N e «1 e bei der Deisehung der Leiche Ihrer Hoheit Luise/ürstin von Windischgrätz, Herzogin von Mecklenburg-Schwerin, auf Schloss WogeilZderg den 21. März I83S, gehalten von Theodor Elze, evangel. Pfarrer in Laibach. Laibach 1889. Druck von Ignaz v. Kleinmayr » Fedor Bamberg. „Der Mg des Ledens geht mckmetL" Spräche Salomo's- >5, 2^ ^Vuswärto gehl Les Menschen Leben! Auswärts wende Leinen Lauf, Dahin richte sich Lein Streben, Deine Hoffnung La hinaus! Erde muß ^ur Erbe werden, Doch der Geist lebt ewig fort, Unsre irdischen Beschwerden Wandeln sich in Wonne dort. Frei von dieses Lebens Mängeln Ist des Himmels Vaterland, Droben stnd wir gleich Len Engeln, Weil die Seele auferstand. Gesang. A-'ald versinkt der Sarg in Grabes Nacht und Stille! — Schnell entwandst Du Dich des Erdenstaubes Hülle, Schnell wie Morgenthau ist Deine Seel' entflogen. Wie ein Stern erglänzt und stirbt am Himmelsbogen. Wohl zu schätzen wußten wir Dein theures Leben, Waren treu, o hohe Fürstin, Dir ergeben. Jetzt geleiten wir Dich zu des Grabes Thüre, — Weiter Dich des Herren lichter Engel führe! Gebet. Mm Namen Gottes des Vaters, des Sohnes nnd des heiligen IE'Gcistes. Amen. Herr Jesus Christus! Wir preisen Dich, daß Du dem Tode die Macht genommen, und Leben und unvergängliches Wesen an's Licht gebracht hast durch Dein Evangelium. Auf Dich trauen wir, als den Ueberwinder des Todes; Dich beten wir an als die Auferstehung und das Leben; in Deiner Ge¬ meinschaft allein suchen wir Leben und Seligkeit. O mache das Band der Liebe zwischen Dir und uns so fest, daß uns kein Tod von einander scheiden möge. Laß uns allein in Dir leben, auf daß mir auch zu seiner Zeit in Dir sterben mögen. Laß uns, wann cs mit uns zum Sterben geht, die seligen Früchte Deines Todes mit überschwänglichem Troste genießen. Steh' uns bei, Du großer Siegcshcld, in unscrm letzten Kampf, daß wir durch Deine Kraft alle Feinde überwinden und Alles für die Ewigkeit wohl ausrichtcn mögen. Und wenn wir einst nicht mehr beten können, so laß Deinen heili¬ gen Geist uns vertreten mit unaussprechlichem Seufzen. Führe uns mit himmlischem Licht und göttlicher Kraft durch das finstere Thal des Todes sicher hindurch in die erwünschte und freudenvolle Ewigkeit. Ja, Herr, wenn es einst am dunkel¬ sten nm uns her ist und unscrm Herzen am allcrbangstcn wiro, dann segne uns im reichsten Maße mit Deines Todes Frieden, mit Deines Lebens Licht, mit Deines Geistes Kraft, mit Deines Reiches unvcrwclklichcm Erbe. Amen. Unser Vater in dem Himmel, Dein Name werde gehei¬ ligt, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel, unser täglich Brot gicb uns heute, und vergieb uns unsere Schulden wie auch wir vergeben unfern Schuldi¬ gem, und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Uebcl, denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. uisc Fürstin von Windischgrätz, Herzogin von Mecklenburg- — sie ist nicht mehr; — sie, das höchste Glück ihres Gemahls, die liebevolle Mutter ihrer Kinder, die zärtliche Schwester, die Freude auch der altern Glieder ihres Familien¬ kreises, die gütige Herrin dieses Schlosses und seiner Diener, die Wohlthäterin der Armen, anhänglich geehrt und geliebt von allen, die sie kannten, sie ist nicht mehr! — Plötzlich und unerwartet ist sie aus dem irdischen Lcbenskrcise, den sie so schön ausfüllte, abgerufen in das himmliche Leben, und wir stehen hier um ihre irdische Hülle, allesammt tief ergriffen nnd erschüttert von ihrem Tode. — Sie weinen? — Wie haben Sie sie so lieb gehabt! — Wenn Menschen die irdischen Reste eines theuern Ver¬ storbenen der letzten Ruhestätte übergeben, da senkt ihr Blick sich niederwärts und unwillkürlich füllen sich ihre Augen mit — 8 — Thränen. Dic Große ihres Verlustes für dieses Leben und die wehmüthige Erinnerung an die glücklichen, nie mehr wieder- kehrcndcn Stunden, welche sie mit dem Geschiedenen verlebt, tritt ergreifend vor ihre Erinnerung, und trauernd neigt sich ihr Haupt und ihre Seele im Gedanken an den Tod der Lieben und die dadurch bewirkte Leere ihres eigenen Daseins. Aber das Wort des erhabenen Sängers auf dem Königs¬ throne, Salomo's, welches er nicdergeschrieben hat in seinen Sprüchen 16, 24: «Der Weg des Lebens geht aufwärts", dieses Wort soll, wie ihn selbst einst, so auch Sie, hohe Leidtragende, und alle die in ähnlicher Lage trauern, über das Gefühl des irdischen Verlustes erheben, Ihre Trauer heilen und Jbr eigenes Leben zum Himmel lenken. „Der Weg des Lebens geht aufwärts!" — Das sei Ihr Trost in Ihrer Trauer. Des Menschen Leben geht von der Wiege an immer höherer Entwicklung, immer größerer Vollendung entgegen; Jahr um Jahr wächst der Mensch, wie au Alter, so an Weisheit und unter Gottes Segen auch an Gnade bei Gott und den Menschen. Heitere, sonnige Tage der Freude und dunkle Nächte des Leides und der Thränen gehen über ihn dahin und fördern seine fortschreitende Entwicklung, wie dic heißen Sommcrtagc und die thauigen Nächte in gleichem Maße uothwcndig sind zur Reise der Frucht. Im hohem Lebensalter scheint freilich eine Abnahme in diesem Entwick- lungsgangc cinzutrcten, allein das scheint nur so, wie es denn auch bloß in der äußern Erscheinung des Menschen Grund hat. Aber die unsterbliche Menschcnseele altert nicht, wenn auch die Glieder des Erdenleibes anfangen ihren Dienst zu versagen, wenn auch Ohr und Auge schwach werden und die Haare auf dem Haupte bleichen, wenn auch selbst die Kraft des Gedächtnisses abnimmt und die Hinfälligkeit dcS äußern Menschen auf das in ihm eingeschlossene innere Leben zurückwirkt. Dafür wird die Seele immer ruhiger und reiner, die Leidenschaften verschwinden immer mehr, und der stille Friede beglänzt wie ein Lichtstrahl aus fernen Welten, wie das Morgenrot!) eines neuen Tages die crdenmüdc, hcimver- langendc Mcnschensccle. Dann kommt die letzte, dunkle Erden- stundc, die wir Tod nennen, und führt uns sanft und freund¬ lich hinüber in das bessere Land, in die ewige Heimath droben bei dem Vater, in dessen Hause viele Wohnungen sind, wo wir befreit von den Mängeln und Schwächen dieser irdischen Hülle von Stufe zu Stufe aufwärts steigeu zu immer neuer und höherer Vollendung und Seligkeit. So geht der Weg des Lebens auswärts. So ging auch deren Lebensweg, die Sic heute be¬ weinen. Zwar hatte ihr die himmlische Vorsehung ein höheres Lebensalter nicht bestimmt, sondern hat sie schon frühe abgc- rufen aus der irdischen Wallfahrt, doch gerade darum, weil sie schon srühe reif war für das bessere Leben. Darum erfülle nicht bloß Trauer Ihre Herzen, hohe Leidtragende, wenn nun die sterblichen Reste dieser Ihnen so theucrn Verstorbenen der letzten irdischen Ruhestätte übergeben werden. Das geschieht nur -lo¬ deren vergänglicher Hülle, aber die Seele derjenigen, die Sie liebten, stieg aufwärts zum ewigen und seligen Leben. Sie zwar haben verloren, viel verloren, sie aber hat gewonnen durch den Tod im Glauben an den rechten Heiland und Lcbensfürsten Jesus Christus. So überwinden Sie den Schmerz Ihres eigenen Verlustes und erheben Sie an dieser Leiche Ihre Gedanken zu den reinen und seligen Welten, in welche die Verschiedene eingegangen ist und wo Sie einst sie wieder¬ finden werden, wenn auch Ihr Leben durch den Tod auf¬ wärts geht zum Quell des Lebens in's ewige Leben. — „Der Weg des Lebens geht aufwärts!" Das sei uns in dieser schweren und heiligen Stunde auch eine Mahnung für unser eigenes Leben. Lassen Sie uns, hohe Leidtragende, einen Augenblick daran gedenken, daß auch wir stets höher und vollkommener uns entwickeln sollen, daß auch auf des Erdcnlebens höchsten Höhen Keiner vergessen soll nach immer größerer Frömmig¬ keit und Tugend zn streben, daß auch sein Leben nach auf¬ wärts gehen, himmelwärts gerichtet sein soll. Der Gedanke an diejenige, welche verklärt von droben herniederblickt auf die, welche ihr auf Erden so theuer waren, sei diesen die heiligste Aufforderung ihr nachzustreben zur Vollkommenheit und Seligkeit. — Hier ist heiliges Land! — Die stille Ruhe¬ stätte dieser Verklärten sei den jetzt noch von Schmerz so tief verwundeten Herzen ihrer Angehörigen künftighin ein heiliger Altar, zu welchem diese aus den Wirrsalcn des Lebens sich hinflüchten, an welchem sie das Bild der theucrn Verbliche¬ nen sich lebendig in's Gedächtniß zurückrufcn, bei welchem sie — II — die heiligen Vorsätze und Gelübde der Frömmigkeit und Heili¬ gung erneuern. So wird dann die Geschiedene mit ihrem Geiste den Ihrigen doch stets nahe sein, mit ihrer Tod und Grab überdauernden Liebe sie segnen, und, wie sie im Leben ihre Wonne war, so im Tode noch sic zu neuem Leben be¬ geistern und stärken. Ja so ist sie Ihnen, hohe Leidtragende, nicht gestorben, sondern lebt noch mit Ihnen sort, mahnt Sie zum ewigen Leben, winkt Jbnen von oben hernieder, daß Sie hieniedcn Ihr Leben nach oben lenken, wo sie Ihrer wartet. Auch unsres Lebens Weg geht auswärts. Das mahnt uns an das Ende unsres eigenen Erdenlcbens. Dieß ist keine traurige Mahnung, denn dem Christen hat der Gedanke an seinen eigenen Tod wohl etwas Ernstes, aber nichts Trauri¬ ges. Bald vielleicht und ehe wir es erwarten kommt auch für uns die ernste Stunde, in der wir alles, was uns auf Erden lieb und theuer ist, verlassen und vor den Thron des ewigen Richters treten müssen. Dann werden wir Rechen¬ schaft geben müssen von nnserm Thun und Lassen, Rechen¬ schaft, wie wir mit den von Gott uns anvertrautcn Gütern hausgehalten haben. Im Buche des Lebens steht cs verzeichnet und es wird alles offenbar werden vor dem Richterstuhle Christi. Das lassen Sie uns heute und stets bedenken, diesen Gedanken hier an den irdischen Uebeirestcn dieser theuern Verstorbenen recht fest in's Herz cinprägen und zur Richtschnur unsres ganzen Lebens wählen. Dann wird auch uns einst der Weg des Lebens aufwärts führen durch den Tod zum ewigen Leben und zur seligen Wiedervereinigung mit den dahin vorangegangencn Lieben. — — 12 — So rufen Sie der Verschiedenen das letzte Lebewohl nach für dieses Leben. — Auf Wiedersehen in der Ewigkeit! — Schlummere sanft! — Ja ruhe sanft, in dem Herrn Entschlafene! Dein Andenken bleibe unter uns in Segen! Er, der Dir das Leben gegeben hat, schenke Dir, so wie uns allen, eine freudige Auferstehung aus dem Grabe durch Jesum Christum! Deinen vergänglichen Leib übergeben wir nun der Erde, Deine unsterbliche Seele aber behalte der Herr zum ewigen, seligen Leben! — Der Herr segne Dich und behüte Dich, — und Euch alle! Der Herr lasse sein Antlitz leuchten über Dir, und sei Dir, — und sei Euch allen gnädig! Der Herr erhebe sein Angesicht ans Dich, und gebe Dir, — und gebe Euch allen seinen Frieden! Amen. G k s a n g. beendet ist ihr Lauf, Vorüber ist ihr Leben. O Herr, nimm du sic auf Und lohn' ihr edles Streben. Erhör' uns Gottes Sohn, Ertheil' ihr deinen Lohn! Erschließt des Grabes Thor! Der Staub kommt nun zum Staube, Die Seele steigt empor, Empor trägt sie der Glaube. Herr, laß sie auferstehn Und deinen Himmel sehn! Amen. A- uisc Fürstin von Windischgrätz, Herzogin von Mecklen¬ burg, Tochter des verstorbenen Großherzogs Paul Friedrich von Mecklen¬ burg-Schwerin und der Großherzogin Alexandrine, Prinzeß von Preußen, war geboren den 17. Mai 1824, vermählte sich den 2». Octobcr 1849 mit Hugo Fürsten von Wiudischgrätz, und starb zu Venedig den 9. März 1859, beweint von ihrem Gemahle und vier Kindern. Ihre Leiche wnrde am 14. März zu Venedig vom dortigen evan¬ gelischen Pfarrer vr. Th. Wittchcn eingesegnet, dann nach dem Schlöffe Wagcusberg bei Laibach in Krain, dem Lieblings-Sommeraufrnthalt der hohen Verstorbenen, geführt und ihrem Wunsche gemäß dort beigesetzt. Der BcisctzungSfeier wohnten außer dem Gemahl der verewigten Fürstin, Sr. Durchlaucht Fürsten Hugo von Wiudischgrätz, deren Bruder Se. Hoheit Herzog Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin, dann II. DD. Fürst Veriand und Fürst Robert von Wiudischgrätz, Gabriele Erbgrästu von Schönburg-Glauchau geb. Fürstin von Windischgrätz, der Großher¬ zoglich Mecklenburgische Gesandte am Wiener Hose Major von Gamm, der Königlich Preußische Obcrstlieutenant a. D. von Preffcntin, und aus der Nachbarschaft der Graf Pace und der Baron Apfaltern nebst Ge¬ mahlin bei. — Schloß Wagcusberg ist in Krain berühmt als der ehemalige Sitz des Freiherr» Johann Wcikhard von Valvasor, welcher hier seine bekannte Chronik des HcrzogthumS Krain schrieb. Bereits halb verfallen, wurde er vom Fürsten von Windischgrätz angekauft, Wiede, hergestcllt, und beson¬ ders durch die hohe Verstorbene äußerst geschmackvoll in mittelalterlichem Style wiedercingerichtct. — Im Schloßhofe, gegenüber der Thür der kleinen Schloßkayellc, sangen Mitglieder der philharmonischen Gesellschaft in Laibach die Gesänge zum Beginn und am Schluß der Beisetzungsfeier, als Männer-Quartett.