M.Sy Dienckag, den 27 Würz ty2Z 6Z. Äadrg. Vanflawttmus und Van-germanttmus. Seinerzeit, vor Ausbruch des Weltkrieges, war das Wort „Paus'lciwismus" in aller ' Munde. Der Begriff hatte etwas Jnrposan- i tes und Drohendes in sich, denn so wie das « Wort ausgesprochen wurde, trat auch schon > das Bild Rußlands, des nichtigen Zaren- » reiches, mit seinen unzähligen Bataillonen und Kosakensotnien vor die Phantasie, impo-mereud und hilfoversprechend für die in ih- ^ rer Entwicklung gefährdeten oder behinderten < Slallveirstännile uud drohend für jeden, der als Akteur an der Hemmung der slawischen En dw i ckl u ngsmö g lichte iten te i lnahin. Als dann der Weltkrieg und die russische Revolution kam und sich slawische Votts-stämme mehr nls einmal feindlich gegenüber- ^ standen, der große Helfer und Protektor, -das .Zarenreich, gefallen und ans tausend Wunden blutend, ohnemächtig zu Boden geworfen war und als die Slawenvölker alle, die ^ in ihivr Entwicklung gefährdeten und die un- ' terdrückten, ihre Freiheit und Selbständig- . keit erlangten, zu welchem Erfolge Rußland ^ sehr wesentlich beitrug, da war die pansla- ^ w ist Wo Gefahr auch schon vergessen und ver- ^ '.schwunden. Und heute, wenn das Wort „Pan-slawismus" noch einmal fällt, denkt kein .Mensch mehr an Rußland, dafür aber an Memel, Mazedonien, an Moskau und Beograd nnd vielleicht nuch an Paßie und Ra--die. Trotzdem ist der Panflawismus aber heute stärker denn je. doch nicht durch die Kraft der hinter ihm stcheuden Bataillone, vielmehr durch das geistige Band, das nicht die Politiker, sondern die slawischen Vöüker dadurch umschlingt, daß sie sich gerade durch ! Ken Krieg viel miher traten und gegenseitig . kennen lernten. Der Panflawismus bestcht und ist, nachdem er seinen imperialistischen Charakter verloren, viel stärker uud tiefer. Rußland, der prädestiniert? Herr in der slawischen Völkerfamilie, will tein Herr sein, und dieser Verzicht aus die Herrenrolle bietet Eutwick-lungsmöglichkeiten, die vielleicht auf die Gestaltung der europäischen Welt einen entscheidenden Einfluß ausüben wird. Der Pansl-a-wismus von heute ist menschlich nnd tolerant, indem er nicht beherrschen, sich vielmehr nur ausleben will. Etwas anders geartet ist der Pangerma-nismus. Es ist charakteristisch, daß der Begriff schon zu einer Zeit entstand, wo das deutsche Volk sich seiner uueingeschränktsen Freiheit selbst in solchen Gebieten erfereueu durfte, wo es nur in Bruchteile«, wie z. B. im ehemaligen Oesterreich, unter Völkerschaften wohnte, in deren Wohnsitz Splitter des Kutschen Volkes ursprünglich als Kolonisatoren kamen. Aus den Kolonisatoren mächten die Verhältnisse mit der Zeit Beherrscher, wohl aus dem Grunde, weil der Kolonisator sich nicht bloß mit der Eroberung des wirtschaftlichen Terrains begnügte, sondern auch die geistige und nationale Eroberung seiner Umgebung anstrebte. So verbreitete der deutsche Kolonisator alber durch systematische Arbeit uud Ueber-legenheit seiner geistigen Kultur mchr und mehr die Macht des deutschen Volkes. So war es in Bosnien ebenso wie in Slowenien und seine Expansivität machte sich auch in Deutsch-Ost- und Westasrika geltend. Der deutsche Kolonisator suchte seine Umgebung zunächst zu sich emporzuheben nnd die Mittel dazu waren hauptsächlich dl? deutsche Schule und eventuell auch seiue Religion. Sprache und Religion bilden aber bei jedem Men» schen die empfindlichsten Seiten und Eingriffe in diese Sphären rufen stets die stärksten Effekte hervor. Zu alledem kommt, daß jedes deutsche Partrkelchen. es mag fo weit weg von der Heimat jeßhaft geworden sein, Dle Londoner Beratungen. (Telegramm der „Marburger Zeltung".) London, März. (Reuter.) Die Sachverständigen haben die Beratung ü>ber die Feststellung -des gesamten Gerichtshofes für die neue Orieut/friedenskonferenz festgesetzt. Die politisch-'juridische Kommission lehnt die türkische Forderung ab, die im Lausanne? Eulwurf vorgesehene M-aritzMnie zwischen der Türlei und Griechenland abzuändern. In der Finanäkoimnission hat die türkische Forderung die Ausscheidung der für gewisse Eisenbahnlinien sich ergebenden Lasten aus den in den ottomanischen Schulden lubegrif-fenen Anleihen einem ständigen internationalen Gerichtshof zu unterbreiten, abgelehnt. Die Wirtschaftskommission hat an dem Konzentration sMem eine Reihe von Verbesserungen vorgenommen und beschlossen, den Verbündeten Borschläge zu unterbreiten, > die ein Cur greifen Mischen der türkischen Regierung und den ausländischen Konzessionären ans das geringste Maß beschränken. Dle Versammlung ln Zagreb. (Telegramm der „Marvurger Zeitung".) ZM. Zagreb, 2l>. März. Gestern wurde die mit großer Spannung erwartete Versamm-luilg der Radi^-Abgeordneten in Zagreb abgehalten. Zur Fassung definitiver Beschlüsse ist es in der Sikuug der neugewWten Abgeordneten der Kroatischen republikanischen Bauernpartei nicht gekommeu. d. h. es wurden vorläufig keine prinzipiellen Beschlüsse darüber gefaßt, ob die Radi^ianer nach Beo-grad gehen sollen oder nicht, und ob sie an der Arbeit in der neuen Parlamentssession teilnehmen werden oder nicht. Die Sitzung wurde vollständig geheimgehalten und wurde weder das Publikum noch die Journale-sten, noch die Polizeiorganc zugelassen. Sogar der Ort der Versammlung, wurde anfangs verheimlicht. An der Sihung nahmen dm ganzen 63 Abgeordnete der Bauernpartei teil. Die übrigen waren von Zagreb a>b-weseud sei. Die Delegierten der Spahogruppe (bosnischcherzegowiuische muselmanische Organisation) und der klerikalen Gruppe Ko-roLec wohnten der Sitzung nicht bei, sondern, wie Radio sich selbst äußerte, kommt heute Herr Spccho mit seinem Sekretär nach Zagreb und morgen, Dienstag, trifft Herr Doktor Korovec ein, nm mit Radio ein Einvernehme« über eine gemeinsame Kooperation festzustellen. Die Radiöiauer Dissidenten aus Mostar wurde» von Radi^ einfach hinausgeworfen. Nach der Sitzung wurde ein Bankett nn-ter großer Teilnahme der bäuerliche« und städtischen Anhänger abgehalten. In Gesellschaft des Herrn Radie befanden sich auch drei Politiker aus der Kroatischen Vereinigung, .darunter Dr. Lorkovi«. Auf dem Bankett sprach 5>err Radie, der n. a. nochmals betonte, daß wir nach außeu hin ein Staat, im Innern aber drei Völker seieu. Er habe erfahren, daß die Radikalen eventuelle Neuwahlen ausschrieben wollen. Für diesen Fall, sagte Radie, werde di., Bauernpartei anch in Montenegro und im Herzen Serbiens, in der 8nmadija, ihre Listen aufstellen. Er sage nicht, daß er nach Beograd nicht gehen werde, aber man müsse zuerst ein Einvernehmen erzielen. Nach ihm sprach eiu Vauernabgeordneter, nämlich das Mitglied der Kroatischen Vereinigung Dr. Ivan Lorkoviö, der seiuer Freude über den Erfolg Radi^' uud der Bauernpartei Aufdruck gab, weil dies gleichzeitig' der Erfolg des gesamten kroatischen Volkes sei. Hierauf sprach der gewesene Bürgermeister der Stadt Zagreb Dr. Stefan Srkuls. worauf nochmals Ra>di>< das Wort ergriff und sagte: Alles, wa^ Ist. Großkroatien und Großser'bien, das ist nicht groß. Die Größe liegt nur i ^ elmut, groß ist der Geist. Der Serbe sei nicht reif für die Freiheit. Sie berauschen sich heilte mit etwas Großein, mit der Verfassnng. Diese sei jedoch bloß eine Abschrift der belgischen Verfassung. Jedoch, wie immer sie sich uns gegenüber benehmen möMn, wir sind ihre Brüder. Wir wollen eine Verständigung, aber nicht eine solche, wie sie Pribiöevi^ will, fondern eine frei organisierte Gemeinschaft, die wdder Radi(5 noch Pa6ie, sondern die öuma-düja nnd das kroatische Zagorje geschaffen habeu. Radi^ teilte auf die Frage einiger Journalisten mit, daß der endgültige Beschluß, nachdem die Verhandlungen mit Koroöec und Spaho noch nicht 'beendet seien, verlnufig nicht veröffentlicht wecken könne. Er hat jedoch alle jene Punkte der angenommenen Resolutiou mitgeteilt, die nur für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Darunter ist der vierte Punkt der Interessanteste. Darin wird n. a. gesogt: Die Kroatische Volksvertretung erachtet die heutigen internationalen Grenzen der Serben, Kroaten und Slowenen in den heutigen europäischen Verhältuissen al? den geeignetsten Rahmen vom kroatischen sowie auch vom europäischeil und weltlichen Standpunkte. Hier ist das kroatische Volk so geeinigt, wie noch nie in seiner Geschichte. Darin befindet sich das gesamte, unbestrittene Territorium der kroatische»! Staaten (Kroatien. Slawonien und Dalmatieu), wie es über 1W0 Jahre bis zum 28. Oktober W18 bestanden hat. Vom europäischen und weltlichen Standpunkt ist dieser internationale Rahmen unseres gegenwärtigen Staates notwendig, weil jede spezielle gewalttätige Aenderuug der heutigen iirternationaleu Grenzen d<'s Staates der Serben. Kroaten uNd Slowenen solch? Zusammenstöße hervorrufen würde, daß sofort der europäische, sa sogar der Weltsrieden bedroht wäre. Radi^ rügte binzn, daß der internationale Name SHS nie gespalten werde. Wir werden mit den Serben streiten, aller wir wollen nns nicht teilen. Im Schlußsatz zu dieser Resolution wird aesiigt, daß die Kroaten ebenso serbisches Volk sind, wie auch die Serben Kroaten, uud daß es ohne beiderseitige Anerkennung der Gleichberechtigung kein Einvernehmen geben könne. Ra dit- bemerkte in seinem Gespräche mit Journalisten noch, daß beiderseits daran gedacht werde, daß je eher der Kontakt zwischen der Regierung und Radi^ geschahen werde. Di«' Verhandlungen haben bereits begonnen, obgleich vorerst nur unverbindlich. Radi^ glaubt, daß man bald zn einem Einvernehmen gelangen werde, und die Folg? dieses Einvernehmens wäre, daß Radi<^ mit seinen Abgeordneten nach Beograd gehen würde. sich nicht nur als Be'^' des Muttervolkes fühlt,, sondern n Geiste des Mutterstaates leben wil!. Der Pangermanismus ist erobernd, imperialistisch nnd gleichzeitig auch nationali-Di ' iu diesen Eiaem'lv^ten des Geraus liegende ilim i„ der Welt so viele Feinde geschaffen. Diese viele Feindschaft, die der Furcht vor seiuer Macht gleichkommt, war auch die Ursache des deut^ scheu Zusammenbruches im Weltkriege. Heute kämpft das Deutschtum eiue Art Eri-j fteusiampf und seine Teile und Teilchen ne^! m<"' 'nnWen Anteil daran, allerdings. ohne etwas zur Entscheidung beitragen zu können. Der Pangermanismus macht eine Art Krise durch uud wenn er nach ihrer Ueberwiuduug geläutert, seinen nationalistisch-imperialistischen Charakter einbüßen sollte, dann erst wird das Deutschtum Freunde in der Welt gewinnen können nnd durch den schweren Kampf geläutert, eiuer neuen, guietlichen Zukuust entgegengehen. A. L. Dle Dementiermaschine. (Von unserem Berliner Berichterstatt^.) Nahezu gleichzeitig ergießt sich von Paris, London uud Washington ein förmlicher Platzregen von Dementis, die alle darauf hinauskommen, daß von einer Vermittlung in der Ruhrfrage nicht die Rede sein könne. Am kräftigsten arbeitet die Pariser Dsmeni tiermaschine, die rundweg jedes VermiUi lnngsangebot als unfreundlich^ .Haltung beq zeichnet mit der Versicherung, daß Sondier rungsversuche seitens mehr oder minder be, rufener Vermittler nicht berücksichtigt wür< den, und daß nur unmittelbare amtlichoVor«! schlage der deutschen Regierung in Erwägung gezogen werden könnten. Gegen wen richtet sich das von der Agen« ce Havas übermittelte Dementi der französi« schen Negierung? Offenbar gegen die französische Regieruug. Denn die Berichte über angebliche Vermittlung des britischen Kadi, netts waren von der Pariser Presse, n. zw. unverkennbar mit Beeinflussung des Huai d'Orsay in die Welt gesetzt worden. Man tat fo, als ob eS sich um einen englischen Fühler handle, während es in Wahrheit ein sranM sischer Fühler zu sein schien. Unterdessen aber hat an der Seine wieder die schärfere Tonart Plak gegriffen, man befürchtet, daß Ver-mitttungsgerllchte die Widerstandskrast > Deutschlands noch stärken könnten, und so spielt man wieder den starken Mann. Wofür ja die Blutherrschaft un.Rlchrrevier hinrei« cheud Zeugnis ablegt. Dementiert das Kabinett Poincaroe, wis gezeigt, sich selber, so gilt das in gleiäMl Sinne auch von Aouar Law. Wenn Reuter erklärt hat, daß Großbritannien, sobald sich die Gelegenheit ergeben würde, seinen Entschluß wiederholeu werde, zwischen Deutschq land einerseits und Frankreich nnd Belgien andererseits nicht zu vermitteln, so mich da« ran erinnert werden, daß Vonar Law gai^z im Gegenteil im Unterhause erilärt hat, er hoffe, daß der Zeitpunkt und die Gelegenheit kommen werde, wo eine englische Vermittlung möglich sein und von beiden Parteien gern angenommen werden würde. Unterdessen ist aber das britisch? .Kabinett auf Frankreichs Drohuugeu mutig einen Schritt M« rückgewicheu. uud zur Erläuterung der englischen Ruhrretirade ist ja im Uuterhauss recht handgreiflich auf di^. französische Überlegenheit an Flugzeugen hingewiesen worden. I Aber die Dementis von HavaS und Reuter zeichnen sich anch samt durch einen er< schreckenden Mangel an Logik aus. Ebenso wie Havas erilärt. daß nnr unmittelbare Vorschläge der deutschen Regierung in Erwägung ge'.ogen werdien könnten, bemerkt Nenter, es sei Deutschlands Aufgabe, einen Plau vorzulegen, der Frankreich und Belgien befriedige. Das beißt di^, (Quadratur des Zirkels sorderu; deun Poinearee will, wie sogar die Loudouer Presse feststellt, gar uicht befriedigt werden; er will vielmehr eim, Verständigung über die Re^ration verhindern, um freie ^alm für seiue Politik der- Sanktionen nnd Annerionen zu habeu. Freilich lehrt ein Blick in die Pariser IPresse, daß die öffentliche Meinung in Frank-j reich dureiians nicht ohne weiteres Poinca-! rees Staudpuukt teilt, daß vielmehr beson-^ ders die kreise Her Industrie und des Han« HWV «MIIIArU» Z«lk»»5 Numm-r M vom ??. Marz lSZZ dels sichÄich stark an einer Verständigung mit Deutschland interessiert sind. Auch glaubt man in Frankreich nicht mchr so recht an die täglichen Versicherungen der Pariser Presse, daß Deutschland zum Nachgeben bereit sei. (Herade um die „Siegerstimmung" ausrecht zu erhalten, werden dauernd die angeblichen deutschen Vorschlage angc?ündigt, die jedoch auf freier Erfindung beruhen. Für die Reparation Ifrage besteht seit Dezember vorigen Jahres ein umfassendes, zweimal umgearbeitetes und ergänztes deutsches Programm; aber gerade Poir.earee hat ja die Unterbreitung der deutschen Vorschläge durchs Bergmann in Paris verhindert, ohne daß-von britischer Seit^ dagegen Einspruch er-j beben wur^de. Dix jetzigen Vorhaltungen^. Bsnar Laws über „Deutschlands Aufgabe"^ sind daher völlig verfehlt, sind Heuchelei. Hat. doch Poinearee sogar die Erörterung der englischen Vorschlags auf der Pariser Konferenz verhindert. Es ist also gar nicht einzusehen, welchen' Sinn es haben könnte, wenn die Negierung! jetzt neue Vorschläge machte, was auch im' Gegensatz zu 'den darüber verbreitet-'n Ge-^ rüchten nicht in ihrer Absicht liegt. E° darf' auch nicht übersehen werden, das; die Ruhr-' frage an sich nicht«? mit dem Rerarati^nspro-' grainm zu wn hat, vielmehr hier nur von: französischer Seite durch den gewaltsamen -Einbruch em zwangsweiser Zusammenhang .geschaffen wurde. Das Verlangen, daß die deutsche Regierung neue Zugeständnisse mi-j chen soll, Werl Frankreich ein neues Unrecht-begangen hat, ist absurd. -o- Telephoniiche Nachrichten. Me DeschlagnOhme vs» Kvhle u«d Koks. Paris, 2Z. März. „Jntransigeant" meldet-aus Düsseldorf: Die nördlich von Buer gele-, genen Bergwerke Rheinbaden und Königliche Eteinkohlenwerke sink ohne Zwischenfall beschlagnahmt nwrden. Das Laden von Koks wird morgen beginnen. Die Auruhe» in ?5KV. London, 25. ?Mrz. (Reuter.) Bei' Weyvord in Irland übersielen Aufständische Abteilung Soldaten aus einem Hinterhalt»?, wurden aber zurückgeschlagen und verloren vier Tote. Die Regierungstruppen hatten zwei Verwundete. In Wexword wurden aus einem Hmise drei Soldaten von Aufständischen fortgeschleppt und durch Maschinen-'gewehrfeuer gesätet. Sk» Vergmav« voa feanzösischer Wache erschösse« WK'B. Borhall, 25. März. (Reuter.) Der 27 Jahre ölte Bergmann Karl Brecht ist gestern an der Bahnstrecke zwischen Vorhalle NW Volmarstein von einer französischen Patrouille erschossen worden. Er befand sich auf einer Reise von Hagen nach Bochum und mußte wegen der Zugsnnterbrechung in Vorhalle aussteigen, worauf er m»t zivei anderen Reisenden seinen Weg zu Fuß fortzusetzen versuchte. Dabei kam er in 'die Nähe der militarisierten Strecke Vorhat—Volmarstein, ^die er jedenfalls iu Unkenntnis der Bestra- fung zu überschreiten versuchte. Zeugenein-. Vernehmungen haben keinerlei Anhaltspunkt te über die franzö-sischerseits verbreitete Dar-, stellung ergeben, daß von deutscher Seite aufj die französisch Wache Schüsse abgegeben wor den seien. Droh wiederholter Bemühungen? von deutscher Seite ist die Leiche Brechts bisher noch nicht herausgegeben worden. Polnische AussSrettunge» in ASnigshUtte. WKG. KöniySlMe, 2.^. März. sDoW Anläßlich der Feier der Festsetzung der Ost-! grenze Polens kam es hier zu Ausschreitun-^ gen gegen die Deutschen. Eine deutsche Ver-! sammlung, die sich mit rein kulturellen Fragen beschäftigte, wurde von den Polen ge-^ sprengt. In der Nacht zum Sonntag wurden' alle deutschen Strafen- und Firmentafeln,! sowie di^ Schaufenster 'des GescMtslo'a'les^ ^ des „Obcrschksiichen Kuriers" mit Teer be-' ! schinutzt. (^egen das Verlagsgebäude wnr-> den auch Steine geschleudert. EngMche Kolvnkatyvlttik. W>1'B. London, 25- März. Das Reuterbnro -mewet aus Aan-o: Drei .Hauptfük?rer des' -Ausstandes, der im De-ember in Angessara' ' sSudan) ausgebrochen war, wurden von Truppen mit Unterstützung vonEingeborenen' gefangen genommen. Die Unruhen wann durch die Weigerung der Eingeborenen/ , Steuern zu zahlen, hervorgerufen worden. Aukoimsall in Berlin. WK'B. Berlin. 2i?. März. Heute nachmit-! tags fuhr ein Anwmobil bei Fri-edenShagein gegen einen Baum. Die Insassen wurden» auf das Pflaster geschleudert. Der Besitzer, des Wagens, ein Franzose, der in Berlin als Uebersetzer tätig ist, wurde schwer ver«. ^ letzt, seine Frau getötet. Zwei andere Insns-l sen erlitten schwere Verletzungen, während der Ehauffeur unverletzt blich. ^ Genehmigung des Prager Abkommens. WKB. Mlibri^Ostrau, 25. März. (Tschc-i choslov. Preßbüro.) In der heute nachmit-^ 'tags iu Lc^y abgehaltenen Ne-vierfonseronz ; wurde das Prager Abkommen genehmigt und i die Wiederaufnahm^ der Arbedt bis längstens Dienstag beschlossen. -0- Kmze Nachrichten. ^ Paris, 25. März. (Havas.) Der bri- tische Delegierte bei der Reparation^oinmis-siion ist aus London hier eingetroffen. W,W, London, 25, März, (Wölls.) Die 'Arbeiterpartei hat bei den Gemein'deriztÄvah-len in Ostlondon vier Sitze verloren. Bei der Gemeinderatswahl in Townbridge (Kent) sind alle Arbeiterkandidaten geschlagen wor-^ den. » Srwerbstembermessung. Dieser Tage brachte der „Trgovski list" ei-- nen lehrreichen Artikel über die Rechtsmittel gegen die Erwerbsteuerbemessung. Da nur ' lveuige Gewerbetreibende den „TrgovSN list" - lesen, erscheint es zweckmäßig, auf die wich-. . tigsten Bestimmungen des zitierten Art^clSi ' cnisinerlsam zu machen. j Tie Einlegung der Berufung wird jedem,! ! der anzunchmen glaubt, daß ihm die Ein-! ! nahmen aus dem Betriebe seines Gewerbes 5 zu hoch eingeschätzt wurden, empfohlen.Wenn' auch die eingelegte Berufung einstweilen oft keinen Erfolg Haben wird, so wird jedoch' bei der nächsten Vorschreibung gewöhnlich auf die begründeten Berufungsausführun-, gen Rücksicht genommen. Vor allem erscheint es für joden Gewerbe^ treibenden von Wichtigkeit, daß er sofort bei^ der zuständigen Steuerbehörde um die Mit-' teilung der Bemessungsgrundlage ersucht.! .Zuständig ist für diejenigen, welche eine di-»> ^ rekte Einkommensteuer von 12H9 R entrich-' ten, das nächste Eteueramt, für diejenigen ! aber, die mcbr zahlen müssen, die Steuerte-' ;hö"^e in Ljubljana, beM. in Maribor. Das 'die>5 . ^ügliche Gesuch ist mit 3 Dinar zu stempeln. ,, Die Berufvngssrist beträgt j5 Tage, g2 : rechnet von dem Tage an, an dem die Ein-. kommcnvorschreiöung im Amte den Parteien ,'^zur Einsicht aufgelegt worden ist. Wann dies geschieht, kann man sowohl beim Steuer- als ^ auch beim Gemeindeamte erhoben. Wenn ei-'-ne Partei um die Vemessungsgrundlage an-' sucht, wird die Berufungsfrist von dem Tage an unterbrochen, an dem das bezügliche Gesuch bei der Steuerbehörde überreicht wurde und läuft erst nach Erhalt der schriftlichen BemessungsgruMage, so daß eine Versäum-^' nis der Frist nicht, zu befürchten ist. Die Berufung wird insbösondere durch .^folgende Umstände begründet sein: 11 l. Daß die Gewerbeverhältnisse für die -^Zeit vom 1. 7. 1920 bis 1. 7. 1921, die für - die Vorschreibung als Grundlage zu dienen > haben, unrichtig erhoben wurden, z. B. daß der Gewerbeiichal'.'r im Gewerbe nicht so viel fertige Ware geliefert habe, als die Einkorn inensteuerkommission angibt. 2. Daß die Vorschrcibung im Verhältnisse - zu der anderen Vorschreibung bei beiläufig - gleichen Gewerbebetrieben zu hoch rst, denen ^ also weniger vorgeschrieben wnrde. Zu die-)j sem Zwecke ist es auch zulässig, daß der - Steuerpflichtige in di? VorschreNungen anderer Steuerpflichtiger. Einsicht nimmt. Z. Daß die Stenerpflicht überhaupt nicht besteht, z. N. daß der Steuerpflichtige das Gewerbe nicht ausübt, daß er cs zum Beispiel einsweilen unterbrochen oder zurück-gelegt hat. Tie Berufungsangaben sind' nicht allste-hinein zu halten, sondern müssen glaubwür-''i dig, detailliert nachgewiesen werden, z. B. durch Urkunden oder Zeugen. ^ Die Berufung ist mit 10 Dinar zu stem- -jMn. Die Parteien niögen sich durch bie verhältnismäßig niedere Vorschreibung nicht beirren lassen, da die Vorschreibung nur die direkte Einkommensteuer vorstellt, die sich jedoch durch verschiedene Zulagen auf das vier-^ und mehrfache erhöht. Iustifizierung des Mörders Lichienwaliner. Maribor, 26. März. Heute früh um sieben Uhr wurde im Hofe des hiesigen Preisgerichtes die erste Todesstrafe seit dem Umstürze in Maribor vollzogen. Die letzte Hinrichtung fand vor 25 Jahren in einem Winkel deS alten Kreisgerichtes in ber Eankarjeva ulica statt. Damals handelte es sich um einen El-tcrnmörder, der ruhig und gesaßt den letzten schweren Gang zum Galgen schritt. Andreas Lichtenwallncrs Gang zum Galgen. Gestern um 51 Uhr abends wurde dem zum Tode verurteilten Andreas Lichtenwallner mitgeteilt, daß sein Begnadigungsgesuch verworfen wurde und 'daß er Montag justifiziert werde. Andreas Lichtenwallner ist bekannt durch zwei Schwurgerichtsverhandlungen, Er wurde im Jahre 1871 in Iastrpei geboren und lebte in der letzten Zeit in Aog bei Srödisee. Er war seines Zeichens Schuster. Schon in jungen Jahren kam er des öfteren mit dem Strafgesetze in Konflikt. Er war ebne brutale, eigensinnige und rabiate Natur. Raushändel waren ihm sehr angenehm unk er setzte seinen Stolz barein, von anderen Leuten gefürchtet und gehaßt zu werden. Sein erstes Weib hatte bei ihm viel auszuhalten. Oft mußte sie auch beim Gerichte Schutz suchen, und so erhielt Lichtenwallner auch einmal drei Monade Kerker wegen Mißhandlung seiner Frau. Als er seine Strafe verbüßt hatte, lebte er mit einer anderen verheirateten Frau in gemeinsamem Haushalte. ' Mit ihr scheint er sich etwas besser vertragen ! zu haben, wahrscheinlich deshalb, weil das ? Verhältnis so locker war. Lichtenwallner aber ärgerte es, daß die Leute an seinem schlechten Lebenswandel Anstoß nahmen und er ' sann auf Rache. Den größten Haß hatte er gegen seinen Nachbarn, den Winzer Pinte-riö. Am 5. April 1915 schoß er aus einer Entfernung von zwei oder drei Schritten auS j dem Hinterhalte gegen Josef, Maria und j Ludmilla Pinteriö, traf auch alle drei, den s Erstgenannten aber so böse, daß er bald da« rauf seinen Verletzungen erlag. Dem Lichten« > wallner wurde der Prozeß gemacht und er ! wanderte wieder in 'den Kerker, wo er fünf j Jahre zubrachte. Als er das Gefängnis wieder verließ, sah er sich zuerst um eine Frau j um, Ne ihm Brot nnd Unterstand bieten j könne, da seine erste Frau mittlerweile gestorben war. Er lernte die Krisgorwitwe Mathilde Soröeva, ein gutmütiges, arbeitS-sames Frauenzimmer kennen nnd eS gelang ihm bald, sie zur Ehe zu überreden, obwohl sie oft genug gewarnt worden war vor einem Menschen, der als der größte RMmg in der ganzen Gegend bekakwt war. Sie hatte ein kleines Anwesen mit einem neuen Häuschen ! und das stach dem Lichtenwallner in die Augen. Die arme Frau mußte jedoch bald , am eigenen Leibe spüren, wie gut die War^ ! nungen ihrer Bekannten waren. Ihr Mann . prügelte sie bei jeder Gelegenheit, sie würbe / von ihm als Arbeitstier ausgenützt unid wenn ^ sie einmal nicht mehr weiter konnte oder aufmuckste, setzte sie sich wieder seiner rohen Be« Handlung aus. Schließlich sah das Weib ern, daß ibr nur mehr das (Bericht helfen konnte und sie zeigt? ihren Mann an, daß er ste ver5cWW2UMM. i > Kriminalroman von Georg Fröfchel. ; !SK (Nachdruck verboten.) t ' „Dohm, Herr Sarlvs?" rief Willofsty den .Eiligen an, als er dieselbe Stufe wie er betrat und noch immer nicht aufsah. x „Sie sind's Willossly!" antwortete '^ar-I ko§, den Privativzenten erlennend. „Kommen Sie!" i s Und ohne eine Erklärung zu geben, faßte ier Willofsky fest unter dem Arm, so daß die-^ 1er sich umwenden mußte, und zog ihn mit! -sich fort, die Treppe hinab, ohne daß er in semer Überraschung Widerstand leisten ionnte. Auf der Straße angekommen, zog er ihn auf dieselbe Weise ein paar Häuser ,mit sich und blieb erst an der nächsten Straßenecke stehen, aber immer noch ohne Wil-lofskys Arm loszulassen. ,Was soll das bedeuten?" fragte Willofsky, der sich das seltsame Gebaren des Griechen, nicht erklären konnte. „Warum schlepptn Sie-mich wie einen Arrestanten mit sich!?" „Das soll bedeuten, d
der Betrachtung seiner einstigen Freundin . widmen, die ihm ein anmutiger Zufall als
Nachbarin beschert hatte. Olga Klipp hatte noch immer schönes, braunes Haar über einer freundlichen weißen Stirn, einen gut geschnittenen Mund und runde^ rosige . Wangen.
j Sie bot, das mußte man wohl zugestehen, einen erfreulichen Anblick und sah in ihrem weißen Spitzeukleide, daS eiu wenig dekolletiert war, mit dem Reiher im Haar ganz aus wie eine echte Dame. Willofsky konstatierte bei sich, daß dem Herrn, der im Hm-i tergrunde ihrer Loge saß, auf jeden Fall zu ! gratulieren war. Er konnte zwar diesen Herrn nicht schen, aber er war vollkommen überzeugt, daß ein solcher Herr vorhanden war und daß dieser Herr selbstverständlich einen sehr korrekten Frack anhaben und einen randloses Monokel tragen mußte.
Er war daher sehr überrascht, daß sich,
> nachdem der Vorhang gefallen und der Zu« schauerraum wieder erhellt war, das Gesicht
> Olgas nicht mit einem Lächeln, sondern mit
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wieiderbolt mit dem Tode bedroht Habs, und! ig das Resultat war, daß nun Lichtenwallner h wieder st'ir ein halbes ^ahr hinter eiserne d Gardinen ka:n. Inzwischen verlangte die h Frau die Scheidung der Ehe von Tisch und r Bett, welchen Ansuchen das Gericht statt-- c gab. Am 10. Juni 1922 kam nun der Ge- s ri6)tsüiener uni> nahm die Delogierung de» ! Lichtenwaltners aus dem Hause seiner ge- c schienen Frau vor. Kaum aber war dieser ( verschwunden, kam der Mann wieder zurück ^ und blieb nock) zwei Tage im gcm-cinsamen I) .^ause. Am Z2. Juni wollte ihn die Frau kein ^ NcaMahl mehr c^ben und ging ans dein I < Äaiüse in den Weingarten um dort Gras ab- ! zuschneiden. ?lls sie zurückkain, trat Lichten- < wallner mit ihr zugleich in das Haus. Nach n einem tllrz