UDK 830—023(497.12) DIE DEUTSCHE LITERATUR IM MITTELALTERLICHEN SLOWENIEN Janez Stanonik Mit der Studie über die deutsche Literatur im mittelalterlichen Slowenien wünsche ich zwei Ziele zu Verfölgen: erstens, eine Übersicht über den heutigen Stand unserer Kenntnisse dieses Problemes zu geben; und zweitens, insbesondere auf die noch zahlreichen offenen Probleme in diesem Gebiete hinzuweisen. Je länger ich mich für diesen Fragenkomplex interessiere, desto mehr sehe ich, dass es hier sehr wichtige Probleme gibt, die bisher ungenügend untersucht oder überhaupt noch nicht angetastet wurden, derer Lösung vielleicht schwer, jedoch nicht unmöglich ist. Diese grosse Zahl der noch offenen Probleme scheint bei der heutigen Entwicklung der Germanistik fast anachronistich zu sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass es bisher kein Interesse für dieses Problemgebiet gegeben hat. Es gibt einzelne bedeutende Spezialuntersuchungen, wie auch allgemeine Übersichten dieses Fragenkomplexes. Vor allem wäre erwünscht wenn hier eine grössere Zahl von Spezialuntersuchungen vorhanden wären. Allgemeine Untersuchungen gibt es jedoch wenigstens schon seit der ersten Hälfe des XIX. Jahrhunderts. Fast alle solche Untersuchungen näheren sich dem Problem im geograpischen Rahmen der Länder Krain und Steiermark, und nur wenige beziehen sich auf das Gebiet von Slowenien, wie es mit den Staatsgrenzen bestimmt ist. Schon in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts versuchte Joseph Kalasanz Erberg eine Literargeschichte von Krain zu verfassen, die jedoch nur handschriftlich erhalten ist.1 Die erste gedruckte Studie stammt von Eduard Samhaber und wurde im Jahre 1891 im Werke österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, Band Krain, veröffentlicht.2 Bald darauf, in 1899, folgte eine ähnliche Studie von Peter Radics, die in der Nagl-Zeidlerschen Deutsch-österreichischen Literaturgeschichte erschienen ist.3 Zwischen den zwei Weltkriegen schrieb Jakob Kelemina eine Übersicht über die deutsch-slowenischen Bezie- 1 Milena Uršič, Jožef Kalasanc Erberg in njegov poskus osnutka za literarno Zgodovino Kranjske (Joseph Kalasanz Erberg und sein Versuch eines Entwurfes der Literaturgeschichte Krains), Ljubljana 1975, Dela SAZU — Die Veröffentlichungen der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste, Klasse für Philologie und Literaturwissenschaften 28., Inst. f. slow. Literatur u. Literaturwissenschaften 6. — Vgl. auch Slovenski biografski leksikon, Ljubljana 1925 ff, Bd. I. S. 162—166, sub Erberg. J. K. 2 Die Österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, Band Kärnten und Krain, Wien 1891; Vgl. S. 410—416. 3 J. W. Nagl-Jakob Zeidler: Deutsch-österreichische Literaturgeschichte, Band I, Wien, Leipzig, O. D., Vgl. S. 314—315. 9 hungen im Mittelalter, die im Jahre 1937 in der Zeitschrift Strani pregled publiziert wurde.4 Im Jahre 1943 verteidigte Karl Pivk an der Wiener Universität seine Doktorarbeit über die deutsche Literatur des Mittelalters in Krain; diese Doktorarbeit ist jedoch nie gedruckt worden.5 Und zuletzt wurde im Jahre 1953 meine Doktorarbeit Die Überreste der mittelalterlichen deutschen Literatur in Krain von der Universität Ljubljana approbiert.6 Die Studie von Professor Alfred Kracher, Mittelalterliche Literatur und Dichtung in der Steiermark, die im Jahre 1976 im Sammelband Literatur in der Steiermark erschienen ist, gibt eine ausgezeichnete Übersicht aller bisherigen Arbeiten in diesem Gebiet auch für den slowenischen Teil der Steiermark.7 Wir wissen sehr wenig über den Zustand der Bibliotheken während des Mittelalters in Slowenien. Vor allem gab es Klosterbibliotheken, die für 24 Klöster ini Slowenien nachgewiesen sind.8 Die meisten Handschriften in diesen Bibliotheken waren natürlich religiösen Inhaltes und fast ausschliesslich lateinisch. Die deutschen Handschriften erscheinen in diesen Bibliotheken etwas zahlreicher erst im XV. Jahrhundert. Einige dieser Klosterbibliotheken waren sehr alt und schon während des Mittelalters auch sehr reich an Büchern. Nach Angabe von Santonimo besass die Klosterbibliothek von Žiče (Seitz), nördlich von Celje, am Ende des XV. Jahrhunderts ungefähr 2.000 Handschriften.9 Andere reiche alte Klosterbibliotheken waren in Gornji grad (Oberburg), Stična (Sittich), Bistra (Freudenthal), Jurklošter (Gairach), Kostanjevica (Landstrass) und im Kloster der Dominikaner in Ptuj. Mehrere dieser Klöster hatten auch ganz beteutende Skriptoria, namentlich Stična. Einzelne dieser Klöster sind schon früh aufgehoben worden, die meisten jedoch waren am Ende des XVIII. Jahrhunderts durch die Josephinischen Reformen aufgelöst.10 Die Bücher aus diesen Bibliotheken wurden dann in die Landes- bzw. Universitätsbibliotheken in Graz und Ljubljana überführt. Es bestehen Verzeichnisse der Handschriften, die sich in den Universitätsbibliotheken in Ljubljana11 und Graz befinden.12 Es ist sehr wahrschienlich, dass einzelne Handschriften aus Slowenien auch in andere Bibliotheken in 4 Jakob Kelemina: Slovensko-nemački kulturni odnosi u srednjem veku (Die slowenisch-deutschen Kulturbeziehungen im Mittelalter), Strani pregled 1937, S 30. 5 Karl W. Pivk: Deutsche Literatur des Mittelalters in Krain. Ein Beitrag zur mittelalterlichen Literaturgeschichte der österreichischen Alpenländer. Diss. Wien 1943. Maschinenschrift. 6 Janez Stanonik: Ostanki srednjeveškega nemškega slovstva na Kranjskem (Die Überreste der mittelalterlichen deutschen Literatur in Krain). Diss. Ljubljana 1957, S. 60. 7 Alfred Kracher: Mittelalterliche Literatur und Dichtung in der Steiermark, Literatur in der Steiermark, Graz 1976, Vlg. Steiermärkische Landesregierung; vgl. S. 9—42. 8 Melitta Pivec-Stele: Srednjeveške knjižnice v Sloveniji (Mittelalterliche Bibliotheken in Slowenien), Knjižnica XV (1971), 87—97 9 Itinerario di Paolo Santonino in Carintia, e Carniola negli anni 1485—1487, ed. G. Vale, Cittä del Vaticano 1943 (Studi e testi, 103), S. 183 und 257. 10 S. Laschitzer: Die Verordnungen über die Bibliotheken und Archive der aufgehobenen Klöster in Oesterreich, MIöG II (1881), 401—440. 11 Milko Kos — Fr. Stele: Srednjeveški rokopisi v Sloveniji — Codices aetatis mediae manu scripti qui in Slovenia reperiuntur, Ljubljana 1931 (Vlg. Umetnost-no-zgodovinsko društvo). 12 Anton Kern: Die Handschriften der Universitätsbibliothek Graz. Band 1, Leipzig 1939—1942 (Verzeichnis der Handschriften im deutschen Reich 2); Band 2, Wien 1956; Band 3, Nachträge und Register zusammengestellt von Maria Mairold, Wien 1967 (Handschriftenverzeichnisse österreichischer Bibliotheken, Steiermark). 10 Europa irgendwie den Weg gefunden haben. Wir wissen, dass mit der Bibliothek von Flaccius Illyricus einzelne Handschriften aus Stična sogar nach Wolfenbüttel gekommen sind.13 Die Handschriften aus dem Kloster Žiče befindem sich heutzutage nicht nur in Graz und Ljubljana, sondern auch in Wien, Budapest, und in der Bibliothek des British Museum.14 Neben den Klosterbibliotheken gab es im Mittelalter noch zwei kirchliche Bibliotheken in Slowenien: die Kapitellbibliothek in Novo mesto und die Bibliothek im Pfarrarchiv der Stadt Kranj. Eine kleine Bibliothek vermutet man auch im Pfarramte der Stadt Ljubljana während des Mittelalters. Die grösste mittelalterliche Privatbibliothek in Slowenien, und die einzige von welcher wir etwas wissen, ist die der Auersperge. Sie entstand wahrscheinlich während des XIV. Jh. und hat sich während der folgeden Jahrhunderte immer mehr bereichert. Im XIX. Jh. befand sich diese Bibliothek im sogenannten Fürstenhofe in Ljubljana, an derselben Stelle, wo jetzt die Universitätsbibliothek steht. Nach dem Erdbeben im Jahre 1895, welches grossen Schaden in der Stadt Ljubljana verursachte, wurde die Bibliothek nach dem Schlosse Losensteinleithen in Oberösterreich überführt. Nach dem zweitem Weltkriege wurde diese Bibliothek wenigstens teilweise nach Amerika abstransportiert. Die letzte verlässliche Nachricht ist vom amerikanischen Professor Gerard F. Schmidt aus dem Jahre 1961, der eine Handschrift aus dieser Sammllung in Paysandu in Uruguay, noch im Bestize der Auersperge fand. Nach unverlässlichen Angaben wurde diese Bibliothek von der Kongressbibliothek in Washington abgekauft.15 Die grosse Bedeutung der Bibliothek, der Auersperge wird ersichtlich, wenn wir nur einige der wichtigsten Texte, die hier in mittelalterlichen Handschriften aufbewahrt sind erwähnen. Genaue Kenntnisse besitzen wir von 13 Wolfgang Milde: The Library of Wolfenbüttel, from 1530 to 1618, Modern Language "Review LXVI (1971), 102—112. — Milde macht die falsche Angabe, Sittich sei in Kärnten. Das Kloster Stična, deutsch Sittich, liegt südlich von Ljubljana. Aus diesem Kloster stammen einige der schönsten mittelalterlichen Handschriften, die sich heute in der Wiener Nationalbibliothek befinden. " Primož Simoniti: Humanizem na Slovenskem, Ljubljana 1979, S. 54, Anm. 5 15 Es herrscht eine völlige Unsicherheit über den heutigen Aufbewahrungsort der Handschriften aus der Bibliothek der Auersperge. Die wichtigste Quelle für diese Bibliothek ist noch immer Peter Radies: Die Fürst Carlos Auersperg'sche Hausbibliothek im Laibacher Fürstenhofe. Österreichische Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und öffentliches Leben, 1863, Teil II, S. 624 ff. Die Handschriften aus dieser Bibliothek sind in dem Handschriftenarchiv der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Katalog nicht beschrieben. Ueber die Anwesenheit der auerspergischen Handschriften in Paysandu, Uruguay, berichtet Gerard F. Schmidt in seiner Ausgabe Das Schachzabelbuch des Jacobus de Cessolis, O. P. in mittelhochdeutscher Prosaübersetzung, Berlin, Erich Schmidt Vig. 1961 (Texte des späten Mittelalters, Heft 13), S. 15. — Die wahrscheinlich unverlässliche Angabe, dass die auerspergischen Handschriften an die Kongressbibliothek verkauft wurden, findet man bei Lino Legiša und France Tomšič im Sammelwerk Zgodovina slovenskega slovstva (Die Geschichte der slowenischen Literatur), hgg. von Slovenska Matica, Ljubljana 1956 ff, Band I, S. 179—180. — Nach einer jüngst erhaltenen Privatmeldung wurde vor kurzem (?) ein grosser Teil dieser Bibliothek bei Sotheby in London durch Auktion ausverkauft. Im Katalog des Hauses Sotheby steht dabei die Nachricht, dass die angebotenen Bücher aus der Privatbibliothek von »Señor D. German Mailhoz and Señora Da Johanna Auersperg de Mailhoz, of Montevideo, Uruguay« gekommen sind. — Vorerst wäre jedenfallf nützlich festzustellen welche Handschriften und Archive sich noch immer im Besitze der Auersperge im Schlosse Losensteinleithen befinden. 11 drei Handschriften des Schwabenspiegels16 und einer Handschrift vorwiegend religiösen Inhaltes, die unter anderem die Fabeln des Cyrillus de Guidone Speculum Sapientiae und ein Gedicht von Otto Rasp, Die Ansprache des Teuffels gegen unseren Herrn enthält. Der Inhalt dieses Gedichtes ist uns aus einer Studie von Anton Schönbach, die im Jahre 1898 in den Mittheilungen des historischen Vereines für Steiermark veröffentlicht wurde, bekannt.17 Das Gedicht ist eine Nachahmung der mittelalterlichen Streitgedichte, speziell des Processus Sathanae aus dem Anfange des XV. Jh. In unserem Text klagt Sathan den Christus vor dem Richter Gott, dass Christus ihm die Seelen der Vorfahren entführe. Im Prozess erscheinen auch die Erzengel Gabriel und Michael, die die Anklage Sathans verneinen. Das ganze Gedicht hat 2438 Verse und ist gediehet in nicht besonders geschickten Reimpaaren. Der Autor ist nicht ohne eineni Sinn für Humor. Das Ende des Gedichtes von ungefähr 200 Versen fehlt. Das Gedicht entstand in der Mitte des XIV. Jh. Der Autor Otto Rasp war wahrscheinlich ein gebürtiger Friesacher, er lebte eine Zeit am Hofe des Patriarchen in Aquileia, und wurde zuletzt Priester in Vellach in Kärnten. Als Schönbach seine Studie über diesen Text vorbereitete, machte er eine vollständige Abschrift des Textes, die sich wahrscheinlich noch unter seinem Nachlasse befindet. Es wäre nützlich, diese Abschrift noch einmal zu untersuchen um festzustellen ob der Text nicht wert wäre voll publiziert zu werden. Eine weitere Handschrift, die interessant sein könnte, ist eine rhythmische Bearbeitung des Buches Genesis. Die Handschrift stammt aus dem XIV. Jh. Andere Angaben fehlen. In Anbetracht der grossen Bedeutung die die Genesis-Texte in der österreichischen Literatur des Mittelalters haben, könnte dieser zwar etwas später Text für die Geschichte der Genesis-Tradition in Österreich von nicht kleiner Bedeutung sein.18 Neben diesen Texten gibt es in der auerspergischen Bibliothek noch weitere deutsche Handschriften, von denen wir jedoch sehr wenig wissen, unter anderem deutsche Predigten aus dem XIV. Jh., dem Inhalte nach wahrscheinlich ins XIII. Jh. gehörig, da darin der Mongoleneinfall von 1241 als eben geschehen erwähnt wird; deutsche Übersetzungen der Evangelien, der Psalmen, usw. Nur der Text des Schachzabelbuches des Jaikobus de Cessolis aus dieser Sammlung wurde bisher genauer untersucht. Alles das beweist, dass diese Bibliothek nicht nur für die Landesgeschichte, sondern für die deutsche Literatur, speziell in Österreich, von nicht kleiner Bedeutung ist. Es wäre deswegen notwendig den heutigen Aufbewahrungsort zu identifizieren und alle dort befindlichen Handschriften sorgfältig zu untersuchen. Über andere Privatbibliotheken im späten Mittelalter in Slowenien wissen wir eigentlich nichts. Man könnte vermuten, dass sich doch eine Sammlung von* handschriftlichen Texten im Besitze der Grafen von Celje befand. Mit der zunehmenden politischen Bedeutung der Grafen von Celje wuchs auch die Bedeutung der Stadt Celje als ein Kulturzentrum. Beziehungen zu Celje können bei einer ganzen Reihe von deutschen Dichtern nach- 16 G. Homeyer: Die deutschen Rechtsbücher des Mittelalters und ihre Handschriften, neu bearb. von Conrad Borchling, Karl August Eckhardt und Julius von Gierke, Weimar 1931/1934, S. 165, Nos. 729, 730 und 731 17 Anton Schönbach: Miscellen aus Grazer Handschriften, MHVS XL VI (1898) 3—70. vgl. S. 32 ff. 1S Ehrismann II/I S. 217 und die dort angeführte Literatur 12 gewiesen werden, so bei Wolfram von Eschenbach, Oswald von Wolkenstein19 und Peter Suchenwirt.20 Der anonyme Autor der Cillier Chronik aus der Mitte des XV. Jh. war ein mittelalterlich gebildeter Mann, also hatte er die entsprechenden Texte zur Verfügung. Schon in der Mitte des XV. Jh. sind in Celje auch Spuren des Frühhumanismus identifizierbar. Nach dem Absterben der Familie der Grafen von Cölje sind am Ende des Jahrhunderts mehrere sehr interessante Persönlichkeiten aus der Umgebung von Celije gekommen, die als Humanisten eine bedeutende Rolle im zentralen Europa hatten, so Thomas de Cilia, Kanzler der Wiener Universität, Erzieher des Kaisers Maximilian und zuletzt Bischof von Konstanz;21 Michael Tiffernus, Erzieher des württembergischen Herzogs Christoph;22 Briccius Preprost, Rektor der Wiener Universität;23 und Augustinus Tyffernus, Architekt und Archäologe, der auch in Wien tätig war.24 Man kann sich kaum vorstellen, dass eine solche Zahl von angehenden jungen Leuten, die fast gleichzeitig aus einer Gegend kam, ein Produkt einer Gesellschaft ohne eigene Kulturtradition sein könnte. Aus Celje haben wir aus dem späten Mittelalter den Beweis einies deutschen literarichen Textes, und zwar des Physiologus in Prosa, der in zwei reliefartigen Inschriften in der gotischen Kapelle der dortigen Pfarrkirche erhalten ist.25 Auf Grund unserer Kenntnisse über den Zustand der Bibliotheken im späten Mittelalter in Slowenien können wir jedenfalls sagen, dass Slowenien in dieser Zeit keine unentwickelte Kulturprovinz war. Die wichtigste mittelalterlichen Texte im Gebiete der Theologie und Philosophie waren reich vorhanden. Etwas weniger zahlreich waren die rein literarischen Texte, obgleich auch ihre Anwesenheit nachgewiesen werden kann.26 19 Anton Schwöb: Oswald von Wolkenstein, Bozen 1979 (Vlg. Athesia), S. 272 f, 279. 20 Slovenski biografski leksikon III, 541 21 Primož Simoniti: Humanizem na Slovenskem in slovenski humanisti do srede XVI. stoletja (Der Humanismus in Slowenien und slowenische Humanisten bis zur Mitte des XVI. lahrhunderts), Ljubljana 1979 (Vlg. Slovenska Matica), S. 147—154; Slovenski biografski leksikon IV, 79—81 22 Simoniti, op, oit. S. 204—209; SBL IV, 84—86 23 Simoniti, op. cit. S. 142—147; SBL II, 497—498. 24 Simoniti, op. cit. S. 83—222; SBL IV, 262—265 25 Emilijan Cevc: Srednjeveška plastika na Slovenskem (Die mittelalterliche Plastik in Slowenien), Ljubljana 1963 (Vlg. Slovenska Matica), S. 98, 99, 363 f. Anm 30; Nikolaus Henkel: Studien zum Physiologus im Mittelalter, Tübingen 1976 (Niemeyer Vlg), S. 104 ff. 26 Es ist in der letzten Zeit eine ganze Reihe von bedeutenden monographischen Werken, die verschiedene Kunstgattungen aus dem späten Mittelalter in Slowenien behandeln erschienen, auf die man hier hinweisen kann: Dragotin Cvetko: Zgodovina glasbene umetnosti na Slovenskem, Ljubljana 1958—1960, vgl. Band I; Primož Kuret: Glasbeni instrumenti na srednjeveških freskah na Slovenskem (Die Musikinstrumente auf den mittelalterlichen Fresken in Slowenien), Ljubljana 1973 (Vlg. Slovenska Matica), 170 S.; Marjan Zadnikar: Romanika v Sloveniji: tipologija in morfologija sakralne arhitekture (Die Romanik in Slowenien: die Typologie und Morphologie der Sakralarchitektur), Ljubljana 1982 (Vig. Državna založba Slovenije), 657 S.; Marijan Zadnikar: Stična in zgodnja arhitektura cisterci-ianov (Stična und die frühe Baukunst der Zisterzienser), Ljubljana 1957 (Vlg. Državna založba Slovenije), 285 S.; Marijan Zadnikar: Srednjeveška arhitektura kartuzijanov in slovenske kartuzije (Die mittelalterliche Architektur der Kartäuser und die slowenischen Kartausen), Ljubljana 1972 (Vlg. Državna založba Slovenije), 434 S.:, Ivan Komelj: Gotska arhitektura na Slovenskem. Razvoj stavbnih členov in cerkvenega prostora (Die gotische Architektur in Slowenien. Die Entwicklung 13 Wenn wir vom dem eigentlichen literarischen Schaffen im Lande sprechen wollen, so müssen wir zunächst feststellen, dass wir von der mittelalterlichen slowenischen Literatur sehr wenig wissen, da uns aus dieser Zeit nur wenige Texte in slowenischer Sprache bekannt sind. Im Mittelalter gab es bestimmt schon slowenische religiöse Gedichte und Volkslieder.27 Allem Anschein nach gab es ein Interesse für ein höheres literarsches Schaffen in slowenischer Sprache sogar unter den feudalem Kreisen. Das beweisen Bruchstücke aus den Gedichten von Ulrich von Liechtenstein und Oswald von Wolkenstein. Obgleich in der slowenischen Literatur des Mittelalters diese zwei Autoren stets erwähnt werden, besteht, so viel ich weiss, bisher keine einzige tiefere analytische Studie dieser zwei Autoren von einem slowenischen Literaturhistoriker, und das ist bestimmt überraschend. Ein kurzer slowenischer Text aus einer auerspergischen Handschrift beweist, dass es auch wenigstens Versuche des Minnesanges in slowenischer Sprache gab.28 Unter den lateinischen Autoren aus mittelalterlichem Slowenien ist bestimmt der interessanteste Hermannus de Carinthia, der auch unter dem Namen Hermannus Sclavus und Hermannus Dalmata bekannt ist.29 Nach seiner eigenen Beschreibung seines Heimatlandes stammte er fast bestimmt aus dem heutigen Slowenien. Er studierte in der ersten Hälfte des XII. Jh. in Südfrankreich ini Chartres, wo sein Lehrer der Philosophie der berühmte Thierry de Chartres war. Dann lebte er in Spanien, wo er sich zu einem der frühesten europäischen Arabisten entwickelte. Er machte die erste lateinische Übersetzung des Korans und übersetzte ebenfalls aus der arabischen Sprache Ptolemäus's Planispherium, welches uns nur durch diese Übersetzung erhalten geblieben ist. Er selbst schrieb im Jahre 1132 erm philosophisches Werk, De essentiis, die eine Synthese des Platomismus, wie er in Chartres entwickelt wurde, mit dem mittelalterlichen Neophythagorismus ist.30 — Andere latenische Autoren aus dem Lande in dieser Zeit sind jedoch nur von lokaler Bedeutung, Ihre Anzahl wächst mit dem XV. Jh. zusammen mit dem Erwachen des Humanismus, Ein wichtiges Zentrum, wie schon erwähnt, war dabei die Stadt Celje. Über die Bestrebungen der Humanisten aus Slowenien in lateinischer Sprache haben wir jetzt eine gute Übersicht in der Doktorarbeit von Primož Simoniti, Humanizem na Slovenskem (Der Humanismus in Slowenien) aus dem Jahre 1975.31 Für die deutsche Literaturgeschichte im Lande gibt es mehrere interessante Namen, über welche uns schon zahlreiche und gründliche Studien zur der Bauteile und des Kirchenraumes), Ljubljana 1973 (Vlg. Slovenska Matica), 322 S.; Jože Milarič: Kartuzija Pleterje 1403—1585 (Die Kartause Pleterje 1403—1595), Ljubljana 1982 (Vlg. Slovenska Matica), 322 S.; France Stele: Slikarstvo v Sloveniji od XII, do srede XVI, stoletja (Die Malerei in Slowenien vom XII. bis in die Mitte des XVI. Jahrhunderts), Ljubljana 1969 (2. Auflage, Vlg. Slovenska Matica) 361 S. 27 Einen Versuch der Geschichte des slowenischen Volksliedes im Mittelalter findet man bei Ivan Grafenauer: Kratka zgodovina starejšega slovenskega slovstva (Kurze Geschichte der älteren slowenischen Literatur), Celje 1973 (Vlg. Mohorjeva družba) 28 Zgodovina slovenskega slovstva (Die Geschichte der slowenischen Literatur) Vlg. Slovenska Matica, Band I, Ljubljana 1956, S. 179—180 25 Ch. H. Haskins: Studies in the History of Mediaeval Science, Cambridge 1924, S. 43—68; Kajetan Gantar: Herman de Carinthia, Jezik in slovstvo X (1965) 225—232. 30 Neudruck: Herman de Carinthia: De essentiis. Edición preparada y anotada por el P. Manuel Alonso, Santander 1946. 31 Vgl. Anm. 21 14 Verfügung stehen. In der Mitte des XIII. Jh. dichtete der von Obernburg seine Minnelieder, die uns in der Manessischen Handschrift überliefert sinid. (No. 98) Wie uns Professor Kracher32 mit seiner gründlichen Analyse der Texte dieses Dichters bewiesen hat, dürfte es sich dabei um einen Dichter aus dem Städtchen Oberburg, Gornji grad, im oberen Sanntale, vielleicht einem Mönch im dortigen Kloster oder einem Dienstmaim aus dessen Umgebung handeln. Ein anderer Minnesinger, der uns ebenfalls aus der Manessischen Handschrift (No. 60) unter dem Namen der von Sounegge bekannt ist, kam wahrscheinlich vorn Schlosse Sanneck, auf slowenisch Žovnek, ebenfalls nahe dem oberen Sanntale.33 Der Dichter ist vielleicht Konrad I., der in der Mitte des XIII. Jh. nachgewiesen ist. Es handelt sich dabei also um einen der Ahnen der Grafen von Celje. Bin dritter Minnesinger der in der Manessischen Handschrift vorkommt war Der von Scharpfenberg (No. 61). vermutlich aus dem Schlosse Scharpfenberg nahe Radeče, südlich von der Mündung des Flusses Savinja (Sann) in den Fluss Sava. Als religiöser Dichter ist berühmt Bruder Philipp aus dem Kloster Žiče, Seitz, der Autor eines umfangreichen Marienlebens aus dem Anfange des XIV. Jh. Dieses Gedicht war weit verbreitet und ist in zahlreichen Handschriften erhalten. Bruder Philipp stammte jedoch nicht aus Slowenien, sondern höchstwahrscheinlich aus Mittelfranken, und lebte in der Kartäuse Žiče-Seitz bis er um ;316 nach Mauerbach bei Wien umsiedelte. Wenn wir nun zuletzt zu einer thematischen Übersicht der deutschen Texte aus dem mittelalterlichen Slowenien übergehen, so finden wir, wie gewöhnlich, die Glossen am Anfange der Tradition. Aus dem XII. Jh. stammen Auszüge aus dem Liber glossarum, die in Ljubljana erhalten sind urjd die schon Steinmayer und Sievers bekannt waren.35 Ein anderes umfangreicheres Glossar aus dem XIV. Jh., das bestimmt eine Abschrift eines althochdeutschen Glossars ist, ist deswegen interessant, weil in ihm ungewöhnlich viele griechische Lehnwörter vorkommen.36 Neben diesen Glossaren gibt es noch weitere kürzere Glossarfragmente. Von der weltlichen Literatur finden wir die Anwesenheit der grossen Zyklen der mittelalterlichen Ritterepen, den britischen Zyklus vom König Arthur, den französischen Zyklus vom Karl dem Grossen, und den römischen Zyklus verhältnismässig gut dokumentiert. Die Ritterepen vom König Arthur, von Roland, und vom König Alexander dem Grossen waren in Slowenien seit der Mitte des XIII. Jh. ziemlich weit bekannt. Das beweisem schon die Personennamen aus dieser Zeit. Eine ausführliche Untersuchung dieses Problems für Slowenien wurde bisher nicht gemacht; ich vermute, dass auch für österreichische Länder solche Untersuchungen fehlen. Der Name 32 Alfred Kracher: Der von Obernburg — ein Steirer? Festschrift f. Dietrich Kralik, 1954, S. 162—182. 33 Die deutsche Lit. im Mittelalter, Verfasserlexikon, hgg von Karl Langosch Band IV. 1953., S. 342—343 (Der von Suneck) 33° ib. Band IV, 1953. 34 ib. Band III, 1943, S. 879—891 (Philipp, Bruder). 35 Elias Steinmeyer und Eduard Sievers: Die althochdeutschen Glossen, Berlin 1895, Hand IV, S. 473—474; Josef Sorn: Glossarienfragmente des städtischen Archivs zu Laibach, Mittheilungen des Musealvereines für Krain V (1892), 100—117. 36 Janez Stanonik: Althochdeutsche Glossen aus Ljubljanaer Handschriften. Acta Neophilologica VI (1973), 3—24. 15 Artusius erscheint in Ljubljana schon in der Mitte des XIII. Jh.,37 dann noch öfters im XIV. Jh. Die Nameni Ysolde, Tristan und Roland sind insbesondere zahlreich an der italienischen Sprachgrenze, in Gorica, Trieste, Piran und in Istrien. Der anonyme Berichterstatter über die Reise von Sir Richard Guildford aus dem Jahre 1506 nennt das römische Amphiteater in Pula Rolandsburg. Solche Personennamen beweisen, dass diese Traditionen auch unter den bürgerlichen Kreisen bekannt waren, vielleicht sogar unter der Bevölkerung auf dem Lande, denn die slowenische Sage vom Kralj Matjaž (König Matthias) hat in ihren wesentlichen Zügen zahlreiche Parallelen zum Arthuszyklus, so dass sie leicht aus diesem abgeleitet werden könnte. Diese Parallelen hat man bisher von diesem Standpunkte nicht untersucht. Dass es deutsche Bearbeitungen des Arthuszyklus im mittelalterlichen Slowenien gab beweisen die erhaltenen Fragmente von Woilfram von Eschenbachs Parzival39 und die Fragmente von Wigalois von Wirnt von Gravenberg.40 Die Wigalois Fragmente stammen aus dem Nachlasse der Auersperge, der im slowenischen Nationalmuseum aufbewahrt ist, und waren wahrscheinlich schon lange im Besitze der Auiersperge, da die Tradition des Wigalois bei den Auerspergen schon ins Mittellalter zurüakreicht. Einen Wiguleus Auersperg erwähnt Valvasor schon für das XV. Jh.41 Aus dem antiken Sagenkreis war im Lande Seifriets Alexandreis bekannt.42 Sie ist nachgewiesen in einer Handschrift aus dem XV. Jh., die im Schlosse Podgora bei Gorica war, doch verschwand diese Handschrift während des ersten Weltkrieges. Die Handschrift wurde im Jahre 1456 von Hermann Tallner aus Trebnje im Krainer Ueterlande für den Herrn Ludvik Kozjak abgeschrieben. Die religiöse Literatur war natürlich vorwiegend in lateinischer Sprache. Einige deutsche Texte habe ich schon in der einleitenden Übersicht der Bibliotheken angeführt, so die Texte aus der auerspergischen Bibliothek das Gedicht Die Ansprache des Teuffels gegen unseren Herrn von Otto Rasp aus dem XIV. Jh. und die Genesis aus dem XVJh., sowie die Predigten, wahrscheinlich aus dem XIII. Jh. Ein Text, den ich bisher nicht erwähnt habe, ist eine Marienklage, die in Ljubljana fragmentarisch erhalten ist. Fragmente derselben Marienklage, aber aus einer anderen Handschrift und mit teilweise anderen Textteilen, sind auch aus Graz bekannt.43 Man hat erst vor kurzem festgestellt, dass auf diesen Fragmenten teile des Textes der sogenannten Klosterneuburger Marienklage erhalten sind.43a Interessant ist auch 37 Artusius: 1261. Vgl. Franz Schumi: Urkunden und Regestenbuch des Herzogthums Krain, Band II, Laibach 1884—1887. 38 Anon.: The Pylgrimage of Sir Richard Guylforde, S. 78. 39 Janez Stanonik: Ostanki..S. 19—26. 40 Anton Janko: Zwei Wigalois-Fragmente aus Ljubljana, Acta Neophilologica XV (1982), 3—15. 41 J. W. Valvasor: Die Ehre des Herzogthmus Crain, Laybach 1689, XV. Buch, S. 348 (Ritter und Knechte, No. 4). 42 P. Jereke: Seifriets Alexander aus der Strassburger Handschrift, Berlin 1932 Deutsche Texte des Mittelalters, Band 36). 43 Janez Stanonik: Ostanki..., S. 27—30. 43° Max Silier: Die »Krainer Marienklage«. Fragmente des »Kloster-neubuger Evengelienwerks« im Nationalarchiv von Laibach (Collectanea I), Jugoslawien--Osterreich Literarische Nachbarschaft, hgg von Johann Holzner und Wolfgang Wiesmüller, Innsbruoker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Germanistische Reihe Band 28, Innsbruck 1986, vgl. S. 219—232. — Achim Masser und Max Silier: Das Evangelium Nicodemi in spätmittelalterlicher deutscher Prosa, Texte, Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1987, vgl. S. 96—99. 16 ein gereimter Kalender, der sogenannte Cisiojanus, der auch aus Graz bekannt ist.44 Insbesondere aus dem XV. Jh. gibt es eine grössere Anzahl kürzerer religiöser Gedichte und Lieder in deutscher Sprache. Meist handelt es sich dabei um Texte, die schon sonst bekannt sind. Zahlreich erhalten sind auch Zaubersprüche, die in mehreren Handschriften vorkommen. Teilweise handelt es sich dabei um späte Niederschriften sehr alter versifiziert deutscher Segen.45 Unter der religiösen Literatur müssen wir besonders die Texte des Totentanzes aus Slowenien hervorheben. Es besteht eine fast ununterbrochene Tradition des Totentanzes vom XV. bis ins XVIII. Jh. Die wichtigste mittelalterliche Darstellung des Totentanzes, aus dem XV. Jh., finden wir unter den Gemälden, mit welchen die Wände des kleinen Dorfkirchileins in Hrastovje reich geschmückt sind.46 Das ist eine der schönsten Darstellungen des Totentanzes, die uns als Wandmalerei aus dem mittelalterlichen Europa erhalten ist. Der Maler dieses Totentanzes war Johannes aus Kastav in Istrien. Das Dörftein Hrastovje liegt ungefähr 5 Minuten Autofahrt von der Hauptstrasse entfernt, die von Ljubljana nach Koper führt, und zwar dort wo die Strasse von dem Karstplateau zur Seebene nahe Koper niedersteigt und wo die Strasse den Fluss Rižana erreicht. Aus dem XV. Jh. sind in den Handschriften aus Slowenien auch zwei deutsche Totentanztexte erhalten.47 Einer von diesen Texten ist wahrscheinlich in der deutschen Literatur sonst unbekannt. In diesem dramatisch aufgebauten Text mahnen Gott, die Engel und der Priester den Sünder zur Büsse, der Teufel hingegen wünscht den Sünder zu verführen. Am Ende erscheint der Tod, der dem Sünder mit dem Pfeil erschiesst. Der andere erhaltene Text ist ein Teil' des oberdeutschen vierzeiligen Totentanztextes, der als Vorlage für das nicht mehr erhaltene Totentanzgemälde in dem Kloster der Dominikaner in Basel diente. Aus dem Jahre 1682 haben wir Valvasors Buch Theatrum mortis humanae mit bildlichen Darstellungen, die teilweise unter dem Einfluss Holbeins stehen, und mit den begleitenden lateinischen und deutschen Versen.48 Aus dem XVIII. Jh. stammt ein slowenischer Text in welchem der Totentanz wieder dramatisch aufgebaut wurde, und zwar als eine Prozession, die in Škof j a Loka aufgeführt wurde.49 In der Prozessiom reitet ganz vorne der Tod auf einem weissen Pferd. Der Tod hat einen Lorbeerkranz auf dem Kopfe und trägt den Pfeil in der Hand. Dem Tode folgen Vertreter verschiedener Stände, ebenfalls auf Pferden, so der Papst, der Kardinal, Bischof, Kaplan, Kaiser, König, Bürgermeister und die Bürger, Bauer, und Bettler. Am Ende der Prozession gehen die Leibeigenen zu Fuss. Der Tod und seine Nachfolger rezitieren Verse, die aus mittelalterlichen Totentanztexten entnommen wurden. Am Ende des Mittelalters müssen wir noch die Chroniken erwähnen. Die einzige grössere Chronik, die im späten Mittelalter aus Slowenien stammt, ist 44 ib. S. 38—40; K. H. E. Krause: Zu dem Grazer Cisiojanus, Germania 22, 286 ff. 45 J. Stanonik, Ostanki... 36—37, 53—55, Segen: ib. 41—52 46 Marijan Zadnikar: Hrastovlje, Maribor 1973 (Vlg. Obzorja), 38 S. 47 J. Stanonik, Ostanki... S. 31—35. 48 Joannes Weichardus Valvasor, Theatmm mortis humanae tripartitum, Lay bach 1682. Neudruck mit slowenischer Uebersetzung: Janez Vajkard Valvasor: Prizorišče človeške smrti, Maribor 1969 (Vlg. Obzorja). 4' Die Handschrift dieser Totentanzprozession wurde publiziert in einer Faksimile Ausgabe: Romuald-Lovrenc Marašič: škofjeloški pasijon (Die Passion von Skofja Loka), Ljubljana 1972 (Monumenta letterarum Slovenicarum, 11). 2 Acta 17 die Cillier Chronik.50 Ini einer Abschrift aus Slowenien gab es auch die Oesterreichnische Chronik von den 95 Herr schalten.51 Sie befand sich in derselben Handschrift im welcher auch Seifriets Alexandreis vorkam und wurde ebenfalls von Hermann Tallner aus Trebnje im Krainer Unterlande abgeschrieben. Wie schon erwähnt verschwand diese Handschrift während des erstes Weltkrieges. Neben diesen zwei grösseren Texten gibt es nur noch kürzere chronologische Notizen, die in mehreren Handschriften vorkommen.52 Wenn ich am Ende dieses Berichtes über die deutsche Literatur im mittelalterlichen Slowenien eine Synthese der bisherigen Beobachtungen versuche, so wäre meine erste Feststellung, dass trotz der bisherigen wissenschaftlichen Arbetien sehr viele Fragen in diesem Problemgebiet noch offen geblieben sind; zweitens, dass weitere Untersuchungen hier auch zu neuen, wenig bekannten Texten führen könnten; drittens, dass die wesentlichen Grundformen der deutschen, und überhaupt europäischen, Literatur des späten Mittelalters (Glossen, Ritterepos, religiöse Gedichte, Chroniken) ihre Entsprechungen auch in Slowenien gefunden haben; und viertens, dass mehrere bedeutende deutsche Autoren des späten Mittelalters (Wolfram von Eschenbach, Ulrich von Lichtenstein, Oswald von Wolkenstein, Peter Suchenwirt, und der Mittelfranke Bruder Philipp) an enzeinen Stellen ihrer Werke Beziehungen zu Slowenien widerspiegeln. Die Manessische Handschrift bezeugt für das XIII Jahrhundert auch drei deutsche Minnesänger (Der von Suonegge, Der von Obernburg, Der von Scharpfenberg), die im östlichen Teile Sloweniens (im Sanntaille-Savinjska dolina) tätig waren. 50 Franz Krones: Die Freien von Saneck und ihre Chronik als Grafen von Cilli, Graz 1883; — Kronika grofov celjskih. Übersetzt ins Slowenische und kommentiert von L. H. Golia, Maribor 1972. 51 J. Seemüller: Oesterreichische Chronik von den 95 Herrschaften, Monumenta Germaniae histórica 6, Deutsche Chroniken 6, Hannover Leipzig 1909. Bei seiner Ausgabe benützte Seemüller auch den Text der Handschrift aus Podgora. 52 J. Stanonik, Ostanki..., S. 15. 18