Beilage zur Laibacher^eitung. ^U 38/^"^ Siebenter Jahrgang. R t. Juli R863. T i V o l i. Wurch grüne, schattige Kastanieuzeilen Der Stadt cntfliehu, den staubig hechcu ^tra',;cn, Geschäfte dort mid eitle Sorgen lassen, U:n hier ciu Stündchen angenehm zn weilen, Taö lieb' ich wohl. Allein es ist bisweilen Nicht rathsam; weil auf den Tcrasscn Die stolzen Schönen gerne Posto fassen, . Ein Opfer suchend ihrer Augen Pfeilen. Wie furcht' ich diese glühenden Geschosse! Und uin mich dcn Gefahren zn entziehen, Versuch ich seitwärts schleimig zn entfliehen; Ta blitzt es gar ans glänzender Carrossc. Nasch wrud' ich mich zurück in die Älec'n, Vielleicht gelingt es mir hier — fie zu sehen! Croisilles. Nouellctte. (Fortsetzung.) <^Venu man sich heut zu Tage daZ Bild cincs Geldmannes aus der Zeit vorzeichnet, in welcher diese Geschichte spielt, so Pflegt man sich ciucn enormen Bauch, kurze Beine, eine im-ncnse Perrücke, ein breites Angesicht mit Toppellinn zu denken «nd ist dabei durchaus nicht im Unrechte. Alle Welt weiß, zu welchen Mißbräuchen die Verpachtungen der Staatseinkünfte Anlaß gegeben haben, und ein Naturgesetz scheint es so zu > fügen, daß jene Menschen, die nicht nur vom eigenen Müßiggangs, sondern auch von der Arbeit Anderer leben, fettleibig werden müssen. .Herr Godcau war in diefer Hinsicht ein wahrer, d. h. ein ungcmein dicker und wohlgenährter Typus! dabei hatte cr eben einen Anfall von Gicht, welche Krankheit damals so m der Mode war, wie es gegenwärtig die Migraine ist. Auf einem Softha ausgestreckt, pflegte er mit halb geschlossenen Augen behaglicher Nmhc. Die an allen Wänden des Gemaches angebrachten großen Spiegel rcflectirtcn in majestätischer Weife das Bild seiner stattlichen Person: Geldsäcke lasteten schwer auf dem vor ihm liegenden Tische; der HauZrath, das Gctäfelwcrt, die Thürschlösser, der Kamin nnd der Plafond strotzten von Holdvcrzicrungcn: sein Kleid war mit Goldtressen und Stickereien besetzt, und fast konnte man annehmen, daß das kostbare Metall biZ zu seinem Gehirn gelangt sei. Er berechnete ^ eben die Resultate einer ileincn Geschäftsangelegenheit, die ihm mindestens Tausende cinbriugcn mußte; still vergnügt lächelte er vor sich hin, als Croisilles gemeldet wurde, der mit bescheidenem, aber entschlossenem Wesen eintrat nnd dessen in Unordnung gerathener Anzug recht gut für einen Menschen paßte, ! der noch vor wenigen Augenblicken sich zu ertränken Willens ^ gewesen war. i Herr Godeau war ob des unerwarteten Besuches einiger- ! maßen befremdet.; er glanbtc, seine Tochter müsse im Laden des Goldschmieds irgend einen Einkauf gemacht haben, in ^ welchem Gedanken er noch bestärkt wurde, als fic fast glcich-! zeitig mit dem jungen Menschen ins Zimmer trat. Mit eiucm ! Wink forderte er Croisilles auf, fein Begehr kund zn geben, l wies ihm aber dabei keinen Sitz an, um sich niederzulassen. ^ Äas Fräulein setzte sich und Croisilles ließ sich stehend ! ungefähr folgendermaßen vernehmen: „Mein Herr, mein Vater hat so eben fallirt. Tcr Ban- ! kerott eines Gefchäftsfrenndes hat ihn zur Einstellung der eigenen ! Zahlungen genöthigt; er wollte nicht Zeuge der eigenen Schmach ! sein und entfloh nach Amerika, nachdem er seinen Gläubigern Alles, worüber er verfügen konnte, überlassen hatte. Ich war während dieser Vorgänge abwesend; ich bin eben angekommen und erst seit zwei Stunden iu Kenntniß von dem Vorgefallenen. l Ich besitze uicht das geringste Vermögen und bin entschlossen, ^ zu sterben. Aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich, wenn ich ^ von hier fortgehe, mich in die See werfen. Ich hätte es sogar ' bereits gethan, würde uicht der Zufall mich Ihr Fräulein ^ Tochter so eben auf der Straße habeu erblicken lassen. Ich liebe Ihre Tochter von ganzein Herzen: ich liebe sie bereits feit ! zwei Jahren nnd habe bis jetzt geschwiegen, weil die Lhrer- - bictuug, die ich ihr schulde', mir den Mund verschlossen hatte: ^ wenn ich mich nun heute ausspreche, so komme ich uur einer ! unausweichlichen Pflicht nach ; ich meine, es wäre ein Verbrechen, wenn ich, bevor ich in den Tod gehe, Sie nicht frage, ob Sie ^ uicht wollen, daß ich Fräulein Julie heirate. Ich habe nicht ^ die mindeste Hoffnung, daß Sie meine Bewerbung freundlich ! aufnehmen werden: nichtsdestoweniger mußte ich jedoch mit der- felben hervortreten, dcuu ich habe Ehre im Leibe, uud wenn ein Ehrenmann iu jene Tiefe des Unglücks gerathen ist in welcher ihm alle Aussichten entschwinden, muß cr, ehe er feinem Leben ein Ende macht, das Verbrechen des Selbstmordes damit mildern, das; cr nach jeden: Behelfe greift, ehe cr jenen letzten Schritt macht, der kein Umkehren gestattet." Vcim Beginne dieser Ansprache hatte Herr Godeau gemeint , der junge Mensch komme , um eine Geldanleihe zu machen, ^ wcstwegen er klüglich die Geldsäcke mit seinem Schnupftuch bedeckte, um anständiger Weise die Bitte abschlägig bescheiden zu ! tonnen. Als aber Croisilles zu Ende gekommen war, konnte er nicht umhin, ihn für vollständig verrückt zu halten. Einen Augenblick lang dachte er daran, nach seinen Leuten zu rufen ^ und dem Wahnwitzigen die Thüre weisen zu lassen : er wurde i jedoch andern Sinnes und bemitleidete eine Verrücktheit, die in i so ruhiger Form auftrat. Er begnügte sich daher, seine Tochter ^ anzuweisen, sich auf ihr Zimmer zu begeben, damit sie nicht ! länger derartig ungeziemende Tingc anhören müsse. ! Bei der Nede Croisilles war Fräulein Godeau roth wie ! ein reifer Pfirsich geworden. Tem Befehle ihres Vaters nach- ! kommend, zog sie sich zurück. Tie tiefe Verneigung des jungen ! Mannes schien sie gar nicht bemerkt zu haben. Als Godeau ! mit Croisillcs allein war, hustete er, stand auf, lief; sich sodann ^ wieder in seinen Lehnsessel zurückfallen und sagte sodann mit ^ anscheinend väterlichem Wesen: I „Mein Junge, ick will recht gern glauben, daß Tu Tir keinen Scherz mit mir erlaubst uud allen Ernstes verrückt ge- ! worden bist. Ich entschuldige Teinen Schritt und werde Tir ! seiner Tolldrcistigkeit halber nicht grollen. Es thut mir leid, ^ daß der arme Teufel, Tcin Vater, fallirt und sich aus dem ! Staube gemacht hat; es ist das eine sehr tramige Geschichte z und ich begreife, daß Tu den Kopf darüber verloren hast. i Auch will ich recht gern etwas für Tich thun, nimm Tir einmal den Schämet dort und setze Tich nieder." „TaZ wäre ganz vergebliche Mühe," antwortete Croisilles ; „Sie haben meine Bewerbung abschlägig bcschieden und so erübrigt mir nur, Abschied von Ihnen Zu nehmen. Ich wünsche Ihnen Alles nur irgendwie erdenkliche Wohlergehen." „Und wo willst Du denn hinziehen?" „Zunächst werde ich meinem Vater schreiben und ihm ein Lebewohl sagen." „Höre, Junge, Tu sagst das in einem Tone, als wenn Tu wirklich Hand an Tich legen wolltest." „Tas will ich auch und werde es thun, es wäre denn, daß mir im entscheidenden Augenblicke der Muth entginge." „Wie man nur so albern sein taun. Setze Tich nieder, sage ich Tir nun znm zweiten Mal und höre mich an." Herr Godcau hatte eben in ganz richtiger Weise erwogen, daß es ihm sehr unangenehm sein würde, die Leute behaupten zu hören, der junge Mensch habe sich gleich, nachdem er bei ihm gewesen, ins Wasser gestürzt. Tarum räuspcrte er sich neuerdings, langte nach der Tose, sah zerstreuten Blickes auf den Epitzcnstrcif an seinem Hemd und eröffnete das Gespräch in folgender Weise: „Tu bist," begann Herr Godeau, „ein Narr lind ein Kind: Tu weißt'nicht, was Tu sprichst. Zunächst bist Tu ruinirt, und wer sich in solcher Lage befindet, mm) fragen, was er min weiter in der Welt anfangen werde. Tarum hätte, lch es auch ganz natürlich gefunden, wenn Tu einen quten Rath von mir verlangt haben würdest: Tu begehrst abec gxc^ Anderes: Tu bist in meine Tochter verliebt nnd ..." „Ja, Herr Godeau, das bin ich und lüchtsdestoweinge! weit entfernt, mich der Hoffnung hinzugeben, daß Sie mir die Hand des Fräuleins bewilligen werden: da aber nur di^se Bewilligung micli hindern kann, so werden Eie, wenn Sie cm Gott glanbcn, woran ich nicht im lindesten zweifte. den GrunH' meines Hierherkommen? zu würdigen wisseu." „Ob ich an Gott glaube, oder nicht glaube, geht Ti b nichts an, uno ich liebe es überhaupt nicht, dcch man G^ wifsensfragen an mich richtet: beantwerte Tu jetzt meine Fragen .' wo hast Tn meine Tochter zu sehen Gelegenheit g,el,abt?" „Im Laden meines Vaters und hier im Hcnche, wenn ich Schmucksachen für das Fräulein Julie brachte." „Wer hat Tir denn gesagt, daß sie Julie heißt? Ta möge ein Anderer klug daraus werdrn. Ob sie aber nun Julie oder Nosalie heißt, so muß ich Tich doch vor Mem fragen, od Tu auch weißt, was dazu gehört, um auf die Hemd der Tochtcr eines Generalpächters reflectiren zu dürfen?" „Nein, das weiß ich nicht, falls es nicht etwa nothwendig ist, es ihr an Reichthum glcichthun zu können." „Nein, mein Lieber, ein Anderes ist erforderlich: mcn'. muß einen Namen haben." „Einen Namen? Mein Name ist CroWes." „Armer Junge! Er heißt Eroisilles! Ist Croisilles auck ein Name?" „Auf Ehre und Gewissen: er klingt ganz so cM, wic Godeau." „Tu bist ein frecher Bursche und sollst mir far Dc-ü^ Keckheit büßen müssen." „Ach, Herr Godeau, werden Sie nicht böse: ich dento wahrhaftig nicht im entfernsten daran, Sie,beleidigen zu wolle:-. Habe ich es überdieß unwillkürlich gethan, so wird cie Strafe dem Vergehen anf dem Fnße folgen, da ich mich, gleich nack dcm ich dieses Haus verlassen haben werde, ertränken will/' Obwohl Herr Godeau sich vorgenommen hatte, Croisilleo in der sanftesten Weife fortzuschicken, um nur jeden Ccandal zu vermeiden, so konnte seine Besonnenheit doch der Beleih digung seines Stolzes nicht die Spitze bieten: das Gespräcd, zu dem er sich herbeigelassen hatte, kam ihm jetzt als ctipa^ ganz Ungeheuerliches vor: cr beschloß, der Sache sofort u'.n jeden Preis ein Ende zn machen. „Höre einmal," sagte der fast außer sich gerathene Mann, „Tu bist noch nicht so ganz gehirnverbrannt, um nicht aui > ein vernünftiges Wort hören und es begreifen zu können. M l Tu reich? Nein. Bist Tu von vornehmer Geburt? Nei^ ! Welcher Wahnwitz hat Tich also Hieher geführt? Tu triN mir keck entgegen und glaubst, damit einen Staatsstreich an- geführt zu haben, weißt aber auch ganz gnt, daß dieser Streik ! zu nichts führen lann, und willst mich doch durch Deinen To-' ! verantwortlich machen. Hast Tu etwa Veranlassung, Tich üb»."'' l mich zu beklagen? Bin ich Tcincm Vater etwas schuldig g-' ! blieben? Ist es meine Schuld, wenn es so weit mit Tir s! ! kommen ist? Tu liebcr Himmel, ce thnt nicht noth, so v'^ Federlesens zu machen. Wer Lust bat, seinen Schmerzen im ^ Wasser ein Ende zu machen, der ertränke sich, aber lasse die Leute in Ruhe." ! „Ich will Beides sofort thun und habe die Ehre, Ihnen mein Kompliment zn machen." „He! he! Nur noch einen Augenblick Geduld. Es soll Niemand sagen können, Du habest Dich vergeblich an mich gc- ^ wendet. Da, mein Junge, nimm diese vier Goldstücke: lasse , Dir auch in der Küche etwas znm Essen geben und komme mir ^ dann nicht mehr vor die Augen." „Danke schön, ich habe keinen Hunger und wüsitc auch nicht, was ich mit Ihrem Gelde anfangen sollte." Er verließ das Zimmer. Der Geldmann hatte die Stimme feines Gewissens durch das eben gemachte Anerbieten völlig beschwichtigt: er lehnte sich neuerdings beqnem ans sein Sopha zurück und überlieft sich seinen Gedanken. ! (Fortsetzung folgt.) ! Die Polinnen. ! Man hat die Vcmerknng gemacht, jedoch die ihr zutom- ^ mende Bedeutung nicht gewürdigt, daß bei den germanischen ^ Völkern der Mann der Frau überlegen ist, das; bei den roma- ' nischen Völkern sich beide geistig gleich stehen, und daß bei den ! Slaven die Frauen den Männern überlegen sind. Ich discu- ' tire hier nicht den Werth der beiden ersten Sätze, aber ich , halte den letzten, von dem ich mich selbst habe überzeugen können, aufrecht, sagt Schedo - Ferroti in seinem Werte „die ^ polnische Frage." Die polnische Dame ist den« Manne über- ^ legen, und zwar weit überlegen. Die Polin gibt niemals ihre Eonveränetät auf, gleichviel ob sie tugendhaft oder leichtsinnig, ob sie ein Engel oder ein Teufel ist; sie übt fortwährend einen ^ unwiderstehlichen Einfluß auf die Männer, welche sie umgeben, ^ welcher Klasse der Gesellschaft sie auch angehören. — Zuerst und vor allem andern ist die Polin eine glühende Katholikin. ! Ihr Glaube ist aufrichtig, ihre Frömmigkeit von gutem Gepräge. > Auch hat sie volles Vertrauen zu 'ihrem Beichtvater: auf ihn ! hört sie, ihm folgt sie blindlings, er ist der einzige Mann, ^ den sie nicht zu beherrschen versucht, und dem sie Einfluß auf ! sich gestattet. Nach, ich möchte sogar fagen, neben ihre religiöse Andacht stellt die Polin ihre patriotischen Gefühle. Die Hoffnung des endlichen Trinmphcs der Sachs Polens, die Idee ^ der Macht uud des Nuhms, wozu sich einst Polen erheben wird, ! bilden eben so viele Glaubensartikel, an welche nicht zu glauben ! sie sich vorwerfen würde. — In der Hoffnung, daß Polen, ! sobald es feine Macht zurückeroberthat, als Apostel des wahren ! Glaubens mit aller Macht für die Verbreitung und den wohl- ! thätigen Einfluß der heiligen römisch-katholischen Kirche wirken wird,,predigt sie gegen die Moskowiter, fanatisirt sie die ! Jugend, '-tre.ibt sie zur Insurrection. Auf diese Weise kräftigen z uud ergänzen sich gegenseitig dicse beiden Ideen des polnischen ! Vaterlandes und des katholischen Eultus, gehen endlich in ein- ! ander über, und bilden znletzt nur ein und dasselbe Verlangen, ! cin und dasselbe geliebte und angebetete Vild, das Bild des ! freien, rnhmrcichen und gläubigen Polens. Auch die Polin ist ^ trotz ihrer unbestreitbaren Uedcrlcgenheit einem gemeinsamen Gc,ctz unterworfen, welches die Auffassung des Weibes bestimmt und welches aus semem W^u selbst hervorgeht, dem Gefetz nämlich, da,; die Einbildungskraft das Urtheil beherrscht, daß sie den Gesetzen des Herzens mehr, als denen der Vernunft gehorcht. Ernstliches Nachdenken ermüdet sie und ist ihr zuwider; daher schreitet sie in den Vewcisführnngcn auch nur springend ! und hüpfend voran, und, setzt ohne Zusammenhang den Grün-Vcn Autoritäten, und den Beweisen Behauptungen entgegen. Mehr poetisch, als logisch, mischt sie Leidenschaft in alles, sieht nur die poetische Seite der Dinge, und hat rücksichtlich der ! historischen Ereignisse nur Sinn und Neigung für dramatische Effecte: den Tod der Lucretia, die Waffenthaten des Richard Löwenherz, vcn 16. Brumaire, die Landung Garibaldi's. Wenn sie sich mit Politik beschäftigt — und in Polen habe ich nicht eine einzige kennen gelernt, die es nicht that — so macht sie auch diese mit dem Herzen und der Einbildungskraft. — Sie bedient sich wohl der dem Wörtcrbnch der modernsten Pn-blicisten entlehnten Ausdrücke, wcun sie von der Freiheit, von dem Recht der Nationalitäten und volksthümlichcn Einrichtungen spricht, aber alle diese Worte haben ihre Bedeutung geändert, und bezeichnen bei ihr etwas ganz Anderes, als man gewöhnlich darunter versteht. Fragt eine polnische Dame, ob sie für ihr Vaterland das Schicksal Belgiens möchte, ob ibr Patriotismus befriedigt wäre, wenn sie Polen an der Spitze der freien und civilisirten Natio-nen, ja wenn sie es dieselben selbst übertreffen fähe in den Wissenschaften, Künsten, in der Industrie — unter der Voraussetzung jedoch, daß dieser ganz friedliche Ruhm, dieser bloß moralische Vorrang die Bedingung in sich fchlösse, für immer auf jede Idee an materielle Herrschaft, auf jedeu Gedanken an Eroberung und an den auf den Schlachtfeldern zu erringenden Nnhm zn verzichten ? Seien Sie gewiß , nicht Eine würde dieß annehmen, so wenig entspricht dieses Bild eines geistigen, aber arbeitsuollen Lebens, cincr friedlichen, aber einförmigen Eristenz dem Ideal, welches sie verfolgt, den Wünschen, welche sie für sich bildet; denn unter den charakteristischen Zügen, welche die Art zu urtheilen bei den Frauen an sich trägt, haben wir einen der wichtigsten vergessen, die Neigung, die Fragen zu pcrsoni-ficircn nnd sich mit den Gegenständen ihrer Syyipathie zu i>'n-tificiren. Die Nachmittngsgewitter in den Alpen. > Wer die schönen Hochgebirge unseres Welttheils bereist hat, ! der klagt anch über die Unbeständigkeit des Wetters, die dort ^ während der Sommermonate herrscht. Die gewöhnlichen Regeln, ! nach denen man das Wetter voransznbestimmen Pflegt, haden in den Alpen ihre Geltung verloren. Der Morgen ist rein und klar, die Luft weht kräftig und erfrischend aus Osten, ' aber am Mittag hat cin Berg eine Wolkcnhaubc aufgesetzt, die ! anderen machen es ihm nach und zwischen zwci lind vier Uhr ! Nachmittags tobt cin Gcwittcr, dessen Schläge, von Gipfel zu ! Gipfel zurückgeworfen, betäubend rollen. Diese Erscheinung ist ! ebenso natürlich, wie sie den Reisenden unangenehm ist. Io höher die Sonne steigt und je stärker sie die Thäler erwärmt, um so mehr Heine und folglich leichte Luft steigt aus diesen ^ cmpo'r. Wäre diescr aufsteigende Luftstrom trocken, so entstünde ! kein Regen, abcr er ist nicht trocken, da er sich nicht senkrecht ! erhebt, sondern bei seiner Anfwärtsbewcgung den Abhängen ! folgt, die ihm von ihrer Feuchtigkeit mittheilen. Hier pflegen ! Wälder zu sein, deren Nasseransdünstung bedeutender ist, al-> ! die der Wiesen nnd Felder in den Thälern. Kommt nun der > aufsteigende Luftstrom in dcr Höhe an, wo er sich mit 5er dortigen kältern und schwereren Lust vermischt, so verdichten sich die Wasscrdämpfe, die cr mit sich fübrt, zu Ncbclbläöchen. ! Es bildet sich eine Wolke, wie dcr Hergang in don „Mitthei-j lungen des österreichischen Alpcnvcrcins" (Wien., Vrannmüller) ! geschildert wird. Dieser glänzende Woltcnball, von den Natnr-! forschcrn als Hanfcnwolke oder Eumulus bezeichnet, stccht schcin-! bar unbeweglich am Himmel oder hängt still an einer Hcrg-spitze. In der That schwimmt sie auf dcr aufsteigenden ^nft-fänlc, wird von ihr getragen uud bewegt und verändert sich beständig. Da im Sonuncr die stärkste Hitze in dcn Stunden ! nach Mittag eintritt, die aufsteigende Luftbewcgung mithin dann am lebhaftesten ist, so spielt in diesen Etuudcn die Verdichtung der Nebelbläschen am meisten und die Haufenwolken wachsen zu ausgedehnten Massen an. In den immer dunkler anschwellen- ! den Wolken brütet ein Gewitterherd. Tie Kuppen der Haufen-wölken verflachen sich und mit außerordentlicher Schnelligkeit ist eine Wolkendecke über den Himmel ausgebreitet. Man sieht ! erst einzelne graue Streifen, dann dunkle Negcnfänlen nieder- ^ gehen und alsbald beginnt auch der Tonner zu rollen. Tie Nachmittagsgewitter verweilen über dein Ort ihrer Entstehung ! uud entladen sich nur über einigen Thälern uud Gebirgsthcilcn. ! Tcr Grund liegt in derselben Nuhe der Atmosphäre, welche ^ die Bildung der Haufenwolkcn begünstigt. Tie Gewitter haben auch keine lange Tauer. Nacb einer oder zwei Stunden rollt der Tonner schon in längeren Pausen; der dunkle Negenschleier, ! der'die Verge verhüllte, löst sich wieder in einzelne Streifen j auf, bald erscheinen die Gipfel in dem tiefen feuchten Vlau, ! daZ sie am Morgen den Blicken zeigten. Am nächsten Tage ! wiederholt sich die Gewitterbildung, wenn der Morgen auch j noch so schön ist. Manche Gegenden, z. V. das schöne Salz- ^ tammergut, gelten dafür, in der Sommerszeit jeden Tag ihr ^ Gewitter zu haben, doch ist die Sache nicht ganz so schlimm. > Zuweilen, wenn die aufsteigende Luftsäule nur einen geringen , Grad von Feuchtigkeit hat, lösen sich die durch sie entstehenden ! Hanfcnwolken oben in ocr Luft auf, oder senken sich nach und nach zu den Thälern nieder, wo sie zergehen. ! Das Feuchten der Augen. Man bat das Leuchten der Augen besonders an einigen Naubthiercn, 'u namentlich an dcn Katzen, aber auch an Hunden, Kaninchen, Schafen, Pferden u. s. w., und unter den Mcn-schcn bei dcn Albino's oder Kakerlaken bcobacl'tet. Ganz irrthümlich hat man bisher geglaubt und Viele glauben es noch, daß eine Lichterzcugung im Auge die Ursache sei. Es beruht aber das Leuchten der Augen vielmehr darauf, das; ein Theil der in das Auge von Außen einfallenden Lichtstrahlen von der Netzhaut wieder nach Außen zurückgeworfen wird. Für gewöhnlich nehmen wir diese Lichtstrahlen nicht wahr, uutcr begünstigendem Verhältnisse aber gelangen sie in unser Auge und , bewirken das Leuchten des beobachteten Auges. Bei Abschluß allen Lichtes in einen: vollkommen dunklen Naume leuchtet kein Auge. TaZ Leuchten der Augen wird besonders durch den Pigmcntmangel des Anges bedingt; so findet sich bei den Augen dcr Thiere, welche leuchten, in der Adcrhaut eine pigmcntlose, ! glänzende Stelle, das Tapetum; bei den Albino's fehlt das ^ Pigment in der Aderhaut gänzlich, und hier tritt auch das ! Leuchten am stärksten auf. Menschen, deren Augen leuchten, j haben niemals die Empfindung von diesem Lichte, sie können z dasselbe auch keineswegs willkürlich hervorbringen und ebenso ! wenig haben, wie man oft fabelt, Gemüthsbewegungen irgend ! welchen Einfluß darauf. Tic Untersuchungen der neuern Zeit ! über das Leuchten dcr Augcu haben zur Erfindung des Augen- ! spiegcls geführt, eines Instrumentes, welches in dcr Augen- i bcillunde dieselben Nevolntionen hervorgebracht hat, wie die ! eracte Physikalische Untcrsuchungsmethode in der gcsammten Krank- ! l'eitt'lchre. Mittels des Augenspiegels ist es uns möglich, nicht ^ nur den Hintergrund des Auges cines Menschen, der uns für > gewöhnlich dunkel crfcheint, zu beleuchten, fondern auch die im ! bintern Abschnitte des Augapfels befindlichen Theile, Nervenhaut, ! Aderhaut u. f. w. deutlich wahrzunehmen. ^ Theorie der Fäulniß. In der Sitzung der französischen Akademie der Wissenschaften vom 29. Juni hat der bekannte Chemiker Herr Pasteur sehr interessante Ergebnisse seiner Beobachtung über die Fäulnis; organischer Substanzen mitgetheilt. Er hat gefunden, daß dic unter dem Namen „Vibrionen" bekannten Infusorien, deren Ehrcnberg sechs verschiedene Species beschreibt, dcr hauptsächlichste Gährstoff für die Fäuluiß sind; er hat ferner erkannt, daß diese Vibrionen ohne freies Sanerstoffgas leben können, ja, daß fie sogar zu Grunde gehen, wenn sie in Berührung, mit diesem Gase kommen. Wenn nun aber cinc Flüssigkeit in Fäulnis; übergeht, welches im günstigsten Falle etwa nach 24 Stunden äußerlich sichtbar wird, so bildet sich zuvörderst cinc Menge Infusorien vou dcr kleinsten Art, vorzugsweise HImuis Ol'pU5l)u!um und tti»l)!c,'Mln I'^imo. Ticsc kleinen Ncscn nehmen allen Sauerstoff, welcher in der Flüssigkeit enthalten ist, auf, und wenn dieser, bei verschlossenen Gefäßen, völlig verzehrt ist, sinken sie zu Vodcn und nun crst treten die Vibrionen, welche keines- Sauerstoffes zum Leben bedürfen, auf. Wenn die Fänlniß in offenen Gefäßen vor sich geht, so findet nur der eine Unterschied Statt, daß sich fortwährend auf Kosten des beständig neu zutretenden Sauerstoffes Monaden und Vac-tcrien bilden, welche, die Flüssigkeit bedeckend, stets die in derselben lebenden Vibrionen beschützen. Tahcr kommt es denn, daß gerade in offenen Gefäßen die Fäuluiß bei Weitem schneller und energischer vor sich geht. Epigrammatisch e6. Politik — bringt selten Glück, Poesie — sättigt nie! — „Nas soll ich dcun Bcss'rcs lrcibcn?^ — Wechsel schreiben. Den Meisten auch ihr Hcrz vcrstmtt, Wcuu crst ihr Hcrz sich ausgeweint. Du findest auch dcn Teufel schön, Wcnu cr dich zärtlich augcsch'n. Nimmt Patcr Kummer dich iu's Gebet, Dann lernst du, wic's mit deinem (Hlauben steht. „Wic habt Ihr Euch gestern amiisirt In Eurem Club?" — Auf's Allerbeste; Es wurden uns Leute Uon Ruf seruirt, Dir wir verspeist bis auf die Neste. Literatur. Ta2 uus vorliegende 9. Heft vom lll. Bande des vom österreichischen Lloyd herausgegebenen „Illustrirten Familienbuches" enthält eben so viel des Interessanten und poelisch Werthvollen, als des wissenschaftlich Gediegenen. Gleich im Anfange der erwähnten Lieferung begegnen wir cincm allerliebsten Gedicht, „Ein Traum" von K. Kuttalet, dem wir keineswegs Uebles nachzusagen denken, wenn wir eine nicht gc-ringe Wahlverwandtschaft mit der Hcine'schcn Muse bei dein Dichter bemerken. Tie gelungene Erzählung „Vrauerhöge" uon Heinrich Smidt, welche, je mehr sie dem Ansgang entgegeneilt, das Interesse des Lesers in desto höhere Spannung versetzt, ist in diesem Hefte zum Abschluß gebracht. I. G. Kohl hat mit seinem „Appcnnineuland uud die Italiener" ein kleines ethnographisches Meisterstück geliefert, das einen Schatz von belehrenden Winken enthält. — Gleichen Schritt mit dem Tctt halten, was Gediegenheit und wahren Kunstwcrth anbclangl, die bcigcgebcnen Stahlstiche. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleiumayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr b» F. Vambcrg in Laibach.