Laibacher W o ch e n b l a t t z n m N utzen und Vergnügen. Nl-0. 21. Freytag den 24. May »316. Ncligions - DuldUllg. ^n einer ansehnlichen paritätischen Gemeinde des Kantons St. Gallen trüg sich folgende Thatsache zu : Der reformine Pfarrer hatte auf den 19. März, Morgens zwischen 7 und 8 Uhr, zwey Hochzeitpaare zu trauen bestimmt, ohne daran zu denken, daß an diesem Tage von den Katholiken das Fest des heiligen Josephs geftyert würde. . Erst am Abend zuvor erfuhr er, daß die Katholiken vom Morgen früh an bis um 10 Uhr Abwartung ihrer gottesdiensi-uchen Uebungen die Kirche im Besitz haben würden. Sogleich berieth er sich mit dem katholischen Pfarrer der Gemeinde, wie die Sache einzurichten sey, und ob er nicht für ein Viertelstündchen die Kirche erhallen könne, da die einmahl angesetzte Hochzeitsfeyerlichkeit doch kaum rückgängig gemacht werden konnte. Der katholische Pfarrer that den Vorschlag: da er mit dem Beystände eines Kapuziners die Beicht abwarte, wobey es ganz still zugche, und die übrigen Anwesenden unterdessen an ihren Platzen der stillen Andacht obliegen , so könne der reformirte Pfarrer, wenn es ihm so gefällig sey, in dieser Zeit zugleich die Einsegnung der Hochzeitpaare vornehmen; er hoffe, daß dadurch kein Theil an seiner Andacht gestört würde. Dieser Vorschlag ward mit Freuden angenommen. Am Morgen des heil. Iosephfestes zog der reformirte Geistliche mit seinen zwey Brautpaaren still indie Kirche, nimmt seinen Platz im Chor, mitten unter den versammelten katholischen Mitchr>sten, verrichtete mit lauter Stimme Gcbet und Einsegnung der Verlobten, und verlaßt dann mit ihnen, gerührt über das Schöne und Erbauliche dieser Scene, den gemeinschaftlichen Tempel. — Was ist Religionsdnldung, wenn dieß nicht? Und wer verdient hier nnhr Lob, die beyden Pfarrer, die so im gleichen Geiste handeln als wahre Diener der Religion der Liebe, oder die brüderlich neben einander ihren verschiedenen Uebungen der Andacht obliegenden Gemeinds-glieder? Morgeltlandische Rechtfertigung. Ein ägyptischer Sultan , dessen Namen die Geschichte, ohne Zwötsel aus Achtung für seine Familie, verichweiger, hatte sich ia den Kopfgesezt, den Frngeijt zu spielen. Er glaubte nicht an dio bewunoe-rungswürdige Reise Mahomeds, welche in einem der feierlichsten Kapitel des Korans vorgetragen wird. Jedermann weiß (in der Türkei) uno glaubt nach dlssem Kapitel, der Prophet sei eines Morgens durch den Engel Gabriel aus seinem Bette entführet worden; er habe mit diesem die sieben Himmel, das Paradies und d:e Hölle durchwandert, und nnc Gott Neunzig Tausend Unterredungen gehabt. Alles dieses , sagt der Koran , geschah in einer so kurzen Zeit, daß Mahomed in sein Bette zurück gebracht, solches nock wa m fand, und das Wasser aus einer Gies-kcnme, die er unversehens umgestoßen hatte, noch nicht völlig ausgeronnen war. Der Sultan, welcher sich durch keine Vorurtheile nre machen ließ, scherzte über diese Geschichte, wie über em erdichtetes Mahrchen Als er nun eines Tages mit einem muselmännischen Arzte, welcher die Gabe, Wunder zu w rken , besaß, sich hierüber unterhielt, versprach ihm dieser heilige Mann, daß er ihn von seinem Unglauben heilen wolle, wenn er fich entschließen würde ,das zu thun , was er von ihm verlangen werde. Der Sultan liahm ihn beim Wort, und stzte sich, auf dessen Geheiß, neben eine große Kufe, die bis an den Nand mir Wasser gefallet war. Sein ganzer Hof war versammelt, und bildete einen Kreis um die Kufe Hierauf forderte der Mann Gottes, der Monarch solle sein Haupt in das Wasser eintauchen, und solches augenblicklich wieder zurück ziehen. Der Sultan gehorchte; aber kaum batte er ' seinen Kopf m und in einem leeren Beutel habe. Verschiedene Spieler qin-gc» daher zu ihm, und gaben sich alle Muhe, l)n aufandere Gedaaken zu brin-g n. Sls erbaten sich, so hoch oder so n>cder zu spiel.n, als er wolle, abcr lange vergebens. „Nun wohl, me ne H rren ! ve.sezte er endlich, weilSiedurch-aus mir nur spielen wollen, und zwar das, was ich will, so nehme ich eine Partie an. Blos ein Spiel zieht mich noch an; es ist ganz lcicht und Sie können es sogleich lehnen. / Der Spieler gab seitnm Bedienten Befehl, ?;„ Faß von einem halben Eimer herauf;» holen, das lecr im Höft stehe, und ließ es mit- ten in die Stube stellsn. ,,Meine Herren! redete er die Spieler an, in dieses Faß wollen wir einer nach dem andern einen Louisd'or werfen, bis es gehäuft voll ist. Derjenige, deffen Louisd'or N'chtmshr darauf liegen bleibt, sondern herunter fallt, hat alles gewonnen, was im Fasse ist. Die Spieler stuzten gewaltig über dieß Spiel. Keiner hatte eine so volle Kasse, daß er sich davaufeinlassen konnte, und sie bestürmten von nun an den vorgeblichen Prinzen nicht weiter mit Einladungen zum Spiele. Jede Wohlthat findet ihren Lohlt. ( Fortsetzung.) Der Mann erschien, sagend: Mein Nahme ist Paschmakdsch Muhammed , Sohn des Haßan Der Kalise fragte: Was hast du sur ein Kennzeichen? und jener antwortete: Auf jedem Brode ist mein Nahme geschrieben gewesen. Aallfe. Daraus erhellt, daß du die Brode in's Wasser geworfen- Aber seit wie lange wirfst d« die Brode in's Wasser. Muhammed. Seit einem Jahre. Kalife. Was hast du dabei für Absichten gehabt? Muhammed' Ich habe einmahl Jemand n sagen hören: Thue Gutes, wirf das Brod in's Wasser, eines Tages wird es dir ver? gölten werden. Um dieß zu erproben , habe ich es gethan , zu mir selber sprechend : Ich wM doch sehcn , was mir widerfahren wird vom Guten, so ich dem Wasser erwieftn. Kalife. O frommer Mann ! von jene« Waffer wird dir viel Gutes zur Wledec-vergeltung widerfahren. Auf der Stelle schenkte ihm der Z Kalife fiinf Dorfer vor dem Thors von Bagdad zum Eigenthum. Der Mann empfing darüber das Diplom, begab sich auf die Dörfer und ließ sich daselbst nieder, i So ward er wegen seines Guten von der Dürftigkeit befreyt und ward reich Noch ^etzt gibt ss Nachkommen von ihm zu Bag- ' "dad. Zeiten raub. Vom Professor I. A.Supvantschttsch , inCilli' Wie roUen so eilig die flüchtigen Jahre '. Sie schwinden gleich Stunden im wirblcn? den Tanz ! Wie kurz ist der Weg von der Wiege zur Bahre'. Wie welket so plötzlich der duftende Kranz! Die eherne Sense der Zeit, sie zertrümmert Was eitel und träumend die Menschen erbaut, Die Thronen der He'rscker, von Siegen umschimmert, Und Hütten, von Thränen der Armuth bcthaut! Es schwanden, wie Blüthen im schäumenden ^ Bache , Die herrschen Völker d«r Vorwelt dahin! Die Liebe, sie stirbt, es verschwindet die Rache, Wie luftige Nebel sich heben und fiiehn! Der Freude bacchantische Jubel verhallen , Dem Schwelger entsinket der Ncktarpokal! Die Tbränen der zaqcnden Waise anch fallen Nicht ewig aus's fühllose, steinerne Mahl! Und Alles, was lebte, ist spurlos versunken? Die duftenden Kranze sind alle verblüht ? DurchZlimmt denn das modernde Leben kein Funken, Der ewig erwärmet, und nimmer verglüht? — Nein'. Alles nicht sinkt, gleich den: herbstlichen Laube ! 'S ist etwas, das jegliche Probe besteht; Nicht wird es dem Sturme der Zeiten zum Naube , Hehr säusclt's, vom Odem dcr Gottheit gcwcht ! Es treibet die Früchte in jeglicher Zone , ° lind nimmcr vcrhaucht der ambrosische Duft ! Die Seele verklärt's, wie den Morgen die Sonne, Und folgt Dir in's grauende Jenseits der Gruft! Und, was es gcsäct im Alter und fugend, Ist nimmer vergänglich und ewig gcsä't? Drum I'ubcl dem göttlichen Kleinod dcr Tugend , Ihr^rcis ist's, der nimmer und nimmer vergeht! Charade. Es stellt mein erstes Sylbenpaar Ein Ncincs Bild der Schöpfung dar , Ein Bild dcr höchsten Wonne: Und wenn's ein Dämon auch bedroht, So leuchtet ihm nach Angst und Noth Viel schöner noch die Sonne. Doch ist es leider! ewig wahr, ' Daß dicscs kleine Sylbenpaar , Nur selten so zu finden : ' Die Meisten treten ja hinein ? s Nur nach den: äußcrn matten Schein, - Wie in den Sumpf die Blinden. ^ Die dritte — sollt' sie bey dem Bein, ' VeM Netz, beym Freund, beym Schiffe l seyn 5 — Wird niemahls uns erfreuen: ^ Auch iu dcr Arithmetik ist, - Wie Ihr aus der Erfabruug wißt, Nicht selten sie zu scheuen. Das Ganze strafte man vor Zeit, " Ach! denkt Euch nur di»' Gransamkeit? Wahrhaftig mit dem Tode: ^ Und jetzt — innwnfur tt^inporg, IVIut^'ttm' inm-f^, beißt ei ja, — ' Ist es beynahe Mode.