Juli/August 1957 50. Jahrgang - Heft 4 Zeitschrift der Missionäre Söhne des Hist. Herzens Jesu In dieser Nummer: überfahrt Paulinum eingeweiht Goldene Frucht Barberton Elefanten- herde r -------------------- STERIN DER NEGER Zweimonatsschrift J u 1 i / A u g u s t 195 7 INHALT P. Roland Stengel: Unsere Überfahrt nach Peru ........ 73 P. Lorenz Unfried: Seelsorgsritt durch das Hochland von Peru (Schluß) ..................... 78 Paullnum eingeweiht ................ 84 P. Karl Fischer: Goldene Frucht am Missionsbaum .. 86 P. Willi Kühner: Südafrikanische Notizen (Fortsetzg.) 88 p. Pius Segeritz: Barberton, die Perle des Lowveldes 92 Hugo Kocher: Die Herde im Sumpf ................ 95 Dem Herrn geweiht ...... 3. Umschlagseite Titelbild Zulufrau mit Kind — ein Sinnbild der unerschöpflichen Lebenskraft der schwarzen Rasse. Die Zulu leben hauptsächlich im Eingeborenenreservat Zululand in Natal, das etwa 360 000 Angehörige dieses Stammes zählt. Viele Zuluneger arbeiten in den Bergwerken Transvaals. Bestellung Deutschland: Missionshaus Josefstal (14a) Ellwangen/Jagst (Württemberg) Österreich: Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen Jährlicher Bezugspreis DM 3.-------S. 15 — Lire 400 Einzahlung Deutschland: Missionshaus Josefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: ScheCkkonto 86211 „Stern der Neger“ Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland Bressanone/Brixen C.C.P. 14 / 7392 Trento Herausgeber und Verleger Kongregation der Missionäre Söhne des Heiligsten Herzens Jesu Josefstal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung P. Edmund SChumm, Josefstal Druck Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/J agst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobem Postverlagsort: Ellwangen (Jagst) V ___________________________________J Geschenk des Glaubens für Afrika Aus der Missionsenzyklika „Fidei Donum" des HI. Vaters vom 21. April dieses Jahres. Die Fortschritte, die die Kirche in den letzten Jahrzehnten in Afrika gemacht hat, geben den Christen gewiß Anlaß zur Freude und zu berechtigtem Stolz. Aber wieviel schwieriger die Verhältnisse geworden sind, unter denen die Kirche in Afrika heute ihre Arbeit fortsetzen muß, ist euch bekannt. Die meisten Länder machen eine soziale, wirtschaftliche und politische Entwicklungsphase durch, die ihre Zukunft entscheidend bestimmen wird. Die Kirche, die im Laufe ihrer Geschichte schon so viele Völker entstehen und aufsteigen sah, kann nicht umhin, jenen Völkern, die an der Schwelle ihrer rechtmäßigen Freiheit stehen, ihre besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Während die Feinde Gottes auf diesem Kontinent eifrig ihre hinterhältigen Bemühungen betreiben, stellen sich der Verbreitung des Evangeliums in vielen Gegenden Afrikas ernste Schwierigkeiten entgegen. Alle Kinder der Kirche müssen ihre Gewissenspflicht erkennen, den Missionen wirksamer zu helfen, solange es noch Zeit ist, damit die Botschaft des wahren Heiles das Schwarze Afrika mit seinen ungefähr 85 Millionen Menschen, die noch heidnischen Kulten an-hängen, erreicht. In dem Augenblick, da die Völker neue Wege und neue Methoden suchen und viele nur zu leicht dem trügerischen Glanz der sogenannten technischen Zivilisation erliegen, ist es heilige Pflicht der Kirche, diesen Völkern nach bestem Vermögen die wunderbaren Reichtümer ihres Lebens und ihrer Lehre mitzuteilen. Aus diesen wird dann auch eine neue soziale Ordnung entstehen können, die auf christlichen Grundsätzen beruht. Hier ist jedes Zögern, jeder Aufschub gefährlich. Der Mangel an Misionaren macht sich oft um so drückender fühlbar, als ein ungeheurer Mangel an materiellen Mitteln hinzukommt, der oft an wirkliche Not grenzt. Der Missionar leidet schwer unter dem Mangel an Mitein, wenn er so große Aufgaben vor sich sieht. Er verlangt keine Bewunderung, sondern Hilfe, um neue Misisonsstationen gründen und seine missionarische Arbeit ausdehnen zu können. Missionsgebetsmeinungen Juli: Für die Missionare auf den Inseln Ozeaniens. August: Für die katholischen Höheren Lehranstalten Australiens. Nicht wenige Bezieher unserer Zeitschrift haben es bisher übersehen, den Bezugspreis für den laufenden Jahrgang einzuzahlen. Wir bitten herzlich, uns nicht länger warten zu lassen. Konto nebenstehend. Unsere Überfahrt nach Peru Von P. Roland Stengel „Wém Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt." Mit Recht sagt das Sprichwort: „Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erzählen." Das gilt ganz besonders, wenn man die engen Grenzen Europas verläßt, wie es alle Missionare tun, die der Ruf Gottes in die weite Welt führt. Die einen legen 10 000 und mehr Kilometer mit dem Flugzeug zurück, um schneller zu ihrem neuen Arbeitsfeld zu gelangen; andere lassen sich mehr Zeit und fahren mit dem Schiff. So durften auch wir unsere Schiffskabine für eine gemütliche Seereise einrichten, die am 25. Mai in Antwerpen begann und am 14. Juni in Callao/Peru endete. Was gab es da nicht alles zu sehen! Allein schon die Hafenanlagen in Antwerpen machen auf den Besucher, der so etwas zum ersten Mal sieht, einen gewaltigen Eindruck. Es kam dem Taxifahrer auf dem Hauptbahnhof reichlich naiv vor, als wir ihm sagten, er solle uns zum Hafen bringen. Wir wußten noch nicht, daß es da etwa ein Dutzend große Piers gibt, an denen die Schiffe aus aller Welt anlegen. Aber schnell hatte der Taxifahrer der Zeitung entnommen, daß unsere „Moselstein" am Liegeplatz 249 zu finden sei. Kreuz und quer lenkte er den Wagen durch den Großstadtverkehr und setzte uns nach einer halben Stunde unmittelbar bei unserm Schiffe ab. Das lag nun in seiner ganzen Länge von 161 Metern vor uns und wurde eben noch von vier Riesenkränen beladen. Die „Moselstein“ ist ein Frachtenschnelldampfer von 7000 Tonnen und wurde erst 1953 gebaut. Mit uns wollte er nun seine 16. Fahrt antreten. Der Norddeutsche Lloyd besitzt 36 derartige Schiffe, die fast alle auf -stein enden — ohne Zweifel die wertvollste Steinsammlung der Welt. Was die Reise mit einem solchen Schiff besonders angenehm macht, ist der Umstand, daß außer der 48köpfigen Besatzung nur sieben Passagiere mitgenommen werden. Bei unserer Fahrt waren es drei Hiltruper Schwe- Der neue Bischof Carlos Arce von Huanuco mit einem Teil seines Klerus. Auf dem Bild erkennt man auch P. Superior Anton Kühner sowie die Patres Peter Taschler und Andreas Lećhner. Früh übt sich dieses Indianermädchen in der Kunst des Spinnens stern, eine deutsch-chilenische Frau mit Tochter und wir beide. Wir besaßen eine Doppelkabine, die modern eingerichtet und mit Polstermöbeln versehen war; zu ihr gehörte auch eine eigene Dusch-Kabine mit WC. Vornehmer und bequemer hätten wir wirklich nicht reisen können. Am 25. Mai war es so weit. Wir standen eben vom Mittagessen auf, als der erste Offizier dem Kapitän Meldung madite; „Wir sind bereit. Alle Passagiere an Bord. Schiff seeklar." Das war der große Augenblick, auf den wir alle gewartet hatten. Kurz darauf wurde der 15 Tonnen schwere Anker gelichtet, Schlepper zogen den beladenen Frachter seitlich aus der Reihe der anderen Schiffe heraus und flußabwärts bis zur Scheldeschleuse. Flier wurden die Pässe nochmals kontrolliert und das Schiff senkte sich um einige Meter. Dann konnte die Fahrt beginnen. Ruhig und langsam bewegte sich der Koloß vorwärts, ohne daß die geringste Bewegung zu spüren war. Die Sonne schien zum Abschied freundlich vom Himmel und zeigte uns einen Nachmittag lang die Richtung an, in der wir unsere neue Heimat suchen mußten. Möwen begleiteten uns und stürzten sich auf die Brotstücke, die wir ihnen zuwarfen. Wir alle waren in bester Stimmung und meinten auch, es müsse immer so weitergehen. Doch kaum war die Sonne untergegangen, gelangten wir in die unruhige Nordsee, und da pfiff gleich ein anderer Wind. Bei Windstärke acht wurden die Wellen immer höher und länger und schlugen hart gegen die Schiffswand; von den Masten und Tauen kam ein vielstimmiges Konzert. Es war ein unheimliches Toben der Elemente, wie bei einem Bombenangriff, so daß man sein eigenes Wort nicht mehr hörte. Dabei war das Schiff so sehr ins „Rollen" geraten, daß den Leuten Hören und Sehen verging. Jeder dachte im stillen: Wenn das so weitergeht bis morgen früh.. . oder gar acht Tage lang! Die Gesichter wurden immer länger, die Augen blickten hilfesuchend zum entschwindenden Festland hinüber, das mit seinen erleuchteten Städten immer weiter zurückblieb. An diesem Abend wurden die lieben Fischlein von dankbaren Passagieren zum ersten Mal gefüttert, aber nicht von uns beiden! Wir hielten uns bis spät in die Nacht in der frischen Luft auf, obwohl es sehr stürmisch und kalt war, bis wir uns vor Müdigkeit endlich doch in die Kabine zurückzogen, wo jeder selbst Zusehen mußte, wie er die Nacht verbrachte. Um bei dem hohen Seegang nicht aus dem Bett zu fallen, stellte Br. Hugo einen schweren Polstersessel vors Bett, ich sicherte mich auf andere Weise. Wie breitbeinig ich am andern Morgen bei der hl. Messe dastand, um nicht in eine Ecke zu fliegen, kann man sich denken. An diesem zweiten Tag war von der Küste nicht mehr viel zu sehen. Je größer der Abstand vom unruhigen Europa wurde, umso mehr beruhigte sich die See. Wir hatten nun täglich strahlenden Sonnenschein und empfanden die zunehmende Wärme angenehm. Nach vier Tagen kam nochmals Land in Sicht: Wir Indianer und Indianerin des peruanischen Hochlandes. Ihre Gesichter scheinen die einstige Größe des Inka-Reiches widerzuspiegeln, das durch den spanischen Eroberer Pizarro 1532/33 ein jähes Ende fand. Noch 32 Prozent der Bevölkerung Perus sind reinblütige Indianer. fuhren zwei Stunden lang an einer der Azoreninseln vorüber, die in der Morgensonne hell aufleuchtete, ein schöner Anblick. Mit dem Fernglas konnten wir deutlich die Bäume und Häuser der Straßen zählen. Aber dann ging es hinaus auf den weiten Ozean. Acht Tage lang war nichts als Wasser und Himmel zu sehen. Nur ganz selten begegneten wir einem anderen Schiff. Verpflegung und Bedienung waren erstklassig. Zum Frühstück lag bereits die neue Zeitung auf dem Tisch, eine Funkausgabe des Hamburger Abendblattes. Wer Unterhaltung suchte, konnte sich anschließend in den Rauchsalon zurückziehen und Schlagermusik hören, die ein Plattenspieler zum besten gab. Wer den ewig unruhigen Wellen zuschauen wollte, machte es sich auf Deck in einem Liegestuhl bequem. Von Langeweile konnte keine Rede sein. Im Gegenteil, die Tage vergingen viel zu rasch. Es gab ja auf dem Schiff so viel Neues zu sehen. Ein Blick in den Maschinenraum gab uns eine Ahnung davon, wie sorgfältig alles bis ins kleinste durchdacht und ausgeführt war. Auf engstem Raum befinden sich viele Motoren und Pumpen beisammen, aber doch so zweckmäßig angeordnet, daß alle von zwei oder drei Mann bedient und überwacht werden können. Der Antrieb der 15,5 Tonnen schweren, fünfflügeligen Schiffsschraube, die in der Minute 110 Umdrehungen macht, erfolgt durch eine Turbine mit 10 000 PS, wofür täglich 50 Tonnen öl verheizt werden müssen. Hier im Mittelpunkt des Schiffes ist von den Schwankungen kaum etwas zu spüren. Dafür müssen die Maschinisten in der Äquatorzone trotz aller Ventilation eine Hitze von 54 Grad Celsius aushalten, dazu den ununterbrochenen Lärm der Mäschinen. Hier befindet sich als wichtigstes Instrument der Kreiselkompaß, mit dem zwei andere Kompasse der Kommandobrücke elektrisch verbunden sind. Hier stehen die großen Maschinen, die für das ganze Schiff den Strom erzeugen. Hier wird aus Meerwasser Trinkwasser hergestellt. Der Küche stehen zwei Kühlräume zur Verfügung: einer für Obst und Gemüse mit + 4 Grad, der andere für Fleisch mit —12 Grad. Schöner ist es aber auf dem freien Deck über der Kommandobrücke, von wo man alles überblicken kann. Doch am schönsten ist es vorn am Bug, wo wir zwei unsern Stammplatz hatten. Dort durften wir nicht nur kostenlos „Schiff-schaukel" fahren, sondern bekamen bisweilen auch recht interessante Tiere zu sehen: Schildkröten bis zu 60 Zentimetern Länge, Leuchtfische und Rochen bis zu zwei Metern. Das Karibische Meer ist bekannt für seine fliegenden Fische, die zuweilen in Schwärmen von mehreren Dutzend wie silberne Bleistifte über das Wasser segeln, über diese Fische wußte ein Matrose folgendes zu erzählen. Ein Junge kommt von seiner erster}/, großen Seereise zurück und berichtet daheim mit großen Worten, was er alles gesehen habe. Als sie zum Äquator kamen, sei die Hitze so groß gewesen, daß die Anker geschmolzen und die Fische aus dem Meer geflogen seien. Das ging dem Vater zu weit. Er versohlte seinen Sohn und machte ihm klar, daß er trotz aller Erlebnisse nicht lügen dürfe. Daß die Anker vor Hitze geschmolzen seien, das wolle er ja gerne glauben, aber daß Fische wie Vögel durch die Luft flögen, das gäbe es nie und nimmer. Die Matrosen waren übrigens immer guter Dinge und unterhielten sich während ihrer freien Stunden gern mit den Passagieren. Tagsüber hat es ihnen an Arbeit nie gefehlt, und der Bootsmann war immer hinter ihnen her, daß sich keiner untätig herumdrückte. Doch nach Feierabend saßen sie gemütlich beisammen zu einem frischen Trunk und rauchten Zigaretten, die, weil unverzollt, nur drei Pfennig kosteten. Einmal haben sie sogar ein Fußballspiel veranstaltet, bei dem Br. Hugo sofort mitmachte. Doch kamen sie bald wieder davon ab, da nacheinander zwei Bälle über Bord flogen und davonschwammen. So kam der Abend des 3. Juni. In der Ferne sahen wir den Leuchtturm der kleinen Insel Sombrero aufblinken, und nach anderthalb Tagen hatten wir die holländische Insel A r u b a erreicht, wo das Schiff 1000 Tonnen öl aufnahm. Das reicht dann gerade bis zur Rückkehr von Valparaiso (Chile). Aruba hat 55 000 Einwohner mit 7000 amerikanischen Autos, ein Beweis für den Reichtum der Stadt, die durch die großen Ölraffinerien viele Arbeiter von den benachbarten Inseln angezogen hat. Man stelle sich aber keine europäische Stadt vor. Die Menschen sind hier in allen Hautfarben vertreten. Die Häuser sind alle einstöckig und oft sehr primitiv. Palmen und meterhohe Kakteen stehen wild und Drei lustige Schulmädchen von Huanuco während der Pause. In Peru tragen die Schüler einheitliche Kleidung. ungepflegt an den staubigen Straßen. Dazu kommt die große Hitze und der stechende Ölgeruch vom Hafenviertel. Wir waren froh, als es endlich weiterging und der Fahrtwind wenigstens einige Kühlung brachte. Denn von Aruba an wurde es ungemütlich heiß. Schlimm war es jedesmal bei der Feier der hl. Messe, weil die Fenster wegen der Kerzen geschlossen bleiben mußten. Unsere Kabine wurde innerhalb weniger Tage ein Brutofen. Mit Sehnsucht erwarteten wir daher die Stunde, da wir nach anderthalb Tagen am Panama-Kanal anlangten. Hier erreichte die feuchte Hitze ihren Höhepunkt. Deshalb kam noch einmal ein Arzt an Bord, der die Impfscheine der Passagiere überprüfte, denn jetzt begann die gefährliche Zone. Sie war aber zugleich auch der schönste Teil unserer Fahrt. Dreimal wurde das Schiff je neun Meter hochgeschleust. Dann begann die halbtägige Fahrt durch den Gatunsee, der durch Aufstauung eines Flusses gebildet wurde. Hunderte von Inseln und Inselchen, alle mit dichtem Urwald bewachsen, sind über den See hingestreut. Wir wollten uns nichts entgehen lassen und hielten uns während des ganzen Tages auf der Kommandobrücke auf. Dafür waren wir auch am Abend knallrot gebrannt, obwohl wir uns immer im Schatten aufgehalten hatten: So groß war die Hitze. Gegen Ende des Kanals erinnert eine Gedenktafel an die vielen tausend Menschen, die beim Bau des Kanals den großen Strapazen und dem mörderischen Klima zum Opfer fielen. Es war schon Nacht, als wir auf die Höhe des Stillen Ozeans hinabgeschleust wurden. Da lag Panama-City im bunten Lichtzauber der amerikanischen Städte, ein phantastisch schönes Bild. Ganz anders war es, als wir zwei Tage später in Buenaventura, Kolumbien, an Land gingen. Diese Bruchbuden muß man gesehen haben! Elende Blechhütten, dem Einfallen nahe, und Menschen, denen man nicht in die Hände fallen möchte. Es war gerade Pfingstsonntag. In der Kirche sang ein schwarzer Priester ein feierliches Amt. In den Straßen merkte man aber nichts vom Feiertag. Da kam es uns zum erstenmal zum Bewußstein, daß wir uns in Südamerika befanden. Inzwischen haben wir uns schon an vieles gewöhnt. In Guayaquil, Ecuador, konnten wir gar nicht an Land gehen, weil das Schiff mit seinen 8,5 Metern Tiefgang nicht ganz in den Hafen einlaufen durfte, sondern von der Flußmitte aus entladen werden mußte. Im Nu waren ein halbes Dutzend Schleppkähne da, die rings um das Schiff anlegten und die Fracht übernahmen. Hernach folgten ebenso viele, vollbeladen mit Bananen, die für Chile mitgenommen wurden. Wenn diese Bananen nicht grasgrün gewesen wären, wären sicher viele verschwunden. Tags darauf passierten wir sang- und klanglos den Äquator. Dann ging es rapide „abwärts", und gleich war der kühlende Einfluß des Humboldtstromes zu spüren. Die Hitze war gewichen, was uns sehr wohl tat. Hier in Lima ist es jetzt im Winter kühler, als wir erwartet hatten. Der Wind ist kalt, und die Sonne läßt sich drei bis sechs Monate nicht blicken. Auch daran muß man sich gewöhnen. Oft ist der Himmel schwarz mit Wolken verhangen, daß man meint, das größte Unwetter sei im Anzug, und doch kommt es nie zum Regen. Als wir in C a 11 a o anlegten, war keiner unserer Mitbrüder zum Empfang erschienen. Sie konnten ja nicht wissen, daß wir trotz der um vier Tage verspäteten Abfahrt in Antwerpen noch einen Tag vor dem planmäßigen Termin in Callao eintreffen würden. Umso größer war dann die Überraschung, als wir pötzlich in Mirones angeschneit kamen und bald darauf bei einem Gläschen Wein und deutscher Musik vom Sender Lima gemütlich beisammen saßen. Rückblickend müssen wir sagen, daß es eine herrliche Seefahrt war und wir allen Grund haben, Gott dafür zu danken, daß er uns beschützt hat, vor allem auch, daß wir täglich das heilige Opfer feiern konnten. Herzlich danken wir auch allen Mitbrüdern und Missionsfreunden, die uns mit ihrem Gebet und ihren Wünschen begleitet haben. Gebe Gott, daß uns bald weitere Missionare nachfolgen. Seelsorgsritt durch das Hochland von Peru Von P. Lorenz U n f r i e d , Llata (Sdiluß) „Nottaufe" 16. September 1956 — Gestern ritt idi von Fraile Rumi 40 Kilometer quer über das Gebirge nach U m b e. Unterwegs spendete ich in einer Strohhütte einem Kind die Taufe. „Padre, das Kind hat noch keinen Namen, es hat noch nicht die Nottaufe erhalten." Man wünschte von mir, ich solle nur die Nottaufe spenden, die feierliche Taufe wolle man später nachholen, wenn man einen Paten gefunden hätte. Wie ich erfuhr, hat sich hier die Gewohnheit gebildet, dem Kind die Nottaufe zu spenden, wenn man ihm seinen Namen gibt. Rührt wohl von dem Umstand her, daß nur selten ein Priester in diese weltverlorene Gegend kommt. 18. September, in Cantschapampa — Jedesmal, wenn ich ein junges Paar zusammengebe, muß ich an den Franziskanerpater Pacifico Jorge denken, der vor Jahren die Gegend missionierte. Hatte er ein Paar nach Brauch und Sitte verheiratet, dann faßte er den beiden in den Haarschopf, stieß ihre Köpfe kräftig zusammen und sagte: „Erinnert euch daran, so geht es in der Ehe zu!" Das hat auf die Leute mehr Eindruck gemacht als viele Worte; denn noch heute erzählen es sich die Leute. Manchmal wäre ich versucht, ein Gleiches zu tun. Stall von Bethlehem 20. September, in Jurac Rumi — Jurac Rumi (Weißer Fels) ist ein Dorf, das erst vor kurzem gegründet wurde. Da das Kirchlein noch nicht geweiht ist und ich die notwendigen Vollmachten besitze, nehme ich die feierliche Weihe vor und firme auch gleich die Kinder des Ortes. Von dieser abgelegenen Gegend geht die Redensart: Hier kam Gott noch nicht vorbei. Das stimmt nicht, er kam doch vorbei. Denn jedes noch so kleine Nest hat sein Kirchlein, wenn es nach unseren Begriffen auch meist nur ein Stall ist, ohne Verputz und Decke, ohne Fenster, das Dach aus Stroh, der Fuß- boden aus gestampftem Lehm. Wenn ein neues Dorf gegründet wird, ist das erste, was die Leute bauen, ein solches Kirchlein — vielleicht nur ein Stall, aber doch ein Stall von Bethlehem. Ausgedörrt 24. September — In den vergangenen Tagen zog ich durch mehrere kleine Dörfer, so Huaracillo, La Merced, Pacrao, und landete gestern hier in Quit-schirragra. Der Weg hierher führte entlang dem Maranion aufwärts. Das Landschaftsbild wird beherrscht von den schneebedeckten Gipfeln der Kordilleren, überragt vom Huarascan mit seinen fast 7000 Metern. Kalter Wind bläst von dort herüber. Das Land ist ausgedörrt durch den langen Sommer, die Ernte ist unter Dach, und sehnsüchtig wartet man auf den Regen zu neuer Aussaat. Ausgedörrt ist auch dieses Volk in seinem religiösen Leben; es fehlt die Betreuung durch Priester, die allein befruchtend wirken könnte. Nur wenig ist noch von dem alten Reichtum des religiösen Lebens übrig. Nehmt diesem Volk auch noch seine religiösen Feste, die es im Jahreslauf feiert, getreu einer jahrhundertealten Tradition, mit all dem äußerlichen Pomp und den Mißbräuchen, und das Heidentum feiert Auferstehung. Sind doch diese religiösen Feste oft das Einzige, was diese verlassenen Menschen an ihren Glauben erinnert und in ihnen trotz aller Unwissenheit das Gefühl erhält, Christen zu sein. Ich bin überzeugt und weiß es aus Erfahrung, daß die meisten nicht das Glaubensbekenntnis, ja oft nicht einmal das Vater unser beten können. Michaelsfest in Cajan 29. September — Nach dem Gottesdienst die übliche Prozession mit dem Patron San Micael, einer künstlerisch wertvollen Statue aus alter Zeit, die Goldfarbe noch gut erhalten. Doch den Leuten hat er so nicht mehr gefallen, und so haben sie ihm eine Menge Klei- der umgehängt. Idi schaute nach und zählte nicht weniger als fünf Unterröcke! Die zweite Statue, etwas kleiner, nochmals der hl. Michael. „Ist der Diener des großen Taita San Micael", versicherte man mir. Die dritte und vierte Statue scheinen zwei weibliche Heilige zu sein. Sie gehören zum Hofstaat des Patrons. Man sollte gegen all das ein-schreiten, aber es ist gefährlich. Voi nicht allzu langer Zeit versuchte es ein junger Geistlicher und mußte fluchtartig das Dorf verlassen, denn sofort kam das Volk in Aufruhr und ging gegen ihn voi als einen „Protestanten". 4. Oktober — Gestern und heute zelebrierte ich Totenmessen für ein verstorbenes Ehepaar. Als Stipendium erhielt ich gemäß Testament einen fünf jährigen Stier, den ‘ch am gleichen Tag zu gutem Preis verkaufte. Sehr oft be stimmen Sterbende als Stipendium füi ihre Seelenmessen Rinder, Schafe odei einen Acker, und der Testamentsvoll Strecker ist verpflichtet, sich genau dar an zu halten. Rosenkranzfest in Rhondobamba 7. Oktober — Am frühen Morgen läuten die Glocken Sturm. Das ist ja nun an sich nichts Besonderes, denn die ganze liebe lange Nacht riß das Gebimmel nichf ab. Ich fragte, was denn los sei. „Doc-trina (Christenlehre), gehalten vom Can tor (Sänger)." Ich ging mir das anhören Diese Doctrina besteht aus dem Vor beten der hauptsächlichsten Gebete. Ich hielt dann eine richtige Christenlehre und hoffe, daß irgend etwas hängen geblieben ist. ✓ 8. Oktober — Heute ist Massenheirat, 20 Pare im ganzen. Von 20 bis 70 Jahren ist jedes Alter vertreten. Oft lebten sie schon viele Jahre zusammen. Die Kirche ist voller „Brautleute". Meint da ein ergrauter Alter: „Padre, gib ihnen nicht zu viele gute Ratschläge, schließlich leben sie ja schon lange zusammen." Halte aber trotzdem die übliche Ansprache; die Einheit und Unauflöslichkeit der Ehe muß man den Indianern immer wieder einbleuen, denn bezüglich der Ehe haben sie so ihre eigenen Ansichten und Gewohnheiten. Diese Kantoren 12. Oktober, inPacrao —• Die Kantoren sind doch eine besondere Rasse. Fehlt nur noch, daß sie versuchen, die Messe zu zelebrieren. Beerdigungen, Taufen, Trauungen halten sie auch so schon. Man erzählte mir allen Ernstes, daß in Jaujin, einem kleinen Nest, so ein Gremium dieser erlauchten Sänger anläßlich einer „feierlichen Glockenweihe " eine Messe „zelebrierte"! Das Latein dieser Kantoren ist von besonderer Art. Am Schluß reimt es sich immer. Der Priester am Altar kann singen, was er will, sie sind nie um eine Antwort verlegen. Im Notfall singen sie einfach „Et cum špiritu tuo". Peru ist im wesentlichen Gebirgslanđ, in nord - südlicher Richtung durchzogen von den Bergketten der Kordilleren oder Anden. — Das bringt für den Seelsorger beschwerliche und zeitraubende Ritte auf einsamen Gebirgspfaden mit sich. Erster Haarschnitt 14. Oktober, in Huaracillo — Heute erhielt ich eine Einladung zum „ersten Haarschnitt". Aus Neugierde folge ich der Einladung. Zuerst ist Festessen, spendiert vom stolzen Vater zu Ehren seines Erstgeborenen. Darnach beginnt der feierliche Akt: der Herr Papa nimmt seinen Sprößling auf den Schoß, und die Prozedur beginnt. Die dafür bestimmten Paten machen den Anfang: Der verfilzte Zopf fällt unter ihrer Schere; für die Ehre schenken sie einen 50-Sol-Schein. Die Schere macht die Runde. Ich reihe mich auch ein. Die Scheine häufen sich auf dem Teller. Ein gutes Geschäft für den Herrn Papa. 20. Oktober, in La Merced — Die Kirche ist halb zerfallen, Fledermäuse haben sich in ihr eingenistet. Als ich Weihrauch auf die Kohlen lege, steigt mir statt des bekannten Aromas der Gestank von verbranntem Horn in die Nase. Auf meine erstaunte Frage gibt man zu, man habe, da Weihrauch nicht aufzutreiben sei, Knochenmehl ins Schiffchen getan. Klar, daß ich die Räucherei sofort einstelle. 22. Oktober, in P i n r a — Las eine Messe für das Wohl der Bewohner, und zwar eine „Misa de primicias", eine Erstlingsmesse oder besser Zehntmesse, ein Überbleibsel aus alter Zeit, wo der Pfarrer noch das Recht auf den Zehnten Blick in das Maraniontal. Der Maranion entspringt in den Bergen Perus, fließt zunächst nach Norden, wendet dann nach Osten und führt als Amazonenstrom gewaltige Wassermassen dem Atlantischen Ozean zu. hatte. Kassiere anschließend an die 90 halbwüchsige Schafböcke. Wieder in Huacratschuco 24. Oktober — Meinem Versprechen getreu, kehrte ich gestern von Pinra nach,/ Huacratschuco zurück, ein Weg von 70 Kilometern. Komme gerade recht, denn eine unbekannte Krankheit ist ausgebrochen, die in wenigen Tagen zum Tode führt. Magenkrämpfe, Schüttelfrost, blutiger Durchfall sind die Symptome. Niemand kennt die Krankheit. In der ganzen Provinz gibt es keinen Arzt. Bis jetzt 13 Tote; versehe fünf Schwerkranke und halte zwei Beerdigungen. 30. Oktober — Halte heute mit den Kindern der beiden Volksschulen Gene- ralkommunion. Jeden Augenblick kommt jemand und bittet um eine hl. Messe für seine Gesundheit, zu Ehren eines Heiligen, für einen Verstorbenen. Ich kann den vielen Wünschen leider nicht entsprechen. — Einst besaß die Kirche von Huacratschuco verschiedene Güter. Der Vater Staat hat sie eingesäckelt, wie das in Peru schon oft geschehen ist. 2. November — Allerseelen. Der Friedhof ist zerfallen und mit Unkraut überwachsen. Ein trostloses Bild. In ganz Peru, Lima ausgenommen, habe ich nirgendwo einen Friedhof gesehen, von dem man sagen könnte, er wäre wirklich ein „Gottesacker" nach unseren Begriffen. An diesem Tag ist der Friedhof voller Kantoren, die gegen Bezahlung ihr „Libera" heruntersingen. Erste Messe seit sieben Jahren 3. November — Am frühen Morgen reite ich von Huacratschuco nach Tschintschil. Man nannte mir als Entfernung 15 Kilometer, in Wirklichkeit wurden es wenigstens 30. Kam dann auch glücklich um 12 Uhr an, ohne Frühstück und verstaubt. Da man mich für heute nicht mehr erwartet hatte, kamen sie auf die Idee, die ganze Kirchenwäsche zu waschen. Zum Glück treibe ict ein altes Bügeleisen auf und plätte schnell die Sachen notdürftig trocken Kurz vor 1 Uhr kann ich mit der hl Messe beginnen, der ersten seit sieben! Jahren. Um 3 Uhr nachmittags kann icl dann ans Frühstück denken. Dann feier liehe Glockenweihe, Trauungen, Taufen, Firmungen. 4. November, inTschintschil — Das Kirchlein ist viel zu klein für die zahlreicher gewordene Bevölkerung. Die Leute stehen rings um den Altar. Am Nachmittag weihe ich noch den neuen Friedhof ein. Zum Glück habe ich dazu die Vollmacht vom Bischof erhalten. Wie sollte auch ein höherer kirchlicher Würdenträger hierher gelangen? 5. November, in Huatsch um a y — Taufte ich doch heute einen kleinen „Hitler"; um aber wenigstens in etwa ein christliches Gegengewicht zu schaffen, fügte ich noch den Namen des hl. Michael dazu. Die Leute kommen oft aui die ausgefallensten Taufnamen. Ike, Molo-tow, Stalin, Roosevelt, die ganze politische Prominenz kann man im letzten Indianernest finden. Huacaibamba einst und jetzt 10. November — Bin heute hier in Huacaibamba angekommen, der letzten Station meiner langen Rundreise, wo ich nun für einige Tage zu bleiben gedenke. Hier haben vor einigen Jahren P. Anton Dettling und P. Andreas Lechner gearbeitet. Die letzten Tage passierte ich mehrere Ortschaften, die ich schon vor zwei Monaten beackert habe, überall als alter Bekannter begrüßt. Treffend nennen die Leute diese Wege, die sich fast endlos im Zickzack die Berge hinauf ziehen, „Calvario", Kreuzweg. Oben auf dem Scheitelpunkt findet man dann auch immer auf einem Steinhaufen einige roh zusammengefügte Kreuze, fast stets mit Blumen geschmückt. 15. November — Das Dorf Huacaibamba ist wohl das größte der ganzen Provinz, und die Bewohner scheinen aktiver zu sein als in den anderen Teilen. Hier sind es vorwiegend die Mestizen, Mischlinge, die den Ton angeben. Man merkt deutlich, daß es von hier zur Autostraße nur noch ein Tagesritt ist. Die Kirche ist fast eine Ruine, der Altar aber eine entzückende Schnitzerei aus Zedernholz und völlig vergoldet. Es fehlt hier ein Pfarrer, der sich darum annähme, dieses Kleinod zu retten. Ich lasse das Dach neu mit Stroh decken, damit die Regenzeit nicht allzuviel Schaden anrichten kann. Daneben steht eine dreischiffige,/^ unvollendete Kirche von beträchtlichen j 1 Ausmaßen. Leider ist bereits ein großer Teil der Mauern abgetragen. Einst muß Huacaibamba ein religiöses Zentrum gewesen sein, sollen doch in der Spanierzeit hier bis zu sieben Ordenspriester gewirkt haben. Jetzt ist auch das kirchliche Leben eine Ruine. Noch verfügt die Kirche über einige Besitzungen. Doch ist davon alles verlorengegangen, enteignet, gestohlen, verkauft durch die eigenen Pfarrer. Niemand nimmt sich richtig um die Kirchengüter an. Ich setzte also einen Verwalter dieser Güter ein und erneuere die Pachtverträge, die alle schon veraltet sind. Trotz allem glaube ich, daß sich hier etwas machen ließe, wenn nur ein zielstrebiger Priester die Pfarrei übernehmen würde. Man versucht alles, mich zum Bleiben zu bewegen, man versteckt sogar mein Maultier. Doch meine sonstigen Verpflichtungen und Arbeiten erfordern dringend meine Rückkehr nach Llata. Auf dem Rückweg 22. November — Gestern kam ich glücklich von Huacaibamba los. Es war ein herzlicher Abschied und ich mußte versprechen, bald wieder zu kommen, wenn nicht inzwischen ein Pfarrer ernannt würde. Ich kreuzte den Maranion und übernachtete gestern abend in Putschga, einer Viehfarm. Da diese Gegend bereits zur Nachbardiözese Huaraz Kirche in Huacaibamba, ein richtiger „Stall von Bethlehem". gehört, verweile ich in den Dörfern nicht lange und komme rasch voran. Heute nachmittag kam ich hier in Huacat-s.chi an, auch eine Pfarrei ohne Pfarrer. Wenngleich ich völlig unbekannt bin, nimmt man mich doch gastfreundlich auf und bittet mich, doch einige Tage zu bleiben. Aber leider habe ich in dieser fremden Diözese keinerlei Vollmachten. 23. November — Heute früh las ich eine hl. Messe für die Huacatschiner. Obwohl es erst 6 Uhr ist, ist die Kirche gesteckt voll. Taufe noch schnell 45 Kinder und komme um 9 Uhr weg. Llata liegt auf der andern Seite der Puna (Hochweiden), und der steile Aufstieg verlangt das letzte von meinem treuen Muli. Am späten Nachmittag komme ich glücklich in meiner „Residenz" Llata an, freudig begrüßt von meinen beiden dortigen Mitarbeitern P. Erich Huber und P. Emilio, einem peruanischen Weltpriester. Auf den Tag genau sind es drei Monate, daß ich von hier aufbrach. Liebe Leserl Ich habe versucht, in diesen kurzen Tagebuchnotizen ein wahrheitsgetreues Bild der seelsorglichen Lage und der Sitten und Gebräuche dieses durchwan- derten Landes zu geben. Trotz der 1050 Taufen und 150 Trauungen, der vielen Erstkommunionen und Firmungen mag es scheinen, daß das keine Pfarrseel-sorge im üblichen Sinne sei. Sicherlich, aber eine geregelte Seelsorge ist hier auch ganz unmöglich. Einer allein kann eben nicht das tun, was zehn tun sollten. Dafür sind hier die Verhältnisse zu verschieden von denen in der Heimat. Der Leser wird sich überzeugt haben, daß das Hauptproblem der große Priestermangel ist. Hinzu kommen die äußeren Schwierigkeiten des Landes, seine Unwegsamkeit, die großen Entfernungen, das primitive Leben der Indianer. All das verlangt von einem Priester das Letzte seiner körperlichen und vielleicht mehr noch seiner seelischen Reserven. Wieviel Gutes könnte getan werden, wenn statt der einen Pfarrei alle sechs ihre Seelsorger hätten. Wie einst der Mazedonier dem hl. Paulus, so möchte ich Euch Zurufen: Kommt herüber und helft uns! Wie würde ich mich freuen, einmal zu hören, daß diese Zeilen einen meiner jungen Leser zur Erkenntnis gebracht hätten: Mein Platz ist bei den Indianern Perus. Mission$$emiiiar am 17. Junìeingeweiht stammen. Es stellt den thronenden Christus dar, umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten, wie er den Auftrag zur Missionierung der Welt erteilt. Bischof Dr. Joseph Schroffer von Eichstätt, zu dessen Diözese Neumarkt gehört, nahm die Weihe der Kapelle und des Hauses vor. In seiner Predigt zeichnete er den Völkerapostel Paulus, den Patron des Seminars, als ein Vorbild der Geistes-, Willens- und Herzensbildung. Blick in einen der Studiersäle. Mit Beginn des neuen Schuljahres, nach den Sommerferien, werden die erste und zweite Klasse zusammen etwa 30 Schüler zählen. Da ihr bisheriger Präfekt P. Josef Neher in Bälde in die südafrikanische Mission abreist, wird P. Helmut Gröninger, bisher in unserem Ellwanger Seminar, das Amt des Präfekten übernehmen. Nach der Pontifikalmesse des Bischofs übergab Architekt Hanns Meier einen kunstvoll gearbeiteten Schlüssel des Hauses P. General Richard Lechner, der ihn (Bild unten) an P. Rektor Anton Fichtner weitergab. Blick über die Stadt Neumarkt. Am rechten Bildrand das Gymnasium, links das Paulinum, im Hintergrund der Mariahilf-Berg. Das Relief über dem Portal des Hauses ist ein Werk des Ellwanger Bildhauers Hans Scheble, von dem auch die Plastiken der Hauskapelle pp Worte Christi: Gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Worte seines Apostels Paulus: Mir, dem Geringsten aller Geheiligten, wurde die Gnade zuteil, den Heiden die unergründlichen Reichtümer Christi zu verkünden. P. Karl Fischer, unsern Lesern durch seine regelmäßigen Beiträge bekannt, blättert mit zwei schwarzen Buben im „Feuerreiter“. Goldene Frucht am Missionsbaum Von P. Karl Fischer Am 4. Februar 1957 feierte das Kloster der Kapuzinerinnen von der Ewigen Anbetung in Melville an der Küste von Natal, Südafrika, sein 25jähriges Gründungsjubiläum. 1932 waren unter Leitung ihrer Oberin, Schwester M. Theresia Seuffert, sechs Schwestern aus ihrem Kloster in Bonn am Rhein in Natal angekommen. Am 4. Februar bezogen sie ein Privathaus und begannen das Klosterleben. Einen Tag zuvor kam ich von meinem Heimaturlaub aus Europa zurück und erhielt den Auftrag, mich von Durban aus nach Melville zu begeben. Aus der Ansprache des Bischofs bei der Eröffnungsfeier erfuhr ich, daß ich der erste Kaplan des eben eröffneten Klosters sei. Von den drei größeren Zimmern des Hauses wurde eines als Kapelle eingerichtet. Hier begann alsbald die Ewige Anbetung, die aber wegen der noch geringen Zahl der Schwestern nur von Mittag bis sechs Uhr abends dauerte. Während in der Nähe das eigentliche Kloster gebaut wurde, trafen aus Europa weitere Schwestern ein. Als der Bau fertig war, zog Sr. Theresia mit sechs Mitschwestern und einigen Kandidatinnen feierlich ein, und die Anbetung vor dem ausgesetzten Allerheiligsten wurde nun Tag und Nacht gehalten. Unter den Kandidatinnen waren auch Polinnen, die der Krieg nach Südafrika verschlagen hatte, auch Mischlinge und Schwarze aus dem Volk der Basutho und Zulu. Unter diesen Schwarzen waren Lehrerinnen, die den Mut hatten, in diesen strengen Orden einzutreten. Nicht alle Kandidatinnen haben ausgehalten. Einige gingen selbst, weil ihnen das Klosterleben doch zu hart erschien, andere mußten aus Gesundheitsrücksichten entlassen werden. Im Klosterhof befinden sich bereits drei Gräber. Das erste, vor dem großen Kreuz, birgt die erste Oberin, die im März 1940 starb. Ihr zur Seite ruhen zwei weitere Schwestern; die eine, eine Schwarze, war kurz vor ihrer Profeß gestorben. Kaum war die Jubelfeier vorbei, erging an den Missionar von St. Joachim und mich, den Kaplan des Konvents, eine abermalige Einladung: zur feierlichen Profeß der einstigen schwarzen Lehrerin Lily V i 1 a k a z i, beliebt bei allen, die sie kannten. Als Sr. Maria Seraphica wollte sie sich nun für immer Jesus weihen. Die Einladung wurde natürlich angenommen, und wir fuhren mit 40 Frauen des Müttervereins im Kraft- wagen eines schwarzen Katholiken die 19 Kilometer hinab zur geteerten Straße am Meer und auf dieser noch 17 Kilometer bis Melville. Als wir etwas nach neun Uhr ankamen, hatte der Gottesdienst bereits begonnen. Die Nebenkapelle für Fremde war schon voll, ebenso der Raum zwischen Klausurgitter und Altar. Aber unsere Schwarzen wissen sich zusammenzudrängen, und unsre 40 Frauen fanden noch ein Plätzchen. Wir Priester wohnten von der Sakristei aus der Feier bei. Schwester Vilakazi kniete auf einem Schemel mitten unter den Leuten vor dem Altar. Am Altar stand der Bischof mit Assistenz. Eben wurde vom Schwesternchor das Gloria gesungen. Nach dem Evangelium nahm der Bischof mit Mitra vor dem Altar Platz, rechts und links standen seine beiden Assistenten. Der Name der Schwester wurde aufgerufen. Sie trat vor und stellte sich unten an die Stufen des Altars vor den Bischof. Einer der Assistenten fragte sie, was sie vom Bischof begehre. Sie antwortete laut: „Ich will mich ganz dem lieben Gott als seine Magd weihen.“ Nun begann das über eine Stunde dauernde Zeremoniell mit Gebeten, Fragen und Antworten. Dann stieg sie mit der schön geschmückten Kerze die Altarstufen empor, kniete vor dem Bischof nieder und übergab ihm die Kerze, die dann von einer Mitschwester neben dem Betstuhl der Profeßschwester aufgestellt wurde. Sr. Seraphica kehrte nun zur untersten Altarstufe zurück, blieb aufrecht stehen, zwischen den gefalteten Händen das Ordensrituale. Unter vielen Gebeten und Ansprachen mußte sie nun bald aufrecht stehen, bald sich auf beide Knie niederlassen, dann wieder sich mit vor der Brust gekreuzten Armen tief verbeugen. Jetzt folgte ein ergreifender Akt, ein geistiges Sterben und Begrabenwerden. Lang hingestreckt vor den Stufen des Altars, wurde sie mit einem schwarzen Leichentuch bedeckt. Der Bischof besprengte sie mit Weihwasser, es wurde die Allerheiligenlitanei gebetet. Man hatte wirklich den Eindruck, als stände man vor der Bahre einer Toten. Die schwarzen Frauen waren tief ergriffen, viele sah ich weinen. Nach der Litanei stand die Schwester wieder auf und kniete vor dem Bischof nieder. Der weiße Schleier, den sie bisher trug, wurde ihr abgenommen; dafür wurde sie in den großen, schwarzen Profeßschleier gehüllt. Dann wurde sie mit einer Dornenkrone gekrönt und erhielt ein hölzernes Kreuz in die Hand. Dann stand sie auf, wandte sich an das Volk, bei dem sich ihre Verwandten befanden, und sprach mit lauter Stimme: „Ich bin jetzt für euch tot und für alles, was ihr in der Welt liebt." Wieder ein Aufschluchzen unter den Frauen. Das nun Folgende kam mir wie eine geistige Kreuzigung vor. Schwester Seraphica stand, auf der untersten Stufe des Altares, mit weit ausgebreiteten Armen; dann kreuzte sie die Arme über der Brust und fiel so auf beide Knie nieder. Das wiederholte sich mehrere Male. Dann stand sie wieder aufrecht, den rechten Arm weit ausgestreckt, während sie mit der Linken das Kreuz an die Brust drückte. Das auch einige Male. Nach dieser geistigen Kreuzigung stieg sie die Stufen des Altares hinauf, kniete nieder und legte ihre gefalteten Hände zwischen die des Bischofs. Mit wenigen Worten machte sie das Gelübde, für immer die Magd des Herrn zu bleiben. Nun wurde die hl. Messe fortgesetzt. Nach dem letzten Evangelium führte der Bischof Sr. Seraphica in den Chorraum Alles, was man für die Weltmission tut, tut man zugleich für den Weltfrieden. Je mehr das Reich Christi, das „Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens", unter den Völkern der Erde Anhänger findet, umso mehr wachsen Verständigung und Zusammenarbeit über alle Farben- und Sprachengrenzen hinweg. Die Bemühungen der Staatsmänner müssen in der Tiefe ergänzt werden durch die Arbeit der Glaubensboten, die die Menschen zusammenführen zu einer großen, friedlichen Familie, deren Grundgesetz lautet: „Vater unser". zurück und übergab sie der Oberin mit den Worten: „Nimm diese Schwester Maria Seraphica als deine Tochter an; behüte sie, beschütze sie und führe sie zum ewigen Leben." Das war die lange Profeßfeier im Kloster der Ewigen Anbetung in Melville in Natal. Sr. Seraphica war die zweite schwarze Schwester, die hier die ewigen Gelübde ablegte. Lob und Preis dem Dreieinigen Gott, der die Arbeit der Missionare und ihrer Wohltäter mit seiner Gnade so reichlich gesegnet hat. Sr. Seraphica, deren Ureltern noch in der Finsternis des Heidentums gelebt hatten, deren Eltern im Irrtum des Protestantismus befangen waren, hat sich als lebendiges Opfer ihrem Herrn und Meister Jesus Christus für immer geweiht und wird ihr Leben lang beten und büßen für ihr Volk, das zum großen Teil noch im Heidentum lebt, und auch für ihre Wohltäter und uns Missionare. Mehr als je brauchen wir jetzt in Südafrika den Beistand Gottes, da siđi hier gegen die katholisdie Kirche ein gefährliches Wetter zusammenzuziehen scheint. Wir hoffen zuversichtlich, daß der Baum, der soldi goldene Früchte hervorzubringen vermag, die Kraft hat, diesem Wettersturm standzuhalten. Südafrikanische Notizen Von P. Willi Kühner (Fortsetzung) Der gesäuberte Baum Pater Klemm erzählte mir, Frau F. habe mit ihrem schwarzen Dienstmädchen einen schweren Krach gehabt. Was war geschehen? Die gnädige Frau hatte dem Mädchen befohlen, leere Limonadeflaschen zu spülen; das aber ist in Englisch und Afrikaans nur wenig bewandert, und Madam kann natürlich kein Zulu. So brachte die zum Gehorchen sehr bereite Maid das Wort „Lemon", das Zitrone heißt, in Zusammenhang mit dem im Garten stehenden Zitronenbaum und „säuberte" ihn: große und kleine, reife und grüne Früchte, alles kam herunter. Es sollte ja ein großes Reinemachen sein. Vielleicht wollte gnä' Frau nur noch die Blätter am Baum sehen, vielleicht taten die Zitronen ihren Augen weh — wer kann die Launen weißer Herrinnen verstehen? Lind so ging ein Donnerwetter über das dienstbeflissene Mädchen nieder. Wäre nicht zufällig P. Klemm im Hause gewesen, dann hätte es sicher Schläge abgesetzt. Mit Recht wies dieser erfahrene Missionar darauf hin, daß es für die Weißen, die Schwarze in Dienst nehmen, selbstverständliche Pflicht sei, deren Sprache zu lernen, um sich ihnen verständlich machen zu können. Wenn die Neger die Weißen nicht verstehen, dann ist das die Schuld der Weißen, die den „Kaffem" keine Gelegenheit geben wollen, eine gute Schulung zu bekommen. Auf der andern Seite werden die Missionare gescholten, weil sie die Schwarzen in ihren Schulen unterrichten und so von der Arbeit abhalten. Und doch erwartet man vom Schwarzen, daß er Englisch und Afrikaans, die beiden amtlichen Sprachen, beherrsche. Da haben wir den Widerspruch: Der Schwarze wird als dumm beschimpft und solle dumm bleiben, zugleich soll er den Weißen und und seine Sprache und seine für einen Schwarzen oft hirnrissigen Gedanken verstehen. Und die Missionare sollen die Neger im Handumdrehen zu Heiligen machen, die willig den Weißen Sklavendienste leisten und jede Ungerechtigkeit hinnehmen. Tun sie das nicht, dann heißt es: „Ihr Missionare verzieht die Schwarzen." Was die Regierung anstrebt, ist nach den Worten des englischen Geistlichen Huddleston „Erziehung zur Sklaverei". Opfer der Rassenpolitik Der protestantische Bischof Sims, ein ehemaliger Polizeisergeant und viele Jahre lang Haupt der Christlich-Nationalen Kirche Afrikas, wurde gestern (4. Juni 1956) in seinem Haus in der Evaton Location bei Vereeniging ersdios- Schwester Konstantia von den Grazer Schulschwestern besorgt ganz allein Küche und Garten des Bischofshauses in Witbank. Besuch aus Amerika Kamen da vier Amerikaner, zwei Priester und zwei Laien, auf ihrer Tour durch Afrika und ihrem Weg zum Krügerwildpark auch hierher nach Witbank zu kurzem Besuch. Die Amerikaner sind einfach und kurz angebunden. Statt „Exzellenz" und „Your Lordship" oder „My Lord" sagen sie einfach „Bishop", „Danke Bischof!" usw. Ich liebe ihr kindliches, offenes Wesen. Und hilfsbereit sind sie! Die vier kamen im Auftrag des Katholischen Hilfsdienstes (des „Catholic Relieve Service"), der bedürftigen Völkern auf der ganzen Erde überschüssige amerikanische Nahrungsmittel zukommen läßt. Sie wollen auch uns helfen, vorausgesetzt, daß die Regierung nicht nein sagt. Auf diese Weise könnte die Schulspeisung der meist unterernährten schwarzen Schulkinder, die von der Regierung aufgehoben wurde, wieder durchgeführt sen und sein Haus niedergebrannt. Man hielt den Ermordeten für den Führer einer Bewegung, die gegen den Autobus-Boykott der Schwarzen war, und man glaubt, daß er wesentliche Informationen bezüglich des Boykotts besessen habe. Zwischen zwei und drei Uhr nachts versammelte sich eine Anzahl Neger vor dem Haus des Bischofs; sie warfen Steine aufs Dach und feuerten Schüsse ab. Auch Benzin wurde ins Haus geschleudert, das sofort Feuer fing. Der Bischof, dessen Kleider lichterloh brannten, floh mit seiner Familie aus dem Haus, brach aber nach zehn Metern zusammen. Um die Flammen zu ersticken, bedeckten ihn Frau und Kinder mit Sand, doch ohne Erfolg: Der Bischof starb auf der Stelle. Kurz zuvor schon war ein anderer Schwarzer, der auch im Besitz von Kenntnissen bezüglich des Boykotts war, ermordet worden. Am 1. Januar 1957 waren es 30 Jahre, daß P. An-gerer diese Lehrerin Domitilla Dlamini aus der Mariannhiller Diözese kommen ließ. Seitdem wirkt sie unermüdlich in der Missionsschule von Driefontein bei Witbank und hilft den Missionaren bei der Bekehrung und Erziehung der Schwarzen. Sie blieb unverheiratet, um ganz für das Apostolat frei zu sein. Von ihr kann man ein ausgezeichnetes Zulu lernen. werden. Der reichen südafrikanischen Regierung ist es nicht möglich, pro Kind und Tag dreiviertel Pfennig aufzubringen. Die großzügigen Amerikaner ließen „als kleine Spende für die Mission“ 150 Dollar, das sind 53 Pfund (etwa 620 DM) zurück. Wenn sie das auf jeder Missionsstation, die sie besuchen, so machen, werden sie ein schönes Sümmchen los werden. Zweite Nikodemusstunde Mein Gottsucher ist heute abend doch wieder gekommen. (Vergi, letzte Nummer!) Er war sogar vollkommen nüchtern und machte einen guten Eindruck, fast den eines Gebildeten, obwohl er nur einfacher Arbeiter ist. Er zitierte unaufhörlich die Bibel, besonders die Geheime Offenbarung, zum Beweis aller möglichen und unmöglichen Dinge. Ich versuchte vor allem, seinen protestantischen Grundirrtum zu erschüttern, daß nämlich jeder die Schrift nach seinem Gutdünken auslegen und dabei die Wahrheit finden könne. Ich sagte etwa folgendes: Der Hl. Geist, der doch den Menschen bei der Schriftauslegung erleuchte, muß allen Menschen die gleiche Wahrheit offenbaren, sonst widerspräche er sich selbst. Aber die Erfahrung zeigt uns, daß jeder Bibelausleger in der Hl. Schrift etwas anderes findet. Ferner: Wäre der protestantische Grundsatz der freien Bibelauslegung richtig, dann müßte man jedem das Recht zugestehen, seine eigene Kirche zu stiften. Mit welchem Recht kann dann ein Prediger andere einladen, zu ihm in die Kirche zu kommen, wo jeder selbst die Wahrheit finden kann, wenn er nur die Bibel aufschlägt und darin liest. Das kann er daheim tun. Und beten kann er auch daheim mit seiner Familie. Da kann man sich das Kirchenbauen und das Anstellen von Predigern ersparen. Der Mann wurde nachdenklich. Ich gab ihm noch einige Schriften zum aufmerksamen Lesen mit, zum Beispiel „Wat van die Roomse“ (Was ist von den Römisch-Katholischen zu halten?) und „Die Kato-lieke gevaar" (Die katholische Gefahr), dazu das Lebensbild eines Konvertiten und ein Schriftchen über die Reformation. Er wollte noch wissen, ob es bei uns eine Wiedertaufe gäbe, wenn ein Protestant katholisch wird, und ob wir die Ehe der Protestanten als gültig anerkennen, über meine Antworten war er sehr befriedigt. Das nächste Mal will er auch seine Frau mitbringen; er meinte, er müsse auch sie überzeugen. (Fortsetzung folgt) Diese zehn Mädchen aus Ruanda-TJrundi studieren gegenwärtig in Belgien und wollen einmal in ihrer Heimat als Sozialhelferinnen und Erzieherinnen tätig sein. Schwarze Jugend Uber kurz oder lang wird sie die Geschicke Afrikas in die Hand nehmen und im Rat der Völker auch das Schicksal Europas mitbestimmen. Unsere Bilder: Der kleine Zuluhirte aus der Diözese Eshowe, Südafrika, trägt all das Seine bei sich. — Pfadfinder aus Ostafrika. — Dieses Bübchen gehört einer katholischen Lehrerin der Diözese Lydenburg, Südafrika. — Mädchen vom Stamm der Azande, Süd-Sudan. Barberton, die Perle des Lowveldcs Von P. Pius S e g e r i t z Als vor einigen Jahren mein Freund Stefan Lutz aus München während seiner Fahrt nach Südafrika auf dem Schiff nach dem näheren Ziel seiner Reise gefragt wurde, gab er zur Antwort: „Barberton im östlichen Transvaal." Zu seinem Erstaunen vernahm er nun einen Lobgesang auf Barberton als eines der schönsten Plätzchen von ganz Südafrika, vor allem als Perle des Lowveldes (des Transvaaler Unterlandes). Die Geschichte Transvaals ist voller Abenteuer, und Barberton hat seinen vollen Anteil daran. Vielleicht kein Ort der „goldenen Provinz" (Transvaal) weist so viele interessante Begebenheiten und Abenteuer auf wie Barberton. Die Geschichte Barbertons beginnt mit dem Jahre 1884. Im Februar dieses Jahres war es, daß einer der beiden Brüder Fred und Harry Barber, die auf der Goldsuche waren, auf einem goldhaltigen Felsen eine Flasche mit Schnaps zerschlug und dem Felsen den Namen „B a r b e r' s Reef" gab. (Ein Reef ist eine goldhaltige Gesteinsschicht.) Am 24. Juni des gleichen Jahres besuchte der Minen-Kommissar David Wilson das Goldsucherlager der beiden Brüder, um ein sehr reiches, goldhaltiges Reef zu inspizieren, das wenige Tage zuvor entdeckt worden war. Herr Wilson nannte das kleine Goldsucherlager „Barberton", und die Stadt war geboren. t Aus allen Himmelsrichtungen kamen nun die Goldsucher herbeigeeilt, auf Ochsenwagen, auf Maultier- und Pferderücken und zu Fuß, in Gruppen, zu zweit und allein, „mit Gold in ihren Herzen, Gold in ihren Gedanken, Gold in ihren Augen". Sie brachten außer ihrer Energie und dem vollblütigen Lebenshunger der alten Glücksjäger auch Sinn für Poesie mit, wovon die Namen der Bäche und Täler, der Goldminen und Berge Zeugnis ablegen. So gibt es ein Adlernest, ein Mädchen des Nebels, einen Goldenen Steinbruch, Teufesknöchel, Drei Schwestern, Erstes Glück, Gute Hoffnung, Stolzenfels. . Im Trubel der Goldjagd nahm man sich wenig Zeit, Häuser zu bauen. Zelte und Hütten einfachster Art und oftmals der blaue Himmel mußten als Quartier genügen. Es gab fabelhafte Funde, aber auch fabelhafte Verluste; stündlich wurden Vermögen gewonnen — und wieder verloren. Jeder Tag brachte neue Entdeckungen und damit neue Aufregung für den Ort. Mehr und mehr Läden wurden gebaut, und die Zahl der Kantinen und Wirtshäuser, worunter sich auch bald einige recht elegante befanden, stieg auf die unglaubliche Zahl von 200, so daß eines dieser Lokale auf nur 15 Einwohner kam. Unter diesem ungezügelten Goldsuchervolk nahmen Gesetzlosigkeit und Verbrechen aller Art immer mehr überhand und ohne Zweifel hatten daran auch Katholiken ihren Anteil. So entschloß sich der genannte Minenkommissar Wilson, für geordnete Verhältnisse zu sorgen. Er schrieb am 1. Mai 1885 an den katholischen Bischof von Durban in Natal und bat ihn, einen Priester nach Barberton zu entsenden, der die Seelsorge der dortigen Katholiken wahrnehmen und Einfluß auf die verrohten Menschen nehmen sollte. Um jene Zeit entschloß sich auch Paul Krüger, der damalige Präsident, die neuen Goldfelder von Barberton zu besuchen und sich die Leute selbst anzusehen, von denen er so unglaubliche Geschichten gehört hatte. Der Präsident, der nicht mehr der Jüngste war, machte die beschwerliche Reise zu Pferd. Mr. Wilson ritt ihm entgegen. Die erste Nacht verbrachten beide unter freiem Himmel. Der Präsident zog die Schuhe aus und benützte sie als Kopfkissen. Wilson war sehr nervös, weil er fürchtete, die Goldgräber würden den Präsidenten in feindseliger Haltung empfangen. Dieser jedoch bewahrte wie immer in solchen Lagen ruhige Nerven, und tatsächlich begleiteten die 600 „wilden" Abenteurer, die den von der Reise müden und staubigen Präsidenten vor der Oben: Mann und Frau vom Stamm der Swazi in der für den Barbertoner Distrikt typischen Tracht. Die Hauptmasse des Swazistammes lebt im nahen Swaziland, das nicht zur Südafrikanischen Union gehört, sondern britisches Schutzgebiet ist. Unten: Bischof Anton Heiterer und P. Pius Segeritz mit Barbertoner Kindern. Stadt warteten, ohne irgendwelche Zwischenfälle und schweigend zum Phönix-Hotel, wo er in ungestörter Nachtruhe die Strapazen seiner Reise wegschlafen konnte. Der nächste Tag war ein Sonntag. Der fromme Paul Krüger wünschte einen Gottesdienst. Das war für die Goldgräber eine peinliche Sache, denn sie hatten keinen Geistlichen der Holländisch-Refor-mierten Kirche, der der Präsident angehörte. Zum Glück war der Minenkommissar Wilson ein ehemaliger Pfarrer dieser Kirche, wenn auch schon lange „außer Übung". So schoben ihn die Leute nach vorn, und ein alter Bericht sagt: „Er hinkte durch den Gottesdienst". Irgendwie hat er sich hindurchgewunden, bis er zur Predigt kam. Dann, etwas murmelnd, das wie eine Entschuldigung klang, las er Wort für Wort eine Grabansprache herunter, die er für eine andere Gelegenheit vorbereitet hatte. Das Grinsen auf den Gesichtern der Anwesenden kann man sich vorstellen. Im November desselben Jahres machte der Bischof von Durban die 750 Kilometer lange Reise von Durban nach Barberton und führte Father Kelly als Pfarrer von Barberton ein. Eine Sammlung unter dem ungeschlachten, aber freigegebigen Volk der Goldsucher ermöglichte es Father Kelly, im Jahr nach seiner Ankunft auf einem von Präsident Krüger geschenkten Grundstück eine Kirche aus Holz und Wellblech zu bauen. Sie wurde dem hl. Antonius geweiht. Dem hl. Antonius ist auch die neue Kirche geweiht, deren Grundstein viele Jahre später, am 19. März 1944, von Msgr. Johannes R i e g 1 e r, dem damaligen Apostolischen Präfekten von Ly-denburg, gelegt wurde. Seit Eröffnung dieser neuen Kirche, die allgemein als wirklich schönes Gotteshaus gepriesen wird, wurde die alte Kirche für die Gottesdienste der schwarzen Katholiken benützt. Im Jahre 1953 baute dann Br. Otto H ü b e r für sie eine neue Kirche, die so groß ist wie die der weißen Katholiken. Auch hier zeigte sich wieder die großzügige Freigebigkeit der Barber-toner Gemeinde. Jung und alt, Männer und Frauen, arm und reich, haben unter großen Opfern zu dieser Kirche beigesteuert. Ich erinnere mich noch eines weißen Buben, der zu seinem Geburtstag ein Pfund (= 11.70 DM) geschenkt bekommen hatte und damit zu mir kam und mir den Betrag aufdrängte. Er wollte mit einem wirklichen Opfer zum Bau der Kirche beitragen. Unermüdlich setzte sich auch der Katholische Frauenbund für das Gelingen dieses Gotteshauses der Schwarzen ein. Weitere Beweise für die Freigebigkeit der Barbertoner waren die Sammlung für die ungarischen Flüchtlinge während einer Sonntagsmesse, die neben Kleidern den Betrag von 360 DM erbrachte, sowie die Beihilfe zum Unterhalt der katholischen Missionsschulen, für die 30 432 DM gezeichnet und bis jetzt etwa zur Hälfte abgezahlt wurden. Das Auto, mit dem ich meinen weitverstreuten Schäf-lein nachfahre, hat mir ein nichtkatholischer Freund geschenkt, der leider plötzlich gestorben ist. Unsere Pfarrgemeinde setzt sich aus Angehörigen vieler Nationen zusammen, die durch den gleichen Glauben verbunden sind. Es gibt da Engländer, Holländer, Iren, Libanesen, Inder, Italiener, Deutsche, Österreicher, Polen, Belgier, Portugiesen — von denen die Engländer und die Libanesen die besseren, die Italiener die schwächsten Katholiken sind. jAuch unter den Deutschen scheinen einige mit den Italienern verwandt zu sein. Die Pfarrei hat einen Durchmesser von etwa 60 Kilometern, über den ganzen Distrikt hin sind die Gläubigen verteilt, auf Farmen und in den Goldminen. Es ist nicht das Gold allein, das viele Besucher nach Barberton in der östlichen Ecke Transvaals bringt. Es ist vor allem die Schönheit der Stadt und ihrer Umgebung und die Milde ihres Klimas: im Sommer zwar heiß, dafür im Winter frostfrei und mild. Während des ganzen Jahres sind die Gärten und Anlagen und die Umgebung von den Herrlichkeiten des Frühlings erfüllt. Barberton ist zudem ein beliebter Ausgangsort für den Besuch des berühmten Krügernationalparks, eines der größten Wildreservate. Als ich vor 2 Jahren mit den Wiener Sängerknaben, die sich auf einer Tournee durch Südafrika befanden, auch dieses Tierparadies besuchte, da war mein Auto plötzlich Von 15 bis 20 Löwen umgeben — die Aufregung der Wiener Gäste kann man sich vorstellen, und schnell wurden die Wagenfenster geschlossen. Daß wir die Wiener Sängerknaben mit sechs Autos ins Wildreservat brachten, war unser Dank dafür, daß sie in unserer Kirche zweimal während des Hochamts sangen. So groß war der Zulauf auch von Nichtkatholiken, daß die Kirche zu klein war und viele im Garten dem wunderbaren Gesang lauschen mußten. Das ganze Lowveld sprach von dem Ereignis, und die Zeitung verglich dieses Singen mit einem Engelschor. Die Katholiken fühlten nicht geringen Stolz. Hier in Barberton ist das Verhältnis zwischen uns Katholiken und den meisten Protestanten gut, ja freundschaftlich. Dieser Affe, ein Baboon, sprang auf P. Segeritz’ Auto und ließ sich ein Stückchen mitnehmen. Die HeccU Un SCUn^f- Von Hugo Kocher Endlich hat die kleine Elefantenherde wieder Ruhe gefunden. Hier in den unwegsamen Sümpfen mit ihren dichten Papyruswäldern wird sie wieder so vertraut wie nur je. Die Kühe stehen mit ihren Kälbern im dichten Versteck. Nur Kormorane, Reiher, Pelikane, Gänse und Enten belauschen sie in ihrer Mutterseligkeit. Da und dort steht ein Bulle auf Posten, bis zum Bauch oder gar noch tiefer im Wasser. Die Ohren sind in ständiger Bewegung, der Rüssel tastet mit dem Greifer die Stickluft ab. Alles ist ruhig, nur das Schreilachen der Flußpferde stört zuweilen die Nachmittagsstille. Jetzt verbreitet sich leichter Moschusgeruch. Die Wächter der Herde beachteten ihn nicht. Was kümmert sie ein vorbeistreichendes Krokodil? Sie sind sich ihrer Urkraft bewußt. Nur die Menschenwitterung birgt für sie eine Bedrohung, nur vor ihr flüchten sie, die einstigen unumschränkten Herrscher der afrikanischen Wildnis. Schillerndblaue Höckergänse rudern zwischen weißen Sumpfblumen, die auf fleischigen Stengeln niedrig über dem Wasser stehen. Jetzt tritt aus den Büschen ein kleines Rudel Kobsantilopen. Vertraut äsend nähern sie sich den Bullen, die noch immer ihr Wächteramt versehen. Ein junger Bock wechselt unter dem Hals eines Elefanten durch und streift mit seinem Gehörn die gelblich schimmernden Stoßzähne. Pelikane fliegen vorbei mit klafternden Schwingen. Rings im Papyruswald rumpelt und brummt die Elefantenherde und verrät so ihre behagliche Stimmung. Auch die wachestehenden Bullen brummen zuweilen, treten hin und her, stehen mit den Köpfen gegeneinander, als hielten sie eine Beratung ab. Ein Entenpaar ist vorbeigestrichen. Daran wäre nichts Ungewöhnliches. Aber in ihrem Flug lag die Hast der Flucht. Das Gebaren der Enten ist den Bullen nicht entgangen. Im Nu ist die Warnung weitergegeben. Es war kein Ruf, kein Quieken oder Trom- peten, ein nur dem Elefantenohr vernehmbarer Laut, der in Augenblicksschnelle das ganze Sumpfversteck durchlaufen hat. Das Brummen und Rumpeln ist verstummt, unheimliche Stille brütet über dem Sumpf. Die Bullen, eben noch im Wasser stehend, sind plötzlich verschwunden, ohne sich durch Wasserrauschen zu verraten. Mit geschmeidigen Schritten, den Grund mit den Sohlen abtastend, schieben sie sich durch Busch und Stengelgewirr, stehen nun da, die Rüssel erhoben, die Stoßzähne wie Lanzen nach vorn gerichtet. Hundert Schritt von dem Sumpfversteck entfernt schiebt sich ein Einbaum aus dem Schilf. Zwei Neger staken vorbei. Die Elefanten, kurzsichtig wie sie sind, können sie nicht erkennen. Aber sie wittern und hören die beiden Jäger. Zu Flucht oder Angriff bereit, lauern die Riesen in ihrem Versteck. Aber das Plätschern verstummt, die beizende Witterung verschwindet. Friede, tiefer Wildnisfriede senkt sich über die Herde im Sumpf. Allmählich wird es lebendig im Versteck; die Kälber quieken ungeduldig, die Kühe treten hin und her. Langsam setzt sich die Herde in Bewegung. Einzeln und in Gruppen beginnen die Riesen zu äsen. Schilfbüschel werden ausgerauft und zerkaut. Saft und Wasser tropft aus den Mäulern. Langsam nähert sich die Herde dem höhergelegenen Ufer. Ständig sind einige der Bullen ringsum verteilt. Noch ist es heller Tag, und das Mißtrauen hat sich den Dickhäutern tief eingeprägt. Erst wenn sich die Nacht herabsenkt, werden sie sorglos. Die äsenden Elefanten kümmern sich nicht um die Büffelherde, die an ihnen vorbeizieht, und auch das einsame Nashorn, das im dichten Gestrüpp sichtbar wird, beachten sie kaum. Jetzt rauscht wieder das Wasser unter den wuchtigen Tritten. Die Herde hat eine Stelle im Sumpf erreicht, wo sie zu suhlen pflegt. Bullen, Kühe und Kälber tun sich nieder, wälzen sich in Schlamm und Wasser. Ur-laute des Behagens erfüllen die Luft. Klatschende Wassergüsse werden über Flanken und Rücken mit den Rüsseln gespritzt. Etwas abseits steht eine alte Elefantenkuh. Ihre rotumränderten Augen sind fast erblindet. Auf dem einen Ohr ist sie taub, eine Erinnerung an den unr glücklichen Schuß aus einem verrosteten Vorderlader. Die Ahne trägt kein Elfenbein. Uralt ist sie und so steif in den Gliedern, daß sie sich nicht mehr niedertun kann. Vor vielen Regenzeiten war sie die Führerin der Herde. Sie sorgte dafür, daß beim Marsch, während der Äsung und auch auf der Flucht auf die Kälber Rücksicht genommen wurde. Ihr folgten Kühe und Bullen von einem Äsungsplatz zum anderen. Wenn sie rastete, dann stellte sich die ganze Herde in den Schatten. Aber längst hat die Alte, die kein Kalb mehr führt, die Leitung der Herde an eine jüngere Kuh abgegeben. Sie zieht langsam, ein wenig hinkend hinterher und ist zufrieden, wenn sie manchmal Großmutter spielen darf. Geduldig läßt sie sich von den übermütigen Kälbern necken, die sie an Schwanz, Ohren und Rüssel zupfen. Sie brummelt nur, wenn ihr eins der Halbwüchsigen mit dem Kopf in die Flanken stößt. Mit Rauschen und Plantschen erklettert die Herde das Ufer. Einer der Bullen stürzt und kommt in einer Gischtwolke wieder hoch. Wellen laufen über den Sumpf, die riesigen Blätter der Wasserpflanzen schaukeln wie Schiffe auf stürmischer See. Langsam wie immer schickt sich die Uralte an, der Herde zu folgen. Schon sind die letzten in den Büschen verschwunden. Da gleitet sie aus. Ihre steifen Säulen rutschen unter ihr weg. Sie plumpst in den Schlamm und versucht gar nicht, sich wieder aufzurichten. Still und ergeben bleibt sie liegen, hebt den Rüssel und ächzt manchmal halblaut. Sie trompetet nicht, um die andern auf ihre hilflose Lage aufmerksam zu machen. Schließlich sinkt sie halb zur Seite. Das Sumpfwasser umplätschert ihren Tonnenleib, Enten gründein um sie her, und einmal reibt sich ein Sumpfbock wohlig an ihrem borkigen Rücken. Hat die Alte mit einem nur Elefantenohren vernehmbaren Laut um Hilfe gerufen? Es rauscht im Schilf. Der Herdenbulle, ein Riese mit schenkelstarken Dem Herrn geweiht Josefstal. Am Fest der Apostelfürsten Petrus und Paulus empfingen drei Jungmänner das Ordenskleid und begannen damit ihr zweijähriges Noviziat. Es sind: Hans Abt aus Heilbronn/Sontheim, Richard L e c h n e r aus Tannhausen bei Ellwangen und Philipp Schmeiser aus Landshausen, Baden. Vier Novizen traten zur ersten Profeß an den Altar, nämlich die drei Südtiroler Eduard Nagler aus Lüsen, Jakob P e z z e i aus Rampili und Vitus Schätzer aus Tils sowie Hermann Rieger aus Nieder-alfingen bei Aalen, Württ. Bruder Georg Schmid aus Auerheim, Württ., legte die ewigen Gelübde ab. P. General Richard L e c h n e r , der die Festpredigt hielt, überreichte persönlich das Ordenskleid und nahm auch die Gelübde entgegen. Unsere Missionsschüler aus dem nahen Ellwangen sangen eine mehrstimmige lateinische Messe. Etwa 45 Gäste waren aus nah und fern herbeigekommen, um der erhebenden Feier beizuwohnen. Stoßzähnen, tritt an das Ufer. Er rumpelt tröstend, tritt in das Wasser und betastet die Alte mit dem Greifer. Dann trottet er davon, um nach einer Weile mit einem weiteren Bullen wiederzukehren. Und jetzt geschieht etwas Merkwürdiges. Die beiden Bullen treten zu der Kuh, die Rüssel tasten ihre Lage ab. Nun suchen die Säulen nach festem Grund. Die Rüssel verknoten sich. Unter dem Kopf, an der Brust wird die Alte gepackt und hochgewuchtet. Sie hilft nach, indem sie die Beine in die richtige Lage bringt. Und nun steht sie, ein wenig wankend, auf den Vordersäulen. Die Bullen haben gewendet, stützen sie mit den Hinterteilen, und schon greifen die Rüssel wieder unter den Leib der Alten. Sie straffen sich wie Stahltrossen. Langsam, aber stetig wird das gewaltige Gewicht gehoben. Die Säulen fassen Tritt. Aber noch ist nicht alles geschehen. Die Kuh ist durch das Liegen ungelenk geworden. Sie vermag nicht allein das Ufer zu erklettern. Wieder helfen die Bullen. Sie stützen zu beiden Seiten, schieben, packen mit den Rüsseln zu, wenn sie strauchelt. Endlich steht die Urahne wieder auf festem Grund. Ihre Rüsselspitze tastet nach links und rechts, als wollte sie den Helfern mit einem Greiferdruck danken. Seite an Seite trotten die drei dahin, kraftvoll, mit weitausholenden, geschmeidigen Schritten die Bullen, steifbeinig, mit schlotternder Haut die Alte in der Mitte. Sie brummt und murmelt, Laute tiefster Zufriedenheit erzählen den Rettern, wie froh sie ist. Uralt ist sie, halb blind und halb taub, steif in den Gliedern, und manchmal plagen sie die Schmerzen in den vernarbten Wunden an Bauch und Flanken, die von einem Jahrhundert kampfreichen Lebens erzählen. Aber sie denkt noch lange nicht daran, sich irgendwo in den Sümpfen zur letzten Ruhe niederzulegen. Die Kälber brauchen sie, und wenn eine der Kühe durch irgend einen Zufall ihr Junges verliert, dann tröstet sie die Alte mit sanftem Murmeln und mit dem Greifer ihres Rüssels, der so weich streicheln kann wie der Steppenwind, wie eine kosende Freundeshand. Auch Pedro liest mit Interesse den „Stern der Neger“. Vor 100 Jahren gründeten Auswanderer aus Tirol und dem Rheinland die Siedlung Pozuzo im fernen Peru. P. Pezzei und P. Wagner üben hier die Seelsorge aus. Unsere Bilder: K. Fischer 2, E. Huber 2, Foto Jos. Hailer (Neumarkt) 3, W. Kühner 3, K. Mohri 2, P. Segeritz 2, L. Unfried 5, Archiv 3, Fides 4. Auf dem Rücken trägt das schwarze Mädchen sonst ein kleines Brüderchen oder Schwesterchen. Diesmal ist’s eine Henne, die aber energisch protestiert. Ahnt das Federvieh, wohin die Reise geht? Zum Markt, und von da in den Kochtopf.