Mutzen mid Vergnügen. .—«—« iZ «^.------ Freytag den 9. April 1824. Merkwürdige Schule in London, wo 214 Kinder von achtzehn Monathen bis sieben Jahren duvch einen Lehrer und eine Lehrerinn erzogen werden. <^ie 3pitIeiieI68 Inlaut 8H00I, wie man sie hier zu nennen pfiegt, wurde im Jahre 1820 von Herrn Samuel Wildersvin errichtet, und ist unstreitig eine Merkwürdige Erscheinung unter den Fortschritten, die wir in neuerer Zeit im Fache der Erziehung gemacht haben. In einem Land?/ wo Tausende von Menschen ihr Brot in Manufacturen und Fabriken verdienen müssen, wo Vater und Mutter den ganzen Tag über abwesend sind, und ihre Kmder dem Schicksale überlassen bleiben, sind dergleichen Schulen von ungemeiner Wichtigkeit. Manches Kind verkrüppelte, ober wurde aus Mangel an Pflege und Aufsicht verschlechtert, weil die Ältern aus Armuth nicht im Stande waren, es irgendwo mit geringen Kosten unterzubringen. Um diesem Mangel in unsern gesellschaftlichen Verhältnissen abzuhelfen, entwarf Herr Wilderspin den Plan, eine Schule zu errichten,'worin er Kinder von achtzehn Monachen bis zum siebenten Jahre annehmen wollte, deren Ältern sie nicht unter eigener Aufsicht behalt-n können. Bey der Aufnahme der Kinder in einem so ^, zarten Alter konnte der Unternehmer weniger Sorg-' fält aufUnterricht, als auf eine gehörige Entwickelung ihrer gemüthlichen Eigenschaften wenden, um sie durch Einprägung religiöser und moralischer Grundsätze zu brauchbaren und nützlichen Mitgliedern der Gesellschaft vorzubereiten. Dieß kann jedoch nur nach und nach ge-lchehen, je nachdem sich die Verstandeskräfte der Km< der zu entwickeln beginnen; und der Haiiptgegenstand, besonders bey zweyjahrigen Kindern, ist wohl der, sie Tage lang mit nützlichen und zugleich ihrem Gemüthe angenehmen Dingen zu beschäftigen, ohne auch nur ein einziges Mahl durch ihr Geschrey belästigt zu werden. Wie schwierig nun auch eine solche Aufgabe für alle mir diesem Gegenstände nicht vertraute Leser scheinen mag, so ist es doch erwiesen, daß man zwey- bis drephundert Kinder ohne das mindeste Geschrey den Tag über beysammenhalten kann, wovon das äkeste nicht über sechs Jahre ale ist. Der Grundsatz, sie nützlich und angenehm zu beschäftigen, ihr Gemüth rege zu erhalten und ihnen zu gefallen, ist des Herrn Wildevpin's einziger Hebel, und damit hat er unglaubliche Dinge erziveckt. Es war ihm nicht darum zu thun, ihr kindisches Betragen zu unterdrücken, sondern sie vom B5> sen abzuhalten, und ihr Verlangen auf nützliche Dinge zu lenken. Dieß ist ihm auch so weit gelungen, daß er jetzt 21H, Kinder beysammen hat; welche einzig und allein durch ihn und seine Frau, zum Erstaunen aller Zuschauer, in Ordnung gehalten werden. D^ nun eine so wichtige Unternehmung allen Menschenfreunden interessant seyn muß, so folgt hier kurz die Art uod Weise, wie die Kinder aufgenommen und behandelt werden. Zuvorderst sind die Ältern gehalten, ihre Kinder reinlich und zu gehöriger Zeit des Morgens nach der Schule zu schicken, und dem Lehrer davon Nachricht zu geben, wenn es aus irgend einer Ursache nicht ge» schehen kann. Lehrer und Lehrerinn haben sich dagegen die Pflicht auferlegt/ kein Kind im Zorn zu verweisen; l'eineS irgend eines Gegenstandes zu berauben, ohne — 58 — es ihm wieder zu geben; kein Versprechen unerfüllt zu lassen und keinen Fehler zu übersehen; sondern in allen Stücken den jungen Gemüthern ein nacha'hmungswür' diges Beyspiel vor Augen zu halten. Den Kindern selbst wird zuerst Liebe zur Ordnung eingeflößt, ohne si« deßwegen ihrer kindlichen Neigungen zu berauben, und ohne sie zu lange bey einem Gegenstände fest zu halren. Der Hauptzweck ist, die Kinder zu erfreuen und zu unterrichten; daher muß die Scene öfters ge» wechselt werden. Die Art und Weise, wie sie gelehrt w«rden, geschieht folgendermaßen: Die Kinde« w«r> ten in Reihen gestellt; die jüngsten von achtzehn Mo» nathen bis zu drey Jahren stehen in Front, und die größern hinten. DaS Alphabet steht auf Karten, jeder Buchstabe doppelt und abgesondert, und zwar so: ».^.. Dieß steht auf einer Seite, unb auf der andern: b. V. So wird die Karte auf einen Stock gesteckt und vor den Kindern in die Höhe gehalten, welch« alle ^. ausrufen. Ein?« darunter frägt sodann, wie vielBuchsta' ben es seyen, und die übrigen antworten: Zwey! Der Stock wird dann umgekehrt, und auf dieselbe Weise mit L. wie mit H. verfahren, und dieß wirb fo lange fortgesetzt, bis das ganze Alphabet durch ist. Zum Unterricht der Anfangsgründe der Arithmetik werden kleine Stückchen Holz gebraucht, und um ihnen Na» turgeschichte, Handwerker und Künste nebst dem Nn» tevschied in der Verfahrungsweise einzuprägen, wer« den kleine colorirte Zeichnungen angewandt, welche den Kindern zugleich Freude machen. Eden so wird mit den Lehren der heiligen Schrift verfahren, dis sich durch zweckmäßige Zeichnungen und mündlichen Un» «erricht den Kindern am besten mittheilen lassen. Obgleich Herr WilderSpin in seinem Unternehmen bisher glücklich gewesen ist, so ist er doch nicht der Erste, welcher die Idee einer solchen Kinderschule Ze» habt hat. Herr Omen hat zuerst den Vorschlag dazu gemacht, und nach ihm wurde sie durch Herrn Vroug. ham und seine Freunde in Westmlnster in Ausführung gebracht. Die Ausgaben für dreyhundert Kinder, den Sehalt deS Lehrers und der Lehrerinn Inbegriffen, nebst dem Lohn einer besondern Wärterinn, berechnet Herr Wilderspin auf i5o Pfund Sterling jährlich, und nnchin kostet jedes Kind nicht mehr als zehn Schillinge. Der angehende Dichterling. ' (Aus dem galizifchcn Abendblatt MnemofiM). Der Redacteur des gallischen Unterhalnmgsblat« tes besah eben mit Verdruß nnen Wust von Gedichten, Räthseln u.dgl. von Unberufenen eingesendet, warf sie bey Seite, und dacht? nach, wie und wodurch er üie gehaltvollen Beyträge bewahrter Männer vermehren könnt«, um 5en Lesern ssine Zeitschrift unterhaltender, nützlicher und angenehmer zu liefern, als es an die Thüre klopfte. „Herein!" rief der Verdrießlich» — und ein junger Mensch trat ein mit einem vielversprechenden Lächeln, ungefähr so, wie ein Client, der selnem Anwalde ein beträchtliches Geschenk bringt. — „Hab' ich die Chre, den Herrn RedaNeur von dem galizischtn Abendblatte „Mnemosyne" zu sprechen?" — Ich bin der Herausgeber des Unlerhaltungsblattes, erwiederte dieser bescheiden. — Darf ich fragen, welcher Veran-laffung ich bie EhrtIhres Besuches zu verdanken habe? — Erst^nS — entgegnete der Angekommene recht an« maßend — ihnen weine Zufriedenheit mit ihrem Blatte zu bezeugen. Es hat mir sehr oft Vergnügen gemacht. Z.B. unlängst der lustige Sylvesterabend, hat mich recht gut unterhalten, und die Thränen haben mir Thränen ausgepreßt; denn ich bin so weich deschaf» fen, daß, wenn ich was Rührerisches les«, mir gleich die Augen übergehen. Zweytens, mein Herr Redacteur! ich habe die Rhetorik und Poetik ganz durchstu» dirt; belieben sie hier meine Schulzeugnisse zu besehen: ich habe in beyden Classen nach jeder halbjährigen Prüfung ein« Eminenz weggehascht. Also kann mir Nie» mand meine Fähigkeiten absprechen, denn ich habe es gottlob hier Schwarz auf Weiß.--------Also bin ich zweytens gekommen Sie zu fragen: ob sie wohl ge' neigt wären, eine Arbeit aus meinem Kopfe und von meiner Feder m ihreZeitschrift aufzunehmen, mit dem Beding, daß sie meinen ganzen Nahmen darunter drucken lassen. — Es wird mich sehr freuen »—entgea/ n?te der Redacteur — wenn sie mich mit einigen guten Beyträgen in meiner Unternehmung unterstützen wer« den. — Doch möchte ich rathe«/ daß sie bey dem er» sien Versuche ihren werthen Nahmen wegließen, und ihn mit einer Chiffre, einer Zahl, oder bloß mit dem Anfangsbuchstaben ihres Nahmens bezeichnen wollten. Das laß ich fein bleiben — sagte der junge Mann — da t'önntt ja jeder Narr, der mit mir gleiche Anfangs, - 5q - buchiwbenhat, meine Arbeit sich zueignen. Nein.' das ist nichts. — Nun — erwiederte der Herausgeber —> ich wollte nur rathen; es hangt übrigens ganz von ihnen ab, ob sie ihre Arbeiten mit Beyfüglmg ihres Nahmens dem Drucke übergeben wollen. Haben sie etwas von ihren Arbeiten bey sich? — Ey ja wohl! — sagte der Dichterling — und zog mit gewichtiger Miene ein Pa^ pier hervor. Erschlug es auseinander, und mit einem sich selbst belohnenden Lächeln fügte er hinzu — es ist e-in Gedicht an den Frühling. — Sie haben glucklich gewählt— äußerte der Redacteur— dieser allbelebend?, kraftverbreitende Hauch der Schöpfung kann nicht genug »md nicht zu oft besungen werden. Ich bitte! «« Der Verfasser las: Der Frühling. Der Schnee ist nun zerronnen; Wlel Wasser ist gewonnen. Aufgeschwollen stießt der Vach; Ich stehe traurend am Ufer und seh ihm nach. Dieser Vers ist viel langer als die andern; man muß ihn also etwaS geschwinder als die andern lesen, so wie ich es jetzt gethan Habe, und man kommt mit dem Zeitmaß richtig aus. Sie können sich selbst überzeugen. — Sie erlauben also noch einmahl. Der Frühling. Der Schnee ist nun zerronnen; ^ Viel Wasser ist gewonnen. < Aufgeschwollen fließt der Vach; ' Ich stehe tranrcnd am Ufer und seh ihm nach. . Fließe hin i» die Eben', ^ Wo meine Wünsche leben, Schildere meine Triebe, Meine herzliche Liebe; ^ Ich beneide dich, o Fluß! ^ Du wirst sie gar bald sehen, l Mit ihrem niedlichen Fuß , Wird sie am Ufer stehen, s Sie! — die ich-------- s Erlauben sie, mein Herr! — unterbrach ihn der l Redacteur —sie wollten ja den Frühling besingen! — t Nun ? entgegnete jener -— wann schmilzt der Schnee? -—Wann haben wir viel Wasser? — Wann schwellen Bäche und Flüsse an? >--------versteht sich im Frühling. ^- Aber — ich will es ihnen nur aufrichtig gestehen, ich habe noch eine Absicht mit diesem Gedichte, und < deßwegen best-nid ich darauf, daß mein ganzer Nakme darunter gedruckt werde. In der letzten Vacanz;sit war ich bey meinen Ältern, und da habe ich zwey Meilen von uns iu R. mit einem Mädchen eine Bekanntschaft gemacht >— mit einem göttlichen Mädchen sag' ich ihnen. — Ich werde ihnen nächstens eine Schild berung dieser himmlischen Cordula zum Druck übergeben. Sie werden sich gewiß freuen, so ein Mädchen in ihr Unterhaltuugsblatt aufnehmen zu können, und ich bin gewiß, düf; alle Leser sie anstaunen und bewundern werden. — Mein Herr! >— sagte der Redacteur — sowie das Gedicht jetzt geformt ist, kann ich es keineswegs in mein Blatt einrücken. »-Jetzt ge' formt? — rief der Verfasser — wo denken sie hin? — Das ist nicht jetzt geformt; ich Habs vier Monathe daran gearbeitet. — Wenn sie die vielen Bächer Papier sehen sollten, die beym Umändern und Auebessern darauf gegangen sind, würden sie wahrhaftig nicht so sprechen. — So muß ich ihnen sagen: daß meine Zeit- . schuft nicht zum Postillion 6'ainour geeignet ist. Postillion? — fragte 5er Erstaunte — was meinen sie mit diesem? — Wie kommen sie jetzt dar< auf, von einem Postillion zu sprechen? So nmß ich ihnen.mit andern Woncn sagen- In meln Blatt werden keine Liebeserklärungen an Mädchen 'aufgenommen. — Keine Liebeserklärungen? — rief der junge Mensch etwas entrüstet. — Haben sie nicht unlängst einen Aufsatz drucken lassen, worin der Verfasser an vier Modchen seine Liebeserklärungen macht ? — Und von mir wollen sie nicht eine solche Erklärung annehmen? — Etwas errölhend, sagie der Redacteur Mit Bestimmtheit: Ich werde dieses Gedicht nicht aufnehmen. — Nicht? — schrie der Dichterling. — Nun, das soll ihnen theuer zu stehen kommen ! Auf allen Re« bouren, in allen Tanzübungen, in allen Gesellschaften, wo ich geladen werde, kurz überall will ich ihr Blatt so heruncer reißen, daß sie alle Abonnenten verlieren sollen. —Somir raffte er seine Papiere zusammen, und stürzte davon. — Der Redacteur sah ihm mitleidig nach, und ging dann in die Druckerey. Die des Volkes ist die (^laiei-Z, Markus eine ansteckende > und epidemische Krankheit, und unter allen Mitteln, > tie bisher zu oeren Heilung angewendet worden sind, i hat man die Opiate als die probatesten befunden. ! ! Die Gasbeleuchtung in London. , Ein neuerer Reisender meldet darüber Folgendes: l „Die größten Straßen der Stadt und viele Platze und < Pallaste derselben strahlen, wenn die Dunkelheit ein- < tritt, im Gaslicht. Die Nacht wird zum hellen Tag 1 umgeschassen. An und in den Hausern, wie es derBe- I sitzer wünscht, ist die erleuchtende Flamme angebracht, l ohn« irgend bebeckt zu seyn. Der Wind und Negen spie' l len mit ihr, und treiben sie oft l'm Kreise um ihren Centralplinct herum, ohne sie auslöschen zu tonnen. In den Zimmern wird überdie Flamme ein offenes Glas gesetzt, um das Flackern derselben zu verhüthen, wo es bey Geschäften störend seyn würbe, aber auf Trep' pen und in Vorsälen wird die Flamme nicht bedeckt. ES strömt von ihr nicht der mindeste üble Geruch aus. Im Mittelplmcte der Stadt befindet sich unter der Erde ein Behältniß von Kupfer, von der Größe einer mittlern Stube, werin das Gas bereitet, und dann in vier großen Röhren nach West, Ost, Süd und Nord hin geleitet wird. Von diesen Hauptröhren ge» hen Nebenzweige aus, so, daß hierdurch ein unterir» disches Netz entsteht, vermittelst dessen die Gasströmung nach jeder beliebigen Stelle hingelenkt werden kann. Es wird eine dünne Röhre z.B. in ein Haus geführt, und da, wo man sie hervortreten läßt, zeigt sich dann, je nachdem es dem Hausbesitzer gefallt, ein bronzener Leuchter, oder ein Kronleuchter/ oder eine andere geschmackvolle Zierath. Die Dille,- wodurch das Gas ausströmen soll, hat fünf bis sieben feine, wie mit einer Nahnadel gestochene Löcherchen, und an der Seite, etwas tiefer, ein Ventil. Man nimmt ein brennendes Stück Papier, halr es über eine halbe Elle über die Dille, dreht durch eine Schraube das Ventil auf, und sogleich schießt das Gas aus den kleinen Löchern empor bis zum Papier, und brennt dann von diesem bis zur Dille,hinunter. Darnach wird, wie man es eben will, durch das Drehen der Schraube die Flam-me gewöhnlich bis zu fünf Zoll Höhe gemäßigt. Von der Dämmerung an brennt auf solche Weise ein Gas« licht, und hört nicht auf, bis am Morgen das Ven, til wieder geschlossen wird. Da diese Erleuchtung von der damit patentisirten Gesellschaft wohlfeiler gegeben wird, als selbst das Ohllicht, so ist diese Erfindung eine der gemeinnützigsten zu nennen, und ein armer Schuhflicker flickt so wohlgenntth bey dem lieblichen Strahl der reinen Gasflamme die Schuhe, als eine prachtvolle Gesellschaft im Marmorsaale des Reichen bey dem GlÄnze von sechzehn gaslichtstrahlenden Krön» leuchtern ihre Diamanten im ätherischen Feuer funkeln läßt.« Gedruckt bey Ignaz Alyys Edlen von Kleinmayr.