferdinando Imperatore tunc archiduce jnissus ad Moscum, Ille me tali remisit veste. In dieser Klei- 2. S. oben S. 73. II. sagt auch Moscovia S. Ciiij. ,,so führen die Moscouiter alle weisse huett," 6 düng3- wurdeii sie hach Hofe geführt und dem Zaren vorgestellt. Nachdem sie ihm für diesen neuen Beweis seiner Gnade gedankt hatten, sprach er zu ihnen: ,,Leonhard und Siegmund, ihr seyd j,Zeugen dessen gewesen, was wir auf jjdie Bitte unsers lieben Bruders Carl's, erwählten römischeil Kaisers und höchsten Königs, und seines Bruders Ferdinands gethan haben, das wirst du, ,, Leonhard, unserm Bruder, und du, j,Siegmund, seinem Bruder also anzei-4,gen/' Bcy der Tafel, zu welcher sie au diesem Tage gezogen wurden, ging es eben so her, wie oben schon um- Die rothe Einfassung scheint aber eine Auszeichnung des Grossfürsten gewesen zu seyn. Daher sagt auch Petms Paganus in den oben angofiihr-teu Soteriis von dieser Alibildung: Adspicis vt reducem, donum memorabile Moschi, Sarmatica pellis sindone tecta tegat, Mitraque rega/i eireumdans tempora luxu, Exlerno herois velet hoiiore caput. 3. H. nennt sie mit einem guten alten oberdeutschen Worte, eine Schaube , womit man einen Mantel, oder ein demselben ähnliches Kleid bezeichnete, -welches den ganzen Leib bedeckte. ständlich beschrieben ist, und am Seldus- i5aG se derselben trank der Zar auf die Gesundheit des Kaisers und des Erzherzogs und ihrer Gesandten. Hierauf verehrte er Jedem von ihnen zum Abschiede noch aus besonderer Gnad zwey Zimmer 4 Zobel, drey hundert Hermelinfelle und fünfzehn hundert Felle Grauwerk Als sie sich schon völlig beurlaubt hatten und in ihre Wohnung zurückgekehrt waren, schickte der Grossiürst noch zu ihnen und liess sie fragen, welchen Weg sie zurückzunehmen gedachten, worauf sie antworteten, über Wilna und Krakau nach Wien; die abgesandten Secretarien erwiederten hierauf, der Grossfürst habe so eben von der Glänze her erfahren, dass die Türken Ofeu erobert hätten, er tlieile ihnen daher diese Nachricht zu ihrer Richtschnur mit. Ein Umstand verdient hier noch Erwähnung, weil er unserm H. in Polen /,. Ein Zimmer heisst in der alten, noch jetzt hie und da beym Pelzwerke üblichen Bedeutung, eine Zahl von vierzig Fellen. Uli um timbrium mar-Irinarum kommt schon 1207 vor. S. Beckmanns Beytr. zur Gesch. der Erjind. V. B. t St. S. 45. i5a6 eine falsche Beurtheilung zugezogen hat. Der Stolz und die Eifersucht der Polen wollten nehmlich damals dem Herrscher ihrer feindlichen Nachbarn nicht einmal den Titel eines Zaren , noch viel weniger den eines Kaisers zugestehen; obgleich schon unter Wassilij Iwanowitsch der Gebrauch allgemein eingeführt w ar , den Titel Zar in den lateinischen Uebersetzungen eines grossfürstlichen Schreibens an auswärtige Höfe durch Imperator zu übersetzen. 5- Auch H, wurde, bey seiner zweiten Rückreise aus Russland, am polnischen Hofe laut beschuldigt, als wenn er bey seinen beiden Sendungen dem Grossfürsten in seinen feierlichen Anreden den Titel eines Königes gegeben habe, was er jedoch von sich ablehnt, indem er sich nie eines andern Titels, als den eines Magnus Dux bedient habe. Am eilften November trat H. endlich mit seinen Gefährten bey sehr scharfer 5. Man findet einige geschichtliche Angaben über den russischen Kaiser - Titel vor Petern dem Grossen unter den Beilagen, No. XII. Kälte und starkem Schneegestöber die , Rückreise aus Moskau an. Mit ihnen ging wieder ein zarischer Gesandter, Iwan Liipuhn Ossinin, nach Deutschland. Zur Begleitung bis Smolensk gab ihnen der Zar die beiden Brüder Feodor und Sachar Dalmatojf ', als Verpfleger (Pri-staf) mit. 6• Der Weg ging wieder über Wjäsma und Dorogobush nach Smolensk, wo sie drey Tage ausruheten. Am 28 erfuhren sie in Dubrowna durch den ihnen entgegen geschickten litthauischen Pristaf die Nachricht von der Schlacht bey Moliacz (29 Aug.) und dem Tode Ludwig s von Ungern , 7< eine Neuigkeit, 6. Der Bruder dieser Männer, Wassilij, war von dein Zaren zum Gesandten an Maximilian bestimmt , zog aber kurz vor seiner Abfertigung den Zorn des Grossfürsten auf sich, und wurde zu lebenslänglichem Gefangnisse Und dem Verluste seiner Güter verurtheilt. S. Herberstein's Comment. Bas. 1571 p. i5. 7. Ludwig II. erstickte bekanntlich nebst vielen seiner Ritter in einem Moraste. S. Broderi-cus de elade Ludovici II. Hungar. Regis in Schardii Script, rerum Germ. T. II. p. 218. Einen neuen Plan dieser denkwürdigen Schlacht findet man in Fesslest Gesch. der Ungern, B. IV. am Ende. i4 526 die wegen ihres Einflusses auf das Interesse des österreichischen Hauses für H's Geschäfte in Polen sehr wichtig seyn musste. Er eilte nun ohne Zeitverlust nach Wilna, wo er aber der strengen Kälte wegen doch erst am 14 December ankam. Nach einem Aufenthalte von i3 Tagen setzte er seine Reise bey einem ungewöhnlich scharfen Froste über Grod-no fort. H. selbst erfror seine Nase, und rettete sie nur durch schnelles und langes Reiben mit Schnee, welches Mittel ihm sein polnischer Fuhrer anrieth; mehrere von seinem Gefolge erfroren Hände und Füsse, andere wurden krank, so dass er genöthiget war, in einem Dorfe hey Grodno zwey Tage liegen zu bleiben. Am 13 Januar i527 kam H. endlieh nach Krakau, wo sich der König damals aufhielt. Er macht die Bemex-kung, dass sein Empfang bey demselben diessmal sehr von dem bey seiner Hinreise verschieden war, weil der König nun alle Ursache hatte, von der Aufrichtigkeit und Treue des Kaisers und Erzherzogs übei'zeugt zu seyn. Besondei-s bezeugte er den Gesandten seine vollkommene »827 Zufriedenheit mit dem für ihn geschlossenen Frieden. H. hatte hier aufs neue Gelegenheit, sich als einen getreuen Diener und geschickten Staatsmann zu zeigen. Er benutzte nehmlich die frühe © Nachricht von dem Tode des Königs von Ungern, und die Gewissheit , dass der Erzherzog Ferdinand, neuerwählter König von Böhmen , auch die ungrische Krone erhalten würde, um alle hieraus in dem Verhältnisse seines Herrn zu dem Könige von Polen^ entspringende Veränderungen im voraus zu berücksichtigen, so dass bey der Ankunft .des erzherzoglichen Gesandten, Johann Mraxi, schon alles vorbereitet und eingeleitet war. Da dieser nun auch gleich nach seiner Ankunft in Krakau krank wurde, so übernahm H. die Führung des ganzen Geschäftes, für welchcs jener hergeschickt wpr. Bey dieser Gelegenheit zahlte auch der König an H. die tausend Gulden aus, welche die Mutter der Königin Bona ihm vor zwölf Jahren für den Fall verschrieben hatte, dass die Heurath ihrer Tochter mit dem Könige von Polen durch H's Mitwirkung zu k - * ) 1527 Stande käme. Am 3i Januar verliessen unsere Reisenden Krakau und gingen ohne Aufenthalt durch Schlesien nach Prag, wo sie am i3 Februar ankamen. Hier fanden sie schon den Erzherzoe Ferdinand, der gleich nach Ludwigs Tode, ohne Rücksicht auf seine in Verträgen und Erbrecht gegründete Ansprüche, durch freie Wahl der Stände, am 26 Okt. 1626 zum Könige von Böhmen ausgerufen war, und konnten am 24 der Feierlichkeit seiner Krönung beiwohnen. Bald nach ihnen trafen auch die russischen Gesandten dort ein, denen H. entgegengeschickt wurde, und die er in der Stadt bey Besichtigung ihrer Merk-Würdigkeiten als Fuhrer begleiten muss-te. Die schöne Lage und die Grösse von Prag überraschten den einen Abgeordneten so sehr, dass er ausrief: ,,das ,,ist nicht ein Schloss, das ist nicht ei-,,ne Stadt; das ist ein Königreich , und „es ist etwas grosses, ein solches Königreich ohne Blutvergiessen zu erhal-„ten!'f Als H, dem Erzherzoge Bericht von seiner Sendung abstattete und seiner Geschäfte in Polen erwähnte, hielt es Ferdinand fiir nöthig, unverzüglich •wieder einen Gesandten nach Polen zu 1 schicken, und forderte H'n auf, gleich wieder eine neue Reise dahin zu unternehmen. Der unverdrossene Diener antwortete: ,,wiewohl er sehr krank sey, ,,so würde er doch, sobald der König „es für nutzlich fände, die Reise sogleich „antreten; könne er nicht reiten, so ,,würde er fahren, könne er nicht fah-„ren, so würde er sich tragen lassen, und „Sr. Königl. Majestät Nutzen seiner Gesundheit wegen nie versäumen; nach „seiner Ueberzeugung aber wäre eine „solche Reise jetzt gar nicht nöthig , da „er alle auf die neue Veränderung Be-„zug habende Verhandlungen mit dem „Könige von Polen bereits beendiget „habe, und selbst Ursachen vorhanden „wären, wammb das nit sein sollte Der König Ferdinand fand diese Grün-de überzeugend, und die Sendung unterblieb. Herberstein bat nun um die Erlaub-niss, zur Wiederherstellung seiner Gesundheit für einige Zeit auf seine Guter gehen zu dürfen, und ei'hielt sie, so bald die russische Gesandtschaft wieder 7 abgereist war. Vorher aber stattete ihm Ferdinand öffentlich einen dreifachen Dank ab, erstens fiir die erwünschte Beendigung des Friedensgeschäftes in Moskau, zweitens für die bewiesene Aufmerksamkeit zum Vortheile seines Herrn in Polen, und drittens für das Anerbieten, seiner zerrütteten Gesundheit ungeachtet gleich wieder eine neue Reise zu unternehmen, wenn sie für nöthig befunden wäre. Er begab sich nun nach Wien, wo er über vier Wochen lang krank lag, oder wie er es ausdrückt: ,,da bin ich mer dann ain Monat krannckh ,,im Holz gelegen.4'8- Um diese Zeit ward er zum Rath in der niederösterrei-» einsehen Rammer ernannt. 8. Man könnte diesen Ausdruck für : zu Bette liegen, annehmen, wenn wir ihn nicht oben , S. 112 schon in einem bestimmten Sinne kennen ger lernt hätten. Er wurde übrigens auch von dem in ähnlichen Fällen damals gebräuchlichen Schwitz-hasten gesagt. 8.r REISEN NACH UNGERN, POLEN UND BÖHMEN. i 5 2 y, — i 5/Jo. Gleich nach Ludwigs von Ungern Tode war es dem Grafen Johann von Zapolya durch den Einfluss, den er und seine Mutter sich schon seit vielen Jahren zu verschaffen gewusst hatten, und an der Spitze einer Armee von 4°5°00 Mann, gelungen, sich auf den erledigten Thron des heil. Stephans zu setzen. Ferdinand, der nach seiner Krönung zu Prag auch schon Besitz von Mahren, Schlesien und der Lausitz genommen hatte, musste daher das Becht, das ihm altere Verträge zwischen Ungern den Kaisern Friedrich und Maximilian, seine Vermahlung mit Ludwigs einziger Schwester, 9 und selbst der laute Wunsch vieler Magnaten auf die ungrische 9. H. giebt der Erzherzogin Anna ein herrliches Lob. „Sie ist mit der letzten geburdt zu l5*7 Krone gaben, mit den Waffen in der Hand geltend machen. Er ruckte bereits in den ersten Tagen des Augusts mit einem zahlreichen Heere von Deutschland und Böhmen in Ungern ein, und es ward ihm nicht schwer, sich der Stadt Ofen und eines grossen Theils des Königsreichs zu bemächtigen, worauf er am i5 Nov. zu Gran ebenfalls zum Könige von Ungern gekrönt, und Johann und seine Anhänger für Feinde des Vaterlandes erklärt wurden. Der Graf Nicolaus von Salm, und „Herr Hans „Catzianer H's tapferer Schwestersohn, vollendeten die Niederlage des Gegenkönigs und die Unterwerfung des Königreichs. ,,Bey allen den Sachen, sagt H. I. S. 215, ,,bin ich gleichwol „nit gewesen, dan ich schwarlichen ,,kranckh lag; vnd des verlangen mir ,,mein kranckhait nit wenig beschwärdt „hat,if Ferdinand beschied H'n „der „JNioscouitischen Pottschaft halben" zu >>Pra£ gestorben iin i5'7. Ain vnaussprechliche „Goltsforchtige guetige Eerliehe Khünigin, khain ,,mensch ist traurig von jrem angesicht jrenthal-j,ben geschaiden." Moscovia S. Diiij. » sich nach Gran, wohin er sich erst am i 27 Nov. und zwar nur zu Wagen, begeben konnte. An dem Tage, als H. jn Gran ankam, war der König gerade auf die Jagd gegangen, um einen wü-tlienden Auerochsen zu erlegen, der ans dem Thiergarten entsprungen war. Ferdinand erreichte den Stier erst gegen Abend und verfolgte ihn nun mit solcher Heftigkeit, dass seine Begleiter zurückblieben, und ihn aus den Augen verloren. Abends spät kehrten alle nach der Stadt zurück, und als man ihn hier noch nicht fand, wurde die Bestürzung und das Trauern allgemein, bis endlich der König nach Mitternacht glücklich zurückkam. Da der König von Polen in dem für ihn mit Russland geschlossenen Frieden bald neue Schwierigkeiten fand, oder veranlasste, und zu fürchten war, dass der ungrische Kronprätendent die tliätige Tlieilnalime Siegismunds, seines Schwagers, zu dem er sich geflüchtet hatte, gewinnen würde, so hielt es Ferdinand für nötliig, eine neue Gesandtschaft an ihn zu schicken, wozu Lorenz, Probst zu Stuhl weissenburg/ Georg von Lockschon (Loxaw), und Herberstein ernannt wurden; die beiden erstem, um die Sendung feierlicher zu machen, H. aber zur eigentlichen Führung der Geschäfte, daher er denn auch mit einer besondern geheimen Instruction versehen wurde. Er ging also aus Ungern nach Wien zurück und trat von hier am 6 December die Reise nach Polen an. 1028 H. kam am ix Januar i5a3 xxach Pe-trikau, wo damals eixx grosser Reichstag gehalten wurde. Der ungrische Gegen-köxiig Johann, (,,dexx man dazxxmal Ja-,,nusch Wey da nennte") hatte auch Gesandte zu demselben geschickt, nemlich Franciscus, Ex-zbischof von Colitzaxx, ei-nexx gebornen Grafexi voxx Frangipan, Stephan Prodericus, einen Barfusser-mönch, nachherigen Bischof von Weitzen, und einen ungrischen Edelmann, Wa-mexxs Wultzeck. Die Untei'haxxdlungen zogen sich ixx die Läxxge; beide Theile wollten Sigismunden das unverkennba-re Ueb ergewicht ihrer Gründe beweisen; Ferdinand's Gesandte fxdxrten die Gerechtigkeit der Ansprüche ihres Herrn, die des Königs Johanns den frii-hern Besitz durch den Ausschlag der Waffen für sich an. Den polnischen Gesandten schienen die letztem Gründe mehr einzuleuchten, „man überkäme,iC sagten sie, „die Reiche selten mit der ,,Gerechtigkeit, aber gemeiniglich mit „dem Schwerte.'* Durch seine uner-müdete Thätigkeit scheint H. indessen doch den Sieg davon getragen zu haben. Seine öftern besondern Unterredungen mit dem Könige, und seine geheimen Instructionen erregten jedoch bey seinen Mitabgeordneten Eifersucht und Hass, die sie am Ende so wenig zu verbergen suchten, dass sie sich sogar mit ihren Beschwerden über H. gerade an Siegismunden wandten. Der Köllig er- <~ O klärte ihnen die Veranlassung zu dem sie beleidigenden Vorzuge H's; sein Herr, sagte er, habe ihn schon in vielen Geschäften mit Polen gebraucht, und auch jetzt wolle Ferdinand nicht, dass mehrere alles wissen sollten, was H'n aufgetragen wäre. Diese Antwort beruhigte sie, und der Probst von Stuhlweissen-burg bat sogar H'n wegen seines Un-> rechts um Verzeihung. 8 Am 21 Februar reiste H. wieder aus Polen ab. Zu seinem Glücke bestimmte ihn ein Zufall nicht den nächsten Weg zur Rückreise zu wählen, sondern über Krakau zu gehen, ein Umstand, dem er wahrscheinlich die Rettung seines Lebens verdankte. Denn Nicolaus von Tschap-litz, mit welchem H. bey seiner ersten Rückreise aus Moskau in der Nähe von Ollmütz einen blutigen Auftritt gehabt und der jetzt von seiner Rückkehr von Petrikau gehört hatte, lauerte ihm mit seinen Leuten auf dqm gewöhnlichen kürzern Wege auf, um Rache an ihm zu nehmen. ,,Da hat mich gewisslich mein „Engel gefuhrt!" ruft H. hier im dankbaren Gefühle der Rettung aus. Während sein eigenes Leben ohne sein Wissen in so augenscheinlicher Gefahr war, mussle er zwey sehlesische Edelleute unter seinen Schutz nehmen, die in Petrikau mit einigen Polen Händel gehabt hatten, und sich nicht eher sicher glaubten, als bis sie die Gränze ihres Landes erreicht hatten. i. S. oben S. ioi. Als H. am ix Mäi^z in Wien anliam, i5a8 erfuhr er den Tod seines voi'trefilichen ältesten Bxmders, Geoi'ge, den er immer wie einen Yater geliebt hatte, und von dem er in allen seinen Schriften mit der gx^össten Achtung und Dankbarkeit spricht. Bald darauf ward auch H. selbst krank, und sein Uebel, ,,die hungarische kranck-hait," nahm bald so sehr zu, dass man für sein Leben furchten musste. Die Genesung war sehr langsam, und es be-durfte mehrerer Monate Ruhe, um seine staik erschütterte Gesundheit wieder zu befestigen. Am Schlüsse dieses Jahres erhielt H. einen Gxxadenbxnef des Königs Ferdinands, wodurch ihm und seiner ganzen Familie das Px-ädikat Lieber Getreuer beigelegt wurde. Der Glucksalig Türkischer Kayser i^o Suleyman, wie H. (I. S. 218.) ihn bey dieser Gelegenheit nennt, durch einen ron Hieron. Laski mit der Pforte am 5 Febr. i52g geschlossenen Yertrag Jo-hann's von Zapolya Bundesgenosse, hatte Ferdinands Gesandten, der die Zurück- 5*9gäbe ton Belgrad fordern sollte, über-miithig abgewiesen, war aufs neue in Ungern eingerückt und machte hier Fortschritte , welche für das FT aus Oesterreich immer beunruhigender wurden. Er nahüi Ofen wieder ein, liess die Besatzung wortbrüchig niedermetzeln, die Stadt plündern und verbrennen, den dadurch aufs neue furchtbar gewordenen Gegenkönig Johann öffentlich als Oberherrn ausrufen, und näherte sich nun an der Spitze eines grossen an Sieg und Raub gewöhnten Heeres den österreichi- * sehen Staaten. Es wurde daher für Ferdinanden immer dringender, sich der Freundschaft und des Beistandes Siegis-munds von Polen aufs neue zu versichern. Zu diesem wichtigen Geschäfte wurde H. abermals ausersehen, der auch noch im Februar die neue Beise nach Polen unternahm. Er ging durch Mähren und Schlesien über Grodno nach Wilna, wo er am 20 März ankam. Die Unterhandlungen konnten indessen diessmal den gewünschten Zweck nicht erreichen, und H. trat schon am 7 April die Bückreise nach W ien an, wo er am 25 Mai wieder eintraf. Unterdessen war die Gefahr im- / mer näher gerückt, Wischegrad, Gran, * Comorn und Altenburg waren gefallen, und schon fing man an, für die Hauptstadt selbst besorgt zu seyn, der sich Suleyman mit der Schnelle eines verheerenden Sturmes näherte. H. musste sich unmittelbar nach seiner Zurüclkunft zu dem Könige Ferdinand nach Linz begehen, der ihn gleich wieder mit neuen Vollmachten nach Polen abfertigte. Am io Juli traf er auch schon wieder in Krakau ein, wo nun die Unterhandlungen mit dem grössten Feuer betrieben wurden, und H's Anfenthalt bis gegen das Ende des Oktobers verlängerten. Hier erhielt er die sehrekliche Nachricht, dass Suleymann wirklich am 21 September vor Wien gerückt sey, es drey Wochen lang belagert, die Vorstädte verbrannt, einen Theil der Festungswerke in die Luft gesprengt, aber durch die tapfere Verteidigung des Grafen Niclas von Salm und den Muth der Bürger geschreckt, einen eigentlichen Sturm nicht gewagt, sondern sich nach 2. Besonders auf die Nachricht, dass der Pfalzgraf Friedrich mit einem von dem Reichstage end- Yerixbung alles möglichen Schadens am i3 Oktober wieder nach Ungern zurückgezogen hätte. 3- Die Parthey des Kö-, nigs Johanns von Ungern am polnischen Hofe war von jeher nicht unbedeutend gewesen, und hatte seit den glücklichen Fortschritten seines mächtigen Beschützers und Bundesgenossen natürlicherweise noch sehr zunehmen müssen. H. fand also grosse Schwierigkeiten in seinen Unterhandlungen, und kam sogar in Gefahr, durch hinterlistige Nachstellungen sein Leben zu verlieren. Denn als er am 25 Oktober nach einer sehr lebhaften Geschäftspflegung von dem Schlosse nach Hause ritt, flog ein grosser Ziegelstein 4. mit heftiger Gewalt unmittelbar hinter ihm auf die Erde, so dass ihm gar kein Zweifel übrig blieb, der Wurf sey aus lieh bewilligten Heere zum Entsätze heranrücke, und schon bis Krems gekommen sey. 3. Man hat eine gleichzeitige Erzählung dieser Vorfälle, unter dem Titel: Bericht, was sich bey Belagerung der Stadt Wien zugetragen, Hegens-burg i53o. 4- 4- „Ain gross Ziegeidrum" nennt es H. der Burg geschehen und nach ihm ge- 1^9 richtet gewesen. Mit gewohntem Glücke entging er indessen auch dieser Gefahr* und -verliess einige Tage darauf, am 294 Krakau. Je näher H. dem geliebten Wien kam, desto traurigere Spuren voifc dem der Kaiserstadt bis dahin unerhörten Unglücke fand er in den verödeten und verwüsteten Dörfern der Umgegend; die Stadt selbst kannte er kaum wieder* alle ihre reichen und schönen Vorstädte, die damals schon die eigentliche Residenz an Grösse und Umfang übertrafen, waren niedergebrannt, und uberall bot sich ihm Tod und Zerstörung in den schrecklichsten Bildern dar. Der Hof hielt sich noch in Linz auf, wohin sich H. gleich nach seiner Ankunft, am 25 November, begeben musste. Siegismund wollte nun wirklich mit i530 Ernste an einer Aussöhnung zwischen Ferdinanden und dem Könige Johann arbeiten, die für das Kaiserhaus jetzt um so wichtiger wurde, da Johann bey dem Sturme von Ofen in den für die öffentliche Meinung so entscheidenden Besitz der Krone des heiligen Stephans gekom- i53o men war. Seine Theilnahme für beide war durch Gründe der Politik , wie durch Bande des Blutes gleich gross. Er schlug daher zur endlichen gütlichen Yermittelung eine Zusammenkunft in Breslau vor, wohin von allen drey Seiten Bevollmächtigte gesandt werden sollten. H. wurde von Ferdinanden auch zu diesem Congresse geschickt, und begab sich am 7 August i55o nach Breslau; kaum aber war er hier mit den übrigen Gesandten Ferdinand's, dem Bischöfe von Breslau, dem Freiherrn Siegmund von Dietrichstein und Dr. Beatus Wiedmann, und den Abgeordneten Sie-gismund's angekommen, als ein Schrei-Isen des letztern ihnen anzeigte, die Unterhändler Johann's würden nicht erscheinen, weil sie in Ollmütz nicht gut wären behandelt worden, und deswegen glaubten, ihre Reise nicht mit Sicherheit fortsetzen zu können. Der König von Polen schlug daher vor, die Zusammenkunft auf kurze Zeit auszusetzen, und sie dann zu Posen zu halten. H. berichtete diese Veränderung seinem Hofe und trat schon am 22 August seine Rückreise nach Wien an. » Ferdinand, der unterdessen wieder mit ,530 Glück in Ungern vorgedrungen war, willigte in die vorgeschlagene neue Versammlung der Gesandten bereitwillig ein, nicht aber, wie H. sagt* ,,Friedens, „sondern Heuraths halber; kämen dann „daneben auch etwa annehmliche Mit-,,tel des Friedens, so wolle er die auch „vernehmen und Befehl geben, nach Gediegenheit auch darüber zu verhandeln.ce Es sollte nehmlich eine Heurath zwi- ^ sehen des Königs von Polen Sohne, Sie-gismund August, und Elisabethen, der ältesten Tochter Ferdinands, unterhandelt werden, und zu diesem Geschäfte reis'-ten die obengenannten Gesandten, und H. mit ihnen, am 19 Sept. wieder von Wien nach Posen ab, wo sie am 4 Oktober ankamen, und vier Abgeordnete des Königs Johann's, sieben der ersten Kronbeamten von Seiten des Königs von Polen, und drey Hoileute des Herzogs Georgs von Sachsen fanden, welche letztere „die Sachen am meisten getrieben „haben." Die entworfene Heuralh wurde ohne Schwierigkeit zu Stande gebracht, ttnd von den österreichischen und pol- i53o nischen Gesandten unterzeichnet. Ali nun aber auch wegen des Friedens mit Johannen von Zapolja die Besprechungen anheben sollten, bot sich gleich beim Anfange derselben ein Hinderniss dar, das alle fernere Unterhandlungen unnütz machte. Die Gesandten des un-grischen Gegenkönigs legten nehmlich die Abschrift eines Schreibens Suleyman's an ihren Herrn vor, in welchem jener bestimmt erklärte, er würde nie zugeben * dass nur eine Handbreit Landes von dem ungrischen Reiche seinem Schirmlinge Johannen entzogen würde. DerCongress, welcher zu so grussen Erwartungen be-1 rechtiget hatte, wurde also am 11 Nov. wieder aufgelöst, und H. kam schon am 3o dieses Monats nach Wien zurück, ,53j Das Bewusstseyn, durch unermüdete Thätigkeit und mit Aufopferung seiner Kräfte und seiner Gesundheit dem KaU serhause in einer langen Reihe von Jah- 3. Die Aktenstücke dieser Verhandlungen finden sich in v. Senckenberg s Samml. utigeefr. und rurer Schriften S. 20 ff. ren höchst wichtige,' Dienste geleistet zu «53i haben, durfte wohl lebhaft genug bey unserm H. seyn, um den Wunsch in ihm rege zu machen, durch eine ausgezeichnete öffentliche Anerkennung derselben die wohlverdiente Achtung seiner Zeitgenossen erhöht, und das Andenken eines ungewöhnlich geschäftreichen Lebens bey seiner spätesten Nachkommenschaft in der Ehre seines Namens erhalten zu sehen. Er bat daher den König Ferdinand, ihm und seiner Familie die freiherrliche Würde zu verleihen, oder, wie das königliche Reskript sich ausdrückt „ihn mit einer Freiheit zu „begnaden," und erhielt die vorläufige Gewährung dieser Auszeichnung mit den ehrenvollsten Acusserungen am 18 November i5.3i 6- Er selbst sagt zur Ent- 6. H. schrieb sioh von nun an: SicgmundFreyherr zu Herberstain, und lateinisch: Sigismundus Liber Baro in Herberstain. Aus diesem letztern Namen haben die Ausländer ihn zu einem Sigis-mundus Liber gemacht, wie er sogar in der Oktav-Ausgabe seines Werkes (Anlwerpiae 1557) genannt wird: „Kerum Mose. Commentarii Sigis-,.mundo Libero aufhöre." Eben so führen ihn an ?53i schuldigung dieses Schrittes (H. T. S, 248): ,,Als der Wellt und der Höfe ,,Lauff und Brauch ist, nit allain um ,,geytes willen des guets, sonder auch „der Fern und erhohung willen des Na-„raens und standes, wie dan gemainig. „liehen alle Herrn Grafen und Fürsten „durch Eerliche Dienst den Khunigen ,,und Kaysern aus niedern standen zu Angelus Rocha in Bild. Vaticana: „Sicut Sigis~ ,,mundus Liber in rer Moscov. Comment. testa-,,tur;" Duret in Thresor de l'histoire des Langues p. 833: ,,ce que fait aussi Sigisrnond Liber en ,,ses Commentaires etc." j PVhearus in methodo leg. hist. civil, partic. ed. Nevi, Tubingae 1708. 8. p. 4°j Godofredus in not. ad L. i. Cod. u.a. ni. In der jtaliänischen Uebersetzung des H-schen Werks (Venezia i55o. 40 nennt ihn der Verleger, Giov. Battista Pedrezzano, in der Zuschrift an den österreichischen Minister in Rom. Sigismondo libero et Barone in herbesten. Von andern wird er kurzweg Sigismundus Baro genannt, z. B. von 1Seldenus de titulis bonorum p. 87. Everard Otto de tit. lmper. Russ. p. 61. u. a. Pantaleon nennt ihn in der Zuschrift seiner deutschen Uebersetzungr Heir Siegmund. In den russischen Archiven und Jahrbüchern wird er Siegemund Herbenster, Shi-dimant und Shichdimont Herberstene, Shigimon Hibresten , Hermonster u. s. w. genannt. „solcher Eern und wirde erhocht , hab '53i „Ich demselben weeg auch nachgegangen und allso vmb meiner schwarn sorglichen Dienst willen und nit umb ,,gelt diese gnad mir und meinem nahmen erworben;'* und an einem andern Orte: „So dann der Arbait des Raisen ,,so vill gewest, hab ich daselb meinen „Namen und zu Eeren vermaint, darum-_,bcn auch die nachuolgundt Freyhait ,.,genomen." 7? Unterdessen gingen H's diplomatische Sendungen ununterbrochen fort; die un-grischen Angelegenheiten beschäftigten das Erzhaus zu wichtig, und H. Avar ein /u erfahrner, unterrichteter und gewandter Geschäftsmann, um seiner in diesem kritischen Augenblicke, wo Suleyman's Nachbarschaft die Ruhe in Ungern wün-schenswerther und wichtiger als je machte, entbehren zu können. Durch Polens 7. In den Soteriis sagt darüber Johannes Ro-sinus in H's Namen: Hinc mihi pro meritis serisque nepotibus auctum Liberlate decus, quod nulla aboleuerit aetas. i53i Vermittelung sollte die grosse Sache entschieden werden , dahin wurde er also am 4 April von Brünn aus aufs neue gesendet. Er verliess Wien am i5j kaum aber batte er seine Beise bis Schlesien fortgesetzt, als ihn am 21 ein nachgesandter Eilbote wieder zurückrief, und ein zweiter ihm am 26 den „ernstlichen „und genediglichen" Befehl brachte, si< h schleunigst nach Ungern zu begeben. Yon liier aus waren nebmlich unterdessen Vorschlage zu einer friedlichen Annäherung eingelaufen, und Blinden-burg 8 wurde zum Orte der Unterhandlungen bestimmt. Hier traf if. am 6 Mai mit Wilhelmen von Roggendorf, Oberhofmeistern, und dem Hofmarschall Lienhardt von felis, von österreichischer Seite ein; die Bevollmächtigten des un-grischen Gegners waren der Erzbischof Graf Frangipan, Caspar Raskai und Hieronymus Lnski, nachlierigerErzbischof von Gnesen, der unermüdete Unterhändler Johanns, von dem H. an mehrern ~ 8. In H. II. nennt Herberslein den Congress-ort Vissegradum. Stellen mit grosser Achtung spricht. Es li)31 wurde nun auch wirklich ein Waffen stillstand abgeschlossen, bey welchem indessen noch einige Punkte unausgeglichen blieben, über deren nähere Bestimmung der König von Polen von beiden Theilen zum Schiedsrichter aufgefordert werden sollte. H. musste sich also am a5 Mai aufs neue nach Polen begeben, und kam am "i4 Juni in Krakau an. Hier erwartete er Hieronymus Laski, als Gesandten des Königs Johanns, und beide hatten am 26 die erste Unterredung in Gegenwart des Königs. Spätere Unterhandlungen mit Siegismunden und dem Herzoge Georg zu Sachsen bestimmten mehrere Punkte des Waffenstillstandes genauer und befestigten ihn noch mehr zur gegenseitigen Zufriedenheit. Laski verlangte nun von H'n freies Geleit, um sich zur Fortsetzung der Arbeiten zu Ferdinanden nach Böhmen begeben zu können: diess erhielt er auch nach einigen Schwierigkeiten, und zwar, seinem Wunsche gemäss, in zwey Urkunden, die eine in lateinischer Sprache, die er in den Händen des Königs von Polen liess, die andere in deutscher, i53iWelche er bey sich behielt. Beide Gesandte verliessen Krakau am 7 Juli, und kamen zusammen am 24 nach Budvveis, von wo sie , nach Beendigung der Geschäfte bey dem Könige, wieder nach Wien gingen. H. glaubte nun wenigstens einige Monate sich und der Sorge für seine häuslichen Geschäfte leben zu können, und begab sich auf seine Güter; kaum aber hatte er hier das Glück der Ruhe einige Wochen genossen, als er schon wieder an den Hof nach Inspruck gerufen, von hier nach Ungern, abermals nach Ty-rol, und am Ende des Jahres Avieder nach Presburg gesandt wurde. Die Ungern beider Partheien nehm-lich , müde der anarchischen Doppelherrschaft, hatten unter sich zur gemeinschaftlichen Beratliung über die Mittel, Ruhe und Einigkeit herzustellen, eine 9. In H. III. sagt H., im Widerspruche mit seinen übrigen Angaben: Ab Oeniponte etiam in Polonium sum missus. Zusammenkunft in Kienesfc beschlossen, >532 die den gewünschten Zweck leicht hätte erreichen können, die aber gerade deswegen dem Erzhause nichts weniger als gleichgültig seyn durfte. „Damit posz „prackticken verhuet mochten werden," sagt H., „schickt man ansehnlich poten „daselbst hin/' Yon Seiten des römischen Kaisers wurde nehmlich Graf Wolf von Montfort, vom Könige Ferdinand unser Herberstein und Marx Beck von Leopoldsdorf, Vicedom in Oesterreich, gesandt, und im Namen des Pab-stes erschien der Nuntius Vincenzo Pim-pinella, Erzbischof von Rossano. Diese Bevollmächtigten begaben sich am 5 Januar i55a nach Altenburg, wo sie die unerwartete Nachricht erhielten, dass die Zusammenkunft aus Ursachen, die i. Derselbe, der den von Clemens VII. über Johannen von Zapolja ausgesprochenen Kirchenbann, in diesem Jahre in Wien durch den Druck bekannt machte. Excomunicatio In Joannem zapu-lianum, qui se Regem Hungariae nominal y publica ta per Italiam > Germania/n} Hungariam et Boe-miam. Vindob. 's. a. ft. S. Denis Buchdrucker Gesch. Wien's S. 355. i53a H. verschweigt, die aber wohl nicht schwer zu errathen sind, vor der Hand nicht statt haben würde. Unterdessen litten die Maassregeln, welche wegen der ungrischen Angelegenheiten ergriffen werden mussten, keinen Aufschub; es wurde daher unverzüglich ein neuer Con-gress beschlossen, der fern von dem bestrittenen Lande, in Passau, zusammentreten sollte. Noch ehe daher H. aus Ungern nach Wien zurückkommen konnte, erhielt er schon durch drey auf einander folgende Eilboten den Befehl, sich unverzüglich nach Passau zu b egeben, wo auch schon am i Febr. eintraf. Hier versammelten sich, ausser den österreichischen Gesandten, Herberstein und Wittig von Bernstein, von Seiten Carls V. der Bischof von Speier, Philipp von Flersheim, von dem Herzoge Georg von Sachsen, Georg Tinnerstadt, a- Julius Pßug und Christoph von Carlowitz. Einige Wochen lang sah man nur noch der Ankunft der Gesandten Siegismund's und Johanns von Ungern entgegen, um 2. H. III. nennt statt seiner Simon Pistorius. jie Unterhandlungen anzufangen, die im- j xner wichtiger und dringender wurden, je mehr die Gefahr bey dem erneuerten verheerenden Anmärsche Suleyman's gegen die Staaten des Erzhauses wuchs. Aber gerade dieser Umstand bestimmte die ungrisclien und polnischen Boten, diessmal nicht zu erscheinen, und so wurde auch diese fruchtlose Zusammenkunft nach einem Monate wieder aufgelöst. Bey seiner Zurückkunft nach Wien fand H. hier alles in Thäligkeit und Angst, weil man die Türken bald wieder vor den Thoren der Hauptstadt zu sehen fürchten musste. H's tapferer Schwestersohn, Hans Catzianer, erhielt den Oberbefehl über das in Eile zusammengezogene Heer, und H. selbst war in diesem kritischen Augenblicke uner-mudet thätig. „Mir ist," sagt er von dieser Zeit, „vil Arbait jederzeit inn und ,,ausser der Stadt zugestanden." Unterdessen waren die Türken, voll Ungeduld die durch den Abzug von Wien erlittene Schmach zu rächen, immer weiter durch Ungern vorgerückt und näher- ,£)32 teil sich schon unaufhaltsam der österreichischen Gränze, als die kleine Festung Günz, von ihrem braven Commen-danten Niclas Jurissitsch mit beispiellosem Muthe vertheidigt, den verderbenden Strom aufhielt, und Suleymanen zwang, nach einer alles aufbietenden Belagerung von acht und zwanzig Tagen fruchtlos abzuziehen. Dieser schimpfliche Entschluss wurde durch die Nachricht befördert, Catzictner sey Schon mit seinem Heere bey Neustadt angekommen. Die Türken zogen nun nach Steiermark, wohin ihnen das kaiserliche Heer, und mit ihm Herberstein, auf dem Fusse folgte. Unterdessen langte Carl Y. mit einer grossen Macht, aus Truppen aller seinem Zepter unterworfenen Nationen, zusammengesetzt, selbst durch päbstliche, spanische und polnische Krieger unterstützt, vor Wien an, und näherte sich in schnellen Schritten der ungrischen Gränze. Die Türken zogen sich nun, von den Kaiserlichen, unter deren Reiterey sich auch der uner-miidete H. befand,3- und dem ganzen 3. Schettlig in Rer. Russic. Scriptor. aliquot p. X. sagt sogar von H'n: qmimque a. i532. Solima- Zuge der neuen Kreutzfahrer verfolgt mit l£>3» ungeheuerm Verluste bis nach Grätz zurück, wo sie der tapfere deutsche Feldherr bey der Annäherung des Winters vor der Hand nicht weiter zu beunruhigen für gut fand. H. kehrte daher am a5 Sept. nach Wien zurück , wo er tödliche Seuchen ünd fürchterlichen Mangel, die zurückgelassenen Spuren der durchziehenden Heere, antraf. Im November dieses Jahres wurde H. noch ernannt, gemeinschaftlich mit dem Feldherrn Hans Catzianer an der Beruhigung Ungerns zu arbeiten, und sich deswegen zu ihm nach Tyrnau zu begeben. H. selbst erwähnt dieser Sendung nirgends; die Urkunde darüber aber fin- ni, e Germania fugientis, exercitum, duce Joanne Cueeanero, insecutus, magna affecisset clade etc. 4- S. „Streifzug Sultan Soleiman's des I. in die „Steyermark i. J. d. H. 939. d. i. J. C. i53a. „übersetzt aus dem grossen historischen Werke „Dschelalsade Nischandschibaschi's. Von Jos. v. „Hammer.'• In den Fundgruben des Orients IL 2. i43 ff. >532 det man in Kumar's Gesell, der Burg u. Familie Herberstein, B. III. S. itfo. i533 Im Januar i533 wurde H. zum Könige Ferdinand nach Inspruk beordert ; unterwegs erhielt er aber den Befehl, sich nach Salzburg zii begeben, und seinen Herrn dort zu erwarten, Unmittelbar nach des Königs Ankunft daselbst wurde H. nebst Siegmunden von Die-triclistein aufs neue nach Ungern abgefertigt, weil abermals Unterhandlungen angeknüpft werden sollten, da Johann des türkischen Joches und der durch seine Bundesgenossen in Ungern verursachten Verheerungen nüide war, und Ferdinand von der andern Seite nicht mehr auf den Beistand jenes grossen Heeres rechnen konnte, das sich eben so schnell aullös'te , als es sich gebildet hatte. Der 7 Februar war zur ersten Zusammenkunft in Altenburg festgesetzt; weil sich aber auch hier tödliche Krankheiten äusserten, so verliessen Johann's Gesandten diese Stadt, und konnten erst nach langem Bemühen wieder bestimmt werden, Presburg zum Orte der Friedensversammlung zu wählen. Endlich fanden sie sich hier nebst den kaiserli- i533 chen, österreichischen, böhmischen und mährischen Botschaftern ein, und schon begannen die Geschäfte sich einem erwünschten Ziele zu nähern, als die den Ungern völlig unerwartete Nachricht von dem zwischen Oesterreich und den Türken durch Hieronymus Sara abgeschlossenen Frieden jede gütliche Annäherung wieder auf lange Zeit Unmöglich zu machen schien. Auch diese Zusammenkunft löste sich also fruchtlos wieder auf, und H. kam am 10 März unverrichteter Sachen nach Wien zurück. Gegen das Ende dieses Jahres s- wurde er nach Prag gerufen, um dort an der Ausgleichung der durch die Ansprüche des Bischofs von Bamberg auf einige Stücke des Fürstenthums Kärnthen entstandenen Irrungen Theil zu nehmen. Diess Geschäft wurde mit dem Ausgange des Decembers nach Wunsche zu Stande gebracht. 5. H. III. setzt diese Verhandlung in das Jahr 1534. i534 Im Anfange des Januars i554 verordnete Ferdinand eine Coirimission zur Untersuchung und Bestimmung ^11 er Staats- und Hof-Ausgaben für das Königreich Böhmen, bey welcher Herberstein, ohne welchen nun beinahe kein öffentliches oder wichtiges Geschäft mehr vollzogen werden konnte« zum Mitgliede ernannt wurde. Kaum hatten aber diese neuen Arbeiten begonnen, als eine Reihe von diplomatischen Sendungen, an denen dieses Jahr ebenfalls sehr fruchtbar war, ihji schon wieder denselben entzogen. Bereits im Anfange des Februars musste er sich zu dem Könige nach Prag begeben; von hier wurde er am 21 nach Linz als Königl. Kommissair zum Landtage geschickt. Am 4 März kam er nach Wien zurück; am 24 musste er abermals eine Reise nach Prag antreten, von wo er am April nach Wien zurückkehrte. Nach vier Tagen sollte er ,,auf gar gnediges begeW in den wirtembergischen Angelegenheiten zum drittenmale nach Prag gehen, wo er am 4 Mai ankam. Yon hier rief ihn nach einer Arbeit von sechs Tagen ein neuer Befehl nach Gelnhausen, wohin ein Chur- fiirstentag zur Beendigung der Sache des i Herzogs Ulrichs von Wirtemberg, 6- ausgeschrieben war. H. ritt am 10 Mai von Prag aus , und ging über Nürnberg und VVirzburg nach Gelnhausen, wo er Gesandte von Mainz» \Ti'ier, Cölln» Pfalz und Brandenburg fand, das er aber nach fünftägigen Unterhandlungen bereits ver-liess. Die Rückreise war wegen der grossen in jenen Gegenden herrschenden Unsicherheit nicht ohne Gefahr; H. legte sie indessen glücklich zurück, und traf am i Juni wieder in Prag ein, ,,In ,,derselben Stunde ward mir angekündigt abermals eine ändere Reise zu ,,thun," sagt der Unentbehrliche und ün-ermüdete Reisende, Und vier Tage darauf trat er mit dem - böhmischen Canzler» Johann Pflug, schon einen neuen Ritt nach Meissen an, um in Annaberg, wohin sich König Ferdinand auch begeben hat-te, bey dem Herzoge Georg von Sachsen die Unterhandlungen wegen des gedrungenenHerzogthums Wirtemberg fortzusetzen, in welches der Landgraf 6, S. oben S. Ii2, »L34 von Hessen kurz vorher den Herzog TJ1-. rieh mit gewaffneter Hand zurückgeführt hatte. Am 19 Juni fand in Kadan in Böhmen eine Zusammenkunft unter dem Vorsitze des Königes statt, welcher der Churfurst von Sachsen Johann Friedrich , Herzog Georg, der Cardinal von Trident, und die österreichischen und böhmischen Bevollmächtigten beiwohnten. Hier wurde der Zwist mit dem Churfürsten von Sachsen beigelegt, Fer ■ dinand auch von den Protestanten als römischer König anerkannt, und die wirtembergische Sache entschieden 7- Am 29 Juni trennten sich die Fürsten, und Ferdinand, in dessen Gefolge sich H. befand, traf am 2 Juli wieder in Prag ein. H. erhielt hier gleich einen neuen Auftrag nach Wien, wo er am; i5 ankam. Hier fand er endlich zwey Mo- 7. Ueber die Geschichte dieser Versammlung hat Herberstein selbst eine Schrift hinterlassen, unter dem Titel: Relation von dem Churfürsten-tag i534 und dem darauf gej'olgten Cadanischen Vertrag, die alle hieher gehörigen Aktenstücke enthält und zuerst-in v. Senckenberg's Samml. un-gedr. Schriften Th. 4. S. io3 ff. abgedruckt wurde. xiate zum Ausruhen, oder vielmehr zur 1534 Verwaltung seines am Anfange des Jahres erhaltenen neuen Amtes. Am 2 Sept, fertigte ihn Ferdinand indessen aufs neue mit wichtigen Aufträgen, an den Grafen Alexis Turso, österreichischen Statthalter injUngern, nach Sellinta ah, und auch diess Geschäft führte er mit dem glücklichsten Erfolge aus, so dass, wie H. selbst sagt, der König ihm das Zeugniss nicht versagen konnte, ,,er habe wohl „und weislich gehandelt/' Das Jahr i535 gehört zu den weni- 1535 gen dieser Periode, die Herberstein ganz im Yaterlande zubringen konnte; es ver-floss ihm indessen nicht, ohne für ihn durch merkwürdige öffentliche Geschäfte bezeichnet zu seyn. Dahin gehöret vorzüglich die Zurückgabe des seit zwanzig Jahren von dem österreichischen Kaiserhause sequestrirten und von Carln Y. dem Erzherzoge Ferdinand iiberlassenen Herzogthums Wirtcmberg an seinen ehemaligen Landesherrn, der es durch grosse Verbrechen verwirkt hatte, 8- Der reui- 8. S. oben S. 112. i535 ge Ulrich erschien am i5 Februar vor dem Kaiser, und dem Könige Ferdinand, und bat, wie H. sagt: „knieend ab, al-,,les was er wider Ire Majestäten gehandelt hätte." Und so wurde ihm denn, nachdem er Kraft des "Vertrages von Ka-dan, den Vasallen-Eid geleistet hatte, am 9 August sein Land von Ferdinanden wieder als Reichslehn übergeben, eine Feierlichkeit, welcher H, als bisheriger vorzüglicher Unterhändler in dieser wichtigen Angelegenheit, auch jetzt als diplomatischer Zeuge beiwohnen musste. 9. H. III. p. D'. — „cum VdalricusDuxWir-„tembergensis apud regem Ferdinandum -veniam „commissorum precaretur, et ducatüm suum Ma-,,jestati suae tanquam Archiduci Austriae benefi-„ciarii siue Vasalli nomine ferret acceptum , Sa-„cramentumque panagium supplex praestaret," 1. Diese bestimmte Art der Abbitte war namentlich in einem Artikel des Kadanschen Vertrags festgesetzt. ,,Sie baid, (der Landgraf von Hessen ,,und Herzog Ulrich) heisst es , sollen ein Fussfall ,,thun , der Königl. Majest. abbitten, der Landgraf „durch sein ansehnl. Potschaft, aber der Herzog „selbst zu der Zeit des Lehens Empfahens, aber „dem Kaiser baid persönlich." Jm Oktober dieses Jahres wurde H. i535 den polnischen Abgeordneten entgegengeschickt, welche von Siegismunden gesandt wurden, um einige in Schlesien statt gehabte Irrungen aufzuklären; vorzüglich aber, um wegen der Heurath seines Sohnes mit der Erzherzogin Elisabeth zu Unterhandeln. Die geheimen Abmachungen hierüber wurden dem Grafen Nugarolis und H'n übertragen. Die Berathschlagungen dauerten nur acht Tage, und am 6 Nov. wurden die Gesandten schon wieder durch H. zurück begleitet. Im Anfange des folgenden Jahres i536 wurde H. wieder nach Inspruck an den Hof Ferdinand's berufen, wo er am 17 März eintraf; und hier trug ihm der König auf, mit einigen andern Räthen die Staatseinkünfte zu untersuchen, ,,damit „Ordnung und gute Wirthschaft möchte „fürgenommen werden." Am 28 Aug. musste er dem Hofe nach Bötzen, Tri-dent, St. Yeit und Gi-ätz folgen, wohin Landtage ausgeschrieben waren, nach deren Beendigung H. im November wie-> der nach Wien zurückkehrte. i537 Im Jahre 1557 wurde H. dreimal nach Ungern geschickt, um den Erzbischof und den österreichischen Statthalter zu vereinigen, zwischen denen Streitigkeiten entstanden waren, die dem Interesse des Hofes nicht anders als nach-theihg werden konnten, H. hatte die grösste Mühe, die beiden Gegner nur zur Bestimmung eines Ortes zur Zusammenkunft zu bewegen; alle deshalb unternommenen Beisen waren fruchtlos, die Künste des geübten Unterhändlers scheiterten an dem Eigensinne zweier Privatpersonen, und „die Hoffarth blieb j,in ihrem Wesen," wie H sagt. In diesem Jahre wurde ihm am 24 Jan. die bereits i53i vorlaufig ertheilte Freiherrnwürde feierlich bestätigta- und bald darauf erhielt er einen neuen höchst ehrenvollen Beweis des Zutrauens seines Landesherrn, der ihn am 14 Aug. zum Beisitzer des Kriegsraths ernannte. Noch viel schmeichelhafter aber jnusste es für ihn seyn, dass ihn Ferdi- 2. S. die Urkunde bpy Kumar B. III. S. 181. nand aufforderte, den braven Katzianer i zu vertheidigen, dem die Schuld grosser Unordnungen in dem österreichischen Heere, das gegen die Türken stand, beigemessen wurde, und der nach Krems berufen war um sich vor einem Kriegs- - O gericlite zu rechtfertigen. Seine Armee hatte nehmlich zwischen der Drau und der Sau gestanden, und war durch Hunger und Mangel aller Art ungehorsam und muthlos geworden. Ein nachtlicher Ueberfall warfeinen panischen Schrecken unter sie; alles ubeiliess sich der Flucht, und so wurde es den nachsetzenden Türken leicht, eine grosse Anzahl niederzumachen, eine noch grössere gefangen zu nehmen, und sich des ganzen Geschutzos und aller Kriegsgerathschatten zu bemächtigen. Die Anklage war also höchst wichtig, die Beschuldigung gross, und der Schein durchaus gegen den Anfuhrer. H. liebte diesen ausgezeichneten Feldherrn als Verwandten, Und als höchst verdienten Mann auf das Zärtlichste, der König selbst schien ihn durch H's Beistand und Geschicklichkeit retten zu wollen, wenn er gleich den Gesetzen ihren Lauf lassen musste. Die- ,537 ser ächte Patriot aber wollte die Verteidigung des Angeklagten, gegen den aller Schein war, nicht eher übernehmen bis er die Ueberzeugung hätte, dass er nicht als Verräther an seinem Vaterlande gehandelt hätte. ,,Ich fragt, sagt er „(H. III. S. 17.) ob Herr Hans verräthe-„rey oder yntrew bezigen wäre, wolt ,,ich Ime nit beysteen." Ferdinand beruhigte ihn indessen selbst über diesen Zweifel, „sagt die Kü: Mt: deren khains, „das wist sein Mt: wol," und so wurde es H'n nicht schwer, den tapfern Krieger in seiner ganzen Unschuld aus diesem Gerichte hervorgehen zu lassen. ,g38 Im Jahre i538 kam endlich zu Gross-Warasdein ein Vertrag zu Stande, nach welchem Johann ebenfalls den Königstitel führen, Siebenbürgen und einen Theil von Ungern erhalten sollte, und sich anheischig machte, mit Ferdinanden gemeinschaftlich die Türken zu bekriegen. Unterdessen nahmen die Unruhen in Ungern', dieses Vergleiches ungeachtet, doch täglich unter den verschiedenen Partheien zu; selbst die bisher kaiser- lieh Gesinnten veranstalteten eigenmäch- x538 tig eine Versammlung in Schielle, ohne dazu die Erlaubniss der Regierung abzuwarten. H. wurde daher im Juni als königlicher Bevollmächtigter dahin gesandt, um den Gang der Verhandlungen zu beobachten und zu leiten, und kehrte nach vollführten! Auftrage im August nach Wien zurück. Im Jahre 157>g erhielt H. eine neue i539 Sendung nach Polen, wohin er am 22 Aug. abreis'te. Der Zweck dieser Reise war, die Klagen seines Herrn über die häufigen Verletzungen des geschlossenen Waffenstillstandes, von Seilen Johanns von Ungern, an Siegismunden, Bürgen jener Uebereinkunft, zu bringen, und ihn zur Mitwirkung einer genauem Beobachtung des Vertrages aufzufordern. H. richtete seine Reise und seinen Auftrag mit solcher Schnelligkeit aus, dass er Krakau schon am 11 Sept. wieder verlassen konnte. Während seiner Abwesenheit von Wien wurde er zum Präsidenten der niederösterreichischen Kammer ernannt. if>/,o Unterdessen wurden in Ungern immer wieder neue Unterhandlungen angeknüpft, und H. musste im folgenden Jahre dreimal die Reise dahin machen. Endlich starb König Johann. H. wurde nun eiligst im September abermals nach Polen gesandt, und betrieb seine Geschäfte so rasch, dass er Wilna am 5 Oktober schon wieder verlassen konnte. Die Rückreise war zum Theil nicht ohne Gefahr, wegen der 'grossen Erdbrände, die in diesem Jahre in Polen, Litthauen und Oesterreich ausgebrochen waren. 3- Gleich nach seiner Zurück-kunft wurde H. aufs neue nach Raab geschickt, um mit dem königlichen Obei'-sten von Felsz Verabredungen zunehmen, jm Februar i54i wurde H. nach Co-morn zu dem obersten Feldhauptmann, Baron Wilhelm von Rogendorf \ geschickt, der unglücklich, verlaumdet und kränklich den Oberbefehl nicht mehr fortfüh- 3. II. sagt: „Bin an vilen orten durch die „Prandt geraist, hat ungeverlichen ain zwerche „Hand under sich gepründt." führen wollte, „nachdem er nunmals l54i „alt, gächzornig, vergessen, bey den „khriegsleidten verhasst und zu solchen „Sachen ganz ungeschickt." Er bat daher H'n knieend, es dahin zu bringen, dass ihm seine Stelle abgenommen würde, und erbot sich wahrhaft patriotisch, auf ¡seine eigenen Kosten im Felde zu bleiben, uiid unter jedem Vorgesetzten zu dienen. Im April wurde H. wieder nach Ungern geschickt, zusammen mit dem Grafen Nikolaus von Salm, um die Ansprüche der Gemahlin Ferdinand's auf Johanns Erbschaft geltend zu machen. 4- Der unglückliche Feldherr erhielt bald darauf vor Ofen einen Schuss in den Arm, an 'dessen Folgen er nach kurzer Zeit starb. Der rechte liehe II. sagt bey Erwähnung seines Todes : „Man „schreibt Herrn Wilhalben von fiogendorifschand-„lieh nach mit gantz unwarheit, er hat treulich „und fruemblich gehandelt naeh seinem bessern „versteen." Eine eigene Apologie dieses so grausam Verkannten schrieb II. in seiner Epistola ad Henricuni Loiitum Glareahum. Davon weiter unten. . GESANDTSCHAFT AN DEN TÜRKISCHEN KAISER. i 5 4 1 • »541 Die Hoffnung, durch den Tod des ungrischen Nebenkönigs die Ruhe in Ungern völlig begründet und den Staat auf lange Zeit vor der Erscheinung der Türken gesichert zu sehen , war fruchtlos gewesen. Der sterbende Zapolja hatte nehmlich seinen vierzehn Tage vor seinem Tode gebornen Sohn seiner Parthey zum Könige empfohlen, und diese hatte ihm die ungrische Krone aufgesetzt und ihn dem Schutze des türkischen Kaisers übergeben. Suleyman liess den günstigen Vorwand, sich aufs neue in Ungern festzusetzen, nicht unbenutzt; er besetzte unverzüglich das ganze durch Partheygeist zerrissene Land, und wurde dabey von dem Anhange der Wittwe des verstorbenen Königs, an dessen Spitze der Bischof Martinuzzi stand, treulich unterstützt. Isabelle befand sich mit ihrem Kinde, Johann Siegismund, l54®. und ihren Rathen in Ofen, und Ferdi nand, der vergebens von ihr die Auslieferung der königlichen Insignien verlangt hatte, musste befürchten, diese wichtige Festung, gegen welche schon zwey Pascha's im Anzüge waren, den Türken überliefert, und ihnen dadurch aufs neue den Weg nach Wien geöffnet zu sehen. Er liess daher Ofen belagern c"1 und seine Armee um Ungern's Hauptstadt zusammenziehen. Zugleich sandte er Herbersteinen nebst dem Gräfe« Thomas Picus von Mirandola an Johanns Wittwe, mit voller Gewalt ,,auf alle „ehrliche Und ziemliche Mittel zu handeln," um nur Ofen der Christenheit zu retten. Indessen war die Erbitterung der Gegenparthey, wahrscheinlich auch ihre Furcht vor Ferdinands Ahndung, zu gross; sie verweigerte alle Unterhandlungen, und die Gesandten mussten, ohne nur gehört zu werden, nach Wien zurückkehren. Siegreich und übermüthig rückte Su-leyman nun vor, und grosse Schwärme ungrischer Reiterey, von Valentin Törek ¿i geführt, drohten das deutsche Heer zu umzingeln. Auf den zufalligen Ausgang eilier Schlacht durfte man es nicht ankommen lassen; es wurde also am 2r Aug. beschlossen, in der Nacht über die Donaü zurückzugehen. Allein dieser lieb ergang war von allen Unfällen begleitet, die nur irgend ein weichendes Heer treffen können. Ein heftiger Sturm riss mehreremal die Schiffbrücke weg, und gab die hulflosen Truppen den Säbeln der nachsetzenden Ungern und Muselmänner preis. Aüch zwey Herbersteine, ein Bruderssohn und ein entfernter Verwandter des unsrigen, verloren in dieser Schreckensnacht ihr Leben. Der traurjende Patriot klagt darüber in seiner Raittung: ,,und seind in solchen „abzug überfallen worden vil guetter ..Leudt sambt allem geschutz das vil ge-,,west, sambt Munition, Profanndt, „schiffungen, und was zu solchem not-„tiirfftig im Lager und zu Pescht ver-,,hanndeu ain überfluesz verlorn und verblassen/' Diese letzte Niederlage Hess nun alles von dem Sieger befürchten, und von der Gränze an bis zu der Hauptstadt i54* hatte man schon keinen andern Gedanken mehr, als Suleyman und Flucht. Da entschloss sich Ferdinand Gesandte in das türkische Lager zu schicken, und um Frieden , oder wenn der Sieger den Preis desselben z.u hoch stellen sollte, wenigstens um Waffenstillstand unterhandeln zu lassen. Und auf wen hatte hier seine Wahl zu diesem schwierigen und folgereichen Geschäfte wohl anders fallen können, als auf den vielerprobten, in den wichtigsten Unterhandlungen ergrauten Herberstein? Der König berief ihn am 28 Aug. zu sich nach Neustadt, und bat ihn „die Raisz zu dem Turck-„hen in Podtschafftwreis anzunehmen." H. hörte auch hier nur die Stimme seines Fürsten und seines Vaterlandes, ver-liess Weib, Hab und Gut, und entschloss sich zu der Reise, die ihn in verpestete Gegenden und zu einem Feinde führen sollte, den Sieg auf Sieg trunken und übermüthig gemacht, und von dem er nur Demüthigungen, vielleicht sogar Misshandlungen zu erwarten hatte. 5* 5. Welche Vorstellung man damals am Hofe und überall in der Hauptstadt von den mit dieser 17 i54i Der König wollte ihm zwev Gehülfeü gehen, und als er nur einen verlangte, so wurde ihm die Wahl desselben uberlassen ; sie fiel auf den Grafen Nikolaus von Sahn. Am zweiten Septeinber ver-liess H, Wien, und ging , wahrscheinlich der Sicherheit wegen, zu Wasser „auf einem Bregentin"6- nach Presburg; am 4 kam er nach Komorn, wo er noch Gesandtschaft verbundenen Gefahren hatte, erhebet aus einem Gedichte des Petrus Paganus in den Soteriis p. N. 2. wo er von H. sagt: Cum Mahometigenae visurus castra Tyranni Austriacas, patriae legalus, finqueret oras, Spem oe se dubiam vitae timidumque pauorem Herbersteiniades notis incusserat heros : Ipse etiam Caesar mandata daturus eunti Anxia solliciti superos in vota vocarat, Yt caput hoc proauisque suis , fratrique probatum Et sibi per varios perspectum saepe labores Tristibus eriperent fatis: sie tota precata est Aula , profecturi dextram amplexata patroni. 6. Vermuthlich Brigantine , der Name einer kleinen Art Kriegsschiffe, der hier wohl nur von einem bewaffneten Marktschiffe gehen kann, um so mehr, da H. hinzusetzt: „mit ainer erliehen ge-„selschaft von Teutschen, Walhen, Behamen und ,,Märherrn." ein Schiff an sich zog, und am 5 nach Gran, wo er einen vornehmen türkischen Offizier zu seinem Geleite fand. Am 6 ging die Fahrt nach Plintenburg ,,wo sie noch ain Nassarn schiff" 7- nahmen , und von da noch an demselben Tage in die Gegend des türkischen Hauptquartiers vor Ofen, 8- H. erzählt die nähern Umstände seines Aufenihali.es im türkischen Laser r* mit grosser Ausführlichkeit und Vorliebe, und allerdings war seine Sendung in dasselbe so ausserordentlich und seine Geschäfte in demselben und ihr Er- 7. Nassarn , oder wie es weiter unten heisst, Fassaden-Schiff, ist die alte, jetzt obsolete, sla-vonische Benennung einer gewissen Art von Flussfahrzeugen , Hacafli. (Nassad), die in den Chroniken häufig vorkommt. Einmal führt H. (I. S. 2bo) auch Nassadisien als Soldaten oder Schiffer an, die an den Ufern def Donau wuhnerl. Wahrscheinlich ist dieser Ausdruck durch die in Ungern wohnenden SloVaken in jene Gegenden gekommen. 8. In der Hamhurgischen Iiistor. Bibliothek Cent. IV. pag. 2O8 heisst es irrig, H. sey nach Constantinopel gegangen. ¥ i54i folg von so bedeutender Wichtigkeit für sein Vaterland, und so glänzend für seinen Ruhm, class etwas Umständlichkeit ihm wohl verziehen werden mag. Wir glauben daher auch, ihn hier mit seinen eigenen Worten redend einführen zu dürfen. „Ehe wir ans Land gingen", sagt H, (I. S. 260) kam der Teiuz Tulman, oder Dragoman, in einem kleinen Schifileia zu uns. Er ist zu Wien geboren und der Sohn eines Krämers, Jakobs von Pibraeh. Dieser hat alle unsere Pieden gedolmetscht und sich immer günstig gegen uns gezeigt/' „An demselben Abende spät wurde uns noch der Tsehausch Bassa mit vielen andern Türken bis an das Wasser entgegengeschickt. Man brachte uns auch Pferde, in das Lager zu reiten, und so kamen wir zu unserm Zelte (Ileer- Hätte) , das anständig errichtet und mit einem grossen Teppiche über das Erdreich bedeckt war. Es war nur einen Bogen-schuss weit von des Rustam Pascha Zelte, und von demselben durch einen schönen freien Platz getrennt. Wir i rnussten unser Nachtmal von dem vom Schiffe mitgebrachten Vorrathe halten, und Rustam Pascha liess sich damit entschuldigen, dass er nicht genau von unserer Ankunft unterrichtet gewesen wäre." ,,Am 7 Sept. wurden wir zu Rustam Pascha geführt. Er sass auf einem niedrigen Sessel, stand bey unserer Ankunft auf, bot uns diet Hand und liess uns ähnliche Sessel stellen. Der Dolmetscher knieete neben uns, und setzte sich dann auf seine Eusse nach ihrer Gewohnheit. Der Rustam Pascha sprach, wir sollten ihm alles anzeigen, er wäre der oberste Herr; das thaten wir denn auch. Hierauf mussten wir zu dem Mechmet Pascha, der unser "Volk überfallen und geschlagen hatte, um auch ihm unsere Verehrung zu bringen, und um seine Verwendung zu bitten/' ,,Dann weiter zu dem Husram Pascha, den wir auch besuchten, ob wir gleich keine Geschenke für ihn mitgebracht hatten, 4da wir es noch nicht wussten, l54i dass Suleyman ihn zum Pascha erhöhet, und zum Befehlshaber von Ofen gemacht hatte, 'i „Yor unserer Ankunft hatte der Kaiser befohlen, man solle das Kind des Königs Johann zu ihm bringen, d^m auch alle Bathe. Bruder Jorg und andere folgten. Der Türke hatte Janitscharen geschickt, als sollten sie dem Kinde und den Rathen zum Schutze dienen; kaum aber waren diese aus der Stadt, als die Janitscharen hineindrängen. So wurde Ofen eingenommen; das Kind und die Rai he liess man hernach wieder hinein, ausser Valentinen Törek, den der Kair ser bey sich behielt/' „Am 8 Sept. ward uns plötzlich angesagt, wir sollten vor den Kaiser kommen. Wir ritten gleich hin, und als wir lange durch das Heer z:»gen, durch lange ! edien Reiter, die zu beiden Seiten hielten, begrussten wir sie, nach unsers Dolmetschers Anweisung, mit Neigung unserer Köpfe, was sie höflich erwiederten. Wir wurden zu einem schonen Zelte gefuhrt, etwa zwey Buch- senschnsse von dem Zelte des "Kaisers; hier stiegen wir ab und blieben mit un-serm Gefolge." „Neben diesem Zelte war ein anderes, das dem unsrigen ganz ähnlich war, dahin wurden wit berufen. Hier fanden wir den Bustani Pascha , Meehmet Pasdia und Mec hinet Beg, der auch über unser Volk bey dem Rückzüge hergefallen war. Sie sassen neben einander auf niedrigen Sesseln; hinter ihnen neben der Thüre des Zeltes, die zu dem Kaiser führte, sassen zwey oberste Richter. An der Thure, zu welcher wir hereingekommen waren, sass einer auf einem vierfachen Teppiche auf der Erde, diess war der Kanzler. Alle standen vor uns auf, dann wurden uns auch Sessel, wie die übrigen, gebracht, und wir mussten den drey Pascha's gegenüber Platz nehmen. Wir sprachen allerley; wahrend dem bringt man noch einen niedrigen Sessel, stellt den zwischen uns und den Pascha's, deckt darüber ein weiss Tuch, und setzt dann ein „weisses „Zinplat" (Präsentirteller ?) darauf, auf dessen Rande längliche Brötchen lagen. a64 f. Man gab den Pascha's und uns jedem ein schön Tuch über den Scliooss zu decken, und ,,ain Seruett," nicht weissj aber doch sauber. Dann brachte man Essen in einer irdenen grünen Schüssel, die man in die Mitte setzte, daraus nahm jeder mit den Fingern was er wollte ; wir brauchten keine Messer. Es waren acht oder neun Gerichte, wir assen zur Genüge; zuletzt, als alles wieder weggetragen war, brachte man jedem auf einem zinnernen Teller eine kleinere irdene Schüssel mit süssem Wasser zu trinken. Den zwey Richtern war ebenfalls die Speise auf einem Sessel gegeben, auch dem Kanzler auf der Erde. Nach der Mahlzeit gingen die drey Pascha's zu dem K aiser; bald darauf wurden wir auch gerufen. Wir gingen hin über den Platz zwischen den Zelten; an beiden Seiten sassen und standen die Janitscharen und andere Türken einen Bogenschuss weit von einander, die wir auch begriissten, was sie erwiederten. Da kam einer rasch auf uns zu, und winkte uns mit der Hand, wir sollten schneller gehen; wir aber behielten unsem ruhigen Gang. So gelangten wir in das erste Zelt des Kaisers. vvo seine Verschnittenen standen. Mit- 'S'i1 ten durch dasselbe war ein Tuch gezogen, „für den Pamso dass niemand dahinter sehen konnte. Wenige Schritte davon kamen wir in das Zelt, in welchem sich der Kaiser befand. 9- Als wir 9. H. hat sich in der Kleidung, die er hier anlegte, um darin vor dem türkischen Kaiser zu erscheinen , auf einem sehr gut gearbeiteten Holzschnitte abbilden lassen, der sich in H. II. und III. befindet. Sie bestehet in einem kurzen , nur die Hälfte der Lenden bedeckenden, weiten, faltigen Ueberkleide , von reichgeblümtem Goldstoffe, mit einem breiten Ueberschlage von demselben Zeuge mit violetten Blumen. Die Aermel desselben sind dick gepufft und sehr weit, und reichen nur bis über den Ellenbogen, wo sie enge an-schliessen. Das Unterkleid ist von demselben Stoffe, ebenfalls violett geblümt, bis zum Halse fest geschlossen und hat enge anliegende Aermel. Beinkleider und Strümpfe scheinen von schwarzem Sammet, schliessen dicht an und sind aus einem Stücke; die Schuhe sind vorn breit, der Länge nach aufgeschlitzt und ohne Bänder und Schleifen. In H. II. führt diese Abbildung die Ueberschrift: Khayser Ferdinand/s noch der zeit Römischen khiinigs Orat: zu Suleiman dem Türkhischen Khay: 154-1 - Sigmundt Freyherr zu Herherstain etc. Gedruckt 1559. Seines Alters im Ixxiij. Auf einem andern Abdrucke steht irrig Ixxiiij. Die Abbil- 54i in dasselbe traten, fanden wir den Kai-ser sitzend in einem Stuhle, den ich der Lunge und Breite nach für eine Art von Bettgestelle (Pedtstat) hielt, wie es schien ganz von Gold. *• Vor ihm standen Ru-slam und Mechmet Pascha; der dritte (Mechmet Beg) war vor unserm Eintritte hinausgegangen, Es standen neben dem Kaiser noch ihrer zwey, auf jeder Seile einer, mit langen silbernen Stäben. Die beiden Pascha's kamen und nahmen den Grafen jeder bey einem Arm, und führten ihn zu dem Kaiser, damit er ihm die rechte Hand, die er am Knie hielt, küsste. Mich hielt man unterdessen unter dem Eingange des Zeltes, bis der Graf zurück kam; dann führte man mich eben dung, welche sich bey den lateinischen Notizen von H's Leben befindet, ist überschrieben: Ambo nos oratores tali vesie ad Turcarian lmperatorem missi. i. Nach einer Abbildung, die sich in H. III. befindet, hatte der Thron, auf welchem Suleyman sass, ungefähr die Form einer Gartenbank mit einer niedrigen Lehne. so zu dem Kaiser, um ihm die Hand zu küssen. " ,,AIs wir nun wieder auf unserm Platze Stauden, sprach der Kaiser: „was „sagen sie, was wollen sie.Jif Das verdolmetschte uns Russam Pascha und sagte, bringet nun alles dem Kaiser vor, was ihr mir gesagt habt. Darauf hub ich an, ihm d^n Gruss meines Herrn zu melden, und benannte die Geschenke, die vor dem andern Zelte standen, so dass sie der Kaiser sitzend sehen konnte. Dann erzählte ich, warum wir geschickt worden wären. Auf etliche Punkte meiner Rede sagte der Kaiser: „haben „sie nicht meinen Pascha gesehen?•' und zeigte mit der Hand auf Mechmet Pascha. Als ich diess bejahete, sprach der Kaiser: „sag ihnen, dass sie das lassen, „und weiter reden/* Als ich ausgere- 2. Joh. Lud. Brassicanus Lässt in den Soteriis p. 22. unsern H. hierüber sagen: Ipsius horrífica subnixi sede Tyranni Altius erectae fixi stans oscula dextrae, Quam prona in terram inelior pars orbis adorat. det hatte, fragte er: „haben sie nichts „mehr zu sagen?" Ich antwortete: „für „jetzt nichts mehr." Darauf sprach der Kaiser: „lass sie gehen!'f Wir machten also unsere Verbeugung und zogen ab/' „Am 9 Sept. haben wir lange mit Rustam Pascha unterhandelt." „Den zehnten hat man uns von Seiten des Kaisers Geschenke in unser Zelt gebracht, jedem zwey türkische Röcke lind fünf kleine Stücke gewöhnliche Sei-denzeuge, und jedem fünftausend Asper; ferner etliche Stücke geringerer Zeuge für unser Gefolge. An diesem Tage sind wir in den verehrten türkischen Röcken3- wieder vor den Kaiser ge- 3. Auch in diesem türkischen Feierkleide hat sich H. im Jahre i55g auf einem sehr gut gearbeiteten Holzschnitte abbilden lassen. Es bestehet in einem bis über die Füsse reichenden Unterkleide mit Aermeln, von dunkelrothem Stoffe mit grossen goldenen Verzierungen reich durchwirkt, von oben bis unten zugeknöpft, und in der Mitte des Körpers durch einen weiten mit Gold 269 v bracht, alles genau so wie das erstemal, ausser dass wir nicht mit den Paschas gegessen haben. In dem ersten Zelte mussten wir lauge warten, bis der Kaiser gespe s't hatte; wir sahen das Essen in goldenen oder vergoldeten Schüsseln in das Zelt tragen. Endlich wurden wir hinein berufen, und der Graf zu dem Kaiser gefuhrt, um ihm die Hand zu küssen. Als ich aber hernach hinzutrat, konnte ich mich nicht so tief bücken, dass ich seine Hand erreicht hätte, weil mir kurz vorher ein grosser gestickten Gürtel zusammengehalten. Ueber demselben ein langes weites Gewand von geblümtem GoldstoiTe mit grossen Stiekereyen in blauer Seide. Der breite blaugefütterte, am Kopfe hochanliegende Kragen desselben ist von der Farbe des Unterkleides. Es ist bloss unter dem Halse durch eine Spange befestiget; die weiten langen Aermel hängen frey am Körper hinab. Die deutsche Ue-berschrift lautet: Sigmund Freyherr zu Herherstain Gesanter zu dem Turcf,¿sehen Kayser von dem also vereerdt. M. D. xlj. Die lateinische: Turcarum Imperator nos quoque vestibus donavit. Auch diese Kleidung ist in den Soteriis p. N. 2. von Caspar Cropacius und Petrus Paganus be» sungen worden. Schmerz in die Lenden kommen war. Darum sagte ich zu Rustam Pascha in windischer Sprache, in wehlitr er geboren ist: ,,hilf mir um Gottes willen, >,ich kann nicht!" Er half mir nicht; aber der Kaiser verstand das, 4 und hob seine Hand beinahe eine Spanne hoch von dem Knie , damit ich sie mit dem Munde erreichen möchte, was ich ihm stets für eine Güte und Barmherzigkeit anrechnen („raitten") und auslegen inuss." „Als wir nun vor ihm standen, sprach der Kaiser: „was sagen sie, was wol-„len sie?" Ich antwortete: „nichts anders. als class wir einer guten Autwort „auf unseis Herrn Königs Begehren ge-,,wartig sind." Darauf sprach der Kaiser: , lass sie gehen!" Und so schieden wir von dem Kaiser und kehrten zurück in unser Zelt." ,,Denselben Tag liess uns der Pascha durch das Heer fuhren, und längs der 4. Natürlich nur als Zeichensprache durch den Ausdruck des Schmerzes. Donau, um un9 die Schiffe zti zeigen, i54» die sie mitgebracht, so wie die, die sie von uns erobert, auch alles Geschütz, das sie uns abgenommen hatten. Er liess uns auch unter die Stadt und das Schloss an dem Wasserthurm führen, und durch die Soldaten ein altes grosses Geschütz mit einem langen dicken Pulversacke in den Wasserthurm ziehen. 5-]Na45 Im folgenden Jahre musste H. wieder eine sehr beschwerliche Reise nach Polen unternehmen, um den Brautschatz der jungen Königin zu überbringen. Er verliess Wien am i3 Febr. und traf am 26 in Krakau ein. Drey Tage darauf hatte er Gehör bey dem alten Könige, der so schwach war, dass er kaum ¡so lange in einem Sessel sitzen konnte, als H. seinen Vortrag hielt. Die Urkunde, durch welche die junge Königin auf ihre Ansprüche auf Oesterreich Verzicht leisten sollte, wurde ihr durch einen Eilboten nach Wiln^ zugesandt. Der Bote kam nach zwölf Tagen zurück, und brachte die Akte zwar unterschrieben, aber nicht untersiegelt. Sie musste also noch einmal nach Wilna geschickt wer- i545 den; und H. benutzte diese Zeit, um die Mitgift der Prinzessin nachkommen zu lassen, die er in Neisse bis zur Ausgleichung aller Hindernisse und Beseiti-ö ~ gung aller Förmlichkeiten zurückgelassen hatte. Sie bestand in hunderttausend ungrischen Goldgulden, und sollte laut Uebereinkunft den Eltern des jungen Königs gegen die Vollmacht des letztern übergeben werden, Die Königin Mutter wollte aber diess Papier nicht ausliefern, weil sie sagte, sie könne es vielleicht einmal in der Zukunft zu ihrer Rechtfertigung gegen ihren Sohn brauchen. H. entgegnete ihr, wenn sie Besorgnisse wegen ihres Sohnes haben zu können glaube, so müsse er sie natürlicherweise zum Besten seines Herrn noch weit mehr haben, und folglich auf die Auslieferung der Vollmacht bestehen. Er behielt daher am Ende geradezu ein Fässchen mit Gelde zurück und sagte, er würde es nicht eher herausgeben, als wenn er im Besitze der verweigerten Schrift wäre. Die Königin wurde darüber äusserst aufgebracht, und machte ihm heftige Vorwürfe , worauf er ruhig antwortete,: i545 wenn er ihr Diener wäre, würde er eben so für ihren Nutzen und für ihre Sicherheit sorgen; wollte sie ihm wegen seines Diensteifers ihre Gnade entziehen, so müsse er es Gott überlassen; er könne nicht anders handeln. Die Vollmacht musste nun endlich wohl ausgeliefert werden , das rückständige Fässchen auch; 6• aber die Königin blieb erzürnt auf H., und erst später gelang es ihm durch Briefe von Wien aus, wohin er am 24 April zurückkam , ihre Gunst wieder zu gewinnen. 7- 6, H. sagt bey Gelegenheit dieser etwas ärgerlichen Auftritte: (I. 272) „Das alles geschah in „unser Herberg des Hieronimus Kruegl Haus, in „der Stuben liesz Doctor Longus (Johann Lange, „der mit H'n von Wien geschickt war,) schreiben: Centum millia dotis aureorum Quos fert Pannonis ora lectionum Conclaui numerata sunt in isto, Hos Regina suo tulit marito Diuum muneribus decens Elisa. XI. April Anno M.D. xiv (xlv). 7. Die junge Königin starb schon im folgenden Jahre, im achtzehnten ihres Alters. H. sagt von ihrem Tode: „Sequenti proximo Junio men-,,se Elisabeth Regina non sine maleficii suspicione In diesem Jahre wandte sich H. an den König mit einer Bitte um Yerbessc-rung seines Gehalts. Zur Entschuldigung dieses Schrittes , über dessen Erfolg wir übrigens nichts von ihm erfahren, fuhrt er (I. 273) folgende Gründe an: „Und „nachdem aber mein Arbeit sich tagli-,,chen nur gemerdt, Erstlichen umb das „Ich Alters halben beschwardt, darnach „die Kriegshandlungen mir neben der „Camer aufgelegt, und andern in min-„dern Sorgen auch weniger Arbeit ain „merere besoldung gehabt, des mir eben „halb schimpflich, hab Ich solchs der „Kun. Maj. unterthanigklichen angezaigt „mit Pit mein darin mit Gnaden zu be--„denclhen." 8- ,,exstincta est apud Yilnam Lithuaniae , cum pu-,,blico et siimmo omnium ordinum et populorum ,,totius Poloniae et Lithuaniae dolore et luctu." Und in der deutschen Moscovia, S. Div. „die nit „gar wol gehalten worden vnd pald gestorben, „welche die Poln ingmain herzlichen clagten, „nennen sy auch hailig. 8. Hier schliesst leider die, in der Einleitung mit H. I, bezeichnete, ausführliche Selbstbiographie in Kovachich's Sammlung. Sie reicht nur bis zum Jahre i545, und die Quellen zur Geschichte der übrigen Jahre flieseen von nun an äusserst sparsam. 545 H. hatte nun ein Alter von sechzig Jahren erreicht; lange zum Theil gefährliche Reisen, die wichtigsten Dienste, eine zerrüttete Gesundheit und das heilige Wort seines Monarchen durften ihm endlich wohl Ruhe hoffen lassen. Allein statt der gewünschten und versprochenen Erleichterung musste er nicht allein alle seine bisherigen Stellen beibehalten, sondern jedes der folgenden Jahre gab ihm auch noch entweder ein neues Amt, oder wenigstens ein neues Geschäft, und selbst häufige Veranlassungen zu wiederholten Reisen. So wurde er im Jahre 1546 abermals zum königl. Commissarius bey dem Landtage in Wien ernannt; 1547 musste er mit geheimen Aufträgen eine Reise nach Ungern machen, und 1548 wieder einem Landtage in Wien beiwohnen. Das Jahr 1549 scheint ihm endlich einige Ruhe gewährt zu haben; wenigstens muss er wahrend desselben mit ausserordentlichen Aufträgen verschont geblieben seyn, denn es gab ihm Müsse genug, sein Werk über Russland vollends auszuarbeiten und dem Drucke zu über- geben. Schon als Geschäftsmann und 1549 Staatsbürger würde H. immer eine ungewöhnliche Erscheinung seines Zeitalters gewesen seyn; allein durch seine Commentarien hat er sich einen unsterblichen Namen erworben, und sein Andenken für Russland unvergesslich gemacht. Sein Werk muss uns hier also vorzüglich wichtig und die Geschichte und Zergliederung desselben ein Hauptgegenstand unserer Untersuchungen seyn. Um aber die Erzählung der Hauptbegebenheiten aus H's Leben nicht zu lange zu unterbrechen, verweisen wir die ausführlichem Nachrichten von seinen Schriften in einen besondern Abschnitt dieses Buches* Im Jahre i55o sandte Suleyman ei- i55o nen Botschafter, Namens Machmut , einen deutschen Renegaten, nach Wien, zu dessen feierlichem Empfange H. entgegengeschickt, und den er im März, nach vollendetem Geschäfte, ebenfalls wieder ein Stück Weges zurückbegleiten musste. Im Mai desselben Jahres musste H. abermals die Reise nach Polen unterneh- 55o m en, weil Siegismund selbst zur Beilegung der in seiner Familie obwaltenden Streitigkeiten und daher entstandenen Unruhen um die Abordnung einer Gesandtschaft gebeten hatte. Bald nach dem Tode seiner ersten Gemahlin war nelimlich der junge König, Siegismund August, zu einer neuen Ehe geschritten, die weder den Beifall seiner Eltern, noch dexa der Grossen des Beichs haben konnte. Seine Wahl, die von allen Partheieh gemissbilliget wurde, war auf Barbara Badzivil, Wittwe des Fürsten Gastold, gefallen. Der alte König, der wegen der Übeln Behandlung der Erzherzogin Elisabeth die Bache Ferdinands fürchten musste, welche leicht die Stimmung der Polen zum Aufruhr hätte benutzen können , schickte einen Gesandten nach Wien , und bat den römischen König „als seinen Vater um Bath, ob er Ge-,,walt gegen die Ungehorsamen brauchen, „sollte; daneben meldete er, wenn er je „gegen Ferdinanden gehandelt hätte, so „wäre das nicht aus eigenem Willen, son-„dern durch Verleitung von Personen geschehen, die er sich erbiete ihm zunen-.,nen. Er bäte daher um seine Yerzei- „hung und um den guten' Rath des Kö-,,niges, mache sich auch anheischig, ZUr „schnellen Beilegung dieser Angelegenheit „eine Gesandtschaft zu schicken, und „wünsche ihn zu vermögen, auch von „seiner Seite, grössern Nachdrucks we-„gen, ebenfalls eine Botschaft nach Polen „abzufertigen." Der junge König nahm indessen auch seine Zuflucht zu seinem Schwiegervater und bat um dessen Grossmuth und Schutz. Ferdinand lieh diesen vereinten Bitten ein günstiges Ohr; er iing damit an, gänzliches Vergessen des Geschehenen zu versprechen und ernannte unsern Herberstein und den Doktor Johann Lange zu seinen Gesandten. Und da der von Carln V. für diesen nehmlichen Zweck bestimmte Abgeordnete vmterwegs krank geworden war, so erhielt H. die Vollmacht, ebenfalls im Namen des Kaisers in dieser Angelegenheit zu handeln. Die Zusammenkunft mit den Bevollmächtigten Siegismunds und den Stellvertretern der missvergnügten Polen hatten zu Petrikau statt, und der Erfolg der Verhandlungen war vollkommen erwünscht, und erwarb H'n den lautesten Dank und die grössten » Versprechungen von Seiten des Königs. Kr trat am Ende des Juli seine Rückreise an, und traf am 6 Aug. in Wien ein. Das Jahr i55i ist nur durch eine neue Sendung H's nach Siebenburgen zur Unterhandlung mit deh Grafen Andreas Ba* thory und Thomas Nadasdy bezeichnet. Im Anfange des folgenden Jahres musste H. wieder in Gesellschaft des Doktors, Johann Lange, eine Reise nach Petrikau.antreten. „Scblesischer Handlung halben," wie er an einem Oile sagt. Der Hauptgegenstand dieser Sendung war aber wohl eigentlich ein Versuch, die Polen zur Theilnahme an dem Kriege gegen die Türken zu bewegen. H. suchte die Abgeordneten des Adels durch eine kräftige Rede zu gewinnen, in welcher er besonders die Gefahr schilderte, mit der die zunehmende Macht der Türken auch Polen bedrohte. Aber alle sonst so glückliche Beredsamkeit und Mühe wrar diessmal fruchtlos. ,,Erequen-,,ter,fi sagt der gekränkte Unterhändler (H. III. E. 3), ,,antea apud eam gentem ,,orator fueram, neque iniucunde mihi „profectiones acciderant. Sed tum non i552 ,,modo animos sed etiam faciem hominum „inutatam reperi." Er verliess daher Polen bereits im Anfange des Marz. Auf der Rückreise hatte er in Oppeln mit Isabellen von Ungern, Johanns von Za-polja Wittwe, eine Zusammenkunft, die er für das Interesse seines Herrn nicht unbenutzt liess. Am 26 März war er schon wieder in Wien zurück, von wo er sich gleich nach Presburg zu dem Könige begab, um von seiner Sendung Bericht zu erstatten. Im Herbste dieses Jahres brach in Wien eine gefährliche Krankheit aus, die den Hof veranlasste, sich nach Grätz zu versetzen, wohin H. im December zweimal berufen wurde. Er sollte von hier zu einer neuen Unterhandlung mit der ungrischen Königs-wittwe geschickt werden, und traf schon alle Anstalten zu dieser Reise, als die Zurückkunft der früher an sie gesandten Commissarien diese unnöthig machten. Die Misshelligkeiten mit Polen soll- 1553 ten abermals durch eine Vermählung ausgeglichen werden, indem Ferdinands jüngere Tochter, Catherine, seit i55o 19 i553 Wittwe Franz II. Herzogs von Mantua, dem jungen Siegismund August, dessen zweite Gattin unterdessen auch schon gestorben war, zur Gemahlin bestimmt wurde. H., der die Idee und den Plan zu dieser neuen Verbindung gegeben hatte, wurde deshalb im Anfange des Jahres i553 dreimal nach Grätz berufen, und hier zum Hofmeister der künftigen Königin ernannt, mit welcher Stelle er zugleich die Verbindlichkeit übernahm, die junge Fürstin ihrer Bestimmung entgegen zu fuhren. Bald darauf begab sich der Hof nach Wien zurück, wo, nach erhaltener päbstliclier Dispensation, am 25 April die feierliche Zusage erfolgte* Am 10 Juli trat H. im Gefolge der königlichen Braut die Reise nach Polen an, am 29. trafen sie schon in Krakau ein, am 3o. war die Krönung, und am 3r. die Vermählung. Gleich nach den Fest-lichkeiten derselben verlies H. Polen wieder, und kam am 25 Aug. nach Wien zurück. 9. ¡,Ego prima fundamenta jeci," sagt er selbst. Er hatte iiocli eilten andern, für die if>54 augenblickliche Ruhe des Erzhauses fast noch wichtigern Plan, mit dem es ihm aber leider weniger glückte. Johann Sie-gismundi Königs Johann von Ungern einziger Sohn, sollte nehmlieh die jüngste Tochter Ferdinands , die Erzherzogin Johanna, zur Gemahlin erhalten, und es gelang Fl'n sogar, das Yerlöbniss schon zu Stande zu bringen. Allein die Freunde und Räthe der Mutter wussten diese Verbindung zu hintertreiben, und den jungen Prinzen zu bestimmen, ein erneuertes Bündniss mit dem türkischen Kaiser der glänzenden Verwandtschaft mit dem Hause Oesterreich vorzuziehen. Diese Reise nach Polen war übrigens ggg die letzte, welche H. unternahm. Sein zunehmendes Alter und seine geschwächte Gesundheit machten ihm Ruhe immer unentbehrlicher, und diese wurde ihm nun von jetzt an bis an das Ende seines ungewöhnlich thätigen Lebens. In diesem Jähre erhielt er die letzte öffentliche Auszeichnung dadurch, dass seiner Verdienste wegen dem Hause Herber* stein die Würde der Erbkämmerer von 1556 Oesterreich und Erbdruchsessen von Kärnthen verliehen wurde.Einmal erscheint er nur noch in einem öffentlichen Amte bey Hofe, im Jahre i556, als die verwittwete Königin von Polen, Bona, deren Vermählung ehemals durch H. zu Stande gebracht worden war, bey ihrer Reise nach Mailand einige Wochen in Wien verweilte. H. wurde während der Zeit ihres hiesigen Aufenthalts „als 3,ein Bekannter" zum Hofcavalier bey ihr ernannt, weil man mit Recht voraussetzen konnte, dass ihr die Gegenwart eines Mannes angenehm seyn würde, der so oft und so lange in den schwierigsten Verhältnissen der Verfechter ihres Interesse und der Beförderer ihrer Zufriedenheit gewesen war. 1557 Wie glücklich Herberstein die ungewohnte Müsse in diesem Jahre benutzt i. In dem zu Wien am 3 Febr. i556 ausgefertigten Diplome heisst es: „dergestalt, dass [der „ältere dieses Stammes sich schreiben mag Oberster Erb Camrer und Oberster Erb Druchsaess, „und die iuengeren dieses Stammes allein Erb-„caemmerer und Erbdruchsaess. habe, davon zeugt die deutsche Bear- 1507 beitung seines Werkes über Russland, welche im Jahre iSSy zu Wien erschien. Er sagt selbst über diese neue Ausgabe, von welcher übrigens weiter unten bey der Aufzählung der Herbersteinschen Schriften gehandelt werden wird, in der Vorrede: „ich bin auf etlicher freundt „ersuchen bewegt worden, den gemai-,,nen teutschen die nit Latein khünnen, ,,vnd doch begierig sein dergleichen Sa-„chen aiuen grundt zu wissen, in teut-,,sche sprach zu bringen." Aus eben dieser in seinem yisten Jahre geschriebenen Vorrede sehen wir aber auch, dass die oben gerühmte Müsse nur von ausserordentlichen Aufträgen und Reisen zu verstehen sey, denn er sagt selbst, er habe auf diese Bearbeitung nicht viel Eleiss wenden können, „weil ich mei-,,nes täglichen Dienstes halben so mir „vertraut nit bequeme Zeit gehaben mii-„gen," Dass er auch sogar noch im Jahre i56o i56o, also im 74sten seines Alters, un-ermüdet thätig in der Verwaltung seiner Aemter gewesen, und selbst noch im- i560 mer in besondern Fällen von Ferdinanden gebraucht worden sey, erhellet aus der oben angeführten in diesem Jahre geschriebenen Vitac ac rerum gestarum D. Sigisrnundi L. B, in Herberstain brevis Enarratio Petri Pagani, wo es S, 7. von ihm heisst: ,,cuius opera iam aetate con-,,fecti et emeriti Caesar Ferdinandus ad-,Jiuc indies in arduis negotiis vtitur, qui-j,que annum agens LXXII1I Austriacis „prouentibus adhuc Praesidens incum-,,bit, vt non sibi, sed domui Austriae, ,,cui se ad extremum vitae ai'ticulum ,jdeuouit, natus esse videatur." i566 Diess sind die letzten Nachrichten, die wir von H's Leben aufgezeichnet finden. Und was hätten die spätem Tage auch noch der Erhaltung Werthes darbieten können? Die wohlbenutzten Kräfte des merkwürdigen Greises waren erschöpft, und doch lebte er noch sechs Jahre, und erreichte das hohe Alter von achtzig Jahren. Er starb zu Wien im Jahre i566 am 28 März, Erzherzog Carl von Steiermark liess ihm über seinem Grabe bey den Michaelern in Wien fqlgepde Grabschrift setzen: „Den 28 Martii im i566 Jahr starb I56G ,der Wohlgebohrne Herr Herr Sigis-„muud Freyherr zu Herberstain , Ney-„perg vndt Guetenhag, Obrist Erbcam-»,rer vndt Obrist Erbtruchsäss in Khärn-,,ten, Römisch Kays. Mjt. Rat vndt President der N. Oe. Cammer. Von Herherstain Herr Sigmund Hier liegt, welchs Lob zu aller Stund Wird seyn bey Kaysern wohlbekannt, Auch bey allen Leiiten in ihren Lannt. Dann er bey 4 Kgysern hat Gelebt als getreuer Diener und Hat, {Jms Vatterlandt sich wohl verschuldt, Davon er bracht hat Ehr vnd Huldt, IT. HERBERSTEIN ALS MENSCH, Wenn wir nun am Ende seiner Laufbahn noch einen Blick auf das Leben Herberstein's zurückwerfen, so übersehen wir ein langes, thatenreiehes Da-seyn, von vorzuglichen Verdiensten geziert und von seltenem Glucke gekrönt. Welch eine Abwechselung von Geschäften! Welch eine unerschöpfliche Thätig-keit im Felde wie im Studierzimmer, auf Reisen wie in den Kabinetten der Fürsten! Sechzig Jahre dieses unermü-deten Lebens waren ununterbrochen dem Dienste des Staates gewidmet, mit einer Beharrlichkeit, einer Treue und einem Erfolge gewidmet, die schon allein hinreichend waren, seinen Namen in den Annalen der österreichischen Monarchie unsterblich zu machen. Während dieser langen, an wichtigen Vorfallen für das Erzhaus so reichen Zeit gab es kein Geschäft, welches Kenntniss, Gewandtheit und Klugheit erforderte, das ihm nicht aufgetragen, oder zu dessen Beur-theilung und Einleitung er nicht wenigstens zugezogen worden wäre , so dass hier die Worte seines Lobredners Petrus Paganus 5 buchstäblich zu nehmen sind, wenn er von H. sagt: ,,Ita fratribus „augustis (Carolo et Ferdiuando) iides „ejus et in tractandis arduis liegotiis dex-,,teritas perspecta erat, vt si quae mag-„nificae legationes obeundae, coniugia ,,Begia contrahenda, aut controuersiae ,,inter concitatos Reges et proceres Jm-,,perii componendae essent, illius opera „quam maxime vterentar. Talibus ita-,,que negotiis occupalus, domestica quiekte aut raro aut numquam potitus est, „verum cum a natura infracti ad labo-,,res esset animi, quidquid molestiarum „terra marique offerrebatur, praesenti 2. In der den Soteriis angehängten Vi Ute etc. L. B. ab Herberstein brevis enarratio p. G. £ „Semper anirao aut contemnebat, aut „constantia vincebat. org Ecler, Rektor der Universität, sagte im J. i55g im Namen dieser seiner wissenschaftlichen Pflegerin zu ihm: ,,Neque te , venerande senex , in „grauissima ista senectute, inter tot arduas occu-„pationes hucusque , vt plerosque alios, puduit „oinnes prope vniuersitatis nostrae actus frequen-,,tare." S. Denis Merkwürd. d. garell. Bibl. 6. 3o2. kindliche und wahrhaft rührende Weise. Seiner Eltern gedenkt er häufig mit der grössten Verehrung und Dankbarkeit; seiner Brüder, besonders des ältesten, mit Liebe und Freundschaft. Er rühmt vorzüglich als eine unter vieren, in wichtigen Geschäften und hohen Ehrenstellen stehenden Brüdern seltene Erscheinung. [ dass sie selbst bey der Erbtlieilung, und späterhin bey allen Amts- und Familien-Verhältnissen nie der Einmischung und der Dienste eines Dritten bedurft, sondern immer einmüthi« und dienstfertig ° Ö gegen einander gelebt hätten. Von der Achtung und Erkenntlichkeit, mit der er fc rner sein ganzes Leben durch von seinen Lehrern sprach, finden sich häufige Spuren in seinen Schriften. Gegen seine Verwandte handelte er väterlich, und sorgte treulich für sie; einigen gab er sogar Gelegenheit, sich unter seinen Augen für den Staat zu bilden. Ueberhaupt sehen wir Herbersteinen in seinem ganzen Leben als einen geradeii , höchst rechtlichen und ach-tungswerthen deutschen Mann erscheinen, mensclich im Kriege, furcht- 20 los vor den Grossen , muthig in Gefahren und im Kampfe gegen das Unrecht, bescheiden, fremdes Verdienst gern anerkennend, fest, lebhaft, leicht gereitzt, aber sein Unrecht bald einsehend, uner-roüdet tliätig, dienstfertig, nachgiebig, sein Vaterland über alles liebend und seinen Fürsten bis zum letzten Hauche ergeben. Die Auszeichnungen, die ihm der dankbare Staat reichlich ertheilte, die allgemeine gerechte Anerkennung seiner seltenen Verdienste, mehr aber noch als diese, das innere Gefühl seines Werthes und die lebendige Feberzeu-gung für das Wohl des Vaterlandes, den Glanz seines Hauses und seinen eignen Ruhm nicht umsonst gelebt zu haben, gaben ihm ein Gefühl von edelm Stolze, der sich selbst nicht selten laute Gerechtigkeit widerfahren lasst, und den man vielleicht hie und da , besonders bey der Abfassung des eigenen Lebens unter mannigfacher Einkleidung, und der Sorgfalt, sein Bild in den verschiedensten Trachten auf die Nachwelt zu bringen, vorzüglich aber bey dem von ihm selbst veranstalteten Wiederabdrucke der ihm gesungenen Lobgedichte, 1 de^ Eitelkeit zeihen könnte. Seine "Verdienste um das Vaterland werden immer unvergesslich seyn; nicht weniger gross und unvergänglich sind die, welche er sich um die Wissenschaften, vorzuglich um die Kenntniss entfernter Länder und namentlich Russlands erworben hat, dessen Beschreibung, Al-terthümer, Gesetze und Gebrauche er zuerst dem übrigen Europa mittheilte, __-/ 1. „Nicht bald ist ein Mensch bev lebendigem ,,Leibe so mannigfaltig in Schriften gefeiert worden, „als S. von Herberstein,'' sagt Denis, Wien^s Buchdr. Gesch. S. 453. wo man unter andern über folgende Lobredner Herberstein's und ihre Schriften Nachrichten findet: Johannes Oppolitanus, S. 452, 454- Joan. Ramus Goessanus, S. 455. Andreas Rapicius, S. 528. Gaspar Cropacius, S. Go5. Joan. Ludov. Brassicanus , S. 651. Vitus Jaeobäus, S. 675. u. a. m. 2. In den Soteriis befindet sich p. 26 ein Gedicht des Andreas Bonerus, woraus man schliessen könnte, dass II sich noch bey seinem Leberi ein Denkmal habe setzen lassen. Es führt die Aufschrift : de Monu-mento Magnifici Domini Sigisrnundi L. B. in Jler-berstain etc. ipso viuente posito. und dessen zweiter Entdecker er daher mit Recht von Schlözer genannt wird. Eine nähere Kenntniss seines unsterblichen Werkes wird uns bald seine Ansprüche auf unsern Dank in dieser Hinsicht sehr deutlich zeigen. Seiner durch ihn vorzüglich berühmt gewordenen Familie hinterliess er die W urde der Reichsfreiherrn, Erbkämmerer und Erbdruchsessen von Kärnthen , ein ungewöhnlich ausgezeichnetes Wapen, einen wohlerworbenen Ruhm , Ansehen, Vermögen, und ein Beispiel, dessen Glanz §ie in ununterbrochener Folge bis auf den heutigen Tag zu erhalten und zu vermehren gewusst hat. T. HERBERSTEIN ALS SCHRIFTSTELLER. Wenn Herberstein bis jetzt als Krieger , Staatsmann und Mensch sich unsere Theilnahme ynd Achtung erwerben musste, so können die Ansprüche gewiss nicht geringer seyn, die er auf unsere 'Bewunderung hat, wenn wir ihn als Schriftsteller betrachten. Durch Erziehung, Beobachtungsgeist und Weltkennt-niss vorgebildet, benutzte er die seltene Gelegenheit, ein damals so völlig unbekanntes Reich, wie Russland, unter den günstigsten Verhältnissen zweimal bereisen zu können, zur Einsammlung von Materialien , deren spätere Zusammenstellung ihm einen ausgezeichneten Rang unter den klassischen Schriftstellern über Russland gesichert hat. Aber nicht bloss in seinem grossen Reisewerne, auch ia verschiedenen Aufsätzen über sein eigenes Leben, und in andern wenn gieifch weniger bedeutenden] Schriften, hat er sich als einen höchst gebildeten Mann und achtungswerthen Menschen gezeigt; diess war das Urtheil seiner Zeitgenossen, und aller, die sie genauer zu kennen Gelegenheit gehabt haben, das hoffentlich dieser letzte Abschnitt der gegenwärtigen Schrift auch bey unsern Lesern hinreichend bestätigen wird. Bey der Aufzahlung der Herberstein-sehen Schriften nenne ich zuerst die zwey Hauptwerke; bey den übrigen werde ich so viel wie möglich die chronologische Ordnung beobachten, obgleich hie und da die eigentliche Zeit ihrer Abfassung und Erscheinung nur ungefähr wird bestimmt werden können. I Mein Sigmunden Freyherrn zu Herberstain, ]Neyperg und Guttenhag, Baittung3- und Antzaigen meines Lebens und Wesens wie hernach volgt. 3. Rnittung, nach einem österreichischen Provinzialismus, Rechenschaft, mitten, rechnen. Her- Dieser zur Geschichte H's vorzüglich merkwürdge und bey dem vorliegenden Werkchen besonders benutzte Aufsatz ist erst vor zwölf Jahren aus der zum Theil eigenhändigen Handschrift des Verfassers bekannt gemacht worden. Er erschien nehmlich zuerst in Mart. Georg Kovachicji Sammlung Meiner noch ungedruckter Stücke, in welchen gleichzeitige Schriftsteller einzelne Abschnitte der ungarischen Geschichte aufgezeichnet haben. Erster Band.ii Ofen, mit Univer-sitäts - Schriften. 18o5. 8. 5- und befindet sich daselbst S. in — 287. Der gelehrte und um die Geschichte und Litera- berstein sagY in seiner deutschen Moscovia „vom „Anfange der Welt 7,11 mittendaher die Raitt-kammer, die Bechenkaminer. L. Mehr als dieser erste Band ist von der nütz-liehen Sammlung bis jetzt nicht erschienen . und dieser scheint über Ungerns Gränzen hinaus wenig bekannt geworden zu seyn. 5. Ich verdanke die Kenntniss dieses Werkes der vortrefflichen Bibliothek des Herrn Beichs-Kanzlers Grafen von Romänzoff und seine Benutzung der ausgezeichneten Güte ihres Besitzers. tur Ungerns so vielfach verdiente Herausgeher fand diese von ihm zum er-stenmale bekannt gemachte Schrift in einer Handschrift der Szechenysch - Un-grischen Landesbibliothek, und giebt davon in der Einleitung S. xlv. folgende Nachricht. „Der Codex ist in Quartfor-,,mat mit fetter Schrift geschrieben, worein sich zwischen den Zeilen, auf dem „Piande, und zu Ende der Seiten Zusätze „von eigener Hand des Verfassers häu-„fig darstellen, und folglich für eine „eigenhändige Abschrift gehalten ' wer-,,den kann, obwohl ich mir nicht getraue zu behaupten, dass die Haupt-„Schrift von der Hand des Herberstein's „wäre, es sey denn, dass sie in seinen „jungem Lebensjahren geschrieben wäre, „und er den Text schon im Alter er-„gänzt hätte. Dieser Codex war einst „in der Augustiner Klosterbibliothck zu „Lockenhaus (Loka) in der Eisenburger ,,Gespanschaft, wohin er vermuthlich aus „der Bibliothek des berühmten Grafen „und ungrisclien Reichs Palatin Thomas „von Nadasd nebst vielen übrigen und ,,vielleicht den meisten herbersteinischen ,,Handschriften gekommen sejn mag," Herberstein's Leben ist in diesem Aufsatze nur bis zum Jahre i545 fortgeführt; er schliesst ihn mit seiner Zurückkunft von Krakau, wohin er das Heurathsgut der Königin Elisabeth gebracht hatte. In spätem Aufsätzen hat H. den Bericht von seinen Handlungen und Reisen bis i55g fortgesetzt, sie" übertreffen also den hier erwähnten an Vollständigkeit; dagegen ist dieser aber sehr viel ausfuhrlicher, und liefei't mit grosser Umständlichkeit eine Menge Angaben, die für die Geschichte, die Erdbeschreibung, und für die Sitten- und Mensclienkennt-niss sehr wichtig sind, II. Rerum Moscoviticarum Commen-tarii. Dasjenige Werk , wodurch sich H. eigentlich unsterblich gemacht hat. Er wollte in demselben der Welt alles mittheilen, was er in den günstigsten Verhältnissen durch eigene Beobachtungen und durch Belehrung unterrichteter Eingebornen, so wie durch Benutzung ungedruckter Jahrbücher über ein Reich gesammelt hatte, von dem bis auf seine Zeit das übrige Europa nur höchst unvollkommen unterrichtet war, und seine Arbeit befriedigte so vollkommen die all gemein davon gehegte Erwartung, dass sie einige Jahre nach ihrer Erscheinung schon neu aufgelegt werden musste, und nun in kurzer Zeit eine Reihe von Ausgaben und mehrere Uebersetzungen erlebte. Vor Herbersteinen waren nur wenige Werke über Russland erschienen; er ^selbst nennt in der Vorrede des seinigen die Schriften des Nicolaus Cusanus, 6- G. Eigentlich Nicolaus Krebs aus Kuse, einem kleinen Dorfe an der Mosel im Trierischen , der Sohn sehr armer Eltern, der 1469 als Cardinal in Italien starb. Meiners sagt in s. Vergl. d. alt. und neuern Russl. S. 7 , es finde sich in Cusanus Werken (Paris 1513, 3 Yol. fol.) nichts über Russland. Da er indessen von dem Pabste Eugen IV. gebraucht wurde, um an einer Vereinigung der griechischen mit der römischen Kirche zu arbeiten , und deswegen auch eine Reise nach Con-stantinopel machte, auf der er vielleicht gar Russland berührte, so hat H. wahrscheinlich seine handschriftlichen Nachrichten über die Verfassung der griechischen Kirche gemeint. Vielleicht kannte er aber auch die Tabula von Cusanus, zu welcher Münster eine Erklärung schrieb. (In Schar-dii Script. Rcr. Germ. T. I. p. 4^7•) 3^5 Johannes Fahri, 7• Antonius Wied, 8-und unter denen, die nur gelegentlich in ihren Schriften von Russland gehandelt haben, Olaus Gothus, Matthäus Mechovita, Albertus Campen- •j. S. über ihn oben S. i5i. Häufig wird er Faber genannt, selbst von Denis, z. B. Wien's Buchdr. Gesch. S. 354 ui a- a> O. Herberstein nennt ihn in der Vorrede seiner Commentarien richtig Fabri. 8. Herberstein nennt ihn hier zwar Bied, woraus der sehr unkritische Sellins in s. Sched. litter. Bild gemacht hat, und dabey H'n als Gewährsmann anführt. Es ist aber Anton Wied gemeint, von dem es in Pantaleon's deutscher Uebersetzung der Commentarien S. CCVI. heisst • „Es schreibt auch ,,Antonius Wied auss der Litlhauw also von der „Moscouiter land.'v Nie. PVitsen führt auch von ihm eine russische Karle von i555-an. S. 31 aller's Samml. russ. Gesch. VI S. i. 9. Der Erzbischof von Upsala, Olaus Magnus, in seinem bekannten Werke: Historia de gentibus • septentrionalibus. 1. Matthäus von Michow, Canonicus von Krakau, ■)• i532 , war im Anfange des ißten Jahrh. selbst in Russland gewesen, und schrieb: Descri-ptio Sarmatiarum, Cracoviae i5ai. 5. Sein Werk befindet sich auch in den Script. Her. Moscov. sis, a- uncl Sebastian Münster. 3- Die frühem Reisen des Messer JosafaBarbaro aL la Tanna (nach der Krim, 14^6 —. i45a) und des M. Ambrosio Contarini, venezianischen Gesandten an den persischen Hof, i485 — 1487 4- konnte H. noch nicht kennen, weil sie erst nach der Herausgahe seines Werkes gedruckt wurden,5- Alle diese Werke waren indessen unzuverlässig und mangelhaft, und mussten durch H's Arbeit durchaus verdunkelt werden. p, 206 und in Pistorii Script. Rer. Polon. T. I. p. 121, 2. Alberto Campense Lettera intomo le Cose di Moscovia al beatissimo padre demente VII. Beym Ramusio Raccolta di Viaggi Vol. II. fol. 1 26. ff Er spricht Von einer Gesandtschaft, welche der Grossfürst • zwischen 1480 — i485 nach Rom geschickt habe, um eine Annäherung zwischen der griechischen und römischen Kirche zu versuchen. 3. In seiner bekannten Cosmographie. 4. Beide in der Raccolta di Ramusio ol. II. fol. 92. ff. 5. S. über eine andere merkwürdige Reise nach Russland aus dieser Zeit die Beilage No. XV. A. AUS G/iBE If. i. Die erste Ausgabe der Commen-tarieil erschien zu Wien6- höchst wahrscheinlich im Jahre i549 unter folgendem Titel: Rerum MoScoviticarum Com-mentarii. In his Commentariis sparsim contenta habebis , candide lector, Russiae et quae nunc ejus Metropolis, Moscoviae brevissimam descriptionem. De religio-ne quo que varia inserta sunt: et que nostra cum religione non conveniunt. Cho-rographiam denique totius imperii Mos-cici: et vicinorum quorundam mentionem. Quis denique modus excipiendi et irac-tandi orator es: disseritur. Itineraria quo-que duo in Moscoviam sunt adjuncta. Folio. Diese Ausgabe ist höchst selten geworden und vielen sehr fleissigen Litte-iatoren völlig unbekannt geblieben. Selbst Denis, der an der Quelle der Wiener ersten Drucke und an der Spitze eines der berühmtesten Bücherschätze Europens lebte, hatte sie nie gesehen, und 6. S. über diese seltene Ausgabe: Wien's Buchdruckergeschichte bis MDLX. von Michael Denis. Wien 1782. 4- S. 656. Gewöhnlch -wird die von Basel i55i bey Oporin für die erste gehalten. konnte, am unten angeführten Orte, nur nach Gesners Bibliothek6 folgende Beschreibung davon geben:" Seite 2 das „herbersteinsche Wapen, und die Zuschrift an den röm. KönigJerdinand unterschrieben: Yiennae Austriae prima „Marti j M. D. XLIX. Dann folgt ein Her-,,bersteinen von einem unbekannten Ver-,,fasser 7- zugeschriebenes Gedicht in 57 „Hexametern, mit der Aufschrift: D. N. „S. Sigisniundo libero Baroni in Herber-„stain etc. worin er selbst sein Leben ,,erzählt und an dessen Ende steht: Au-,,no a christo nato. M. D. xliii. Dann „folgt die Karte von Moscau, oben: Mos-„covia/Sigismund! liberi Baronis u. s. w. „M. D. xlix. Etwas unterhalb: Hanc „tabulam absolvit Aug, Hiersvogel 7. Bibliotheea universalis s. Catalogus omnium scriptorum locupletissimus in lingua lalina, graeca et hebraica extantium et non extantium, veterum et recentiorum ad A. C. 1545 doctorum et indoc-torum, excusorum et in bibliothecis latentium, au-ctore Conrado Gesnero. 8. Wahrscheinlich der oben bey den Soteriis genannte Johannes Rosinus. g. Augustin Hirschvogel war ein bekannter Nürnberger Künstler. S. ,JDoppclmayer's Nachr. von Nürnb. Künstl. S. 156 und 199, wo dieser Karte aber nicht erwähnt wird. „Yiennae Aust. cum gra. et priv. imper. „Hierauf erscheint der russische Gross-,,fürst sitzend abgebildet mit 5 Hexametern darüber. Endlich Moscovia Si-,,gismundi liberi Baronis in Herber-,,stain etc." Dass übrigens das angegebene Jahr wirklich die Zeit der ersten Erscheinung dieses Werkes gewesen, erhellet aus H's eigener Angabe. Er sagt nehmlich in den lateinischen Notizen von seinem Leben3-: ,,MDLIX. Historiam „Moscottiae stilo simplici congessi, ean-,,demque Typis excudi curaui;if und in der Vorrede seiner deutschen Moscovia heisst es: ,.hab ich des alles — Lateinisch geschrieben, vnd also in druckh ,,komen, — auch pald (r55o) durch et- 1. Wahrscheinlich folgende in den spätem Ausgaben befindliche: Russorum Rex et Dominus sura, iure paterni Sanguinis, imperii titulos a nemine, quauis Mercatus prece , vel precio: nec legibus vliis Subctttus alterius, sed Christo credulus vni, Eniendicatos aliis aspernor honores. 2. Die zuerst zu Wien 1558 unter dem Titel Gra- tete posteritati etc. erschienen, und wovon weiter unten die Rede seyn wird. „liehe in das Wällisch gleichermassen „in den druckh gebracht." Hr. von Kopitar in Wien, desseix bekannter Gefälligkeit ich mehrere Iii eher gehörige Nachrichten verdanke, bemerkt bey dieser Ausgabe noch, dass die kai-serl. Hofbibliothek das in Taft gebundene Dedications-Exemplar derselben besitze, und dass das Wex^k ixi zwey Abtheilungen zerfalle, i. Moscoviae descrip-tio und Itinerarium, signirt A — C. fol. I. — XII, und drey Seitexi Druckfehler, 3. Chorographia, signirt A — G, fol. I. ■— XXXVII. Ausser der schon angefixhr-ten Karte befhiden sich noch dabey zwey Blatt rassische Trachten und ein Blatt, den rassischen Zarexi vox-stellend, von Aug. Hirsfogel, Eixx Umstand scheint hier indessen noch dunkel zu bleiben. Loretus Glare-anus sagt nebmlich in seinen Anmerkungen zuxn achten Buche des Q. Curtius, 3- 3. Herberstein hat diese Stelle mehrmals abdrucken lassen, unter andern in den oben angeführten Soteriis p. I. 3. indem er von den Scythen ünd Sarma-ten spricht: „de quibns regionibus no-,,stra aetate inclytus ille vir D. Sigis-,,mündus in Herberstain etc. duo iusta ,,Volumina edidit." Diese Angabe ist mir durchaus unverständlich, da so wohl die Wiener als die erste Baseler Ausgabe , die Loretus nür kennen konnte, nicht mehr als einen Band ausmachen, er miisste denn die beiden Ausgaben Unter diesen zwey Volumen verstehn. Zwey Jahre nachher erschien ein verbesserter Abdruck zu Basel unter folgendem Titel: Kerum Moscouiticarum sD Commentarij Sigismundi Liberi Baronis in Herberstain, Neyperg et Gueitenhag. In his commentariis spafsim contentd habebis Candide Lector, Russiae,. et quae nunc eius Metropolis est, Moscoviae, bre-uissimam descriptionem. De religione quoque uaria inserta sunt, et quae riostra Cum religione non conueniunt. Choro-graphiam denique totius imperij Moscici, et uicinorum quo rund am mentionem. Quis denique modus excipiendi et trac-tandi Oratores , disseritur. Itineraria quoque duo in Moscouiam, sunt adiuncta. Accessit eliam locuples verum et uerho-rum in his memorabilium Index, äasileae. Per Joannem Oporinum s. a. (i55i) fol. 175 Seiten und 3 Blatt Index. Ueber die Veranlassung zu diesem neuen Abdrucke giebt ein Schreiben des berühmten Historiographen PF off gang Lazius an Oporin, Viennae die festo Inuocavit i55 1, welches sich auf der andern Seite des Titelblattes befindet. Er sagt darin, da er seinem Verleger zu der bevorstehenden Messe nichts von seiner eigenen Arbeit schicken könne* so sende er ihm „Comnientarios rerum Moscouiticarum a ,,longo nobilissimo viro, doctissimoque ,,lieroe D. Sigismunde L. B. ab Herber-,,stain etc. concinnatos." Und nach einigen Zeilen zu H's Lobe fahrt er fort: „Fuere quidem obiter hi apud nos excu-,,si (ut sunt apud nos chalcographi) sed ,,adeo corrupte, adeoque absurdis typis, „uti uides , ut ni tua industria accedat, „opus meliercule memorabile iniuriam „patiatur/' In einer Nachschrift sagt er noch: ,,De praerogativa 4- uti tu sta- 4- Das Honorar? ,tues, res certa erit: eo enim loco is ,yir est. Sed cupit insignia sua sub fi-,,nem, et Chorograpbiam a frontispicio ,,operis collocari: quae tu sumptu tuo ,,curabis sculpi." Bey dem in der Wiener Hofbibliothek beilud Ii eben Exemplar ist die grössere Karte von i5/\g und das Herbei-steinische Wapeii auch wirklich vorhanden, auch steht auf dem vorletzten Blatte das Druckjahr: Basileae ex of-ficina Joannis Oporini i55i, mense Ju-lio. Alles dieses fehlt in dem Exemplare der hiesigen kaiserlichen Bibliothek. Der Inhalt dieser Ausgabe ist folgender: a. Zuschrift an Ferdinanden, Yien-nae prima Martij M. D. LIX. b. Zwey Blatt Gedichte an Herbersteinen von Joh. Rosi/,us, Joh. Ludov. Brassicanus, Joh. Alex. Brassica/ms, Georg. Logus und Georg. Wernerus. c. Ein Holzschnitt^ den russischen Zaren sitzend vorstellend, über demselben die oben angeführten fünf Hexameter. d. Ad lectorem. Moscouiam mihi descripturo etc. e. Pag- 3., Herum Moscouilicarnm Commentarii. f. Pag. 62. Nunc chorographiam Principatus et dominij Magni Dueis Mos-coviae aggrediar etc. g. Pag. 124. De modo Excipiendi et tractandi Oratores. Ii. Pag. 142. Itinera in Moscouiam. Das H'sclie Werk endigt S. 1^7. Dann folgt von S. 158 — 175: Paulus Jovius de Legatione Basilij Magni Principis Moscouiae, ad dementem VIT. Liber etc. Auf der letzten Seite befindet sich das Druckerey - Zeichen: Arion, der auf einem Delphin stehend die Harfe spielt, 5. ]Naeh fünf Jahren war schon wieder eine neue Ausgabe nöthig, und diese erschien von dem Verfa-sser selbst vermehrt und verbessert unter folgendem Titel: Berum Moscoviticarum Commentarii Sigismundi Liberi Baronis in Herber stain, Neyperg et Guettenhag: Rus-siae, et quae nunc eius metropolis est, Moscoi'iae, breuissima descriptio. Cho-rographiä denique totius imperij Moscici, et uicinorum quorundam mentio. De reli- giove qüoque itaria inserta sunt, et quae nostra cum religione non conueniunt. Quis dcnique modus excipiendi et tractandi O rat ores, disseritur. Itineraria quoque duo in Moscouiam, sunt adiuncta. Ad hacc, non solum nouae aliquot Tabulae, sed multa etiam alia nunc demum ab ipso auctore adjecta sunt : quae, si cui cum, prima editione conferre lib eat, facile de-prehendet. Cum Caes. et Regiae Maiest. gratia et priuilegio ad decennium. Basi-leae. Per Joannem Oporinum, s.a. (i556) fol. 2o5 Seilen unci 16 S. Index. Gleich hinter dem Titelblatte steht die Zueignung Oporin's an D. Daniel Mauchius, der sich während H's zweitem Aufenthalte^ in Russland auch in Moskau befunden hatte, Basileae Calendis Julii i556 unterschrieben, worin er sagt: dass er ihm endlich die ,,toties efflagi-,,tatam tantoque iam tempore expecta-,,tam Moscouiam" schicke, und zwar in einer Ausgabe ,,longe aliam, quam prio-,,re editione in publicum prodierat: „plurimis nempe non solum Chorogra-,,phijs, atque alijs Tabulis, sed et rerum ,,scitu dignissimarum descriptionibus pas-,,sim de nouo insertis locupletatam." Diese Ausgabe enthält: a. H's Zuschrift an Ferdinanden. b. Ferdinand's Auftrag an H'n, Augsburg r Febr. i5a6, auf Religion etc. der Russen aufmerksam zu seyn. c. 3 Seiten Gedichte auf H'n, wie bey der Ausgabe von i55i. d. Stelle aus 'Henricus Loretus (s. oben S. 3ai), wo auch schon die duo justa volumina des H'schen Werkes erwähnt werden. e. Die Abbildung des Zars, genau wie in der Ausg. von i55i. f. Ad lectorem. Wörtlich wie in der ersten Ausgabe, ohne 'der Zusätze zu erwähn« n. g. Karte von Russland mit der Ue-berschrift: Moscouia Sigismundi Liberi Baronis in Herberstain. Designatae syl-uae non carent suis incolis. Als Einfassung, oben, H's verschiedene Arten zu reisen, an den Seiten Waffen, unten der Bisons und Urus. h. Karte. Moscouia Sigismundi L. B. in Herberstain etc. Anno MDXLIX. Unten links in der Ecke das alte einfache H'sche Wapen. t 327 ~i. Plan von Moskau. Uebersehrift: ,,Moscouia, quatenus inoenibus includi-,,tur, arx vocatur: extra moenia ingens ,,lignearum aedium numerus, ciuitas di-„citur." Unten steht: ,,Hoc Fluuio j,eiusdern nominis nauigatur in Occam, Piha, et Caspium mare. k. Pag. x — i56. Rernm Mosco-uiticarum Commentarii. 1. Pag. in. Der Auerochse, mit der Ueberschrift: ,,Yrus sum, Polohis ,,Tur, Germanis Aurox: Ignari Bisoniis „Nomen dederunt." m. Pag. 112. Der Bisont: ,,Bisons „sum, Polonis Suber, Germanis Bisont: „Ignari, Vri nomen dederunt." n. Pag. i54. Auf der letzten halben Seite, drey bewaffnete Heiter, im Holzschnitte. . o. Pag. 155. Holischnitt, in der obern Abtheilung verschiedene Arten im Schlitten zu reisen ; in der untern ein bewaffneter Reiter mit gespanntem Bogen und einem Handpferde. p. Pag. i56. Holzschnitt, russische Wallen, Sättel, Stiefel u. s. w. q. Pag. i5y — 172. Der Bericht des Paul Jovius. r, Pag, 173. Joannes Ludovlcus Brassicanus Georgio Vuernhero. Acht Distichen. s. Pag. 174 — 176. Gedichte auf Ilerbersteinen von Sigismundus Torda Gelous Pannonius. t. Pag. 176. Sigismundus L, B, in Herb er stain Georgio Vvernhero. u. Pag. 178. De Adniirandis Hun-gariae Aquis Georgio Vvernhero authore. Herbersteinen zugeschrieben. v. Pag. 194. Gedicht an Herbersteinen, von Joann. Ludov. Brassicanus : Cui mittam breue munere poema etc. w. Pag. iq5 — 201. Phoenix, siue luclus Austria? ob Mortem Incompara-bilis Heroinae Dn. Annae Reginae etc. x. Pag. 20x. Legationes D. Sigism, L. B. in Herberstain. Sechs Distichen von J. L. Brassicanus. y. Pag- 202 — 2o5. Colloqixium Sigjsmundi et Mortis. In Hexametern. z. Pag. ao3. Geschlechtstafel des Hauses Oesterreich. Ein grosses Blatt mit der Ueberschrift: ,,Radices, cjuae ,,Carolxixn et Ferdinandum Caesares cum „liberis germinarunt feliciter, debita „huic domui fxde et diligentia Sigismun- ,,dus Liber Baro in Herberstein, Ney-,,perg et Guetenhag, Fisci Austriaci Prae-,,fectus, eongessit: Anno i553." Am Schlüsse steht: ,,Doctori Joanni Ludo-„uieo Brassicano, compatri suo. Hunc ,»tibi arborem ex opacis Moscouiae, Li-,,thnaniae et Poloniae syluis offero: ut ,,fructns, quos Christiano orbi pi-otulerit, ,,tu in lucem producas/' Die letzte Seite des Werks flillt das Herbersteinsche Wapen im Holzschnitte, dann folgt der Index, an dessen Schlüsse das Druckjahr steht; Basileae ex Offi-cina Joannis Oporini Anno Salutis hu-manae M. D. LYI. tMense Augusto. Die vorzüglichsten Vermehrungen und Zusätze dieser Ausgabe bestehen in folgenden: a. S. x. Ueber den Ursprung der Russen, Erklärung ihres Namens aus dem Chaldäischen, Griechischen, Aramä-ischen, Gallischen, Umbrischen und Hebräischen. b. S. 17 — Non dubitax-unt etc. Die ganze andex-tlxalb Seiten lange Stelle über den russischen Königstitel. c. S. 24. 35. Ein Zusatz, die neuere ungrische Geschichte betreffend. Ton den Worten: ,,Quoniam autem — sed ,,nunc ad Moscos redeo." d. S. 44 — Die Geschichte des Erasmus und Nordived. Von den Worten: „Gloriantur Mosci — globo ierreo „trajectus obiit." e. S. 110. Die ganze Stelle über den Auerochsen und Bisont. f. S. 143. Die Anekdote von einem polnischen Edelmanne, der mit seinem Pferde ins Wasser stürzte, und auf eine unglaubliche Art gerettet wurde; ,.Ad-,,m $en, durch Herrn Sigmunden Freyherrn zu Herherstain , Neyperg und Guetenhag Obristen Erbcamrer, vnd öbristen Erb-truckhsessen in Kärntn, Römischer zu Hungern und Behaim Khü. May. etc. Rat, Camrer vnd Presidenten der Niederösterreichischen Camer zusamen getragen , Sambt des Moscouiter gepiet, vnd seiner anrainer beschreibung vnd anzai-gung, in weu (sie) sy glaubens halb, mit vns nit gleichhellig. TVie die' Potschaften oder Gesandten durch sy emphangen vnd gehalten werden, sambt zwayen vrtder-schidlichen Raisen in die Mosqua. Mit Rö. Khü. May. gnad vnd Priuilegien Ge-truckt zu Wienn in Osterreich) durch Michael Zimmermann in S. Anna Hoff, i55y, Mein Folio, 24 Doppelbogen, A •— Zij, ohne Seitenzahl. Das vortrefflich erhaltene Exemplar dieser seltenen von Herbersteinen selbst nach der Baseler Ausgabe von i556ver-fei "tigten und zum Druck beförderten Uebersetzung, welches ich vor mir habe, befindet sich in der Bibliothek Sr Erl. des Herrn Reichskanzlers, Grafen von Romänzoff, in welche es aus der ehemaligen an typographischen Merkwürdigkeiten so reichen Dubroivskysehen Sammlung _ gekommen ist. Es enthalt ausser dem grössern Werke noch viele andere Herbersteiniana, und scheint von unserm Herberstein selbst mit Yaterliebe zusammengetragen, und vor allen andern bekannten reich ausgestattet worden und nach seinem Tode eine Zeitlang bey seiner Familie geblieben zu sejn; wenigste^ findet sich auf dem Titelblatte der Name Max. Sigl. Frh. von Herberstein , und in der Sammlung selbst hie und da eine Familienbemerkung von einer andern Hand. Nach diesem merkwürdigen Exemplare, das die nächste Veranlassung zu dieser Schrift gegeben hat, theile ich folgende genauere Nachricht von dieser ersten deutschen Ueber-setzung dts Herbersteinsehen Werkes mit, die man oft in den grössten bibliographischen Werken vergebens sucht. Der Titel hat fünf rothgedruckte Zeilen; unmittelbar auf denselben folgt: a. Das Bildniss Siegmunds von Herberstein, sehr gut in Holz geschnitten, i547, also in seinem ein und sechzigsten Jahre verfertiget, von welchem diesem Werke eine sehr wohlgerathene Nachbildung vorgesetzt ist. Es führt die Ueberschrift: Sexaginta annos fveram iam natvs et vnvm Effigies similis cum fvit ista mihi. Die Umschrift lautet: Sigmvnd Frei' her zv Herberstain Neiperg vnd Gueten-hag. 1547. b. Die oben S. 318 bey der ersten Ausgabe des lateinischen Originals er- wähnte Hirschvogelsche Karte in Querfolio, von welcher ihrer grossen Seltenheit un-d Merkwürdigkeit wegen diesem Werke ebenfalls eine Kopie beigefügt ist, welche zugleich als der erste hiesigp lithographische Versuch dieser Art angesehen werden kann, c. Die Karte von Russland in Holzschnitt, mit der Aufschrift: Moscouia Sigmunds Frejherrns zu Herberstain, Neyperg ynd Guetenhag etc., verteutscht Anno i557. Mit einer Einfassung, welche oben die verschiedenen Fahrzeuge deren sich H. auf seinen Reisen bedient, an den Seiten russische . Waffen, und unten das Bild des stehenden russischen Zars, die Abbildung des Urus und Bi-sonts, und zwischen! beiden das kleine Wapen des Verlegers darstellt. In der Ecke links sieht man das frühere Her-bersteinische Wapen. Die Karte ist im Ganzen besser gearbeitet, als die bey den Baseler lateinischen Ausgaben befindlichen, und mehr mit Abbildungen von Städten, Wäldern und Thieren ausgefüllt, Die aurea anus des Originals (30JL0maH 6a6a) heisst hier: die güldene vetl; meotis palus: das gemäss Meotis; Mare Caspium: das Caspiss oder Hirca-nisch Mör; die Insula Oxilia: Osl; Joan-nis Lacus: Hansen See u. s. w. Unten steht: Gedruckt zu Wienn in Osterreich durch Michael Zimmermann in S. Annen Hof. d. Der Grundriss von Moskau, genau wie in der lateinischen Ausgabe, jnit der Ueberschrift: Mosqua so vil mit der Maur eingefangen, Ist das Schlos genetzt , ausserhalb ist die Stad gross vnd weit, mit Hültzen heusern. Unten steht: Nach dem Fluss auch Mosqua genennt, Schifft man auch mit Segeln in die Occa, dann in die Wolga, vnd das Mör Caspium oder Hircanum. e. H's Vorbericht an den Leser. Sigmund Freyherr zu Herberstain etc. wünscht den guetti^cn Leser glückh und hayl. Hier sagt er: „auf etlicher freundt „ersuechen sey er bewegt worden, den i,gemeinen Teütschen, die nit Latein ,,khünen, vnd doch begierig sein, dergleichen Sachen ainen grundt zu wissen , in Teutsche sprach zu brin-„gen." Und am Schlüsse heisst es: „Vnd hat gleichwol dise arbait mir ne-„ben meinem taglichen Dienst vnd alter, „des ich nun in ainem vnd sibentzigi-„sten Jar bin etwas mühe, aber aller ,,maist die beschwernuss zuuerteutschen ,,geben, weil ich meiner täglichen diensls „halben, so mir vertraut, nit bequeme „zeit gehaben miigen, o fit er zu ersehen, „damit das alles besser geteutscht vnd „zierlicher gestelt wär worden." f. Die Abbildung des russischen Zars auf einem Throne unter freiem Himmel sitzend, neben ihm das Moskauische Wapen und unten auf einem Steine die Jahrszahl i556, mit folgender Uebersclirift: Ich hin der Reissen Herr vnd Khiinig Meines Andlichen Erhs benuegig Hafy/Von nyembt nichts erbetn noch gekhaufft Bin in namen Gottes ain Christ getaufl't. g. Ein Holzschnitt: Ein Moscowiti-scher Reiter im Panzerhemde mit gespanntem Bogen von hinten zu sehen, neben ihm ein gesatteltes Handpferd. Die Uebersclirift sagt: Der Moscouiter Rüstigwg zum tail bedeutet. h. Das vollständige Herbersteinische Wapen. i. Sechs sauber gearbeitete und, bis auf den dritten schwarz gebliebenen, gut illuminirte Holzschnitte, welche Herbersteinen in verschiedenen bey feierlichen Gelegenheiten erhaltenen und getragenen Kleidern vorstellen, und bereits oben S. 54. 95. 171, 2o5. 205. und 268. genauer beschrieben worden sind. k. Der Stammbaum des österreichischen Hauses, welcher weiter unten umständlicher wird erwähnet werden, 1. Ein Blatt, H's Reisen und die von ihm besuchten Fürsten darstellend, mit der Inschrift: Siegmund etc. den vierten Kajser erlebt u. s. w. von welchem späterhin die Rede seyn "wird. in. Zwey Blatt, auf deren vier Seiten die oben S. 14 und 25 beschriebenen Vorfalle aus Fl's Leben in sehr guten Holzschnitten dargestellt sind. n. Nun folget von dem Bogen B. an das Werk selbst. Der Anfang ist: Mos-qua wirdet Teütsch, auch Reissisch gleich, aber auf Latein Moscouia genant u. s. w. o, Seite Piv. und Q. die verkleinerten Abbildungen des Auerochsen und Bisont; ersterer mit der Ueberschrift : Die gemain nent den Auroxen, ich aber den Bisont; letzterer: Die gemain nent den Bisont, ich aber den Aurox. p, Drey Holzschnitte, von denen der erste die verschiedenen Arten im Winter zu reisen, der zweite Waffen und Sattel, und der dritte drey russische völlig bewaffnete Heiter vorstellt. q. Das Wapen des Verlegers Michael Zimmermann. r. Das Druekfehlerverzeichniss nach den Bogen, mit der Aufschrift: Etliche wordt vnd Buchstaben zu endern. Viey Seiten. Von dem Style der deutschen Bearbeitung sind im Laufe dieses Werkes häufig Proben gegeben worden; er zeigt, dass H. die lateinische Sprache viel rei^ her und zierlicher schrieb, als seine damals noch so wenig gebildete Mutter* Sprache, und sein Ausdruck ist voller alter, heut zu Tage zum Theil unverständlicher Provinzialismen. Doch fehlt es ihm auf der andern Seite nicht an Nachdruck und runder Kürze, wovon ebenfalls Beispiele gegeben worden sind. Die Uebersetzune; selbst ist durchaus nicht wörtlich, wie diess bey einem so geistreichen Schriftsteller, der sich selbst ubersetzt, wohl zu erwarten war, doch ist sie hin und wieder abgekürzt, dn andern Stellen erweitert wurden, indessen scheint in der Hauptsache weder etwas ausgelassen, noch etwas Wesentliches neu hinzugekommen zu seyn. Zur besseren Beurtheilung dieser Uebertragung setze ich folgende Stelle mit dem danebenstehenden Originale her. Smolerisko dein, 18 tüiliar. perueni. abinde duabus noctibus ibi sub dio in tnagnis niuibtis quieuimus: ubi ab de-ductoribus meis laute ac honorifice tractabar, et Strato in longum aliquan-to altius foeno , cortici-bus arborum super impo-sitis, stratisque linteis, áttraetis more Turtíanim seu Tartarorum pedibus mensae accuuibentesj ei-bum capiebamus, biben-doque aliquanto largius coenam producebamus. Altera nocte ueneramus ad quendam fluuium, mi nime tum quidem conge-latum: sed post medium noctis, ob infestum fri-gus usque adeo concre- Von Smolehsco bin ich gar ehrlichen vnd mit vil Pherden hintztan dieGra-nitzen z\vo tagraisz be-glaidt worden, dieselben zwo nacht in grosser khel-ten vnd Schnee vndter dem Himel gehaust, in der ersten tagraisbin ich abents zu gast gehalten, Sy machten von Hey ain höhe naclj der lenge wie ain hoher Pifanckh , darüber legten sy rintlen von Pa-men, vnd zugen das Tischtuch darüber, neben denen sassen wir aufbaiden seitten auf der Erden, mit eingezognen Fuessen wie die Türckhen, vnd Tatern , gewirtet mich gar wol, vnd gab meer zu trinckhen dan mir gelieb- ium . ut per glaciem plus quam decem onusta et-iam uehicula traducía sint equi uero alio loco, quo celerius maioreque .Ímpetu decurrebat fluuius, compulsi, fracta glacie transibant. Eo loco duo-decim a Smolensko mi-liaribus relictis deducto- te, die ander nacht kha-nlen wir an ain Pach, der gab die Granitz, war nit gefroren, als ich auch mein diener ainen mit zwayen hunden die mir derGrossfürst-geben hette, durch den Pach furaus geschickht hab, aber in derselben nacht vberfroer ribus, in Lithvaniam pro- dermassen , das ich meine fectus sum etc. schwere Schlitten auch des Moscouiter der mit mir wider zu dem Khaiser geschickt war, seine Schlitten über das Eyss brachten , gleichwol nur mit den dienern pald damit vberloffen , die Pherdt tri-ben wir an ainer Klingen da der pach resch ranne, vnd nit gar vberfrorn was, vber, daher raet man von SmOlensco zwelf meyl, und daselhsten klierten die Glaitsleut der in zWay hundert Pherd waren wider zu ruckh , vnd bin noch acht meyl in dem Lithischen geraist u. s. w. Die Abteilungen der Uebersetzung sind die nehndicben wie im Originale; einige also; derselben lauten im 35* Deutschen P. 19. Modus inaugu-randi Principes. P. 21. Institutiones Magni Ducis iam inau-gurati. P. 27. Religio. P. 33. Sequuntur Cano-nes cuiusdam Joannis Me-tropolitae, qui dicitur Propheta, quos raptim lit potui adsequi, adiun-gere uolui. P. 34. Sequuntur Quae-stiones Cyrilli cuiusdam, ad Episcopum Niphon-tem Nouuogardiensem. P. 52. Sequuntur Or-dinaliones a Joanne Ba-silij Magno Duce, Anno Mundi 7006 factae. P. 57. De ingressu in alterius domum. P. fio. Nunc "Choro-graphiam Principatus et Bl. Dij. Wie die Gross-fürslen ein gesetzt werden vnd sonderlich der Demeter des Hannsen Sun ein gesetzt ist worden. Bl. Diij. Die vnndter-weisung dem Neüen Grossfürsten fiiergehalten, Bl. E. Von der Beligion oder Gaistligkhait. Bl. Fiij. Hernach vollen etliche gesetz des Hansen Metropolit den man ain Propheten nennt, souil ich in eyl bekhumen miigen. Bl. Fiv. Etliche Frag-stugkji aines Cirili zu dem Niphonte Bischoue zu Neugartten. Bl. Iij. Des Grossfur-sten Hannsn Basily Sun Ordnungen vnd gesatz im 7006 Jar. Bl. Iiij. Wie die aneinander emphahen wann ai-11er zu dem andern in das Hauss khumbt. Bl. K. Hernach volgt die Beschreibung' der Für- dominij magni DucisMos-Couuiaé aggrediar, púnelo in Moscouuia princi-pali ciuitate constituto: ex qua progressus , cir-cuiniacentes atque cele-briores duntaxat princi-patus describam. Etenim in tanta uastitate , pro-uinciarum omnium nomina indagare non potui. Qua re eiuilatum, flumi-iium, montium quorun-dariique locorum eelebri-um nominibus contentus sit Lector. P. 120. De modo e*_ Cipiendi et tractandi orá-tores etc. stenthüiner vnd Herrschaften des Grossfürsten in der Mosqua, und am ersten von der Mosqua, daruon ich alsdann ausgee auf die an-sehenlichiste und namhaff-tigiste Fürstenthiimer , so uil ich der gründtlichen erfragen vnd erhalten hab miigen. Darumbt -frirdt der Leser an denselben auch der Stet, Flüss vnd Gepürg benügt seih. Bl. Bij. Welchéí- mas-sen die Pottschafftfen em-phangen vnd gehalten Verden u. s. w. Diese Uebersetzung ist, wenn auch nicht so selten, wie die erste Ausgabe des Originals, doch ebenfalls schwer zu finden, daher auch noch nirgends, so viel ich weiss, zwischen ihr und der spätem Pantaleonschen Verdeutschung eine Vergleichung angestellt worden ist. Bey dem Exemplare der Windbagen-schen Bibliothek in Wien, welches Denis (Wiens Buchdruckergeschicht S. 54o.) beschreibt , sind die hier unter f. g. h. m. angeführten Holzschnitte sauber illu-minirt; dahingegen fehlen bcy aemselben die hier im Romänzofl'schen Exemplare befindlichen Stücke: a. Herberstein's Bildniss, b. die Hirschvogelsche Karte, c. die grössere Karte, i. die sechs Abbildungen H's in den Feierkleidern, und die Blätter k. und 1. 2. Moscouiter wunderbare Historien. In welcher dess trejf'enlichen Grossen land Reiissen , sampt der hauptstatt ^Mos-cauw , vnd anderer nammhajfiigen vmllögen den Fürstenthumb vnd Stetten gelegen-heit, Religion, vnd seltzame gebreüch: Auch dess erschrockenlichen Grossjiir-sten zu Moscauiv härkommen, männliche tathen, gewalt, vTi lands Ordnung, auff das Jleyssigest ordenlichen begriffen: so alles bis här bej vns in Teütscher nation vnbekandt gewesen. Erstlich durch den wolgebornen herren Sigmunden Freyherren zu Herberstein, Neyperg und Gutenhag etc. welcher zu etlichen malen Rom. Kay. vn Künig. May. in selbigen landen Legat gewesen, Jleyssig zu latein beschriben: Jetz zu malen aber, zu 23 ehren vnd wolgefallen dem wolgehornen herren J'ohans Grauen zu Nassau* etc. durch Heinrich Pantaleon, der Frejen künsten vnd Artzney doctorn zu Basel, auf das treuwlichest verteutschet vnd in truck verfertiget: Alles gantz wunderbar, nutzlich, vnd kurtzweylig zu lesen. Mit sampt II. Pauli Jouij Moscouitischer Landen, und H. Georgen TVernhern Ungarischer wunderbaren wasseren beschreibung, auch etlichen schönen Figuren und Lands-taflen, darzu einem vollkommenen Register bezieret. Gedruckt zu Basel, Anno i563. ccxv Seiten. Folio. Am Ende steht: Getruckt zu Basel bey Niclauss Brillinger vnnd Marx Russinger. Iiier sehen wir also sechs Jahre später eine neue deutsche Uebersetzung des Herhersteinischen Werkes erscheinen, in welcher auf jene ältere durchaus keine Rücksicht genommen, ja deren von dem neuen Yerdeutscher durchaus nicht einmal erwähnt wird. So unwahrscheinlich es auch seyn mag, so muss man beinahe glauben, dass er sie gar nicht einmal gekannt habe, da er es sonst doch gewiss nicht gewagt haben würde, auf den Titel zu setzen: so alles bisher hey uns in teutseher Nation unbekannt gen e-sen. Eben so schwer zu erklären ist es , wie Herberstein, bey dessen- Leben diese neue Uebersetzune doch noch er- O schien, zu diesem offenbaren Eingriffe in seine Rechte, ja zu dieser Verletzung seiner Autor- und Uebersetzer-Ehre s 11-te geschwiegen haben, wenn die neue Uebertragung nicht mit seinem Vorwis- O O sen und seiner Billigung ans Licht getreten wäre. Kurz, dieser Umstand ist noch gar nicht aufgeklärt, und wird auch wohl, bey dem Mangel an gleichzeitigen Angaben, immer im Dunkeln bleiben. Die Hamburg, histor. Bibliothek giebt zwar an, Pantaleon habe das Werk in besser Deutsch übersetzt: „weil man die ,,Wienerische Ausgabe, die in dem al-,,ten österreichischen Dialekt geschrieben „ist, kaum verstehen kann;" allein diese Ursache ist erstens nicht gegründet, wie wir gesehen haben, und zweitens wäre sie durchaus nicht hinreichend, die so eben erhobenen Zweifel zu lösen. Auf der Kehrseite des Titelblattes sieht man den russischen Zar in einem offenen Saale sitzen; in einer Fensteröffnung steht die Jahrzahl i55i. Ueber der Abbildung liest man : Moscouiten Grossfürst. Der Reüssen Kiinig vnd herre gut Bin ich von meiner eiteren blut. Kein Tittel ich durch gelt und bitt Von niemand je erkauftet nitt. Keim herren ich gehorsam zwaar Dann Christo Gottes sun ist waar. 6- Nun folgen: a. Pantaleon's Zuschrift an den „Ffer-„ren Johansen Grauen zu Nassauw, „Catzenellenbogen, Yianden, vnnd Dietz ^etc." worin er von dein Nutzen der Geschichte im Allgemeinen spricht, und sagt: er habe diese Verdeutschung besonders unternommen , „damit die ,,hochgeborne fraw Elisabeth Grefin zu „Nassaw etc. vnd andere ehrliche Personen von weyb vnnd mannen Teüt-„scher nation, so allein der Teütschen „spraach kündig, sich in diesem buch be- 6. Vergl. Herberstein's eigene deutsche Ueber-setzung oben S. 346. „lustigen, vnnd mit nutz jhr zeyt ver-,,treiben möchten." Um die Wahl seines Originals zu rechtfertigen, ertheilt er Herbersteinen folgendes Lob: „Der „Scribent ist nit ein schlechter Mensch, „der yemant zu gefallen solliche historien „verzeychnet, oder auss hörsagen beschrieben, sonder er ist ein Wolge-,,borne, hohe verstendige, vnd verdiend-,,te Person, welcher selbs etliche maa-,,len in Römischer Keyserlicher vnnd Kü-,,niglicher Mayestat nammen abgefertiget, „ein Legat bey dem Grossfursten zu „Moscaw gewesen, da er dann in solli-j,chem staath alle jhre Sachen fleyssig „erkundiget vnd besichtiget: ja er hatt „auch noch auff heutigen lag in seinem „Indien alter an Rom. Keys. Mayestat hoff „treffenHche ehren empter zu verwalten. „Wie beschreibt er vns der Reüssen. „liamm vnnd harkommen so gar fleyssig? „Wer stellet vns der Moscouiten Reli-,,gion , lands gebreüch, vnd kriegsord-„nung also eigentlichen für die äugen? „Wie beschreibt er also ordenlich nach „rechter Geographischer art das gantz „Moscouiter land, mit allen anstössen-,den grentzen vnnd völckeren ? wie ver- ,,zeichnet er die landstraassen auss Teül-,,scher nation in Poland, Littauw, IVlos-,,cauw, ja bis zu den Tartaren, vnnd dersel-,,bigen anstöasenden landen, zu wölchen ,,bishar gar, wenig kommen. Solliches thut ,,er auch mitt besonderer bescheyden-,,heit, vnd straaffpt die vorgenden scri-„b nten, so von diesen landen geschrie-,;ben zuchtig]ichen jhres jrthums. Dess-,,halben alles dermaassen ordenlichen ,,verzeychnet, dass der Laser vermeinet, ,,er ziehe mit jm hinein, besichtige alles ,,an dess Grossfürsten lioiie, vnd ziehe ,,dann wider mit im herauss in Teütsclie ,,nation. Wolches dann uberauss lustig ,,vnnd kurtzweylig." b. Ferdinand's Auftrag an Herbersteinen, die Religion, Sitten, u. s. w. in Russ-land zu beobachten. c. Herberstein's Zuschrift aii Ferdinanden. d. Sigismundus Freyherr zu Herberstein etc. an gutwilligen Läser. e. Karte von Russland, nach der Baseler Ausgabe, mit Beibehaltung der lateinischen Namen und der Ueber-schrift: „Erste landtaiTel: in welcher das ,,gantz Moscouiter land, mit samj»t den „anstossenden völckeren, nach rechter „Geographischer art beschrieben." f. Die zweite, waldige Karte, ebenfalls lateinisch, mit der Aufschrift: ,,An-„dere Landtaffel : In welcher der Mos-„couiten gebüßt, mit sampt den weiden „vnd bergen, auch etlichen gebreuchen, „vnnd allen vmliegenden Landschaften „begriffen.'* g. Der Plan von Moskau, unter dem Titel: „Dritte taifel: In welcher die statt „Moscaüw, so für ein sclilosz gehalten, „mit sampt den vmligenden hnltzenen ,,lieüseren, so für die grosse statt ge-,,rechnet, begriffen." Unten steht: „In „diesem wasser, so auch Moscauw ge-„heissen, schiffet man in . die flüsz Ocka, „Bha oder Yolga, vnd das Caspische „meer," h. S. I. Die eigentliche wörtliche Uebersetzung des Werkes unter dem Titel: „Von der Moscouiten vnd anderer „vmliegenden völckeren gevvonheiten, „vnd namhafftigen tathen (so bisshär vn-„bekandt) warliafftige Historien etc." i. S. CXX1III. Die Abbildung des Bisont, mit der Ueberschrift: „Ich bin ..ein Bisons, so von den Polen ein Su- „her, von den Teiitschen ein Bisont oder ,,Damthier, vnd von den vnnerstendigen Jsem Aurox geheissen worden/' k. S. CXXY. Der Auerochs: „Ich „bm ein Yrus, so von den Polen ein Tur, von den Teiitschen ein Aurox, „auch bishar von den vnuerstendigen ein „Bisons genennet worden.tf 1. S. CLXXI. Setzt der Uebersetzer dem Ende des Originals noch folgendes hinzu: „Damit man aber auch augen-„scheinbarlich verstände, was die Mos-„couilen für ein rüstung oder kleydung „fürend, will ich etliche figuren harzu ,,setzen. In der ersten wird jr feldzug „vnd kriegssreyss mit sampt dem bogen ,,geschoss dargesteilet. In der anderen „wie sy in schneller eyl auff schütten über „das gefroren land farend. In der drit-„ten was sy für waffen vnd kriegssrii-„stung gemeinlich jm gebrauch habend." Nun folget nach den Abbildungen des Originals: m. Ein figur von der Moscouiten ernstlichen Feldzug, kriegssrüstung, vnd mancherley geschoss. n. Figur von der Mittnächtischen völckeren schlittenfarung. o. Figur von der Moscouiten ge-sattleten p(erden. p. Ein Figur von der Moscouiten maneherley waaffen vnnd Kriegssrüstun-gen. q. Des ehrwirdigen Pauli Jouij von Comen eygentliche beschreybung, von Basilij des Grossfürsten in Moscauw Legation vnd bottschafft, so er Bapst Cle-menti dess nammens dem sibenden zu-geschicket, u. s. w. r. Herberstein's Schreiben an Georg Wernher. s. S. CXC11I. Der wunderbaren wasseren in Yngaren verzeichnuss, durch Georg Wernherr bescliriben u. s. w. 3. Im Jahre i56y erschien zu Basel eine zAveite Ausgabe dieser Uebersetzung. Der Titel ist mit der ersten gleichlautend, ausser dass die Worte: zu ehren — Graven zu Nassaus etc. weggeblieben sind, und nach den Worten Pauli Jo-vij Moscovitischer Landen hinzugesetzt ist: Vnd h. Heinrich Pantaleon Litthauwischen: Polnischen, Schwedischen, Leyjj-lendischen, Nordivegischcn, Vngarischen, Türckischen, vnd Tartarischen volcke- ren, so zu ringharum an die Moscouiter stossend. — Alles gantz wunderbar, nützlich, und kurtziveylig zu lesen. Gedruckt zu Basel Anno i56y. folio. CCXXXXVI Seiten und fünf Seiten Index. Am Ende steht: Getruckt zu Basel bey Niclauss Brillinger erben vnnd Marx Russinger. 1567. Die Zuschrift Pantaleon's ist diessmal an den Freyherrn zu Mörsperg und Be-fort gerichtet und Basel den 5 Marz 1667 unterzeichnet. Der Text ist ganz unverändert nach der ersten Ausgabe abgedruckt, sogar mit Beibehaltung der Seitenzahlen, bis S. CXCII., wo die auf dem Titel erwähnte, und einem H. Johann Ilool Comenthür S. Johanser Ordens zu Straassburg zugeschriebene Beschreibung von Litthauen u. s. w. von Heinr. Pantaleon eingeschaltet ist. S. CCXXVII. folgt dann Wemhers Beschreibung der Wasser in Ungern, womit diese Ausgabe schliesst. 4. Eine ebenfalls im Jahre i567 zu Prag erschienene Ausgabe dieser Ueber-setzung, die ich somt nirgends angeführt gefunden habe, besitzt die königl. Biblio- tliek zu Dresden. Nach der mir mitge-theilten Besehreibung ist pie mit der vorhergehenden völlig übereinstimmend. 5. Die Moscovitische Chronika, d. i. Beschreibung des Grossfürsten in der Moscou sammt dessen Ländern etc. erstlich von Paul Jovio und Sigm. Herb erstain in Latein, hernach von Pantaleon ins teutsche übersetzt. Frankfurt a. M. fulio. 6. Eine Wiederholung der ehenge-nannten Ausgabe erschien zu Frankfurt a. M. 157g. folio. 7. Noch eine Wiederholung von i5í>9 siebt Geor. Christ. Gebauer in seinem ■O Progr.de Vita, Falls et Scriptis Sigis-mundi L. B. ab Herberstein an, und beschreibt sie fulgenclerniassen: ,,Quarta (von den ihn! bekannt gewordenen deutschen Uebersetzungen) ,,est a Sigis-,,mundo FeyerabendioFrancofurti ad Moe-„num i5ö9 fol. sub titulo: Die Moscoui-,,tische Chronica edita et Georgio a Mutigster Consiliario Herbipolensi Praefecto-,,que Arnsteinensi inscripta; prioribus ,,mérito postponenda, cum, priorem Pan- „taleonis, vt reor, editionem secutus, „eiusdem de populis Moscouiae vicinis „commentarios non addiderit, et insertis ,,more suo dudum sculptis nihilque ad „rem faclentibus figuris, Czari Basilii ef-„figiem, Tabulas Geograpliicas Chorogra-„phicamque, Yri Bisontisque imagines, ,,et reliqua in vtraque Pantaleonis edi-„tione seruata ornamenta omiserit." 8. Eine sebr überraschende Erscheinung endlich ist der von Catherinen der Zweiten im Jahre I7g5 zu St. Petersburg veranstaltete neue Abdruck der Panta-leonschen Uebersetzung nach der Baseler Ausgabe von 1567, der übrigens selb st in Russland nur wenig, und im Auslande gar nicht, ja selbst nicht einmal durch eine Anzeige bekannt geworden ist. Die grosse Kaiserin hatte nehmlieh zufällig Herberstein's Werk gelesen, und dasselbe zurKenntniss und Geschichte Piusslands so wichtig und in seiner ganzen Einkleidung so merkwürdig gefunden, dass sie, auf die Nachricht von seiner Seltenheit, beschloss, es unverändert wieder abdrucken zu lassen, und durch diesen Beweis ihrer Achtung für das aus- gezeichnete Werk die Kenntniss desselben unter ihren Zeitgenossen zu erneuern. Sie trug daher dem mit ihrem wohlwollenden Zutrauen beehrten Hof-buchhändler Weitbrecht auf, einen getreuen Abdruck der ,,Moscouiter v 1111-,,derbaren Historien" zu besorgen , und der bekannte Literator Ildrtivig Ludjrig Christian B a cm eist er 7- wurde erwei hit, um über die genaue Ausführung der Unternehmung zu wachen und die Correc-tur des Abdruckes zu besorgen. Weitbrecht schritt nun rasch zur Ausführung dieses ausserordentlichen Nachdrucks, und um ihn in seinem Aeussern dem Originale so ähnlich wie möglich zumachen, wurde das feine gelbliche Papier dazu besonders in Paris bestellt. Dafür wurde aber ein anderer wichtigerer Umstand vernachlässigt: anstatt nehmlich neue, die alten genau nachahmende Lettern giessen zu lassen, begnügte man sich, die ältesten in der Druckerey vor- 7. S. über ihn Catherinens d. Gr. Verdienste um die vergl. Sprachenkunde von Fr. Adelung. St. Pet. 1815./t. S. 23 ff. handenen, die indessen gegen jene gehalten, natürlicherweise noch immer sehr modern aussehen, dazu zu nehmen. So konnte der Abdruck in weniger als einem Jahre geendiget werden, und Weilbrecht hatte nur so eben noch die Freude, das Werk seiner erhabenen Beschützerin vorlegen und ihr nun auch die baldige Beendigung der dazu gehörigen Karten und übrigen Holzschnitte ankündigen zu können, als ihr bald darauf erfolgter Tod die Vollendung desselben unterbrach. Die Exemplare, wovon ohnehin nur eine sehr .geringe Anzahl abgezogen worden war, blieben nun mehrere Jahre in den Magazinen der Drucke-rev liegen, und 1802 erfolgte der Tod des geistvollen und um die Verbreitung ausländischer Literatur in Bussland sehr verdienten Weitbrechts, von welchem sein damaliger Factor, Lissner, die ganze kleine Auflage als Vermäclitniss erhielt. Der neue Besitzer suchte das Werk nun mit nicht unbedeutenden Kosten durch Hinzufügung der Karten und andern Holzschnitte zu vollenden, womit er im Jahre 1804 zu Stande kam. Seit dieser Zeit sind nun etwa fünfzig Exemplare von ihm ausgegeben, U11(J eben so viele mögen vielleicht noch bey ihm vorräthig seyn. Auf diese Art ist der neue Abdruck bereits jetzt weit seltener, als die Ausgabe, nach weicherer veranstaltet ist, und schon gegenwärtig wird er, oft selbst ohne Karten und Holzschnitte, mit 100 Rubeln und darüber bezahlt. Ausser dem neuern, grö-fsern Papiere und der modernen Schrift ist dieser Abdruck auch besonders noch durch einen kleinen russischen Doppeladler kenntlich, der auf der Titelvignette über dein Rachen des rechts sitzenden Löwen schwarz abgedruckt ist. c. Ins Böhmisch e. Zygmunda sivobodneho Pdna z Her-bersteina Cesta do knjzetstivj Moskeivske-ho. Dieser Auszug aus dem Herber-steinschen Werke betrifft nur seine Rei~ se nach Russland und befindet sich in dem böhmischen Werke: (Frant. Fau-styn Prochäzka) Weytah z Kronyky Moz-kewske nekdu Latine od Alexandra Gwa-gnyna sepsane, potom w Cesky gazyk preložene od Matausse Hosya z YYyso- keho Meyta. Pridana gest Zygmunda z Herbersteina dwogj cesta do Mozkwy. (w Praze) 1786. 8. S. i44 — 17 Diess sind die mir bekannt gewordenen Uebersetzungen des Herbersteinschen Werkes über Russland. Merkwürdig ist es, dass ihn weder Polen, iur deren Geschichte er in jeder Hinsicht wichtig ist, noch Franzosen, Engländer und Holländer, von denen besonders die beiden letztern seit beinahe dreihundert Jahren mit Russland in Handelsverbindungen stehen, in ihre Sprache übergetragen haben. So pflanzte sich das merkwürdige Werk, das gleich bey seiner Erscheinung klassisch geworden und länger als hundert Jahre die einzige reiche Quelle zur Kenntniss von Russland war, in immer erneuerten Ausgaben drittehalb Jahrhunderte hindurch bis auf unsere Zeiten fort, und lebt noch jetzt in dem dankbaren Andenken des Freundes der Völkerkunde und der Söhne des Landes, dessen getreue Schilderung es enthält. Herberstein wurde dadurch der zweite Entdecker Russlands; er wurde es nicht bloss für das Ausland, sondern für Russland selbst, das ihm heute noch die wichtigsten Beiträge zur Renntniss seiner altern Verfassung, seiner Sitten und seiner Gebräuche verdankt. Ueberall, wo der Forscher Aufklärung über Punkte des Alterthums zum bessern Verständnisse Herbersteins sucht, da findet er diesen von russischen und fremden Schriftstellern als Quelle genannt, und noch fehlt es der Literatur Russlands an einem Werke, das die Archäologie seiner Sitten und Gebräuche gründlich darstellte , und dadurch zum belehrenden und berichtigenden Commentar des an Hülfsmitteln dazu so reichen Herber-steinschen Werkes dienen könnte; eine Unternehmung, die vielleicht selbst eines Karamsin's nicht itnwürdig wäre. 8- 8. Die $peBHHH PocciHCKaa BHBAioeHKä von Nowikojf enthält einen reichen Schatz noch lange nicht genug benulzter, herrlicher Materialien, woraus dem Auslande eine Reihe der anziehendsten Darstellungen mitgetheilt werden könnte; sie sind aber ohne. Plan in dem bändereichen Werke zerstreut, und erwarten noch einen systemati- Als Beleg des bisher in Bezug auf die Kenntniss von Russland zum Lobe des Herbersteinschen Werkes Gesagten wird eine kurze Zergliederung desselben hier um so mehr an ihrer Stelle seyn, als eine solche bisher noch nirgends gege- schen Ordner und Ergänzer. Vor einigen Jahren erschien in Charkow ein Werk, dessen Titel dem hier bemerkten Bedürfnisse abzuhelfen versprach, ich meine den Onbiml> noB&cmBOBaHiH o ,4peB-Hocmm PyCKHX-b. Hacmb nepBan. O oöbiHanx-b PocciaHii bi lacmHoä jkh3hh. Bt> apbKOBt, 1811. i56 S. 8. 4acmb Braopaa. O o6i,iiaHxi> Poc-ciHHi> bi rpa»4aHCK0Ml> Hxt cocmoHHin h npa-BHmeAbcmB'b. 1812. 2gg 3. 8. (Versuch einer Darstellung der russischen Alterthümer. Erster Theil. Von den Gebräuchen der Bussen im häuslichen Leben. Zweiter Theil. Von den Gebräuchen der Russen in ihren bürgerlichen Verhältnissen und von der Regierung.) Der Verfasser ist Herr Ga-wriil Usppnshy, Adjunkt-Professor in Charkow. Sein übrigens ganz verdienstliches Werk, in welchem ich indessen umsonst Aufklärung vieler Stellen in Herberstein gesucht habe, enthält nur eine geordnete Zusammenstellung der bereits gedruckten Materialien, wobey die \ox\Meiners, natürlicherweise nur au» ausländischen Schriftstellern geschöpfte, fergleichung des altern und neuern Russlands eine Hauptquelle gewesen zu seyn scheint. ben ist, und bier zur gerechten Anerkennung des Verdienstes seines Urhebers vorzüglich einen Platz zu verlangen scheint, Ich bringe daher die in den, theils als Abriss der* Geschichte und Geographie, theils als Tagebuch des Reisenden abgefassten Commentarien zerstreuten Gegenstande unter gewisse bestimmte Ansichten, und erlaube mir da-bey hie und da Bemerkungen, welche vielleicht glücklich genug sind, tiefergehende und erschöpfendere bey russischen Gelehrten zu veranlassen. Die Quellen, aüs welchen II. seine Materialien schöpfte, waren: seine eigene Ansicht und Erfahrung, begünstigt durch seine Verhältnisse als fremder Gesandter, die ihm das innere Leben des Hofes zu sehen erlaubten; sein Umgang mit unterrichteten Eingebornen, von denen er besonders folgende nennt, Gregor Istoma, Wlas und Dmitrij, die ihm in Moskau als Dolmetscher zugegeben waren, sämmtlich grosse Beisen in ihrem Vaterlande gemacht hatten, und von denen der erste Herbersteinen seine während "derselben gemachten Bemerkungen Schrift- lieh mittheilte; seine Bekanntschaft mit Fremden, die lange in Bussland gelebt hatten, unter welchen hier vorzüglich der schon mehrmal erwähnte, unter dem Namen des kleinen Georg's von H'n angeführte Grieche, des Grossfürsten Minister und Vertrauter, genannt werden muss;9- uml endlich eine Menge handschriftlicher Jahrbücher, von welchen H. eins unter dem Titel: literae cujusdara TVirlami, Prions Hutteniensis monaste-rii anno 7034 instituti (ed. Bas. i57i p. 28.) und in der deutschen Moscouia S. Eij. verzaichnus TVarlamy des prior Hut. tenssis anfuhrt, unter welchem wohl die Klosterchronik eines gewissen TVarlam, Igumen des Kuttainschen Klosters, >• zu verstehen ist. Aus H's Angaben erhält die Kennt-niss von Russland Aufklärung über fol- 9. H. sagt in der Einleitung zur deutschen Moscovia: „gleichwol das merer, doch nit auss aines, zehen oder zwantziger ansageil, Sünder auss viler in baiden Itaisen gleichförmig ansagen erinnert und befunden." 1. Dieses Kloster hatte eine Druckerey, au$ welcher ein CaoBapb KymaHHCKaro MoHacmwp» erschien. gende Punkte: Geschichte, Alterthümer, Beschreibung des Landes und seiner Erzeugnisse , Religion, Regierungsform , Kriegswesen, Handel, häusliches Leben, Vergnügungen. i. Geschichte. H. verbreitet sich über die ältere und neuere Geschichte des russischen Staates, und benutzt für die erstere, von Rurik an, durch Mühe und Gluck zusammengebrachte handschriftliche Jahrbücher, aus welchen hier zum erstenmale Auszüge bekannt wurden, und für die letztere die mündlichen Nachrichten gebildeter Staatsmänner. Ueber den Anfang des russischen Reichs erzählt er, nach einer damals gewiss neuen Darstellung über die Verbreitung der slavonischen Sprache, das jetzt allgemein Bekannte, erklärt sich für den skandinavischen Ursprung der Waräger, lässt aber die Russen selbst von der Donau herkommen, und erwähnt dabey, Wassilij Iwanowilsch habe es nicht ungern gesehen, wenn man sein Geschlecht von den Römern abgeleitet habe. Swä-toslaw's Heldenmuth wird schön und in kräftiger Sprache geschildert. Die neue- re Geschichte gewinnt an Reichthum, je zahlreicher die Quellen lliessen und je mehr sie sich Herberstein's Zeiten nähert. Besonders reich an einzelnen Zügen ist die Zeit von Iwan Wassilij'ewitsch dem Grossen, und Wassilij lwanowitsch, seinem nicht weniger merkwürdigen Sohne , von denen v\ ir nicht bloss eine Menge der anziehendsten Anekdoten aus ihrem Privatleben, sondern auch umständliehe Erzählungen von Schlachten, z. B. der blutigen bey Orsclia (p. i3.) und den Unterwerfungen von Räsan (p. 66.) Nowgorod (p. 74-)' Pleskow (p. 76.), Kasan (p. 91.), Smolensk (p. 70.) u. a. finden. Dass sich in diesen Erzählungen der Einfluss und die Farbe der Quellen, aus denen sie geschöpft wurden, ^zeigen musste, ist begreiflich und oben schon hie und da bemerkt worden. Einzelne Unrichtigkeiten in der Darstellung der Geschichte von Jwan Wassilijewitsch hat Müller (in s. Samml. russ. Gesch. V. 4^1. 4^8. 5o2. u. a. O.) berichtigt. Dahin gehört besonders H's Angabe, dass des Grossfürsten ältester Solm zweiter Ehe Gabriel geheissen, und den Namen Wassilij erst bey der Thronbesteigung angenommen habe, da er doch schon von der Geburt an den letztern Namen erhalten hatte, (s. Müller V. S. 485). Ausser der Geschichte von Russland wird auch noch die der benachbarten und einiger andern Länder berührt, namentlich der Tatarey (p. 87.), wobey die neuern Schicksale der Kasanschen (p. 91.), Nogajschen (p. 99. 102.), Krim-schen (p. toi.), Sawolskisclien (p. ioi.), und Astrachanschen Tataren (p. 102.) erzählt werden; von Polen (p. 22.), von Litthauen (p. io5.), dessen Gränzen sich hier von Tseherkask bis Liefland ausdehnen, von Ungern (p. 23. 24.)' von Liejland (p. 114.), von Schweden (p. 114.)' dessen Name von Sud, Süden abgeleitet wird, und von Dänemark (p, 114. 117.). 2. Die Alterthiimer werden hie und da gelegentlich berührt, und die Beiträge zur Kenntniss derselben betreffen nicht nur die slawische Mythologie, wie z. B. p. 6. 75. u. a. sondern auch die Beschreibung mancher alten Gebräuche, der Kleidung des Grossfürsten und der Hofleute, der Investitur der Fürsten u. s. w. wie p. 19. 20. 22. 47- ff« 3. Die Kenntniss des Landes und seiner Erzeug)!isse hat wohl durch Herber-stem's Werk vorzüglich gewonnen, da sich seine Beschreibung über den ganzen Umfang desselben erstreckt, während bis dahin die seltenen Nachrichten davon nur einzeln und mangelhaft zu dem übrigen Europa vorgedrungen waren. Zuerst muss ich hier seiner Karten von Russland erwähnen, als der ältesten, die wir von diesem Lande kennen. Es giebt deren drey; die merkwürdigste derselben ist die oben S. 3i8 und 344 angeführte von Aug. Hirschvogel in Kleinfolio in Holz geschnittene, mit der Ueberschrift: „Moscouia Sigismundi Liberi Baronis in „Herberstain etc. i547" In der Mitte der Karte rechts gegen den Rand steht über dem Meilen - Maasstabe: „Hanc ta-„bulam absolvit Aug. Hirsfogel. Viennae ,,Austr. cum gr. et priv." Müller in s. Nachr. von russ. Landkarten (Samml. russ. Gesch. Th. VI. S. 1.) kennt sie gar nicht, sondern nennt die einige Jahre jüngere und weit unyollkomainere in Münster's Cosmographie als die älteste. Schmidt Phiseldeck in s. Naclitr. zu Müller's Nachrichten (Beiträge zur Kenntniss der Staatsverfassung von Russland S. 196.) führt zwar diese Herbersteinsche Karte an, giebt ihr aber das Jahr i546, welches nach dem bis jetzt Angeführten wohl nur ein Irrthum seyn kann, da H's Werk, zu welchem sie gestochen wurde, erst i549 erschien, und weder Denis noch irgend ein anderer Bibliograph, der der Quelle näher war, eine ältere Karte kennt. ä- Diese Karte allein befindet sich bey der ersten lateinischen Ausgabe von 1549? man findet sie auch mit den beiden grössern zwey Jahre später erschienenen in der ersten deutschen Ausgabe, Wien i55j. Diese beiden letztern sind die bey den lateinischen Ausgaben von i556 u. ff. befindlichen zwey grössern Blatter, auf deren einem 2. Der bey Schmidt a. a. 0. bemerkte Fehler dieser Karte: Bielogorod alias Nester beruht auf einem Missverständnisse; der Name Bielogorod steht nehmlich abgesondert diesseits des Flusses, und über den mit ihm in gerader Linie, aber jenseits stehenden Worten alias Nester ist nur der auf den beiden andern Herbersteinschen Karten beigefügte Name Tiras durch ein Versehen ausgelassen. das ganze russische Reich mit dichten Waldern bekleidet vorgestellt ist; beide sind oben bereits ausfuhrlicher angezeigt, und in allen spätem Ausgaben und Ue-bersetzungen getreu wiederholt worden. Herberstein spricht von den Gränzen (p. 2.), dem Klima (p. 61.), von den dadurch veranlassten he rrs eh enden K rank-heiten (p. 63.), von der Fruchtbarkeit des Bodens und seinen Erzeugnissen an Korn (p. 62.), Holz, Früchten, Honig u. s. w. und geht dann auf die eigentliche Beschreibung über, wobey er die gegen Osten gelegenen Provinzen zuerst, und dann die gegen Süden, Westen und Norden theils nach eigener Ansicht, bey seinen zweimaligen Reisen von Smolensk nach Moskau auf verschiedenen Wegen, theils nach eingezogenen mündlichen Nachrichten, besonders aber nach den schriftlichen Tagebüchern der ihm in Moskau zugegebenen oben erwähnten Dolmetscher Gregor Istoma, tVlas und Dmitrij, durchgehet. Er beschreibt diese Reise in einzelnen Abschnitten, und geht dabey immer von Moskau aus, welche Stadt er nach Asien versetzt (p. 67), der er 4^00 Häuser giebt (p. 63.), und von deren Lage, Bauart, Kirchen und andern Merkwürdigkeiten er interessante Nachrichten ertheilt. Er sammelt dabey Nachrichten und Beschreibungen von INo-wogrod (p. 73 ), Twer (p. 73.), Wladimir, Nishnej-Nowogrod, Riisan, Smo-lensk (p. 70.), Pleskow (76), Perm (05), Astrachan (100) u. s. w. und erwähnt unter andern der Orte Chlopigorod und Achas, welche die heutige Geographie durchaus nicht mehr kennt. Das erstere setzt er p. 78. an den Einiluss der Mo-loga in die Wolga, zAvey Meilen von Uglitsch und nennt es den grössten und berühmtesten Jahrmarkt des ganzen Bei-ches, eine Angabe, die in der dieser Schrift angehängten Beilage No. IV. ausfuhrlicher erörtert ist. Die Stadt Achas setzt H. p. 66 an den Ausfluss des Dons oberhalb Asow; ,,Asoph ciui-,,tas," sagt er, ,,quae prius Tanas vo-„cabatur, supra hanc quatuor dieruin ,,itinere Achas oppidum est, ad eun-,,dem fluvium situm, quam Ruthen! Don ,,appellant." 3- Auf den altern und neu- 3. Vielleicht eine Verwechselung mit dem Namen der Abchdsy oder Abasal ern russischen Karten ist aber leine Spur dieser Stadt, die ungefähr in der Gegend des heutig en Tsclierkask gelegen haben müsste; aber auch selbst aufHer-berstein's Karten findet sich der Name nicht an der bezeichneten Stelle. Von dem Ursprünge eines Städtchens Nali (Schenk'ein), das er in die Nähe von Moskau setzt, erzählt er, p. 62., folgende Anekdote: ,,Non procul a ciuitate „trans fluvium non multis retroactis an-„nis Basilius Princeps satellitibus suis „nouam Nali ciuitatem (quod eorum lin-,,gua Infunde sonat) exaedificauit, prop-,,terea quod cum aliis Buthenis medonem ,,et cereuisiam bibere exceptis paucis die-,,bus in anno, prohibitum sit, iis solis „bibendi potestas a Principe sit permis-,,sa: atque eam ob rem, ne caeteri eo-,,rum conuictu corrumperentur, ab reli-,,quorum consuetudine sunt sejuncti." Dieses Nali war in alten Zeiten eine Slo-boda oder Vorstadt von Moskau, deren Name aber jetzt nicht mehr vorkömmt. Vorzügliche Aufmerksamkeit wendet H. auf die Flüsse, deren Ursprung und Auslluss er sorgfältig angiebt, wobey die Namen derselben, die bey den Alten vorkommen, ein besonderer Gegenstand seiner Untersuchung werden. So beschreibt er p. 72 die Wolga, zeigt*, dass sie der Rha des Ptolomaeus sey, nicht wie man bisher geglaubt habe, mit dem Dnjepr aus einer Quelle entspringe, auch nicht in den; Pontus, sondern in das Caspisclie Meer falle. Yon dem Bon glaubte man auf das Zeugniss des genannten alten Schriftstellers, er entspringe in den Biphaischen Gebirgen; Herberstein beweist aber, dass es in Russland gar keine Riphäischen Berge gebe, und dass der Don seinen Ursprung aus dem grossen See Iwanosero in der Provinz Tula nehme, und sich nach einem Laufe von etwa 80 deutschen Meilen in das Asoffsche Meer ergiesse. 5- Er spricht 4- Diess verkündigte Herberstein zuerst. S. Meinzrs in Commentât. Societ, Gotting. Vol. XIV, p. 47. 5. Diese Entdeckung hatte zuerst Matlhaeus von Michow in seinem oben S. 3i5 angeführten Werke mitgetheilt, und dadurch bey allen Verehrern des alten Geographen, und besonders bey dem Kaiser Maximilian grosses Aergerniss veran ferner von der Beresyna (p. io5.), in welcher er den Borysthenes finden möch- lasst. Dieser letztere gab daher dem Ritter Francesco da Colto, den er im Jahre i5i8, bald nach Herberstein's erster Zuriickkunft, als Gesandten nach Russland schickte, den Auftrag, diesen Gegenstand mit besonderem Fleisse zu untersuchen. In der in der Einleitung angeführten Heise desselben heisst es hierüber pag. 6: ,,Fü presentato alla Ce-,,sarea Maestä un trattato delle dem heil. Abendmale (p, 4°-)' den Fa-sten (p. 420j der Verehrung der Heiligen (p4 41.), den Feiertagen (p. 41-)' den Gebeten (p. 20.) u. a. O. gesagt wird. Hieher kann auch noch die Bulle Alexanders (VI. i5oi.), wodurch er er-klärt, dass Glieder der griechischen Kirche bey ihrem etwanigen Uebertritte zur katholischen Religion nicht noch einmal brauchten getauft zu werden, so wie das Schreiben des Metropoliten Iwan an den Pabst (p* 3o) gerechnet werden, worin er ihm nach den Satzungen der sieben grossen Kirchenversammlungen beweisen will, dass die griechische Kirche die Vorschriften des Christenthums pünktli- eher beobachtet, als die römisch-katholische, und es der erstem zum Verdienst anrechnet, dass sie demungeachtet die Katholiken doch für Christen halte, was diese den Russen nicht zugestehen wollten. Von den Gebrauchen der Kirche handelt er p. 19 und 46» wo er einen feierlichen Gottesdienst, dem er, was damals gewiss eine ausserordentliche Auszeichnung war, mit Erlaubniss des Zars beiwohnte, ausfuhrlich beschreibt; und p. 47 Grafen von Komänzoff, auf dessen Veranstaltung und Kosten er nächstens durch den Druck wird bekannt gemacht werden. Gelegentlich findet man auch einige Bemerkungen über das Yerhaltniss der Bauern, p. 54, die nur einen Tag der w oehe zur Bearbeitung des ihnen über-lassenen Ackers frey halten; so wie über die Sklaven, p.49-- die durch Kauf oder im Kriege erworben wurden. Wer einen guten und ordentlichen Knecht nicht gut behandelt, sagt H., wird ge-wisserniassen ehrlos bey ihnen (fit quo-dammodo infamis) und darf in der Folge keine Leibeigenen haben. > f * 6. Das Kriegswesen in Russland konnte natürlicherweise von einem Beobachter wie iL nicht unbeachtet bleiben, und wir finden auch hierüber manchen nicht unwichtigen Aufschluss. Alle Bojarenkinder waren dienstpflichtig, und wurden alle zwey oder drey Jahre gezahlt, (p. 49.) damit der Grossfurst wus^te, auf wie viele er im Nolhfall rechnen könnte; nicht alle erhielten Sold und auch diesen nicht regelmässig, p. 49. Krieg gab es fast iiumer, und selbst im Frieden erforderte die Gräme gegen die K Hinsehen Tataren, am Dnjepr und an derükka, einSchutzheer von 20000 Mann. Beym Ausbruche eines Krieges wurden alle Gutsbesitzer, Lehnleute und Bojarenkinder durch Herolde aufgefordert, sich au dem bestimmten Orte und bey den ihnen bezeichneten Anführern einzufinden, wodurch in kurzer Zeit ein Heer von 60 bis 100,000 berittenen Kriegern zusammen kam. Geschütz kannte man vor Wassilij lwanowitsch nicht, p. 5o, so wie es auch keine bestimmte Abtheilung von Infanterie im Heere gab; beides führte der genannte Zar zuerst in seinem Kriege gegen den Schach von Kasan ein, und bediente sich dabey zur Bildung seiner reichen und trefflichen Artillerie , die man jedoch noch wenig zu benutzen verstand, deutscher und ita-lianischer Stückgiesser. Zu H's Zeiten wurde das erste Corps Infanteristen, i5oo Mann stark, aus Litthauern und andern Fremden gebildet. Der Russe diente nur als Reiter; die Pferde waren klein, ohne Eisen, leicht gezäumt und wurden ohne Spornen, nur mit dem Kantschnh gelenkt. Der Soldat war, wie noch jetzt, an alle Beschwerden gewöhnt und ertrug selbst die härtesten Entbehrungen mit bewundernswürdiger Ergebung. In der Regel hatte jeder ein Säckchen Hirsemehl, 8 bis 10 Pfund gesalzenes Schweinefleisch, Zwiebeln, Salz und Pfeffer, nebst den nothwendigen Geschirren und Werkzeugen auf einem Handpferde bey sich. Die Waffen (p. ^g.) waren Bogen, Pfeile, Lanzen, Säbel, Dolche, Bede, Streitkolben; ihre schutzende -Kleidung ein Panzerhemde, ein Waffenrock von eisernen Schuppen, und ein spitz in die Hohe laufender Helm. Das Heer zog gewöhnlich geradeaus, und räumte die entgegenstehendenHindernisse ohne Mühe aus dem Wege (p. 13g.); die Lager waren offen, auf einem weiten freien Platze, und durch nichts geschützt (p. 5x.) Ihr Angriff war ungestüm, p. 5i; jeder nur einigermassen befestigte Ort hielt das Heer auf, und seine Belagerung kostete gewöhnlich viel Zeit und Menschen, p. 5o. Hieher können auch noch die öffentlichen Zweikämpfe gerechnet werden (p. 54.), die gewöhnlich mit einem Lanzengange eröffnet wurden, und bey welchen alle Arten von Waffen erlaubt waren, ausser dem Bogen und dem Feuer- gewehr. Wassili] Iwanowitsch verbot, dass kein Russe mehr mit einem Fremden kämpfen sollte. 7. Der Handel. Auch über diesen wichtigen Zweig der Staatsökonomie und des innern Vertriebes finden wir in H's Werke sehr schätzbare Angaben. Die Freiheit des Handels war zu der Zeit, als er Russland sah, für Fremde sehr beschränkt. Nach Moskau durften z. B. nur litthauische und polnische, nach No-wogrod nur schwedische, liefländische und deutsche, und nur nach Chlopigo-rod ausser jenen noch türkische und tatarische Raufleute kommen. Bey diesem Zwange war es natürlich, dass sich an jeden Gesandten, der aus der Fremde kam, eine Menge Handelsleute seiner Nation anschlössen, um unter seinem Schutze ins Land zu kommen, und ihre Waaren ohne Abgaben in die Hauptstadt zu bringen. Alle Handelsartikel^ sowohl einkommende, als ausgehende, bezahlten nach ihrem Werthe von jedem Bubel sieben Densen, deren hundert einen un- D ' grischen Dukaten machten. Vom Wachse wurde ausserdem noch eine Abgabe nach dem Gewichte, vier Dengen für das Pud, entrichtet. Alle eingeführten Waaren, die vorzüglich in Stangensilber, Tuch, Seide, Stoffen aller Art, Perlen, und Edelsteinen bestanden, wurden bey ihrer Ankunft den Zollnern vorgelegt, die ihren Werth bestimmten, und dann wurden sie zu diesem Preise zuerst dem Grossfürsten angeboten, vor dessen Entscheidung niemand etwas zu kaufen waqle. Die Ausfuhrartikel waren hauptsächlich Felle, Leder, Wachs, Korn, Wallrosszähne u. s. w. Den Preis des Korns finden wir p. 79. so bestimmt, dass ein Scheffel (mar dius) in Moskau 4* 5, bis 6 Dengen kostete, und dass er einmal) bey einer ausserordentlichen Theurung bis auf 14 Dengen stieg. Vergleichen wir damit den damaligen Werth der Handarbeit, (p. 55.), nach welchem ein Tagelöhner bis 2 Densren erhielt, so scheint der a O heutige Maasstab auf dieses Verhältniss zwischen Arbeitslohn und Kornpreis nicht zu passen, und ersterer ohne allen Vergleich höher als heut zu Tage gewe-sen zu seyn. Die Güte und Preise der Felle von Zobeln, Mardern, Füchsen, Bibern, Ratzen wird angegeben (p. 5g.); Zobel soll es von 20 bis 3o Dukaten das Stuck gegeben haben. Alle Buden in Moskau waren schon damals in einem grosSeü steinernen Gebäude oder Kaufhofe (curia mercatorum) vereinigt, wo man seidene Zeuge und Gew ürzwaaren wohlfeiler als in Deutschland kaufen konnte, weil die Bussen ihre Felle dagegen zu hohen Preisen hatten vertauschen können. Als die grössien Handelsörter werden No Wogrod, p. 73, und Ghlopigo-rod, p. 78, genannt, an welchem letzlern Orte der drossle Jahrmarkt im Der dazumal allgemein übliche Zinsfuss war zwanzig vom Hundert; nur die Kirchen begnügten sich mit 10 pr. C. für ihre ausgeliehenen Gelder^ Die Landstrassen waren meistens in gutem Zustande, ausser in den Provinz zen, die durch den letzten Krieg mit Polen gelitten hatten. Das Postwesen war sehr gut eingerichtet, p. 56. aber nur zum Nutzen der Personen, die auf Befehl des Grossfürsten oder in öffendi-cheu Geschäften reiseten. Diess geschah fast nur zu Pferde, und* wie es scheint, auf öffentliche Kosten, wobey man die Pferde so oft wechseln konnte, als man wollte> weil man überall weit mehr fand, als man brauchte. Für eine Sta- tion von 20 bis 25 Werst (4 bis 5 deutsche Meilen, 5 alte Werst auf eine Meile gerechnet) wurden sechs Bengen für das Pferd vergütet, was nach dem heutigen Kurse, Werst auf eine Meile gerechnet, gerade die Hälfte des heutigen Postgeldes ausmacht. H. erzählt mit der grössten Verwunderung, dass einer seiner Leute den Weg von Nowogrod nach Muskau, den er zu 120' deutschen Meilen, nach der damaligen Landstrasse, annimmt, auf den kleinen, unansehnlichen Pferden in der kurzen Zeit von 72 Stunden zurückgelegt habe. 8. Das häusliche Lehen der Russen musste Herbersteinen viele und auffallende Kontraste mit den auf seinen übrigen Reisen gesammelten Erfahrungen |darbie-ten , die er sorgfaltig aufgefasst hat. Was er hier zuerst und vorzuglich bemerkte, war die Gastfreundschaft, diese bis auf unsere Zeiten so ungeschwächt erhaltene Walionaltugend der Russen, der er einen eigenen Abschnitt in seinem Werke (p. widmete, ob sie gleich zu seiner Zeit gewiss auch noch in dem übrigen Europa ziemlich allgemein verbreitet war. Er he- schrieb uns genau die Art, wie man die Gäste empfing, die Einrichtung und Verzierung der Häuser; die Kleidung, welche so wohl bey dem Adel (p. 55.), als bey dem Volke (p. 5i.) sich der ungri-schen näherte und von der heutigen durchaus verschieden war; spricht v; n der Unverletzliehkeit des Bartes , von den Speisen, den Badstuben, der väterlichen Gewalt, der eingeschränkten Lage der Weiber und den Vorurtheilen , die; man zum Theil gegen sie hatte p. u. s. w. 9. Die Vergnügungen und Volkslust-barfceiten endlich konnten H'n als wichtige Züge zur Charakteristik eines Volkes nicht gleichgültig seyn. Die Vergnügunsen des Hofes und der Grossen schlankem ten sich damals ziemlich allgemein auf d/e Jagd und die Freuden der Tafel ein; von der erstem giebt er uns p. i5o. eine Darstellung , aus welcher oben schon ein weitläuftiger Auszug mitgetheilt ist. Die p. 129. gegebene Beschreibung der grossen Mahlzeiten ist ebenfalls bey der Erwähnung von H's Audienz ausführlich angeführt worden. Die Lustbarkeiten des V olks boten dem Beobachter mehr Neues und Ungewöhnliches dar, und wir finden bey ihm getreue Schilderungen der Spiele, der Schaukeln (p. 4 .), des Tanzes, Gesanges, der Instrumente (p. 5t.) u. s. w.f wobey der nationale Faustkampf (p. 52.) natürlicherweise so wenig als der allgemeine Hang zur Yölle-rey vergessen wird. Dass übrigens bey einer so grossen Menge neuer und verschiedenartiger Gegenstände nicht hie und da mitunter auch Irrthümer und selbst Fabeln , besonders bey Angaben aus der Naturgeschichte vorkommen 'Sollren, wird kein billiger Beurtheiler erwarten, besonders wenn er auf den damaligen Stand der Kenntniss der Natur Rücksicht nehmen will. Wir finden daher auch hier nicht bloss unglaubliche Dinge von Menschen und Thieren erzahlt, sondern auch selbst unter den seynsollenden Berichtigungen neue Irrthümer veibreitet. Zur erstem Klasse gehört, was von den monströsen Menschen am Ob, von den Flussmännern (p. ö5.), von dem berüchtigten Pilanzenschafe, Baranetz ge- nannt3- (p. 99.), von der veränderten Farbe der Thiere, die nach Wozk gebracht werden "•> (p. 76.), von den schrecklichen Erscheinungen (horrendae visiones) in den Wäldern von Samog-tien u. s. w. erzählt wird. Wirkliche Bereicherungen der Naturgeschichte gaben die Beschreibungen des Flen's (p. 110.), des Benthiers (p. 118.), des wilden Schafes (p. 118.), des Wallrosses (p. 120.), so wie des Auerochsen (p. 10g.), obgleich der als neu und zuverlässig angegebene Unterschied zwischen 3. Ueber diese zwey Jahrhunderte lang nachgebetete und erst von Kämpfer und Bruce aufgeklärte Fabel sehe man Meiners Vergl. d. ä. u. n, Russl. S. 9i). ff. 4. H. sagt, alle Thiere, die hieher gebracht würden, nähmen die weisse Farbe an. Wahrscheinlich sah hier irgend ein Fremder im Winter zum erstenmale, dass Hasen, Eichhörner u. a. Thiere weiss geworden waren. Uebrigens ist dieses sonst unbekannte Wozk wahrscheinlich die Wodskaja Patina, ein Theil des Nowogrodschen Gebiets , das von den Watialainen bewohnt wurde. S. Unters, zur Erläut. d. alt. Gesch. Russl. von Lchrberg S. 108, diesem schon damals seltenen Thiere und dem Bisons nach spätem Erfahrungen wegfällt, und beide nur als klimatische Yerschiedenheiten einer und derselben Gattung des J3os taurus angesehen werden. Die Wichtigkeit dieses Herbersteini-schen Werkes wird die weitläuftige Anzeige und] Entwickelung entschuldigen, die ich hier, wo es vorzüglich auf eine genauere bibliographische und historische Kenntniss desselben ankam, davon gegeben habe. Noch ist keine ähnliche Arbeit über Herbersteinen erschienen; für Deutschland kann die gegenwärtige genügen, besonders wenn sie noch hie und da durch Berichtigungen und Zur sätze bereichert wird, für Russland aber, ich wiederhole eS, wünschte ich durch diese" Blätter einen Kommentator des trefflichen Herberstein's zu erwecken, der mit den nöthigen archäologischen Kenntnissen ausgerüstet, eine ausfuhrliche Erläuternng seiner Reise und seines Aufenthalts in Russland, so wie eine genaue Prüfung seiner Angaben in den aufgestellten Rücksichten unternähme, und dadurch einen wesentlichen Beitrag zur Ausfüllung einer nicht unbedeutenden Lücke in der Literatur der Geschichte und Alterthumskunde des russischen Reiches liefern wollte. Die übrigen kleinern Schriften Her-berstein's, die mir bey der sorgfältigsten Nachforschung theils durch Mittheilungen gütiger Freunde, theils durch ei-» gene Ansicht, bekannt geworden, sind folgende: v III. Acta publica Kaysers Maxirni-liani I. Gesandtschaft nach Moskaiv, aus einem Manuskripte des Freyherrn Siegmund von Herberstein. Dieser Aufsatz befindet sich im vierten Theile der Sammlung ungedruckter und rarer Schriften des Hofraths von Senkenberg, Frankfurt iy5i, 'S. 20 ff. und enthält folgende drey Aktenstücke, wovon sich jedoch nur die beiden ersten auf jene Gesandtschaft beziehen: 1. Herberstein's Instruction für die Reise nach Russland, um den Grossfürsten zum Frieden mit Polen und zum Kriege ge- gen die Türken geneigt zu machen, von Maximilianen unterzeichnet zu Hagenau, am 12 Dec. i5i6, 2. Neben-Instruction wegen der in Moskau zu machenden Schritte, um die Befreiung des Fürsten Michael Glinskij zu erlangen, ebenfalls zu Hagenau am nehmliehen Tage ausgefertigt. 3. Instruction für die Sendung an Ludwig IL, König von Ungern, um ihm anzuzeigen, dass Maximilian bereit sey, ihm 4°°° Knechte zu Fuss und 5oo Pferde gegen die Unternehmungen Jo-hann's von Zapolya zu Hülfe zu schicken, unterschrieben! in Inspruck am i3 April i5i8, IV. Relation von Maximilian I. HoJ-rath, Tod und Leichdisputen. Von Siegmund Freiherrn von Herberstein. Diesen Bericht findet man ebenfalls in der eben angeführten Senkeiibergscheii Sammlung Th. IV. S. 28 — 32. Er enthalt eine Nachricht von dem Hofrathe, den der Kaiser aus den Deputirten der verschiedenen Provinzen um sich bilden wollte, und die Erzählung der oben S. n5. erwähnten bey Maximilians Beisetzung in Wels unter den Hofbeamten entstandenen Rangstreitigkeiten. Angehängt ist, auch aus h's Papieren: ,,Ac-y,ta publica, die polnische Heuraths-Ab-,,rede mit Ferdinandi ältesten Princessin ,, belangende," fünf lateinische Aktenstucke. V. Mein Sigismunds, Freyherrens zu Herberstein etc. Dienst vnd Reysen mit dem kiirtzesten vergriffen. Diese biographischen Notizen, welche die Jahre i5o6 bis i5a7 umfassen, befanden sich handschriftlich in einer ungewöhnlichen äussern Form in der berühmten Uffenbachischen Bibliothek. Ihr weiteres Schicksal ist mir unbekannt, gedruckt scheinen sie nicht zu seyn. Der Catalogus Bibl. Uff'enbachianae, Tom. III. MSS. giebt p. 366 folgende Beschreibung davon: ,,No. CLI. Duod. Neque „volumen, neque über proprie dici pot-„est, sed membrana est, octo circiter „pedes longa et dimidium pedis lata in „formam hbri, quam duod. vocant, complicata, in cujus utreque latere brevi-„ter descriptae sunt res gestae et itine-„ra Sigismundi L. B. ab Herberstayn. „Extrema membranae asseribus corio ob- ,,ductis agglntinata sunt, ita, ut si mem-„brana complicetur, librum sine dorso ,,referat. Initio legitur: Mein Sigismunds j,Freyherrens zu Herberstein etc. Dienst j,vnd Reysen mit dem kürtzesten ver-griffen, lncipit ab an. i5o6 et desinit ,,in an. 1527. In fine depicta sunt insig-,,nia Gentilitia Familiae Herbersteinia-,,nae. Ex viri celeb. Dn. Schwartzii, „Prof. Altorphini exemplo, quod ex ip-,,so archetypo describi fecit, mihique ,,trans,nisit apographum elegantissimum. ,,Is peculiari quoque dissertatione de ,,ejusmodi libris, quos plicátiles vocant, ,,egit." VI. Siegmund's Grafen (sie) von Herberstein Kaiserlichen Ministre Relation von dem Churfürstentag i534 und kurz darauf gefolgten Cadanischen Vertrag. Ex Manuscripto. In Senkenberg's angeführter Sammlung, Th. IV. No. IV. S. io3 — 228. Diese Aktenstücke beziehen sich auf die oben S. 244 erwähnten Unterhandlungen zu Kadanund enthalten 1. Antwortschreiben der 5 Churfiirsten auf Rom. König l. Maj. Werbung zu Gaelhausen , 17 Mai s s . • CT i534. 2. Ein lateinisches Schreiben vom Pabste Clemens VII. S. 134. 3. Von S. 140 die Relation von dem Cadanischen Vertrag. Dass H. hier Graf genannt wird, kommt wohl auf Rechnung des Herausgebers. VII. Eine genealogische Tafel der österreichischen, polnischen und mosko-witischen Fürsten, in so ferne die beiden letztern mit den erstem verwandt sind. 1. Lateinisch erschien sie zuerst auf einem halben Querbogen ohne Jahrzahl mit folgender Unterschrift: Sigismundus Liber Baro in Herberstain, Neipperg et Gutterihag, Doctori Joanni Ludouico Brassicano, compatri suo. Hanc tibi arborem ex opac.is Moscouiae, Lithua-niae et Poloniae sjluis affero, ut fruetus quos Christiano orbi protulerit tu in lu-cem producas. Wahrscheinlich um i548 gedruckt. S. Denis Wiens Buchdrucker-gesch. S. 642, wo die Beförderung der Eintracht unter den genannten Höfen als die Absicht des Genealogen angegeben wird. Dieses Blatt befindet sich auch bey der Baseler Ausgabe der Commen- tarier» von i556, p. 2o3, in einem spätem Abdrucke von 1553 unter folgendem Titel: Radices, quae Carolum et Ferdinandum Caesares cum liberis ger-minarunt feliciter, debita Jude domui Jide ac diligentia Sigismundus Liber Baro in Herber.stein, Nejperg et Guetenhag, Fis-ci Austriaci Fraefectus, congessit: anno i553. i. Deutsch erschien dieser Stammbaum unter dem Titel: Die Wurtzen daraus Carl und Ferdinand, die Rom. Kaiser und Khiinig, mit jren Khindern glücksäligeliehen erwachsen. Durch Herrn Sigmunden Freyherrn zu Herberstain} Neyperg vnd Guttenhag, Obristen Erb-camrer vnd Obristen Erbtruckhsäss in Karntn etc. Fürgesetzten der Niederösterreichischen Camer: aus schuldiger phlicht, dem löblichen Hauss zu Osterreich zu eheren zusammengetzogen vnd gebracht worden. Unter der Einfassung steht: Gedruckt zu Wienn in Oesterreich, durch Michael Zimmerman, in S. Annen Hoff. Wahrscheinlich nach i55a gedruckt und sehr selten. S. Denis JViens Buchdruckergesch. S. 666. Ein länglicher Bogen, der auf 77 illumiuirten Schildchen die Ge- schleclitsfolge von Rudolph von Habs-burg bis auf Maximilians II. Kinder mit allen Verwandtschaften vorstellet. Bey dem Exemplare der deutschen Moscouia, das ich vor mir habe, befindet sich dieser Stammbaum ebenfalls, aber ohne Farben, VIII. Sigismundus Liber Baro in H erb erstain, Neyperg et Gutenhag etc. Georgio Wernhero, Regio Consiliario et apud Saros Praejecto S. D. Ein Schreiben H's an Georg Wern-her, der durch seine Empfehlung bey Ferdinanden Vorgesetzter der SaroserGe-spannschaft und der oberungrischen Kammer geworden war, und nun von H. aufgefordert wird, sein Werk über die Wasser Ungerns durch den Druck bekannt zu machen. Diese Epistel wurde zuerst dem genannten Werke vorgedruckt, das unter dem Titel: De Admi-randis Hungariae Aquis Hypomnematiön, Ad generosum et vere magnificum D. Si-gismundum in Herberstain, Neiperg et-Guttenhag Baronem etc. Georgio TVern-hero autore. Viennae Austriae MDLI. 4-herauskam, s. Denis Wiens Buchdrucker- gesch. S. 474» un — N4« 4. Vitae ac rerum gestarum Generosi ao vere Magnifici Domini Sigismundi L. B. in Herberstain etc. Breuis Enarratio Petri Pagani Poetae Laureati. Pag. N4-— 04* S. die Einleitung. 5. Drey grössere lateinische Gedichte zu H's Ruhme. Auf dem letzten Blatte stehet H's grosses vollständiges Wapen schwarz abgedruckt. Ein ganz ähnliches Exemplar als das hier beschriebene führt Denis S. 597 an. Die grossherzogl. Bibliothek zu Weimar besitzt ebenfalls diese Ausgabe. XI. Sigmund Freyherr zu Herberstain, Neyperg, vnd Guttenhag, Oberster Erb-camrer vnd Oberster Erbdrucksas in Kärnthn, des Ro. Kayser Ferdinanden Ratt, Camrer, vnndpresident der Niederösterreichischen Camer. Den Vierten Kayser ei'lebt, Den Dreien In Kriegen achte, in Ratn, Potschajf'ten hie vertzaich-net, vnnd vielen andern auch gejerlichen Raysn, vier vnd viert zig die thuen zivae vnd funfftzig Jar gedient. M. D. Lviij. in Maio. In Folio. Ein einzelnes Blatt, dessen ursprüngliche Bestimmung jetzt Schwerlich anzugeben ist. Es ist mit 14 kleinen Holzschnitten eingefasst, von denen 9 die regierenden Herren vorstellen, denen H. gedient und an welche er geschickt worden, fünf aber Darstellungen der verschiedenen Arten zu reisen enthalten, deren er sich bey seinen Sendungen be- dient. Ueber dem gedruckten Titel stehen in drey Reihen zehn dieser Abbildungen in folgender Ordnung: in der ersten Reihe, Maximilian, Carl V. und Ferdinand; in der zweiten, Ludwig von Ungern, Christiern, Sigismund I. und II. sümmlich in Brustbildern; in der dritten Herberstein auf Reisen im Wagen, zu Schiffe und zu Pferde. Zu beiden Seiten des Titels siebet mau rechts Suley-man, links Wasilius Mag. Dux Mosco-rum, beide in ganzer Figur und sitzend; unter dem erstem H's Fahrt auf der Donau ins türkische Lager, unter dem letz- C* 7 tern seine moscowitisehe Reise im Schlitten. Unter dem Titel steht das kleine Herbersteinische Wapen. Unmittelbar auf dieses Blatt folgen in dem vor mir liegenden Exemplare die vier in sehr guten Holzschnitten dargestellten merkwürdigen Yorfalle aus Herberstein's Jugendgeschichte, welche oben S. 24, 25 und 26. ausfuhrlich beschrieben sind. "Vielleicht gehörten sie zu jenem Blatte, mit dem sie einerley Format haben. Ich finde übrigens dieser ersten Ausgabe des seltenen Blattes nirgends, selbst nicht von Denis, erwähnt; das vor mir liegende wie es scheint einzige, Exemplar desselben befindet sich im Besitze des Hrn. Reichskanzlers, Grafen von Romänzoff. Schon im folgenden Jahre erschien ein neuer Abdruck unter dem Titel: Sigmundt Freyherr zu Herberstain, Ney-perg, vh Guttenhag, Oberster Erbcamrer vn Oberster Erbdrueksass in Kamt Im, des Rom: Kayser Ferdinanden Ratt, Camrer vnd president der Niederösterreichischen Camer. Mein alters im LXXIIII. Den Vierdtn Khayser erlebt, Den Dreyen In Kriegen, Achte in Ratn, Potschaßten hie vertzaichnet, vnnd vielen andern auch ge~ jerlichen Raysn, fünjf 'vndviertzig Jar gedient. M. D. Lix. in Decemb. Zwey Blatt in Folio. Die Abbildungen, so wie das Wapen, sind hier sämmtlich illumi-nirt. Auf den zwey folgenden Seiten findet man vier Aktenstücke zu ITs frü-herin Geschäftsleben abgedruckt, nehm-lich i. seine Anstellung mit 3oo il. Rbein. datirt Inspruck am i Okt. i5i4. 2. Seine Sendung nach Dänemark, Kaufbeuern 5i Jan, i5i6. 3. Seine erste Sendung nach Polen und Russland, Bregenz 6 Nov. i5i6. 4- Creditiv der Steyermärkischen Stände für seine Sendung nach Spanien, Grätz am Tage der heil. Scolastica i5ig. Auch dieses Exemplar befindet sich in der Bibliothek des Hrn. Reichskanzlers. Denis a. a. O. S. 687. setzt den Druck in das Jahr i56o. Denis führt ebendaselbst auch einen dritten Abdruck von i56i an, den ein Hofrath von Gundel in Wien |besass. Die Kenntniss eines vierten in der iaiserl. Bibliothek zu Wien befindlichen, von i562, welchen Denis nicht angiebt, verdanke ich der Güte des Hrn. von Kopitar. Der von den frühern Ausgaben abweichende Titel ist: Sigmund Freyherr zu Herberstain, Neyperg vn Gue-tenhag, Oberster Erbcamrer vnd Oberster Drucksass in Kärntn: Dreyen Rö: Kaysern in Kriegen, an Höfen, in Räthn, vnd hie verzaichenden Bottschafften gedient angefangen i5o6. Gedruckt zu TVien in Oesterreich durch Michael Zimmer-man. M. D. LXII. Zwey Blatt in Quar-to, mit den oben beschriebenen kleinen Abbildungen. Im nehmlichen Jahre liess Herberstein diese Blätter noch einmal mit'einem lateinischen Titel abdrucken, eine Ausgabe, von welcher jedoch bis jetzt nur ein ein* einziges Exemplar bekannt ist, das sich in der königl. Bibliothek zu Dresden befindet, s, Götze Merkwürd, der Dresdn. ßibl. B. III. S. 187. Hr. Bibliothek-Secretair Schmeisser hat die Gefälligkeit gehabt, mir folgende nähere Nachricht davon zu geben. ,,Der Titel ist: Siegis-,,miwdi Lib. Bar. in Herberstein etc. Tri-,,bus Imperatoribus Seruitia hello consi-,,lio et legationibus ab anno MD VI usque ,,MDLXII praestita, descripta et depicta ,,Viennae exc. Mich. Zimmerman. Ao. ,,M. D. LXII. 4. Auf dem folgenden ,,Blatte stehen die erwähnten 7 Abbildungen der Kaiser und Könige im'Holz-„schnitte nebst einigen andern gleicher „Grösse, welche H'n zu Wagen, Schlitzen, Pferde, Schiffe und Kahne reisend „vorstellen. Letztere sind iiberschrie-„ben: Sigmundum varias mundi rapue-„re per oras Terra, rates, undae, nix, „traha, currus, ecpii.'f S. Denis Merkwürd. der gareil. Bibl. S. 3o6. XII. Sigmund Freyherr zu Herber-stain Neyperg, vnd Guttenberg, oberster Erbcamrer vnd oberster Druchsas in Kürnttn. Den Gegenwurtign vnd nach- kommendn Freyherrn zu Herherstein. Seines thuns dienstn vnnd Raisens mit tre-wer vermanung sich zu Tugenden vnd gueten weesn schicken. Gedruckt zu PVienn in Oesterreich durch Raphaela Hoffhalter. In klein Folio, 22 Blatt, sig-nirt A — F2. Ohne Jahrzahl. In dem vor mir liegenden, dem Hrn. Reichskanzler, Grafen von Romänzoff, gehörigen Exemplare führt Herberstein seine biographischen Notizen nur bis zum Jahre i556, die Familien-Nachrichten aber bis i55g fort. Dieses Werkchen hat zwar mit dem unter No. X. und dem Titel Gratae Posteritati etc. S. angezeigten einerley Zweck, ist aber doch keinesweges als eine blosse Uebersetzung desselben anzusehen, da es zugleich ein sehr ausführliches Geschlechtsregister enthält, und ausserdem nicht selten in der Darstellung, ja bisweilen sogar in der Angabe der Jahrzahlen von demselben abweicht, und ihm in Hinsicht der historischen Genauigkeit nachzustehen scheint. Auf der Kehrseite des Titelblattes befindet sich das Herbersteinsche Wapen in Farben. Den Anfang des Aufsatzes macht eine Einleitung, in wel- eher H. seine Vorfahren, von Otten von Harperg an, der im Jahre 1290 das Schloss Herberstein kaufte, namhaft macht; erst auf der vorletzten Seite des zweiten Bogens fängt sein Leben an, mit der Ueberschrift: Mein Sigmundts Frey-herrns zu Herberstain etc. thuns vnd Lebens. Es schliesst mit dem Jahre i556, wo H. der Königin Bona von Polen, während ihres Aufenthalts in Wien, als Cavalier beigegeben war. Am Ende heisst es: „Solche raisen hab ich zum „thail in grosser hitz in Wälischen Lan-,,den , Mit grosser geferlichkhait am Moer, Auch beschwärliche kelten durchlittn, „vnd Mosqua, Im grossen Sterb zu vnnd ,,vom Türckhischen Khayser verricht, „geschweigen durch das Teutsche La and „der Reytterey halben, doch in allen „Nationen alle freündtschafft vnnd gue-„ten willen befunden, Die vbrige tag in 5,meinem dienst trewlichen vnnd vleis-a,sig verricht, Gott dem Herren sey Lob „vnd danckh." Die Vor'fälle und Reisen werden in dieser Schrift ebenfalls nur sehr kurz beschrieben; die Sendungen nach Russland und der Aufenthalt in Moskau nur mit wenigen Worten er- Wähnt. Auch bey diesem Werke befinden sich die sieben schon zweimal angefahrten, und oben S. 54, 171, 2o5, 265 und 268. ausführlich beschriebenen Abbildungen Herberstein's in seinen Gesandtschafts-Kleidungen, von denen mehrere mit der Jahrzahl i55g bezeichnet sind. Angehängt ist noch auf den beiden letzten Seiten das oben S. 275. erwähnte Jubilirungs-Decret vom 16 Juni i542. Denis beschreibt diese Ausgabe in s. Buchdruckergesch. Wiens S. 687. und setzt ihren Druck in das Jahr x56o. Bey dem von ihm benutzten, einem Hofr. v. Gundel gehörigen, Exemplare war noch eine illuminirte Karte aus der deutschen Moscovia und ein unilluminirter Plan von der Stadt Moskau angebunden. Eine andere Ausgabe in Quarto, ebenfalls ohne Angabe des Jahres, die Denis nicht kannte, befindet sich in der k. k. Bibliothek zu Wien. Der Titel ist: Sigmund Freyherr zu Herherstain, Neyperg, vnd Guttenhag, oberster Erbcamrer vnd oberster Druchsas in Kerntn. Den ge-genwurtigen vnd nachkomendn Freyherrn zu Herberstein. Gedruckt zu Wien in Österreich durch Raphaeln Hofhalter. i56o. 55 Blalt in Quarto, signirt A—O. mit handschriftlichen Einschaltungen. Diese Ausgabe hat das Besondere, dass in ihr die obenangeführten Bildnisse der Kaiser und Könige wiederholt sind. Ge~ bauer in s. Progr. de vita et scriptis Sig. L. B. ab Herberstein fuhrt diese Quart-Ausgabe auch an. Eine dritte Ausgabe erschien ein Jahr nachher unter dem nehmlichen Titel, wie die erste, frVienn durch Michael Zimmerman i56i, auf 47 Seiten, ohne Seitenzahlen, in Kleinfolio, bey welcher sich ebenfalls die Abbildungen H's in feierlichen Kleidungen befinden. Am Schlüsse heisst es: „die vbrige tag in „meinen dienst trewlichen vnd fleissig „bis in das Monat Mai des i56i Jars „verriebt." XI1T. Picturae variae quae gencrosum ac magnificum dominum D. Sigismundum liberum Baronem in Herberstain etc. va>-rias legationes obeuntem exprimunt. Vien-nae Austriae exc. R. Hojhalter a. i56o. 18 Blatt in folio, signirt A + A — C. Die Wiederholung der Holzschnitte, wel- che H'n vorstellen. In Wien befindlich. S. Denis Nachtrag z. s.Buchdrmkergesch. Wiens 1793. S. 78. XIV. Ich Sigmund Freyherr zu Her-berstain, Neyperg vnd Guettenhag, Ober-ster Erbcamrer vnnd Oberster Druckhsäss in Kärndtn, etc. Hab die Eitere von Herberstain nit die als gemeine Landleut in Steyr wonend , sondern die mit Nam-hafftn Dienstn jren rechten Erbherrn vnd Landsfürsten verpflicht gewest, denselben zu Elim vnd gedächtnus, vnd den jetzo Jungen vnd khünftig gebornen, allain darumben damit sie Jrer Eltern fuesS-stapffh nach tretten gedacht wollen sein, vnd mit Jrn thuen vnd wesen Jrer Eltern Namen vnd Lob nit vermayligen. Unter dem Titel das Wapen. Ohne Druckort und Jahrzahl. In Quarto. Signirt A — E. Die Lettern sind von Michael Zimmerman i564- Das einzige bekannte, in der k. k. Bibliothek in Wien befindliche Exemplar scheint nicht vollständig zu seyn, "Weil auf dem letzten Blatte der Custos dem steht. XV. Sieben kleinere Aufsätze, Fa-miliennachriehten betreffend, die unmit- telbar auf die vorhergehende Schrift folgen, und, wiewohl besonders signirt, doch eigentlich dazu zu gehören scheinen. 1. Herrn Georgns Herrn Lienharts Sons noch merere Dienst weder hieuor aussgangen, volgen hernach. Gedruckt zu TVienn in Osterreich durch Michael Zimmerman. Im Jar i564- In Quarto. Dreizehn Blatt. Signirt A — C. 2. Herrn Hansn Herrn Lienhartn Suns Dienst. Zwey Blatt. In Quarto, sign. E. 3. Herrn TVilhalms Begnadung. Fünf Blatt in 4. sign. A — B. Daneben im Mspt. ein lateinisches Empfehlungsschreiben Kaiser Maximilians für diesen Wilhelm an den spanischen Hof. 4. Herrn Rueprecht Herrn Georgns mit der von Rottal Suns dienst. Vier Blatt in 4- Sign. A. 5. Herrn Georg Sigmundts Herrn Georgns mit der von Rottal Sun. Ein Blatt in 4. sign. B. Dabey ein Blatt in Handschrift, wie es scheint von Siegmund von Herberstein selbst, genealogische Familiennotaten enthaltend. 6. Instructionen an Caspar Freyherrn von Herberstein. Etwa dreissig an der Zahl. Zwanzig Blatt in 4» s'gn- von A — E. 7. Herrn Achatz Herrn Hansns mit der von Rackhnitz Sun. Yier Blatt in 4» sign. A. Die Kenntniss dieser letztern beiden Nummern, XIV. und XV. welche sonst nirgends erwähnte Schriften Ferber-stein's enthalten, verdanke ich der Güte des Herrn von Kopitar in Wien. XVL Beschreibung von der Mosqwa vnd den angränzenden Ländern. XVII. Siegmunds Freyherrn zu Herber-stain etc. Beschreibung seiner Reisen und Gesandtschaften. XVIII. Reisebeschreibung von mitternächtigen Ländern. Auf des gelehrten Salzburger Erzbischofs Mathaus Lang Bitten herausgegeben. XIX. Erkantnuss vndt Belonung der vil vnd langen Dienst deren von Herber-stain. Diese letztem vier Schriften, No. XVI. — XIX. finde ich nur in der Geschichte der Burg und Familie Herberstein. Von J. A. Kumar. Wien 1817. 8. im dritten Theile S. 41* erwähnt. So oberflächlich diese Angabe indessen auch ist, so viele Zweifel sich selbst aus dem Stillschweigen eines Denis, Kopi'ar u. a. dagegen erheben liessen, so verdient sie wieder auf der andern Seite Zutrauen, da dem Verfasser die Benutzung der Herbersteinschen Familienarchive vergönnt war, und er die Com-mentarii und ihre deutsche Bearbeitung, mit denen man No. XVI. und XVIII, so wie das Werk : Gratae posteritati etc. mit dem man No. XVII. verwechselt glauben könnte, unter Herberstein's Schriften besonders auffuhrt. XX. Zwey Foliobände, worin alle Akten von Herberstein's Gesandtschaften, von seiner eigenen Hand geschrieben , enthalten sind. Sie befanden sich nebst vielen andern, und vielleicht den meisten Handschriften unsers Herberstein's in der Augustiner Klosterbibliothek zu Lockenhaus (Leuka), in der Ei- senburger Gespanschaft, wohin sie ver-* muthlich aus der Bibliothek des uneri-sehen Reichs - Palatin Grafen Thomas von Nadasd gekommen sind. S. Sarnm* lung kleiner noch ungedruckter Stücke — zur ungarischen Geschichte» Von Martin Georg Kovachich. Ofen i8o5. Erster Band, S. XLV. Alle meine Versuche, mir aus diesen Handschriften noch vor der Beendigung dieses Werkes Auszüge zu verschallen, sind bis jetzt vergebens gewesen. Indessen haben meine wiederholten Bitten doch den Nutzen gehabt, dass sie die Aufmerksamkeit des Hrn. Grafen Szeeheny , dieses hochverdienten Beförderers der Wissenschaften in Ungern, auf diesen Gegenstand ge« lenkt und höchst wahrscheinlich die Rettung dieser merkwürdigen Handschriften veranlasst haben. In einem vor kurzem aus Oedenburg geschriebenen Briefe heisst es: ,,Die Herbersteinschen Handschriften „waren zerstreut und im Besitz mehre-,,rer Personen; nur durch längere Unterhandlungen viber deren Ueberlassung „und Bestimmung des Raufpreises gelang „es mir, dieselben für die ungrische „oder eigentlich Szechenyische Reichs- „bibliothek anzukaufen." Bey der Mittheilung dieses Briefes wurden mir die gütigsten Versprechungen von bald zu erwartenden Auszügen gemacht, für die sich dann in der Folge vielleicht ein anderer Platz finden wird. ■ ^ BEILAGEN. i. BESCHREIBUNG DES HERBERSTE1NSCHEN WAPENS. Zu S. 6. Herberstein hinterliess seiner Familie ihr Wa-pen sehr verändert und bereichert. Es befindet sich in seinen Schriften mehrmals abgebildet; in dem vor mir liegenden Exemplare der lateinischen Notizen zu seinem Leben (H. III.) stehet es auf dem Titelblatte folgendermassen heraldisch gemalt. Der Hauptschild ist oben gerade , und unten zugerundet, in vier, und von diesen wieder zwey einander quer gegenüberstehende in zwey Felder abgetheilt, von denen zwey die S. 5. erwähnte weisse Ackerschleife im rothen geblümten Felde, und die zwey andern, in einer Hälfte einen goldenen Castilischen Thurm, in der andern einen weissen österreichischen Querbalken im rothen geblümten Felde enthalten. An diesen Hauptschild lehnt sich zu beiden Seiten ein anderer herzförmiger, von denen der rechter Hand befindliche Neidbergsche einen weissen aufrecht stehenden Wolf mit hervorgestreckter Zunge iin schwarzen, mit goldenen abwärts gekehrten Herzen besiieten Felde enthältj über demselben steht ein gekrönter blauer Helm , aus welchem ein halber weisser Wolf mit hohen sehwnrzen, mit goldenen Herzen verzierten Flügeln hervorspringt. Der andere Nebenschild enthält im rothen Felde das am angeführten Orte erwähnte Pferdekummet in Goldfarbe, das 1379 durch Heurath erworbene Wapen der bald nachher ausgestorbenen Familie von Hag; über demselben erhebt sich ein einfacher blauer Helm, auf welchem ein ähnliches Kummet mit einer Krone versehen ruht, aus dem sich zwölf schwarze schmale Adlerfedern in die Höhe richten. Auf dem im J. i522 dazu gekommenen Hauplschilcle ruhen drey goldene reichgekrönte Helme, der in der Mitte befindliche geradeaus stellend , die beiden andern zu ihm gewandt. Auf dein mittelsten siehet man die halbe Figur eines römischen Kaisers in vollem Krönungsornate, die Keichskrone auf dem Haupte, und Zepter und Reichsapfel in den Händen haltend. Auf dem rechten Helme erblickt man die geharnischte halbe Figur eines gekrönten Königs, in der rechten Hand ein blosses Schwert, in der linken vier Zepter, nach Spener Op. Harald. I. 37. die Könige andeutend, zu welchen H. gesandt worden; auf dem linken die Gestalt eines russischen Grossfürsten in halber Figur, rolh gekleidet, mit einer hohen Mütze auf dem Haupte, in der rechten Hand einen Säbel, eine Peitsche und drey Pfeile, nach Gebauer zur Bezeichnung der Gesandtschaften H's an den Gross Kirsten und Suleyman, in der linken einen Bogen haltend. Eine poetische Beschreibung dieses Wapens von dem gekrönten Dichter Petrus Paganus befindet sich am Schlüsse der oftmals angeführten Soteria, IL HERBERSTEIN'S INSTRUCTION FDEIl DIE SENDUNG NACH RUSSLAND. Zu S. 3g. Maximilian von Gottes Gnaden, erwählter Böm. Kayser. — Instruction was unser getreuer lieber Siegmund von Herberstain und Peter Maraxi unser Bäth, von unserntwegen bey dem Grossmächtigen - Fürsten Herrn Basilio elc. Grossfürsten in Beus-sen , unsern lieben Bruder handeln und werben sollen. Erstlich sollen Sy seiner lieb unser brüderliche Lieb, Freundschaft und Gruess sagen und seiner Lieh Gesundheit, glücklich Begierung und lang Leben wünschen. Und nach Ueberantwurlung diets unsers Cre-dentz Briefs anzeigen und erzehlen, das wir von den Einflus und Gnate Gott des Allmächtigen von Anfang unser Regierung gross Betrachtung gehabt und in Embsiger Übung gewest. seyen , wie wir mit Hiilf des Allmächtigen einen gemeinen Fried und Einigkeit durch alle Christenhait aufrichten möchten , deshalben wir viel gros Krieg und Wie-derwärtigkeit angenommen und nnterwunden haben , allain um Willen und Ursach gemain Fried zu machen, damit wieder die Ungläubigen und Feind JEsum Christum unsern Heyimacher der benedeiten rainen Maria , seiner werden Mueler guet Ordnung und Wesen zu abbruch derselben fürgenommen möcht werden, deshalben wir nach langer und grosser erlitner nun Krieg und Triebsal, uns durch viel ander Gefährlichkeiten die Sachen dahin bracht, dass wir die orientischen Königreich, als Hungarn, Bohcimb , Crabaten und Dalmatia in unser Handt und zu unserm Willen, mit Freundschaft bracht, dergleichen die Reich Apulien , Si-cilia , Neapolis zusamt dem ganzen Occident, das ist die Königreich in Hispania , Arragon , Castilia, Granaten, Leon, und Naueer, so unser lieber Sun König Carl, iitzo innhat, daselbst auch unser geliebter Freund , den König von Portugall, die paid der Haidenschaft und Ungläubigen vill grossen und mächtiger Reich Landt und Städt ab-gewunnen , innhaben und noch täglich gewinnen. So haben wir den König von Engelland in grossen Freundschaft und Brüderlichen Bündnus. Mehr in Septentrionen der König in Dänne-mark, Schweden und Norweden, hat sich jetzo durch Heyrath zu unser Tochter auch mit uns in Freundschaft verpflicht, deshalben wir all Cliri-stenlich König zu unser Freundschaft und Einigkeit bracht haben , ausgenommen der König von Frankreich und die Venediger die sich etlicli lang Zeit herttiglich und wiederspenniglich gehalten, aber sy dennoch nunmals darzue zwungen und bracht, das Sy auch Friedes und Einigkeit begehren. Deshalben wi nunmals unser Begier nach, gar nahent all obgemeldt Christenlich König zusammen in Ainigkeit bracht, allein strait noch zuvor sein Lieb, unser lieber Bruder mit dem Kiinig Sigmund zu Poln, dieweil dann sein Lieb nuninals verstandlich unses gros Müh und Arbeit und unser Werck nahent gar zu dem Ende bracht, sey darauf unser brüderlich und freundlich Begehren, sein Lieb woll ansehen zuvor Gott den Allmächtigen, sein werde unvermaigliche Mueter Maria, die Wohlfahrd der Christenheit, auch umb unsern Willen, und sich in einen Fried mit dem König Sigmunden zu Polen bewilligen, und daneben be-dencken , was Nutz und Aufnehmen, seinen Landen und Leuten durch sojichen Fried vorstet, was Nachtheil, Sorgfältigkeit Mühe und Arbeit an dem Krieg, und wie gar ungewis , zweifelhaftig Aussgang desselben ist, wolle auch uns der brüderlichen Lieb und Freundschaft, die wir allzeit zu seiner lieb Vater, auch jez zu seiner Lieb getragen und noch trag, und uns die Ere vergunnen, damit wir also zu guet der ganzen Christenheit solich unser Fürnemmen» und lange danckh (Ge- danken) und Begierdt, zu guetem End bringen, da» iezund allein an seiner Lieb steht, das wollen wir um sein Lieb unsern lieben Bruder beschulden. Unser Rath sollen auch bemeldtem unsern Bruder, dem Grossfiirsten anzeigen, wir sein in emb-siger Handlung und Arbait, auch der Hofnung die Irrungen, so sich zwischen dem Hochmeister, Teutschordens und dem König in Polen halten, guetlichen zuezulegen und zu vertragen, damil die Gegent ganzlich zwischen den Christglaubigen in Fried und Einigkeit gestellet werde. Dann so sollen unser Rüth unserem lieben Bruder dem Grossfiirsten anzeigen, das wir glaublich bencht sein , das die Ungläubigen das eingehend Jahr den Wallachen mit dem Heer zu überziehen, sich endlich entschlossen, darauf sey unser freundlich Begehren , sein Lieb wolle um un-sert willen wieder gemeldten Wallachen nichts mit unguetem fiirnehmen, damit die Türcken und Ungläubigen Ursach nehmen , über ihne auch zu ziehen und der gemeldt Wallach den Ungläubigen Türcken und andern dester tapferer Widerstand thuen mag. Unser Rath sollen auch seiner Lieb anzeigen, dass wir durch seiner Lieb Gesandten Gregor De-metrij bericht werden, wie seiner Lieb Gesandten eines so von seinen wegen bey uns gewest, in teutschen Landen beraubt worden seyn solt, dass wir vormals nit gewist und nocht nicht eigentlich Wisses tragen, wir haben aber zur Stund an ge- schickt, und befehlen eigentlich den Thätern nachzufragen und mit denen der Gebührliehkeit zu fragen, das ist unser ernstliche Meynung geben zu Hagenau am 12 Dec. anno 16. unsers Reichs im 3i Jare. P« Regem. Commissio Domini Imperatoris ppr. Hanss Vinsterwalder. in. UEBER DIE BRONZENEN THUEREN d e n SOPHIENKIRCHE ZU NO WOGROD. Zu S. 61. Noch bis auf den heutigen Tag werden die grossen äussern metallenen Kirchthüren zu Nowo-grod die korssutischen genannt. Bey einer wissenschaftlichen Reise, welche der Herr Beichskanzler, Graf von Romänzoff, im vorigen Jahre durch einige Provinzen Russlands machte, Hess er Abdrücke von diesem merkwürdigen, bis jetzt noch Wenig bekannten Denkmale nehmen, dass nun gewiss nicht lange mehr ohne Erklärung und historische Bestimmung bleiben, und beide wahrscheinlich schon in der unverzüglich zu erwarten- den Geschichte Russlands des berühmten Karam-sin s finden wird. Unterdessen theile ich aus einem Briefe des Herrn Hofraths und Bitters von Busse folgende Beschreibung dieser Thiiren mit, die ein schätzbarer Beitrag zur nähern Kenntniss des räthselhaften Kunstwerkes sind. ,,Ich habe in Nowogrod in der Sophienkirche „auch die ehernen Kirchthiiren gesehen, welche ,,die Tradition die chersonischen nennt. Als ich „den Kirchendiener darnach unter diesem Namen „fragte, führte er mich ohne weitern Anstand nach ,,dem Westeingange der Kirche und zeigte mir „diese vermeintliche Denkwürdigkeit des alten „Kriegszuges. Ich halte schon früher die Aecht-„heit der erwähnten Traditionen bezweifeln hören, „aber bey Ansieht der Thiire muss man sich bald „überzeugen, dass sie nicht das Werk griechischer Kunst, sondern von irgend einein deutschen Künstler verfertigt worden sey. Darauf „deuten Figuren und Inschriften sämmtlich ih a-„teinischer Sprache. Einige dieser Inschriften „habe ich mir abgeschrieben. So steht unten „über einem Manne in alldeutscher Tracht: Kl-„QVIN •• ME FËC. Etwas höher über dem „Haupte einer andern Figur: WICHMANNVS „MEGIDEBVRGËSIS EPC. Anderswo: S. Ti. Wahrscheinlich hiess der Künstler Richwin oder Reichwein, ein Name, Uber den ich indessen in allen mir zugänglichen Hülfsmitteln vergebens weitere Auskunft gesucht habe. 2. Wichmann, Erzbischof zu Magdeburg, starb ug4, nachdem er 42 Jahre dem Erzbisthume vorgestanden. Den „PETRVS + IVDASTRADIDITXP.M. u. s. w. „In dem zweiten Vierecke von oben auf dem „rechten Thiirfliigel habe ich die einzelnen Buchstaben bemerkt MDL. 3. Zu diesen Gründen ge-„gen die Möglichkeit, dass diese Thüren im Jahre „988 aus Cherson weggeführt worden wären, die „sich aus der Ansicht der Thüren selbst ergeben, „kömmt hinzu, dass der sonst genaue Nestor eigentlich keiner aus Cherson mitgenommenen „Kirchthüren gedenkt. 4. Dagegen erwähnt Tati-,,schtsche/f, aber ohne seine Quelle anzuführen, dass „im Jahre i33G der Erzbiscliof von Nowogrod, „Wassilij, für die S. Sophienkirche eine eherne ,,vergoldete Thiire fiir einen hohen Preis in „Deutschland gekauft habe. Es könnte seyn, Bürgern von Magdeb*rg hat er verschiedene Privilegien verliehen und sich dadurch ein dankbares Andenken bereitet. In Joh. Pomarius Magdeb, Stadt Chroniken, Magdeburg i58i. 4 und in Andreas Werner's Magdeb, Stiftschronica, Magdeb. i584. 4. wird Wichmann als der lGte Erzbischof von Magdeburg angeführt. 3. Die Jahrzahl kann dies» aus den eben angeführten Gründen nicht bedeuten. 4. Uebrigens sind Nestors Worte nicht leicht verständlich. Er sa^t (nach der Köni«sberger Abschrift S. 82.): b3h ace flba Karmma m'feflhhbi h lemwpe kohk mllßhhli. kannte heisst jetzt ein Götzentempel und gehöre nicht zu den beweglichen, leicht fortzubringenden Sachen. 5. Tatischtschef sagt Hcmopia PoccifiCKan C. II. B. 1784. Th. IV. S. i34. Bi> HoBlirpa/i'b BjiaflMJca Ba- ,,dass diess die nehmlichen Kirclithiiren wären, „die wir unter dem Namen der chersonschen ken-,,nen , obgleich ein Umstand gegen den Ankauf ,,der Thiiren zu sprechen scheint. Man kann „nehmlieh, auch bey der flüchtigsten Betrachtung, „leicht bemerken, dass die Thiiren für eine grössere Kirche, oder wenigstens für eine grössere „MaueröiTnung gearbeitet worden sind. Die einzelnen Vierecke , woraus sie bestehen , sind untereinander geschoben; die dazwischen durchlaufende Verzierung deckt viele Inschriften und Figuren zur Hälfte, manche ganz. Diess Ineinanderschieben war nothwendig, um die Thiiren in „die kleinere Maueröffnung hineinzubringen. Viel-,,leicht sind^sie also doch eine Eroberung, wenn „auch nicht eine im J. 988. in Cherson gemachte. „Möglich ist es auch, dass die Nowogroder sie „von einem ihrer Kriegszüge nach Lielland mitgebracht haben, obgleich ihre Handelsverbindungen mit Deutschland auch den Kauf nicht unwahrscheinlich machten. Zu wünschen wäre es „übrigens, dass Jemand in Nowogrod selbst sich „die Mühe gäbe, alle Inschriften zu copiren, und „die Figuren möglichst genau zu beschreiben, „dann würde sich vielleicht das Aller des Werks „auch genauer ergeben. Ueber das J. iiÖ2, in „welchem Wichmann Erzbischof von Magdeburg „wurde, hinaus darf man dasselbe nicht setzen." CHJiin y CBflmofi Co+in ycmpofi flBepH Mt^HHwa ooAoieHH, npHBecme H3T> HtMeifb Kynn ntHoio seAKKoio. (A. i336.) Folgende Stelle in Dalirts Scliwed. Gesch. Tli. II. S. 120. scheint auchnicht unbeachtet bleiben zu dürfen. Es heisst dort nehmlich unter dem Jahre 1188, die Karelen hätten Sigtuna zerstört, „die Heiden machten hier eine sehr reiche Beute, „und sollen unter andern aus. einer von den Kir-„chen ein Paar Pforten oder Schrankwerke von „Silber weggeführt haben, die noch in der grossen ,,Kirche zu Nogard vor dein Altare im Chor zu ,,sehen seyn, und Sartunski TVorola , oder Sigtu-,,na's PJorten genannt werden sollenIn einer Note sagt der Verf. hierbty: ,,Sigtun ist vielleicht „nach der russischen Mundart in Sartun verwandelt, sonst aber bedeutet Sartun in der Sprache „eine Hauptstadt oder königlichen Itof." Das letztere beruht offenbar auf einem Missversländ-nisse; wäre es aber nicht leichter, zwischen Sartunskaja und Karssunskaja eine Aehnlichkeit zu finden? Diess gäbe freilich noch einen historischen Punkt mehr zu bestimmen. Vielleicht ist es inJessen weit natürlicher, diese Sartunskdja TVorola von einer andern Thüre in der nehmliehen Sophienkirche in Nowogrod zu verstehen,- die noch jetzt die Schwedische PJorte genannt wird. ■29a ÜEBER CHLOPIGOROD, Zu S. 64. Es ist sehr merkwürdig, dass die Stadt Chlopi-gorod, deren Lage Herberstein ziemlich genau an-giebt, und wo noch zu seiner Zeit der grösste Jahrmarkt in ganz Russland gehalten^wurde, sonst nirgends erwähnt wird, und dass ihr wirkliches Daseyn beinahe nur aus Herberstein's Schriften ^r erwiesen werden kann. East sollte man glauben, der Name Chlopigorod, Knechtsstadt, vom slavo-nischen XoJionö) 6 ein Knecht, habe die ganze Erzählung veranlasst. Von der andern Seite aber sind Herberstein's Angaben so bestimmt, dass es wohl zu verwundern ist, dass dieser für die ältere Geographie Und Geschichte Russlands nicht unwichtige Gegenstand nicht früher genauere Untersuchungen veranlasst hat. Erst vor sieben Jahren machte der vor kurzem verstorbene Geheimerath Graf Alexej Mussin Puschkin, eine kleine Abhandlung über denselben bekannt, welche unter folgendem Titel erschien: HcmopuzecKoe 3cuutza- 6. Woraus in Joh. Skytte's Itinerarium, Hamburg 1619. 4. S. 92. Galoppen gemacht sind. nie o HaictJit u MtcmonojiojKeniu flpeenmo PocciücKaeo j man5 HCi3i>fMtiMaeo, XoxonbA ropoACi. (Historische Bemerkungen über den Ur. sprung und die Lage des alten russischen sogenannten Cholopigorod.) Moskau 1810. 26 Seiten , mit einer Karte. Wenn diese kleine Schrift auch gleich nicht durchaus genügende Aufschlüsse giebt, so verdient sie doch in mancher Hinsicht unsere Aufmerksamkeit, und ein Auszug aus derselben wird hier um so mehr an seiner Stelle sevn, da sie überhaupt, selbst hier in St. Petersburg, wenig bekannt geworden zu seyn scheint, und die davon vorräthigen Exemplare bey dem Brande von Moskau vernichtet worden sind, Vorher aber setze ich die Stellen aus Herber-stein's Werke her, wo er dieser bis auf den Namen völlig verlornen Stadt erwähnt, und bediene mich dazu seiner eigenen deutschen Bearbeitung desselben. 7. Die erste Stelle befindet sich S. Iiv. ,,Zu Chlopigorod," heisst es hier, ,,wan der ,,marckht da gehalten wirdet, dahin khumen ma-,,nigerlay völekher von Teutschen, Moscouittern, ,,Tattern, von ausseristen völekhern on Schweden, ,,vnd von dem kalten Mer her , wilde Lappn vnd ,,allerlay gesind, daselbstn ingemain ist das Silber „oder muntz in clainem , das gold noch in weni-,,germ werd: allain was die grossen Khaufleut ausz ,,der Mosqua oder Teutschen landen dahin khu-,,men, die andern so zu aintzige waarn, Zöbl, 7. S. oben S. 34». „Härmbl etc. bringen, die verstechen (vertauschen) ,,sv nuer vmb Röckh, hemetter , Hiiet, Messer, , },Löffl, Nadln, Fadn, hackhen, Spiegl vnd dergleichen, dan die Müntz derselben jren wonenten ,;Ortlen nit gebrauchig ist." Die zweite, Eb. S. Liij sagt: ,,da entspringt ain pach Nyepretz, als „der khlain Nieper, vnd ist doch grösser dan der „ander, die paiden pächer khumen zusamen, vnd „werden bald schiffreich, vnd der enden lädt man „die schiff mit Kaufl'inans waarn , so die Mosco-„uilter oder ander Kauffleut von Chlopigorod dar-,,bringen, vnd nach Litten fueren." Die dritte Stelle, S. Liv. erzählt den Aufstand der Knechte, wie oben S. 62. und setzt hinzu: „die Khnecht ,,geflohen, vnd auf ain Stadt die heutigs tags obgleich wol kliain beuestigung daselbstn mer ist Chlopigorod gt nc.nl wirdt (als Khnechts Schloss „oder Stat) khumen, daselbst vberwunden vnd jä-„merlichen getödt." Die ausführlichste Stelle endlich befindet sich S. Mij. ,,Ghlopigorod, heisst „es hier, ist ain Platz da hieuor ain Schloss oder „Stat gestanden ist darein der Neugartner khnecht „die jrer Herrn weiber genumen hetten , geflohen „waren, ist zwo meil von Vglitz , nit gar ferr „dauon sieht man das Purgstal, da das Schloss i, gestanden ist, an dem TVasser Mologa, des aus „dem gepiet von Grossheugarten heer achtzig meil ,,geflossen in die Wolga feit, an dem einfal ist „ain Stat vnd Schloss dem Wasser gleich genennt, „von dann zwo mail an desselben fluss geslat ist ..ain Kkirchen des namens Chlopigorod, darbey „ist ain solcher grosser Marckh, der in gantzem 7 " .,Moscouiter gepiet nit ist, da auch Gold vnd „Silber in geschlechtem werdt." Von der Stadt selbst also waren zu Herber-stein's Zeiten nur noch Ueberreste zu sehen; aber eine Kirche , welche indessen wohl schwerlich Chlopig-oroe? wird geheissen haben, gab es dort damals noch,1 und diese lag zwey Meilen von Uglitsch an dem Ufer der Mologa, nicht weit von ihrem Ausflusse in die Wolga.' So ist sie auch ungefähr auf den Ilerbersteinschen Karten verzeichnet. Heut zu Tage ist weder der Name, noch sonst eine Spur mehr von der Stadt und ihrem Jahrmärkte bekannt; nach den erwähnten Angaben miisste sie etwa da gestanden haben, wo jetzt das Städtchen Gljebof liegt. Indessen scheint eine Stelle in der $peBHHH Etaporpa+iH, S. einen hieher passenden Fingerzeig zu enthalten. Dort heisst es nehmlieh: ,,60 Werst von Uglitsch „fällt die Mologa in die Wolga, und an der Mün-„dung der Wolga stehen zwey Flecken, und über „diesen Flecken am rechten Ufer der Mologa das „Afanafcsij - Kloster , welches Cholopei Mönastiir „genannt wird." Es kann sehr wohl seyn, dass sieh früher sehr viele Leibeigene in dieses Kloster geflüchtet hatten , und dass es davon den Beinamen bekam. Nicht, unmöglich wäre es indessen auch, dass Herberstein von Nishnej-Nowo-grod, und von dem ungefähr in gleicher Entfer- 8. Alte Werste, iuni auf eine geographische Meile gerechnet. nBng, wie die angegebene zwischen Gross - Nowa-grod und Chlopigorod, davon gelegenen Makarief mit seinem grossen Jahrmarkte reden gehört, und nun diese Angaben verwechselt und mit der Sage von den entlaufenen Sklaven in Zusammenhang gebracht hätte. Um indessen dieser letztern Ver-muthung irgend einiges Gewicht zu verschaffen, müsste erst der Ursprung und das Alter des drey Jahrhunderte hindurch berühmt gewesenen Maka-riefschen Jahrmarkts genau ausgemittelt werden, Bis jetzt ist es am wahrscheinlichsten, dass dieser erst um 1026 durch Wassilij Iwanowitsch von Go-stinowose.ro, einer Wolga-Insel, nach Makarief verlegt worden ist, um den damals noch nicht völlig unterworfenen Kasanern Abbruch zu thun. Doch es ist Zeit, zu der Abhandlung des Grafen Mussin-Puschkin zurückzukehren. Ihr Zweck ist, die Lage des alten Chlopigorod zu bestim-i men, und zu beweisen, dass diese Stadt nicht genau an der von Herbersteinen bezeichneten Stelle, sondern etwas westlicher und zwar gerade an dem Orte gelegen habe , wo jetzt das dem Grafen zugehörige Dorf Starij Cliolopije steht. Die Schrift zerfällt in vier Abschnitte, welche die Beantwortung folgender Fragen zum Gegenstande haben: 1. Hat es je eine Stadt Chlopigorod gegeben? 2. Welcher heutige Ort war ehemals unter diesem Namen bekannt? 3, Wo lag diese Stadt? 4-Wann wurde sie gegründet, und wann änderte sie ihren Namen ? Die Beantwortung der ersten Frage , sagt der Verfasser, scheine nicht schwer zu seyn, da man \ an dem Daseyn eines Ortes nicht zweifeln könne, von welchem noch gegenwärtig sowohl örtliche Denkmäler, als schriftliche Zeugnisse vorhanden wären. Zu den erstem rechnet er ein Nonnenkloster, das an den Ufern der Mologa liegt und Cholopije genannt wird; ferner ein Dorf, das jetzt noch Starii Cholopije heisst, und einige andere weiterhin zu erwähnende Ueberbleibsel. Die schriftlichen Beweise sind : a. Herberstein's Nachrichten, die zu bestimmt von der Lage, der Befestigung und dem berühmten Jahrmarkte dieser Stadt gesprochen haben, um nicht anzunehmen, dass es wirklich einen Ort dieses Namens gegeben, und Herberstein selbst seine Nachrichten darüber aus altern Jahrbüchern geschöpft habe. b. Alte Handschriften , welche Nachrichten über die genannten Orte und ihre jedesmaligen Besitzer geben, c. Gerichtliche Akten, Kaufbriefe u. s. w. in welchen der Name Chlopigorod vorkommt. Auf die zweite Frage antwortet der Graf, dass inan sich noch jetzt durch den Augenschein von der Wahrheit der Herbersteinschen Angaben überzeugen könne , indem noch jetzt von der alten Festung Spuren vorhanden wären , namentlich ein grosser Todtenhiigel, wo nach einer in der umliegenden Gegend herrschenden Sage die Nowo-grodschen Sklaven begraben seyn sollen. Die drifte Frage beschäftiget sich mit der Lage des alten Chlopigorod. Alle noch vorhandenen Denkmäler bestätigen die darüber gegebenen Nachrichten. Aus diesen sieht man, dass Chlg- pigorod an den' Ufern der Mologa , ungefähr 60 Werst von ihrer Vereinigung mit der Wolga, lag. Dieser Bezirk des Jaroslawschen Gouvernements, der dem verstorbenen Grafen Alexej Iwanowitsch Mussin - Puschkin gehörte , und noch jetzt in dem Munde des Volks, so wie in öffentlichen Schriften den Namen Stnroi Ciiolop führt, hat eine Pfarrkirche zum heil. Boris und Gleb, und liegt in dem Mologischen Kreise. Diese Lage hat das alte Chlopigorod auch ungefähr aul der Herberstein-schen Karte , ausser dass die Entfernung von Uglitsch bey H. unrichtig auf zwey Meilen angegeben ist, da der nächste Weg zwischen dieser Stadt und Mologa wenigstens achtzig Werst , also ungefähr zwölf Meilen beträgt. Die Sagen unter den Bauern stimmen mit den Nowogrodschen Jahrbüchern iiberein , und man zeigt noch jetzt bey den Dörfern Stanowo und Boronischino , wo die Knechte von ihren sie verfolgenden Herren erreicht wurden, die Befestigung, in welcher sie sich vertheidigten , welche bis jetzt noch Gorod-ka heisst, und die Stätte, wo sie begraben sind. Diese Angaben erhalten aber noch ein grosses Gewicht durch das Kloster des heil. Afanassij am Ausflusse der Mologa, in welches die siegenden Nowogroder ihre ungetreuen Weiber sollen eingeschlossen haben, und welches noch jetzt den Namen Cholopij Monastiir führt. In Ansehung der letzten Frage glaubt der Verfasser, dass eine Begeberheit in der frühem Geschichte von Nowogrod, durch ihre Aehnlichkeit mit der Anekdote bey Ilerodot, mit dieser ver- wechselt, oder wenigstens so vermischt worden sey, dass man sie nun nicht mehr von einander unterscheiden könne. Die Russische Geschichte erwähne übrigens nirgends einer langen Abwesenheit des Heeres, die auch mit der ehemaligen Art Krieg zu führen, wo fast jeder Feldzug im Herbste endigte, die Krieger den Winter in der Heimath zubrachten und im Frühjahre wieder die Waffen ergriffen, ganz Unvereinbar wäre. Ferner habe auch die Belagerung von Cherson nach den alten Annalisten nur sechs Monate und nicht sieben Jahre gedauert. Die kupfernen Thüren seyen wahrscheinlich nicht aus Cherson gekommen , da sie lateinische Inschriften haben; und von einem Cholopischen Kloster könne nicht dife Rede in einer Zeit seyn, wo das Christenthum noch nicht in Russland verbreitet war* Vielleicht seyen indessen diese Thüren und die Glocken im zwölften Jahrhunderte erobert worden, als der Grossfürst Wolodimir Monomach Cherson belagerte, und zur Herausgabe der geplünderten russischen Schiffe und Ersetzung des zugefügten Schadens nöthigte. . Die Thiireh könnten dann vielleicht aus der römisch-katholischen Kirche genommen seyn, welche damals schon in Cherson erbauet war, wo der heil. Clemens, der auch hier in der Gefangenschaft starb , das Christenthum eingeführt hatte. Vielleicht stammte diese Kirche aber auch erst aus den Zeiten der Genueser her. Durch alle diese Gründe zusammengenommen glaubt der Graf Puschkin zu dem Schlüsse berechtiget zu seyn, dass die Stadt Chlopigorod wirklich an der angegebenen Slelle vorhanden gewesen sey, und dass der Sage von ihrem Ursprünge irgend ein historischer Zug aus der altern russischeil Geschichte zum Grunde liegen müsse , wenn er gleich wahrscheinlich durch viele Zusätze entstellt worden, und sein anfänglicher Bestand nicht mehr ausgemittelt werden könne. t)er Schrift des Grafen Mussiii - Puschkin ist fein merkwürdiger, aus* einer Handschrift der patriarchalischen Bibliothek ih Moskau entlehnter Aufsatz: Ubier den Handel auf der Mologa beigefügt, der nicht unwichtige Angaben enthält, die auf den Jahrmarkt von Chlopigorod bezogen werden können. Das angeführte Manuskript führt den Titel: Ueber die Alterthiimer des russischen Reichs, bestehet aus drey Bänden in Quärto^ uiid ist im Jahre 7207 (1699.) vom Diakon Tirnofej Kamene-witsch im Cholopischen Kloster zusammengetragen. Der angeführte Aufsatz lautet wörtlich also: ,,So "war auch an der Mündung des Mologa-flusses vor Zeiten ein grosser Handel , selbst bis zu den Tagen des Herrn und Zaren von Moskau und ganz Russland, des Grossfürsten Wassilij Was-silijewitsch Temnoi, welcher das ganze russischeLand von Mord, Raub und allem Diebstahl befreiet hat, und alle Uebelthater durch die Gerechtigkeit seiner Macht und durch seine weise Tapferkeit bändigte , und auch noch zu seiner Zeit, ehe Schemjakin's 9. Ur- 9. Dmitrij Schemjaka oder Schemjakin, liess seinen Vetter Wassili; Wassilijewitsch blenden, und setzte theil über ihn ausgesprochen war, Bey "diesem ausserordentlich grossen Mologischen Handel ward alle Abgabe nach dem Gewichte in Silber erhoben. Es kamen viele Kaufleute aus den umliegenden Gegenden dahin zu Markte, aus deutschen, polnischen, litthauischen , griechischen, römischen und persischen Landen; und daselbst legten die ausländischen Handelsleute und alle Gäste in Cho-lopisclie und Mologische Gruben ihre kostbare Waaren, und verschiedene unbekannte rolhe Weinreben-Getränke, und alle übrige Schätze zur Aufbewahrung nieder, und handelten darüber. Jetzt aber haben sich jene Mologischen Kaufleute in andere grosse und kleine Märkte in unserm Zarthuine vertheilt. Zuerst naoh der berühmten Stadt Archangelsk, und nach dem Swinskischen ehemals berühmten Jahrmärkte, dann auch zum Shel-towolskischen , und in Wess - Jechonsk 3. und dem Nowogrodischen Tichwin , und vielen andern Städten unsers Moscauischen Reiches, woselbst jener grosse , älteste und berühmteste Handel verschiedentlich wieder aufblühte, und gleichsam aus dem verlassenen und veralteten neu hervorging-. -.-,-——__ sich j446 unter dem Xiamen Dmitrij V. auf den Thron. Daher der Ausdruck: Schemjafca's Gericht oder Ur-theil, für ein ungerechtes, grausames Urtheil. 1. Am Flusse Swin im Orelschen Gouvernement. 2. Diesen Namen finde ich nirgends erwähnt. 3. Wessjegonsk, kleine Stadt im Twerschen Gouvernement, deren Jahrmarkt noch jetzt berühmt ist. So erzählten es unsere Vorfahren, und diese Sage pflanzte sich fort bis auf den heutigen Tag. Jener grosse Fluss Mologa aber war bedeckt mit Schiffen in seinem Hafen an dem breiten Ausflusse, und die Menschen sollen damals über die Mologa und Wolga bis auf die grosse und schöne sieben Werst im Umfang habende Mologische Wiese quer über die Schiffe hinweg gegangen seyn , ohne über das Wasser zu setzen. Jenes als Abgabe erhobene Silber aber, zu 100 und 800 Pud, oder 700 an Gelde und mehr noch , ward für die Kasse des Grossfürsten eingesammelt. Eben so waren an der Mologa Wein- und andere Getränk-Häuser; es handelten aber die Kaufleute alle , und die Gäste, an Ort und Stelle vier Monate lang. Diess haben •wir von unsern Vorfahren vernommen und {zeichnen es auf zur Kenntniss aller künftigen Geschlechter/' Am Ende der Abhandlung des Grafen Mussin-Puschkin befindet sich noch eine verkleinerte Kopie der grössern Herbersteinschen Karte von Russland. 4' Die untere Hälfte dieses Blattes stellt einen Theil des mologischen Kreises dar, in welchem das Afanassij - Kloster oder Cholopij-Monastür, und die Dörfer Borissoglebskij (Starij Cholopije), Gorodok und Boronischino verzeichnet sind. Ich finde übrigens noch in einem neuern Werke eine Anekdote, aus der wir ein zweites Clilopigo- 4 Bey deren Erklärung irrig gesagt wird, Herberstein aey Im J. 1520 in Russland gewesen. rod späterer Zeit kennen lernen, ohne dass der Iierbersteinschen Erzählung dabey nur mit einem Worte gedacht ■würde. 5- Der Kürze wegen entkleide ich sie ihres reichen dichterischen Schmuckes, und setze sie ganz einfach als einen Nachtrag zu den Sagen über Chlopigorod und zur Geschichte seines Namens her. „Am Ufer des Wolchow's , zwölf Werst von Nowogrod, siehet man einen hohen, griinbewaeh-senen Hügel, und auf ihm weit verbreitete Ruinen eines Schlosses , das noch Spuren ehemaliger Befestigung trägt, und die Neugierde aller Vorüberfahrenden reitzt und verdient. Sein Name war Chlopigorod, und sein Ursprung der Sage nach folgender» Vor drey hundert Jahren , als sich einst die Nowogroder gegen ihren Fürsten empörten, glückte es diesem , ihrer Wuth zu entrinnen aber seine Gemahlin wäre unvermeidlich in die Hände des wiithenden Pöbels gefallen, wenn sie nicht ein alter treuer Sklave gerettet hätte. Er führte sie mit Gefahr seines Lebens in ein Landhaus, das-auf^diesem Hügel stand, befestigte es und war glücklich genug, eine Zeitlang seine Gebieterin zu schützen. Aber wie hätte er lange der Uebermacht der bewaffneten Menge widerstehen können? Der Zufluchtsort der ungliickli- 5. AHeKAOmM Pycnin H. n. (Russische Anekdoten, oder grosse und merkwürdige Thaten und gute Beispiele berühmter Männer Russlands u, s. w.) St. Petersburg iöog. 8. Th. I. S. 8. g. chen Fürstin wurde entdeckt und erstürmt j und der treue Diener verlor sein Leben in der Ver-iheidigung der. Wehrlosen. Das Schloss wurde erobert und von Grund aus zerstört. Als aber die Ruhe wieder hergestellt war, nannte der zurückgekehrte Fürst diesen Ort Chlopigorod, 6• und liess hier eine kleine Kapelle bauen. Allein auch diese wurde dem Sturme der Zeit zum Raube, und auch von ihr sieht man nur noch wildver-■wachsene Trümmer den romantischen Hügel umkränzen." So viel über einen Ort, auf dessen Ursprung und Geschichte noch tiefes Dunkel ruht, das gewiss auch einst glücklichere fiemühungen unserer unermüdeten Geschichtsforscher zerstreuen "werden. T. H ERBERSTEIN'S REDE AN DEN ZAREN WASSILIJ IWANOWITSCH. Zu S. 76. Allerdurchlauchtigster Herr, Wassilij Iwano-witsch! Grosser Beherrscher von ganz Russland und andern Ländern! 6. Hier würde denn der Name Gorod, Festung bedeuten, in welchem Sinne es oft vorkömmt. Es ist der ganzen Welt bekannt , wie lange Jahre schon die christlichen Begenten unter einander uneins sind , und wie -viel Christenblut sie unter sich vergossen haben; Durch alle diese Kriege konnten sie aber der Christenheit keinen Nutzen bringen, vielmehr haben die Ungläubigen und Feinde des christlichen Namens , die Türken und Tataren, dadurch ihr Wesen nur desto dreister und ungestrafter treiben können. Ja, sie haben viele Menschen in Armuth und Elend fortgeführt, und viele kaiserliehe Orte weggenommen und ihrer Gewalt unterworfen; sogar die Kaiser-sladt Constantinopel haben sie zu unsern Zeiten der Christenheit entrissen, und ganz Griechenland und Bosnien, den grössten Theil von Servien, und Dalmatien , Croatien und Slavonien , so wie Modon und Corfu, und viele andere Länder. Und diess ist alles bloss durch die Uneinigkeit der Völkerbeherrscher geschehen! Gott hat den christlichen Oberhäuptern aber ihre Gewalt auch deswegen gegeben , damit sie seine Beligion und die'Lehrrf von seiner Allmacht ausbreiten, seine Ehre vertheidigen und die Heerde Christi beschirmen. Es ist meine Pflicht, Euch dieses vorzüglich ans Herz zu legen. Und daher hat der römische Kaiser Maximilian, durch besondere göttliche Gnade das Haupt der christlichen Fürsten, vom Anfange seiner Regierung an diesen Wunsch in seinem Herzen gehegt, und täglich an die Mittel gedacht , wie die Christen sich nicht nur gegenseitig in Einigkeit beschützen, sondern auch die Feinde des Glaubens gänzlich vertreiben könnten; und er hat gefunden, dass dieses nur möglich sev, wenn vorher ein allgemeiner christlicher Friede geschlossen und die vereinigie Macht gegen die ungläubigen Feinde gerichtet würde; Und als er nachforschte* auf welche Weise dieser allgemeine christliche Friede zu Stande gebracht Vierden könne, fand er kein anderes Mittel* als die Waffen zu ergreifen und die Häupter der Stolzen und Boshaften , welche stets solche Zwietracht aussäeten, zu beugen und zu demiithigen. Deswegen hat er so viele Kämpfe begonnen und zu Ende gebracht; nicht, weil er über fremde Völker herrschen wollte, oder aus bösem Herzen und weil er Freude fände an vergossenem Menschenbilde. Er schonte selbst seinen Leib und seine Güter nicht; er war in eigener Person sehr oft und nie der letzte in den Schlachten, und überfiel, wenn gleich mit geringerer Menge, die Vereinigten Feinde immer zuerst, und besiegte sie schnell und verscheuchte sie. Aus allem diesem erhellet, dass Gott seine Hand gnädig über ihm hielt, und alles zu seinem Ruhme und zur Ehre seines Glaubens leitete. So ist es ihm denn nun auch gelungen , das» der allerhöchste römische Bischof sammt allen ita-liänischen Landen gegenwärtig mit ihm verbunden sind; so wie auch die spanischen Königreiche Castilien, Arragonien, Granada, Leon, Neapel, Sizilien, zugleich mit vielen andern , sechs und zwanzig an der Zahl, die der König Carl, der Enkel Sr. Majestät und Sohn Königs Philipps, jetzt ruhig ererbt hat und friedlich beherrscht. Der König von Portugal ist ihm verwandt, denn des Kaisers Mutter , wohlseligen Andenkens, stammte von den portugiesischen Königen ab. Der König von England und Irland ist mit der Majestät meines Kaisers seit vielen Jahren in freundschaftlichen Bündnissen, und erst am vergangenen achten Dezember haben sie einen neuen Bund geschlossen und einen ewigen Frieden beschworen, wie ich alles mit meinen eigenen Augen gesehen habe. Der König von Dänemark , Schweden, Norwegen und andern Ländern ist Sr. Majestät Bruder und Sohn, denn er hat zur Gemahlin die Enkelin des Kaisers. Gleichermassen hat der König von Ungern, Böhmen , Dalmatien , Croatien und andern Ländern eine Enkelin Sr. Majestät zur Ehe , und ist mit seiner Person und seinen Reiche« den Absichten des Kaisers ergeben. Der König von Polen endlich hat alles , was auf seine Feindseligkeiten und auf ihre Beendigung Bezug hat, voll Vertrauen der Entscheidung des Kaisers überlassen. Was nun Eure Durchlauchtigkeit betrifft, so habe ich wenig zu sagen, indem Eure Herrlichkeit selbst gegenwärtig , und Euch die brüderliche 3o a Liebe , die gegenseitig zwischen Euch herrscht, am besten bekannt ist. Es sind also nur noch der König von Frankreich und der Doge von Venedig übrig , die meinem Kaiser immer und von je her zuwider waren, und stets ihren besondern Vorthpil dem allgemeinen Besten der Christenheit entgegensetzten. Sie waren mit Sr. Majestät bereits seit vielen Jahren in Fehde , aber er hatte sie kurz vor meiner Abreise dahin gebracht , dass auch sie Frieden wünschen mussten und darüber mit ihm in Unterhandlungen traten. Und dieser Friede ist hernach geschlossen worden , so dass sie nun auch zu dem Willen meines Herren bereit sind. Wenn man nun die Erde von Osten nach Westen und vom Mittag zur Mitternacht übersieht, so wird man unter allen Herrschern der Christen, heit , welches Namens uncf welcher Macht sie auch seyen , nicht einen finden , der nicht mit dem Kaiser durch Verwandtschaft , Brüderschaft oder Verträge verbunden wäre. Zwischen allen herrscht jetzt keine Uneinigkeit, ausser Eurer Durchlaucht und dem Könige Siegis-mund von Polen. Sobald auch zwischen Euch der Friede hergestellt, sobald diese Absicht Sr. Kaiserlichen Majestät zu einem erwünschten Ende gebracht seyn wird , dann muss das allgemeine Wohl der Christenheit seinen Gipfel erreichen, und keine Miihe , kein Schweiss und kein Ungemach wird zurErreichung desselben zu bedauern seyn. Und diess sind die wichtigen Beweggründe, die meinen Kaiser bestimmt haben , mich zu Eurer Durchlauchtigkeit zu senden. Ich soll Eure Herrlichkeit in seinem Namen durch brüderliche Bitten bewegen, dass Ihr der jetzt gesprochenen Rede Gehör gebet , aus Liebe zu Gott dem Allmächtigen und seiner unbefleckten Mutter , der Jungfrau Maria , aus Wohlwollen gegen die ganze Christenheit, und eingedenk dessen , wie viel Vortheile und Segnungen Eure Länder und Völker vom Frieden , wie viel Uebel sie vom Kriege zu erwarten haben. Ich soll Euch zu bedenken geben , wie unsicher der Erfolg eines Krieges sey, und Euch bitten , zur Hemmung alles Blutvergies-sens unter Christen und zur Ehre Sr. Kaiserl. Majestät mit Polen einen lechtlichen und billigen Frieden zu schliessen. Der Kaiser rechnet hierauf mit Zuversicht; entziehet Euch dem nicht und seyd dem Wohle der Christenheit nicht hinderlich. Wenn Eure Durchlauchtigkeit diesem geneigt ist, so hofft Se. Majestät mit Euch und allen christlichen Oberhäuptern in brüderlicher Liebe und stetem Frieden zu leben, und^so vereinigt noch viele und grosse Thaten zu vollbringen. Und wenn ich hierauf eine günstige Antwort erhalte , so ist mir befohlen , mit Eurer Durchlauchtigkeit wegen dieses Friedens ausführlicher zu unterhandeln. Diess hatte ich Euch auf Befehl des Kaisers zu sagen; ich füge ihm noch folgendes hinzu. Als ich vor kurzem bey dem durchlauchtigen Könige von Polen in Wilna war , sähe ich dort einen türkischen Gesandten , welcher behauptete und schriftlich bekräftigte, dass sein Herr den grossen Sultan besiegt und ihm Damask , Jerusalem und alle seine Reiche durch die Waffen entrissen habe; eine Nachricht , der ich doch noch keinen Glauben würde beigemessen haben, wenn sie mir nicht ein sehr glaubwürdiger Mann, der eben aus jenen (fegenden kam , bestätiget hätte, Diess wollte ich Eurer Durchlauchtigkeit ebenfalls berichten und dem Auftrage des römischen Kaisers noch beifügen. Denn wenn die Türken ohne diese beträchtliche Macht schon so viel ausgerichtet haben , was werden sie jetzt, da sie dieselbe mit sich vereinigt haben , nicht zu unternehmen im Stande seyn ! BEFREIUNG DES FUERSTEN MICHAEL GLINSKY. Zu S. 91. Maximilian von Gottes Gnaden erwählter Rom. Kaiser u. s. w. Instruction was unser getreuen Sigmund von Herberstein und Peter Maraxij unser YL BESONDERE INSTRUCTION wegen der J Käthe mit dem Grossfürsten der Reussen handeln sollen. Item so sy inhalt unser sonder Instruction mit denselben grossen Fürsten dem Reussen so viel gehandelt und ihne wie wir uns versehen dahin bewegt haben, dass er sich gegen unserem lieben Bruder dem König zu Pohlen ihrer Vehd halben in ein Compromiss einlassen will , oder die Handlung sonst zu End gebracht ist. Sollen Sy seiner Lieb unsern sondern Credenz Brief überantworten , und darauf mit dem besten Fug anzeigen , uns lang an wie sein Lieb Herzog Michel Linzkj vielleicht aus beweglichen Ursachen fencklichen halte , dieweilen wir aber denselben Herzog Michel Linzkj von Jugend auf an unseren Hof erzogen haben , und er sich in unserem Dienst bey unserem lieben Oheim und Fürsten Herzog Albrechten von Sachsen redlich und wohl gehalten hat, seind wir ihme mit sonder Gnaden geneigt, ob er auch wieder sein Lieb ichts gehandelt hätt , so bedunckt uns doch , dass er solches Fencknus "bissher wohl gebiisst hab, und dieweilen dann in allen Sachen nicht die Strengig-keit, sondern zu Zeiten die Barmhertzigkeit gebraucht werden solle, seye an sein Lieb unser freundlich Begehren , Sy wollen die Ungnad gegen berührten Herzog Michel Linzkj abstellen, und uns zu Ehren und Gefallen ihne solcher seiner Fencknus ledig lassen , und den zu derselben unsern Räthe als unsern Händen stellen , und überantworten , so wollen wir mit ihme so viel han- dein und derniassen verpflichten , dass er wieder sein Lieb noch die Seinen nimmer sein , noch handeln soll , und dass uns sein Lieb solch unser Begehren nicht abschlag noch weigere, als wir uns des gänzlichen versehen, das M ollen wir gegen seiner Lieb in dergl. und mehrern freundlichen beschulden , wie dann sein Lieb das von un-sern Käthen weiter vernemmen wirdet geben in unser und des R. Stadt Hagenau am ia.Decembr. im sechzehenden Jahr, unseres Reichs im 3i Jahr. P. regem. Commissio Domini Imperatoris ppr. Ilanss Vinsterwalder. YII. HERBERSTEIN'S SCHREIBEN AN DEN STADTRATH VON WIEN WEGEN IHM ZUGEFUEGTER BELEIDIGUNGEN. Zu S. i35. Ersamen weysenn herrn, allen den, die sich treundtlicher vnnd gebiierliöher massen gegen mier gebrauchen, bin ich berayt widervmb freuntliche* J Gueten vnd nachperüchen willenn zu beweysenn, dieweyl ich in meyner Jugent in die slat wien gelassenn vnd khumen bin , daselbs tugendt vnnd guett sittenn vnd erbarer kunst gelernt, vil gnets dauon empfangen, dardurch ich gross erlich stendt erlangt, in den ansechlichsten henndlen gebraucht, darvmb ich all zeytt der stat wien dankpar gebest , allen Inuonern nach meyns vermegn geraten vnd geholffenn , vnnd hetten das gleich als pflichtig fierann albeg Gerne gethann , aber am jüngst gehaltten landttag michaelis zu klosterneu-burg , ist ain handlung durch etlich fiirgenomen gebest , des willens mich an meinen glimpfen vnd Eren zu belaydigen , Nemlich mich bezygenn etlicher sachenn vnd handlung, durch mich 'begann-gen , dadurch ainer Ersamen landtschaft Kayns wegs wel gebiieren die kayserlich befelch von mier anzunemen oder zu heren , Mier auch mein na-men vnd titl vber menschlich gedechlnuss gebraucht, den mier auch kayser vnnd kynnig schrey-ben vnd geben! zu mindern vnd aufzuthayen, vnd standen war dess in schrifft verfasst vnnd vber geantburt ist, gesteh "in namen der fier ständt der landtschafft in österreych, als vil der dasselb-mal versamlt waren u. s. w. vnd durch den lant marschalkh den kayserlichen Commissarien, mey-nen mitverodneten , vberantburt , So ich dann der saehen nachfrag, bekynndt ich, das nit 'aller der, dye da versamlt waren , willenn zugebenn oder maynnung sey gewesen solichs dermassen vi^billichenn gegen mier zuhanndlen vnd hab auss den dreyen stännden vnd nit die mindisten , die sie solichi nit angenomen , noch annemen wellen, vil wellen Ii sych entschuldigen vnd sagen , dyc gelerten haben Sy darein geredt , dieweyl aber niembt so vil der gelerten hat , dann ier , vnnd seyt dy furnemesten im Burgerstanndt, hab ich in rat befunden, euch auch darumb zubesuchen vnnd darinn zuuernemen , ob ier auch der maynung vnd die vrsach seyt gewest , wider alle vernunfft mich vnerherten , on al redlich vrsach , zu schympifen vnd zuuerletzen , dann ich wil mich gegen allen , die solichs wider mich geiiebt , vnd des vrsacher seyn , als eim frumen ritter woll ge-zimbt, halltenn , dabey menigklich abnemen sol , das mier solichs unpillich schimpfverung laid, vnd mein er lieb ist, ich bit desthalb Eyer verschrybne antwurt, Datum clam den xxvi tag octobris jm xx jar. Sigmundt von herberstain Ritter. Dem ersamen weysenn purgermayster vnd rat der stat wien zu handt. yni. GNADENBRIEF CARL'SV. B EY D EU VERMEHRUNG DES HERBERSTEIN-SCHEN WAPENS. Z u S. i4o. Wir Karl der Fünft von Gottes genaden Erweiter Romischer Iiayser zu allen Zeiten merer des Reichs , in Germanien , zu Hispanien , zu Castilian , zu Arrogan , zu Leon , baider Sieilien £u Jherusalem, zu Hungern , Dalmacien, zu Croa-cien , zu Nouarra , zu Granaten, zu Toiletten, zu Vallelz , zu Gallicien, Maioricarum , zu Hispa-lis , Sardinie , Cordubie , Corsice , Murcie , Gie-nis, Alga ron , Algetzire , zu Gibraltaris , und der Insulen Canarie, auch der Insulen Indiarum , und Terrefirme , des Moers Oceani u. s. w. Khunig , Ertzhertzog zu Österreich , Hertzog zu Burgundi, zu Lotterig, zu Brabannt, zu Steyr , Kafnndlen, Crain , Limburg, Lutzemburg, Geldern, Wirtennberg, Colabrie , Athenarum , Neupatrien , Graff zu Flandern, zu Ilabspurg, zu Tyroll, Görtz, Bar-siloni , zu Artheis, und Burgundi, Pfalzgraue in Henigaw, zu Hollandt, zu Seelandt , zu Pfierdt, zu Iiiburg , zu Nainur , zu Bossilion , zu Territan, und Zutphen, Lanndgraue in Elsas, Marggraue zu Burgaw, zu Oristani , zuNGotziani, und des heiligen Römischen Reichs Fürst, zu Schwaben, zu Kathalonia , Asturian , Herr in Frieslanndt, auf der Windischen March, zu Portenaw, zu Biscaie, * zu Mouia, zu Salios, zu Tj'ipoli und zu Me-cheln u. s. w. v Bekhennen für uns und Unsur nachkomen am Reiche offenlich mit diesem Brief und thuen kundt allermeniglich, wieWol wir aus angebornner guette und Keyserlicher mildikait altzeit genaigt sein allen und Jeglichen unsern und des Reichs, auch unser Erblichen Fürstenthumb, Vnd Lande vnder-thanen, vud getrewen, Ehre auifnemen nutz vnd bestes fürzuwenden, vnd zu betrachten, jedoch 3o b so werden wir mehr bewegt, die von Adeliclie Erbarn geschlechl herkhomen , vnnd geborn vnd sich gegen vns vnd dem Heyligen Reiche vnd vn-serm hauss Osterreich, jn fleyssiger dienstbar-khayt embsig erzaygen , mit sondern gnaden vnnd gezierdt zu fürsehen , Wann wir nun güetlichen angesehen, vnnd betracht haben sollich Adelich Erbar Redlich wesen, darin das geschlecht vori Herberstain herkommen ist , auch die annemen dienste, so vnser vn des Reichs iieben getrewen, Jeorg , Hans, Sigmuhdt, vnndWilhalm, gebrüdern, viid Wernhardin von Herberstain, geuettern, vns vnd dem heylign Reyche , vnnd viiser/n hauss Osterreich, vnnd Insonderhavt vcrgemelter Jeorg vnd Sigmundt von Herberstain, weilent dem Al-lerdurehleuchtigisten Khayser , Maximilian vnserm lieben Herrr , vnnd Anherrn , Löblicher gedacht-* tius , als Rahts verwandten gedient, vnd jre dienst nit klain Ersprossen, Sonderlich se Jeorg von Herberstain Mermallen die Veldhaubtmänschaflen In den INider Öesterreichisclle Landen, Notlurfllig'-liehen versehen, den veindten mermallen abgebrochen , vn gemainer ba^erschafft Empörung „ durch sein schickligkait vnd Redlichkayt getempfft,, dan Sigmund von Herberstain , auch Durch Weilent sein lieb in treffenlichen sachen, zu den . Iihünigen , Denmarckt, Hungern, Polan , vnnd dem Rewssen, jn die Moscka geschieht, Erlichenj Nützlichen vn wol gehandelt, zu dem was sy baid vnnser Radt sich auch in vnsern diensten dergleichen Wilhalmen an vnser vberfart auss Flandern In Hi-spanien, vnd Hans, vnd Wernhardin gegen den Türckhen, Hungern, Yenedigern , vnd andern vnsers Lieben Anherrn Veindten , als redlichen Ritterleuten wollgelzimbt , alzeyt trewliehen vnd wQlgehalten, vnnd getlian, auch hinfür an thuen sollen vnd mügen , Darumben so haben wir als Römischer Kayser, auss vorgemelten vnd andern redlichen vn beweglichen vrsachen, mit wolbe-dachte niuete, vnd rechtem wissen denselben von Jlerberstain , gebrüedern vnd vettern , zu Er-gÖtzlichkhayt Ob angezaigter jrer getrewen dienst, vnd damit sy vnd jre N^chkhomen hinfür dester mehr geraitzt werden, darinnen zuuerharren, dise gnadt vnd freyhayt gethan , auch gegönt, vnd erlaubt also , das sy vnnd jhr Elich Leibserben, vnd derselben Erbens erben , In ewig zeit jr Erblich Wappen vnd Clainat , das mit Namen ist ain rotter schilt, darinn jn mitten desselben ein Weys-ser Sparr den Spitz jn mitten des obern tayl des Schilts kherent, vnd auff dem Turniers heim ain guldin khron , mit rotter vnd weysser helmdecken entspringen! darauss ain rote auffgethane flüg von funif rotten federn, In mitten derselben aber ain weysser Sparr, wie Iin schilt geschickht Nun hin-für wie hernach volgt, ^Verendert verkhert vnd gebessert haben füern vn gebrauchen mügen u.s. w. Nun folgt die ausführliche Beschreibung des neuverliehenen Wapens, die ich um so eher weglassen zu können glaube, da dieses schon aus Beil. I. bekannt ist. SCHREIBEN CARLS V, AN FERDINANDEN WEGEN D E Ii ZWEITEN SENDUNG HERBERSTEIN'S NACH POLEN UND RUSSLAND. Zu S. 149. Carolus diuina fauente dementia Electus Ro-manoruin Imperator semper Augustus, ac Germa-niae Hispaniarum ytriusque Siciliae Ilierusalem etc. Rex: Serenissimo Principi Domino Ferdi-nando Infanti Hispaniarum , Archiduci Austriae etc. Fratri nostro charissimo , salutem et fraterni ainoris continuum incrementum. Serenissime Princeps , frater charissime, quae vestra Serenitas communibus nostris Oratoribus ad Ruthenorum principem missis, in mandatis dedit, cum nil sit quod in eo praelerea desiderari possit, plurimum laudamus et approbamus. Placent et nobis non minus O ra tores ipsi , cum natalibus clari , turn propriis virtutibus egregiisque animi dotibus ornati , singular! ad hoc rerum gerendarum peri-tia praediLi quodque alter apud quondam Caesa-rem Maximilianum Dominum et Auum nostrum foelicis memoriae eodem legationis muñere functus , et toti huic , quod reparamus Rutheno foe-der' el negotio Auspex fuerit ipsaque fundamenta íecerit, ita vt nemo in eo sibi nedurn non prae-ferri , sed ne conferri quidem possit, quo fit vt, rebus hijs per vestram Serenitatem tara prudenter, tam gnauiter et exacte eonsideralis et expensis non dubítemus omnia foeliciter successura. Cui itaque mandatum ad hoc nostrum ex animi sui sententia remittimus , in quo nil aliud immutaui-mus, quam vnum articulum , qui se ad instructio-,nem referens , totius mandati vim et neruum illuc conferebat, quem tanquam minus necessarium e medio tolíi maluimus, quam vt ob id ansam por-rigi partibus inuestigandi nostri animi et mentis arcana quae Instructioni, vt plurimum liberius in-serentur, Oratorumque fidei et ingenio ex rerum et negotiorum statu et variatione tractanda seor-sum tucius committuntur. Alia vero de quibus certior fieri cupit vestra Serenilas sine cum Polo-niae Rege siue Moscorum Duce, vel cum ipsorum altero, confecta prius, vel etiam spreta et despe-rata inter eos paci agenda et tractanda omnia vestrae Serenitatis summae prudentiae et voluntad integre reseruare ^t commenJare voluimus , vt id totum, quemadmodum vtrique nostrum rebusque isthic nostris omnibus habita rei , loci et temporis ratione, opportunius consultiusque fore visum fuel-it , libere perpendere , dirigere , agere et perfi-cere posset. Quod nobis aeque atque vestrae Se-renitati iucundius gratumque erit. Et valeat vestra Serenitas quam foelieissime. Datum in ciui-tate nostra Toleti die x Januarij, Anno Domini M. D. xxvj, Regni nostri Romani séptimo. Vester bonus frater Carolus. W. Brantner, X, . FERDINAND'S BEFEHL AN DIE NACH RUSSLAND BESTIMMTEN GESANDTEN, AUF DIE RELIGION, GEBRAEUCHE, UND BUE-CHER DER RUSSEN BESONDERS AUFMERKSAM ZU SEYN. Zu S. Ferdinandus Dei gratia Princeps et Infans His-paniarum Archidux Austriae, Dux Burgundiae ctc. Imperialis locumlenens generalis etc. TVobiles et fideles dilecti. Cum nuper apud uos substilissent Tubingae Moschouitici Oratores a Caesare reuersi per Consiliarium nostrum Docto-rem, Joannem Fabrum sciscitati sumus de fide et religione ac ceremoniis gentis. Quae omnia idem Consiliarius noster, vt ab eis acccperat in libellum postea digessit, quem ea potissimum ratione hisce adjunctum mittimus vt lectus a vobis suggerat re-fricetque memoriam, si quid eorum vel videritis vel obseruaueritis. Quod protinus vestro oculato testimonio vel obseruatione possit probari. Itaque iniungimiis vobis, vt diligenter tam rationem fidei quam ceremonias etiam ad eum inodum inquiratis per oCcasionem. Quam ipsi ad industrian) et in-genium vestrum assnmetis vt certius de omnibus sic informati hujus gentis religionem et ritum asse-quamur, quam et in sacris et prophanis rebus so-leant obseruare. Quod si quodpiam exemplar Mis-sale vel Ceremoniarius alius liber, vnde depre-liéndi facile possit sácrorum eorundem operatio circa Eucharistiam, et alia, commode in manus vestras inciderint, nobis gratum erit, vt compa-rentur , qui cupimus scire ad amussim , vbi con-ueniant, vel discrepent i 1 articulis fidei, ac ce-remoniis. Erit nobis hs, : inquisicio et labor o-mnis vester periucundus, ne que vobis difficilis, quem vt omni studio prosequi velitis , nostra est bene grata voluntas. Datum Augustae die prima Mentis Februarij, Anno Domini M. D. xxvi. Ferdinandus S. Ad Mandatum Serenissimi Dni Principis Archidu : propriumw Jacob Spiegl, etc. Ñobiíí et jidelibus nobis dilectis Leonardo Comiti de Nugarolis, Sacrae Caesar: et Catholicae Maiestatis etc. ac Sigismundo de Herberstain Equiti Aurato Consiliarijs et Oratoribus no-stris ad Serenissimum Principem Mo-schouitarum. SIEGISMU ND'S VON POLEN ANTWORT AN DIE NACH RUSSLAND GEHENDEN GESANDTEN DES ERZHERZOGS FERDINAND. Zu S. i56. Wie. misstrauisch Sigismund doch, hey allem Anseheine von Zufriedenheit, gegen die Absichten Oestreichs war , erhellt aus folgender erst vor kurzem von mir in der Handschrift aufgefundenen Antwort an die nach Moskau gehenden Gesandten, Und der derselben beigefügten , gleichzeitigen Anmerkung. Responsum a Sigisimmdo I. Rege Poloniae da-tum Oratoribus Archiducis Ferdinandi ad I)ucem Moscoviae euntibus M. D. xxvi. Sacra Majestas Regia quamuis non ignorat, quam constans sit apud Ducem Moscouiae foedus et amicitia, quantique ipse faciat principes Chri-stianos sive ad bellum sive ad pacem conficien-dam , quae omnia ipse ex arbitrio et commodo suo metitur j gratissimo est tarnen Majestati Suae haec opera et Studium tam Caesareae Majestalis, quam etiam Serenissimi Domini Regis Ferdinandi, quod adhibent ad res Majestatis Suae cum ipso Duce pacandas, quod fraternum officium vicissim illis Majestas Sua vult omni studio et gratificatione Sua semper referre. Quod autem Dominatioues Vestrae postularunt, ut Legalos ipsius Ducis Mos-couiae permitteret Sua Majestas secure per Sua dominia in Moscouiam redire, id Majestas Sua causa Caesareae Majestatis (♦, Serenissimi Domini Regis Ferdinandi, factum ei non grauatim. Diesem Aktenstücke ist folgende merkwürdige Erklärung beigefügt: Nota ejus qui superius responsum posteritati consignavit. Isti Oratores Caroli et Ferdinandi, quibus praecedens hoc datum fuit responsum , praetextu quidem et specie tractandae inter Regem Polo-niae et Moscum concordiae , quod palam praefe-rebant ad Ducem Moscoviae fuerunt missi , verum longe aliud fuit illis per principes eorum deman-daturo, nempe ut Moscorum Ducem contra Be-gem Poloniae incitarent eti instigarent, ut Rex Poloniae bello Moschouitico distentus non posset Ludovicum Hungariae et Bohemiae Begem nepo-tem suum copiis suis auxiliaribus contra Turcum, qui cum ingenti exercitu contra ipsum Ludovicum Regem in Hungariam adventabat, adjuvarej quo et faeilius Bex Ludovicus sie destitutus periret, et Ferdinandus Hungariam et Bohemiam, quod semper votis omnibus cupiebat, hac data occasione invadere et occupare possit. 3i a r Zu S. 183. In derselben Sammlung , aus welcher obige Antwort entlehnt ist, befindet sich auch die Instruction, welche der König von Polen dem päbst-lichen nach Moskau bestimmten Gesandten zur Wahrnehmung seiner Gerechtsame bey den beabsichtigten Friedensunterhandhnigen ertheilte. Der Titel ist: lnstructio a Sigismunde) 1. Rege Polo-niae data Legato Apostolico Episcopo Scarensi ad Ducem Moscoviae misso. Hier ist das Misstrauen Siegismund's gegen den Zaren ganz unverholen ausgedruckt und der päbstliche Abgeordnete darauf vorbereitet, daSs von Seiten des letztern nie ein ehrenvoller und sicherer Friede zu erwarten wäre. Der König besteht namentlich auf die Zurückgabe von Smolensk, ohne welche der Bischof sich nicht auf einen Friedenschluss einlassen solle , bevollmächtigt indessen den Gesandten doch, einen Waffenstillstand auf zehn und mehrere Jahre zu schliessen , und verspricht zu dessen Bekräftig gung Bevollmächtigte nach Moskau zu schicken. Die angeführten Aktenstücke befinden sich in einer höchst merkwürdigen Sammlung handschriftlicher zur Geschichte von Russland gehöriger Dokumente 72 an der Zahl, welche den Zeitraum vom eilften bis siebzehnten Jahrhunderte umfassen und einen Schatz von offiziellen Nachrichten in lateinischer, italiänischer und polnischer Sprache enthalten. Diese wichtige Sammlung wurde im Jahre 1790 auf Veranstaltung des Königs von Po- len , Stanislaus Poniatowsky, durch den Ahbé Al-bertrandi in Rom, vorzüglich in der vatikanischen Bibliothek zusammengetragen. hie bildet einen starken Folioband und hat folgenden Titel: Extraits de la Bibliothèque, du Vatican, contenants les manuscrits qui regardent l'histoire de Russie depuis l'an 1075 jusqu'à l'an 16' /, tirés en 1790 pour le Roi de Pologne par il. l'Abbé Alber-trandi, aujourd'hui Evêque de J osen et de Varsovie, écrits de sa propre main. Varsovie 1793. Der Besitzer dieses schätzbaren Codex ist der wirkl. Staatsrath und Ritter, Herr A. von Turge-neff, von welchem die vaterländische Geschichte ehestens wichtige Bereicherungen durch die Herausgabe desselben , unter den Auspicien Sr Erl. des Herrn Reichskanzlers , Grafen von Romänzoff, zu erwarten hat, eine Nachricht, durch deren frühere Mittheilung wir uns den Dank des literarischen Publikums zu verdienen glauben. SCHREIBEN wodurch FERDINAND HERBERSTEINEN SEINE ZUFRIEDENHEIT MIT DEN GESCHAEFTEN IN MOSKAU "BEZEIGT. Zu S. i83. Ferdinandus Dei Gratia Princeps et Infans Hispaniarum, Archidux Austriae, Dux Burgundiae etc. Imperialis locumtenens generalis etc. Magnifico fideli, nobis dilecto Sigismundo de Herber-stain, Equiti Aurato el Oratori nostro in Moscouia. Magnifice , fidelis, dilecte, post litteras et scripturas tuas , quas ad nos vna cum collega tuo dedisti super rebus quarum gratia nunc agitis in Moscouia, legimus etiam illas litteras tuas priua-tas, quae fuerunt nobis gratae, tuamque diligen-tiam admodnm probamus, Cupientes vt dum po-teris nos de quibuscumque occurrentiis admoneas, et hoc Studium tuum continues, Cui nos vicissim omni gratia et fauore respondebimus, vbicumque se occasio obtulerit. Datum Spirae die xxn Julii Anno Dom. M. D. xxvi. Ad mandatum Serenissimi Domini Principis Archidu. proprium. xm. BEYTRAG^ZUR BEANTWORTUNG DER FRAGE: HABEN DIE RUSSISCHEN ¡ROSSFUERSTEN SCHON VORPETERN DEM GR SSENDEN TITEL EINES KAISERS ODER KOENI.SS ANGENOMMEN, UND IST ER IHNEN VON FREMDEN MAECHTEN ERTHEILET WORDEN ? Zu S. 208. Als Peter der Grosse int Jahre 1721 den Titel eines Kaisers annahm , um sich , als den Beherrscher des grössten Reichs der Erde , den mächtigsten Monarchen der übrigen Länder gleich zu setzen , fand er in der Eifersucht und Politik der andern Fürsten die grössten Widersprüche und Hindernisse, und erlebte es bekanntlich nicht einmal, sich von Allen in der neuen Würde anerkannt zu sehen. Die Einsprüche , welche besonders das deutsche Kaiserhaus dagegen machen zu müssen glaubte , beschäftigten vorzüglich dje Publizisten Deutschlands , und die Befugniss Russlands , sich durch diesen neuen Titel über eine Menge der ältesten Königshäuser zu erheben, und sich selbst dem Römischen Kaiser gleich zu setzen, wurde besonders in letzterer Hinsieht noch bey Lebezeiten Peters des Grossen in mehrern Schriften lebhaft angegriffen und bestritten 3. Endlich erfolgte die Anerkennung nach und nach von allen Potentalen , und gegenwärtig ist Russlands Macht so ausgebreitet, sein Einfluss auf die ganze civili-$irte Welt so wichtig und wohlthätig, dass das dankbare Europa gewiss dem Kaisertitel des gesegneteil Menschenfreundes, der Russlands Volker beglückt, gern noch ein bezeichnendes, das hejsst vergrösserrtdes, Beiwort hinzufügen würde , wenn es glauben dürfte , Ihn dadurch in Seinem Sinne ehren zu können. So aber war es freilich nicht immer \ und noch kurz vor Peters des Grossen Zeilen , als Russland 3. Ich führe folgende als die wichtigsten an : Politisches Bedenken über die Frage: ob der Kaiser, liehe Titul und Nahmen , unbeschadet Kais. Maj. und des Römischen Reiches allerhöchste Würde, nicht weniger derer christlichen Könige und freyen Staaten Vorrecht und Inte.esse dem Czaaren von Russland communicirt werden könne ? Verfasset von F. L. N. D. I). ß. (Frid. Lu-dov. Nobilis Dominus de Berger) 1722. 4. Martini Schmeizel Or. de Titulo Imperatoris, quem Tzaarus Russorum sibi dari praetendit. Jenae 172a. 4. Grundmässige Untersuchung von dem Kaiserlichen Titul und Würde. 1725. 4. Everhardi Ottonis Tractatio Juris Gentium de Titulo Imperatoris Russorum, Vom Titul des Russischen Kaisers. Halae Magdeb. 1724. 4. schon lange in Ausdehnung die grössten Reiche der Welt übertraf , wurde den Beherrschern desselben sogar der Königstitel r ;h häufig streitig gemacht, und eine ähnliche i'otestation ist es, ■welche Herberstein durch der dem Grossfürsten Wassilij Iwanowitsch angeblich ertheilten Königstitel bey den Polen veranlasste, deren Grund in dieser kurzen Abhandlung geprüft werden soll. Bis zu der Regierung von Wassilij Iwanowitsch hatten sich die Beherrscher Russlands gewöhnlich Grossfürsten genannt, BeAweie Khhsh, grosse Fürsten, d. h. solche, die über mehrere Fiirsten-thümer zugleich herrschten, und folglich gross im Vergleich mit den andern Herren einzelner Provinzen waren , die sich nur Khjish, Fürsten schlechtweg, nannten. Die Fürsten des Auslandes waren gewohnt, diese Würde durch magnus diuc, magnus princeps auszudrücken. Der genannte Grossfürst nahm zuerst den Namen eines Zar's, IJapb, an , der zwar schon dann und wann von seinen Vorgängern gebraucht, aber doch bis auf ihn noch nicht ausschliessliche Benennung geworden war. Bekanntlich ist über den Ursprung dieses Wortes viel gestritten worden; einige haben es aus morgenländischen Sprachen 4. und Sit- 4. S. über diesen Namen und seine Erklärung , beson.* Oers in Rucksicht auf die Fürsten der Clialdäischen Dynastie in Babylon, und Büttn er's, Michaelis und Forster's Erklärungen, Mithridatcs von J. C. Adelung, Tli. I. S. 317. 321. ff. ten ableiten , und in dem Namen vieler im allen Testamente vorkommenden Fürsten , z. B. Bolsa-fcar, Nabochodnozar u. a. wiederfinden wollen, andere haben darin eine Zusammenziehung des römischen Caesar gefunden. Gewiss ist es , dass. er mit dem ßxrief, vnd thuen khundt allermenigclieh , Das wir genedigc-lich angesehen, wargenommen vnd betracht haben, die Eerliche ansehenliche nützliche getrewe vnnd vleissige dienst, So der Edl vnser lieber getrewer Sigmundt von Herberstain , Freyherr, vnser Rath, weilend vnserm lieben Herrn vnd Anhern Khavser Maximilian löblicher gedachtnus, dergleichen der jetzigen Römischen Khay: Mt: vnserm lieben Brueder vnnd Herrn , vns vnd vnser Löblichen Haus Osterreich gehorsamlich vnnd mit besten trewen erzaigt vnd bewisen, vnnd für-nemlich das er sich erstlichen bey ermeltem Kliay-ser Maximilian, in den veltdziigen. so jhr Khay: Mt: in Hungern, dergleichen auch gegen den Venedigern gethan , jederzeit Eerlich, Bitterlich, vnd wolgehalten Auch sich von jhrer Khay: Mt: als derselben Ilofrath vnd diener in ansehelicnen Legationen vnd Pottschafften, zu den Khünigen von Hungern, Denmarcklit, Polln auch den Grossfiir-sten in der Mosqua , Dergleichen auch zu andern Churfürsten vnnd Fürsten des Heiligen Komischen Reichs , vnd in die Aidgenosschaift, auch anderer Ort, vnnd volgendts nach absterben Vilsers lieben Anherrns Khayser Maximilians neben andern vn-serer Niderösterreichischen Lande gesandten , von ainer Ersamen Lanndlschafft Vilsers Fiirstenlhumbs Steyr, zu obgemeltem vnserm lieben Bruedera vnnd Herrn Khayser Carln in Legation weiss auch guetwilligclich schickhen vnd gebrauchen lassen, dainaln Er dan neben andern sein Rais auf Venedig, Rom , Neapolis, volgendls vber Möer , da Er dan nicht mit kleiner gefarlichkhait leibs vnnd Ie-bens, durch vngestiiemigkheit des Moers auif Sar-dinia , Maioriea, vnnd Ibilza geworffen , vnd von dannen in Hispanien ankhomen. Nachmals wie wir vns vnserer Österreichischen Lanndt Regierung vnderfangen vnd angenomen, sich in vnser dienst an vnsern Hoff begeben, -vnnd mit vns vil ansehe-licli Raisen in die Niederlande, Brabant, vnnd Flandern, zu Hochgemeller h ay: Mt: vnnd sonst volbracht vnd nachgeends sich vns zu vnderthäni-gem gefallen in vnsern Niederösterreichischen Laiinden, als vnser Rath bey vnser Regierung vnnd Ca-mer daselbs in vnsern hochwichtigen vnd trefflichen Sachen gehorsamlich gebrauchen lassen, auch hie/.wischen ansehelicher Raisen vnd Legationen zu den Khiinigen in Hungern, Behaim, Polln, Litten, Mosqua, auch Churfiirsten vnd Fürsten des Reichs, vnd fürnemlich jüngstlicll im nechstuergangenainund-uiertzigisten Jar, zu dem Türckhischen hhayser Soleyman , nach dem laidigen abzug vnsers Christlichen hhriegssvolckhs, wie der Türckh den khü-niglichen Stuel, Schloss , vnnd Stadt Ofen einge-noinen, an allen scheuch vorsteender gefahrlig-khait gehorsamlich vnd guetwilligclich volzogen vnd volbracht hat, vnnd noch tägliches thuet. Vnd derhalben in betrachtung solcher langwierigen stäten vnd getreuwen dienste , So gemelter von Herberstain obangeregter massen, weilundt vn- serm lieben Anherrn Khayser Maximilian , Dergleichen der jetzigen Khay : Mt • vns vnd vnserm Ilaus Osterreich von jugent auf ansehelieh nutzlich vnd mit getrewen emsigen vleiss gelhan , vnnd in solchen vnsern vnd vnsers Haus Österreichs dien-sten, zu seinen erlebten tagen komen , vrd der-massen darinn eraltet, dass er von wegen seiner mühe , arbait vnnd schwern Raisen dermassen miied worden, das er sich seiner gedechlnus, ge-sichts, vnd gehörs zu niermaln vor vnnser beclagt, Haben wir gemeltm Sigmunden von Herberstain, Freyherrn , als vnserm woluerdienten alten Ralh vnnd diener genedigclich bewilligt , zuegesagt vnd versprochen, Das wir jne nun hinfiiro zu kai-uem Veldzug noch ainichen weiten vnd schwern Raisen gebrauchen sollen noch wollen, auch jme daneben dise besonder gnad gethan vnnd Freyhait gegeben. Thuen auch solchs hiemit wissentlich in Cralft ditz briells, das er nun hinfiiro weder von vns noch jemand andern mit ainichen beschwerlichen ambtern als volziehung der geschellt vnd letzten willen , Gerhabschafften , vnd dergleichen sachen beschwert noch bedrangt werden sol. Sonder von solchen beschwerden gentzlich enthebt vnd Exernpt sein; vnd wir solln vnd wollen vns nun hinfüro an seinen diensten, das er vns als vnser Rath, bey vnser Niderösterreichischen Camer diene genedigclich benuegen lassen , Und gebieten darauff allen vnd jeden vnseren vndertha-nen vnd getrewen, Geistlichen vnnd Weltlichen, in was wierden, Staudt oder wesen die sein, Ernstlich vnd vestigclich mit diesem brief, vnd wollen das Sy gemelten von Herberstain bey dieser vnser begnadung vnd Exemption berueblich bleiben lassen , Jne dawider nicht dringen noch bescbwern, noch des jemandts andern zethuen gestatten in khain weiss , Als lieb ainem jeden sey vnser schwäre vngnad vnd Straff zuuermeiden, Das mai-nen wir Ernstlich. Mit vrkhnndt ditz brielTs besiegelt mit vnserm khiinigclichen anhangenden In-sigel , Der geben ist in vnser Stadt Wienn den Sechtzehenden des Monats Junij, Nach vnsers lieben Herrn geburt, Tausent fiinffliundert vnd im zwayunduiertzigisten , Vnserer Reiche des Römischen im zwölften , vnnd der andern im Sechtzehenden Jaren. Ferdinand. o Ad mandatum Domini Regis proprium Gienger D, Vice Cantzler. H. Weissperg. XYl. NACHRICHT VON EINER HANDSCHRIFTLICHEN REISE NACH RUSSLAND AUS DER MITTE DES SECHZEHNTEN JAHRHUNDERTS. Zu S. 3i6. Den am a. O. genannten Reisen kann der Bericht eines italiänischen Reisenden des sechzehnten Jahrhunderts beigefügt werden , von welchem eine vorläufige Nachricht den Lesern dieses Werks gewiss nicht unwillkommen seyn wird. Ich habe von dieser, so viel ich weiss, bisher nie öffentlich erwähnten Beise zwey Abschriften vor mir,, von denen die eine die Aufschrift führt : Relatione delV Lmperiö di Moscovia. Auf dem Titel ist angemerkt, dass sie von einer Handschrift des Brittischen Museums genommen sey, welches zwey Exemplare derselben besitze. Sie ist ven dem Abschreiber folgendermassen bezeichnet: Durato Moscövia Cod. See. XVI. Bib. Reg. i4-A- XV. Plut. XVI. D. Confrontato con un altro testo della medesima Relatione essistente in un altro volume intitolato Memorie d'un viaggio Jatto a Costantinopoli Cod. See. XVI. Mus. Brit. Diese Abschrift befindet sich in der an ähnlichen 5ii • Schätzen sehr reichen Bibliothek des Hrn. Reichskanzlers , Grafen von Romänzoff, welcher die Güte gehabt hat, mir die Bekanntmachung derselben zu überlassen. Die zweite Copie dieser Reise ist enthalten in der oben S. /,8a bereits erwähnten Albertrandi-schen Sammlung handschriftlicher Nachrichten über Russland aus der Vatikanischen Bibliothek, No. xxxv. p 4T [ nncl führt hier folgenden Titel: Relatione degli gratidissimi siati , richezze , Jorze, religione, governo, ordini militari antichi et mo-derni del poteniissimo Imperatore et Gran Duca di Moscovia, Et un Diicorso del modo di ritor-nare le. spetiarie al trajfico d'Italiani, anche contra volonta de' Spagnuoli et Portoghesi. Ex Cod. manuscripto Biblioth. Vallicellianae Rom. Diese Abschrift scheint überhaupt, besonders aber in den Namen genauer zu seyn , als die erstere, und wird bey der Bekanntmachung der Reise sorgfaltig benutzt werden. Ueber den Inhalt dieser merkwürdigen Handschrift führe ich hier nur folgendes Hl. Der Verfasser hat sich nicht genannt; er war nach verschiedenen Angaben zu schliessen ein eJler Venezianer, der schon frühere Reisen , namentlich nach Frankreich und Norwegen, gemacht hatte und nun mit dem patriotischen Plane nach Huss-land gekommen war, seiner Republik den ihr vor kurzem entrissenen indischen Gewürzhandel auf einem andern Wege wieder zuzuwenden. Man könnte auf Paolo Cerüurione rathen, den die Ve- nezianer i5ao in einer ähnlichen Absicht nach Moskau sandten , wenn es nicht zu erweisen wäre , dass uhser Reisender dreissig Jahre später nach Kussland gekommen ist. Die Zeit seines Aufenthalts in Moskau läkst sich genau bestimmen, da er p. 20 sagt : der Zar sty eben 23 Jahr alt geworden; da nun Iwan Wassilijewitsch i53i geboren ist, so muss dieser Aufsatz um 1554 geschrieben seyn. Der Vf. fand bey dem Zaren, den er immer il nostro grand' Imperatore nennt und von dem er eine in aller Hinsicht höchst vorteilhafte Schilderung entwirft, eine um so günstigere Aufnahme, da dieser, bey dem durch seine grossen Unternehmungen immer dringender werdenden Bedürfnisse die Staatseinkünfte zu vermehren , schon selbst kurz vorher bedeutende Belohnungen auf die Entdeckung eines neuen Handelsweges aus Indien nach Bussland ausgesetzt hatte. Sein Aufenthalt in Russland scheint nur kurz gewesen zu seyn ■, er hat ihn aber zur Einsammlung und Aufzeichnung auch jetzt noch nicht unwichtiger Nachrichten über die damalige Beschaffenheit des Landes , seine Produkte , Bewohner , Nachbaren u. s. w. vorzüglich aber über Iwan Wassilijewitsch und die von ihm vorgenommenen wichtigen Veränderungen fleissig benutzt. Der Aufsatz schliesst mit einer sehr ausführlichen Abschweifung über die Politik und neue Lehre des Tigran's (?) aus der Horde von Fermikonda 9. Sprengel's Gesch. der vyieht. geogr. Entdeckungen , S. a56. (Famakend eine Stadt in Turkestan ? ^, Solms des AliJ'et (Abi oder richtiger Abu Fet'h?) von Alvi-sane (Alxvend-mirsa? ), Nachkommens von Ta-merlan, der von einer Christin gehören und von muhamedanischen und jüdischen Lehrern unterrichtet , früh vom Unglücke verfolgt nach Orbad-schia (vielleicht Ar/jaiazi , eine Landschaft im Turkestan) floh und hier auf seine eigene Kraft angewiesen aus den ihm bekannten drey Religionen ein neues Glaubenssystem zusammenschmolz, dem es gerade um diese Zeit glückte sich einen grossen Anhang zu verschaffen. Alle diese Angaben sind übrigens nach der Versicherung unsere grossen Orientalisten, des ITrn. AkademikersFrähn eben so unbekannt als unzuverlässig,- aus den sehr verstümmelten Namen liessen sich indessen , nach den angeführten ihm gehörigen Verbesserungen einige Umstände erralhen , die wirklich in die MitLe des iGten Jahrhunderts fallen , und vielleicht bey weiterer Untersuchung einiges Licht auf die Geschichte dieses neuen Propheten werfen könnten. 33 a Verbesserungen und Zusätze. Einle't. S. IV, Z. 5. v. •S. 85. Z. 10. . . S. i83. Z. 5. . . S. 198.Z. 3. . . s. 207. Z. (3. . . S. 210. Z. 17. , , S. 2IÖ. Z. 8. . . S. 220. Z. 17. . . S 290.Z. 3. v. u, S. 35o. Z. i.v. u. S. 355. Z. r. v. u. 8. 381. Z. 5. . . lies Schriftsteller, ausgefertigt. . Gesandte Z. 8. sandten. . Zuchergebäcke. . Gnade. . beyv . Königreichs, . dankbaren. . verliess, . menschlich, . Zaren. . Ptolemäus. Durch die spätere Einschaltung einer Beilage Sind die in den Noten angeführten Nummern derselben, von No. XT. an, um eine zu erhöhen, und folglich muss S. i83 statt No. XI. gelesen werden No, XII. u. s. w. Zu S. 81, Vielleicht ist der inj Russischen nicht mehr vorkommende Ausdruck Assach aus den orientalischen Sprachen zu erklären. Asik heisst im Türkischen: Lebensmittel für eine Reise, und Assaki im Arabischen : Schläuche mit Wasser. Zu S. 180 und 193. Dirlik heisst im Persischen eirt kurzer Rock mit kurzen Ermein diese Bedeutung würde sehr gut mit der Erklärung von Waffenrock ^Heroldskleid?) übereinstimmen. Diese beiden sehr glücklichen Erläuterungen verdanke ich der Güle des Hrn. Akademikers Fr ahn. < AuWO anuí \ .SEPTENARIO* tó^S^/e Placíale citco t ivhra incle vngai-ocum DW[NA pro VI M Lucu.« .Cambullón ■•SS0 m LADO* .Lítelas ^r-TOíy [OVOGARDIÄ MAß: Cr, N«rnar i/oao CIRCA6 r popvll 7 PONTI caSpiym ^r xvxint pak«?