^ ————— ---B -B -Š -i -H -Z -H -B -Z -Z -H -B -B TTrTTfr TTTTTTTTTTrTTTTTy fvT ryr TTTTTV rrr r'r'ffr rT rvvrrvrr MIM tern der Meger. Katholische mi$$io*$-Zeitschrift. « « herausgegeben von tier Gesellschaft tier „Söhne ties hist herzm 3esti“. « « Erscheint monatlich 32 Seiten Rarst. — Preis ganzjährig 3 K = 3 Mk. = 4 Frcs. 1|~§- d>- Kr. 10. Mtoöer 1002. V. Zahrq. Inhalt: ©eite Kardinal Kieronym i s Kolli...............289 In mtfern' Effcütril-Kottcric. .... 290 Mission unter den Säsilluli. Von P. I. M. Bcduschi..................................291 Wissionssakrien auf dem weißen Mil. Von P. Banhozcr, S. d. h. H...............295 Der Wegerlinnve Kara A.......................301 Kransien sorge in Assuan. • • . _ ■ . ■ 302 Ein Dehmgericht Bei den Hande-Kassern. 301 Don der Wa Im a »Küste.......................307 Ans dem Wissionslelien: Szene desWieder-findens. — Die Bekehrung an der Krippe. 311 Seite Der 1)1. Molsgang. . ......................315 Verschiedenes: Kardinal Ledochowski f. — Die Si. Petrus Ctaver-Sodalität. — Abreise non Schwestern in unsere Mission — Ein afrikanisches Wunderland. — Die Dunipalme. — Ein sehr grausamer Gebrauch. Kbiiildungen: Hütten des Königs der Schilluk in Faschoda. — Hütten der Schilluk. — Hütte und Kornspeicher der Dinka-Neger. — Der Negerknabe Farag. — Mn-hammedanisches Leichenbegängnis. — Der heilige Wolfgang. — Die Dunipalme. Missionshaus Mühianü bei 8men (Giro!). A. Weger's Vuchljanölung in Vrixen. In unserem Verlage ist erschienen und zur Abnahme bestens empfohlen: von W. V. 2äuoL‘. 16°. 1902. (126 Seiten), broschiert K 2.—. Gebunden in Leinwand Goldschnitt K 3.— . Eine prächtige Gabe, dies Buchlein von Liedern aus dem heiligen Laude. Eine der vorzüglichsten Sängerinnen Deutschlands begrüßen wir in M. v. Bnol. Nur weniges von Franenhand bürste sich an glänzendem Kolorit der Darstellung, sowie an Straft und Wohllaut der Sprache, mit diesen ernst tiefsinnigen Dichtungen messen können. Recht wohltuend wirkt die vornehnie Ruhe bei aller Begeisterung. Anschaulich und wahr schildert „der Pilgrim vom alten Heeresbann", wie die Dichterin sich selbst nennt, die heiligen Statten, die der Weltcrlöser durch seine sichtbare Gegenwart für alle Zeit geheiligt hat. Alle heilige Erinnerungen steigen wieder auf, bald lieblich und anmutig, wie im „Feld des Booz", „In der Gcburtsgrotte", bald groß und gewaltig, wie „das Tal Josaphat", „Am Karmel", „Pyramiden-Träume", bald tief elegisch, wie in „Tiberias" und in dem heimatsüßen Liede: „An einem Landsmann". Die Grundstinimung des Ganzem ist elegisch: Was das heilige Land war, und hätte werden können, wenn sein Volk nur gewollt hätte, und dann, was es nach Gottes Zulassung durch die Römer und durch die lange Türken-hcrrschaft geworden ist: dieser gewaltige Gegensatz müßte das Gemüt zur Trauer stimmen. Die „Lieder" sind Gedanken-dichtungen; wahr und tief empfunden: Vers und Reim sind fast tadellos, die Sprache gewählt, doch nicht geziert. Wer schon einmal das heilige Land besucht hat, braucht diese Lieder nur einmal zu lesen, um sic für immer in sein Herz zu schließen: Wer dieses Glück aber niemals erfahren, der mag an diesem lieben Büchlein seine Sehnsucht und Liebe erneuern und frisch erhalten „Herold des Glaubens." St. Louis 1902, Nr. 50. Kegen 'Doranseinsenöung des Wetrages schicken wir franko nach allen 'g’osf stat reuten. Behufs Erleichterung in der Versendung ersuchen wir die verehrlichen Abnehmer höflichst, bei allen Anfragen, Geldsendungen u. s. w. stets dis gedruckte Echleifnummer und Adressenänderungen etc. stets bis zum 20. des Atonats angeben zu wollen. E 2leitete Jahrgänge K öks „Sfmi Ser Neger" find noch erhältlich und zwar: Zweiter Jahrgang (!899), das zweite für sich abgeschlossene Halbjahr ä i K„ dritter Jahrgang (1980) ä 2 K, vierter Jahrgang (1901) ä 2.50 K. Alle Jahrgänge zusammen bezogen Kosten nur 5 Kronen - 5 Mark. Brave, gesunde Jünglinge im Mer von 20—34 Jahren, welche Beruf zum Ordens- und Missionsstande als Laienbruder haben, wollen sich behufs Aufnahme vertrauensvoll an die Uorstehung des Missionshauses der Söhne des hist Herzens Jesu in Mühland. Post Brixen in Tirol, wenden. Affekten für unsere Lotterie sandten ein: Dr. Eh. von Schleich, Gleisdorf; Stehuhr aus Marmor mit Glassturz, geschnitzte Kassette, zwei Leuchter. €in ungenannt sein wollender- Ein Gemälde „Hl. Josef mit Jesuskind", Kabinetstück, von Kennern auf 40 Napoleondor geschätzt, 4 silberne Löffel, wovon 2 antik, 1 Leontiner Taler, 1 silbernes Kruzifix mit silbernem Kreuz. P. Bernard Grüner, 0. S. B., Eamhach: Ein Altarkissen, 1 Porzellanbüchse, Leinen und Wäsche, Bücher und Bilder. K. Schlosser, Ischl - 2 gestickte Decken mit Spitzen, 1 Stehbildchen „Madonna vom Sessel" mit geschnitztem Rahmen, 1 Damengürtel mit Silberbeschlag. Ein ungenannt sein wollender: i silberner Zuckerbehälter, 1 silbernes Eßbesteck (Messer, Gabel, Löffel.) J. gering, BriXert; 2 Kinderhanteln. Jrl, Kistler, Brisen: 1 Öl- und Essigservice. 3. seither, OS: 1 Zigarrenspitze von Bernstein. Jrl. Scbimitscbels, Iletltitseheilt: 1 Muttergottesstatuette, 1 Federmesser, 1 Perlmutter-Rosenkranz. yon unserem Bochw. Generaloheren P. E. £o= lomharoli, Verona; 1 goldene Tabaksdose, 3 Zigarretten-Etuis aus Seide, 1 Paar goldene Schuhschnallen mit Brillanten. Baronin Konstante Piliersdorf, Wien- i Stück : seine Leinwand, Kruzifixe, Bücher und Bilder. I J. IDanhart, Krems- i Zigarren-Etui. Govrefponöenz der Expedition. Eingegangene Geldsendungen. (Vom 27. August bis 27. September 1902.) Unsern geehrten Abonnenten zur gefl. Kenntnisnahme, daß wir der Einfachheit halber milde Gaben re. unser Missionshaus nur mehr an dieser Stelle quittieren werden. Jür das Missionshaus- Lorenz Codlllonga, Kooperator, Welsberg A. Hartmann, Walldüren.................. P. Ehm, Kaplan, Reyersbach bei Unsleben V. Rungger, Brixen-Stufcls .... Aus dem Tauferertale.................... Direktor Stadler, Sarns bei Brixen . . Peter Sir, Kooperator, Wien .... N. N., Wien, für die Taufe eines Kindes in Afrika auf den Namen Judas Thaddäus. Alois Schmidt, Pfarrer, St. Valentin Anna Ansprenger, Wien................... Durch P. Bernard Grüner, 0. 8. B., Stift Lambach, von mehreren Wohltätern Kloster St. Elisabeth, Kaaden .... Marien-Verein Innsbruck................. Aus Prag................................ Allen unseren Wohlthätern sagen wir ein Kronen 4, — 8.20 2.34 1.75 216.10 5, — 1,— 20.— 200.— 2,— Baron Vittinghoff-Schell, Wien I. March, Photograph, Brixen P. Stang, Klepsau, Baden . . . Jos. Volgger, Benefiziat, Brixen . Von, Marienverein Innsbruck: Opfer Hauptfeste des Vereins, am 8. Sept. Aus Tirol............................ C. Bergn,elfter, Pfarrer, Dölsach . Fb. Pfarramt Tux, Tirol . . . Frl. Kistler, Brixen.................. Aus Böhmen........................... am Jür heilige Blessen, io.— 7,— 66.72 10.— 290.— 500.— 60.— 50.— 100.— 200.— Johann Rosenauer, Lanzerstorf . . 40.— Direktor Stadler, Sarns bei Brixen 20.— Barbara Waldner, Grins . . . 326.51 Baronin M. Nagel, Vornholz . . 100.— Hofinger, Rothenkirchen .... herzliches „Vergelts Gott" und bitten um weitere Unterstützung dieses Missionshauses. Kronen 220.— 30.— 20.— 19 90 86.65 tim 6oiK$lohn! erbittet aas Kefertigte von seinen Jreimden und Könnern Bücher, besonders ascetischen und theologischen Inhaltes. «««**« missioiisbaiis ItlUhland bei Brixen. Diözesan-Abteilung Wien. Derselbe steht unter dem Schutze sämtlicher Bischöfe des diesseitigen Österreich. Zweck. Der Zweck des Vereines ist die Förderung der katholischen Missionen, der Sklavenbe-sreiung in Afrika und der Missionshäuser in Europa, in welchem Missionäre für Afrika herangebildet werden. Zu diesen Missionshäusern zählt In jeder Diözese kann ein Diözesan-Vcrein mit einem Diözesan-Ausschusse gebildet werden. In jeder Pfarre kann eine Psarrgruppe mit einem Psarr-Ausschussc (auch eine spezielle geöltvet werben. Zu Die)m Attsttonsyauiern zahlt Frauengruppe) gebildet werden. Zur Bildung auch das der Söhne vom göttlichen Herzen Jesu einer Psarrgruppe ist die Anmeldung von min- in Mühland bei Brixen (Tirol). Dortselbst befinden | desteus 15 Mitgliedern erforderlich. sich gegenwärtig an 80 Studierende der Theologie und des Gymnasiums und bereiten sich für das Priesterthum und die afrikanischen Missionen vor. Dieses Missionshaus bedarf dauz besonders der Unterstützung. — In einem späteren Hefte wird über dieses Missionshaus ausführlicher berichtet werden. Mitte? zur Erreichung des Vereinszweckes sind: 1. Das tägliche Vereinsgebet: ein Vaterunser und ein Ave mit dem Zusatze: t. „Bitte, o Himmelskönigin Maria, für die unglücklichen Neger!" P. „Auf daß sie mit uns würdig werden der Verheißung Christi!" 2. Beiträge für Mitglieder mindestens 10 h im Monate; für Teilnehmer 2 K jährlich. Letztere übernehmen keine Gebctspflicht. Das Organ des Marienvereines für Afrika ist die Monatsschrift „Stern der Neger"; sie kostet per Post jährlich 3 Kronen und wird abonniert unter der Adresse: „Missionshaus von Mühland bei Brixen in Tirol". Das Rauptfest des Vereines ist das Fest Mariä Geburt am 8. September. — Jährlich wird im Monate November eine Seelenmesse für die verstorbenen Mitglieder der einzelnen Pfarrabteilungen gelesen. gruppen Fraueu- könnnen gebildet werden, wenn dem Vereine mindestens 20 Frauen betgetreten sind. Die Gründung von Pfarrgruppcn melde man zunächst beim Diözesan-Vizepräses (für die Wiener Erzdiözese beim Domkapitular Anton Schöpfte u t h n e r, Wien, L, Stefansplatz 6) an; von diesem kann man auch die Statuten und Aufnahmsbilder beziehen. Beitritts-Erklärungen und Gaben werden entgegengenommen in den meisten Pfarrkanzleien, bei den Vorständen der Pfarrgruppen, beim Diözesan-Vizepräses, Domkapitular Anton Schöpften thu er und bei dem Redakteur des „Kleinen Apostolates für Afrika", Wien, I., Stcindlgasse 6. Gaben für die Missionen (Kleiderstoffe, Spielsachen für die kleinen Negerkinder u. a.) werden auch angenommen von Baronin Konstanze Pillersdorf (Wien L, Zedlitzgasse 4) und im Wäschwaren Geschäft Ne wölk a im Zwettlhof (Wien, I., Stefansplatz 6, im Durchhause. Soeben ist erschienen; * « Rest 2 * « Uerlag des ülartenvereins für JffriHa, Cüien, 1, Stefansplatz 6. Im Kommissionsverlage der Buchhandlung des Katholischen Schulvcreines UJien, L, Dorotheergasse 7. Katholische missions-Zeitschrift. fit. 10. KlUoöcr 1902. V. Iaßrg. Kmdiiilll liminpnts Gotti, PrWt Propagmds. *^\er neue Präfekt der Propaganda, Kardinal Hieronymus Maria Gotti, wurde am 29. März 1834 zu Genua geboren. Seine erste Vorbildung erhielt er vom Jesuitenkolleg seiner Vaterstadt und trat sodann als löjähriger Jüngling in den Orden der unbeschuhten Karmeliter ein, wo er den Klosternamen Hieronymus Maria erhielt. Nach Beendigung seiner Studien im Kloster erhielt er in Genua den Lehrstuhl der Philosophie und Theologie. Nebenbei lehrte er an der dortigen Seekadettenanstalt die mathematischen Wissenschaften mit großem Erfolg und mehrere seiner damaligen Schüler sind heute angesehene Kommandanten von Kriegsschiffen der italienischen Marine. Im Jahre 1870 zog ihn der Generalobere seines Ordens als theologischen Beirat für das vatikanische Konzil nach Rom. Im Jahre 1872 wählte das Generalkapitel des Ordens den gelehrten und redegewandten Ordensmann zum Generalprokurator und 1881 erfolgte alsdann seine Wahl zum General- obern der Karmeliter. Als solcher hielt er große Visitationsreisen bei fast allen Ordenshäusern ab, so in Österreich, Bayern, Frankreich, Belgien, England, Irland und durchquerte Europa von Malta bis nach Irland, von Spanien bis nach Syrien. Er besuchte die Stätten des hl. Landes und namentlich den Berg Karmel, die Heimat seines Ordens. Ein Erfolg seiner Tätigkeit war ein großer Aufschwung des altehrwürdigen Ordens der Karmeliter sowohl bezüglich der inneren Disziplin wie der Studien. Seine Berichte lenkten den Blick Leo XIII. auf diesen Mann voll apostolischen Eifers und er bestellte ihn als Ordensgeneral zum Konsultor des heiligen Offiziums und der Propaganda. Am 22. März ernannte ihn der Papst zum Titularerzbischof von Petra und sandte ihn als Jnternuutius nach Brasilien. Im Konsistorium vom 29. November 1895 wurde Gotti zum Kardinal ernannt und erhielt als Titel- 19 290 Zu unserer Effekten-Lotterie. kirche St. Maria della Scala, die von Karmeliten verwaltet wird. Kardinal Gotti stand als Präfekt an der Spitze einer der wichtigsten römischen Kongregationen, als er nunmehr vom hl. Vater zum Präfekten der Propaganda ernannt wurde, in welcher er bereits früher als Konsultor tätig war. Kardinal Gotti ist eines der hervorragendsten Mitglieder des heiligen Kollegiums, ausgezeichnet durch hohen Geist, Frömmigkeit und Gelehrsamkeit. Möge Gott der Herr den neuen Kardinalpräfekten recht lange erhalten zum Wohl der Missionen?und zum Heile unserer gesamten heiligeinkatholischen-Kirche! Su unserer Cffekten-Lollerie. ^Vsas letztemal haben wir unseren geehrten Lesern angedeutet, was alles als Effekten für unsere Lotterie brauchbar ist. Unsere Winke haben bereits Erfolg gehabt, wie aus der im Umschlage veröffentlichten Liste der bisher eingegangenen Effekten ersichtlich ist. Aber es bedarf noch einer ganz bedeutenden Anzahl von weiteren Effekten. Unsere Lotterie soll 250.000 Lose ä 1 Kvone umfassen und mit einer ensprechenden Anzahl von Treffern ausgestattet sein. Es ist klar, daß hiezu eine ganz bedeutende Anzahl von Effekten erforderlich ist. Nun hängt aber der Erfolg der Lotterie wesentlich davon ab, daß wir die Effekten womöglich sämtlich geschenkt bekommen. Um unseren geehrten Lesern zu zeigen, ein wie schönes und gutes Werk sie durch Unterstützung dieses Lotterie-Unternehmens tun, wollen wir hier die .Hilfsbedürftigkeit des Missionshauses kurz skizzieren. Das Missionshaus beherbergt über 80 Personen, worunter drei Priester. Das übrige sind Studierende entweder des Gymnasiums oder der Theologie. Von all diesen zahlen nur 5 Zöglinge einen winzigen Beitrag, keiner der übrigen auch nur einen Heller. Es muß für Nahrung, Kleidung, Schule usw. , ganz ausschließlich von der Anstalt gesorgt werden. Zum Unterhalte einer solchen Anstalt wäre eine Summe von wenigstens 60.000 Kronen erforderlich. Nun, welche Mittel besitzt die Anstalt? Gar keine. Es ist nicht ein einziger Heller Fonds vorhanden. Dazu kommt, daß vom Neubau her noch eine sehr bedeutende Schuld, wofür die Zinsen aufgebracht werden müssen, auf derAAnstalt lastet. Das sind gewiß recht ärmliche Verhältnisse. Eine solche Anstalt, voll von jungen Leuten, alle im’ Wachstum und mitten in den Studien, erhalten und dazu oft nicht fünf Kronen — das ist buchstäblich wahr — in der Kasse haben, das bringt recht bittere Sorgen für die Vorstehung mit sich. Die Lotterie nun soll die Mittel beschaffen, um die Schulden abzuzahlen und noch einen kleinen Fonds zum Unterhalt des Hauses zu stellen. Wir haben verschiedentlich gehört, daß man da und dort mit ähnlichen Versuchen zur Geldbeschaffung nicht den gewünschten oder erhofften Erfolg gehabt habe. Das soll uns nicht entmutigen. Wir setzen große Hoffnungen auf diese Lotterie und vertrauen dabei auf Gott, in dessen Namen wir die Anstalt gegründet, unter dessen Beistand wir das Haus gebaut und mit eifrigen Missionskandidaten angefüllt haben; wir vertrauen, daß Gott unser Unternehmen segnen werde. Er hat ja die Herzen der Könige in seiner Hand und kann hoch und nieder, reich und arm zum Mitleid mit unserer Not bestimmen. Wir bitten also recht herzlich alle unsere Leser, die es vermögen, weiterhin Effekten für unsere Lotterie oder auch Geldbeträge für unser Haus zu senden. Wöchentlich werden zwei heilige Messen für unsere Wohltäter gelesen, die auch in die Gebete der Bewohner des Hauses, der zukünftigen Missionäre für Zentralafrika, eingeschlossen bleiben. Mission unter den Kchilluk. in ein Briefe des hochw. P. Jos. M. Beduschi an den Hochw. P. Generaloberen entnehmen wir Folgendes: „Seit der Rückkehr von Gondokoro ist es mit unserem Befinden, trotz mancherlei Übelständen in Bezug auf Witterungsverhältnisse, doch im allgemeinen ziemlich gut bestellt. Zu leiden hatten wir seither besonders von einer großen Feuchtigkeit, die durch heftige Regengüsse erzeugt, auf die heißen und schwülen Monate März und April folgte. Mit Beginn der Regenzeit, die in die zweite Hälfte des Mai und anfangs Juni fällt, zeigte das Thermometer mehr als 36 Grad Celsius, das gewöhnliche war 38 Grad. Zur Nachtzeit fiel es nie unter 22 Grad Celsius. Das Fallen und Steigen beS Luftdruckes ist ziemlich regelmäßig. Nur einigemale konnte ich vor und nach einem Gewitter eine Differenz von 1 Grad bemerken, was übrigens ganz natürlich ist und anderswo auch vorkommt. Sie sehen also, Hochw. Pater, daß uns, die wir schon so ziemlich ans afrikanische Klima gewohnt sind, die Temperatur nicht mehr allzuviel anhaben kann. Von der Hitze werden wir jetzt weniger geplagt. Nur könnte der allzustarke Wechsel - der Temperatur leicht schädlich auf uns einwirken oder auch, was noch gefährlicher ist, die Ausdünstung des Bodens nach der Regenzeit. Letzteres pflegt auch für die Eingeborenen nicht selten von schlimmen Folgen zu sein, sodas; diese an Brust- und Halsleiden darniederliegen müssen. Sonst ist in dieser Gegend der Krankenzustand eine Seltenheit und die wenigen, die vorkommen, find für gewöhnlich nur Blutarmut und Altersschwäche. Gegenwärtig bietet das Land einen wohltuenden Anblick, der umso erfreulicher und labender je dürrer und trockener diese Strecken in den verflossenen Monaten waren. Alles in der Runde, sonst öde, eintönig und mit glühendem Sande bedeckt, kleidet sich in saftiges Grün, wie wenn der Frühling m unseren heimatlichen Tälern die schlummernde Natur zu neuem Leben weckt. Hineingesät in diesen Teppich neuauflebender Schönheit stehen teils in Gruppen gesammelt, teils einzeln hohe und prächtige Stämme und wiegen ihre Wipfel in reiner Luft. Hier erwacht aus langem Traume ein junges, schlankes Bäumlein, atmet mit Gier das belebende Sonnenlicht ein und sammelt Stoff zu neuem Wachstum. Dort erhebt eine frische Knospe ihre zarten Blätter, breitet sie auseinander und entfaltet Duft und Schönheit. Niedriges Gebüsch wechselt mit großblättrigen Schlinggewächsen, schnell aufschießende Halme mit himmelanstrebenden, fruchtbringenden Palmen. Alles ist verjüngt, zu einem neuen Leben erstanden. Weils aber dort, wo es ein Fest gibt, auch Musikanten geben muß, darum hat die ganze afrikanische Vogelwelt, alles, was da lebt und sich regt, schon Parade gemacht. Aus allen Hecken und Sträuchern erschallen tausend reine Sängerkehlen zu einem vielstimmigen Konzert. In allen Bäumen wogt es und wiegt es, singt es und springt es, als ob nur kurze Frist für diesen Jubel gegönnt wäre. Leider ist das auch wahr und die Flora wie die Faune scheint dasselbe ebenfalls recht gut zu wissen, weswegen sie auch mit aller Ängstlichkeit, Eilfertigkeit und Lebendigkeit, die ihr zu Gebote stehen, sich die wenigen Freudentage zugute tun wollen. Selbst auf die sonst nicht gerade schwärmerisch angelegten Eingeborenen vermag dieser afrikanische Mai seine besonderen Wirkungen auszuüben. Aus allen Hütten kommt die lärmende Jugend zu Spiel und Tanz herbeigeeilt, läuft und rennt wie toll um die Wette, ist fröhlich und munter und freut sich der schönen Tage. Neben der Hütte auf seinen Stock gestützt, schreitet langsamen Schrittes der Greis einher, betrachtet mit fast wehmütigem Blick die lustige Kinderschar und besieht sich zum wiederholtenmale die Stätten, wo er ehedem als tapferer Krieger sich in den Waffen geübt hat. Alles, was in Hütten und Löchern wohnt, kommt in dieser Zeit ans Tageslicht. Es ist dies eine gar heitere Stimmung in dieser Gegend, die mich oft schon an meine Heimat erinnert hat. Diese Landschaftsbilder hier in Afrika unterscheiden sich im wesentlichen wenig von denen unserer europäischen, besonders aber jener Gegenden, die sich mehr gegen Süden neigen. Aber allzuschnell hat diese afrikanische Herrlichkeit in Ende. Noch einen Monat und alles ist wieder in Sümpfen und Morästen begraben. Die Eingeborenen, mitten darin wie die lyzischen Bauern, nur durch ihre Verzäunungen und Hütten geschützt, sind für lange Zeit nur auf ihre vier dunklen Wände angewiesen. Nicht besser wird es auch uns noch ergehen. Ich habe mir hier einen kleinen Garten angelegt, der mich einstweilen in den Erholungsstunden beschäftigt. Später werden mir auch unsere Brüder, 292 Mission unter den Schilluk. die jetzt wichtige Arbeiten zu besorgen haben, noch behilflich sein und wenn mit Gottes Gnade alles gut von statten geht, hoffen wir Heuer etwas mehr Gewinn daraus ziehen zu können. Was das Verhältnis zu den Eingeborenen angeht, so können wir Ihnen, Hochw. P. General, die freudige Mitteilung machen, das; dasselbe sich bedeutend gebessert hat. Der Mack hat zwar Freude daran, uns immer in seiner Nähe zu sehen und seine Gesinnungen mögen ihm auch von Herzen kommen, doch von Beweisen in dieser Hinsicht merken wir sehr wenig. Zn belästigen versteht er cs aber sehr wohl. Bald ist cs eine Flasche Medizin, nämlich Cognac, bald ein Geldstück, bald wieder eine andere Kleinigkeit, die er besonders zu bedürfen vorgibt. Die mehr entfernt wohnenden Eingeborenen scheinen sich weniger um uns zu bekümmern, die nahewohnenden dagegen umsomehr. Größtenteils bezieht sich dieses Interesse aber nur auf die wichtige Magenfrage, oder um irgend eines Arbeitsstückes mit guten Zinsen für sich loszuwerden, oder auch, um ihr, wie man meinen möchte, einziges Lied vorzutragen: Rüsten des Königs der Scbilluk in 'faseboda. Ia quagio, ia quagio, Gial duoin, toii ian, toti ian; mugiain mugiain! (Ich bitte, bitte dich, großer Mann, gib, o gib, schenk, o schenke mir!) Diese Leute scheuen sich nicht, in unsere Hütte zu kommen, darin ohne ein Zeichen des Grußes sich niederzulassen und je nach Lust und Lieb zu schalten und walten, zu schwätzen und lärmen und uns zu belästigen, solange es ihnen gefällt. Einwendungen dagegen wären nur Spreu in den Wind und nützten so wenig, als ob man nichts gesprochen. Ich kann aber auch nicht behaupten, daß sie keinen Anstand besäßen. Sie besitzen sehr wohl einen Anstand, aber man darf sie da nicht nach dem Benehmen in unserer Behausung richten; denn wir sind Fremde und uns gegenüber bedarf es nach ihrer Anschauung keinerlei Berücksichtigung; vielmehr muß man sie sehen, wenn sie in Staatsuniform vor ihre Großen des Reiches in Audienz zugelassen zu werden die Ehre haben. Da versteht es ein jeder sehr wohl, sich zu winden und wenden, zu bücken und Idrehen und mit schillukscher Eleganz ihre Honneurs zu machen. Die Nichtberücksichtigung aller Fremden erstreckt sich aber nicht nur auf alles Zeremoniengesetz, was man sonst gern verschmerzen könnte, sondern hat auch seine Geltung in Not und Unglücksfällen und dies in einem Grade, der an Herzlosigkeit grenzt. Dieses mußten wir an uns selbst erfahren, als beim Brand unserer Station kein Neger auch nur einen Fuß oder eine Hand rührte, um uns zu Hilfe zu kommen. Erst als alles vernichtet und verbrannt war, stellten sich auf einmal wieder dienstbare Geister ein, um bei dem neuen Aufbau tätig zu sein. Den Antrieb mochte wohl die Hoffnung auf neue Belohnung gegeben haben. Auch für alles Übrige, was uns gehört, zeigen sie nicht allzugroßes Zartgefühl. Schon öfters kam es vor, daß sie Ziegen auf unsere Felder jagten und was diese nicht taten, besorgten die Diebe. In diesem Jahre scheinen sich aber alle Umstände immer besser gestalten zu wollen. Die Besuche in der Mission von solchen, die sich nicht als Hausgenossen betrachten, werden immer häufiger, selbst ein weiter Weg wird nicht gescheut, um zu uns zu kommen und Verbindungen anzuknüpfen. Die größere Menge aber folgt gewöhnlich nur dem Drang der der Neugierde und will Aufschluß über unser Beginnen, über dieses und jenes haben. Somit wächst das Erstaunen der Eingeborenen immer mehr und wir gewinnen größeren Einfluß. Selbst die ersten Zeichen von Achtung und Freundschaft will man uns jetzt nicht mehr versagen. Es ist das eine große Freude und Trost für uns, wenn man bedenkt, daß nun endlich dein Kreuze ein Weg sich auftut, daß nun endlich der Boden zu einem fruchtbaren Ackerland umgearbeitet werden kann und daß all die Opfer an Geld und Mühen, die sich mit Freude fiiitten der Scbilluk. eine Mission kosten läßt, endlich doch gutes Erdreich gefunden und wir mit großer Hoffnung auf Erfolg rechnen können: denn Achtung, Liebe und Freundschaft den Dienern Gottes gegenüber sind wie überall so auch hier Vorboten eines wahren Christentums, ein Schlüssel zum Glauben. Auch die muntere Jugend gewinnt immer mehr Zutrauen zu uns, fummelt sich um unsere Hütte herum und bedrängt und bestürmt uns mit Bitten, um irgend einen für j sie sehr wertvollen Schmuckgegenstand, um irgend ein kleines Bildchen oder auch, um irgend ein schönes Geschichtchen von den braven, weißen Brüdern über dem Meere (sie meinen die Heiligen) zu erzählen. Sehr oft vermögen wir den Wünschen dieser wißbegierigen Schwarzen nicht gleich zu willfahren. Deswegen verlieren sie aber den Mut nicht, sondern suchen sich mit allerhand zu be- schäftigen. Ist die Witterung annehmbar, so holen sie ihre Lanzen herbei und tummeln sich im Hofe herum. Es ist dann eine wahre Lust, zuzusehen, mit welcher Behendigkeit sie aufeinander losstürmen, sich ebeusoschnell wieder zur Seite wenden, wie sie gewaltige Sprünge machen, ihre blitzenden Speere in der Luft schwingen und sich zu einem Kreise schließen, um wieder von neuem das Spiel zu beginnen, Und so vertreiben sie sich oft stundenlang die Zeit und scheinen dabei garnicht müde zu werden. Erst wenn sie gegen Abend zum Missionär zurück-kommen, um neuerdings mit Bitten in ihn zu dringen, sieht man so manche Schweißperle aus den glänzend schwarzen Locken über das Antlitz rollen. Die junge Gesellschaft hat aber noch ein anderes Mittel, in unserer Nahe sich die Zeit zu vertreiben. Sie geht zu unserem schwarzen Koch, der sehr Mission unter den Schilluk. 2)4 großes Ansehen besitzt und in ihren Augen eine wichtige Persönlichkeit ist. Sein Name „Gnaret" ist im ganzen Stamme bekannt und überall wird unser schwazer Koch mit Respekt empfangen. Dies kommt denn auch allen Begleitern desselben zugute, wie wir selbst deswegen schon öfters mit mehr Freundlichkeit und Artigkeit aufgenommen wurden, als vielleicht sonst der Fall gewesen wäre. In dem Dorfe, in dem dieser beliebte und hochgeschätzte Gast Einkehr nimmt, pflegt immer auch ein Festtag veranstaltet zu werden. Unsere größte Freude bilden aber doch noch unsere Kleinen hier, die zu großer Hoffnung berechtigen. Sie sind immer um uns herum, bieten überall schon hilfreiche Hand und würden gewiß, wenn sie von ihren Eltern Erlaubnis hätten, beständig bei uns bleiben. Oft kommen sie von weit her und grüßen uns ganz kindlich mit dem Gruße: „Vater, ich bin gekommen, dir einen Besuch abzustatten; Gott erhalte dich." Sie arbeiten alle besonders gern im Garten, begleiten uns auch auf unseren kleinen Ausgängen, kurz, sie sind unsere größte Freude. Hie und da zeigen sie sich freilich auch etwas eigennützig und betteln um kleine, Geschenke. Aber, kommt dies ja auch in Europa vor, warum sollte man es denn den kleinen Schwarzen verwehren! Ja, oft zeigen sich unsere Kleinen viel dankbarer, als dies vielleicht in Europa der Fall wäre. Es ist in Wahrheit rührend für ein Priefterherz, wahrzunehmen, wie gerade diese Tugend bei den kleinen Wilden, die keine Ahnung haben von den herrlichen Lehren der katholischen Kirche über die Tugend der Dankbarkeit, hier so treu geübt wird. Dieses Beispiel ist beschämend für so manches verzärtelte und verzogene Kindergemüt im zivilisierten Europa und auch manch Erwachsener, dem längst alle Spuren dieser Tugend aus dem Herzen entschwunden, dürfte sich an diesen armen aber dankbaren Kinderseelcn spiegeln. Erlauben Sie mir, Hochw. Pater, eines jener schönen Beispiele anzuführen. Eines Tages griff ich zu meinem Spazierstock und ging an einem Waldesrand spazieren. Ich roar eben ganz in Gedanken versunken, als 3 Knaben auf mich zukamen. Zuerst war ich entschlossen, vom Weg abzubiegen und einen Pfad in den Wald einzuschlagen, weil ich wohl wußte, daß man es auf mich abgesehen und mir diese wenigen Augenblicke der Ruhe rauben wollte. Dieses Mittel schien mir aber nicht recht passend und ich kehrte auf der Stelle um. Die drei Knaben, zwar etwas stutzig, folgten darauf mit größeren Schritten, um mir näher zu kommen. Sobald ich das merkte, blieb ich stehen und wartete, bis sie nahe waren. Nachdem sie freundlich gegrüßt, überreichten sie mir einen genügend großen Topf voll Milch und sprachen dabei etwas schüchtern: „Vater, nimm diese Milch, wir bringen sie dir, damit du sie trinkest." In der Meinung, die Knaben wollten mir die Milch zum Kaufe anbieten, sagte ich zu ihnen: „Bringt sie mir in mein Haus, dort wird euch ein Bruder dafür bezahlen." „Nein, nein, Vater," entgegneten diese darauf, „wir bringen sie dir nicht zum kaufen, sondern zum Geschenke, du sollst sie allein trinken." Da ich wußte, daß nunmehr ein Abschlagen beleidigen könnte und sich mir auch kein anderer Ausweg mehr bot, so machte ich mich in Gottes Namen daran, die ungewöhnliche Portion solcher Medizin in etwas zu vermindern. Zum Glück gelang es mir auch, die drei Jungen so leidlich zufriedenzustellen, worüber sie in die Hände klatschten und vor, Freude glänzten. Sie waren überglücklich, ein kleines Geschenk, das ich ihnen einst gemacht hatte, wieder vergolten und so freudig aufgenommen zu sehen. Dieses Zeichen der Dankbarkeit rührte mich umsomehr bei dem Gedanken, daß diese Armen vielleicht abends keine Speise zu sich genommen oder ihren Durrah trocken gegessen hatten, nur um ihrem lieben, weißen Vater eine Freude bereiten zu können. Zum Abschied wollte ich diesen Kleinen noch etwas Backwerk in die Hände drücken. Dafür aber waren sie heute ganz und gar nicht mehr zu gewinnen. Um allem Drängen vorzubeugen, legten sie ihre Hände auf den Rücken und stellten sich beharrlich in eine Weigerungspositur. Jedes Wort wurde mit einem Schütteln des ganzen Körpers beantwortet und als ich ihnen noch das Backwerk zeigte, ein Leckerbissen für diese kleinen Schleckermäuler, sagten sie mir: „Wir nehmen nichts, lieber Vater, du hast uns schon oft ein Geschenk gegeben und wir sind zufrieden, daß du das unsrige so gut aufgenommen haft." Darauf drehten sie sich um und stürmten davon. So hat sich auch hier der Spruch wieder bewahrheitet: „Geben ist seliger denn nehmen." Als ivir für einige Monate nach Gondokoro abreisten, fürchteten Sie, Hochw. P. General, daß wir vielleicht nicht mehr zurückkehren würden. Nun sind wir wieder glücklich zurückgekehrt. Nicht zum geringsten Teile verdanken wir die Änderung unserer Lage dem guten Willen des Mack. Als unbeschränkter Herr hat er eine nicht zu unterschätzende „Omni-potens" und seine Gewogenheit nützt uns gegenwärtig viel und verschafft uns immer größeres Ansehen vor den Eingebornen. Sein Besuch war für Missionsfährten auf dem weißen Nil. 295 uns von großer Bedeutung. Nach demselben schickte er uns einen prächtigen Stier zum Geschenke, befahl unserem Nachbar, uns zu unterstützen, täglich morgens und abends uns mit Milch zu versehen und was noch seltsamer ist, freundlich mit uns zu verkehren. Wir können also mutig und vertrauensvoll unser Werk weiter fortsetzen. / Gegenwärtig beschäftigen wir uns sehr viel mit der Sprache der Eingeborenen. Möge Gott dieses unser Werk segnen und diese armen Seelen endlich auf den wahren Weg des Heiles gelangen lassen. Wir bitten auch Hochw. P. General, die Mission unseren Gönnern empfehlen zu wollen. Missionsfahrikn auf öem weißen Uil. Von P. Wilh. Ban holzer, „Sohn des hlst. Herzens". (Fortsetzung) ie schwierig der gerade Weg darin zu finden ist, kann man sich von der Tatsache ablesen, daß ein Regierungsdampfer mit erfahrenen Schiffs-leuten vier Tage auf diesen Nebenwassern herumgefahren ist, ohne einen Ausweg zu finden. Erst ein zu seiner Aufsuchung ausgesandter zweiter Dampfer vermochte ihm den Ausgang aus dem Seelabprinth zu geben. Außerdem sind die Nebenwasser zur Trockenzeit sehr nieder und die schweren Regierungsdampfer haben oft harte Arbeit, fortzukommen. Um einen klaren Begriff von der Arbeit am Deck zu haben, lud uns der sehr höfliche Herr noch zu einem Besuch dorthin ein. Der „Hefir" trug uns andern Morgens durch den frisch freigelegten engen Kanal bis zur Stelle, wo es kein „weiter" mehr gab. Die Sträflinge stiegen auf Kommando vom Schiff auf ein gestern mit Sägen, Hacken und Äxten losgemachtes Settstück von ungefähr einem Nieter Dicke. Ein Drahtseil wurde hierauf ausgeworfen und um die zirka 15 Quadratmeter betragende, schwimmende Papyrusscholle geschlungen. Viele der Arbeitenden mußten dazu bis unter die Arme im Wasser stehen. Nachdem das Seil ringsum festsaß, zog der Dampfer an und was vor kurzem noch ein Stück Festland schien, schwamm gemächlich, eine neugeborene Insel, bis zur nächsten Seitenbuchtung rückwärts, wo es eingeschoben und mit Stricken ans Ufer befestigt wurde. Anfangs wurden die ausgeschnittenen Stücke bis zum Ausgang des Kanales geschleppt und dann der Strömung übergeben. Es wurde aber diese Art des „Auskehrens" bald zu langwierig befunden und sie iverden nun einfach an die Seiten des Kanals festgebunden. Die einmal aufgefundene Strömung, hofft man, werde dann alles von selbst abführen. Der härteste Teil bei der Settarbeit ist aber das Sägen, hacken, spalten und schneiden, das meistens zur Lostrennung größerer Stücke notwendig ist. Kleinere Stücke werden mit dem Anker losgerissen. Wenn so ein Block frei ist, steigt ein furchtbarer Geruch auf von stinkenden Würmern und verfaulten Pflanzen. Man denke sich dabei, daß die Arbeiter zum großen Teil im Wasser stehen. Trotz alldem gibt es — wie uns der Doktor sagte — nicht viele Kranke. Fieber und Diarrhöe sind das Gewöhnliche. Dosen von 1 — 2 Gramm Chinin werden nicht selten auf einmal den sich vorstellenden Klienten gegeben. — Einem ägyptischen Soldaten ward vom Doktor zirka ’/2 Pfund englisches Salz verabreicht, damit er es in vier Dosen und diese in gehörigen Abständen nehme. Der Soldat aber nahm alles auf einmal und berichtete am andern Tage, daß es nur eine dreimalige Wirkung bei ihm gehabt habe. Das sind Naturen für Afrika! Wenn das freigelegte, alte Flußbett Ägypten keinen besonderen Wasserzuschuß gibt, so hat doch die Settarbeit einen bedeutenden moralischen Erfolg gebracht für Ägypten und den Sudan: Die Drohung, zur Arbeit an den Sett geschickt zu werden, ist dort die furchtbarste geworden, die man machen kann. Ich habe selbst einem unserer Neger in Omderman gedroht, ich werde ihn bei der Polizei verklagen und derselben empfehlen, ihn nach betn Sett zu senden. Die Wirkung war ganz ernstlich: das fragliche Individuum änderte sich. Selbst der König der Schilluk hat es für nötig befunden, seine Untertanen mit dem Sett zu schrecken. Wer sich gut beträgt, bekommt vom Sirdar einen Teil seiner Strafe nachgelassen. Bei der Arbeit herrscht musterhafte Ordnung. Auf ein Wort des Kommandanten schweigt alles. Ungehorsam wird 296 Missions fahrten auf dem weißen Nil. mit Peitschenhieben Bestraft; es werden deren bis zu fünfzig auf einmal ausgeteilt. Die Sudanesen sollen davon noch mehr aushalten und sogar die Schläge mit stoischer Ruhe zählen. Ist bis Ende April die Strömung noch nicht gefunden, so wird die Arbeit nächstes Jahr wieder aufgenommen. Wohlbefriedigt verabschiedeten wir uns vom Kommandanten, der uns auf seinem Boote an Bord des „Redemptor" zurückbringen ließ, der gleich darauf, mit Holz schwer beladen, seine Fahrt antrat. Eine an einer Stange prangende Kiste (Sanduck) markiert die Einfahrt in das große Nebenwasser. Es hat durch zirka 2 Stunden ganz das Aussehen eines regelrechten Flusses. Erst nachdem wir eine einsame, für die Schiffslcutc zur Orientierung sehr wichtige Dompalme passiert, entfaltet sich vor unseren Augen der See; ein Labyrinth von Wasserwegen, das durch zahlreiche Inseln und Einschnitte geschaffen und ringsum in Papyrus gefaßt ist. Da und dort langsam daherkommende Wasserpflanzen sind nicht immer maßgebend für den einzuschlagenden Weg. Nur ein feines Auge, wie es die sozusagen in den Katarakten geborenen Schellalesen besitzen, weiß aus den verschiedenen zu gleicher Zeit sieh darbietenden Wegen den richtigen zu treffen. Dank der Geschicklichkeit des Rais sind wir in 7 Stunden an das Ausgangstor des Sett gelangt und hiemit in das alte Flußbett eingefahren. Der Leser kann sich nun eine Vorstellung machen von dem Unkraut, das Sett heißt, Flüsse versperren und ableiten und neue Wasserstraßen vorschreiben kann. Die Versperrung des Nils an dieser Stelle geschah während der Mahdistenzeit. Im alten Bett gehts nun wacker voran; es ist keine Gefahr mehr für di a jets (arabischer Name für Nebenwasser). S ch a m b e h, das bald in Sicht kommt, hat allerdings eine große majet vor sich, die uns jedoch keine Sorgen macht, da der Fluß durch die nun stärker werdende Strömung scharf gezeichnet ist. Zum Glück haben wir noch Holz, um nach Kanisot zu kommen und lassen daher den Besuch Schambehs beiseite. Schambeh ist der Sitz eines Mamur, hat eine kleine Garnison, bildet das Tor Bahr el Gazal (Gegend von Bachr el Gebet aus) und hat eine Wichtigkeit durch seine Waldungen, die vom Tonga bis hier ganz fehlen. Die Ufer beginnen jetzt höher zu werden, die Strömung stärker: der Sett hat hiemit seine Chancen verloren und ist mit Kauisat am Ende seines Obstruktionsbereiches. Kauisat (Kirche) ist das alte von dem Missionär Mosgan 1854 gegründete Santa Croce (Heiligenkreuz), von dem nun nichts mehr vorhanden ist als der Name, den ihm die Eingeborenen geben. Gegenwärtig bezeichnet der Name Kauisat bei den Eingeborenen die ganze Gegend zwischen Abu-Kika und dem Aliab-Distrikt. Die Regierung nennt Kauisat eine kürzlich etablierte Holzstation in dieser Gegend, welche das für die Settarbeit am Sandnk nötige Brennmaterial zu liefern hat. Innerhalb einer dornigen Zeriba (Umzäunung) sind etwa 80 Sträflinge in Zelten untergebracht, die ihre Kollegen am Sanduk mit Holz bedienen. Diese Ehrenmänner — denn so heißen sie sich, keiner, will etwas Böses getan haben, ungerechte Urteile oder falsche Zeugen sind gewöhnlich schuld an ihrem Elend ■— sind bewacht von 50 Soldaten. Ein englischer Offizier, assistiert von einem arabischen, steht der Kolonie vor. Die Leute scheinen hier nicht übel zu stehen. Innerhalb und außerhalb der Zeriba hängt das Nilpferdfleisch in schmalen Streifen wie Wäsche zum Trocknen an weitgezogenen Grasseilen Schaffleisch gibts einmal in der Woche. Nachts hat jeder sein Moskitonetz, ohne welches manlffelbst die Sträflinge nicht lassen kann; so ungeheuer ist die Zahl und Plage dieser Fliege. Wir besuchten den Platz, wo der alte Garten der Mission war. Er liegt auf dem Ostufer. Fünf prächtige Sykomoren, 2 Delebpalmen, viele Akazien und ein Tamarindenbaum sind noch übrig vom Fleiß des Herrn Mosgan. Das Gartenterrain ist vorne ziemlich hoch gelegen, fällt aber nach innen bald wieder. Zwei kleine Kanäle an den beiden Enden des Gartens scheinen zu seiner Bewässerung gegraben worden zu sein. Ein paar zerbröckelte Backsteine sind die einzigen Zeugen einstiger europäischer Ansiedlung. Etwa 10 Minuten südlich davon liegt ein kleines Fischerdorf. Es ist jedenfalls Tugu. Schule und Kirche waren auf dem Westufer. Wir besuchten den Platz in Begleitung eines alten Schülers der Mission. Es ist der höchste Platz in der Umgebung, aber doch nieder, weil das Wasser in der Regenzeit bis vor das Haus kam. Herumliegende Backsteine sind auch hier die einzigen materiellen Überreste der Mission. Groß ist dagegen das Andenken der Mission ringsum, so groß, daß die ganze Gegend den Namen der Mission erhielt und noch trägt. Die freundlichen Eingeborenen hätten uns gerne bei sich gehabt. Wir mußten sie auf die Zukunft vertrösten, den Mangel an Missionären vorgebend. Die Station Heiligenkreuz dauerte von 1854—60, wo sie aus Mangel an Missionären aufgegeben D i \ PPH Rütte una Kornspeicher fler Dittüa-ßeger. werden mußte. Einiges ans der Geschichte dieser Station mag hier am Platze sein: Herr Mosgan gründete sie ganz allein und gegen den Wunsch des Monsignor Dr. Knoblecher, der um die Existenz des Missionärs an einem von Sümpfen umgebenen Punkte besorgt war. Bei seiner letztmaligen Herabsahrt von Gondokoro lud er ihn ein, mit nach Chartum zu gehen, wo viel Arbeit war. Aber Herr Mosgan bestand auf seinem Posten und setzte seine apostolische Tätigkeit fort. Mit Hilfe der Eingeborenen baute er eine Hütte, auf welcher er das Zeichen der Erlösung aufpflanzte. Bald folgten andere, um einer Anzahl Sklavenknaben als Unterkunft zu dienen. Die Knaben fühlten sich schnell heimisch und auch die Kitschneger der Umgebung brachten dem Pater von Tag zu Tag mehr Vertrauen entgegen. — Die kleinen Neger, die aus den Nachbargebieten der Station herstammten, sollten in den Wahrheiten unserer heiligen Religion unterrichtet werden und später ihre Angehörigen nicht nur mit dem Wiedersehen, sondern auch mit den Gruudlehren des Katechismus überraschen. Auch die Hauswirtschaft wurde nicht vernachlässigt. Schon nach einem Jahr war Heiligenkreuz eine hübsche Negerkolonie, aber auch ein schweres Kreuz für den allein dastehenden Missionär. Die Kinder liebten schließlich die Mission so sehr, daß sie vom Heimgeschicktwerden nichts mehr wissen wollten. Der Missionär liebte die Kleinen und tat alles für sie, was er konnte. Er wünschte und erwartete einen jener Orden, die einst Europa von Morästen und Sümpfen und Wäldern gelichtet hatten. 185B wurde ihm ein Gefährte beigegeben, dem er 30 Getaufte und 23 Katechumenen vorstellen konnte, die wohlerprobt waren. Herr Mosgan zögerte klugerweise, bis die Katechumenen in christlicher Erkenntnis und Wandel genügsam Fortschritte gemacht hätten. Die auf den Gefährten gesetzten Hoffnungen schwanden bald. Das Fieber raffte ihn hinweg. Der Herr hatte sich zufrieden gegeben mit seinem der Mission zugetragenen guten Willen. Nach dreijähriger harter Arbeit starb Herr Mosgan, etwa 50 Christen und viele Katechumenen hinterlassend. Nach seinem Tode ging die Station nicht mehr voran. Es fehlte anscheinend der rechte Manu. 1860 wurde sie aufgehoben aus Mangel an Personal. Möge sich der Mann finden, der den guten Namen, welche unsere Mission hierorts genießt, ausnützend, sich wieder ans Werk macht, fortsetzt und beendigt, was Mosgan begonnen. Mit Kanisat änderte sich die Ufervegetation auf einen Schlag. An die Stelle des Papyrus und Ambasch tritt der Abu Gena, ein hohes, schilfartiges Gras. Es spielt fortan die Rolle derselben, eine auf beiden Seiten ununterbrochene Mauer bildend, welche bisweilen mit einer Welt von Blüten übergössen ist. Man glaubt oft von ferne blumentragende Gesträuche und nicht ein nacktes, langstengcliges Gras vor sich zu haben. Die Blüten rühren von den mannigfaltigen Schlingpflanzen her, die auf- und nieder sich winden. Aliabdörfer folgen sich in großen Abständen. In der Umgebung derselben ist Durra angepflanzt, der gut steht. In diesen Durrapflanzungen sicht man häufige, 2 — 3 Bieter hohe Holzgerüste, auf denen bald ein Kind, bald ein alter Mann, bald Frauen plaziert sind. Ihre Bedeutung wird uns klar, als wir einen Knaben aus einem Erdklumpen, den er neben sich hatte, Kügelchen formen, dieselben an ein Stückchen stecken und gegen eine ankommende Vogelschar schleudern sahen. Das find die richtigen Vogelscheuchen. Die Felder stehen daher auch gut und die da droben fitzen, sind wohlverwahrt und beschäftigt. Die Leute sind sehr freundlich und grüßen von allen Seiten. Bei Bor, wo wir hielten, um Holz zu fassen, kam der Scheich des nahen Dorfes mit einigen seiner Berater und bat uns, bei ihnen zu bleiben, da sie fortwährend von den Bor im Innern bedrängt würden. Die guten alten erhielten Geschenke und mußten sich mit Versprechungen für die Zukunft begütigen. Messis quidem multa, operat'd autem pauci: Die Ernte ist reif, aber der Arbeiter sind wenig. Elephantenspuren sind bei Bor zahllose; wir sahen nirgends so viele. Die Eingeborenen graben auf der Route der Elephanten tiefe Gruben und bedecken sie mit Gras und Schilfstengeln. Der Arme, der bei seinem Nachtausflug in so eine Grube fällt, ist verloren. Die durch Chaltin aus Regiaf vertriebenen Derwische haben sich hier bis 1898 in einem befestigten Lager, dessen Mauern und Laufgräben noch zu sehen sind, eingerichtet und die Umgegend ausgesogen. Die Gegend ist sehr arm: Junge Dumpalmen und wild wachsende Wollenstauden bedecken weithin das Land. Wir sollten aber noch andere Produkte Bors kennen lernen. Kaum war die Sonne untergegangen, stellten sich die Moskitos in solcher Zahl ein, daß man es nicht mehr aushalten konnte und in Eile alles von der Oberfläche in die Moskitonetze verschwinden mußte. Aber auch dorthin fanden noch viele der Plagegeister ihren Weg und ließen uns nicht zur Ruhe kommen, ehe mau eine regelrechte Jagd gegen sie inszeniert hatte. Die Tausende, die außerhalb des Netzes summten, nach Menschenblut lechzend, stellten ihre Einbruchsversuche erst nach Aufgang der Sonne ein. Etwa 30 Meilen südlich von Bor zeigte sich auf dem linken Ufer die Neuigkeit eines Europäers. Wir hielten einen Augenblick und fragten, wer er sei und ob wir ihm in etwas dienlich sein könnten. Er gab sich als Grieche aus, habe sich hier in einer Hütte niedergelassen, um Elefantenzähne in der Nachbarschaft aufzukaufen und erwarte nur die Post nach Chartum. Eine ganze Hütte voll schöner Zähne zeigte von betn guten Geschäft, das er gemacht. Sein Bargeld war Eisen, Kupfer, Perlen und Stosse. Wir haben den 24. Dezember, sind am Weihnachtsvorabend ; die nächste vor uns liegende Station ist K i r o, (von den Eingeborenen Semsem genannt), die erste der belgischen Stationen am oberen Nil. Dort sind Europäer, möglicherweise Katholiken. Soll man ihnen nicht die Möglichkeit einer hl. Messe bieten? Kiro muß heute noch erreicht werden, gälte es auch, bis in die Nacht hineinzufahren. Wir haben eine herrliche Nacht: das Arbeiten der Maschine allein stört die feierliche Stille. Uns stört sie nicht mehr. Wir haben die hl. Nacht und mit ihr all die heiligen Geheimnisse, die in ihr sich offenbaren und all die süßen Erinnerungen an schöne, nicht wiederkehrende Stunden, die man in der Jugend erlebt, unter dem Christbaum, zuhause in der Heimat. D herrliche, vergangene Tage! D beseligende, erlösende Geheimnisse! Der Missionär muß in der Fremde vieles sich abgewöhnen, vielem entsagen, tnanches vergessen. Aber sein Herz, mit den teuern Gefühlen drin, verliert er nicht. So oft Weihnachten tviederkehrt, kehren die Tage der Kindheit unter dem Christbaum wieder. Das Christkindlein wird uns einmal dort oben einen schönen Baum bereiten für die vielen, denen wir entsagt. Es ist 11 Uhr: Kiro ist erreicht. Früh morgens kommt der Kommandant des Platzes zur Begrüßung und ladet zum Besuch der Station ein. In seinem Hause wird die hl. Messe für die 6 Europäer, die hier sind, gelesen. Nach der hl. Messe besehen wir uns Kiro. Es liegt auf der höchsten bis jetzt begegneten Uferstelle. Der Fluß zur Seite ist sehr stark und hat das Ufer schon tüchtig ausgewaschen. Kiro, das europäische, liegt innerhalb einer starken Umzäunung ans Holzpfühlen. Die 12—15 Häuschen drin, alle aus gebrannten Ziegeln, bilden ein Viereck. .Die Zimmerivohnungcn liegen alle etwa 80 Zentimeter vom Boden entfernt, tute es in den Tropen sein muß. Haus und Hof sind ausnahmsweise reinlich gehalten. Die Arbeit ruhte des hohen Festes wegen, das man auch hier nicht vergaß. Außerhalb der Scriba, gegen Norden, ist die 300 Mann betragende Besatzung in Hütten nach Art der Eingeborenen untergebracht. Die Hütten sind reinlich und in schöner Ordnung. Die Soldaten, denen wir begegnen — meistens Niam-Niam und Kongo-Neger, grüßen freundlich. Die Frauen und Kinder sind wohlgekleidet, mit europäischen Baumwollstoffen. Ihr Schmuck sind zahlreiche Arm- und Fußspangen und lange Perlenschnüre um den Hals. Viel Musik hört man in diesem Viertel. Kein Schreien oder geregeltes Singen. Säuselnde Töne entspringen den elementaren Mandolinen: gedämpfte, säuselnde Töne singen die Sänger, die sich damit begleiten. Ein sehr musikverständiges Völkchen. Auf dem gegenüberliegenden Ufer sind Bananen- und Maniokipflanzungen, von den Frauen der Soldaten und Eingeborenen besorgt. Auch der Gottesacker fehlt in Kiro nicht. Neun Europäer haben ihr Grab gefunden in den zwei Jahren des Bestehens der Station. Die Gräber sind mit weißen Kreuzen geschmückt. Malaria und Schwarzwasserfieber und Diarrhöe sind es, die die meisten zu Falle bringen. Ja, Missions- und Kolonisationsarbeit am Nil kosten schwere Opfer. Das soll uns aber den Mut nicht nehmen. Der Herr, der auch Afrika zur Teilnahme an seinen Erlösungsverdiensten berufen hat, wird die Mittel und Wege an die Hand geben, wenn anders bie Zeit der Bekehrung für den schwarzen Kontinent gekommen ist. Wir verbrachten dann einen heiteren Abend im Hause des Kommandanten, in Gesellschaft der Offiziere des Platzes. Am folgenden Morgen, etwa eine halbe Stunde nach der Abfahrt, entdeckten die Heizer beim Herausnehmen des HolzeS ein schwarzes Individuum. Es war ein Gefangener, der sich in Kiro nachts in den unteren Teilen des Schiffes verkrochen hatte, jedenfalls um beim nächsten Aufenthalt das Weite zu suchen. Natürlich mußte der Tropf nach Kiro zurückgebracht werden. Trotz der kleinen Verzögerung waren wir schon um 10 Uhr in Man gal la, das gegenwärtig nichts darbietet als ein paar Backsteine zu seinem baldigen Erstehen. Ein Kanonen- und Postboot vor dem erwählten Platz bilden einstweilen die Unterkunft der Soldaten, die hier stationiert werden sollen. Mattgalla wird die letzte anglo-ägyptische Poststation sein. Die Grenze des Sudan ist zwischen Lado und Gondo-koro. Die von Chartum kommenden Postdampfer gehen bis Kanisat, wo ein Dampfer aus Mangalla die Post für Lado-Gondokoro, Regiaf empfängt und weiterbefördert. 2'/s Stunden Fahrt südlich ist Lado, dessen Namensbruder Gebe! Lado wir durch 40—50 Meilen vor Augen hatten. Lado wie Kiro, auf sehr hohem, schön geschwungenem Ufer gelegen, war einst — unter Emir Pascha — eine schöne Stadt und ist auch jetzt wieder auf dem besten Wege, eine solche zu werden. Eine schöne Anzahl solid gebauter, einstöckiger Häuschen, schöne Pflanzungen ringsum, Offiziere und Soldaten in den Straßen stellen ein Stück „Großstadt" dar. Eine Reihe Geschütze, deren Mündungen gegen den Fluß schauen und die Soldatcnbaracken im Hintergrund geben Lado noch den Anstrich einer Festung. Der hier sehr reißende Nil macht das Landen von Schiffen sehr schwierig. Lado gegenüber ist, mitten im Fluß, eine muster-haft bebaute Insel. Eine hübsche, mit Papapa-bäumen und Bananen eingesäumte Straße führt ringsherum. Im Innern sind Momioka, Tabak, Reis, Sorghum und europäische Gemüse, soviel, daß Lado nun sich selbst zu ernähren imstande ist. Die ganze Arbeit leisten die Eingeborenen und die Frauen der Soldaten gegen Beziehung des Lebensunterhalts und einen kleinen Betrag von Stoff oder Messingdraht. Die Not lehrte die Belgier die Anpflanzung der Insel: Vor zwei Jahren herrschte eine Hungersnot am oberen Nil. Die aus dem Kongostaat erwarteten Lebensmittel kamen infolge eines dort ausgebrochenen Krieges nicht an. Von den Eingeborenen war nichts zu haben. Sie litten selbst am Nötigen und waren aus Furcht vor den Derwischen erst in geringerer Zahl aus dem Innern zurückgekehrt. Nun ist nichts mehr zu fürchten, das Wasser mangelt nie auf der Insel und Arbeiter kommen mehr und mehr, weil sie wissen, unter den Weißen gegen die Derwische geschützt zu sein. Die Sterblichkeit unter den Europäern ist hier ebenfalls groß. Merkwürdigerweise ist bei den Eingeborenen die größte Zahl der Todesfälle nicht durch Krankheit, sondern durch die Krokodile herbeigeführt. Gegen 7 Meter lange wurden hier schon getötet. Trotz aller Mahnungen und Vorschriften fmnnten immer wieder Fälle vor, daß Frauen beim Waschen oder Soldaten beim Baden durch lauernde Krokodile entführt, verschwinden. Erst vor kurzem hatte so ein Ungeheuer einen Soldaten beim Baden gepackt. Derselbe behielt aber seine Geistesgegenwart und kämpfte einen Todeskampf mit seinem Angreifer, der dahin endete, daß er mit aufgeschlitztem Bauch und heraushängenden Eingeweiden losgelassen wurde. Der Soldat wurde ins Krankenhaus gebracht und befindet sich nun auf dem Wege der Besserung. Die 7 Meilen von Lado nach Gondokoro zurückzulegen, brauchte es, der starken Strömung und vielen Sandbänke wegen, 2 Stunden. Unser Handbuch sagt uns, daß wir nun 1000 Meilen von Chartum weg sind. Auf den Gruß mit der Dampfpfeife kamen der Kommandant, der Arzt und das übrige europäische Personal von Gondokoro und hießen uns willkommen. Auf die Eröffnung des Zweckes unseres Kommens waren alle sehr erfreut und der Kommandant lud uns gleich ein, eine Station in Gondokoro zu gründen. In Bezug auf L a t u k a bedauerte er, sagen zu müssen, daß unsere geplante Mission dorthin nicht stattfinden könne, weil dort Krieg und Aufruhr herrsche; das Uferland bis nach Bedden könnten wir besuchen. Gondokoro liegt ziemlich hoch nnd gewährt in den es umgebenden, mannigfaltig geformten Hügeln und Bergen einen überraschenden Anblick. Die User sind schräg abfallend und lassen auf eine weite Strecke die Schiffe mit dem Lande nicht in Verkehr treten. Gondokoro war einst (1850—75) sehr groß und die Bevölkerung ringsherum sehr dicht. Jetzt ist es arg heruntergekommen. Außer den sehr einfachen Behausungen des Militär- und Zivilkommandanten, eines Ingenieurs, Sergeanten und zwei Ärzten; außer den zu einer Beherbergung von 130 Soldaten mit Weib und Kind, nötigen Hütten, sowie den Dekatie (Läden) zweier Handelsleute, eines Griechen und eines Indiers, gibts keine Gebäulichkeiten. Die gegen die Weißen noch sehr mißtrauischen Bari-Neger halten sich in respektvoller Entfernung von den Regierungsleuten. Es ist sehr schwer, ein Schaf, ein Huhn, Eier oder Milch aufzutreiben. Wir konnten Fleisch nur vermittels des Kommandanten erhalten. Das Land ist durch die Derwische ruiniert worden. Die Ugandaregierung (Gondokoro gehört jetzt zu Uganda) hat da viel zu tun und mehr zu zahlen, als zu ernten. Seit der neuen Gebietsregulierung ist verschiedenes aus Uganda eingeführt worden. Die von Entebbe, der Hauptstadt von Uganda, kommenden Offiziere und Beamten bringen von dort ihre Diener mit, diese Weib und Kind, welche, die Eigentümlichkeiten und Sitten ihres Landes beibehaltend, nach ihrer Weise sich kleiden und leben. Der seine Waren aus Uganda beziehende indische Kaufmann konimt ihren Bedürfnissen entgegen. Da der Handel mit dem Süden durch Träger geschieht und diese zum großen Teil Christen sind, spielt auch die christliche Religion eine Rolle in Gondokoro. Die Christen sind stolz auf ihren Namen und bekennen ihn öffentlich. Ihren Rosenkranz tragen sie mindestens mit ebensoviel Selbstbewußtsein als die Muselmänner den ihrigen. Man wird bald daran denken müssen, eine kleine Kapelle für sie zu bauen. Obwohl wir nicht nach Latuka gehen konnten — was der Zweck unserer Reise war — und einsahen, daß in Gondokoro jetzt noch nicht unseres Bleibens sein könne, wegen der großen Schwierigkeit, das zum Leben Notwendige zu finden, entschlossen wir uns, doch eine Zeitlang hier zu bleiben, um Land und Leute und die Erfordernisse einer künftigen Gründung zu studieren. Der Platz, wo so manche unserer Missionäre ihr Grab gefunden vor 50 Jahren war wohl unseres Verweilens einige Tage wert. (Fortsetzung folgt.) q — C7?- a <3 Der Kegerknabe Farag. arag, ein Negerknabe aus dem Stamme der Denka, erhielt in der Mission den Namen Angelus. Wegen des grausamen Geschickes, das in den letzten Zeiten über den Sudan hereingebrochen war, begaben sich die Eltern des Angelus als Verbannte noch Oberügppten, wo sie sich in einer arm-eligen Hütte des Negerviertels in der Stadt Assuan so gut als möglich einrichteten. Hier nun war es, wo unser Angelus das Licht der Welt erblickte. In seiner Kindheit teilte er das Los sovieler anderer armer Negerkinder, die im äußersten Elend von herumziehenden Eltern geboren werden. Sich selbst überlassen, wuchs das arme Geschöpf ganz verwahrlost im schmutzigsten Teile, der zur Stadt gehört, auf, ohne jedwede Aufsicht oder Versorgung vonseiten seiner Eltern. So ging es einen Tag wie den andern. Des Abends kehrte er dann wieder in seine ebenso schmutzige Behausung zurück, wohin dann auch jeden Tag der Vater mit seinem Tageslohn von ungefähr 4 Piaster (1 Lire), die er sich durch Ziegelbrennen sauer genug verdiente, zu kommen pflegte. In solchen Umständen verflossen für den Knaben die ersten Jahre seiner Kindheit in einer grenzenlosen Unwissenheit in Bezug auf all das, was den Menschen adelt und ihn über das Niveau der Tiere erhebt. Jedwede Bildung, intellektuelle wie moralische, mangelte dem kleinen Angelus gänzlich und er lebte in den Tag hinein ohne Kenntnis von einem Dasein eines himmlischen Vaters, der das ganze Weltall mit Weisheit regiert, der alle seine Geschöpfe in Wahrheit liebt, jedem mit so großer Liebe zugetan ist und besonders jene mit seiner unendlichen Vatergüte umfängt, in deren Seelen er sein getreues Abbild wiederfindet, aus deren Augen er die holde Perle der Unschuld in hellem Strahle erglänzen sieht. Unterdessen hatte sich das Gerücht verbreitet, daß Deutschland auf der orientalischen Küste bereits Anstalten getroffen habe, einen Kriegszug gegen einen aufrührerischen Häuptling, Bushiri mit Namen, zu unternehmen. Von allen Seiten strömten Streit-und Geldsüchtige zusammen, um sich im deutschen Heere anwerben zu lassen. Anch der Vater unseres Angelus wurde von seinen Kameraden dazu aufgefordert. Nach einigem Zögern willigte er endlich ein und entschloß sich zu diesem Schritte. Die ganze Familie reifte nun nach Zanzibar, woselbst sich der Vater zu stellen hatte. Auf dem Wege dahin hatten sie große Strapazen auszustehen. Die wenigen Habscligkeitcn, die sie mit sich trugen, machten ihre Reise nur noch beschwerlicher. Die kleine Barschaft war bald erschöpft, der Weg weit und mühevoll, einesteils durch die Glut der afrikanischen Sonne, andernteils durch den Mangel an Wasser, der sich besonders fühlbar machte. So war die arme Familie allem Ungemach preisgegeben und nur auf die Gaben und Geschenke von einigen mitleidigen Negerstämmen angewiesen. Lange Zeit hatten sie sich so mit Mühe durchgeschleppt, als sic endlich ihr Ziel erreichten. Bei der Ankunft in Sansibar hatte die Werbetrommel bereits zu schlagen aufgehört und die Truppen standen bis auf die Schulung fertig da. Angelus Vater trat sofort in die Kompagnie ein, in welche er zugeteilt worden war und wo man ihn als den Letzten schon erwartete. 3iun ging es augenblicklich ans Werk, die Truppenteile feldtüchtig zu machen und etwas mehr geordnete, kriegerische Bewegung in die Masse hineinzubringen. Dank der allseitig bewährten Taktik der Deutschen gelang dies sehr schnell, sodaß man binnen Kurzem ganz tüchtige Truppen dem Feinde eutgegensenden konnte. Während sich nun der Vater des Angelus fleißig in den Waffen übte, war sein Sohn in eine Schule geschickt worden, um dort den Koran zu lernen. Für Angelus war dies ein um so größeres Opfer, als cs auf ausdrücklichen Befehl des Vaters geschehen mußte. Ein freies, ungebundenes Leben auf der Straße, wie er es bisher immer gewohnt war, wollte sich mit dem langen, ruhigen Sitzen in der Schule und noch dazu unter Aufsicht eines, mit Stockschlägcn auch nicht kargen, unerbittlichen Schulmonarchen gar nicht gut vertragen. Die Schulstunden wurden dem armen Angelus eine Folterbank, für die er sich lieber alles auf der Welt, aber nur nicht diese gewünscht hätte und oft dachte er an seine früher verlebten Tage zurück. Dieses Leben dauerte aber auch garnicht lange. Noch ehe die kleine Armee im Felde stand, wurde der Vater krank, mußte den Militärdienst aufgeben und auch das Klima wieder mit dem ägyptischen vertauschen. Er schiffte sich nach Suez ein, nahm aber diesesmal seinen Aufenthaltsort mit seiner Familie nicht mehr in Assuan, sondern bei Kairo in der Nahe der Negerkolouie Gesira. Dort wurde er mit unseren Missionären bekannt und mit dem Zwecke, den die Mission verfolgt. Das Institut der Negerknaben gefiel dein Vater und er wünschte seinen Sohn auch zur Erziehung dorthin zu schicken. Die Bitte um die Aufnahme für seinen Sohn wurde ihm bereitwilligst gewährt und nun befindet sich der kleine Angelus bereits sechs Monate in unserer Kolonie. Obgleich erst 10 Jahre alt, hat er einen festen und gesunden Körperbau. Sein etwas länglicher Kopf mit den feinen, wolligen Locken, seine hervortretenden Gesichtszüge, seine aufgeworfenen Lippen machen ihn zu einen echten Träger des Dinka-typus. Von Charakter sanftmütig, ist er ebenfalls wie seine Landsleute kein besonderer Freund von Arbeit und Anstrengung. Doch zeigt er überall einen guten Willen, ist gehorsam und macht auch gute Fortschritte in der Schule. Die heilige Taufe hat er zwar noch nicht, studiert aber schon sehr fleißig den Katechismus mit den anderen Knaben. Für unsere heilige Religion zeigt er besonderes Interesse und Hinneigung und wünscht auch sehnlich in den Schoß derselben aufgenommen zu werden. Das größte Hindernis bereiten ihm noch immer seine Eltern; wir hoffen aber, daß der Herr auch diese Umstände beseitigen wird. P. I. M. Beduschi, F. S. G. Krankensorqe in Assuan. S^rüher haben wir schon öfters das gesegnete ^ Wirken unserer ehrwürdigen Schwestern hervorgehoben und die erstaunlichen Erfolge, welche sie bei ihrem Krankcndieuste an dein Heile der Seelen erzielen. Ein Brief aus Assuan bestätigt unsere vorher gemachte Aussage. „Es läßt sich nicht mit Worten schildern, wie zutraulich und mit welcher Achtung uns gegenüber das Volk sich bcnimuit, seitdem wir hier mit den geistigen Werken der Barmherzigkeit auch die leiblichen vereinigt haben. Eine ziemlich primitive und beschränkte Apotheke vermag uns auf einmal alle Herzen aufzutun. Die gewaltigen Vorurteile über die Fremden, über deren Tun und Treiben, ihre vergiftenden Medizinen und ihren Umgang mit den Mächten der Finsternis, diese Vorurteile, von denen sie besonders befangen waren, haben sie nun abgelegt und sie fühlen sich nun glücklich, uns stets in ihrer Nähe zu wissen. Unsere kleine Hausapotheke, die nach ihrer Meinung alles samt und sonders zu heilen imstande ist, hat in der Tat merkwürdige Beweise von Genesungen schon geleistet, denn der über die Maßen einbildungsfähige Afrikaner ist ja nicht besonders wählerisch in seinen Medizinen. Ist er krank — übrigens wartet er nicht einmal solange, sondern verspürt gewöhnlich schon beim Erscheinen einer mitleidigen Schwester irgendwelche Vorzeichen einer nahenden Krankheit — so ist der gutmütige Eingeborene nicht gerade auf Hoffmann'sche Tropfen oder Pillen versessen, es tut’S ein Schluck aus dem Krankensorge in Assuan. Weinfläschchen ebensogut für Rheumatismus und Podagra als ein Pflaster für Kopfschmerzen und dazu tut aber jede Arznei unfehlbar ihre Wirkung. Ein Doktor mit „Applaus" könnte wohl kaum größeren Ruhm einernten, noch auch bei diesen Eingeborenen angesehener sein als wir jetzt. Beweise solchen Vertrauens geben uns die Eingeborenen täglich. Einer möge hier Platz finden. Wie gewöhnlich machten wir einen kleinen Ausgang in die benachbarten Dörfer und nahmen zu diesem Zweck einigen Vorrat von Medizin für die alltäglichen Vorfälle mit. Als wir eben in eine enge Straße einbiegen wollten, hörten wir eine helle Knabenstimme, die uns zurief. Ich fragte ihn, was er denn wolle. „Komm," sagte er mir, „komm schnell, der Sciek will dich sprechen." „Männern statten wir keine Besuche ab," antwortete ich ihm, „sondern nur Frauen." „Nun gut," entgegnete er mir, „bort findest du auch Frauen mtb Kinder, soviel du willst, komm nur!" Endlich folgte ich dem Drängen des kleinen Bittstellers und trat mit ihm in ein kleines Haus. Dort fanden wir einen Armen; um ihn standen seine Frau und einige Knaben, wahrscheinlich seine Söhne. Wir wurden mit allen Zeichen des Wohlwollens und der Höflichkeit em-pfangen, ja, es wurde uns sogar nach üblicher Sitte eine Tasse Kaffee angeboten. Das Gespräch ergab sich von selbst, der Faden der Rede spann sich immer weiter, ein Wort gab das andere, der Komplimente wurden immer mehr und schließlich wußten wir noch nicht, obgleich schon eine gute Zeit verplaudert worden war, weshalb man uns eigentlich gerufen hatte. Um endlich den Schlüssel zum GeheimnisIzuAbekommen, stand ich auf, deutete dies auch meiner Schwester an und wollte mich entfernen. Da erhob sich der Sciek und sprach mit ernster Miene: „Wisse! Es sind jetzt bereits zwei Jahre, daß ich in eine starke Krankheit fiel, die zur Folge hatte, daß ich Zahnschmerzen bekam und mir zwei Zähne herausreißen lassen mußte. Es "waren 303 dies die zwei Eckzähne und nun sehe ich, daß durch dieses Herausziehen zwei dunkle Flecken im Gesicht geblieben sind. Ich ersuche dich nun, mir zu sagen, ob du diese Spuren vielleicht mit einer Medizin abwaschen könntest." „Nein," antwortete ich ihm ebenso entschieden, als ich den wahren Grund erkannte, „hier gibt es kein Mittel mehr, diese zwei Flecken können nicht mehr abgewaschen werden." „Siehst du," sprach der Sciek, indem er sich zu seiner Frau wandte und wehmütig stammelte, weil ihm auch der letzte Funke von Hoffnung entrissen worden war, „siehst du, wie tüchtig diese Hakime (Doktorinnen) sind! Sie haben mir die gleiche Antwort gegeben wie der Arzt, der ebenfalls keine Medizin mehr für mich wußte." Fürwahr, ein sonderbarer Einfall bei einem Schwarzen und gewaltige Anforderungen an unseren Glauben, der da auf einem schwarzen Gesicht obendrein noch schwarze Flecken herausfinden soll. Der Mann hatte seine Farbe vergessen, andererseits aber auch wieder gut gedacht, nicht in Bezug auf den Leib, wohl aber in Bezug auf die Seele. Der Ernst und das gravitätische Auftreten, mit dem er sein Anliegen begleitete, hätte uns wohl zum Lachen reizen können, wäre nicht das Mitleid zu diesem doppelt Armen größer gewesen. Da die Frau uns noch um etwas Medizin für ihre Augen bat, so verabreichten wir dieselbe schnell und traten dann wieder den Heimweg an. Infolge dieser wörtlichen Übereinstimmung unserer Meinung mit der des Doktors stiegen wir an Ansehen in ihren Augen viel mehr noch als ehedem. Und es braucht wahrlich nicht viel, selbst ein Tropfen oder eine Pille ist dazu imstande, von diesen Einge-bornen als Doktor promoviert und im ganzen Lande als Wundermcnsch bekannt zu werden. In der Ausübung unserer ärztlichen Kunst stehen wir oft vor den lächerlichsten Schwierigkeiten dieser Welt, die nur in der Unwissenheit des Volkes ihren Grund haben. Oft kommt es vor, daß wir wicder- Der Ticgerknabc j'arag. 304 Ein Behmgericht' bei den Uonde-Kaffern. holt Pulver verabreichen müssen, weil die Ungeschicklichkeit, dieselben zu sich zu nehmen, gewöhnlich schuld daran ist. Alles nur mögliche hat man in dieser Beziehung schon fertig gebracht. Ist z. B. das Pulver in Papier eingewickelt, so ist es gar keine Seltenheit, daß der pünktliche Patient Pulver samt Papier mit einemmale verschluckt. Einige freilich waren etwas schlauer und haben sich vorher noch genau erkundigt, ob das Papier für die Giltigkeit und'Wirkung der Medizin nicht etwa unerläßlich sei. Solche und dergleichen Szenen spielen sich hier täglich ab. Eines Tages wollte ich die Zunge einer Frau sehen um ihr eine entsprechenden Medizin zu reichen. Aber! — welch ein Anblick —! Gegen sechs bis sieben andere Frauen, die noch dabei waren, streckten wie auf's Kommando ihre Zungen heraus und mir entgegen. So lüstern ist hier zu Lande Alles nach Medizin. Ein anderesmal wollte ich einem Knaben etwas Mandöl reichen. Kaum aber hatte ein altes Weib dies gesehen, als es auf mich losstürmte und gleichfalls Öl haben wollte. Sie bat, beschwor mich und drohte zuletzt noch gar, als ich mich nicht dazu hergab, mit allen Zauberformeln mich zu verhexen. Ich gab ihr zu verstehen, daß ich vor dergleichen keine Furcht habe und suchte sie auch von ihrer Meinung abzubringen, indem ich ihr beibringen wollte, daß solche Medizin für sie nicht passe und sie überhaupt Cin Vehmgerichi bei or einiger Zeit war ich Zeuge und teilweiser Mitspieler einer jener Tragödien, die das Vehmgericht in Pondoland nur zu häufig in Szene setzt. Hinter der Besitzung des Herrn Hughes auf einer zehn Minuten entfernten, bewaldeten Anhöhe befindet sich ein Kaffernkraal, aus 6 oder 8 Hütten bestehend. Stammvater oder Oberhaupt desselben war ein halbzivilisierter Kaffer von Kingwilliamstown, der ins Pondoland übergesiedelt war. Auch seine Frau war aus der Kapkolonie und ziemlich englisiert; dadurch, sowie durch seinen Reichtum, nahm Jakob, dies war der Name des Mannes, eine höhere Stellung unter den Eingeborenen ein, was er aber keine Arznei bedürfe, da sie ja gar nicht krank sei. Aber es war alles umsonst. Ich mußte schließlich doch der Alten etwas Mandöl reichen, wenn ich nicht alles Unheil heraufbeschwören wollte. Und ich tat es auch. Andern Tages kam die Alte wieder und dankte mit herzlichen Worten für die gute Medizin, die ihre beste Wirung getan hätte. Inmitten dieser oft lächerlichen Szenen liegt auch manchmal Trost für uns, denn diese Art gutes zu tun hat schon vielen Seelen das ewige Heil gebracht und sie wie an dem Leibe so auch an der Seele gesund gemacht. Letzteres stärkt uns mehr als alles andere in unseren mühevollen Arbeiten, nimmt und läßt das Harte der Arbeit nicht so in den Vordergrund treten und belebt uns wieder von neuem, wenn Beschwerden uns niederzudrücken drohen. Unsere Wohltäter im fernen Europa, die uns so großherzig unterstützen, sind ein Instrument des Barmherzigkeit Gottes und auf sie wird auch zuerst der Anteil des Guten fallen das wir hier durch ihre Hilfe stiften können. Möge auch fernerhin dieser Born des Segens für sie sowohl wie für die armen Seelen in Afrika nie versiegen und möge wie durch das Meer die beiden Kontinente so nie durch Hartherzigkeit und Teilnamslosigkeit der eine Brudersinn jemals gespalten werden. Schwester Oliva von den frommen Müttern des Negerlandes. den Honöe-Kaffern. seine Umgebung bedeutend fühlen ließ, sodaß die Familie sehr unbeliebt war. Sein Vermögen würde ihn sogar bei uns als einen wohlhabenden Mann haben gelten lassen, denn er besaß viele gutgebaute Mais- und Gemüsefelder, einige hundert Stück Rindvieh, was hier im Durchschnitt 180 Mark den Kopf wert ist, einen Ochsenwagen, der 1200 bis 1600 Mark kostet, zwei Gespann je 20 Stück Zieh-ochscn, 460 Mark den Kopf und ca. 2000 Mark in barem Gelde. Ihr werdet schon anderweitig gelesen haben, daß aller Transport in Afrika durch Wagen mit Ochsen bespannt besorgt wird. Denn da auf diesen ungeheuren Flächen (oft viele Tagreisen) weder Obdach noch Lebensmittel angetroffen werden und man häufig ohne Wege nur der Richtung nach über Gebirge und steile Hügel, durch Flüsse und Täler zieht, so ist jedes andere Transportmittel unmöglich. Nur auf gebahnten künstlichen Wegen nach vielbesuchten Plätzen fängt man jetzt an, Maultiere zu verwenden. Diese Ochsenwagen sind demnach ungeheuer solide und stark gebaut, vom besten Material, werden von 16 bis 20 Ochsen gezogen und je nach den Wagen mit 60—80 Zentnern beladen, Es ist erstaunlich, welche unebenen, steilen Wege dieses Gespann passiert, auf denen ein Fußgänger oft Mühe hat, fortzukommen. Doch zurück zu meinem Thema! Jakob war stolz auf seinen Reichtum und scharrte immer mehr zusammen, hatte seine Söhne und Treiber, nahm für die europäischen Händler Fuhren an, wofür er 20 Mark den Tag erhielt. Außerdem war er ehrgeizig und strebte danach, selbst ein kleiner Häuptling zu werden. Dies steigerte den Haß und die Habgier seiner Feinde und brachte ihn endlich zu Fall. Eine anscheinend geringe Ursache beschleunigte die Krisis. Jakob arbeitete an der Station eines Kaufmannes am St. Johns-Flusse, ein Schiff abladend. Ein dabei beschäftigter Kaffer, Untertan des kleinen Häuptlings Umtaze, stahl eine Tabakspfeife von Bord und Jakob brachte den Fall vor Gericht, worauf der Dieb bestraft wurde. Der Häuptling schwur Jakob Rache und ob auch Jahre darüber vergehen, ein Kaffer vergißt dies nie. Eine geraume Zeit war vergangen, über 18 Monate, bis Umtaze seine Rache ins Werk setzte. Er ging hin zum großen Häuptling Damahs, der im Lande zwischen dem Umtatet oder St. Johns-Flusse oder Umzimvubu herrscht und klagte Jakob an. Dies ist eine Art Vehmgericht und das Verfahren ist folgendes: der Ankläger nimmt einen oder zwei Ochsen, treibt sie vor den Kraal des Oberhäuptlings, macht demselben ein Geschenk damit und setzt sich dann der Hütte gegenüber mit trauriger, kummervoller Miene, ab und zu jammernd und wehklagend. Nachdem er oft stundenlang gesessen, fragt der große Häuptling nach seinem Begehr. „Königlicher Herrscher," sagt der Ankläger, „ich koinme zu dir, damit du mich tröstest." „Warum, was fehlt dir?" „Fluch lastet auf meinem Kraale, meine Frauen sind krank und werden uon1 Tag zu Tag dünner, meine Kühe geben keine Milch mehr und sinken hin wie Fliegen, darum ist es besser, du tötest mich, damit mein Kummer aufhört." „Was denkst du, ist die Ursache?" „O, es hat mich jemand behext." „Hast du Verdacht auf irgend jemand?" „Ja, großer Häuptling, auf den und den." Dann werden Gründe gefordert, Zeugen verhört und endlich die Räte und Zauberdoktoren befragt. Auf deren Aussagen wird dann der Angeklagte verurteilt und der Kläger ermächtigt, das Urteil zu vollstrecken. Dies war auch der Verlauf mit Jakob. Aus die Frage, auf wem der Verdacht ruhe, antwortete Umtaze entschieden: „Auf Jakob und seinem Kraale." Mehrere Zeugen wurden vernommen, welche aussagten, sie hätten vor längerer Zeit Jakobs Leute Gift aus dem Galega-Lande (eines südlich vom Umtata-Flusfe wohnenden Kaffernstammes, der durch seine Kenntnis verschiedener Pflanzengifte berüchtigt ist), holen sehen, wobei dieselben prahlerisch geäußert hätten, ihre Feinde würden bald zum Schweigen gebracht werden. Ein anderer Zeuge erzählte, er sei nachts vor Jakobs Hütte gekommen und habe die Türe verschlossen gefunden, inwendig aber Licht gesehen. Darauf habe er durch die -Öffnung geguckt und beobachtet, wie derselbe und seine Frau Rosa bei einem Topf gestanden, in welchem eine rote, schäumende Masse gekocht habe, wobei die beiden Zauberformeln ausgesprochen hätten, des Inhalts, daß Umtaze sterben solle. Dies war im Pondolande überzeugend und nachdem Räte und Zauberdoktoren befragt waren, gab Damahs seine Einwilligung zur Vernichtung Jakobs und zur Teilung seiner Habe unter den beleidigten Stainm Umtazes. Schon lange hatte dieses Unheil über dem Haupte des Verurteilten gebrütet und derselbe wußte es gar wohl, war aber so mutig und auf seine Macht vertrauend, daß er die drohenden Gerüchte nicht allein mißachtete, sondern sogar herausforderte. Am 13. November sprengte ein Kaffer zu Pferde an der Hütte vorbei und rief: „Jakob, nimm dich in Acht!" und verschwand dann so plötzlich als er gekommen. „Ach!" rief Jakob höhnend, „ich bin bereit, laß sie nur kommen!" Er glaubte, daß in: Fall der Not die Nachbarschaft ihm beistehen würde, täuschte sich aber darin nur zu sehr. Am 14. Nov. morgens gegen 4 Uhr wurde mit einemmale heftig an seine Hütte geklopft und seine Feinde riefen ihm zu, er solle herauskommen und sich ergeben. Etwa 100 bis 150 Mann hatten des Nachts im Hinterhalt gelegen und den Kraal uinzingelt. Es ist nämlich eine Eigentümlichkeit der Koffern, daß sie alle ihre Überfälle kurz vor Tagesanbruch machen, man findet dies bei den meisten unzivilisierten Völkern. Jakob wußte wohl, daß sein Leben verwirkt war, daß er getötet worden wäre, sobald er aus dem Hause trete, deshalb beschloß er, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Er verweigerte also seine Übergebung, ließ jedoch auf Verlangen seine Frau und Familie auf letzterer Wunsch hinaus. Sobald dieselben unter der Rotte der Feinde erschienen, wurde ihnen das Zeug uom Leibe gerissen, sie gingen nämlich europäisch gekleidet und dieselben mißhandelt. Im Eifer aber, die Hauptperson zu erhalten, vergaß man die gehörige Vorsicht, sodaß die Frau mit den Kindern nach der Station des Herrn Hughes entfloh, woselbst ich zur Zeit mich aufhielt. Ein merkwürdiges, fremdartiges Geräusch weckte mich aus meinem gewöhnlich sehr gesunden Schlummer und emporfahrend hörte ich die Stimme des Kaffcrndieners, der in der Küche nahe beim Hause schlief. „Um Gottcswillen, machen Sic schnell die Tür auf, man ermordet Jakob und seinen ganzen Stamm, die ganze Gegend ist im Aufruhr!" Sofort sprang ich auf und öffnete die Tür und im selben Augenblick stürzte auch Rosa mit ihren Kindern und Mägden in das Haus. Wie ich schon früher einmal erwähnt habe, ist nämlich das Haus eines Europäers ein Sanktuarium, das jeden Eingebornen schützt, der in dasselbe flüchtet. Jetzt folgte eine schauerliche Szene, im Hause das Jammern und Schreien der Kinder und Mägde, die ganze Gegend tageshell von den angezündeten Kaffernhütten, Schießen, Heuten und Schreien, als ob alle Dämone der Hölle losgelassen seien. Dies dauerte eine Zeitlang, bis der Tag anbrach. Ich stand gerade vor der Tür und wartete der Dinge, die da kommen sollten, als plötzlich einer der Treiber Jakobs, Macesa, atemlos mit ungeheuren Sätzen hundert Schritte vor mir erschien und sich sodann urschnell platt auf die Erde in das hohe Gras warf. Im selben Augenblick kamen zwei Männer, jeder mit 6 — 8 Speeren bewaffnet, bei ihm vorbei und kamen vor mir zu einem plötzlichen Stillstände. Sie hatten ohne Zweifel die Fährte von Macesa verloren. Als sich dieser niederwarf, hob er noch die Hände bittend zu mir empor, daß ich ihn nicht verraten möchte. Den Anblick der beiden Verfolger werde ich nie in meinem Leben vergessen, die Augen schienen dreimal so groß als gewöhnlich, die Pupille blitzte furchtbar unheimlich, während das Weiße mit Blut unterlaufen war; vor dem Munde stand der dicke Schaum und es kaun nur ein bis zur Tollheit gereizter Tiger so aussehen. Nachdem sie mich und das Haus einige Augenblicke wild angeschaut, als ob sie durch die Mauern des letzteru hiudurchblicken wollten, fragten sie, vor Wut und Aufregung keuchend, ob ich den Flüchtling nicht gesehen, was ich natürlich verneinte. Bei der Zeit war ich aber selbst so sehr in Aufregung geraten, daß ich krampfhaft meine Büchsflinte umfaßte und gar zu gern auf die Kannibalen losgebrannt hätte. Dieselben setzten dann wie Bluthunde in das Dickicht hinter dem Hause, um den Entflohenen aufzuspüren. Sobald sie sich entfernt hatten, nahm ich den Flüchtling in das Boot und setzte ihn über den hier 200 Meter breiten Fluß, der unmittelbar vor dem Hause vorbeifließt. Auf der andern Seite herrscht nämlich ein anderer Häuptling, Umtengela, sodaß Flüchtlinge drüben geborgen sind. Sobald Rosa und die Kinder aus der Hütte Jakobs waren, fingen die Koffern an, dieselbe zu stürmen. Das war aber nicht so leicht; es hatte die Nacht geregnet, sodaß die Feuerbrände nicht recht brennen wollten und sowie sich ein Feind näherte, . schoß Jakob durch die Öffnung des Hauses auf denselben. Endlich aber fing das Strohdach Feuer und als dies einstürzte, konnte sich der Eingeschlossene nicht länger halten. Er machte einen ungeheuren Satz durch die offene Tür, die Verzweiflung gab ihm Löwenkräfte, er brach durch die Reihen der Belagerer und sprang über die Umzäunung in den Kraal, worin einige sechzig Kühe sich befanden, durch dieselben und auf der andern Seite hinaus dem Gebüsch zu. Aber viele Hunde sind des Hasen Tod. Eine Anzahl verfolgte ihn, ein Speer (Assagai) traf ihn in das Bein und eine Flintenkugel in die Schulter, soduß er stürzte. Im Nu war die Rotte auf ihm, mau schlitzte ihm mit einem Assagai den Bauch auf und schnitt ihm die Kehle durch. Zwei Treiber, der vorhin erwähnte Macesa und Magnan, den ich später über den Fluß setzte, über welche ebenfalls das Todesurteil gefällt worden war, entkamen, indem sie die Verwirrung, die Jakobs hartnäckige Verteidigung verursachte, benutzten, um zu entfliehen. Darauf nahmen Umtaze und seine Leute Besitz von des Getöteten Hab und Gut, schlachteten eine Kuh und wuschen sich die Hände im Blute, ein Opfer, welches bedeutet; „Ich wasche meine Hände rein von Schuld, es war ein Gottesgericht." Von to WalmanKüste Weu-Guinea.) as Missionshaus zu Stepl übernahm, so schreibt P. Vormann, im Anfange des Jahres 1896 das so schwierige Missionsgebiet in Neu-Guinea. Nach mancherlei Schwierigkeiten gelang es den ersten Missionären endlich, sich Ende desselben Jahres auf Tumleo, einer kleinen Insel in Berlinhafen, niederzulassen. Dort ist denn auch Mutter- und Hauptstation. Eine zahlreiche Anzahl zwar ärmlicher aber doch dauerhafter Holzbauten, mit Wellblech gedeckt, schmücken das kleine Eiland. Von Tumleo aus suchten die Missionäre sich weiter auszubreiten und mit Gottes Gnade ist es gelungen, nunmehr vier Nebenstationen zu gründen. Zwei Stationen befinden sich in Berlinhafen selber und zwei in Potsdamhafen, einem günstig gelegenen Orte, 180 Seemeilen von hier. Für heute möchte ich die Aufmerksanckeit des freundlichen Lesers auf die zunächst gegründete Station lenken. Dieselbe liegt am Festlande von Neu-Guinea selber. Sie ist der hl. Gottesmutter geweiht unter dem Titel Regina Angelorum. Vorerst will ich nicht unterlassen, dem Leser einen kleinen Einblick in Land und Leute zu verschaffen. Die Küste innerhalb des Rahmens von Berlinhafen heißt Walman-Küste Sie ist benannt nach einem der Küste entlang wohnenden Stamme Walman. Im Hintergründe, mehrere Meilen landeinwärts, schaut das große Torrizelli-Gebirge wie ein gewaltiger Riese hervor aus den Urwäldern mit undurchdringlichem Dickicht. Die Walmans find Papuas. Wahrscheinlich sind die Leute nicht von jeher an der Meeresküste gewesen, sondern waren Inlands- oder gar Bergbewohner und sind dieselben durch Umstände gezwungen worden, ihre Wohnsitze zu verlassen. Die jetzige Generation freilich kann sich dessen nicht mehr erinnern. Viele Gründe aber sprechen dafür. Hier seien zwei genannt. Sämtliche Bewohner des Festlandes, soweit wir sie kennen, sind Seefahrer und Schiffbauer. Nur nicht die Walmans. Ihnen liegt es ganz ferne, auch nur einen Versuch zu machen, Schiffe zu bauen. Auch fahren sie selten zur See und dann bloß mit Tumleoschiffcn. um Besuche zu machen auf den nahegelegenen Inseln Tumleo oder Ali. Ein zweiter Grund wäre der: Noch jetzt wohnt im Jnlande, etwa eine halbe Tagreise weit, ein Stamm mit gleicher Sprache; während ringsum ein wahres Labprint verschiedenster Sprachen existiert und jeder Stamm seine eigene Sprache spricht. Die Sprache der Walmans ist von der Tumleo-sprache total verschieden. Ja, beide sind so verschieden, wie das Französische vom Deutschen verschieden isst und doch liegt die Insel Tumleo bloß eine Stunde per Ruderboot von Walman entfernt. Die Walmanssprache bildet eine der nördlichsten Papuasprachen, während die Sprachen der benachbarten Inseln dem melanesischen Sprachstamme angehören. Der Stamm Walman zählt zusammen gegen 500 Seelen. Sie verteilen sich auf vier Dörfer, diese heißen der Reihe nach Vrinagol, Koroko, Pro, Vokau. Die Dörfer liegen hart an der Meeresküste im heißen Sande. Zwei Stunden gut muß man gehen, um vom ersten Dorf ins letzte zu kommen. Je zwei und zwei Dörfer sind im Besitze eines Götzentempels. Glücklicherweise kam eine dieser Teufelsbuden zum Falle bei der Strafexpedition, die die Regierung vor einem guten Jahre im Interesse unserer Missionäre dorthin sandte. Diese Götzentempel machen den Missionären vorderhand noch viel Arbeit. In den Dörfern herrscht keine Ordnung. Die Häuser stehen da wie die Buden auf dem Markte, wenn Kirmesse ist. Ein jeder baut sein Haus da, wo er will. Deshalb führen keine geraden Wege durch dieselben. Alle Wege sind krumm und buckelig. Es ist auch niemand im Dorfe, der Vorschriften gibt bezüglich des Häuserbauens. Stadtälteste und Bürgermeister gibts keine. Jeder Walman ist selbst Bürgermeister. Vorschriften und Gesetze werden hier keine erlassen. Ein jeder kann tun, was und wie er es will. Da sollte mal einer kommen und einem Walman Vorschriften machen!! — Die Häuser sind meistens den brennenden Sonnenstrahlen ausgesetzt. Hin und wieder steht ein Kokosbaum, sonst bietet nur das Hausdach Schutz gegen den heißen Sonnenschein. Die einzelnen Häuser sind im allgemeinen ganz wohnlich. Ein Europäer müßte allerdings noch einige Möbel, wie Tisch, Stuhl, Bett u. dgl. mitbringen, denn solche „Kleinigkeiten" findet man in einem Kanakcnhause nicht. Das Dach der Häuser wird gemacht aus den Fächerblättern der Sagopalme. 308 Von der Walmanküste. Die Leute verstehen das Atap künstlich zu flechten und aufzulegen. So lange das Atapdach gut ist, schützt es gegen den heftigsten Regen. Auch die Hitze hält es ab. In einem Kanakenhause ist es viel kühler als in einem Europäerhause, dessen Dach mit Wellblech gedeckt ist. Fenster gibts keine am Hause. Die einzige Öffnung ist meistens die Türe und diese ist, mit Verlaub zu sagen, nicht größer als ein gutes Hundeloch. Europäern ist es oft schier unmöglich, solche Häuser zu betreten. Oft habe ich mir den Tropenhut eingestoßen. Danke Gott, daß dieser die Schläge alle auf sich nehmen mußte, wehe sonst meinem armen Kopfe! — „Da die Häuser meistens auf Pfählen ruhen, so führt eine kleine Leiter hinauf. Diese Leitern sind zerlegbar. Binnen einer Minute kann man aus ihr sieben Teile machen und binnen einer Minute vereinigt man sie wieder zu einein Ganzen. Das hat sein Gutes, denn so kommen böse und zänkische Weiber leicht zu den nötigen Waffen. Für mich waren diese wackeligen Treppen schon mehr als einmal die Ursache eines erbärmlichen Sturzes. Auch Hunde klettern diese Treppen hinauf, sie knurren bei jedem Tritt. Geht die Frau Wasser schöpfen oder der Mann zum Fischfang, dann faßt er nicht selten die Leiter an einer Ecke an und sofort fallen 7—8 Teile zur Erde. Das ist dann das Zeichen, daß Herr N. N. nicht zu Hause ist. In den Häusern ist es ordentlich dunkel. Es dauert eine geraume Zeit, bis man sich mal ordentlich orientieren kann. Gleich an der Türe, die zugleich auch Schornstein ist, wird man von erstickenden Rauchwolken empfangen. Bekanntlich machen die Leute gerne ein Feuerchen im Hause, ja drei, vier auf einmal, wenns sein muß. Trotzdem aber bauen sie keine Schornsteine; durch jedes Ritzchen und namentlich durch die Türe suchen Rauch und sonstiger Dunst das Weite. Das Feuer brennt auf dem Boden; damit aber der Fußboden kein Feuer fängt, legt der Schwarze eine Schicht Sand unter und so gehts gut. Über jedem Herde hängt ein Korb, darin räuchert er Fische, Schweinefleisch, Hunde und Katzen. Das ganze Innere besteht aus einem Raume; Abteilungen sind keine vorhanden. Tisch, Stuhl, Bett, Uhr, Ofen rc. sieht man nicht. Einige alte Töpfe bilden die ganze Ausstattung des Hauses. — Oben im Hause ist eine Art Speicher angebracht, da bewahrt der Mann seine Bogen und Pfeile, die Frau ihre Fischnetze und Leibbinden auf. In jedem Hause wohnt meistens eine Familie, nicht selten auch zwei oder gar drei und vier. Zu jeder Familie gehört ein Mann, eine Frau und höchstens vier Kinder. Vielweiberei ist den Walmans nicht unbekannt, aber verhaßt; sie kommt unter ihnen nicht vor. Öffentliche Sittenlosig-keiten kommen unter ihnen ebenfalls nicht vor. Die Männer sitzen stets vom weiblichen Geschlecht getrennt. Nach außen hin lassen sie sich nichts zuschulden kommen, im Geheimen aber verüben sie manches, worüber man nicht weiter spricht. Gott allein zählt die Kinder, welche durch sündhafte Mittel dem Tode überliefert werden. Betritt inan ein Walmansdorf, so fällt einem sofort die feierliche Ruhe auf. Wagengerassel und Lärmen von Gassenbuben hört man nicht. Wagen gibt es keine und die Jugend zieht es vor, wie die Alten in Ruhe ihre Tage zu verbringen. Selten, daß man Kinder spielen sieht. Sehen wir uns die Arbeiten der Leute an. Einige Frauen bereiten das Essen für. die Familie, eine andere strickt ihr Fischnetz, wieder andere verwahren ein Kind und kauen mit Wohlbehagen ihren Betel dazu. Die Männer sitzen meistens in Gruppen zusammen und erzählen aus jungen und alten Tagen. Ein jeder trägt sein Täschchen bei sich, worin er die nötigsten Handwerkszeuge hat, auch hat er seinen Betel und seinen Tabak darin. Die Reden drehen sich meistens ums Essen. So ein Gespräch hören zu müssen ist recht widrig. Die Kinder sind im allgemeinen recht furchtsam. Sobald ein Weißer kommt, den sie nicht kennen, rennen sie voller Angst in den Busch. Ist der Besucher aber fortgegangen, dann sind sie auch ebenso schnell wieder da. Über die Kleidung der Leute ist wenig zu sagen. Kinder bis zu 12 und 14 Jahren beiderlei Geschlechts gehen völlig unbekleidet. Die Erwachsenen sind bedeckt mit einer kleinen Leibbinde, die bei Frauen ein wenig größer ist. Die Hautfarbe der Walmans ist schokoladenbraun. Einige sind vom Ringwurm, einer Hautkrankheit, traurig zerfressen. Die Haut hängt ihnen elendig am Leibe herunter. Während die Frauen ihrem Haare schier gar keine Pflege schenken, besorgen dies die Männer umso toller. Die Papuas tragen bekanntlich eine lange Haarperücke. Dieselbe ist aber ganz natürlich. Niemals darf an diese Haare ein Scheermesser kommen, es sei denn, daß gewisse Tierchen ihr Spiel darin zu toll treiben. Um die Haare abzuschneiden, bedienen sich die Leute kleiner, Scherben, wie sie bei uns die Schuster anwenden, um neue Sohlen abzukratzen. Die Leute aber machen beim Abkratzen ganz sachte und ich sah noch nicht, daß Jemand bei dieser Prozedur Blut vergoß. Sah man früher einen Walman mit seiner langen Perücke und jetzt denselben Walmann mit einem kahlen Kopf, dann kann man sich des Lachens nicht enthalten, man meint, man hätte es mit einem Manne aus dem Monde zu tu«. — Das Barthaar ist sehr dürftig. So nehmen sie Perlen, ziehen einige Haare ihres Bartes hindurch und machen jenseits einen dicken Knoten, sodaß die Perle nicht wegfallen kann. Andere nehmen Lehm oder Gott weiß was und kleben die Haare daran fest. Das sieht manchmal putzig aus' man sollte meinen, so ein Bart sei Eigentum eines gewissen geschwänzten Haustieres, das den Winter über im Stalle' gestanden. Die Ohren und die innere Nasenwand der Leute sind stets durchbohrt. Die Mutter sticht dem Kinde schon die Löcher. Im Anfange sind es Löchlein, später aber werden es wahrhafte Löcher, so groß, daß man einen Daumen bequem hindurchstecken kann. Ja einmal erlaubte sich einer einen Spaß; er nahm meinen Spazierstock, der doch garnicht dünn ist und steckte sich denselben durch die Nase. Reichliche Tränen liefen ihm allerdings dabei über die Wangen. An gewöhnlichen Tagen hat er ein Stück Holz in der Nase und ein Fuder Heu im Ohrläppchen, bei feierlichen Gelegenheiten ersetzt er diese Teile durch Ringe, Hunde- oder Schweinezähne. Namentlich bilden die Hauer von Wildschweinen einen solchen Nasenschmuck. Die Brust ist geziert mit einigen Schnüren. Um den Leib trägt er, namentlich bei Streitigkeiten und feierlichen Aufzügen, einen runden Schild. Die Blöße bedeckt eine kleine, 3—4 Fingerbreite Binde. Sind Feierlichkeiten, so läßt der Walman sein Haar sorgfältig aufputzen und ziert sein Haupt mit Federn, sein Gesicht aber bemalt er schwarz-weiß-rot. Ob der Walmun weiß, daß er im deutschen Schutzgebiet lebt? Fast scheint es so. Die Leute sind sehr neugierig. Kommt man ins Dorf, so fragt ein jeder: „Wohin gehst du?" Will man sich die Leute zu Freunden machen, dann muß man ihnen jedesmal sagen, wohin man geht. Würde man cs ihnen nicht sagen, so hätte mans mit ihnen verdorben. Mit den Bewohnern der nahen Inseln sowie dos I übrigen Festlandes teilt der Walman Tugenden und Untugenden. Soll man die Tugenden aufzählen, so seien erwähnt seine Freigebigkeit und seine Be-reitwilligkeit, anderen zu helfen. Untugenden hat er mehrere. So ist der Walman ein großer Lügner und namentlich ein großer Faulenzer. Sein Wahl-spruch lautet: „Tue wenig, esse tüchtig, schlafe viel." Wenn ich allerdings behaupten wollte, er täte gar nichts, so wäre das gelogen. Etwas tut er: er sorgt für seinen Magen. Für seine Seele tut er nichts. Ihn kümmert kein Tod, keine Hölle, ihn kümmert allein der Magen. Gehts dem gut, dann gehts dem Walman auch gut. Obwohl der Walman in den Tropen wohnt und die Tropensonne hier dem Boden schier Unglaubliches entlockt, so bietet ihm der Boden doch nicht das, was der Walman für seinen Unterhalt so nötig braucht: Kartoffeln, 9)amS. Die ganze Küste am Festland in Berlinhafen besteht aus Schwemmsand, den das Meer im Laufe der Jahrhunderte hier abgelagert hat. Weil dieser Sand nun völlig humus-arm ist, so muß der Kanake nicht selten weit ins Innere hinein, um sich eine passende Plantage zu bauen. Da gehen die Leute manchmal ganz früh morgens fort und kommen spät am Abend zurück. Meistens haben sie die Pflanzungen im Walde. Sie lichten einen Teil desselben und gleich haben sie den schönsten Garten. Vorerst wird ein Zaun um die Plantage gemacht, denn hierzulande gibt es viele Wildschweine, die alles verwüsten. In der Plantage pflanzt er nun Jams, Süßkartoffeln, Zuckerrohr, Gemüse und recht viel Tabak. Tabak muß der Kanake haben und sein Tabak ist nicht schlecht. Jams ec. bilden auch Handelsartikel; ich sah oft genug, wie Tabak, Zucker und Jams cm-Inselbewohner für Töpfe, Fische und Schinucksachen vertauscht wurden. Die Kanaken sind sämtlich ohne Ausnahme leidenschaftliche Raucher. Selbst Kinder von 7—8 Jahren rauchen wie die Schornsteine und paffen den Dampf durch die Nase aus wie die Alten. Sie rauchen den Tabak in Form von Zigaretten. Getrocknete Bananenblätter benützen sie als Deckblatt. Da die Zigaretten aber meistens sehr nachlässig gemacht sind, so verlöschen sie sehr schnell. Aber das macht nichts. Der Schwarze ist stets beim Feuer, mag er gehen oder sitzen. Geht er in den Busch, dann bindet er sich einen glühenden Scheit auf den Rücken und so oft seine Zigarette erlischt, so oft steckt er sie wieder an. Die Plantägenarbeit könnte man wohl Zwangsarbeit nennen, denn bestellt er seine Plantage nicht, so hat der Walman eben nichts zu essen. Essen aber muß der Schwarze und zwar viel und garnicht schlecht. Außer dieser Plantagenarbeit gibt es noch eine zweite Zwangsarbeit: das Sygoholen. Die Sagopalme gedeiht hier recht üppig in der wasserreichen Gegend. Weil die Leute aber aus Faulheit stets die nächststehenden Bäume fällten, so ist es erklärlich, daß sie nun manchmal schon recht weit laufen müssen. • Um zum Sago zu kommen, muß der ganze Baum gefällt werden, denn das Mark desselben wird gesucht. Arbeit der Männer ist es, den Baum zu fällen und das Mark herauszuschlagen, die Frauen sammeln den Sago in einen Korb und waschen ihn am nächsten Wasser aus. Manchmal bleiben sie zwei bis drei Tage aus, aber die Leute werden dann für ihre Mühe reichlich belohnt; denn auch die Wildschweine sind Liebhaber des Sago und suchen gerne die Stellen auf, wo Sago gefällt oder gewaschen wird. Wehe aber, wenn so ein Tier kommt, der Pfeil des Walinan durchbohrt es tötlich. Zu diesen beiden Arbeiten kommt als dritte der Bau eines neuen Hauses. Da sich diese Gelegenheit ihm aber höchstens dreimal im Leben bietet, so ist sie ja kaum zu erwähnen. Besonders zu nennen ist die Schweinejagd. Schweine gibt es hier in den Wäldern genug. Der Walman liebt ihr Fleisch nicht wenig. Einzelne Walmans gehen nicht auf die Schweinejagd, sondern meistens ziehen sie zu Haufen in den Busch. Bewaffnet mit einem Bogen und vielen Pfeilen ziehen sie auf ihren engen Fußpfaden im' Gänsemarsch fürbaß. Im Busche teilen sie sich so, daß sie einen großen Teil umzingeln und dann, näher und näher zusammenrückend, das Tier allmählich einschließen. Am liebsten wählen die Leute Tage zur Jagd aus, wenn es tags zuvor regnete. Denn dann zeigen ihnen die frischen Schweinespuren, daß solche Tiere in der Nähe sind. Ist ein Schwein erlegt, so werden dem Tiere die Pfoten zusammengebunden und ein Holz zum Tragen hindurchgesteckt. Zwei jüngere Burschen tragen dasselbe, sämtliche Jäger folgen ihnen, andere gehen auch voran. Zu Hause angekommen wird das Schwein, so wie es ist, mit Haut und Haaren im Feuer gebraten. Sind die Haare alle weggebrannt, dann beginnt das Zerlegen. Eine jede Familie im Dorfe bekommt ihren Anteil und sei er auch noch so klein. Während des Zerlegens hocken sämtliche Bewohner um das Tier und beobachten die Handlungen des Metzgels. Währenddessen erzählen die Männer von ihren Heldentaten. Einer sagt, er hätte es hinter dem Öhr getroffen, ein anderer meint, er hätte es an der zweiten Rippe links getroffen, ein dritter behauptet, er hätte es beinahe auch getroffen und ein vierter beweist klar und deutlich, er allein hätte es geschossen, wenn nicht im Momente des Abdrückens der Pfeil abgeglitten sei. Manchmal führen sie ganz lächerliche und widersinnige Reden. Haben alle Walman ihren Teil erhalten, dann gehen sie in ihre Häuser und leben vergnügt von ihrem Schweineanteil, bis der Vorrat aufgezehrt ist und eine neue Jagd angekündigt wird. Da der Walman nun höchstens alle drei Wochen einmal ans Schweinejagd und alle acht Tage höchstens einmal ans Sagoholen geht und auch höchstens alle 2 Monat einmal seine Plantage besucht, so fragt es sich, was er denn die übrige Zeit macht. Die übrige Zeit des Lebens ruht er aus. Den ganzen Tag hockt er am Boden und wenn er nicht schläft, so ißt oder raucht er. Zur Essenszeit erscheint er pünktlich. Der Walman Uns dem Missionslebeü. 311 ißt viel und gut. Hat er gegessen, so schläft er, I denn er kennt auch das Sprichwort: „Ein Schläfchen | nach Tisch macht heiter und frisch." Erwacht er, dann raucht er seine Zigarre oder kaut seinen Betel. Wird ihm das zu langweilig, dann nimmt er seinen Spiegel, den er sich irgendwo gekauft hat und beobachtet eine geraume Zeit sein holdes Antlitz. Bald zupft er am Barte, bald am Kopfhaar, dann nimmt er Ruß, den er von den Kochtöpfen abkratzt und bemalt damit sein Gesicht. Hat er gerade noch Rot und Weiß, dann trägt er diese drei Farbenbrüder „hübsch", wie er meint, auf sein Gesicht. Ist dann endlich die Nacht angekommen, dann streckt er seine „müden" Glieder zum Schlafe hin. Und da er kein Bett hat, so schläft er auf dem Boden. Des Nachts werden die Leute viel von Moskitos gequält. Um sich diese Plagegeister fern zu halten, machen die Leute meistens viel Feuer in der Nähe, durch deren Rauch die Plager verscheucht werden sollen. Des Nachts geraten aber die Leute nicht selten mit den Armen oder Beinen in die Reiter; sie schreien dann nicht wenig auf und pusten die wunde Stelle ganz gewaltig. Des Morgens bei Sonnenaufgang erheben sie sich wieder: aber da hat es Zeit, bis sie ihre fünf Sinne wieder zusammen haben. Die Frauen sind etwas schneller bei der Hand, indem sie für das Frühstück sorgen müssen. Nun noch ein Wort über die Bodenbeschaffenhcit. Soweit wir ermitteln konnten, besteht die Walman-küste aus Schwemmland. Wie weit sich das Schwemmland ins Innere erstreckt, konnten wir bis jetzt noch nicht erfahren, da die vielen Sümpfe und Urwälder den Eintritt ins Land versagen. Dieses Schwemmgebiet ist recht unfruchtbar. Der Sand ist am Tage glühend heiß. Wo Sümpfe stehen, da hat sich freilich allmählich Humus gebildet: bald sind denn auch mächtige Wälder mit dicken Bäumen dort entstanden, in deren Zweigen die schönsten Vögel wie Krontauben, Kakadus, rote und grüne Papageien, Paradiesvögel, Nashornvögel usw. ihr munteres Spiel treiben. Das Klima an der Walmanküste ist recht ungesund. Der Ort ist ein wahrer Fieberherd. Die Weißen sterben bald dahin und die Schwarzen haben infolge des schlechten Klimas mit Fiebern, namentlich aber mit bösen Wunden viel zu tun. Dazu kommen Unmengen von Moskitos, die einem weder bei Tage noch bei Nacht Ruhe gönnen. Auch gibts Flöhe dort in Unmengen. Am 22. März 1900 und am 3. Mürz 1901 erlagen hier 2 Missionäre dem Schwarzwasserfieber. Möge ihnen der liebe Gott alle Arbeiten und Krankheiten lohnen! -- Aus öern AMonsleben. Szene des öietferfmdens. in Scitenstück zu der in unserer letzten Nummer berichteten Szene bildet folgende: Mikaeli Miro ist ein guter, alter Mann von 65 Jahren, klein von Gestalt, mager, runzelig, trägt einen spärlichen Granbart und wenige Silberfäden auf dem Schädel, aber er ist dennoch recht lebenslustig und kennt sich nicht mehr vor Freude, seitdem er die heilige Taufe empfangen hat. Stets ist er an meiner Seite und verläßt mich sozusagen nie, sogar nicht, wenn ich dann und wann notgegrungen eine kleine Reise niachen muß. In solchen Fällen geht er mir singend voran und eben weil er dies so ungemein gern tut, scheint er wirklich ein unermüdlicher Sänger zu sein. Nun könnte ich cs ihm zwar verbieten, allein ich will dem Männlein seinen Spaß nicht verderben. Weil er sich so löst- \ lieh um mich bemüht, nennt man ihn überall nur mein Großväterchen. Dieser kluge und in jeder Hinsicht zuverlässige Mann leistet mir unzählige kleine Dienste. Geschieht es etwa, daß einige Alten mich besuchen und ich nicht Zeit habe, mich mit ihnen zu beschäftigen, so rufe ich den Mikaeli. Er hüpft herbei und stets antwortet er mir dann mit munterer, lachender Miene: „Bin schon hier, Herr Pater!" — „Höre mal, Mikaeli, hier hast du eine Kürbisflasche mit Bananenbier, setze dich mit unseren Gästen hin und bewirte sie." Der Freund läßt sich nicht zweimal Bitten und er setzt sich zu den Gästen und plaudert mit ihnen über Gegenwart und Vergangenheit, besonders über die letztere und dann stets über die Büffeljagd, da Mikaeli während des größeren Teiles seines Lebens ein leidenschaftlicher Büffeljäger war. Vor einigen Wochen nun kam ein Greis, der voriges Jahr die heilige Taufe empfangen hatte, aus seinem Dorfe zur Mission, um sich durch die hl. Sakramente zu stärken. Dieser Alte war geboren unter der Regierung Semakokiros, des Vaters Ka-manpas, welcher letztere der Vater Sunas, dieser der des großen Mtesas und dieser wieder der Vater des berüchtigten Mwangas war, welcher seinerzeit von den Engländern besiegt wurde und den Thron an seinen Sohn Chwa, der heute regiert, abtreten mußte. Unser guter Greis ist also wenigstens hundert Jahre alt. Der liebe Herrgott hat ihn so ein Jahrhundert auf Erden lassen müssen, damit derselbe Gelegenheit fände, seinen Schöpfer kennen zu lernen. Nun kennt er ihn und dient ihm aus allen ihm zu Gebote stehenden Kräften. Sobald ich ihn heranstolpern sehe, ganz erschöpft von seiner mühsamen, vierstündigen Fußreise, rufe ich den Mikaeli herbei. „Sieh mal her," so sage ich ihm, „das ist nun ein wirklicher Greis, neben dem du nur ein Kind bist. Bewirte ihn mit einer stärkenden Mahlzeit und ermuntere ihn mit einigen guten Worten." Sie setzen sich ans Feuer und plaudern mit einander, als hätten sie sich immer gekannt, reden über alles, was sie von der Religion wissen und dann geht das Gespräch bald wieder über auf das unabänderliche Lieblingsgespräch unseres früheren Büffeljägers. „O ja," seufzt der stockalte Greis, „diese Tiere haben auch oft meine Bekanntschaft gemacht. Suva war noch nicht geboren worden; ich war jung, ich hatte einen kühnen und gewandten Sohn, der seines Vaters würdig war. Er warf so gut mit seiner Lanze, daß er auf 50 Schritte nie sein Ziel verfehlte. Wir beide befanden uns eines Tages in der Nähe einer ganzen Herde dieser furchtbaren Tiere, die auf uns losstürzten. Wir wichen noch gerade rechtzeitig aus hinter einen großen Baum, sonst wären wir verloren gewesen. Aber mein Sohn, das war ein tapferer Bursche. Ich hatte nur ein Kind und besaß in ihm alles, was ich wünschte. Aber das Unglück brach über uns herein: die Araber überfielen uns in unserer Hütte, äscherten dieselbe ein und verbrannten meine Gattin. Dann raubten sie mir meinen Sohn und führten ihn mit Ketten beladen weit fort. Wie sehr habe ich getrauert! Der Sohn liebte mich über alle Maßen! Er war so folgsam, so gut! Seitdem er mir geraubt worden, lebe ich in trauriger Einsamkeit!" Während dieser Erzählung füllten sich Mikaelis Augen mit großen Tränen. Zitternd vor freudiger Erregung schließt er den alten Mann in seine Arme. „Vater, lieber Vater! Gott sei Dank, ich bin es, Nsiro, dein Sohn. Der alte Lukas (so ist der Taufname des Hundertjährigen) weiß nicht, ob es ein Traum ist oder Wirklichkeit. Aber schon bald erwacht er aus seiner Betäubung und in der reinsten Freude segnet er die Stunde, in der Gott ihm den schon 50 Jahre beweinten Sohn zurückschenkte. Mit unglaublicher Rührung-'sdankt cruder göttlichen Vorsehung für dieses unverhoffte Glück. Nun könne er in Frieden sterben, so sagt er dem Greise Simeon nach und dies nochIeher, weil sie sich nun wieder gefunden als Christen, verbunden durch denselben Glauben, dieselbe Hoffnung und eine gleiche Liebe zum wahren Gotte. Am nächsten Tage empfangen beide den Heiland im dankerfüllten Herzen und erneuern ihm das Gelübde ewiger Treue. Nur der Tod wird sie nun noch trennen können und wenn Gott den einen zu sich ruft, so bleibt dem andern nunmehr der feste Glaube, daß auch er dem zuerst Abgerufenen ganz bestimmt in Bälde wieder zugesellt werden wird, um die ganze"'Ewigkeit hindurch mit ihm und dem lieben Herrgott und allen Heiligen und Engeln vereinigt zu bleiben. * * * Eine Bekehrung vor tier Krippe. ^tPtrüBen, am Fuß einer gewaltigen Felswand, die ^ den Bewohnern der Missionsstation Neuköln alle Aussicht nach Nordost versagt, so schreibt eine Schwester der Trappistenmission in Ostafrika, liegt das Dörfchen Damba. Es umfaßt 16 Hütten mit zahlreichen Bewohnern, da eine Hütte nicht selten von drei Familien bewohnt ist. Dort ist die Heimat Hamdaras, eines großen, stämmigen Burschen. Seit 6 Monaten ist er der eifrigste Tagesschüler der Missionsschule und sitzt majestätisch zwischen den Kleinen, die ihrem großjährigen Mitschüler auch allen Respekt bezeugen. Hamdara ist ein Charakter mit feurigem Geist und energischem Willen. Oft treibt er alle Kinder des Dorfes zusammen und nimmt sic mit in die Schule, nur mit dem Schangari, einem hochgewachsenen Jungen, kann er nicht fertig werden. Schangari ist eben ein gar gemütlicher Kerl, der sichs bequem macht. Beim Feuer sitzen, sein Pfeifchen rauchen und dabei lustig plaudern ist sein höchster Genuß und es läßt sich leicht erklären, warum er ein geschworener Feind von Schulbänke-Abrutschen und Buchstaben-Anstarren ist. Seine Freunde haben zwar schon oft mit begeisterten Worten von der mysteriösen Lesekunst mit ihm gesprochen, doch bei ihm nie Beifall geerntet. „Mein Vater konnte nicht lesen, mein Großvater auch nicht; was soll ich meinen Kopf anstrengen mit Erlernung der Weisheit der Wazungu (Weißen), dazu noch ganz umsonst; wenn man ihnen andere Dienste leistet, tvird man doch bezahlt; hingegen, wenn man in die Schule geht, bekommt man auch nicht einen Pesa," war gewöhnlich seine Antwort. Er fühlte sich glücklich, daß bisher die „Mame Mwalimu" (Mutter Lehrerin) seiner noch nicht ausfindig wurde, trotzdem er so nahe bei der Mission wohnt. Nun ja, die Maine Mwalimu, sie kommt oft ins Dörfchen hinüber, um nach Schülern zu suchen, aber, einmal weiß sie schon längst, daß eine Aufforderung an solche Bürschlein, zu deren Sorte auch Schangari zählt, soviel wie unnütz ist und dann, damit sie auch nicht auf den Gedanken komme, bei diesem einen Besuch zu machen, weiß jener sich ihren Augen immer geschickt zu entziehen. So kommt es denn, daß Schangari der Mame Mwalimu und selbst dem weißen Vater noch ganz unbekannt ist. Nicht so unsrem Hatndara. Die zwei kennen sich von Kindheit an und sind die innigsten Freunde. Hamdara geht fast nie zur Schule, ohne zuvor seinen Freund zum Mitgehen eingeladen zu haben. Dieser jedoch hat immer dieselbe Ausrede. „Laß mich, Freund, ich bin schon zu groß." Und ivcil er schon so groß ist, will Hamdara ihn nicht bei den Ohren zur Hütte herausziehen, wie er es den kleineren Bübchen oft macht; er läßt ihn bei seiner Pfeife zurück, sinnt indessen auf andere, bessere Mittel, seinen Freund für die Schule zu gewinnen. Da — am heiligen Abend — hat er eines gefunden. „Ich will den Schangari einladen, mit mir die Geschenke in Empfang zu nehmen, welche heute das Christkind drüben in der Schule austeilt, wenigstens wird ihn die Neugierde treiben, mit mir zu gehen," spricht Hamdara zu sich selbst, indem er eilig ein gewaschenes Stück Kaliko um die Lenden wickelt und ein langes Hentd darüberwirft. Im Festtagsstaat begibt er sich nun zu seinem Freund Schangari. Wie gewöhnlich trifft er denselben, die Rauchwolken aus seinein Pfeifchen in die Luft blasend. „Mosipe" (Freundchen), spricht er ihn an, „heute gibt es etwas Schönes zu sehen drüben in der Schule, komm doch, Freundchen, das mußt du dir doch mal mit ansehen." „Ich? — ich, maya (Freund) ? — Ich werde mich nie in der Schule zeigen. Da könnte ich schön in die Falle gehen, wenn mich die Manie Mwalimu oder gar der „Weiße Vater" kennen lernte; er würde sicher verlangen, daß ich lesen lerne; lernen aber mag ich nun einmal nicht, das weißt du doch, tmujn." „Höre, Schangari, es könnte dich doch reuen, wenn du die schönen Sachen nicht sehen tvürdest und zudem ist heut für dich absolut keine Gefahr. Zwischen der Menschenmenge, die sich heute auf der Mission versammelt, kannst du dich leicht verstecken; der „Weiße Vater" hat überdies sehr viel zu tun, er wird nicht auf dich achten." „Gut, wenn du mir versprichst, mir einen Schlupfwinkel zu zeigen, von dem aus ich alles sehen kann, ohne daß der Vater meiner gewahr wird, will ich mitgehen." „Sei unbesorgt, mein Freund, alles wird gut gehen," lispelt ihm Hamdara ins Ohr und dessen Hand fassend, zieht er ihn mit sich. Im Westen verglimint der letzte Tagesschimmer und die Glocken läuten das hochheilige Weihnachtsfest ein, als beide Hand in Hand den Berg heruntersteigen. Unterwegs ergreift Hamdarah wieder das Wort; „Freundchen," sagt er, „wie du weißt, gehe ich diesen Weg seit der letzten großen Regenzeit täglich und der Mond ist unterdessen schon sechsmal, gestorben. Das Leben in der Schule drüben gefüllt mir sehr gut. Längst beneide ich jene Kinder, welche ganz beim weihen Vater wohnen. O wie gut haben sie es doch! Sie genießen beständig den liebevollen Umgang des weißen Vaters, hören und sehen viel Schönes und werden dabei so gut versorgt mit Nahrung, Kleidung und Wohnung. Oft und oft regte sich in mir ein geheimer Wunsch, inich den Missionsschülern anzuschließen, mährend mich heute ein unwiderstehlicher Drang treibt, den langgehegten Herzenswunsch in Erfüllung gehen zu lassen. Mosipe, ich fühle es, wenn ich heut in den Kreis der glücklichen Kinder dort komme, ich kann mich nicht mehr trennen, ich werde bei ihnen bleiben. Willst du dich mir nicht anschließen, Freundchen?" „Ha!" erwiderte Schangari spöttisch, „du scheinst verrückt zu sein, Hamdara; wie kannst du mich so fragen! Du kennst doch meine Gesinnung! Niemals wirst du mich dazu bewegen, meine Penaten, miciga (heidnische Feste) und Bierhumpen, aufzugeben. Und wenn du bei deinem närrischen Entschluß beharrst und nicht mehr mit mir heimkehrst, so zitiere ich heute Abend noch einen großen Geist und der wird mir sagen: du bist nicht mehr mein Freund." Unter solchem Gespräch erreichen die Beiden das Schulhaus. , Hier sind schon alle Vorbereitungen zur Feier der Weihnachtsbescherung getroffen. Die Kinder haben sich paarweise vor dem Eingang aufgestellt und erwarten mit großer Spannung die Eröffnung der beglückenden Frage. Da — die Tür tvird geöffnet und ein heller Lichtglanz strahlt der eintretenden Schar entgegen. Der Jubel ist erst ein stummes Aufleuchten der Kinderaugen und ehe 314 Aus dem MisstonsWen. er sich in Worten Luft macht, stimmt eins ein schönes Weihnachtslied cm. Schangari hat sich ziemlich nach einer Ecke des Schulzimmers im Gedränge vieler Neugieriger auf eine Bank niedergelassen, da hofft er sicher zu sein. Doch siehe! plötzlich strahlen in unmittelbarer Nahe vor ihm viele Kerzen Hellen Glanz aus. In dieser Ecke, dem vermeintlichen Versteck Schangaris, mar die liebliche Krippe aufgerichtet und nachdem die Schwestern die davor angebrachten Lichter entzündet, eilen die Kinder herbei, um dem lieben Jesukinde ihre Huldigung darzubringen. Unsere Kleinen sind gerührt beim Anblick des holden Jesukindleins und lauschen begierig den Worten des Missionärs, der ihnen sagt, daß das Christkind den schönen Himmel verlassen und in einem kalten Stall zur Welt kam, um uns den durch die Sünde verschlossenen Himmel wieder zu öffnen. Sobald der Missionär seine Anrede beendet hat, singen die Kindern „Stille Nacht, heilige Nacht." Schangari sitzt regungslos da, doch niemand ahnt, welch wunderbaren Eindruck dies alles auf ihn macht. Sein Herz wird warm und eine unwiderstehliche Macht zieht ihn zu dem schönen Kindlein hin. Unwillkürlich drängen sich ihm die Gedanken auf: „O kleines Kind, ich glaube, was der weiße Vater von dir sagt, o laß mich zu dir kommen." Nach Beendigung des weihevollen Liedes findet die Bescheerung statt, aber Schangari hört und sieht nichts von dem Jubel der glücklichen Kinder; sein Geist beschäftigt sich einzig mit deut schönen Kiudlciu, das vom Himmel gekommen ist. Erst als sich die Freude etwas gelegt und die Kinder wieder ruhiger geworden sind, kommt er wieder zu sich. Mit innerer Begeisterung eilt er auf seinen Freund Hamdara zu und sagt: „Komm, bring mich zum weißen Vater, ich will auch hier bleiben." Hamdara staunt einen Augenblick über die plötzliche Umwandlung Schangaris, der ihm kurz vorher die Freundschaft gekündigt, dann nimmt er ihn bei der Hand und führt ihn zum weißen Vater. Den beiden Jünglingen schließen sich noch fünf Bübchen an. Die kleine Schar, mit aufgehobenen Händen vor dem Missionär stehend, ergreift für Hamdara das Wort: „Taten (Väterchen), o laß uns bei dir bleiben und die Künste der Weißen lernen! Unser Herz gestattet nicht länger, zu Haus unnütz auf dem Bauch herumzuliegen." Der Missionär — in den Kindern sein Weihnachtsgeschenk erkennend, das ihm daS Christkindchen als Bescherung zugeschickt — schließt sie voll Freude in seine Arme. Die jungen Helden sind ihrem Entschlüsse treu- geblieben; sie sind die bravsten, fleißigsten Schüler geworden. Selbst Schangari, der Lesefeind, hat sich an das Buch gewöhnt. Zwar nimmt er die Sache noch immer möglichst gemütlich und ein Wetteifer um den ersten Platz in der Klasse scheint ihm Torheit zu sein; dennoch kann man mit ihm zufrieden fein, da er daS A-B-C-Buch im Laufe eines Jährchens bemeistert hat. Schwerer als die Befreundung mit dem Lesebuch mag ihm die Trennung von seinem Tabakspfeifchen gewesen sein, denn jetzt sind der Minuten sehr wenige, die er dem Rauchgenusse widmen kann. Im Schulzimmer ist das Rauchen absolut verboten und der Lehrmeister Schangaris, Br. Konstantin, der ihm das Schmiedhandwerk beibringen will, ist auch ein gar gestrenger Mann, welcher seinem Lehrling wohl einen schweren Hammer in die Hand, aber kein schmauchendes Pfeifchen in den Mund gibt. So verstrich schnell ein Jahr, schön ausgefüllt mit Beten, Lernen, Abtötungen aller Art, was Schangari zu einem andern Menschen umgestaltete. Da nahte wiederum das erhabene Fest der Liebe. Die Bewegung unter dem Schambara-Volk war diesmal noch viel größer als im vorigen Jahr. Schon drei Tage vor dem hohen Fest begaben sich fünfzig schwarze Weiber auf die Missionsstation, um das beliebte Pombe aus Zuckerrohr zu bereiten, damit der Missionär am hochheiligen Weihnachtsfest seinen in der brennenden Sonnenhitze herbeigeeilten Schüf-lein einen Labetrunk reichen könne. War das ein Leben, ein Stoßen und Winden des Zuckerrohrs, verbunden mit Jubeln und Jauchzen der Weiber. In ein paar Stunden war das Bier gebraut, welches dann an einem kühlen Ort in Fässern aufbewahrt wurde und nach dem feierlichen Hochamt am Weihnachtsfeste in einem halben Stündchen in den vielen durstigen Kehlen verschwand. Am hl. Abend war keine Spur von Mißtrauen gegen uns unter den Leuten zu sehen, da sich unsere Aufrichtigkeit gegen dieselben im Vorjahr bewährte. Haufenweise eilten sie diesmal zur Weihnachtsfeier herbei, Kinder, Männer und Weiber schnappten gierig nach den gezuckerten Brötchen, die sie am letzten Weihnachtsabend für vergiftet hielten, heute sie aber ohne Scheu in dem Mund liegen ließen, was uns vielen Spaß machte. Wiederum versammelt sich die Schuljugend unter dem Christbaum, der dieses Jahr noch herrlicher geschmückt war durch Hilfe verehrter Wohltäter aus Krefeld. Denselben sei es auch gedankt, daß diesmal die Bescherung für unsere Kinder so reichlich ausfiel. Während wir voriges Jahr nur einige ®cr 1)1. Wolfgang. 315 Täschchen zu verteilen hatten, gab es jetzt Trompeten, kleine Harmonikas, Vögel, bleierne Soldaten, Puppen, Bilderbücher und noch allerlei von den schönen, europäischen Spielsachen, dazu Federschachtcln mit bunten Griffeln und goldenen Federn, Nähschachteln mit allen Nähutensilien, Heiligenbildchen, Kappen, Hüte und Kleider. Die Kinder wurden nicht müde, all die herrlichen Sachen zu bewundern, die das Christkind von dem unbekannten Land her gesandt und unser Schangari war ganz selig mit seinem schönen Anzug und der ledernen Kappe mit großen: Schild. Und als nun gar am hl. Weihnachtsmorgcn der hochw. P. Superior ihn und seine fünf Geführten, die am Weihnachtsabend vorigen Jahres dem Ruf des Christkindleins folgten, als Katechumenen aufnahm, da war das Glück voll. Glücklichere und dankbarere Kinder haben wohl kaun: je vor dem Kindlein in der Krippe gebetet als Schangari und seine fünf Genossen. ln- hl. Wolfgang. Hs^enn nach den kühlen, feierlichen Abendstunden die Dunkelheit mit düstrem Schleier über die bange Welt hinzieht, dann taucht aus dem schwarzen Grunde ein Heller Stern empor, Luzifer oder Abendstern, ein Bote der Finsternis und Nacht, die ihm folgt und Herold des endlos funkelnden Sternenhimmels, der immer inchr seine Schönheit zeigt. Ein solcher Stern mitten im Wetterleuchten und -drohen des politischen Horizontes und in: Donnerrollen innerer Zerwürfnisse, eine Fackel des aufsteigenden Tagesgestirncs in: deutschen Lande war unser Heiliger. ■ Wolfgang, geboren 924 zu Achalm, einem Schlosse bei Reutlingen in Schwaben, aus adeligem Geschlechte, war in seiner Jugend ein Muster wahrer Tugenden. Frömmigkeit, Fleiß und Gchorsan: war dem jungen Wolfgang wie angeboren. Wie ein Engel betete er vor seinem Herrn und Gott im Tabernakel. Gehorsam auf jeden Wink der Eltern, eifrig wie keiner seiner Altersgenossen war der talentvolle Knabe bald eine Zierde seines Hcimats-dorfes. Seine erste Bildung genoß Wolfgang in: Benediktinerkloster zu Reichenau am Bodensee. Hier lernte er schon die stille Zelle kennen, die ihm später so teuer wurde, nach der er sich so sehnte, die er oft wieder von ganzen: Herzen zurückgewünscht hätte. Hier war es auch, wo dasselbe Trachten und Streben in zwei jugendlichen Geistern sich zun: erstenmal begegnete und für immer nach dein Gesetze christlicher Freundesliebe sich vereinigte. Nicht Charakter, nicht augenblickliches „Hingezogenwerden" hatte hier das Band gekniipft und nur darum war die Liebe stark, stärker selbst als der Tod. Wie der Epheu sich an den markigen Staunn der Eiche schmiegt, sich um denselben windet und nur durch ihn und mit ihm erstarkt und aufwärts wächst, so hat auch der zarte Sprößling der Babenberger, Heinrich, Freund des hl. Wolfgang, mit klarer Erkenntnis sich an die Säule eines hl. Freundes gelehnt und ist durch ihn und mit ihn: ein taugliches Werkzeug in der Hand des Herrn gcivorden. Heinrich besuchte nach einiger Zeit die unter Leitung seines Bruders stehende Schule zu Würzburg und wußte auch seinen Freund zu überreden, ihm zu folgen. Die hervorragenden Kenntnisse unseres 316 Der 1)1. Wolfgang. Heiligen traten hier in ein so helles Licht, daß sein ehrgeiziger Professor, welcher ans Italien berufen worden war, ihm den Hörsaal verbot. Dieses tat dem Heiligen weh und er zog sich zurück, sagte eigentlich schon hier der Welt sein „Lebewohl", lebte dafür umsomehr für Gott und erfocht dabei den schönsten Sieg eines Menschen, den Sieg über Hochmut und Stolz, ein Sieg, der zwar nicht mit Kanonendonner gefeiert wird, wohl aber mit goldenen Lettern im Buche des Lebens geschrieben steht. Seinen Lieblingsplan konnte Wolfgang für jetzt noch nicht zur Ausführung bringen. Er mußte seinem Freunde, der unterdessen Bischof von Trier geworden mar, bei der Verwaltung dieses schweren Amtes mit Rat und Tat beistehen. Ehrenstellcn nahm er nicht an und mir gezwungen bekleidete er als Laie die Dekantenstellc. Alle freie Zeit verwandte er auf die Erziehung der Schuljugend und um den Armen beizustehen. Bald gestalteten sich die Umstände wieder anders. Auf einem Zuge nach Rom erkrankte Bischof Heinrich und starb zu Rom - M in Anwesenheit des Kaisers. Nun war Wolfgang frei und konnte Abschied nehmen von der Welt und in die stillen Schweizerberge nach Einsiedeln sich zurückziehen. Dort tat er, was seine Verwandten ihm zum Vorwurf machen wollten, dort „vergrub er seine Kenntnisse im Dunkel des Waldes", des Waldes der Erkenntnis Gottes. Dort starb er für die Welt, die solches nicht verstehen kann und der solche Gedanken Bitterkeit bereiten. Aber die Welt, sie versteht eben nicht die Geheimnisse der gewaltigen Weltrotation, deren Ziel und Ende, jegliches Opfers tiefinnerste Wesenheit. Ja, sterben der Welt und dem eigenen Fleisch ist die Marke des wahren Christentums. Sterben dünkt dem verzärtelten Kind der Zeit ein ewiges Weh; dem wahren Christen allein ist es ein anderes „Geborenwerden" für eine neue Welt. Nach einem heiligmäßigen Noviziate legte Wolfgang die Gelübde ab und wurde von dem ebenso frommen als ritterlichen Bischof Ulrich von Augsburg zum Priester geweiht. Die Zelle, die er schon so lieb gewonnen, sollte er bald wieder verlassen. Es erging der Ruf an ihn zu einem Apostel der Ungarn, welche damals zwar schon entscheidend geschlagen (ans dem Lechfeld 955), aber noch nicht zur Ruhe gebracht worden waren. Eine dornenvolle Aufgabe ohne Erfolg. Golt rechnet den Willen an, das war sein Trost bei dieser vergeblichen Sendung. Nach kurzer aber aufreibender Arbeit, deren Früchte er nicht mehr ernten sollte, berief ihn Pilgrim, Bischof von Pasfau, der diese Kraft erkannte und dieselbe nicht unnütz Äolkgsng. hinopfern wollte, zu sich, um an ihm einen treuen Ratgeber zu finden. Die Erwartungen wurden nicht getäuscht. Das Band der Einheit in Gesinnung und Tat umschlang immer fester diese apostolischen Männerherzen. Wie die ruhig, majestätisch dahinfließenden Wellen der blauen Donau mit dem brausenden Gebirgssohn, dem grünen Inn und den dunklen, aus den waldigen Triften des ewigschönen, bayerischen Waldes eilenden, einst perlenreichen Wasser der Jlz dort ineinander-strömen und sich zu „eins" gestalten, so fand auch dort ein biedrer Brudersinn den andern, sie waren eins in ihrem Denken und Handeln und es ging das Wort des Dichters in Erfüllung: „Ein edles Herz zieht edle Herzen an und weiß sie festzuhalten." Ein Freund sucht seinen Freund glücklich zu machen. Auf Betreiben Pilgrims, des Bischofs von Passau, wurde Wolfgang ohne sein Wissen vom Kaiser zum Bischof von Regensburg ernannt. Als ein Mann, den schon der Bischof von Trier auf dem Todesbette der kaiserlichen Huld empfohlen, half ihm alles Bitten zu Füßen des Kaisers nichts mehr. Wolfgang mußte gehorchen und am Weihnachtsfeste 972 die bischöflichen Insignien aus der Hand des Kaisers annehmen. Bald darauf erfolgte die päpstliche Ernennung und die Besitznahme von der Bischofsstadt. Die Diözese Regensburg hatte damals noch den Umfang des großen Erzbistums Prag zu den heutigeu Grenzen des Bistums dazu. Wolfgang verzagte nicht, sondern ging, zwar mit banger Sorge, doch frisch an seine gewaltige Arbeit. Fast überall in seinem weiten Sprengel erschien er selbst, tröstete, warnte und sorgte liebevoll für seine Schäflein. Als Mann des Glaubens und des Rechtes zeigte er sich in Kronstreitigkeiten. Treu dein Kaiser, lud er den Haß des kaiserlichen Gegners, Heinrichs II. von Bayern auf sich und mußte fliehen. Wolfgang erwählte.Falkenstein am Abersec bei Salzburg zu seinem Zufluchtsorte. Oben auf einer steilen Wand, dessen Fuß den See netzt, hatte er seine Zelle und dort auf diesem Fels brachte er, selbst em Fels in den Tagen der Verwirrung und gleich den Bergspitzen, auf die hoch oben der lachende Sonnenstrahl fällt, ob auch unten Stürme und Gewitter hausen, dort brachte er hoch über dem Geräusche der Welt seine Tage im lichten Sonnenstrahl der Liebe Gottes zu. Dort baute und pflanzte er, was er verloren hatte, dort reinigte er, was im Verkehre mit der Welt haften geblieben war. Doch Gott wollte nicht, daß das Licht unter dem Scheffel sich selbst verzehre. Ein Jäger fand den Bischof und dieser wurde wieder im Triumph in seine Bischofstadt zurückgeführt. Die Diözese und besonders viele Klöster erfreuten sich nun seiner ganz besonderen Vaterliebe. Die vier herzoglichen Kinder Heinrich, Gisela, Bruno und Brigida erhielten in dem Bischof einen tüchtigen Erzieher, Lehrmeister und liebevollen Vater. Auf einer Reise nach Pöchlar erkrankte der Bischof auf dem Schiffe und wurde in Pupping, einem Dorfe zwischen Passau und Linz, ans Land gesetzt. Sein Wunsch war noch: „Bringt mich in die Kirche." Dort, wo er die meiste Zeit seines Lebens zugebracht, wo er gebetet und gestritten, dort wollte er auch sterben. Sein letztes Vermächtnis waren noch die Worte: „Sterben ist für den Bischof keine Schande; denn Gott der Herr hat sich des Sterbens nicht geschämt, als er nackt am Kreuze hing." Hierauf verschied er im Jahre 994 am 31. Oktober. Infolge der Verehrung der Gläubigen und der vielen Wunder, die an seinem Grabe geschahen, bestätigte Leo IX. seine Verehrung tut Jahre 1052. Der Tod ist für den Gerechten keine Schande, denn er wird diese Welt verlassen und sie mit einer glückseligen Ewigkeit vertauschen. ------------------------ -c 4 ---------------------------- Verschiedenes. Kardinal EeddCDOWSki. Ein Nachruf aus der Feder der Generalleiterin der St. Petrus Claver-Sodali-tät. Anläßlich des Todes Sr. Eminenz Kardinal Ledo-chowski, Präfekten der Propaganda, hat die General-Leiterin Gräfin Ledochowska, bekanntlich eine Nichte des verewigten Kirchenfürsten, einen kurzen Nachruf herausgegeben, der deshalb für manche von besonderem Interesse sein dürfte, weil er — was sich sachgemäß den Berichten der Zeitungen größtenteils entzog — Einzelheiten aus dem Leben des hohen Verstorbenen und über dessen Beziehungen zu seiner Nichte vor und nach der Gründung der St. Petrus Claver-Sodalität für die afrikanischen Missionen bringt. — Genanntes Schriftchen ist franko zum Preise von 15 Heller (15 Pfg., 15 Cent.), bessere Ausgabe 25 Heller (25 Pfg., 25 Cent.), zu beziehen von der St. Petrus Claver-Sodalität in Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 12. — Wien, I., Bäckerstr. 20. — Triest, via Sanitä 9 und allen ihren Filialen und Ausgabestellen. * -i- $t. Petrus Claver-Sodalität für die afrikanischen Missionen. Niederlassungen: Maria-Sorg (bei Salzburg, Wien, I. Bäckerstr. 20; Triest, via Sanitä 9; Rom, via Giov. Lanza 129. Die St. Petrus. Claver-Sodalität nahm ihren Ansang zu Rom am 29. April 1894, an welchem Tage der hl. Vater Leo XIII. der Gräfin Maria Theresia Ledochowska in einer Privataudienz die ausdrückliche Erlaubnis zu ihrer Gründung erteilte. 318 Verschiedenes. Bereits 8 Jahre nach der Gründung, am 7. Febr. 1902, erhielt die Sodalität vom hl. Stuhle durch das Organ der hl. Kongregation der Propaganda, der sie untersteht, das sog. „Belobungsdekret und wurden deren Konstitutionen ad modum experiment! approbiert. Zweck der Sodalität ist die Rettung der mit dem kostbarsten Blute Jesu Christi erlösten Seelen der Neger Afrikas. Um diesen Zweck zu erreichen, begeben sich die Mitglieder der Sodalität nicht nach Afrika selbst, aber sie unterstützen aus der Ferne alle afrikanischen Missionen ohne Unterschied, indem sie denselben durch eine geordnete und unausgesetzte Mitwirkung in Wort und Schrift die nötigen Mittel zur Evangelisierung des schwarzen Erdteiles verschaffen. Den Kern der Sodalität bildet ein weibliches Institut, dessen Tätigkeit durch externe Mitglieder und Förderer, resp. Förderinnen (der mindeste jährliche Beitrag sind 2 Kronen (2 Mark, 2 Franks) unterstützt wird. Die Mitglieder genannten Institutes, die Sodalinnen (Hilfsmissionärinnen für Afrika) haben als erstes und hauptsächlichstes Ziel die eigene Vervollkommnung, als spezielles aber die Mitwirkung an der Bekehrung Afrikas. Mögen doch opferwillige und großmütige Jungfrauen, welche sich aus inniger Liebe zu Gott und zu den verlassensten Seelen zu deren Rettung ganz hingeben wollen, sich dem Institute der Sodalinnen anschließen und hier den apostolischen Beruf einer „Hilfsmissionärin für Afrika" ergreifen! Wer da mit gutem Berufe eintritt, setzt einen Baustein zu einem großen, von Gott gewollten Werke. „Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter (resp. Arbeiterinnen) sind gar wenige." Fräulein mit sorgfältiger Erziehung in erster Linie solche, welche die Kenntnis mehrerer Umgangssprachen besitzen oder in der Buchhaltung bewandert sind, wären besonders erwünscht. Mittellosigkeit ist, falls der religiöse Beruf feststeht, kein Hindernis zur Aufnahme. Erläuternde Druckschriften stehen gratis zur Verfügung. Man wende sich um nähere Auskünfte an die General-Leiterin der Sodalität, Gräfin Maria Theresia Ledochowska, Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 12. * * * Abreise von Schwestern in unsere Mission. Am 28. August schifften sich in Triest nach Ägypten drei Schwestern der „Frommen Mütter der Negerlänger ein: Schwester Adelinda Fontana von Trient, Schwester Aurelia Dellai von Pergine, Diözese Trient und Schwester Giulia Marchesoni von Cal-donazzo, Diözese Trient. -I- * -i- Lin afrikanisches Wunderland. Als ein Wunderland, das auf einem Gebiete von 150.000 englischen Ouadratmeilen alle außerordentlichen Schönheiten und auch Schrecken des schwarzen Erdteils enthält, schildert Sir Harry Johnston in seinem soeben erschienenen zweibändigen Werke „The Uganda Protektorate" das von ihm erforschte Britisch-Ostafrika. Das Titelblatt des Werkes, das viel Beachtung findet, zeigt ein Bild des Okapi, des neuen Tieres, dessen Entdeckung die große wissenschaftliche Sensation des Buches bildet und das eine Art Kreuzung zwischen Pferd und Zebra zu sein sein scheint. Unter den afrikanischen Säugetieren, Fischen, Schmetterlingen und Würmern findet der Naturforscher die merkwürdigsten Formen. In dem Gebiete liegen die schneebedeckten Gipfel des höchsten Berges in Afrika, die bis zu 20.000 Fuß ansteigen! 100 Ouadratmeilen ewigen Schnees und Eises liegen direkt auf dem Äquator. Hier liegt der größte See Afrikas, der größte erloschene Vulkan der Welt, der größte Wald und das größte Sumpfgebiet ganz Afrikas. Trotzdem ist die durchschnittliche Hitze größer als in jedem anderen Teil Afrikas. Hier gibt es alle Arten menschlicher Wesen, von den Zwergvölkern bis zu den höchsten Typen afrikanischen Menschentums. In den westlichen Teilen herrscht noch der Kannibalismus; Eingeborene anderer Teile importieren Konserven oder drucken in ihrer Sprache Auszüge ihrer Geschichte. Es ist das Land des Okapi, des Storches mit Walsischkopf, des Schimpansen, der fünfhörnigen Giraffe, des Rhinozeros mit den längsten Hörnern und der Giraffe mit dem längsten Zahn. Die nordöstliche Provinz ist durch Dürre fast ganz entvölkert; sogar die Kamecle sind dort ausgestorben und bestreuen das Land mit ihren gebleichten Knochen. Der Anblick des Rudolfsees ist wie das Bild einer toten Welt — keine Vegetation, wohin das Auge reicht, nur Salzwasser und von der Sonne gedörrte Felsen. Und an anderen Stellen ist das Land außerordentlich fruchtbar. Von einer einzigen Tomatenpflanze hat man in zwei Monaten 3000 Tomaten gesammelt. Zuckerrohr wächst üppig in allen tropischen Teilen des Protektorats, Tabak fast überall, Hafer gedeiht in den höheren Strichen, Mais gedeiht, nur Weizen bis jetzt nicht besonders. Es gibt vier oder fünf Arten Kautschuk; Kaffceplantagcn gedeihen und der Holz- Vorrat ist fast unerschöpflich. Nach Mineralien ist noch nicht gesucht worden. Im Viktoria Nyänza soll, wie die Eingeborenen behaupten, ein ungeheures Seeungeheuer Hausen. Das Buch gibt lebhafte Schilderungen von dem wechselnden Dasein im tropischen Afrika. Furchtbare Gewitter toben jeden anderen Tag in Uganda; sie kommen gewöhnlich um 3 Uhr nachmittags oder 3 Uhr morgens. Purpurwolken bilden sich am Horizont des Sees und der ganze Himmel ist bedeckt. Man hört.den Ton des dahinsausenden Windes, während rundherum tötliche Stille herrscht; dann bricht der Sturm los, dem eincblendendeStaub-wolke oder ein Stoßwind vorangeht. Fast gleichzeitig damit kommt der erste Blitzstrahl, dem unmittelbar krachender Donner folgt, und flammende Feuer erleuchten die grauen Wassermassen. Allmählich werden die Blitze weniger heftig und der Donner erträglicher. Das Land scheint ein ungeheurer zoologischer Garten zu sein, voll seltsamer, schöner, wilder Tiere, von denen viele überraschend Die Dumpaime. zahm sind. Am Hanningtonsee müssen nach Johnstons Schätzung mindestens eine Million Flamingos gewesen sein, die von oben gesehen grauweiß waren, nach der Mitte zu weiß und innen einen entzückenden rosaroten Ring bildeten, der von den ältesten Tieren herrührt, während die äußeren die jungen sind. Die Eisenbahn am Ufer des Viktoria-Nyanza hat die Löwen verscheucht. Im übrigen ist das Land reich an Elefanten, Zebras, Rhinozerossen und Antilopen. Wunderbar ist es, eine Stunde nach Sonnenuntergang dieses Grasland zu durchschreiten. Zebra-heerden und Hartebeests mischen sich untereinander und erscheinen im Sonnenlicht wie Silber und Gold; die schwarzen und weißen Streifen der glatten Zebrafelle sind wie silbergrau, die Felle des Hartebeests einfach rotgold. Dann sieht man schwarze Strauße mit weißen Flügeln, einem weißen Stutzschwanz und langen rosa Hälsen. Note und silberne Schakale schleichen umher; groteske Warzenschweine von einem schmutzigen Grau mit weißen Borsten und aufrechten Schwänzen mit Troddeln eilen vor dem Reisenden einher. Edle Riedenantilopen erscheinen in der Ferne und äsen mit ihren hornlosen Weibchen, graugelbe Antilopen beugen ihre geschmeidigen Körper, die zierliche Säbelantilope mit ihrem roten, malven-farbenen, schwarz und gelben Fell steht starrend da und ihr Fell glänzt wie gewässerte Seide, wenn das Sonnenlicht auf dem glänzenden Haar ruht. Die Schmetterlinge sind mit ihren schillernden Farben traumhaft schön. Sie sind so zahlreich und blendend in ihren Farben, daß man sie nicht von den Blumen unterscheiden kann; sie sehen wie fliegende Blumen aus. Sehr das Gegenteil davon sind die Heuschrecken-schwärme, die die Landschaft mit der gelben Dunkelheit eines Nebels bedecken. Sie lassen sich auf den Haaren, Händen und dem Rücken des Reisenden nieder und durch intensiven, unangenehmen Geruch erregen sie Brechreiz. Eine seltsame Methode der Jagd wird von den Chiope-Jägern im nördlichen Teil Anporos berichtet. Sie fangen die tötlich giftige Puffotter in einer Schlinge. Dannnageln sie die lebende Schlange mit der Schwanzspitze auf die Mitte einer Büffelspur, so daß das rasende Reptil die vorbeigehenden Büffel schlägt. Auf diese Weise werden von einer Puffotter bis zu zehn Büffel an einem Tage getötet. Der erste so getötete Büffel wird als vergiftet angesehen, aber die anderen für völlig geeignet zum Essen gehalten. Die Palttie Dum. Die Palme Dum (Hyphaena thehaica) ist eine von den vielen afrikanischen Palmenarten. Sie kommt hauptsächlich in Oberägypten vor. wo man sie nur vereinzelt antrifft. Mehr im Süden, in Äquatorial-Afrika, findet sich diese Palme fast ausschließlich in Wäldern vereinigt, die oft eine Ausdehnung von mehreren Stunden haben. Zum Unterschied von der gemeinen Palme teilt die Dumpalme ihren Stamm in mehrere Äste, welche mit fruchtartigcn Blättern geziert, Früchte von der Größe eines Enteneies hervorbringen. Die gemeine Palme, welche ebenfalls Dattelpalme heißt, hat dagegen einen Stamm ohne Verzweigung. Die Krone derselben ist mit sanft abwärts gekehrten Blättern versehen, unter denen sich traubenförmige Früchte entwickeln. Jeder Teil der Dumpalme ist brauchbar. Das Holz eignet sich besonders für den Tischler, der faserige Kern wird von den Eingeborenen genossen und ist sehr schmackhaft, die harte Nußschale kann von Drechslern zu Knöpfen u. dgl. verarbeitet werden, mit den Blättern bedecken die Fellachen ihre Hütten. So hat die göttliche Vorsehung dafür gesorgt, daß überall der Mensch etwas für seinen Lebensbedarf Notwendiges findet, wo immer er auch seinen Wohnort aufgeschlagen haben mag. * -i- -r- Ein sehr grausamer gebrauch bestand früher im Zululande, ukugodusa (nach Hauseschicken) benannt. War z. B. ein Mann zu alt und schwach, um, wenn gerufen, zum Königskraal zu kommen ober sich einem Regiment anzuschließen, so wurde eine Abteilung Krieger ausgeschickt, die folgenden Auftrag erhielten: Hambani niye ’kumgodusa! (Geht und schickt ihn nach Hause!) Diese Männer mußten oft meilenweit reisen, bis sie den bezeichneten Kraal erreichten; sie versteckten sich sodann in der Nähe desselben und umzingelten dann nachts den Kraal. Morgens, wenn der alte Mann aus seiner Hütte kam, schleppten sie ihn fort und begruben ihn lebendig. Der arme Mensch hatte einfach mitzugehen, er wußte, cs war des Königs Befehl und es war ja Landesgebrauch! Zur Zeit des Erntefestes bestrebten sich die Zulus, jung und alt, am Königskraal zu erscheinen, komkulu — (beim Großen), um zu zeigen, daß sie noch immer kräftig und gesund seien. War einer durch Krankheit verhindert und konnte deshalb nicht erscheinen, so entschuldigte ihn der König, wenn ihm versichert wurde, daß es nur eine vorübergehende Krankheit sei; jedoch schaute man schon darauf, daß es nicht zu oft vorkam. Wenn Frauen sich nicht mehr helfen konnten, wurden auch sie „nach Hause geschickt," jedoch von ihren eigenen Verwandten. Manchmal wurde ihren eigenen Söhnen der Befehl gegeben, selbst mitzuhelfen bei dieser grausamen Handlung. Hier ein Beispiel davon: Zwei Söhne wünschten ihre alte Mutter los zu werden. Zu diesem Zwecke verlockten sie die alte Frau zu einem langen Spaziergang, führten sie aber an eine tiefe Grube und stießen sie dort hinein. Das arme Geschöpf verwundete sich beim Fall derart, daß es trotz aller Bemühungen nicht mehr heraus konnte. In dieser Grube weilte sie zwei Tage und Nächte ohne Essen und Trinken. Rasend vor Hunger und Durst gelang es ihr bei einer verzweifelten Änstrcngung, sich herauszuhelfen. Im Walde fand sie einige Wurzeln und Früchte und konnte so ihre erschöpften Kräfte wieder etwas herstellen. Was jetzt anfangen? Da sie sich nicht mehr getraute, nach Hause zu gehen, so beschloß sie, sich auf eine weitentfernte Missionsstation der Trappisten zu begeben. Sie wurde in unserer Religion unterrichtet und eine gute Christin. Es war oft rührend zu hören, wie sie für ihre undankbaren Söhne betete. Für die Schriftleitung: P. Lader Geyer F. 8. C. — Druck von A. Weger's sb. Hofbuchdrnckerei, Brixen.