^ s« Somtag dm 9. 1878 XII.Jahrgan «M» Vit „MarburgerZeitung" erscheint jeden Sonntag, Mittwoch und Freitag. Preise — für Marburg: ganzjährig 6 fl., m» Hau» monatlich 10 kr. — mit Postversendung: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl., viertelzährlg Zur Lagt der StaatsbtaMt». Das Abgeordnetenhaus hat den Grseßent-ivurf, betreffend die Gehalte der Staatsbeamten angenommen. Mancher gerechten Anforderung ist dadurch entsprochen worden — mancher und leider der gerechtesten hat man jedoch die volle Anerkennung versogt: die Lage der niederen Beamten ist lvtsentlich nicht verbessert worden. Bon den steiermärtlschen Mitgliedern deS Abgeordnetenhauses tratkn nur die Herren : Brank^-stetter, Rruter und Seidl sür diese StaatSdiener ein . die übrigen fügten sich, nachdem der Fiuanz-minister seine Gründe auseinander g^sej^t. L^'ährend der Generaldebatte ergriff auch Hrrr Neuter da< Wort; er sagte unter Anderem: „Heute, meine Herren, handelt eS sich um die dcfi'iilivc Regelung der Veamtengehalte und der Vkzüj^e der Diener. Denn, wenn auch sowohl die Regierun,; wie auch das AbgeordnltenlzauS u, fruhercu Iahren durch TheuerungSbelträge den tibnoimen Verhältnissen Rechnung zu tragen gesucht hl,ben. so find dieselben in Wirtlichkeit den Vkthällnisskn nicht entsprechend gewesen. Wmn Ich nun die Vorloge, wie sie von Seile deS Finanzausschusses dem hohen Hause vorliegt, betrachte, so muh unbedingt zugegeben werden, doß die unvtr^mderte Annahme dieser Borlage den Wünsch-n und den berechtigten Hoffnungen deS VeamlenslandeS durchaus nicht entspricht. Die Gehaltszulage ist in den unteren Gehalts« klassen sehr unbedeutend, ja sie verschwindet beinahe, so daß V0ii einer wirtlichen Ausdcsscrung fast keine Rede sein kann ; und wenn nun anderer. selts in Berücksichtigung gezogen werden muß, daß die heutige definitive Regelung auf eine Reihe halbjährig 3 fl., vierteljährig 1 fl. S0 kr: fürZustellun-2 fl. JnsertionSgebühr 6 tr. pr. Zeile. von Jahren für vollkommen ausreichend anerkannt werden soll, und wenn anzunehmen ist, daß die jetzigen TheuerungSverhältnisse eher zu- als alinehmen werden, so möchte ich unter diesem Verliält» Nisse ein Wort für die unteren Beamten wärm-slenS einlegen. Als ersten Gründsaß bei dieser Vorlage winde ich den ausstellen, daß der Gehalt der Beamten mit den thaisächlichen Verhältnissen, mit den Preisen der Lebensmittel und Wohnungen in Einklang gebracht werden muß. Das ist nun zwar bei den ersteren, liei den höheren GehaltSstuftn der Fall, nicht aber bei den niederen. Ich weise ausdrücklich darauf hin, daß in der Allerhöchsten Thronrede ganz besonders darauf Gewicht stelegt ist, daß die pekuniäre Lage der ntederen Beamten wirklich als eine traurige bezeichnet wird, und daß diese unter allen Umstäilden eine Aufbesserung erhalten müssen. Uebcr die Bemessung für die ööheren Gehaltsstufen ist meines Wiffen» von keiner Seite eine Beschwerde laut geworden, während Beschwer^ den über die Bemessung der Gehalte für die niederen Stufen, sobald die Vorlage des Finanzausschusses bekannt wurde, von allen Seiten und mit Recht eingelaufen sind, und an die Opferwil-ligkeit und den Gerechtigkeitssinn des hohen Hauses appellirt wurde. Ich will, melne, Herren nicht daraus hinweisen. welcher wichtige Faktor überhaupt der Beamtenstand im Staate ist; ich will nicht darauf hinweisen, daß unter den jetzigen Verhältnissen vie Kraft und die Thätigkeit deS gewöhnlichen Arbeiters bei Weitem höher und bes^cr gezahlt ist, als der Staat den Beamten zahlt. Von Seite der hohen Regierung sowohl als »W»«W von Seite deS Finanzausschusses ist nun aber das Hauptgelvicht darauf gelegt worden, daß, wenn man allea diesen Rücksichten Rechnung tragen ivollte. dennoch die finanziellen Verhältnisse des Staates es nicht zulassen tvülden. Und in der That, meine Herren, eS ist ein schwerwiegendes Argument, wen» «vir darauf Hinblicken, in welch außerordentlicher Weise vie Völker Oesterreichs zu den Steuern herangezogen sind, wenn wir bedenken, daß daS Defizit leider noch immer zu einer sichtbaren Eischeinung des Staatshaushaltes gehört, und daß mit jedem Jahre auch auf anderem Gebiete erhöhte Anforderungen an die Regierung, respektive an die Steuerträger herantreten. Ich muß bemerken, daß es mir unendlich leid ist, und ich muß öffentlich darüber mein Bedauern aussprechen, daß man der Regierung in dieser Hinsicht nicht entgegengekommea ist, soweit eS das Jnslebentreten des Pensionssondes ist. Gerade darin, meine Herren, wäre ein Mittel gesundln ivorden, die Finanzen des Staates in der Folge nicht unerheiilich zu entlasten und gerade die Beiträge, die man auf diese Weise erspart, indem man die Beamten selbst zu Beiträgen zu dem Pensionsfonde herangezogen hätte, gerade diese hätte man einerseits zu einer Ausbesserung der Gehalte der aktiven Beamten verwenden können. Ich bedaure nochmals, daß der Finanzausschuß in kurzer Weise über diesen Gegenstand hin-Weggängen ist. der gerade in finanzieller Beziehung filr die Berathung drs hohen Hauses, was die Gihalte der oktivcn Beamten anbetrifft, von großem Werthe gewestN iväre. Wenn nun nicht verkannt werden kann, daß es fast unmöglich ist, mit dem bis jetzt prälimi- Feuilleton. Ei« stUsamcr Lokoinolivsthrtr. 8khje»bild ais einem Nkilelagtliiichk. (Schluß.) „Im übrigen wissen Sie gar nicht, ob Sic mit dem nächsten Zuge besser ezpedirt weiden. Die da vorn fährt gewiß nicht zun» erltcnmale. Sie hat jedenfalls alle Maschinen geputzt und gefegt, die lhr Mann gefahren, und der Mann hat ihr dafür alle Kunst- und Handgriffe beigebracht, die bei geordnetem oder zerrüttetem Gestänge der Maschine uothwendig werden können. Sie weiß, daß sie einen Mann zu vertreten, und daß dieser Mann mit seiner Haut herzuhatten hat, wenn dem Zug eiwas passiert." Diesen beruhigenden Worten folgte anch ein allgemeines Stillschweigen, nur mein Gegenüber im Waggon murmelte: ..Teli«raphirin Sie drnst z -in Wtib ist kein Mannl'^ Ich horchte auf den Gang deS ZugeS. Der Train ging außerordentlich schnell, aber auch unta^elhaft. Die Waggons lvaren iveder zu straff, noch ju locker gekuppelt. An dem Fen- ster stoben Funken und ganze Feuerbrände dahin. Wehe den Bauern, die das Latten^ oder Strohdach ihrer Hütten h^rt unter dem Bahnkörper hatten. Die mit Scheitholz geheizte Ma-schine war ein speiender Feuerteufel. Nach einer Stunde etwa eiklang dtis Geheul der Lokomotive. Der Zug kam allinälig ohne den geringsten Ruck zum Stehen. Steuerung und Regulator ivarcn gut gehandhatit worden. „Sie wollen also doch hinaus? Bedenken Sie, daß Sie keine Hitzc mitbringen!" ivurde die ärgerliche pfeifeade Slimine llltiereS Gegenüber laut, und der Hals zeigte sich tvieder inmitten des Kragenwulites. „Bitte, lassen Sie sich nicht inkommodi-rcn. Zch muß mich etwaS auslaufen I" gab ich zur Antwort. Ich stieg unter einem nicht endenwollenden Brummen der Pa>'jag>ere aus. Mein Gott, warum muhten sich auch eine solche Menge an-diluvianisch große Fußsäcke in so beschränktem Räume lireit machen l Draußen blieS ein scharfer, unheimlich grollender Wind. Der Himmel hatte sich schwer bewölkt. „Bekommen wir einen Buran?" rief ich einem Schaffner zu. sieht ganz darnach auS! l^S tvird danach wärmer werden!" lautete die Antwort. „Aber daS Weibsbild auf dcr Maschine. Wir fahren in die Nacht hinein!" .,DaS wird schon tüchtig fahren. Seheu Sie nur zu, lvie tie Maschine speit." „Wie redet man daS Weib an? Es gibt aus getvöhttliche Fragen gar keine Antwort." .Lei der ^iälte ist das Sprechen im Freien nicht gesund. Aber sagen Sie: Kathinka mein Liebchen! dann ivirü'S schon sprechen." j „Wie lange halten trir noch?" „Noch zwanzig Minuten etwa. Ergebener Diener, ich habe unten am Zuge zu thun." Dcr Schaffner Verschtvand, und ich begab mich nach der Maschine. Donneriveter, tvaS sah ich? Der Lokomitivsührer that eben auS einem mächtigen Kruge einen so langen, lanqen Ziig, daß rS einen besoffen machen mußte. Dabei grollte die Lokomotive bei abgestelltem Dampfe so unhtimlich, als wollte sie ebenfalilS gegen den v rrätherischen Zug in ihrem Nacken plotest'ren. Die helle Lohe des Zornes schlug in mir auf. „Ich werde es sofort telegrophiren, daß hier auf der Maschine der Branntwein wie Wasser gesoffen ivird, donnerte ich heraus. Das Gefäß wurde sosort da, wo der Or- nirten Vkhalte daS Au^kimmen zu finden, nun. Mkine Herrkn, dann müssen auch die erforderlichen Mittel gesunden werden. Wahrend wir in anderer Richtung öfter in der Lage gkwesen sind, für daö Militär — ob mit Recht oder mit Unrecht, tvill ich hier nicht weiter untersuchen und konstatireo — größere Beträge zu bewilligen und auch für Heuer die Kräfte der Steuerträger iu dieser Richtung in noch erhöhterem Maße angespannt werden sollen, soÜte man hier, wo eS sich um die Gehaltsaufbesserung der Beamten handelt, in anderer Weise vorgehen? Fortlaufend wurden für das Militär Betrüge beansprucht, welche weit über das hinausgehen, was wir jemals geträumt haben. Durch den Zusammenhang mit der allgemeinen Wehrpflicht ist die Ausgabe wohl nicht zu vermeid n.. abcr die Bedeckung hat gefunden werden wüssm, weil die Nothweudigkeit dafür sich herausgestellt hat. Ich verweise darauf, daß in öffentlicher handklSpolitischcr Beziehung die Völker Oesterrcichs eine Sulivkntion von nahezu 16 Millionen an Eisenbahnen zahlen; ich verweise darauf, daß wir im Begriffe sind, einen Betrag von nahezu 18 Millionen für die Weltausstellung inklu-sive des schon früher Belvilligten zu Votiren ; und, meine Herren, soll wirklich ein Aufivand von zirka 1'/« Million bei einer Aufbesserung von einigten hundert Gulden in den unteren Gehalts» stufen wirklich in stnanzieller Beziehung so schwerwiegend sci». dliß wir uns der Notlzwendisikeit vktjUI'ßkN sol!..'n. auf eine lange Reihe von Jah-rrn die Lage der Bcamlcn tvirklich und ausvau-ernd zu verbessern ? Die ezakt und prompt gehende Staatsmaschine ist unter allen llmständen nicht nur zur Zlisriedenheit des Einzelnen, sondern zur Wohlsahrt des StaaleS nothwendig, und wenn Sie üiierhaupt sür einen tüchtigen Nachwuchs sorgen wollen, der in die bestehenden Lücken eintreten soll, so wird dich nur dann der Fall sein können, wenn die Nothleidenden, überhaupt Diejenige«', trelche sich dem Staatsdienste zuwen» den wollen, von Nahrungssorgtn bkfreit werden." Vor der entscheidenden SiKung war der Finanzminister persönlich bei diesem Abgeordneten, um ihn von Antrügen zurückzuhalten — selbstverständlich ohne lZrfolg Im Verfassungsklub wurden die weitgehenden Anträge deS letzteren abgelehnt und dursten dem-naeh statutengemäß im Abgeordnetenhause nicht gestellt werden. Dr. Wr'gcl aus Vali',ien. wslcher nicht Mitglitd deS Virstissungeklulics isl und daher auch nicht »nl die Bcsch'lisse de^s.lbett gebunden ist, übernahm eS in Folge einer Berein-darung. nachstehenden Antrag veizubringen: gcinismus unt'r der unförn lichcn Vermnmmuiig einfn unersättlichen Schlund h^ilien mußs'','ibgk-setzt. Der Obeitheil dcS WiilstiS dort, ivo der Kopf sißkN mußte, drehte sich nach mir hin. Eu, dicker langer Arm streckte mzr mit sch'ver i)e' handschuhter Faust den dumpsenden Inhalt entgegen. „Da lieche und schm.cke, du verleumdlri, scher Lümmel. t)b das Brairntivein ist l — Ich sage, du sollst riechen und scdmeckcn, od-r gilße dir die kochende Thecdrü'e in'S Gesicht!" So klang eS in unbändiger Entrüstung mit gewaltigem Schrei von der Maschine herunter. Dabei blitzten die zornsunkelnden Augen unter dem Papach hervor. „Nun. Kathinka, mein Liebchen, beruhige dich! ES war ja nicht so bös grmeint!" ries ich laut und zog mich halb an dem Griff cin-por, der daS Aussteigen auf das Stondbi^elt der Maschine erleichtert. Ich fi:rchlete in der That, der Inhalt deS Topfes würde über mich aus. gegossen werden. „Ich heiße nicht Aathinka, mein Liebchen l Ich heiße Katharina Maronin, merk dir daS! Wie kommst du dazu, mich nüchternes Weib, die ich für meinen kranken Mann den Zug fahre, des BranntweinsaufenS zu beschuldigen! Bis in den Grund deiner verleumderischen Seele solltest d» dich schämen! Nicht ich ubtttttte daS Rkg- ..DaS hohe HauS wolle bkschließen, daß tn ver VIII. Klasse die drei Gehaltsstufen mit 1800. l600, Zö00 fl., in der IX. Klasse 1400. 1300 und 1200 fl. und in der X. Klasse 1100, 1000 und 900 fl. als Ausmaß angenommen werden." Dieser Antrag wurde von Herrn K. Reuter unterstützt und lesen wir im stenographischen Bericht u. A. Folgendes: „Ich sütjle mich verpfl ichtet, für die weitergehende Antrüge dlS Herrn Dr. Weigel zu sprechen, und zwar auS dem ei nfachen Grunde, weil die Vorlage, wie sie vom Finanzausschüsse beschlossen lvorden ist, weder den thattächlichcn Vtrhältiiifjen, noch dem Wesen der Beamten entspricht. Ich will keineswegs behaupten, daß die Wünsche der Beamten in allen Theilea vollkom» men gerechtsertigt sind; es geschieht hier wie überall, daß von mancher Seite über das Ziel hinausgeschossen wird; allein das läßt sich nicht bestreiten, daß die Gehaltskategorienregelung, wie sie hier proponirt ist, in Wirklichkeit den jetzigen Vcrl)ältl'isstN nicht entspricht und daß «S bei der größten Sparsamkeit fast nicht möglich ist, mit derartigen Betrügen das Auskommen zu finden. Alle Gründe, die früher von Sei'ler Ezel-lenz dem Herrn Abgeordnttcn Dr. Herbst inS Treffen g'führt worden sind, sprechen auch sür die weitergehenden Anträge deS Herrn Abgeordneten Dr. Weigel, und namentlich bei den unteren GehaktsllaIsen ist die !!^erantwortung und Arbeitskrast der einzelnen Beamten eine eben so große als wie bei den andern Beamten der höheren Gehaltsstufen. Und dort, wo keine höhere wissenschaftliche Vorbildung verlangt wird, ist aiidererfeitS das Avancement der betreffenden Beamten vollkommen abgefchnitttn. Daher ist eS schon. auS diesem Grunde nothwendig und erklärlich, daß wir für eine höhere Summe, für eine solche eintreten, mit tvel-cher man in den jetzigen Verhältnissen sth und seine Familie anstandslos und ohne Noth erhalten kann. Es ist von unserer Seite namentlich darauf Gewicht gelrgt worden, daß bei den niederen Beamten die.Gehalte zu niedrig bemessen sind, und wenn wir zurückgreifen auf daS Prinzip, welches aufgestellt worden ist bei den TheurmlgS-beitrügen und entgegenhalten die jetzige Vorlage. !0 ttlüssen wir sagen, daß man iN den entgegengesetzten Fe^ilcr grsaUcn ist. Damal,^ hat man oen Perzeiitsatz für d>c niederen Gehaltöklassen höher gestellt, und naturgemäß, als bei den lement, aber du, denn du hast meine M.ischine nicht anzurühren, geschtveige denn hinaufzusteigen. Warte, ich werde dich auf der Hauptst<,tion dem Inspektor vzrfüljre»!" ging eS im Zorn und mit stainpfendem Fuße iveiter. Mein Beruhigen hals nichlS; das ivü» thende Weib licß mich nicht zn Worte komincn. „Ha. telcgrapljiren!" fuhr sie höhnisch fort. „Wenn ich Grund hätte, daS Telegraphi-ren zu fürchten, könnte ich immer noch durch schnelles Fuhren entivcichen. denn mein Zug käme früher an als die Antwort. Geh' mir aus den Augen, denn ich wtll dich jetzt nicht mehr hier sehen, oder willst du mit Dampf fortgebracht sein?" Bei diesen Worten griff der Pelzklumpen mit seiner Linken nach einem der Dampshähne. Ich sprang zurück; es zischte über mich hinweg. Verdammtes aber doch braves Weib, das! Noch bevor ich meine Koupvthüre ertastet, erklang daS Zeichen der Abfahrt. Hu, welche Finsternlß und wtlch fanatisches Wetter! Der Buran war wirklich im Anzüge. Es gurgelte und hetlite um den Zug, als näherte sich eine Herde Hyänen. Schon klatschten die ersten Schnrelvehen gegen die Fenster des Trains. Ich hatte noch immer mein Koupv nicht, und die Maschine zog schon an. Nirgends war eine Menschlnsecle zu jehtN, nirgends eine hel- höheren GehaltSklassen, während bei der jetzigen Vorl'ge daS Entgegengesetzte der Fall ist. Ich bin überzeugt, daß sämmtliche Vertreter. die hier versammelt sind, mit voller Beruhigung. Mit gutem Gewissen die Verantwortung ihren Wühlern gegenüber trager können, wenn sie sür eine Mehrbelastng deS Staatsschatzes speziell füe diefen Zweck stimmen werden; und ich b n überzeugt, daß die Regierung, die doch gewissermaßen als der Vollmachlträger und Aei-Walter des SteuerguldenS, welcher vom Steuerträger eingeht, betrachtet werden kann, prinzipiell keinen Widerstand wird entgegensetzen können, wenn die ReichSVertretung als solche sich dafl'ir ausgesprochen hat." Zur Geschichte des Tages Der Finanzausschuß deS Abgeordnetenhauses hat die Berathung über den il^oranschlag beendet. Wie die Regierung, so berechnet auch dieser Ausschuß glücklich einen Ueberschui) von beinahe vier Millionen, während doch in Wahthcit und Wirklichkeit sich ein Abgang von neununddrcißig Millionen ergibt. Wir zwei^ seln nicht, dab vi sc politische Zifferkunst auch den Beifall des Abgeordnetenhauses findet. Die preußifchen Volksvertreter ivünschen die Aufhebung des ZeilungSstempcl», haben jedoch keine Hoffnung, durchzudringen. Bismarck fürchtet angeblich d,e Vermehrung d.r ultramontanen Blätter; allein dies ist nur ein Vorlliand: in Wahrheit besorgt er nur das Erstarken der freien Presse. Wenn aber gar der Finanzminister erklärt, auf das betreffende kommen nicht verzichten zu können, fo ist dits bei der Geldlage des preußischen Stoates eine Hand-greifliche Lüge. Die königlich Gesinnten in Paris haben eine Verbindung gestiftet, um die Stadt „gegen Barrikaden, Plünderung und Brandstiftung zu beschützen." Zum Beilritte wird öffentlich aufgefordert. Und dies gefchieht mit Bewilligung der hohen Regierung des kleinen Thiers, welche ruhig zusieht, wie sich eine bewaffnete Macht der Gegner bildet. Zum Bürger» riege kann nicht besser gerüstet werden. Bermischte Nachrichten. (Nordamerikanische Staatswirt h s ch a f t.) Der nordamerikanische Scha^-sekretär (Finanzminister) hat angeordnet, daß im Verlause dieses Monat sechs Millionen Dollar Gold verkaiift und Staatsfchuldverschreibungen sende Hand mit einem Trinkgeld zn bedenken. „Wie, wollen Sie noch mit oder haben Sie ivaö anders vor? wurde eine Baßstimme laut, und streckte sich mir einem Arm entgegen. „M t l" ricf ich. Ein Herr, irielcher auf dem Einsteigepla-tean seinls Koiipvö st>^nd (es ijt hier von Wagen nach dem «itnerikanischen System die Rede, lici denen die Thüren in den Kopfmänden dcS Kastens angebracht sind nnd ein nach der Länge dcsse'.lzcn laufender Gang die Kommunikation mit den Sitzplä^en vermittelt), leitete mir hi lt reiche Hand, und bald war ich in Sicherheit. „Sie haben wohl Ihr Koupö verf.hll?" „So ist eS!" „Dann nehmen Sie meinen Platz drinnen ein; ich bleibe hier auf der Rampe." „Sie bleiben draußen?" Der Buran macht mir Vergnügen; wir haben Schnee nöthig. Hören Sie. wie er gepfiffen komnit." Der Unbekannte schrie mir die letzten Worte in die Ohren, um die Windsbraut zu übertönen. Hui, wie peitschten die Schneiwehen über den Zug hin, und wie tanzten die Funken und Feuerbrände mit den Flocken um die Welte. Wir standen ziemlich geschützt, denn der Wind traf den Zug in frioer Längsrichtung. im Betrage' von drei Millionen zurückgekauft werden. (Frauen, und K i n d e r a r b e i t.)Dit französische Nationalversammlung hat ein Geseß über die Beschäftigung der Frauen und Kinder in den Fabriken gegeben. Kinder unter sechzehn Jahrctt und Frauenspersonen unter einundzwanzig Iahren dürfen zu keiner Nachtarbeit angehalten werden. Als Nachtarbeit wird jkde Arbelt zwi-schtN Abends 9 Uhr und Morgens ö Uhr betrachtet; doch können bci einer Störung, die sich aus Beschädigung der Maschinen oder höherer Getvalt ergibt, mit Bewilligung der OrlSkom-mission oder des Inspektor», welche zu diesem Zvrckc ernannt sind, diese Bestimmung außer Kraft gefktzt werden. Knaben unter dreizehn und Manchen unter vierzehn Jahren sollen unter keinen Umständen zur Nachtarbeit angehalten »Verden. Der Nacht sind gleichgeseßt Sonntage soivi« gesetzliche Feiertage. In Werkstatten mit immerwährendem Feuer find NachtS und SonntagS unerläßliche Verrichtungen durch männllche Personen übrr dreizehn und weibliche über vierzehn Iahren ,gestattet; doch darf dadurch die Erfüllung der relilliösen Pflichten nicht beeinträchtigt werden. In Mlnen, Steinbrüchen utid Bergwerken dürfen nur männliche Personen über dreizehn Jahren, weibliche gar nicht verwendet lverden. Zu Arbeiten über jetts Stunden täglich darf ein dreizehn jäijrtt^eS Kind nur herbeigezogen lverden, wenn es die Bo!ksschule besucht hat. In den ÄrbeitS, sälcn und Werkstätten sind die polizeilichen Be. stimmungen über die Arbeitszeit zur Kenntnisnahme anzubringen. (Landsturm i m D e u ts ch e n R e i ch.) In Beilin wird jetzt die Organisation deS Landsturms vorlierathen. Während der Landsturm bisher nur zu polizeilichen Diensten. Transporten von Gcsan,;'nen, Kriegsmaterial zc. verpflichtet tt or und nur innerhalb des KreiSbezirkeS, in denf er ausj^cloten ward, soll derselbe fortan auch zur Bes'yttng der Festungen dienen und zu einer Art milliärischer Truppe werden, wie ehedem die L.ittd'vkhr z'veiten Aufgebots, die nicht im Ftlde vcriveudct werden durfte. Zu dem Zwecke wird zi,nächst ein erstes Aufgebot des LandstnrmcS orgtniijiirn, das alle Wehrfähigen (auch jene, die nicht IM stehenden Heere gedient) bis zum 42. LeblN^j chr umsasslN soll Dieses Aufgebot soll, »vie es s.t)eint, schon im Fried'N organisirt und riliexekzirt und vorzugsweije die bisher nicht gediente Mannschaft dazu herangezogen «Verden. Das zweite Aufgebot des Landsturms (bis zum 60 Jahrl) soll für die äußersten Nothfälle ausge» sparrt bleiben. „Der Lokomotivführer kriegt's zuerst!" raunte mir der Unbekannte in die Ohren. .Luder l entgegnete ich. „Der Sturm ist stark genug, den ganzen Zug ins Schwanken zu bringen." „Vielleicht, wenn er ihn von der Breitseite träfe l" „Merken Sie nicht, wie er schwankt?" „Es scheint bergab zu gehen und die, Schwankung nur dadurch zu entstehen, daß die Vorderachsen infolge der Pufferspannung kiäfli-ger gegen die äußeren Schienen gedrückt w.rdei,.« Da heulte die Lokomotive. Der Zug fnhr langsamer und langsamer und l'Mt^sarncr; end-lich hielt er mitten im freien Fd lachte^ Wähi^end sich der Lokoinativfntzr.'r uiid der Heizer, zwei Schneemännern gleich, ter Maschine zu schaffen machten. „Was ist der Lokolnotive passirt?" blüllte mein Begleiter dem Ztlgsührer in die Ohrer«. „Eine Tragfe^er ist gebrochen, aber sehen Sie nur, wie unsere Kathinka durch Anziehen der Hängeleistenschrauden und durch Unte«legen die Belastung der Maschine auf die andern Trag-federn zu Vertheilen versteht! Arbeitet sie nicht stark wie ein Pferd nn) geschickt ivie ein Kunstschlosser?" lautete die zurückgebrüllte Antwort. „Einsteigen! Fertig!" ertönte einige Minuten später das Kommando. Jedermann begab sich auf seinen Posten gewählt; Stellvertrettr desselben ist Herr Franz EUenberger, Ober-Kondnkteur in Marburg —-Schriftführer Herr Mathias Kaabl. Kondukteur in Malburg. Herr Dr. Holzinger in Graz soll als Rcchtslinwalt d s Verciiis mit sesttm Gehalte bestellt werden. Letzte Post. Im Herrenhaufe werden bei der Ab-stimmung über die Wahlreform sämmtliche feudale Mitglieder anwesend fein. Das spanische Ministerinm will Alles aufbieten, um sich zn behaupten. In Japan werden Alle freigelassen, die wegen ihrer religiöfen Neberzeugung eingekerkert worden. Einftefandt. Nachdem man fortwährend von unserem Herrn Kaplan in Kötsch in der Zeitung liest, so lvürden wir das f. b. Ordinariat bitten, diesen geachteten H.irn sobald als mügli.'i von unserer Pfarre zu rntsernen, da es wirklich skandalös ist, elncn Rcligions- und Sittenlehrer immer in öffentlichen Blättern zu lesen. 202) M ehrere Pfarr-Jnsassen. 0i2 invite IcZ8 et Oames l^ui voullronti se dldus In. eonver» 3s.ii0li A 3'ili3c;riri»s 6er Alctionärv äer AUarlDHirKSr LZsO«inivL«8sWNkt r, wird zu kaufen gesucht. Anträge an die Ezped. dieses Blattes. 204 Warnung. Gefertigter warnt hiermit Jedermann, auf seinen Namen etwas zu borgen, da er für nichts Zahlung leistet. )i8ö ____ Anton KaKner. Lnaulwoitliche SiedaNi«», Druck und Bnlag ««n Eduard Sauschi^ iu Mardurg. 2. «. Lt. S.