Vaterlands Künste Wissenschaft und geselliges Leben. ^ KK« z8lT,n8ta3 ÄSN 3. V^SvrnHi. R G48, Gin Besuch bei Nossitti. Von E. M. Vcttingcr. (Aus der «Wiener Zeitschrift".) <^Pch befand mich im Herbste des Iahl-es l845 aus einer Reise durch Italien. Um Rossini zu sehen, begab ich mich von Florenz nach Bologna, dem Aufenthalte des Maestro, wo dieser in der Strada Stefano, in dem Hause Nr. I0>, ein (Ül»ml)i'6 AiU'ui bewohnte. Rossini war nicht zu Hause, und da seine Zurückkunfr jede Minute erfolgen sollte, enrschlosi ich mich, zu warten. Indessen fuhr sein Wagen vor, um ihn zu einer Spazierfahrt abzuholen. Endlich kam der Maestro daher. Ich eilte ihm entgegen. Mehr ängstlich, als verwundert blieb er stehen, als ich, dicht vor ihm, meinen Hut, zog und ihn fragte, ob er sich meiner wohl noch erinnere? »»'0 8lH->l0l'!" lautete die eiskalte Antwort. »Vor fünf-zehn Jahren," fuhr ich fort, »hatte ich in Paris die Ehre, fast täglich in Ihrer Gesellschaft zu seyn. Sie überhäuften mich damals mit Freundlichkeiten." Er sann und schüttelte den Kopf. »Damals war ich der glückliche Ueberbringer einer Depesche der Signora M. aus München, die —." »Ah, nun fällt's mir ein. Sie brachten mir —." »Die Nachricht ihrer Verheirathung und —." »Und ein von ihrer Hand gesticktes Käppchen? Nicht wahr?" »Ganz recht, Cavaliere!" »Und Ihr Name?" Ich nannte mich. »Ah!" rief er, »Sie haben mich zum Helden eines Romans gemacht!" — Ich wußte nicht, ob ich Ja oder Nein sagen sollte. »O, läugnen Sie es nicht; ich habe mir Ihren Namen wohl gemerkt!" »Und darf ich fragen, ob Sie den Roman gelesen haben?" »Ich kenne nur Auszüge daraus, die ich in der »Revue de deux mondes," vom Herrn Henri Blaze, gelesen. Doch hat die Tochter des Signor Bosco, der ich hier Unterricht im Gesang gebe, mir viel von Ihnen und Ihrem Buche über mich erzählt. Teufel! Sie haben Ihren Lesern viel blauen Dunst vorgemacht und ihnen Manches erzählt —." »Was vielleicht wahrer ist, als Sie es selbst gestehen wollen?" »passon« 1a — ^«88U8. Wie lange gedenken Sie hier zu bleiben?" — »Bis morgen früh." »So schnell wollen Sie unser hübsches Bologna verlassen?" »Kam ich doch nur darum Hieher, um Sie zu sehen." »Ich habe leider eine Einladung auf's Land angenommen und muß bald fort." »Lassen Sie sich nicht stören, Cavaliere," sagte ich und war gefaßt, den Rückzug anzutreten. »Halt, so war es nicht gemeint," sagte er und faßte mich beim Nockknopf. — »Ein halbes Stündchen kann ich wohl noch mit Ihnen verplaudern. Kommen Sie, kommen Sie," fuhr er fort, häkelte sich in meinen Arm und führte mich in seine Wohnung. Auf diesen vierzig bis fünfzig Schritten lächelten ihn rechts und links die Augen der vorübergehenden Damen an; er aber schien für das Feuer dieser Blicke, für die Süßigkeit dieses Lächelns so ganz und gar abgestumpft, daß er nicht die geringste Notiz davon nahm. Ich betrachtete ihn und fand, daß er seit fünfzehn Jahren mehr gealtert, als mancher Andere in einem halben Jahrhunderte. Von dem einst schonen, höchst interessanten Manne ist nichts übrig geblieben, als ein welker Stamm mit grauen Haaren; die einst blendend weißen Zähne sind gelb, der einst braune Teint fahl geworden. Auch die Toilette schien vernachlässigt: er trug einen alten, weißen Filzhut, einen breiten, schlotternden Sommer-Paletot von schwarzem Serge de Brie, mit dunkelrother Seide gefüttert, ein Paar weite, ebenfalls schlotternde und nicht allzu reine Nankinghosen und ein spanisches Rohr; sein Gang war schlaff und fast trippelnd. Oben an der Thüre seiner Wohnung angelangt, zog er aus der Seitentasche seines Paletot ein ziemlich dickes Leder-Futteral hervor, in dein er vier bis fünf große, schwere Schlüssel mit sich herum trug, wie sein alter Doctor Bar-tolo, den ich in dem Augenblicke, als Rossini seine zweifach gesperrte Thüre aufschloß, leibhaftig vor mir sah. 42 Aus dein dunkeln Vorzimmer trat ich in einen ziemlich eleganten Salon, in dessen Mitte ein Clavier stand; auf Sopha und Stühlen lagen Noten umher; — an den Wänden hingen ein Paar schwarz eingerahmte Kupferstiche, von denen der eine den ehemaligen Impresario Domenico Barbaja, der andere den einstmals gefeierten Tenoristen David vorstellt. Ueber dem Sopha hing ein großes Oelbild, welches allem Anscheine nach Rossini erinnern soll, daß Madame Pellicier in ihrer Jugend außerordentlich schön gewesen sey. — In ihren hostienweisien Händen hält sie eines der berühmtesten Gesangstücke Rossini's, Tancred's Arie: »di laMi plllpiti." Rossini bat mich, Platz zu nehmen. Dann setzte er sich zu mir und fragte: »Was gibt's Neues in Ihrem Deutschland?" »Man trägt sich dort seir Jahren mit dem Mährchen herum, dasi Sie eine neue Oper: »Ieanne d'Arc," geschrieben haben, die aber erst nach Ihrem Tode aufgeführt werden soll. Ist das wahr?" »Ja, mein Freund, die vollständige Partitur ruht seit drei Jahren in meinem Pulte." »Und aus welchem Grunde wollen Sie Ihren Verehrern den Genuß Ihres Werkes so lange vorenthalten?" »Weil ich hoffe, das die Welt einem Todten gegenüber gerechter seyn wird, als dem Lebenden. Meine Zeit, ich weiß es, ist vorüber. Der jetzige Geschmack huldigt andern Götzen, mit denen mein geringes Talent nicht in die Schranken zu treten wagt. Apropos, was macht mein Freund, il cslsdrs 81'ANnr U 6 ^ 6 rli 6 6 r?" »Sein »Robert der Teufel" und seine »Hugenotten" gefallen jetzt noch mehr, als früher und es herrscht nur Eine Stimme: daß beide zwei großartige Meisterwerke sind, die ihm und uns — denn Meyerbeer ist ein Deutscher — zum höchsten Ruhme gereichen." (Schluß folgt.) Der stumme Anklager. Nouellette, übersetzt aus dem Englischen, lSchluß.) »Sie kennen mich nicht," sagte der Reisende, nachdem er die Thür geschlossen und seinen Filzhut abgelegt hatte; »und dennoch bin ich hier geboren." — »Ich erinnere mich nicht, Sie je gesehen zu haben." — »Leicht möglich, aber wenigstens wird Ihnen der Name eines gewissen Sir Nau-. tilius Seaward bekannt seyn, der vor fünfundzwanzig Jahren seine Güter verkaufte und sich mit Sir Walther Naleigh nach Westindien einschiffte?" Aber auch jetzt erkannte sie den Fremden nicht wieder, obgleich sie nicht vergessen hatte, daß Sir Nautilius ihrem Manne diese Schenke kurz vor seiner Abreise eingerichtet hatte. »Ich war" sagte sie, »damals noch sehr jung, weiß aber noch gut, daß alle Schiffe an einem Freitag vom Stapel gingen, an einem Freitag in's Meer stachen und an einem Freitag die Anker lichteten. Sie haben alle Schiffbruch gelitten, wenigstens haben wir nie mehr etwas von ihnen vernommen." — »Freilich," sagte seufzend der Reisende, »die Schiffe scheiterten, aber nicht alle, die sich auf denselben befanden, kamen um, denn ich bin Sir Nau ti-lilis Sea w a r d." — »Was hat das aber mit meinem Manne ' zu thun?" fragte die Wirthin, ein wenig beruhigter. — »Etwas Geduld! Vor meiner Abreise hatte ich eine kleine Angelegenheit mit ihm: aber — ich bitte Sie, wie ist er gestorben, Frau Snake? denn das ist ja, irre ich nicht, Ihr jetziger Name." —»Ja, mein Herr! — Er starb an einem Schlagfiuß. Ich habe ihn todt in seinem Bett gefunden." — »Sind Sie sicher, daß er am Schlagflusi starb, —ganz sicher? — Lieber Gott, welchen stechenden Schmerz empfinde ich da am Kopfe, dicht über dem Ohre! Es kommt mir vor, als drücke man mir einen Nagel in den Schädel." — »Ewige Barmherzigkeit!" schrie die Wirthin und ward leichenblaß. »Was wollen Sie damit sagen, Herr?" — »Nichts, nichts," entgegnete der Fremde; »'s ist schon vorüber, aber es war ein furchtbarer Schmerz, gerade als wenn man nur einen Nagel in den Kopf drücke." Die Wirthin stützte sich auf einen Stuhl, der Fremde öffnete die auf einen Corridor gehende Thür und winkte einem Constabler, einzutreten, dem er befahl, sie nicht heraus zu lassen und ihr jedes Gespräch mit Andern zu verbieten. Nun begab sich Sir Nautilius geraden Weges in die Küche, drängte sich durch die Gäste und den Rücken dem Feuer zugewandt, sah er den Wirch mit scharfen, durch--dringenden Blicken an; dieser, unfähig, den Blick zu ertragen, zog die Augenbrauen zusammen und legte die Hand an den Gürtel, als wolle er sich von einem ihm Verhaßten befreien. »Sie waren ehemals Stallknecht in diesem Hause?" fragte der Fremde. — »Danke für die Nachricht," war des Wirthes dürre Antwort. — »Und Sie haben die Witwe Ihres alten Herrn geheirathet." — »Wie Sie zu sagen belieben." — »Drei Monate nach seinem Tode?" — »Es wäre mir viel lieber, wenn Sie sich nicht um fremde An-legenheiten bekümmern wollten, die Sie gar nichts angehen," entgegnete der Wirth mit erbittertem Tone. — »Ihr alter Herr ist, wie ich höre, plötzlich gestorben?" — »Da können Sie Recht haben." — »Das war vor zweiundzwanzig Jahren." — »Mehr oder weniger." — »Und wie starb er?" — »Von einem Anfalle — ." — »Wovon?" — »Was weiß ich's? Wenn Sie's wissen wollen, so sprechen Sie mit dem Arzt. Wahrscheinlich durch einen Anfall von Betrunkenheit." — »Und sein Tod war von keinem außerordentlichen Umstände begleitet?" — Der Gastwirth verlor mit einem Male seine Gemüthsruhe und warf einen unruhigen Blick um sich, während sein Inquisitor ihn mitleidslos mit seinen scharfen Fragen drängte. »Haben Sie die Leiche Ihres Herrn gesehen?" — »Wie, ich? den Leichnam sehen?" rief zitternd der Gastwirth aus. »Nein, nein, gewiß nicht. Um alle Schätze der Welt hätte ich's nicht gethan. — Daß heißt — ich — Margarethe — meine Frau — Doch wo bleibt sie? — Ich will sie suchen gehen." — »Halt!" fiel ihm der Fremde in's Wort, »ich habe noch mehr mir Ihnen zu sprechen. Wer hat Roger Phillp ot's Leichnam untersucht? Man hat doch gewiß Einen zur Untersuchung herbeigerufen?" 43 — »Der Dorfarzt ist zu ihm gekommen." — »Und wo ist dieser jetzt?" — »Seit vielen Jahren begraben." — »Und wie hat er sich geäußert?" — »Aber — er hat gesagt, Roger sey von einem Anfall gestorben, wie ich Ihnen sagte. — Man hat ihn todt in seinem Bette gefunden. — Er ist plötzlich gestorben." - — »Warum sollte er nicht plötzlich gestorben seyn?" schrie der Ritter, indem er den Schädel unter seinem Mantel hervorzog und dem Wirthe vor die Augen hielt, »warum sollte er nicht eines schnellen Todes sterben, wenn du, verruchter Bösewicht, ihm einen Nagel in den Kopf schlugest!" — Der Gastwirth stieß einen durchdringenden Schrei aus und stürzte auf die Straßenthür zu, aber der Fremde versperrte ihm den Weg und faßte ihn beim Kragen. »Deine Frau hat Alles eingestanden, ergib Dich!" — »Gut," entgegnete der Mörder und faßte seinen Feind bei der Gurgel, »es wäre umsonst, es zu läugnen; aber ich habe mit dir noch etwas abzumachen. —" Die beiden Gegner, von gleicher Kraft, rollten im Augenblick am Boden; indeß überwältigte Sir Nautilius, der mit der Erfahrung eine größere Kaltblütigkeit verband, den Wirth, und setzte ihm das Knie auf deu Hals, worauf er die höchlich erstaunten Anwesenden ersuchte, sich des Mörders von Roger Phillpot zu versichern, was auch geschah. Aber Sir Nautilius, der zwar siegreich aus dem Kampfe hervorgegangen, war nicht ohne Wunde geblieben. Als er fiel, hatte er die Hand an dem Todtenkopfc, und der verrostete Nagel war ihm sehr tief in's Fleisch eingedrungen. Die Wunde schien ihm so unbedeutend, daß er nicht für nöthig hielt, darauf zu achten; aber am andern Morgen empfand er grausame Schmerzen am Arme, und bald darauf starb er am Wundstarrkrampf. Acht Tage nach Weihnachten stützte sich Martin Delve r vor einer ftisch bereiteten Grube auf seine Schaufel. Vor ihm lag derselbe Kopf, der vor Sir Nautilius Füßen herunterrollte. »Ah, bist du wieder da, Phillpot?" redete ihn freundlich der Todtengräber an; „ich bin zufrieden mit dir, du hast wie ein ehrlicher Mann vor dem Nichter dein Geständniß abgelegt; du hast den Verbrecher und sein Weib, die dein Galgen nicht entgehen werden, vernichtet. Sehr gut von deiner Seite; aber du hast den armen Herrn, der dich mitgenommen hatte, zu hart bestraft. Ich wußte wohl, daß dies; ihm Unglück bringen würde. — Gleichviel, es war ein biederer Mann. Bald wird er unter diesen, Nasen ruhen; er soll über das Bett, das ich ihm bereitet habe, keine Klage führen." Guter Nath für weltkluge Leute. (LUis dcr »Pannonia.") 1. Sey höfilich gegen bejahrte Frauen, denn sie begründen in der Gesellschaft den Nuf des Neueintretenden. 2. Finde Alles gut, sey es, daß man Dich zu einem freundschaftlichen Miitagsesscn einladet, welches Du durch starke Trinkgelder an die Bedienten doppelt zahlen mußt, oder zu einem Liebhaberconccrt, oder zu einer Abendvorlcsung ; in beiden letzten Fällen versieh Dich mit einer kleinen Portion Schnupftabak, selbst wenn Du nicht schnupfst, es ge- schieht nur, um Deine Langeweile desto leichter zu verbergen; nimm auch zuvor etwas Stärkendes zu Dir, um nicht Bauchgrimmen zu bekommen. 3. Wirst Du in einem ehelichen Zwist als Richter aufgerufen, so gib der Frau immer Recht und dem Manne Unrecht; das wird Dich beim schönen Geschlechte mehr, als die vortrefflichsten Eigenschaften Deines Geistes und Herzens empfehlen. 4. Wenn ein Mädchen Dir ewige Liebe zuschwört, so danke dafür auf's Verbindlichste; aber hüte Dich, ihr Deine Hand zu reichen, wenn Du nicht willst, daß es nach sechs Monaten Dich schwer gereue. 5. Wenn ein Mensch, den Du nicht kennst, vor Dir seine Ehrlichkeit und Uneigennützigkeit rühmt, so halte Deine Taschen zu. Rühmt er dagegen seinen Muth, so kannst Du dreist Händel mit ihm anfangen, wenn es Dir sonst Spaß machen sollte. 6. Du kannst leicht den ersten besten Charaden-, Lo-gogryphen- und Sonnettendichter mit Goethe oder Schiller vergleichen, er wird Dir darum nicht besonders gram werden; aber hüte Dich, zu irgend einem Schmiralier, er sey auch noch so erbärmlich uud klein, zu sagen, daß er nicht mit Kant, oder Lessing, oder Klopstock, oder Gelle rt ganz auf gleicher Stufe stehe, wenn Du nicht gewiß seyn willst, Dir einen nnversöhnlichen Feind gemacht zu haben. 7. Bist Du krank, so höre Alles geduldig an, was Dein Arzt Dir vorschwatzt, seyen es nun abgedroschene Stadt-neuigkeiren, oder politische Kannengießereien, oder literarischer Galimathias; aber hüte Dich, alle seine Verordnungen zu befolgen, wenn Du nicht bald unbewußterweife einen Spaziergang nach dem Kirchhof machen willst. Verborgene Liebe. Dir möcht' ich's gerne sagen, Was meine Brust beengt, Dir möcht' ich's gern? klagen, Warum mein Herz gekränkt. Dir möckt' ick's gern vertrauen, Was mich dahin gebracht. Daß in so vielen Nächten Mein Auge schlaflos wacht. — Nozu noch mehr entdecken? — Ist's Dir doch längst bekannt. Was Dir so oft mein Auge — Was Dir mein Lied gestand! — Gustav Schön stein. Feuilleton. Gin Brand. — Am 29. December v. I. entstand in der Buchhandlung des Herrn I o h. N e p. Prettn er in Karlstadt, bisherigein Eigenthümer und Verleger der mit dem Neujahr eingegangenen Zeitschrift „der Pilger," ein Brand, der den sämmtlichen Bücher- und Materialvorrath theils gänzlich zerstörte, theils unbrauchbar machte. Der Schaden wird verschieden angegeben, bleibt aber jedenfalls empfindlich und unersetzbar. Ueber die Ursache der Entstehung dieses unglücklichen Ereignisses bestehen zweifelhafte Vermuthungen. Frechheit der jetzigen Gauner. — Wie weit die Frechheit der jetzigen Gauner und Tagdiebe geht, beweist nachstehender, in dcr »Wiener Zeitschrift" gemeldeter Fall: »Vor einigen Tagen sitzt ein Wiener, bereits ein bejahrter Geistlicher, Herr H. K...s, in seinem Zimmer am Schreibtische, als ein junger, verwegen aussehender Mann keck hereintritt und ganz ungcnirt seine Blicke im Zimmer um- 44 herschweifen läßt. Der Geistliche, darüber frappirt, fragte mm den Eindringling, was sein Begehren sey, worauf Jener sich für einen Offizier ausgab, der aber mit seiner Gage nicht auskomme, und von dein alten Manne Geld forderte. Dieser hatte im Augenblicke Niemand in seiner Nahe, um eine Hilfeleistung erwarten zu können, nnd gab daher eine 5 Gulden-Banknote, die er eben auf dem Schreibtische liegen hatte, dem so unverschämt Fordernden, worauf dieser sich ohne Dank entfernte. Der alte Mann war noch ganz von Schreck durchdrungen, als er diese Mittheilung machte." Griminalfall — Der »Hamburg. Corresp." berichtet von einem entsetzlichen Criminalfall: Ein Einwohner von Hohenhameln, Namens Bodenstedt, hatte sich durch die Qualen der Untersuchungshaft zu dein Geständnis; einer Brandstiftung bewegen lassen, und war, obwohl er sein Gestandniß später zurückgenommen, zur Todes-, im Wege der Gnade aber zu lebenslänglicher Kettenstrafe verurtheilt. Jetzt, nachdem er zehn Jahre die Schmach und die Qualen dieser Strafe erduldet hat, ergibt sich seine Unschuld. Er ist nach seinem Wohnort zurückgekehrt und wir fragen: Wer gibt ihm die Verlornen 10 Jahre seines Lebens wieder, wer Ersatz für das furchtbare Unrecht, das er erduldet hat? Die Neichthiimer der Kunstnotabilitäten. — Englische Blätter haben berechnet, daß sich nachstehende Kunst.-notabilitäten während ihrer Wirksamkeit folgende Reichthü-thümer erworben haben: Rossini 1,500.000, Rubini 1,200.000, die Elßler l,100.000, die Taglioni 1,000.000, Paganin i 800.000, die Malibran 800.000, Caroline Ünghei 600.000, die Cerrito 600.00t), Liszt 400.000, Jenny Lind 400,000, Ole Bull 300.000, der Optiker Busch 300.000, Bosco 300.000, Doni-zetti 300.000, Madame Weisi, die Leiterin eines Kin-derballets, 300.000, Thalberg 200.000, Ständigl 100.000, Döbler (in London) 50.000 fl. Papierkorb des Amüsanten. Die literarische Production in Frankreich, meldet der „HlnnilLur univni-ssl", ist seit 15 Jahren wirklich unerhört gewesen. Ein geistreicher Biograph sagte neulich, daß die Quantität von Papier, die jährlich in Frankreich fabricirt wird, hinlänglich wäre, das Königreich unter — Couvert zu setzen. »Ich fürchte mich so sehr vor dein Blitze," jammerte eine schone Frau während eines heftigen Gewitters. „Sie haben auch alle Ursache dazu," antwortete einer ihrer unbe-günstigten Liebhaber, »da Ihr Herz von Stahl ist." Die englischen Blätter erzählen von Victoria's ältester Tochter folgendem Scherz: „Ihrer Majestät Leibarzt besucht jeden Morgen die Kinder der Königin. Die Prinzessin nennt ihn kurzweg Brown, so oft sie auch schon darüber von ihrer Gouvernante Verweise erhalten hat. Nen-lich war ihr gedroht worden, sie werde zur Strafe in's Bett geschickt werden, sobald sie nicht »Herr Brown" sage. Da rief die Prinzessin am andern Morgen dem Leibarzt zu: „Guten Morgen, Brown, und zngleich gute Nacht, denn ich muß zur Strafe in's Bett!" — Die „Oder-Zeitung" bringt folgende Anfrage aus Breslau: ^Wer hat Lust, militärdicnstfrei zu werden? Dieser Friedfertige betrete das Trottoir, welches neuerdings am Rande der Chaussee nach Strehlen bis znr Steuerbarri^re gelegt ist. Gleich an seinem Anfange hat sich ein gemüthlicher Rinnstein seine Rechte vorbehalten, er ist unbedeckt, gleich als wären ihm die Frackschöße abgeschnitten. Das Trottoir hat es dort bis zu einer vollständigen Deckplatte nicht bringen können. Wer, besonders bei jetziger Glätte, diesen Pfad wandelt, dem kann der schönste schief zuheilende Arm- und Beinbrnch zuverlässig assecurirt werden. Und dieß wird alles mit Anstand unter der nicht zu lüftenden Maske des Zufalls geschehen, so reizend bequem ist die Gelegenheit. — Gehe hin, Myops, nnd dn wirst niemals in's zweite Glied gestellt werden!" Ehrenvolle Erwähnung eines Krainers. IVuüll s^uac^ie nun <>«uli«, «ecl c^i» potes 2«^ice meul«! Die Redaction dieses Vlaltes erhielt gegen Enve des verflossenen Monats nachfolgenden, unsern geachteten Laodsmann, Ol'. und Professor Füster in Wien, betreffenden Artikel (vom hockwürdigen Herrn Cajetan Hueber, Stadtcaplan zu Krainburg, eingesendet), der sich in d,r Zeitschrift: «Katholisch« Blatter aus Tirol" (i8K7. 11- Heft. p.->F, 1U73) wörtlich so abgedruckt befindet, wie wir ihn hier unsern Lesern mittheilen: ,1?. v, W, Wien, 25. Oclober 1847, Der akademische Gottesdienst an der hiesigen Hochschule hat seit Anfang des neuen Schuljahres einige, wenn auch nur kleine Abänderungen erfahren, die aber dennoch zu den wesentlichen gehören. So hat Herr Ul-. Füster, dermal Professor der Religionswissenschaft an der k. k- Universität, den Antrag gestellt, daß die bisher üblich gewesene Abgabe der Nnnenszeltel der Akademiker gänzlich aufzuhören habe, mithin jede zwangähnlichc Maßregel beseitiget werde. Dieser gewis, höchst treffliche, auf das Ehrgefühl der akademischen Jugend berechnete Vorschlag fand auch die augenblickliche Anerkennung uno Bewilligung < indem Jedermann die gulen Folgen dieser Neuerung augenscheinlich waren. Und siehe da, das in die jungen Akademiker gesetzte Vertrauen, den Gottesdienst nun ganz nach eigenem Entschluß besuchen zu können, hat sich auf das Glänzendste gcrechlfcrligt: denn nie war derselbe so zahlreich besucht, als eben jetzt. Es gereicht ter akademischen Jugend auch gewiß zur großen Ehre, daß sie ihren religiöse!! Jin», ihre Gottesfurcht und Andacht auf so schöne Weise kund gibt. Die Haltung der Akademiker im Gotteshaus? wahrend der hl. Handlungen ist eine sehr würdevolle und auferbauliche, und die feierliche Ruhe, der Anstand und die andachtsvollen Stimmen der jungen Akademiker müssen Jedermann gewiß sehr angenehm berühren und erfreuen, wenn man die künftigen Theologen, Mediziner, Juristen und überhaupt diejenigen. die dem Staate und der Menschheit einst nützen sollen, auf so gutem Wege sieht. Einen großen Theil zu dieser wahrhaft erhebenden Stimmung mag wohl auch der jedesmal der hl. Messe vorangehende gehaltvolle Vortrag des Heirn Professors Füster beilragen; denn nicht leicht kann man für die Zuhörer ihrer Stellung und ihrem Alter angemessenere Kanzelreden hören, als an Könn ° und Feiertagen in der wahrhaft prachtvollen Universitalskirche: das tressliche Organ, die schöne Sprache, der würdevolle, feurige Vortrag des hochw. Herrn Professors, verbünde» mit dem eben so gelehrten, als wahrhaft practischen Inhalte der Predigten. fes^lt nicht nur jeden Akademiker, sondern auck die sich immer zahlreicher einsindenden Zuhörer aus all,n Ständen und Altersclassen. Gewiß wird ein solches Wirken im Votteshause, vereint mit den geistvolle» Vortragen des Herrn Professors auf dem Lehrstuhle < nur von den erfreulichsten Folgen