f ii r Vaterland/Kunst, Wijsenschaft und geselliges Leben. M^' 25« 8nn»8t«,3 ÄS« 27. Mä«/. R84V. Die Umgebungen Kiageufurt's. ^ciscski.!,!c uou I. C. H e l l c r. (Aus der „Geaenwart." «bereits hatte der Himmel seine sternbesäete Decke ausgebreitet, als ich dießmal in Klagenfurt eintraf, nachdem ich siebzehn Stunden geduldig im Mallewagen ausgehalten! — Zu den nothwendigen Gängen in dem mir immer theuern Klagenfurc gehört jedes Mal der auf den Stadtpfarr-thurm (wie in Gratz auf den Schloß-, in Wien, wo möglich, auf den Kahlen berg — alle aus gleicher Ursache und alle mit ähnlichen Genüssen); er ist mir in seiner Art so wichtig, als die Frack-Visiten i» jener Stadt, und ich rathe jedem Candidateu, um sich von den Sorgen und Mühen der ON'icio«» und Ollios» zu erholen, manchmal hinauf zu steigen und im Anblicke der großartigen Natur und herrlichen Umgebungen dort zu weilen. Wie es ein eigenes Gefühl ist, auf einem Berge zu stehen, welcher alle Höhen ringsum überragt, und wo man weit von den Gegenständen des Alltagslebens entfernt ist, so bleibt dieser Geimß auch nur Wenigen vorbehalten und wird nur von den Wenigen begriffen, richtig empfunden uud geehrt, welche (wie ein hoher Reisender meint) dieses Gefühl schou genossen haben. Es wird Mancher über meinen Vorschlag vielleicht lächeln — gewiß aber nicht der Naturfreund, oder wer schou oben war, kein Kartner überhaupt, denn diese lieben und ehren ganz vorzüglich ihr Vaterland; für Andere aber, die keinen Sinn für der.-lei Genüsse habeu, mache ich nicht diese Aufforderung. Die Aussicht vom Stadtpfarrthurm mußte wieder bei mir weitere Ausflüge vertreten, denn leider gestatteten weder Witterung, noch Zeitverhälrnisse mir eine Alpen par-thie, so fest ich eine solche mir auch vorgenommen hatte, und es kömmt mir fast vor, als wäre ich, seit ich Unter-steier meine Heimath nenne, unwürdig oder unfähig dazu geworden, da ich seitdem vergeblich mich bemühte, mich in höhere Regionen zu erheben, d. h. zu keiner Alpenparrhie mehr komme. Abgesehen vom Bedürfnisse der körperlichen Bewegung znr Erhaltung der Gesundheit für einen Geschäftsmann, ist ein solches eben so nothwendiges die Zerstreuung, und es trägt Nichts so sehr zur geistigen Stärkung, zur Erheiterung bei, als Fußreisen und Alpenparthien. Ich fand dieß durch die That wieder bestätigt in me>'nem lieben Klagen-furr, wo man im Genusse der Natur diese Stärkung sucht. So wichtig und umfassend die Geschäfte sind , wie anstrengend und genau der Dienst ist, fand ich (auch bei Geschäftsmännern) diesen Sinn für Natur nicht erstorben, wie oft anderwärts, ja, mehr Sinn dafür fand ich, als — bald hätte ich gesagt, in Gratz, wo doch das Schweizerhaus am Schloß-berge die ganze schöne Welt, die Kaffehschenken und Gasthäuser auf allen Bergen oft die ganze Bevölkerung aufgenommen zu haben scheinen! ^) Sind die Umgebungen von Gratz lieblich, angenehm, einladend für den Maler, und einem Mädchen in üpviger Fülle zu vergleichen — so erscheinen dagegen die von Klagenfurd großartig, erhaben, geschaffen für den genialen Zeichner, der sein Porträt mit wenig Strichen entwirft, und zu vn> gleichen dem ernsthaften, sinnenden Jünglinge! Nicht leicht Hort man so verschiedene Urtheile über eine Stadt, als über Klagcnfurt, und ich glaube eben darum, weil Einer die allerdings noch unvollendete Stadc im Auge behielt, der Andere kein Freund derlei großartiger Natur ist, wie sie ihm dort überall entgegentritt, ein Dritter, weil er das nicht fand, was er vermuthete oder suchte u. s. w. Mit Ausnahme der Ostseite, d.i. der Straße von Völkermarkt her, die mir von je öde war — vielleicht auch wohl deßwegen, weil ich als Student meist auf derselben in den nebeligen Novembertagen allemal meine letzten Heimweh-Seufzer losließ — bieret jede Parchie eiue Fülle von Abwechslung und Leben. Wie imposant ist der Anblick der Koravanren im S ü? den — sowohl von der Stadt oder der nördlichen Umgebung aus, wo sie, besonders bei später Abcndbeleuchtuug im geisterhaften Grau einen eigenen Eindruck machen, und die erste Bergreihe einen malerischen Vordergrund bildet, — als von Hohenburg aus, wo sie gleich Giganten aus der Vor-welr dastehen, gerade aus dem schönen Rosenthale emporsteigend, ihre riesigen Häupter in die Wolken ragen lassen ') Ob dieß jedoch den Parthicn der Klagenfurtcr gleichzusetzen ist, oder-cmch den wahren Sinn für die Naturschönheiten unserer Stadt, zeigt? — ist eine anderc Frage. 98 — lmd welche Fülle von Schönheiten bietet die ?lusslcht von Hollenburg selbst! — Unwillkürlich dachte ich an Kölners Worte auf dem Schlosse Greifenstein: „Staunend tret' ich heraus auf den Söller, das trunkene Auge Schwelgt unentschlossen umher, schwer ist die glückliche Wahl. Soll es nach Westen hinauf in die dämmernden Perge sich tauchen. ') Soll es der spiegelnden Fluth folgen im schlangelnden Üauf?" ") Hollenbnrg selbst gleicht mit seinen neuen Anlagen und einem Weingarten, gegenüber den mit ewigem Schnee bedeckten Felsenkuppen, wirklich einem Feenschlosse; jede Wendung im Parke, jeder neue Anblick ist entzückend — bezaubernd, das Auge mag das üppige Nosenthal mit seinen Weilern, Gehöften und Kirchen, oder die kahlen Häupter der gegenüberstehenden Felskolosse, durch welche malerisch und imposant die Straße über den Loibl nach Krain führt (die eigens wieder eiues Ausfluges werth ist), berühren. Ich komme wieder auf die Aussicht vom Stadtpfarrthurme zurück und spreche mein Bedauern aus, daß noch kein Künstler, an der Seite eines tüchtigen vaterländischen Geographen, uns ein Panorama derselben geliefert; ich habe wenigstens umsonst darnach gefragt. '-'^) Wir haben vom Gratzer Schloßberge, nebst Bildern mit Tert, auch solchen ohne Bilder und Bilder ohne Te,rt — im Ucberfiusi, wo es doch keine so markirten Punkte gibt; wie reich, wie lohnend, für den Zeichner sowohl als Topographen, würde sich dagegen diese Rundschan ausuehmen! Während (besonders nicht illuminirt) unser Panorama eigentlich denn doch nur mit seiner Namensliste für den Fremden interessant ist, würde jenes immer zugleich ein schönes Bild überhaupt seyn. Leider war ich zu viel beeilt, und mußte selbst stündlich zur Abreise bereit seyn, daß ich nicht einmal für mich eine Skizze davon entwerfen konnte; aber noch stehen die großartigen Bilder vor meinem trunkenen Ange in wonnevoller Erinnerung — wie der Ausflug nach Hollenburg, der mich überdieß durch eine Gegend führte, wo mich Eriunerungen aus der sorgenlosen Knaben-zeit, aus jenen Studienjahren, wo ein Bock im Thema noch den höchsten Kummer des Lebens bildet, umschwebten. Schon aus damaliger Zeit weiß ich mich zu erinnern, daß mir die Liebe oer Kartn er für ihr Land und für Klageufurt selbst auffiel, und daß ich große Noth hatte, mein liebes Gratz dagegen in Schutz zu nehmen. Jetzt erkenne ich, daß sie wenigstens mehr es zu ge-nießen verstehen, und das Schöne, was die Natur bietet, auSzubeuteu wissen. Freilich kosten die vielen Parthien im Verhältnisse auch mehr Zeit und Mühe, als bei uns die gewöhnlichen »weiteren Spaziergänge," wie man sie zu nen- ') Wie dort die odersteicrischen Gebirge, bilden hier die Koravantcn (Granzgebirge gegen Krain) einen Felsengürtel mit phantastischen Formen und in die Wolken ragenden Gipfeln- ") Die Dräu belebt dies, Vild, indem sie das ganze Nosenthal durch-fliesjt. wie dort die Donau die schone Ebene. *") Hat doch der brave Wagner mit seinen Ansichten von Kärntcn ein Unternehmen gewagt, das in Gratz kaum noch im Entliehen ist — warum lieferte er nicht schon längst wenigstens cine Skizze dir-ses schönen Bildes! — nen pflegt; dafür bieten aber auch der Stern berg, der Magdalenenkogel, Hochsternitz, die Vill acher' Alpe u. s. w., mitunter wohl auch die näheren Parthien, als M. Loretto, M. Saal und das Zollfeld mit seinen historischen Erinnerungen, Viktring, die Zigguln u. s. v. a. — Genüsse, wie man sie bei uns vergebens mitunter suchen würde. So eröffnet uns die Westvarthie (vom Stadt-pfarrthurme aus) einen Anblick, der nur in Oberösterreich oder in der Schweiz wieder zu finden ist. Schon das Bild des Sees ist einzig in seiner Art; erhöht wird die Schönheit durch seine großartige und zugleich liebliche Umgebung, durch den belebten Vordergrund, während der vielgezackte Debratsch im nebelgrauen Hintergründe den Kranz der Fels-gebirge schließt, wie ihn der Süden zeigt, und nun gegen Norden die Reihe fruchtbarer Alpen, mir runden, dem Auge wieder gefälligen Formen beginnt. Wie imposant und doch freundlich erscheint die mächtige Görlitzen im Beginn dieser Reihe, die erst im fernen Nordost mit der Sau- und Choralpe schließt, während der Vordergrund einen Reichthum oon Schlössern und Burgen zeigt, wie ihn kaum Salzburg, das doch europäischen Ruf genießt, bietet. Die Schattenseite der Stadt, daß man nämlich (besonders um die Stadt selbst gehend) nicht recht weiß, ob die Zerstörung eben gewesen ist, oder gerade erst werden soll? — oder ob Einer vom Baue des Andern denn nichts wisse — verschwindet doch mehr auf dieser Höhe; auch 5^ Schindeldächer verschwinden nach und nach lind im Einzelnen zeigt sich viel Geschmack iu Bauten, mehr (hätte ich bald wieder gesagt) als in derselben Zeitperiode in Gratz! Doch meine Erinnerungen sollen keine Parallele werden, auch will ich meine liebe Vaterstadt nicht dadurch herabsetzen; sie bleibt das Ziel meiner Wünsche— aber erbauen und erholen gehe ich mich stets in die Umgebungen Klagenfurt'-?. Gine einfache Geschichte aus dem Gesellschaftsleben der Engländer., ( S ch l u si.) Morley versuchte zu reden, es war aber, als fehlte ihm der Athem; er drückte die Hand auf die Brust, und als er wieder freier athmete, schien es, als wollte er nicht reden. Da nahm der Friedensrichter das Wort: »Der Constable hat Euch vor der Stadt in einer gemeinen Schenke getroffen. Ihr habt keine Verbindlichkeit anzugeben, was Euch dorthin geführt, und was Ihr dort geschafft. Ich muß Euch vielmehr warnen, daß Eure Au?' sagen zu Protocoll genommen, und als Beweismittel wider Euch gelten n^idc,,. Könnt Ihr Euch aber genügend ai>^ weisen, so redet. Es ist besser für Euch, wenn Ihr es thut." Immer noch zögerte Morley, und warf einen Vl>" voll Liebe und Mitleid auf Elisen, deren Augen an se>' nen Lippen hingen, und jede seiner Bewegungen bewachte!'' Endlich berichtete er, wie er Morgens dem alten Emde" von Weitem nachgegangen, bis er ihn in das Bureau ei»' treten gesehen. Er habe sich dann in seine Werkstättc begebe" 99 — und sey bis Mittag geblieben. „Von da auf meinem Wege «ach Hanse," sagte ei-, »mnßte ich zu meinem Schreck—" Er stockte, sein Blick war auf Elisen gefallen. Sie lehnte sich vorwärts , lauschte jedem seiner Worte mit einer Innigkeit, als gelte es ihr Leben, und ehe cr den Satz vollendete, brach ein Seufzer aus ihrer Brust, und sie faltete mit der Seelenangst flehentlicher Bitte die Hände ihm entgegen. Entschlossen sagte er zum Friedensrichter: »Mehr verlangen Sie nicht von mir." Sir Thomas Spencer hatte die Augensprache zwischen Elisen und Georg bemerkt, jedoch darin für Letzteren die Mahnung gelesen, sich nicht selbst zu beschuldigen. Er erklärte daher, das; das Verhör anf morgen anstehen, und inzwischen Morley in Haft bleiben müsse. Bei diesem Worte zuckte Elise krampfhaft zusammen; Todrenblässe überzog ihr Gesicht, sie versuchte zusprechen, aber sie konnte nicht, und Thränen stürzten ans ihren Augen. Morley liesi sich ruhig abführen; eine Last schien ihm von der Brust gehoben, oie er um Elisen's willen gern zu tragen bereit war. Am folgenden Morgen war ich in demselben Zimmer Zeuge einer andern Gerichisscene. Elise war nicht da; Sir Thomas S pence r harte seinen Sitz genommen ; ihm gegen--über stand M o r Iey, dann der Wirth aus den »acht Glocken" und ein Mann mit sonnverbranntem, jüdischen Gesichte. Auf der Tafel lag ein in ein Tnch geschlagenes Packet und dabei ein Paar Handschellen. Sobald Mistreß Henton erschienen war, befahl der Friedensrichter, den Gefangenen vorzuführen. Er kam. Ein alter Mann, schmutzig und liederlich von Anzug, in seinem Gesichte die Spureu unlängst ausgeschlafencr Trunkenheit. Es war Emden, Elisen's Vater. Das Verhör stellte Folgendes heraus: Emden war in eine Schenke gegangen, und hatte von seinem Reisegelde bis Mittag gezecht. Morley sah ihn zufällig auf seinem Wege nach Hause, und erhielt von ihm das Versprechen, wenn er ihm frisches Reisegeld schaffe. mir dem Nachrwa-gen abzureisen. Während Morley sich bemühte, das erforderliche Geld aufzutreiben, traf Emden mit einem ihm bekannten Schacherjuden zusammen, dessen Frage, ob er nicht »etwas Gutes" zu verkaufen habe, den Gedanken in ihm lvcckte, sich des Atlaskleides zu bemächtigen. Gedacht, gethan. Den Erlös vertrank er wieder, und weil cr den Ort mied, welchen M orley zur Zusammenkunft bestimmt, suchte ihn dieser von einer Schenke zur andern, bis er von dem nach ihm ausgeschickten Eonstable verhaftet wurde. Als der Jude vom Diebstahle und der deßhalb eingeleiteten Untersuchung hörte, achtere er es für rachsam, das Kleid auszuliefern, u»d Emden als den zu nennen, von welchem cr es gekauft, was dann Emden's Einziehung zur Folge hatte. Das Resultat des Verhörs war Emden's Abgabe an die Assisen, von welchen er zu siebenjähriger Deportation verurtheilt wurde, ein Spruch, von dessen Vollstreckung der Tod ihn entband. — Schließlich erwähne ich, daß, seit ich Maidstone verlassen, Elise Emden am Traualtare den Namen Morley eingetauscht, und Mistresi Henton sich ver- pflichtet gefühlt hat, die dem armen Mädchen zugefügt Krankung durch ein reiches Brautgeschenk nach Kräften zu vergüten. Feuilleton. Neu entdecktes Vrot. — Unter dieser Rubrik bringen die „Sonntagsblätter" Folgendes : »Herr A. M. P o l-lak, ein Wiener Fabrikant, hat eine höchst segensreiche Erfindung gemacht, vermöge welcher er um 40 kr. C. M. einen Cenrner Brot zn bereiten verspricht. Das Brot, davon uns eine Probe vorliegt, ist schmackhaft und nährend. Der Erfinder wird in den nächsten Tagen seine Entdeckung bekannt machen, indem ihn nur der menschenfreundliche Gedanke, den Armen eine unbezahlbare Wohlthat zu erweisen, leitet. Zu jeder Zeit wäre die Erfindung segensreich gewesen, in der jetzigen, bedrängten, ist sie es doppelt und hundertfach." Originelle Wette. — In Wien hat sich kürzlich eine originelle Werte ergeben. Drei reiche Bürgersfrauen, die jede für einen wohlbesetzten Tisch zu sorgen verstehen, haben unlängst in einer Gesellschaft jede mir ihrer Köchin geprahlt, und jede hat behanptet, sie allein besitze die beste Köchin. Sie haben daher beschlossen, Probe-Tafeln zu geben und einen in Wien wohlbekannten Gourmand hiezu einzuladen, dem solle der Ausspruch über den Preis, den die Köchinen zn erringen hätten, obliegen, und wem dieser Feinschmecker die Palme reiche, der möge auch die Wett-Summe, von jeder dieser Bürgerfrauen 20 fi. E. M., zufallen. Die Namen der Köchinen sind folgende: Snsanna Süsimeyer, von Wien; Klara Ba ring er, von Negensburg, und Franziska Powolny, von Prag. Die Tafeln selbst, wozu immer l2 Personen geladen wurden, fanden an drei aufeinander folgenden Sonntagen Statt. Zuerst kam Susanna Süsimeyer an die Reihe; sie hatte in einer herrschaftlichen Küche kochen gelernt,-und ihre Gerichte waren vortrefflich. Hierauf erschien am darauf folgenden Sonntage Klara Baringer; sie ließ keinen Wunsch zu machen übrig; sie war in dem Hause eines reichen Banquiers in München Köchin, sie machte ihrem Rufe alle Ehre. Der Preisrichter schwankte zwischen diesen Beiden. Da kam am dritten Sonntage die Böhmin an die Reihe. Franziska Powolny, welche in einem der ersten Gasthöfe in Wien fünf Jahre Köchin gewesen, und der keine, wie immer Namen habende seltene Speise ein Geheimniß gewesen, kochte, und man aß von ihren Gerichten mir Begeisterung, allein sie kochte nur uach einfacherer Weise, und schon triumphir-ten die Köchinen - Besitzerinen der „Sandel" und „Klarl," doch der Preisrichter entschied für die letztere; er sagte: Wer für einen bürgerlichen Tisch so delicat zu kochen verstehe, der müsse ein Meister in der Kochkunst seyn: die Suppe, das Ragour, der Braten stünden weit über dieselben Gerichte der früheren; alle geladenen Gäste waren derselben Meinung, und lautes Lob und 60 fi. C. M., dann noch insbesondere Geschenke der geladenen Gäste, waren der Lohn, den die Böhmin empfing. Moderne Orziehung. — Ein Schriftsteller sagt darüber Folgendes: Ich überlasse es dem geneigten Leser, darüber ein Unheil zu fällen, ob er wahr spricht Die meisten Menschen erziehen ihre Kinder nicht, sondern verziehen sie. Diese Erziehung besteht darin, daß man Kindern die entzückende Jugend mit ihren heiteren Tagen raubt. Sonst pflegten Kinder mit Pnppen zu spielen, jetzt spielen die Aeltern mir ihren Kindern, die sie zu Puppen machen. Sonst war man in der Cultur noch so weit zurück, daß man Kindern bis ins vierzehnte Jahr erlaubte, Kinder zu seyn. In den freier körperlicher I0N Entwickelung angemessenen Kleider,, sprangen sie in Gottes freier Natur herum, spielten lernend und lernten spielend. Und was lernten sie? Lauter gemeine Dinge; vielleicht Lesen , Schreiben, erwas Geographie und Geschichte und Ne-ligion, die Mädchen auch Handarbeiten und Häuslichkeit. Und jetzt? Vor allem andern Etiquette! Ein Mädchen von sechs Jahren ist da5 geireue Bild einer Weltdame: c-x^uett in allen Bewegungen, liebenswürdig, naseweis, hochmüthig bis zum Entzücken; im zwölften Jahre hat es Gesellschaften und Bälle zum Ecl-'cl und lies't den »ewigen Juden" und die „Geheimnisse von Paris." Die jungen Herrchen stehen na-rürlich auch nichc zurück. Dafür gibt es aber auch keine Kinder mehr, sondern anständige kleine Puppen. Ihr sollcer einmal eine Kindergesellschaft oder einen Kinderball sehen. Da herrscht ganz genau dasselbe Ceremoniell, wie in den Eirkeli, der gros;en Welt. Welche allerliebste Knire, wie l'.'eu die erheuchelte Artigkeit in Mienen und Worten! Da kommr der siebenjährige Herr Baron und sagt zu der sechsjährigen Bankiersrochrer: »Mein Fräulein, kann ich die Ehre baben, diese Polka mir Ihnen zu tanzen?" Und der Tanz s.> gemessen, wie alle Regungen und Bewegungen. Lustig seyn wäre unschicklich. Wenn die Kinder in früheren Zeicen über die Tölpeljahre hiuaus waren, so öffnete sich ihnen erst das Leben der großen Welt mit ihren neuen Reizen, und sie konnten alt werden, ohne den Geschmack an den Freuden des Daseyns zu verlieren, weil sie dieselben nicht mit unreifem Sinn gehascht. Im vierzehnten Jahre kennt man jetzt längst alle Reize des Daseyns, im sechzehnten sind die Freuden der Welt ein Eckel, im zwanzigsten stellt sich der Weltschmerz ein, und den Rest nimmt der Lebensüberdruß in Beschlag. Und nicht nur die höheren Stande thun es so, auch der Mittelschlag ahmt jene nach; denn was will nicht Alles jetzt zu den höheren Ständen gehören! Und die FoL gen? Das Glück und der Seelenfrieden von Millionen Menschen wird durch diese verrückte Erziehungsweise unserer Zeit vernichtet! Der Patriarch Ladiölaus Pyrker, — Erzbi schof von Erlau, der so heftig erkrankt war , daß er bereits das heilige Abendmahl genommen hatte, befindet sich, den neuesten Nachrichten zufolge, bereits auf dem Wege der Besserung. Es ist alle Hoffnung, daß Se. Excellenz bis zum Frühling so weit wieder hergestellt seyn werde, um eine Erholungsreise in ein Bad antreten zu können. Die HOOjähriste Jubelfeier der Nniversität zn Arass — findet eine so rege Theilnahme, daß die unterzeichneten Beitrage sich schon am l. Februar auf 83,0 l 8 fi. 58 kr. C. M. beliefen. Leuchtendes VZclsser. — Ein spanischer Chemiker, Don Vincente Ealderon, hat ein Verfahren entdeckt, aus Wasser ein Kohlenwafferstoffgas zu ziehen, welches sich zur Beleuchtung trefflich eignet, indem es nicht nur ein sehr helles und geruch- und rauchloses Licht gibt, sondern auch zu sehr wohlfeilem Preise geliefert werden kann. 3t!ur bequem! — Eine norddeutsche Zeitung spricht mir großer Entrüstung über die Unverschämtheit jener Hi-striouen, die sich mir der Fabrication des Selbstlobes befassen. »Ein ganz unbedeutender Büynenjüuger" — so heißt es dort — »sender nns einen lithographieren Brief mir der Bitte zu, die unten folgende Notiz (es ist aber eine lobqualmende Kritik aus einer fremden Zeitung) ehemöglichst zu publiciren." — Also ein völlig organisirces Handwerk des Seldstlobcs! Das Schreiben eines Briefes im freundschaftlichen Vertrauen auf eine Person, das sich allenfalls noch entschuldigen ließe, genügt nicht mehr, sondern man schickt förmliche lirhographirte Geschäftsbriefe zu Hunderten in die Welt, um dieser Sand in die Augeu zu streuen. Uebrigens läßt es sich nicht läugnen, daß dieses Verfahren den Vortheil der Bequemlichkeit für sich habe. Theater in Laibach. Am verflossenen Montag den 22. und Dinstag den 23. März wul» den zu den Violin« Concerten, die ein Herr Cesare R o ssi < Mitglied der Cäcilien-Academie und des philharmonischen Vereins in Rom, so wie der Musitacademie in Bologna, in unserm Theater veranstaltete, von der Gesellschaft Reprisen der jüngst gesehenen Lustspiele: „Drei Herren und drei Danien» und „Der Vetter» aufgeführt, Herr Cesare Rossi führt die Titel als Mitglied so berühmter musifali scher Vereine nicht mit Unrecht; so jung er auch ist, verdient er doch schon jetzt den besten Vio« li» - Virtuosen der Gegenwart angereiht zu werden. Ich glaube, daß das kritische Urtheil Wien's, wohin der junge Künstler von hier aus sich bc« gibt, diese meine Behauptung und Ansicht vollkommen theilen werde; denn nicht bald ist mir eine grösjere Vrauour, eine kühnere Sicherheit und technische Fertigkeit in der Behandlung dlcles ersten aller Instrumente vorgekommen, als bei Herrn Nossi, welcher ohne Zweifel der Concertsaison der Residenz Ehre machen wird. — Mittwoch um 2H. März zum ersten Male und zum Venefice der Schauspielerin Dlle. Glise Spengler: „Eine Mutter aus dem Bürgerstante," Schauspiel in 5» Acten unl> einem Nachspiele. von Charlotte Virch-Pfeiffer. Die sehr oft verkannte, verunglimpfle, mit Unrecht verfolgte Verfasserin kann mit dem Siege, den sie in diesem Stücke über ihre Feinde davontragt, zufrieden seyn. Wenn nur jeder, der oft bloß aus Mode gegen die VircL« Pfeiffer zu Felde zü'ht, weil sie eine Frau ist. im Stande wäre, halb so gute und consequenle Charaktere zu zeichnen und durchzuführen, wie sie in diesem Glücke vorkommen , wahrlich , wir hatten i» der neuesten Zeit nicht so vicl dramatischen Unsinns und Misere's. Es hat unter allen Stücken, die heuer über die Bretter unseres Theaters gingen, kein einziges so entschieden auf das Gemüth und Herz des Auditoriums gewirkt, als diese „Mutter aus dem Nüraerstande,» ein Tchausviel, das durch seine tiefe Moral, durch die richlig gezeichneten Ansichten des Lebens, durch natürlichen, ungelünstcl.-ten Effect und eine meisterhafte'^cenirung sich den bestcn Schauspielen der Gegenwart gleichstellt. Nur halle die Frau Verfasserin uns das ?cachspicl füglich erlassen können, weil mit dem 5. Acte das eigentliche Stück schließt und dieses Nachspiel gleichsam als Postscript eines Damenbriefcs erscheint. — Die brave Venesiciantin hätte uns daher kei» besseres Veneficestück bieten können; aber auch die Aufführung war in allen Beziehungen tresslich. Dlle. Spengler gab die Titelrolle der Madame Brunn mit wahrhaft künstle« rii'cher Vollendung; denn der herrliche Charakter dieser schlichten und doch tieferfahrenen Bürgersfrau kann mit mehr Ruh? und richtigerem Takt, als diesi hier der Fall war, nicht dargestellt werden- Die scheidende Dlle. Spengler wird schon dieser Parthie wegen hier lange im frischen Andenken bleiben. Herr Vuckwald (Baron Eduard v. Brunnstädt) kann diese Parthie zu seinen gelungensten rechnen. In de» schönen Gefühlsscenen, die er mit wohlthuender Wärme und Innigkeit darstellte, war er vorzüglich brav. Nur mit seinem Anzüge und verstörten Wesen im vierten Acte, wo er ins Sckuldengefänyniß wandern sollte, bin ick nickt einverstanden- Ein Cavalier von so feinem Ton, wie Baron Eduard, wird trotz der Zerrissenheit des Gemüths, trotz seiner verzweiflungsvollen Lage immer so viel Dehors beobachten, daß er nicht mit zerrauftem Haar und mit aufgeknöpftem Hemde, obfckon von den Dienern der Gerechtigkeit begleitet, aus seiner Wohnung tritt- Dlle. Ale>.andrine Cnlliano gab die Gattin des Erstgenannten voll innigen, tiefen Gefühls, voll Wahr» heit, ja mit künsileriscker Weihe; eben so war Herr Thomü, als Marquis d'Arlincourt < an diesem Abende in einer seiner besten, vollendetsten Parthien v»schäftigt. Niemand von der Gesellschaft hätte den feinen Fran« zosen mit so großer Routine, so feinem Takt geben können, als er es that. Sehr brau war Herr Scknitzer als Vuckhalter Anselm. Herr B lu men fe ld(Iust!zratl)Hackman!i) und Herr Moldt lAmadeus Baro« v. Nrunnstädt) verdienen beifälliger Erwähnung ; die Auffassung des Lctztern war gewis, eine gelungene und spricht für die Vielseitigkeit des Darstellers-Mad. G ra m b a ch spielte die Tänzerin Duvalon entsprechend. Die an-dern Mitbeschäftigten treten weniger hervor, sie thaten aber redlich das ihrige zur Nundung des Ganzen., Die' Ausnahme des Stückes war eine glänzende, der Beifall einstimmig, der Besuch zahlreich. Leopold Kordcsch- Verleger: IgnazAlvisGdler v. Klein mayr.