Mr. 47. Donnerstag am 12. Juni I87S. IV. Jahrgang. Cillier Jcituna. Pränumerations-Bedingungen. Für Sillt! Mit Post-...-.» »ersendungt - - l'50 WrrtrttiiTifl . . ! Halbjiihij» . . . . . . j.»o I OUTUt&tlV'i). . . a.— KanijÄirig . . . (MO Kni ml ^ultfBunj Einzeln» Nummer» 7 fr. Erscheint jeden Douiirrst«o und Sonntag Morgen» Inserate werden angenommon II »n KfV(Mlion td ..Jlllirt jHtnitg". .>>«• . r«n»«fle fft. * (ttaAtrafmi «,» IMaMj. ■ul»ortl «et«»» J«Urat< dt» Sladir» d I 4«KtlH(»i1. Jo|. *nn-l«>ch m <*r«4. «. OMKlit und 4 li.mu. in öirti, A. «»Hr.. Zz««ar in «a«d-ch. Der Parteitag der lieirischen Aort-schritts-^artei wurde Sonnlag vcn 8. t>. in Graz im Hotel „OeftcTreliiifcbei- Hof" abgehalten. Es beteiligten sich daran über Lresens verdient, in welchem wir nur unglücklich sein könnten, dann würde un« der Zerfall de» Reiche» mit Gleich-giltigkeit erfüllen — doch wo« sage ich: mehr mit Freude würden wir ihn begrüßen, denn wir würdrn in einer solchen Katastrophe den Moment erblicken, der un« die Bleisohlt» von den Füßen streifte, die un« an jeder Bewegung hindern. Wir würden in einer solchen Katastrophe den Moment erblicke», der un« befreite au» einer Lage, die unerträglich ward." So werden wir nicht sprechen, un? wa« noch mehr ist, auch nicht fühlen und denken, aber wir werden auch keine Verantwortung tragen, wenn Andere sich der Worte erinnern. Freiherr v. Walter«kirchen wir» für feine glänzende sensationelle Rede von allen Seilen bt- glückwünscht. Im Laufe der weiter» Berathung gelangt noch Aoleh'' :g aller AvänderungS-Anträge der Wahl-Programm Entwurf fast einstimmig zur Annahme. Desgleichen wurde folgende Resolution angenommen: „Wir Anhänger der österreichischen Fortschritt«-Partei billigen die Grundsitze, "on welchen sich »er FortschrittS-Elub des Abgeordnetenhauses in seiner politischen Thätigkeit während der letzten sechs-jährigen Wahlperiode leiten ließ; wir anerkennen da« Festhalten desselben an den richtig erkannten Grundsätzen; wir achten die UederzeugungSireue und den UnabbängigkeiiSsin» der Abgeordneten vom Forschritt und erwarten von ihnen, daß sie im Falle ihrer Wiederwahl an denselben Grund« sähen und an dem von un» aufgestellten Programm mit derselben Ausdauer festhalten werden.- Weiter werden folgende Antrüge über die Organisirung der Wahlbewegung ohne Debatte genehmigt. „Die versammelten Anhänger der Fortschritt«-Partei in Steiermark beschließen : Die hochwichtigen politischen Ziele, sowie die ernste, scharf ausgeprägte Stellung der Fortschritt«-Partei mache» c« zum Gebote der Nothwendigkeit, bei den bevorstehen??» Reich«rath«wahlen in vollster Einmüthrgkeit und »ach wohlüberdachlem Plane zu handeln, jeven Zwiespalt und jede Zersplitterung innerhalb der Partei zu vermeiden. Damit die Fortschrittspartei nicht blo« ihre Stellung behaupte», sondern neue Wahlbezirke ge-winnen und dadurch ihre Macht verstürken könne, ist e« unbedingt geboten, bei den Wahlen strengt Disciplin zu beobachten; insbesondere aber haben sowohl die Wühlerschaste.i als die Wahl-Eandidaten ihre persönlichen Wünsche und Neigungen dem Feuilleton. Wiedergefunden. Novelle von Harrtet. (10. Fortsetzung.) Der FabrikSherr öffnete das eiserne Garten« thor und schritt über den breiten KitSweg dem Rofenhügel zu, der der Stolz und die Freude Justinen« war. Da« Müdchen schien dort zu weilen, denn ein lichte» Sommtrgtmand huschte durch die Rosenbüumchen und jetzt trat die junge Dame wirklich »u« den Anlagen. Wer war die höh« Frauengestalt, dit an ihrtr rechten Seite ging. Koreman« Frau? Nein. — Gothen näherte sich mit raschen Schritten dem Rosenhain; auch die Fremde hatte ihn gewahrt, und al« er jetzt um ein Bo«quet bog und vor ihr un» seiner Tochter stand, da stieß die Dame einen leisen Schrei au«, da« prachtvolle Rosenbouquet entfiel den zitternden Händen. Der Fabrik«herr starrte unverwandt in die edlen, bleichen Züge der Fremden: „Leo von Safenek," murmelte er mit vergehendem Athem. War e« die rächende Gewalt de« Schicksal«, die gerade heute, wo er bereit» so viele harte Schlüge durchgemacht auch noch die schwerste Sünde tntschlticrn wollte? Gin Blick tödtlicher Angst fiel auf Justine, die Freifrau sah diesen Blick und d« schien sie unnenndare« Entzücken zu überkommen, e« drängte allen Haß, alle Erbitterung für den grausamen Feind in den tiefsten Seelenwinkel zurück, und gab nur dem einen Gedanken Raum: da« todt-geglaubte Kind lebt. Lea von Safenek hatte in den neun Iahren die drei theuersten Menschen, die sie auf Erden besaß, verlorn. Zuerst den Vater, dann den Gatten und fchießlich raubte ihr der Tod den Knaben, mit demselben war die letzte Hoffnung auf eine freundliche Zukunft für ihr Leben in da« Grab gesunken. Sie hatte auf Anrathen der Aerzte, um ihre zerstörte Gesundheit wieder auf-zurichten, eine Reise durch die Schweiz unternommen — und eine wunderba-e Sct icksal«fügung führte sie in »er Waldkavelle zu Zürich mit den Jugend« gefpielen zusammen. „Justine, geh' in die Villa," sagte Gothen mit kaum vernehmbarer Stimme zu dem Mädchen, da« mit Anton in lebhafter Ueberrafchung die Szene zwischen den beidtn beobachtet hatte. „Nein sie soll und muß hitr »leiben," rief die Baronin mit leuchtenden Augen, indem sie nach Justinen« Händen faßte: „O Kind, fuhr sie in teidenfchaftlicher Erregung fort, „Sie sagten vsrhin, Sie hatten ni« eine Mutter und nur der Bater ltbc noch, ist e« dieser Mann?" ,9a!4 Die Freifrau richtete sich hoch auf: „Walfried von Gothen, schwören Sie mir noch einmal, wie vor neun Iahren, daß mein Kind todt ist." Bothen antwortete nicht; entweder befaß er nicht die Kraft, zum zweiten Mal einen falschen Schwur abzulegen, oder da« Wiedersehen mit Lea von Safenek machte ihn fasfung«lo«; wenn er auch Alle« in Abrede stellen wollte. Ein« ließ sich nicht wegleugnen, die wunderbare Ähnlichkeit der OesichtSzüge de« jungen Mädchen« mit denen der Freifrau. Der Fabrik«herr wankte nach dem nächsten Gartenstuhl, e« war al« ob er den Blick Lea'« nicht ertrüge, der bis auf den Grund der Seele dringen wollte: „O schwören Sie, schwören Siel* rief sie nochmal» in fieberhafter Ungeduld; sie hob un« willkürlich die Hände empor. Die bittende Geberde brachte eine erschütternde Wirkung auf Walfried hervor: „Ich kann nicht," sagte er mit zuckender Lippe. „O so lebt mein Kind — und eS ist wohl dieses holde Wesen, das meine und meines todten Gatten Züge trägt. Ich bin so arm durch den Verlust all meiner Lieben. Sie können mich wieder unsagbar reich mähen." Parlei-Interessc dann unterzuordnen, wenn hievon die Gewinnung neuer Wahlbezirke anhängig fein kann. Die wahlberechtigten A ihangcr der Fortkchrilt«-Partei werden aufgefordert, sofort in jedem Wahl-bezirke Bezirk« Wahlcoinit,?« zu bilden, denen die Einleitung und Regelung der Wa!»l-Aktion, sowie die Bcranstiltu'g von Wähler Versani nlungen und die Annahm.- i>j;« Eand daturen zunächst obliegen wird; diese Comil«-« baden durch zveckmäßige Gliederung o?er Verbindung ein rasches und plan« mäßige« Voigehe» zu sichern. tf« wird ein Lande«»Wahlcomit6 der Fort-schritl«pariei in Graz eingesetzt, welche« zunächst einen Aufruf zu erlassen, sodann die Bezirk«-Wahlc»mit>>« mit Roth und That unterstützen und auf die einheitliche und »ohlcombinirte Wahl» Bewegung im ganze» Lande hinzuwirken hat. Die Bezirks-Ä'ahlcomii,'« haben diesen Lande«-Wahlcomite von ollen auf die Wahlen in ihrem Bezirke Bezug habenden wichtigen Ereignissen Mit» (Heilungen zu machen. Da« Lande«-Wahlco»iit«5 besteht zunächst au« den Mitgliedern de« vorbereitenden Eomit^S für den Parteitag und den Delegirten jener Bezirks» Wahlcomitc'«, welche sich aus Grund de« Pi»-gramme« der Fortschrittspartei gebildet haben, wobei jeder Wahlbezirk (der Städte und Märkte, der Landgemeinden, der Handelskammern) berechtigt ist, einen Delegirten oder Vertreter zu entsenden. Da« als» gebildete Lande«>W«hlcomil^ kann sich jedoch im Falle der Nothwendigkeit durch Option verstärken. Personen, welche bei den nächsten Reich«-rath«-Wrhlen al« Candidaten aufzutreten gedenken, können nicht Mitglieder eine« Wahlcomit«»« sein, jedoch zu einzelnen Sitzungen mit berathender Stimme beigezogen werden. Al« publicistische Organe der Fortschritt«» Partei in Steiermark werden erklärt: die „Grazcr Tage«post". der „Dorfbote" und die Wiener „Deutsche Zeitung". Bürgermeister Dr. Kienzl hält die Schluß-rede, in welcher er nochmals da« Programm recht-fertigt und sagt: „Unser Fortschritt bedeutet keinen Umsturz, wir sind verfassungstreu, nennen »n« aber nia»t so, weil et keine Versassung«feinde mehr gibt. Ich lade Sie ein zu einem Hoch aus den Kaiser." — Die Versammlung bringt ein dreifache« Hoch au«. Hierauf wird die Versammlung um 2 Uhr geschlossen. Politische Rundschau. öilli, lt. Juni. Wenn der Schein nicht trügt, werden die 17 Landtage in Oesterreich um einen vermehrt werden. Bosnien und die Herzegowina sollen nämlich ihr Local-Parlament erhalten. Wie man sich erinnern wird, hat schon Baron Philippovich nach seiner Goihen athmete schwer; die sonst so gleich-mäßig kalte Ruhe war von ihm gewichen. Ei» eer stürmischer Empfindungen wogte durch sei» nnerste«; die Reue, die bisher nur in leisen Mahnungen durch seine Seele gezittert, drückte ihn in nie empfantener Gewalt zu Boden, und dem Impul« dieser reinsten aller menschlichen Gefühle folgend, kam da« leise Geständniß über seine Lippen: „E« ist Ihr Kind." „Wiedergefunden!" jubelte Lea auf, indem sie da« junge Mädchen an sich zog : „O. um dieser einen Minute willen, könnt ich fast all' da« Böfe vergessen, da« Sie mir angethan." X. Fast eine Stunde war vergangen. Lea von Sasenek weilte in dem Salon der Villa; zu ihren Füßen, auf einem blauen Sammetkissen saß Iu» stine, oder vielmehr die junge Baronesse von Sa» senek. und hörte mit tiefer Erschütterung die Ent» hüllungen der Freifrau an. Dieselben waren längst beendet, und da« Mädchen hatte die Arme um den Hal« derselben geschlungen und blickte mit Entzücken in da« edle Gesicht der Mutter; Thräne auf Thräne stahl sich au« den unschuld«v»llen Augen und perlte die rosige Wange hinab. Fast zu viel Glück brachte ihr der heutige Tag: da« Geständniß ewiger Treue von den Lippen des Iugendgespielen und ein Mutterherz voll unsäglicher Liebe." Erstürmung Serajewo'S den dortigen Notabeln einen Landtag in Anssibt gestellt. Heute 'reten ein streng oppositionelle« und ein notorisch offiziöse« Organ gleichzeitig für die Einberufung iiiie« d»«-niichen Landtage« ein. E« ist die« immer ei» sichere« Zechen dafür, daß eine Idee der Re-gierungStreise „!anc>r." uns d.,ß dn öffentliche Meinun.) auf dujelde »«'bereitet werden soll. Die ÄuS.'ührung de« Pla^c« dürfte bei der Verwickelten politischen Sicllong der brisen Provinzen mindesten« in deu Formfragen Schwierigkeiten bieten, doch wer«'« sich diese wohl beseitigen oder umgehen lassen. Der Zwcck davon wäre, den jüng't zu Tage getretenen Lottrennunz«-T:»denzen zu de-gegnen oder «in sichere« Ventil zu öffnen. Wenn die Einwohner der Provinzen, sagt man nicht mit Unrecht, in einem Landtage sich frei äußern und ihre Wünsche vorbringen könnten, würden sie nicht, wie die« jetzt eben gestehen, mit Memoranden und Adreffen an ander: Mächte sich wenden. Ein bosnischer Landtag wäre keine uninteressante Er» scheinung, und man darf einem solchen mit einiger Spannung entgegensehen. Mehrfach wiid au« Wien gemeldet, daß der Einmarsch der Oesterreich«? in Nooibazar für Mitte Juli nach Beendigung der RcichSrath«-wählen in da« Auge gefaßt ist. Es werden dabei alle erdenklichen Vorsichtsmaßregeln getroffen werden. Auf die Versicherungen »er Pforte, daß sie alle« anwende, um die Albanesen zu beruhigen und auf die in Novidazrr und Diakova verlesenen Firman« wird nicht mehr Gewicht gelegt, al« sich mit der Klußheil verträgt und mit den Erfahrungen, welche man der Pforte gegenüber schon allzuhäufig zu machen Gelegenheit hatte. Ueberdie« hat man in Konstantinopel allen Einfluß auf die christlichen Albantjenstämme. die hier ebensall« in Frage kommen, längst verloren. Unangenehme Zwischen-sülle sind auch bei dieser, obwohl stark restrmgirten Expedition ganz und gar nicht «»«geschlossen und man sieht sofort ein, welch« Wirkung jede Hiob«-post auf die Bevölkerung in dem nervösen Zu» stände mache» müßte, in welchem sie sich zur Zeit der Neubestellung ihrer Vertretung befindet. In diplomatischen Kreisen Rom« wird bestätigt, daß der Sultan von dem Papste die Anerkennung B"«nien« und der Herzegowina al« einer türkischen Kirchenprovinz »erlangt hat. Der Vatikan ver-handelt darüber bekanntlich mit Wien. In Ealalabiano (Sicilien) sin» in Folge einer erhöhten Municipalsteuer Unruhen au«ge-brachen, bei denen da« Mu ilcipalarchiv verbrannt und drei Carabinieri, ein Soldat und einige Bürger getödtet wurden. Das'TooeSurlhetl gegen den Attentäter So» lvwiew wurde am 9. Juni 10 Uhr auf dem SmolenSky-Felde vollstreckt. Da« Mädchen barg plötzlich den Kops in oen Shoß der Baronin: „Ich habe Dir eine Beichte abzulegen' flüsterte sie. „Run. holde« Kind?" fragte Lea v»n Sasenek. In wenigen Worten erzählte da« Müd-chen die Veranlaßung de« Besuche« in der Wa'.d» kapelle un? hob dann mit schüchternem Gesicht«-auSdruck den Blick empor: „Du wirst un« nicht trennen!" „Wie könnte ich da«!" entgeguete die Frei» frau in sanftem Tone: „Alle«, wa« Dir lieb ist. soll auch mir werth sein — glaube ja nicht, daß ich Dtin Herz von dem losreißen will, woran e« hängt, mein theure«, wiedergefundene« Kind!" Leo nehm den Kopf de« Mädchen« in ihre Hände und küßte e« innig auf die Stirn. „Mutter, kannst Du auch ihm »ergeben — den ich bisher Vater nannte? Er hatte mich immer so lieb, er suchte mein Leben durch tausend Freuden »udfchmücken. Ich und die Arbeit, da« »ar.so lange ich denken kann, seinHöchste« aufErden." „Bist Du f» sicher, daß er nie wieder eine Karle berühre?" fragte die Freifrau. „Ganz sicher; so oft ich und Anton, in der ersten Kindheit. Kartenhäuser bauen wollten, schlug er un« mit Heftigkeit diese« ab u«v wenn sich je einmal ein Kartenspiel in unser Hau« stahl, wurde er ernstlich döse und vernichtete e« sogleich. Damal« war mir seine maßlose Erbitterung, für Kleine Chronik. (Silli. 11. ^iuni. (Allerhöchste Anerkennung » Dem k. k. Statthaltern - Rathe Ferdinans Haa « wurde für seine Verdienste um die Rasch'ieit und Pünktlichkeit bei Durchführung der vorjährigen theilweisen Mobilisiaung die allerhöchste A-ier-kennung «»«gesprochen. (An den 9teich»rath»wahlen/ Die vom hiesigen Wahlagitation« - Comite einberufene Vertrauen«mün»srvtrsamml»ng, die 8. d. im hiesigen Easino tag:e, entschied sich einstimmig für da« Programm der Fortschriit«partei un» stellte einstimmig Dr. Richard Foregger al« Reich«ralh«-Candidaten auf. Gleichzeitig wurde für Sam«tag den 14. Juni eine Wählerver-sammlung ausgeschrieben, bei welcher Dr. Foregger seinen Rechenschaftsbericht erstatten, eventuelle Interpellationen beantworten und sich sodann al« Reich«rath«-Candidat vorstellen wird. Die Versammlung findet in Eilli. Avend« 7 Uhr im Gartensalon de« Hotel« zum „gold. Löwen" statt. (Vom Gemeinderathe.) Sonntag den 8. d. neun Uhr Vormittag« versammelte sich der gesammte neugewählie GemeindeanSschuß im Sitzungssaal? de« Stadthmse«, woselbst der k. k. Statthaltereirath Haa«, den Eid »e« zum vierten-male wiedergewählten Bürgermeister« Dr. Neckermann entgegennahm. Nach der Eide«» abnahme de« Bürgermeister-Stellvertreter« Dr. Higer«perger durch den Bürgermeister, erklärte Staalhaltereirath Hia« den Au«schuß für konstituirt, worauf der Bürgermeister die Gemeinderälhe zu einer Mittwoch stattfindenden Sitzung einlud auf deren Tagesordnung die Mittheilung der Sin-läufe. so wie die Wahl der einzelnen Sektion«» Mitglieder stehen. Ueber diese Sitzung werden wir in unserer nächsten Nu - mer referiren. (Die Wählerlisten) für die Reich«» ralh««ahlen liegen bereit« beim hiesigen Stadt» amte auf. E» wäre wünschen«w.'rth, wenn »ie einzelnen Herren Wähler in dieselben einen Einblick mache» würden, damit eventuelle Beschwerden rechtzeitig eingebracht werden können. (AUS Nann wird un« unterm 10. d. telegraphirt, daß »er von der am 7. d. stattge. fundenen Wählerversammlung ausgestellte Reich«-rath« Candidat Herr Iznaz Snidersic die Eandi-datur zurückgelegt habe. (Der SängeranSftug) «ach dem Schloßberge, an dem sich Gäste von allerorl«, namentlich aber au« Laibach detheilißten, gestaltete sich zu einem kleinen volk«feste. Unter klingendem Spiele wanderten die Sänger nach den epheube-kränzten Ruinen Alt-Eilli«. Der Festplay selbst war freundlich lekorirt. luftig klatschten die Fahnen in den Lüften, heiter und jugendfrisch ertönten die die schuldlosen Karten, ein Räthsel — nun ist i< gelöst — «ie so Manche« in seinem Wesen. — Er sagte mir immer, er habe mich nach seiner früh verstorbenen Litdliag«schwesler Justine ge-tauft; wenn ich ihn aber nach meiner Mutter fragte und meinte, ob er sie auch so lieb gehabt habe, wie die Schwtster, da zuckte e« so schmerzlich über seine Züge, daß ich schließlich nicht mehr fragen w»llte. weil ich fühlte, daß er bei der Er-innerung an vergangene Jahre schwer leide. — Glaube mir theuerste Mutter, er war nicht glück-lich; die Sünde an Dir. nagte in seinem Innersten und Deine volle Verzeihung könnte ihm endlich den Frieden bringen." „Vielleicht habe ich ihn doch verkannt," flüsterte Lea von Sasenek in tiefe« Sinnen ver-loren. „und da« im Staube der Alltäglichkeit >e-sunkene Ideal, hätte sich durch Mil»e und Nach» sicht noch z« lichten Höhen empfingen können! O auch der stolz, den wir al« Tugend betrachten, kann eine Schwäche sein und vielleicht war ich sehr schwach, al« ich wähnte stark zu sein. Ver-gebung üben ist wie mir i» diesem Augenblick bäucht die edelste Tugend der schwachen Seele — und schwach ist jede« Menschenherz." Lea o»n Sasenek erh»d sich: „Ich will zu ihm, der di«her Dein Vater war." „Darf ich Dich begleiten?" (F»rtsetz»n, folgt.) Weise» der Sängtr, aat dem Takic der Tayj? Pieccn breV»ic sich lebensfroh unser: gliicklite Jugend "nd eine imvrooisirte Restauration uns Conditorei versorgte in reichlichem Maße mil allen Erfrischuu-itn das vergnügte Publikum. Erst in den Abendstunden wurde jum Susbruche geblasen unk mit wehenden Fahnen und klingendem Spiele marichirtcn die fcst» Teilnehmer wieder nach der Stadt, woselbst im Hotel zur „goldenen Krone" da« fröhliche Fest einen ge. müthtichen Abschluß s«nd. (Concert Bnfoni ) Sin kleine« aber gewühlte« Publikum beehrte am 7. d. da« zweite im Sasinoiale veranstaltete Concen deS jugendlich-n Tonkünstler» fterirucio Benvenuto Busoni. Krä»je un? Blumenspenden harrte« de« gottbegna-beten K»aben, der mil bereit« anerkannter Meister-schaft unter anhaltendem stürmischen Beisalle seine Klavier-Bortrüge exccutirte. Ein besonderes Relief verlieh dem Concerte die Mitwirkung unsere« künstlerisch bedeutenden Dilettanten - Quintett«, w'lche» mit la»elloser Präcision ein Streichquartett von Äethiven un» ein Quintett von Äeit vortrug und hiefür durch lebhaften Bcir'all den Dank des t»t;ückten Publikums erntete. Herr Ferd. Bufoni, der mit seinem Solm bei e nem vom letzteren kompo-nirtem „Solo dramatique* für EtarineUe und Klavier den Part der Cl«rinette spielte, wurde gleichfall« für feine Virtuosität in der ehrendster Weise ausgezeichnet. Buntes. (Wenn man Glück hat.) Der cl« Sommune-Flüchtling in London lebende George« Pilotell, ein Taugeniitt«, welchen Rochefort mit demWortspiel: ?ille hötel zurÄenüge charakterifirle. ober ritt ungewöhnlich talentvoller Zeichner, ist von der englischen Regierung mit einer Subvention von 50.000 Franc« nach Japan geschickt worden, um ein Reise-Nlbum anzufertigen, welche« für ia« Britische Museum bestimmt ist. (Urantöfische Höflichkeit) Sin «v. uofat schrieb kürzlich an seinen in contumaciam ve,urtheilten Clienten : „S« thut mir uneudliäi JeiJ», Ihnen anzeigen ju müssen, daß Sie trotz meiner Vertheidigung zu sünf Iahren Zuchthau« wegen Einbruch und Diedstahl im dritten Rück-falle verurtheilt sind. Genehmigen Sie die Ber> sicherung meiner au«gejeichnetslen Hochachtung, mit welcher zu zeichnen ich die Ehre habe al«. Ans dem Gcnchtsjaale. Ausgeloste Geschworene.) Für die IV. Schwurgericht«srssion de« Hierortigen Gericht«-hose«, welche am 15. Juli l. I. beginnt, wurden in der am 10. d. M. abgehaltenen öffentliche» Sitzung nachstehende Herren al« Hauptgeschworne ausgeloset, al«: Dr. Alexander Miklantz. Advokat, Josef tfeeb, Lleidermacher. Michael Zügner, Han«> desitzcr, Anton Komar, Schuhmacher, Ponkraj Er« Hort, f. f. Prosisfor. Carl Rlemencic, Hau«de-fiter, Franz Heller, Hau«befitzer. Gustav Schar-nogel, Kaufmann, Earl Dworschak. Hausbesitzer, Anton Kopriva, Hausbesitzer, sämmtlich au« Marburg. B-rtlmä R. v. Sarneri. Gutsbesitzer tu« «lernen. RuZolf Baron v. Hackelberg. Gutsbesitzer von Pragwald. Josef Hainschko, i/ederer von St. ?orenzen bei Marburg. Franz Kosär, Grundbesitzer au« Jurschinzen. Josef l'uksch, Realitätenbesitzer an« Hohenmauthen. Felix Schwill, Gutsbesitzer aus Mahrenberg, «»ton Terstenjak. Realitätenbesitzer au« Pichelberg. Josef Strohmoyer, Müller aus Pechen. Anton KroiS, Grundbesitzer au« Zellnitz an der Drau. Franj Oollob, Bürgermeister au« Hl. Dreifältig-keil. Franz Hillich, Grundbesitzer au« Rakole. Franz Schönweller, Grundbesitzer au« Untergasterei. Mathias Kau£ii5, Handelsmann aus St. Georgen a. d. Südbahn. Anton Luscher, Bäcker au« Pettai». Mathäu« Sattler, Gemeindevorstand au« Kapellen. Wilhelm Blanke, Buchbinder au« Pettau. Gottfried HasenbÜchl, Handelsmann -u« Gonobitz. Simon Kandritsch, Besitzer und Wirth »u« Fried«». Josef Sternderger, Gewerk W. Feiftritz. Franj Zottl. Handel«mann au« Hochenegg. Do-mini? Colnif, Realitätenbesitzer aus Trtbein. Franz Kordon, GlaSs«brik«-Direktor au« Oplotnitz. Joh. Stanzer, Realitätenbesitzer au« Gonodiz. Hermann voo Schtiitzer. Gutsbesitzer au« Schonstein. Franz Metlinger. Realitätenbe^tzer an« Saldenhofen. Johann Thamer, Bahnhof-Restaurateur au« Stein-brück. — AI« Ergänzung«geschworne wurden filgende Herren au«gelost: Avalbert Desch-mann. k. k. Gymnasialprofessor. Johann Iellenz, Weißgärber, Martin Pollak, Schustermeister, Aloi« Zinauer, Bäckermeister, sämmtlich au« Cilli. Jakob J«nic, Handel«mann, Anton Johann Sager, Lederer und Realitätenbesitzer. beide au« Sachsen« selb. Franz Ulrich, k. f. Notar, Franz Tieder. Handel«mann und Realitätenbesitzer. Karl Weber. Hausbesitzer, sämmtlich au« Tüsser. Eingesendet. Geehrte Rebaction! Ich habe stet« lebhaft bedauert, der sloveoischen Schriftsprache nicht hinreichend mächtig zu sein, um die Erzeugnisse der slov Literatur vollkommen genießen zu können. Einen Trost in meinem ?ei»e gewährten mir die Proben dieser Literatur im .Slov. Narod." Ich halte mich gewöhnt, dieselben zu ignoriren. Au« der letzten Nummer Ihre« ge« schätzten Blatte« entnehme ich jedoch, daß da« Organ der Slovenen sich erkühnt, meinen per-fönlichen Ebarakter zu verunglimpfen. Die plumpe Erfindung, daß ich Ihr Blatt fudventionire, halte ich für keiner Erwiederung werth. Wenn man sich jedoch erdreistet, mir auszubringen, „daß ich durch die Wahl in den Reich«rath nur meine« persönlichen Bortheil gesucht habe und Verwaltung«-rath geworden sei, w» ich e« nur konnte", so gehl da« über die Gemüthlichkeit. Ich schicke voraus, daß ich seit meiner Wahl i n d e n R e i ch « r a l h n i ch t eine Minute langBerwaltunß«rathwar, noch e« jetzt bin, noch e« auch anstrebte, viel-mehr wiederholt an mich ergangene ehrende >n-träge eine solche Stelle anzunehmen, zurückwies. Ich halte zwar da» VertrauenSamt eines Ver-waltungSrathe» nicht sür an und für sich unehren-haft, ich kann mir aber kaum eine Shrenkränkung denken, die für einen Mann von Charakter verletzender wäre, a.« die Zumitthun,. ei» Reich«-rathsmandat anzustreben oder auszunützen, um selbstsüchtige Zwecke zu erreichen. Politisch« Angriffe lassen mich kühl, insamirende Verdächtigungen aber lasse ichmir nicht ge-fallen, selbst wenn sie vom „Sl»v. Rarod" ausgehen; da« möge er sich ein für alle Mal merken: ich leite daher unter Einem die Schritte ein, um mir «nd der Wahrheit die ge-eignete Genugthuung zu verschaffen. Einen Kamps mit ehrlichen Waffen pflege ich persönlich auSzukämpsen, aus Lügen und perfide Unterstellungen aber antworte ich durch die Gerichte. Indem ich bedaure. daß d»S Schicksal meinem Gegner nicht andere Qualitäten beschieden hat, als er zur Schau trägt, ersuche ich Sie um die Veröffentlichung dieser Zeilen, damit je»e Männer, welche mich sechs Jahre lang dur^, ihr Vertrauen auszeichneten, nicht beirrt werden. Silli. 9. Juni 1879. Mit Hochachtung Dr. R. Aorrgger. Kourse der Wiener Börse vom II. Juni 187». Goldrente...........79.10 Einheitliche Staatsschuld in Noten . . 67.50 „ „in Silber . 69.50 1860er Staa'.S-AnlehenSlose .... 126.25 Bankaktien...........834.— Ereditactien........... 267.40 London............116.05 Silber ............—•— Napoleond'or.......... 9.25 f. f. Dilinzducaten........ 5.50 100 Reichsmark.........57.05 Eisenbahn-Frachtbriefe stets vorrftthig in der iWUmMUNMA Hitjn eine Beilage. Eine WohHUHff bestehend au» 6 Ziintnerii, 2 Küchen, 2 Speisegewf.lhen. Ki ller uo*l Hidxlage, ist sogleich l'hiiz oder zur ■* tu vermietlieii. Auch steht Stall und Wagenraniise ihn betreffenden Parteien zur Verfügung. Auskunft in der Administration und im Gastbanse „zur grünen WieWi 224 it Schloss Sternstein In Unteretelermark, 240 an der Grazer CkutMC, halben Weges von Cilli l j«h Gonobitz und anweit de» Bades Neuhaus in gesunder, schöner waldreicher liegend gelegen, ist, *u • grösstem Theile luöblirt. in ganx wohlerhaltenem Zustande, sammt Zier- and Küchcngurten, Stallungen, KemUe, Glashaus etc. etc. etc.. sowohl über den Sommer, wie anch für'» ganze Jahr auf unbestimmte Zeit zu vormiethen. oder mit der ganzen Oekoiiotnic, auf mehrere Jahre zu verpachten. Ein Verkauf de« Geaamintbesitie« ist gleichfalls nicht ausgeschlossen. 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M die Herren Wähler der Städte und Märkte! (Cilli, 5achit»feld. Weitenstelu. Hochenegg. Tüjfer. Praßbcrg. C bcrburg, Lause». Frau;, Rohitsch. Zt. Mareiu. Nanu. Lichleuwald. Trachcuburg. Gonobitz und Zchönstein.) ---o«ccj8£-jijte98S»>t>- Das aus Ihrer Mine gebildete fortschrittliche Bezirks-Wahl Comit« hat mir die Ehre ermiesen, mich als Kandidaten der Partei für die nächste Reichsrathswahl auszustellen. Ich müßte die Wahrheit verleugnen, wenn ich nicht gestehen wollte, daß mich diese hohe Aus-zeichnung mit aufrichtiger, warmer Freude erfüllt hat. Ich dars hierin sicherlich die Bestätigung erblicken, daß sich mein bisheriges Perhalte» im Reichsrathe nicht im Widerspruch mit den Gesinnungen jener Männer befunden hat. welche mir vor sechs Jahren il,r Vertrauen schenkten. Und nachdem wir Alle seither unsere Gesinnungen nicht geändert habe» und ich meine eigene niemals versteckt habe, so darf ich annehmen, daß die ununterbrochene »nd heute noch bestehende Uebereinstimmung in den Anschauungen über die wahren Bedürfnisse des Volkes das Comite bestimmt haben, mich auch für die nächste Wahlperiode als Ihren Vertreter zu empfehlen. Ich kann demnach voraussetzen, daß der Mehrzahl von Ihnen, meine Herren, bekannt ist, wie ich denke und wie ich zu handeln entschlossen bin. _ . Aber ich bin ein Freund der Klarheit und Offen-h e i t und da das gesprochene Wort verflüchtigt und damit Jedermann weiß, was er zu erwarten hat, wenn er mir seine Stimme gibt, damit ihm eine unansechibare .bandhabe zur Controle meiner künftigen Hal-tung bleibe, gebe ich )hnen hiemit mein politisches Programm. Dasselbe zerfällt naturgemäß in zwei Theile. Jeder Politiker muß bestimmte Grundanschauu n g e n über die beste Gestaltung der staatlichen und sozialen Verhältnisse haben, welche seinem ganzen Denken und Wirken die Richtung geben, er muß sich dem entsprechend Ziele stecken, die er nie aus den, Auge verlieren dars und zur geeigneten Zeit zu erreichen anstrebe» muß; darüber darf er aber nicht blind werden für die nächsten und dringend st e n Bedürfnisse, er dars nicht übersehen die Stellen, wo der Schuh ani meisten drückt, er muß z u n ä ch st durchzusetzen trachten, ivaS zum Wohle seiner Mitbürger am dringend st en nothwendig ist. Nach meinen politischen Grundanschauungen gehöre ich der Fort-s ch r i t t s p a r l e i an. Daher strebe ich ein einige«, blühendes, innerlich gesundes und dadurch nach Außen starkes O e st e r r e i ch an ; dieses Ziel erreichen wir durch geistigen Fortschritt, durch' w a h r h a s t e c o n-stitutionelle Freiheit und durch die materielle Wohl-fahrt der Staatsbürger. Die Grundlage für die Entwicklung der staatlichen Verhältnisse in diesen Richtungen muß die Verfassung bilden. Wir haben jedoch erkannt, daß wir darin gehindert werden 1. durch die jetzige Zusammenstellung des Reichsrathes. 2. durch die bestehende Form des Dualismus. Wir müssen trachten, aus den« Parlamente jene Elemente auszu scheiden, welche jeder Regierung unbedingt zu Gebote stehen, ihm dagegen unabhängige Männer, welche sich nur von der Rücksicht aus das Wohl des Volkes und nicht von den Wünschen der Machthaber leite» lassen, zuzuführen. Daher Beseitigung des Wahlprivilegiunis der Großgrund-bescher, größere Berücksichtigung der Städte und Märkte, Herabsetzung des Steuercensus. Zulassung von Delegirten zu errichtender Kammern der industriellen und landwirthschastlichen Arbeiten. Diese Reformen können nur allmälig durchgeführt: rascher aber kann die D e l e g a t i o n s v e r s a s s u n g abgeändert werden. Die Delegationen haben einzig und allein das Recht, aus die auswärtige Politik Einfluß zu nehmen »nd de» Heeresaufwand zu bestimme». Das 30 Prozent zahlende Ungarn beherrscht dort das 70 Pro-»ein zahlende Oesterreich, die österreichische Delegation aber ist vermöge ihrer Zusammensetzung eine reine Regierungsmaichine. Daher vor Allem Aenderung dieser Zusammensetzung, wo möglich Gestaltung einer Per-tretung für die mit Ungarn gemeinsamen Angelegenheiten, in welcher die größeren Zahler auch die größeren Rechte haben, nöthigensalls Rückverlegung des Gesetzgebungsrechtes hierüber in die Parlamente beider Reichshälsten. Selbstverständlich bin ich für die freisinnige Entwicklung des Vereins- und Versammlunasrechtes, der Presse und der Schule; ich werde stets für die grundgesetzlich gewährleistete Gleichberechtigung aller Natioualitäten, für die Unamastbarkeit und Achtung ihrer Sprache ein- treten und mit Freude den Tag begrüßen, an welchem nicht mehr die deutsche Nation die einzige Stütze eines konstitutionellen Österreich sein wird, an welchem alle Nationen die Verfassung» und Staats gründ-gesetzt aufrichtigen Sinnes annehmen, sich von dem unfrucht-baren, die Kraft des Reiches lähmenden Bruderzwist ablassen und m i t u n S an der Größe und Wohlfahrt des einheitlichen Vaterlandes ar beiten werden. Die Schwächung der Gewalt des Reichsrathes, eine größere Selbstständigkeit einzelner Theile des Reiches aber scheint mir ein für alle mal unzulässig. Und nun zu den einem Volksvertreter bevorstehenden n ä ch st e n Aufgaben. Die wirthschaftliche Krisis, die äußere Politik und übermäßige Staatsausgaben haben den Staat und das Volk in eine mißliche Lage gebracht. beid»»haben schlechte Zeiten; Gesetze allein können sie wohl nicht besser», aber viel dazu beitragen. Wir müssen die S t a a t S w i r t h s ch a s t regeln und für die Hebung des materiellen Wohlstandes deS Volkes sorgen. Selbstverständlich muß vor Allem das stets wachsende Defizit beseitigt werden, und zwar durch Sparsamkeit, uur durch Spar-s a m k e i t. Sparen aber müssen wir in allen Zweigen der Ver-waltuug, jede nur halbwegs unerläßliche Ausgabe muß vermieden, die Verwaltung vereinsacht, die Zahl der Beamten, wo es möglich ist. eingeschränkt werden, zumal an den theueren C e n t r a l st e l l e n. Vor Allem aber müssen die Auslagen für das Heer herabgesetzt werden; bedeutende Ersparnisse werden schon bei der jetzigen HcereSversassung möglich sein; die bevorstehende Revision der Wehrversassung aber gibt uns Gelegeilheit, auch diese abzuändern, um durch Herab-setzung des Friedensstandes und Verkürzung der Präsenzzeit Millionen zu ersparen und lausende von kräftige» Armen der Arbeit zurückzugeben. Unsere Macht ivird darunter nicht leiden, denn wir haben nicht d^e Dkittel und nicht den Beruf, eine Eroberung«« Politik z u treiben. Unsere Ausgabe im Orient ist. uns durch eine geschickte Zollpolitik das dortige Absatzgebiet zu erobern; die durch die Convention mil der Türkei so sehr compromittirte Occupation ist daher nicht weiter auszudehnen. Dringend nothwendig ist allerdings auch die Steuerreform, sie dars aber nicht den Zweck haben, den Steuerträgern noch größere Lasten aufzubürden, sondern nur, die Steuer s u m m e gerechter zu ver-theilen. Weil ich entschieden ividerstrebe, daß das Defizit durch eine directe oder indirecte Mehrbelastung der Bevölkerung beseitigt werde, so habe ich oben so sehr betont, daß die Herstellung des Gleichgewichtes in den Einnahmen und Ausgaben nur durch Einschränkung der letzteren er folgen dürfe. Davon hängt der finanzielle Bestand oder Ruin Oesterreichs ad, damit hängt aber auch das Wohl und Weh des Vol-k e s i n n i g z u s a m m e n. Denn, wenn der Finanzmimster nicht mehr das ganze überschüssige Geld, alle Ersparnisse des Volkes aussaugt, um sie entweder in Form von Steuern oder durch Verlaus von Staatsschuldscheinen einzukassiren, so werden sie sich der Prodnction zuwenden; alle Producenten, der Landmann, der Industrielle und Gewerbsmann werden ihre Lage ver bessern können, sie werden auch billiges Geld geborgt erhalten, wenn der Staat nicht mehr zu hohen Zinsen Schulden macht; man sehe sich nur England, Frankreich, Belgien, Holland und selbst Deutschland an. Hiemit ist schon viel gewonnen, aber die wirthschastliche Bewegung, der Erwerb, d. i. die Prodnction »nd der Absatz kann auch soust noch gefördert werden. Die Gewerbeordnung wird abgeändert werden und muß unS Schutz gewähren gegen jene täglich wachsende Rotte von abenteuerlichen Unternehmern, welche ohne Fachkenntnisse durch anscheinend billige Artikel da« Volk ausbeuten und die Concurrenz des fleißigen, soliden Gewerbsmannes unmöglich machen. Der dem Oesterreicher eigen thümliche Geschmack und Kunstsinn, welcher den des^)iorddeutschen weit überragt., muß durch zweckmäßig eingerichtete Fachschulen gepflegt werden; in der mit Kunstsinn und Solidität verbundenen Production erblicke ich die Zukunft und eine blühende Zukunft des Kleingewerbes, denn mit diesen beiden Faktoren kann die fabrikmäßige Production nicht concurriren. Zu diesem Zwecke muß die Bildung vo» P r o d u c t i v g e-n o s s e » s ch a s t c n gefördert werden ; desgleichen darf den Z p a r- und Vkrschußkass t u in Stadt und Land nicht durch unvernünftige Besteuerung der Lebensfaden abgeschnitten werden; sie sind von einer segenspendenden Tragweite, die noch gar nicht so rechl erkannt ist; sie find der schlimmste Feind der Executionen und des W u ch e r u n-wesens; das letztere wirksam einzuschränken, kann nicht früh genug unternommen werden. Auch in den Justizgesetzen werden alte Mängel immer unerträglicher fühlbar: eine neue Civilprozeß.Ordnung soll uns von dem jetzigen Formalismus erlösen und raschere Justiz ermöglichen: da» Strafgesetz soll den Verhältnissen der Zeit angepaßt werden, ei» neues V e r g g e s e tz endlich auch in das höchst verworrene Montan-recht Ordnung bringe» und nicht »lehr de» ausländische» Kapitalisten abschrecken, da« befruchtende Capital zur Hebung der Schätze unseres heimatlichen Bodens zu verwenden. Der staatliche Einfluß auf die Tarifsätze der Eisen, bahnen ist in der Richtung auszuüben, daß der Verkehr und Handel erleichtert wird; die Erbauung von Bicinalbahnen muß in jeder W eise gefördert. nöthigenfallS aus Staatsmitteln bestritten werden, wie denn überhaupt wirkliche productive Aus lagen nicht durch den Hinweis auf die schlechte Finanzlage abgethan werde» dürfen, so lange die R e g i e ru n gh u n d ert e v o n M i l l i o n e n findet, um eine hoch st un productive sogenannte Ausdehnung der Machisphäre zu erzielen. Halten wir überhaupt unser Geld schön zu Hause, wir haben dafür und für unser Landeskinder hier genug Verwendung: unsere Machlsphäre aber dehnen wir aus durch eine die h e i m i i ch e A r b e i t schützende, den Expor fördernde Zollpolitik. Gas ich da berührt habe, ist Alles so dringend, all' die Fragen Und io brennend, daß die Wahl schwer wird, wo zuerst anfangen: der nächste Reichsrath wird ei» großes und schweres Ztück Arbeit zu be-wältigen haben; die Ziele sind aber des IchweiHes der Edlen werth, bezwecken sie doch Alle das Gedeihen unseres theueren Vaterlandes, die Zufriedenheit seiner Völker. Mit festem Muth, mit unbeugsamer Treue sollen meine Kräfte der Erreichung dieser Ziele geweiht sein, mein Leitstern wird die Devise sein: Das Wobl des Volkes »der 'Alles? Cilli, am 11. Juni 1879. Dr. Richard Foregger. iTutf »», *UluMi >> jlBit