für Vaterland, Kunst, Wiljenjchast nnd geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. «H/? S. Samstag dcn 27. Jänner________ F^^O. V^I'eser Zeilschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern. Dinstag und Sa"'st°<,. Der Pr.is des Blattes ist im Comptoir ganzjährig 3 si.. halb- jährig > st. 30 kr. Durch die Post ganziahlig 5 fi. , halbiahric, 2 fi. C. M. Uneigennützige Liebe. Nouelle uon C. Strtr«m. ^Drau von Bergy hieß vor fünfundzwanzig Jahren Nathalie Firion. Sie war die Tochter des Hevrn Firion, eines Lieferanten von fürstlichein Reichthume, der die Kunst, sein Geld annehmen zn lassen, im höchsten Grade verstand. Er wußte Frauen zu gewinen, ohne daß sie ahneten, von ihm gewonnen worden zn seyn. Richter, Generale :c. erhielten von ihm Millionen, die sie rechtmäßig verdient zu haben glaubten und die ihm dafür Dienste leisteten, welche sie für unentgeltliche hielten, da sie nicht geradezu bezahlt wurden. Man darf deßhalb nicht glauben, daß die Kunst der Bestechung cine leichte Sache sey. Man erkauft einen Bedienten, einen Polizeispion :c. für eine Summe, über welche man einig wird, und die man annimmt, sie mag ge-boten werden auf welche Weise sie will; aber es gehört eine endlose Kunst dazu, einen Deputirten, einen Schriftsteller, eine Dame von Welt durch Geld zu gewinnen; dieß erfordert Tact, Gewandtheit und besonders einen festen Willen. — Herr von Firion war, wie ich bereits erwähnt habe, der Mann in Frankreich, welcher es am besten verstand, seinen Willen mir Geld durchzusetzen, und er konnte vielleicht mit dem größten Rechte sagen, was man so hausig sagt, daß durch Geld Alles zu erhalten sey. Daraus war für ihn eine fast wunderbare Leichtigkeit entstanden, Alles, was man von ihm verlangte zn versprechen und zu geben. Was auch seine einzige Tochter Nathalie wünschte, er schlug ihr nichts ab. Auf alle Bitten derselben antwortete Herr Firion: »Ich werde es Dir kaufen," es mochte sich nun um einen Schmuck, ein Kleid, ein Gemälde, ein Haus oder selbst einen Gegenstand handeln, der einer andern Person angehörte. Die Hindernisse, die er bei der Erfüllung seiner Versprechungen fand, zu überwinden, war sein höchstes Vergnügen, und er that dann nichts lieber, als zu erzählen, wie er dieselben besiegt, wie viel Gewandtheit und List er aufgewendet habe, um das zn erhalten, was man von ihm verlangte. Als sein Meisterstück nannte man, daß er von einer deutschen Baronin ihren liebsten Schooßhund erhalten, der ihre ganze Freude war. Ein großer Diplomat, der dieß erfuhr, bor ihm eine Botschafcerstelle an, aber Firion schlug dieselbe aus. «Sagen Sie Ihrem Souverain," antwortet^ er, „daß ich die nothwendigen Eigenschaften zu einem guten Gesandten nicht habe, als zum Beispiel die sechzehn Ahnen :c." ? Während er nun sich in dein Entzücken über seine Triumphe wiegte, wurde Nathalie nachdenkend und traurig. Statt jener seltsamen Einfalle nnd Wünsche, die sie sonst bei jeder Gelegenheit äußerte, gleichsam um ihrem Vater eine Freude zu machen, antwortete sie jetzt nur mir lang-gedehnten Seufzern, Mir Blicken gegen Himmel, mir langcn, tiefen Achs ! — NacyaIie war sechzehn Jahre alt geworden. Firion sah dieß gern und ungern. Er wurde besorgt, darüber, weil seine Tochter sich abzehrte; man sah in ihren Augen Spuren von Thränen und in ihrer Bläße Folgen von Schlaflosigkeit. Zum ersten Male zeigte sich in diesem bis dahin so unschuldig tyrannischen und eigensinnigen Herzen ein Kummer. War es die Sehnsucht nach der Ehe? Firion hoffte es; er glaubte, au) dieser Traurigkeit werde ein Wunsch hervorgehen, dessen Erfüllung für ihn ein Fest seyn sollte. Und wäre seine Tochter in einen Fürsten verliebt, er berechnete, daß er so viele Millionen besitze, um ihr denselben geben zu können. Hatte sie ihre Augen auf einen verheiratheten Mann geworfen, so würde ihm eine Scheidung leicht geworden seyn, die dem Manne, den sie gewählt, die Freiheit wieder gab. Er wartete also und bereitete sich im Stillen darauf vor. Er kannte seine Tochter genug, um annehmen zu können, daß er nur Standeshindernisse zu besiegen haben werde. Nathalie war schön, groß, ausgezeichnet und ganz geeignet, Liebe zu erregen, wenn auch nicht selbst Liebe zu . empfinden. Ein Kinderkops auf einem stark entwickelten Körper ließ weder jene verzehrenden Gedanken, welche den Verstand verwirren und die Tugend vernichten, noch jene Fieberanfälle fürchten, welche dasselbe Resultat haben. Ein 30 gewaltiger Egoismus schützte sie vor jenen zärtlichen Schwächen des Herzens, welche die härtesten Naturen erweichen und den festesten Willen beugen. Firion hielt sich also überzeugt, daß er nur Wünsche des Ehrgeizes und der Eitelkeit zu befriedigen haben werde. Aber alle Vermuthungen dieses guten Vaters wurden durch einen Umstand getäuscht, an den er durchaus nicht gedacht hatte, nämlich durch den Einfluß der Literatur der Zeit, in welcher er lebte Eine der unbegreiflichsten Albernheiten der Menschheit liegt in der Redensart: Ich will um meiner selbst willen geliebt seyn. Fragt man die, welche sie mit einem Ton fester Überzeugung aussprechen, was sie unter „meiner selbst willen" verstehen, so gerathen sie bald in eine Reihe unerhörter Albernheiten. Ich möchte nicht geliebt werden, sagen sie, weil ich reich bin ; das ist eine eigennützige Liebe. Ich möchte nicht geliebt seyn, weil ich schön bin; das ist eine thörichte Liebe. Ich möchte nicht geliebt seyn, weil ich Geist habe; dies ist eine Verstandesliebe. Ach! tufen sie in ihrer Begeisterung über reine Liebe, ich will um meiner selbst willen geliebt seyn. Ja , ich möchte Liebe finden, auch wenn ich häßlich, dumm und arm wäre, denn die alleinige wahre Liebe ist die, welche weder auf das Vermögen , noch auf die Schönheit, noch auf den Geist Rücksicht nimmt, sondern einzig und allein auf das Herz. Die Männer waren zu derselben Zeit von dieser Sucht, um ihrer selbst willen geliebt zu werden, förmlich angesteckt, aber dessen ungeachtet würden sie ein Mädchen, das ihnen einen Pinsel, wie sie zu seyn wünschten, vorgezogen hätte, tief verachtet haben. Der Wunsch, um seiner selbst willen geliebt zu werden , war damals der allgemeine Modewunsch und hatte eine Menge Romane, Erzählungen und Opern mit Schäfern und Schäferinen, verkleideten Prinzen und Prinzessinen hervorgerufen — Die Traurigkeit Nathaliens nahm indeß von Tage zu Tage zu und wurde so beunruhigend, daß Firion sehr ernstlich darüber nachdachte. Hatte er sich auch ein Gesetz darausgemacht, selbst die geringsten Wünsche Nathaliens zu befriedigen, so bald sie dieselben ausgesprochen, so war er doch immer so vorsichtig gewesen, sie nie zu errathen. Dießmal aber ging er von seinem Systeme ab. Eines Abends, bei einem glänzenden Feste, wo die von Schönheit und Schmuck strahlende Nathalie die schmeichelhafteste und allgemeinste Huldigung fand, brach sie mit einem Male in Thränen und Schluchzen aus, stürzte in die Arme ihres Vaters und rief: »Führe mich weg von hier. Komm, komm, ich ersticke und sterbe." Dies erschreckte Herrn Firion; er fürchtete eine heftige, durch die Eifersucht gereizte Liebe; seine ohnmächtige Tochter trug er in den Wagen. Kaum war sie hier mit ihm allein, als sie ihren Blumenkranz aus dem Haare rieß, ihre Iuve- len abnahm, ihr ostindisches Mouslinkleid, einen in jener Zeit der Conrineutalsperre sehr seltenen Schmuck, zerriß und mir Füßen trat, während sie fortwährend rief; „Ach! ich Unglückliche, ich Unglückliche!" — „Aber was ist dir denn? Was willst Du?" fragte ihr lebhaft besorgter Vater. „Was du mir nicht geben kannst." — „Was denn?" „Ich will um meiner selbst willen geliebt seyn!" rief Nathalie, indem sie ihren Vater iriumphi-rend anblickte. (Fortsetzung folgt.) Die Braut des Aufrührers. Eine Sccnc nu« dem Vcndcckrü-gc von S"* Es war im naßkalten Winter; der Regen fiel in Strömen herab. Marie bewohnte mit ihrer Mutter ein kleines Haus iu der Nähe von Lu«n, am Ende des Dorfes. Beide saßen am Kamine, spannen schweigend, und hörten dem Geräusche des Windes und Regens bei dem Scheine der Flamme im Kamine und eines Kienspanes zu, der in eine Spalte des Kamins gesteckt war. „Mein Gott! die armen Leute, die bei solchem Wetter draußen sind!" sagte die Muicer. Beide fuhren erschrocken zusammen. „Mutter," sagte Marie, „ein Flintenschuß." „Wer kann zetzt Vergnügen am Schießen finden?'' Mutter und Tochter hielten die Spinnräder an, u»n ängstlich zu lauschen. „Überdies; haben nur die Nothhoscn (das Militär) in dem Dorfe Flinten." Schnell hinter einander folgten noch einige Flintenschüsse. Einige Minuten hörceu die Bewohnerinen des Häuschens Schritte an der Hecke ihres Gärtchens hin. Man klopfte leise an die Thüre. „Wer ist da?" fragte das junge Mädchen, die Hand auf deu Riegel gelegt. „Öffnet, ach öffnet, um Gotteswillen!" bath eine keuchende, ganz schwache Stimme, wie die eines Sterbenden. „Mutter, lösche schnell den Span aus. Es ist ein armer Chouau." Der Riegel glitt geräuschlos unter ihrer Hand zurück und die Thüre öffnete sich >n dem Schatten, den die Mutter vor dem Feuer warf. „Tritt ein!" sagte sie. Und sie schloß die Thüre rasch wieder zu, zündete den Span von Neuem an, sah nach, ob das Fenster wohl verwahrt sey und kehrte dann zu dem armen Chouan zurück. Er war mitten in dem Stübchen stehen geblieben, wankte und achmece kaum. Dann nahm er seinen vom Regen triefende» großen Hut ab. „Guten Abend!" sagte er. Er streckte die Hände aus, um eine Stütze zu suchen, an der er sich anhalten könnte, seine Knie kinckteu unter ihm zusammen, und er fiel bewußtlos in die Arme der alten Frau, der ihn auf einen Stuhl vor dem Feuer setzte. In 31 den Regen, der von seinen durchnäßten Kleidern abtropfte, mischte sich ein Blutstrom, der aus einer tiefen Wunde im linken Beine quoll. Die Kälte, die Ermattung, der Blutverlust hatten seine Kräfte erschöpft. Die beiden weiblichen Wesen verloren die Geistesgegenwart nicht, obschon sie allein und ohne Beistand mit einem ohnmächtigen, vielleicht ster-benden Manne waren. Sie zogen ihm sanft die kalten, nassen Kleider aus, wickelten ihn in die Decken ihres Bettes, nach-dem sie dieselben am Feuer gewärmt hatten, und wuschen mit lauwarmem Wasser seine Wunde aus. Die Kugel war unter dem Knie eingedrungen, um den Knochen herumgegangen und auf der andern Seite gleich unter der Haut sitzen geblieben. Die armen Bäuerinen in der Vendee wissen lange schon Schußwunden zu behandeln, denn sie hatten vielfach Gelegenheit dazu. Als aber Marie, vor dem Verwunderen kniend, mit ihrer großen Scheere die Kugel herauszuziehen suchte, brach ihr fast das Herz. Eben als sie inne hielt, um Athem zu schöpfen und ihie zitternde Hand ruhiger werden zu lassen, klopfre man wieder an die Thüre. Die beiden Frauen horchten, ohne sich zu regen. »Muhme," sagte eine Stimme an der Thüre, »schläfst du?" Es war der Maire. »Nein, Onkel," antwortete Marie. »Nun so mach' auf und laß' mich nicht bis auf die Haut durchweichen." Und er klopfte von Neuem. Die Mutter ließ den Kopf sinken und nahm ihren Rosenkranz. Marie stand auf und blickte ängstlich besorgt umher. Es gab kein Mittel, den ohnmächtigen Mann, dessen auf den Stühlen hängenden Kleidungsstücke und das Blut auf den Dielen zu verbergen. Marie ging endlich nach der Thüre zu, entschlossen, sich dem guten Herzen ihres Onkels anzuvertrauen, plötzlich aber blieb sie wieder stehen. „Aber Onkel," sagte sie, „die Mutter ist zu Bert und ich bethe." »Nun so schlaf' wohl," antwortete der Maire vor der Thüre. »Habt ihr euch vor den Flintenschüssen gefürchtet?" ' In diesem Augenblicke konnte man den gemessenen Tritt der Patrouille unter dem Rauschen des Regens auf dem Wege hören. »W^r da!" rief man. »Ich bin es. Herr Officier, der Maire dieses Ortes. Haben Sie den Flüchtling?" »Nein, aber er ist sicherlich getroffen. Morgen werden wir ihn finden. Gewiß, hat er sich wie ein Hund, um zu sterben, hinter einer Hecke verkrochen." »Macht eure Thüre fest zu," sagte der Maire zu den Frauen darin. „Gute Nacht! Mühmchen," sprach er nochmals umkehrend, „es steigt noch viel Rauch aus eurer Esse, weißt du, was das bedeutet? Das bedeutet, es kommt ein Freier," setzte er hinzu und entfernte sich. Das aime Mädchen athmete nun wieder frei auf, und ging dann zur Mutter, sah aber erst das bleiche Gesicht des jungen Mannes an,, der noch immer ohnmächtig war. Sie wachten die ganze Nacht. Bei dem Grauen des Morgens ging Marie hinaus, um zu sehen, ob nicht auf der steiner- nen Schwelle des Hauses eine Blutspur zurückgeblieben sey; der Regen aber hatte Alles abgespühlt. Um acht Uhr war das Stübchen wieder rein, nett und ruhig; die Kleider des Verwundeten waren die Nacht über getrocknet und zu denen des bereits lange verstorbenen Vaters Mariens geschlossen worden. In dem kleinen Boden oben, zu dem man durch eine Fallthüre auf einer Leiter hinaufstieg, hatte man in der Eile ein kleines, verstecktes Winkelchen hinter dem Schornsteine für den Kranken eingerichtet und ihm da ein Lager zurecht gemacht. Hier ruhete der Verwundere und ein kleines Fensterchen warf so viel Licht hinein, daß er sehen konnte. Nichts war vergessen worden, keine Vorsichtsmaßregeln, keine Sorge für sein Wohl. Seine Wunde brauchte drei Monate zur Heilung. In der Mitte des Frühlings zogen die Soldaten ab. Der Verwundete konnte wieder etwas gehen und Abends spät kam er herunter, um frische Luft zu schöpfen und seine Kräfte in dem Gartchen hinter dem Hause zu versuchen. Er hieß Franz Valdenoir und sein Vater war ein wohlhabender Landmann in Abergement. Drei Wochen nachher führten ihn seine Wärterin um Mitternacht aus dem Dorfe hinaus, und der Abschied zu dieser Zeit und dieser Stunde der Nacht war ein trauriger. «Leber wohl, Mutter," sagte Franz, indem er die alte Frau umarmte. Dann nahm er die Hand Mariens, drückte sie an die Lippen und schluchzte. Endlich, als könnte er seine Gefühle nicht langer zurückhalten, schloß er das Mädchen an sein Herz und hielt es einen Augenblick fest umschlossen. Als er die Weinende wieder losließ, sagre er: »Ich komme wieder, Marie." Darauf sprang er über die Hecke auf die Heide. „Ach, mein Gott!" sagte Marie, indem sie ihre beiden Hände auf ihr Herz drückte. „Franz, Franz, warte!" rief sie ihm nach und bog sich über die Hecke. Er kam zurück. »Ich vergaß; da nimm mein silbernes Kreuz, — es wird dir Glück bringen." Beiden standen die Thränen in den Augen. (Schluß folgt.) Brosamen aus der Vergangenheit. Benjamin Franklin, einst selbst Arbeiter und als solcher die Zustände seiner Cameraden besser kennend, als mancher Andere, sagte als diese, von Unruhstiftern aufgehetzt, manche Forderungen gelrend zu machen versuchten, kurz und ehrlich: „Freunde und Cameraden, wenn Der und Jener Euch vorschwatzt, Ihr könntet in anderer Weise auf einen grünen Zweig kommen, als durch fleißige Arbeit und weise Sparsamkeit, so hört nicht auf ihn, denn er ist ein Lügner und Giftmischer." (So und nicht anders denkt der v e r n ü nftige Arbeiter!) Friedrich der Große ritr einst in Begleitung mehre-rer Generale und des bekannten Quintus Irilius, der damals noch den Ticel Hofrath fühlte, spazieren. Von ungefähr begegnete ihnen ein Pastor, der einen schönen Engländer ritt und gut zu Pferde saß. »Seh'Er einmal,Quin- 32 tus," sagte der König, „wie der Pastor dort auf seinen, Engländer stolzirt; reit' Er doch hin und mach' Er ihn etwas demüthig. „Quin t us liest sich das nicht zwei Mal sagen.— Er ritt hin und sagte zu dem Geistlichen: »Wie, mcin Herr, Sie können ein so schönes Pferd reiren, während Ihr Herr und Meister nur ein bescheidenes Eselcin bestiegen?" — »Das würde ich auch gerne thun," sagte der wißige Sohn der Kirche, »allein seitdem Se. Majestät alle Esel zu Hof-räthen gemacht haben, kann mau ja keinen mehr auftreiben." Feuilleton. Gaunerstreich. — Am 19. Jänner erschien ein mittelgroßer, magerer Mann von erwa 30 Jahren, mic blassem ^ Gesichte und kleinen Backenbarte bei einem Kaufmann auf ^ der Landstraße in Wien und gab sich als einen Commiffär der Stadthauptmannschaft zu erkennen, welcher den Auftrag habe, seine Banknotenbarschaft zu revidiren, da aus dem Gewölbe dieses Kaufmanns wiederholt falsche Banknoten ausgegeben worden seyn sollen. Der arglose Kaufmann zeigte mir aller Bereitwilligkeit seine Barschaft vor, und der vergebliche Commissär beanständete zwei Banknoten a l<1 fi. und 4 Stück ^ 5 fl. , als wahrscheinliche Falsificate, die er zu sich steckte. Hierauf forderte er den Kaufmann auf, jemanden von seinem Dienstpersonale mit ihm auf die Stadrhaupr-mannschaft zu senden. Der Kaufmann schickte also einen Commis mit dein vermeintlichen Polizeibeamten und beide fuhren nach der Stadt. Angekommen bei der Schranne am hohen Markt ließ der Unbekannte halten, befahl seinen Begleiter auszusteigen und übergab ihn der Wache, mit dem Bedeuten, daß derselbe einstweilen hier zu bleiben habe. Der Commissär fuhr sodann weiter, und ihn und die Banknoten sah bis heute weder die Stadthauptmannschaft, noch der geprellte Kaufmann. Papierkorb des Amüsanten. - Verkaufs-Anzeige. Da dem Unterzeichneten durch Verhältnisse die Hände gebunden find, seine Wirthschaft weiter fortzuführen, so ist derselbe entschlossen, sie aus freier Hand zu verkaufen. Ein Mann in Boston hatte ein Brett, das so täuschend mit Marmorfarbe angestrichen war, daß alle Welt es für wirklichen Marmor hielt. Mmi legte es auf's Wasser und siehe da — es ging unter. Auch das Wasser selbst ließ sich täuschen. — Ein Geizhals in Philadelphia kochte für seine Gaste so dünnen Thee, daß dieser — nicht aus der Kanne laufen konnte, so schwach war er. In einer Stadt wurde in einer lustigen Gesellschaft die Frage aufgeworfen, welches wohl das stärkste Haus wäre. »Das Versatzamt," antwortete schnell ein Witzling, »denn, wird es nicht täglich von mehreren hundert Menschen bestürmt und steht doch immer fest?" ^Laibacher Schaubühne. Wir wollen dießmal unsere Theaterzustände nicht vom speciellen, sondern vom generellen Standpuncte aus in eine kleine Erwägung ziehen. Gleich beim Beginne der dießjahrigen Theaterlaison und turch die ganze Zeit der letzten Wirksamkeit des verstorbenen Theaterdirectors, Herrn F. Funk, wurde allgemein bedauert, daß unlerer Posse ein tüchtiger Gesangs «Komiker aligebe. An Herrn Funk lag die Schuld, daß ihn zwei engagirte Komiker, Henkel und Grün, durch Umstände verhindert, sitzen liessen, wahrlich nicht. Als nun Frau Funk »ack dem Tobe ihres Gatten die Direction unseres Theaters übernahm < war eine ihrer «rsten Sorgen, die Localposse. die von je her hierorts sehr warme Freunde zahlte, möglichst zu vervollständigen und sich um einen tüchtigen ersten Komiker umzusehen. Herr Bauer, vom Preßdurger Stadtlheater, kam hier an und gefiel gleich beim ersten Debüt in Bezug des Gesanges, als auch in Bezug feines ledhaften routinirlcn Spieles ganz außerordentlich. Die Localposse ist nun, bestehend aus dem Dreiblatt: Frl. Schiller, und den Herren Bauer und Schütz, so brav und trefflich . als wohl viel» leicht wenige Provinzialtheater solche Kräfte in diesem Fache dürften auszuweisen haben; denn eine durch jugendliche Anmuth uno Lieblichkeit, wie durch ein eminentcs Gesangstalent ausgezeichnetere Local. und Vau« dcville - Sängerin, als unsere brave Schiller, wird man — ich kann es sagen—oft in Residenzen vergebens suchen, und Herr Bauer ist ohne Widerrede der beste G esa n g s . Komiker, den wir seit 10Jahren in Lai-bach gesehen — und doch — doch wird die Posse nur sehr schwach b„ sucht, und die Frau Directorin. die zur Aufrechthaltung der Reputation ihres Mannes die Geschäfte zu übernehmen und fortzuführen sich entschlossen, sieht sich durch den wirklich fehr schwachen Theaterbesuch für die bedeutenden Opfer, die sie bringt, leider zu wenig unterstützt. — lluch der übrigen Gesellschaft kann man die Tüchtigkeit, die für Provinzial- Theater ausreichend ist, ferner einen guten Willen nicht absprecht« __ aber mit dem Theaterbesuche will es nun einmal in diesem Jahre nicht vorwärts gchen. Woran mag wohl die Schuld liegen? An der etwas trü» ben, durch Zeitverhaltnisse gebotenen Stimmung vielleicht? Allein wir sollten erwägen, daß wir ohne das Thealervergnügen über den Winter nicht bestehen können, durch zu geringe Theilnahme aber jede Direction nur entmuthigt werde, weßhalb recht herzlich zu wünschen wäre, dasi die vielen Theaterfreunde Laibach's dieses wohlgeneigte Raisonnement einer kleinen Beachtung werth halte,-, und die Kunst wieder so unterstützen wollten, wie es bisher noch immer geschehen ist. Am verflossenen Mittwoch l2'4. Jänner) veranltaltete der hiesige slovenische Verein im ständischen Schauspielhause wieder eine slovenisHe Theater » Vorstellung , ,ndem er 8 inhart's bekanntes öactigcs Lustspiel: zur Aufführung brachte. Der erste und vierte Act wurden stillschweigend, die andern drei unter vielem Beifalle aufgenommen. Ich will mich jedes nähern Urtheils über oie Auffährung dieses Stuckes beglben, weil ick mir nach den bekannten unliebsamen Mißhelligkeiten im Monat December v. I. eine gänzliche Neutralität bewabren m»ß. aber die einzige Bemerkung sey es mir erlaubt auszusprechen, .daß die Handlung dieses L i n h a r t'schen Lustspieles weit mehr zweideutig genannt werden könne, als jene im Babn i g g'schen Lustspiele: „2 M 6 8 N i.j Ä V 2 X 6 8 2 M 6 ZNl.j 2 V O ," ein Araument, welches Niemand bestreiten wird. Indeß muß man zuge« be». das; nach d^r theiüveiscn, durck den slovenischen Verein bewirkten Umarbeitung dieses Lustspieles die im Originale vorkommenden häufigen Zweideutigkeiten des Dialoges sorgfältig ausgemerzt erscheinen, was nur zu loben ist Das Theater erfreute sich, wie bei allen slovcnischen Vorstellungen, eines äußerst zahlreichen Vesuch.s. Dieses alte Lustspiel wurde übrigens schon öfter zur allgemeinen Heiterkeit hier ausaeführt, „nd der verstorbene Graf Hohen wart wirkte s.lbst als Mnü^lwk mit. Leopold Kordcsch. Anzeige der Benefice für die Armen. Heule Samstag (am 27. Jänner) findet im ständischen Theater die jährliche Nencsice-Vorstellung für die Armen Statt. Die Direction hat ein ganz neues, sehr gelungenes Stück: «D^e^S ch u^l e d e r A r m e n ,« Lebensbild in ^ Acten, mit Gesang von 3- KLi^ser, hiezu bestimmt, welches wir den Theaterfreunden mit Recht empfehlen können; übrigens aber glauben wir, daß es bei dem bekannten Wohlthätigkeitssinne der Bewohner Laibach's keiner besonderen Ermunterung bedarf, an dem^ Abende zahlreichst im Schauspielhaus? sich einfmden zu wollen, der von der Theater » Dircction und dem hiesigen Armen . Vereine dazu gewählt wurde, um am Altare der Wohlthätigkeit recht viele milde Spenden für die Ortsarmen, diedesonders bei dieser Jahreszeit und Theuerung nock größere Rücksicht und Theilnahme verdienen, zu sammeln- Möge ein übervolles Schauspielhaus am bezeichnete» Theater-Abende ein neues Zeugniß von der Edelherzigkeit des Laibacher Publikums ablegen! — t> — Verleger: Ignaz Alois Kleinmayr.