-^^ <-----V KamftHg den 12. August 1837. Stunde der Weihe. <^u fragst, warum die Fluth im Schaume, An's Ufer dumpferbrausend schlägt? Du fragst, warum am Vlüthenbaume Sich das Gezweig so bang bewegt? Der Sturm mit heimathlose« Schwingen Umrauscht das Meer, umrcmscht das Blatt.', Und meine Leyer muß erklingen, Wenn mich der Gram umnachtet hat. Dann irrt, verachtend alle Schranken, Mein Geist umnachtet lang und bang, Dann wird die Thräne zum Gedanken, Und die Verzweiflung zum Gesang. Dann ist mein Saitenspiel verklungen — Ich hab' mit siegender Gewalt Den Schmerz mit Schmerzen eingesungen» Dann bin ich ruhig — aber kalt. C. B e ck. Ter junge Arzt. (Fortsetzung.) ' »Ich will Ihren Kummer nicht vermehren,« erwiederte der junge Arzt nach einer kurzen Pause «und enthalre mich daher über das, was Sie so eben geäußert haben, jeder Bemerkung. Auch verlangte ich nicht VTittheilung eines Geheimnisses, das, wie es scheint, Sie absichtlich zu bewahren wünschen. Doch liegt ein Widerspruch in Ihren Worten, den »ch selbst mit der Wahrscheinlichkeit nicht zu einigen, vermag. Er, von dem Sie sprechen, kämpft diese Nachr mit dem Tode, und ich darf ihn nich: sehen, während mein Beistand ihm vielleicht nützen könnte. Morgen, vermuthen Sie, wird jede menschliche Hülfe nutzlos seyn, und dann, scheint cs, wünschen Sie, daß ich ihn sehe. Ist er ihnen wirklich so werth und lieb, wie Ihre Worte, wie Ihr ganzes Bcnchmen cs andeuten, warum nicht sein Leben zu retten suchen, ehe Verzug und fortgeschrittene Krankheit cs unmöglich machen?" — „So helfe mir Gort!« rief die Fremde, heftig weinend. »Wie kann ich hoffen, daß Andere mir glauben sollen, was mir selbst unglaublich ist! Sie wollen ihn also nicht sehen?" fragte sie, rasch aufstehend. »Das habe ich nicht gesagt," emgegncte der Arzt; »allein das muß ich Ihnen sagen , daß, wenn Sie bei dieser — außergewöhnliche« Verzögerung verharren, und er, von dem Sie sprechen, sterben sollte, Sie eine furchtbare Verantwortung trifft." — »Die Verantwortung wird irgend-wen schwer treffen, erwiederte die Fremde, »die mich treffende werde ich im Stande seyn zu tragen." — »Mir,« versetzte der Arzr, »kann, weil ich Ihrem Wunsche mich füge, keine zur Last fallen. Ich will also den, von dem Sie sprechen, morgen früh besuchen. Lassen Sie mir seine Adresse. Und um wülchö Slunde soll ich kommen?« — »Um neun,« antwortete die Fremde. — »Verzeihen Sie eine zweite Frage," fuhr der Arzt fort; »befindet er sich jetzt unter ihrer Pflege?" — »Nein,« war die Antwort. »Gesetzt also,« sagte Jener, »Ich gäbe Ihnen Anwei-sung, wie Sie ihn während dieser Nacht behandeln sollten, Sie könnten davon keinen Gebrauch machen?« Ein abermaliges Nein war die von einem he/5 tigcn Thräncnstrom begleitete Antwort. - 126 - Überzeugt von der Fruchtlosigkeit des Versuches durch fortgesetztes Gespräch sich genügendere Auskunft zu verschaffen, und in der Absicht, das Gefühl der Fremden zu schonen, das, Anfangs mit Gewalt unterdrückt, jetzt unwiderstehlich hervorbrach, erneuerte der junge Arzr sein Versprechen, sich am folgenden Morgen um die bestimmte Stunde einzufinden, er-hielr die Adresse nach einem entlegenen Theile von Walworth und sah dann dle Fremde das Haus e.ben so geheimnißvoll verlassen, wie sie es betreten hatte. Es ist leicht zu glauben, daß ein so seltener Be-such im Gemache des jungen Arztes einen tiefen Ein» druck hinterließ, und^daß er lange und eben so lange vergebens die vorwaltenden Umstände sich zu erklären suchte. Gleich vielen Andern hatte auch er von einzelnen Beispielen geHort und gelesen, wo ein Vorgefühl des Todes den letzten Tag, ja die letzte Minute voraus verkündet und die Prophezeihung sich erfüllt hat. Einen Augenblick war er geneigt, den gegenwärtigen Fall dahin zu zählen; doch dann fiel ihm bei, daß alles dießfalls Gehörte und Gelesene immer nur von solchen gegolten, die ihren eigenen Tod vor» ausgesehen, und die Fremde hatte ja nicht von sich, hatte von jemand anderS, von einem Manne gesprochen. Es war nicht anzunehmen, daß ein bloßer Traum, eine bloße Verirrung der Phantasie ihr Ver» anlassung gegeben hadcn sollte, von seiner nahen Auflösung mir so furchtbarer Gewißheit zu sprechen. Oder sollte es im Plane seyn, morgen früh Jemand zu,ermorden, die Frau darum wissen, durch einen Eidschwur sich zum Schweigen verpflichtet haben, jetzt Reue fühlen, und unfähig, die That zu hindern, doch vielleicht durch den schnallen Beistand ärztlicher Kunst den Tod des Schlachcopfers verhitthcn wol-len? — Unsinniger Einfall, sagte der junge Arzt zu sich selbst, so etwas m der nächsten Umgebung der Hauptstadt, in einer Entfernung von kaum zwei Meilen zu vermuthen! — Und er verwarf die minutenlang genährte Idee und kam wieder auf seine ursprüngliche Meinung zurück, daß der Verstand der Fremden gelitten habe. Die Unmöglichkeit, das anscheinende Räthsel auf andere Art einigermaßen genü-acnd zu losen, verwandelte bald seine Vermuthung in Überzeugung, obschon es während der langen, schlaflosen Nachr, wo er sich vergebens abmühte, den schwarzen Schleier aus seinen Gedanken zu verbannen, an immer neuen, widersprechenden Zweifeln keineswegs fehlte. Früh am folgenden Morgen begab der junge Arzt sich auf den Weg nach Walworth. Noch heutzutage ist der von London entlegenste Theil dieses Ortes ein elender, aus vereinzelten Häusern bestehender Platz, aber vo? dreißig und einigen Jahren war das Ganze kaum besse, . als eine traurige Wüstenei, wo nur wenige, und nur Menschen von zweideutigem Charakter wohnten, di« entweder zu arm ware-n, um in einer bessern Nach" barschafr sich anzusiedeln, oder deren Lebensweise unV Lebcnscrwerb gerade diese Einsamkeit ihnen besonders lieb und angenehm machten. Von den Häusern, diä jetzt nach allen Richtungen hin sich zeigen, sind dis meisten erst seit den letzten Jahren entstanden, und von denen, die damals in unregelmäßigen Zwischenräumen cxlstlrten, war die bei Weitem größere Zahl von der rohestcn Bauart und der erbärmlichsten Einrichtung. Ein solcher Ort war schlecht geeignet, den jungen Arzt bei seiner Wanderung aufzuheitern oder auch nur das bange, trübe Gefühl zu bewältigen, welches der seltsame Besuch des vergangenen Abends in ihm geweckt hatte. Die ihm angegebene Richtung führte ihn von dcr Hauptstraße auf krummen, oft abgebrochen?« Querpfaden über eine sumpfige Gcmcmdetrift: hier und da eine durchlöcherte, in Trümmer fallende Hütte, ein verkrüppelter Baum oder ein Wassertümpel, der in Folge des letzten starken Nachtregcns sich in einer Art langsam kriechender Bewegung zu finden schien, zeigte sich gelegentlich am Fußpfad, und hier ein armes Stück Gartenland mit ein Paar morschen, zu einer Sommerwohnung zusammengeschlagenen Brettern, dort ein altes Pfahlwcrk, mühselig ausgebessert mil einigen, aus den benachbarten Hecken gestohlenen Stöcken, gaben, wie von der Armuth der Bewohne?, so von der Gewissensleichtigkeit, mit welcher sie das Thema vom fremden Eigenthums behandelten, vollgültiges Zeugniß. Bisweilen trat ein schmutziges Weibsbild vor die Thür einer noch schmutzigeren Hausflur, um entweder den Inhalt irgend eines Geschirrs auszugießen oder einem kleinen, barfüßigen Mädchen nachzuschreien, das mit cincm ziemlich gleich groß?:?, blaß und schmutzig aussehenden Kinde auf dem Arm« sich ein halbes Dutzend Schritte weit von d^r Thür entfernt hatte. Mit diesen Ausnahmen war Alles still und leblos, und der kalte feuchte Nebel, der jcde Fernsicht versperrte, diente nur dazu, die Einöde noch einsamer zu machen. Nach einer Menge widersprechend, bald ungenügend, häufig aber gar nicht beantworteter Fragen, und nachdem er knöcheltief durch Schlamm un> Schmutz sich matt und müde gewadet, stand der junge Arzt endlich vor dem Hause, daS ihm als der Ort seiner Bestimmung angedeutet worden. Eä war ein 127 llelms, niedriges Gebäude mit einem Stockwerk, seinem Äußern nach öder und verdächtiger als irgend eines, an dem er vo'rüber gekommen. Hinter dem «inzigen Fenster deS Stockwerks hing ein alter, gelber, dicht zugezogener Vorhang, und die Fensterladen des Erdgeschosses waren zwar zugemacht, abcr nicht ver» schlössen. Übrigens stand das Haus ganz allein und s»/ das; von ihm aus kem anderes zusehen war. Der junge Mann verweilte erst einige Augenblicke vor dem Hause und ging dann einige Schritte um dasselbe, ehe er den Muth fassen konnte, anzuklopfen. Und Niemand darf ihn deßhalb der Hasenhcrzigkeit beschuldigen. Die Londoner Polizei war damals sehr verschieden von dem, was sie jetzt ist; Vaulust und Sinn für Verschönerung hatten die Vorstädte noch nicht eng mit der Hauptstadt verbunden; in vielen, und ganz vorzüglich in Walworch, sammelten sich die schlechtesten, verworfensiel» Menschen, und während selbst die lcbhaf' testen Srraßcn Londons nur dürftig erleuchtet waren, blieben die Vorstädte bloß der Gnade des Mondes und der Sonne empfohlen. In natürlicher Folge war es den Verbrechern leicht, sich hier zu verbergen, den Dienern der Gerechtigkeit schwer, sie hier zu entdecken, Und das von täglicher Erfahrung genährte Bewußtseyn verhältnißmäßigcr Sicherheit vermehrte mit der Zahl auch die Kühnheit der Verbrechen. Alles dieß war dem jungen Arzre bekannt, dazu kam, daß er längere Zeit in den öffentlichen Heilanstalten Londons gearbeitet, tmd, obgleich weder Burke noch Bishop damals schon ihre fürchterliche Berühmtheit erlängt, doch von den Greueln, welchen Ersterer seitdem seinem Namen gegeben, mehr als genug gesehen hatte, um von der Leichtigkeit überzeugt zu seyn, mit welcher sie verübt werden konnten. Sey es, daß dieß oder sonst etwas ihn zögern machte, er besann sich wenige Augenblicke«, Dann gewann sein starker Geist und sein persönlicher Muth das Übergewicht, rasch trat er an die Thüre und klopfte leise an. Sogleich vernahm er ein halblautes Flüstern. Es klang, als ob Jemand von der Flur aus zu Jemand die Treppe hinauf spräche. Dann horte cr ein Paar schwere Stiefeln über die ungediclte Hausflur schleifen. Jetzt wurde tM Kette von derThür weggenommen, die Thür geöffnet und ein hohcr, fatal aussehender Mann sichtbar, dem dlckes schwarzes Haar über die Schulter hing und dessen blasses, hageres Gesicht weniger einem Lebenden als einem Todten anzugehören schien. »Treten Sie ein«, sagte der Mann mit gedämpfter Stimme. Der Arzt that es; jener hing wieder die Kette ein und führte ihn dann nach einer engen Unterstube am Onde der Hausflur. „Komme ich'zeitig genug?" fragte dcr Arzt. »Zu zeitig«, antwortete der Andere, und unwillkührlich hemmte der junge Arzt den Schritt in einem Gefühle des Erstaunens und der Überraschung, das er nicht zu beherrschen vermochte, obgleich er es gern unterdrückt hätte. Auch schien der Andere den Grund seiner Bewegung zu errathen. »Wenn Sie hier einn-eten wollen«, sagte cr mit grinsendem Lächeln, »so gebe ich Ihnen mein Wort, Herr Doctor, Sie sollen keine fünf Minuien aufgehalten werden«. Unverzüglich trat der junge Arzt ein. Der Mann verließ ihn und schloß die Thüre. (Beschluss folgt.) Ver Shamvagner. Die enorme Quantität der jährlich unter der Benennung von Champagner verbrauchten Weingattung gibt einem Pariser Blatte zu dem nachfolgenden satyrischen Aufsatze Veranlassung: — DerCham-pagner ijdseinem Ende nahe: dieß ist eine Thatsache, die von allen Zissermachern, und Statistikern bezeugt werden kann. Bevor noch zwanzig Jahre um sind, .wird Frankreicy keinen Champagnerwein mehr besitzen. Der Champagner wird nur mehr eine Mythe, eine Sage, so wie der Falcrncr/ der Nektar und andere antediluvianische Getränke seyn. Und in der That,'man berechne nur, was man an Champagner im Auslande verbraucht; Champagner in London und in Madrid, Champagner m Wien und in Rio-Ianciro; Champagner in Berlin und in Ps° king, Champagner an den Wendekreisen und an den Polen. In allen bekannten und unbekannten Gestae den springen die Pfropfen und der Schaum rinnt: der Champagner ist allgemein, tausendzüngig, nnd hypcrborcisch wie die rcspiradle Luft, die Sonn^ die Baumblattcr, das laue Wasser, und die allerlei Theegattungen. Man geh' nach dem Monde, nach den Planeten Venus, Jupiter und Saturnus, und wir sind gewiß, daß man auch dort Leute antreffe« werde, die einen, je nach Maßgabe des Abstandcs dcr Sonnenstrahlen, Mehr oder weniger mussl'rcnden Champagner trinken. Nun abcr fragen wir Jedermann, der nicht "gerade mit Selterwasser, oder muf-sirenden Weinen handelt, wie es kommt, daß eine sehr kleine französische Provinz, Namens Champagne es auf sich nehmen kann, die Gurgel der gesammttu Erdballs-Inwohner zu netzen? Man hat von der Champagne so viel des rauschenden und schäumende« Weines verlangt, daß sie so trocken da steht, wie der Mund eines Anwaldes, der eben einen Prozeß verliert. Syllerie erzeugt gegenwärtig vielleicht nur 128 Vrustbeeren und Schlehen, und Ai sieht, vielleicht nichts anders, als dürre Feigen um sich wachsen. Sonst erlaubten sich nur die tzrosien Herren und die gastronomischen Crösusse ausschließlich den Champagner. Der dießjährlge Fasching allein hat mehr Champagner hinunter gewürgt, als das ganze achtzehnte Jahrhundert. Alle Classen der Gesellschaft, Handwerker, Schreiber, Mechaniker, Tänzers Schauspieler, Postillons, Banquiers und Aktieninhaber, Alles hat sich mit Wuth auf den Champagner geworfen. Man möge in die nächste deste Kneipe eintreten, und man hört: — Champagner — begehren. Wie soll nun die Champagne so vielen Bestellungen und so vielem Verbrauche genügen? Sie hat es dem zahlungsunfähigen Schuldner nachgemacht, sie hat den Laden geschlossen, und ihr Gewerb auf patentirten Schaum anheimgcsagt; ihr Boden hat für alle Restaurationen, Hochzeits - und Schmausgelage, so wie für Zunfttafeln banqueroute gemacht. Und was schadete dicsi im Grunde? Kein Mensch ward es gewahr. Man hörte darum nicht auf, den mit Draht und Pech coiffirten Bouteillen den Hals abzuschlagen, und das daraus sprudelnde Zuckerwasser mit aufgesperrtem Schlunde und mit geschlossenen Augen zu trinken. Wir verlangen darum, bloß der Moral zu Liebe, daß die Champagne aus der Landkarte Frankreichs definitiv gestrichen werde. Wir fordern zugleich, das; man Champagnerwein >Fabriken, so wie die Öl-Niederlagen und Bierbrauereien, öffentlich anlege. Ein jeder wird dabei gewinnen, denn bald wird es eine offene Schaum-Concurrenz geben, so wie es eins Omnibus-Concurrcnz gibt, und am Ende werden die Consumenten mit sechs Sous dasjenige zahlen, was sie einst mit sechs Franken in den Restaurati^nshäusern bezahlen mußten. Aphorismen. '^/ Von Jean Laurent. (Zwölfte Decime.) Wer sich mit ernsten Beschäftigungen abgibt, und zurückgezogen i»t stillen Nachdenken lebt —ist für die Liebe weit empfänglicher als der sogenannte Weltmensch. Die Einsamkeit nährt die Leidenschaft des ersteren, und i» seiner empfänglichen Seele findet sich lein Gegengewicht gegen die mächtigen Regungen derselben; das Herz des letzteren hingegen gleicht dem Spiegel eines Tanz-saales, in desscn Flächen Gestalten spurlos vorübcrschweben, da es ihm zu genügen scheint, daß cr die Liebs aus irgend einem Nomane kennt. Das buntfarbigste Chamäleon ist gewiss der Erwerb» den» mir ist wahrlich leine Triebfeder bekannt, die sich in so mannigl faltigem Getriebe in das Leben sehen würde. Es bedarf nur einer etwas kühnen» vom Principe des Eigen» dünkcls ausgehenden Philosophie, und es wird leicht begreiflich, wie ei» Franzose durch folgende Schlußformel sich selbst glauben machte, dasi er der Veste in der Welt sey. Europa, sagte er» ist der schönste Theil der Welt, Frankreich das schönste Ncich in Europa, Paris die schönste Stadt in Frankreich, das akade« mische Gebäude das schönste Haus in Paris, das schönste Zimmer in diesem Gebäude ist das meinige, ich bin das Beste in Meinet« Zimmer, folglich das Veste in der ganzen Welt. Unter allen Naturproducten ist die menschliche Organisation die vollendetste und edelste, und war daher auch zu jeder Zeit der ästhetische Typus für alle Darstellungen organischer Formen i„ classischen Kunstwerken. Die menfchliche Gestalt scheint der irdischen und überirdischen Welt zugleich anzugehören, daher auch Jemand, den die Schönheit einer gemahlten Engclsgrstalt über» raschtc, den berühmten Guido Neni fragte:.Ia, welchen Himmel hast du geblickt, als du diesen Engel mahltest? Das reinste, wahrhaft seelcngroße Vergnügen Hegt in den» Bewußtseyn, Andere glücklich gemacht zu habcn. Derjenige, dessen Herz bei diesem Gedanken nicht überwallt, ist um so mehr zu bedauern, da er eine Beute der Selbstsucht, dem wahren Erden-glücke vergebens zustrebt. Der Mensch freue sich des Daseyns und aeincße das Leben. Aber Mäßigung in Allem sey der Leitstern, de»n sie verwahrt vor Überdruß und Erschlaffung, sie ist Weisheit, und nur dem Wlis.n ist es gegönnt, ten Vccher der reinen Lust, de» das Schick, sal jedem Sterbliche» biethet» bis auf den leyt^n Tropfen zu leeren. Der das Glück beständig nur von der Zukunft erwartet, betrügt sich um das Glück der Gegenwart, der Genuß stiehlt sich ihm unter dcü Händen weg, weil das Gewünschte meist zil spät kommt, und daö^frrcichte auf das Herz nicht jene Wirkung hat, welche uns das >Vlrcbcn in der Ferne ahndcil läßt. Wenn der Mann von Sinope bei hellem Tage ein Licht anzündete, um Menschen zu finden, so war dieß die Handlung einei lächerlichen Stolzes oder eines intoleranten Sophisten; denn dec wahre Philosoph ist durch Selbsterkenntnis; nachsichtig, macht bescheiden Anforderungen, und wird in jeden, seiner Mitbrüder die ehrwürdigen Kennzeichen der Menschheit erblicken, wenn sie auch nur in ihren Ruinen vorhanden waren. Das Bewußtseyn, sich salbst unglücklich gemacht zu haben, ist gcwisi der bitterste Schmerz. Man ist qenötkiaet, sick ali eigenen Feind zu erkennen, und über dü'sVm Gefühle erstirbt alles menschenfrcundlickeWohlwollen gegen sich und gegen Andere: Man bastt sich endlich selbst, und dieser Has, verbreitet sich allmählich gegen die ganzeMenscklicit, denn man sieht sich gleichsam als einen verdorrten Baum mitten in, blüthevollen Lenze der Menschheit. ^ 'Die Geschichte gibt uns zahlreiche Beispiele, daß Mensche», theils ihre Veredlung, tkeils die Schöpfung herrlicher Werfe nur de» Drangsalen des Schicksals verdanken, die sie erdulden mußten, So ist Ludwig der Xll , als er bei St. Anbin geschlagen wurde, im Thurme zu Vourges zu jenem Manne gs: steigert worden, als der er sich in der folgenden Lebcnspcriode bewies. Der Großvater des berühmten Turrenne. vom Herzoge von Parma aefangcn, schmückte sich seinen Kerker mit Werken aus, und schrieb eine Abhandlung über Kriegswesen, Könicnnn Marqarctha, erste Gemahlinn Heinrich des IV.. schrieb in ihrer Abgeschiedenheit auf dem Schlosse Earlat ihre berühmten Me-moires, und so beschrieb Karl l, in, Gefängnisse zu Holanb,, sein Leben ; verfaßte Marschall Vassompie r r e scine Mcmoirei; Vonlius von Theodorich zn Pavia eingekerkert, sein Werk: Trost der Philosophie; Grotius seine schönsten Werke in Fesseln, und auch Cervantes soll seinen Don Quixote auf einer Ga- Redacteur: ^sr tav. Heinrich. Verleger: Pgnaj Al. Gvler u. Rleinmapr,