MM ,43z ^H ss,r Anltst, Literatur, Theater n. geselliges Lebel,. Nedigirt von Leopold Kordesch. 22, AH.NNVH.V<2, »M 5O. Montag am AK. November A^H ^ No,, dieser Zeilschrift erscheine,, wi'chciillich zwei Ni,„!»!er,i, jedes Nol ei,i halber B»e,en. Der Preis des Blattes is! ii, ^aibach «anzjülir,» ö, "^ >!»Iblal)rig 5 sl, Durch die t. f. Poü unter <2<,uvert »,,l r«rio,,'e,er Zi,se„d,in» »aüisnbric! u, daldiahria 4 sl, C,M., >,„d >l>,,d l>»Ibjadr,c, u°r»>,!>' bejahlt. ^llle k. k. Pusiämter »eiüne» Prcii,>,!»erai,o» an. Ii , üa,l>»ch pranunieriri man be,m Nerlellrr am Nacin, Nr. >yu, n» crsle» Stocke. Das Schloß Wagensberg in Krall».' VoII Cl! rI P r e!!!! c r. (Beschluß.) Seit Valvasors Abgang.: von Wagensberg (i«»2) haben sich im Besitze Wagensbergs und Lichtenbergs fol­gende Veränderungen ergeben: I m Jahre i<>»5 erscheint im Besitze derselben ein Herr Gandin von Lilienstein. Dieser kaufte dem Abte Anton der Cisterz Sittich im nämlichen Jahre den bis dahin von den Dominikaläckern von Wagensberg und Lichtenberg dem jeweiligen Pfarrer von St. Martin gebührenden Zehend um 200 fi. ab. Diese Ablösungssumme wurde bei der löblichen Landschaft in Krain erlegt, und der jetzige Herr Pfarrer von St. Martin bei Littay genießt noch die Interessen davon. Dieser Kauf wurde von dem besagten Abce zu Sittich erst im Jahre 1713 ratificirt. Es muß hier beigefügt werden, daß die Cisterz Sittich über die Pfarre St. Martin, und über viele Pfarren im Vaterlande, wie in der benachbarten Steier­mark Patronatsrechte ausübte und diese Pfarren mit ih­ren Ordensleuten besetzte, wie solches noch gegenwärtig bei den Klöstern in Oesterreich der Fall ist; das Patronat über diese Pfarren steht der k. k. Religionsfondsherrschaft Sit­tich noch zu. — I m Jahre 1737 kommen die Herren von Höffern zu Saalfeldt als Besitzer dieser Güter vor, welche sie auch durch 41 Jahre als Eigenthum besaßen. Im Jahre 17 78 war ein Herr Franz Anton v. Garza­rolli Besitzer derselben; im Jahre 1780 Michael Sku-be. Im Jahre 1732 erkaufte sie Herr Ioh. Stephan Wagathey im Lizitationswege um de.« Meistboth von 12.000 fl. und übergab sie im Jahre 1818 seinem Sohne, dem gegenwärtigen Besitzer, Herrn Ignaz Wagathey, ohne Inventar um einen Betrag von 13.000 st. Nebst der Agrikultur und Viehzucht wird der Weinbau hier an stei­len Gebirgsabhängen über vorläufige Wald- und Gestripp­ausreutungen betrieben, dessen Produkte aber der höheren Lage wegen nur ein mittelmäßiges Getränke geben, so daß er noch vieles zu wünschen übrig läßt. Mi t Ein­schluß des nicht unbedeutenden Weingebirges preLlc-r, in welchem auch Wagensberg Weinzehend besitzt, dürfte sich das Weinerzeugniß im Durchschnitte mittlerer Jahre auf 3500 Land-Eimer belaufen. Die Viehzucht aber begünstigen die vielen dies- und jenseicZ der Save vorkommenden Vieh­märkte, besonders die in der nämlichen Pfarre im Markte Littay jährlich abgehaltenen nicht unbeträchtlichen fünf Vieh' jahrmärkte; ferner die Märkte zu St . Veit bei Sittich, zu Sittich, Weirelberg, Waatsch (jenseits des Stroms) :c. Zur Zucht werden entweder aus der benachbarten Steiermark oder aus dem sogenannten Dürrenkrain Ochsen zu Markte gebracht, von den Insassen gekauft, über den Winter gemästet und sodann den Metzgern verkauft. Je­doch war die Viehzucht in den frühern Jahren hier viel bedeutender, als gegenwärtig. Auch der Flachs verschafft einen nichi^ unbeträchtlichen Nahrungszwcig. Jährlich er­scheinen mehrere Käufer aus der Gegend von Kostet an der Kulpa und führen eine bedeutende Quantität mit sich fort, so wie selbst in den Wintermärkten der Hauptstadt der Flachs dieser Gegend einen starken Absah findet. Der Martini-Markc (ii. November) zu St. Martin bei Littay und der Jahrmarkt zu Waatsch,jenseits des Savestromes, sind Flachshauptmärkte der Umgegend. Der Landmann hier herum ist nicht so luxuriös gekleidet, wie die Insas­sen der benachbarten, an der Comerzialstraße liegenden Pfarren Sittich, St. Veit bei Sittich oder Weirelberg. Auch das weibliche Geschlecht hüllt sich nicht in gekaufte moderne Fadriksstoffe, Seidenzeuge :c. wie in den genannten Pfarren. Zum Theile gibt hier noch immer die heimische Schafherde und großen Theils der vaterländische Webe­stuhl mit seinen roch- und blaugcstrcifcen Kanafassen aus heimischen Garn die Urstoffe der weiblichen Kleidung. Schlüß­lich glauben wir noch beifügen zu müssen, daß in dieser Gegend eine auffallende Neigung zur Zank- und sohini­ger Prozeßsucht bemerkbar sey, und daß Excessen von Bau­ernburschen der verschiedenen Dörfer, besonders an Feier­tagen, sehr häufig vorkommen, die mit Körperverletzungen endigen. Somit glauben wir den Lesern über das durch sei­ 2HI nen einstigen Besitzer interessant und merkwürdig gewor­schwindet gegen die Menge der Apostaten. Auch hier hat denen Wagensberg Alles mitgetheilt zu haben, was auf dieser Abgeschmack der Zeitgeisterei eingerissen, man achtet dasselbe und auf Valvaso r selbst einigen Bezug haben ja Humor höher als Poesie — warum soll ich die Sprache dürfte. der Gefühle Gefühllosen aufdringen?"" — Gin Ausflug in die Provinz. (Frestolild nach der Natur). Von E. Arnold Kinou. (Beschluß.) Ich sprach unterdessen über Neuigkeiten und Putz der Residenz mit Frau Pfefferzahn, und obwohl ich es ihr schon aus dem Gesichte lesen konnte, so überzeugte ich mich besonders aus ihren Reden, daß sie gern ihren Zahn an Anderen wetzte und viel Bißigkeit und Bitterkeit in ihre Worte mengte. Trotz dem, daß sie die Anstalten der Frau vom Hause vor ihr lobte, zog auch sie wacker über dieselbe ^s — sie war in ihrem Wesen etwas nobler und wollte von diesem Standpunkte das Gemeine tadeln. Sie schien mir ein Kritiker, der die Werke eines hochgestellten Man­nes beurtheilen soll, und über die Würde des Mannes bei der Beurtheilung die Dichtung selbst vergißt, doch sich nicht enthalten kann, seinen Freunden zutrauungsvoll das wahre, aber harttadelnde Urtheil mitzutheilen; ich verhielt mich hier wie ein Zeitungsleser, der manchen Artikel blos aus Curiosität liest. Während ich den kritisirenden Unsinn anhören mußte, schwebte zephyrleicht ein süßes Männchen auf uns zu, des­sen rechter Fuß etwas kürzer war, als der linke, was ihn zu einem hüpfenden Gange vcranlaßce. „Herr Phantasus , unser Stadtdichter," sprach Frau Pfefferzahn , »er ist eigentlich Liqueurfabrikant aber er widmet sich rastlos der göttlichen Poesie." „»Er muß ohne Zweifel sehr geistreich seyn"" fügte ich ohne Arg bei. „O ja ungemein« meinte die Dame, „es ist in seinen Schriften bei der Vernachläßigung der strengen Form jene liebenswürdige Leichtigkeit, die gefühlvolle Sentimentalität, die man so vortrefflich bei Heine findet. Einige unserer studierten Bewohner wollen ihn Jambus schimpfen, weil ihm die Natur das richßige Ebenmaaß der Füsse versagt hatte." Herr Phantasus , dessen Geist vielleicht recht phan­ tastisch seyn mochte, verrieth in seinem Exterieur jene un­ verzeihliche Nachlässigkeit, durch welche manche Menschen große Männer nachahmen wollen; er war zu uns getreten und küßte lächelnd der Gnädigen die Hand. „Nun mein Bester" redete ihn diese an „wollen Sie uns nicht etwas von den Kindern Ihrer Laune mittheilen und etwas zur Unterhaltung beitragen?" „„Ach!"" seufzte der Gefragte so laut, daß sich viele Gesichter nach uns wandten, „„was gilt Dichtung in un­ serer entarteten Zeit; sie ist vertrieben, irrt von Land zu Land, und wird höchst selten, wie sie soll, aufgenommen, außer von einigen mitleidigen Seelen. Man achtet sie nicht mehr, der gebildete Theil der Menschen läßt sie ganz kalt vorübergehen, und wenn ja noch Einige ihre Reize erken­ nen und achten, so ist ihre Zahl zu unbedeutend und ver­ Ich bewunderte die Wahrheit und die furchtbare Resig­nation des Dichters, denn man pflegt in der Regel, beson­ders Gedichte, sehr gerne der Welt aufzutischen, und ich hätte sehr gerne in seine Ieremiade mit eingestimmt, wenn nicht ein wiederholtes Pst! Pst! unsern Conversationsstoff abgeschnitten hätte. Vor die Tribüne wurde ein Clauier, das schon man­ che Lehrperiode überlebt zu haben schien, getragen; ein lie­ benswürdiges Zierpüppchen mit einer Notenrolle trat vor das Auditorium, ein alter hagerer, finsterer Mann, dem die Schulfuchserei aus den Augen guckte, in einem ältli­ chen Costum, nahm in ihrer Nähe mit einer ihm gereichten Violine Posto, und ein zuckersüßes Muttersöhnchen von 22 Jahren (es hieß erster Pianist) nahm Platz am Cla­ vier. Wir waren alle voll Aufmerksamkeit; da fingen die Töne sich zu Akkorden zu verschmelzen — der Anfang war gut, so weit mein an vollendetere Töne gewöhntes Ohr beistimmte; der Gesang des Mädchens im stillen ^»<nte nahm sich ziemlich melodisch aus, der Schulregent schien gegen die Gewohnheit unserer Zeit so das l>>-m« zu lieben, daß man sehr wohl aufmerken mußte, um etwas von den Tönen zu vernehmen; der Pianist führte sein Accompagne. ment noch ziemlich gut; aber mir kam das verhängnisivolle ^lle^» vor, wie eine Schicksalsnorne, die das ganze Glück und die Zufriedenheit der Menschen zerstört. Das Unglück kam eigentlich so: Die Einzige (so nannte man die Sängerin) blickte durch Zufall auf das junge Volk, und ein baumstarker Mann applaudirte ihr im Stillen—ich schloß ziemlich rich­ tig, daß er ihr Anbeter sey. I n der Liebe soll jede Thor­ heit und Lüge als Wahrheit gelten; cheils ist unser Ur­ lheil befangen, theils sind wir zu leichtgläubig. Die Schöne, durch jenes Zeichen des Beifalls aufgemuntert, nahm die ganze Kraft ihrer Stimme in Anspruch, um bei der Durch­ führung einiger schwierigen Passagen durch eine Menge Rouladen und Triller die Mitwirkenden zu verdunkeln. Sie fingen also mit Force die Tonreihe an; allein der bos­ hafte Pianist schien es zu bemerken und glaubte, daß seine Töne zu sehr in den Hintergrund treten würden; er nahm nun die Mutation des Force und hieb mit aller Stärke eines geübten Musikers in das Instrument, daß erschüt­ tert einige Saiten unwillkührlich sprangen, der Schwall von Tönen alle andern versiegen machte, und uns somit ein barbarisches, ohrzerreißendes Getöse zu Theil wurde. Der Violinspieler erschöpfte sich umsonst in häufigem Winken, sein Gesicht nahm einen schmerzhaften Ausdruck an, denn nur er blieb ungehort, da er sich bei seinen Stellungen » la p!>3!»niul nicht entschließen konnte, von dem Schmelze seiner Töne abzuweichen. Umsonst stampfte er mit kräfti­ gem Fuße den Takt und wollte wenigstens diesen regul,­ ren, aber die zwei jungen Leute hörten und sahen nichts; 223 das Fräulein hatte sich zuletzt eine große Heiserkeit ange­schrieen, der Pianist ließ nach und nach mit Kraft den Rest seiner Töne auf dem maltraitirten Instrumente hervortre­ten, nach und nach verstummten beide, nur der Violine klagende Akkorde hallten dem Ton-Chaos nach. „Bravo, bravissimo" tönte es durch das Gemach von allen Seiten, und die Männerwelt machte pflichtschuldigst aus Delikatesse, die Vollkommenheit der Sängerin anerken­nend, durch ein starkes Händeklatschen unsinnigen Lärm. Ich machte in meinem Kopf und Herzen Randglossen und dachte: 1'out COM!»«: o!>e?, uuu». Nun wurden »vir ein­geladen, uns in ein anstossendes Zimmer zu begeben. Hier war eine Art Theater angebracht und ein großer, neidi­scher Vorhang von grüner Leinwand verhüllte die Dinge, welche wir sehr gespannt erwarteten. Auf ein Mal erhob sich hinter demselben ein Rauschen und Vispern, Rum­peln und Ordnen, so daß unsere Neugierde keine geringe Probe zu bestehen hatte, besonders da ein Lichtfunken durch den durchsichtigen Vorhang uns einen Vorgeschmack der Herrlichkeiten gab; alles drängte sich näher, die Blicke waren auf die Leinwand firirt, Erwartung spiegelte sich in alle Mienen, Alles war still, als der Vorhang plötzlich aufflog und ein mehrfaches „Ah!" der Gesellschaft entfuhr. Ich sprach zwar kein „Ah" aber ansehen mußte ich mir doch das Tableau, denn ein solches war uns geboten. Es war die Scene aus „Wilhelm Tell", wo der Schweizer auf Geßlers Befehl den Apfel vom Haupte seines Kindes schies­sen soll«. Geßler hob gebietend seinen Finger und schnitt Grimassen, daß man etwas unsanft aus der Illusion ge­rissen wurde. Tell sollte seinen ganzen Seelenkampf zei­gen, wir prositirten aber nichts dabei, weil die Armbrust sein ganzes Gesicht bedeckte; der Knabe hatte ein Kabi­necsstück von einem Apfel auf dem Kopfe und rings um ihn waren die Nebenpersonen recht sinnig gruppirt. Aber nie schläft das Unglück. Carl , der gute Sprößling, sprang in die Coulissen und trieb dort seinen Unfug — bald zeigte er Eselsohren, bald verzog er das Gesicht und Teil, der übrigens kein starker Geist, jedoch Mensch ge­nug war, fing an zu lächeln und zu nießen, und aus war's mit seinem ganzen Ernst; Geßler vergaß über die schreck­lichen Gesichter alle Bosheit, sing an zu lachen — so ging diese Manie die ganze Reihe durch bis an den Knaben, und Alles, selbst das Auditorium, lachte nach und nach aus vollem Halse. Durch Zufall oder um die Wirkung zu erhöhen, hatte man eine große Menge bengalischen Feuers angezündet, was zwar einen schonen Llchtglanz, aber auch einen Ungeheuern Qualm und Rauch verbreitete. Bei dieser Erstickungsperiode kamen die Spießbürger in große Noch. „Weg mir dem Teufelszeug, man kann ja ersticken" gebot der Eine, „macht Fenster und Thüren auf" befahl der Zweite, „ach, o weh, pfni" waren die Erklamationen der Frauen; so schrie und tobte Alles durch­einander, bis der Vorhang fiel, der unselige Beleuchtung^­apparac enifernt, und Thüren und Fenster geöffnet wurden, damit die Luft freien Durchgang bekomme. Wer sich je in einem Landstädtchen aufgehalten, kann sich einen Begriff von der ungeheuer« Zungenfertigkeit machen, die nun dar­gethan wurde — das Feld der nachbarlichen Bcurchcilung war sehr ausgebreitet. Ich schien mir in diesem Gewühle doch sehr allein und flüchtete mich in eine Zimmerecke, wo ich die guten Menschen mit ihrer Meinung sehr bedauerte. Die Poesie, jene schönste Blume des Lebens, gab es hier; Humor, jene durch Witze und Wortspiele schöngefärbte Tulpe, die nur vorübergehenden Reiz hat und nur durch ihren Farbenwechsel gefällt —und noch dazu abgeschriebe­nen Humor; doch wie verschwindet dieses Beispiel gegen die große Menge in der Literatur. Was soll ich erst von Musik und Plastik sagen? Eine weit ausgesprochene Iere­miade brummte ich vor mich hin, als Nosenfeld lachend über mein tolles Wesen mich bei der Hand nahm und wei­ter fortzog. „Um des Himmels Willen, wo soll ich denn jetzt hin?" fragte ich höchst gelangweilt—„„Diesmal zu keinem Fastnachtsstückchen, sondern zur Tafel"" sprach Rosen­feld. „Adieu!" rief ich ihm zu; empfahl mich dem Haus­herrn, den ich noch in Eile erhaschte und fort ging es in mein Gasthaus. Auf meiner weitern Reise, die ich den andern Morgen fortsetzte, dachte ich an die erlebten Avanturen und meinte: ich raisonirender Brummer tauge nicht für solch' eine Gesellschaft. Der Aphorismist. (Scenc aus dem Leben.) Iinberbiz juvenlg 8»ud«t etc. Unrntil lit. »ll I?l5nne». (Zimmer. —Literat?l. sitzt an seinem Pulte und schreibt; da sinrzt V . mit einer brennenden Zigarre im Munde zur Thiir herein und wirft sich fast alhemlos in einen Armstuhl.) Nun der hat's! ha ha! der hat's tüchtig, aber es ge­ schieht ihmRecht; er möge sich kratzen.—(reibt sich vergnügt die Hände.) A. Was soll das? Wovon sprichst du? B. (blast ungeheuere Rauchwolfen «°n sich.) Wovon! wovon! wie kannst du 1,0 nur fragen? — Wovon die ganze Stadt voll ist — er ist geschlagen, sag'ich dir, total—auf's Haupt! Welch' ein Triumph! — A. Daraus werde ein Anderer klug. B. Nun, Scharfsinn, Freund, war wohl nie deine Sache. — Hast du etwa nicht meine famosen Aphorismen im letzten Blatte gelesen? A. Ah so! B. Nicht wahr, er 'hat genug; du weißt, wen ich meine — aber schenken könnt' ich ihm's nicht — beinahe ein Jahr trug ich es schon mit mir herum, endlich ist's heraus. (detlamirend.) «Und das Vlei flog aus dem Robr »Und ein Schrei schlug an mein vhr< — O ich sage dir, Freund, mein Triumph könnte nicht größer seyn. Geh' in die Kaffehhäuser; man recht sich um das Blatt; „das ist witzig, das ist fein und treffend" hörst du überall rufen; ja, Freund, es ist etwas Herrliches um die Aphorismen; das sind köstliche Bonbons, die man in Bitterbillen verwandelt, und der Patient muß sie n„. 1LU« vuleu« nehmen und verdauen. — A. Hast du noch derlei Pillen im Vorrath? B. Eine Menge, eine Menge! Sieh, ich bin fest entschlossen, nie etwas anderes, als Aphorismen und Be­merkungen zu schreiben. Wo könnte oder dürfte man sonst so glatt von der Leber weg unter der Firma der Allgemein­heit seine Meinung sagen, als eben in Bemerkungen, diesen Raketten und Brillancfeucrbällen der feinen Sacy­re und des Verstandes? — Freund, denke dir, was du 334 willst, ich gründe „och einst ein Blatt für bloße Aphoris­wen. — (p'loM) aufspringend) Halt! welch' ein neuer, herrli­cher Geoante! lebe wohl, mein Lieber! ich eile, ihn auf das Papier zu fesseln! (will fort.) A. Nun adieu! doch appropos, was seh' ich? — in welcher Bataille hast denn du die Schramme über dein Kinn erhalten? ha, ha! — B. (zwischen der Thure.) Ei frage mich nicht! ich ärgere mich ohnehin über meine Ungeschicklichkeit. Als ich gestern, Neckereien zu entgehen, mich hinsetze, um mir meinen er­sten Bart selbst abzunehmen, was geschieht? Kaum setze ich das Messer an, da zuckt einer meiner genialsten Gedanken so blitzschnell durch die rege Seele, daß sich das Zucken den Gesichtsmuskeln mittheilt und—ripps— die Schram­me, wie du sie siehst, war fertig. Doch adieu, adieu! so eben fallt mir wieder etwas ein — ein andermal (er läuft fort.) A. (ihm lächelnd nachsehend.) Der schreibt Aphorismen, und hat sich so eben zun» ersten Male rasirt. — 0 tomunill, u mores!—Cato, Socrates, Plato, Seneca, und wie ihr ehrwürdigen Alten alle heißen möget, was saget ihr dazu? O bleibt doch ruhig in euern Gräbern ; wir schrei­ben das Jahr 1839! — Lcop. Kord esch. Neune des Mannigfaltigen. Nach einem Berichte des Adlers verfertigt gegen­wärtig der Uhrmacher Pasquale Anderwal l in Triest ei­ne Pendeluhr nach einer ganz neuen, von ihm crsonnenen Methode, welche hauptsächlich darin besteht, daß er den Mechanismus der Uhr mit einer Maschine in Verbindung setzt, welche den gewöhnlichen Platinazündmaschinen ähn­lich ist. Das in derselben erzeugte Gas wirkc nun als be­wegende Kraft auf das Pendel und hebt es in die Höhe, »venu es bis zu einem gewissen Punkte gesunken ist. Auf diese Art soll eine solche Uhr immer im Gange erhalten werden, ohne abzulaufen. Nach den von ihm gemachten Versuchen wird diese neu erfundene Uhr 300 Monathe, ja sogar 70 Jahre gehen können, ohne daß man nöthig habe, sie aufzuziehen. Unlängst machte ein Kaufmann in London durch öf­fentliche Blätter bekannt, daß er einen Comptoirbediencen suche, der an eine eingezogene Lebensart gewöhnt sey. Nicht lange darauf erschien unter andern, die sich bei ihm gemeldet hatten, Einer, welcher ? Jahre im Gefängnisse zugebracht hatte. I n Grätz ist beschlossen worden, an die Stelle der seit der Überschwemmung hergestellten hölzernen Nothbrücke eine Kettenbrücke über die Mur zu erbauen, die neben der schon bestehenden Brücke dieser Art die Stadt gewiß bedeutend verschönern wird. Der beliebte Schriftsteller Johann Langer wird in Kürze bei Tendier und Schäfer eine neue Folge von Gedichten in 2 Bänden herausgeben. — Der ehrenvolle Beifall, den das Altargemälde des Sreirers Tunner „Christus am Kreuze" in Triest erhielt, ist bekannt; ein anderes Allarblatt für die neue Kirche in Triest, gemalt von einem Wienerkünstler, I o sep h Schön­mann, soll in Rem viel Aufsehen machen; es stellt den hei­ligen Joseph mit dem Christkinde, das segnend seine Rech­te erhebt, in der Gloria dar; Engelgruppen umschweben den Heiligen mit dem göttlichen Kinde. — Solche Aner­kennungen deutscher Kunstleistungcn ehren nicht nur den Künstler, sondern mit ihm seine Nation um so mehr, da sie aus dem Munde eines Volkes kommen, welches mit dem Lobe in solchen Fällen gegen Auswärtige nicht sehr freigebig ist. Korrespondenz. Grätz den 2». Oktober lnzy. (Beschluß.) Ja unser Theater! — da läßt sich wieder recht viel Angenehmes sa­gen, das heißt, —was das Ohr betrifft, denn unser Hr. Krause ist ein Meistersinger, wie ihn vielleicht wenige Bühnen besitzen; sein martiger, wohlklingender Naß ergreift und erschüttert, sein Spiel wie seine Schule sind jeder Hofbühne würdig, und sein Auftreten ist die cnntülin 5,ne ciu» nun geworden, die die meisten Theaterfreunde in Thaliens Tempel zieht. Die größte Uuszcichnnng für diesen Sänger ist die Einladung zn den, am 7. und 8. November abzuhaltenden großen Oratorium in der Residenz, in welchem Hr. Krause den Vaßport des Paulus singen wird, —Dlle. Rcl­tich aus Prag, unsere Primadonna, ist eine recht angenehme Erscheinung mit einer ziemlich kräftigen, glockenreinen Niimmc; — diese Sängerin ge­winnt täglich noch mehr in der Liebe des Publikums, denn sie schreitet all­mählich zur dramatischen Künstlerin vorwärts. An Nile. Eder wäre nichts auszusetzen, als daß ihre Stimme zu schwach ist, um durch das Orchester hindurch auf der Bühne mächiig hervorzulrcten, uud daß nur ihr noch mehr Feuer und L.ben wünschten; sie singt sonst rein und angenehm, und schließt sich sehr der italienischen Schule an. Dlle, Blu m au er zeigt sich gewöh,,­lich in drilte» Parthicn, und es war daher bis jetzt nicht möglich, ein um­fassenderes Urtheil über ihren Gesang zu fällen. — Hr. Kreip l ist unser erster Teuor; über ihn siud die Meinungen so ziemlich gelhcilt; er reißt be­sonders in seriösen Opern nicht selten zu,» rauschendstcn Neifalle hin; bleibt aber auch nicht seilen hinter manchen! Wunsche zurück; jedenfalls aber ist er in dieser tenorarmen ?cil für die hiesige Direktion eine tüchtige Aequiss­tion. — Uebcr Hrn. Henkel dürften die Bewohner Laibachs selbst »m be­sten urtheilen tonnen; besser ist er nicht geworden, sein S,imme hat einige Lücken, aber sein Spiel ist trefflich. Hr. Mellinge r ist ein ausgebildeter Sänger und spricht in vielen Parlhicn sehr an; nur macht man es ihm mit Recht zum Vorwurfe, daß er seinen schöne,,, markigen Gesang durch ein ge­wisses Vollnchmcn des Mundes in Schatten stellt, dadurch auch in der Aus­sprache der Worte undeutlich wird, und im Spiele zu wenig Bewegung zeigt, denn er bleibt nicht selten durch eine ganze Nummer fest auf de,„sel­ben Flecke stehen. Als Richard in den Puritanern steht er Hrn. Krause (Sir Georg) würdig zur Seite. Die Hrn. Lei dl (zweiter,Büß) und V a rlh (dritter Tenor) haben viel Verdienstliches. Cl,öre und Orchester wirken un­ter der Leitung unscrs ancrklinnt braven jnngcu Kapellmeisters Hrn. Witt meist trefflich zusammen. — Mit dem Schauspiele konnten wir uns unter der Leitung des Hrn. Fun t noch nicht recht befreunden, obwohl es nicht zu verkennen ist, daß wir einige recht tüchiige Individuen besitzen, die, wenn wir eine erste tragische Liebhaberin und einen Helden und Liebhaber hätten, Viel Schönes zu Tage fördern würden; doch letzterem Uebelstande soll durch Dlle. Gcbhllrd uud Hrn. Conradi aus Lemberg abgeholfen werde», was sich in der Folge zeigen wird. Sie werden heute zusammen das erste Mal in »Griseldis« dcbütireu. — Unter den Ucbrigen nenne ich Dlle. No­va t und Wildaucr , welche beide allgemein geachtet und beliebt sind, und zwar crstere im naiven, letztere im Anstandsdamen-Fache, und unter den Herren zuerst Hrn. Chauer, der die Rollen gemüihlichcr Väter, auch komischer alter Herren zur vollkommcnsten Zufriedenheit darstellt, dann die Hrn. Rcmmark und Rinner, als zwei tüchtige und immer mit Neif»!! überschüttete Komiker; die Herren Köppl, Renner und Eigcnwahl thcilcn sich in das zweite Näterfach und in humoristische Charaktere, und crstercr hat uns bereits einige Leistungen vorgeführt, in denen er crccllirt. Hr. Gehrig scheint gcwiffcrmassen in der Lust zur Kunst abzunehmen. Hr. Naudisch ist ein Anfänger mit vielen Talenten für das ji,gcndl,che Liebhaber-Fach und trocken-komische Parthicn, Von Hrn. Koch hat sich das Pnblikn,» anfänglich vielleicht zu viel versprochen. Cr hat eine hübsche Thco­lergcstalt, und wenn er will, ein recht angenehmes Organ, nur ist er zu viel manicrirt, uud da er bis jetzt Alles in Allem war, ist er in Lösung vieler Aufgaben nicht glücklich gewesen. — Doch mein Bericht wird lang, und da ich mir Einiges auch für nächstens aufsparen will, so schließe ich für diesmal mein Referat. —f— Auftbsiillg des Logogl'nxhv INI Blatte Nr. 55. Ave, Gva. Laibach. Druck und Verlag von Joseph Vlasnik.