Zeitschrift für krainische Landeskunde. Nummer 6. Laibach, 1898. VI. Jahrgang. Das Eisen in Krain. Beiträge zur Geschichte der krainischen Eisenindustrie und des V krainischen Eisenhandels. Yon A: Müllner. Die Hammerwerke von Kropp, Steinbüchel und Kolniz. Betrachtet man die vorliegende Bergordnung, so ergibt sich aus derselben vor Allem, dass mit Beginn des XVI. Jahrhunderts das Eisengewerbe in Krain sich besonders lohnend entfaltete, vielleicht seinen Höhepunkt erreicht hatte. Der Landesfürst wendete demselben seine vollste Aufmerksamkeit und Fürsorge zu, er stellt es unter seinen besonderen Schutz. Dabei gewährte er den Gewerken die grösstmöglichste Autonomie. Den Bergrichter, welcher mit Ausnahmé , in Malefizsachen Richter war, zu wählen, hatten sie das Recht. Der Landesfürst behielt sich nur die Bestätigung desselben aus der ihm vorgelegten Terna vor. Streitigkeiten sollten im kürzesten Wege, wo nur möglich gütlich beigelegt werden, Processe, unnöthige Kosten und Zeitverlust möglichst vermieden werden. Die Arbeiter sollten zur Nüchternheit, Treue und Pünktlichkeit angehalten, dafür aber anständig und angemessen bezahlt werden, worüber Bergrichter und Geschworne zu wachen haben. Sehr interessant ist es zu sehen, wie die Bergordnung die Gewerke in ihrem Besitzstände zu erhalten und zu schützen strebt, (p. 75, § 5.) Der Industrielle war auf den Kaufmann als Vermittler angewiesen; ersterer hatte sich mit dem oft unbändigen und obstinaten Bergvolke herumzuschlagen, er musste für Beschaffung von Rohmaterialien sorgen und sollte seinen Verpflichtungen gegenüber den Arbeitern und Abnehmern seiner Waaren nachkommen. Dabei liessen ihn die Arbeiter oft zu Zeiten, wo am meisten Arbeit vorlag, im Stiche, um höhere Löhne oder Vorschüsse zu ertrotzen. Andererseits war der Gewerksherr oft genöthigt, vom Abnehmer Geld Vorschüsse zu .nehmen, gerieth somit in Abhängigkeit vom Letzteren, der den Umstand benützte, um ihn nicht selten um Hab und Gut zu bringen. Diesem freien Spiel der finanziellen Kräfte trachtete der genannte § 5, zu steuern. Allerdings sind viele Gewerksherren durch selbstverschuldete schlechte Wirtschaft zu Grunde gegangen und ihr Besitz in die Hände des Kaufmannes gelangt. Ein solches Beispiel haben wir an der Wochein kennen gelernt, wo die verschiedenen Gewerke nach und nach abhausten, bis der Kaufmann Michel Angelo Zois die ganze Wochein nebst Jauerburg in seinen Besitz vereinigte. Die Herren waten eben meist zu wenig kaufmännisch rechnende Geschäftsleute, dachten in guten Zeiten nicht daran, dass schlechte kommen könnten, über welche ihnen ein entsprechender Reservefond hätte hinweghelfen können. Statt ein capitale di fortificatione, wie es Michel Angelo Zois nannte, zu hinterlegen, wollten sie Edelleute werden und cavaliermässig leben. Wir werden einigen Beispielen dieser Art noch begegnen. Die Erklärung des § 10, p. 76 würde uns hier zu weit führen, wir besprechen denselben später, wenn wir die Verhältnisse hei Bearbeitung des Stuckofens unserer Gewerke behandeln werden. Wichtig aber ist der § 15 (pag. 59), wo vom Handelswege über die „Vötsch“ die Rede ist. Mit diesem Worte ist. hier der Uebergang über den Bača-Sattel aus der. Wochein ins Görzerische bezeichnet. Die Identität von Vötsch und Bacä ersehen wir aus einer Urkunde des Vicedom-Archives von 1583 ddo. 12. August. Es ist ein Bericht an die Kammer, den Eisenhandel betreffend, in welchem es unter Anderem heisst: „Auch in der Wochein wird nach brescianischer Art gearbeitet, daher dieselbe Sorte Eisen und Stahl gemacht, das durch die Vötsch nach Görz, nach Sa net Johann (bei Duino) übers Meer verführt wird.“ Wir haben diesen Saumweg von Feistritz ins Bačathal bereits in „Argo“ 1895 Nr. 4, p. 53 beschrieben. Im § 15 unserer Bergordnung von 1550 wird aber gesagt, dass der Weg über die Bača auch für die Gewerke von Kropp, Steinbüchel und Kollniz benützbar sei. Dem Wortlaute nach wäre dieser Weg 1550 überhaupt erst eröffnet worden. Da es wohl zweifellos ist, dass derselbe schon längst früher bekannt war, so kann es sich hier nur um eine Yerhesserung oder Herstellung für den Export im grösseren Massstahe handeln, welche sich mit dem Aufschwünge des Eisenexportes nach Italien als nothwendig erwiesen. Wir gewinnen hier wieder eine werthvolle Angabe über unsere Handels- und Verkehrsverhältnisse des XVI. Jahrhunderts nach Italien. Welchen Weg die Kroper, Steinbüchler und Kolnizer Gewerke mit ihren Fabrikaten früher gegen Italien gezogen sind, ist vorläufig nicht eruirbar, wahrscheinlich über Laibach nach Fiume oder Triest. Aus der Bergordnung von 1550 erfahren wir, dass ihnen der Weg längs der Savica durch die Wochein und über die Bača jedenfalls conveniren musste, da sonst desselben hier nicht Erwähnung geschähe. Es lässt sich nämlich nachweisen, dass die Verfügungen der Bergordnung auf Wünschen und Verlangen der Gewerke, welche aus den localen Verhältnissen sich ergaben, basiren, welche, wenn sie dem Gesetzgeber convenabel schienen, auch Gesetzeskraft erhielten, im gegentheiligen Falle aber ablehnend beschieden wurden. Ein Beispiel dafür ist gleich der vorhergehende § 14 1. c., wo die Bitte der Gewerke um Gestattung des Fischereirechtes auf eine wällische Meile vom Hammer weg, abgeschlagen wird. •. ' %•----I I Die Zukunft der Stadt Laibach. XIV. Michael Angelo starb am 27. August 1777 85 Jahre alt. Sein Testament, präs. 27. August, wurde am 3. Sep-témber d. J. eröffnet. Der Werth der Verlassmasse betrug laut Inventar 725.776 fl. Das Fideicommiss Egg bei Krainburg war bewerthet auf 106.000 fl. Bei Lebzeiten gab er den Kindern erster Ehe: Augustin 63.000 fl., Michael 62.000 fl., Francisca 16.400 fl.; denen zweiter Ehe: Sigmund 65.000 fl. und Josef 75.000 fl.; Zusammen 1,113-176 fl. Welche Geschäfte und wie grossen Umsatz muss der1 Mann gemacht haben, um, nachdem er bis 1740 an Co-delli 90.000 fl. sammt Zinsen abgezahlt hatte, noch, bis 1776, also in 36 Jahren diese Summe für seine Erben zu erübrigen! —* Als Passiva werden aufgeführt '30.000 fl. für die Witwe *) und 3678 fl. an Funeralien, so dass ein Reinvermögen von 1,079.498 fl. verblieb, davon theilten die Hälfte per 539.749 fl. sieben Kinder, so dass jeder Pflichttheil 77.107 fl. betrug. Sigmund als Universalerbe aber erklärte, dieselben seinen minorennen Brüdern, Xaver, Karl und Ignaz auf 80.000 fl. abrunden zu wollen. Michael Angelo’s Neffe und Geschäftscompagnon Bernardino war der Sohn Juan Battista’s, eines Bruders des Michael Angelo. Auch Bernardino wurde geadelt, denn es fanden sich Docilmente, aus welchen hervorgeht, dass er am 29. Juni 1773 wegen angesuchter Erhöhung in den Ritterstand an Taxen und Stempeln 8 fl. 4 kr. bezahlt. Am 26. Juli 1773 bezahlt er für den verliehenen neuen Ritterstand pro Taxa 900 fl. — am 26. November für Intimation an die L-Oe. Länderstellen, dass ihm der Titel von Edelstein verliehèn worden, pro Taxa 40 fl.; am 18. December fürs Diplom 58 fl. 45 kr., für Schreib-, Collationir- und Sigillir-Jura 54 fl. 12 kr., 1774 am 13. Jänner für Publication des Adels an Tax und Stempel 8 fl. 15 kr. Es betrugen somit sämmt-liche Kanzleikosten 1069 fl. 16 kr. C. M. Er starb ledig am i. September 1793 in der Pfarre St. Nikolai Nr. 319 u)) in Laibach. Sein Universalerbe war laut Testament ddo. 1. Mai 1793 sein Cousin Sigmund. Das Vermögen betrug 74.885 fl. 32 kr. 2 welche der Erbe unterm 11. November 1794 empfangen zu haben bekennt. Die Legate, Kranken- und Leichenkosten betrugen 1846 fl. 23 kr. Auch Bernardino war, besonders nach Michael Angelos Tode, in regem Verkehre mit seiner Heimat und seinen Verwandten in Berbenno geblieben, welche er auch bisweilen besuchte. Erst Sigmund scheint sich seiner italienischen Heimat mehr entfremdet zu haben, er war schon ganz Krainer geworden. Es liegen Briefe vom 13. Februar 1790 bis 28. Mai 1793 vor, welche Bernardino aus der Heimat zukamen ; manche von ihnen enthalten nicht ünin- * 34 * 36 1) Sie wurden ihr schon 1778 haar ausbezahlt. Einen Einblick in die Hauswirthschaft Michel Angelo’s gewährt uns ein Buchauszug von 1777, dem wir Folgendes entnehmen. Die Frau erhielt monatlich an Wirthschaftsgeld 170 fl., der Sohn Karl 34 fl. 8 kr. und die Tochter Johanna Nepommana 25 fl. 36 kr. Taschengeld. Die Haussteuer betrug 25 fl. 38 kr., der Militärzinsbeitrag 25 kr. 1 A. Die „reluizioni di passerotti“, Spatzensteuer 36 kr. Für Namenstagsgeschenke erscheinen 1008 fl., die halbjährige Pension für den Sohn Ignaz in Innsbruck, wo er Jura studirte, betrug 419 fl. 35 kr. Die Köchin erhielt 42 fl. und ein Stubenmädchen 26 fl. Jahreslohn. Für einen Neffen Francesco bezahlte er in Collegio di nobili zu Urbino 109 Scudi = 218 fl. Wessen Sohn dieser Francesco war,, konnte ich aus den vorliegenden Acten nicht eruiren, es wird nur hier seiner gedacht. 2) Bernardino besass kein Haus in Laibach. Nr. 319 von 1793 war damals v. Gasperinisch und ist heute Hain Nr. 18. Hier bewohnte Bernardino sechs Zimmer. Er starb nach Angabe des Sterbehuches von St. Nikolaus an der „Dörrsucht“. In einem Briefe an Frau Julia vom 3. October 1793 schildert Sigmund die Krankheit des Bernardino. Er nennt ihn ihren Schwager und bezeichnet ihn als einen aussergewöhnlichen Charakter, mit dem er 30 Jahre in Harmonie gelebt. teressante Details, welche bei Zusammenstellung des Stammbaumes von Nutzen waren und auch sonstige interessante Daten enthalten. So erfahren wir aus einem Schreiben der Frau Julia Zois, geh. Valtolina, ddo. 13.Februar 1790, welche eine sehr fromme und häusliche Frau war, dass Bernardino öfter die Heimat besuchte. Aus einem Briefe des Don Vanotti entnehmen wir, dass Michael Angelo und Bernardino viel zum Kirchenbau in Berbenno beigesteuert. Aus einem Briefe ddo. 27. Mai 1790 erfahren wir von Don Vanotti, dass Bernardinos Vater Juan Battista hiess, für dessen Seelenheil er 100 Messen persolvirte, zu welchem Zwecke Bernardino ihm 300 Lire gesendet hatte. Unterm 3. September 1790 berichtet Frau Julia über die Ernte, wie Weih und „Melgone“2) gerathen seien. Der Ausdruck kommt noch öfter in Briefen vor; Sigmund wusste nicht, was „Melgone“ seien, wie dies aus einem Briefe hervorgeht. Aus einem Schreiben Don Vanotti’s vom 9. December 1790 ersehen wir, dass Frau Julie in Alzano wohnt. Diese letztere meldet wieder unterm 22. Februar 1791, dass Pfarrer Vanotti nach viertägiger Krankheit gestorben sei. Er war Bevollmächtigter des Hauses in Berbenno und verwaltete die heimischen Besitzungen. Zugleich wird auch ein Coroni ni als bergamaskischer Landsmann genannt und ein Lo cote Ili von ihm als Mithelfer in der Verwaltung erbeten, Bernardino möge niemand Anderen damit betrauen. Bald nach Don Vanotti’s Tode meldet sich ein BernadinoZois in Berbenno, welcher recht arm ist. Er dankt für die ihm jährlich durch Locotelli zukommende Ladung Melgone. Er ist über 70 Jahre alt, verdienstunfähig und hat eine Familie von 12 Personen; sein verschuldetes Gütchen ernährt sie nur zwei Monate. Seine Stütze sei ein Sohn, welcher Schuster ist. Er bittet um ein kleines Capitälchen, um Leder und Sohlen nicht auf Credit nehmen zu müssen, da dabei der Gewinn grössten-theils aufgehe, da er die Waare theurer zahlen müsse, als wenn er baar einkauft. Frau Julia schreibt ddo. 24. März 1791: Sie freut sich, den Locotelli als Vertreter des Hauses erhalten zu haben. Sie trägt indess die Hauptsorgen, nach ihrem Tode werde man in Alzano beim Pfarrer Domenico Magni ein Register über ihre Wirthschaftsgebahrung finden. Aus einem Briefe Juan Battista Locatellis an Bernardin ersehen wir, dass Frau Julie eine treffliche, fleissige und geschickte Frau sei, welche allgemein geachtet ist. Aus dessen und früher schon aus Don Vanottis Briefen erfahren wir auch, dass Zois Wirtschaften Namens Cafi er ardi und Capii atti — beides Corruptionen aus Casa Berardi und Casa Pilatti — besass. Durch die ganze Correspondenz der Leute weht ein * *) 0 Da die Lira auf 12 kr. = 21 Nkr. sich bewerthete, so betrug ein Messstipendium 3 Lire = 63 kr. österr. Währ. *) Zea Mays, das Wälschkorn, welches schon seit 1560 in Italien cultivirt wurde. Geist der Herzlichkeit, Freundschaft und des wechselseiseitigen Wohlwollens. Ein hübscher Zug ist uns in einigen Briefen erhalten. Ueber Auftrag des Sig. Bernardino spe-dirt die Firma Francesco Zois in Venedig, deren Leiter der Agente Persone war, an Frau Julia Zois nach Alzano Kaffee, Zucker und Chocolade con Vanilia im W’erthe von 804 Lire 12 Cent.; unterm 23. Jänner 1792 bestätigt Frau Julia den Empfang und berichtet, dass sie von den erhaltenen 25 lirette Café 20, von 30 lirette Zucker 20, und von den 40 bastoni chiocolatta 24 an Locatelli abgegeben habe. Letzterer dankt für diese Schenkung am 18. Jänner Herrn Bernardino beschämt über die Menge der Gabe, verspricht alle Ausstände einzubringen und berichtet über die letzte Ernte an Melgone1), Kastanien und „Formento“. Am 28. Mai 1793 klagt Frau Julia, dass sie keine Briefe mehr erhalte. Bernardino lag eben schon schwer krank darnieder und starb am 5. September 1793. Nach Bernardino’s Tode concentrirt sich das gesammte Geschäftsleben des Hauses in den Händen des Universalerben : Sigmund Zois Frh. von Edelstein (geh. 23. Nov. 1747 in Triest). Unserem Plane gemäss können wir hier diesen interessanten Mann nur vom geschäftlichen Standpunkte aus betrachten. Seine Wirksamkeit als Schöngeist, Naturhistoriker, Gewerksherr und Mäcen gehört nicht hieher. 1774 übernimmt Sigmund laut Schuldscheines ddo. 1. Juli käuflich von seinem Vater die beiden an der Wochein gelegenen Draht- und Nägelwerke zu Feistritz und Althammer mit Vorräthen um 70.000 fl. Diese Summe will er bis Ende 1780 mit 4% per 2800 fl. verzinsen, dann aber in fünfjährigen Raten zu 14 000 fl. bis 1785 bezahlen. Im selben Jahre 1774 kauft Sigmund am 21. Jänner licitando den Stadtgraben ausserhalb des teutschén Thores „bei Krakau liegend“ um 260 fl. und 1793 am 6. Juni das der Religionsfondherrschäft Freuden-, thal gehörige Haus am Rain Nr. 301 sammt der St. Lorenzi-capelle um 1360 fl. (cf. Argo 1895 p. 190 und 1898 p. 82.) 1785 30. Juli überlässt der Magistrat dem Baron Sigmund v. Zois den „am Ende der Stadtmauer gegen Krakau stehenden grossen Stadtthurm“, welcher bereits am 2. Mai 1770 dem Mich. Angelo zum Gebrauche überlassen ward, gegen Erlag von 216 fl. 40 kr. ins Eigenthum. So vermehrte Sigmund auch den Grundbesitz in ') Aus einem Briefe vom 3. September 1793 ist ersichtlich, dass eine „Soma“ Welschkorn in diesem Jahre wegen schrecklicher Dürre in Bergamaska 80 Lire (16 fl. 80 kr.) kostete. Sigmundo Zois verstand dèn Ausdruck nicht, denn in einem Schreiben vom 28. Mai 1806 an Locatelli wünscht er Auskünfte darüber, was Melgone seien? und wie viel eine „Somma“ wäre? Er war der Heimat schon ganz entfremdet, an welcher Yater und Cousin noch mit Pietät hingen. Sigmund schreibt Somma, was Summe bedeuten. Soma aber iàt' eine Last = slov. tovor Pferdelast, in Italien vielleicht Maulthierlast. Laibach. Durch den 179B erfolgten Ankauf des Fre uden-thaler Hofes erhielt der Complex des bisher aus fünf Häusern bestehenden und in eines umgebauten Herrenhauses erst den Abschluss. Sigmund vereinigte auch dieses mit dem ursprünglichen Hause, welches er nach des Vaters Tode 1777 übernommen hatte. Laut einer Hausbeschreibung von 1787 bestand dieses Haus, wie noch heute, aus drei Stockwerken. Es enthielt zu ebener Erde: die Hausmeisterwohnung (Zimmer, Kammer, Küche), ein Magazin, Stall für 4 Rosse, zwei Keller, eine Eiusatzkammer, ein Holzgewölbe, eine Wagenremise und ein Zimmer. Im ersten Stockwerke: neun Zimmer, zwei Kammern und ein „Feuergewölbe“. Zois taxirt den Zins dieser Etage auf 150 fl. Im zweiten S t o c k w e r k e fünfzehn Zimmer, zwei Kammern und eine Küche, im Zinswerthe von 300 fl. Hier wohnte Sigmund. Im dritten Stockwerke: zwölf Zimmer, eine Kammer, per 150 fl. Zinswerth. Die Steuer betrug vom Ganzen 96 fl. 21 kr. Das Haus „zum goldenen Schiff“ enthielt zu ebener Erde ein Zimmer, eine Stallung für acht Rosse, eine Geschirrkammer, ein Fouragemagazin, im ersten Stocke aber zwei Zimmer, einen Getreidekasten für das Getreide für die Bergwerke. Zois bewertbet den Zins auf 120 fl. Als zweiundzwanzigjahriger junger Mann wurde Sigmund vom Vater in das Handelsgeschäft eingeführt, indem er ihn in der Handelscompagnie unter Bernardinos gewiegter Leitung in die Geschäftspraxis des Eisenhandels einweihen liess. Wie umfangreich die Kundschaft des Hauses Zois war, ersehen wir beispielsweise aus den Bilanzen des Hauses von 1774—1801, welche die Schuldner der Firma mit ihren Schuldsummen aufführen. Wir finden hier fol-folgende Ortschaften in Italien genannt, mit welchen das Haus im Verkehre stand: S. Agata Feltrina, S. Anatolio, Ancarano, Ancona, Apignano, Àquila, S. Arcangelo, Arezo, Ascoli, Assisi, — S. Barbara, Beiforte, Belvedere, Bologna, Brisighella, — Cagli, Camerino, Camurano, Castelfidardo, Cesena, Ceseniatico, Chieti, Città di Castello, Cingoli, Città di S. Sepolcro, Civita vecchia, Civitella, Como, Corinaldo, Cortona, — S. Elpidio a mare, — Fabriano, Faenza, Ferrara, Ferentino, Fermo, Ficano, Filatrano, Firenze, Foggia, Foligno, Force, Forli, Forlimpopoli, Fossombronè, '— Genova, S. Giustina, Grotamare, Guastalla, Gubbio, :— Jessi, Imola, S. Ipolito, Isola di Fano, — Lanciano, Lorétto, Lucignano, Lugo, — Macerata, S. Marinò, Massacio, Mateliča, Medola, Messina, Modena, Monte Albodo, Mónte Gallo, Monte Rado, Monte Rinaldo, Montechio, Morciano, Muchia di Camerino, — Napoli, Nocera, -—. Ortezzano, Osimo, — Palermo, Pedone di ferme, Pergola, Perugia, Pesaro, Pistoja, — S. Quirino, — Ravenna, Reggio, Rieti, Rimini, Ripatransone, Rocca Contrada, Roma, Romiglione, — Saracino, S. Savino, Scheggia, Sellano, S. Severino, Sinigaglia, Spoletto, Stafojo, —■ Terni, Tolentino, — Urhania, Urbino, — Venezia, Veruchio, Viterbo. — Endlich Lissabon Doch der Höhepunkt des Hauses wär überschritten. Gelegentlich eines Gesellschaftsvertrages auf drei Jahre, welchen Bernardin und Sigmund 1781 abscliliessen, heisst es unter Anderm: ,, Da nun im Geschäfte der Gewinn ein elender geworden, ohne Aussicht auf Besserung (profitti miserabili senza apparenza di meglioramenti), so wird vereinbart, dass jedes andere im Geschäfte zinsbar angelegte Capital zurückgezahlt werde, damit die Zinsen das Geschäft nicht belasten.“ Die Beiden wollen nur mit ihren Einlagen, der des Sigmund per 220/m fl. und des Bernardino per 30/m fl. arbeiten, , „Man kömmt auch überein, so bald als. möglich, gewiss aber im Laufe der nächsten Vertragszeit das H aus in Venedig eingehén zu lassen, da es bloss zur Last ist und zum Schaden gereicht, ohne Aussicht auf Besserung,* Der Geschäftsleiter des Hauses in Venedig und Inhaber der dortigen Firma, Francesco Zois (f 1764 ledig), war Domenico Persone, später sein Sohn Francesco, welcher am 25. Februar 1794 starb. Der Nachlass war Null, wohl aber blieben. Schulden an das Haus Zois. Dieses verzichtete auf den Nachlass und schenkte das vorhandene armselige Mobilar der Witwen nebst der Versicherung, keine Forderungen zu stellen. Als Bevollmächtigter des Hauses fungirte Nicolo Marsa nt, Die betreffende Urkunde trägt am Umschläge die Bemerkung: Transactions-Urkunde über das Geschenk an die Witwe Persone und ihren Schwager Johann Persone der E f f e c t e n der ehemaligen Firma Francesco Zois. Nota: da es: eine moralische Verpflichtung ist, irgend eine Hilfe zu geben den Witwen und unschuldigen Kindern und da man voraussehen kann, dass die Einforderung, ihnen, grössere Vortheile gewähren könnte, als uns, die wir entfernt sind, und uns detaillirte Informationen fehlen, dann : angesichts der Spesen für die Unterhändler, so haben wir uns zu diesem Schritte entschlossen. In der Urkunde selbst ist detaillirt das misero inventario di mobili. Aber dem entgegen sind nicht angeführt die Forderungen, die wir ihnen geschenkt haben, da der verstorbene Francesco Persone die Substanz der Geschäfte in einer solchen Verwirrung gelassen, hat, dass, um nicht Zeit und Spesen zu verlieren, man es unterlassen hat, ein liquides, Inventar aufzustellen. Nach den Registern unserer Gesellschaft belaufen sich jene Credite, theils alte, theils neue, welche wir der Witwe schenkten, auf 60.000 lire piccole.1) Die gedrückte Stimmung ergibt sich auch aus einem Briefe Sigmund’s an Frau Julia in Alzano vom 8. October 1793. Hier schreibt er unter Anderem: „Es ist mir sehr daran gelegen, die nöthige Auskunft* i. 2) zu erlangen für. i) So viel als 12.600 fl. Darnach wäre somit die Note in Prof. Richters Biographie des:Sigmund Zois, pag. 6, zu heurtheilen. !) Ueber die Verhältnisse des Hauses in Berhenno. Sigmund i. blieb mit Frau Julia und Locatelli ebenfalls in brieflichem Verkehr. Das letzte vorliegende Schreiben der Frau „cugina Giulia Valtolina 'Zn/ir. mein Verhalten, umsomehr, da ich befürchten muss, dass irgend einer meiner Brüder und ihrer zahlreichen bedürftigen-Familien (bisognose famiglie) sich finden kann, welcher auf die Güter in Berbenno speculirt, als ob sie ein Peru wär en!“ Wie wir oben p. 5.2 gesehen, stellte sich der Werth dieses Besitzes auf 40 085 Lire = 8417 fl. 85 kr. Eine ganz entsetzliche Sprache über den Bübkgang des Geschäftes reden die jahres-Bilanzen des Hauses, welche uns, in italienischer Sprache geführt, von 1779 bis' 1801 in geschlossener Reihe vorliegen. Dieselben weisen belastet mit Schuldposten in Italien aus : * 11 pro 1779 : 175 Geschäfts- pro 1791 : 126 Geschäfts- » 1780 : 176 häuser „ 1792 I 88 häuser » 1781 : 184 » „ 1793 : 45 // » 1782 : 165 - - ff . ’ . „ 1794 : 41 » ff 1783 : 160 „ 1795 : 32 • . ff . «, 1784 : 134 » • „ 1796 : 28 ff Y) 1785 ; 144 . ff ■ „ 1797 : 30 ff 1) 1786 : 141 ff „ 1798 : 17 ff ■V 1787 : 136 ff : « 1799: 13 ff „ . 1788 : 1,23 ■ ff • , „ 1800: 13 ff ff 1789 : 128 7) „ 1801 : 11 7) V 1790 : 125 ff Während nun z. ,B. die Bilanz von 1781 ein Guthaben von 146.199 fi.. 11 kr. -in Italien aus- Zois“ ist datirt vom Ì. Octooer 1807. Erwähnenswerth wäre ein Brief ddo. Alzano 20. September 1803, in welchem sie eines Cousins Lorenzo Reba erwähnt, durch welchen sie den Brief an Sigmund sendet. Auch klagt ,sie darin über schreckliche Militärlasten, über ihr Alter, und bittet, sie nicht zu verlassen. Laut eines Schreibens des J. Fab. Locateli} ddo. 6. März 1805 ist sie schwer krank und hoffnungslos. Am 21. März antwortet Sigmund dem Locateli!. Den Brief überbringt Peter A1 b o r gh e 11 i, ein Verwandter der Laibacher Alborghetti, welcher nach.Hause reist. (Also auch diese Familie Bergamasken). Unterm 17. April 1805 bestätigt Locatelli den Empfang des Briefes durch Alborghetti und berichtet, dass Frau Julia zwar noch leht, aber nicht mehr lange machen dürfte, sie sei schon über 70 Jahre alt. Ihr Leiden war laut einer Nachricht ddo. 11. Mai 1806 die „lenta etisia“ schleichende Schwindsucht. Als Ueberbringer dieses Schreibens nennt Locatelli einen Angelo Zois; ein armer, aber ehrlicher Mann, dessen Vater jährlich die „Soma melgone“ bekam. Dieser erzählte dem Sigmund, dass Frau Julia schon gestorben Sei, — eine Nachricht; welche sich aber als falsch erwies, denn sie lebte noch 1807, Sigmund gibt daraufhin unterm 28. Mai 1806 Weisungen über den Nachlass, fragt den Locatelli um Rath, ob der Bèsitz zu verkaufen oder zu verpachten sei? Ferner wünscht er Auskunft über die Reba, deren einer, ein Priester, sich vor einigen Jahren „come Cugino, procedente da una sorella maggiore di mio padre“ vorgestellt habe. Obwohl Loca-telli unterm IO. Juni 1806 es geradezu als ein Wunder bezeichnet, dass Julia noch lebt, finden wir noch einen am 1. October 1807 von ihr eingelangten Brief, welchen sie den nach Laibach reisenden Don Jacomo Reb à mitgibt, sich Sigmunden empfiehlt und ihn begrüsst. Es ist die letzte Nachricht aus der Heimat der Zoise, welche uns von ihr vorliegt. weist, sinkt dasselbe im Jahre 1800 auf 11.429 fl. 54 kr. So hatten sich die Zeiten geändert. Die Blüthezeit des krainischen Eisengeschäftes war, längst vorüber und nun auch das létzte Aufflackern unter den Zoisen im Erlöschen. Zwischen 1775 und 1777 erschienen nämlich Schiffe mit russischem und schwedischem Eisen in der Adria, welche der norischen, über Laibach verhandelten Waare gefährliche Concurrenz machten. Dazu kam der Verfall der Gewerke iqi Lande selbst, die Steuerregulirung, hohen Erzeugungskosten und zu allem Ueberflusse noch die französische Invasion mit dem verderblichen Freihandel. Bezeichnend für die Zustände ist das nachfolgende Citat aus einem Briefe Kollers. Unterm 10. Jänner 1790 schreibt Verweser Koller in der Wochein an Zois: „Euer Gnaden haben letzthin sehr richtig gesagt, dass die Steuerregulirung auf die Werke am heftigsten wirke; Jedermann will nur mit höheren Löhnungen bei dem Gewerbe seinen Regress finden, : wohin wird es aber kommen, wie wird die Waare Absatz finden ? wahrhaft schlimme Zeiten ; ich rathe Euer Gnaden sehr ungerne zu Frachtvermehrungen, aber wollen wir feiern? wenn uns der Himmel und sein Anhang so ungünstig geworden.“ Um sich concurrenzfähig zu erhalten, plante er weitgehende Reformen bei seinen Werken, wie dies aus einem Briefe des Werksbeamten lg. Pototschnik an Zois ddo. 4. Mai 1788 hervorgeht. Er schreibt: „Ihro Gnaden sind gesinnt, eine gänzliche Umgestaltung des Hammers und der dazu gehörigen Einrichtungen vorzunehmen, und dann ein. ganz neues System sowohl in der Berechnungsais Manipulationsart festzusetzen und dazu gleich den Anfang zu machen.“ Die wichtigste Neuerung war. wohl die Einführung des Hochofen-Betriebes im Jahre 1791. Das Sinken der Staatspapiere erschütterte den Credit, Häuser, bei welchen Zois Forderungen hatte, stellten ihre Zahlungen ein,'die Erhaltung der Gewerke und des Haushaltes, Contributionen und Requisitionen des Feindes verschlangen viel Geld, und nur um den augenblicklichen Geldbedarf zu decken, mussten die Fabrikate um jeden Preis losgeschlagen werden. Wie schwer das unglückliche Land von der Faust des gewaltthätigen Corsen getroffen, Und was von den Bewohnern erpresst wurde, davon gaben zwölf Blätter im Nachlasse des Sigmund v. Zois beredtes Zeugniss. Es sind gedruckte „Fürschreibungen“ „des zur Tilgung der, von der k. französischen Macht auf die Provinz Krain gelegten Kriegs-Contribution von 17 Millionen 760.000 Franks entfallenden Betrages.“ Zois erhielt zwölf solche für sich und seine Hausleute zugestellt. Die erste „FürSchreibung“, datirt vom 15. August 1809, dictirt: t) Darnach wäre Dimitz’ Angabe, welcher IV. p. 294 . von 15.260.000 Frc. spricht, richtigzustellen. , Sigmund Frh. v. Zois „hat laut Circulare vom 9. Aug. 1809 den 3 Öfachen Betrag der vervierfachten ClassensteuerJ) zu entrichten mit 122.701 fl. 50 kr.! Hierauf muss die erste Rate bis 18. August 1809 berichtigt werden mit 15.337. fl. 433/4 kr.“ Eine zweite „Fürschreibung“ vom 28. October lautet für Sigmund : „Laut befestigten Commissionsbeschlusses rectificirt auf 49.807 fl. 20 kr., über erlegte 13.834 fl. 253/4 das erste Achtel nach der alten Yorschreibung noch mit 1503 fl. 18 kr. sogleich, den Rest per 34.469 fl. 36% kr. aber in sieben Raten à 4924 fl. 133% kr. abzuführen. “ Nun folgen Fürschreibungen vom 28. October für Zois’ Geschäftspersonale. Es werden da dictirt dem Handlungsbuchhalter Marcus Alborgetti 350 fl., Verweser Andr. Koller in der Wochein 420 fl., Franz Ramutha, Verweser in Jauerburg 420 fl., Vin-cenz Karnof, Copist 131 fl. 15 kr., Johann Kor-dešch, Hammerschreiber 116 fl. 40 kr., Vincenz Pol.z, Oberhutmann, 110 fl. 41 % kr., An t o n S c h n a b e 1 e c k e r Hammerschreiber, 87 fl. 30 kr., Josef Schulz, Hausmeister, 105 fl., Ried, Gärtner, 87 fl. 30 kr., Kend le, Tischler, 87 fl. 30 kr.2) In einem Briefconcepte an einen nicht Genannten, welchen er aber „verehrtester Freund“ titulirt, schreibt Zois: „Ich kann es mit der verderbten Wirthschaft und mit der verwirrten Rechnung, die dorten (Jauerburg) herrscht, nicht länger mehr anstehen lassen, aus Furcht, dass mich der Tod überraschte, und dass dann Erben, Beamte, Arbeiter und das Werk selbst, Alle mitein- * So ') Diese betrug laut Ausweises ddo. 27. October 1808 876 fl. 263/4 kr., davon entfielen auf den Baron Sigmund 677 fl. 15 kr., für seine Bediensteten belief sie sich auf folgende Beträge: Buchhalter Aborghetti von 1000 fl. und Copisten Karnof von 450 fl. Gehalt auf 4°‘'„, somit 40 fl. und 13 fl. 30 kr. — Die Dienstleute bezahlten 2%%. s) Angesichts dieser Erpressungen, welche selbst arme Gärtner und Haustischler nicht schonte, fand sich dennoch im Lande ein Poetengeschmeiss, welches wenige Monate nach diesem Raubzuge die französischen Machthaber in allen möglichen Sprachen verherrlichte. So las man bei der Ankunft Marmont’s in Laibach auf Transparenten französische, italienische, lateinische, deutsche und slovenischeBegrüs-süngen, und ein „junger Illyrier“ verstieg sich im Laibachcr Wochenblatt 1810, Nr. XXII, zu einem Poem, in welchem es heisst: „Lasst Jubelbymnen froh erschallen, Dass sie auf žum Himmel wallen, Illyria ist hochbeglückt;“ „Ihr treuen Bürger dieser Stadt: Hebt seinen Ruhm bis zu den Sternen.“ und 12 Monater später heisst der Dränger Europas „ein gütiger Held, desse n in die Slovenen eindringender Geist das. Geschlecht umgestaltet.“ — Was mussten sich die persönlich durchwegs chevaleresken Franzosen wohl von diesen Kriechern denken ? ander zu Grunde gehen müssten.“ Der Schlusspassus des Briefes: „Die allgemeine Freude, über den Triumph der verbündeten Deutschen und Russen — wie die Verwunderung über den schnellen Uebergäng der Franzosen zum allgemeinen Frieden — sind unbeschreiblich! Gott gebe uns allen nur baldige Mittel zur Erholung!“ beweist, dass das Schreiben nach Niederwerfung Napoleons, also c. 1815 abgefasst ist. Die Geschichte des krainischen Landes-Museums. In actenmässiger Darstellung von A. Müllner. (Schluss.) Inzwischen begann mit 1860 in Folge der constitutio-nellen Verfassung eine lebhafte politische Bewegung. Deschmann, welcher schon 1848 sich rege am politischen Leben betheiligt hatte, griff auch jetzt wieder hinein. Er wurde zunächst 1861 vom Wahlbezirke Idria in den Landtag, und von diesem in der Sitzung vom 10. April 1861 als Vertreter der Städte und Märkte und der Handelskammer in den Reichsrath gewählt Zu seinen Substituten in Ueberwachung der Museäl-localitäten an Besuchstagen und als Präparator allfällig auszustopfender Thiere, bestellte er den als Grottenforscher bekannten Herrn Nikolaus Hoffman. M.-A. 1861. Nr. 18.1) Im Jahre 1864 ward von Neuem der Versuch gemacht, den entschlafenen sog. Musealverein zu galvanisiren. Einige Herren überreichten dem Landtage eine diesfällige Petition, über welche derselbe beschloss : 1. Es möge daš Curatorium eine Versammlung des Vereines zum Zweck der Revision und zeitgemässen Reform der Statuten einberufen. 2. Es werde der Landesausschuss beauftragt, alle jene Beziehungen, welche sich allenfalls aus den revidirten Statuten zwischen der Landschaft und dem Musealvereine ergeben sollten, unter Wahrung der Interessen des Landesmuseums zur Erledigung zu bringen, wobei ihm übrigens die möglichste Gemeinnützigmachung jener Anstalt und der Förderung der Wissenschaft zur Richtschnur zu dienen haben. M.-Ä. ddo. 23. April 1864, Nr. 11. i) i) Einen eigenen Diener, welchen Deschmann zum Präpariren ausbildete, erhielt das Museum erst im Februar 1875', erst mit einer Jahresentlohnung von 300 fl., welche aber später durch Erhöhung auf 500 fl. und Personalzulagen' zu einem Gesammtbezuge von 1050 fl. nebst freier Wohnung im Gebäude und 80 fl. Beheizungspauschale emporwuchs, während sich der Custos mit 800 fl. nebst freier Wohnung, welche aber im Neubaue wegfiel und durch 250 fl. Quartiergeld reluirt wurde, hegnügte. Die Versammlung fand am 30. Mai 1864 unter Vorsitz des Landeshauptmannes und Museums-Curators Anton Codelli v. Fahnenfeld statt. Es erschiénen 18 Herren. Gymnasialdirector Dr. M i 11 e i s meinte, die geringe wissenschaftliche Vereinsthätigkeit habe seinen Grund in der völligen Abhängigkeit des Vereines vom Museumscuratorium und der Land es Vertretung, die so weit geht, dass selbst zur Aufnahme eines Ehrenmitgliedes die Zustimmung der Stände nöthig war. — Er beantragt, ein Comité von sieben Mitgliedern zu wählen, welches neue Statuten zu entwerfen hätte. Dr. Costa empfiehlt die Vereinigung des historischen mit dem M us eal v er ein e als eines der vorzüglichsten Hilfsmittel zur Hebung der wissenschaftlichen Thätigkeit. Er beantragt, ein Comité von fünf Mitgliedern zu wählen, welches mit der Frage wegen Verschmelzung beider Vereine sich befassen soll. Der Vorsitzende lehnt es ab, den Antrag zur Abstimmung zu bringen, da es sich nur um den Musealverein handle. In das Statuten-Comité wurden schliesslich gewählt : Deschmann, Wretschko, Elze, Schmidt, Capretz, v. Strahl und Stöckl. M.-A. Nr. 12. 1864. Leider bedachte man nie, dass die besten Statuten und alle Vereinsmeierei nichts nützen, wenn nicht arbeitsfreudige Männer zielbewusst arbeiten wollen. Inzwischen wurde DeschmannLandesausschuss-Beisitzer. Als Hausbesitzer und sonst finanziell gut situirter Mann war er stets in der angenehmen Lage, die 450 fl. Custos-gehalt als Nebensache behandeln zu können ; nun kamen noch die ihm sub 1. Juni 1864 angewiesenen 1000 fl. hinzu M.-A. 13. — Für die sorgenfreie Existenz in Wien während der Session des Reichsrathes, welchem Deschmann 18 Jahre angehörte,' war durch die Diäten der Abgeordneten gesorgt. Diese finanzielle Unabhängigkeit, nebst seiner politischen Stellung gaben seiner Person eine Bedeutung, welche ihm stets und überall eine führende Rolle sicherte. Wenn er daher in die Bestimmungen der Mussal-vereins-Statuten von 1839 Bresche legte und der Verein durch die neuen Statuten in ein ganz neues Verhältnis zum Museum gerieth, so tangirte dies Desch-manns Stellung weder am Museum noch im Vereine, denn beiderseits behielt er die Führung. Ehe wir nun die neuen Statuten des Vereines ins Auge fassen, wird es gut sein, einen Blick auf die Finanzlage des Museums zu werfen. Laut Exposée des Curators Frh. v. Codelli in der Versammlung vom 30. Mai 1864 (M.-A, Nr. 12) belief sich das Vermögen des Museums auf 19.900 fl 21 kr. in zinstragender Anlage und 690 fl. 10 kr. in Baarem. Dazu war der Custosgehalt schon lange abgewälzt, die Noth, welche den Museums-Verein anno 1839 ins Lieben rief, somit längst beseitigt. Wie sehr übrigens der Verein älter Verfassung vom Museum,' beziehungsweise vom ; Curatorium desselben ab- hängig war, beweist am besten der Vorgang bei Aufnahme neuer Mitglieder. So liegt z. B. vom 8. Jänner 1863 M.-A. 1. ein Bericht vor, in welchem Cassier. Pregel dem Curatorium berichtet, dass Thomas Schrey, Real-schuldirector, Dr. Mathias Wretschko, k. k. Professor und Alfons Müllner, Supplent an der Realschule dem Vereine beitreten wollen, „das löbl. Curatorium wolle für diese drei neuen Musealmitglieder (sic) die Diplome aus-fertigen“., Der neu zu organisirende Verein, dessen Statuten jetzt im Entstehen waren, stand auf ganz anderer Basis und war de facto ein ganz neuer Verein mit ganz anderen Tendenzen, als es die des ursprünglichen waren. Es standen sich nun zwei Factoren gegenüber. Einerseits das Landesmuseum als ein dem Landtage untergeordnetes, vom Lande erhaltenes und verwaltetes, finanziell geordnetes Institut, andererseits ein Verein, der sich noch Musealverein nannte. Der Verein fand es nämlich für passend, sein Wesèn gänzlich zu ändern, den Namen aber doch zu behalten. Derselbe verwaltete sich selbst, wählte seine Functionäre und gestattete den Herren des Museums keine Ingerenz in die Vereinsverhältnisse ; wohl aber speculate der Verein auf das Musealvermögen, wie dies § 3 alinea g der Statuten beweist, wo als ein Mittel zur Erreichung der Vereinszwecke : „eine'jährliche, Subvention aus dem Musealfon de“ genannt wird. Die Statuten des neuen Vereines wurden auf Grund der a. h. Entschliessung ddo. 25. März 1865 mit Erlass ddo. 15. Juni 1865 genehmigt. § 1 lautet: Der Verein des krain. Landesmuseums (sic) ist fortan ein freier Privatverein unter dem Namen Musealverein für Krain. Als Zweck des Vereines gibt § 2 an: Förderung des krainischen Landesmuseums und der Landeskunde Krains überhaupt, insbesondere der naturwissenschaftlichen Séite. Als Mittel werden § 3 genannt: «/ Bereicherung der Sammlungen des Museums;, h) Anregung und Unterstützungwissenschaftlicher und gemeinnütziger Forschungen im Gebiete der Landeskunde; c) Periodische Zusammenkünfte; d) Vorträge ; e) Herausgabe von wissenschaftlichen Arbeiten; f) Gründung eines Lesecabinetes; g) Verkehr mit anderen Vereinen; h) Jährliche Geldbeiträge; i) eine jährlich anzustrebende Subvention aus dem Museal-Fonde. Man sieht, der Verein hatte sich vom Museum total losgelöst, verlangt nur von ihm Geld, macht ihm wohl schöne Versprechungen, lj|jj gestattet ihm aber nicht die mindeste weitere Ingerenz. Das erste praktische Debut des Vereines bestand in Erlangung von 300 fl. aus dem Musealfonde behufs Herausgabe ein er Pu blicatio n, welche ihm der Landesausschuss unterm 13. August 1865 anweist. Die Quittung ist von Dr. Mitters als Obmannstellvertreter und Karl Deschmann als Schriftführer gefertigt.' M.-A. 22. Die Publication erschien 1866 unter dem Titel Mittheilungen des Muselvereines für Krain, I. Jahrgang“, redigirt von Karl Deschmann. Mit unermüdeter Ausdauer hatte Frh. v. Codelli die Geschäfte eines Musealcurators zuletzt allein besorgt, gleichzeitig war er Protector des 1868 nach 23jährigem Arbeiten seine Publicationen sistirenden historischen Vereines. Er amtirt als Curator noch bis 1870, in welchem Jahre laut Landtagsbeschlusses ddo. 1. October 1869 der Museumsfond in die selbstständige Verwaltung des Landes überging, dessen Präliminare jährlich dem Landtage vorzulegen ist. In der Landtagssitzung vom 4. April .1876 wurde der Gehalt des Custors auf 800 fl. erhöht, welche Erhöhung vom 1. Juli 1876 in Wirksamkeit zu treten hatte. M.-A. Nr. 27. Von da ab verkehrte der Custos als Leiter' des Institutes direct mit dem Landesausschusse, in welchem einer der Beisitzer das Museumsreferat führt. Die im Jahre 1875 erfolgte Entdeckung der Iger Pfahlbauten brachte neues Leben in das Institut. Es begann die Ausgrabungsperiode, und damit war auch der Anstoss gegeben, an eine Erweiterung der Sammlungsräume zu denken. Man beschloss einen Neubau für das Museum aufzuführen und die längst unzureichenden, theiiweise dumpfen und feuchten Räume im alten ehemaligen Franciscanerkloster zu verlassen. Unterm 3. Jänner 1881 M.-A. 1 entwirft Deschman ein „Programm, betreffend den Bau eines eigenen Gebäudes für das krainische Landesmuseum“, und vom k. k. Ministerial-Ingenieur Wilhelm Resori in Wien wurde ein vorläufiger Plan dazu entworfen. Anlässlich der am 10. Ma,i 1881 stattgehabten Vermählung Sr. k. Hoheit des Kronprinzen Rudolf beschloss die am 3. Mai 1881 einberufene Generalversammlung des krain. Sparcassevereines über Vortrag des Sparsasse-Cura-tors Dr. Josef Suppan: Für den Fall, als das Land Krain längstens bis 10. Mai 1890 zum Baue eines eigenen Musealgebäudes schreiten sollte, und in Anhoffung, dass die Allerti. Genehmigung angestrebt werde, der Anstalt die Benennung „Rudolfinum“ beilegen zu dürfen, — die Hälfte der mit dem Ankäufe des Bauplatzes und der Ausführung des Gebäudes, sowie der inneren Einrichtung verbundenen Kosten mit dem Gesammthöchstbetrage von 100.000 fl. aus ihrem Reservefonde beizutragen. Der Landtag nahm am 19. October 1881 das munificente Anerbieten an und bewilligte die Verwendung des Erlöses aus dem Vei-kaufe des Lycealgebäudes, dann den Musealfond im Nominalbeträge von 39.919 fl. und einen Beitrag von 30.000 fl. aus dem Landesfonde. Se. Majestät geruhten der am 22. Mai 1882 nach Wien entsandten Landesdeputation die huldvolle Zusage zu ertheilen, dass das neue Landesmuseum „Rudolfinum“ benannt werden dürfe. ■ Die Griindäushebungsarbeiten begannen am 18. Juni 1883-und die am 14. Juli 1883 stattfindende Grundstein-^ legung gerùheten Se. Majestät der Kaiser persönlich vorzunehmen, als derselbe anlässlich- der Begehung des 600-jährigen Jubiläums der Vereinigung Krams mit dem Hause Habsburg in Laibach weilte! Der Verkauf des Lycealgebäudes ergab 40.000 fl. Seitens der k. k. Unterrichtsverwaltung,') Sammlungen bei Privaten 8273 fl. 46 kr, Es ständen somit 218.192 fl. 46 kr. zur Verfügung, welche sich jedoch •" als nicht zureichend erwiesen, wesshälb das Land 1885 noch 10.000 fl. und die Sparcasse 30.000 fl. bewilligten, wodurch die Baumittel auf 258.192 fl. 46 kr. anwuchsen: Der Bau wurde 1885 im Wesentlichen beendet, SO dass schon im Herbste mit der Uebersiedlüng begonnen werden konnte. Die Einrichtung und das Aufstellen der Sammlungen nahm die Jahre 1886—1888 in Anspruch, so dass die Eröffnung den 2. December 1888 erfolgen konnte. Da der Musealfond zum Baue verwendet worden war, so sorgte der hohe Landtag dadurch vor, dass derselbe die Deckung des Abganges seit 1882 auf den Landesfond übernahm. Einen reichlichen Ersatz für den verbrauchten Musealfönd bot das Testament des am 8. März 1885 verstorbenen Victor Smole, welcher dem Institute sein Vermögen im Werthe von 103.429 fl. 98 kr.* 2) hinterliess, dessen Fruchtgenüss er seiner Schwester Balbina für ihre Lebenszeit zugesichert. Indess war es Deschmann nicht gegönnt, sich der neuen Schöpfung lange zü erfreuen; ein Gallenleiden, welches schon länger an seiner Gesundheit nagte, wärf ihn am 30. Jänner 1889 auf das Krankenbett. Er starb am 11. März 1889, 68 Jahre, 2 Monate, 8 Tage alt. Die Ausgrabungen in der Spitalgasse in Laibach 1896 und ISO?.3) Von A. Milliner. V. Gegenüber dem Bürgerspitale an der Westseite der Spitalgasse bildeten die Häuser Soos, Schreyer, Raunicher und Klein (cf. Taf. I in „Argo“ Nr. 3 189.7) die Gassen-fronte. Von diesen wurden die drei ersteren ganz abgetragen und durch Neubauten ersetzt, das vierte recon-struirt und dessen Fronte vorgerückt.' Auch hier wurden Funde gemacht, welche für die Baügeschichte der Stadt nicht ohne Interesse sind. 1) Von dieser übernommen am 8. November 1884 im Sinne des-Kaufvertrages ddo. 22. Juli, rectif. 24. Aug. 1884. Sammt Inschriften verkauft und übergeben. Bei der Uebergabe intervenirt Deschmann als Vertreter des Landes-Ausschusses. M.-A,- 167. 2) Laut Nachweisung .von 1896. im Berichte des Landesaus-schüsses, Beilage '11: If Cf. „Argo“ 1897 Nr. 2, 3,-4, 6.