Nr. 144. Dienstag, 26. Inm 1«»4. Jahrgang. 113. Mbllcher Zeitung. Prnn,lmcrn»ion^p««t<: Mit P osl vrrlsnd »»«: «anzMri» fl. ll>, halbMrig fl. 7 5« Im Comptoir: ° l'le!>""IÜi/r^ bi","'." !?i,.',,^ lv ' !,rös,/rc pcr ^jcilc 0 lr.; bei ül'crc» Wu^rlio».»«r» per Z.ile 8 lr. Die «Laib. gett,» erschc!»! »ünüch, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Die «dml««»«»«, ^ l,pfi„»>^ ni, «ongrestvlah Nr, 2 d e Medact«»» Bahohosgosse M. 15. Vvrechftm,ben der Ziebattion v" «"" ? m, v°?ml"°I? - Unsrantlerie Uriefe werden ,,icht anzenommrn. Mmmlcriple nicht zuruilgeNrNt. ""'°"°«ll°,e. Umtlicher Hheil. Se. k. und k. Apostolische Majestät haben dem Linienschiffs-Fähnrich Theodor Grafen Hantig, dem Lieutenant des Dragouerregiments Graf Paar Nr. ^ Kuno Freiherrn von'Ketten bürg sowie dem Lieu- tenant des Dragonerregiments Albrecht Prmz von Preußen Nr. 6 Eugen Grafen Braida dle Kam- mererswürde taxfrei allcrgnädigst zu verleihen geruyt. Se. k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 15- Ium d^ I. dem Viccpräsidenten des Oberlandesgerichtes m Graz Her- mann R. v. Schmeidel aus Anlass der erbetenen Versetzung in den dauernden Ruhestand den Titel uno Charalter eines Senatspräsidenten allergnadigst zu ver- leihen geruht. Schönborn m.p. Se. k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 1". Ium d. ^ ocn Oberrechnungsrath Josef Ficker des Mmister.ums fur Laudesvertheidiguug .^ä pei-.^nam zum ^ecynuugs- Director in diesem Ministerium allerguädigst zu ernennen geruht. Welsershelmb m.p. Se. k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 9. Ium d.^ dem Leiter der Druckerei der -Wiener Zeitung' Karl Gruß das goldene Verdienstkreuz mit der Krone »md dem Corrector bei demselben amtlichen Blatte Karl Schrä- me l das silberne Verdienstkreuz mit der Krone aller- gnädigst zu verleihen geruht. Se k und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 17 Juni d. I. dem Kanzleidiener bei dem Oberlandksgerichte m Tnest An- dreas Braß das silberne Verdienstkreuz allergnadlgst zu verleihen geruht. Der Finanzminister hat den Finanzsecretär Wil- helm Jenny zum Finanzrathe für den Bereich der Finanzdirection in Krain ernannt. Kundmachung des Handelsministeriums vom 14. Juni betreffend die Verlängerung des Bauvollendungs- Termines für die GailthabVahn. Im Grunde Allerhöchster Ermächtigung wurde in Abänderuug der Bestimmung im § «. Alinea 1, der Allerhöchsten Concessions-Urkuude vom 11. Juni 1893 (R. G. Vl. Nr. 110) der für die Gailthal-Vahn Arnold- stein-Hermagor festgesetzte Bauvollcndungs-Termin bis 1. September 1894 verlängert. Wurmbrand m. p. Der k. k. Landespräsident hat den Regierungslanz- listen Franz Iuvanc zum Bezirkssecretär und den Rechnungsuuterofficier I. Classe des Infanterieregiments Freiherr von Beck Nr. 47 Anton Drofenik zum Negieruugskanzlisten ernannt. Nichtamtlicher Mil. Stimme über die Entscheidung in Ungarn. Die Abstimmung im ungarischen Magnatenhause über die Ehcgesctzvorlage und wohl weit mehr noch als diese selbst die außerparlamentarischen Vorgänge, welche sie eingeleitet haben, uud uach erfolgter Abstimmung die Consequenzen, welche die progressistischen Blätter auch diesseits der Leitha aus dem Ereignisse ziehen möchten, rufen begreiflicherweise seitens der conscrvativen Publicistik in Oesterreich nachdrücklichen Widerspruch wach. Die «Neuen Tiroler Stimmen» beschäftigen sich zunächst in einer Polemik mit der liberalen Zeitung ihrer Stadt, eine Aeußerung derselben entschieden zurückzu- weisen, welche da gelautet hat: «Indem die Bischöfe und der Clerus in Ungarn die göttliche Hilfe gegen die Ehegesetzvorlage vergebens angerufen haben, werden sie, wenn es ihnen mit der katholischen Religion Ernst ist, nicht umhin können, diesen Ausgang des öffentlichen Streites als eine Offenbarung des göttlichen Willens anzusehen uud zu respecticren.» Das wäre allerdings eine, gelinde gesagt, sehr paradoxe theologische Lehr- meinung, würde nicht der frivole Hohn aus dein Satze herausleuchten. In dieser Beziehung ist allerdings die letzten Wochen über in Budapest selbst sowohl, wie in den Reflexen, welche der ungarische Zeitungskampf gegen das Magnatenhaus im allgemeinen und den Episkopat im besonderen in unsere cisleithanische liberale Presse herübergeworfen hat, ganz Unglaubliches geleistet worden. Man hat völlig vergessen, welche Bedeutung der unga- rische Hochadel und in noch hervorragenderer Weise der ungarische Episkopat in den langjährigen Kämpfen der Nation um die Wiederherstellung des ungarischen Staatswesens erworben haben. Nun, dieses Vergessen bekundet einen Mangel an historisch-politischem Ver- hältnisse, der den continentalen Liberalismus allezeit und wahlich nicht zn seinem Vortheil von jenem Eng- lands, des constitutionellen Musterlandes, unterscheidet. Was noch weniger anmuthen kann, ist der Ton, ist die schonungslose Manier, in der sich der Triumph über die unterliegende Partei äußert. Schon die bloße poli- tische Klugheit würde es heischen, einer Minorität, wenn sie auch durch mehr als bloß vier Stimmen unterlegen wäre, mit jener Achtung zu begegnen, welche eine Partei von solcher politischer und socialer Bedeu- tung in Anspruch zu nehmen berechtigt ist. Die histo- rische Stellung des ungarischen Primates, das in der Person des Cardinals Vaszary einen so ehrwürdigen und sympathischen Vertreter gefunden, wie nicht minder die stets bewehrte patriotische Haltung des a/sammten ungarischen Episkopates hätten es der Publicistik als eine Pflicht erscheinen lassen sollen, sich innerhalb der Grenzen gebotener Rücksichtnahme zu halten, anstatt die Kirchenfürsten noch in der Weise zu verunglimpfen, wie es vonseite einiger Blätter geschehen ist. Hiebei vergessen die betreffenden Blätter, wie sehr diese Form der Polemik die Empfindungen jener großm weiten Kreise verletzt, welche in der Beleidigung der Personen auch die Missachtung der Institutionen erblicken müssen. Es begreift sich da, dass aus dem conservative« Lager ebenso schneidig zurückgeschossen wird. Der be- kannte oberösterreichische Reichsratsabgeordnete, welcher ab und zu sein' Stimme im «Linzer Volksblatt» er- hebt, steht da im Vordergrunde mit einer überaus scharfen Replik, in der er sich auch wider jene Kon- sequenzen wendet, welche man diesseits der Lcitha aus dem Siege der ungarischen Civilehevorlage werde ziehen wollen. Dass dies geschehen werde, hat der betreffende Abgeordnete richtig vorgeahnt; begegnen wir doch heute in einem leitenden Wiener Blatte der allerdings vor- sichtig verclausulierlen Wendung: «Vielleicht gibt es bei uns auch kühne Geister, die davon träumen, dass die Umgestaltung der ungarischen Ehegesetzgelmng auf die österreichische nicht ohne Rückwirkung bleiben könne.» Darauf antwortete im vorhinein der Reichsraths- abgeordnete im «Linzer Volksblatt»: «Der Versuch, das ungarische Beispiel auch in Oesterreich nachzuahmen, würde nicht bloß die Coalition zerschellen, er würde auch dem Liberalismus das Haupt abschlagen.» In Ungarn mögen die Verhältnisse zu einer Regelung der Ehegesetzgebung gedrängt haben; in Oesterreich jedoch kann man sich eine Partei kaum vorstellen, welche den Wagemuth haben könnte, eine Forderung auszuwerfen, für die bei uus die Voraussetzungen nicht vorhanden sind, und so zu deu vielen anderen, Oesterreich in seiner Feuilleton. H o ch z e i t s g e b r ii n ch c. Bon M. N. I. Hochzeit — hohe Zeit — hieß ursprünglich eine jede größere Festlichkeit, namentlich, wenn Rlttcrspnle dabei stattfanden. Später aber und bis auf den heu- tigen Tag gebraucht man das Wort fast ansschlleßllch für die Feier der Verheiratung. . Und wahrlich, eine hohe und fchöne Zeit ,st es, wenn ein sich in aufrichtiger Liebe zugethanes Paar die gesetzmäßige Vereinigung zur vollständigen Ge- meinschaft aller Lebensverhältnisse feiert. Die meisten Völker haben daher auch die sur oas Gemeinwesen so wichtige Handlung, wie es me Grün- dung einer neuen Familie ist, mit gewissen Förmlich- keiten und Festlichkeiten verbunden, über deren inter- essanteste wir heute ein wenig plaudern wollen. Bei den allen Griechen schnitten sich die Verlobten am Tage vor der Hochzeit eine Haarlocke ab "nd wio- Meten dieselbe den Schutzgöttern der Ehe, der .yero, Artemis uud den Parzen. . ,. ^ ^ ., ,. ,„ . Am Hochzeitstage holte der bekränzte Bräutigam " Negleitm,q eines seiner Freunde gegen Me d tue ebenfalls bekränzte und ticsverschle.er e Braut auv d n hause ihres Vaters ab. Die Braut trug nach emem ^chtze Salons ein Gcfäß mit Gerste, zum Ze.chen der "un beginnenden Führung eines e.genen Haushaltes. Der Zug war von Fackelträgern, Musikern und Die- nerinnen begleitet, welche Siebe, Rocken, Spindel und andere Symbole der Häuslichkeit trugen. In ihrem Heim angelangt, wurden die Braut- leute mit Feigen nnd anderen Früchten, als Symbolen des Ueberflusscs, überschüttet, die Achse des Wagens, auf welchem das Paar gefahren war, wurde verbrannt und dann begann das Hochzeitsmahl, wozu die Ver- wandten und' Freunde eingeladen waren. Nach der Beendigung desselben wurde die Braut unter Fackel- bl>gleitüng von der Mutter und ihren nächsten Ver- wandten in das Brautgcmach geleitet, wo ihr der Bräu- tigam den Gürtel abnahm, welcher entweder der Pallas oder der Artemis geweiht wurde. Vei den heutigen Griechen werden die Brautleute am Hochzeitstage zur Kirche geleitet, und, wenn sie ans dem Hause treten, mit Gctreidekörnern, Bamn- wollensamen, bei reichen Leuten auch wohl mit Gold- stücken bestreut. Au der Kirchenthür angelangt, ver- sprechen sie dem Geistlichen (Popen), dass sie sich ver- hcirateu wollen. Sie werdcn dann mit Myrten und Weinlanbkränzen geschmückt und erhalten Wachsfackeln, worauf die Trauung beginnt. Nach Beendigung der- selben setzt der Pope dcn Neuvermählten Blumenkränze auf uud der Zug lehrt nach dem Hause des Braut- vaters zurück, wo der mehrere Tage dauernde Hoch. zeitsschmaus abgehalten wird, zu welchem, wie bei un- seren ^urpri^-l^rli^, Gäste je nach Vermögen Speisen und Getränke beigesteuert haben. Abends verlässt der Bräutigam das Mahl, um sich nach seinem Hanse zu begeben und noch die letzte Hand an die Vorbereitungen zu dem Empfange seiner Gattin zu legeu. Diese wird später feierlich nach dem Hause des Bräutigams, der ihr auf dem halben Wege entgegenkommt, geführt oder auf einem mit Ochsen bespannten Wagen gefahren. An der Thür bleibt das Brautpaar stehen und wird zum Zeichen der guten Wünsche der Festtheilnehmer für seine künftige Wohl- fahrt mit Blumen, Nüssen, Backwerk u. s. w. über- schüttet. Bei den Rnthenen oder Rusniaken war es früher Sitte, dass die Mädchen schon im fünften oder sechsten Jahre verlobt und dann im Hause der Mutter ihrer Bräutigame mit diesen erzogen wurden. Junge Leute, dereu Eltern nicht auf diese Weise für sie gesorgt hatteu, gieugen nach Krasnibrod, wo alle Jahre drei Mädchenjahrmärkte abgehalten wurden. Auf diesen gieng der heiratslustige Jüngling auf die ihm am besten gefallende Schöne mit den Worten zu: «Wenn du einen Mann brauchst, so komme zum Popen», und führte sie dann in das nahe Vasiliterklostec und ließ sich mit ihr von einem der Mönche trauen. «Ach, gäbe es doch die schöne Sitte des Mädchemnarktes noch!!!» wird so manche übrig- gebliebene Jungfrau seufzen. Und doch hatten diese Märkte ihren eigenen Haken. Erstens kam ei! oft genug zu blutigen Kämpfen zwischen den einzelnen Blweibern; sodann ereignete es sich nicht stltcn, dass der in so un vein mistiger Hast angetraute Gemahl später weder der jungen Frau uoch dcn Schwiegereltern gefiel und endlich artete die Sache auch sonst aus. Im Anfange des 18. Jahrhunderts giengen daher die Mädchenmärlte Laibacher Zeitung Nr. 144. 1236 36. Juni 1894. gesunden Entwicklung hemmenden Streitfragen, zu dem beklagenswerten nationalen Hader auch noch einen Culwrkampf heraufzubeschwören. . Politische Uebersicht. Laibach, 25. Juni. Das Reich sgesetz publiciert das Gesetz be- treffend die Ausdehnung der zeitlichen Befreiung von der Hauszinssteuer für Neu- und Umbauten im Ge- biete der Stadtgemeinde Olmüh; das Gesetz betreffend die Execution auf die gegen den «Kaiser Franz Josef I..Landesversicherungsfonds» in Prag bestehenden Forderungen, und schließlich das Gesetz wegen Ver« gütung der Brantweinabgabe für die Alkoholmengen iu den gebrannten geistigen Flüssigkeiten, welche im Ver- kehre zwischen den im Reichsrathe vertretenen König- reichen und Ländern, den Ländern der ungarischen Krone und den Ländern Bosnien und Hercegovina außer dem Nbgabenbande vorkommen. Die baierische Regierung beabsichtigt Er- hebungen über den Schuldenstand der Bauern ein- zuleiten, und zwar vorerst in einer kleineren Zahl von Versuchsgemeinden in allen Regierungsbezirken. Die Erhebung wird auf die Veranlassung des Mini- steriums des Innern vom Justizministerium durch die zu demselben ressortierenden Behörden ausgeführt werden. Auch über die Geschäftsgebarung der in Vaiern zugelassenen Feuerversicherungs-Gesellschaften werden, einer Resolution des Landtages entsprechend, Erhebungen angestellt. Ueber die Punkte, in denen Wandel geschaffen werden soll, werden nach Abschluss der Erhebungen Verhandlungen zwischen dem Mini- sterium und der gemeinsamen Verbands-Repräfentation sämmtlicher in Baiern zugelassener Versicherung«- Gesellschaften stattfinden. Der belgische Senat ist seit letztem Mitt« woch mit der Berathung des neuen Wahlgesetzes be- schäftigt und wird möglicherweise einige Aenderungen an dem von der Kammer angenommenen Gesetze vor- nehmen. Der Senats-Commission sind mehrere Anträge zugegangen, und die Berathung derselben hat bewiesen, dass einige die Majorität des Hauses bekommen können. Dieselben verfolgen übrigens nur praktische Zwecke und berühren nicht die Grundsätze der neuen Wahlgesetz- gebung. In der italienischen Kammer wurde am 23. d. M. die Debatte über die Finanzreform fort- gesetzt und der ganze Artikel 1 angenommen. Nachdem Artikel 11, welcher die Zuschläge auf die Grundsteuer betrifft, zurückgezogen worden ist, begann die Berathung des Artikels III, der von der 20procentigen Ein- kommensteuer handelt. Imbnani begründete seine An- frage an den Kriegsminister über die dem Major Tassoni vom dritten Bersaglieri-Regiment wegen seiner in Sicilien erworbenen besonderen Verdienste verliehene Ordensauszeichnung. Kriegsminister Mocenni forderte den Fragesteller auf, diejenigen zu respectieren, welche sich nicht in der Kammer vertheidigen können. Die Be- zeichnung «besondere Verdienste» sei der übliche Aus- druck für die Gesammtheit der mit besonderen! Eifer geleisteten Dienste; dies war der Fall bei Major Tassoni, welcher durch vier Monate eminente mili- tärische Begabung an den Tag legte. Nach einer Er- widerung des Abgeordneten Imbriani hält Kriegs- minister Mocenni seine Erklärung aufrecht. In der französischenKammer interpellierte am 23. d. M. Deputierter Pelletan über die Dauer der mit der Orleans- und der Südbahn-Gesellschaft abgeschlossenen Vertrag?. Redner erneuert die Angriffe gegen diese Verträge und behauptet, dass die Gesell- schaften, besonders die Südbahn, den Staat über die wahre Sachlage getäuscht hätten. Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Varthou, erklärt?, der Staat er- fülle seine Pflicht, die Kammer möge ihm das Ver- trauen nicht verweigern. Raynal vertheidigt die Ver- träge und fixiert deren Dauer in derselben Weise, wie dies der Minister gethan hatte. Die Kammer ge- nehmigte mit 385 gegen 21 Stimmen eine Tages- ordnung, durch welche die Erkärung des Ministers und die Haltung der Regierung gebilligt wird. Die spanische Kammer hat die Gesetzvorlage betreffend das Abkommen des Schatzamtes mit der Bank von Spanien in der von der Regierung vor- geschlagenen Fassung angenommen. Die Vorlage wurde am 23. d. M. an den Senat geleitet. Die Kammer wird behufs Beschleunigung der Budgetberathung täglich sechsstündige Sitzungen halten. Der im schweizerischen Nationalrathe von Meister (Zürich) eingebrachte Antrag auf Revision des Actienrechtes und des Eisenbahnrechtes wurde mit Rücksicht auf die Donnerstag im Ständerathe vom Chef des Eisenbahn-Departements Zemp abgegebenen Erklärungen zurückgezogen. Hiebei wird auf die Er- klärung des Bundesrathes Bezug genommen, dass er bei Verletzung der öffentlichen Interessen seine selbst- ständige Intervention in Aussicht stellt. Prinz Ferdinand hat nunmehr den Frieden mit der bulgarischen Geistlichkeit voll und ganz gemacht. Der begnadigte Metropolit Clement von Tir- novo traf in Sofia ein und wurde auf dem Bahnhöfe von einem zahlreichen Publicum begrüßt. Derselbe richtete an die Volksmenge eine wiederholt von Beifall unterbrochene Ansprache, in welcher er zur Ergebenheit für den Prinzen Ferdinand und zum Gehorsam gegen die Gesetze ermähnte. Die Menge zog dann unter er- neuerten Zurufen vor das fürstliche Palais und zer- streute sich endlich in vollster Ordnung. König Alexander von Serbien ist, von den Ministern Audonovic und Georgievic', einem Theile des Staatsrathes sowie den Spitzen der Civil- und Militärbehörden geleitet, am 23. d. M. in Nisch an- gelangt und wurde von der ungeheuren Volksmenge mit begeisterten Zurufen in herzlichster Weise begrüßt. Nachmittags sehte der König die Reise an die Grenze weiter. Der PetersburgerRegierungsanzeiger meldet: Anlässlich der Commissions-Verathungen über die zeitweise allgemeine Herabsetzung der Getreide- Ausfuhrtarife habe das Finanzministerium die Ueber- zeugung gewonnen, dass die Maßregel kaum die inneren Getreidepreise werde heben können, dagegen einen künstlichen Preisdruck auf die Häfen und das Ausland ausüben würde. Der Plan sei daher auf- gegeben. Aus Madrid wird der «Pol. Corr.» geschrieben, dass der neue Sultan von Marokko, Abd-el- Aziz, in der nächsten Zeit eine außerordentliche Ge- sandtschaft an die europäischen Großmächte zu entsenden beabsichtige. Wie der Agenzia Stefani aus Tanger ge- meldet wird, ist in Arzilla die Ruhe wieder hergestellt. Die Vereinigten Staaten von Nord- amerika haben nunmehr endgiltig auf die Annexion der Sandwich-Inseln verzichtet. Im Senate ist die Abstimmung über den Antrag erfolgt, dass es den Bewohnern jener Inselgruppe fernerhin völlig überlassen bleiben soll, ihre Regierung und ihre öffent- lichen Angelegenheiten nach eigenem Ermessen zu be- stimmen. Aus Brasilien wird gemeldet: General Pena wurde von den Regierungstruppen geschlagen. Aus Buenos-Ayr es wird vom 24. Juni gemeldet: Die Revolution in Peru ist in Zunahme begriffen. Reuters Office meldet aus Shanghai: Die chinesische Flotte unter Admiral Ting Chemulpo ist hier angekommen. Tagesneuigteiten. — (Hohe Gäste.) Königin Marie und Prin- zessin Mary von Hannover sind am 24. d. M. morgens 5 Uhr mittelst Sonderzuges aus Kissingen zum Sommer- aufenthalte in Gmunden eingetroffen. — Ihre k. und l. Hoheit die verwitwete Großherzogin Maria Antonia von Toscana ist zum Besuche Sr. k. und k. Hoheit des Großherzogs Ferdinand von Toscana über Innsbruck nach Lindau abgereist. — (G a l i z i s ch e L a n d e s - A u z st e l l u n g.) Die in Lemberg zum Besuche einssetroffenen Reichsraths-Ab- geordneten setzten am 23. d. M. die Besichtigung der Aus- stellung fort. Die Gäste äußerten sich Überhaupt voll Be- wunderung über die Ausstellung. Statthalter Graf Va- deni begleitete dieselben auf ihrem Rundgange. Vor dem Dejeuner in der Restauration Gerard wurde ein photo- graphisches Gruppenbild der Abgeordneten aufgenommen. Abends fand in der Concerthalle der Ausstellung ein z« Ehren der Abgeordneten vom Empfangscomitö veranstal- tetes Vanlett statt. Bei dem Vanlett, welchem auch Statt- halter Graf Vadeni beiwohnte, eröffnete der Präsident des Ausstellungscomite's, Fürst Sapieha, den Reigen der Trinlsprüche mit einem Toaste auf Se. Majestät den Kaiser. In der Einleitung seiner Rede gedachte Fürst Sapieha der Hochherzigkeit deS Allerhöchsten Protectors der Ausstellung und sagte: «Ihm haben wir alles zu verdanken, was wir besitzen, Er hat in uns nicht nur treue, sondern auch gute und ergebene Unterthanen. M fordere Sie auf, mit mir in ein Hoch auf Se. Majestät, unseren geliebten Monarchen, einzustimmen.» Unter den Klängen der Vollshymne erwiderten die Anwesenden diese Aufforderung mit brausenden Hoch-Rufen. Graf Hohen- wart bezeichnete in seiner Erwiderung die Ausstellung als das Resultat ernster, anstrengender Thätigkeit jener, welche sie in das Leben gerufen habeu. Die Ausstellung liefere den Veweis, dass das Land mit seiner ganzen Production, Agricultur, Kunst und Industrie seinen Platz unter den Ländern der Monarchie gehörig ausfülle. Der kaiserliche Schutz müsse ersprießlich wirken, wenn st^ Männer im Lande finden, die nicht bloß das Verstandn^ sondern auch die Energie und die Kraft besitzen, dle S.lbstthatiaM wachzurufen und zu erhalten. Nedner trank auf das Wohl feiner galizischen Freunde, denen ^ zugleich für die ihm unvergesslich bleibende Freundscha» Dank sage. Dr. Smolla gab seiner Freude Ausdruck, dai» die Abgeordneten hiehergelommen sind und sich überzeug haben, dass Galizien lein Värenland sei und erhebe se> Mas aus das Wohl drs Präsidenten Freiherrn ^ ganz ein und jetzt wird ordentlich geworben und die Mit- glft schriftlich aufgesetzt. Am Hochzeitstage wird die Braut zum Zeichen, dass es auch manches Bittere in der Ehe gibt, mit emem Wermutskranz geschmückt und getraut. An wesem Tage geht es sehr still zu, denn außer dem Popen und den Beiständen wird niemand eingeladen. Das e,gentliche Hochzeitsfest geht erst am Tage nach der Trauung an und dauert dann gewöhnlich eine ganze Woche. Bei den Wenden laden Bräutigam und Hochzeits- bltter m schwarzer Kleidung und auf schwarzen Pferden rettend zur Hochzeit ein, worauf die Eingeladenen Hühner, Gänfe, Eier, Butter u. s. w. zum Schmause jctMn. Am Abend vor der Hochzeit kommen die Mädchen und smgen der Braut Lieder über die nunmehr hinter chr liegenden Iugeudfreudeu vor. Am Hochzeitstage kommen die Männer reitend uud dle Frauen fahrend zum Bräutigam und begeben Nch nut diesem zur Braut, welche festlich aeschmückt und eme eigenthümliche Kopfbedeckung, die Borta tragend, ihren Zukünftigen erwartet. Die Borta ist ahnllch der von den Altenburger Bauernmädchen ae^ tragenen, oben offenen, runden hornet aus Pappe/mit sei- denem gewöhnlich rothem Zeuge überzogen, mit meh- reren Rechen Goldblättchen behängt und mit weit herabhangenden breiten Bandschleifen und mit einem halbmondförmigen, mit Bändern durchflochtenen Kovf geschmückt. Nach der Trauung geht es unter Musik und Iubel- rufen in das Haus der Braut wo das Gastmahl be- ginnt, welches mit Tanz endet. Elternlos. Roman von F. Klinck. (17. Fortsetzung.) Karl Veerendmff hatte ein Gefühl, als ob diefe Worte nicht nur eine leere Höflichkeitsphrase seien, und er täuschte sich darin nicht, wenn er auch den wahren Sinn der Worte nicht zu erfassen vermochte. So fuhr er fort: «Der Fremde lohnte mir den Weg reichlich. Voll neuer Hoffnung und ermuthigt eilte ich nach dem Bahnhof zurück, um noch rechtzeitig zu dem Schnell- zuge am Platze zu fein. Auch diefer brachte mir einen Verdienst, wie ebenfalls die zwei folgenden Züge, und um halb acht Uhr konnte ich mit fünfundneunzig Pfennig in der Tafche meinen Heimweg antreten! ... Jener Abend war der glücklichste meines Lebens. Die Freudenthränen der Mutter, das jubelnde Glück meines Schwesterchens, das geänstigt die Befürchtungen der Mutter in sich aufgenommen, berauschten mich förmlich. Die Welt erschien mir plötzlich wunderbar schön, so voll Freude und Hoffnungen, dass ich den Anbruch des kommenden Tages herbeisehnte, um weiter wirken und schaffen zu können. Das Glück begünstigte mich, ich fand ausreichenden Verdienst. Schon der Frühzug brachte mir neue Arbeit, und ich hatte auch bald das Gefühl, dass man mich mit Vorliebe beauftragte. Der Grund dafür lag vielleicht in meiner fauberen Klei- dung, aber er erregte den Neid meiner Kameraden. Manche Tracht Prügel von stärkereu Jungen wurde mir zutheil, aber sie schmerzten mich nicht; daheim in dem traulichen Stübchen der Mutter fand, was ich that, gebürende Anerkennung. Ich gewann nun mit de Zeit einen hübfchen, regelmäßigen Verdienst, denn. ^ übernahm nicht nur zufällige Aufträge von Reisende^ sondern auch die Bahnbeamten verwandten mich ^ zur Besorgung von Wegen. Es kamen übende, welchen ich eine ganze Handvoll Zehnpfennig-StückH bei dem benachbarten Fleischer in Markstücke u>^ wechseln konnte, um diese dann beglückt der Mutter z überbringen. Die Mutter erhob sich nicht wieder vo» ihrem Krankenlager, aber sie blieb uns noch lang Jahre erhalten, und sie sagte, dass das Lebm M " dieser Zeit wunderbar schön erschienen sei; es war ^ ja ein vollkommen sorgenfreies gewesen. Nicht nur ^ hatte durch meinen Verdienst dazu beigetragen, Mv auch Hedwig, die durch Handarbeiten meine mühungen nach Kräften unterstützte. Hedwig war y zehn Jahre alt und ein sehr schönes Mädchen geworor, Ich muss auf diesen Umstand besonders hinweisen, er Anlass zu mancherlei Anfeindungen vonseiteng^" alteriger ehemaliger Freundinnen bildete. Zu diesen « hörte die Tochter eines Polizeisergeanten, der UM ^ schiedener dienstlicher Vergehen willen zwar wleoerv degradiert worden war, aber trotz alledem w ^ jh„ Grade das Vertrauen eines Vorgesetzten besaß, der ^ denn auch nie völlig fallen lieh. Zu den Vereyl Hedwigs zählte ein junger Kaufmann, der emz'ge ^^ eines reichen Vaters. Obwohl sie von desjeu mühungen um ihre Person kaum eine Ahnung y" mochte, vielmehr demselben m keiner Weise ent»'M so hatte sie doch den Neid einiger jungen Madchen regt, und unter diesen war die Tochter lenes" geanten. Ein anonymer Brief, dessen Schuft