Geographie/^W> und Statistik X Mc» / Wirtembergs. Laybach in Kram bey Willhelm Heinrich Korn. r 7 8 7. Seinem edeln Vaterlande Wirtemberg gewiedmet von dem Verleger W. H. Korn, r Vortrefliche Mitbürger Einwohner Wirtembergs. erhabenen Gesinnungen unsers großen Josephs, der Europa das Signal zu der Toleranz gab, zogen mich in seine Staaten. Ich bin Euer Landsmann, ich bin ein Wirtemberger , der sein Vaterland zwar verlassen, niemalen aber vergessen kann. Um Euch, Edle liebe Mitbürger, Ein¬ wohner Wirtembergs, einen Beweis davon zu geben, wiedme ich euch die Erdbeschrei¬ bung eures und meines vortreflichen Vater¬ landes. Sehet daraus, wie euer Vater¬ land unter eurem Durchlauchtigen Karl glücklich und blühend worden ist. Nehmet, Edle Freunde! diese Schrift gütig auf! Sie 2l 3 so« soll dazu dienen von Wirtembergs Flot einige Kenntniße zu verbreiten, und der Welt noch unbekannte Nachrichten, besonders Bevölke¬ rungslisten mitzutheilen, die gegenwärtig ein besonderes Augenmerk des Statistikers sind. Sollte auch diese Schrift noch Spuren der Unvollkommenheit tragen, so rechne ich doch auf euren Dank und Nachsicht, weil dieser Versuch einer Geographie Wirtem¬ bergs in gewiser Rücksicht der erste in seiner Art ist. Ich schähe mich glücklich, wenn ich et¬ was zu eurer Befriedigung und zur Ehre mei¬ nes Vaterlandes — da ich so weit von ihm entfernt bin — beygetragen habe. Gehabt euch wohl, Edle Freunde! Eurem Andenken empfiehlt sich Laybach in Krain im Monach August 1787. der Verleger Willhelm Heinrich Kow. Vor- Vorrede. §R^edarf es wohl einer Entschuldigung, daß ich es wage, eine Geographie Wirkern- bergs, dieses schönen, in allem Betracht wichti¬ gen , und für den Statistiker lehrreichen Staa¬ tes, der Welt mitzutheilen? Die Lücke, welche in der Geographie Teutschlands, das noch fehlende Wirtemberg machte, die vielen falsche auögestreuten Nach- richten, die schiefen Begriffe, welche noch Aus¬ länder von Wirtemberg haben, bewogen mich, einen Versuch zu machen, und wenigstens indes¬ sen Wirtembergs Geographie und Statistik zu stellen, bis auch dieses Fach vollkommen wird bearbeitet seyn. A4 Ich Vorrede. Ich habe dazu seit einigen Jahren, die merkwürdigsten Nachrichten gesammelt. In den Hauptstädten habe ich mich lange aufgehalten, und von dem übrigen Lande, weit über die Helf- te, und darunter die vorzüglichsten Gegenden und Merkwürdigkeiten — bereiset. Ich glaubte dadurch in den Stand gefetzt worden zu seyn, Wirkembergs Geographie, nicht mit ganz un¬ glücklichem Erfolge, schreiben zu können. Den Vorwurf, aus neun Trümmern alter Gebäude das zehente errichtet zu haben, werde Zch nicht zu befürchten haben. Die Geschichte, welche ich — die mei¬ ner Zeit ausgenommen — nicht selbst machen durfte, habe ich meist dem vortreflichen Werke des seel. Reg. Raths Sattlers zu danken. Doch bin ich auch diesem sicheren Führer nicht blind gefolgt. Wo ich noch andere O.uelken hat¬ te, prüfte ich selbst, und verbesserte auch einige falsch befundene Nachrichten. Mein Plan war: nicht weitläufig zu wer¬ den, und von jedem Orte nur das merkwürdigste zu sagen. Wo ich aber auf ehrwürdige Trüm¬ mer alter Schlösser, auf alte Thürme und Fe¬ stungen M Vorrede. - stungsn stieß, so konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, sie weitläufiger zu behandeln, als es vielleicht manchem gut dünken wird, der we¬ niger Gefühl für die Ruinen des Alterthums hat, als ich. Von den vielen merkwürdigen Steinen und andern Alterthümern, die in Wirtemberg gefunden wurden, habe ich absichtlich, nur we¬ nig, ost gar nichts geschrieben, weil sie meist Garrler, auch andere Schriftstellerschon weit¬ läufig abgehandelt haben. Gelobt oder getadelt habe ich nie aus Vor« urtheil. Es gab Schriftsteller, welche glaubten/ sie müssen alles, was ihr Vaterland betrift, ohne Ausnahme loben, und die geringsten Dinge mit Trompetenton bekannt machen, ohne daran zu denken, daß das ganze unnüz, und das würklich lobens würdige verdächtig werde. Viele, welche dieses einsahen, verfielen auf das Gegentheil und glaubten — um sich Bey- fall zu erwerben — alles tadeln zu müssen. Ei¬ nige , — weil sie das Vaterland als unnüze ver¬ warf — wollten an ihm zum Ritter werden. Sst errichteten öffentliche Kloake, und sammel¬ ten allen Unfiath, der ihnen zugeworfen wurde, A 5 um Vorrede. nm damit die Aussenseite ihres Vaterlandes zu beschmieren. Nun glauben sie wohl gar— Ver- theidiger der teutschen Freyheit zu seyn, stellen sich einem Schlözer an die Seite, und denken nicht an das— NO8 poma natamu8. — Absichtlich habe ich nie die Wahrheit ver« leßt. Sollte ich durch irgend einige gesammelte Nachrichten, von Orten und Gegenden, welche ich nicht selbst bereiset habe, irre geführt worden seyn,— welches auch dem vorsichtigsten, bey Sammlung geographischer und statistischer Nach« richten, begegnen kann — so werde ich anstän¬ dige Belehrungen mit dem lebhaftesten Danke erkennen. Der Verfasser. Allge- Allgemeine Einleitung zu Wlrtemberg überhaupt. §. i. Schriften der Geographie von Wlrtem¬ berg. ewis cs ist für den Geographen und Stati¬ stiker eine der unterhaltendsten Szenen, wenn er so auf das Werden der Staaten hinschaut, und ihre allmälige oder schnelle Bil¬ dung stehet. Besonders angenehm muß ihm der Blik auf einen Staat seyn, der seine Grose, sein Ansehen, nicht meist durch Eroberung der Regen¬ ten, nicht durch Heurathen, nicht durch Erb¬ schaften erhalten hat; sondern der gleichsam auS sich selbst entstanden ist, aus eigenen unerborgten Kräften, durch Aufmerksamkeit und Sparsamkeit der Regenten sich zusammengesezt hat. Diß ist der Fall Wirtembcrgs. Dieses schöne Land, das von der Natur aufs günstigste behandelt worden ist, reicht selbst die Kräften- G ir Allgemeine Einleitung Kräften dar, um sich zu vergrößern. Aus einer Anfangs wenig bedeutenden Grafschaft, stieg es bis zum mächtigsten Fürstenthume Teutschlands auf, stieg, ohne Oesterreichs Heuraths und Preus- sens Waffenglück zu haben, zu seinem gegenwärti¬ gen Ansehen auf. Der kleine Staatskörper ver- grösste, bildete sich selbst. Er kam zu einem blü¬ henden Zustande, dessen sich nur wenige Länder der Erde rühmen können. Ohne viele, gross und beträchtliche Manufakturen, die Tausende von Menschen in Bewegung und Nahrung sszen, wie England, Frankreich, ohne weitläufigen Handel, wie Holland zu haben, hat sich dieses, dem Um¬ fange und Flächeninnhalt nach, kleine Land, zu der ganz ungewöhnlichen Bevölkerung von mehr als Z862. Menschen, auf einer Quadratmeile, ja selbst auch zu der Industrie des Feldbaus hin¬ aufgeschwungen, daß es nicht nur diese gross Men¬ schenzahl ernärt, sondern noch von seinen natür¬ lichen Produkten ausführcn, sich mit dem Auslän¬ der ins Gleichgewicht sszen, und noch zu seiner Vergrössrung — ohne den nützlichen Landmann durch Erpressungen hoher Abgaben auszusaugen — übrig behalten kann. Dieses merkwürdige Land gehört, nach Schlözern unter diejenigen Länder, die den reut- . schen Staatskundiger vorzüglich interessiren; und Loch ist noch wenige zusammenhängende eigentliche ' "Sraatekenntniß in den Händen des Publikums. Glücklicher zu Wirtemberg überhaupt. 13 Glücklicher war Wirtemberg in Rücksicht auf seine Geschichte, da Sattler es mit glücklichem Erfolge unternommen, der Historiker Wirtembergs zu werden. Sein Werk verdient den wärmsten Dank des Vaterlands, ob es gleich nicht für je¬ den käuflich »nd nuzbar ist. Spittler hat Wir¬ tembergs Geschichte dem Geschenk des Publikums näher gebracht. Die Genauigkeit, gute Wahl der wichtigsten Materien und der dahinreissende Stil sind gleich empfelend. Es ist recht sehr zu be¬ dauern, daß diese vortreflich bearbeitete Geschichte nicht vollendet ist, Spittler gerade da anfhört, wo der Held Karl Alexander auftritt; und also auch die interessante Regierungsgeschichte seines grosen Sohns, diß Werk nicht ergänzt. Die Geographie und Statistik Wirtembergs war nicht so glücklich, wie die Geschichte. Nur hin und wieder erschienen einzelne Bruchstüke, die das ganze oft mehr entstellten, als inö Licht siez¬ ten. ^ebstok, Zeiller und der Antiquar des Nekarstroms scheinen die Absicht gehabt zu haben, etwas ganzes liefern zu wollen. Aeisler und Büsching hatten noch die besten Nachrichten. Aber der ganze Plan des leztern gestattet: es nicht, Wirtembergs Geographie vollständig zu geben. Der pralerische Titel der Neuen und vollständigen Staats und Erdbeschreibung des schwäbischen Krei¬ ses srzt den Leser in grose Erwartung. Titel und Werk sind nichts weniger als übereinstimmend. Die Beschreibung ist weder neu noch vollständig. Ein i4 Allgemeine Einleitung Ein elendes, aus Garrler, Büsching und dem Staatskalender zusammengestoppeltes, nicht kor¬ rekt ausgeschriebenes Stück, macht die Beschrei¬ bung Wirtembergs aus. Das ganze fehlerhafte Werk beweiset: daß ein Mann, der nicht die min¬ deste eigene Kenntniß von einem Staate hat, sein Geograph nie werden sollte. So nahm auch-das teutsche Museum vor 8 Jahren eine Reisebeschrei¬ bung durch einen Theil Wirtembergs auf. Dank sey es dem Herrn Reisenden, daß seine Reise nur von Roßwag bis in die damalige, Militärakade¬ mie nach Sollrüde gieng. Vielleicht ist Wirtem- berg noch so glücklich auch dereinst seine Geographie so vollständig wie seine Geschichte zu sehen. Von wirtembergschen Schriftstellern in allen Fachern hat Moser in seiner wirtembergschen Bibliothek ge¬ handelt. §. 2. Landkarten von Wirtemberg. ^nter den vielen Rarten, die von Wirtemberg hervorkamen, ist keine ganz genaue. Hau¬ ber hat sich bemühet ihre Geschichte in einem gan¬ zen Bande zu stellen. Die älteste, die er sähe, ist ein schöner Holzschnitt von iZZy. Ulrich Mor- hards Wittwe zu Tübingen gab sie in gewöhnli¬ cher Schreibbogengröse heraus. Sie hat den Ti¬ tel: wahrhaftige und gründliche Abkonterpheung des löblichen Fürstenthums Wirtemberg. Die ganze Karte tragt alle Spuren, daß die Geogra¬ phie noch in ihrer Kindheit war. Das Land ist zirkelrund, Norden unten, und die Grade der Länge zu Wirtemberg überhaupt. 15 Lange und Breite fehlen. Doch hat sie einen Meilenzeiger. Der Tübingensche Buchdrucker Gruppenbach ließ sie unter der alten Jahrzahl, wozu er noch die von 1578 hinsetzte, wieder a»f- legen. Grrelius in seinem Theatrum ordis terrarum gab diese Karte verbessert auf einem halben Bogen 1570 zu Antwerpen aus. Norden setzte er oben hin. Georg Gadner zeichnete eine Karte von Wirtemberg. Drrelius gab sie 1575 ohne Gadners Wissen aus, und setzte sie auch IZ79 in die neue Ausgabe seines Theatrum. Sie hat das gewöhnliche Landkartenformat, und ist besser als viele nachfolgenden. Von der Gadnerschen Karte gab auch Daniel Zellarius eine Kopie in kleinerm Format heraus, die schlecht ist. Sie stehet in dem Speculum geographicum, wel¬ ches Gerhard de Jode 1577 ausgab. Johann Bufsenmacher hat die Gadner- sche Karte 1602 durch Matth. (A.uad zu Kblln, besser, als der vorige, stehen lassen. Dagegen ist die desto schlechter, welche eben dieser r6o8 im kleinern Formate ausgab. Gadner verbesserte indessen seine Karte, und ließ sie auf zween Bogen in Holz schneiden. Sie wurde zuerst zu Tübingen, und nach diesem von dem Buchdrucker Joh. Meirich Röfslin 1659 z» Stuttgart wieder aufgelegt. Sie findet sich noch in pieken Landk-rtensammlunZen, ist auf zwei ib Allgemeine Einleitung zwey Blattern in Kupfer gestochen, und dem Her¬ zoge Eberhard dem dritten zugeeignet worden. Die Rarte, welche de Fer 1694 in lang¬ lichtem Format ausgab, ist schlecht. Eben diese hat Johann G. Walther mit neuen Fehlern nachgestochen. Die Gadnersche Karte legte auch Ger¬ hard Merkacor, der fast zu gleicher Zeit mit dem Orrelius sein geographisches Sistem sammelte, zum Grunde. Sein Werk kam erst nach seinem Tode durch den Iodokus Hondius ans Licht. Diese Karte ist auch schlecht. Heinrich -Hondius, Ianffonius und die wäsberge gaben eben diese Karte aus. Wilhelm Oleau stach sie am besten nach, und Fridrich Hulsius brachte sie in kleineres Format. Von diesem kam sie an watth. Merian, der sie in den vierten Theil der Zeillerschen Topographie setzte. Schikhards Zeichnung verlor sich. Vifschers, Valks Dankerrs Karten sind schlecht. Die beste Karte Wirtembergs ist die Maier- sche. Johann Maier, Pfarrer zu Walddorf hat sie 1710 auf zween grosen Vogen in der Ho, männschen Offizin stechen lassen und dem Herzoge Eberhard Ludwig zugeeignet. Weigel stach sie kleiner nach. Noch hat die Maicrsche Karte Fehler. Einige Dörfer fehlen ganz, da oft ganz unbeträchtliche Höfe und einzeln stehenden Häuser gezeichnet sind. Die Städtchen Heims¬ heim, Sachsenheim, Oberriexingen sind .< als zu Wirtemberg überhaupt. r?- als Dörfer gezeichnet, und der Flecken Pfaffen¬ hofen als eine Stadt. Die Granzen sind nicht überall richtig, besonders da jetzt Gölzhausen, Zaisenhausen an Pfalz abgetreten sind. Die Na¬ men vieler Orte sind unrecht geschrieben. Die weiften dieser Fehler sind auch in Michals gro¬ ßer Karte von Schwaben, die Seuccer gestochen. Die Maiersche Karte stach auch Lotter in Augs¬ burg, im gewöhnliche» Landkartenformat nach» Sie ist eine der elendesten, voll alter und neuer Fehler. Alle dieser Fehler der Maiersche» Karte ver¬ sprach Dr. Zauber zu verbessern, und sie s» gereinigt auszugeben. Er führte aber sein Vor¬ haben nicht aus. Das Korps des Guides hat unter der Anführung des Generalmajors v. l^sikos lai das Land ausgenommen. Wenn diese verkleid «ert gestochen würde, so hatte Wirtemberg Hof- uung eine vollkommene Karte zu bekommen. Die neueste Karte Wirtembergs ist die, welche Ionas rhan Lenz, Lehrer am Gymnasium zu Stutt¬ gart gezeichnet und Marianus in Augsburg gesto¬ chen -hat. Diese kleine niedliche Karte, die nuc ein Quartblatt groß ist, zeigt die Chausseen an, die theils schon angelegt sind, theils erst noch ge¬ baut werden sollen. Zu ihrer geringen Größe ist sie ziemlich genau, doch nicht ganz ftey von Feh¬ lern, 3. Grenzen und Nachbarn. kleine Grafschaft Wirtemberg, die es wa- gen durste zu Ende des rZken Jahrhunderts B dem LZ Allgemeine Einleitung -em mächtigen Kaiser Rudolph I die Spitze zu bie¬ ten, bestand dazumal nur aus sieben bis acht Städ¬ ten und Aemter». Jezt begreift das Herzogthum einige 70 Aemter. Dieser starke Zuwachs an Landerchen, seit fünf Jahrhunderten erhielt Wir- temberg meist aus seinen eigenen Kräften. Wenn man die ganze Reihe aller wirtembergschen Er¬ werbungen durchgehet, so stehet man, daß Wir- temberg sie fast alle an sich gekauft hat. Gewiß es ist bewundernswürdig, ein Ländchen von sieben Aemtern, ein fast zehnmal größeres Land an sich kaufen zu sehen, ein Herzogthum, und Grafschaf¬ ten kaufen zu sehen, die fast mächtiger waren als es selbst. Das, was Wirtemberg erobert, was heimgefallen, ist unbeträchtlich gegen den beträcht¬ lichen Landcrankauf, den es anhäufte. Die Lan¬ der der Herzoge von Teck, von Urslingen, der Pfalzgrafen von Tübingen, der Grafen von Urach, Asperg, Sulz, Vaihingen, Kalw sind meist zu Wirtemberg gekommen. Die noch blühenden nachbarlichen Häuser Pfalz, Baden, Zollern, Baiern haben ansehnliche Stücke Lands an Wir« temberg abgetreten. Diese und eine andere große Menge Herrschaften, einzelne Dörfer und Gebie¬ te, machen nun das schöne Wirtemberg aus. Die nördlichen Grenznachbarn des Herzog- thums sind: die Pfalz, das Heilbronner Gebiet- chen, die Grafschaften Hohenlohe und das Hall'- sche Gebiet. Die nordöstlichen: die Grafschaft Limburg und das Gmündter Gebietchen. Hei¬ denheim grenzet an Aalen, dir Grafschaft Det¬ tingen zu Wirtemberg überhaupt. r- ringen und das Pfalzneuburgsche. Gegen Oster» hat Wirtemberg die Herrschaft Rechberg, daS Ulmergebiet, die Herrschaft-Wiesensteig und daS Oesterreichische zu Nachbarn. Südöstlich grenzt es an'ö Oesterreichsche. Die südlichen Nachbar!» sind: dje fürstenbergschen Ländchen, die Abtey Zwifalten, dis Fürstenthümer Hvhenzollern, die Grafschaften Hohenberg und das Breisgau. Süd¬ westlich liegt das Breisgau und die Ortenau. Westlich ist daS bischöflich Strasburgsche, die Graf¬ schaft Eberstein und die Marggrafschaft Vaden. Nordwestlich macht das Bisthum Speir und ditz Pfalz am Rhein die Grenze. §. 4. Größe und Flächemrmhalt. <^^aß der teutsche Staatskundige nicht einmak die Größe eines so interessanten Landes, wie Wirtemberg ist, kennen solle, scheint beynahe Unglaublich. Wer der erste war, der Wirtemberg 22o und gar 2ZQ Qnadratmeilen gab, ist unbe- kännt. So viel aber ist gewiß, daß diese falsche Meilenangabe allgemein angenommen, und die Berechnung der Volksmenge darauf gegründet worden ist. Das Land bildet eine unregelmäßige Figur. Diese in Quadrate einzntheilen, und der» Flächeninnhalt daraus zuversichtlich einzusehen, hat sich — aller Wahrscheinlichkeit nach — noch niemand die Mühe genommen. Ist es doch die sicherste Methode des Malers, wenn er eine ge¬ naue Zeichnung machen will, sie in Quadrate ein» zutheilen, warum nicht auch des Geographen, B « wenn Lc>. Allgemeine Einleitung wenn et einen Flächeninnhalt berechnet? Man be¬ gnügte sich ein willkürliches großes Quadrat anzu- nehmen, ihm 14 Meilen Lange und Breite zu schenken, und es dann zu multipliciren. Daraus entstand dann das Fazit 14 X 14 — 196 oder rund 222. Nun mußte Wirremberg 202 Qua» dratmeilen haben! Es hatö aber nicht. — Wir- rembergs wahre Größe ist in der weitesten Ausdeh¬ nung, von Mittag nach Mitternacht <— von Ebingen bis Rögheim 16 teutsche Meilen. Die Größe von Morgen nach Abend; von Blaubeuren bis an die Grenze im Schwarzwalde, beträgt eben so viel. Die Herrschaft Heidenheim und die ab¬ gesondert liegenden Stücke sind hierunter nicht enthalten. Der Flächeninnhalt, — nicht berechnet, — sondern durch Quadrate, nach den besten Karten «ingetheilt und gezahlt, beträgt 155 geographische Quadratmeilcn, deren 15 einen Grad machen. Die abgesondert liegenden Stücke, auch die Herr¬ schaft Justingen, sind mitgezählt, die im Lande selbst aber liegende fremden Gebiete abgerechnet, — die ritterschaftlichen Dörfer ausgenommen. — Wenn nun für diese, und für die Herrschaft Ju« siingen, deren Menschenzahl, unter WirtembcrgS Einwohnern nicht enthalten ist, die ungleichen Z Ouadratmeilen abgehen, so bleiben für das eigent¬ liche Wirtemberg nud dessen 579,321. Menschen 150 Quadratmeileu. Jede derselben enthält also Z862 Menschen. Nur in den drey Jahren 178z — 86 har rede Luadratmeile 107 Menschen Au. wachs erhalten. zu Wirtemberg überhaupt. 21 §. 5. Klima. irtemberg lioht unter dem 48 und 49sten Grad der Breite, und unter dem 26 urch 27 sten Grad der Lange, —- von der Insel Ferro an gezogen. — Nach Düschings Eimheilung ge¬ hört es unter die Länder des yten Klima. Der Himmelsstrich, unter dem das fruchtbare, glück¬ liche Wirtemberg liegt, ist gemässigt, mehr warm als kalt, und der Fruchtbarkeit günstig. Jene ge¬ birgige Gegenden machen hier freylich eine Aus¬ nahme. tzie sind weit das nicht, was das schöne Unterland ist. Die beste Gegend ist die niedrig¬ ste, das Unterland, das bei Stuttgart anfangt, und sich bis an die nördlichen Grenzen ziehet. Der Anbau dieses Landstriches ist vortreflich. Der mittlere Theil des Landes heisset das Oberland. Es ist in der Fruchtbarkeit das nicht, was das Unterland ist. Die Wpen und der Schwarzwald machen den dritten Landstrich aus. Er ist der schlechteste. Der Winter halt lange an. Dep Mai zeigt oft noch Schnee in diesen Gegenden^ Die Luft überhaupt ist gut, und der Gesund¬ heit günstig. Dieses beweiset die Munterkeit der Einwohner Wirtembergs, ihre starke Natur und die geringe Sterblichkeit. Die Schwermuth ist eine sestene Krankheit. — Daß die Luft vieles zu dieser Gemürhskrankheit beytrage, beweiset Eng¬ land, BZ §. 6, Lv Allgemeine Einleitung §. 6. Die Berge. Herzogthum Wirtemöerg ist ein sehr ber- giges Land. Die unaufhörliche Abwechse¬ lung von Bergen und Thälern gestattet dem Lande leine Ebene, die über eine Quadratmeile groß wä¬ re. Diese Berge sind nicht unfruchtbar. Der fleissige Winzer deS Unterlandes hat sie mit Wei» bebaut, und trozt selbst dem kahlen Felsen, oft den besten Wein ab. Der Oberländer zieht sein Ackerfeld an ihnen hinauf. In den rauhesten Ge¬ benden hat sie die Natur mit Holz bewachsen lassen, »der sie geben Futter für das Vieh. Die vielen Abwechselungen schön angebauter Berge, mit den fruchtbaren Thälern und schönen Fluren geben dem Auge viele Mannigfaltigkeiten und verschaffen schö¬ ne und malerischen Aussichten. Eine große Ebene reizt zwar anfangs das Aug mehr, aber ihr ein¬ faches ermüdet bald. Die Gegenden, die für das Aug am schönsten find, sind das Unterland und in gewisser Rücksicht der Schwarzwald. Auch der Nutzen der Berge ist groß. Sie befördern die Fruchtbarkeit durch die aus ihnen entstehenden Quellen und Flüsse, sie geben viele, theils wichti¬ ge, Mineralien und Bergwerke, und find vorzüg¬ lich dem Weinbau günstig. Die höchsten und wich¬ tigsten Berge, unter den Gebirgen Wirtembergs find die Alpen und der Schwarzwald. Die Alpen sind die höchsten Gebirge des Landes, und mit unter die höchsten Teutschlands 4» zählen. Diese zusammenhängende Kette von ' - Gebirgen zu Wirlemberg überhaupt. sz Gebirgen ist 12 bis iz Meilen lang und 2 bis 4 breit. Die Lage und Gegend, Höhe und Frucht¬ barkeit dieses Gebirges ist verschieden. Einige Gegenden sind weniger, andere mehr rau. Die schlechteste Gegend ist die sogenannte rauhe Alp, wo das Städtchen Münsingen, die Dörfer Zär¬ tlingen, Bdringen, Feldstetten liegen. Die zweyte schon bessere Gegend ist das ^ochfträß; die um Blaubeuren und Ulm liegt. Der Al- buch, in der Herrschaft Heidenheim, ist die beste und noch erträgliche Gegend der Alpen. Die Berge sind hier am niedrigsten und erheben sich nur nach und nach. Doch sind auch hier steinige Felder, viele und große Felsen und an den meister» Orten Mangel an Quellwaffer und Wiesen. Da¬ her liegen in dem schönen, fruchtbaren Brenzthale Wiesen, deren Besitzer Z Stunden entfernt woh¬ nen. Der Albuch ist reich att Wäldern und Mineralien. Die Grenzen der Alpen ziehen sich von dem Kocherthale, — wo der Fluß Kocher entstehet und Las Gebirge »och sehr hoch ist — mit nach und nach abnehmender Höhe der Berge in das Brenz¬ thal, nach Königsbronn und Heidenheim. Hier dffnet sichs. Ein enges 2 Stunden langes Thal '— das Stubenthal — unterbricht die Gebirgket- te. Hier nimmt die Gebirghöhe etwas zu und Zieht sich in das Lontelrhal nach Albeck, nahe an Ulm und der Donau vorbey, durch das 4 Stun¬ den lange Blauthal nach Blaubeuren. Von Blaubeuren ziehen sich der Alpen Grenzen gegen B 4 Schelk- L4 Allgemeine Einleitung Schelklingen und Urspring, bis in die Gegend SteußlingenS. Von hier ist eine immerwahrende Abwechselung von Bergen und Thälern, die mit «ach und nach abnehmender Höhe sich der Donau nähern. Jezt ziehen sich die Grenzen westlich «ach Ebingen, bis das Schloß Albek bey Sulz; hier trennt sie nur das Nekarthal vom Schwarzwalde. Von hier ziehen sich die Alpen nordöstlich gegen Pfullingen und Achalm in das vier Stunden lange Ermslhal; auö diesem um die Festung Neuffen, in das Lenningerthal bis Guten¬ berg, zu dem Ursprünge der Lauter. Von Gu¬ tenberg laufrs wieder zurück um den Teckberg gegen Weilheim und die Gegend Göppingens, burch das Filsthal bis Wiesensteig. Bey dem Dorfe Hohenstatt sollen die Alpen ihre gröste Höhe haben. Von dem Filsthale ziehen sich die Alpen in das Lauterthal, wo der Flecken Dunz- borf liegt, nach Degenfeld, wo der schöne Fllch Lauter entstehet. Hier erhebt sich das Alpenge, birge auf einmal zu steilen, sehr hohen, meist nackten, nur mit wenigem Holz bewachsenen felsi¬ gen Bergen. Von Degenfeld ziehen sich die Alpen um den sehr hohen Wernhardsberg. Hier ist eine Walfahrt, und eine so weite Aussicht, baß sie nur — besonders gegen Norden und We¬ sten — durch das nicht so weit tragende Aug und durch die Ausdünstungen der Erbe begranzt Wird. Von dem Bernhardsberge, der eine Ecke macht, laufen die Grenzen des Gebirges mit anhaltend sehr hohen, sich schnell erhebenden Bergen nach Heubach um das ehemalige Berg¬ schloß zu Wirtemberg überhaupt. 25 schloß Rosenstein, und von hier nach Oberkochen in die vorige Gegend. Maier hat auf seiner Kar¬ te von Wirtemberg, der Alpen Grenzen meist richtig gezeichnet. Die Alpen haben Getreidebau, gute Schaf- weiden und viele Waldungen, meist Buchenholz. Die Fruchtbarkeit der rauhen Alpen ist, vergli¬ chen mit der des Unterlandes, gering. Der schwe¬ re steinige Boden, zu dessen Umarbeitung oft 6 Thiere gebraucht werden müssen, erlaubt nur den Getreidebau. Das Obst kommt nicht gut fort, und nur die rauhern Gattungen gedeihen. An den Weinbau ist nicht zu denken. Da der Ha¬ ber in diesen Gegenden spat reift, so istS schon geschehen, daß der Schnee die Habercrndte über¬ eilte. Der Schnee gefror und der Haber blieb liegen bis ins künftige Jahr. Da die Dörfer meist klein, schlecht bevölkert sind, und weit auseinander liegen, so sind ihre Markungen Un¬ geheuer. Sie haben meist mehr Feld als sie brauchen oder zu bauen im Stande sind. Sie bauen deswegen nur einen gewissen Bezirk eini¬ ge Jahre lang, lassen ihn dann wieder »«gebaut liegen, und bauen anders an, bis sie nach ei¬ nigen Jahren wieder auf den alten Platz kom¬ men. Diese wüstliegcnden Felder geben den Schafen vieles Futter. Sie vermehren aber den traurigen, verödeten Anblick, den eine Reise über die Alpen gewähret. Es ist unglaublich, waö die Natur für einen Sprung macht, wenn man die Alpen, und die unmittelbar an sie angränzenden B Z Thäler 2b Allgemeine Einleitung Thaler bestehet. Auf den Alpen sind die rauhen Winde, auch oft in der angenehmen Jahrszeit, stinkendes, trübes Wasser, bde Gegenden, stei¬ nige Fluren, rauhe Vaumfrüchte; und hier — schön beblümte Wiesen, welche die Natur herr¬ lich geschmückt hat, auch selbst durch die Was¬ serung fruchtbar macht, die klaresten Quellen, mit den besten Fischen, die schönste» Fluren, Garten mit den besten Früchten, das geschmack- volleste Obst in ungeheurer Menge. Und dieser Kontrast in einer Distanz von keiner halben Stun¬ de! — Die Einwohner der Alpen, ob sie gleich nur zwey Elemente unvermischt haben, sind doch munter, stark und gesund. Sie ziehen ihre Strohhütten, steinige Felder und kaltes Land den paradiesischen Gegenden des Unterlands vor. Was doch Gewohnheit und Liebe zum vaterländischen Boden nicht khut! Ihre Sitten und Sprache find rau, wie es bep den meisten Bergbewohnern be¬ merkt wird. Sie radebrechen nicht nur ihre Mut¬ tersprache aufs abscheulichste, sondern auch die Namen von Menschen und Orten. Viele Worte ihrer Sprache sind theils noch ganz, theils ver¬ derbt gothisch und manchem Teutschen ganz unver¬ ständlich. Für diese häßliche Sprache sind sie mit einer solchen Blindheit eingenommen, daß sie ihre Mitbrüder, die etwa äusser Lands eine verfeinerte Sprache mitbringen, verachten und belachen. Ein solcher ist in dem Fall des Gellertschen Bären; er muß ihre Sprache wieder annehmen, oder wan¬ dern. Die zu Wirtemberg überhaupt. 27 Die Hauser auf den Alpen sind fast alle mit Stroh gedeckt. Nur die bffentlichen Gebäude nicht. Eine neue herzogliche Verordnung hat die neu zu bauenden Dächer mit Stroh zu decken ver¬ boten. Einige wenige Orte der Alpen haben Quellwaffer. Die meisten, besonders die auf den rauhen Alpen , müsse» sich mit dem, von den unreinen Strohdächern zusammengelaufenem und in Zisternen aufbehaltenem Regenwaffer be¬ helfen. In diesen rauen Gegenden nähern sich die Menschen an Starke, Treue und Redlichkeit noch am meisten den alten Teurschen. Die Laster und verdorbene Sitten, besonders die Falschheit haben bey ihnen noch nicht so eingerissen, wie bey vielen andern teutschen Völkern. Der Schwarzwald ist nach den Alpen das höchste Gebirge Wirtembergs. Gemeiniglich macht man sich von ihm einen ganz falschen Begriff. Man stellt sich einen Ungeheuern, zusam¬ menhängenden Wald vor, einen unfruchtbaren Bo¬ den , der nichts als Tannen trage. Man glaubt dieses Land entvölkert und nur von Holzhackern und Kohlenbrennern bewohnt, die man nicht viel höher, als in die Klasse der Drang «taug setzet. Selbst in Wirtemberg wird das Wort Schwarz¬ wälder als ein Schimpfname gebraucht. Der Schwarzwald hat sehr viele Abwechselungen und wahre lebhafte Schönheiten der Natur, recht ma¬ lerische Gegenden. Wer den Schwarzwald nicht gesehen hat, vermißt viele Naturschdnheiten. Es sind da schöne Thäler, die Wiesen und Garren zei¬ gen. 28 Allgemeine Einleitung gen. Auch die Berge sind so viel möglich ange¬ baut. Er ist gut bevölkert und von einer starken Art Leute bewohnt. Seine Produkte sind beträcht¬ lich. Äusser dem Feldbau und der Viehzucht lie¬ fert er Silber, Kupfer, Eisen, Kobolr und an¬ dere Mineralien, Harz, Holz, Kohlen und Ru߬ schwarze. Er Kat berühmte Bader und Sauer¬ brunnen. Sein Grund ist meist ein fruchtbarer Sandboden, dem der Bauer seine Nahrung abge- rvinnen kann. Wirtemberg wäre weit das nicht, was es ist, wenn es die Produkte des Schwarz¬ waldes nicht hätte. Die Einwohner des Schwarz, Waldes stehen daher besser, als die in den frucht¬ barsten Gegenden des Landes. Ihre vorzüglichste Nahrung ist der Feldbau, die Viehzucht und der Holzhandel. Viele nähren sich auch vom Flössen, Kohlenbrennen, Wagenschmerbrennen und von verschiedenen Arbeiten in Holz. Sie machen Uh¬ ren, Laden, Schaufeln, Teller, Löffel und gerin¬ gere Arbeiten von Holz. Viele arbeiten in Stroh, machen Hüte, Böden, Teller, Körbe. Diese Ar¬ beiten werden in ganz ungeheurer Menge gemacht und ausgeführt. Der unbeträchtlich scheinende Handel mit Strohhüten ist so wichtig, daß er gro¬ ße Summen abwirft, und viele Menschen ernährt. Die große Menge Bauholz, Masten, Bretter, Latten, Pfähle, Schindeln werden auf den Flüs¬ sen Enz, Nagold und Nekar geflösset, und ein sehr beträchtliches, ungemein ergiebiges Gewerbe damit getrieben. Die zu Masten tauglichen Tair- nen sind überall selten worden, doch hat der Han¬ del damit noch nicht aufgehört. Der Uhrenhandel ist zu Wirtemberg überhaupt. 29 ist auch beträchtlich. In der Gegend des Klo¬ sters St. Georgen sind viele Uhrenmacher, wenn man anders Leute, die diese Profeßion nicht handwerksmäßig erlernt haben, auch nur gewisse Gattungen Uhren machen, so nennen kann. Die¬ se Leute machen Uhren und Glockenspiele von Holz, Eise» und Messing. Sie verkaufen ihre Arbeiten um einen sehr geringen Preis, treiben einen ansehnlichen, weit ausgebreiteten Handel damit und verdienen sich viel. Es haben schon Wirtemberger in den Straßen von London ihre schwarzwaldschen Landsleute mit solchen Uh¬ ren umhergehend «»getroffen. Selbst bis Peters¬ burg, Konstantinopel und Pensilvanien sind Schwarzwälder mit dieser Waare z» Markt ge¬ gangen. Sie haben eS in ihrer Geschicklichkeit so weit gebracht, daß sie hölzerne Taschenuhren verfertigten, die von einer länger» Dauer sind, als die geringe Konsistenz des Holzes vermurhen lasset. Manche dieser Uhrmacher treiben ihre Kunst handwerksmäßig. Bey andern ist es auch nur Beschäftigung der Stunden, die ihnen vom Feldbau übrig bleiben. Der Schwarzwälder ist weit so ungesittet, roh, und ungebildet nicht, als eS wohl seine wildscheinende Gegend und Entfernung von Städ¬ ten vermuthe» lasset. Seine Kleidung ist recht artig, und beynahe französisch. Er tragt eine Art von Frak mit einer kurzen Weste ohne Schoß. Ueber die Weste läuft das breite, meist ftidcue Hvsenband. Die Hüte sind unaufgekrenipt mit einem zo Allgemeine Einleitung einem hintenabhängenden Bande umwpnden. Dieß giebt zur übrigen guten Kleidung ein nied¬ liches Ansehen. Die Kleidung der Weiber jst we¬ niger schbn, und ihre runde Müzen sind igar nicht x angenehm. Die Einwohner deö Schwarzwaldes theilen sich in Bauern und Tagelöhner. Unter den letzten, sind viele, die Handwerke erlernt haben und sich gut fortbringen. Die übrigen nähren sich durch Tagelohn beym Bauern. Die Schwarzwäl¬ der bewohnen mehr zerstreut liegende Häuser und einzelne Höfe, als große zusammengebaute Dör¬ fer. In dem nördlichen Schwarzwalde, in der Gegend von Wildbad und Liebenzell sind die Häu¬ ser in den Orten näher zusammen gebaut,- als in dem südlichen Schwarzwalde, wo sie um ihre Hau¬ ser her ihre Güter und theils auch Wälder haben. Viele Bauern des .Schwarzwaldes besitzen eigens: Wälder. Die Häuser der Bauern, im südlichen Schwarzwalde sind groß, sehr lang, aber meist nur ein Stockwerk hoch, auf dem ein »»verhält- ttißmäßig großes Dach ruhet! Auf der vorder» Seite ist die Wohnung. Den übrige» Lheil neh¬ men die Remisen und weitläufigen Viehställe ein» Fast jeder Bauer halt 20 bis zo und mehr Stücke Rindvieh, die er theils zu seinem Ackerbau und Nah¬ rung, theils zum Handel hat. Ucber den Woh¬ nungen nud Ställen — im Dache — ist die Scheune. Die Einfarth ist im Hintern Theile des Daches. Zu dieser führt eine Art von Brücke, oder Treppe ohne Stufen hinauf. Ueber diese führe» sie, mit schwer beladenen Wagen ihre Produkte ein. Die Häuser haben keine ordentli¬ chen zu Wirtemberg überhaupt. 31 chen Kamine/ Ein kurzer Rauchfang in der Küche führt den Rauch in das folgende Stockwerk. Nu» breitet er sich durch die Scheune aus, und muß sich zu ein paar Luftlöchern, die im Dachesind, hinauszie- hen. Diesi soll das Holz ihrer Hauser vordem Wurm bewahren, und ihre Früchte trocknen. Um ihre Häu¬ ser haben sie ihre Brunnen, Gärtchen und Gehage für die Schweine , die den ganzen Sommer unter freyem Himmel sind. Wenn ein Bauer alt ist. giebt er seinem erftgebohrnen Sohne — in man¬ chen Gegenden auch dem jüngsten — seine Gü¬ ter, und bezieht sich gegen ein gewisses Leibge- ding zur Ruhe. Er nimmt mit einem kleinen Zimmerchen auf der andern Seite des Hauses vorlieb, oder baut sich ein Hüttchen in der Nä¬ he. Nun heißt er ein Leibgedingbauer, raucht sein Pfeifchen Tobak in Ruhe und beschließt sein Leben in Zufriedenheit, ohne jemals das gekannt zu haben, worein so viele tausend andere Men¬ schen ihre Glückseligkeit setzen. ö Daß diese Bauerhdfe nicht zertrennt und unter mehrere Besitzer vertheilt werden, ist so¬ wohl der Bevölkerung als der Kultirr schädlich. Vieles Land bleibt unbenützt, das bey der Vers theilung angebaut werden könnte. Ei» einzelner Bauer ist einem so ungeheuer» Felde, das die schwarzwaldschen Hofbauern besitzen, nicht gewach¬ sen, es ganz zu bauen, und gehörig zu benutzen. Wey der Verrheilung würde die Kultur viel gewin¬ nen. Auch selbst der Besitzer leidet unter diesem Eigensinn, Hat er Geschwister, so muß er sich mit zr Allgemeine Einleitung mit diesen gleich stellen, das zu viel empfangene ersetzen, und mit Schulden seine Oekonomie an, fangen. Bis er sich herausgearbeitet hat, und sein Gut schuldenfrey besitzt, ist er alt worden, und überzieht es, nach Landessitte, wieder seinem Sohne. Diesen schädlichen Gebrauch hatWirtem- berg wohl cingesehen. Die Zerstückeluug der Hvfgüter sind den Unterthanen nicht nur erlaubt, sondern sie auch selbst dazu aufgemuntert worden. Die Hauser der Tagelöhner sind sehr nie, brig und klein. Sie gleichen von hinten mit ihrem schwarzen, fast bis an die Erde reichenden Strohdache, einem großen Kohlcnhaufen. Man kann es von ferne her entscheiden, welches Haus einem Bauer oder einem Tagelöhner gehöre? Die meisten Hauser des Schwarzwaldcs sind mit Stroh oder Schindeln, — thcils auch — besonders in ötzr Gegend Wildbad — mit 4 Schuh lange» Bretterchen bedeckt. Nur wenige Dächer haben Ziegel. Hier aber in diesen nieder», unansehn¬ lichen Hütten, die dem, der die wahre Glückselig¬ keit des Lebens nicht kennt, und sie nur in Pracht und Verschwendung suchet, so armselig vorkom¬ men, hier wohnt noch alre Treue, teutsche un¬ verfälschte Redlichkeit, Rechtschaffenheit, Fleiß nud Arbeitsamkeit, Dienstsertigkeit, Herzhaftigkeit, Eastfreyheit, unverdorbene Sitten, und bey dee Entfernung von allem Luxus, — Zufriedenheit mit dem zugemessenen Schicksale. Die schwarz« waldsche» Bauern sind im eigentlichen Verstands glückselig und reich. Sie habe» wenige Bedürf« zu Wirternberg überhaupt. zz Nisse, und diese befriedigt ihr Land, oder bietet! ihnen die Mittel an, sie zu befriedigen, t Eine» kleinen raue« Theil des Schwarzwaldes ausge- nvmmen, ist das meiste Land gut. Die Aemtec Wildbad, Reuenbürg, Hirsau, Liebenzell, Kalu» haben einen leichten Sandboden, ergiebige Frucht¬ felder, Gärten, Obstbamne, Krautländer, und Flachs und Hanfbau. Die Thäler , welche die Ragvld und Enz durchstiessen , haben die schönst brblümten Wiesen, wodurch die Viehzucht bestehet. Gegen Mittag wird der Boden schwerer. Ma« sieht die Bauenr oft mit zehen Stücken Rindvieh» denen allezeit noch ein Pferd vorgespannt ist, ihre Felder «macker». Die schlechtesten Felder des SchwarzwaldeL «erden nicht alle Jahr gebaut. Sie bleiben eini¬ ge Zeit wüst liegen, und werden mit Asche gebessert. Wenn ein solches Feld, das Mähfeld heisset» wieder umgrbaut werden soll, so werden die bis¬ her darauf gewachsenen Gesträuche und Gras um¬ gehauen, auf Haufen gelegt, und mit Reiser« und andrem abgängigen Holze vermehrt. Diese Haufen werden mit Rasen zugedeckt und langsam verbrannt. Die Asche wird auf dem Acker auSge- breitet. Dieß ist eine Beschäftigung der Weibs¬ leute. Der Acker wird dadurch auf eine kurze Zeit gebessert, und bleibt dann wieder wüst liegen. Der wirtembergsche Antheil am Schwarzwal¬ ds fangt in Süden bey ddm Amte St. Geor- C gen Z4 Allgemeine Einleitung gen an, und ziehet sich bis an seine nördliche Grenze, die nahe an Pforzheim ist. Die östli¬ che Grenze macht, von der Stadt Nagold an, den Fluß hinab, der Fluß Nagold, an dem die Städte Pforzheim, Liebenzell, Kalw und Nagold liegen. Die Berge sind zwar hier schon hoch, doch erheben sie sich nicht so schnell, wie auf der westlichen Sei¬ te. Von Nagold ziehet sich des Schwarzwaldes Grenze nach dem Nekar bey Sulz, wo sie sich den Alpen sehr nähert. Die westliche Seite erhebt sich an den meisten Gegenden schnell, und zeigt sich in der Entfernung — weil meist ebenes Land, oder nur kleine Berge gegen dem Rhein zu lie¬ gen — als ein hohes Gebirge. Der südliche Lheil des Schwarzwaldes wird der obere und der nördliche der untere genannt. Die Walder haben vieles Laubhvlz, Eichen, Puchen, besonders am Rande der Berge; das Nadelholz, die Tannen, Forchen aber sind die häufigsten. An vielen Orten ist das Quellwasser selten, an manchen gar nicht zu haben. Das Re¬ genwasser wird gebraucht. Die Thäler, und nie¬ driger gelegenen Orte haben Quellen. In vielen Gegenden, hat das Wasser einen bittern Ge¬ schmack , der vermnthlich von den harzigen Wur¬ zeln der Tannen und Forchen herkommt. Aus dem Schwarzwalde entstehen: der Nekar, die Enz, Nagold, Brigach, Gntach, Kinzig, Glatt Murg und mehrere unbeträchtliche Flüsse. Die dunkelgrüne Farbe des Nadelholzes, und die häufi¬ gen Ausdünstungen des darinn enthaltenen Harzes, die zu Wirtemberg überhaupt» z- die fast beständig, wie Wolken, auf diesen Wäl¬ dern liegen, das düstere Aussehen vermehren, uni» in der Entfernung dem Auge schwarz scheinen * haben vermuthlich den Namen Schwarzwald er, zeugt. Ließ sind die zwey vorzüglichsten GebirgL Wirtembergs. Die geringer» verdienen hier keine besondere Nachricht. Das große Gebirge der Heuberg, wo der noch im finstern spuckende Aberglaube des Pöbels, die Heren ihre Kreista¬ ge halten lässet, gränzt nur an Wirtemberg, und ein sehr kleiner Theil davon liegt im wirtemberg- schen, bey Balingen. Eine mäßig starke Erschüt¬ terung der Oberfläche dieses Berges, das Tre¬ ten eines Pferdes, ein Steinwurf, giebt einen hohlen, dumpfen Ton von sich. §. 7. Die vorzüglichsten Thäler» Nekarfluß theilt das Herzogthum kn zween Theile, den östlichen und westli¬ chen» Er nimmt von beyden Seiten viele kleine Flüsse auf, die den Thälcrn, die sie durchfliessen, die Namen geben. Einige Thäler haben auch Namen von Orten. Das größte Thal ist das karrhal, das sich von Süden nach Norden durch ganz Wirtemberg ziehet. Die Thaler der westlichen Seite des NekarS sind: das Schilcacherrhal, das Gutacher- rhul, das Dssenbacherrhal, das Ellcnbo- rzerrhal bey Aipirspach, das ÄKiersbronuee- . Cs chai Zb Allgemeine Einleitung rhal, das Lhriftophsthal, dasMurgchal, Has sTIattoldthal, vorzeiten das Nagoldgau, das Enzrhal vorzeiten das Enzgau, das Ammer¬ thal, das Zaberthal, das ehdem das Zaber¬ gau und das Breichrhal, welches das Rreich- gau hiesse. Die Thäler der östlichen Seite des NekarS ^ind: die Baar und das Ludwigsrhal bey Tuttlingen, das Lautlingerchal bey Ebingen, das Sceinacherthal über Tübingen, das Ermsthal bey Urach, das pfullingerrhal, das Blaurhal, das Laurerchal, ein Theil des Laucharcrhals, das Lenningerrhal, das Filsrhal, das Remserhal, das Murrthal, bas Rocherrhal, das weinspergerrhal und bas Iaxrrhal. In der Herrschaft Heidenheim sind das Breuzchal und das Srubenryal. §.8. Die Flüsse und stehende Wasser. ^^er Nekar ist der beträchtlichste Fluß des Her- zogthums. Er entspringt bey dem Dorfe Schwenningen im Schwarzwalde. Von der rechten Seite, wenn man mit Büsching nach der Duelle des Flusses stehet — nimmt er die Olacr, Ammer, Eich, Zaber, und Enz auf. Von der linken Seite fällt die Echaz, Laurer, Fils, Rems, Murr, Gulm, Rocher, Iaxc rmd andere unbeträchtlichere Flüsse und Bäche in Len Nekar. Bey Mannheim fällt er in den Rhein. Der Herzog Christof erhielte ein kaiser, hches Privilegium den Nekgr von Hannstatt aus schiff- zu Wirtemberg überhast. 37 schiffbar mache« zu ddrfen. Dieses Projekt führ¬ te erst der Herzog Eberhard Ludwig aus. Dieser ließ zu Kannstatt einen Krahn bauen. Einige Kaufleute machte« 1784 ein neues Projekt, den Nekar zu beschissen. Der nöthige Wasserbau wur¬ de daher am ganzen Nekarfluffe bis Kannstatt wie¬ der angefangen. Auch der obere Theis des Kan- ssatter Krahns ist neugebaut worden. Weil aber vom Ursprünge des Nekars, bis an seine» Fall in Rhein, keine einzige Handelgadt an seinen Ufern liegt, und nur ein Lheil der Frankfurter Meßwaaren auf ihm eingeschisst wird, so kann die Schiffarth, nie groß werden. Flösse un!> Holzschiffe gehen häuffiger« Die Handlung könn¬ te weit ausgebreitet werden, weil die Gemeinschaft Wit Holland und dem teutschen Meere offen stehet, Mein es fehlt an der Menge von Manufaktur- waaren und andern Dingen, die den Handel be¬ seelen. Der Enzfluß entstehet im Schwarzwalde, bey dem Kloster Enz. Er ist anfangs ein schö¬ ner, kristallenklarer Fluß. Nachdem er die kleine En;, und bey Pforzheim die Nagold und V^irm ausgenommen, wird er ganz trübe und schleimig. Ben Besigheim fällt er in den Nekar. Er ist nicht schiffbar, nur Flöße können auf ihm gehen. Die Nagold entstehet im Schwarzwalde, bey Upnagsld unweit. Dornstetten, Sie be¬ rührt die Städte Altensteig, Nagst, Lieben- Zell mw Aalvo; und fällt bey Pforzheim in die Enz. C z Die -8 Allgemeine Einleitung Die Zaber entspringt bey Zaberfeld, giebt dem Zabcrgau den Namen, und fällt zu Laufen in den Nekar. Die Lils entstehet bey Wiesensteig an den Alpen, nimmt den schönen Fluß Lauter, mit ei¬ nigen unbeträchtlichen andern auf, und fällt bey Plochingen in den Nekar. Die Remse entstehet bey Heubach, giebt dem Remsechal den Namen, und fällt zu Ne- karremö in den Nekar. Die Murr entspringt in der Gegend Murr- Hards, berührt die Städte Murrhard, Baknang, und fliesset unweit Marpach in den Nekar. Die Lauter entspringt bey dem Dorfe Gu¬ tenberg. Dieser sehr klare Fluß, berührt die Städte Owen, Kirchheim, durchfließet das frucht¬ bare Bennrngerthal, und fällt bey Wendlingen in den Nekar. Der Rocher entstehet bey dem Dorfe Ober¬ kochen , durchfliesset anfangs mit mehr als Mas anderschen Krümmungen ein enges Thal, nimmt die Flüsse Lein, Bühler, (!>rn und Brets rach auf, und fliesset bey Kochendorf in den Nekar. Die Iaxr entspringt in der Probstey Ell¬ wangen, berührt das wirtembergsche im Amte Möckmühl und fällt unweit Iaxcfeld in den Nekar. Die Brenz entspringt bey dem Kloster Kö- UlgSbronn, durchfliesset die Herrschaft Heiden¬ heim, und fällt unweit Lauingen in die Donau. Die zu Wirtemberg überhaupt. zy Die Blau, dieser häßliche, trübe schleimige Fluß, entspringt bey dem Kloster Blaubeuren, nimmt die Aach auf, und fliesset durch Ulm in die Donau. Der Salzbachsfluß entstehet bey dem Kloster Maulbronn, und fällt bey Philippsburg in den Rhein. Die andern Flüsse, die in den Ahern fal¬ len, sind: die Murg, Alb, Areich und Ainzig. Die Donau, deren erste Quelle die Nri- gach, bey dem Kloster St. Georgen entspringt, berührt das wirkembergische bey Tuttlingen und Rotenaker. Lächerlich ists, wen» Männer, die etwas nützlichers arbeiten könnten, ihre Zeit dar¬ auf wende», in vielen Seiten, ja in einem gan¬ zen Bande, — wie Breumnger — mit vie¬ ler Wichtigkeit zu beweisen, daß die im wirtem- bergschen entspringende Quelle der Donau starker sey, als die zu Donaueschingen; und glauben, sie erweisen Wirtemberg große Ehre damit. Was liegt Wirtemberg, was liegt der Welt daran, ob zu St« Georgen' oder Donaueschingen einige Kubikfluß Wasser mehr oder weniger aus dem Boden herfürkommen? — Alle diese Flüsse sind reich an Fischen. Klei¬ ne fischreiche Seen giebt es viele. Keiner ist von beträchtlicher Grbße. Der bey Laufen ist der grö- sie, und doch beträgt sein Flächeninnhakt nur 2^6 Morgen, In vielen Gegenden des Landes C 4 wur- Allgemeine Einleitung wurden die stehenden Wasser abgeleitet, und der Boden zum Feldbau angewandt. Was die Aus, trocknung der stehenden Wasser für einen vortheil- haften Einfluß auf die Luft habe, hat schon Deisler bey dem Erempel Stuttgards bewiesen. Am zahlreichsten sind die stehenden Wasser noch in der Gegend des Klosters Maulbronn, auch selbst in den fruchtbarsten Wiesengründen. Die Noth- Wendigkeit, warum die Mönche Seen bey ihren Klöstern haben mußten, hbrt auf. Das wenige, was die Fische ertragen ist gering, in Verglei¬ chung des Schadens, den die schlechte Anwendung Les besten Bodens, und die Vergiftung der Luft verursachen. Daß mehr als 20 stehende Wasser, in einem Bezirke von wenigen Stunden, durch ihre Ausdünstungen die Luft ungesund machen, ist eine Wahrheit, die das Kloster Maulbronn, in welchem beständig Wechselfieber herrschen, leider lebhaft genug empfindet. Der Boden, den diese Moraste einnehmen, könnte zum Feldbau angewrn- det werden. Er würde gute Wiesen und Aecker geben. Der schlammige Boden ist der Fruchtbar¬ keit günstig, und so oft diese Seen abgeleitet wer¬ den, wird er auf die Felder zur Besserung geführt. Die in Wäldern stehenden Moräste könnten mit Holz bebaut werden. Auf diese Art wäre für die Gesundheit und Kultur gesorgt. An Fischen wür¬ de kein Mangel seyn; die Flüsse würden sie in Menge liefern. Sie sind überdieß viel schmack¬ hafter aus den Flüssen, deren Wasser Bewegung hat, als aus einem stehenden Wasser, das einem Moraste ähnlicher ist als einem See. Die zu Wirtemberg überhaupt. 4* Die viele Seen in der Herrschaft Heiden¬ heim, besonders der große Hürber See, der sich von Hürben bis nach Hermaringen zog, sind aus- getrocknet. Die morastigen Gegenden des Brcnz- flusses bey der Stadt Heidenheim, hat der Durch!» Herzog Karl, bey seiner Anwesenheit da, 1783 auszutrocknen und das Thal anzubauen befohlen. y» Die Forsten. schönen Forsten, die Wirtemberg hat, hat- ten mit den übrigen Teutschlands fast glei¬ ches Schicksal. Büsching bemerkte es schon in sei¬ ner Vorbereitung, daß das Holz immer seltener und theurer werde. Diß ist auch der Fall Wirs tembergs, wo der Holzmangel steigt. Die zween vorzüglichsten Wälder, der Schwarzwald und der Schbnbnch, sind stark mitgenommen worden. Die alten Eichen haben abgenommen, und die großen, zu Masten tauglichen, Tannen sind selten worden. Äusser der starken Konsumtion des Brennholzes, Bauholzes und des den Handwerkern nbthigen Holzes, wurde noch ein ansehnlicher Handel mit Masten und Schiffbauholz äusser Lands geführt. Diese.nannte man Holländerbäume. Dieser Han¬ del war in den Händen der Kaufleute und Holz- Händler, deren Absicht sich nicht auf das allgemei¬ ne Beste, sondern auf Gewinn bezog, und wurde so übertrieben, daß so wohl der Mangel an Stämmen, als weise Befehle, ihn einschränkten. Die Ausfuhr des Holzes ist schon im Landtagsab- schied, vom 18 April 1739-, verboten und durch C Z einen 42 Allgemeine Einleitung einen neuern Befehl vom 12 Okt. 1780 wieder¬ holt worden. Dieser letztere sorgte auch für die Ersparung des Holzes auf mancherlei) Art, uud für die Wohlfahrt der Walder. Den iz Merz 1786 ergieng an die Forstmeister des Landes der Befehl, ihre öden Waldgegenden mit jungen Bäu¬ men zu besetzen« Es wurden auch wirklich öde Platze mit Baumen besetzt, und dem verderblichen Nushauen der Walder auf mancherlei) Art ge¬ steuert. Ein sicheres Klosteramt wollte seinen Waldungen recht weislich für dem Umhauen seiner Baume sichern; Es ließ deßwegen in seinen weit¬ lausigen Waldern, mit großen Unkosten, alle Bau¬ me — zahlen. Wenn so, wie seit einiger Zeit, die schönen Forsten Wirtembergs, ein Gegenstand der Aufmerksamkeit des Durchl. Herzogs und seiner Räthe bleiben werden, so wird der Schade, den der bisherige starke Holzbrauch verursachte, in ei¬ niger Zeit wieder ersetzt seyn. Die Nachkommen werden diese Sorgfalt mit der dankbarsten Rücker¬ innerung an die Vorsorge Aarls erkennen. Die waldreichesierr Gegenden des HerzogthnmS sind der Schwarzwald, der Schändlich, die Walder der Alpen, der Wald bey Welz¬ heim, die Walder bey wurrhard. Der Schönbuch, fängt sich über Echterdingen an, und reicht fast bis nach Tübingen. Er ist reich an Wild, und hat schöne Eichen und Buchen. Die Wälder auf den Alpen haben meist Buchen. Für diese kalte Gegend hat die Natur gesorgt. Die Walder bep Murrhard haben meist Tannen und ' Forchen. zu Wirtemberg überhaupt. 43 Forchen. Dort spührt ein reisender keinen Holz- mangel. Ganze Strecken Wegs, zu Stunden¬ lang, sind mit Klötzen— einer am andern — überlegt. Wenn auch das Holz nicht nützlicher angewandt werden könnte, so könnten doch die ab¬ scheulichen Wege besser gemacht werden, da oft die grdsten Steine keine zwecn Schritte davon entfernt liegen. — Außer diesen vorzüglich großen und beträchtlichen Wäldern, sind auch die warmer» Gegenden des Landes noch zur Norhdurft mit Holz versehen, und wo es seltener ist, sind Holzgarten wie zu Stuttgart, Berg, Bissingen, und Bietig¬ heim angelegt, von diesen kann das Unterland, das weniger Wald hat, versehen werden. Viele Gemeinden, und auf dem Schwarzwalde einzelne Bauern, die eigene Walder besitzen, haben ihre Bäume noch ziemlich geschont. Jede Kommun oder einzelner Besitzer muß seine Wälder forstmäs, ssg behandeln. Alle Wälder des Landes gehören rmter iz Förste, deren jedem ein Oberforstmeister, welche Stellen nur Kavaliere bekleiden können, vor. Diese haben die Oberaufsicht sowohl über das Holz als das Wild. Diese Förste sind i) der Altensteiger, 2) der Döblinger, 3) der Blaubeurer, 4) der Freudenstarrer, 5) der Heidenheimer, 6) der Airchheimer, 7) der Leonberger, 8) der Ludwigsburger, 9) der Neuenbürger, io) der Neuenstacrer, n) der Reichenberger, 12) der Schorndorfer oder Lngelberger 23) der Stromberger, 14) der Tübinger, und 15) der Uracher Forst. Unter diesen Oberforstmeistern, denen der Obrists 44 Allgemeine Einleitung Obristjagermcister vorstehet, stehen die Forstschrei- ber, reitenden und fußgehenden Förster, Wald¬ knechte, Beyknechte und Buschklvpfer. Diese För¬ ste« sind wieder in besonder» Hmhen eingerheilt, welchen die Förster verstehen. §. io. Die Fruchtbarkeit. Natur, die Wirtemberg so günstig beham delt, hat durch die Fruchtbarkeit, die sie ihm gab, da es aus seinem Schoße, die nötig¬ sten Lebensbedürfnisse seinen Bewohnern so reich¬ lich giebt, es zum besten Stück von Schwaben, und mit Kurpfalz zum besten, wärmsten Landein Teutschland gemacht. Und doch zählt dieses Land, das allein mit Wirtemberg sich vergleichen kann, ja vielleicht in mancher Rücksicht ihm nah vor¬ zuziehen ist, bey fast gleicher Größe, kaum über die Hälfte der Menschenzahl, die Wirtemberg hat. Obgleich die Fruchtbarkeit Wirtembergs nicht durch¬ gehends gleich ist, an einigen Orten sehr groß, an den meisten ansehnlich, und an einigen geringe ist, so ist sie doch, im Durchschnitt genommen, groß. Der fruchtbarste Theil ist das Unterland. Im Oberlande giebt es auch fruchtbare Gegenden. Die nördliche Gegend ist die beste, und die südli¬ che die schlechteste. Das Unterland bringt alle Arten der Früchte, Getreidearten und Hülsenfrüchte, gutes Obst und Gartengewächse und besonders gute, weiße und rvthe Weine hervor. Das Oberland hat grösten- theils zu Wirttmberg überhaupt. 45 theils schlechten und säuern Weinwachs. Alle Getreidearten werden auch im Oderlande mit Vor- theil gebaut. Der weiße Kohl, der hier mit dem allgemeinen Namen Kraut bezeichnet wird, wird häu¬ fig und sehr gut auf den fruchtbaren sogenann¬ ten Feldern gebaut. Die besten Krautfeldec haben die Orte Degerloch, Vaihingen, Mußberg, Echterdingen, Bernhausen, Plieningen. Die Na¬ tur hat diese Felder besonders zum Krautbau bestimmt. Nirgends, wie hier, wird es mit so glücklichem Erfolg geplauzt. Das Kraut in an¬ dern Gegenden des Landes, wird grünlicht, we¬ der so weiß, und feste noch so schmackhaft wie hier. (Dbst hat das Oberland in großer Men¬ ge. Besonders zahlreich sind die Obstbaume in den warmen Thälern, die zwischen den Alpen- gebirgen liegen. Die Thäler bep Lenningen, Pfullingen, Urach und mehr Orten, sind besonders obstreich. Die Bäume stehen, ohne ihrer Frucht¬ barkeit zu schaden, so nahe beysammen, daß sie einen fruchtbaren Wald vorstellen, dessen Grund zugleich eine schöne Wiese ist, welche die Natur wässert. Viele dieser Obstwälder sind regelmäßig gepflanzt, und vermehren den angenehmen An¬ blick. Das Obst geräth in diesen Thälern in großer Menge. Sie sind warm, und haben von den nahen, hohen Bergen Schutz gegen die Winde. Die Menge dieses Obsts können die Einwohner dieser Thäler weder essen, »och ver¬ kaufen. Die schlechtem Gattungen der Aepfek «nd Birnen pressen sie aus, und machen davon einen Obstwein, Diese» verkaufen sie oder trin- 45 Allgemeine Einleitung ken ihn. Betrüger mischen ihn auch unter den Wein; sie lassen ihn mit dem neuen Weine Zäh¬ ren, und dann wird er als Wein verkauft. Die bessern Gattungen des Obsts werden theils ganz, theils zerschnitten gedörrt, und ein sehr ansehn¬ licher Handel damit äusser Lands geführt. Die beträchtlichste Ausfuhr von getrocknetem Obste, bestehet in Zwetschgen. Dieses allein gewinnt Wirtemberg eine große Summe. Es ist unglaub¬ lich, was oft kleine, unbeträchtliche Orte für Summen von diesem Handel ziehen. Aepfel, Birnen, Zwetschgen und Kirschen werden am häu¬ figsten gepflanzt. Aus den zwey letzter», werden auch Brandtweine gebrannt und ausgeführt. Die in großer Menge, besonders in dein Lenninger- thale wachsenden welschen Nüsse, werden theils auch ausgeführt, theils auch zu einem Oele ge¬ preßt. Das Oberaml Maulbronn hatte viele Mandelbaume, sie sind aber jetzt fast alle ausge- rvttet. Die besser», Gattungen Obstes, Apriko¬ sen, Pfirschen, Pflaumen, Quitten, vorzügliche Birnen und Aepfel werden meist in und um Städ¬ ten gepflanzt. Jene Thaler an den Alpen haben auch dett besten Wieswachs. Die in ihnen entspringenden Flüsse und Bäche, die sie durchfliessen, werden nicht nur durch angelegte Schleusten im ganzen Thale vertheilt, sondern auch auf jedes Gut besonders geleitet. Die Fruchtbarkeit der Alpen und deö Schwarz- waldes ist viel geringer. Der Boden ist kälter, zu Wirtemberg überhaupt. 4? hart, steinig und das Wasser fehlt. Diese Ge¬ genden haben desto mehr Holz, gute Weiden, un¬ besonders der Schwarzwald guten Hanf und Flachs¬ bau. Diese zwey Produkte sind beträchtlich. Die Zubereitung der Leinwand ernährt nicht nur viele tausend Menschen, sondern gewinnt auch durch Len großen Handel, den besonders die Kompag¬ nien zu Urach und Heidenheim führen, dem Lande viel Geld. Nur die Gesellschaft zu Urach läffet jährlich 7 bis Focro Stücke Leinwand, jedes zu 66 Ellen verfertigen, die meist aus dem Lande gehen. Die Felder der Alpen gleichen zerstreuten Steinhaufen, wo nur hin und wieder die mütterli¬ che Erde hervvrschauk. Diese Steine dienen den Feldern in diesen rauen Gegenden zum Schutze wi¬ der die Kälte und scharfen Winde. Bey der Son¬ nenhitze vermehren sie durch Brechung und Zurücks werfung der Stralen die Wärme. Da die Früchte wegen dieser Steine nicht dichte wachsen können, so werden sie etwas schwerer» An vielen Orten der Alpen werden die Felder, so wie auf dem Schwarzwalde, nicht beständig angebaut» Daher kommt die stärkere Schafzucht. Jede Ge¬ gend des Landes, so sehr sie auch von der Natur hintangesetzt zu seyn scheint, hat doch ihre Vorzüge, wenn sie auch gleich nicht so in die Augen falle», tvie jene der fruchtbarem Gegenden. Die große Fruchtbarkeit Wirtembergs bewei¬ set die Ausfuhr deö Getreides, bey der so starken Volks- 48 Allgemeine Einleitung Volksmenge. Bey einer Bevölkerung von Z86s. Menschen auf einer Meile, noch Getreide ausfüh- ren können, ist gewiß der redendste Beweis von dec Güte Wirtembergs, und von dem Fleiß seiner Einwohner. Die südlichen, Nachbarn, die Schweiz, bekommen viel Getreide aus Wirtemberg. Bey zunehmender Volksmenge muß auch die Frucht¬ barkeit noch mehr gewinnen. Je mehr die Menschen sich vermehren, desto mehr werden die Güter vertheilt, desto mehr wird noch unge- bautes Feld fruchtbar gemacht, und Fleiß auf die ganze Kultur gewendet. Je mehr Güter ein ein¬ zelner Besitzer hat, desto weniger Fleiß und Un, kosten kann er darauf wenden. Die Erfahrung hat man in Schweden und auf dem Schwarzwalde» Je größer die Bevölkerung in einem kleinen Staate ist, desto besser wird er angebaut, wie der kleine Staat Lukka. Der Fleiß der Einwohner Wirtem¬ bergs, ihr, Land nützlich zu machen und so viel möglich anzubauen, gehet in vielen Gegenden so weit, daß sie die Erde in Körben auf die Felsen tragen. Zu Mühlhausen an der Enz, Vaihingen, Roßwag, Besigheim, sieht man nicht nur schroffe, ganz kahl gewesene Felsen bebaut, sondern sogar Brücken und Mauern von einem hervorstehendett Felsen zum andern geführt, mit Erde überschüttet, und so zur Fruchtbarkeit bequem gemacht, nut noch einige Fuß Platz zu einigen Weinstöcken zit gewinnen. Mau hat den Wirtemberger Graben und Sümpfe anfüllen, Moraste trocknen, schlechte Felder mir Erde überführen sehen, und das aus eigenem fteyen Wille» und eigenen Kosten ohirr Ach zu Wirtemberg überhaupt» 4- Aufmunterung und Unterstützung nöthig zu haben. Der Wein ist das zweyte wichtige Produkt Wir« rembergs. Er wachset im Ueberflnß; daß daS weinreiche Unterland nicht nur die ärmer» Gegen, den damit versorgen, sondern noch vieles ausfüh« ren kann; wenn nur allezeit Käufer da wären! Der Weinhandel ist gefallen, da Baiern gegen sein Salz nicht mehr so viel Wein «intanscht, wie vorzeiten» Um diesen Handel wieder steigen zn machen, hat sich Wirtemberg bisher bemühet. An allen natürlichen Gütern, die zum Le¬ bensunterhalt nöthig sind, hat Wirtemberg eine» Ueberflnß» Nur das Salz fehlt. Baiern liefer¬ te es sonst, und nahm Wein mit zurück. Die Saline zu Sulz kann nur wenige Aemter mit Salz versehen. Wenn dieses Gut Wirtemberg nicht versagt wäre, wenn der aufsteigende Lurus nicht täglich neue Bedürfnisse erweckte, so könnte der Wirtemberger alle Maaren des Ausländers ent* brhren» §» ir» Ackerbau. 6^ie vorzüglichste Nahrungsquelle des Wirs »embergers ist der Ackerbau. Er erkennt die Vorzüge desselben, als des sichersten Reich- thums eines Staates» Mehr als zwey Drittel der Menschen Wirtembergs leben vom Feldbau. Der Ackerbau ernährt den Landmann viel reichli¬ cher als der Weinbau. Die Dürftigkeit der Orte, die viel Weinbau und wenig Ackerfeld haben, ist D ans- ZS Allgemeine Einleitung auffallend. Das Land müßte bald in den geld¬ losesten Zustand kommen, wenn nicht durch die Produkte des Feldbaues, dem Lande so vieles ge¬ wonnen würde. Das, waS für die ausgeführte Manufakturwaaren ins Land kommt, ist kein Er¬ satz für das, was für die ausländschen Maaren ausgehet. Die Produkte des Feldbaues, und die durch ihn bestehende Viehzucht sind das Aequi- valent für alle, von Ausländern nbthige Maaren. Nicht nur der Bauer allein sucht seinen Feldbau höher zu treiben, auch der Gelehrte hilft ihm. Die ökonomischen Schriften des Prälat Spren¬ gers, und seine Vorschläge den Feldbau zu ver¬ bessern, sind bekannt. Gewiß es ist der Würde des Gelehrten recht angemessen, dem Vaterlands auch in seinen Nebenstunden, die er zu seinem Vergnügen bestimmt hat, zu dienen. Es muß doppeltes Vergnügen sür den edeldenkenden Ge¬ lehrten seyn, wenn er selbst mit den Stunden seines Vergnügens Nutzen stiftet! . Wär es nicht zu wünschen, daß mehrere Gelehrte solche Aufmerksamkeit auf das edelste Gut des Landes wendeten, und auf so edle Art für das allgemeine Beste sorgten! Der anerkannte Nutze» des Ackerbaues und die zunehmende Bevölkerung ermuntern den Land¬ mann, immer mehr, ungebaute Plätze umzubre¬ chen, und selbst auch mit Mühe und Unkosten, der Natur, wo sie Stiefmutter war, seine Nah¬ rung abzugewinnen. Won zu Wirtemberg überhaupt. 5* Von den Getreidearten und andern Früch¬ ten, die der Ackerbau verschaft, sind Dinkel und Roggen die häufigsten. Die andern sind: Wei¬ zen, Einkorn, Gerste, Haber, Mais oder türki¬ sches Korn, Erbsen, Linsen, Bohnen, Wicken, Hirse, Rüben, Heidekorn; an einigen Orten auch Tobak, Reps und Grap. Hanf und Flachs wird fast überall, aber mit dem besten Erfolg auf dem Schwarzwalde gebaut. Der weisse Kohl wach¬ set am besten auf den Feldern in dem Stuttgar¬ ter Amte. Die Erdbirnen sind überall im Lande angepflanzt; fangen aber an auszuarten. §. i2. Weinbau. Abrisse und rothe Weine bringt das Land im Ueberfluß. Wirtemberg kann seinen Nach¬ barn viel davon überlassen. Der Handel mit Wein, der vorzeiten geführt worden, war be¬ trächtlich und warf so große Summen ab, daß Wirtemberg vergessen konnte, daß es kein Salz habe. Noch jetzt ist der Weinhandel, ob er gleich weiter hernnter gekommen zu seyn scheint, als er wirklich ist, für das Land von großem Nutzen. Bilfmger'n hat der wirtembergsche Weinbau viel zu danken. Er ließ fremde Reben aus Bur¬ gund, Italien, Ungarn, Griechenland und Per¬ sien kommen, und bepflanzte damit seinen Wein¬ berg bey Kannstatt. Diejm besitzt gegenwärtig seit dem Herbste 1786 der Hr. Herzog wieder. Diese Reben schlugen gut an; auch in mehrere Berge versetzt, entsprachen sie dem Wunsch des D 2 Wein- Z L Allgemeine Einleitung WeingärtnerS. Mehrere Besitzer von Weinberge» wurden dadurch bewogen, sich fremde, gute Re¬ ben kommen zu lassen. Bilfinger hat einen wür¬ digen Nachfolger gehabt. Sprenger arbeitete auch für den Weingärtner, und arbeitete durch glückliche Versuche, den Weinbau zu verbessern, für die Wohlfahrt seines Vaterlandes. Der groß, britannische Hauptmann Gaupp erfand das Mit¬ tel durch Eingrabung der alten Reben, sie zu ver¬ jüngen , und dadurch zu früherer Fruchtbarkeit zu bringen. Dieß Mittel, bald Wein von einem Neubruch zu bekommen, machte Sprenger nicht nur bekannt, sondern noch mehr Versuche, die er mit glücklichem Erfolg, in seinem gröstentheilS ueuangelegten Weinberge bey Maulbronn unter¬ nahm, theilte er der Welt mit. Da aber der Bauer alle Neuerungen haßt, nur bey der Metho¬ de seiner Väter bleiben will, und bey den nützlich, fien Erfindungen, so lange einen müßigen Zu¬ schauer abgiebt, bis er durch lange Erfahrung an andern, von dem glücklichen Erfolge überzeugt morden ist, so ist bisher diese nüzliche Art den Weinbau zu verbessern, noch wenig nachgeahmt worden. Indessen verdient immer ein Mann, der oft bey vielen Versuchen mit seinem Schaden, für die allgemeine Wohlfahrt sorgt, den Namen eines Patrioten. Ein Bürger von Kannstatt, Gommer hat auch Verdienste um den Weinbau, besonders durch seine Bemühung für die Vered¬ lung der Reben, gemacht. zu Wlrttmberg überhaupt. 53 So sind Menschenfreunde, Patrioten auf der einen Seite, die auf ihre Unkosten dem armen nützlichen Bürger und dem Vaterlande dienen. Um desto auffallender ists, wenn man bey einer Sache, das Bild des Patrioten, und das Bild des habsüchtigen und des alles gierig verschlingen wollenden Wucherers neben einander aufgestellt siehet. Wenn der Patriote arbeitet, den sauer» Schweiß des Landmanns zu lindern oder doch zu belohnen, so giebt es auf der andern Seite ver¬ achtungswürdige Geschöpfe, die unedel genug sind, zu glauben, der fleißige Landmann arbeite sich müde, um sie zu bereichern. Dieß sind die wein- fuden. Sie halten sich in allen Weingegenden, vorzüglich im Remsethal auf« Diesen ist meist der Verfall des ehedem so blühenden Weinhandel- zuzuschreiben, sie verdienen also hier ihre Schilde¬ rung, Der Wirtembergsche Weinjude ist dasjenige schädliche Glied des StaatSkbrpers, das, wie ei¬ ne Fliege, sich auf den besten Theil des menschlis. chen Geschlechts, auf den Landmann hinsetzet^. nm ihm die Nahrung und Saft auszusaugen. Ein großer Theil der Unterthanen, die den Wein bau¬ en, schmachtet in der dürftigsten Armuth, und kann bey seiner säuern Arbeit nie aus seinem nah¬ rungslosen Zustande herausgerissen werden. Der Weinjude entzieht ihm die Kraft, sich einen Schwung zu geben. Der unnütze Wucherer be¬ stehet, gewinnt tausende, ohne den die West doch besser bestehen könnte. Der nützliche Bürger D 3 M 54 Allgemeine Einleitung fällt und sieht seinen Schweiß in den Händen des vnnützlichen. Der Weinjude hat den Weinbauer auf fol¬ gende Art im Bann: Wenn der arme Landmann nirgends Hülfe an Geld findet,-— denn es giebtkein LeihauS — so borgte ihm der Weinjude— aus christlicher Liebe, — um im Herbst seine Weine unter dem gewöhnlichen, oft in einem verderblichen niedrigen Preise zu erhalten. Will der Land- rnaun nicht Noch leiden, so muß er diese harte Bedingung eingehen. Auf diese Art kann er nie zu den Kräften kommen, seine Weine alt werden zu lassen, oder auf einen andern guten Kauf auf- heben zu können. Der Weinjude hebt seine Wei¬ ne auf, bis sie trinkbar sind, und verkauft sie dann öfters um den doppelten Preis. Diese Weinju¬ den geben sich selbst den stolzen Namen Lehens¬ herrn , wenn sie mit ihren LehensrräFern den Winzern sprechen. Das Uebel des Weinaufkaufs hat viele Fol¬ gen und Einstuß in das ganze. Der arme Arbei¬ ter muß endlich nachlässiger in seinem Berufe wer¬ den, wenn nicht er, sondern sein Lehensherr den Genuß hat. Er pflanzt nur solche Reben, die vielen, ohne gerade guten, Wein geben. Die Weine steigen im Preise und der Ausländer, der Rhein - oder Elsässerweine bessern Kaufs bekommen kann, läßt die wirtembergschen liegen, oder kauft, wenn er für den Weinjuden Vorkommen kann, set¬ ve Wcine im Herbst. «m zu Wirtemberg überhaupt. LZ Um den Weinhandel mit Baiern wieder her, zustellen , gab sich Wirtemberg alle Mühe. Es kam ein Vergleich mit Baiern zu stanoe. Wirs tembcrg wolle baiersches Salz, und Baiern wirtems bergsche Weine nehmen. Die wirtembergschen Unterthanen sind auch zum Gebrauch des baier- schen Salzes ermuntert worden. Daß der Baier in Stand gesetzt wird die wirtembergschen Weine mit Nutzen zu kaufen, ist «hm vom Kurfürsten der sehr hohe Zoll erlassen. Wirtemberg lasset den Baier, wenn er Wein kauft, nicht nur zolls frey, sondern er bekommt noch eine gewisse Prä¬ mie auf jeden Eimer. Daß die wirtembergschen Unterthanen, nicht selbst ausländische Weine an¬ kaufen, hat die Nothwendigkeit verursacht, die Einfuhr der fremden Weine, ohne besondere Er¬ laubnis und Abgabe, mit der Konfiskation zu be¬ legen. Die wirtembergschen Weine sind angenehm zu trinken und gesund. Die Ausländer liebten sie, und besonders katholische Klöster führten viel Wein aus dem Lande. Nicht zufrieden mit dem große» Profit, mischten die Weinjuden, nicht nur fremde, geringere Gattungen, sondern noch Obst¬ most unter den Wein. Deswegen ergiengen auch 1776 eingeschärfte Befehle, die dieses Vergehen mit der Konfiskation der Waare bedroheten. Der Weinjude hat ausserdem noch unzählige Kunstgriffe, seiner, Wein angenehmer zu machen, und den Käufer zu hintergehen. Durch dieses wurden die Klöster und andere, die Wein nöthig haben, klü¬ ger, sie kaufen ihn nun als Most, und so entge¬ het dem Laude, und manchem, der auf eine ehr- D 4 liche ZS Allgemeine Einleitung liche Art mit Wein handelte, und manchem ehr, lichen Handwerksmann, der sich noch etwas dabey verdiente, ein ansehnlicher Gewinn. Au der Ver¬ minderung der Wein - Konsumtion trägt auch die Aufhebung der Klöster bey. Der beste Wein des Landes wüchset bey dem Hofe Elßngen bey Maulbronn, den aber nur die Seite eines Berges von 20 bis zc> Morgen hervvrbringt. Die andern vorzüglicher« Weine wachsen bey Rosiwag, Mühlhausen an der Enz, Unteröwisheim, Srecren, Mun¬ delsheim, Lelbach, Uhlbach, wemsperg, Laufen, Besigheim. Die übrigen Weine des Unterlandes sind gröstentheils gut. Die im Ober, land erzeugten aber beweise», daß die Natur sich Nicht zwingen lasse. Der schlechteste Wein wach¬ set in der Gegend Reutlingens. Alle diese Wei¬ ne, die von den Orten, oder Gegenden, wo sie wachsen, noch besondere Namen führen, sind un¬ ter dem allgemeinen Namen der Nekarweine bekannt. Sie wurden auch nicht nur wegen ihres angenehmen Geschmacks, sondern auch wegen ih¬ rer Haltbarkeit, da sie sich ohne Schaden überS Meer führen lassen, von den Fremden gesucht. Was nnn die Folgen des Vertrags mit Bayern seyn werden, ob der wirtembergsche Weinhandel wieder zu seinem alten Glanze kommen werde, muß die Jett lehren. §. rZ- zu Wirtemberg überhaupt. 57 §. rz. Mineralien und Höhlen. Mineralien hat das Land einen großen ^4 Reichthum. Vorzüglich findet man: 1) An Erden: guten Töpferthvn, beson¬ ders bey Heidenheim, der schönes, dauerhaftes Geschirr giebt. Porzelanerde wird im Amte Horuberg gegraben, und zu Ludwigsburg verar¬ beitet. Sigelerde findet sich bey Urach und Tutt¬ lingen. Sie soll die malthesische übertreffen. Nvlher Bolus wird bey Lorch gefunden. 2) An Salzen findet man: gemeines Kü¬ chensalz in Salzquellen zu Sulz. Salpeter wird häufig im ganzen Lande gegraben, und aus dem Lande geführt, auch vieler im Lande verarbeitet. 3) Von brennlichen Mineralien findet man Steinkohlen bey Löwenstein, Torf bey Schwenningen, Sindelfingen, Wildbad und Schopfloch. Schwarzen Bernstein auf den Alpen, unter dem Teckberge und bey Boll. Wenn man »on der Eigenschaft des angenehmen Geruches abgehet, soll er alle übrigen Eigenschaften deä gelben Bernsteins haben. Schwefelkies findet man bey Balingen, Heubach, Boll und noch mehr Lrten. 4) Von Greinen findet man «) talkartige Greine: Gemeiner Kalk- Pein und Mergel wird sehr häufig gefunden, und ber Kalkstein zum Bau der Landstrasen gebraucht. Marmor ist sehr häufig in Wirtemberg. Es giebt D Z schwär- 58 Allgemeine Einleitung schwarzen und bunten, nur keinen vollkommen weissen. Einige Arten gleichen dem italienischen. Der meiste Marmor wird an den Alpen gefunden. Bissingen, Ochswangen, Oberlenningen, Unter¬ lenningen, Blaubeuren, an dem Tekberge, bey Neuffen, Urach wird er sehr stark gefunden. Bo- delshofen, Freudenstatt, Schloß Wirtemberg und noch viele Orte haben Marmor. Kalkspate sind sehr häufig; Tropfsteine sind im Nebelloche bey Pfullingen und Erdlvche bey Blaubeuren zu finden. Eips giebt es bey Tü¬ bingen , an der Festung Asperg und besonders zu Sternenfels, wo sehr ergiebige Gipsgruben sind, und viele tausend Zentner gegraben, und meist äusser Lands geführt werden. Durchscheinenden Alabaster findet man an den Alpen, bey Sternenfels und Schloß Wirtemberg. Sattler und Büsching schreiben, daß es bey Enz¬ weihingen durchscheinenden Alabaster gebe. Dieß ist ein Irrthum. Nur ein einziges großes Stück ist gefunden worden. Dieß war kein Alabaster, sondern ein Stalaktit, s. nova sÜA xk^liLO rnestica torn. VI- ohst. 14. Gegenwärtig findet man keine Spur mehr weder von Alabaster noch Stalaktit. B) Von glasartigen Steinen findet man kristallenartige Kieselsteine bey Bulach, so hart, Laß sie Glas schneiden. Agate an einigen Orten. Schiefer bey Zell, Holzmaden, Ohmden, Boll, und mehr Orten. 7) zu Wirtemberg überhaupt. zy 7) Sandsteine, zum bauen sind häufig; schöne Mühlsteine werden bey Oberensingen, Al¬ tenburg und Derendingen gehauen. doch Grundsatz bey jedem Gelehrten seyn, den Aberglauben, eher zu vertilgen als auszubreiten- »Md sich um die Aufklärung seiner MttbrüYer vel' hient zu machen!— zu Wirtemberg überhaupt. 77 Die Kleidertracht des gemeinen Volks ist ungemein unterschieden. Fast jede Gegend har eine andere Art sich zu kleiden. Dieser Unterschied ist so auffallend, daß als 178^ der jezige Großfürst, dem Herrn Herzoge Barl einen Besuch machte, dieser es für merkwürdig ge¬ nug hielte, unter den großen Festins, womit er seinen hohen Gast unterhielte, auch das ländliche Schauspiel zu geben: Aus jeder besonder» Gegend des Landes ein paar Einwohner kommen zu las¬ sen , und sie dem Großfürsten — der sein beson¬ deres Vergnügen darüber bezeugte — vorzufüh¬ ren. Die Kleidungsart des wirtembergschen Land- manns ist so abgeschmackt nicht, als man sichs vielleicht vorstellt. Die Kleidungsart der Alpen¬ bewohner, besonders der Weiber, ist nicht schön. Ihre kurzen Röcke, Vermummungen, spitzigen Schuhe und Pelzmüzen sind häßlich. Desto artiger ist die oben gemeldte Kleidung der schwarz- wälbsche» Manner. Der Luxus hat — die Stadt Stuttgart aus¬ genommen, — noch wenig eingeriffen. Der schädlichste Aufwand für das Land ist der große Gebrauch des Kaffees. Man mag die Konsum¬ tion dieser überflüssigen Waare so geringe an¬ schlagen, als man will, so beträgt sie doch über eine halbe Million Gulden; wenn man auch mir den 6>en Einwohner, als einen Kaffeetrinker, und seinen wöchentlichen Gebrauch nur auf zween Gro¬ schen rechnet. Der Zucker wird weit häufiger ge¬ braucht, Seine Konsumtion ist also noch größer. 78 Allgemeine Einleitung So wandert nur für diese zween Artikel, mehr als eine Million Gulden jährlich aus dem Lande. Ließ ist der Schade nur auf einer Seite. Auf der an¬ dern hat er den, daß seit dem Gebrauch des Kaf¬ fees die Konsumtion des Weins — als eines Lan¬ desprodukts — verringert worden ist. Die inländ- sche Waare bleibt liegen, und die fremde geht ein. Doch hat der Kaffee etwas gutes gestiftet; er hat auch etwas dazu beygetragen, daß der un¬ mäßige Mißbrauch des Weins verdrungeu worden ist, und Menschen menschlicher worden sind. §. ly. Die Religion in Wirtemberg, und ihre Geschichte. ^^ie herrschende Religion des Landes ist die evangelische, nach dem augsburgische» Glaubensbekenntnisse. Die Reformation fieng un¬ ter dem Herzoge Ulrich iZZZ an. Dieser gro¬ ße, und mit erhabenen fürstlichen Eigenschaften begabte Herzog, hatte, während seines iZjährige»/ unglücklichen Aufenthalts in fremden Länder»/ Gelegenheit bekommen, sich von der gereinigte» christlichen Lehre unterrichten zu lassen. Scho» vor der Uebergabe der Augsburgischen Konfeßio»/ 1524, bekannte er sich zur evangelischen Lehre. Als er nach der glücklichen Schlacht bey Lauft» *534, fast ohne Verlust, sein Land wieder einge- nommen, war seine erste Verrichtung, die gerei¬ nigte christliche Lehre in seinem Lande einzuführe»/ und die eingeschlichenen Mißbräuche der Kirche ab¬ zuschaffen. Er schrieb den 4 Mm 1535 eine» Lano- zu Wirtemberg überhaupt. 79 Landtag aus, auf welchem die Einführung der evangelischen Lehre beschlossen wurde. Der Klug¬ heit gemäß, führte er die Reformation nur nach und nach ein. Die Herzen der Unterchanen, wa¬ ren schon geneigt, diese Lehre zu bekennen, denn das Licht hatte ihnen schon seit einiger Zeit geschie¬ nen. Ulrich reformirre die Klöster, und gab ih¬ nen evangelische Aebte. Die Katholischen konnten entweder die evangelische Lehre annehmen, oder mit einem Gehalt anderswo leben. Er ließ den Klöstern ihre Einkünfte, und setzte über sie einen Verwalter. Was von den Einkünften, nach Be¬ zahlung der Gehalte, übrig blieb, wandte er auf Kirchen, Schulen und die Armen. Er errichtete das Kirchenrathskollegium, dem er die Aufsicht über alle Einkünfte der Kirchen und Klöster gab. Von den Einkünften dieser reichen, eingczyge- nen Klöster eignete er sich nichts zu, sondern be¬ stimmte es zum besten des Vaterlandes. Und dieß, zu einer Zeit, wo er im grdsten Geldbe¬ dürfnisse war. Sein Land war durch den Krieg und fremde Regierung erschöpft, die Herrschaften Mdmpelgard und Heidenheim waren verpfändet, und der Landgraf von Hessen forderte den Auf¬ wand der Kriegsunkosten, die 434,550 Gulden — eine für diese Zeit ungeheure Summe — aus- rnachten. Und doch zog er diese kirchlichen Ein¬ künfte nicht an sich. Er zeigte, daß nicht Geiz noch Habsucht, sondern Liebe zur Wahrheit, und Ue- berzeugung die Triebfeder dieser Handlung gewe¬ sen. Al- dieser wahrhaft groß« Fürst den 6 November 8c> Allgemeine Einleitung November 1550 gestorben, so führte sein Sohn Herzog Christof die angefangene Reformation aus. Der schmalkaldensche Krieg hatte den Her¬ zog Ulrich zum zweytenmal seines Landes beraubt. In seiner Abwesenheit kam das Interim, unb die Mönche nahmen wieder Besitz von den Klö¬ stern. Das "Interim schaffte Christof ab, nebst den übrigen Mißbräuchen der Kirche. 1552 hör¬ te man auf die Messe zu lesen. Die Mönche schäfte er theils aus den Klöstern, theilö ließ er sie auch in den Klöstern absterben, und ihnen ihren Unterhalt durch den Verwalter des Klo¬ sters reichen. Die leeren Klöster besetzte er mit evangelischen Jünglingen, die er zu Lehr - und Schulämtern da unterrichten und bilden liest. Für diese ließ er den y Jenner 1556 eine Klo- siervrdnung bekannt machen. Den 10 April 1564, hielten, durch seine Anstalten, pfälzische «nd wirteindergsche Theologen, eine Unterredung im Kloster Maulbronn, der er selbst, und Kur¬ fürst Friedrich III von der Pfalz beywohnte. Nicht nur die Reformation zu gründen, so»- dem ihr eine bleibende Gestalt zu geben, war die Absicht Christofs. Er schrieb 1565 einen allge¬ meinen Landtag aus, der vom 14 Mai bis r- Jun. dauerte. Auf diesem wurde die Aufrecht¬ erhaltung der evangelischen Lehre, des augsburg- schen, und des, den 24 Jenner 1552 der Klr- chenversammlung zu Trident, übergebenen tvlk- tembergfchen Glaubensbekenntnisses/ Entkräftung einreiffender Neuerungen in- Religio zu Wirtemberg überhaupt. 8r Religion- und die Anwendung der Einkünfte der Kirche» Zur Erhaltung der Pfarrer, Helfer, Schuten und ihrer Lehrer; und M Unterstützung der armen studirendeN, beschlossen. Es wurde be¬ stimmt» daß beständig ZZs LaNdeskinder in deni Stipendium zu Tübingen und den Klssterschulert erhalten, und zur Besetzung der geistlichen Asm- ter sollten vorbereitet und unterrichtet werden. Üm diesem Landtage sein feyerliches Gewicht zw geben, so wurde er nachgbhends vvin Kaiser Ru¬ dolf II bestattign Nach dem Lode des Herzogs Christofs, führte dir Herzog Ludwig die den 24. April 1580 zu DreßdeN kündgemachte Kontor- dienformel ein. In seinem Testamente vöm ä Marz 1587 verordnete er, baß zu Professoren der Universität Tübingen keiner angenommen wer¬ den solle, der nicht Vie Konkordienformel unter¬ schreiben würde» Diß Gesetz Ludwigs dehnte sich in der Folge weiter auS. Jezt müssen alle, iw öffentlichen Aemwrn stehende geistliche uttd welt¬ liche Beamten die Konkordienformel unterschreiben» In dem Prager Vertrag boni 24 Jenner tZyy bestätigte der Kaiser Rudolf II: „daß daS im Laude angerichtete Rcligioüswcsen, in Kir¬ chen und Schulen, nach der Aügsburgischen Kon¬ fession , ohne Aenberung Noch Einführung einer andern Religion, beständig bleiben solle. " Der Herzog Friedrich versprach auch in diesem Ver¬ trage, für sich und seine Nachkommen, daß jeder regierendeHerzog, gleich bey dem Antritt seiner Regie- tung, und vor den» Empfang der Lehe«, für sich F und Kr Akkgenreine Einleitung und seine Nachkommen, de» Jnnhalt dieses Pra- gervertragS, unverbrüchlich zu erfüllen, sich ver¬ schreiben solle. Durch den 4ten Artikel des west- phälschen Friedens §. 24. sind die im Zojahri- gen Kriege von den Mdnchen wieder in Besitz ge¬ nommenen Klöster, den evangelischen Religions- Verwandten in Wirtemberg, wieder eingeraumt worden. So wurde die evangelische Lehre in Wir- temberg bisher erhalten. Als nach dem Tode des Herzogs Eberhtwd Ludwigs, die Regierung auf den Herzog Aarl Alexander — der vorher die römische Religion angenommen, — gekommen, so hat er der Land¬ schaft, durch feyerliche Urkunden, noch ehe er wirklich zur Regierung kam, von Belgrad den 28 Nov. 1729, Ludwigsburg, den 16. Dez. ^732, Winnenthal den 23. Febr. 173z, und den Kreisstanden zu Ulm, Göppingen den iZ. Dez. 2733, die Versicherung ertheilt: über den Arti¬ keln des westphalischen Friedens, und allen das Religionswesen betreffenden Reichsgrundgesetzen, Les Hauses Wirtemberg alten Rechten, Gerech¬ tigkeiten und Vertrügen, besonders dem Prager¬ vertrag iZ99 Zu halten; in der evangelisch luthe¬ rischen Verfassung des ganzen Herzoglhums, nicht die allerwindeste Aenderung zu machen, vielmehr alles, in Religion und Polizey, nach solchen Grundsätzen ungekrankt zu erhalten, die gesammtt Kanzlep, und alle Kollegien und Balleyen, die Reichs - und Kreis - Gesandtschaften, Kammerge- richtsdeputationen, alle Beamtungen und Gcrich- zu Wirtemberg überhaupt. 8z tr, mit keinen andern, als Bekennern der evans gelisch lutherischen Religion, und, so viel möglich, mit Landeseingebohrnen zu besetzen, auch das Konsistorium und Synodus, besonders die Klöster und Klvsterschulen, in ihrer alten Verfassung zu lassen, keiner katholischen, geistlichen, vderwelt- lichen Person, niemals etwas davon einzuräu¬ men, sondern zur Erhaltung der Kirchen, Klö¬ ster, Schulen und Besoldungen, das übrige aber zum Besten des Landes anzmvenden; daß in den Kirchen und Schulen des Herzogthumö, und der dazu gehörigen Lander, allein die evangelische Religion gelehrt, keine katholische Kirchen, Kapellen, Altäre, Bilder, entweder neu erbaut und aufge¬ richtet, noch alte und ungebrauchte dazu eingerich¬ tet, auch keine katholische Prozessionen, Wal¬ fahrten und neue katholische Kirchhöfe im Lande gelitten, das Venerabile weder zu Kranken, noch bcy andern Fällen, öffentlich getragen, nirgends das im Reiche so viele Unruhe erregte Simulra- neum eingeführt, und überhaupt nicht die ge¬ ringste Handlung eines katholischen Gottesdien¬ stes -— die Hoskapelle ausgenommen — im gan¬ zen Lande gehalten werden solle. Bey der Uni¬ versitär Tübingen, dem Hofgericht, dem Kollegium illustre, theologischem Stifte, und an¬ dern Stipendien, soll ebenfalls in Religionssa¬ chen nicht die mindeste Aenderung gemacht, und diese Kollegien, mit keinen andern, als Augsburgschen Konfessivnsverwandten besetzt, auch keine neue Kollegien, Kirchen, Klöster, worinn die katholische Religion öfföntlich oder heimlich F » S'leyrc 84 Allgemeine Einleitung gelehrt wird, nirgends, unter keinem Vorwand« aufgerichtet, hingegen Prälaten und Pröbste, in der ihnen anvertrauten Aufsicht, über Kirchen und Hekonomiesachen erhalten, die Landschaft in ihrer bisherigen Verfassung, auch alle Pia Korpora, Hospitäler, Lazarethe, Armen - und Siechenhäuser, und das Waisenhaus zu Stuttgart ungekränkt ge¬ lassen, auch besonders in die Stadt Ludwigsburg, keine weitere als evangelische Religionsverwandte ausgenommen werden." Als am Ende des Jahrs 1733 der Her¬ zog Rarl Alexander wirklich zur Regierung gekommen, hat er nicht nur durch neueReversa- lien, von Stuttgart den 17 Dez. 1733, seins vorher gegebene Versicherungen bestattigt, son¬ dern nochmals die Privilegien Wirtembergs, und die Religion, versichert, und versprochen: daß der katholische Gottesdienst in der Stadt Ludwigs¬ burg, bey den dortigen Einwohnern, blos in den Schranken einer Privatatidacht solle verrichtet wer¬ den, wie dieses der westphälische Friedensschluß Art. 5, §. 34. vorschreibt; daß nach dem Re¬ skript vom 27 März 1734, „das geheime RathS- kollegium, die das Kirchen und dahin einschlagen¬ de Oekonomie und Polizeywesen betreffende Ange¬ legenheiten, nach dem Beyspiel Kursachsens, al¬ lein, und ohne Anfrage besorgen solle, sie mögen nur allein die Herzoglichen Länder, oder das ge¬ stimmte evangelische Wesen, in und ausserhalb des römischen Reichs, auf Reichs - und Kreistagen, und andern Zusammenküttjlrn, betreffen." Ebe» zu Wirtemberg überhaupt. zz dieser Herzog hat auch aus Stuttgart den 27 Merz 1734 an die evangelischen Stande auf dem Reichstage zu Regenspurg, Reversalieu, die Re¬ ligionsversicherung betreffend, ausgestellt. Diese nahmen es feyerlich an, und beantworteten es mit einem Schluffe vom 12 Jun. 1734. Nach dem Tode des Herzogs Aarl Alexan¬ ders, hat der Durch!. Herr Herzog Aarl die Reversalien seines Herrn Vaters bestättigt, und 1750 die Versicherung gegeben: daß weder zu Ludwigsburg noch im Herzogthume, eine feyerliche katholische Prozession jemals gehalten werde», sondern in Ansehung der Religionssachen, es bey dem Religions und westphalischen Frieden, und denen sich darauf gründenden fürstlichen Reversa¬ lien und Laude-verträgen, unveränderlich bleiben solle; worüber die evangelischen Stände auch die Gewähr geleistet haben. Äusser den Kapuzinern auf dem Michels- bexge, und de» 6 Predigern an der katholische» Hvfkirche, find noch 16 katholische Pfarrer im Herzogthume. Die Rcformirml/ die 1720 von dem Herzoge Eberhard Ludwig in Rcmnftacr aus¬ genommen worden, werden nur geduldet. Sie haben ihren Gottesdienst zu Stuttgart in- einem Saale des Landhauses, nnd zu Ludwigsburg in einem Bechause. Ihr Prediger wohnt zu Kamr- fiatt. Der Herzog Eberhard Ludwig erlaubte den Refornijrten in der Stadt Ludwigsburg eine Kirche tu bauen» Da aber dir Fran Erbprmzesfinn, we- F z -L Allgemeine Einleitung gen welcher besonders dieser Kirchenbau den Resor» mirten erlaubt worden, Wittwe wurde, und aus dem Lande zog, so ist diese Kirche weder ganz vollendet, noch gebraucht worden. Jezt ist sie vollends schön ausgebant und der Garnison zu ih¬ rer Kirche eiugegeben worden. Dafür wurde den Reformirten 1785 zu Ludwigsburg ein Bethaus errichtet. Die Waldenser sind i6yy vom Herzoge Eberhard Ludwig — auf gewisse Artikel — aus¬ genommen worden. Man wies ihnen gewisse uu- gebaute Platze an, und befteyte sie 10 Jahre lang von allen Abgaben. Besonders suchte man das entvölkerte Amt Maulbronn, das als ein Grenz- amt von den Einfällen der Franzosen vorzüglich viel gelitten hatte, durch sie wieder zu bevölkern. Sie ließen sich theilö in schon bewohnten Orten nieder, theils legten sie auch selbst einige Dörfer an, die artig gebaut sind. Sie führen meist die Namen derjenigen Piemontschen Orte und Thäler, aus welchen diese Kolonisten vertrieben worden sind. Sie haben freye Religionsübung und 8 Geistliche im Lande. Sie stehen unter der, für sie eigen aufgerichteten waldenserDepurarion zu Stuttgart, die ihre Angelegenheiten väterlich besorgt. Der gröste Theil dieser Leute lebt von« Ackerbau, viele machen auch Hüte und Strümps? oder treiben andere Handwerke. Sie sind stille, friedfertige, artige Leute. Ihre Anzahl hat sch°" ziemlich abgenommen, weil viele ihre Kinder ftey- willig in der evangelisch lutherischen Religion er- ' zieh?" zu Wittemberg überhaupt. 87 ziehen lassen. Viele erwählen sich auch einen evangelischen Ehegatten. Jeder nun, - der sich mit einem evangelisch lutherischen Mädchen oder Frau trauen lasset, muß einen Revers von sich stel¬ len, die Kinder dieser Ehe, in dieser Religion er¬ ziehen zu lassen. Die ^Iuden werden im Lande nicht geduldet. Ein Gesetz vom Herzoge Christoph ist wider sie. Dieser wollte sie nicht nur aus seinem Lande ver¬ trieben wissen, sondern machte auch den Vor¬ schlag, sie aus dem ganzen Reiche zu vertreiben. Indessen schlichen sich doch viele Juden in daS Land ein. In dem Landtagsabschied vom iS April 1730 wurde deßwegen aufs neue festgesetzt, die Jude» aus dem Lande zu verweisen, und ihnen zu ihrer Auswanderung 6 Monate Zeit zu lassen , auch keinem, äusser den öffentlichen Jahrmärkten, den Handel in das Land zu gestatten. Wenn sie durch das Land reisen, so bekommen sie von dem Beamten ein schriftliches Geleite, wofür sie eine kleine Abgabe entrichten mässen. Ehedem beka¬ men sie lebendiges Geleit. Äusser einigen wenigen Familien, die »ntes dem Schutze des Hauses zu Stuttgart leben, und d(- nenjenigen, die in den neuerworbrnen Orten Freu¬ denthal, Zaberfeld, Gochsheim, Aldingen rmd Höchberg sind, und deren Anzahl keine Zoo aus- wacht, werden auch keine im Herzogthume gedul- det. In Freudenthal haben sie eine Synagoge und Kirchhof, wohin alle Juden in diesen gemeld- ten Orten begraben werden. F 4 26 -, S5 Allgemeine Einleitung §. 20. Die Manufakturen und Fabriken. l) Manufakturen aus dem Thkerreiche. ^^ie vorzüglichste Manufaktur hes Landes ist die Tuchmanufakrur des Waisenhauses zu Ludwigsburg. Sie beschäftigt über Zyo Menschen. Eine große Menge vollkommener Tücher, Halb¬ tücher, tucharstger Zeuge, Flanelle, Biver-, Kok, Teppiche werden da verfertigt. Hie Wolle, die diese Manufaktur nöthig hqr, ist thejls im Land« selbst erzeugt, theils kommt sie auch aus Bdheinn Der Verschluß dieser Manufaktur ist so groß, daß ihr Waqrenlager nicht hinreicht, das Publikum zu befriedigen. Zu Ludwigsburg ist auch eine erst neu äugt» legte GeidenmanufaIcur. Zu ^alw, Tübingen § Göppingen, Ebingen sind beträchtliche Zeugmanufakrm ren. Zu Kannstqtt, Mchheim und mehr HM» werden gute Hüte und Strümpfe gemacht, Au Ludwigsburg ist eine Lederfabrik. Je Kalw wird viel Saffian, Rorduan und an¬ deres Leder bereitet. 2) Manufakturen aus dem Pflanzenreiche, In dem Militärwaisenhause zu Ludwigsburg werden viele bunre, sehr artige Zeuge aus Baumwolle und Flachs bearbeitet. Auch wird hier die Baumwolle ganz ausserordentlich fein ge¬ sponnen zu Wirtemberg überhaupt. 8y spönnen und gefärbt. Rorron - und Zizma- nufakturen sind zu Heidenheim und Sulz. Ei¬ ne Lycrondruckcrey ist zu Kannftart. Eine Barcherrpeherey ist zu Sulz. Beträchtliche Leinwandrpebereien sind zu Urach, Heidenheim, Blaubeuren und Kirch¬ heim. In Urach wird schöne D-rmastleinroand gewoben. Zu Kirchheim ist eine Bandfabrik. Zu Urach und Heidenheim ist ein beträchtlicher Leinwandhandel. Papier wird hänsig gemacht. Das Druckpapier wird in großer Wenge ge¬ macht, und stark ausgeführt. Die Ausfuhr der Lumpen ist deßwegen verboten. Bmrre Papier? werden zu Urach, und Neuffen gefärbt, Tgs Keksfabriken giebts zu Stuttgart, Ludwigs¬ burg und Kannstatt, z) Fabriken aus dem Mineralreiche. Au Königsbronn, Izelborg, Heidenheim, in, Christofsthale und Ludwigsthale sind Eisen¬ schmelzöfen und Eisenhämmer. Hier werden Hefen, Blatten und andere eiserne Maaren ge¬ gossen und geschmiedet. Besonders werden zu Königsbronn schöne Oeftm Vasen, Antiken, Sta¬ tuen und andere Geschirre gemacht. Pie Oefen, Va¬ sen, Statuen bekommen ein Email und Vergoldung, die feuerbeständig sind« In Heidenheim ist eine Drarhzugfabrike, wo alle Gattungen Kupfer und Eisendrath gemacht werden. Hier werden auch die runden gegossenen Hefen abgedreht und swlirt. Die dazu »dthigen Maschinen werden von Wasser getrieben. An Heidenheim ist auch F 9 eine yo Allgemeine Einleitung «ine neuangelegte Stahlbrennerey, die eiserne Ach¬ sen, Federn zu Wagen, und andere grobe Stahlardeit liefert. Zu Ludwigsburg ist eine Grahl und Bijouteriefabrik. Zu Hirsau und Liebenzell sind Löstelschmiedsfadrißen, die eiserne und überzinnre Löffel machen. Zu Ludwigsburg ist eine porzelan und Faienzerfabrik. Ebe» da eine englische Geschirrfabrik. In der Ge¬ gend Heidenheims wird gutes, schönes Tdpfer- geschirr gemacht, und weit damit gehandelt. Zu Göppingen macht man auch unächtes Pop zelan. Zu Alpirspach ist eine Farbmühle, WS der Kobolt zu einer blauen Schmälte bereitet wird. Zu Spiegelberg ist eine Spiegel - und Glasfa¬ brik. Uhren, von Eisen, Messing und Hol; werden auf dem- Schwarzwalde gemacht ruid ausgeführt. §. 2i. Landstraßen. A^or vielen teutschen Landern hat Wirtemberg einen Vorzug an seinen guten Landstra¬ ßen. Noch nicht lange Zeit besitzt es diesen Vor¬ zug. Der glückliche Zeitpunkt der Regierung Aarls hat ihn ihm verschafft. Der Reisende bewandert nun mit doppeltem Vergnügen dieses schöne Land, da auch für sein besseres Fortkom¬ men und Bequemlichkeit gesorgt ist. Nur fehlt diesen Straßen, daß sie nicht gerade angelegt sind. Ihre Breite ist 26 bis 32 Fuß und drüber- Ans beyden Seiten, jenseit der Graben, sind st? mit fruchtbaren Bäumen besetzt, deren Abstand, , , jede» zu Wirtemberg überhaupt. yi jeden Baums vom andern, nur eine Ruthe be¬ trägt. Bey der neuangelegten Straße in der Herrschaft Heidenheim, ist der Abstand zwo Ru¬ then. Diese Chausseebaume sind meist jezt halb gewachsen, rind werfen schon Schatten. Der Reisende ist also durch ganz Wirtemberg in ei¬ ner schönen, fruchtbaren Allee, die überall, im¬ mer so schön ist, — oder es doch bald werden muß — als die so gerühmte Bergstraße, die oft Lücken zu vielen Hunderten hat! Für diese Baume wird, wie für die Straßen, die äußerste Sorg¬ falt beobachtet. Wenn einer abgehet, so muß, so bald es die Jahrzeit leidet, ein neuer gesetzt werden. Um die Straßen in gutem Stande zu erhalten, sind einige Weginspektoren ausgestellt, die ihren Ausland immer untersuchen müsse». Da sie ein Gegenstand der Aufmerksamkeit des Herrn selbst sind, so werden weder Mühe noch Kosten gespart, um sie in gutem Zustande zu erhalten. Aannftarr ist der Mittelpunkt, sowohl der Po¬ ste» als Landstraßen des Herzogrhums. Die vor¬ züglichsten Landstraßen laufen von Kann statt über Göppingen, nach Ulm, Augsburg; über Schorndorf, nach Gmündt ins fränkische und auch in die Herrschaft Heidenheim nach Augs¬ burg; über Ludwigsburg, Besigheim, Lau¬ fen nach Heilbronn; über Vaihingen, Knitt¬ lingen, in die Pfalz; über Vaihingen, Dürr- wenz, ins Dnrlachische und nach Frankreich; über Stuttgart, Tübingen, Balingen, Tutt¬ lingen in die Schweiz. In der Herrschaft Hei¬ denheim führen die Landstraße» von der Stadt Heiden- yr Allgemeine Einleitung Heidenheim, nach Ulm; nach Augsburg; nach Nürnberg; und nach Aalen. Die Grenzen des Landes sind an einigen Landstrassen mit io bis 12 Fuß hohen steinernen Piramiden bemerkt, auf welchen Aarls Name mit einem durchschlug geuen lateinischen C, oben mit dem Herzogshute, von vergoldetem Eisen, stehet. Von Stuttgart aus, sind auch nach einigen Landstädten und Lustschlössern Chausseen gezogen. Nach Hohenheim und Solitüde, Kalw, Nürlin- gen, Urach, Kirchheim, Bottwar führen Chaus¬ seen von Stuttgart. Selbst Landstädte unter sich — von einer Stadt zur andern, — hAen Chausseen gebaut. So haben sich Göppingen und Schorndorf, Nürtingen und Urach, Nürtingen und Kirchheim und noch mehr Städte vereinigt. Das Amr Kirchheim ist fast ganz mit Chausseen durchschnitten. Die Städte des Oberlandes habe« Chausseen gebaut; und die des Unterlandes, die es wegen ihres fetten, bey schlimmem Wetter, schwer zu befahrenden Bodens, und hauptsächlich wegen ihres Weinkommerzes ndthiger hätten, M bisher diesem Vorgänge nicht nachgefolgt. §. 42. Handel, Ausfuhr; beträchtlichste Ausfuhr Wirtembergs ist von den Produkten des Feldbaus. Oe Ausfuhr des Getreides ist beträchtlich. Del weinbandel war sehr blühend, Uvd ist «och jetzt zu Wirtembrrg überhaupt. yg jetzt ansehnlich. Frisches und getrocknetes — gestattet. Wenn er auch sein Glück äusser Lands machen kann, wird es ihm nicht leicht versagt. In der Verfassung der nieder» Klöster sind noch einige Reliquien von ihren vorigen Besitzern, de» Mönchen, auf ihre Nachfolger verpflanzt worden. So halten die Studenten noch täglich zweymal ihren Kor, und singen den dazu gehörigen latei¬ nischen Gesang. Wenn sie öffentlich erscheinen, st haben sie schwarze Kutten an. Auch in der Disciplin sind noch viele Rudera der alte» G Z Mönchs- io6 Allgemeine Einleitung Mönchsverfassung zu finden. Die Strafen dec Studenten sind: die Entziehung des Weins und Gefangniß. Jedes Kloster hat seinen Karzer. Diese an sich physischen Strafen, werden zu mo¬ ralischen. Alle halbe Jahr wird das Jeugniß der Studenten, von ihren Fähigkeiten und ihrer Aufführung, auch mit diesem, ein Verzeichniß der Strafen ins Konsistorium eingeschickt. Dieses be¬ gleitet sie gemeiniglich noch mit einer öffentlichen/ ernstlichen Erinnerung zur Besserung. Das theologische Gcifc zu Tübingen iß die Pflanzschnle wirtembergscher Theologen. Ans den beyden höher« Klöstern, und den vbern Klas' sen deö Gymnasiums werden sie dahin befördert. Die Anzahl der Stipendiaten, mit Einschluß der¬ jenigen, die schon auf Vikariaten sind, ist 3°" bis 400 stark. Fünf sogenannte Promotionen sind allezeit im Stifte gegenwärtig. Drey davon studiren die Theologie, und zwo die Philosophie- Im ersten philosophischen Jahre heißt der Stipen¬ diat ^Toviz. Im zweyten verliert er diesen mönchischen Namen und bekommt einen römschen! er heißt nun Kandidat der Magisterwürde. Am Ende der philosophischen Laufbahn vertheidigt er eine philosophische Streitschrift, die er ent¬ weder selbst geschrieben oder schreiben lassen; wird geprüft, welches die philosophische Fakultät selbst vornimmt, und zum Meister k-eirt. Nun fängt er den theologischen Lauf an, übt sich auch in> Predigen, wozu im Stifte die Anstalt gemacht ist' Wahrend eines jeden Essens der Stipendiaten leßt zu Wirtemberg überhaupt. 107 ein Magister eine Predigt ab. Nach drey Jahren wird die theologische Laufbahn beschlossen. Das Konsistorium prüft den Vorrath von theologische» Kenntnissen, und hört den Stipendiaten, in der Stiftskirche zu Stuttgart, eine Predigt, über einen ihm vorgeschriebenen Tert, ablegen. Wird er für würdig erkannt, so erkalt er die Erlaubniß öffentlich zu lehren und die Sakramente auszuthei- len. Er kann auf Reisen gehen; im Lande selbst, oder äusser demselben, Lehrer bey Kindern wer¬ den; bey einem alten, kranken, oder auch einem weitläufigen Amre vorstehenden Geistlichen Vikar werden; oder auch ins Stift znrückkehre». Die Tafel des Stiftes ist für ihn allezeit gedeckt, und die Wohnung offen, bis er einen Dienst erhält. Dem Konsistorium allein kommt es zu die Pfar- reyen und Diakonate zu ersetzen. Dieses geschie¬ hst — so viel möglich der Ordnung und dem Alter nach.- Wenn den Stipendiaten die Reihe trist, -— nachdem er sich in den Klöstern und auf Vi¬ kariaten 16 — iy Jahre vorbereitet hat, — darf er sich um eine Bedienung melden, oder er wird auch berufen. Erhalt er eine, so wird er noch¬ mals geprüft, muß nochmals predigen, und dieß wird so oft wiederholt, so oft er auf einen andern Platz kommt. Die Besetzung der Abteyen, Speci- alsuperintendenturen und der Diakonate, in den drey Hauptstädten kommt dem Konsistorium nicht Zu. Es schlägt nur jedesmal drey Personen vor. Aus diesen wählt das geheime Rathskollegium unter der Genehmigung deö Landesherren eine aus. Da es dem wirtembergschen Theologen, weder an IO8 Allgemeine Einleitung feblet an Zeit noch Gelegenheit, sich in derGottesge- lehrtheit, nnd andern dazu ndthigen Wissenschaf¬ ten und Sprachen festzusetzen, und erst in einem gesetzten Alter in daö Amt kommt — denn im i4ten oder iZten Jahre wird er in das niedere Kloster ausgenommen, bleibt in den Kldstern 4, in dem Stifte Z, und auf den Vikariaten 7 bis 10 Jahre — so sind die wirtembergschen Gemein¬ den mit ihren geistlichen Vorstehern gewiß grb- stentheils wohl versorgt. Die wirtembergschen Stipendiaten sind auch überall bekannt und beliebt. Selbst der Auswurf derselben, wird noch von den Nachbarn gierig aufgefangen. Die kranken Sti¬ pendiaten erhalten bessere Speisen. Für sie iß ein Arzt, zween Wundärzte und eine Wärterin» aufgestellt. Jeder Stipendiat hat in der Apotheke jährlich vier Gulden, und eine kleinere Summe bcy den Wundärzten frey. Auch erhält jeder, bis zu seiner Bedienstung jährlich vier Reichsthaler und vier Buch Papier. Die Oekonomie besorge» ein Prokurator und ein Kontroleur. Die Auf¬ seher des Stifts sind zween Superattendenle» aus der theologischen Fakultät, und ein Eforus ans der philosophischen. Sie wohnen nahe am Kloster und besuchen das Stift täglich, während dem Speisen der Stipendiaten. Ju Umerauffe- hern hat das Stift eine Anzahl sogenannter Re¬ petenten. Diese wohnen im Kloster, und habe» die Aufsicht über die Zimmer, die des Winters bewohnt werden, e Sie speisen an einer runde» Tafel, da die übrigen Stipendiaten an lange» TaftK zu Wirtemberg überhaupt. iOy Tafeln sitzen. Ium Andenken der Kutten, wel¬ che die Stipendiaten ehmals trugen, sind noch die Repetenten in Kutten gehüllt; da die übri¬ gen Stipendiaten in ihrer gewöhnlichen schwar¬ zen Kleidung beym Speisen erscheinen. Daher nennt Seibold in seinem Hartmann, jene die schwarzen Ricrer der Tafelrunde. Das Stift und die niedern Klöster haben ihre Gesetze, die jeder Student und Stipendiat bey seiner Aufnahme erhalt, und die Beobachtung derselben durch Handetreue sich verpflichten muß. Diese Gesetze werden zu gewissen Zeiten öffent¬ lich verlesen. Der erste Anfang dieses Stifts wurde schon im i6ten Jahrhunderte gemacht. 1536 faßte der Herzog Ulrich den ersten Entschluß, Jüng¬ linge zum Dienste des Vaterlandes, zum Lehr- amre bilden zu lassen. Er selbst, und sein, je¬ dem Wirtemberger verehrungswürdiger Sohn, Herzog Christof führte auch diesen Entschluß aus. Mit der Zeit gelangte das Stift zu derjenigen Vollkommenheit und Ansehen, in welchem eS nicht nur in Deutschland, sondern auch aus¬ wärts stehet. Der Durchl. Herzog Aarl wür¬ digte öfters dieses Stift seiner Gegenwart, und bezeugte, daß er es als ein schätzbares Kleinod seines Staates betrachte. Der Zustand deS Stifts wird öfters durch eine herzogliche Kom¬ mission untersucht. Dieses geschähe in den neu¬ ern Zeiten 1744, 1750, 1757 und 1777. Die¬ se Anstalten, werden von dem Kirchengure unter¬ halten. no Allgemeine Einleitung halten, rind verschaffen dem Lande eine mehr als hinlängliche Anzahl guter und vortrcflicher Prediger. Lurch die gure Auswahl schon in Schulen, wird den allzuschlechten Subjekten der Weg zur Kanzel und Katheder versperrt. Die Karlshoheschule und das Gymnasium kommen bey der Statt Stuttgart vor. §. 27. Armenanstalten, Wittwenkassen, und Assekurationskasse. §)§usser den Spitalern der Städte und den Ar» menhauscrn jedes Orts, wo die Armen und Unvermögenden verpflegt werden, sind noch in jedem Orte solche Anstalten gemacht, daß die Nothleidcnden unterstützt werden. Auch für die ankommenden fremden Armen wird gesorgt. Für die Erziehung der armen Kinder sind die Mu senhanser zu Sruttgardt und Ludwigsburg; und das Militärwaisenhaus zu Ludwigsburg bestimmt. Für die Wittwen und Waisen ist eine all» gemeine VOirrwen - und waisenkaste in der Hauptstadt, seit 1756 errichtet. Diese Ton» tine hatte anfänglich keinen, und jetzt einen, zu>» Verhältmß ihres weiten Umfangs, nicht ansehn» Iichen, Hond. Sie bestehet durch die freywilligt Einlage der Interessenten. Diese ist nach dcnr Lcrhaluiiß des Alters des Einlegenden, geringer oder großer. Die Einlage geschiehst nach fen, deren bisher jährlich ungefähr 4222 de» M Wirtemberg überhaupt. m zahlt worden sind. Jedem stand frey, sich bis auf vier Lose anzukaufen. Diese Zahl war die höchste. Nach der Anzahl dieser Lose geschähe die Bezahlung an die Wittwen, und ihre Kin¬ der, bis sie das i8te Jahr erreicht hatten. Je¬ des dieser Lose wurde bisher an die Wittwen, oder Waisen, mit Zo Gulden bezahlt. Wenn einer der Interessenten ein Jahr aussetzte, oder die zur Einlage angesetzte Zeit übergicng, so war seine Einlage der Klaffe heimgefallen, und er verlohr seinen Vortheil. Daß ein solches, bis auf die Kinder ausgedehntes Projekt nicht beste¬ hen könne, sähe jeoer Vernünftiger voraus. 1786 hat es sich entwickelt. Die Portionen mußten, wenn das ganze sich nicht zerschlagen sollte, auf i8 Gulden herabgesetzt, und die Einlage erhö¬ het werden. Und auch dieß verspricht keinen Bestand, so lange die Portionen auf die Kinder, und deren i8tes Jahr ausgedehnt bleiben. Der Erfolg wird reden. — Viele der Interessenten sind daher aus der Gesellschaft getreten. Sie er¬ hielten 40 Prozente ihrer Einlagen zurück. Die pfarrwittwenkasse ist ein von jenem ganz abgesonoerles Institut, und zum Besten der Pfarrwittwen, zu Anfänge dieses Jahrhunderts, errichtet. Jeder Geistliche des Herzvgthums ist verbunden einen gewißen, jährlichen, geringen Beytrag, nach dem Verhaltniß der Besoldung zu thun. Jede firirte Besoldung ist daher nach dem Kameralfusse rarirt. Jeder Gulden dieser Tare giebr jährlich einen Kreuzer an die Kasse. Zur Vernich- i l 2 Allgemeine Einleitung Vermehrung des Fonds muß jeder, der eine geistliche Bedienung erhält, nach ihrem Verhältniß, die Summe von 8 bis 60 Gulden einlegen. Vor allen, durch Todesfall vakant gewordenen Pfar- reyen, und andern geistlichen Bedienungen, wird ein halbes viertel Jahr der Besoldung eingezvgen, und zum Vesten dieser Kasse gewendet. Ihr Fond bestehet gegenwärtig aus einer Summe von Zo,ooo Reichsthalern, und ihre jährlichen Ein¬ künfte aus 10,000 Gulden. Sowohl diese, als jener nehmen beständig zu. Durch die Brandassekuracionskasse, slic welche eine eigene Brandschadens-Versicherungs- Deputation in der Kanzlcy zu Stuttgart errich¬ tet ist, werden die Einwohner ihrer Hauser ge¬ sichert. Schon im Jahr 1756 wurde ein Ver¬ such mit Errichtung einer frcywilligen Gesellschaft zu diesem Endzweck gemacht. Erst 1772 kam diese Anstalt zu stände. Den 16 Jenner 177Z erschien die Ordnung dieser Brandschadensversi' cherung im Druck. Diese vortrcfliche Einriß tung ist von großem Nutzen. Die elende, ia Schwaben gewöhnliche, Bauart, ganze Häuser von Holz zu baue», hat jederzeit die bctrübteste" Hvlgen gehabt. Es ist nichts seltenes, ganze Or¬ te abbrennen zu sehe». Die innerhalb kurzer Zeit abgebrannten Orte Mnrrhard, Gdttelfinge»- Llebcnzell und auch Neuenbürg beweisen es. Durch diese Vrandkasse, für und wider welche, so vieles theils seichtes Zeug geschrieben worden — wirs der llnterthan nicht nur seines Hauseö gesichert, sonder" zu Wirtemberg ''berhaupt. sondern er erhält auch den Vorteil, daß er auf sein Haus Kredit bekommt. Diese Kasse hat keinen Fond. Jedes Jahr wird die Summe der abgebrannten Gebäude, durch eine Umlage, auf alle Gebäude des Landes ersetzt. Diese sind deßwegen theilS genau, theils nach der Willkühr des Besitzers, etwas höher oder niedriger tarirt. Nach dieser Ta¬ xe wird sowohl die Umlage eingerichtet, als auch, — bey entstandenem Unglück — das Gebäude bezahlt. Der Anschlag aller Gebäude des Landes beträgt Z2 Millionen Gulden. Unter diesen sind die fürstlichen Schlösser, Kirchen, Pulvermühlen, und andere dem Feuer besonders ausgesetzten Ee» bäude nicht begriffen. Der Beytrag, den der Un» terthan zu leisten hat, ist gegen den Vorrheil, den er bey einem Unglück genießet, sehr gering. Niemand empfindet dieses lebhafter, als die durch Brand verunglückten. Wenigstens diese feegne» den Menschenfreund, den Erfinder dieser Anstalt« §. 28. Die kirchliche Verfassung des Landes. Einrichtung der kirchlichen Verfassung Wirtembergs ist mit den übrigen schönen Anstalten des Landes vollkommen zusammenstim» wend. Die schönste Einrichtung findet man auch hier. Es sind im Herzogthume — die neuer¬ worbenen limburgischen Pfarreyen ungerechnet — 545 evangelische Pfarrer; ohne die 4 Profes¬ soren zu Tübingen, die als Prediger an der H Stifts» ii4 Allgemeine Einleitung Stiftskirche stehen, und die 4 Professoren, die in Len Klöstern Maulbronn und Bebenhausen zugleich Prediger sind. Diese Pfarrer sind: 2 Prediger an der Hofkirche, 25 Stadtpfarrer nnd 518 Pfarrer in Städtchen nnd Dörfern. Diakonate sind im Lande 75. Die Pfarrer sind unter 40 Superinrendenmren, und diese unter 4 Ge- neralsuperimendemuren vertheilt. Die Spe¬ zialsuperintendenten, welche auch Dekani, und gemeiniglich nur Speziale genannt werden, sind auch zugleich die Pfarrer der Stadt, oder des Dorfs, wo sie wohnen. Sie untersuchen jährlich einmal, die Kirchen und Schulen ihres Sprengels, berufen die ihnen untergebenen Pfarrer jährlich einmal, zu einer theologischen Streitübung zusam¬ men, und statten ihre Berichte dem Konsistorium ab. Sie sind zugleich als Amtsgehülfen den Ober- amtlenten zugegeben, um gemeinschaftlich mit die¬ sen, für das allgemeine Veste, des ihnen unter¬ gebenen Oberarms zu sorgen. Die Generalsuperinrendemeu sind die Aebte zu Maulbronn, Adelberg, Deden¬ hausen und Denkendors. An diese komme» die jährlichen Berichte der Superintendenten. Die Generalsuperintendenten machen daraus wieder be¬ sondere Auszüge. dem Generalsuperintendenten und Abte zu Maulbronn stehen 12 Spczialsuperintenden- turen. 1) Die unmittelbar unter ihm selbst ste¬ hende Superimenhemm Maulbronn, zu wel¬ cher zu Wirtemberg überhaupt. cher das Kloster Maubronn, die Dörfer Unterö- wisheim und Lußheim, überhaupt 2 Pfarrer und 1 Diakon gehören; ohne die dazu gehörigen Geist¬ lichen zu Stuttgart. 2) Die Superintendentur Stuttgart. Zu dieser gehören 31 Pfarrer, 4 Diakone. In der Stadt Stuttgart sind 14 Pre¬ diger, unter welchen der Generalsuperintendent und 4 Diakone sind. Auf dem Lande sind 22 Pfarrer. Von denen in der Stadt stehen 6 un¬ ter dem Generalate und die 2 Hofprediger an der Hoskirche, Unter dem Hofmarschallenamt. Der Spezialsuperinrendent hat in der Stadt und im Amte 25 Pfarrer unter sich, z) Der Superin¬ tendent zu Ludwigsburg hat 17 Pfarrer unb 2 Diakone unter sich. 4) Der zu Gröningen, hat 8 Pfarrer, 1 Diakon; 5) Der zu Leon¬ berg, hat 17 Pfarrer, und 1 Diakon; 6) Dec zu Bietigheim, hat n Pfarrer, 4 Diakone; 7) Der zu Vaihingen, hat 10 Pfarrer, r Diakon; 8) Der zu Dürrmenz, hat 12 Pfar¬ rer; 9) Der zu Knittlingen, hat 14 Pfar¬ rer, 2 Diakone; 10) Der zu Böblingen, har 14 Pfarrer, 2 Diakone; 11) Der zu Aalw, hat 18 Pfarrer, 2 Diakone; 12) Der zu Wild¬ bad, hat 10 Pfarrer, 1 Diakon unter sich. In diesem Generalate sind 11 Superintendenten, 164 Pfarrer und 21 Diakone. Unter dem Generalsuperintendenten und Abte Bebenhausen stehen 10 Spezialsuperintcn- denten. 1) Der Superintendent der Stadt Tü¬ bingen, der die Stadt, und s Diakone unter sich. H 2 hat. n6 Allgemeine Einleitung hat. 2) Der Superintendent des Amts Tübin¬ gen , ,der 22 Pfarrer unter sich hat. z) Der z« Lustnau hat 6 Pfarrer; 4) der zu Herren¬ berg, hat 11 Pfarrer, und 1 Diakon; 5) Der zu Freudenftarc, hat 10 Pfarrer und 1 Dia¬ kon; 6) Der zu Wildberg, hat 18 Pfarrer und Z Diakone; 7) der zu Sulz, hat iZ Pfarrer, und 1 Diakon; 8) der zu Balingen, hat 2z Pfarrer z Diakone; y) der zu Tuttlingen, hat 9 Pfarrer 1 Diakon; 10) der zu Hornberg, hat 7 Pfarrer 1 Diakon unter sich. In diesem Generalate sind 121 Pfarrer und iZ Diakone. Unter dem Generalsuperintendenten und Abte zu Adelberg, stehen 10 Spezialsuperintenden¬ ten. 1) Der Superintendent zu Cannstatt, hat 11 Pfarrer, und 1 Diakon unter sich. 2) Der zu Weidlingen, hat 13 Pfarrer und 2 Diakone; Z) der zn Schorndorf, hat 2Z Pfar¬ rer, Z Diakone; 4) der zu Marpach, hat l6 Pfarrer, 2 Diakone; Z) der zu Baknang, hat 7 Pfarrer, Z Diakone; 6) der zu BrakenheiM, hat 15 Pfarrer, 2 Diakone ; 7) der zu Güglingen, Hary Pfarrer, 1 Diakon; 8) der zu Lüllst'N/ hat io Pfarrer, 2 Diakone; y) der zu Neuem statt , hat 11 Pfarrer, 2 Diakone ; 10) der Z» weinsherg, hat 11 Pfarrer, 2 Diakone uutek sich. In diesem Generalate sind 128 Pfarrer und 20 Diakone. Unter dem Generalfuperintendenten und Probste zu Denkendorf, stehen 8 Specialsup«- inm" zu Wirtemberg überhaupt. 117 intendenturen. i) Der Superintendent zu Göppingen, hat 21 Pfarrer, Z Diakone unter sich; 2>^der zu Birchheim, hat 17 Pfarrer, und Z Diakone; z) der zu Nürtingen, hat io Pfarrer,, i Diakon; 4) der zu Neuffen, hat 8 Pfarrer, 1 Diakon; Z) der zu Heidenheim, hat 22 Pfarrer, z Diakone; 6) der zu Urach, hat 24 Pfarrer, z Diakone; 7) der zu Pfullin¬ gen, 11 Pfarrer, 1 Diakon; 8) der zu Blau* beuren, iy Pfarrer, 2 Diakone unter sich. In diesem Generalate sind 132 Pfarrer iy Diakone. Die Anzahl aller geistlichen Aemter in den Kir¬ chen und den lateinischen Schulen des Landes, ist 8oO. < Der Spnodus, kommt jährlich im Oktober und November zusammen. Er fvrmirt sich auS dem Konsistorium und den 4 Generalsnperinten- deuten. Der Endzweck dieser Synode ist: den kirchlichen Zustand des Herzogthums auf das ge¬ naueste auszuforschen, wozu die besten Anstalten gemacht sind. Jeder Pfarrer muß nach einem gewissen For¬ mular, das er in Händen hat, die genauesten Be¬ richte von seinem ganzen Kirchspiele, von dem Zu¬ stand des Ortes, seiner Gemeinde und ih¬ re» Vorstehern, von dem Zustande der Kirche, Schule und deren Lehrern, und von seinem Amte, dem jährlich im Frühjahr visitirenden Superinten¬ denten vvrlegen. Dieser untersuchet seine Amts¬ führung, Fähigkeiten und die gegenseitige Zuftie- H 3 denheit rr8 Allgemeine Einleitung denheit zwischen ihm und seiner Gemeinde. Er durchsucht die Kirchenlisten, die Predigtkonzepte des Geistlichen und die Beobachtung der übrigen Gesetze. Nach diesen macht er seine Anmerkungen und Zusätze zu dem Berichte, giebt dem Geistliche« und den Schullehrern das Zeugniß, und macht dem Generalsuperintendenten den Bericht von sei¬ nem ganzen Sprengel. Die Generalsuperin¬ tendenten werden dadurch in Stand gesetzt, aus diesen Berichten den ganzen kirchlichen Zustand des Landes dem Konsistorium mündlich fürzutra- gen. Auf diese Art können alle Unordnungen bemerkt werden. Die Prälaten sind Landstände, und warens schon vor der Reformation. Sie machten den zweyten Landstand ans, und waren die Herrn ihrer Alostergüker und Unterthanen. Der Landesherr hatte mit der Verwaltung ihrer Güter nur so viel zu thizn, alK ihm, dem Schutz - und Schirm¬ herr» zukam. Nach der Reformation sind an¬ fänglich vier Arten von Kirchengütern entstanden. Die Prälaturen, der Kirchenkasten, die Gefallt der Univertztäl Tübingen und die Armenanstaite» ie jedem Orte ins besondere gehörten. Das Au¬ gustiner Kloster zu Tübingen wurde das theolegi- fche Stift. Die Fraucuklöster, und übrige» ZAoniDelloster, die keine Abteien waren, wurde» zum allgemeinen Kirchenkasten gezogen. Die Al teyen wurden mit evangelischen Prälaten besetzt, die meisten auch mit jungen Theologen, die u»-" der Aufsicht des Prälaten zur Universität gebildet werde» zu Wittenckerg überhaupt. ny werden sollten. Aus diesen Klofterschulen zusam¬ men , bildeten sich nachgehends die 4 noch stehen¬ den. Anfänglich behielten diese Klöster meist ihre alte Verfassung, nur daß anstatt der Mönche evangelische Studenten da waren, die sich dec Welt nützlich zu werden vorbereiteten. Die Ein¬ künfte wurden ihnen gelassen. Der Abt besorgte sie mit dem, ihm zugegebenen, Verwalter ge¬ meinschaftlich. Gegenwärtig hat man die Herrn Aebte auch dieser Mühe überhöhen. Der Kloster- Verwalter besorgt die Einkünfte, Ausgaben und Rechnungen des Klosters allein. Ob es gleich irr dem Staate des Prälaten stehet, den er mit einer» Eide bekräftigen muß, daß er sich die Rechnungen des Verwalters wolle vorlegen lassen, so weiger» sich diese doch den Prälaten die Rechnungen zue Einsicht zu geben. Ein sicherer Prälat verlangte daher, als ihm die Rechnungen verweigert wur¬ den, entweder diese, nach seinem Staate, zue Einsicht, oder die Entlassung dieses Punktes irr dem beschwornen Staate — Was über die Be¬ soldungen der Prälaten, der Geistlichen im Amte, nöthiges Bauwesen, und Bezahlung dee Klosterofficialen und anderer Ausgaben übrig bleibt, wird zum Kirchenrathe eingesandt. DaS Rirchenrathskollegium besorgt die Einkünf¬ te und Ausgaben der Kirche. Der Herzog Ulrich errichtete es. Es bestand aber damals aus geist¬ lichen und weltlichen Rächen und besorgte die Ver¬ waltung des Kirchenguts. Es hatte die Aufsicht über die Oekonomie der Klöster, Stifter und an¬ derer Kirchengüter, und visitirte die Kirchen, H 4 Klöster, i2v Allgemeine Einleitung Klöster, Schulen. Daher erhielt dieses Kollegium den Namen Visitation. Es theilte sich in der nachfolgenden Zeit in das Konsistorium und in das heurige Kirchenrathskollegium. Die Einkünfte der Kirche fliessen aus den eingezogenen Klöstern, Stiftern und ihren Gütern, Dörfern, gestifteten Einkünften und andern Ge¬ fallen, welche die Kirche hacke. Daß diese sehr groß seyn, ist augenscheinlich. Das einzige Klo¬ steramt Maulbronn, dessen Gefalle— die der ho¬ hen Jurisdiktion ausgenommen — zum Kirchen- gute gehören, enthalt über 30 Dörfer. Die Erhaltung der Geistlichen, der Lehrerin Schulen, der studirenden Jugend in dem Stifte Tübingen und der vier Klöstern; die Besoldung der vielen Beamten, Pfleger, Verwalter und Os- flcialen, die Erhaltung der vielen Gebäude, er¬ fordern zwar ansehnliche Summen, doch erschöp¬ fen sie weit jene Einkünfte nicht, daß das geist¬ liche Gut — wie billig — andere große Landes¬ lasten und Landesausgaben mit prästiren kann. Nach dem Erbvergleich 1770 giebt das geist¬ liche Gut, zu allgemeinen Landesausgaben, zur Lamgchafkkaffe, jährlich 98,457 Gulden, zu Ge- hcimenraths - und RegierungsrathsbesoldungeU 22,000 fl., zur Besoldung der Konsistorialratht und der geistlichen Kammer 17,474 Gulden, zur Unterhaltung der herzoglichen Musik 15,000 Gul¬ den, zur Le,vtdung der Medizinschen Diener- zu Wirtemberg überhaupt. 121 schäft Zooo Gulden, zur Unterhaltung der Jäge- rey und Hunde 5520 Gulden, jährliches Für- stendeputat 18,002 Gulden, Pensionen 4522 Gulden, Neujahrsgeschenk an den Herzog und seine Räthe zooo Gulden, zur Unterhaltung der Bibliothek Z02 Gulden, zur Unterhaltung der Fe¬ stung Hohentwiel 10,020 Gulden, Subsidien an studirende 1Z22 Gnlden. Neben diesen beträcht¬ lichen Beyträgen, kommt noch oft noch der aus¬ serordentliche Fall, wo das geistliche Gut bey Landesausgaben mit anstehen muß. Nach den Worten des 1565 errichteten Landtagsabschieds soll das, was nach Unterhaltung der Kirchen, Klöster, Pfarrer und Schullehrer übrig bleibt, „zu nothwendigem Schutz und „Schirm des Landes und der Leute, als des Va¬ terlandes mit gutem Rath verwahrlich behalten, „und solches alleine auf dem leidigen Fall ange¬ griffen werden. " Die Einkünfte der Universität Tübingen sind ihr bey der Reformation nicht nur gelassen, son¬ dern noch, in dennachfolgenden Zeiten, vermehrt worden. Die Oberaufsicht gehört dem Landes¬ herrn. Die übrigen geringer» Stiftungen gehö¬ ren nicht dem Lande, sondern jedem Orte beson¬ ders, wohin sie gestiftet sind. Die Oberaufsicht über diese Stiftungen haben die herzoglichen Kol¬ legien. Diese Stiftungen gehen theils auf die Erhaltung der Kirchen, meist aber auf die Armen. Der H 5 l22 Allgemeine Einleitung Der Herzog Ulrich überließ bey der Refor¬ mation jeder Stadt und Gemeinde ihre beson¬ dere Armenkasse, die noch jezt die Armenkassen heissen, und gewisse Einkünfte haben. Die mei¬ sten Städte haben ihre Spitäler, und fast jede Kirche ihr sogenanntes pium Aorpus. Die¬ ses entstand ans den Stiftungen und Einkünf¬ ten , die bey der Reformation gefunden worden, und die auch noch in den nachfolgenden Zeiten durch andere Stiftungen gewachsen sind. Diese Pia Korpora werden die heiligen genant. Um die genaueste Aufsicht über ihre gute oder schlimme Verwaltung zu haben, ist eine eigene Heiligendeputation in dem Kirchenrathskollegiu« errichtet. Die Einkünfte, die theils in einem wirklichen Kapitalfvnd, theils in andern gewissen und zufälligen Revenuen bestehen, dienen zue Versorgung der Armen, zur Unterhaltung dee Kirchen, theils auch zu einem Besoldungsbey- trage der Kirchen - und Schuldiener. Alle diese schönen Anstalten haben weder durch den mess phälschen Frieden, noch durch die Religionsver- anderung des Herzogs Karl Alexanders einige Aenderung gelitten. Die 14 Aebte, die noch gegenwärtig die Kloster gesetzt sind, sind die Aebte zu Adel¬ berg, Alpirspach, Anhausen, Beben¬ hausen, Blaubeuren, Sr. Georgen, Her- renalb, Hirsau, Königsbronn, Lorch/ iMaulbronn, Murrhard; und die Prbbst- zu Denkendorf und Herbrechtingen. zu Wirtemberg überhaupt. 12z Aebte machen jezt die erste Klasse der Landstän- Le auö. Aus diesen werden die vier Prälaren des engern und größer« Ausschusses, in der Landschaft erwählt. Vier Prälaten stehen den schon genannten vier besetzten Klöstern vor. Vier Aebte sind zugleich die Generalsuperinten¬ denten. Vier sind Pfarrer der Orte, wo sie wohnen; die Aebte zu Anhausen, Herbrechtingen, Königsbronn und Murrhard. Einige sind nur «rnanute Aebte. Sie haben den Namen, beklei¬ den zugleich ein anderes Amt, und ihre Besol¬ dung fällt in die Kirchenrathskasse. §. 29. Politische Verfassung des Landes. Regierungsform Wirtembergs ist im klej¬ ev.' neu die englische; eine Vermischung der Aristokratie mit der Monarchie. Die Land¬ schaft — däs Parlament — stehet an der Spi¬ tze der Nation, und besorgt ihre Wohlfahrt. Sie bestehet — nach Absonderung der Ritterschaft, welches nach dem Jahre 1552 geschähe — aus der Prälarenbank und Gradrebank. Zu je¬ ner gehören die 14 Prälaten. Zu dieser die Scadte und Dorfdepurirren. 72 theils Städtchen, theils Dörfer haben das Recht De¬ putiere zu schicken. Diese haben zusammen 69 Stimmen. Einige Orte haben verbunden mit ein¬ ander, nur eine. Stimme. Diese alle kommen aber nur bey allgemeinen Landtagen, im Land¬ schaft- 124 Allgemeine Einleitung schafthause zu Stuttgart zusammen. Die Grün¬ dung der Landschaft ist schon sehr alt. Ihre Erpeditionen batten ehmals auf den vollen versammelten Landtagen beruhet. Es wur¬ de eingesehen, daß dieß zu kostbar, weitläufig und beschwerlich sey. 1554 ist ein beständiger Aus¬ schuß aus allen Mitgliedern der Landstände er¬ wählt, und in dem Laudtagsabschied 1608 bestät¬ igt worden. Diese Auswahl bestehet aus vier Prälaten und zwölf Städcebürgermeistern. Sie stellen die ganze Landschaft vor und theilen sich in den engern und größer» Ausschuß» Der engere Ausschuß ist aus zween Prälaten, zween Landschaftkonsulenten, sechs Bürgermeistern, Sekretären und zween Landschafteinnehmern zu¬ sammengesetzt. Unter den sechs Bürgermeistern sind drey aus den Hauptstädten, die auf der Städ- tebank die ersten Stellen einnehmen. Die drey Haupt¬ städte besitzen auch das Recht, daß sie drey Per¬ sonen verschlagen dörfen, aus denen der engere Ausschuß eine wählt. Dieser wählt alle Mitglie¬ der der ganzen Versammlung, sowohl seine eige¬ nen, als die, des äußern Ausschußes. Er hat das Recht verschiedene landschaftlichen Angelegen¬ heiten allein zu behandeln, und macht daher öf¬ ters ein eigenes Kollegium aus. Ueber die Dfi^ cialen und Oekonomie hat der engere Ausschuß die Aufsicht. Der größere Ausschuß formirt sich auch aus zween Prälaten und sechs Städtebürgermeistern, zween Landschafrkvmmissären,. Landschaftregistra- toren. zu Wirtembcrg überhaupt. 125 koren, nnd Kanzeüisten. Auweilen vereinigen sich beyde Ausschüsse zu einem Kollegium. Bey be- soudern Gelegenheiten können auch andern Mit¬ glieder aus Prälaten - und Städtedeputirten da¬ zu erwählt werden. Diese Versammlung heis¬ set dann der verstärkte größere Ausschuß. Die Ausschüsse versammeln sich jährlich zwey bis drepmal. Nachdem ihre Geschäfte wichtig, oder minder wichtig sind, dauert die Zeit ihrer Versammlung vier bis acht Wochen. Wenn die Ausschüsse nicht versammelt sind, so hat der erste Sekretär, der allezeit gegenwärtig ist, die Aufsicht über die übrigen Officialen. Au den Städtedeputirten der bepden Aus¬ schüsse, werden immer mit Vorsicht, tüchtige Manner ausgewahlt. Die übrigen Abgesandten der Landstädte und Dörfer, die bey allgemeinen Landtagen zusammen berufen werden, sind theils Schreiber, theils Handwerker und Bauern. Der ' Städtedeputirte darf nur, „ein ehrbarer tapfe¬ rer und verständiger Manu seyn. " So schickte 1770, als der wichtige Erbvergleich ge¬ schloffen worden, das große, ansehnliche Amt Maulbronn, als seinen Deputaten des Landtages, «inen Dorfbarbier. Die Landschaft führt den Namen Prälaten und gemeine Landschaft des Herzogrhums ^lVirremberg. In dem Landtaasabschiede vom T? Mai iZyZ ist ihr, von dem Herzoge ihr eige- ves digill zu führen erlaubt worden. Die wir¬ rem» 126 Allgemeine Einleitung tembergsche Landschaft ist ein Kleinod, das jeder rechtschaffene Wirtemberger verehret. Sie besorgt mit dem Regenten, die wichtigsten Angelegenhei¬ ten des Staats, sorgt für die Aufrechterhaltung der Landesprivilegien und Verträge, erhebt die Einnahmen und besorgt die Ausgaben des Staats. Der Fürst wird durch sie niemals gehindert, das Wohl seiner Unterthanen zu besorgen. Die minder wichtigen Geschäfte des Staats, und die Angelegenheiten einzelner Glieder dessel¬ ben, werden durch die Kollegien derKanzley, un¬ ter der Aufsicht des Fürsten, besorgt. Nur ganz geringe, unwichtige Dinge, dürfen durch die Ober- ämter — ohne Anfrage an die herzoglichen Kol¬ legien — besorgt und ausgemacht werden. Durch diese glückliche Verfassung entgeht der wirtemberg- sche Unterthan aller Bedrückung einzelner Beam- ten, die oft in andern Ländern, eine Geissel des Bürgers sind. Jedes Oberamt hat einen geistlichen und eh «en weltlichen Vorsteher, den Specialsuperinteu- denten des Sprengels und einen Oberamtmanu» Diese letzten, Stellen werden jetzt allein nut Rechtsgelehrten besetzt. Dieser Oberämter, die Klostersoberämter mitgerechnet, sind einige Unter dieser Zahl sind die unbedeutenden Stabs- amtchen und die Kammerschreibereyorte nicht ge¬ zählt. Die Stabsbeamten stehen auch unmittel¬ bar, wie die Oberamtleute, unter den Landeskol- legien. zu Wirtemberg überhaupt. 127 Den Oberämtern standen vormals Vögte vor. Diese standen unter den Obervögceu, welche Stellen Kavaliere bekleideten. Ein Ober- vvgt hatte mehrere Oberämter und Vögte unter sich. Weil aber ihre Stellen als überflüssig ange¬ sehen wurden, so zog man sie ein. Die Vögte wurden zu Gberamrlemen erhoben, und er¬ hielten den Rang vor den Spezialsuperintendenten. Durch den Erbvergleich 1770, ist den Superin¬ tendenten ihr alter Rang vor den Oberamtleuten wieder eingeräumt worden. So daß die alten, schon stehenden Oberbeamten ihren bisherigen Rang behielten, die neuen, nach den Vergleich 1772 aber in die Aemter gesetzten, den Rang nach den Superintendenten haben sollten. Unter den Oberbeamten stehen die Amtleute, Schultheis¬ sen, Stabsvögte, als Vorgesetzte in ihren Dör¬ fern. Diese führen das Präsidium bey ihren Dorfgerichten, welche das Recht haben, ihre Mitglieder selbst zu wählen. F. 30. Verschiedene Abheilungen des Landes. (Sine schon alte Hauptabtheilrrng des Her- v zogthums ist die: in das Land über der Steige, und unter der Steige. Diese Be¬ nennung kommt von den Steigen her, die von Stuttgart aus, über den Bopser, die LVein- steige und den Hasenderg, — Namen dreyer Berge um Stuttgart — in das Oberland führen. Die zween Brüder Ludwig und Ulrich, Gra- 128 Allgemeine Einleitung fen zu Wirtemberg, verglichen sich mit einander, ihre Lande zu theilen. Die Berge bey Stuttgart sollten die Grenze machen, zwischen ihren Thei¬ len. In dem Münsingenschen Vertrage 1482, sind zwar diese beyden getrennten Theile wieder vereinigt worden, aber jene Abrheilung behielt doch noch, bis auf jezt, einige Folgen. So werde» die Schulen, bey ihren Untersuchungen in die über, und unter der Steige abgetheilt. Die Apo¬ theken ob der Steig werden von Tübingensche» Professoren, und die unter der Steig von den Leib¬ ärzten untersucht. Selbst bis auf die Scharfrich¬ ter hat diese Eintheilung noch einen Einfluß. Nach der geographischen Abrheilung wird das Land in das Unterland, von den nörd¬ lichen Grenzen, bis Stuttgart; in das Dberland, von Stuttgart bis an die Füsse der Alpen und des Schwarzwaldes; und in die höchsten Gegen¬ den die Alpen und den Schwarzwald eingetheilt« Die Lorstabrheilung theilt sich das Hec- zvgthum in iZ Forsten Sie sind auf der Maitt- schen Karte, aber unrichtig, bemerkt. Nach der Ziviladrheilung ist das Land i» Dberamter und Stabsämtchen getheilt. Nach der Finanzabrheilung ist es in Keb lereyen, geistliche Verwaltungen und in die land¬ schaftlichen Stadt - und Amtspflegen getheilt. Die kirchliche Abrheilung theilt es i" vier General - und vierzig Speclalsuperintendentt^ ren, unter welchen die 600 Kirchspiele des Her- zogthumö stehen, §. Zl« zu Wirtemberg überhaupt. 129 tz. 31. Titel und Wapen der Herzoge. 6^er Titel des Herzogs ist: Herzog zu wirtemberg und Teck, gefürsterer Graf zu Mompelgard, Graf und Herr zu Limpurg Gaildorf und Sontheim Gchmiedelfeld, auch Gberfonrheim, Herr zu Heidenheim und Iustingen. Das wapen hat fünf Felder. Ln dem goldnen Mittelschilde sind drey schwarzen Wrschge- weihe. Dieß ist das Wapen wirtembergs. Das erste Feld hat goldene und schwarze Rauten. Dieß ist das Wapen des Herzvgthums Tek. In dem zweyten blauen Felde ist eine goldene, schräg gelegte Fahne, auf welcher ein schwarzer, eink'opfiger, zum Fluge bereiteter Adler, mit of¬ fenem gvldnem Schnabel, ausgereckter, rother Junge, ausgebreiteten Flügeln und Schwänze ist« Dieß ist die Reichssturmfahne, und die Anspie¬ lung auf das Reichspannieramr, das die Herzoge besitzen. Im dritte» rochen Felde sind zween goldnen Fische, deren Rücken an einander stoffen, und deren Schwänze auswärts gekrümt sind. Diß ist das Wapen der gefürsteten Grafschaft Mom- pelgtzrd. Im vierten goldnen Felde ist das Brustbild eines bärtigen Mannes, mit einer rothe», von Silber aufgeschlagenen Sackmütze, und rothgeklei- 2 derer ,zo Allgemeine Einleitung deter Brust. Diß ist das Wapen der Herrschaft Heidenheim. Auf dem Schilde sind fünf Helme. Auf dem ersten gekrönten, ist eine wachsende gekrönte Jung¬ fer, in rother Kleidung und goldnem Gürtel. An¬ statt der Arme, hat sie zween auswärts gekehrte gvldne Fische, wegen Mömpelgards. Auf dem zweyten, gekrönten, ist ein rothes Jagdhorn, mit goldnem Beschlage und Band, aus dessen Mündung eine rothe, silberne und blaue Feder herfürragt; wegen des Reichsjagermeisteramtes. Auf dem dritten, ungekrönten, ist ein gold und schwarz gerauteter Bracke, mit offenem Rache», wegen Teks. Auf dem vierten gekrönten Helme ist ein wachsender Adler, mit ausgebreiteten Flü¬ geln und goldnem Schnabel, wegen des Reichs- pannieramtes. Auf dem fünften ungekrönten ist das Brustbild des vierten Feldes, wegen Heiden¬ heims. F. z 2. Reichsämter und Orden. ^jVe Herzoge zu Wirtemberg besitzen das Reichspannieramr. Mit dieser Srurmfahne des römschen Reiches sind die Grafen zu Wirtemberg 1336 belehnet worden. Konrad von Schlüsselberg, der in der Schlacht bey Mühldorf, unweit Dettingen in Baiern, das Hanptpannier, bey des Kaffee Ludwigs Kriegsheer geführt, und zu dem Siege, den Ludwig, über König Friedrich von Oesterreich erfoch- zu Wirtemberg überhaupt. izr erfochten, vieles beygetragen, erhielte von denr Kaiser Ludwig — mit Einwilligung der Kurfüri- sten — die Reichssturmfahne und die Reichsstadt Gröningen 1322 als ein Lehen. Schlüsselberg verkaufte 1336 die Stadt Gröningen, mit den Lehen, an den Grafen Ulrich zu Wirtemberg. Der Kaiser Ludwig belehnte den Grafen Ulrich in diesem Jahre damit, und mit der dazu gehörigen Reichssturmfahne. Als 1692 Hannover mit der Kurwürde belehnt worden, so ist diesem neuen Kurhause das Reichsfahndrichamt übertragen wor¬ den. Wirtemberg widersprach, und bewiese: daß Graf Ulrich zu Wirtemberg 1336 nicht nur mit der Reichssturmfahne belehnet worden; sondern daß auch der Kaiser Maximilian, bey der Erhe¬ bung des Herzogthums, den Herzog Eberhard! mit dem Recht, die Reichssturmfahne im Wapen zu führen, mit allen alten Rechten und Gerechtig¬ keiten seines Hauses belehnet habe, und Wirtem- berg ruhig, und bisher,im Besitz des Reichsfähn- richsamtes ungekränkt, geblieben sey. Der Kai¬ ser Leopold sähe die Billigkeit ein, und ließ den 22 Dezember 1699, ein für Wirtemberg günsti» ges Dekret ergehen. Das neue Kurhaus Hanno¬ ver stand darauf selbst davon ab. Die Herzoge zu Wirtemberg sind auch des Reichs Wägermeister. Daß die Grafen von Urach des Reichs Jägermeister gewesen, und von ihnen dieses Reichsamt an Wirtemberg gekommen sehe, will Sattler nicht zugeben. So viel ist ge¬ wiß, daß die Grafen und Herzoge zu Wirteinberg »gr Allgemeine Einleitung in dem Besitz dieses Amtes, seit vielen Jahrhun¬ derten sind. Diesem Reichsjagermeisteramte hat vermut¬ lich der große 'Jagdorden sein Dascpn zu Hau¬ ken. Der Herzog Eberhard Ludwig stiftete ihn 1702. Seine Statuten sind 1718 erneuert und vermehrt worden. Das Haupt und Ordensherr ist der regieren¬ de Herzog zu Wmemberg. Das Ordenszeiche» ist ein goldnes Kreuz, mit rubinrothem Schmelz¬ werk überzogen. Es hat die Figur eines Malte¬ serkreuzes mit vier goldnen Adlern in den vier Ecken. Zwischen den Mittlern und untern Spitzen jedes Orts, ist ein Jagdhorn. In der Mitte ist ein kleines, rundes, grüngeschmelztes Schildchen. Ein erhabenes, goldnes, lateinisches mit ei¬ nem Herzvgöhnte, ist auf der einen, und auf der andern Seite sind drey goldne Jagdhörner, nach dem wirtembergschen Wapen, in einander ge¬ schlungen. Dieses Kreuz wird an einem handbreiten, pe»' ceaurothen, seidenen, gewässertem Bande, über den« Rock, von der linken Schulter, zur rechten Seite abhängend, getragen. Die Ritter tragen über- dieß auf dem Rocke, an der linken Brust einen ge¬ stickten silbernen Siern, in dessen Mitte das Al¬ denszeichen ist. In einem grünen Ringe umher, stehen die mit Gold gestickten Worte: Hmicitiae Virtutisguo toeäu». - Jeder zu Wirtemberg überhaupt. 133 Jeder Ritter ist verbunden, unten an seinem Wapen, das Ordenskrcuz, an der gvldnen Lr- denskette hangend, zu führen. Die Ordenskette bestehet ans grün emaillir- ten runden Schildchen. In einem ist ein, von Gold erhabenes, lateinisches mit dem Her¬ zogshute. In dem zweyten sind drey, in einan¬ der geschlungene, goldene Jagdhörner. Diese wechseln durch die Kette ab. Zwischen den Schild¬ chen ist jedesmal ein goldner Adler, der die Flü¬ gel in die Hdhe richtet und mit den Klauen die Schildchen halt. Das Fest, der allgemeinen OrdensversammB lung, ist jährlich am Hubertstage. An dem Orte, wo sich das Haupt des Ordens befindet, oder wo er den Rittern einen Ort bestimmen will, wird eine Jagd gehalten. Die Ritter dieses Or¬ dens sind theils Fürsten; theils regierende Reichs- grafen; theils Grafen und Kavaliere. Der Or¬ den hat seinen Kanzler, Sekretär und Regi¬ strator. Der Militär Gr. Rarls (Drden ist von dem Herrn Herzoge Karl den 11 Febr. 17ZY ge¬ stiftet worden. Die Absicht dieses Ordens ist: die Ausbreitung der Tapferkeit und Belohnung dee Treue, bey dem Militär. Der Großmeister und Ordensherr ist der regierende Herzog. Die Zahl d" Ritter hat keine festgesetzte Bestimmung. Die Anzahl derjenigen aber, die eine Pension "tzenies-' stn sollten, ist festgesetzt. Zehen Kommandeurs Rz4 Allgemeine Einleitung und 24 Ritter sollten Pensionen, und zwar jeue 400, diese 200 Gulden jährlich erhalten. Die Gesetze der Stiftung des Ordens erfor¬ dern : daß jeder, der ein Mitglied desselben werden null, iZ Jahre in wirtembergschen Diensten ge¬ standen, in dieser Zeit zween Feldzüge gemacht, und sich herfürgechan haben muß. Nicht allein Offiziere, sondern auch Unteroffiziere und gemeine Soldaten, sind — neben ihrer Erhebung zu fiziersstellen, — desselben fähig. Das Ess'denszeichen ist ein weiß emaillir- tes Kreuz, das die Figur eines Maltheserkreuzes lhat. In dessen Mitte ist ein doppeltes, durch- schlungenes, lateinisches L, — des Stifters Namensanfang — mit einem Herzogshute, iw blauen Felde. In den vier Enden des Kreuzes flehen die Worte Lene merentibus. Das Ordenszeichen der Kommandeurs ist grö- ßer, und har noch über dem Kreuze einen goldnen Herzogshut. Der Orden wird an einem gelben, seidenen Bande, von den Rittern im Knopflochs Les Rockes; von den Kommandeurs aber am Hal¬ se hangend getragen. Wenn die Ritter Mäntel »der Ueberröcke tragen, so binden sie ein gelbes Wand ins Knopfloch. Der Orden hat seine» Kanzler, welcher der älteste Kommandeur ist, uen Ordensrath, Lrdensschatzmeister, Ordensse- kretar und Herold. Seine Statuten sind Hedrnckt worden. §. 33' zu Wirtemberg überhaupt. 135 §. 33. Sih und Stimme auf Reichs - und - Kreistagen und Reichsanlagen. f^Xer Herzog zu Wirtemberg ist, als der mach- tigste Fürst des schwäbischen Kreises, anch sein Direktor. Das Areisaussthrcibamc hat Wirtemberg mit Kostanz gemeinschaftlich. Wirtemberg hat zwo Stimmen im Reichs- fürstenrache, wegen des Herzogthums wir« remberg und Mömpelgards. Auf der Gra¬ fenbank hat Wirtemberg eine Stimme, wegen Iustmgens. Wegen des Herzogthums Wir¬ temberg gehört die Stimme im Neichsftirstenrathe unter die abwechselnden. Wegen Mdmpelgard, vvtirt es vor Aremberg. Der Vergleich, wegen Abwechselung des Rangs, wurde 1Z76 unter den vier fürstlichen Häusern wirrem- berg, Pommern, Hessen und Baden fest¬ gesetzt. 1640 kam das Haus weklenburg hinzu. 1740 ist auch die königliche Linie des Hauses Holstein, Holstein Glückstatt, und in einem besonder» Artikel Holstein Gottorp aus¬ genommen worden. Diese sollten zwar, wie die wechselnden fünf fürstlichen Häuser, bey dew Reichstagen, und andern öffentlichen Zusammen¬ künften unter ihnen Sitz und Stimme führen; die alte wechselnde Verfassung der fünf fürstlichen Häuser sollte aber durch diese neue Aufnahme in nichts gekränkt werden. Diese Abwechselung im Range geschiehst nach zehen sogenannten Gtro^ fen, wovon das Muster in den Beylagen stehet. Wegen des Herzogthums Tek, das Wirtemberg I 4 besitzt. rzü Allgemeine Einleitung besitzt, hat es auch schon eine Stimme im Reichs- fürstenrathe zu erhalten gesucht. Die Herzoge von Tek stammten von den alten Herzogen veil Zaringen ab, die schon in den alten Zeiten de» Beratschlagungen der Kaiser über die allgemeine Reichsangelegenheiten beygewohnt. Durch die Erlöschung der herzoglichen Tekschen Familie ig-ZY, kam das Herzogthum, und mit ihm seine Rechte an Wirtemberg. Maximilian als er Wirtemberg zum Herzogthume erhob, behandelte das Herzog¬ tum Teck als ein eigenes, besonderes Herzog¬ tum. Er ließ in das Diplom setzen: daß dec Herzog Eberhard und seine Nachkommen, Herzoge zu Wirtembeyg, von dem Herzogthume Tek, Ti¬ tel, wapeir, und Namen, auch alle Ehren und würden gebrauchen sollen und mögen. Die Kaiser Leopold und Joseph I er¬ kannten die Billigkeit des Gesuches, wegen einer Tekschen Stimme. i6yy und 172.8 empfahlen sie es dem Reiche. So bald, hieß es: der Reichs¬ fürstenrath, um eine katholische Stimme vermehrt werden würde, sollte Wirtemberg mit seinem Ge¬ suche durchdringen. Es geschähe in kurzer Zeit zweymal schnell aufeinander, daß der Reichsfür- skenrath um katholische Stimmen vermehrt wurde, ohne daß Wirtemberg dabey bedacht worden wäre. 1710 und 1717 kam das teksche Votum zwar wirklich zum Vertrag, das Protokoll wurde aber lbeydemal nicht geschlossen. Und so konnte Wie- temberg, selbst bep so günstigen Absichten der Kai- zu Wirtemberg überhaupt. 137 ser, nie seinen Iweck erreichen. Auf den Rreis, ragen hat Wirtemberg zwo Stimmen. Auf der weltlichen Fürstenbank hat es die erste Stimme, wegen wirrembergs. Wegen Iustingens hat es eine auf der Grafenbank. Wegen der Limpurgschen Erwerbungen, ist der Herzog zu Wirtemberg ein Mitglied des frän¬ kische» Grafenkollegiums worden. Mömpelgard hat sich niemals an einen der Kreise des teutschen Reichs angeschloffen, auch nie etwas zu den Kreisanlagen beygetragen. Es hat also auch keine Stimme auf den Kreistagen. Der Reichsmarrikularanfthlag desHer- zogthums ist gegenwärtig 2029 Gulden. Die Reichsherrschaft Lüstlingen hat einen Anschlag von 20 Gulden. In einem Aammerziele giebt IVirremberg aiyi Reichsthaler 8y^ Kreuzer. Die Reichsherrschaft Lüstlingen giebt 18 Reichs, thaler 82 Kreuzer. §. Z4. Reichslehenbarkeit und Oefterreichi- sche Anwartschaft. ^^as Herzogthum Wirtemberg ist von alten Jeiten her ein männliches Lehen des teut¬ schen Reichs. Die alten Grafen zu Wirtemberg befassen ihr Land, als ein freyes Eigeuthum. Wann nun diese Reichslehenbarkeit angefangen, ist nicht mit Zuverlässigkeit zu bestimmen. Die zuversichtlichste Gewisheit steigt über die Jeiten I 5 des IZ8 Allgemeine Einleitung des Kaisers Sigismunds nicht hinauf. Vor die¬ ser Zeit ist kein Lehensbrief da. Bey der Erhebung der Grafschaft Wirtein¬ berg zum Herzogthume 149Z wurde der erste Herzog Eberhard, mit diesem Herzogthume, für sich und seine männlichen Nachkommen, als ei¬ nem rechten Mannleheir des römischen Rei¬ ches belehnet, und zugleich festgesetzt, daß wenn der männliche Stamm der Herzoge zu Wirteni- dcrg absterben würde; so sollte mit dem Heu zogthume niemand mehr belehnet werden. Es sollte ewiglich bey dem römschen Reiche als ei» Kammergut und Reichswiddumgut bleiben. Als 1519 der Herzog Ulrich von dem schn>ö bischen Bunde vertrieben und seines Landes be¬ raubt worden, so änderte sich das bisherige Ve« hältniß. Der schwäbische Bund verkaufte das Herzogthum an den Kaiser Karl V. Dieser überließ es seinem Bruder Ferdinand zur.Adnstr nistration, und belehnte ihn 1532 damit. Ak Herzog Ulrich eroberte es zwar 1534 mit de« Schwerst wieder, wurde aber genöthigt, es in dem Vertrag zu Aadan, als ein Afterlehen von Oesterreich zu erkennen. Auch der Herzog Christof mußte diese Afterlehenschast, in de« pasifauer Vertrage IZZ2 anerkennen. Als der Stamm vom Herzoge Ulrich dem Herzoge Ludwig erloschen, kam die Regie¬ rung an den Herzog Friedrich, einen Sohn des Grasen Eeorgs von Mdmpelgard. Dies" wollte zu Wirtemberg überhaupt. 139 wollte sein Herzogthum so erben, wie es Ulrich geerbt hatte, die Afterlehenschaft konnte er gar nicht anerkennen. Er ließ sich mit dem Kaiser Rudolf II, in einem glücklichen Zeitpunkte, in einen Vertrag ein, der zu Prag den 24 Jen¬ ner 1ZY9 zu Stande kam. Friedrich bezahlte 400,000 Gulden; und Rudolf hob die Lehenbar- keir auf. Er begab sich, für seine Person und Nachkommen, Erzherzoge von Oesterreich, aller Ansprüche und Forderungen der Afterlehenschaft »nd Belehnungsgerechtigkeit, bey den Herzogthü- mern Wirtemberg und Tek. Er behielte sich nur die Erbfolge und Anwartschaft vor, „im Hall, „daß der männliche Stamm von wir- „remberg, vor denen Erzherzogen zu „Oesterreich absterben sollte." Zur Ver¬ sicherung dieses bedung er sich das Recht ans, Titel und wapen von Wirtemberg zu füh, ren. Als 1742 der Fall kam, daß der männli¬ che Stamm der Erzherzoge von Oesterreich mit dem Kaiser Karl VI erloschen, so bewies Wir¬ temberg, daß nach den klaren Worten des Pra¬ ger Vertrags, das Recht des Hauses Oesterreich — die Anwartschaft auf wirremberg da¬ durch gehoben worden sey; daß das weibliche Geschlecht Oesterreichs, keine Anwartschaft auf Wirtemberg zu suchen, uoch sich forthin, des wir- tembergschen Wapens und Titel zu bedienen habe. Nachmals erinnerte Wirtemberg bey dem Wahlkonvent Kaiser Karls VII, durch ein Pro-- rnerm.? 142 Allgemeine Einleitung * memoria, welches es dem versammelten kurfürsi- lichen Kollegium 1742, übergeben ließ, die En löschung dieser österreichischen Anwartschaft. Das neue österreichische Haus führt aber noch- gegen¬ wärtig, wie vorher, den Titel und das Wape» von Wirtemberg. §.35. Die Einkünfte. 6^ aß die Einkünfte eines so ergiebigen, frucht- baren, und bevölkerten Landes, ganz be¬ trächtlich seyn müssen, ist klar. Man sch äst sie gemeiniglich nur auf drey Millionen Gulden. Wenn man das, was die Landschaft erhebt, die Gefälle der Rentkammer, die des geistlichen Guts, und die Einkünfte der Kammerschreibcrey zusammen nimmt, so ist jene Zahl von drep Mil¬ lionen noch viel zu gering. Die Einkünfte sties¬ sen vorzüglich aus den Zehenten, Güllen, Steu¬ ern und Anlagen, dem Umgeld, Zöllen, Taren, der Akzise, Pachtungen, Konfiskationen, Stra¬ fen, den Försten, der Saline, den Bergwerken, Fabriken, Pulver und Salpeterhandel, und an¬ dern Quellen. Die Landschaft erhebt die Steu¬ ern und Akzise; die geistliche Kammer erhebt die kirchlichen Einkünfte; die Kammerschreibereyver- waltung die Einkünfte der Kammerschreibereygüter. Die übrigen, zur hohen Jurisdiktion gehörigen, Einkünfte erhebt die weltliche Kammer. Daß in dieser, zu den Zeiten des Herzog Eberhard Lud- rpigs ein wahres Chaos geherrscht habe, hat scheu Deislkd in seinen Reisen gesagt. Dieser Zustand zu Wittemberg überhaupt. 141 hat sich ganz geändert. Von der gegenwärtigen vortreflichen Einrichtung des Finanzwesens in der weltlichen Kammer, ist der überzeugendste Beweis dieser:- daß sie neben der Tilgung der alten und neuen Kameralschulden, noch so wichtige Güter und Herrschaften, wie seit der Regierung Karls geschiehet, ankaufen kann. Diese gute Einrich¬ tung ist ein Werk jener zween einsichtsvollen Man¬ ner, die an ihrem Ruder sitzen, von Anieftedt und Fischer. §. 3b. Die Kollegien des Staats. j^n der Residenzstadt Stuttgart ist die Banz- «O des Herzvgthums. Dazu gehören fol¬ gende Kollegien: Das geheime Rachskollegirrm bestehet aus adelichen und gelehrten geheimen Rathen, ge¬ heimen Sekretären, Archivaren, Registratoren und Kanzellisten. Das geheime Rabinet bestehet nur aus einigen Sekretären, die der Herzog zur Besorgung seiner Befehle, auch äusser der Residenz, mit sich auf seine Lustschlösser nimmt. Die Rrciskanzley hat einen Sekretär, Oe- konomierath. Einnehmerund Schreiber. Das Regierungsrarhskollegium hat ei- uen Präsidenten, adeliche und gelehrte Regierungs¬ sitze und 34 Sekretärs und Schreiber. Das L 42 Allgemeine Einleitung Das Bonslftorium hat einen Präsidenten, Direktor, geistliche und weltliche Rache und Se¬ kretärs. Der Ariegsrath hat einen Präsidenten und einige Kriegsräthe, aus dem Militär - und Zi¬ vilstande. Das Rentkammerkollegium hat einen Präsidenten, Kammerprokurator, Kammerassesso¬ ren, Erpeditionsräthe, Rechenbanksrathe, Buch¬ halter, Sekretärs und Schreiber. Das Rirchenrathskollegium hat eine» Direktor, Kirchenkastensadvokaten, Erpeditionsrä- the, Manns und Franenkloster Rechenbanksrathe, Buchhalter, Sekretärs und Schreiber. Das Tmelrathskollegium hat einen Prä¬ sidenten und einige Rache. Das Wechselgericht hat einen Präsiden¬ ten, einige Assessoren, theils Juristen, theils von der Handlung, einen Aktuar und Schreiber. Das Ehegerichc wird aus dem Konsistori¬ um und der Regierung zusammen gesetzt. Zu ei¬ ner Sitzung gehören wenigstens fünf Regierungs- räthe und zween geistliche Konsistorialräthe. §iß ist das höchste Tribunal Wirtembergs. Von sei¬ nem Forum ist niemand eremt. Die Rammerschreiberep - Verwaltung hat einen Kammerschreiber, Buchhalter und Schreiber. Äusser diesen Kollegien sind noch De¬ putationen über besondere Gegenstände verord¬ net. Es sind folgender Die zu Wirtemberg überhaupt. 143 Die Akzisedepmation, die allgemeine Ar- rnendepuration, die stuttgartsche Armende- putarion, die Brandsichadens - Versiche- rungsdepurarion, die Rommerziendepura- rion, die herrschaftliche und landschaftliche Asm- mer^depmation mit Pfalzbaiern, die Land- rechnungsdepmanon, die Münzdepuca- rion, das Oberdergamr, die Polizeydepu- rarion, die Rirchenrarhs Rmovarionsde- pucarion, die Residenzbaudeputarion, die herrschaftliche und landschaftliche Gchuldenzah- lungsdepuration, die Ganirätsdepmarion, die Grraftndepuratl'on, die Taxdepuracion, die Umgeldsdeputütion, die Universicärs- Visiratisnsdepuracion, die waldenserde- purarion/ die WemdepmarioN/ die witt- rven und waisenkafsendepuration, und die Zuchr - und Ardeirs - und Tollhausdepura- kion. Jede dieser Deputationen hat einen Präses einige Räthe und Sekretärs. Bey dem Hofgerjchte finden die wirtem- bergschen Prozesse ihre letzte Entscheidung. Die Herzoge besitzen das Recht eie non sppoliansto. Die Unterthanen können also von hier ihre Pro¬ zesse weder an dem Reichshofrath, dem Kammer¬ gericht, noch an einem andern auswärtigen Ge¬ richte anhängig machen. Dem Hofgerichte ist iZ 14 für beständig zu seinem Versammlungsorte die Stadt Tübingen angewie¬ sen worden. ES soll eine Belohnung der Treue sepn, 144 Allgemeine Einleitung seyn, welche die Stadt 1Z14, bey der, wider den Herzog Ulrich im Lande entstandenen Aufruhr dadurch bewies, daß ste sich nicht mit an die Rebellen anschloß. Das Hofgericht versammelt sich mir jährlich einmal, im August und September sechs Wochen lang. Der Nuzen der Belohnung, de» die Stadt Tübingen von dem Hvfgerichte genies¬ sen soll, muß also sehr klein uiid beynahe nicht zu fühlen seyn. Die achtzehen bis zwanzig Per¬ sonen, aus welchen das Hvfgericht zusammenge¬ setzt ist, die nur so kurze Zeit sich da aufhalteu, und die vorgeladenen Parthien, die nur auf ei¬ nen Tag dahin kommen, werden dem Nahrung^ stände der Stadt Tübingen keinen höhern Schwung geben. Dieses Kollegium bestehet aus einem Hef- richter, und Assessoren auf der adelichen, gelehr¬ ten und Landschaftbank. Es halt seine Sitzungen, bey offenen Thüren auf dem Rathhause zu Tübin- den. Das Hofgericht hat vor vielen ander» , Gerichten etwas besonderes und vorzügliches- Diß ist die geschwinde Justizpflege. Da bey an¬ dern Gerichten die Endigung der Prozesse oft weit hinausgeschvben wird, so wird hier der, bey je¬ der Session vorkommende, Rechtshandel auch entschieden, und das Urtheil gesprochen und lizirt. , Das sind nun freylich viele Kollegien, vm Rathe, um ein kleines Land, von 150 Quadrat¬ meilen zu regieren. So har schon mancher ge¬ dacht, schon mancher Reisende geschrieben. aber dem wirtembergschen Unterthan, daß e Singe- zu Wirtemberg überhaupt. 145 Angelegenheiten, öfters sein ganzes Glück, nicht von der Willkühr eines Landbeamten, sondern von ganzen Kollegien abhängen; daß nicht jene, die in manchem Lande Despoten sind, und die Gerechtigkeit dem Meistbietenden verkaufen, frey mir ihm handeln dbrfen, sondern ihre Gewalt äusserst eingeschränkt ist. Ausländer witzeln und spotten über die Verfassung Wirtembergö, und können doch ihre Bewunderung über den auffal¬ lenden Wohlstand des wirtembergschen Bürgers und Landmanns nicht zurück halten. Welcher Widerspruch! da eben der Gegenstand ihres Spot¬ tes, die Ursache ihrer Bewunderung ausmacht. §. 37. Der Kriegsstaat. Wirtemberger haben sich zu allen Zeiten als eine tapfere Nation gezeigt. In al¬ ten und neuen Zeiten haben sie den Ruhm der Tapferkeit behauptet. In Frankreich und Sizi¬ lien, Holland und Teutschland, Ungarn und Morea, und wo die Wirtemberger sonst im Fel¬ de diente», haben sie sich Ruhm erworben. In den Zeiten der Grafen WirtembergS hatte das Land immer kleine, meist glückliche Kriege mit den Städten und andern kleinen Herren. Die Herzoge hielten immer eine Land- nüliz von 20,000 Mann, die in wenigen Tagen beysammen war. So fiel Ulrich mit 20,00a Mann zu Fuß und Zaoo Reutern in die Pfalz, als er den Kurfürst Philipp bekriegte. In dem K Land- 146 Allgemeine Einleitung Landtagsabschied 1622 wurden zur Landesverthei- digung 600 zu Pferde, 4000 zu Fuß, geworbe¬ nen Volks, und eine Landmiliz von 12,000 Mann aufzurichten beschlossen. Die Landmiliz bestand aus vier Regimentern jedes von 3000 Mann. Sie kamen zu gewissen Zeiten zusammen, und übten sich in den Waffen. Als der Kriegsstaat der kriegführende» Mächte eine andere Gestalt bekam , und die ste¬ henden, geworbenen Truppen ndlhig wurden, ft hielten die Herzoge ein Korps von 6000 Mann. Der durchlauchtige Herzog Aarl, der den Kriegsstaat auf preußischen Fuß eiurichtete, ver¬ größerte ihn im 7jährigen Kriege, bis über 17,000 Mann. Er bestand 1760, an Kavale- rie: Aus einer Garde zu Pferde von 160 Mann; aus einem Regimente Grenadier ZU Pferde; einem Regimente Gensd'armes; ei¬ nem Regimente Kürassiere; einem Regimente Dragoner; einem Regimente Husaren; und dem Nreisdragoner Kontingente von 3°° Mann. Jedes dieser Kavalerie Regimenter war vier Eskadrvns und Zis Mann stark. Die In¬ fanterie bestand aus einer Garde zu Fgß von zwey Bataillons und 820 Mann; einem Regi¬ mente Leibgrenadier, von drey Bataillons und 1220 Mann; drei) Grenadierbaraillons, des von 420 Mann; sieben Regimentern zu Fuß' jedes von 1220 Mann; einem BataillonArrillerie; einem Bataillon Garnison, jedes von Z20 Man«! zu Wirtemberg überhaupt. 147 Mann; und acht Kompagnien Garnison, jede von 100 Mann. Hierzu kamen noch die 400 Mann starken Feldjäger und die berühmten Gla- smappschen Husaren von 268 Mann. Diese Truppen machten zusammen aus: 24 Bataillons — 43 Kompagnien Grenadiere, und 94 Kom¬ pagnien Musketiere. — Die Kavallerie bestand aus 27 Eskadrons und 3388 Pferden. Zusam¬ men 17,368 Manu. Bey dem ganzen Korps standen über 800 Oberoffiziere. Dieses schöne, wohlgeübte, und von allen verständigen Offizieren bewunderte Korps, machte in dem siebenjährigen Kriege, einige Feldzüge, theils mit der kaiserlichen, theils mit der franzö¬ sischen Armee, und agirte auch als ein separirtes Korps. Es hielte sich in der Belagerung Schweidniz und in einigen Schlachten gut. Die unglückliche Aktion bey Fulda, 1759, hat nicht, wie der Pöbel glaubt, der wirtembergschen Tap¬ ferkeit einen Fleck gemacht, sondern sie gereicht ihr zur grösten Ehre. Wenn eine kleine, von dem übrigen KorpS getrennte, Anzahl Truppen, von ungefähr 1620 Mann, mit zwo kleinen Kanonen, einen 800c» Mann starken Feind, meist Kavallerie, mit über¬ legenem Geschütz und überlegenem Terrain, einige Stunden lang aufhält, und nicht eher weicht, als bis sie den halben Theil ihrer Mannschaft verloh¬ nen, und durch eine vielmal größere Macht zum Weichen gendthigt wird, so ist es gewiß alles, was K r man -48 Allgemeine Einleitung man von tapfern Leuten erwarten kann. Wenn überdieß der überlegene Feind die auf dem Ab¬ zug begriffenen Truppen, sich nicht zu verfol¬ gen getraut, sondern sie ruhig, sich mit den übri¬ gen Truppen vereinigen lasset, so ist diß ein hinlänglicher Beweis ihres rechtschaffenen Ver¬ haltens, das auch selbst die feindlichen Offiziere und namentlich ihr Heerführer gelobt haben. Der Herzog selbst versteht die Kriegswis¬ senschaft, wozu er den Grund an dem Berlini¬ schen Hofe gelegt hat. In der glücklichen Schlacht bey Planian har er sich Ruhm erworben. Unter den Wirtembergern sind immer gute Offiziere gewesen. Preusscns voriger König hat die wirtembergschen Offiziere allezeit gerne, öf¬ ters selbst mit Erhöhung ihrer Charge, in seine Dienste genommen. Nach dem Frieden wurde der Kriegssiaat vermindert. 1763 bestand er noch aus 10,000 Mann. Es kostete — nach dem gedruckten Plan — mit den Kampemenskosten, Unterhaltung der Festungen und Kasernen, des Feldgerathes und mehrndthigenAusgaben, jährlich, 1,621,868 Gul¬ den. Gegenwärtig ist er noch mehr verringert, und bestehet aus folgenden Regimentern und Korps: Herzogliche Garden. Die Nobelgarde. Dieses kleine Korps Reuterey bestehet auü lauter Edellerrten, die zum Lieutenant einen Ge¬ neral- zu Wirtemberg überhaupt. 149 neralmajor haben. Die Nvbelgardisten selbst sind Lieutenants. Ihre Uniform ist rothjl mit schwar¬ zen Klappen und Aufschläge», die mit Silber besetzt sind, gelbem Unterfuner, gelben Westen und Beinkleidern, weissen Knöpfen, schwarzen, mit gezakten silbernen Borte» besetzten Bandelie¬ ren , und eben so eingefaßten Hüten. Ihre Pfer¬ de sind Falben. Das Leibkorps. Dieses Korps bestehet aus Husaren und Jä¬ gern. Die Husaren sind ganz roth gekleidet, stark mit Gold besetzt, und tragen roth ausges schlagens Bärenmüzen. Die 'Jager haben grüne Röcke und We¬ sten, mit rothen Aufschlagen, goldncn Lüzen und Borten. Die Hüte sind mit gezackten gold- nen Bo ten eingefaßt. Dieses Korps hat die Wache im Vorzimmer und die Aufwartung bey der Tafel. Cs liegt zu Stuttgart in Garnison und reitet Schimmel. Die Garde zu Pferde. Zu diesem Regimente, welches das älteste ist, werden die grösten Leute ausgesucht. Die Uniform ist ein hellgelbes Kvllet, Weste und Beinkleider, mit rothen Aufschlägen, mit Silber besetzt. Die Umschläge sind roth, und die ro¬ then Bandelier mit Silber besetzt. Sie führen große Palasche, einen Karabiner und hellpolirte Kürasse. Ihre Pferde sind Schimmel. Dieß K 3 Regiment izO Allgemeine Einleitung Regiment hat die Wache im inner« des Schlos¬ ses und liegt zu Stuttgart in Garnison. Die leichten Jäger. Ihre Uniform ist grün, mit rothen Aufschlä¬ gen und Klappen, die mit weissen Schnüren ein¬ gefaßt sind. Die Offiziere Haden silberne Epau- letten; die Gemeinen weiße. Die Westen und Beinkleider sind weiß, und die Hüte mit gezack¬ ten silbernen Borten eingefaßt. Dieß Kvrpö rei¬ tet Braunen und liegt gegenwärtig zu Hohenheim in Garnison. Die Jäger Garde. Dieses neuerrichtete Korps, das ein Theil der Gardelegion ist, bestehet aus lauter gelernten Jagern, die in Hohenheim, wo sie in Garnison liegen, in allen, zu ihrer weitern Ausbildung nö- thigen, Wissenschaften unterrichtet werden. hat ihnen auch der Herzog eine kleine, in ihr Fach einschlagende, Bibliothek angeschaft. Auf ihr Wohlverhalten wird genaue Aufsicht gehalten, auch ihr künftiges Glück darnach abgemessen. Dieses Korps ist grau gekleidet, mit grüner We¬ ste, Unterfutter und Aufschlagen, weißen Bein¬ kleidern und gelben Knöpfen. Ihre Pferde sind Holsteiner Rappen. Die Husaren Garde. Die Husarengarde ist auch ein Theil der Legion. Die Husaren sind grau gekleidet nut grünen zu Wirtemberg überhaupt. izi grünen Aufschlägen und gelben Knöpfen. Sie liege» zu Hvhenheim. Die reitende Artillerie. Die berittene Artillerie gehört auch zur her¬ zoglichen Gardelegion. Die Artilleristen sind grau, mit grüner Weste und Aufschlägen gekleidet und führen leichte Kanonen. Sie liegen zu Hohen¬ heim in Garnison^ Die Scharfschützen. Die Scharfschützen sind im ganzen Lande, besonders an den Grenzen vertheilt. Diese nützli¬ chen Leute geben auf alle Unordnungen, besonders auf Vaganten, Bettler, Zolldefraudanten und Wilddiebe Achtung. Ihre Kleidung ist grau und grün. Ihre Waffen sind ein gezogenes Rohr, ein paar Pistolen und ein Seitengewehr. Die Garde zu Fuß. Die Uniform ist blau mit rothen Aufschlägen und Klappen, weissen Knöpfen, gelber Weste und Beinkleidern. Die Hüte sind mit gezackten silbernen Borten eingefaßt, mit einer schwarzen Kokarde und Federbüschen. Die Grenadiere ha¬ ben Mützen von weißem versilbertem Bleche, mit schwarzen Emailschildchen, rvthem Futter und sil¬ bernen Borten. Die Staatsuniform hat silberne Lützen, und die der Offiziere ist gestickt. ES bestehet aus ei¬ ner Kompagnie Grenadiere und vier Musketier- kompagnien. Die Spielleute sind roth gekleidet, K 4 Mit rZr Allgemeine Einleitung mit schwarzen Aufschlagen und mit bunten Bän¬ dern besetzt. Dieß Regiment hat die Wache vor dem Schlosse, besetzt die Hanptwache, und liegt zu Stuttgart in Garnison. Die Infanterie der Legion. Die Uniform ist grau, mit grünem Unter¬ futter und Umschlagen, grüner Weste, Aufschlä¬ gen und Klappen, grünen Epauletten, gelbe» Knöpfen, gezackten gelben Hutborten und weissen Beinkleidern. Die Grenadiere haben Bärenmm tzen, mit einem kleinen gelben Schilde und grü- rienr Futter. Die Musketiere haben weiß und grüne Federbüsche auf den Hüten. Die Spielleu¬ te sind grün gekleidet, mit bunten Bändern be¬ setzt. Dieß Korps bestehet aus einem Bataillon, einer Grenadier und vier Musketierkompagnien. Es hat den nehmlichen Dienst, wie die Garde zu Fuß und liegt zu Stuttgart in Garnison. Alle Of¬ fiziere der herzoglichen Garden sind adelich. Die Feldregimenter. Die Grenadiere zu Pferd. Dieses sehr schöne, aus lauter großen, star¬ ke» Leuten bestehende Regiment, ist roth gekleidet, mit schwarzen Aufschlagen und Klappen, weisser Weste und Beinkleidern , schwarzen Kürassen und Barenmützen. Ihre Pferde sind Rappen. Sie liegen zu Ludwigsburg und haben die Wache iw Schlosse. Dieses Regiment gefiel dem Großfür¬ sten von Rußland sowohl, daß er sich bey seiner Anwesenheit 1782, einen Reuter dieses Regi¬ ments abmalen ließ und mit nahm. zu Wirtemberg überhaupt. izz Die Feldhusaren. Die Kleidung ist grün, mit rochen Aufschla¬ gen und gelben Knöpfen. Zur Parade tragen sie Bärenmützen. Ihre Pferde sind von allen Farben. Sie liegen auf dem Lustschlosse Solitüde in Gar¬ nison, und haben die Wache vor dem Schlosse. Dieses Regiment, das sich bey allen Vorfällen im schlesischen Kriege ungemein wohl gebalten, das auch bey Torgau durch die Elbe schwamm, und die Preussen vertreiben half, hat den, wegen sei¬ ner bewiesenen Tapferkeit, edlen und erhabenen Karakters, allgemein verehrten Generalmajor von Bouwinghausen zum Chef. Die Artillerie. Die Uniform dieses Regiments ist stahlfarb, Rock und Weste, mit schwarzem Unterfutter, schwarzen Aufschlagen und Klappen, weißen Beinkleidern und gelben Knöpfen. Es bestehet ans einer Grenadier und vier Musketierkvmpag- nien. Die Grenadiere haben Bärenmützen mit einem kleinen gelben Schilde. Es liegt zu Lud¬ wigsburg in Garnison. Sein Chef ist der berühm¬ te Generalmajor von Nikolai, dessen Schriften der Welt bekannt sind. Das Grenadierregiment Prinz von Koburg. Die Uniform ist blau, mit schwarzen Auf¬ schlägen und Klappen, die mir roth und gelben Bändern eingefaßt sind, weißer Weste und Bein- K 5 kleidern. iZ4 . Allgemeine Einleitung klcidern. Die Grenadiermützen sind von gelbem Bleche, mit weissem Futter, und gelb und rotden Büscheln. Es bestehet aus fünf Kompagnien, lamer großen, meist alten und gedienten Sold» ten, die schon feindliches Pulver gerochen haben. ES liegt zu Stuttgart in Garnison. Sein Ge¬ neral ist der durchlauchtige Prinz Ludwig m Sachsen Roburg. Das Infanterieregiment von Stain. Die Uniform ist blau, mit gelben Aufschlag«" und Klappen, gelber Weste und weißen Beinklei¬ dern. Die Grenadiere haben Mützen von gelbe« Bleche mit gelbem Futter und gelb und blauen Büscheln. Das Regiment bestehet aus zwo Gre¬ nadier und acht Musketier Kompagnien und lieg« zu Stuttgart. Das Infanterie Regiment von Hügel. Die Uniform ist blau, mit rvthen Aufseß gen und Klappen, weißer Weste und Beinkleider"? und platten gelben Knöpfen. Die Grenadier« haben Mutzen von gelbem Bleche mit weiß«'" Futter und weiß und rvthen Büscheln. Die N' siliere tragen kleinere, runde Mützen von gelb«"' Bleche mit einem hohen, vorstehenden Schild«' Die Offiziere haben schmale goldne Borten um di« Hüte, da die von den andern Regimentern, brei¬ te ausgezackte Borten tragen. Dieses Regini«^ bestehet aus zwo Grenadier, und acht Fusili«^ kompagnien und liegt in der Festung Asperg. InfaE zu Wirtemberg überhaupt. 155 Infanterieregiment von Wirtemberg. Die Uniform dieses ganz neu errichteten Regi¬ ments ist blau mit rothem Untcrfutter, gelben Auf¬ schlagen, Kragen und Klappen, weißer Weste und Beinkleidern und platten weißen Knöpfen. Die Grenadiere haben ein schwarzledernes Kasket mit einem Schilde von weißem Bleche, ans dessen un¬ tern Lheile das wirtembergsche, auf dem obern schmälern das Wapen der ostindischcn Kompagnie mir den durchschlnngenen Buchstaben o W c. ste¬ hen. Auf den beyden Seiten sind zwey Granaten von weißem Bleche. Der nach Art der alten Hel¬ me obenzu gespitzte Rücken des Kaskets, hat vor¬ ne eine geflochtene Blume und den Rücken hinab einen Schweif von schwarzen Pferdeharen. Auf der linken Seite stehet ein gelb und blauer Feder¬ busch. Die Kaskets der Musketire sind eben so, nur daß sie einen schmälern Schild mit den Buch¬ staben o V c. und statt der Granate, zur Seite ein rundes Schildchen mit dem durchschlungenen L. haben. Ihre Waffen sind eine kurze Flinte mit sehr langer Bajonette und ein kurzes, von der rechten Schulter gegen die linke Seite über die Uniform abhangendes Seitengewehr. Die Offi¬ ziere haben ein ähnliches Kasket, mit massiv silber¬ nem Schilde, weißen Pferdehaaren, Reigerbusche und oben eine von Silber blau und gelb durch- Mirkte Quaste. Die Uniform hat zwey silberne Epauletren mit Quaste und das Seitengewehr hängt in einem breiten gelb eingefaßten silbernen Bandelier. Die Ueberrvcke haben Epaulctten ohne Allgemeine Einleitung ohne Quasten und an den 4 Enden, wo sie zu- jammen geschlagen werden, ein durch schlungeneS L. mit dem Herzogshute. ' Dieses — selbst die geringsten Kleinigkeit« nicht ausgenommen — ganz neu gekleidete, m bewafnete und reichlich equipirte Regiment beste¬ het aus zwey Bataillons und einer Artillerie Kompagnie, die zusammen 2200 Mann ausnu- chen. Es kommt in Subsidien der ostindische« Kompagnie, auf das Vorgebirg der guten Host nung. Das erste Bataillon besteht aus einer Grenadier und vier Musketier Kompagnien. Jede ist 182 Mann stark. Dieses schone, fast durchgehends aus jungen, blühenden Leuten beste¬ hende Bataillon marschirte den 27 Februar 178k aus Ludwigsburg, nach seiner Bestimmung ab. Es sind lauter Freywillige, welchen noch de" Tag vor ihrem Abmarsch die Wahl, da zu bleibe" oder mitzugehen, gestattet wurde. Dieser Erlaub niß bedienten sich von 902 Mann nur Z. Das zweyte Bataillon bestehet aus einer ger und vier Musketierkompagnien, jede zu Mann. Zu diesem kommt noch eine Artillerie^' pagnie mit 12 metallenen Kanonen, 8 Reg'' mentsstücken, und 4 Haubitzen, welche in einig"" Monaten nachfolgen. Der Dichter Schuld komponirte diesem Regiment einen Marsch. Fahnen haben auf der einen Seite das Wett'"' bergsche — in welches auch das Wapen Bönnigheim und Limpurg ausgenommen zu Wirtemberg überhaupt. 157 Len — und auf der andern das ostlndlsche Wapen. Das Regiment Garnison. Die Uniform ist blau mit rochen Aufschlä¬ gen, blauer Weste, weißen Beinkleidern und platten gelben Knöpfen. Es liegt in den Bergfe¬ stungen, und bestehet meist aus alten, gedien¬ ten und vertrauten Soldaten, die hier durch ei¬ nen leichtern Dienst, ruhigere Tage geniessen. Das Trabantenkorps gehört mehr zum Hofstaate als zum Militär. Sein Anführer ist ein Hauptmann, der Generallieutenants Rang hat. Zween Lieutenants ein Brigadier und eini¬ ge Sergeanten sind die Subalternen. Die Tra¬ banten haben die Wache im inner» des Schlvs- sseö. Sie sind ganz rvth gekleidet, Rock, We¬ ste, Beinkleider und Strümpfe; mit einem Haar- bentel und rochen Feder auf dem Hut. Ihre Massen sind lange Partisanen mit rochen Stan¬ gen, und silbernen Quasten; ein Degen, der in einem breiten, schwarzen mit Silber eingefaßten Wehrgehänge, das über die rechte Schulter hangt, steckt. Ihre Aufschläge sind schwarz mit Silber. Bey dem ganzen Korps sind an 300 Ober- vffiziere. Jedes Kavalerieregiment har vier Es- kadrvns. Jedes Bataillon hat nach dem neuern Etat von 1779 fünf Kompagnien, eine Grena¬ dier und vier Musketierkompagnien. Jede Kom- kvmpagrsie bestehet auH einem Hauptmann, drey * Lieu- iz8 Allgemeine Einleitung Lieutenants, zween Sergeanten, einem Fourier, einem Feldscheer, acht Korporals, drey Tam- bours, zween Pfeiffern und hundert nnd zwanzig Gemeinen, zusammen 141 Köpfen. Die Mns- ketierkompagnien haben keine Pfeifer. Ein Re¬ giment von zwey Bataillons, oder zehen Km- pagnien, ist mit dem Stab von zwanzig Mann 1414 Mann stark. Die Kleidung, Waf¬ fen und Uebungen dieser Truppen sind nach preus¬ sischem Fuß. Die zilinderschen Ladestöcke D aber noch nicht eingeführt. Die Jnfanteriere- gimenter haben ihr eigenes Reglement, bas den ersten Jenner 1754 im Druck erschienen ist. V ist das, in wenigem geänderte. Preußische. Ar landschaftliche Beytrag zum Militär, ist nach dem Erbvergleich von 1770, jährlich 460,02° Gulden. Der Herr Herzog Rarl verlangte von seiiu» Ständen, daß sie ihm immer ein vollzähliges Korps von 12,000 Mann unterhalten sollte»« Daß diese Anzahl dem Lands proportionirt fff- und die Kräften des Staats nicht übersteige, klar. Die Länder der preußischen Monarh zum Maßstab genommen, könnte Wirteniberß 20,200 Mann halten. Ein Korps von 12,00» Mann würde also das schöne, ungemein frucht¬ bare, und vorzüglich bevölkerte Wirtemberg, nicht nur aus seiner Mitte aufstellen, sonder» u»^ bequem unterhalten können. Die Frage, des durch Geiz und Wvck'- stand beseelten Pöbels ist also bald dich- zu Wirtemberg überhaupt. izy „Was nützen so viele Soldaten einem Reichs, fürsten? " — Der Nutzen erstreckt sich nicht nur auf den Fürste», sondern auf den Staat und seine Burger selbst. Der Fürst setzt sich in Ansehen. Die Einkünfte des Staats kommen in Umlauf. Viele arme Bürger werden erhal¬ ten und gekleidet, ohne daß der Staat darunter leide. Und welches das vorzüglichste ist, — der Unterthan wird an Körper und Seele mehr ge¬ bildet und zur Ordnung, Reinlichkeit und besserer Thatigkeit gewöhnt. Lebenslänglich wird man es dem Bürger oder Bauer ansehen, ob er gedient hat oder nicht? Ein Fürst, der seine 12 bis 20,000 Mann zu Felde führen, Belagerungen unternehmen, Schlachten liefern kann, um dessen Freundschaft sich die Höfe von Wien und Versailles jederzeit bemühet haben, spielt immer auf dem Kriegstheater eine beträchtliche Rolle. §. 36. Kurze Geschichte des Laubes und der Regenten. t^^as Herzogthum Wirtemberg hat den Na- men von dem alten Bergschlvsse Wirtenr- berg erhalten. Dieses liegt in der Gegend Kannstatt und war bis 132a die Residenz der Grafen von Wirtemberg. Woher dieses Schloß seine Benennung habe, ist nicht bekannt. Der Name wirtemberg kommt erst am Ende des Zehenten Jahrhunderts vor. Der Ursprung des Hauses Wirtemberg ver¬ wert sich in Ungewißheit und Dunkelheit des Al¬ ter- rkc> Allgemeine Einleitung terthums. Schriftsteller, die etwas großes dar¬ innen suchen, Fürstenhäuser von Königen ab¬ stammen zu lassen, leiten den Ursprung des Hauses Wirtemberg, von den fränkischen Königen her. Besonders viele Mühe hat sich hierinnen pre- gizer in seinem wirtembergschen Jedernbaum — wie er seine Genealogie nannte — gegeben und alles hervorgesncht, um alle Machte Europens mit Wirtemberg in Verwandschaft zu bringen. Unter das Fabelhafte der Geschichte Wirtein- bergs gehört: „Daß der König Llodoväus ei¬ nen Emerich I zu einem Landeshauptmann, über das überwundene Allemannien gemacht, und ihm die Schlösser Wirtemberg Beutelspach, und die umliegende Landschaft, mit der Würde eines W naften oder Freyherrn gegeben haben solle. Die¬ ses Emerichö Nachkommen sollen sich in zwo ki¬ rnen, die wirtembergsche und beutelspachsche ge- theilt haben, von welchen die letztere erlösche«' Der wirtembergsche Dinast Chonrad soll von Kaiser Heinrich IV mit der Grafschaft Wirtemberg als einem Reichslehen belehnet worden seyn. " Im zwölften und dreyzehnten Jahrhundert kommen verschiedene Grafen von wirtemberg und Gröningen, — die von eben dieser Fa¬ milie waren — vor. Der erste Graf von W- remberg, den man mit historischer Gewisheit kennt, ist: Ulrich mit dem Daumen. Er wird der Stifter genannt, weil er dem Stifte spach viel geschenkt hatte. Er war gebohre" zu Wirtemberg überhaupt. rür 1226, bekam die Vogtey über Ulm, -und starb 1265. Seine zween Söhne Ulrich und Eber- Hard führten die Negierung und Hof gemein- schafklich. Ulrich starb-1279. Sei» hinterlasse¬ ner Sohn wählte den geistlichen Stände Nach Ulrichs Tode führte Eberhard, dec den Zunamen der Durchlauchtige bekam, die Re¬ gierung allein» Unter seiner Regierung wurde Stuttgart von dem Kaiser Rudolf von Habsburg zweymal belagert. 1320 verlegte er die Residenz von Wirtemberg nach Stuttgart, und 1321 auch das Stift Veutelspach dahin. Er starb 132A. Ihm folgte sein Sohn: Ulrich» 1336 wird er mit der Reichssturmfahne vom Kaistr Ludwig be¬ lehnet. Er starb 1344. Seine Söhne Eder- Hard der (6räner und Ulrich) regierten im Frieden 18 Jahrelang gemeinschaftlich, bis 13624 Diese zween Brüder erhielten vom Kaiser ^arl IV 1347 die Landvogtey über Schwaben. Eber¬ hard mußte die Landvogtey bald wieder abtreten. Er bekam Krieg mit dem Kaiser Aarl IV, wurde aber bald wieder ausgesdhnt. Durch diesen Frie¬ den sind Neuenbürg, Beilstein, Bottwar und Lichtenberg bdheimsche Lehen worden. Durch zween Vertrage 1361 und 1362 ist erstmals die Unrheilbarkeit des Landes festgesetzt worden. Nach Ulrichs Tode 1366 wird Eberhard allein Herr. Seine gan¬ ze Regierung war eine Kette von kleine« Kriegen, mir den Reichsstädten und andern kleinen Herren. 1388 erhielt er einen völligen Sieg bep Döffingen über die Völker der Städte, Er starb L im rSr Allgemeine Einleitung im Kosten Jahre seines Alters 1392. Ahn« folgte sein Enkel: Eberhard der Milde. Unter diesem entstand der Schleglerbund. Bey seiner Be, lehnung 1404 erhielte er vom Kaiser Rupert da) Privilegium Zs non evocnnZo. Er starb de» 16 Mai 1417 zu Göppingen. Ihm folgte sei» Sohn: Eberhard der jüngere. Dieser bringt Lurch Heirath der Heinrike, Erbinn von Mdni- pelgard, diese gefürstete Grafschaft ans Haut Wirtemberg. Er starb 1419. Seine Söhnt Ludwig der ältere, und Ulrich der Vielgeliebte, theilten das Land in zween Theile, ob der Steig, und unrer der Steig. Ludwig haue seine Residenz zu Urach- Ulrich zu Stuttgart. Ulrich legte die reicht Vorstadt zu Stuttgart, und das Predigerklostkt da an. Er starb 1480« Nach Ludwigs Tode 1457, folgt W sein Sohn Eberhard 1460. Ulrich, Eberhard und die Landftande schlossen 1473 einen VertrNß wegen dem Erstgeburtsrechte. Wichtiger war dek Vertrag, den die beyden Grafen 1482. zu fingen errichtete«. Durch diesen wurde Wirres berg wieder vereinigt, die künftige UntheilbarkR des Landes festgesetzt, und das Recht des Seni^ rats in der Familie eingeführt „so daß allezeit ot „älteste Herr von Wirtemberg regieren Me. " zu Wirtemberg überhaupt. 16z Herzoge zu Wirtemberg. Dieser Graf Eberhard, der den Zunamen der Bärtige hatte, wurde 149Z von dem Kaiser Maximilian I auf dem Reichtage zu Worms, ohne sein Gesuch, zum Herzog von wir- remberg und Tck erhoben. Ihm und seinen Nachkommen ist auch vom Kaiser gestattet worden, daß die Herzoge zu Wirtemberg den Titel, Wapen, Namen und Rechte der Herzoge von Tek füh¬ ren mögen. Alle Privilegien und Landesvertrage wurden zugleich versichert, und das Recht dec Erstgeburt eingeführt und bestätigt. Noch als Graf hatte er die Universität Tübingen 1477 ge¬ stiftet. Er starb 1496. 2 Eberhard II, ein Sohn Grafen Ulrichs folgte in der Regierung. Wegen Untüchtigkeit wurde er der Regierung unfähig erklärt. Seine Stände sagten ihm den Gehorsam auf, und der Kaiser Maximilian I entsetzte ihn der Regierung» Deßwegen entsagte er auch dem Regiment durch den Vertrag zu Horb 1498. Er starb 1524. 3-m folgte sein Neffe 3 Ulrich, ein Sohn des Grafen Hein¬ richs von Mdmpelgard. Dieser große Herzog, voll Heldenmuth und Feuer, unerschrocken in Gefahren, und selbst im Unglück nicht niedergeschlagen, hat ungemein viel zum gegenwärtigen Flor WirtembergS bey- getragen. Er führte das Kommando über die Reichsarmee. In dem pfälzischen Kriege 1504, 2 z eroberte iS4 - Allgemeine Einleitung eroberte er das Kloster und ansehnliche Amt Maulbronn, die Städte und Aemter Weinsperg, Neuenstatt, Möckmühl, Besigheim, Gochsheim, und die Grafschaft Löwenstein. Die Lehenbarkeit der Stadt Marpach wurde aufgehoben. Diese Eroberungen sind ihm nicht nur von dem Kaiser Maximilian bestattigt worden, sondern er bekam auch, für seine Unkosten, die Herrschaft Heiden¬ heim ein. So kamen durch eine» einzigen glück¬ lichen Koup sechs Städte und mehr als 70 Dör¬ fer an Wirtemberg. Der Tübinger Vertrag wur¬ de 15x4 errichtet. 1519 nahm er Reuttlingeir ein. Der schwäbische Bund vertrieb ihn aus deM Lande; da ihn seine treulosen 14,000 Schweizer verlassen hatten, und nahm das Land ein. Ulrich eroberte es im nehmlichen Jahre wieder. Der Bund trieb ihn zum zweytenmal aus dem Lande, und verkaufte es an den Kaiser Barl Vä Fünf¬ zehen Jahre mußte Ulrich äusser seinem Lande zu¬ bringen. Er fand aber bey Frankreich und Hesse» Unterstützung. In allen Gefahren, und bey st viele» vergeblichen Versuchen, sein Land wieder zu erobern, — er war einmal schon bis in die Vorstädte von Stuttgart gedrungen — war et doch nicht mukhlos. Seiner gerechten Sache be¬ wußt, sah er allen drohenden Gefahren mNthig entgegen, und führte den Plan der Vorsehung aus. In einem gutgewählten Zeitpunkte, erobek- te er mit französischem Gelde und hessischer Hülst IZZ4, durch eine einzige glückliche Schlacht, st>» ganzes Herzogthum wieder. Wahrend sti"^ Exils gelangte er zur Ueberzeugung der Wahr- zu Wirtemberg überhaupt. :6z heft. Gleich nach seiner Beffznehmung des Her- zogthums, fieng er die Reformation an. Er er¬ lebte aber die Ausführung nicht, und starb den 6te» November iZZo auf dem Schlosse Tübingen. Wahrend seiner Abwesenheit brach rZ2Z der Bauernaufstand aus. 4 Christof, ein Sohn Ulrichs, ein Fürst, dessen Namen jeder Wirtemberger nur mit Ehr¬ furcht aussprechen soll, folgte seinem Vater in der Regierung. Er war 15 iZ gebohren und em¬ pfand also von seinem vierten Jahre an, wo sein Water flüchtig worden, und ihm die Akkordspunk¬ ten, unter welchen das Schloß Tübingen über- gieng, nicht gehalten wurden, die bittersten Trübsale. Sein Vater hatte ihn dem Schlosse Tübingen und einer Anzahl Ritter anvertraut, die aber ihren Muth nicht auf lange Proben wollten sttzen kaffen, und das Schloß bald übergaben. Daß man dem Prätendenten, der die recht¬ mäßigste Forderung an dieses schöne, schon als eine gute Prise erklärte, Land halte, auf alle Art nach- gestellt, ist wohl selbst zu vermuthen. Er brach¬ te seine Jugend in Verfolgung und Trübsal zu, ^is sein Vater Ulrich, sein Recht auf Wirtemberg mit 30,020 Mann wieder geltend machte. Sobald er zur Re ierung kam, führte er den Plan seines Vaters, die Reformation aus, und ließ der Versammlung zu Trident sein Glaubens- bekenntniß verlegen. E.r ließ diejenigen schöne Hrdnungen verfassen, die noch hem zu Tage L 3 im ibft Allgemeine Einleitung im geistlichen und westlichen als Grundgesetze Les Landes angesehen werden. Er starb iZü8. Z. Ludwig, ein Sohn des Herzogs Chri« stof, gebohren den ersten Jenner 1554, stiftete das Kollegium illustre zu Tübingen. Unter seiner Regierung kam die Konkordienformel 1580 zu stände. Er starb den 8 August iZyz, und mit ihm erlosch der Stamm seines GrosvaterS Ulrichs. 6. Friedrich, ein Sohn des Grafen els in Schlesien» Er stiftete die noch bestehende Linie zu Wirkemberg Oels. Diese Linie stirbt mit dem gegenwärtigen Herzoge Aarl Christian Erd¬ mann, der keine männlichen Erben hinterlaßt, aus. Das Fürstenthum fällt auf seine einzige mit dem Prinzen Friedrich August, aus dem Hause Braunschweig Wolfenbüttel, vermählte Prinzessin«. Die durch den Herzog Manfred, des Herzogs 'Julius Friedrichs Sohn fortge- pflanze weilringensche Linie starb 1705 aus, ynd ihre Güter fielen an daS regierende Hause Die stuttgartsche Linie pflanzte fort: 7. Herzog Johann Friedrich. Dieser älteste Sohn des Herzogs Friedrichs kam 1608 zur Regierung. Unter ihm wird der Kanzler sei¬ nes Paters, Enzlin, auf der Festung Urach enthauptet. 1617 wurde der sogenannte fürstbrä-. derliche Vertrag errichtet, Johann Friedrich starb 1628, b Eberhard III mar ein Sohn des Her¬ zogs Johann Friedrichs. Im Zojährigen Kriege hatte er, und sein Land, ungemein viel Drang¬ sale zu erdulden. Nach der Ndrdlinger Schlacht rückte die siegreiche kaiserliche Parthie in das Land: L 4 Diesen A 68 Allgemeine Einleitung Diesen fotzten die Mönche nach, welche die KK- sker wieder einnehmen. Viele Städte und Aemm wurden verschenkt, und Eberhard mußte einige Zeit im Eril bleiben. Durch den Krieg, die feindlichen Einfälle, Brandschatzungen, Plünde¬ rungen, Verwüstungen, Verpflegungen der frem¬ den Kriegstruppen und durch die darauf entstande¬ ne Hungersnorh und Pest, wurde das Herzogkhmn so hart mitgenommen, daß der Schade auf mehr als 118 Millionen Gulden, und der Verlust an Menschen auf Zo,oc>c> Familien angegeben worden ist. 1638 ist der Herzog wieder ins weltliche Herzogthum eingesetzt worden. 1648 jagte der rvestphälsche Frieds auch die Mönche wieder ans. Die Kirchen, Klöster, und noch andre bisher zu¬ rückgebliebenen Güter wurden wieder hergestcllk- 1629 ist auch erstmals ein beständiger Sreuerfuß Im Herzvgthume festgesetzt worden. Eberhard, der so großen Verlust an Menschen und Geld iu seinem Lands hatte, erwarb noch ansehnliche Gü¬ ter, und legte den Grund zu den Kammerschrei- lbereygütern. Er starb 1674. 9 Wilhelm Ludwigs ein Sohn des Herzogs Eberhard, regierte von 1674 bis 2677. Er starb in diesem Jahre, im KloM Hirsau. Ihm folgte sein Sohn 10 Eberhard Ludwig. In seiner Minder¬ jährigkeit stand er unter der Vormundschaft ftin^ Oheims, Herzogs Friedrich Aarls von l6?8 bis 1692, da er von den Franzosen bey Oetis- heim gefangen worden. Friedrich Rarl st'l- zu Wirtemberg überhaupt. 169 tete 168Z das Gymnasium zu Stuttgart, und starb 1698. Der Herzog Eberhard Ludwig wurde i6yz für volljährig erklärt, und trat die Regierung selbst an. Er baute das schöne Schloß Ludwigsburg, und ließ einen Theil dieser Stadt anlegen. 1710 stiftete er das Waisenhaus zu Stuttgart; erbte 172z die gefürstete Grafschaft Mömpelgard, nach Erlöschung dieser Linie, und nahm sie wirklich in Besitz. Die auf diese Erwerbung geprägte Mün¬ ze, hat auf der einen Seite das Brustbild deS Herzogs Eberhard Ludwigs; auf der andern die Worte; obi'acjuii prueliiru 3 cividus mon^ lisbel^sräenübuZ iVlOLLXXill. den 24. Jul. 1727 errichtete Eberhard Ludwig mit Braun« schweig Wolfenbüttel einen besonder» Freundschafrs- Iraktat, dem auch der König in Schweden bey- trat. Der Herzog starb den 31 Okr. 173z. Mit ihm erlosch der Stamm vom Herzoge Friedrich. Nach seinem Tode kam die Regierung an die Li¬ nie von Winnenthal. ii Karl Alexander, ein Sohn des Hers Zvgs Friedrichs Karls, folgte in der Regie¬ rung. Er kommandirte die kaiserliche Armee am Rhein, wider die Franzosen, und schützte das Herzogthnm wider die feindlichen Einfälle. Er verlegte die Residenz von Ludwigsburg wieder Nach Stuttgart, und starb den 12 Merz 1737. *2 Karl, ein Prinz des Herzogs Karl Alexanders, jezt regierender Herzog, gebohren L 5 den r7v Allgemeine Einleitung den ii Febr. 1728, stand wahrend der Mm derjahrigkeit, unter der Vormundschaft der Hk» zöge Rarl Ludolfs, und Rarl Friedrichs zu Wirtembergdls. Den 7ten Jenner 1744 nm- de der junge Herzog von dem Kaiser für volljähch erklärt, und trat die Negierung selbst an, Unter dieser Regierung wurde dem Lande ei« neues Licht aufgesteckt, besonders durch das Auf« leben der freyen Künste. Der Herzog zeigte sich als einen Freund und Beförderer der Wiffenschasi ten. 1746 ließ er das neue Residenzschloß i-- Stuttgart gründe». Er verschönerte diese ungemein; wie auch die Stadt Ludwigsburg, er eine neue Straße anlegen ließ, die seinen Ra¬ inen führet, Er baute das prächtige LustDß Solitude, und legte das sehr schöne Schloßt Gut Hohenheim an. Er richtete den Kriegs^ «uf preußischen Fuß ein, und hielt im siebenjähri¬ gen Kriege ein Korps von 17,000 Mann, sie^ einigemal selbst zu Felde führte. Er machte neue Einrichtungen auf der Universitär Tübingen und wurde selbst ihr Rektor. Er stiftete Akademie 'der Künste zu Stuttgart, und eine öffentliche Bibliothek, die jetzt auf 120,°°° Bände angewachsen ist, 1770 stiftete er das M litärwaisenhaus auf der Solitude,, das jezt Ka>^ hoheschule genannt wird, 1779 stiftete er vortrefliche Institut, des Militärwaisenhaus i Ludwigsburg. Er berief fremde Künstler, viele Landeskinder in den schönen WissenM' «nd Künstcn unterrichten, und sie, auf zu Wirtemberg überhaupt. 171 sten in fremden Ländern weiter ausbilden. Er errichtete ein Nationaltheater in der Hauptstadt; ließ durch das Land schöne Landstraße» bauen; legte Fabriken und Manufakturen an, und unter¬ stützte sie mit schönen Privilegien. Er vermehrte das Land durch ansehnliche Güter, besonders durch die Erwerbung der sternenfelsschen Güter, der Herrschaften Justingen, Bönnigheim, und der Limpurgschen Orte. Das Land gewinnt unter seiner Regierung, auch ohne jene ebengeoachte Erwerbungen, über 100,000 Menschen. Von dem Herzogthume Teck, wovon da- herzogliche Haus Wirtemberg Titel, und Wapen führet, werden bey der Stadt Kirchheim und dem Schlosse Tek, einige Nachrich¬ ten vorkommen. 7l '77 777 7_ /! 7^ . ! ? : ;W' «7^ , i '. 7 _ >1^ Lr. r ' -, , 7^." - r.'.",6 «< 2 -.7 . . -.. !,.> < 7 ! ? A Geographische Beschreibung der Städte und Aemter des Herzogchums Wirtemberg. k Die Städte und Aemter, der Zeitfch nach/ wie sie zum Lande gekommen. r. Die drey Hauptstädte und ihn Aemter. 2..Die Landstädte und ihre Aemter. II. Die Kammerschreibereygüter. in. Die Klöster und ihre Aemter. IV. WirteMbergfchen Antheile und O rechügkeiten in ausländischen Orten- Die drey Hauptstädte. i) Die Stadt Stuttgart. urryarr ist die Hauptstadt, und die erste Residenz des Herzogthums. Zeiller in seiner Topographie von Schwaben, hat von ihr einen perspektivischen Grundriß geliefert. Seutter hat ihn größer —im gewöhnlichen Lanv- kartenformat — uachgestochen, und in einigen Orten verbessert. Da diese Heyden Grundrisse Nach der Perspektiv, und also die entfernten Ge¬ genden zu klein sind, so sind sie nicht brauchbar» Der neueste und beste Grundriß ist der, welchen L.. Roth vor wenigen Jahren ausgenommen, tmd der vormalige Zögling der Karlsakademie, Dalleiö auf einen großen Regalbogen gestochen hat. Wegen der vielen, seit einigen Jahren ge¬ wachten Veränderungen, in der Stadt, ist auch dieser Grundriß, da er Gebäude zeigt, die nicht mehr 176 Stuttgart» mehr stehen, und andere — besonders in der Ge¬ gend der Akademie — die erst gebaut werde« sollen enthält, nicht mehr ganz genau. Die Stadt liegt in einem sehr schönen war¬ men und fruchtbaren Thale, für dessen Schönheit, nicht nur die Natur, sondern auch die Kunst, durch Anlegung einer großen Menge schöner Gal¬ ten und Weinberge, Gartenhäuser und Lusthäusek, auch schöner Spaziergänge gesorgt hat» Dieses Thal ziehet sich gegen dem Nekar zu, der eint kleine Stunde unterhalb der Stadt vorbeyfiiesset, und den i^esenbach, der die Eßlinger Vorstadt durchfliesset, bey dem kleinen Orte Berg aufnimnik. Auf allen andern Seite» ist die Stadt mit hohen, mit Wein bepflanzten Bergen umgeben. Ist Anzahl dieser Weinberge ist ungefähr und höch¬ stens — so viel zur eigenen Markung der Stadt gehört, Zöoo Morgen. 1724 zählte ma« 2640 Morgen. Seit dieser Zeit sind aber riest neue Weinberge angelegt worden. Die Stadt ist von ziemlicher Größe. Ihr Umfang beträgt übet eine halbe teutsche Meile. Sie hat ungefaist 100 Gassen, unter welchen viele in gerader Liust §00 bis 602 Schritte lang sind. Die StraM der Vorstädte sind gtösientheils regelmäßig gebaut, gerade und breit. Die in der innern Stadt abtt sind krumm, enge und auch einige bergig» Straßenpflaster in den Hauptstraßen wird gut u»' terhalren. Diese Unterhaltung des Pflasters kostet der Stadt jährlich an 3200 Gulveu. Viele ßen an den Grenzen der Staot srno noch gar «ich Stuttgart. 17? Sowohl in den Sommer - als Winternachten wurden bey der Anwesenheit des Herzogs — aber sonst nie — die vornehmsten Straßen und Platze der Stadt mit ungefähr 700 Laternen erleuchtet. Die Stadt ganz, und gehörig zu er, leuchten würden 1520 Laternen kaum hinreichen. Jezc.sind in den meisten Straßen der innern Stadt und der Vorstädte, Laternen in Seilen aufgehängt, die über die Mitte der Straße von einem Hause zum andern laufen, wie in Paris. Diese Laternen, so wie auch die am Schlosse, ha¬ ben Hohlspiegel. Ihre Wirkung würde gut seyn, wenn sie näher beysammen stünden. Die Häuser, deren 1800 sind, sind fast alle nur von Holz. Die in der innern Stadt, sind altmodisch, schmal und vier bis fünf Stockwerke hoch gebaut. Die Dächer sind zum Verhällniß der Gebäude viel zu groß. Das unterste Stockwerk ist meist un¬ bewohnt. Die Häuser der Vorstädte — beson¬ ders der reichen Vorstadt — sind besser ange¬ legt. Fast alle Häuser dieser Vorstadt sind — we, nigstens die Vorderseite — neu und ansehnlich, das Verhällniß, der Theile unter sich zum gan¬ zen, ist besser. Nur verderben auch hier öfters bey den schönsten Gebäuden, die häßlichen tcut- schen Dächer, das ganze Ansehen derselben, und ob man gleich auch viele holländischen Dächer und Mansarden sichet, so ist doch das wutsche Dach das gewöhnlichste, und wird seiner Hä߬ lichkeit ungeachtet, noch auf ganz neue Gebäude gesetzt. Die Stadt wird immer schöner und re- gelnräßiger. Dieß har sie dem Herrn Herzoge M Rar! r?8 Stuttgart. Aarl z» banken. Vor dem Regierungsantritt dieses Herrn, glich die Stadl, sowohl wegen der Bauart ihrer Häuser, als der Unreinigkeit der Straßen, mehr einem Dorfe, als der Residenz eines Fürsten. Durch die Ermunterungen und den Beyfall des durchlauchtigsten Regenten wurden die Einwohner angereizt, ihren schlech¬ ten Häusern ein bessers Ansehen geben zu lassen. Die Reinigung der Straßen wurde durchgesetzt. Der Herzog kaufte viele übelgelegene Häuser, be¬ sonders um die Gegend des neuen Residenzschlos- ses, ließ sie abbrechen, den schönen neuen Schie߬ platz und Aarlsplatz anlegen, und perschaste der Stadt eine neue Zierde und angenehmen Spaziergang. Bey dieser Gelegenheit wurde die Stadt auch erweitert. Ueberhaupt hat sie D seit der Regierung Rarls so geändert, daß sich nicht mehr gleicht. Die Einwohner habe" jetzt selbst Geschmack am bauen. Die beständi¬ ge starke Zunahme der neuen Gebäude und btt zu ihrem Vortheil geänderten Häuser beweist" dieß. Die herrschaftlichen Paläste sind von und meist schon alt. In der Stadt sind iv Kirchen, acht evan¬ gelische Pfarrkirchen, eine reformiere und eiitt katholische. Die evangelischen Kirchen sind, drey Hauptkirchen: die Stiftskirche, die spiralkirche, die Sr. Lconhardskirche. andern sind: Die Gchlosikirche, die Ak-rot- miekirche, die Garnifonkirche, die smhauskirche und die französische Airch^ Stuttgart. 17Y Das Siechenhaus hat eine Kapelle, die ein Filial vom Stift ist. An diesen acht evangelischen Kirchen stehen 14 Prediger und zween Vikare. Die Stadt ist mit einem Graben und zwo Mauern umgeben gewesen. Die Vorstädte haben einen Graben und eine Mauer, die iZLo und 1567 gebaut worden ist. Von dem Eßlingertho- re bis zu dem Ludwigsburgerthor beschliessen die Stadt nur Gartenmauern und Zaune. Bey der Anlegung des Thiergartens und des Lusthauses, und bey der nachmaligen Erweiterung des Thier¬ gartens, sind die Mauern in dieser Gegend theilS eingerissen , theils durchgebrochen worden. Unter der Regierung Aarlö ist die Stadt noch mehr erweitert worden, wodurch das Waisenhaus, die Akademiegebäude, das Komddienhaus und einige Privathäuser in die Stadt gezogen wurden. Die Mauer bey dem Eßlingerthore wurde durchge¬ brochen, auch weil die Stadt, in diesen nun sehr schönen Gegenden noch keine gewiße Grenzen hat, so ist auch da noch keine Mauer gebaut worden. Die Stadt hat ro Thore: Das Ludwigs- burgerrhor, das Seegassenrhor, das Büch- senrhor, das Rorhedildrhor, das Geil- rhor, das Hauprftärrerthor, das Eßlin- gerkhor, das Akademierhor, das Aann- starrerrhor und das Lczarerthor, welches letztere wenig gebraucht wird. Unter diesen Tho¬ ren sind zwey, das Büchsenthor, das 1748 bep der Heimführung, und dem Einzüge, der Gemlrh- M -t linn Stuttgart. i8v llinn des Herrn Herzogs Rarls, und das IN eben diesem Jahr erbaute Eßlingerthpr, von sehr guter Bauart. Das Ludwigsburgerthor ist 1782 abge¬ brochen, und eines von besserem Geschmack weiter hinausgesetzt worden. Auch diß, soll nach dein neuen Plan nicht stehen bleiben, sondern noch weiter hinausgerückt werden. Die Anzahl der ganzen Volksmenge ist 22,222. Die Almanachslisten geben der Stadt nur 16,000; Raffin seiner Geographie i8,o°°> der reisende Franzose 20,000; das neue Hand¬ buch für Reisende 31,402 Einwohner. Wen» man auch die Fremden, die sich wegen Geschäfte» da aufhalten, mitzahlen wollte, so wäre doch die¬ se Summe noch zu groß. Gerken hat die Volks¬ menge allein richtig auf 22,002 Menschen ange¬ geben. Alle drey Jahre werden die Einwohner gezählt und ausgeschrieben. Diese Jählungen, durch welche nur 17,622 Menschen herauskow- men, sind unrichtig und unvollständig. Die der Gebvhrnen und Gestorbenen beweißt es ge¬ nugsam. Diese ist nach einer Mittelzahl von sie¬ ben Jahren, 736. Wenn man diese mit 3° vermehrt, so giebt cs die Volksmenge von 22,000. Diese Zahl stimmt mit der Lebhaftigkeit dies" volkreichen Stadt vollkommen zusammen. Volksmenge nimmt merklich zu, besonders in die¬ sem Jahrhunderte. Ums Jahr 1622 war die Zahl der Gebvhrnen, nach einer Mittelzahl von Jahren, 361. Ums Jahr 16Z2 war die AMl- zahl 285. Von 1694 bis 1722 die Mittels Stuttgart. igr gz6. Nach Zv Jahren war die Mittelzahl 64z. Und gegenwärtig 736. In dem vorigen Jahr¬ hunderte, hat die Stadt wegen der vielen Kriege, Pest, Hungersnvth, und andern Hindernissen der Bevölkerung, nicht zugenommen. In diesem Jahrhunderte hat sich die Volksmenge verdoppelt. Die 356 zu Ende des vorigen Jahrhunderts ge- bohrne, verglichen mit den gegenwärtig 736 ge- bohrnen, beweisen es. Da hatte die Stadt noch nicht 11,000 Menschen, und jezt hat sie diese Zahl doppelt. Nach einer Mittelzahl von 80 Jahren, ist der Ueberschnß der gebohrnen, jährlich nur acht bis neun. Der Zuwachs der Stadt geschiehet also nicht ans sich selbst, sondern von aussen. Die Stadt müßte noch volkreicher seyn, wenn Lud¬ wigsburg nicht entstanden wäre. Diese Stadt hat wegen ihrer Nähe, vorzüglich aber wegen ih¬ rer Schönheit, Stuttgart einigen Schaden in der Bevölkerung gcthan. Dieß siehet man aus den Eeburslisten derjenigen Jahre, wo sich der Hof in der Stadt Ludwigsburg aufhielte. Die Anzahl der jährlich entstehenden Ehen, ist, in Vergleichung anderer Städte, von ähnli¬ cher Größe, gering. Nach einer Mittelzahl sind es nur 141. Am Ende des vorigen Jahrhun¬ derts, waren es bey der halben Volksmenge 122. Und ums Jahr 1600 war die Zahl schon eben so groß. Eben so nimmt die Zahl der Kommunikan¬ ten ab. Zu Anfang dieses Jahrhunderts stieg M3 > die Stuttgart. l82 die Zahl der Kommunikanten bey ro bis 11,000 Menschen auf 25 bis 26,000. Im fünfziger Jahrzehend, eben so hoch. Und jezt bey der dop¬ pelten Volksmenge, kommt die Zahl auf 17 bis 16,000 herunter. Die Ehen werden hier bey den Vornehmer» wie in den meisten großen Städten seltener; und doch haben Städte, gleicher Größe mit Stuttgart mehr Ehen. Kassel, und Mannheim zählen weniger gebohrne, und doch mehr Ehen. Kas¬ sel zahlte einst in einem Jahre unter seiner Ehenanzahl nur allein 90, die sich verehligten- Viele, die bequem eine Familie erhalten könnten, bleiben Hagestolzen. Andere scheuen sich wegen des zunehmenden Luxus. Das den Pracht, Aust wand und Vergnügen liebende Frauenzimmer ist theils auch Schuld. Daher also das zahllose Heer der Mädchen von Stande, die das Pflaster und die Spaziergänge Stuttgarts überschwemmen- Stuttgart hat keinen ausgebreiteten Handel, noch Fabriken, aber fast alle Handwerker und g^ schickte Künstler. Einen Theil ihrer Nahrung HK die Stadt von der Kanzley, dem Hofe, der Gan"- An und dem Weinbaue, der beträchtlich ist« Diejenigen Einwohner, die i» keinen öffentliche" Aemtern stehen, leben von ihren Handwerken, dem Feldbau und ihrer Handarbeit. Die Ein¬ wohner überhaupt sind höflich und gesittet. Zwang und Zeremonie herrscht aber noch in ihren Zirkel»« Her LuxnS hat — wie in allen Hauptstädten, "7 Stuttgart. r8z auch hier seinen Sitz. Der Kleiderpracht, der Aufwand in Möbeln und den Vergnügen ist groß; und bey manchem gibßer, als die Kräften, die ihn beleben. Daher mehrt sich bey den viele« Bedürfnissen des Luxus, das Hanptbedürfniß des¬ selben, das Geld. Der Umfang des Luxus er¬ streckt sich nicht nur auf Leute von Stande, son¬ dern bis auf den Pöbel und seinen Magen. Die vielen Besoldungen, welche die Hofleute, Rathe der Kanzley, Lehrer der Akademie, Offi¬ ziers und Soldaten geniessen; die Fremden, die sich oft lange Zeit da aufhalten; das viele Frauenzimmer vom Lande, das sich in der Hauptstadt bilden und unterrichten lässet; die vielen Künstler und geschickte Handwerker, die für das Land und auch fremde Gegenden arbeiten, ziehen viel Geld in die Stadt. Daß Stuttgart sehr viele reiche Einwohner habe, zeigt sich nie reeller, als bey einer öffentlichen Geldaufnahme einer Staatskasse, wo die angebotenen starke« Summ n die besten Beweise sind. Für die Armen Stuttgarts wird durch frey- willige Beytrage, wozu jede Familie von Hof, Kanzley und Bürgerschaft, sich verbindlich ge- macht hat, gesorgt. Diese werden am Ende ei¬ nes jeden Monats, von Haus zu Hause einge¬ sammelt. Jeder schreibt seinen Beytrag in eia dazu bestimmtes Buch. In der Kanzley ist für die stuttgartschen Armen eine besondere Deputa¬ tion. Ein gewisser Projektmacher wollte den Ar- Nr 4 menaa- i84 Stuttgart. menanstalten durch eine Lotterie aufhelfen. Wei! sie aber nicht nach dem Geschmack des Publi¬ kums war, so mußte der Plan, noch vor der er- sien Ziehung wieder abgeandcrt werden. Dtw gam ze Projekt zerfloß bald wieder in ein leeres Nichte- Angenehmen Zeitvertreib und Vergnügen kann man hier auf den öffentlichen Spaziergängen mw Gärten, in und äusser der Stadt, auf den Kost seebausern, in den Schauspielen, Konzerten, Re- douten finden. Der Adel hält öffentliche Zusam¬ menkünfte, in einem besonders dazu gemietheten Hause. Die Gelehrten der Stadt und andere Honoratioren haben eine Zusammenkunft in dem Buchführer Mezlerschen Hause, wo eine Lese¬ bibliothek errichtet ist. Stuttgart hat zwo politi¬ sche Zeitungen, ein Wochenblatt, und noch ein fliegendes Blatt. An jedem Tage, den Sonntag ausgenommen, wird eine Zeitung ausgegeben. Zur Bequemlichkeit des Fortkommens, die¬ nen die Miethwagen, und eine hinlängliche An¬ zahl, beständig bereit stehender. Sanften, b" öffentlichen Spaziergängen dienet eine ziemlich große Allee, die von dem Büchsenthore, bis zm" Seegassenthor lauft. Ihre zween Hauptgange bilden die Figur eines stumpfen Winkels. Sie bestehen aus vier, und an den meisten Orten aus mehrer» Bäumenreihen, von Linden, Kastanien, und auch auslandschen Bäumen. Ein kleines Rondeel mit zween Seitengängen verbindet die zween Hauptgange und hat, wie die ganze Allee, Stuttgart. i8z steinerne Ruhebänke. Äusser dieser Promenade ist noch vor jedem Thore eine einfache Allee von fruchtbaren Bäumen, und viele öffentliche Gärten, wo Erfrischungen und Spiele zu haben sind. In der Stadt ist die neue Planie, oder der Barlsplay, ein sehr angenehmer Spaziergang. Diese vormals häßliche, einer Wüste gleichende Gegend, ist durch Barls Vorsorge zum schönsten Platz der Stadt umgeschaffen worden. Die elenden, da stehenden Hütten, alte Thürme, Trümmer von Mauern und Hausern, elende Kartoffeläcker, wurden abgetragen, und mit dem Schutt die nie¬ drigen, Gegenden planirt. Es entstand da eine Allee, in der Figur eines Sterns von acht Stra- len, die auf ein Oval, das in dem Mittelpunkte stehet, um welches acht steinerne Ruhebänke ste¬ hen , zu laufen. An der nordöstlichen Seite die¬ ser Allee, läuft eine längere, an den Grenzen der Akademie, des Schlosses und der Kanzle» hinauf, die, wie jene, aus Kastanienbäumen bestehet. Zwischen dem neuen Komödienhause, dem Waisenhause und der Akademie sind auch einige kleine, schöne Alleen mit Ruhebänken gepflanzt. In der Fronte des neuen Residenzschlosses sind Kastanienbäume in halben Zirkeln, und bcy der Gardekaserne, Lindenalleen angelegt worden. In der Stadt selbst, und äusser ihr ist also kein Man¬ gel an öffentlichen Spaziergängen. Die Stadt wird in vier Viertel, und jedes Viertel in zwep Quartiere eingetheilt. Jedes M Z Haus Stuttgart. 186 Haus hat ein gemaltes Tafelchen, über dm Eingänge, auf welchem die Nummer des Hauses, das Viertel und Quartier, in welches eS gehbrt, angeschrieben ist. Bey der starken Zunahme der neuen Hauser, sind diese Tafelchen, die schon«« zwanzig Jahren gemalt worden sind, und nur bis 1505 gehen, nicht mehr genau. Die Stadt theilt sich selbst in vier ungleich! Lheile. In die Stadt, die Reicl-evorstadr, die Eßlingervorstadc und den ehmalige" Thiergarien. Diese Hauptstadt WirtembergS hat an 1°° Gasse» und Plätze, 1820 Hauser, 22,000 Ei"' wvhner, io Kirchen, 10 Thore, 2 herzoglich!" Residenzschlösser, einige andere herzogliche Paläste, eine Akademie der schönen Künste, die Karlshoht' schule, ein Frauenzimmer Erziehungsinstitut, ei" Gymnasium illustre und Sternwarte, eine öffentliche große Bibliothek von 120,000 Banden, einM- senhaus, zwölf deutsche Schulen, ein Münz Medallienkabinet, eine Kunst - nnd Alcerth'E kammer, eine astronomische nnd Rechenmaschine' eine Münze, Marsiall, zwey Theater, vier Kr^' ken und Armenhäuser und ein Spinnhaus. Sie ist die Residenz des Landesfürsten, der Sitz Kanzler- und der Landschaft. Zu der hiesigen Spezialsuperlntendentur ge¬ hören äusser der Stadt noch 20,220 Seelen. S>e ist eine der vier Münzstadte in Schwaben. Gärnitz"' Stuttgart. i8? Garnison liegt in drey schönen, wohlgebauten Kasernen. Sie bestehet aus den Garden zu Pferd und zu Fuß, ans dem Jnfanteriebataillon der Legion, einem Bataillon Grenadiere, und jwey Bataillons Infanterie. Die Stadt hält eine Kompagnie Infanterie, und eine Kompag¬ nie Reurer, welche letztere sich selbst unterhal¬ ten muß, und selten Dienste thut. Die Pvlizey ist gut, und die so viel mögli¬ che Reinhaltung der Strašen, macht ihr Ehre. Zur Aufrechthaltung der Pvlizey sind einige Po- lizeykommiffärs ausgestellt, deren jeder über eine gewiße Gegend der Stadt gesetzt ist. Das Wa- pen der Stadt ist eine schwarze Stutte, mit ei¬ nem säugenden Füllen, im weißen Felde. Auf den Landtagen hat sie allezeit die erste Stelle. Die Stadt wird ganz von den Vorstädten umgeben. Sie ist von diesen durch Mauern, und einen breiten tiefen Graben abgesondert, dessen Halste jezt ausgestillt, auch zum Theil mit Häusern bebauet ist. Die Stadt ist nicht groß, und schlecht gebaut. Sie hat ungefähr 43 Gassen, die fast alle krumm und enge sind. In der 1761 durch Brand verwüsteten Gegend, sind zwey länglichte Vierecke angelegt, und mit schönen Hausern bebauet worden. Dieß sind aber auch die einzigen regelmäßige» Straßen, die in der inner» Stadt sind. Der gröste Theil der Häuser ist alt und nnanseh,sticht Die hohen, häßlichen teutsthe« Dächer i88 Suttgatt. Dächer sind nach alter Art meist mit Hohlziegeln gedeckt, welches sie noch unerträglicher macht. Die Zahl der neuen, und verbesserten Gebäude nimmt zwar immer zu, doch gewinnt die Regel¬ mäßigkeit des ganzen wenig dabey, weil sie im¬ mer wieder auf den alten Platz gesetzt werden. Die vorzüglichsten Gebäude der inner» Stadl sind: Das alte Residenzschloß fieng der Her¬ zog Christof IZZZ zu bauen an. Er ließ das, von dem Grafen Ulrich dem Höfinger erbaute Schloß bis auf die schönen Gewölbe Niederreis¬ sen, und das gegenwärtig stehende Schloß an¬ fangen. Er erlebte dessen Vollendung mG Der Herzog Ludwig ließ es erst 1570 vollenden. Es stehet an den Grenzen der Stadt gegen de« Thiergarten. Nach der Lieblingsmanier der Ab ten, alles zu befestigen, war dieß Schloß halb mit einem ausgemauerten trockenen, halb einem Wassergraben umgeben. Diese bcydea Graben sind jezt ansgefüllt. Daß es ein altes gothisches Gebäude std" müsse, giebt die Zeit, in welcher es gebaut wor¬ den ist. Seine Figur formirt ein Quadrat, das an den drey Ecken gegen Morgen, Mittag u"d Abend, drey starke, hohe und runde Thür^ hat, die in den Jahren 1572, 1573 und vom Herzoge Ludwig erbaut worden sind. 3^ neu hat es drey Galerien übereinander, die Jahr 1775 erneuert wurden. Die Haupttreppe ist von gufrechtstehendeA Backsteinen, ohne SE Stuttgart. i8y fen, und breit, daß man bequem hinauf reiten kann. Die Zimmer des Schlosses sind schöner, als es das äussere verspricht, und kostbar möblirt. Es sind zwo Kirchen darinn, die evangelische Hofkirche, und die katholische. Die evangelische ist vom Herzoge Christoph gebaut, und den 11 Dezember 1562 eingeweihet worden. Sie ist wie das ganze Schloß massiv gebaut, und von gutem Aussehen. Sie liegt in dem südwestlichen Bau. An ihr stehen zween Prediger, der Hofprediger, und ein Kaplan. Die katholische Kirche war vor dem Jahr 1775 in einem der Rondeelen am Rit¬ tersaal. In diesem Jahr aber kam sie auf die nordwestliche Seite, und wurde besser, als vor¬ her gebaut. An ihr stehen 6 Hofprediger, von welchen einer in Ludwigsburg ist. 1775 bat das ganze Schloß viele Verbesserungen erhalten. In dem obern Theile des südwestlichen Baues ist das Frauenzimmer - Erziehungsinstitut. Es hat mit der Karlöhohenschule — fast zu glei¬ cher Zeit — seinen Anfang genommen. Die Frauenzimmer, die hier gebildet werden, werden in der Religion, Moral, Geschichte, Erdbeschrei¬ bung, Arithmetik, Zeichnen, Musik, Tanzen, in der teutschen, französischen, italianischen Spra¬ che und in der Oekvnomie unterrichtet. Ein Theil derselben ist von Adel, und andere Mäd¬ chen von Stande. Diese sind weiß gekleidet. Die andern sind dem Theater gewiedmet, und gehen lyo Stuttgart. gehen braun. 1775 kam dieses Institut von d« Svlitüde, mit der Akademie hieher. Das Schloß stehet von allen Seiten ftey, und hat durch die Ausfüllung deS breiten Gra¬ bens, durch die Abbrechung der Reutschule, deS 1757 abgebrannten Neuenbaues, und der, gegen Südwesten gestandenen, häßlichen Werkstäne der Sbhne des Vulkans ein viel freyeres und besseres Aussehen erhalten. Nahe am Schlosse stehet: Das Ranzleygebäude, welches der Her« zog Christof 1ZZ2 zu bauen anfangen ließ. ES ist ganz von Stein. Hier versammeln sich die herzoglichen Kollegien. 1683 ist ein Theil dieser Kanzley, mit vielen Schriften, vom Feuer ver¬ zehrt worden. Der Gang, durch welchen es rnil dem alten Residenzschlosse zusammen gehangen, ist 1783 abgebrochen, der Graben bis an die Brücke ausgefüllt, und dadurch eine Kommunika¬ tion zwischen der Stadt und der neuen Pla<^ eröfnet worden. An der Kanzley stehet Der Prinzenbau, welchen schönen Pa¬ last der Herzog Eberhard Ludwig, von Stein er¬ bauen ließ. Er enthielte einige Zeit die kammer, auch hatte die Akademie der Künste hi" ihre Sitzungen gehalten. Zwischen diesen 3 Gebäuden ist ein ziemlich großer, viereckiger Platz, der von dem SclE den Namen Schloßplatz führet. Der Herzog Christof ließ ihn anlegen, und 1562 pflastert An der vierten Seite dieses Platzes stehet Alt Stuttgart. ryi Die Stiftskirche, die erste Hauptkirche der Stadt, und das Erbbegräbniß der herzoglichen Familie. Von aussen und innen, ist ihre Bau¬ art ächt gothisch, aber sie ist sehr solide, von lau¬ ter großen Quadern. Ihre Größe ist ansehnlich; sie hat wohl für 6000 Menschen Platz. DaS einfache, und die durchgehends weiße Farbe ma¬ chen das gothische dreyfache Gewölbe, und die Ungeheuern Säulen noch erträglich. Diese Säu¬ lenreihen und die nahestehenden Häuser, beneh¬ men viel Licht, dem ohnehin durch die alten Fen¬ ster der völlige Eingang verwehrt ist. Der Kor ist mit vielen Statuen nnd Epitaphien besetzt. Diese Kirche hieß die heilige Kreuzkirche. Als das Stift von Beutelspach bieher verlegt wor¬ den, so erhielte sie den Namen Stiftskirche. Das Stiftungsjahr und der Stifter sind unbe¬ kannt. Der Graf Ulrich mit dem Daumen, be¬ schenkte es 1260 reichlich. Zur Belohnung nann¬ ten sie ihn dann den Stifter. DaS Stift hatte sechs Korherrn und sechs Vi¬ kare. Der Vorgesetzte war ein Probst, 1309 wur¬ den die Korherrn verjagt , und ^>er Flecken Beu¬ telspach mit den Gebäuden des Stifts zerstört. Dieß bewog den Grafen Eberhard, mit Einwilli¬ gung des Pabstes, 1321 das Stift nach Stutt¬ gart, als einem festen Orte, zu versetzen. Nach seiner Verordnung sollte das Stift in Zukunft zwölf Korherrn und zwölf Vikare haben. Zum Andenken dieser Wanderung stehen noch im Kor ' die iy2 Stuttgart. die Worte: ULLLXXI. in öie so^st Luptistg« iupervenerunt Lanonici 6e lieutelsipuclt VIII. Lui. InI. Die alte hölzerne Kirche wurde dem Stifte mit allen ihren Gerechtigkeiten geschenkt. Diese hölzerne Kirche wollten sie gerne in eine steiner¬ ne verwandeln, wenn sie nur Geld gehabt hat¬ ten. Die Zerstörung ihres Stiftes hatte sie i» Armuth gebracht, daß sie die Baukosten zur W che und der andern nöthigen Stiftsgebäude, ohne Bcysteuer, nicht bestreiten konnten. Zwar mu߬ ten die, welche das Stift und ihre Güter zu Beu- telspach beschädigt hatten, dem Stifte ansehnliche Summen bezahlen, wovon sie die Kirche, den noch stehenden kleinen Thurm, und andere Ge¬ bäude bauten, aber das Daseyn der Kirche wahre¬ re nicht lange. 1419 fiel das Korgewölbe ein, und zerschlug Wapen, Jnnschriften und Ge¬ niale der Grafen von Wirtembcrg. Deßwegen bauten sie nochmals. Sie fiengen den H)lan s" groß und kostbar an, daß alle dazu ertheilte Ga¬ ben nicht hinreichten. Der Bischof zu KoM mußte deßwegen 1432 die Erlaubniß ertheilc"' in den Orten des Bisthums Steuern sammeln Z" dürfen. Die alte Kirche wurde eingerissen, denen den Bau hindernden Häusern, und neue Kirche 1436 angefangen. 1463 sammelte" sie wieder Steuern. Der Pabst ertheilte i» die¬ sem Jahre und 1489 allen denenjenigen Ab^/ welche diesen Bau würden befördern helfen. Zahl 1495 die über einem hohen Fenster Stuttgart. Abend stehet, lasset vermuthen, daß in diesem Jahr die Korherrn des Stifts, ihren Bau fast vollendet hatten. Der alre Thurm blieb stehen, und wurde 1488 erneuert. Die darinn Hangen¬ de kleinere Glocke, soll schon 128Z gegossen wor¬ den seyn. Der größere Thurm ist 1492 ange- sangen worden, und so, wie er jetzt da stehet, iZZr ansgcoaut. Er ist sehr massiv, zwar im gothischen doch sehr erträglichen Geschmack, ein¬ fach, und nicht, wie viele andere Thürme, der gvthis scheu Bauart, so sehr mir geschmacklosen Zierra¬ th en überladen. Sein Fundament ist sehr kühn gebaut. Er stehet nur auf einer Mauer und zwo Säulen. Drcy steinerne Umgänge führen in verschiedenen Höhen um ihn herum. Die Refor¬ mation, und die dadurch bewirkte mindere Frey- gebigkcit der Steurenden, und die größere Armuch des Landes, das durch den Krieg erschöpft war, hinderte auch diesen Bau, denn er scheint nicht vollendet zu seyn. Das kleine küpferne Dach hat mit der Höhe des Thurms nicht das mindeste Berhaltttiß, und scheint nur ein Werk der Eilfer¬ tigkeit zu seyn. Die große Glocke dieses ThurmS ist IZ20 gegossen. Ihr Gewicht ist 12Z Aent- uer. Zn den Jahren (1ZZ2) 1567 1609, 1691 und 1752, welche Zahlen bey den Uhrtafcln stehen, ist der Thurm erneuert worden. In diesem letzter» Jahre hat das innere der Kirche eine verschönerte Gestalt erhalten. Das EcKbegrabniß des Hauses Wirtemberg, en.halt diese zzncher Es kam mit dem Stifte N von Stuttgart. von Bentelspach hieher. Der Graf Eberhard ließ die Trümmer der zerstörten und zerstreuten gräfli¬ chen Begräbnisse sammeln, und hieher bringen, Nach dem Tode des Herzogs Friedrich 1608, ist das noch stehende neue Crbbegräbniß der her¬ zoglichen Familie gebaut worden. Es ist 36 Fuß lang, 25^ Fuß breit und in der Mitte, 10 Fuß hoch. Die steinerne Treppe hat 20 Stufen. Hi« flehet die Jahrzahl 1608 von Metall eingegoffen. Vier Leuchter von Messing dienen zur nöthigen Beleuchtung. Hier sind viele gräfliche und fürstliche Personen des Hauses Wirtemberg begraben. Die ältesten Grabmale sind Ulrichs des Stifters und seiner Gemahlin» Agnes, die 1265 gestorben, und von Beutelspach hieher gebracht worden M- Die andern regierenden Grafen, die hier liegen, sind: Eberhard der durchlauchtige, Ulrich, Eberhard der Graner, Everhard der Milde, Eberhard der jüngere und Ulrich der vielge¬ liebte. Die ersten Herzoge sind in der Stiftskir¬ che zu Tübingen beygesetzr worden. — ausge¬ nommen den Herzog Eberhard II der nach Hei' delberg kam. — In der neuen Gruft sind die Herzoge Friedrich, Johann Friedrich - Everhard III und Wilhelm Ludwig elng« senkt. Die zween letztem Herzoge ruhen zu Lud¬ wigsburg. Die Einkünfte dieses reichen Stiftes stnd liuch der Reformation auf die Erhaltung der Lir^' Prediger, Schullehrer und auf die Arme sswub in der Stadt selbst, als auch äusser ihr, ge>^ Stuttgart. zyz bet worden. An dieser Stiftskirche stehen zweeir Prediger und zween Diakone. Der erste Prediger» führt den Namen eines Stistspredigers, und ist zugleich Konsistorialrath. Alls Kinder der Stadt werden hier getauft. Nur selten wird auch bey der französischen Gemeinde getauft» Täglich wird ein Gottesdienst gehalten, und dieß ist von dec Reformatio» an, bis auf de» heutigen Tag beob¬ achtet worden. Bey der Stiftskirche ist die alte Schlo߬ hauptwache. Auf der südwestlichen Seite des alten Schlos¬ ses liegt der MarftaU. In diesem großen abec alten und unansehnlichen Gebäude ist ein Theil dec herzoglichen Pferde. Vielleicht kommt auch noch die Zeit, daß diesem Gebäude, dessen eine Seite gegen das Schloß, die andere auf einen öffentli¬ chen Platz siehet, ein besseres Aussehen geben wird. Das Herrenhaus — jezt das Biblio-- thekgebaude — war von seinem Erbauer, dem Grafe» Ulrich dem Vielgeliebten, zu einem Kauf- Hause bestimmt. Es nimmt die Mittagsseite deS Marktplatzes ein, und ist 1435 erbauet, aber in¬ dessen dem neuern Vaugeschmack näher gebracht worden. Seine von allen Seiten freye Lage sichert es für dem Feuer, welches ihm, da es ganz von Holz ist, zu einem Bibliothckgebäude höchst uorhig ist. Es hat drey Stockwerke, deren unter¬ stes zu KaufmanttSbuLcn eingerichtet ist, die zur Zeit der Messe gebraucht werden. Vor dem Jahr R L 1776, IYÜ Stuttgart. 1776, ehe Karl es zu einem edlern Endzwecke bestimmte, gebrauchte» cs Fischer, Klempner und Kornbauern. Anstatt deren, waren Galaiiterie- händler, Spiegel, Porzelan und Silberbude» da, die zu beyden Seiten stunden. Der mitten durch¬ laufende Gang war mit Kronleuchtern behangen. In den vier Ecken waren Kassinen, in welchen Erfrischungen zu haben waren. Hier, und in den daran stossenden, in der Figur eines halben Mondes angelegten breiten Gangen, die oben nut Leinwand bedeckt sind, war alle Jahre im Mai, eine vierzehn Tage lang wahrende Messe, auf venetianische Art gehalten, die von Fremden häufig besucht wurde. Im Marz 1787, ist »im aber auch das untere Stockwerk zur Bibliothek eingerichtet worden. Äusser dieser Messe stud noch zween Jahrmärkte hier, deren jeder eine Woche dauert. In dem zweyten und dritten Stockwerke iss die herzogliche öffentliche Bibliothek. Diese gründete der Herr Herzog Zxarl zu Ludwigs bürg, den 11 Februar 1765. Ihr Anfang wat frcylich gering. Als aber der Hof nach Stutt¬ gart verlegt worden, diese Bibliothek auch dahi" kam, und mit ihr die Bibliotheken der Regie¬ rung und des Konsistoriums vereinigt werde» find, und sie indessen ansehnlichen Zuwachs er¬ halten hatte, so wurde sie ganz beträchtlich' Jezr ist sie in allem Betracht eine der ansehn- lichgeu Leutschlands, und wenn ihr Wacherhu»' mir jvlchcn Riesenschritten, wie sie seit einige» Stuttgart. iy7 Jahren machte, fortgehet, so muß sie bald die an¬ sehnlichste und beträchtlichste werden. Schon bat sie 120,002 Bande, und vielleicht drüber. Den 12 Februar 1777 ist sie zu Stuttgart eröfnet, und die Mittwoche und der Samstag Nachmittag, zu öffentlichen Lesetagen bestimmt worden. Ikre Ordnung, — wenn die neugekauften Bücher vol¬ lends werden gestellt seyn — muß sehr gut wer¬ den. Jedes Fach hat seine besondere Zimmer oder kleine Sale, die alle in einander laufen. Die Manuskripte, Kupferstiche und Zeichnungen, auch die Bücher des Lesezimmers sind mit Gittern verschlossen. Da das Augenmerk des Herzogs vorzüglich auf die Gelehrsamkeit gerichtet ist, so ist er auch auf die beständige Vermehrung dieser Bibliothek bedacht. tzr bereicherte sie vorzüglich durch die HolzscHuhcrscfte Sammlung von De¬ duktionen, und die in Dännemark gekaufte ansehn¬ liche LorklstHe Bibelsammlung. Den grdsten Zuwachs erhielte sie durch die, den 10 Inn. 178Z gekaufte sehr ansehnliche, Bibliothek des Geheimenraths und Konsistorialdirektors Fpom- manns« die aus mehr als 2Z,ooo Bänden be» sianden. Der Geheimerath Frommann, dieser verehrungswürdige und gelehrte Mann hatte wäh¬ rend seines mehr als fünfzigjährige» Amtes, die¬ se schbne Sammlung von Büchern, besonders auch Wapen, sehr raren Handschriften, Kupfer- stichen, Malereyen, Holzschnitten von guten Mei¬ stern, einem Albrecht Dnrer und andere, alten Büchern, vom Anfänge des Drucks, seltenen und i» großen Bibliotheken oft vergebens gesuchten N 3 Schrift ry8 Stuttgart. Schriften, auch einen reichen Vorrath von vater- ländschen Werken, mühsam zusammen gebracht In diesem Jahr überließ er sie an den durchlauch¬ tigsten Herzog Karl, dessen Milde auch mm die¬ se vortrefliche Bibliothek gemeinnüzig gemacht hat Im Jahr 1786 erkaufte der Herzog die panzersche Bibelsammlung in Nürnberg; und die militärsche Bibliothek des Generalmajors m T^ikolai, die auch einige tausend Plans m Festungen, Lagern, Schlachtordnungen enthielte. Die Aufsicht über die Bibliothek haben tia erster Bibliothekar, der Hofrath Vischer l ein Oberbibliorhekar und zween Libliochekatt. Nahe am Bibliothekgebäude stehet da§ Barhhaus, das von 1460 bis 1468 erbau' worden ist. Vielleicht mag es in den ersten Zeiten seiner Erbauung schön gewesen seyn. Aber h«"' zu Lage macht es als das Rathhaus der erst«" Residenz Wirtembergs, eine elende Figur. Ma"' «he Landstadt hat ein besseres. Die Rathhä»^ der Städte Göppingen, Schorndorf, Brakenheini sind Paläste dagegen. In dem untersten The^ ist ein Waarenniederlage. Bep dem RalhlM' ist die Bürgerhauptwache. Der Marktplatz ist ziemlich regulär. ihn umgebenden Häuser sind hoch, meist st^ schmal und von alter Bauart. Hier findet wn" inan noch Gebäude von der abgeschmacktesten Z"' ihischen Bauart mit hohen Erkern und Thurms"' Ai- Stuttgart. iyy Die evangelische französische Rirche ist in dem, dem Kloster Bebenhansen gehörigen Ho¬ fe. Sie hat ein kleines Thürmchen ohne Glo¬ cken. An ihr stehet ein Prediger, der zugleich Lehrer der französischen Sprache am Gymnasi¬ um ist. Die Münze ist ein altes Gebäude, deren Maschinen von Menschen muffen getrieben wer¬ den. Die Reichevsrskadt «mgiebt die Stadt von der westlichen und nördlichen Seite. Sie macht den grösten und schönsten Tbeil Stuttgarts ans. Diese schöne, ganz regelmäßige, im heu¬ tigen Geschmack gebaute Vorstadt, ist schon iiir iZten Jahrhunderte unter dem Grafen Ulrich dem Vielgeliebten angelegt worden. Sie enthalt auf Poo Hauser und 2z Straßen. Diese sind Zoo bis 600 Schritte lang, verhälrnißmaßig breit, und nach der Schnur gebaut. Sie durchkreuzen sich in rechten Winkeln, so daß man an jeder Ecke in vier Straßen siehet. Der gröste Theil der Gebäude ist neu und ansehnlich. Der schönen Hausex werden immer mehr. Weil noch nicht der gan¬ ze Plan dieser Vorstadt angebaut ist, so ist nock- viel Platz zu neuen Hausern, Ihre Anzahl nimmt auch beständig zu, besonders auf dem so¬ genannten Bollwerke, wy noch viele Garten und leere Platze sind. Auch ist noch ein Kirchhof in dieser Vorstadt. Wenn dieser gleich bey der Anlage mit im Plan war, so war es zu einer Seit, wo sie noch wenig angebaut gewesen» Jir N. 4 den 2OO Stuttgart. Len Plan unserer Zeil aber gehört er nickt mehr. Es wurde deswegen 1783 beschlossen, niemand inehr in die Stadt zu begraben. Die schönste Straße in dieser Vorstadt iß der sogenannte Graben. Diese schöne, gerade, breite und lange Straße, durchschneidet die Stad fast in der Milte. Sie ist mit einigen herr¬ schaftlichen Palästen, der schönen Hauptwache und guten Privathausern besetzt. Zur Zeit der Abenddämmerung ist der Graben ein Sammel¬ platz des Pöbels. In dieser Vorstadt sind fol¬ gende merkwürdige Gebäude. Das ehmalige, von dem Grafen Ulrich F471 gestiftete Predigerkloster, das 1473 nüt Dominikanern aus Nürnberg besetzt worden, iß ein weitläufiges Gebäude mit einer Kirche. blieb nicht lang ein Kloster. Der Herzog Ulrich wußte es besser anzuwenden, er schenkte es, «ach der Reformation, 1536 der Stadt zu ei- rrem Spital. Diese Bestimmung hat es noch. Der Kreuzgang dieses Klosters dienet Z»M Degräbniß ansehnlicher Familien. Viele, und theils schön gearbeitete Grabmale stehen hier. Einige sind noch aus dem izten Jahrhunderte. Hier ist die zwvte Hauptkirche der Stadt, die ^Aospiralkirche. Sie ist von ansehnlicher Grö- fe, aber alt. Der Thurm ist von neuerer Bau¬ art. An ihr stehet der Spezialsuperintendeut der Stadt, und ein Diakon. Der vor der Kirche liegende schöne regelmäßige Platz, war ein Airch- Stuttgart. 2oi Hof, den erst der Herzog Rarl pflastern las¬ sen. Das Gymnasium illustre ist 1695 un¬ ter der vormundschaftlichen Regierung des Her¬ zogs Friedrich Raris gefristet worden. Der Grundstein des Gebäudes ist den 27 März 1685, mit vielen Feyerlichkeiten, gelegt worden. Eine eigene Beschreibung davon erschien im Druck, und gvldne und silberne Münzen sollten die Fey- er dieses Tages unvergeßlich machen. Nach der Vollendung des Gebäudes, sind die Professoren und Lehrer den 11 Sept. 1686 beeidigt worden. Den folgenden Tag wurde das Gymnasium mit einem Programm eröfnet. Und den iz Sept. 1786 feycrte es sein Jubiläum. Es ist in sieben Klassen eingetheilt. Die fünf untern heißen das untere Gymnasium. Die erste Klaffe hat also wieder drey besondere Klas¬ sen. An diesen sieben untern Klaffen stehen, sieben Lehrer. An den zwo vbcrn, die das obere Gymnasium heißen, stehen ein Rektor, der zugleich Padagogarche ist, und — mit dem Professor der französischen Sprache — sieben Professoren. In dem obern Gymnasium werden äusser der lateinischen, griechischen, hebräischen, französischen und italiänischen Sprache, die Theo¬ logie, Beredsamkeit, Dichtkunst, Geschichte, Erd¬ beschreibung, Moral, Physik, Metaphysik, Ma¬ thematik , Vernunfclehre und Alterthümer gelehrt. Die Anzahl der Schüler ist immer 400. Der vormalige Rektor Volz, hat in denen Land- N Z schule» 202 Stuttgart. schulen und dem Gymnasium, viele grammatisch« Pedanterei verjagt. Die Lehrergeschichte, del Gymnasiums, wozu Ekkard aufgefordert, Hal Haug geschrieben. Das Gebäude des Gynv nasiums ist sehr massiv, im alten, teutscher, doch noch erträglichen Stil gebaut. Auf dn vordem Seite ist eine kleine Sternwarte, di« zwar einige Instrumente, aber einen sehr cing« schrankten Horizont hat. Im untern Stockm ke sind die zwote, dritte, vierte und fünfte Lias sen. In dem zweyten ist die Wohnung des Rektors. In dem dritten ist die sechste u«ü siebente Klasse, und ein schbner Saal, der z» Feyerlichkeiten, öffentlichen Reden, und den P>ii- fungen gebraucht wird, die sowohl mit den lern des Gymnasiums, als auch denen, de«" geistlichen Stande gewidmeten Schülern v«" Lande jährlich vorgenommen werden. 1786 Hat der herzogliche Kirchenrath d«t vortrefliche Sammlung von mathematischen physischen Instrumenten des Professor für das Gymnasium um 2020 Gulden geka»ch und in einem eigens dazu erbauten schönen nebst der kleinen Bibliothek, und einem Kabini' meistens vaterländischer Naturalien aufstellc» iE sen. Die zur ersten Klasse gehörigen drey »ot^ abgetheilten Klaffen, sind in dem alken M"' überliegenden Gebäude, wo das vormalige gogium gewesen. Dieses hatte der Herzog Ui>^ Stuttgart. 2OZ 1335 zu fünf Klassen gestiftet. Der Herzog Christof vermehrte es mit der sechsten Klaffe. Das Portal des Gymnasiums hat folgende Aufschrift: (X ff. k. 8. Dei triunüi8 rmspicüs 8erLnus. Gürtend. kriuLSp8 Da- rolur Mminikr. Out. Fomins dono (V Omi- ns 8ereniist. krinc. pupilli Lfie^Lsr'iÄ D»fio-vr- cr terr. IrNrsäi8 illuliru fiou piotat. et liloo- ral. urt. G^mnulium Zlorise Dmu. filnuu- ment. ^Imse Vv ürt. ornum. eccl. et reix. jeminariurn Aonä. proleeniurn ineremenro ^uvent. litsrar. xatriZe suxta et extrsn. Iiono in nniverium pudlico. prim3rn s ssteiern extridsn8. k. DD. VI. Xal. ^r. 8i NDODXXXV. Die Garnisonkirche ist 1776 erbaut worden- wie die untere Kaserne mit der Kirche 177Z zur Militärakademie eingeriä)tet wurden. Sie hat ih¬ ren eigenen Prediger, der zugleich das Dorf Hes¬ lach als eine Pfarre verstehet. Ueber dem Haupt¬ eingang der Kirche stehet die Aufschrift: XeliZio Daroli militi reliZiosto ff. ff. MLdXXVI. Bey dieser Kirche ist das weitläufige Gebäude des Bauhofes- wo ein Theil der herzoglichen Wa¬ gen und Pferde ist. Die Landschaftgebäude, wo die Land« stände ihre Sitzungen halten, auch zum Theil wohnen, sind eine Anzahl schöner und wohlgebau¬ ter Häuser, die ein Quadrat der reichen Vorstadt ausmachen; ein einziges Eckgebäude ausgenom¬ men- 204 Stuttgart. men. Das Hauptgebäude ist von Stein, und fresko bemalt. Ueber dem schönen Portal ist das wirtembergsche Wapen, mit den Hirschen, als Schildhaltern des landschaftlichen Wapens gemalt. In dem großen, schönen Saale werden die Land¬ tage gehalten. Die Landschaft hat auch eine kleine Bibliothek. Das Landhaus, auf dem Bollwerke, iß 1493 von der Stadt, zu einem Zeughause, er¬ baut worden. In den neuern Zeiten ist cs ganz ansehnlich gemacht worden, so daß es jezt eines der schönsten Gebäude der Stadt ist. In dem untern Stock haben die Reformirten ihren Got¬ tesdienst, deren Prediger zu Kannstatt wohnet. Das Fürstenhaus ist ein großer, schöner herzoglicher Palast, in der Ludwigsburger Straße, Er ist dem Baron Röder für Zo,ooo Gulden abgekauft worden. Er dienet öfters hohen an¬ kommenden Fremden zur Wohnung, und ist daher mit schönen Zimmern versehen, die vortreflich mö- blirt sind. Er enthält auch einen schönen mit Platfonds. Auch sind hier die Kammern, wo die Kleidungen der Hofdienerschaft aufbewahret werden. Bey dem Fürstenhanse ist der herzogliche boranisct)e (Farren, dessen Anlage zwar schön, aber noch nicht vollendet ist. Der für die gelehrte Welt und für seine Freunde, viel zu früh gestorbene Professor Aostlm, hat sich um die Anlage m>d Stuttgart. 205 Aufnahme dieses Botanischen Gartens sehr ver¬ dient gemacht. Hier ist auch ein kleines Lese¬ zimmer, für den Lehrer der Botanik, der hier Unterricht in dieser Wissenschaft, den, der Arzs neygelchrtheit gewiedmeten, Zöglingen der Karls- hohenschule, ertheilt. In eben dieser Straße ist das ehmalige Jägerhaus. Dieses lange, ansehnliche und massive Gebäude ließen der Herr Herzog Narl, vor wenigen Jahren aussen und innen verschö¬ nern, sehr schön möbliren und zur Aufnahme der Fremden einrichten. Der Frau Herzogin«, Palast, auf dem Graben, ist massiv und schön. Das innere, die Zimmer, Möbel, Gemälde sind kostbar und prach- tig» Der sogenannte Stock, auf dem Graben, wurde 1560 von dem Herzoge Christof für seinen Erbprinzen zu bauen angefangen. Er brachte den Ban aber nicht zu Stande. Der Herzog Ludwig ließ dieses, nun schöne, Gebäude erst vollenden. Deßwegen wurden an die Ecke gegen Mittag die Worte gesetzt: , guem Ecii6oums8 rsku- darum, ssuJus chh auzulari«. Unter den drey schönen großen Kasernen, die in dieser Vorstadt sind, ist die Gardckaserne die schönste. Dieses große, schöne Gebäude, hat ein schönes Portal, und eine Fronte, gegen den Graben, von 47 Fenstern. Die Eßlinger Vorstadt umgiebt die Stadt von der entgegen gesetzten, von der südli¬ chen 2vü Stuttgart. chen und südöstlichen Seite. In dem rZten Jahrhunderte wurde sie angelegt und 1448 mit einem Graben und Mauer umgeben. Der Plan ihrer Anlage ist nicht ganz regelmäßig. Sie hat zwo große und 26 kleinere Straßen. Diese Vor¬ stadt ist sehr stark, meist von Handwerkern und Weingartnern, bewohnt, und ungemein volkreich. Hier ist Die St. Leonhardskirche, die dritte Hauptkirche der Stadt. Der Graf Ulrich ließ sie 1475 zu bauen anfangen. Er erlebte aber die Vollendung nichr. An ihr sieben zween Pre¬ diger, der Stadtpfarrer und ein Diakon. ll« diese Kirche her, ist noch ein großer Begräbmß- platz. Die 1783 gemachte Verordnung, niemand mehr in die Stadt zu begraben, wird be» diete« Kirchhofe noch nicht beobachtet. Die Kirche selbst ist massiv, mit einem steinernen Gewölbe, aber unansehnlich und finster. Das Waisenhaus ist 1710 von dem Her¬ zoge Eberhard Ludwig gestiftet worden. ist dabey auch ein Zuchthaus. Der Waisenkinds die hier verpflegt werden, sind immer 180- bey- derley Geschlechts, 122 Knaben und 60 Mädche"' Das Hans hat seine Kirche, Schule, Prediger, Beamten, Schullehrer, uns andere Offiziant"' die in dem Hause wohnen. Die Kinder werde" bis ins i4te Jahr ernährt, gekleidet und rm^ richtet. Wenn dir Knaben nach dieser Zeit e« Handwerk lernen wollen, so giebt das Haus d« Unkosten dazu her, und die Meister, welche s Stuttgart. L<>7 in die Lehre nehmen, haben gewisse Vortheile zu ge¬ niessen. Die Anzahl der in die Lehre gegebenen Jungen beträgt 60 bis 70, Die Kleidung der Waisenkinder ist hirschbraun, mit gelbem Unter¬ futter und Aufschlagen. Ihre Arbeit ist äusser den Stunden des Unterrichts, Baumwolle zopfen und spinnen. Durch freywillige Schenkungen und Vermächtnisse, durch die, in allen Kirchen des Hcrzogthums veranstaltete, monatliche Opfer und andern Gefälle, besonders durch die ansehn¬ lichen Schenkungen, die des Herzogs Aarls Durchlaucht, dieser Anstalt schon gemacht haben, ist der Fond dieses Waisenhauses sehr ansehnlich worden. Das Gebäude ist ein ungleichseitiges Vier¬ eck von Stein gebaut, in dessen mitternächt¬ lichen Theile die Kirche ist. 1782 ist das Ge¬ bäude ansehnlich verschönert worden. Und noch hat es eine Erweiterung und Verbesserung zu er¬ warten. Äusser den Mauern der Eßlingervorstadk ist ein Lazareth, wo Kranke, Rasende und Tolle versorgt werde». 1560 ist es errichtet und das steinerne Haus 1572 gebaut worden. Bey dem¬ selben ist ein Kirchhof und ein abgesonderter Platz, wo die Missethäter begraben werden» Die Gegend des ehmaligen ThiergürrMS schließt sich auf der einen Seite, an die Reiche¬ vorstadt, auf der andern an die Eßlingervorstadt an, und umgicbl die Stadt von der nordöstlichen Seite. Der Herzog Christof legte hier einen Thier- 2O8 Stuttgart. Thiergarten an. Bey der Gründung des nem Rcsidenzschloffes, wurden die darinn stehende« Bäume umgehauen, und nach dieser Zeit einige neue herrschaftliche Gebäude dahin gesetzt. Hier sind die merkwürdigsten Gebäude der Statt. Das sehr schöne, aber noch nicht vollendeie Neue Resrdeitzschloß, ist von dem Herrn Her¬ zoge Aarl 1746 angefange»worden. Den drit¬ ten September dieses Jahrs ist der Grundstein, Mit vielen Feyerlichkeiten verbunden, gelegt wor¬ den. Die Lage des Schlosses ist angenehm. Nordöstlich hat es eine schöne Aussicht in das Thal gegen Kannstatt. Auf der andern Seite ist sie durch die nahen Berge eingeschränkt. Es ist ganz massiv, aus aschgrauen Sandsteinen, von dw besten Architektur, erbaut. Es bestehet gegen¬ wärtig — denn nach dem Plan iss das Gebaute noch weit nicht fertig — aus dem Korps de logis und zween Flügeln, dessen schon vollendeter rech¬ ter *762, bis in die Mitte des Hauptgebäudes abgebrannt ist. Das Dach ist mit dunkelblaueU Schiefern bedeckt, und mit Statuen besetzt. Aus dem Mittelpunkte stehet eine Kuppel, und auftbe ein großer vergoldeter Fürstenhuk. Die Zimmsk sind sehr schön. Der Marmorsaal verdient Auf¬ merksamkeit und Bewunderung, und würde ste auch selbst in Italien finden. Seit 1780 'st dieses neue Schloß die Residenz des Herzogs 1782 wurde der linke Flügel ganz auSgebaUt? und wahrhaftig prächtig möblirt. Dis <» Fronte des Schlosses stehenden Häuser sind abge¬ brochen Stuttgart. 2vtz brochen, der Platz planirt, und mit Baumen be¬ setzt worden. 1783 wurde der, 1762 durchs Feuer verwüstete, Theil des Hauptgebäudes wie¬ der hergestellt. Seit dieser Zeit wird an der Wie¬ dererbauung des Flügels gearbeitet, so daß i» we¬ nigen Jahren der ganze Flügel wieder hergestellt seyn wird. I« dem Schloßhofe ist der Parade- platz. Der südwestlich gelegene große Platz ist seit eini¬ gen Jahren eben gemacht, und mit Aileen bepstanzt worden. Er wird der Aaelsplatz genannt. Da er von allen Seiten mit schönen Palästen um¬ geben ist, so ist es jezt der grdste uns schönste Platz der Stadt, der als ein angenehmer Spazier¬ gang sehr fleißig besucht wird. Besonders über¬ raschend ist dieser schöne Platz, wenn mau auS dem enge», korkigen übelriechenden Gaßgen der alten Stadt herauskömmt, und diese schöne An¬ lage schnell vor Augen stehet. War es nicht Schuldigkeit der Stadt Stuttgart, A^rls, des Stifters dieses Platzes, des Verschönerers der Stadt, tZr^tue auf die Mitte dieses Platzes, wo eine von jedem fühlbare, Leere ist, aufzu- stellen? An dem neuen Residenzschlosse, dem rechte» Flügel gegenüber liegt Das Opernhaus, oder das große The¬ ater. Dieser vormals auch äusserlich >chdne Pa¬ last, ist vpm Herzoge Ludwig, durch den vorrrefs lichen Baumeister ^uiuich Schit^rd in den S Jahres Zis Stuttgart. Jahren iZ8o bis 159z erbauet worden. Es Es wurde als ein LusthauS in dem neuangelegten Thiergarten gesetzt. Dieser schöne künstliche Bau, dessen äußere Schönheiten meist in Ruinen liegen, soll, — wenn man den Schriftstellern glauben darf — 300,220 Gulden gekostet haben. Eine für diese Zeit ungeheure Summe! Denn das ganze Herzvgrhum wurde in diesem Jahrhunderte sie 220,200 Gulden verkauft. Das Gebäude — wie Heinrich Schikard es baute, war 270 Fuß lang, und 120 Fuß breit. Zween große Sale, zu Feyerlichkeiten be¬ stimmt, waren darum. Um jeden dieser Sale Lehet ein Gang. Der unterste ist schön gewölbt und gleicht den Kreuzgängen der alten Klöster. Wo die Rippengewdlbe anfangen sich ausznbreiten, ist allezeit ein römscher Kaiser. Von den schönen Treppen, deren Sattler gedenkt, sind nur noch wenige Üeberbleibsel zu sehen. Sie sind gE mit hölzernen überdeckt. Als dieses Gebäude wegen seines schönen, großen ober» Saals zu en uem Opernhause eingerichtet wurde, so bekam es von allen Seiten Zusätze von hölzernen Gebäuden, die das Hauptgebäude dem Auge des Zuschauers so entziehen, daß nur noch das hochherfürragenöe Dach sichtbar ist. Der schöne, obere Saal ist an sich 201 Mß tief 71 breit und Zi hoch. Seine Decke ist hängt ohne Säule, und schön bemalt. Durch die Durchbrechung der Mauer und des hinten a"- Stuttgart» sr« gefügten Gebäudes ist die Tiefe des Saals mn ein ansehnliches vermehrt worden. Das da errichtete Operntheater ist also ek« nes der grösten, da es dem zu Parma, das für das allergrdste gehalten wird, und 264 Fuß Tiefe hat, wenig nachgiebt. Es hat wohl vortheilhaste Treppen und Zugänge, durch welche auch Pferde auf das Theater gebracht werden können. Die Maschinen sind sehr gut, und die Dekorativne» vortreflich gemalt. Besonders sind zwo von einer ausnehmende« Schönheit, die große Summe koste» ten. Diese sind der Isisrempel und der Son» nentempel. Die Erleuchtung des Theaters und der Vorbühne ist stark. Die Kleider der AkteurS sind nicht nur gut gewählt, ins Auge fallend und schön, sondern oft wirklich kostbar. Das Amfirhearer bestehet aus fünf über- einandergebauten Galerien. Die gehört noch zunr Parterre; die zwote gehört dem Hofe; die dritte der Kanzley; die vierte gegenwärtig den Zöglinge» der Karlöhohenschule; die fünfte ist dem Pdbek überlassen. Die Loge des Herzogs ist in dem Mit« telpunkte, und mit Schnizwerke und Vergoldung gezieret. Die ganze Vorbühne ist weiß, mit gvldnen Stäben und Verzierungen. Diese Gale¬ rien und das Parterre können wohl 4200 Zuschauer fassen. Die Logen würden mehr Zuschauer aufnehmen können, wenn ihre Winkel mit den» Mittelpunkte des Theaters parallell liefen, wie bep dem Schauspielhaus zu Mannheim. Oer S 2 äusserste 2i2 Stuttgart. äusserste Winkel der Loge würde eben so brauch« bar für den Zuschauer seyn, als die vorderste Rei¬ he. Im übrigen ist dieses Theater in allem Be¬ tracht sehr vorzüglich. Seit der Erbauung des kleinen Theaters, wird dieses Operntheater nur bey feyerlichen Gelegenheiten und zu großen Oper» gebraucht. Die Redomen werden auch in diesem Saa¬ le gehalten, und dann wird das Parterre, dem Theater gleich, erhöhet. Das Aomödlenhüus, oder das kleine Thearer, ist 1779 durch den Architekt Fischer erbaut worden. Es ist weder an Größe noch Schönheit mit dem großen Theater zu vergleichen« Doch einen Vorzug hat es: dem Tageslicht und -er freyen Luft kann bis zum Anfang der Schau- spiele, der Eingang gestartet werden. Das äus¬ serliche ist in einem guten Geschmacke gebaut' Das Haus stehet von allen Seiten frcy, naht beym auffern rechten Füget des Akademiegebäudes. Die Vorderseite hat zween Eingänge, einen, der der Erde gleich ist, und einen über diesem, welchem eine doppelte Treppe führet. Vier frey- flehenden hohe Säulen tragen den Fronton, unter welchem der Haupteingang ist. Das Amfithealer hat brey Galerien. Nur einige kleine Plätze siud in Logen eingetheilt. Die Dekorationen sind zum Theu recht gut. Sie gränzen aber weit nicht an M -es großen Theaters, wo ein Sc-M seine Mei¬ sterhand bewundern lasset. Die Stuttgart. srž Die Erleuchtung der Vorbühne ist schwach. Hier werden die Narionalschauspiele gegeben. Bis aufs Jahr 1779 sind nur französische und italianische Stucke aufgeführt worden. In diesem Jahre wurden erstmals Nationalstücke gegeben, die noch gegenwärtig, zweymal in der Woche, Dienstags und Freytags fortgesetzt werden. Der Eintritt wird bezahlt. Man kann sich auf ein Jahr oder Monat abonniren, oder jedes Stück einzeln bezahlen. Der Hof erhebt das Geld und bezahlt die dabey aufgestellten Personen, wozn eine eigene Theatralkasse errichtet ist. Das The¬ ater, Orchester und die Ballers, werden von theilö ehmaligen, theils noch wirklichen Zöglingen der Karlshohenschule, und des Frauenzimmer Er? ziehungsinstituts, bedient. Das Orchester ist recht gut besetzt. Die Tonkünstler sind noch alle junge Leute, von welchen, bey mehrerer Uebung, noch mehr zu erwarten ist. Es sind Virtuosen unter ihnen. Einige komponiren auch. Aus den Händen eines sumsteeg, Dierer, Gaus, > Abeiile sind schöne Kompositionen von Opern, Singspielen, Konzerten, Arien und andere kleinen Stücken gekommen. Besonders beliebt sind die Zumsteegschen Kompositionen. Das Publikums har davon schon manches gedruckt in Händen, in der Speierschen Sammlung, und den, besonders in der Akademischen Druckerei), gedruckten Stür cken. Das Orchester stehet unter der Direktion des -Kapellmeisters Poli. Es bestehet aus 70 Perso» Ken. Au der Vokalmusik gehören 24, zu de» L 3 Violinm 214 Stuttgart. Violinen 27, zur Bratsche 4, zum Violvnschell 4, zum Konterbaß 4, zur Hoboe 4, zur Flöte Z, zum Waldhorn 4, zum Fagot 2, »nd zum Kla¬ vier Z Personen. Die Akteurs sind zum Theil gut. Da sie auf der Bühne keine andere Erfahrung, als sich selbst haben, so verdienen ihre Talente, und die gute Anwendung derselben, zu dieser Schule der Lugend, immer Bewunderung. Fremden, die in Hauptstädten Teutschlands, Frankreichs und Italiens viele und gute Theater gesehen haben, haben noch immer dieses Theater für sehr Vorzug« lich gehalten. Die besten Akteurs sind H-.ller, Oaus, Schweizer. Vom Frauenzimmer Mlle. Ballern, Mad. Gaus und poli. Die Ballers stehen unter dem Ballettmeister Aegnaud. Sie sind sowohl in Ansehung der Personen, welche sie bedienen, als der Kleider, Musik und Dekorationen schön. Die Tänzer koni- pvniren selbst Ballets. Zu den Ballets gehöre» § Solotänzer, 4 Solotänzerinnen, 12 Figura»« ten und 10 Figurantinnen. Die besten sind stl, Jobst, West, Mdm. Aosel und Mehr» Hobst. Dieses Nationaltheater hat — vielleicht vor allen anoern — den Vorzug, daß es durchgän¬ gig von jungen blühenden Leuten bedient wird, welches für das Aug eine ungemein gute Wirkest hat. Noch einen wichtigen Vorzug hat es, der aus das Her; der Zuschauer wirken muß. diest Sittenschule, wird meist von zum"" men- Stuttgart. 2 iz mengelaufenem Gesindel, Personen der verwor¬ fensten Denkungsart und Aufführung bedient, daher mancher, auch aufgeklärter Kopf sich scheuet, ins Theater zu gehen. Hier aber ist dieses Na- tivnaltheater, um so mehr eine Schule der Tugend, da die Personen, die es bedienen, ei¬ ne so gute Aufsicht und Erziehung genossen, daß diese, und ihr unter Aarls Augen selbst, gebil¬ deter Karakter, für ihre gute Aufführung Bürge ist- Die Rarlskoheschnle, Rarlsakademie« Dieses sich berühmt gemachte Erziehungsinstitut, hat einen kleinen Anfang gehabt. Es ist aber durch die Bemühungen seines Stifters, von einem Milirärwaisenhause zu einer Hohenschule emporgekommen. Die gelehrte Theologie abge¬ rechnet kann der Jüngling und der Knabe alle Wissenschaften und Aünste lernen. Beson¬ ders vortreflich und vorzüglich werden die Künste gelehrt. Es verdient also dieses Institut immer die Achtung der gelehrten Welt. Es kann dis meisten Universitäten Teutschlands auffordern, ok eine von diesen in so kurzer Zeit eine so große Summe nicht nur von brauchbaren Gelehrten und gewiß geschickt?» Künstlern, sondern auch moralisch edelgebildeten Jünglingen geliefert habe, wie dieses Institut? Erst kurz erhielt auf der ersten Universität Teutschlands, einer der Zöglinge, so wie er uw> mittelbar aus der Karlshohenschule kam, de« Preis daselbst in einer Sache, die eine» ebe« K 4 A 216 Stuttgart. so großen Apparat von Erudition als durchgedach¬ te Wissenschaft erforderte. Der Anfang dieses Instituts war 1770. Am Zten Februar dieses Jahrs wurden 14 Sol¬ datenkinder ausgesucht, welche die Gärtncrey er¬ lernen sollten, über diese hatte ein Hauptman« die Aufsicht. Den 27 April eben dieses Jahrs, find noch 17 Soldarenkinder ausgenommen wor¬ den, welche die Archirektur, Bildhauerkunst und Stukadorkunst lernen sollten. Es wurden ihnen auf dem Lustschlosse Solitude einige Gebäude cin- gegeben, und zu diesem Institut, das sich be¬ ständig vergrößerte, bequem eingericht. Den 14 Dezember 1770 sind wieder 50 arme Kinder, besonders Waisen ausgesucht und ausgenommen worden. Diß ist der eigentliche Snstungstag Les Milirarwaisenhauses, welchen Namen es an diesem Tage erhielte. Dieser Tag ist auch, bis zur Erhebung der Hohenschule, jährlich, als der Stiftungstag gefeyert worden. Den 11 Fe¬ bruar 1771 wurde es Mliirärscbe pflanzsäM le und 1772 Milirärakactt'nue genannt. W war die Anzahl der Zöglinge, durch bie Aufnahme vieler Adelichen, Offiziersöhne und an¬ derer schon Zoc> stark. Die Adelichen wurden in eine besondere Klasse, und die andern in vier Abtheilungen getheilt, deren jede 50 stark war. Die neue Akademie erhielre ein Reglement. Nun waren auch mehr Offiziere, Professoren, Lebrer rmd Aufseher nbtlssg, die angenommen wurden. Der erhabene Stifter hatte anfangs im Sinn, Stuttgart. 217 das Institut auf dem Lustschlosse zu lassen. Er ließ den 26 April 1772 mit vielen Feyerlich- keiten den Grund zu einem neuen Erziehungs- hause, auf der Solitude, legen. Es erschien auch eine Beschreibung davon im Druck, und der Grundriß des Gebäudes in Kupfer. Es kam aber nicht zu Stande. Den 18 November 1775 wurde die Akademie nach Stuttgart ver¬ legt. An diesem Tage zog sie, unter der An¬ führung ihres durchlauchtigen Stifters, in der Hauptstadt ein, und bezog das dazu prächtig eingerichtete Gebäude. Die Freude der Zöglinge über diese ihre ungemein schbne Wohnung war allgemein und groß. So blieb die Akademie, mit immer größe¬ rer Zunahme, ihrer meist fremden Zöglinge, bis auf den 22 Dezember 1781, wo "Jossf sie nicht nur als Akademie bestätigte, sondern auch ihren drey Fakultäten der juridischen, medizinschen und philosophischen, das Recht ertheilte akadem- sche Grade und Wurden austheilen zu dürfen. Die Akademie erhielte alle Privilegien einer be¬ freien Akademie. Den 11 Februar — als dem Geburtstage des Stifters— 1782 und ei¬ nige darauf folgenden Tage ist das Einweihungs¬ fest dieser neuen Hohenschule feyerlichst begangen, auch schon akademische Würden ertheilt worden. Sie erhielt einen Kanzler, Prorektor und Deka¬ ne. Die bisherigen Aufseher wurden zu Hof¬ meistern gemacht. - Die Ordnung und Reinlich¬ keit, die in diesem Institute herrscht, ist eine 218 Stuttgart. Folge von der genauen Aufsicht des erhabenen Stifters, der alle Tage Rapporte empfangt, und von der guten oder schlimmen Aufführung jedes seiner Zöglinge unterrichtet ist. Da die Liede zu den Wissenschaften die Aufmerksamkeit des Herzogs belebt, so ist leicht zu vermuthen, daß jeder Offizier und Lehrer sich bemühen werde, die Gnade und den Beyfall seines Fürsten zn erhalten. Die Oberaufsicht dieses Instituts, ist von dem ersten Anfänge an, einem Obersten Namens v. Seeger übertragen gewesen, Vier¬ zehn Offiziere, Manner von erprobten guten Sitte», find von den Regimentern hieher kom- mandirt, und haben unter dem Intendanten die Aufsicht. Zehen Sergeanten, und Leute vonZi- vilstande, find die Hofmeister, und den Abthei- lungen zugetheilt. Diese sind mit den OffiM'" die immerwährenden Sittenbeobachter der Zöglin¬ ge. Die Offiziere führen die Zöglinge zum Spei¬ sen auf, begleiten sie auf die Spaziergänge und bcy andern öffentlichen Gelegenheiten. Auch in den Schlafsälen sind Offiziere und Hofmeister'/ damit nirgends Unordnung entstehe, oder unbemerkt ble be. Diese genaue Aufsicht, die bey einem Insti¬ tut von so weitem Umfange, und bey Leuten von so verschiedenem Alter, nöthig ist, erhält die Theile des ganzen , in einer so schönen überein¬ stimmenden Ordnung, daß jeder beobachtende es fühlt und bewundert. Mit dieser Ordnung ist eine ausnehmende Reinlichkeit verbunden, bis Lis auf das geringste gehet, Der Beweis M sich Stuttgart. 2iy sich im ganzen Gebäude, Fußboden, Möbeln, Gefässen, Kleidern, Berten, -und besonders an den Zöglingen selbst. Die Ordnung, Reinlich« keit und das einnehmend Nette erstreckt sich bis auf Kleinigkeiten. Die Aünste, die in der Karlshohenschule gelehrt werden, haben schon herrliche, alles Beyfalls und Bewunderungs würdige Früchte ge¬ tragen. Wirtemberg hat nun eigene, in sei» nein Schosse gebildete, Maler, Bildhauer, Kupferstecher Tonkünstler, Architekten, Earcner. Die schöne Künste waren bisher in Wirtemberg nur durch Fremde bekannt. Die Stadt Stuttgart hat ein gutes iAationalchea- ter, und der Hof ein vollständiges C-rchester erhalten. Noch schöner werden die Künste blühen, wenn der Keim, der noch in manchem Künstler liegt, sich vollends entwickelt haben wird. Die Rünste, die gelehrt werden, sind : Die Malerkunst/ die den Direktor Guibal zum Anführer harre. Jezt hat sie den, durch ka¬ rakter und Aunst gleich liebenswürdigen Harper, zu ihrem Lehrer. Harpers Land¬ schaften sind gleich beym ersten Anblick kenn¬ bar. Seine vier Tagszeiten sind wahre Mei- sierstücke. Zwo davon sind schon in Kupfer gestochen. Heidelof malt auch nach Harpers Manier. Die 22O Stuttgart. Die Kupferstecherkunst lehrt Miller, mit noch immer wachsendem, unverkennbarem Nutzen. Die Musik, Bildhauerkunst, Scukadorkunst, Zeichnen und Modelliren, die Baukunst, Gärmerey, Reiten, Fech¬ ten, Tanzen haben alle ihre guten und theils ganz vortrefliche Meister. Die Wissenschaften theilen sich in fünf Fakultäten, in die juridische, Medizmsche, philosophische, milirärsche und ökonomi¬ sche Fakultät. Die Sprachen, in welchen Unterricht ertheilt wird, sind die teutsche, lateinsche, griechische, itaiianische, englische, und französische. Ueberhaupt stehen an diesem Institute an Professoren, und Lehrern in den Sprachen und Künsten an 80 Personen, die öffentlichen Unters richt ertheilen. Daß unter diesen. Gelehrte, würdige Manner feyen, hat die gelehrte Welt selbst schon anerkannt. Die Namen eines Ioh. Attg> Reuß, Schwab, und eines wegen Wissen« schäft, Karakters und Umgangs, verehrungöwürs digen D.Ük's sind der gelehrten Welt bekannt. Die Kleidung der Zöglinge ist eine Uniform, stahlfarb Rock und Weste, mit schwarzsammtneit Aufschlägen und Umschlägen, schwarzem Unter¬ ster, weissen Beinkleidern, weißen Knöpfe«, Achselschnur und Treffenhut. Die Adelichen, wenn Stuttgart. 22 1 sie nach Hofe gehen, und die in der Stadt woh¬ nenden Studierenden tragen Degen. Eben so ge¬ hen die Offiziere, und die Aufseher habe» auch diese Uniform. Jur Belohnung derjenigen, die sich durch gute Kennrniffe und Sitten auszeichnen, sind zween Orden, ein großer, und ein kleiner, gestif¬ tet. Der größere, ist ein Kreuz an einem Bande um den Hals, mit einem auf die Uniform gestif¬ teten Stern, in welchem das Wort I,' Lmula- tion stehet. Acht Preise muß der, wahrend eines Eramens, erhalten , der Ritter von diesem Orden werden will. Jur Erhaltung des kleinen Ordens werden vier Preise erfordert. Dieser hat die Figur eines Maltheserkreuzes, auf dem die Worte ecole Mlituire stehen, und hangt in einem gelben, roth eingefaßten Bande, im Knopfloche. Ritter des kleinen Ordens sind es gegenwärtig sechs. Diese Preise, die zur Erlangung der Or¬ den erfordert werden , sind Medallien von Silber sieben bis acht Lvth schwer. Auf der einen Seite ist das Brustbild des Herzogs; auf der andern rine sinnliche Vorstellung derjenigen Wissenschaft, in welcher der Zögling den Preis erhalt! Die Strafen der Ungehorsamen sind: öffent¬ licher Tadel — ost selbst aus dem Munde oeS Herzogs — Arrest, und jene Strafe des Tan¬ talus. Der*Ungehorsame muß bey dem Speisen von 202 Menschen gegenwärtig seyn, ohne daß er selbst etwas geniessen darf. Äusser diesen, giebc es noch andere körperliche Strafen. Die 222 Stuttgart. Die Anzahl der Zöglinge des Instituts iß über 200. Hierzu kommen noch über 60, die in der Stadt wohnen, und die Kollegien der Hohen- schule, von da aus, besuche». Sie theilen sich in zwo Hauptklassen, in die Studierenden in der Gradr «nd in die Studirenden in der Akademie. Jede dieser beyden Klassen wird wieder in drey andere getheilt, in Ritter, Adeliche und Bürger¬ liche. Die Adclichen in der Akademie theilen sich wieder in zwo, und die bürgerlichen in drey Ab- theilungen, deren jede 40 bis Zo stark ist. Die dem Theater »nd den Ballets bestimmten, sind abgesondert, und formiren wieder ein besonderes Korps. Zu den Lektionen, sind alle Zöglinge un¬ tereinander, die Adelichen, Bürgerlichen und m der Stadt noch wohnenden, in zwanzig Abthei- lungen getheilt. Einige der Zöglinge sind aus besonderer Gnade des Herzogs ausgenommen worden, und geniessen alles unentgeldlich. Die übrigen ent¬ richten ein Kostgeld, wofür sie Kost, Unterricht Wohnung und Bedienung frey haben. Die in der Stadt wohnenden zahlen die Kollegien an die Akademiekasse. Das Akademiegebaude hat Ballers auf drey Blatt im Grundriß, — auf jedem Blatt ein Stockwerk — in Kupfer gestochen. Es liegt ganz nahe hinter dem neuen Residenzschlosie, und ist das grösste Gebäude m der Stadt, und nach dem neuen Refuenzschlosse, das schönste. Stuttgart. 22Z ist über 6oo Fuß lang und bestehet aus dem Hauptgebäude und vier Flügeln, deren jeder ZI Fenster in der Länge hat. Der obere Theil der zween aussern Flügel ist von Holz, alles übrige aber von schön bearbeiteten Steinen. Mit dem neuen Residenzschloffe ist es durch einen Gang verbunden. Vor dem Jahr 1775 diente es zu einer Kaserne. In diesem Jahr aber wurde es zur Akademie eingerichtet, erweitert, und in de» folgenden Jahren ein neuer Flügel hinzugebaut. Durch diesen vierten Flügel hat das Gebäude erst Symmetrie und Regelmäßigkeit erhalten. Mit großer Mühe und vielen Unkosten ist der äussere, unebene Platz, um das Akademiegebau- de, planirt und mit Bäumen besetzt worden. Auf der nordöstlichen Seite ist ein Garten mit Bassins angelegt. Das Gebäude hat zwey Stock¬ werke. Das Dach ist nach Mansarde Manier gebaut, und der untere Theil desselben auch be¬ wohnt. Daher nimmt der Grundriß drey Stock¬ werke. Durch die Lage der vier Flügel entstehen drey Vorhöfe. In dem grösten, dem Mittlern, stehet die Bildsäule des Herzogs, auf einem ho¬ sten Fußgestelle. Auf den vier Seiten stehen die Güte, Freygebigkeit, Genie und Großmuth. Äusser diesen sind noch einige andere Sinnbilder in halb erhabener Arbeit zu sehen. Das ganze ist von Gips. In dem ersten Stockwerke des Haupt- gehardes ist ig dem Mittelpunkte der Aor-zerc-- jaal. 224 Stuttgart. saal. Hier wurden auch die jährlichen Prüfun¬ gen gehallen. Der Saal ist laug, aber nicht hoch. Die Gipsarbcir und Erleuchtung sind schön. Die Statue des Herzogs von Gips, ziert die bevden Ende des Saals. Ein ansehnliches Portal, über welchem ein Balkon ist, macht den Haupteingang aus. Dieser Konzertsaal ist jetzt der Betsaal für den öffentlichen Gottesdienst der Akademisten. Zur rechten Seite des Konzert- saals sind der Fecht - und Tanzsaal, und die Zimmer für die Anatomie. Im inner» rechten Flügel ist der Schlafsaal der vierten Abteilung gewesen. Jeder Schlaffer«! ist so breit als der Fl»' gel. Zwo Säulenreihe» rheilen ihn in drey Theile. Der mittlere macht den Gang aus, und ist mit Lampen behangen. Zu beyden Seite" stehen Zo Berten der Zöglinge, und vier, für de" Offizier und die Hofmeister, die in den Ecken des Saals stehen. Die Berre» stehen zwischen de" Säulen, und den Pfeilern der Fenster. den Säulen hangt ein Tafelchen, auf dem dec Name des Zöglings steher, dem dieser Platz 5^ hört. Ueber den Betreu stehen die Bücher, u"d in der Tiefe des Fensters ein Kästchen, das gleich start des Tisches diener, an welchem die Musensöhne studiren. Diese Apartemeuts si"d von dem Mittlern Gange durch schwarze Hölz""* Stäbe abgesondert. In jedem dieser Säle, die alle schön gegipset fino, in das mittlere, drin Hofe zu laufende Fenster vermauert, Stuttgart» srž der Platz mit dem Brustbilds des Herzogs, irr einem Oval, von Guibal gemalt, ausgefüllt. In dem äusserst rechten Flügel ist die sehe bequem eingerichtete Küche, das Winterbad und der Rangiersaal. Hier versammeln sich die Aka- demisten, vor dem speisen, stellen sich in ihre Ord¬ nung, und marschiren 2)vn hier, in vier Glie¬ dern, in den Speisesaal mit gleichen Schrit¬ ten auf» Das sehr schöne Winterbad ist rirr von gehauenen Steinen erbautes Bassin, daS drey bis vier Fuß tief Wasser hat» In de» vier Ecken stehen ungeheuer dicke eiserne Ocfen, die zugleich zur Heizung des kleinen Saals, und zur Erwärmung des Wassers dienen» Aus die¬ sen Oefen kann das warm gemachte Wasser, durch Hähne in das Bassin gelassen werden. Das kalte Wasser wird ebenfalls durch Röhre bis in das Bassin geleitet» Neben dem Saal sind Kabinete zum Umkleiden. Die Erbauung dieses Bades soll 16,000 Gulden gekoster haben. Jur linken Seite des Konzertsaals ist eine kleiner Schlafsaal für einen Theil der Chevaliere, die im Logis mehr Raum und mehr Bequemlich¬ keit haben, als die andern Akademisten» Im innern linken Flügel ist ein Schlafsaal, für einen Theil der von Adel» In dem auffern sind Lehrsäle und Zimmer für die Wissenschaften Und Künste. Zn levem dies r kleinen Lehrsäle sind schwarz angestricheus Bänke» Ueber dem P Sitze 226 Stuttgart. Sitze des Lehrers ist das Bild des Herzogs, je¬ desmal mit einer andern Wissenschaft beschäftigt, gemalt. In dem zweyten Stockwerke ist in dem Mit¬ telpunkte die Kirche. Ihre gute Bauart zeigt sich schon von aussen. DaS innere ist von einer edel« Einfachheit. Seit der Einweihung zur Hohen- schule, wird die Kirche zum Hörsaale gebraucht, wo die Disputationen, öffentliche Reden, und an¬ andere feyerliche Handlungen gehalten werden. Im innern rechten Flügel ist ein Schlaf' saal. In dem aussein sind Krankenzimmer, die alle in einander laufen, und sehr reinlich sind« Hier ist auch der ungemein schöne Speisesaal« Er ist zwey Stockwerke hoch, ohne Säule, und hat die Breite des ganzen Flügels. Die sch'o» gegipßte Decke, hängt in Schrauben. Sie ent¬ hält sehr schöne Deckenstücke, von welchen bül ein großes und zwey kleinere, und seine Schüler zwey gemalt haben. Der Speiscndanipf ist diesen vvrtreflichen Malereyen freylich nicht gut. An der vbern Reihe der Fenster, gehet ui» den ganzen Saal eine Galerie. An den Pfeiler» zwischen den untern Fenstern sind die Büsten be¬ rühmter, und um die Gelehrsamkeit verdienter, Regenten. Die Akademisien speisen an sechs gre¬ ste n Tafeln, und die Ritter an einer kleine» runden. Schön ist du Lrdnung und Gleichheit die bey dem Speisen beobachtet wird. Nicht nur Tafeln und Stühle, Mbern auch Sch'^ Stuttgart» 227 seln, Teller- Flaschen, Glaser und Leuchter sind nach der Schnur gestellt, welche Pünktlichkeit für das Aug eine ungemein gute Wirkung hat» Auf dem Rücken eines jeden StuhlH stehet der Name des Mademisten, dem er gehört. Bey dieser Ordnung und Pünktlichkeit sind noch die gute» Manieren der Speisenden, und der Anstand, auch der kleinen Zöglinge, auffallend. Man sehe die Tifchzucht eines gewißen andern Instituts und vergleiche eS dann mit diesem» — An den Speisesaal stößt ein kleiner tempeb förmiger Saal, zum speisen für den Herzog. Zwo in einem Zirkelbogen umhergehende Säulen¬ reihen, geben ihm ein niedliches Ansehen» Auf diesen Säulen ruhet eine oben umher laufende Galerie» Jur linken Seite der Kirche ist ein kleiner Schlafsaal, für einen Thcil der Chevaliere, dis Zimmer und bas Magazin für die Kupferstecher. Im inner« linken Flügel ist ein Schlafsaal, Und die sehr schöne Wohnung des Intendanten» Im äußern linken Flügel ist die Bibliothek der Akademie, das zur Verfinsterung eingerichtete Zimmer für die Experimentalphysik, die emen teichen Vorrath von Instrumenten hat, besonders i» dem dioptrischen Fache. Hier sind auch die Hcchnsche Astronomische Maschine, die Kunst« kammer und das Naturalienkabinet aufgestellt. Die vorzüglichste Merkwürdigkeit ist die astro- sivmische Maschine. Plärrer Hahn zu Echter« P z dingen 228 Stuttgart. dingen hat sie verfertigt. Dieses schöne Denkmal des menschlichen Verstandes, dessen Beschreibung schon die Kenner aufmerksam gemacht, das den Beyfall unsers großen Josefs erhalten hat, iß eine wahre Zierde dieses Gebäudes. Diese Ma¬ schine bestehet aus drey Theilen. Der erste zeigt die Zeitrechnung, zeigt Sekunden, Minuten, Stunden, den Wochentag, den Monatstag, den - Monat, das Zeichen, in welchem die Sonne zu seyn scheinet, das Jahr der Welt, und das Jahr nach Christi Geburt. Der zweite Theil zeigt das Aoperniksche System, und der dritte das System des anscheinenden Laufes. Auch das äusserliche dieser Maschine ist schön und zierlich gearbeitet. Sie wird alle acht Tage aufgezogen. Der Professor Vischer hat von ihr eine Be¬ schreibung drucken lassen. Die Runstkammer kommt vom Herzoge Eberhard III her. Sie enthalt viele Seltenheiten, Kostbarkeiten, Alterthümer, Kunststücke, Vast»- Gemälde, alte Waffen der Herzoge und Grast" von Wirtemberg, schöne Schilde, Köcher, Boge"- Pfeile, Schwerdre, das Schwerdt des Herzogs Ulrichs und mehr Merkwürdigkeiten. Die soge¬ nannte Rüstkammer, die einen Lheil der Kunstka^ iner ausmachte, und die alte Rüstungen der Her¬ zoge, ihre ausgestopfce Pferde — und unter die¬ sen, dasjenige. Pferd, das einst den Herzog rich von einem, vom Kaiser verlangten, Fußfa^ befrcyte, — enthielte, gieng 1757 mit neuen Bau im Rauch auf. Stuttgart. 22-) In dem Naturalicnkabinet sind Mumien, Monstra von Menschen und Thieren, seltene Thiere, Schlangen, Krokodile, eine schöne Samm¬ lung von Muscheln und Seegewachsen, Verstei¬ nerungen, die zu Kannstatt 1700 ansgegräbene Knochen, und mehr. Durch das schöne Kabinet des gelehrten Professor Aöstlins, hat das her¬ zogliche Kabinet einen schönen Zuwachs erhalten. Er hatte es selbst auf seinen Reisen gesammelt, nach seinem Tode, verehrte es seine Mutter dem Durch!. Herrn Herzoge Aaxl. Auf dem dritten Boden sind die MusikzimB mer Im inner» rechten Flügel ist ein Schlafi- saal. Im innern linken Flügel ist ein Schlaf¬ saal, und ein Theil der Wohnung des Intendan¬ ten. Im aussern linken Flügel sind Lehrzimmer für die Anfänger. Nordöstlich liegt der Akademregarten, der un¬ gefähr drey Morgen Platz enthält. Die schöne Alleen von Papel», mit der abwechselnden Man¬ nigfaltigkeit der Gegenstände, geben dem Akade¬ miegarten ein angenehmes Aussehen« Drey gro¬ ße ausgemauerte Bassins, von ungleicher Tiefe, mit Fontänen, dienen zum Baden. Einige klei¬ ne Nachen schwimmen darauf umher« Dee übrige Platz des Gartens ist unter die Akademi- sien vertheilt. Jeder hat ungefähr eine Qua» dratruthe Platz, der besonders mit niedrigen Sta¬ ben eingemacht ist« Jedes dieser Plätzchen hat: tine andere Figur. Kleine, artige in verschiede-, P L Stuttgart. nem Geschmack gebaute Häuschen und Laubhüt¬ ten, die bunten Blumen und vielerlei), theilS fremde Pflanzen, sind sehr angenehme Unterhal¬ tungen für das Allg. — Wenn die Stadt Stuttgart entstanden, wo¬ her ihr Name komme, wer sie erbaut habe, wenn sie an Wirtemberg gekommen. oder ob sie jeder¬ zeit dazu gehört habe? weiß die Geschichte nicht zu bestimmen. Ehe sie die Residenz der Grafe» zu Wirtemberg worden, war sie nur durch die Bela¬ gerungen bekannt, die Rudolf 1, im dreyzehnten Jahrhunderte vorgenommen. Er belagerte sie zweymal kur; nach einander, und zwar 128Z sechs Monate lang vergeblich. Stuttgart muß also damals ein fester Ort gewesen sey». r^87 belagerte Rudolf Stuttgart nochmals, aber mit besserem Erfolg. Der Graf Eberhard mußte sich unterwerfen, und die Mauern der Stadt Stutt¬ gart, die Rudolf vormals vergeblich bestürmte, rnederzureissen sich verbindlich machen. muß sie doch wieher gute Mauern gehabt haben. Die Krieger der Städte konnten sie in diesem Jahre nicht gewinnen. Sie bekriegten daher dis Weinreben und Bäume. rz2o ist Stuttgart die Residenz der Graft« Wrtembergs worden. Die beyden Grafen Eber¬ hard beschlossen, in den, NmnsmgensctdM Ver¬ trage 1482, daß Stuttgart die Residenz fesj)N solle. Der Landtagsabschied 1522, und die von -em Herzoge Christof 15^1 gegebene Lestat- Stuttgart. 2zr Bestätigung der Landesprivilegien, versicherte» es nochmals. Diese der Stadt feyerlich gegebe¬ ne Versicherung, beobachteten alle Herzoge zu Wirtemberg bis auf den Herzog Eberhard Lud¬ wig. Dieser zog 1727 nicht nur seinen Hof, und seine Soldaten, sondern auch den grbsten ' Theil der Kanzley, in die erst angefangene Stadt Ludwigsburg, die noch nicht einmal Häu¬ ser genug hatte, die Räche und Diener der Kanz¬ ley aufzunehmen. Es sollte erst dieser neuen Kolonie aufhelfen. Eberhard Ludwig verordnete sogar in seinem Testamente, vom 11 Febrile 1732 daß Ludwigsburg die beständige Residenz aller folgenden Herzoge, und der Sitz der Lan- deskollegien bleiben solle. Diese, jenen feyerli- chen Versicherungen der Grafen und Herzoge zu- widerlaufends, Verordnung wurde auch von dem Nachfolger, dem Herzoge Karl Alexander nicht gehalten. Er verlegte 1734 Hof und Kanzley an ihren alten, rechtmäßigen Ort. Des Herrn Herzogs Karls Durchlaucht ga- ben der Stadt Stuttgart die Versicherung, daß sie die Hauptstadt und erste Residenz bleibe» solle. Stuttgart erhielte 1492 ein besonderes Stadtrecht. Die Stadt ist oft eingenommen worden, 1519 vom schwäbischen Bunde, 1Z34 von den Verbündeten Fürsten Ulrich und Philipp. 1634 nahmen sie die kaiserlichen, mit einem Schades Wyn elf hunderttausend Gulden, ein. P 4 *693^ Suttgatt. Lzr i6yZ, 1707 fielen die Franzosen ein« und zeig¬ ten auch hier, wie im ganzen Lande und am Rheinstrvme, wie weit die Nation unter ihrem sogenannten großen Ludwig polizirt worden. Die Pest nahm 1522 in Stuttgart 4220 Menschen weg. Und gewiß war diese Zahl die Hälfte der Einwohner. Von 1634 bis i6z8, da die Stadt in den Händen der Feinde war, starben 81Z8 an der Pest, Hunger und Krankt heiten. In dieser Zeit sind nur 1270 gebohren worden. 1434 ist zu Stuttgart das 2<5ste und 1484 das Ziste Turnier gehalten worden. 1761 sind einige 40 Gebäude abgebrannt, sie standen aber viel schöner aus ihrer Asche wieder auf. Als der Hof und die Garnison nach einer zehenjährigen Abwesenheit, 177Z wieder nach Stuttgart verlegt wurden, so erhielte die Scadt ihre vorige Lebhaftigkeit wieder. In dieser Zeit hat es sich deutlich gezeigt, daß der Nahrungs- stand der Stadt gar nicht allein vom Hofe und der Garnison abhange. Die Stadt hat wahrend der Abwesenheit des Hofes, an ihrem blühenden Anstande, so wenig abgenommen, daß ihre völkerung und ihr Naplkalfond um ein an¬ sehnliches gewachsen sind, Dis Bevölkerung würde sreylich noch mehr gewonnen haben, wenn sich der Hof nicht entfernt hätte. Es ist der Bevölke¬ rung und dem Nahkungsstande schädlich, wen» die BolksmenW durch Entfernung des Hofes und en Stuttgart. sZz ner starken Garnison, gemindert wird. Bey Stuttgart, das eigene Nahrung, eigenes Gewer¬ be hat, ist der Schade nicht so fühlbar, wie bey einem Mannheim, Ludwigsburg und andern Or¬ ten. Die Zahl der Gehobenen ist jezt — dey ei¬ ner viel schwächern Garnison, und verkleinertem Hofstaate, — eben so groß; als sie bey einer Garnison von 6000 Mann und bey einem sehr zahlreichen und glanzenden Hofstaate gewesen ist. Eine Viertelstunde von der Stadt, gegen Kannstatt, ist ein Bad. Es wird das bav genannt und von Stuttgartschen Einwohnern und Fremden gebraucht. Nabe dabey findet man die obgemeldten versteinerten Schnecken und Hölz« Nahe über der Stadt liegt ein hoher Berg, welcher der Bopser genannt wird. Hier siehst yian noch einige Trümmer von Mauern, Gewöl¬ ben, Höblen, des alten ruinirten Schlosses WeiAndurg. Es ist rzra zerstört worden. Iu der Stadt gehören die kleinen Dörfer Oiabeldery, das ein Dorf, und Filial von Gaisburg ist; und ^cslcrcb, dasein Dorf von 620 Einwoh¬ nern ist« Der Garnisonsxrediger von Stuttgart, verstehet es als eine Pfarre, Diese zween Orte gehören zur Gerichtbarkeit der Stadt. Ihre Bürger, sind Bürger zu Stuttgart. 2) Das Dberamr Stuttgart macht ein eigenes, von dem Stadtamte ganz abgesondertes N Z Oberarm 234 Stuttgart. Oberamt aus. Es hat an einigen Orten guten Weinwachs, viel Fruchtbau unv auf den soge¬ nannten Feldern recht gute Krautländer. Es enthalt ein Städtchen und 22 Flecken und Dörfer. » r) Zwischen Stuttgart und Tübingen, in dem Walde Schdnbuch, liegt auf einem kleine» Hügel, in einem tiefen Thale, daö Städt¬ chen Waldenbuch, das 1200 Einwohner hat. An einem Ende des Städtchens liegt ein altes, doch gut erhaltenes Schloß, das der Forstmeister des Tübinger Forstes bewohnet. Wenn Jagden im Schönbuch sind, so bewohnt der Herzog und sein Gefolg dieses Schloß ei¬ nige Lage. Tiefer, als das Städtchen, liegt eine Vorstadt, die sich gegen Tübingen zu» den Berg hinauf ziehet. In alten Zeiten g^ hörte Waldenbuch der adelichen Familie von Bernhausen. Von Wernherrn von Bernham sen kam es an die Herzoge von Urslinge»« Der Herzog Reinhold und sein Sohn Konrad von Urslingen verkauften es, nach dem Kauf- hrief 1383 — nicht, wie Sattler schreibt« 1363 — an den Grafen Eberhard zu W'" temberg« Z) Echrerdingen, ist ein wohlgebautes Pfa"* dorf, das i2Zi Seelen enthalt. Hier wird viel Kraut gebaut. Z) plattenhard, ist ein Pfarrdorf, das 870 tzikwyhkM hat. 4) So»- Stuttgart. 2Z5 4) Bsnlanden, ist ein Pfarrdorf, das 710 Einwohner hat. Z) Sielmmgen, ist ein Pfarrdorf, und Kirch¬ spiel, zu welchem 10ZA Seelen gehören. 6) Börnhausen, ist ein Pfarrdorf, zu dem 1134 Seelen gehören. Die adeliche Familie von Bernhausen, harte den Namen von die¬ sem Drre, 7) Plieningen, ist ein Marktflecken, von IZ8Z Einwohnern. Nahe an diesem Orte liegt das Lustschloß Hohenheim. Lange war der Name Hohenheim in Dun¬ kelheit und Vergessenheit gekommen, bis der ge¬ genwärtig regierende Herr Herzog ?^ari ihn der Vergessenheit entrieß, hier ein schönes Schloß, Garten, und andere Gebäude anlegte, und ih¬ nen den Namen Hohenheim gab. Das Gut Hohenheim war eine alte wirs tembergsche Besitzung, welche die Bombasten, die sich auch von Hohenheim nannten, von Wirrem- berg, mit dem Zehenten zu Plieningen und der Vogtey des halben Dorfes Hbereßlmgen, Zu Lehen trugen. Schon im Jahr 1270 kommt ein Konrad von Hohenheim, ein Ritter Bom¬ bast genannt in Urkunden vor. Der berufene Bombast von Hohenheim parazelsus war auch aus dieser Familie. Das Schloß ist der Mittelpunkt von der Anlage oeö schönen Hohenheims. Es wird von dem 2Z6 , Stuttgart. dem Garten, einem länglichtem Viereck, umgebe». Dieser ist im englischen Geschmack angelegt, und enthalt also eine ungemeine Mannigfaltigkeit, in der Anlage, Bäumen, Früchten, Blumen, Grot¬ ten, Wasserfällen, Statuen und Gebüschen. Die Kasernen und der Stall sind ungemein schön. In dem kleinen Jeughause sind Gewehre von verschiedenen Erfindungen. Das hier angelegte englische Dörfchen ist eine überraschende Schönheit. Aussen dürftig, innen Prächtig. Es hat seine Gaffen, Kirche, Rath¬ haus. Man flehet diese niedrigen mit Stroh ge¬ deckten Hütten für sehr armseelig an; sie bfneu sich; und man befindet sich in prächtigen Zim¬ mern. Man kommt zu einem Kohlenhauftu! innen ist eine Bibliothek. So wird hier überast der gierige Forscher von einem Gegenstände über¬ rascht, den er nicht gesucht hatte. Dieses Lust¬ schloß ist jezt gegenwärtig der gewöhnliche, SE meraufenthalt des durchlauchtigsten Herzogs, der hier in philosophischer Stille lebt und für das Wohl seines Landes arbeitet. In Hohenheim liegt die leichte Jagergarde und ein Theil der Legion in Garnison. 8) Remnarh, ist ein Pfarrdorf von 581 Eia- wohnern. 9) Nellingen, ist ein Pfarrdorf und Kirchspiel von 1087 Seelen. Die Probstey, welche hier Wgr, ist bep der Reformation eingegsngen. 2v) SchlttM Stuttgart. 2Z7 To) Scharnhausen, ist ein Pfarrdorf von 44z Einwohnern. Hier ist ein schönes von dem Herrn Herzoge Aarl erbautes, Schlößgen. 11) Plochingen, ist ein schöner Marktflecken am Nekar, der hier die Fils aufnimmt. Er hat 1190 Einwohner. Hier gehet eine künstlich gebaute, hölzerne Brücke über den Nekar. Sie ist 90 Schritte lang, ohne Pfeiler. An den beyden Ufern sind starke Fundamente von Qua¬ dern. Auf diesen ruhen starke eichene Strebe- Hölzer, die durch dicke, eiserne Schrauben ver¬ bunden sind. Die Brücke ist mit Schifern ge-> gedeckt, und aussen bemalt. ra) Obereßlingen, ist ein Pfarrdorf von 755 Einwohnern. IZ) Ruirh, ist ein Pfarrdorf von 414 Ein¬ wohnern. 14) Heumaden, ist ein Pfarrdorf von 4-TL Einwohnern. *5) Wetterdach, ist ein Pfarrdorf von 1524 Einwohnern. Nahe bey diesem Orte stand die Burg Frauenberg. Iezt ist keine Spuhr mehr davon zu sehen. 16) Gatöburg, ist ein Pfarrdorf und Kirch¬ spiel von 1226 Seelen. Die zwey Dörfchen Gabelberg und Berg gehören hieher. Von Gaisburg bis Stuttgart, eine Stunde Wegs, führt eine gepflasterte Straße. Der kleine Marktflecken und Kammerork Berg liegt am Nekar 2Z8 Stuttgart» Nekar, und zum Theil auf einer Insel dieses Flusses. Er hat nur eine Straße, die meist mir guten Häusern angebaut ist. Die hiesige wohleim trichtere Seidenmanufakrur und Maul- beerplanrage ist unbenutzt. Nahe bey Berg ist ein herzoglicher Holzgarten und auf einer nah» liegenden Insel, ein Sauerbrunnen, der sehr häufig in Stuttgart getrunken wird. Sein Ge¬ schmack ist,-— frisch von der Quelle — sehr un¬ angenehm. In Berg ist ein Kupferhammer» 17) Borhnang, ist ein Pfarrdorf von 6Z8 Einwohnern. Diese ziehen ihre meiste Nah¬ rung aus Stuttgart durch waschen und blei¬ chen. 18) Sremenbronn, ist ein Pfarrdvrf von 6r8 Einwohnern» 19) Deczeriscl), ist ein Pfarrdorf von 869 Einwohnern. 50) Musberg, ist ein Pfarrdorf, zu dessen Kirchspiel 1174 Seelen gehören. 51) Bllkact), ist ein Pfarrdorf von 44^ Einwohner». Erst im Jahr 1780 erhielte Birkach eine eigene Pfarrkirche und Geistliche»' Herzog Zxr-rr ließ ..us seine kosten cink Neue Kirche bauen, zierte sie aus. und beschenk¬ te sie aniehn.ich. Än jeniem Namenstage, oeit 4ten November 1782, ließ erste m seiner Ge¬ genwart, mit vielem Gepränge emweilst»' EiU schotM der Toleranz emes karyoli- Stuttgart. - 2Zy schen Fürsten gegen seine evangelische Unlertha- nen ! Ueber der Thüre der Kirche stehet die Auf¬ schrift: 1"erttplurn u Larolo ftruc^ium- ckis Earoli consecrumm. NOLLi^XXX. Das kleine Dorf Aalrenrhal liegt eine Stunde von Stuttgart, in dem Heslacher Tbale, welches hier ei» Berg, wie ein Hufeisen, schließt. Das Dbrfchen hat 170 Einwohner und ist in das Dorf Vaihingen eingepfarrt. Hier ist das Stammhaus der sehr alten Familie von Aal-- temhal. 1318 verkauften die Brüder Johann Rudolf und Walter von Kaltenthal, ihre Burg, mit allem, was dazu gehörte, an den Grafen Eberhard zu Wirtemberg. Das alte, auf dem Berge liegende Schloß, ist seinem völligen Ruin nahe, und nicht mehr zu bewohnen. 3) Die Stadt und das Amt Tübingen. (Hübingen ist die zwote Hauptstadt des Herr zogthums. Sie liegt am Nekar, der hier von der einen Seite den Bach Steinach, von der andern das Flüßchen Ammer, welches den Untern Theil der Stadt durchfließt, aufnimmt» Diese zween Flüßchen durchlaufen zwey schöne, von ihnen benannte Lhaler. Ueber den Nekar führt eine steinerne 148Y gebaute Brücke» Die wnherliegende Gegend ist fruchtbar und ange¬ nehm, Die Stadl liegt zwischen zween Bergen. Der gegen Morgen liegende heißer der Oester¬ berg, und der gegen Abend, der Schloßberg. 240 Tübingen. Auf diesem stehet das Schloß Tübingen. Auf der Mittagöseire sind diese Berge mit Wein be¬ pflanzt. x Das Schloß Tübingen ist der Sitz dec alten Pfalzgrafen von Tübingen gewesen. Dec Ursprung und die Abstammung dieser Pfalzgrafen ist nicht bekannt. Einer der ältesten, EhunS, soll ums Jahr 1080 gelebt haben. i6zi starb Georg Eberhard, der letzte aus dieser Familie. Die Brüder Göz und Wilhelm, Pfalzgrafen von Tübingen verkauften 1342 das Schloß und die Stadt Tübingen an den Grafen Ulrich zu Wir, temberg. Der Preis war 22,020 Pfund Heller. Das alte Schloß Tübingen ließ der Her¬ zog Ulrich abbrechcn, und 1ZZZ das gegenwärtige bauen, und so befestigen, daß es 1547, gegen die Spanier wirklich eine Belagerung ausgehal- ten. Es ist ein Viereck ganz von Quadern, mit sehr schonen, dicken Mauern. Gegen Mergelt und Abend hat es äusser den Mauern und ciueut tiefen, gefütterten Graben, noch einen Wall twl einem Graben. Die zwo, am wenigsten befestig' ten Seilen, gegen Mittag und Mitternacht/ werden durch zwey ganz gemauerte Bollwerke be¬ strichen. An der Seite gegen die Stadt habe" zween große und sehr starke runde Lhürwe ge' standen. Der gegen dem Nekar zu gestandene/ ist 1647 von den Franzoieu gesprengt worden» Auf dem ander» noch stehenden ist em Dlgerva' tvrium erbaut, das eine ganz vortrefliche rintit Tübingen» 24c einen weiten Horizont, aber äusser einem eiserne« Quadranten, mit einem kurzen astronomische« Fernrohr, wenige Instrumente hat. Selbst die zu allen richtigen Beobachtungen unentbehrli¬ che Penduluhr fehlt. Es ist erst vom Herrn Herzoge Karl erbaut worden. Sollte man es glauben, daß die so vortrefliche Universität Tü¬ bingen, bis ans die Regierung S^rrls keine Sternwarte hatte? 178Z ist sie wiederum ne« gebaut worden. Das Schloß hat nach alter Art schöne Zim¬ mer. Sie sind groß, ganz getäfelt, und vo« theils künstlicher, eingelegter und geschnitzter Ar¬ beit. In einem dieser Zimmer gegen Mitternacht, stehen auf einer schwarzen Tafel, mit goldne« Buchstaben, die Namen der Ritter, die 1519 die¬ ses, für jene Zeit wohlbefestigte, Schloß, gegen den schwäbische» Bund, so elend vertheidigten» Diese, einige 60 an der Zahl — vermuthlich der Kern des Adels — und eine Kompagnie Solda¬ ten, legte der Herzog Ulrich, als er aus dem Lande floh, zur Besatzung dahin. Dieser unglück¬ liche Herzog setzte, sowohl in die Güte der Fe¬ stung, als in die Herzhaftigkeit seiner adelichen Besatzung, ein solches Vertrauen, daß er ihnen seinen vierjährigen Erbprinzen Christof und sei« Prinzeßchen Anna übergab, und sie bat, sich so lang zu wehren als sie könnten. Ulrich floh. Wenn jene also nicht die Liebe zu ihrem verfolg¬ ten Fürsten, nicht die Liebe zu ihrem Varertaude, a» ihre Pflicht erinnert härte, so Härte dieß der Q Anblick ä4r Tübingen, Anblick dieser ebne ihre Schuld unglücklich«!!, bürsteukinder thun sollen, welche -— besonders der Prinz Clnistof — von dieser Zeit an, viel- jährigen Verfolgungen ausgesetzt gewesen. Das irohlbcfcstigtc, wchlversehene Schloß wurde, nach elender Gegenwehr übergeben. Ein Ausfall, ver- murhlich in einem günstigen Zeitpunkte, wo sie nicht viel Widerstand zu befürchten hatten, denn si« »nachten einige Gefangene — war die einzig« Heldeuthat, die sie verrichteten. Mit Ehrfurcht für die Herzbaftigkeit und Treue dieser Ritter, kann die Nachwelt wohl ihre Narren nicht lesen. Um sie naher kennen zu lernen, stehen ihre Na¬ men in den Beylagen. Gegen Mittag ist die Alt- che. Zwecn Stipendiaten, die den Namen Schloßprediger führen, versehen die Gottesdienste' Der Kirche gegenüber ist das Zeughaus. ist ganz mit alten Rüstungen behangen. Oben umher an den Wanden, hangen schön polirteH-l- nie und Harnische. Weiter unten sind Morgen¬ sterne, Schlachtschwerdte, Wallmusketen, große eingelegte Büchsen, mit gezogenen Röhren und Luntenschlössern. Von brauchbarem Kriegsgeräth« ist nichts hier, als einige Haufen Kanonenkugeln, von verschiedenem Kaliber, ungefüllte Bomben und Handgranaten. Auch ist hier eine starke Nieder¬ lage von Salpeter. Auf den Wallen stehen sie¬ ben eiserne Kanonen. In dem Schloßhofe ist un¬ geachtet der Hohe des 'Berges, auf dem das Schloß stehet, ein Brunnen mit springend«!" Wasser, Die TübinZem 443 Die Keller, unterirdischen Gänge und Mi« »en sind schön und dauerhaft gebaut. In einem dieser Gewölbe ist ein sehr tiefer, schön auöge- niauerter Brunnen, dessen Liefe Aeisler auf Zoo Klafter angiebt. — Vermnthlich soll es Zoo Fuß heissen. ----- Wegen der vielen hinein¬ geworfenen Steine hat er kein Wasser mehr. Wie stark der Widerstand der Luft in einem eugerr Raum sey, ist hier deutlich zu sehen. Der sonst sehr massige Knall eines, in dis Tiefe dieses Brunnens geworfenen, Schwärmers, giebt hier nicht nur den Knall eines starken Kanvnschusses von sich, sondern verursacht auch eine ganze Er¬ schütterung des Bodens. Gegen Mitternacht ist ein schön und stark- gewölbter Keller. Die Dicke des Gewölbes soll 22 Fuß scyn. Hier ist ein großes Weinfaß, das von 1546 bis 1548 gemacht worden ist. Seins Lange ist 24, und seine Höhe iz Fuß. Es hält 286 wirtembergsche Eimer. Das Schloß ist jederzeit mit der Stadt ein¬ genommen worden, nur 1547 konnten es die Spanier nicht erobern. 1496 starb hier der Her¬ zog Eberhard I und iZZo der Herzog Ulrich. Die Otadr Tübingen hat eine äusserst unangenehme und beschwerliche Lage. Sie liegt zwischen den zween vbgemeldken Bergen, noch an den Füssen derselben, auf einem bergigken Grunte, der dem ganzen ober» TheUe der Stadt, wo cw Unioersiiatö - und andere ostemlichen Gebäude sind Q 2 - rich' 244 Tübingen» nickt eine einzige ebene Straße, selbst den Markt nickt ausgenommen, gestattet. Man ist oft ae- nbtbiget, viele Stufen aufzusteigen, um in eine andere Srraße zu kommen. Diese bergige Lage macht, daß es hier Hauser giebt, deren Eingang in der Spitze des Daches ist. Diese unangenehme Lage wird, durch die Aussicht in das ungemein schöne Nekarthal, — eine der schönsten Gegenden des Landes -— in etwas ersetzt. Die fruchtbare umliegende Gegend macht, daß alle Lebensmittel sehr wohlfeil sind. An guten Handwerkern und Künstlern fehlt es nicht. Die Stadt hat ein hohes Alter, welches alle ihre Gebäude druckt, und ihr Anblick sattsam be- stättigt. Es äufsert sich sowohl in ihrer höchst un« regelmäßigen Anlage, als an der Bauart ihrer häßlichen, schwarzen Hauser. Die hohen, enge zusammen geklebten, und über die Straße hängen» den Hauser, deren Spitze meist weit von dem Fundamente abweicht, machen die bergigen schma¬ len Straßen, noch düsterer und unangenehmer und benehmen Licht und Luft. Daher haben die hiesi¬ gen Häuser so viele Fenster, — oft ganze Rei¬ hen, die ununterbrochen fortlaufen —- um den Mangel des Lichts in etwas zu ersetzen. Diese ohnehin enge Straßen halten die Einwohner nicht rein. Vor vielen Hausern, selbst in den Stra¬ ßen, wo die Posten durchpassiren, sind Dünger¬ haufen anfgethnrmt. Die Unregelmäßigkeit dec Statt nimmt immer zu, weil die Einwohner aus ihre >ast thurmhvhe Häuser noch mehr bauen. 245 Tübingen. die Einwohner anderer Städte bey ihrer Vermeh¬ rung, sich in die Länge und Weite ausbreiren, so schränken sie sich hier gänzlich in ihre Mauern ein, und breiten sich in die Hohe aus, wie die Dienen in ihrem Korbe. Mit diesen ihren alten Häusern sind sie so zufrieden, daß schon öfters Häuser, die den Einsturz drvhetcu, auf Befehl der Obrigkeit mußren abgebrochen werden. Ed ge¬ schah auch schon, daß Hauser zusammen fielen» Wenn auch an den Häusern etwas gebaut wird, so geschiehet es öfters ans die geschmackloseste Art. Es sind Häuser hier, die durch das Banen, auf der einen Seite ein Stockwerk mehr erhalten ha¬ ben, als auf der andern; daß ein Haus auf der Vorderseite, an der einen Ecke drey, und an der andern vier Stockwerke zahlt. Wo soll man Ge¬ schmack suchen, wenn man ihn nicht an den Orten findet, wo Kunste und Wissenschaften blühen? Die hiesige Lebensart ist noch sehr gezwun¬ gen, und die Universität konnte lfieran nicht viel verbessern. Es zieht auch keine öffentliche Gesell¬ schaften, wie zu Göttingen, Erlang, und dem, Etudirenden sind die Gesellschaften meistens ver¬ schlossen. Die Stadt hat fünf Thore, welche das Lust- nauerthor, das Nekarthor, das Hirschauerthor, das Hagthor und das Schmidthor heissen, drey^ Kirchen, 700 Häuser, und 6217 Einwohner, die Studenten ungerechnet. Zur Stadt gehören Z4Z9, M Universität Zio, und zum Kollegium L, 3 iliustre- 246 Tübingen, illustre 68 Seelen. Die Anzahl der Eebohrnen ist jährlich etwas über 222, und die, der gestor¬ benen iZQ dis 182, 1786 sind 2oZ gebohren rind izv gestorben. Tübingen ist der Sitz der Universitär, des Hofgerichts und zwoer Spe- zialsuperintendenturen. Sie hat eine lateinische Schule von vier Klassen, und eine Jeugmanufak- tur, die schone wollene Zeuge liefert. Die hiesige berühmte Universität ist 1477' vom Grafen Eberhard dem bärtigen gestiftet wor¬ den. Pabst Sirt IV bestätigte sie durch eine 8mlle i476, und der Kaiser Friedrich III 1484» Die Privilegien der Universität sind 1521 vonr Kaiser Karl V, und 1600 vom Rudolf II de- siättigt worden. Eines dieser vorzüglichsten Pru vilegien ist: daß die Universität die Kriminakge- richtbarkeir über ihre Glieder bat. Tübingen hat sich jederzeit bey der gelehrten Welt iw Am sehen erhalten, gelehrte Männer gehabt, und viele Gelehrte gebildet. Es ist gewiß, ein recht unbilliges Urtheil, das Ekkard in seinem littera- rischen Handbuch über die gegenwärtige» Lehrer dieser hohen Schule fallt, wenn er, wiewohl versteckt, wünscht, daß es den gegenwärtigen und zukünftigen Lehrern, nicht an der unentbehrlichen Geistesnahrung fehlen möchte! -7- Theil I- k' 228. Die Universität führt den Namen EbtV Hard Rarls Universität. Den ersten hat sic von ihrem Stifter, den andern von ihrem gegenwärtigen Rektor, dem Herrn Dgtz mit der Universität verbünd Herzoge "° Tübingen. 247 fche Stift, hat gleich nach der Reformation seinen kleinen Anfang genommen. iZZ7 sind die ersten Stipendiaten hieher geschickt worden. IZ47 gab man ihnen, statt der ssaenanncen Bur¬ se, wo sie waren, das Augustinerkloster, das die Mönche verlassen mußten, ein. Der Her¬ zog Christoph vermehrte das Stift. Durch die Sorgfalt der Regenten Wirrembergs ist es auch im 30jährigen Kriege erhalten worden. Die Kleidung der Stipendiaten ist, schwarz, mit einem kleinen Mantel und Priesterläppchen. Drs Augustinerkloster, so jezt das Stiftgebäude ausmacht, ist schon 1262, und das gegenwär¬ tige Gebäude 1464 gebaut worden. Der Neue- bau ist 1663 und 1669 noch dazu gebaut wor« Len. Dieser enthält etwas bessere Zimmer, und mehr Bequemlichkeit, als der alte Bau. Dem ganzen Gebäude fehlt genügsames Licht. Für die Stipendiaten sind nur 13 heizbare Zimmer im Stifte., Sie wohnen daher im Winter selM enge. Zm Sommer beziehen sie kleinere und an, genehmere Wohnungen, wo nur wenigs beysaiir- men sind. Der Speisefaal, der die Kommunität genannt wird, ist schön. Das Stift hat seine eigene, kleine MbliH thek, die immer vermehrt wird. Jeder Stipen-- diat muß einen Geldbetrag thun, das ihm an seinen Thalern abgezogen wird. Die Aufschrift des innern Thors ist. T. O. K V. hchersiuc- äi III OuLi8 Würtemb. mumÜLentia, uLon- LLMd Dn. UlLoIäv KMIs.ro Oucul. Ooniilk. L 4 OirsÄft. 248 Tübingen. DjreÄ. ftse bestes, Oeo et mu6s lucrue, znnovatse iunr. NOLl^XIX. Lluuftrum sioe cum xatriu liatque cs- äircjue suu. Das Kollegium illustre ist ein Stift für studirende fürstliche Personen. Der Herzog Ludwig stiftete es; ließ es iZ8y gründen, inst iZy2 einweihen. Die Einkünfte des abgebrann¬ ten Klosters Einsiedel sind diesem Kollegin« geschenkt worden. Es hat zum Vorsteher eins» Dborhofmeister, und zu Lehrern, einige Profes¬ soren, die zugleich an der Universität stehen. Für die Leibesübungen im Fechten, Reiten, Ball- schlagen. Tanzen, sind beständig die nochigeii Lehrer ausgestellt. In dem alten massiven Ge¬ bäude, wo auch der Herzog, wenn er nach Tü¬ bingen kommt, wohnt, sind schöne Zimmer, ein Kvnzerksaal, Bibliothek, und ein Saal für die Experimentalphysik, deren Instrumente hier aus¬ gehoben werden. Bey dem Kollegium ist auch ein Garten und ein Ballhaus. Das Marrinianer Stift ist ein Institut, wo 15 bis 18 studirende die freye Kost und Wohnung erhallen. Sie stehen unter einem Ad¬ ministrator, drey Superattendenten, und gewissen Gesetzen. Durch erweisliche Familienrechte, wer¬ den die Studenten dieses Stiftes fähig. Georg Harrsesser und Marrin plantsch waren die Stifter, zu Ende des iZten Jahrhunderts. Die Bibliothek des Stifts, ist mit der Universitäts- biblio- Tübingen. 24Y bibliothek vereiniget worden. Das Gebäude des Stifts, wird der neue Bau genannt, ist von Stein, mrd eines der wenigen schönen Gebäude der Stadt. Die Burse, oder das ^snkudernium ist 1479 vom Grafen Eberhard erbauet, und mit einigen Gefallen beschenkt worden. Hier waren zuerst sie theologischen Stipendiaten. Noch jezt, sind unter der Aufsicht, eines Professors der Philosophie 16 bis rF Studenten da, die einige Erleichterung in der Kost und Woh¬ nung geniessen. Hier ist noch der ehmalige Le- posirionssaal, wo in den finstern Zeiten der Pe- danlerey und des Schulaezaukes, ^ommalis sten und Realisten stritten. Noch ist hier ei¬ ne bretterne Scheidewand, welche die streitende» Gelehrte abhielt, ihre Gelehrsamkeit, die ihnen bis in die Fäuste und Nagel kam, an de» Haaren und Köpfen ihrer Gegner ausbreä-en zu lassen. In diesem Saale wurden auch die neu- ankommenden Studenten mir verschiedenen In¬ strumenten, und noch vor wenigen Jahren, mit Vorzeigung derselben geaffet. Professor SctMM's rer war der erste, der diese gelehrte Harlekinade des Alrerthnms abschaffre. Das ^ochmaignsche Stift ist von dem Tübingenschen Rechtsgelchrten Johann ^och- nurnn, am Ende des 16 Jahrhunderts gestif¬ tet worden. Das Stiftgebaude ist nur von Holz und ein antikes Stück der Baukunst. Ein Q Z Profess»? Tübingen. 250 Professor der Philosophie ist Administrator des¬ selben. Nur gewisse Personen, besonders as einigen Reichsstädten, haben ein Recht zur Aus¬ nahme. Äusser diesen angeführten vorzüglichen Stif¬ tungen, hat Tübingen noch mehrere andere si- »rächtliche. Das Unwerstcätshnns ist sowohl wegen seiner Lage als Bauart nicht schön.' Es stehet, vom Eingänge an gerechnet, so tief unter der Strasse, als über idr. 1Z34 ist das alte Uni- versitatshaus mit der Bibliothek abgebrannt. zezige ist 1547 gebaut worden. 1777 wurde es geflickt. Das hervorspringende Portal, über de« ein Balkon ist, hat mit der schmalen Vorders¬ te kein Verhältniß. An dem Portal, steh" statt aller Inschrift: iVlvcdXXVII. Frontispitz, wo ein Fresko Gemälde reckt ackg würde gelassen haben — denn das ganze Geb^ de ist fresko bemalt — ist ein ungeheuer großes- recht gvthisches, hölzernes Wapeu von Wirtes berg hingenagelt. Hier ist, eins Treppe tiefer als der gang, die Universitätsbibliothek, die ungeM a2,oao Bände stark ist. Sie stehet in Säle», und enthält viele schöne Werke. Zuwachs vom Jahr 1777 war beträchtlich. Geschenke, welche die Universität, in diesem 3^ als sie ihr drittes Jubelfest ftyerte, erhielte, standen meist in Bücher». Beym vorigen 3»'' Tübingen. 251 kaum waren die Geschenke — Pokale. Als ob die vorzüglichste Wissenschaft der Musensöhne im Trinken bestände! Au dem Unterschied der Ge¬ schenke des vorigen Jahrhunderts, und des ge¬ genwärtigen, stehet man, wie viel die Moralität gewonnen hak. Die Bibliothek wird noch immer durch gewisse Einkünfte vermehrt. —- Ueber der Bibliothek ist ein Saal zu Feyerlichkeiten. In einer Ecke desselben stehet ein sehr schon geschnlz- ter und vergoldeter Thronhimmel für den Her¬ zog. Mik diesem machte die alte, mit weißer Kreide bemalte, hölzerne Decke, und die alten Säulen, einen häßlichen Kontrast. Im zweyten Stockwerke ist ein schöner kleinerer Saal, wo sich der akademische Senat bey Feyerlichkeiten versammelt. Bey dem Universitätshause ist ein kleiner botanischer Garten, der aber wegen der nahestehenden Hauser viel Schatten hat. Die Hauptkirche der Stadt, die SrifkSs kirche, war dem Ritter St. Georg gewiedmet. Das alte Stift zu Sindelfingen ist 1477 gleich nach Gründung der Universität hieher verlegt worden. Deßwegen führt die Kirche den Namen Stiftskirche. Das Stift ist mit der Uni¬ versität vereinigt worden. Die ordentlichen Professoren der Universität, sind Korherrn des Stiftes, und erscheinen bey allen öffentlichen Ge¬ legenheiten i» einem schwarzen Mantel und Pries sterläppchen. Die 2Z2 Tübingen. Die Kircke ist über 152 Fuß lang und im izten Jahrhunderte gebaut werdest. 1777 hat sie viele Verbesserungen erhalten. Sie isl dick voll mir Grabmalen — meist unbedeutend« Personen — behangen. In der Fürstengruft sind die Herzoge Eberhard I, der von Einsiedel hieher gebracht worden, Ulrich, Christof, Lud¬ wig beygesetzt. Ludwig ließ sich selbst ein Grab¬ mal von weissem Marmor setzen. Die Grab¬ male der Fürsten stehen im Kor. Auf eine« der ziemlich schlechten Gemälde dieser Kirche se¬ het man den Teufel in einer Mönchskutte mit Hörnern und Schwänze gemalt. An der Stiftskirche stehen sieben Predi¬ ger. Die vier Professoren der Theologie sind Frühprediger. Der Kanzler Heister noch der Probst der Kirche und ist der erste Prediger. Der vierte ist zugleich Spezialsuperintendent der Stadt. Der Abendprediger ist Superintendent des Amts Tübingen. Äusser diesen stehen hier noch zween Diakone. Die Hospital oder St. Jakobskirche stehet in dem untern Theile der Stadt. Die Repeten¬ ten des theologischen Stiftes sind ihre Prediger. Nahe bey dieser Kirche ist das anatomische Theater. Das 1435 gebaute Rathhaus zeugt vo» dem alten, und das davor stehende neue hauß von dem neuen Geschmack der Stadt. Ai« Tübingen. szz Die Klöster Dedenhausen und Blaubeuren haben hier einen Hof. Äusser der Stadmauer ist noch ei» Kombdienhaus und eine Reitbahn. An den Ufern des Nekars sind einige ange- nehm gelegene Spaziergänge, an denen mehr die Natur als Kunst Arttheil hat. Der Platz, wo sie liegen, wird der große und kleine wöhrd genannt. Er ist ein Gemeindeplatz, und dienet zugleich der 'ökonomischen Stadt zu Viehweide. Daher geschieh« es oft, daß Menschen und Vieh durcheinander laufen, oder jene von diesem ver- drungcn werden. Und wenn auch Mensch und Vieh nicht allezeit in Kollision kommen, so läßt doch dieses solche sichtbare Spuren zurück, die dem Spazierengehenden keine angenehme Gegenstände seyn können. Das hohe Alter der Stadt verdun¬ kelt ihren Ursprung, daß nichts, mit Gewißheit, davon zu sagen ist. Sie gehörte den Pfalzgra¬ fen von Tübingen, und von diesen kam sie an Wirtemberg. Nach Errichtung der Universität hat die Stadt mehr und bessere Häuser bekommen. *493 gab ihr der Graf Eberhard zu Wirtemberg «in eigenes Stadtrecht. iZig. ist hier der be¬ rühmte tübingensche Vertrag errichtet worden. Ulrich hatte in dieser aufrührischen Zeit einen Landtag ausgeschrieben, und diesem verlegte er hieher. Er wollte die Stadt belohnen, weil sie nicht rebellirte. Dieser tübingensche Vertrag ist noch gegenwätig ein Hauptgrundgesetz, das von levem Herzoge, bey dem Antritt seiner Regie¬ rung, versichert werden muß. iZry 2Z4 Tübingen» lZly ist die Stadt von dem schwäbisch« Bunde, IZ34 vom Herzoge Ulrich eingenonnm» worden» 1547 nahmen sie die Spanier, iöz6 die Baier, 1647 und 1688 die Franzosen ei«, 1707 ist sie von den Franzosen ganz unversn Heus überstiegen und eingenommen worden» 1566, 1571 und 1610 erlire sie von der Pest, 1540 1771 vom Feuer großen Schaden. Von der Geschichte der Universität hat Prot fester Bdck ein vollständiges Werk geschriM» Von der Stadt hat man Zellers ausführliche Merkwürdigkeiten der Stadt und Universität Tü¬ bingen. Diese Schrift entspricht dem Titel! ausführliche Merkwürdigkeit vollkommen. V ist eine wahre kronik des Dörfleins Ewcre leguirfeb. Enthalt dabey viele, sehr einleuch¬ tende Wahrheiten, besonders p. 6z, wo der Hr. Autor versichert, daß man Brücken nöthig h^' um über die Flüsse zu kommen. Das Wapen der Stadt ist eine rothe FtE- Ue im gvldncn Felde» Der Herzog Ulrich te dem Stadtwapen noch zween übereinander gt- schrenkre Arme, deren jeder ein HirschgetE Hält, hiezu. Auf den Landtagen hat die Vt^l allezeit die zwote Stelle. Eine kleine Stunde von der Stadt lit^ ein Gesundbad, welches das DläfrbaO genau« wird. Das Amt Tübingen hat vorzüglich treidebau, etwas Wein, und in den sa-onen Ab'' jci» Tübingen» 2Z5 lern guten Weswachs. Es besteht aus sr Flecken und Pfarrdörfern. 1) Walddorf, ist ein seht kothiger Marktste- cken. Zu seinem Kirchspiele gehören die Dörf¬ chen Riebgarten und Heslach, überhaupt i86r Seelen. 2) Mössingen, ist ein Marktstecken und Kirch¬ spiel von 2QZ2 Seelen. Z) Gönningcu, ist ein Pfarrdorf von 1Z14 Einwohnern. Hier ist ein Sauerbrunnen. 4) Mehren, ist ein Pfarrdorf, das 901 Ein¬ wohner hat. 5) Dcsehingcn, ist ein Pfarrdorf von 560 Ein¬ wohnern. 6) Thalheim , ist ein Pfarrdorf von 699 Ein¬ wohnern» 7) Bodelshausen, ist ein Pfarrdvrf und Kirchspiel, zudem 1081 Seelen gehören» 8) Weilheim, ist ein Pfarrdorf von 409 Ein¬ wohnern. 9) Schlaitdorf, ist ein Pfarrdorf, das 96t Einwohner hat. 10) Möhringen, ist ein Pfarrdorf, das 629 Einwohner hat» n) Derendingen, ist ein Pfarrdorf, das 450 Einwohner hat. *2) Kusterdingen, ist ein Pfarrdorf von 67z Einwohnern» -Z) 2z6 Tübingen» rz) Dußlingen, ist ein Pfarrdvrf von iM Einwohnern. 14) Dkerdingen, ist ein Pfarrdorf, von Einwohnern. iZ) ^ommelfpach, ist ein Pfarrdorf, daS Zoy Einwohner hat. r6) Degersci.)l»rct)r, ist ein Pfarrdvrf, das 40Z Einwohner hat. 17) Entringen, ist ein Marktflecken von W Einwohnern. Nahe dabey stehet ein altes Bergschldßchen. Die adeliche Familie W Entringen nannte sich von diesem Orte. r8) Breireitholz, ist ein Pfarrdvrf von Z°6 Einwohnern. ry) Kilchberg, ist ein von Tessinsches Pfa"' dorf, von 257 Seelen. Hier stehet man altes Schloß und die Trümmer eines säM» Garten» 20) Kirchentellinsfurt, ist ein Pfarrdorf M Z6z Einwohnern. 1594 kaufte es der Hen zog Friedrich um 14,300 Gulden. Li) Pfäffingen, ist ein Pfarrdvrf und Ka»" merort von 272 Seelen. Das Jagdschloß Einfiedel liegt im Sch^ Such, eine kleine Meile von Tübingen. Der Hek' zog Eberhard I, stiftere noch als Graf, daölM- ge adeliche Stift Em fiedel zum biauen Mo»^' Haus genannt, im Jahr 1492, zur Ehre heiligen Pererö. Nach dem Lu,tungsbrief crhi^ Hübingen» 257 «S: Zeinen Probst , als das Haupt, Zwölf Kor- Herrn, Priester und Kleriker, nach der Zahl Chri- st, und seiner Apostel; einen Meister von Adel, und zwölf Edle, oder ritrermaßig in der HerrL schäft Wirtemberg Pizende oder wohnende, oder die mit langen Diensten, oder alten Lehenspflich¬ ten der Herrschaft Wmemberg verwandt seyen. " Ihre Kleidung war blau, mit zween weiß ge¬ stickten Schlüsseln, die kreNzweis über einander lagen, vor der Brust. '1Z82 brannte das Stift ab, und die Einkünfte wurden zum Kollegium ist kustre zu Tübingen gezogen. Zezt ist ein Jagdschloß da, das der Herzog Aktst ansehnlich verbesserte. Es dient öfters zum Aufenthalt des Herzogs, zur Zeit der Jags den. Durch den Wald sind, um die Aussicht zu verbessern, Alleen gehauen. Hier war seit laugen Jahren ein großer Has gedorn, den Eberhard I mit aus Palästina soll gebracht haben. Er war bis zu einer ansehnlichen Starke gewachsen, daß sein Umfang einst Z2 El¬ sen betragen, und seine Neste auf 42 steinernen Säulen geruhet haben» Der Pöbel wachte ihn gar zu einem Propheten, und legte ihm die Kraft bey, nicht nur Zu wissen, wenn eine Linie des Hauses Wirtembdrg absterben würde, sondern auch dieses durch willkürliches absterben und wie» dcraufleven anzuzeigcn» Hier flehet man auch zwcy ineinander verwickelten Geweihe zwener Hir¬ sche, die bep einem Kampfe, sich so ineinander R gedrängt, 2Z8 Ludwigsburg. gedrängt, daß sie nicht mehr auseinander gebrach! werden konnten. Sie verlohren das Leben dar¬ über. 4) Die Stadt und das Amt Lud¬ wigsburg. Oudwigsburg ist die zwote Residenz - und dritte Hauptstadt des Herzogthums. Sie liegt drei) Stunden von Stuttgart, eine viertel Meile vom Nekar in einer sehr schönen frucht¬ baren Gegend, deren Aussicht, durch keine na¬ hen Berge begräuzt wird. Sowohl die reizende Gegend, die dem Auge die schönsten, abwech¬ selnden Gegenstände darstellen, die regelmäßige Anlage der Stadt, die schone Straßen, moder¬ ne Paläste und Hauser, die große Anzahl der schönsten Alleen, in der Stadt, und äusser ihr, unter welchen vorzüglich der Sallon ein reizen¬ der Aufenthalt des Vergnügens ist — als be¬ sonders die gute Lebensart ihrer Einwohner ma¬ chen sie nicht nur zur schönsten und angenehm¬ sten Sradt in Wirtemberg und ganz Schwaben- sondern zu einer der schönsten Städte Teilst lands. Ludwigsburg hat ein sehr schönes herzoglich^ Schloß mit zwo Kapellen, drey evangelische- Pfarrkirchen, ein reformirtes Bethaus acht The¬ ke, zwey Theater, ein Zeughaus, ein militärsche^ Waisenhaus, ein anderes Waisenhaus; anselm^ che Fabriken: eine Porzellan, Faienzer und eng¬ lisch Geschirrfabrik, eine Bijouterie und Sralss sahn'- Ludwigsburg. 25? fabrik, eine Lederfabrik und eine Tvbaksfabrik. Zwo sehr beträchtliche Manufakturen sind in den beyden Waisenhäusern. Eine Tuchmanufakrur ist im Waisenhause, und eine Leinwand rund Baums Wollenmanufaktur im Militärwaisenhause. Eine Seidenmanusakcur ist erst kurz angelegt worden. Ludwigsburg hat auch ein Lberforstamt und eine Spezialsuperintendentur. Die Häuser sind alle von neuer Bauart, und im guten Geschmack, auch viele ganz von Stein gebaut. Fast alle Hauser Haden zwey Swckwerke, meist mit hol, landschen Dächern. Die Straßen sind schnurge¬ rade, breit, und wenige ausgenommen, schön gepflastert. Der gröste Theil der Stadt ist be- mauerl, nur noch ein kleiner Theil ist mit Palli- sade» umgeben. Die Thore, deren einige mit Statuen besetzt find, sind: das Scurtgarrerchor, das Soli- rüdechor, das Leonbergerchor, das Öfter- Holzerchor, das Marpacherchor, das Schorndorferrdor, das Aldingerrhor, das Plamechor, das SüUonchörgen und Asper- gerthörgen. Vor jedem dieser Thore ist eine bierfache Allee, die gemeiniglich auf das nächste Dorf führet. Diejenige, die nach der Svlitüde Zu gehet, ist jn gerader Linie drey Stundenlang. Die Stadt hat, von dem Stuttgaxterrhore bis zu dem Planiethvr, genau 2002 starke Schritte im Durchschnit. Sv lang ist auch die mitten durch- 'ausende große Allee. R r Ludwigs- LbS Ludwigsburg. Ludwigsburg hat nicht genug Einwohn«. Ihre Anzahl ist gegenwärtig nicht völlig 6000. 2775 hatte die Stadt noch an 12,000 Menschen. Die Anzahl der Gebohrne» war nach einer Mittel¬ zahl von sechs Jahren 469. In diesem Ich zog sich der Hof und ein Theil der Garnison nach »Stuttgart. Die Volksmenge kam « 11,429 in einem Jahr bis auf z845 Die Zahl der gebvhrnen ist jezt kaum 200. N Zahl der gestorbenen ist in den neusten Zeilen allzeit größer gewesen, als die, der gebohrnen. Das Zuchthaus und Tollhans, wo viele Fremde absterben, mag mit dazu beytragen. Seit dem Jahr 1775, wo Vie Stadt einen so großen VeD verlust erlitten, hat sie sich doch wieder etwas er¬ holt. Sie ist noch nicht völlig bemaucrt. *7^ hat man angefangen den noch übrigen Theil Z" bemauern. Bey dieser Gelegenheit wurde da« Llspergerthvr versetzt, und in ein kleines TlM" verwandelt. Die Einwohner sind höflich und gesellst^' lieh, ohne den lästigen Zwang, der kleinstädD Gesellschaften bildet. Ihre Lebensart ist a-'Ü^ dig frey und ungezwungen. Jeder lebt für wie er will, unbekümmert um andere. hier öffentliche Gesellschaften. Auch die gesellschaften sind ohne Zwang. Man lebt M auf den Fuß großer Städte. Der lange M enthalt des Hofes har auf die Sitten der Es"' wrHuer den glücklichsten Einfluß gehabt, dec M bis auf die gegenwärtige Stunde erhalten hak- ,xit Ludwigsburg 2br Die Besatzung bestehet aus einem Grena- dierregimente zu Pferd und einem Bataillon Ar« tillerie, die in Kasernen liegen. Das herzogliche Residenzfthloß ist groß, und sehr schön. Schon Keisler, zu dessen Zei¬ ten es noch nicht war, was es jezt ist, nennt es eines der schönsten Gebäude Teutschlands. Es liegt niedriger als die Stadt an dem Ab¬ hange eines Hügels, und hat drey Höfe, deren vorderster zum Paradeplatz dienet. Die Zimmer find ungemein schön und kostbar möblirt. Die vorzüglichste Merkwürdigkeit ist die Galerie von Gemälden, unter welchen viele Stücke von be¬ rühmten Meistern sind. Jni Schlosse ist ei« kleines Hcftheater und zwo schöne Kapellen. Dis katholische war anfangs dem evangelischen Got- tesdienste gewiedmet, und ist 1721 eingeweihet worden. Die evangelische ist den 6 Oktober 1748 eingeweihet worden. Bey dem Schlosse liegt ein kleiner voktreflich angelegter Garten. Der Herzog Eberhard Ludwig machte 1704 den Anfang mit dem Bau des Schlosses, daS nach wenigen Jahren die Veranlassung zur An¬ lage der Stadt wsrden ist. Äusser der Stadt, dem Schlosse gegen über, liegt auf einem kleinen Hügel, in dem schönen, wit Alleen durchschnittenen Fasanenwäldchen, die sogenannte Favorite. Dieses kleine, niedli¬ che Gebäude ist j« italiänischem Geschmacke ge¬ nant. Vier kleine, durch Altanen verbundene, R z Pavillons Ludwigsburg. 262 Pavillons stehen an den Ecken des Hauptgebäudes, auf welchem vier kleine, mit Kupfer bedecke, Lhürmchen sich erheben. Die Statuen, die auf Len Freytreppen stehen, sind schon ziemlich be¬ schädigt. Das Zeughaus, ist sowohl der Bauart als der inner» Einrichtung wegen schbn. Au Len Eingängen stehen einige Haubizen und Re- gimentsstücke. Zwischen diesen liegen Bombe» rind Kugelhaufen. Auf dem ersten Boden stehet das grobe Geschütz, dessen Anzahl 1Z2 Stück beträgt, unter welchen 50 Regimentsstücke sind, auch eine Kanone mit zwey Zündlöchern, dere» eins in der Mitte ist. Alles dieses Geschütz von Metall. Zu beyden Seiten der Kano«« sind Kugelhaufen, Bomben, Granaten, Aanck schen. An der Decke hängen Fahnen und Sl>»ck arten. In dem kleinen, daranstossenden gel stehen einige Munitionswagen und vorrack' ge noch unbearbeitete Laffetenwände. Auf dem zweyten Boden stehet in ri^ schönen Ordnung das kleine Gewehr, durchge¬ hends von einem Kaliber. Es ist gegenwäMS ungefähr für 600a Mann Infanterie Ge«^ da, und wird noch immer vermehrt. An Seitenwänden hängen Pistole, Säbel für Infanterie, Pallasche, Grenadiermützen, KüE se, Trommeln, auch alte Massen, Helme ganze eiserne Rüstungen, Panzerhemde, üö«' nmsketten, Morgensterne, auch neue Säbelm gen und Flintenläufe. Ludwigsburg. 26z Auf dem dritten Boden ist das Feldgerathe, Zelten, Patrontaschen, Sabeltaschen, Sättel, Schanzzeug, Patronen mid Lunten. Auf dem vierten Boden sind Sattelbanme, Zeltstangen, Materialien zu Lustfeuerwcrken, Spiegel zu Haubizgranaten und Karcetschen, Brandrbhre und mehr. Nahe beym Zeughause ist ein mit Alleen um» gebener See. Das milirarsche Waisenhaus ist unter allen Stiftungen, womit Aarl sein Andenken verewigt hat, die edelste, die erhabenste, eine Stiftung, die jeden, der Menschengesühl hat, er¬ freuen muß. 2Zo arme Soldatenkinder, beyderkey Ge¬ schlechts, werden hier nicht nur gekleidet und ge- speiset, sondern auch zu nützlichen Bürgern des Staats erzogen, ohne daß sie dem Staate zur Last fallen. Als ein gewisser großer Minister dieses Institut gesehen, so sagte er, beym Herausgehen : Die Militärakademie har mir gefallen, aber dieses Inftimr har mich gerühn. Ein Gedanke, der dem erhabenen Karakter dieses Herrn, eben so viel Ehre macht, als dem Insti¬ tute selbst! — Die Knaben werden in der Religion, in» Rechnen, Schreiben, Lesen, Zeichnen und den Ansangsgründen der Physik und Erdbeschrei¬ bung unterrichtet. Die übrige Zeit wenden sie auf Bau.mwostefpinnen und weben« Die jünger^ R 4 Kn-r- 264 Ludwigsburg. Knaben spinnen die Wolle, und die altern webe» sie. Die Mädchen werde» noch besonders zur Le? kouomie «»gehalten, und in allen Arbeiten ilnes Geschlechts, hauptsächlich im Flachs - und Bauo- wollespiunen, unterrichtet. Dadurch wird dieses Institut zu einer der brauchbarsten Mannfakturei.. in welcher allerhand schone, theils recht derU bunte Zeuge von Baumwolle und Linnen gemacht werden. Es wird auch unverarbeitetes, sehr st» nes, aus der Baumwolle gesponnenes, Garn M allen Farben verkauft. Dieses Institut erhalt sich beynahe selbst, giebt dem Staate Arbeiter, und eine neue ME faktur, welche vieles Geld, das vorher in bik Hande der Fremden kam, im Lande behalt. *779 ist es von dem Herrn Herzoge Wl! Zu 150 Kindern, Z« Knaben, Ao Mädchen, ve» der evangelischen Religion, und Zo von der ka¬ tholischen gestiftet worden. Die Zo katheM» kamen nach dem Dorfe ^ofen, im Amte Ke»"' statt, 1783 aber auch in das hiesige Institut* Wie nun Agrl seinen erhabenen Entwür¬ fen niemals Schranken setzt, so verwehrte er ck, 1781 mit 100 Kindern. Das Alter, in weläM die Kinder ausgenommen werden, ist von strbe" bis zwölf Jahren. Die Knaben bleiben bis vierzehnte oder fünfzehnte Jahr, die Mad^" aber, etwas langer in diesem Erzichungsinstit"^ Diese Stiftung ist in dem Gebäude, das e!M Ludwigsburg. sbz die Kanzkey war. Zu diesem Erziehungshause aber ist es vergrößert und verschönert worden. Inson¬ derheit hat der Eingang etwas edles und feyerli- chcs. Die Statue des erhabenen Stifters zeigt sich gleich an der Treppe. Das Gebäude ist eine Ecke, deren eine Seite von den Mädchen, die andere von den Knaben bewohnt wird. Die Reinlichkeit, Ordnung und Pünktlichkeit ist in die¬ sem Hause eben so groß, als in der Karlshohen- schule zu Stuttgart. In den Arbeitszimmern und Schlafsälen herrscht überall eine gute Ein¬ richtung. Die Kenntnisse dieser Zöglinge, und ihre schone Handschriften, sind in der That be¬ wundernswürdig. Ihre Kleidung ist blau, mit gelben Aufschlagen und gelbem Unterfutter. Die Röcke der Mädchen sind noch mit gelben Bändern besetzt. Die Oberaufsicht dieses Instituts hat der würdige Hauptmann von HovLN. Die Aufschrift über dem Hanpteingange heißt: Isskerorum nutrimenrum pgtrls psrrrW oklicium. sV10Lcs.XXXl. Die porzelünfnbrik, in welcher sehr schö¬ nes , achtes und unächtes Porzelan gemacht wird, beschäftigt über roo Menschen. Diese halten ihre schönen Arbeiten sehr geheim. Indessen, da in andern großen Fabriken zu Wien und andern Orten die Arbeiter besuchr werden dürfen, so ha¬ ben diese hier an jede Thüre der Arheitssale ein Zettelchen angeklebt, mit der Aufschrift: Ver¬ botener EinHckNy. Oder glauben sie, daß ihr drehen, malen, hrennen noch ein Geheimnifi N Z ftp? Ludwigsburg. 2Ü6 sey? so isiö nm Ao Jahre zu späth. Wenn man sie wegen ihren geheimnißvollen Arbri- ken fragt, so antworten sie: es geschehe aus der Absicht, damit sie nicht durch Ueberlauf am Ar¬ beiten gehindert würden. Das Magazin der Fa- brik ist sehenswürdig. Die Porzelanerde wird im Ainte Hornberg gegraben. Die englische Geschirr, oder Stein, gtttsabrik ist jezt in der Karlsstraße. Sie lie¬ fert leichte, gelbe Schüsseln, Tassen, Teller und ganze Service in geringen Preisen. Die Bijomeriefabrik in der Karlsstraße, liefert sehr schöne Uhrketten, Ringe, Dosen, Ohrgehänge, Armbänder, Degengefäße, Schnal¬ len und andere Arbeiten, von einer Komposi¬ tion, deren vierter Theil Gold ist. Diese Kom Position ist anfangs sehr schön, sie läuft abtt gerne an. In diesem Hause ist auch eine Stahl¬ fabrik. Das LVaisenhaus, mit welchem ein Tolk ? Zuchthaus, Arbeitshaus und ulZer Zeit auch ein Spinnhaus verbunden ist- '"'^-736 gestiftet. Es ist die gröste und «utziichste Manufaktur des Landes. 100 und einige Kinder werden hier unterhalten. Das Haus hat seine Kirche, Schule, Prediger »nd Beamten. Zum Sittenanfseher haben die Kin¬ der einen Sergeanten, daher sind ihre Kompl» mente militärisch. Ihre gleichförmige Kleidung ist blau. In den Stunden, die nicht dem Un- 'terrichlt Ludwigsburg. -67 terrichte in der Religion, dem Lesen, Schrei¬ ben, Rechnen und andern nbthigen Wissenschaf¬ ten gewiedmet sind, arbeiten sie für die Manu¬ faktur, und spinnen Wolle. Die Züchtlinge sind ebenfalls zur Arbeit für die Manufaktur vermtheilt. Das männliche Ge¬ schlecht, säubert, und bereitet die Wolle, das Weibliche spinnt sie. Die Weberey ist auch in diesem Hause. Die Wolle ist theils einheimische, theils auch zu bessern Tüchern, bbheimsche. Die¬ se beträchtliche Manufaktur, die über 502 Men¬ schen beschäftigt, liefert grobe und feine Tücher von allen Farben, Halbtücher, Bivers, Flanelle, Boi und Teppiche. Lange Zeit wurden nur grobe Tücher gemacht, die kaum für den gemei¬ nen Mann tauglich waren. Nur mit Zwang sonnten sie verschlossen werden. Jeder Kaufmann des Landes, der mit Tuch handelte, mußte eine gewisse Anzahl Stücke oder Ellen, jährlich der Manufaktur abkaufen. In diesem Zustande blieb sie bis 1781. Seit diesem Jahre stieg sie unglaublich schnell. Herold ein Sachse bekam die Oberaufsicht über das ganze. Daß ein einziger Mann, mit Kenntnissen und Muth gerüstet, einem so weitumfassenden Werke, in so kurzer Zeit einen so hohen Schwung gab, scheint beynahe unglaublich, wenn man den vo¬ rigen Zustand der Manufaktur mit dem gegen¬ wärtigen vergleicht. Dir 268 Ludwigsburg. Die für diese Manufaktur arbeitenden Men¬ schen des Hauses, sind nicht mehr hinreichend, bey dem starken Verschluß der Maaren und der Zunahme der Webersiüle, die Menge der nöthi- gen Wolle zu bereiten. Deßwegen ist auch ein Spinnhaus errichtet worden, wo freywillige Ar¬ men für Geld arbeiten können. Wie sehr diese Manufaktur seit den Zeiten, da Herold — dieser würdige Mann, dem nicht nur dieses Hans und Institut, sondern ganz Wir- temberg den wärmsten Dank schuldig ist — an ihrer Spitze stehet, empor gekommen, ist nicht nur an dem ungemein auffallenden Unterschied der Tücher, sondern auch an dem starken Ver¬ schluß der Maaren sichtbar. Durch Zwang kaum konnten die Tücher angebracht werden, und jetzt kann die Manufaktur dem Publikum nicht genug anschaffen, Das schöne Gebäude des Waisenhauses ste¬ het in der Schorndorferstraße. Die Kirche ist recht artig gebaut. . Bey ihr ist auch ein Kirch¬ hof. Die Stadtkirche ist in einem edlen Ge¬ schmack gebaut. Die schöne Vorderseite hat zween ganz gleiche, schöne Thürme zu beyden Seiten» Zwischen diesen ist der Haupteingang. Das in¬ nere ist von einer recht angenehmen Einfachheit; es fehlt aber an hinlänglichem Licht. Die Kan¬ zel ist von Marmor. An dieser Kirche stehet im Sxezialsiifminttndent und zween Diakone» Ludwigsburg. süy Den i8 September 1726 ist sie eingeweihet werden. Es ist recht zu bedauern, daß diese schöne Kirche durch einen rochen Anstrich — so wie die Kuchen in den kleinen Städten bemalt wer¬ den —so vieles von ihrem edlen Aussehen verliert. Der Stadtkirche gegen über liegt: Die Garnisonkirche,die ihren eigenen Pre¬ diger hat. Es ist die , den Refvrmirten bestimmt gewesene Kirche, die aber niemals gebraucht wor¬ den ist. Sie war lange Zeit in einem halbvollen, deten Zustande. 1781 ist sie ausgebaut, den 4. Oktober dieses Jahrs eingeweihet und der Garni¬ son zu ihrem Gottesdienste gegeben worden. So¬ wohl die Bauart, als das innere Aussehen der Kirche ist recht schon. Ucber dem Haupteingange stehet: Deo läeroum, Deo bixercituum Koo templum Lonchornr Larolus NOLLKXXXl. Diese zwo Kirchen geben dem großen, schö¬ nen, regelmäßigen Marktplatze, eine recht artige Symmetrie und gutes Ansehen. Er ist 140 Schritte lang und breit. Die Hauser, die ihn umgeben, sind von gleicher Höhe und Bauart. Sie haben im untern Stockwerke Arkaden, unter welchen die Maaren feil geboten werden. Hier ist auch die Hauptwache. Der MarssaU stehet auf der Spitze ei¬ nes Hügels. Dieses weitläufige Gebäude ste¬ het gegenwärtig leer. Bey dem Marskall stehet das Rutschen- Haus und die Sattelkammer, wo ein Theil der Herzog- 272 Ludwigsburg. he-zoglicken Wagen, Schlitten, und die seht schöne, kostbare RentzeUge aufbrhalten werde». DaS große (Opernhaus stehet äusser der Stadt dem Schlosse gegen über. Das Theater ist von ungewöhnlicher Größe und Stärke. Es überrrifl das Stuttgarter, und soll das grdste Teui,chlanks seyn. Vey großen Opern ist schon öfters eine Kompagnie Reuter, von 82 Pferden, auf ihm erschienen. Die Dekorationen und die Erleuchtung sind sehr schön. Zwischen dem Stuttgarter und Aldinger Thore ist der Sallon. Hier ist eine ungemein schöne Abwechselung und Mannigfaltigkeit von Alleen, Vuschwaldchen, Jrrgängen, kleinen Gärtchen, bedeckten Gängen, Häuschen, Ter¬ rassen. Auch sichet man hier ein ganz von grü¬ nem Buschwerk errichtetes Theater. Die Stadt Ludwigsburg hat ihr Dasepü -em Schlosse, das der Herzog Eberhard Ludwig 1704 anfangen ließ, zu danken. Vor dieser Seit standen hier, drey, dem Kirchengute gehörig? Höfe, welche Erlachhof, Fuchöhof und Schaaf- Hof hiessen. In dem Erlachhofe ließ sich, a»§ Gelegenheit der Jagden, der Herzog Eberhard Ludwig 1697 einige Zimmer einrichten. Nach einigen Jahren ließ der Herzog hier ein Jagd¬ schloß bauen, welchem er den n Mai den Namen Ludwigsburg gab. In den nach¬ folgenden Jahren ließ er das Schloß vergröstr»' Ludwigsburg. 271 Er siedelten sich da einige Wirthe und Hofbe¬ dienten an, und bauten diejenige Baracken, die noch heut zu Tage in der Nähe des Schlosses siehen, und dieser herrlich schönen Stadt den Vorzug benehmen ganz schön zu seyn. Der Herzog entschloß sich hier eine Stadt entstehen zn lassen. Er ertheilte ihr 171Z, i/^8, 1720, 1722 und 1724 schöne Privilegien. Der Grund, ans dem die Stadt, ihre Alleen und Güter lie¬ gen, gehörte gröstentheils dem Kirchengute. Deß« wegen macht die geistliche Kammer noch große Forderungen an die weltliche. Obgleich die Privilegien im Druck erschienen, si) versprachen sich nur wenige Personen Bestand von dieser neuen Stadt. Der Anbau gierig —. nach den Absichten des Herzogs —- nicht schnell genug. Die meisten Städte und Aemter, Hofbedienten und Kanzleyräthe mußten auf ihre Kosten Hauser bauen, damit es bald das Anse¬ hen einer Stadt gewinnen möchte. Keisler ver¬ glich die Stadt einer großen Strecke Landes, wo einzelne Höfe nahe bepsammen stehen. Endlich bildeten sich einige Straßen, Plaze und Spaziergänge. Diese hatten wohl schone Häuser, Paläste und Bäume, aber keine Men¬ schen. Der Herzog bemühete sich umsonst, lud Ein, gab Privilegien, Freyheiten, Geld, Holz und Steine. Er verlegte den ganzen Hof, sei- ue Soldaten, und den grösten Theil der Kanj- EP dahin. Und mit alle dem war die Anzahl aller Ludwigsburg» 272 aller Menschen 1730 doch nur 4224 stark. Schon 1718 machte der Herzog die Stadt zur Residenz und dritten Hauptstadt. Er ertheilte ihr gleiche Rechte mit den zwo ersten Hauptstäd¬ ten» Ihre Abgeordneten bekamen Sitz und Srim- me im cngern Ausschuß» Ein Obervogt, Stadt« Magistrat und Geistlichen kamen dahin. Die Platze erhielten, die sich ansindelnbett Einwohner umsonst, auch Holz, Sand und Stei¬ ne, wieviel sie wollten. Sie erhielten Freyheitm von allen Abgaben auf zwanzig Jahre. Allein Ludwigsburg bewies eben so, wie Berlin, daß sich der Anbau einer neuen Stadt nicht so erzwiii« gen lasse. Karl Alexander zog Hof und Kani' lsy wieder nach Stuttgart. Die Stadt wurde so arm, als Berlin wirklich noch ist. Der Herzog Eberhard Ludwig verordnete Zwar in seinem Testamente vom 11 Februar 2732: „daß seine Nachfolger, die zu seines Na« mens Gedachtniß erbaute Residenz nicht unausge¬ baut liegen lassen, sondern sie allein die beständi« ge Residenz, aller regierenden Herzoge zu Wirtes« berg seyn und bleiben, alle Kollegien und Val« leyen niemals herausgezogen und anderswohin ver¬ setzt, sondern vielmehr Stadt und Schloß nach dem gemachten Plan ausgebaut werden loste» Sobald aber Qarst Alex.moet' zur Regier"») kam, so verlvhr die Stadt den Hof und K»»? ley wieder. Sie harre 1734 nur noch Menschen innerhalb ihrer Psahle. Ludwigsburg. 27Z Die von dem Herzoge Eberhard Ludwig der Stadt geschenkten Privilegien, wurden sowohl vom Herzoge Karl Alexander, vomzi Jenner 1737 als von dem Herrn Herzoge Karl, Len 9 Dezember 1752, wenige Punkten ausgenommen, bestattigt. Alles dieses aber konnte zur wahren Aufnahme der Stadt wenig veytrc-gen, denn es fehlte ihr das Leben , es fehlten Menschen, und selbst de» wenigen, die da waren, fehlte Nahrung. So hinterließ der Herzog Eberhard Ludwig diese von ihm gegründete Stadt, in einem nahrungslosen Anstande, dem erst unter der Regierung Aarls abgeholfen wnrde. Txarl vergrößerte die Stadt nicht nur, svnderner gnb ihr erst mehr wahresLcbe«. Er ließ die schöne Karlsstraße anlegen, die z» einer Seite gleich hohe Hauser, zur andern schöne Alleen hat, und von einer ansehnlichen Lange ist. Die Straßen, die fast nicht zu be- wandeln waren, ließ der Herzog schön pflastern, und die Stadt ummauern. Die Porzelan - und andere Fabriken wurde« dahiu verlegt. Als der Hof «nd der gröste Theil der Be¬ satzung 1775 weg zog, verlohr die Stadt wie¬ der zwey drittel ihrer Volksmenge. Dieser Ent¬ völkerung abzuhelfen, erhielte die Stadt den 2z Dezember 1779 das Privilegium: „daß diejeni¬ gen von Adel, oder andere Leute von Stande, die sich in dieser Stadl nieDerlaffen wollten, nicht >" siung r6yz wieder. In diesen Eroberungen mitz Wesltznchmungcil hat sie jederzeit viel erlitten. Z) ^ornrveftbeim, ist ein Pfarrdorf in einer fruchtbaren Gegend, von 1045 Einwohnern. 4) ^obeneck, ist ein Pfarrdvrf am Nekar M 427 Einwohnern. In seiner Nähe stehen, i» einem Weinberge, die Trümmer eines alten Bergschloffes. Dieser Ort schickt mit Nekarwei- hingen einen Deputirten zu den Landtagen. 5) t^ekarweihingen, ist ein Pfarrdvrf am Nekar, über den hier eine Schiffbrücke von n Schiffen führet. Das Dorf hak 748 Einwohner. 6) Pflugfelden, ist ein Pfarrdvrf von -u8 Einwohnern. Dsweil, ist ein Pfarrdvrf von 831 Einwoh¬ nern. Hier hat das herzogliche Haus Wirrem- berg das Wildfangsrecht. Von Osweil schliß sich eine alte adeliche Familie, die 1378 erls- schen ist. L) Aldingen, ist ein Pfarrdvrf von 807 See¬ len , unter welchen 36 Juden sind. Es gehr¬ te vorzeiten zur Grafschaft Asperg. Graf Ul¬ rich von Asperg belehnte 1278 Walthern von Kaltenthal damit. Nachdem die GrafM' Asperg an Wirtemberg gekommen, so trüge» es die von Kaltenthal von den Grafen und Herzo¬ gen zu Wirtemberg zu Lehen. Nach Erlöscht des männlichen Stamms, dieser Linie, siel es -747 als ein erbfneteö Lehen heim. . Ludwigsburg. 279 y) Egolsheim, ist ein Pfarrdorf von 472 Einwohnern. Eine schöne vierfache Allee führt hon hier nach Ludwigsburg, und nach dem, eine Viertelstunde davon entlegenen, sehr arti¬ gen, Lustschlößchen, welches das Seehaus genannt wird. Das Schlößchen ist von Stein, klein, aber sehr artig gebaut. Auf dem Mit¬ telpunkte ist eine Kuppel. Der obere Theil des Gebäudes ist mit Statuen besetzt. Um das Schlößchen her, war ein großer See, der jetzt ausgetrocknet ist. 12) Möglingen, ist ein Pfarrdorf von 75? Einwohnern« 11) Zuffenhausen, ist ein Pfarrdorf von 849 Einwohnern. 12) Poppenweiler, ist ein Pfarrdorf, das 8 r6 Einwohner hat. 13) Benningen, ist ein Pfarrdorf am Nekar von 717 Einwohnern. Hier wurden IZY7 die Mauern und Wasserleitungen einer römsche» Stadt — Sicca Veneria soll sie ges- heissen haben — ausgegraben. Diesen Na¬ men soll ein 1Z83 gefundener Stein beweisen« In den nahen Weinbergen findet man Münzen, Urnen und andere Alterthümer. Ein heidni¬ scher Altar und viele Begräbnisse sind hier ent¬ deckt worden. Die Gegend, wo die Stadt Sicca Venet ia soll gestanden haben, heis¬ set noch jetzt die Burg. -4-, S 4 280 Ludwigsburg. 14) Heutingsheim, ist ein von Km'estedtscheS Pfarrdorf und wirtembergsches Lehen, das 68h Einwohner hat. 15) BeihlNgen, ist ein Pfarrdorf mn Nekar von 2y7 Einwohnern. An diesem Orte haben auch die von Gemmingen Antheik. Der will tembergsche Anrheil gehört zu den Kammer- schreibereygütern. Die Landstädte und ihre Aemter. die Geographie mit der Geschichte enge verbunden ist, und es im Ganzen die schnelle Ueberstcht erleichtert, wenn man Wirkem- bergs werdende Größe betrachten will, so kann man mit Sattler die Städte und Aemter, dec Jeitfokge nach, — wie sie an Wirtemberg ge¬ kommen — lesen. Aber auch diese Ordnung IM seine Unbequemlichkeit. Manche Städte haben unter sich Verbindung, manche gehören wegen ihrer Lage zusammen. So muß man oft von einer Grenze des Landes bis zur andern Hüpfen kommt vom Schwarzwalde ins Unterland und von Heidenheim schnell nach Hohentwiel. -- Die fünf erstere Landstädte gehörten sch»" zu der Zeit zu Wirtemberg, zu welcher die Ge¬ schichte des Landes, mit Zuversicht nicht hinauf steigt. Man weiß also weder von ihrem kU- sprung noch von ihrer Erwerbung etwas zu be¬ stimmen. Die Kannstatt. 281 Die Städte haben keinen Rang unter sich, wie in Schweden, selbst auf den Landtagen ist ihr Rang nicht festgesetzt. Nur die drey Haupt¬ städte haben einen bestimmten Rang. 5) Die Stadt und das Amt Kannstatt. /Bine Stunde von Stuttgart liegt an den Ufern des Nekars, in einer schönen, fruchtbaren Gegend, die alte Stadt Aannftarr. An dem entgegengesetzten Ufer des Nekars liegt eine klei¬ ne wohlgebaute Vorstadt. Diese beyden Theile verbindet eine hölzerne Brücke auf steinernen Pfeilern von io Jochen. Die Stadt ist ganz, von alter Bauart. Sie hat aber doch einige gute Hauser. Ihre Straßen sind enge, und die Hauptstraße macht ein durchlaufender Bach, immer kothig. Rannstarc hat Sitz und Stimme auf den Landtagen, eine Spezialsuperintendentur, eine Tobaksfabrik, eine Kottundruckerey, ein heilsames Bad, viele Sauerbronnenquellen, vier Thore, 2622 Einwohner, und ein Reichspostamt. Der Kaiser Hart V legte hier schon eine Postan. Die Stadt wird wegen ihrer Lage für einen star¬ ken Paß gehalten, sie ist aber nicht befestigt. Das hier entspringende Sulzwasser hat drey Quellen an verschiedenen Orten. Es ist rdthlicht, und überzieht mit dieser Farbe Steine und Holz. Der Sauerbrunnen hat viese Quel- S Z len 282 Kannstatk, len in der hiesigen Gegend-, deren jede von der andern in etwas unterschieden ist. Die Landgerichte der Grafen von Wirtem- berg sind bey der Stadt Kannstatt unter freyein Himmel gehalten worden. Die alte Geschichte der Stadt, und ihre Erwerbung ist nicht bekannt, 1287 ist sie vom Kaiser Rudolfi sehr beschä¬ digt worden. Die drey in ihrer Nähe gestande¬ nen Schlösser Brie, Alcendmg, und Berg ließ dieser Kaiser zerstören. 16ZA starben 15°" Menschen an der Pest. 1720 sind hier, nahe bey der Stadt, versteinerte Knochen, großer und kleiner Thiere ausgegraben, auch diese selbst in, mit Pulver gesprengten, Felsen gefunden wor¬ den, Von diesen Knochen sind noch im Natura- lienkabinete zu Stuttgart zu sehen. Auch stad hier einige Mauern von einem römschen Gebaut de, und 1752 Gräber und Menschenknochen ge¬ funden werden. Eine Viertelstunde von der Stadt, an des Landstraße gegen Weiblingen, stehet eine sehr alte Kirche, welche die Ufkirche genannt wird» Sie soll ihren Namen, von einem nun zerstör ren Dorfe erhalten haben, das in dieser Gegend gestanden hat. In dieser Kirche, wo die Stadt ihren Begrabnißplatz hat, und noch viele alte Grabmale zu sehen sind, führt ein schöner, mit platten Steinen belegter Weg, und eine Allee von Papeln. Aas innere der Kirche ist gn^ Echvrndorf eingepfarrt, 7) Di« Schorndorf» 287 7) Die Stadt und das Amt Schorndorf» A>ahe am Flusse Remse, im davon genann-- ten Remsethal, liegt in einer sehr frucht* baren und schönen Gegend, die wohlgebaute und feste Stadt Schorndorf. Obgleich ihre Stras¬ sen nicht ganz regelmäßig angelegt sind, so machen doch die ansehnlichen öffentlichen Gebäude, und schöne Privathäuser, sie zu einer der schönsten Städte des Herzogthums. Der Marktplatz ist ganz regulär. Die Stadt hat vom Wein, und dem umliegenden fruchtbaren Boden, gute Nah¬ rung. Die hiesige Lebensart, ist unter allen Landstadtchen des Herzogthums, am wenigsten kleinstädtisch. Man schreibt den guten Ton, der hier herrscht, einem Regiment zu, das lange hier in Besatzung gelegen. Der Herzog Ulrich be¬ festigte, nach der Einnahme seines Landes, diese Stadt iZZ8. Der Herzog Christof erneuerte die Befestigung iZöo. Sie bestehet aus Maus ern, Thürmen und einem Graben, welche ein hoher Wall, mit einem zweyten Graben umgiebt. Die Fnttermauern des Walles, die Kasematten, und Minen, die weit ins Feld hinausgehen, sind von schönen Quadern gebaut. Alle diese Gewölbe sind trocken. Der Wallgang ist mit Baumen besetzt, und wegen der schönen Aussicht, 'n die angenehme umliegende Gegend ein reizen¬ der Spaziergang. Der Wall hat vier Vastions, in deren drcy, die Thore sind. Diese sind mit Kanonen besetzt. Viele Kanonen, ohne Laste¬ ten, 288 Schorndorf. ten liegen, theils schon halb in die Erde gesun¬ ken , auf dem Walle umher. Die Brustwehr hat Einschnitte für die Kanonen. Der Graben wird durch niedrige kasemattirre Brillen vertheidigt, und kann aus der Remse ungefüllt werden. Da der Hauptwall blos, und ohne Auffenwerke ist, so iß diese Befestigung für die gegenwärtige Zeit, von keiner große» Bedeutung. Das Schloß ist alt, mit Thürmen und einem Wassergraben befestigt. Die Rüche würde recht schön seyn, wenn sie nicht, besonders der Kor, mit einer so elenden Malerey bekleckc wäre. Das Rathhaus ist von aussen und innen wohl gebaut. Die Rathsstube ist ganz im Adde- rutschen Geschmacke bemalt. Man sollte glau¬ ben, Wieland hatte hier seine Schilderung des Rathhauses von Abdera entworfen. Die Stadt hat 318Y Einwohner, eineSpe- zialsuperintendentur, Sitz und Stimme auf den Landtagen, und vor dem Mittlern Thore eine kleine Vorstadt. Hier werden viele wollene Tep¬ piche und Pferdedecken gemacht. Schorndorf ist oft belagert und eingenomnie» worden. 1Z19 nahm sie der schwäbische Bund und iZZ4 wieder der Herzog Ulrich ein. *54? ist sic den Spanier» durch den Heilbronner Ver¬ trag kin .egeden woroen, welche sie bis iZö* setzt hielten, rdzi und lüzg. belagerten und eroberte» Schorndorf. s8y eroberten die Kaiserlichen die Stadt. Durch das heftige Bombardement der letzter« Belagerung^ gieng die ganze Stadt, bis auf wenige Häuser zü Grunde. 1646 eroberte sie der Marschall von Turenne. 1688 und i6yz scheiterte die fran¬ zösische Tapferkeit vor dieser Festung. Das erste, mal wurde sie durch die Entschlossenheit der Wei¬ ber gerettet. Der Mordbrenner Melak, der die Stadt schon zu haben, und nur überfallen zü dür¬ fen glaubte, wurde hier von Bürgern und Wei¬ bern abgetrieben. Das anderemal erhielt sie der tapfere Kommandant von Sornaripa und seine braven Dragoner. 8000 Franzosen eroberte» die Stadt 1707. UnterUlrichs Regierung 1514 entstand in diesem Amte ein gefährlicher Aufstand der Bauern. 174z verlohr die Stadt fast die Helste ihrer Gebäude durch Feuer. Die Stadt hat schöne Spaziergänge. Äus¬ ser dem Walle, und einer Allee, die um die ganze Stadt führet, ist noch gegen dem Dorfe Winter¬ bach, zwischen dem Ufer der Remse, und der Landstraße, ein großer, mit fruchtbaren Bäumen, alleenweise besetzter Platz, welcher der Daum- wasen genannt wird. Das schölte fruchtbare Amt Schorndorf, enthalt 18 Pfarren. Es ist das bestbevölkertste im Herzogthume. Warum es aber unter einem so schönen Himmel, und auf so fruchtbarem Bo¬ ben, so viele, unverhältnißmäßig viele, simpel* L .Hafk syo Schorndorf, Haste Menschen zieht? verdiente eine medizini¬ sche Untersuchung. Besonders reich an der Gat¬ tung dieser Leute, ist — seit langen Jahre» — der Marktflecken Beutelspach. Sollte die Ursache wohl im Mißbrauche des Weins liegen? i) Winterbach, ist ein Pfarrdorfan der Remse zu dessen Kirchspiel die Dörfer Hebsak und Wei¬ ler, welches letztere als eine Pfarre versehen wird, und noch einige geringere Orte gehöre». Es enthalt 2927 Seelen. Das schöne Schloß Engelberg, das der Forst¬ meister des Schorndorfer Forstes bewohnt, liegt nahe dabey auf einem Berge. s) Geradstetten, ist ein Pfarrdorf und Kirch¬ spiel von 1183 Seelen. 3) Gruonbach, ist ein Pfarrdorf von Seelen. 4) Grosheppach, ist ein Pfarrdorf, das gu¬ ten Weinw'achs und 107z Einwohner hat. 5) Beutelspach, ist ein Marktflecken, am klei¬ nen Flusse Beutel, von 1Z0Z Einwohner»' Die alte Kirche dieses Orts, hat ein schätzbar^ Älterthnm, einen Grabstein, bey dem Tauf¬ steine, auf dem das wirtembergsche Wapeu- — das älteste, das bis auf unsre Zeiten ge¬ kommen ist — stehet. ES ist ohne JnnsctM' Die drey Hirschgeweihe haben nur drey Ende- so führten die alten Grafen dieses Wapen. Schild ist ein Dreyeck, gegen die Spitze em» adge- Schorndorf. 2y» abgerundet, und auf die eine Seite geneigt. Der Helm stehet auf der einen Ecke des Schil» des, ohne Helmdecke, und ist ganz geschlossen. Auf dem Helme sieht das Jägcrhorn, aus des¬ sen Mündung eine Lilie herfürragt. Eine Viertelstunde von Beutelspach , erhebt sich ein hoher Berg, der AappelberA, wo di6 alte Grafen von Wirtemberg eine Burg und ihr Begrabniß hatten. Konrad von Weinsperg zerstörte die Begräbnisse izoy, deswegen sind sie nach Stuttgart verlegt »vordem Von der Burg haben die Bauern keinen Stein auf denv andern gelassen, auch das Fundament ausge¬ graben, und zu Weinbergen uingeschaffen, daß von diesem alten Schlosse keine Spur mehr zrr sehen ist. Auch der alte Feigenbaum besser» Arusius gedachte, und der zwey Jahrhunderte Früchte getragen, ist vernichtete Des ehmali- gen hiesigen Stiftes, ist bey der Stadt Stutt¬ gart gedacht worden. 6) Schnaikh, ist ein Pfarrdorf von izoZ Ein¬ wohnern. In der hiesigen Kirche sind noch viele alte schöne Gemälde auf Holz. 7) Enderspach, ist ein Pfarrdorf von 8Z? Einwohnern. 8) Strümpfelbach, ist ein Pfarrdorf, vor» y6y Einwohnern. 9) plieder Hausen, ist ein Pfarrdorf von roäz Einwohnern^ L r rs Ur- Schorndorf. SY2 io) Urbach, ist ein Pfarrdorfund großes Kirch¬ spiel von 227z Seelen. Das sehr alte, ans- gestorbene adeliche Geschlecht von Urbach hat¬ te von diesem Orte den Namen. n) Haubersbronn, ist ein Pfarrdorf von 544 Einwohnern. r») Schornbach, ist ein Pfarrdorf von ZrZ Einwohnern. 2z) Rudersperg, ist ein Marktflecken von 2257 Einwohnern. 14) Hohengehren, ist ein Pfarrdorf von 44° Einwohnern. IZ) Hegenlohe, ist ein Pfarrdorf von 5°s Einwohnern. 16) Balrmansweiler, ist ein Pfarrdorf von 507 Einwohnern. 17) Aichschies, ist ein Pfarrdbrfchen von Einwohnern. 28) Eichelberg, ist ein, denen von Holz gO» riges, Pfarrdorf, von 986 Einwohnern. 8) Die Stadt und das Amt Leonberg. Stadt Leonberg liegt nahen« Flüßchen Glems, in dem ehmaligen Glems- gau. Sie hat ein Schloß, 1Z98 Einwohnee, ein Oberforstamt, und eine Spezialsuperintenden- tur. Auf den Landtagen hat sie Sitz und St>>« nie. Nach der Nördlinger Schlacht, als das Land von den kaiserlichen Völkern eingenommen worden Leonberg. syz ist, schenkte der Kaiser die Stadt Leonberg dem General (FMcrs. Der westphälische Friede stell¬ te sie wieder dem herzoglichen Hause zu. Auf einem nahe liegenden Berge stehet ein alter Wartthurm. Einige Stunden von der Stadt, in einem, unter dem hiesigen Forstamte stehenden, Walde, sind zween Seen, die der Pfaffensee. und Bärensee heissen. Der Barensee liegt zwi¬ schen zwexn schönen, durch Terrassen sich erheben¬ den, Hügeln, auf deren einem, ein kleines, sehr niedliches, im römschen Geschmacks gebautes, stei¬ nernes Jagdschlößchen stehet. In dem See sind einige ungemein prächtige, mit Vergoldung und Bildhauerarbeit reich gezierte, Eicmdeln. So¬ wohl diese, als der See und die ganze Anlage Wurden bey feyerlichen Jagden gebraucht. Das Amr Leonberg gehörte vorzeiten grö- stentheils zur Grafschaft Asperg und ist mit ihr erkauft worden. Es bestehet aus iZ Pfarren. Das prächtige, weitläufige Lustschloß Sos-' litübe, das der Herr Herzog Rarl erbauet hat, liegt eine Stunde von Leonberg, auf einem hohen. Berge, von dem man eine schöne Aussicht über einen großen Theil des Unterlandes hat. Dee Lrt, wo dieses Lustschloß stehet, war ein Wald, der mit großer Mühe und Unkosten ausgereutev und eben gemacht werden mußte. Der Platz hieß bey den fünf Eichen. Fünf große und dicke Ei¬ chen standen so dichte beysammen, daß sie in deL Entfernung das Ansehen eines Stamms hatten. T 3 Drep Leonberg. Drep dieser Eichen stehen noch. Um sie her rvar ein erhöheter Platz zum Tanzen, der aber jezt nicht mehr zu sehen ist. Das Schloß ist der Bauart und Einrich- Kmg nach/ sehr schön. In der Mitte ist ei" »»algebauter Saal. Um ihn her sind, zubeydei! Seiten, kleine Zimmerchen. In dem Saale führen auf jeder Seite des Schlosse zwo frey- Oehende Treppen. Um das ganze Schloß führt Bin offener Gang, wo man der herrlichen Aus¬ sicht geniessen kann. Noch schöner ist die Aus¬ sicht, wenn man auf die Kuppel steigt, wo um die ohenstehende vergoldete Statue eine Altane !8uft. Das Dach ist mit blauen Schiefern gedeckt rmd mit vergoldetem Laubwerk durchwunden, wel¬ ches, besonders in der Entfernung , in dem Auge Kes Zuschauers eine vortrefliche Wirkung har. Was der Endzweck dieses Gebäudes sey- erklärt die Aufschrift an der Vorderseite des Schlosses : IxunHuillitJti sslcrum voluit Ls- Mrlus. Hinter dem Schlosse steht: Älocieturore Liwolo clcsercum Llituäinem labor iwpro- Lus czulZclriennjo vielt, NO(;ei.XIH. "" MOLEI^XVll. Um das Schloß, stehen zu dey> Len Seiten zwanzig Pavillons, die ein Amfithea- ter formiren. Diese kleinen artigen Gebäude Md durch Gange mit einander verbunden. Der Ravalsersbau ist zur Wohnung des Hofs bestimme. Die Zimmer sind daher meist nur frei«, aber alle rnoblirk. Das Leonberg. -HZ Das Opernchearer ist nur" zu kleinen Lperetten und Komödien zu gebrauchen^ Die Aapelle ist von sehr einfachem edlen» Geschmack. Sie enthalt eine schöne Mosaike, ei¬ nen Christuskopf, , Der hinter dem Schlosse angelegte Garten ist sehr groß. Er enthält 8oo Morgen Platz. Ei¬ ne unendliche Mannigfaltigkeit von Alleen, Lau¬ ben, Gebüschen, Lustwaldchen, Baumen, Früch¬ ten, Blumen, Lnsthausern und.kleinen Hauschesi, Vogelhäusern, Statuen wechselt' mir einander ab. llnrer den schönen Gebäuden dös'Gafkens ver¬ dient das chinesische. Hans „ist?.-, vorzüglichste Aufmerksamkeit. Dieses kleine. Hebaude ist.H chinesischem Geschmack gebaut; aucy das Dacsi mit chinesischen Figuren besetzt. Äu'f der. Kum¬ pel sitzt eine größere Figur. Neben' dieser steht eine andere, die einen, mit vielen, hariyonjsch gestimmten Glöckchen behangenen SonneMir^ hält. Diese ertönen, bey entstehendem Minde. Junen ist ein kleiner runder Saal mit einex Kup¬ pel. Ganz um diesen.Saal her. sin.d kleine,Zinu- mer, mit chinesischen Tapeten. De-;, Fußbo.dey und die Kamine sind von innlönhschem buntem Marmor. In der Nahe des^ chinesischen Haus ist ei¬ ne herrlich duftende Rosenallee. 'Das schöne, ganz aus Baumen und Buschwerk bestehende, Theater har im kleinen alles, was zu einer Schaubühne erfordert wird, ein Parterre, Logetr T 4 für qy6 keonbevg. für die Zuschauer, ein Orchester, Szenen und ver¬ borgene Plätze zum Ankleiden für die Akteurs. Ein bedeckter Gang führt ganz um dasselbe her- «m. In dieser Gegend des Gartens sind die «reisten Statuen. Die Vogelhäuser, eine düstere künstliche Wildniß und die schönen Orangerien vermehren bie schöne» Abwechselungen. Die Orangerie bildet ganze lange Alleen, die zur Zeit der Blüthe ungemein angenehm sind. Es sind sehr dicke und Hohen Stämme unter ihnen. In den Alleen wechselt immer ein dicker Baum mit einem düiu «en/ Ihre Anzahl ist hierüber iooo Stücke. Das soäenannte Monument stellet die Bildsäule des Herzogs zu Pferde', von vergolde¬ tem Gips, für. Die vier Seiten des hohe» Fußgestelles haben Sinnbilder in halberhabener Arbeit, mit folgenden vier Aufschriften. Wrnins artihÜ8. kace bsllum coZiranäum. ^Liv68 inckutiria äitst. Lscläir, yuock gocepit- Der Lorbeersaal ist ei» sehr langer schd- «er Saal, ohne Säule, der zu großen Festins bestimmt ist. Er hat einige schöne Deckenstücke. Auf eine«» dieser Gemälde ist eine liegende Fi¬ gur, die sich aufzurichten scheint, wenn nra» «m sie her geht. 1782 ist das äussere dieses Gebäudes verschönert worden. Das ganze Ge¬ bäude ist nur von Holz, innen mit schöner Gipsarbeit überzogen. Oben umher stehen Va¬ jen und auf der Kuppel eine vergoldete Statue. ' Bey Eeonberg. 297 Bey der Anwesenheit des gegenwärtigen Gro߬ fürsten von Rußland 1782, wurde das Schloß, das Amfitheater, dieser Saal, und einige Alleen nut mehr als yo,ooo Lampen erleuchtet. In dem Lorbeersaal war Tafel. Es ließ ungemein gut, diesen schönen langen Saal so prächtig er¬ leuchtet zu sehen, wo die vielen Spiegel den Schein der Lichter mehrfach vervielfältigen. Der GtaU verdient wegen seiner ungemei¬ nen Grbße und Schönheit Bewunderung. Das noch nicht ganz vollendete Gebäude ist ein Vier¬ eck von Quadern, dessen längere Seiten yoc, Fuß lang sind. In den zwo vollendeten Seiten ist Raum für 378 Pferde, jeden zu sechs Fuß. Die Tröge sind von Stein. Die Wände und Decken sind mit Gips überzogen. Der Fußbo¬ den, des mitten durchführenden Gangs, ist mit weissem Sande bedeckt. An der Decke hängen Lampen. Ueber jedem Pferdestand ist ein Hirsch- köpf, der ein grünes Blatt im Munde hält, auf welchem mit goldenen Buchstaben der Name des Pferdes stehet, das an diesem Platze gestanden. Im Mittelpunkte des Stalls.sind vier Fontänen wit Statuen, die aus ihrem Munde Wasser aus¬ spritzen , welches in ein darunter stehendes Bassi« läuft, aus welchem die Pferde getränkt werden. Kleber dieser Mitte ist eine Kuppel, auf welcher Zwey hölzerne Pferde sind. An den Garten, schließt sich ein Thier- karten an, in welchem eine Anzahl zahmer, L 5 weisser, 2Y8 Leonberg. weißer Hirsche ist. Ein Flintenschuß ist daS Signal, welches sie alle versammelt um ihre Füt¬ terung zu geniessen. Den 14 Dezember 1770 stiftete hier, der Herr Herzog Aarl das Mlikarwaisenhaus. W dieses Institut 1775 nach Stuttgart verlegt wor¬ den, so kam das Husarenregiment hieher in Gar¬ nison. Den Grundriß dieses prächtigen Lustschlos¬ ses und Gartens hat Abel auf drey große» Blattern in Kupfer gestochen. Die Pfarrdörfer des Amts Leonberg: 1) Münklingen, ist ein Pfarrdörfchen voir 199 Einwohnern. 2) Gebcrshcim, ist ein Pfarrdorf von 24; Einwohnern. Z) Rmhemsheim, ist ein Pfarrdorf von 666 Einwohnern. 4) Eörlingen, ist ein Pfarrdorf und Kirchs^ von 1437 Seelen. 5) Malmsheim, ist ein Pfarrdorf von 6z< Einwohnern. 6) warmbronn, ist ein Pfarrdorf von 43* Einwohnern. 7) Elrmgen , ist ein Pfarrdorf von 1141 Ein¬ wohnern. x) Hcimerdingen, ist ein Pfarrdorf von 66r Einwohnern. Die adelschen von Heimerdinge« nannten sich davvn. - - - h) Leonberg. 2yy 9) DkZl'ngen, ist ein Pfarrdorf, das 1044 Einwohner hat. Die adeliche Familie von Di- zingen nannte sich von diesem Orce. ro) Hirschlanden, ist ein Pfarrdorf von 27» Personen. Höfingen, ist ein Pfarrdorf von 602 Ein¬ wohnern. 12) Monsheim, ist ein Pfarrdorf, das 679 Einwohner hat. Von Mönsheim nannte sich eine alte, nun ausgestorbene Familie. 23) Renmngen, ist ein Pfarrdorf, das 105z Seelen enthalt. *4) Hemmingen, ist ein Pfarrdorf und Kam¬ merort, von 7Z8 Einwohnern. Dieses Dorf trugen die Adelichen von Hemmingen, vory Hause Wirlemberg zu Lehen. *5) Schökingen, ist ein Pfarrdorf das 38 r Einwohner hat. y) Die Stadt und das Amt Göppingen. 2I^VN der Stadt Göppingen sind zween Grundrisse in Kupfer gestochen. Beyde hat Estoß ausgenommen, und Ballers auf einem kroßen Bogen gestochen. Der erstere stellet dir Stadt vor, wie sie vor dem Brande 1782 ge¬ wesen ist. Der andere zeigt die Stadt und ih¬ te Vorstädte, wie sie gegenwärtig sind. Göppiru Göppingen. ZOV Göppingen, ist nach den Hauptstädten des Herzogthums die grbste, schönste und beträcht¬ lichste Stadt in Lande. Sie liegt in einer schönen fruchtbaren Ebene, an dem Flusse Lils, über den hier eine sehr schöne 1782 vollendete steinerne Brücke führt. Der Durchschnitt dieser schönen Stadt beträgt — die Vorstädte mitge¬ rechnet — 2000 Schritte. Nach dem Fußmaße des Grundrisses betragt der Durchschnitt über Z2oo Fuß. Die Anlage dieser neugebaute« Stadt ist nach dem Plane des Baumeisters groß. Sie ist, wie fast alle neuern Städte in lauter Quadraten, deren 36 sind, gebaut. Die Straß sen, die alle breit sind, und von einem Ende der Stadt, bis zum andern, laufen, durchkreu¬ zen sich in rechten Winkeln. Sie sind mit wehst gebauten Häusern besetzt, denen nichts als gli¬ che Höhe fehlt. Das erste Stochwerk eines B den Hauses in der Stadt ist von Stein. 3" den Vorstädten aber sind aber auch ganz MB» ne Häuser. Die Grenzen der alten, abgebrann¬ ten Stadt, sind bey der neuen Eintheilung B blieben. Gegenwärtig aber fängt man an eini¬ gen Orten an, die Mauern einznreissen, de« Graben auszufüllen, und mit Häusern zu bebaM« Die Stadt hat Z Thore. Einige der TlM- über welchen hohe Thürme standen, hie bey de» Brande, die Roth und das Unglück am meiste» vermehrten, sind eingerissen, so" daß Göppinge" gegenwärtig meist ein offener Ort ist: An de« Emläffen sind nur hölzerne oder eiserne Gitter« Sus Göppingen. ZOl Auf dem Mittelpunkte des großen regulä¬ ren Marktplatzes, durchkreuzen sich die beyden Hauptstraßen, die sich durch ihre Breite aus¬ zeichnen. Sie führen zu den vier Haupteingän- gen der Stadt, wo vormals Thore waren. Göppingen ist eine recht lebhafte Stadt. Schon der erste Anblick beweiset, daß hier das Kommerz blühet. Sie hat ein fürstliches Schloß und Garten, zwo Kirchen, 4200 Einwohner, Sitz und Stimme auf den Landtagen, eine Spe- zialsuperintendentur, und ansehnlichen Handel mit wollenen Zeugen. Die Anzahl der jährlich ge- öohrnen ist 200. Die zwo Vorstädte sind an¬ sehnlich und bestehen meist aus neuen Hausern. Die nach dem Brand neu angelegte Straße, an der Vorstadt gegen Ulm, ist besonders schön. Sie ist schnurgerade und erstreckt sich von dem Ende der Vorstadt bis an die Brücke. Die Hauser sind alle von gleicher Höhe, zwey Stock¬ werke hoch. Die ungemeine Breite dieser Stra¬ ße ist Za Schritte oder 10 Ruthen. Ihre Län- ge betragt Zoo starke Schritte. An den beyden Seiten der Häuser sind Fahrwege. In der Mil¬ de ist eine schöne Allee von Lindenbaumen. In Göppingen wird viele Wolle zu Zeu¬ gen verarbeitet. Auch wird hier unächtes Por- relan gemacht. Die hiesige Sattlerarbeit ist be¬ liebt. Das von dem Herzoge Christof 1562 ge¬ baute Schloß stehet an den Gränzen der Stadt. Es Zor Göppingen. Es ist massiv, und wie die Schösser, im Geschmack selbiger Zeiten, im Viereck gebaut, in dessen Mitte der Schloßhof ist. Hinter dem Schlosse ist ein großer Garten. Das Räthhaus ist ein Palast/ mit deni gewiß kein Ralhhaus, anderer Städte des Her- zogthums kann verglichen werden. Um die Schrif¬ ten für dem Feuer zu sichern, ist im utttern Stock¬ werke ein Gewölbe mit eisernen Laven gebaut wor¬ ben« Der Spiral ist ein neues ansehnliches Ge¬ bäude. Die Scadrkirche, die im Brand stehe« blieb, ist von neuer Bauart. An ihr stehet der Spezialsuperintendent und zween Diakone. Die Stiftskirche, die äusser der Stadt stehet, war die Pfarrkirche, vor der Reformatio»» Graf Ulrich von Wirtcmberg errichtete dieses Stift 1448, mit der Einwilligung des Pabstes Niko¬ laus V. Ein Probst, Kantor, neun Kvrhett» Und neun Vikare, waren die Stiftspersone»» Der Herzog Ulrich vermehrte 1514 das Stift »>" einem Korherrn,- Organisten und sieben Vikars Nach der Reformation wurde es eingezogen. Sattler glaubt, daß die' Stadt Göpping^ zu den Gütern der HohenstaufeNschen Familie ge¬ hört habe , und von einem Grafen Eberhard oder Ulrich zu Wnreiuberg erobert worden sey. ist die Stadt vdn öent schwäbischen Bunde/ -64) von dem baierscyeU Mnetat Zvhann von Werth ttü- Göppingen. gož eingenommen worden. Dieser übergab sie an die Erzherzogin» Klavdia. Diese Dame hatte Lust, die Stadt, unter dem Titel: sie. gehöre zur Burg Hohenstaufen, zu behalten. Der westphalische Friede aber bestätigte dieses angemaßte Recht nicht. 1425 ist Göppingen ganz abgebrannt. Eben dieses Schicksal betraf sie 1782. Am 25 August dieses Jahrs traf Blitz ein Haus, bey einem hef¬ tigen Sturmwinde, zu Anfang der Nacht. Das getroffene Haus war an nrehr als einem Orte ent¬ zündet. Das Feuer brach mit Macht aus, der Wind blies es auf, und führte es zu den benach¬ barten Hausern. Durch das Einreiffen hatte der übrige Theil der Stadt etwa gerettet werden kön¬ nen. Ein Amtmann aus dem Ulmischen Dorfe Stessen war mit Leuten und Instrumenten da. Dieser würdige Mann zum Retter, zum Schutz¬ engel Göppingens ersehen, fand Hindernisse. Er gieng, und— die ganze Stadt, die Kirche, ! Schloß und rZ der allerelendesten Häuschen ausge¬ nommen, gieng zu Schanden. Veber 350 Hau¬ ser lagen in 10 Stunden im Schutt. Der Schade dieses Unglücks ist eine ungeheu¬ re Summe. Man berechnete den Verlust der Gebäude auf 450,000 Gulden, und den Scha¬ ben an Möbeln, aufzwo Millionen Gulden. Der große Verlust an Möbeln kommt meist daher, daß die über den Thoren gestandene, hohen Thürme, in Brand geriethen, und das Flüchten der Effekten Göppingen. 304 beynahe unmöglich machten. Die armen Göppiru ger würden noch wehr verlohren haben, wen» nicht wahrend des Brands, ein Stück von dec Stadtmauer eingefallen wäre, und den Unglück¬ lichen ein Mittel zur Rettung abgegeben hätte. Daß dieß Unglück die Kleinstädter noch nicht vor¬ sichtig gemacht hat, ihre unnützen und häßliche» Thürme über den Thoren einzureiffen, um einem ähnlichen Zufalle vorzubeugen! — Der Nutzen der, vom thörigten Pöbel so mißkannten, Brand¬ kasse hat sich an dieser Stadt herrlich gezeigt. I« einem einzigen Jahre war fast die ganze Stadt, aus ihrem Schutt wieder so schön hervorgestiegen, daß sie jezt alle andern Städte des Herzogthumsl die zwo Residenzen ausgenommen, weit hinter sich zurücklässet. Die Quellen, der hier entspringenden Zween Sauerbrvnnen, sind nahe bey einander, und doch von ungleicher Stärke. Der schwächere er ,, aus vier Röhren und ist zu jedermanns Gebrauch unentgeldlich zu haben. Der stärkere entspringt nur aus einem Rohre, und muß von Fremden be¬ zahlt werden. Er ist der beste und stärkste iw Lande. Die guten Wirkungen, noch mehr aber der sehr angenehme Geschmack dieses Sauerbrun¬ nens verursachen, daß er sehr häufig gebraucht wird. Um ihn auch bey der Quelle mit Bequem lichkeit gebrauchen zu können, ist nahe dabey eine Allee angelegt worden. Bey dem Sauerbrunnen ist ein Bad. Göppingen. zoz Zu der Stadt Göppingen gehört als ein Filial das Dorf Barrenbaä). Das Amt Göppingen hat keinen Wein, nur Fruchtbau. Es enthält 19 Pfarren. *) Hohenstaufen, ist ein Pfarrdorf auf einem hohen Berge. Zu seinem Kirchspiele gehören iiZZ Seelen. In der Kirche dieses Orts — die höher als das Dorf liegt — ist Fried¬ rich Barbarossa an der Wand schlecht abge¬ malt. Eine Inschrift, in elenden Versen, sagt, daß er oft von dem Berge, auf dem er seine Hofhaltung gehabt, zu Fuß in diese Kir¬ che gekommen sey. Bey diesem Pfarrdorfe, erhebt sich einer dec höchsten Berge des Landes, auf dem das alte be¬ rühmte Stammschloß Hohenstaufen gestanden hat Sein alter Name ist Hcophe oder Stoi- phe. Daß die Herrn von Hohenstaufen zum Herzogthume in Schwaben, und sieben davon zum kaiserlichen Throne gelangt sind, ist bekannt. Der Berg, worauf dieses Stammhaus gelegen, hat die Figur einer abgekürzten Pyramide und liegt ganz frey. Sein Rücken — so klein er we¬ sen seiner Höhe scheint, — enthalt ein paar Morgen Platz. Staufen beherrscht eine der ent¬ zückendste» Aussichten, die man sich verstellen kann. Eine Menge von Landschaften und den schönsten Naturabwechselungen, die in einer un¬ übersehbaren Weite, sich nach und nach ins kleine verlieren, eine nicht zu zählende Menge von Dörfern, Städten, Schlössern, bieten sich dem U Ang- ZoS Göppingen. Auge dar. Nicht nur einen großen The,! von Wirtemberg, dem Rechbergschen und andern klei¬ nen Herrschaften dieser Gegend, sondern auch ei¬ nen großen Theil von Franken, den Rheinländern, Elsas, ja selbst die Gebirge von Lothringen, stehet man wie eine lebendige Landkarte, zu seinen Füs¬ sen hingemalt. Der Berg ist höher als die be¬ nachbarten Alpen. Er überstehet nicht nur diese, sondern stehet noch die hinter ihr höher sich erhe¬ benden Berge Tirols und der Schweiz, die ein ewiger Schnee, wie Wolken deckt, und nur ein gewafnetes Aug, sie von den Wolken unterscheiden kann. Dieses schöne Landschastgemalde wird endlich von einer dunkeln Bergreihe, auf welcher der Horizont zu ruhen scheint, umschlossen, und ver¬ liert sich also an den Wolken. Der Staufenberg selbst taucht öfters seine kahle Spitze, bep schwe¬ rer, regnerischer Luft in die Wolken, und ist von einem dichten Nebel umhüllt. Nur wenn man die Spitze des Berges er¬ stiegen hat, erkennt man seine ganze Höhe. Die Einwohner Staufens versichern, daß sie bep recht reiner Lust, mir unbewafneten Augen, westlich den Münsterthurm Strasburgs, und nordöstlich die Thürme des Schlosses Nürnberg sehen können. Straßburg ist in gerader Linie von Staufen achtzehn reutsche Meilen 'entfernt. Möglich ist es, da Straßburg eine stepe Lage hat, und a»l Staufen, die noch weit hinter Straßburg liegen¬ den Gebirge Lothringens sichtbar sind. M' Göppingen. 527 Man muß den Einwohnern Staufens recht böse werden, wenn man die Kaltblütigkeit siebet, mit welcher sie dem gierigen Forscher diese un¬ vergleichlichen Aussichten zeigen, und ihn in dec Lage und Gegend der Orte und Lander orientie¬ ren. So macht die Gewohnheit den Menschen auch gegen die erhabensten Naturszenen gleich¬ gültig! — Dieses Stammschloß hat das Schicksal dec meisten alten, berühmten Stammhäuser gehabt. Unmenschen, voll von dem Gedanken, die Freys heil bestehe im Morden, Brennen und Zerstören, verwüsteten in dem bekannten Aufstande 1Z2S auch dieses alte Schloß. Eben so wenige Ach¬ tung für die noch übrig gebliebenen ehrwürdigen Trümmer dieses berühmten Schlosses hatten die Bauern der Gegend. Sie trugen alle Steine von diesen Ueberbleibseln hinweg und wühlten sogar die Fundamente um. Sie würden das Andenken dieses kaiserlichen Stammschlosses ganz Zernichtet haben, wenn nicht durch höher» Be¬ fehl noch ein Stückchen Mauer von ungehauenen Steinen, das 20 bis 25 Fuß lang ist, aus den Händen dieser unverständigen gerettet worden tvare. Dieß ist noch das einzige Andenken, das dieser berühmte Berg aufzuweisen hat. Dieser Berg, der das Stammhaus der mach- dtgen Staufen trug, auf dem der große, mächti¬ ge Barbarossa wohnte, ist jezt ein öder Aufent¬ halt des weidenden Viehes, das hier, unter den U s Srein- Z08 Göppingen. Steinhaufen kümmerlich seine Nahrung sucht. Kaum sitzt noch zuweilen auf diesen verlassenen Trümmern ein Hirtenknabe, der seine Augen an der schönen Aussicht weidet, und unwissend, wie mächtig die Familie war, die aus Hohenstaufen entstanden, kaum eine allgemeine, flüchtige Be¬ merkung über die wunderbar geketteten Schicksale der Menschen, und über die Vergänglichkeit der Irdischen Hoheit macht. Oder zuweilen besucht sie auch ein neugieriger Reisender. Für den edcln Mann von Gefühl aber, ist sowohl der Anblick dieser Trümmer, als die reizende Land¬ schaft, die ihm die Natur hingemalt hat, gewiß recht feyerlich und giebt ihm Stof genug zu man¬ chen Betrachtungen. Nicht eben die Ruinen die¬ ses Berges allein, auf welchem er mehrere, die gleiches Schicksal mit ihm gehabt, erblickt, zie¬ hen seine Aufmerksamkeit auf sich, sondern das traurige Schicksal dieser großen Familie, die D auf dem Blutgerüste endigte, das ein Tyrann in Purpur baute, unterhält sein Gefühl. Es ist unbegreiflich, mit welcher Kälte Hk. BÜsching, in seiner Erdbeschreibung, in der Einleitung von Schwaben, über diese sultanische Handlung des Königs Rarl hinwegschlüpft. §k redet von dem Lode des unglücklichen Konradins, als ob es die rechtmäßigste Handlung wäre, wo¬ durch Äarl der Gerechtigkeit, nicht seiner Ra¬ che, ein Opfer gebracht hätte! — Als die Fundamente Staufens umgegraben wurden, sind Knochen von Menschen und ren Göppingen. ZOy ren gefunden worden. Auf dem Berge, in den Schutthaufen, findet man Ammonshörner. 2) Schlack, ist ein Pfarrdorf von Z64 Ein¬ wohnern» Z) Heiningen, ist ein Marktflecken von 78r Einwohnern. Der Kaiser Friedrich III gab Heiningen 1489 Stadtgerechtigkeit, welche aber dieser Ort niemal benutzen konnte. 4) Boll, ist ein Pfarrdorf von 128 r Einwoh¬ nern. Nahe bey diesem Dorfe entstehet ein Sauerbronnen. Auch ist hier ein noch ziemlich bekanntes Bad. Vorzüglicher sind die hiesigen Pelrefakten, und Naturalien, besonders dec Seethiere. Die Dresdensche Naturaliensamm¬ lung besitzt noch, ein hier ausgegrabenes petri« ficirtes Gerippe von einem Krokodil. 8) Bezgenrierh, ist ein Pfarrdorf von 4117 Einwohnern. 6) Gruibingen, ist ein Marktflecken von 8Zr Einwohnern. 7) Ganslosen / ist ein berufenes Pfarrdorf von 422 Einwohnern. 8) Hattenhofen, ist ein Pfarrdorf von 728 Einwohnern, 9) Schlierbach , ist ein Pfarrdorf von 901 Einwohnern. Reichenbach, ist ein Pfarrdorf von 4^«. Einwohner». U 3 ziO Göppingen. 11) Eberspach, ist ein Marktflecken von 1378 Einwohnern. 12) Hochdorf, ist ein Pfarrdorf von 536 Einwohnern. 13) Albirshausen, ist ei» Pfarrdorf von 732 Einwohnern. 14) Uihingen, ist ein Pfarrdvrf von 11ZZ Em- wohnern. Bey diesem Dorfe liegt auf einem Berge das schöne Schlößchen Hilsecfl. 15) Faurndau, ist ein Pfarrdorf von 472 Ein¬ wohnern. Vor der Reformation war hier ei» Stift. 16) wangM/ ist ein Pfarrdorf von 418 Ein¬ wohnern. 27) Holzheim, ist ein Pfarrdorf von 1Z22 Ein¬ wohnern. 18) Lordenberg, ist ein Pfarrdorf von 399 Einwohnern. 19) Dürnau, ist ein DegenfeldscheS Pfarrdorf. Hohenftarr, ist ein Pfarrdorf, das Wir- temberg mit der baierschen Herrschaft Wiesensteig gemeinschaftlich besitzt. Es liegt auf dem hohe" Alpengebirge. ro) Die Stadt und das Amt Urach. AVe alte Stadt Urach liegt an der Erms, an den Füssen der Alpen. Vorzeiten war sie der Hauptort und die Residenz der alten Gra- Urach. Žir fen von Urach. Sie hat ein fürstliches Schloß, »957 Einwohner, ein Oberforstamt, eine Spezi- alsuperintendentur und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Ehmals war hier eine Karthause und ein Stift. Ein großer Thsil der Bürger¬ schaft nährt sich vom Leinwandweben. Es wer¬ den auch schöne Damastleinwand zu Urach ge¬ macht. Bunte Papiere und gute Messer werden hier verfertigt. Die hiesige Leinwandhandlungs¬ gesellschaft ist iZyy von dem Herzoge Friedrich gegründet worden. Er ließ hier 29 Hauser bauen, und tüchtige Weber kommen. Er legte auch ei¬ ne Bleiche an. Nach kurzer Zeit überließ er die Handlung einigen Kaufleuten. Von da entstand die Gesellschaft, die den, jezt so beträchtlichen, Handel führt. Die Stadt Urach kam aus den Händen ihrer Grafen, theils an Fürstenberg, theils an Wirtem- berg. Einer der ältesten Grafen von Urach, den man mit Gewißheit kennt, war (Zerhard, der ums Jahr 1080 Domherr zu Straßburg ge¬ wesen, und mo als Bischof zu Speier gestor¬ ben ist. Der Ursprung der Grafen Urachs ver¬ liert sich in der Dunkelheit des Alterthums und der Geschichte. Ein Graf Heinrich von Fürstenberg erbte einen Theil dieser Grafschaft von seiner Mutter. Gr übergab 1254 den halben Theil seines An¬ teils von Urach, dem Grafen Ulrich zu Wirteins derg, gegen halb Wittlingen. U 4 Einen zis Urach. Einen andern Theil der Grafschaft hinter, ließ der Graf Berthold von Urach, dem Gra¬ fen Ulrich zu Wirtemberg, mit welchem der König Richard 1262 diesen Grafen belehnte. Den übrigen Theil der Grafschaft erkaufte Graf Ulrich 1265 vom Grafen Heinrich von Für- sienberg. Mit den zween Brüdern Berthold und Rudolf ist das alte Geschlecht der Grafen »on Urach, in der letztem Helfte des iZten Jahrhunderts ausgestorben. 1473 errichteten die sämmtlichen Grafen zu Wirtemberg, wegen der Landesregierung und Be- erbung; und 1486 die beyden Grafen Eber- Hard, einen Vergleich hier. iZiy ist die Stadt vom schwäbischen Bunde, 1634 von den Kaiser¬ lichen eingenommen worden. Nahe bey der Stadt, stehen auf einem hohen Berge die Trümmer der geschleiften Bergfestung Hohenurach, die 1634 bis 35 eine harte Be¬ lagerung hat ausstehen müssen. Der bekannte Lrifchlin wurde gefangen hieher gesetzt. Durch Hülfe eines selbst gemachten Seils wollte er ent¬ fliehen. Es zerriß, Frischlin stürzte auf einen Felsen, und verlohr das Leben. Der wirtemberg- sche Kanzler Enzlirr ist auch hier enthauptet wor¬ den. In der Gegend der Stadt findet man weisse Ciegelerde, die Leinwandbleiche, einige Papier¬ mühlen, und eine Holzrutsche. Diesen Name» führt ein 900 Fuß langer eiserner Kanal, der an Urach. Zi3 an einem Berge hinabläuft. In diesen wird das gehauene Brennholz gelegt, den Berg hinab und in die Erms gebracht. Aus diesem Flusse i kommt es in den Nekar und wird bis Berg in den her¬ zoglichen Holzgarten gsflosset. Das Amt Urach ist das gröste, und ver- hältnißmässig das schlechteste und Verödeteste Amt des Herzogthums. Wenn man die Gegenden un¬ ter den Alpen ausnimmt, die Gegenden am Re¬ kar, wo die Dörfer Mittelstalt, Bempflingen, Mezingen liegen, so ist das übrige Alpengebirge. Dieses Amt enthalt an 40 Dörfer, sunter welchen 32 Pfarrdörfer sind. Wenn man die einzigen stark bevölkerten Marktflecken Ehningen, Mezin- gen, Dettingen abrechnet, so bleiben für dieses Amt, das fünf teutsche Meilen lang ist, — denn so giebt die Maiersche Karte, die Entfernung von Laichingen bis an die Grenzen des Amtes bis an Nekar, an — und für die 36 bis 37 Dörfer nur an iZ,ooy Menschen. Das Holz ist das vorzüg¬ lichste Produkt dieses Amtes. Die Gegenden am Nekar und die Thaler an den Alpen haben viel Obst. Der Haber der Alpen ist, weil er etwas schwerer ist, als der andere, vorzüglich. * Die Pfarrdörfer dieses Amtes : -r) Mengen, ist ein Pfarrdorf von 2Z2 Ein¬ wohnern. 2) 'Wirrlingen, ist ein Pfarrdorf von 317 Ein¬ wohnern. Das Schloß, so hier stand, ist 1576 abgebrannt. Burg und Dorf Wittlin- U Z lingen Z14 Urach. lingen sind I2ZI vom Grafen Ulrich, Kostanz abgekauft worden. z) Grusen, ist ein Pfarrdorf von 719 Ein¬ wohnern. 4) Gomendingen, ist ein Pfarrdorf von 43z Einwohnern. Das ehmalige Frauenkloster, PredigerorbenS, Offenhausen oder Gnadenzell, ist eingezvgen. Hier ist jezt ein Stuttenfohlenhof. 5) Sreingebronn, ist ein Pfarrdorf von 34° Einwohnern. 6) Bernloch, ist ein Pfarrdorf von 55* Ein¬ wohnern. 7) Rohlstekten, ist ein Pfarrdorf von Zl4 Einwohnern. 8) Gechingen, ist eil, Pfarrdorf von Z84 Ein¬ wohnern. 9) Upfingen, ist ein Pfarrdvrf von 397 Ein¬ wohnern. 10) wirtingen, ist ein Pfarrdorf von 68* Einwohnern. In Rau Gr. Johann ist ei¬ ne Stutterei. ri) «Vhnafterren, ist ein Pfarrdörfchen von 143 Einwohnern, 12) Böhringen, ist ein Pfarrdorf auf den rauhe» Alpen, von 634 Einwohnern. iz) Donnfiecren, ist ein Pfarrdorf auf den rauhe» Alpen, das 533 Einwohner hat. 14) Zärtlingen, ist ein Pfarrdvrf auf den ran- heu Alpen, und hat 611 Einwohner. xas Urach. Ziz Das ehmalige Priorat Benediktinerordens, "' Das Kor der Jungfrauen dieses Klosters ft Macht haben, eine Aebtissinn zu wählen. ne Aebtissinn aber solle die Macht haben, »°" den Gütern des Klosters etwas zu veräusftM' Der Aebtissinn ist erlaubt, mit Rath derK>°' steröjungfrauen, einen Sachwalter wähle»- auch ihn, mit Hülfe des Bischofs, wieder» Beilstein. 3Zi zusetzen, wenn er dem Kloster etwas zuwider thäle. " Diese Stiftung ist von dem damali¬ gen Erzbischoffe zu Mainz, Siegfried, bestat- tigt worden. Das Stift hat seinen Konsulenten, Prediger und Amtmann. Obgleich der Flecken seine be¬ sondere Kirche hat, so wird doch der Gottes¬ dienst in der Stiftskirche gehalten. Z) Eruppenbach, ist ein Pfarrdorf von yy6 Seelen. Dahin gehört auch das Schloß Srets kensels und einige geringere Orte. Von vem Schlosse Stettenfels und Gruppenbach führten diese Güter den Namen einer Herrschaft, die im izren Jahrhunderte der Familie von Sturm¬ feber gehörte. 1Z04 gehörte diese Herrschaft zu Kurpfalz. Der Herzog Ulrich nahm sie in diesem Jahre ein, verleibte sie 1507 seinem Lande ein, und gab sie dem Erbmarschall Hanns Konrad Thum von Neuburg, zum Le¬ hen. Dieser verkaufte 1527 die Herrschaft an N>olf Philipp von Hirnheim. Nach dieses Hirnheims Tode, wollte der Herzog Christoph das Lehen als erdfnet und heimgefallen, einzie¬ hen. Der Kaiser Larl V aber gab die Herr¬ schaft an Walthern von Hirnheim, der sie 2551 an die fuggersche Familie verkaufte, dis auch 1ZZ6 von Wirtemberg damit belehnet worden ist. Das Haus Lugger aber unter¬ nahm Neuerungen, und wollte 1734 und 3§ ein Kapuzinerkloster mit einer Kirche, hey dem Schlosse Stettenfels bauen. Wirtemberg hin¬ derte 33 2 Neuffen. derte den Bau mit Gewalt. Es kam zum Pro¬ zesse und Wirtemberg erkaufte 1747 die Herr¬ schaft wieder als gänzliches Cigenthum. ib) Di? Stadt/ Festung und das Amt Neuffen. kleine Stadt Diensten liegt in einem Thale, an den Füssen der Alpen, die sich hier mit steilen Bergen erheben. Neuffen iß klein. Sowohl die Stadt, als die zwo Vor¬ städte nahmen seit einigen Jahren an guten Häu¬ sern zu. Die Stadt hat 1337 Einwohner, eine Spezialsuperintendentnr und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Sie gehörte den Herren von Neuffen, die sich nachgehcnds Grafen von Grai- spach und Mahrstetten nannten. 1284 kam die Stadt rheils als ein Erbe, theils durch Kauf an Konrad von Weinsperg. Dieser verkaufte 1321 die Stadt Neuffen mit noch andern Gü¬ tern für 7000 Pfunde Heller an den Grafen Eber¬ hard zu Wirtemberg, Hier werden bunte Pa¬ piere gefärbt. Ganz nahe an der Stadt, noch an den Grenzen der obern Vorstadt, erhebt sich ein sehr hoher, steiler halbrunder Berg, auf dem die Fe¬ stung Hohenneuffen liegt. Der Grund, auf dem die Festung stehet, ist eine steile Felftn- maffe, die besonders gegen den Alpen zu, der Berg am wenigsten hoch ist, der Festung z"" Schutze dienet. Da die Erfahrung gelehrek hat- Neuffen. zzz daß diese Felsenmasse der Zeit und der Zerstö¬ rung eher trotzen könne, als die von Bilfinger und Herborc aufgeführten Aussenwerke, die ihn vertheidigen sollen, so befahl der Durchlauchtigste Herzog, der erst kürzlich sein Augenmerk wieder auf diese Festung gerichtet hat, die Festung wie¬ der in vorigen Stand zu stellen, und sie durch einen tiefen Graben, von den Alpen ganz abzu- sondern. So wird die Festung bald wieder im besten Vertheidigungsstande seyn. In dem Zeughause stehet man alte Waffen, Stoße Schlachtjchwerdte, einen großen Mörser, der 2oa Pfunde wirft, und das Modell der Festung von Pappe und Holz attig gemacht. Die vordern Seiten des steilen Berges sind an- Sebaut. Auf einem Steine, der in einem Rons del der Festung stehet, liefet man: daß der eh- walige Kommandant von Schulz, dieses mit Vieler Mühe ins Werk gerichtet habe. Die Aus¬ sicht dieser Bergfestung erstreckt sich sehr weit. ist sie vom schwäbischen Bunde erobert und ^35 den Kaiserlichen nach einer langen Ein¬ schliessung, wegen Mangel an Lebensmitteln, durch Akkord übergeben worden. In der Nach¬ barschaft der Festung sind schöne Steinbrüche. Das Amt Neuffen hat sehr viel und gu- les Obst, ergiebige Felder und sehr schlechten, er Natur abgezwungenen Wein. Die Ausfuhr frischen und getrockneten Obstes, besonders auch der Kirschen, ist sehr beträchtlich. Nur al¬ lein 334 Neuffen. lein das Dorf Beuren soll von den Kirschen jährlich 3000 Gulden gewinnen. In diesem Amte sind 8 Pfarren. 1) Grabenstetten, ist ein Pfarrdorf von 64? Einwohnern. Unweit dieses Orts ist die oben- gemelkte Hbhle. 2) Linsenhofen, ist ein Pfarrdorf von 61» Einwohnern. 3) Großbettlingen, ist ein Pfarrdorf von 34- Einwohnern. 4) Beuren, ist ein Pfarrdorf, von 1297 Ei«' wohnern. Z) Grafenberg, ist ein Pfarrdorf von 426 Einwohnern. 6) Rohlderg, ist ein Pfarrdorf von Z28 wohnern. 7) Frikenhaufen, ist ein Pfarrdorf von 7^ Einwohnern. 8) Erkenbrechtsweiler, ist ein Pfarrdorf vo" 416 Einwohnern. 17) Die Stadt und das Amt Kalw. 1 ^m den Fluß Nagold, am Anfänge des Schwarz» waldes, liegt auf einem bergigen Bode», zwischen hohen Bergen die Stadt Kalw. Nagold theilt die Stadt in zween TheÜ^ welche die obere und »irrere Stadt genant werden, Zwo steinerne Brüchen, auf deren einer, eine Kalw. 335 eine alte Kapelle stehet, verbinden diese Theile der Stadt wieder. Die Stadt ist zwar alt, und hat viele unebene Straßen — denn die Berge, zwischen welchen sie liegt, fangen schon an, in der Stadt sich zu erheben, — doch sind auch schöne und wohlangelegte Straßen, große und schöne Hauser, angenehme Spaziergänge und schöne Garten hier. Die sogenannte Ledergasse ist schön, gerade angelegt und mit recht guten Hausern be¬ setzt. Sie riecht aber, sehr stark nach dem Gewer¬ be der Lederarbeiter. Die Anzahl der neuen Hauser nimmt immer, und seit einigen Jahren, stark zu. Aalw hat Sitz und Stimme auf den Landtagen, eine Spezialsuperintendenkur, 3430 Einwohner und starken Handel mit wollenen Zeugen, Wein, Leder, Holz. Die hiesige Hand- lungsgesellschaft hat einen weit ausgebreiteten ansehnlichen Handel, und läßt die wollene, soge- vannte Kalwerzenge, Plüsch, Manschester, Bar- kakan, Kamelot und andere Maaren, auch ganze wollene Frauenzimmerröcke, verfertigen. In Stuttgart besitzt die Gesellschaft das schönste Privathaus der Stadt, in welchem sie ain beträchtliches, stark angefülltes Magazin von Epezereywaaren hat, und damit ins große han¬ delt. Die Zeugmacher der Nachbarschaft sind ver¬ bunden, ihre verfertigten Zeuge, der Gesellschaft Zuerst anzubieten. Wenn diese nicht mit dem Besitzer ZZ6 Külw. Besitzet ini Handel einig werden kann, so wird die Waare mir einem Stempel bezeichnet. Es werden hier auch Strümpfe und Hand» schuhe gemacht. Die hiesigen Gerber und Saf¬ fianfabrikanten bereiten vieles Leder und schöne« Saffian. Die hiesige Gesellschaft handelt auch mit Wein und Holz. Die Höflichkeit, womit die hiesigen Kaufleu¬ te und Fabrikanten die Fremden aufnehmen, und ihnen ihre Fabriken und Werkzeuge zeigen, ver¬ dient öffentlich gerühmt zu werden. Aalw ist ein lebhafter Ort. Alles ist ge¬ schäftig, man sieht es den Leuten hier im gehe« an, daß sie zu arbeiten haben. Es ist nut Schade, daß die Nagold kein schiffbarer Fluß ist» Die Stadt gehörte den Grafen von Kalw» Äon dieser sehr alten Familie hat man Urkun¬ den, daß schon ums Jahr 1002, Grafen voll Kalw gewesen seyen. Im izten Jahrhunderte starb diese Familie aus. Ihre Grafschaft fiel theils an die Pfalzgrafen von Tübingen, theilS an die Grafen von Schelklingen. Die Graft» Konrad, Ulrich und Heinrich von Schelklingen übergaben die eine Helste der Grafschaft Kalw, iZO8 an den Grafen Eberhard zu Wirtemberg» Die andere Helste verkaufte der Pfalzgraf Wil¬ helm von Tübingen iZ45 für 7000 Pfunde Heller, an den Grafen Eberhard zu Wirten«- Kalw. 337 Düs alte Schloß , auf dem dis Grafen von Kalw ihre Residenz hatten, ist i6ss mit dem Berge und Felsen, der Mer der Stadt stand, ab¬ getragen worden» 164Z ist die Stadt von Baiern, und iöyL von den Franzosen eingeäschert worden. Das Amr Ralrv hat Getreidebau, in den Thalern einigen Wieswachs, rmd -auf den Bergen Flachs und Hanffelder. Das Hol; und der Flachs sind die vorzüglichsten Produkte-, j - Hier sind 7 Pfarren, ein Städtchen und 6 Dörfer. 1) Das sehr kleine Stäbchen Zavelsrem liegt an dem Rande eines hohen Berges im Schwarz¬ walds. - Es bestehet nur aus einer Straße > hat auch nur ein Thor. Auf dieser Seite , wo das Thor ist, ist eine kleine Vorstadt. Auf -der entgegengesetzten Seite stehen noch schöne Trümmer eines alten Bergschlosses, das der Familie von Louwinghaufen gehörte. Eia dicker , viereckiger hoher Thurm, der in der Mitte dieser Ruinen von Gebäuden, Gewöl¬ ben und dicken Mauern noch ganz gut erhalten stehet, und auf seiner Höhe mit Baumen be¬ wachsen ist, vermehrt das romantische Ausse¬ hen dieser Gegend. Das Städtchen ist mit der Grafschaft Kalw "kauft worden. Zu, seinem Kirchspiele gehören äusser Dcmach noch einige geringe» Orte, überhaupt 11 zg. Seelen. Es hat Sitz und Stim- we auf den Landtagen, N An 338 Kalw. An dem Fuß des hohen Berges, auf dem das Städtchen Zavelftem stehet, liegt verwegen seineöSauerbrunnens berühmte kleineOrtDeinach. Der kleine Fluß Deinach, der durch ein en¬ ges tiefes Lhal lauft, giebt diesem Orte den Na¬ men, den nm die herrschaftlichen Gebäude, einige Wirthshauser, eine Kirche und wenige Privathäu¬ ser ausmachen. Der hiesige berühmte Sauerbrun¬ nen entspringt in verschiedenen Quellen unter ei¬ nem Dache. Dieses Gebäude wird das Sauer- brunnenhaus genannt. Obgleich diese Quellen in einem Bezirke von nur wenigen Quadratruthen beysammen liegen, so zeichnet sich doch eine -der¬ selben durch mehrere Stärke an Geschmack und Wirkung vor den andern aus. Dieser Sauerbrun¬ nen soll besonders für Leute, die am Verstände gelitten, von gutem Erfolg fepn. Nicht allein wegen des Kopfs, sondern auch wegen des Herzens, ^- der Gesellschaft, — kommen viele Brunnengaste hieher. Das Wasser des Sau» erbrunnens wird auch zum.Baden gebraucht. Das große herrschaftliche Gebäude ist zur Wohnung des Herzogs und des Hofes be¬ stimmt , wenn er sich.hier aufhalten sollte. Oh¬ ne besondere herzogliche Erlanbniß wird niemand in dasselbe aufgenymmen. Die Kirche ist artig gebaut, und ein Filial von Zavelsteiu. Zur Brunnenkurzeit wird ein eigener Prediger hieher geschickt. Der Kalw. 339 Der Herzog Eberhard III legte 1662 —. wie eine Jnnschrift über der Thüre meldet — selbst den Grundstein zu dieser Kirche. i66z ist sie eingeweihet worden» Das sogenannte Denkmal der Prinzessinn Antonia, das diese Kirche be¬ wahrt, ist ein, auf einigen, mit Leinwand über¬ zogenen, Tafeln, schlecht gemaltes Chaos bibli¬ scher Figuren. Unter diesen erscheinen auch die vier Evangelisten mit ihren vier Thieren. Der Rand ist mit hebräischen Jnnschriften eingefaßt. Prälat Oeringer hat einen ganzen Band davon geschrieben, und die Tafel in Kupfer stechen lassen. Zum Vergnügen der Badegäste ist eine sehe lange, weite und ungemein angenehme bedeckte Laubhütte, und einige Alleen angelegt. Die Laubhütte kann bey der Hitze und übelm Wettee den Gasten zum Spaziergang dienen. Die überall offenen Seiten sind mit Tüchern, die nie¬ dergelassen werden können, versehen. Hier ist auch ein Billiard, uno ein ungeheuer großer, an der Decke befestigter Fächer, zur Bewegung der Luft. Aus dieser Laubhütte tritt man in eine kleine schöne Allee. An dem Flüßchen Deinach führen den Fluß hinauf, zu beyden Seiten, zwo wohl unterhaltene Alleen. Die eine heisset die große, und die an¬ dere die kleine Tour. Jene soll eine Stunde, und diese halb so lang seyn. Diese Spaziergän¬ ge, so einfach sie der Kunst nach sind, haben doch vieles angenehme. Man findet auch in dieser N 2 waldi- Z4O Kalw» waldigen Gegend Schönheiten der Natur; auch das enge Thal hat vieles , was eine Gegend an¬ genehm macht: Berge, Wiesen, Alleen, schöne Walder, Ruinen und einen kristallklaren Fluß mit Forellen. 2) Dachtel, ist ein Pfarrdorf von 29A Ein¬ wohnern. 3) Dekenpfrond, ist ein Pfarrdorf von 697 Einwohnern. 4) Möttlingen, ist ein Pfarrdorf von 47° Einwohnern. Z) Breitenberg, ist ein Pfarrdorf von 4Z8 Einwohnern. 6) Neuweiler, ist ein Pfarrdorf von 67z Einwohnern» 7) Alrdurg, ist ein Pfarrdvrf und Kirchspiel von 1474 Seelen. Von dem Pfarrdorfe Zwerenberg gehört auch ein Drittel in dieses Amt. 18) Die Stadt Wildbad. §H§N dem Flusse Enz, im Schwarzwalde liegt in einem sehr tiefen, engen Thale, die ganz offene und wohlgebaute Stadt Wildbad- Der Enzfluß durchfliesset sie. Sie ist — eine" sehr kleinen Theil ausgenommen — ganz.reget inaßig, mit guten Häusern, von gleicher Höhe gebaut. Die Pfarrkirche ist von guter, moder¬ ner Bauart. Äusser dieser, ist noch eine alle Wildbad. 341 Kirche in der Stadt, gegen Kalmbach zu. Wild¬ bad hat 1282 Einwohner, ein berühmtes heilsa¬ mes warmes Bad, eine Spezialsuperintendentur und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Das hiesige warme Bad, das seinen Kredit schon ei¬ nige Jahrhunderte durch erhalten hat, leistet be¬ sonders in Nervenkrankheiten gute Dienste. ES kann das ganze Jahr — die Bewegung der Spaziergänge abgerechnet — mit gleich gutem Erfolg gebraucht werden. Es entspringt in der Stadt. Da es bey den Quellen gebraucht wer¬ den muß, so sind diese in zwey kleine steinerne Gebäude eingefaßt. DaS größere ist das Manus- bad, das kleinere das Frauenbad. Jedes dieser Gebäude hat nur ein Stockwerk. In dem !7)annsbade ist das, mit gehauenen Steinen besonders eingefaßte Fürstenbad, dessen sich ohne besondere herzogliche Erlaubniß — fürstliche Personen ausgenommen — niemand bedienen harf. Das warme Wasser entspringt hier, äusser denen im Boden befindlichen Quellen, auch aus einigen Röhren. Aus diesen kann das Wasser Zum trinken genommen werden, das aber, we¬ gen seiner Wärme, und da es keinen Geschmack hat, nicht angenehm zu trinken ist. Das Bad, für die übrigen Mannspersonen, ein Bassin, welches durch bretterne Wände, i» das- Herrenbad, und einige geringere ab- getheilt ist. Das Wasser stehet «ngefehr zween tief über dem Sande, und läuft in 24 V 3 Stun- 342 Wildbad. brunden zweymal ab. Der Dunst des warmen Wassers zieht sich durch einen, in der Mitte des hohen Gewölbes, angebrachten Kamin hinaus. An diesen Bädern sind einige sehr kleine Kabinet¬ te zum umkleiden. Sie sind auch in den Hunds¬ lagen eingeheizet« Den geringelt Badern fehlt genügsames Licht. Die Badtaze ist gering. Das Frsmenbad ist wieder in eines für vornehme und geringe abgetheilt. Im übrigen herrscht hier die nehmliche Einrichtung wie im Mannsbade. Zur guten Aufnahme der Badegäste, ist die Stadt mit großen schönen, wohleingerichteten Wirthshausern versehen, die zugleich eine ange¬ nehme Lage haben. Die Einrichtung in den -Wirthshäusern selbst, und die festgesetzte Ta" sichern die Badegäste, daß sie hier nicht, se wie in oen meisten andern Bädern, übernommen werden. Die Alleen, welche an dem Enzfluffe, das Thal hinaufführen, sind nicht nur recht artig angelegt, sondern sie werden auch wohl unter¬ halten. z ff Der Eingang in diese Alleen, ist an dem Ende der Stadt. Eine bedeckte Buchenallet führt in eine, von Kastanien und Raubuchem Deftere, mit Vorsatz angebrachte, Krümmungen unterbrechen die Aussicht, damit die Parthieen der spazierenden Gäste, von einander abgeson¬ dert, gehen können. In diesen Alleen si»d eb Wildbad. A4) nige bedeckte Häuschen mit Banken und eine Kugelbahn, An wilden und gepflanzten ange¬ nehmen Spaziergängen, und Abwechselungen hat dieses zwar enge, doch schöne Thal, keinen Man¬ gel, Ueberhaupt ist diese Stadt, zur Sommers¬ zeit ein sehr angenehmer Aufenthalt. Besonders ist er angenehm, wenn die Gesellschaft der Ba¬ degäste zahlreich ist. Mit der Grafschaft Kalw, ist die Stadt Wildbad an Wirtemberg verkauft worden. Vier¬ mal hatte sie das Unglück ganz abzubrennen. Ließ geschähe 1457. ^5, 1645 nnd 1742. Nach dem letztern Brand, ist sie regelmäßig ge¬ baut worden. Die Stadt hat kein Amt, nur das Klö- sterchen Enz gehört dazu. Dieses ist 1145 von einem aus der Familie der Herrn von Hornberg gestiftet worden. Einige Stunden von der Stadt liegt, auf einem der höchsten Berge der Gegend, ein be¬ merkenswürdiger See. Er wird der wilde bee genannt. Weil er von einer beträchtlichen, »°ch nie ganz erforschten Tiefe ist, so hält ihn der Pöbel der Gegend für unergründlich. Sein Wasser nimmt niemals ab noch zu. Es hat ^eder einen sichtbaren Zufluß, noch Ab- muf. Bey anhaltendem Regen macht ihn, ei» ihn her entstehender Sumpf, unzugänglich. N 4 ry) Das 344 Neuenbürg. iy) Das Städtchen und das Amt Neuenbürg. Städtchen Neuenbürg liegt an der Enz im Schwarzwalde in einem engen, liefen Thale, das sich um einen runden Berg krümmt, auf dem ein altes, Schloß stehet, das der Forstmeister dieses Forstes bewohnet« An der Mitte dieses Berges stehet eine kleine, alte Kir¬ che. Das Städtchen ist fast ganz neu gebaut, Es hat zwo Vorstädte, deren eine von dem Städt¬ chen durch die Enz abgesondert wird. Eine be¬ deckte Brücke vereinigt es wieder. Es hat Einwohner, und Sitz und Stimme auf den Land¬ tagen. Sattler glaubt, daß Neuenbürg zur Graf¬ schaft Kalw gehört habe, und mir ihr au Ä"- temberg gekommen sey. Die ältesten Nachrich¬ ten, hie man von Neuenbürg hat, sind voa 1345' Seit iz6r ist das Städtchen ein Lehe» des Königreichs Böheim. 1454 bekam Neuen¬ bürg die Freyheir für diejenigen Mörder, die i» der Hitze des Zorns einen Mord begangen. Die¬ se sollten hier 45 Tage Zuflucht haben. nahm der schwäbische Bund Neuenbürg eilt, und verpfändete es an den Franz von Sikinge»- 1692 plünderten es die Franzosen. 178Z bräun¬ te das Stäbchen bis auf wenige Häuser, >tiil der schönen, neuen Kirche, die erst 1777 gebaut worden, durch ausgekommenes Feuer, ab. Die Vorstädte, and ungefähr 20 Häuser blieben sic¬ hen. Der abgebrannten Gebäude waren eini¬ ge 60. Neuenbürg. 34Z I» der Nachbarschaft des Städtchens sind alte Eisengrubeu. Bey Waldrennach wird Eisen gegraben, das zu Pforzheim verarbeitet wird. Das Amt Neuenbürg hat Flachsbau und ansehnlichen Handel mit Holz. Es beste¬ het aus' 7 evangelischen Pfarren, und einer Waldenserpfarre. 2) Birkenfeld, ist ein Marktflecken von 69Z Einwohnern. 2) Lelorennach, ist ein Marktflecken und Kirch¬ spiel von 1788 Einwohnern. Z) Ottenhausen, ist ein Pfarrdorf von 444 Einwohnern. 4) Grafenhausen, ist ein Pfarrdorf und Kirch¬ spiel von 1242 Einwohnern. 5) Lanrzenhrand, ist ein Pfarrdorf und Kirch¬ spiel von -271 Seelen. 6) Grünwecrerspach, ist ein Pfarrdorf in der Marggraffchaft Baden, in der Nahe der Stadt Durlach. Dahin gehört das Dors Mutschel¬ bach als ein Filial. Beyde Orte haben 739 Einwohner. 7) Dobel, ist ein Pfarrdorf auf dem Schwarz¬ walde von yQZ Einwohnern. Äalmhact), ist ein schöner, ansehnlicher Fle¬ cken , bey dem Zusammenflüsse der kleinen und großen Enz, eine Stunde von Wildbad. Die Enz theilt Kalmbach in zween Theile. V 5 Die 346 Rosenfeld. Die meisten Bürger sind Schiffer und Holzhänd¬ ler, die ein starkes Verkehr mit Holz haben. Kalmbach hat 983 Einwohner. Der Diakon der Stadt Wildbad verstehet die Kirche dieses Fleckens. palmhach, ist ein Waldenser Pfarrdorf. 20) Die Stadt und das Amt Rosenfeld. kleine Stadt Rosenfeld liegt zwischen der obern und niedern Grafschaft Hohen, berF. Die Stadt gehörte den Herzogen von Urslingen. Nachgehends kam sie an die Her¬ zoge von Teck. Die Herzoge Konrad und Si¬ mon von Teck verkariften die Stadt Rosenfeld/ mit einigen Dörfern, iZi^ au den Grast" Eberhard zu Wirtemberg, für 4200 Pfunde Heb ler. 1422 trugen die Grafen zu Wirtemberg, Rosenfeld, und die Herrschaft Urslingen vom romschen Reiche zu Lehen. 1635 schenkte der Kaiser^ die Stadt Rosenfeld dem Grafen Hein¬ rich Schlik. Im westfalschen Frieden mußte er fre wieder abtreten. Das Stammschloß der Herzoge von IltS, LMgen, deren Familie 1442 ausgestorben iß/ hat nahe bey der Stadt auf einem Berge ge¬ standen. Rosenfeld hat 12^6 Einwohner, und Hitz und Stimme auf den Landtagen. Das Amt Rosenfeld enthalt 8 Pfarre«. 4) Sikels- Rosenfeld. 347 i) Blkelsberg, ist ein Pfarrdorf von 680 Einwohnern. s) Vöhringen, ist ein Pfarrdorf von 928 Ein¬ wohnern. Z) Bergfelden, ist ein Pfarrdorf von 6z8 Einwohnern. Hier war ein 1386 gestiftetes Frauenkloster, Dominikanerordens. 4) Leidringen, ist ein Pfarrdorf von 942 Einwohnern. 5) Tübingen, ist ein Pfarrdorf von 416 Ein¬ wohnern. 6) Trichringen, ist ein Pfarrdorf von 505 Einwohnern. 7) Aisteig, ist ein Pfarrdorf von 525 Einwoh¬ nern. 8) Flözlingen, ist ein Pfarrdorf von 3Y? Einwohnern. 2i) Die Stadt und das Amt Brakenheim. sogenannte Zabergau, in welchem die kleine Städte Brakenheim und Güg¬ lingen liegen, ist in allem Betracht eine Herr, iiche Gegend. Für das Ang sind die schdnen Abwechselungen und schbn gebauten Fluren eben h anziehend, als für die Bedürfnisse des mensch¬ lichen Lebens die durchgängige Fruchtbarkeit die- sts schdnen Thals, das die Zaber bewässert, ihm den Namen giebt, reich genug ist. Es Z48 Brakenheim. ist mit Dörfern ganz dichte angefüllt. Die klei¬ ne Stadt Brakenheim war vorzeiten die Hauptstadt dieser Gegend. Sie liegt nicht weit von dem Flüßchen Zaber, hat ein Schloß, M Kirchen, deren eine äusser der Stadt stehet, ei» schönes Rathhaus, einen reichen Spital, 1290 Einwohner, eine Spezialsuperiiitendeutur, und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Braken- heim gehörte den Herren von MagenheiM/ deren Stammschloß noch stehet, und eine Stunde von Brakenheim liegt. Die Grafen von Hohen¬ berg erbten einen Theil der Stadt von den Her¬ ren von Magenheim. Der Graf Burkard vo» Hohenberg verkaufte 1321 die halbe Burg Blan- kenhoru und halbe Burg Magenheim, die hal^ Stadt Brakenheim und andere Güter an de» Grafen Eberhard zu Wirtembcrg, für 5-5^ Pfunde Heller. Den andern halben Theil der Herrschaft vermachten Zaisolf, und sei» Erkinger von Magenheim dem Hause Wyemberg- Zaisolfs Söhne machten Ansprüche, sie vergliche" sich aber 1367, und traten mit ihren AnW chen ab, Die Pest beraubte 1607 die Stadt fast al¬ ler ihrer Einwohner. 1691 brannte sie ab. Das hiesige, ganz aus großen Quadern ge» Laute Schloß stehet au den Grenzen der Stadt- Es hat ein schmales Hauptgebäude und Zw^" Flügel. Bey dem Schlosse ist ein Garten. .Brakenheim. 349 Die St. ^ohanneskfrche stehet einige hundert Schritte von der Stadt an dem Rande eines Flügels. Das Amt Brakenheim ist sehr frucht¬ bar. Es hat in den Dörfern Kirchheim, Dür¬ renzimmern , Haberschlacht recht guten Weinbau. Die Thaler, besonders an der Zuber, haben gu¬ te Wiesen. Äusser den Früchten wird auch RepS gebaut. Es bestehet aus iZ evangelischen uttd einer Waldenser Pfarre. i) I^lebronn , ist ein Pfarrdorf von 9AZ Ein¬ wohnern. Ker. große Theil dieses Dorfes ge¬ hört in dieses Amt, und ein kleinerer in das Amt Bönnigheim. r) DürrcnzjmmerN, ist ein Pfarrdorf von 6g7 Einwohnern. Z) »äausen, ist ein Pfarrdorf vott 798 Ein¬ wohnern. 4) Habevschlacht, ist ein Pfarrdorf von 36z Einwohnern, s) Bocenheim, ist ein Pfarrdorf von 622 Ein¬ wohnern. 6) Airchheim am ITlekav, ist ein mit Mas¬ ern und Thürmdn umgebener Marktflecken, der ioy8 Seelen enthalt. Dieser Ort war ein . unmittelbares frehes Reichsvprf. Er hat Sitz und Stimme auf den Landtagen. 7) ^ZeimsheiM/ ist ein schönes Pfarrdorf, das viele wohlgebaute Hauser Uttd 73Z Einwohner hat. 8) ZZs -Brakenheim. 8) Nordheim, ist ein Pfarrdorf von 898 Ein« wohaern. 9) Grosgarrnch ist ein Flecken von I2Z0 Ein¬ wohnern. Er war ein unmittelbares Reichs¬ dorf. Jezt gehört er Wirtemberg und dem Ritterstifte Odenheim zu Bruchsal gemeinschaft¬ lich. ro) Rleingardach, ist ein Städtchen von Z8S Einwohnern. Es gehörte den Marggraftu von Bade». Der Marggraf Herrmann von Baden verkaufte es 1332 an Albrecht von Družen. Von diesem kauften es die Geusen Eberhard und Ulrich zn' Wirtemberg im Jahr I33Z« Der Graf Eberhard dxr ältere 'ver¬ pfändete es 148Z an die von Gemmingen. Der Herzog Ludwig lösete es 1Z71 wieder ein. Die Burg Lüneburg oder Leimberg hat bep diesem Städtchen gestanden. Mit den zween folgenden Orten Stetten und Niederhofen hat Kleingartach eine Stimme auf den Landtagen» rr) Grerren, ist ein Marktflecken an einem Berge, welcher der Heuchelberg heißet; er hat 687 Einwohnern. IL) Niederhofen, ist ein Pfarrdorf von 49^ Personen. 13) Hofen, ist ein Pfarrdorf an dem Rande ei¬ nes Berges, von 237 Einwohnern. Gen" Dornstetten. 351 Gemmingen, ist ein ritterschaftliches Pfarrdorf. Nordhausen, ist ein Waldenser Pfarrdorf SON 2ZZ Einwohnern. 22) Das Städtchen und Amt Dornstetten. Städtchen Dornstercen liegt im Schwarz« Walde, nicht weit vom Flüßchen Glace im ehmaligen Nagoldgau. Es hat YZZ Einwohner und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Es gehörte den Grafen von Fürstenberg, die es als ein Heuralhgut an die Gräfinn Anna von Für- stenberg und ihren General Johann von Gerolds- eck verpfändeten. Diese verkauften die Pfand- schaft an die Grafen von Hohenberg und diese iZ2O an den Grafen Eberhard zu Wirtemberg. Eie behielten sich aber das Auslösungsrecht vor. *Z2i begaben sich die Grafen von Hohenberg, die von Geroldseck, auch 1341 Graf Göz von Fürstenberg des Rechts der Auslösung, welches sich vorbehalten hallen. 141Z, 156z litte das Städtchen großen Brandschaden. 1675 kannte es ganz ab. Im Amte Dornstetten wird jährlich zweys unter fceyem Himmel ein Gericht gehalten, ^>obey de>: Oberamtmann von Dornstetten das Präsidium führt. Es wird das waldgerichc Maulit. Zwölf Richter werden aus den Orte», ie j» dieses Gericht gehören, erwählt. Diese Md: Diecersweiler, Benzingen/ (Dber- x.. aach. ZZr Dornstetten. «ach, Unrevaach, Wirclinsweller, Grüw rhal, Haldeirwangen, und Umermus- buch. Das Amt Dornstetten enthalt Z Pfarren. r) Grünchal, ist ein Pfarrdvrf und«. Kirchspiel von i8oZ Seelen. s) Glatten, ist ein Pfarrdvrf" und Kirchspiel von yZo Seelen. Hier war ein 1452 gesiis« tetes Frauenklostet, Franziskattervrdens. 8) Baiersbronn, ist ein Pfarrdorf udd irtit- lauftiges Kirchspiel. Wie einsam und M streut die Einwohner des Schwarzwaldes weh- neu, stehet man besonders an diesem Kirchspie¬ le. Die 18YZ Menschen, die es bEbneN, sind in mehr als iZo Höfe und einzelne Woh¬ nungen vertheilr. 4) Pfalzgrafenweiler, ist ein Marktflecken und Kirchspiel, zu dem 1639 Seelen gehören» Er gehörte den Pfalzgrafen von Tübingen» Z) Thummlingen, ist ein Pfarrdorf n"d Kirchspiel von 732 Seelen. Besenfeld > ist ein Dorf und Filial von aber schon kalten und rauen Gegend, einige Stunden von Schorndorf und Baknang. Das Städtchen ist nur klein, aber artig gebaut, und hat einige Häuser von gutem Geschmack, und eine Vorstadt. Es hat Sitz und Stimme auf den Landtagen und mit seinem großen Kirch, spiele 4849 Seelen. Das Städtchen enthält a» ryos Menschen. In der Kirche des Städt¬ chens werden nur des Nachmittags Gottesdienste gehalten. Die eigentliche Pfarrkirche ist in dem Schlosst Winnenthal» Die ün Getreide fruchtbare umliegende Gegend macht, daß hier wöchentlich starke Kornmärkre gehalten werden. Es ist hier auch ein ansehnlicher Holzhandel mit Brettern, karren, Pfählen. Diese Maaren bringen die Bauern aus den angränzenden waldigen Gegen¬ den Murrhards und Baknangs auf Wagen hie- her. Diese müssen dem Vortheil entsagen, den die Schwarzwälder haben, ihre Produkte auf de» Flüssen ausführen zu können. Winnenden gehörte den Herrn von Wein¬ berg. Konrad von Weinsperg verkaufte nach dem Tode des Grafen Eberhards zu Wirremberg *325 die Burg und das Städtchen Winnenden, ">>t den dazu gehörigen Dörfern für 4560 Pfun¬ de Heller an den Grafen Ulrich zu Wirtemberg. Z Der 354 Winnenden.- Der tentsche Orden hatte hier eine Kommen¬ thurei, die der Herzog Eberhard III erkaufte. Jezt ists ein Schloß und Kammerschreibereygut, das Winnenthal heißt. Winnenden ist 164z von Len weimarschen Truppen geplündert, und 169z von den Franzosen abgebrannt worden. Das kleine Amr Winnenden hat nur Z Pfarreyen, aber diese bestehen aus mehrer« klei¬ nen Dörfchen und Höfen. Es hat einigen, noch erträglichen, Weinbau, und sehr gutes Fruchl- land. or) Busch, ist ein Pfarrdorf auf einem Berge. In seinem Kirchspiele gehören 1104 Seelen. 2) (Dppelfpon, ist ein Pfarrdorf, und weit- lausiges Kirchspiel, Las 2464 Seelen ent¬ halt. 3) Schwaikheim, ist ein Pfarrdorf, dasyßr Einwohner hat. 24) Das Städtchen und Amt Güglingen. dH» dem Flüßchen Zaber, im Jabergau, liegt das Städtchen (HÜZiinAen. Es hat eine Spezialsupcrintendentur, 981 Einwohner und Siz und Stimme auf den Landtagen. Städtchen ist klein. Vor zwey Thoren sind Wc- stadtc. Die Kirche ist neu und von guter BaunU' Äusser drey ziemlich schlechten Gemälden an dec Decke, hat sie noch ein, aus den Zeiten der ka¬ tholischen Religion erhaltenes, großes Tuch, dein Güglingen. 355 dem viele, schlecht gemalte, biblische Figuren, und unter diesen, Mutter Eva an einem Spinn- rade, sind. Am Palmrage wird dieses Tuch öf¬ fentlich in der Kirche aufgehangt-, und deßwegen das Palmtuch genannt. Das Städtchen Güglingen gehörte den Herrn von ^eussen. Von diesen kam es an die Grafen von Eberstein. Wann es an Wirtem- berg gekommen, weiß die Geschichte nicht zu be¬ stimmen. Im ig-ten Jahrhunderte gehörte es schon dazu. Als ein Filial des Diakons, gehört zum Städtchen, das Dorf Eioenfpact), das zo6 Einwohner hat. An diesem Dorfe laufen die Grenzen des Strombergs, eines langen wal¬ digen Gebirges. Auf einem felsigen Hügel die¬ ses Gebirges stehen noch die schönen Trümmer des alten Schlosses Lstrnkenhorn. Die noch stehen¬ den Mauern sind ein Viereck. Sie sind ganz aus den schönsten Quadern gebaut, meist zwölf Fuß dick, und gegen dem höher liegenden Stromberg wehr als 50 bis 60 Fuß hoch. Die inner« Ge¬ bäude sind ganz ruinirt. Das Amt Güglingen bestehet aus zwo schönen Tbälern- Das eine ist das Zabergau, wo die Dörfer Frauenzimmern, Weiler, Pfaffen¬ hofen, Sternenfels liegen. Im andern sind die Dörfer Spielberg, Ochfenbach, Häfnerhaslach. Dieses ist mehr waldig als zenes. An den mei- Z 2 sten 356 Güglingen» sten Orten dieses Amtes ist guter Weinwachs. Holz, Getreide, und Wiesenbau ist hinlänglich. In dieser Gegend sind eins Menge alter Ranbschlösser» Sternenfels, Blankenhorn, Ma- genheim, Stokach, Neipperg erheben ihre zer- stümmelten Häupter" über dieses fruchtbare Thal, rrnd beklagen ihren, und ihrer, meist auch ausge- storbenen, Familien, Untergang» Im Zabergau liegen folgende Orte. 2) Pfaffenhofen/ ist ein Flecken an der Za¬ ber- der mit hohen Mauern und Thürmen um¬ geben ist. Er hat 760 Einwohner. 2) Frauenzimmern, ist ein Pfarrdorf von 37^ Einwohnern. Z) Weiler, ist ein Pfarrdorf von 242 Einwoh¬ nern. Sternenfels, ist ein schönes Dorf von 45^ Einwohnern. Dieser kleine Ort hat sich seit 60 Jahren, in seiner Volksmenge, fast verdoppelt- Er liegt am Ende des Zabergaus, welches Thal sich hier schliesset. Die Einwohner haben vom Wein und dem Gips gute Nahrung. Die Kirche, und meisten Hauser sind neu. Noch ein Theil Les Dorfes ist an dem Berge, auf dem das Schloß Sternenfels gestanden hat, angebaut, In dem Berge sind reichhaltige Gipsgruben, wo man auch weißen und rothen Alabaster, in klei¬ nen Stücken findet. Auf dem Gipfel des kleine» Berges stehet man noch einige Überbleibsel des Stamm- Güglingen. Z57 Stammschlosses, der sehr alten Familie von Ster¬ nenfels. 1320 ist dieses Schloß mit andern Gü¬ tern, von Engelhard von Liebenstein an den Gra¬ fen Eberhard zu Wirtemberg verpfändet, und nicht mehr gelhsct worden. Es ist oft von den Feinden eingenommen, und erst vor wenigen Jahren ge¬ schleift worden. Die noch wenigen Trümmer die¬ ses Schlosses, nehmen beständig ab, und werden bald ganz zernichtet seyn. Die Mauern deS Schlosses waren aus wxissen Sandsteinen gebaut. Diese werden von den Einwohnern Sternenfels zerschlagen, zermalmt «nd als Sand zum be¬ streuen der Fußboden, umhergetragen und ver¬ kauft. Und so wird sich das Stammhaus dieser alten Familie bald auf den Fußböden und an den Schuhen der Bauern verlieren. Der Berg, auf dem das Schloß gestanden hat, macht eine Ecke des Strombergs, daher ist hier eine sehr weite Aussicht in di? flachem Gegenden hes Rheins und der Pfalz.' In einem naheliegenden Walde soll ehr Nonnenkloster gestanden habe», wovon man noch einige Spuren zeigt. In dieser Gegend ist ei¬ ne Quelle, die der ^onnenbrunnen genannt wird. Das Wasser überzieht alles mit einer steinernen Rinde. Das Dorf Sternenfels ist nach Leonbronn eingepfarrt. In dem Ochsenbacher Thals liegen : 4) Ochsenbcrch, ist ein Pfarrdorf und Kirch? spiel von 6^2 Einwohnern. Dahin gehöreg Z 3 Spiel- 358 Güglingen. Spielberg, ein kleines Dorf auf einem Hügel. Airchbuch, eine Maierey. Hier war ein Frau- enkloster, Bernhardinerorvens, Der Herzog Eberhard III legre hier einen Thiergarten an, und ließ ein Schloß hauen. Von dem Thier¬ garten, ist nur noch der Name übrig, den die Gegend behalten hat. Von dem Schlosse stehet noch ein Stückchen Mauer, und vo» denl Garten ein Bassin mit einer Statue. 5) Häfnerhaslach, ist ein Pfarrdorf am Ende des Lchsenbacher Thales in einer wilden, trau¬ rigen Gegend. Es hat 496 Einwohner. 6) Airnvach, ist ein Marktflecken, mit einem Schlosse, von 120Z Einwohnern. Er liegt an den Grenzen des Landes, und gehört M Helste der Landgrafschaft Hessendarmsiatt. 25) Die Stadt und das Amt Gröningen. ^^ahe am Flüßchen Glems, liegt die alte Stadt Grömngen, zwo Stunden von Ludwigsburg. Sie hat 1842 Einwohner, zwo Kirchen, einen reichen Spital, eine zialsuperintendentur und Sitz und Stimme aus den Landtagen. Die Sradckuche, ist ein gro¬ ßes, gorhisch schönes Gebäude. Der Hauptes gang ist zwischen zweeu hohen, massiven Thär¬ men. Das innere ist wegen seines Mers ganz ehrwürdig. Es sind hier einige Grabmale der Grafen von Grdninge». Eins ist vom Grafe" Hart- Gröningen. 35Y Hartmann II der 1282 gestorben und hier begra¬ ben ist. Diese Kirche hat — wie die alten Dom¬ kirchen, drey Schiffe, deren mittleres nicht völlig gewölbt ist. Sie ist ziemlich dunkel. Auf ihrer Dachspitze liegt ein hölzernes Rad. Vermnth- lich eine Einladung für die Storchen. Daß aber auf einem so schönen, ehrwürdigen, Gebäude, Storchen bauen sollen! — Die Stadt Groningen gehörte von altem her den Grafen von Wirremberg und Gröningen. Die Grafen Konrad und Eberhard, Söhne des Grafen Hartmanns II von Gröningen, verkauf¬ ten die Stadt 1295 an den Kaiser Adolf. Nach Adolfs Tode fiel sie dem Reich heim. 1321 überließ sie der Kaiser Albrecht, pfandweise, an den Grafen Eberhard zu Wirtemberg. Sie lö¬ set« sich aber selbst, und blieb eine Reichsstadt, bis der Kaiser Ludwig aus Baiern, sie 1322 an Konrad von Schlüsselberg — mit der Kur¬ fürsten Einwilligung — zu Lehen gegeben. Konrad von Schlüffelberg verkaufte 1336 die Stadt Gröningen, die Lehen, die damit verbun¬ dene Gerechtigkeiten, also auch die, der Reichs¬ sturmfahne, an den Grafen Ulrich zu Wirtemberg für 6000 Pfunde Heller. Der Kaiser Ludwig belehnte den Grafen Ulrich mit der Reichssturm¬ sahne, und den dazu gehörigen Lehen 1336, und bestätigte ihm den Kauf auf ewig. Die Stadt Gröningen führt noch den Reichsadler in ihrem Wapen. 1396 verschrieb sich die Stadt, sich der Herrschaft Wurembcrg nie wieder zu entzie, Z 4 ben. Zbs Gröningen. hen. 1546 ist sie von den Spaniern eingevM- inen worden. Um die Stadt her führt ein ange¬ nehmer, mit Blumen besetzter, gepflasterter Weg. Das an Wein und Getreide fruchtbare Amt (Gröningen ist seit der Entstehung Ludwigs¬ burgs, so wie der Sprengel des Superintenden¬ ten, vielen Veränderungen unterworfen gewesen. Es bestehet gegenwärtig aus Z Pfarren. ac) Münchingen, ist ein Marktflecken von I°6? Seelen. s) Bissingen, ist ein Pfarrdorf an der EH- Hier ist ein herzoglicher Holzgarten. Zu dem Kirchspiele dieses Dorfs gehört das Dörfchen Untermberg. Ueber diesem Dörfchen liegen dir Ruinen des Bergschldßchens Dbermberg. A Bissingen gehören 12 r 8 Seelen. Z) Schwieherringen, ist ein Pfarrdorf, bas ein altes rauchiges Schloß und 920 Einwohner hat. Das Schloß liegt im Grunde, und das Dorf den Berg hinauf. 4) Thamm, ist ein Pfarrdyrf, bey der R* stung Asperg, das Einwohner hat. 5) Unterriexingen, ist ein Flecken und Kain- merort an der Enz, die hier hen kleinen Glems aufnimmt. Der Baron von Hopftt hat drey und ein halbes sechszehntel an dieM Dorfe, und hier ein Schloß, das aus einer Anhöhe siegen. O'l Gröningen. 361 Auf einem nahen Hügel stehen noch dl? Mauern und Gewölbe einer alte» schönen Kirche, die noch viele gut gearbeiteten steinernen Grabma¬ le der adelichen Familien von Nippenburg, Sternenfels, Schenken von Wintersterten, und anderer ans dem i6ren Jahrhunderte enthalt. Ein altes Fresko Gemälde ist von 1418. In dem Kpr stehet eine schlecht gearbeitete, schon zerstüm- rnelte Bildsäule von Holz, die Christum, auf einem Esel sitzend, vorstellt. Zu dieser Statue geschähe -- bis auf das Jahr 1784 — alle ^almtage von Rieringen aus, eine Art einer fey- erlichen walfarth. Einwohner hat Unterrie¬ xingen 657. 26) Die Stadt und das Amt Vaihingen. HI"n dem Flusse Enz, in dem alten Enzgau, liegt die Stadt Vaihingen. o Kirchen, und 77/ Einwohner emhalt. 9) EbfrdlNMn, ist ein Pfarrdyrf von 59z Einwohnern. Das ehmalige Frauenklvster Aechenzhd- fen, das die Grafen von Vaihingen gestiftet ha- hen, auch weist hier begrqben liegen, hegt nahe, unter dem Berge, auf dem der Marktflecken Haslrrch stehet. Es kam mit der Grafschaft Vaihingen an Wirtemberg. Bey der Reformatio« ist es eingezogen worden. Seine Einkünfte wer¬ den M durch einen Hofmeister verwaltet, 27) Die Stadt und das Amt Herrenberg. kleine Stadt Herrenberg liegt an ei- mm Berge, drey Stunden von Tübingen- Wegen dieser bergigen Lage, wird sie in die obere und untere Stadt getheilt. Oben auf dem Berge- än dem die obere Stadt liegt, stehet ein Sclst^- Dieses, die weiter unten stehende schöne Kirche- zrnd die den Berg hinauf liegenden Häuser, Ze- Herrenberg. z6Z ben der Stadt ein besseres äusserliches Ansehen, als der innere Anblick gewahret. Sie hat 1740 Einwohner, eine Spezialsuperintendentur, und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Sie gehörte den Pfalzgrafen von Tübingen. Der Pfalzgraf Konrad, der Schärer genannt —> verkaufte 1382 bie Stadl und mehr andere Gü¬ ter an die Grafen Eberhard und Ulrich zu Wirs ttmberg für 42,002 Pfunde He'ller. iZiy nahm der schwäbische Bund die Stadt ein, 1323 eroberte sie der Herzog Ulrich. Er konnte sie nicht behaupten. Im Mai dieses Jahrs, nahm sie der schwäbische Bund wieder,- und in eben diesem Monate, die aufrührischen Bauern, mit 23,222 Mann ein. 1348 besetz» ten sie die Spanier. 1634 plünderten sic die kaiserlichen Soldaten. 1688 hat sie von den Frans zvsen viel gelitten. 1633 brqnnte sie fast ganz ab. Vor der Reformation ist hier ein Stift ge¬ wesen, das Graf Ludwig zu Wirtemberg 1430 gestiftet hat. In der Stadt gehört, als em Filial des Diakons, das Dorf Haslach von 282 Seelen« Das Amr Herrenberg bestehet aus 12 Pfarren, Es hat Früchte, Dbss und auch eini- Zen erbärmlichen Weinbäu. Thailfmgen, ist ein Pfarrdorf von 73- Einwohnern, r) Remnnngsheim, ist ein Pfarrdorf so« 432 Einwohnern« zb 6 Herrenberg. Z) Aaih, ist ein Pfarrdorf von 916 binwch nern. Hieher gehört auch, als ein Filial, der evangelische Theil des Dorfs Alcingen, das Oesterreich und Wirremberg besitzen. 4) Gnlrstein, ist ein Prarrdorf von iozs Einwohnern. 1784 ist es fast ganz abge¬ brannt. Z) Ruppmgen, ist ein Pfarrdorf, von iZ39 Einwohnern. 6) wolfenhansen, ist ein Pfarrdorf von 533 Einwohnern. 7) Nufringen, ist ein Pfarrdorf von 114z Einwohnern. 8) Hlldrizchuusen, ist ein Pfarrdorf von 792 Einwohnern. 9) Gärrringen, ist ein Pfarrdorf von 97^ Einwohnern. 10) Mezmgen, ist ein Pfarrdorf, von 59^ Einwohnern. 28) Die Stadt, und das Amt Böblingen. §^n einer, an Getreide sehr fruchtbaren gend, liegt die kleine Stadt LöolMgM« Sie hat ein Schloß, ein Oberforstamt, ei"? Epezialsuperintendentur, 1814 Einwohner, lind Sitz und Stimme auf den Landtagen. Schloß stehet auf einem runoen Berge, welche» Her die Stadt gebaut ist. Zn dem b"' Böblingen. ' 367 ben dieses Schlosses wurden, schon an drei) Jahr¬ hunderte lang , einige Bären, durch eine Srif-- llMg, unterhalten. Es war den erleuchteter» Zeilen Barls aufbehalten, diese Stiftung auf einen edlern Endzweck zu leiten. Er glaubte, daß es der Menschheit mehr Ehre und Nutzen bringen würde, diese Stiftung auf arme Men¬ schen zu wenden, als unnöthige Bären zu füt¬ tern. Böblingen gehörte den Pfalzgrafen von Tü¬ bingen. Der Pfalgraf Göz verkaufte die Stadt auf gewisse Bedingung 1344 für 200s Pfunde Heller; und 1357 die Stadt, Schloß und einige Dörfer als ein ewiges Eigenthum, für 14,500 Pfunde Heller, an den Graften Eberhard zu Wirtemberg. Die aufrührischen Bauern wurden, in der Gegend dieser Stadt, 1525 von dem österreichischen Stadthalter geschlagen und 4000 Modlet. Die Aufruhr hatte darauf ein Ende. 1547 erlite die Stadt viel von den Spaniern. Nach der Rdrdliuger Schlacht schenkte der Kai¬ ser Ferdinand die Stadt dem Generale Gallas. *6z8 plünderten sie die Kaiserlichen. In Böblingen wurden zuerst die Kirchen« listen von Gebohrnen geführt. Dieß gefiel dem Herzoge Christof, daß er 1ZZ8, die sorgfältige ^"fzeichnung derselben, hier, und im ganzen Lande befohlen. Das Amt Böblingen hat sehr guten Ge« lreidebau. Es bestehet aus 12 Pfarren. r) 368 Böblingen. t) Tlchoneich, ist ein Pfarrdorf von 126z Einwohnern. 2) Holzgerlingen, ist ein Marktstecken M H22 Einwohnern. 3) Eningen, ist ein Pfarrdorf von 1066 Ein¬ wohnern. 4) Aidlingen, ist ein Pfarrdorf, von 105? Einwohnern. 5) Ostelsheim, ist ein Pfarrdorf von 4°r wohnern. 6) Dckgersheim, ist ein Pfarrdorf von 8Zr Einwohnern. 7) Dckrmsheim, ist ein Pfarrddrf von 673 Einwohnern. 8) Magst«», ist ein schönes Pfarrdorf, von Einwohnern. 9) Maichingen, ist ein Pfarrdorf von 62Z Einwohnern. rc>) Döffingen, ist ein Pfarrdorf, das Z86§^ wohner hat. Der Kirchhof dieses Dorfs wat vorzeiten fest. 1388 belagerten ihn die Völ¬ ker der Städte. Graf Eberhard eilte zum Er¬ satz, und erhielte einen vollkommenen Siege verlohr aber seinen Sohn, Ulrich. 11) Deufringen, ist ein Pfatrdorf und Kani» mergut, düs 41Z Einwohner hat. 12) Nlauren, ist ein dem Baron Hopfet g^ gehöriges Schloß und Gut. Hier ist ein« Kirche, Pfarrer, und 30 Seelen. sy) Die Sindelfingen. 369 2tz) Die Stadt Sindelfingen. abe beh Bbblingen, in eben dieser getrer- bereichen Gegend, liegt die Stadt Om- delstnIen» Sie har 2535 Einwohner, und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Die Volksmenge dieser Stadt nimmt stark zu» 173? war di^ Zahl nur 1681, und 17Z0, 1889 stark. Noch als Dorf gehörte Sindelfingen den Grafen von Kalw. Wie diese Familie ausstarb, kam das Dorf an den Pfalzgrafen Rudolf von Tübingen, der es 126z zur Stadt erhob. Die¬ ser neuen Stadt gab der Kaiser Rudolf 1274. diejenigen Freyheiten, welche die Stadt Tübin-, .am hatte» 1284 soll sie ummauert worden sevn. Eine Lochtet des Pfazgrafett Göz von Tü¬ bingen, vermahlte sich mit Ulrich von Rechberg. Sie brachte ihm Sindelfingen als ein Heurath- gur zu» Der Sohn dieses von Rechbergs, Ul¬ rich der jüngere, verkaufte iZZ i die Stadt Sin¬ delfingen an die Grafen Eberhard und Ulrich zu Wirtemberg, und an seinen Bruder Johann für Zooo Gulden» Nach dem Tode des letz¬ tem mußte — nach den Kaufsbedingungen, — auch sein Antheil an Wirtemberg Heimfallen» Schon 108z war hier ein Stift, das mit der Zeit sehr reich worden, und jezt eine der vornehmsten Quellen ist, aus welchen die Ein¬ künfte der Universität Tübingen herstiessen. 108z stnser man den ersten Probst des Stiftes, Die A a alre. R 37o Heubach. alte, noch stehende, Stiftskirche wurde den 4 Jul. 1083 eingeweihet. 1783 feyerte sie ihr 700 jähriges Einweihungsjubelfest. 1477 iß das Stift nach Tübingen verlegt, und mit der Universität vereinigt worden. Die St. Georgen Kirche zu Tübingen erhielte deßwegen den Name» der Stiftskirche. Obgleich Sindelfingen kein Amt hat, s» macht diese Stadt doch allein ein besonderes Ober¬ arm aus. 32) Das Städtchen und Amt Heubach. Städtchen Heudach, liegt an den ' Grenzen der Herrschaft Heidenheim, der Gegend des Ursprungs des Remscsiusies» Es hat 848 Einwohner und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Wenn Heubach zur Graf' schäft Wirtemberg gekommen, ist nicht bekamt 1360 gehbrte es schon dazu. Auf einem nahen Berge flehet man noch ei' Nige Trümmer des alten Schlosses Rosenst^ das Kaiser Rarl IV. 1377 an den Graf'" Eberhard zu Wirtemberg verpfändete. Das Amt Heubach bestehet aus Obtt^ dingen, das ein Pfarrdorf von 499 Ei««" nern ist. Lindach, ist ein Dorf und Kammers das 336 Seelen enthält. Esiist nach TaftrrE' im Amte Lorch, eingepfarrt. Laufen. 371 31) Die Stadt und das Amt Laufen. f^n einer sehr reizenden, fruchtbaren Gegend, welche, unter fo vielen schönen Gegenden Wirtembergs, die schönste ist, liegen um den Nekarfluß und das Flüßchen Zaber, ein großes 2)orf, ein Städtchen, ein Schloß, ein Ixloster und ein Dörfchen, welche Theile zu¬ sammen, die Amrsstadr Laufen ansmachen, drey Kirchen und 2Z8Z Einwohner enthalten. Der ganze Gesichtskreis um diese Orte, ent¬ halt alles, was eine Gegend angenehm machen kann. Ein großer schiffbarer Fluß, mit Flössen und Schiffen, ein kleiner Fluß, ein See, schöne Weinberge, Acker, Wiesen, Garten, Amfichea- ter von Trauben - Hügeln, Walder, besonders rin nahe liegendes schönes Forchenwäldchen, und eine, beständig mir Wagen und Menschen be¬ setzte, Landstraße, sind angenehme Abwechselun¬ gen, die Laufens Lage ungemein vorzüglich ma¬ chen. Laufen zeigt sich auf der Anhöhe — von Kirchheim aus — wo man die Theile der Stadt, vereinigt, der Lange nach, sicher, als eine große Stadt. Sie hat Sitz und Stimme auf den Landtagen und eine Spezialsuperinrendentur. Das Dorf, das auch ummauert ist, ist der beträchtlichste Theil Laufens. Es enthalt die Haupt - und Pfarrkirche, und viele gurr Hau« Aas str. 3?2 Laufen. ser. Es liegt an der rechten Sekte des Nekars, wenn man sich nach der Quelle des Flusses wen¬ det. Die Kirche ist von großen Quadern gebaut, und auch innen schbn. Bey ihr steht das alte erhabene Grabmal der heilig gesprochenen giswendis, die diese Kirche erbaut haben soll. Auf der entgegengesetzten Seite des Nekars liegt an und auf einem Hügel das Städtchen Laufen. Zwischen diesem, und dem Nekar, liegt eine kleine Vorstadt. Die Mauer ist durchgebrochen, und Vorstadt und Städtchen vereinigt worden. Diese Lage gestattet keine ebene Straße. N sind aber doch einige gute Hauser im Städt¬ chen und eine alte Kirche, die selten gebraucht wird. Zwischen dem Städtchen und dem Dorfe ! liegt seitwärts ein hoher, ganz steiler Felsen i»> Nekar. Durch eine Brücke ist er mit dem Städt¬ chen vereinigt. Auf diesem Felsen stand ein Schloß. Jezt ist die Oberamtey da. Ein alter viereckiger Thurm steht noch. Von diesem man zwar keine sehr weite Aussicht, doch ist da Läufen reizendes genug in seinem GeM^ kreise hat, ganz vortreflich. Es sind niedliche Gärtchen und Spaziergänge von bedeckten, nut Trauben bepflanzten, Gängen, auf diesem sen. Aber die Aussicht über den Nekar, ° dst Stadt, und in das so schon bebaute Thal über' trift alles. Mitten in einem schiffbaren Fluist? mitten in einem starkbewvhnten Orte, in 6^ chen und Weinlauben zu seyn, und so vie^ Laufen» 373 schönen Naturabwechselungen zu geniessen, ist ge¬ wiß Gefühl und Seele erhebend! — Das Städtchen und Dorf verbindet eine schöne, steinerne Brücke, die 280 Schritte lang ist. In der Mitte ist sie abgeschnitten und durch Hol; wieder verbunden, welches ihr viel von ihrem Ansehen benimmt. Vermuthlich hat dieß die Absicht, daß durch die Abweisung des Holzes, einer ins Land dringenden Armee, der Durchmarsch einige Zeit verwehrt ist. Einige hundert Schritte von dem Dorfe, bey dem Einflüsse der Žabcu in den Nakar, ist ein ehmaliges Frauenkloster, Dominikanerordens, mit einer Kirche. Aas Kloster soll von Hein¬ rich einem Bischoffs zu Wirzburg, einem gebohr- yen Grafen von Rotenburg und Kaiser Heinrich II. zu Anfang des irten Jahrhunderts gestiftet worden seyn. 1476 wurde das, bey dem Mannskloster Adelberg gestandene, Frauenkloster Madelberg, Prämonstratenserordens, hieher ver¬ legt. Noch stehet man die' baufälligen Zellen, die aber für ein Kloster, jener Zeiten, recht be¬ quem, groß und schön waren, und die Kirche, deren inneres, besonders die Grabmale Noth gelit¬ ten haben, und übel behandelt sind» Bey dem Kloster ist ein kleines Dörfchen. Laufen ist ein sehr alter Art, und einst dem Reiche unmittelbar unterworfen gewesen» Im 42trn Jahrhunderte kam Laufen a». die Aa 3 Marg- 374 Laufen. Marggrafen von Baden. 1346 verkaufte d» Marggraf Hermann von Baden die Burg mid das Städtchen Laufen an Albrecht Hofwart den jünger». Nach dem Tode dieses jünger» Hof- warts, verkaufte sein Vater. Hofwart der ältere, rmd sein Bruder Erkinger, das Städtchen, Bmg And drey viertel des Gerichts am Dorfe Laufen, für Zy6o Pfunde Heller, und bald darauf, iz6y das übrige an den Grafen Eberhard zu Wirkemberg. 1643 ist Laufen von den Baiern, 2675 von den Kaiserlichen, 1688 von de» Franzosen eingenommen worden. Wegen dein Paß über den Nekar, hat Laufen in aller» Kriegs¬ zeiten, besonders im 30 jährigen Kriege, viel er¬ dulden müssen. Den raten und izten M»i IZ34 geschähe hier die entscheidende Schluß, zwischen den Truppen des Herzogs Ulrichs Z» Wirkemberg und des Landgrafen Philipps von Hes¬ sen auf der einen, und den Völkern des.Königs Ferdinands, auf der andern Seite. Dieses Tcff' fen währete zween Tage, bis sich der Sieg f»r die Fürsten enrschieh. Das aus 10,000 SM« bestehende Korps des Königs wurde völlig g^ schlagen, zerstreut, die Kanzler), Schriften, ei» Theil der Artillerie, eine Menge kleines Gewehr, Pulver, Kugeln, 60 Wagen, und die Kriegs¬ kaffe, mit einer großen Summe Geld erbeutet- Der königliche Stadthalter, Pfalzgraf P>M wurde durch eine Kugel am Fuß verwundet, u»d fivhe in die Festung Asperg. Das ganze L»»d stand den Siegern offen, und wurde fast Gegenwehr eingenommen. So gelangte der Her- Laufen. 375 zog wieder durch eine Schlacht zum Besitze seines Landes. Der Wahlplatz, wo die Schlacht vor¬ gefallen, ist nicht mehr genau bekannt. Am wahrscheinlichsten ist, daß sie auf dem großen ebe¬ nen Felde, gegen dem Dorfe Nordheim zu, ge¬ liefert worden sey. In dieser Gegend hat man. vor einigen Jahren, eine Wenge Gräber, in eis. Ner Linie, und in denselben viele Menschrnbeine und alte Waffen gefunden. Dieß giebt noch mehp Wahrscheinlichkeit, daß diese Gegend das Schlacht¬ feld gewesen sey. Um die Stadt Laufen her, wachset vor- treflicher Wein. Eine halbe Stunde von dep Stadt ist ein See, der 296 Morgen Platz ent¬ halt. Der Graf Ulrich zu Wirtemberg ließ ihn 1454 anlegen. Diese Anlage ist herrlich. Die Grenzen des Sees sind auf der einen Seite, ein Amfitheater, das aus Traubenhügeln bestehet, die sich durch Terrassen nach und nach erheben. An ihrem Fuße liegt der See, der die Figur eines halben Zirkels hat. Auf der andern Seite sind Aecker in Zirkelbogen gezogen. An einem Ende des Sees ist ein. Mit Alleen besetzter Damm. Am andern sind kleine viereckige Bas¬ sins und das Seehaus. Auf dem See schwimmen wilde Enten und Wasserhühner. Die Zeit, wenn dieser See gefischt wird, ist ein ländliches Fest, für die Einwohner Laufens und der umliegenden Gegend. So lange die Zeit des Fischens wahret, und dieß dauert gemeiniglich My bis vier Wo¬ chen , trift man auf dem Seehause beständig Ge¬ sellschaften, Musik, Tanz und Erfrischungen am A a 4 Das 3?ö Laufen. Das kleine Ame bestehet nur aus zm Pfarreyen, aber dieses kleine Stück Land hat ag vortreflichem Wein, Früchten, Obst und allem stbriqen, Holz ausgenommen, einen Uebersluß. Es hat mehr innern Werth als ein viermal grö¬ ßeres Stück Land ans dem Amte Urach oder Mün¬ singen. Hier kann man die Industrie des Feld¬ baus und des Weinbaues in seiner Vollkommenheit sehe«. Kein Stückchen Feld ist unbenutzt. ?) Ilsfeld, ist ein recht schöner, bemaneM Marktflecken von 1564 Einwohnern. D) Gemmrigheim, ist ein Pfarrdorf am M kar, das 784 Einwohner hak, 32) Die Stadt und das Amt Bottwar. alte, kleine Stadt Voktwar liegt M dem Flüßchen Bortwar in einem schönt Lhake. Die Berge, die auf der einen Seilt an diesem Thale hinlaufen, haben guten MM» Bottwar hat Sitz und Stimme auf den Landla- gen. In dem Kirchspiele gehören 2114 Seele»' Die Stadt gehörte vorzeiten den Herrn von Lich¬ tenberg, die im i4ten Jahrhunderte den Zunamen Hummel angenommen haben. Die Herrn von Lichtenberg verkauften 1357 die Stadt Bottwar, Burg, Lichtenberg und andere Dörfer und G"lck an den Grafen Eberhard zu Wirtemberg für Z^oo Pf nde Heller. Die Grasen Eberhard und Ulrich trugen die Stadt Bvttwar, und Lichtenberg 136* Bottwar, 377 dem Königreiche Böheim zum Lehen auf. 1546 wurde Bottwar von den kaiserlichen Völkern ein¬ genommen. 1642 plünderten sie die weimarschen Truppen, i6yz fielen die Franzosen ein, und beschädigten die Stadt sehr. Daß Bottwar ein sehr alter Ort seye, zieht ihr Anblick und Bauart genug zu verstehen. In der Kirche ist auch ein alter Grabstein aus dem io Jahrhunderte. Das Schloß Lichtenberg liegt, eine halbe Stunde von der Stadt, auf einem hohen Berge. Das Amr Borrwar bestehet aus zwo Pfarreyen. r) Aieinaspach, ist ein Pfarrdorf und Kirch¬ spiel, zu dem ii Filiale und 1069 Seelen gehören. Der ganze Gesichtskreis um dieses Ott, ist eine schön augebautg Gegend, die mit ungemein vielen, sehr kleinen Dörfchen, und Höfen ganz angefüllt ist. 2) winzerbaufen, ist ein schönes Pfarrdvrf von 586 Einwohnern. Es ist ein wirtemberg- sches Lehen, das die von Schüz besitzen. 33) Die Stadt und das Amt Tuttlingen. Hausier den Grenzen des Herzogthums gegen dem Fürstenbergschen, liegt an der Donau, die Stadt Türklinken, die zwo Kirchen, 2782 Einwohner, eine Spezialsuperintrndentur, und Aaz Sitz 378 Tuttlingen. Sitz und Stimme auf den Landtagen hat. Dis Gegend, in der die Stadt liegt, wird die Baar genannt» Tuttlingen war anfänglich ein Dorf, rind gehörte den Herrn von Wartenberg. Os¬ wald von Warkenberg verkaufte 1372 die Stadt Tuttlingen, mit den dazu gehörigen Dörfern, an den Grafen Rudolf von Sulz. 1334 wird Tutt¬ lingen ein Dorf, und 1372 eine Stadt genannt. In dieser Zeit muß also ihre Verwandlung vor¬ gegangen seyn. Wenn sie an Wirtemberg ge¬ kommen, ist nicht zu bestimmen. Doch geschähe es noch vor dem Ende des i4tcn Jahrhunderts. 1434 verpfändeten sie die Grafen Ulrich und Ludwig zu Wirtemberg an Johann von Zimmern. Sie löseten sie aber bald wieder ein. i377 die Stadt von den Völkern der Reichsstädte ein¬ genommen, geplündert und angezündet worden. 1633 nahmen sie die Kaiserlichen ein. schenkte der Kaiser die Stadt Tuttlingen dein Grafen Heinrich Schlick. 1638 mußte diß P"- senk wieder herausgegeben werde». 1640 be¬ setzten die baierschen Truppen die Statt, die weimarschen aber verjagten sie 1642 wieder- 1643 erlitten hier die Franzosen einen große" Verlust. Sorglos, waren sie in die Winterquar¬ tiere gerückt und verrheilt. Der kaiserliche yeral Hazfeld rückte unvermuthet auf sie und hob ein Regiment um das andere a"l' Nun waren die Baier wieder Meister der Stadt- 1645 aber jagte sie der Kommandaut von ä?' hentwiel, wrederhold wieder ans. 17^3 einigten sich hier die Baiern mit den Franzosi»- Tuttlingen. 37Y die durch den Schwarzwald, unter dem Mar¬ schall von Villars, eingedrungen waren. Auf einem nahen Berge sichet man noch die Trüm¬ mer des, im zoM-ngen Kriege zerstörten Schlos¬ ses Honberg. Eine Viertelstunde von der Stadt ist das Ludwigbthal, wo Eisenschnueden und Schmelz¬ ofen sind. Es hak seinen Namen von dem Her¬ zoge Eberhard Ludwig, der es 1696 anbaue» las¬ sen. Das Erz wird i» der Gegend gegraben. Das Amr Tuttlingen hat gute Vieh¬ weiden , besonders viele Schaafe, und auch gute» Getreidebau, und bey diesem, den Vorrheil, daß es sein Getreide, mit Nutzen, in die be¬ nachbarte Schweiz einführen und verkaufen kann. Es bestehet aus 7 Pfarren. r) Trossingen, ist ein Pfarrdorf von 274Z Einwohnern. 2) Aldingen, ist ein Pfarrdorf, von yoo Einwohnern. 3) Thuningen, ist ein Pfarrdorf von 1317 Einwohnern. 4) Offingen, ist ein Pfarrdorf von 1403 Einwohnern. s) Thaiheim, ist ein Pfarrdorf von 777 Einwohnern. 6) Neuhausen oh Eke, ist ein Pfarrdorf, von 71 z Einwohnern. 7) Gchwen-- 389 Tuttlingen» 7) Schwenningen, ist ein Pfarrdorf von 1762 Einwohnern. Hier entstehet der Nekar im fiepen Felde. Er wird gleich durch so viele O,nelle» verstärkt, daß er eine Viertelstunde von seinem Ursprünge eine Muhle treibt. Im Umfange dieses Amts liegen die eh- rrialigen Herrschaften Lupfen, Rarpfen und Lalkenstein. Von der Herrschaft Lupfen hat eine ftey- herrliche Familie sich genannt. Sie erwarb auch hie Grafschaft Stühlingen und nannte sich: Grafen von Lupfen und Stühlingen. Sch»" I0YZ kommt in einer Urkunde ein Herr von Lup¬ fen vor. 1Z82 starb diese Familie mos. Brun von Lupfen verkaufte 1437 de» Berg und Burg Lupfen, mit einigen Dörfern, und Güter», an Heinrich und Rudolf von Aie- hingen. Dieser verkaufte 1444 seine Herr- schäft Lupfe» mit den Lazu gehörige» Dörftru und Gütern an den Grafen Ludwig zu Wirrem- berg. Das alte Stammschloß Lupfen, ftunum, ist zerstört. Bon der Herrschaft Aarpfen nannten sÄ die Herrn von Aarpfen. Diese Herrschaft ist mit Lupfen 1444, dem Stefan von Eme^ Hofen, vom Grafen Ludwig zu Wirtemberg »b- gekauft worden. Dep Kaufpreis für beyde H"-- schäftest, Lupfen und Karpfen, war 7152 den. Nachgehcnds ist diese Herrschaft, einen: aus dex Familie von Karpfen, zum Lehen geß^' Tuttlingen. Z8r ben worben, und ist jezt ein Kammerschreiberey- gut. Die Familie von Emershofen, die diese Herrschaft besessen, ist von 1295 an bekannt. 1565 starb sie aus. Die Herrschaft FaEenfrein hatte ehmals ihre eigene Herrn. Anfangs waren sie Grafen, -°- schon 1141 kommt ein Graf von Falkenstein in einer Urkunde vor, — dann wurden sie Frey- Herrn, und endlich nahm diese schöne, alte Fa¬ milie den bürgerlichen Stand an. 1444 verkauf¬ te Konrad von Falkenstein seine Antheile an dieser Herrschaft, und 1449 Jakob von Falkenstein und seine Brüder Wilhelm und Hanns, die andere Helfte der Herrschaft für 2100 Gulden, an den Grafen Ludwig zu Wirtemberg. 34) Das Städtchen und Amt Dornhan. Städtchen Dornhan liegt im Schwarz- walde. Mit den zu seinem Kirchspiele gehörigen Filialen — unter welchen 24 Höfe sind, — hat es 1Z47 Seelen. Auf den Landtagen hat es Sitz und Stimme. 12Z1 war es noch ein Dorf. Volmar von Brandcck trug eö in diesem Jahre, von denen Freyherrn von VVarreiiberg Zu Lehen. 1271 machte es der Herzog Ludwig von Teck zur Stadt. Wann Dornhan zu Wircem- berg gekommen, ist nicht bekannt. 1718 brann¬ te es — vom Blitz entzündet — fast ganz ab. Von den alten Schlössern Drandeck und Vo¬ gels- 382 Dornhan. gelsberkf, die bey dem Städtchen gestanden, stehet man noch einige Ruinen. Das Amr Dornhan bestehet nur aus ei¬ ner Pfarre. Fürnsal, ist ein Pfarrdorf und Kirchstiel von 488 Einwohnern. Dazu gehört: Das Kammergut und die Herrschaft Gterm eck. Sie har den Namen von dem Schloße Sterneck, das bey dem Flüßchen Heimbach auf einem Berge liegt. Die Herrn von Brandeck befassen diese Herrschaft ums Jahr 1395 als ei» wirrembergsches Lehen. Diese Familie starb um die Mirre des 16 Jahrhunderts aus. Wirtemberg zog das Lehen ein. Adam von Ow trat mir For¬ derungen auf, und 1612 wurde ihm, unter ge¬ wissen Bedingungen, das Lehen überlasten- Durch Heurath und Erbschaft kam die Herrscht an einen Grafen von Athems. Dieser ist auch 1725 damit belehnet worden. 174Y ist Herrschaft durch Tausch, wieder an Wirtewbecg gekommen. Wirtembekg gab das Dorf Hinli"' gen in der Grafschaft Hohenberg dafür. 35) Die Stadt und das Amt Nagold. 8^ je Stadt Nagold liegt in einem tieft" Thals des Schwarzwaldes, am Auist Nagold, in dem alten Nagvlogau. Sie P' 2429 Seelen in der Stadt, und den Filiale"- und Sitz und Stimme auf den Landtagen. gol» Nagold» 383 gold gehörte den, nun ausgestorbenen, Grafen von Hohenberg, Graf Otto von Hohenberg verkaufte 1363 die Burg und Städte Nagold und Haiterbach, mit der Vogtey über Rohrdorf und das Kloster Reuthen, auch vielen Dörfern und andern Gerechtigkeiten, für 25,000 Gulden, an die Grafen Eberhard und Ulrich zu Wirtemberg. 1643 ist Nagold von den Baiern besetzt worden. 1726 ist hier ein Gesundbrunnen ent¬ deckt worden. Auf einem Berge über der Stadt stehen noch einige Ruinen der Burg Nagold. Sie sind mit zwo Kanonen besetzt. Das Amt Nagold bestehet aus 4 Pfar¬ ren. 1) Hairerbüch ist ein Städtchen, zu bessert Kirchspiel 1819 Seelen gehören. Es ist mit Nagold 1363, von dem Grafen Otto von Ho¬ henberg erkauft worden. Von Haiterbach nannte sich eine alte adeliche Familie. 2) Bondorf, ist ein Pfarrdorf von 886 Ein, wohnern. 3) Hochdorf, ist ein Pfarrdorf von 789 Ein¬ wohnern. 4) Warth, ist ein Pfarrdorf, von 484 Ein¬ wohnern. 36) Die 384 Ebingen. 36) Die Stadt Ebingen. ^^ie Stadt Edingen, welche zwischen di« Grafschaften Zollern und Hohenberg liegt, ist in allem Betracht eine der wichtigsten, rech sten und nahrhaftesten Landstädte des Herzog- lhums. Nur die Sradt Göppingen, und i» Rücksicht auf das Gewerbe, die Stadt Kül« sind ihr vorzuziehen» Sie hat Z727 Einwohner und Sitz und Stimme auf den Landtagen. N Anzahl der jährlich Gebohrnen ist an 200. Diesen Ort machen die vielen Zeugmachei und der Viehhandel blühend. Die hiesigen Zeug- macker verfertigen schöne wollene Zeuge und an¬ dere wollene Arbeit und führen vieles aus. Nur allein der unbeträchtlich scheinende Haudä mit Flor, welchen die Leute der untern Klaffe um den Hals winden, und womit meist in du Schweiz gehandelt wird, wirft starke Summe» für die arbeitsamen Bürger Ebingens ab. Handel mit Bich und die Viehzucht, besonders der Schafe, ist beträchtlich. Daß Hansel und Fabrikanten einen 9»ti» Aufnahme bringen, ist gewöhnlich. Daß aber Ebingen, das von großen Städten Flüssen entfernt ist, und also keinen so i>eq>^ wen und schnellen Absatz seiner Maaren ha^» kann; das keine große Manufakturen, nur einzeln arbeitende Meister hat, bas keine fremden Zufluß an Geld -- wie in den Reilly zen — nur den seines eigenen Kunstfleißes h»' sich in seiner Volksmenge völlig verdoppelte, Ebingen. 385 gewiß bewundernswürdig. Die Volksmenge war 1737 nur i8Q2 stark, und gegenwärtig 3727. Wirtemberg, das so stark in seiner Bevölkerung wachset, hat kein ähnliches Beyspiel, und gewiß werden auch in andern Ländern solche Bevölke- rungszunahmen äusserst selten seyn. Das Städtchen Ebingen ist nur sehr klein» Die Vorstädte, die es umgeben, sind vielmal be¬ trächtlicher als jenes. Die Kirche des Städt¬ chens ist wegen der starken Zunahme der Be¬ völkerung jezt ganz unbrauchbar worden. Wenn durch die jezt in Wirtemberg einge¬ führte spanische Schafzucht, die Wolle verbessert Werden wird, so wird sich der Handel der Edin¬ ger » Zeugmacher ungemein erheben. Es fehlt den hiesigen geschickten Meistern nichts, als fei¬ nere Wolle, um alle die beliebten Sarsche von Nismes, Rom und Beri, völlig und in gleicher Güte zu liefern, und auch diesen schweren Tri¬ but, den Wirtemberg noch gegenwärtig den aus- ländschen Manufakturen zahlt, in dem Lande zn behalten. Ebingen gehörte den Grafen von Hohen- berg. Von diesen kam sie an die Grafen von und von diesen an die Grafen von Montfort. Der Graf Wilhelm von Montfort und seine Gemahlin» Ursula, verkauften Ebingen 1367 für 11,022 Pfunde Heller an den Grafen Eberhard zu Wirtemberg. Die Stadt wurde wie- bep an den Grafen Siegmund von Hohenberg B b ver- Z8ö Homberg. verpfändet, sie lösete sich aber, durch die Hülfe der Stadt Balingen unterstützt, selbst wieder, Nach der Nbrdlinger Schlacht schenkte der Kai¬ ser Ferdinand — aber nur auf kurze Zeit — die Stadt Ebingen, dem Grafen Heinrich SW. 1642 ist die Stadt von den weimarschen Trup¬ pen geplündert worden. Ebingen hat kein Amt. Sie besitzt aber als ein Eigenthum das Dörf¬ chen Biz, welches Schweikard von Lichtenstein 1386 an die Stadt für 210 Pfunde Heller verkaufte. Bitz ist ein Filial des Diakons der Stadt. 37) Die Stadt und das Amt Homberg. n einem sehr tiefen, engen Tha?e des Schwarzwaldes liegt, an dem FlüßW Gutach die kleine Stadt Dörnberg. Die raue Gegend um diese Stadt, das enge tiefe 2-hal, die hohen Berge, alten Schlösser und A-'aldtt geben einen romantischen, dabey aber schauervc - len Anblick. Ueber der Stabt hangt ein befestigtes Mlb schloß, das eine kleine Besatzung hat. HorW>§ har 1956 Einwohner, in der Stadt und de» Kirchspiele, eine Spezialsuperintendentur »a Sitz und Stimme auf den Landtagen. Die Stadt gehörte ehmals theils den H^ zogen von Urslingen, theils dem freyherrb Geschlechte, das sich von Homberg 3 Homberg. Z87 Der Antheil der Herzoge von Urslingen fiel an Georg und Heinrich von Geroldseck. Brun Wernher von Hvrnberg verkaufte 1428 -nach Sattler 142z) sein halbes Schloß Hvrnberg mit dem halben Theil der Stadt, und andern Gütern, für 7238 Gulden an die Gra¬ fen Ulrich und Ludwig zu Wirremberg. Konrad von Hvrnberg verkaufte 1443 den halben Theil der Festung, welchen auch der Herzog Reinhold von Urslingen vorher besessen hatte, und ein Viertel der Stadt und Herrschaft Hvrnberg an den Grafen Ludwig zu Wirtemberg für 2400 Gulden. Die zween Brüder Georg und Heinrich von Geroldseck verkauften ihren Theil an Schloß und Burg und den vierten Theil der Sradt Hvrnberg an den Grafen Ludwig zu Wirtemberg 1447 und 1448 für 1620 Gulden. Das Schloß Hvrnberg war im 32jährigen Kriege lange Zeit von den Kaiserlichen besetzt. 1648 zog die Besatzung ab. Die Burg Horn» berg liegt nun in Ruinen. 1703 brachen die Franzosen hier ein, obgleich die Stadt, das Schloß, Thal und Berge besetzt waren. Den er¬ sten Mai dieses Jahrs marschirte die ganze Ar¬ mee des Marschall von Villars auf Hvrnberg zu. Die Stadt war, nebst den beyden alten Schlös¬ sern, die dabey stehen, verschanzt, und das Thal, mit verpallisadircen Verschanzungen gesperrt. Die Flügel davon zogen ßch bis auf ow Berge hin- Bv » auf. 388 Hornberg. auf. Diese Verschanzungen wurden eine auch der andern, angegriffen, genommen, oder selbst verlassen. Die Franzosen büsseten nur zwcen Offiziers und 20 Mann ein. Sie bekamen 160 Mann Gefangene. Unter diesen war der Kom¬ mandant von Hornberg, 6 Hauptleute und eini¬ ge Subalternen. Die Stadt Hornberg wurde mit zwo Kanonen und 1020 Mann erobert. Dieß hielt Villars — nach seinem Bericht an den König — für etwas Großes. Kurze Zeit Dar¬ auf wurde die Stadt mit 122 Mann aus der Linie und 1200 Bauern wieder genommen, un¬ geachtet Zoo Mann der besten balerschen Trup¬ pen darinn gestanden. 17^8 erlitt die Stadt und Gegend sehr beträchtlichen Schaden vom Wasser, und der daraus entstandenen Verwüstung ihrer Felder. Das Amt Hornberg hat in den Thälern einigen Wiesenbau, an und auf den Bergen ist Holz, das die beste Nahrung der Einwohner ausmacht. Der Getreidebau ist nur mittelmäßig- Besser ist die Viehzucht, der Flachs - und Hanf¬ bau. Die Einwohner dieses Amtes bewohnen meist nur einzeln stehende Hauser und Höft- In diesem Amte find Z Pfarren, ein Städtchen, nnd vier Kirchspiele. 1) Das Städtchen Schiltach liegt in einem tiefen Thale des Schwarzwaldes, am Fluift Kinzig. Es hat, mit dem dazu gehörige» Kirchspiele 1754 Einwohner. Es gehörte de» Herzogen von chrslingen, 1378 hatte^ em Homberg. Z8y Freyherx von Gignow einen Theil an diesem Städtchen. Von diesem kam er an die Herren von Gcroldseck; 1381 verkaufte Georg von Ge- rvldseck seinen halben Theil am Städtchen, an den Grafen Eberhard zu Wirtemberg. Der Herzog Reinhold von Urslingen, und seine Schwester Anna, Konrad von Geroldseck Ge- mahlinn, verkauften ihren noch übrigen Theil 1387 an eben diesen Grafen Eberhard für 6002 Gulden. 1534 und 1590 ist das Städt¬ chen ganz abgebrannt. Professor Steinho- fer, in seiner Kronik, versichert sehr ernsthaft, daß es das erstemal gar ausZauberey geschehen sey, daß Schiltach abbraunte, weil —- ein Weib auf des Teufels Befehl, einey Hafen auf dem Ramin umgekehrt. r) Rirnbach, ist ein Pfarrdorf von 770 Ein¬ wohnern. 3) Gutrach, ist ein Pfarrdorf am Flüßchen Gutach, von 1243 Einwohnern. 4) Tennenbronn, ist ein Pfarrdörfchen und weitläufiges Kirchspiel zu dem 1256 Seelen gehören. Hier ist 1575 ein Kupfer - und Sil- Herbergwerk entdeckt worden. L) Weiler, ist ein Pfarrdörfchen und zerstreut liegendes Kirchspiel von 888 Einwohnern. Eine Stunde von der Stadt Hornberg wird auf einem hohen Berge die schöne Porzelanerde gegraben, welche zu Ludwigsburg verarbeitet wird. B b L 38) Die Kirchheim. 3yc> 38) Die Stadt, und das Amt Kirchheim. einer angenehmen Ebene am Flusse Laurer liegt die schöne Stadt Airchheim. Sie hat über Zoo Hauser, und die 4 Filiale mitge- rechnet, Z044 Einwohner, Sitz und Stimme auf den Landtagen, ein fürstliches Schloß, zwo Kirchen, einen fürstliche» Garten, Maistall, Reutschnle, ein Theater, ein Lberforstamt, euie Epezialsuperintendeutur und einige Fabriken. Die Sradr ist klein, und ganz von den Vorstädten umgeben. Sie ist ein Viereck, dessen eine Este durch das Schloß abgeschnitten ist. Die zwo Hauptstraßen durchkreuzen sich auf dem Markte, daß man in dessen Mittelpunkte die vier Thore stehet. Die Straßen sind nicht ganz gerade. Das Schloß ist durch einen Wassergraben Ävn der Stadt abgesondert, und hat zu beyden Seiten Kasematten, über welchen kleine Gärtchen frnd, zu welchen die obern Zimmer des Schloß suhren. Es ist sehr angenehm überraschend/ U>enn sich eine Thüre bfnet, wo man ein anderes Zimmer glaubt, und es zeigt sich schnell ein hän¬ gender Garten. Im Schlosse ist auch eine schöne Kirche Die Zimmer sind nur nach alter Art s-M' Der Garten ist von dem Schlosse, einige hundert Schritte entfernt. Er enthalt einige Alleen, Theater, und einige Häuschen, die mit Mn" umgeben sind. Kirchheim. Zyr Um die ganze Stadt her ist eine schöne Allee von Linden gepflanzt. Auch führt eine Alle von hier bis nach dem Dorfe Iesmgen. Sowohl in der Stadt als in den Vorstädten stnd viel gute und theils ansehnliche Häuser. Da¬ her ist der Spaziergang um die Stadt — zwi¬ schen der Stadt und den Vorstädten — desto an¬ genehmer. Kirchheim gehörte den Herzogen von Teck und den Herzogen von Oesterreich. Diese über¬ liessen ihr Antheil an der Stadt 1325 an den Gra¬ fen Ulrich zu Wirtemberg. Den Antheil der Her¬ zoge von Tek verpfändete der Herzog Friedrich von Lek 1359 mit dem Stammschlosse Tek an die Grafen Eberhard und Ulrich zu Wittemberg um 1000 Pfunde Heller. Er konnte die Pfandschast nicht einlösen, und verkaufte mit feinem Sohne Konrad Herzog von Teck 138 r die halbe Stadt Kirchheim, Schloß Tek, mit allen dazu ge¬ hörigen Burgleuten an den Grafen Eberhard z« Wirtemberg für 17,500 Pfunde Heller. 1538 baute der Herzog Ulrich das Schloß, und ließ die Stadt mit zwo Mauern, Rondelen und einem Wassergraben umgeben. 1547 mußte sie, durch den Heilbronner Vertrag, spanische Besa¬ tzung einnehmen, weil der Herzog Ulrich dem schmalkaldenschen Bunde beygetreten war. 169a brannte die Stadt ganz ab. Vor der Reformation war hier ein Frauenkloster. Auch ist hier eine Band - und Leinwandfabrik. Vb 4 Eine 3Y2 Kirchheim. Eine Stunde von der Stadt, gegen Mittag, erhebt sich ein hoher, über die Alpen herfürragem der Berg, der eine Ecke der Alpen ausmacht. Auf seiner felsigen Spitze stand das Bergschloß Tck. Von den Innern alten Gebäuden ist keine Spuhr mehr zu finden. Gras wüchset an ihm statte, und Vieh weidet da, wo die Herzoge wohnten. Die aussern Mauern und Thnrme stehe» noch zum Theil. Ob sie gleich aus ungchaue- nen Steinen theils nur aus Schutt erbaut sind, so sind sie doch von einer bewundernswürdigen Festigkeit. Die ganze Mauer scheint eine Mas¬ se geworden zu seyn. 1519 wurde das Schieß Lek von dem schwäbischen Bunde mit List ein« genommen. 1525 zerstörten es die aufrühri- schen Bauern. Der Herzog Aar! Alexander wollte es wieder befestigen lassen, es wurde auch wirklich ein Gebäude aufgeführt, von dem noch das Mau¬ erwerk des ersten Stocks stehet. Die Befestigung aber ist nicht zu Stande gekommen. Gegen dein Städtchen (Dweir zu, wo der Felsen, auf dem Las Schloß stand, am steilsten ist, lauft tief i» den Berg eine lange, unterirdische Höhle in» Felsen, welche das tZibillenlocl) genannt wird» Eine der Sibillen soll hier gewohnt haben. Dieses Schloß war das Stammhaus der Herzoge von Tek. Der Ursprung dieses alten Hauses gehet so tief in die ungewiße, »»'d st" beihaste Kirchheim. ZYZ beihafte Zeit der Geschichte, daß nichs gewisses von ihrem Ursprünge bestimmt werden kann. Der älteste Herzog von Teck, den'man mit Ge¬ wißheit aus sichern Urkunden kennt, war Al¬ brecht/ ein Sohn Aonrads und Enkel Ber¬ tholds, Herzogs von Zähringen. Dieser kommt iiyz in einer Urkunde vor. Die also. Welche man kennt, stammen von den Herzogen von Zähringen ab. Fast drey Jahrhunderte, von dieser Zeit an, florirte diese Familie. Der letzte «ns dem Hause der Herzoge von Teck war Ludwig, Patriarch von Aquileja. Dieser starb den 19 August 1439 zu Basel an der Pest. An dem Tekberge findet man sehr viele Gattungen bunten Marmors, Ammvnshörner, Gagat, oder schwarzen Bernstein. Bey der Stadt Kirchheim findet man Belemniten, Stern¬ steine, und andere Petrefakten. Als Filiale des zweyten Diakons gehören zu der Stadt die geringen Dörfer, Vetlmgen, ^dringen, wellingen und Lmdorf. Das Amt Rirchheim ist gut angebaut. Bey der Stadt Kirchheim wachset noch erträglicher Wein. Die Thäler an den Alpen haben gute Wiesen und vieles, gutes Obst. Bey vielen Orten findet man Naturalien. Besonders reich, lst dieses Amt an Marmor. Es enthalt 14 Pfarren, zwey Städtchen und zwölf Marktflecken, und Dörfer. Bb Z 1) Dis 3Y4 Kirchheim. 1) Die kleine Stadt Owen liegt an dem Fusse des Tekberges an dem Flusse Lauter, in einem schönen, warmen, fruchtbaren Thale, das be¬ sonders obstreich ist. Es ziehet sich bis an das Dorf Gutenberg und schliesset sich dort schnell mit hohen Bergen. Wie warm und frucht¬ bar dieses Thal sey, zeigt der glücklich ausge¬ schlagene Versuch einer zwofachen Ernde, der einst hier gemacht worden ist. Owen hat 1374 Einwohner. Es war die Re¬ sidenz und der Begräbnißort der Herzoge von Teck, deren Grabmale noch in der Kirche die¬ ser Stadt zu sehen sind. Der Herzog Friedrich von Tek verkaufte die Stadt Owen mit andern Dörfern 1385 an den Grafen Eberhard zu Wirtemberg. 2) Oberlenningen, ist ein Marktflecken an der Lauter, von 739 Einwohnern. Hier findet man schönen Marmor. - Z) Unterlenningen, ist ein Pfarrdorf ander Lauter von 472 Einwohnern. Nahe b-ym Dorfe, stehet auf einem Hügel noch einige Gemäuer des Schlößchens Sulzburg» 4) Gutenberg ist ein kleiner Marktflecken'" der Ecke, des sich hier schliessenden Lanterthale- Die Alpen erheben sich hier auf einmal z" fürchterlichen, sehr hohen, steilen, meist »^ ten, mit schroffen Felsen besetzten Bergen» / diesen Bergen, die sich wie ein Hufeise» krmm rne», liegt Gutenberg. Die Laurer, "^7 schöne Kirchheim 395 schöne Fluß wegen seiner Klarheit diesen Na¬ men hat, eiusreher an einem Fusse dieser Ber¬ ge. Hier war ein iZy8 abgebranntes Schloß, in welchem bas Archiv der Herzoge von Tek gewesen. Gutenberg hat 620 Einwohner. Z) Schopfloch, ist ein Pfarrdorf auf den « Alpen von 418 Einwohnern. Hier findet ntan Torf. 6) Dettingen am i^chloßberge ist ein wohl¬ gebauter, ansehnlicher Marktflecken, der izoz Einwohner hat. 7) Bissingen, ist ein Pfarrdorf und Kirchspiel an den Füßen der Alpen, von nßy Einwoh¬ nern. Hier, und in der Gegend, find schöne Marmorbrüche. 8) Nädern, ist ein Pfarrdorf von Z8Z Ein¬ wohnern. 9) Roßwälden, ist ein Pfarrdorf und Kirch¬ spiel von 6iv Seelen. 10) Vhmden, ist ein Pfarrdorf von 448 Ein¬ wohnern. Alle diese Orte gehörten zum Her- zogkhume Tek. Weilheim ist ein Städtchen, nabe an den Alpen, zu dessen Kirchspiele 2586 Seelen ge¬ hören, 1317 wurde es bemauert. Es gehör« te zur Grafschaft Eichelverg. Ein Theil derselben kam an die Grafen von Kirchberg. Diese alte Familie kennt man von ivyy bis auf iZio, in welchem Jahre sie mit dem Grafen Zy6 Kirchheim. Grafen Philipp anssiarb. Graf Bruno und seine zwecn Söhne Wilhelm und Konrad von Kirchberg, verkauften 1334 ihren Theil dieser Grafschaft, an den Grafen Ulrich zu Wirtein¬ berg, für 7500 Pfunde Heller. Der Graf Ulrich vpn Eichelberg verkaufte den andern Theil der Grafschaft 1339 an eben diesen Grafen Ulrich zu Wirkemberg. Das Kloster Gt. Peter stand vormals hier. Die Söhne des Herzogs Berthold von Iahrin- gen, Gebhard, Bischof zu Kostanz und Ber» thold II versetzten es 1093 an seinen gegen» wattigen Ort, in den Schwarzwald. Daher hat dieses Kloster noch verschiedene Einkünfte und Gefälle in dieser Gegend, und das Recht, die Pfarreyen Bissingen, Nabern und Weilheim zu ersetzen. 12) Zell, unter dem Eichelberge, ist ein Pfarr¬ dorf, zu dessen Kirchspiele 942 Seelen gehö¬ ren. Dahin gehört auch das Dorf Eichel¬ berg, das um einen runden Berg umhergebaut ist. Auf diesem Berge stand das Stammschloß der Grafen von Eichelberg. 1131 kommt in einer Urkunde, ein Graf Philipp von Eichel¬ berg vor. Der letzte, den Sattler finden konnte, lebte ums Jahr 1392. Bey dem Dorfe Zell findet man grauen Schie¬ fer, auf welchem sich öfters Dendriten zeigen. ^3) Holzmaden, ist ein Pfarrdorf von 277 Einwohnern» r4) Murrhard. 397 14) Jestngen, ist ein Pfarrdorf, das 6iz Ein¬ wohner hat. 39) Die Stadt Murrhard. Gegend, in der die kleine Stadt Murr- Hard liegt, hieß vorzeiten das Murrgau. Murrhard ist eine neu und ziemlich regelmäßig gebau¬ te Stadt ak dem kleinen Flusse Murr, der unge¬ fähr eine Stunde davon entstehet. Das Thal, in Welchem Murrhard liegt, ist ganz artig. Der Murrfluß durchfließt, bewässertes, und macht es Zu einem schön beblümten Wiesengrunde. Dieses Thal sowohl, als der Rand der Berge sind mit einer zahllosen Menge Höfe und einzeln stehen¬ der Häuser angefüllt. Diese sind nach Murr¬ hard eingepfarrt. Daher ist das hiesige Kirchspiel Z867 Seelen stark. Die gothisch schöne, große alte und massive Alosterskirche, die auch der Stadt zum Gottesdienste dienet, kann diese Menschen, die dahin gehören, auch wohl fassen. Sie hat einen schönen Hohaltar, auf welchem gut gemalte Figuren sind, und «atze dabey ein freystehendes erhöhtes Grabmal, das eine alte lateinische Jnnschrift, falsch für das Grab Ludwigs des Frommen, ausgiebt. Murrhard hat Sitz und Stimme auf den Land¬ tagen. Die hiesige Abtey soll 816 gestiftet worden seyn. Die Stadt ist jünger. Die Gra¬ fen von Löwenstein waren Schutzherrn des Klo¬ sters. Die Stadt Murrhard war ihr E-genthum. Graf Albrecht von Löwenstein nahm eine Gra- fitM 398 Murrhard. sinn von Werdenberg zur Gemahlinn. Der Grof Eberhard der Gräner gab ihr 2000 Gulden Ausstattung. Für diese, und für 1000 Gulden Morgengabe, versicherte ihr der Graf Albrecht die Stadt Murrhard. Die Gräfin» übergab nach dem Tode ihres Gemahls, 1393 all ihr Recht an der Stadt Murrhard, an den Grafen Eberhard den Wilden zu Wirtemberg. Ihre Söhne bestätigten es 1395. 1546 ist Murr¬ hard von den Spaniern übel behandelt worden. Ein Gesundbrunnen ist hier 1Z80 entdeckt wor¬ den. 1765 brannten alle Gebäude, die in den Mauern standen, ab. Kinder zündeten ein Haus an, und dieses, das ganze Städtchen. D>e Vorstadt und das Kloster blieben stehen. Dar nicht ganz, doch so ziemlich regelmäßig ist die Stadt wieder erbaut worden. Das Nathhaus ist ein großes schönes Gebäude. Es macht eine lange Fronte auf de» Markt. Gegenwärtig >ft eö noch nicht ganz vollendet. Auf einem nahen Hügel bey dem Städt¬ chen, stehec die alte St. wali^erichs Kirche- Noch gegenwärtig wallfahrten die Katholischen Z" dreier Kirche, und opfern da. Die Stadt Murrhard hat keine Amtsorte. Irrig werden die zwey iimpurgschen Pfarrdorftk Oberroth und Viehberg dazu gerechnet. Wnlemberg hat nur die Pfarreyen da zu brst- tzen. Uno das Lberamt Murrhard hat die A' risolttwn in den Pfarrhäusern. Das Mrmhard. 3YY Das Amt Murrhard machen eine An, zahl Höfe und einzelne Bauerwohnnngen aus. Die Gegend um Murrhard, wo diese Höfe lie¬ gen, ist sehr bergig, waldig und sandig. Sie gleicht eines Theils dem Schwarzwalde, und hat, wie dieser, eine Menge Tannenwälder, die den Einwohnern gute Nahrung verschaffen. Die angenehmen Abwechselungen der Natur, die un¬ gewohnte, schöne Aussicht in ganz mit Höfen und Häusern angefüllte Thäler, wo man hier eine friedliche Hütte rauchen stehet, dort einen fallenden Bach rauschen, oder eine Sägmühle klappern hört, sind angenehme Gegenstände für den Reisenden ; aber die schlimmen, bergigen We¬ ge und elende, ganz hölzerne Chausseen, beneh¬ men dem Vergnügen vieles wieder. 40) Die Stadt und das Amt Balingen. Zwischen den beyden Grafschaften Hohenberg und Zollern, an dem Flüßchen Eiach, liegt die Stadt Balingen. Sie hat 2651 Ein¬ wohner, eine Spezialsuperintendentur und Sitz und Stimme aus den Landtagen. Nach dem Brande 1724, der einen großen Theil der Stadt verzehrte, hat sie einige schöne Straßen bekommen. Sie gehörte zur Herrschaft Schalksburg und wurde mit ihr 140z vom Grafen Friedrich von Zollern, an den Grafen Eberhard zu Wirtem- berg, 402 Balingen. berg, mit noch vielen Dörfern, für 28,020 Gul¬ den verkauft. 1607 und 1724 hat Balingen Schaden vom Feuer gelitten. Nach der Nörd¬ lingen Schlacht schenkte sie der Kaiser Ferdinand dem Grafen Heinrich Schlik. 1641 nahm fie der Oberste Wiederhold, Kommandant von Ho¬ hentwiel, mit ansehnlicher Beute ein, 164z plün¬ derten sie die weimarschen. 1647 belagerte» und eroberten die Franzosen die Stadt, und be¬ hielten sie bis zum westphalschen Frieden. Bey der Stadt ist ein Gesundbrunnen. Wegen der freyen Pürsche, bey Balingen, ist 1492 zwischen Wirtemberg und Hohenberg ein Vertrag errichtet worden. Das Dorf Hefelwangen von 338 Seelen, ist ein Filial des Diakons der Stadt. Das Amt Balingen hat gute Viehwei¬ den und Schafzucht. Es enthalt 13 Pfarren. -) Frommern, ist ein Pfarrdorf von Einwohnern. 2) Dürrwangen, ist ein Pfarrdorf von 1034 Einwohnern. 3) Pfäffingen, ist ein Pfarrdvrf und Kirchspiel von 1138 Seelen. 4) Thailfingen, ist ein Pfarrdorf von 883 Einwohnern. Z) OnstmecringM/ ist ein Pfarrdorf von Einwohnern. 6) Truch- Balingen. 42 r 6) Truchrelfmgen, ist ein Pfarrdorf von 6zc> Einwohner». 7) Winterlingen, ist ein Pfarrdorf von 1145 Einwohnern. 8) NZeheftercen, ist ein Pfarrdorf von 1077- Einwohnern. 9) Vstdorf, ist ein Pfarrdorf von 734 Ein¬ wohnern. ro) Thüringen, ist ein Pfarrdorf von H4l Einwohnern. ri) Erringen, ist ein Pfarrdorf von 440 Ein¬ wohnern. 12) Engstlatt, ist ein Pfarrdorf von Z04 Einwohnern. rz) Endingen, ist ein kleiner Marktflecken, der 478 Einwohner hat. 41) Die Stadt und das Amt Bietigheim. dem Zusammenflüsse des Flüßchens Metter und der Enz, liegt auf einem ber¬ gigen Boden die alte, kleine Stadt Bietig¬ heim. Sie hat 1904 Einwohner, eine Spezi- alsuperintendentur, und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Bietigheim war ehmals ein Dorf, von dem die Herren von Bietigheim den Namen führten. Um die Mitte deö 14 Jahr¬ hunderts kam es an die Grafen zu Wirtemberg. 1364 erhielten die Grafen Eberhard der Grauer, C c und 4vr Bietigheim. und Ulrich zu Wirtemberg, vom Kaiser Aarl IV. die Erlaubniß Bietigheim zur Stadt zu ma¬ chen. 1718 und 1721 hat das Feuer ihr viel Schaden gethan. Im erstem Jahre ist sie faß ganz abgebrannt. Weder der regelmäßigen An¬ lage noch der Bauart der Hauser ists anzusehen, daß in diesem Jahrhunderte eine Veränderung mit Bietigheim vorgegangen ist. Die einzigen ansehnlichen Gebäude sind die, welche das Waisenhaus zu Ludwigsburg, äusser der Stadt, an der Enz bauen lasse», wo es sei¬ ne Walke und Farberey hat. Ueber die Metter und Enz gehet hier eine 200 Schritte lange steinerne Brücke. Nahe bep der Stadt ist ein kleiner Holzgarten. Daö Amt Bietigheim hat guten Wein, es ist recht gut angebaut, und bestehet aus 3 Pfarren. 1) Großingersheim, ist ein Marktflecken, nicht weit vom Nekar, der 97Z Seelen ent¬ hält. 2) Kleiningersheim, ist ein Pfarrdorf an dein Rande eines Berges von Z8r Einwohnern. Von diesen Orten nannten sich die Herrn von Ingershcim. Sit kamen zur MarggE schäft Baden, nachgehends an Kurpfalz u" dann an die Grafen von Löwenstein. nahm sie der Herzog Ulrich 1405 ab, gab ihnen aber wieder ein» iZro traten sie b'el bepde» Bietigheim. 40z bsyden Orte wieder, auf ewig an den Herzog ab, weil er ihnen, die 1504 eroberte Graf¬ schaft Löwenstein zurückgab. 3) Löchgau, ist ein schöner ummauerter Fle¬ cken, der eine schöne Kirche, Und 1224 See¬ len enthalt. Chmals gehörte er zu Besigheim, als ein Eigenthum der Marggrafen von Ba¬ den. Die Helft« gehörte der Familie von Winterstetten. Konrad, Schenk von Winter- stetten vertauschte seine Helft« dieses Orts gegen Freudenthal an den Herzog Ulrich. Die ande¬ re Helste kam 146z von Baden an Kurpfalz, als Pfandschaft, zur Loskaufnng des bey Se- keuheim in pfälzische Gefangenschaft gekomme¬ nen Marggrafen Rarlö. L504 eroberte dec Herzog Ulrich diesen Ott mit Besigheim. 1529 ldsete Bade» seine» halben Theil wieder aus. Nun wurde Löchgau von Baden und Wirtem- berg gemeinschaftlich besessen, bis iZyZ Ba¬ den seinen Theil, an Wittemberg verkaufte. Au diesem Flecke» gehört ein Hof, welcher der weiße Hof genannt wird. Bey seiner, 1739 angefangenen, Gründung, und bisher, haben die Einwohner Ruine« von schönen röm- schen Gebäuden, Urnen, Gefässe, Statuen, und viele k-.vferne und silberne Münzen gefunden. Sie sind aus dem zweyren, dritten und vierte» Jahrhunderte, Cc » 42) Die 4O4 Wildberg. 42) Die Stadt und das Amt Wildberg. Stadt wildberg ist klein, und liegt auf einem bergigen Boden, an der Na¬ gold im Schwarzwalde. Sie hat 1663 Ein¬ wohner, eine Spezialsuperintendentur und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Die meiste Nahrung der Einwohner bestehet in der Bear¬ beitung der Wolle, die sie zu den Manufaktu¬ ren in Kalw liefern. Die Stadt gehörte den Grafen von Hohen¬ berg. Sie verkauften sie 136z und 1377 "" den Pfalzgrafen Ruprecht. Ruprecht der jün¬ gere, Sohn des vorigen, erbte sie. Dieser wur¬ de Kaiser. Nach seinem Tode bekam sie der Pfalzgraf Otto, der sie 1440 an die Grafen Ludwig und Ulrich zu Wirtemberg, mit vielen Dörfern, für 27,020 Gulden verkaufte. 14^4 brannte sie ganz ab. Nicht weit von der Stadt liegt das vor¬ mals reiche Nonnenkloster, E^emhlN oder riareuthin, PredigerorLens, das von den Graft" von Hohenberg gestiftet worden ist. Zu der Stadt gehören als Filiale des Dia¬ kons die zwey Dörfer Effrmgen und Schön- bronn von 892 Seelen. Das Amr Wildberg ist rauhes Land, Getreide, Flachs und Holz sind seine Produkten» Es enthalt 5 Pfarren» Blaubeuren. 4°5 1) Bulach, ist ein Städtchen lind Kirchspiel von 1324 Seelen. Es gehörte den Grafen von Hohenberg. 1364 kam eS an den Pfalz¬ grafen Ruprecht. 1440 ist es mit Wildberg an Wirremberg gekommen. Bey dem Städt¬ chen ist ein Kupferbergwerk und Silberbergwerk. Es hat Sitz und Stimme auf den Landtagen. 2) Sulz, ist ein Pfarrdorf von, 597 Einwoh? nern. 3) Gültlingen, ist ein Pfarrdorf und Kirch¬ spiel von 1049 Seelen. 4) Ebhausen, ist ein Marktstecken und Kirch¬ spiel von 1560 Seelen. 5) (Dberjetkingen, ist ein Pfarrdorf und Kirch? spiel von 606 Seelen. 43) Die Stadt und das Amt Blaubeuren. Hin den Füssen der Alpen, bey dem Ursprun- ge der Blau, die hier den kleinen Flust Aach aufnimmt, liegt die kleine Stadt Blau¬ beuren. Sie hat 18Z1 Einwohner, mit dem Dorfe weilen, das ein Filial von der Stadt ist, ein Oberforstamt, eine Spezialsuperintenden- tur und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Es wird hier viele Leinwand und grobe wollens Zeuge und Teppiche gewoben. Hinter dem Kloster entstehet an dem Fus« se, des hohen felsigen Alpengehirges, der Blau- Cc 3 siust. 4OÜ Blaubeuren» fluß, in einer ZO bis 40 Fuß breiten Quelle, die einem Veken gleicht. Es heißet der Blau¬ topf. Die Tiefe dieser Quelle ist 6z bis 64 Fuß. Indessen versichert der Pöbel zu Blaubeu¬ ren: sie sey unergründlich. Nur wenige Schrit¬ te vom Ursprünge treibt der Fluß schon eine Mühle. Von diesem Wasser trinkt die Stadt. Diesem werden auch die häufigen Kröpfe, die man her sichet, zugeschrieben. Das Wasser der Blau hat eine Farbe, die ins Grüne fallt. Die Gegend um diese Stadt ist recht fürch¬ terlich. Die hohen, steilen Berge, die nur we¬ nige Schritte von der Stadt und Klostermauer sich zu erheben anfangen, fast senkrecht über die Stadt herein hangen, meist nackt, und mit dro¬ henden, schroffen, grossen und kleinen Felsen überall gekrönt sind, umgeben die Stadt von zwo Seiten. Sie sind ganz steinig und verö¬ det, so daß kaum die Schafe einige Krauter finden können. Im Thals find Wiesen und Aeker. Je mehr sich das Thal gegen Ulm wen¬ det, desto weiter und schöner wir des. Auch die¬ ses Thal ist anfangs mit Felsen und Stcinklip- pen ganz vermauert. Sie hat drey Thore »»d eine kleine Vorstadt. Sie gehörte den Grafen von Helfenstein, welche sie dem Erzherzoge Al¬ brecht von Oesterreich zu Lehen aufgetragen. Dle- ser belehnte 1367 den Grafen Ulrich von Hel¬ fenstein mit der Stadt Blaubeuren, den Schlös¬ sern Ruk, Gerhausen, Blauenstein mit der Vogtep des Klosters. 1447 verkaufte Blaubeuren. 40? der Graf Konrad von Helfenstein die Stadt und die Schirmsvogtey über das Kloster mit vielen Dörfern an den Grafen Ludwig zu Wir- temberg für 40,000 Gulden. Der Herzog Al¬ brecht von Oesterreich bestätigte diesen Kauf, und belehnte den Grafen Ludwig damit, als einem Erblehen. Nach dem Tode des Herzogs Lud¬ wigs zu Wirtemberg, wollte das erzherzogliche Haus Oesterreich diese Stadt als ein erdfne- tes Lehen einziehen. Sie wurde auch wirklich in Besitz genommen, Im westphalschen Frieden wurden die lange gedauerten Streitigkeiten beys gelegt, und die Stadt Wirtemberg wieder zuge¬ sprochen. Seit 1692 ist das fürstliche Hqus wieder mit diesem Lehen belehnet worden. 1Z19 wollte sich hier der Herzog Ulrich mit 32,222 Mann dem Eindringen des schwäbischen Bundes widersetzen. Aber die 14,220 Schwei¬ zer, die er unter seinem Korps hatte, verließen ihn. Es fehlte ihm am Gelbe, und das Sprich¬ wort galt schon damals: kein Geld, keine Schweizer. Ulrich mußte ungeschlagen sein Land den Feinden überlassen. Von den zwey Bergschlössern Gerhausen und Ruk, welche die Blau, und das enge Blauthal trennt, siehet man nur noch einiges Gemäuer. Das Schloß Gerhausen liegt höher, und muß wohl befestigt gewesen seyn. Von dem Schlosse Blauenstein ist keine Spuhr mehr zu sehen. Das kleine Blockhaus, das an dieser C c 4 Ge-, 408 Blaubeuren. Gegend, auf der Spitze des Felsen, über der SM stand, welches das Blauhauschen genannt wurde, und noch das Andenken von Blauenstem erhielt, hat die Stadt Blaubeuren vor einige» Jahren verauklionirt. In der Gegend der Stadt findet man Marmor. Das Amt Blaubeuren ist rauhes Alpen¬ gebirge, wenig fruchtbares, kaltes Land. S» rauh, wieder Boden ist, sind auch einige Men¬ schen. Die mehrere oder mindere Kultur, die der Boden annimmt, scheint einen großen Ein¬ fluß auf die Bewohner zu haben. Wenigstens scheint dieß überall der Fall Wirtembergs zu seyn. Je mehr im Unterlande der Boden Fruchtbarkeit gestattet, desto artiger, höflicher und gesitteter stnd die Menschen. Je rauher der Boden der Alpen ist, desto ungesitteter sind auch die, die er ernährt. Blaubeuren enthalt 4 Pfarren. 1) Pappelau, ist ein Pfarrdorf und Kirchspi^ von 925 Seelen. 2) Asct), ist ein Pfarrdorf auf den Alpen, zu des« sen Kirchspiel 646 Seelen gehören. 3) Berghülen, ist ein Pfarrdorf auf den Al¬ pen von 6g6 Einwohnern. 4) Guppingen, ist ein Pfarrdorf auf den rau¬ hen Alpen, von Z47 Einwohnern. Marchbronn, ist ein Dörfchen von iS" Seelen. Der Präzeptor der Stadt Blaubeuren verfleyet es als eine Pfarre. Sulz. 409 44) Die Stadt und das Amt Sulz. (?^ie Stadt Sulz liegt im Schwarzwalde am Nekar. Sie hat 2040 Einwohner, eine Spezialsuperintendentur, Sitz und Stimme auf den Landtagen, eine Saline, und eine, mit schö¬ nen Privilegien begabte Barchetweberey. Die Men Salzbrunnen geben ziemlich schwarzes und grobes Salz, aber es ist sehr gut, und übertrift das Baiersche Salz an Stärke und Gehalt. Die baline ist durch angelegte Gradierhauser verbes¬ sert, und die Sole erhöht worden, sie reicht aber kaum hin, wenige Aemter mit Salz zu verse¬ hen. Sulz gehörte im Jahr 1284 den Herrn von Geroldseck. Diese alte Familie soll von einem Gerold abstammen, der zu den Zeiten Karls des Großen gelebt. 1634 starb sie mit Jakob von Geroldseck aus. Sulz war ein Dorf, und erhielte vom Kaiser Rudolf I Stadtrecht. Wirtemberg erhielte 142z das Oefnungsrecht und einen vierten Theil der Stadt. Der Bischof zu Kostanz belegte Sulz *459 mit dem Bann, und der Graf Eberhard "ahm sie mit des Kaisers Friedrichs des dritten Erlaubniß 1471: ein, und behielt sie. 1Z81 verlohr Sulz 112, und 1722, 73 Hauser durch Feuer. 1643 plünderten sie die Baiern. Nicht weit von der Stadt ist das Schloß Albek, der Alpengränzen. So nahe gränzen diese My grosieu Gebirge Wirtembergs zusammen! —- C c 5 Die Sulz. 41O Die Grafen von Snlz, nannten sich von der Stadt Sulz. Sie befassen sie aber nicht. 108Z lebte ein Graf Alwig von Sulz, Mit dm Grafen Johann Ludwig, starb diese Familie 1687 aus. Das Amt GulZ enthalt Z Pfarren. 1) Marschalkenzimern, ist ein Pfarrdorf und Kamwerschreibereygut, das unter dm Oberamte Sulz stehet. Es enthält 353 Seelen. 2) LluorN, ist ein Pfarrdorf von Z29 Eimrch nern. Hier findet man Eisen. 3) Mühlheim am Bache, ist ein Pfarrdvrfm 662 Einwohnern. Wolzhausen, ist ein Dorf und Filial des Diakons der Stadt Sulz, von 306 Seele»- Siegmarswangen, ist ein Dorf von 3^ Seelen. Es ist nach Aisteig im RosenfM Amte eingepfarrt. 45) Die Stadt, das Kloster und Wt Pfullingen. §)tn den Füssen der Alpen, in einem, bes^ ders an Obst fruchtbaren, Thale liegt, a" dem Flüßchen Echaz, die offene Stadt lingen. Sie hat 2Z4Y Einwohner, eine zialsuperintendentur und Sitz und Stimme »"l den Landtagen. Hier sind viele Strumpfs cher. Pfttältt' Pfullingen» 4n Pfullingen gehörte dem adelichen Geschlech¬ te von Remp. Diese führten anfangs den Na¬ men von Pfullingen, und waren der Grafen zu Wirtemberg Lehenstrager. 1498 starb diese Fa¬ milie mit Kaspar Nemp aus» Dieser hatte schon 1487 seinen Theil am Flecken Pfullingen, mit dem Schlosse, an den Grafen Eberhard den äl¬ ter» zu Wirtemberg verkauft. 1634 wurde die Stadt Pfullingen, von den Kaiserlichen, für die Erzherzogin«, Klaudia in Besitz genommen. Der westphälsche Friede brachte sie wieder. Das ehmalige, hiesige reiche Frauenkloster St. Alaraordens, welches von Mechtild und Jrmel von Remp 12Z0 gestiftet worden, und das I2ZZ de» Orden des Benedikts annahme, besitzt: Genkingen, ein Pfarrdorf und Kirch¬ spiel von IIOI Einwohnern. Die Einkünfte dieses Kloster verwaltet ein Hofmeister. Nicht weit von der Stadt Pfullingen, ist die schon beschriebene Höhle, das ^Tlebelloch. Das Amr Pfullingen gehörte grösten- theils den Herrn von Greifenstein, die es 4355 an die Grafen zu Wirtemberg verkauften. Es enthält z evangelische und eine katholische Pfarren. *) Holzelsingen, ist ein Pfarrdorf von 278 Einwohnern. 2) Honau, ist ein Pfarrdorf von 264 Einwoh¬ nern. 3) 4i r Pfullingen. 3) Unrerhgnsen, ist ein Pfarrdorf und Kirch¬ spiel von 939 Einwohnern. <§rosengftmIen, ist ein römischkatholischer Marktflecken. Aleinengstingen, ist ein Dorf, bey deine« Sauerbrunnen ist. Es ist nach Kohlstetteir Uracher Amtes eingepfarrt. - I» der Nachbarschaft der Stadt Pfullingen, ist ein hoher, runder piramidenförmiger Betz, auf dessen Spitze einige Ruinen sind. -Hier stand das Schloß Achalm. Es war das Stammschloß der sehr alten Familie der Graft" von Achalm. Als diese Grafen ausstarbcn, ßü die Burg Achalm, mit den dazu gehörigen D'°r< fern, dem Reiche heim. Der Kaiser Ludwig über¬ gab sic 1330 dem Grafen Ulrich zu Wirtemberg« Der Herzog Albrecht und sein Bruder Leopold von Oesterreich hatten sie 1370 denen Herr" von Rietheim verpfändet, Diese Herrn von ^ietheim befassen sie bis 1378. 3» diese"! Jahr kam sie durch Kauf an den Grafen Eber¬ hard zu Wirtemberg. Vermuthlich ist Ach"l"> 1525 in der Baurenauftuhr mit Tek und St""* fen zerstört worden. 1519 stand es noch« 46) dem «och von Wemsperg. 41 z 46) Das Städtchen und das Amt Wemsperg. ^^as Weinspergerthal, in welchem das Städt- chen Weinsperg liegt, ist nichts weniger, als eine schöne Gegend. Zwar wachset hier recht guter Wein, aber für das Aug hat Ge¬ gend und Städtchen nichts angenehmes. Eine Bergmrsse wälzet sich unregelmäßig durch diese Gegend, und macht sie sehr ungestaltet. Eben so schlecht und buklig ist das Stäbchen, das an Abhange eines runden Berges liegt, ber¬ einige ruinirte Mauern und Ueberbleibsel Lhürmen zeigt. Die Gegend um Weinsperg hieß vorzeiten das Sulmgau. Das Flüßchen Sulm fliesset nicht weit von dem Städtchen vorbey. Weinsperg hat iZZZ Einwohner, eine Spezialsuperintendentur, »ad Sitz und Stimme auf den Landtagen. Noch ums Jahr 1420 gehörte das Städt¬ chen den Herrn von Weinsperg. Kurpfalz be¬ kam es in nachfolgenden Zeiten. 1504 bekrieg¬ te der Herzog Ulrich — auf Befehl des Kaisers Maximilian — den Kurfürsten Philipp von der Pfalz. Weinsperg war auch eine von den Pri¬ se», die durch diesen Krieg, und die Bestatti- gung des Kaisers, von der Pfalz an Wirtemberg kamen. 1142 soll Kaiser Konrad IH dieses Städtchen belagert haben. Hier soll sich das Ge- sehichtchen zugetragen haben, das Bürger besun» öm hat. Der Pöbel schleppt sich indessen mir die¬ sem 4l4 Weinsperg. sem Geschichtchen der Weibertreu, als mil du zu verläßigsten Wahrheit. Die Begebenheiten, womit die Bauern hi« iZ2Z einen unauslöschlichen Fleck in die Geschich¬ te der Menschheit machten, sind zuversichtlicher. Hier wars, wo die Wuth des rasenden Baum¬ volks den tollesten Ausbruch nahm. Die Bürger Weinspergs nahmen auch Antheil an den schrdckli- chen Mißhandlungen, die der Graf Ludwig von Helfenstein — der Obervogt Weinspergs — und noch mehrere Edelleute, welche von den Bauer» durch die Spiesse gejagt wurden, erdulden mu߬ ten. Diese Unglücklichen wurden das Schlag vpfer der Schimäre von Freyheit, welche die Wanern sich schufen. Wegen Vieser Erzesse, iß Weinsperg vo» dem schwäbischen Bunde eiuge- rwmmen und verbrannt worden. 1546 zeig"" sich hier die Spanier als Feinde. 1635 wurde Weinsperg vom Kaiser, dem Grafen von T»aut- mansdorf, mit noch mehr Gütern, gescheut Der westfälsche Friede setzte Wirtemberg wM in seine rechtmäßigen Besitzungen ein. ehe dieser ganz geschlossen worden, übergab Tra»" mansdorf freywillig seine Geschenke wieder an de» Herzog Eberhard HI, weil er voraus sehe» konnte, daß er sie in kurzer Zeit werde abttt"» müssen. 1707 brannte Weinsperg fast ab. Als ein Filial des Diakons gehört zu Städtchen das Dorf Ellhofen von 553 Ein'E rrern, die theils zu Wirtemberg, theils zum Stm Lehringe» gehören. Wemsperg. 4^5 Das Amt wemsperg hat sehr guten Weinwachs, und bestehet ans 7 Pfarreyen. 1) Sülzbach, ist ein Pfarrdorf von 538 Ein¬ wohnern. 2) wiUspach, ist ein Pfarrdorf von 840 Ein¬ wohnern. 3) Eberstatt, ist ein Pfarrdorf und Kirchspiel von 1Z73 Seelen. 4) wüftenrorh, ist ein Pfarrdorf und Kirch¬ spiel von 1572 Seelen. 5) Gchwabbach, ist ein Pfarrdorf von 517 Einwohnern. 6) Bizfeld, ist ein Pfarrdorfund Kirchspiel von 1Z14 Seelen. 7) Horkheim, ist ein Pfarrdorf am Nekar von 476 Einwohner. Die hier befindlichen 60 Ju¬ den gehören zur Burg Horkheim, und stehen unter pfälzischem Schutze. In dieser Gegend, und den Nekar weiter hinab, werden viele Alter- thümer der Römer gefunden. Affalrrach ist ein Pfarrdorf, von 667 Einwoh¬ nern, das dem Johanniter Orden gehört. 47) Das Frauenkloster und Amt Lichtenstern. ^^as ehmalige Frauenkloster Zisterzienserordens Lichrenstern liegt nahe beym Städtchen Löwenstein. Dieses stiftete 1242 eine Frau Luit- 4r6 > Lichtenstern. Luitgard, gebohrne Schenkinn von Limpurg, mahlinn Engelhards von Weinsperg. Die Herrn von Weinsperg schenkten dem Kloster viele Güter, die zum Theil Lehen vom Reich waren. Der Kai¬ ser Albrecht aber überließ sie dem Kloster, als ein Eigenthum. 152Z ist das Kloster von den anf¬ rührischen Bauern zerstört worden. Es macht ei¬ ne Pfarre aus und hat 214 Einwohner. Das Amc LicHrenstern bestehet aus 2 Pfarren. 1) Obereisisheim, ist ein Pfarrdorf von 54° Einwohnern. 2) LValdbach, ist ein Pfarrdorf und Kirchspiel von 1370 Seelen. In der Gegend dieser Orte liegt auch der, unter der Kloster Llchrensternschen Pflege zu Heilbronn stehende Kammerort. Untereisisheim, ein Pfarrdorf von 346 Eim wohnern. 48) Die Stadt und das Amt Neuenstatt. kleine Stadt L^euenfkatt liegt zwischen dem Kocher und Flüßchen Brettach, "" Winkel, wo diese beyden Flüsse zusammen flies' sen. Diese Gegend hieß das Kochergau. hat 1212 Einwohner, ein Schloß und Garten, eine Spezialsuperintendentur, und Sitz und Stim¬ me auf den Landtagen, Das hiesige Schloß 'is Neuenstatt. 417 1564 vom Herzoge Christoph angefangen wo» den. Roch ums Jahr 1434 gehörte sie den Her¬ ren von Weinsperg, 1483 gehörte sie zu Kurpfalz. 1504 eroberte sie der Herzog Ulrich, und der Kaiser bestattigte es. Der Herzog Friedrich Achilles bekam die Stadt durch den fürstbrüder- lichen Vergleich. Nach dem Abstsrben dieser Li¬ nie siel sie wieder an das regierende Haus. Bey der Stadt ist eine, wegen ihres Alters und seltsamen Größe merkwürdige Linde. 1746 fand man hier heidnische Gräber. Das Amt Neuenstatt enthält 4 Pfarren. 1) Gochsen, ist ein Pfarrdvrf Son Z2Y Ein¬ wohnern. - 2) Aocherssteinsfeld, ist ein Pfarrdorf am Kocher von 543 Einwohnern. Hier ist die Wohnung des Lberforstmeisters des Neuenstat- ter Forstes. 3) Brercach, ist ein Pfarrdorf am Flüßchen Brettach, von 753 Einwohnern» 4) Aleversulzbach, ist ein Pfarrdorf von 406 Einwohnern. 4y) Die Stadt und das Amt Mökmühl» 8)sn den nördlichen Grenzen des Herzogthums und dem kleinen Flusse Jart, liegt die kleine Stadt Mökmühl. Sie hat 1230 Einwohner und Eitz und Stimme auf den Landtagen. Schon D d ums 4*8 Mökmühl. ums Jahr 802 hat Mökmühl gestanden. Sie ge, hörte den Herrn von Hohenlohe. 144Z soll ft von den Grafen von Hohenlohe, an den Pfalz¬ grafen Ludwig durch Kauf gekommen seyn. 1Z04 nahm sie der Herzog Ulrich Kurpfalz hinweg, und behielte sie. 1519 wurde die Stadt von dem schwäbischen Bunde eingenommen. Der tapfere Göz vsn Berlichingen mit der eiser¬ nen Hand, ihr Obervogt, wollte die Stadt ver- theidigen. Die Bürger vertrieben ihn, und grie- fen sein Schloß Berlichingen an. 1521 verkaufte Kaiser Karl die Stadt und das Amt an den Bi¬ schof Konrad von Wirzburg. 1542 lösete Wir- temberg die Stadt wieder ein. Nach der Nörd- linger Schlacht sollte sie wieder einen Bischof zu»i Herrn haben. Der Kaiser Ferdinand schenkte ft dem Bischof Antonius zu Wien. Wirtemberg nahm sie wieder mit Gewalt ein. Das Amt Mökmühl bestehet aus 4 Pfarren. Widdern, ist ein ganerbschaftliches Städt¬ chen, an welchem Wirtemberg, Pfalz, WirZ- bürg und eine adeliche Familie, Antheil Haden« Das Städtchen hat 946 Einwohner. ganze Kirchspiel enthalt iZAo Seelen. rZo-k eroberte es der Herzog Ulrich. Schon vorder nahm es 14.A8 der Graf Ulrich zu Wirtemberg, als ein Raubnest ein, verbrannte und zerstörte es. 2) RögheiM/ ist ein Marktflecken und der äus¬ serste Grenzort gegen Kurpfalz. Er hat 6rZ Einwohner. 3) Maulbrom. 4iy 3) Giglingen, ist ein Pfarrdorf von 697 Ein¬ wohnern. 4) Lampoldshausen, ist ein Pfarrdorf von 436 Einwohnern. Ueber viele auch ausländsche Orte hat daS Oberamt Mbkmühl die ZencIerechrigkeir. 50) Das Kloster und Amt Maulbronn. A^»as Kloster Maulbronn, mit seinem Am» te, gehört — was die Jurisdiktion und ih¬ re Einkünfte betrifl — zur herzoglichen Rentkam- mer. Es wird wie ein anderes weltliches Amt betrachtet, und hat Sitz und Stimme bey den Landtagen, auf der Stadtebank. Diese haben die übrigen Mannsklöster, das Priorat Reichen¬ bach ausgenommen, nicht. Sie haben Sitz und Stimme auf der Pralatenbank» Das Kloster liegt bey dem Ursprünge des Galzbachflustcs, zwischen nahen und hohen Bergen, mit Wäldern und Morasten umgeben. Der Grund selbst ist ein Morast, die unbequemste Lage der ganzen Gegend. Daher stehet das Klo¬ ster auf einem künstlich gebauten Roste, der an einigen Orten sichtbar ist. Diese Lage verursacht eine feuchte, durch die vielen Ausdünstungen der Moraste vergiftete Luft, welches die Einwohner Maulbronns sattsam an ihrer Gesundheit fühlen; besonders die, welche diese Luft nicht von Jugend auf schon gewohnt sind. Der Baumeister, der die- stu Platz aussuckte, war ein — Ejel. 3»» je- D d 2 «en 420 Maulbronn» nen finstern Zeiten der mißverstandenen Religiosi¬ tät sollte dieß Thierchen der Anführer der Mönche seyn, und sie belehren, wohin sie ihr Kloster bau- dn sollten, weil sie nun in dieser Gegend wolltet gebairt haben? —- Man ließ den Esel laufen. Hier blieb das mit einem 'Geldsacke belastete Thier im Morast stecken» Nun war es ein Wink sm die Mönche. Hier sollte und mußte das Kloster stehen» Jur Ehre dieser Anekdote, zur Ehre des Thierchens, fuhrt das Kloster Maulbronn noch heut zu Tag einen Esel im Wapen. An dem Orte, wo der Esel fiel, wurde ein Thurm ge¬ baut, der noch jetzt stehet, der Efelsthlirm heisset, und über dem Thore einen Esel in halb¬ erhabener Arbeit zeigt» Walther von Lommersheim / ein Rit¬ ter, züchtig in Sitten, und stehr streng in Wafi fen — so nennt ihn der Bischof Günther von Speier — stiftete das Kloster Maulbronn n38- Sattler schreibt 1137. Glaublicher ist die, auf der Stiftungstafel stehende, Jahrzahl Des Klosters erster Standpunkt war in einer Gegend, bep dem Dorfe Lommersheim, die Ek- Weiler heißt» Es blieb nicht lange an diesem Orte. Auf die Verordnung des Bischofs Gun¬ thers wurde die wilde, damals ungebaute und we¬ gen der Straßenränder gefährliche, Gegend, Las Kloster jezt stehet, erwählt. Die Ordensleu¬ te bauten das Kloster meist selbst, weil sie viele Handwerker unter sich hatten. 1148 soll der M- sterbau, wie die Stiftungstafel meldet, schon vol¬ lendet Maulbronn. 42 r lendet gewesen feyn. Diese Stifrnngstafel be¬ schreibt mit goldnen Buchstaben, die Geschichte der Entstehung und Stiftung des Klosters. An ihren zwo Thüren sind einige Gemälde, die den Bau und die Zeichnung des Klosters verstellen. Die Mönche dieses nachgeheuds so reich geworde¬ nen Klosters waren Zisterzienser. Das Kloster ist ganz von großen Quadern gebaut, die in seiner Nahe gebrochen werden. Diese Steine sind von Natur schwarz grau. Das Alter hat sie noch dunkler gemacht. Daher hat das Kloster zwar ein massives, Yabey aber sehr kerker- mäßiges Aussehen. In der sehr hohen und lan¬ gen Klosterskirche, welche die Figur eines Kreuzes hat und sehr massiv gebaut ist, sind viele Grab¬ male der alten Prälaten und ein Künstlich gearbei¬ tetes Kruziftr, das mehr als 12 Fuß hoch, nur aus einem Stein gehauen ist. Iy einer Seitenmauer ist eine große Lücke. Per dahin gehörige Stein liegt darunter auf dem Boden. Dieß war eine Feinheit der Mönche nm unter dem Vorwande, daß die Kirche noch nicht vollendet sey, Steuern zu sam¬ meln, und Einkünfte zu beziehen. Daß diese schöne große Kirche, nur so ein elendes Thürnr- chen hat, scheint auffallend. Die Zeichnung aber der Kirche, die auf der Stiftungstafel gemalt ist, Zeigt an der Fronte der Kirche, noch zween arids¬ te hohen Thürme, dis vermuthlich noch hätten sol¬ len gebaut werden. Das Kloster kam ^372 unter pfälzischen Schutz, mjt Widerspruch Wirtembsrgs. 1504 D d z eroberte 42L Maulbronn. eroberte es der Herzog Ulrich mit vieler Mühe. Nicht nur das Kloster selbst, sondern auch die zween nahgelegenen Berge, über dem Kloster, wa¬ ren mit Mauern und Gräbern befestigt, wove» inan noch die Spuren findet. Er mußte es durch eine ordentliche Belagerung, die sieben Tage dau¬ erte, und mit vielem Geschütze einnehmen. Das Kloster ist gegenwärtig noch mit hohen Licken Mauern, von großen Quadern, starken Thürmen, ausgemauerten, tiefen Gräben, »ud Aufziehbrücke befestigt. Mit dem Kloster kamen auch dessen Orte und Unterthanen an Wirtemberg. Diese Eroberung Les Klosters und Amtes bestätigte der Kaiser Ma- rstmwan dem Herzoge: „Daß das Gotteshaus Maulbronn, mit seinen eroberten Dörfern, mit Lem Schirm und der weltlichen Obrigkeit, hohen und nieder« Gerichten, ewiglich ihm ver¬ bleiben sollten. " Der Herzog wurde dadurch nicht nur der Schirmsherr des Klosters, sondern Ler weltliche Eigenthumsherr desselben. Seit 1ZZ7 hat es evangelische Aebte. ist jezt eine der beyden hbhern Klosterschulen. Dec Abt des Klosters ist zugleich Generalsuperinten¬ dent, und Dekan der Maulbronner Superinten- Lentur. Nach der Nördlinger Schlacht räumten es die Kaiserlichen den Mönchen wieder ein. Im west- fälschen Frieden verließen üe es wieder. »vurde hier eine theologische Unterredung zwilchen Maulbronn. 42z pfälzischen und wirtembergschen Theologen gehal¬ ten. Diese Unterredung solennisirten der Kur¬ fürst Friedrich III von der Pfalz, und der Her¬ zog Christof zu Wirtemberg, mit ihrer Gegenwart. Wenn im Zojahrigen Kriege die Schweden die siegende Parthie waren, so jagten sie dir Mön¬ che aus den Klostern, auf eine Zeitlang, aus. Sie verewigten ihr Daftyn dadurch, daß sie in hem Kloster Maulbronn allen hölzernen und stei¬ nernen Bildsäulen die Nase abhieben. Eine ähn¬ liche Bemerkung kann man auch in dem Kloster Blaubeuren und noch mehren, Klostern mache». Ein besonderes altes Herkommen in diesem Kloster ist: daß alle am Neujahrstage im Klo¬ ster, und dessen Kirchspiel, befindliche Personen, selbst auch die Fremden, ein stattliches Neujahrs¬ geschenk von baaren zween Pfenningen erhalten. Zu dem Kloster gehören drey Filiale. Elfinksen ist ein Hof, der vorzeiten eine Lehne vom Reich war, der Schafhof, und der Gcheuelbergerhof. Diese Orte, Maulbronn mitgerechnet, enthalten 481 Einwohner. Bey Elfingen wachset der edelste Wein des Landes, der in allem Betracht alle andere Weine des Herzogthums, weit hinter sich zuräcklasset. Wenn er acht und alt ist, kann er sich immer, so¬ wohl in Ansehung des edlen Geschmacks als der Stärke, dem Rheinwein an die Seite stellen. Das schöne fruchtbare große Amc Malst- bronn enthält zwey Kirchsprengel, rmd in DL 4 den- 424 Maulbronn. denselben 22 lutherische und 4 Waldenser Pfar¬ ren. Dieses Amt — wohl das schönste, frucht¬ barste Stück von Wirtemberg, das sehr guten Ge¬ treidebau, Obst, Wiesen, guten, besonders i> den Orten: Elfingen, Maulbronn, Roßwag, Freudenstein, Tiefenbach, Gündelbach vortrest- chen Weinbau, eine Menge schöner Waldungen hat; dieses Amt, das zwo, an einigen Sm» über drey, teutfche Meilen lang, und über z« Meilen breit ist, hat doch nur in 26 Pfarreyen, kaum 17,000 Menschen. Diese Entvölkemag muß wohl noch andere Ursachen haben, als vor- hergegangeue Kriege. Als vor einigen Jahr« die Raserey der Auswanderung auch den wirreni- bergschen Pöbel befiel, so hatte dieses Amt beyng- he am meisten gelitten, Ein einziges Dorf, die¬ ses Amtes, verlohr in einem Jahre, einige 60 Menschen. Die Einwohner der rauhern Gegen¬ den, wanderten nicht, oder doch nur höchst sti- ten einer, aus. Und dieses schöne Amt verlies¬ sen sie; ungeachtet der Fruchtbarkeit und Ergie¬ bigkeit des Feldes, und obgleich zwo der fre¬ quenteste» Landstraßen, die nach Frankreich u»i> Niederteutschland führen, durch das Amt gehe», und die Nahrung und das Kommerz befördern- Sonderbar ist es, daß in eben dem Jahr, wo aus diesem Amte und andern Aeintern des Landes st viele Auswanderungen geschahen, die Volksmen- menge nuverhältnißmäßig zugenommen hat. Der Maulbronn. 42Z Der untere Kirchsprengel enthält äusser der Spezialsuperintendentur — 9 Pfarren. i) Knittlingen, ist ein ansehnlicher, bemauer- ter Marktstecken an den Grenzen des Landes, gegen Kurpfalz, in einer schönen an Getrei¬ de, Wein und Obst fruchtbaren Gegend. Er ist der Sitz der Spezialsuperintendentur des untern Maulbronner Kirchsprengels. Anitk, lingen hat 1800 Einwohner. In seinem Kirchspiele gehören 2424 Seelen, Er gehörte vorzeiten den Herrn von Brettheim, die i2Zo und 12Z4 alle ihre Leute und Güter zu Knittlingen an dgs Klyster Maulbronn verkauf¬ ten. 1524 nahm ihn der Herzog Ulrich ein. 1632 ist er von den Kaiserlichen überfallen und 402 seiner Einwohner umgebracht worden. Die Franzosen brachen 1692 durch die schlecht besetzten Linien bey Oetisheim An, und ver¬ brannten auch diesen Marktflecken gänzlich. Eben diese Helden plünderten auch 1734 Knitt¬ lingen. Und mit diesem Beweise der franzö¬ sischen Tapferkeit zog dieses 6222 Warm star¬ ke Korps wieder ab. Obgleich die Stadtgerechtigkeit dieses Markt¬ fleckens nicht erweislich ist, so hat er doch ein Malefizgericht, und ein Vbergerichk an das, wie an ein anderes Stadtgericht appellirr werden kann. Das Dorf Ruirh und der evangelische Theik von GroßrMars sind Filiale des Diakons von Knittlingen. D d Z 2) 426 Maulbronn. 2) Gündelbach ist ein Pfarrborfam Flüßchen Metter. Es hat 617 Einwohner und recht guten Wein. 3) GchützlNgen, ist ein Pfarrdorf, das nm aus einer langen Straße bestehet. Es liegt an der Metter, und hat 571 Einwohner. 4) ZaLstrswciher, ist ein Pfarrdorf von 45z Einwohnern. 5) Ticfenbach, ist ein Pfarrdorf von 495 Ein¬ wohnern. 6) Freudenstein, ist ein Pfarrdorf von 55" Einwohnern. Ein Theil davon gehört auch >» das Amr Derringen. Von diesem Orte nannte sich vorzeiten eine adeliche Familie. ?) Vetisheim, ist ein sehr altes Pfarrdorf, das mit Manern, Graben, Thore» beschlösse» ist. Es hat 896 Einwohner. Oetishei« kommt schon im yten Jahrhunderte, »»w dem Namen Audinesbeim, in Urkunden vor. 1692 sind nahe bey diesem Orte Liniw gegen die Franzosen aufgeworfen worden, die sich in die Lange auf einige Meilen erstreckten, und vor sich einen Verhau hatten. Mann sollten, unter Anführung des Herzogs Administrators Friedrich Rarls, dieses uien vertheidigen, welche gehörig zu besetze»' eine Armee von 40,000 Mann kaum lMw chend gewesen wäre. Dieses Korps fühlte sw Pk Schwache, und die Unmöglichkeit diese tvw- laufi- Maulbronn. 427 läufigen Linien zu behaupten. Es flöhe bey dem Angriff der Franzosen. Der Anführer desselben wurde, unweit Oetisheim, nach einer ungemein tapfer» Gegenwehr, gefangen. Er soll zwölf Franzosen erlegt haben, bis er ent¬ waffnet wurde. Diese Aktion geschähe den 17WN September 1692. Eben um diese Zeit, als diese geringe Macht den Einfall ei, ner französischen Armee verhindern sollte, dien¬ ten 4 Regimenter Wirtemberger jedes von 1200 ^Nann, in Morea, in venetianischem Solde. Die aufgeworfenen Linien siehet man noch an den meisten Orten, auch eine Srernsdhans Ze. Diese ist ein reguläres Fünfeck und nach al¬ len Regeln der Feldbefestigungskunst aufgewor¬ fen. Sie liegt auf der Ecke eines hohen Berges, und vcrtheidigte zwo Seiten der Linien, und das Thal, in welchem Oetisheim liegt. Sie ist noch ganz erhalten und von ansehnlicher Größe. Jedes Po¬ lygon hat 176 rheinsche Fuß Länge. Die Winkel halten 72 Grade. Der Graben ist über 20 Fuß tief. Zwo große, sehr alte Eichen, stehen in der Mitte der Schanze, und dienten vermnthlich der Besatzung zur Schildwache. An der Größe der übrigen Baume siehet man, daß der ganze Wald, jenseits der Linien umgehauen, und vermuthlich zum Verhau gebraucht worden ist. Die Spu¬ ren einer Batterie, unweit der Schanze, lasses vermuthen, daß sie beschossen worden sey. 8) Liem 428 Maulbronn. 8) Lienzingen, ist ein schöner Flecken in ein» angenehmen Gegend ven 88Z Einwohnern. Dieser Ort hat zwo Kirchen, eine im Orte, dis mit hohen Mauern, Graben und Aufziehbnö cke befestigt ist; und eine äusser dem Otte an der Landstraße. Diese alte Kirche, ehede« eine Wallfarth, ist auch auf der Maierschen Karte bemerkt. Zu dem Kirchspiele dieses Orts gehhrt das Dorf Gchmihe, von dem das alte Schmihgau den Name» hatte. Auf einem nahen Berge, welcher die Burg heisset, finden sich »och einige Ruinen eines alte» Schlosses, das mit drey Graben, die man noch siehet, umgeben war. Kein Geschichtschreiber hat davon einige Nachricht, was für ein teizt- scher Ritter hier gehauset habe? Eine planirte Gegend, die noch der Garten heißt, ist reich a» wilden, und theils seltenen, Krautern. y) Delbronn, ist ein Pfarrdorf an der Baden- scheu Grenze, von 740 Einwohnern. io) Rieselbrsnn, ist ein mit denen von Göh¬ ler gemeinschaftliches Pfarrdorf von 526 wohner». Enzberg., ist ein kleiner Marktflecken an der Enz und der badenschen Grenze. Dieser, mit dem Kloster Maulbronn gemeinschaftliche / Kammerork wird von dem Geistlichen des ba¬ denschen Dorfes Niesern als eine Pfarre ver¬ sehen. Er hat mit dem dazu gehörigen D^ f? Gmgach 636 Einwohner. -782 wurde Maulbronn» 429 hier der Großfürst Paul Petrowitz von dem Her¬ zoge Karl prächtig empfangen. Der ödere Sprengel enthalt äusser der Apezialsuperintendentur n Pfarren. 1) Dürrmenz, ist ein schöner Marktstecken an der Enz, welche diesen, und das Dorf Mühl- aker von einander scheidet» Diese zween Orte haben 1437 Einwohner, unter welchen 252 Waldenser sind, die ihren eigenen Geist¬ lichen haben. Dünnen; ist der Sitz einer SpezialsuperintendentUr. Von Dürrmenz nann¬ te sich die alte Familie der Herrn von Dürr¬ menz , die viele Güter in dieser Gegend hatten, und sie in den Jahren 1365, 1373, 13YZ- 1398, 1400, 141a, 1413 und endlich Hein¬ rich von Dürrmenz Vas übrige des Fleckens Dürrmenz 1482 an das Kloster Maulbronn verkauften. Auf einem nahen Berge über Dürrmenz, stehet man noch die Trümmer eines alten Schlos¬ ses, das auf der Maierschen Karte unter dem Namen Lö.ffelholz vorkommt» In der Gegend stehet man noch viele Ueberbleibsel der Linien und Redouten, dis im vorigen Jahrhunderte ge¬ gen die Franzosen aufgeworfen worden sind» 2) Gessglartbach, ist ein Pfarrdorf von 513 Einwohnern. 3) Iptingen, ist ein Pfarrdorf von Z24 Ein¬ wohnern. 4) weis- 4zo Maulbronn 4) weissag/ ist ein Pfarrdorf von 8i8 Ein¬ wohnern. 5) Wimsheim, ist ein Pfarrdorf von 422 Ein¬ wohnern. 6) ^osswag ist ein Pfarrdorf an der EnZ, wo herrlicher Wein wachset. Es hat 57Z Einwohner. Die alte Familie der Herrn von Z^oHwag nannte sich von hier, und HM hier ihre Burg, die ganz verwüstet ist. 7) Lommersheim, ist ein altes Pfarrdorfan der Enz von Z74 Einwohnern. Von diesem Orte nannten sich die adelichen von Lonv Mersheim oder Lammersheim, auö welcher Familie Walther von Lammersheim H38 das Kloster Maulbronn gestiftet hat. Auf ei¬ ner Anhöhe, bey Lommersheim, mitten in Weinbergern, stehet ein alter, über 100 Fuß hoher, Thurm. Er ist viereckig und hat seinen Eingang in der Mitte der Höhe. Eine Ecke desselben ist beschossen. Dieß sollen französi¬ schen Artilleristen, um sich zu üben, zu Ende des vorigen Jahrhunderts gethan haben. ist davon nur wenig beschädigt worden» Ent¬ weder waren die Kugeln zu ,leicht, oder der Thurm zu fest. 8) Gesthelbronn, ist ein Pfarrdorf von 73§ Einwohnern. 9) Wurmberg, ist ein evangelisch luthersches und machender Pfarrdvrf von 6-4 Einwohner»' rs) Hlarhl/ Maulbronn. 43! io) Flacht, ist ein Pfarrdorf von 478 Ein¬ wohnern. n) Illingen, ist ein schönes Pfarrdvrf von 1081 Einwohnern. 12) Wiernsheim, ist ein Pfarrdorf von 100z Seelen. Die vier Waldenser Pfarren find: r) Dürrmenz, Schönenberg, Corres, Sengach. 2) Großviliars, Rleinvillars. 3) Pinache, Serres. 4) Wurmberg, Bärenthal, Luzern. 51) Die Herrschaft Heidenheim. 14m den Fluß Brenz liegt die Herrschaft Heidenheim. Sie ist ganz von dem Herzogthume abgesondert. Ein Theil der Herr¬ schaft ist ein Stück der Alpen, die gelindeste, <>este Region derselben,, und wird Albuch ge¬ nannt. Heidenheim war vorzeiten eine freye Herrschaft, deren Besitzer, sich von dem bey Heidenheim liegenden. Schlöffe Hellenftem nannten. 1307 starb die Familie der Herrn von Hellenstein aus. Ihre Herrschaft fiel dem Reich heim. Der Kaiser Albrecht verpfändete sie an Albrecht von ^echberg. Kaiser Ludwig IV. lösete sie von dessen Söhnen Konrad und Albrecht wieder ein, und verpfändete sie aufs "en, an den Grafen Ulrich von Helfenftem. Diesem gab sie der Kaiser Ml IV. rZZr auf immer ein» Die 432 HeidettheLm- Die Grafen von Helfenstein verkauften dies fe Herrschaft 1448 an den Grafen Ulrich zu Wirtemberg. Dieser verkaufte sie wieder 1450 an den Herzog Ludwig von Baiern für 60,020 Gulden, Als der Herzog Ulrich, dem Herzog AlbrScht von Baiern 1524 wider den Kurfürsten Philipp i>on der Pfalz 'bcystand, so bekam er für die aufgewandte Kriegsunkosten, und für die Mühe, die er sich gab, einen ansehnlichen Strich Lan¬ des für sich selbst zu erobern, die Herrschast Heideiiheim cln. Der Kaiser Kar! V, der das Land von dem schwäbischen Bunde, welcher es iziy deck Her¬ zoge Ulrich abnahm- gekauft hatte, verpfändete iZ2i die Herrschaft Heidenheim an die Stadt Ulm, Der Herzog Ulrich lbsete sie 1536 wieder ein. / Nach der ttördlinger Schlacht nahmen die kaiserlichen auch diese Herrschaft ein, Der Kai» ser Ferdinand schenkte 1635 Heidenheim dem Kurfürsten Maximilian von Baiern. Der west» falsche Friede brachte sie wieder ans Haus. Und dann blieb diese Herrschaft, die dreymal Wirtew» berg entrissen, und dreymal ihm wieder gegeben ward, indessen bey dem Herzogthume. Der Herzog Friedrich zu Wirtemberg nann» te sich zuerst einen Herrn vsn HeidenheilU- Der Herzog Eberhard Ludwig nahm 1708 Waren der Herrschaft in das herzogliche Map"« auf- s Heidenheim» 433 auf» Dieses ist der Kopf eines bärtigen Man¬ nes, mit einer rothen, mit Silber aufgeschla¬ genen Sakmütze, und roch gekleideter Brust, im golduen Felde. Die Herrschaft bestehet aus den drey Oberamtern Heidenheim, Anhausen, und Königsbronn. Ihr Flacheninnhalt ist, ohne die, an sieangränzenden, Aemter Heubach und Brenz, 8 Quadratmeilen» Auf diesen wohnen an 18,c>oa Menschen» Die Herrschaft ist ziemlich fruchtbar an Getreide, Flachs, Hanf, Kraut, Obst. Das Brenzthal hat guten Wieswachs. Dieses ist die vorzüglichste beste und recht gut angebaute Gegend in der Herrschaft. Die Ufer des Brenzstusses sind mit schönen Dörfern dichte besetzt. Das übrige ist ein Theil der Alpen. Daher kommt die nur mäßige Bevölkerung von 2252 Seelen auf ei¬ ner Quadratmeile. Dieß ist noch die beste Al¬ pengegend. Der Schluß ist leicht zu machen, wie weniger bevölkert die rauhcrn Alpengebirge seyn müssen. Welche Aufmerksamkeit verdient nicht das schöne Unterland, das so mancher schlecht bevölkerten Quadratmeile des Oberlandes, besonders der Alpen, durch seinen Ueberschuß zu¬ legen muß, um die, durchgängig gleich, ange¬ nommenen Menschen, auf jeder Meile, vollzn- wachen. Die Viehzucht, besonders der Schafe, ist ansehnlich. Hier sind viele gehörnte Schafe, die im Unterland selten sind» Die Mineralien, besonders die Eisengruben sind ergiebig und be¬ achtlich. Die Fabriken und das Gewerbe sind E e ansehn- 434 Heidenheim ansehnlich- Der Leinwandhandel blühet nicht nur in der Stadt Heidenheim, sondern auch auf den Dörfern. Es giebt eine Menge Weber, die das Garn von den Bauern einhandeln, und dann verarbeiten und verkaufen. Von der Bear¬ beitung des Eisens, mit graben, säubern, füh¬ ren, kohlenbrennen, schmelzen, leben viele Ein¬ wohner dieser Herrschaft. Zu Königsbronn, Hel¬ berg und Heidenheim sind Eisenschnielzöfen und Eisenschmieden. Die Stadt Heidenheim. ^?Xie kleine Stadt Heidenheim ist die e!n- zige Stadt in dieser Herrschaft. Sie liegt an der Brenz in einem angenehmen Thale. Sie hat zwo Vorstädte, 1785 Einwohner, eine Spezialsuperintendentur, Sitz und Stimme auf den Landtagen, einen ansehnlichen Leinwandhan¬ del, einen Eisenschmelzofen, eine Kottonmanufak¬ tur, eine Drathzieh - und Stahlfabrik. Sowohl hier als in der Gegend wird gutes, schönes TöP- fergeschirr gemacht. Heidenheim hat viele gute Häuser. Die von einem Thor zum andern laufende Hauptstra¬ ße ist gerade, breit, und mit schönen Häuser» besetzt. Zur Aufnahme des hiesigen Leinwandhan- dels sind die Weber in der Gegend verbunden, ihre Leinwand zuerst der Kompagnie anzubieten, und wenn sie ihr nicht anständig sind, mit ei¬ nem Heidenheim. 435 «em Stempel bezeichne« zu lassen. Dadurch wird die Waare herunter gesetzt, und kann nur um den verminderten Preis verkauft werden. Die hiesigen schönen Gebäude der Fabriken, unter welchen die Kvttonmanufaktur am beträcht¬ lichsten ist, liegen beysammen, einige hundert Schritte von der Stadt, an dem Brenzfluffe. Zu ihnen führt von der Stadt aus, eine Allee. Die Kvttonmanufaktur ist die vorzüglichste im Lande. Die Drathziehfabrike liefert Drath von Ei¬ sen und Kupfer, allerley Gattung. In eben diesem Gebäude ist eine Maschine, die vom Wasser getrieben wird, durch deren Hülfe die eisernen Kanouenöfen und andere Geschirre abge- dreh?t werden. Die Srahlbrennerey liefert ei¬ serne Achsen zu Wagen, Federn zu deu Diabels, und andere grobe Stahlarbeit. In dem hiesigen Eisenschmelzofen werden Oefen und andere eiser¬ ne Gefässe und Werkzeuge gegossen. Kaiser Karl IV. soll dem Grafen Ulrich von Helftustein izz6 erlaubt haben, die Stadt Heidenheim zu bemauern. iZiy wurde sie von dem schwäbischen Bunde eingenommen. Ganz nahe an der Stadt erhebt sich ein hoher, senkrechter Felsen, der sich an einen mäs¬ sigen Berg anschließt. Auf diesem Felsen stehet das Schloß Höllenstein. Von diesem Schlosse nannten sich die Herrn von Hellenstein. Die¬ ses nach alter Art gebaute und mit starken Mau- Ee L ern 4z6 Heidenheim. ern und Thürmen befestigte. Schloß fieng der Herzog Ulrich 1537 an. Es wurde von dem Herzoge Friedrich vollendet. An den inner» Ge¬ bäuden ist 1784 viel verbessert worden. In der Gegend der Stadt findet mau in großer Menge weiße Schneckchen. Das Amr Heidenheim bestehet aus iz Pfarren. r) Mörgelstetken, ist ein Pfarrdorf an der Brenz von 544 Einwohnern. s) Bolheim, ist ein Pfarrdorf an der Brenz von 60Z Einwohnern. 3) Hausen im Lontelthal ist ein Pfarrdökfchen, nicht weit vom Flusse Lonthel, von 107 Ein¬ wohner. 4) Heldenstngen, ist ein Pfarrdorf von 572 Einwohnern. Z) Gersterren, ist ein Pfarrdorf, das zwo Kirchen hat. Zu seinem Kirchspiele gehört das Dorf Heuchstercen und 1148 Seelen. 6) Söhnstetten, ist ein Pfarrdorf von A6r Einwohnern. Es gehört auch zum Theil i" das Klosteramt Königsbronn. 7) Schnaitheim, ist ein Pfarrdorf mit einem Schlosse, das der Oberforstmeister des Heiden¬ heimer Forstes bewohnt. Zu diesem Orte ge¬ hört das Dorf Aufhausen und 1046 See¬ len. 8) Heidenheim. 437 8) Nattheim, ist ein Pfarrdorf von 955 Seelen. Das Kammerschrejbereygut Oggen- hausen ist ein Filial davon. In der Ge¬ gend dieser Orte giebt es sehr ergiebige Bon« erzgruben. S) Lleinheim, ist ein Pfarrdorf von 391 Ein» wohnern. Hohenmemmingen, ist ein, auf einer Anhöhe liegendes Pfarrdorf, bey der Reichs¬ stadt Giengen. Zu seinem Kirchspiele gehört das Dorf Sachsenhausen und ZAI Seelen. n) Hermaringen, ist ein Pfarrdorf an der Brenz von 705 Einwohnern. Nahe bey die¬ sem Orte ist ein Hügel, auf welchem noch ei¬ nige Mauern des Schlosses Güjsenberg ste¬ hen. Es war das Stammhaus der Güssen vyn Güffenberg. rr) Sontheim, ist ein Pfarrdorf an der Brenz von 910 Einwohnern. ^3) Herbrechtingen, ist ein großes, schönes Pfarrdorf an der Brenz, von 1523 Einwoh¬ nern. Der Prälat des hiesigen Klosters ist zugleich Pfarrer des Orts. Die geringen Or¬ te Hürden und Eselsdurg versiehe« der Diakon Herbrechtingens als eine Pfarre. Das Dorf gehörte den Herzogen von Hohenstaufen. Die Dörfer Hettingen und Heuchlingen gehören auch zum Theil in dieses Amt. E e A 52) Die 438 Hohentwiel. 52) Die Festung Hohentwiel. berühmte Bergfestung Hokemwiek liegt auf einem sehr hohen Felsen im Hegau, einer schönen, fruchtbaren Gegend, in der öfter« reichschen Landgrafschaft NeUenburg, vier Stunden von Schafhausen. Der Berg, auf dem die Festung stehet, liegt ganz frey, und die benachbarten Berge sind so weil entfernt, daß sie der Festung keinen Schaden thun kön¬ nen. An dem Berge sind Aecker und an 40 Morgen Weinberge. Diese fruchtbaren Felder laufen bis an die unterste Festung hinauf. Bey dieser fangt der ungeheure, ganz steile Felsen an, gegen den Kanonen nichts ausrichten kön- rien. Dieser macht die Spitze des Berges aus, auf dem Vie eigentliche Festung liegt. Die uncere Festung, an der Mitte des Berges, kann als eine besondere Festung ange¬ sehen werden. Sie wird von der obern Festung vertheidigt, und ist von ihr durch Abstürze, und steilen Felsenklüfte abgesondert. Ueber diese sind Brucken geschlagen, die leicht abgenommen wer¬ den können. Die steilste Höhe ist gegen Mor¬ gen. Da die Zugänge zu der obern Festung gänzlich abgeschnitten werden können, so ist es unmöglich, daß sie jemals mit Gewalt genom¬ men werden könne. Sie ist immer mit einer hinlänglichen Besatzung versehen, mit Soldaten, die meist auf der Festung selbst gebohren und er¬ zogen werden, auf deren Treue man sich also vorzügliche! verlassen kann. Hohent- Hohentwiel. 434 Hohentwiel hat immer einen Vorrath von Mund - und Kriegsprovision auf viele Jahre, der bey einer Belagerung in den Minen und Felsen¬ kellern aufbehalten, und von keinem Feinde ver¬ derbt werden kann. Sie hat auch keinen Man¬ gel an gutem Wasser. Die metallene Artillerie ist sehr ansehnliche und ihr Werth wurde, vor den Zeiten des letz¬ ter» Kriegs, auf eine halbe Million geschätzt. Und ob sie gleich seit dieser Zeit vieles schweres Geschütz auf die Festung Asperg und in das Zeug¬ haus zu Ludwigsburg abgeben müssen, so ist doch der Vorrath noch so ansehnlich, daß er die har, teste Belagerung aushalten könnte. Insonderheit sind die Karthaunen, die von den Zeiten des Herzogs Eberhard Ludwigs Herkommen, so stark im Metall, daß sie nur zur Hälfte des Kalibers, den sie haben konnten, gebohrt sind. Ihre Dauer muß also um so größer seyn. Es wäre zu wünschen, daß dieser noch mehr durch die Natur als Kunst, feste Ort, der sich so leicht vertheidigen läffet, nicht so weit von. dem Lande entfernt läge. Obgleich diese Festung bey der heutigen Art Krieg, mit so großen Armeen, zu führen, dem Feinde, wenn sie ihm im Rücken ist, keinen sonderlichen Schaden zufügen kann, so giebt sie doch einen sichern Zufluchtsort für Menschen, Schriften und Kostbarkeiten ab. Sie ist jederzeit, da das Land dreymal von den Feinden eingenommen werden, als der einzige niemals eroberte Art, in den Händen des Hau- E § 4 A 440 Hohentwiel, ses Wirtemberg geblieben. Aus dieser Ursache, und weil sie dem unglücklichen Herzoge Ulrich zum Zufluchtsorte gedient, und also auch ein Mittel zur Wiedereroberung des Landes abgeze- iben, wird sie jederzeit, als ein schätzbares Klein¬ od, vom Fürsten und Lande betrachtet, und g !t unterhalten. 1770 ist in dem Erbvergleich zn ihrer Unterhaltung, ein jährlicher Beytrag von 10,000 Gulden, von dem Kirchengute auf im¬ mer festgesetzt worden. Sie enthält ZZ8 Einwohner, und ein nach alter Art schönes Schloß. Dieses stehet ans dem höchsten Platze des Berges, und ist wieder besonders mit Thürmen und Gräben befestigt« Es kann als die dritte oder vierte Festung an¬ gesehen werden. Wenn die übrigen eingenom¬ men waren« so könnte das Schloß sich noch ver- theidigen, Aus den Zimmern des Schlosses hat man eine ganz herrliche Aussicht über die Ge¬ gend bis in den Bodensee hinein. Hier werden auch öfters die Staaatsgefangenen aufbewahrt« Die schöne Kirche ist im zojahrigen Kriege, ga^ aus geraubtem Gut von dem damaligen Kom¬ mandanten wiederhold erbaut, und de» 26 November 1645 eingeweihet worden. Wieder- hold kopirte hier den Rt-ispin. Er raubt- Las Gut, und stiftete eine Kirche. Die Orgel hatte er in Ueberlingen geholt. Den evangeli¬ schen Einwohnern der Gegend ist erlaubt, hier dem öffentlichen Gottesdienste anzuwohnen, da sonsten keinem, der nichts in der Festung Z" ver- Hohentwiel» 44r »errichten hat, ohne herzogliche Erlaubniß dahin zu kommen, gestattet wird. Der Kaiser Marimin soll Hohentwiel im dritten Jahrhunderte erbaut, und seine Nachfol¬ ger im Reiche, sie bis auf das Jahr Zoo be¬ sessen haben. Im loten Jahrhunderte gehörte sie den Grafen und nachmaligen Herzogen von Schwaben. Nachdem diese ausgestorben, kam sie an die Herren von Blingenoerg. Johan« Heinrich von Klingenberg war an dem Hofe des Herzogs Ulrichs, und er bekam dadurch iZiZ Leffnungsrecht in der Festung Hohentwiel, Nur dieser einzige Ort blieb dem Herzoge Ulrich, nach¬ dem ihn der schwäbische Bund iZiy vertrieben, übrig. iZ2i nahm er die Festung in Besitz, und legte eine Besatzung dahin, Der König Fer¬ dinand versuchte alle Mittel Klingenberg zu be¬ wegen, ihm die Festung abzutreten. Sie blieb aber in den Händen deS Herzogs Ulrichs, der sie iZZ8 von Johann Kaspar von Klingenberg völlig erkaufte. Indessen ist die Festung ein Eigenthum Wirtembergs geblieben. Die Fran¬ zosen und Spanier, die kaiserlichen und baier- schen Truppen, die öfters ihr Heil an dieser Festung versucht haben, haben niemals hier Lor¬ ber» gepflückt. Am meisten wurde der Festung im zojäh- ^Mn Kriege zugesetzt. Der Herzog Eberhard wurde als ein schwedischer Alliirter,. nach ver- lvhrrm Nördlinger Schlacht, von dem Lande E e Z 44-r Hohentwiel. vertrieben, das ganze Land eingenommen, und Hohentwiel einigemal belagert, wiederhold, ein im kleinen Kriege und in der Freibeuters wohl erfahrner Offizier, vertheidigte Hohentwiel, als Kommandant durch fünf Belagerungen, und erhielte sich, und seine Garnison, — da ihn sei» bedrängter Herzog nicht unterstützen konnte — meist vom Raube der Feinde. Mit dem be¬ rühmten Herzoge Bernhard von Weimar errich¬ tete er ein Bündniß. Beyde unterstützten ihre ge- gersieitigen Unternehmungen. Der Herzog Bern¬ hard versah die Festung mit einer Garnison, die bis zum westfalschen Friede» blieb. Die StanS- , Hastigkeit, mit welcher Wiederhold, alle Auffor¬ derungen und Ansprüche an die Festung, auf den Befehl des geängsteten Herzogs Eber¬ hards ahschlug, ist bewundernswürdig. Ihm al¬ lein ist die Erhaltung dieses wichtigen Platzt zu danken. Nach dem Westfälschen Frieden, alb der Herzog Eberhard III wieder in den völlige» Besitz seines Landes eingesetzt wurde, übergab er die Festung ihrem rechtmäßigen Herrn, durch fünf Belagerungen erhalten, an den Fest»«^ werken und an Gebäuden verbessert, am GeM" tze bereichert, überhaupt in einem viel besser» Justande, als er sie vor dem Kriege bekomme» hatte. Gleich nach verlohrner Nördlinger Schlag rückten die Kaiserlichen vor die Festung, sen sie ein, und belagerten sie im folgenden re. Wiederhold setzte sich bep der Bertheids Hohentwiel. 443 dieser Festung so in Ansehen, daß Hohentwiel diejenige Ehre wiederfuhr, die im preußischen Kriege 1756 die Bergfestung Königstein genoß. Man bot ihr die Neutralität an, und schloß 1636 einen Stillstand mit dem Kommandanten. Er dauerte nicht lange. Die kaiserliche und bai- rrsche Armee belagerte die Festung i6zy wieder. Unverrichteter Dinge, marschierte sie, im nehm- licken Jahre, wieder ab. Nur ein Regiment Reuterey blieb zur Einschließung da. Auch die¬ ses wurde bald vertrieben. 1640 belagerten die kaiserlichen, spanischen und baierscheu Trup¬ pen die Festung, unter der Anführung des spa¬ nischen Generals Enrique;. Das französisch Weimarsche KorpS eilte zum Entsatz. Zu glei¬ cher Zeit that die Besatzung einen lebhaften Aus¬ fall. ES kam zu einer Aktion, die Belagerer churden geschlagen. Die Belagerung war zu Ende. 1641 griefen der kaiserlich? General von Spar-s re und der baiersche Oberst Neunek, die Fe¬ stung mit einer starken Artillerie an. Sie blie¬ ben vier Monate davor , ohne etwas auszurichs ten. 1644 belagerte sie der Kurfürst von Bai¬ ern mit eben so unglücklichem Erfolg. 170z kamen endlich auch die Franzosen vor die Fe¬ stung, besahen, beschoffen sie, und — richteten eben so viel aus, als alle vorigen, die Lust zu diesem Berge hatten. Zeiller hat, in seiner Geographie von Schwa¬ ben , einen Grundriß von der Festung Hohentwiel geliefert. Z3) Die 444 Sreußlmgem 53) Die Herrschaft^ das Amt Steußlmgm. Herrschaft Greußlingen liegt zwiscbm der Abtey Iwifalten und der Herrschaft Justingen, Sie gehörte ehmals dem alten frey« herrlichen Geschlechte, das sich von GreuMNt Zen nannte, und die Herrschaft 1270 den Gra¬ fen zu Wirtemherg zu Lehen auftrug. Von den Herrn von Stenßlingen, kam die Herrschaft an die Herrn von Freyberg. Als der letzte aus dieser freybergschen Familie iZ8r starb, so fiel da§ Lehen dem Hause Wirtemberg als eröffnet heim. 1618 ist diese Herrschaft dem Herzogthum ein- verleiht worden. i6z6 schenkte sie der Kais« Ferdinand einem von Walmerode. 16Z8 ist l« an den Herzog Eberhard III zurückgegeben wor¬ den. Die Herrschaft hat Sitz und Stimme a«l den Landtagen, Sie bestehet aus folgenden Orten: weilersteußlmgen, ist ein Pfarrdorf von 667 Einwohnern, Gondernachr, ist ein Dorf und Filial v°» Mehrstetten, Münsinger Amts. Alrsteußlingen, ist einrömischkatholischesPs^ dorf, das gröstentheils dem österreichschen tzical zu Ehingen gehört, 54) Sachsmheim. 445 34) Das Städtchen und Amt Sachsenheim» kleine, schlechte Städtchen Sachsen» heim hat von einer Stadt nichts als den Namen. Seine Gestalt ist völlig dorfmäßig. Es hat zwar einige wohlverschloffene Thore, aber keine Mauer. Es liegt auf einer Anhöhe über dem Flüßchen Metter. Das hiesige alte Schloß und Garten mögen vielleicht ehedem schön gewe¬ sen seyn. Sachsenheim hat 769 Einwohner und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Es ge¬ hörte der Familie von Sachsenheim, die Le- henstrager der Grafschaft Vaihingen gewesen sind. Als diese Grafschaft an Wirtemberg gekom-« Nien, so wurde Sachsenheim dadurch ein wir- iembergsches Lehen. 1471 und 1481 erkaufte der Graf Eberhard zu Wirtemberg einige Theile der Güter, welche die von Sachsenheim besessen. Der letzte aus dieser Familie war Bernhard von Cachsenheim, der 1562 ohne männliche Erben starb. So fielen die Sachsenheimsche Lehen, als «rLfnet, dem Hause Wirtemberg heim. Das Städtchen und Amt ist der Landschaft 158 r einverleibt worden» Das Aemrchen Sachsenheim bestehet 3 Pfarren. *) Aleinsachsenheim, ist ein Pfarrdorf von 769 Einwohnern. Metterzimmern, ist ein Pfarrdorf bcy dem Nüßchen Metter von 425 Einwohnern, 3) 44ö Besigheim. 3) Sersheim, ist ein Pfarrdorf von 700 Ein¬ wohnern. 55) Die Stadt und das Amt Besigheim. wischen dem Nekar und der Enz, welche zween Flüsse sich hier vereinigen, liegt auf einem felsigen Hügel, die alte, kleine Stadt Be- slAherm. Die umliegende Gegend ist schön und fruchtbar. Die zwey, von zween Flüssen durch¬ stossene, Thaler von schönen Weinbergen umge¬ ben, machen einen, zwar engen, doch reizenden, Gesichtskreis. Valerius Probus soll diese Stabt erbaut haben. Ihre ganze Anlage und Aussehen, red» vom hohen Alterthum. Sie hat römsche und g°' thische Andenken. Gothischen Andenkens sind ibtt Häuser und Gassen. Rdmschen Ursprungs M hier zween Lhürme. Diese hohen, sehr dicke« und starken runden Festungen zeigen noch alte Vertheidigung der Römer. Einer dieser alle« Lhürme stehet noch in seiner völligen ganzen Gck- ße und Schönheit da. Er stehet an dem hdäM Orte der Stadt. Seine Mauern sind 14 Fuß, in abnehmender Starke, dick. Die sind große Quadern. Die Höhe und Umfang am 100 Fuß. In einer Höhe von 3° bis Fuß ist der, durch eine starke eiserne Thüre schloffeue Eingang, zudem mau durch eine, aussen angebrachte, hölzerne Treppe kommt, Z Besigheim. 447 leicht abgeworfen werden kann. Von da führt ein enger, steinerner Schneckengang bis auf die ganze Höhe. Der andere, am andern Ende der Stadt stehende, Thurm liegt tiefer. Er diente zur Ver¬ teidigung des dabey gestandenen Schlosses. Die¬ ses wurde ganz abgebrochen. Der Platz ist mit Hausern bebaut. Dieser noch stärkere und höhere Thurm ist in seiner obersten Höhe etwas beschä¬ digt. Zu seinem Eingänge kann man nur durch Leitern kommen. Hier hat man ein Gewölbe un¬ ter sich, daS in der Mitte eine Oeffnung hat, wodurch man in die Tiefe des Thurms hinabse, Heu kann. Von hier führt eine steinerne Spiral¬ treppe in die übrigen Behältnisse, die alle über¬ einander und gewölbt sind. In dem Zentrum ei¬ nes jeden Gewölbes ist ein rundes, etliche Zoll weites, Loch, wodurch man bis in die untern Ge¬ genden des Thurms hinabsehen kann. So gerin¬ ge die Oeffnungen sind, wodurch das Licht hin¬ einfallt, so sind doch diese Behältnisse erleuchtet genug. Die Mauern, ganz aus großen Quadern gebaut, sind noch bey dem zo bis 42 Fuß hohen Eingänge, über 12 Fuß dick. Zu den Zeiten der Pfeile und Wurfspieße, muß so ein Thurm unbe¬ zwinglich gewesen seyu. Und dieses schöne Alter¬ tum wär beynahe, seiner schönen Steine wegen, zerstört worden, um -— eine Brücke davon zu bauen. Aber die Stärke des Gebäudes widersetzte stch einer solchen Gefühllosigkeit, und gestattete "'cht, ein so ehrwürdiges Andenken des Alter- thums. 448 Besigheim. thums, auf das jede andere Stadt stolz seyn würde, zu zernichten. Diese zween Thürme führt die Stadt im Wapen» Besigheim hat 1593 Einwohner, und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Auf zwo Sei¬ ten ist die Stadt mit einer Vorstadt umgeben, welche wieder mit einer besondern Mauer um¬ schlossen ist. Die Marggrafen von Baden waren in de« altern Zeiten die Besitzer der Stadt Besigheim. ^463 kam li'e in pfälzische Hande. Det Marggraf Karl, der 1462 in der Schlacht beh Seckenheim gefangen worden, mußte zu seiner Lösung mit andern Gütern, auch Besigheim, alS eine Pfandschaft, an Pfalz abtreten. Das A»s- lbsungsrecht behielt er sich vor. 1504 eroberte sie bet Herzog Ulrich. Der Kaiser bestattigtt die Eroberung, von Seiten Kurpfalz. Dem Hause Baden aber sollte das Recht der Auslö¬ sung Vorbehalten bleiben. Der Marggraf Phi¬ lipp von Baden lösere sie 1Z29 auch wirklich wieder ein. Besigheim blieb bey Baden bis i59Z. Der Marggraf Philipp erließ auch der Stadt die Leibeigenschaft. Ernst Friedrich, Marggraf von Baden, verkaufte 1595 die Stadt, nebst den zwey dazu gehörigen Dörfern, dem Marktflecken Mundelsheim und andern Güter», an den Herzog Friedrich zu Wirtemberg 384,486 Gulden. Das Huldigungsprotokoll » vom 21 Mai 1595. Besigheim. 449 1519 ist Besigheim vom Stadtbund, und im zchahrtgen Kriege, öfters eingenommen wor¬ den. 169; ist die Stadt von den Franzosen nach einer ztagigen Belagerung erobert worden. Wenn Besigheim nicht von so nahen hohen Bergen umschlossen wäre, so hätte es eine ganz vvrlrefli- che Lage zu einer Festung. In den Fundamenten des Nathhauses, das auf der Mauer stehet, siehet man noch eine An¬ zahl großer und kleiner Kugeln stecken, die bey ei¬ ner Belagerung dahin geschossen worden sind. Bei dem vbern, römischen Thurm« sind noch ein¬ geschossene Lücken, drey hinter einander stehender Mauern. Dieß soll noch von den Zeiten, alS Ulrich Besigheim belagerte, Herkommen. Ein, bey diesem Lhurme stehendes, steinernes Gebäude war so fest, daß ihn die Kugeln, wovon man noch 24 pfundige zu Besigheim hat, nur leichte Wun¬ den versetzen konnten. In der Gegend um die Stadt wachset herr¬ licher Wein. Ein Berg, voll fruchtbarer Fel¬ sen , der Schalkstein genannt wird, bringt den besten Wein dieser Gegend herfür. An dem An¬ bau dieses Berges, dessen gröster Theil Felsen sind, zeigt sich der Fleiß des wirkembergschen Sandmanns. Unken an diesem Berge vereinigen sich der Neckar und die Enz. Ueber die Enz füh¬ ren hier zween steinerne Brücken, deren eine neu, und recht schön gebaut ist. Auf einem nahen Berge über der Stadl sicher ein alter Warktyurm. F f Bey 4zo Besigheim. Bey Besigheim ist eine Merkwürdigkeit der Natur. Ein Bach/ der Greinbach heisset/ Md Lurch den eine halbe Stunde entfernten, Flecke» Löchgau lauft, verliert sich, unweit des letz' lern Orts, unter Steinen in die Erde. Nach« dem er einen unterirdischen Lauf von einer halben Stunde, einen hohen Berg hinab, genommen hat, kömmt er als ein klares Wasser bey Besigheim wie» der herfür, und fliesset in die Enz. Auf einer Anhöhe, über Besigheim stehet ein Wald mit einem kleinen schönen Jagdhauschcn. Von diesem laufen acht Alleen aus, deren einige Stunden lang sind, und wieder von vielen andern durchschnitten werden. Vier davon endigen ihre weite Aussicht mit Kirchthürmen. Ließ har eine recht gute Wirkung für das Aug. Diese Alleen werden gut unterhalten. Das kleine Amt Besigheim enthält nnr zwo Pfarren. Das Thal, welches es ausmacht/ von Hessigheim bis Walheim, ist mit Früchten, besonders türkischem Korn, und Obst, und die Berge mit Wein recht gut angebaut. 1) walheim , ist ein Pfarrdorf am Neckar von 855 Personen. 2) Hessigheim, ist ein Pfarrdorf am Neckakt das 640 Einwohner und guten Weinwachs hm- Hier werden auch viele Kirschen gepflanzt. Mundelsheim. 45 r 56) Der Marktflecken Mundelsheim. AV^undelsheim ist ein Marktflecken nicht weit vom Neckar, in einer besonders an Wein fruchtbaren Gegend. Er hat 1094 Einwohner, eine schöne Kirche, und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Mundelsheim soll vor Zeiten der adelicheN Familie von Urbach gehört haben. Der Marg. graf Ernst Friedrich von Baden verkaufte diesen Ort 1595 mit Besigheim an den Herzog Friedrich zu Wirkemberg» 169z hat er von den Franzosen viel erlitten. Der hier wachsende Wein ist eine« der besten im Lande. 57) Die Stadt und das Amt Freudenstatt. A^er äussere und innere Anblick bet Stadt Freudenstarr ist überraschend. Wenn man sich lange genug durch die düstern Walder- Gebirge und elenden Wege des Schwarzwaldes durchgearbeitet hat , und sich dann schnell in einer so schönen Stadt befindet, die man in dieser wist den Gegend gewis nicht gesucht hätte, so muß es einen desto lebhafter« Eindruck auf das Äug unl» Gefühl des Reisenden machen, der die einsamen Gegenden des Schwarzwaldes besucht. So finster und schauervoll die schwarze Gegend ist, so schön ist di« Stadt. Sie liegt auf einem Felsenhügel in der Ge» Md des ehemaligen Klostrrs Kniebis, an den Ff 2 Gren« 452 Freudenstatt. Grenzen des bischöflichen Amtes Oberkirch. Sie hat 1930 Einwohner/ ein Oberforsiamt, eine Spccialsuperintendrntur und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Freudenstadt ist ganz regelmässig / mit guten Häusern bebaut/ und mit einem Walle befestigt. Der große/ schöne / viereckige Marktpla; hat ernen Flachcninnhait von 529,920 Gttüdratfuß. Jede Seite ist also an 728 Fuß lang. Die Häu¬ ser, die ihn umgebe»/ haben im untern Stock¬ werke Arkaden, unter welchen die ftiigebotenen Waaren allezeit im Trockenen sind. In dem Mittelpunkte des Markts sichet man die vier Stadi- thvre. Daß dieser schöne Plaz nicht gepflastert, und mit Gärtchen besetzt ist, ist zu bedauren. Aber auf seine Mitte ein Haus hinzusetzen, und diesen Plaz/ der vielleicht der einzige seiner Art iu einer kleinen Stadt Tentschlands ist/ vollends zu verunstalten, ist ein Gedanke, den nur ein Schwarz¬ wälder haben konnte, der vielleicht nie eine Idee von Symmetrie, Verhalrniß und Ebenmaas gehabt hat.. Der ganze Plan der Stadt leidet unter die¬ sem tollen Gedanken. Die schöne Gradtkirche, die 1624 jtt bauen angefangen worden ist, hat in ihrer Bauart etwas besonderes. Sie bestehet aus zwcen gcln, die in ihrer Zusammensetzung einen rechte» Winkel machen. An den beiden Enden der Fluße stehen zween gleiche Lhürme. Mit der äusser» u>'d inner» Schönheit der Kirche stimmt das höA'^ Freudenstatt. 453 Dach nicht zusammen. In dem einen Flügel sind die männlichen; im ander«/ die weiblichen Zuhörer. Diese können sich also nicht sehen. In der Spitze Les Winkels steht die Kanzel. Der Prediger kann seme Zuhörer alle, sowohl im rechten als linken Flügel übersehen. Die Orgel und das Dach hän¬ gen in Schrauben. Bey der Verwüstung, welche die Stabt betraf, blieb die Kirche stehen. Freudenstatt, eigentlich und besser Frie- drichbstadr, ist 1599 von österreichischen pro, testanrischen Exulanten angebaut worden. Der Herzog Friedrich wählte diesen Ort, der ein düstrer Tannenwald war, wegen der Bergwerke, die in dieser Gegend sind. Ihr Anbau war eben so schnell als ihre Abnahme, da sie Unglück be¬ traf. ro Jahre nach ihrer Gründung enthielt sie schon 2000 Menschen. Zu dieser Volksmenge kam sie bisher nicht mehr, da so gehäuftes Uu« glück über sie kam. i6n verlohr sie den halben Lhest ihrer Einwohner durch die Pest. i6zr verbrannten iZ9 Gebäude. 1634 ist sie von den Kaiserlichen eingenommen, und ein großer Theis der Einwohner gerödret worden. Die übrigen ent¬ stehen, und die Stadt blieb eine Zeitlang ganz öde und verlassen. Sie hat sich indessen wieder rrholt. 1667 ist sie befestiget worden. Bey der Stadt wird ein röthlichtcr Marmor gefunden. Das Lhristophsthal, das von dem Her« ioge Christoph den Namen hat, ist nicht weit von der Stadt Freudenstadt. Dieser liest die F f z Berg, 454 Frendenstatt. Bergwerke in dieser Gegend aufsuchen und anhauen, Hier sind Kupfer, und Silberwerke und Eisenminen. Non der Ausbeute der Siliurwerke sind 1740 Me> Lallien geprägt worden Es sind auch in diesem Thale Eisenschmelzofen und Eisenhämmer. , Das Amr Lreudenstarr bestehet nur aus einer Pfarre. Das Pfarrdorf und Kirchspiel Neuneck von 512 Seelen führte den Titel einer Herrschaft. Dje Besitzer nannten sich davon Herren von Neun« eck. Der Herzog Johann Friedrich erkaufte 1614 diese Herrschaft. Der Paß Rntebes gehört auch in dieses Amt. Ehemals war hier ein Benediktiner Klo- ster, das izzo gestiftet worden, und 151z abge« brannt ist. Gegenwärtig ist nur noch ein Zoll da. .7704 drangen die Franzosen durch diesen Paß in Schwaben ein. 58) Die Stadt, und das Amt Altensteig. §)sn einem der hohen und steilen Berge schwarzwqldschen Gebirges, das wie eine zustE menhangende Kette, zu beyden Seiten fast den zen Lauf des Nagoldfiuffes begrenzt, stehet die kleine Stadt Altensteig. Oben auf dem Berge stehet ein altes Schloß. Mer diesem ist Stadt in Terrassen an den Berg, bis an die m ftr der Nagold hlngeklebt. Der Berg ist ist st^- Altensteig. 455 daß man nur durch Treppen aus den ybern Stras¬ sen in die untern kommen kann. Altensteighat ig8l Einwohner, ein Obex- forstanrk, und Sitz und Stimm auf den Landta¬ gen. Sie gehörte den Grafen von Hohenberg. Dies? verkauften sie ums Jahr 1400 an dieMarg- grafen von Baden. Von diesen kam sie r6o; durch Häuf und Tausch an Würtemberg. Das Amt Altensteig hat yortreflichen Flachsbau. Es bestehet aus 9 Pfarren. r) Altensteig, ist ein Pfarrdorf von 506 Ein« wohnern. 2) Gimmersfelden, ist ein Pfarrdorf und Kirchspiel von 1207 Seelen. g) Grömbach, ist ein Pfarrdorf und Kirchspiel von 928 Seelen, 4) Spielberg, ist ein Pfarrdorf und Kirchspiel von 902 Seelen. s) Unrersecringen, ist ein Pfarrdorf von 509 Einwohnern. Hier wachset eine besondere Art kleiner sehr schmackhafter Rübey, die von die¬ sem Orte benannt werden. b) Nothfelden, ist ein Pfarrdorf und Kirchspiel von 621 Einwohnern. Walddoxf, ist ein Pfarrdorf und Kirchspiel YSN rotz! Seelen. Fst4 8) 45ö Liebenzelk. 8) Göttelfingen, ist ein Pfarrdorf und Kirch, spiel von 873 Einwohnern. tz) Zwerenberg, ist ein Pfarrdorf und Kirch- fpiel von 911 Seelen. Ein Drittel dieses SÄ gehört in das Amt Kalw. Z9) Das Städtchen und Amt Eichenzell. ^iebenzeü ist ein Städtchen en miniature. Es liegt an dem Abhange ejnes Berges , in ei- riem tiefen Thale des Schwarzwaldes/ an dec tagold. Das schöne Wiesenthal, bas die Na¬ gold durchfliesset, die sehr hohen mit Tannen be¬ wachsenen Berge, die es einschliessen, die einiaal liegenden Badhäuser, die Aste.n an hen Ufern des ^lussds, die Trümmer des alten, nahe am Städt¬ chen stehenden Raubschlosses, dieß zusammen. Liebt einen ganz romantischen, angenehmen Anblick. Das Städtchen ist ungemein klein, und be¬ stehet nur aus einigen wenigen Hausern. Es gleicht eher einem kleinen bemauerten Bauerhose, als einer Stadt Die tiefer liegende Vorstadt ist etwas be¬ trächtlicher, und reichet bis an die Nag^d. Indessen enthält Licbenzell, mit dem Dorfe Nakam, — dem Filial des Diakons — und den andern zu seinem Kirchspiele gehörenden Filialen, Loch nur 1454 Menschen. Es hat Sih »"d Stimme Hiebenzekk. 45? Stimme auf den Landtagen, zwey Bader und ei- ue Löffclschmidsfabrik. Ungeachtet der Unbeträchtlichkeit des Stadt« chens, finden doch dir Badegäste gute Bewirthung, und wenn sie die Einsamkeit nicht schtimi, kleine Gesellschaften und Unterhaltungen der rohen Mut« ter Nacur lieben, einiges Vergnügen bey ihrem hiesigen Aufenthalte. Die zwey Bäder liegen nahe beysammen an der Nagold, und sind doch nicht von gleicher Gü¬ te. Sie werden das ober? und untere Bad ge¬ nannt. Eine schöne Lindenallee führt von dem vbern Bade ins untere, und von da bis än die Grenzen der Vorstadt. Das naher am Städtchen liegende untere Bad wird für vorzüglicher gehalten. Die Gange dieses Badhauses find mit einer Men¬ ge Wapen behangen, deren viele noch aus der Mitte des r6ken Jahrhunderts, und auch einige von fürstlichen Personen sind. Das Wasser quillt lau, und wird zum Gebrauche vollends erwärmt und auf die Ammer getragen. r6oz kam Liebenzrll mit Altensteig durch Kauf und Tausch an Würtemberg. Der Marggraf Ernst Friedrich von Baden trat diese zwev Städtchen und Aemter an Wirtewberg r6og, für 481,760 Gulden und die Kellsreyen Malsch und Langen¬ steinbach, ab. Dieser Kauf und Tausch zog einen langen Proceß nach sich , der erst 150 Jahre nach ber Erwerbung, den 29. November 175? beigk- legt worden ist. F f 5 Das 458 Heimsheim. Das Städtchen Liebenzell ist 1785 durch einen betrunkenen Schreiber angezündet und ein« geäschert worden. Er bezahlte aber dieß sein selbst gemachtes Schicksal mit dem Leben, und verbraW' te mit. Die hiesige Löffelschmiedsfabrik liefert eiserne und überzninte Löffel Das Hammerwerk wird von der Nagold getrieben. Äusser hem Stadt« chen stehen die Trümmer eines alten Raubschlosses/ von denen sich ein noch gut erhaltener/ hoher vier¬ eckiger Thurm mit Gesträuch oben bewachsen, sehr ! gut ausnimmt. Das Aemtchen Liebenzrll hat guten Flachs bau und zwo Pfarren. / 1) Reichenbach, ist ein Pfarrdorf von z°5 Einwohnern. 2) Schömberg, ist ein Marktflecken und Kirchspiel von 102; Seelen. Der hiesige Flachs- markt ist beträchtlich, und wird häufig besucht- Man hat ftit einigen Jahren gesucht, ihn nach Liebenzell zu ziehen. Das Dorf Haugstett ist ein Filial von Möttlingen, Kalwer Amts. fio) Das Städtchen Heimsheim. as sehr alte Städtchen Heimyheim liegt in dec Gegend der Stadt Leonberg. Zn, seinem Kirch' spick gehöre«; ras nahe liegende Dorf PeroM Heimsheim. 45 d und 1050 Seelen, unter welchen 167 Waldenser sind. An Heimsheim hatten viele Edelleute Antheil, die es nach und nach an Wtrtemberg verkauften. Die Wittwe Georgs von Neuneck verkaufte 144z ihren zehenten Theil an den Grafen Ludwig zu Wircemberg. Zn eben diesem Jahre verkauften auch Hanns von Stein, 1456 Gumphold von Eültlingen und Wilhelm von Stadion, und 1497 Mich von Smalenstsin ihre Antheile Heimsheims an Wirrembcrg. 1687 vertauschte der Marggrgf Friedrich Magnus von Baden denjenigen Theil dieses Städtchens, welchen die von Gemmingen als Pfandschaft besessen, an Wirkemberg. Dee Herzog Eberhard Ludwig schenkte es dem Grafen Wilhelm Friedrich von Gravenitz. Dieser besaß es eine Zeitlang als ein Lehen, ließ auch das hie- fige Schloß bauen, trat es aber bald wieder ab. Der Herzog Karl Alexander überließ es feiner Ge- wahlinn auf Lebenslang. Jetzt ist Heimsheim ein Kammerort. Im gojährigen Kriege brannte es ab. 1692 und 169; plünderten es die Fran¬ zosen. Zu dem Städtchen gehört Perouse, em Waldenser Pfarrdyrf. Es ist von piemontesifchen Kolonisten angelegt worden, und führt drn Na- Men von einem piemontcsischen Thale und Flecken. Es sind auch einige eyangelisch« lukherschen Ein¬ wohner hier. 4ü" dem Flusse MMg Mweit Freudenstart, und se> hoklk Reichenbach. 46 r hörte ehemals dem Kloster Hirsau. Ein Abt Wilhelm von Hirsau erbaute es 1082, und be¬ setzte es mit Ordensleuken aus dem Kloster Hirsau. DiePriorm dieses Klosters suchten einigemal 1258 «nd i4z6 sich vom Kloster Hirsau unabhängig zu machen. Im gojährigen Kriege ist es von den Mönchen wieder in Besitz genommen, durch den wcstphälischen Frieden aber wieder hergestellk worden. Jetzt ist da ein Oberamtmann, der die Ein¬ künfte des Klosters besorgt. Zu dem Kirchspiels des Klosters, bas eine Pfarre ausmacht, gehören einige geringe Orte und 886 Seelen. Zu diesem Kloster gehört das Pfarrdsrf r Schwarzenberg von 56z Einwohnern. 63) Die Reichsherrschaft Justingm. A^on drey Seiten ist die Herrschaft Iustingelt von dem wirtembergischen umschlossen. Die Aemter Münsingen, Blaubeuren und Steußlingen umgeben sie. Die Freyherren von Justingen wa¬ ren die ehemaligen Besitzer der Herrschaft. Sie kommen in Urkunden des zwölften Jahrhunderts vor. Dieses ihr freyes Eigenthum kam im i6ten Jahrhunderte an die alte Familie von Freiberg, und zwar an die Oepfingsche Linie. Diese häuf¬ ten viele Schulden auf. Einer der Kreditoren, em Oberste Keller, nahm die Herrschaft im ?o- jährigen Kriege in Besitz. Johann Justingen. 4Ür Johann Christoph von Freiberg, Bischof zu Rugfhurg, losere sie aus, und stberließ sie scinri» Bruder Albrecht Ernst von Freiberg, Seine Nachkommen befassen sie, bis Ferdinand Christoph von Freiberg die Herrschaft 1751 an den Herrn Herzog Aal'! ZU WirreMberg für zvo,Qod Gul¬ den verkaufte. Der Herr Herzog nahm sie in den herzoglichen Titel auf. Jetzt ist sie ein Kani» mergut. Das herzogliche Haus Wirtemberg hat we¬ gen dieser Herrschaft Sitz und Stimme auf dem Reichstage im schwäbischen Grafenkollegium/ und depm schwäbischen Kreise. Es erlegt wegen ihr die, schon in der allgemeinen Einleitung bestimmte, Reichsan- lagen. Die Herrschaft stehet unter einem Stabsbe- amten, und ist der römischen Kirche zugethan. Ihr Wappen ist ein silberner, rechter Schragbal- ke, mit Aesten an beyden Seiten im blauen Felde. Sie enthält folgende Orte: i) Iustingen, ist ein Marktflecken Mit einem Schlosse. Zu seinem Kirchspiele gehören die zwei) Dörfer Ingsterren und Hütten. L) Gundershofen, ist ein Pfarrdorf, z) Schachenhvf, ist ein Maiereiguü , 64) M Limpurg. 46Z S4) Antheil des Hauses Wirtemberg an der Grafschaft Limpurg Gaildorf. A^ie Grafschaft Limpurg liegt an den Grenzen des schwäbischen und fränkischen Kreises, zwi¬ schen Wirtemberg, Ellwang, dem Anspachischen lind dem Hallergebiete. Sie ist vier teutsche Mei¬ len lang und drei breit. Die Homannsche Ossi« jin hat von ihr eine fehlerhafte Kart« geliefert. Das Land gleicht auf ihr einem großen Walde, lvo nur hin und wieder einige Lücken sind, aus wel. chen die Dörfchen hervorschauen. Einige Orte lind ganz versetzt. Der Rochev durchfliesset die Grafschaft, die zwar ein waldiges, aber angenehmes, ziem¬ lich ergiebiges und reiches Ländchen ist. Dee vorzüglichste Reichkhum des Landes bestehet in der Viehzucht und im Holz. Mit diesem wird auch ein beträchtlicher Handel getrieben, denn die Ge« treidearten und Obst sind nicht so häufig, büß etwas damit könnte gewonnen werden. Dee Handel hilft den Unterthanen auf, daß sie im Durchschnitt genommen, wohlhabende, und theilS reiche Leute sind. Man siehet ihren Wohlstand an ihrem heitern, freundlichen Aussehen, ihren Häusern, Kleidern und Gütern. Keine Stroh- dächer und armseligen Hütten, keine bettelnden Kinder, die sonst die Reisenden haufenweise an¬ fallen, bestürmen und verfolgen, bekommt man hier zu Gesichte. Ungeachtet des HolMerflusseS 464 Limpurg» find hier keine hölzerne Dächer/ wie im Schwätz» Walde. Kaum Ställe werden mit Holz gedekt. Die Berge sind mit Holz, meist Forchen, Lannen, Fichten bewachsen. Die Thäier, beson¬ ders das schöne Kocherkhal/ haben fchönbeblümie Wiesen. Die Ackerfelder sind oft bis an die höch¬ sten Spitzen der Berge hinaufgezogen. Alles iß angebaut. Am unangenehmsten sind die schlechten We« ! ge, besonders die Berge hinan. Sie sind mit Holz — anstatt cher Steine — überlegt, und ost so steil, daß Man einer, mit vier Pferden bespann» ken und mäsig bepackten, Kutsche noch vier Och» sen vorspannen muß, um so einen Berg sicher hmauf zu kommen. Die Einwohner bewohnen keine großen Orte, sondern kleine Dörfchen von 40 bis 200 Seelen. Wenige bewohnen Höfe. Mit diesen kleinen Dörf¬ chen ist die Grafschaft dichte besäet. Es lastet un¬ gemein artig, wenn man von einem Berge, in ein so schönes, wohlangebautes und bevölkertes Thal niederschaut, das ein Fluß / oder ein schöner kristallenklarer Bach bewässert, an dessen Usern die friedlichen, kleinen Dörfchen hingebaut sind» Die Einwohner sind der evangelischen zugethan. Ihr Reichlhum, das Holz, wird meist auf dem Kocher geflösset. Ihr Vieh, be¬ sonders die großen Ochsen, die hier gezogen wer¬ den , werden bis nach Strasburg und Paris ge» trieben. Limpurg. 465 Dieses gute Ländchen ist sehe vertheilt. Noch im vorigen Jahrhunderte, gehörte es den Grafen zu Limpurg — ehmaligen Herrn von Limpurg — des römischen Reiches Erbschenken und semper¬ freien. Diese theilten sich in zwo Linien, die gaildorfsche und fpeckfelSsche. Der männ¬ liche Stamm der gaildorfischen Linie starb mit dem Grafen Wilhelm Heinrich 1692, der speckfeldschen aber 171; mit Vollrath II aus. Die Ländchen der speckfeldschen Linie liegen tiefer in Franken im Anspachischen und Wirzbur- gischen. Ganz Limpurg theilt sich gegenwärtig in drey Hauptlinien. Limpurggaildorf, LimpurA- schmiedelfeld, und Limpurgspeckfeld. An den Ländchen der letztem Linie besitzen die Grafen von Rechteren ein Drittel, und die Grä« sinn Lonise von pükler zwey Drittel. Limpurggaildorf theilt sich in zwo Haupt« lmien, in die asieicheimsche und wurmbrand- sche Linie. Den wurmbrandschen Antheil besitzen der Herr Herzog Barl zu Wirtemberg, und die Für« stinn Christiane Wilhelmine Louise von Leiningen Dürkheim; jedes die Helfte. Der afsenheimsche Antheil gehört i) dem Grafen Johann Ernst Karl zu Solms. 2) Dem Grafen Johann Friedrich Wilhelm zu Isenburg- Büdingen und seiner Schwester Louise, verwittwe- G g ten 4^6 Limpurg. len Grafinn von Waldeck. g) Dem Grafen Wil« Helm Josias Leopold zu Waldck - Pirmont und sei¬ ner Schwester Karoline. 4) Dem Grafen Franz von Erbach-Erbach. Gchmiedelfeld theilt sich in fünf Haupt- theile. 1) Limpurg Sontheim Obersont¬ heim. Daran besitzen der Herr Herzog Karl zu Wirtemberg ein Drittel; und die Grafen Voll¬ rath/ Friedrich und Friedrich Karl zu Löwenstein Werthheim; und die verwittwete Grafinn von Pükler zwey Drittel. 2) Limpurg Sontheim Michelbach. Daran besitzen der Graf Vollrath zu Löwenstein Wertheim/ und der Graf Friedrich zu Löwenstein Wertheim / jeder die Helfte. z) Limpurg Sontheim Gaildorf besitzt die Grafinn Louise von Pükler. 4) Limpurg Sontheim Gchmidel- feld gehört dem Herrn Herzoge zu Wirtemberg. 5) Limpurg Sontheim Gröningen gehört dem Fürsten von Hohenlohe Waldenburg Bartenstein. Die ganze Grafschaft gehört zum frankschen Kreise und steuert auch dahin. Zur Unterhaltung des Kammergerichts giebt Limpurg Gaildorf zu ei¬ nem Ziele, 27 Reichsthaler 7 Kreuzer. Limpurg Speckfett» giebt eben dies« Summe. A» Limpurg. 467 Zu einem Römermonathe giebt Limpurg Speck- seid l6 Gulden 28 Kreuzer. Limpurg Schmiedel¬ feld 2i Gulden 50 Kreuzer. Limpurg Gaildorf giebt iZ Gulden 41 Kreuzer. Durch die Erwerbung einiger Antheile an dieser Grafschaft ist der Herr Herzog zu Wirtem« berg ein Mitstand des fränkischen Grafenkollegiums geworden. Er hat auch die Grafschaft in seinen Titel ausgenommen. Die Geschichte, wie Wirtemberg zur Erwer. bung des Limpurggaildorf Wurmbrandschen An- theilö kam, ist folgende: . Der letzte Graf des Eaildorfschen Stammes, Wilhelm Heinrich, hin¬ terließ zwo Töchtern, die sich vermalten. Diese theilten das, was von den Landern ihres Vaters nach dem mit den Grafen Vollrarh und Georg Er berhard zu Limpurg Sontheim und Speckfeld 1690 eingegangenen Vergleich den Töchtern und deren Nachkommen zufiel, in zween Theile. Die ältere dieser Töchtern, Juliane Do¬ rothee Louise war mit dem ehemaligen Reichs- hvfrathspräsidenten, Grafen Johann Wilhelm von Murmvrand vermalt und hinterließ zwo Töchtern. Von der einen Marie Margarethe Leopoldine, Gemahlin« des Grafen Wilhelm Karl Ludwigs von Saimsrödelheim ist die jetzige Fürstin» von Leitungen, Christiane Wilhelmine Louise eine Tochter. Von der andern, Louise, die an den Prinzen Johann August von Sachjen- Svkha vermählt worden, sind die zwo Prinzessin« G I s tim 468 Limpurg. «en Auguste Louise Friderike, Gemahlin» Friedrich Karis , Erbprinzen von Schwarzburg Ru- dolstatt, und Louise, Gemahlinn des Herzogs Friedrich Franz von Meklenburg Schwerin, Töch¬ tern. Diese befassen den wurmbrandschen Antheil. Die jüngere Tochter des letzten Grafen des gail- ldorfschen Stammes, Wilhelmine Christiane wurde an Ludwig Heinrich, königlich grosbritannir schen Obersten zu Astenheim 1695 vermalt. Dieser erbte 1722 Soimsrödelheim. Daher entstand der Solmsassenheimsche Antheil, der nun wieder in die vier schon genann¬ te Linien getheilr ist. Die zwo Sachsengothaische Prinzessinnen, die den halben wurmbrandschen Antheil belassen, ver¬ kauften ihn 1780 für 160,000 Gulden an den Herrn Herzog Karl zu Wirtemberg. Er wird mit Leitungen gemeinschaftlich regiert, und enthalt 2900 Seelen, ohne die Stadt Gaildorf. Diese Erwerbungen der Limpurgischen Güter geschahen von der herzoglichen Rentkammek, und sind jetzt Kammergürer. Es gehören folgende Aemter dazu: i) Das Sradcamc Gaildorf. Die kleine, artige Stadt Gaildorf liegt an dem Kocher, über den hier eine steinerne Brücke führt. Die Gegend um die Stadt ist ein ziem« jjch weites Thal, das mit Aeckern, meist aber mit Wiesen angebaul ist. Um die Stadt sind viele Limpurg. 469 viele, theils artige Gärtchen. Eine große Men¬ ge kleiner Dörfchen, die nahe beysammen liegen, macht dich Thal recht angenehm und lebhaft. Gaildorf hat 2 Schlösser und rsii Einwohner. Der vierte Theil der Stadt gehört zum Wurm- brandschen Antheil, Sie ist die Hauptstadt und einzige Stadt der Grafschaft, und war die Nest» denz der Limpurggaildorfischen Linie. Das alte Schloß ist von den Grafen zn Limpurg 1482 erbaut worden. Es ist ganz mas- fiv gebaut, und mitThürmen, tiefen Graben und Aufziehbrücken befestigt. Es enthalt das Archiv der alten Grafen zu Limpurg. Die Zimmer sind alle im alten Stil gebaut. Das gräflich püklcrsche Schloß ist neu und schön gebaut. Der Hauptmann Fischer von Stuttgart hat es entworfen. Aus beiden Schlös¬ sern , die an den Grenzen der Stadt, und nahe an den Ufern des Kochers, stehen, hat man eine schöne Aussicht über den Fluß und das schöne Thal. Die Airche ist schön. Sie enthalt viele, thcils schön gearbeitete steinerne Grabmale der Grafen von Limpurg. An der Kirche stehen zween Prediger, der Stadtpfarrer und ein Kaplan. Die Herren, die Ankheile an Limpurg ha¬ be» , haben hier ihre Kanzlei, ihre Räche und Diener. Es fehlt daher nicht an Umgang. Man lebt hier gesellschaftlich, ftey und ungezwungen. Dieß macht Gaildorf zu einem recht angenehmen -Otte. ?4°Z G g S 47v Limpurg. 140z erhielte Gaildorf von Kaiser Ruprecht Stadtprivilegirn. Von Gaildorf uannre sich ehe« rnals auch eine adeliche Familie. Die Stadt ist ganz mit schönen gehauenen Steiner» bemauert, rmd hat eine Vorstadt. An dem andern Ufer des Kochers ist ein Witriolbergwerk und «ine Vitriol' und Alaunsiee derey. 2) Das Landamt Gaildorf enthalt zwey Pfarrcyen und folgende Orte: Münster, ist ein Pfarrdorf nahe am Kocher, das zor Seelen enthalt. Brökingen, ist ein Dörfchen von 176 Ein¬ wohnern. Umerrorh , ist ein Dörfchen, bas 200 Einwoh¬ ner hat. Schönberg, ist ein Dörfchen das 71 Einwoh¬ ner hat. Reippersberg, ist ein kleines Dörfchen von 57 Einwohnern. Honkling, ist ein Dörfchen von iz2 Ein-' wohnern. Eichenkirnderg, ist ein Dörfchen von 10° Seelen. Gehrhof und Erlenhof sind zwey sehr kleine Oertchen von 46 Seelen. Michelbach, ist ein Dörfchen von 61 Ein¬ wohnern. HegenaU/ Limpurg. 47i Hegenan, ist ein Dörfchen von 40 Ein« wohnern. Spök, ist ein Dörfchen von 125 Seelen. In Gecendorf und Niederndorf haben die Besitzer des wurmbrandschen Antheils 20 Un- kerthanen. 2^leinaltdorf, ist ein Dörfchen nahe bei Gail¬ dorf von 102 Einwohnern. Grosalrdorf, ist ein Dörfchen am Kocher von r68 Einwohnern. Emendorf, ist ein Pfarrdorf und Kirchspiel von Z80 Seelen. z) Das Landamc G'schwend. Gfchwend ist ein Marktflecken mit einer Pfarrkirche, in weiche i z Dörfchen und Höfe,, überhaupt 7z i Seelen eingepfarrt sind. Raps, ist ein Dörfchen von 60 Seelen. Nardenheim, ist ein Dörfchen von 39 Ein4 wohnern. Vorderftemberg, ist ein Dörfchen von 64 Seelen. In dem Dorfe Frickenhofen sind 19 Un« tcrthanen des wurmbrandschen Antheils. Dieses Dorf gehört in das Klosteramt Lorch. In dem Solmsassenheimschen Antheils liegen die Pfarrdörfer Dderrorh und Viehberg, wo Wirtemberg die Pfarreyen zu ersetzen, Limpurg zn konfirmiren hat. Siehe Murrhard. Gg 4 65) 472 Schmiedelscld. 6Z) Die Herrschaft Schmiedelfeld. Herrschaft Gchmiedelfeld, die jetzt ei- nen, der schon genannten fünf Haupt- Iheile ausmacht, gehörte ehmals zur Grafschaft Limpurg Gaildorf. Wie der männliche Stamm dieser Grafen ausstarb, so machten die Brüdrr Vollrath und Georg Eberhard die Erb¬ schaft den Erbtöchtern der gaildorfschen Linie "streitig. Die Gemahlinn des Grafen Vollraths, Softe Eleonore, gebohrne Gräfin» zu Lim- Purg Gaildorf trat mit Regredientansprüchen auf. i6ya wurde die Sache entschieden. Die Ver- lassenschaft wurde in zween Theike getheilt. Der eine, der die Lehen enthielt, fiel an die Präten¬ denten. Der übrige Lheil blieb den Erbtöch¬ tern. « In den Antheil der Prätendenten fiel die Herrschaft Schmiedelfeld, welche von die¬ sen Brüdern, als Abfertigung der Gräfinn So¬ fte Eleonore, für ihre Ansprüche angesehen rvurde. Nach dem Tode des Grafen Vollrath H 2713, welcher der letzte vom Limpurgsche» Stamm war, fiel diese Herrschaft seiner Gemah¬ lin», und nach ihrem Tode, ihren fünf Töch¬ tern zu. Die Nachkommen des Grafen Voll¬ raths befassen unter sich, und mit den Nachkom¬ men, des Grafen Georg Eberhards die Lande in ungetheilter Gemeinschaft. Nur die Herr¬ schaft Schmiedelfeld ,gehörte den Nachkommen Wollraths allein. -77» Schmiedelfeld. 47z 1772 wurden die Ländchen bey beyden Linien getheilt. So entstand die Limpurg schmiedelfeld- sche Linie. Bey der Unterabtheilnng dieser Linie, der fünf vollrathschen Töchtern, fiel diese Herr¬ schaft auf die Frau Juliane, Franziske, Leopol- dine Theresie, verwittwete Rheingrasinn zu Grumdach, gebohrne Gräfinn von Prösing. Die Herrschaft erhielt den Namen Limpurg Soncheim Schmiedelfeld« Nach dem Tode der Gräfinn, erbten ihre Kinder die Herrschaft. Diese verkauften sie 1781 für 375,000 Gul¬ den an den Herrn Herzog T^arl zu Wirtem- derg. Sie hat 1656 Einwohner. Das Amr Schmiedelfeld enthält fol¬ gende Orte: 1) Schmiedelfeld, ist ein Schloß, von dem die Herrschaft den Namen hat. Es liegt nicht weit vom Kocher, bey dem Dorfe Snlzbach. 2) Sulzbach / ist ein Pfarrdvrf am Kocher, zu dessen Kirchspiel viele kleine Dörfchen und Höfe, überhaupt iZiZ Seelen gehören. 3) Geiferrshofen, ist ein Pfarrdorf und Kirch¬ spiel von 41Z Einwohnern, In den Pfarreyen Eschach und Friken- Hofen sind noch 78 hieher gehörige Untertha- rien. Bey dieser Unterabtheilnng der vollrarh- fchen Erbtöchter, fiel ein fünftel auf die Söhne und Töchter der Gräfinn Amöna Sofie Friede- Gg 3 E?- 474 Schmiedelfeld. rike, Tochter des Grafen Vollraths vonLimpurg, und Gemahlinn, Heinrich Friedrichs Grafen von Löwenstein Wertheim. Die ältere dieser Töchtern, Amöna Soße Friederike, war an den Grafen Bertram Phi» lipp Siegmund Albrecht von (Vronsfeld ver¬ mahlt. Die jüngere, Karoline Christiane, war an den Grafen Christian Wilhelm von püklet, vermalt. Diese erbten mir ihren Brüdern dieses fünftel, das in der Theilnng den Namen LlNtt purg Sonrheim Obersontheim erhielte. Der Graf von Gronsfeld hinterließ f""s Kinder. Diese verkauften ihr besitzendes Dritte! an diesem Fünftel 1782 an den Herrn Herzog Aart zu Wircemberg, für 100,000 Gulden. Die zween andern Theile besitzen die Gr"' fen Johann Ludwig Vollrath, Friedrich Ludwig, und Friedrich Karl Gottlob zu Löwenstein Wett' heim; und ihre Schwester, die verwittwete Gra» finn von Pükler. Dieser Antheik hat seinen Namen von dein Schlosse und Flecken Obersontheim. Obersontheim, ist ein recht schöner rmd artig gelegener Marktflecken an dem kleinen F!">° fe Bühler. Der Orr liegt zwar an dem Abh""^ ge eines Hügels, doch sind die ebenen Straße" gut angelegt, und mit großen schönen Haufir" bebaut. Das hiesige Schloß ist weitläufig. Es be» stehet aus einern Hauptgebäude, zween Flüge!" Hochberg. 475 und noch einigen niedriger» Nebengebäuden. Hier ist das Archiv. Das Schloß ist mit hohen starken Mauern, von Quadern, hohen Tbürmen, tiefen, gefütterten Graben und Aufziehbrücken befestigt. Oben auf dem Hügel stehet eine Reit¬ schule. In dem Amte Sontheim, wozu äusser dem Flecken Sontheim, noch einige geringere Orte ge¬ hören, sind ungefehr 1600 Seelen. 66) Die Herrschaft Hochberg. ^^ie Herrschaft Höchberg liegt an dem Ne- kar, bey den Aemtern Ludwigsburg und Weidlingen, in einer fruchtbaren und angeneh¬ men Gegend. Sie gehörte einer Linie der Fa¬ milie von Gemmingen. Diese verkaufte sie an den Durchlauchtigen Prinzen Friedrich zu Wirtemberg. Dieser überließ sie 1781 für. 472,000 Gulden an seinen regierenden Herrn Bruder. Das Oberamt Ludwigsburg führte an- fangs die Stabsamtey über diese Herrschaft. 1784 wurde sie wieder getrennt und erhielte ei- «en eigenen Stabsbeamten. Die Herrschaft ist ein Kammergut. Sie enthalt zwey Pfarrdörfer. *) Höchberg, ist ein Pfarrdorf mit einem Schlosse, nicht weit vom Nekar. Der Durch¬ lauchtige Prinz Friedrich hat sich hier eine zeit¬ lang aufgehalten. Hochberg hat 346 Einwoh¬ ner, unter welchen 65 Juden sind» 4?6 Bönnigheim. 2) Hochdsrf, ist ein Pfarrdörfchen, das an und l auf einem Hügel liegt, und 200 Einwohner hat. Birschenharthof, ist ein kleines Dörfchen und Filial von Erbstetten Marpacher Amts. 67) Die Herrschaft Bönnigheim. Herrschaft Bönnigheim macht einen Theil des Zabergaues ans. Sie bestehet aus der Stadt Bönnigheim, den Dörfern Erlig- j heim, Klebronn, und dem Kloster Michelsberg, Die Stadt Bönnigheim liegt sehr artig und frey. Ihr ganzer Gesichtskreis um sie her, ist eine fruchtbare, heitere, lachende Landschaft, die in jedem Betracht anziehend und vorzüglich ist. Die Stadt ist klein, sie enthält nur 1605 Menschen und ein Schloß, sie ist aber artig ge¬ baut, und zeigt viele gute Hauser. Ihre Fig'" bildet ein kanglichtes Viereck, in dessen M schmälern Seiten, gegen Mittag und Mitternacht, zwey Thore sind. Bönnigheim wird in vier Viertel getheilt. Die zwo Hauptstraßen, die sich in der Mitte durchkreuzen, scheiden die Grenzen. Jedes dieser Viertel hatte seine» be- sondern Herrn. Noch jezt wird die Bürgerschaft in diese Viertel getheilt, und nach dem Viertel, das sie bewohnen, genannt. Diese heissen, »ach ihren ehmaligen Besitzern, das Liebettsteinfti^ Viertel, das Gemmingensche, das Gachsettt hcimsche und das VJeippetgsche Viertel. Bönnigheim» 477 d In dem Sachsenheimschen Theile stand, r an der nördlichen Grenze der Stadt, die alte adeliche Burg, die 152Z von den aufrührischen Bauern zerstört worden ist. Ein Theil davon ist 1679 eingerissen worden. Ein Stück der Mau- M, und ein runder Thurm stehen noch. In dem Liebenfteinschen Viertel an dem entgegengesetzten Ende der Stadt — gegen Mit¬ tag, stehet das, von dem Grafen Friedrich von , Stadion 1756 neugebaute Schloß. Es ist klein, und bestehet nur aus einem, nicht langen, Ge- daude ohne Flügel. Die Bauart ist sehr solide und die innere Einrichtung gut gewählt. Die Möbels sind ganz im alten Stil. Unter den Ma¬ lereien sind einige guten Stücke. Die Kapelle »ar dem katholischen Gottesdienste gewiedmet. Bor dem Schlosse liegt ein kleiner Garten, der lang, aber schmal ist. Er ist einem Strumpfban¬ ds nicht unähnlich. Eine schön gepflanzte, des , deckte, Buchenallee fuhrt die eine lange Seite hinauf. An den Garten granzt ein ganz kleiner viereckiger See. Die Aussicht aus den obern Zimmern des Schlosses ist ganz herrlich. Das Rarhhaus ist ein neues steinernes Gebäude, von gutem Geschmacke. In dem Gcmmingschen Theile stehet Pfarrkirche, die von alter Bauart ist. Sie enthalt viele Grabmale der alten Besitzer v»n Liebenstein, von Sachsenheim, von Lierheim und mehr. Von einigen im Kor stehenden sind 478 Bönnigheim. die Innschriften weggenommen worden. Noch siehet man die Spuren des dummen oder bos¬ haften Zerstörers. Der Kanzel gegen über iß ein schlechtes Gemälde gehängt, das eine sonder¬ bare Begebenheit verewigt. Es enthält das An¬ denken der Barbara Schmozerinn und ihres Ge¬ mahls, Adam Strazmanns, die in einer Ehe 53 Kinder, Z8 Knaben und iZ Mädchen gezeugt haben sollen. Diese fruchtbare Frau starb i5°Z> Wer diese heringsmaßige Fruchtbarkeit nicht glau¬ ben will, wird nicht nur durch dieses Monu¬ ment, sondern noch zu weiterer Belehrung, durch den Taufzeug, der bey der Taufe dieser Kinder gebraucht worden, und den das Rathhaus zu Bönnigheim, als ein wichtiges, rares Andenken, noch ausbewahrt, überzeugt werden. Der Him¬ mel gebe nur, daß die Schmozerinnen nicht Mo¬ de werden. Im Kor ist ein schön vergoldeter Hoch»!« tew, der Bildsäulen in Lebensgröße und halber Größe, auch Figuren in halb erhabener Arbeit enthält. In der Mitte ist Maria mit ihrem Soh¬ ne, wie die drey Weisen Geschenke bringen, i» Lebensgröße und vergoldet. An den beyden Flü¬ geln sind die Figuren in halberhabener Arbeit. Unter diesen ist auch Petrus, wie er dem Pabst* einen ungeheuer großen Schlüssel übergiebt. Un¬ ten zeigt sich in halberhabener Arbeit, von schlech¬ ter Zeichnung, und doch guter Bildhauerarbeit, Christi letztes Abendmahl. Er reicht dem Juda den Bisten, — wela-es eine Hostie ist, —7 Bönnigheim. 47g s kine ganz abentheuerliche Figur macht. Johan¬ nes schläft an Christi Seite, und Petrus tran¬ schiert. Zween junge Knaben haben die Aufwar¬ tung. Der Apostel sind 13, vermuthlich hat sich der Künstler verrechnet. In der Kirche sind noch einige kleinere Altarchen, auf deren einem die zwölf Apostel zween Fuß hoch, von braunem Hol¬ ze ausgehauen sind. Ueberhaupt sind in der Kir¬ che 6 Altäre. Bönnigheim soll eine rdmsche Kolonie gewesen seyn. Der Kaiser Probus soll, ums Jahr 278 einen Hauptmann, der Trephon hieß, in diese Gegend geschickt haben. Dieser soll Bönnigheim nnd den Tempel auf dem Michelsberge, der Eöttinn Luua zur Ehre erbaut haben. Bönnig¬ heim führt daher noch jetzt einen halben Mond iin Wapen. Dieser Trephon soll auch der Stif¬ ter der Herrschaft Magenheim oder Monheim ge¬ wesen seyn, welches Schloß nahe bey dem Mi- chelsberge liegt. Auch die Herrschaft Magenheim führte einen halben Mond im Wapen. In den Mittlern Zeiten gehörte Bönnigheim den Marggrafen zu Badendurlach. Diese ver¬ kauften die Stadt an Mainz. Mainz gab es verschiedenen Edellenten als ein Ganerbhaus ö" Lehen. Bönnigheim änderte seine adelichen Herrschaften oft. Die letzten Ganerben waren vier Familien Liebenstein, Gachsenheim, Eiernmingen und Neipperg. Diese besasse» sowohl die Stadt als Herrschaft getheilt. Sie Gewählten unter sich einen sogenannten Baumei- sser, der eine zeitlang das Direktorium führte. In 48o Bönnigheim. In der letzten Helfte des vorigen Jahrhun¬ derts fiel der Liebensteinsche Antheil und drey Viertel des Sachsenheimschen, durch das Ausster¬ ben dieser Liebensteinschen Linie an Kurmain; heim. Wirtemberg bekam diese Antheile, als Pfandschaft, auf eine bestimmte Zeit in Besitz. Als diese verlaufen, lösere es Mainz wieder ein, und kaufte die noch übrigen Theile an sich. So wurde Mainz wieder der Eigenthumsherr von Bönnigheim. Weil es aber, wegen der Entfernung, die¬ se Herrschaft nicht nach Wunsch benutzen konnte, so erhielten sie die Grafen von SmdiSN, auf gewisse Zeit als Pfandschaft. Mit dem 2z April 1785 hörte diese Pfandszeit auf. Wir¬ temberg bewarb sich um diese Herrschaft. Noch am Ende des Jahrs 1784 verkaufte Kurmainj die Herrschaft Bönnigheim als ein freyes Eigen« thun; auf ewig an Wirtemberg. Mit dem 2z April 1785 bekam also Wirtemberg den Besitz dieses sehr schönen, fruchtbaren, und ganz von dem Lande eingeschlossenen Strich Landes. Die Huldigung wurde den 29 April dieses Jahrs zu Bönnigheim feyerlich eingenommen. Diese für Wirtemberg wichtige Erwerbung, — wohl das beste, fruchtbarste Stückchen Land, womit Karl sein Land vergrößerte, — wurde durch den Regierungsrath Fischer zu Stande gebracht. Ungeachtet so vieler Hindernisse, vieler und theils mächtiger Kompetenten, da Preussenö Grundsatz: Unterthanen kann n^» Bönnigheim» 48 r nicht zu theuer bezahlen, nun auch in den Ka¬ binetten kleinerer Herrn, als Preussen gilt — so drangen doch seine Kenntnisse, Muth und Fein¬ heit, durch alle diese Hindernisse durch, und er machte diese, dem herzoglichen Haus und Lande, wichtige Emplette. Kammer und Landschaft schossen gemeinschaftlich den Kauffchilling. Deß- wegen ist diese Herrschaft dem Lande und der Landschaft einverleibt, und dieser die Steuern und Akzisegefalle überlassen worden. Die Herr¬ schaft erhielte auch das Recht, gleich den andern Städten, einen Deputieren zu den Landtagen zn schicken. Im Zsjährigen Kriege hatte der Graf von Trautmannsdorf, bis zum westfalschcn Frie¬ den die liebensteinschen und sachsenheimschen An- theile besessen. 1698 ist Bönnigheim von de» Franzosen geplündert worden» Diese Herrschaft, die 2520 Seelen ent¬ halt, macht jezr ein Oberamt aus. In der Oe- konvmie und Staatsverwaltung ist eine bessere, für die Unterthanen und den Herrn nützlichere, Ordnung eingeführt, und die vielen Güter, welche die Herrschaft besessen, und verpachtet hatte, de» Bürgern zu besserem Fortkommen — auf vor- theilhafte Bedingungen — Stückweise verkauft worden. Nie hat man wohl eine freudigere Hul¬ digung gesehen, als die, welche die Bürger Bön¬ nigheims ihrem neuen Landesherrn ablegteu. Das an Wein, Getreide, und allen Pro¬ dukten des Feldbaues fruchtbare Gberamr Bon- H h nigheim §82 Bönnigheim» Nigheim ist keine Meile lang und nirgends über eine viertel Meile breit, sein Flächeninhalt ist also nur der vierte Theil einer Quadratmeile, und auf diesem leben 2500 Menschen. Hierzu kommen noch 600 altwirtembergsche Unterthanen in dem Dorfe Klebrvnn, das innerhalb dieses Flächenimi- halts liegt. Es leben und nähren sich also auf dieser Viertels Meile 3100 Menschen nicht nur, sondern sie führen noch vielen Wein und Getreide aus. Eiue Quadratmeile solches vortreflichen Lan¬ des ernährt und halt also an 12,400 Menschen. Wenn man damit das Amt Urach vergleicht, das 9 Quadratmeilen Flächeninhalt hat, und auf die¬ sen, mit der Stadt und noch Z andern starken Orten, die allein über io,poo Einwohner ha¬ ben, nur 26,000 Menschen zählt, so wird die große Menschenzahl dieses herrlichen Ländchens gewiß recht auffallend. Es ist daher kein Wun¬ der, daß selbst mächtige Kurfürsten um den Besch der so vortreflichen Herrschaft Bönnigheim sich be¬ mühten. Es gehören folgende Orte dazu: r) Erligheim, ist ein Pfarrdorf von AAo See¬ len. Dieses Dorf ist, wie Bönnigheim, noch in vier Theile getheilt, und nach den ehmahli- gen Ganerben benannt» 2) Rlebronn ist ein Pfarrdorf, das 917 See¬ len enthält, und durch einen Bach in Zwee» ungleiche Theile getheilt wird. Der größere, der an 9ZZ Seelen stark ist, gehört als eine Mmngheim. 48z alte wrrtembergsche Besitzung ins Amt Braken- heim. Der kleinere THeil gehört zur Herrschaft Bönnigheim. 3) lieber diesem Dorfe erhebt sich ein halbrunder hoher Berg, der eine Ecke des, sich durch das Jaberthal ziehenden, Stromberges ausmacht« Er beherrscht mit seiner Aussicht nicht nur das Jas bergan, sondern auch einen großen THeil deS Unterlandes, und reichet bis an die Alpen. Auf seiner Spitze stehet das kleine Aapuzis Nerkloster Michelsderg. Es enthalt drey Patres und einen Frater. , Tvephon soll hier den Tempel der Göttin« Euna erbaut und gewiedmet haben. Als das Ehristenthum von den Einwohnern der Gegend an¬ genommen worden, so soll dieser Tempel dem Mi¬ chael geweihet worden seyn. Wenigstens war hier seit undenklichen Jahren eine Walfarth zu der sehr alten, noch stehenden Kapelle. Der Bauart und den Figuren nach, ist sie aus heid¬ nischen Zeiten. Sie macht jezt den Kor der Klo¬ sterskirche aus. An ihrer gewölbten Decke und Säulen sind Eulen und Drachen, Hirsche und Hunde, von grober Arbeit ausgehauen. Das Kloster wurde von einem Grafen von Stadion gestiftet. 1784 kam es mit Bönnig- heim an Wirtemberg. In einem Thale unter dem Kloster, stehet Noch eine Elnsredlershürce, die ein Einsiedler Namens Baumann, iu diesem Jahrhunderte H h a anlegte 484 Bönnigheim. anlegte und bewohnte. In dieser Gegend findet man noch Spuren von dem abgegangenen Orte Tripscrill. Cs hat seinen Namen von Tm phonis Truilla bekommen. Der gemelkte Trephcm soll es gebaut habeu. Siehe Sattlers Geschichte von Wirtemb. Th. I. Ein Hügel, zwischen hier und Bönnigheim, der der liebe Frauenberg genannt wird, zeigt noch den Kor und einige Mauerstücks einer Kirche» Hier hat ein Kapuzinerkloster gestanden. Gleich nach der Reformation befahlen die Ganerben den Mönchen, Gotteswort rein zu lehren, ohne ihre Erlüubniß keine Brüder mehr aufzunehmen rc. Dieß gefiel ihnen nicht, sie verließen das Klo¬ ster» Weil es keine Revenüen hatte, gieng es ab, und zerfiel bis auf die wenigen, noch stehen¬ den Trümmer. b8) Der Ebersperg. Schloß, und die ehmalige Herrschaft Ebersperg liegt in dem Umfange des Amtes Baknang. Die Herrn von Ebersperg — eine sehr alte Familie — befassen sie, und nannten sich davon. Der Kaiser Heinrich 1^- nennt in einem Diplom iiyz zween Diepold- Herrn von Ebersperg. Diese Familie starb mit Albrecht von Ebersperg, der 1399 das Pfarrdorf Höpfigheim, als ein Lehen erhielte, aus. En- gelhard von Ebersperg verkaufte 1328 die Herr¬ schaft Ebersperg für 2300 Pfunde Heller an den Grafen Ulrich zu Wirtemberg. , , Bönnigheim. 485 Wirtemberg verlohr den Besitz, nicht zwar der Herrschaft, aber des Schlosses und Bergs Ebersperg wieder. Das Kloster Schönthal kam in dessen Besitz. 1786 verkaufte dieses Kloster den Berg und Schloß Ebersperg mit eini¬ ge» Unterthanen an den Herrn Herzog Karl zu Wirtemberg, Das Bergschkoß beherrscht eine sehr weite, wenig begrenzte, Aussicht. Es macht nun eine katholische Pfarre aus. So unwichtig diese Er¬ werbung an sich ist, so schätzbar ist sie deßwe- gen, weil der Berg ganz von alt wirtemberg- schen Besitzungen umzingelt ist. Die Kammerschreibereygüter. ^^ie erste Gründung dieses Familien-Fidel komiNlsses beruhet auf dem Testament des Herzogs Ludwigs von 1587. Dieser über¬ ließ, nach demselben, alle eigemhümlicher Güter seinem Nachfolger, und seinen ehlichen männlichen Leibeserben, von Gramms - und Namenswegem Mit Erwerbung der Aammerschreibero^ Furer machte der Herzog Eberhard III den Ans sang. Gleich nach dem weftfalschsn Frieden, wo zojahrige Krieg vorher das Land so an Geld »nd Menschen entblößet hatte, erkaufte dieser Herzog noch Orte, Herrschaften und Güter. Er bildete Mg ihnen ^nen besondery SWtskbrper,. H h H "Uten 486 Die KammerschreibereyZÜrer. rmter dem Namen Kammerschreibersygüter. Er belegte sie mit einem ewigen Fideikommisse, als ein Eigenthum der Familie Wirtembcrgs, und machte sie auf seine Nachkommen, in nexu ju¬ riš et oräinis primoZeniturae, erblich. Nach seinem Testamente, vom i4ten Merz 1664, und noch bestimmter, im Kodizill, vom 1 Zul. 1674, soll weder von dem anererbten Herzvgthume, noch erworbenen andern Gütern, nichts veräußert, verändert, verschenkt oder hinweggegeben werden. " Der Herzog Karl Alexander in seinem Te¬ stamente vom 7ten Merz 1737 bestattigte eben tiefes Gesetz: „daß alle Stammkleinodien, Sil¬ ber, kostbare Geschirre, Gemälde, Kunstkammer, Münzkabinet, Medallien, Bibliotheken, auch an¬ dere vorhandene Besonderheiten, als ein bestandi- ges Familien Fideikommiß in nexu jmis et oräinis prirnoZsniturue, beym Hause un¬ zertrennlich bleiben, und auf einen jedesmalige" Regenten zu dessen Gebrauch fallen; daß von denen, von Zeit der Errichtung des Herzogthums, «amhaften Erwerbungen, die durch Erbschaften, Heurathen, Kaufe, Tausche, Heimfalligkeiten, Und in vielen andern Wegen gemacht und erhal¬ ten worden, welche theils dem Herzvgthume, theils den beyden Kammern, oder der Kammer- schreiberey einverleibt worden; daß alle riese Lander und Güter, mit allen ihren Rechten und Gefallen, nicht und niemals sollen veräußert, versetzt, verschenkt, oder in andere Wege dem Lan¬ de entzogen werden," Diese Die Kammerschreibekeygüter. 487 Diese Güter sind also ein Eigenthum des fürstlichen Hauses Wirtemberg. Der jedesma¬ lige Regent genießet als ein freyes Eigenthum die Einkünfte dieser Güter. Sie gehören zu seinen Schatoullgsldern, die seiner ganz freyeu Disposition überlassen sind, und wovon er, nach den Landesgesetzen, nicht verbunden ist, etwas Zu den allgemeinen Landesausgaben beyzutra- gen. Doch ruhen auf diesem Staatskörper auch besondere Lasten, mit Besoldungsausgaben, Unter¬ haltung vieler Gebäude, und anderer Dinge. Da diese Güter der ganzen Familie Wirtembergs gehören, so darf kein Herzog etwas von diesen Gütern — die er selbst erworben ausgenommen —- veräußern. Das, was der Herzog Eber¬ hard Ludwig von diesen Gütern verschenkt hatte, hat der Nachfolger Herr Herzog Karl Alexander, vermöge jener alten herzoglichen Verordnungen nicht anerkannt, sondern sie wieder zum Hause und Lande gebracht. Diese Veräusserungen be¬ wogen diesen großen Herzog, in seinem Testa¬ mente, die Unzertrennlichkeit dieser Güter auf das neue festzusetzen. Zu diesem Fideikommisse gehören nicht nur die Kammerschreibereygüter, sondern auch die Stammkleinodien, Silber, Hausschmuck, Kunst¬ kammer, Medaillen, Bibliothek und mehr, wie se in dem Testamente des Herzogs Karl Ale¬ xanders angeführt sind. Diese Stammgüter sol- unzertrennt beysammen bleiben, und auf die Nachkommen übertragen werden so lang die Hh 4 ' fürst-. 488 Die Kammerschmbereygüker. fürstliche Nachkommenschaft dieses Herzvgthum besitzen wird« Nach der Erlöschung des Mannsstamms fallen sie auf die, dem vorigen Besitzer am nach- sien verwandte Prinzessinnen. Denn nach dem Prager Vertrag 1599 sollen — „auf den Fall des erlöschenden Mannsstamms und Anfalls an Desterreich — die Herzogtümer Mrtemberg und Tek, an Land und Leuten, anders nicht, als wie sie ben Errichtung der Aadaner und Passauer Vertrage beschaffen gewesen, an das Haus Sesters reich fallen. " Die nachher erworbenen Güter gehören nicht ln diese österreichische Erbfolge, sondern falle« an die Erbtöchtern. Iu diesen, nachher erwor¬ benen Gütern, gehört auch, die 1395 von dem Grafen Eberhard dem jüngern, durch Heurath Heinrike, der Erbinn Heinrichs , des letzten Gra¬ fen von Mömpelgard, erworbene Grafschaft Mömpelgard, die nach Abgang dieser Lime ^723 dem regierenden Hause Wirlemberg heim» gefallen ist. Dieses bestätigt der sm'ftbrüber- liehe Vergleich von 1617, mit folgenden Wor¬ ten: „würde dann nach.Gottes Schickung, der ganze männliche Stamm des Hauses Wirtemberg abgehen, so soll die Grafschaft Mömpelgard wie auch Horburg und ^eichenweihex sammt allen ihre» Herrschaften und Zugehörden, denen alsdann lebenden Fräulein vom Hause Wirtem¬ berg und ihren Nachkommen, nach Art und Ei¬ genschaft Die Kammerschreibem-güter. 489 genschaft derselben Landen, darum nicht benom¬ men , sondern hiermit Vorbehalten seyn. " — Die Kammerschreibereygüter stehen unter der Kammerschreibereyverwaltung. Einige davon, sind dem Lande, —- was die Steuern betrift —- tinverleibt. Es sind folgende Orte und Aemtcr. i) Das Schloß unh Amt Hohen- karpfen. ^^^aS alte Schloß Hohenkarpfen liegt bey Tuttlingen. Es war das Stammhaus der adelichen Familie von Karpfen. 1444 er¬ kaufte der Graf Ludwig zu Wirtemberg dieses Schloß und Gut von Stefan von Emershofen. 1491 gab es der Graf Eberhard der altere, nebst Hausen, an Johann von Karpfen zu Le¬ hen. i6z6 siel es als eröfnet wieder heim. Da¬ zu gehört: Hausen ob Verena, ein Pfarrdorf von 8Z6 Einwohnern. 2) Der Flecken Gomaringen. ^^omaringen, ist ein Flecken von yyi See« len, der bey Tübingen, liegt. Von die¬ sem Ort hat sich vorzeiten ein adeliches Geschlecht geschrieben. Der Herzog Eberhard IH- kausts diesen Ort 1648 yyn der Stadt Reuttlingen. H h L ä) DstK 4yo Die Kanilnerschreibereygüter. 3) Das Schloß und Amt Winnenthal. schöne massive Schloß Winnenthal liegt einige hundert Schritte von dem Städtchen Winnenden. Seine lange Fronte nimmt sich recht gut aus. An dem einen Ende des Schlosses ist ein schöner, einige 90 Fuß lan¬ ger, neugebauter Saal. An dem entgegenstehen¬ den Ende ist die Kirche. Das Schloß ist durch¬ gehends nicht möblirt. Die Buche ist artig gebaut und hat eine» schönen Hohaltar, auf welchem hölzerne, aber nicht vergoldete Statuen stehen. Zwischen dem Kor und der Kirche ist der Fürstenstand. Diese Kirche ist wegen ihrer Größe die Pfarrkirche des Kirchspiels Winnenden, das fast aus Z002 See¬ len bestehet. Unter den Merkwürdigkeiten des Schlosses, zeigt rpan auch einen ausgestopsten Mops, der wegen seiner Treue hier aufbewahrt wird. Auch dem Ueberreste seines Körpers wiederfuhr die Eh¬ re, daß ihm ein hohes Grabmal, in Stein ge¬ hauen, mit einer Jnnschrift in Versen, an dem Schloßgarten gesetzt wurde. Im Schloßhofe ist ein Brunnen, auf welchem Bacchus auf dem Fasse sitzt. Aus seinem Munde, seinen Händen, dem Fasse, auch mehr Orten springt Wasser« Geltene Eigenschaft des Bacchus! — Dieses Schloß war eine Bommenkhurei, Md ist 166Z von dem Herzoge Eberhard Die Kammerschreibereygüter. 4yr putschen Orden, mit aller dazugehörigen Juris¬ diktion, Schatzung und Jagdgerechtigkeit für 48,000 Gulden abgekauft worden. Aus dem Kommenthureyhanse ließ der Herzog ein SMoß bauen. Dieses Schloß, mit dem Gut, wurde dem Administrator Herrn Herzoge Friedrich Aarl und dessen Prinzen mit der Jagd zur Ap- panage gegeben. Die Prinzen kauften 1728 das Dörfchen Buchenbach von den Neippergschm Erben dazu. Dieses Dörfchen und noch einige Höfe ma¬ chen das Amt Winnenthal aus. 4) Der Marktflecken Stetten. ^A^tetten ist ein Marktflecken im Remsthale, mit einem schönen Schlosse und wohlun- terhaltenen Garten. Stetten hat izoy Einwoh¬ ner und vortreflichen Wein. Ehedessen wuchs hier ein Wein, der von seiner braunlichten Farbe, den Namen Brodwasser führte. Aus den hie¬ sigen Herrschaft Weinbergen, wurden die bes¬ sern Gattungen der Trauben, die sogenannten Ruhlander, Muskateller besonders ausgesucht, gebeert uud ein Wein davon gezogen, der beson¬ ders delikat werden mußte. Nachgehends kamen sowohl die bessern Stöcke, als das Aussuchen iw Abgang. Und so hörte auch das delikate Brod- Nasser auf. Betrüger von Wirthen haben aber dem ungeachtet noch Brodwasserr Dieser Markt¬ flecken gehörte vorzeiten denen von IberF. ^443 verkaufte ihn Hans von Iberg an den Gra¬ fen 4Y2 Die Kammerschmbereygüter. ftn Ulrich zu Wirtemberg. ^Zo8 überließ ihn der Herzog Ulrich an seinen Erbmarschall Konrad Thum von Neuburg. Seine Nachkommen be¬ fassen diesen Flecken bis 1645. Johann Friedrich Thum verkaufte die eine Helste seinem Tvchter- manne Philipp Konrad von Liebenßein und die an¬ dere Helste dem kaiserlichen Quartiermeister Bonn, Der Herzog Eberhard III kaufte jenen Antheil 1664 und diesen 1666. Der Herzog Eber¬ hard Ludwig schenkte es seiner Frau Mutter, welche das hiesige Schloß baute. Nach ihrem Tode erhielt es die Gräfin» von Würben, die auch bis hiesige Pfarrey zu einer Spezialsuperintendentur erhob.- 1732 hörte die Herrschaft der Frau Grä¬ fin» auf. Weil ihr Wirkungskreis auf der^Fe¬ stung Urach sehr enge war, so zerfiel die hiesige Superintendenrur wieder. Zu dem Amt Stetten gehören einige gerin¬ gen Lrte. 5) Das Pfarrdorf MarfchalkenzimMM« AAarstchalkenzimmern, ist ein Pfarrdorf mit einem Schlosse, das in dem Umfangs Les Amtes Sulz liegt, zu dem es auch gehört. Es enthalt ZZZ Einwohner. In alten Zeiten gehörte es den Herrn von Lupfen. Johann von Lupfen gab es 1390 Volkard von §w zu Lehen. 1598 verkaufte es Ferdinand von Grafeneck an den Herzog Friedrich zu Wirtem- Herg. Der Herzog Johann Friedrich belehnte di? vor: AMsil 2623 tzamift 1668 fiel es wie> Die Kammerschreibekeygüter. 49z der als eröfnet heim. Es ist ein Lehen der Landgrafschaft Stühlingen. 6) Das Schloß und Amt Liebenstein. alte, rauchige Schloß Liebenstein, liegt auf einem Berge über dem Nekar, in der Gegend der Stadt Laufen. Es gehörte der Familie von Liebenstein, die davon sich nennt. Der Herzog Eberhard III kaufte 167z die Helfte dieser Güter von Philipp Albrecht von Liebenstein. Sein Bruder Philipp Konrad von Liebenstein verkaufte 1678 die andere Helfte, gegen dem halben Flecken Köngen, an Wirtem- berg. Zu dem Schlosse gehören 6z Seelen. Das Amt enthalt zwo Pfarren. Dttmarsheim, ist ein Pfarrdorf von Einwohnern. Aalrenwestheim, ist ein Marktflecken an dem vbern Rande eines Berges von 954 Einwoh, nern. 7) Der Marktflecken Neidlingen. Marktflecken Neidlingen liegt in der Gegend der Herrschaft Wiesensteig. Ec hat 71Z Einwohner und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Er gehörte zur Grafschaft Ei¬ chelberg. Die adeliche Familie von Neidlingen nannte sich davon. Neidlingen kam an die ade- lichen von Freyberg. Les von Freiberg ver¬ mach- 4Y4 Die Kammmerschreibereygüter. machte diesen Flecken dem fürstlichen Hanse Wir- temberg, weil er schon 29,000 Gulden darauf erhalten hatte. Nach seinem Tode nahm der Herzog Friedrich zu Wirtembsrg den Flecken Neidlingen und die dazu gehörigen Güter 15YZ in Besitz und bezahlte den frerbergschen Erbe» noch 70,022 Gulden. Der Herzog Eberhaid III belehnte damit seinen Kanzler Löffler. Nach der Nördlinger Schlacht wurde der baiersche Ge- heimerath Reichel damit belehnet, der auch die reichslehenbare Malefiz erstmals dazu erhalten. Nach dem westfalschen Frieden ist der Ober¬ ste Konrad von Wiederhold vom Herzoge Eber¬ hard III, und den dazu gehörigen Höfen belehnt worden. Es war eine billige Belohnung der treuen Dienste, die er in Vertheidigung der Fe¬ stung Hohentwiel bewiesen. Diejer nannte sich mich Herr von Neidlingen. Nachdem er ohne Leibeserben gestorben, so fiel das Gut wieder als ein cröfnetes Lehen heim, und wurde zum Kammerschreibereygut gemacht. Die Höfe Randek, (Dchswangeli, HinrerbmI gehören dazu. In dieser Gegend giebts vielen Marmor. 8) Der Marktflecken Brenz. ^^er Marktflecken Brenz liegt in einer schb- nen Ebene am Flusse Brenz, an den pfalzncuburgschen Grenzen» Hier ist ein Sch^A und 7Z3 Einwohner. In dieser Gegend solle» sich die Römer aufgehalten haben, wovon noch eine Die Kammerschreibereygüter. 495 eine Jnnschrift an der Kirchmauer zeuget. Die allen Besitzer dieses Marktfleckens waren die Güssen von Güffenberg, deren zerstörtes Stamm¬ schloß eine Stunde davon liegt. Wegen Schul¬ den mußten sie diesen Ort veräußern. Der Her¬ zog Friedrich zu Wirtemberg, als der stärkste Gläubiger, zog ihn, mit Einwilligung der übri¬ gen an sich. 16 iz wurden die Schuldner, so weit der Werth des Ortes reichte, bezahlt. Der Herzog Johann Friedrich gab diesen Ort, nebst Weiltingen, in dem fürstbrüderlichen Vergleich 1617 seinem Bruder Julius Friedrich. Als 1705 die weiltingensche Linie ausstarb, machte der Herzog Eberhard Ludwig, diese zween heim¬ gefallenen Orte, zu KammerschrEibereygürern. y) Das Schloß und Dorf Oggenhausen. ^Iggenhausen, ist ein altes ziemlich schlech- tes Schloß, und ein Dörfchen bey Natt¬ heim, dessen Filial es ist, in der Herrschaft Hei¬ denheim. Die ganze Gegend um dieses Dorf ist voll Bonerz, das gegenwärtig in fünf Gruben gegraben, und zu Königsbronn und Heidenheim geschmolzen wird. io) Das Schloß und Amt Weiltingen. Schloß Weiltingen, liegt auf einem Berge an der Werniz, unweit Dünkels- bühl, an den Grenzen von Franken. Wegen seiner hohen Laste siehet man es in weiter Ent¬ fernung 4y6 Die Kammerschreibereygükek. fernung. Es ist gegenwärtig die Residenz des durchlauchtigen Prinzen Ludwigs von Wirtem- berg. Vey dem Schlosse liegt der Marktflecken Weiltingen, der— ohne den Hofstaat des Prin¬ zen — 832 Einwohner hat. Er gehörte in alten Zeiten den Grafen von Dettingen. Diese ver¬ kauften ihn iZ<5o an einen von Sekendorf. Die sekendorfschen Erben befassen Weiltingen bis 1542, da einer aus dieser Familie, diesen Marktflecken an Hans Wolf von Knöringen ver¬ kaufte. Dieser erhielte 1554 von dem Kaiser Karl V die Malesizgerechtigkeit. Wolf von Knö¬ ringen kam in Schulden, und trug Weiltingen, dem Herzoge Friedrich zu Wirtemberg, der ihm Geld vorgeschossen hatte, zum Lehen auf. Wolf von Knöringen starb 1616 unvermuthet. Dec Herzog Johann Friedrich zog das Lehen ein. Hans Ludwig von Knöringen protestirte dawider. Als aber der Herzog alle Schulden zu überneh¬ men versprach, gab er 1618 nach, und stand von seiner Forderung ab. Der Herzog Johann Friedrich harte es schon das Jahr vorher, 1617, in dem fürstbrüderlichen Vergleich seinem Bruder Julius Friedrich zur Appanage gegeben. starb diese Linie mit Friedrich Ferdinand aus. Weiltingen fiel wieder an das regierende Ha»/ und wurde zum Kammerschreibereygut gemacht. Zu dem Amte gehören viele, theils mit an¬ dern Herrschaften gemeinschaftlichen Arte, schwäbischen und frankschen Kreise. Veirs, Die Kammerschreibereygüter. 497 Veitsweiler, ist ei» Pfarrdorf von 134 See¬ len. Lrankenhofen, ist ein Dorf, das meist wirtem- bergsche Unterthanen hat. Greuseldach, ist ein Dorf, an welchem Wir- temberg fünf zwölftel, das übrige die Stgdt Dünkelsbühl besitzt. n) Der Marktflecken Freudenthal. ^^er kleine Marktflecken Freudenthal liegt eine Stunde von Besigheim, in dessen Amt er ehmals gehörte, an dem Ende eines Thals, das hier von Bergen, welche die Figur eines Hufeisens bilden, umschlossen ist. Freudenthal hat 27Z christliche und szo jüdische Einwohner. Die Juden haben hier eine Synagoge. Das hiesige Schloß, und der Garten, der «och in seinen gegenwärtigen Ruinen, Spnhren der ehmaligen Schönheit zeigt, ist von der Anla¬ ge der, durch die Spitt lersche Geschichte Wir- tembergs, mit mehrerem bekannten, Gräfin« von borben. Das halbsteinerne, halbhölzerne Schloß ist dem Forstmeister des Stromberger For¬ stes zur Wohnung eingegeben. Freudenthal ge¬ hörte zu Baden, kam mit Besigheim an Kurpfalz, und ist 1504 von dem Herzoge Ulrich eingenom¬ men worden. Dieser vertauschte diesenOrt, gegen den halben Flecken Löchgau an Konrad Schenk von Winterstetten. Es besaßen viele Familien diesen Marktflecken, und letztens auch die Herrn von Thüngen und von Zobel. 1727 kaufte die Gra- I i finir 4y8 Die Kammerschreibereygüter. füm von Würben, diesen Ort, und nannte sich auch Grafinn von würben und Freuden¬ thal. Sie baute das Schloß, wohnte eine zeit- lang da, wurde auch hier in Arrest genommen, und trat 1732 Schloß und Flecken durch einen Vergleich an Wirtemberg ab. In der hiesigen Rüche sind zwey recht schöne Grabmale von Alabaster. Das ältere, aus hellgrauem Alabaster mit weißen Adern, hat der Herzog Administrator Friedrich Karl dem Herrn von Forstner setzen lassen. Das zweyte, von weißem Alabaster, ist das schöngearbeitete, hohe Monument, des be¬ rühmten Helden, des kaiserlichen Generalfeldmar¬ schalls, Grafen Hans Rarls von Thüngen, der 1709 gestorben und in dieser Kirche, in ei¬ ner ansgemauerten Gruft beygesetzt ist. In dec Mitte dieses Monuments stehet, auf schwarzem Hintergründe, dieser Held in Lebensgröße, ans Alabaster schön gearbeitet, in seiner Rüstung und Orden. Daß er auch hier ein schwarzes Pst«' fier auf dem Auge hat, ist wider alle Regeln dec Bildhauerkunst, und thut eine widrige Wirkung» Ueber ihm sieht ein Engel, der im Begrif ist, ihm einen Lorbeerkranz aufzusetzen. Zur rechten Seite des Engels ist ein knieender Mars, nud zur linken eine sitzende Pallas. Zu seinen Füs- sen sind zween weinenden Genii. Unten erscheint Lhüngen nochmals zu Pferde, wie er seine Meu¬ terei) anführt. Im Hintergründe ist die Festung Philippsburg, deren Gouverneur er war. Mensche" Die Kammerschreibereygüter. 494 Menschen und Pferden sind auch hier schwarze Augen hingemalt worden. Dieser grobe Fehler ist gewiß nicht von dem Künstler, sondern von einem nachfolgenden, unverständigen Schmierer begangen worden. 12) Die Herrschaft Welzheim. ^^ie Herrschaft Welzheim liegt in einer waldigen Gegend einige Stunden von Schorndorf und Lorch. Sie gehört zum frank- scheu Kreise. Das halbe Dorf Welzheim war von alten Zeiten her ein wirtembergsches Lehen. az7y empfieng es Konrad, Schenk zu Limpurg, mit Leuten und Gütern zu Lehen. Das andere halbe Dorf war ein Eigenthum der Limpurgschen Grafen. Elisabeth, Wittwe Friedrichs, Schen¬ ken zu Limpurg, trug 1418 mit ihrem Sohne Konrad, die Halbe Burg Oberlcinbach, und ihre eigenthümliche Helfte, der Herrschaft Welzheim , dem Grafen Eberhard zu Wirtrmberg zu Lehen auf. Nach dem Lode Vollraths II Schenken zn Limpurg, der als der letzte seines Stamms *713 starb, fiel diese Herrschaft als ein eröfnetes Lehen heim. Die Frau Gräfin» von Würben ließ sich 1718 diese heimgefallene Herrschaft von dem Herzoge Eberhard Ludwig schenken. Sie trug sie 1726 dem herzoglichen Hause zum Lehen auf. Ihr Bruder, Graf Wilhelm Friedrich von Graveniz, besaß sie mit der Grafinn gemein¬ schaftlich. Dieser bemühete sich auch, Sitz und ?< f Ii 2 Stimme zc>c> Die Kammerschmbereygüter. Stimme ans der fränkschen Grafenbank wieder zu der Herrschaft zu erhalten. 1727 gestattete dieß der fränksche Kreis. Der Graf erlegte ei¬ nen Matrikularanschlag von 5 Gulden, und hat¬ te auch auf dem Reichstage Sitz und Stimme im fränkschen Grafenkollegium. 1732 gab er Wirtemberg das Lehen wieder zurück. Die Herrschaft wurde darauf ein Kammcrschreiberey- gut. Die bey dem fränkschen Kreise geführte Stimme hat aufgehdrt. Es wird aber auch kein Matrikularanschlag mehr erlegt. Die Herrschaft bestehet aus Welzheim, einem schönen Markt¬ flecken. Zu seinem großen Kirchspiele gehören einige Zo Höfe, und andere unbedeutenden Or¬ te, überhaupt an 3011 Seelen. Die Gegend ist waldig, und hat wenig Getreidebau. Der Flachs wird hier vortreflich gut, und ist unter die besten des Landes zu rechnen. Die Einwoh¬ ner dieser Herrschaft sind meist wohlhabende Leute, die in ihrer Lebensart und Sitten noch viel von den alten Teutschen haben. Es sind meist biedere redliche Menschen, deren Natur noch unverdorben ist. Mit Holz treiben sie ei» sehr vortheilhastes Gewerbe. Zur Herrschaft Welzheim gehört noch die sogenannte waibeft hueb, die meist aus Höfen und geringen Orten be¬ stehet, an welchen theils andere Aemter, theils fremde Herrschaften Antheil haben. Die Kammerschreibereygüter. zor 13) Das Städtchen und Amt Gochsheim. Städtchen Gochsheim liegt an den Grenzen des Herzvgthums, an dem Flusse Kreich, in dem alten Kreichgau, auf einem ber¬ gigem Boden. ES hat 1441 Einwohner und ein Schloß, das jezt einigen Beamten eingege» den ist. Unter den Einwohnern sind Juden. Gochsheim gehörte den Grafen von Eberstein. Diese trugen dir Stadt und ehmalige Herrschaft von Kurpfalz, und nach 1.504, in welchem Jahre, Ulrich Gochsheim eroberte, von Wirtem- berg zu Lehen. Als 1660 dieser männliche Stamm ausstarb, verliehe der Lehensherr dieses Städtchen, mit noch mehreren Lehen, der Witt- we des letzten Grafen Kasimir, und ihrer Toch¬ ter, Albertine Sofie Ester. Diese wurde an den Prinzen Friedrich August von Wirtemberg Neuenstatt vermahlt. Sie starb 1729, und daS Lehen fiel dem regierenden Hause heim. Auch dieses Städtchen ließ sich die Frau Gräfin« von Würben schenken. Sie gab eS aber 1736 wieder zurück, und es wurde zum Kammerschreibekeygut gemacht. 1689 ist das Schloß und Städtchen von- den Franzosen abgebrannt worben. Der Prinz Friedrich August versicherte, daß er mit der Kro¬ ne Frankreich nicht in Krieg verwickelt wäre. Aber es half nichts. Die französische Nation lvvllte nun einmal ihren mordbrennerschen Geist Zor Die Kammerfchreibereygüter. auf teutschem Boden zeigen. Weil ihre Truppen ge, gen diebewafnetenteutschen Männer nichts ausrich- ten konnten, so würgten sie wehrlose Weibermrd Kin¬ der; weil teutsche Festungen so vieles Franzosen- blut gekostet, so verbrannten sie offene Orte, welche die französische Tapferkeit nicht erschöpf¬ ten. Wäre doch der Sieger bey Rosbach schon damals auf dem Kriegstheater erschienen! '— Nach diesem Brande wurde Städtchen und ßchloß wieher gebaut. 1738 hat das Feuer den grösten Theil Gochsheims wieder verzehrt. Zu dem > Kirchspiele des Städtchens gehört Las Dorf Banbrücken, Dertinger Amts, von SOZ Seelen: Iu dem Amte gehört das Dorf. l-VerldanAelloch, ein Pfarrdorf am Fluß« chen Angel, in einem tiefen engen waldigen Wale. Es hat ein altes, schwarzes, rauchiges Schloß und Z89 Einwohner. Es gehört Wir- temberg und dem Stifte Odenheim gemeinschaft¬ lich. 14) Das Pfarrdorf Stammheim. Pfarrdorf Gcammheim liegt zwischen Stuttgart und der Festung Asperg. har z8Z Einwohner und ein Schloß. Dieses alte, mit einem Graben umgebene, Gebäude hat einen, mit Olivenholz schön, und künstlich eingelegten, Saal. Die Herrn von Stammheiin, die sich davon nannten, befassen dieses DM als ein alt wirtembergsches Lehen. Von den Die KammerschreibereyWer. 503 Herren von Stammheim kam es eauf die Scherte!« schc Familie. Diese verkauft« 17z? das DoSf Etawmheim für 100,000 Gulden, mnd das Dörft chen Zazenhausen für 10,000 Gulden an Wv« temberg. Bey dem Dörfchen Zazenhausen , das ein Mal von Kornwestheim ist, wurde im Anfang die¬ ses Jahrhunderts ein unterirdisches, schönes röm« schcs Gebäude entdeckt, das vermuthlich ein Büd war. . > (^5-. . n-D 15) Der Marktflecken Köngen. ' ^T^er große schöne Marktflecken Höngen liegt in einer sehr angenehmen Gegend am ckar. Er enthalt ein Schloß und ig68 Einwoh, ner. Die Grafen von Hohenberg waren ehemals die Eigenrhumsherren von Köngen. Sie vek, kauften diesen Ort izz6 an die Grafen von Ei¬ chelberg. Von diesen ererbten ihn die Thum von Neuburg. Der Herzog Eberhard III kaufte 1666 die Helfte dieses Orts, von Friedrich Al? brecht von Thum. 1678 wurde sie wieder ge¬ gen Liebensiein vertauscht. 1687 verkaufte der Herzog Administrator Friedrich Karl diese Helfte wieder. Die andere Helfte ist 17Z8 von Wilhelm Ludwig Thum von Neuburg für 40,000 Gulden, und das Dorf Unterboihingen gekauft worden. Nahe bey diesem Marktflecken ist eine schö¬ ne steinerne Brücke, die 200 Schritte lang ist, und in ihrer Mitte eine hohe, steinerne Pyramide ohne Innschrist .hat, über den Neckar gebaut. Ii 4 Der 524 Die Kammerschreibereygüter. -Der Graf Ulrich zu Wirte mberg ließ sie 145- bauen. 173z ist hier ein Stückchen einer röm¬ ischen Strafe und die Fundamente eines stehende« Lagers entdeckt worden. - Das Stückchen Strafe ist ganz unbeträcht¬ lich. Es ist keine zwo Ruthen lang, und vrr- liert sich wieder, ohne daß man schliessen kann. «b es eine Landstrasse/ oder nur ein gepflasterter Weg des dabey gestandenen Lagers gewesen. Zur Entdeckung des Lagers gab folgendes Anlaß: Ei¬ ne Menge Felds zwischen Köngen und Böchingen war steinig/ und wollte nie der Fruchtbarkeit Wnstig werden. In der Umarbeitung des Feldes wurden auch öfters gehauene Mauersteine ausge, graben. Ein Weib fand eine goldne römsche Mün, He. Dieß gab Gelegenheit zur Ausgrabung des Lagers. Gegen hundert kleine/ viereckige Funda¬ mente von kleinen Gebäuden / die 16 bis 4° F"ß im Quadrat halten mögen / und 4 bis ro Fuß lief in der Erde stehen, und theils aus gehauenen, lheils unausgehauenen Steinen aufgemauert find, wurden ausgegraben. Fast in jedem derselben ist «ine, oder zwo kleine, zwey Fuß hohe laichen, wo sie vermuthlich ihre Hausgötter stehen hatten- Diese Vermuthung wird durch die Entdeckung zwo kleiner Statuen von Bronze, deren eine die Bildsäule Jupiters ist, bestärkt. Die Trümmer einer Wasserleitung, welche das Wasser fast vor jedes, dieser kleinen Gebäude, hinführte, zeige» sich auch noch. Es ist gewis noch nicht die Heu' jke dieses ehnjgligen Lggers aussegraden- Der " stri' Die Kammerschreibereygütcr. 505 steinige Boden des ganzen Feldes, die vielen vier- eckigen, weniger fruchtbaren Plaze/ die deutlich in die Augen fallen/ — und deßwegen auch die¬ sen Semmer 1786 mit niedrigen Staben ausger steckt worden sind/ — zeigen deutlich/ daß noch mehr römsche Anlagen und Alterthümer hier be¬ graben seyen. In diesen Mauern'sind goldne/ silberne röim sche Münzen, Statuen/ grosse Gefässe/ — de¬ ren eins roo wirtembergsche Maas halt/ — an¬ deres Gerüche/ ein Griffel/ und noch viele schätz¬ bare Alterthümer/ gefunden worden. Diesen schönen Alterthümern, die gegenwar. tig in dem Schlosse zu Köngen ausgestellt sind, soll ein eigenes Gebäude da errichtet werden, um sie auf dem Plaze/ wo sie gefunden worden sind, sehen zu können. Sicher wird der Reich« thum dieser Alterthümer mit jedem Jahre ver¬ mehrt. Die Aussicht von Köngen, das auf einer Anhöhe über dem Neckar liegt, ist wegen ihrer Schönheit, von dem hiesigen Pfarrer Reifel ge¬ zeichnet, und in der Karlöakademie in Kupfer ge¬ stochen worden. Zu Köngen gehört: Wendlingen/ ein Städtchen an der Lau¬ ter, die hier in den Neckar fällt. Es Hat 656 Einwohner, und Sitz und Stimme auf den Land¬ tagen. Die alten Besitzer dieses Orts waren die vdelichcn von werdnau. Diese verkauften das Städtchen 1545 an den Herzog Ulrich für 29,000 Gulden. 3'5 rb) Zoü Die Kammerschreibereygüter. rb) Das Städtchen und Amt Ochsenburg. sehr kleine Städtchen Ochsenberg liegt an der Anhöhe eines Hügels, in der Gegend von Güglingen. Ein altes, schwarzes./ hier stehendes Haus, wird das Schloß Dchseiv bürg genannt. Bey diesem Schlosse stehet ein alter, sehr starker, viereckiger Thurm, der noch aus den Zeiten der Römer Herkommen soll. Sei¬ ne ic> Fuß dicke Mauern, aus ausgehauenen Steinen, trozen der zerstörenden Zeit. Das Städtchen hat nur 946 Einwohner/ Und Sitz und Stimme auf den Landtagen. Es iß das kleinste Städtchen des Herzogchums, Es war ein Lehen der Grafschaft Vaihingen. In neuern Zeiten gehörte es denen von Srernfels, deren zerstörte Burg eine Stunde davon liegt. Die Sternfels trugen cs als ein männliches Lehen Wirtemberg auf, 1749 verkauften sie düs ciomi- nium nrils dieser Lehen, mit einem Fünftel El- genthum, der Schaferey zu Leonbronn, und den Dörfern Leonbronn, Zaberfeld, und (Helbach für zoo,oOo Gulden, an den Herr" Herzog Karl zu Wirtemberg, die Ritterschaft wo«' te das Recht der Besteurung haben. Es entstand darüber ein Rechtsstreit. Von diefem belehrt das herzoglich wirrembergsche Scheibt" sä comitia imperij n. Z. mehrers. Dieser Proceß mit dem Kanton Kreichgau wurde erst r?8z bepgelegt. Die Ritterschaft begab sich de° Die Kammerschreibereygüter. 507 angcmaßten Besteurungsrechts gegen Bezahlung 115,000 Gulden. Aber der kaiserliche Hof bcstät« tigte den Vergleich nicht. Das Amr Ochsen- bürg bestehet aus folgenden Orten: Leonbron, ist ein Pfarrdorf von 328 Ein« ' «ohnern. Zaberfeld, ist ein Pfarrdorf am Flüßchen Za« der, das in der Gegend dieses Dorfes entste. hct. Zaberfeld hat ein altes Schloß und 8?c> . Einwohner^ unter welchen 46 Juden sind. Michelbach, ist ein Dorf und Filial von Za« berfeid. 17) Das Schloß Magenheim. ^^as alte befestigte Bergschloß Magenheim liegt in der Gegend der Stadt Brakens heim im Zabergau. Es ist das Stammhaus der sehr alten freyherrlichcn Familie von Ma¬ genheim oder Monheim^ und liegt an dem Rande eines Berges / auf einem, durch einen tie¬ fen gefütterten Graben, abgesonderten Felsen. Es hat schöne, ungemein starke Mauern, ganz aus großen Quadern , und noch das ganze roman« tische Aussehen eines Naubschlosses, aus den Zei¬ ten des Faustrechts. Die Familie Magenheim ist sehr alt. r >47 und 1160 lebte ein Zaisolf von Magenheim. Eie starb mit Heinrich von Magenheim, der ums 3ahr 1409 lebte, aus. Nach Erkaufung der Herrschaft Magenheim 1321 und 1367 wurde daA Schloß 528 Die Kammerschreibereygüter. Schloß Magenheim einem aus der Familie von Sachsenheim zum Lehen gegeben. 1562 starb auch diese Familie aus , und das Lehen fiel als eröfnet heim. Das Innere des Schlosses ist niemals vollendet worden. In der alten Kapelle sind eini. ge der Herren von Magenheim begraben. Zn dem Schlosse ist jetzt ein Maierey. l8) Das Dorf Geisingen. Hindern Abhange eines Hügels, dessen Fuß der Neckar bespült, liegt das kleine Dorf Geir singen, in der Nahe der Stadt Ludwigsburg. Ein schwarzes, ummaurles Bauerhaus, das hier stehet, beehren die hiesigen Einwohner mit dem Namen eines Schlosses. Der ganze Schloßt ist mit Mist angefüllt. Geisingen ist ein sehr altes wirtcmbergi« sches Lehen, das die Adelichen von Sturmftder, rmd nach diesen, die von Stöffeln, von Wirrem- berg zu Lehen trugen. iZ9- wurde Hanns von Stammheim, von dem Grafen Eberhard dem Milden zu Wirtemberg, im Namen seiner Mut« 1er, einer gebohrnen von Stöffeln, mit GeW- gen belehnt. Ein Nachkommen von ihm, auch Hanns von Stammheim, war der letzte dieser Familie, und das Lehen sollte Heimfallen. berühmte Sebastian Scherte! , ein Lochtermann des Hanns von Stammheim, erhielte 1559 vos dem Herzoge Christoph, mit andern Lehen auch Geisingen und Beihingen. Es blieb bei der Scher- relschen Familie, bis Yen ro December 1782- K"" . - Ehri- Die Kammerschreibereygüler. zoy Christian Adam Scherte! von Burtenbach, das Dorf Geisingen, mit dem halben Dorfe Beihin- gen, an den Herrn Herzog Karl zu Wirtcmberg für Y0/V0O Gulden verkaufte. Geisingen ist ein Kirchdorf, und wird von dem Pfarrer von Heu¬ tingsheim, als eine Pfarre versehen. iy) Das Pfarrdorf Mühlhaufen. einem schönen Thale an der Enz, das sich wie ein Amphitheater krümmt, liegt das Pfarrdorf Mühlhausen. Die Berge, welche dieses Amphitheater eusmachen, sind mit Wein, k>er hier vortreflich wachset, bebaut. An ihren Füssen krümmt sich die Enz. Die steilsten Berge und Felsenwande, sind mit bewundernswürdiger Mühe und Sorgfalt fruchtbar gemacht worden. Hier ist ein altes, schwarzes, ins Viereck gebaute Schloß, an welchem man noch hin und wieder ein Fenster erblickt Es ist mit hohen Mauern und Thürmen umgeben. Mühlhausen gehörte denen von Scain, und ist 1784 denen Stainschen Töchtern, für igo,ooc> Gulden abgekauft worden. Hat 586 beelen. Die Abteym. ^^ie vierzehen Abteyen, welchen noch gegenwar- tig zwölf Aebte und zween Pröbste vorste« hen, machen die erste Klasse der Landstande aus, «Nb Mren ihre Stimmen, bep den Landtagen, auf 3" Murrhard. Zio auf der Prälatenbank. Bey der Reformation sind ihre Einkünfte eingezogen worden. Sie gehören . jetzt zum Kirchengute, und werden von dem Kir- chenrathskollcgium verwaltet. Die Einkunft dieser Klöster sind gröstcntheils sehr ansehnlich. Die Franenklöster, und ihre Einkünfte gehö¬ ren zwar auch zum Kirchengute; weil sie aber kein desouderes Äorps formircn, wie die Manns¬ klöster, so ist ihrer schon, bey den weltlichen Städten und Aemtern, wo sie liegen, gedacht worden. i) Das Kloster Murrhard mit der Pfleg» Westheim. ^^as Kloster Murrhard liegt bey der Stadt Murrhard an dem Musse Murr. Es war ein Benediktiner Mönchskloster. Im Jahre 816 wurde es auf Angebcn eines Einsiedlers erbaut. Der Kaiser Ludwig der Fromm«, soll es gestiftet haben. Seit 1574 hat es evangelische Aebce. Die Grafen von Löwenstein hatten den Schutz über das Kloster. iz6; nahm es auf Befehl des Kab jc^Karls IV die Grafen zu Wirtemberg zu Schutz' und Schirmherrn an. Die Grafen von Löwe»' stein traten rz9z und ihr Recht am Kloster dem Grafen Eberhard zu Wirtemberg ab. Zu dem Kloster gehört die Pflege West^ heim. Sie liegt im Umfange des Hallergebiet» und enthalt s Pfarrdörfer, r) west' Hirsau. 5ii i) Westheim, ist ei» hallsches Pfarrdorf im Gebiete dieser Stadt , in einer Gegend, wel« che der Rosengarten genannt wird. Zu dem Kirchspiels dieses Orts gehören 165z Seelen. r) Lieberofeld, ist ein Pfarrdorfund Kirchspiel von 495 Seelen. Derendorf, ist ein Dorf und wirtembergisches Kirchspiel von 486 Seelen. 2) Das Kloster und Amt Hirsau. A^as ehmalige, nun zerstörte Kloster Hirsau, welches das gröste und schönste, unter den Klöstern des Herzogthums gewesen ist, liegt auf einem kleinen Hügel, in einem schönen Thale des bchwarzwaldes, an der Nagold. Den grösten lheil dieses bemauerten Hügels, nehmen die schö¬ nen Trümmer des ehmaligen Klosters ein. Dieses Kloster, Venediktinerordms, wurde 8zc> von ei¬ nem Grafen von Kalw Erlafricd, und seinem Soh. ne Norbert gestiftet. Von 1082 bis 1091 ist es an dem Orte, wo noch seine Trümmer zu sehen stud, gebaut worden, da es vor dieser Zeit, an einem andern Orte gestanden hat. Es enthielte auf Zoo Mönche. 1558 wurde der erste evange¬ lische Abt, dem letzten katholischen, als ein Ko¬ autor zugegeben. Nach der Reformation wurde hier eine Klo- nttschule errichtet, die bis zur Einäscherung des Klosters 1692, blieb. Nach dieser Zeit ist sie inS Kloster Denkendorf verlegt worden. I ... 5l2 Hirsau. In diesem Jahr 1692 rückten die Franzosen vor das Kloster, und zündeten auch dasselbe an. Die Mauern des eigentlichen Klosters , und des Kreutzgangs stehen nur noch in der Höhe ei¬ nes Stockwerks. Das Gewölbe des Kreutzgangs ist eingestürzt. Die Mauern des sogenannte» Schlosses — der Prälatur — stehen noch ganz, bis auf die Spitzen, wo noch die vier eisernen Fahnen wehen. Diese Mauern zeugen noch von der vorigen, obgleich gothsschen Schönheit. Die ungemein grosse und massiv gewesene Kirche, verdient »och in ihren Ruinen Bewunde¬ rung. Von dem Gewölbe, ist äusser einem aus¬ nehmend hohen und weiten Bogen, von grosse» Quadern, der bisher noch der Zeit und Zerstörung gctrozt hat, und der der Eingang in den Kor war, nichts mehr übrig. Der Haupkeingang in diese Kirche gieng zwischen zween nahe beysammen ste¬ henden, viereckigen, hohen und gleichen Thürwe» durch. Von dem, zur rechten Hand, am Ein¬ gänge, stehet nur noch das erste Stockwerk. zur linken Hand, stehet noch in seiner ganze» Größe. Von seiner guten und dauerhaften Bauart ist dieß ein Beweis, daß er sich schon seit viele» Jahren — wie der hängende Thurm zu Bolog» na — auf «ine Seite, ohne dadurch aus seine« Gleichgewichte zu kommen, neigt. In der Wutk deö Thurms sind auf allen vier Seilen, unkennt¬ liche Figuren und Fratzen, von emer sehr gro^ Hk-sau. zrz lind schlechten Zeichnung und Ausführung, in halb« erhabener Arbeit, in die Mauern gehaum. Die ehmalige Sakristey stehet noch unver¬ sehrt. Sie wird aus Gelegenheit eines alten Mährchens, die Riesenkapelle genannt. An dem Gewölbe stehet man noch einige gemalte Heiligen- An den Wänden des Kors find einige dicke Präla¬ ten dieses Klosters — auf ihren Grabmalen — in Siem gehauen. Die gegenwärtige Klosterskirche war nur ei¬ ne Kapelle der vorigen. Sie ist die Pfarrkirche vom Kloster und Dorfe Hirsau. Der ehmalige Alosterskarzer ist unter allen Gebäuden deS Klosters, bey dieser großen Zerstörung, allein un¬ versehrt erhalten worden. Selbst die hölzerne Thüre blieb stehen Alle diese hier gemeldten schö¬ nen Ruinen stehen noch gegenwärtig, obgleich schon Sattler im Jahr 1752 schreibt, sie seien einge¬ rissen worden. Das Dorf Hirsau liegt unterhalb des Klosters ander Nagold, über welche hier eine steinerne Brücke gebaut ist. Es enthält mit sei¬ nem Kirchspiele zz r Seelen. Hier ist eine Löffel« schmidsfabrik, in welcher eiserne und verzinnte Löf¬ fel in großer Menge gemacht werden. Von dem Kloster Hirsau hat Johann Trittenheim eine Kronik geschrieben. Der erste Theil geh« von der Stiftung 8zo bis iz/o; der Myte von iz/o bis 1514. Das Amt Hirsau bestehet aus drey Pfar^ "Yen / die sehr zerstreut liegen. K k 1) 514 St. Georgen. i) Stammheim , ist ein Pfarrdorf im Umfan« ge des Amtes Kaliv/ von 873 Einwohnern. s) Schafhausen, ist ein Pfarrdorf, das im Umfang des Amtes Böblingen liegt, und 529 Seelen enthalt. Z) Lriolsheim, ist ein Pfarrdorf, das an den Armen des Maulbronner Amtes liegt, und 476 Einwohner har. 3) Das Kloster und Amt St. Georgen. ^-^as ehmalige Kloster St. Georgen liegt im Schwarzwalde, bei dem Ursprünge des Flüßchens Brigach. Es ist ums Jahr io8c> ge¬ stiftet worden, und war ein Benediktinerkloster. Der Stifter soll ein Abt, Wilhelm von Hirsau gewesen scyn. Die Kastenvogkey das Klosters kam I444, 1449 und i;z2 an Wirtemberg. 1567 bekam es den ersten evangelischen Abt. Fünfmal ist das Kloster verbrannt worden. Nach der letz' ren Zerstörung I6Z4 wurde es nicht mehr gebaut. Bei dem Kloster liegt der Marrfiecken St. Geor¬ gen, in welchem, und in der umliegenden Ge¬ gend viele Uhren und Glockenspiele von Holz und Metall, auch anderes hölzernes Hausgeräthe, Laden, Teller, Löffel, Schaufeln in großer Men¬ ge gemacht und ausgeführt werden. Der Markt¬ flecken enthalt mit dem dazu gehörigen Kirchspiele 1554 Seelen. Das in der hiesigen Gegend entstehende Flüßchen Brigach ist die erste und stärkste Quelle der Donau. Das Blaubeuren. 515 Das Amt St. Georgen bestehet aus einer Pfarre. Mönchweiler, ist ein Pfarrdorf und Kirchspiel von 706 Seelen. An katholischen Dörfern gehören noch in das Amt St. Georgen r > Rappel, ein katholischer Flecken, bei dem Dor, fe Mönchweiler. Kaufen, ist em mitderAbteyRothmünster gemein» schaftliches Pfarrdorf bey Rothmünster. Bühlingen, ist ein Flecken bey Rothmünster. 4) Das Kloster und Amt Blaubeuren. Kloster Blaubeuren liegt an dem Ur« sprunge der Blau, und dem kleinen Aach« flusse. Es ist dichte an die Stadt angebauk. Unter den noch stehenden Klöstern des Herzog« thums ist es das schönste. Den viereckigen, mit Alleen besetzten, inner» Platz, umgeben lauter schöne, großen Gebäude. Die Kirche hat die Figur eines Kreuzes. Es ist ein großes, gothisch schönes Gebäude. In der Mitte der Kirche stehet der Thurm. Dee in dem Kor stehende sehr schöne Hohalrar, war dem Johannes dem Täufer gewiedmet. Er ent¬ halt einige sehr gut gearbeitete, und stark ver¬ goldete Statuen von Holz in Lebensgröße. DaS Gold ist noch so schön , wie wenn es erst aufge¬ legt worden wäre. Unren sind die Büsten Christi Kk r und Ziö Blaubeuren. und der Apostel. Auf den vier Tafeln sind schöne Gemälde und Basreliefs von Christi Geburt, Johannes dem Täufer und mehr. Oben ist noch schönes vergoldetes Schnitzwerk und kleinere Sta¬ tuen , die fast bis an das hohe Korgewölbe rei¬ chen. Der Altar ist 1496 von Georg Sürlin aus Ulm gearbeitet worden. Die kleine hölzerne Statue, welche das Bild dieses Meisters vorstellt, ist einige Schritte davon zu sehen. Er soll sie als blmd noch verfertigt haben. Das Kloster Blaubeuren ist von Sibotho, einem Pfalzgrafen von Tübingen, der sich einen Grafen von Ruk genannt , zuerst bey dm Schlosse Egelfee gestiftet worden. Weil dieser Orr für unbequem gehalten wurde, so ist des Klosters Standpunkt geändert, und 1085 an den gegenwärtigen Drc versetzt worden. Die Mö», che waren Benediktiner. Die Schirmsvogtey über das Kloster hatten die Grafen von Helfcnstein, welchen auch die Stadt Blaubeuren gehörte. Der Graf Konrad von Helfenstein verkaufte 1447 die Schirmsvogtey über das Kloster, mit der Stadt Blaubeuren an den Grafen Ludwig zu Wirtemberg. Seit r;6a hat es evangelische Aebte. Nach der Reformation wurde eine von den beiden Niedern Klosterschulen hier angelegt. Das Amt bestehet aus vier Pfarren. i) Rotenacker, ist ein Pfarrdorf an derD^ nau, bas 982 Einwohner hat. . Alpirspach. 517 s) Macheolsheim, ist ein Pfarrdorf vou 6o'x Einwohnern. z) Geizseu, ist ein Pfarrdorfauf den Alpen, das 498 Einwohner hat. 4) Lautern, ist ein Pfarrdorf von 248 Ein¬ wohnern. Hieher gehört das Filial Wippingen, das nur zum Theil. würtember« gisch ist. Weilen, ist ein Dorf und Filial des Diakons zu Blaubeuren. Seine Volksmenge ist unter der schon gemeidten Liste der Stadt Blaubeuren begriffen. 5) Das Kloster und Amt Alpirspach. k?^as Kloster Alpirspach liegt im Schwarz« walde, am Flusse Senzig. Cs wurde 1095 von Äuemann von Hausen, Albrecht von Zollern, und dem Grafen Alwig vou Sulz gestiftet, und mit Benediktinern besetzt. Die Herzoge von Tek waren die Schirmsvögre des Klosters. iz6g bekamen die Herzoge vou Urslingen, und nach deren Absterben, die Grm> stn zu Wirtemberg die Schirmsgerechtigkeit. 156z bekam es den ersten evangelischen Abt. Das Kloster, der Marktflecken und sein Kirchspiel ent» halten 18 lZ Seelen. Bey Alpirspach ist eine Farbmühle, in web' cher der Robolc zu einem blauen Schmälte zu« bereitet wird. Die Offizianten derselb»n stehe» unter dem Oberbergamte. Dieses Werk hat das K k z Prft 5i8 Alpirspach. Privilegium, daß aller Kobolt, der im Lande ge. graben wird, dahin geliefert werden muß. Das Kloster Alpirspach hat das Hagestol, Zenrecht. Wenn hier eine Manns. oder Weibs- Person 50 Jahre im ehelosen.Stande erreicht Hai, so werden sie Hagestolzen' genannt. Wenn ei« solche Person stirbt, so erbt^dgs Kloster alle ihre beweglichen und unbeweglichen Güter. Nur die Sehen sind ausgenommen. Den allen Jungfern zum Troste , sollte die¬ ses Recht überall eingeführt seyn — mit Aus- schluß derjenigen, die ohne ihre Schuld ehelos blei' den. — Denn Gott schuf ein Mannlein und ein Fräulein, r Mos. 1. Das Amr Alpirspach bestehet aus 9 evan' Mischen und 2 katholischen Pfarren. r) Röthenberg, ist ein Pfarrdorf und Kirch' spiel von 710 Seelen. 2) Kittendorf, ist ein Pfarrborf und Kirch' sprel von 450 Seelen. Z) Lombach, ist ein Pfarrdorf und Kirchs von 9Z2 Seelen. Dahin gehört der kleine Marktflecken Loßburg. 4) OberiDingen, ist ein Pfarrdorf und Kirch' spiel von 482 Seelen. 5) Hopfau, ist ein Pfarrdorf und Kirchs^ von 7Z6 Seelen. L) Reinhards«»/ oder Reinerzau, ist ein Pfarrborf von zoo Einwohnern. . Lorch. ziy 7) Schömberg, ist ein Pfarrdörf und Kirchspiel von Z4; Seelen. 8) pecerzell, ist ein Pfarrdorf und Kirchspiel von 474 Seelen. y) Wickershausen, ist ein Pfarrdorf von 69; Seelen. io) Gößlingen, ist ein katholisches Pfarrdorh bey der Reichsstadt Rotweil. n) s77ordweil, im Breisgau, ist ein katholi¬ sches Pfarrdorf. In diesem Amte ist zu Königsstern bey Rek- nerzau ein Silberbergwerk. 6) Das Kloster und Amt Lorch. Kloster Lorch liegt zwischen Schorndorf und Gmündt, auf einem Berge, unweit der Remse, und dem Marktflecken Lorch. Es ist Hör von dem Herzoge Friedrich von Schwaben, seiner Gemahlinn Agnes, und seinen bcyden Söh¬ nen Fridrich und Konrad gestiftet worden. Dir Herzoge von Schwaben waren Schirmsherren und Kastenvögte des Klosters, so lang ihre Famrlie blühete. Als sie erlosch, so kam die Kasten«und Schirmsvogtey an Wirtemberg. Die Klosterskirche enthält einige merkwürdi¬ gen Graber und Grabmale. Hier sind der Her¬ zog Friedrich von Schwaben , und seine Gemahlinn Agnes, die Stifter des Klosters; Frie¬ drichs zwem Brüder Ludwig und Walthers Kk 4 die Z2S Lorch. die Mutter des Kaiser Fridrich Barbarossens, Judith, begraben. Im Kor find begraben, Heinrich, römscher König, und sein Bruder Friedrich, Herzog in Schwaben; Nonrad, Herzog in Schwaben und römscher Kaiser, seim Gemahl NN Gertraud und ihre vier Söhne Nembold, Friedrich, Wilhelm und Feie- edrict) der jüngere; Irene, des Kaiser Philipps Gemahlinn, und ihre Tochter Beatrix. 156z bekam bas Kloster Lorch den eiste« evangelischen Abt. 1525 ist es in der Barier» Aufruhr verbrannt worden. Nicht wett vom Kloster, an dm Füssen des Berges, auf dem das Kloster stehet, liegt Lorch, ein schöner großer Marktflecken, der mit dem dazu gehörigen weuläufkigen Kirchspiele, in welchem drey Kirchdörfer und eine Menge Höft und andere einzelne Wohnungen sind, ziz; See¬ len enthalt. Lorch gehörte denen Freyherrn, und nach¬ maligen Herzogen in Schwaben. Das Amr Lorch enthalt drey Pfarren. r) Lrikcnhofen, ist ein Pfarrdorfund Kirch¬ spiel von ic>2l Seelen. 2) Täferrorh, ist ein Pfarrdorf und Kirchspiel von 8<6 Seelen. z) Alfdorf, ist ein Pfarrdorf und Kirchspiel, zu welchem r878 Seelen gehören. Das Dorf Alfdorf ist ein wirtembergi- sches Lehen / das die von Holz zu Lehen tragen- 7) Denkendorf. 521 ' 7) Das Kloster und Amt Denkendorf. Kloster Denkendorf liegt im Kersch. ' thale, am Flüßchen Kersch , auf ^rnem Hügel. Es ist ums Jahr 1120 oder 1124 ge¬ stiftet worden, und war mit regulinen Korherren St. Augustins besetzt. Der Stifter soll ein wir- tembergischer Gras, Namens Verrhold, gewe¬ sen seyn. GcjhMtdlin, in seiner Geschichte des Klosters Denkendorfs, halt dieses für verdächtig. Seil '560 hat das Kloster evangelische Prödsie. Der Probst ist zugleich Generalsuperimendent und hat 8 Spezialsupermtendenken unter sich. Hier ist eine der zwo nieder« Klosterschulen, die i7iz, Nachdem 1692 das Kloster Hirsau verbrannt wur¬ de, von Hirsau hieher verlegt worden ist. Denkendorf ist unter den vier bewohnten Klöstern des Herzogthums, der Bauart nach, das schlechteste. Es ist sehr winklich, und ungleich gebaut. Die Geschichte dieses Klosters ist von Gchmidlin geschrieben. Das Amt enthält eine Pfarre. Denkendorf ist ein Flecken, der an den Abhang emes Berges hingebauk und sehr kokhig ist. Er enthält 1014 Seelen. Das Flüßchen Kersch trennt diesen Ort von dem Kloster. Er hat seinen Predig e und Kirche. Der Gottesdienst wird aber in der Klosterskirche gehalten. Altdorf, ist ein Dorf und Filial von Necker- thailfingen, Nürrmger Amts. K k 5 BeM 522 Anhausen. Berkheim, ist ein Dorf und Filial von Nel¬ lingen, Stuttgarter Amts. 8) Das Kloster und Amt Anhausen. einem schönen angenehmen Thale, an der Brenz/ liegt das schöne Kloster Anhau¬ sen. Es ist ri25 von dem Pfalzgrafen Maw FOld von Tübingen/ und seinen Söhnen Wal¬ ther, Mangold, Albrecht und Ulrich p stiftet worden. Anfangs stand es zu Langenau, einem nlmischen Marktflecken, wo das Kloster noch einen Pfleger, und reiche Einkünfte hat. Nach dem Tode des Pfalzgrafen Mangolds/ versetzt seine Söhne das Kloster. Der Platz, wo es stand, gefiel ihnen nicht; fie verlegten cs HM/ an die Ufer der Brenz, und begabten es reichlich" Es war ein Benediktiner Mönchskloster, und iß jederzeit mit der Herrschaft Heidenheim Verbund!" gewesen , hat auch immer gleiche Schicksale, gl milie besaß es, bis 1592. Konrad von Rechberg verkaufte in diesem Jahre das Schloß Falkenstein/ mit noch mehrer» Gütern, an den Herzog Lud» wig zu Wirtemberg. Das zerstörte Bergschloß Eseksburg, das snch auf einem Berge, über diesem Thale liegt, und unter sich das kleine Dörfchen EseisburI hat, gehörte der alten Familie, die sich Esel von Eselsburg nannte, auch einen Eselskopf iin Wapen führte. In der alten Klosterskirche zu Anhausen ist unter andern Wapen, auch das alt ritterliche Wapen dieser Eselskopfischen Familie gemalt zu hen, mit der entsprechenden Aufschrift: Rudolf von Eselsburg der Esel. Eselsburg kam aus den Händen der Familie von Rechberg 1592 an Wirtemberg. Das Ame Anhausen enthalt folgende Orte: Gussenstade, ist ein Pfarrdorf von 6;o Ein¬ wohnern. Demn- Herbrechtingen. 525 Dettingen, ist ein Marktflecken von r 060 Ein¬ wohnern. Heuchlingen, ist ein Dorf von 665 Einwoh» nern. ES wird von dem Geistilchen zu Det¬ tingen als eine Pfarre versehen. Von diesen zween Orten gehört auch ein Lheil in daS Amt Heidenheim. Möklingen, ist ein Dorf an der Landstrasse zwischen Gmündt und Aalen. ES ist nach O- berbebingen, Heubacher Amts eingepfarrt. An diesem Orte haben auch andere Herrschaf¬ ten Antheil. Äusser diesen Orten hat das Kloster An» Hausen noch mehrere Unterthanen , die in andern Aemtern zerstreut sind. y) Das Kloster und Amt Maulbronn, siehe Nro. 50. io) Das Kloster Herbrechtingen. Kloster Herbrechtingen liegt bey dem Dorfe Herbrechtingen an der Brenz. Es ist 1144 zur Ehre des heil. Dionys gestiftet worden. Es war immer mit der Herrschaft Heidenheim verbun¬ den , und ist such mit ihr verkauft worden. Die Mönche waren Augustiner. Die Kirche hat noch einen schönen Hohaltar, auf dem die Jahrszahl I6;i stehet. In diesen Zeiten war das Klostee tvieder von den Mönchen besetzt. Vermuthlich ist .der Altar in diesem Jahre gebaut worden. Er 5 26 Herrenalb. H moderner als alle in den übrigen Klöstern, und als die von den Zeiten, vor der Reformation her, kommenden, Altäre. i§?6 wurde das Kloster re, formirt. 1555 bekam es den ersten evangelischen Probst. Die hiesigen Pröbste sind zugleich Pfar¬ rer des Dorfs. Die Bürger der Sradt Giengen branncen 145z das Kloster ab. Es Hal kein Amt. 11) Das Kloster und Amt Herrenalb. ^^as Kloster Herrenalb liegt im Schwarz, Walde, am Flusse Alb, an der Dadenschen Grenze. Ein Graf Berthold von Eberstein stif« tete es 1148. Die Mönche waren Zisterzienser. Die Kasten - und Schirmsvogtey über dieses Klo« ster hatten zuerst die Grafen von Eberstein. iz?8 bekam der Graf Ulrich zu Wirremberg, auf Be¬ fehl des Kaisers Ludwigs, die Schirmsgerechtig- keit dieses Klosters, weil der Marggraf Hermann von Baden, den Schirm über das Kloster gesucht, und es, wo er konnte, bedrängte. Eben dieser Kaiser bestattigte dieß 1^44. Der Kaiser Karl IV bestattigte 1347 den Grafen Wirtembergs die Schirmsgerechrigkeit über das Kloster Herrenalb. Baden wußte von der Anforderung an das Kloster abstehen. 155; erhielte es den ersten evangeli¬ schen Abt. Die aufrührischen Bauern plünderten Las Kloster 1525. Diese , von Baden ehmals angesprochene, Schirmsgerechtigkeit dieses Klo¬ sters, gab Baden Gelegenheit , Ansprüche an Herrenalb zu machen. Ungeachtet der von den Kaisern, Herrenalb. 527 Kaisern, Wirtemberg drepinal zugesprochenen und zugesicherten Schirmsgerechtigkeit, ungeachtet des westfälschen Friedens, der den Besitz des Klosters Herrenalb, in dem 4ten Artikel, Mir- temberg zusagt, machte doch seit langer Zeit Baden Ansprüche an Herrenalb. Das Kloster enthalt mit seinem dazu ge¬ hörigen Kirchspiele 708 Seelen. Zu Herrenalb gehören die drey Aemter Herrenalb, Dettin¬ gen und Merklingen. r) Das Amt Herrenalb enthalt eine Pfarre. Loffenau, ist ein Pfarrdorf von 710 Ein¬ wohnern. 2) Das Amt Dertingen, liegt an der pfälzi¬ schen Grenze, bey dem Städtchen Gochsheim, und bestehet aus 3 Pfarren. r) Dettingen ist der Name eines Marktfleckens und eines Dorfs, welche zween Orte nahe bey- sammen liegen, und ober und unter Dettin¬ gen heissen. Sie machen eine Pfarre aus und enthalten 1382 Seelen. 2) Dberacker, ist ein Pfarrdorf von 329 Ein¬ wohnern. 3) Nußbaum, ist ein Pfarrdorf von Z46 Ein¬ wohnern. Dazu gehört, als ein Filial, das Badensche Dorf Gpranrhal, das 1748 von Wirtemberg an Kurpfalz, und von diesem, an Baden gekommen ist. Dahn- z 28 Herrenalb. Bahnbrücken , ist ein Dorf von 20A Einwoh¬ nern. Es ist ei» Filial von Gochsheim. Lreudenstein, ist ein Pfarrdorf, das zum Ttzei! in das Amt Maulbronn gehört, und schon dor¬ ten vorgekommen ist. z) Das Amt Merklingen, liegt um den klei¬ nen Fluß Wirm, bey dem Reichsstädtchen Weil. Es enthält 6 Pfarren. 1) Merklingen, ist ein Marktflecken an der Wirm, der 1019 Seelen enthalt. Er gehörte den Grafen von Iwevbrücken. Die Grafen Heinrich und Otto von Zweybrücken verkauften 1296 Merklingen, mit allen dazu gehörigen Gütern und Gerechtigkeiten, um 452 Pfunde Heller an das Kloster Herrenalb. 2) Hausen, ist ein Pfarrdorf an der Wirm von 276 Einwohnern. 3) Simozheim, ist ein Pfarrdorf von 6zr Einwohnern. 4) Gechingen, ist ein Pfarrdorf von 752 Ein¬ wohnern. §) Alrhenstett, ist ein Pfarrdorf von 649 Einwohnern. 6) Neuhengsterr, ist ein Waldenser Pfarr¬ dorf von 209 Einwohnern. Der Waldenser sind 185. 12) Düs Adelberg. zsy 12) Das Klojter und Amt Adelberg. einer waldigen Gegend, unweit Göppingen und Schorndorf, liegt das Kloster Adelberg. .Es hat 168 Einwohner. VoEnKNd von Staufen stiftete es 1178, Der Kaiser Friedrich bestättigte die Stiftungen 1181. Anfangs hieß es Madeiberg, und bestand aus einem Manns- Frauenkloster, Pramonstratenserordens. Der Graf Ulrich zu Wirtemberg erkannte es für unschicklich, Mönche und Nonnen so nahe beysammen, einge¬ mauert zu wissen. Er verlegte die Nonnen nach Laufen. Nach dem Abgang der schwäbischen Her¬ zoge, bekamen die Grafen zu Wirtemberg die Schutz - und Schirmsgerechtigkeit über dieses Klo¬ ster. 1361 ist eS gröstentheils von dem Feuer verzehrt, und rZ2Z von den auftührischen Bauern ganz verwüstet worden, 1565 bekam es den er¬ sten evangelischen Abt. Im zojahrigen Kriege ist es zweymal von den Kaiserlichen in Besitz genommen, und den Mönchen wieder eingeraums Horden. Der westfalsche Friede trieb die Mön¬ che wieder aus, Der hiesige Abt ist zugleich Ge¬ neralsuperintendent. Er hat 10 Spezialsuperin- tendenturen unter sich. Das Amr Adelberg bestehet aus 6 Pfar- ftyen, r) Hundsholz, ist ein Pfarrdorf und Kirch¬ spiel von 854 Seelen. s) Lorhenderg, ist ein Pfarrdorf von 399 Einwohnern, das schon bey dem Amte Göp¬ pingen vvrgekvmmen ist. Ll 3) 5zo Adelberg. Z) Oberwälden, ist ein Pfarrdorf von Z 46 Einwohnern. 4) Zell und Alcbach sind zween Dörfer, die na¬ he beysammen, an der Landstraße oberhalb der Sradr Eßlingen liegen, eine Pfarre ausmachen, und 862 Seelen enthalten. Z) Airthenkirnberg, ist ein Pfarrdorf und Kirchspiel von 976 Seelen. 6) Steinender^, ist ein Pfarrdorfund Kirch¬ spiel von 1514 Seelen. Bey dem Dorfe Mindelspach, bas zu die¬ sem Orte als Filial gehört, ist «in versteinernder Bach. 13) Das Kloster und Amt Bebenhausen. A*^as Kloster Bebenhausen liegt im Schön- buch auf einem Hügel, der auf allen Sei¬ ten mit Wald umgeben, also ganz zu den stillen Musen geschaffen ist, eine Stunde von Tübingen. Das Kloster ist mit drey Mauern, wie eine Fe¬ stung, umkerkert. Man muß drey Thore passt- ren, bis man die schwarzen Klostermauern er¬ blickt. ' Der Pfalzgraf Rudolfi von Tübingen stif¬ tete es ums Jahr i-8Z. Die Mönche waren anfangs Pramonstratenserordens. Das Kloster ist aber 1191 den Zisterziensern übergeben, und in den nachfolgenden Zeiten reichlich beschenkt worden. ^Bebenhausen. 5zr Die Kirche hat die Figur eines Kreuzes, in dessen Mitte der Thurm stehet. Dieser ist noch ein Andenken gvthischer Schönheit. Er ist ganz durchgebrochen, nach Art des siraßburgschen Mün- sterthurms, mit einem steinernen dnrchgebrochenerr Dache. Von dieser Bauart sind noch zwey kleinere Thürmchen in dem Kloster. Seit 1560 hat das Kloster evangelische Aebte. Diese sind zugleich Generalsiiperintenden- ten, unter welchen 10 Spezialsuperintendente» stehen. Hier ist eine der bepden höher» Kloster¬ schulen. In dem hiesigen "Jagdzeuczhause werde» die zu den Jagden gehörigen Garne, Wagen, Jagdschirme und andere ndthigen Werkzeuge auf- behalten. Das Kloster enthalt mit dem dazu gehörige» Hofe Waldhausen 228 Seelen. In den Städ¬ ten Stuttgart und Tübingen hat das Kloster Höfe mit'Pflegern. Das Klosteramt bestehet aus 8 Pfarren. 1) Lustnau, ist ein großes Dorf am Nekar, das mit dem dazu gehörigen Dörfchen Pfron¬ dorf 1499 Seelen enthält. Der hiesige Pfar¬ rer ist zugleich Spezialsuperintendent des Be¬ benhäuser Sprengels. 2) JVeil, im Schönbuch, ist ein Marktflecken und Kirchspiel von »349 Seelen, «l -r r) §zr Bebenhauftn, Z) Altdorf, ist ein Pfarrdorf von 812 Ein¬ wohnern. 4) Jestngen, ist ein Pfarrdvrf von 1042 Seelen. Z) Ofterdingen, ist ein Pfarrdorf von 1192 Einwohnern. 6) -Aagelloch, ist ein Pfarrdorf von 448 Ein¬ wohnern. 7) Neusten, ist ein Pfarrdorf, zu welchem das meist katholische und Mit Oesterreich gemein¬ schaftliche Dorf poltringen gehört. Obgleich Poltringen meist katholisch und Reuften evan¬ gelisch ist, so wohnt doch der evangelische Pfar¬ rer zu Poltringen. In .dieser Pfarre sind 5^4 Einwohner. 8) Unreröschelbronn, ist ein Parrdorf, zn dessen Kirchspiel das Dorf Oberoschelbronn/ Herrenberger Amts gehört. Diese zwey Orle enthalten 564 Seelen. Immenhaufen, ist ein Dorf und Ml von Mähringen, Tübinger Amts, Es hat 29^ Einwohner, 14) Das Kloster und Amt Königsbronn. dem Ursprünge der Brenz, in der Herc¬ ev) schäft Heidenheim, liegt das Kloster nigsbronn, und bey ihm das Dorf dieses Namens. Das Dorf Königsbronn, ist an dein Fuß des Berges, an welchem die Brenz entsteh Königsbronn. 533 het, hingebaut, und hat viele gutgebaute Hau¬ ser. Hier ist eine beträchtliche Eisenschmiede und ein Schmelzofen, welche Werke, viele und schön gemachte eiserne Arbeiten liefern. DaS Kloster, Dorf und die kleinen Dörfer Zang und Izelberts, wo ein Eisenhammer ist, enthalten 1652 Einwohner. Der König Albrecht stiftete 1302 das Kloster Königsbronn, Zisterzienser Or¬ dens, im Dorfe Springen, dessen Namen jetzt aufgehört hat, weil das Kloster und Dorf auf dessen Platze stehen. Die Grafen von Helfen¬ stein verkauften 1448 dieses Kloster an den Gra¬ fen Ulrich zu Wirtemberg. In den nachfolgen¬ den Zeiten hatte es mit der Herrschaft Heiden¬ heim gleiche Schicksale. 1557 bekam es den letzten katholischen Abt, der nachgehends die evan¬ gelische Lehre angenommen hat. Der Abt dieses Klosters muß seine Abtey be¬ wohnen, und ist zugleich Pfarrer zu Königs¬ bronn. Der Brenzfluß, dessen Quelle bey dem Dorfe Königsbronn ist, entspringt an dem Fus¬ se einer hohen Felsenwand, und treibt gleich arr seinem Ursprünge, wo ein künstlicher eisernes Wasserbau ist, einige schwere Eisenhämmer. Das Amt Rönigsbronn bestehet nue aus einem ganzen Pfarrdorf« An den drey an¬ dern, die sehr zerstreut liegen, hat es nur Am theile, 8lS Stein- Z34 Königsbronn. Gteinbekm, ist ein Pfarrdorf und Kirch¬ spiel im Umfange des Amtes Heidenheim, von 156^ Seelen. Hier wird recht gutes Töpftr- geschirr gemacht. (Vberkochen, ist ein Pfarrdorf an de« Grenzen der Herrschaft Heidenheim, bey dein Ursprünge des Kocherflusses, zwischen fürchter¬ lichen Bergen. Wirteniberg und Ellwangen be¬ sitzen dieses Dorf. Wirtemberg hat hier 294 Unrerthanen. Degenfeld, ist ein Pfarrdorf, das äusser den Grenzen des Herzogthums, in der Herrschaft Rechberg liegt. Die Alpen, die dieses Dorf in ei» enges Thal einschliessen, erheben sich, faß wie Wände, sehr schnell und hoch. Die Gipfti dieser Berge sind ganz mit nackten Felsen ge¬ krönt. An einem dieser Berge, in einer Gegend, welche die Glasklinge heisset, entstehet der so schöne, kristallenklare Fluß L-rmer. Degenfeld gehört Wirtemberg und Rech« berg getheilt. Rechbergs Unrerthanen sind ka¬ tholisch und die wirtembergschen evangelisch. Hier ist Parität, die so weit getrieben wird, daß die Anzahl der Bürger, bep jeder Religionsparthie auf 18 auch sogar die Anzahl der Hauser fest gesetzt ist. Kein neuer Bürger darf angenom¬ men werden, bis einer abgegangen ist. Kein Haus, darf — äusser auf den Platz eines alten--' gebaut werden. Daher kann von mehrer» Kin¬ dern eines begüterten Einwohners, nur eins die Gäter Königsbronn, 535 Güter seiner Eltern erhalten. Die übrigen müs¬ sen entweder lebenslänglich dienen, oder aus- wandern, obgleich immer viele ioo Morgen Feldes ungebaut bleiben müssen. Herrlicher Nu¬ tzen der Parität. Die evangelischen sind allein im Besitz der Kirche. Wirtemberg hat hier 226 Ilnterthanen. Hier findet man in ganz ausserordentlicher Men¬ ge Ammonshbrner. Auf einem nahen halbrunden Berge, der sich über Degenfeld erhebt, siehct man noch einige Schutthaufen und Fundamentmauern, des alten Stammhauses, der jezt gräflichen Fa¬ milie Degcnfeld, welche dieses Dorf besaß. Christof von Degenfeld verkaufte die Helf- te dieses Orts 1597 für 17,500 Gulden an Wirtemberg. In der hiesigen Kirche siehet man noch einige Grabmale der degenfeldschen Familie. Söhnftetten, ist ein Pfarrdorf, das nur zum Theil in dieses Amt gehört. Es ist schon bey der Herrschaft Heidenheim vorgekommen. Der Marktflecken Unteröwisheim. ^j^er schöne Marktflecken Unteröwisheim liegt äusser den Grenzen des Herzogsthums, in dem Kreichgau, eine Stünde von Bruchsal. Dieser Ort, der ein besonderes Amt ausmacht, siehet unter der Jurisdiktion des Kirchenrathes, der hier die Strafen und Zölle erhebt. Im kirchlichen stehet er unter dem unmittelbaren De¬ kanate des Abts zu Maulbronn. Die 53b Unteröwisheim. Die Lage von Unteröwisheim ist eiste schöne, fruchtbare, milde Gegend, wo sehr guter rother und weisser Wein wachset. Eine Gattung des hiesigen weissen Weins, führt den Namen Vl- num bonum — mit Recht. Nicht nur wegen ihrer inner« Güte, sondern weil sie bald trinkbar werden, werden diese Weine häufig gesucht. Der Weinhandel wirft für Unteröwisheim grpße Sum¬ men ab. Der Abt zu Maulbronn, Konrad von Thal- Heim , kaufte 1346 den halben Theil dieses Orts, von dem Marggrafen Hermann von Baden und seiner Gemahlin» Mechtild, des Grafen Kon¬ rads von Vaihingen Tochter. Die andere Helfte kam 1748 durch Tausch gegen die Dörfer Zafi senhauftn, Gölzhausen und Gpranrhal, von Kurpfalz an Wirtemberg. Einwohner hak Unteröwisheim 43^0. Die Pfarre Lußheim. zween Dörfer Altlußheim und lußheim liegen äusser den Grenzen des Herzvgthums, am Rheine, der Reichsstadt Speir Hegen über. Altlußheim ist ein Pfarrdorf, das zM unmittelbaren Kirchsprengel des Prälaten Z" Maulbronn gehört. Neulußheim ist das Fi¬ lial. Mybe Orte haben 919 Einwohner. S>e gehören zum Kirchenrathe, und stehen unter der Kloster maulbronnfchen Stabspflege zu Spe>e- Das Msthum Sperr h-t die hyhe Jurisdiknon . . »der Löwenstekm 537 über diese zween Orte. Hier wird viel Tobak gebaut. Die Grafschaft Löwenstein. (flennt Wirtemberg enge verbundene Graf- schäft Löwenstein liegt zwischen den wir- tembergschen Aemtern Laufen, Beilsteiu, Weins sperg. Sie ist nicht nur ein wirtembergsches Le¬ hen, sondern stehet ganz unter wirtembergscher Landeshoheit. Die Unlerthanen müssen den Her¬ zogen huldigen , und die wirtembergschen Kirchen« und Jivilgesetze befolgen. Auch die neuen her¬ zoglichen Befehle werden den Unlerthanen kund gemacht, und ihre Kirchen und Geistlichen von wirtembergschen Superintendenten visttirt. Die Processe forwiren sich nach wirtembergschen Fuß, und ihr Oberappellationsgericht ist das wirtem- bergsche Hofgericht. Selbst die Grafen von Lö¬ wenstein müssen, nach dem Vertrag von iZyo, die Herzoge zu Wirtemberg, nicht nur als ihre Erb - und Lehensherren , sondern auch für ihre Landesfürsten erkennen. Dieses kleine Land, das nicht 6ooo Men¬ schen zählet, bekennet die evangelische Lehre. Es ist sehr bergig und waldig, hat auch Weinbau , Ackerfeld , und Wieswachs. Die Einwohner leben nieistvvm Feldbau. Die Grafen von Löwenstein sollen mit den Grafen von Kalw einen Ursprung haben. Sie führen auch, wie die ehmaligen Grafen von Kalw, einen rochen Löwen im Wapen. M m Lud» 538 Löwenstein. Ludwig, der letzte Graf von Löwenstein, verkaufte seine Grafschaft an den Pfalzgrafen Friedrich den siegreichen, für 14,000 Gulden. Friedrich hatte einen, mit Nlara von Termang erzeugten Sohn, Ludwig. Dieser erhielt, nach seines Vaters Tode, anstatt der andern ihm ver¬ machten Herrschaften, vom Kurfürsten Philipp die Grafschaft Löwenstein. Maximilian I erhob ihn 1494 in den Reichs¬ grafenstand. Sein Enkel, Ludwig II, erheira- thete die Grafschaft Wertheim, mit der Grä- finn Anne von Stolberg. Er wurde also der Stammvater der jetzigen Fürsten von Löwenstein Wertheim. Als der Herzog Ulrich 1504 Pfalz bekriegte, nahm er auch die Grafschaft Löwenstein in Be¬ sitz. Nur dringende Vorbitten mächtiger Fürsten, konnten ihn bewegen, sie dem Grafen Ludwig wiederzurückzugeben. Ließ geschähe izro. Aber nicht anders, als in der Eigenschaft eines landsaffigen Lehens , erhielt er sie wieder. Verträge von 1510 und 1590 bestimmen dieß. Wirtemberg wurde nicht nur der Lehensherr, sondern auch im eigentlichen Verstände der Lan¬ desherr der Grafschaft Löwenstein. Die Reichsanlagen der Grafschaft hat Wir¬ temberg übernommen, und jene zahlt an dieses die ausserordentliche Steuer. Die Güter und Orte find unter die fürstli¬ che und gräfliche Linie getheilt. Die Theile aber sehr ungleich. Löwenstein. 539 Der fürstliche Antheil. 1) Das Bergschloß wildek, stehet in der Nahe des Städtchens Beilstein, dem Schlosse Helfens berg gegen über. 2) Das Dorf Abstatt, ist ein Filial von Auen- stein, Beilsteiner Amts, und hat 594 Ein¬ wohner. 3) Der größere Theil des Fleckens Hapenbach, und der Vohenloherhof. Der gräfliche Anrheil. 1) Das Städtchen Löwenstein liegt auf einem Berge, in einer sehr bergigen Gegend. Es zeigt noch einige Trümmer des alten Schlosses, das die Wohnung der Grafen von Löwenstein war. Zu dem Kirchspiele des Städtchens ge¬ hören einige geringen Orte und Höfe, die mit dem Städtchen 186z Seelen enthalten. An der Kirche stehen zween Prediger, der soge¬ nannte Hvfprediger und ein Diakon. Hier sind auch ein Bad, und Steinkohlengruben. Zu dem Aemtchen gehören 14 kleine Oerts chen und Höfe. 2) Sulzbach, ist ein schöner Marktflecken an der Murr, in einem zwar engen, aber schö¬ nen Thale, das sich von Spiegelberg her, bis «ach Murrhard ziehet. Von Sulzbach wird das Thal immer weiter. Zu beyden Seiten ist es mit hohen Bergen, die mit Wald bewach- Mm » ft" 542 Würtembergsche Rechte sen sind, eingeschlossen. Hin. nnd wieder steht eine einsame Hütte an die Berge hingebaut. Auf der linken Seite des Murrflusses, bfnet sich ein schönes Thal- wo das Dorf Oppen¬ weiler und Schloß Reichenberg stehen. Sulz¬ bach ist ein großer, artiger Ort, der viele,, recht gute Häuser hat. Er begreift mit denen, zu seinem Kirchspiele gehörigen Orten, 2728 Seelen. Zu seinem Amte gehören 14 Dörf¬ chen und Höfe. Wirtemberg hat hier die Ze¬ henten , Steuern und die Akzise. Z) Schmidhausen, ist ein ganz kleines Dörf¬ chen, nahe bey Beilstein. Es ist ein Filial von Gronau» Zu seinem Aemtchen gehören 7 Oertchen. In folgenden ausländischen Orten hat Wirs temberg Einkünfte und Gerech¬ tigkeiten. Hiuf der Stadtmarkung der, unter wirtemberg- sehen Schutze stehenden, Reichsstadt Heil¬ bronn, hat Wirtemberg den großen Fruchtzchen- den und Weinzehenden. Der letztere ist sehr be¬ trächtlich, da um Heilbronn nicht nur an 2000 Morgen Weinberge liegen , sondern auch der Wein recht gut wird. Dieses Recht soll von den Zeiten des pfälzischen Kriegs Herkommen, und dazumal an Würtemberg gekommen seyn. Im Gebiete der Reichsstadt Giengen hat Wirtemberg dsn großen und kleinen Fruchrzehen- den. in ausländischen Orten, 541 den, rind die hohe Jurisdiktion- -die bis an die Mauer und Thore, reicht. Und in der Stadt selbst, hat Wirtemberg einen eigenthümlichen , mit Steinen begrenzten Platz, rvo es auch die Jurisdiktion hat. . . , ? Auf der Markung der Reichsstadt Reut« lingen, hat Wirsemberg die .Jagdgerechtigkeit. Diese, unter wirtembergschem Schutze stehende Stadt, muß kraft des Vergleichs von 1698, zur Vertheidigung des Herzvgth'ums '100 gerüstete Mann zu Fuß stellen, oder dafür monatlich zoa Gulden bezahlen. Die unter wirtembergschem Schutze stehende Reichsstadt Eßlingen ist verbunden, zur Lan- tesvertheidigung —- kraft eines Vertrags von 1674,'— iFo gerüstete Mann , zu Fuß, z» stellen. In dem Ulmischen Flecken Langenau hat das Kloster Anhausen einen Pfleger und reichen Einkünfte. In der Reichsstadt Eßlingen haben die Klöster Bcbenhausen, Denkendorf und Blaubeu¬ ren , Pfleger. In dem Iollernschen Städtchen Hai¬ gerloch hat das Kloster Alpirspach einen Pfleger. In den Städten Pfullendorf und Reutt- lingen hat das Kloster Königsbronn Pfleger. Mm3 3n 542 Wümmbergsche Rechte re. In dem Reichsstädtchen weil haben die Klöster Hirsau und Bebenhausen Pfleger. In der Stabt Gmündt hat Wirtemberg skkn GeleitSreuter, und in dem Dorfe Langen¬ brücken, bey Bruchsal, einen Schaffner. Das Stift Ellwangen stehet unter her¬ zoglich wirtembergschen Schutze. Äusser diesen Landern besitzt das herzogliche Haus Wirtemberg noch die gefürstete Grafschaft wömpelgard in Frankreich, mit den Herr¬ schaften Lranquemonc, Blanmonc, Ele, monc, Grauger, Cleryal, passavanr, Hericourr und Lhadelor. Im Elsaß besitzt Wirtemberg die Grafschaft Horburg und die Herrschaft Reichenweiher. Beylagen t Ä unvollständig Die Todtenregister M m 4 1626 544 Beylagen. Stuttgarter Kirchenlisten. Jahr gebe, Zestor- Chen Beylagen. 545 Stuttgarter Kirchenlisten. Jahr gebo- gestor- Ehen ren ben M m A 1676 546 Beylagen. Stuttgarter Kirchenlisten. Beylagen» 547 Stuttgarter Kirchenlisten. 1726 548 Beylagen. r7Zl Beylagen. 54h Stuttgarter Kirchenltsten. 1776 550 Beysagen. Ludwig Beylagen. 55r Ludwigsburger Kirchenlisten seit Einweihung der Stadtkirche 1726. 552 Beylagm. Ludwigsburger Kirchenlisten. Jahr gebe- gestor, Ehen Kvmu-Konfir- Seelenan- ren ben nikant. mirt, zahl über¬ haupt in der Stadt -774 Deslagm Belagen Plan einer Seclmtabelle «st M- «stmast dm «st« s«"°r ,786 .mg-schick. w«dm mußt- Seelentabelle auf dm ersten Jenner 1768. Totalsiimme Beysageu. ZAZ Ludwigsburger Kirchenlisten. Jahr gebo- gcsior- Ehen Komu-Konfir- Seelenan» re» ben nikanr. mirt, zahl über¬ haupt in der Stadt R n Eiste 554 Beylagen» Liste derjenigen Helden, welchen iZiy das wohlbefe- sikgte Bergschloß Tübingen mit den fürstlichen Kindern des Herzogs Ulrichs, gegen den schwä¬ bischen Bund zu vettheidigen anvertraut worden, wie sie auf einer schwarzen Tafel mit goldnen Buchstaben, auf dem Schlosse Tübingen noch zu lesen sind. Anno iZiy sind mit Herzog Christof zu Wir- temberg, als er vier Jahr alt gewesen, und sammt ihr fürstlich Gnaden Fraulein Schwester? in der Festung Hohemübingen belagert worden, nachfolgende Herren und von Adel: Philipp von Nüppenburg, Hauptmanna Hanns Oswald von Heydek. Von Hbwen» Wolf von Gültlingen, Ritter. Ludwig von Stadion» Wolf von Ehingen. Carl von Schaumburg» Burkhardt Sturmfeder. Wendel von Hailfingen» Wendel von Ow» Burkhardt von Bernhaußen. Philipp von Berlichingen der jünger. Wolf von Rechberg. Wolf von Sperberseckh» Wernher Beylagm. 559 Wernher Schenck, der jüngere. Hanns Conrad Schenck von Winterstetten. Hanns Rudolph von Thierberg» Ludwig von Nüppenburg. Heinrich von Westerstetten. Eberhard von Alterschouerr. Franz Sturmfeder. Heinz Sturmfeder. Gcyling. Stephan von Mentzingen» Berchtold Schilling. Bleickard von Riringen» Hannö von Talheim. Huz Besserer. Petter von Ehrenberg» Eberhard von Karpffen» Ludwig von Karpffen. Dieterich von Fronsberg» Eberhard von Reischach. Heinrich von Neinek. Eberhard von Ebnen. Hannö Dieterich Spet. Hanns von Liebenstein» Ernst von Horchheim» Epsel Braun. Christoph von Habssperg. Hanns Caspar von Freuberg. Alt Hanns von Liebenstein. German von Emershofen. Wilhelm von Wellwardt. Wolf Spet. WUx» d«If l 556 - Beylägem Wolf Walther von Neuhausem Jörg Harder. Bastian von Gültlingen». Eitel von Zeiltern. Ludwig von Fürst. Jörg von Brandek. Wilhelm von Hagenbach» Jörg von Machwiz» Melchior von Bisswang» JöriS von Hornstein. Cunradt von Frauenberg» Bastian von Schamberg» Cunradt von Helmstett» Hanns Spet. Wolf von Stammheim. Kamt einem Fendlein Knecht» Erstes Erstes Register. I) Allgemeine Einleitung zu Wirtemberg ü- berhaupt. - - n r Schriften der Geographie von Wir¬ temberg. - - n 2 Landkarten von Wirtemberg. 14 3 Grenzen und Nachbarn. 17 4 Grösse und Flachemnnhalt. 19 Z Klima. - - 2i 6 Die Berge. - 22 7 Die vorzüglichsten Thaler. 35 8 Die Flüsse und stehende Wasser, zt» y Die Forsten. - 41 io Die Fruchtbarkeit. 44 n Ackerbau. - 4d iL Weinbau. - - 5r 13 Mineralien und Holsten. 57/ ör N n 5 14 558 Erstes Register. 14 Mineralische und inkrustirende Was¬ ser. - - 6z 15 Viehzucht. - 64 16 Bevölkerung. -- 68 17 Städte und Dörfer. - 73 18 Von den Einwohnern überhaupt. 74 19 Die Religion in Wirtemberg, und ihre Geschichte. - 78 20 Die Manufakturen und Fabriken. 88 21 Landstrassen. 92 22 Handel und Ausfuhr. 92 Ein¬ fuhr. - 94 2z Schöne Künste. - 95 2-s Wissenschaften. - 98 25 Alterthümer. - ioi 26 Erziehungsanstalten. - 102 27 Armenanstalten/ Wittwenkassenund -Assekurationskasse. - no 28 Die kirchliche Verfassung des Lan¬ des. - IlZ 29 Politische Verfassung des Landes. - - I2Z zv Verschiedene Abheilungen des Lan¬ des. - 127 3 l Titel und Wapen der Herzoge. i2- Z2 Reichsämter und Orden. 130 33 Sitz und Stimme auf Reichs-und Kreistagen/ und Reichsanlagen. 135 34 Erstes Register. 34 Reichslehenbarkeit, undOestemichische Anwartschaft. 137 35 Die Einkünfte. 140 z 6 Die Kollegien des Staats. 141 37 Der Kriegsstaat. 145 Herzogliche Garden. 148 Die Fe-dregimenter. 152 Z8 Kurze Geschichte des Landes und der Regenten. - 159 II) Geographische Beschreibung der Städ¬ te und Aemter des Herzogthums Wir- temberg. - 17z -) Die Städte und Aemter, der Zeit¬ folge nach, wie sie zum Lande gekom¬ men. - L 74 A) Die drey Hauptstädte und ihr- Aemter. Die Stadt Stuttgart. 175 Die Stadt und das Amt Tü¬ bingen. - 2ZY Die Stadt und das Amt Lud¬ wigsburg. - 258 L) Die Landstädte und ihre Aemter., s - - 2 8Q Die Stadt und daMmt Kannst««. 28s, Nn 4 Die ZÜO Erstes Register. Die Stadt und das Amt Weidlingen. - - - 28A — -— Schorndorf. 287 - Leonberg. 2yr ——- Göppingen. 2yy — .— —- Urach. zis -—- -- Münsingen. 3^7 -- —- Nürtingen. 31g -Baknang. 322 --— Maxpach. 324 --—— Beilstein. 327 Die Stadt, Festung, und das Amt Neuf¬ fen. - 33 2 Die Stadt und das Amt Kalw. 334 Die Stadt Wildbad. -- 340 Das Städtchen und Has Amt Neuen¬ bürg. - - 344 Die Stadt und das Amt Rofenfeld. 34b - - Brakenheim. 347 Das Städtchen und Amt Dornstetten. - - - 351 — -Winnenden. 353 - -Güglingen. 354 Dle Stadt und das Amt Gröningen. 358 -—-Vaihingen. 36 r -Herrenberg. 364 Die Erstes Register. 561 Die Stadt und das Amt Böblingen. 366 Die Stadt Sindelfingen. 369 Das Städtchen und Amt Heubach. 370 Die Stadt und das Amt Laufen. 37 r -— —-— Bottwar. 376 -.-— Tuttlingen. 377 Das Städtchen und Amt Dornhan. 381 Die Stadt und das Amt Nagold. 382 Die Stadt Ebingen. 384 Die Stadt und das Amt Homberg. 386 -—-— Kirchheim. 39Q Die Stadt Murrhard. 397 Die Stadt und das Amt Balingen. 39» --- -- Bietigheim. 401 -—- —— Wildberg. 404 --—. Blaubeuren. 405 -Sulz. 409 Die Stadt das Kloster und Amt Pful- lingen.' - 410 Das Städtchen und das Amt Weinsperg. - - , 413 Das Frauenkioster und Amt Lichtenstern. - - - 4tZ Die Stadt und das Amt Neuensiatt.416 -- -- Mökmühl. 417 Das Kloster und Amt Mulhrom. 4^ N n 5 Die Zür Erstes Register. Die Herrschaft Heidenheim. 43r Die Festung Hohentwiel. 438 Die Herrschaft, und das Amt Steuß- lingen. - - 444 Das Städtchen und Amt Sachsenheim. - - 445 Die Stadt und das Amt Besigheim. 446 Der Marktflecken Mundelsheim. 451 Die Stadt und das Amt Freudenstatt. - - - 4Zl -—-—- Altensteig. 454 Das Städtchen und Amt Liebenzell. 456 Das Städtchen Heimsheim. 458 Das Pfarrdorf Höpfigheim. 4S0 Das Priorat Reichenbach. 46a Die Reichsherrschaft Justingen. 461 Antheil des Hauses Wirtemberg an der Grafschaft Limpurg-Gaildorf. 4^3 Die Herrschaft Schmiedelfeld. 472 --Hochberg. - 475 -- Bönnigheim. - 47b Der Ebersperg. - - 484 s) Die Kammcrfchreiberevgüter. 485 Das Schloß und Amt Hohenkarpfen. - - - 489 Der Flecken Gomaringen. 481 Das Erstes Register« 563 Das Schloß und Amt Wennenthal. 492 Der Marktflecken Stetten. 49 r Das Pfarrdorf Marschalkenzimmern. 492 Das Schloß und Amt Liebenstein. 493 Der Marktflecken Neidlingen. 493 ——- Brenz. - 494 Das Schloß und Dorf Oggenhaufen. 495 Das Schloß und Amt Weiltingen« 495 Der Marktflecken Freudenthal. 497 Die Herrschaft Welzheim. 499 Das Städtchen und Amt Gochsheim. 501 Das Pfarrdorf Stammheim. 502 Der Marktflecken Köngen. 50z Das Städtchen und Amt Ochsenburg.zoö Das Schloß Magenheim. 507 Das Dorf Geisingen. 508 Das Pfarrdorf Mühlhausen. 509 z) Die Klöster und ihre Aemter. 509 Das Kloster Murrhard mit der Pflege Westheim. - ZM Das Kloster und Amt Hirsau. 5r» - -St. Georgen. 514 --——- Blaubeuren« 515 - -Alpirspach. 517 —-Lorch. zry -Denkendorf. 521 Das 564 Erstes Register, Das Kloster und Amt Anhausen, 522 —-Maulbronn. 525 Das Kloster Herbrechtingen. 52z Das Kloster und Amt Herrenalb. 526 --Adelberg. Fry -- —— Bebenhausen. Zzo -—— —-Königsbronn. Zzr Der Marktflecken Ünteröwisheim, 535 Die Pfarre Lußheim. - 536 Die Grafschaft Löwenstein. 537 4) Wirtembergifche Anthcile und Gerechtig¬ keiten in ausländischen Orten. 540 - -- 541. 542 Beylagen» - 553 Zweytes Zweytes Register. A. Z66 Zweytes Register. Anhausen, Kloster und Bahnbrücken 502,528 Ban- L68 Zweytes Regiftek. Dornhan, Städtchen und Einsiedel , Jagdschloß 57 Schönbronn 404 Schwiebertingen 36a Schönbuch 41,42 Schwabbach 415 Schöne Künste 95 Schwarzenberg 461 Schdneich 368 See, wilde 34z Schöne Wissenschaften Seeburg 316 102 Seen 41 Schönenberg 431 Seibold 109 Schnecken, versteinerte Seidenbau 6z 2Z3 Seidenmanufaktur 88 Schopfloch 352,395 Seissen 517 Schornbach 292 Sengach 428,431 Schorndorf, Stadt und Serres 4z r Amt 287 Sersheim 446 Schreiber, Halbgelehrte Sentker 17 122 Sibyllenloch 61,392 Schriften der Geographie Sicca Veneria 279 von Wirtemberg n Siegmarswangen 410 Schubart 100 Sielminge» 235 Schützingen 426 Siglingen 419 Schulen 102,123 Silber 6a Schwaben find in der Silberbergwerk Z19 Verfeinerung der SimmerSfelden 455 Sprache noch weit Simozheim 52L zurück 75 Sindelfingen, Stabt 369 Schwaikheim 354 Schwarze Ritter der Sitten des Wirtember- Tafelrunde 109 grrS 74 Schwarzwald 21,22,27, Sitz und Stimme Wir, 41,42 rembergs auf Reichs, P p und 586 Zweytes Register. und Kreistagen und Steinheim 326,534 Reichsanlagen 135 Steinhofersche Kronik 76 Sbhnstetten 436,535 Sterneck 382 Solitüde 293 Sternenfels 356 Sommer 52 Stetten 350,491 Sondelfingett 316 Stettenfels 331 Sondernacht 444 Steußlingen, die Herr- Sontheim 315,437/475 schäft, das Amt 444 Speciäle, Specialsuper- St. Georgen 29 Kloster intendenten 114,115, und Amt Z14 n6 Stift, theologisches, zu Stuttgart ros — 175 Aberamt Stuttgarts 233, Einteilung der Stadt 18Z, ihr Ent» stehen. Namere. 230 ihre Schicksale 231 Sülzbach 4rZ Sulz 405, Stadt und Amt 40 y Sulzbad, Kannstadter6z Sulzburg 394 Sulzbach 539,473 Sulmgau 4,3 Sulzwaffer 63,281 Superintendenturen 114 Suppingen 408 Spnodus 117 Tübingen 347 Laferroth 370,520 Tek 392 Tennenbronn 389 Teutsche Dorfschulen 103 Thailfingen 365,409 Thaler, die vorzüglichsten Wirtemvergs 35 Thalheim 255,379 Thamm 360 Theater, grosses, 209 kleines 2,2 Register. 587 Theologisches Stift zu Tübingen 106,247 Thieringen 401 Thore Stuttgarts 179 Thummlingen 352 Thuningen 379 Tiefenbach 426 Titel der Herzoge 429 Tvbaksfabriken 89 Töpfergeschirr 9» Tonkunst 96 Trabantenkorps ,57 Trichtingen Z47 Tripstrill 484. Trivialschulen, lateini¬ sche los' Trossingen 379 Truchtelfingen 401 Tübingen »22, theologi¬ sches Stift daselbst, 106,247 Tübingen , Stadt und Amt , 239, 254, Schloß 240, Lage 243, Lebensart da¬ selbst 245, Universi¬ tät daselbst 246,254. Spaziergänge 25z Tuchmanufaktur 88 Tuttlingen, Stadt und. Amt 377 S p 2 U. 588 Zweytes Register. U. V. Universität zu Tübingen Vergnügen in Stuttgart sches Zweytes Register- zz? sches zu Ludwigsburg Weinhandek ZS 263,266 Weinjuden ZZ Wald bey Welzheim 42 Weinsperg , Städtchen Waldbach 416 und Amt 4*3 Walddvrf 255,455 Weinspergerthal 36 Waldenbuch 234 Weissach » 432 Waldenser 86 Weisse Hof 423 Waldenferpfarren 431 Weissenburg 233 Waldgericht 351 Mellingen 393 Walheim 452 Welzheim 499 Walther. r6 Wendlingen ZoZ Wangen 284,312 Westheim, Pflege Zro, Wangenhof 52 z Zu Wapen der Herzoge 129 Widdern 418 Warmbxhyy. 298 Wiernsheim 431 Warth 383 W'ldbad 63, Stadt 340 Wasser, stehende 36,40 Wildberg, St.u«Amt4O4 ——- mineralische und Wilde See 343 inkrustirende, oder Wildek Z39 versteinernde 63 Wildprrt 67 Weidlingen, Stadt und Wille 96 Amt 285 Willmandinge« 3-6 Weigel 16 Wllspach 4^3 Weilen 405,517 Winsheim 432 Weiler 290,356,389 Winnenden, Städtchen Weiler zum Stein 325 und Amt 353 Weilersteißlingen 444 Winnenthal ZZ3,Schloß Weilheim 255,395 und Amt 492 Weiltingen, Schloß und Winterbach 292 Amt 495,496 Winterlinge« 40t Weinanfkauf 54 Winzerhause» 377 Weinbau Zr Wippinge 517 P p 3 Wir- SS» Zweytes Register. Wirtemberg, Stamm- Zaberthal 36 schloß 28Z Zainingen 314 Wittingen 314 Zaiseröweiher 42S Missenschaste« 98, schö- Jang 533 ne 100 Javrlstxiu 337 Wittelstatt 315 Zazenhausen 50Z Wittendorf 518 Zeiller iz Wittlingen Zt3 Zeitvertreib in Stuttgart Mittershausen 519 184 Wittwenkassen no Zell 530 Wylfenhausen 366 Zell, unter dem Eichslber- WoUchlugen Z21 ge 396 Wolfsolden 326 Zeugmanufakturen 88 Wüst 363 Ziegen 67 Wüstenroth 415 Zizmanufakmren 89 Wurmberg 430,43 r Zucher 77 Z. Zuffenhausen 279 Jaber 38 Zwerenberg 4Z6 Zaberfeld 507 Zwerenberg 340 Zabergau 847,356 Zwetschge» 46,93 Druckfehler in der Geographie und Statistik Wircembergs. Pag. iz Lin. 7 ist für Geschenk Geschmack zu lesen. — iZ -- Li l. stehen. - 16 — so nach Valcks ein Comma. — 37 — 30 l. Nagold — 38 — 17 l. Lenningerthal. t— 42 —- ia l. seine 43 — 22 l. vorstehet — 44 — iZ l. noch statt nah -— 62 — 6 l. das — den — 93 — 27 l. Sbffian — Saffra« — ro8 — 1 l. Gelegenheit fehlet — 128— 20 l. stele sich — 136-^— 29 l. Vortrag statt Vertrag -j- — 182 — 12 nach 90 lies verunglückte Mädchen .— 19Z — 18 l. gegeben statt geben »r> — 201 — 18 stele also — 211 — 6 vertheilte für vortheilhafte — <— — 18 die gehört, lies die erste ge» hört — 214 — stelle melis Jobst — 22Z — 22 nennt statt nimmt, NL. Die mit -j- sepn besonders notwendig k« verbessern. - .. ' '!..7' ^ ..^7. S.t . .. - . - - . - . . . ' - . ^ -.. - - .... ...'..,: . .... ^V.:'7^7' .. , v - > !, ''- 7^ ! -r.7<'M:.'^ !, 'U. . .^^ .. . .. s - , ^^-': V ... . '..'."! .'. — )Z — 7 77/^ — -. . — 2»- — >' ." -- p:» .... '7- - '-) ^ ? , ! ",'« >" -- V -- 7 . ' 7 - i -' - - . °' - 3^. — - Zo 7 . <^V9 L - :.i —- - . r;U > -7' ... /.i . - .' - , -' ' . ..-' .- . ''.