Extra-Blatt zur Laibacher Zeitung Nr- 6« vom 0. Juni 1848. I l l y r i e n. An Laibachs hochherzige Bewohner! ^/esterreichs Söhne, mtter ihnen unsere eigenen "andeskiuder, kämpfen und bluten für uns auf dem 'taliemschei, Schlachtfelds; ihre über alles Lob erha-^»c Tapferkeit lind ?lusdauer bildet einen kräftigen ^>chtolmct an unserem, von trüben Wölben verfinsterten Horizonte, wohin sich unser Blick so freudig wendet, bei welchen, er so stolz verwellt. Doch welche Draua/ sale haben die Tapfern zu überwinden, welche Verluste s>»o zu ersetzen, wie viele Wunden sind zu heilen'i Hiezu nach Kräften beizutragen ist gewiß der herz-l'chste Wunsch der hochherzigen Bewohner Laibachs; e>n Wunsch, welchen auch bereits die k. k. Josephs-thaler Papierfabrik laut „Laibacher Zeltuug" vom 3. l> M., im Vereine mit mehreren gleich men scheu freundlich Gesinnten durch die That auszudrücken begonnen hat, und groß dürfte die Zahl derjenigen seyn, welche diesem edle» Beispiele zu folgen wünschen. Von dieser Ueberzeugung geleitet, biete ich mich wendig zur Uebernahme aller derlei Spenden an Geld, Wasche, Bandagen, Charpie u. f. w. mit der Bitte a>', dieselben stets mit dem Namen des edlen Gebers, «iner Chiffre oder Devise begleiten zu wollen. Auch die kleinste Gabe wird willkommen seyn und ich werde oicht ermangeln, Alles auf diesen» Wege an mich Gelangende unverweilt seiner Bestimmung zuzuführen «nid M der „Laibacher Zeitung" sssenclich auszuweisen. Laibach am 5. Juni 18^8. Graf Ho hen wart, am Congreßplahe Nr. 37 im i. Stock. Aufruf an aNe Freunde des Vaterlandes, au die edeln Bewohner Krams. Ueber die beispiellose Ordnungsliebe, die musterhafte Achtung fremden Eigenthums und die unbestechliche Uucigennüßigkeit der Arbeiter Wiens in den imigsten Tagen herrscht nur eine Stimme, die des Uügecheilten Lobes. Wem sind nicht einzelne rührende Zlige dieser Volksclasse bekannt'i! — Als nothwendige Folge der gegenwärtigen Zeit-verhalcnisse stocken Handel und Gewerbe in Wien, und ber Stillstand vieler Fabriken hat eine große Anzahl dieser Arbeiter e>weiblos gemachr. Wie»') edle Bewohn "er unterstützen mit eigener Ailfopfei'ung die braven 'Arbeiter; doch werden ihre so vielfältig in Anspruch benommenen Kräfte nimmer ausreichen? Was dann? H«otl) kennt kein Gebot! die Macht des Hungers, das ^leud würde zwar Ucbergrissc entschuldigen, aber nicht abwehren können. Wien hat in den März- und Maitagen für uus Nekämpfc; Wiens Bewohner haben an diesen Tagen ^r Gefahr für uus Vieles ausgestanden; sie haben lln- >»,s Gut und Blut preisgegeben,— und was haben '">r gethan? Wir haben ihnen zugejubelt Und ihre (kr-'"»genschaften freudig angenommen. Sollten wir uns ">cht wenigstens daran betheiligen, die Ruhe zu erhal. ^'», um den Geuuß der Früchte der Freiheit zu si-^'n,, und unsere Sympathien dadurch an den Tag legen, daß auch wir unser Schärflein zur Erhaltung bieser Braven beitragen? Wenn auch die Gabe noch so geling, so ist sie "er Beweis theil,iehmeuder Gesmmmqen und wird gc-'v'i; auch freundlich augeuommen wei'deu. Ueberzcngt, ""ß diese,' Alif-.'uf in den edlen Herzen der Vater-'anosfreuiide Ai,kla»g finden wird, suit» in den Haud-"'»gen der Herren Ios. Schreyer, Gebrüder Hai-'"«>>», Piei we is; und I. Bernd acher Listen "öffnet worden, allwo jeder noch so geringe Betrag 'Nit Dank angenommen werden wird. 2 Die Namen der edle» Geber wird die >>La!bacher HMung" bekannt gebe». Ant. Fröhlich. Tyrol. Der „Bote von Tyrol" v. 25. Mai schreibt ans Innsbruck vom 2 t. Mai: Am verflossenen Montag war auf der hiesigen Burgwache cine von dm Kälterer-Schützen in Mal<> eilicr Insurgentenschaar abgenommene dreifarbige Fahne ausqrftcllt, Sie trug die Inschrift V V l),« I'.lliiii u r'io. Die auf dieser Wache commandittc Nationalgarde forderte aus Scherz von Bekannten, die zur Besichtigung dcrsel» den auf die Wachstube gekommen waren, Geld zu einem Truut'e. Wider Erwarten kam auf diese Weise der namyafte Betrag von 55 fi. 24 kr. zusammen, welcher sofort dem Innsbrucker Armensonde zur Disposition gestellt wurde. Trien t,dcn 2Z.Mai. So eben lief hier dicNact> richt eines gestern bei Storo zwischen den feindlichen, regulären Tnippcn und unserm dort aufgestellten Corps, das bekanntlich aus Feldjägern, Kaiscrjägern, Schwarzcnberg. Infanterie und den Schlitzen von Willen, Icnbach (und vielleicht auch der Innsbruk« lcr ersten Compagnie und den Wiener Studenten) besieht, vorgefallenen bedeutenden Gefechtes ein. Das Resultat war die Besetzung von Cassaro von Seite unserer Truppen, die Erstürmung des feindlich besetzten (Zastells Lodrone, und die Zurückdrängung des Feindes bis gegen liooc» wohnliche Kost ist ein elend geröstetes Gemisch aus Wasser und Kleien, welches nicht in, Entferntesten Brot genannt zu werden verdient." „Die schleunigste Hilfe ist hier das dringendste Ge-bot, wenn nicht das Unglück die traurigsten Folgen im Geleite haben soll; denn nichts ist gefährliche-.- und ge» eigneter, die Moralität zu untergraben uud der Demoralisation Bahn zu brechen, als die Nichtbefricdigung der physischen Bedürfnisse. In der Umgegend von Lands- klon sind bereits ii, d«r leljten Zeit hällsige Fellorö' bllinste entstanden, nnd meisieittheils haben sie solche Bcmel'iMlmdstlict-'e betroffen, dereil Bcsl!)<'r Tags zu-vor bercelnde Indiviouen mit Rohheit zurmsgewirsen hatte». Die Zahl dieser Bettler mehrt sich Oliffallend, '-Ilnd „lit ihr wächst die gegründete Besorgnis,, daß die Sicherheit des Besiyes täglich mehr in Frage gestellt wird. Jeder Besitzende erl'Iiclt mit Schrecken die hungernden Schaaren, deren Verzweiflung ihm in jedem Augenblick das traurigste Loos bereiten kann, da er au? s;er Srande ist, ihren Forderungen und Bitten dauernd zu genügen." »Freunde der Menschheit! besonders aber Ihr, denen die Vcrtheilung wohlthätiger Sammlungen zusteht, werfet einen Blick auf diese nur allzu wahre Schilderung der großen Noth im böhmisch mährischen (Gebiete! Viele Tausend hungernde, unbetleidete, arbeitslose Gc, birgsbewohner sicheil Euch nm Hilfe an! Rettet, helft, sie verdienen Euer Mitleid, und ihr wärmster Dank wird Ellren Spenden folgen!'> Die »Desterreichischc deutsche Zeitung" vom 30. Mai meldet Folgendes aus Prag vom 26. Mai: Unscr großes Vcrbrüderungssest ist vorüber — die ganze Stadt nahm Theil daran und zog nach unscrm schi> nen Baumgcntcn, wo in der buntesten Mischung - ilcute aus allen Ständen durcheinander wogten. An langen Tafeln unter Zcltcn, die mit zahllosen weißrothen Fahnen geschmückt waren, saßen an 500 Per« sonen, Deutsche und Czechcn gemischt, und tranken in langen Zügen allen Haß und Groll der frühern Tage herunter; deutsche und czcchische Toaste (Graf Leo Thun war Toastmeister) wechselten untereinander ab; — Deutsche sprachen czcchisch, Czechcn deutsch — 4 Musikbanden schmetterten und paukten dazwischen — die auf der Tcichwicsc lagernden Mas. sen jubelten, und von der Höhe des Schlosses don. nerten Hunderte von Pöllerschüsscn in das babylom» sche Gewirre hinein. Militärs aller Waffengattungen, in den Armen von Nationalgarden und Studenten, erschienen auf der Rednerbühne — der Jubel erreicht seinen höchsten Gipfel — man umarmt, küßt sich — trinkt ewige Brüderschaft — keine Deutschen, keine Ezechen — nur Böhmen. Alles ist vergessen, Alles vergeben. Abends schaart sich Alles um die Fahnen, die Musikban» den treten voran und der endlose Zug bewegt sich ju? bclnd nach der Stadt. Die Compagnie „Concordia". d^Z deutsche Schwestcrcorps der viclgrnannten^Swornost« ") auf der Hauptwache tritt ins Gewehr, schwenkt ihre Fahne und rührt die Trommel. Die Züge halten an — man pflanzt eine riesige Nationalfahne auf dem Platze auf — dringt in das Innere der Wachstube —neues Herzen und Küssen. —Die »Eoncordia« führt das czcchischc Commando ein. Spät in der Nacht wird cs still — man schläft Begeisterung und Rausch aus — und morgen? — Großbritannien und Irland. Die »Allgemeine österreichische Zeitung« vom 30. Mai enthält Folgendes: Großbritannien scheint bestimmt, noch ein Mal Europa's Wellendamm zu seyn. Die Wogen des Aufruhrs schäumen hoch em. por an dem festgefugten Werke und rollen zurück. „So weit sollst du gehen und nicht weiter! Unsere Stellung ist die stolzeste in der ganzen Welt!« In dieser und ähnlicher Welse rühmen sich die Engländer, seitdem es den Chartisten nicht gelungen ist, am 10. April die Ordnung auch nur aus den Straßen zu stören, geschweige denn die ganze Ord, nung des Staates umzustoßen. Doch erinnerte uns jene Lobpreisung der englischen Verfassung an den er.-sten Lcuchtthurm von Eddystonc. Die Wellen schäum, ten machtlos empor an diesem bewundernswürdigen Werke; aber die Grundlage, aus der cs mitten im Meere stand, war nicht breit genug: nach einer stürmischen Nacht war der Lcuchtthurm verschwunden. ') Die«Wwornoll- wird nun in h Compagnien nach den tz Vtält-vierteln getheilt und bleibt unter den, Cominanbo des Freiherr» Vilani. Anm. der Red. Auch der Grund, auf welchem die englische Verfassung ruht, ist mchcycr geworden. Bis vor Kur-zcm dursten sich die Eiigländrr das freieste Volt Europa's ncnnrn. Wenn die brittischen.Seeleute sangen: „Herrsche, Britannia, herrsche übcr die Wogen; Brit- ' tcn sollen nimmer Sclaven seyn!« so dachten sie bci den Sclaven zunächst an die übrigen Völker Europa's. Das ist nicht etwa eine hineingelegte Dm-tling. Wcr mit den englischen Rednern und Dichtern der beiden letzten Jahrhunderte vertraut ist, der wciß, wie geläufig ihnen die Vorstellung ist, die übrigcn, unter beschränkte Fürstcnmacht gerathenen Völker als Sclaven zu bezcichncn. Jetzt hat das Verhältniß sich geändert. Die früheren Sllavcn sind grö'ßtentheils freier, als die Engländer geworden. In Frankreich und Deutschland ist scit dem 21. Februar das ganze Volk mündig gesprochen, und jeder Bürger übt die bürgerlichen Rechte aus. In England dagegen sind fünf Sechstel der Bevölkerung vom Bürgerrechte ausgeschlossen , und es hat dcs Vorganges anderer Völker nicht bedurft, um sie diese Ausschließung aufs bitterste empfinden zu lassen. Sie begehren seit lange, „innerhalb der Schranken der Verfassung zugelassen zu werden,« und haben eine Menge Vrreine gestiftet, um ihre Forderung durchzusetzen. Die wichtigste un» ter diesen Genossenschaften ist die der Chartisten. Spanien. Die Nachrichten aus Madrid vomlI. März lauten traurig; man verhaftet, man füsilirt. die Stadt ist im Bclagerungs. Zustandes und die Polizei ist in die Hotels der Gesandten von Belgien und Dänemark eingedrungen, um Haussuchungen (nach Salamanca) zu halten. Beide Gesandte haben protestirt und übcr diese Verletzung dcs Völkerrechts an ihre Regierungen berichtet. Rußland. Aus einem Privatbriefe aus Polen theilt die „D. A. Z." Folgendes mit: »Bei uns wird die lwsc. rung von Pscrden und Rindern für die Armee immer bedeutender, während dasü'r anstatt bar, nur mit Bons bezahlt wird. Außcrdcm sindrt bei uns eine bedeutende Rckrutcnauöhcbung Statt, indcm Polen allcin ^O.lW^ Mann stellen soll. Von dieser Aushebung sind nicht einmal Beamte befreit, ausgenommen die, deren Ge-' halt 3000 polnische Gulden beträgt: ferner werden selbst die einzigen Söhne, Vcrheirathcte und Vormünder, die sonst von Conscription frei waren, ebenfalls auögchoben." Warschau, ,2. Mai. Aus der in dem »War- schauer Courier" enthaltenen Anzeige, daß 4 polnische Magnaten nach Petersburg gercis't seyen, uM eine Wiederherstellung Polens zu bewirken, hat man viel-leicht zu voreilig auf die Geneigtheit Nußlands zur Frcigebung Polens grschlofsen. Wenigstens erkcm't man an den srhr ausführlich mitgetheilten VerichtcN des obigen Blattcs übcr die Posener Verhältnisse ein entschiedenes Wohlgefallen an den Niederlagen dtt Insurgenten; dir heutige Nummer schließt sogar eine" solchen Bericht mit dcn Worten: »Sieh da die vel' diente Strase für die Erhebung des Ausstandes.« Warschau, ,4. Mai. (Mißglückte Auffordc-rung zum Aufstand.) Ein Einwohner der Stadt Wal' schau, früher Lcbrcr am Gymnasium zu Szczebres' ! zyn, Joseph Zochowski, welcher bci Gelegenheit eines Gottesdienstes in der St. IohaNnis-Cathrdrale vol einer zahlreichen Versammlung das Volk laut utid in kühnen Ausdrücken zur Empörung aufforderte, ^ hier vcrhastct und vor das Kriegsgericht gestellt wo» den- Zochowski bekannte, daß die Armuth, in der "' sich befände, ihm die Hoffnung gegeben, ein Aufstand könnte seine Zustände verbessern. Das auf die Todes strafe lautende Urtheil wurde vom Fürsten Statthab tcr bestätigt, indessen mit Rücksicht aus das dcmselbc" zustehende Begnadigungsrecht und auf das ossc'^ Bekenntniß dcs Deliqucntcn in Verlust der Standes' rechte und schwere Fcstungsarbciten aus 10 Iah^ umgewandelt. Verleger: Ign. Gdl. v. Kleinmayr. —Verantwortlicher Redacteur: Leopold Kordesl