M^ehr denn vier Jahrhunderte sind seit der Gründung Neumarktls verflossen. Gewerbliche Regsamkeit, Fleiß und Tüchtigkeit der Be¬ wohner brachten einen gewissen bürgerlichen Wohlstand in den Ort und trugen viel zur Entwicklung desselben bei. Das Kleingewerbe und der Kleinbetrieb wird zwar — wie überall in den letzten Jahr¬ zehnten — auch in Neumarktl immer mehr eingeengt und von der Großindustrie und dem Großbetriebe verdrängt; allein der Übergang vollzog und vollzieht sich in Neumarktl zum Glücke nur allmählich und theilweise in der Art, dass der Kleinbetrieb sich nach und nach von selbst zum Großbetrieb ausgestaltet, wodurch die Umwälzung im ge¬ werblichen Leben von der Gesammtheit eines Ortes nicht so stark empfunden wird, als dies bei unvermitteltem Übergange der Fall zu sein pflegt. Auch hatte Neumarktl das Glück, durch die Erbauung einer großen Baumwollspinnerei und Weberei, sowie einer Holzdeckel¬ fabrik, Ersatz für die Eisenindustrie, welche bis auf die Sensenerzeugung ganz eingegangen ist, zu erhalten. Alles das trug zur steten Vergrößerung des Ortes und wesent¬ lichen Vermehrung der Zahl der Einwohner bei, und brachte es dahin, dass nach dem Ergebnisse der letzten, Ende des Jahres 1890 durch¬ geführten Volkszählung Neumarktl in die Reihe der drittgrößten Orte Krains sich erhob. Seither ist aber unverkennbar Stillstand eingetreten. Nun birgt jeder Stillstand den Keim des Rückschrittes in sich, und Neumarktl wird sich der Bahn des Abwärtsgleitens nicht entziehen können, wenn es nicht in nächster Zeit gelingt, die Ursache zu beseitigen, welche den Stillstand in der Entwicklung von Gewerbe und Industrie des Marktortes bedingt. Diese Ursache ist das Fehlen ein er Bahn Verbindung. Hat Neumarktl im allgemeinen bisher auch keinen Grund, über Ungunst i 2 der Verhältnisse zn klagen, so muss es von Freund und Feind un¬ umwunden zugestanden werden, dass hinsichtlich des Einbezuges in eine Bahnverbindung ein eigener Unstern über dem Orte waltet. Bei der Anlage der Bahn «Laibach-Tarvis» hätte Neumarktl durch Führung der Trace von Scherauniz gegen Vigaun und den weiteren Verlauf am Fuße der Doberschza gegen Kaier, Kreutz, Naklas und Krainburg unschwer in den in Krain befindlichen Theil der ehe¬ maligen Kronprinz-Rudolf- und nunmehrigen Staatsbahn einbezogen werden können. Alle diesbetreffenden Bemühungen blieben aber fruchtlos. Der Besitzer der Concefsion machte all seinen Einfluss dahin geltend, dass die Bahn so nahe als möglich an Kropp und Stein¬ büchel geführt werde, da man sich einen Aufschwung der dortigen Nägelindustrie von der Bahn erhoffte. Neumarktl blieb auf die Ausführung der zweiten Bahnverbindung nach Triest, und zwar die Herstellung der Loiblbahu, vertröstet. Diese kam Jahre hindurch über das zu Beginn der Siebzigerjahre von privater Seite aufgenommene und ausgearbeitete Project nicht hinaus. Des Wartens müde, nahm der krainische Landtag in seiner Sitzung vom 20. Jänner 1886 einstimmig einen von Sr. Excellenz Herrn Baron Schwegel eingebrachten, von allen Abgeordneten unterzeichneten dringlichen Antrag an, der den Landesausschuss be¬ auftragte, die Anschauungen und Wünsche des Landtages des Herzog- thumes Krain der hohen Regierung zur Kenntnis zu bringen und dieselbe im Namen der Vertreter dieses Landes zu bitten: «DenAusbau der Rudolfsbahn behufs einerkurzen und directen Verbindung von Triest mit den nordöstlich gelegenen Hinterländern des Reiches ernstlich ins Auge zu fassen und zu diesem Zwecke die nothwendigen Ein¬ leitungen zu treffen, damit die Strecke «Triest-H erp elje- Divacca» über diesen letzteren Ort und Präwald hinaus und bis Lack verlängert, dann von einem geeigneten Punkte derRudolfsbahn, etwa vonKrainburg aus über Neumarktl und durch den Loibl, eine Verbindung mit Klagenfurt hergestellt und endlich eine Abkürzung der bestehenden Trace durch eine Verbindung über die Tauern zwischen Thalheim und Rottenmann bewerk¬ stelligt werde.» Dem Anträge blieb ein Erfolg in nächster Zeit versagt. 3 In den Jahren 1887 und 1888 bemühte sich Herr Centraldirector Karl Luckmann, wenigstens eine Schleppbahn nach Neumarktl zu¬ stande zu bringen. Über seine Veranlassung wurde von der Firma Stern L'Haferl ein Project einer normalspurigen, lediglich für die Frachtenbeförderung bestimmte Bahn, bei der eine Personenbeförderung nicht vorgesehen war, von der Station Krainburg nach Naklas und von dort unter Benützung des Straßenkörpers nach Neumarktl ausgearbeitet. Die Kosten dieses Entwurfes stellten sich auf rund 500.000 fl., deren Beschaffung durch Ausgabe von Prioritäts- und Stammactien in der Höhe von 300.000, beziehungsweise 200.000 Gulden in Aus¬ sicht genommen wurde. Zur Übernahme der Prioritäten erklärte sich die Länderbank bereit, während die Stammactien vom Lande und den Interessenten in Neumarktl gezeichnet werden sollten. Der Landtag beschloss denn auch in der Sitzung vom 20. October 1888, 50.000 fl. zur Zeichnung von Stammactien für die geplante Schleppkahn zu bewilligen. Die Aufbringung der restlichen 150.000 fl. unter den Interessenten in Neumarktl hingegen scheiterte an der Teil¬ nahmslosigkeit, ja Gegnerschaft, die sich, nicht mit Unrecht, insbesondere unter den Vertretern der Gemeinde gegen ein Project geltend machte, das auf den Personentransport keinen Bedacht nahm und selbst dem Frachtenverkehre nicht jene Dienste zu leisten vermocht hätte, als sie Neumarktl von einer Bahn zu beanspruchen zweifellos das Recht und im Interesse seiner Entwicklung auch die Pflicht hat. Am 28. Juli 1890 trat in Klagenfurt über Veranlassung des kärntnerischen Landesausschusses eine Versammlung von Vertretern der Landesausschüsse von Oberösterreich, Krain und Kärnten, dann der Handels- und Gewerbekammern von Budweis, Eger, Klagenfurt, Laibach, Linz, Pilsen und Prag und der Städte Linz, Laibach, Klagenfurt und Triest, in Angelegenheit der Herstellung einer zweiten Bahnverbindung nach Triest zusammen. Diese Versammlung, in der alle für die angestrebte Bahn in Betracht kommenden Verhältnisse eingehende Erörterungen fanden, fasste nach dem Anträge des Referenten Herrn Dr. Victor Ritter von Rainer einstimmig folgende, mit dem vorher angeführten, von Sr. Ex- cellenz Herrn Baron Schwegel am 20. Jänner 1886 im krainischen Landtage gestellten dringlichen Anträge völlig übereinstimmende Be¬ schlüsse, und zwar: 4 Die Herstellung einer unabhängigen, mög¬ lichst kurzen Eisenbahnverbindung zwischen dem Seehafen von Triest und dem industriereichen Nor¬ den Österreichs ist sowohl durch die Interessen der Stadt Triest als durch die volkswirtschaft¬ lichen Interessen der Westhälfte des österreichischen Staates geboten. L. Als solche kürzeste Verbindung erkennt die Versammlung eine vorerst zu erbauende Eisenbahn von Divacca nach Lack und über die Karawanken durch das Rosenthal nach Klagenfurt. 0. Die k. k. Staatsregierung wird gebeten, den Bau der Strecke Divacca-Lack und über die Kara¬ wanken nach Klagenfurt als dringend zu behandeln und ehestens die Tracierung dieser letzteren Linie zu verfügen. v. Der kärntnerische Landesausschuss wird ersucht, im Siune vorstehender Beschlüsse L und 0 eine Petition zu verfassen, für dieselbe die Unterschriften aller Körperschaften, welche in der heutigen Versammlung vertreten sind, einzuholen und diese Petition sohin unter besonderen vereinbarten Moda¬ litäten bei der k. k. Regierung zu überreichen und an beide Häuser des Reichsrathes abgehen zu lassen. L. Das Bestreben der in der Versammlung vertretenen Körperschaften soll es sein, in den Landtagen und der Reichs¬ vertretung auf die Durchführung der heute gefassten Beschlüsse L und 0 hinzuwirken. Diese Kundgebung blieb nicht ohne Wirkung. Die Regierung ordnete neue Aufnahmen und Studien der einzelnen Tračen an. Inwieweit dieselben zur Lösung der Nenmarktler Bahnfrage beitrugen und in welchem Stadium diese Angelegenheit sich dermalen befindet, darüber gibt die Petition Aufschluss, die am 26. März d. I. durch eine Abordnung von Interessenten, bestehend aus den Herren E. Glanzmann, K. Mally und S. Rieger unter Führung Sr. Excellenz des Herrn Baron Schwegel, Sr. Excellenz dem Herrn Eisenbahnminister Ritter von Guttenb erg überreicht und in Abdruck auch Sr. Excelleuz dem Herrn Finanzminister Ritter von Vilinski unterbreitet wurde. Die Petition lautet: o Seit mehr als einem Vierteljahrhundert hofft und harrt der industriereichste Ort Obcrkrains auf eine Bahn, die er durch den Ausbau der zweiten Bahnverbindung nach Triest erlangen sollte. Als das hohe k. k. Handelsministerium in den Jahren 1891 und 1892 durch die k. k. Generalinspection der östen-. Eisenbahnen das Project der Loiblbahn prüfen und ergänzen ließ, jubelte nicht nur Neumarktl, sondern ganz Ober- und Jnuerkrain, da man annehmen zu sollen glaubte, dass die Zeit gekommen sei, in der die seit Jahrzehnten gehegte Hoffnung hinsichtlich der Herstellung der zweiten Bahnverbindung nach Triest endlich doch in absehbarer Zeit werde verwirklicht werden. Nach Abschluss dieser Studien und Ergänzungen verlautete, dass die hohe k. k. Regierung beabsichtige, die beiden Zufahrts¬ strecken zur eigentlichen Loiblbahn von «Krainburg nach Neu- marktl» in Kram und von «Klagenfurt nach Kirschentheuer» in Kärnten vorerst als Localbahnen unter Mitwirkung der Länder und sonstigen Interessenten zu erbauen. Zur Förderung dieser Absicht der hohen k. k. Regierung hat sich am 27. April 1893 das ergebenst gefertigte Consortinm ge¬ bildet, in welchem der Landesausschuss durch seine Mitglieder die Herren kaiserlicher Rath Johann Murnik und Dr. Adolf Schaffer; die Gemeinde durch den Bürgermeister Herrn Anton Globotschnigg; die krainische Sparkasse durch ihren Director Herrn Dr. Josef Supp an; der Großgrundbesitz durch Herrn Julius Freiherr von Born; die Industrie durch die Herren Philipp Demberger, AndreGassner, Edmund Glanz¬ mann, Karl Luckmann, Karl Mally, Karl Moline und Simon Rieger vertreten ist. Diesem Consortinm sind endlich auch die Reichsraths- und Landtagsabgeordneten Herr Professor Franz Suklje und Herr Josef Freiherr v o n S ch w e g e l beigetreten. Zum Obmanne des Konsortiums wurde Herr Josef Freih err vonSchwegel, zu dessen Stellvertreter Herr Dr. Josef Supp an und zum Schriftführer und Referenten für Neumarktl der Werksdirector Herr Simon Rieger gewählt. Bevor das Consortinm in Thätigkeit trat, hat sich der krainische Landesausschuss iu Angelegenheit der Erbauung einer Bahn nach Neumarktl mit Eingabe vom 10. April 1893, Z. 3813, 6 an das hohe k. k. Handelsministerium mit der Bitte nm Bekannt¬ gabe des Ergebnisses der hinsichtlich der projezierten Loiblbahn durchgeführten Studien, der ins Auge gefassten Trace und der diesfälligen Kostenvoranschläge, mit specieller Berücksichtigung der Strecke «Neumarktl-Staatsbahn», gewendet. Das hohe k. k. Handelsministerium hat diesem Ansuchen dem vollen Umfange nach mit Erlass vom 27. April 1893, Z. 19.890, entsprochen und dem Landesausschusse in diesem Erlasse zuerst officiell mitget heilt, dass die Herstellung der Bahn von «Krainburg nach Neumarktl» vorerst als Local¬ bahn geplant sei. Mit dem vom hohen k. k. Handelsministerium an die k. k. Lan¬ desregierung in Laibach gerichteten Erlasse vom 4. Juli 1893, Z. 29.794, wurde dem Landesausschusse das von der k. k. General- inspection der österr. Eisenbahnen ausgearbeitete Vorproject für die Localbahnstrecke «Krainburg-Neumarktl» mit der Einladung übermittelt, das Operat nach genommener Einsicht behufs seinerzeitiger Einleitung der Tracenrevision unmittelbar an das hohe k. k. Handelsministerium rückzustellen. Am 12. September 1893 hat das hohe k. k. Handelsmini¬ sterium unter Z. 46.774 einen neuerlichen Erlass an die hiesige k. k. Landesregierung mit der Aufforderung gerichtet, im Sinne der Bestimmungen der W 10 bis 14 der M.-V. vom 29. Mai 1880, Nr. 57 R.-G.-Bl., beziehungsweise des Z 3 der M.-V. vom 25. Jänner 1879, Nr. 19 R.-G.-Bl., die Tracenrevision einzu¬ leiten und den Zeitpunkt für die Vornahme dieser Commission im Einvernehmen mit dem Landesausschusse festzustellen. In diesem Erlasse hat das hohe k. k. Handelsministerium weiters bemerkt, dass sich die Bildung eines Consortiums aus dem Kreise der Interessenten empfehlen dürfte, dessen Aufgabe es wäre, die Geldmittel für den Bau sicher¬ zustellen und nachher formell um die Ertheilung der Concession zum Baue und Betriebe einzuschreiten. Am 30. October 1893 fand die Tracenrevision statt, bei welcher die Wünsche der Ortschaften Naklas, Kreutz, Pristava, Kaier und Feistritz wegen Errichtung von Haltestellen in Naklas und Kreutz als gerechtfertigt anerkannt wurden, zumal durch 7 Stattgebung dieses Begehrens eine nennenswerte Beeinflussung des Kostenvoranschlages nicht zu gewärtigen steht. Auf Grund der vorangeführten Verhandlungen und dem Ergebnisse der Tracenrevision hat das ergebenst gefertigte Kon¬ sortium mit Eingabe vom 21. November 1893 dem Landes- ausschusse seine Constituierung angezeigt und denselben gebeten, die Bildung des Consortiums zur Kenntnis zn nehmen und davon auch die hohe k. k. Regierung in geeigneter Weise verständigen zu wollen. In dieser Eingabe erklärte sich das Consortium bereit, um die Concession für die Bahn von Krainburg nach Neumarktl unter der Voraussetzung einzuschreiten, dass dem Consortium zur Ausführung der Bahn entsprechende Subventionen, sowohl vom Staate als vom Lande, im Sinne des Landtagsbeschlusses vom - 9. Mai 1893 bewilligt werden. Dasselbe erklärte ferner die Ver¬ pflichtung zu übernehmen, Jnteressentenbeiträge für das geplante Unternehmen durch Zeichnung von Stammaktien al pari und durch Förderung des Werkes in anderer Weise mindestens in einem solchen Ausmaße anfzubringen, als dies bei der Con- cessionierung der letzten vom Staate subventionierten Bahnen, wie z. B. der Gailthalbahn, der Fall war. Am Schlüsse dieser Eingabe wurde gesagt, dass der Wert und die Bedeutung der angestrebten Bahn dem Landesausschussc selbst am besten bekannt sei, das Consortium sich daher auf die Bitte beschränke: Der Landesausschuss wolle dieser Angelegenheit seine vollste Aufmerksamkeit schenken nnd bei der hohen Regierung mit allem Nachdrucke auf das Zustandekommen dieses Unter¬ nehmens hinwirken, dem das Consortium, ausschließlich mir von patriotischen Motiven geleitet, ohne irgend ein persönliches Inter¬ esse und mit selbstloser Hingebung seine volle Kraft zu widmen bereit ist. Bei diesem vorgeschrittenen Stande der Angelegenheit glaubte das Consortium daran nicht mehr zweifeln zu sollen, dass die hohe k. k. Regierung im Laufe der Wiutermonate 1893/94 über die Form und Höhe der dem Unternehmen zu gewährenden Unterstützung werde schlüssig werden und dass noch im Laufe des Jahres 1894 der Bau der Bahn in Angriff genommen werden könne. 8 Leider war das, wie schon so oft, als die Interessenten im Laufe des letzten Vierteljahrhunderts glaubten, am Vorabend der Erfüllung ihrer Wünsche zu stehen, abermals eine Täuschung. Mit dem Wechsel in- der Leitung des hohen Handelsministeriums kam der Plan der früheren Regierung hinsichtlich des Ausbaues der beiden Zufahrtsstreckeu zur Loiblbahn zum Falle. Die Interessenten wurden in Absicht der Befriedigung ihrer Wünsche aus die Erbauung von Lokalbahnen verwiesen. Die in Kram befindlichen Interessenten haben es darum nicht unterlassen, als das hohe k. k. Handelsministerium im Frühjahre 1894 dem Abgeordnetenhause eine Gesetzesvorlage, betreffend die Sicherstellung einer Reihe von Localbahnen, unterbreitete, in einer an das Abgeordnetenhaus gerichteten Petition vom 17. April 1894, welche in der am 21. April 1894 abgehaltenen 278. Sitzung der XI. Session des Abgeordnetenhauses von Seiner Excellenz dem Grafen Hohenwart überreicht wurde, um Einbeziehung der Bahn von Krainburg nach Neumarktl in die fragliche Localbahnenvorlage zu bitten. Sie glaubten sicher, auf Berücksichtigung dieser ihrer Bitte rechnen zu dürfen, nachdem sie vorher in Bezug der Erfüllung ihrer localen Interessen auf die Erbauung einer Localbahn verwiesen wurden. Doch auch diesem Schritte blieb der Erfolg versagt, indem die hohe Regierung im Eisenbahnausschusse erklärte, dass die Erbauung einer Bahn nach Neumarktl mit der Frage der Her¬ stellung der zweiten Bahnverbindung nach Triest im Zusammen¬ hänge stehe, daher hierüber nicht früher entschieden werden könne, als die Wahl der Trace nach Triest endgiltig bestimmt sei. Das in der Wintersession 1894/95 vom krainischen Land¬ tage beschlossene Gesetz, betreffend die Förderung der Bahnen niederer Ordnung, erweckte bei den Interessenten neuerdings die Hoffnung, dass die schon seit vielen Jahren angestrebte Bahn nach Neumarktl vielleicht auf Grund dieses und des Reichs- Localbahnengesetzes sich werde erreichen lassen. Allein abermals war das Schicksal dieser Bahn nicht günstig. Die verheerende Erdbebenkatastrophe zu Ostern des Vor¬ jahres hat das Land derart hart getroffen, dass seine Mittel es auf Jahre hinaus unthunlich machen, der Entwicklung des Local- 9 bahnwesens im Lande jene Förderung nngedeihen zu lassen, als sie inl fraglichen Gesetze, welches inzwischen die Allerhöchste Sanetion erhielt, in finanzieller Beziehung vorgesehen ist. Die Interessenten sind demnach heute mehr denn je auf die Hilfe des Reiches angewiesen. Einem viel jüngeren Projecte, nämlich der Erbauung einer normalspurigen Localbahn nach Obertaibach, hat die hohe Re¬ gierung in jüngster Zeit eine so ausgiebige Unterstützung in Aus¬ sicht gestellt, dass die Erbauung derselben gesichert erscheint. Würde die hohe Regierung eine ähnliche Unterstützung der vom ergebenst gefertigten Consortium angestrebten Bahn nach Neumarktl zuzuwenden die Gewogenheit haben, so könnte wohl auch diese Bahn, gleich jener nach Oberlaibach, als gesichert an¬ gesehen und der Bau derselben noch in diesem Jahre in Angriff genommen werden. Die Vorstudien und Aufnahmen für die Bahn nach Neumarktl sind ja lange schon abgeschlossen. Bei der am 30. October 1893 durchgeführten Tracen- revision lag das fertige Project vor, und die Kosten der Bahn hat das hohe k. k. Handelsministerium dem krainischeu Landes- ausschusse bereits mit Erlass vom 27. April 1893, Z. 19.890, bekanntgegeben. Der Bau der Bahn war damals zwar als Theilstrecke der Loiblbahn geplant, allein die Ausführung sollte nur als Localbahn in einer Weise erfolgen, als der Umfang des zu gewärtigenden Localverkehres es erfordert. Die Vermehrung der Geleise-Anlagen an den Sta¬ tionen und sonstigen Erweiterungen blieb der späteren Ergänzung bei Realisierung der Durchzugsbahn Vorbehalten. Die Ausführung des vorhandenen, bereits der Tracenrevisiou unterzogenen Projectes kann un¬ abhängig von der Durchzugsbahn erfolgen, nachdem dasselbe eine Trace zur Grundlage hat, die aus örtlichen Gründen auch dann gewählt werden müsste, wenn die Fortsetzung der Bahn nach Norden gar nicht in Betracht käme. Auch die Normalspur wird unter allen Um¬ stünden beizubehalten sein, da die Kürze derBahn, 10 das Fehlen scharfer Krümmungen und die geringen Steigungen, kurz die günstigen Terrainverhältnisse für die Normalspur sprechen. Die Entscheidung über die zweite Bahnverbindung nach Triest, und insbesondere die Wahl der Trace dieser Durchzugs¬ bahn, kann sich bei dem großen Widerstreite der Interessen mehrerer an der Lösung dieser Frage interessierter Gruppen von Abgeordneten des Reichsrathes noch Jahre hindurch verschleppen, und es geht doch wohl nichtan, dieserhalb das Be¬ streben eines so regsamen industriellen Ortes wie Neumarktlund ei nersotüchtigenackerbaut reibenden Bevölkerung, als sie sich just zwischen Krainburg und Neumarktl befindet, nach Erlangung einer Bahn noch weiterhin unerfüllt zu lassen. Das ergebenst gefertigte Consortium wagt es daher, die ergebene Bitte zu stellen: Das hohe k. k. Eisenbahnministerium geruhe: a) der angestrebten Bahn nach Neumarktl eine im Verhältnisse zu den Kosten gleiche Staatsunterstützung zuzuwenden, als sie den Interessenten der Erbauung einer Bahn nach Ober¬ laibach in Aussicht gestellt wurde; b) diese Unterstützung noch in das diesjährige, dem Reichsrathe zur Bewilligung vorznlegende Localbahnen-Programm auf¬ zunehmen und v) dahin zu wirken, dass der Bau der Bahn auf Grund des am 30. October 1893 der Tracenrevision unterzogenen Projectes noch diesjährig in Angriff genommen werden könne. Der Führer der Abordnung, Se. Exc. Herr Baron Schwegel, legte dem Eisenbahnminister Sr. Exc. Herrn Ritter von Gutten¬ berg die Bedeutung Neumarktls als Jndustrieort in längerer Rede dar und führte des weiteren die Nothwendigkeit einer Bahn dorthin aus, um schließlich darzuthun, dass das Land ganz außerstande sei, die Bahn nach dem Landes-Localbahngesetze zu bauen. Sr. Excellenz dem Finanzminister Herrn Ritter von Vilinski gegenüber entwickelte der Führer der Abordnung in kurzen Zügen ein Bild über die traurige finanzielle Lage des Landes Kram und schil- 11 derte ferner die Bedeutung, welche die Industrie für dieses an Geld und Industrie arme Land habe; daher alle maßgebenden Körper¬ schaften des Landes, ohne Unterschied der Partei, darin überein¬ stimmen, dass dem industriell regsamen Orte Neumarktl durch die Ausführung der schon so lange angestrebten Bahn Hilfe gebracht werden müsse, damit sich die Industrie dort erhalten und weiter entwickeln könne. Die beiden Minister erklärten der Abordnung, dass sie die Nothwendigkeit einer Bahn nach Neumarktl vollkommen anerkennen und ihrerseits nichts unterlassen werden, dieselbe bestens zu fördern. Ob die Aufnahme der angestrebten Bahn in die schon in der nächsten Zeit dem Reichsrathe zu unter¬ breitende Regierungsvorlage, betreffend die Unterstützung von Local¬ bahnen, noch möglich sei, könne nicht sofort bejaht werden; jeden¬ falls aber werde das Consortinm eine Erledigung der überreichten Petition erhalten, auf Grund welcher dann die weiteren Verhand¬ lungen gepflogen sowie die Vorarbeiten für den Beginn des Banes besorgt werden könnten, da im Jahre 1896 wohl auch dann mit dem¬ selben nicht dürfte begonnen werden können, wenn die Unterstützung der Bahn selbst noch in das heurige Programm ausgenommen werden würde. Beide Minister entließen die Abordnung nach diesem Bescheide ebenso freundlich, als sie dieselbe empfangen hatten. Hierauf sprachen die Herren E. Glanzmann, K. Ma llh und S. Rieger unter Führung des letzteren im Handelsministerium beim Vertreter des abwesenden Sectionschefs Sr. Excellenz Herrn Ritter von Mittel, dem Herrn Sectionschef Werba, und dem Regierungs- Secretär Herrn Dr. Foerster vor und überreichten auch dort einen Abdruck der Petition mit der Bitte, das Zustandekommen der erbetenen Bahn bestmöglichst zu fördern. Beide Herren waren in der Neumarktler Bahnfrage bestens unter¬ richtet und bewiesen vollkommene Vertrautheit mit derselben; — sie anerkannten auch die Berechtigung der Bitte um den Bau einer uormalspurigen Bahn nach dem am 30. October 1893 der Tracenrevision unterzogenen Entwürfe, betonten jedoch, dass die der projectierten Bahn nach Oberlaibach in Aussicht gestellte Unterstützung nicht als Maßstab für die Bahn nach Neumarktl ge¬ nommen werden könne, da die Oberlaibacher Bahn wegen der Erd¬ bebenkatastrophe als ein nothwendig gewordener Nothstandsbau an¬ gesehen und behandelt werde. 12 Die Bahn nach Nenmarktl stelle sich, trotz der im allgemeinen günstigen Terrainverhältnisse, wegen Ueberbrückung der Save im Ver¬ hältnis zur Länge hoch, und die Rentabilitätsberechnung sei darum keine günstige; das Land und die übrigen Interessenten werden daher, soll das Baucapital durch Ausgabe von Prioritäten, deren Verzinsung der Staat garantiert, beschafft werden, jedenfalls mindestens um 200.000 fl. Stammaetien zeichnen müssen. Wenn auch die Eröffnung hinsichtlich der Höhe des vom Lande und den Interessenten zur Uebernahme von Stammaetien aufzubringen- den Capitales eine bedeutende, ungefähr 15'4 "/g des veranschlagten Baucapitales betragende Summe — entgegen 11'1 "/g des für die Oberlaibacher Bahn geforderten Betrages — ist, so hat die Abord¬ nung diesmal die schöne Kaiserstadt doch mit mehr Hoffnung als vor zwei Jahren verlassen, denn damals musste mit dem wenig tröstlichen Bescheide -warten» die Heimfahrt angetreten werden, während jetzt allseits Wohlwollen und Entgegenkommen gefunden und auch die Summe genannt wurde, die das Konsortium aufzubringen haben wird, soll die angestrebte Bahn erreicht werden. Allerdings dürfen die vielen und großen Schwierigkeiten, die zweifellos noch zu überwinden sind, nicht verkannt werden; allein jedermann im Lande anerkennt die Nothwendigkeit einer Bahn nach Nenmarktl. In der Handels- und Gewerbekammer, im Landesausschusse und dem Landtage wurde wiederholt und unwidersprochen ausgeführt, dass, wenn irgend ein Ort im Lande einen berechtigten Anspruch ans eine Bahn hat, so dies ohne Frage Neu- marktl sei. Es ist darum mit Grund zu hoffen, dass diese berechtigte, im ganzen Lande vorherrschende Anschauung auch dann allerseits unge¬ schmälert vorhält, wenn es gilt, derselben in praktischer Weise durch Zeichnung von Stammaetien Ausdruck zu ver¬ leihen, denn bei dem derzeitigen Stande der Sache kann erst dann auf die endliche Erreichung des schon ein Vierteljahrhundert hindurch angcstrebten Einbezuges von Nenmarktl in eine Bahnverbindung gedacht werden, wenn es dem Consortinm gelingt, Beiträge zur Übernahme von Stammaetien 'in der oben erwähnten Höhe von 200.000 fl. auf¬ zubringen. 13 Die Bahn, um welche es sich im vorliegenden Falle handelt und die am 30. October 1893 der Tracenrevision unterzogen wurde, beginnt laut des am 27. April 1893, Z. 19.890, vom h. k. k. Handels¬ ministerium an den krainischen Landesausschuss gerichteten Erlasses in der Station Krainburg der Staatsbahnstrecke Laibach-Tarvis. Sie wird von der erwähnten Station aus vorerst als zweites Geleise bis zum km 72 der bestehenden Bahn in der Richtung gegen Tarvis geführt. Sodann wendet sich die Trace gegen den Savefluss, übersetzt denselben mittelst einer schiefen Brücke von vier Öffnungen zu ü 45 m mit Eisenconstruction und gelangt, in nordwestlicher Richtung weiter¬ ziehend, nach Kreuzung der Loibler Reichsstraße bei dem Dorfe Na klas, für das eine Haltestelle errichtet wird, zur Station Dup- lach nächst dem gleichnamigen Dorfe. Bald nach dem Verlassen dieser Station wird die auf den Loibl führende Reichsstraße nochmals gekreuzt, und zieht die Bahn sodann zwischen dieser Straße und dem Feistritz-Bache nordwärts. Vor dem Orte Pristava, gegenüber dem Pfarrorte Kreutz, ist die Errichtung einer zweiten Haltestelle in Aussicht genommen. Hinter Pristava wendet sich die Linie an das rechte Ufer des Feistritz-Baches, denselben mit einem Objecte von entsprechender Licht- weite überschreitend, und gelangt bald darnach zur Endstation Neu- marktl, die im Süden des Marktortes geplant ist. Die Länge der Bahn beträgt 15 km; innerhalb derselben gelangen Steigungen bis zu 18'3 °/§o und Bögen bis zum Halbmesser von 200 m zur Anwendung. Die Kronenbreite des Unterbaukörpers ist mit 4'6 m, jene des Schotterbettes mit 3'3 m, die Stärke des letzteren mit 0'3 m vor¬ gesehen. Für den Oberbau sind Stahlschienen mit 31'72 k^ Gewicht per laufenden Meter, verlegt auf Querschwellen von 2'5 m Länge, 16 om oberer, 30 om unterer Breite und 15 am Höhe, in Aussicht genommen. Die Hochbauten der Stationen Duplach und Neumarktl sollen in ähnlicher Weise wie bei den gleichartigen Stationen der Arlberg¬ bahn zur Ausführung kommen. Die Geleise-Anlagen sind nur in jenem Umfange geplant, als dies für den zu gewärtigenden Localverkehr nothwendig erscheint. 14 Auch in der Anschlussstation Krainburg sollen sowohl im Hoch¬ bau als in den Geleisen nur jene Anlagen ausgeführt werden, die der Verkehr der Localbahn unbedingt nöthig machen wird. Unter Voraussetzung dieser Ausführungsnormen sind die Kosten der Localbahn auf 1,300.000 fl. — 86.700 ft. per Kilometer — von der Regierung veranschlagt worden, in welchem Betrage 96.750 fl. für Fahrpark, 50.000 fl. für Jntercalarzinsen und 20.000 fl. als Reserve¬ fond inbegriffen sind. Für den Fuhrpark ist die Beschaffung von zwei Tender-Loco- motiven, vier Personenwagen, zwei Dienstwagen und zwölf Lastwagen in Aussicht genommen. Wir haben es also mit einer Bahn zu thun, die zwar eine Local¬ bahn, aber doch normalspurig ist und bei der — entgegen jener vor acht Jahren von der Firma Stern L Haferl projectierten — sowohl für den Personen- als auch für den Frachtenverkehr vorgesehen wurde, während der von den Interessenten geforderte Beitrag in beiden Fällen gleich hoch ist. Die Bedenken, welche das Schleppbahnproject zum Scheitern brachten, sind somit behoben. In dem von der k. k. Generalinspection der österreichischen Eisenbahnen verfassten, vorher ^beschriebenen Pro¬ jekte wurde dem Bedürfnisse der 10.000 Einwohner von Okroglo, Naklas, Duplach, Kreutz, Kaier, Feistritz und Neumarktl mit Umgebung bis an die Grenze Kärntens auch hinsichtlich des Personenverkehres Rechnung getragen. Möge es demnach gelingen, weiterhin jeden Stillstand in den Bestrebungen der Erlangung einer Bahn nach Neumarktl abzuwehren und das angestrebte Ziel in der kürzesten Zeit zu erreichen!