1.04642 10464" Sigmund Graf, Doktor der Cbeime, wurde in Laibach am 28. Juli 1801 geboren, dessen Vater war bürgerlicher Glascrmeister und Glashäudler in Laibach. Graf beendete die Normalschule im Jahre 1811, das Gymnasium im Jahre i8r5 und das Lyceum im Jahre >817. Im nämlichen Jahre trat er nach vollendeten Studien in den pharmaceutischcn Unterricht, bei seinem noch leben¬ den Mutters-Bruder Herrn Joseph Wagner, bürgerlichen Apotbeker allhier, der eine besondere Vorliebe, sür diesen Wissens begierigen Jüngling faßte; bei diesem beendete Graf seinen Unterricht, und bestand am Schlüsse des Jahres 1820 die erste Gremial-Prüfung. Sein Oheim, Hr. Wagner, das aufkcimende Talent seines Neffen erkennend, sandte ihn auf die Universität nach Wien, wo er im Jahre 1821 das Diplom als Magister der Pharmacie und am >3. August 1824, das Diplomals Doktor der Chemie erhielt. Nach Laibach rückgekehrt leitete er gemeinschaftlich mit seinem Oheime die pharmaccutischeu Geschäfte der Herrn Wagner gehörigen Apotheke zum Einborn, am Hauptplatze allhier, und da dieser die Kenntnisse, Genauigkeit und den Eifer seines Neffen erkannte, so überließ er demselben seine Apotheke am ersten Jänner >835 und zog sich in einen Ruhe¬ stand zurück, den ihm alle gönnten, da er allgemein aner¬ kannt ein besonnener, sehr beliebter und redlicher Manu ist. Hier hoffte er, ein ungetrübtes Alter zu genießen, und den Wohlstand seines Neffen aufblühen zn sehen: doch die Schick- 2 stile der Menschen sind in dem Buche geschrieben, das noch niemand las, der Wille der Vorsehung ist nnerforschlich nnd die Befolgung desselben unausweichlich für Jedermann! — Graf feierte im Februar 18.37 seine eheliche Verbindung, nnd bewies durch sein blühendes Aussehen, daß er glücklich scy, als unerwartet am 3. September >838 der Tod ihn nach einem viertägigen Krankenlager dahin raffte, und seine Krankheit als Scharlachsieber bezeichnet wurde. — Dieser herbe Schlag traf zwei Personen niederschmet¬ ternd, seinen würdigen alten Oheim, und seine junge Wit¬ we, die einen nenn Monate alten Knaben hatte, und da¬ bei gutes Leibes war. Alle seine Freunde von nah und ferne, bezeigten ihre lebhafte Theilnahmc an diesem Verluste, und sein Vaterland trauert, weil es einen hoffnungsvollen kräftigen Mann ver¬ lor, der eben im Begriffe war, seine gesammelten Keuut- niße nnd Erfahrungen zu Tage zu fördern, und die Schätze seines reich ansgeschmückten Vaterlandes, in neuen Beziehun¬ gen anschaulich zu machen — Graf war ein Zögling uusers von allen Botanikern geschätzten Gymnasial-Präfekten, und Professors der Bota¬ nik, Franz Hladnik. Hier bietet sich mir die Gelegenheit dar, von diesem Veteran der Botanik, der nnr durch andere in der gelehrten Welt, seiner großen Bescheidcnbeit wegen, seine Berühmtheit erhielt, im Jnnlaude aber kaum gekannt ist. Allen Prunk vermeidend, lebte er stets still, nnd zurück¬ gezogen , ohne je etwas von seinen Kenntnissen oder Erfah¬ rungen der gelehrten Welt schriftlich mitzuthcilen. Doch haben Durchreisende dieselben im mündlichen Umgänge häufig benützt, und durch diese erhielt er den ausgebreiteten Ruf, den er noch besitzet. Er ist nun des Augenlichtes beraubt, somit gcnöthiget die Wissenschaft, welche bis nun seine freien Stunden ver¬ süßte, zu veruachläßig-cn , und seine Kenntnisse nur durch den Vortrag eines Vorlesers zu erweitern. Ehe jedoch das Licht seiner Augen erlosch, machte er mit seinem großen Herbarium dem Landcsmusenm ein herrliches, höchst schätzbares Geschenk, und machte dasselbe durch einen zwei Jahre später verfaßten Ausweis über die Fundorte der krainischen Pflanzen, erst zum wahren botanischen Schatze, der selbst nach einer lan¬ gen Reihe von Jahren, den Dank der Gelehrten verdienen wird. Mitten unter uns lebend besuchen ihn nur Männer vom Fache, und Frennde die ibn schätzen, und ist sonach auch jetzt von den Wenigsten gekannt; aber ihm bleibt doch das Verdienst viele Jünglinge zu Botanikern gebildet zu haben. Graf, von einem solchen Gelehrten in den Tempel der Natur eingeführt, war entzückt über die Herrlichkeiten der Pflanzen-Schöpfung, welche sich vor seinen Augen ent¬ wickelten; auch Herr Hladuik hatte den Jüngling liebge- wonnen, der solche Empfänglichkeit für die Natur und ihre Geheimnisse zeigte; zwischen ihnen entstand eine wechselseitige Neigung, und von Graf eine Hochachtung für seinen ersten Lehrer, die bis zu seinem Tode ungeschwächt fortwährte. Diese befestigte auch in ihm die Vorliebe für das Studium der Botanik so sehr, daß, als er auf die Hochschule in Wien kam, er diese Wissenschaft mit Eifer, als einen Nebcn- zweig seiner wissenschaftlichen Ausbildung verfolgte. In Wien hatte er den botanischen Garten für seine Belehrung und Erholung bestimmt, und nach Maßgabe, als er in der Kenntnißdcr Pflanzen weitere Fortschritte machte, ließ er an den der Musse gewidmeten Tagen, keine Gelegenheit unbe- nützt, um bald nähere, bald weitere Exkursionen in den Umgegenden der Kaiserstadt zu machen. Nach Krain rückgekehrt, setzte er diese seine Ausflüge, nach Maßgabe als es ihm seine Bernfsgeschäste erlaubten, fort, welche jedoch nur auf einige-Tage beschränkt wa¬ ren; ungeachtet dieser Zeitbeschränknng durchforschte er den noch einen großen Theil seines vorzüglich an Pflanzen reichen Vaterlandes, auch bestieg er mehrere Berge und Alpen, un ter welchen die in der Gegend des Städtchens Stein gelege¬ nen Alpen, welche Krai» von Steiermark scheiden, und der Großkahlenberg seine besondere Aufmerksamkeit in Anspruch 4 nahmen; jedes Mal kehrte er reich beladen zurück. Wenn andere in Tändeleien und nichts sagenden Besuchen ibre Zeit verloren, saß Graf bei seinen Pflanzen, belebrtc sich, befestigte und erweiterte immer mehr seine Kenntnisse. Seine reichhaltige Pflanzcn-Sammlung, seine erworbenen Erfah¬ rungen auf den gemachten Erkursionen mußten nothwendiger Weise ihn immer mehr in den Stand setzen, sich den Ge¬ lehrten dieses Faches nähern zu dürfen. ' Vor mir liegt sein ansgcbrcitcter Briefwechsel mit Hrn. Hofrath und Professor Koch in Erlangen, mit Hrn. Hof¬ rath Rci ch e n b a ch in Dresden, v« 6->.ncioilo in Genf, Hop¬ pe in Regensburg, Schl c cht enda hl in Halle, Baron Ja- guin und Carl von S ck> r e i b crs in Wien, -r-sor,!. Bischof in Hund, ^»cenrtui in München, v. Rai »er in Mailand, I>r. Kochel in Wien, Grabowsky, Apotheker in Oppeln, Professor Unger in Grätz, Nr. Biasoletto in Triest, daun E. T. Beilschmidt in Olflan. In wissenschaftlich freundschaftlichen Verhältnissen stand er mit Hr. Magistrats-Assessor Tomasini in Triest, mit Hrn. Hladnik, Museal-Cnstos Freyer, Handelsmann und Entomolog Schmidt und mit mir. Ganz der lieblichen Wissenschaft gewidmet, verließ er nur die Apotheke, um in seinem Studierzimmer sich zu erholen; sonst war er nir¬ gends zu treffen; dadurch wurde jedoch sein Charakter nicht abstossend; der ibn näher kannte, schätzte seine stille Fröh¬ lichkeit, seine Gemächlichkeit, seine Zuvorkommenheit, seine warme Freundschaft. Alle Reisenden, die ihn besuchten, rüh¬ men in ihren Briefen seine Hingebung und Zuvorkommenheit. In seinen letzten Lebensjahren bemerkten seine Freunde an ihm eine besondere Aufgedunsenheit und eine sür seine Jah¬ re zu große Beleibtheit, welche jedoch bei niemanden Be¬ sorgnisse erregte, da seine Gesichtsfarbe blühend war. Noch im Mai v. I. ein Paar Tage vor meiner Abreise auf meine Besitzungen, die ich jährlich abwechselnd besuche, und bis in den Spätherbst mit dem Aufenthalte in der Stadt nickt vertausche, erfreute mich Graf mit einem Abschieds- 5 besuche, und übergab mir für dieses Heft den hier nach¬ folgenden Aufsatz über seine im Jahre >353 unternommenen Ausflüge. Bei dieser Gelegenheit schilderte er mir seine Zu¬ friedenheit und häusliche Glückseligkeit, und schied mit den Worten: »Ich hätte nie geahnct, daß die Frau dem Manne ein solches Glück bereiten könne.« Keine leise Ahnung stieg in meinem Gemüthe auf, daß ich diesen jungen, blühenden, von Gesundheit strotzenden Mann zum letzten Male sehe, und daß es möglich sey, daß er mich nicht überleben sollte. Sanft ruhe seine Asche! — Wäre es ihm vergönnt, aus den seligen Gefilden herabzu¬ blicken, so würde er seine in Schmerz versunkene, liebende Gattin, seinen alten gebeugten Oheim, der sein zweiter Va¬ ter war, seine herzlich treuen Freunde scheu, die seinen frühzeitigen Verlust beweinen. — Er war eine schöne Blume, die herrliche Früchte ver¬ sprach, und die der unerbittliche Tod uiederschlug, als sich sein Wirken zu entfalten begann, bestimmt, um unter die ausgezeichneten Naturforscher seines schönen Vaterlandes ge- stellet zu werden. Graf schrieb r) eine Abhandlung über die Fieberrinde in botanischer, chemischer und pharmacentischer Beziehung. Wien, bei I. G. Henbner 1824. 23 Die Geschichte und chemische Analyse des fürstlich Auerspcrg'schcu Bades zu Töpliz im Nenstädtler Kreise, im Herzogthnmc Kraiu, mit einer lithographischen Ansicht. Prag, bei Gottlieb Haase Sohne. 3) Versuch einer gedrängten Zusammenstellung der Vegetations-Verhältnisse des Herzogtbnmö Kram. Halle, in der Gcbaucr'schen Druckerei 1837 , zweite Auflage bei Joseph Blasnik. Laibach >833. Endlich schrieb er verschiedene Ab¬ handlungen und Aufsätze in der Regensburger botanischen Zeitung , und in der Zeitschrift „iE-." von Sch l c cht e n d a hl hcrausgegeben. Wer erstere lesen will, wolle nachschlagcn: „Monn." Jahrgang >833, erster Band, Seite 289, nähere Bezeichnung der Fundorte mehrerer seltener Gewächse ans der Flora Kraius. Ebendaselbst Band 1, Seite 190 bereicherte 6 Graf das Gesellschafts-Herbarium in Regensburg mit meh¬ reren schätzbaren Pflanzen aus Krain. Jahr 18Z4, Vaud 1, Seite 40, über l'ei!icuUn>8 Nnqueiü von Graf als neue --i>e- e>es aufgestellt. Jahr >836, Band >, Seite 28^, Original- Aufsatz über One»* vki-nus. Ebendaselbst, Seite 286, über -Umi'ik'x, UMei-ium I>ttiVMMUI». «'««au« IiEben¬ daselbst, Banda, Seite 45c, gibt Hr. Grabowsky, Apo¬ theker in Oppeln über Graf Nacbricbt. Jahr 187,7, Band 1, Seite 376, lieferte Graf abermal Beiträge zum Gesellschafs- Herbarium. Ebendaselbst, Baud 2, Seite 667, Grafts Beschreibung der selteneren Pflanzen, welche am Großkahlen- bcrgc bei Laibach Vorkommen. Ebendaselbst, Band 2, Sei¬ te 668, Beschreibung der Zubereitung eines Conservations- Papiers für Herbarien. Jahr >838, Band 1, Seite 17.6 kömmt ein Korrespondenzartikel. Ebendaselbst, Band 2, Seite 704 Citation in Koch'.sOriginal-Abhandlung über 8r-». Nicbt minder wird Graf in vr. W. D. Joseph Koch nm-w 6cu-in,-,nica! 6t ilMveUn, die Graf vom Hrn. Hofrath Koch mit der Aufschrift: dem Herrn ve. G r a f z um freundli¬ chen Andenken, als Geschenk erhielt, dreizehn Mal eitirt. Als Seite 38c) — 8siwcio nenwrousi» , 4o3 — 0.11 Ii»a 8>mi>Isx, 4>3 — Osntnimuc «orUMn, 488 — OiiiliiNNi, Ocut. 54.4 — yeilioiiUn iS tt-iriuceii, 58<) — Uiimulu veiiustu , 6)6 — 8»Iix nanwi-nmt, 22 1 — y.i o iu>n!n a^i >>»>uu>ixiI>n^» elutior, 278 — XMMn'uclwLi'iu, 2c)2 — OonciiUIiv sil.iiNiIia, 3ii — OusecoUiuni iiun^uuUuni, 347 — 8enliins:i IIl»NinI838 korrespondiren- des Mitglied der physikalisch-medizinischen Gesellschaft zu Er¬ langen. Endlich wurde ihm die Auszeichnung zu Tbeil, daß Herr Hofrath Reichenbach, durch die in seinem Haudbuche des natürlichen Pflanzensystcms im Jahre 1807, i'.ix. 219 neu ausgestellte Pflanzengattung Kmim als Or-eü-r6<>tnkn Rei¬ chenbach, ihm ein bleibendes Denkmal setzte. Diese wurde zuerst von »ccnuot: i'Mntcs nlpinco tl>. 5 als ^tinnnevm tmmiin beschrieben und abgebildet, von Sieber als IN^usticum ^nreiiZetii versendet z im Host: „viora riusr." 1827 I'NK. 378 wird sie unter dein Namen in^u-nieum enrnioiiouin beschrieben. In N e i ch en b a chs „kn.» Hofrath Koch erkannte selbe als ein neues xeuus und beschrieb es in seiner der deutschen und Schweizer als nilM- mimi, wahrscheinlich als Entschädigung der von ihm eingezogencn in^>u>n p-lstm-miwun; die bei Reichen¬ bach: I'Mncc« criUci» IX. veiilue. icix;. IIIst, vorkömmt, und von Koch als imiwim beschrieben ist. Hofrath Rei¬ chenbach dagegen behielt die bei allen Botanikern schon vorlängst das Bürgerrecht erworbene »mmnkm inistm-icNwlm bei, und beehrte die Koch'sche mit iw. Graf's Namen. Nicht minder ehrend für Graf ist der Umstand, daß er auf dem., Berge Nanos bei Präwald eine 6em»ureu fand, die er für hielt, und mit andern krainiscben Pflanzen au i>« 6»lli>nn6- roxülmv» 8o3 kensr-a, mit Spscis«, ohne den vielen Doublcttcn, an Ovi>l<>Knmk!» i/,2 ksneru, mit Ü2O 8peei68, über¬ nommen ; auch wurden sämmtliche Diplome Graf's, und die von Naturforschern an ihn eiugcgaugcnen Briefe in unser Landesmuscum hinterlegt, um das Andenken an den unermü¬ deten edlen Naturforscher, Sigmund Graf, an unsere Enkel gelangen zu machen. Geschrieben Laibach am iZ. März i8äg. Fr. Graf v. Hochenwart.