^.lltzen will VerMÜgen. ------^— ZZ —-------- Freyrag den 27. August 162/;. D«« verwünschte Prinz. Mährchtli pon Fr. Laun '). Ez war einmahl «in Plinz, kein Mensch wußte wo. K^in Mensch wuhte auch wie er aussah, ^a nicht einmahl, wie er hieß. Das aber ging so zu: Das Land stand unter dem Protecrorale der Feen. Dergleichen hatte viel. leichc sein Gutes, wenn die Fee eine gute war; manche davon soll jedoch eine gar böse Sieben gewesen seyn. Man scgte sich baS häusig ins Ohr. Denn herausplatzen damit buche Niemand, der nicht eine Nase und zwey Ohren zu viel hatte. Alle hundertIahre kam «il,t.neue Ps0iectonn, und zwischen ihrem Antritt und vem Abzüge der alten gab es einen Tag, wo das Volt, sich selbst Übertassen, reden mochte, was eö nur wollte. Der letzten Fee/ Capncciosa mit Nahmen, soll von diesem Einen Tage das linke Ohr zweyhundert Jahre nachgeklungen haben. Unier Hoffnung und Furcht haltte so eben Jedermann auf den Einzug der neuen Fee. Alle Fenster la, gen und all, Baum, hingen voll Neugieriger an d,r Straße, vom Feenthore an, bis zum Schlosse des Kö. nigs, und unten auf oem Pflaster wimmelte auch Alles von Menschen. Der König stand mit sämmtlichen Groß.-tvurdelittögern auf dem Balkon, und wollte vor Ungeduld vergehen. Ein ausgesendeter Courier „ach dem «ndern brachte immer die nähmliche trostlose Nachricht 'j Aus dem Morgenblatt. zurück, daß die Erwartete noch nügends zu hören und zu !ehell ßey. Auf ein Mahl erscholl jetzt «in allgemeines Ach ,' als ein Punct, derAnfangs nicht größer gewesen, als ein« kleine Kanoileukugel, über dem Schlosse hoch in der Luft schwebte, und wie er immer tiefer herabsank, auch an Größe immer gewaltiger zunahm, bis zuletzt am Hauptportale, unter Trompeten- und Paukenschall, «in stattliches Luftschiff herab sich senkt«, aus welchem di» Fee Graziosa mit ihrem ganzen Gefolge stieg. Am meisten waren vielleicht diejenigen zu bella« gen, welche mit schweren Kosten Fenster in Hausern an der Straße gemiethet, oder beym Herunterfallen von den Bäumen Aime und Beine gebrochen hatten. Mit diesem ersten Querstriche durch eine allge» meine Rechnung ermunterte Graziosa die Hoffnung auf bessere Zeilen nicht sonderlich. Sie sah mdesscn so wun« derschö'n aus, und hatte sogar liebliche Blicke und Ma« nieren, daß im Schlosse kein Mensch den bald darauf folgenden zweyten Streich ihr zugetraut hatte. Vor ungefähr vier Wochen nähmlich war die Königinn von einem Prinzen entbunden »morden. Da es nun derGe« brauch mit sich brachte, baß die jedesmahlige Fee bi« Kinder des Königshauses aus der Taufe zu heben psiegt», und man der Fee Capriccios« wenig Gutes zutraute, so war die Taufhandlung bis zu Graziosa's Einzug« verschoben worden. Kaum aber wollte am Taufstem« die Wehmutter das Prinzlein der Fee auf die Arm« legen, a!S der Täufling sammt dem von Gold u«b Edelsteinen starrenden Vettchen verschwu,:ben war/ und damit ein allgemeinesLamentnen zum Ailsbruche kam; — i33 — denn das Kind war weg und blieb weg. Die Fee aber zuckte die Achseln auf die Frage, wa« das bedeuten sollce. Jedermann konnte sich's freylich an den fünf Fingern abzahlen, daß kein Mensch als' sie wußce, wie es zugegangen, und wo das Kind hingekommen war. Es spitzte sich auch schon jeder Mund und jede Feder, k 'um der Störerinn des schönen Festes tüchtig die Wahrheit zu sagen. Gleichwohl kam es zu nichts, weil ein Jeder zu viel Vorliede für seine Nase und seine Ohren hatte. Zli den tiefbetrübten Ältern aber sprach dle Fee: „Herr König und Frau Königinn, was ihr auch sehet, oder vielmeh'r nicht sehet, so lasset euch darum kein graues Haar wachsen. EuerPrinzlein soll hoffentlich ein so guter Christ werden, als wenn er's in diesem prächtigen Taufbecken geworden wäre. Da ihr mich übrigens zu seiner Pathe erkoren, so nehmet die Geschenke in Empfang, welche ich ihm mitbringe. Ob er je wiederkehren werde, weiß ich zwar nicht. Für den Fall aber, daß es gesche« hen sollle, bitte ich, ihm das Erbrecht aus diesen Thron vorzubehalten. Und das wenigstens zwanzig Jahre lang. So viel ihr auch Prinzen noch erzielen möchtet, so darf doch erst nach Ablauf dieser Zeit einer davon als Kronprinz anerkannt werden. Und du, Frau Königinn, Mmm dieses güldene Neiflein mit dem Vergißmeinnicht ans meiner Hand, und stecke es an den kleinen Finger deiner Linken, wohin es gehört. Wenn je Einer käm«, sich fn.r deinen Erstgebornen auszugeben, so versuche mit diesem Neisiein, ob er solches auch fty. Nur dann ist er's, wenn dieser Ring an seinen Goldfinger paffen sollte. Und paßt er nicht, so lasset den Betrüger gera« dezu in's Nacrenhaus sperren. Damit werdet ihr mein« Wünsche erfüllen, und ihm, und euerm verlorntn Prinzen, und euch selber das gebührende Recht verschaffen." M Wahrend sie dieses sprach, hatten ein Paar Groß« ^Würdenträger ihre Geschenke für den verloren gegan« genen Kronprinzen auseinandergelegt, und der Glanz derselben nahm, mit Ausnahme deS tiefbetrübten Königspaares/ Aller Augen dergestalt ein, daß kein Mensch bemerkte, wie sich die Fee mit ihrem ganzen Gefolge inzwischen entfernt hatt«. Man gewahrte es erst, als plötzlich Trompeten und Pauken hoch aus der Luft her-unterschollen. DaS Luftschiff stieg eiligst höher und hö- her, erschien dann nur noch wi? ein schwarzer Punct, und verschwand endlich ganz aus dem Gesichte der Menschen. 2. Seubem war Graziosa nicht zu hören noch z«: sehen. DaL Schloß, vom prächtigsten, schneeweiß?« Merinos, das ihre Vorgängerinnen zu bewohnen psteg« ten, blieb verschlossen und leer. Schon war zwischen den Stufen daS Unkraut mächtig hervorgeschossen, weil Niemand sich daran vergreifen dürfte. Denn alle Ar-, beiten in seinem Innern , wie an seinem Äußern, wollten einzig von Dienstleuten der Fee bestatten seyn. Auch brachte jede Protectonnn ihr ganzes Hofgesinde mit, und nahm solches beym Wieberverlassen deö Königreich», bis auf den kleinsten Küchenjungen, mit sich forr. Da j?tzr k^ine Fee mehr da war, so athmete An< fangs das Volk wieder recht ordentlich auf und meinte/ wenn das doch immer so bleiben sollte. Als es «,un ein« Zeitlang wirtlich so geblieben war/so hieß es: „Es war doch aber auch rccht hübsch vormahls durch da» Hoflager der Feen. Immer gab es etwas zu,sehen M>t> zu hören. Der Verdienst war zehnmahl so groß, als heut zu Tage. Geben durften wir auch nicht mehr/ als jetzt, weil die Feen ganz graiis herrschten. Die Appellation vom Könige an die Fee war überdieß ein gar herrliches Recht. Zwar half sie gemeiniglich nichts, weil die Feen selbst, in der Negel, von ernsten Geschäften wenig halten. Dann und wann wurde freylich auch Der und Jener, dessen Gesicht oder Kleidung od«r Betragen der Fee uicht anstand, in ein Thier oder irgend ein« andere, etwas unbequem« Gestalt verwand delt. Dafür aber lam wieder Mancher zu Ehren Uttd Glück, er wußte nicht wie." Und wie sie sonst geseufzt hatten: „Ach, wett" wir doch unfern guten König allein hatten, und von dem Feenspuk gar nichts wüßten!" so seufzten si< nunmehr: „Ach, käme doch die gute alte Zeit des ZM' zenden Reichs unserer Feen recht bald wieder I" Das Alles aber rührte eigentlich nur davon her, daß das dortige Volk zum Theil auS einer Menge sehr verm'wf' tiger Leute bestand, die nur niemahls recht wußten, waK sie wollten. - >?9 - 3. Der König war ein Mann von Rechtlichkeit, Cm, stcht, Kenntniß und Fleiß; die Königinn konnte eben. falls für das Musier der Frauen gelien. Beyde würden sich wohl befunden haben, wie das Volk durch sie, , wenn der Verlorne Prinz nicht gewesen wäre. Denn die Prmzenquclle schien mit diesem einen versiegt zu seyn. Nur Prinzessinnen kamen nocl/nach, lauter Prinzes« sinnen, während der scchZzehü Jahre, welche seit jenem Unglücklichen Taufrage ve'rffosse'n waren. „Unt> wie — sprach eines Tages die Königinn, den Gegenstand eben nur ihrem Gemahle abhandelnd — wiesoll nur, nun so lange Zeit verstrichen ist, die-ser Ring dem Goldfinger eines sechzehnjährigen Jünglings anpassen? Ach, es schein! leider allzu gewlß, da'ß die Fee unä zum Besten gehabt hak!« Haum vierzehn Tage später erschien indeß wirklich ein kleines Zwerglein, dessen Nasenspitze abt'r just nach den Wolken hinaufging, vor dem Konigspaare. Das sagte, es sey der Verlorne Prinz. „Ja — seufzie da die Königinn zu ihrem Gemahle hinüber — so läßc sich-die Sache freylich erklären!" Das kleine Ding harie nähmlich allerdings einen Goldfinger, so daß ihm der Pmfungsring wohl zu passen schien. Aber vorder ungememen Häßlichkeit des Zwerges konnte sie gar nicht zu der Freude konnnen, daß sie ihren Sohn endlich wieder erlangt hatte, daher flüsterte sie zum König noch hinüber: „Ist es auch wohl glaublich, mein Herr und Gemahl, daß solch eine Mißgeburt Bein s«y von unserm Beine, und Fleisch von unserm Fleische? Meint Ihr nicht vielmehr auch, daß die Fee unser Kind vertauscht haben müsse?" Achselzuckend flüstert« der König zurück: „Was uns auch für Bedenken beygehen mochcen, so werden wi« uns immer zu bequemen haben, den Nothstand des Reiches durch Anerkennung dieses unförmlichen Geschöpfes, wo möglich, zu heben." «Ach — sagte die Königinn, indem sie schon das Neiflein mit dem Vergißmeinnicht von dem kleinen Finger ihrer Linken gezogen hatte — das Augenmaß allein ergibt es, daß der Ning ihm wie angemessen seyn Muß. Drum eben verlaßt mich der Much,^ihm solchen anzu-probiven. Ihr habt mehr Gewftlt über Euer Herz, als ich über das meinige; thut es daher, bitt' ich, an meiner Slelle!" Als nun der König ihr die Bitte erfüllt, da ergab sich wohl, daß die Bangigkeit seiner Gemahlinn ganz grundlos gewesen; denn der Ring war sogar für das erste Glied am Goldfinger des Zwergleins zu klein. Wahrend mm der Körnig sich besann, 'ob er behubt seyn sollte, 5aß die Hoffnung auf einen rechtmäßigen Thronfolger schon wieder verzchwand, oder ob er sich freuen könne, daß diese Vogelscheuche fein Sohn nicht war, sagte er zu dem Betrüger: „Schelm, die Strafe für solch eiuen Frevel sey dir zwar erlassen, doch begib dich, das befehle ich dir, auf der Slelle . . . ." „Ins Narrenhaus!" rief da schnell eine jugendliche, klangreiche Scimme im Zimmer. Erschrocken blickce der König nach dem Tische, woher die Stimme erscholl, dann sah er die Königinn an, die ebenfalls nach dem Tisch ihr Auge richtete, wie alle im Zimmer anwesende Hosteute, und der Zwerg auch, welcher am ganzen Leibe zitterte» Der Kö-nig halte allerdings nur sagen wollen: „Begib dich auf der Stelle aus meinem Lande!" Bey dem Ausrufe vom Tische her aber, welcher so querfeld« «in kam, gedachte er des Willens der Fee wieder, und sprach daher: „Ins Narreichaus, ja wohl! Und damit du den Weg dahin nicht verfehlst, so soll der Profos dein Begleiter seyn." Sodann befahl der König, daß alls Hofleute sich aus deni Zimmerentfernen möchten. Als nun Niemand mehr da war, außer ihm und der Königinn , so näherten sich Beyde dem Tische, woher die Stimnie kam, und der König sprach: „Liebtheuerste Frau Gemahlinn ich könnte, ich weiß nicht warum, sogleich meine Krone verwetten, das; jene sinnvollen Töne von unserm geliebten Herrn Sohne, dem Kronprinzen, herrührten," „Ja — sagte die Königinn — deß bin auch ich gewiß." Darauf vereinten sie ihre Bitten, daß derWerth« geschätzte hervortreten, und sich zu erkennen gebei! möchte. ' Da seufzte es ganz in der Nähe bey ihnen recht tief, und der König, der schon ein Paar Mahl die Hand a,llög?str.eck.r hatte luich dem prcichu'gcn Teppich, welcher vom Tische herab bis zum Boden hing, aber — »4o — durch ein schauerliche« Grieseln unter del Haut immer wieder zuruckgehalcen wurde, faßte sich nach diesem schweren Seufzer mit einem M^hle ein Herz und hob den Teppich auf. Doch, leider, war kein Prinz und überhaupt gar nichts darunter. Nun suchte man im Tischkasten nach, aber auch darin war kein Prinz. „Ach — sprach die Königinn — unstreitig hat die grausame Graziofa unser liebes Söhnlein in diesen Tisch verwünscht." Ein Geufzer, den hier abermahls her Tisch von sich gab, bestärkte sie un^ihren Gemahl in der Vor-anssttzung, und nun bathen sie >o flehentlich/ daß ihr Sokn ihnen «öffnen mochte, auf welche Weise ihm Hülfe oder Linderung in seinem Unglücke zu reichen fcy. Doch All<üj umsonst; keine Antwort, als höchstens noch dann und wann ein Seufzer. Übrigens erging «in strenges Verboth an den ganzen Hof, sich dem Tische zu nahen, oder wohl gar etwas darauf zu fetzen. Leider aber wurde oie kleme Beruhigung, ihr ge» liebteS Kind bey sich, wenn schon in so betrübtem Zu. stand«, ;u wissen, den armen Altern, wie ei schien, sehr bald wieder «ntzogen. Wenigstens gad der Tisch, seitdem die Sonne untergegangen war, durchaus kein Lebenszeichen weiter von sich. (Die Fortsetzung folgt). Die Chinesen. Ein gutunterrichteter Reifender meldet Folgendes über diese merkwürdig? Nation: „Wohlbeleibcheil gilt in China für ein/Zeichen des Reichthums, sogar «m Geiste, und es ,ist daher nicht zu verwundern, 'oaß ihre Mahler die Chinesen kurz und dick abbilden. Übrigens sind sie nichl so dickköpfig und klein, wie ihre Bilder sie uns darstellen. Ihr Wuchs ist der gewöhn» liche, eher groß als klein; es gibt wohlgebaute und auch sehr sta^e Männer mtter ihnen, besonders unter den Lastträger!,. Der Hollander van Bram, Gefährt« des ehrenwerthen Reisenden de Guignes, erhielt, we-«en seiner ausgezeichneten Corpulenz, von den Man-harmm immer außerordentliche Lobsprüche über Reich- thum und Geistesgaben, welche sie nut,'ener korpn'li» chen Eigenschaft verbunden glaubten. Ihce Kleidung tragt auch dazu bey, sie dick zu machen. So wird ihl« Gestalt breii und viereckig. Die Weiber sind schlanker, aber nicht groß, und haben gespaltene Augen, kurz« Nasen , einen kleinen Mund und rothe Lippen. Da siä) fast Alle schon vom siebenten Jahr an schminken, bekommen sie eine abscheuliche Haut, und es kann nichcs Zurückscheuchenderes alt, eine alte Chmeserinn gedacht werden. Betrachtet man einen Chinesen im Proftl, so sieht man seine beydenAugen zugleich, so flach amKo-pfe und hervorstehend sind sie. Die Stirn ist offen, die Nase tlem, der Mund von mittlerer Größe, die Ohren aber smd außerordentlich breit, und ihrer bedienen sie sich zu mancherley Gebrauch : der Gelehrte hängt die Schnur feiner Brille da,über, und der Lastträger verwahrt seine Zigarre dahinter. Ihre Gesichtsfarbe '^ braun, bey deu Vornehmern hellrr. Schwarz, sial' uuo dick sind ihre Haare ; sie haben aber, besonders >>l den miltöglichen Provinzen, wenig Van; auch lasse" sie ihn eist im dreyßigsten Jahre wachse». Seltsam ist es, daß die vornehmen Chinesen sich die NoZel an de» Fingern der linken Hand wachsen lassen, zum Unce^ schiede von den Handwerkern , denen ihre Geschäfte die» sen Schmuck nicht verstatte!,. De Guignes erzahlt »oN «mcm Mandarin, dcm Polizeymeister zu Canton, daß desscn Nägel beynahe sechs Zoll maßen, und vo» einew Arzte, der drey Nagel vo» ze?n Zoll lind den uierleN von zwölfZoll Länge hatte. Er war uor Bnrübniß außek sich, daß ihm der Nagel am fünften Finger abgebro» chen sey. Diese Nägel, welche er in bambusrohrne« Büchsen tragen mußte, verursachten ihm teine gering« Beschwerde, hatten ihm aber sehr großen Nuferwolben, und als er einst, wegen eineS Streites, verklagt >vor-den war, hatte der Richter sogleich, rücksichtlich dies^ kostbaren Nägelzierd«, für ihn mit oem Ausspruch e»l' schieoen: „Ein Mann, der mir so vieler Geduld b«' gabt ist, kann unmöglich ein Zänker seyn." Nbngei's läßt üch denken, was das für ein Arzt seyn müsse/ der sich so sehr gegen das, wa^ eben dem Arzte am me^ sten ehrwürdig seyn muß, gegen die Natur, vergehl' Gedruckt bey Ignaz AlouS Edl«n von Hll«inniayr.