.M 4». R83V. Donnerstag den Rft Oetober. Nomauze vom Nicofranco. l Nach dcm SponNchc». -Vie königlichen Jäger, sie eilten in die Flur, Dvch eilten sie vergebens, vom Wild war keine Spur; Die Falten sind entflohen, der König übel droht, ES suchten alle Fürsprach, yb zürnendem Geboth; Da kamen sie zum Schlosse, daß Mayens wird genannt, In dem sich Donna VIanca, die Liebliche, befand; Der Schönheit holder« Liebreiz, den sah ein Auge ,ne, Drum warben sieben Graf«», drei Könige um sie; Doch die verschmäht zu tragen 'ne Krone auf vem Haupt, Die hat nun Ricofranco, aus Aragon, geraubt. Wohl sah er Thränen fließen vom holden Augenpaar, Doch blieb er unerbltterlich, der häßliche Barbar: So du beweinst den Vater, wirst ihn nicht wieder seh'n, So du beweinst die Mutter — vergebens ist dein Flehn. Ich weine nicht nach ihnen, ooch über mein Geschick. ^Denn was ich zu erwarten, sieht lhränenvoll mein Blick. ,Doch reicht aus eurem Gürtel den Dolch mir, spitz und scharf, „Daß ich den Schleier löse, deß' nicht mein Haupt be» darf." Wohl reicht er ihr die Waffe aus seinem Gürtel ^r, Und ahnt von zarten Händen nicht drohende Gefahr; Da bohrt ihm Donna Vlanca den Dolch in'ö Herz hinein: »So fomm' ich zu dem Vater, zur liebsten Mutter mein." _______^ I. ü. Vaterlandisches. Gesammelt und mitgetheilt von I. L. XXXVIII. Historisch-geographisch-statistisches Bild vom König-i^ reiche Illyncn. /Forisehnng.) Die Oberfläche Illprien's ist durchaus von hohen Gebirgsketten durchzogen und mit einzelnen Gebirgen bedeckt, zwischen welchen sich bald weitere, bald engere Thäler ausbreiten. Die Küsten sind zum Theil flach und sandig, zum Theil, besonders westwärts, morastig Im Westen erstreckt sich der Busen von Trieft, ini Osten der von Quarnero tief in das Land,- beide bilden die große Halbinsel Istrien, deren äußerste Spitze das Capo Promonlore ist. Die Thäler im Villacher und Klagenfurter ^'Kreise sind größlcrnheils fruchtbar, indem eine der Vegetation günstige Mischung von Thon und Sand die Bodenart ausmacht, und diese beiden Kreise würden hinlängliche Brotfrüchte für den Bedarf seiner Einwohner erzeugen, wenn die ungeheuern Fei-scnmassen und die langen Bergzüge nicht einen so großen Theil derselben bedeckten, und die Seeböhen nicht eine Temperatur erzeugten, die das Gedeihen deS Pflanzen-lvachsthumS stört. Der Nruftädtler, dcr Adelsberger und d«r Laibacher Kreis bestehen aus Steingrschiebe, Sümpfen und Sandflächen, und sind deßwegen wenig fruchtbar. Das Küstenland besitzt einen kalkigen, sehr trockenen Boden, leidet in vielen Gegenden Mangel an Wasser, aber die Vegetation ist hier ungcmein üppig. Das Küstenland, welches durch eine Bergkelle von dem Gouvernement Laidach geschieden ist, hat seine Abdachung nach dem adriatischcn Meere, und gehört durch seine beiden Flüsse Save und Drave zum Flußsysteme der Donau. — Drei große Gebirgs: züge, sämmtlich in einer Richtung vonWesten nachOstcn, durchziehen das überhaupt sehr gebirgige Königreich: H) Die norischen Alpen, welche die nördlichen Gränzen des Villacher und Klagenfuiter Kreises bedecken. Sie bekommen hier verschiedene Namen: Nasifeld-Taucrn; Krentseealpeni Stangalpcn. aufweichen die Gränzen von Illyrien, Stepermark und dem Lande ob dcr Enns zusammenstoßen, und Modringalpen. Der höchste Berg darunter ist der Großglockner. Von den Stangalpen läuft ein Gebirgszweig südwärts gegen die Drave, und scheidet den Klagenfurter Kreis von Steyermark. 2) Die karnischen Alpen theilen sich m dcr Gegend von TarviS, und strecken einen Arm, wozu der berühmte, 5577 Fuß hohe Loibl gehört, nach Steyermark herüber. Dieser hohe Berg scheidet Kärnten von Krain, und über denselben geht die Landstraße auf einer Höhe . von H24 Fuß. Ein anderer reicht bis zu dem mäch-l ligen, 9744 Fuß hohen Terglou, von dem aus dcr l einen Seite noch ein Nebenast dis zur Save sich her- 166 abzieht. 2) Die jütischen Alpen, sie erheben sich am Terglou, und laufen bis zum 6500 Fuß hohen Felsen Älek, am adriatischen Meere, fort. Alle dies« zum Gebirgssysteme der jütischen Alpen gehörigen Gebirge sind uranfanglich Kalkgebirge, und haben das Besondere, daß sie sehr durchlöchert sind. Man zählt vom Isonzo bis an die Gränze von Bosna über 1000 Grotten, und wahrscheinlich ist das ganze Gebirge hohl, denn viele kleine Flüsse fließen eben sowohl unter als auf der Erde, kommen,mehrere Male zum Vorschein, fließen eine Strecke auf der Oberfläche fort, und verlieren sich wieder in den Schuoß der Erde. Durch diese Beschaffenheit werden in Krain und indem östlichen Küstenlands Naturphänome hervorgebracht, die dem übrigen Europa nicht eigen sind — Illvrien hat nur zwei Haupcstüsse: 1) die Drave, welche den Villacher und Klagenfurter Kreis, der größten Länge nach, von Westen nach Osten durchströmt, und einen über 20 Meilen langen Weg durch diese beiden Kreise macht. Da die Gebirge, welche Kärnten einschließen, eine grope Wasserscheide bilden, so nimmt sie a^ch sämmtliche Flüsse dieser beiden Kreise auf, worunter die Gail, Moll uM Lavant die stärksten sind. 2) Die Saue, welche bei Laibach schiffbar wird. Sonst sind zu bemerken: die Laibach, welche bei Oberlaidach sich aus der Erde drängt, und fast von ihrem Ursprünge an schiffbar ist, und sich mit 0er Saue uereinigt. Die .Guck, welche beiTschatesch in die Saue geht. Ale Kulpa, welche bei Sissek in die Save mündet. Hüstenstüffe sind: 1) Der Isonzo,- 2)der I.uinto. Außerdem gibt es noch viele ,klei-nereHlüsse im Gouvernement Laidach, wovon einige die Erde verschlingt, gndere trocknen im Sommer ganz aus. Schiffsahrtscanäle hat Illurien mcht. Der einzige Wörlhcanal, im Klagensurter Kreise, dient mehr zum Flößen. Dagegen finden sich, besonders iss! Ge-dirgslande, eine Menge größerer und kleinerer Seen. Unter diesen verdient vorzüglich der Zirknitzer See in Krain genannt zu werden. Der beträchtliche und fischreiche Werder- oder Klagenfurtersee in Kärnlen hat eine Länge von beinahe drei Meilen. Andere bemerkenswerihe Seen sind: Der Wiesen -, der Ossla-cher- und Mllstäotersee im Villacher Kreise, bcr Veldesersee in Krain. Letzterer befindet sich in einem schönen Alpenthale an der nordwestlichen La,ndesgra'nz«. — Das Clima lst in diesem Lande sehr verschieden; die hohen Gebirge deö Vlllacher und Klagensurter Kreises bewirken eme ziemlich rauhe, scharfe und Leine Luft, indem sie zum Theil mit ew-gem Schnee be-deckt, zum Theil nur im hohen Sommer der Schnee auf denselben schmilzt. Der Wein geräth hier durch-aus nicht. Ooglelch es hier brennen und Kröpfe gibt, so herrscht doch im G.mzen ein gesundes Clima. Weit milder ist dasselbe m dem Laiba-cher, Neustadtler und Adelsberger Kreise, und hier kömml die Rebe, der Kastaniendaum und der Mais trefflich fort. Nu« die Kreise im Triestir Gouvernement genießen einen sehr heißen Himmel, und die Vegetation ist hier sehe üppig, selbst edle Früchte würden hier gedeihen, wtnn der Beden hierzu tauglich wäre, denn auch in» GörM Kreise übersteht der Manldeerbaum und im Trieste» Gebiete die Olive und Agrume den Mnter sehr gut; nur Schabe, daß es diesen Gegenden an d»t Bewässerung fehlt. In den westlichen Küstenstrichen ist oie Lust wegen, der Ausdünstung der Lagunen höchst un, gesund. (Fortsetzung folgt.) Geburt und Tod. Das Kind begrüßt mit Klagelaut und Weine« Deö lichceii ^eiiüllS eri'len Augenblick. Doch froh perlichmen diesen Gruß di< Seinen, Uni) lächellli) lauscht ein tußeS Muccerglü^. D«r Meilsch ist fai)ig, oieß Gefühl zu weuDen, We.ni mit oer Tugend er slch ireu vereint; Da»» wir0 oao ^edeu lächeiilp er voUeuocu, Nenn c:l<, Umgcbung k!>igeweuil. Der 2l st x o n P M. Abscheulich^ teuflisch! rief ich auS, vom ge-rechten Abscheu überwältiget, als P. w seine« Erzählung hier einige Augenblicke einhielt. Wi« »ar es möglich, fragte ich ihn dann, auf so boshafte, so heimtückische Weise ein Geschöpf zu kränken, daS Sie lieble, und das auch Sie einst geliebt hatten i P. schwieg emige Augenblicke, „Sie irren sich," sagte ev ,dannj »eine ^iebe, wie diejenige, an welche Sie denken, hatte ich niemals für Anconieu empfun» den, und der Widerstand, welchen sie mir lange.Zeit entgegensetzte, hatte bald genug meinen feindseligen Haß gegen sie angeregt. Vielleicht würde Ihnen alles begreiflich seyn, wäre Ihnen der Weg bekannt, welchen ich früher gegangen biy. Doch hören Sie weiter:« „Den Abend zuvor, ehe Sie mich aussuchten, ging ich gegen neun Uhr auf die Warte, um in der Nacht einige Beobachtungen anzustellen. Ich trat auf den Balcon hinaus. Die Stadt und die Gegend lagen vor mir im ruhigen Lichte deb Vollmondes. Die Töne einer sanften Nachtmusik, die unter mle auf dem Platze irgend ein Verliebter seiner Angebe-theten bringen mochte, schwebten wie milde Frühlings« lüfccheü einschmeichelnd zu mir herauf, und stimmten mich weit weicher, als ich sonst gestimmt zu seyn pflege. Ich w.:rf meinen Vlick nach AntonienS Hause, und sah Licht in ihrem Schlafzimmer.-Ich erinnern 167 mich so manches rührenden Beweises ihrer Unschuld und ihrer Liebe, und konnte nicht umhin, mir mein Betragen gegen sie in diesem Augenblicke als eln höchst ungerechtes vorzuwerfen. Da diese letztere Betrachtung mir in der Stimmung, in welcher ich mich .befand^ einen ungemessenen Naum zu gewinnen schien, so suchte ich ihr dadurch ein Gegengewicht zu geben, daß ich mir alles zurückrief, was schon in früher Jugend mein Gemüth verbittert, und den unbefangenen Glauben an Liebe und Wohlwollen darin er« stickt hatte." „Während ich mit diesen Gedanken beschäftiget war, trat der Thurmwachtcr hecein, um mir, wie ge, wohnlich, wenn ich die Nacht über auf der Warte bleibe, Thee zu bereiten, und eines oder das andere zurecht zu machen. Noch immer stand ich auf dem Balcon. Plötzlich zog man die Sterbeglocke, deren langsam abgemessene Schläge mit d,em raschen Alle: gro, w welchem die Musik eben fort wirbelte, einen schauerlichen Contrast machten. »»Die NäthinnE."' sagte der Thurmwärter, indem er ruhig die Kanne abwischte, und sie auf den Tisch stellte. Ich stand einen Augenblick wie vernichtet; aber eben die Oe« fahr, in den Gefühlen, welche diese Worte hervorriefen, mich selbst zu verlieren, gab mir die Kraft, mich ihnen zu entreißen; zum mindesten weiß ich mich bestimmt zu erinnern, daß ich diese Nothwendigkeit klar dachte. Ich verließ den Balcon, setzte mich an me-WtA Arbeitstisch, und begann meine Ve, rechnungen. Eine Viertelstunde ungefähr mochte ich so gesessen haben, als ein plötzlicher Windstoß die Thüre des Valcons, die ich zugezogen hatte, und die an Ketten läuft, rasselnd aufriß. Ich blickte auf, und fünf Schritte von mir gegenüber stand — Anlo-nie im Slerbekleide, schweigend und regungslos, den stieren hohlen Blick mit einer Mischung von Weh-muth und zürnendem Unwillen unverwandt auf mich geheftet.« „Ein heftiger Schmerz durchzuckte mich in dem Moment, wo ich die Erscheinung zuerst gewahr wurde. Einige AugenblUc saß ich bewegungslos, unter dem vergeblichen Bemühen, meine Geisteskräfte zu sammeln. Endlich gelang es mir, mich zusammenzuraffen, und ich versuchte es, aufzustehen. Im^ na'm-ilichen Augenblicke verschwand die Erscheinung mit einem tiefen Seufzer. Ich schwankte bewußtlos einige Schritte vorwärts nach der Glocke zu; aber eiu heftiger Schauder ergriff mich, ehe ich sie noch errei. chen külnue, und ohne Besinnung stürzte ich an der Stelle, wo ich Antonien gesehen hatte, zu Boden. So fand mich am Morgen der Thurmwärter, und ich weiß mich nicht zu erinnern, daß ich Sie erkannt hätte, als Sie mir auf der Stiege begegneten.« P. schwieg. Am Ende sagte ich nach einer langen Pause, während welcher P. schweigend auf und nieder ging, war doch nur alles Täuschung Ihrer aufgeregten Einbildungskraft. „Das glaube ich selbst," erwiederte er. «Sie wissen, wie ich über diesen Gegenstand denke. Gut denn, es war Täuschung meiner erhitzten Einbildungskraft; jene Erscheinung war nicht wirklich vorhanden. Aber," fuhr er fort, indem er vor mir stehen blieb, „für mich war sie keine Täuschung, für mich war sie wirklich. Sie war vorhanden, wenn nicht außer mir, doch in mir. Ich sah nichts, weil nichts zu sehen war; aber ich glaubte etwas zu sehen. Wie die gewöhnlich optische Täuschung ihren Grund in der Beschaffenheit der Sehorgane und in den Gisez-zen der Strahlenbrechung hat, so verbiethet mir nichts, die fragliche Täuschung einem bestimmten Gesetze meines geistigen Wesens zuzuschreiben, wenn ich dieses Gesetz gleich nicht anzugeben vermag, und wo ich überhaupt alle Veränderungen meines geisti' gen Wesens anknüpfe, dort weide ich auch mit Recht dieses Phänomen anknüpfen dürfen." Er verfolgte jetzt eine Zeitlang den Faden, welchen er aufgegriffen halle, mit den kühnsten Hypothesen und Grübeleien, bls er zuletzt alles, was er aufgebaut hatte, wieder zusammenwarf, und auf sein Lieblingsthcma, die Beschränktheit unseres inneren Sinnes, und auf das Kindische aller Anstrengungen, diese Schranken zu durchbrechen, zurückkam. Ich im Gegentheile wollte ihn auf eine andere Ansicht bringen, und ihm den Vorfall als eine N?gung und Warnung seineS sittlichen Gefühles zu Gemüth führen. Unverhohlen sprach ich daher über die Schändlichkeil seines Betragens gegen Anlonia, so wie über die leidenschaftliche feindselige Verworrenheit seines Gemüthes, und ermähnte ihn dringend, den festen Vorsatz zu fassen, sich zu ändern. Er ließ mich ruhig ausreden. „Einen solchen Vorsatz," sagle er endlich ernst, „wie Sie ihn mir empfehlen, habeich während meiner Krankheit wirklich gefaßt, und mich auch sonst schon mit derlei Entschlüssen abgegeben. Ader ich zweifle mit gutem Grunde, daß dieser Vorsatz viel Frucht bringen werde. Die Masse von Bitterkeit, welche meine Natur in sich aufgenommen hat, ist zu groß, meine Gemüthsart ist zu reizbar und zu unbändig sind meine Leidenschaften, als daß ich — will ich anders mich nicht selbst läuschen, was ich immer am meisten gehaßt habe—mir viel von meinem Entschlüsse versprechen dürfte. Inzwischen verspreche ich Ihnen — ich will schen, was sich thun läßt." — Ich sah, fuhr der Alte in seiner Erzählung fort, P. seit jener Unterredung nicht wieder, bis ich ein Paar Tage vor meiner Abreise auf einem öffentlichen Spaziergange in der Nähe der Warte mir ihm zusammentraf. Ich fragte, wie er sich befinde,'-" «gesünder und frischer, als ze," entgegnele er, »und was noch mehr ist, seit wir uns zuletzt gesehen haben, und Sie mir jene schöne Predigt hielten, habe ich durchaus nichts gethan, was ich nicht vor Ihnen, und allenfalls vor der ganzen Glisterlre't verantworten wollte. Inzwischen," fuhr et lachend fort, — recht, daß Sie mich hcuce treffen, denn mrrgen möchte 168 ich schwerlich im Stande seyn, mir selbst ein so rühmliches Zeugniß zu geben." Erging darauf sogleich auf eine wichtige astronomische Entdeckung über, welcher in den letzten Zeitungen Erwähnung geschehen war. P. hatte sich bereits genauer unterrichtet, er hatte die meisten Berechnungen schon gemacht, und schon eigene Beobachtungen angestellt. Er wollte die letztere diese Nacht wiederholen, und lud mich ein, sie mit ihm auf der Warte zuzubringen. Die Sache in? teressirte mich, und ich nahm seinen Vorschlag an. Gegen neun Uhr gingen wir auf da« Odserva» torium. W>'r setzten uns zusammen und rechneten. P's. Repetiruhc lag vor mir auf dem Tische. Gedankenlos ergriff ich sie, als wir schon über eine Stunde beisammen gesessen hatten, und hielt sie ihm, den Arm nachlässig auf den Tisch gelegt, vor das Gesicht. Er blickte auf und im nämlichen Augenblicke sah ich ihn todtenbleich werden. Er sing an heftig zu zitiern, und seine Augen Heftelen sich starr auf einen Punct, von dem er sie nicht abziehen zu kö'nncn schien. Und was sahen denn Sie? fragte Jemand aus der Gesellschaft, der zuvor dem Gespensterglauben sehr eifrig das Wort geredet hatte, den Erzählenden. Ich sah, erwiederte dieser — gar nichcs; obgleich auch ich mich eines unheimlichen Schauders nicht erwehren konnte. Nach einiger Zeit erholte sich auch mein Freund von seiner Betäubung, und schon nach einer halben Stunde hatte er durch ein» Anstrengung , die ich bewundern mußte, so viel über seine aufgeregten Lebensgeister gewonnen, daß er die angefangene Arbeit wieder fortsetzen konnte. Ihr Freund aber halte di« Erscheinung doch wirk' lich gesehen? So behauptete er. Ich reiste um ein Paar Tage spater weg, und habe ihn nach jener Zeic nie wieder zu Gesichte bekommen. Da ich aber bald darauf di« Stelle des hier verstorbenen Astronomen übernehmen, und mehrere Jahre provisorisch versehen mußte, so ge-lieth ich mit P. in einen ziemlich häusigen Brief' Wechsel. Den Gegenstand desselben machten ausschließend wissenschaftliche Mittheilungen aus; denn ich selbst vermied sorgfältig jeden anderen, da mir nicht unbekannt war, wie P. nach meiner Abreise in sein leidenschaftliches Treiben zurückgefallen war. Nach 2 Jahren endlich fällt es mir auf zufällige Veranlassung ein, der Erscheinung zu erwähnen, und zu fca« gen, ob sie sich seit jener Zeit nicht auf's neue ge< zeigt habe. Ich habe P's Antwort so lebhaft gegenwärtig, daß ich sie Ihnen ziemlich genau mit seinen eigenen Worten wiederholen kann. »Die bewußte Erscheinung" schrieb er, »habe ZH seither oft genug gesehen. Sie ermangelt nie, sich einzustellen, so oft ich etwas vorhabe, was Leute von sirenger Observanz, wie Sie, sonst nicht wohl verantworten zu können glauben. Ihre Mienen und Ge-berden drücken dann bald Wehmuth und Schmerz, bald Zorn und Entrüstung aus. Fürwahr, es ist sonderbar, doch auch das Sonderbare wird man gewohnt, ich wenigstens. Vielleicht wollte ich, es wäre Alles anders. Doch da ich nicht Alles von d«r Tafel meines Gehirns wegzuwischen vermag» was einmal dar» auf steht, und da mir jede Halbheit in der Seel« zuwider ist: so weiß ich in der That nichcs Besseres zu thun, als zu bleiben wie ich bin, und ^n dielen Falle glaube ich alle Ursache zu haben, mir Glüc! zu wünschen, daß die Blasen, welche mein Gehin von Zeit zu Zeit auftreibt, mich so wenig irre machen.' Dieses Schreiben, fuhr Professor L. fort, war das letzte, welches ich von ihm erhielt. Er hatte sich damals, wie ich wenige Wochen später erfuhr, schon längere Zeit um ein liebenswürdiges Mädchen beworben, das mit seinem Charakter bekannt, und durch zärtliche Neigung mit einem edlen jungen Manne verbunden, P's. Bewerbung mit entschiedenem Widerwillen zurückgewiesen halte. Doch eben dieser Umstand hatte ihn gereizt, seine Bewerbung hartnäckig fortzusetzen, und es war seinem gewandten Incriguengeist nur allzu gut gelungen, den verhaßten Nebenbuhler zu entfernen, und die unbedingte Zustimmung der Aellern zu gewinnen. Dl» Verlobung wurde auf dem Landhause der Letzteren, eine Stunde weit Mßer der Stadt, gefeiert. Spat Abends ?»i» tcc P. in die Siadt zurück. Vor Amoniens Haufe wird sein.Pferd durch eine zufällige Veranlassung scheu; eS bäumt sich, und wirft seinen Neirer rückwärts auf das Pflaster. Blutend trägt man ihn in das Haus, und eine Stunde darauf stirbt ee an d>en Folgm jenes Sturzes. Villig traf ihn die Strafe seines Frevels', sagte die Hausfrau. Ihre Geschichte, lieber L-, ist nicht uninteressant, obwohl sie wenig dazu beiträgt» unseren Streit über Geistererscheinungen d«r Tntscheidung auch nur einen Schritt näher zu bringen. Wenn irgend etwas Interessantes daran ist, erwiederte der Alte mit einem gelassenen Lächeln, so ist es, glaube ich, dieses, daß sie ohne die wicklich« Er« scheinung des Geistes eben so interessant bleibe,, als wenn wir diese zugeben wollen. Mir wenigstens hat immer der Umstand am bedeutendsten geschienen, daß die warnend« Erscheinung des Geistes, sey sie NUN »ine wirkliche, oder sey sie, wie P. sich ansrtHcktti nichl außer ihm, sondern in ihm gewesen, ffch so eng an seine sittlichen Verirrungen knüpfte. Von diesem Gesichtspuncte aus ist die Wirklichkeit der Erscheinung sogar etwas Gleichgültiges. Auch ist es villleicht Manchem uncer uns nichl entgangen , wi« uns in vielen Tagen unsers Lebens, w,nn wir im Begriffe sind, von der rechten Bahn abzuweichen, Warnungen gegeben werden, die freilich nicht immer so auffallend sind, wie in dem erzählten Falle, und die sich meistens durch eine uns unerklärliche Unruhe oder Mißstimmung, durchlebhafte, ohne jede äußere Veranlassung entstehende Ahnungen, die, so zu sagen, wie ein Blitz auf Augenblicke das Dunkel unserer Seele erhell^, oft aber auch auf eine bedeutungsvollere Weise zu erkennen geben. Glück, lich derjenige, welcher gewohnt ist, auf jede solche Warnung zu achten, und indem er sich ihr? Beziehung zu den Forderungen seines sittlichen Gefühles klar zu machen sucht, sie mit diesen Forderungen in «ine beruhigende Uebereinstimmung zu bringen weiß. Räthsel. Keinem w eln Wort geläufiger. ^ Keiner spr,cht ein Nörtcheu häusiger AlS daS kleine, das ich meine; > Jeder. Jeder nennt's das seine; , Uno doch Niemand hat'2 im üeben Einem Andern zugegeben. , ———------------^------—.—,---------------------—>---------' ', Auyösung des Räthsels aus dem Illyr. Blatte Nr. 40 Blasebalg. Verleger: Kgnaj Aloys Gvler v. Rleinmaur.