für > Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. M^ 38« VinstNK'ÄQN H. ^Mii. R848« 3ln Oesterreichs Wölker. (ÄN 16. Mär.;.) <^vm kahlen, von Stürm?« entblätterten Vaum, Da treiben die Knospen im sonnigen Raum, Anschwellen sie täglich in höherem Drang — Wem wäre für Blätter und Blüthen noch bang? Die Sonne blinkt heiter, hock' schwingt sich ^r Aar, Vorbei sind die Stürme, vorbei die Gefahr; Die Sonne sieht heiter, wie F e r d i n a n d'ö Vlick, Auf uns und den Aar und auf Oestreichs Geschick. Wir sind nun gekräftigt, gewahrt und geschützt. Auf fürstliche Tugend, auf eig'ne aestüyt, Ei,, brüderlich Volk von dl'r Weichsel zum "Po, So stark und so mäßig, so frei und so froh. Ihr Czcchen und Lechen, vor Alters schon groii, Maayaren, ihr Brüder, mit freicrem Loos, Tiroler, ihr Treuen, ihr steirische Gau'n, Auf Oestreich, auf Wien seht mit vollem Nertrau'n- An Tllboin, brave Lombarden, gedenkt. Denkt früher nach, als ihr die Schritte gelenkt Durcl, noreijche Gauen, die Waffen zur Faust, Bis ringsum die Volksfluth sich müde gebraust: O reicht uns als Freunde, als Vrüder, die Hand, Vertilget den Haß und die Feindschaft verbannt; Vereint, wie die Vater aus eisigem Nord, So laßt uns jetzt wandeln in That und in Wort, Hinblickend auf Ferdinand's strahlendes Haupt, Das Volkslieb' umschirmet und Lorder umlaubt, Sein Vild i» dem Herzen, den Aar auf de? Fahn', Geht rüstig die freudig betretene Bahn. Der Wahlspruch sey Nuhe und Ordnung und Recht, Gesetzliche Freiheit dem Menschengeschlecht; Gemäßigter Fortschritt vereint mit dem Thron, Blut, Leben dem Kaiser, der Constitution! Wie klingt das so wonnig, so groß und so frei Wie leuchtet's so sonnig, so lioffend, so neu. Der Lenz ist gekommen mit strahlendem Schein — O Gott, lasi' die Knospe der Freiheit gedeih'n! Dir, Spender des Frühlings, in himmlischen Hoh'n, Viel Dank für die Knospen so frisch und so schön! Dir, Spender der Freiheit auf Oesterreichs Thron, Viel Liebe und Dank für die Konstitution! Heinrich Strampfer. Mne Spielgcschichte. Skizze von M. Honel. ^35ine glänzende Gesellschaft war versammelt, Hunderte ron Kerzen beleuchteten die jungen Mädchengestalten, die sich im Tanze wiegten; in lebhaften Gruppen standen die alte-teren Herren plaudernd und lachend in den Nebenzimmern. »Die Geschäfte gehen wohl gut, Monsieur B'^," sagte ein alter, dicker Herr, dessen Brust mit Orden bedeckt war; »die Geschäfte gehen wohl brillant, und aus purem Vergnügen darüber bewirthen Sie uns so ausgezeichnet? Sie sind doch der lieboliswürdigste Bankhalter, den ich je sah; so zuvorkommend-, so artig, so ganz Weltmann; auf Ehre, ich schätze Sie." —»Excellenz sind sie zu gnädig," antwortete der Gelobte und verbeugte sich tief; »aber, ach! wie lange wird es noch dauern,,so muß ich von diesem Orte scheiden, in dem ich gearbeitet, gewirkt, und ich darf es wohl sagen: nicht selten im Stillen Gutes gethan habe." »Wir wissen auch, was im Stillen geschieht, mon e!>6i'! wozu gäbe es denn die vertrauliche n Berichte? Wir wissen, wie viel Sie jährlich dein Waisenhause geben; wir wissen, wie viel Sie jährlich Almosen geben; wir wissen, daß Sie manchen, nur allzu kärglich besoldeten Angestellten auf die feinfühlendste Weise unterstützen; wir wissen das Alles." — »Aber, Excellenz," redete der Andere dringender, »mein Pacht-vertrag naht seinem Ende, man eifert so gehässig gegen das Spiel; vielleicht, o mein Gott! wahrscheinlich wird er nicht mehr erneuert. —^" »Ich bitte Sie, bringen Sie mich nicht um meine gute Laune! — Noch bin ich es, der a lle Angelegenheiten leitet. Der Pachtvertrag wird erneuert, Sie behalten das Spiel auf noch zehn Jahre, darauf mein Ehrenwort.--------" Ein Knall ward gehört, und ein durchdringendes Stöhnen unterbrach grell die lustigen Töne der Tanzmusik. Im Erdgeschoß unter den Gesellschaftssalen gab es ein wirres Durcheinander; zwei Gensd'armen waren auf den Lärm des Schusses herbeigeeilt und hatten in dem Waldchen hinter dem Spielhause einen jungen Menschen, aus einer tiefen Wunde in der Brust blutend, am Boden liegend gefunden und ihn ohne Bedenken in das zunächst gelegene Haus des Parkwächters gebracht. Der kam auf den Lärm, den er im Erdgeschoß hörte, herunter. »Was soll das?" fuhr er seine Leute an, die sich in einem Kreis um den Schwerverwundetcn gedrängt hatten: »Ist mein Haus ein Hospital?" — »O, mein Gott!" rief ein Bedienter, »das ist ja der junge Mensch, der 110 die Tage hier so unsinnig gespielt hat und immer nur mit Gold!" Einer der Gensd'armen war nach einem Arzte gelaufen; menschliche Kunst konnte hier nicht mehr helfen; unaufhörlich brachen breite Blutströme aus der Wunde hervor. — „O, meine Mutter! o, die Schande?' seufzte dir Selbstmörder auf, dann zuckte Krampf durch seine bleichen Züge, der Körper schnellte von dem Lager, auf das sie ihn gebettet, empor und siel steif und regungslos zurück. — Die Seele war entflohen. Es war ein junger Kaufmannsdiener, der älteste Sohn einer geachteten Beamtenwitwe; sein Herr hatte ihm eine Summe von fünftausend Thalern anvertraut, mir welcher er Zahlungen machen sollte. Er wollte nur auf wenige Stun? den den berühmten Bankort sehen, der Teufel der Habsucht hatte ihn au die Spieltische geführt; erst hatte er seine eigene Barschaft verloren, dann die ihm vertraute Summe angegriffen: »Setz' auf Roth, setz' auf Schwarz!" flüsterte es ihm immer zu: „Nummer Neunzehn bringt Glück, nein, Nummer Zweiunddreißig!" Er verlor, er verlor, er verlor weiter, dann kam ein kleiner Gewinn: „Jetzt schwindet mein Unstern, schnell das Glück erhascht!" — und er verdoppelte seine Sätze, seine Goldstücke lagen in hohen Haufen auf dieser Nummer, auf jener Farbe — sie alle strich die unerbittliche Härte des Croupiers ein. — Mit dem letzten Goldstück, das ihm geblieben war, kaufte er ein geringes Pistol, ein Loth Pulver, ein Paar Kugeln. — Wie wenig bedarf es, ein Menschenleben zu zerstören! »Jean!" befahl der Spielpächter seinem vertrauten Kammerdiener, „schafft die Leiche ohne Aufsehen hinweg, ich muß wieder hinauf zu den Gästen!" »Was bedeutete der Rumor unten im Hause, mon clisr?" fragte der Minister seinen geschmeidigen Wirth. -^. „Ein unbedeutender Vorfall, Excellenz; in dem Wäldchen hat sich ein junger Taugenichts erschossen, uud zwei Gensd'armen schleppen ihn mir in's Haus.---------" „Ein junger Mensch hat sich erschossen?" sagte der Minister bedächtig. »Ein scheußliches Verbrechen, der Selbstmord! Unsere Jugend ist doch entsetzlich verderbt, keine Sitte, keine Zucht, keine Moral mehr. — Nein, es gibt keine Moral mehr"--------„Excellenz hatten die Güte, mir zu versprechen, mein Pachtvertrag solle auf zehn Jahre verlängert werden." »Wir haben alle Ursache, mit Ihnen zufrieden zu seyn, das sey Ihnen genug; kein Anderer, als Sie, soll hier das Spiel haben. Ihr Pachtvertrag wird verlängert, auf zehn Jahre, sagte ich? Also auf zehn Jahre; seyen Sie ganz ruhig darüber." Der Minister und der Schauspieler. Novelle nach einer französischen Anekdote von Louis Simon. (Fortsetzung.) Erst nach einigen Stunden ward man den Mißgriff gewahr; der Wirth beeilte sich, seinen Fehler wieder gut zu machen, indem er unter Seufzern, ja sogar fußfällig den großen Mann, den er durch seine Dummheir beleidigt hatte, um Verzeihung seines Irrthums bat. »Ich verzeihe Euch," sagte Herr von Talleyrand zu ihm; „aber wer ist denn der Kühne, der sich erdreistet, mir meinen Namen, meine Titel und meine Wohnung zu nehmen? — »Ach, Excellenz, er hat es nicht genommen, ich habe ihm Alles gegeben, und er hat es nicht verweigert." — „Es ist wohl ein alter Diplomat?" — „Nein, es ist ein alter Schauspieler, Namens Potier!" — „Wahrlich, es gibt Aynungen, die nicht täuschen," rief Herr von Talleyrand unwillkürlich aus. —' „Und wenn Ew. Excellenz wüßttn, was dieser Comödiant mir antwortete, und wie er dabei noch grosigethan! „Herrvon Talleyrand langweilt sich, sagen Sie, in einem Zimmer, das mir eigentlich be-stimmt war? Ich, ich mache mich breit in einem Saale, der ihm gehört! Sie haben mir seine Titel und seine Würden mit so vieler Großmuth gegeben, ich erlaube Ihnen, ihm meinen Stand, meine Rollen und meinen Namen anzubieten; ich habe seine Titel genommen, mag er meine Narrenkappe nehmen. Meine Größe, mein Adel, wenn auch nur von einem Tage, haben zu viel Werth für mich, als daß ich darauf verzichten sollte; ich bin jetzt der Fürst Pe-rigord - Talleyrand, mager sich Potier nennen, wenn's ihm beliebt, ich habe nichts dagegen; doch jetzt gehen Sie!" so sprach dieser Schauspieler zu mir. Ich Habs sicher Alles aufgeboten, ihn andern Sinnes zu machen, aber er wies mir die Thür und rief mir noch nach: „Sagen Sie demjenigen, der Sie schickt, daß ich durch die Thür hereingekommen, und nur durch das Fenster wieder hinausgehe." — „Durch das Fenster?" antwortete Herr von Talleyrand; „er gibt mir eine gute Idee, die ich benutzen werde." — „Und ich bin bereit, Ew. Excellenz in Allem beizustehen." — „Nein," erwiederte der Fürst, nachdem er einen Augenblick nachgedacht hatte. „Gehen Sie, ich bitte Sie darum, Herr Wirth, zu dem berühmten Manne, und sagen Sie ihm, daß der Schauspieler Potier um Erlaubniß bitten läßt, ihm seine Aufwartung zu machen!" —„Was, Sie wollten, Ercellenz — ?" — „Ist es nicht billig, daß ich der Schanspieler Potier werde, da er sich ohne meine Erlaubniß zum Fürsten von Talleyrand macht? Gehen Sie nur! Was würden meine Collegen des Wiener Con-gresses wohl sagen," dachte der Minister Ludwig's des Achtzehnten, „wenn sie mich in einem schlechten Wirthshause in Orleans eiue solche Rolle spielen sahen! Der geschickte Unterhändler der Revolution, des Kaiserreichs, in Streit mit einem Possenreißer der Pariser Theater! Das ist wenigstens eine Rylle, welche zu den hundert Rollen meines Repertoires noch fehlte! Ich will versuchen, sie gut zu spielen; ich will die Gegenwart vergessen, uud nur an die Vergangenheit denken! Ich habe die Intriguen meines Lebens unter den Seminaristen von St. Sulpice angefangen, wer weiß, ob ich sie nicht beende, indem ich mit kaltem Blute und mit größter List gegen die Narrheit eines unbedeutenden Schauspielers ankämpfe!" Aber Potier besaß das ausgezeichnete Talent, irgend eine originelle Physiognomie ganz täuschend nachzuahmen, sich Zuge ausgezeichneter Personen anzueignen und sie treu III wiederzugeben, das; das ganze Publikum ihm unwillkürlich Beifall zollte. Anfangs schreckte ihn die Herausforderung, welche Herr von Talleyrand ihm zuzuschicken beliebte; er hatte Furcht vor dieser schwierigen Rolle, die ihn nöthigte, zu denken und zu sprechen, wie ein Mann, der ungemein viel Geist besitzt; aber die Neugierde und das Sonderbare dieses Abenteuers trugen in ihm den Sieg davon über die Zweifel, welche sich in ihn: vielleicht wegen der hohen Stellung des Fürsten erhoben hatten. In kurzer Zeit war die Metamorphose beendet und die Täuschung vollkommen. Er hatte einen schwarzen, weiten Frack angethan, wie es sich geziemt für einen ernsten Denker und einen so geschickten Politiker; den Kopf bedeckte eine weiße Perrücke, welche in dichten Locken majestätisch herabfiel; er trug schwarz seidene, furze Beinkleider, schwarzseidene Strümpfe, Schuhe mit goldenen Schnallen und einen Krückenstock; endlich hatte er sich mit all' den Orden geschmückt, welche die Brust des Fürsten zierten. So angethan, befahl er einem Kammerdiener, den Herrn von Talleyrand — nein, ich irre mich, den Schauspieler Potier — eintreten zu lassen. Herr von Talleyrand trat ein, und in der That, sein Erstaune» war nicht gering. Er sah seinen Doppelgänger vor sich sitzen, die Aehnlichkeit der Züge, das ganze Aeu-ßere war so frappant; er fand seine Erwartungen in einem so hohen Grade übertroffen, das; er beinahe geneigt war, an Wunder zu glauben und dem großen Kampfe zu entsagen. Aber die anscheinende Sicherheit seines Gegners reizte ihn; er nahm die Herausforderung an und machte sich seinerseits zum Schauspieler Potier. Er ward ehrerbietig, schüchtern, wie es einem armen Künstler in der Gegenwart eines Fürsten, eines großen Diplomaten geziemt; bescheiden nahm er den Platz in einem kleinen Lehnstuhl, den ihm die improvisirte Excellenz angewiesen hatte, stotterte einige Worte der Entschuldigung, befangen wie ein Bittender, der vor der Hoheit seiner Gönners zittert, und dann fing zwischen diesen Männern, zwischen denen der Abstand so groß war, und die der Zufall so nahe zusammengeführt hatte, eine Scene, ein Kampf an, den ich Ihncn nicht so gut wieder geben kann, wie mir ihn ein Freund des Diplomaten vor einiger Zeit mitgetheilt hat. lFortsetzung folgt.) Feuilleton. Ein drolliger Vorfall — ereignete sich, erzählt die Pesther „Morgenröthe", letzten Sonntag bei uns, den wir unsern Lesern um so weniger vorenthalten dürfen, als ei" heiteres Blatt in dem ernsten Tagebuch der jetzigen Zeit wohl nicht schaden kann. — Ein Nationalgaroist, Husar und großer Dandy (die Dandy's gehen in der Regel n i e zum Fußvolk, sondern immer zur Reiterei) besitzt eine wundervoll passende, herrlich anliegende und ganz und gar noch nicht bezahlte Uniform. Diese letzte Eigenschaft führt nun allerlei Ungemach mir sich, namentlich die gewiß sehr fatale Möglichkeit, daß man auf offener Straße von seinem Schneider angehalten und enruniformirt wird. — So arg erging es unserm Dandy zwar nicht; aber ein anderes, eben so düsteres Geschick harrte seiner. — Des Morgens zeitlich erscheint Philister Schneidermeister in Begleitung des Fivcalo und der Gerichtspersonen, um die Husarenhülle zurück zu fordern; unser Dandy aber, der heute um jeden Preis die Feldmesse mitmachen mill, schließt eilig seine Vorhänge, und benützt die Zeit, welche die mißliebigen Ankömmlinge vor der mehreren Wohnungen gemeinschaftlichen Eingangs-thüre zubringen, die ganze Husarenschaft zusammen zu packen und einem neben ihm wohnenden Fräulein in die Stube zu werfen. Der Zufall will, das; das Fräulein eben nicht anwesend ist, und als sie einen Moment später zurückkehrt, wohl höchst erstaunt in ihrem Zimmer verschiedene husarische Elemente, jedoch durchaus kein belebendes Husarenprincip entdeckt. Die Gerichtspersonen haben mittlerweile des husarischen Nachbars Stube streng durchsucht und mit demselben sich zu den Gerichten begeben. Das Fräulein kann durchaus zu kciner Klarheit hinsichtlich des Dolmans, Kalpaks u. s. w. kommen, da stürmt ihr Liebhaber auf den Flügeln der Sehnsucht herein und — steht wie vom Donner gerührt. — »Ha, Falsche! — Verrathen!" das ist alles, was l>r zu sagen vermag; — einen Blick noch wirft er auf den Cl'ako, und noch einen — und anderthalb Blicke auf die Säbeltasche und stürzt hinaus, von den Furien der Eifersucht gepeitscht, stürzt hinaus der Donau zu, renut wüthend den Quai hinab, und am Ufer angelangt — kauft er sich für zwei Groschen Aepfel. Gin echter Aristokrat. — Wir lesen im »Wanderer" von einem Cavalier, welcher durch die Gewalt der jüngsten Ereignisse auf den Fluthen derOessentlichkeit herumgetrieben, während einiger Stunden das Stadtgespräch in Wien bildete und durch seine Aeußerung: »Vom Baron angefangen, kann man erst Menschen zählen" hinlänglich charakterisirt ist, folgende durchaus wahre Thatsache: Dieser feingebildete Aristokrat, welcher seine Beamten nie anders, als mit „Gr" ansprach, bediente sich in den Anstellungs-decreten, welche er einst allen seinen Beamten ertheilte, nach Art souveräner Fürsten des Wörtchens „Wir." Dieß wurde ihm jedoch beanständet und er mußte sich sogar zu einer Geldstrafe von 50 fl. bequemen. Als kurze Zeit darauf eine Urkunde zu verfassen war, und der Verwalter in peinlicher Verlegenheit demüthigst fragte, welchen Ausdruck Se. Durchlaucht befehlen, so sprach er mit stolzem Blicke: »Schreibe er immer V3ir uud zahle er jedes Mal 50 Guldcu. Wie gewonnen, so zerronnen. — Gräfin Land s-feld ist wieder I^nla U01N62 geworden, denn es wurdeihr die baierische Indigenatschaft aufgekündct. Wie das doch schnell kommt und geht. Es ist doch nicht gar so viel um die Adelschaft. Gin Lynch-Gericht in Deutschland. — In Berlin prügelte cin Fuhrknecht sein abgemattetes Pferd dergestalt, dao es hinstürzn-; die Umstehenden wurden darüber so entrüstet, daß sie dcn Unmenschen so lange prügelten, bis er seiner Seitü liegen blieb, und^ halfen dann dem Pferde wieder auf. Dieses Verfahren ist zwar nicht recht, aber wirksam. Königin Marie Christine — in Madrid ist in der größten Äunegnng lind har ihre Geistesgegenwart verloren: sie weiß nicht, was sie thun-soll. Bald will sie plötzlich und heimlich fliehen, bald Spanien öffentlich verlassen. Aber sie kann sich nicht entschließen, wohin sie sich begeben soll. Dann redet sie sich wieder Muth ein und will es darauf ankommen lassen und in Soanicn bleiben, obwohl sie weiß, daß sie nichts Gutes von der Folgezeit erwarten kann. , Papierkorb des Amüsanten. In einem gewissen Hotel in Pesth (schreibt die »Morgenröthe") wird mit besonderer Vorliebe auf diejenigen Rücksicht genommen, welche die Nordpol-Expedition nicht mitgemacht haben, 112 und doch gern die klimatischen Verhälmiss.' der Polarländer aus eigener Crfahrung kennen möchten. Man kann da mit leichter Mühe eö so weit bringen, wie C^pitän Roß und braucht nichr mehr, als Einen Gulden 20 kr. Münze dafür auszugeben. Dieß geschiehr folgendermaßen: Man miethet in besagtem Hotel ein Zimmer, und befiehlt, cinzuheitzen. Hierauf begibt man sich, in dreifache Wäsche, Rock, Ober-rock, Maucel, Bunda, Schafs- und Bärenpelz, Filzstiefel, Muff und Pelzmütze gehüllt, in das gemiethete und geheizte (8,'ll!) Zimmer. Hat man eine sehr gesunde, abgehärtete Constiturion und ein Glas Cognac im Magen, so ist es möglich, daß man erst in zwanzig Minuten mir den Zahnen zu klappern anfängt. In 30 Minuten wird auch der ausdauerndste Lappländer ein Iammergeheul und den Ruf nach Feuer und Holz erheben;—der Wärmemesser sinkt auf^20" — noch einige Minuten, und die Zobel, die sibirischen Spitzmäuse, Eisbären und Robben werden sichtbar und setzen den frierenden Wanderer in Schlecken. — In einem Winkel des Gemachs liegt eine Nummer des „Organs", zu Eis erstarrt; alles Flüssige stockt; — abermals einige Minuten, — das Quecksilber gefriert, jede Vegetation hört auf — Vernichtung! — In diesem Augenblick, 60 Minuten nach der ersten Heitzung, wird wieder geheitzt, und sogleich thaut das Quecksilber auf und wird flüssig, auch steigt der Wärmemesser bis nahe an 20" unter 0. Und wodurch wird dieß Wunder bewirkt? Durch eine Kerze, die jedesmal in den Ofen gestellt wird, so oft Heitzung Statt findet. — »Ja", wird hier der Laie fragen, »was geschieht denn mit dein Holze, das täglich durch den Hausknecht hinauf geschleppt wird?" — ,>O Landjunker! das wird Abends wieder herab getragen, und dient bloß dazu, das Einheitzen idealisch darzustellen, auf daß die Betreffenden nicht ganz verzweifeln möchien." — Ist das nicht eine schöne Gegend? Indeß — läugnen läßt sich's nicht, daß die Kerze an einem andern Ort besser angewendet worden wäre — nämlich im Corridor des zweimi Stockwerkes, wo nach lO Uhr Abends der vollkommenste Obscurantismus herrscht. Man sieht auf den ersten Blick, daß der „Gewaltige dieser Räume" kein Ko'm'gsber-ger Lichtfreund ist. ^ Ein Schauspieldirector lud an seinem Geburtstage sämmtliche Schauspieler seines Theaters zur Tafel. Während des Essens bemerkre er den Souffleur, der nicht mitgeladen war, sich aber doch die Speisen trefflich schmecken ließ, und fragte ihn: „Zum Teufel! wer hat Sie eingeladen?" Der Sonff-leur stand auf, machte eine Verbeugung und sagte: „Ich dachte, weil die Herren Acteurs nicht ohne Souffleur agiren können, so können sie auch ohne Souffleur nicht essen." Correspondeuz vom Lande. Planina am 31. März 1848. Um den Anforderungen ^r löbl. Redaction Folge zu leisten, beeile ich mich, Folgendes von Planina zu benachricbten: Am 17. März Morgens verbreitete sich bei uns die Nachricht'der Wahrungen in Laibach und der Verleihung bcr Konstitution. Gegen Mit» tag hicß es allgemein, dass zahlreich versammelte Bauern Abends einen vandalischen Angriff auf das Vckloßgebäuve Haasberg beabsichtigen. Die Bauern der Ortschaft Zirkniz waren als Hauvtagcnten bezeichnet. — Ob« wohl mehrere bedachtsame Bürger den S.ichverhalt als nicht so gefährlich benannten, kann es doch Niemand absprechen, daß ganz Planina in gespannter Erwartung über den Ausgang war, indem man es allgemein wußte, daß die Bauern aufgestachelt sind. Einige Aufhetzungen von Scite der Bürger wären hinreichend gewesen und Haasberg hätte mit Sonnegg gleiches Schicksal getragen. Jedoch di» edle Gesinnung der Bürger fand einen bescheioenen llusweg zur Beruhigung. Sie machlen nämlich den Vorschlag, mit den V.'uern vcr>inssit, eine friedliche Petition an den Inhaber der Herrschaft, Se, Durchlaucht, den Fürsten v. Windischgrätz, einzureichen und um Abhilfe ihrer Beschwerden anzusuchen, welcher Vorschlag auch sogleich angenommen u»d lpäter ausgeführt wurde. Auf diefe Art gelang es den Bürgern, ein großes Unglück. welcheS auch auf die Thäter Rückwirkung hätte, abzuwenden. — Ebenso war auch die Besetzung des Schlosses mit einiger Militärmannfchaft eine heilsam? Verfügung. Der Grund der Beschwerden liegt hauptsächlich darin, daß sich die hiesigen Bürger sowohl, als auch die Bauern in ibren Waltservituts-Nechten durch die neueren Waldmanipulationen von Seite der Herrschafls-inhabung beeinträchtigt glauben. Auch wir begrüßen die Preßfreiheit als eine der kostbarsten Errungenschaften und Geschenke, indem auch wir das sichere Vertrauen hegen, daß diese Freiheit ein Asyl dcr verdrängten Wahrheit und Gerecht, g, keitund kein Schlupfwinkel der Kleinlichkeiten undLeidenfchaften seyn werd?. Unsere sich noch organifirende Nationalgarde verrichtet jede Nacht getreu ihre Dienste. Anton Urdas. Räthsel. Es ist eine süße Zauberfrucht, Die Einer umsonst zu brechen versucht; Nur Zwei zusammen können sie brechen, Doch kann es niemals geschehen im Sprechen. Und wollte sie Einer haschen allein. Er haschte und schnappte in's Blaue hinein! — Dr. Myses. Theater m Lmbaeh. Endlich sahen wir wieder eine Posse, die als solche so ziemlich allen Anforderungen Genüge leistet, welche man an Stücke di.fts Genre stellen kann. Herr Joseph Leiter meyer, Orchester . Director und Solospieler, hatte S ch i ck h's parodirende Posse: »Die Musquetiere der ViertelmeiNerin» zu seiner Benefice-Vorstellung gewählt und so wurde uns denn dieses heitere, wirklich recht amüsante Stück Samstag am 1> April vorgeführt. Diese Novität bewegt sich so lebensfrisch und ist mitunter mit so witzigen Einfällen gespickt, daß ihr nur die etwas zu viel in die Länge gezogenen Acte Eintrag thun. Der erste Act mit den, wunderhübschen Nchlußquartett und Chor ist unstreitig der beste, und Herr Adolph Müller hat vielleicht zu keiner Posse eine lieblichere Musik geschrieben. Unter den Singcoupletts hat das im zweiten Acte mit den, Refrain: »Gar keine Idee" am entschiedensten angesprochen. Die Vorstellung ging zwar mit ziemlicher Rundung in die Scene, hätte aber noch besser ein» studiert seyn können, namentlich hatte Herr Fritsche, als Amtspracti» kant Olivenzweig, seine Rolle schlecht memorirt. Dlle. Teich mann verdient als Viertelmeisterin mit Auszeichnung genannt zu werden. Durch ein sehr entsprechendes Rococo - Costume. durch Spiel und Haltung paa rodirte sie die kleinstädtische Noblesse auf eine sehr tressliche Art. Herr Köppl, Wiertelmeister und Oberältester. war ein echter Pantoffelheld. Herr K ö ck (Emerenz, der Rathsdiener) und Herr Holm (Commandant der Musquetiere)'wußlcn beide die komischen Elemente ihrer Parthien zu allgemeiner Ergetzlichkeit hervorzuheben, auch die Dlles. Franz el und Strampfer spielten die Töchter der Viertelmeisterin entsprechend. Herrn Director Funk muß man nachrühmen, daß er das Ttück recht schön ausgestattet; die ganz neue Garderobe der Musquetiere nahm sich ungemein gut aus. Wir können diese Posse zu denjenigen zählen, die im ganzen Curse am besten gefallen haben. Unter den Musikpieccn, die Herr Leiter meyer in den Zwischcnactcn mit verstärktem Orchester zu Gehör brachte, gefiel Heben streit's großes musikalisches Potpourri: „Die Umgebung von Wien" am besten. Die Violinvariationcn über ein ungarisches Thema von Taborsky sind voll Künstelei und Vchnötkel. die aber an Monotonie leiden und ohne Schwung sind. Auch der „Laibacher Nationalgarde-Marsch" von Leitermeyer blieb hinter den allgemeinen Erwartungen zurück. — Das Theater erfreute sich eines ziemlich starken Besuches. — Sonntag am 2. April die Reprise des neulich b,-sprocl'eiien, neuen Kaise r'schen Charakterbildes : „Männerschönhelt."—Auf die Novität: «Der Rechnungsrath und seine Töchter«, welche sclion morgen zur Aufführunq kommen soll, und worin besonders das Protections-system auf treffliche Weise gegeißelt wird, freuen wir uns aufrichtig. Leopold Kordes ch. Verleger: Ign. Al. Gdl. v. Kleinmayr. — Verantwortlicher Redacteur: Leopold Kordesch.