als Extra-Beilage zur Laibacher Zeitung. ^ s. Vouncrftag den 27. Juli. KO48. Die Freiheit ! ZWas ist Freiheit? Ich keime feine Facultät, die dieses Räthsel genügend gelöst halle, aber ich kenne viele Volker und Staaren, die durch dieses kleine Wort ftlosi wurden, mid wieder andere, die daran starben. — Nehmen wir die Geschichte zur Hand, sie ist der ein-zige L»ricon, der dies; Wort versteht und erklärt. Sehet nur, überall, wo kein Ne r o, kein S n l-tan, kein Czaar am Throne sitzt, ist von ihr die .Rede; sie ist überall der Wunsch, die Freude, das »Entzücken der Menschen. Die geistvollen Griechen schwärmten für sie; die großen Nömer glühten für sie; die mittelalterlichen Wälsche» intriguirten für sie, und die Franzosen guillotinirten in ihrem Namen. Wo es große, die moralische Kraft de5 Menschen beurkundende Tlvuen gibt, da ist auch sie; sie hat die Helden von Marathon unüberwindlich geinacht, sie gab dem Brutus deu Muth, den Dolch auf Casav zn zücken. — Aber auch dort, wo der Fanatismus mil Graue! die McnschcngeschicI'te schändet, auch dort ist s>e, auch dazu gab sie ihren Namen her; mit ihrem Panier hat der finstere Cromwell den Brittcnthron erstürmt, unter ihrem Hort hat Robespierre seinen Blutdurst gestillt. Was ist also die Freiheit, was begehren wir von ihr, was gibt sie uns dafür, das; wir ihr Ruhe, Glück, Blut, ja unsern Verstand opfern? Worin liegt ihr Zauber, ihre souveraine Macht über Völker und Zeiten? Warum ist sie die einzige Idee, welche der alles entheilige»».? Verstauo unseres Iahrhundertes noch nicht lacherlich machen konnte? Laßt nns dies; wunder-bare Chamäleon in's Auge fassen, laßt sehen, worin diese weite.schulternde ewig-junge Macht liege! Der Mensch will glücklich sey», oder es werden. ' Da;u führen tausend Mittel und tausend Wege, aber keiner befriediget ihn; überall stoßt er auf Hindernisse und Unzulänglichkeiten. Der Bettler nnd der Millionär, das Genie »nd die Dummheit, jedes findet Jammer llnd Elend in seiner Weise, Jeder fühlt sich unbehäbig und besch'änkr in seiner Sphäre. Wie war dem abzuhelfen? Da hat sich der Mensch, wo ihn der Himmel »in Stiche ließ, ein Wort erfunden, das ihm alle? verspricht, was er sich im Stillen wünscht, da? allen dei, Hoffnungen und Chimäien schmeichelt, die das „via, unbefriedigte Menschengemüth gebiert. Und dieses Ä^ort dieser BalsmN für die Wunden des Lebens heißt: „Freiheit!" und das ist die Freiheit im uin Practisch",,, unmögliche» Sinne des Wortes, das >st tolle, narrische Freiheit, die uns mit schönen Traume» ..Ml, um, wenn sie zerronnen, de» wirklichen Befand der Dinge desto unerträglicher z» machen; das ist jene lügende Freiheit, die dem ^.'and.nanne verso.icht, 'r tonne n.ner ihrem Schutz den Pfi"g auö der Hand qrben; die den Gcwerbenden überredet, er müsse mic >!)rer ^üfe ein Rothschild werden; die den Ehrgei' zigli, bethölt, er werde auf ihren Flügeln sich zur Un-Erblichkeit aufschwinge». Das, verehrter Leser, ist das ^a>renseil, a» dem »ns unsere eigene Eiubüouugs' lrafl zum Spotte der Nüchternheit herumzieht; da^ ist bi? Freiheit der Dichte», die man lese», aber nicht erleben kann; das ist die Freiheit der Fanatiker, die ixeist sich selbst, und dann Andere betriegen; das ist "'dlich jene Freiheit, an der die herrlichsten Völker ^bluteten und die lichtesten Zeiten finster wurden. Diese Freiheit müssen wir fürchten nnd verachten. Aber es gibl eine andere mögliche Freiheit, auf btten Grunde man starke Staaten bauen und Men-lchf„ glücklich machen kann. Sie verspricht nicht, w>> b>« obgeschilderle, goldene Berge, aber sie hält Woii und gewährt viel; es ist die bürgerliche, politische Frei-heil, im Sinne des neunzehnten Iahrhuudertes, Sie wurde nicht, wie das Pnloer, aus ein Mal erfnnden sondern sie ist das Nesultac der Geschichte vieler Slaa ten nnd vieler Völker, Von den alten Democratic» Griechenland's an, bis zu der Verfassung England's Schweden's, Norwegen's und Amerika's ist diese Idee i» einem langen Läuternllgsprozeß begriffen, und aus der Hand jedes späteren Staates tritt sie klarer und lebenskräftiger hervor. Sie ist einer unendlichen Vervollkommnung fäbig, mid auch die besten modernen Verfassungen i» ihrem Geiste sind nur Versuche, aus denen die Nachwelt Vollkommenere-) zu mache» leinen wird. Worin besteht nun diese Freiheic, aus der man constitution»'!!».' Staate» schasst? Sie besteht ans einer Summe von Rechten und Pflichten, die jede gegebene Gesellschaft nach Ort, Zeit und Silte modiftcirt, die sich aber im Allarmeinen auf folgende Grundsätze zn rückführeu lassen: Gleichheit und Freiheit aller Mensche», als angeborneo Nechc — die Abfassung und zeitweise ?lendernng der Constitution durch das Volk — das Gesetz, als Ausdruck des allgemeinen Willens — die Uebcnragung der gesetzgebenden Macht a»f in Zeitläuften »euernannte, gesetzlich und frei erwählte, au gewisse Dauer versammelce unverletzliche Repräsentanten — Souveränität des StaatSoberbaupres und Verantwortlichkeit der Minister — Freiheit der Persönlichkeit, mit alleiniger Beschränkung durch die Freiheit Aller — Garantie der Oeffemlichc'cit der Rechtsoeifolgung, der Confrontation und der Verurtheilung — Gedanken-freihcit in Wort und Druck, mit Vorbehalt der Unterdrückung des Mißbrauchs — Freiheit der Religions--Übungen "- Freiheit der pc>Iilischeu Associationen, vor.-behältlich der Municipalaufsicht — Freiheit des Handels und der Gewerbe — die Zulässigkeit aller Bürger zu civilen, militärischen und geistlichen Würden — Beei digung der bewaffneten Macht auf die Versassung — Lehr- nnd Lernfreiheit — niid endlich das Anowaudc-rungsrecht. Das sind die Elemente, aus denen man Verfassungen »lacht; das sind jene Wahl heilen, deren Apostel bisher am Spielberg n»d in Hufslein wohüien; jene Wahs heilen, denen man znr Förderung ihres Fortschrittes selten an Hände und Füs;e gelegt, deren Athenizüge die polilische Regierllng mir vaterlicher Sorgfalt so geduldig belauschte. Aber ^vas vermag das Getriebe der feinste» SlaatSknnst gegen die Allmacht des Zeitgeistes? Kein Sturm, kein Orkan, nein, ein. leichter, spielender Märzwind blies die ganze Verbarricadirung des a!ce,i Systems über den Haufen. Sie, die »00.000 von Baioniietten, die geschickteste Polizei, de» ruhigen Bür gersinn, die Privilegien des Adels, die Interessen der Geistlichkeil auf ihrer seile hatten, si«' liefen davon vor den liberale» Dec!amatio»en einiger Studenten. Aber eben dieß Mißverhältnis! zwischen Ursache und Wirkung, zwischeu Mittel nnd Erfolg gibt der Sache Weihe und Vertrauen; es spricht aus, daß Alles unter der Garanrie einer höhe.» Macht geschah, deren Witz u»d Verstand größer ist, als jener der allen Staacs-kan^lei. Trotzdem ist unsere gute Sache noch nicht so sicher gestellt; die Freiheit, die über Nacht kam, kaun noch immer über Nachl gestohlen werden. Außer vielen andere» Zufällen, die außerhalb menschlicher Berechnung liege», gibt es noch folgende Klippen, auf deren Wirk-samkcir die sieißige Reaction hoffen dars; die Feindseligkeit der österreichischen ^Nationalitäten, die Schwierig' keil des Verfassungswerkes, gegenüber politischer B,I du»gslosd Treiben so. über» schwänglich geworden sind, daß es uns bangen must um die gute Sache, die auch in ihre» Händen liegt. Wie rasende Rolande wütheu sie durch die Presse, durch Mündl'lchkrit und Thaten, und vergessen, wie nahe die unbeschränkte Democracie, die sie anstreben, dem wilde» Despotismus liegt; sie vergesse», daß hlnler ihren unüberlegte!', Schritten noch immer die am l5. März nnd 2«. Mai glücklich besiegce Parrei lauert; daß sie nur auf eine Blöße paßt, um einen neue» Streich zu führen; daß diese Partei durch die alle Tage grsßer werdende Zahl der Ruiuirte» , materiell Unzufriedenen, »ach Ruhe sich Sehnenden, immer stär-' ker wird; daß auf ihrer Seite auch die Armee steht, welche aufgereizt durch die Ausfälle der Presse, nicht lange überlegen wird, aus ihre Beleidiger loszngehen. Ich wünschte diesen rastlosen Politiker» eiue Erholungs--reise von acht Tagen durch eiuige Provinzen: der Austausch der matten Besonnenheit der einen Seite mit deu, vei zehrenden Feuer der aoderen, würde beide» Theilen gut z»> Statten /ommen. 4 Sonnt schürst ich >l>eiue Gedanken über dicscn Gegenstand und gestehe es offen, das; ich zu icucn Fürchtende» gehöre, welche eiuen Rückfall, wenn nicht in das alle, fo doch i» ein verwandtes Systeni »och für möglich halie», und daß ich eist da»» a» ei» Iling Oesterreich glaube» werde, weliu sei» Geburtsschein, die fertige Verfassung, il» unsern Hände» liegr. dtl Colt. Die modernen politische« ^Phrasen. l. Ii^er neue »Democrit" sagt irgendwo - »DieNegic-»rung der Staaten gleicht einer Uhr; Feder und Na» „der lausen bald geschwinde, bald langsam, bald stockt »die Uhr, bald muß sie aufgezogen werdcn, ... aber »Jeder glaubt dara» richten zu könne».'' Guter Democrit! die Uhr, die du im Sinne hat.-lest, war eine alte; ein dreifaches Gehäuse hüt ihr geheimem Räderwerk geaen unberufene Neugier geschützt. So sind wir i» der politischen llhrniacherei Kinder geblieben. Ein guter Vater hat uns jcht nnt einer »euc» Uhr beschenkt; ihr Räderwerk liegt offen vor uns; wir sollen es studieren und mit kundiger Sorgfall pflegen. ?lbe> ach! den Kilider» g!cich, bebandel» wir es als Gpielwerk; bald wird der Zeiger vorwäns, bald ruck-wärtS gedreht; an den Rädchen wird gelupft und ge-drückt, u,»d bei den. Allen vergessen wir, wie weil es an der Zeit se». Diese einzuhalten, nirgends zu früh, nirgends zu spar uns einzusindc», das wissen wir doch uicht. Worin liegt denn das Uebel? — darin, weil Jeder den Gang der Uhr nach seinem eigene» Bebagc» bestimmen will, odne zu bedelike», das' oben in dem ewige» sichle der Soline, in dem unwandelbaren Ge sehe der Bewegungen des Univeisums dn' Maßstab für die Zeiteinthcüung ist. Doch ohne Bild: Jetzt ist Jedermann Politiker. Rechl so, wenn s»ch Jedermann bemüht zu begreifen, sich zu überzeugen, was in jeder gesellschaftlichen Ord« nung, die den ewig klaren Forderungen der Ver-nun st nnd de, Gerechtigkeit entspricht, bezweckt werde» soll. Nur auf dieser Grundlage kann das Wohl der Gesammtheit feste Wurzeln schlagen. Aber nein, wir sind zufrieden, wenn wir liur die Wöiter haben; mit diesen glaube» wir schon eine» im-ponirende» Standpuncl der politischen Einsicht erreicht zu haben, so gnt sind wir i» den» dahingeschiedene» Staats-Mechanismus eingeschult worden ! Reaction, Zopf, Radical, Militär-Tyrannei, Katzenmusik, Petition, Association, Minister Portefeuille, Barricade» und tausend andere Aitikel machen jetzt das Lericon für die gesellschaftliche Bildung alls, und wir beeil?» uns auch, vor Jedcvman» das Eine oder das andere dieser Schilder anSznstecle», Die Verwirrung der Be. htiffe ist dann fcitig. Der Eine z. B. mag von der Erkenntniß, mit der »slien Zeit in Bund zu treten, ganz durchdrungen seyn: er mag seinen Geist, seilie Gesinnung, seine patriotische Thätigkeit ganz mit dein Consticutionalislnus verschmelzt habe», aber er spricht nach den Mabmmgen seiner Vernunft noch für die Erhaltung des Althergebrachten, so lange dieses durch ein Neues »ichl erseht ist, - so muß ei doch ein Reactionar seyn und er mus; den Verdacht mit demjenigen tkeilen, welcher auö schnödem Egoismus auf die V er» ich tu n g des Neuen und Herstellung des Alten arbeitet. Der freisinnig E o n se r-va lire sieht slch »nil dem Reactionar gleich ge- brandmarkl. Und die ariuen Zöpfe? wie kommen s,e zu ciner politischen Eelebrirät! Was sagt den» die Geschichte Rühmliches von diesen unschuldigen Wesen ! NichtS, als daß an dem frivole» Hofe zu Versailles ein eitler, gui-behaarter Prinz sie erfand und die Deutschen unter der unumschränkceu Herrschaft der Pariser Mode diese auch hierin gelrenlich nachäfften. Vom gekrönten Haupte herab biS zu dem letzte» Muekctic, , überall galt Puder und Zopf als das unerläßliche Attribut des An-standes und der Bildnug. Der Vertilgu»gswuth der sranzösischcn Revolution gegen alles Herkömmliche er lag endlich auch diese altehrwürdige Kopfzier; doch ihr Andenken wird jetzt im symbolische» sinne gefeiert. So wie Mancher vor Iahrzehenden von dieser süßen Geivohnheit lliiter Thränen geschieden, weil er iu dii neue Haargleichheit slch »ichr fügen konnte, so geht es anch hent zu Tage manchen» politischen Zopse. Doch Scherz bei Seite. Es ist sehr begreiflich, das; die Geschäfts- «nd Amtmänner, sie mögen höher oder niederer gestellt seyn, besonders wenn sie seil vie-lcn Jahren mit der Handhabung des Geschäftes nud Gesetzes vertraut slnd, mehr Mühe und U»bec,ucmlich-lichkeit habe», in die neuen Forme» dcs SraatSwcsciis sich zu schmiegen. Menschlich beurtheilt, ist das keine Sünde; sie kann es nur seyn in dc» Augen der allzu Veränderuugssüchligc» u»d der beweglichen Jugeud, bei dene» einerseits Sclbstintercsse, andererseits edle Gc-fühlslvärnle gcwöhulich die lockendste Seile heraus ft», del. Aber ein Anderes ist es, wo ausschließlich persönliches Intcrcsse in starre Opposition gegen das Ncnc rricr; liier ist Böswilligkeit, absichtliche Verkcnnnng dessen, worin der Keim des Gcsamnil>voh!e5 Iicgl;da-' erzeugt Verstinunung und Mißtrancn in der Gesellschaft, die Gegensätze nähern sich den Enremc» und gestalte» sich zu eine», Palleitrcibc», das »ach jeder Seite hi» zu verderbliche» Folgen fubren »mß. Das ist dann nicht mehr Zopf, der nns i» uuseren freien Bewegungen gcnirt, weil er immer unser Begleiter ist, das ist oaii» ein gewaltiger Hemmschuh, eine Radsperre, un, die Bewegung selbst aufzuheben; es ist Reaction. Die erstere Gesinnung vcrlänancc den Fortschritt nichr; »nr das; die alle Gewohnheit, »ach ande-derem Tacte de» Schritt zu Ie»ke», die Beweglichkeit beirrt. Aber die Rcactio» will immer Rückschritte, sie will einen Zustand, welcher auf das Wohl der Gesammtheit oder der Mehrheit hmzicll, i» einen andere» verwandeln, der nur einer Minderzahl Vortheil bringe» soll. Nationalität und Cosmopolitit Mer Menschheitsbegriff in seiner Entwickelung, welche rythmisch nach gewissen Stadien erfolgt, erheischt gewisse, nalurgesetzlichc Sphäre», welche demselben in seiner jeweilige» EnlwickclungSphasf entspiechend und gcmäß sey» müsse». Alö eine solche Sphäre »uu wird vo» dein Beobachter der Menschcngeschichte bald das religiöse, bald daö nationale lind bald das cosmopoli^ tische Monient angeschaut werden, je nachdem die mo mcntaoe» Eolivickellmgsphase» das eine oder andere er-heischen. So wie in den früheste» Zeiten des Alter.-ihnms die Religion deu An^elrunct bildete, um deu sich die Menschheicogeschickc drehte» , so ward das na» tionalr Element zur Zcil der Bllithe Griechenlands l»i>d der gracco-persische» Kriege das porwiegeude, >rahre»d dann, als die ganze cipilisirte Well vor dem Throne der römischen Eäsaren sich beugte, die Begriffe „Römer" nnd »Mensch" fast in einander »erschmölze». Ebenso war nach der welthistorische» Haupt - Epoche - »ach der Einführung des Ehristenchnm!.' — welche dc»: Menschen sein Bewllsmcyn als Indwidnum nnd der Weltgeschichte dic Weihl- der christl. ^icbc gab, zlicrlt das religiose ))l'o>nent der Strebepfcil,r der Politik, welches jedoch trol) der fortwährenden Ausbeutung desselben zu dcn absolutistische» Zwecke» der Fürsten allmalig in nenerei Zeit dem nationale» Platz »»ache» mußte, welches i» der Periode des gegenwärtige» Unischivllngb erst scincr wahre» Effcciuirung entgegci, sieht. Die stannenswcrthc Höhe, welche dcr lnc»sch!ichc Geist i» tallsciidfällige» Wissenszweigen dnrch die mannigfachsten Bildungöpiozesse zn ertlinim»'» i»l Stande war, könnte zwar alleidings zu dcr Mcinnng veranlasse» , wir scycn bcreits i» die Ute nnd höchstc Phase mcnschheillicher Entwickclnng eingetreten; allcin s» wahr es in der menschlich?» Entivickelung wohl Epoche», abcr keinen Sprung gibt, so wahr kann jetzr dcr !)umanc cder coSmopolilischc Srandpuncr der praccischc» Politiker »lir in cin Labyrinth vo» Hirngespiunsten führc». Da die politische» und inicllectuellcn Fortschrilic dcr Mcnschen stets harnionisch, einandcr gegenseitig bcdin, gcnd lind vorausschcud, gcschchc» , so zcigtc sich auch jcht bci de» Ereignissen dcs Jahres lk'«8, daß der bedeutende intellcctuelle Fortschritt trotz dcr Gewalt der Bayonnecte, irclchc die politische Entwickelung dar»icdcr-hiclle», sich das ihl» e»csprechendc Mas; politischer Freiheit abzuringen wußte. Allcin so >vie lederinan» cin-sehcn ivird, daß dic eigenllichc s. g. Volksbildung in dcr Gegenwart »och »ichr gar besonders wcit gekommen ist, das; die Bildung »och immer Eigciuhum ei-»cr luic Intelligenz benannten Kaste von Glücklichen u»d Bevorzugreu ist, ebenso wird es de» besonnenen Foi-scher nicht befremden, das; sich oic seit dem Mä,z d. ). Freigcwordcncn no!hn,'cndig anf dc» nationale» Sta»d" ftuncl stcllcn ulnsuen, l>>n von dem!c>be» aus dcr FoN' enlwickelung eine Bal)» zll brcchc» Diesi geschah »a» lurgcm^s: liud »vcl'e de>njc»igcn, dcr sich übcr diele? hochwichtige Moment t.mschcu sollte, de»n Niemand hac noch »nbsstrafl in die Speichen oeS Zeitrades >?>>'' gegriffen. Darum schwärme >nan nicht jctzt schon vo» We>t' bürgerrhnnl, denn die Zeit läsn slch nicht vorgreife!', sondern lassc man die Mensche» in ihre» nationale» Sphäre» »ntcr den» belebenden Strahle der Freiheits-sonne jcne Stufe dcr Bildung ersteigen, auf welcher dcr Phönir dcr Humanität aus der damals vermodel' tcn, bcc»gende» Schranke enghcizigcr Nationalität e»' stcdcn lvird, um dic sich nur als solche kcunende» Mcnschcn in ei,ier n'ahre», weil auch mtcllectuelle" Demccratie uutcr der Form ei»cs allgc>licine» Wcll' Staates versöhnend zu vereinc» ! — Die Tnrn Uebungen. Mcr so cbcn bcka»»t gemachte neue Studie» ^lU' n'urf l,at dic Turiikunst, d. h. eine allgemeine k ölperl i ch e Erziehung de r I » gend dllrch g ^ r«-gelte ^ei b es-Uebungen untcr dir Uiucirichls' gegenstände mir ausgenommen. * Scho» um dcssentwillc» begrns;c ici> die angelegls Studien-Reform mit freudige», Znrusc, obivohl ich es mir nicht verhehle, das: darin manchc Halbheit der Maßregeln zu erkennen ist, und daß sich auch viele Stimme» ga»z dagegen erheben werde», bloß aus del Gcwolwhcit, alles zu verdamme», und mehr als ^ Vollkommenes zu verlange». Wir wollen aber Forlschritte und keine halsbre-cherischcn Svi ünge, und daß der neue Studie» - Ent^ wurf ein »»achtiger Fortschritt ist, wird ei»e l.»befan< gcnc Beurtheilung desselben alif eine überzeugende Wei>e darchn». Zur Ucbcrzcugung näiulich, ob »>a» fortschicite, ge-hört dcr Rückblick iu die jüngste Vergangenheit, und zwcilens, rln prüfender Blick in die Zukunft. Nun fragcn ,vir: Ist bisher für eine naturgemäße Ucbling der Leibeskraft et,va) gcthan worden? Es ist wem'ger als Nichts qcthan wo,dc» ; de»» die schönste Blüthe des mcnschlichc'., ^cbens, die jugendliche Eilt-Wickelung, ist durch dic tocchtischen Foinien eincr oft mehr alS I2iahrigc» Schnlpcdantciei, wie sie von den« dahin geschiedene» Rcgicrungssystcm despotisch ange^ legt war, ganzlich erdrückt »vorden. Nicht bloß auf <>>lt geijtige Abtöotling ein Angen'öhnc» an dic ganzlichc'passivic^rdes Körpers die slischc, Icbcndigc Kiafi ocs jngcn^uchcn Köipcrs erstickt» nian war glücklich und stolz anf dic pädagogische Frucht ander Jugcno, wcn» dicsc mit altkluger Vornehmheit, ganz »ach Vorschrift wie Gliederpuppen, in gesetzte» Forinen sich bewegte, u»d dcm griesgrämigen Philister chu»le ode» den unnatürlichen Aeltern ^_ die behagliche Ruyc nicht storre. Man erzog bishcr leibliche und geistige Krüppel? das System wollcc cs so; Schlaffhcit und blödc Rnhe hatte den Anstrich dcr Tngcnd, wahrcnd einc qc'vi!^ 7lgilicat i» Haltung iind Bewegung, ein kräftig frcudiges ^tsen, ocrbnnden mic zutraulicher Freimüthigkeit be^ dcnklich erschien; dagcgen gerade har das übercricbcne Scllbcnlcbc», das nochlvcndigc Viclsitze», u»l das höclM Zicl dcs wiss^nschafllichcn Wciccrkonimcns, »ämlich ei» guccö Zcngniß zu erringcu, vortrefflich ge'l'irkt. Ma» h>/ Zukunft vorbcrcitel; doch was lag daran, daß d>e Schkraft sich schwächte, daß der eingedrückte Bilistko^ die Kcinic dcs Asthma odcr dcr ^nngcnsuchl in sich ^"^ "ahm, daß dcr llnterlcib sich allmalig zn Vcrharcunge», H^!licrl!)oidcn,zur Verdaunngsschivachc, also zu dcn s^' »anntcn gclchrtcu Krankhcitcn, dcr Hypochondric, ^''^ lanlhropic u. s. ch " llch unter den Schutz der Acrztc stelle» mußtc; da"" lag iiichis, dc»» lua» hac so vicl und so vicl Sch"l»' absoloirc und man war für dcn Staat e!» ge»>^.^ Ma»n,wci! >na» — ci»en Pack Zcuguisse vorz»""'^ hattc! Nu» wird, Gottlob! dcr Gcdankc an Tüchtig"''^ , des Leibes vo» Jugcnd ans, z»r That; dic Tm'"^'^ wird, so hoffe» wir, ei» obligater Erziehungszwcig »" ' dc» , sie N'ird eine K u » st se y » fü r höhereZ >" e Danibel- ei„ i)!äheres in» nächsten Blatte. Verleger: Ig«az Alvis Odl. v. Kleinmayr. Verantwortlicher sledactenr: Leopold Kordesch