H«. RVO R8Ä«. —^>, ^ ^^" ^—X— Das Abendfest der deutschen Land - und Forstwirthe in der Hofburg zu Gratz am 17. September 1846. Von Dr. Rudolph Puff. (Sckluß.) III. '^och von beiden Seiten der Haupthalle schmetterte von lustigen Balcons die labende Musik der zwei reich besetzten Orchester, in welche in doppelten Bassins die Springbrunnen ihre leisen Grüße murmelten. Selbst der größte Gourmand fühlte sich vorerst nur zur Beschauung der großartigen Tafeln hingezogen. Hier entfaltete der Koch Sr. Ercellenz, des Herrn Gouverneurs, der geübte Ludwig Lang, sein culinarisches Talent, nicht bloß in Genußgegen-ständeu, von denen wir nur tausend Stücke des mannigfaltigsten Geflügels und eben so viele Schüsseln der verschiedensten Erfrischungen bemerken, sondern auch seinen Schönsinn ii, wählen Piacht- und Schaustücken. Vier Pfauen größter Alt, zwei m Ruhe, zwei das farbenschimmernde Rad schlagend, umgebe», von den schönsten Eremplaren steyrischer Geflügelzucht, darunter die gewaltigen goldbrannfa'rbigen Kapaunen, zwei Hirsche mit entsprechendem Gefolge von Schild- und Auer-, Nepp.- und Haselhühnern, vier Pyra-miden aus rothleuchtenden Krebsen ragten empor aus kleinen Weihern vou Sulzen, zwischen Hügeln von Fleisch und Backwerk, zwischen duftenden Blumenauen, in deren Hintergrunde, wie Obelisken, die lockenden Koriphaen der steyri-schen Weine emporstiegen. In hohen Pyramiden erhoben sich an den blendend weißen Lamperien die dunklen Flaschen steyrischer Weine, die schimmernden Sausaller, der Stadt-berger von den classischen Hügeln von Pettau, der Lutten-berger, der süße Schmeichler vom Ostrande der Steyer-mark, die Rirtersberger Brandner und Gonobitzer, den alten Ruhm des Traubensaftes von den Vorbergen des Pa-chers bewährend, endlich der ehrenhafte, Männer erheiternde Ianischbcrger von den die Mur beherrschenden Höhen von Rad-kersburg. Doch nicht mit der großen Festhalle war die sinnige Anordnung erschöpft: den unteren Laubgang, in welchem botanisch geordnet die in Steyermark vorkommenden Bäume und Gesträuche in besonders großen Individuen ein- gesetzt waren, begränzte als würdiger Schluß das lebensgroße Bildnis; Sr. Majestät des Kaisers, über lichtstrahlende Can-delaber und blaßgrüne ^lcu8 6lg8tie» von seltener Höhe ragend. Zu Füßen schimmerte ein blühendes Feld von mehr als 300 Eremplaren peliir^onium in^m'ngn». Die reiche Zusammenstellung von Blumen und Gesträuchen, der üppige Wuchs der Schlingpflanzen an den Seitenwänden gaben nach dem furchtbaren Hagel, welcher die Garten von Gratz heuer verheerte, den besten Beweis für die üppige Vegetation des Bodens und für den rastlosen Fleiß des Burggärtners Sautner. Hoch über den Salon der Reitschule ragte stolz und hehr der steyrische, feuersprühende Panther in die Lüfte. Vom unsichtbaren Orchester wirbelten die Töne der Schwarzenbacher Gesellschaft nieder. Vier Hauptgegenstände fesselten die Aufmerksamkeit in der Halle der Reitschule, für deren mittleren Theil der reine Sternenhimmel die Bedachung bildete. An der Seite gegen den Hauptsalon rauschte zwischen Felsen unter üppigen Baumparthien vom Fuße einer Eiche lustig ein Wasserfall zwischen duftenden Blumen nieder. Gegenüber erhob sich die nette Halle mit der Tafel von 100 Gedecken, an welcher die edle Freiin von Brandhof und Ludwig Freiherr v. Mandell, der zweite Präsident der Versammlung, den Vorsitz führten. Zur Linken, im tiefgrünen Laubgange, waren 12 Tapeten aus grünem Moose, mit darauf gestickten Emblemen des Ackerbaues, der Gewerbe und Künste, Jagd, Landbau, Fischerei, Bienenzucht :c. aus weißem Moose und lichten Flechten, ein Werk des kunstsinnigen Burggartners Sautner. Die letzte Seite zur Rechten zeigte den Festaltar der Agri-cultur, drei goldene Tapeten aus Getreideähren als Altarstück, ein vergoldeter Pflug, als Ornamente Acker- und Hausge-rathe aus Eisen, nebst auserlesenen Schaustücken heimischer Gartenproducte; hier trugen zwei dunkle Säulen 6n trän»-parent in weißen Schriftzügen die Namen der wichtigsten, um die Agricultur verdienten Männer — ein goldenes Buch für den Werth des Landmannes. Hier lasen wir: Amon, Andr«, Barthenstein , Baumeister, Bechstein, Burger, Bergsdorf, Christ, Cotta, Diel, Ehrenfels, Felger, FelderSdorf, Fellenberg, Hartig, Hazze, Hermbstädt, Hörter, Hundeshagen, Iardon, Kastner, Knobelsdorf, Krünitz, Laurag, Maier, Moskon, Nestler, Pessina, Plattner, Putscher, 398 Noßendorfer, Neichard, Riem, Schams, Schirach, Schnee, Schnbart, Schubler, Schwerg, Spitzner, Sturm, Trautmann , Vellhein, Waldinger, Weidenkeller, Wallstein, Zierl. Das Arrangement dieser Parrhie war ein Werk des Hrn. Ha red an er. Durch den bedeckten Gang des Cavalieres tratcli wir in den Garten Sr. Ercellen^ des Commandiren-den, Laval Grafen von Nngent. Alle Bälime waren durch farbige erleuchtete Ballens von einem matcen Zauberlichte übergössen, wahrend die Blumenbeete lind Gänge im hellen Lampenschimmer strahlten. In dem, im normannisch-angelsächsischen Style erbauten, mit 5 Bogenthüren versehenen Salon, dessen crenelirte Zinnen im Lichterschmucke funkelten, wurden die Erfrischungen der Caffererien gespendet. Fahnen und mittelalterliche Waffen schmückten den untern Theil der Wände, deren Ecken geharnischte Männer bewachten. Im obern Theile befanden sich die Wavpen und Namen folgender Landes-Commandirenden von Steyermark: And lau 1733, Herzog von Hi ldb urg hausen 1744, Kheul 1749, Linzen 1769, Riese 1780, Langlois 1787, Herzog von Württemberg 1797, Graf Wenzel Colloredo-Pielas 1798, Giaf Starey I80l, Bel-legarde i806 , Baillat 1807, Hohe nzollern ^ He-chingen 1809, Graf Hieronymus Colloredo 1816, Fresnel 1827, Hessen-Homburg 1823 — 1829, La „gen au 1839, Rothkirch 1840, Graf Nugent seit 1842. Wahrlich, es war ein sinniger Gedanke, die Gränzstelle des Festes für Landleute mit der Erinnerung an jene Helden zu zieren, deren Muth und Umsicht de» Port für dus Gedeihe,, der Culrur Sreyermarko — cniswärcige» Gefahren gegenüber, bildete. Beobachtung der Kartosselfeuche an Kartosselknollen, die heuer in Kellern erzeugt wurden. (S ch l ii si.) Diese Thatsache liegt klar vor Augen, und eben so wahr ist es, daß die auf dem Wege einseitiger Fortpflanzung nach und nach aller Zeugungskraft beraubten Kartoffelknollen von blüthcnlosen Pflanzen sogar an Wohlgeschmack zugenommen haben. Es kann daher nicht auffallen, daß der Landmann die Knollen von blüchenlosen Pflanzen als eine eigene, bessere Art besonders auszeichnete und zur Fortpflanzung durch die Knollen benutzte, und daß man, von dieser Wahrnehmung irre geleitet, beinahe allgemein vergessen hat, die Kartoffel durch die von der Natur angedeutete Erziehung au5 Samen zu erneuern, bevor noch die Krankheit zum Ausbruch kam. Kein Wunder also, wenn sich endlich die Natur rächt, und wenn die einerseits auf alle mögliche Weise mißhandelte, andrerseits durch einseitige Fortpfianzungsweise verzärtelte Kartoffel am Ende krank wird und der Auflösung entgegen eilt, wodurch Millionen Menschen die einzige Nahrung entzogen wird. Allgemein und mit peinlicher Besorgnis; wird nunmehr die Frage täglich lauter ausgesprochen: Gibt es Mittel, und welche sind es, nm der verheerenden Seuche ein Ziel zu setzen und eine eben so nahrhafte, als unentbehrliche Knollenfrucht für die Zukunft zu erhalten, ohne zu dem Aeußersten greifen zu müssen, nämlich: Kar-toffelsamcn und Knollen von jenen Gegenden Amerika's zu beziehen, wo die Pflanze noch im wilden Zustande wächst, oder wenigstens noch nicht durch einseitige Cultur krank geworden ist? Tröstend ist es, zu sehen, wie Männer aus allen Elas^ sen, aufgerufen durch die landesvärerliche Fürsorge, und durch diesen Beweis des höchsten Wohlwollens begeistert, sich der Sache mit aller Wärme annehmen, nnd wie Gelehrte und Laien sich bestreben, die Ursache und den Sitz der Krankheit zu entdecken, um mit Nachdruck dagegen wirken und das furchtbare Uebel gänzlich heben zu können. Wiewohl nun die vorangeführten Gründe meine Vermuthung , daß in der Entartung der Kartoffel die Ursache der Krankheit zn suchen seyn dürfte, bedeurend erheben, so getraue ich mir dennoch nicht, in dieser cben so verschieden, als vielseitig besprochenen, höchst wichtigen Angelegenheit mich entscheidend auszusprechen. Ich überlasse diese schwierige Entscheidung im Allgemeinen den denkenden Oeconomen, insbesondere aber den zu diesem Ende bestehenden öconomi-' schen und naturforschenden Gesellschaften, die ich als com-petente Richter in dicjer Sache anerkenne. Mögen diese entscheiden, und jene Männer, die würdig an ihrer Spitze stehen, mic aller Kraft dahin wirken, der unabsehbaren Noth, welche durch das Ueberhandnehmen der Kartoffclscuche hereinbreche» lnüßce, cmei, Damm zu setzen, die erforderliche» Mitcel hiezu i» Vorschlag bringen »»d ausführe» zu machen. Schischka bei Laibach, am 3. December 1846. F. I. Schmidt. Zur Mensehengeschichte unserer Tage. (Uns bcn Somuaqol'lattcrii.) In den letzten Tagen des Novembers starb in Wien, 64 Jahre alt, Frau Joseph!n c Ha as von Längenfeld-Pfalz heim. Wer bloß die Lebensweise dieser Fran und ihr noth-dürftiges Aeußere gekannt hatte, reihte sie Vielen an, welche vom Schicksal auserkoren schienen, ihre Jahre unter Kummer, Sorgen und Entbehrungen aller Art hinzubringen, und dennoch hinterließ die Verstorbene ein Vermögen, fast die bedeutende Summe von 400,000 fl. C. M. erreichend. Sie, die in dem entfernten Gaudenzdorf elend wohnte, die ganze Woche sich nur 1 Pfund Fleisch vergönnte, die Suppe aus Ersparnis; nicht am Herde, sondern in einem Schälchen bei einem nothdürftigen Talglichte oder Holzspan kochte, welchen sie unterhielt; eine Frau, i» deren Hausrarhe sich kein einziges brauchbares Meubel befand, die — factisch wahr — auf einem schon verfaulten Strohsacke lag nnd des Tages, eine alte Degenklinge zur Seite, auf ihrem Mammon saß, indem der Schlafsessel zwar eine Polsterhülse, aber keine andere Inlage, als Obligatio- 399 nen enthielt; diese Frau, welche im Schmutz und Unrath beinahe erstickte, kein ganzes Hemd besitzen mochte, stellte rücksichtlich ihres so großen Nachlasses testamentarische Verfügungen fest, welche so gemeinnützig und achtenswerth sind, daß sie allgemein gekannt und gewürdigt zu werden verdienen. Nachdem sie bereits im Jahre 1844 bei dem k. bai-rischeu Landgerichte Burglengenfeld eine Heirachsansstat-tungs. Stiftung begründete, kraft welcher in jedem Jahre 12 arme Mädchen aus der Pfalz den nicht unbedeutenden Ausstattunqsbetrag von 800 fi. Rcichswährung erhalten sollten und für diese Stiftung 120 Stück österreich. Bank-actien mit dem Vorbehalte depositirt hatte, das; sie bei Lebzeiten im vollem Besitze des Fruchtgenusses bleibe, und diese Stiftung erst nach ihrem Tode ins Leben trete, verfügte sie in ibrem letzten Willen, daß abermals 21 Pfälzerinen, dann noch 6 sich dieser Wohlthat Jahr zu Jahr erfreuen sollten, u„d knüpfte an diese Wohlthat die einzigen Bedingungen, daß die Anspruchmachenden arm, sittlich, in der katholischen Religion erzogen und gehalten seyn sollen, sich an Landleute aus dem Lande «ob der Enns" zu verehlichen. Im ähnlichen Sinne errichtete sie anch eine derlei Stiftung in Niederösterreich und übertrug das Verleihungsrecht an den jeweiligen Prälaten von Klosterneuburg. In diesen Stiftungen wies sie über die bereits deponirte Summe nach Abzug unbedeutender Legare einen Fond von weitern 60 Stück Bank-actien und nrea 142,000 Met. Obligationen an, und bat zugleich die nieder- und oberösterrcichische, dann die pfälzische politische Behörde, für die möglichst gute Capitalisirung dieser Gelder zu sorgen, um aus dem Ueberschuß der Interessen nach und nach immer neue Stiftungen gründen zu können. Ihre Brillanten hatte sie zum Schmuck für die Krone der Himmelsmutter auf einer der Mcidlinger Kirche aus ihrem Nachlasse anzuschaffenden Fahne bestimmt, und sonderbar! — die Frau, die im Leben Nacktheit und unscheinbares Wesen Allein vorzog, verordnete sich ein Leichendenkmal, im Kostenbetrage von 1000 fi. C. M. — Wclch ein modischer Cynismus, welcher edle Kern unter dieser rauhen Schale, welche Widersprüche in dem Leben dieser so großherzig Denkenden, der die eigene Abkargung alles dessen, was die Menschennatur begehrt, in einem fast Grauen erregenden Grade zum Bedürfniß ward, und die nun so sinnig Sorge trug, jugendliches Glück zu begründen und den Herd neu vermählter Paare vor den Heimsuchungen der Noth wo möglich zu schützen! — Möge ihr dafür die Erde leicht seyn! — Feuilleton. (Ein schauerliches Unssliick) hat mau in Err-lingen erlebt. Möge es zur Warnung dienen! Ein Dienstmädchen , etwa 20 Jahre alt, hat eine Quantität Frucht zur Mühle gebracht, und sollte, wie es dort üblich ist, während die Fruchr gemahlen wurde, anwesend seyn. Gegen Abend waren die Gehilfen des Müllers auf kurze Zeit weggegangen, und das Mädchen wollte ohne Zweifel nach dem Mahlgang sehen und ging an den sogenannten Königsstock. Etwas zu nahe hinzugekommen, faßte der in rascher Bewegung sich umdrehende Königsstock das Kleid des Mädchens, welches sogleich selbst an dem Körper so erfaßt wurde, daß sich dieser gleichsam lim den Stock wickelte. Im Augenblicke, ein einziger Schrei wurde noch laut, war das Rückgrat auseinander gerissen und das Mädchen todt. Der schnell herbeigekommene Müllergeselle stellte das Rad, und der alsbald gerufene Physicus konnte den Körper nur mit Mühe von dem Königsstock abnehmen, nachdem Kleider und Haare abgeschnitten worden. Es war ein wahrhaft schauerlicher Anblick, und so beweiset dieß Unglück wiederholt, wie die geringste Sorglosigkeit zum Verderben werden kann. (Sich selbst bewegende Kugel.) Der „Uri»tol N6l-«ul'>" berichter über eine sich selbst bewegende und fortwälzende Kugel, von dem Nhimacher Stoue in Cardiff erfunden. Eine solche Kligel würde, wird hinzugefügt, auf horizontaler Fläche unilnterbrochcn tausend Jahre lang und länger fortlaufen. Die in Wirksamkeit gesetzte Kugel ist nur klein. Der Erfinder behauptet aber, er würde weit größere, von 20 Eentner und mehr, uach demselben Princip anfertigen können. (Ladislaus Pyrker.) Der greise Dichter-Patriarch hat am 8. December seine goldene Messe gelesen. Seine erste Messe las er am 8. December 1796. (Die erste croatische Sparcasse) trat in Agram am 1. Dec. in's Leben. Es wurde an diesem Tage Morgens um 9 Uhr ein feierliches Hochamt abgehalten, wornach die Wirksamkeit der Anstalt mit der Einzahlung der Actien begann. Die Benützung der Anstalt für das Publikum findet erst uach beendigter Einzahlung des Actiencapitals Statt. Kapierkorb des Amüsanten. Ein Mädchen von acht Jahren starb. Ihr kleines, vierjähriges Schwesterchen fragte die Mutter, als sie ihre Schwester uicht mehr sah: „Mutter, wo ist denn die Hanni jetzt?" »»Im Himmel."" „Was thut sie denn im Himmel?" „„Sie ist ein Engerl bei Gott."" »So? und uicht wahr, Mutter, wenn unser Herrgott ein Engerl braucht, so schreibt er an den Doctor?" Als der ^tephansthurm in Wien renovirt wnrde, ward in einem weiten Umkreise nm denselben eine hölzerne Planke gezogen. Ein dummer Mensch fragte einen dortigen Arbeiter: „Sage mir der Herr zur Güte, warum wird denn da eine Planke gemacht?" Er erhielt zur Antwort: „„Damit Derjenige, der herab fällt, uicht davon laufen kann."" „Höre," sagte ein Lastträger zu einem andern, „hör' Bruder, ich will mich von meinem Weibe scheiden lassen." „„Warum denn?"" „Sie sauft stark." „„Nun, Du saufst ja auch."" „Ja freilich, aber eben deßwegen laß' ich mich scheiden, damit nicht das ganze Haus besoffen ist." ' Theater in Laibaeh. Wir müssen unsern heutigen recensentlichen Reinen leider mit ci-nem gänzlich verunglückten Stücke eröffnen. Es ist Raimund's poeste-reichesZaubermnhrchen: «Der Verschwender." welches Sonntag am 6-December dem Schicksale eines gänzlichen Fiasco unterlag. Slücke scheinen, traun! auch selbst ihr Fatum zu haben, trotz eines tragische,, Helden! Abgesehen von der durchweg verunglückten Maschinerie, auf die wir später zurückkommen, war in dieser Vorstellung keine Nundung, kein rechtes Ensemble bemerkbar; die Darsteller sckienen sich auf eine gewisse Art fremd cntgene» zu stehen, trotz dem, daß einige ihren Aufgaben gewachsen waren. So war z. B- Herr Buchwald im ersten Acte als Flottwell sehr brav; im zweiten und dritten weniger hervortretend und schwächer, Herr P o» desta spielte den Kammerdiener durch alle Acte tadellos, ingleichcn Herr Mo ldt den Valentin. Herr Gottdank gab wohl den Chevalier Du-mont gut, abcr wir vermißten die feine, ungezwungene, noble Tournure und Bewegung deß französischen Dandy. Mad- Moldt, als altes Weib, erhielt nur verdienten Beifall. Allc übrigen Parthien erhoben sich nicht zum Niveau der Vcdcutcnhcit, wohl aber waren mehrere derselben tief 4Utt unter ihr. Die Fee Cheriliane (Dlle- K o h r n e r) theilte bei ihrer Feen-Metamorphose Las Schicksal der Maschinen, die ,inen stoischen Ungehorsam an den Tag legten ; kurz — es kam den zahlreich versammelten Zuschauern sehr lang vor. von 7 bis halb 11 Uhr dem mühsamen Ringen eines Stückes zusehen zu müssen, dem der rothe Faden des eckten, einverständlichen Zusammenwirkens abgeschnitten schien- Ein Hauptarund. daß die Vorstellung nicht ansprechen konnte, war freilich die Maschinerie, die di<>ßmal diesen Namen nur usurpiNe- Ein eigenes Malheur schien über die Maschinen, angeblich von I- Mauerhofer, gewaltet zu haben; denn nickt nur. daß wir von den Fluawerken nichts zu sehen bekamen und immer etwas stecken blieb oder krackend entzwei brack < wurde nebenbei auck die hübsche Vase in der Scene beschädigt. Die Kritik hat über das dießjährige Maschinenwesen wahrlick sehr lange geschwiegen. u>,d zwar deßhalb, weil es wirklick durch di, ganze Zeit her unter der Kritik ist. denn selten eine Vorstellung, wo darüber nicht mit Reckt etwas auszustellen wäre. Da aber jetzt das Murren des Publikums immer lauter wird, die Indignation über eine so ungefügige Maschinerie des sonst so hübschen Theaters sich laglich steigert, so muß die Klilik im Namen d>s Publikums ein Mal ein wohlverdientes Wort der Rüge aussprechen und Herrn Maycrhofer, dem der Ruf eines sehr geschickte» Maschinisten von Wien aus vorausging, fragen, ob wir nichts Besseres zu erwarten haben, oder ob er es darauf angelegt habe. seinen Ruf gewaltsam Lügen zu strafen?— Wir wollen hoffen, daß wir in Hinkunft keine Veranlassung finden werden zu solchen uns gewisi unliebsamen Rügen.-------Montag am 7. December zum ersten Male: ,.Moriz von Sachsen," Tragödie in 5 Acten von R-C. Pr u tz Der Verfasser hat sich so treu, wir möchten sagen, so ängstlich an die Geschichte aus den Zeiten des schmalkaldischen Bundes gehalten, das, beinahe jedes Wort geschichtlich ist- Der Held des Stückes, der jugendliche Moriz. Herzog von Sachsen, Liebling Kaiser Carls V,, ist gut und kräftig gezeichnet; nicht minder gelungen sind die Charaktere Carls V-, Friedrichs, des unglücklichen Churfürsten von Sacksen, des Landgrafen von Hessen und seiner Tochter Anna. Der Großkanzler Granvella, berühmten Andenkens, erscheint offenbar in zu beschränkter Sphäre, wie der berühmte Maler Lucas Kra-nack. der nur blos« eine Figur darstellt. Das Stück hat eine edle, schwungreiche Sprache, und der erste Act ist unstreitig der beste- Mit dem Ausgang sind wir nicht zufrieden- Mit der Verabschiedung des Kaisers sollte der Vorhang fallen und die Tragödie als Schauspiel enden , denn die Sterbe- Ca-tastrophe ist wie zufällig, und daher widersinnig hingestellt. Die Aufführung war eine fleißige. Herr Thorn« gab den Kaiser mil gewohnter Würde, Gemessenheit und Anstand. Die Titelroll.' spielte Herr «uchwald mit viel Feuer und Energie- Der Churfürst von Sachsen fand ,n Herrn Schnitzer, der Landgraf von Hessen in Herrn P o de st a einen tücktigen Repräsentanten ; nur hätte ersterer (nach der Geschickte) viel "beleibter aussehen joller.. Mad. Näntz spielte die Parthie der Gemahl,,, des Herzogs von Sachsen mit alle», Aufwand wablen Gefühles und echter Weiblichkeit, und Dlle- ssohrner (Sibylle von Cleve) war belonders in der Scene, wo sie durch Moriz die Rettung ihres Gemahles vom Tode erfährt, ausgezeichnet in Mimik, Sprache und Spiel, und halle wahrlich die lebhafteste Acclama-tion verdient, die ihr jedoch nickt zu Theil wurde- Rühmlich sind noch zu erwähnen: Herr Moldt und Herr B l u» menfeld (Granvella). Herrn Feldmann (Kanzler Seiden) war die Aufgabe noch zu schwer. Das Stück gefiel sehr wohl, hatte jedoch nur schwachen Vesuch. — Dinstag am 8. December: „Nagerl und Handschuh," Posse in 3 Acten von I- Nestroy. Obwohl schon mehr der Rumpelkammer angehörig, hat die fragliche Posse noch immer Anziehungskraft, wenn sie gute Darsteller findet; die fand sie denn auck. Herrn Moldt. als Po-verinus Marenpfutsch, muß man nur s>lbst gesehen haben, eine Beschreibung des köstlichen Spaßes, den er uns bereitete, müßte viel zu weitläufig ausfallen, wollte man ihn schildern. Herr Grambuch spielte den Ram-samperl recht gut, dock noch besser sang er das Quodlibet mit der Dlle. CaIliano- Mad- Räntz u. Mad. Blumauer repräsentirten die begünstigten, heirathswüthigen Töckter des Herrn Marenrfulsch vortrefflich. Herr Czerwenka mackte seiner Aufgabe als Reitknecht Kappenstiefcl keine Sckande. Lauten Peifall erwarb sich die überaus lebhafte und muntere kleine Marie Räntz als Genius Grobianetto, die sich auch schon im „Verschwender" als Hansel auszeichnete- Das Stück fand lärmenden Vei-fall, und ohne die schreckliche, ohrenzerreißende Dislonation des weiblichen Chores wäre die Vorstellung tadellos gewesen. — Mittwoch am 9. Decem« ber zum ersten Male: „Ein Freundschaslsbündniß," Original-Lustspiel in ll Acten, von L. Feldmann. Es ist dieß ein, durch wirklich geistreichen Dialog, gute Schürzung des Knotens und Neuheit der Idee ausaezeichne» tes Glück, das, ant dargestellt, überall gefallen wird. Wir können unsern Darstellern bießmal ein gutes Zeugniß geben- Herr S ch n i tz er spielte so recht cun nmui'« seinen biedern Stanislaus von Wogen; Herrn Buch» w., l d sv. Vellnitz) schien dießmal die Parthie nicht recht zuzusagen, oi>» schon er sie ohne erhebliche Gebrechen durchführte- Herr Gotldank, als Julius Zeder, hielt sich wirklich tüchtig, und man fängt an einzusehen, daß sich das bewahrheilet, was wir gleich anfänglich von diesem jungen Schauspieler sagten, nämlich, daß er zu de» schönsten Hoffnungen berech' tige. Herr V l u men feld . als Rath Freilich, benahm sich sehr fein :se Gastdcbuts warr»: Kammermädchen Rosa i», „Verschweiucr >" u>,0 ebenfalls Rosa, genannt Küchengredcl in „Nagerl u»0 Handschuh." Wir habe» bereits gesaat, Dlle. Kalliano sey alZ Loealsa»gerin b>i eiesem reiche» St!mmfc>»5 ausgezeichnet und können dieß jetzt »ach ihren, vierte» Gastspiele »ur bc» stälige». Wolle» auch Einige bekaupte», ihre Rosa in, „Verschwender" wäre zu wenig lebhaft u»d beweglich gew>s.», was wir selbst zugeben» so ist es ja etwas Altes, daß alle Parthic» 0er Individualität d.s Da" stcllcrs nicht gleich zusage»; ihr Gesang gefiel doch allgemein, w" ^ nicht a»ders möglich. Als Rosa in „Nagelt u»d Handschuh" errana sie sich sowohl als Schauspielerin, wie als Säugen» , e»lschiede»>'» """ wohluerdieütcn Beifall, besonders durch das w,i»0erhübsch »'" Nergan?erl»cn, Dlle. H c » s cl, >, l und AineLbcrger, i>icl»t oergl-ise». spilltc mit viel A,i»ehml!chklil. sang aber ganz aus»el»me»d brav» besonders eie große ei»g>legtc Arie ans der Vper gleichen Namens im erste», wie auch i» der Singprobe 0es 2. Actes Das Publikum ließ esa» lebhaftem Beifall ll»d Hcrvorrxf »icht fehle» und die geschätzte Säug" rl» ist nu» wohl überzeugt, daß ma» dcr 3orlsetzu»g ihres Gasispuls mit i»>!lgem Verc!»»ae» e»tgegc»sleht — Samstag am 12, Decemberzuitt Ve»cficc des Schai's.islers und Komik.'rs Friedrich Moldt: ,,Dcc Alpenkoing u»o der .Ne»sche»fii,!d," Zauber»>äl,rche» in 3 Acte» , voil 3. Rai», u»o. Scho» seit la»gerer Zeit l,i>r »ichl gesehe», ko»nte ma» reck,xü, daß di>s,5 «vunders.i'ö» geschriebene, r-or Iabre» so bcliebti Stück dem Publikum willkommen jVyn werde, und es war i» der That s.>; alllin das Stück erfordert auch tiichilge Darsteller. u»o f.,»d sie di''s!!»al auch wirklich. De» Preis des Abends muffe,, wir Herr» G ra m< back zuerkennen, der die sehr anstrengende Rolle des Rappelkopf mit dcr glücklichsten ssärbimg, wir möchte» sagen, vollendet durchführte u»0 mitVeifall überschüttet wurde. Ihm zunächst stand Herr Thon, 6 als Astragalus, dcr Alpe»kö»ig, belohnt mit Apvlal'5 und Hervorruf. Daß der Veneficiant den Diener Habakuk ,,'it dem stereotypen Refrain: „Ich war zwei Jahre i» Paris." höchst crgeftlich und beifällig darstellte, brauche» wir »lcht zu erwähnen- Aus Gefalligf^ic f,,r den Veneficiantc,« hatte DUe. C al li a» o die Parthie Lieschens übernoinnien. Sie scnlte dieses muntere Kammermädchen überraschend schö», trug zum Gelinge» des Stückes einen große» Theil bei und wurde lebhaft und wohlverdient applaudirt u»d gerufn». Hcrr Gottdauk und Mad. Gral„ bacb , als die Licbesleutc August Dorn u»d Malchc», ließe» »ichts zu wünschen übriq. und so gestaltete sick de»n >,uck die Vorstellung zu einer der vorzüglichste», die >,vir heuer über die Vüh„c gehe» sahen, Herr Moldt hatte, des schlechte» Wetters ungeachtet, kei ie Ursache, an der Theilnahme der Theaterbesucher zu zweifeln» de>:„ das Haus erfreute <><" cineS sehr zahlreiche» Vesuchcs. — Leopold Kordes w. Verleger: IgnazAlois Edler v. Klein mayr.