kaWischelllissionsÄltschriß Herausgegeben von der Kongregation: Missionäre Söhne des heiligsten Herzens Šefu. Preis ganzjährig: Österreich 2 5» S, Deutschland 2 Mark, Italien 8 Lire, Ungarn 2-50 Pengö, Tschechoslowakei 12 SK, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2'50 Franken, ____________________________übriges Ausland 2 Goldmark. Unser Heiliger Water Pius XI. hat wie schon früher Papst Pius X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Aposto. Achen Segen^erteilt. ^ür Wohltäter werden^tägltch^heilige DMsen gelesen.^ Mit ^Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten Lest 11 November 1935 XXXVIII. Jahrgang Reisebrief. Im folgenden berichtet Br. Gottfried Ober st aller über seine Reife nach Südafrika und feine Ankunft im Lande der Bapedi. Bei schönem Wetter fuhren wir am 16. Februar von Hamburg ab. In voller Pracht breitete sich die Nordsee vor uns aus. Der erstmalige Anblick des Meeres mit seinem wundersamen Wellenspiel ergriff uns mächtig. Wir waren in bester Stimmung. Am folgenden Tag sank aber das Stimmungsbarometer schon beträchtlich! wir wurden gehörig geschaukelt, was unschöne Begleiterscheinungen hervorrief. Ganz schlimm kam es, als wir uns im Golf von Biscaya befanden. Der Sturm warf unser großes Schiff wie eine Nußschale hin und her, so daß die meisten Reisenden sich in ihre Kammern verkrochen. Die wenigen Nichtseekranken, die noch im Speisesaal erschienen, vollführten mit ihren Stühlen unfreiwillige Rutschpartien. Zerbrochenes Geschirr gab es in Fülle. Nach vier Tagen trat endlich Ruhe ein. Die blassen Gesichter bekamen wieder Farbe und damit begann auch von neuem das fröhliche Leben und Treiben an Bord. Die Reisegesellschaft umfaßte Angehörige der verschiedensten Nationen: denn die deutschen Schiffe stehen wegen ihrer ausgezeichneten Verpflegung und Bedienung in bestem Rufe. In allen Teilen des Schiffes herrscht peinlichste Ordnung und Sauberkeit. Eine feingeschulte Musikkapelle ist ständig bemüht, den Reisenden die Langweile auszublasen. Konzerte und Bälle, Trachtenfeste, Bockbiergelage und andere Veranstaltungen wechseln in bunter Folge. Bei der Einfahrt in die Häfen sowie bei der Ausfahrt erklingen schneidige Märsche. Die schöne Musik trug viel dazu bei, daß wir die Eintönigkeit unserer 46tägigen Seereise nicht allzu stark empfanden. Einen zauberhaft schönen Anblick bot Kapstadt, das wir bei Nacht anliefen. Als der Morgen graute, rannte alles an Deck, um den berühmten Tafelberg zu sehen. Doch dieser hatte, wie so häufig, seine Nebelkappe ausgesetzt. In der Stadt sieht man vor lauter Autos beinahe die Häuser nicht mehr. Es scheint, als ob die Weißen in Südafrika das Gehen gänzlich verlernen wollten. Auch die kürzeste Wegstrecke wird im Auto zurückgelegt, gerade noch, daß man nicht von der Stube in die Küche fährt. Besonders interessant ist stets das Abschiednehmen der Reisenden von ihren Angehörigen und Freunden. Wenn zehn Minuten vor Abgang . des Schiffes das letzte Zeichen gegeben wird, entsteht auf den Gängen ein schweres Gedränge, bis alle üblichen Beweise der Verbundenheit ausgetauscht sind. Ich war herzlich froh, als wir am 3. April in Durban anlangten und wieder festen Boden unter die Füße bekamen. Die südafrikanischen Züge sind erstaunlich bequem eingerichtet. Streckenweise geht üie Fahrt durch sehr romantisch aussehende Gegenden. Öfters windet sich die Bahn so um das Berggelände herum, daß man nicht weiß, ob es vorwärts oder rückwärts geht. In unserer Hauptstation Mariatrost wurde uns ein recht herzlicher Empfang bereitet. Nach vier Tagen des Ausruhens reiste ich nach meinem Bestimmungsort Glen Körnte ab. Seit sechs Monaten bin ich nun hier. Europa, die ragenden Berge meiner Heimat, das unruhige Meer, die Eisenbahnfahrt liegen wie ein Traum hinter mir. Hier sind wir ganz im afrikanischen Busch, mitten unter den Schwarzen, fern allem Verkehr. Vor sechs Jahren wurde dieser Missionsposten angelegt. Die Katholikenzahl ist noch gering: 46 Getaufte und 42 Katechu-tnetteu sowie über 100 Schüler bilden das ziffernmäßige Ergebnis der bisherigen missionarischen Tätigkeit. Ein großes Hindernis für unsere Wirksamkeit stellt die Sektenmission dar, die schon lange im Lande ansässig ist. Die Negerdörfer, die ich bisher kennenlernte, sind sehr sauber und reinlich. Obschon der Hüttenboden nur aus gestampfter, mit Kuhdünger verstrichener Erde besteht, ist er durchaus nicht schmutzig, sondern schön und glatt wie ein Parkett. Manchmal ist er gleich den Wänden sogar bemalt. Nicht alle Familien besitzen eigenen Grund und Boden. Viele pachten ein Stück Feld, von dessen Erträgnis ein Drittel an den Pachtherrn abgeliefert werden muß. Angepflanzt werden besonders Mais und Kaffernkorn (Mohrenhirse). Die Arbeit des Dreschens obliegt den Mädchen und Frauen. Sie wird stets auf dem Felde vorgenommen. Man formt aus angefeuchteter Erde eine Pfanne, die sich in der heißen Sonne rasch erhärtet. Die Drescherinnen legen keine Eile an den Tag und nehmen sich reichlich Zeit zu fröhlicher Unterhaltung. Auch Weizen wird angebaut. Da es viel zu wenig regnet, muß man Staudämme errichten, um das kostbare Naß für die Zeit der größten Trockenheit aufzusparen. Zum Schneiden der Frucht bedient man sich gezähnter Sicheln. Wilde Tiere finden sich in der Umgebung der Mission nicht. Zahlreich dagegen sind die Giftschlangen. In unserer Nähe zieht sich eine Bergkette hin, die mit dichtem Buschwerk, Dornen und Kakteen bestanden ist. In dieser Wildnis hausen viele Rudel von Affen. Die Felsenhöhlen bieten ihnen günstige Wohnungsverhältnisse. Vor kurzem drang eine Jagdgesellschaft in das Affental vor, mit der festen Absicht, wenigstens einige Exemplare lebend oder tot in ihre Gewalt zu bringen. Bald hatte man an einer steilen Wand ein Rudel erspäht. Man schoß und zwei der flinken Kletterer stürzten vom Felsenhang in das Dickicht. Aber es gelang den Jägern nicht, durch das Gestrüpp hindurchzudringen und sich der Beute zu bemächtigen. Statt dessen mußten sich die Herren Verstecke suchen, um ihre Kleider von den eingedrungenen Dornen und Stacheln zu befreien. Bauer Ruchter hält Abrechnung. „Wenn nicht ein Wunder geschieht ...", hatte der Facharzt aus der Stadt gesagt und die Schultern gezuckt. „ . . . wird er ins Gras beißen müssen", ergänzte Frau Christine bei sich selber und stieg hinauf zur Kammer ihres Mannes. Vor der Tür blieb sie verschnaufend ein Weilchen stehen. Drinnen gingen träumerisch getragene Geigenklänge. Saß das Mädel schon wieder mit dem Streichkasten bei ihm. Und, nicht zu glauben, er sang mit brüchiger Stimme dazu: „Von meinen Bergen muß ich scheiden, Wo's gar so lieblich ist und schön. Kann nicht mehr in der Heimat bleiben, Muß in die weite Ferne geh'n . . .“ Die Bäuerin trat ein. Das Spiel brach ab. Der kranke Bauer und das blonde Mädchen kamen wie aus fremder Welt zurück. „Geh ins Bett, Christel", sagte die Bäuerin knapp. „Der Vater müßte auch längst in Ruhe sein, überhaupt, ihm so was Schwermütiges vorzududeln!" — „Ich hab's gewollt", erwiderte Ruchter mit einem Blick, der die Frau stumm machte. Christel drückte seine hagere Hand: „Gute Nacht, Vater." Mit einem verständnisinnigen Blicke ging sie. Frau Christine gab ihrem Manne die Medizin. „So, nun schlaf! Ich will auch ein bißchen ruhen." Bauer Ruchter setzte sich in den Kissen aus. In seinem Blick und Wesen war Unrast, Angst. „Beim Spielen vergesse ich mich. Aber jetzt ist alles wieder da. Einmal mutz Abrechnung sein, Christine." Die Frau zog die Brauen in dem vollblühenden Gesichr kraus: „Was hast du Besonderes abzurechnen? Hast es ja alle paar Wochen bei Kreuz und Absolvo getan." Der Bauer stützte schwer den Arm auf. In seinen Augen war schon etwas vom großen Blick der Ewigkeit. „Christine, wenn man vorn letzten Berge zurückschallt über den Weg, den man durch Land und Tal gegangen ist, wird einem manches Kleine groß und Großes klein, und vieles schaut ganz anders aus..." — „Nun fang mir nicht wieder an zu remeln", fiel sie ihm ins Wort. „Ich hab' geschafft vom ersten bis zum letzten Hahnenschrei und will schlafen, überhaupt — wen soll der Herrgott wohl in den Himmel tun, wenn, nicht unsereins? Was hat man sein Lebtag gehabt als Sorgen und Abplagen, nur für's Auskommen, und daß es die Kinder mal gut haben fallen?" —- „Ja, Christine, für uns und für die Kinder. Tut das etwa nicht auch der Unternehmer drunten in seiner Ziegelei ohne Himmel und Herrgott?" — „Wir haben nicht nur das Unsere erhalten", sagte die Frau, „achtundzwanzig Margen haben wir binnen zehn Jahren noch dazugeschafft. Mas haben uns die zehn gerodeten Morgen Ödland an Müh' und Schweiß gekostet! Dann die fünf vom Prozeßkrämer Ecken. Die dreizehn vom Ohm Martin. Ich meine, dir wird der Herrgott schon das Rechte sagen: ,Du guter und getreuer Knecht ..— „Den Herrn habe ich gespielt, nicht den Knecht", wehrte der Bauer trübe. „Christine, warum haben wir immer noch einen Strich gezogen zwischen unsern Leuten und uns?" Frau Christine hob sich im Stuhls hoch. „Kommst du da schon wieder mit? Bei uns zu Haus haben die Dienstleute seit Menschengeden- ken ihren eigenen Tisch gehabt. Und bei Hallingers und bei Ervlands und bei Drohnenfels ..." — „Aber nicht beim Herrgott, Christine. Als ich das letztemal an seinem Tisch neben unsern Pferdejun-gen Peter geriet, und der Herrgott hielt ihn genau wie mich, da ist mir sonderbar geworden." — „Willst du die Leute Herrschaft spielen lassen?" brauste sie auf. — „Nicht mehr, als es der da oben selber hier unten auf der Erde getan hat. Soviel man hört und liest, hat er's immer mehr mit den Dienstbaren gehalten als mit den Herrenleuten — und gar mit den Sündhaften. Christel hat's mir dieser Tage noch vorgelesen." — „Ich sag's ja immer, ihr beide macht euch noch wirr im Kopf mit eurem ewigen Gelese und Gesinge." Der Bauer überhörte den Einwurf. „Und darum, Christine, hätten wir damals die Abessinische Mädchen. Auch den kleinen Abessi-nierinnen schmecken Süßigkeiten, wie aus der Aufnahme der beiden Mädchen aus der Provinz Kaffa ersichtlich ist. Abessinien zählt rund 10.000 Katholiken. Grete nicht so ins Ungewisse jagen dürfen. Es foil ein jeder zusehen, daß er nicht selber fällt. Sie war auch nicht sonderlich helle im Kopf, kein Zuhause, immer so rumgestoßen. Da hat sie's genommen, wie sich's ihr bot. Ob mit schlechtem Willen — da steht dem Herrgott das Gericht allein zu." — „Nun sei aber still, Mann. Ehe ich so eine unter meinem Dache ließe, ginge ich erst selber. Sollte das schlimme Ding meine Kinder noch mit verderben? Der Segen von oben müßte uns von Haus und Hof gehen." — „Wenn so ein Ding, selber arm wie 'ne Kirchenmaus, einem armen Weib noch von seinem bißchen Winterzeug mitgibt, wie Grete der Walker-Witwe —!" — „Lehr mich nicht Leute kennen!" fuhr Christine auf. „Besser wärest du ein Pastor geworden, da stände dir das Predigen besser an als mit 'nem Bauernmaul." Die Söhne kamen, dem Vater gute Nacht zu sagen. Drei kräftige Burschen, von Wuchs und Art der Mutter, bis auf Wendel, der von guter Zwieart war. Sie machten es knapp. Der stille Mann, der viel für sich gegangen war, war ihnen in seinem langen Kranksein noch ferner gerückt als irrt Leben. Wendel sagte im Gehen, wenn ihn mal was überkommen sollte, sollten sie nur an die Wand pochen, dann wäre er da. — Der Bauer sah ihnen groß nach. Ob er in diesen blonden Recken weiterleben würde —? Nur das unbeirrte Pendeln der Uhr und dann und wann der schwermütige Ruf eines Nachtsalken beherrschte ein Weilchen die Stille zwischen den beiden Menschen, die an ewiger Schwelle Abrechnung hielten. Frau Christine rieb ratlos die Hände umeinander. Achtundzwanzig Fahre hatte sie die Zügel in Händen gehabt. Selten hatte der Bauer ihr dreingegrissen: damals, als er der Limper-Lene zinslose Mitweide für ihre Kuh zugesagt hatte -wofür waren Wegränder und Ginsterland da? —, dann wieder hatte er den Gemeinschaftstisch für alle Hausinsassen haben wollen. Das war doch ihre Sache. Sie war die Hausfrau. Er hatte nach ihrem Dafürhalten kein Eisen in den Adern. Darum wußte er auch seinen Stand nicht zu behaupten. Ein Bauer, der sich in Bücher verbohrt, gar in die Herrgottsschrift, und sich mit jedem Hannes und Peter anbiedert, hatte der das rechte Mark in den Knochen? Sie hat die Last damit gehabt, wenn er jeden Hamster und Tippelbruder von der Landstraße mit hereinbrachte. „Christine", sagte Ruchter wieder, „die letzte Nacht stand. Bantes Anton wieder hier am Bette. Sie sagen, er hätte in der Stadt samt seinen Kindern das Beten verlernt und wäre auch so gestorben. All die Fahre ist er mir nachgegangen. Hätten wir ihm damals die paar Ruten Bauland gelassen, er lebte noch ruhig hier im Dorfe." In einem abeffinischen Seminar. Zwei Studenten des Seminars von Kaffa in Abessinien Beim Zubereiten der Hostien für die hl. Messe. Die Bäuerin sah ihn an wie ein Gericht. „Wenn bit’s nicht selber im Geblüte hast, muß ich’s dir zum zehnten Male sagen, daß ein rechter Bauer sich eher ein Stück aus den Rippen schneiden läßt als von seinem Land. Die Scholle ist heilig, das hat der fremde Herr noch neulich in der Rede gesagt." — „Der Anton hätte das Stückchen Land schon heiliggehalten. All die Vaterunser, die er mit seinen sieben Kindern drauf gebetet hätte." Die Frau wurde bleich vor Groll. „Laß noch ein Dutzend um ein Bauland kommen, dann können unsere Eigenen nachher pachten gehn. Hätte ich nicht die Augen offen gehalten, dem Ohm Martin sein Gutwerk wäre auch an Blutsfremde gekommen." Der Bauer gab sich einen Ruck in den Kissen. „Das ist’s ja, was mich am härtesten quält. Es kam der Marie zu. Er hatte es ihr schon verschrieben. Wir hatten Brot genug. Beim zweiten Testament war er nicht mehr richtig beieinander." — „Sie hat ihren Lohn für die zwanzig Jahre auf Heller und Pfennig ausgezahlt gekriegt." — „Kannst du so was bezahlen? Ihre Jugend hat sie um den kranken Mann drangegeben. Du hätt'st es nicht acht Tage bei ihm ausgehalten." Die Bäuerin schnaufte auf, als ob sie weinen wollte. Das hatte sie nur getan, als sie ihr den ersten Jungen aus der Wiege begraben hatten — und als sie vor drei Jahren das beste Handpferd tot aus dem Stalle schleppten. „Dafür habe ich dir die Messe gestiftet für ewige Zeiten, daß du auch da oben nicht zu kurz kommen solltest", klagte sie. „Wofür machst du mir nun Vorwürfe?" — „Christine", sagte der Bauer bedeutsam, „glaubst du, daß man sich ein gnädiges Herrgottsgericht mit Geld erkaufen kann? Die armen Schlucker, die kaum ihr Totenhemd bezahlen können, täten mir leid." — „Man meint schier, es spräche ein Mönch aus dir. Muß doch was dran fein, was die Leute sagen, das Räucherfaß wäre dir als Junge lieber gewesen als der Kornscheffel. Dann solltest du aber besser Bescheid wissen mit uns. Der Pfarrer und das ganze Kirchspiel wissen's, daß sie ohne uns heute noch keine neue Glocken hätten. In späten Zeiten können es unsere Nachkommen noch in den Kirchenbüchern lesen, was der Ruchterhof alles gestiftet hat." —■ „Besser, stände es nur da oben im Herrgottsbuche", sagte der Bauer schwer. — „Und was hat man nicht an Guttaten gelobt in den mancherlei Nöten?" — „Uns zu Nutzen, Christine." — „Mann, bring mich nicht daneben. Bist du nicht selbst all die Jahre mit nach hier und dort gewall-' fahrtet? Und alle Abende Rosenkranz. Und wo hätte ein Kind oder Gesind vom Ruchterhof einmal Sonntags in Messe und Andacht gefehlt?" Die Augen des kranken Bauern tauch- Das Radio im innersten Afrika. Die Sendungen der Rundfunkstation des Vatikans werden von der Missionsstation in Nyeri, im Innern der Kenya-Kolonie, Vritisch-Ostafrika, uuherst klar empfangen. Die Berichte zeigen, mit welcher Aufmerksamkeit und Rührung die Schwarzen die Übertragung der Zeremonien, besonders der hl. Messe und der Segenserteilung aus St. Peter verfolgen. Weihe von zwei Kongo-Priestern. ten blister in die seiner Frau. „Christine, nicht baß ich dir 's Gewissen ausforschen mill, bas tut mir selber not, aber auf dem Kirchweg aus der Sonntagsmesse war's, als du bas böse Feuer zwischen unsern Nachbarn wieder angeblasen hast, wo es schon halb verglommen war. Magst nicht bas Schlimmste dabei gedacht haben, als du Lohns die Kränkung von der alten Wambers wiedersagtest. Und hätten wir auf der Martinswallfahrt damals nicht den Großhändler getroffen, der ein paar Mark mehr für den Eichenschlag am Schälberg bot, der Hauer-Franz hätte ihn gekriegt. Zwei Jahre hätte er Arbeit dran gehabt. Er ruft noch jetzt den Herrgott gegen uns an, und das bedeutet wahrlich keinen Segen." — „Mann, du fängst an zu kind-fchen!" rief Frau Christine. „Als ob wir mit unserm Wald nicht machen könnten, was wir wollen. Haben wir nicht immer den schönen Frieden gehabt?" — „Ich hätt' so manches nicht dulden dürfen, Frau. Krieg dir die Schrift da oben vom Brett und sieh nach, wie's der Herrgott mit seinem letzten Abrechnen hält. Nichts sagt er von Beten und Bittgehn." Seine Stimme wurde heiser, die Augen größer von der inwendigen Not. „Herre, was hat man an manch einem Lazarus vorbeigesehn!" Die Bäuerin schüttete ein Pulver in den Löffel und gab es ihm ein. Er ließ es geschehen und sagte dann: „Wenigstens das eine, Christine, bring in die Reihe, das mit der Marie. Uns tut das bißchen Haus und Land nicht not." — „Sie hätte können im Haus wohnen bleiben“, sagte die Bäuerin hart. „Ich hab's ihr angeboten, aber dazu ist sie zu stolz. Alles will sie haben." — „Weil's ihr zukommt", lallte er schwach. „Tu's, Christine. Die andern bedrängen mich genug, der Anton — und der Franz — und alle die von damals aus der Hungerzeit. Hat auch manch einer hungrig weg müssen, weil der andere ein paar Milliardenlappen mehr bot. Man kann's nicht mehr ändern. Aber dies mit der Marie. Es tut uns doch kein gut, weil die unrechte Sache zum Himmel schreit." — „Unrecht? Mensch!" schrie Frau Christine. „Es steht klar und mit Rechten aus 'm Papier, daß es uns vermacht ist. Was so eine eingängerische Jungfer auch braucht!" — „Ihr Bruder hätte mit seinem mangelhaftigen Jungen ein Daheim gekriegt." — „So, Fremden gönnst du's lieber als deinen Nächsten?" — „Hat Gott und die Schrift gelogen, daß jeder Fremde uns der Nächste sein soll?" Frau Christine biß die Kiefer zusammen und sagte nichts mehr. Der Bauer auch nicht. Nur der Nachtfalke grollte aus der nahen Schlucht. Eine Viertelstunde wartete die Bäuerin ab. Der Mann regte sich nicht. Da tappte sie sacht nach der Nebenkammer. Als sie fort war, schlug Nuchter die Augen auf. Das Pulver hatte Schmerzen und Unrast gedämpft, aber keinen Schlaf gebracht. Er wollte auch nicht schlafen. Vielleicht, daß er in der andern Welt wach würde. — Und er hatte noch Wichtiges zu tun. Wäre es nur schon drei Uhr — und käme Christel! Vergangene Menschen und Zeiten stiegen aus der schweigsamen Nacht. Er war von je anders gewesen als die andern Bauern in Kaltental. Von feiner Mutter, der feinsinnigen Organistentochter, hatte er den hohen, schmalen Wuchs und den Sinn für Dinge, die zur Art der andern paßten wie die Lerche auf die Dreschtenne. Lieber wäre er in irgendeinem Dorf Lehrer oder Orgelspieler geworden, wäre er nicht Ruchters einziger Junge gewesen. Er hätte gern der Fran- Weihe von zwei Kongo-Priestern. Die ersten beiden einheimischen Priesterdes Vikariates vonBoma im äußcrstenWestenvvnBelgisch-Kongo erhielten am 9. Juni >935 in Kangu diirch Sc. Exz. Mons. Josef Vanderhoven von den Schenker Missionären die Weihe. Die Zahl der einheimischen Priester im Kongo ist noch verhältnismäßig klein, im ganzen 35, doch sind zur Zeit m den verschiedenen Seminarien 1500 Zöglinge, die sich zum Priester-amle vorbereiten. Auf dem einen Bilde sieht man die Muti er eines der Neupriester, des P. Philipp Ngidi, die den ersten Segen ihres Sohnes empfängt. Das andere Bild zeigt die gewaltige Volksmenge, die zu der Feier, die im Freien abgehalten werden mutzte, ziisamincngeströmt war. Steka den Hof abgetreten. Die pflügte und eggte wie ein Mann; sie nahm ihm den Saatläuser von der Schulter, wenn er sich für Augenblicke über einem Morgenrot oder Lerchenfang vergaß. Aber dae erste Anrühren an die Sache hatte den Vater so außer Rand und Band gebracht, daß er ihm in selber Stunde alle seine Bücher zerriß. Hätte die Mutter die braune Geige nicht gerettet, dasselbe Schicksal hätte sie getroffen. So spielte — klagte — jauchzte — zürnte sie heute aus diesem, morgen aus jenem Versteck weiter. Die Sippschaft hatte den Vater oft geneckt: Wer sich eine Hasel in seinem Garten pflanze, müsse keine Kürbisse dran suchen. Dann — war es, als ob die Erdschollen, die eines Tages dem Vater in ein rasches Grab nachpolierten, ihn erst zum rechten Sein erweckt hätten. Von da an gewann er Pflug und Erde lieb. Er fühlte sich eins mit ihr. Sie rief ihn in die Bresche. Aber er raffte nicht nur ihre Fülle in seine Scheuern, er stand auch glücklich und dankbar vor ihrem lenzlichen Sprießen und sommerlichen Reifen. (Fortsetzung folgt.) Verhältnis der Bapedi zu den Weißen. Von Br. A u g u st C a g o l. Regierung der Union von Südafrika. AIs die ersten Weißen ins Innere von Afrika eindrangen, fanden sie fast überall Krieg zwischen den einzelnen Stämmen, Sklaverei, Gewaltherrschaft, Unsicherheit des Lebens und Kriecherei vor den Mächtigen. Die armen Schwarzen waren Opfer der Furcht. Die Wohnstätten wurden auf unzugänglichen Felshügeln oder in abgelegenen Sumpfgebieten angelegt. Die Männer konnten es nicht wagen, unbewaffnet auszugehen, und Frauen und Kinder durften sich ohne Schutz nie weit von den Behausungen entfernen. Die wenigen Leute, die ein hohes Alter erreichten, mußten stets gewärtigen, auf die An- klage der Zauberei hin eines unnatürlichen Todes zu sterben. Ohne Zweifel hat der dauernde Aufenthalt der Europäer im Lande diesen Schrecknissen ein Ende bereitet. Das Leben der Eingeborenen ist heute unter einer starken Regierung irrt allgemeinen frei von der Furcht vor schweren Hungersnöten und verschlagenen Feinden. Allein die Ankunft der Weißen war nicht ausschließlich von Segen für die Schwarzen. Das plötzliche Auftauchen unserer so ganz anders gearteten, von Machtmitteln unterstrichenen Kultur erschütterte das Gebäude der noch jungen Bantu-Zivilisation in ihren Grundfesten, ohne ihr vorerst eine Stütze zu fein. Die weißen Eindringlinge fühlten sich als überlegenes Herrenvolk, das die Dienste der tieser-stehenden schwarzen Landeskinder als selbstverständliche Huldigung hinnahm. Die Regierung der Union von Südafrika führt eine eigene Staatsabteilung für die Angelegenheiten der Eingeborenen. Sie befaßt sich mit der Verwaltung der Eingeborenen-Referven, der Leitung und Überwachung eingeborener Arbeiter, besonders für Bergbauzwecke, der Überwachung der Eingeborenen-Besteuerung und des Paßwesens sowie der allgemeinen Überwachung aller Angelegenheiten, welche die Wohlfahrt und die Interessen der Eingeborenen betreffen. Die ausführenden Organe der Zentralverwaltung zu Pretoria sind in den einzelnen Distrikten die „Native Commissioners" (Eingebo-renenleiter). Die Native Commissioners im Transvaal haben eine gewisse Zivil-Gerichtsbarkeit und können Streitfälle zwischen Eingeborenen schlichten. Gegen ihr Urteil kann Berufung eingelegt werden beim Provinzialgericht zu Pretoria. Der Native Commissioner kann Geldstrafen auferlegen bis zur Höhe von 50 Pfund, Freiheitsstrafen bis zu sechs Monaten Gefängnis und Körperstrafen bis zu 15 Streichen. Die Eingeborenen des Transvaal haben keine direkte Vertretung im Volkshaus. Es besteht eine „Native Affairs Commission", eine beratende Körperschaft von drei bis fünf Mitgliedern, die vom Generalgouverneur ernannt werden. Den Vorsitz führt der Minister für die Angelegenheiten der Eingeborenen. Ferner werden jährlich Eingeborenen-Tagungen abgehalten, zu denen eingeborene Personen oder Körperschaften, welche die eingeborene Meinung vertreten, zusammenkommen. Die Eingeborenen haben Steuern zu entrichten, und zwar: Jeder erwachsene Mann, der in der Union von Südafrika wohnt oder sich während der Dauer von zwölf Monaten hier aufgehalten hat, 20 S; weitere 10 S jeder Inhaber einer Wohn-hütte in einer Eingeborenen-Referve. Ein Fünftel der Steuereinnahmen wird für den Bildungsfonds verwendet, der zum Unterhalt, zum Ausbau und zur Verbesserung der Schulen für die Eingeborenen und die Förderung ihrer Wohlfahrt dient. Die übrigen vier Fünftel gehen an den Sammelfonds der Union ab zur Bestreitung der allgemeinen Ausgaben für Europäer und Eingeborene. Obwohl alle erwachsenen männlichen Eingeborenen Steuern zahlen, befindet sich nur ein Viertel der schwarzen Kinder In einer Miffions-Scige-mühle in Neu-Britannien. Diese kleine Lokomotive mit Ölmotor munde von den Brüdern des Hl. Herzens gebaut, die in den Missionen von Neu-Britannien im Bismarck-Ar-chipel, östlich von Neu-Euinea, arbeiten. Sie ist im Sägewerk der Mission in Gebrauch. Die Missionäre des HI. Herzens von Jssoudun begannen ihr Werk im Bismarck-Archipel im Jahre 1882; heute zählen sie 58 Priester, 48 Brüder, 124 Schwestern und 381 einheimische Lehrer. Die Zahl der getauften Katholiken in der Mission beläuft sich auf 48.000, wozu uoch 33.000 Katechumeuen kommen, die zur Taufe vorbereitet werden. Heft 11 Stern der Neger 173 Sm Herzen des verbotenen Reiches. Ein Bild aus dem Kloster von Potala, aufgenommen von einem bengalischen Brahminen, der als Buddhist verkleidet mit einigen Freunden nach Tibet gelangte. Potala befindet sich in der Nähe von Lhasa, der Hauptstadt Tibets und dem Sitz des Dalai Lama, des weltlichen und religiösen Oberhauptes jenes für alle Fremden verschlossenen Landes. Tibet bildet dem Namen nach einen Teil Chinas. Während der Revolution von 1911 wurde jedoch die chinesische Garnison Vertrieben und seitdem steht das Land unter englischem Einfluß. in regierungsseitig unterstützten Schulen; mit anderen Worten: Drei Viertel der Kinder von eingeborenen Steuerzahlern haben keinen Nutzen vom Steuerertrag. Im Transvaal find in verschiedenen Distrikten Sicherheitsfonds angelegt, die unter der Überwachung des Eingeborenenleiters stehen. Diese Kassen wurden eingerichtet zum Zwecke der Löschung von Schulden des Stammes und zur Ordnung seiner Geldangelegenheiten. Sie sammeln die selbst auferlegten Abgaben der Eingeborenen und werden unter eigener Rechnung bei einer Bank geführt. Handhabung der Gerechtigkeit. Die Eingeborenen Südafrikas haben keine hohe Meinung von der Gerechtigkeitsliebe des weihen Mannes; sie können sie nicht haben, denn die Gegensätze bei Verurteilungen von Weihen und Schwarzen sind zu groß. Eine mißliche Einrichtung in der hiesigen Rechtspflege scheint die Verhandlung mit Geschworenen zu sein, mißlich wenigstens bei Klagefällen gegen Eingeborene. Die weißen Farmer, besonders Buren, sind meist voller Vorurteile gegen die Schwarzen und laufen leicht Gefahr, sich von ihrer Voreingenommenheit leiten zu lassen. In den Augen der Eingeborenen sind die gerichtlichen Geldstrafen, die gewöhnlich weit über ihre Erwerbsfähigkeit hinausgehen, mehr Steuern als Strafen. Bezüglich der Gefängnisstrafen empfinden sie keine Scham; sie betrachten sich vielmehr als Helden, als Opfer und Märtyrer einer organisierten Tyrannei. Viele befinden sich im Gefängnis in besserer Sage, soweit Nahrung, Kleidung und Wohnung in Betracht kommen. übrigens erziehen die Gefängnisse mehr Verbrecher, als sie solche bessern. Eingeborene, die zum ersten Male und wegen ganz geringer Vergehen, wie Nichtmitsichtragen des Passes, straffällig sind, werden mit verhärteten Verbrechern zusammengesteckt, wie sie gekleidet und wie sie behandelt; der Unterschied zwischen ihnen besteht nur in der Dauer ihrer Haft. Dort beginnt dann ihre Verbrecherlaufbahn. Die Handhabung der Gerechtigkeit kostet dem Land jährlich vier Millionen Pfund Sterling, und man schätzt, daß die Hälfte des Geldes dazu dient, neue Verbrecher heranzubilden. Die Schwarzen, die von allen Weißen als „Eingeborene", also als die eigentlichen Landeskinder bezeichnet werden, haben stets einen Paß oder auch mehrere Pässe mit sich zu führen, als ob sie alle Fremde oder verdächtige Menschen wären. Dem Paßwesen liegt die Absicht zugrunde, Verbrechen zu verhüten und Landstreicherei hintanzuhalten: für anständige Eingeborene aber ist es eine ständige Beleidigung, ein fortgesetzter Kriegszustand in Friedenszeit. (Fortsetzung folgt.) Wunderbar geheilt! Seitdem die Gottesmutter bei einer ihrer Erscheinungen an der Grotte von Lourdes jene segensreiche Quelle entspringen ließ, ist diese nicht bloß ein Wunder-guell für viele arme, unheilbare Kranke, die in dem gebenedeiten Wasser wunderbare Heilung finden, sie ist noch viel mehr ein Symbol des geistigen Gnadenquells, der unaufhörlich von der Grotte von Lourdes ausströmt, und der Gnadenwunder, die dort an so vielen Seelen gewirkt werden. Wohl sind diese geistigen Wunder erhabener und wichtiger als die sichtbaren Wunder der Krankenheilungen, doch haben auch diese letzteren, deren in Lourdes alljährlich eine Anzahl gewirkt werden, eine große Bedeutung: Sie sind nicht bloß eine große Wohltat und unaussprechliche Freude für den Geheilten, sondern rufen in den Tausenden von Augenzeugen stets Helle Begeisterung hervor und stärken das Vertrauen in die Macht und Liebe der Gnadenmutter. Am großen Frauentag, den 15. August d. I., war es, daß in Gegenwart von Zehntausenden ein solches augenfälliges Wunder bei der großen Sakramentsprozession gewirkt wurde: Marzolli Nerina aus Cefe- (5ine Kokosnutzpflanzung auf Java. Morgenszene in einer Kokosnutzpflanzung auf der Insel Java, Nie-derländisch-Jndien. Die Vegetation ist auf Java äußerst üppig. Die Insel dringt alles für den Unterhalt der dichten Bevölkerung Nötige hervor, und obgleich Java als eines der dichtest bevölkerten Länder.bekannt ist, können noch große Mengen von Zucker, Kaffee, Tee, Kakao. Indigo, Gewürzen, Ghi-nin, Tabak, Gummi und Kopra ausgeführt werden. Die katholischen Missionen begannen dort ihr Werk schon zu Anfang des 16. Jahrhunderts, doch wurden sie ein Jahrhundert später bei der Ankunft der Holländer völlig zerstört. Erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts konnten sie ihre Arbeit wieder aufnehmen. Cieft 11 175 ötern der Neger natico bei Forli in Italien war die Beglückte. Diese wurde vor etwa sieben Jahren an Blinddarmdurchbruch operiert. Die Operierte aber gesundete nicht. Die Wunde verheilte nicht, es folgten Eiterungen und Darmfisteln, so daß die Kranke int Laufe der Jahre viermal operiert werden mußte. Schließlich galt sie als unheilbar. In den letzten Jahren wurde ihr Zustand immer trostloser. Sie hatte eine zirka 10 Zentimeter große Wunde, die beständig eiterte, und auch die Nahrung nahm aus dieser Öffnung ihren Ausgang. Des Nachts mußte man ihr parfümierte Watte in die Nase geben, damit sie selber den üblen Geruch leichter ertrage. In diesem Zustand kam sie mit einem Krankenzug aus Emilia nach Lourdes. Unterwegs mußte man sie in ein eigenes Wagenabteil bringen, da man fürchtete, sie werde sterben. Am 15. August nun wurde sie mit Hunderten anderer Schwerkranker auf dem Krankenwägelchen zur Sakramentsprozession gebracht. Während die Tausende von Pilgern in lauten Anrufungen — auch in deutscher Sprache — Jesum im hlst. Sakramente und seine gebenedeite Mutter um Erbarmen anflehten, wurde jeder Kranke einzeln mit dem Allerheiligsten gesegnet. Als der Bischof zur Krankenbahre der Marzolli kam, sprach diese bei sich: „Herr, dein Wille geschehe, aber wenn du mich heilest, werde ich ins Kloster gehen." Im Augenblick des Segens spürte sie eine Erschütterung des ganzen Körpers. Unwillkürlich tastete sie nach der Wunde und fühlte, daß diese trocken sei. Ins Spital zurückgebracht, ergab die Untersuchung, daß diese so viele Jahre alte Wunde plötzlich vollends zugeheilt war und man nur "och die zurückgebliebenen Narben sah. Ein KinÄergartensest im Tale des Gelben Flusses. Diese chinesischen Kinder erwischte der Kainera-manrt während eines Testes in einer von katholischen Missionären in Loyang, Provinz Honan, geleiteten Schule. Die Aufnahme stammt von einem Priester der auswärtigen Missionen von Parma, deren Missiansgebiet im Tale des Gelben Flusses jetzt zum großen Teil überflutet ist; die Überschwemmung wird als die schlimmste der letzten Jahre angesehen. Der Schreiber dieses hat die Geheilte am darauffolgenden Tage glücklich und heiter auf der Promenade getroffen und sich über das Geschehnis auch bei ihr selbst ausführlich informiert. P. A. W. Umschau. , Deutscher Missionsbischof unter chine- decken, verschiedene Kleinigkeiten, das fischen Räubern. Einern ansprechenden Nötige zur Feier der heiligen Messe, sonst Reisebericht des Missionsbischofs Bud- braucht man auf einer solchen Reise fast denbrock entnehmen wir die folgenden nichts. Chinesische Anspruchslosigkeit ist Stellen: „Ich bin auf Missionsreisen durch die beste Begleiterin. Eine schöne Fahrt die Kansu-Berge. Unser Auto hat es nicht durch den erwachenden Morgen, über Berg schwer. Wir sind nur sechs Personen. Ge- und Tal, zwischen grünenden Feldern, pack haben wir auch nicht viel, nur Schlaf- Herrlich ist der Anblick für das Auge, doch beschleicht das Herz Wehmut; denn dieses üppig sprossende Grün birgt jenes Gift, das am moralischen und physischen Siechtum eines 500-Millionen-Volkes Schuld trägt. Trotz des strengen Verbotes wird an entlegenen Stellen noch viel Opium gebaut. Wir kommen durch Zahlreiche Ortschaften. überall schon reges Leben. Rauch und Dampf strömt uns aus den offenen Häusern entgegen. Ölkuchen, Eier und heißes Wasser steht für die Durchreisenden bereit. Hier ein wandelndes Warenhaus, ein Mann, der seinen Laden auf der Schulter trägt. An einer elastischen Stange hängt an beiden Enden je ein Korb mit den Kostbarkeiten, die er nun vor den Schau-und Kauflustigen ausbreitete Obst, Zigaretten, Seise, Spielsachen, Erdnüsse und noch vieles andere. Mittags sind wir Gast beim chinesischen Priester Abraham Tschen in Dinsi, der schon alles für uns vorbereitet hat. Nach kurzer Rast geht es weiter, das Landschaftsbild wird jetzt trostlos; spärliche Vegetation, viel Staub und Sand. Die Natur ist hier ganz auf den Regen angewiesen, und dieser fällt meist recht gering oder zu einer Zeit, da er nicht mehr nützen kann. Wir atmen auf, als wir Huadja Ling, das Ziel des heutigen Tages, vor uns sehen. Bald läuft das ganze Dorf zusammen; ein Auto ist immer noch etwas Sehenswertes. Hier ist auch eine Militärstation. Gleich wird dem Kommandanten unser Eintreffen gemeldet. Der Ches kommt selbst und bittet uns zu sich. Er ist Katholik und stellt mir für die Nacht sein eigenes Zimmer zur Verfügung. Es wird am folgenden Morgen zur Kapelle. Der nächste Tag ist ein Sonntag. Früh schon feiere ich die heilige Messe; auch der Offizier wohnt ihr bei. Wieder geht es durch Täler, über Berge. Eben arbeitet sich das Auto keuchend durch einen HohU weg. Wie elektrische Funken fährt es plötzlich durch unsere ©lieber: ein Schuß! Schon stehen verwegene Kerle auf den Trittbrettern, Gewehre in den Händen. Von vorne und hinten kommen sie und bringen so das Auto zum Stehen. Sie werfen uns und alle Sachen aus dem Wagen, und nun beginnt die Musterung. Was sie gebrauchen können, nehmen sie an sich, darunter Decken, Uhr und Brille von Bruder Luzian. Die chinesische Schwester Cäeilia ließen sie in Ruhe, von den drei chinesischen Begleitern büßte einer zehn Dollar ein. Bei mir haben sie glücklicherweise das Geld nicht gefunden. Aber unser Reiseproviant und verschiedene andere Dinge wurden beschlagnahmt. Nach Beendigung der aufregenden Durchsuchung zwangen sie Bruder Luzian mit vorgehaltenem Gewehr, sie nach H. zurück-zusahren. Sie sprangen auf das Auto, etwa zwanzig Mann setzten sich aus das Dach, das bald in Fetzen ging. Bruder Luzian fauste mit den Räubern zurück, und wir standen mit den wenigen noch gebliebenen Habseligkeiten am Wege in Die wunderbare Heilung der Marzolli Nerina am 15. August 1935. Von links nach rechts: Die Wärterin der Marzolli, die voriges Jahr in Lourdes geheilt wurde. Marzollis Ortspfarrer (Cesenatico), die geheilte Marzolli Nerina am Tage nach ihrer Heilung. Krankenhaus-Ka-plan Plunser (Innsbruck), der das Lichtbild gemacht hat. P. Al. Wilfling-Eraz, geistl. Leiter der often. Lourdespilgerziige, die jährlich zweimal stattfinden (Mai, August). Eine Familie auf Kap Horn. Eine Ona-Familie, Mitglied eines der drei Urstämme des Jeuerlan-des im äußersten Süden Südamerikas. Die europäische Zivilisation hat diesen armen Menschen nichts genutzt. Als vor 75 Jahren die ersten Forscher und Händler in jene Gegenden kamen, lebten dort noch rund 4000 Ona, 5000 Alakalufe und 3000 3)a= mana. Heute zählen alle drei Stämme .zusammen kaum 170 Köpfe. Die Salesianer Don Boscos arbeiten dort seit etlichen Jahren. Doch findet ihre Tätigkeit ein großes Hindernis in der Gewohnheit jener Leute, ständig von einem Ort zum andern zu ziehen. qualvoller Ungewißheit: Wird das Auto wieder zurückkommen? Und wann? Wird es zerstört? Wie sollen wir weiterkommen? Wir brachten die Sachen hinter ein Bersteck und warteten. Erleichtert atmeten wir auf, als Bruder Luzian nach einer Stunde mit dem leeren Wagen wieder angefahren kam. Die Räuber, davongelaufene Soldaten, die am Autoweg auf Beute gelauert hatten, waren abgestiegen und hatten den Bruder frei ziehen lassen. Mittags berichtete ich in D. dem Ortsvorsteher den Vorfall. Es geht Pingliang zu. Das Auto arbeitet sich einen Berg hinauf. Da wiederum ein Schuß. Drei Räuber mit Schnellfeuergewehren stürzen sich auf das Auto und gebieten Halt! „(Selb!“ brüllen sie uns an. Schon beginnt die Untersuchung. Jetzt gingen auch die 40 Dollar dahin, die ich glücklich vor der ersten Bande gerettet hatte. Bruder Luzian, mein wackerer Chauffeur, hat schon bei der ersten Plünderung all seine Habe verloren. Als sie die Handtasche der Schwester Siü durchwühlten, hielt sie die Hand auf das Geld und rettete so durch ihre Geistesgegenwart unsere letzten 15 Dollar. Bei einem Schüler fanden sie noch zwei Dollar, einem andern zogen sie das Ober-kleid aus. Brutaler als die früheren waren diese drei Räuber. Sie verschwanden, nachdem sie zuvor noch unbarmherzig aus ihre wehrlosen Opfer eingeschlagen hatten. Unsere Stimmungen und Gefühle sind schwer zu beschreiben! Erst als wir glücklich in der Mission der spanischen Kapuziner in Pingliang anlangten, folgte die Entspannung nach den aufregenden Ereignissen. Wir dankten Gott in einem Te-beum, daß er uns noch hatte entkommen lassen. Im Banne der 91gtL* Ein Roman aus Kamerun von Hermann Skolaster. (Fortsetzung.) „Zu Befehl, Herr Kapitänleutnant“, schnarrte der Obermatrose, während der „Erste“ in Riesenschritten treppauf ging, * Der Abdruck erfolgt mit Zustimmung des Verlages Lerder & Co. in Freiburg (Breisgau), Baden. um sich von dem Unglaublichen zu überzeugen. „Kinder, Kinder, nun schlägt's Dreiviertel!“ rief er erstaunt, sobald er die Gruppe der Farbigen erschaut hatte. „Hab' ich's nicht gesagt, das ist unser Freund von vorgestern? Ein alter Seekadett Ihrer Majestät läßt sich durch alle Mars- und Gaffelsegel der Welt nicht irreführen ... Der Kerl hat wirklich den Teufel im Leib. Kommt uns mit seinem Raub direkt vor die Kanonenrohre. Habt ihr jemals solche Frechheit gesehen? Und macht dem Kommandanten Besuch in höchsteigener Person ... Vielleicht will er sich auf Gnade und Ungnade ergeben ... Nicht denkbar!... War ja fein ausgerissen. Donner und Hagel, mir platzt die Galle... Aber dem .Alten' muß ich wenigstens eine Kerze aufstecken ..Ebenso eilig, wie er gekommen, verließ er die Kommandobrücke. Die Unterhaltung in der Kapitänskabine war im besten Gang. Der Kapitän der „Barcelona" schien in heiterster Laune zu sein. Johnson hörte ihn lachen. „Hm", brummte er, „haben sich ja schon riesig angefreundet. Na warte!" Er winkte einen Signalgast herbei und schickte ihn zum Kommandanten, um ihn in wichtiger Angelegenheit herauszubitten. Raffles kam sofort. „Nun, mein lieber Johnson, was ßibt’s?“ „Herr Kommandant", sagte der „Erste" mit unterdrückter Stimme, aber mit einer Betonung, die den Sturm in seinem Innern verriet, „die .Barcelona ist dasselbe Schiss, das uns vorgestern entwischte. Ein Irrtum ist so gut wie ausgeschlossen. Daß sie Sklaven an Bord hat, kann man mit bloßen Augen sehen..." Der Kommandant hatte mit überlegener Miene zugehört. Ein-, Zweimal zuckte es um feine Mundwinkel. Dann konnte er sich nicht mehr halten und platzte in helles Lachen aus. „Hahaha, bravo, bravissimo! Das ist lustig. Doch kommen Sie. Sie müssen selber hören, was der Spanier eben erzählt." Damit schob er den verdutzten Johnson in die Kabine hinein. „Herr Barnill, Padrone der .Barcelonatz der aber famoses Englisch spricht, — Herr Johnson, Kapitänleutnant der .Mew"tz stellte er vor. Die beiden verneigten sich, Barnill mit freundlicher Vertraulichkeit, Johnson zurückhaltend höflich. „Bitte, nehmen die Herren Platz. Und jetzt, Padrone, erzählen Sie mal im Zusammenhang, wie die Geschichte verlief... Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten? Ein Glas Rheinwein, deutschen Wein?" „Danke, nein, Herr Kommandant! Dafür ist es zu heiß. Wenn ich um ein Glas Mineralwasser bitten darf?" „Sehr gern!" Ein Signalgast erhielt den nötigen Auftrag und kam bald mit dem Bestellten zurück. Unterdessen erzählte der Padrone sein gestriges Abenteuer. Johnson saß da wie ein Gerber, dem die Felle weggeschwommen. Noch wußte er nicht, ob er wachte oder träumte. War das alles Wirklichkeit oder nur Theater? Die Umstellung, die er in seinem Hirn vorzunehmen hatte, ging langsam vonstatten. „Ich komme vom Kongo", so begann der Spanier. „Habe Mahagoni und Elfenbein geladen für die Reederei Gebrüder Domenico und Taddeo Bartoldi in Cadiz ..." „Viel Ladung scheint die .Barcelona' nicht 31t führen", warf Johnson dazwischen. „Sie geht nicht eben tief." Der Kommandant blickte forschend auf den Sprecher. Wahrhaftig, der „Erste" hatte den Gedanken an den Piraten noch nicht überwunden. „Die hohe Bordwand täuscht, Herr Kapitänleutnant", belehrte Barnill. „Die .Barcelona' ist zwar schmal, aber sehr tief gebaut. Wir hatten", fuhr er in seiner Erzählung fort, „gute Fahrt, die Hitze ausgenommen, bis der Sturm in der vorigen Nacht uns bedeutend im Kurs aufhielt. Wir haben kaum fünf Knoten gemacht; sonst kommen wir ganz gut auf sieben in der Stunde." Ich hätte gewettet, dachte Johnson, daß sie mit Leichtigkeit neun Knoten macht, im Notfall auch zehn. Zu sagen wagte er es nicht, weil er sah, wie aufmerksam sein Vorgesetzter dem Erzähler lauschte. „Ich stand die ganze Nacht selber auf der Brücke", berichtete der Padrone. „Wie sich der Sturm gegen Morgen legte, stieg ich in meine Kajüte hinab, um die verlorene Nachtruhe nachzuholen. Der .Erste' übernahm die Wache. Ich bin aber kaum in der Koje, da ruft die Wache vom Topp herab: .Schiff in Sicht!' und gleich darauf ruft, schreit, brüllt alles durcheinander. Was mag los sein? denke ich und springe hinaus. Ich bin nicht abergläubisch, doch im ersten Augenblick dachte ich, der Fliegende Holländer käme uns leibhaftig auf de» Hals. Alle Lichter abgeblendet, huschte er auf kaum zwei Schisfslängen Entfernung an uns vorbei. Der Kerl wäre uns wahrhaftig in den Bug gefahren, wenn der Steuermann nicht noch im letzten Augenblick Ruder hart back gelegt hätte. Daß da nicht alles in Ordnung war, lag auf der Hand. .Es ist ein Sklavenschiffs ries mein ,Erster' mir entgegen, als ich auf die Brücke kam, ,das Deck wimmelt von Schwarzen? Warte, denk' ich, wir muffen dem Herrn einen kleinen Schrecken einjagen. Ich lasse kurz entschlossen wenden. Signalkanone geladen! Habe einen schönen Dreizöller an Bord. Der Zimmermann hatte leider nur Pulver zur Hand. Aber der Schreckschuß hatte Erfolg. Noch war er nicht verhallt, da flogen wohl ein Dutzend Schwarze über Bord, immer mehr folgten nach." „Famos, famos!" rief der Kommandant und rieb sich die Hände. „Natürlich' dachte ich, die Schwarzen hätten die gute Gelegenheit zum Ausreißen benützt. War aber nicht so. Der Pirat selbst warf sie hinaus, um uns aufzuhalten und auf diese Weise zu entkommen." „Der Halunke ist in allen Wassern gewaschen", meinte Raffles und nickte bedächtig das schon angegraute Haupt. „Bei uns hieß es fetzte Leute in Seenot! Stoppen! Boote herunter! Aber es ging alles viel schneller, als ich es erzählen kann. Ich selbst war an die Reling gerannt, um beim Klarmachen zu helfen. Da schlug ein Riemen aus dem Boot, mir gerade auf den Kopf. Ein Glück, daß er so fest ist. Einen tüchtigen Schmarren habe ich mir trotzdem geholt. Im Augenblick wurde es mir grün und gelb vor den Augen. Ich wäre glatt auf Deck gestürzt, wenn mich nicht einer von den Bootsleuten aufgefangen hätte. Als ich wieder recht zur Besinnung kam, schaukelten die Boote schon auf den Wellen, und meine Matrosen zogen Mann für Mann heraus. Achtzehn Leute wurden gerettet. Die Schwarzen von der Küste- find ja fast ausnahmslos gute Schwimmer. Trotzdem haben sich manche nicht aus dem Kielwasser herausarbeiten können. Als das Rettungswerk beendet war, hatte sich der Pirat längst aus dem Staube gemacht. Ihn einholen war unmöglich, er fuhr ja mit vollen Segeln. War auch unnütz, hätte ihm doch nichts tun können." „Nun, ich gratuliere", sagte der Kommandant, als der Spanier geendet hatte. „Sie haben mehr Glück gehabt als ich?' „Gestatten Sie eine Frage, Herr Kapitän", erlaubte sich Johnson in das Gespräch einzugreifen. „Wo ist die Barcelona' erbaut worden?" ,„Jn Cadiz", entgegnete Barnill, „auf unserer eigenen Werft." „Das Sklavenschiff ist der Barcelona' gurrt Verwechseln ähnlich", meinte der „Erste" trocken. Aber seine Lippen bebten. Wenn Blicke töten könnten, wäre Barnill unfehlbar zu Boden gesunken. „Du lieber Himmel, Johnson, ich bitte Sie!" rief der Kommandant. Dem Spanier flimmerte es vor den Augen. Nur einen Augenblick. „Wie merkwürdig!" sagte er. „Sollte es möglich fein? Das Schwesterfchiff der .Barcelona', die .Valparaiso', die sich auf der Fahrt nach Südamerika befand, war schon acht Tage überfällig, als ich Cadiz verließ. Sollte die Mannschaft gemeutert haben? Ist das Schiff einem Piraten in die Hände gefallen?" „Darüber wollen wir uns nicht vorzeitig den Kopf zerbrechen, Padrone", beruhigte Raffles. „Acht Tage will noch nicht viel heißen bei einer solchen Reife. Aber eine Frage, die viel näher liegt: Wo werden Sie die Geretteten lassen?" „Ja, Herr Kommandant, das ist der zweite Teil. Die Heimat der einzelnen läßt sich nicht bestimmen. Sie wollen wohl auch nicht zurück. Ich gedachte sie bis Cape Castle mitzunehmen und unter englischen Schutz zu stellen. St. Isabel laufe ich gar nicht an. Da ich Sie aber hier getroffen habe, wollte ich Sie bitten — erschrecken Sie nicht, Herr Kommandant! —, mir die Leute abzunehmen. Mein Proviant ist für so viele Köpfe nicht berechnet. Diese Neger sind schrecklich ausgehungert. Wenn ich ihnen gebe, soviel sie wollen, lange ich nicht für den halben Weg. Alles, was sie essen, muß meinen Leuten abgezogen werden. Daß die unwillig darüber sind, ist begreiflich." Der „Alte" kratzte sich hinter den Ohren. „Sie tun ein gutes Werk, Herr Kom- Mandant", fuhr der Padrone mit Wärme fort. „Bei mir müssen die armen Leute beinahe verhungern. Ein paar Zwiebäcke und eine Handvoll Reis für den Tag, mehr habe ich nicht. Und was ist das für einen Negermagen?" „Hm", machte Raffles, „das ist wahr. Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig. Doch", er sann einen Augenblick nach, „es gibt noch eine andere Lösung... Taf; ich Ihnen mit Proviant aushelfe. Was meinen Sie, Johnson, ein paar Faß Zwieback können wir wohl noch abgeben, wie?" „Ganz gewiß, Herr Kommandant", beeilte sich der „Erste" zu versichern. Er war nun ganz sest davon überzeugt, daß er sich in dem Spanier geirrt hatte. Barnill wollte ja die Neger gern los fein. Das zerstreute alle seine Bedenken. „Mit drei Faß wäre Ihnen wohl gedient?" fragte der Kommandant. „Wenn Sie so gütig sein wollen; ich hoffe, ja!" erwiderte der Padrone. „Nun, dann ist der Fall erledigt. Johnson, wollen Sie eben mal dem Verwalter den Auftrag zukommen lassen?" „Jawohl, Herr Kommandant!" Johnson erhob sich, grüßte und ging. „Sie sind so freundlich und nehmen die Fässer gleich mit, Padrone." „Sehr gern, Herr Kommandant, das Boot ist groß genug, und ... es geht schneller so." „Wissen oder ahnen Sie, wohin sich der Pirat gewandt haben mag?" „Wird wohl weiter nach Süden aus- gerissen sein. Ich glaube übrigens, daß er nach St. Thome liefert." „Da können wir ihm vielleicht den Weg verlegen. Muß zwar bald an die Heimreise denken, aber auf ein paar hundert Seemeilen kommt es mir nicht an." „Da wünsche ich Ihnen viel Glück, Herr Kommandant." Der Padrone trank sein Glas leer und erhob sich. „Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet, Herr Kommandant", sagte er und schüttelte Raffles die Hand. „Es freut mich, daß ich Ihnen bei dem Rettungswerk wenigstens noch nachträg- lich helfen kann." Raffles begleitete seinen Gast hinaus. Williams und Brown standen an der Treppe zur Kommandobrücke und unterhielten sich. Als die Herren vorübergingen, traten sie grüßend zur Seite. Die Nachricht des wachthabenden Offiziers, daß die „Barcelona" ein Sklavenschiff sei, war wie im Fluge durchs ganze Schiff geeilt. Begreiflicherweise geriet die Besatzung darob in Aufregung. Alles war aus den Ausgang gespannt, überall bildeten sich Gruppen, die den Fall nach allen Seiten erwogen. Die Verhandlung beim Kapitän dauerte entsetzlich lange. Man hätte so gern etwas Genaues gewußt. Die dienstfreien Offiziere hatten sich aus der Kommandobrücke zusammengefunden. Ihre Ansicht stimmte mit der ihres „Ersten" vollständig überein. JBie Tatsachen lagen ja offen aus der Hand. Dann tauchte endlich Johnson wieder auf. Er stand am Fallreep. Der Zwieback wurde verladen. Das war ein neues Rätsel. Die beiden Freunde, Brown und Williams, verließen die Brücke. Sie wollten mit Johnson reden. Der mußte doch wissen, was eigentlich im Gange war. Du kam der „Alte", mit dem Spanier freundschaftlich plaudernd, aus der Kabine. Ihre Hoffnung erhielt einen weiteren Stoß. Also war doch alles Irrtum und Mißverständnis? Mit enttäuschten Gesichtern blickten sie dem vermeintlichen Sklaven-jäger nach. Der Padrone verabschiedete sich am Fallreep. „Adieu, Herr Kommandant, nochmals herzlichen Dank." „Gute Fahrt, Padrone!" Der Spanier stieg die Treppe hinab. Am Zwischendeck standen einige Leute von der freien Heizwache in der Nähe der Kombüse. Sie hatten zu Mittag gegessen und verdauten nun, ein Pfeifchen schmauchend, sich unterhaltend. James Neighbour belustigte die ganze Gesellschaft durch seine neuesten Scherze. AIs er des Padrone ansichtig wurde, stieß er dem Zunächststehen-den in die Seite. „Da, guck mal, Nillbars, hat der Kerl nicht das reinste Verbrecher-gesicht?" (Fortsetzung folgt.) Eigentümer, Herausgeber und Verleger; Kongregation der Missionare Söhne des heiligsten Herzens. Jesu. Verwaltung: Missionshaus „Maria Fatima", Post Unterpremstätten b. Graz, Stmt. Verantwortlicher Redakteur für Österreich: P. Alois Will-ling, F. 8. C., Generalassistent, Missionshaus „Maria Fatima". Post Unterpremftätten bei Graz; für Deutschland: P. Heinrich Wohnhaas. F. 8. C., Missionsseminar St. Josef. Ellwangen-Jagst, Württemberg. — Universitäts-Buchdruckerei „Stnria . Graz.